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olgk-1991-05-16-5-u-12390
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 U 123/90
1991-05-16T00:00:00
2019-03-13T14:42:10
2022-10-18T15:09:27
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1991:0516.5U123.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 08.05.1990 verk&#252;ndete Urteil der 25. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln - 25 0 415/89 - teilweise ge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p>1.</p> <p>Es wird festgestellt, da&#223; die vom Kl&#228;ger unter der Versicherungsscheinnummer 111111111 abgeschlossene Lebensversicherung mit Berufsunf&#228;higkeitsversorgung gem&#228;&#223; dem Inhalt des Nachtrages vom 16.03.1982 und der sp&#228;ter erteilten Nachtr&#228;ge fortbesteht.</p> <p>2.</p> <p>Die Beklagte wird unter Klageabweisung im &#252;brigen verurteilt, an den Kl&#228;ger ab 01.10.1988 bedingungsgem&#228;&#223;, jedoch l&#228;ngstens bis zum 01.06.1992, eine monatliche Berufsunf&#228;higkeitsrente in H&#246;he von 920,90 DM zu zahlen, die R&#252;ckst&#228;nde sofort, die in Zukunft f&#228;llig werdenden Betr&#228;ge jeweils am 1. eines jeden Monats im voraus,</p> <p></p> <p>nebst 4 % Zinsen a) auf die R&#252;ckst&#228;nde vom 01.10.1988 - 30.11.1989 ab 01.12.1989 und b) f&#252;r die ab 01.12.1989 f&#228;lligen R&#252;ckst&#228;nde jeweils ab dem 1. des F&#228;lligkeitsmonats; dar&#252;ber hinaus und weiteren</p> <p>8,25 % Zinsen von 6.000,00 DM f&#252;r Juli 1990,</p> <p>weiteren 8,25 % Zinsen von 7.000,00 DM f&#252;r August 1990, weiteren 8,25 % Zinsen von 10.000,00 DM f&#252;r September 1990,</p> <p>weiteren 8,25 % Zinsen von 14.000,00 DM f&#252;r die Zeit vom 01. bis zum 03.10.1990,</p> <p>weiteren 8,75 % Zinsen von 14.000,00 DM f&#252;r die Zeit vom 04. bis zum 31.10.1990,</p> <p>weiteren 8,75 % Zinsen von 18.000,00 DM f&#252;r November 1990 und weiteren 8,75 % Zinsen von</p> <p>20.000,00 DM ab 1. Dezember 1990.</p> <p>Die weitergehende Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Beklagte kann die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 48.000,00 DM abwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p>Beiden Parteien wird gestattet, die Sicherheitsleistung auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank, &#246;ffentlichen Sparkasse oder Volksbank zu erbringen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der im Jahre 1932 geborene Kl&#228;ger schlo&#223; am 22.05.1974 mit der Beklagten eine Kapital-Lebensversicherung unter Einschlu&#223; einer Berufsunf&#228;higkeits-Versorgung ab. Versicherungsbeginn war der 01.06.1974, Ablauf ist der 01.06.1992. Die Versicherungssumme betrug 47.350,00 DM, bei Unfalltod in doppelter H&#246;he. Die Berufsunf&#228;higkeits-Rente betrug 473,50 DM.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Allgemeinen Bedingungen f&#252;r die Lebensversicherung (ALB) und die Besonderen Bedingungen f&#252;r die Berufsunf&#228;higkeits-Zusatzversicherung (BUZ) sind vereinbart.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am 10.02.1981 schrieb der Kl&#228;ger an die Beklagte wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">"...teile Ihnen mit, da&#223; ich ab 01.03.81 - 31.10.81 kein Einkommen habe, da ich an einem Schulungslehrgang teilnehme.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">M&#246;chte daher meine Lebensversicherung bis zum 31.12.81 beitragsfrei stellen lassen..."</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die. Beklagte wandelte daraufhin den Versicherungsvertrag in eine beitragsfreie Versicherung um und &#252;bersandte. dem Kl&#228;ger den Nachtrag zum Versicherungsschein vom 17.02.1981. Danach betrug die Versicherungssumme 26:039,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Im Februar 1982 &#252;bersandte die Beklagte dem Kl&#228;ger einen Antrag auf &#196;nderung der Versicherung: Der Kl&#228;ger verneinte die Gesundheitsfragen bis auf die Frage nach einer Beeintr&#228;chtigung der Sehf&#228;higkeit, indem er "Brillentr&#228;ger" angab. Er befand sich jedoch seit 1979 in st&#228;ndiger &#228;rztlicher Behandlung, unter anderem wegen Lumboischialgien und Myogelosen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Kl&#228;ger das Formular am 19.02.1982 an die Beklagte zur&#252;ckgesandt hatte, fertigte diese. den Nachtrag vom 16.03.1982 aus. Im Begleitschreiben vom 26.03.1982 teilte die Beklagte dem Kl&#228;ger unter anderem mit:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">...der Versicherungsschutz war bisher durch eine befristete Aussetzung der Beitragszahlung unterbrochen. Die r&#252;ckst&#228;ndigen Beitr&#228;ge haben wird durch eine Beginnverlegung ausgeglichen..."</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">In einem weiteren Nachtrag vom 05.01.1987 ist die Versicherungssumme mit 92.085,00 DM ausgewiesen, die monatliche Zusatzrente mit 920,90 DM. Mit Schreiben vom 04.05.1987 teilte die Beklagte dem Kl&#228;ger mit, da&#223; die Gesamtleistung im Todesfall 119.711,00 DM betrage.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 16.12.1988 unterrichtete der Kl&#228;ger die Beklagte davon, da&#223; er seit dem 27.09.1988 arbeitsunf&#228;hig sei, auch nicht mehr arbeiten k&#246;nne, und beantragte Beitragsbefreiung und Zahlung der Berufsunf&#228;higkeits-Rente aus der abgeschlossenen Versicherung.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 10.05.1989 erkl&#228;rte die Beklagte die Anfechtung des wieder inkraft gesetzten Vertrages wegen der nicht angegebenen Erkrankungen und &#228;rztlichen Behandlungen. Die Lebensversicherung wurde mit einer Versicherungssumme von 26.039,00 DM beitragsfrei weitergef&#252;hrt. Die Beklagte zahlte dem Kl&#228;ger eine R&#252;ckverg&#252;tung in H&#246;he von 39.001,15 DM aus.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat vorgetragen:</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Mit seinem Schreiben vom 10.02.1981 habe er nur eine befristete Aussetzung der Beitragszahlung erstrebt. Die Beklagte habe auch in Kenntnis der Vorerkrankungen die Wiederinkraftsetzung des Vertrages nicht ablehnen d&#252;rfen, weil sie gegen Aufkl&#228;rungspflichten versto&#223;en habe.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; die mit dem am 16.03.1982 ausgestellten Nachtrag zum Versicherungsschein best&#228;tigte Wiederinkraftsetzung der bei der Beklagten unter der Versicherungsnummer 1111111 abgeschlossenen Lebensversicherung mit Berufsunf&#228;higkeitsversorg&#252;ng sowie die in dem gleichen Nachtrag und in den Folgejahren best&#228;tigten Erh&#246;hungen der Versicherungssumme rechtswirksam sind;</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">2. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn ab 27.09.1988 bis zum 01.06.1992 eine monatliche Berufsunf&#228;higkeitsrente in H&#246;he von 920,90 DM zu zahlen, und zwar die R&#252;ckst&#228;nde zuz&#252;glich 4 % Zinsen vom 1. des F&#228;lligkeitsmonats an sofort, die in Zukunft f&#228;llig werdenden Zahlungen jeweils am 1. eines jeden Monats im voraus.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Klageabweisung beantragt.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Sie hat vorgetragen:</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger habe die Klagefrist vers&#228;umt, weil die Klage nicht ordnungsgem&#228;&#223; zugestellt worden sei.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Das Verlangen des Kl&#228;gers sei eindeutig gewesen. Zu einer unaufgeforderten Aufkl&#228;rung sei sie nicht verpflichtet gewesen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger habe seine Vorerkrankungen bewu&#223;t ver- schwiegen, um sie zu einer Wiederinkraftsetzung der Versicherung zu bewegen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage durch Urteil vom 08.05.1990, auf das vollinhaltlich Bezug genommen wird, abgewiesen. Das Landgericht ist von einer wirksamen Klageerhebung ausgegangen, weil die der Gesch&#228;ftsstelle der Beklagten in L. zugestellte Klage unmittelbar an den Vorstand der Beklagten in X. weitergeleitet worden sei. Die Klagefrist sei gewahrt.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Das Schreiben des Kl&#228;gers vom 10.02.1981 k&#246;nne nur als Umwandlungsbegehren aufgefa&#223;t werden. Die wieder inkraftgesetzte Versicherung sei durch die wirksame Arglistanfechtung der Beklagten als nichtig anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Nachdem das vorbezeichnete Urteil dem Kl&#228;ger am 18.05.1990 zugestellt worden war, hat er am 15.06.1990 einen Antrag auf Gew&#228;hrung von Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r eine beabsichtigte Berufung eingereicht, dem am 13.09.1990 stattgegeben worden ist. Nachdem der Beschlu&#223; des Senats dem Kl&#228;ger am 19.09.1990 zugestellt worden war, hat er am 01.10.1990 Berufung eingelegt, um Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gebeten und das Rechtsmittel nach Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist bis zum 03.12.1990 am 28.11.1990 begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger wiederholt sein erstinstanzliches Vorbringen und tr&#228;gt erg&#228;nzend vor:</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Aus seinem Schreiben vom 10.02.1981 ergebe sich, da&#223; er lediglich f&#252;r einen relativ kurzen Zeitraum von 10 Monaten keine Beitr&#228;ge habe zahlen wollen, er aber davon ausgegangen sei, da&#223; die Versicherung nach Ablauf dieser 10 Monate ohne weiteres wie bisher fortgef&#252;hrt werden w&#252;rde. Eine Umwandlung sei erkennbar nicht gewollt gewesen. Selbst wenn man dies anders sehe, h&#228;tte ihn die Beklagte &#252;ber seine erkennbar irrigen Vorstellungen aufkl&#228;ren m&#252;ssen und ihm die Konsequenzen eines Antrages auf Umwandlung, n&#228;mlich den Verlust der Berufsunf&#228;higkeitsversorgung, aufzeigen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">ihm wegen der Vers&#228;umung der Frist zur Einlegung der Berufung Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu gew&#228;hren,</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils nach seinen erstinstanzlichen Schlu&#223;antr&#228;gen zu erkennen,</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn folgende weiteren Zinsen zu zahlen:</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">weitere 8,25 % Zinsen von 6.000,00 DM f&#252;r den Monat Juli 1990,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">weitere 8,25 % Zinsen von 7.000,00 DM f&#252;r. August 1990,</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">weitere 8,25 % Zinsen von 10.000,00 DM f&#252;r September 1990,</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">weitere 8,25 % Zinsen von 14.000,00 DM f&#252;r die Zeit vom 01. bis zum 03.10.1990, weitere 8,75 % Zinsen von 14.000,00 DM vom 04. bis 31.10.1990,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">weitere 8,75 % Zinsen von 18.000,00 DM f&#252;r November 1990 und</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">weitere 8,75 % Zinsen von 20.000,00 DM ab Dezember 1990,</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">zu gestatten, Sicherheitsleistung auch durch B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank, &#246;ffentlichen Sparkasse oder Genossenschaftsbank zu erbringen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">die Berufung und die Klageerweiterung zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">ihr zu gestatten, Sicherheit auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank, Genossenschaftsbank oder &#246;ffentlichen Sparkasse zu leisten.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Auch die Beklagte wiederholt ihr erstinstanzliches Vorbringen und tr&#228;gt erg&#228;nzend vor:</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Es bestehe keine Pflicht des Versicherers, den Versicherungsnehmer auf die Rechtsfolgen hinzuweisen, die durch die Umwandlung in eine beitragsfreie Versicherung eintr&#228;ten. Notfalls m&#252;sse der Versicherungsnehmer sich beraten lassen. Aus. dem Antrag des Kl&#228;gers ergebe sich nicht, da&#223; er davon ausgegangen sei, die Versicherung werde nach Ablauf von 10 Monaten ohne weiteres fortgef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den gesamten vorgetragenen Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde </u></p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers ist zul&#228;ssig und auch in der Sache selbst bis auf einen geringen Teil begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">I. Dem Kl&#228;ger ist wegen der Vers&#228;umung der Frist zur Einlegung der Berufung Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu gew&#228;hren, weil er ohne sein Verschulden verhindert war, die Frist zur Einlegung der Berufung einzuhalten, &#167; 233 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">II. Die Klage ist zum gr&#246;&#223;ten Teil begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Die vom Kl&#228;ger geschlossene Lebensversicherung mit Berufsunf&#228;higkeitszusatzversicherung besteht nach Ma&#223;gabe des Nachtrages vom 16.03.1982 und sp&#228;terer Nachtr&#228;ge fort. Die Beklagte ist verpflichtet, dem Kl&#228;ger die vereinbarte Berufsunf&#228;higkeitsrente seit dem 01.10.1988 zu zahlen, l&#228;ngstens bis zum 01.06.1992.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">1. Zu Recht ist das Landgericht davon ausgegangen,</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">da&#223; eine Vers&#228;umung der Klagefrist gem&#228;&#223; &#167; 12 Abs. 3 VVG nicht vorliegt. Zur Vermeidung von Wiederholungen nimmt der Senat insoweit auf die zutreffenden Entscheidungsgr&#252;nde des angefochtenen Urteils Bezug (&#167; 543 Abs. 1 ZPO). Seitens der Beklagten wird dagegen im Berufungsverfahren auch nichts erinnert.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">2. Die Anfechtung der Beklagten bez&#252;glich der durch Nachtrag vom 16.03.1982 wieder inkraft gesetzten Versicherung des Kl&#228;gers greift nicht durch.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Hierbei bedarf keiner Vertiefung und abschlie&#223;enden Entscheidung, ob der Nachtrag vom 17.02.1981, mit dem die Beklagte die Umwandlung in eine beitragsfreie Versicherung dokumentiert hat, schon deshalb keine Verbindlichkeit gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger beanspruchen kann, weil sein Inhalt vom Antrag des Kl&#228;gers abweicht und den Anforderungen an die Genehmi- gungsfiktion gem&#228;&#223; &#167; 5 Abs. 2 VVG nicht gen&#252;gt ist.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Durch die Berufung auf die erkl&#228;rte Anfechtung verst&#246;&#223;t die Beklagte jedenfalls gegen die Grunds&#228;tze von Treu und Glauben, weil dem Kl&#228;ger aus dem Rechtsgrund der positiven Vertragsverletzung ein Schadensersatzanspruch gegen die Beklagte zusteht. Der Kl&#228;ger hat Anspruch darauf, so gestellt zu werden, wie wenn sein Antrag vom 10.02.1981 von der Beklagten zutreffend behandelt worden w&#228;re. Die Beklagte hat ihre Pflichten aus dem Versicherungsvertragsverh&#228;ltnis schuldhaft verletzt, indem sie die Versicherung des Kl&#228;gers auf den Antrag. vom 10.02.1981 in eine pr&#228;mienfreie Versicherung umgewandelt hat (&#167;&#167; 174 VVG, 5 Abs. 1 ALB) mit der Folge, da&#223; die Berufsunf&#228;higkeitszusatzversicherung in diesem Zeitpunkt erloschen ist (&#167; 9 Abs. 5 a BUZ).</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Das Umwandlungsverlangen nach &#167; 174 VVG kann nur dann als wirksam gestellt angesehen werden, wenn sich aus der Erkl&#228;rung des Versicherungsnehmers klar und eindeutig der Wille ergibt, da&#223; die Versicherung in eine pr&#228;mienfreie umgewandelt werden soll (BGH VersR 75, 1089, 1090). Dabei ist allerdings nicht ein ausdr&#252;ckliches Umwandlungsverlangen zu fordern, es mu&#223; nur der Sinn der Willens&#228;u&#223;erung des Versicherungsnehmers eindeutig auf eine Umwandlung gerichtet sein (Bruck/M&#246;ller, VVG, 8. Aufl., Bd. V/2 Anm. E 102).</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Dem Schreiben des Kl&#228;gers vom 10.02.1981 kann der erforderliche klare und eindeutig auf eine Umwandlung im vorbezeichneten Sinne gerichtete Wille nicht entnommen werden. Im Gegenteil ergibt sich daraus, da&#223; der Kl&#228;ger die Lebensversicherung nicht auf Dauer beitragsfrei stellen wollte, sondern nur vor&#252;bergehend bis zum Ende des Jahres 1981. Ausdr&#252;cklich hei&#223;t es in dem Schreiben: "M&#246;chte daher meine Lebensversicherung <u>bis zum 31.12.1981</u> beitragsfrei stellen lassen." Der Kl&#228;ger hatte hierf&#252;r auch einen Grund angegeben, n&#228;mlich den, da&#223; er ab 01.03.1981 bis 31.10.1981 kein Einkommen habe, da er an einem Schulungslehrgang teilnahm.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Das vorbezeichnete Schreiben des Kl&#228;gers kann deshalb nur dahin verstanden werden, da&#223; er vor&#252;bergehend (f&#252;r 10 Monate) von der Beitragszahlungslast befreit sein wollte, weil er wegen Einkommenslosigkeit die Beitr&#228;ge f&#252;r die Versicherung nicht aufbringen konnte, den Versicherungsvertrag nach Ablauf dieser Zeit jedoch fortf&#252;hren wollte. Aus dem Schreiben vom 10.02.1981 ergibt sich, hingegen nichts daf&#252;r, da&#223; der Kl&#228;ger entgegen dem Wortlaut und den mitgeteilten Gr&#252;nden die Versicherung auf Dauer einfrieren wollte. Im &#252;brigen lag es auch auf der Hand, da&#223; der damals 49 Jahre alte Kl&#228;ger wegen einer Beitragsentlastung f&#252;r ein paar Monate nicht die gesamte Absicherung gegen Berufsunf&#228;higkeit aus diesem Vertrag aufgeben wollte, so da&#223; auch von daher die Umwandlung in eine beitragsfreie Versicherung absolut fernlag und von ihm nicht gewollt sein konnte.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">In F&#228;llen wie dem vorliegenden gibt <em>es </em>in der Versicherungspraxis vielf&#228;ltige Regelungsm&#246;glichkeiten, ohne da&#223; - wie im Falle einer Umwandlung - die Absicherung gegen Berufsunf&#228;higkeit verloren geht. Sind wie hier bereits f&#252;r eine gewisse Zeit Beitr&#228;- ge geleistet worden und ger&#228;t der Versicherungsnehmer vor&#252;bergehend in einen finanziellen Engpa&#223;, der es ihm nicht gestattet, die Pr&#228;mienzahlung und den Vertrag w&#228;hrend dieser Zeit fortzusetzen, kann vereinbart werden, da&#223; der Vertrag bis zur Dauer eines Jahres ruht (vgl. 'Bruck/M&#246;ller a.a.O. Anm. C 202, C 259, E 120). Der Lebensversicherungsvertrag besteht als solcher fort, erzeugt aber w&#228;hrend der Zeit des Ruhens keine Leistungspflichten. Die Rechte und Pflichten aus dem Vertrag gehen nicht g&#228;nzlich unter, sie sind gleichsam eingefroren und k&#246;nnen wiederaufleben. Wird der, Vertrag wieder inkraftgesetzt, geschieht das in Form einer Beginnverlegung, wobei Beitr&#228;ge hierbei nicht nachzuentrichten sind (vgl. Bruck/M&#246;ller a a.0.). Da der Vertrag nach der Ruhenszeit nicht erneut geschlossen wird, sondern der urspr&#252;ngliche Vertrag wiederauflebt, hat dies f&#252;r den Versicherungsnehmer den Vorteil, da&#223; er seiner vorvertraglichen Anzeigepflicht nicht erneut nachzukommen braucht (vgl. Bruck/M&#246;ller a.a.O. Ann., C 263) .</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Nach Auffassung des Senats hat der Kl&#228;ger mit seinem Schreiben vom 10.02.1981 eine solche Ruhensvereinbarung gewollt. Bei zutreffender Sachbehandlung h&#228;tte die Beklagte das Schreiben des Kl&#228;gers vom 10.02.1981 als Antrag auf Abschlu&#223; einer Ruhensvereinbarung auffassen m&#252;ssen und nicht als Antrag auf Umwandlung in eine pr&#228;mienfreie Versicherung. Da&#223; der Kl&#228;ger den Begriff "Ruhensvereinbarung" in seinem Schreiben nicht ausdr&#252;cklich erw&#228;hnt hat, ist unsch&#228;dlich. Entscheidend ist das vom Kl&#228;ger ersichtlich Gewollte, wof&#252;r sich aus dem Text des Schreibens, n&#228;mlich dem Hinweis auf die vor&#252;bergehende Einkommenslosigkeit und dem daraus folgenden Wunsch einer bis zum 31.12.1981 befristeten Beitragsbefreiung, hinreichend deutliche Anhaltspunkte ergaben. Da&#223; ein Antrag auf Abschlu&#223; einer Ruhensvereinbarung auf der Hand lag, wird im Nachhinein auch durch das Schreiben der Beklagten vom 26.03.1982 dokumentiert, in dem die Beklagte dem Kl&#228;ger mitteilt, der Versicherungsschutz sei bisher durch eine befristete Aussetzung der Beitragszahlung unterbrochen gewesen, und die r&#252;ckst&#228;ndigen Beitr&#228;ge seien durch eine Beginnverlegung ausgeglichen worden. Nach dem Wortlaut dieses Schreibens hat sich die Beklagte so verhalten, als wenn eine Ruhensvereinbarung geschlossen worden w&#228;re, obwohl durch den Nachtrag vom 17.02.1981 die Umwandlung in eine pr&#228;mienfreie Versicherung vorgenommen worden war.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Auch wenn man davon ausgeht, da&#223; der Versicherungsnehmer im Regelfall keinen Anspruch auf den Abschlu&#223; einer Ruhensvereinbarung hat, durfte die Beklagte das Schreiben des Kl&#228;gers vom 10.02.1981 nicht ohne weiteres zum Anla&#223; nehmen, eine Umwandlung in eine pr&#228;mienfreie Versicherung vorzunehmen. Insbesondere .angesichts des Wortlauts des Schreibens vom 10.02.1981 war sie aus dem Versicherungsvertragsverh&#228;ltnis verpflichtet, den Kl&#228;ger darauf hinzuweisen, da&#223; eine Ruhensvereinbarung f&#252;r sie nicht in Betracht kam, sondern lediglich die Umwandlung in eine pr&#228;mienfreie Versicherung, und ihm deutlich zu machen, da&#223; damit der Verlust der Absicherung gegen Berufsunf&#228;higkeit verbunden war. Der Beklagten sind die vielf&#228;ltigen M&#246;glichkeiten einer Gestaltung des Versicherung&#228;vertrages und der &#252;berbr&#252;ckung eines vor&#252;bergehenden finanziellen Engpasses beim Versicherungsnehmer bekannt. Wenn, abgesehen von einer Ruhensvereinbarung, auch ein Policendarlehen der Beklagten oder eine Stundung der Beitr&#228;ge nicht in Betracht kam, w&#228;re daran zu denken gewesen, da&#223; sich der Kl&#228;ger die aufzubringenden Beitr&#228;ge bis zum Jahresende 1981 &#252;ber ein Darlehen besorgte. Jedenfalls steht f&#252;r den Senat au&#223;er Zweifel, da&#223; der Kl&#228;ger bei einem Hinweis der Beklagten auf die Folgen der - von ihm gar nicht gewollten - Umwandlung. in eine beitragsfreie Versicherung den Verlust der Absicherung gegen Berufsunf&#228;higkeit nicht hingenommen, sondern eine andere M&#246;glichkeit f&#252;r die Aufrechterhaltung der Versicherung gesucht und gefunden h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Nach Sachlage h&#228;tte die Beklagte insoweit von sich aus aufkl&#228;rend t&#228;tig werden m&#252;ssen, ehe sie die Umwandlung in eine pr&#228;mienfreie Versicherung vornahm. Diese Aufkl&#228;rung hat sie schuldhaft unterlassen. Bei Anwendung auch nur geringer Sorgfalt war aufgrund des Schreibens des Kl&#228;gers vom 10.02.1981 eindeutig, da&#223; die Umwandlung in eine pr&#228;mienfreie Versicherung nicht gewollt war und nicht gewollt sein konnte.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Den Kl&#228;ger trifft kein Mitverschulden, die Folgen der Behandlung seines Antrages vom 10.02.1981 durch die Beklagte nicht rechtzeitig erkannt und nicht von sich aus Rechtsrat eingeholt zu haben. Im Versicherungsvertragsverh&#228;ltnis hat der Versicherer in der Regel und so auch hier die &#252;berlegenen Rechtskenntnisse. Der Kl&#228;ger konnte darauf vertrauen, da&#223; die Beklagte angesichts des Antrages vom 10.02.1981 von sich aus an ihn herantrat und ihn &#252;ber die Folgen einer Umwandlung in eine pr&#228;mienfreie Versicherung und die M&#246;glichkeiten zu deren Vermeidung aufkl&#228;rte, wenn sie den Antrag (unsachgem&#228;&#223;) in dieser Richtung auffa&#223;te.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Solange dies wie hier nicht geschehen ist, konnte der Kl&#228;ger weiter darauf vertrauen, da&#223; die Beklagte seinen Antrag sachgerecht behandelte und liegt in dem Schweigen auf den erhaltenen Nachtrag vom 17.02.1981 weder die Annahme des Angebots der Beklagten auf Umwandlung in eine pr&#228;mienfreie Versicherung noch eine Genehmigung des Kl&#228;gers insoweit.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat den Kl&#228;ger vielmehr so zu stellen, wie wenn eine sachgerechte Behandlung des Antrags vom 10.02.1981 und Aufkl&#228;rung &#252;ber die Folgen der Umwandlung in eine pr&#228;mienfreie Versicherung erfolgt w&#228;re. Nach &#220;berzeugung des Senats w&#228;re dann entweder eine Ruhensvereinbarung getroffen oder aber der Vertrag unver&#228;ndert weitergef&#252;hrt worden, indem sich der Kl&#228;ger die Betr&#228;ge f&#252;r die aufzubringenden Pr&#228;mien anderweit besorgt h&#228;tte. Jedenfalls w&#228;ren der Verlust der Absicherung gegen Berufsunf&#228;higkeit und das Wiederaufleben einer vorvertraglichen Anzeigepflicht des Kl&#228;gers vermieden worden. Das hat zur Folge, da&#223; die Beklagte den Kl&#228;ger zu stellen hat, wie wenn der Versicherungsvertrag entsprechend dem Nachtrag vom 16.03.1982 und den sp&#228;teren Nachtr&#228;gen fortbesteht.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">3. Die Beklagte ist verpflichtet, an den Kl&#228;ger</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">die vereinbarte Berufsunf&#228;higkeits-Rente in H&#246;he von 920,90 DM monatlich seit dem 01.10.1988 zu zahlen. Der Senat sieht den Eintritt der Berufsunf&#228;higkeit als unstreitig an.</p>&lt; <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 16.12.1988 hat der Kl&#228;ger geltend gemacht, seit dem 27.09.1988 arbeitsunf&#228;hig zu sein, womit er offensichtlich den Eintritt der Berufsunf&#228;higkeit gemeint hat. Nach &#167; 1 Abs. 3 BUZ entsteht der Anspruch auf Berufsunf&#228;higkeits-Rente mit dem Ablauf des Monats, in dem die Berufsunf&#228;higkeit eingetreten ist, mithin hier ab 01.10.1988.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">III. Der Zinsanspruch ist aus &#167;&#167; 284, 286, 291 BGB begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich des erweiterten Zinsantrages ist unter Ber&#252;cksichtigung der Bescheinigung der Stadtsparkasse C. vom 15.01.1991 und den &#252;berreichten Kontoausz&#252;gen belegt, da&#223; der Kl&#228;ger den Kontokorrentkredit in den angegebenen Zeitr&#228;umen zu den angegebenen Betr&#228;gen <u>mindestens</u> in Anspruch genommen hat (&#167; 287 ZPO). Der verlangte Zinssatz ist durch die vorbezeichnete Bescheinigung belegt, so da&#223; es der Vernehmung des Zeugen N. von der Stadtsparkasse C. nicht mehr bedurfte.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">IV. Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 Abs. 2 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167;&#167; 708 Nr. 10; 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren: <strong>95.313,25 DM </strong>(Klageantrag zu 1: <strong>54.670,85 DM; </strong>Klageantrag zu 2: <strong>40.519,60 DM 122,80 DM </strong>(27. bis 30.09.1988)</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Wert der Beschwer der Beklagten: <strong>95.190,45 DM </strong>Wert der Beschwer des Kl&#228;gers: <strong>bis 400,00 DM</strong></p>
314,945
olgk-1991-05-15-13-u-29690
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
13 U 296/90
1991-05-15T00:00:00
2019-03-13T14:42:12
2022-10-18T15:09:27
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1991:0515.13U296.90.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Beide Berufungen sind zul&#228;ssig. Die Berufung des Kl&#228;gers f&#252;hrt in der Sache zu einer geringf&#252;gigen Ab&#228;nderungen der angefochtenen Entscheidung. Die Berufung der Beklagten war zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Kl&#228;ger hat gegen&#252;ber der Beklagten gem. &#167; 1004 Abs. 1 BGB in Verbindung mit &#167; 906 BGB einen An-spruch auf Unterlassung des Spielbetriebes auf der Tischtennisplatte w&#228;hrend der im Tenor genannten Zeiten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Beklagte ist die richtige Anspruchsgegnerin. Als Eigent&#252;merin des Grundst&#252;ckes stellt sie die darauf befindliche Tischtennisplatte beliebigen Dritten zur Verf&#252;gung und ist damit sowohl unmit-telbare wie auch mittelbare St&#246;rerin (vgl. BGH NJW 1983, Seite 751; OLG Celle NJW 1988, Seite 424, 425; Senat in DWW 1988, Seite 275, 276).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Kl&#228;ger ist nicht verpflichtet, die von dem Spiel an der Tischtennisplatte ausgehenden L&#228;rmbe-l&#228;stigungen gem. &#167; 1004 Abs. 2 BGB zu dulden. Diese sind rechtswidrig, weil sie die in &#167; 906 BGB ge-nannten Grenzen &#252;berschreiten. Die zu den oben ge-nannten Zeiten von dem Spielbetrieb auf das Grund-st&#252;ck des Kl&#228;gers einwirkenden Ger&#228;uschimmissionen sind weder unwesentlich noch orts&#252;blich.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">F&#252;r die Beurteilung von Wesentlichkeit bzw. Ort&#252;b-lichkeit des L&#228;rms sind die TA-L&#228;rm und die VDI-Richtlinien 2058 heranzuziehen. Dar&#252;ber hinaus m&#252;s-sen die spezielle Ger&#228;uschart und die konkrete Grundst&#252;ckssituation ber&#252;cksichtigt werden.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Grundst&#252;cke der Parteien liegen planungsrecht-lich in einem Mischgebiet, f&#252;r das nach der TA-L&#228;rm ein Immissionsrichtwert von 60 dB (A) gilt. Nach den Feststellungen des Sachverst&#228;ndigen G. in dem vom Landgericht eingeholten schalltechnischen Gutachten betr&#228;gt der Mittelungspegel des Tischten-nisspiels 62 dB (A) und liegt damit um 2 dB (A) &#252;ber dem hier geltenden Immissionsrichtwert. F&#252;r Ruhezeiten liegt er unter Ber&#252;cksichtigung eines Zuschlages von 6 dB (A) um 8 dB (A) &#252;ber dem ge-nannten Richtwert. Hinzu kommt der dem Tischtennis-spiel innewohnende Impulscharakter der dabei ent-stehenden Ger&#228;usche, der allgemein als besonders l&#228;stig empfunden wird. Schlie&#223;lich liegen beide Grundst&#252;cke an einer relativ ruhigen Wohnstra&#223;e mit einem Grundger&#228;uschpegel von 35 dB (A) und einem Mittelungspegel (ohne Tischtennisspiel) von 46 dB (A). Die "normalen" Ger&#228;uschimmissionen liegen da-mit weit unter dem Immissionsrichtwert f&#252;r Mischge-biete. Sie liegen sogar noch unter dem zul&#228;ssigen Immissionsrichtwert f&#252;r reines Wohngebiet von 50 dB (A).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Einwendungen der Beklagten gegen die Me&#223;metho-den des Sachverst&#228;ndigen greifen nicht durch. Die Messungen sind unstreitig gem. den entsprechenden Vorschriften der TA-L&#228;rm vorgenommen worden. Sie sind auch unter Ber&#252;cksichtigung der konkreten &#214;rt-lichkeit erfolgt. Der L&#228;rm wird nicht nur seitlich von den Fenstern sondern auch schr&#228;g davor erzeugt. Ein Tischtennisspiel beschr&#228;nkt sich nicht nur auf die eigentliche Tischtennisplatte, vielmehr h&#228;lt sich ein Tischtennisspieler vor und auch h&#228;ufig seitlich von der Platte auf. Der Platz (aus Rich-tung des Hauses des Kl&#228;gers gesehen) rechts neben der Platte liegt aber schr&#228;g vor den Fenstern des Hauses des Kl&#228;gers. Auch hier sind Ger&#228;usche durch Aufschlagen des Balls auf den Schl&#228;ger, schreiende Spieler sowie durch Beifallskundgebungen von Zu-schauern denkbar. Schlie&#223;lich ist bei der Bemessung von Ger&#228;uschimmissionen die Beeintr&#228;chtigung des gesamten gesch&#252;tzten Eigentums zu ermitteln (Senat in DWW 1988, S. 275, 276). Wie sich aus den einge-reichten und zum Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhand-lung gemachten Fotos aus H&#252;lle Bl. 57 d.A. ergibt, ist der Bereich des Grundst&#252;cks des Kl&#228;gers zwi-schen Haus und Stra&#223;e parkartig gestaltet, so da&#223; jedenfalls im Sommer auch eine Benutzung dieses Freigel&#228;ndes durch den Kl&#228;ger denkbar und wahr-scheinlich ist. Auf dieses Freigel&#228;nde trifft der L&#228;rm aber unmittelbar.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die von dem Tischtennisspiel insgesamt ausgehenden wesentlichen L&#228;rmeinwirkungen k&#246;nnen jedenfalls au-&#223;erhalb der Ruhezeiten nicht mehr als orts&#252;blich im Sinne des &#167; 906 Abs. 2 BGB angesehen werden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Orts&#252;blich ist eine Nutzung, die in dem zu beurtei-lenden Gebiet keine st&#228;rkeren Immissionen erzeugt, als sie dort auch sonst vorzukommen pflegen. Dabei ist abzustellen auf eine Beurteilung der konkreten Immissionssituation (vgl. BGH NJW 1983, Seite 751).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Andere L&#228;rmquellen in n&#228;herer Umgebung, die Ger&#228;u-sche vergleichbarer Intensit&#228;t erzeugen, sind nach Darlegung beider Parteien nicht vorhanden. Zwar wird nach dem Vortrag des Kl&#228;gers ein auf der ande-ren Stra&#223;enseite befindlicher Park mit Wiesen und befestigten Fl&#228;chen auch zu Ballspielen benutzt. Die durch einfache Ballspiele entstehenden Ge-r&#228;usche sind aber mit den durch Tischtennisspiel entstehenden Ger&#228;uschen nicht vergleichbar. Es feh-len die besonders st&#246;renden, hellen, impulsartigen Ger&#228;usche, die dem Tischtennisspiel eigen sind.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Eine Duldungspflicht des Kl&#228;ges ergibt sich auch nicht daraus, da&#223; er sich nach dem Vortrag der Be-klagten im Jahre 1987 mit dem jetzigen Standort der Tischtennisplatte einverstanden erkl&#228;rt hat. Denn ein solches Einverst&#228;ndnis kann sich bei verst&#228;ndi-ger Auslegung der darin liegenden Willenserkl&#228;rung nur auf von der Tischtennisplatte in zul&#228;ssiger Weise ausgehenden L&#228;rm beziehen, nicht jedoch auf unzul&#228;ssige L&#228;rmbeeintr&#228;chtigungen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Au&#223;erhalb der Ruhezeiten ist der von der Tischten-nisplatte ausgehende L&#228;rm jedoch als orts&#252;blich an-zusehen. Dar&#252;ber hinaus ist der Kl&#228;ger auch nach Treu und Glauben verpflichtet, das Tischtennisspiel zu diesen Zeiten zu dulden. Eine sportliche Bet&#228;ti-gung von der Art des Tischtennisspielens, die ver-h&#228;ltnism&#228;&#223;ig wenig Raum beansprucht, ist - jeden-falls au&#223;erhalb von Ruhezeiten - auch auf privaten Grundst&#252;cken vielfach &#252;blich. Eine hiervon ausge-hende L&#228;rmbeeintr&#228;chtigung mu&#223; grunds&#228;tzlich gedul-det werden.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Dar&#252;ber hinaus ist - wie das Landgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat - die Frage der Duldungspflicht des Nachbarn nach Treu und Glauben daran zu messen, welche sozialen Interessen hinter dem St&#246;rer stehen und welche sozialen Auswirkungen ein Verbot der St&#246;rung nach sich ziehen kann. Hier dient die Tischtennisplatte aber nicht nur der F&#246;rderung des Sports, sondern es wird damit im wesentlichen be-zweckt, junge Menschen an das Jugendheim zu binden und damit ihnen gegen&#252;ber kirchliche Sozialarbeit zu erm&#246;glichen. Ein Entfernen der Tischtennisplatte bzw. ein v&#246;lliges Verbot des Spielens an dieser Platte k&#246;nnte zur Folge haben, da&#223; die kirchliche Sozialarbeit erschwert wird und dadurch die betrof-fenen Jugendlichen in erh&#246;htem Ma&#223;e Gef&#228;hrdungen ausgesetzt sind.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Zur Frage, welcher Zeitraum als zu den ruhebed&#252;rf-tigen Zeiten geh&#246;rig anzusehen ist, folgt der Senat im wesentlichen der Wertung des Landgerichts. Al-lerdings z&#228;hlen nach Ansicht des Senates zu den ru-hebed&#252;rftigen Zeiten auch die Zeiten werktags zwi-schen 13.00 Uhr und 15.00 Uhr. Auch dieser Zeitraum ist regelm&#228;&#223;ig durch einen verminderten allgemeinen L&#228;rmpegel und ein erh&#246;htes Ruhebed&#252;rfnis der Bev&#246;l-kerung gekennzeichnet.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Schlie&#223;lich hat die Beklagte auch keine anderen zu-mutbaren M&#246;glichkeiten der Verhinderung des L&#228;rms. L&#228;rmschutzma&#223;nahmen durch Errichtung einer Schall-schutzwand sind unstreitig aus Gr&#252;nden des Denkmal-schutzes nicht m&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Beklagte kann auch nicht darauf verwiesen wer-den, die Tischtennisplatte auf einem anderen Teil ihres Grundst&#252;ckes aufzustellen. Denn zum einen w&#252;rde dadurch die Brauchbarkeit des &#252;brigen Grund-st&#252;cksteils f&#252;r sonstige Ballspiele wesentlich be-eintr&#228;chtigt. Auch dies w&#252;rde wiederum die M&#246;glich-keit der Jugendarbeit vermindern. Hingegen ist der jetzige Aufstellplatz insbesondere wegen des hier-gegebenen Windschutzes besonders geeignet.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Schlie&#223;lich w&#252;rden bei einer Aufstellung an einer anderen Stelle zwar die Beeintr&#228;chtigungen des Kl&#228;-gers beseitigt sein, daf&#252;r w&#252;rden aber andere Grundst&#252;cksnachbarn beeintr&#228;chtigt. Das Problem w&#252;rde nur verlagert, nicht aber gel&#246;st.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die prozessualen Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 92, 97, 708 Ziffer 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Berufungsstreitwert: a) Berufung des Kl&#228;gers: 4.000,-- DM; b) Berufung der Beklagten:4.000,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Wert der Beschwer: a) f&#252;r den Kl&#228;ger: 3.400,-- DM; b) f&#252;r die Beklagte:4.600,-- DM.</p>
314,946
olgham-1991-05-07-4-u-32390
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 U 323/90
1991-05-07T00:00:00
2019-03-13T14:42:14
2022-10-18T15:09:27
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1991:0507.4U323.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden gegeneinander aufgehoben.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Gr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte lie&#223; sich von einem Kunden, dessen Kraftfahrzeug bei einem Unfall besch&#228;digt worden war, eine sogenannte Reparaturkosten-&#220;bernahmebest&#228;tigung unterzeichnen, deren Inhalt sich aus anliegender Ablichtung ergibt:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kunde kaufte bei der Beklagten zugleich ein neues Kraftfahrzeug, wobei das alte Kraftfahrzeug in Zahlung gegeben wurde. Die Beklagte schickte eine Kopie der Reparaturkosten-&#220;bernahmebest&#228;tigung zusammen mit einem Begleitschreiben an die gegnerische Versicherung. In dem Begleitschreiben machte die Beklagte neben den Reparaturkosten Wertminderung, Nutzungsausfall sowie eine Kostenpauschale geltend. Der Kl&#228;ger, ein Rechtsanwalt, hat darin eine unzul&#228;ssige Rechtsberatung und einen Versto&#223; gegen das UWG gesehen und auf Unterlassung geklagt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Es entspricht billigem Ermessen im Sinne des &#167; 91a ZPO, die Kosten des Rechtsstreits gegeneinander aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nach der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes, welcher sich der Senat anschlie&#223;t, bedeutet die Einziehung einer zu Sicherungszwecken abgetretenen Forderung noch nicht die Besorgung einer fremden Rechtsangelegenheit im Sinne des &#167; 1 RBG. Ob von einer nach dem Rechtsberatungsgesetz erlaubnisfreien T&#228;tigkeit auszugehen ist, richtet sich allerdings, wie der BGH weiter ausgesprochen hat, nicht allein nach dem Wortlaut und der formalrechtlichen Ausgestaltung der Vereinbarung. Vielmehr kommt es insoweit bei der im Rahmen der Anwendung des Rechtsberatungsgesetzes gebotenen wirtschaftlichen Betrachtungsweise darauf an, ob die Abtretung der Kundenforderung (bzw. Einziehungserm&#228;chtigung) in erster Linie der Sicherung der Anspr&#252;che dient oder ob dieser Gesichtspunkt zur&#252;cktritt und im Vordergrund das Bestreben steht, f&#252;r den Zedenten die Regulierung seiner Anspr&#252;che aus Anla&#223; des Unfalls zu besorgen. Ma&#223;gebend kommt es daher darauf an, wie und zu welchem Zweck Zedent und Zessionar an der Geltendmachung der in Betracht zu ziehenden Schadensersatzanspr&#252;che beteiligt sind (BGHZ 47, 364 ff. = NJW 1967, 1759; BGHZ 58, 364 = NJW 1972, 1715; BGHZ 61, 317 NJW 1967, 1759; BGHZ 58, 364 = NJW 1972, 1715; BGHZ 61, 317 = NJW 1974, 50 - Unfallhelferring I; BGH NJW 1974, 557 = GRUR 1974, 396 - Unfallhelferring II; BGH NJW 1974, 1244 = GRUR 1975, 23 ff. - Ersatzwagenvermietung -; BGH NJW 1985, 1223, 1224).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Ausgehend von diesen Grunds&#228;tzen verst&#246;&#223;t die Verwendung des als "Reparaturkosten-&#220;bernahmebest&#228;tigung" bezeichneten Formulars noch nicht gegen &#167; 1 RBG. Die unter Ziff. B 3 enthaltene Anweisung des Kunden an das Versicherungsunternehmen, Schadensersatzanspr&#252;che direkt an die Beklagte auszuzahlen, bedeutet nicht die Besorgung einer fremden Rechtsangelegenheit im Sinne des &#167; 1, wobei es letztlich nicht darauf ankommt, ob die Anweisung eine Abtretung oder eine blo&#223;e Einziehungserm&#228;chtigung enth&#228;lt. Denn die Anweisung bezieht sich nach dem eindeutigen Wortlaut des Formulars auf die reinen Reparaturkosten und ist der H&#246;he nach auf die Reparaturkosten begrenzt. Insoweit ist ein schutzw&#252;rdiges Sicherungsinteresse der Beklagten hinsichtlich ihrer noch ausstehenden Anspr&#252;che auf Erstattung der Reparaturkosten durchaus anzuerkennen, da sie die Zahlungsf&#228;higkeit und - willigkeit des Kunden nicht ohne weiteres &#252;bersehen kann. Der Kl&#228;ger kann die Beklagte demgegen&#252;ber auch nicht auf das Werkunternehmerpfandrecht verweisen. Denn dieses bietet der Reparaturwerkstatt nicht immer einen gen&#252;genden Schutz. Es sch&#252;tzt beispielsweise nicht vor der eigenm&#228;chtigen Entfernung des Kraftfahrzeuges und greift nicht ein, wenn der Halter des Fahrzeugs nicht dessen Eigent&#252;mer ist, au&#223;erdem kann die Zur&#252;ckhaltung von Kraftfahrzeugen im Rahmen der Aus&#252;bung des Werkunternehmerpfandrechts die Reputation und die Akzeptanz des Unternehmens beeintr&#228;chtigen. Ansonsten bleibt es nach dem Inhalt des Formulars Sache des Kunden, die Regulierung des Schadens gegen&#252;ber der gegnerischen Versicherung selbst zu besorgen. Dies ergibt sich aus dem in dem Formular enthaltenen Hinweis, da&#223; die &#220;bernahmebest&#228;tigung nicht die Schadensanzeige des Versicherungsnehmers an seinen Versicherer ersetzt. Es ist auch nichts dagegen einzuwenden, wenn die Beklagte - im Rahmen von Ziff. B 1 des Formulars - das Ergebnis der Pr&#252;fung der Haftpflichtfrage, insbesondere im Hinblick auf die Haftungsquote, durch die gegnerische Versicherung entgegennimmt und weiterleitet. Auch dies steht noch in engem Zusammenhang mit dem dargelegten Sicherungsinteresse der Beklagten und bedeutet im &#252;brigen auch keine ins Gewicht fallende Hilfe f&#252;r den Kunden bei der Durchsetzung seiner Forderung (&#228;hnlich BGH NJW 1985, 1224 f&#252;r die Entgegennahme und Weiterleitung des Unfallberichts durch einen Mietwagenunternehmer). Entscheidend ist letztlich, da&#223; bei einer Abwicklung, die sich in dem Rahmen der formularm&#228;&#223;igen Erm&#228;chtigungen h&#228;lt, das Sicherungsinteresse des Werkunternehmers noch im Vordergrund steht. Anders ist die Rechtslage dagegen zu beurteilen im Hinblick auf die Verwendung des Anschreibens vom 24.10.1989, in welchem die Beklagte gegen&#252;ber der Versicherung nicht nur die Reparaturkosten, sondern dar&#252;ber hinaus auch noch Wertminderung, Nutzungsausfall und Kostenpauschale geltend gemacht hat. Die Geltendmachung dieser Positionen war durch die Reparaturkosten-&#220;bernahmebest&#228;tigung nicht mehr gedeckt und bedeutet im &#252;brigen eine unzul&#228;ssige Rechtsberatung im Sinne des &#167; 1 RBG. Denn die Angabe der H&#246;he der Wertminderung sowie der Nutzungsausfallpauschale setzt eine Rechtspr&#252;fung voraus, die nicht Aufgabe der Reparaturwerkstatt ist. Die Beklagte hat durch dieses Schreiben eine umfassende Interessenwahrnehmung vorgenommen, die auch durch das oben dargelegte Sicherungsinteresse nicht mehr gedeckt war. Auch &#167; 5 RBG greift insoweit nicht ein. Sinn dieser Bestimmung ist es, zu vermeiden, da&#223; einem Unternehmer die Aus&#252;bung seines Berufes durch das Rechtsberatungsgesetz deshalb unm&#246;glich gemacht oder erschwert wird, weil mit der Berufsaus&#252;bung nach deren Eigenart gleichzeitig eine rechtliche T&#228;tigkeit verbunden ist (BGH NJW 1967, 1759, 1760). Die Berufst&#228;tigkeit eines Kraftfahrzeugh&#228;ndlers und Kraftfahrzeugmechanikers erfordert jedoch nicht die umfassende Regulierung von Schadensf&#228;llen seiner Kunden im Zusammenhang mit der Abwicklung einer Reparatur und eines Neuwagenkaufes (BGH a.a.O.; Rennen/Caliebe, Rechtsberatungsgesetz, Rdn. 20 zu &#167; 5). Die Beklagte hat daher insoweit zu Recht die Unterwerfungserkl&#228;rung abgegeben.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Unter Ber&#252;cksichtigung der dargelegten Umst&#228;nde entsprach die Kostenaufhebung billigem Ermessen im Sinne des &#167; 91a ZPO.</p>
314,947
olgk-1991-05-07-2-ws-14991
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Ws 149/91
1991-05-07T00:00:00
2019-03-13T14:42:16
2022-10-18T15:09:27
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1991:0507.2WS149.91.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Beschwerde hin wird der angefochtene Beschlu&#223; aufgehoben.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Beschwerdeverfahrens und die notwendigen Auslagen des Beschwerdef&#252;hrers hat die Landeskasse zu tragen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Dem Angeklagten H., gegen den derzeit die Hauptverhandlung vor der 12. gro&#223;en Strafkammer des Landgerichts K&#246;ln stattfindet, wird in der Anklageschrift vom 15. April 1988 u.a. vorgeworfen, im Hinblick auf ein drohendes Konkursverfahren Verm&#246;genswerte durch &#220;bertragung auf seinen Sohn F. H. in Gl&#228;ubigerbenachteiligungsabsicht beiseitegeschafft zu haben; dies u.a. bez&#252;glich seiner Gesellschaftsanteile an der Fa. L. B. KG. Zu den Verm&#246;gensverh&#228;ltnissen der Fa. L. B. KG im fraglichen Zeitraum hat die Anklage den Zeugen S. benannt, der als Wirtschaftpr&#252;fer den Jahresabschlu&#223; dieser Firma gefertigt hat.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Im Hauptverhandlungstermin am 8. Februar 1991 ist ungekl&#228;rt geblieben, inwieweit der Zeuge S. von der Verschwiegenheitspflicht befreit worden ist. Nachdem daraufhin der Zeuge S. mit Schreiben vom 14. Februar 1991 eine Stellungnahme seines Rechtsanwalts vom 13. Februar 1991 vorgelegt hat, &#228;u&#223;erte sich der Vorsitzende der Strafkammer im Hauptverhandlungstermin vom 20. Februar 1991 dahin, da&#223; nach Auffassung des Gerichts dem Zeugen S. ein "Auskunftsverweigerungsrecht gem&#228;&#223; &#167; 53 StPO" zusteht. Zugleich wurde der Beschlu&#223; verk&#252;ndet, wonach die Beschlagnahme der im Besitz des Zeugen W. S. befindlichen Bilanz der L. B. KG zum 31.12.1983 angeordnet wird (Anlage 1 zum Protokoll vom 20. Februar 1991); erg&#228;nzend hat die Strafkammer beschlossen, da&#223; sich der Beschlagnahmebeschlu&#223; auch auf den dazugeh&#246;rigen Pr&#252;fbericht beziehe (Anlage 2 zum Protokoll vom 20. Februar 1991).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge S. legte im Gerichtssaal schriftlich Beschwerde gegen den Beschlagnahmebeschlu&#223; ein und h&#228;ndigte sodann die beschlagnahmte Bilanz nebst Pr&#252;fbericht aus.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Verf&#252;gung vom 21. Februar 1991 hat der Vorsitzende der Strafkammer nach Fertigung von Kopien "den beschlagnahmten Pr&#252;fbericht" an den Zeugen S. zur&#252;ckgesandt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der mit Anwaltsschriftsatz vom 26. Februar 1991 begr&#252;ndeten Beschwerde hat die Strafkammer durch Beschlu&#223; vom 20. M&#228;rz 1991 nicht abgeholfen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde - &#252;ber die der Senat nunmehr entscheiden kann, nachdem erg&#228;nzend die zun&#228;chst noch fehlende Stellungnahme vom 13. Februar 1991 vorgelegt worden ist - ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet. Die Beschlagnahme des Pr&#252;fungsberichts nebst Bilanz aus dem Gewahrsam des Zeugen S. verstie&#223; gegen &#167; 97 Abs. 1 Nr. 2 StPO.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist gem&#228;&#223; &#167; 304 StPO zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Zul&#228;ssigkeit des Rechtsmittels steht nicht seine etwaige Erledigung durch prozessuale &#220;berholung (vgl. hierzu Kleinknecht-Meyer, StPO, 39. Aufl., Rdn. 17 vor &#167; 296) nach R&#252;ckgabe der beschlagnahmten Gegenst&#228;nde entgegen. Dabei kann dahinstehen - was nicht aktenkundig ist -, ob mit der R&#252;cksendung des Pr&#252;fberichts unter dem 21. Februar 1991 zugleich auch die Bilanz zur&#252;ckgegeben worden ist. Selbst wenn dies der Fall gewesen sein sollte, so l&#228;&#223;t doch - wie die Generalstaatsanwaltschaft zutreffend ausf&#252;hrt - die R&#252;ckgabe der Originale der beschlagnahmten Unterlagen an den Beschwerdef&#252;hrer nach Anfertigung von Ablichtungen, die zu den Akten genommen worden sind, die Zul&#228;ssigkeit der Beschwerde nicht entfallen. Das Beschlagnahmeverbot des &#167; 97 StPO soll eine Umgehung des Zeugnisverweigerungsrechts nach &#167;&#167; 52, 53, 53 a StPO verhindern (Kleinknecht-Meyer, &#167; 97 Rdn. 1; L&#246;we-Rosenberg/Sch&#228;fer, StPO, 24. Aufl., &#167; 97 Rdn. 1). Insoweit ist der Zeuge in seinem eigenen Recht beschwert, wenn und soweit Ablichtungen der beschlagnahmten Unterlagen bei den Akten verbleiben und somit die M&#246;glichkeit ihrer Verwertung besteht.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde hat auch in der Sache Erfolg. Der Beschlagnahmeanordnung vom 20. Februar 1991 stand &#167; 97 Abs. 1 Nr. 2 StPO entgegen; Pr&#252;fbericht und Bilanz unterlagen nicht der Beschlagnahme, weil es sich um Aufzeichnungen handelt, auf die sich das Zeugnisverweigerungsrecht nach &#167; 53 Abs. 1 Nr. 3 StPO erstreckt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Vorab ist festzuhalten, da&#223; die Beschlagnahme nicht etwa schon deswegen ungeachtet der Voraussetzungen des &#167; 97 StPO zul&#228;ssig gewesen ist, weil sie ausschlie&#223;lich die Bilanz betroffen h&#228;tte (wovon noch der Beschlu&#223; Anlage 1 zum Protokoll vom 20.2.1991 ausgeht, ehe dann der Beschlu&#223; Anlage 2 zum Protokoll die Beschlagnahme auch auf den Pr&#252;fbericht erstreckte).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Jedenfalls der Pr&#252;fbericht - mit dem die Bilanz als Anhang eine Einheit bildete - stellt (worauf die Beschwerdebegr&#252;ndung zutreffend hinweist) gerade das typische Produkt der vertraulichen Berufst&#228;tigkeit eines Wirtschaftspr&#252;fers dar. In ihn gehen nicht nur die objektiven Fakten der Buchhaltungsunterlagen ein, sondern auch die im Vertrauensverh&#228;ltnis zwischen dem Auftraggeber und dem Zeugnisverweigerungsberechtigten ausgetauschten Angaben. Gerade diese Vertraulichkeit ist aber vom Schutzzweck des &#167; 53 StPO umfa&#223;t, der seinerseits wieder durch &#167; 97 ZPO erg&#228;nzend abgesichert werden soll (vgl. im &#252;brigen zur Problematik speziell bei dem Steuerberater oder Wirtschaftspr&#252;fer Karlsruher Kommentar/Laufh&#252;tte, StPO, 2. Aufl., &#167; 97 Rdn. 11).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Durch die angefochtene Ma&#223;nahme ist eine Umgehung des von der Strafkammer selbst angenommenen Zeugnisverweigerungsrechts zu besorgen. Die Beschlagnahme verst&#246;&#223;t gegen &#167; 97 Abs. 1 StPO und kann daher keinen Bestand haben.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Anwendbarkeit des &#167; 97 Abs. 1 (hier: Nr. 2, jedoch w&#252;rde f&#252;r Nr. 3 nichts anderes gelten) StPO steht nicht etwa deswegen in Zweifel, weil Auftraggeber des Zeugen S. als Wirtschaftspr&#252;fer nicht der Angeklagte, sondern die Fa. L. B. KG war. Auch das (in &#167; 97 Abs. 1 StPO in Bezug genommene) Zeugnisverweigerungsrecht nach &#167; 53 StPO resultiert n&#228;mlich im Falle des Zeugen S. nicht aus einem Mandatsverh&#228;ltnis zwischen dem Zeugen und dem Angeklagten, sondern aus den Rechtsbeziehungen zwischen dem Zeugen und der Fa. L. B. KG, f&#252;r die der Zeuge den beschlagnahmten Pr&#252;fungsbericht nebst Bilanz erstellte.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Soweit die Wirtschaftsstrafkammer insbesondere in dem Nichtabhilfebeschlu&#223; vom 20.3.1991 darauf abstellt, da&#223; die Unterlagen schon wegen des Mandatsverh&#228;ltnisses zwischen der Fa. L. B. KG und dem Beschwerdef&#252;hrer nicht der Beschlagnahmefreiheit nach &#167; 97 StPO unterliegen w&#252;rden, wird der Umstand verkannt, da&#223; gerade durch <u>dieses</u> Mandatsverh&#228;ltnis erst das Zeugnisverweigerungsrecht nach &#167; 53 StPO begr&#252;ndet worden ist, von welchem auch die Strafkammer ausgeht.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Wie der im Hauptverhandlungstermin vorliegenden und mittlerweile auch dem Senat zug&#228;nglich gemachten Stellungnahme des Rechtsanwalts Dr. S. vom 13.2.1991 zu entnehmen ist, hatte der Angeklagte H. in der Fa. L. B. KG die Stellung des pers&#246;nlich haftenden Gesellschafters inne. Ungeachtet der Frage, inwieweit auch durch den Angeklagten die Entbindung des Zeugen S. von der Schweigepflicht erfolgt ist, hat doch jedenfalls - dies ergibt sich aus dem Vermerk der Generalstaatsanwaltschaft vom 12.4.1991 nach R&#252;ckfrage bei der Staatsanwaltschaft - der Sohn des Angeklagten (als Rechtsnachfolger in der Stellung des Komplement&#228;rs) eine solche Entbindung von der Schweigepflicht nicht vorgenommen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wegen der Stellung des Angeklagten als ehemaliger Komplement&#228;r und Rechtsvorg&#228;nger des jetzigen Komplement&#228;rs der KG geht es vorliegend auch gar nicht um die Frage, in welchem Umfang &#167; 97 Abs. 1 Nr. 2 StPO (auch) Drittgeheimnisse sch&#252;tzt; die Fa. L. B. KG ist insoweit nicht als - wie es der Nichtabhilfebeschlu&#223; der Strafkammer formuliert - "beliebiger Dritter" anzusehen. Ohnehin aber ist schon vom Wortlaut der Bestimmung her der Ansicht der Beschwerdebegr&#252;ndung zuzustimmen, da&#223; die zweite Alternative des &#167; 97 Abs. 1 Nr. 2 StPO nicht nur "vom Beschuldigten" in Erfahrung gebrachte "andere Umst&#228;nde" erfa&#223;t, sondern sich auf alle Umst&#228;nde bezieht, "auf die sich das Zeugnisverweigerungsrecht erstreckt". Hierzu geh&#246;ren Gesch&#228;ftsvorg&#228;nge, die der Zeuge S. von der KG in Erfahrung gebracht hat und in seinem Bericht als Wirtschaftspr&#252;fer m&#246;glicherweise hat einflie&#223;en lassen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich kann es auch auf sich beruhen, ob die von der Strafkammer angef&#252;hrte Ansicht von Sch&#228;fer (in: L&#246;we-Rosenberg, StPO, 24. Aufl. &#167; 97 Rdn. 80) zu Ausnahmen von Beschlagnahmeverbot bei Straftaten in Zusammenhang mit der Vertretung einer juristischen Person zutreffend ist oder nicht. Zum einen hatte, der Angeklagte H. die ihm zu Fall 10 Buchstabe e der Anklageschrift (S. 10) vorgeworfene Tat nicht als Organ und in Vertretung der KG im Sinne des &#167; 14 Abs. 1 Nr. 2 StGB begangen, sondern um sein eigenes Verm&#246;gen im Sinne des &#167; 283 StGB beiseite zu schaffen; gerade auf die Fallgestaltung des &#167; 14 StGB bezieht sich aber die von L&#246;we-Rosenberg-Sch&#228;fer a.a.O. ge&#228;u&#223;erte Ansicht zu Straftaten in Zusammenhang "mit der Vertretung" einer (dort:) juristischen Person. Zum anderen betraf die von L&#246;we-Rosenberg-Sch&#228;fer a.a.O. (Fu&#223;note 143) in Bezug genommene Entscheidung OLG N&#252;rnberg OLGZ 77, 370, 373 die Fallgestaltung, da&#223; die Gesellschaft (bzw. deren Konkursverwalter) die Entbindung von der Schweigepflicht aussprach und lediglich der (ehemalige) Gesch&#228;ftsf&#252;hrer diese Entbindung verweigerte; vorliegend - soweit vergleichbar - liegen die Dinge umgekehrt, da die Entbindung von der Schweigepflicht schon durch den jetzigen Komplement&#228;r der KG nicht erfolgt ist.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung ergeht in entsprechender Anwendung der &#167;&#167; 464, 467 StPO.</p>
314,948
olgk-1991-05-02-5-u-15790
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5 U 157/90
1991-05-02T00:00:00
2019-03-13T14:42:17
2022-10-18T15:09:25
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1991:0502.5U157.90.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die zul&#228;ssige Berufung der Kl&#228;gerin bleibt in der Sache ohne Erfolg. Das Landgericht hat jedenfalls im Ergebnis zu Recht einen Anspruch der Kl&#228;gerin aus gepf&#228;ndetem und &#252;berwiesenem Recht wegen des Schadensfalles vom 15./16. Juli 1987 verneint.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Nicht gefolgt werden kann allerdings der Ansicht des Landgerichts, der Ausnahmetatbestand der Ziffer 1 der "Besonderen Bedingungen und Risikobeschrei-bungen f&#252;r die Privathaftpflichtversicherung", die vorliegend Vertragsbestandteil sind, wonach nicht versichert sind "die Gefahren eines Betriebes, Berufes... oder einer ungew&#246;hnlichen und gef&#228;hrli-chen Besch&#228;ftigung, insbesondere...", greife hier deshalb ein, weil die konkrete Situation des Herrn S. vergleichbar der eines Einbrechers, der sich in einer psychischen Ausnahmesituation befinde, gewe-sen sei. Diese Gleichstellung erscheint vorliegend sachlich nicht gerechtfertigt, da gravierende Un-terschiede zu der tats&#228;chlichen und psychischen Si-tuation eines Einbrechers bestanden. Ein Hausfrie-densbruch lag vorliegend nicht vor; S. hatte einen Schl&#252;ssel zu der Gastst&#228;tte erhalten, durfte sie also nach Ma&#223;gabe seiner Hausmeistert&#228;tigkeit ggfs. betreten. Zwar mochte S. , da die Gastst&#228;tte seit Monaten stillgelegt war, in dieser an sich "nichts zu suchen haben", dies &#228;ndert aber nichts daran, da&#223; er grunds&#228;tzlich faktisch hineingehen konnte und auch grunds&#228;tzlich durfte, dies z.B. insbeson-dere auch dann, wenn etwa am Rohrsystem oder an der Heizanlage etwas nicht in Ordnung gewesen w&#228;re. Das - wenn auch hier nicht konkret veranla&#223;te - Be-treten der Gastst&#228;tte war deshalb weder eine unge-w&#246;hnliche noch auch eine gef&#228;hrliche Besch&#228;ftigung. Auch die psychische Ausnahmesituation, wie sie bei einem Einbrecher gegeben ist, war hier nicht akut. S. wu&#223;te, da&#223; er als Hausmeister allen Hausbewoh-nern bekannt war und deshalb nicht ohne weiteres damit zu rechnen war, da&#223; einer der Hausbewohner negativ zur Kenntnis nehmen w&#252;rde, wenn er die Gastst&#228;tte betrat. Es konnte nach Ma&#223;gabe seiner vertraglichen Verpflichtungen hierzu nach au&#223;en hin - wie vorliegend dargelegt - durchaus eine konkrete Veranlassung bestehen. Insoweit ist auch zu ber&#252;ck-sichtigen, da&#223; auch die beiden Hausbewohnerinnen, die im Strafverfahren vernommen worden sind, zu-n&#228;chst gar keinen Ansto&#223; daran genommen haben, da&#223; er in die Gastst&#228;tte ging, obwohl er zu diesem Zeitpunkt bereits infolge Alkoholgenusses torkelte. Argw&#246;hnisch wurden diese Zeuginnen demzufolge erst, als sie Qualm bzw. Rauch sahen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Das vom Landgericht angef&#252;hrte psychische Moment scheidet hier auch deshalb aus, weil S. ja bereits im Vollrausch die Gastst&#228;tte betrat und sich demzu-folge mit einiger Wahrscheinlichkeit &#252;berhaupt kei-ne Gedanken hinsichtlich eines m&#246;glichen Entdeckt-werdens pp. mehr gemacht, sondern lediglich nach Alkoholika gesucht hat. Zutreffend weist in diesem Zusammenhang die Berufungsbegr&#252;ndung zwar darauf hin, da&#223; der Ausschlu&#223;tatbestand der ungew&#246;hnlichen und gef&#228;hrlichen Besch&#228;ftigung das Bewu&#223;tsein vor-aussetze, einer solchen nachzugehen, was im Zustand eines Vollrausches nicht mehr der Fall ist.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Gleichwohl sind im Ergebnis die Voraussetzungen des vorgenannten Ausschlu&#223;tatbestandes - wenn auch un-ter anderem Gesichtspunkt als vom Landgericht ange-nommen - zu bejahen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Wie das Landgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat, greift die Ausschlu&#223;bestimmung nach den in der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zu dieser Be-stimmung entwickelten Grunds&#228;tzen, die von der obergerichtlichen Rechtsprechung weitestgehend &#252;bernommen worden sind und die sich auch der Senat zu eigen macht, nur in den seltenen Ausnahmef&#228;llen ein, in denen das Versagen des Versicherungsschut-zes sowohl vom Standpunkt der Versicherung wie der Allgemeinheit gerechtfertigt ist. Sie findet nicht bereits in all den F&#228;llen Anwendung, in denen die schadensstiftende Handlung selbst unter ungew&#246;hnli-chen oder gef&#228;hrlichen Umst&#228;nden ausgef&#252;hrt worden ist, sondern ihre Geltung ist auf die seltenen Aus-nahmef&#228;lle beschr&#228;nkt, in denen die schadenstiften-de Handlung im Rahmen einer allgemeinen Bet&#228;tigung des Versicherten vorgenommen worden ist, die ihrer-seits ungew&#246;hnlich und gef&#228;hrlich ist und deshalb in erh&#246;htem Ma&#223;e die Gefahr schadensstiftender Handlungen in sich birgt (vgl. BGH Vers.R 56//283, 81/271, OLG Schleswig VersR 84,/954, 956 m.w.N.). Es ist also nicht auf die konkrete Bet&#228;tigung, die schadensstiftende Handlung selbst, abzustellen, sondern die allgemeine Bet&#228;tigung mu&#223; ungew&#246;hnlich und gef&#228;hrlich sein.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Vorliegend lag die ungew&#246;hnliche und gef&#228;hrliche Besch&#228;ftigung darin, da&#223; S. sich in einen Voll-rausch versetzte, obwohl er nach eigenem, wieder-holtem Eingest&#228;ndnis im Ermittlungsverfahren wu&#223;te, da&#223; er in diesem Zustand regelm&#228;&#223;ig Straftaten, insbesondere auch Brandstiftungen zu begehen pfleg-te. Hierbei verkennt der Senat nicht, da&#223; - auch starker - Konsum von Alkoholika an sich eine neu-trale und auch nicht ungew&#246;hnliche Verhaltensweise ist; anders ist es aber in F&#228;llen, wo exzessiver Alkoholkonsum bekannterma&#223;en Grundlage f&#252;r immer neue Delikte - auch einschl&#228;giger Natur, hier also Brandstiftung - ist. F&#252;hrt &#252;berm&#228;&#223;iger Alkoholkon-sum immer wieder - und dies dem Trinkenden auch bewu&#223;t zu Deliktsbegehungen, so kann das &#252;berm&#228;&#223;ige Trinken im Hinblick auf die konkrete Person nicht mehr als gew&#246;hnliche T&#228;tigkeit erachtet werden, denn normalerweise wird ein jeder normal struktu-rierter Durchschnittsmensch Situationen und Zust&#228;n-de meiden, in denen er bekannterma&#223;en "deliktsan-f&#228;llig bzw. deliktsbelastet" ist. Eine gegenteili-ge, vom Normalzustand abweichende Verhaltensweise mu&#223; im Hinblick auf die latente Deliktsgefahr aus der Sicht aller redlich Denkenden als ungew&#246;hnlich und gef&#228;hrlich erachtet werden, weil sie gegen sta-tuierte und allgemein akzeptierte Verhaltensnormen verst&#246;&#223;t und insoweit mi&#223;billigt wird. Wenn somit S. sich vorliegend wieder in einen Vollrauschzu-stand versetzte ungeachtet des Wissens darum, da&#223; angesichts seiner Vorgeschichte in diesem Zustand wieder Delikte, z. B. auch Brandstiftungen, zu erwarten waren, so realisierte sich mit dem Brand die Gefahr einer ungew&#246;hnlichen und gef&#228;hrlichen Besch&#228;ftigung, so da&#223; eine Haftung der Beklagten im Hinblick auf die eingangs erw&#228;hnte Ausschlu&#223;klausel entf&#228;llt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">In Anbetracht dessen er&#252;brigte sich ein Eingehen auf die ferner angeschnittenen Streitpunkte, ob der Brandfall Folge der "Gefahren eines Berufes" war (was im Hinblick auf die in BGH VersR 81/271, OLG Celle r + s 90/224 und 231 genannten Voraussetzun-gen eher zu verneinen sein d&#252;rfte) oder aber ob &#167; 152 VVG einschl&#228;gig ist.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Nach allem war die Berufung zur&#252;ckzuweisen, ohne da&#223; es der Zulassung der Revision bedurfte, weil die Sache keine Fragen von grunds&#228;tzlicher Bedeu-tung aufwirft.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbar-keit beruht auf den &#167;&#167; 708 Ziffer 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Berufungsstreitwert und Wert der Beschwer der Kl&#228;-gerin: 24.401,59 DM.</p>
314,949
olgk-1991-04-30-22-u-27790
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
22 U 277/90
1991-04-30T00:00:00
2019-03-13T14:42:19
2022-10-18T15:09:26
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1991:0430.22U277.90.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Berufungen beider Parteien, &#252;ber die nach Ver-bindung beider Verfahren gemeinsam zu entscheiden ist, sind form- und fristgerecht eingelegt und auch sonst zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">I.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das zweite Vers&#228;um-nisurteil vom 18. Oktober 1990 - 7 0 526/89 - hat teilweise dahingehend Erfolg, da&#223; diese ihren Ein-spruch gegen das Vers&#228;umnisurteil vom 30. Januar 1990 als unzul&#228;ssig verwerfende Entscheidung aufzu-heben ist.</p> <span class="absatzRechts">10</span><ol class="absatzLinks"> <li>Das Landgericht hat zu Unrecht den Einspruch vom</li> </ol> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">25. Juli 1990 gegen das Vers&#228;umnisurteil vom 30. Januar 1990 als versp&#228;tet und damit unzul&#228;s-sig verworfen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Zum Zeitpunkt des Eingangs des Einspruchs am 26. Juli 1990 war die mit Zustellung des Ver-s&#228;umnisurteils beginnende Zwei-Wochen-Frist (&#167; 339 Abs. 1 ZPO) noch nicht abgelaufen. Denn das Vers&#228;umnisurteil ist der Kl&#228;gerin, vertreten durch ihre damaligen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten, erst am 13. Juli 1990 zugestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Eine wirksame Zustellung des Vers&#228;umnisurteils zu einem fr&#252;heren Zeitpunkt ist nicht festzu-stellen. Zwar hat das B&#252;ro der fr&#252;heren Proze&#223;-bevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin am 3. Juli 1990 dem Gericht mitgeteilt, da&#223; das Empfangsbekennt-nis noch am selben Tage &#252;bersandt werde. Tat-s&#228;chlich ist ein von der Anw&#228;ltin unterschriebe-nes Empfangsbekenntnis aber nicht zu den Ge-richtsakten gereicht worden. Entgegen der Auf-fassung des Landgerichts reicht der tats&#228;chliche Zugang des Vers&#228;umnisurteils an den Proze&#223;be-vollm&#228;chtigten nicht aus, um eine wirksame Zu-stellung anzunehmen. Vielmehr ist bei der von der Gesch&#228;ftsstelle gew&#228;hlten Zustellungsart nach &#167; 212 a ZPO die Zustellung erst bewirkt, wenn das zuzustellende Schriftst&#252;ck dem Anwalt zugegangen ist und <span style="text-decoration:underline;">dieser das Schriftst&#252;ck als</span> zugestellt entgegennehmen will (BGH NJW 89, 1154, 1155 m.w.N.), was durch R&#252;cksendung des Empfangsbekenntnisses dokumentiert wird. Ein solcher Entgegennahmewille l&#228;&#223;t sich aber nicht feststellen, zumal da trotz Ank&#252;ndigung das Emp-fangsbekenntnis nicht unterschrieben zur&#252;ckge-sandt worden ist. Auch die Vorschrift des &#167; 187 Satz 1 ZPO kann die Heilung von Zustellungsm&#228;n-geln im Rahmen einer Zustellung nach &#167; 212 a ZPO nicht herbeif&#252;hren, weil f&#252;r eine Zustellung nach dieser Vorschrift der blo&#223;e Zugang des Schriftst&#252;cks nicht gen&#252;gt, sondern vielmehr die f&#246;rmliche Empfangsbereitschaft des Adressaten hinzutreten mu&#223; (BGH a.a.0.).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Entgegen der Auffassung der Beklagten kann eine die Einspruchsfrist in Lauf setzende Zustellung auch nicht darin gesehen werden, da&#223; bis zum 2. Juli 1990 ein Bevollm&#228;chtigter der Kl&#228;gerin die Akten eingesehen und dabei von der Tatsache des Erlasses des Vers&#228;umnisurteils Kenntnis ge-nommen hatte. Es kann dahinstehen, ob darin ein Zugang des Vers&#228;umnisurteils im Sinne von &#167; 187 Satz 1 ZPO gesehen werden kann. Denn jedenfalls ist gem&#228;&#223; &#167; 187 Satz 2 ZPO die Zustellungsfik-tion des Satzes 1 nicht g&#252;ltig, soweit durch die Zustellung der Lauf einer Notfrist in Gang ge-setzt werden soll; und die Frist zur Einlegung des Einspruchs gegen ein Vers&#228;umnisurteil ist eine solche Notfrist (&#167; 339 Abs. 1 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">19</span><ol class="absatzLinks"> <li>Die im Wege der Klage&#228;nderung rechtsh&#228;ngig ge-</li> </ol> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">wordene Zahlungsklage &#252;ber insgesamt 6.160,-- DM nebst Zinsen ist in H&#246;he von 5.076,55 DM nebst Zinsen unbegr&#252;ndet, so da&#223; das eine Klageabwei-sung aussprechende Vers&#228;umnisurteil vom 30. Ja-nuar 1990 insoweit aufrecht zu erhalten ist (&#167; 341 Satz 1 ZPO). Da insoweit Entscheidungs-reife besteht, macht der Senat von seiner Befug-nis zur Sachentscheidung Gebrauch (&#167; 540 ZP0). Wegen der weitergehenden Klageforderung ist die Sache zur erneuten Verhandlung und Entscheidung an das Landgericht verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Ein Anspruch auf teilweise R&#252;ckzahlung der als Mietzins f&#252;r den Zeitraum Januar 1989 bis August 1990 gezahlten Betr&#228;ge gem&#228;&#223; &#167; 812 BGB steht der Kl&#228;gerin allenfalls zu, soweit der Beklagte Be-tr&#228;ge vereinnahmt hat, die 95 % des vertraglich vereinbarten Zinses &#252;bersteigen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Trifft der Vortrag der Kl&#228;gerin zu, so konnte der geschuldete Mietzins gem&#228;&#223; &#167; 537 Abs. 1 2. Alternative BGB h&#246;chstens bis zu 5 % der Gesamt-miete gemindert werden, weil das Mietobjekt mit einem seine Gebrauchstauglichkeit nicht unerheb-lich mindernden Fehler behaftet war, und deshalb die Zahlung der vollen vereinbarten Miete teil-weise ohne rechtlichen Grund geschah.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Behauptung der Kl&#228;gerin, entnommenes Wasser aus der Zapfstelle in der K&#252;che des B&#252;rogeb&#228;udes habe einen die nach der Trinkwasserverordnung zul&#228;ssige Grenze von 0,04 mg Blei/Liter &#252;ber-schreitenden Bleigehalt von 0,075 mg am 8. De-zember 1988, von 0,18 mg am 7. Januar 1989 und von 0,23 mg am 13. M&#228;rz 1989 gehabt, rechtfer-tigt eine h&#246;here Mietzinsminderung nicht.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Grunds&#228;tzlich geh&#246;rt auch bei der hier vorgenom-menen Vermietung von B&#252;ro- und Lagerr&#228;umen zu Gewerbezwecken eine den Rechtsvorschriften ent-sprechende Qualit&#228;t des Trinkwassers zu den Ei-genschaften der Mietsache, welche ihren ver-tragsgem&#228;&#223;en Gebrauch mitbestimmen, weil die Mitarbeiter des Mieters in Pausenzeiten sich im Aufenthaltsraum aufhalten und Trinkwasser z. B. zum Kaffeekochen benutzen. Die Kl&#228;gerin mu&#223; sich auch nicht entsch&#228;digungslos darauf verweisen lassen, da&#223; eventuell andere Zapfstellen auf dem Mietgel&#228;nde qualitativ besseres Wasser geben, da es zum vertragsgem&#228;&#223;en Zustand der Mietsache ge-h&#246;rt, da&#223; im mitvermieteten Bereich K&#252;che/Auf-enthaltsraum und nicht an anderer Stelle Trink-wasser zur Verf&#252;gung steht.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Im Hinblick auf die Tatsache, da&#223; die Kl&#228;gerin im ma&#223;gebenden Zeitraum nur vier bis sechs Mit-arbeiter besch&#228;ftigte und der gr&#246;&#223;ere Teil der Fl&#228;che zu Lagerzwecken vermietet ist, erscheint eine Mietzinsminderung von h&#246;chstens 5 % ange-messen, was monatlich noch einem Betrag im Be-reich von 350,-- bis 400,-- DM entspricht, w&#228;h-rend die gesamten monatlichen Wasserkosten bei ca. 10,-- DM lagen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Selbst wenn der gesamte Trinkwasserbedarf durch Mineralwasser gedeckt w&#252;rde und man von einem hohen Tagesbedarf von 2 Litern pro Mitarbeiter ausginge, w&#252;rden die Gesamtkosten pro Monat 100,-- DM nicht &#252;bersteigen. Bei dieser Sachlage kommt eine Minderung bis h&#246;chstens 5 % je nach dem Grad der &#220;berschreitung des zul&#228;ssigen Blei-gehaltes im Trinkwasser auch nur deswegen in Be-tracht, weil auch die M&#252;he der Herbeischaffung des Wassers zu ber&#252;cksichtigen ist und die even-tuell daraus resultierende Rufsch&#228;digung f&#252;r das Unternehmen der Kl&#228;gerin, welche mit dem Be-kanntwerden der Tatsache verbunden sein k&#246;nnte, da&#223; das Leitungswasser in den Arbeitsr&#228;umen ver-unreinigt ist.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Klage ist damit unbegr&#252;ndet, soweit die Kl&#228;-gerin R&#252;ckzahlung eines Betrages fordert, wel-cher die Differenz zwischen dem vollen verein-barten Mietzins einerseits und 95 % desselben andererseits &#252;bersteigt.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Diese Differenz errechnet sich wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">1/89 - 3/89 4/89 - 8/90</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">volle monatliche Miete bis</p> <span class="absatzRechts">41</span><ol class="absatzLinks"> <li>7.223,04 DM 7.223,04 DM</li> </ol> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Erh&#246;hungsbetrag ab 4/89: 540,97 DM</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">volle monatlich Miete ab</p> <span class="absatzRechts">45</span><ol class="absatzLinks"> <li>7.764,01 DM</li> </ol> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">monatlich gezahlte Miete: 7.223,04 DM 7.223,04 DM</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">dem Beklagten jedenfalls zu-</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">stehende 95 % der Miete: 6.861,89 DM 7.375,81 DM</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Differenz zu Gunsten der</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;gerin monatlich: 361,15 DM - . -</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">x 3 (Gesamtzahl der Mona-</p> <span class="absatzRechts">55</span><ol class="absatzLinks"> <li>1.083,45 DM</li> </ol> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Wegen des Mehrbetrages in H&#246;he von (6.160,-- - 1.083,45 DM =) 5.076,45 DM ist die Klage abzu-weisen.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">II.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Berufung des Widerkl&#228;gers gegen das die Wi-derklage abweisende Urteil vom 15. November 1990 - 7 0 300/90 - hat dahingehend Erfolg, da&#223; das Ur-teil vom 15. November 1990 - im Umfang der Anfech-tung - wegen eines wesentlichen Verfahrensfehlers ebenfalls aufzuheben ist.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">In H&#246;he eines Teilbetrages von 2.597,09 DM ist die Widerklage entscheidungsreif und begr&#252;ndet, so da&#223; der Senat insoweit von seiner Befugnis zur eigenen Sachentscheidung Gebrauch macht (&#167; 540 ZP0). Wegen der weitergehenden Mietzinsforderung ist die Sache zur erneuten Verhandlung und Entscheidung an das Landgericht zur&#252;ckzuverweisen, soweit nicht die Klageabweisung in H&#246;he eines Teilbetrages von 540,97 DM nebst Zinsen rechtskr&#228;ftig geworden ist.</p> <span class="absatzRechts">64</span><ol class="absatzLinks"> <li>Das erstinstanzliche Verfahren zur Widerklage</li> </ol> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">leidet an einem wesentlichen Mangel (&#167; 539 ZPO) und kann nicht als ordnungsgem&#228;&#223;e Entschei-dungsgrundlage angesehen werden.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Das Landgericht hat gegen das Gebot der Er-sch&#246;pfung der angebotenen Beweismittel und den Grundsatz der Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs ver-sto&#223;en, in dem es sich bei seiner &#220;berzeugungs-bildung dahin, da&#223; das Trinkwasser einen unzu-l&#228;ssig erh&#246;hten Bleigehalt gehabt habe, auf die von der Widerbeklagten eingeholten Privatgut-achten des Amts f&#252;r Umweltschutz der Stadt B. beschr&#228;nkt und das Beweisangebot des Widerkl&#228;-gers &#252;bergangen hat, die Frage des Bleigehalts durch das Gutachten eines gerichtlich bestell-ten Sachverst&#228;ndigen zu kl&#228;ren (Schriftsatz vom 25. September 1990, Bl. 196 -198 d.A.). Es handelt sich um einen wesentlichen Verfahrens-mangel, auf dem das angefochtene Urteil auch beruht; denn die Einholung eines Sachverst&#228;ndi-gengutachtens h&#228;tte m&#246;glicherweise zu einer an-deren Beurteilung gef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">2. Da die vertraglich vereinbarte Miete allenfalls</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">bis zur H&#246;he von 5 % gemindert sein kann, ist die Widerklage gem&#228;&#223; &#167; 535 BGB begr&#252;ndet, so-weit 95 % des vertraglich vereinbarten Mietzin-ses noch nicht geleistet worden sind. Die Wi-derbeklagte war ab 1. April 1989 zur Zahlung eines monatlichen Mietzinses in H&#246;he von ((7.223,04 + 540,97) x 95 % =)) 7.375,81 DM verpflichtet. Sie hat aber pro Monat nur 7.223,04 DM gezahlt. Die offenstehende Miete betr&#228;gt damit mindestens pro Monat 152,77 DM und f&#252;r den der Widerklage zugrundeliegenden Gesamtzeitraum April 1989 bis August 1990 (x 17 =) 2.597,09 DM.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Auf diesen Mietzinsr&#252;ckstand sind gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 291, 288 Abs. 1 Satz 1 BGB 4 % Zinsen seit Zustellung der Widerklage am 7. August 1990 zu entrichten.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">III.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#220;ber die restliche Klage in H&#246;he von 1.083,45 DM und die restliche Widerklage in H&#246;he von 6.599,40 DM kann noch nicht abschlie&#223;end entschie-den werden, da noch ein Sachverst&#228;ndigengutachten zur Frage einzuholen ist, ob der Bleigehalt des Trinkwasser die zul&#228;ssigen Grenzwerte &#252;berschrei-tet.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Es erscheint sachgerecht, die erforderliche Be-weisaufnahme sowie die weitere Verhandlung und Entscheidung dem Landgericht zu &#252;bertragen. Ande-renfalls w&#252;rden die Parteien im Ergebnis eine In-stanz verlieren. Dies widerspr&#228;che jedoch der grunds&#228;tzlichen Aufteilung der Zust&#228;ndigkeiten in zwei Tatsacheninstanzen, mit der eine sachliche Pr&#252;fung des Streitstoffes in beiden Instanzen ge-w&#228;hrleistet sein soll.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Sache war daher, soweit sie nicht ohne weitere Sachaufkl&#228;rung entscheidungsreif war, gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 538 Abs. 1 Nr. 1, 539 ZPO an das Landgericht zur&#252;ck zu verweisen.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten des Berufungsver-fahrens war ebenfalls dem Landgericht zu &#252;bertra-gen, weil diese Entscheidung von dem weiteren Aus-gang des Rechtsstreits abh&#228;ngt.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">F&#252;r die erneute Verhandlung und Entscheidung des Landgerichts weist der Senat auf folgendes hin:</p> <span class="absatzRechts">87</span><ol class="absatzLinks"> <li>Der Geltendmachung der Minderung steht nicht</li> </ol> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">gem&#228;&#223; &#167; 545 Abs. 2, 2. Halbsatz BGB eine Ver-letzung der Pflicht der Kl&#228;gerin als Mieterin entgegen, den Mangel der Mietsache unverz&#252;glich anzuzeigen. Vielmehr hat die Kl&#228;gerin unverz&#252;g-lich nach Erhalt der Untersuchungsergebnisse (Bericht vom 12. Januar 1989) den Mangel mit Schreiben vom 27. Januar 1989 schriftlich ange-zeigt, nachdem der Beklagte schon vorher auf den Verdacht der Bleihaltigkeit des Wassers an-gesprochen worden war. Einer weiteren M&#228;ngelan-zeige bedurfte es nicht mehr, obwohl die Kl&#228;ge-rin auch sp&#228;ter noch Untersuchungen &#252;ber den Bleigehalt des Wassers veranla&#223;t hat.</p> <span class="absatzRechts">90</span><ol class="absatzLinks"> <li>Das Recht auf Minderung ist auch nicht in ent-</li> </ol> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">sprechender Anwendung von &#167; 539 BGB durch vor-behaltslose Weiterzahlung des Mietzinses in Kenntnis der M&#228;ngel verwirkt.</p> <span class="absatzRechts">93</span><ol class="absatzLinks"> <li>F&#252;r den Monat Januar 1989 konnte die Kl&#228;ge-</li> </ol> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">rin die Miete nicht rechtzeitig mindern, da ihr bei Zahlung zu Beginn des Monats der Un-tersuchungsbericht vom 12. Januar 1989 noch nicht vorlag und sie daher nicht sicher wis-sen konnte, ob ein zur Minderung berechti-gender Mangel bestand.</p> <span class="absatzRechts">97</span><ol class="absatzLinks"> <li>Bei der Zahlung der M&#228;rzmiete konnte die</li> </ol> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">Kl&#228;gerin zun&#228;chst davon ausgehen, da&#223; durch den Rohraustausch, welcher im Februar vorge-nommen worden war, der Mangel behoben sei.</p> <span class="absatzRechts">101</span><ol class="absatzLinks"> <li>Die Miete f&#252;r die Monate Februar und April</li> </ol> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">bis August 1989 ist zun&#228;chst in H&#246;he von 1.083,41 DM gemindert worden und erst unter dem Druck einer angebotenen fristlosen K&#252;n-digung unter Vorbehalt nachgezahlt worden.</p> <span class="absatzRechts">105</span><ol class="absatzLinks"> <li>F&#252;r die Folgemonate ist mit Schreiben vom</li> </ol> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">4. September 1989 ausdr&#252;cklich ein Vorbe-halt erkl&#228;rt worden und mit Schreiben vom 6. September 1989 Klage auf Feststellung des Rechts der Mietzinsminderung erhoben worden.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Nach allem hat die Kl&#228;gerin ihr Recht auf Miet-zinsminderung nicht wegen vorbehaltsloser Zahlung in Kenntnis der M&#228;ngel der Mietsache verwirkt.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Entscheidung zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit beruht auf den &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Urteilsbeschwer beider Parteien:</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">unter 60.000,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Streitwert</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Klage (zugleich Streitwert des</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Verfahrens 22 U 277/90</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">bis zur Verhinderung): 6.160,-- DM</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Widerklage (zugleich Streitwert des</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Verfahrens 22 U 304/90</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">bis zur Verhinderung): 9.196,49 DM</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Gesamtstreitwert nach Verhinderung</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">am 12. April 1991: 15.356,49 DM</p>
314,950
lg-dusseldorf-1991-04-26-16-0-19089
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16 0 190/89
1991-04-26T00:00:00
2019-03-13T14:42:21
2022-10-18T15:09:26
Urteil
ECLI:DE:LGD:1991:0426.16.0.190.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>&#160;</p> <p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p>&#160;</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Kl&#228;gerin wird nachgelassen, die Zwangsvollstrek&#173;</p> <p>kung der Beklagten gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he</p> <p>von 1.500 DM abzuwenden, wenn diese nicht zuvor Si&#173;</p> <p>cherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p>&#160;</p> <p>&#160;</p> <p>Die Sicherheit kann auch durch B&#252;rgschaft einer Bank oder Sparkasse mit Sitz in der Bundesrepublik Deutschland geleistet werden.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand: </p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin begehrt von der Beklagten Zahlung eines Schmerzensgeldes f&#252;r eine w&#228;hrend einer Kreuzfahrt erlittenen Verletzung des rechten Daumens. Sie hatte bei der Beklagten, die ein Reiseunternehmen betreibt, in der Zeit vom 1. ,bis zum 18.12.1988 eine Karibik-Kreuzfahrt auf dem unter der Flagge Panamas fahrenden Schiff A. gebucht und die Reise dann angetreten. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 3.12. wurde anl&#228;&#223;lich der Vorstellung des Reiseteams </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">seitens der Beklagten darauf hingewiesen, da&#223; bei starkem </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Seegang nicht arretierte T&#252;ren bei pl&#246;tzlichen Bewegungen </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">des Schiffes unvermittelt zuschlagen k&#246;nnten. An dieser </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Veranstaltung hatte die Kl&#228;gerin indes angeblich nicht teilgenommen.Am 5.12.1988 wollte die Kl&#228;gerin in der von ihr belegten Kabine gegen 4.30 Uhr nachts die Toilette aufsuchen. Zu dieser Zeit herrschte starker Seegang und Windst&#228;rke 9. Die Kl&#228;gerin, die gerade aus dem Schlaf aufgewacht war und deshalb noch benommen war, rutschte von dem Griff der WC-T&#252;r ab und versuchte, sich irgendwie festzuhalten. Die von der Kl&#228;gerin ge&#246;ffnete T&#252;r schlug zun&#228;chst v&#246;llig in Richtung des Bettes auf und fiel dann in entgegengesetzter Bewegung wieder zu. Da die Kl&#228;gerin sich am T&#252;rrahmen zu halten versucht hatte, geriet sie mit dem Daumen der rechten Hand zwischen den Metallrahmen und die wieder zuschlagende T&#252;r. Hierbei wurde der Daumen dergestalt gequetscht, da&#223; die nachbehandelnden &#196;rzte unter anderem eine Fraktur fest&#173;</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">stellten. Gleichwohl konnte die Kl&#228;gerin unter &#228;rztlicher </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Behandlung die Kreuzfahrt fortsetzen. Die weitere &#228;rztliche </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Behandlung erfolgte nach der R&#252;ckkehr der Kl&#228;gerin an ihrem Wohnort Bonn. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin nimmt die Beklagte auf Zahlung eines Schmerzensgelds in Anspruch und wirft ihr vor, die ihr obliegende Verkehrssicherungspflicht verletzt zu haben. Insoweit sei die Beklagte verpflichtet gewesen, den international vorgeschriebenen Sicherheitsstandard einzuhalten, auch wenn sie ein panamesisches Schiff gechartert habe. Sie h&#228;tte ihr eine Kabine anbieten m&#252;ssen, die eine Sicherung der Toilettent&#252;r mit Hilfe eines Magnetschn&#228;ppers aufwies, da dadurch das Zuschlagen der T&#252;r h&#228;tte verhindert werden k&#246;nnen. Unstreitig wies die Kabine der Kl&#228;gerin eine solche Einrichtung nicht auf, w&#228;hrend andere, mit einem Magnetschn&#228;pper versehene Kabinen w&#228;hrend der Kreuzfahrt leerstanden. Eine solche Magnetsicherung geh&#246;re zu den Standardsicherheitsma&#223;nahmen, die &#252;blicherweise vorhanden seien und deren Anbringung die Beklagte habe &#252;berwachen m&#252;ssen. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem habe die Beklagte sie auf die bestehende Gefahr </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">nicht hinreichend hingewiesen. Das unstreitig an der in </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Rede stehenden T&#252;r montierte Schild, das einen abgeklemmten </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Finger symbolisiert, sei viel zu klein und an unauff&#228;lliger Stelle angebracht gewesen und habe deshalb eine Warnfunktion nicht erf&#252;llt. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Weiter tr&#228;gt sie vor, eine vollst&#228;ndige Ausheilung des Daumens sei nicht erreicht worden, es bestehe die Gefahr, da&#223; das Glied steif bleibe. Sie sei auch heute noch verletzungsbedingt in der Aus&#252;bung ihrer h&#228;uslichen Arbeit behindert. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte sei sich bewu&#223;t, da&#223; sie f&#252;r die Verletzung </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">der Kl&#228;gerin einzustehen habe. Das ergebe sich daraus da&#223; </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">sie nach dem Unfall &#8211; unstreitig - in der Bordzeitung auf </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">die Gefahren von infolge Seegangs zuschlagenden T&#252;ren auf&#173;</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">merksam gemacht habe. Insoweit habe der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Beklagten B. ein Anerkenntnis abgegeben. Er habe er&#173;</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">kl&#228;rt, die Angelegenheit der Versicherung melden zu wollen </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">und er habe auf eine au&#223;ergerichtliche Einigung der Par&#173;</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">teien gedr&#228;ngt. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin&#183; beantragt, </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin ein in </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">das Ermessen des Gerichts gestelltes Schmerzensgeld, </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">mindestens aber 7000 DM nebst 4 % Zinsen seit Klagezu&#173;</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">stellung, zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt, </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen . </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Sie tr&#228;gt vor: Sie habe ihrer Verkehrssicherungspflicht Gen&#252;ge getan, da Magnetstopper an T&#252;ren nicht zu den beh&#246;rdlich verlangten Sicherheitsausr&#252;stungen geh&#246;rten. Ein solches Ger&#228;t diene allenfalls der Anhebung des Komforts. Sie selbst habe auch keinen Einflu&#223; auf die Ausstattung der Kabinen, da dies der Reederei obliege. Au&#223;erdem h&#228;tte ein Magnetstopper die pl&#246;tzlich aufschwingende T&#252;r nicht festhalten k&#246;nnen. Des weiteren sei das auf der T&#252;r angebrachte Warnschild zur Wahrung der Verkehrssicherungspflicht ausreichend gewesen. H&#228;tte die Kl&#228;gerin um eine Kabine mit Magnetstopper gebeten, dann w&#228;re ihr eine solche auch zur Verf&#252;gung gestellt worden. </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Zudem h&#228;tte die Kl&#228;gerin sich auf die Gefahren an Bord ei&#173;</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">nes Seeschiffes einstellen m&#252;ssen und h&#228;tte nicht im schlaftrunkenen Zustand sich durch die Kabine bewegen d&#252;rfen. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Keineswegs habe ihr Gesch&#228;ftsf&#252;hrer eine Zahlungspflicht </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">anerkannt, sondern er habe nur eine g&#252;tliche Beilegung der </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Streitigkeit erreichen wollen. </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat durch Einholung eines Sachverst&#228;ndigengut&#173;</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">achtens Beweis erhoben. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf das Gutachten des Sachverst&#228;ndigen Kapt.K.-H.C. vom 7.11.1990,. B1.77-79 GA, und wegen der weiteren Einzelheiten auf die zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde: </p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet. Ein Anspruch auf Zahlung eines Schmerzensgeldes nach &#167;&#167; 823, 847 BGB steht der Kl&#228;gerin bereits dem Grunde nach nicht zu. </p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Zun&#228;chst liegt ein zugunsten der Kl&#228;gerin wirksames, vom </p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagten abgegebenes Anerkenntnis bereits nach dem Vorbringen der Kl&#228;gerin nicht vor. Ein schriftliches Anerkenntnis nach &#167;&#167; 780,781 BGB liegt unstreitig nicht vor; gleichfalls kann in den vorgetragenen &#196;u&#223;erungen des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers kein nach &#167; 782 BGB formfreies, im Wege des Vergleiches erteiltes Schuldanerkenntnis gesehen werden. Angeblich hatte er der Kl&#228;gerin gegen&#252;ber ge&#228;u&#223;ert: </p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Warum wollen Sie gleich mit so gro&#223;en Gesch&#252;tzen </p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">schie&#223;en, wir sind doch alle Menschen und k&#246;nnen die </p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Angelegenheit doch unter uns regeln.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Das kann allenfalls als Einleitung eines Vergleichsgespr&#228;chs gewertet werden, zu dessen Abschlu&#223; es jedoch nicht gekommen ist. Weder darin noch in der &#196;u&#223;erung, er werde die Angelegenheit der Versicherung melden, kommt ein Anerkenntnis zum Ausdruck. Letzteres konnte die Kl&#228;gerin bei verst&#228;ndiger W&#252;rdigung lediglich dahingehend verstehen, da&#223; der Versicherung wie auch der Beklagten die Pr&#252;fung der Berechtigung der geltend gemachten Anspr&#252;che noch offenbleiben sollte. Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt nicht etwa vor, ihr sei unbedingte Regulierung ohne jede Nachpr&#252;fung zugesagt worden. </p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen hat die Kl&#228;gerin nicht dargelegt, da&#223; sie von der Beklagten Zahlung eines bestimmten Geldbetrages gefordert hat. Da&#223; aber der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagten mit einer Einstandspflicht in unbestimmter H&#246;he einverstanden gewesen w&#228;re, kann erst recht nicht angenommen werden. </p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Der Beklagten kann vorliegend die Verletzung einer Verkehrssicherungspflicht nicht vorgeworfen werden. Dabei verkennt das Gericht nicht, da&#223; der Beklagten als Reiseveranstalterin grunds&#228;tzlich die Pflicht obliegt, selbst die von ihr angebotene Reise und, somit das Kreuzfahrtschiff A.auf die Einhaltung der notwendigen ,Sicherheitsvorschriften zu &#252;berpr&#252;fen. Die Beklagte war insoweit durchaus gehalten, entsprechende Uberwachungsma&#223;nahmen durchzuf&#252;hren; indes hat sie dies nach der Auffassung des erkennenden Einzelrichters , vorliegend getan. Nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen Kapt.C., denen das Gericht folgt, besteht n&#228;mlich bei unter panamesischer, Flagge fahrenden Schiffen, keine Sicherheitsvorschrift, derzufolge eine T&#252;rarretierung als Sicherheitseinrichtung anzubringen ist. Somit war die Reederei nicht verpflichtet, in jeder Kabine eine solche Arretierung anzubringen und demzufolge war auch die Beklagte nicht verpflichtet/ auf eine mangelnde Arretierung im Rahmen der Uberwachung zu achten bzw. darauf hinzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Gleichfalls l&#228;&#223;t sich eine f&#252;r die eingetretene Verletzung der Kl&#228;gerin urs&#228;chliche Verletzung der Verkehrssicherungspflicht nicht daraus herleiten, da&#223; die Beklagte nicht sofort nach Antritt der Reise die Kl&#228;gerin in einer mit Magnetarretierung versehenen Kabine untergebracht hat. Nach der Auffassung des erkennenden Einzelrichters l&#228;&#223;t sich n&#228;mlich nicht mit hinreichender Sicherheit feststellen, da&#223; in diesem Fall die Daumenfraktur nicht ebenfalls eingetreten w&#228;re. Dies l&#228;&#223;t sich den -allerdings knappen - Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen entnehmen. Danach bietet eine Magnetarretierung bei schwerem Seegang keinen hundertprozentigen Schutz gegen das Hin- und Herschlagen der T&#252;ren. Es leuchtet ohne weiteres ein, da&#223; der nur auf magnetischer Basis funktionierende T&#252;rhalter zwar infolge der Anziehung in der Lage ist, eine langsam dagegen gedr&#252;ckte T&#252;r festzuhalten. Bei einer schwingenden oder auf- und zuschlagenden T&#252;r mag dies durchaus anders sein. Mithin h&#228;tte die sofortige Unterbringung der Kl&#228;gerin in einer mit einer Magneteinrichtung ausgestatteten Kabine nicht mit hinreichender Sicherheit den Eintritt des Unfallgeschehens verhindert. </p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Des weiteren ist unerheblich, da&#223; eine Arretierung nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen zum "&#252;blichen Standard" geh&#246;rt. Insoweit hat er eindeutig ausgef&#252;hrt, da&#223; bei schwerem Seegang keine der m&#246;glichen Sicherheitseinrichtungen geeignet ist, ein Schlagen der T&#252;ren zu vermeiden. Des weiteren kommt es nicht darauf an, welche Ma&#223;einheit f&#252;r Sehst&#228;rke oder Windst&#228;rke zur Unfallzeit aufgetreten war. Insoweit hat n&#228;mlich auch der Sachverst&#228;ndige sich nicht auf eine bestimmte Ma&#223;einheit berufen. Es verhilft der Klage nicht zum Erfolg, da&#223; die Kl&#228;gerin nach Vorliegen des Gutachtens bestreitet, da&#223; Seest&#228;rke 9 gegeben war und da&#223; sie vortr&#228;gt, die Kl&#228;gerin sei &#252;ber zu erwartendes schlechtes Wetter nicht informiert worden. Die Kl&#228;gerin hat n&#228;mlich vorgetragen, da&#223; Sie infolge des starken Seegangs von der Klinke abgerutscht ist, und da&#223; sich die fehlende Magnethalterung erst bei starkem Seegang bemerkbar mache. Es vermag nicht zu &#252;berzeugen, wenn sie nach Vorliegen des Sachverst&#228;ndigengutachtens im Widerspruch dazu vortr&#228;gt, am Unfalltag habe kein schwerer Seegang geherrscht, so da&#223; die vorhandene Arretierung ausgereicht h&#228;tte. Insoweit war die Kl&#228;gerin gehalten, diesen Widerspruch nachvollziehbar zu erkl&#228;ren, was indes nicht geschehen ist. Somit geht das Gericht davon aus, da&#223; zur Unfallzeit starker Seegang herrschte; auf die genaue Ma&#223;einheit kommt es nicht an. Des weiteren kommt es nicht darauf an, welcher Seegang zu Beginn der Kreuzfahrt, zwei Tage vor dem Unfall, aufgetreten ist. </p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; die von dem Sachverst&#228;ndigen als eher sicher erachtete Klinkenarretierung unstreitig an Bord der MS Azur in keiner Kabine montiert war; jedenfalls ist dies nicht vorgetragen. </p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen l&#228;&#223;t sich eine Verletzung einer Verkehrssicherungspflicht seitens der Beklagten auch nicht aus dem auf der T&#252;r angebrachten Warnschild herleiten. Aus den &#252;berreichten Fotografien ist nach der Auffassung des erkennenden Einzelrichters die Warnfunktion dieses Schildes f&#252;r jedermann eindeutig ersichtlich. Es stellt dar, da&#223; ein zwischen T&#252;rrahmen und T&#252;r -auf der Seite der Scharniere geratener Zeigefinger abgetrennt werden kann. Das reicht mit Sicherheit aus, um die von einer schwingenden oder schlagenden T&#252;r ausgehenden Gefahren eindeutig zu demonstrieren. Dazu kommt, da&#223; das Schild eindeutig direkt &#252;ber der Drehklinke angebracht ist und gegen&#252;ber der Farbe des T&#252;rblatts ebenso eindeutig absticht. Da beim &#246;ffnen einer T&#252;r ein Benutzer der Kabine notwendigerweise auf die Klinke blickt, um diese steher zu ergreifen, wird der Blick ebenso zwangsl&#228;ufig auf das Warnschild gelenkt. Dazu kommt noch, da&#223; die Kl&#228;gerin bereits zwei Tage vor dem Unfall in der Kabine untergebracht war und somit die T&#252;r sicherlich mindestens einmal t&#228;glich ge&#246;ffnet hat. Das Warnschild kann ihr mithin nicht verborgen geblieben sein. Gleichfalls verhilft es der Klage nicht zum Erfolg, da&#223; die Beklagte nicht zuvor, schriftlich vor den Gefahren der T&#252;r gewarnt hat. Unstreitig hat sie nach Antritt der Fahrt und vor dem Unfall eine Informationsveranstaltung unter Hinweis auf die Gefahren hohen Seegangs abgehalten, an der die Kl&#228;gerin nach ihrem eigenen Vorbringen nicht teilgenommen hat. Selbst wenn die Beklagte anl&#228;&#223;lich dieser Veranstaltung auf die Gefahren der schlagenden Toilettent&#252;ren nicht hingewiesen h&#228;tte, w&#228;re das somit f&#252;r die eingetretene Verletzung nicht urs&#228;chlich gewesen. </p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen steht der Kl&#228;gerin nach der Auffassung des erkennenden Einzelrichters ein Schmerzensgeldanspruch selbst dann nicht zu, wenn man entgegen den vorstehenden Darlegungen eine Verletzung der Verkehrssicherungspflicht seitens der Beklagten annehmen w&#252;rde. Vorliegend hat sich eine der f&#252;r eine Seereise typischen Gefahren realisiert. Es liegt auf der Hand, da&#223; bei einer Kreuzfahrt schlechtes Wetter, verbunden mit hohem Wellengang, auftreten kann, was wiederum zu entsprechenden Schlingerbewegungen des Schiffes f&#252;hren kann. Dies indes kann dann leicht, wie vorliegend geschehen, zu Verletzungen der Passagiere f&#252;hren. Auch wenn es sich um die erste Kreuzfahrt der Kl&#228;gerin gehandelt hat, so kann nicht ohne weiteres angenommen werden, da&#223; der Kl&#228;gerin nicht bewu&#223;t war, da&#223; insoweit einer Seereise Gefahren innewohnen. denen sie im t&#228;glichen Leben nicht ausgesetzt ist. Das Gericht ist der Ansicht, da&#223; derjenige, der an einer Veranstaltung teilnimmt, sei es eine Reise oder etwa eine sportliche Veranstaltung, die jeweils typischen Risiken hinnehmen mu&#223;, was bei der Abkl&#228;rgung der Verantwortlichkeit der Parteien ber&#252;cksichtigt werden mu&#223;. (vgl. Mertens in M&#252;nchner Kommentar, &#167; 823 BGB Rdn.190, 190 a). Insoweit kann der Beklagten nicht eine so weitgehende Pflicht auferlegt werden. da&#223; sie ein Sicherheitsniveau garantieren mu&#223;te, das jegliches Risiko f&#252;r die Passagiere ausschlo&#223;. Dar&#252;ber hinaus ist auch das Verhalten der Kl&#228;gerin zu ber&#252;cksichtigen, die ihrem Vorbringen zufolge nicht die ihr m&#246;gliche Sorgfalt hat walten lassen. Sie h&#228;tte n&#228;mlich den bedauerlichen Unfall unter Umst&#228;nden dadurch vermeiden k&#246;nnen, da&#223; sie sich beim Aufsuchen der Toilette etwas mehr Zeit gelassen h&#228;tte, um die Bewegungen des Schiffes besser einsch&#228;tzen zu k&#246;nnen. </p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Nach alledem kommt es auf den im einzelnen streitigen Um&#173;</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">fang der Verletzungen und der m&#246;glichen Sp&#228;tsch&#228;den nicht </p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">mehr an. </p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung fOlgt aus &#167; 91 ZPO, die Entscheidung </p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">&#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#167; 708 </p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Nr.ll, 711 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 7.000,--DM. </p>
314,951
lagk-1991-04-24-7-sa-123089
{ "id": 795, "name": "Landesarbeitsgericht Köln", "slug": "lagk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
7 Sa 1230/89
1991-04-24T00:00:00
2019-03-13T14:42:22
2022-10-18T15:09:26
Urteil
ECLI:DE:LAGK:1991:0424.7SA1230.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das Urteil des Arbeitsgerichts Aachen vom 5.9.1989 - 4 Ca 518/89 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten der Berufung und der Revision tr&#228;gt der Kl&#228;ger</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">&#160;<strong><span style="text-decoration:underline">Tatbestand</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Tatbestand ergibt sich aus dem Urteil des Gerichts vom 28.2.1990 (Bl. 159 ff. d.GA.) und dem Urteil des Bundesarbeitsgerichts vom 28.11.1990 - 4 AZR 299/90 - (Bl. 181 ff. d.GA.).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat weiterhin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">unter Aufhebung des Urteils des Arbeitsgerichts Aachen vom 05.09.1989 - Gesch&#228;ftsnummer ** 4 Ca 518/89 ** - festzustellen, da&#223; das beklagte Land verpflichtet ist, den Kl&#228;ger ab dem 06.06.1988 gem&#228;&#223; Vert&#252;gungsgruppe IV b zu bezahlen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat weiterhin beantragt, die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde</span></strong></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Bei Zugrundelegung des Urteils des Bundesarbeitsgerichts vom 28.11.1990 (&#167; 565 Abs. 2 ZPO)ist die Berufung des Kl&#228;gers ebenfalls unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160; Die vom Bundesarbeitsgericht (Urteil S. 12) geforderte Pr&#252;fung, ob die vom Kl&#228;ger vorgetragenen T&#228;tigkeiten den im Klammersatz zur Verg&#252;tungsgruppe V b BAT Fallgruppe l a difinierten Rechtsbegriff der gr&#252;ndlichen, umfassenden Fachkenntnisse erf&#252;llen, hat ergeben, da&#223; dies nicht der Fall ist.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">a)&#160;&#160;&#160;&#160; Die Difinition des Rechtsbegriffs der "gr&#252;ndlichen, umfassenden Fachkenntnisse" im Klammersatz zur Verg&#252;tungsgruppe V b BAT Fallgruppe <em>1</em> a beruht auf der Difinition des Rechtsbegriffs der "gr&#252;ndlichen und</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">vielseitigen Fachkenntnisse" in voraufgehenden Klammers&#228;tzen der voraufgehenden Verg&#252;tungsgruppen. Darauf hat das Landesarbeitsgericht schon in seinem Urteil vom 28.2.1990 (Bl. 12) hingewiesen; die Behauptung des Bundesarbeitsgerichts in seinem Urteil vom 28.11.1990 (Bl. 10), das Landesarbeitsgericht habe schon nicht dargelegt, was unter "gr&#252;ndlichen, umfassenden Fachkenntnissen" zu verstehen ist, ist daher falsch.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kette der "Difinitionen" lautet vollst&#228;ndig:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><strong>Verg&#252;tungsgruppe VII</strong></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Ib. Angestellte im B&#252;ro-, Buchhalterei-,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">sonstigen Innendienst und im Au&#223;endienst,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">deren T&#228;tigkeit gr&#252;ndliche Fachkenntnisse</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">erfordert.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">(Erforderlich sind n&#228;here Kenntnisse von</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Gesetzen, Verwaltungsvorschriften und</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Tarifbestimmungen usw. des Aufgabenkreises)*</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">la. Angestellte im B&#252;ro-, Buchhalterei-,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">sonstigen Innendienst und im Au&#223;endienst, deren T&#228;tigkeit gr&#252;ndliche und vielseitige Fachkenntnisse erfordert.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">(Die gr&#252;ndlichen und vielseitigen Fachkenntnisse brauchen sich nicht auf das gesamte Gebiet der Verwaltung (des Betriebes), bei der der Angestellte besch&#228;ftigt ist, zu beziehen. Der Aufgabenkreis des Angestellten mu&#223; aber so gestaltet sein, da&#223; er nur beim Vorhandensein gr&#252;ndlicher und vielseitiger Fachkenntnisse ordnungsgem&#228;&#223; bearbeitet werden kann.)*</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><strong>Verg&#252;tungsgruppe VI b</strong></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">la. Angestellte im B&#252;ro-, Buchhalterei-,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">sonstigen Innendienst und im Au&#223;endienst, deren T&#228;tigkeit gr&#252;ndliche und vielseitige Fachkenntnisse und mindestens zu einem F&#252;nftel selbst&#228;ndige Leistungen erfordert. (Die gr&#252;ndlichen und vielseitigen Fachkenntnisse brauchen sich nicht auf das gesamte Gebiet der Verwaltung (des Betriebes) , bei der der Angestellte besch&#228;ftigt ist, zu beziehen. Der Aufgabenkreis des Angestellten mu&#223; aber so gestaltet sein, da&#223; er nur beim Vorhandensein gr&#252;ndlicher und viel-</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">seitiger Fachkenntnisse ordnungsgem&#228;&#223; bearbeitet werden kann. Selbst&#228;ndige Leistungen erfordern ein den vorausgesetzten Fachkenntnissen entsprechendes selbst&#228;ndiges Erarbeiten eines Ergebnisses unter Entwicklung einer eigenen geistigen Initiative; eine leichte geistige Arbeit kann diese Anforderung nicht erf&#252;llen).</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><strong>Verg&#252;tungsgruppe V c</strong></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">la. Angestellte im B&#252;ro-, Buchhalterei-,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">sonstigen Innendienst und im Au&#223;endienst, deren T&#228;tigkeit gr&#252;ndliche und vielseitige Fachkenntnisse und selbst&#228;ndige Leistungen erfordert.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">(Die gr&#252;ndlichen und vielseitigen Fachkenntnisse brauchen sich nicht auf das gesamte Gebiet der Verwaltung (des Betriebes), bei der der Angestellte besch&#228;ftigt ist, zu beziehen. Der Aufgabenkreis des Angestellten mu&#223; aber so gestaltet sein, da&#223; er nur beim Vorhandensein gr&#252;ndlicher und vielseitiger Fachkenntnisse ordnungsgem&#228;&#223; bearbeitet werden kann. Selbst&#228;ndige Leistungen erfordern ein den vorausgesetzten Fachkenntnissen entsprechendes selbst&#228;ndiges Erarbeiten eines Ergebnisses unter Entwicklung einer eigenen geistigen Initiative; eine leichte geistige Arbeit kann diese Anforderung nicht erf&#252;llen.)</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"><strong>Verg&#252;tungsgruppe V b</strong></p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">la. Angestellte im B&#252;ro-, Buchhalterei-,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">sonstigen Innendienst und im Au&#223;endienst, deren T&#228;tigkeit gr&#252;ndliche, umfassende Fachkenntnisse und selbst&#228;ndige Leistungen erfordert.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">(Gr&#252;ndliche, umfassende Fachkenntnisse bedeuten gegen&#252;ber den in den Fallgruppe la der Verg&#252;tungsgruppe VII, VIb und Vc geforderten gr&#252;ndlichen und vielseitigen Fachkenntnissen eine Steigerung der Tiefe und der Breite nach.)*</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">aa)&#160;&#160;&#160; Demgem&#228;&#223; soll unter "Fachkenntnissen" die Kenntnis von Gesetzen, Verwaltungsvorschriften und Tarifbestimmungen "usw. des Aufgabenkreises" verstanden werden (Klammersatz zur Verg&#252;tungsgruppe VII Fallgruppe Ib)</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Was mit "usw. des Aufgabenkreises" gemeint ist, ist nicht erkennbar. Das Gericht geht davon aus, da&#223; bei einem Angestellten in der &#246;ffentlichen Verwaltung, dessen Aufgabe der Einkauf von Waren ist, auch Warenkenntnisse und Marktkenntnisse zu den "Fachkenntnissen" geh&#246;ren. Das hat das Gericht bereits in seinem Urteil vom 28.2.1990 (Bl. 10) angenommen. Das Bundesarbeitsgericht hat dies in seinem Aufhebungsurteil vom 28.11.1990 nicht beanstandet; es hat dazu geschwiegen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">bb)&#160;&#160;&#160; Unter "gr&#252;ndlichen" Fachkenntnissen ist danach die "n&#228;here" Kenntnis von Gesetzen usw. zu verstehen (ebenfalls Klammersatz zur Verg&#252;tungsgruppe VII Fallgruppe Ib) . Es gen&#252;gt also nicht die Kenntnis von Gesetz usw. schlechthin, sondern die Kenntnis mu&#223; eine "n&#228;here" sein.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">cc)&#160;&#160;&#160; Der Rechtsbegriff der "gr&#252;ndlichen und vielseitigen" Fachkenntnis ist nicht positiv difiniert, sondern nur negativ. "Die gr&#252;ndlichen und vielseitigen Fachkenntnisse brauchen sich nicht auf das gesamte Gebiet der Verwaltung (des Betriebes), bei der der Angestellte besch&#228;ftigt ist, zu beziehen." (Klammersatz zur Verg&#252;tungsgruppe VII Fallgruppe la BAT). Der Begriff "vielseitig" mu&#223; daher im Sinne des allgemeinen Sprachgebrauchs verstanden werden, als Gegensatz zu&#160; "einseitig". F&#252;r erforderlich gehalten werden mu&#223; daher die n&#228;here Kenntnis von verschiedenen Gesetzen usw. Die Vielseitigkeit braucht aber nicht soweit zu gehen, da&#223; sie das gesamte Gebiet der Verwaltung (des Betriebes) umfa&#223;t, bei der der Angestellte besch&#228;ftigt ist, siehe Klammersatz.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">dd)&#160;&#160; Der Rechtsbegriff der "gr&#252;ndlichen, umfassenden Fachkenntnis" erfordert gegen&#252;ber den "gr&#252;ndlichen und vielseitigen Fachkenntnissen" eine Steigerung der Tiefe und Breite nach (Klammersatz zur Verg&#252;tungsgruppe V b</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Fallgruppe la). In der Kommentierung dazu wird ausgef&#252;hrt, da&#223; Fachkenntnisse gemeint sind, die erforderlich sind f&#252;r st&#228;rker analysierende, zur Entscheidung von Zweifelsf&#228;llen notwendige Denkvorg&#228;nge, vgl. Clemens/Scheuring/Steingen/Wiese, Komm, zum BAT, Teil II BL Anm. 90 (S. 352 c) .</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">b)&#160;&#160;&#160;&#160; Der Kl&#228;ger ben&#246;tigt bei seiner Einkaufst&#228;tigkeit insbesondere die Kenntnis der Vorschrift, da&#223; so g&#252;nstig einzukaufen sei, wie m&#246;glich, und die Kenntnis anderer Gesetze und Verwaltungsvorschriften, sowie Waren- und Marktkenntnisse und die Kenntnis von Gesch&#228;ftsbedingungen. Diese Kenntnisse sind Fachkenntnisse und k&#246;nnen als "n&#228;here" und vielseitige bezeichnet werden und damit als gr&#252;ndlich und vielseitig im Sinne der Verg&#252;tungsgruppen VII, VI b und V c. Es ist jedoch nicht erkennbar, da&#223; der Kl&#228;ger f&#252;r seine T&#228;tigkeit eine Steigerung der Kenntnisse der Tiefe nach ben&#246;tigt. Die Marktkenntnisse des Kl&#228;gers und ggfls. auch seine Kenntnisse von Gesetzen, Verwaltungsvorschriften Waren und Gesch&#228;ftsbedingungen m&#252;ssen "n&#228;her" sein, aber nicht dar&#252;ber hinausgehend tiefgr&#252;ndig. Ihm wird mitgeteilt, welche Waren er bestellen soll. Die verwaltungsm&#228;&#223;ige Abwicklung seiner Eink&#228;ufe erfordert keine Entscheidung von Zweifelsf&#228;llen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160; Auf den vom Kl&#228;ger besonders betonten Umstand, da&#223; seine T&#228;tigkeit "besonders verantwortungsvoll" sei, kommt es daher f&#252;r sein Klageanspruch rechtlich nicht an.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Rechtsmittelbelehrung</span></p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">statt.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil findet kein Rechtsmittel</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">,</p>
314,952
olgk-1991-04-19-19-u-20590
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
19 U 205/90
1991-04-19T00:00:00
2019-03-13T14:42:23
2022-10-18T15:09:26
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1991:0419.19U205.90.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist im zuletzt aufrechterhaltenen Umfang begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat gegen die Beklagte einen Anspruch gem&#228;&#223; &#167;&#167; 433 Abs. 1, 459 Abs. 1, 462, 467 Satz 1, 346 ff. BGB i.V.m. Abschnitt VII. Ziffer 4 der AGB der Beklagten auf R&#252;ckzahlung des Kaufpreises ab-z&#252;glich der gezogenen Nutzungen Zug um Zug gegen R&#252;ckgabe des gekauften PKW.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der vom Kl&#228;ger bei der Beklagten im Mai 1989 gekaufte fabrikneue X. wies bei Auslieferung am 23. August 1989 einen Fehler im Sinne von &#167; 459 Abs. 1 Satz 1 BGB auf.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Im Fahrbetrieb entwickelte sich ein Ger&#228;usch, das eine negative Abweichung von der vertraglich ver-einbarten Beschaffenheit bedeutet.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Es mag offen bleiben, ob, wie der Kl&#228;ger behauptet, Ursache hierf&#252;r ein Defekt an den Antriebswellen ist; denn die Ger&#228;uschentwicklung selbst ist als Sachmangel einzustufen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Im Bereich des Fahrzeugvorderwagens treten bei Fahrgeschwindigkeiten zwischen 60 bis 90 km/h und einer Motordrehzahl von 3400 bis 3800 U/min sowohl im zweiten wie im dritten Gang w&#228;hrend der Be- schleunigung un&#252;berh&#246;rbare und zunehmende Dr&#246;hnge- r&#228;usche auf, die als Vibrationen auf der Beifahrer- seite sowohl in der Bodengruppe als auch in der Stirnwand sp&#252;rbar sind. Dies ergibt sich aus den &#252;berzeugenden Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen H. in seinem Gutachten vom 15. August 1990, deren Richtigkeit von der Beklagten nicht in Zweifel ge-zogen wird.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Solche Dr&#246;hnger&#228;usche stehen nicht in Einklang mit den kaufvertraglichen Vereinbarungen der Parteien. Hiernach - Abschnitt VII. der AGB der Beklagten - hat der Kaufgegenstand dem jeweiligen Stand der Technik seines Typs zu entsprechen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Diese Anforderung ist im Streitfall nicht erf&#252;llt. Dabei ist unerheblich, ob - wie die Beklagte gel-tend macht - bezogen auf die hier in Rede stehende Serie X. und ihren Ausstattungsstandard keine Min-derwertigkeit vorliegt, bzw. ob sich die Ger&#228;usch-entwicklung innerhalb des serienbedingten Streube-reichs eines Kleinwagens vom Typ X. bewegt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Entscheidend f&#252;r den vertraglich vereinbarten Ma&#223;-stab des Standes der Technik des Typs ist nicht der Standard der Marke, sondern der Entwicklungsstand vergleichbarer Fahrzeuge insgesamt. Diese sind mit dem Begriff "Typ des Kaufgegenstandes" im Sinne der Bedingungen gemeint (OLG K&#246;ln, DAR 86, 320; Rein-king-Eggert, Der Autokauf, 6. Aufl., Rdz. 272).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Eine Beschr&#228;nkung der Gew&#228;hrleistung auf den Stan-dard des Herstellers f&#252;r sein Produkt - hier X. - w&#252;rde demgegen&#252;ber bedeuten, da&#223; f&#252;r Konstruktions- oder Fertigungsfehler einer ganzen Serie keine Gew&#228;hr geleistet werden m&#252;&#223;te. Dies wird der durch-schnittliche Neuwagenk&#228;ufer, dessen Verst&#228;ndnis ma&#223;gebend ist, aber nicht annehmen, sondern erwar-ten, Anspruch auf ein dem allgemeinen Stand der Technik in der Automobilindustrie entsprechendes Fahrzeug und entsprechende Gew&#228;hrleistungsrechte zu haben.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Dabei ist unter Stand der Technik nicht die jeweils beste und fortgeschrittenste Entwicklung in jedem Einzelpunkt zu verstehen. Der Durchschnittskunde eines Neuwagens rechnet vielmehr mit Qualit&#228;tsun-terschieden zwischen den verschiedenen Marken bei den technischen Details innerhalb einer Fahrzeug-klasse. Dies gilt insbesondere auch f&#252;r die Ge-r&#228;uschentwicklung. Ma&#223;stab f&#252;r die vereinbarte Be-schaffenheit ist im Streitfall nicht etwa der im Innenraum leiseste Kleinwagen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Dem Stand der Technik im Verst&#228;ndnis des durch-schnittlichen K&#228;ufers eines Kleinwagens in West-deutschland entspricht aber eine solche Eigenschaft nicht, die bei den hier zeitgleich marktg&#228;ngigen Wagen der gleichen Klasse g&#228;nzlich ungew&#246;hnlich ist.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Dies trifft f&#252;r die Ger&#228;uschentwicklung bei dem vom Kl&#228;ger gekauften X. zu.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das bei diesem Fahrzeug auftretende Dr&#246;hnen war auch bei einem Kleinwagen im Jahre 1989 nicht zu erwarten. Es handelt sich um ein durchdringend lau-tes und dumpfes T&#246;nen (vgl. Duden, Das gro&#223;e W&#246;r-terbuch der deutschen Sprache; Der Gro&#223;e Brockhaus, 18. Aufl.), das zudem mit Vibrationen verbunden und als Innenger&#228;usch eines PKW nicht akzeptabel ist. Die unterschiedlichen M&#246;glichkeiten zur D&#228;mmung bei Fahrzeugen verschiedener Gr&#246;&#223;e und Ausstattung k&#246;nnen zwar zu einer h&#246;heren Ger&#228;uschbelastung bei kleineren Wagen f&#252;hren, jedoch ist das Auftreten von Ger&#228;uschen der hier gegebenen Art und Intensi-t&#228;t bei einem Fahrzeug mitteleurop&#228;ischer Herkunft und der Preisklasse von 21.900,-- DM im Jahre 1989 g&#228;nzlich unerwartet. Dies gilt auch dann, wenn die L&#228;rmentwicklung in einem Zusammenhang mit der Aus-r&#252;stung des Fahrzeugs mit ABS stehen sollte; denn auch bei einer solchen Ausstattung ist nicht mit einer f&#252;r einen PKW grunds&#228;tzlich unangemessenen Ger&#228;uschbelastung zu rechnen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Durch den Fehler wird die Gebrauchstauglichkeit des PKW zu dem gew&#246;hnlichen und nach dem Vertrage vor-ausgesetzten Gebrauch nicht unerheblich gemindert. Die un&#252;berh&#246;rbaren mit Vibrationen verbundenen Dr&#246;hnger&#228;usche beeintr&#228;chtigen den Fahrkomfort stark. Sie treten in Situationen auf, die bei nor-malem Fahrbetrieb h&#228;ufig vorkommen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen des Wandlungsrechtes nach Ab-schnitt VII. Ziffer 4 der AGB der Beklagten sind erf&#252;llt. Unstreitig hat der Kl&#228;ger den gekauften Wagen mindestens zweimal wegen der Ger&#228;uschbela-stung bei der Beklagten vorgef&#252;hrt. Die Beklagte hat das Fahrzeug untersucht und erkl&#228;rt, ein Mangel liege nicht vor. Damit ist die Nachbesserung end-g&#252;ltig fehlgeschlagen, weitere Versuche sind f&#252;r den Kl&#228;ger unzumutbar. Auf fehlende Schriftform der M&#228;ngelanzeige kann sich die Beklagte in diesem Zu-sammenhang nicht berufen, nachdem die Anzeige un-streitig erfolgt und von der Beklagten auch bear-beitet worden ist.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann aufgrund des erfolgreichen Wand-lungsbegehrens gem&#228;&#223; &#167;&#167; 346 ff. BGB R&#252;ckzahlung des Kaufpreises nebst Zinsen Zug um Zug gegen R&#252;ckge-w&#228;hr des gekauften PKW verlangen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Auszugehen ist von einem Kaufpreis in H&#246;he von 21.900,-- DM einschlie&#223;lich des f&#252;r den zwischen-zeitlich offenbar verwerteten Altwagen fest ange-rechneten Betrages.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat sein Wandlungsrecht durch die Wei-terbenutzung des Fahrzeugs nicht verloren. Er hat sich jedoch gem&#228;&#223; &#167;&#167; 467 Satz 1, 347 Satz 2, 987 bzw. 988, 818, 100 BGB, die ihm durch die Benutzung des Fahrzeugs entstandenen Gebrauchsvorteile an-rechnen zu lassen. Der Kl&#228;ger ist mit dem Fahrzeug rund 26.000 Kilometer gefahren. Der hierf&#252;r zu verg&#252;tende Nutzungswert ist gem&#228;&#223; &#167; 287 ZPO auf den Betrag von 3.815,-- DM zu sch&#228;tzen, um den der Kl&#228;ger die Klage zuletzt zur&#252;ckgenommen hat. Der Betrag errechnet sich, ausgehend von einer anzuneh-menden Gesamtfahrleistung des X. von 150.000 Kilo-meter aus 0,67 % des Kaufpreises pro gefahrene 1000 Kilometer (OLG Hamm, NJW RR 88, 1140; OLG Frank-furt, DAR 88, 243; OLG K&#246;ln, DAR 82, 402; NJW 87, 2520).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Zinsen auf die demnach in H&#246;he von 18.084,90 DM be-rechtigte Klageforderung stehen dem Kl&#228;ger wie ver-langt in H&#246;he von 4 % ab dem 21. November 1989 ge-m&#228;&#223; &#167;&#167; 347 Satz 3, 246 BGB zu.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten folgt aus &#167;&#167; 91, 269 Abs. 3 ZPO, diejenige &#252;ber die vorl&#228;ufige Voll-streckbarkeit aus &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Streitwert bis 21. M&#228;rz 1991: 21.900,-- DM ab 22. M&#228;rz 1991: 18.084,90 DM (zugleich Beschwer der Beklagten).</p>
314,953
olgham-1991-04-17-8-u-17390
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
8 U 173/90
1991-04-17T00:00:00
2019-03-13T14:42:25
2022-10-18T15:09:26
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1991:0417.8U173.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 7. M&#228;rz 1990 verk&#252;ndete Urteil der 4. Zivilkammer des Landgerichts ... wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens werden je zur H&#228;lfte den Beklagten auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Beschwer der Beklagten betr&#228;gt je 37.500,- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">(Von der Darstellung des <b>Tatbestandes</b> wird gem. &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen)</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die beiden Beklagten zu Recht verurteilt, die am 6. Mai 1988 entnommenen jeweils 37.500,- DM an den Kl&#228;ger als Konkursverwalter zur&#252;ckzuerstatten. Die Voraussetzungen der &#167;&#167; 31 Ziff. 1, 37 Konkursordnung liegen vor.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Auch zur &#220;berzeugung des Senats steht fest, da&#223; die beiden Beklagten die genannten Betr&#228;ge in der Absicht entnommen haben, den Gl&#228;ubiger der sp&#228;teren Gemeinschuldnerin zu benachteiligen. Diese Absicht war der sp&#228;teren Gemeinschuldnerin auch bekannt, weil die Beklagten im Zeitpunkt der Entnahme noch Gesch&#228;ftsf&#252;hrer und damit Organe der sp&#228;teren Gemeinschuldnerin waren.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Benachteiligungsabsicht ist hier schon deshalb zu vermuten, weil die Beklagten keinen f&#228;lligen Anspruch auf Auszahlung der entnommenen Betr&#228;ge gegen die sp&#228;tere Gemeinschuldnerin hatten.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Voraussetzung f&#252;r einen solchen f&#228;lligen Zahlungsanspruch in H&#246;he von jeweils 37.500,- DM w&#228;re ein entsprechender Gewinnverwendungsbeschlu&#223; gem. &#167; 29 Abs. 1 GmbHG. Ein solcher Beschlu&#223; setzt die wirksame Feststellung des Jahresabeschlusses voraus. Ist der Jahresabschlu&#223; nicht wirksam festgestellt worden (nichtig oder wirksam angefochten), so ist auch der Gewinnverwendungsbeschlu&#223; analog &#167; 253 Aktiengesetz nichtig (Rowedder GmbHG, 2. Aufl., 1990, &#167; 29 Rdn. 38; Scholz-Schmidt, GmbHG, 7. Aufl., 1988, &#167; 46 Rdn. 43; Baumbach-Hueck, GmbHG, 15. Aufl. 1988, &#167; 29 Rdn. 43). Bilanzfestellungs- und Gewinnverwendungsbeschlu&#223; k&#246;nnen allerdings zusammenfallen, und die Bilanzfeststellung kann auch konkludent erfolgen (Scholz-Crezelius a.a.O., &#167; 42a Rdn. 36; Baumbach-Hueck a.a.O. &#167; 46 Rdn. 14).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Hier liegt nur ein einheitlicher Beschlu&#223; mit Datum vom 28.12.1987 vor, der die Verwendung des Jahresgewinns 1986 betrifft und insoweit auf die Handelsbilanz zum 31.12.1986 verweist. Hierin liegt die stillschweigende Feststellung der Jahresbilanz 1986.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Streitig ist allerdings, ob dieser Beschlu&#223; tats&#228;chlich an diesem Tag so gefa&#223;t worden oder ob er erst sp&#228;ter gefertigt und r&#252;ckdatiert worden ist. Diese Frage kann aber im Ergebnis dahinstehen. Der Senat unterstellt zugunten der Beklagten deren Darstellung als richtig, da&#223; der Beschlu&#223; so am 28.12.1987 in einer Gesellschafterversammlung gefa&#223;t wurde.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Bilanzfeststellungsbeschlu&#223; und damit auch der Gewinnverwendungsbeschlu&#223; sind jedoch auch dann nichtig, wenn der Jahresabschlu&#223; gegen zwingende gesetzliche Vorschriften zum Schutz der Gl&#228;ubiger verst&#246;&#223;t. Dies folgt aus einer Analogie zu &#167; 256 Aktiengesetz (Rowedder-Wiedemann a.a.O. &#167; 42a Rdn. 55; Scholz-Schmidt a.a.O. &#167; 46 Rdn. 38; Baumbach-Hueck a.a.O. &#167; 42a Rdn. 22ff). Das ist z.B. dann anzunehmen, wenn Bilanzposten nicht unwesentlich &#252;berbewertet oder zwingend vorgeschriebene Passivposten weggelassen werden. Es mu&#223; sich aber um schwerwiegende Verst&#246;&#223;e handeln, die das Betriebsergebnis ma&#223;geblich beeinflussen (Rowedder a.a.O.; Baumbach-Hueck a.a.O. Rdn. 23).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die hier zum 31.12.1986 erstellte Bilanz, die Grundlage des Gewinnverwendungsbeschlusses ist, leidet an einem, solchen schwerwiegenden Mangel. Sie verst&#246;&#223;t n&#228;mlich gegen zwingende Passivierungspflichten, weil wegen noch ungekl&#228;rter Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;che der ... wegen des Flachdaches am Bauobjekt in ... seitens der sp&#228;teren Gemeinschuldnerin R&#252;ckstellungen h&#228;tten gebildet werden m&#252;ssen, was unstreitig nicht geschehen ist.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die drohende Inanspruchnahme aus Gew&#228;hrleistung z&#228;hlt zu den Ungewissen Verbindlichkeiten i.S.d. &#167; 249 Abs. 1 Ziff. 1 HGB, f&#252;r die Passivierungspflicht besteht (Rowedder a.a.O. &#167; 42 a Anh. Rdn. 174; Baumbach-Duden-Hopt, HGB, 28. Auff. 1989, &#167; 249 Anm. 2 B, C; Scholz-Crezelius a.a.O., Anh. zu &#167; 42a Rdn. 194).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Sp&#228;testens nach dem Ortstermin vom 15.11.1986 stand fest, da&#223; an dem mangelhaften Flachdach noch Sanierungsarbeiten auszuf&#252;hren waren, weil rd. 300 m&#178; bzw. 15 % der Dachfl&#228;che mangelhaft waren. Dies sollte bis Sommer 1987 geschehen. Die ... verlangte als Sicherheit eine Gew&#228;hrleistungsb&#252;rgschaft in H&#246;he von 50.000,- DM, womit die Beklagten als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der sp&#228;teren Gemeinschuldnerin einverstanden waren, denn die B&#252;rgschaft wurde bereits im Januar 1987 von der Bank gestellt. Damit stand bereits Ende 1986 fest, da&#223; die sp&#228;tere Gemeinschuldnerin der ... zu weiteren Sanierungsma&#223;nahmen verpflichtet war. &#220;berdies bestand die Gefahr, da&#223; die ... bei nicht fristgerechter oder nicht ordnungsgem&#228;&#223;er Sanierung aus der B&#252;rgschaft vorgehen werde, was zum R&#252;ckgriff der b&#252;rgenden Bank gegen die sp&#228;tere Gemeinschuldnerin bis zur H&#246;he von 50.000,- DM f&#252;hren konnte. Daraus folgt, da&#223; Ende 1986 eine dem Grunde nach sichere, der H&#246;he nach noch ungewisse Verpflichtung gegen&#252;ber der ... bestand und eine m&#246;gliche Inanspruchnahme aus der B&#252;rgschaft jedenfalls wirtschaftlich bereits angelegt war. Diese Risiken waren passivierungspflichtig.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Hieran und an der Bewertung dieser Risiken hat sich bis zur Aufstellung der Bilanz Ende 1987/Anfang 1988 auch nichts wesentliches ge&#228;ndert. Zwar wurden Anfang 1987 Sanierungsarbeiten ausgef&#252;hrt, nach eigenem erstinstanzlichen Vortrag der Beklagten aber nicht fristgerecht, was zur Folge hatte, da&#223; die B&#252;rgschaft mehrfach verl&#228;ngert wurde, und zwar bis in das Jahr 1988 hinein. Folglich bestand selbst im Zeitpunkt der Erstellung der Bilanz f&#252;r das Gesch&#228;ftsjahr 1986 die M&#246;glichkeit einer Inanspruchnahme durch die b&#252;rgende Bank weiter.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Das Risiko der Inanspruchnahme aus Gew&#228;hrleistung oder aus der B&#252;rgschaft war auch nicht geringer, sondern eher gr&#246;&#223;er geworden, weil Mitte 1987 erneut erhebliche M&#228;ngel an dem Dach festgestellt worden waren. Deren Ursache war zwar noch nicht endg&#252;ltig gekl&#228;rt. Immerhin lag aber sp&#228;testens im September 1987 das Gutachten ... vor, in welchem auch von Material- und Verarbeitungsfehlern die Rede war. Das begr&#252;ndete die Gefahr, da&#223; die sp&#228;tere Gemeinschuldnerin auch wegen dieser neuen M&#228;ngel in Anspruch genommen werde. Die hieraus folgenden Risiken einer weiteren Inanspruchnahme durch die ... auf Gew&#228;hrleistung oder seitens der b&#252;rgenden Bank h&#228;tten gem. &#167; 252 Abs. 1 Ziffer 4 HGB bei der Bewertung der f&#252;r 1986 als R&#252;ckstellung zu passivierenden noch Ungewissen Verbindlichkeit aus Gew&#228;hrleistung ber&#252;cksichtigt werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Daran &#228;ndert auch das Stichtagsprinzip nichts, wonach Ver&#228;nderungen nach dem Bilanzstichtag - hier 31.12.1986 - grunds&#228;tzlich unber&#252;cksichtigt zu bleiben haben. Denn dieses gilt nicht f&#252;r die Bewertung von Einzelposten. Erkenntnisse, die erst nach dem Bilanzstichtag bis zum Tage der Aufstellung der Bilanz - hier Ende 1987/Anfang 1988 - gewonnen werden und Bilanzposten in einem anderen Licht erscheinen lassen als am Bilanzstichtag, sind im Gl&#228;ubigerinteresse zu ber&#252;cksichtigen, &#167; 252 Abs. 1 Ziffer 4 HGB (Baumbach-Duden-Hopt a.a.O. &#167; 252 Anm. 4 A).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Angesichts des Umfangs der Mitte 1987 erkennbar gewordenen Sch&#228;den und des Umstandes, da&#223; die sp&#228;tere Gemeinschuldnerin schon 1986 nach eigenem Vortrag rund 200.000,- DM zur Sanierung des Daches aufgewandt hatte, die unstreitig &#252;brigens auch nicht passiviert wurden, h&#228;tten jedenfalls die 50.000,- DM angesetzt werden m&#252;ssen, &#252;ber die sich die Bankb&#252;rgschaft verhielt. Die Gefahr, jedenfalls in dieser H&#246;he in Anspruch genommen zu werden, war aus der ma&#223;geblichen Sicht bei Aufstellung der Bilanz Ende 1987/Anfang 1988 erheblich.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Bei einer Bilanzsumme von rund 646.000,- DM ist eine unterlassene R&#252;ckstellung von 50.000,- DM auch ein erheblicher Fehler. Er macht im vorliegenden Fall mehr als die H&#228;lfte des mit dem Jahresfehlbetrag aus 1986 saldierten Gewinnvortrags aus 1985 und damit weit mehr als die H&#228;lfte des ausgekehrten Gewinnes aus.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><b>4.</b></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Nichtigkeit des Gewinnverwendungsbeschlusses l&#228;&#223;t einen Entnahmeanspruch der Beklagten entfallen, so da&#223; es auch an einer kongruenten Deckung f&#252;r die entnommenen jeweils 37.500,- DM fehlt. Die hierdurch begr&#252;ndete Vermutung der Gl&#228;ubigerbenachteiligungsabsicht ist nicht nur nicht widerlegt, sie wird vielmehr durch die weiteren unstreitigen Umst&#228;nde best&#228;tigt. Die Ver&#228;u&#223;erung der Gesch&#228;ftsanteilen zu einem von dem Beklagten bewu&#223;t - auch in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat - nicht mitgeteilten Preis, die Verlegung des Firmensitzes nach ... die &#196;nderung des Firmennamens, die Gr&#252;ndung einer neuen Gesellschaft mit &#228;hnlichem Aufgabenbereich und &#228;hnlicher Firma ... statt Kunststofftechnik ... und wiederum mit Sitz in ..., dies alles l&#228;&#223;t den sicheren Schlu&#223; zu, da&#223; die Beklagten es darauf angelegt hatten, der sp&#228;teren Gemeinschuldnerin in der Erwartung ihres drohenden Zusammenbruchs die noch fl&#252;ssigen Mittel zum Nachteil der Gesellschaftsgl&#228;ubiger zu entziehen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 97 Abs. 1, 100 Abs. 1 ZPO. Die Vollstreckbarkeit des Urteils folgt aus &#167;&#167; 708 Ziffer 10, 711, 713 ZPO.</p>
314,954
olgk-1991-04-17-2-u-17390
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 U 173/90
1991-04-17T00:00:00
2019-03-13T14:42:27
2022-10-18T15:09:24
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1991:0417.2U173.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Beklagten zu 1) wird das am 27. September 1990 verk&#252;ndete Urteil der 8. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln (8 0 363/89) teilweise ge&#228;ndert und insgesamt wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p>Die Beklagte zu 2) wird verurteilt, an den Kl&#228;ger DM 15.000,-- zu zahlen. Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Die Berufung der Beklagten zu 2) gegen das Urteil des Landgerichts K&#246;ln vom 27. September 1990 wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Gerichtskosten in beiden Rechtsz&#252;gen haben der Kl&#228;ger und die Beklagte zu 2) je zur H&#228;lfte zu tragen.</p> <p>Die au&#223;ergerichtlichen Kosten des Beklagten zu 1) in beiden Instanzen werden dem Kl&#228;ger auferlegt. Die au&#223;ergerichtlichen Kosten des Kl&#228;gers in beiden Rechtsz&#252;gen hat die Beklagte zu 2) zur H&#228;lfte zu tragen. Im &#252;brigen tragen die Parteien ihre au&#223;ergerichtlichen Kosten selbst.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Wert der Beschwer des Kl&#228;gers und der Beklagten zu 2) &#252;bersteigt jeweils DM 60.000,-nicht.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Tatbestand :</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger nimmt die Beklagten auf Zahlung eines Schmerzensgeldes aufgrund eines Unfalls vom 02.02.1988 in Anspruch. Der 1917 geborene Kl&#228;ger fuhr am Unfalltage als Fahrgast mit einem Linienbus (Gelenkbus) der Beklagten zu 2) &#8211; L2, Linie XXX - in Richtung N. Er sa&#223; im Heckteil des Busses, d.h. vom Fahrer aus gesehen hinter dem Gelenk, auf der linken Seite auf einem Sitzplatz unmittelbar neben dem Gang in der N&#228;he zur T&#252;r. Der Beklagte zu 1) war der Fahrer des Busses.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Auf der N2-Stra&#223;e hielt der Beklagte zu 1) den Bus vor der Einm&#252;ndung der Stra&#223;e &#8222;Am X2" an, um sodann - dem M-weg folgend - mit dem Bus nach links in diese Stra&#223;e abzubiegen. Als der Bus anfuhr und abbog, fiel der Kl&#228;ger von dem Sitz <strong>auf den Boden des Busses. Hierbei wurde der Kl&#228;ger erheblich</strong> verletzt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, dem etwa elf Jahre zuvor linksseitig ein k&#252;nstliches H&#252;ftgelenk implantiert worden war, erlitt eine schmerzhafte Oberschenkeltr&#252;mmerfraktur im Bereich des Schaftes dieser Prothese. Der Kl&#228;ger wurde nach dem Unfall in das St. B-Krankenhaus gebracht. Hier wurde er wegen der Unfallfolgen in der Zeit vom 02.02. bis zum 05.05.1988 sowie erneut in der Zeit vom 19.05. bis zum 07.06.1988 station&#228;r behandelt. Der Kl&#228;ger ist auch heute noch aufgrund der Unfallverletzungen erheblich gehbehindert und kann sich nur mit Gehhilfen unter Schmerzen fortbewegen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger lastet den Beklagten als Fahrfehler des Beklagten zu 1) an, da&#223; dieser mit dem Bus zu schnell (&#8222;mit Vollgas") und <sub>u</sub>ruckartig" nach links abgebogen sei. Er hat vorprozessual ein Schmerzensgeld in H&#246;he von DM 20.000,-verlangt. Die Beklagte zu 2) hat an den Kl&#228;ger ein Schmerzensgeld in H&#246;he von DM 5.000,-- gezahlt. Mit der Klage nimmt er die Beklagten als Gesamtschuldner auf Zahlung eines weiteren Schmerzensgeldes in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat ein Gutachten eines Sachverst&#228;ndigen f&#252;r Stra&#223;enverkehrsunf&#228;lle (Gutachten des Sachverst&#228;ndigen I vom 23.05.1990) eingeholt. Durch Urteil vom 27.09.1990 hat es die Beklagten als Gesamtschuldner verurteilt, an den Kl&#228;ger - &#252;ber den vorprozessual gezahlten Betrag von DM 5.000,-- hinaus - weitere DM 15.000,-zu zahlen. Es hat u.a. ausgef&#252;hrt, ein Verschulden des Beklagten zu 1) an der Verletzung des Kl&#228;gers sei nach den Grunds&#228;tzen des Anscheinsbeweises festzustellen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wenden sich die Beklagten mit der Berufung.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung aller weiteren Einzelheiten des Sach-und Streitstandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline"><strong>Entscheidungsgr&#252;nde:</strong></span></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Berufung beider Beklagten ist zul&#228;ssig. Die Berufung des Beklagten zu 1) ist in der Sache auch begr&#252;ndet. Die Berufung der Beklagten zu 2) bleibt ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">1. Dem Kl&#228;ger steht entgegen der Auffassung des angefochtenen Urteils gegen den Beklagten zu 1) kein Anspruch auf Schmerzensgeld nach &#167;&#167; 823, 847 BGB - der einzigen hier in Betracht kommenden Anspruchsgrundlage - zu, weil nicht festgestellt werden kann, da&#223; der Sturz und damit die Verletzung des Kl&#228;gers von dem Beklagten zu 1) verschuldet worden ist. Fahrl&#228;ssig handelt, wer die im Verkehr erforderliche Sorgfalt au&#223;er acht l&#228;&#223;t, &#167; 276 Abs. 1 Satz 2 BGB. Ein derartiger Sorgfaltsversto&#223; des Beklagten zu 1) ist nicht bewiesen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Es kann nicht festgestellt werden, da&#223; der Beklagte zu 1) beim Abbiegen zu schnell angefahren ist, d.h. das von ihm gelenkte Fahrzeug zu stark beschleunigt hat. In dem aufgrund des Unfalls des Kl&#228;gers gegen den Beklagten zu 1) eingeleiteten Strafverfahren ist die Tachoscheibe des Busses vom Unfalltag durch einen Sachverst&#228;ndigen f&#252;r Diagrammscheibenauswertung feinmikroskopisch untersucht worden. Hierbei hat sich nach dem Untersuchungsbericht vom 18.10.1988 dieses Sachverst&#228;ndigen, des Sachverst&#228;ndigen T in X, ergeben, da&#223; der Bus in den ersten 8 Sekunden nach dem Anfahren an der Einm&#252;ndung, bei dem der Kl&#228;ger von dem eingenommenen Sitz gest&#252;rzt ist, bis auf eine Geschwindigkeit von 20 km/h beschleunigt hatte. Eine solche Geschwindigkeit kann nicht als &#252;berh&#246;ht angesehen werden. Gleiches gilt f&#252;r die hieraus errechnete mittlere Anfahrbeschleunigung des Busses von 0,7 m/sec<sup>2</sup>, die der Sachverst&#228;ndige I in seinem Gutachten vom 23.05.1990 zutreffend als <sub>"</sub>normal" bezeichnet hat. Der Vorwurf des Kl&#228;gers, der Beklagte zu 1) habe das Fahrzeug beim Abbiegen in einem Ma&#223;e beschleunigt, wie man das vielleicht mit einem Pkw, nicht aber mit einem mit Fahrg&#228;sten besetzten Bus machen d&#252;rfe, geht daher fehl. Bei Personenkraftwagen wird zudem unter normalen Umst&#228;nden - auch beim Abbiegen - eine deutlich h&#246;here Anfahrbeschleunigung von bis zu 2,0 m/sec<sup>2</sup> erreicht (vgl. Engels, Der Verkehrsunfall 1975, S. 82).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der Beklagte zu 1) nicht langsamer als mit normaler Anfahrbeschleunigung angefahren ist, kann ihm nicht vorgeworfen werden. Als Linksabbieger mu&#223;te er mit dem Bus den bevorrechtigten (&#167; 9 Abs. 3 Satz 1, Abs. 4 StVO) Gegenverkehr kreuzen. Der Linksabbieger ist (auch) verpflichtet, die Gegenfahrbahn schnellstm&#246;glich wieder freizugeben (vgl. Jagusch/Hentschel, Stra&#223;enverkehrsrecht, 31. Aufl. 1991, &#167; 9 StVO, Rdn. 29 mit weit. Nachw.). Er ist daher gehalten, das Fahrzeug beim Linksabbiegen jedenfalls mit normaler Anfahrbeschleunigung in Gang zu setzen. Entsprechend kann dem Beklagten zu 1) auch kein Vorwurf daraus gemacht werden, da&#223; er die Kurve an der Einm&#252;ndung der Stra&#223;e <sub>&#8222;</sub>Am X2" nicht <sub>&#8222;</sub>geschnitten" hat, um auf diese Weise den Radius der von dem Bus beim Abbiegen durchfahrenen Kurve zu vergr&#246;&#223;ern und so die hierbei auf die Fahrg&#228;ste einwirkende Querbeschleunigung zu mindern. Denn der Linksbogen mu&#223; - unter Beachtung des Rechtsfahrgebots (&#167; 2 Abs. 1 und 2 StVO) - jedenfalls so weit genommen werden, da&#223; der von links kommende oder dort wartende Verkehr nicht beeintr&#228;chtigt wird (vgl. Jagusch/Hentschel, a.a.O., &#167; 9 StVO, Rdn. 30 mit weit. Nachw.).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Hinreichende Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; der Beklagte zu 1) besonders <sub>&#8222;</sub>scharf", d.h. unter besonders starkem Verreissen der Lenkung nach links abgebogen ist, lassen sich nicht feststellen. Zwar steht der Vortrag des Kl&#228;gers, da&#223; eine <sub>&#8222;</sub>eckige" Fahrweise beim Abbiegen zu den typischen Fahreigenschaften des Heckteils eines Gelenkbusses, des sog. <sub>&#8222;</sub>Nachl&#228;ufers" geh&#246;rt, im Einklang mit den entsprechenden Darlegungen im Gutachten des Sachverst&#228;ndigen I. Ein solches spezifisches Fahrverhalten des Heckteils kann indes dem Beklagten zu 1) nicht als Verschulden angelastet werden. Nicht feststellbar ist auch, da&#223; der Beklagte zu 1) - trotz der im Durchschnitt nur <sub>&#8222;</sub>normalen" - Anfahrbeschleunigung zeitweise <sub>&#8222;</sub>ruckartig" beschleunigt und hierdurch den Sturz des Kl&#228;gers verursacht hat. Insbesondere l&#228;&#223;t sich dies nach der Auswertung der Tachoscheibe ausweislich der Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen I zwar nicht ausschlie&#223;en, aber auch nicht positiv feststellen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des angefochtenen Urteils l&#228;&#223;t sich die Feststellung eines Fahrfehlers und damit eines Verschuldens des Beklagten zu 1) im Streitfall schlie&#223;-lich auch nicht auf einen Anscheinsbeweis (prima-facie-Beweis) gr&#252;nden. Der Anscheinsbeweis ist nur bei typischen Geschehensabl&#228;ufen zum Nachweis des urs&#228;chlichen Zusammenhangs und des Verschuldens anwendbar. Er erlaubt es, in solchen F&#228;llen aufgrund einer bestimmten Wirkung eine bestimmte Ursache und umgekehrt sowie das Verschulden einer bestimmten Person als erwiesen anzusehen. Er setzt jedoch voraus, da&#223; ein Tatbestand feststeht, bei dem der behauptete urs&#228;chliche Zusammenhang oder das behauptete Verschulden typischerweise gegeben ist, beruht also auf der Auswertung von Wahrscheinlichkeiten, die nach der Lebenserfahrung anzunehmen sind (vgl. BGH NJW 1987, 1694; BGH NJW 1987, 1944; BGH NJW-RR 1988, 789, <span style="text-decoration:underline">790).</span> An dieser Voraussetzung fehlt es hier. Der Fahrgast, der in einem Omnibus zu Fall kommt, kann es auch vers&#228;umt haben, sich - wie geboten - festzuhalten. Es kommt vergleichsweise h&#228;ufig vor, da&#223; ein Fahrgast in einem &#246;ffentlichen Verkehrsmittel deshalb stolpert oder st&#252;rzt, weil er sich nicht den erforderlichen sicheren Halt verschafft hat. Der Sturz eines Fahrgastes - auch beim Abrutschen vom Sitz - ist daher nicht typischerwei-se die Folge einer fehlerhaften Fahrweise des (Bus-)Fahrers, so da&#223; von dem Sturz des Fahrgastes nicht mittels eines Anscheinsbeweises auf ein Verschulden des Fahrers geschlossen werden kann.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Wie sich aus dem Gutachten des Sachverst&#228;ndigen I ergibt, k&#246;nnen bei einem Gelenkbus - konstruktionsbedingt - beim Abbiegen auch bei normaler fahrweise hohe Querbeschleunigungswerte auftreten, die es auch f&#252;r einen sitzenden Fahrgast erforderlich machen, sich zus&#228;tzlich sicheren Halt zu verschaffen, um ein seitliches Abrutschen vom Sitz zu vermeiden. Da&#223; sich der Kl&#228;ger im Zeitpunkt seines Unfalls festgehalten hatte, wird von den Beklagten - jedenfalls jetzt - bestritten und steht nicht fest. Der Senat hat darauf hingewiesen, da&#223; beispielsweise die M&#246;glichkeit besteht, da&#223; der Kl&#228;ger gerade im Augenblick des Anfahrens des Busses den auf der - von seinem Sitz aus gesehen - gegen&#252;berliegenden Seite des Ganges angebrachten Halteknpof (Signal f&#252;r den Fahrer zum Anhalten an der n&#228;chsten Haltestelle) bet&#228;tigen wollte und aus diesem - oder einem anderen - Grunde den festen Halt aufgegeben hat. Die Voraussetzungen des &#167; 448 ZPO f&#252;r eine Vernehmung des Kl&#228;gers als Partei von Amts wegen zu dieser Frage sind nicht erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Da&#223; somit nicht festgestellt werden kann, da&#223; der Beklagte zu 1) die Verletzung des Kl&#228;gers durch einen Fahrfehler verschuldet hat, wirkt sich hier zu Lasten des Kl&#228;gers aus. Die Beweislast f&#252;r die Voraussetzungen des Schadensersatzanspruchs nach &#167;&#167; 823, 847 BGB und damit auch f&#252;r ein Verschulden der als Sch&#228;diger in Anspruch genommenen Person trifft den Verletzten als Anspruchsteller <strong>(vgl.</strong> Palandt/Thomas, BGB, 50. Aufl. 1991, &#167; 823, Rdn. 167), hier also den Kl&#228;ger.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">2. Die Berufung der Beklagten zu 2) ist unbegr&#252;ndet. Die Beklagte zu 2) ist - wie das Landgericht im Ergebnis zutreffend entschieden hat - zur Zahlung eines weiteren Schmerzensgeldes in H&#246;he von noch DM 15.000,-- an den Kl&#228;ger verpflichtet, &#167;&#167; 831 Abs. 1, 823 Abs. 1, 847 Abs. 1 BGB.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">a) Wer einen anderen zu einer Verrichtung bestellt, ist nach &#167; 831 Abs. 1 Satz 1 BGB zum Ersatz des Schadens verpflichtet, den dieser in Ausf&#252;hrung der Verrichtung einem Dritten widerrechtlich zugef&#252;gt hat. Diese Voraussetzungen der Ersatzpflicht der Beklagten zu 2) sind im Streitfall erf&#252;llt:</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 1) war als bei der Beklagten zu 2) angestellter Fahrer deren Verrichtungsgehilfe im Sinne von &#167; 831 Abs. 1 BGB. Er hat - durch das Anfahren und Abbiegen - eine Ursache f&#252;r den Sturz des Kl&#228;gers gesetzt und somit den objektiven Tatbestand des &#167; 823 Abs. 1 BGB verwirklicht. Ein (festgestelltes) Verschulden des Verrichtungsgehilfen ist - anders als f&#252;r die Haftung des Gehilfen selbst aus &#167; 823 BGB - nicht Voraussetzung der Haftung des Gesch&#228;ftsherrn nach &#167; 831 Abs. 1 BGB (vgl. Pa-landt/Thomas, a.a.O., &#167; 831, <strong>Rdn.</strong> 1 und 11). Denn diese Haftung des Gesch&#228;ftsherrn gr&#252;ndet sich nicht auf ein Verschulden des Gehilfen, sondern auf die Vermutung des eigenen Verschuldens des Gesch&#228;ftsherrn bei der Auswahl und Leitung (vgl. BGH NJW-RR 1988, 38).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Zwar greift die Haftung des Gesch&#228;ftsherrn aus &#167; 831 Abs. 1 BGB nicht ein, <strong>wenn</strong> feststeht, da&#223; sich der Gehilfe objektiv richtig und sorgf&#228;ltig verhalten hat. Kann der Gesch&#228;ftsherr nachweisen, da&#223; sich der Gehilfe bei der Verrichtung der gegebenen Sachlage entsprechend, sachgem&#228;&#223; besonnen und vern&#252;nftig verhalten hat, also so, wie sich auch eine andere zuverl&#228;ssige Person verhalten h&#228;tte, so ist er gem&#228;&#223; &#167; 831 Abs. 1 Satz 2 BGB auch dann entlastet, wenn ihn ein &#220;berwachungs- ider Auswahlverschulden trifft (vgl. BGH NJW-RR 1988, 38; Staudinger/ Sch&#228;fer, BGB, 12. Aufl. 1986, &#167; 831, Rdn. 135 und 256; jeweils mit weit. Nachw.). Diesen Nachweis hat die Beklagte zu 2) hier indes nicht gef&#252;hrt. Auch wenn - nach dem oben unter Ziff. 1 Gesagten - im Streitfall nicht erwiesen ist, da&#223; dem Beklagten zu 1) ein Fahrfehler unterlaufen ist, steht damit nicht umgekehrt fest, da&#223; sich der Beklagte zu 1) verkehrsrichtig verhalten hat. Vielmehr ist - auch nach dem Gutachten des Sachverst&#228;ndigen I - die M&#246;glichkeit eines Fahrfehlers des Beklagten zu 1) durchaus gegeben: So ist durch die Feststellung einer als normal zu bezeichnenden mittleren Anfahrbeschleunigung des Busses von 0,7 m/sec<sup>2</sup> nicht ausgeschlossen, da&#223; kurzfristig hiervon abweichende, deutlich h&#246;here Beschleunigungswerte vorgelegen haben, weil nicht jede kleinste Geschwindigkeits&#228;nderung sofort auf der Diagrammscheibe aufgezeichnet wird. Es ist auch nicht ausgeschlossen, da&#223; der Beklagte zu 1) in einem durch die Verkehrsverh&#228;ltnisse an der Einm&#252;ndung nicht veranla&#223;tem Ma&#223;e abrupt nach links gelenkt und hierdurch eine besonders hohe Querbeschleunigung - als Ursache f&#252;r den Sturz des Kl&#228;gers - hervorgerufen hat.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Auch den Entlastungsbeweis des mangelnden Auswahl- und &#220;berwachungsverschuldens hat die Beklagte zu 2) nicht gef&#252;hrt. Die Ersatzpflicht des Gesch&#228;ftsherrn nach &#167; 831 Abs. 1 Satz 1 BGB tritt nach &#167; 831 Abs. 1 Satz 2 BGB nicht ein, wenn der Gesch&#228;ftsherr bei der Auswahl der bestellten Personen und, soweit er Vorrichtungen und Ger&#228;tschaften zu beschaffen oder die Ausf&#252;hrung der Verrichtung zu leiten hat, bei der Beschaffung oder der Leitung dieses Sorgfalt beobachtet hat oder wenn der Schaden auch bei Anwendung dieser Sorgfalt entstanden sein w&#252;rde. Die Darlegungs- und Beweislast daf&#252;r, da&#223; diese Voraussetzungen erf&#252;llt sind, tr&#228;gt der Gesch&#228;ftsherr (vgl. Palandt/Thomas, a.a.O. &#167; 831, Rdn. 23), hier also die Beklagte zu 2). Sie hat indes schon nicht substantiiert dargetan, da&#223; sie ihrer Leistungs- und &#220;berwachungspflicht in der gebotenen Weise nachgekommen ist.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Es fehlt schon jede Darlegung dazu, welche Vorkehrungen die Beklagte zu 2) getroffen hat, um Unf&#228;lle der hier in Rede stehenden Art zu vermeiden. Wie der Sachverst&#228;ndige I in seinem Gutachten vom 28.05.1990 &#252;berzeugend dargelegt hat, folgt das Heckteil eines Gelenkbusses, der <sub>&#8222;</sub>Nachl&#228;ufer", dem Vorderteil beim Abbiegen sozusagen <sub>&#8222;</sub>eckig", wobei erhebliche Querbeschleunigungswerte auftreten k&#246;nnen. Selbst bei verhaltenem Anfahren k&#246;nnen sich durch vergleichsweise abruptes Lenken zur Seite Querbeschleunigungswerte von 3 m/sec<sup>2</sup> bis zu 4 m/ sec<sup>2</sup> ergeben. Eine derartige Querbeschleunigung ist geeignet, Fahrg&#228;ste seitlich vom Sitz rutschen zu lassen, wenn sich der Fahrgast nicht mit den H&#228;nden an der Stange vor dem Sitzplatz festh&#228;lt und mit den Armen hiergegen abdr&#252;ckt. Allein ein Festhalten mit den H&#228;nden an der waagerechten Stange vor dem Sitzplatz ohne entsprechendes Gegendr&#252;cken reicht dagegen nach den Erkenntnissen, die der Sachverst&#228;ndige aufgrund der von ihm durchgef&#252;hrten Fahrversuche mit einem Gelenkbus des hier in Rede stehenden Typs gewonnen hat, nicht aus, um einen ausreichend festen Halt im Sitz zu erhalten. Dabei wird die Unfallgefahr noch erh&#246;ht, wenn es sich bei den Sitzen - wie hier - um Holz- oder Kunststoffsitze mit glatter (polierter) Oberfl&#228;che handelt, die keinen erheblichen Reibungswiderstand gegen ein seitliches Herausgleiten aus dem Sitz <strong>bieten.</strong></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><strong>Die Beklagte zu 2) war und ist gehalten, der hierdurch begr&#252;ndeten</strong> Unfallgefahr durch geeignete Ma&#223;nahmen zu begegnen. Da&#223; sie dem in ausreichendem Ma&#223;e nachgekommen ist, kann auf der Grundlage ihres Vorbringens im vorliegenden Rechtsstreit nicht festgestellt werden. Der Senat hat im Verhandlungstermin darauf hingewiesen, da&#223; bei einzelnen Sitzen im Heckteil des Busses, n&#228;mlich bei den Sitzen, die in Vierergruppen einander gegen&#252;ber angeordnet sind, so da&#223; eine waagerechte Haltestange in Griffh&#246;he fehlt, als Schutz gegen seitliches Abrutschen des Fahrgastes zum Gang hin eine waagerechte, in einer <strong>H&#246;he von einigen Zentimetern &#252;ber der Sitzfl&#228;che angebrachte</strong> Stange neben dem Sitz montiert ist. Eine gleiche Schutzvorrichtung war an dem Sitz, den der Kl&#228;ger benutzt hat, nicht angebracht. Warum sie nicht auch hier montiert wor-den ist, nachdem bei den gegebenenfalls auftretenden hohen Querbeschleunigungen ein Festhalten an der Griffstange allein nicht in jedem Fall ein Abrutschen vom Sitz zu verhindern vermag, hat die <strong>Beklagte zu</strong> 2) nicht dargelegt.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Bereits deshalb kann nicht festgestellt werden, da&#223; sie bei der Beschaffung der<sub>&#160; "</sub>Ger&#228;tschaften", hier des Busses, die im Verkehr erforderliche Sorgfalt hat walten lassen, so da&#223; der Entlastungsbeweis nach &#167; 831 Abs. 1 Satz 2 BGB nicht gef&#252;hrt ist. Die Beklagte zu 2) hat auch nicht substantiiert dargelegt, welche Anweisungen sie ihren Fahrern, insbesondere vor dem Einsatz als Fahrer eines Gelenkbusses erteilt hat, um angesichts des besonderen Fahrverhaltens des<sub>&#160; "</sub>Nachl&#228;ufers" Unf&#228;llen durch den Sturz von Fahrg&#228;sten vorzubeugen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der hiernach gegen&#252;ber der Beklagten zu 2) begr&#252;ndete Schadensersatzanspruch des Kl&#228;gers ist nicht nach &#167; 254 Abs. 1 BGB dadurch gemindert, da&#223; bei seiner Verletzung ein eigenes Verschulden des Kl&#228;gers mitgewirkt hat. Die Darlegungs- und Beweislast f&#252;r ein solches Mitverschulden des Gesch&#228;digten tr&#228;gt der Ersatzpflichtige (vgl. Palandt/Heinrichs, a.a.O., &#167; 254, Rdn. 82 mit weit. Nachw.). Es ist zwar - nach dem oben unter Ziff. 1 Gesagten - nicht auszuschlie&#223;en, da&#223; der Unfall auch darauf zur&#252;ckzuf&#252;hren ist, da&#223; sich der Kl&#228;ger nicht (ausreichend) festgehalten hat. Erwiesen ist das aber nicht. Wie sich aus dem Gutachten des Sachverst&#228;ndigen I ergibt, kann die Querbeschleunigung des Nachl&#228;ufers beim Abbiegen ein solches Ma&#223; erreicht haben, da&#223; allein ein Festhalten an der waagerechten Stange vor dem Sitzplatz nicht ausgereicht hat, um ein Abrutschen vom Sitz zu verhindern. Es ist daher m&#246;glich, da&#223; sich der Kl&#228;ger - wie von ihm behauptet - an der Stange festgehalten hat und gleichwohl gest&#252;rzt ist. Dann ist aber ein Mitverschulden des Kl&#228;gers am Unfall nicht erweislich. Damit, da&#223; er sich - wie von dem Sachverst&#228;ndigen erl&#228;utert - beim Abbiegen gegebenenfalls mit den Armen an der Stange abdr&#252;cken und gegen den Sitz stemmen mu&#223;, um festen Sitz zu behalten, braucht der Fahrgast nicht zu rechnen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">b) Der Senat stimmt dem Landgericht im Ergebnis auch darin zu, da&#223; die Schwere der Verletzungen des Kl&#228;gers im Streitfall ein Schmerzensgeld von insgesamt DM 20.000,-rechtfertigt, so da&#223; die Beklagte zu 2) nach Abzug der von ihr vorprozessual gezahlten DM 5.000,-- noch zur Zahlung weiterer DM 15.000,-- an den Kl&#228;ger verpflichtet ist. Zwar begenet die Annahme des Landgerichts, da&#223; auch der bei dem Kl&#228;ger festgestellte Harnwegsinfekt eine Unfallfolge sei, Bedenken. Ersichtlich handelt es sich bei dem in dem Attest des St.B-Krankenhauses vom 26.05. 1988 (Dr. L /Dr. F) angesprochen &#8222;chronischen" Harnwegsinfekt um ein schon zuvor vorhandenes Leiden, das lediglich bei der Behandlung aus Anla&#223; der unfallbedingten Verletzungen mit behandelt worden ist. Dies bedarf hier indes keiner Vertiefung. Denn auch wenn man diesen Infekt hier au&#223;er Betracht l&#228;&#223;t, ist angesichts der in den &#228;rztlichen Bescheinigungen und Berichten vom 26.05.1988, 15.06. 1988, 30.06.1989 und 05.03.1991 wiedergegebenen Schwere der Verletzung ein Schmerzensgeld in H&#246;he von DM 20.000,-angemessen und erforderlich: Der Kl&#228;ger hat sich einer mehrmonatigen station&#228;ren Behandlung unterziehen m&#252;ssen. Ausweislich des &#228;rztlichen Attestes von Prof. Dr. C vom 05.03.1991 mu&#223;te wegen der Tr&#252;mmerfraktur des Oberschenkels eine osteosynthetische Rekonstruktion &#252;ber der bereits liegenden Prothese vorgenommen werden. Nach dieser Operation ist der Kl&#228;ger auf Dauer auf die Benutzung von Gehhilfen (Stockst&#252;tzen) angewiesen, die er auch heute noch ben&#246;tigt.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">3. Die prozessualen Nebenentscheidungen folgen aus den &#167;&#167; 92, 97 Abs. 1 ZPO (Kosten), &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713 ZPO (vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit) und &#167; 546 Abs. 2 ZPO (Festsetzung des Wertes der Urteilsbeschwer).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Berufungsstreitwert : DM 15.000,--</p>
314,955
olgham-1991-04-15-15-w-5291
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 52/91
1991-04-15T00:00:00
2019-03-13T14:42:28
2022-10-18T15:09:24
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1991:0415.15W52.91.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die weitere Beschwerde wird mit der Ma&#223;gabe zur&#252;ckgewiesen, da&#223; die Kostenentscheidung des angefochtenen Beschlusses abge&#228;ndert wird.</p> <p></p> <p>Der Beteiligte zu 1) hat die dem Beteiligten zu 2) im Verfahren der ersten und der weiteren Beschwerde entstandenen au&#223;ergerichtlichen Kosten zu erstatten.</p> <p></p> <p>Der Gegenstandswert f&#252;r das Verfahren der weiteren Beschwerde wird auf 5.000,-- DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 1) ist das eheliche Kind aus der am xxx.1982 geschlossenen Ehe der Beteiligten zu 2) und 3). Die Eltern trennten sich im M&#228;rz 1983; die Beteiligte zu 3) hielt sich danach bis zum Sommer 1985 in xxx auf. Die Ehe der Beteiligten zu 2) und 3) wurde durch rechtskr&#228;ftiges Verbundurteil des Amtsgerichts - Familiengericht - Siegen vom 16.03.1984 (20 F 229/84) geschieden; die elterliche Sorge f&#252;r das Kind wurde der Beteiligten zu 3) &#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligte zu 3) lernte im Sommer 1986 den Beteiligten zu 4) kennen, mit dem sie am xxx.1988 die Ehe schlo&#223;. Aus dieser Ehe stammt das am xxx.1988 geborene Kind xxx. Der Beteiligte zu 4) hat im Oktober 1988 den Abschlu&#223; zum Diplom-Physikingenieur an der Gesamthochschule xxx erreicht, war danach zun&#228;chst als Laboringenieur an einem Institut der Universit&#228;t xxx besch&#228;ftigt und hat seit dem 01.09.1989 eine T&#228;tigkeit bei einem privaten Unternehmen in xxx &#252;bernommen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 2) lebt nach eigenen Angaben seit l&#228;ngeren Jahren in einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft mit Frau xxx zusammen. Aus dieser Verbindung stammt ein im Jahre 1988 geborener Sohn. Frau xxx ist neben ihrem Bruder Gesellschafterin und Gesch&#228;ftsf&#252;hrerin der Firma xxx Automobile GmbH, die sich u. a. mit der Verwertung unfallbesch&#228;digter Pkw befa&#223;t. Der Beteiligte zu 2) &#252;bt f&#252;r diese Gesellschaft eine T&#228;tigkeit aus, deren Umfang nicht n&#228;her festgestellt ist. Die Zahlung des durch Vergleich vom 18.05.1984 titulierten Kindesunterhalts des Beteiligten zu 1) in H&#246;he von monatlich 235,-- DM erfolgte bis einschlie&#223;lich 1987 &#252;ber die Eltern des Beteiligten zu 2). Danach stellte der Beteiligte zu 2) weitere Zahlungen mit der Begr&#252;ndung ein, er sei leistungsunf&#228;hig und beziehe selbst Sozialhilfe. Ein durch anwaltliches Schreiben vom 18.05.1988 angeforderter Unterhaltsr&#252;ckstand von 595,74 DM wurde von den Eltern des Beteiligten zu 2) mit einem mit anwaltlichem Schreiben vom 08.06.1988 &#252;berreichten Scheck beglichen. Weitere Zahlungen des Beteiligten zu 2) erfolgten dann bis zum Anh&#246;rungstermin vor dem Landgericht vom 07.08.1990 in der vorliegenden Sache nicht mehr. Die Beteiligte zu 3) hat im Jahre 1988 f&#252;r das Kind xxx vor&#252;bergehend w&#228;hrend eines Zeitraumes, als der Beteiligte zu 4) noch Student war, Sozialhilfeleistungen in Anspruch genommen. Danach hat der Beteiligte zu 4) den Unterhalt des Kindes sichergestellt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Jedenfalls seit Oktober 1987 ist es zu pers&#246;nlichen Kontakten zwischen dem Beteiligten zu 2) und xxx nicht mehr gekommen. F&#252;r den davor liegenden Zeitraum ist zwischen den Beteiligten streitig, in welchem Umfang solche Kontakte stattgefunden haben. Die Beteiligte zu 3) hat in einem Schreiben an den Verfahrensbevollm&#228;chtigten des Beteiligten zu 2) vom 24.06.1988 zum Ausdruck gebracht, sie lehne Besuche des Beteiligten zu 2) bei dem Kind ab. Falls dieser ein gerichtliches Verfahren &#252;ber sein Besuchsrecht anh&#228;ngig machen wolle, m&#246;ge er damit bis zu ihrer Entbindung im August 1988 warten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 5) hat den Beteiligtem zu 2) mit Schreiben vom 20.06.1989 dar&#252;ber unterrichtet, da&#223; der Beteiligte zu 4) das Kind xxx adoptieren wolle. Dazu bed&#252;rfe es seiner, des Beteiligten zu 2), Einwilligung, die in notariell beurkundeter Form zu erkl&#228;ren sei. Der Beteiligte zu 2) hat darauf mit Schreiben vom 26.06.1989 an den Beteiligten zu 5) geantwortet, er sei nicht bereit, seine Einwilligung in die geplante Adoption zu geben. Dazu hat er mit einem weiteren, bei dem Beteiligten zu 5) am 23.08.1989 eingegangenen Schreiben eine n&#228;here Begr&#252;ndung gegeben, in der er auf vorausgegangene Telefongespr&#228;che im Laufe des Monats August Bezug nimmt. Den Inhalt dieser Telefongespr&#228;che hat der Mitarbeiter xxx des Beteiligten zu 5) im Anh&#246;rungstermin vor dem Landgericht vom 07.08.1990 dahin geschildert, er habe den Beteiligten zu 2) auf die M&#246;glichkeit hingewiesen, da&#223; seine Einwilligung in die Adoption durch eine Entscheidung des Vormundschaftsgerichts ersetzt werden k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 4) hat in notarieller Urkunde vom 26.09.1989 (UR-Nr. xxx/ 1989 Notar xxx in xxx) beantragt auszusprechen, da&#223; der Beteiligte zu 1) durch ihn, den Beteiligten zu 4), als Kind angenommen werde. In derselben Urkunde hat die Beteiligte zu 3) die Einwilligung zu dieser Kindesannahme erkl&#228;rt, und zwar sowohl als Mutter des Kindes als auch als dessen gesetzliche Vertreterin. Ferner hat sie namens des Beteiligten zu 1) gem&#228;&#223; &#167; 1748 BGB beantragt, die Einwilligung des Beteiligten zu.2) zu der Annahme vormundschaftsgerichtlich zu ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 5) hat mit Schreiben vom 19.10.1989 den Ersetzungsantrag unterst&#252;tzt. Aufgrund der ihm gegebenen Darstellung der Beteiligten zu 3) sei davon auszugehen, da&#223; Besuchskontakte des Beteiligten zu 2) zu xxx in der Zeit von Sommer 1983 bis Sommer 1985 nicht bestanden und danach der letzte Kontakt im Sommer 1986 stattgefunden habe. Ferner leiste der Beteiligte zu 2) keinen Unterhalt. Das Kind habe eine gesicherte Lebensstellung in der neuen Ehe der Beteiligten zu 3) gefunden. Der Wunsch der Eheleute, dem Kind durch die Adoption den Familiennamen xxx zu geben, sei verst&#228;ndlich und entspreche seinem Wohl. Der Beteiligte zu 2) habe seine Einwilligung aus Gr&#252;nden versagt, die mit dem Wohl des Kindes nicht zu vereinbaren seien.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 2) ist dem Ersetzungsantrag entgegengetreten. In seiner Anh&#246;rung vor dem Amtsgericht vom 07.12.1989 hat er die Gr&#252;nde f&#252;r die Verweigerung seiner Einwilligung in die Adoption nochmals dargestellt und ferner in tats&#228;chlicher Hinsicht behauptet, er habe in dem Zeitraum von Sommer 1983 bis Sommer 1985 gelegentliche Besuchskontakte zu dem Kind in xxx gehabt. Nach der R&#252;ckkehr der Beteiligten zu 3) h&#228;tte weitere Kontakte zu dem Kind bis in das Jahr 1987 stattgefunden, letztmalig am 12.10.1987. Von einem Antrag auf gerichtliche Regelung des Umgangsrechts habe er bislang lediglich deshalb abgesehen, um das Kind durch ein solches Verfahren nicht zu belasten.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat durch Beschlu&#223; vom 30.04.1990 den Antrag zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschlu&#223; hat der Beteiligte zu 1) mit Schriftsatz seiner Verfahrensbevollm&#228;chtigten vom 16.05.1990 Beschwerde eingelegt, die er im wesentlichen damit begr&#252;ndet hat, der Beteiligte zu 2) habe sich bewu&#223;t seiner Unterhaltspflicht entzogen, indem er sich gesetzlich eingerichtet und auch noch zu Unrecht Sozialhilfeleistungen f&#252;r sich bezogen habe. Im &#252;brigen habe er auch Gleichg&#252;ltigkeit gezeigt, indem er sich tats&#228;chlich um das Kind &#252;ber Jahre nicht gek&#252;mmert habe. Er verweigere seine Einwilligung in die Adoption lediglich aus einer feindlichen Einstellung gegen&#252;ber der Beteiligten zu 3). Der Beteiligte zu 2) ist dem Rechtsmittel entgegengetreten.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat am 07.08.1990 alle Beteiligten vor der vollbesetzten Zivilkammer pers&#246;nlich angeh&#246;rt und sodann durch Beschlu&#223; vom 15.08.1990 die Beschwerde des Beteiligten zu 1) zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Entscheidung richtet sich die weitere Beschwerde des Beteiligten zu 1), die durch Schriftsatz seiner Verfahrensbevollm&#228;chtigten vom 25.01.1991 bei dem Landgericht eingelegt ist. Der Beteiligte zu 2) beantragt die Zur&#252;ckweisung des Rechtsmittels.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die nicht fristgebundene weitere Beschwerde ist nach &#167; 27 FGG statthaft sowie gem&#228;&#223; &#167; 29 Abs. 1 S. 2 FGG formgerecht eingelegt. Die Beschwerdebefugnis des Beteiligten zu 1) folgt bereits daraus, da&#223; seine erste Beschwerde ohne Erfolg geblieben ist.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">In der Sache ist das Rechtsmittel indessen unbegr&#252;ndet. Die Entscheidung des Landgerichts h&#228;lt zwar nicht in jeder Hinsicht rechtlicher Nachpr&#252;fung stand, erweist sich jedoch aus anderen Gr&#252;nden als im Ergebnis richtig (&#167;&#167; 27 S. 2 FGG, 563 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">In verfahrensrechtlicher Hinsicht ist das Landgericht zutreffend von einer zul&#228;ssigen Erstbeschwerde des Beteiligten zu 1) ausgegangen. Die Ersetzungsentscheidung kann nach der sachlich-rechtlichen Vorschrift des &#167; 1748 Abs. 1 BGB ausschlie&#223;lich auf Antrag des Kindes ergehen, so da&#223; auch das Beschwerderecht gem&#228;&#223; &#167; 20 Abs. 2 FGG nur diesem zusteht. Dem tr&#228;gt die Einlegung der Erstbeschwerde durch den Beteiligten zu 1) Rechnung. Seiner Verpflichtung zur pers&#246;nlichen Anh&#246;rung der Beteiligten nach den &#167;&#167; 50 a, 55 c, 50 b FGG hat das Landgericht gen&#252;gt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Sachliche Voraussetzung der Ersetzung der Einwilligung in die Kindesannahme durch das Vormundschaftsgericht ist nach &#167; 1748 Abs. 1 S. 1 BGB, da&#223; der Elternteil seine Pflichten gegen&#252;ber dem Kind anhaltend gr&#246;blich verletzt oder durch sein Verhalten gezeigt hat, da&#223; ihm das Kind gleichg&#252;ltig ist. Hinzu kommen mu&#223;, da&#223; das Unterbleiben der Annahme dem Kind zu unverh&#228;ltnism&#228;&#223;igem Nachteil gereichen w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat sich in seiner Entscheidung zun&#228;chst damit befa&#223;t, ob eine anhaltend gr&#246;bliche Pflichtverletzung durch den Beteiligten zu 2) festgestellt werden kann und das Vorliegen dieser Voraussetzung verneint. Seine Ausf&#252;hrungen dazu sind rechtsfehlerfrei. Beim Tatbestandsmerkmal der "anhaltend gr&#246;blichen Pflichtverletzung" handelt es sich um einen unbestimmten Rechtsbegriff, dessen inhaltliche Bedeutung das Landgericht unter Ber&#252;cksichtigung der schwerwiegenden Bedeutung des mit einer positiven Ersetzungsentscheidung verbundenen Eingriffs in das verfassungsrechtlich gesch&#252;tzte Eltern-Kind-Verh&#228;ltnis richtig erkannt hat. Insbesondere hat die Kammer zutreffend hervorgehoben, da&#223; bei der Entscheidung &#252;ber die Ersetzung der Einwilligung eines Elternteils, dem die elterliche Sorge nicht zusteht, nur noch die Verletzung von Pflichten erheblich ist, die dem Elternteil verblieben sind, n&#228;mlich die Unterhaltspflicht und das Umgangsrecht. Die insoweit von dem Landgericht herangezogene Rechtsprechung (BayObLG FamRZ 1984, 417; OLG Frankfurt FamRZ 1985, 831) entspricht auch der st&#228;ndigen Auffassung des Senats (z. B. Beschlu&#223; vom 24.04.1989 -15 W 58/89 -).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Auch die unter diesem Gesichtspunkt angestellten Einzelerw&#228;gungen des Landgerichts lassen einen Rechtsfehler nicht erkennen. Im Hinblick auf die Frage einer etwaigen Verletzung der Unterhaltspflicht durch den Beteiligten zu 2) stellt das Landgericht zun&#228;chst darauf ab, da&#223; der Beteiligte zu 1) ungeachtet der ausgebliebenen Zahlungen tats&#228;chlich gut versorgt war, mag sein Lebensbedarf auch vor&#252;bergehend durch Inanspruchnahme von Sozialhilfeleistungen und im &#252;brigen durch den Beteiligten zu 4) sichergestellt worden sein. Es entspricht der &#252;berwiegenden Auffassung in Rechtsprechung und Literatur (vgl. OLG Frankfurt a.a.O. m. w. N.), der sich auch der Senat in seiner bereits angef&#252;hrten Entscheidung angeschlossen hat, da&#223; die Verletzung der Unterhaltspflicht als solche eine Ersetzung der Einwilligung in die Kindesannahme nicht zu rechtfertigen vermag, wenn sich der Unterhaltsr&#252;ckstand nicht zum Nachteil des Kindes ausgewirkt hat, weil sein Unterhaltsbedarf anderweitig sichergestellt worden ist. Deshalb war das Landgericht auch nicht gehalten, weitere Feststellungen zur tats&#228;chlichen Leistungsf&#228;higkeit des Beteiligten zu 2) in dem Zeitraum vom Fr&#252;hjahr 1988 bis August 1990 zu treffen. Ohne tragende Bedeutung bleiben auch die weiteren Erw&#228;gungen des Landgerichts, nach den Erkl&#228;rungen des Beteiligten zu 2) im Anh&#246;rungstermin vor der Kammer vom 07.08.1990 sei zu erwarten, da&#223; er k&#252;nftig seine Unterhaltspflicht erf&#252;llen werde. Prognosen f&#252;r die zuk&#252;nftige Entwicklung m&#252;ssen allerdings bei der Ersetzungsentscheidung unber&#252;cksichtigt bleiben, weil es nach &#167; 1748 Abs. 1 BGB im Gegensatz zu dem bis zum 01.01.1977 geltenden Recht (&#167; 1747 Abs. 3 BGB a.F.) nicht mehr darauf ankommt, ob k&#252;nftige Pflichtverletzungen zu erwarten sind (vgl. Senat a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Rechtsfehlerfrei sind ferner die Ausf&#252;hrungen des Landgerichts, mit denen es seine Auffassung begr&#252;ndet hat, da&#223; die unterbliebene Aus&#252;bung des Umgangsrechtes durch den Beteiligten zu 2) seit 1987 nicht als anhaltende gr&#246;bliche Pflichtverletzung gewertet werden k&#246;nne. Unter diesem Gesichtspunkt stellt das Landgericht zutreffend darauf ab, da&#223; die Beteiligte zu 3) die Fortdauer von Kontakten zwischen den Beteiligten zu 2) und dem Kind abgelehnt hat, wie es auch in ihrem Schreiben vom 24.06.1988 zum Ausdruck kommt. Der Beteiligte zu 2) h&#228;tte deshalb zur Aus&#252;bung von Besuchskontakten zun&#228;chst eine gerichtliche Umgangsregelung vor dem Familiengericht herbeif&#252;hren m&#252;ssen. Der Umstand, da&#223; der Beteiligte zu 2) bis zum Zeitpunkt seiner Anh&#246;rung vor dem Landgericht einen solchen Antrag nicht gestellt hat, kann nicht als eine offensichtliche, f&#252;r den Beteiligten zu 2) selbst erkennbare Pflichtverletzung schwerer Art und l&#228;ngerer Dauer gewertet werden. Insbesondere kann, wie das Landgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat, nicht ausgeschlossen werden, da&#223; der Beteiligte zu 2) zun&#228;chst von einer Antragstellung abgesehen hat, um dem Kind nachteilige Belastungen zu ersparen, die erfahrungsgem&#228;&#223; mit einem solchen Verfahren verbunden sind, wenn es zwischen den Elternteilen streitig ausgefochten wird.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Rechtlicher Nachpr&#252;fung nicht stand h&#228;lt indessen die Begr&#252;ndung des Landgerichts, soweit es die Voraussetzungen einer Ersetzungsentscheidung gem&#228;&#223; &#167; 1748 Abs. 1 BGB wegen Gleichg&#252;ltigkeit des Beteiligten zu 2) verneint hat. Die Kammer stellt unter diesem Gesichtspunkt ma&#223;geblich darauf ab, da&#223; die nach &#167; 1748 Abs. 2 BGB in diesem Fall zwingend erforderliche Beratung durch das Jugendamt nach Ma&#223;gabe des &#167; 51a Abs. 1 JWG unterblieben sei. Diese Beratung tritt nach &#167; 1748 Abs. 2 S. 1 BGB neben die weiter zwingend vorgeschriebene Belehrung &#252;ber die M&#246;glichkeit einer gerichtlichen Ersetzungsentscheidung. Diese darf fr&#252;hestens drei Monate seit der Belehrung ergehen; in der Belehrung ist auf die Frist hinzuweisen. Der Umstand, da&#223; die von dem Mitarbeiter xxx des Beteiligten zu 5) erteilte m&#252;ndliche Belehrung hier keinen Hinweis auf die genannte Frist enth&#228;lt, steht ihrer Wirksamkeit als Voraussetzung f&#252;r die gerichtliche Ersetzungsentscheidung nicht entgegen. Die Fristbestimmung soll n&#228;mlich lediglich gew&#228;hrleisten, da&#223; dem Elternteil vor Augen gef&#252;hrt wird, da&#223; eine Adoption des Kindes wegen Gleichg&#252;ltigkeit in Betracht kommt, und ihm ausreichende Gelegenheit gegeben wird, seine Einstellung und sein Verhalten gegen&#252;ber dem Kind zu &#228;ndern (Senat FamRZ 1977, 415, 418). Diesem Erfordernis ist gen&#252;gt, wenn tats&#228;chlich von dem Zeitpunkt der Erteilung der Belehrung an bis zur gerichtlichen Entscheidung &#252;ber den Ersetzungsantrag eine Frist von mehr als drei Monaten verstrichen ist.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Neben der Belehrung war dem Jugendamt nach &#167; 51 a Abs. 1 JWG die Verpflichtung auferlegt, den Elternteil "&#252;ber Hilfen zu beraten, die das Verbleiben des Kindes in der eigenen Familie oder seine Unterbringung in einer geeigneten Familie erm&#246;glichen k&#246;nnten". Im Verfahren &#252;ber die Ersetzung der Adoptionseinwilligung hatte das Jugendamt dem Vormundschaftsgericht mitzuteilen, welche Hilfen gew&#228;hrt oder angeboten worden sind. Nach der Rechtsprechung des Senats war die tats&#228;chliche Erf&#252;llung der Beratungspflicht des Jugendamtes &#252;ber Hilfen zur Vermeidung der Adoption zwingende Voraussetzung einer Ersetzungsentscheidung wegen Gleichg&#252;ltigkeit des Elternteils (FamRZ 1977, 415, 417 f.); diese Auffassung wurde auch von anderen Oberlandesgerichten geteilt (BayObLG FamRZ 1982, 1129, 1130; OLG K&#246;ln FamRZ 1987, 203).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Indessen hat der Gesetzgeber durch das am 01.01.1991 in Kraft getretene Gesetz zur Neuordnung des Kinder- und Jugendhilferechts (KJHG) vom 26.06.1990 (BGBl I 1163) in &#167; 51 Abs. 2 SGB-VIII die Beratungspflicht des Jugendamtes vor einer Ersetzungsentscheidung des Vormundschaftsgerichts nach &#167; 1748 Abs. 2 S. 1 BGB wegen Gleichg&#252;ltigkeit lediglich noch als Sollvorschrift ausgestaltet. Die Beratung des Jugendamtes soll sich nach dieser Vorschrift auf Hilfen erstrecken, die die Erziehung des Kindes in der eigenen Familie erm&#246;glichen k&#246;nnen. Einer Beratung bedarf es insbesondere nicht, wenn das Kind seit l&#228;ngerer Zeit bei den Annehmenden in Familienpflege lebt und bei seiner Herausgabe an den Elternteil eine schwere und nachhaltige Sch&#228;digung des k&#246;rperlichen und seelischen Wohlbefindens des Kindes zu erwarten ist.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Diese Vorschrift hat der Senat bei seiner Entscheidung zugrundezulegen, obwohl sie erst nach Erla&#223; der angefochtenen Entscheidung am 01.01.1991 in Kraft getreten ist. Es entspricht einhelliger Auffassung, da&#223; das Gericht der weiteren Beschwerde bei einem Wechsel der Gesetzgebung das nach Erla&#223; der angefochtenen Entscheidung in Kraft getretene materielle Recht zu ber&#252;cksichtigen hat, wenn dieses nach seinem zeitlichen Geltungswillen das streitige Rechtsverh&#228;ltnis erfa&#223;t (Keidel/Kuntze/Winkler - KKW -, FG, 12. Aufl., &#167; 27 Rdnr. 22; Jansen, FGG, 2. Aufl., &#167; 27 Rdnr. 15 jeweils m. w. N.). Denn f&#252;r die Frage, ob im Sinne des &#167; 27 S. 1 FGG die Entscheidung des Landgerichts auf einer Verletzung des Gesetzes beruht, kann es nur darauf ankommen, ob die Entscheidung objektiv mit dem Gesetz in Einklang steht, so da&#223; die rechtliche Nachpr&#252;fung nach Ma&#223;gabe des im Zeitpunkt der Entscheidung des Rechtsbeschwerdegerichts geltenden Rechts vorzunehmen ist. Der Gesetzgeber hat die Bestimmungen des KJHG zum 01.01.1991 in Kraft gesetzt (Art. 24 KJHG). Die davon in den &#220;berleitungsvorschriften der Art. 10 ff. vorgesehenen Ausnahmen betreffen nicht die Bestimmung des &#167; 51 SGB-VIII. Es mu&#223; deshalb davon ausgegangen werden, da&#223; der Gesetzgeber als Voraussetzung f&#252;r eine nach dem 01.01.1991 ergehende Ersetzungsentscheidung, auch soweit diese im Rechtsmittelverfahren zu treffen ist, ausschlie&#223;lich die neugefa&#223;te Bestimmung &#252;ber die Mitwirkung des Jugendamtes hat ma&#223;geblich sein lassen wollen. Daf&#252;r spricht insbesondere auch die Begr&#252;ndung des Regierungsentwurfes (BT-Drucksache 11/5948). In ihr ist zu der Vorschrift ausgef&#252;hrt, da&#223; die zwingende Beratungspflicht nach Ma&#223;gabe des &#167; 51a Abs. 1 JWG zu Unzutr&#228;glichkeiten in der Praxis gef&#252;hrt habe, weil insbesondere in F&#228;llen, in denen das Kind sich bereits l&#228;ngere Zeit in einer Pflegestelle befinde, eine Beratung &#252;ber Hilfen zum Verbleib in der eigenen Familie des Elternteils oder zur Unterbringung in einer anderen geeigneten Familie nur mit dem Ziel des Aufbrechens bisheriger gewachsener intensiver Bindungen des Kindes zu seinem Nachteil in Betracht k&#228;me. Hilfsangebote zum Verbleib des Kindes in der Familie m&#252;&#223;ten fr&#252;her angesetzt werden, k&#228;men jedoch bei einer Adoption im Rahmen eines bereits bestehenden Pflegeverh&#228;ltnisses zu sp&#228;t. F&#252;r die hier vorliegenden Verh&#228;ltnisse einer angestrebten Stiefvateradoption (&#167; 1741 Abs. 2 S. 2 BGB) gilt im Kern nichts anderes. Das Entstehen pers&#246;nlicher Bindungen des Kindes zu seinem Stiefvater im Rahmen der von einer geschiedenen Kindesmutter neu eingegangen Verbindung ist Folge der Sorgerechtsentscheidung des Familiengerichts. Auf eine grundlegende Umkehr der so entstandenen Verh&#228;ltnisse hinzuwirken, kann nicht Gegenstand einer Beratung des Jugendamtes im Vorfeld einer gerichtlichen Entscheidung &#252;ber die Ersetzung der Adoptionseinwilligung des nicht sorgeberechtigten Elternteils sein.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Allerdings hat der Gesetzgeber es vers&#228;umt, zugleich mit der Neugestaltung der Beratungspflicht des Jugendamtes in &#167; 51 Abs. 2 SGB-VIII eine entsprechende Anpassung des Wortlautes des &#167; 1748 Abs. 2 BGB vorzunehmen, der die Entscheidung des Vormundschaftsgerichts weiterhin von einer Beratung durch das Jugendamt nach &#167; 51a Abs. 1 JWG abh&#228;ngig macht. Insoweit handelt es sich jedoch ersichtlich lediglich um ein Redaktionsversehen des Gesetzgebers, der trotz der ausf&#252;hrlichen Behandlung der Beratungspflicht des Jugendamtes im Vorfeld einer gerichtlichen Ersetzungsentscheidung nach &#167; 1748 Abs. 2 S. 1 BGB wegen Gleichg&#252;ltigkeit in der Begr&#252;ndung des Regierungsentwurfes die Erforderlichkeit einer entsprechenden Anpassung des &#167; 1748 Abs. 2 BGB &#252;bersehen hat, um einen Gleichlauf beider Vorschriften herzustellen. In Anbetracht der vom Gesetzgeber gezielt vorgenommenen Einschr&#228;nkung der Beratungspflicht des Jugendamtes mu&#223; jedoch angenommen werden, da&#223; dieser auch die gerichtliche Ersetzungsentscheidung nicht von weitergehenden Voraussetzungen hat abh&#228;ngig machen wollen. &#167; 1748 Abs. 2 S. 1 BGB mu&#223; deshalb seit dem 01.01.1991 so gelesen werden, da&#223; die gerichtliche Ersetzungsentscheidung wegen Gleichg&#252;ltigkeit eines Elternteils von einer vorangegangen Beratung durch das Jugendamt nicht mehr zwingend abh&#228;ngig ist.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Mit der gegebenen Begr&#252;ndung kann die Entscheidung des Landgerichts deshalb nicht aufrechterhalten werden.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung h&#228;ngt deshalb davon ab, ob festgestellt werden kann, da&#223; die Einstellung des Beteiligten zu 2) gegen&#252;ber dem Kind als Gleichg&#252;ltigkeit im Sinne des &#167; 1748 Abs. 1 BGB gewertet werden kann. Das Landgericht hat diese Beurteilung auf der Grundlage seiner Rechtsauffassung ausdr&#252;cklich dahingestellt sein lassen und lediglich angedeutet, es m&#252;sse bereits Gleichg&#252;ltigkeit bei dem Beteiligten zu 2) angenommen werden. Darauf kommt es indessen nicht an, weil der Senat aufgrund des anderweitigen Rechtsfehlers der angefochtenen Entscheidung ohnehin eine eigenst&#228;ndige Sachentscheidung zu treffen hat, ohne an die W&#252;rdigung der landgerichtlichen Entscheidung gebunden zu sein. Der Sachentscheidung des Senats unterliegt dabei der gesamte Akteninhalt einschlie&#223;lich des im Verfahren der weitern Beschwerde neu vorgetragenen Tatsachenstoffes (KKW &#167; 27 Rdnr. 59). Eine solche Sachentscheidung ist hier m&#246;glich, weil weitere tats&#228;chliche Ermittlungen nicht erforderlich erscheinen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Gleichg&#252;ltig verh&#228;lt sich ein Elternteil, wenn er gegen&#252;ber dem Kind und seiner Entwicklung g&#228;nzlich teilnahmslos ist. Dies ist insbesondere dann anzunehmen, wenn er zu dem Kind &#252;ber einen l&#228;ngeren Zeitraum hinweg keinen Kontakt pflegt, wenn ihn das Kind und dessen Schicksal nicht interessieren. Gleichg&#252;ltigkeit, kann allerdings auch dann bejaht werden, wenn der "Besitzanspruch" des Elternteils auf das Kind keiner echten gef&#252;hlsm&#228;&#223;igen Bindung entspricht, sondern anders motiviert ist, z. B. durch Eifersucht, verletzten Stolz, Neid, Rachsucht, B&#246;swilligkeit oder durch die blo&#223;e Besorgnis um das eigene Wohl. Da es sich bei der Gleichg&#252;ltigkeit um eine subjektive Einstellung handelt, die oft nur schwer festzustellen ist, kn&#252;pft das Gesetz an das &#228;u&#223;ere Verhalten an und l&#228;&#223;t es gen&#252;gen, wenn das gesamte Verhalten zu dem Schlu&#223; f&#252;hren mu&#223;, da&#223; dem Elternteil das Kind gleichg&#252;ltig ist (BayObLG DAVorm 1981, 131, 138 sowie ZBlJugR 1983, 234, 238 f.).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Bei Ber&#252;cksichtigung dieser Grunds&#228;tze l&#228;&#223;t sich eine Gleichg&#252;ltigkeit des Beteiligten zu 2) gegen&#252;ber dem Kind nicht feststellen. Dies beruht ma&#223;geblich darauf, da&#223; aus den nachstehenden verfassungsrechtlichen Erw&#228;gungen das gesamte Verhalten des Beteiligten zu 2) bis zur Entscheidung des Landgerichts nicht zu seinem Nachteil verwertet werden darf.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Wie bereits oben dargestellt, durfte nach dem bis zum 31.12.1990 geltenden Recht die Einwilligung eines Elternteils in die Annahme wegen Gleichg&#252;ltigkeit nicht ersetzt werden, wenn dieser nicht zuvor nach &#167; 51a JWG beraten worden war. Dieses zwingende Beratungserfordernis ist, wie der Senat in seiner bereits genannten Entscheidung (FamRZ 1977, 415, 417 f.) ausgef&#252;hrt hat, durch Gesetz vom 14.08.1973 neu eingef&#252;hrt worden (&#167; 1747 Abs. 2 a.F. BGB) und in &#167; 1748 Abs. 2 n.F. BGB unver&#228;ndert &#252;bernommen worden. Aus der vom Senat in seiner damaligen Entscheidung herangezogenen Gesetzesbegr&#252;ndung ergibt sich, da&#223; durch die Einf&#252;hrung einer zwingenden Beratungspflicht dem verfassungsrechtlichen Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatz Rechnung getragen werden sollte. Auf der Grundlage der bisherigen Rechtslage konnte danach ein Elternteil darauf vertrauen, da&#223; seine Einwilligung in die Adoption durch gerichtliche Entscheidung nicht ersetzt werden konnte, bevor er durch das Jugendamt keine Beratung mit dem Ziel einer "Herstellung oder Wiederherstellung eines verantwortungsbewu&#223;ten Verhaltens" erhielt. Der Elternteil, dessen Einwilligung in eine beabsichtigte Adoption gegebenenfalls ersetzt werden sollte, hatte also danach bisher einen Anspruch auf Gew&#228;hrung von Hilfe und Beratung mit dem Ziel, das Entstehen der Voraussetzungen f&#252;r eine positive Ersetzungsentscheidung unter dem Gesichtspunkt der Gleichg&#252;ltigkeit zu vermeiden.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">In diesen auf der bisherigen Rechtslage beruhenden Vertrauenstatbestand hat der Gesetzgeber eingegriffen, indem nunmehr f&#252;r ab dem 01.01.1991 zu treffende Ersetzungsentscheidungen die Beratungspflicht des Jugendamtes lediglich noch als Sollvorschrift ausgestaltet ist. Da insoweit eine &#220;bergangsvorschrift fehlt, k&#246;nnte daher bei der Bewertung unter dem Gesichtspunkt der Gleichg&#252;ltigkeit ein in der Vergangenheit liegendes Verhalten des betroffenen Elternteils herangezogen werden, obwohl dieses nach der bisherigen Rechtslage wegen einer fehlenden Beratung sanktionslos bleiben mu&#223;te. Der Gesetzes&#228;nderung kommt deshalb eine sogenannte unechte R&#252;ckwirkung zu, die dadurch gekennzeichnet wird, da&#223; die neue Gesetzeslage auf gegenw&#228;rtige, noch nicht abgeschlossene Sachverhalte und Rechtsbeziehungen f&#252;r die Zukunft einwirkt (BVerfGE 69, 272, 309; 72, 175, 196; 79, 29, 45). Nicht abgeschlossen ist der Sachverhalt hier, weil die gerichtliche Ersetzungsentscheidung nach dem Inkrafttreten des Gesetzes zu treffen ist und unter Einbeziehung des bisherigen Verhaltens auch die weitere tats&#228;chliche Entwicklung nach diesem Zeitpunkt zu ber&#252;cksichtigen hat.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Nach der Rechtsprechung des BVerfG sind Gesetze mit einer unechten R&#252;ckwirkung zwar grunds&#228;tzlich zul&#228;ssig. Jedoch kann der Gesichtspunkt des Vertrauensschutzes, der aus dem Rechtsstaatprinzip abzuleiten ist, im Einzelfall der Regelungsbefugnis Schranken setzen. Danach ist es auch in F&#228;llen unechter R&#252;ckwirkung durchaus denkbar, da&#223; der Vertrauensschutz verletzt wird, wenn das Gesetz einen entwertenden Eingriff vornimmt, mit dem der Staatsb&#252;rger nicht zu rechnen, den er also bei seinen Dispositionen nicht zu ber&#252;cksichtigen brauchte. Zur Bestimmung der verfassungsrechtlichen Grenze ist das Vertrauen des einzelnen auf den Fortbestand einer bestimmten gesetzlichen Regelung gegen&#252;ber der Bedeutung des gesetzgeberischen Anliegens f&#252;r das Wohl der Allgemeinheit abzuw&#228;gen (BVerfG E 51, 356, 363; 69, 272, 310; 79, 29, 46).</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Gemessen an diesen Kriterien mu&#223; hier der Vertrauensschutz des betroffenen Elternteils den Vorrang genie&#223;en. Anla&#223; f&#252;r die gesetzgeberische Neuregelung waren nach der zitierten Begr&#252;ndung des Regierungsentwurfes Unzutr&#228;glichkeiten, die sich bei der Anwendung der zwingenden Beratungspflicht des bisherigen Rechtes in der Praxis ergeben hatten. Dar&#252;ber hinaus erschien dem Gesetzgeber die Durchf&#252;hrung einer Beratung in dem durch die Fassung der bisherigen Vorschrift des &#167; 51 a JWG gesteckten Rahmen in einer Vielzahl der F&#228;lle nicht sinnvoll. In diesem Zusammenhang kann dahingestellt bleiben, ob die Begr&#252;ndung des Regierungsentwurfes dem Sinn des zwingenden Beratungserfordernisses des bisherigen Rechtes gerecht wird. Danach sollte die Beratung des Jugendamtes wohl nicht dem Ziel dienen, die M&#246;glichkeiten einer Umkehr einer zuvor getroffenen Sorgerechtsentscheidung aufzuzeigen Vielmehr sollte sie darauf abzielen, die Eltern eines Kindes, das adoptiert werden solte, vor einem Verhalten abzuhalten, das die weitergehenden Voraussetzungen f&#252;r die Ersetzung der Adoptionseinwilligung wegen Gleichg&#252;ltigkeit erf&#252;llte, mag dies im Wortlaut des &#167; 51 a Abs. 1 S. 1 JWG auch nicht einen unmi&#223;verst&#228;ndlichen Ausdruck gefunden haben. Unabh&#228;ngig davon dient die gesetzgeberische Neuregelung schwerpunktm&#228;&#223;ig einer vereinfachten praktischen Handhabung des Verfahrens auf Ersetzung der Adoptionseinwilligung wegen Gleichg&#252;ltigkeit, insbesondere soweit dies die notwendige Mitwirkung des Jugendamtes betrifft. Dieses gesetzgeberische Anliegen rechtfertigt jedoch nicht den r&#252;ckwirkenden Eingriff in einen Vertrauensschutz, der sich aus der bisherigen Gesetzeslage f&#252;r den Elternteil ergab, dessen Einwilligung in einem bereits anh&#228;ngigen Verfahren ersetzt werden soll. Dabei ist besonders zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; die positive Ersetzungsentscheidung zu dem denkbar schwersten Eingriff in das verfassungsrechtlich gesch&#252;tzte Eltern-Kind-Verh&#228;ltnis (Art. 6 GG) f&#252;hrt. In diesem verfassungsrechtlich hochsensiblen Bereich ist der Schutzwirkung des Grundrechts besondere Bedeutung zuzumessen. Der Senat h&#228;lt deshalb eine verfassungskonforme Auslegung des &#167; 1748 Abs. 2 BGB i.V.m. &#167; 51 Abs. 2 SGB-VIII f&#252;r erforderlich. Dabei hat in &#220;bergangsf&#228;llen, in denen ein Ersetzungsantrag vor dem Inkrafttreten des KJHG bei dem Vormundschaftsgericht anh&#228;ngig geworden ist, bei der nach neuer Gesetzeslage zu treffenden Entscheidung wegen Gleichg&#252;ltigkeit ein Verhalten des Elternteils unber&#252;cksichtigt zu bleiben, das nach altem Recht nicht h&#228;tte ber&#252;cksichtigt werden d&#252;rfen, weil die zwingend vorgeschriebene Beratung durch das Jugendamt nicht erfolgt ist.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall hat das Landgericht zutreffend festgestellt, da&#223; die nach altem Recht erforderliche Beratung durch das Jugendamt nicht erfolgt ist. Nach den Angaben des Mitarbeiters xxx des Beteiligten zu 5) im Anh&#246;rungstermin vor der Kammer vom 07.08.1990 konnte das Landgericht davon ausgehen, da&#223; dem Beteiligten zu 2) lediglich eine Belehrung &#252;ber die M&#246;glichkeit der Ersetzungsentscheidung, nicht jedoch Beratungshilfen &#252;ber die M&#246;glichkeiten der Vermeidung einer Adoption gew&#228;hrt worden sind. Seinen Angaben zufolge ging es dem Mitarbeiter des Beteiligten zu 5) im Kern darum, die Einwilligung des Beteiligten zu 2) zu der Kindesannahme herbeizuf&#252;hren. Er sah die von dem Beteiligten zu 2) angegebenen Gr&#252;nde f&#252;r die Verweigerung seiner Einwilligung als unzureichend an. F&#252;r eine weitere T&#228;tigkeit des Jugendamtes in dieser Angelegenheit sah er deshalb keinen Anla&#223;. In Anbetracht dieser Erkl&#228;rungen bestand f&#252;r das Landgericht nach &#167; 12 FGG keine Veranlassung zu weiteren tats&#228;chlichen Ermittlungen. Dazu gibt auch das Vorbringen des Beteiligten zu 1) in der Begr&#252;ndung seiner weiteren Beschwerde keinen Anla&#223;. Dies gilt insbesondere f&#252;r den nunmehr vorgelegten Aktenvermerk, der inhaltlich lediglich die Ausf&#252;hrungen des Mitarbeiters des Beteiligten zu 5) im Anh&#246;rungstermin vor dem Landgericht best&#228;tigt.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus bedarf es keiner Entscheidung des Senats dazu, ob die Beratungspflicht des Jugendamts nach altem Recht ausnahmsweise entfallen konnte, wenn eine solche Beratung nach Lage der Dinge v&#246;llig ins Leere ginge, wie der Senat in einem Einzelfall angenommen hat (vgl. Beschlu&#223; vom 20.12.1983 - 15 W 257/82 -). Denn im vorliegenden Fall war eine Beratung des Jugendamtes mit dem Ziel der Vermeidung einer Adoption wegen Gleichg&#252;ltigkeit durchaus m&#246;glich und sinnvoll. Aufgabe einer solchen Beratung w&#228;re es in erster Linie gewesen, nach M&#246;glichkeiten f&#252;r eine Wiederaufnahme der Besuchskontakte des Beteiligten zu 2) zu dem Kind im beiderseitigen Einvernehmen der Elternteile zu suchen. F&#252;r den Fall des Scheiterns solcher Bem&#252;hungen h&#228;tte der Beteiligte zu 2) zumindest auch dar&#252;ber beraten werden m&#252;ssen, da&#223; auf das Vorliegen von Gleichg&#252;ltigkeit geschlossen werden konnte, wenn er &#252;ber einen l&#228;ngeren Zeitraum keinerlei Bem&#252;hungen unternahm um von sich aus Besuchskontakte zu dem Kind wiederherzustellen. Insbesondere h&#228;tte der Beteiligte zu 2) in einem solchen Fall auch darauf hingewiesen werden m&#252;ssen, da&#223; er die Antragstellung in einem familiengerichtlichen Verfahren mit dem Ziel einer Umgangsregelung nicht &#252;ber Jahre hinaus zur&#252;ckstellen konnte, ohne da&#223; sich ein solches Verhalten auf die Beurteilung unter dem Gesichtspunkt der Gleichg&#252;ltigkeit auswirken k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Senat kann unter dem Gesichtspunkt der Gleichg&#252;ltigkeit deshalb nur das Verhalten des Beteiligten zu 2) aus der Zeit nach Erla&#223; der landgerichtlichen Entscheidung zugrunde legen. Insoweit ist jedoch unwidersprochen vorgetragen, da&#223; er nunmehr bei dem Amtsgericht - Familiengericht - Olpe einen Antrag auf eine Regelung des Umganges mit dem Kind gestellt hat. Danach kann eine Gleichg&#252;ltigkeit gegen&#252;ber dem Kind nicht festgestellt werden.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Da die weitere Beschwerde des Beteiligten zu 1) ohne Erfolg bleibt, hat er aufgrund der zwingenden Vorschrift des &#167; 13 a Abs. 1 S. 2 FGG die dem Beteiligten zu 2) im Verfahren der weiteren Beschwerde entstandenen au&#223;ergerichtlichen Kosten zu erstatten. Dies gilt in gleicher Weise f&#252;r das Erstbeschwerdeverfahren. Mit dieser zwingenden gesetzlichen Vorschrift ist die Entscheidung des Landgerichts, f&#252;r sein Verfahren sei die Anordnung der Erstattung au&#223;ergerichtlicher Kosten nicht veranla&#223;t, nicht zu vereinbaren. Die Kostenentscheidung des Landgerichts ist deshalb insoweit von Amts wegen abzu&#228;ndern. Das Schlechterstellungsverbot steht dem nicht entgegen, weil dieses nicht f&#252;r die Kostenentscheidung gilt (KKW, &#167; 19 Rdnr. 118).</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Wertfestsetzung beruht auf den &#167;&#167; 131 Abs. 2, 30 Abs. 3 i.V.m. &#167; 2 KostO.</p>
314,956
olgk-1991-04-11-16-wx-4391
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
16 Wx 43/91
1991-04-11T00:00:00
2019-03-13T14:42:30
2022-10-18T15:09:25
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1991:0411.16WX43.91.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die weitere Beschwerde des Beteiligten zu 1) wird der Beschlu&#223; der 1. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln vom 4. Februar 1991 - 1 T 389/90 - abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Auf die Beschwerde des Beteiligten zu 1) wird der Beschlu&#223; des Amtsgerichts Leverkusen vom 5.11.1990 - 14 X 363/90 - abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Es wird festgestellt, da&#223; die den Jugendlichen L. F., geboren am 5. Februar 1975 betreffende elterliche Sorge ruht.</p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>G r &#252; n d e</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige weitere Beschwerde des Betroffenen (&#167;&#167; 19, 20, 27, 29, 59 FGG) hat auch in der Sache Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die internationale Zust&#228;ndigkeit der deutschen Gerichte, die bei F&#228;llen mit Auslandsber&#252;hrung in jeder Lage des Verfahrens von Amts wegen zu pr&#252;fen und zu beachten ist, folgt im vorliegenden Falle aus den Artikeln 1 und 13 Abs. 1 des Haager &#220;bereinkommens vorn 5. Oktober 1961 &#252;ber die Zust&#228;ndigkeit von Beh&#246;rden und das anzuwendende Recht auf dem Gebiet des Schutzes von Minderj&#228;hrigen (BGBI 71 11 217)</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">- MSA -, das in der Bundesrepublik am 17.9.1971 in Kraft getreten ist (BGWI 1971 11, 1150). Nach Artikel 1 MSA sind die Gerichte des Staates, in dem ein Minderj&#228;hriger seinen gew&#246;hnlichen Aufenthalt hat, vorbehaltlich der Artikel 3, 4 und 5 Abs. 3 daf&#252;r zust&#228;ndig, Ma&#223;nahmen zum Schutze der Person oder des Verm&#246;gens des Minderj&#228;hrigen zu treffen. Nach Artikel 13 Abs. 1 MSA ist das &#220;bereinkommen auf alle Minderj&#228;hrigen anzuwenden, die ihren gew&#246;hnlichen Aufenthalt in einem der Vertragsstaaten haben. Dies gilt auch dann, wenn sie selbst keinem Vertragsstaat</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">angeh&#246;ren (BGHZ 60, 68, 72). Der jugendliche Betroffene hat seinen gew&#246;hnlichen Aufenthalt in der Bundesrepublik, und zwar im Zust&#228;ndigkeitsbereich des Amtsgerichts Leverkusen. Artikel 3 MSA steht der internationalen Zust&#228;ndigkeit der deutschen Gerichte schon deshalb nicht entgegen, weil, wie noch darzulegen sein wird, die Voraussetzungen des Artikels 8 MSA gegeben sind.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Sache nach handelt es sich vorliegend um eine Angelegenheit der freiwilligen Gerichtsbarkeit, die in der Bundesrepublik dem Vormundschaftsgericht zugewiesen</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">ist. Dessen &#246;rtliche Zust&#228;ndigkeit bestimmt sich nach den &#167;&#167; 43 Abs. 1, 36 Abs. 1 Satz 1 FGG. &#214;rtlich zust&#228;ndig ist danach das Vormundschaftsgericht, in dessen Bezirk der Jugendliche hier mangels eines Wohnsitzes zum Zeitpunkt der Befassung des Gerichts mit der Sache seinen Aufenthalt hat. Dabei ist die Frage des Aufenthalts nach Deutschem Recht als der ma&#223;geblichen lex fori zu beurteilen (BayObLGZ</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">1972, 292 f). Da&#223; der minderj&#228;hrige Betroffene seinen Aufenthaltsort im Gerichtsbezirk des Amtsgerichts Leverkusen hat, wo er sich seit nunmehr mehr als einem Jahr aufh&#228;lt, bedarf keiner n&#228;heren Darlegung.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Demgem&#228;&#223; ist das Amtsgericht Leverkusen befugt (Art. 1, 13 MSA) Ma&#223;nahmen zum Schutz des Betroffenen zu ergreifen. Dabei ist Deutsches Recht anzuwenden</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">(Art. 2 MSA). Dabei wird durch das Minderj&#228;hrigen-Schutzabkommen, soweit es eingreift, die Kollisionsnorm des Art. 19 EG8G8, wonach sich die zwischen einem ehelichen Kind und seinen Eltern ma&#223;geblichen Rechtsverh&#228;ltnisse nach dem Heimatrecht des Vaters bestimmen, verdr&#228;ngt (8GH NJW 1973, 417).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist grunds&#228;tzlich bei den zu ergreifenden Ma&#223;nahmen zu beachten, da&#223; der betroffene Jugendliche nach t&#252;rkischem Recht der elterlichen Gewalt seiner Eltern untersteht (Palandt-Hendrichs, 49. AufI., Anhang zu Art. 24 EG8GB Rdnr. 3). Gleichwohl steht dies der beantragten Feststellung nicht entgegen, weil es sich insoweit um eine Ma&#223;nahme im Sinne des &#167; 8 MSA handelt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Auch die hier verfolgte Ma&#223;nahme der Anordnung des Ruhens der elterlichen Gewalt kann, soweit deren Voraussetzungen vorliegen, eine Schutzma&#223;nahme im Sinne des &#167; 8 MSA darstellen, wenn hiermit einer ernstlichen Gef&#228;hrdung des Minderj&#228;hrigen in seiner Person oder in seinem Verm&#246;gen vorgebeugt werden kann. Dabei hat die Beurteilung, ob die Voraussetzungen f&#252;r eine dahingegebene Anordnung gegeben sind, nach Deutschem Recht zu erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 1674 BGB ruht die elterliche Gewalt dann, wenn das Vormundschaftsgericht feststellt, da&#223; die Eltern die ihnen zum Wohle des Kindes gegebenen Befugnisse auf l&#228;ngere Zeit tats&#228;chlich nicht aus&#252;ben k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Vorinstanzen haben das Vorliegen der Voraussetzungen des &#167; 1674 BGB verneint, weil nach ihren Feststellungen weiterhin eine Kommunikationsm&#246;glichkeit</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">zwischen dem Betroffenen und seinen Eltern bestehe.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Diese Anforderungen an das Vorliegen des &#167; 1674 BGB erscheinen &#252;berspannt. Die angegriffene Entscheidung bedarf daher der beschlossenen Ab&#228;nderung (&#167; 27 FGG).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Nach den Feststellungen der Vorinstanzen lebt der Betroffene bereits seit mehr als einem Jahr in der Bundesrepublik, ohne seither nochmals pers&#246;nlichen Kontakt zu seinen Eltern gehabt zu haben. Diese wohnen unter &#228;rmlichen Verh&#228;ltnissen in der Ostt&#252;rkei. Mangels dahingehender anderweitiger Feststellungen ist davon auszugehen, da&#223; eine Kontaktaufnahme des Jugendlichen mit seinen Eltern allenfalls durch die &#220;bersendung von Briefen, mithin bekannterma&#223;en nur mit erheblichen Zeitverz&#246;gerungen m&#246;glich ist. Bereits dieser Umstand zeigt, da&#223; die Eltern des Betroffenen</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">tats&#228;chlich gehindert sind, die Personensorge f&#252;r diesen sachgerecht auszu&#252;ben. Eine lediglich theoretische briefliche Einflu&#223;nahme auf den Minderj&#228;hrigen reicht nicht aus, den st&#228;ndig gebotenen erzieherischen Einflu&#223; auszu&#252;ben. Dies gilt umsomehr, als die von den Vorinstanzen angenommene briefliche Kommunikationsm&#246;glichkeit, das Reagieren der Eltern auf aktuelle Vorf&#228;lle ausschlie&#223;t, die sofortige Entscheidungen und ein tats&#228;chliches Eingreifen erfordern. Eine derartige Einschr&#228;nkung der Aus&#252;bung der elterlichen Gewalt kommt deren Verhinderung gleich (vgl. hierzu die bei Palandt-Diederichsen a.a.O. zitierten Fallgestaltungen zu &#167; 1674 BGB Anm. 1). Auch der Umstand, da&#223;, wie die Vorinstanzen festgestellt haben, die Eltern des Betroffenen diesen faktisch aus ihrer elterlichen Gewalt entlassen haben, zeigt, da&#223; sich der Minderj&#228;hrige, jedenfalls in rechtlicher Hinsicht, bereits seit mehr als</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">einem Jahr allein &#252;berlassen ist und alle damit im Zusammenhang stehenden Nachteile zu ertragen hat. Dem steht der Umstand, da&#223; er sich tats&#228;chlich in der Obhut seines &#228;lteren Bruders befindet, solange nicht entgegen, als dieser nicht zur gesetzlichen Vertretung des Betroffenen befugt ist. Die tats&#228;chliche Obhut des &#228;lteren Bruders mag zwar eine unmittelbar feststellbare Gef&#228;hrdung des k&#246;rperlichen</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Wohls des Betroffenen verhindert haben. Eine Gef&#228;hrdung des Kindeswohls ist aber auch dann zu besorgen, wenn zwar dessen unmittelbaren, k&#246;rperlichen Bed&#252;rfnisse</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">gesichert sind, dar&#252;berhinaus aber seine geistige und seelische Entwicklung beeintr&#228;chtigt ist, weil ihm die Teilnahme an einem geordneten Schulbesuch bereits seit l&#228;ngerer Zeit versagt ist. Es entspricht gefestigter Rechtsprechung, da&#223; es einen zur</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Gef&#228;hrdung des Kindeswohls im Sinne des &#167; 1666 Abs. 1 BGB f&#252;hrenden Sorgrechtsmi&#223;brauch darstellt, wenn die Eltern ihre Kinder &#252;ber l&#228;ngere Zeit der</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Schul- und Berufsausbildung entziehen (M&#252;nchener Kommentar, &#167; 1666 Rdnr. 25). Das Vorliegen der Voraussetzungen des &#167; 1666 Abs. 1 BGB begr&#252;ndet aber zugleich die Annahme einer Gef&#228;hrdung im Sinne des &#167; 8 MSA (Palandt-Heldrich a.a.O. Anm. 1 zu &#167; 8 MSA mit zahlreichen Rechtsprechungsnachweisen). Zum Schutze vor einer weitergehenden Gef&#228;hrdung des Betroffenen erscheint die von der &#246;rtlichen Arbeiterwohlfahrt sowie die vom Jugendamt der Stadt Leverkusen erstrebte</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">gesetzliche Vertretung des Kindes sachgerecht, zumal jederzeit, etwa dann, wenn der Betroffene krank wird, ein dahingehender Handlungsbedarf eintreten kann. Im &#252;brigen kann in diesem Zusammenhang nicht &#252;bersehen werden, da&#223; die Feststellung nach &#167; 1674 Abs. 1 BGB lediglich eine vorl&#228;ufige Ma&#223;nahme darstellt und die elterliche Sorge wieder auflebt, wenn das Vormundschaftsgericht zu dem Ergebnis</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">gelangt, da&#223; die urspr&#252;nglichen Voraussetzungen f&#252;r die Feststellung nicht mehr vorliegen. Letzteres k&#246;nnte hier etwa dann der Fall sein, wenn der Betroffene in seine Heimat zur&#252;ckkehrte, sei es, da&#223; die Eltern ihn zur&#252;ckrufen, sei da&#223; er aus Rechtsgr&#252;nden die Bundesrepublik verlassen m&#252;&#223;te.</p>
314,957
lg-dusseldorf-1991-04-10-2-o-23190
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
2 O 231/90
1991-04-10T00:00:00
2019-03-13T14:42:32
2022-10-18T15:09:25
Urteil
ECLI:DE:LGD:1991:0410.2O231.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Kl&#228;ger kann die vorl&#228;ufige Vollstreckung</p> <p>des beklagten Landes gegen Sicherheitsleistung</p> <p>in H&#246;he von D M l.ooo,&#8212; abwenden,</p> <p>falls das beklagte Land nicht vor der</p> <p>Vollstreckung in gleicher H&#246;he Sicherheit</p> <p>leistet.</p> <p>Die Sicherheiten k&#246;nnen auch durch B&#252;rgschaft</p> <p>einer Bank oder Sparkasse mit Sitz in- der</p> <p>Bundesrepublik Deutschland geleistet w e r d e n .</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks">T a t b e s t a n d :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, der Aktien in Besitz h a t t e , beobachtete</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">im Oktober 1989 die B&#246;rsenentwicklung.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am M o n t a g , dem 16. Oktober 1989, erkundigte er sich</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">nach der Entwicklung der Kurse im Rahmen der</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Vorb&#246;rse. Auf die Mitteilung, es l&#228;gen Kursverluste</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">von 5-7 <strong><em>%</em></strong> vor, gab er Verkaufsorder.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Im Verlauf des 16. Oktober 1989 kam es zu zum Teil</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">erheblichen Kursverlusten.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet:</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Er habe erhebliche Verluste beim Verkauf seiner</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Aktien erlitten.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Benachbarte B&#246;rsen im Ausland h&#228;tten die Ku r s notierung</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">ausgesetzt. Auch der B&#246;rsenvorstand der</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Rheinisch-Westf&#228;lischen B&#246;rse h&#228;tte die Kursnotierungen</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">aussetzen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger berechnet seinen Schaden aus dem Mittelwert</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">der Kurse vom 13. Oktober 1989 und vom 17.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Oktober 1989, dem jeweiligen B&#246;rsentag vor und nach</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">den Kursst&#252;rzen und nach den erzielten Verkaufserl&#246;sen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Nach seiner Berechnung ist ihm ein Schaden in</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">H&#246;he von DM 6.388,31 entstanden. Wegen der Einzelheiten</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">wird auf die Berechnung des Kl&#228;gers (Bl. 6-8</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">GA) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">das beklagte Land zu verurteilen, an ihn</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">DM 6 .388,31 nebst 9 <strong><em>%</em></strong> Zinsen seit dem 1.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">M&#228;rz 1990 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land beantragt,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land behauptet :</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Verk&#228;ufe der Aktien des Kl&#228;gers k&#246;nnten auch an</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">der B&#246;rse in Frankfurt durchgef&#252;hrt worden sein. Der</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;ger wohne in etwa gleicher Entfernung von</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">D&#252;sseldorf wie von Frankfurt. Daher werde ein</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Verkauf an der B&#246;rse in D&#252;sseldorf bestritten.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land meint :</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Aus &#167; Abs. 1 Nr. 1 B&#246;rsengesetz ergebe sich keine</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Amtspflicht des B&#246;rsenvorstandes mit Schutzwirkung</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">zugunsten des Kl&#228;gers.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Der B&#246;rsenvorstand habe bei seiner Entscheidung, die</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Kursnotierungen nicht auszusetzen, Amtspflichten</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">nicht verletzt.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vorbringens wird auf die ge wechselten</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Schrifts&#228;tze der Parteien nebst Anlagen</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Bezug gen o m m e n .</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Anstelle der urspr&#252;nglich verklagten Rheinisch-Westf&#228;lischen</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">B&#246;rse in D&#252;sseldorf nimmt der Kl&#228;ger</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">nunmehr das beklagte Land in Ans p r u c h .</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="h2 absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Klage&#228;nderung (Parteiwechsel) ist zul&#228;ssig. In</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">der Sache selbst hat die Klage jedoch keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat gegen das beklagte Land keinen</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Anspruch gem&#228;&#223; &#167; 839 Abs. 1 Satz 1 BGB i.V.m.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Artikel 34 GG wegen einer AmtspflichtVerletzung. Der</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">B&#246;rsenvorstand der Rheinisch-Westf&#228;lischen B&#246;rse in</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">D&#252;sseldorf hat bei seiner Entscheidung, von seinen</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Rechten aus &#167;&#167; 43 Abs. 1 Nr. 1 am 16. Oktober 1989</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">keinen Gebrauch zu machen, rechtm&#228;&#223;ig g e h andelt.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Es kann dahinstehen, ob das beklagte Land passivlegitimiert</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">ist. Insoweit ergeben sich Zweifel, da</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">der Kl&#228;ger zu dem mit Schriftsatz vom 31. Januar</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">1991 (Bl. 48 ff. GA) vom beklagten Land ge&#228;u&#223;erten</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Bestreiten, da&#223; seine Verkaufsauftr&#228;ge an der</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Rheinisch-Westf&#228;lischen B&#246;rse in D&#252;sseldorf abgewickelt</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">worden seien , nicht Stellung genommen</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">h a t .</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Jedenfalls war die Entscheidung des Vorstandes der</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Rheinisch-Westf&#228;lischen B &#246; r s e , die Kursnotierungen</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">am 16. Oktober 1989 nicht gem&#228;&#223; &#167; 43 Abs. 1 Nr. 1</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">B&#246;rsengesetz auszusetzen, rechtm&#228;&#223;ig.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Der B&#246;rsenvorstand hat bei seiner Entscheidung das</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">ihm durch &#167; 43 Abs. 1 Nr. 1 B&#246;rsengesetz einger&#228;umte</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Ermessen weder mi&#223;braucht, noch lag eine Situation</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">vor, in der das Ermessen sich so reduziert h&#228;tte,</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">da&#223; nur noch eine Entscheidung, n&#228;mlich die Aussetzung</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">der Kursnotierungen, richtig gewesen w &#228; r e .</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Zu Recht weist das beklagte Land auf folgendes hin:</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Der Fall des DAX-Index f&#252;r 30 marktbreite Standardwerte</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">um 12,8 <strong><em>%</em></strong> allein rechtfertigte die Aussetzung</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">der Kursnotierung nicht. Schon die Interessen der</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Verk&#228;ufer geboten es nicht, die Kursnotierung</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">auszusetzen. Denn eine derartige Aussetzung ersch&#252;t-</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">6 -</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">tert zus&#228;tzlich das Vertrauen der Aktienbesitzer.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Dies kann dazu f&#252;hren, da&#223; noch mehr Verkaufsauftr&#228;ge</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">gegeben werden und die Kursverluste sich noch</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">mehr vergr&#246;&#223;ern. Die Aussetzung der Kurse lag auch</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">nicht im Interesse der K&#228;ufer, denn diese waren</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">daran interessiert, m&#246;glichst g&#252;nstig Aktien zu</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">kaufen. Auch das &#246;ffentliche Interesse gebot nicht,</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">die Notierung der Kurse auszusetzen. Trotz der</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">beachtlichen H&#246;he des Kursrutsches mu&#223;te nicht davon</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">ausgegangen werden, da&#223; &#246;ffentliche Nachteile von</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">diesem Kursverlust ausgingen.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land weist, vom Kl&#228;ger nicht konkret</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">bestritten, darauf hin, da&#223; auch alle &#252;brigen</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">deutschen B&#246;rsen die Kurse nicht ausgesetzt haben.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Auch dies spricht dagegen, da&#223; eine Aussetzung der</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Kursnotierungen die einzig ermessensfehlerfreie</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Entscheidung gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger vortr&#228;gt, die Rheinisch-Westf&#228;lische</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">B&#246;rse h&#228;tte nicht nur die Kursnotierungen</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">nicht ausgesetzt, sondern die B&#246;rse sogar zwei</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Stunden l&#228;nger aufgehalten, ist nicht substantiiert</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">vorgetragen, wieso diese l&#228;ngere &#214;ffnungszeit f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">die vom Kl&#228;ger angeblich erlittenen Verluste</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">urs&#228;chlich geworden w&#228;re. Der Kl&#228;ger h&#228;tte konkret</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">vortragen m&#252;ssen, inwieweit ihm durch das l&#228;ngere</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Offenhalten der B&#246;rse zus&#228;tzliche Verluste entstanden</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">sind. Im &#252;brigen ist es zweifelhaft, ob in</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">der Entscheidung, die B&#246;rse zwei Stunden l&#228;nger</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">offenzuhalten, ein amtspflichtwidriges Verhalten des</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Vorstandes der Rheinisch-Westf&#228;lischen B&#246;rse in</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">D&#252;sseldorf zu sehen ist.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">7(1</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">- 7 -</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Nach alledem war die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidungen zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">folgen aus &#167;&#167; 7o8 Nr. 11? 711; 1o8 ZPO.</p>
314,958
olgk-1991-04-10-27-u-3590
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
27 U 35/90
1991-04-10T00:00:00
2019-03-13T14:42:33
2022-10-18T15:09:25
Schlussurteil
ECLI:DE:OLGK:1991:0410.27U35.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufungen der Beklagten zu 1) und 2) gegen das am 25. Januar 1990 verk&#252;ndete Urteil der 9. Zivilkammer des Landgerichts Aachen - 9 0 639/88 - werden zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die im zweiten Rechtszug entstandenen Gerichtskosten tragen die Kl&#228;gerin zu 1/3 und die Beklagten zu 1) und 2) zu 2/3 als Gesamtschuldner.</p> <p></p> <p>Die au&#223;ergerichtlichen Kosten der Kl&#228;gerin tragen die Beklagten zu 1) und 2) zu 2/3 als Gesamtschuldner. Im &#252;brigen tragen die Kl&#228;gerin und die Beklagten zu 1) und 2) ihre au&#223;ergerichtlichen Kosten selbst.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Den Beklagten wird nachgelassen, die Vollstreckung gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 6.000,-- DM abzuwenden, wenn nicht die Kl&#228;gerin vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px"><b><span style="text-decoration:underline;">T a t b e s t a n d</span></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Der am 5. Oktober 1948 geborene Bauingenieur L stellte sich am 14. April 1987 in der interni-stischen Gemeinschaftspraxis der Beklagten wegen "Herzstolperns" vor. Er wurde von dem Beklagten zu 1) k&#246;rperlich untersucht. Dabei wurden auskultato-risch einzelne Extrasystolen wahrgenommen. Das EKG lie&#223; keine Extrasystolen erkennen, es zeigte einen normalen Kurvenverlauf. Eine R&#246;ntgenaufnahme des Thorax ergab hinsichtlich Herz und Lunge einen un-auff&#228;lligen Befund. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Am 23. April 1987 wurde L erneut vom Beklagten zu 1) untersucht. Es wurden ein Ruhe- und ein Bela-stungs-EKG gefertigt. Au&#223;erdem wurde am 23. April 1987 13.05 Uhr bis 24. April 1987 10.00 Uhr ein Langzeit-EKG geschrieben. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Zum 4. Mai 1987 wurde L erneut in die Praxis einbe-stellt. Zu diesem Zeitpunkt war der Beklagte zu 1) urlaubsabwesend. Deshalb &#252;bernahm der Beklagte zu 2) die Behandlung. Er ordnete eine Blutuntersuchung (Labor) an, zu welcher der Patient am 6. Mai in der Praxis erschien. Die Laborbefunde lagen s&#228;mtlich im Normalbereich.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Am 11. Mai 1987 kehrte der Beklagte zu 1) aus dem Urlaub zur&#252;ck. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Am 17. Mai 1987 fuhr L mit seiner Frau, der Kl&#228;-gerin, in Urlaub nach D&#228;nemark. Am 18., 22. und 26. Mai 1987 versuchte der Beklagte zu 1) vergeb-lich, den Patienten telefonisch &#252;ber seinen Arbeit-geber zu erreichen. Er hinterlie&#223; dort die Nach-richt, L m&#246;ge sich nach seinem Urlaub sofort in der Praxis der Beklagten melden. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">W&#228;hrend des Urlaubs begab sich L am 25. Mai 1987 mit einem Sportkajak in D&#228;nemark auf das k&#252;stennahe Meer. Einige Zeit sp&#228;ter, gegen 19.00 Uhr, wurde er mit Kopf und Oberk&#246;rper unter Wasser in seinem Ka-jak treibend tot aufgefunden. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Die am 27. Mai 1987 in D&#228;nemark durchgef&#252;hrte gerichtsmedizinische Obduktion (Prof. S) ergab u.a. die Befunde einer Sarcoidosis (Boeck'sche Krank-heit) in der Herzmuskulatur, im Lymphknoten der Lungenpforten sowie in der einen Lunge, ferner eine gutartige, freiliegende Geschwulst an der Hirnun-terseite, wahrscheinlich von der Hirnhaut ausge-hend, sowie leichte Verkalkungsver&#228;nderungen in der rechten Herzkranzarterie. Zur Todesursache ist ausgef&#252;hrt, da&#223; keine Anhaltspunkte daf&#252;r gefunden worden seien, da&#223; der Verstorbene zum Todeszeit-punkt unter Alkoholeinflu&#223; gestanden habe. Bei der mikroskopischen Untersuchung seien sehr schwere Ver&#228;nderungen des Herzens mit Destruktion der Herz-muskulatur festgestellt worden und zwar derart, wie man es bei der Sarcoidosis sehen k&#246;nne. Ebenfalls Anzeichen einer Sarcoidose h&#228;tten sich in Lymphkno-ten und in einem Lungenfl&#252;gel befunden. In beiden Lungenfl&#252;geln seien au&#223;erdem Ver&#228;nderungen gefunden worden, die bei Tod durch Ertrinken festgstellt werden. Es h&#228;tten sich keine Blutpfropfen in der rechten Herzkranzarterie befunden. Anzeichen von Gewalt h&#228;tten nicht vorgelegen. Aufgrund der sehr schweren Herzver&#228;nderungen k&#246;nne davon ausgegangen werden, da&#223; diese Unwohlsein ausgel&#246;st h&#228;tten, doch m&#252;sse angenommen werden, da&#223; die eigentliche Todes-ursache Ersticken durch Ertrinken gewesen sei. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Die Kl&#228;gerin nimmt die Beklagten auf Ersatz des Un-terhaltsschadens wegen des Todes ihres Ehemannes in Anspruch. Sie hat behauptet, der Beklagte zu 2) ha-be ihrem Ehemann am 4. Mai 1987 mitgeteilt, es l&#228;ge keine organische Herzkrankheit vor. Eine Gef&#228;hrdung auch bei Anstrengung bestehe nicht. Der Beklagte zu 1) habe am 2. Juni 1987 zugegeben, da&#223; ihm die sich aus den EKGs ergebenden Krankheitszeichen erst nach der R&#252;ckkehr aus dem Urlaub aufgefallen seien. Der Verstorbene habe &#252;ber die bestehenden Risiken auf-gek&#228;rt werden m&#252;ssen. Er h&#228;tte ferner an eine Fach-klinik verrwiesen werden m&#252;ssen. Bei richtiger Auf-kl&#228;rung und Beratung w&#228;re er weder in Urlaub gefah-ren noch h&#228;tte er Anstrengungen unternommen. Der Tod h&#228;tte vermieden werden k&#246;nnen, Sarcoidose sei heilbar. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Sie hat Unterhaltsschaden bis Ende Dezember 1988 geltend gemacht und beantragt, </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:88px">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurtei-len, an sie 45.787,15 DM nebst 4 % Proze&#223;zinsen zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Die Beklagten haben beantragt, </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">die Klage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Sie haben behauptet, L sei &#252;ber seine schwere Herzerkrankung unterrichtet worden. Er sei grundlos nach dem 6. Mai 1987 nicht mehr in der Praxis erschienen, obwohl er bestellt worden sei. Der Tod habe mit der Herzerkrankung nichts zu tun, es habe sich vielmehr um einen Sportunfall gehandelt. Im &#252;brigen w&#228;re der Patient unabh&#228;ngig davon an der unheilbaren Herzsarcoidose gestorben. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Das Landgericht hat Beweis erhoben durch Einholung eines schriftlichen Gutachtens des Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. H.. Der Sachverst&#228;ndige hat u.a. ausge-f&#252;hrt, da&#223; sich aus den EKGs klassische Zeichen einer Belastungsmyocardisch&#228;mie, d.h. einer vermin-derten Sauerstoffversorgung des Herzmuskels unter Belastung, und Zeichen einer organischen Herzer-krankung erg&#228;ben. Aufgrund des am 23. April 1987 aufgezeichneten Belastungs-EKGs habe bei L von dem Vorliegen einer weiter abkl&#228;rungsbed&#252;rftigen, organisch und potentiell lebensgef&#228;hrlichen Herzer-krankung ausgegangen werden m&#252;ssen. Eine zu diesem Zeitpunkt bestehende akute lebensbedrohliche Situa-tion sei aufgrund der vorliegenden Unterlagen nicht anzunehmen gewesen. Eine exakte Diagnosestellung sei aufgrund der vorliegenden Befunde nicht m&#246;g-lich, es sei in erster Linie an eine stenosierende koronare Herzerkrankung oder an eine entz&#252;ndliche Herzerkrankung zu denken gewesen. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Das Landgericht hat die Beklagten zu 1) und 2) gem&#223; &#167;&#167; 844 Abs. 2, 840 BGB antragsgem&#228;&#223; verurteilt und die gegen den Beklagten zu 3) gerichtete Klage ab-gewiesen. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Das Urteil ist der Kl&#228;gerin am 5. Februar 1990 und den Beklagten am 29. Januar 1990 zugestellt worden. Die Kl&#228;gerin hat bei dem Oberlandesgericht K&#246;ln am 5. M&#228;rz 1990 Berufung eingelegt, die sie nach Ver-l&#228;ngerung der Begr&#252;ndungsfrist bis zum 5. Mai 1990 mit einem am 7. Mai 1990 - Montag - eingegangenen Schriftsatz begr&#252;ndet hat. Die Beklagten zu 1) und 2) haben am 28. Februar 1990 Berufung eingelegt, die sie nach Verl&#228;ngerung der Begr&#252;ndungsfrist bis zum 28. April 1990 mit einem am 30. April 1990 - Montag - eingegangenen Schriftsatz begr&#252;ndet ha-ben. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Der Senat hat die Berufung der Kl&#228;gerin durch Teil-urteil vom 1. August 1990 zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Die Beklagten zu 1) und 2) erstreben mit ihren Be-rufungen Klageabweisung. Sie bestreiten Behand-lungsfehler und stellen im &#252;brigen die Kausalit&#228;t zwischen einem Behandlungsfehler und Schadensein-tritt in Abrede. Zur Berechnung der Unterhaltsrente durch das Landgericht haben sie nach Erla&#223; des Teilurteils und eines Beweisbeschlusses vorgetra-gen, f&#252;r sie stehe zun&#228;chst einmal ihre Verurtei-lung dem Grunde nach im Vordergrund. Falls die Be-weisaufnahme zu ihren Ungunsten ausgehe, behielten sie sich vor, auch zur H&#246;he des geltend gemachten Unterhaltsschadens weiter vorzutragen. Mit Schrift-satz vom 11. M&#228;rz 1991 haben sie - wie schon in ih-rer Berufungsbegr&#252;ndung - hinsichtlich der Ausf&#252;h-rungen zur H&#246;he des Unterhaltsschadens auf ihr erstinstanzliches Vorbringen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Sie beantragen,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:95px">die Klage unter Ab&#228;nderung des angefochte-nen Urteils abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:95px">die Berufung der Beklagten zu 1) und 2) zu-r&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Sie tritt der Berufung entgegen und verteidigt das angefochtene Urteil.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Im &#252;brigen wiederholen, erg&#228;nzen und vertiefen die Parteien ihr erstinstanzliches Vorbringen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Wegen aller Einzelheiten des Sach- und Streitstands wird auf Tatbestand und Entscheidungsgr&#252;nde des an-gefochtenen Urteils, des Teilurteils vom 1. August 1990 sowie auf die im Berufungsrechtszug gewechsel-ten Schrifts&#228;tze der Parteien verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Der Senat hat Beweis erhoben durch Einholung ei-nes schriftlichen Sachverst&#228;ndigengutachtens sowie durch m&#252;ndliche Anh&#246;rung des Sachverst&#228;ndigen. We-gen der Beweisanordnung wird auf den Beschlu&#223; vom 1. August 1990, wegen des Ergebnisses der Beweiser-hebung auf das schriftliche Gutachten des Sachver-st&#228;ndigen Prof. Dr. H. vom 9. November 1990 und das Protokoll der Senatssitzung vom 13. Februar 1991 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px"><b><span style="text-decoration:underline;">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</span></b></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Die Berufungen der Beklagten zu 1) und 2) sind ge-m&#228;&#223; &#167;&#167; 511, 511 a ZP0 statthaft und form- und fristgerecht eingelegt und begr&#252;ndet worden (&#167;&#167; 516, 518, 519 ZP0) und damit zul&#228;ssig. Sie sind sachlich jedoch nicht gerechtfertigt. Das Landge-richt hat die Beklagten mit Recht gem&#228;&#223; &#167;&#167; 844 Abs. 2 Satz 1, 840 BGB zum Ersatz des gel-tend gemachten Unterhaltsschadens verurteilt.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Beiden Beklagten sind Vers&#228;umnisse der Sicherheits-aufkl&#228;rung, die rechtlich als Behandlungsfehler zu bewerten sind (vgl. Steffen, Neue Entwicklungsli-nien der BGH-Rechtsprechung zum Arzthaftungsrecht, 3. Aufl., Seite 76, 127), vorzuwerfen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Es ist in der h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung seit langem anerkannt (vgl. BGH VersR 1986, 1121), da&#223; zur sachgerechten Behandlung die Belehrung des Patienten &#252;ber ein therapierichtiges Verhalten zur Sicherung des Heilerfolges oder die Unterrichtung des Patienten &#252;ber erhobene Befunde zur Sicherung einer Nachbehandlung geh&#246;rt. Dem steht die Pflicht des Arztes gleich, dem Patienten bestimmte Anwei-sungen f&#252;r die k&#252;nftige Lebensf&#252;hrung zu erteilen, wenn die erhobenen Befunde derartige Ma&#223;nahmen er-fordern. Ebenso wie der Arzt etwa die gebotenen Me-dikamente zur Bek&#228;mpfung einer Krankheit zu verord-nen und auf Einzelheiten &#252;ber deren Einnahme hinzu-weisen hat, mu&#223; er die gebotenen Anordnungen &#252;ber Art und Ausma&#223; k&#246;rperlicher, insbesondere auch sportlicher Belastungen treffen, &#252;ber Sinn und Zweck etwaiger Beschr&#228;nkungen aufkl&#228;ren, erforder-lichenfalls auf die Dringlichkeit der Befolgung hinweisen und vor den Folgen einer etwaigen Nicht-beachtung warnen. Dies gilt nicht nur, wenn die Diagnose gesichert ist, sondern auch f&#252;r den Fall, da&#223; insoweit noch keine Klarheit herrscht, denn ge-rade dann ist h&#228;ufig eine "vorsichtige" Lebensf&#252;h-rung geboten, um eine Heilung nicht von vornherein zu erschweren oder die noch nicht klar erkannte Er-krankung zu verschlimmern. Es liegt auf der Hand, da&#223; dem Patienten beispielsweise k&#246;rperliche An-strengungen zu untersagen sind, wenn die konkrete Gefahr besteht, da&#223; dadurch ein als m&#246;glicherweise erkrankt erkanntes Organ weiter gesch&#228;digt werden k&#246;nnte. So liegt es hier.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Nach dem Ergebnis der am 23. und 24. April 1987 aufgezeichneten EKG's stand fest, da&#223; bei L eine bedeutsame kardiale Erkrankung vorlag. Das hat der Sachverst&#228;ndige Prof. H. in &#220;bereinstimmung mit dem Gutachter der Kommission f&#252;r &#228;rztliche Behandlungs-fehler bei der &#196;rztekammer Nordrhein Prof. B. fest-gestellt. Im Ruhe-EKG wurden am 23. April 1987 vier polytope ventrikul&#228;re Extrasystolen aufgezeichnet. Das am gleichen Tag angefertigte Belastungs-EKG zeigt einen deutlich pathologischen Befund mit si-gnifikanten St-Strecken-Senkungen in V 3 - V 6, ei-ner hypertonen Blutdruckregulation und einer Zunah-me der bereits in Ruhe bestehenden ventrikul&#228;ren Ektopieneigung im Sinne einer belastungsverst&#228;rkten polytopen ventrikul&#228;ren Extrasystolie mit einem na-hezu durchgehenden Bigeminus auf hoher Belastungs-stufe. Das aufgezeichnete Langzeit-EKG zeigt bei Sinusrhythmus h&#228;ufige polytope ventrikul&#228;re Extra-systolen, zum Teil in Form eines Bigeminus sowie ventricul&#228;re Couplets, jedoch keine h&#246;hergradigen ventrikul&#228;ren Ektopien (wie z.B. ventrikul&#228;re Sal-ven) und keine bedeutsamen bradykarden Rhythmusst&#246;-rungen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Diese Befunde geboten zum einen eine weiterf&#252;hrende kardiologische Diagnostik, denn danach konnte eine koronare Herzerkrankung, eine entz&#252;ndliche Herzer-krankung einschlie&#223;lich verschiedener Unterformen wie etwa eine Sarkoidose oder auch eine Kardiomyo-pathie vorliegen (Gutachten Prof. H. vom 9. Novem-ber 1990, Seite 6). Zum anderen mu&#223;te dem Patienten mitgeteilt werden, da&#223; eine bedeutsame Herzerkran-kung vorlag, von der f&#252;r ihn eine Gefahr, poten-tiell auch eine Lebensgefahr ausging. Deshalb mu&#223;te ihm ferner mitgeteilt werden, da&#223; er erhebliche k&#246;rperliche Anstrengungen jeglicher Art, wie auch zum Beispiel sportliche Bet&#228;tigungen meiden m&#252;sse, da f&#252;r s&#228;mtliche der differentialdiagnostisch in Erw&#228;gung zu ziehenden Erkrankungen eine erh&#246;hte Ge-f&#228;hrdung unter Belastungsbedingungen anzunehmen war (o.a. Gutachten Seite 8/9). Der Sachverst&#228;ndige hat auch in seiner m&#252;ndlichen Anh&#246;rung vor dem Senat auf Befragen betont, da&#223; der Patient nach den Ergebnissen des Belastungs- und des Langzeit-EKG's darauf h&#228;tte hingewiesen werden m&#252;ssen, da&#223; er zu-n&#228;chst Belastungen sportlicher oder sonstiger k&#246;r-perlicher Art vermeiden m&#252;&#223;te, die eine hinreichen-de Herzmuskeldurchblutung st&#246;ren konnten und die ihn der Gefahr von Herzrhythmusst&#246;rungen aussetz-ten. Das haben die Beklagten vers&#228;umt. Anweisungen, sportliche und sonstige k&#246;rperliche Belastungen zu vermeiden, sind unstreitig nicht erteilt worden. Ob die angeblich vom Beklagten zu 2) erfolgte Aufkl&#228;-rung, aufgrund der EKG's sei von schweren kardio-logischen Krankheitserscheinungen auszugehen, den dargelegten Anforderungen gen&#252;gt weil sich daran f&#252;r den Patienten vern&#252;nftigerweise ergab, da&#223; er sich k&#246;rperlicher Anstrengungen zu enthalten hatte, wie die Beklagten zu 1. + 2. meinen, kann offen bleiben. Es ist nicht bewiesen, da&#223; der Patient insoweit aufgekl&#228;rt worden ist. Das geht zu Lasten der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Allerdings sind Vers&#228;umnisse der Sicherheitsaufkl&#228;-rung als Behandlungsfehler beweisrechtlich wie die-se zu behandeln (vgl. Steffen, a.a.0., Seite 127), mit der Folge, da&#223; grunds&#228;tzlich der Gesch&#228;digte daf&#252;r die Beweislast tr&#228;gt. Im Streitfall gilt in-dessen etwas anderes, weil sich die Kl&#228;gerin auf Dokumentationsvers&#228;umnisse berufen kann. Die Nicht-dokumentation einer aufzeichnungspflichtigen Ma&#223;-nahme indiziert n&#228;mlich ihr Unterbleiben (vgl. BGH NJW 1986, 2365; 1988, 762). Dieser Um-stand f&#252;hrt zugunsten der Kl&#228;gerin zur Beweiser-leichterung dergestalt, da&#223; die Beklagten zu bewei-sen haben, da&#223; die nicht aufgezeichnete Ma&#223;nahme doch getroffen worden ist (vgl. Steffen, a.a.0., Seite 124).</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Nach gesicherter h&#246;chstrichterlicher Rechtsprechung (vgl. die Nachweise bei Steffen, a.a.0., Sei-te 103/104) sind die wichtigsten diagnostischen und therapeutischen Ma&#223;nahmen zu dokumentieren. Dazu geh&#246;ren etwa die Medikation und &#228;rztliche Hinweise und Anweisungen an die Behandlungspflege, und zwar als notwendige Grundlage f&#252;r die Sicherheit des Pa-tienten in der Behandlung und als Rechenschafts-pflicht ihm gegen&#252;ber. Steht statt einer bestimmten Medikation oder Behandlungspflege zun&#228;chst ein be-stimmtes Verhalten in Bezug auf die Lebensf&#252;hrung im Vordergrund, etwa Be- oder Entlastung von Orga-nen oder Gliedma&#223;en, so sind im Einzelfall die dar-auf bezogenen Anweisungen zu dokumentieren. Dies ber&#252;hrt den Heilungsverlauf ebenso wie die Verord-nung bestimmter Medikamente. Die Kenntnis davon kann etwa f&#252;r den nachbehandelnden Arzt von Wich-tigkeit sein. Ob Adressat der Anordnung eine dritte Person (Pflegeperson) ist oder der Patient selbst, spielt dabei keine Rolle. Da es hier gerade um sol-che Anordnungen geht, war die Aufkl&#228;rung dokumenta-tionspflichtig.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Den Nachweis, da&#223; die behauptete Aufkl&#228;rung unge-achtet der fehlenden Dokumentation erfolgt ist, ha-ben die Beklagten nicht erbracht. Die Voraussetzun-gen f&#252;r eine Parteivernehmung des Beklagten zu 2) nach &#167; 445 Abs. 1 ZP0 liegen ersichtlich nicht vor. F&#252;r eine Parteivernehmung nach &#167; 448 ZP0 besteht kein Anla&#223;. Da&#223; der Beklagte zu 2) am 4. Mai 1987 eine Blutuntersuchung angeordnet hat, ist kein tragf&#228;higes Indiz daf&#252;r, da&#223; er den Patienten auch aufgekl&#228;rt hat. Gleiches gilt f&#252;r die Liquidation "einer eingehenden Beratung" gegen&#252;ber der Kranken-kasse des Patienten. Dieser Umstand besagt nicht, da&#223; die Beratung auch stattgefunden hat, schon gar nicht, welchen Inhalt sie hatte.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Die danach feststehenden Vers&#228;umnisse treffen die Beklagten zu 1) und 2) gleicherma&#223;en. Der Beklag-te zu 1) hatte die Behandlung begonnen und die Aufzeichnung der EKG's am 23. und 24. April 1987 angeordnet und &#252;berwacht. Er war verpflichtet, die Ergebnisse sofort auszuwerten und die danach er-forderlichen - oben n&#228;her dargelegten - Sicherungs-ma&#223;nahmen zugunsten des Patienten zu treffen. Er durfte es nicht bei der "Verabredung eines weiteren Untersuchungstermins, anl&#228;&#223;lich dessen das Ergebnis der Belastungs- und des Langzeits-EKG's besprochen und das weitere Vorgehen abgekl&#228;rt werden sollte", wie in der Berufungsbegr&#252;ndung ausgef&#252;hrt ist, be-wenden lassen. Es ist auch nicht erkennbar, welchen medizinischen Nutzen diese Vorgehensweise gehabt haben sollte.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">F&#252;r den Beklagten zu 2) gilt im Ergebnis Gleiches. Er hat am 4. Mai 1987 verantwortlich die Weiterbe-handlung des Patienten &#252;bernommen. Ihm waren die schweren kardiologischen Krankheitserscheinungen bekannt. Da sich ferner aus der Behandlungskarte mangels entsprechender Eintragungen nicht entnehmen lie&#223;, ob der Beklagte zu 1) die notwendigen Aufkl&#228;-rungen und Anordnungen f&#252;r die Lebensf&#252;hrung des Patienten erteilt hatte - hier wird &#252;brigens die medizinische Bedeutsamkeit der Dokumentations-pflicht evident - h&#228;tte er dies jedenfalls vor-sichtshalber nachholen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Zwischen dem Behandlungsfehler und dem sp&#228;teren Tod des Patienten L durch Ertrinken besteht auch der notwendige Zurechnungszusammenhang.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Nach der ma&#223;geblichen Ad&#228;quanztheorie ist die Ur-s&#228;chlichkeit gegeben, wenn zum einen das schadens-begr&#252;ndende Ereignis nicht hinweggedacht werden kann, ohne da&#223; zugleich der Erfolg entf&#228;llt, und es dar&#252;ber hinaus im allgemeinen und nicht nur unter besonders eigenartigen, unwahrscheinlichen und nach dem gew&#246;hnlichen Verlauf der Dinge au&#223;er Betracht zu lassenden Umst&#228;nden geeignet ist, einen Erfolg der eingetretenen Art herbeizuf&#252;hren (vgl. BGH NJW - RR, 90, 204). F&#252;r den Fall, da&#223; das schadensbegr&#252;ndende Ereignis - wie hier - in einem Unterlassen besteht, kommt es nach der Ad&#228;quanz-theorie darauf an, ob der Schaden dann nicht einge-treten w&#228;re, wenn die unterbliebene Handlung hinzu-gedacht wird (BGHZ 64, 51), wobei f&#252;r die Verlet-zung von Aufkl&#228;rungs- und Hinweispflichten der Sch&#228;diger zu beweisen hat, da&#223; der Gesch&#228;digte sich (ohnehin) nicht aufkl&#228;rungsrichtig verhalten h&#228;tte (vgl. Palandt-Heinrichs, 50. Aufl., &#167; 282, RN 15). </p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Danach ergibt sich f&#252;r den Streitfall:</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Falls der Patient L dar&#252;ber aufgekl&#228;rt worden w&#228;re, da&#223; bei ihm eine bedeutsame kardiale Erkrankung vorlag, von der potentiell auch eine Lebensgefahr ausging und er deshalb erhebliche k&#246;rperliche An-strengungen jeglicher Art, wie auch sportliche Be-t&#228;tigungen vermeiden m&#252;sse (siehe Gutachten H. Sei-te 9), h&#228;tte er sich nicht in sein Kajak gesetzt, um auf dem offenen, wenn auch k&#252;stennahen Meer in D&#228;nemark zu paddeln. Hierbei handelt es sich ohne jeden Zweifel um eine sportliche Bet&#228;tigung, die je nach den Verh&#228;ltnissen (Wind/Str&#246;mung) sogar mit sehr erheblichen k&#246;rperlichen Anstrengungen verbun-den sein konnte, jedenfalls aber erhebliche k&#246;rper-liche Kraftentfaltung erforderte, um &#252;berhaupt eine Fortbewegung erreichen zu k&#246;nnen. Es gibt keinen Anhaltspunkt daf&#252;r, da&#223; er sich gegen jegliche Vernunft &#252;ber die Hinweise und Warnungen des Arztes hinweggesetzt und den Anordnungen zuwider gehandelt haben w&#252;rde. Die anderslautende Behauptung der Be-klagten entbehrt jeder Grundlage und ist im &#252;brigen auch nicht unter Beweis gestellt. H&#228;tte sich der Patient nicht im Kajak auf das Meer begeben, h&#228;tte er auch nicht unter den gegebenen Umst&#228;nden dort ertrinken k&#246;nnen. Die konkret eingetretene Entwick-lung w&#228;re ausgeblieben, die den Unterhaltsschaden begr&#252;ndet hat.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Allerdings kann der Zurechnungszusammenhang trotz festgestellter Kausalit&#228;t fehlen, wenn der Schaden zu der vom Sch&#228;diger geschaffenen Gefahrenlage in keinem inneren Zusammenhang steht, es sich viel-mehr um eine zuf&#228;llige &#228;u&#223;ere Verbindung handelt (vgl. BGH NJW 1986, 1332). Davon kann hier aber keine Rede sein. Nach den EKG-Befunden lagen bei dem Patienten klassische Zeichen einer Belastungs-myokardisch&#228;mie, d.h. eine verminderte Sauerstoff-versorgung des Herzmuskels unter Belastung, vor (Gutachten Prof. H. vom 30. August 1989, Sei-te 6/7). Gerade deshalb war es geboten, k&#246;rperli-che Anstrengungen (Belastungen) zu vermeiden, eben damit die Gefahrenlage, n&#228;mlich eine verminderte Sauerstoffversorgung des Herzens mit der Folge von m&#246;glicherweise zum Bewu&#223;tseinsverlust f&#252;hrenden Rhythmusst&#246;rungen, nicht eintrat. Die Sicherheits-aufkl&#228;rung diente also gerade dazu, den Patienten vor der Gefahr zu sch&#252;tzen, als Folge k&#246;rperlicher Anstrengungen zu Schaden zu kommen. Da der Patient aber hier in einer solchen, von der Beklagten zu verantwortenden Gefahrenlage tats&#228;chlich zu Schaden gekommen ist, kann von einer zuf&#228;lligen &#228;u&#223;eren Verbindung zwischen Behandlungsfehler und Schaden nicht gesprochen werden. Zwar ist richtig, da&#223; nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann, da&#223; der Tod durch Ertrinken auch Folge eines ge-w&#246;hnlichen Badeunfalls, wie er sich in vielf&#228;ltigen Formen immer wieder ereignet, eingetreten ist. Das gen&#252;gt indessen nicht, um den Zurechnungszusammen-hang zu verneinen. Nach dem Obduktionsbefund von Prof. S hat der Patient im Todeszeitpunkt nicht unter Alkoholeinflu&#223; gestanden, Anzeichen von &#228;u&#223;e-rer Gewalteinwirkungen haben sich nicht gefunden. Aufgrund der schweren Herzver&#228;nderungen kann davon ausgegangen werden, da&#223; diese ein Unwohlsein aus-gel&#246;st haben, das zum Tod durch Ertrinken f&#252;hrte, weil der Kranke das Boot nicht mehr f&#252;hren konnte. Auch Prof. H. f&#252;hrt den Tod letztlich auf die Herzerkrankung zur&#252;ck. Bei dieser Sachlage ist die Kl&#228;gerin nicht gehalten, andere denkbare Einfl&#252;sse, f&#252;r die konkret keine Anhaltspunkte bestehen, aus-zuschlie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Es kann deshalb im Ergebnis offen bleiben, ob die behauptete mangelnde Kausalit&#228;t hier ohnehin von den Beklagten deshalb zu beweisen w&#228;re, weil der Behandlungsfehler als grob zu qualifizieren w&#228;re, wie die Kl&#228;gerin meint.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Schlie&#223;lich entf&#228;llt die Schadenszurechnung auch nicht deshalb, weil der Schaden auch entstanden w&#228;-re, wenn sich die Beklagten pflichtgem&#228;&#223; verhalten h&#228;tten, wie sie behaupten. Nach den Ausf&#252;hrungen von Prof. H. l&#228;&#223;t sich nicht sicher sagen, ob trotz Schonung irgendwann in der n&#228;heren Zukunft bei dem Patienten eine t&#246;dliche Rhythmusst&#246;rung eingetreten w&#228;re. Zwar ist die Prognose bei einer Sarkoidose des Herzens als eher ung&#252;nstig zu bezeichnen; vom Auftreten erster kardialer Symthome bis zum Tod k&#246;nnen aber andererseits viele Jahre vergehen. Da bei L eine akute Lebensbedrohung durch eine schwe-re Herzinsuffizienz nicht vorlag, kann jedenfalls nicht davon ausgegangen werden, da&#223; ohnehin in einem nahen zeitlichen Zusammenhang mit dem Unfall verstorben w&#228;re. Immerhin haben wissenschaftliche Beobachtungen ergeben, da&#223; an Herzsarkoidose lei-dende betreute Patienten mehr als 20 Jahre &#252;berlebt haben (Gutachten Prof. H. vom 9. November 1990, Seite 14).</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Nach allem haben die Beklagten den ihnen obliegen-den Beweis (vgl. BGHZ 78, 214), da&#223; der Tod ohnehin eingetreten w&#228;re, nicht erbracht.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Die H&#246;he der Unterhaltsrente hat das Landgericht auf der Grundlage des substantiierten Vortrags der Kl&#228;gerin in &#220;bereinstimmung mit den Grunds&#228;tzen h&#246;chstrichterlicher Rechtsprechung (vgl. et-wa BGH NJW - RR, 87, 538) zutreffend errechnet. Der Senat schlie&#223;t sich insoweit und auch wegen der Be-zugsdauer dem angefochtenen Urteil an und macht sich die Ausf&#252;hrungen zueigen (&#167; 543 Abs. 1 ZP0). Er sieht sich nicht gehalten, die Berechnungsgrund-lagen in tats&#228;chlicher Hinsicht zu &#252;berpr&#252;fen, weil die Beklagten diese in unzul&#228;ssiger Weise nur pau-schal und nur durch Bezugnahme auf erstinstanzli-ches Vorbringen, das &#252;brigens auch nicht hinrei-chend substantiiert ist, bestreiten.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Die prozessualen Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 92, 708 Nr. 10, 711 ZP0.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px">Streitwert des Berufungsverfahrens und Wert der Be-schwer f&#252;r die Beklagten zu 1) und 2):</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:66px"><b>45.787,15 DM</b>.</p>
314,960
olgk-1991-04-05-6-u-15090
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 U 150/90
1991-04-05T00:00:00
2019-03-13T14:42:36
2022-10-18T15:09:25
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1991:0405.6U150.90.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px"><b>T a t b e s t a n d</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Kl&#228;ger ist ein gerichtsbekannter Verein, zu dessen satzungsgem&#228;&#223;en Aufgaben es geh&#246;rt, Wettbe-werbsverst&#246;&#223;e zu bek&#228;mpfen. Die Beklagte vertreibt u. a. Fernsehger&#228;te. Sie bewirbt die Ger&#228;te in der im Tenor wiedergegebenen Form, indem jeweils in der Textbeschreibung Angaben in Zentimetern erfol-gen, die sich auf die Diagonale der Bildr&#246;hre be-ziehen. Letztere ist aus technischen Gr&#252;nden grunds&#228;tzlich gr&#246;&#223;er als die Diagonale des tat-s&#228;chlich sichtbaren Bildes. Die Parteien streiten dar&#252;ber, ob die vorgenannten Angaben irref&#252;hrend sind.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Kl&#228;ger hat sein Unterlassungsbegehren darauf gest&#252;tzt, da&#223; der unvoreingenommene, technisch nicht versierte Endverbraucher die cm-Angabe auf die Diagonale des sichtbaren Fernsehbildes, d. h. auf die sichtbare Bildschirmdiagonale beziehe. Dieser Eindruck sei jedoch unzutreffend, da die Ma&#223;e sich auf die Bildr&#246;hrendiagonale bez&#246;gen. Die mithin durch die cm-Angabe verursachte Irref&#252;hrung sei wettbewerblich relevant, weil die Gr&#246;&#223;e des sichtbaren Bildes ein entscheidender Faktor bei der Auswahl des Ger&#228;tes sei. Dies werde besonders bei der Preisbemessung deutlich:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Ger&#228;te mit einem sichtbaren Bild von 46 cm in der Diagonale seien zum Teil nur halb so teuer wie et-wa Ger&#228;te mit 66 cm. Auf eine entsprechende Bran-chen&#252;bung k&#246;nne sich die Beklagte schon deswegen nicht berufen, weil die Handhabung der Angaben in der Praxis sehr unterschiedlich sei. Einige Unter-nehmen teilten die Diagonale des sichtbaren Bildes mit, andere seien inzwischen dazu &#252;bergegangen, diese Ma&#223;e zumindest zus&#228;tzlich zur Bildr&#246;hrendia-gonale anzugeben.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><ol class="absatzLinks"> <li>die Beklagte zu verurteilen, es bei</li> </ol> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:40px">Meidung eines vom Gericht f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung festzusetzen-den Ordnungsgeldes bis zu H&#246;he von 500.000,-- DM, ersatzweise von Ord-nungshaft, oder von Ordnungshaft bis zur Dauer von sechs Monaten zu unter-lassen,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:40px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">in der an den Endverbrau-cher gerichteten Werbung f&#252;r Fernsehger&#228;te eine Bildr&#246;hrendiagonale unter cm-Angabe anzuk&#252;ndigen, oh-ne gleichzeitig und deut-lich darauf hinzuweisen, da&#223; die Diagonale des sichtbaren Fernsehbildes eine geringere cm-Anzahl aufweist, insbesondere wie nachstehend wiedergegeben:</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:40px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">26</span><ol class="absatzLinks"> <li>Die Beklagte zu verurteilen an</li> </ol> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">den Kl&#228;ger 171,-- DM nebst 4 % Zinsen seit Rechtsh&#228;ngigkeit zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Sie hat sich auf eine seit fast drei Jahrzehnten bestehende, dem Verbraucher vertraute Branchen-&#252;bung berufen, nach der das Ma&#223; der Bildr&#246;hrendia-gonale als alleinige und ma&#223;gebliche Kategorie f&#252;r die Bezeichnung der Gr&#246;&#223;e eines Fernsehger&#228;tes verwendet werde. Hierzu hat sie vorgetragen, der Verbraucher habe an diesen Angaben kein Interesse wegen der absoluten Gr&#246;&#223;e, sondern ausschlie&#223;lich deshalb, weil er anhand der Bildr&#246;hrengr&#246;&#223;e die Preise verschiedener Ger&#228;te vergleichen k&#246;nne. Mithin ben&#246;tige er die Angaben nur, um Vergleichs-klassen zu bilden. Von einer Irref&#252;hrung k&#246;nne deswegen nicht gesprochen werden.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Jedenfalls aber sei eine "Restirref&#252;hrungsgefahr" wettbewerbsrechtlich irrelevant, denn die Abwei-chung des R&#246;hrenma&#223;es vom Bildma&#223; betreffe keinen eigentlichen Wertsch&#228;tzungsfaktor. Da s&#228;mtliche Wettbewerber in gleicher Weise verf&#252;hren, bleibe die Eindeutigkeit der Kategorisierung und damit Vergleichbarkeit f&#252;r die Verbraucher gewahrt.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Beklagte hat gemeint, das Irref&#252;hrungsverbot sei im &#252;brigen auch aufgrund einer G&#252;ter- und In-teressenabw&#228;gung unanwendbar, weil ein sch&#252;tzens-wertes Interesse an der Aufrechterhaltung der bis-herigen Bezeichnungspraxis bestehe. Schlie&#223;lich gebiete auch Art. 30 EWG-Vertrag eine zur&#252;ckhal-tende Anwendung des &#167; 3 UWG. Die Abmahnkosten k&#246;n-ne der Kl&#228;ger nicht geltend machen; diese seien auch in der H&#246;he nicht gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Durch Urteil vom 21. Juni 1990, auf dessen Inhalt verwiesen wird, hat das Landgericht K&#246;ln die Klage abgewiesen. Gegen das ihm am 28. Juni 1990 zuge-stellte Urteil hat der Kl&#228;ger mit einem am 20. Ju-li 1990 eingegangenen Schriftsatz Berufung einge-legt, die er nach entsprechender Fristverl&#228;ngerung mit einem am 13. November 1990 eingegangenen Schriftsatz begr&#252;ndet hat.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Kl&#228;ger wiederholt und vertieft sein erstin-stanzliches Vorbringen. Er ist der Ansicht, das Landgericht habe zu Unrecht angenommen, die durch die beanstandete Werbung hervorgerufenen irrigen Vorstellungen des Verkehrs &#252;ber die Gr&#246;&#223;e des sichtbaren Teils des Bildes seien f&#252;r den Kaufent-schlu&#223; nicht von wesentlicher Bedeutung. Die Bild-gr&#246;&#223;e an sich stelle ein entscheidendes Qualit&#228;ts-merkmal f&#252;r Fernsehger&#228;te dar. Wer ein 55er-Ger&#228;t erwerbe in der irrt&#252;mlichen Annahme, er bekomme damit auch ein sichtbares Fernsehbild in dieser Gr&#246;&#223;e, m&#252;sse naturgem&#228;&#223; entt&#228;uscht sein, wenn er erfahre, da&#223; die tats&#228;chliche Gr&#246;&#223;e des sichtbaren Bildes nur 50 cm oder weniger betrage. Ein solcher Verbraucher h&#228;tte von vornherein die n&#228;chsth&#246;here Kategorie gew&#228;hlt, wenn ihm die eigentliche Bedeu-tung der cm-Angabe bekannt gewesen w&#228;re. Im &#252;bri-gen zeige nicht zuletzt die Vielfalt von Ger&#228;ten innerhalb des Gr&#246;&#223;enbereichs von 25 bis 117 cm, da&#223; Gr&#246;&#223;enunterschiede von wenigen Zentimetern von Bedeutung sein k&#246;nnten. Auch die Werbung der Fern-sehger&#228;tehersteller, in der marginale Vergr&#246;&#223;erun-gen des sichtbaren Fernsehbildes massiv als Vor-teil herausgestellt w&#252;rden, lasse erkennen, da&#223; solche Gr&#246;&#223;enunterschiede f&#252;r den Kaufentschlu&#223; von Bedeutung seien. Es komme hinzu, da&#223; zwischen-zeitlich einige Hersteller dazu &#252;bergegangen sei-en, zumindest neben der Bildr&#246;hrendiagonale auch die Diagonale des sichtbaren Bildes anzugeben. Im &#252;brigen werde insbesondere bei kleineren LCD-Ger&#228;-ten in Ermangelung der R&#246;hre stets das Ma&#223; des sichtbaren Bildes mitgeteilt.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Wegen der weiteren Einzelheiten des Berufungsvor-bringens wird auf die Schrifts&#228;tze vom 8. November 1990, 7. Februar 1991, und 15. M&#228;rz 1991 nebst An-lagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Kl&#228;ger hat zun&#228;chst den Antrag angek&#252;ndigt,</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:40px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">unter Ab&#228;nderung des Urteils der 4. Kammer f&#252;r Handelssachen des Landgerichts K&#246;ln vom 21. Juni 1990 - 84 0 25/90 - nach den erstin-stanzlichen Klageantr&#228;gen zu erken-nen.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung hat er seinen Antrag teilweise neu gefa&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Kl&#228;ger beantragt nunmehr,</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:40px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">unter Ab&#228;nderung des Urteils der 4. Kammer f&#252;r Handelssachen des Landgerichts K&#246;ln vom 21. Juni 1990 - 84 0 25/90 -</p> <span class="absatzRechts">62</span><ol class="absatzLinks"> <li>die Beklagte zu verurteilen, es</li> </ol> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:40px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:60px">bei Meidung eines vom Gericht f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhand-lung festzusetzenden Ordnungs-geldes bis zur H&#246;he von 500.000,-- DM, ersatzweise von Ordnungshaft, oder von Ordnungs-haft bis zur Dauer von sechs Mo-naten zu unterlassen,</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:40px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:60px">in der an den Endverbraucher ge-richteten Werbung f&#252;r Fernsehge-r&#228;te eine Bildr&#246;hrendiagonale unter cm-Angabe anzuk&#252;ndigen, wie im Tenor dieses Urteils in Ablichtung wiedergegeben.</p> <span class="absatzRechts">75</span><ol class="absatzLinks"> <li>die Beklagte zu verurteilen, an</li> </ol> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:40px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:60px">den Kl&#228;ger 171,-- DM nebst 4 % Zinsen seit Rechtsh&#228;ngigkeit zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:40px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:60px">hilfsweise dem Kl&#228;ger nachzulas-sen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung abzu-wenden, die auch in Form der selbstschuldnerischen B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank und-oder &#246;ffentlich-rechtlichen Sparkasse erbracht werden kann.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:40px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:40px">ihr Vollstreckungsschutz zu gew&#228;hren und nachzulassen, Sicherheit auch durch Bankb&#252;rgschaft zu leisten.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Sie verteidigt das angefochtene Urteil und tritt den Ausf&#252;hrungen des Kl&#228;gers unter Wiederholung und Erg&#228;nzung ihres Vorbringens aus dem ersten Rechtszug entgegen.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Beklagte h&#228;lt den nunmehr gestellten Klagean-trag f&#252;r zu unbestimmt. In der Sache tr&#228;gt sie vor, die Abweichung der Diagonale des sichtbaren Bildes bezogen auf die gleichen R&#246;hrengr&#246;&#223;en k&#246;nne aus technischen Gr&#252;nden zwischen den verschiedenen Herstellern praktisch nur weniger als ca. einen Zentimeter betragen. Das Diagonalma&#223; des sichtba-ren Bildes wie der Bildr&#246;hre stelle kein techni-sches Leistungs- oder Qualit&#228;tskriterium dar, son-dern diene allein der Gr&#246;&#223;enklassifizierung. Aus welchem Grunde das exakte Ma&#223; der Bilddiagonale f&#252;r den Kaufentschlu&#223; des Verbrauchers von Bedeu-tung sein solle, sei nicht ersichtlich. Der Ver-braucher entscheide grunds&#228;tzlich nach seinem per-s&#246;nlichen optischen und akustischen Eindruck &#252;ber den Kauf eines Fernsehger&#228;tes. Rein abstrakt k&#246;nne er sich ein Ma&#223; von beispielsweise 70 cm gar nicht vorstellen. Selbst wenn man eine wettbewerbsrecht-lich relevante Restirref&#252;hrungsgefahr unterstellen wolle, spreche eine nachtatbestandliche G&#252;ter- und Interessenabw&#228;gung f&#252;r die Beibehaltung des gefe-stigten Handelsbrauchs, der die Ger&#228;tegr&#246;&#223;e nach dem Bildr&#246;hrendiagonalma&#223; bestimme.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Beklagte weist schlie&#223;lich darauf hin, da&#223; die beanstandete Werbung grenz&#252;berschreitend sei. Mit denselben Prospekten werde im deutschsprachigen EG-Ausland geworden; die Prospekte seien zudem auch in den Sprachen der &#252;brigen EG-Staaten ver-fa&#223;t und in Aufmachung und Text mit dem deutsch-sprachigen weitgehend identisch. Die Kennzeichnun-gen der Verpackungen seien deswegen ebenfalls weitgehend einheitlich gestaltet. Dies sei auch unter dem Gesichtspunkt des Art. 30 EWG-Vertrag zu ber&#252;cksichtigen.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Bezeichnung der Ger&#228;tegr&#246;&#223;en nach der Bildr&#246;h-rendiagonale habe sich in den L&#228;ndern der EG als allgemein g&#252;ltige Norm durchgesetzt und werde all-gemein gehandhabt.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Wegen des weiteren Vorbringens der Beklagten wird auf die Schrifts&#228;tze vom 25. Januar und 12. M&#228;rz 1991 nebst Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Berufung ist zul&#228;ssig. Sie hat auch in der Sa-che Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der nunmehr vom Kl&#228;ger gestellte Antrag ist entge-gen der Ansicht der Beklagten nicht zu unbestimmt. Das Klagebegehren ist unmi&#223;verst&#228;ndlich darauf ge-richtet, Werbung unter cm-Angabe der Bildr&#246;hren-diagonale, wie sie sich konkret aus dem eingeblen-deten Prospektteil ergibt, zu untersagen. Die be-anstandete konkrete Verletzungsform, wie sie aus dem Prospekt zu ersehen ist, ist dadurch charak-terisiert, da&#223; in der Werbung allein die L&#228;nge der Bildr&#246;hrendiagonale herausgestellt ist und es des-wegen f&#252;r den Verbraucher nicht zu ersehen ist, da&#223; es sich nicht um die Angabe der tats&#228;chlich sichtbaren Bilddiagonale handelt. Wie die Gr&#246;&#223;en-angabe in der Werbung der Beklagten in Zukunft auszusehen hat, war hingegen nicht in den Antrag aufzunehmen. Es ist n&#228;mlich nicht Sache des An-spruchstellers, auf welche Weise der auf Unterlas-sung in Anspruch Genommene einem solchen Begehren gegebenenfalls nachkommt. Dies bleibt vielmehr dem zur Unterlassung Verpflichteten &#252;berlassen.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Kl&#228;ger verlangt von der Beklagten zu Recht die Unterlassung von Werbung in der konkret beanstan-deten Form, denn diese verst&#246;&#223;t gegen &#167; 3 UWG. Die Ank&#252;ndigung der Bildr&#246;hrendiagonale unter cm-Anga-be, wie sie im Urteilstenor wiedergegeben ist, stellt eine irref&#252;hrende Angabe &#252;ber die Beschaf-fenheit der angebotenen Fernsehger&#228;te dar.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Zwar ist die Gr&#246;&#223;enangabe in der Werbung der Be-klagten "86 cm FST-Bildr&#246;hre" f&#252;r sich betrachtet nach ihrem Wortsinn nicht unwahr, denn sie ent-spricht unstreitig der tats&#228;chlichen L&#228;nge der Bildr&#246;hrendiagonale. Sie begr&#252;ndet jedoch bei ei-nem nicht unerheblichen Teil der angesprochenen Verbraucher die Fehlvorstellung, die cm-Angabe ge-be zugleich die L&#228;nge der Diagonale des sichtbaren Bildes wieder.</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Senat sieht keine Bedenken, dies aus eigener Sachkunde und Erfahrung anzunehmen. Seine Mitglie-der geh&#246;ren zu den angesprochenen Verkehrskreisen und w&#228;ren selbst durch die beanstandete Angabe in dem vorbezeichneten Sinne get&#228;uscht worden.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Nach der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Bundesge-richtshofes ist es nicht ausgeschlossen, da&#223; der Tatrichter die Anschauungen der beteiligten Ver-kehrskreise aufgrund seiner eigenen Sachkunde und Lebenserfahrung hinreichend beurteilen kann, so-fern - namentlich bei Gegenst&#228;nden des allgemeinen Bedarfs - die Anschauungen des unbefangenen Durch-schnittsk&#228;ufers zu ermitteln sind und die Richter des zur Entscheidung berufenen Kollegiums selbst diesem Personenkreis angeh&#246;ren. Dieser Grundsatz gilt uneingeschr&#228;nkt vor allem in den F&#228;llen, in denen das Gericht eine Irref&#252;hrung bejahen zu k&#246;n-nen glaubt, da es insoweit entscheidend nur auf die Anschauungen eines nicht ganz unerheblichen Teils des Verkehrs ankommt (BGH GRUR 1987, 45, 47 "Sommerpreiswerbung" m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Diese Voraussetzungen sind hier erf&#252;llt, da - wie ausgef&#252;hrt - die Mitglieder des Senats dem mit der Werbung angesprochenen Personenkreis zuzuordnen sind und weil der Senat die Irref&#252;hrung bejaht.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Einer Entscheidung ohne Beweisaufnahme stehen auch nicht die in der "Meister-Kaffee"-Entscheidung des Bundesgerichtshofs (GRUR 1990, 907) aufgezeigten Grunds&#228;tze entgegen. In jenem Fall waren die Tat-sachen, aus denen das Berufungsgericht seinerzeit die Irref&#252;hrung der von der Werbung der damaligen Beklagten angesprochenen Verkehrskreise hergelei-tet hatte, nicht unstreitig. Das Berufungsgericht hatte sie gleichwohl zugrunde gelegt, obwohl seine Mitglieder - anders als in dem hier zu entschei-denden Rechtsstreit - nicht zu den angesprochenen Verkehrskreisen geh&#246;rten, und sich zur Begr&#252;ndung allein auf eigene Erfahrungen mit einschl&#228;gigen Fragen und die hierauf beruhende Kenntnis von den Vorstellungen der beteiligten Verkehrskreise beru-fen. Lediglich f&#252;r derartige F&#228;lle, in denen das Tatgericht in Zusammenhang mit &#167; 3 UWG nicht auf die Zugeh&#246;rigkeit seiner Mitglieder zum angespro-chenen Adressatenkreis der beanstandeten Werbung, sondern anderweitig &#252;ber &#167; 291 ZPO auf eigene Sachkunde abgestellt hat, ist das &#220;bergehen eines gegenbeweislich angebotenen Beweises als Vesto&#223; gegen &#167; 286 ZPO angesehen worden. Die oben ange-f&#252;hrten Grunds&#228;tze zur Entscheidung aufgrund eige-ner Sachkunde des Tatrichters, der selbst den an-gesprochenen Verkehrskreisen angeh&#246;rt, sind damit nicht in Frage gestellt. Nichts anderes gilt auch f&#252;r die nachfolgend noch zu er&#246;rternde Frage der ebenfalls im Zusammenhang mit der Irref&#252;hrung zu untersuchenden wettbewerblichen Relevanz der her-vorgerufenen Fehlvorstellung, die der Senat eben-falls aus eigener Kenntnis zu beantworten vermag.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Mit der von den Parteien zitierten Entscheidung des Kammergerichts vom 15. Mai 1984 (5 U 1075/83) ist davon auszugehen, da&#223; die &#252;ber Jahrzehnte vor-zufindende unterschiedslose Verwendung der Begrif-fe "Bildschirm" oder "Bild" im Zusammenhang mit der cm-Angabe dazu gef&#252;hrt hat, da&#223; ein erhebli-cher Teil der angesprochenen Verkehrskreise diese cm-Angabe auf die Gr&#246;&#223;e des sichtbaren Teils des Bildes bezieht, in welchem Zusammenhang diese An-gabe auch immer erscheinen mag. Die von der Be-klagten &#252;berreichten Werbeprospekte verschiedens-ten Alters veranschaulichen dies erneut sehr pla-stisch. So finden sich u. a. folgende Formulierun-gen:</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:40px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">"XY-cm-Bildr&#246;hrendiagonale",</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:40px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">"XY-cm-Bildr&#246;hre",</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:40px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">"XY-cm-Bildschirm",</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:40px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">"XY-cm-Bildschirmdiagonale",</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:40px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">"XY-cm-Monitor",</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:40px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">"XY-cm-Bildformat",</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:40px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">"XY-cm-Bild",</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:40px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">"XY-cm-Diagonale".</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Dies macht deutlich, da&#223; die Annahme des Verkehrs, die in der Werbung f&#252;r Fernsehger&#228;te genannten Gr&#246;&#223;enangaben bez&#246;gen sich auf die Diagonale bzw. Gr&#246;&#223;e des tats&#228;chlich sichtbaren Bildes, durch die Werbung der verschiedensten Produzenten gepr&#228;gt ist, in der viele Jahre hindurch "Bildschirm", "Bild", "Bildformat", etc. mit "Bildr&#246;hre" in gleicher Weise gebraucht sowie die Angaben der jeweiligen Diagonall&#228;ngen unterschiedslos und un-differenziert verwandt worden sind. In eindrucks-voller Weise spiegelt sich diese Praxis in der im Verfahren 6 U 7/91 (dort Blatt 75) vorgelegten Werbung eines Einzelh&#228;ndlers, die im vorliegen-den Rechtsstreit zum Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gemacht worden ist, wider. Dort sind Fernsehger&#228;te der Firmen "L. " und "G. " mit den Hinweisen "84-cm-PLANAR-Bildr&#246;h-re" bzw. "82-cm-Bildr&#246;hre" beworben. Hinsichtlich eines Ger&#228;tes der Firma "B. " wird ein "70-cm-FST-Farbbild" herausgestellt. Ein Fernseh-ger&#228;t der Beklagten ist hinsichtlich der Bildgr&#246;-&#223;e durch ihr "63-cm-MATRIX-Bild" charakterisiert, w&#228;hrend bez&#252;glich eines "S." -Ger&#228;tes der Hinweis "86-cm-BLACK-TRINITRON-Gro&#223;bildr&#246;hre" mit dem Zu-satz "sichtbare Bildr&#246;hrendiagonale 80 cm" verbun-den ist.</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Begriffe "Farbbild", "Bild" und "Bildr&#246;hre" sind hier innerhalb eines einzigen Werbehandzet-tels unterschiedslos verwendet. Wenn ein Fachh&#228;nd-ler in dieser Weise verf&#228;hrt, liegt es auf der Hand, da&#223; auch zumindest ein nicht unerheblicher Teil der Verbraucher die Begriffe "Bildr&#246;hre" und "Bild" gleichsetzt und die cm-Angabe ohne weiteres auf das tats&#228;chlich sichtbare Bild bezieht.</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Auf die Voraussetzungen einer Irref&#252;hrung durch Verschweigen war entgegen der Auffassung der Be-klagten im Streitfall nicht abzuheben. Die Irre-f&#252;hrung ergibt sich hier aus den angef&#252;hrten Gr&#252;n-den vielmehr unmittelbar aus der Kundgabe des Bildr&#246;hrendiagonalma&#223;es, also aus einem positiven Tun. Da&#223; sie sich m&#246;glicherweise u.a. dadurch ver-meiden l&#228;&#223;t, da&#223; Angaben zur Gr&#246;&#223;e des tats&#228;chlich sichtbaren Bildes hinzugef&#252;gt werden, &#228;ndert hier-an nichts und gibt keine Veranlassung zur Annahme einer Irref&#252;hrung durch Verschweigen. Allgemein anerkannt ist vielmehr, da&#223; eine objektiv richtige <span style="text-decoration:underline;">Angabe</span> auch dann irref&#252;hrend ist, wenn ein nicht v&#246;llig unerheblicher Teil der umworbenen Verkehrs-kreise mit ihr, wie es hier der Fall ist, eine un-richtige Vorstellung verbindet (vgl. Baumbach-He-fermehl, Wettbewerbsrecht, 16. Aufl., Rn. 25 zu &#167; 3 UWG m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Entgegen der Ansicht der Beklagten ist die durch die Werbung bei einem Teil der Verbraucher hervor-gerufene Fehlvorstellung, die cm-Angabe beschreibe die sichtbare Bildr&#246;hrendiagonale, auch geeignet, die angesprochenen Verkehrskreise in ihren wirt-schaftlichen Entschl&#252;ssen positiv zu beeinflussen. Die damit angesprochene Voraussetzung der wettbe-werblichen Relevanz einer durch die Werbung her-vorgerufenen Fehlvorstellung beruht darauf, da&#223; die blo&#223;e Unrichtigkeit der durch eine Werbung herbeigef&#252;hrten Vorstellung nicht in jedem Falle ausreicht, um die Werbeangabe auch als irref&#252;hrend im Sinne des &#167; 3 UWG anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Vorschrift bezweckt die Vermeidung der Gefahr eines durch T&#228;uschung erreichten, noch vor dem Kaufentschlu&#223; liegenden Anlockens. Irref&#252;hrend ist eine Werbeangabe deswegen erst dann, wenn sie in dem Punkt und in dem Umfang, in dem die durch sie hervorgerufene Vorstellung des Verbrauchers von der Wahrheit abweicht, bei ungezwungener Auffas-sung geeignet ist, die Kauflust des Publikums - im Sinne einer allgemeinen Wertsch&#228;tzung - zu beein-flussen. Da es in rechtlicher Hinsicht ausreicht, wenn die in Rede stehende Angabe "irgendwie" von Bedeutung f&#252;r die Interessenten ist, gen&#252;gt es, wenn festgestellt wird, da&#223; die betreffende Aussa-ge in die &#220;berlegung, ob man sich der beworbenen Ware zuwenden wolle, einbezogen wird und da&#223; sie dabei positiv wirkt.</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Nicht erforderlich ist hingegen, da&#223; der Angabe auch ein oder gar das entscheidende Gewicht beige-messen wird (vgl. Bundesgerichtshof GRUR 1981, 71 "L&#252;becker Marzipan"; Baumbach-Hefermehl, Wettbe-werbsrecht, 16. Aufl., Rdn. 89 zu &#167; 3 UWG; Von-Gamm, Wettbewerbsrecht, 5. Aufl., Kapitel 36, Rdn. 39 jeweils m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Mitglieder des erkennenden Senats, die - wie bereits ausgef&#252;hrt - den angesprochenen Verkehrs-kreisen angeh&#246;ren, stellen auch hinsichtlich der wettbewerblichen Relevanz aus eigener Sachkunde fest, da&#223; die Angabe der Bildr&#246;hrendiagonale und die durch sie hervorgerufene Fehlvorstellung von der Gr&#246;&#223;e der Diagonale des tats&#228;chlich sichtbaren Bildes die vorgenannten Voraussetzungen erf&#252;llen. Aus eigener Erfahrung - als K&#228;ufer derartiger Pro-dukte - ist ihnen bekannt, da&#223; es f&#252;r Verbraucher, die ein Fernsehger&#228;t zu kaufen beabsichtigen, schon bei der (Vor-)Frage, welche Produkte sie in ihre &#220;berlegungen einbeziehen, neben dem Design, technischen Fragen wie der Bedienbarkeit u.s.w. auch auf Umfang und Gr&#246;&#223;e des tats&#228;chlich sichtba-ren Bildes ankommt und da&#223; dabei unter Umst&#228;nden bereits einem Bildgr&#246;&#223;enunterschied von wenigen Zentimetern ma&#223;gebliche Bedeutung beigemessen wird.</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Daf&#252;r, da&#223; ein nicht unerheblicher Teil der Ver-braucher die tats&#228;chliche Bildgr&#246;&#223;e zum Gegenstand ihrer Kauf&#252;berlegungen macht, spricht nicht zu-letzt die oben bereits angesprochene Hersteller- und H&#228;ndlerwerbung, die &#252;berwiegend die Gr&#246;&#223;e des "Farbbildes", des "Bildes", des "Bildschirms" u.s.w. herausstellt. Slogans wie die vom Kl&#228;ger vorgetragenen und durch Vorlage von Werbematerial belegten - z. B. "Randvoll mit Bild", "63 cm f&#252;rs Auge" - sprechen insoweit eine deutliche Sprache. Auch der vom Kl&#228;ger &#252;berreichte Testbericht der Stiftung Warentest (Heft 6/90, Seite 582) gibt ei-nen Hinweis auf die Bedeutung der Gr&#246;&#223;e des sicht-baren Bildes f&#252;r den mit der Herstellerwerbung an-gesprochenen Verbraucher, wenn dort nachdr&#252;cklich kritisiert wird, da&#223; die tats&#228;chliche Bilddiagona-le k&#252;rzer sei, als es in den Ger&#228;teprospekten zum Ausdruck komme.</p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Da&#223; die jeweilige Gr&#246;&#223;e des sichtbaren Bildes f&#252;r den Kauf eines Fernsehger&#228;tes von Bedeutung ist und dabei schon wenige Zentimeter eine Rolle spie-len k&#246;nnen, zeigt zudem die Tatsache, da&#223; neben den Produktkategorien in Form von 44-cm-, 55-cm-, 63-cm- oder 70-cm-Ger&#228;ten eine Vielzahl weiterer Ger&#228;tetypen auf dem Markt istz, und zwar zwischen 25 cm und 117 Zentimeter. Dabei liegen die jewei-ligen Gr&#246;&#223;en teilweise nur ein oder zwei Zentime-ter auseinander. Der Kl&#228;ger hat hierzu eine Zusam-menstellung vorgelegt, deren inhaltliche Richtig-keit die Beklagte insoweit nicht in Abrede ge-stellt hat. Die hieraus ersichtliche Vielfalt von Ger&#228;ten innerhalb des Bereichs von 25 und 117 Zen-timetern verdeutlicht, da&#223; es offenbar ein ent-sprechendes Bed&#252;rfnis bei den Verbrauchern gibt und minimale Gr&#246;&#223;enunterschiede bei der Auswahl durch die Interessenten von Bedeutung sein k&#246;nnen. Diese Vielfalt der Bildschirmgr&#246;&#223;en mit ganz ge-ringen Ma&#223;abweichungen l&#228;&#223;t sich mit der Behaup-tung der Beklagten nicht vereinbaren, der Verbrau-cher lege keinen Wert darauf, da&#223; das sichtbare Bild auch tats&#228;chlich eine der cm-Angabe entspre-chende Diagonale aufweise.</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Beklagte macht geltend, die mangelnde Relevanz einer etwaigen Fehlvorstellung der Verbraucher er-gebe sich unter anderem aus dem Umstand, da&#223; zwi-schen den einzelnen Herstellern hinsichtlich der gleichen R&#246;hrengr&#246;&#223;e allenfalls Abweichungen von ca. einem Zentimeter bei der Diagonall&#228;nge des sichtbaren Bildes m&#246;glich seien. Diese Argumenta-tion vermag nicht zu &#252;berzeugen.</p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Soweit die Beklagte bei ihrem Vergleich von einer maximalen Abweichung von einem Zentimeter ausgeht, kann dem schon aufgrund der vorgetragenen und be-legten Tatsachen nicht gefolgt werden. Die in dem oben bereits zitierten Artikel in der Zeitschrift "Test" (Heft 6/1990) enthaltene Aufstellung von "40-cm-Ger&#228;ten" zeigt vielmehr Unterschiede in der sichtbaren Bildr&#246;hrendiagonale von teilweise mehr als drei Zentimetern auf. Allerdings weist die Be-klagte in diesem Zusammenhang darauf hin, die &#220;bersicht selbst sei irref&#252;hrend, weil auch Ger&#228;te einbezogen seien, die ein anderes R&#246;hrendiagonal-ma&#223; aufwiesen, wie sich aus dem Hinweis auf ein "Panasonic-Ger&#228;t" ergebe, dessen Bildr&#246;hrendiago-nale 44 Zentimeter messe. Auch wenn dies zutrifft, so zeigen doch zwei andere vom Kl&#228;ger vorgetragene und belegte Beispiele auf, da&#223; der tats&#228;chliche Unterschied der sichtbaren Diagonale bei Ger&#228;ten mit 40 Zentimeter-Bildr&#246;hre nicht bei maximal ei-nem Zentimeter liegen mu&#223;. So besitzen die in dem Testbericht angef&#252;hrten Ger&#228;te "L. P 115" und "S. KV-M 16 D" ausweislich der Prospekte Bildr&#246;hren, deren Diagonale 40 Zentimeter betr&#228;gt. Die Diagonalen des sichtbaren Bildes betragen hin-gegen bei dem erstgenannten Ger&#228;t 34,4 Zentimeter, bei dem zweiten 37,2 Zentimeter. Die Differenz hinsichtlich des dem Verbraucher sichtbar darge-stellten Bildes bel&#228;uft sich mithin auf 2,8 Zenti-meter, was angesichts der geringen Bildschirmgr&#246;&#223;e nicht als unerheblich angesehen werden kann. Dar-getan und nachgewiesen ist auch ein Unterschied von 2 Zentimetern in der Diagonale des sichtbaren Bildes bei dem "T. -Ger&#228;t T 8500 MV" und dem Ger&#228;t der Firma "S. " "T 9800 VT Multi". Un-ter diesen Umst&#228;nden kann weder von einer einheit-lich gro&#223;en Differenz zwischen Bildschirmdiagonale und Diagonale des tats&#228;chlich sichtbaren Bildes noch davon ausgegangen werden, da&#223; diese maximal einen Zentimeter ausmacht.</p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Unabh&#228;ngig von den zuvor aufgezeigten Bedenken hinsichtlich der die Argumentation der Beklagten tragenden Tatsachen l&#228;&#223;t der von ihr angestellte Vergleich aber einen weiteren Gesichtspunkt au&#223;er Betracht, der f&#252;r die Frage der wettbewerblichen Relevanz von ma&#223;geblicher Bedeutung ist. Die j&#252;n-gere Entwicklung in der Fernsehger&#228;tewerbung, die in der Entscheidung des Kammergerichts aus dem Jahre 1984 noch keine Ber&#252;cksichtigung finden konnte, zeigt, da&#223; einige Hersteller dazu &#252;berge-gangen sind, neben der Bildr&#246;hrendiagonale auch die Diagonale des tats&#228;chlich sichtbaren Bildes anzugeben. Das ist zumindest hinsichtlich des Pro-duzenten "S. ", der einen nicht unerheblichen Marktanteil besitzt, unstreitig und zudem durch Prospektmaterial belegt. Er beschr&#228;nkt sich nicht darauf, in den Datensammlungen am Schlu&#223; seiner Kataloge das Diagonalma&#223; des sichtbaren Bildes mitzuteilen, sondern weist auch in seiner Werbung darauf hin. Unter diesen Umst&#228;nden l&#228;&#223;t sich aber die wettbewerbliche Relevanz der beanstandeten Werbeaussage nicht mehr mit einem Hinweis auf praktisch gleiche Diagonall&#228;ngen des sichtbaren Bildes bei der jeweiligen R&#246;hrenkategorie vernei-nen. Hinzu kommt, da&#223; es bei kleineren LCD-Ger&#228;ten in Ermangelung einer R&#246;hre kein Ma&#223; geben kann, das einer technischen Einbaugr&#246;&#223;e entspricht. Hier wird deswegen ohnehin stets das Ma&#223; des sichtbaren Bildes mitgeteilt. Unter diesen Umst&#228;nden kann aber nicht schon deswegen an der wettbewerblichen Relevanz gezweifelt werden, weil zwischen der R&#246;h-rendiagonale und der Diagonale des tats&#228;chlich sichtbaren Bildes ohnehin nur ein Unterschied von maximal einem Zentimeter bestehe. Sie ergibt sich vielmehr ohne weiteres daraus, da&#223; die Verbraucher nicht vergleichbare Gr&#246;&#223;enangaben einander gegen-&#252;berstellen, von denen die eine - das Ma&#223; der Bildr&#246;hrendiagonale - die andere - die Diagonale des tats&#228;chlich sichtbaren Bildes - schon aus technischen Gr&#252;nden stets &#252;bertrifft. Auch inso-weit stellt die bereits erw&#228;hnte H&#228;ndlerwerbung, in der die verschiedenen Variationen in den Anga-ben zur Bildschirmgr&#246;&#223;e unterschiedslos und ohne Erl&#228;uterung nebeneinander gebraucht werden, ein anschauliches Beispiel dar (Bl. 75 in 6 U 7/91).</p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Beklagte meint weiter, eine "nachtatbestandli-che G&#252;ter- und Interessenabw&#228;gung" unter Ber&#252;ck-sichtigung des Informationsinteresses der gro&#223;en Mehrheit der Verbraucherschaft und des Erhaltungs-interesses der Hersteller und des Handels sowie EG-rechtlicher Grunds&#228;tze ergebe angesichts der minimalen Irref&#252;hrungsgefahr ein &#252;bergewichtiges Interesse an der Beibehaltung der Gr&#246;&#223;enangabe nach der R&#246;hrendiagonale. Auch dies rechtfertigt jedoch im Ergebnis keine abweichende Beurteilung. Zwar trifft die zugrundeliegende Ausgangserw&#228;gung zu, da&#223; sich eine sachgerechte Entscheidung &#252;ber das Verbot oder das Dulden einer Werbeangabe nur aufgrund einer Abw&#228;gung der im Spiel befindlichen Interessen treffen l&#228;&#223;t, weil &#167; 3 UWG das Interes-se aller von einer Werbung Betroffenen sch&#252;tzt. Nach der Rechtsprechung kann die Abw&#228;gung der In-teressen aber nur in Ausnahmef&#228;llen zu einer Schutzw&#252;rdigkeit irriger Verbrauchervorstellungen f&#252;hren. In der Regel ist das Allgemeininteresse, vor irref&#252;hrenden Angaben gesch&#252;tzt zu werden, so gewichtig, da&#223; es gegen&#252;ber den Individualinteres-sen der Gewerbetreibenden an der Beibehaltung ei-ner irref&#252;hrenden Angabe vorrangig ist. Hinzuneh-men sein kann eine Irref&#252;hrungsgefahr dann, wenn die Belange der Allgemeinheit hierdurch nicht in erheblichem Ma&#223;e und ernstlich in Mitleidenschaft gezogen werden, weil nur eine geringe Irref&#252;h-rungsgefahr vorliegt, und wenn berechtigte Inter-essen der Mehrheit der angesprochenen Verkehrs-kreise, des betroffenen Wirtschaftszweiges oder der Allgemeinheit die Beibehaltung der beanstande-ten Werbeangabe erfordern (vgl. Bundesgerichtshof GRUR 1982, 118, 120 "Kippdeckeldose"; GRUR 1983, 32, 33 "Stangenglas", jeweils m.w.N.; siehe auch Baumbach-Hefermehl, Rdn. 89 zu &#167; 3 UWG; Helm in Handbuch des Wettbewerbsrecht, &#167; 48, Rdn. 85).</p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Bei Anwendung dieser Grunds&#228;tze wird die im Streitfall festgestellte Irref&#252;hrung nicht durch eine Interessenabw&#228;gung gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Wie im Zusammenhang mit der wettbewerblichen Rele-vanz bereits ausgef&#252;hrt, ist die Irref&#252;hrung hier inhaltlich durchaus gewichtig und l&#228;&#223;t sich nicht auf eine Differenz von jeweils einem Zentimeter hinsichtlich der Diagonale des tats&#228;chlich sicht-baren Bildes im Rahmen einer bestimmten Gr&#246;&#223;enka-tegorie von Bildr&#246;hren reduzieren. Da&#223; die Ver-braucher so zu einem nicht unerheblichen Teil ei-ner T&#228;uschung um mehrere Zentimeter hinsichtlich der sichtbaren Bilddiagonalen unterliegen k&#246;nnen und da&#223; dies f&#252;r sie von nicht v&#246;llig au&#223;er Acht zu lassender Bedeutung ist, ist oben bereits dar-gelegt worden. Soweit die Beklagte im Rahmen der Abw&#228;gung demgegen&#252;ber auf einen "gefestigten Han-delsbrauch" verweist, der die Ger&#228;tegr&#246;&#223;e nach dem Bildr&#246;hrendiagonalma&#223; bestimme, verkennt sie, da&#223; auch nach Erla&#223; des hier beantragten Verbots das nach ihrer Darstellung bew&#228;hrte Klassifizierungs-system nicht aufgegeben werden mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">198</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">199</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Untersagt wird lediglich Werbung, die - aus-schlie&#223;lich - auf die L&#228;nge der Bildr&#246;hrendiagona-le abstellt. Dies zwingt Hersteller und Handel nicht, zugleich auch die an der Bildr&#246;hrendiagona-le ausgerichtete Kategorisierung aufzugeben, denn es wird nicht generell verboten, die jeweilige Zentimetergr&#246;&#223;e der Bildr&#246;hrendiagonale mitzutei-len.</p> <span class="absatzRechts">200</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">201</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Auch soweit die Beklagte sich in diesem Zusammen-hang darauf beruft, da&#223; die Bezeichnungspraxis f&#252;r den grenz&#252;berschreitenden Handel Bedeutung habe und deswegen auch das EG-Recht zu ber&#252;cksichtigen sei, ist darauf hinzuweisen, da&#223; die Angabe der Bildr&#246;hrendiagonale nicht generell verboten ist. Da es der Beklagten unbenommen ist, - auch - die Gr&#246;&#223;e der Bildr&#246;hrendiagonale anzugeben, sind we-der gesonderte Verpackungen f&#252;r den deutschen Markt noch ein Aufgeben der bisherigen Klassifi-zierung geboten. Dasselbe gilt f&#252;r europaweite Fernseh-, Rundfunk- und Zeitschriftenwerbung.</p> <span class="absatzRechts">202</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">203</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Soweit die Beklagte sich in diesem Zusammenhang auf Artikel 30 EWG-Vertrag beruft, steht dem be-reits entgegen, da&#223; das Irref&#252;hrungsverbot des &#167; 3 UWG in F&#228;llen wie dem vorliegenden notwendig ist, um zwingenden Erfordernissen des Verbraucher-schutzes gerecht zu werden (vgl. EuGH GRUR Int. 1979, 468, 471 "Cassis de Dijon"). Die Entschei-dung des EuGH vom 7. M&#228;rz 1990 (GRUR int. 1990, 955 "GB-Inno-BM") steht dem nicht entgegen.</p> <span class="absatzRechts">204</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">205</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Ihr lag ein dem Streitfall nicht vergleichbarer Sachverhalt zugrunde, in dem den Verbrauchern auf-grund der nationalen Gesetzgebung der Zugang zu bestimmten Informationen (Dauer eines Angebotes und fr&#252;herer Preis beworbener Waren) vorenthalten werden sollte. Im &#252;brigen verhindert das ausge-sprochene Verbot weder die weitere Verwendung des bisherigen Werbematerials im EG-Ausland noch den einheitlichen Gebrauch ge&#228;nderter Werbeunterlagen sowohl in der Bundesrepublik Deutschland als auch im deutschsprachigen EG-Ausland.</p> <span class="absatzRechts">206</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">207</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der geltendgemachte Zahlungsanspruch ist ebenfalls gerechtfertigt. Er ist aus &#167;&#167; 683, 670 BGB begr&#252;n-det. Zur Frage der Aufwendungen folgt der Senat in st&#228;ndiger Rechtsprechung (vgl. die Urteile vom 6. November 1987 - 6 U 45/87 - und vom 13. Januar 1988 - 6 U 201/87 -) der Rechtsprechung des Bun-desgerichtshofs (GRUR 1984, 129 ff.). Die H&#246;he der Aufwendungen des Kl&#228;gers zur Abmahnung wettbe-werbswidrigen Verhaltens ist gerichtsbekannt. Der Senat verweist insoweit im einzelnen auf seine Entscheidung vom 6. November 1987 - 6 U 45/87.</p> <span class="absatzRechts">208</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">209</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Senat sieht keine Bedenken, der Beklagten eine Aufbrauchsfrist in dem aus dem Tenor ersichtlichen Umfang zu bewilligen. Eine solche Frist kann nach allgemein vertretener Auffassung auch von Amts we-gen gew&#228;hrt werden, sofern ein entsprechendes In-teresse des Schuldners besteht (vgl. Teplitzky, wettbewerbsrechtliche Anspr&#252;che, 5. Aufl., Kapitel 57, Rn. 19). Die Beklagte hat im einzelnen vorge-tragen, da&#223; sie noch &#252;ber erhebliche Vorr&#228;te ent-sprechender Werbematerialien verf&#252;gt und kurzfri-stig au&#223;erstande w&#228;re, diese durch neue zu erset-zen, da deren Herstellung mehrmonatige Druckvor-lauffristen mit sich bringt. Prospektwerbung w&#228;re der Beklagten damit &#252;ber Monate hinweg praktisch verwehrt. Dem steht gegen&#252;ber, da&#223; der Verbraucher nachhaltigen Schutzes vor irref&#252;hrender Werbung im Sinne des &#167; 3 UWG bedarf. Bei Abw&#228;gung dieses An-liegens des Gesetzes gegen&#252;ber den Interessen der Beklagten war - auch in Hinblick auf die Bemessung der Fristdauer - zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; die Klage im ersten Rechtszug abgewiesen worden ist, die Be-klagte also zun&#228;chst in ihrer Ansicht, sich wett-bewerbskonform zu verhalten, best&#228;tigt worden ist, so da&#223; sie sich nicht auf eine kurzfristige Um-stellung einzustellen hatte. Angesichts dieses Um-standes und der bei einer sofortigen und ein-schr&#228;nkungslosen Durchsetzung des Unterlassungsge-bots drohenden Sch&#228;den geboten Treu und Glauben, die mit einer umgehenden Durchsetzung des Verbots verbundenen Nachteile von der Beklagten abzuwen-den.</p> <span class="absatzRechts">210</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">211</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Zinsanspruch folgt aus &#167; 291 BGB.</p> <span class="absatzRechts">212</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">213</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">214</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">215</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Eine teilweise Belastung des Kl&#228;gers mit den Ko-sten des Rechtsstreits gem&#228;&#223; &#167; 269 Abs. 3 ZPO kam nicht in Betracht. Die Umformulierung des Antrags im Berufungstermin stellt lediglich eine bessere Anpassung des Antrags an die beanstandete Wettbe-werbshandlung dar.</p> <span class="absatzRechts">216</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">217</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Insoweit geht aber aus s&#228;mtlichen erst- und zweit-instanzlichen Schrifts&#228;tzen des Kl&#228;gers mit hin-reichender Deutlichkeit hervor, da&#223; von Anfang an die - alleinige - Angabe der Bildr&#246;hrendiagonal-l&#228;nge in der Werbung Gegenstand des Unterlassungs-begehrens war.</p> <span class="absatzRechts">218</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">219</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreck-barkeit ergeht nach &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">220</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">221</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die nach &#167; 546 Abs. 2 festzusetzende Beschwer der Beklagten entspricht dem Wert ihres Unterliegens im Rechtsstreit.</p>
314,961
ovgnrw-1991-03-27-9-a-248789
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
9 A 2487/89
1991-03-27T00:00:00
2019-03-13T14:42:37
2022-10-18T15:09:25
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1991:0327.9A2487.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird ge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens beider Instanzen.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Die Beteiligten streiten &#252;ber die Rechtm&#228;&#223;igkeit von Abfallentsorgungsgeb&#252;hren, die der Beklagte vom Kl&#228;ger f&#252;r 1988 erhoben hat. Im einzelnen geht es um folgenden Sachverhalt:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der ... Kreis betreibt aufgrund Satzung vom 22. Dezember 1982, hier einschl&#228;gig nach der &#196;nderung durch die am 1. Januar 1988 in Kraft getretene 4. &#196;nderungssatzung vom 18. Dezember 1987, (AS) die Abfallentsorgung im Gebiet der St&#228;dte ... und ... den Gemeinden ... und ... als &#246;ffentliche Einrichtung. Dabei bedient er sich gem&#228;&#223; &#167; 1 Abs. 2 AS der ... -Abfallbeseitigungsgesellschaft (neuerdings umbenannt in ... Abfallwirtschaftsgesellschaft) mit beschr&#228;nkter Haftung (RSAG), deren alleiniger Gesellschafter er ist. Die vom Kreis wahrgenommene Abfallentsorgung umfa&#223;t satzungsgem&#228;&#223; (&#167; 2 Abs. 1) das Einsammeln, die Bereitstellung von Sammelbeh&#228;ltern f&#252;r die Getrenntsammlung und das Bef&#246;rdern von Abf&#228;llen mit Ausnahme der fortgeworfenen und verbotswidrig abgelagerten Abf&#228;lle, sowie das Behandeln, Lagern, Ablagern und Verwerten von Abf&#228;llen. Grundlage der dargestellten T&#228;tigkeit des Kreises und Beauftragung der RSAG mit der Durchf&#252;hrung seiner Aufgaben sind neben den ihn nach dem Landesabfallgesetz NW vom 18. Dezember 1973, GV NW S. 562, zuletzt ge&#228;ndert durch Gesetz vom 6. November 1984, GV NW S. 679, (LAbfG 73) treffenden Verpflichtungen der Abfallbeseitigung die zwischen ihm und den genannten St&#228;dten und Gemeinden 1982 und 1983 geschlossenen Vereinbarungen, nach denen die St&#228;dte und Gemeinden dem Kreis die ihnen ihrerseits nach dem LAbfG 73 obliegenden Aufgaben des Einsammelns und Bef&#246;rderns von Abf&#228;llen sowie ihre Kompetenz zur Regelung der Abfallbeseitigung und Erhebung von Geb&#252;hren durch Satzung &#252;bertragen haben. Die RSAG ist mit Genehmigung des Regierungspr&#228;sidenten ... aus dem vormaligen M&#252;llbeseitigungszweckverband ... -Kreis hervorgegangen und erh&#228;lt gem&#228;&#223; &#167; 3 des zwischen ihr und dem ... -Kreis geschlossenen Vertrages vom 28. Februar 1983 den ihr bei der Durchf&#252;hrung der Abfallbeseitigung f&#252;r den Kreis entstehenden Aufwand erstattet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 6 AS sind die Grundst&#252;ckseigent&#252;mer verpflichtet, ihr Grundst&#252;ck an die Abfallentsorgung des Kreises anzuschlie&#223;en und ausreichendes Beh&#228;ltervolumen f&#252;r die auf dem Grundst&#252;ck tats&#228;chlich anfallenden Abf&#228;lle bereitzustellen; zugelassen sind unter anderem 50-, 120- und 240-Liter-Abfallbeh&#228;lter. Jeder Grundst&#252;ckseigent&#252;mer hat Anspruch auf leihweise zur Verf&#252;gung gestellte Beh&#228;lter bis zu einem Gesamtbeh&#228;ltervolumen, welches sich nach der ermittelten durchschnittlichen Abfallmenge je Haushaltsgr&#246;&#223;e errechnet (Regelausstattung). F&#252;r die Regelausstattung wurde entsprechend den Satzungsunterlagen und der Handhabung bei Ausgabe der Abfallbeh&#228;lter von einem M&#252;llvolumen von 50 l f&#252;r eine Person, 80 l f&#252;r zwei Personen, 105 l f&#252;r drei Personen, 120 l f&#252;r vier Personen und von jeweils 10 l f&#252;r jede weitere Person ausgegangen. Die Verpflichtung, anfallenden Abfall der Abfallentsorgung des Kreises zu &#252;berlassen, hat jeder, dem ein Recht zum Anschlu&#223; an diese Einrichtung zusteht, und jeder Abfallbesitzer.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Inanspruchnahme der Einrichtungen und Anlagen der Abfallentsorgung erhebt der ... -Kreis nach Ma&#223;gabe seiner Geb&#252;hrensatzung (GS) und dem zugeh&#246;rigen Geb&#252;hrentarif (GT) Benutzungsgeb&#252;hren. F&#252;r 1988 war insoweit zun&#228;chst die Geb&#252;hrensatzung vom 29. Oktober 1985, f&#252;r 1988 zuletzt ge&#228;ndert durch die 2. &#196;nderungssatzung vom 18. Dezember 1987, einschl&#228;gig, nach deren Vorschriften die Geb&#252;hren f&#252;r an die Abfallentsorgung angeschlossene Wohngrundst&#252;cke nach der Zahl der auf dem Grundst&#252;ck gef&#252;hrten Haushaltungen und der Zahl der in einem Haushalt wohnenden Personen bemessen werden; bei Gewerbegrundst&#252;cken wird die Geb&#252;hr nach den (tats&#228;chlich) aufgestellten und entleerten Abfallbeh&#228;ltern, mindestens aber nach der entsprechend der Abfallbeseitigungssatzung vorzuhaltenden Beh&#228;ltergrundausstattung berechnet. Geb&#252;hrenpflichtig ist - neben anderen Geb&#252;hrenpflichtigen - der Grundst&#252;ckseigent&#252;mer bzw. bei Wohnungseigentum der Wohnungseigent&#252;mer. Mit R&#252;ckwirkung auf den 1. Januar 1988 erlie&#223; der Kreis die Geb&#252;hrensatzung vom 29. Oktober 1985 in der Fassung der 2. &#196;nderungssatzung als "Geb&#252;hrensatzung 1988" ohne inhaltliche Ver&#228;nderung am 24. Juni 1988 erneut, nachdem das Verwaltungsgericht K&#246;ln in verschiedenen Klageverfahren den Standpunkt eingenommen hatte, der Kreistag sei vor Beschlu&#223; der Satzung vom 29. Oktober 1985 nicht hinreichend &#252;ber die Geb&#252;hrenkalkulation aufgekl&#228;rt worden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Zur Bereitstellung des Abfalls auf den Wohngrundst&#252;cken in dem Gebiet, in dem der Kreis im dargestellten Umfang die Abfallentsorgung wahrnimmt, werden vielfach privat angeschaffte Abfallbeh&#228;lter mit einem Volumen von 50 l genutzt; die Anschaffung und Nutzung solcher Beh&#228;lter geht auf die Zeit vor Inkrafttreten des Satzungsrechts vom 29. Oktober 1985 am 1. Januar 1986 zur&#252;ck, in der solche Beh&#228;lter im Rahmen der stattfindenden Abfallbeseitigung geleert wurden, wenn sie mit einer vom Kreis ausgegeben M&#252;llmarke versehen waren.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Eigent&#252;mer des mit einem Wohnhaus bebauten Grundst&#252;ckes ... Stra&#223;e in ... in dem er mit seiner Familie wohnt und das an die Abfallentsorgung des ... Kreises angeschlossen ist. F&#252;r den Abfall wird entsprechend dem Satzungsrecht ein 120-Liter-Abfallbeh&#228;lter genutzt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 1. M&#228;rz 1988 zog der Beklagte den Kl&#228;ger f&#252;r das genannte Grundst&#252;ck zu Abfallentsorgungsgeb&#252;hren von 220,- DM f&#252;r 1988 heran. Dabei ging er davon aus, da&#223; im Haus des Kl&#228;gers ein Vier-Personen-Haushalt mit einer weiteren Person, f&#252;r den nach der Satzung eine Geb&#252;hr von 220,- DM anfiel, unterhalten werde.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Nach erfolglosem Vorverfahren hat der Kl&#228;ger Klage erhoben, mit der er geltend gemacht hat, die Geb&#252;hrenerhebung sei rechtswidrig.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Geb&#252;hrenbemessung nach dem seit 1986 geltenden Satzungsrecht nach f&#252;r die jeweilige Haushaltsgr&#246;&#223;e berechneten, durchschnittlichen Abfallmengen sei nicht leistungsgerecht. F&#252;r die Geb&#252;hrenbemessung h&#228;tte an das Volumen der im einzelnen Haushalt zu entsorgenden Abfallmenge angekn&#252;pft werden m&#252;ssen. Er, der Kl&#228;ger, ben&#246;tige f&#252;r seinen Haushalt keinen 120-Liter-Beh&#228;lter, sondern w&#252;rde wegen seines umweltbewu&#223;ten Verhaltens mit einem 50-Liter-Beh&#228;lter auskommen. Das m&#252;sse bei der Geb&#252;hrenbemessung ber&#252;cksichtigt werden. Durch die Wahl des Geb&#252;hrenma&#223;stabes m&#252;sse ein Anreiz zur Abfallvermeidung gegeben werden. Im &#252;brigen sei die von 1987 auf 1988 erfolgte Geb&#252;hrensteigerung nicht gerechtfertigt, sondern m&#252;sse auf einer schlechten Wirtschaftsf&#252;hrung beruhen. Es leuchte nicht ein, da&#223; der RSAG im Jahre 1988 nicht mehr im hinreichenden Umfang eigener Abfalldeponieraum zur Verf&#252;gung gestanden habe und sie deshalb die Fremddeponie in Mechernich gegen Zahlung von Geb&#252;hren habe in Anspruch nehmen m&#252;ssen. Vor Inanspruchnahme dieser kostenaufwendigen Deponie h&#228;tten g&#252;nstigere M&#246;glichkeiten ausgenutzt werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat sinngem&#228;&#223; beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">den Bescheid des Beklagten vom 1. M&#228;rz 1988 in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom 9. August 1988 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Er hat geltend gemacht, die Geb&#252;hrenerhebung sei dem Grunde und der H&#246;he nach rechtm&#228;&#223;ig, sie beruhe auf g&#252;ltigem Satzungsrecht und fehlerfreien Feststellungen der f&#252;r die Geb&#252;hrenerhebung ma&#223;geblichen Bemessungsgrundlagen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Mit dem angefochtenen Urteil, auf das Bezug genommen wird, hat das Verwaltungsgericht der Klage mit der Begr&#252;ndung stattgegeben, da&#223; die der Geb&#252;hrenerhebung zugrundeliegenden Satzungsvorschriften des Geb&#252;hrentarifs f&#252;r Wohngrundst&#252;cke rechtswidrig und nichtig seien. In die Kalkulation der Geb&#252;hrens&#228;tze f&#252;r Wohngrundst&#252;cke sei ein Betrag von 954.000,- DM an Verlusten der Abfallentsorgung im Jahre 1987 angesetzt worden. Das versto&#223;e gegen &#167; 6 Abs. 2 Kommunalabgabengesetz NW (KAG).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die vorliegende Berufung des Beklagten, mit der er - wie schon im Klageverfahren - geltend macht, der Ansatz des Geb&#252;hrendefizits des Jahres 1987 bei der Geb&#252;hrenkalkulation f&#252;r das Jahr 1988 stehe mit den Vorschriften des KAG in Einklang. Verluste der Vorperioden k&#246;nnten als sog. kalkulatorische Gewinnzuschl&#228;ge nach betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tzen angesetzt werden. Auch nach dem &#196;quivalenzprinzip sei der Ansatz von Verlusten der Vorperiode als Kosten der folgenden Leistungsperiode zul&#228;ssig. Nach Auskunft des statistischen Landesamtes gebe es beim Wechsel der im ... -Kreis wohnenden Einwohner bezogen auf die Gesamteinwohnerzahl nur eine Fluktuation von etwa 5-6 v.H.. Dementsprechend k&#246;nne davon ausgegangen werden, da&#223; zumindest 95 v.H. der Haushalte im ... -Kreis, die f&#252;r 1988 zu Abfallentsorgungsgeb&#252;hren herangezogen w&#252;rden, auch schon im Jahr 1987 an die Abfallentsorgung des Kreises angeschlossen gewesen seien und dementsprechend die Verluste dieses Jahres mitverursacht h&#228;tten. Letztlich k&#246;nnten diese Haushalte zur Deckung der Verluste des Jahres 1987 auch durch gesonderte Geb&#252;hren f&#252;r dieses Jahr nachveranlagt werden. Durch die Einbeziehung der Verluste in die Geb&#252;hrenkalkulation f&#252;r 1988 werde indessen im Interesse der Geb&#252;hrenpflichtigen der bei einer Nachveranlagung zu Geb&#252;hren f&#252;r 1987 entstehende zus&#228;tzliche Kostenaufwand vermieden. Selbst wenn der Ansatz der Verluste f&#252;r 1987 als unzul&#228;ssiger Kostenansatz angesehen w&#252;rde, folge daraus noch nicht die Ung&#252;ltigkeit des Geb&#252;hrentarifs f&#252;r 1988. Bezogen auf das Gesamtvolumen der f&#252;r 1988 im Haushaltsbereich angesetzten Kosten von 28,8 Mio DM mache der Verlustansatz von etwa 950.000,- DM lediglich etwa 3,3 v.H. aus. Eine solche &#220;berschreitung der ansatzf&#228;higen Kosten halte sich noch im zul&#228;ssigen Rahmen des Kosten&#252;berschreitungsverbots nach &#167; 6 Abs. 1 Satz 3 KAG. Im &#252;brigen werde ein Teil der Kosten&#252;berschreitung durch zul&#228;ssige Kostenpositionen, die in der Geb&#252;hrenkalkulation nicht angesetzt worden seien, ausgeglichen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Er st&#252;tzt sich im wesentlichen auf die Begr&#252;ndung des angefochtenen Urteils.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat den Beklagten in verschiedenen Schreiben in diesem sowie in Verfahren, deren Akten - wie nachstehend aufgef&#252;hrt - beigezogen sind, gebeten, zu bestimmten Fragen der Organisation der Abfallbeseitigung im ... -Kreis, der Durchf&#252;hrung der Abfallbeseitigung durch die RSAG, des insoweit anfallenden Kostenaufwandes sowie der Kalkulation der Abfallbeseitigungsgeb&#252;hren Stellung zu nehmen. Insoweit wird auf die Antragen des Senats und die dazu abgegebenen Stellungnahmen des Beklagten, die auch der Kl&#228;gerseite &#252;bermittelt worden sind, und die vom Beklagten eingereichten Unterlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wegen des Sachverhalts im &#252;brigen und des weiteren Vorbringens der Beteiligten wird auf den Inhalt der Gerichtsakte, der dazu eingereichten Verwaltungsvorg&#228;nge Satzungsunterlagen sowie die Akte des VG K&#246;ln 14 L 1442/88 und ferner auf die Gerichtsakten der beim Senat anh&#228;ngig gewesenen Berufungsverfahren 9 A 764/88, 9 A 765/88 und 9 A 380/89, in denen es um Abfallbeseitigungsgeb&#252;hren des ... -Kreises f&#252;r 1986 bzw. 1987 gegangen ist, sowie die zu jenen Verfahren eingereichten Unterlagen des Kreises Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Hiernach liegen dem Senat insbesondere folgende Unterlagen vor:</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Unterlagen &#252;ber die Gr&#252;ndung des M&#252;llbeseitigungszweckverbandes im ... -Kreis sowie dessen Satzung (Anlage 3 in BA V zu 9 A 764/88)</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Unterlagen &#252;ber die "Umwandlung" des M&#252;llbeseitigungszweckverbandes in die RSAG und die damit verbundene Aufl&#246;sung des Verbandes (Anlage 4 in BA V zu 9 A 764/88)</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">&#214;ffentlich-rechtliche Vereinbarungen zwischen Kreis und kreisangeh&#246;rigen Gemeinden und St&#228;dten von 1982 und 1983 &#252;ber die &#220;bertragung von Aufgaben der Abfallbeseitigung auf den Kreis (Anlage 2 in BA V zu 9 A 764/88)</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Gesellschaftsvertrag der RSAG und deren Vertrag mit dem Kreis &#252;ber die Durchf&#252;hrung der Aufgaben der Abfallbeseitigung (BA III zu 9 A 764/88)</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Satzungsakte der Abfallbeseitigungssatzung i.d.F. der 3. &#196;nderungssatzung vom 29. Oktober 1985 und der Abfallbeseitigungsgeb&#252;hrensatzung vom selben Tage (Anlage 1 in BA V zu 9 A 764/88)</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">6.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Beschlu&#223;- und Kalkulationsunterlagen (Geb&#252;hrenbedarfsberechnung) zu den Satzungen vom 29. Oktober 1985 (BA III und IV zu 9 A 764/88)</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">7.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Satzungstext und Beschlu&#223; sowie Kalkulationsunterlagen (Geb&#252;hrenbedarfsberechnung) zu der mit R&#252;ckwirkung auf den 1. Januar 1987 beschlossenen Geb&#252;hrensatzung 1987 vom 24. Juni 1988 (BA I zu 9 A 380/89)</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">8.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Satzungstexte und Satzungsunterlagen zu der Abfallbeseitigungssatzung i.d.F. der 4. &#196;nderungssatzung vom 18. Dezember 1987 und der Geb&#252;hrensatzung i.d.F. der 2. &#196;nderungssatzung vom selben Tage (BA IV zu 9 A 2487/89)</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">9.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Satzungstext und Kalkulationsunterlagen zur "Abfallentsorgungsgeb&#252;hrensatzung 1988" vom 24. Juni 1988 (BA I zu 9 A 2487/89).</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">10.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Wirtschaftspl&#228;ne der RSAG f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">1986 (Anlage 5 in BA V zu 9 A 764/88)</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">1987 (BA III zu 9 A 380/89)</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">1988 (BA IV zu 9 A 2487/89, BA V zu 9 A 765/88)</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">11.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Gesch&#228;ftsbericht der RSAG f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">1986 (Anlage 8 in BA V zu 9 A 764/88)</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist begr&#252;ndet. Das Verwaltungsgericht hat der Klage zu Unrecht stattgegeben. Der in der Fassung des Widerspruchsbescheides angefochtene Geb&#252;hrenbescheid ist rechtm&#228;&#223;ig und verletzt den Kl&#228;ger nicht in seinen Rechten.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">A.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die Geb&#252;hrenerhebung beruht auf g&#252;ltigem Satzungsrecht. Einschl&#228;gig ist hier die Geb&#252;hrensatzung vom 24. Juni 1988, die mit R&#252;ckwirkung auf den 1. Januar 1988 erlassen ist, in Verbindung mit der Abfallentsorgungssatzung des ... -Kreises vom 22. Dezember 1982 in der nach Erla&#223; der 4. &#196;nderungssatzung vom 18. Dezember 1987 ab 1. Januar 1988 g&#252;ltigen Fassung. Gegen die r&#252;ckwirkende Anwendung der Geb&#252;hrensatzung vom 24. Juni 1988 bestehen keine Bedenken, weil sie sich mit den Vorschriften der bis zu ihrem Erla&#223; f&#252;r 1988 geltenden Geb&#252;hrensatzung vom 29. Oktober 1985 in der Fassung der 2. &#196;nderungssatzung vom 18. Dezember 1987 (2.&#196;S) inhaltlich deckt. Die Inhalte und Vorschriften der genannten Geb&#252;hrensatzung versto&#223;en nicht gegen h&#246;herrangiges Recht.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Rechtm&#228;&#223;ig ist in Sonderheit die Vorschrift des &#167; 1 GS i.V.m. &#167; 2 AS, wonach der Kreis f&#252;r die Abfallentsorgung der Grundst&#252;cke im Kreisgebiet Geb&#252;hren erhebt. Die Entsorgung umfa&#223;t - mit den Einschr&#228;nkungen nach &#167;&#167; 3 und 4 AS - die Bereitstellung von Abfallbeh&#228;ltern sowie von Sammelbeh&#228;ltern f&#252;r die Getrenntsammlung, das Einsammeln, Bef&#246;rdern mit Ausnahme der fortgeworfenen und verbotswidrig abgelagerten Abf&#228;lle sowie das Behandeln, Lagern, Ablagern und Verwerten von Abf&#228;llen sowie das Gewinnen von Stoffen oder Energie aus Abf&#228;llen. Mit diesen (geb&#252;hrenpflichtigen) Leistungen - soweit sie hier interessieren -h&#228;lt sich der Kreis im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen. Das sind die Vorschriften des seit dem 1. November 1986 geltenden Gesetzes &#252;ber die Vermeidung und Entsorgung von Abf&#228;llen (Abfallgesetz 1986 - AbfG 1986) vom 27. August 1986 BGBl I S. 1410, und des dieses Gesetz erg&#228;nzenden Landesabfallgesetzes NW (LAbfG 1973) vom 18. Dezember 1973, GV NW S. 562, das zuletzt durch Gesetz vom 6. November 1984, GV NW S. 679, ge&#228;ndert worden ist und bis zur Verk&#252;ndung des Landesabfallgesetzes vom 21. Juni 1988, GV NW S. 250, gegolten hat, sowie des letztgenannten Landesabfallgesetzes (LAbfG 1988).</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Erbringung der genannten Entsorgungsleistungen ist insbesondere auch insoweit rechtm&#228;&#223;ig, als der Kreis nicht nur die ihm nach &#167; 3 Abs. 2 Satz 1 AbfG 1986 in Verbindung mit &#167; 1 Abs. 1 LAbfG 1973 obliegenden Verpflichtungen der Abfallbeseitigung bzw. Abfallentsorgung, sondern auch die nach &#167; 3 Abs. 2 Satz 1 AbfG 1986 i.V.m. &#167; 1 Abs. 2 LAbfG 1973 bzw. &#167; 5 Abs. 2 LAbfG 1988 den kreisangeh&#246;rigen Gemeinden obliegende Aufgabe, die in ihrem Gebiet angefallenen Abf&#228;lle einzusammeln und zu den Abfallbeseitigungsanlagen oder zu den M&#252;llumschlagstationen, soweit sie von den Kreisen oder in deren Auftrag betrieben werden, zu bef&#246;rdern, wahrnimmt. Das hat der Senat schon in seinen Urteilen vom 30. Januar 1991 in den Verfahren, in denen es um die Geb&#252;hrenerhebung des Kreises f&#252;r 1986 und 1987 ging,</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">vgl. z.B. - 9 A 765/88 - und - 9 A 380/89 -,</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">an Hand der einschl&#228;giger Unterlagen, die auch zum vorliegenden Verfahren beigezogen sind, erl&#228;utert. Die genannten Aufgaben sind dem Kreis durch &#246;ffentlich- rechtliche Vereinbarungen im Sinne von &#167; 23 Abs. 1 des Gesetzes &#252;ber kommunale Gemeinschaftsarbeit in der Fassung der Bekanntmachung vom 1. Oktober 1979, GV NW S. 621, zuletzt ge&#228;ndert durch Gesetz vom 26. Juni 1984, GV NW S. 362, (GkG) von den einzelnen kreisangeh&#246;rigen Gemeinden in der Weise &#252;bertragen worden, da&#223; der Kreis diese Aufgaben in seine Zust&#228;ndigkeit &#252;bernommen hat (&#167; 23 Abs. 2 Satz 1 GkG). Solche Vereinbarungen sind nach &#167; 2 Abs. 1 LAbfG 1973 bzw. &#167; 6 Abs. 3 LAbfG 1988, die die Vorschriften des GkG jeweils f&#252;r anwendbar erkl&#228;ren, zul&#228;ssig. Der bis 1982 t&#228;tige M&#252;llbeseitigungszweckverband in ... -Kreis, der bis dahin die dem Kreis und den mit ihm im Verband zusammengeschlossenen Gemeinden obliegenden &#246;ffentlichen Aufgaben der Abfallbeseitigung wahrnahm, ist durch Beschlu&#223; der Verbandsversammlung vom 18. November 1982 &#252;ber die Umwandlung dieses Verbandes in die RSAG mit der daf&#252;r nach &#167; 20 Abs. 2 GkG erforderlichen Zustimmung des Regierungspr&#228;sidenten ... vom 30. Dezember 1982 aufgel&#246;st worden und nimmt seitdem keine Aufgaben der Abfallbeseitigung mehr wahr. F&#252;r die Zul&#228;ssigkeit der genannten Vereinbarungen zwischen Kreis und Gemeinden kommt es nicht darauf an, ob es durch die Zusammenlegung der Aufgaben im einzelnen Gemeindegebiet zu einer Erh&#246;hung der Abfallentsorgungsgeb&#252;hren kommt, sofern sich die Geb&#252;hrenerhebung durch den Kreis - wie hier - im Rahmen der insoweit geltenden Vorschriften h&#228;lt.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Unbedenklich ist ferner, da&#223; sich der ... -Kreis gem&#228;&#223; &#167; 1 Abs. 2 AS zur Durchf&#252;hrung der Abfallentsorgung im Kreisgebiet, wie sie satzungsm&#228;&#223;ig erfolgt, in vollem Umfang der RSAG bedient. Der Kreis betreibt die Abfallentsorgung im Kreisgebiet als &#246;ffentliche Einrichtung (&#167; 1 Abs. 1 AS). Hiernach ist die RSAG bei der Aufgabenwahrnehmung nicht mit &#246;ffentlichen Befugnissen betraut, sondern wird nur als privates Unternehmen im Auftrage des Kreises bei der Erf&#252;llung seiner Aufgaben t&#228;tig. Das ist nach &#167; 3 Abs. 2 Satz 2 AbfG 1986 zul&#228;ssig, wonach sich die nach dem Landesrecht zust&#228;ndigen K&#246;rperschaften des &#246;ffentlichen Rechts zur Erf&#252;llung ihrer Pflichten bei der Entsorgung der in ihrem Gebiet angefallenen Abf&#228;lle Dritter bedienen d&#252;rfen. Soweit sich der Kreis auch beim Inkasso der Geb&#252;hren der RSAG bedient, ist das rechtlich zul&#228;ssig, da die RSAG nur technisch mit der Zahlungsabwicklung betraut ist, rechtlich indessen der Beklagte als geb&#252;hrenerhebende und Vollstreckungsbeh&#246;rde t&#228;tig wird.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Die Satzung verf&#252;gt - soweit das hier von Bedeutung ist -in &#167; 4 GS i.V.m. den erg&#228;nzenden Vorschriften des Geb&#252;hrentarifs auch &#252;ber eine g&#252;ltige Ma&#223;stabsregelung, insbesondere einen g&#252;ltigen Geb&#252;hrenma&#223;stab f&#252;r Wohngrundst&#252;cke.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Einschl&#228;gig ist insoweit zun&#228;chst &#167; 4 Abs. 1 GS i.V.m. Nr. 1 GT. Nach &#167; 4 Abs. 1 Satz 1 GS ist Bemessungsgrundlage der Geb&#252;hren f&#252;r das Einsammeln und Beseitigen f&#252;r Hausm&#252;ll einschlie&#223;lich Sperrm&#252;ll der Haushalt und die Zahl der in einem Haushalt wohnenden Personen. Mit der Bemessung nach der Zahl der in einem Haushalt wohnenden Personen ist unter Ber&#252;cksichtigung der Staffelung der Geb&#252;hrentarife in Nr. 1.1 GT nach Ein-, Zwei-, Drei- und Vier-Personen-Haushalten sowie Haushalten mit f&#252;nf und mehr Personen gemeint, da&#223; auf eine nach der jeweiligen Haushaltsgr&#246;&#223;e durchschnittlich anfallende Abfallmenge abgestellt werden soll bzw. auf ein bestimmtes Verh&#228;ltnis, in dem die durchschnittlichen Abfallmengen der Haushaltungen verschiedener Gr&#246;&#223;e zueinander stehen. Dabei wird ausweislich der Unterlagen zur 2. &#196;S zur Geb&#252;hrensatzung vom 29. Oktober 1985 (BA IV zu 9 A 2487/89, Anlage 3) und der Erl&#228;uterung der Geb&#252;hrenkalkulation zur Satzung vom 24. Juni 1988 (BA I zu 9 A 2487/89, Bl. 9-33), die der Sache nach auch f&#252;r die 2. &#196;S zur Geb&#252;hrensatzung vom 29. Oktober 1985 gilt und die Erl&#228;uterungen zur jener Satzung erg&#228;nzt, bis zur Zahl von vier Personen von einer Degression der je nach Haushaltsgr&#246;&#223;e anfallenden Abfallmenge/Haushalt und f&#252;r die f&#252;nfte Person und mehr Personen von einer wachsenden Abfallmenge ausgegangen; das Abfallaufkommen pro Woche wurde entsprechend bestimmten Erfahrungen beim Abfallanfall, insbesondere unter Ber&#252;cksichtigung einer im September 1987 in - durchgef&#252;hrten Erhebung des Hausm&#252;llaufkommens nach der Haushaltsgr&#246;&#223;e, die sich bei den Satzungsunterlagen befindet, und einer darauf aufbauenden Prognose zur Bewertung des Ma&#223;es der Inanspruchnahme im gesamten Kreisgebiet f&#252;r einen Ein-Personen-Haushalt mit 45 l, einen Zwei-Personen-Haushalt mit 75 l, einen Drei-Personen-Haushalt mit 100, einen Vier-Personen-Haushalt mit 112,5 l und f&#252;r einen F&#252;nf- und Mehr-Personen-Haushalt mit 132 l angesetzt (BA I zu 9 A 2487/89 Bl 12, 27). Neben den dargestellten Bemessungskriterien wird gem&#228;&#223; Nr. 1 GT zus&#228;tzlich auf die Zahl der w&#246;chentlichen Leerungen der Abfallbeh&#228;lter abgestellt.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Die hiernach vorliegende Ma&#223;stabsregelung steht entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers mit h&#246;herrangigem Recht in Einklang.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 6 Abs. 3 KAG ist die Benutzungsgeb&#252;hr nach der Inanspruchnahme der &#246;ffentlichen Einrichtung (Abfallbeseitigung) zu bemessen (Satz 1). Wenn das besonders schwierig oder wirtschaftlich nicht vertretbar ist, kann ein Wahrscheinlichkeitsma&#223;stab gew&#228;hlt werden, der nicht in einem offensichtlichen Mi&#223;verh&#228;ltnis zu der Inanspruchnahme stehen darf (Satz 2). Da es besonders schwierig ist, die tats&#228;chliche Inanspruchnahme der &#246;ffentlichen Einrichtung Abfallbeseitigung genau (nach Menge, Beschaffenheit, Gewicht des Abfalls usw.) zu bestimmen, d&#252;rfen Geb&#252;hren f&#252;r die Inanspruchnahme der Abfallbeseitigung nach einhelliger Auffassung nach einem Wahrscheinlichkeitsma&#223;stab bemessen werden.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Urteile vom 5. Juli 1982, Gemht 1983 S. 214 = StGR 1983 S. 182, und vom 22. Februar 1990 - 2 A 2305/87 -; Bayrischer VGH, Urteil vom 6. Juni 1984, BayVBl 1985 S. 17; OVG L&#252;neburg, Urteil vom 4. Oktober 1984, NVwZ 1985 S. 441; VGH Baden-W&#252;rttemberg, Urteil vom 6. M&#228;rz 1986, VBlBW 1987 S. 146.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Danach ist der Satzungsgeber hier bei der Auswahl der in Betracht kommenden Ma&#223;st&#228;be mit der Einschr&#228;nkung frei, da&#223; der Ma&#223;stab nicht in einem offensichtlichen Mi&#223;verh&#228;ltnis zur Inanspruchnahme stehen darf. In dieser Hinsicht hat der Ortsgesetzgeber lediglich zu pr&#252;fen, ob der von der Ma&#223;stabsregelung vorausgesetzte Zusammenhang zwischen Geb&#252;hrenbemessung und Art und Umfang der Inanspruchnahme denkbar und nicht offensichtlich unm&#246;glich ist.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Vgl. die zitierten Urteile des OVG NW vom 5. Juli 1982 und 22. Februar 1990.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Dagegen kommt es nicht - wie der Kl&#228;ger offenbar meint - darauf an, da&#223; der Satzungsgeber den im einzelnen zweckm&#228;&#223;igsten, vern&#252;nftigsten, gerechtesten oder wahrscheinlichsten Ma&#223;stab gefunden hat; die ihm einger&#228;umte (weite) Gestaltungsfreiheit findet unter Ber&#252;cksichtigung von Art. 3 Abs. 1 GG und verfassungskonformer Auslegung von &#167; 6 Abs. 3 KAG erst dort ihre Grenze, wo die gleiche oder ungleiche Behandlung der von ihm geregelten Sachverhalte nicht mehr mit einer am Gerechtigkeitsgedanken orientierten Betrachtungsweise zu vereinbaren ist, weil ein einleuchtender, sachlich vertretbarer Grund f&#252;r Gleich- oder Ungleichbehandlung fehlt.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Vgl. zu diesen Freiheiten und Grenzen des Satzungsgebers z.B. Bundesverwaltungsgericht, Urteile vom 8. November 1968, BVerwGE 31 S. 33 (34) und vom 23. Mai 1973, BVerwGE 42 S. 210 (216), und Beschlu&#223; vom 19. M&#228;rz 1981, KStZ 1981 S. 110.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Hiernach ist die Geb&#252;hrenbemessung nach der Zahl w&#246;chentlicher Leerungen, aber auch im &#252;brigen rechtm&#228;&#223;ig. Der einzelne Haushalt ist eine typische wirtschaftliche Einheit, die h&#228;uslichen Abfall erzeugt und danach einen geeigneten Ansatz f&#252;r die Geb&#252;hrenbemessung bietet.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG L&#252;neburg, Urteile vom 4. Oktober 1984, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Durch die Ber&#252;cksichtigung der Zahl der zum Haushalt geh&#246;renden Personen und der je nach Haushaltsgr&#246;&#223;e durchschnittlich (relativ) anfallenden Abfallmenge wird in zul&#228;ssiger Weise der Wahrscheinlichkeit Rechnung getragen, da&#223; mit zunehmender Zahl der zu einem Haushalt geh&#246;renden Personen auch die Abfallmenge steigt, die Steigerung indessen nicht notwendig gleichm&#228;&#223;ig linear nach einer feststehenden Abfallmenge pro Person verlaufen mu&#223;. Zwar gibt es Untersuchungen, nach denen die Abfallmenge bis zu mehreren (z.B. 5) Personen im Durchschnitt in etwa gleich bleibt und erst bei einer gr&#246;&#223;eren Zahl von Personen (z.B. 6-30) (linear) zunimmt.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Vgl. VGH Baden-W&#252;rttemberg, Urteil vom 22. M&#228;rz 1979, KStZ 1979 S. 155; OVG NW, zitierte Urteile vom 5. Juli 1982 und 22. Februar 1990.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Andererseits kommt diesen Untersuchungen entsprechend den Bedingungen bei den durchgef&#252;hrten Erhebungen keine Allgemeinverbindlichkeit zu und ist es deshalb unter Wahrscheinlichkeitsgesichtspunkten auch zul&#228;ssig, von einer pro Person/Grundst&#252;ck gleichm&#228;&#223;igen Zunahme der Abfallmenge,</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">vgl. auch hierzu die zitierten Urteile OVG NW vom 5. Juli 1982 und 22. Februar 1990, ferner Bayrischer VGH, Urteil vom 6. Juni 1984, a.a.O., und Peine, Die Finanzierung der Entsorgung h&#228;uslicher Abf&#228;lle in: Das neue Abfallwirtschaftsrecht - Umweltrechtstage 1989 - S. 75, 90 ff,</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">oder - wie hier - entsprechend anderen Prognosewerten bei Haushalten mit ein bis vier Personen von einer degressiven Steigerung der Abfallmenge pro Person/Haushalt und bei Haushalten mit f&#252;nf und mehr Personen von einem au&#223;erhalb der Degression liegenden festen Durchschnittswert des Abfallanfalls pro Haushalt auszugehen. Die vorliegenden Mengenans&#228;tze und die Degression, wonach f&#252;r die erste Person ein Abfallvolumen von 45 l, die zweite Person 30 l, die dritte Person 25 l die vierte Person 12,5 l zugrundegelegt wird, halten sich als - in etwa der Erhebung vom September 1987 entsprechende - Werte zur Erfassung des wahrscheinlichen Ma&#223;es der je nach Haushaltsgr&#246;&#223;e unterschiedlichen Inanspruchnahme im Rahmen der dem Satzungsgeber zustehenden Beurteilungs- und Prognosespielr&#228;ume. Der Wert f&#252;r Haushalte mit f&#252;nf und mehr Personen stellt eine zul&#228;ssige Mittelung aus den bei der Erhebung von September 1987 festgestellten Werten f&#252;r 5- und 6-Personen-Haushalte dar. Die dargestellten Mengenans&#228;tze bed&#252;rfen nicht etwa einer Rechtfertigung durch wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse, da es bei der Anwendung von Wahrscheinlichkeitsma&#223;st&#228;ben gerade nicht um eine wirklichkeitsgerechte Bemessung, sondern eben nur um einen Ma&#223;stab geht, der nicht in einem "offensichtlichen" Mi&#223;verh&#228;ltnis zu der Inanspruchnahme stehen darf. Danach ist auch unbeachtlich, da&#223; der Kreis f&#252;r 1986 und 1987 von anderen Ans&#228;tzen des durchschnittlichen Abfallanfalls ausgegangen ist. Beim (erstmaligen) Erla&#223; des insoweit ma&#223;geblichen Satzungsrechts lag die in ... beispielhaft durchgef&#252;hrte Untersuchung, an der sich der Kreis nunmehr im wesentlich orientiert hat, noch nicht vor. Im &#252;brigen kommt es im Hinblick auf die dargelegten Wahrscheinlichkeitsgrunds&#228;tze des &#167; 6 Abs. 3 Satz 2 KAG ohnehin ma&#223;geblich nicht auf eine genaue Erhebung und &#220;bernahme bestimmter Mengenwerte, sondern die - hier gegebene - Plausibilit&#228;t des angenommenen Verh&#228;ltnisses der Inanspruchnahme der Abfallentsorgung durch Haushalte unterschiedlicher Gr&#246;&#223;e an.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Rechtm&#228;&#223;ig ist ferner, einen einheitlichen Geb&#252;hrentarif f&#252;r Haushalte mit f&#252;nf und mehr Personen zu bilden und damit bei der Geb&#252;hrenbemessung auf eine weitere Differenzierung zu verzichten. Gegen diese Ma&#223;stabsvereinfachung bestehen keine Bedenken, weil die Zahl der Haushaltungen mit mehr als f&#252;nf Personen im Verh&#228;ltnis zur Gesamtzahl der geb&#252;hrenpflichtigen Haushalte nach den Feststellungen des Kreises zur Geb&#252;hrenkalkulation unter 10 v.H. liegt. Nach den Kalkulationsunterlagen war entsprechend den Erkenntnissen beim Satzungserla&#223; von insgesamt 180.356 Haushalten auszugehen. Davon entfielen 14.659 auf Haushalte mit 5 und mehr Personen. Nach dem Grundsatz der sogenannten Typengerechtigkeit d&#252;rfen bei der Geb&#252;hrenbemessung vom geregelten Fall abweichende F&#228;lle vernachl&#228;ssigt werden, sofern deren Zahl den genannten Vomhundertsatz nicht &#252;bersteigt.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Vgl. Bundesverwaltungsgericht, Urteil vom 16. September 1981 KStZ 1982 S. 69; ferner VGH Baden-W&#252;rttemberg, Urteil vom 4. M&#228;rz 1986, VBlBW 1987 S. 146, wonach entsprechend den f&#252;r jenen Fall ma&#223;geblichen Verh&#228;ltnissen ein einheitlicher Geb&#252;hrensatz schon f&#252;r Haushalte mit vier oder mehr Personen gerechtfertigt war.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Der Rechtm&#228;&#223;igkeit der nach &#167; 4 Abs. 1 Satz 1 GS f&#252;r Wohngrundst&#252;cke geltenden Ma&#223;stabsregelung steht nicht entgegen, da&#223; ein sogenannter Gef&#228;&#223;ma&#223;stab, d.h. eine Geb&#252;hrenbemessung nach der Zahl und dem Fassungsverm&#246;gen der geleerten Abfallbeh&#228;ltnisse, m&#246;glicherweise besser geeignet sein k&#246;nnte, das Ma&#223; der Inanspruchnahme der Abfallbeseitigung zu erfassen. Ein solcher Ma&#223;stab ist zul&#228;ssig,</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">vgl. das zitierte Urteil des OVG NW vom 22. Februar 1990;</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">aus den schon dargelegten Gr&#252;nden ist der Satzungsgeber indessen nicht verpflichtet, eher einen solchen als den hier f&#252;r Wohngrundst&#252;cke ma&#223;geblichen kombinierten Haushalts- und Personenma&#223;stab zu w&#228;hlen. Zudem hat der Gef&#228;&#223;ma&#223;stab seinerseits Schw&#228;chen, da die Bemessung der Geb&#252;hren nach aufgestellten Abfallgef&#228;&#223;en bestimmter Gr&#246;&#223;e zu Ungerechtigkeiten f&#252;hren kann, wenn im Sinne einer rationellen und damit kosteng&#252;nstigen Abfallbeseitigung eine m&#246;glichst weitgehende Vereinheitlichung der den Haushaltungen bzw. Grundst&#252;cken zur Verf&#252;gung stehenden Abfallbeh&#228;lter erfolgt und es dann nicht m&#246;glich ist, Ver&#228;nderungen der Abfallmenge bei sich &#228;ndernder Zahl der auf einem Grundst&#252;ck oder in einem Haushalt lebenden Personen genauer zu ber&#252;cksichtigen.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Vgl. dazu das vorzitierte Urteil des OVG NW vom 22. Februar 1990, das einen Fall betraf, in dem 120 l-Abfallgef&#228;&#223;e als kleinste Gef&#228;&#223;e zur Verf&#252;gung gestellt und Geb&#252;hren nach dem Gef&#228;&#223;ma&#223;stab erhoben wurden.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Dieser Schw&#228;che des Gef&#228;&#223;ma&#223;stabes wird unter Ber&#252;cksichtigung des Volumens der von der RSAG auszugebenden kleinsten Abfallbeh&#228;lter gerade auch hier begegnet. Zwar werden im Kreisgebiet f&#252;r das Einsammeln und Bef&#246;rdern von Abf&#228;llen nach &#167; 8 Abs. 1 a der Abfallentsorgungungssatzung auch 50-Liter- Abfallbeh&#228;lter zugelassen, weil solche Abfallgef&#228;&#223;e bis zur Neuordnung des Abfallbeseitigungsrechts mit dem 1. Januar 1986 verwandt wurden. Soweit indessen die Grundst&#252;ckseigent&#252;mer von dem nach &#167; 8 Abs. 3 AS bestehenden Anspruch einer leihweisen &#220;berlassung von Abfallbeh&#228;ltern f&#252;r Hausm&#252;ll Gebrauch machen, werden nach Darstellung des Beklagten von der RSAG als kleinste Gef&#228;&#223;e nur 120-Liter- Abfallbeh&#228;lter ausgegeben. Zudem entspricht ein Volumen von 120 l f&#252;r Haushalte mit vier und mehr Personen gem&#228;&#223; &#167; 8 Abs. 2 AS ohnehin dem vorzuhaltenden "ausreichenden " Beh&#228;ltervolumen. Gegen eine solche Handhabung und Regelung im Rahmen des Anschlu&#223;zwanges an die Abfallentsorgung des Kreises ist im Rahmen des Organisationsermessens des Kreises bei der Gestaltung der Abfallbeseitigung nichts einzuwenden, zumal bei der Ausgabe verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig kleiner Abfallbeh&#228;lter die Gefahr besteht, da&#223; der Inhalt von den Benutzern aus falscher Sparsamkeit zu hoch verdichtet wird oder der Betreffende sich seines Abfalls auf nicht erw&#252;nschte Weise entledigt.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Hiernach ist auch nicht zu beanstanden, da&#223; Haushaltungen, deren Mitglieder durch besonders umweltbewu&#223;tes Verhalten Abfall vermeiden und deshalb die vom Kreis bei der Kalkulation zugrundegelegte durchschnittliche Abfallmenge nicht erreichen und auch bei gr&#246;&#223;erer Personenzahl m&#246;glicherweise statt mit 120 l auch mit einem 50 l-Tonnenvolumen auskommen w&#252;rden, keine Geb&#252;hrenabschl&#228;ge wegen Unterschreitens der durchschnittlichen Abfallmenge einger&#228;umt werden. Der diesbez&#252;gliche Einwand, es werde weniger Abfall zur Entsorgung gegeben als in dem vom Satzungsgeber angenommenen Durchschnittsfall, zielt seinem Gehalt nach darauf, es m&#252;sse ber&#252;cksichtigt werden, da&#223; im konkreten Fall weniger Kosten f&#252;r die Abfallbeseitigung verursacht w&#252;rden als vom Satzungsgeber kalkuliert. Eine solche Betrachtung ist indessen schon vom Ansatz her verfehlt, weil es f&#252;r die Ma&#223;stabsgerechtigkeit nicht auf das Ma&#223; der Kostenverursachung, sondern das Ma&#223; der Inanspruchnahme der geb&#252;hrenpflichtigen Einrichtung ankommt. Danach ist es grunds&#228;tzlich unerheblich, welche Abfallbeseitigungskosten der einzelne Haushalt tats&#228;chlich verursacht, nachdem der Satzungsgeber entsprechend den Grunds&#228;tzen des &#167; 6 Abs. 3 Satz 2 KAG zul&#228;ssigerweise davon ausgehen durfte, da&#223; die Inanspruchnahme der Abfallbeseitigung durch Haushaltungen verschiedener Gr&#246;&#223;e entsprechend den von ihm angenommenen Bemessungsgr&#246;&#223;en wahrscheinlich ist.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Urteil vom 29. Januar 1979 - II A 371/77, Gemhlt. 1979 S. 1986.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen darf der Satzungsgeber auch deshalb vom Durchschnittsfall ausgehen, weil er das auch bei der Organisation der Abfallbeseitigung tun mu&#223;; er mu&#223; sich daran orientieren, welche personellen und s&#228;chlichen Kapazit&#228;ten er im Regelfall zur Bew&#228;ltigung der Abfallbeseitigung vorhalten mu&#223;. Dabei mu&#223; notwendigerweise in Kauf genommen werden, da&#223; der Abfallanfall in den einzelnen Haushalten nach unten oder oben abweichen kann. Inwieweit sich der einzelne Haushalt einer bestimmten Personenzahl umweltbewu&#223;t verh&#228;lt oder nicht und viel oder wenig Abfall zur Entsorgung stellt, liegt weitgehend au&#223;erhalb der Einflu&#223;m&#246;glichkeit des Entsorgungstr&#228;gers und beeinflu&#223;t insbesondere auch nicht die Kosten f&#252;r das Vorhalten des Abfallentsorgungssystems, die einen ganz wesentlichen Anteil der durch Geb&#252;hren umzulegenden Kosten ausmachen. Die Ber&#252;cksichtigung des unterschiedlichen Abfallanfalls innerhalb der Gruppe der Haushaltungen einer bestimmten Personenzahl w&#228;re hiernach als eine weitere Verfeinerung des Personenma&#223;stabes zwar zul&#228;ssig, ist aber aus Gr&#252;nden der Ma&#223;stabsgerechtigkeit nicht geboten. Letzteres gilt zus&#228;tzlich deshalb, weil mit den Geb&#252;hren f&#252;r die Entsorgung der Wohngrundst&#252;cke, auf die es hier nur ankommt, nach Nr. 1.4 GT nicht nur die Leistungen f&#252;r das Bereitstellen und Leeren der Abfallbeh&#228;lter, sondern auch die Sperrm&#252;llabfuhr, die Papierabfuhr, die getrennte Annahme von Problemabf&#228;llen der Haushaltungen sowie Annahme und Abfuhr von Altstoffen zur Wiederverwertung abgegolten sind und es dementsprechend f&#252;r die Ermittlung der Abfallmenge nicht nur auf die Menge ankommt, die &#252;ber die auf den Grundst&#252;cken aufgestellten Abfallgef&#228;&#223;e entsorgt wird, sondern auch auf die Abfallmenge, die an die anderen, in Nr. 1.4 GT aufgez&#228;hlten Entsorgungseinrichtungen des Kreises abgegeben werden.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Der nach &#167; 4 Abs. 1 Satz 1 GS f&#252;r Wohngrundst&#252;cke geltende Ma&#223;stab verst&#246;&#223;t schlie&#223;lich nicht deshalb gegen &#167; 6 Abs. 3 Satz 2 KAG und Art. 3 Abs. 1 GG, weil gem&#228;&#223; &#167; 4 Abs. 2 GS die Abfallbeseitigungsgeb&#252;hren f&#252;r gewerbliche und diesen nach der Satzung gleichgestellte Grundst&#252;cke grunds&#228;tzlich nach den tats&#228;chlich aufgestellten und geleerten Abfallbeh&#228;ltern, d.h. einem Gef&#228;&#223;ma&#223;stab, bemessen werden. Die Anwendung unterschiedlicher Wahrscheinlichkeitsma&#223;st&#228;be f&#252;r verschiedene Fallgruppen ist zul&#228;ssig, wenn der vorgesehene Ma&#223;stab f&#252;r eine der Fallgruppen ungeeignet ist. Letzteres trifft hinsichtlich der Anwendung des vorliegenden Haushalts- und Personentarifs auf gewerblich genutzte Grundst&#252;cke zu, weil f&#252;r den Abfallanfall bei Gewerbegrundst&#252;cken nicht die f&#252;r Wohnhaushalte bei der Abfallerzeugung typischen Wahrscheinlichkeitszusammenh&#228;nge gelten.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">OVG Rheinland Pfalz, Urteil vom 14. Juni 1983, NVwZ 1985 S. 440; Bayrischer VGH, Urteil vom 6. Juni 1984, a.a.O. ferner Urteile des Senats vom 30. Januar 1991 - 9 A 765/88 - und - 9 A 380/89.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Die Ma&#223;stabsregelung des &#167; 4 Abs. 1 Satz 1 GS ist auch sonst</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">vgl. dazu im &#252;brigen auch die zitierten Urteile des Senats vom 30. Januar 1991,</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">unbedenklich insbesondere hinsichtlich der Vorschriften, durch die die er&#246;rterte Regelung erg&#228;nzt wird. Das sind die Vorschriften des &#167; 4 Abs. 1 S&#228;tze 2-6 GS, in denen der Haushaltsbegriff definiert wird und geregelt ist, nach welchen Grunds&#228;tzen die Zahl und Gr&#246;&#223;e der Haushalte bestimmt wird, die f&#252;r die Geb&#252;hrenbemessung von Bedeutung sind, sowie die Bestimmungen des &#167; 3 GS, wonach bestimmte Ver&#228;nderungen der f&#252;r die Geb&#252;hrenbemessung ma&#223;geblichen Umst&#228;nde im Verlauf des Kalenderjahres, das entsprechend der Erhebung der Geb&#252;hr als Jahresgeb&#252;hr (vgl. &#167; 6 Abs. 1 GS) der Leistungszeitraum ist, f&#252;r den die Geb&#252;hr erhoben wird, ber&#252;cksichtigt werden. Auch diese Vorschriften stehen, soweit sie f&#252;r den vorliegenden Fall von Bedeutung sind, mit den Grunds&#228;tzen einer nach Wahrscheinlichkeitsma&#223;st&#228;ben leistungsgerechten Geb&#252;hrenbemessung in Einklang, bed&#252;rfen vor allem auch keiner weitergehenden Differenzierung.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Das gilt insbesondere f&#252;r die Ermittlung der Zahl der zum Haushalt geh&#246;renden Personen nach dem Stand des Melderegisters am 1. Januar des beginnenden Geb&#252;hrenjahres (&#167; 4 Abs. 1 Satz 3, &#167; 3 Abs. 2 Satz 1 GS) sowie die Vorschrift des &#167; 3 Abs. 2 Satz 4 GS, wonach &#196;nderungen der Personenzahl eines Haushaltes im laufenden Kalenderjahr bei der Geb&#252;hrenberechnung nicht ber&#252;cksichtigt werden. Das Melderegister ist aufgrund der bestehenden gesetzlichen Meldepflichten eine geeignete Quelle zur zutreffenden Ermittlung der Zahl der auf einem Grundst&#252;ck wohnenden und zu einem Haushalt geh&#246;renden Personen und erspart besondere und kostenaufwendige Ermittlungen der geb&#252;hrenerhebenden Beh&#246;rde zur Personenzahl; letzteres rechtfertigt es, verbleibende Unsicherheiten bei der Feststellung der ma&#223;geblichen Personenzahl nach dem Melderegister in Kauf zu nehmen. Bei Jahresbeginn etwa bestehende Fehler des Registers, die zu &#252;berh&#246;hten Geb&#252;hrenbetr&#228;gen f&#252;hren, k&#246;nnen durch Geb&#252;hrenerm&#228;&#223;igungen aus Gr&#252;nden sachlicher Unbilligkeit ausgeglichen werden. Die Festschreibung der Haushaltsgr&#246;&#223;e auf den Personenbestand bei Jahresbeginn kn&#252;pft in Vereinfachung der Feststellungen zur ma&#223;geblichen Haushaltsgr&#246;&#223;e an die Erfahrungstatsache an, da&#223; bestehende Haushalte hinsichtlich der Zahl ihrer Mitglieder in der Regel keiner st&#228;ndigen und kurzfristigen Fluktuation unterliegen, und ist im Hinblick darauf aus Gr&#252;nden der Verwaltungspraktikabilit&#228;t zul&#228;ssig. Die nach dieser Regelung verbleibenden Belastungen des Geb&#252;hrenschuldners werden in hinreichendem Ma&#223;e durch die &#252;brigen Satzungsvorschriften gemildert. Einerseits bezieht sich die Stichtagregelung nur auf identische Haushalte und werden Haushaltsaufl&#246;sungen - sofern es nicht nur um kurzfristige Leerst&#228;nde von Mietwohnungen von unter drei Monaten geht - ebenso wie Ver&#228;nderungen der &#252;brigen f&#252;r die Geb&#252;hrenbemessung ma&#223;geblichen Umst&#228;nde gem&#228;&#223; &#167; 3 Abs. 2 Satz 2 GS ab dem ersten Tage des auf die Ver&#228;nderung folgenden Monats ber&#252;cksichtigt. Dadurch werden in Sonderheit unzumutbare H&#228;rten f&#252;r Vermieter vermieden, die im Verlauf eines Kalenderjahres durch l&#228;nger andauernde Leerst&#228;nde von Wohnungen entstehen k&#246;nnten. Au&#223;erdem besteht zwischen den Geb&#252;hrens&#228;tzen f&#252;r eine bestimmte Haushaltsgr&#246;&#223;e und der n&#228;chstkleineren Haushaltsgr&#246;&#223;e nach Nr. 1.1 GT jeweils nur eine Differenz von zwischen 20,-und 35,- DM DM/Jahr und h&#228;lt sich auch deshalb die durch Schwankungen der Personenzahl eines Haushalts im Verh&#228;ltnis zu anderen Geb&#252;hrenschuldnern f&#252;r den betroffenen Schuldner entstehende Mehrbelastung in vertretbarem Rahmen. Verbleibenden unverh&#228;ltnism&#228;&#223;igen Ungerechtigkeiten kann auch hier durch einen Billigkeitserla&#223; begegnet werden.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Die anzuwendende Geb&#252;hrensatzung enth&#228;lt in Nr. 1.1 GT, die hier nur von Interesse ist, einen g&#252;ltigen Geb&#252;hrentarif f&#252;r Wohngrundst&#252;cke, der den nach &#167; 2 Abs. 1 KAG zu stellenden Anforderungen einer satzungsm&#228;&#223;igen Regelung des Geb&#252;hrensatzes (1) sowie den Voraussetzungen einer kostengerechten Kalkulation des Geb&#252;hrensatzes nach &#167; 6 KAG (2) - noch - gen&#252;gt.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Der Tarif nach Nr. 1 GT ist, wie im Rahmen der Ma&#223;stabser&#246;rterung schon dargestellt worden ist, nach den Haushaltsgr&#246;&#223;en gestaffelt. Dabei ist ausweislich der Unterlagen zu den Satzungen f&#252;r jeden Haushalt unabh&#228;ngig von seiner Gr&#246;&#223;e ein Sockelbetrag von 58,- DM angesetzt und diesem Betrag je nach Haushaltsgr&#246;&#223;e ein Mehrbetrag zugeschlagen worden, der vom durchschnittlichen Abfallanfall der jeweiligen Haushaltsgr&#246;&#223;e abh&#228;ngig ist. Der Sockelbetrag von 58,- DM ist nach den Erl&#228;uterungen zur Satzung vom 24. Juni 1988 und dem erg&#228;nzenden Vortrag des Beklagten im Schriftsatz vom 31. Oktober 1990, in dem er zur - auch dem Kl&#228;ger mitgeteilten - Antrage des Senats vom 21. September 1990 in der Sache 9 A 765/88 zum Satzungsrecht f&#252;r 1986 und 1987 Stellung genommen hat, als Ansatz f&#252;r sogenannte mengenunabh&#228;ngige Kosten der Abfallentsorgung gerechtfertigt und - was an anderer Stelle noch auszuf&#252;hren ist - insoweit als auch als fixer Grundbetrag f&#252;r Vorhalteleistungen anzuerkennen, die jedem der geb&#252;hrenpflichtigen Haushalte unabh&#228;ngig von seiner Gr&#246;&#223;e erbracht werden. Die diesbez&#252;glichen Erl&#228;uterungen sind auch f&#252;r die hier zu &#252;berpr&#252;fende Geb&#252;hrenkalkulation von Interesse, da die dargestellte Zusammensetzung der Geb&#252;hrens&#228;tze - allerdings mit anderen Betr&#228;gen - auch schon f&#252;r 1986 und 1987 gehandhabt wurde und auch nachtr&#228;gliche Rechtfertigungen des Geb&#252;hrensatzes nach den Vorschriften des KAG beachtlich sind.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Vgl. zu letzterem die zitierten Urteile des Senats vom 30. Januar 1991.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Die dargestellte Bildung von Geb&#252;hrens&#228;tzen f&#252;r die Abfallentsorgung auf der Grundlage einer Pauschale f&#252;r mengenunabh&#228;ngige bzw. invariable Vorhaltekosten mit Zuschl&#228;gen f&#252;r die &#252;brigen (Vorhalte- und variablen) Kosten nach dem Ma&#223; der Inanspruchnahme der Abfallentsorgung ist zul&#228;ssig, weil die Vorschriften des KAG (&#167;&#167; 2 und 6) eine solche Kalkulation des Geb&#252;hrensatzes nicht verbieten, sondern den Satzungsgeber insoweit einen Gestaltungsspielraum einr&#228;umen.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Vgl. auch dazu im einzelnen die zitierten Urteile vom 30. Januar 1991.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Hiernach begegnen auch die Geb&#252;hrenbedarfsberechnung zum Haushaltsgeb&#252;hrentarif nach Nr. 1.1 GT und die danach im einzelnen festgesetzten Geb&#252;hrens&#228;tze keinen Bedenken. Sie stehen mit &#167; 6 Abs. 1 Satz 3 KAG in Einklang, wonach das veranschlagte Geb&#252;hrenaufkommen die voraussichtlichen Kosten der Einrichtung nicht &#252;bersteigen soll. Sie enthalten zwar Kosten, die nicht h&#228;tten umgelegt werden d&#252;rfen; der betreffende Kostenbetrag h&#228;lt sich indessen in dem Rahmen, in dem Kosten&#252;berschreitungen nach &#167; 6 Abs. 1 Satz 3 KAG (noch) vernachl&#228;ssigt werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Ansatzf&#228;hige Kosten im Sinne von &#167; 6 Abs. 1 KAG sind die nach betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tzen ansatzf&#228;higen Kosten. Dazu geh&#246;ren auch Entgelte f&#252;r in Anspruch genommene Fremdleistungen, Abschreibungen, die nach der mutma&#223;lichen Nutzungsdauer oder Leistungsmenge gleichm&#228;&#223;ig zu bemessen sind, sowie eine angemessene Verzinsung des aufgewandten Kapitals, soweit die Verzinsung nicht aus Beitr&#228;gen und Zusch&#252;ssen Dritter aufgebrachtes Eigenkapital betrifft. Dieser Kostenabgrenzung hat der Satzungsgeber in der f&#252;r 1988 aufgestellten Bedarfsberechnung (BA I zu 9 A 2487/89, Bl. 9 ff) Rechnung getragen. Dabei kann offenbleiben, ob der Satzungsgeber bei der Geb&#252;hrenkalkulation hinsichtlich der Kostenans&#228;tze der RSAG, die er &#252;bernommen hat, im einzelnen nicht an die Grunds&#228;tze des &#167; 6 Abs. 2 KAG gebunden war, weil die RSAG im Verh&#228;ltnis zum Kreis Dritter im Sinne von &#167; 6 Abs. 2 Satz 2 KAG ist, dessen (Fremd-)Leistungen der Abfallentsorgung der Kreis in Anspruch nimmt und dem er das vertragsgem&#228;&#223; vereinbarte Entgelt zu zahlen hat; dieses besteht nach dem zwischen dem Kreis und dem RSAG geschlossenen Vertrag vom 28. Februar 1983 (BA III zu 9 A 764/88 Bl. 55) in der Erstattung des der RSAG durch die f&#252;r den Kreis erfolgende Abfallentsorgung entstehenden Aufwandes. Die Aufwandsans&#228;tze der RSAG k&#246;nnten nur entsprechend den bei Entgelten f&#252;r Fremdleistungen geltenden gro&#223;z&#252;gigen Bemessungsgrunds&#228;tzen, die ihre Grenze im wesentlichen erst am &#196;quivalenzprinzip finden,</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Vgl. Urteil des Senats vom 30. November 1989 - 9 A 2108/87 -,</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">zu pr&#252;fen und zu &#252;bernehmen sein; unter Ber&#252;cksichtigung der H&#246;he der Geb&#252;hren und der daf&#252;r erbrachten Entsorgungsleistungen ist eine Verletzung des Prinzips n&#228;mlich nicht erkennbar. Die vorliegende Fragestellung bedarf keiner Kl&#228;rung, weil die Geb&#252;hrenbedarfsrechnung unter Beachtung der Vorschriften des &#167; 6 Abs. 2 KAG auch dann rechtm&#228;&#223;ig ist, wenn die Leistungen der RSAG nicht als Fremdleistungen, sondern als eigene Leistungen des Kreises gewertet werden. Damit entf&#228;llt auch der Einwand, da&#223; die Betrauung der nicht an die Kostenbestimmmungen des KAG gebundenen RSAG zu einer Geb&#252;hrensteigerung gef&#252;hrt habe, die mit den f&#252;r &#246;ffentliche Leistungstr&#228;ger geltenden Bestimmungen der Geb&#252;hrenkalkulation nicht mehr in Einklang stehe.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Nach betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tzen ansatzf&#228;hige Kosten sind nur solche, die auch betriebsbedingt sind, d.h. hier durch Erf&#252;llung der nach den gesetzlichen Vorschriften zur Abfallentsorgung geh&#246;renden Aufgaben des Kreises entstanden sind.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Hiernach bestehen an den Kostenans&#228;tzen keine Bedenken, soweit es nach &#167; 1 Abs. 2 LAbfG 1973/&#167; 5 Abs. 2 LAbfG 1988, um eine Aufteilung der Abfallentsorgungsaufgaben zwischen Kreis und kreisangeh&#246;rigen Gemeinden geht, da dem ...-Kreis nach dem zwischen ihm und den kreisangeh&#246;rigen Gemeinden geschlossenen Vertr&#228;gen auch deren nach &#167; 1 Abs. 2 LAbfG 1973 bestehende Aufgaben &#252;bertragen worden sind.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Nach dem Inkrafttreten des Abfallgesetzes 1986 am 1. November dieses Jahres ist auch nicht zweifelhaft, da&#223; die Kosten, die f&#252;r die im Kreisgebiet erfolgende getrennte Erfassung und Verwertung von Altstoffen kalkuliert worden sind, Kosten der Abfallentsorgungseinrichtung des Kreises sind. Durch &#167; 1 Abs. 1 Satz 2 AbfG 1986 ist klargestellt, da&#223; auch bewegliche Sachen, die der Besitzer der entsorgungspflichtigen K&#246;rperschaft oder dem von dieser beauftragten Dritten &#252;berl&#228;&#223;t, auch im Falle ihrer Verwertung Abf&#228;lle sind, bis sie oder die aus ihnen gewonnen Stoffe oder erzeugte Energie dem Wirtschaftskreislauf zugef&#252;hrt werden. Danach sind auch die Kosten f&#252;r die Aufstellung zentraler Altstoffsammelcontainer (299.020,- DM) auf die Abfallentsorgung des Haushaltsbereichs umzulegen. Diese Kosten mu&#223;ten als umlegbare Kosten nicht etwa ausscheiden, weil die Benutzung dieser Beh&#228;lter nicht nur den nach der Satzung geb&#252;hrenpflichtigen Grundst&#252;ckseigent&#252;mern als Abfallbesitzern zur Verf&#252;gung standen, sondern auch Abfallbesitzern, die nicht zu Geb&#252;hren herangezogen werden. Diese Frage hatte der Senat in den zitierten Urteilen vom 30. Januar 1991 noch offengelassen; sie ist im dargestellten Sinne zu beantworten.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 6 Abs. 1 und 2 KAG d&#252;rfen bei den Geb&#252;hren nur solche Kosten angesetzt werden, die dadurch anfallen, da&#223; dem Geb&#252;hrenpflichtigen durch den Entsorgungstr&#228;ger Leistungen geboten werden, die f&#252;r ihn im Verh&#228;ltnis zur Allgemeinheit oder sonstigen Personengruppen von besonderem Vorteil sind. Diese Voraussetzungen sind bei der Aufstellung von Altstoffsammeicontainern zur Entsorgung von Wohngrundst&#252;cken, um die es hier geht, erf&#252;llt. Zwar werden Container dieser Art an zentralen Stellen in den Wohngebieten des Kreises aufgestellt und stehen damit auch Personen zur Verf&#252;gung, die nicht im Einzugsgebiet der Container (Kreisgebiet) wohnen bzw. dort &#252;ber Grundst&#252;cke verf&#252;gen. Es ist aber nicht zweifelhaft, da&#223; die Container im Regelfall und nach hier zul&#228;ssiger typisierender Betrachtung in erster Linie von den im Einzugsgebiet wohnenden Personen benutzt werden und da&#223; die Aufstellung solcher Beh&#228;lter danach f&#252;r die Wohngrundst&#252;ckseigent&#252;mer mit dem Vorteil der Entsorgung ihrer Grundst&#252;cke in vergleichbarer Weise wie bei der Bereitstellung spezieller Abfallbeh&#228;lter auf dem einzelnen zu entsorgenden Grundst&#252;ck verbunden ist. Darin liegt f&#252;r sie ein besonderer, die Erhebung von Geb&#252;hren rechtfertigender Vorteil. Die Inanspruchnahme der Container durch dritte, au&#223;erhalb des Kreisgebiets wohnender Personen kann wegen dieser Typik vernachl&#228;ssigt werden. Trotz der freien Zug&#228;nglichkeit der Sammelbeh&#228;lter auch f&#252;r solche Personen ist es unwahrscheinlich, da&#223; sie in gr&#246;&#223;erer Zahl von au&#223;erhalb des Einzugsgebiets der Beh&#228;lter (Kreisgebiet) anfahren, um die Beh&#228;lter zu benutzen. Selbst wenn man aber wegen einer Nutzung der Beh&#228;lter durch diese Personen und sonstiger Vorteile der Allgemeinheit einen bestimmten Kostenabschlag machen wollte, k&#246;nnte dieser aus den dargestellten Gr&#252;nden gering sein, und w&#228;re jedenfalls mit nicht mehr als 1/5 der Kosten anzusetzen, hier also 60.000,- DM.</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Auch unter Ber&#252;cksichtigung eines Betrages dieser H&#246;he als unzul&#228;ssiger Kostenansatz w&#228;re hier der beim Kosten&#252;berschreitungsverbot nach &#167; 6 Abs. 1 Satz 3 KAG bestehende Spielraum f&#252;r hinnehmbare Kosten&#252;berschreitungen nicht - worauf sp&#228;ter genauer einzugehen ist - &#252;berschritten.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Die im &#252;brigen in die Bedarfsberechnung eingestellten Kostenpositionen geben bis auf den Ansatz einer "Abdeckung" von Verlusten des Jahres 1987 in H&#246;he von 954.000,- DM ebenfalls keinen Anla&#223; zur Beanstandung. Sie sind nach betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tzen ansatzf&#228;hig. Das gilt in Sonderheit auch f&#252;r die Deponiekosten, die im Vergleich zu den Vorjahren erheblich dadurch angestiegen sind, da&#223; die dem Kreis bzw. der RSAG geh&#246;rende Deponie St. Augustin 1988 nur noch in eingeschr&#228;nkten Umfang zur Ablagerung von Abfall zur Verf&#252;gung stand und der Abfall zu der Fremddeponie in Mechernich verbracht wurde; allein f&#252;r die Inanspruchnahme dieser Deponie sind ausweislich der Kostenaufstellung Deponiegeb&#252;hren von 4.655.00,-DM zu veranschlagen gewesen. Abstriche von diesen Kosten sind nicht zu machen. Dem Kreis steht es im Rahmen des ihm zustehenden Organisationsermessens frei, den Abfall zu Fremddeponien zu bringen und auf die Schaffung kreiseigener Deponien zu verzichten. Das gilt selbst dann, wenn die Ablagerung von Abfall auf eigenen Deponien kosteng&#252;nstiger sein sollte. Nach &#167; 6 Abs. 2 Satz 2 KAG kann er die f&#252;r die Nutzung der Fremddeponien anfallenden Geb&#252;hren als Entgelte f&#252;r in Anspruch genommene Fremdleistungen in die eigene Geb&#252;hrenkalkulation einstellen; auch Geb&#252;hren, die andere Entsorgungstr&#228;ger f&#252;r von ihnen erbrachte Leistungen erheben, sind Entgelte im Sinne dieser Bestimmung. Ob die vom Tr&#228;ger der Deponie Mechernich erhobenen Geb&#252;hren in jeder Hinsicht ausgewogen sind, bedarf hier keiner Kl&#228;rung. Den Kreis bzw. die RSAG trifft keine Verpflichtung, die Geb&#252;hrenkalkulation dieses Entsorgungstr&#228;gers in Frage zu stellen oder in besonderer Weise Anstrengungen mit dem Ziel der Aushandelung besonderer Geb&#252;hrentarife zu unternehmen, solange Geb&#252;hren und erbrachte Leistung zueinander nicht offensichtlich in einem Mi&#223;verh&#228;ltnis stehen. F&#252;r letzteres gibt es keine Anhaltspunkte. Nicht zu beanstanden sind ferner die f&#252;r die M&#252;llumladestation im Kreisgebiet anfallenden, angesetzten Kosten. Auch bei der Organisation des Sammelns und Bef&#246;rderns von Abf&#228;llen im Kreisgebiet besteht ein weiterer Gestaltungsspielraum des Kreises, der hier nicht &#252;berschritten ist.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Die Geb&#252;hrenbedarfsberechnung ist allerdings insoweit fehlerhaft, als zum Ausgleich von Verlusten bei der Abfallentsorgung des Jahres 1987, die entstanden sind, weil die f&#252;r den Haushaltsbereich in jenem Jahr erhobenen Geb&#252;hren die entstandenen Kosten nicht deckten, bei den Kosten des Haushaltsbereichs f&#252;r 1988 ein Betrag von 954.000,- DM angesetzt worden ist. Dieser Betrag ist nicht ansatzf&#228;hig, weil es sich bei den Verlusten des Jahres 1987 weder um Kosten handelt, die nach betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tzen als Kosten des Jahres 1988 veranschlagt werden k&#246;nnten, noch um solche, die aufgrund einer nach &#167;&#167; 4 und 6 KAG beabsichtigten Erweiterung dieser Grunds&#228;tze dem Leistungszeitraum 1988 zugerechnet werden k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Bei der Ermittlung der ansatzf&#228;higen Kosten ist gem&#228;&#223; &#167; 6 Abs. 2 Satz 1 KAG vom betriebswirtschaftlichen Kostenbegriff auszugehen. Danach sind die Kosten, die sich auf die Erbringung einer Leistung des Entsorgungstr&#228;gers in einem bestimmten Zeitraum beziehen, der durch die Leistungserbringung in dieser Periode bedingte Wertverzehr an G&#252;tern und Dienstleistungen (sog. wertm&#228;&#223;iger Kostenbegriff).</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Urteil vom 15. M&#228;rz 1988 - 2 A 1988/85 -, DVBl. 1988 S. 908; Hinsen, KStZ 1989 S. 221 (222); Dahmen in Driehaus, Kommunalabgabenrecht, &#167; 6 RN 93 m.w.N.; Traumann-Reinheimer Umfang und Bewertung der Kosten lt. &#167; 6 KAG NW, Frankfurt a.M., 1977, S. 30-34.</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Danach k&#246;nnen Verluste aus der Zeit vor Beginn des ma&#223;geblichen Leistungszeitraumes nicht als Wertverzehr von G&#252;tern und Dienstleistungen in diesem Zeitraum angesehen werden, weil die Verluste nichts anderes sind als ungedeckte Kosten, die durch einen Wertverzehr von G&#252;tern und Dienstleistungen au&#223;erhalb der Leistungsperiode entstanden sind. Der Umstand, da&#223; die betreffenden Kosten nicht durch das Geb&#252;hrenaufkommen der Vorperiode gedeckt werden, macht diese Kosten nicht zu solchen der Folgeperiode.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Hiernach sind die Verluste des Jahres 1987 im Jahre 1988 nicht ansatzf&#228;hig und zwar auch nicht als sog. kalkulatorischer Gewinnzuschlag. Der Ansatz eines solchen Zuschlages h&#228;tte bezogen auf den Leistungszeitraum 1988 ausschlie&#223;lich den Zweck, in dieser Periode &#252;ber eine Kostendeckung hinaus Gewinne zu erzielen. Eine Geb&#252;hrenkalkulation speziell zur Gewinnerzielung ist indessen nicht nur nach Grunds&#228;tzen betriebswirtschaftlicher Kostenrechnung (im Leistungszeitraum), sondern auch mit dem Verst&#228;ndnis der &#167;&#167; 4 und 6 KAG im &#252;brigen nicht vereinbar. Danach d&#252;rfen Geb&#252;hren als Gegenleistung zur Benutzung kommunaler Einrichtungen und Anlagen grunds&#228;tzlich nur bis zur H&#246;he der gesetzlich definierten (voraussichtlichen) Kosten, nicht aber zur Gewinnerzielung erhoben werden (&#167; 6 Abs. 1 Satz 3 KAG).</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung des OVG L&#252;neburg vom 25. September 1980, KStZ 1981 S. 193, auf die sich der Beklagte f&#252;r seinen Rechtsstandpunkt beruft, tr&#228;gt zur L&#246;sung des vorliegenden Problems nichts bei. In diesem Urteil wird - soweit hier von Interesse - ma&#223;geblich darauf abgestellt, der Ansatz von Defiziten der Vorperiode in die Geb&#252;hrenbedarfsberechnung der folgenden Leistungsperiode versto&#223;e bei Geb&#252;hren f&#252;r die Benutzung grundst&#252;cksbezogener kommunaler Entsorgungseinrichtungen (dort: Abwasserbeseitigung) nicht gegen das (bundesrechtliche) &#196;quivalenzprinzip und Art. 3 GG, weil der Kreis der geb&#252;hrenpflichtigen Eigent&#252;mer der an die kommunale Entsorgungseinrichtung angeschlossenen Grundst&#252;cke in beiden Perioden im wesentlichen der gleiche sei. Letzteres mag in jenem Fall so gewesen sein und kann auch hier unterstellt werden. Die Einhaltung der genannten, allgemeinen (&#252;bergeordneten) Geb&#252;hrenbemessungsgrunds&#228;tze ist indessen von der zus&#228;tzlich gebotenen Beachtung der spezifischen landesrechtlichen Kostenvorschriften, um die es hier geht, zu trennen. Mit der dargestellten Aussage des OVG L&#252;neburg ist somit f&#252;r die Auslegung der Vorschriften der &#167;&#167; 4, 6 KAG NW nichts gewonnen. Demgegen&#252;ber hat das Verwaltungsgericht zutreffend darauf hingewiesen, da&#223; die Gesetzesbegr&#252;ndung zu &#167; 6 KAG (LT-Drucksache 6/810 S. 34) f&#252;r eine landesrechtliche Beschr&#228;nkung des &#196;quivalenzprinzips in zeitlicher Hinsicht spricht, die es ausschlie&#223;t, den Geb&#252;hren der laufenden Periode Kosten der Vorperiode zuzuschlagen. Nach der Gesetzesbegr&#252;ndung soll der Geb&#252;hrenschuldner n&#228;mlich grunds&#228;tzlich nur mit denjenigen Kosten der kommunalen Einrichtung belastet werden, die den Nutzungen in der betreffenden Periode entsprechen.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Danach greift auch die &#220;berlegung des Beklagten nicht durch, wegen des im wesentlichen identischen Kreises der Geb&#252;hrenschuldner in der abgelaufenen und der abzurechnenden Leistungsperiode die Defizite der vergangenen Periode als Bedarfspositionen bei der Kalkulation der Geb&#252;hren f&#252;r die abzurechnende Leistungsperiode ansetzen zu d&#252;rfen, um Verwaltungsaufwand zu ersparen, der bei einer periodengerechten Nacherhebung von Geb&#252;hren zum Ausgleich von Defiziten in einer bestimmten Leistungsperiode entstehen w&#252;rde. Der Beklagte l&#228;&#223;t bei seiner Betrachtung zudem zu Unrecht au&#223;er Betracht, da&#223; sich der Satzungsgeber durch die Festlegung des Geb&#252;hrensatzes mit Wirkung f&#252;r den abgelaufenen Leistungszeitraum zun&#228;chst einmal in der Weise gebunden hat, da&#223; der B&#252;rger auf den Bestand des einmal festgelegten Geb&#252;hrensatzes vertrauen darf und eine r&#252;ckwirkende Erh&#246;hung des (g&#252;ltigen) Geb&#252;hrensatzes f&#252;r den abgelaufenen Leistungszeitraum nur unter den erschwerten Bedingungen einer r&#252;ckwirkenden Abgabenerhebung zul&#228;ssig ist.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks"> Vgl. zu dieser Problematik Urteil des Senats vom 31. August 1990 - 9 A 739/88 -</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Eine Rechtfertigung des Ansatzes von Defiziten fr&#252;herer Leistungsperioden ergibt sich auch nicht aus haushaltsrechtlichen Grunds&#228;tzen und Vorschriften, insbesondere nicht aus den Bestimmungen der &#167;&#167; 62 und 63 Gemeindeordnung NW (GO).</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Zwischen Haushaltswirtschaft der Gemeinde und Geb&#252;hrenerhebung besteht zwar ein enger Zusammenhang. Die Gemeinde hat die Haushaltswirtschaft sparsam und wirtschaftlich zu f&#252;hren (&#167; 62 Abs. 2 GO), Abgaben nach den gesetzlichen Bestimmungen zu erheben (&#167; 63 Abs. 1 GO) und die zur Erf&#252;llung ihrer Aufgaben erforderlichen Einnahmen, soweit vertretbar und geboten, vorrangig aus speziellen Entgelten f&#252;r die von ihr erbrachten Leistungen und nur im &#252;brigen aus Steuermitteln zu beschaffen, soweit die sonstigen Einnahmen nicht ausreichen. Dementsprechend dient gerade die Geb&#252;hrenerhebung f&#252;r die Benutzung kommunaler Einrichtungen und Anlagen nach &#167;&#167; 4, 6 KAG haushaltswirtschaftlichen Zwecken und ist die Geb&#252;hrenerhebung haushaltsrechtlich - vorbehaltlich der Erhebung privater Entgelte - bei der Benutzung kommunaler Entsorgungseinrichtungen wie der Abfallbeseitigung und Abwasserbeseitigung vorrangig vor einer Steuererhebung zur Abdeckung der entstehenden Kosten geboten.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Vgl. dazu OVG NW, Urteil vom 7. September 1989 - 4 A 698/84 -, KStZ 1990 S. 157.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Das gilt jedenfalls unter Ber&#252;cksichtigung der Vorschrift des &#167; 6 Abs. 1 Satz 1 KAG, wonach Benutzungsgeb&#252;hren zu erheben sind, wenn eine kommunale Einrichtung oder Anlage &#252;berwiegend dem Vorteil einzelner Personen oder Personengruppen dient, sofern nicht ein privatrechtliches Entgelt gefordert wird. Diese Vorschrift verfolgt das Ziel, da&#223; die Kosten solcher kommunaler Einrichtungen grunds&#228;tzlich von den Nutznie&#223;ern, nicht aber aus allgemeinen Steuermitteln getragen werden.</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Vgl. die Begr&#252;ndung des Gesetzesentwurfs zu &#167;&#167; 4 und 6 KAG, LT.-Drucks. 6/810 S. 26, 30.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Den genannten Bestimmungen kann aber trotz eines anzuerkennenden allgemeinen haushaltswirtschaftlichen Bed&#252;rfnisses, in vergangenen Leistungszeitr&#228;umen entstandene Kostendefizite speziell nur den Nutznie&#223;ern der kommunalen Einrichtungen anzulasten und den Gemeindehaushalt davon zu entlasten, gleichwohl nicht entnommen werden, da&#223; im Rahmen der Geb&#252;renbedarfsberechnung nach &#167; 6 KAG solche Defizite als Kosten oder sonstige Bedarfspositionen der folgenden Leistungsperiode angesetzt werden d&#252;rfen. Durch die genannten Bestimmungen des Gemeindehaushaltsrechts wird n&#228;mlich nicht festgelegt, welche Kosten in die Geb&#252;renbedarfsberechnung nach &#167; 6 KAG eingestellt werden d&#252;rfen. Soweit &#167; 63 Abs. 2 Nr. 1 GO davon ausgeht, da&#223; f&#252;r die erbrachten Leistungen vor Erhebung von Steuern spezielle Entgelte zu erheben sind, soweit das "geboten" ist, wird vielmehr den f&#252;r die Entgelterhebung einschl&#228;gigen Kostengesetzen &#252;berlassen zu regeln, was an Entgelten zu erheben ist und nach welchen Bemessungskriterien sich die Entgelte richten. &#167; 63 Abs. 2 Nr. 1 GO enth&#228;lt hiernach keine eigenst&#228;ndige oder die &#167;&#167; 4, 6 KAG erg&#228;nzende Erm&#228;chtigung, Defizite fr&#252;herer Leistungsperioden in die Geb&#252;hrenrechnung f&#252;r die laufende Leistungsperiode einzukalkulieren.</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Ebenso Binsen in KStZ 1990, S. 1, 2; a.A. Honsdorf in KStZ 1984 S. 6 ff.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Umgekehrt ist den &#167;&#167; 4 und 6 KAG ihrerseits nichts f&#252;r eine Einschr&#228;nkung bzw. Erweiterung der Grunds&#228;tze betriebswirtschaftlicher Kostenrechnung zu entnehmen, nach der wegen der Verkn&#252;pfung von Haushaltswirtschaft und Geb&#252;hrenerhebung Kostendeckungsdefizite fr&#252;herer Leistungsperioden ungeachtet des betriebswirtschaftlichen Kostenbegriffs in sp&#228;teren Perioden anzusetzen w&#228;ren. Das aus &#167; 6 Abs. 1 Satz 3 KAG zu entnehmende Kostendeckungsgebot f&#252;r kommunale Einrichtungen und Anlagen, die &#252;berwiegend den Vorteil einzelner Personen oder Personengruppen dienen, gibt f&#252;r einen Abweichung vom betriebswirtschaftlichen Kostenbegriff nichts her, da es an das Kostenverst&#228;ndnis des &#167; 6 Abs. 2 Satz 1 KAG ankn&#252;pft.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Der hiernach fehlerhafte Kostenansatz f&#252;hrt aber gleichwohl nicht zur Ung&#252;ltigkeit der Geb&#252;hrens&#228;tze f&#252;r den Haushaltsbereich, und zwar auch dann nicht, wenn der schon genannte Betrag von 60.000,- DM f&#252;r die Aufstellung der Altstoffsammeicontainer als zus&#228;tzliche fehlerhafte Kostenposition ber&#252;cksichtigt w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht ist davon ausgegangen, da&#223; sich der fehlerhafte Kostenansatz von 954.000,- DM in vollem Umfang in den hier interessierenden Geb&#252;hrens&#228;tzen des Haushaltstarifs nach Nr. 1 GT niederschlage. Das ist indessen nicht der Fall. Ausweislich der Geb&#252;hrenbedarfsberechnung (BA I zu 9 A 2487/89, Bl. 22, 27-30) sind als Geb&#252;hren f&#252;r den Haushaltsbereich nicht der volle berechnete Kostenbetrag von 28.792.000,- DM, sondern insgesamt nur 28.571.940,- DM veranschlagt worden (vgl. auch BA IV zu 9 A 2487/89, Anlage 3 Bl. 3, 4). Damit bleibt das veranschlagte Geb&#252;hrenaufkommen um 220.060,- DM hinter dem f&#252;r diesen Bereich (einschlie&#223;lich des Verlust&#252;bertrages von 954.000,- DM) kalkulierten Gesamtkostenbetrag zur&#252;ck. Um diesen Differenzbetrag vermindert sich der dem Ansatz nach unzul&#228;ssige Verlust&#252;bertrag, da er insoweit nicht auf die Geb&#252;hrenpflichtigen umgelegt worden ist. Damit betr&#228;gt der Gesamtbetrag unzul&#228;ssiger Kostenans&#228;tze im kalkulierten Geb&#252;hrenaufkommen, einschlie&#223;lich des Betrags von 60.000,- DM bei den Kosten der zentral aufgestellten Altstoffsammelbeh&#228;lter, 793.940,- DM (954.000 - 220.060 + 60.000); das sind 2,7787 v.H. (793.940: 28.571.940) dieses Aufkommens. Eine solche &#220;berschreitung der nach &#167; 6 Abs. 2 KAG ansatzf&#228;higen Kosten durch das veranschlagte Geb&#252;hrenaufkommen stellt noch keinen beachtlichen Versto&#223; gegen das Kosten&#252;berschreitungsverbot des &#167; 6 Abs. 1 Satz 3 KAG dar.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Nach der genannten Bestimmung "soll" das veranschlagte Geb&#252;hrenaufkommen die voraussichtlichen Kosten der geb&#252;hrenpflichtigen Einrichtung oder Anlage nicht &#252;bersteigen. Das bedeutet nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des erkennenden Gerichts nicht, da&#223; jegliche Kosten&#252;berschreitung oder jedenfalls solche &#220;berschreitungen, die sich auf die H&#246;he des Geb&#252;hrensatzes auswirken, zur Ung&#252;ltigkeit des Geb&#252;hrensatzes f&#252;hren. Selbst wenn die Kosten&#252;berschreitung sich auf den Geb&#252;hrensatz auswirkt, ist sie nach dieser Rechtsprechung nur beachtlich, wenn sie eine erhebliche oder gr&#246;bliche Verletzung des Kosten&#252;berschreitungsverbotes nach &#167; 6 Abs. 1 Satz 3 KAG darstellt.</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Vgl. u.a. OVG NW Urteile vom 26. Februar 1982 - 2 A 1667/79 -, StGR 1982 S. 240, 245, und vom 6. Dezember 1989 - 2 A 390/87 -,</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Daran ist festzuhalten, wobei hier offenbleiben kann, ob weiterhin auch auf die dargestellte Unterscheidung der Verletzungen des Kosten&#252;berschreitungsverbots abzustellen ist.</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Das Verbot der Kosten&#252;berschreitung ist als Sollvorschrift ausgestaltet. Das rechtfertigt es unter Ber&#252;cksichtigung der auch im &#252;brigen bei der Geb&#252;hrenkalkulation bestehenden Spielr&#228;ume im unteren Grenzbereich der Geb&#252;hrenbedarfsberechnung Kosten&#252;berschreitungen hinzunehmen. Dabei kommt es in erster Linie auf eine objektiv einzuhaltende Grenze an. Denn unter dem Gesichtspunkt bundes- und landesrechtlicher &#196;quivalenz zwischen in Anspruch genommener Leistung und Geb&#252;hr ist f&#252;r die durch die Kosten&#252;berschreitung eintretende Beschwer des Geb&#252;hrenschuldners weniger den Grund der &#220;berschreitung als die nach dem Sollgebot des &#167; 6 Abs. 1 Satz 3 KAG beachtliche Zumutbarkeitsgrenze f&#252;r die H&#246;he von Kosten&#252;berschreitungen entscheidend. Hiernach f&#252;hren Kosten&#252;berschreitungen jedenfalls bis zu 3 v.H. der voraussichtlichen Kosten der geb&#252;hrenpflichtigen Einrichtung oder Anlage bzw. der Teileinrichtungen, auf deren Inanspruchnahme der Geb&#252;hrensatz sich bezieht (hier: Abfallentsorgung der Wohngrundst&#252;cke entsprechend Nr. 1 GT), nicht zur Ung&#252;ltigkeit des Geb&#252;hrensatzes. Etwas anderes gilt allerdings auch in diesem Rahmen bei willk&#252;rlichen bzw. sachfremden Kostenans&#228;tzen in nicht nur unerheblichen Umfang.</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Nach diesen Grunds&#228;tzen ist die vorliegende Kosten&#252;berschreitung hinnehmbar, weil sie unterhalb der Grenze von 3 v.H. der nach &#167; 6 Abs. 2 KAG ansatzf&#228;higen Kosten liegt und von einer rechtsmi&#223;br&#228;uchlichen oder willk&#252;rlichen Kosten&#252;berh&#246;hung nicht die Rede sein kann. Die Frage der Zul&#228;ssigkeit des Ansatzes von Verlusten der Vorperiode nach &#167; 6 Abs. 2 KAG in der folgenden Leistungsperiode war f&#252;r den Satzungsgeber erkennbar noch nicht gekl&#228;rt. Es gibt dazu keinen einheitlichen Meinungsstand und gab insoweit bisher auch noch keine abschlie&#223;ende Kl&#228;rung durch das erkennende Gericht. Hiernach kommt es nicht weiter darauf an, ob der unzul&#228;ssige Ansatz von Verlusten der Vorperiode entsprechend den Berechnungen des Beklagten im Schriftsatz vom 6. M&#228;rz 1991 teilweise auch durch Ans&#228;tze kalkulatorischer Zinsen h&#228;tte ausgeglichen werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Die somit insgesamt f&#252;r die &#246;ffentliche Abfallentsorgung der Grundst&#252;cke anzuerkennenden Kosten sind auch im Sinne einer leistungs- und kostengerechten Trennung des Aufwandes f&#252;r die Entsorgung der Wohngrundst&#252;cke bzw. des Haushaltsbereichs vom Aufwand f&#252;r die Entsorgung der gewerblich genutzten Grundst&#252;cke bzw. des Gewerbebereichs zul&#228;ssigerweise auf diese Bereiche verteilt worden. Die Erl&#228;uterungen zur Geb&#252;hrenkalkulation weisen aus, da&#223; der Satzungsgeber f&#252;r die Erhebung von Geb&#252;hren f&#252;r den Haushaltsbereich (nach Nr. 1 GT), den Gewerbebereich und die Entsorgung durch Beistells&#228;cke getrennte Kostenmassen gebildet hat, wobei er die dem jeweiligen Bereich direkt zuordnungsf&#228;higen Kosten nur diesem Bereich zugeordnet und die auf alle Bereiche entfallenden Kosten entsprechend den in den einzelnen Entsorgungsbereichen jeweils anfallenden Abfallmengen verteilt hat. Dabei ist der Satzungsgeber davon ausgegangen, da&#223; das gesamte gesch&#228;tzte Abfallvolumen 150.000 t/Jahr betr&#228;gt und hat er es nach Erfahrungen der Vorjahre und sachgerechten Bewertungskriterien zu einem Anteil von 37.000 t dem Gewerbebereich, 7000 t der Entsorgung durch Beistells&#228;cke und zu 106.000 t dem Haushaltsbereich zugeordnet. Die dargestellte Methode zur Trennung der auf die drei Bereiche entfallenden Kosten ist zul&#228;ssig und vermeidet, da&#223; durch die Erhebung von Geb&#252;hren f&#252;r die Abfallentsorgung der Haushalte die Abfallentsorgung gewerblich genutzter Grundst&#252;cke bzw. der Entsorgung durch Beistells&#228;cke mitfinanziert wird.</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">Die Kalkulation der Geb&#252;hrens&#228;tze des Haushaltstarifs nach Nr. 1.1 GT begegnet auch insoweit keinen Bedenken, als die Kostenmasse auf die geb&#252;hrenpflichtigen Haushalte verteilt worden ist. Das gilt zun&#228;chst hinsichtlich der Bemessung des f&#252;r jeden Haushalt angesetzten Sockelbetrages von 58,- DM.</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat im Schriftsatz vom 31. Oktober 1990, was auch f&#252;r die Kontrolle der Geb&#252;hrens&#228;tze f&#252;r 1988 zu ber&#252;cksichtigen ist, im einzelnen erl&#228;utert, da&#223; sich bei der Haushaltsentsorgung (ohne Deponiekosten) erfahrungsgem&#228;&#223; der Aufwand f&#252;r die Abfuhr zu etwa 50 v.H. aus Kosten f&#252;r den Entleerungs- und Kippaufwand und zu den restlichen 50 v.H. aus Transportkosten zusammensetze; letztere lie&#223;en sich zu etwa 1/2 auf Transportwege innerhalb des Abfuhrbezirks und 1/2 auf den Transport des Abfalls vom Abfuhrbezirk zur Deponie bzw. Umladestation verteilen. Danach sei es gerechtfertigt, 3/4 der von den Deponiekosten zu trennenden Abfuhrkosten als f&#252;r den Haushaltsbereich mengenunabh&#228;ngige Kosten anzusetzen. Die Abfuhrkosten im genannten Sinne sind in der Geb&#252;hrenbedarfsberechnung unter Position I. mit insgesamt 14.384.548,- DM (Beiakte I zu 9 A 2487/89, Bl. 21) erfa&#223;t, wobei nicht einmal die invariable Postition des Gesch&#228;ftsaufwandes von 3.395.603,-DM (Position III. der Bedarfsberechnung) ber&#252;cksichtigt ist. Danach ergibt sich ein mengenunabh&#228;ngiger Gesamtbetrag f&#252;r die Haushaltsabfuhr von 10.788.411,- DM, der noch h&#246;her ist als die in der Geb&#252;hrenkalkulation angesetzte Gesamtsumme von 10.460.648,- DM f&#252;r die als Umlage von mengenunabh&#228;ngigen Kosten zu vereinnahmenden Sockelbetr&#228;ge. Der Senat hat keine Veranlassung, die Erfahrungsans&#228;tze des Beklagten in Frage zu stellen und dementsprechend auch keine Bedenken, der dargestellten Rechtfertigung des Ansatzes der mengenunabh&#228;ngigen Gesamtkosten der Abfallentsorgung der Haushalte, die als fixe Kosten f&#252;r Vorhalteleistungen ansatzf&#228;hig sind, zu folgen.</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">Da&#223; durch die Vorhalteleistungen bei der Abfallabfuhr (Bereitstellung von Abfallbeh&#228;ltern, Anfahren der Grundst&#252;cke, Leeren der Beh&#228;lter und sp&#228;ter der M&#252;llfahrzeuge) jeweils unabh&#228;ngig von der Abfallmenge im Beh&#228;lter bzw. im M&#252;llfahrzeug die Hauptkosten der Abfuhr entstehen, bedarf keiner weiteren Darlegung. Dabei darf der Begriff der Mengenunabh&#228;ngigkeit nicht fehlerhaft so verstanden werden, da&#223; er vom Umfang der angebotenen Abfallentsorgung vollst&#228;ndig unabh&#228;ngig sein w&#252;rde. Die Abfallentsorgung ist im weiteren Sinne insoweit insgesamt von der Menge des zu beseitigenden Abfalls abh&#228;ngig, als sich die f&#252;r sie vorgehaltenen Gesamtkapazit&#228;ten nach der gesch&#228;tzten Gesamtmenge des zu beseitigenden Abfalls richten. Mengenunabh&#228;ngige d.h. invarable (fixe) Kosten, die als Grundgeb&#252;hren bzw. Sockelgrundbetrag einer Geb&#252;hr erhoben werden d&#252;rfen, sind im schon dargestellten Sinne all jene Kosten, die bezogen auf den betreffenden Leistungszeitraum allein zur Aufrechterhaltung der Abfallentsorgung aufgewandt werden m&#252;ssen, ohne da&#223; es darauf ank&#228;me, ob und inwieweit im Einzelfall in den bereitstehenden Abfallbeh&#228;ltern Abfall enthalten ist. Danach ist es zul&#228;ssig, wenn der Satzungsgeber die mengenunabh&#228;ngigen Kosten nach pauschalen Erfahrungswerten auf 3/4 der sogenannten Abfuhrkosten sch&#228;tzt. Das gilt nach der vorliegenden Kostensituation zus&#228;tzlich deshalb, weil die Geb&#252;hrenbedarfsberechnung, worauf schon hingewiesen worden ist, neben den genannten Kosten auch die Kosten f&#252;r den auf den Haushaltsbereich entfallenden feststehenden Gesch&#228;ftsaufwand als Vorhaltekosten der Abfallabfuhr anzusehen sind.</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">Bei der Ermittlung des Sockelbetrages f&#252;r den einzelnen Haushalt durfte der Satzungsgeber ohne Rechtsfehler von einem gleichbleibenden Anteil von 58,- DM je Haushalt durch Teilung des Gesamtbetrages der mengenunabh&#228;ngigen Kosten durch die Gesamtzahl der nach den Erfahrungen der Jahre 1986 und 1987 an die Abfallentsorgung 180.356 angeschlossenen Haushalte ausgehen. Zwar w&#228;re theoretisch denkbar, auch bei den Vorhaltekosten eine Kostenstaffelung nach der Haushaltsgr&#246;&#223;e durchzuf&#252;hren, indem &#220;berlegungen angestellt werden, ob und inwieweit die Vorhaltekosten nach der Haushaltsgr&#246;&#223;e unterschiedlich sind. Nach den im Rahmen des &#167; 6 Abs. 1 bis 3 KAG bestehenden Bewertungsspielr&#228;umen und sonstigen Grunds&#228;tzen der Bemessung von Grundgeb&#252;hren bedarf es einer solchen Betrachtung aber aus Gr&#252;nden der Praktikabilit&#228;t nicht. Die Ermittlungen f&#252;r eine solche Staffelung der Vorhaltekosten w&#228;ren n&#228;mlich wegen der vom Zufall abh&#228;ngigen Streuung der Haushalte verschiedener Gr&#246;&#223;e, der je nach der Zahl der Haushalte und Regelausstattung unterschiedlichen Zahl der Abfallbeh&#228;lter auf einem Grundst&#252;ck sowie der unterschiedlichen Anfahr- bzw. Transportwege der Abfallfahrzeuge zu bzw. von den einzelnen Grundst&#252;cken mit unverh&#228;ltnism&#228;&#223;igen Schwierigkeiten verbunden.</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">Die Verteilung der nach dem Ansatz des Sockelbetrages verbleibenden Restkosten pro Haushalt bestimmter Gr&#246;&#223;e ist nach der Geb&#252;hrenkalkulation ebenfalls bedenkenfrei und orientiert sich an den durch den Ma&#223;stab vorgegebenen Ma&#223;einheiten. Entsprechend der Erl&#228;uterung der Kalkulation, wie sie aus den Satzungsunterlagen ersichtlich ist, ist die Zahl der Haushalte verschiedener Gr&#246;&#223;e unter Ansatz der jeweiligen durchschnittlichen Abfallmenge des Haushalts jeweils auf ein Litervolumen umgerechnet und ist danach zun&#228;chst der Anteil am Abfallaufkommen pro Woche je Haushaltsgr&#246;&#223;e in Vom-Hundert-S&#228;tzen berechnet worden. Entsprechend diesen Anteilen sind die leistungsbezogenen zu verteilenden Kosten auf die einzelnen Haushaltsgruppen verteilt worden und sind diese Kosten entsprechend der Zahl der zu jeder Gruppe geh&#246;renden Haushaltungen anteilig dem Sockelbetrag von 58,- DM zugeschlagen worden. Die sich ergebenden Betr&#228;ge sind nach sachlichen Kriterien auf volle 5,- DM Betr&#228;ge auf- oder abgerundet worden.</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">Hiernach beruht die im Vergleich zu 1986 und 1987 erhebliche Erh&#246;hung der Geb&#252;hrens&#228;tze f&#252;r 1988 nicht entscheidend auf unzul&#228;ssigen Kostenans&#228;tzen, sondern einerseits auf allgemeinen Kostenerh&#246;hungen, andererseits auf den erheblich angestiegenen Deponiekosten, die insgesamt nicht zu beanstanden sind, und ferner darauf, da&#223; die Zahl der an die Abfallentsorgung im Kreisgebiet ausgeschlossenen Haushaltungen f&#252;r die Jahre 1986 und 1987 erheblich zu hoch angesetzt worden war. Da das Geb&#252;hrenerhebungssystem erst ab 1986 auf eine Geb&#252;hrenberechnung nach der Zahl der Haushaltungen umgestellt wurde, hatte der Beklagte f&#252;r dieses und das Folgejahr noch keine verl&#228;&#223;lichen Werte und ging er nach einer Sch&#228;tzung von einer Gesamthaushaltszahl von 204.536 aus. Dieser Wert mu&#223;te nach den ersten Geb&#252;hrenberechnungen (1986 und 1987) und den danach gewonnenen Erkenntnissen sowohl hinsichtlich der Gesamtzahl (von 180.356) als auch der Zahlen der Haushalte unterschiedlicher Gr&#246;&#223;e, die f&#252;r die Gewichtung der Leistungs- bzw. Ma&#223;stabseinheiten von Bedeutung sind, erheblich nach unten korrigiert werden. Dadurch ergab sich beim einzelnen Geb&#252;hrensatz eine kleinere Gesamtzahl an Ma&#223;stabseinheiten (Liter Abfall/Jahr) und dementsprechend eine Erh&#246;hung des Geb&#252;hrensatzes. Der zu hohe Ansatz der Gesamthaushaltszahl f&#252;r 1986 und 1987 ist letztlich auch der wesentliche Grund f&#252;r die in jenen Jahren entstandenen Verluste.</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">B.</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">Auf der Grundlage der Geb&#252;hrensatzung des Kreises ist der Kl&#228;ger f&#252;r 1988 zu Recht zu Abfallgeb&#252;hren in H&#246;he von 220,- DM herangezogen worden. Er hat die Abfallentsorgung in diesem Jahr unstreitig in Anspruch genommen und war deshalb nach Nr. 1.1 GT zu Geb&#252;hren in H&#246;he von 220,- DM heranzuziehen, da der Haushalt des Kl&#228;gers im Sinne des Satzungsrechts vier Personen und eine weitere Person umfa&#223;te.</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 1 VwGO; die Revision war nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen f&#252;r die Zulassung der Revision nach &#167; 132 Abs. 2 VwGO nicht vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks"> </p>
314,962
olgk-1991-03-27-2-u-5390
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 U 53/90
1991-03-27T00:00:00
2019-03-13T14:42:39
2022-10-18T15:09:24
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1991:0327.2U53.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 13. Februar 1990 verk&#252;ndete Urteil der</p> <p>3. Zivilkammer des Landgerichts Bonn - 3 0 403/89 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Auf die Widerklage der Beklagten wird der Kl&#228;ger verurteilt, die Zustimmung</p> <p>dazu zu erkl&#228;ren, da&#223; der unverteilte Resterl&#246;s aus dem Zwangsversteigerungs-verfahren 38 K 66/88, AG Siegburg in H&#246;he von DM 30.697,79, der bei dem Amtsgericht Siegburg zu 53 HL 46/89 hinterlegt ist, nebst den aufgelaufenen Hinterlegungszinsen an die Beklagte ausbezahlt wird.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Berufungsrechtszuges hat der Kl&#228;ger zu tragen.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Wert der Beschwer des Kl&#228;gers &#252;bersteigt DM 40.000,-- nicht.</p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien waren verheiratet. Sie haben am 15.04.1976 in C. die Ehe geschlossen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit notariellem Vertrag vom 17.12.1976 (UR-Nr. 3683/1976 des Notars J. in C.; Kopie BI. 207 ff. d.A.) kauften die Parteien das im Grundbuch von I. des Amtsgerichts Siegburg auf Blatt 0000 verzeichnete, mit einem Einfamilienhaus bebaute Grundst&#252;ck E. XX in M. zum Preise von DM 280.000,--. Gem&#228;&#223; &#167; 3 dieses Vertrages verpflichteten sich die Verk&#228;ufer, die Eheleute K., die Eintragung einer Grundschuld in H&#246;he von DM 250.000,-- zu Gunsten der Kreissparkasse L. zu bewilligen, und zwar unter der Auflage, da&#223; der Anspruch auf Auszahlung des durch die Eintragung der Grundschuld gesicherten Darlehens an die Verk&#228;ufer abgetreten wurde. Die Grundschuld wurde mit einer weiteren notariellen Urkunde vom 17.12.1976 (UR-Nr. 3684/1976 des Notars J.; Kopie BI. 275 ff. d.A.) bestellt und am 20.01.1977 unter Ifd. Nr. 1 in Abt. 111 des Grundbuchs eingetragen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zuvor hatten die Parteien des vorliegenden Rechtsstreits mit der Kreissparkasse den undatierten schriftlichen Darlehensvertrag Nr. 173247 (Kopie BI. 258 ff. d.A.) geschlossen. Hiernach gew&#228;hrte die Sparkasse den Parteien zum Kauf des Hauses in M. ein Darlehen in H&#246;he von DM 100.000,--. In dem Darlehensvertrag hei&#223;t es: "Die Sicherheiten gelten gleichzeitig f&#252;r folgende Darlehen und Kredite: 173XXX, 327009XXX, 253XXX, 619XXX und 418XXX."</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der in &#167;&#167; 2, 10 des Kaufvertrags vom 17.12.1976 erkl&#228;rten Auflassung wurden die Parteien des Rechtsstreits am 11.02.1977 zu je einhalb Anteil als neue Eigent&#252;mer</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">des vorstehend bezeichneten Grundst&#252;cks im Grundbuch eingetragen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Am 11.10.1977 schlossen die Parteien mit der Kreissparkasse einen weiteren Darlehensvertrag mit der Nr. 211XXX (Kopie BI. 281 ff. d.A.), demzufolge die Sparkasse ihnen ein Darlehen in H&#246;he von DM 135.000,-- gew&#228;hrte. Als Sicherheiten sind in diesem Vertrag "die uns bereits gestellten Sicherheiten" bezeichnet. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kredit Nr. 211XXX diente zur vollst&#228;ndigen Abl&#246;sung von zwei vom Kl&#228;ger im Jahre 1975 zum Aufbau seiner Zahnarztpraxis aufgenommenen Krediten, n&#228;mlich eines Landeskredits (Nr. 619XXX) in H&#246;he von DM 65.000,-- und eines Freiberuflerkredits (Nr. 253XXX) in H&#246;he von DM 84.000,--. Er wurde gem&#228;&#223; Vertrag vom 11.04.1983 (Kopie BI. 335 ff. d.A.), in dem der Verwendungszweck der Kreditmittel mit "Neugestaltung der Praxisr&#228;ume" bezeichnet ist, um DM 20.000,-- erh&#246;ht. Als Sicherheit sollten auch insoweit vereinbarungsgem&#228;&#223; "die bereits gestellten Sicherheiten" dienen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen wurden die durch die Grundschuld besicherten Kredite teilweise zur&#252;ckgef&#252;hrt. Nachdem das Beamtenheimst&#228;ttenwerk im Jahre 1982 zur vollst&#228;ndigen Abl&#246;sung</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">des Kredits Nr. 173XXX an die Kreissparkasse DM 73.910,89 gezahlt hatte, trat die Sparkasse von der in Abt. 111 unter Ifd. Nr. 1 eingetragenen Grundschuld einen letztrangigen Teilbetrag in H&#246;he von DM 62.000,-- nebst Zinsen seit dem 09.08.1982 an das Beamtenheimst&#228;ttenwerk ab.Diese Abtretung wurde - unter Ifd. Nr. 1 a - am 13.07.1983 in das Grundbuch eingetragen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die hiernach der Kreissparkasse verbliebene Grundschuld in H&#246;he von noch DM 188.000,-- nebst Zinsen diente &#8211; nach einem an den Kl&#228;ger gerichteten Schreiben der Sparkasse vom 05.09.1985 (Kopie BI. 302 d.A.) - danach noch als Sicherheit f&#252;r folgende Kredite und Darlehen:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">- Kontokorrentkredit-Konto 327 009XXX,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">- Darlehen 6327 211XXX und</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">- N-Darlehen 5 982 784 XXX.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Verpflichtung gegen&#252;ber der N. (N.) lag das hiermit wegen seiner Einzelheiten in Bezug genommene, von den Parteien des vorliegenden Rechtsstreits unter dem 12.01.1977 unterzeichnete "Schuldanerkenntnis" (Kopie Bl. 279 d. A.) zur Bausparvertrags-Nr. 5 982 784 XXX zu Grunde. Hiernach hatten die Parteien von der N. einen Kredit in H&#246;he von DM 50.000,-- erhalten, der zum einen durch die Verpf&#228;ndung der Anspr&#252;che aus dem mit der N. geschlossenen Bausparvertrag und zum anderen durch einen zweitsteIligen Teilbetrag in H&#246;he von DM 25.000,-- der vorstehend bezeichneten Grundschuld besichert werden sollte.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Bei dem Konto Nr. 327 009XXX - im Folgenden: Konto Nr. 9XXX - handelt es sich um ein schon vor der Eheschlie&#223;ung der Parteien eingerichtetes laufendes Konto. Alleiniger Inhaber dieses Kontos war und ist - wie zwischen den Parteien au&#223;er Streit steht - der Kl&#228;ger. Das Konto stand am 15.04.1976, dem Tag der Eheschlie&#223;ung der Parteien,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">mit DM 1.807,41 und am 16.10.1984 mit DM 126.250,99 im Soll.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">An dem zuletzt genannten Tag (16.10.1984) wurde dem Kl&#228;ger der am 18.07.1984 bei dem Amtsgericht (Familiengericht) Siegburg eingereichte Scheidungsantrag der Beklagten zugestellt. Die Ehe der Parteien wurde durch &#8211; seit dem 19.01.1988 rechtskr&#228;ftiges - Urteil des Familiengerichts vom 19.11.1987 - 33 F 349/84 - geschieden.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Durch dasselbe Urteil wurde die Beklagte verurteilt, zum Ausgleich ihres Zugewinns an den Kl&#228;ger DM 60.000,-- zu zahlen. Der von ihr im Verfahren geltend gemachte Zugewinnausgleichsanspruch wurde zur&#252;ckgewiesen. Seiner Entscheidung &#252;ber den Ausgleich des Zugewinns unter den Parteien legte das Familiengericht ein Endverm&#246;gen des Kl&#228;gers per 16.10.1984 in H&#246;he von DM 363.981,38 zu Grunde. Es setzt sich nach den Entscheidungsgr&#252;nden des Urteils vom 19.11.1987 aus dem dort mit DM 169.197,68 veranschlagten Wert des h&#228;lftigen Miteigentumsanteils an dem Hausgrundst&#252;ck in M., dem Wert einer Lebensversicherung von DM 11.879,70, dem Wert eines Anteils an einem Flugzeug von DM 10.000,-- und dem auf DM 172.904,-- veranschlagten Wert der Zahnarztpraxis des Kl&#228;gers zusammen. Bei der Bewertung dieser Praxis per 16.10.1984 hat sich das Familiengericht dem von ihm eingeholten Praxis-Wertgutachten des Sachverst&#228;ndigen G. vom 28.07. 1987 (Kopie BI. 134 ff. d.A. des vorliegenden Rechtsstreits) angeschlossen. In diesem Gutachten wird &#8211; auf S. 38 (Kopie BI. 172 d.A.) - der Praxis-Gesamtwert zum Stichtag (16.10.1984) in der Weise errechnet, da&#223; von dem dort mit DM 418.757,-- veranschlagten Aktivverm&#246;gen der Praxis - bestehend aus Sachwert und Goodwill (zusammen DM 303.300,--), Aktiva (Kassenbestand und Postscheckguthaben, zusammen DM 1.102,--) und Forderungen gegen&#252;ber</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Krankenkassen und Privatpatienten (zusammen DM 114.355,--) - die Schulden der Praxis mit insgesamt DM 245.853,-abgezogen sind. Diese Schuldsumme setzt sich nach dem Gutachten zusammen aus Restverbindlichkeiten aufgrund von Darlehen in H&#246;he von noch DM 94.052,--, sonstigen Praxisverbindlichkeiten in H&#246;he von DM 16.099,-- und</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Kontokorrentverbindlichkeiten gegen&#252;ber der Raiffeisenbank in H&#246;he von DM 9.451,-- sowie gegen&#252;ber der Kreissparkasse in H&#246;he von DM 126.251,--. Das Endverm&#246;gen</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">der Beklagten wird im Scheidungsurteil mit DM 147.806,26 angesetzt. Es ist dort in der Weise errechnet, da&#223; von der Summe aus dem Wert des Miteigentumsanteils am Hausgrundst&#252;ck (DM 169.197,68) und dem Wert eines W. (DM 7.000,--) der Betrag von Kreditverpflichtungen in H&#246;he von DM 28.391,42 abgezogen ist.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger erwirkte gegen die Beklagte zwei Kostenfestsetzungsbeschl&#252;sse des Amtsgerichts Siegburg vom 08.03.1985 und vom 17.03.1987. Im Wege der Zwangsvollstreckung aus diesen Beschl&#252;ssen wurde am 27.04.9188 auf dem H&#228;lfteanteil der Beklagten an dem oben bezeichneten Grundst&#252;ck unter lfd. Nr. 2 in Abt. 111 des Grundbuchs zu Gunsten des Kl&#228;gers eine Sicherungshypothek in H&#246;he von DM 11.791,94 nebst 4 % Zinsen aus DM 1.642,63 seit dem 10.01.1985 und 4 % Zinsen aus DM 10.149,31 seit dem 01.02.1987 eingetragen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Durch Beschlu&#223; des Amtsgerichts Siegburg vom 04.05.1988 - 38 K 66/89 - wurde auf Antrag des Kl&#228;gers die Zwangsversteigerung des Grundst&#252;cks zum Zwecke der Auseinandersetzung der Gemeinschaft zwischen den Parteien angeordnet. Danach wurden am 06.09.1988 auf dem Miteigentumsanteil der Beklagten am Grundst&#252;ck unter Ifd. Nr. 3 und 4 in Abt. III des Grundbuchs zu Gunsten des Rechtsanwalts H. (lfd. Nr. 3) bzw. der Rechtsanw&#228;lte H. und T. (lfd. Nr. 4) im Wege der Zwangsvollstreckung zwei Sicherungshypotheken in H&#246;he von DM 5.360,48 (lfd. Nr. 3) bzw. DM 10.904,83 (lfd. Nr. 4) - jeweils nebst Zinsen - eingetragen. Gleichfalls am 06.09.1988 wurde dort unter Ifd. Nr. 5 auf dem h&#228;lftigen Miteigentumsanteil der Beklagten aufgrund eines Ersuchens der Gerichtskasse Bonn vom 16.08.1988 im Verwaltungszwangsverfahren eine Sicherungshypothek in H&#246;he von DM 6.576,60 f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen eingetragen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Im Versteigerungstermin am 03.03.1989 blieb der Kl&#228;ger mit einem Bargebot von DM 65.000,-- Meistbietender. Ihm wurde durch Beschlu&#223; des Amtsgerichts Siegburg vom selben Tage - 38 K 66/89 - das Grundst&#252;ck f&#252;r den durch Zahlung zu berichtigenden Betrag von DM 65.000,-- unter der Bedingung zugeschlagen, da&#223; die im Grundbuch unter Ifd. Nr. 1 und 1 a) eingetragenen Grundschulden in H&#246;he von DM 188.000,-- und DM 62.000,-- bestehen blieben.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Nach einer vom Kl&#228;ger in Kopie zu den Akten gereichten Bescheinigung der Kreissparkasse L. vom 21.09.1990 (Kopie BI. 339 d.A.) betrug der Sollsaldo auf dem Konto 9XXX am Tage des Zuschlags (03.03.1989) DM 275.765,40. Der im Verteilungstermin am 29.03.1989 verlesene vorl&#228;ufige Teilungsplan des Amtsgerichts Siegburg sah vor, den nach Abzug der Verfahrens kosten und der Befriedigung einer Forderung der Gemeinde M. (Grundsteuer) verbleibenden "Resterl&#246;s in H&#246;he von DM 61.395,58 gem&#228;&#223; &#167; 112 ZVG auf die Anteile (der beiden Miteigent&#252;mer) zu verteilen", "da die Grundst&#252;cksanteile unterschiedlich belastet" waren. Die auf den 1/2-Anteil der Beklagten entfallende H&#228;lfte des Resterl&#246;ses von (DM 61.395,58 : 2 =) DM 30.697,79 sollte mit DM 12.127,76 auf den Anspruch des Kl&#228;gers aus dem Recht Abt. III<b> </b>Nr. 2, mit DM 5.663,29 und DM 11.265,90 auf die Anspr&#252;che aus den Rechten Abt. 111 Nr. 3 und 4 sowie mit restlichen DM 1.550,84 auf den Anspruch der Gerichtskasse aus dem Recht Abt. 111 Nr. 5 verteilt werden. Weiter hei&#223;t es in dem vorl&#228;ufigen Teilungsplan: "Der Resterl&#246;s von DM 30.697,79 bleibt unverteilt und steht den Eigent&#252;mern gemeinsam zu." Nachdem Widerspruch gegen diesen vorl&#228;ufigen Plan nicht erhoben wurde, erkl&#228;rte das Amtsgericht</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Siegburg ihn durch Beschlu&#223; vom 29.03.1989 f&#252;r endg&#252;ltig. Im Protokoll des Verteilungstermins vom 29.03.1989 hei&#223;t es sodann: "Der Resterl&#246;s in H&#246;he von DM 30.697,79 steht den Eigent&#252;mern Herrn Dr. Dr. O. und Frau P. O. gemeinschaftlich zu. Eine Auseinandersetzung &#252;ber diesen Betrag konnte nicht herbeigef&#252;hrt werden, da Frau O. nicht anwesend war. Der Betrag wird bei dem Hinterlegungsgericht Siegburg</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">unter dem Aktenzeichen 53 HL 46/89 hinterlegt f&#252;r Herrn Dr. Dr. O. und Frau P. O. in Gemeinschaft gem. &#167; 432 BGB. Damit ist der Teilungsplan zur Ausf&#252;hrung gelangt."</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten dar&#252;ber, wem der hinterlegte Betrag von DM 30.697,79 nebst den aufgelaufenen Hinterlegungszinsen geb&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat die Auffassung vertreten, dieser Betrag stehe ihm zu. Unerheblich sei, ob die Beklagte einen Anspruch darauf habe, da&#223; er, der Kl&#228;ger, im Innenverh&#228;ltnis der Parteien die durch die Grundschuld gesicherten Verbindlichkeiten allein trage. Denn dies sei eine Frage des Zugewinnausgleichs, &#252;ber den bereits entschieden sei.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Beklagte im schriftlichen Vorverfahren durch Vers&#228;umnisurteil vom 13.10.1989 verurteilt, die Zustimmung zu erlk&#228;ren, da&#223; der unverteilte Resterl&#246;s</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">aus dem Teilungsversteigerungsverfahren 38 K 66/89 des Amtsgerichts Siegburg, der in H&#246;he von DM 30.697,79 bei dem Amtsgericht Siegburg zu 53 HL 46/89 hinterlegt ist,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">nebst den aufgelaufenen Hinterlegungszinsen an den Kl&#228;ger ausgezahlt wird.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses ihr am 20.10.1989 zugestellte Vers&#228;umnisurteil hat die Beklagte am 21.10.1989 Einspruch eingelegt, den sie nach Verl&#228;ngerung der Einspruchsbegr&#252;ndungsfrist bis zum 17.11.1989 durch einen am 16.11.1989 bei dem Landgericht eingegangenen Schriftsatz vom selben Tage begr&#252;ndet hat.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Landgericht am 12.01.1990 hat der erstinstanzliche Proze&#223;bevollm&#228;chtigte des Kl&#228;gers erkl&#228;rt, der Kl&#228;ger stelle "hiermit</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">die Beklagte von den Darlehensverpflichtungen frei, zu deren Absicherung die Grundschuld in Abteilung 111 unter Nr. 1 im Grundbuch eingetragen ist".</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat vor dem Landgericht beantragt,</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">das Vers&#228;umnisurteil der Kammer vom 13.10.1989 aufrecht zu erhalten.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">das Vers&#228;umnisurteil vom 13.10.1989 aufzuheben und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Sie hat vorgetragen, die Grundschuld habe zur Sicherung von Darlehen f&#252;r die Praxis des Kl&#228;gers sowie f&#252;r den Praxis-Kontokorrentkredit gedient. Im Innenverh&#228;ltnis der Parteien habe der Kl&#228;ger f&#252;r diese Verbindlichkeiten und die zu ihrer Absicherung auf dem Grundst&#252;ck lastende Grundschuld alleine einzustehen. In H&#246;he der H&#228;lfte des</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Betrages der Grundschuld sei der Kl&#228;ger daher auf ihre, der Beklagten, Kosten rechtsgrundlos bereichert.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil vom 13.02.1990 hat das Landgericht Bonn die Klage unter Aufhebung des Vers&#228;umnisurteils vom 13.10.1989 abgewiesen. Es hat ausgef&#252;hrt, dem Kl&#228;ger stehe</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">gegen die Beklagte kein Anspruch auf Einwilligung in die Auszahlung des hinterlegten Erl&#246;ses an ihn zu. Dieser Erl&#246;s, der an die Stelle des Grundst&#252;cks getreten sei, sei hier nicht h&#228;lftig unter den Parteien als den Miteigent&#252;mern aufzuteilen, weil der Kl&#228;ger im Innenverh&#228;ltnis zwischen den Parteien allein f&#252;r die Verbindlichkeiten einzustehen habe, die durch die in Abt. III unter lfd. Nr. 1 eingetragene Grundschuld gesichert seien. Dies ergebe sich aus dem &#252;bereinstimmenden Vortrag der Parteien ebenso wie aus der vom Kl&#228;ger im Verhandlungstermin abgegebenen Freistellungserkl&#228;rung.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses ihm am 23.03.1990 zugestellte Urteil hat der Kl&#228;ger am 21.03.1990 Berufung eingelegt, die er nach Verl&#228;ngerung der Frist zur Berufungsbegr&#252;ndung bis zum</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">23.05.1990 durch einen an diesem Tage bei Gericht eingegangenen Schriftsatz vom 22.05.1990 begr&#252;ndet hat.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist der Auffassung, dem Amtsgericht Siegburg sei bei der Aufstellung des - im &#252;brigen zutreffenden - Verteilungsplans vom 29.03.1989 insoweit ein Fehler unterlaufen, als es den auf den Kl&#228;ger entfallenden Erl&#246;santeil zu Unrecht beiden Parteien zugesprochen und f&#252;r beide Parteien hinterlegt habe. Um diese Rechtsposition sei die Beklagte rechtsgrundlos bereichert. Ein Gegenanspruch stehe der Beklagten nicht zu. Insbesondere ergebe sich ein solcher Gegenanspruch nicht aus &#167; 756 BGB. Dies folge schon daraus, da&#223; die Beklagte nicht bei der Teilung verlangt habe, so gestellt zu werden, als sei nur sein, des Kl&#228;gers, H&#228;lfteanteil mit der Grundschuld belastet. Die Teilung sei mit Aufstellung des Verteilungsplans, gegen den die Beklagte - wie unstreitig ist -</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">keinen Widerspruch erhoben habe, abgeschlossen gewesen. </p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, der Sollsaldo des Kontos 9988 resultiere aus Aufwendungen f&#252;r Umbauma&#223;nahmen an dem Haus in M.. Diese Ma&#223;nahmen h&#228;tten insgesamt rund DM</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">310.000,-- gekostet. Davon seien rund DM 70.000,-- f&#252;r den im Jahre 1978 vorgenommenen Einbau eines Schwimmbades im Untergescho&#223; des Hauses verwendet worden. Etwa DM 35.000,-- habe der Ende 1978/Anfang 1979 durchgef&#252;hrte Anbau eines Wintergartens gekostet. Weitere DM 25.000,-seien f&#252;r den Einbau einer alternativen Heizungsanlage mit W&#228;rmepumpe im Jahre 1980 aufgewandt worden. Die letzte, gr&#246;&#223;te Umbauma&#223;nahme im Jahre 1983 schlie&#223;lich habe - einschlie&#223;lich der Kosten f&#252;r die damals neu angeschafften Einrichtungsgegenst&#228;nde - insgesamt ca. DM 180.000,-- gekostet. Alle diese Kosten seien &#252;ber das Konto Nr. 9XXX - sowie mit den Kreditmitteln aus der Erh&#246;hung des Praxiskredits Nr. 211XXX gem&#228;&#223; dem unter dem 11.04.1983 mit der Kreissparkasse geschlossenen Darlehensvertrag - beglichen<b> </b>worden.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die angefochtene Entscheidung des Landgerichts abzu&#228;ndern und nach seinem im ersten Rechtszug gestellten Schlu&#223;antrag zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">die Berufung des Kl&#228;gers zur&#252;ckzuweisen, hilfsweise ihr, der Beklagten, im Falle</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">des vollst&#228;ndigen oder teilweisen Unterliegens nachzulassen, Sicherheiten auch</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">durch die selbtschuldnerische B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank oder Sparkasse zu leisten.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat im Berufungsrechtszug Widerklage erhoben.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Sie beantragt insoweit,</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">den Kl&#228;ger zu verurteilen, die Zustimmung zu erkl&#228;ren, da&#223; der unverteilte Resterl&#246;s aus dem Zwangsversteigerungsverfahren 38 K 66/88 AG Siegburg, der in H&#246;he von DM 30.697,79 beim Amtsgericht Siegburg zu 53 HL 46/89 hinterlegt ist, nebst den aufgelaufenen Hinterlegungszinsen an sie, die Beklagte, auszuzahlen (ist).</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger widerspricht der Zulassung der Widerklage und beantragt,</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">die Widerklage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist der Auffassung, der hinterlegte Betrag stehe ihr zu. Die Aufhebung einer Bruchteilsgemeinschaft erfolge bei Grundst&#252;cken erst durch die Teilung des - nach der Zwangsversteigerung - an die Stelle des Grundst&#252;cks tretenden Erl&#246;ses. Der Erl&#246;s errechne sich aus dem berichtigten Bargebot und den nach der Versteigerung bestehen bleibenden Rechten, so da&#223; er hier wie folgt zu errechnen sei:</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">berichtigter Barerl&#246;s DM 61.395,58</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Grundschuld der Kreissparkasse L. DM 188.000,--</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">(Grundbuch Abt. 111 Nr. 1)</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Grundschuld des Beamtenheimst&#228;ttenwerks <u>DM 62.000,--</u></p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">(Grundbuch Abt. 111 Nr. 1 a)</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">DM 311.395,58.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Jeder Partei - so f&#252;hrt die Beklagte weiter aus- h&#228;tten somit DM 155.697,79 zugestanden, wenn keine Rechte bestehen geblieben w&#228;ren. Da die Parteien f&#252;r die Grundschuld Nr. 111/1 a ohne R&#252;cksicht auf die Frage der Valutierung gleicherma&#223;en hafteten, entfielen auf jeden Miteigentumsanteil (DM 155.697,79 - 0; 31.000,-- =) DM 124.697,79. Da der Kl&#228;ger den Betrag der Grundschuld Nr. 111/1 von DM 188.000,-- alleine zu tragen h8be, werde sein Anteil von DM 124.697,79 aufgezehrt, so da&#223; ihm keine Rechte an dem hinterlegten Erl&#246;s zust&#228;nden.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte bestreitet, da&#223; vom Konto Nr. 9XXX ca. DM 310.000,-- in das Haus geflossen seien. Der Negativsaldo dieses Kontos von DM 126.250,99 per 16.10.1984 beruhe</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">vielmehr darauf, da&#223; der Kl&#228;ger w&#228;hrend der Ehe zahlreiche - in der hiermit in Bezug genommenen Aufstellung auf S. 4 und 5 des Schriftsatzes vom 19.11.1990 (BI. 349,</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">350 d.A.) aufgelistete - Anschaffungen im Zusammenhang mit der Zahnarzt-Praxis durchgef&#252;hrt habe. Dar&#252;ber hinaus habe er zahlreiche private Anschaffungen &#252;ber das Konto 9XXX bezahlt. So habe er zweimal je DM 40.000,-- f&#252;r den Erwerb eines Anteils an Flugzeugen aufgewandt.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist der Auffassung, letztlich sei unerheblich, ob tats&#228;chlich Gelder vom Konto Nr. 9XXX f&#252;r das Hausgrundst&#252;ck verwandt worden seien. Denn der Kl&#228;ger</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">habe im Rahmen des mit der Scheidung verbundenen Zugewinnausgleichsverfahrens</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">wiederholt betont, da&#223; es sich bei den Verbindlichkeiten gegen&#252;ber der Kreissparkasse</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">um seine Schulden gehandelt habe. Zwischen den Parteien habe, so tr&#228;gt die Beklagte weiter vor, Einigkeit dar&#252;ber bestanden, da&#223; die Darlehen wie die Grundbelastung im</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Innenverh&#228;ltnis vom Kl&#228;ger allein getragen werden sollten. </p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Wegen aller weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den vorgetragenen Inhalt der zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze und der als Anlagen zu diesen Schrifts&#228;tzen zu den Akten gereichten Unterlagen sowie auf den Inhalt der Sitzungsniederschriften vom 22.08.1990 (BI. 182 d.A.) und vom 28.11.1990 (BI. 354 f. d.A.) verwiesen. Die hiermit in Bezug genommenen Akten des Versteigerungsverfahrens (38 K 66/88, AG Siegburg) und des Scheidungs- und Zugewinnausgleichsverfahrens (33 F 349/84, AG Siegburg) waren Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem erkennenden Senat.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat dem Kl&#228;ger durch Beschlu&#223; vom 28.11.1990 zur Erwiderung auf den Schriftsatz der Beklagten vom 19.11.1990 Schriftsatznachla&#223; bis zum 12.12.1990 gew&#228;hrt. Diese Schriftsatzfrist hat der Senat auf Antrag des Kl&#228;gers durch Beschlu&#223; vom 13.12.1990 bis zum 17.12.1990 verl&#228;ngert. Mit einem am 28.02.1991 bei Gericht eingegangenen Schriftsatz vom 27.02.1991 (BI. 368 ff. d.A.), auf den wegen seiner weiteren Einzelheiten verwiesen wird, f&#252;hrt der Kl&#228;ger u.a. aus, f&#252;r Belange der Praxis</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">seien dem Konto Nr. 9XXX nur geringe Betr&#228;ge entnommen worden. In der Zeit vom 06.05.1976 bis zum 07.11.1979 habe die Beklagte f&#252;r das Konto Nr. 9988 Kontovollmacht gehabt.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Die in formeller Hinsicht bedenkenfreie Berufung des Kl&#228;gers ist nicht begr&#252;ndet. Das Landgericht hat zu Recht auf den zul&#228;ssigen Einspruch der Beklagten das Vers&#228;umnisurteil vom 13.10.1989 aufgehoben und die Klage abgewiesen. Dem Kl&#228;ger steht der mit der Klage geltend gemachte Anspruch auf Einwilligung in die Auszahlung des bei der Hinterlegungsstelle des Amtsgericht Siegburg hinterlegten Geldbetrages und der aufgelaufenen Hinterlegungszinsen nicht zu. Vielmehr geb&#252;hrt dieser Betrag nebst den Zinsen der Beklagten, so da&#223; der Kl&#228;ger auf ihre zul&#228;ssige Widerklage zur Einwilligung</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">in die Auszahlung an sie zu verurteilen ist. Im einzelnen gilt Folgendes:</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Der Zul&#228;ssigkeit der von der Beklagten erst im Berufungsrechtszug erhobenen Widerklage steht nicht entgegen, da&#223; der Kl&#228;ger ihrer Zulassung widersprochen hat. Denn</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">nach &#167; 530 Abs. 1 ZPO ist die Erhebung einer Widerklage in der Berufungsinstanz auch ohne Einwilligung des Proze&#223;gegners dann zuzulassen, wenn das Berufungsgericht</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">die Geltendmachung des mit ihr verfolgten Anspruchs in dem anh&#228;ngigen Verfahren f&#252;r sachdienlich h&#228;lt. Diese Voraussetzung ist hier erf&#252;llt: Die Streitgegenst&#228;nde von Klage und Widerklage stimmen &#252;berein. Die Parteien streiten allein darum, wer von ihnen vom jeweils anderen die Einwilligung in die Auszahlung des hinterlegten Betrages verlangen kann. Zur Entscheidung &#252;ber die Widerklage m&#252;ssen keine anderen Feststellungen getroffen werden, als bereits zur Entscheidung &#252;ber die Klage erforderlich sind. Es entspricht daher dem Grundsatz der Proze&#223;wirtschaftlichkeit, da&#223; in dem bereits anh&#228;ngigen Verfahren auch &#252;ber den mit der Widerklage geltend gemachten Anspruch entschieden wird. Hierdurch wird der Notwendigkeit eines weiteren Rechtsstreits zwischen</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">den Parteien &#252;ber dieselbe Frage vorgebeugt. Schutzw&#252;rdige Interessen des Kl&#228;gers werden durch die Zulassung der Widerklage nicht ber&#252;hrt, zumal da der Entscheidung</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">&#252;ber die Widerklage derselbe Streitstoff zugrunde liegt wie der Entscheidung &#252;ber die von ihm erhobenen Klage.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Der Beklagten steht gegen den Kl&#228;ger ein Anspruch aus &#167; 812 Abs. 1 Satz 1 BGB (Nichtleistungskondiktion ; Bereicherung "in sonstiger Weise") auf Einwilligung in die Auszahlung des bei der Hinterlegungsstelle des Amtsgerichts Siegburg hinterlegten Betrages zu. Der Resterl&#246;s von DM 30.697,79 ist dort vom Vollstreckungsgericht zu Gunsten beider Parteien hinterlegt worden. Nach &#167; 12 Hinterl0 bedarf die Herausgabe des hinterlegten Betrages an eine der Parteien einer Verf&#252;gung der Hinterlegungsstelle.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Diese Verf&#252;gung ergeht nach &#167; 13 Abs. 1 HinterlO nur, wenn die Berechtigung des Empf&#228;ngers nachgewiesen ist. Dieser Nachweis verlangt nach &#167; 13 Abs. 2 HinterlO,</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">da&#223; die &#252;brigen Beteiligten die Herausgabe an den Empf&#228;nger bewilligt haben oder da&#223; die Berechtigung des Empf&#228;ngers mit Wirkung gegen die &#252;brigen Beteiligten schriftlich</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">festgestellt ist. Diese auf der Regelung des &#167; 13 Abs. 2 HinterlO beruhende Rechtsstellung hat der Kl&#228;ger mit der Hinterlegung des Geldbetrages durch das Vollstreckungsgericht erlangt. Um sie ist er auf Kosten der Beklagten rechtsgrundlos bereichert, weil der hinterlegte Betrag der Beklagten und nicht dem Kl&#228;ger geb&#252;hrt. Die Herausgabe der rechtsgrundlos auf Kosten der anderen Seite erlangten "Blockierstellung" aus &#167; 13 Abs. 2 HinterlO erfolgt durch Freigabe der Hinterlegungssumme (vgl. BGH NJW 1970, 463; BGH NJW 1972, 1045; BGH NJW 1981, 1505; BGH NJW-RR 1989, 173, 174; Palandt/Thomas, BGB, 50. Aufl ~ 1991, &#167; 812, Rdn. 22; Soergel/M&#252;hl, BGB, 11. Aufl. 1985, &#167; 812, Rdn. 247). Der Beklagte ist daher Abgabe dieser Freigabeerkl&#228;rung verpflichtet. Der auf Einwilligung in die Auszahlung gerichtete Freigabeanspruch aus &#167; 812 Abs. 1 Satz 1 BGB umfa&#223;t auch die aufgelaufenen Hinterlegungszinsen nach &#167; 8 HinterlO (vgl. BGH NJW-RR 1989, 173, <u>174</u>).</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Der hinterlegte Betrag von DM 30.697,79 geb&#252;hrt der Beklagten, weil sie von dem Kl&#228;ger gem&#228;&#223; &#167; 756 Satz 1 BGB die Befreiung von der Belastung durch die unter lfd. Nr.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">1 in Abt. III eingetragenen Grundschuld verlangen konnte. Dieses Freistellungsverlangen hat die Beklagte im vorliegenden Rechtsstreit mit dem Antrag auf Klageabweisung -und dem Widerklageantrag- zum Ausdruck gebracht. Sie hat damit beansprucht, so gestellt zu werden, als habe diese Grundschuld allein auf dem H&#228;lfteanteil des Kl&#228;gers</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">an dem Grundst&#252;ck gelastet. </p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Die Parteien waren als h&#228;lftige Miteigent&#252;mer des Grundst&#252;cks Beteiligte einer Gemeinschaft nach Bruchteilen im Sinne von &#167;&#167; 741 ff. BGB. Wenn ein Teilhaber einer</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">solchen Gemeinschaft gegen einen"anderen Teilhaber eine Forderung hat, die sich auf die Gemeinschaft gr&#252;ndet, so kann er nach &#167; 756 Satz 1 BGB bei der Aufhebung der</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Gemeinschaft von dem anderen die Berichtigung dieser Forderung aus dem auf den anderen Beteiligten entfallenden Teil des gemeinschaftlichen Gegenstandes verlangen.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Dieses hier auf die Ber&#252;cksichtigung der Grundschuld allein beim Erl&#246;santeil des Kl&#228;gers gerichtete Verlangen hat die Beklagte im vorliegenden Rechtsstreit und damit entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers noch - wie nach &#167; 756 Satz 1 BGB erforderlich - "bei der Aufhebung der Gemeinschaft" gestellt.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Die Gemeinschaft der Parteien ist weder durch den Zuschlag vom 03.03.1989 noch durch den Beschlu&#223; des Vollstreckungsgerichts vom 29.03.1989 aufgehoben worden,</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">mit dem dieses Gericht den von ihm entworfenen vorl&#228;ufigen Teilungsplan f&#252;r endg&#252;ltig erkl&#228;rt hat. Nach &#167; 753 Abs. 1 BGB erfolgt, wenn eine Teilung in Natur &#8211; wie hier - ausscheidet, die Teilung eines gemeinschaftlichen Grundst&#252;cks durch Zwangsversteigerung nach &#167;&#167; 180 ff. ZVG und durch Teilung des Erl&#246;ses. Die Gemeinschaft endet mithin nicht mit der Erteilung des Zuschlages, durch den das Eigentum an dem bisherigen gemeinschaftlichen Grundst&#252;ck gem&#228;&#223; &#167;&#167; 90 Abs. 1, 180 Abs. 1 ZVG auf den Ersteher &#252;bergeht. Vielmehr setzt sich die Gemeinschaft nach der Erteilung des Zuschlags an</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">dem Erl&#246;s fort, der im Wege dinglicher Surrogation an die Stelle des bisherigen gemeinschaftlichen Gegenstandes tritt (vgl. BGH NJW 1983, 2449, <u>2451</u>; BGH NJW 1984,</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">2527, <u>2528</u>; Palandt/Thomas, a.a.O., &#167; 753, Rdn. 5; K. Schmidt in: M&#252;nchener Kommentar zum BGB, 2. Aufl. 1986, &#167; 741, Rdn. 36, &#167; 753, Rdn. 30; Zeller/St&#246;ber, ZVG, 13.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Aufl. 1989, &#167; 180, Anm. 17.5).</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers ist die Gemeinschaft der Parteien auch nicht durch den Beschlu&#223; des Amtsgerichts Siegburg vom 29.03.1989 aufgehoben worden. Dies ergibt sich bereits daraus, da&#223; das Vollstreckungsgericht den hier streitigen Betrag von DM 30.697,79 nicht verteilt, sondern beschlossen hat, ihn zu Gunsten beider Parteien zu hinterlegen. Die Auseinandersetzung unter den Parteien war auch - darauf hat der Senat bereits im Beschlu&#223; vom 22.08.1990 hingewiesen &#8211; nicht Aufgabe des Vollstreckungsgerichts. Zwar kann es sich daraum bem&#252;hen, eine<b> </b>Einigung zwischen den fr&#252;heren Miteigent&#252;mern &#252;ber aie Verteilung des Erl&#246;ses herbeizuf&#252;hren (vgl. Dassler/Schiffhauer, ZVG, 12. Aufl. 1991, &#167; 180, Rdn. 100; Soergel/Hadding, 8.8.0, &#167; 753, Rdn. 2; Zeller/St&#246;ber, 8.8.0., &#167; 180, Anm. 17.8, lit. c). Kommt eine solche einvernehmliche Regelung indes nicht zustande, weil sich die Beteiligten nicht einigen k&#246;nnen oder - wie im Streitfall - nicht alle fr&#252;heren Miteigent&#252;mer am Verteilungstermin teilnehmen, so ist &#252;ber die Aufteilung des Erl&#246;s&#252;berschusses unter den bisherigen Miteigent&#252;mern nicht in dem vom Vollstreckungsgericht aufzustellenden Verteilungsplan zu befinden. Es gilt</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">hier nichts anderes als im Fall, da&#223; bei der Zwangsversteigerung des Grundst&#252;cks aufgrund des Vollstreckungsauftrages eines Dritten ein &#220;bererl&#246;s erzielt wird (vgl. hierzu: Dassler/Schiffhauer, a.a.O., &#167; 109, Rdn. 17; Zeller/St&#246;ber, a.a.O., &#167; 114, Anm. 10.1 und 10.2): Der nach Zuteilung auf die Anspr&#252;che der Schuldenmasse verbleibene, den bisherigen Miteigent&#252;mern geb&#252;hrende Erl&#246;s&#252;berschu&#223; wird nicht verteilt. Er ist an die bisherigen Miteigent&#252;mer gemeinsam auszuzahlen oder &#8211; wenn diese nich nicht auf eine Aufteilung einigen &#8211; nach &#167;&#167; 117 Abs. 2 Satz 3, 180 Abs. 1 ZVG zu hinterlegen (vgl. Dassler/Schiffhauer, a.a.O., &#167; 180, Rdn. 99; Soergel/Hadding, a.a.O.; Zeller/St&#246;ber, a.a.O., &#167; 114, Anm. 10.4, &#167; 180, Anm. 17.5, 17.7, 17.8). Ensprechend ist das Vollstreckungsgericht im Streitfall verfahren. Die Frage, welchem von mehreren Miteigent&#252;mern der Erl&#246;s&#252;berschu&#223; - ggfls. zu welchem Anteil - geb&#252;hrt, beurteilt sich nach den zwischen ihnen bestehenden schuldrechtlichen Beziehungen. Der Streit hier&#252;ber ist nicht vom Vollstreckungsgericht im Verteilungsverfahren, sondern vom Proze&#223;gericht zu entscheiden (vgl. BGH WM 1984, 582, 583; OLG K&#246;ln, MDR 1974, 240; Dassler/Schiffhauer, a.a.O., &#167; 180, Rdn. 99; K. Schmidt in: M&#252;nch.Komm" a.a.O., &#167; 753, Rdn. 28 mit weit. Nachw. in Fu&#223;n. 82; Soergel/Hadding, a.a.O.; Zeller/St&#246;ber, a.a.O., &#167; 180, Anm. 17.8, lit. a mit weit. Nachw.). Da die Aufteilung des Erl&#246;ses unter den Parteien nicht Gegenstand des Verteilungsplanes vom 29.03.1989 war, ist es f&#252;r die Beurteilung des Streitfalls somit ohne Belang, da&#223; die Beklagte &#8211; ebenso wie der Kl&#228;ger - diesem Verteilungsplan nicht widersprochen haben.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Das Verlangen der Beklagten nach &#167; 756 Satz 1 BGB ist im Streitfall somit noch "bei der Aufhebung der Gemeinschaft" gestellt. Die Forderung des Miteigent&#252;mers, auf die sich dieses Verlangen gr&#252;ndet, braucht nicht unmittelbar auf Geld gerichtet zu sein (vgl. v. Gamm in: RGRK zum 'BGB, 12. Aufl. 1978, &#167; 756, Rdn. 1). Vielmehr gen&#252;gt hierf&#252;r ein Befreiungsanspruch. Hat ein Miteigent&#252;mer auch seinen Anteil an dem gemeinschaftlichen Grundst&#252;ck zur Belastung mit einem dinglichen Recht zur Verf&#252;gung gestellt, das der Absicherung einer allein gegen den anderen Teilhaber gerichteten pers&#246;nlichen Forderung dient, so folgt hieraus ein gegen den anderen Teil gerichteter gemeinschaftsrechtlicher Befreiungsanspruch, bei der Aufhebung der Gemeinschaft so behandelt zu werden, als sei allein der Anteil des anderen mit dem der Besicherung seiner Schuld dienenden Grundpfandrecht belastet gewesen. Dies hat das Reichsgericht in</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">der von den Parteien diskutierten unver&#246;ffentlichten Entscheidung vom 10.10.1906 (I 136/06, zit. nach v. Gamm, a.a.O.) ausgesprochen. Das Schrifttum hat sich dem angeschlossen (vgl. v. Gamm, a.a.O.; K. Schmidt, a.a.O., &#167;&#167; 755,756, Rdn. 13; Staudinger/Huber, BGB, 12. Aufl. 1986, &#167; 756, Rdn. 4). Der Senat sieht keinen Grund, hiervon</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">abzweichen: Die Regelung des &#167; 756 Satz 1 BGB beruht auf dem Gedanken, da&#223; es der Billigkeit entspricht, bei der Aufhebung der Gemeinschaft im Gemeinschaftsverh&#228;ltnis wurzelnde Forderungen aus dem Anteil des schuldenden Teilhabers zu begleichen (vgl. Erman/ Adelhold , BGB, 8. Aufl. 1989, &#167; 756, Rdn. 1)<b>. </b>Dieser Gesichtspunkt greift auch bei der hier gegebenen Fallgestaltung ein: Die Belastung des Grundst&#252;cks mit einem Grundpfandrecht mindert den bei der Teilungsversteigerung zu erzielenden Erl&#246;s. Es entspricht daher der Billigkeit, dies dann, wenn die Belastung der Absicherung der pers&#246;nlichen Schuld eines der Beteiligten dient, auch bei der Erl&#246;sverteilung zu seinen Lasten zu ber&#252;cksichtigen. Die zitierte Entscheidung des "Reichsgerichts steht auch &#8211; darauf hat v. Gamm (a.a.O.) hingewiesen - im Einklang mit der Wertung, die dem in WM 1966, 577 ff. ver&#246;ffentlichten Urteil des Bundesgerichtshofs vom 03.02.1966 zugrunde</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">liegt. Der Bundesgerichtshof hat hier ausgesprochen, da&#223; dann, wenn der ideelle Anteil eines von dem bisherigen Alleineigent&#252;mer belasteten Grundst&#252;cks ver&#228;ussert und hierbei eine Vereinbarung getroffen wird, wer die Belastung im Innenverh&#228;ltnis zu tragen hat, der aufgrund dieser Absprache forderungsberechtigte Teilhaber bei der Aufhebung der Gemeinschaft nach &#167; 756 BGB die Berichtigung seiner Forderung (auf Befreiung von der gemeinschaftlichen Belastung) aus dem auf den Schuldner entfallenden Teil des gemeinsamen Gegenstandes verlangen kann.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Der Hinweis des Kl&#228;gers auf das Urteil des Bundesgerichtshofs vom 19.10.1988 (RPfleger 1989, 120 = NJW-RR 1989, 173 ff.) rechtfertigt keine andere Beurteilung. Der Bundesgerichtshof hat hier ausgesprochen, da&#223; dann, wenn bei der Teilungsversteigerung eines im h&#228;lftigen Miteigentum von zwei Personen stehenden Grundst&#252;cks der Ersteher eine auf dem Grundst&#252;ck lastende, nur teilweise valutierte Grundschuld als bestehenbleibendes Recht &#252;bernimmt und sodann in voller H&#246;he - einschlie&#223;lich des</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">nicht valutierten Teils - abl&#246;st,<b> </b>der hieraus resultierende &#220;bererl&#246;s (Anspruch gegen den Sicherungsnehmer auf Auskehrung der auf den nicht valutierten Teil entfallenden</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Zahlung des Erwerbers) den fr&#252;heren Miteigent&#252;mern je zur H&#228;lfte zusteht. Dem schlie&#223;t sich der erkennende Senat an. Der Streitfall ist indes anders gelagert. Hier geht es nicht um die Aufteilung einer nicht valutierten "freien Spitze", durch die der Anspruch der Miteigent&#252;mer auf die H&#228;lfte des Erl&#246;ses zun&#228;chst nur scheinbar und im wirtschaftlichen Ergebnis nicht gemindert worden ist. </p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Vielmehr war die hier in Rede stehende - in Abt. 111 unter lfd. Nr. 1 eingetragene - Grundschuld im Zeitpunkt des Zuschlages voll, und zwar durch eine nur gegen einen der beiden Miteigent&#252;mer, n&#228;mlich den Kl&#228;ger, gerichtete Forderung, valutiert: Unstreitig waren die zun&#228;chst zum Zweck des Erwerbs des Hausgrundst&#252;cks aufgenommenen, durch diese Grundschuld gesicherten Kreditverpflichtungen im Zeitpunkt der Durchf&#252;hrung des Teilungsversteigerungsverfahrens bereits getilgt. Die Grundschuld war</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">indes in voller H&#246;he durch den auf dem Konto Nr. 9XXX einger&#228;umten Kredit valutiert. Unstreitig betrug der Soll-Saldo auf diesem Konto am Tage des Zuschlags, dem</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">03.03.1989, DM 275.765,40. Schuldner dieser durch das Grundpfandrecht in Abt. III Nr. 1 in H&#246;he von DM 188.000,-gesicherten Forderung war allein der Kl&#228;ger. Dies gilt</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">unabh&#228;ngig von der zwischen den Parteien streitigen Frage, zu welchen Zwecken die Kreditmittel im einzelnen verwendet worden sind. Denn unstreitig war Inhaber des</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Kontos Nr. 9XXX bei der Kreissparkasse allein der Kl&#228;ger, nicht die Beklagte. Ein Anspruch des Kl&#228;gers gegen die Beklagte auf Ausgleich von ihm w&#228;hrend der Ehe aus</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">diesen Kreditmitteln geleisteten Zahlungen ist weder geltend gemacht noch sonst ersichtlich. Insbesondere ergibt sich ein solcher Anspruch nicht aus dem Umstand, da&#223; die Beklagte in den ersten Jahren der Ehe, bis 1979, Kontovollmacht besessen haben mag. Auf die entsprechende Behauptung im Schriftsatz des Kl&#228;gers vom 27.02.1991,</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">den der Senat trotz der &#220;berschreitung der Schriftsatzfrist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 283 Satz 2, 523 ZPO ber&#252;cksichtigt, kommt es deshalb hier nicht an. Der Kl&#228;ger mu&#223; sich vielmehr bei</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">der Auseinandersetzung nach dem oben Gesagten so behandeln lassen, als w&#228;re allein sein H&#228;lfteanteil an dem Grundst&#252;ck mit der Grundschuld in H&#246;he von DM 188.000,-belastet gewesen.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Eine ungleiche Belastung der Miteigentumsanteile ist bei der Zwangsversteigerung zur Aufhebung der Gemeinschaft nach &#167; 182 Abs. 2 ZVG an sich in der Weise zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; sich das geringste Gebot um den zur Ausgleichung unter den Miteigent&#252;mern erforderlichen Betrag erh&#246;ht (vgl. BGH FarmRZ 1983, 797, 799). Das ist hier - soweit die Belastung mit der Grundschuld in Abt. III Nr. 1 in H&#246;he von DM 188.000,-- in Rede steht - unterblieben, weil diese Belastung im Au&#223;enverh&#228;ltnis beide Parteien getroffen hat und der Kl&#228;ger sich nur im Innenverh&#228;ltnis zur Beklagten so behandeln lassen mu&#223;, als w&#228;re allein sein H&#228;lfteanteil mit der Grundschuld belastet gewesen. Dies steht der Ber&#252;cksichtigung der Belastung indes nicht entgegen. Vielmehr ist in einem solchen Fall der - fiktiv &#8211; unterschiedlichen Belastung in gleicher Weise bei der Verteilung des Erl&#246;ses Rechnung zu tragen wie in dem Fall, da&#223; die Erh&#246;hung nach &#167; 182 Abs. 2 ZVG versehentlich unterblieben ist (vgl. hierzu BGH FamRZ 1983, 797, <u>799</u>).</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Der Erl&#246;s errechnet sich nach &#167;&#167; 52, 91 ZVG aus dem berichtigten Bargebot und den nach den Versteigerungsbedingungen bestehen bleibenden Rechten (vgl. BGH NJW-RR 1986, 233, 234). Die &#220;bernahme der Belastung stellt einen Teil der Gegenleistung des Erstehers dar. Deshalb ist insoweit - bei gleicher Belastung der Miteigentumsanteile</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">- auch dann kein Erl&#246;s zu verteilen, wenn einer der Miteigent&#252;mer das Grundst&#252;ck ersteigert hat. Eine unterschiedliche Belastung der Anteile ist dagegen in einem solchen Fall bei der Erl&#246;sverteilung zu ber&#252;cksichtigen (vgl. BGH a.a.O.). Da im Streitfall die - im</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Innenverh&#228;ltnis der Parteien - als Belastung allein des H&#228;lfteanteils des Kl&#228;gers zu ber&#252;cksichtigende Grundschuld in Abt. 111 Nr. 1 den Wert der allein zu ihren Lasten zu ber&#252;cksichtigenden Belastungen in Abt. 111 Nr. 2, 3, 4 und 5 zuz&#252;glich des zu Gunsten der Parteien hinterlegten Mehrerl&#246;ses um ein Mehrfaches &#252;bersteigt, geb&#252;hrt dieser Erl&#246;s im Innenverh&#228;ltnis allein der Beklagten. Die Widerklage ist deshalb begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Hieraus folgt zugleich, da&#223; die Beklagte durch die auch zu ihren Gunsten erfolgte Hinterlegung des Betrages von DM 30.697,79 nicht rechtsgrundlos auf Kosten des Kl&#228;gers</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">bereichert ist, so da&#223; sich die Klage als unbegr&#252;ndet erweist.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Mit dieser Entscheidung setzt sich der Senat nicht in Widerspruch zu dem Urteil des Familiengerichts vom 19.11.1987 zur Frage des Zugewinnausgleichs unter den Parteien. Ein Widerspruch zur - allein in Rechtskraft erwachsenen - Entscheidungsformel des familiengerichtlichen Urteils besteht bereits deshalb nicht, weil der Streitgegenstand</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">des vorliegden Verfahrens ein anderer ist. Aber auch zur Begr&#252;ndung des Urteils vom 19.11.1987 besteht kein Widerspruch. Im Gegenteil: Wie die Ausf&#252;hrungen des Familiengerichts zur Berechnung des Endverm&#246;gens der Parteien zeigen, ist der Schuldsaldo von - zum Stichtag 16.10.1984 - DM 126.250,99 auf dem Konto Nr. 9988 allein als Verbindlichkeit des Kl&#228;gers ber&#252;cksichtigt worden. Darauf, da&#223; es sich bei der Verbindlichkeit aus dieser Kontoverbindung zur Kreissparkasse allein um eine Schuld</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">des Kl&#228;gers handelt, beruht auch die vorliegende Entscheidung des Senats.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 91 Abs. 1, 97 Abs. 1 ZPO (Kosten), &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713 ZPO (vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit) und &#167;&#167; 546 Abs. 2 ZPO (Festsetzung des Wertes der Beschwer). Der Wert der Beschwer des Kl&#228;gers entspricht dem bei der Hinterlegungsstelle hinterlegten Betrag ohne Zinsen. Sie ist nichts deshalb zu verdoppeln, weil der Kl&#228;ger zur Klage und zur Widerklage unterliegt. Zwar gilt das Additionsverbot des &#167; 5,2. Halbs. ZPO nicht f&#252;r die Berechnung des Beschwerdewerts (vgl. Z&#246;ller/Schneider, ZPO, 16. Aufl. 1990, &#167; 5, Rdn. 2). Indes ist der Wert von Klage</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">und Widerklage zur Berechnung der Beschwer dann nicht zu addieren, wenn - wie hier - die beiderseits geltend gemachten Anspr&#252;che wirtschaftlich. identisch sind (vgl. Z&#246;ller/Schneider, a.a.O., &#167; 5, Rdn. 8): Der Kl&#228;ger wird dadurch, da&#223; die Hinterlegungssumme nicht ihm, sondern der Beklagten zugesprochen wird, nur in einfacher, nicht</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">in doppelter H&#246;he des hinterlegten Betrages beschwert.</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks"><u>Berufungsstreitwert </u>DM 30.697,79 (&#167; 19 Abs. 1 Satz 1 GKG)</p>
314,963
olgk-1991-03-26-2-ws-14191
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Ws 141/91
1991-03-26T00:00:00
2019-03-13T14:42:40
2022-10-18T15:09:24
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1991:0326.2WS141.91.00
<h2>Tenor</h2> <p>1. Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben.</p> <p></p> <p>2. Zum Pflichtverteidiger des Beschwerdef&#252;hrers wird Rechtsanwalt H. aus A. bestellt.</p> <p></p> <p>3. Die Kosten der sofortigen Beschwerde und die dem Beschwerdef&#252;hrer insoweit entstandenen notwendigen Auslagen werden der Staatskasse auferlegt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht Aachen hat den Beschwerdef&#252;hrer am 1. Oktober 1990 wegen Sachbesch&#228;digung in Tateinheit mit versuchter N&#246;tigung zu einer Geldstrafe von neunzig Tagess&#228;tzen zu je 15,- DM verurteilt. Dieser hat dagegen durch seinen Verteidiger am 8. Oktober 1990 (Eingang) Berufung eingelegt. Mit Schriftsatz vom 4. Januar 1991 hat der Verteidiger namens und im Auftrag seines Mandanten beantragt, ihn dem Angeklagten als Pflichtverteidiger beizuordnen. Diesen Antrag hat die f&#252;r die Entscheidung Ober die Berufung zust&#228;ndige 1. kleine Strafkammer des Landgerichts Aachen am 5. Februar 1991 zur&#252;ckgewiesen. Gegen diesen Beschlu&#223; richtet sich die Beschwerde des Angeklagten vom 11. Februar 1991 (Eingang).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet. Sie f&#252;hrt zur Aufhebung des angefochtenen Beschlusses und zur Bestellung von Rechtsanwalt H. zum Pflichtverteidiger des Beschwerdef&#252;hrers.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Zul&#228;ssigkeit der Beschwerde ergibt sich aus &#167; 304 Abs. 1 StPO. Die Vorschrift des &#167; 305 Satz 1 StPO steht der Anfechtung der vom Vorsitzenden des erkennenden Gerichts au&#223;erhalb der Hauptverhandlung getroffenen Entscheidung nicht entgegen (SenE vom 21. August 1990 - 2 Ws 401/90 - in StV 1991, 9 ff. m.w.N., OLG Hamm MDR 1990, 461).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">In der Sache ist die Beschwerde gerechtfertigt, weil wegen der Schwierigkeit der Sachlage die Mitwirkung eines Verteidiger geboten erscheint (&#167; 140 Abs. 2 StPO).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist der Senat mit der Strafkammer der Auffassung, da&#223; diese Notwendigkeit nicht allein schon deswegen gegeben ist, weil der Beschwerdef&#252;hrer, der aus Zaire stammt, einem fremden Kulturkreis angeh&#246;rt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Denn die gegen ihn erhobenen Vorw&#252;rfe an sich sind in tats&#228;chlicher und rechtlicher Hinsicht einfach gelagert (und der Beschwerdef&#252;hrer hat sich auch nur damit verteidigt, er habe mit der ganzen Sache nichts zu tun).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Auch mit ihrer Auffassung, allein die Tatsache, da&#223; ein Beschuldigter der deutschen Sprache nicht m&#228;chtig sei, mache nicht stets die Mitwirkung eines Verteidigers erforderlich, befindet sich die Strafkammer in &#220;bereinstimmung mit der Rechtsprechung des Senats (zuletzt: SenE vom 5. Februar 1991 - 2 Ws 67/91 - mit eingehender Begr&#252;ndung). Zwar bestimmt Artikel 6 Abs. 3 lit. c MRK, da&#223; jeder Angeklagte das Recht hat, unentgeltlich den Beistand eines Pflichtverteidigers zu erhalten, wenn er nicht &#252;ber die Mittel zur Bezahlung eines Verteidigers verf&#252;gt. Daraus kann aber nicht hergeleitet werden, da&#223; grunds&#228;tzlich ein Anspruch auf kostenfreie Verteidigung besteht. Ein solcher Anspruch ist erst dann gegeben, wenn dies im Interesse der Rechtspflege erforderlich erscheint (Art. 6 Abs. 3 lit. c). Das bedeutet, da&#223; die Notwendigkeit der Verteidigung im Sinne von &#167; 140 Abs. 2 StPO aufgrund einer Gesamtbetrachtung aller Umst&#228;nde des Einzelfalles zu beurteilen ist.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Bestellung eines Pflichtverteidigers ist hier aber deswegen geboten, weil gem&#228;&#223; &#167; 147 Abs. 1 StPO nur der Verteidiger befugt ist, die Akten einzusehen. Zwar erscheint deswegen die Mitwirkung eines Verteidigers nicht in allen F&#228;llen notwendig; sie ist aber dann erforderlich, wenn die Hauptverhandlung ohne genaue Kenntnis des Akteninhalts nicht umfa&#223;end vorbereitet werden kann (Laufh&#252;tte in Karlsruher Kommentar, 2. Aufl., StPO, &#167; 140 Rnr. 22; Kleinknecht/Meyer, StPO, 39. Aufl., &#167; 140 Rnr. 27; BGH JR 1955, 189 f; OLG Hamm MDR 1988, 340; OLG Celle StrV 1983, 187; Oellerich StrV 1981, 434, 437).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">So ist es hier. Der gesch&#228;digte Zeuge P. C. hat au&#223;er den drei Angeklagten weitere 14 Personen (9 m&#228;nnliche und 5 weibliche) als Beteiligte benannt, von denen sich nach seinen Angaben 9 "besonders hervorgetan und die Stimmung eingeheizt haben". Diese haben, soweit sie zur polizeilichen Vernehmung &#252;berhaupt erschienen sind, eine Beteiligung bestritten oder wollen (M. I.) nicht dabei gewesen sein. Nur durch Einsichtnahme in die Akten kann festgestellt werden, ob und ggfls. welche als Beteiligte benannte Personen zur Hauptverhandlung geladen werden m&#252;ssen, um die Verl&#228;&#223;lichkeit des einzigen Belastungszeugen zu &#252;berpr&#252;fen. Das kann nur durch einen Verteidiger geschehen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf einer entsprechenden Anwendung des &#167; 467 StPO.</p>
314,964
ag-dusseldorf-1991-03-25-29-c-1492290
{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
29 C 14922/90
1991-03-25T00:00:00
2019-03-13T14:42:42
2022-10-18T15:09:24
Urteil
ECLI:DE:AGD:1991:0325.29C14922.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 4.3.1991</p> <p>durch den Richter X</p> <p></p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p> Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p> Die Kosten des Rechtsstreits werden der </p> <p> Kl&#228;gerin auferlegt.</p> <p></p> <p> Das Urteil ist f&#252;r den Beklagten wegen seiner Kosten </p> <p> vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>T a t b e s t a n d </b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin nimmt den Beklagten aus abgetretenem Recht auf Zahlung eines Restbetrages von 117,77 DM aus der Liquidation des Zahnarztes Dr. X vom 14.2.1990 &#252;ber insgesamt 1.039,67 DM in Anspruch. Gegenstand der vorerw&#228;hnten Liquidation sind zahn&#228;rztliche Behandlungsleistungen in der Zeit vom 4.12.1989 bis 13.2.1990.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an sie 117,77 DM nebst 9,5 % Zinsen</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">sowie 19,20 DM vorgerichtliche Kosten zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Er macht geltend, diverse Rechnungspositionen im Gesamtbetrag von 182,67 DM seien entgegen den Vorschriften der GOZ, daher zu Unrecht, berechnet worden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die Schrifts&#228;tze der Parteien Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><b>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e </b></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><b> I.</b></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht gegen den Beklagten ein Anspruch auf Zahlung restlicher 117,77 DM aus der Liquidation des Dr. X vom 15.2.1990 nicht zu. Zu Recht wendet der Beklagte ein, dass die vorgenannte Liquidation wegen eines Betrages von - mindestens - 117,77 DM Abrechnungspositionen enth&#228;lt, die nach den Vorschriften der GOZ nicht ansatzf&#228;hig sind. Die Liquidation weist insgesamt 12 x die Position 203 der GOZ zu je 16,44 DM aus. Zutreffend h&#228;tte diese Position lediglich 4 x abgerechnet werden d&#252;rfen. Das ergibt sich aus dem Leistungsinhalt der Position 203, wonach f&#252;r besondere Ma&#223;nahmen beim Pr&#228;parieren und F&#252;llen von Kavit&#228;ten je Kieferh&#228;lfte oder Frontzahnbereich eine Geb&#252;hr von 7,15 DM - bei Anwendung des 2,3 - fachen Geb&#252;hrensatzes: 16,44 DM - abgerechnet werden. Obwohl sich also die besonderen Ma&#223;nahmen immer auf den einzelnen Zahn oder die Kavit&#228;t beziehen, l&#228;sst der Leistungsinhalt ihre Berechnung nur je Kieferh&#228;lfte oder Frontzahnbereich zu. Nur wenn besondere Ma&#223;nahmen in verschiedenen Kieferh&#228;lften durchgef&#252;hrt werden, sind mehrere dieser Leistungen je Sitzung zu berechnen. Das trifft vorliegend nicht zu, weil in den Sitzungen vom 9.1.1990 (11, 12, 13) , 16.1.1990 (21, 22, 23, 24) , 24.1.1990 43, 44) und 13.2.1990 (33, 34) jeweils nur eine Kieferh&#228;lfte von besonderen Ma&#223;nahmen betroffen gewesen ist. In diesem Zusammenhang kann dahinstehen, ob die Auffassung des Beklagten zutrifft, aus der Verwendung des Begriffs "besondere Ma&#223;nahmen" in der Mehrzahl ergebe sich, dass die Geb&#252;hr gem&#228;&#223; &#167; 203 auch f&#252;r mehrere Arten von besonderen Ma&#223;nahmen insgesamt nur einmal ansatzf&#228;hig ist. Hiergegen spricht, dass der Verordnungsgeber die Leistungsbeschreibung des BEMA &#252;bernommen, allerdings dem Zusatz "je Sitzung" fallengelassen hat, woraus geschlossen werden kann, dass besondere Ma&#223;nahmen nach Ziffer 203 auch mehrmals pro Sitzung im gleichen Gebiet anfallen k&#246;nnen. Letztlich kommt es hierauf jedoch nicht an, da die Kl&#228;gerin nicht dargelegt hat, dass in diesem Sinne mehrere besondere Ma&#223;nahmen je Sitzung in ein und derselben Kiefernh&#228;lfte angefallen sind. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Insgesamt ist damit die Liquidation um einen Betrag von 131,52 DM zu k&#252;rzen. Da diese Summe bereits die Klageforderung &#252;bersteigt, bedarf es keiner Er&#246;rterung mehr, ob die Liquidation auch in weiteren Punkten nicht den Vorschriften der GOZ entspricht.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><b> II.</b></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus &#167; 713 ZPO.</p>
314,965
olgham-1991-03-22-12-uf-21090
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
12 UF 210/90
1991-03-22T00:00:00
2019-03-13T14:42:43
2022-10-18T15:09:24
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1991:0322.12UF210.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Antragstellers und die Berufung der Antragsgegnerin wird - unter Zur&#252;ckweisung beider Rechtsmittel im &#252;brigen - das am 25. April 1990 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts - Familiengericht - L&#252;nen im Ausspruch zu Ziffer III 2) bis 4) betreffend den nachehelichen Unterhalt f&#252;r die Antragsgegnerin abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Der Antragsteller wird verurteilt, an die Antragsgegnerin ab 01. Januar 1991 folgenden Unterhalt, den zuk&#252;nftigen im voraus jeweils bis zum dritten Werktag eines Monats, zu zahlen:</p> <p></p> <p>Elementarunterhalt in monatlicher H&#246;he von 1.612,00 DM,</p> <p>Altersvorsorgeunterhalt in monatlicher H&#246;he von 441,00 DM,</p> <p>Krankenvorsorgeunterhalt in monatlicher H&#246;he von 70,00 DM.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Unterhaltsklage der Antragsgegnerin wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des zweiten Rechtszuges werden gegeneinander aufgehoben. Bez&#252;glich der Kosten des ersten Rechtszuges verbleibt es bei der Kostenentscheidung des angefochtenen Urteils.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am 28.02.1949 geborene Antragsteller und die am 30.03.1950 geborene Antragsgegnerin schlossen am 24.02.1972 in XXX die Ehe miteinander, aus der am 25.09.1972 der Sohn XXX<i> </i>hervorging. Im Jahre 1973 kehrten sie in die Bundesrepublik Deutschland zur&#252;ck, wo sich der Antragsteller, damals ein technischer Zeichner, in der Zeit vom 01.04.1975 bis zum 19.09.1976 auf das Abitur vorbereitete und anschlie&#223;end bis zum 02.07.1982 Zahnmedizin studierte. W&#228;hrend dieses Studiums war die Antragsgegnerin, eine Arzthelferin, in der Krankenpflege, vornehmlich durch Nachtwachen, erwerbst&#228;tig. Am 01.10.1984 lie&#223; sich der Antragsteller als selbst&#228;ndiger Zahnarzt nieder und betrieb mit einem Kollegen bis zum 30.06.1988 eine Gemeinschaftspraxis. Seit dem 01.07.1988 betreibt der Antragsteller mit Ausnahme des zahntechnischen Labors, das weiterhin gemeinsam mit dem fr&#252;heren Kollegen fortgef&#252;hrt wird, allein seine Zahnarztpraxis.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 13.04.1987 lie&#223; die Antragsgegnerin durch die von ihr konsultierten Rechtsanw&#228;lte dem Antragsteller mitteilen, da&#223; sie sich wegen der Schwierigkeiten in der Ehe in K&#252;rze von ihm trennen werde, um die Scheidung herbeizuf&#252;hren. Am 01.12.1987 zog die Antragsgegnerin erstmals aus der Ehewohnung aus; im Fr&#252;hjahr 1988 wurde die Trennung endg&#252;ltig vollzogen. Am 10.11.1988 wurde der Scheidungsantrag des Antragstellers der Antragsgegnerin zugestellt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit Anwaltschreiben vom 25.04.1988 forderte die Antragsgegnerin den Antragsteller auf, f&#252;r sie und f&#252;r das bei ihr lebende Kind XXX Unterhalt zu zahlen. Durch notarielle Urkunde vom 14.09.1988 verpflichtete sich der Antragsteller, f&#252;r das gemeinsame Kind einen monatlichen Unterhalt von 660,00 DM zu leisten. Die Antragsgegnerin nahm am 15.12.1989 eine Teilzeitarbeit als nebenberufliche Mitarbeiterin der XXX mit maximal 31 Arbeitsstunden Monat auf. In der Zeit vom 11.09. bis 10.12.1990 absolvierte XXX einen Lehrgang an der XXX in XXX zur Berufsausbildung in medizinischer Fu&#223;pflege. Seit dem 01.02.1991 betreibt die Antragsgegnerin als angemeldetes Gewerbe die T&#228;tigkeit einer medizinischen Fu&#223;pflegerin.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Im Rahmen des Scheidungsverbundverfahrens hat die Antragsgegnerin - neben einem monatlichen Unterhalt f&#252;r XXX in H&#246;he von 860,00 DM - nachehelichen Unterhalt in monatlicher H&#246;he von insgesamt 7.727,82 DM geltend gemacht. Diesem Unterhaltsbegehren ist der Antragsteller entgegengetreten. Nach Einholung eines Gutachtens beim Sachverst&#228;ndigen XXX &#252;ber die H&#246;he der unterhaltsrechtlich relevanten Eink&#252;nfte des Antragstellers hat das Amtsgericht durch Verbundurteil vom 25.04.1990 die Ehe der Parteien geschieden, die elterliche Sorge f&#252;r XXX der Antragsgegnerin &#252;bertragen und den Unterhalt f&#252;r das Kind und die Antragsgegnerin geregelt. Dieser hat das Amtsgericht f&#252;r die Dauer von 18 Monaten ab dem ersten auf die Rechtskraft des Scheidungsurteils folgenden Monat Elementarunterhalt in monatlicher H&#246;he von 2.035,38 DM, Altersvorsorgeunterhalt in monatlicher H&#246;he von 624,46 DM und Krankenvorsorgeunterhalt in monatlicher H&#246;he von 237,00 DM zuerkannt. Die weitergehende Klage hat das Amtsgericht abgewiesen. In den Entscheidungsgr&#252;nden ist es von einem durchschnittlichen unterhaltsrechtlich anrechenbaren Monatseinkommen des Antragstellers in H&#246;he von 6.395,67 DM ausgegangen und hat davon nach Abzug eines Unterhaltsbetrages von 785,00 DM f&#252;r den Sohn XXX und des Krankenvorsorgeunterhalts f&#252;r die Antragsgegnerin deren Altersvorsorgeunterhalt sowie ihren laufenden Elementarunterhalt errechnet. Den Unterhaltsanspruch der Antragsgegnerin gem&#228;&#223; &#167; 1573 Abs. 1 BGB hat das Amtsgericht auf die Dauer von 18 Monaten befristet, da ihr nach der Scheidung ausreichende Gelegenheit gegeben werden m&#252;sse, sich eine Erwerbst&#228;tigkeit zu suchen, mit deren Hilfe sie ihren angemessenen Lebensbedarf selbst sicherstellen k&#246;nne. Nach Ablauf der Frist werde sie in der Lage sein, sich selbst angemessen zu unterhalten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gegen die Unterhaltsregelung im Verbundurteil haben beide Parteien Berufung eingelegt. Soweit der Rechtsstreit den Unterhalt f&#252;r den inzwischen vollj&#228;hrigen Sohn der Parteien betrifft, hat der Senat durch Beschlu&#223; vom 27.02.1991 die Folgesache abgetrennt. Das Amtsgericht hat f&#252;r den Sohn eine monatliche Unterhaltsrente von 100,00 DM &#252;ber anderweitig titulierte 660,00 DM hinaus zuerkannt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller begr&#252;ndet seine Berufung wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegnerin stehe ein Anspruch auf nachehelichen Unterhalt aus &#167; 1573 BGB in der geltend gemachten H&#246;he nicht zu. Sie habe es in vorwerfbarer Weise unterlassen, sich rechtzeitig und intensiv um eine angemessene Erwerbst&#228;tigkeit zu bem&#252;hen bzw. sich zwecks Aufnahme einer solchen Erwerbst&#228;tigkeit ausbilden, fortbilden oder umschulen zu lassen. Daran sei sie nicht durch eine Beeintr&#228;chtigung ihrer Gesundheit gehindert worden. Auf dem Arbeitsmarkt w&#252;rden in gro&#223;er Zahl offene Stellen im Pflegebereich angeboten; auch Arzthelferinnen w&#252;rden wieder in verst&#228;rktem Ma&#223;e gesucht. Die Antragsgegnerin k&#246;nnte schon l&#228;ngst durch eine angemessene Erwerbst&#228;tigkeit monatlich mehr als 2.000,00 DM netto verdienen. Dar&#252;ber hinaus beanstandet der Antragsteller, da&#223; das Amtsgericht auf seiner Seite ein anrechenbares Einkommen von 6.395,67 DM der Unterhaltsberechnung zugrundegelegt habe. Dieses vom Sachverst&#228;ndigen XXX ermittelte Einkommen sei zu hoch, da dieser zu Unrecht die hohen Beitr&#228;ge zu Lebensversicherungen nicht einkommensmindernd ber&#252;cksichtigt, Einnahmen in H&#246;he von 14.930,50 DM aus dem Verkauf von Anlagegegenst&#228;nden als Einkommen behandelt und die Abschreibung bei geringwertigen Wirtschaftsg&#252;tern im Jahre 1988 auf 5 Jahre gestreckt habe. Er, der Antragsteller, habe in den Jahren 1986 bis 1988 nur ein Monatsnettoeinkommen von durchschnittlich 4.698,92 DM erzielt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und die Klage abzuweisen, soweit er verurteilt worden ist, an die Antragsgegnerin selbst mehr als monatlich insgesamt 1.000,00 DM Unterhalt zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Berufung des Antragstellers zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin stellt - nach R&#252;cknahme ihrer weitergehenden Berufung - den Antrag,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und den Antragsteller zu verurteilen, an sie nachehelichen Unterhalt in monatlicher H&#246;he von 2.500,00 DM auch f&#252;r die Zeit nach Ablauf von 18 Monaten ab Rechtskraft der Scheidung zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Sie macht geltend, da&#223; sie w&#228;hrend der Ehe in ihrem erlernten Beruf als Arzthelferin nahezu &#252;berhaupt nicht t&#228;tig gewesen sei und sich nach dem Studium des Antragstellers lediglich der Pflege und Erziehung des gemeinsamen Kindes gewidmet habe. Sie leide an einem Bandscheibenschaden, der mit erheblichen R&#252;ckenschmerzen verbunden sei und schweres Heben und Tragen verbiete. Angesichts dieser Umst&#228;nde und auch ihres Alters habe ihr das zust&#228;ndige Arbeitsamt er&#246;ffnet, da&#223; sie auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr zu vermitteln sei. Daraufhin habe sie sich entschlossen, sich zur medizinischen Fu&#223;pflegerin ausbilden zu lassen. Eine Erwerbsobliegenheit habe sie nicht verletzt, da sie sich vor Rechtskraft der Scheidung um eine Erwerbst&#228;tigkeit nicht habe zu bem&#252;hen brauchen. Die vorgenommene Begrenzung des Unterhalts auf die Dauer von 18 Monaten sei nicht gerechtfertigt. Im &#252;brigen sei das Monatseinkommen des Antragstellers um mindestens 1.100,00 DM h&#246;her anzusetzen als in dem angefochtenen Urteil. Insbesondere sei die Aussonderung von insgesamt 40.000,00 DM f&#252;r Verm&#246;gensbildung in den Jahren 1986 bis 1988 rechtlich unhaltbar. Dem Unterhaltsschuldner k&#246;nne nicht gestattet werden, zu Lasten ihres angemessenen Unterhalts Verm&#246;gen zu bilden. Die Behauptung des Antragstellers, da&#223; sie, die Antragsgegnerin, w&#228;hrend des Zusammenlebens nur ein monatliches Haushaltsgeld von 1.500,00 DM erhalten habe, sei unsubstantiiert und treffe nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Berufung der Antragsgegnerin zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat beim Sachverst&#228;ndigen XXX eine erg&#228;nzende Stellungnahme zum erstinstanzlich eingeholten Gutachten vom 06.03.1990 eingeholt. Auf den Inhalt dieser Stellungnahme vom 15.02.1991 wird Bezug genommen. Au&#223;erdem hat der Senat beide Parteien pers&#246;nlich zur Sache geh&#246;rt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die <u><b>Antragsgegnerin</b></u> hat erkl&#228;rt:</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Sie habe nach dem Abschlu&#223; der Volksschule f&#252;r drei Jahre die Pflegevorschule besucht, dann aber die Krankenpflegeausbildung abgebrochen. Sp&#228;ter habe sie auf einer Privatschule eine Ausbildung zur Arzthelferin absolviert, in diesem Beruf allerdings nur kurze Zeit gearbeitet. Zuletzt sei sie im Jahre 1982 vor dem Studienabschlu&#223; des Antragstellers erwerbst&#228;tig gewesen, und zwar als Nachtwache im Pflegebereich. In der Zahnarztpraxis des Antragstellers habe sie nicht mehr mitgearbeitet. Sie habe nur noch den Haushalt gef&#252;hrt und sich um das gemeinsame Kind gek&#252;mmert. Der Sohn habe es nicht verkraftet, da&#223; sie jahrelang nachts gearbeitet habe und da&#223; er, XXX bei der Gro&#223;mutter untergebracht worden sei. Zur Zeit besuche der Sohn eine Berufsfachschule mit der Fachrichtung Elektronik. Es sei f&#252;r sie, die Antragsgegnerin, schwer, wieder als Arzthelferin zu arbeiten; davor habe sie auch Angst gehabt. Das Arbeitsamt hake ihr den Mut genommen. Sie h&#228;tte zwar eine Fortbildung beginnen, dann aber "bei Null" anfangen m&#252;ssen, wozu sie sich zu alt gef&#252;hlt habe. Jetzt habe sie die Chance f&#252;r eine Erwerbst&#228;tigkeit in der medizinischen Fu&#223;pflege gesehen. Sie habe ein selbst&#228;ndiges Gewerbe angemeldet, weil sie ihren Vorteil darin sehe, da&#223; sie durch ihre T&#228;tigkeit in der XXX Menschen kennenlerne und diese in ihren Wohnungen zur Behandlung aufsuchen k&#246;nne. Im Monat Februar 1991 habe sie bereits 15 Kunden behandelt; f&#252;r eine Behandlung nehme sie 19,00 DM, f&#252;r eine in XXX 20,00 DM. Sie hoffe, da&#223; sie in absehbarer Zeit mit dieser T&#228;tigkeit 2.000,00 DM netto im Monat verdienen k&#246;nne. Aber reich werden k&#246;nne man mit dieser Arbeit nicht; dann m&#252;sse man schon ein Institut er&#246;ffnen. Auch jetzt noch sei sie in der XXX aushilfsweise besch&#228;ftigt. Sie werde als Stundenkraft zur Entlastung von Vollzeitkr&#228;ften eingesetzt, um Kranke zu Hause zu betreuen und zu pflegen. Sie hoffe, da&#223; sie auch diese T&#228;tigkeit ausbauen k&#246;nne; zur Zeit sei es aber nicht m&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der <u><b>Antragsteller</b></u> hat erkl&#228;rt:</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Es sei zutreffend, da&#223; die Antragsgegnerin in seiner Praxis nicht mehr mitgearbeitet habe. Eine Arzthelferin im Alter von ca. 25 Jahren erhalte j&#228;hrlich 13 Monatsl&#246;hne von ca. 2.500,00 bis 2.600,00 DM brutto. Der Jahresabschlu&#223; f&#252;r 1989 sei inzwischen vom Steuerberater fertiggestellt; die Steuererkl&#228;rung f&#252;r 1989 sei aber noch nicht abgegeben worden. F&#252;r das Jahr 1990 liege nur ein vorl&#228;ufiges Betriebsergebnis vor. Aus der &#220;bersicht f&#252;r 1989/1990 k&#246;nne der Schlu&#223; gezogen werden, da&#223; sich in diesen beiden Jahren nicht viel an der H&#246;he seiner Eink&#252;nfte ge&#228;ndert habe; sie h&#228;tten sich weder exorbitant verbessert noch deutlich verschlechtert. F&#252;r die Einrichtung seiner Praxis habe er seinerzeit ein Darlehen aufgenommen, das nach 12 Jahren durch die dann f&#228;lligen Lebensversicherungssummen auf einmal getilgt werde. F&#252;r den Sohn XXX<b> </b>zahle er unver&#228;ndert einen monatlichen Unterhaltsbetrag von 660,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Berufungen beider Parteien betreffend den nachehelichen Unterhalt der Antragsgegnerin sind zul&#228;ssig, aber nur teilweise begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht des Amtsgerichts steht der Antragsgegnerin ein Anspruch auf Unterhalt aus &#167; 1573 Abs. 1 BGB nicht zu; denn sie hat nicht den ihr obliegenden Beweis erbracht, da&#223; sie bisher trotz intensiver Bem&#252;hungen eine angemessene Erwerbst&#228;tigkeit nicht hat finden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Zwar hat die Antragsgegnerin seit 1982 nicht mehr im Erwerbsleben gestanden und auch nicht in der Zahnarztpraxis des Antragstellers mitgearbeitet. Deshalb durfte sich die Antragsgegnerin zumindest w&#228;hrend des ersten Trennungsjahres auf die Schutzvorschrift des &#167; 1361 Abs. 2 BGB berufen, nach der ein nicht erwerbst&#228;tiger Ehegatte nur unter besonderen Umst&#228;nden auf eine Erwerbst&#228;tigkeit verwiesen werden kann. Angesichts der Ehedauer und auch bei den guten wirtschaftlichen Verh&#228;ltnissen, in denen die Parteien zuletzt haben leben k&#246;nnen, konnte der Antragsgegnerin sogar ein wesentlich l&#228;ngerer Zeitraum zugebilligt werden, um sich in dieser Zeit auf eine R&#252;ckkehr ins Erwerbsleben vorzubereiten. Der Senat teilt aber nicht die Auffassung des Amtsgerichts, da&#223; die Bem&#252;hungen der Antragsgegnerin um eine Erwerbst&#228;tigkeit erst nach der Scheidung einzusetzen brauchten (vgl. auch Kalthoener/B&#252;ttner, Die Rechtsprechung zur H&#246;he des Unterhalts, 4. Aufl., Rdnr. 375 m.w.N.). Denn mit der Zustellung des Scheidungsantrages am 10.11.1988 und erst recht mit Ablauf des Jahres 19.89 konnte die Antragsgegnerin, die ihrerseits bereits im April 1987 ihre Trennungsabsicht mit dem Ziel der Ehescheidung zum Ausdruck gebracht hatte, nicht mehr daran zweifeln, da&#223; eine Wiederherstellung der ehelichen Lebensgemeinschaft mit dem Antragsteller nicht mehr zu erwarten war und da&#223; sie in Zukunft eigenverantwortlich f&#252;r ihren Unterhalt w&#252;rde aufkommen m&#252;ssen. Dies hat letztlich auch die Antragsgegnerin erkannt, da sie eine Aushilfst&#228;tigkeit in der XXX am 15.12.1989 aufgenommen hat.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">An der Aufnahme einer zumutbaren vollschichtigen Erwerbst&#228;tigkeit war die Antragsgegnerin nicht durch die Betreuung des gemeinsamen Kindes gehindert. Denn XXX hatte bereits am 25.09.1989 sein 17. Lebensjahr vollendet; da&#223; er in diesem Alter zur L&#246;sung seiner Probleme einer besonderen Betreuung durch die Antragsgegnerin bedurft h&#228;tte, l&#228;&#223;t sich ihrem Sachvortrag konkret nicht entnehmen. Ebensowenig besteht Veranlassung zu der Annahme, da&#223; die Antragsgegnerin wegen bestehender Gesundheitsbeschwerden eine vollschichtige Erwerbst&#228;tigkeit nicht h&#228;tte aufnehmen k&#246;nnen. Denn die Bescheinigungen des behandelnden Arztes XXX vom 19.11.1990 und 07.02.1991 lassen keinen Schlu&#223; auf eine nennenswerte Einschr&#228;nkung der Erwerbsf&#228;higkeit zu.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Bei der gebotenen Intensit&#228;t in den Bem&#252;hungen um eine angemessene Arbeit h&#228;tte die Antragsgegnerin durchaus eine reale Besch&#228;ftigungschance (gehabt). Immerhin verf&#252;gt sie &#252;ber eine abgeschlossene Ausbildung als Arzthelferin und &#252;ber eine nicht unbetr&#228;chtliche Berufserfahrung in der Krankenpflege. Der Senat &#252;bersieht nicht, da&#223; die Kenntnisse der Antragsgegnerin m&#246;glicherweise einer Auffrischung bedurft h&#228;tten. Er verkennt auch nicht, da&#223; eine Ehefrau im Alter von ca. 40 Jahren, die &#252;ber Jahre hinweg nicht mehr berufst&#228;tig gewesen ist, Angst vor den zu erwartenden Anforderungen, die an sie im Erwerbsleben gestellt w&#252;rden, empfindet. Dem Senat ist jedoch bekannt, da&#223; gerade in dem Bereich, in dem die Antragsgegnerin berufliche Vorkenntnisse aufweist und in dem eine Erwerbst&#228;tigkeit als angemessen im Sinne des &#167; 1574 Abs. 2 BGB anzusehen w&#228;re, seit l&#228;ngerer Zeit Arbeitskr&#228;fte in nicht unbetr&#228;chtlicher Zahl gesucht werden. Gerade f&#252;r diesen Bereich hat die Antragsgegnerin keine Bem&#252;hungen um eine Erwerbst&#228;tigkeit vorzuweisen. Mit ihrer Ausbildung zur medizinischen Fu&#223;pflegerin und der Aus&#252;bung dieses Berufes wird sie ihrer Erwerbsobliegenheit nicht in ausreichendem Ma&#223;e gerecht. Denn diese T&#228;tigkeit, ausge&#252;bt als selbst&#228;ndiges Gewerbe, sichert - jedenfalls in der Anlaufphase - nicht ann&#228;hernd so gut wie eine Erwerbst&#228;tigkeit in abh&#228;ngiger Stellung ein angemessenes Monatseinkommen in gleichbleibender H&#246;he. Dem Grundsatz, da&#223; der geschiedene Ehegatte vorrangig eigenverantwortlich f&#252;r seinen Unterhalt aufzukommen hat, wird durch die gegenw&#228;rtige T&#228;tigkeit der Antragsgegnerin nicht hinreichend Rechnung getragen, auch wenn man dabei ber&#252;cksichtigt, da&#223; sie neben der medizinischen Fu&#223;pflege unver&#228;ndert ihre Aushilfst&#228;tigkeit in der XXX fortsetzt. Die Antragsgegnerin mu&#223; sich vielmehr so behandeln lassen, als ob sie inzwischen wieder als Arzthelferin vollschichtig erwerbst&#228;tig w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Als Arzthelferin w&#252;rde die Antragsgegnerin j&#228;hrlich 13 Monatsl&#246;hne in H&#246;he von ca. 2.050,00 DM brutto erhalten. Zwar hat der Antragsteller bei seiner Anh&#246;rung erkl&#228;rt, da&#223; seine Arzthelferinnen bei einem Lebensalter von ca. 25 Jahren schon 2.500,00 bis 2.600,00 DM brutto monatlich verdienten. Zugunsten der Antragsgegnerin ist aber zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; sie bei ihrer Arbeitsbiographie zun&#228;chst einmal nur f&#252;r einfache Verrichtungen in diesem Beruf eingesetzt und dementsprechend allenfalls den Monatslohn einer Berufsanf&#228;ngerin beziehen w&#252;rde. Nach Abzug von Steuern nach der Steuerklasse 1/0,5 und von Sozialabgaben w&#252;rden der Antragsgegnerin bei 13 Monatsl&#246;hnen durchschnittlich ca. 1.575,00 DM netto im Monat verbleiben.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegnerin war indessen ein Unterhaltsanspruch aus &#167; 1573 Abs. 2 BGB zuzuerkennen, da die Eink&#252;nfte, die ihr fiktiv zuzurechnen sind, nicht ausreichen, ihren vollen Unterhaltsbedarf zu decken. Dies ist bereits bei der H&#246;he der monatlichen Eink&#252;nfte des Antragstellers, die das Amtsgericht seiner Unterhaltsberechnung zugrunde gelegt hat, offenkundig.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 1578 Abs. 1 BGB bestimmt sich das Ma&#223; des Unterhalts nach den ehelichen Lebensverh&#228;ltnissen. Diese sind gepr&#228;gt worden durch die Eink&#252;nfte des Antragstellers aus seiner zahn&#228;rztlichen Praxis, die er seit dem 01.10.1984 betrieben hat. Weder seine urspr&#252;ngliche T&#228;tigkeit als technischer Zeichner noch sein Hochschulstudium haben die letzten Jahre der ehelichen Lebensgemeinschaft wirtschaftlich beeinflu&#223;t. Ob die Antragsgegnerin auch nach der Niederlassung des Antragstellers ein monatliches Haushaltsgeld von nur 1.500,00 DM erhalten hat, kann dahingestellt bleiben. Denn bei der Bemessung des nachehelichen Unterhalts ist ein objektiver Ma&#223;stab anzulegen. Entscheidend ist der Lebensstandard, der nach den Einkommensverh&#228;ltnissen vom Standpunkt eines vern&#252;nftigen Betrachters angemessen ist. Eine nach den Verh&#228;ltnissen zu d&#252;rftige Lebensf&#252;hrung bleibt ebenso au&#223;er Betracht wie ein &#252;bertriebener Aufwand (vgl. BGH, FamRZ 1982, 151 = NJW 1982, 1645). An einer sparsamen Haushalts- und Lebensf&#252;hrung braucht sich die Antragsgegnerin nicht l&#228;nger festhalten zu lassen, nachdem die Ehe gescheitert und damit die Grundlage f&#252;r ihren Konsumverzicht weggefallen ist.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Ma&#223;gebend f&#252;r die Bemessung des Unterhalts sind grunds&#228;tzlich die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse im Zeitpunkt der Scheidung, da sie den Endpunkt f&#252;r die Entwicklung der ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse setzt. Zwar hatte die Antragsgegnerin bereits zu diesem Zeitpunkt ihre Aushilfst&#228;tigkeit in der XXX aufgenommen. Gleichwohl haben ihre geringen Eink&#252;nfte aus dieser Erwerbst&#228;tigkeit die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse der Parteien nicht mehr gepr&#228;gt. Denn es l&#228;&#223;t sich nicht feststellen, da&#223; die Aufnahme der Aushilfst&#228;tigkeit (wie auch die Aus&#252;bung der medizinischen Fu&#223;pflege) auch ohne die Trennung der Parteien erfolgt w&#228;re. Jedenfalls hat die Antragsgegnerin den insoweit ihr obliegenden Beweis nicht erbracht. Mitbestimmend f&#252;r die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse war aber die Unterhaltsverpflichtung des Antragstellers gegen&#252;ber dem gemeinsamen Kind XXX der Sohn inzwischen vollj&#228;hrig ist und damit unterhaltsrechtlich der Antragsgegnerin im Range nachgeht (&#167; 1609 Abs. 2 S. 2 BGB), hat auf die Bemessung des Unterhalts f&#252;r die Antragsgegnerin keinen Einflu&#223;. Denn auch bei einem Fortbestehen der ehelichen Lebensgemeinschaft h&#228;tte XXX bis zu seiner wirtschaftlichen Selbst&#228;ndigkeit vom Antragsteller unterhalten werden m&#252;ssen. Der Vorrang des geschiedenen Ehegatten gegen&#252;ber einem vollj&#228;hrigen Kind wirkt sich n&#228;mlich nur in sogenannten Mangelf&#228;llen aus (vgl. BGH, FamRZ 1985, 912/916). Unerheblich f&#252;r die Bemessung des Unterhaltsbedarfs der Antragsgegnerin ist auch der Umstand, da&#223; der Antragsteller seit dem 22.08.1990 einem weiteren - nichtehelichen - Kind unterhaltspflichtig ist (vgl. BGH, FamRZ 1987, 456/458).</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Das bedarfspr&#228;gende Einkommen des Antragstellers kann ohne Bedenken auf 100.000,00 DM netto im Jahr angesetzt werden. Bereits in den Jahren 1986 bis 1988 hat der Antragsteller nach den vorgelegten Einnahme-&#220;berschu&#223;rechnungen, die der Sachverst&#228;ndige gepr&#252;ft und nachvollziehbar korrigiert hat, Nettoergebnisse in folgender H&#246;he erzielt (Bl. 43 des Gutachtens).</p> <br /><span class="absatzRechts">41</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td valign="top">im Jahre 1986</td> <td valign="top">147.785,00 DM,</td> </tr> <tr> <td valign="top">im Jahre 1987</td> <td valign="top">174.765,00 DM,</td> </tr> <tr> <td valign="top">im Jahre 1988</td> <td valign="top">176.286,00 DM.</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht des Antragstellers ist es nicht zu beanstanden, da&#223; der Sachverst&#228;ndige - abweichend vom Steuerberater des Antragstellers - in der Einnahme-&#220;berschu&#223;rechnung f&#252;r das Jahr 1988 die geringwertigen Wirtschaftsg&#252;ter nicht mit dem vollen Betrag von 19.448,00 DM, sondern nur mit 1/5 davon (= 3.890,00 DM) abgesetzt hat. Denn eine derartig hohe Abschreibung geringwertiger Wirtschaftsg&#252;ter ist in der Praxisgemeinschaft weder im Jahre 1986 (insgesamt 634,10 DM) noch im Jahre 1987 (102,83 DM) erfolgt und im Jahre 1988 offenkundig eine Folge eines au&#223;ergew&#246;hnlichen Ereignisses, n&#228;mlich der Aufl&#246;sung der Praxisgemeinschaft, verbunden mit einer &#220;berf&#252;hrung vorhandener Werte in das Alleineigentum der beiden fr&#252;heren Praxisinhaber. Aus eben demselben Grunde ist freilich der Erl&#246;s in H&#246;he von 14.930,50 DM, den der Antragsteller im Jahre 1988 f&#252;r den Verkauf seines Anteils an Einrichtungsgegenst&#228;nden der Praxisgemeinschaft erzielt und in der &#220;berschu&#223;rechnung als Betriebseinnahme verbucht hat, unterhaltsrechtlich unber&#252;cksichtigt zu lassen; denn insoweit handelt es sich um eine au&#223;ergew&#246;hnliche Einnahme, die nicht auf Dauer zu erwarten ist und damit f&#252;r die Bemessung von Unterhalt keine Bedeutung hat. Das Netto-Betriebsergebnis f&#252;r 1988 ist daher um 14.930,00 DM auf 161.356,00 DM zu verringern. Damit ergibt sich f&#252;r den Zeitraum von 1986 bis 1988 ein durchschnittliches Betriebsergebnis von j&#228;hrlich 161.302,00 DM. Es ist nicht erkennbar, da&#223; sich demgegen&#252;ber das Betriebsergebnis in den Jahren 1989 und 1990 wesentlich verbessert hat. Bei seiner Anh&#246;rung vor dem Senat hat der Antragsteller erkl&#228;rt, da&#223; der vorl&#228;ufige Jahresabschlu&#223; f&#252;r 1989 und die Datev-Auswertung f&#252;r 1990 eine deutliche Ver&#228;nderung gegen&#252;ber den Vorjahren nicht erkennen lie&#223;en. Diese Erkl&#228;rung erscheint dem Senat glaubhaft, weil die vorliegenden Einkommensunterlagen seit 1985 - trotz Kostend&#228;mpfung und "Bl&#252;m-Bauch" - eine recht gro&#223;e Konstanz sowohl der Einnahmen als auch der Ausgaben des Antragstellers aufweisen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Bei einem Betriebsergebnis von ca. 165.000,00 DM, das der Senat f&#252;r 1991 auf der Grundlage der Einnahmen in den vorangegangenen Jahren erwartet, kann davon ausgegangen werden, da&#223; dem Antragsteller nach Abzug der Einkommen- und Kirchensteuer sowie seiner Beitr&#228;ge zur Krankenversicherung und zum &#228;rztlichen Versorgungswerk j&#228;hrlich ein Nettoeinkommen von 100.000,00 DM verbleibt. Zwar wird der Antragsteller nicht mehr nach der g&#252;nstigen Steuerklasse III/1, sondern nach Steuerklasse 1/0,5 besteuert. Die Unterhaltsleistungen f&#252;r die Antragsgegnerin f&#252;hren jedoch im Rahmen des begrenzten Realsplittings zu einer deutlichen Verringerung des zu versteuernden Einkommens, und die Steuerreform 1990 bewirkt des weiteren eine sp&#252;rbare Steuerentlastung h&#246;herer Einkommen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht des Antragstellers ist es nicht zu beanstanden, da&#223; der Sachverst&#228;ndige XXX die hohen Lebensversicherungsbeitr&#228;ge (1987 und 1988 j&#228;hrlich 27.314,00 DM) vom Einkommen nicht abgezogen hat. Diese Lebensversicherungen dienen n&#228;mlich - wie der Antragsteller bei seiner Anh&#246;rung vor dem Senat best&#228;tigt hat - nicht seiner Altersvorsorge, sondern der Tilgung von Darlehen, die der Antragsteller zur Praxisfinanzierung bei der XXX aufgenommen hat. W&#252;rde man neben den Abschreibungen, die f&#252;r die Abnutzung der Praxis- und Laborger&#228;te sowie der Praxis- und Laboreinrichtung bereits in den Betriebsausgaben der jeweiligen Einnahme-&#220;berschu&#223;rechnung enthalten sind, auch noch die Beitr&#228;ge zur Lebensversicherung vom Einkommen ' des Antragstellers abziehen, so w&#252;rde der Betriebsaufwand doppelt Ber&#252;cksichtigung finden (so auch Kalthoener/B&#252;ttner a.a.O. Rdz. 860). Denn schon die Abschreibungen sind die wiederkehrenden steuerlichen Absetzungen der <u>Anschaffungs-</u> oder Herstellungskosten von G&#252;tern des betrieblichen Anlageverm&#246;gens f&#252;r die Zeit der betriebsgew&#246;hnlichen Nutzungsdauer, bis der Ausgangswert (in der Regel) aufgezehrt ist (Kalthoener/B&#252;ttner Rdz. 853). Die steuerliche Abschreibung stellt also nichts anderes dar als die auf l&#228;ngere Zeitr&#228;ume verteilte Absetzung einer betrieblichen, zur Gewinnerzielung bestimmten Investition. Dem tats&#228;chlichen Mittelabflu&#223;, der f&#252;r die Anschaffung des Wirtschaftsguts auf mehrere Jahre verteilt wird, steht ein entsprechender Verm&#246;genswert auf Seiten des Antragstellers gegen&#252;ber. Da&#223; er die Einrichtung der Praxis durch eine Fremdfinanzierung realisiert hat, stellt im Vergleich zu einer Finanzierung mit Eigenmitteln keinen wesentlichen Unterschied dar. Denn die Finanzierungskosten, d.h. die Darlehnszinsen werden ohnehin als Betriebsausgaben in der &#220;berschu&#223;rechnung gewinnmindernd ber&#252;cksichtigt. Im &#252;brigen ist darauf hinzuweisen, da&#223; die Absetzung f&#252;r Abnutzung (AfA) nur der Gemeinschaftspraxis</p> <br /><span class="absatzRechts">46</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td valign="top">im Jahre 1985</td> <td valign="top">122.730,75 DM,</td> </tr> <tr> <td valign="top">im Jahre 1986</td> <td valign="top">124.207,84 DM,</td> </tr> <tr> <td valign="top">im Jahre 1987</td> <td valign="top">124.207,00 DM</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">betragen hat, also der auf den Antragsteller entfallende Anteil von 50%<i> </i>die Beitr&#228;ge zur Lebensversicherung in den jeweiligen Jahren um mehr als das doppelte &#252;bertroffen hat. Ber&#252;cksichtigt man ferner, da&#223; die Instandhaltungskosten f&#252;r Praxis- und Laborger&#228;te in den Betriebsausgaben gesondert ausgewiesen sind, kann kein Zweifel daran bestehen, da&#223; der Antragsteller seine notwendigen Reinvestitionen nicht mit der Substanz seines Verm&#246;gens finanziert und keinesfalls bef&#252;rchten mu&#223;, demn&#228;chst seine Praxis wegen &#220;berschuldung und Zahlungsunf&#228;higkeit schlie&#223;en zu m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Dem Sachverst&#228;ndigen XXX kann jedoch insoweit nicht gefolgt werden, als er vom Einkommen des Antragstellers, bezogen auf die Jahre-1986 bis 1988, insgesamt 40.000,00 DM f&#252;r Verm&#246;gensbildung abgezogen hat. Es ergeben sich keine Anhaltspunkte f&#252;r eine entsprechende tats&#228;chliche &#220;bung der Parteien in der Zeit ihres ehelichen Zusammenlebens. Selbst wenn sie w&#228;hrend ihrer Ehe den Konsum zugunsten der Bildung von Verm&#246;gen eingeschr&#228;nkt haben sollten, braucht die Antragsgegnerin sich nach der Scheidung an diesem Konsumverzicht nicht festhalten zu lassen; denn die personalen Grundlagen einer derartigen eingeschr&#228;nkten Lebensf&#252;hrung sind nach dem Scheitern der Ehe entfallen. Au&#223;erdem k&#228;me ihr nach der Ehe eine weitere Verm&#246;gensbildung beim Antragsteller nicht mehr zugute. Die Eink&#252;nfte des Antragstellers k&#246;nnten daher unterhaltsrechtlich nur insoweit der Verm&#246;gensbildung zugeordnet werden, als es vom Standpunkte eines vern&#252;nftigen Betrachters angemessen ist (vgl. BGH, FamRZ 1984, 358/360; Lohmann, Neue Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zum Familienrecht, 6. Aufl., Rdz. 87). Ein monatliches Nettoeinkommen von 8.333,00 DM mag zwar die laufenden Bed&#252;rfnisse geschiedener Ehegatten in gehobenen Lebensverh&#228;ltnissen weitgehend oder vollst&#228;ndig befriedigen. Nach den Erfahrungen des Senats aus anderen Unterhaltsprozessen entspricht es aber keineswegs der Regel, da&#223; freiberufliche Akademiker mit Eink&#252;nften wie denen des Antragstellers Teile dieses Einkommens sparen und zur Verm&#246;gensbildung verwenden. Soweit sich der Bundesgerichtshof mit dieser Streitfrage befa&#223;t hat, hat er Einkommensverh&#228;ltnisse einer ganz anderen Gr&#246;&#223;enordnung vorgefunden.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">3</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Auf der Grundlage realer Monatseink&#252;nfte des Antragstellers</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">in H&#246;he von 8.333,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">ist der Unterhalt f&#252;r die Antragsgegnerin wie folgt zu berechnen:</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Vorweg ist der Unterhalt f&#252;r das vollj&#228;hrige Kind XXX<b> </b>mit dem von ihm geltend gemachten Betrag in monatlicher H&#246;he von 860,00 DM</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">abzuziehen und dem Antragsteller das den Bedarf deckende Kindergeld</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">in monatlicher H&#246;he von 50,00 DM</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">gutzuschreiben. Zwar ist &#252;ber die H&#246;he des dem Kind zu zahlenden Unterhalts noch nicht abschlie&#223;end entschieden worden; im Hinblick auf die H&#246;he der Eink&#252;nfte des Antragstellers d&#252;rfte aber der Bedarf seines vollj&#228;hrigen Sohnes schon wegen des Vollj&#228;hrigenzuschlages den geltend gemachten Betrag erreichen. Eine Beteiligung der Antragsgegnerin am - Barunterhalt f&#252;r das Kind w&#228;re erst bei einem h&#246;heren Bedarf des Sohnes in Betracht gekommen. Zudem verf&#252;gt sie nicht &#252;ber Erwerbseink&#252;nfte, die sie in die Lage versetzen, dem vollj&#228;hrigen Sohn Barunterhalt zu leisten.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Vom verbleibenden Einkommen des</p> <br /><span class="absatzRechts">58</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td valign="top">Antragstellers in H&#246;he von</td> <td valign="top">7.423,00 DM</td> </tr> <tr> <td valign="top">ist der Monatsbeitrag von ca.</td> <td valign="top">70,00 DM</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">f&#252;r eine private Zusatzkrankenversicherung abzusetzen, die der Antragsgegnerin eine station&#228;re Krankenhausbehandlung wie bisher erm&#246;glicht. Zwar w&#228;re sie im Rahmen der sozialversicherungspflichtigen Erwerbst&#228;tigkeit, von der fiktiv auszugehen ist, in der gesetzlichen Krankenversicherung vollst&#228;ndig krankenversichert. Die Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen gew&#228;hrleisten aber nicht eine Krankenhausbehandlung, die den ehelichen Lebensverh&#228;ltnissen der Parteien entspricht.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Der Altersvorsorgeunterhalt f&#252;r die Antragsgegnerin ist nach der Berechnungsmethode des OLG Bremen, die der Bundesgerichtshof gebilligt hat, wie folgt zu ermitteln:</p> <br /><span class="absatzRechts">61</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td valign="top">Ausgehend von dem verbleibenden Einkommen des Antragstellers in H&#246;he von</td> <td valign="bottom">7.353,00 DM</td> </tr> <tr> <td valign="top">ist zun&#228;chst der Bedarf der Antragsgegnerin zu ermitteln und auf 3/7, also auf anzusetzen.</td> <td valign="bottom">3.151,89 DM </td> </tr> <tr> <td valign="top">Darauf sind 6/7 ihrer eigenen fiktiven Eink&#252;nfte (1.575,00 DM netto), also</td> <td valign="bottom">1.350,00 DM</td> </tr> <tr> <td valign="top">bedarfsmindernd anzurechnen. Nur in Bezug auf den ungedeckten Bedarf in H&#246;he von</td> <td valign="bottom">1.801,29 DM</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">mu&#223; auch der Altersvorsorgeunterhalt aufgestockt werden; im &#252;brigen w&#252;rde er bereits durch die eigenen fiktiven Eink&#252;nfte der Antragsgegnerin sichergestellt. Nimmt man den Betrag 1.801,29 DM als Nettobemessungsgrundlage f&#252;r den zus&#228;tzlichen Altersvorsorgeunterhalt und macht</p> <br /><span class="absatzRechts">63</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td valign="top">einen Zuschlag von 31%<i> </i>=</td> <td valign="bottom">558,40 DM,</td> </tr> <tr> <td valign="top">so erh&#228;lt man die Bruttobemessungsgrundlage in H&#246;he von f&#252;r die Berechnung des Vorsorgebeitrages.</td> <td valign="top">2.359,69 DM</td> </tr> <tr> <td valign="top">Bei einem Beitragssatz zur Rentenversicherung von gegenw&#228;rtig 18,7%<i> </i>betr&#228;gt der zus&#228;tzliche Altersvorsorgeunterhalt monatlich ca.</td> <td valign="bottom">441,00 DM.</td> </tr> <tr> <td valign="top">Zieht man von dem bereinigten Einkommen des Antragstellers in H&#246;he von</td> <td valign="bottom">7.353,00 DM</td> </tr> <tr> <td valign="top">wiederum (wie beim Antragsteller selbst) den Altersvorsorgeunterhalt f&#252;r die Antragsgegnerin in H&#246;he von</td> <td valign="bottom">441,00 DM</td> </tr> <tr> <td valign="top">ab, verbleiben ihm noch Beziffert man, wie es geboten ist, den Elementarunterhaltsbedarf der Antragsgegnerin auf 3/7 dieses Betrages, also auf ca.</td> <td valign="bottom">6.912,00 DM.</td> </tr> <tr> <td valign="top">und rechnet darauf 6/7 der eigenen fiktiven Eink&#252;nfte der Antragsgegnerin,</td> <td valign="bottom">2.962,00 DM</td> </tr> <tr> <td valign="top">also</td> <td valign="bottom">1.350,00 DM</td> </tr> <tr> <td valign="top">an, dann hat sie noch einen Anspruch auf Elementarunterhalt in H&#246;he von</td> <td valign="bottom">1.612,00 DM.</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Die eigenen fiktiven Eink&#252;nfte der Antragsgegnerin sind im Wege der Anrechnungsmethode zu ber&#252;cksichtigen, da die Antragsgegnerin - wie bereits oben ausgef&#252;hrt - w&#228;hrend der letzten Jahre des ehelichen Zusammenlebens nicht mehr erwerbst&#228;tig gewesen ist und ihre Eink&#252;nfte aus einer Teilzeiterwerbst&#228;tigkeit die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse nicht mehr gepr&#228;gt haben.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht des Amtsgerichts ist eine - zeitliche Begrenzung des Unterhaltsanspruchs der Antragsgegnerin auf die Dauer von 18 Monaten nicht gerechtfertigt. Wie bereits an anderer Stelle ausgef&#252;hrt, w&#228;re die Antragsgegnerin auch bei Aus&#252;bung einer angemessenen Erwerbst&#228;tigkeit nicht im Stande, ihren eheangemessenen Unterhaltsbedarf durch eigene Eink&#252;nfte vollst&#228;ndig zu decken. Auch die Voraussetzungen einer zeitlichen Begrenzung nach &#167; 1573 Abs. 5 BGB .liegen nicht vor, da es bei der Dauer der Ehe und bei der Verteilung der Aufgaben innerhalb der Ehe w&#228;hrend der letzten Jahre des Zusammenlebens unbillig w&#228;re, die Leistungen, die die Antragsgegnerin f&#252;r Ehe und Familie erbracht hat, zu ignorieren. Diese Gesichtspunkte gelten auch, soweit eine zeitliche Begrenzung des eheangemessenen Unterhaltsanspruchs und danach eine Reduzierung auf wesentlich bescheideneres Ma&#223; erwogen werden k&#246;nnte (&#167; 1578 Abs. 1 S. 2 BGB). Ebenso wie die Dauer und Gestaltung der Ehe mu&#223; in diesem Zusammenhang auch ber&#252;cksichtigt werden, da&#223; die Antragsgegnerin w&#228;hrend der Ausbildung des Antragstellers zum Zahnarzt in den Jahren 1975 bis 1982 nicht unbetr&#228;chtliche Opfer in der Lebensf&#252;hrung hingenommen hat.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Dementsprechend war auf die Rechtsmittel beider Parteien das angefochtene Urteil im Ausspruch zum nachehelichen Unterhalt abzu&#228;ndern. Die weitergehenden Rechtsmittel mu&#223;ten hingegen zur&#252;ckgewiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 93a, 92, 97, 515 Abs. 3, 708 Nr. 10 ZPO.</p>
314,966
olgk-1991-03-21-7-u-8990
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
7 U 89/90
1991-03-21T00:00:00
2019-03-13T14:42:44
2022-10-18T15:09:24
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1991:0321.7U89.90.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>T a t b e s t a n d</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;gerin ist Eigent&#252;merin des Grundbesitzes S., L. 137, der aus vier Parzellen - Flur 8 Nr. x - x - besteht. Zumindest teilweise befinden sich auf den Grundst&#252;cken Kl&#228;rschlammablagerungen aus einer fr&#252;her von der Beklagten betriebenen Kl&#228;ranlage. Die Parzellen Nr. und x sind mit einer Werkhalle zum Zwecke der Fabrikation von Speiseeis und einem Eiscafe bebaut. Die Parzellen Nr. x und x sind un-bebaut.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;gerin macht geltend, der Boden der Grund-st&#252;cke sei infolge der Kl&#228;rschlammablagerungen nicht gen&#252;gend tragf&#228;hig; an der Werkhalle seien erhebliche Risse aufgetreten; au&#223;erdem gehe von den Ablagerungen nicht nur ein &#252;bler Geruch, sondern auch eine Gesundheitsgefahr aus, und zwar insbeson-dere wegen hoher Methangaskonzentrationen. Die Be-eintr&#228;chtigungen seien so erheblich, da&#223; der Grund-besitz f&#252;r sie praktisch wertlos sei. Sie verlangt von der Beklagten Schadensersatz, insbesondere weil diese eine Bebauung zugelassen und den Bereich der ehemaligen Kl&#228;ranlage in der Bauleitplanung als ge-werbliche Baufl&#228;che bzw. Industriegebiet ausgewie-sen habe.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;gerin hat den Grundbesitz aufgrund Vertrages vom 19.12.1985 von den Eheleuten Z. zum Preis von 520.000,00 DM (zuz&#252;glich 480.000,00 DM f&#252;r mitver-kaufte bewegliche Sachen) erworben. Die Eheleute Z. und ein damals noch beteiligter Herr L. hatten die Grundst&#252;cke durch Vertr&#228;ge aus 1978, ge&#228;ndert 1980, von der Beklagten gekauft. Sie hatten sich zur gewerblichen Bebauung binnen zwei Jahren ab Erwerb verpflichtet. Die Beklagte behielt sich f&#252;r den Fall der Nichterf&#252;llung dieser Pflicht die R&#252;ck-&#252;bertragung vor, zu deren Sicherung Auflassungsvor-merkungen im Grundbuch eingetragen wurden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Am 27.02.1980 erteilte die Beklagte die Baugenehmi-gung f&#252;r den Neubau einer Werkhalle zur Herstellung von Speiseeis mit Eiscafe. Das Geb&#228;ude wurde 1980 auf den Parzellen Nr. und x errichtet. Ein Bebau-ungsplan existierte damals noch nicht. Jedoch trat 1980 ein Fl&#228;chennutzungsplan in Kraft, der das be-treffende Gebiet als gewerbliche Baufl&#228;che auswies.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Ende 1983 fa&#223;te der Rat der Beklagten den Beschlu&#223;, den Bebauungsplan aufzustellen. Dieser ist seit Anfang 1985 rechtsverbindlich. Er sieht die indu-strielle Nutzung des hier in Rede stehenden Gebiets vor. In der Planbegr&#252;ndung (Anlage K 14) hei&#223;t es u.a.:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">"Nicht mehr ben&#246;tigte Teilfl&#228;chen der Kl&#228;r-anlage sollen durch die Festsetzung "Indu-striegebiet" (GI) einer baulichen Nutzung zugef&#252;hrt werden, um auf diese Weise die An-siedlung entsprechender Betriebe zu erm&#246;gli-chen."</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;gerin hat sich vor ihrem Erwerb &#252;ber die Existenz eines Bebauungsplanes nicht vergewissert. Sie hat diesen nicht eingesehen und wu&#223;te nicht, da&#223; ein Bebauungsplan existierte.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Unter dem 31.07.1984 teilten die Eheleute Z. der Beklagten mit, da&#223; es ihnen aus wirtschaftlichen Gr&#252;nden nicht m&#246;glich sei, in den n&#228;chsten Jahren die Parzellen Nr. x und x zu bebauen; sie &#228;u&#223;erten deshalb den Wunsch, diese Grundst&#252;cke an die Be-klagte oder einen von dieser zu benennenden Inter-essenten zu verkaufen (Bl. 57 GA).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Mit Schreiben vom 17.07.1985 (Bl. 58 GA) teilte Notar Sch dem Liegenschaftsamt der Beklagten mit, nach Angaben der Eigent&#252;mer - Eheleute Z. und Herr L. - seien die Auflassungsvormerkungen gegen-standslos und k&#246;nnten im Grundbuch gel&#246;scht werden; er bat um Erteilung der L&#246;schungsbewilligung. Die Beklagte lehnte das mit Schreiben vom 12.08.1985 (Bl. 59 GA) ab und erkl&#228;rte:</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">"Eine L&#246;schung der im Grundbuch eingetra-genen R&#252;ckauflassungsvormerkungen kann zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht erfolgen, da die in dem Kaufvertrag eingegangene Bau-verpflichtung bisher noch nicht erf&#252;llt ist (die Grundst&#252;cke x und x sind immer noch un-bebaut)."</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Am 27.01.1986, das hei&#223;t gut einen Monat nach Abschlu&#223; des Kaufvertrags mit den Eheleuten Z., bat die Kl&#228;gerin die Beklagte um L&#246;schung der Auflassungsvormerkungen. Diese entsprach dem nun-mehr. Sp&#228;testens 1986 - die Beklagte behauptet einen fr&#252;heren Zeitpunkt - traten Risse in der Werkhalle auf, die schlie&#223;lich den Hallenboden bis zu den Fundamenten durchzogen. Damit einher gingen &#252;ble Ger&#252;che. Untersuchungen ergaben von den Kl&#228;r-schlammablagerungen ausgehende Methanausgasungen sowie die Notwendigkeit besonderer Gr&#252;ndungsma&#223;nah-men f&#252;r die Errichtung von Industriebauten. Auf die von den Parteien vorgelegten Gutachten bzw. Stellungnahmen von Sachverst&#228;ndigen wird Bezug ge-nommen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;gerin hat vorgetragen:</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Weder sie selbst noch die Eheleute Z. h&#228;tten vor Abschlu&#223; des Vertrages vom 19.12.1985 von den Kl&#228;r-schlammablagerungen gewu&#223;t. Von diesen gehe eine Gefahr f&#252;r Menschen und Geb&#228;ude aus. Zwar sei die Halle zur Zeit noch nicht einsturzgef&#228;hrdet, das werde sich in Zukunft aber aller Voraussicht nach &#228;ndern, weil die Fundamente im Bereich der Ablage-rungen betonaggressiven Stoffen ausgesetzt seien. Da sich unterhalb der Halle erhebliche Konzentra-tionen von Methangas bef&#228;nden, bestehe die Gefahr, da&#223; &#252;ber die Risse in der Bodenplatte der Halle und &#252;ber Bauwerksfugen Methangas in das Geb&#228;udeinnere eintrete. Bei l&#228;ngerer unzureichender Durchl&#252;ftung des Geb&#228;udes k&#246;nne dies zu einer explosiven Gaskon-zentration f&#252;hren. Als Lastboden f&#252;r Ingenieurbau-werke seien die Kl&#228;rschlammablagerungen untauglich; zur Sanierung sei ein Bodenaustausch erforderlich. Die Beeintr&#228;chtigungen seien so erheblich, da&#223; sie das Grundst&#252;ck in der vorliegenden Form nicht mehr weiter nutzen k&#246;nne und es f&#252;r sie wertlos sei.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Beklagte habe wegen der von den Ablagerungen ausgehenden gravierenden Folgen die Grundst&#252;cke nicht als industriell nutzbar ausweisen d&#252;rfen, ohne auf die Ablagerungen hinzuweisen und/oder son-stige geeignete Hinweise auf eine nur eingeschr&#228;nk-te Nutzbarkeit zu geben. Ebensowenig habe sie 1980 die Baugenehmigung ohne entsprechende Auflagen er-teilen d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Sie, Kl&#228;gerin, habe sich, auch wenn sie den Bebau-ungsplan nicht eingesehen habe, darauf verlassen d&#252;rfen, da&#223; bei der Planung den besonderen Gegeben-heiten des Gebiets hinreichend Rechnung getragen worden sei. Nach dem &#228;u&#223;eren Erscheinungsbild habe sie keine Bedenken gegen die Ordnungsm&#228;&#223;igkeit der vorhandenen Bebauung und die bauliche Nutzbarkeit der noch unbebauten Parzellen zu haben brauchen. Erst recht habe sie hierauf deshalb vertrauen d&#252;r-fen, weil die Beklagte noch in ihrem Schreiben vom 12.08.1985 auf der von den Eheleuten Z. eingegange-nen Bebauungspflicht beharrt habe.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Eine anderweitige Ersatzm&#246;glichkeit bestehe nicht, weil auch die Eheleute Z. zur Zeit des Verkaufs nichts von der Beeintr&#228;chtigung gewu&#223;t h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Beklagte sei deshalb zum Ersatz des von ihr, Kl&#228;gerin, aufgewendeten Kaufpreises von 520.000,00 DM f&#252;r den Grund und Boden nebst (in zweiter Instanz fallengelassen) 360.000,00 DM f&#252;r eingebautes Inventar Zug um Zug gegen &#220;bereignung der Grundst&#252;cke verpflichtet, zumindest zur Zahlung von 450.000,00 DM f&#252;r die erforderliche Sanierung der Halle und den f&#252;r eine bauliche Nutzung erforderlichen Bodenaustausch auf den Parzellen Nr. x und x (Berechnung Seite 8 der Klageschrift, Bl. 10 GA). Au&#223;erdem m&#252;sse sie einen ihr in der Zeit von November 1987 bis Januar 1989 entstandenen Mietausfallschaden in H&#246;he von 51.000,00 DM erset-zen sowie nutzlose Erwerbskosten in H&#246;he von ins-gesamt 30.324,90 DM (Aufschl&#252;sselung Seite 24 - 26 der Klageschrift, Bl. 26 - 28 GA).</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">die Beklagte zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">1. an sie 880.000,00 DM nebst 4 % Zinsen</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">seit Klagezustellung, dem 27.1.1989, Zug um Zug gegen &#220;bereignung und &#220;bergabe des Grundst&#252;cks L. 137 in S., bestehend aus den katasteramtlichen Parzellen Gemarkung S., Flur 8, Nrn. , x, x und x zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">2. an sie weitere 51.000,00 DM nebst 4 %</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">Zinsen seit Klageerhebung zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">3. an sie weitere 30.324,49 DM nebst 4 %</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">Zinsen seit Klageerhebung zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">4. festzustellen, da&#223; die Beklagte ver-</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">pflichtet ist, ihr allen weiteren Schaden zu ersetzen, der ihr daraus entstanden ist, da&#223; sich auf dem Grundst&#252;ck L. 137 in S., bestehend aus den katasteramtlichen Parzel-len Gemarkung S., Flur 8, Nrn. , x, x und x Kl&#228;rschlammablagerungen befinden;</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">hilfsweise anstelle des Antrages zu 1.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">die Beklagte zu verurteilen, an sie 450.000,00 DM nebst 4 % Zinsen seit Klagezu-stellung zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Sie hat behauptet, bei Beratung und Verabschiedung des Bebauungsplanes sei bedacht worden, da&#223; das Plangebiet jedenfalls teilweise im Bereich der fr&#252;heren Kl&#228;ranlage gelegen habe, in dem sich Ablagerungen aus dieser Anlage befunden h&#228;tten. Man sei jedoch zu dem Ergebnis gekommen, da&#223; in diesem Gebiet Industriebauten durchaus m&#246;glich und vertretbar seien. Die Kl&#228;rschlammablagerungen sei-en bei der festgesetzten Nutzungsart ungef&#228;hrlich. Bautechnisch seien allerdings besondere Gr&#252;ndungs-ma&#223;nahmen erforderlich. Eine Gr&#252;ndung habe auf gewachsenem Boden erfolgen m&#252;ssen. Dies h&#228;tten die Eheleute Z. bei Errichtung der Werkhalle nicht beachtet, sondern - insoweit unstreitig - dem Bau nur eine Standardstatik zugrunde gelegt, die normale Bodenverh&#228;ltnisse voraussetzte. Sp&#228;te-stens bei den Ausschachtungsarbeiten seien die Ab-lagerungen aus der Kl&#228;geranlage offenbar geworden; die von den Eheleuten Z. beauftragten Ingenieure und Bauhandwerker seien hierauf sogar ausdr&#252;cklich hingewiesen worden. Dennoch seien nur ganz unzu-reichende Gr&#252;ndungsma&#223;nahmen erfolgt. Da die Fun-damente, wahrscheinlich aus Kostengr&#252;nden, nicht bis auf tragfesten Boden heruntergef&#252;hrt worden seien, sei schon kurz nach Erstellung der Halle ein schr&#228;g durch sie laufender Ri&#223; aufgetreten. Schon 1984, das hei&#223;t lange vor dem Erwerb seitens der Kl&#228;gerin, sei bei einem fl&#252;chtigen Blick auf die Halle von au&#223;en deutlich zu sehen gewesen, da&#223; eine Ecke der Halle um 10 bis 15 cm abgesackt war. Der Umfang der Methangasbildung halte sich in Grenzen, da die Ablagerungen keinen sehr gro&#223;en Umfang h&#228;tten. Technisch sei es kein Problem, im Bereich von Kl&#228;rablagerungen das Eindringen von Gas in ein Geb&#228;ude zu verhindern. Eine Gefahr bestehe schon dann nicht, wenn das Bauwerk so standsicher gegr&#252;ndet werde, da&#223; sich keine Risse bildeten. Falls man weitere Vorsorge treffen wolle, k&#246;nne unterhalb der Bodenplatte eine Folie eingebracht werden. Eine konkrete gesundheitliche Gef&#228;hrdung der in den Industriebetrieben t&#228;tigen Personen bestehe jedenfalls nicht.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Beklagte hat ferner geltend gemacht, da&#223; es am Ursachenzusammenhang zwischen Aufstellung des Be-bauungsplanes und Erwerb der Kl&#228;gerin fehle, und die Ansicht vertreten, da&#223; der sp&#228;tere Erwerber eines Grundst&#252;cks, das schon zur Zeit der Aufstel-lung des Bebauungsplanes bebaut sei, nicht in den Schutzbereich der Amtspflichten falle, die ihr, Beklagter, im Rahmen der Bauleitplanung obl&#228;gen.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Schlie&#223;lich hat sie geltend gemacht, der Kl&#228;gerin stehe eine anderweitige Ersatzm&#246;glichkeit zur Verf&#252;gung - Anspruch gegen die Eheleute Z. -, und Einwendungen zur Anspruchsh&#246;he erhoben.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Mit dem angefochtenen und hiermit in Bezug genom-menen Urteil, das der Kl&#228;gerin am 30.04.1990 zuge-stellt worden ist, hat das Landgericht die Klage abgewiesen. Hiergegen richtet sich die am 30.05.1990 eingelegte Berufung, die die Kl&#228;gerin nach entsprechender Fristverl&#228;ngerung am 07.11.1990 begr&#252;ndet hat.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Beide Parteien wiederholen und erg&#228;nzen ihr Vor-bringen nach Ma&#223;gabe der in zweiter Instanz ge-wechselten Schrifts&#228;tze.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">1. die Beklagte zu verurteilen, an sie</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">520.000,00 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 27.01.1989 zu zahlen Zug um Zug gegen &#220;ber-eignung und &#220;bergabe des Grundst&#252;cks L. 137 in S., bestehend aus den Parzellen Gemar-kung S. Flur 8 Nr. - x,</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">2. die Beklagte zu verurteilen, an sie wei- tere 81.324,49 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 27.01.1989 zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">3. festzustellen, da&#223; die Beklagte ver-</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">pflichtet ist, ihr alle weiteren Sch&#228;den daraus zu ersetzen, da&#223; das unter Nr. 1 ge-nannte Grundst&#252;ck und die darauf befindli-che Halle nicht genutzt werden kann,</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">4. ihr nachzulassen, die Zwangsvoll-</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">streckung gegen eine durch selbstschuld-nerische Bankb&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank, Volksbank oder &#246;ffentlichen Spar-kasse zu erbringende Sicherheitsleistung abzuwenden,</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">hilfsweise anstelle des Antrags zu 1),</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">die Beklagte zu verurteilen, an sie 450.000,00 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 27.01.1989 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen und ihr zu ge-statten, Sicherheit auch durch die B&#252;rg-schaft einer deutschen Gro&#223;bank, &#246;ffentli-chen Sparkasse oder Volksbank zu leisten.</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Erg&#228;nzend wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Berufung ist zul&#228;ssig, aber nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">1.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Kl&#228;gerin steht kein Anspruch wegen fehlerhafter Bauleitplanung der Beklagten zu.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">a) &#167; 39 Abs. 1 b OBG scheidet als Anspruchsgrundla- ge schon deshalb aus, weil die Aufstellung eines Bauleitplanes keine ordnungsbeh&#246;rdliche Ma&#223;nahme ist (BGH NJW 1983, 215).</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">b) Ebensowenig besteht ein Amtshaftungsanspruch</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">(&#167; 839 BGB i.V.m. Art. 34 GG) wegen angeblicher Fehler bei der Aufstellung des Bebauungsplanes Nr. 58/1. Dabei kann dahingestellt bleiben, ob die Beklagte gegen das Gebot gerechter Abw&#228;gung der &#246;f-fentlichen und privaten Belange (&#167; 1 Abs. 7 BBauG, jetzt &#167; 1 Abs. 6 BauGB) versto&#223;en hat, indem sie im Bereich der fr&#252;heren Kl&#228;ranlage eine gewerbliche Bebauung zugelassen hat. Jedenfalls fehlt es n&#228;m-lich an der Verletzung einer dem Schutz der Kl&#228;ge-rin dienenden Amtspflicht.</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Ob im Einzelfall der Gesch&#228;digte zum Kreis der "Dritten" im Sinne des &#167; 839 BGB geh&#246;rt, beurteilt sich danach, ob die Amtspflicht - wenn auch nicht notwendig allein, so doch auch - den Zweck hat, das Interesse gerade dieses Gesch&#228;digten wahrzunehmen. Nur wenn sich aus den die Amtspflicht begr&#252;ndenden und sie umrei&#223;enden Bestimmungen sowie aus der Natur des Amtsgesch&#228;fts ergibt, da&#223; der Gesch&#228;digte zu dem Personenkreis geh&#246;rt, dessen Belange nach dem Zweck und der rechtlichen Bestimmung des Amtsgesch&#228;fts gesch&#252;tzt und gef&#246;rdert sein sollen, besteht ihm gegen&#252;ber bei schuldhafter Pflichtver-letzung eine Schadensersatzpflicht. Hingegen ist anderen Personen gegen&#252;ber, selbst wenn die Amts-pflichtverletzung sich f&#252;r sie mehr oder weniger nachteilig ausgewirkt hat, eine Ersatzpflicht nicht begr&#252;ndet. Es mu&#223; mithin eine besondere Beziehung zwischen der verletzten Amtspflicht und dem gesch&#228;-digten "Dritten" bestehen. Dabei mu&#223; eine Person, der gegen&#252;ber eine Amtspflicht zu erf&#252;llen ist, nicht in allen ihren Belangen immer als "Dritter" anzusehen sein. Vielmehr ist jeweils zu pr&#252;fen, ob gerade das im Einzelfall ber&#252;hrte Interesse nach dem Zweck der rechtlichen Bestimmung des Amtsge-sch&#228;fts gesch&#252;tzt sein soll. Es kommt demnach auf den Schutzzweck der Amtspflicht an (st&#228;ndige Recht-sprechung; siehe z.B. BGH NJW 1989, 976, 978).</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Ein Bebauungsplan ist Rechtsnorm; er wird als Sat-zung beschlossen (&#167; 10 BBauG - jetzt: BauGB). Dem Normgeber obliegen grunds&#228;tzlich keine drittgerich-teten Amtspflichten, sondern nur solche gegen&#252;ber der Allgemeinheit. Ausnahmsweise k&#246;nnen bei Ma&#223;-nahme- und Einzelfallnormen die Belange bestimmter Einzelpersonen unmittelbar betroffen werden mit der Folge, da&#223; ihnen gegen&#252;ber drittgerichtete Amts-pflichten des Normgebers bestehen. Das kommt beim Erla&#223; von Bebauungspl&#228;nen wegen ihres r&#228;umlich-ge-genst&#228;ndlichen Bereichs und der daraus folgenden Einengung des Kreises der Betroffenen in Betracht, jedoch nur hinsichtlich solcher Pflichten, die eine Ber&#252;cksichtigung konkreter besonderer Inter-essen des einzelnen planbetroffenen B&#252;rgers oder einer Gruppe solcher B&#252;rger erfordern (Boujong, Staatshaftung f&#252;r legislatives und normatives Un-recht in der neueren Rechtsprechung des Bundes-gerichtshofs, in Festschrift f&#252;r Geiger, Verant-wortlichkeit und Freiheit, Seite 430, x). Liegt die genannte Voraussetzung vor, so kommt es nicht darauf an, ob der Betroffene zur Zeit des Erlas-ses des Bebauungsplanes schon Grundst&#252;ckseigent&#252;mer oder dinglich Berechtigter im Plangebiet war. Das folgt aus der Objektbezogenheit eines Bebauungs-planes (BGH NJW 1989, 976, 978; OLG Saarbr&#252;cken VersR 1988, 520, 521; Rehbinder, JuS 1989, 885, 888). Keiner Entscheidung bedarf hier die streitige Frage (vgl. einerseits Papier DVBl 1989, 508, 509 und Rehbinder a.a.O., andererseits Schink NJW 1990, 351, 355 und D&#214;V 1988, 529, 535/6), ob - so die vom Bundesgerichtshof bisher entschiedenen F&#228;lle - nur der sogenannte Ersterwerber, der vom Bautr&#228;ger erwirbt, gesch&#252;tzt wird oder auch der sogenannte Nacherwerber, der zur Zeit der Aufstellung des Be-bauungsplanes noch in keinerlei Rechtsbeziehung zum &#252;berplanten Grundst&#252;ck steht.</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Beim Erla&#223; von Bebauungspl&#228;nen ist also zu diffe-renzieren zwischen Pflichten, die dem Normgeber nur im Allgemeininteresse obliegen, und solchen, die er zumindest auch im Interesse einzelner zu beachten hat. Zu letzteren z&#228;hlen nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs die Pflicht, bei der Bau-leitplanung die Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverh&#228;ltnisse zu ber&#252;cksichtigen (NJW 1989, 976 ff.; 1990, 381 ff., 1038 ff. und 1042 ff.), und die Pflicht zu sachgerechter Abw&#228;gung, "soweit in qualifizierter und zugleich individualisierter Weise auf schutzw&#252;rdige Interessen eines erkennbar abgegrenzten Kreises Dritter R&#252;cksicht zu nehmen ist" (BGH NJW 1984, 2516, 2519). Nach einem Teil der Literatur (Papier in M&#252;nchener Kommentar zum BGB 2. Aufl. &#167; 839 Rn. 225; Rehbinder a.a.O.; Bou-jong a.a.O. Seite 441) soll bei Abw&#228;gungsfehlern die Verletzung einer drittbezogenen Amtspflicht im Sinne des &#167; 839 BGB schon dann in Betracht kommen, wenn konkrete abw&#228;gungserhebliche Individualbelan-ge bestimmter Planbetroffener, soweit schutzw&#252;rdig, bei der Abw&#228;gung nicht oder nicht mit dem ihnen zu-kommenden Gewicht ber&#252;cksichtigt worden sind.</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Hier kommt die Verletzung einer - zumindest auch - dem Schutz der Kl&#228;gerin dienenden Amtspflicht nicht in Betracht, obwohl die Ausweisung des Industriege-biets im Bereich der fr&#252;heren Kl&#228;ranlage nach Be-hauptung der Kl&#228;gerin eine Gesundheitsgefahr f&#252;r die k&#252;nftigen Benutzer mit sich bringt. Ob sich dies schon daraus ergibt, da&#223; sie sogenannte Nach-erwerberin ist, kann offen bleiben. Der Beklagten oblagen bei Aufstellung und Verabschiedung des Be-bauungsplanes n&#228;mlich keine Amtspflichten zum Schutz derjenigen, deren Grundst&#252;cke schon fr&#252;her bebaut waren und die eine weitere Bebauung nicht beabsichtigten. Diese Eigent&#252;mer wurden von der Bauleitplanung nicht betroffen. Ihre legal errich-teten Bauten genossen und genie&#223;en Bestandskraft. Aufgabe der Bauleitplanung ist es, die bauliche und sonstige Nutzung der Grundst&#252;cke in der Gemeinde vorzubereiten und zu leiten (&#167; 1 Abs. 1 BBauG, &#167; 1 Abs. 1 BauGB).</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Parzellen Nr. und x waren schon im Jahre 1980, das hei&#223;t lange vor dem Aufstellungsbeschlu&#223;, bebaut worden. Das errichtete Geb&#228;ude wurde vom Bebauungsplan nicht betroffen. Ob dies dann anders w&#228;re, wenn der Bebauungsplan eine andere Bebauung vorgesehen h&#228;tte, als sie schon verwirklicht war, kann dahinstehen. Das errichtete Geb&#228;ude entsprach n&#228;mlich der Bebauungsart, die der Plan vorsah.</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Parzellen Nr. x und x waren zwar weder zur Zeit der Aufstellung des Bebauungsplanes noch des Verkaufs an die Kl&#228;gerin bebaut, sie sind es auch heute nicht. Zum Kreis der gesch&#252;tzten "Dritten" im Sinne des &#167; 839 BGB z&#228;hlen, jedenfalls soweit es um die Bebauung von Altlastfl&#228;chen geht, aber nicht die Eigent&#252;mer, die &#252;berhaupt nicht die Absicht haben, die Grundst&#252;cke zu bebauen (BGH NJW 1990, 381, 383). Das traf schon f&#252;r die Voreigent&#252;mer zu. Die Eheleute Z. haben der Beklagten mit Schreiben vom 31.07.1984 mitgeteilt, da&#223; es ihnen aus wirtschaftlichen Gr&#252;nden nicht m&#246;glich sei, in den n&#228;chsten Jahren die Parzellen Nr. x und x zu bebauen. Dasselbe mu&#223; f&#252;r die Kl&#228;gerin angenommen werden. Sie hat schon gut einen Monat nach dem Kauf (19.12.1985), n&#228;mlich mit Schreiben vom 27.01.1986, um L&#246;schung der zugunsten der Beklagten eingetrage-nen, die Bebauungsverpflichtung sichernden R&#252;ckauf-lassungsvormerkung gebeten; die Beklagte hat dieser Bitte - in Ab&#228;nderung ihrer negativen Stellungnahme vom 12.08.1985 gegen&#252;ber Notar Sch - entsprochen. Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt Seite 7 der Berufungsbegr&#252;ndung (Bl. 195 GA) selbst vor, da&#223; sie eine Erweiterung des Produktionsbetriebs in S. f&#252;r wirtschaftlich nicht sinnvoll gehalten habe. Sie behauptet nicht, da&#223; dies in der Zeit zwischen Verkauf und 27.01.1986 anders gewesen sei oder da&#223; sich diese ihrer Beurteilung zwischenzeitlich ge&#228;ndert habe.</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">c) Offen ist, ob zur Zeit der Erteilung der Bauge- nehmigung und der Bebauung der Parzellen Nr. und x schon der Fl&#228;chennutzungsplan aus 1980 in Kraft war. Einer Aufkl&#228;rung dieses Punktes bedarf es jedoch nicht. Auch wenn die Aufstellung des Fl&#228;chennutzungsplanes, soweit er die Altlastfl&#228;che betraf, amtspflichtwidrig gewesen sein sollte, so folgt daraus kein Amtshaftungsanspruch der Vorei-gent&#252;mer oder gar der Kl&#228;gerin.</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Bundesgerichtshof bejaht unter gewissen Vor-aussetzungen einen Anspruch des Bauherren auf Ersatz seiner nutzlosen Aufwendungen, die er im Vertrauen auf Bestand und Realisierbarkeit eines Bebauungsplanes gemacht hat, weil der Bebauungsplan die alleinige "Verl&#228;&#223;lichkeitsgrundlage" f&#252;r seine finanziellen Dispositionen bietet (NJW 1989, 976, 979). Das trifft f&#252;r den Fl&#228;chennutzungsplan nicht zu. Dieser ist nur vorbereitender Bauleitplan; ver-bindliche Festsetzungen enth&#228;lt erst der Bebauungs-plan (&#167;&#167; 1 Abs. 2, 8 Abs. 1 BBauG, &#167;&#167; 1 Abs. 2, 8 Abs. 1 BauGB). Die Existenz eines Fl&#228;chennutzungs-planes schafft deshalb keinen Vertrauenstatbestand. Weder kann aus diesem bauplanungsrechtlich ein Anspruch auf Bebauung abgeleitet werden, noch kann er als &#246;ffentlicher Belang einem im Innenbereich (&#167; 34 BBauG, jetzt: BauGB) an sich zul&#228;ssigen Vorhaben entgegengesetzt werden (BVerwG NJW 1981, 2770 f.). Hier ging es bei der 1980 vorgenommenen Bebauung um ein Innenbereichsvorhaben, wie die Be-klagte Seite 12 ihres Schriftsatzes vom 27.02.1989 (Bl. 49 GA) in Verbindung mit ihrem Schriftsatz vom 10.03.1989 (Bl. 62 GA) vorgetragen hat. Die von der Kl&#228;gerin Seite 8, 11 ihres Schriftsatzes vom 23.04.1990 (Bl. 128, 131 GA) vertretene Ansicht, planungsrechtliche Grundlage der Baugenehmigung sei &#167; 33 BBauG gewesen, ist unzutreffend; denn unstrei-tig ist die Aufstellung des Bebauungsplanes erst 1983 beschlossen worden. Die Kl&#228;gerin ist auf diese Behauptung in zweiter Instanz - zu Recht - auch nicht mehr zur&#252;ckgekommen.</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Eine "Verl&#228;&#223;lichkeitsgrundlage" bot der Fl&#228;chen-nutzungsplan auch nicht deshalb, weil er, wie das Landgericht Seite 8 des angefochtenen Urteils und die Beklagte Seite 10, 11 der Berufungserwiderung (Bl. 234, 235 GA) in Erw&#228;gung gezogen haben, die nach &#167;&#167; 1 Abs. 7 BBauG, 1 Abs. 6 BauGB gebotene Abw&#228;gung bei der Beschlu&#223;fassung &#252;ber den Bebau-ungsplan band. Diese Erw&#228;gung ist n&#228;mlich unrich-tig. Zwar ist der Bebauungsplan aus dem Fl&#228;chennut-zungsplan zu entwickeln (&#167; 8 Abs. 2 BBauG, jetzt: BauGB), dies &#228;ndert aber nichts an der Notwendig-keit einer eigenst&#228;ndigen Abw&#228;gung im Rahmen der Aufstellung eines Bebauungsplanes (siehe hierzu z.B. Schlichter-Stich-Tittel, BBauG 3. Aufl. &#167; 5 Rdnr. 3). Das ergibt sich unmittelbar aus &#167;&#167; 1 Abs. 7 BBauG, 1 Abs. 6 BauGB, versteht sich im &#252;brigen angesichts der "Gro&#223;fl&#228;chigkeit" eines Fl&#228;-chennutzungsplanes, dessen Verabschiedung in aller Regel keine detaillierten Untersuchungen des gesam-ten Plangebietes vorausgehen k&#246;nnen, von selbst. Ob die planerische Bew&#228;ltigung eines bekanntgewor-denen Altlastenproblems vom Fl&#228;chennutzungsplan ge-nerell nicht geleistet werden kann und deshalb in diesem nur die - erst seit Inkrafttreten des BauGB vorgesehene - Kennzeichnung von Verdachtsfl&#228;chen zu fordern ist (so Baden ZfBR 1988, 108, 109), kann unentschieden bleiben; denn eine "Verl&#228;&#223;lichkeits-grundlage" f&#252;r die Unbedenklichkeit einer Altla-sten-&#220;berbauung bildet der Fl&#228;chennutzungsplan je-denfalls nicht, zumal dann nicht, wenn er - wie hier - nicht auf detaillierten Untersuchungen der Altlastfl&#228;chen basiert. Solche Untersuchungen sind - unter gewissen Voraussetzungen - vor verbindli-cher Festsetzung geboten, also im Zusammenhang mit der Aufstellung des Bebauungsplanes.</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">d) Dar&#252;berhinaus fehlt es am Ursachenzusammenhang</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">zwischen der Bauleitplanung und dem Entschlu&#223; der Kl&#228;gerin, die Grundst&#252;cke zu erwerben. Sie hat weder auf die Geltung eines Bebauungsplanes noch eines Fl&#228;chennutzungsplanes vertraut. Unstreitig hat sie vor dem Kauf Planunterlagen nicht eingese-hen und wu&#223;te nicht einmal von der Existenz des Be-bauungsplanes. Vertraut hat sie allenfalls darauf, da&#223; das Geb&#228;ude legal errichtet worden war. Dies ist v&#246;llig unabh&#228;ngig von der Frage, ob planungs-rechtliche Grundlage ein Bebauungsplan oder &#167;&#167; 34, 35 BauGB waren.</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Da die Kl&#228;gerin Planunterlagen nicht eingesehen hat, kommt es auch nicht darauf an, ob die Beklag-te in den Bauleitpl&#228;nen die Altlastfl&#228;chen h&#228;tte kennzeichnen m&#252;ssen, eine Pflicht, die gesetzlich &#252;brigens erst durch das nach Inkrafttreten der Bau-leitpl&#228;ne geschaffene BauGB begr&#252;ndet worden ist. Die im Senatstermin vom 14.02.1991 von der Kl&#228;gerin vertretene Ansicht, im Falle der Kennzeichnung h&#228;tten jedenfalls die Voreigent&#252;mer von der Altlast erfahren und diese h&#228;tten ihre Kenntnis an sie, Kl&#228;gerin, im Rahmen der Verkaufsverhandlungen wei-tergegeben, ist nicht &#252;berzeugend. Da die Voreigen-t&#252;mer die Parzellen und x schon bebaut hatten, in-soweit durch den Bebauungsplan also nicht betroffen wurden, und da sie ferner die Parzellen x und x nicht bebauen wollten, bestand f&#252;r sie kein Anla&#223;, Bebauungsplan und Planunterlagen einzusehen.</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">e) Unter diesen Umst&#228;nden kommt es nicht auf die</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Frage an, ob der Gewerbetreibende, der im Vertrauen auf einen Bebauungsplan eine gewerbliche Bebauung vornimmt, die sich wegen einer Altlast auf dem &#252;berbauten Gel&#228;nde als unn&#252;tz erweist, "Drit-ter" im Sinne des &#167; 839 BGB ist. Der Senat weist jedoch darauf hin, da&#223; er auch insoweit erhebliche Bedenken hat:</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die bisher ver&#246;ffentlichte Rechtsprechung betrifft die Ausweisung von Wohngebieten auf Altlastfl&#228;chen (BGH NJW 1989, 976 ff.; 1990, 381 ff., 1038 ff. und 1042 ff.), nicht die Ausweisung von Gewerbe- oder Industriegebieten. Aus der Pflicht, bei der Auf-stellung von Bauleitpl&#228;nen die allgemeinen Anforde-rungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverh&#228;ltnisse und die Sicherung der Wohn- und Arbeitsbev&#246;lkerung zu ber&#252;cksichtigen (&#167; 1 Abs. 6 Satz 2 BBauG erster Spiegelstrich; &#167; 1 Abs. 5 Satz 2 Nr. 1 BauGB), er-gibt sich zwar die Amtspflicht, die gesundheitli-chen Belange auch der "Arbeitsbev&#246;lkerung" in Rech-nung zu stellen. Das Verbot, durch planerische Ma&#223;-nahmen Gesundheitsgefahren zu erzeugen, ist die</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#228;u&#223;erste Grenze der planerischen Gestaltungs-freiheit unabh&#228;ngig davon, ob es um Wohn- oder gewerbliche Nutzung geht (Schink NJW 1990, 351, 355; Rehbinder JuS 1989, 885, 886; Jochum NVwZ 1989, 635). Als Konsequenz der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zur Wohnbebauung folgt daraus aber nur, da&#223; die Arbeitnehmer "Dritte" im Sinne des &#167; 839 BGB sind, der Gewerbetreibende selbst nur insoweit, als er durch eigene T&#228;tigkeit auf dem Be-triebsgel&#228;nde selbst einer Gesundheitsgefahr ausge-setzt ist - ein Gesichtspunkt, der bei der Kl&#228;gerin als einer GmbH von vorneherein keine Rolle spielt. T8pischerweise, und so auch hier, wird der Gewerbe-treibende nur in seinem Verm&#246;gensinteresse betrof-fen. Dies reicht f&#252;r sich allein gerade nicht aus, um einen Drittbezug im Sinne des &#167; 839 BGB zu beja-hen (BGH NJW 1990, 1038, 1040). Ersatz der unn&#252;tz aufgewendeten Kosten f&#252;r den Bau eines Hauses hat der Bundesgerichtshof (a.a.O.) dem Bauherren eines Wohnhauses nur wegen deren unmittelbarer Beziehung zur Gesundheitsgef&#228;hrdung zugebilligt. Daran fehlt es bei Gewerbebetrieben schon deshalb, weil die Gesundheitsgefahr t8pischerweise die Arbeitnehmer-schaft trifft, den Gewerbetreibenden nur insoweit, als er auf dem Betriebsgel&#228;nde selbst mitarbeitet. Allerdings geht der Bundesgerichtshof f&#252;r die Wohnbebauung davon aus, da&#223; "Dritte" im Sinne des &#167; 839 BGB auch die Wohnbauunternehmen sind, die Verantwortung daf&#252;r tragen, da&#223; die von ihnen errichteten Bauten von Gesundheitsgefahren frei sind (NJW 1990, 381, 382; 1038, 1040; 1042, 1044). Auf andere gewerbliche Unternehmen ist dies nach Ansicht des Senats aber nicht &#252;bertragbar. Zwar obliegt dem Arbeitgeber eine F&#252;rsorgepflicht gegen-&#252;ber dem Arbeitnehmer. Tats&#228;chlich geht es bei dem Anspruch auf Ersatz von unn&#252;tzen Kosten f&#252;r eine gewerbliche Bebauung aber nicht, jedenfalls nicht prim&#228;r, um die Erf&#252;llung dieser F&#252;rsorgepflicht, sondern um das Verm&#246;gensinteresse des Gewerbetrei-benden.</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Selbst wenn man dies anders sehen w&#252;rde, so haben doch jedenfalls Kosten au&#223;er Betracht zu bleiben, die deshalb unn&#252;tz aufgewendet worden sind, weil der Boden nicht gen&#252;gend tragf&#228;hig ist. Insoweit geht es, abgesehen von dem Fall, da&#223; ein Geb&#228;ude akut einsturzgef&#228;hrdet ist - was hier nicht der Fall ist -, nicht um eine Gesundheitsgef&#228;hrdung. Die Amtspflicht zur Pr&#252;fung der statischen Berech-nung dient nicht dem Schutz des Bauherren vor unn&#252;tzen Aufwendungen f&#252;r ein Bauvorhaben; das Bau-genehmigungsverfahren ist nicht dazu bestimmt, dem Bauherren die Verantwortung f&#252;r eine einwandfreie Durchf&#252;hrung und Durchf&#252;hrbarkeit seines Bauvorha-bens abzunehmen (BGH NJW 1963, 1821, 1823). Dement-sprechend gilt f&#252;r die Bauleitplanung - unabh&#228;ngig davon, ob unter Umst&#228;nden Baugrunduntersuchungen erforderlich sind -, da&#223; die Gemeinde mit der Aus-weisung von Baugel&#228;nde grunds&#228;tzlich nicht das Ver-trauen erzeugt, da&#223; der Baugrund geologisch zur Be-bauung geeignet ist (BGH NJW 1989, 976, 979; 1990, 381, 384; WM 1988, 200, 203).</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Schwermetalle im Boden des Grundbesitzes der Kl&#228;gerin bilden nach &#252;bereinstimmender Ansicht der Sachverst&#228;ndigen keine Gesundheitsgefahr f&#252;r die Nutzer der Grundst&#252;cke. Eine etwaige Gef&#228;hrdung des Grundwassers betrifft nicht die individuellen Be-lange der Kl&#228;gerin.</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Was die Methanausgasungen angeht, so mag es sein, da&#223; bei l&#228;ngerer nicht ausreichender Entl&#252;ftung und hoher Konzentration eine Explosionsgefahr auftreten kann. Insoweit ist aber in Betracht zu ziehen (vgl. Seite 7 des von der Beklagten eingeholten Gutachtens Sp. und J., Anl. zum Schriftsatz vom 16.01.1990), da&#223; das Eindringen der Gase in das Geb&#228;ude Folge der unzureichenden Gr&#252;ndungsma&#223;nahmen ist, f&#252;r die die Kl&#228;gerin bzw. die Voreigent&#252;mer allein verantwortlich sind. Au&#223;erdem ist nicht von der Hand zu weisen, da&#223; mit zumutbarem Aufwand das Eindringen von Methangas in das Geb&#228;ude verhindert werden kann, jedenfalls in dem Umfang, da&#223; eine Ex-plosionsgefahr ausscheidet.</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">2.</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Ob die den Eheleuten Z. im Jahre 1980 erteilte Baugenehmigung fehlerhaft war, kann ebenfalls da-hinstehen. Die Kl&#228;gerin ist insoweit nicht "Dritte" im Sinne des &#167; 839 BGB. Aus demselben Grund besteht auch kein Anspruch nach &#167; 39 Abs. 1 b OBG, denn auch insoweit ist Anspruchsvoraussetzung, da&#223; die verletzte Norm zumindest auch dem Individualinter-esse des Gesch&#228;digten dient; der Bauherr hat kei-nen allgemeinen Gesetzesvollziehungsanspruch (BGH NJW 1983, 1795 ff.; 1990, 1038, 1041).</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Unzutreffend ist die Seite 25 der Berufungsbegr&#252;n-dung (Bl. 213 GA) vertretene Ansicht, mit der Grundst&#252;cks&#252;bereignung gingen in der Person des Bauherren entstandene Ersatzanspr&#252;che auf den neuen Eigent&#252;mer &#252;ber. Die angef&#252;hrten Belegstellen st&#252;t-zen diese Meinung nicht. Erforderlich ist vielmehr eine Abtretung seitens des Bauherren. Eine solche behauptet die Kl&#228;gerin selbst nicht.</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Gemeint ist mit der angef&#252;hrten Schriftsatzstelle wahrscheinlich, da&#223; der "Nacherwerber" zu dem durch &#167;&#167; 839 BGB, 39 OBG gesch&#252;tzten Personenkreis geh&#246;-re. Auch das ist so nicht richtig.</p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Dem Bauherren, der im Vertrauen auf die Rechtswirk-samkeit der Genehmigung nutzlose Aufwendungen ge-macht hat, steht mit gewissen Einschr&#228;nkungen, die speziell die statische Durchf&#252;hrbarkeit betreffen, ein Ersatzanspruch zu. Das Verbot, ohne Genehmigung zu bauen, ist nur eine pr&#228;ventive Beschr&#228;nkung der aus dem Grundeigentum flie&#223;enden Baufreiheit, deren Wegfall durch Erteilung der Genehmigung f&#252;r den Bauherren einen Vertrauenstatbestand des Inhalts schafft, da&#223; dem Bauvorhaben &#246;ffentlich-rechtliche Hindernisse nicht entgegenstehen und er dementspre-chend wirtschaftlich disponieren kann (st&#228;ndige Rechtsprechung, siehe z.B. BGHZ 60, 112). Diese Begr&#252;ndung trifft nicht auf denjenigen zu, der - wie die Kl&#228;gerin - viele Jahre nach Errichtung eines Geb&#228;udes den bebauten Grundbesitz erwirbt. Nur in engen Grenzen wird auch ein anderer als der Antragsteller im Genehmigungsverfahren durch die Erteilung der Genehmigung in seinem Vertrauen auf die Realisierbarkeit des Bauvorhabens (die hier zur Zeit des Kaufs der Kl&#228;gerin l&#228;ngst erfolgt war; es geht nur um ihr Vertrauen in die Abbruch-sicherheit des Geb&#228;udes) gesch&#252;tzt. So hat der Bundesgerichtshof diesen Schutz einem formell nicht am Genehmigungsverfahren Beteiligten zugebilligt, der aufgrund eines mit dem Eigent&#252;mer geschlossenen Vertrags befugt war, das Grundst&#252;ck zu bebauen, und dem ein Anspruch auf Eigentums&#252;bertragung einger&#228;umt war (NJW 1985, 2817 ff.). Das OLG Hamm hat den Schutz bejaht f&#252;r den, der schon zur Zeit der Antragstellung des Eigent&#252;mers mit diesem einen Vertrag &#252;ber den Erwerb des Grundst&#252;cks nebst des vom Eigent&#252;mer noch zu errichtenden Hauses ge-schlossen hatte (VersR 1987, 1044, 1046). Der Senat hat den Grundst&#252;ckseigent&#252;mer in den Schutz einbe-zogen, mit dessen Einverst&#228;ndnis ein Dritter den Bauantrag gestellt hatte (NVwZ 1989, 288).</p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Eine mit diesen F&#228;llen vergleichbare Gestaltung liegt hier nicht vor. Den Schutz auf den Nacherwer-ber auszudehnen, der Jahre sp&#228;ter das bebaute Grundst&#252;ck erwirbt, geht schon deshalb nicht an, weil dadurch die Verj&#228;hrungsfrist von drei Jahren praktisch ausgehebelt w&#252;rde: Bei jedem Neuerwerb entst&#252;nde ein neuer Anspruch mit eigener Verj&#228;h-rung.</p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Au&#223;erdem gelten die oben zu 1) e) gemachten Ausf&#252;h-rungen zur eigenen Verantwortung des Bauherren f&#252;r ausreichende Standsicherheit und Gr&#252;ndungsma&#223;nahmen des Bauwerks auch hier. Das Baugenehmigungsverfah-ren ist nicht dazu bestimmt, dem Bauherren die Verantwortung f&#252;r eine einwandfreie Durchf&#252;hrung und Durchf&#252;hrbarkeit seines Bauvorhabens abzunehmen (BGH NJW 1963, 1821, 1823). Die mangelnde Tragf&#228;-higkeit des Bodens, die durch sachgerechte Gr&#252;n-dungsma&#223;nahmen h&#228;tte kompensiert werden k&#246;nnen, ist deshalb kein Umstand, der zu Lasten der Beklagten geht.</p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">3.</p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Es kann dahinstehen, ob die Deponierung der Kl&#228;r-schlammablagerungen auf den Grundst&#252;cken den damals geltenden Abfallbeseitigungsvorschriften widerspro-chen hat. Selbst wenn dies zu bejahen sein sollte, kann hieraus kein Amtshaftungsanspruch gegen die Beklagte abgeleitet werden. Die Pflicht zur ord-nungsgem&#228;&#223;en Deponierung von Schadstoffen oblag ihr n&#228;mlich zum Schutze der Allgemeinheit, nicht zum Schutz der Kl&#228;gerin, die Jahre sp&#228;ter die Grund-st&#252;cke von einem Dritten erworben hat.</p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Es kommt auch nicht darauf an, ob die Beklagte beim Verkauf der Grundst&#252;cke an die Eheleute Z. 1978/1980 diese auf die Ablagerungen h&#228;tte hin-weisen m&#252;ssen, soweit diesen - was streitig ist - das Vorhandensein der Ablagerungen nicht ohnehin bekannt war. Wenn &#252;berhaupt, so konnte das Unter-lassen eines solchen Hinweises nur vertragliche An-spr&#252;che der Eheleute Z. gegen die Beklagte begr&#252;n-den. Deren Zession an die Kl&#228;gerin ist nicht be-hauptet.</p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">198</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">4.</p> <span class="absatzRechts">199</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">200</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Kl&#228;gerin steht auch nicht deshalb ein Ersatzan-spruch zu, weil die Beklagte es unterlassen hat, sie vor dem Grundst&#252;ckserwerb auf die Bodenbela-stung hinzuweisen. Es gibt keine Amtspflicht, po-tentielle Erwerber von Altlastfl&#228;chen auf die inso-weit eventuell bestehenden Gefahren hinzuweisen. Die Erf&#252;llung einer derartigen Pflicht w&#228;re auch praktisch unm&#246;glich, da die Gemeinde die potentiel-len Erwerber &#252;blicherweise nicht kennt. Einen ge-wissen Schutz bietet die durch das BauGB neu ge-schaffene Kennzeichnungspflicht in Bauleitpl&#228;nen (&#167;&#167; 5 Abs. 3 Nr. 3, 9 Abs. 5 Nr. 3). Abgesehen da-von, da&#223; zur Zeit des Grundst&#252;ckserwerbs diese ge-setzliche Kennzeichnungspflicht noch nicht bestand, fehlt es insoweit an dem erforderlichen Ursa-chenzusammenhang, wie schon oben unter 1) d) darge-legt. Die Beklagte wu&#223;te zur Zeit ihres Erwerbs nichts von der Existenz eines Bauleitplans und hat keine Planunterlagen eingesehen.</p> <span class="absatzRechts">201</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">202</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Unerheblich ist das Schreiben der Beklagten an No-</p> <span class="absatzRechts">203</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">204</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">tar Sch vom 12.08.1985 (Bl. 59 GA), in dem sie eine L&#246;schung der R&#252;ckauflassungsvormerkung auf den Par-zellen Nr. x und x abgelehnt hat, weil diese noch unbebaut waren, die in ihrem Kaufvertrag mit den Eheleuten Z. begr&#252;ndete Bauverpflichtung also noch nicht erf&#252;llt war. Aus der vorausgegangenen Anfrage des Notars vom 17.07.1985 (Bl. 58 GA) ergab sich nicht einmal, da&#223; der Wunsch der Voreigent&#252;mer auf L&#246;schung der Vormerkungen mit einer Verkaufsabsicht zusammenhing, erst recht nicht die Person des Er-werbsinteressenten. Es ist auch nicht richtig, da&#223; die Beklagte mit ihrem Schreiben vom 12.08.1985 auf eine Bebauung gedr&#228;ngt hat. Sie hat an einer ihr privatrechtlich einger&#228;umten Rechtsposition festge-halten, m&#246;glicherweise weil sie damals - sei es zu Recht, sei es zu Unrecht - eine Bebauung f&#252;r m&#246;g-lich hielt oder diese Frage noch abkl&#228;ren wollte. Dies begr&#252;ndete keinen schutzw&#252;rdigen Vertrauens-tatbestand f&#252;r die weder in Anfrage noch in Antwort genannte Kl&#228;gerin bez&#252;glich der Bebaubarkeit der Parzellen Nr. x und x. Au&#223;erdem wollte sie diese gar nicht bebauen, wie oben unter 1) b) ausgef&#252;hrt ist. &#220;ber die bebauten Parzellen Nr. und x sagte die Antwort &#252;berhaupt nichts aus. Schlie&#223;lich war das von Notar Sch angesprochene Liegenschaftsamt f&#252;r definitive Aussagen zur Bebaubarkeit ersicht-lich nicht zust&#228;ndig. Anfrage und Antwort betrafen ausschlie&#223;lich den privatrechtlichen Bereich, n&#228;m-lich die Frage der L&#246;schung der Auflassungsvormer-kungen, die eine privatrechtlich begr&#252;ndete Bebau-ungsverpflichtung sichern sollten. Eine dem &#246;ffent-lichen Recht zuzuordnende Auskunft der Baubeh&#246;rde &#252;ber die Bebaubarkeit der Grundst&#252;cke wurde weder erbeten noch erteilt.</p> <span class="absatzRechts">205</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">206</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">5.</p> <span class="absatzRechts">207</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">208</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Voraussetzungen eines sogenannten Amtsmi&#223;-brauchs, bei dem die Drittbezogenheit im Sinne des &#167; 839 BGB keine Rolle spielt, liegen nicht vor. Nicht jede schuldhaft unrichtige Amtsaus&#252;bung stellt einen Amtsmi&#223;brauch dar; vielmehr mu&#223; es sich um ein den Forderungen von Treu und Glauben und guter Sitte widersprechendes Verhalten handeln, wie es immer, aber nicht nur bei der Verwirklichung der Tatbestandsmerkmale des &#167; 826 BGB zu bejahen ist (BGH NJW 1990, 836, 838). Greifbare Anhalts-punkte f&#252;r einen Amtsmi&#223;brauch sind hier weder vor-getragen noch ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">209</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">210</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">6.</p> <span class="absatzRechts">211</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">212</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Entscheidung &#252;ber der Kosten beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO, die &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbar-keit auf &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">213</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">214</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Streitwert zweiter Instanz und Wert der Beschwer: 631.324,49 DM.</p>
314,967
ag-neuss-1991-03-20-30-c-58090
{ "id": 713, "name": "Amtsgericht Neuss", "slug": "ag-neuss", "city": 473, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
30 C 580/90
1991-03-20T00:00:00
2019-03-13T14:42:45
2022-10-18T15:09:24
Urteil
ECLI:DE:AGNE:1991:0320.30C580.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>1.</p> <p>Die Beklagten werden verurteilt, das in 4047 E 1, N-Weg, gelegene Einfamilienhaus zu r&#228;umen und an den Kl&#228;ger herauszugeben.</p> <p></p> <p>2.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen die Beklagten als Gesamtschuldner.</p> <p></p> <p>3.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Beklagten d&#252;rfen die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he von 18.000,00 DM abwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p>4.</p> <p>Streitwert: 15.600,00 DM.</p> <p></p> <p>5.</p> <p>Den Beklagten wird eine R&#228;umungsfrist bis zum 30.06.1991 bewilligt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben durch schriftlichen Vertrag vom 01.03.1990 vom Kl&#228;ger das Haus N-Weg in 4047 E 1 angemietet. Der monatliche Mietzins betr&#228;gt 1.300,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat durch Schreiben seiner Prozessbevollm&#228;chtigten vom 23.10.1990 das Mietverh&#228;ltnis wegen Mietr&#252;ckstandes in H&#246;he von zwei Monatsmieten und bislang nicht gezahlter Kaution fristlos gek&#252;ndigt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten sind bislang nicht ausgezogen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Beklagten wie erkannt zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sie tragen vor, dass das Sozialamt der Stadt E dem Kl&#228;ger bzw. dessen Prozessbevollm&#228;chtigten vorgeschlagen habe, dass das Sozialamt die R&#252;ckst&#228;nde &#252;bernehmen w&#252;rde, wenn die Beklagten die Wohnung weiter behalten k&#246;nnten. Dies sei jedoch seitens des Kl&#228;gers abgelehnt worden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf die wechselseitigen Schrifts&#228;tze und deren Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Klage war gem&#228;&#223; &#167;&#167; 985, 556, 554 Abs. 1 Ziffer 1 BGB begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der die K&#252;ndigung tragende Mietr&#252;ckstand war zwischen den Parteien unstreitig, so dass der Kl&#228;ger zum Ausspruch der fristlosen K&#252;ndigung berechtigt war.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten k&#246;nnen auch nicht damit geh&#246;rt werden, dass eine &#220;bernahme des Mietr&#252;ckstandes durch das Sozialamt an einem Verhalten des Kl&#228;gers gescheitert w&#228;re. Eine Verpflichtung des Kl&#228;gers, bei Zahlung des Mietr&#252;ckstandes durch das Sozialamt zu erkl&#228;ren, dass den Beklagten die Wohnung erhalten bleibe, besteht nicht. Was den zuk&#252;nftigen Mietzins betrifft, so kann der Kl&#228;ger nicht vorhersehen, ob die Beklagten in Zukunft ihre Mietzinsverpflichtungen erf&#252;llen werden, sodass eine Erkl&#228;rung des Inhalts, dass den Beklagten die Wohnung erhalten bleibe, faktisch auf einen Verzicht auf das K&#252;ndigungsrecht wegen Zahlungsverzug hinausliefe. Dass ein solcher Verzicht von einem Vermieter nicht verlangt werden kann, bedarf keiner n&#228;heren Ausf&#252;hrungen. Was dagegen den bis dato angelaufenen Mietr&#252;ckstand betrifft, so bedurfte es einer entsprechenden Erkl&#228;rung des Kl&#228;gers nicht. Gem&#228;&#223; &#167; 554 Abs. 2 Ziffer 2 Satz 1 BGB wird eine K&#252;ndigung dann unwirksam, wenn bis zum Ablauf eines Monats nach Eintritt der Rechtsh&#228;ngigkeit der Mietr&#252;ckstand gezahlt wird oder eine &#246;ffentliche T - das Sozialamt - sich zur Befriedigung verpflichtet. Das Sozialamt hatte es somit in der Hand, durch entsprechendes Vorgehen die K&#252;ndigung des Kl&#228;gers unwirksam zu machen, ohne dass es einer entsprechenden ausdr&#252;cklichen Erkl&#228;rung des Kl&#228;gers bedurft h&#228;tte. Soweit in diesem Zusammenhang das Sozialamt E die Sache fehlerhaft bearbeitet haben mag, ist dies nicht dem Kl&#228;ger als zur K&#252;ndigung Berechtigtem anzulasten. Die Unwirksamkeit der K&#252;ndigung tritt nur ein, wenn eine tats&#228;chliche Befriedigung oder eine entsprechende Verpflichtungserkl&#228;rung des Sozialamtes einen Monat nach Rechtsh&#228;ngigkeit erfolgt w&#228;re. Da beides nicht der Fall war, ist die K&#252;ndigung des Kl&#228;gers vom 23.10.1990 weiterhin wirksam.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Klage war somit begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 708 Nr. 7, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 721 ZPO war den Beklagten eine R&#228;umungfrist zu bewilligen. Bei deren Bemessung war einerseits zu ber&#252;cksichtigen, dass der Mietr&#252;ckstand sich bereits im Januar 1991 auf 3.742,00 DM belief, und dass die Beklagten die mietvertraglich geschuldete Kaution nicht gezahlt haben, so dass auch insoweit eine Befriedigungsm&#246;glichkeit des Kl&#228;gers nicht besteht. Andererseits durfte die gerichtsbekannt desolate Situation auf dem Wohnungsmarkt nicht verkannt werden. Insgesamt hielt es das Gericht daher f&#252;r angemessen, eine R&#228;umungsfrist von ca. 3 Monaten zu bewilligen.</p>
314,968
lg-dusseldorf-1991-03-19-13-o-58490
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
13 O 584/90
1991-03-19T00:00:00
2019-03-13T14:42:49
2022-10-18T15:09:23
Urteil
ECLI:DE:LGD:1991:0319.13O584.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Kl&#228;gerin kann die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he von 1.5oo,&#8212; DM abwenden, wenn nicht die Beklagten vorher in gleicher H&#246;he Sicherheit leisten.</p> <p>Sicherheitsleistungen k&#246;nnen durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer in der Bundesrepublik Deutschland ans&#228;ssigen Bank oder Sparkasse erbracht werden.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin macht auf sie gem&#228;&#223; &#167; 116 SGB &#252;bergegangene Anspr&#252;che des bei ihr fr&#252;her sozialversicherten und inzwischen verstorbenen Herrn Q geltend. Dieser damals etwa 80 Jahre alte Mann benutzte am 2o. Juli 1989 gegen 14.42 Uhr einen Linienbus der Beklagten zu 1., der vom Beklagten zu 2. gesteuert wurde. Nach dem Einsteigen kam Herr Q beim Anfahren des Busses zu Fall. Er erlitt einen Oberschenkelhalsbruch. Die Kl&#228;gerin macht die nach dem Teilungsabkommen verbliebenen Kosten der Krankenhausbehandlung geltend.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin behauptet, der Beklagte zu 2. sei pl&#246;tzlich und unerwartet angefahren, als der in der Fahrzeugmitte eingestiegene und ersichtlich gehbehinderte Herr Q gerade im Begriff war sich zu drehen, um einen entgegen der Fahrtrichtung angeordneten freien Sitzplatz einzunehmen. Herr Q sei seitlich von dem Sitz gerutscht und in den Gang gefallen. Dem Beklagten zu 2. sei vorzuwerfen nicht gewartet zu haben, bis Herr Pieper sich gesetzt hatte.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:72px">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an sie 6.975,9o DM nebst 4 <i>% </i>Zinsen seit Zustellung der Klage zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Sie behaupten, der Sturz sei allein darauf zur&#252;ckzuf&#252;hren, da&#223; Herr Q sich weder einen Halt verschafft, noch den der Eingangst&#252;r n&#228;chstgelegenen Sitzplatz eingenommen habe. Er sei n&#228;mlich, obwohl der Bus mit ca. 1o - 12 Personen nur wenig besetzt gewesen sei, nach vorn zu seiner Ehefrau gegangen, die den vorderen Eingang benutzt hatte.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf das Protokoll der Sitzung vom 1. M&#228;rz 1991 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde ;</u></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet. Zwar sind die Voraussetzungen einer gesamtschuldnerischen Haftung der Beklagten gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 7, 8 a und 18 StVG insofern gegeben, als beim Betrieb des Kraftomnibusses der Beklagten zu 1. eine Person verletzt worden ist und es sich bei dem Unfall nicht um ein unabwendbares Ereignis im Sinne von &#167; 7 Abs. 2 StVG gehandelt hat und auch nicht feststeht, da&#223; der Schaden nicht durch ein Verschulden des Beklagten zu 2. entstanden ist. Es ist n&#228;mlich nicht auszuschlie&#223;en, da&#223; ein besonders sorgf&#228;ltiger und umsichtiger Busfahrer den Unfall h&#228;tte vermeiden k&#246;nnen, indem er erst seine Fahrt fortsetzte, als sich alle Fahrg&#228;ste hingesetzt hatten. Nach den insoweit &#252;bereinstimmenden Aussagen der Zeugen Q, U und F war zumindest eine gewisse Gebrechlichkeit des sp&#228;ter verletzten Fahrgastes zu bemerken. Da zudem nicht feststeht, da&#223; dem Beklagten zu 2. die Sicht durch den R&#252;ckspiegel auf den Gang versperrt war, vielmehr die Beklagten selbst vortragen, der Bus sei nur mit etwa 1o - 12 Personen besetzt gewesen, h&#228;tte der Beklagte zu 2. erkennen k&#246;nnen, da&#223; ein Fahrgast eingestiegen ist, dessen unbeschadeter Transport erh&#246;hte R&#252;cksichtnahme erfordert.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Andererseits trifft die verletzte Person ein gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 9 StVG und 254 BGB zu ber&#252;cksichtigendes so erhebliches Mitverschulden, da&#223; dahinter die Haftung der Beklagten zur&#252;cktritt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin mu&#223; sich entgegenhalten lassen, da&#223; Herr Q f&#252;r die Entstehung des Schadens in erster Linie selbst verantwortlich war. Die Beweisaufnahme hat ergeben, da&#223; er in mehrfacher Hinsicht gegen die ihm zur Schadensvermeidung obliegenden Pflichten versto&#223;en hat. So haben die Zeuginnen Frau Q und Frau F den &#252;bereinstimmenden Vortrag der Parteien best&#228;tigt, da&#223; Herr Q zum Einsteigen die T&#252;r in der Fahrzeugmitte benutzt hat. Hierzu bestand nach der Aussage der Zeugin Q keinerlei Anla&#223;. Der sp&#228;ter Verletzte wu&#223;te am besten &#252;ber seine Gebrechlichkeit und/oder Gebehinderung bescheid. Er h&#228;tte also nicht nur Anla&#223; gehabt, in der N&#228;he des Fahrers einzusteigen, um diesen verbal oder durch Augenschein auf die Behinderung aufmerksam zu machen. Vielmehr wollte Herr Q, wie die Zeuginnen F und Q best&#228;tigt haben, einen Platz im vorderen Bereich des Busses, n&#228;mlich in der N&#228;he seiner Frau, die ihrerseits vorne eingestiegen war, einnehmen. Es w&#228;re daher zur Vermeidung einer Gefahr angezeigt gewesen, sich ebenso wie die Zeugin Q zu verhalten, also in der unmittelbaren Sichtweite des Fahrers einzusteigen und dort den zun&#228;chst erreichbaren Sitzplatz einzunehmen. Allein der Umstand, da&#223; zwei gehbehinderte Personen an einer Haltestelle an verschiedenen T&#252;ren einsteigen, f&#252;hrt dazu, da&#223; die Aufmerksamkeit des Fahrers sich jedenfalls nicht im gleichen Ma&#223;e auf beide Personen konzentrieren kann.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Als besonders erheblicher Mitwirkungsanteil ist dem Verletzten vorzuwerfen, da&#223; er nach dem Einsteigen nicht sich entweder auf den n&#228;chst erreichbaren Sitzplatz gesetzt oder er sich sonst festen Halt verschafft hat. Mit dem Anfahren des Busses war zu rechnen. Die in einiger Entfernung befindliche Ampelanlage konnte f&#252;r diesen Vorgang keinen verz&#246;gernden Einflu&#223; gewinnen. Im Gegenteil mu&#223;te der Beklagte zu 2. nach dem Anhalten an der Haltestelle die M&#246;glichkeit zur Einordnung in den flie&#223;enden Verkehr wahrnehmen. Ein den Verkehrsflu&#223; am wenigsten behinderndes Anfahren ist &#252;blicherweise gerade dann m&#246;glich, wenn die &#252;brigen Verkehrsteilnehmer ohnehin anhalten m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beweisaufnahme hat ergeben, da&#223; der Gesch&#228;digte einen jedenfalls mehrere Meter langen Weg im Bus zur&#252;ckgelegt hat, bis er sich vorne im Bereich seiner Ehefrau befand. Dies steht zwar im Widerspruch zur Aussage des Zeugen U. Dessen Angaben sind jedoch wenig &#252;berzeugend. Sie sind von Ungenauigkeiten gekennzeichnet, die einer beweism&#228;&#223;igen Verwertung entgegenstehen. Dies beginnt bereits mit den Angaben zur Haltestelle, an der die Eheleute Q eingestiegen sein sollen, und setzt sich mit der allen Angaben der &#252;brigen Beteiligten widersprechenden Bekundung fort, beide Eheleute seien vorne eingestiegen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Angaben der Zeuginnen F und Q stimmen dagegen im wesentlichen &#252;berein. Danach ist Herr Q von der T&#252;r in der Mitte nach vorn zu seiner Frau gegangen, die sich entweder bereits gesetzt hatte - so die Zeugin Q - oder noch stand - so die Zeugin F. Zwar hat keine der Zeuginnen sich exakt daran erinnern k&#246;nnen, da&#223; bestimmte Pl&#228;tze vor demjenigen auf dem Herr Q Platz nehmen wollte, frei waren. Hierauf kommt es aber auch nicht entscheidend an. Selbst wenn die Pl&#228;tze in der unmittelbaren N&#228;he der gew&#228;hlten Eingangst&#252;re besetzt waren, h&#228;tte Herr Q angesichts seiner Gehbehinderung eine dieser Personen bitten m&#252;ssen, ihm einen Sitzplatz zu &#252;berlassen, wenn er nicht bereits von au&#223;en erkennen konnte, da&#223; sich gerade in der N&#228;he der von seiner Frau benutzten T&#252;r freie Pl&#228;tze befanden. Zumindest h&#228;tte er in Erwartung des jederzeitigen Anfahrens sich solange festhalten m&#252;ssen, bis entweder ein gefahrloses Platznehmen m&#246;glich oder eine sonstige Position erreicht war, die eine gefahrlose Bef&#246;rderung gew&#228;hrleistete. Der Anfahrvorgang als solcher war nach den Angaben aller Zeugen nicht gefahrtr&#228;chtig. Der Beklagte zu 2. ist weder ruckartig noch sonst in gefahrbegr&#252;ndender Weise angefahren. Von einem pl&#246;tzlichen oder unerwarteten Anfahren kann nicht gesprochen werden. Vielmehr mu&#223; in einem Linienbus nach dem Einsteigen jederzeit mit der Fortsetzung der Fahrt gerechnet werden. Unter gew&#246;hnlichen Umst&#228;nden h&#228;lt gerade im Interesse der Fahrg&#228;ste kein Bus l&#228;nger an einer Haltestelle als unbedingt notwendig.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">W&#228;gt man die Verursachungsbeitr&#228;ge der Parteien gegeneinander ab, steht einem allenfalls als &#228;u&#223;erst gering einzustufenden Verschulden des Beklagten zu 2. und der Betriebsgefahr des Busses das erhebliche Eigenverschulden des ehemaligen Mitglieds der Kl&#228;gerin gegen&#252;ber. Die Betriebsgefahr eines Busses ist normalerweise zwar hoch anzusetzen. Vorliegend hat sich diese Betriebsgefahr, die in erster Linie auf die Gr&#246;&#223;e und das Gewicht des Fahrzeugs zur&#252;ckzuf&#252;hren ist, jedoch nicht gegen&#252;ber einer an dem Betriebsvorgang unbeteiligten Person ausgewirkt. Der Verletzte hat sich nicht nur selbst in das Fahrzeug begeben, um sich bef&#246;rdern zu lassen, vielmehr hat er die in der konkreten Situation aus der Gr&#246;&#223;e des Busses resultierende Gef&#228;hrlichkeit bewu&#223;t ausgenutzt, indem er trotz einer Gehbehinderung vom mittleren Eingang sich zum vorderen Eingang bewegt hat.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die gefahrerh&#246;hend busspezifischen Umst&#228;nde haben das Unfallgeschehen nicht ma&#223;geblich gepr&#228;gt, da der Anfahrvorgang keinerlei Besonderheiten aufgewiesen hat. Insgesamt erscheint es daher angemessen, hinter dem Verursachungsbeitrag des Herrn Q die Anteile der Beklagten vollst&#228;ndig zur&#252;cktreten zu lassen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus den &#167;&#167; 7o8 Nr. 11 und 711 ZPO.</p>
314,969
olgk-1991-03-19-ss-691
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
Ss 6/91
1991-03-19T00:00:00
2019-03-13T14:42:51
2022-10-18T15:09:23
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1991:0319.SS6.91.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>G r &#252; n d e :</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Das Amtsgericht hat den Angeklagten "wegen vors&#228;tz-lichen Vergehens gegen &#167; 47 Abs. 1 Nr. 6 AuslG" zu einer Freiheitsstrafe von vier Monaten verurteilt und die Vollstreckung der erkannten Strafe zur Be-w&#228;hrung ausgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Das Amtsgericht hat folgende Feststellungen getrof-fen:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">"Der Angeklagte ist Asylsuchender und bezeichnet sich als Student. Unter dem Namen B. S. O., geboren 07.08.1966 in I./Nigeria, stellte er am 01.03.1989 einen Asylantrag in H., den er sp&#228;ter nach eigenen Angaben zur&#252;ckzog.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Im Juni d.J. stellte er in B. einen Asylfolgeantrag und gab dort den Namen A. O., geboren 02.08.1966 in I./Nigeria an. Ihm wurde bis einschlie&#223;lich Septem-ber 1990 Sozialhilfe ausgezahlt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Am 11.09.1990 stellte er bei der Ausl&#228;nderbeh&#246;rde in L. unter den Personalien "D. B., geboren 10.10.1960 in O./Nigera" einen weiteren Asylantrag. Zu der Auszahlung von Sozialhilfe kam es nicht, da die Identit&#228;t des Angeklagten mit der Person festgestellt werden konnte, die im vergangenen Jahr und im Juni d.J. Asylantr&#228;ge in H. und B. gestellt hat."</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Zur rechtlichen W&#252;rdigung hat das Amtsgericht aus-gef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">"Durch sein Verhalten hat er sich jedoch eines vors&#228;tzlichen Versto&#223;es gegen &#167; 47 Abs. 1 Nr. 6 des Ausl&#228;ndergesetzes schuldig gemacht, weil er als Ausl&#228;nder gegen&#252;ber dem Ausl&#228;nderamt L. unrichtige Angaben durch Nennung eines falschen Namens und ei-nes falschen Geburtsdatums gemacht hat, um sich die M&#246;glichkeit des weiteren Aufenthalts im Geltungs-bereich des Ausl&#228;ndergesetzes zu beschaffen. Dies r&#228;umt der Angeklagte selbst ein. Unerheblich ist, da&#223; er zum Zeitpunkt der Antragstellung eine befri-stete, noch g&#252;ltige Aufenthaltsgenehmigung besa&#223;. Diese lief jedoch am 15.10. ab. Die Angaben fal-scher Personalien und Personaldaten dienten gerade dazu, unter einer neuen Identit&#228;t sich eine neue, zeitlich l&#228;nger g&#252;ltige Aufenthaltsgenehmigung zu beschaffen."</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Gegen dieses Urteil richtet sich die (Sprung-)Revi-sion des Angeklagten mit der Sachr&#252;ge.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Das Rechtsmittel hat (vorl&#228;ufigen) Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Verurteilung wegen Versto&#223;es gegen das Ausl&#228;n-dergesetz kann keinen Bestand haben.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Nach dem Zusammenhang der Urteilsgr&#252;nde ist davon auszugehen, da&#223; sich der Angeklagte durch die unrichtigen Angaben gegen&#252;ber der Ausl&#228;nderbeh&#246;r-de in L. eine Bescheinigung im Sinne des &#167; 20 Abs. 4 AsylVfG beschaffen wollte. Das Amtsgericht hat dieses Verhalten des Angeklagten als Versto&#223; gegen &#167; 47 Abs. 1 Nr. 6 AuslG (alte Fassung, AuslG 1965) gewertet. Nach dieser Vorschrift wird ein Ausl&#228;nder mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahre oder mit Geldstrafe bestraft, wer unrichtige oder unvollst&#228;ndige Angaben macht oder benutzt, um f&#252;r sich oder einen anderen Urkunden f&#252;r die Einreise oder den Aufenthalt im Geltungsbereich des Ausl&#228;ndergesetzes zu beschaffen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Frage, ob die Bescheinigung nach &#167; 20 Abs. 4 AsylVfG eine Urkunde im Sinne vorgenannter Vorschrift ist, hat der Senat in einer fr&#252;heren Entscheidung verneint (Senatsentscheidung vom 20.11.1990 - Ss 537/90 -). Darin hat sich der Senat der Auffassung des OLG Karlsruhe (NStZ 1986, 516 = MDR 1986, 959) angeschlossen, durch &#167; 47 Abs. 1 Nr. 6 AuslG seien nur beh&#246;rdliche, eine Einreise oder Aufenthaltsberechtigung begr&#252;ndenden Bewilli-gungen erfa&#223;t; das AsylVfG (&#167;&#167; 19 Abs. 1, 20 Abs. 1) kopple indes mit dem Asylantrag als solchem ein gesetzliches Aufenthaltsrecht, so da&#223; die entspre-chende Bescheinigung nach &#167; 20 Abs. 4 AsylVfG nur deklaratorische Bedeutung habe. Das OLG Karlsruhe hat die Anwendbarkeit des &#167; 47 Abs. 1 Nr. 6 AuslG auf unrichtige Angaben im Asylverfahren dar&#252;ber hinaus unter Hinweis auf die Entstehungsgeschichte dieser Strafvorschrift abgelehnt.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Auffassung des OLG Karlsruhe sind Kloesel-Christ (Deutsches Ausl&#228;nderrecht, 2. Aufl., Stand Juni 1990, &#167; 47 AuslG Anm. 10) entgegengetreten. Eine Urkunde im Sinne des &#167; 47 Abs. 1 Nr. 6 AuslG sei - neben anderen - auch die Aufenthaltsgestat-tung nach &#167; 20 Abs. 4 AsylVfG. Mit dieser Aufent-haltsgestattungs-Bescheinigung gen&#252;ge der Asylsu-chende seiner Ausweispflicht (&#167; 27 Abs. 1 AsylVfG). Die Bescheinigung diene dem Asylbewerber als Aus-weis gegen&#252;ber den Beh&#246;rden &#252;ber seine Befugnis, sich im Bundesgebiet aufhalten zu d&#252;rfen und habe insofern Beweiseigenschaft. Das OLG Karlsruhe gebe bereits die Gesetzgebungsgeschichte unvollst&#228;ndig wieder. In diesem Zusammenhang verweisen Kloesel-Christ (a.a.O.) auf die Begr&#252;ndung des Bundesrates vom 28.05.1982 zu &#167; 31 des damaligen Entwurfs eines Ausl&#228;ndergesetzes (BR-Dr 172/82).</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Gegen die Auffassung, der Bescheinigung nach &#167; 20 Abs. 4 AsylVfG sei lediglich deklaratorische Bedeu-tung beizumessen, k&#246;nnte dar&#252;berhinaus sprechen, da&#223; - so BVerWG E 79, 291 - die Ausl&#228;nderbeh&#246;rde nicht nur eine Rechtspflicht zur Bescheinigung nach &#167; 20 Abs. 4 AsylVfG hat, sofern der Ausl&#228;nder nicht im Besitz einer Aufenthaltserlaubnis oder einer Aufenthaltsberechtigung ist (&#167; 20 Abs. 4 Satz 1 AsylVfG a.F.), sondern da&#223; sie diese nur mit den r&#228;umlichen, inhaltlichen und zeitlichen Konkre-tisierungen erteilt, mit denen der Aufenthalt des Asylbewerbers im Einzelfall in Betracht kommt.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Rechtsfrage, ob der Bescheinigung nach &#167; 20 Abs. 4 AsylVfG Urkundeneigenschaft im Sinne des &#167; 47 Abs. 1 Nr. 6 AuslG 1965 beizumessen ist, braucht der Senat indes nicht weiter nachzugehen, weil sich die Gesetzeslage ge&#228;ndert hat.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Strafvorschrift des &#167; 47 Abs. 1 AuslG 1965 ist durch das Gesetz zur Neuregelung des Ausl&#228;nder-rechts vom 09.07.1990 (BGBl. I, 1354 f.) ge&#228;ndert worden. Die Strafvorschriften des zum 01.01.1991 in Kraft getretenen neuen Ausl&#228;ndergesetzes sind in &#167; 92 zusammengefa&#223;t. &#167; 92 Abs. 1 Nr. 7 AuslG n.F. lautet wie folgt (BGBl. I, 1376, 1377):</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">"Mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer unrichtige oder un-vollst&#228;ndige Angaben macht oder benutzt, um f&#252;r sich oder einen anderen eine Aufenthaltsgenehmigung oder Duldung zu beschaffen, oder eine so beschaffte Urkunde wissentlich zur T&#228;uschung im Rechtsverkehr gebraucht..."</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Begriffe "Aufenthaltsgenehmigung" und "Duldung" sind durch das neue Ausl&#228;ndergesetz definiert. In &#167; 5 AuslG n.F. sind die Arten der Aufenthaltsgeneh-migung beschrieben. Danach wird die Aufenthaltsgen-ehmigung erteilt als 1. Aufenthaltserlaubnis (&#167;&#167; 15, 17), 2. Aufenthaltsberechtigung (&#167; 27), 3. Aufenthaltsbewilligung (&#167;&#167; 28, 29), 4. Aufent-haltsbefugnis (&#167; 30).</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#167; 55 AuslG n.F. enth&#228;lt eine Aufz&#228;hlung der "Dul-dungsgr&#252;nde". Abs. 1 dieser Vorschrift lautet: "Die Abschiebung eines Ausl&#228;nders kann nur nach Ma&#223;gabe der Abs&#228;tze 2 bis 4 zeitweise ausgesetzt werden (Duldung)."</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">In den vorgenannten Abs&#228;tzen 2 bis 4 des &#167; 55 er-scheint der Begriff "Aufenthaltsgestattung"</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">nicht.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#167; 20 Abs. 4 AsylVfG ist durch das Gesetz zur Neure-gelung des Ausl&#228;nderrechts ebenfalls ge&#228;ndert wor-den, allerdings lediglich dahin, da&#223; die Worte "Aufenthaltserlaubnis oder Aufenthaltsberechtigung" durch das Wort "Aufenthaltsgenehmigung" ersetzt worden sind (BGBl I, 1382). &#167; 20 Abs. 1 Satz 1 AsylVfG n.F. lautet danach wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">"Einem Ausl&#228;nder, der nicht im Besitz einer Aufent-haltsgenehmigung ist, wird &#252;ber die Aufenthaltsge-stattung eine Bescheinigung erteilt."</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Aus alldem folgt, da&#223; die Bescheinigung &#252;ber die Aufenthaltsgestattung (&#167; 20 Abs. 4 Satz 1 AsylVfG n.F.) keine Urkunde im Sinne des &#167; 92 Abs. 1 Nr. 7 AuslG n.F. ist. Denn die asylrechtliche "Auf-enthaltsgestattung" ist weder "Aufenthaltsgenehmi-gung" noch "Duldung" im Sinne des neuen Ausl&#228;nder-gesetzes.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die unrichtigen Angaben des Angeklagten gegen&#252;ber der Ausl&#228;nderbeh&#246;rde in L. zur Beschaffung einer Aufenthaltsgestattungs-Bescheinigung sind mithin jedenfalls nach jetziger Gesetzeslage &#252;ber die Vor-schriften des Ausl&#228;ndergesetzes nicht strafrecht-lich erfa&#223;t. Dieser Rechtszustand ist f&#252;r die Be-wertung des Verhaltens des Angeklagten auch f&#252;r den Fall ma&#223;gebend, da&#223; sein Verhalten zur Tatzeit nach &#167; 47 Abs. 1 Nr. 6 AuslG 1965 strafbewehrt gewesen sein sollte. Nach &#167; 2 Abs. 3 StGB ist das mildeste Gesetz anzuwenden, wenn das Gesetz, das bei Been-digung der Tat gilt, vor der Entscheidung ge&#228;ndert wird. Am mildesten ist das Gesetz, das f&#252;r das Ver-halten des Angeklagten keine Strafandrohung (mehr) vorsieht (vgl. OLG D&#252;sseldorf NJW 1991, 710 = NStZ 1991, 133 Dreher/Tr&#246;ndle, StGB, 45. Aufl., &#167; 2 Rn. 10). Die nach &#167; 2 Abs. 3 StGB bedeutsame Gesetzes-&#228;nderung ist in jeder Lage des Verfahrens, vom Re-visionsgericht jedenfalls auf die - hier erhobene - Sachr&#252;ge zu ber&#252;cksichtigen (BGH NJW 1975, 1038; OLG D&#252;sseldorf, a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der neu entscheidende Tatrichter wird den Sachver-halt - &#252;ber den Anklagevorwurf des versuchten Be-truges hinaus - auch unter dem Gesichtspunkt einer mittelbaren Falschbeurkundung (&#167; 271 StGB) bzw. des Versuchs einer solchen zu pr&#252;fen haben. Die Be-scheinigung nach &#167; 20 Abs. 4 AsylVfG ist eine &#246;f-fentliche Urkunde (OLG Hamm JMBl. NW 1989, 248 = NStE Nr. 3 zu &#167; 271; Senatsentscheidung vom 20.11.1990 - Ss 537/90 -; Dreher/Tr&#246;ndle, a.a.O., &#167; 271 Rn. 14 m.w.N.; vgl. auch Kloesel/Christ, a.a.O., &#167; 47 AuslG Anm. 10).</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#167; 47 Abs. 1 Nr. 6 AuslG a.F. h&#228;tte - seine Anwend-barkeit auf den vorliegenden Fall unterstellt - &#167; 271 StGB nicht verdr&#228;ngt. Zwischen beiden Vor-schriften besteht keine Gesetzeskonkurrenz, weil sie unterschiedliche Rechtsg&#252;ter sch&#252;tzen. &#167; 47 Abs. 1 Nr. 6 AuslG a.F. soll einer mi&#223;br&#228;uchlichen Erschleichung von Dokumenten im Zusammenhang mit der Einreise und dem Aufenthalt von Ausl&#228;ndern ent-gegenwirken (vgl. OLG Karlsruhe, a.a.O.), also die Einhaltung ausl&#228;nderrechtlicher Bestimmungen ge-w&#228;hrleisten (vgl. die Begr&#252;ndung zum Gesetzesent-wurf der Bundesregierung, BT-Dr 11/6321 Seite 84). &#167; 271 StGB dient dem Schutz der besonderen Beweis-kraft &#246;ffentlicher Urkunden (Dreher/Tr&#246;ndle, a.a.O., &#167; 271 Rn. 2).</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die in der Antragsschrift der Generalstaatsanwalt-schaft zu einer etwaigen Ordnungswidrigkeit des An-geklagten nach &#167; 35 Abs. 1 Nr. 1 AsylVfG ge&#228;u&#223;erte Rechtsauffassung gibt dem Senat Anla&#223;, folgendes zu bemerken:</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Vorgang des Verlassens des Bezirks der Ausl&#228;n-derbeh&#246;rde in B. ist nicht Verfahrensgegenstand. Dieser Vorgang und der Vorgang der Asylantragsstel-lung bilden keine einheitliche Tat im prozessualen Sinne (&#167; 264 Abs. 1 StPO).</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Eine davon abweichende Betrachtungsweise m&#252;&#223;te im &#252;brigen &#167; 21 Abs. 1 OWiG beachten, der f&#252;r das Zu-sammentreffen von Straftat und Ordnungswidrigkeit eine Regelung enth&#228;lt.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Gem&#228;&#223; &#167; 1 Abs. 1 der Verordnung der Landesregierung Nordrhein-Westfalen vom 07.11.1989 (GVNRW 1989, 582), die am 30.11.1989 in Kraft getreten ist, d&#252;r-fen sich Asylbewerber im &#252;brigen ohne Erlaubnis vor&#252;bergehend im Gebiet des Regierungsbezirkes auf-halten, in dem die Ausl&#228;nderbeh&#246;rde liegt, f&#252;r de-ren Bereich dem Ausl&#228;nder eine Aufenthaltsgestat-tung erteilt worden ist (OLG D&#252;sseldorf, a.a.O.). Diese Verordnung ist aufgrund der Erm&#228;chtigungsnorm des &#167; 25 Abs. 6 AsylVfG ergangen (OLG D&#252;sseldorf, a.a.O.).</p>
314,970
olgk-1991-03-15-20-w-191-20-u-10
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 W 1/91 20 U 10/91
1991-03-15T00:00:00
2019-03-13T14:42:53
2022-10-18T15:09:23
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1991:0315.20W1.91.20U10.91.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die als Berufung zu behandelnde Beschwerde der Verf&#252;&#173;gungskl&#228;gerin vom 19. Dezember 1990 gegen den Be&#173;schlu&#223; des Landgerichts K&#246;ln vom 10. Dezember 1990 (32 0 685/90) wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten der Berufung. werden der Verf&#252;gungskl&#228;gerin auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Verf&#252;gungskl&#228;gerin hat die Verf&#252;gungsbeklagte mit der Stellung einer Bankgarantie beauftragt. Die Garantie steht im Zusammenhang mit einem Ex&#173;portgesch&#228;ft in den Irak. Es handelt sich um eine indirekte Garantie. Garan&#173;tiegeber gegen&#252;ber dem Gesch&#228;ftspartner der Verf&#252;gungskl&#228;gerin ist die S. Bank in Bagdad. Die Antragsgegnerin &#252;bernahm dieser gegen&#252;ber eine R&#252;ckgarantie. Infolge des Handelsembargos gegen den Irak wurde das Gesch&#228;ft nicht ausgef&#252;hrt. Durch einstweilige Verf&#252;gung m&#246;chte die Verf&#252;gungskl&#228;gerin der Verf&#252;gungsbeklagten nunmehr verbieten lassen, Zahlungen an die beg&#252;n&#173;stigte S. Bank zu leisten.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Auf Grund einer Ausschreibung der B. T. Company, C., Baghdad, Irak (im folgenden C.) gab die Verf&#252;gungskl&#228;gerin ein Ange&#173;bot &#252;ber Waren im Werte von 15 Mio DM ab. Das Angebot wurde auf Wunsch der C. in mehrere Teillieferungen aufgegliedert und in dieser Form. angenommen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dem Vertragsverh&#228;ltnis liegen die "U. FOR SUPPLYING W.-PHARMACEUTICALS FOR THE YEAR 1990" zugrunde. Die Bedingungen se&#173;hen in Nr. 25 eine "Erf&#252;llungsgarantie" vor:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Sobald der erfolgreiche Bieter die Auftragsbest&#228;tigung erh&#228;lt, sollte er &#252;ber die Hauptstelle der S. Bank eine Bankgarantie &#252;ber 10 % des Auftragswertes vorlegen."</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Am 16. Mai 1990 erteilte die Verf&#252;gungskl&#228;gerin der Verf&#252;gungsbeklagten den Auftragt unter Einschaltung der S. Bank in Bagdad eine Bankgarantie zu stellen. Die Verf&#252;gungsbeklagte sollte berechtigt sein, eine Inanspruchnahme "auf erstes Anfordern zu honorieren" Der Auftrag wurde unter gleichem Datum best&#228;tigt. Noch am gleichen Tage beauftragte die Verf&#252;gungsbeklagte ihrerseits die S. Bank in Bagdad, eine entsprechende Garantie gegen&#252;ber der C. abzugeben, und verpflichtete sich gleichzeitig dazu, im Falle einer Inanspruchnahme der S. Bank, dieser den gezahlten Betrag zu erstatten.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die S. Bank gab ihrerseits gegen&#252;ber der C. eine entsprechende Bankgarantie ab.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Bevor es zur Auslieferung der Erzeugnisse kam, verh&#228;ngte der UN-Sicher&#173;heitsrat als Sanktion gegen die Besetzung Kuwaits durch Resolution Nr. 661/1990 vom 6. August 1990 ein Handelsembargo gegen den Irak. Im weiteren Verlauf ergingen am 8. August 1990 die "Verordnung Nr. 2340/90 zur Verhin&#173;derung des Irak und Kuwait betreffenden Handelsverkehrs der Gemeinschaft" durch den Rat der Europ&#228;ischen Gemeinschaften und die 10. Verordnung zur &#196;nderung der Au&#223;enwirtschaftsverordnung vom 9. August 1990 durch die Bun&#173;desregierung. Hiernach war die Auslieferung der georderten Erzeugnisse an den Irak verboten.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Irak seinerseits setzte am 16. September 1990 mit r&#252;ckwirkender Kraft zum 6. August 1990 das Gesetz Nr. 57/1990 in Kraft. Hierdurch wurden die ausl&#228;n&#173;dischen Unternehmen f&#252;r alle Sch&#228;den haftbar gemacht, die f&#252;r irakische Stellen aus dem Verzug oder der Nichterf&#252;llung von Vertr&#228;gen infolge des Em- bargos entstehen. Umgekehrt wurden die irakischen Unternehmen von jegli&#173;cher Haftung freigestellt. Irakischen Gerichten und Schiedsstellen wurde un&#173;tersagt, irgendeine Klage zu verhandeln, die gegen irakische Unternehmen entgegen dieser Regelung erhoben wird. Ferner wurde die Anerkennung ab- weichender ausl&#228;ndischer Entscheidungen oder Gesetze ausgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Auf Grund des strafbewehrten Handelsembargos stoppte die Verf&#252;gungskl&#228;ge&#173;rin am 13. August 1990 die Lieferung. Mit Telex vom 15. August 1990 forderte die S. Bank in Bagdad die Verf&#252;gungsbeklagte auf, die R&#252;ckgarantie bis zum 30. November 1990 zu verl&#228;ngern oder den Garantiebetrag auszuzahlen. Hier&#252;ber informierte die Verf&#252;gungsbeklagte die Verf&#252;gungskl&#228;gerin am 30. August 1990. Noch am gleichen Tage teilte die Verf&#252;gungskl&#228;gerin mit, da&#223; sie eine Inanspruchnahme der Garantie f&#252;r rechtsmi&#223;br&#228;uchlich halte, da es sich um eine "Bietungsgarantie" gehandelt habe, deren Sicherungszweck bereits mit der Unterzeichnung des Vertrages entfallen sei; im &#252;brigen sei die Zahlung</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><strong>auch auf Grund des Handelsembargos verboten.</strong></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 6. Dezember 1990 &#252;bersandte die Verf&#252;gungskl&#228;gerin der Verf&#252;gungsbeklagten den Entwurf der Antragsschrift des vorliegenden Verfah&#173;rens und forderte sie auf, bis zum 7. Dezember 1990 zu erkl&#228;ren, da&#223; sie aus der Garantie keine Zahlungen an die S. Bank vornehmen werde. Mit Schreiben vom gleichen Tage erkl&#228;rte die Verf&#252;gungsbeklagte, ein Verf&#252;&#173;gungsgrund bestehe nicht, weil derzeit Zahlungen an den Irak aus Garantien nicht genehmigt w&#252;rden. Au&#223;erdem sei kein Verf&#252;gungsanspruch erkennbar, da</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">ihr bisher nicht mit liquiden Beweismitteln nachgewiesen sei, da&#223; die Inan&#173;spruchnahme der Garantie offensichtlich rechtsmi&#223;br&#228;uchlich w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Verf&#252;gungskl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">der Verf&#252;gungsbeklagten im Wege der einstweiligen Verf&#252;&#173;gung aufzugeben, es bei Vermeidung eines vom Gericht f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung festzusetzenden Ordnungs&#173;geldes bis zu 500.000,00 DM, ersatzweise Ordnungshaft, oder der Ordnungshaft bis zu sechs Monaten zu unterlassen, aus ihrer zu Gunsten der S. Bank, Baghdad, erstellten Ga&#173;rantie Nummer 418/3644 vom 16.05.1990 &#252;ber 430.153,00 DM irgendwelche Betr&#228;ge oder Teilbetr&#228;ge zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat den Antrag durch den angefochtenen Beschlu&#223; als unzu&#173;l&#228;ssig zur&#252;ckgewiesen mit der Begr&#252;ndung, ein Rechtsschutzinteresse fehle, weil die Verf&#252;gungskl&#228;gerin durch das Verhalten, dessen Untersagung sie be&#173;gehre, nicht unmittelbar in ihrem Rechtskreis verletzt werde. Au&#223;erdem sei auch kein Verf&#252;gungsanspruch gegeben. Wegen Einzelheiten wird auf den Be&#173;schlu&#223; vom 10. Dezember 1990 (BI. 109 ff. d.A.) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die Beschwerde der Verf&#252;gungskl&#228;gerin. Sie wiederholt und vertieft ihr bisheriges Vorbringen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Verf&#252;gungskl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des Beschlusses vom 10. Dezember 1990 -32 0 685/90 -, der Verf&#252;gungsbeklagten aufzugeben, es bei Vermeidung eines vom Gericht f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zu 500.000,00 DM, ersatzweise Ordnungshaft, oder der Ord&#173;nungshaft bis zu sechs Monaten zu unterlassen, aus ihrer zu Gunsten der S. Bank, Baghdad, erstellten Garantie Nr. 418/3644 vom 16.05.1990 &#252;ber 430.153,00 DM irgendwelche Betr&#228;ge oder Teilbetr&#228;ge zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Verf&#252;gungsbeklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">die Beschwerde zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt die angefochtene Entscheidung und meint, es bestehe weder ein Verf&#252;gungsanspruch noch ein Verf&#252;gungsgrund.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wegen aller weiteren Einzelheiten wird auf den Inhalt der Schrifts&#228;tze und die zu den Akten gereichten Unterlagen Bezug genommen, die s&#228;mtlich Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung waren.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die nach Anberaumung einer m&#252;ndlichen Verhandlung als Berufung zu behan&#173;delnde Beschwerde ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">I.)</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Antrag ist schon nicht zul&#228;ssig, weil ein rechtliches Interesse am Erla&#223; des Verbots fehlt.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Durch Antrag auf Erla&#223; einer Sicherungsverf&#252;gung (&#167;&#167; 935, 938 ZPO) kann die Sicherung eines bestehenden Rechtes begehrt werden. Ein solches Recht kann sich aus dem zugrunde liegenden Rechtsverh&#228;ltnis schon nach dem Vortrag der Verf&#252;gungskl&#228;gerin nicht ergeben, ohne R&#252;cksicht darauf, ob die Inan&#173;spruchnahme der Garantie durch den Beg&#252;nstigten im Einzelfall rechtsmi&#223;- br&#228;uchlich w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Verf&#252;gungskl&#228;gerin hat die Verf&#252;gungsbeklagte mit der Stellung der Bankgarantie beauftragt. Mangels abweichender Vereinbarungen unterliegt das Rechtsverh&#228;ltnis zwischen den Parteien, das "Deckungsverh&#228;ltnis" (Heidrich in Festschrift f&#252;r Kegel, 1987, S. 179,180) deutschem Recht (Heidrich aa0. S. 185, 186; 189). Es ist als Gesch&#228;ftsbesorgungsvertrag im Sinne von &#167; 675 BGB zu qualifizieren (OLG Frankfurt NJW-RR 87,1264 = WM 88,1480). Gegenstand des Vertrags ist im Falle einer indirekten Garantie die Beauftragung einer dritten Bank mit der Abgabe einer Garantieerkl&#228;rung gegen&#252;ber dem Vertragspartner des Auftraggebers und die Eingehung einer Zahlungsverpflichtung gegen&#252;ber der beauftragten Zweitbank in Form einer R&#252;ckgarantie. Dies ist weisungsge&#173;m&#228;&#223; geschehen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Ob die Bank die eingegangene - eigene - Verpflichtung gegen&#252;ber dem Beg&#252;n&#173;stigten im Falle einer Inanspruchnahme erf&#252;llt, ist allein ihre Sache. Sie kann Erstattung ihrer Auslagen nur verlangen, wenn sie diese f&#252;r erforderlich hal&#173;ten durfte (&#167; 670 BGB). Insoweit, ist anerkannt, da&#223; auch bei einer Garantie auf erste Anforderung keine Zahlungsverpflichtung der Bank gegen&#252;ber dem Garantienehmer besteht, wenn "offensichtlich oder liquide beweisbar" ist, "da&#223; trotz Vorliegens der formellen Voraussetzungen (formeller Garantiefall) der Ga&#173;rantiefall im Valutaverh&#228;ltnis (materieller Garantiefall ) nicht eingetreten ist" (BGHZ 90,287 = NJW 84,2030). In diesem Fall "scheitert der Zah&#173;lungsanspruch aus der Garantie am Einwand des Rechtsmi&#223;brauchs" (BGH aa0). Die Zahlung der Bank in einem solchen Falle w&#252;rde daher auch keinen Erstat&#173;tungsanspruch gegen&#252;ber dem Auftraggeber begr&#252;nden, da die Bank diese Aufwendung nicht f&#252;r erforderlich halten durfte.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung der Bank kann durch den Auftraggeber aber nicht beeinflu&#223;t werden. Das ergibt sich schon daraus, da&#223; die Bank ein Interesse daran haben kann, auch bei offensichtlichem Rechtsmi&#223;brauch den Garantieanspruch zu er&#173;f&#252;llen, um ihre Gesch&#228;ftsverbindung und eigene wirtschaftliche Interessen nicht zu gef&#228;hrden (OLG Frankfurt NJW-RR 87,1264 = WM 88,1480). Sie kann in einem solchen Fall von einer Belastung des Auftraggebers absehen. Dessen Interesse ist erst dann ber&#252;hrt, wenn die beauftragte Bank nach Zahlung der Garantiesumme gem. &#167; 670 BGB Ersatz ihrer Aufwendungen verlangt, sein Konto entsprechend belastet oder eine gegebene Sicherheit in Anspruch nimmt (OLG Stuttgart NJW 81,1913 = ZIP 81,497; OLG Frankfurt NJW 81,1914; OLG Frankfurt NJW-RR 87,1264 = WM 88,1480; OLG Frankfurt WM 88,1480).</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Dies verkennt die Gegenauffassung, die einen Unterlassungsanspruch grund&#173;s&#228;tzlich f&#252;r denkbar h&#228;lt und f&#252;r den Fall bejaht, da&#223; die Inanspruchnahme der Garantie rechtsmi&#223;br&#228;uchlich ist und der Rechtsmi&#223;brauch offensichtlich oder mit "liquiden Beweismitteln" belegbar ist (OLG Saarbr&#252;cken RiW 81,338 = WM 81,275; OLG Frankfurt NJW 83,575; LG Frankfurt NJW 81,56; Hein NJW 81,58; Horn NJW 80,2152 ff.).</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Sie h&#228;lt den Kunden schon durch die blo&#223;e Zahlung f&#252;r benachteiligt, weil die Bank sich auf Grund der geltenden AGB nach erfolgter Zahlung aus Guthaben des Kunden oder aus gegebenen Sicherheiten befriedigen k&#246;nne und der Kunde gegebenenfalls den Beweis des Rechtsmi&#223;brauchs f&#252;hren m&#252;sse (Hein NJW 81,58).</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Bereits der Ansatz der Gegenauffassung bedarf einer Korrektur. Die Formel, nach der die Inanspruchnahme der Garantie rechtsmi&#223;br&#228;uchlich und der Rechtsmi&#223;brauch offensichtlich oder mit "liquiden Beweismitteln" belegbar sein mu&#223; (OLG Saarbr&#252;cken RiW 81,338 = WM 81,275; OLG Frankfurt NJW 83,575; LG Frankfurt NJW 81,56; Hein NJW 81,58; Horn NJW 80,2152 ff.), geht ersichtlich auf die bereits zitierte Grundsatzentscheidung des BGH (BGHZ 90,287 = NJW 84,2030) zur&#252;ck, l&#228;&#223;t sich hieraus jedoch in dieser Form nicht ableiten.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der BGH hatte &#252;ber die Inanspruchnahme einer Garantiebank zu entscheiden, die er nach deutschem Recht beurteilte (kritisch hierzu Heidrich in Festschrift f&#252;r Kegel 1987, S.179 ff.). Der Einwendungsausschlu&#223;, der mit einer Garantie auf erste Anforderung verbunden ist, unterliegt - bei Anwendung deutschen Rechts - den Ma&#223;st&#228;ben von Treu und Glauben. Wenn daher der materielle Ga&#173;rantiefall offensichtlich nicht eingetreten ist, kann dem Garantieanspruch - bei Anwendung deutschen Rechts - der Einwand des Rechtsmi&#223;brauchs entgegen&#173;gehalten werden (BGHZ 90,287 <em>= </em>NJW 84,2030).</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die - vom BGH nicht zu entscheidende - Frage, wie sich eine Zahlung der Bank bei dieser Situation auf den Erstattungsanspruch gegen&#252;ber dem Auf&#173;traggeber nach &#167; 670 BGB auswirken w&#252;rde, wird von der nachfolgenden Rechtsprechung dahin beantwortet, da&#223; die Bank die Zahlung in einem solchen Fall nicht f&#252;r erforderlich halten darf und daher nicht Ersatz ihrer Aufwen&#173;dungen verlangen kann. Das ist im Ergebnis zutreffend, folgt jedoch nicht aus der isolierten Bewertung des Zahlungsverlangens als "rechtsmi&#223;br&#228;uchlich" im Sinne deutschen Rechts, sondern daraus, da&#223; sich die Bank nach deutschem Recht gegen die Inanspruchnahme mit diesem Einwand erfolgreich verteidigen kann. Unterliegt das Rechtsverh&#228;ltnis einer anderen Rechtsordnung, so kommt es nicht auf die "Rechtsmi&#223;br&#228;uchlichkeit" nach deutschem Recht, sondern darauf an, ob die Bank mit Erfolg einen entsprechenden Einwand geltend ma&#173;chen kann.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Mit einer drohenden ungerechtfertigten Inanspruchnahme des Kunden und Be&#173;weisschwierigkeiten bei, der R&#252;ckforderung l&#228;&#223;t sich jedoch ein Unterlassungs&#173;anspruch nicht rechtfertigen. Wie oben bereits ausgef&#252;hrt, erfolgt eine R&#252;ck&#173;belastung des Kunden nach Zahlung der Garantiesumme nicht zwangsl&#228;ufig. Au&#223;erdem wird dem Kunden auch bei Bejahung eines unmittelbaren Unterlas&#173;sungsanspruchs die Beweisf&#252;hrung nicht erspart. Voraussetzung auch f&#252;r die&#173;sen Anspruch ist die offensichtlich ungerechtfertigte Inanspruchnahme der Ga&#173;rantie. Auch im Rahmen eines Unterlassungsbegehrens m&#252;&#223;te der Kunde glaub&#173;haft machen oder nachweisen, da&#223; die Bank sich gegen die Inanspruchnahme aus der Garantie ohne Risiko verteidigen kann.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Da somit schon nach dem Vorbringen der Verf&#252;gungskl&#228;gerin kein Verf&#252;gungs&#173;anspruch besteht, hat das Rechtsmittel keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 Abs.1 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 430.153,00 DM</p>
314,971
olgham-1991-03-14-4-u-1791
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 U 17/91
1991-03-14T00:00:00
2019-03-13T14:42:54
2022-10-18T15:09:23
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1991:0314.4U17.91.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Antragsgegnerin wird das am 13. November 1990 verk&#252;ndete Urteil der 1. Kammer f&#252;r Handelssachen des Landgerichts Paderborn abge&#228;ndert.</p> <p>Der Antrag auf Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Antragsteller tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 2 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Antragsgegnerin ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet. Der Verf&#252;gungsantrag ist schon deshalb zur&#252;ckzuweisen:, weil es hier an der wirksamen Vollziehung der Urteilsverf&#252;gung gem&#228;&#223; &#167; 929 Abs. 2 ZPO fehlt. Denn die Urteilsverf&#252;gung des Landgerichts ist von dem Antragsteller entgegen &#167; 176 ZPO nicht an die Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Antragsgegnerin zugestellt worden, sondern an die Antragsgegnerin pers&#246;nlich.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Dieser Zustellungsmangel kann hier auch nicht nach &#167; 187 ZPO als geheilt angesehen werden. Da die Antragsgegnerin die ihr zugestellte Ausfertigung nicht innerhalb der Monatsfrist des &#167; 929 Abs. 2 ZPO ihren Proze&#223;bevollm&#228;chtigten hat zukommen lassen, wie es in der zitierten Entscheidung des OLG Koblenz der Fall gewesen ist (OLG Koblenz GRUR 1980, 944), kommt hier als Heilungstatbestand nur die innerhalb der Monatsfrist des &#167; 929 Abs. 2 ZPO erfolgte Amtszustellung der Urteilsverf&#252;gung in Betracht. Ob einer solchen Amtszustellung &#252;berhaupt Heilungskraft zukommen kann, braucht hier nicht abschlie&#223;end entschieden zu werden (vgl. zu dieser Frage auch Senatsurteil vom 24. November 1988 - 4 U 225/88 - WRP 1989, 262). Jedenfalls f&#252;r den hier vorliegenden Fall, da&#223; dem falschen Adressaten zugestellt worden ist, kann eine Amtszustellung an den richtigen Adressaten diesen Zustellungsmangel nicht nach &#167; 187 ZPO heilen. Denn der klassische Fall der Heilung im Sinne des &#167; 187 Abs. 1 ZPO ist der, da&#223; gerade das zuzustellende Schriftst&#252;ck dem richtigen Zustellungsempf&#228;nger anderweitig zugeht. Durch die Amtszustellung der einstweiligen Verf&#252;gung erreicht den Zustellungsempf&#228;nger aber nicht das zuzustellende Schriftst&#252;ck, sondern ein anderes, das dem zuzustellenden lediglich inhaltsgleich ist. Im Rahmen des &#167; 187 ZPO reicht es f&#252;r die Heilung eines Zustellungsmangels nicht aus, da&#223; der Zustellungsempf&#228;nger anderweitig &#252;ber den Inhalt des zuzustellenden Schriftst&#252;cks informiert wird. Es ist vielmehr erforderlich, da&#223; er das Schriftst&#252;ck selbst in die Hand bekommt, so da&#223; die Zustellung gewisserma&#223;en, wenn auch auf einem Umweg, doch noch das richtige Ziel erreicht. Durch die Amtszustellung wird dieses Ziel aber noch nicht erreicht. Die Amtszustellung der einstweiligen Verf&#252;gung an den richtigen Zustellungsempf&#228;nger beseitigt nur dessen Unkenntnis vom Inhalt des zuzustellenden Schriftst&#252;cks. Pr&#252;fungsm&#246;glichkeiten, ob die Vollziehung im &#252;brigen in Ordnung ist, werden dem Proze&#223;bevollm&#228;chtigten als dem richtigen Zustellungsempf&#228;nger so nicht einger&#228;umt. Er wei&#223; so noch nicht einmal, ob &#252;berhaupt vollzogen worden ist. Lie&#223;e man auch in diesem Falle eine Heilung durch die Amtszustellung zu, w&#252;rde letztlich im Ergebnis dann doch die Amtszustellung die Parteizustellung ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen neigt der Senat auch in der Sache dazu, da&#223; dem Verf&#252;gungsbegehren hier keine besonderen Erfolgschancen einzur&#228;umen gewesen w&#228;ren. Schon die wechselnde Gesch&#228;ftsbezeichnung wirkt irritierend. Dar&#252;ber hinaus ist auch zweifelhaft, ob der Bezeichnung "Input" eine solche Kennzeichnungskraft zuzubilligen gewesen w&#228;re, da&#223; sich deren Schutzbereich auch auf die Firma der Antragsgegnerin erstreckt h&#228;tte. Jedenfalls d&#252;rfte eine Verkehrsgeltung seiner Gesch&#228;ftsbezeichnung vom Antragsteller noch nicht ausreichend glaubhaft gemacht worden sein.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167; 708 Ziffer 10 ZPO.</p>
314,972
olgham-1991-03-13-20-u-13690
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 136/90
1991-03-13T00:00:00
2019-03-13T14:42:56
2022-10-18T15:09:23
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1991:0313.20U136.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird - unter Zur&#252;ckweisung des Rechtsmittels im &#252;brigen - das am 22. Februar 1990 verk&#252;ndete Urteil der 8. Zivilkammer des Landgerichts Dortmund teilweise abge&#228;ndert.</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 29.100,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 11. Oktober 1989 zu zahlen.</p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Von den Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger 3/10 und die Beklagte 7/10.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verlangt Kaskoentsch&#228;digung wegen Diebstahls seines Mercedes 190 E in H&#246;he von in zweiter Instanz 40.000,- DM.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, er sei am 16.12.1988 mit seinem Schwager nach ... zum Einkaufen gefahren und habe am n&#228;chsten Morgen sein Fahrzeug in der N&#228;he des Marktes geparkt. Als er gegen 11.00 Uhr zur&#252;ckgekommen sei, sei das Fahrzeug nicht mehr dort gewesen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte bestreitet den Diebstahl des Fahrzeuges und h&#228;lt ihn f&#252;r vorget&#228;uscht. Sie weist auf die ung&#252;nstige finanzielle Situation des Kl&#228;gers sowie auf den Umstand hin, da&#223; der Kl&#228;ger und sein Schwager in der Vergangenheit in dubiose Verkehrsunf&#228;lle verwickelt gewesen seien.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen, da der Kl&#228;ger nicht den vollen Beweis f&#252;r den Diebstahl erbracht habe. Dagegen richtet sich die Berufung des Kl&#228;gers.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte verteidigt das angefochtene Urteil und macht im &#252;brigen Leistungsfreiheit wegen folgender Obliegenheitsverletzungen des Kl&#228;gers geltend:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat in der Schadenanzeige vom 19.12.1988 die Gesamtlaufleistung des Fahrzeuges mit ca. 38.000 km angegeben. In dem Gutachten des Sachverst&#228;ndigen ..., das anl&#228;&#223;lich eines Verkehrsunfalles am 30.01.1988 erstellt worden ist, ist die Laufleistung mit 52.844 km angegeben. Der Kl&#228;ger hat dazu ausgef&#252;hrt: Er habe umfangreiche Umbauarbeiten am Fahrzeug vorgenommen, u.a. Einbau eines 2,6 Liter Motors, Austausch von Getriebe, Kardanwelle, Differenzial- und Bremsscheiben. Praktisch sei alles bis auf die Karosserie erneuert worden. Er habe deshalb den Tacho bei der Firma ... auf 10.000 km zur&#252;ckdrehen lassen, so da&#223; die in der Schadenanzeige angegebene Laufleistung von ca. 38.000 km seiner Meinung nach richtig sei. Im &#252;brigen habe er den Versicherungsvertreter ..., der die Schadenanzeige aufgenommen habe und dem der Wagen und der Umbau genauestens bekannt sei, dies auch so erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Von der weiteren Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167;543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zum Teil begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann von der Beklagten gem&#228;&#223; &#167;13 Abs. 1 AKB Entsch&#228;digung f&#252;r den Diebstahl des Fahrzeuges in H&#246;he von 29.100,- DM verlangen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat den ihm obliegenden Beweis des Fahrzeugdiebstahls erbracht.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">An die Beweisf&#252;hrung eines Versicherungsnehmers f&#252;r einen Fahrzeugdiebstahl sind keine allzu strengen Anforderungen zu stellen, weil der Wert einer Diebstahlversicherung sonst in vielen F&#228;llen fehlender Tataufkl&#228;rung von vornherein in Frage gestellt und der Versicherungsnehmer sehr oft entgegen dem Zweck des Versicherungsvertrages schutzlos w&#228;re. Deshalb gen&#252;gt der Versicherungsnehmer seiner Beweislast f&#252;r den behaupteten Diebstahl jedenfalls vorl&#228;ufig schon dann, wenn er einen Sachverhalt behauptet und erforderlichenfalls beweist, der nach der Lebenserfahrung mit hinreichender Wahrscheinlichkeit darauf schlie&#223;en l&#228;&#223;t, da&#223; die versicherte Sache in einer den Versicherungsbedingungen entsprechenden Weise entwendet worden ist. Dazu gen&#252;gt die Feststellung solcher Tatumst&#228;nde, denen hinreichend deutlich das &#228;u&#223;ere Bild eines versicherten Diebstahls entnommen werden kann (st&#228;ndige Rechtsprechung, vgl.: BGH VersR 84, 29 = VVGE &#167;12 AKB Nr. 5; VersR 87, 146; VersR 90, 45, 46).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Da nicht der unredliche, sondern der redliche Versicherungsnehmer der Regelfall ist, k&#246;nnen hinreichende Wahrscheinlichkeit oder gar Verdachtsmomente zur F&#252;hrung des Gegenbeweises nicht ausreichen. Vielmehr mu&#223; der Versicherer konkrete Tatsachen darlegen und beweisen, welche die Annahme einer Vort&#228;uschung mit erheblicher Wahrscheinlichkeit nahelegen (BGH VersR 84, 29).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Zum unverzichtbaren Beweis eines Mindestma&#223;es an Tatsachen (BGH VersR 78, 732; VersR 80, 229), aus denen sich das &#228;u&#223;ere Bild des Diebstahls mit hinreichender Wahrscheinlichkeit erschlie&#223;en l&#228;&#223;t, geh&#246;rt bei einem Kfz-Diebstahl der Beweis, da&#223; das Fahrzeug zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort abgestellt und sp&#228;ter dort nicht mehr vorgefunden worden ist.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Diesen erleichterten Beweis hat der Kl&#228;ger erbracht. Der Senat folgt insoweit der Aussage des Zeugen .... Der Zeuge hat im einzelnen die Fahrt nach ... geschildert und best&#228;tigt, da&#223; der Wagen vormittags in der N&#228;he des Marktplatzes abgestellt worden ist. Als sie beide vom Einkauf zur&#252;ckgekommen seien, sei der Wagen nicht mehr dort gewesen. Der Senat hat keine begr&#252;ndeten Zweifel an der Richtigkeit der Aussage. Der Zeuge hat ausf&#252;hrlich Einzelheiten &#252;ber die Fahrt nach ... geschildert, die in sich stimmig und glaubhaft waren. Der Senat hat vor Vernehmung des Zeugen den Kl&#228;ger angeh&#246;rt, der den Vorfall ebenfalls ausf&#252;hrlich geschildert hat. Die Aussage des Zeugen pa&#223;te zu der Schilderung des Kl&#228;gers. Sie stimmte auch in solchen unbedeutenden Nebens&#228;chlichkeiten &#252;berein, da&#223; der Senat die &#220;berzeugung gewann, da&#223; sich der Vorfall tats&#228;chlich so - wie geschildert - abgespielt hat und die Aussage des Zeugen mit dem Kl&#228;ger vorher nicht abgesprochen und festgelegt war.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber hat die Beklagte keine Tatsachen dargelegt, denen die erhebliche Wahrscheinlichkeit der Vort&#228;uschung des Versicherungsfalles entnommen werden kann.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Es sind keine Anhaltspunkte daf&#252;r vorhanden, da&#223; der Kl&#228;ger nicht in der Lage gewesen sein sollte, die teuren Umbauarbeiten am Fahrzeug vorzunehmen. Zum einen liegen Fotos vom Fahrzeug des Kl&#228;gers vor, die einen Teil der Umbauarbeiten erkennen lassen. Dar&#252;ber hinaus sind verschiedene Umbauten im Kfz-Schein angegeben (z.B. 2,6 Liter Motor, Seitenleisten, Frontspoiler, Hecksch&#252;rze). Weiterhin liegen auch Rechnungen bez&#252;glich der Umbauarbeiten vor. Zur finanziellen Situation hat der Kl&#228;ger dargetan, da&#223; er in der Vergangenheit mehrere Unfallfahrzeuge gekauft, repariert und mit Gewinn weiterverkauft habe, diverse Ersparnisse besitze, eine Abfindung von seinem Arbeitgeber erhalten habe, seine Schwiegermutter ihm einen Zuschu&#223; bei der Anschaffung des Fahrzeuges gegeben habe und seine Gro&#223;mutter ihn finanziell durch Zahlung der Versicherungspr&#228;mien unterst&#252;tze. Damit scheidet die finanzielle Situation als Indiz f&#252;r eine Vort&#228;uschung aus.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Tatsache, die das Landgericht f&#252;r wesentlich erachtet hat, da&#223; der Kl&#228;ger von April 1986 bis Januar 1988 in vier Verkehrsunf&#228;lle verwickelt gewesen ist, die keine gr&#252;ndliche polizeiliche Ermittlung ausgel&#246;st h&#228;tten, begr&#252;ndet ebenfalls keine erhebliche Wahrscheinlichkeit daf&#252;r, da&#223; dieser Diebstahl vorget&#228;uscht ist. Der Vortrag der Beklagten dazu ist nicht substantiiert und stellt allenfalls einen vagen Verdacht dar. Der Kl&#228;ger hat im einzelnen in der Berufungsbegr&#252;ndung geschildert, wie es zu den vier Unf&#228;llen gekommen ist. Darauf hat die Beklagte nicht substantiiert erwidert. Wegen keiner der Unf&#228;lle hat es ein Strafverfahren gegen den Kl&#228;ger gegeben. S&#228;mtliche Sch&#228;den sind von den Versicherern reguliert worden. Auffallend ist zwar, da&#223; des&#246;fteren der Zeuge ... als Unfallzeuge zur Verf&#252;gung steht, umgekehrt bei Unf&#228;llen des Zeugen ... Kl&#228;ger als Zeuge dabei war. Diese Auff&#228;lligkeiten allein reichen aber nicht aus, eine erhebliche Wahrscheinlichkeit der Vort&#228;uschung dieses Versicherungsfalles zu begr&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Eine zur Leistungsfreiheit der Beklagten f&#252;hrende Obliegenheitsverletzung des Kl&#228;gers liegt nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist die vom Kl&#228;ger in der Schadenanzeige abgegebene Erkl&#228;rung zur Laufleistung mit ca. 38.000 km unrichtig. Auch wenn ein Fahrzeug general&#252;berholt und so weitgehend umgebaut worden ist, da&#223; praktisch alle beweglichen Teile wie Motor, Fahrwerk und Bremsen erneuert worden sind, kann die bis dahin zur&#252;ckgelegte Laufleistung der Karosserie nebst den &#252;brigen Einbauten nicht unber&#252;cksichtigt bleiben. Mit der Frage nach der Gesamtlaufleistung will der Versicherer erkennbar in Erfahrung bringen, wieviel Kilometer mit diesem Fahrzeug zur&#252;ckgelegt worden sind. Denn f&#252;r den Wert eines Fahrzeuges kommt es entscheidend auch auf diese Gesamtlaufleistung an.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat allerdings nicht bewiesen, da&#223; sie &#252;ber diese Umst&#228;nde, die zur Kilometerangabe von 38.000 gef&#252;hrt haben, nicht informiert war.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Beweis, da&#223; der Versicherungsnehmer unzutreffende Angaben gemacht hat, l&#228;&#223;t sich mit der Vorlage des objektiv unrichtig ausgef&#252;llten Formulars dann nicht mehr f&#252;hren, wenn der Versicherungsnehmer substantiiert behauptet, den Agenten m&#252;ndlich zutreffend unterrichtet zu haben. Der vom Versicherer zu f&#252;hrende Nachweis der Obliegenheitsverletzung erfordert dann den Beweis, da&#223; der Versicherungsnehmer entgegen seiner substantiierten Behauptung den Agenten nicht zutreffend m&#252;ndlich unterrichtet hat.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Diese vom BGH f&#252;r den Bereich der Beantwortung von Gesundheitsfragen im Versicherungs <u>antrag</u> aufgestellten Grunds&#228;tze (BGH VersR 69, 833 = VVGE &#167;44 VVG Nr. 4) gelten sinngem&#228;&#223; aber auch f&#252;r die Feststellung von Obliegenheitsverletzungen im weiteren Verlauf eines Versicherungsvertrages, insbesondere auch in der Kaskoversicherung bei Erkl&#228;rungen in der Schadenanzeige. Denn auch insoweit ist der Agent "Auge und Ohr" des Versicherers (&#167;43 Nr. 2 VVG) und stellt die Unterschrift des Versicherungsnehmers nur ein ersch&#252;tterbares Indiz f&#252;r die Wahrheit der in ihr best&#228;tigten Tatsachen und unterliegt der freien richterlichen Beweisw&#252;rdigung gem&#228;&#223; &#167;286 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Vernehmung des Zeugen ... der als Versicherungsagent der Beklagten die Schadensanzeige ausgef&#252;llt hat, hat eine Obliegenheitsverletzung des Kl&#228;gers nicht ergeben, vielmehr ist die Behauptung des Kl&#228;gers, den Versicherungsagenten m&#252;ndlich zutreffend unterrichtet zu haben, best&#228;tigt worden. Der Zeuge ... hat ausgesagt, ihm sei das Fahrzeug des Kl&#228;gers mit all den Umbauten genauestens bekannt gewesen und der Kl&#228;ger habe ihm erkl&#228;rt, wie er die 38.000 km verstehe. F&#252;r seine Begriffe sei das Fahrzeug des Kl&#228;gers wegen der Umbauten tats&#228;chlich auch wie neu gewesen und die Karosserie bzw. deren Laufleistung habe ihn nicht interessiert. Damit scheidet eine Obliegenheitsverletzung des Kl&#228;gers aus.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><b>4.</b></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich der Entsch&#228;digungsh&#246;he folgt der Senat den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen ... gegen die keine Partei im Termin Einwendungen erhoben hat. Danach bemi&#223;t sich der Wert unter Ber&#252;cksichtigung aller am Fahrzeug befindlichen &#196;nderungen und zus&#228;tzlichen Ausstattungen auf 29.400,- DM. Abz&#252;glich der vereinbarten Selbstbeteiligung in der Teilkaskoversicherung von 300,- DM steht dem Kl&#228;ger daher ein Entsch&#228;digungsbetrag von 29.100,- DM zu.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ergibt sich aus &#167;&#167;284, 288 BGB.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"><b>6.</b></p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167;92, 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO. Die Beschwer des Kl&#228;gers betr&#228;gt 10.900,- DM, die der Beklagten 29.100,- DM.</p>
314,973
olgham-1991-03-12-7-u-16590
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7 U 165/90
1991-03-12T00:00:00
2019-03-13T14:42:57
2022-10-18T15:09:23
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1991:0312.7U165.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Beklagten wird das am 18. Oktober 1990 verk&#252;ndete Urteil der Zivilkammer III des Landgerichts xxx abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Es beschwert den Kl&#228;ger um 19.000,00 DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht kein Anspruch gegen den Beklagten aus dem Klagescheck gem&#228;&#223; Art. 12, 40, 45 ScheckG zu. Der Beklagte hat den Klagescheck nicht selbst ausgestellt. Deshalb k&#246;nnte er aus dem Klagescheck nur dann in Anspruch genommen werden, wenn xxx den Beklagten bei der Ausstellung des Schecks wirksam vertreten h&#228;tte. Das ist jedoch nicht der Fall.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dahinstehen kann die Frage, ob xxx gem&#228;&#223; &#167; 164 Abs. 1 EGE im Namen des Beklagten aufgetreten ist. Denn xxx fehlte jedenfalls die Vollmacht, mit Wirkung f&#252;r und gegen den Beklagten unbeschr&#228;nkt &#252;ber das Konto zu verf&#252;gen. Der Kl&#228;ger hat zwar behauptet, der Beklagte habe xxx erm&#228;chtigt, das Konto ins Debet zu f&#252;hren. Er hat seine Behauptung aber nicht bewiesen. Denn der Zeuge xxx hat bekundet, da&#223; xxx lediglich befugt gewesen sei, das Konto auf Guthabenbasis zu f&#252;hren. Wenn das Konto zuweilen ins Debet geraten sei, sei das lediglich darauf zur&#252;ckzuf&#252;hren, da&#223; sich eine kurzfristige &#220;berziehung nicht habe vermeiden lassen. Auch der Beklagte hat anl&#228;&#223;lich seiner Parteivernehmung nicht best&#228;tigt, da&#223; xxx unbeschr&#228;nkt &#252;ber das Konto habe verf&#252;gen k&#246;nnen. Der Kl&#228;ger ist damit beweisf&#228;llig geblieben, obwohl er beweispflichtig war. Denn wer ein Vertretergesch&#228;ft behauptet, mu&#223; es auch beweisen (Palandt-Heinrichs &#167; 164 Anm. 5).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kontovollmacht, die der Beklagte xxx erteilt hat, enth&#228;lt auch nicht von vornherein die Befugnis, das Konto zu &#252;berziehen. Das hat der Senat bereits mehrfach entschieden (zuletzt Urteil vom 05.12.1989 -7 U 115/89). Diese Rechtsprechung steht mit der Rechtsprechung des Bundesgerichtshof im Einklang (BGH MDR 1953, 354).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann sich auch nicht auf eine Duldungs- oder Anscheinsvollmacht berufen. Umst&#228;nde, die darauf schlie&#223;en lassen, da&#223; der Beklagte die &#220;berziehung des Kontos durch xxx geduldet hat, sind nicht ersichtlich. Die Beweisaufnahme hat jedenfalls keine in diese Richtung gehenden Hinweise ergeben, zumal der Beklagte in seiner Vernehmung als Partei erkl&#228;rt hat, er habe das Konto sofort aufgel&#246;st, als er von der Ausstellung der beiden Schecks erfahren habe.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann sich auch nicht auf eine Anscheinsvollmacht berufen. Nach den Grunds&#228;tzen der Anscheinsvollmacht kann sich der Vertretene auf den Mangel der Vollmacht seines angeblichen Vertreters nicht berufen, wenn er dessen Verhalten zwar nicht kannte, es aber bei pflichtgem&#228;&#223;er Sorgfalt h&#228;tte kennen und verhindern k&#246;nnen und wenn der Gesch&#228;ftsgegner das Verhalten des Vertreters nach Treu und Glauben dahin auffassen durfte, der Vertretene dulde und billige das Handeln seines Vertreters. Es ist jedoch nicht erkennbar, aufgrund welcher Umst&#228;nde der Beklagte h&#228;tte erkennen k&#246;nnen, xxx werde den Klagescheck ausstellen und damit das Konto ins Debet bringen. Der Umstand, da&#223; xxx Kontovollmacht hatte und unter &#220;berschreitung seiner Befugnisse in der Lage war, Schecks auszustellen, die von dem Kontoguthaben nicht mehr gedeckt waren, gen&#252;gt nicht, um eine Anscheinsvollmacht zu bejahen. Denn xxx hatte sich bis zur Ausstellung des Klageschecks stets korrekt verhalten. Jedenfalls waren dem Beklagten bis zu diesem Zeitpunkt keine Umst&#228;nde bekannt geworden, die ihn h&#228;tten veranlassen k&#246;nnen, dem Beklagten die Vollmacht zu entziehen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">VRiOLG Espey befindet sich in Urlaub und ist deshalb an der Unterschriftsleistung verhindert.</p>
314,974
ag-dusseldorf-1991-03-08-28-c-1677090
{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
28 C 16770/90
1991-03-08T00:00:00
2019-03-13T14:42:59
2022-10-18T15:09:23
Urteil
ECLI:DE:AGD:1991:0308.28C16770.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 22.2.1991</p> <p>durch die Richterin am Amtsgericht X</p> <p></p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt :</p> <p></p> <p> Die Klage wird abgewiesen.</p> <p> </p> <p> Die Kosten des Rechtsstreits werden den </p> <p> Kl&#228;gern als Gesamtschuldnern auferlegt.</p> <p></p> <p> Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger buchten bei der Beklagten eine Reise nach Marokko f&#252;r die Zeit vom 28.8.1990 bis 11.9.1990 zum Gesamtpreis von 4.196,-- DM. Es handelte sich um ein Kombinationsprogramm, welches drei N&#228;chte in Marrakesch und 11 N&#228;chte in Agadir vorsah.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage machen die Kl&#228;ger Minderung des Reisepreises geltend.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Sie haben zun&#228;chst Minderung in H&#246;he von 1.528,40 DM unter Ber&#252;cksichtigung des von der Beklagten bereits geleisteten Betrages in H&#246;he von 150,-- DM verlangt. Sie haben aufgrund einer weiteren Zahlung der Beklagten in H&#246;he von 480,-- DM die Klage in dieser H&#246;he zur&#252;ckgenommen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger behaupten, in Marrakesch sei keine Reiseleitung der Beklagten gewesen. Nicht beraten h&#228;tten sie sich einem einheimischen Fremdenf&#252;hrer anvertraut, der sie mit einem Messer bedroht und einen v&#246;llig &#252;berh&#246;hten Preis f&#252;r seine F&#252;hrung verlangt h&#228;tte. Der Service im gebuchten Hotel in Marrakesch sei schlecht gewesen, da gleichzeitig ein gro&#223;er &#196;rztekongress stattgefunden habe und sich das ganze Personal ausschlie&#223;lich um die Kongressteilnehmer gek&#252;mmert h&#228;tte. Der Transfer von Marrakesch nach Agadir habe in einem &#228;u&#223;erst engen Kastenwagen stattgefunden. Der Wagen sei total verschmutzt gewesen. Den gr&#246;&#223;ten Teil der Fahrt h&#228;tten sie mit angewinkelten Beinen sitzen m&#252;ssen. Das im Hotel X zugewiesene Zimmer sei primitiv eingerichtet, schmutzig und viel zu klein gewesen. Es sei mit Wanzen und Kakerlaken &#252;bers&#228;t gewesen. Auf ihre Beschwerde hin sei ihnen ein anderes Zimmer gezeigt worden, das zwar gr&#246;&#223;er, aber ebenso primitiv eingerichtet und v&#246;llig verschmutzt gewesen sei. Sie h&#228;tten sich daraufhin entschlossen, das Hotel abzulehnen. Am n&#228;chsten Tag h&#228;tten sie in das Hotel XX umziehen k&#246;nnen. Dort h&#228;tten sie bis 1.00 Uhr nachts &#252;berdurchschnittlich laute Musik aus der Hotelbar ertragen m&#252;ssen. Auch tags&#252;ber h&#228;tten sie keine Ruhe gefunden wegen unmittelbar an die Hotelanlage angrenzender Baustellen. Insgesamt sei eine Minderung in H&#246;he von 40 % des Reisepreises angemessen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an die Kl&#228;ger</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">1048,40 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 6.11.1990</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Ansicht, &#252;ber den kulanter Weise gezahlten Betrag in H&#246;he von 630,--DM hinaus st&#252;nden dem Kl&#228;ger keine weiteren Anspr&#252;che zu. Im Katalog sei auf eine individuelle Erkundung Marrakeschs hingewiesen. Aus dem Katalog erg&#228;be sich auch, dass dem gebuchten Hotel in Marrakesch ein Kongre&#223;zentrum angeschlossen war. F&#252;r den Transfer nach Agadir h&#228;tten die Kl&#228;ger keinen klimatisierten Reisebus erwarten k&#246;nnen. Das gebuchte Zimmer im Hotel X sei nicht mit Wanzen und Kakerlaken &#252;bers&#228;t und verdreckt gewesen. Der Umzug in das Hotel XX habe auf dem eigenen Wunsch der Kl&#228;ger beruht. F&#252;r L&#228;rmbel&#228;stigungen dort sei sie nicht verantwortlich, weil die Kl&#228;ger in der urspr&#252;nglich gebuchten Anlage h&#228;tten bleiben k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">&#220;ber die von der Beklagten geleisteten 630,-- DM hinaus stehen den Kl&#228;gern Minderungsanspr&#252;che nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Aus der Katalogbeschreibung ist zu ersehen, dass in Marrakesch ein individueller Aufenthalt gebucht war. Jedem Reisenden, auch einem Pauschalreisenden, ist es zuzumuten, sich vor Antritt einer Reise in ein fremdes Land &#252;ber die dortigen Gegebenheiten, z. B. anhand eines Reisef&#252;hrers zu informieren. Die Gefahren eines Besuchs der Altst&#228;dte in Marokko d&#252;rften als allgemein bekannt vorausgesetzt werden. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">M&#228;ngel hinsichtlich eines schlechten Services in dem in Marrakesch gebuchten Hotel sind nicht substantiiert dargelegt worden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Zutreffend weist die Beklagte darauf hin, dass es sich bei der Fahrt von Marrakesch nach Agadir nicht um eine gebuchte Busreise, sondern lediglich um einen Transfer handelte. Mit dem Komfort eines Reisebusses konnten die Kl&#228;ger nicht rechnen. Zu ber&#252;cksichtigen ist auch stets, dass nicht die Ma&#223;st&#228;be angelegt werden k&#246;nnen, die in einem zivilisierten europ&#228;ischen Land gelten. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Schon aus der Hotelbeschreibung, wonach die Zimmer zweckm&#228;&#223;ig eingerichtet sein sollten, h&#228;tten die Kl&#228;ger entnehmen k&#246;nnen, dass es sich um eine einfache und nicht eine Luxusausstattung der Zimmer handelte. Eine bestimmte Gr&#246;&#223;e des Zimmers war den Kl&#228;gern auch nicht zugesagt worden. Dar&#252;ber hinaus ist den Kl&#228;gern ein anderes Zimmer in der Hotelanlage angeboten worden, das - wie die Kl&#228;ger selbst in ihrem Schreiben an die Beklagte einger&#228;umt haben - gr&#246;&#223;er war. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Substantiierte Ausf&#252;hrungen zum angeblichen Dreck in den Zimmern der gebuchten Hotelanlage liegen nicht vor. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Wie gerichtsbekannt ist, muss auch in Luxushotels in s&#252;dlichen L&#228;ndern mit Ungeziefer gerechnet werden. Diese M&#228;ngel werden &#252;blicherweise durch Insektensprays beseitigt. Von Wanzen und Kakerlaken in dem ersatzweise angebotenen Zimmer der gebuchten Hotelanlage ist nicht die Rede, so dass lediglich nicht substantiiert vorgetragener Schmutz als Mangel &#252;brig bliebe. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Nach all dem hatten die Kl&#228;ger keinen Anspruch darauf, in ein anderes Hotel umzuziehen. Wenn sie dies aufgrund freien Entschlusses taten, m&#252;ssen sie die dort vorhandenen M&#228;ngel entsch&#228;digungslos in Kauf nehmen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Zusammenfassend ist festzustellen, dass den Kl&#228;gern ein &#252;ber die Kulanzleistung hinausgehender Betrag nicht zusteht.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Anordnung der vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 708 Ziffer 11 ZPO.</p>
314,975
olgk-1991-03-06-6-u-290
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 U 2/90
1991-03-06T00:00:00
2019-03-13T14:43:01
2022-10-18T15:09:22
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1991:0306.6U2.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Tatbestand des Urteils des Senats vom 18.01.1991 wird auf Seite 5 der Ausfertigung in Zeilen 13/17 wie folgt klargestellt: Anstelle des Halbsatzes "Sie hat diese Kosten insgesamt mit 614.154,13 DM beziffert ..." tritt der Halbsatz: "Sie hat die Kosten der ersatzweise geschalteten Beilage insgesamt mit 614.154,13 DM und die darin enthaltenen Mehrkosten gegen&#252;ber der bisherigen Werbung</p> <p>mit 400.000,-- DM beziffert ...".</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Tatbestandsberichtigungsantrag der Kl&#228;gerin ist gem. &#167; 320 ZPO zul&#228;ssig. Er hat insoweit Erfolg, als die bisherige mi&#223;verst&#228;ndliche Formulierung durch eine die Angaben unmi&#223;verst&#228;ndlich darlegende ersetzt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung konnte im Einverst&#228;ndnis beider Parteien ohne m&#252;ndliche Verhandlung getroffen werden.</p>
314,976
lg-bonn-1991-03-01-3-o-41890
{ "id": 804, "name": "Landgericht Bonn", "slug": "lg-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
3 O 418/90
1991-03-01T00:00:00
2019-03-13T14:43:02
2022-10-18T15:09:22
Urteil
ECLI:DE:LGBN:1991:0301.3O418.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kl&#228;ger tragen die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p>Das Urteil ist wegen der Kosten gegen Sicherheitsleistung der Beklagten in H&#246;he von 2.300,-- DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger sind zu je 1/20 Miteigent&#252;mer des im Grundbuch von J Blatt #### (AG T2) eingetragenen Grundst&#252;ck Gemarkung J, Flur #, Flurst&#252;cke ###, ###, ### und ### (Privatweg) an der C Stra&#223;e in M 1.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit notariellem Vertrag vom 26. Juli 1984 des Notars E in T2, UR.-Nr.: ###/19##, hatte der damalige Eigent&#252;mer T3 insgesamt 8/101 seines Eigentums an dem Grundst&#252;ck auf insgesamt 16 Anlieger des Privatweges, darunter auch die Kl&#228;ger, &#252;bertragen. Im Jahre 1987 &#252;bertrug er insgesamt 1/10 seines Resteigentums auf die Anlieger N.&#160; In dem notariellen Vertrag vom 26.07.1984 wird hinsichtlich "der Unterhaltung der Wegefl&#228;chen" auf eine privatschriftliche Vereinbarung der Vertragsparteien vom 15.06.1984 verwiesen. Diese Vereinbarung ist sp&#228;ter auch auf das Ehepaar N ausgedehnt worden.&#160; Nach Ziffer 3 der "Vorbemerkungen" der "Vereinbarung" vom 15.06.1984 sollte "auf den bisher als Privatweg genutzten Grundst&#252;cken eine endg&#252;ltige Erschlie&#223;ungsanlage nach Ma&#223;gabe dieser Vereinbarung errichtet werden&#8220;. Und gem&#228;&#223; &#167; 1 der Vereinbarung ist "Gegenstand dieses Vertrages ... die endg&#252;ltige Planung; Vermessung und Herstellung der f&#252;r die Erschlie&#223;ung der Grundst&#252;cke der Anlieger notwendigen Erschlie&#223;ungsanlagen, n&#228;mlich</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">a) der Privatstra&#223;e, d. h. .</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">- der zum Anbau bestimmten Stra&#223;e (Fahrbahn und ggfs. Gehweg) einschlie&#223;lich</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">- der Stra&#223;enbeleuchtung und</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">- der Stra&#223;enentw&#228;sserung;</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">b) der Kanalisationsanlagen, d.h.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">-&#160; der der Grundst&#252;cksentsorgung dienenden Kanalisationsanlagen (ausschlie&#223;lich der Grundst&#252;cksanschl&#252;sse) sowie der Anschluss dieser Kanalisationsanlagen an den in der Stra&#223;e N-Stra&#223;e verlegten &#246;ffentlichen Kanal"</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem hei&#223;t es in &#167; 7 Abs. 1 der Vereinbarung:</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">"S&#228;mtliche Anlieger bevollm&#228;chtigten mit der Unterzeichnung dieser Vereinbarung die Eheleute T unwiderruflich, namens und in Vollmacht sowie auf Rechnung aller Vertragsparteien die zur Wartung, Instandhaltung und Unterhaltung der Erschlie&#223;ungsanlagen erforderlichen Auftr&#228;ge zu vergeben und Vertr&#228;ge abzuschlie&#223;en....</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die vorherige Zustimmung der &#252;brigen Vertragsparteien ist f&#252;r die Auftragsvergabe nicht erforderlich: sie gilt als erteilt mit der Unterzeichnung dieses Vertrages ..."</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf den in Kopie vorgelegten Vertrag bzw. die Vereinbarung Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom10.04.1989 bat die Beklagte u. a. auch die Kl&#228;ger um Zustimmung zu der beabsichtigten Verlegung einer Erdgasleitung in dem oben genannten Grundst&#252;ck und teilte den Kl&#228;gern mit, zwei der Anlieger w&#252;rden einen Anschluss ihrer H&#228;user an die zu verlegende Leitung w&#252;nschen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">In der Folgezeit verweigerten die Kl&#228;ger ihre Zustimmung.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 26.06.1987 an die Beklagte, welche dieses den Kl&#228;gern &#252;bermittelte, teilten insgesamt 14 Miteigent&#252;mer des Grundst&#252;cks (7/10 Miteigentumsanteile) der Beklagten mit:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">&#8220;Die nachfolgend Unterzeichnenden beantragen als Interessengemeinschaft und im Sinne eines Mehrheitsbeschlusses gem&#228;&#223; &#167; 745 BGB Abs. 1 und Abs. 2 den Anschluss des o.a. Privatweges an das &#246;ffentliche Erdgasnetz, um eine m&#246;gliche Energieversorgung mit Erdgas, wie die S angeboten hat, nutzen zu k&#246;nnen..."</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1990 verlegte die Beklagte eine Erdgasleitung in dem oben genannten Grundst&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Mittlerweile sind zwei der Anliegergrundst&#252;cke an die Erdgasleitung angeschlossen und die gesamte Energieversorgung und Beheizung der entsprechenden H&#228;user ist auf Erdgas eingestellt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Eine anderweitige Versorgung der Anlieger des Privatweges mit Erdgas ist nicht m&#246;glich, da die Versorgung leitungsgebunden ist und die Rohrleitungen nur im Erdboden verlegt werden k&#246;nnen. Die Beseitigung der Leitung w&#252;rde etwa 30.000,-- DM kosten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger meinen,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">der Zweck des Privatweges sei in dem notariellen Vertrag vom 26.07.1984 und in der Vereinbarung vom 15.06.1984 abschlie&#223;end festgelegt worden. Eine &#196;nderung der Vereinbarung vom 15.06.1984 sei nicht durch Mehrheitsbeschluss, sondern nur durch Vertrag mit allen Beteiligten m&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Dies gelte vor allem auch deshalb, weil nach der Pr&#228;ambel Nr. 3 und &#167; 1 des Vertrages vom 15.06.1984 die Erschlie&#223;ungsanlagen als "endg&#252;ltig" bezeichnet w&#252;rden. Eine Regelung nach &#167; 745 Abs. 1 BGB sei durch &#167; 7 der Vereinbarung ausgeschlossen. Sie seien nicht verpflichtet, den Eingriff der Beklagten in ihr Miteigentum zu dulden. Die Verlegung der Erdgasleitung stelle au&#223;erdem eine wesentliche Ver&#228;nderung des Grundst&#252;cks im Sinne von &#167; 745 Abs. 3 BGB dar, insbesondere deshalb, weil durch eine solche Leitung erhebliche Gefahren f&#252;r sie und ihr Eigentum entst&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Sie behaupten hierzu, durch die Verlegung der Leitung sei eine gerade bei Erdgas h&#228;ufig auftretende Explosion potentiell zu bef&#252;rchten.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Sie sind au&#223;erdem der Ansicht, die Beklagte k&#246;nne sich nicht darauf berufen, da&#223; schon andere nicht in dem Vertrag vom 15.06.1984 vorgesehene Leitungen, insbesondere eine Wasserleitung, in dem Privatweg verlegt seien, weil die Kl&#228;ger nichts gegen diese Leitungen einzuwenden gehabt h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, die Erdgasleitung zu beseitigen, die in den Privatweg verlegt ist, der im Grundbuch des Amtsgerichts T2 f&#252;r J, Flur #, Flurst&#252;cke ###, ###, ### und ###, eingetragen ist und der vor den Anwesen in C2, C Stra&#223;e ##-##, verl&#228;uft.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte meint,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">die Verlegung der Gasleitung sei durch einen wirksamen Mehrheitsbeschluss der Miteigent&#252;mer gedeckt.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Sach- und Streitstandes wird auf die Schrifts&#228;tze der Parteien, die&#160; Sitzungsniederschrift vom 25. Januar 1991 und den Inhalt der beigezogenen Akte ## C ###/## AG T2 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde :</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben keinen Anspruch auf Beseitigung der Erdgasleitung gem&#228;&#223; der &#167;&#167; 1008, 1011 und 1004 Abs. 1 BGB oder aus einem anderen Rechtsgrund gegen die Beklagte.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte war aufgrund eines wirksamen Mehrheitsbeschlusses im Sinne von &#167; 745 Abs. 1 BGB berechtigt, die o.g. Erdgasleitung zu verlegen, die Kl&#228;ger sind deshalb zu deren Duldung verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Da es sich im vorliegenden Fall um Miteigentum nach Bruchteilen im Sinne des &#167; 1008 BGB handelt, finden die &#167;&#167; 741 f BGB und damit auch &#167; 745 Abs. 1 BGB grunds&#228;tzlich Anwendung.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der Mehrheitsbeschluss der Miteigent&#252;mer gem&#228;&#223; &#167; 745 Abs. 1 BGB war nicht durch die Vereinbarung vom 15.06.1984 und den auf sie Bezug nehmenden notariellen Vertrag vom 26 07.1984 ausgeschlossen;</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Gegenstand des Vertrages sind die dort abschlie&#223;end aufgef&#252;hrten Ma&#223;nahmen und Anlagen, n&#228;mlich die Herstellung der Privatstra&#223;e, die Stra&#223;enbeleuchtung, die Stra&#223;enentw&#228;sserung und die Kanalisationsanlage.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Auch &#167; 7 Abs. A ff. &#187;der Vereinbarung bezieht sich nur auf die Herstellung der Stra&#223;e und die o.g. Erschlie&#223;ungsanlage. Nur hinsichtlich der in dem Vertrag genannten Anlagen enth&#228;lt der Vertrag eine endg&#252;ltige Regelung.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Eine&#160; Regelung hinsichtlich anderer Erschlie&#223;ungsanlagen ist damit gerade nicht getroffen worden, so da&#223; deren Verlegung bzw. ein dahingehender Beschluss der Miteigent&#252;mer durch die Vereinbarung auch nicht ausgeschlossen ist.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Damit war auch eine Regelung hinsichtlich anderer Erschlie&#223;ungsanlagen, insbesondere einer Erdgasleitung m&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">In Bezug auf die verlegte Erdgasleitung war eine solche Regelung auch nicht gem&#228;&#223; &#167; 745 Abs. 3 BGB ausgeschossen, denn eine wesentliche Ver&#228;nderung des gemeinsamen Gegenstandes ist nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Eine solche wesentliche Ver&#228;nderung ist regelm&#228;&#223;ig dann gegeben, wenn die Zweckbestimmung oder die Gestalt des gemeinschaftlichen Gegenstandes in einschneidender Weise ge&#228;ndert wird (vgl. BGHZ 101, 24, 28: OLG Hamburg in OLGZ 1990, 141, 144 m w N.).</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Dies ist hier nicht der Fall.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Eine &#196;nderung der Zweckbestimmung des Grundst&#252;ckes ist deshalb nicht gegeben, weil sich schon aus dem Vertrag vom 15.06.1984 ergibt, da&#223; der Privatweg neben anderen Zwecken auch der Aufnahme der Kanalisationsanlage, d.h. einer Erschlie&#223;ungsanlage, dienen sollte. Eine solche Erschlie&#223;ungsanlage stellt aber auch eine Erdgasleitung dar. Die Verlegung dieser Leitung entspricht damit einem der Zwecke des Grundst&#252;cks.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Eine wesentliche Ver&#228;nderung im Sinne des &#167; 745 Abs. 3 BGB liegt auch nicht deshalb vor, weil den Kl&#228;gern durch die Verlegung der Erdgasleitung besondere Kosten entstanden sind oder entstehen werden. Dies ist unstreitig nicht der Fall.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Es liegt auch keine einschneidende Ver&#228;nderung der Gestalt des Grundst&#252;cks (mehr) vor. Denn der Privatweg wurde unstreitig in seiner urspr&#252;nglichen &#228;u&#223;eren Gestalt, auf die es im Rahmen des &#167; 745 Abs. 3 BGB allein ankommt, wieder hergestellt.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Mehrheit der Miteigent&#252;mer bzw. der Miteigentumsanteile (7/10 der Anteile) konnte im Rahmen der ordnungsgem&#228;&#223;en Verwaltung und Benutzung den Kl&#228;gern gegen&#252;ber wirksam gem&#228;&#223; &#167; 745 Abs. 1 BGB &#252;ber die Verlegung der Erdgasleitung entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die beschlossene Ma&#223;nahme liegt angesichts der bereits in dem Weg verlegten Leitungen (s.o.), der unstreitig nur in dem Privatweg m&#246;glichen Verlegung einer Erdgasleitung und des zwischenzeitlich erfolgten Anschlusses von mindestens zwei Anliegergrundst&#252;cken an die verlegte Erdgasleitung im Rahmen dessen, was unter den konkreten Umst&#228;nden als vernunftgem&#228;&#223;e Ma&#223;nahme und normale Nutzung zu werten ist (vgl. auch &#167; 745 Abs. 2 BGB). Sie h&#228;lt sich damit in den Grenzen der ordnungsgem&#228;&#223;en Verwaltung und Benutzung (vgl. zum Begriff der Verwaltung OLG Hamm in JMBI NW 1991, 46).</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">In diesem Zusammenhang k&#246;nnen sich die Kl&#228;ger nicht auf die besondere Gef&#228;hrlichkeit von Erdgasleitungen berufen. Zu der konkreten Gef&#228;hrlichkeit der im Erdreich des Privatweges verlegten&#160; Erdgasleitung haben die Kl&#228;ger nichts vorgetragen. Sie haben vielmehr nur behauptet, durch die Verlegung der Leitung sei eine gerade bei Erdgas h&#228;ufig auftretende Explosion potentiell zu bef&#252;rchten.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der konkreten Situation ergeben sich auch aus den in den Verfahren ## C ###/## AG T2 vorgelegten Zeitungsartikeln keine vergleichbaren F&#228;lle.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen k&#246;nnen sich die Kl&#228;ger insoweit nicht auf die M&#246;glichkeit einer Explosion eines Erdgasanschlusses bzw. eines an Erdgas angeschlossenen Hauses berufen, weil sich ihre Miteigentumsrechte nur auf den Privatweg und die dort verlegte Leitung, nicht aber auf die Grundst&#252;cke der Anlieger und die dort verlegten Anschl&#252;sse beziehen. Auch insoweit ist der Vortrag der Kl&#228;ger unschl&#252;ssig, weil es sich bei den in den vorgelegten Zeitungsartikeln geschilderten F&#228;llen in der Mehrzahl um Gasexplosionen in H&#228;usern oder an Gasanschl&#252;ssen handelt.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Der Nutzungsanteil der Kl&#228;ger ist durch die Verlegung der Erdgasleitung nicht beeintr&#228;chtigt, vielmehr k&#246;nnen die Kl&#228;ger den Weg wie bisher benutzen, insbesondere begehen oder befahren.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die Mehrheit der Miteigent&#252;mer durfte auch ohne Hinzuziehung der Minderheit &#252;ber die Verlegung der Erdgasleitung entscheiden (Vgl. Staudinger-Huber, 12. Auflage, 1986, &#167; 745 Rdnr. 16).</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Im Innenverh&#228;ltnis ist der Beschluss der Mehrheit f&#252;r alle Teilhaber bindend, d.h. jeder Teilhaber ist den &#252;brigen Teilhabern gegen&#252;ber verpflichtet, an der Ausf&#252;hrung des Beschlusses mitzuwirken (Palandt-Thomas, 50. Auflage, &#167; 745 Rdnr. 4 m.w.N.). Soweit Mehrheitsbeschl&#252;sse im Rahmen der ordnungsgem&#228;&#223;en Verwaltung und Benutzung zul&#228;ssig sind, vertritt die Mehrheit der Miteigent&#252;mer grunds&#228;tzlich&#160; die Minderheit gegen&#252;ber Dritten, d.h. die Mehrheitsbeschl&#252;sse &#228;u&#223;ern grunds&#228;tzlich auch Au&#223;enwirkung (vgl. OLG M&#252;nchen in NJW 70, 711 m.w.N; BGHZ 56, 46, 49 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Dies gilt jedenfalls im Falle eines Verpflichtungsgesch&#228;fts, gilt aber auch im vorliegenden Falle der Verf&#252;gung &#252;ber das Miteigentum, so da&#223; das Handeln der Beklagten von dem wirksamen Mehrheitsbeschluss vom 26.06.1989 gedeckt war.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Zwar k&#246;nnen gem&#228;&#223; &#167; 747 S. 2 BGB die Teilhaber &#252;ber den gemeinschaftlichen Gegenstand im ganzen nur gemeinschaftlich verf&#252;gen, zur Mitwirkung kann die &#252;berstimmte Minderheit im Falle des &#167; 745 Abs. 1 BGB im Innenverh&#228;ltnis aber auch bei einer Verf&#252;gung verpflichtet werden (vgl. BGHZ 101, 24, 26 ff.). Der Anspruch auf Mitwirkung ist klagbar (vgl. Palandt-Thomas, 50. Auflage, &#167; 745 Rdnr. 4).&#160;&#160; Er kann auch an den durch den Mehrheitsbeschluss beg&#252;nstigten Dritten abgetreten werden, d.h. dieser kann notfalls mit der Mehrheit kontrahieren und sich den Anspruch auf die rechtssichernde Zustimmung der &#252;brigen Teilhaber abtreten lassen (vgl. Staudinger-Huber, a.a.O., &#167; 745 Rdnr. 38; M&#252;Ko-Schmidt 2. Auflage, 1986, &#167; 745 Rdnr. 25).</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Dieses Verfahren ist jedoch unn&#246;tig umst&#228;ndlich. Es w&#228;re auch wenig sinnvoll, das Mehrheitsprinzip nur im Innenverh&#228;ltnis gelten zu lassen, f&#252;r eine Au&#223;enwirkung der Beschl&#252;sse dagegen gemeinschaftliches Handeln aller Teilnehmer zu verlangen, &#167; 745 Abs. 1 BGB w&#228;re dadurch zu einem guten Teil seiner praktischen Bedeutung beraubt.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Der Zweck des Mehrheitsprinzips des &#167; 745 Abs. 1 BGB ist es gerade, die ordnungsgem&#228;&#223;e Verwaltung auf unkomplizierte, Verz&#246;gerungen ausschlie&#223;ende Weise zu erm&#246;glichen. Dieser Zweck w&#228;re beeintr&#228;chtigt, h&#228;tte die Minderheit das Recht, die Ma&#223;nahme bis zur rechtskr&#228;ftigen Verurteilung zu verhindern. Einem gesetzm&#228;&#223;ig gefassten Beschluss muss sie sich ohnehin beugen.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Dies gilt auch im vorliegenden Fall. Es w&#228;re sinnlos, die Beklagte allein wegen der fehlenden, weil nicht (klageweise)&#160; erzwungenen Zustimmung der Kl&#228;ger, zur Beseitigung der Erdgasleitung zu verurteilen, eben weil die Mehrheit der Miteigent&#252;mer die Kl&#228;ger jederzeit, notfalls klageweise, zur Zustimmung zwingen und nach einer entsprechenden Entscheidung die Leitung wieder verlegen lassen k&#246;nnte (vgl. BGH NJW 53, 1427).</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Gegen die Au&#223;enwirkung des Mehrheitsbeschlusses bestehen im vorliegenden Fall auch deshalb keine Bedenken, weil die Kl&#228;ger durch den Beschluss bzw. die beschlossene Ma&#223;nahme unstreitig zu keinerlei Leistungen aus ihrem Privatverm&#246;gen verpflichtet wurden (vgl. insoweit M&#252;Ko Schmidt, a.a.O., &#167; 745 Rdnr. 25 f).</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Die vorliegende Mehrheitsentscheidung gen&#252;gt schlie&#223;lich auch dem Bestimmtheitsgrundsatz.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus den &#167;&#167; 91, 100 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 709 ZPO.</p>
314,977
olgk-1991-03-01-19-u-16190
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
19 U 161/90
1991-03-01T00:00:00
2019-03-13T14:43:04
2022-10-18T15:09:22
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1991:0301.19U161.90.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks">T a t b e s t a n d</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat als Haftpflichtversicherung der Firma W. in K Sch&#228;den in H&#246;he von 106.444,79 DM gegen&#252;ber der A. Versicherungs-AG reguliert, die aufgrund eines Wasserschadens am 6. August 1987 im Gesch&#228;ftshaus der A. K, aufgetreten waren. Sie nimmt die Beklagte nunmehr aus &#252;bergegangenem Recht auf Erstattung in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Firma W. hatte mit Bauvertrag vom 27. M&#228;rz/1. April 1987 gegen&#252;ber der A. L. die Ausf&#252;hrung von Klima- und L&#252;ftungsbauarbeiten im Sanierungsbe-reich des zweiten Obergeschosses des genannten Ge-sch&#228;ftshauses &#252;bernommen. Im Rahmen dieser Arbei-ten hatte die Firma W. u. a. eine Wasseraufberei-tungsanlage f&#252;r einen Klimaschrank der EDV-Anlage zu installieren.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit der Lieferung und dem Einbau der Wasseraufbe-reitungsanlage beauftragte die Firma W. ihrerseits die Beklagte. Weiterhin geh&#246;rte zu dem der Beklag-ten erteilten Auftrag auch die Installation einer Wasserwarnanlage. Diese Anlage sollte nach Aus-tritt schon von geringen Mengen Wassers eine Ver-bindung zwischen zwei F&#252;hlern herstellen, die auf ein Magnetventil einwirken sollten. Bei ordnungs-gem&#228;&#223;er Funktion sollte sich sodann dieses Magnet-ventil schlie&#223;en und den weiteren Wasserauslauf verhindern. Die Installation dieses Magnetventils geh&#246;rte allerdings nicht zu den vertraglich &#252;ber-nommenen Aufgaben der Beklagten, sondern sein Einbau oblag der Firma W.. Die Zuleitung zu diesem Magnetventil wiederum geh&#246;rte im Bereich der un-mittelbar vor diesem Magnetventil angebrachten In-stallationen gleichfalls noch zum Leistungsumfang der Firma W.; die weitere Zuleitung vom Medienraum her hingegen war Teil des Gewerks einer Firma S., die ihrerseits nicht Subunternehmerin der Firma W., sondern unmittelbar von der Bauherrin beauftragt war (vgl. im einzelnen Fotografien Bl. 90, 93, 200 d. A.).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Am 6. August 1987 kam es zu einem Wassereinbruch im Gesch&#228;ftshaus der A. V. Das Wasser trat aus einem Versorgungsschlauch der von der Beklagten gefertigten und gelieferten Wasseraufbereitungsan-lage aus, der sich vom Aufbereitungsger&#228;t gel&#246;st hatte, weil eine Schlauchschelle nicht ausreichend befestigt war. Das Wasser durchdrang das erste Obergescho&#223; bis ins Erdgescho&#223; und verursachte er-hebliche Geb&#228;udesch&#228;den. Die Lieferung des Schlau-ches mit den Anschlu&#223;vorrichtungen und dessen Mon-tage hatte zum vertraglich &#252;bernommenen Aufgaben-bereich der Beklagten geh&#246;rt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Im Verh&#228;ltnis zwischen der Firma W. und der Beklagten waren die Arbeiten der Beklagten am 3. August 1987, also vor dem Schadensfall, abge-nommen worden. Die Arbeiten der Firma W. durch die Bauherrin hingegen waren zum damaligen Zeitpunkt noch nicht abgenommen; die Abnahme der Arbeiten der Firma W. und damit auch der Wasserwarnanlage durch die Bauherrin (vertreten durch die A., diese vertreten durch eine I. erfolgte entweder am 26. August 1987 (so der nicht bestrittene Vortrag der Kl&#228;gerin) oder am 25. September 1987 (so Abnahme-protokoll Bl. 123 d. A.).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Wasserwarnanlage verhinderte den Wasseraus-tritt des Schadensfalls vom 6. August 1987 nicht. Es wurde bei einer anschlie&#223;enden &#220;berpr&#252;fung festgestellt, da&#223; sich das Magnetventil aufgrund einer Verschmutzung, herr&#252;hrend von Verunreinigun-gen in der Zuleitung - ungekl&#228;rt, von welchem Teil der Zuleitung sich diese gel&#246;st hatten - nicht schlo&#223;.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit der vorliegenden Klage hat die Kl&#228;gerin die Beklagte auf Erstattung des an die A. gezahlten Betrages in H&#246;he von 106.444,79 DM einschlie&#223;lich 14 % Mehrwertsteuer sowie weiter auf Zahlung der Kosten f&#252;r zwei von ihr in Auftrag gegebene Sachverst&#228;ndigengutachten in H&#246;he von 4.516,85 DM in Anspruch genommen; insgesamt hat sich somit die Forderung auf 110.961,64 DM belaufen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat behauptet, die gesamte Wasser-warnanlage habe bei dem Austritt von Wasser aus dem Versorgungsschlauch der Wasseraufbereitungs-anlage gar nicht erst angesprochen. Weiter hat sie vorgetragen, da&#223; sich der Schaden im gleichen Umfang h&#228;tte ereignen k&#246;nnen, wenn die Wasserwar-nanlage in Ordnung gewesen w&#228;re (und angesprochen h&#228;tte); es w&#228;re dann n&#228;mlich ebenso denkbar ge-wesen, da&#223; der Wasserstrahl von dem Versorgungs-schlauch in eine Richtung ausgetreten w&#228;re, wo ihn die Sensoren der Wasserwarnanlage nicht h&#228;tten erfassen k&#246;nnen. Schlie&#223;lich hat sich die Kl&#228;gerin darauf berufen, da&#223; die Wasserwarnanlage nicht zur Abwendung von Hauswassersch&#228;den installiert worden sei; ihre Funktion habe allein dem Schutz der EDV-Anlage der A. dienen sollen, die in einem Raum um ca. 30 cm erh&#246;ht aufgestellt war. Zudem sei zum Zeitpunkt des Schadeneintritts die von der Fir-ma W. zu erstellende Wasserwarnanlage noch nicht endg&#252;ltig fertiggestellt und noch nicht an den Auftraggeber und den Eigent&#252;mer des Geb&#228;udes &#252;ber-geben gewesen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an die Kl&#228;-gerin 110.961,64 DM nebst 4 % Zinsen seit Klagezustellung zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat behauptet, die Wasserwarnanlage habe nach dem Wasseraustritt sehr wohl angespro-chen; sie habe lediglich nicht funktioniert, da aufgrund der Verschmutzung des Magnetventils die Wasserzufuhr nicht unterbrochen worden sei. Die Beklagte hat die Ansicht vertreten, somit habe die Firma W. als Versicherungsnehmerin der Kl&#228;gerin die Sch&#228;den in erster Linie selbst verursacht; es sei ihr ein Mitverschulden von 100 % anzulasten. Bei ordnungsgem&#228;&#223;em Funktionieren des Magnetven-tils w&#228;re nahezu der gesamte Schaden - soweit er &#252;ber ein leichtes Befeuchten des Teppichbodens im EDV-Raum hinausgeht - nicht eingetreten.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Klage stattgegeben.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das angefochtene Urteil geht von einem Verschulden der Beklagten wegen positiver Vertragsverletzung gegen&#252;ber dem Versicherungsnehmer der Kl&#228;gerin aus, da bei der Montage eines Anschlu&#223;schlau-ches der Wasseraufbereitungsanlage eine Schlauch-schelle nicht ordnungsgem&#228;&#223; angepre&#223;t wurde. Ein Mitverschulden der Firma W. im Hinblick auf das Nichtfunktionieren der Wasserwarnanlage wegen des blockierten Magnetventils hat das Landgericht aus Rechtsgr&#252;nden verneint (und somit offengelassen, ob die Wasserwarnanlage tats&#228;chlich &#252;berhaupt angesprochen hat oder nicht). Ein Mitverschulden der Firma W. scheide deswegen aus, weil keine Verpflichtung dieser Firma gerade gegen&#252;ber der Beklagten bestanden habe, die Wasserwarnanlage sei zum Zeitpunkt des Schadeneintritts in Funktion zu halten; der Schutzzweck der Wasserwarnanlage habe sich auf die EDV-Anlage der A. bezogen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Mit der - form- und fristgerecht eingelegten - Be-rufung verfolgt die Beklagte das Ziel der Klageab-weisung weiter.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte stellt zun&#228;chst schon in Frage, da&#223; wegen der defekten Schlauchschelle - die unstrei-tig letztlich auf einen Materialfehler des Her-stellerwerkes zur&#252;ckzuf&#252;hren ist - auch ein Monta-gefehler ihres eigenen Monteurs vorliege. Vornehm-lich st&#252;tzt sich die Berufung darauf, da&#223; wegen ganz &#252;berwiegenden Mitverschuldens der Firma W. eine Schadensersatzverpflichtung durch die Beklag-te ausgeschlossen sei. Die Beklagte ist der An-sicht, da&#223; die Firma W. ab dem im Verh&#228;ltnis zwi-schen ihr und der Beklagten getroffenen Abnahme-termin vom 3. August 1987 gegen&#252;ber dem Auftragge-ber das Risiko hinsichtlich der kompletten Anlage getragen habe. Die Firma W. habe daher auch daf&#252;r Sorge tragen m&#252;ssen, da&#223; die komplette Wasserwarn-anlage einschlie&#223;lich des Magnetventils bei jedem denkbaren Wasserschaden ordnungsgem&#228;&#223; funktionier-te; von einem vorrangigen Schutz der EDV-Anlage als Zweckbestimmung der Wasserwarnanlage k&#246;nnte nicht ausgegangen werden.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und die Klage abzuweisen;</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">hilfsweise, ihr zu gestatten, im Falle einer m&#246;glichen Sicherheitsleistung diese auch durch Beibringung einer Bankb&#252;rg-schaft einer deutschen Gro&#223;bank oder &#246;f-fentlich-rechtlichen Sparkasse zu erbrin-gen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen;</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">ihr zu gestatten, erforderliche Sicher-heit auch durch B&#252;rgschaft einer bundes-deutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentliche Spar-kasse zu erbringen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin wiederholt vornehmlich ihr erstin-stanzliches - auch unter Berufung auf zwei Gutach-ten des von ihr beauftragten Sachverst&#228;ndigen Sch. erfolgtes - Vorbringen zu einem eingeschr&#228;nkten, nur der EDV-Anlage dienenden Schutzzweck der Was-serwarnanlage. Diesen eingeschr&#228;nkten Schutzzweck leitet die Kl&#228;gerin bereits daraus ab - das ist als solches unstreitig -, da&#223; eine solche Wasser-warnanlage ausschlie&#223;lich unter die EDV-Schr&#228;nke plaziert sei und sich sonst an keiner Stelle des Geb&#228;udes befinde.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Weiter wiederholt die Kl&#228;gerin ihren Vortrag, da&#223; nach dem Platzen eines der Schl&#228;uche der Wasser-aufbereitungsanlage das Wasser auch in einer Weise h&#228;tte austreten k&#246;nnen, da&#223; es gar nicht erst in den Bereich der Elektroden der Wasserwarnanlage kam. Schlie&#223;lich behauptet die Kl&#228;gerin, da&#223; der Defekt an dem Magnetventil nicht auf ihre eigenen Arbeiten, sondern auf diejenigen der Firma S. zu-r&#252;ckzuf&#252;hren sei, die den gr&#246;&#223;ten Teil der Zulei-tung bis kurz vor das Magnetventil geliefert habe; von diesem Teil der Zuleitung aus m&#252;sse sich der das Magnetventil blockierende Fremdk&#246;rper gel&#246;st haben.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Vorbringens der Parteien, insbesondere der von ihnen vorgeleg-ten Urkunden einschlie&#223;lich privater Sachverst&#228;n-digengutachten und Fotografien, wird auf den In-halt der Akte Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="h2 absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die - zul&#228;ssige - Berufung ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Zutreffend hat das Landgericht zur Anspruchs-grundlage darauf abgestellt, da&#223; die Beklagte eine Haftung aus positiver Vertragsverletzung in Ver-bindung mit &#167; 278 BGB, auf die Kl&#228;gerin wieder-um &#252;bergegangen nach &#167; 67 Abs. 1 Satz 1 VVG, trifft.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Abgrenzung denkbarer Schadensersatzanspr&#252;che zwischen der Firma W. und der Beklagten unter dem Gesichtspunkt eines Mangelschadens und eines Man-gelfolgeschadens und somit zwischen Anspr&#252;chen aus positiver Vertragsverletzung und aus &#167; 635 BGB ist zwar nicht immer eindeutig (vgl. Palandt/Thomas, BGB, 50. Aufl., Rdnrn. 22 ff. vor &#167; 633 ff.). So wie aber etwa der Bundesgerichtshof (VersR 62, 480) einen Wasserschaden wegen eines zu d&#252;nnwandi-gen Heizk&#246;rpers dem Bereich der Mangelfolgesch&#228;den zugeordnet hat, ist auch vorliegend von einem Fall der positiven Vertragsverletzung (im Verh&#228;ltnis zwischen der Beklagten und Firma W.) auszugehen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Verantwortlichkeit der Beklagten wegen fahr-l&#228;ssigen Verhaltens eines ihrer Monteure (&#167;&#167; 276, 278 BGB) steht au&#223;er Frage.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Erstinstanzlich unstreitig sind insoweit die vor-prozessualen Ausf&#252;hrungen des Gutachtens des Sach-verst&#228;ndige Sch. vom 10. November 1987 gewesen (Bl. 86, 87 d. A.), wonach eine Schlauchschelle nicht angepre&#223;t war, so da&#223; der Schlauch von der Kunststoffschraubverbindung am Aufbereiter sich gel&#246;st hatte und herausgesprungen war. Selbst die Beklagte hatte in ihrer Klageerwiderung vom 5. M&#228;rz 1990 (Bl. 70 d. A.) ausdr&#252;cklich einge-r&#228;umt, da&#223; bei der Montage des Kunststoffschlauchs die fehlerhafte Beschaffenheit der Sicherungs-schelle "offenbar von einem Mitarbeiter der Beklagten &#252;bersehen worden" war. Da es sich bei der Beklagten um eine Fachfirma handelt, kommt es andererseits nicht darauf an, da&#223; die Beklagte bestritten hat, da&#223; der Fehler auch "f&#252;r jeden Laien ersichtbar" gewesen w&#228;re. Ebenso ist ohne Bedeutung, da&#223; die Schlauchschelle erst einige Ta-ge nach Fertigstellung der Arbeiten der Beklagten abgerutscht ist. Erkl&#228;rlich w&#228;re dies zudem auch dadurch, da&#223; nach dem Probelauf vom 31. Juli 1987 (&#252;ber welchen sich die Bescheinigung Bl. 77 d. A. verh&#228;lt) die Anlage insgesamt noch nicht in Betrieb war und daher m&#246;glicherweise der Schlauch auch nicht st&#228;ndig dem Wasserdruck ausgesetzt war.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Das Berufungsvorbringen, wonach wegen des ur-spr&#252;nglichen vorliegenden Materialfehlers die Haftung der Beklagten "grunds&#228;tzlich in Frage zu stellen" sei, kann gegen&#252;ber dem erstinstanzlichen Eingest&#228;ndnis nicht als ein bestimmtes Bestreiten der Verantwortlichkeit eines der Monteure der Be-klagten angesehen werden. Es bleibt bei der Ver-antwortlichkeit der Beklagten unter dem Gesichts-punkt der positiven Vertragsverletzung. Die weite-re Frage, ob die Beklagte mangels &#220;berpr&#252;fung des Erzeugnisses der Herstellerfirma auch einem An-spruch aus Produkthaftung ausgesetzt werden kann, bedarf nicht der Er&#246;rterung.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Gegen&#252;ber der Schadensersatzverpflichtung der Be-klagten greift ein mitwirkendes Verschulden der Versicherungsnehmerin der Kl&#228;gerin, der Firma W., gem&#228;&#223; &#167; 254 BGB (entweder nach Abs. 1 oder nach Abs. 2 Satz 1 2. Alternative dieser Bestimmung) nicht durch.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Unzutreffend sind allerdings die Ausf&#252;hrungen der Kl&#228;gerin insoweit, als sie schon vom Tats&#228;chlichen her das Vorbringen der Beklagten zu einem Mitver-schulden deswegen als unschl&#252;ssig ansieht, weil bei dem Abrutschen eines der Schl&#228;uche der Wasser-aufbereitungsanlage das Wasser auch in einer Weise "h&#228;tte" austreten k&#246;nnen, da&#223; der Wasserstrahl &#252;berhaupt nicht in den Bereich der Elektroden der Wasserwarnanlage kommen konnte. Dieser - gegen&#252;ber dem Vorbringen der Beklagten - anderweitig denkba-re Geschehensablauf ist unerheblich. Der tats&#228;ch-liche Ablauf war jedenfalls nach den Behauptungen der Beklagten ein solcher, da&#223; das austretende Wasser sehr wohl die Wasserwarnanlage in Gang set-zen konnte (streitig ist jedoch insoweit, ob diese dann tats&#228;chlich - jedoch untauglich - ansprach oder nicht). Da&#223; ein anderer Kausalverlauf als der von der Beklagten behauptete h&#228;tte eintreten k&#246;n-nen, bleibt - wenn nur &#252;berhaupt ein Mitverschul-den der Kl&#228;gerin gegeben w&#228;re - au&#223;er Betracht.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Eine schadensersatzmindernde oder -ausschlie&#223;ende Anwendbarkeit des &#167; 254 BGB ist aber im Ergebnis dennoch - wie auch das Landgericht zutreffend ent-schieden hat - zu verneinen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">In tats&#228;chlicher Hinsicht ist auch unter Ber&#252;ck-sichtigung des zweitinstanzlichen Vorbringens der Parteien davon auszugehen, da&#223; die Wasserwarnan-lage (die einerseits von der Firma W. gegen&#252;ber der A. geschuldet war, die andererseits von der Beklagten zu montieren und liefern war, an deren Installation aber wiederum die Firma W. und zudem eine Firma S. mitwirkte) dem Schutz der EDV-Anlage der A. als Auftraggeberin und Hauseigent&#252;merin dienen sollte. Wenngleich die Berufung vortr&#228;gt, die Wasserwarnanlage sei "gerade dazu" installiert worden, Sch&#228;den durch fehlerhafte Werkleistungen (f&#252;r die die Firma W. ihrerseits dem Auftraggeber gegen&#252;ber zu haften h&#228;tte) zu verh&#252;ten oder zu mindern, so handelt es sich hierbei um eine Bewer-tung der rechtlichen Verh&#228;ltnisse, nicht aber um ein Abweichen von dem Tatsachenvortrag der Kl&#228;ge-rin. Es steht dies n&#228;mlich nicht mit dem - unbe-strittenen - Vorbringen der Kl&#228;gerin in Einklang, da&#223; die Elektroden bzw. F&#252;hler der Wasserwarnan-lage sich in dem gesamten Geb&#228;ude ausschlie&#223;lich im EDV-Raum unter dem aufgestellten Fu&#223;boden bef-anden, und da&#223; an anderen Stellen (schon im Neben-raum wie auch im &#252;brigen Geb&#228;ude) Wasserwarnvor-kehrungen &#252;berhaupt nicht getroffen worden sind.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Zudem steht in tats&#228;chlicher Hinsicht fest, da&#223; zwar im Verh&#228;ltnis zwischen der Firma W. und der Beklagten als ihrer Subunternehmerin eine Abnahme unter dem 30. August 1987 (gem&#228;&#223; der Abnahmebe-scheinigung Bl. 78) erfolgt war. Da&#223; die zuvor am 31. Juli 1987 erfolgte Inbetriebnahme auch eine &#220;berpr&#252;fung der Wasserwarnanlage beinhaltet h&#228;tte, l&#228;&#223;t sich der hierzu von der Beklagten vorgelegten Bescheinigung (Bl. 77 d. A.) allerdings nicht aus-dr&#252;cklich entnehmen. Unstreitig ist andererseits auch, da&#223; im Verh&#228;ltnis zwischen der Firma W. und der Auftraggeberin zum Zeitpunkt des Schadenereig-nisses eine Abnahme noch nicht erfolgt war; somit erfolgte auch die &#220;bergabe der Wasserwarnanlage an die Auftraggeberin erst nach dem Schadensereignis.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Ausgehend von diesen Gegebenenheiten ist dem Vor-bringen der Parteien, insbesondere der Beklagten, schon nicht hinreichend zu entnehmen, da&#223; und wegen welchen Fehlverhaltens der Firma W. - un-terstellt, der sonstige Sachvortrag der Beklagten tr&#228;fe zu, und es st&#252;nde auch fest, da&#223; sich das Schmutzpartikel zuvor in dem von der Firma W. und nicht in dem etwa von der Firma S. gefertigten Teil der Zuleitung gefunden hatte - im Zusammen-hang mit der Verschmutzung der Zuleitung zu dem Magnetventil ein Fahrl&#228;ssigkeitsvorwurf als Ver-schulden gegen sich selbst gemacht werden kann und sie damit eine Mithaftung nach &#167; 254 BGB tr&#228;fe.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Anwendbarkeit des &#167; 254 BGB setzt nicht nur Urs&#228;chlichkeit zwischen der Obliegenheitsver-letzung des Gesch&#228;digten und dem Schaden voraus, vielmehr bedarf es f&#252;r die Annahme eines Mitver-schuldens auch eines Verschuldens des Gesch&#228;dig-ten. Dieses Verschulden (das sich allerdings nicht gegen einen anderen richtet, sondern ein quasi ein Verschulden in eigener Sache ist, Erman-Sirp, BGB, 8. Aufl., &#167; 254 Rdn. 20, 21) mu&#223; nach dem Ma&#223;stab des &#167; 276 BGB zumindest in leichter Fahrl&#228;ssigkeit bestehen (Erman a.a.0. Rdn. 24; Staudinger-Medi-cus, BGB, 12. Aufl., &#167; 254 Rdn. 70).</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">An diesem Fahrl&#228;ssigkeitsma&#223;stab gemessen, ist ein Verschulden der Fa. W. nicht ersichtlich, selbst wenn ansonsten von dem Vortrag der Beklagten auszugehen w&#228;re, da&#223; die Wasserwarnanlage bei dem Schadensereignis tats&#228;chlich ansprach und ledig-lich - insoweit unstreitig - wegen des verstopften Magnetventils nicht funktionierte, und da&#223; weiter-hin auch dieser Schaden am Magnetventil in den Verantwortungsbereich der Firma W. und nicht etwa der Firma S. fiel. Selbst wenn sich ein Steinchen oder Schmutz in der Zuleitung befand und damit (bei dem ersten "Einsatz" der Wasserwarnanlage, als welcher das Schadensereignis anzusehen ist) das Magnetventil blockiert wurde, so konnte dies doch die Firma W. (und auch sonst niemand) nicht vorhersehen. Insoweit fehlt es - naturgem&#228;&#223; - auch auf Seiten der Beklagten an Vorbringen, wie und aus welchen Gr&#252;nden gerade durch die Firma W. der Schmutz in die Zuleitung gekommen war, der ausweislich der Bescheinigung vom 6. August 1987 (Bl. 79 d. A.) nach dem Schadensereignis bei einer &#220;berpr&#252;fung festgestellt worden ist. Der Notwendigkeit entsprechender Darlegungen wird die Beklagte auch nicht durch die M&#246;glichkeit einer analogen Anwendung der Vorschrift des &#167; 282 BGB enthoben. Selbst wenn die Firma W. die Verschmut-zung zu vertreten gehabt h&#228;tte, weil es sich bei der Wasserwarnanlage um ihr Gewerk im Verh&#228;ltnis zur Auftraggeberin gehandelt hat, so ist dies doch nicht notwendig mit einem Verschulden an der Her-beif&#252;hrung dieses Zustandes gleichzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Ungeachtet vorstehender &#220;berlegungen ist die Klage aber jedenfalls auch aus den Gr&#252;nden gerechtfer-tigt, die schon der angefochtenen Entscheidung des Landgerichts zugrundeliegen.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Bei der Einrichtung der Wasserwarnanlage handelte es sich nicht um eine von der Firma W. gegen&#252;ber ihrer Subunternehmerin, der Beklagten, &#252;bernommene Pflicht. Das etwaige Versagen der Wasserwarnan-lage steht somit nicht in einem vom Schutzzweck der Norm umfa&#223;ten Rechtswidrigkeitszusammenhang mit dem haftungsbegr&#252;ndenden Fehlverhalten der Be-klagten.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Feststellungen des Gutachters Sch., da&#223; die Wasserwarnanlage den EDV-Raum der A. vor &#220;berflu-tung sch&#252;tzen sollte (im Gutachten Bl. 85 d. A.) beruhen auf einer Ortsbesichtigung des Sachver-st&#228;ndigen Sch., an welcher u. a. auch Vertreter der Beklagten und ihrer Haftpflichtversicherung teilnahmen. Die Auffassung des Sachverst&#228;ndigen Sch. (erneut dargestellt in seiner erg&#228;nzenden Stellungnahme vom 6. November 1989, Bl. 125/126 d. A.), da&#223; die von der Firma W. installierte Wasser-warnanlage lediglich den Bereich des Klimaschran-kes f&#252;r die EDV-Anlage vor Wassersch&#228;den sch&#252;tzen sollte, findet ihre Best&#228;tigung dadurch, da&#223; es anderswo als f&#252;r die EDV-Anlage in dem mehrst&#246;cki-gen B&#252;rogeb&#228;ude eine solche Wasserwarnanlage gar nicht gibt.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Dem steht auch nicht das Vorbringen der Beklagten entgegen, da&#223; (so erstinstanzlich) die Wasser-warnanlage <span style="text-decoration:underline;">auch</span> vorgesehen sei zu Vermeidung von Hauswassersch&#228;den bzw. da&#223; (so zweitinstanzlich) die Wasserwarnanlage dem Schutz vor Sch&#228;den durch fehlerhafter Werkleistungen dienen sollte. Dieser Vortrag der Beklagten ist einerseits nicht so zu verstehen, als ob der Schutzzweck der Wasserwarn-anlage auf das Verh&#228;ltnis zwischen der Firma W. (als Auftraggeberin der Beklagten) und der Beklag-ten (als Subunternehmerin der Firma W. ) bezogen gewesen sei. Dies scheidet schon deswegen aus, weil die Wasserwarnanlage auf Dauer angelegt war, w&#228;hrend die Arbeiten der Beklagten im Zeitpunkt des Schadensereignisses bereits abgeschlossen wa-ren und die der Firma W. in B&#228;lde abgeschlossen sein sollten.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Soweit es aber andererseits um das Verh&#228;ltnis zwischen der Firma W. und ihrer eigenen Auftrag-geberin, der A. , geht, kommt es entgegen der Ansicht der Beklagten sehr wohl auf den Schutzcha-rakter der Wasserwarnanlage an. Keineswegs kann - entgegen der Ansicht der Berufungsbegr&#252;ndung - neben einem Schutz der EDV-Anlage als Zweckbestim-mung der Wasserwarnanlage davon gesprochen werden, da&#223; ein solcher Schutzcharakter "zwangsl&#228;ufig" auch einen Schutz vor "normalen Hauswassersch&#228;den" einschlie&#223;e. Letztlich kann dies aber sogar offen-bleiben. Jedenfalls w&#228;re n&#228;mlich auch der Schutz vor gew&#246;hnlichen Hauswassersch&#228;den allenfalls im Verh&#228;ltnis zwischen der Hauseigent&#252;merin und der Firma W., nicht aber im Verh&#228;ltnis zwischen der Firma W. und der Beklagten begr&#252;ndet worden. Es kommt n&#228;mlich sehr wohl darauf an, ob gerade eine gegen&#252;ber dem Sch&#228;diger (hier: der Beklagten) gegebene Rechtspflicht der Firma W. bestand, die Wasserwarnanlage (gerade auch schon zum fraglichen Zeitpunkt noch vor Abnahme der Arbeiten der Fir-ma W.) in Betrieb und in Ordnung zu halten.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Rechtlich ist es durchaus von Bedeutung, da&#223; die Wasserwarnanlage nicht speziell f&#252;r die Zeit der Bauarbeiten und damit nicht f&#252;r etwaige Sch&#228;den gerade anl&#228;&#223;lich oder aufgrund dieser Bauarbeiten geschaffen war. Es handelte sich bei der Einrich-tung der Wasserwarnanlage, die von der Firma W. gegen&#252;ber ihrer Auftraggeberin zu erbringen war und die f&#252;r die Zukunft Bestand haben sollte, nicht um eine von der Firma W. gegen ihre Subun-ternehmerin, der Beklagten, &#252;bernommene Pflicht.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Rechtlich ist dies deswegen von Belang, weil es f&#252;r die Anwendbarkeit des &#167; 254 BGB ma&#223;geblich ist, ob die von dem Gesch&#228;digten zu beachtende Sorgfaltsanforderung darauf abzielt, einen Schaden wie den eingetretenen zu verhindern; im Zusammen-hang damit, wem gegen&#252;ber die Obliegenheit (hier: zum ordnungsgem&#228;&#223;en Betrieb der Wasserwarnanlage) besteht, geht es um die Frage des Schutzzweckes der Norm. Dar&#252;ber, da&#223; der Schutzzweck der Norm auch im Rahmen von &#167; 254 BGB die Zurechnung eines etwaigen Fehlverhaltens beschr&#228;nkt, besteht nach heutiger Ansicht Einigkeit (vgl. MK-Grunsky, BGB, 2. Aufl., &#167; 254 Rdn. 20 m.w.N. zu Fu&#223;note 64; Staudinger-Medicus, BGB, 12. Aufl., &#167; 254 Rdn. 66, 67).</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">An dem so gebotenen Rechtswidrigkeitszusammenhang zwischen des von der Beklagten gesetzten sch&#228;-digenden Verhalten und den etwa durch Versagen der Wasserwarnanlage mitwirkenden Umst&#228;nden fehlt es vorliegend. Zus&#228;tzlich best&#228;tigt wird dies dadurch, da&#223; die Anlage im Verh&#228;ltnis zwischen der A. und der Firma W. zum fraglichen Zeitpunkt noch nicht abgenommen war. Die Firma W. hat somit nicht in zurechenbarer Weise gegen ihr eigenes unverstandenes Interesse versto&#223;en, falls sie tats&#228;chlich daf&#252;r verantwortlich sein sollte, da&#223; zum fraglichen Zeitpunkt Verschmutzungen in der zu dem Magnetventil f&#252;hrenden Leitung noch vorhanden waren.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Eine Parallele zu den F&#228;llen der Haftung bei feh-lerhafter Bauaufsicht besteht entgegen der Ansicht der Berufung mangels Vergleichbarkeit der Sachver-halte nicht. Die Obliegenheiten der Bauaufsicht bestehen nur w&#228;hrend der Bauarbeiten und gerade wegen dieser Bauarbeiten; die Wasserwarnanlage hingegen war erst das zu schaffende Ergebnis des Werkvertrags.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreck-barkeit ergeht gem&#228;&#223; &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711, 108 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Berufungsstreitwert und Beschwer der Beklagten: 110.961,64 DM.</p>
314,978
olgk-1991-03-01-2-ws-10091
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2 Ws 100/91
1991-03-01T00:00:00
2019-03-13T14:43:06
2022-10-18T15:09:22
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1991:0301.2WS100.91.00
<h2>Tenor</h2> <p>I. Die Beschwerde wird verworfen.</p> <p></p> <p>II. Der Beschwerdef&#252;hrer tr&#228;gt die Kosten der Beschwerde.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">In der Hauptverhandlung vom 12. Februar 1991 ist der selbst&#228;ndige Unternehmensberater H. J. S., als Zeuge geladen, im Beistand von Rechtsanwalt K. erschienen. Wiederholt &#252;ber seine Rechte und Pflichten als Zeuge belehrt und &#252;ber die Folgen einer unberechtigten Zeugnisverweigerung unterrichtet hat er erkl&#228;rt, er sage gleichwohl nicht aus. Er hat sich auf ein Auskunftsverweigerungsrecht nach &#167; 55 StPO und auf ein Zeugnisverweigerungsrecht nach &#167; 53 a StPO berufen. Mit dem angefochtenen Beschlu&#223; hat die Strafkammer gegen den Zeugen S. ein Ordnungsgeld in H&#246;he von DM 600,00, ersatzweise drei Tage Ordnungshaft, festgesetzt und ihm die durch seine Zeugnisverweigerung im Termin am 12. Februar 1991 entstandenen Kosten auferlegt. Hiergegen richtet sich die Beschwerde des Verteidigers.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit der Beschwerde des Verteidigers wird der angefochtene Beschlu&#223; nur insoweit angegriffen, als er auf einer Verweigerung des Zeugnisses, gestutzt auf die Vorschrift des &#167; 53 a StPO, beruht. Dies ergibt sich aus der Beschwerdeschrift, in der ein Auskunftsverweigerungsrecht des Zeugen unter dem Gesichtspunkt des &#167; 55 StPO weder bei der Schilderung des Sachverhalts noch in der rechtlichen W&#252;rdigung erw&#228;hnt wird. Im &#252;brigen w&#228;re eine weitergehende Beschwerde des Verteidigers unzul&#228;ssig, weil der Verteidiger insoweit im eigenen Namen nicht beschwert ist.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die in dieser Weise eingeschr&#228;nkte Beschwerde des Verteidigers ist gem&#228;&#223; &#167; 304 Abs. 1 StPO statthaft und auch wegen der Zul&#228;ssigkeitsvoraussetzungen im &#252;brigen nicht zu beanstanden. Zwar wird in der Literatur &#252;bereinstimmend die Auffassung vertreten, da&#223; nur dem Zeugen und der Staatsanwaltschaft ein Beschwerderecht gegen eine Ma&#223;regel nach &#167; 70 StPO zusteht (L&#246;we/Rosenberg, StPO, 24. Aufl., Rdnr. 40 zu &#167; 70; Pelchen in KK, StPO, 2. Aufl., Rdnr. 2 zu &#167; 70; Kleinknecht/Meyer, StPO, 39. Aufl., Rdnr. 20 zu &#167; 70). Diese Auffassung beruht ersichtlich auf der Erw&#228;gung, da&#223; der Angeklagte kein prozessuales Recht hat, in die Ahndungsbefugnis des Richters einzugreifen (RGSt 57, 29, 30 - BGH, GA 1968, 305, 307) und da&#223; im &#252;brigen au&#223;er dem Zeugen niemand durch eine Ma&#223;regel nach &#167; 70 StPO beschwert wird. Diese &#220;berlegung kann jedoch bei einer Zeugnisverweigerung nach &#167; 53 a StPO nicht angestellt werden. Das Zeugnisverweigerungsrecht der Berufshelfer ist ein derivatives, aus &#167; 53 abgeleitetes Recht und geht nicht weiter als das des Hauptberufstr&#228;gers selbst. &#220;ber die Aus&#252;bung dieses Rechts der Hilfspersonen entscheidet allein der Hauptberufstr&#228;ger (&#167; 53 a Abs. 1 Satz 2 StPO). Diese Entscheidung ist f&#252;r die Hilfsperson bindend (KK, a.a.O., Rdnr. 6 zu &#167; 53 a; Kleinknecht/Meyer, a.a.O., Rdnr. 7 zu &#167; 53 a). Dies zwingt zu der Schlu&#223;folgerung, da&#223; das Zeugnisverweigerungsrecht des &#167; 53 a StPO dem Hauptberufstr&#228;ger dem Grunde nach zusteht und von ihm durch eine Anweisung an seine Hilfsperson ausge&#252;bt wird. Daher greift in solchen F&#228;llen eine Ma&#223;regel nach &#167; 70 StPO unmittelbar in die Rechte des Hauptberufstr&#228;gers ein und beschwert ihn.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die danach mit der dargelegten Einschr&#228;nkung zul&#228;ssige Beschwerde des Verteidigers ist in der Sache nicht begr&#252;ndet. Dem Zeugen S. steht ein Zeugnisverweigerungsrecht nach den &#167;&#167; 53 a, 53 Abs. 1 Nr. 3 StPO nicht zu. Zwar mag er als Gehilfe im Sinne von &#167; 53 a StPO anzusehen sein, weil der ihm erteilte umfassende Beratungsauftrag &#252;ber den Umfang eines Einzelauftrages, wie z.B. die von einem Rechtsanwalt einem Detektiv &#252;bertragene Aufgabe, hinausging (vgl. dazu KK, a.a.O., Rdnr. 3; Kleinknecht/Meyer, a.a.O., Rdnr. 2). Dies kann jedoch dahingestellt bleiben, denn der Zeuge soll jedenfalls nicht &#252;ber das befragt werden, was ihm in seiner Eigenschaft als Gehilfe des Beschwerdef&#252;hrers anvertraut worden oder bekanntgeworden ist (&#167;&#167; 53 Abs. 1 Nr. 3, 53 a Abs. 1 Satz 1 StPO). Wie die Strafkammer zutreffend ausgef&#252;hrt hat, sollen nur die gesch&#228;ftlichen und privaten Aktivit&#228;ten des Angeklagten in der Zeit bis 1985 Gegenstand seiner Befragung sein. Dieser Umstand wird auch von der Beschwerde nicht bestritten. Der Einwand des Beschwerdef&#252;hrers, der Zeuge k&#246;nne das bei der Vorbereitung der Verteidigung erworbene Wissen von dem, was ihm vor 1985 bekanntgeworden sei, nicht unterscheiden, ist nicht begr&#252;ndet. Dem Zeugen ist zuzumuten, sich unter Anstrengung seines Erinnerungsverm&#246;gens bei der Beantwortung jeder einzelnen Frage dar&#252;ber klarzuwerden, ob er zur Antwort schon aufgrund der fr&#252;her erworbenen Kenntnisse imstande ist.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 473 Abs. 1 StPO.</p>
314,979
olgk-1991-02-28-5-u-9990
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 U 99/90
1991-02-28T00:00:00
2019-03-13T14:43:09
2022-10-18T15:09:22
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1991:0228.5U99.90.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die zul&#228;ssige Berufung des Kl&#228;gers bleibt in der Sache ohne Erfolg. Das Landgericht hat die Klage zu Recht abgewiesen und zutreffend dem Widerklageantrag im wesentlichen stattgegeben.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Senat schlie&#223;t sich den zutreffenden Ausf&#252;hrungen des Landgerichts im angefochtenen Urteil an und nimmt zur Vermeidung von Wiederholungen hierauf Bezug.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Im Hinblick auf das Berufungsvorbringen ist erg&#228;nzend Folgendes auszuf&#252;hren:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die in erster Instanz seitens des Kl&#228;gers ge&#228;u&#223;erte Vermutung, sein Bekannter sei m&#246;glicherweise gar nicht der Unfallfahrer gewesen, hat er im Rahmen seiner Berufung nicht aufrechterhalten; im &#252;brigen hat das Landgericht diesen Vortrag des Kl&#228;gers auch zutreffend f&#252;r widerlegt erachtet.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Ebenfalls zutreffend hat das Landgericht Leistungs-freiheit der Beklagten nach &#167;&#167; 2 Ziffer 2 c AKB, 6 Abs. 1 und 2 VVG angenommen. Hiernach ist der Versicherer von der Verpflichtung zur Leistung frei, wenn der Fahrer bei Eintritt des Versicherungsfalles nicht die vorgeschriebene Fahrerlaubnis hat. Unstreitig war als Unfallfahrer zum Unfallzeitpunkt nach einem Trunkenheitsdelikt nicht im Besitz einer g&#252;ltigen Fahrerlaubnis.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Zwar bleibt gem&#228;&#223; &#167; 2 Ziffer 2 c Satz 2 AKB die Verpflichtung zur Leistung gegen&#252;ber dem Versicherungsnehmer bestehen, wenn dieser das Vorliegen der Fahrerlaubnis bei dem berechtigten Fahrer ohne Verschulden annehmen durfte. Es handelt sich hierbei um einen Ausnahmetatbestand, dessen Voraussetzungen der Versicherungsnehmer darzulegen und zu beweisen hat (siehe BGH VersR 1988/50, Stiefel/Hofmann, AKB, 14. Aufl., Rdn. 259 zu &#167; 2 AKB m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Ein dahingehender Nachweis bzw. auch schon ein schl&#252;ssiger Vortrag hierzu ist dem Kl&#228;ger nicht ge-lungen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Entschuldbar im vorgenannten Sinn ist die Annahme des Halters, der Fahrer habe den F&#252;hrerschein, nur dann, wenn er aus einer sicheren Erkenntnisquelle heraus zu dieser Annahme gelangt ist. Ansonsten mu&#223; er sich den F&#252;hrerschein grunds&#228;tzlich vorzeigen lassen und ihn auf seine G&#252;ltigkeit hin pr&#252;fen (siehe Stiefel/Hofmann, a.a.O. Rdn. 267 zu &#167; 2 AKB), denn grunds&#228;tzlich ist von ihm insoweit das Ma&#223; an Sorgfalt zu verlangen, da&#223; nach der Lebenserfahrung unter den gegebenen Umst&#228;nden von vern&#252;nftigen, praktischen Menschen aufgewendet zu werden pflegt und das deshalb generell erwartet und verlangt werden kann (so schon BGH VersR 1971/808).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Verpflichtung, sich den F&#252;hrerschein vorlegen zu lassen, gilt regelm&#228;&#223;ig dann, wenn der Versicherungsnehmer als Halter wei&#223;, da&#223; dem Fahrer die Fahrerlaubnis schon einmal entzogen war (siehe OLG Hamm VersR 1977/757), insbesondere dann, wenn dies wegen eines Trunkenheitsdelikts geschehen ist und der Fahrer auch nachfolgend zur Trunkenheit neigt.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Vorliegend war dem Kl&#228;ger, wie er in der Berufung selbst einger&#228;umt hat, bekannt, da&#223; zumindest schon 1984 bereits einmal der F&#252;hrerschein nach ei-nem Verkehrsdelikt entzogen worden war. Angesichts der vom Kl&#228;ger wiederholt erkl&#228;rten nahen Bekanntschaft mit spricht viel daf&#252;r, da&#223; ihm auch der nachfolgende erneute F&#252;hrerscheinentzug nicht verborgen geblieben ist; jedenfalls hat der Kl&#228;ger nicht substantiiert und nachvollziehbar dargetan, inwiefern er trotz h&#228;ufigen Zusammenseins nichts vom F&#252;hrerscheinentzug gemerkt haben will. Dies kann aber letztlich auch dahinstehen, denn nach dem zuvor Gesagten war er jedenfalls angesichts des ihm unstreitig bekannten F&#252;hrerscheinentzugs aus 1984 gehalten, sich durch konkrete Einsichtnahme Gewi&#223;heit dar&#252;ber zu verschaffen, ob im Besitz eines F&#252;hrerscheins war, ehe er ihm das Fahrzeug &#252;berlie&#223;. Es liegt demzufolge vorliegend gerade keiner der von den Parteien in den Grunds&#228;tzen zutreffend angef&#252;hrten Ausnahmef&#228;lle vor, in denen ausnahmsweise der Versicherungsnehmer einer m&#252;ndlichen Zusicherung des Fahrers, dieser habe den F&#252;hrerschein, vertrauen darf, ohne sich den F&#252;hrerschein zeigen zu lassen (siehe BGH VersR 1988/1017). Offenbar hat der Kl&#228;ger insoweit ja auch selbst durchaus Zweifel gehabt, denn sonst h&#228;tte er, wenn er wirklich so felsenfest &#252;berzeugt gewesen w&#228;re und keinen Anla&#223; zu diesbez&#252;glichen Zweifeln gehabt h&#228;tte, Herrn vermutlich gar nicht nach dem F&#252;hrerschein gefragt. Wenn jemand erst vier Jahre vorher einen F&#252;hrerscheinentzug gehabt hat und zudem, was dem Kl&#228;ger als nahen Bekannten und Zechkumpanen mit Sicherheit nicht entgangen sein kann, ein notorischer Trinker ist, so besteht aller Anla&#223; zu dem Verdacht, da&#223; es bei diesem einen F&#252;hrerscheinentzug nicht geblieben ist und berechtigte Zweifel angebracht sind, oder zum gegenw&#228;rtigen Zeitpunkt &#252;ber einen g&#252;ltigen F&#252;hrerschein verf&#252;gt. In einer solchen Situation besteht mithin aller Anla&#223;, sich hinsichtlich des Vorhandenseins eines g&#252;ltigen F&#252;hrerscheins zu vergewissern, und zwar nicht lediglich durch Nachfrage, sondern durch gr&#252;ndliche Einsichtnahme in den vorzulegenden F&#252;hrerschein, was der Kl&#228;ger unstreitig nicht getan hat.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Da&#223; der Kl&#228;ger bei &#220;berlassung des Pkw's an - wie er mehrfach hervorgehoben hat - u.U. selbst schon volltrunken war, ist im Rahmen seiner Entlastung nach &#167; 2 Ziffer 2 c Satz 2 1. Halbsatz AKB unerheblich, denn ma&#223;geblich ist hier nicht - wie im Strafrecht - die Betonung der subjektiven Seite, sondern die st&#228;rkere Betonung des Verkehrs&#252;blichen, wie bereits ausgef&#252;hrt. Wer sich mithin als Versicherungsnehmer im Zustand der Volltrunkenheit den F&#252;hrerschein des Fahrers nicht zeigen l&#228;&#223;t, kann sich zu seiner Entlastung nicht auf seine vor&#252;bergehende Gesch&#228;ftsunf&#228;higkeit berufen, vielmehr findet insoweit der Rechtsgedanke des &#167; 827 Satz 2 BGB analoge Anwendung (siehe Stiefel/Hofmann, a.a.O., Rdn. 266).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Auch im &#252;brigen ist, wie bereits erw&#228;hnt, die Annahme des Versicherungsnehmers, der Fahrer habe den F&#252;hrerschein, nur dann entschuldbar, wenn der Halter aus einer sicheren Erkenntnisquelle zu dieser Annahme gelangt ist und gelangen durfte. In diesem Sinne hat der Kl&#228;ger nichts vorgetragen. Die behauptete Zusicherung des, er habe nat&#252;rlich einen F&#252;hrerschein, stellt naturgem&#228;&#223; angesichts der vorgenannten besonderen Umst&#228;nde gerade keine sichere Erkenntnisquelle im vorgenannten Sinne dar.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Da somit die Voraussetzungen des &#167; 2 Ziffer 2 c AKB zu bejahen sind, ist auch die Widerklage entsprechend den zutreffenden Ausf&#252;hrungen des Landgerichts (die zur H&#246;he vom Kl&#228;ger auch mit der Berufung nicht mehr angegriffen worden sind) begr&#252;ndet, so da&#223; die Berufung insgesamt zur&#252;ckzuweisen war.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 ZP0.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf den &#167;&#167; 708 Ziffer 10, 713 ZP0.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Berufungsstreitwert und Wert der Beschwer des Kl&#228;gers: 21.126,30 DM</p>
314,980
olgk-1991-02-28-7-u-10890
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
7 U 108/90
1991-02-28T00:00:00
2019-03-13T14:43:10
2022-10-18T15:09:22
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1991:0228.7U108.90.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Berufung ist zul&#228;ssig und hat auch in der Sache Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Beklagte ist dem Kl&#228;ger nicht zum Schadenser-satz verpflichtet (&#167; 19 BNotO). Entgegen der Auf-fassung des Landgerichts war die &#196;nderung des Kauf-vertragsentwurfs durch den Beklagten schon deshalb nicht amtspflichtwidrig, weil der beurkundete Ver-tragsinhalt gegen&#252;ber der urspr&#252;nglich vorgesehenen Fassung keine steuerlichen Nachteile f&#252;r den K&#228;ufer mit sich brachte. Auf die weiteren R&#252;gen der Beru-fung kommt es darum nicht mehr an.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Kl&#228;ger st&#252;tzt seinen Schadensersatzanspruch darauf, da&#223; das Finanzamt auf der Grundlage des ab-geschlossenen Kaufvertrags bei der Festsetzung der Einkommensteuer f&#252;r das Jahr 1987 keine Eink&#252;nfte aus Vermietung und Verpachtung (&#167; 21 EStG) ber&#252;ck-sichtigt habe und ihm deshalb steuerliche Vorteile wegen sodann zul&#228;ssiger Absetzungen f&#252;r Abnutzung (AfA) und die Anrechnung hoher Werbungskosten ent-gangen seien. Diese Steuervorteile, meint er, w&#228;ren f&#252;r die Veranlagungszeitr&#228;ume 1987 und 1988 bei ei-ner Verpflichtung der Verk&#228;ufer zur Leistung einer Nutzungsentsch&#228;digung von monatlich 2.000,-- DM entsprechend der urspr&#252;nglichen Konzeption des Kaufvertrages eingetreten. Das trifft indessen nicht zu. Auch die Zahlung einer solchen Nutzungs-entsch&#228;digung h&#228;tte nicht als Einkommen aus Vermie-tung und Verpachtung anerkannt werden k&#246;nnen; Ver-luste in dieser Einkunftsart infolge Abziehbarkeit von Werbungskosten und AfA w&#228;ren deswegen bei einer Beurkundung des urspr&#252;nglichen Vertragstextes eben-sowenig eingetreten.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Eink&#252;nfte aus Vermietung und Verpachtung liegen nur dann vor, wenn der Steuerpflichtige eine Gegenlei-stung f&#252;r die &#220;berlassung des Gebrauchs oder der Nutzung eines Gegenstands erh&#228;lt (vgl. Schmidt/ Drenseck, EStG, 9. Aufl., &#167; 21 Anm. 1). Daran fehlt es im Streitfall. Bei der Ver&#228;u&#223;erung eines Grund-st&#252;cks unter Vorbehalt eines fortdauernden Nut-zungsrechts f&#252;r den Verk&#228;ufer verbleibt wirtschaft-lich gesehen die Nutzungsm&#246;glichkeit beim Ver&#228;u&#223;e-rer. Der Erwerber erlangt von vornherein nur "be-lastetes" Eigentum; er erbringt folglich mit der Einr&#228;umung des Nutzungsrechts keine eigene Leistung und kann daher hierf&#252;r auch keine Gegenleistung be-anspruchen, selbst dann nicht, wenn im Kaufvertrag eine bestimmte Summe f&#252;r den Wert des vorbehaltenen Nutzungsrechts angesetzt wird. Eink&#252;nfte aus der Nutzung des Grundst&#252;cks sind infolgedessen allein dem Ver&#228;u&#223;erer zuzurechnen. Das ist jedenfalls f&#252;r den Vorbehalt dinglicher Rechte, insbesondere eines Nie&#223;brauchs, in der Rechtsprechung heute anerkannt (vgl. BFH BStBl II 1982, 378, 379; 1983, 627, 628; 1988, 938, 939; ebenso etwa Bl&#252;mich/Stuhrmann, EStG, KStG, GewStG, &#167; 21 EStG Rdn. 32 ff.) und ent-spricht zugleich der Praxis der Finanzverwaltung (vgl. Nie&#223;brauchserla&#223; des Bundesministers der Fi-nanzen vom 15. November 1984, BStBl I Seite 561, Tz. 36 ff.).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">F&#252;r die Einr&#228;umung eines obligatorischen Nutzungs-rechts f&#252;r den Verk&#228;ufer, wie hier, kann nichts an-deres gelten. Dem Vorbehalt eines Nie&#223;brauchs steht bei der im Steuerrecht gebotenen wirtschaftlichen Betrachtungsweise der Vorbehalt eines nur schuld-rechtlich wirksamen Nutzungsrechts gleich; wirt-schaftlich - und damit grunds&#228;tzlich auch steuer-rechtlich - macht es keinen Unterschied, ob der Ver&#228;u&#223;erer sein weiterbestehendes Nutzungsrecht auf ein dingliches oder obligatorisches Recht gr&#252;ndet (vgl. BFH BStBl II 1986, 327, 328 mit zahlreichen Nachweisen; 1989, 872, 873; Bl&#252;mich/Stuhrmann, &#167; 21 EStG Rdn. 33 a; Schmidt/Drenseck, &#167; 7 Anm. 3 e (5 a)).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Nicht entscheidend ist, ob die Finanzbeh&#246;rde dies im Hinblick auf die abweichende Regelung in Tz. 53 b des Nie&#223;brauchserlasses m&#246;glicherweise an-ders beurteilt h&#228;tte. F&#252;r die Frage, ob aus der Amtst&#228;tigkeit des Notars ein Schaden erwachsen ist, kommt es nicht darauf an, wie eine Beh&#246;rde tats&#228;ch-lich entschieden h&#228;tte, sondern wie sie richtiger-weise h&#228;tte entscheiden m&#252;ssen (vgl. nur BGH NJW 1986, 1924, 1925; Palandt/Thomas, BGB, 50. Aufl., &#167; 839 Rdn. 78). Dann w&#228;re, wie dargelegt, die Nut-zungsentsch&#228;digung nicht als Einkommen aus Vermie-tung und Verpachtung anzuerkennen gewesen. Die Ab-&#228;nderung des Vertragsentwurfs durch den Beklagten hat demzufolge nicht zu einem steuerlichen Nachteil des Kl&#228;gers gef&#252;hrt, sondern war f&#252;r ihn nur vor-teilhaft.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167; 708 Nr. 10 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Streitwert des Berufungsverfahrens und Beschwer des Kl&#228;gers: 4.385,-- DM.</p>
314,981
vg-gelsenkirchen-1991-02-27-4-k-86790
{ "id": 843, "name": "Verwaltungsgericht Gelsenkirchen", "slug": "vg-gelsenkirchen", "city": 423, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 K 867/90
1991-02-27T00:00:00
2019-03-13T14:43:11
2022-10-18T15:09:23
Urteil
ECLI:DE:VGGE:1991:0227.4K867.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, der Kl&#228;gerin Name und Anschrift desjenigen Mitsch&#252;lers mitzuteilen, mit dem die Kl&#228;gerin am 19. Oktober 1989 auf dem Gel&#228;nde der Hauptschule zusammenstie&#223; und sich dabei verletzte. </p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Beklagte. </p> <p></p> <p>Das Urteil ist wegen der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Beklagte darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he des jeweils beizutreibenden Betrages abwenden, wenn nicht die Kl&#228;gerin zuvor Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet. </p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks"> T a t b e s t a n d :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die am 00.00.0000 geborene Kl&#228;gerin war im Schuljahr 1989/90 Sch&#252;lerin der beklagten Hauptschule </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 00.00.0000 gegen 11.45 Uhr stie&#223; die Kl&#228;gerin, nachdem sie nach Beendigung der Pause vom Schulhof in das Schulgeb&#228;ude hineingelaufen war, mit einem Mitsch&#252;ler zusammen und zog sich bei dem Sturz einen Bruch des linken Unterarms zu. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach der Darstellung der Kl&#228;gerin hat ihr der Mitsch&#252;ler "ein Bein gesetzt". </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nach der Darstellung des der Beklagten namentlich bekannten Mitsch&#252;lers hat sich die Kl&#228;gerin beim Laufen immer wieder zu einer Freundin umgedreht und ist dabei gegen ihn gerannt und hingefallen. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 00.00.0000 haben die Eltern der Kl&#228;gerin gegen&#252;ber der Beklag~en zur Geltendmachung von Schadensersatzanspr&#252;chen um die Mitteilung des Namens des Mitsch&#252;lers gebeten. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Diesem Begehren kam die Beklagte mit Schreiben vom 9. Januar 1990 unter Hinweis auf den Schutz oersonenbezogener Daten von Sch&#252;lern nicht nach. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit der am 10. M&#228;rz 1990 erhobenen Klage beantragt die Kl&#228;gerin, </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, Auskunft dar&#252;ber zu geben, welcher Mitsch&#252;ler (Name und Anschrift) die Kl&#228;gerin am 00.00.0000 auf dem Schulgel&#228;nde verletzte. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt, </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wegen des Sach- und Streitstandes im einzelnen wird auf die Gerichtsakte und die Verwaltungsvorg&#228;nge der Beklagten erg&#228;nzend verwies~n. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben gem&#228;&#223; &#167; 101 Abs. 2 der Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) auf die Durchf&#252;hrung einer m&#252;ndlichen Verhandlung verzichtet. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist als allgemeine Leistungsklage zul&#228;ssig. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsschutzinteresse ist nicht deshalb zu verneinen, weil die Kl&#228;gerin gegen Unf&#228;lle im Rahmen des Schulbesuchs nach der Reichsversicherungsordnung versichert ist (&#167; 46 Abs. 5 der Allgemeinen Schulordnung -ASchO-. Denn die Reichsversicherungsordnung deckt insoweit nicht alle Schadensersatzanspr&#252;che ab, insbesondere nicht den Anspruch auf Schmerzensgeld. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Anspruchsgrundlage f&#252;r das Auskunftsverlangen der Kl&#228;gerin ist &#167; 3 Abs. 2 ASchO in der konkreten Ausgestaltung durch &#167; 3 Abs. 3 Nr. 2, Abs. 4 Nr. 3 ASchO. Danach ergeben sich f&#252;r alle am Schulverh&#228;ltnis Beteiligten Rechte und Pflichten, die eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten erfordern. Der Sch&#252;ler hat insbesondere das Recht, &#252;ber ihn betreffende wesentliche Angelegenheiten informiert zu werden. Da&#223; der hier streitgegenst&#228;ndliche Vorfall eine f&#252;r die Kl&#228;gerin wesentliche Angelegenheit darstellt, ergibt sich insbesondere aus &#167; 3 Abs. 4 Nr. 3 ASchO, wonach der Sch&#252;ler alles zu unterlassen hat, was die Rechte beteiligter Personen beeintr&#228;chtigt. Da nicht ausgeschlossen ist, da&#223; die Kl&#228;gerin durch vors&#228;tzliche oder fahrl&#228;ssige Einwirkung eines Mitsch&#252;lers, um dessen Namen es hier geht, k&#246;rperlich verletzt worden ist, hat sie zur zivilrechtlichen Kl&#228;rung etwaiger Schadensersatzanspr&#252;che grunds&#228;tzlich einen Anspruch gegen die beklagte Schule, &#252;ber die Personalien des etwaigen Sch&#228;digers informiert zu werden. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Vorschriften des Datenschutzes stehen diesem grunds&#228;tzlichen Auskunftsanspruch der Kl&#228;gerin nicht entgegen. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Vorschriften des Datenschutzgesetzes Nordrhein-Westfalen (DSG) finden hier Anwendung. Die Schulen sind gem&#228;&#223; &#167; 2 </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Abs. 2 Satz 3 DSG, soweit sie in inneren Schul angelegenheiten personenbezogene Daten verarbeiten, &#246;ffentliche Stellen 1m Sinne des Absatzes 1 Satz 1 der Vorschrift. Danach gilt das Datenschutzgesetz f&#252;r &#246;ffentliche Stellen, soweit diese personenbezogene Daten in oder aus Dateien oder Akten verarbeiten. Datenverarbeitung ist gem&#228;&#223; &#167; 3 Abs. 2 DSG auch das &#220;bermitteln personenbezogener Daten. &#220;bermitteln ist nach Abs. 2 Nr. 4 der Vorschrift das Bekanntgeben gespeicherter oder durch Datenverarbeitung gewonnener Daten an einen Dritten in der Weise, da&#223; die Daten durch die datenverarbeitende Stelle weitergegeben oder zur Einsichtnahme bereitgehalten werden. Die Kl&#228;gerin ist Dritte in diesem Sinne (&#167; 3 Abs. 3 DSG). </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Verarbeitung, also auch die &#220;bermittlung, personenbezogener Daten ist nur zul&#228;ssig, wenn entweder das Datenschutzgesetz oder eine andere Rechtsvorschrift sie erlaubt oder der Betroffene eingewilligt hat (&#167; 4 DSG). Eine Einwilligung des betroffenen Mitsch&#252;lers liegt nicht vor. Die oben genannten Anspruchsnormen der Allgemeinen Schulordnung stellen keine "andere Rechtsvorschrift" im Sinne des &#167; 4 DSG dar, weil sie keine ausdr&#252;ckliche Erlaubnis zur Daten&#252;bermittlung im Sinne einer im Datenschutz zu fordernden Normklarheit enthalten, </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">vgl. Weyer, Datenschutzgesetz NW, 1988, &#167; 4 Rdnr. 3. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Jedoch erlaubt &#167; 16 Abs. 1 Buchstabe:c)"DSG hier die Bekanntgabe von Namen und Anschrift des betreffenden Mitsch&#252;lers an die Kl&#228;gerin. Nach dieser Vorschrift ist die &#220;bermittlung personenbezogener Daten an Personen oder Stellen au&#223;erhalb des &#246;ffentlichen Bereichs zul&#228;ssig, wenn der Auskunftsbegehrende ein rechtliches Interesse an der Kenntnis der zu &#252;bermittelnden Daten glaubhaft macht und kein Grund zu der Annahme besteht, da&#223; das Geheimhaltungsinteresse des Betroffenen &#252;berwiegt. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Ein rechtliches Interesse der Kl&#228;gerin ist nicht zweifelhaft. Aus dem von ihr geschilderten Sachverhalt k&#246;nnen sich Schadensersatzanspr&#252;che gegen den, Sch&#228;diger ergeben, die sie auch zu verfolgen beabsichtigt. Gegen&#252;ber diesem rechtlichen Interesse der Kl&#228;gerin &#252;berwiegt ein Interesse des betroffenen Mitsch&#252;lers an der Geheimhaltung seines Namens und seiner Anschrift nicht. Nach der Rechtsordnung sieht sich der betroffene Mitsch&#252;ler zu Recht Schadensersatzanspr&#252;chen der Kl&#228;gerin ausgesetzt, wenn er die Kl&#228;gerin schuldhaft verletzt hat. Diesem von der Rechtsordnung gesch&#252;tzten starken Interesse der Kl&#228;gerin steht lediglich ein minimaler Eingriff in den Schutzbereich der personenbezogenen Daten des betroffenen Mitsch&#252;lers, n&#228;mlich Preisgabe von Name und Anschrift, gegen&#252;ber. Dies is~ dem Mitsch&#252;ler ohne weiteres zumutbar. Er hat gegen&#252;ber dem Interesse der Kl&#228;gerin kein sch&#252;tzenswertes Interesse daran, vor einem etwaigen Schadensersatzanspruch verschont zu bleiben. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Nach allem ist der Klage mit der sich aus &#167; 154 Abs. 1 VwGO ergebenden Kostenfolge stattzugeben. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit wegen der Kosten folgt aus &#167; 167 Abs. 1 VwGO i.V.m. &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"> </p>
314,982
olgk-1991-02-27-16-u-10590
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
16 U 105/90
1991-02-27T00:00:00
2019-03-13T14:43:13
2022-10-18T15:09:21
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1991:0227.16U105.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten zu 1) bis 3) gegen das Urteil der 3. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln vom l0. Juli 1990 - 3 0 511/89 &#8209; wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Auf die Anschlu&#223;berufung des Kl&#228;gers wird das vorbezeichnete Urteil teilweise abge&#228;ndert :</p> <p>Die Beklagten zu 1) bis 3) werden als Gesamtschuldner verurteilt, an den Kl&#228;ger &#252;ber den zuerkannten Betrag hinaus weitere 2.526,25 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 26.11.1988 zu zahlen.</p> <p>Die Beklagten zu 2) und 3) werden als Gesamtschuldner verurteilt, an den Kl&#228;ger noch weitere 2.000,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 13.11.1989 zu zahlen.</p> <p>Die weitergehende Anschlu&#223;berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die erstinstanzlichen Kosten des Rechtsstreits tragen der Kl&#228;ger zu 2/5 und die Beklagten als Gesamtschuldner zu 3/5.</p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens werden dem Kl&#228;ger zu 1/3 und den Beklagten als Gesamtschuldnern zu 2/3 auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Berufung und Anschlu&#223;berufung sind in formeller Hinsicht nicht zu beanstanden. Sachlich hat die Berufung keinen Erfolg, w&#228;hrend die Anschlu&#223;berufung zum Teil begr&#252;ndet ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht dem Grunde nach ein voller Schadensersatzanspruch gegen die Beklagten zu 1) bis 3) nach &#167;&#167; 7, 1B StVG und ferner ein Schmerzensgeldanspruch gegen die Beklagten zu 2) und 3) nach &#167; 847 BGB zu.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach dem Ergebnis der in erster und zweiter Instanz durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme steht fest, da&#223; der Beklagte zu 3) den Unfall des Kl&#228;gers schuldhaft herbeigef&#252;hrt hat, w&#228;hrend sich ein Mitverschulden des Kl&#228;gers nicht feststellen l&#228;&#223;t. Das Verschulden des Beklagten zu 3) besteht darin, da&#223; er mit seinem Lkw zum &#220;berholen eines vor ihm befindlichen Fahrzeugs angesetzt hat, indem er auf die linke Fahrbahnh&#228;lfte ausgeschert ist, ohne den r&#252;ckw&#228;rtigen Verkehr im R&#252;ckspiegel ausreichend zu beobachten, denn dann h&#228;tte er erkannt, da&#223; sich der Kl&#228;ger schon zuvor zum &#220;berholen angeschickt hatte, und dann h&#228;tte er seinen eigenen &#220;berholwunsch zur&#252;ckstellen m&#252;ssen. Die Zeugin C, die Ehefrau des Kl&#228;gers, hat glaubhaft bekundet, da&#223; sich der Kl&#228;ger schon voll auf der linken Fahrbahnh&#228;lfte befand und da&#223; er mit der Vorderkante seines Pkws schon die Mitte des Lkws erreicht hatte, als dieser pl&#246;tzlich nach links zog. Mit ihrer Darstellung stehen die Bekundungen der beiden Zeugen S und L der Beifahrer des Beklagten zu 3), nicht im Widerspruch. Diese beiden Zeugen haben nur &#252;bereinstimmend ausgesagt, der Beklagte zu 3) habe den Blinker bet&#228;tigt und sei nach links ausgeschert. Dies schlie&#223;t nicht aus, da&#223; der hinter dem Beklagten zu 3) befindliche Kl&#228;ger schon so nahe herangekommen und im &#220;berholen begriffen war, da&#223; der Beklagte zu 3) einen &#220;berholvorgang nicht mehr einleiten durfte, wie er es gleichwohl tat. Die Zeugin hat weiter glaubhaft bekundet, da&#223; der Beklagte zu 3) sich nach dem Unfall bei ihnen damit entschuldigt habe, er habe sie nicht gesehen. Der Beklagte zu 3) hat bei seiner Anh&#246;rung durch den Senat selbst einger&#228;umt, es k&#246;nne sein, da&#223; der Kl&#228;ger schon eine Zeitlang hinter ihm hergefahren sei, er habe ihn vor dem Unfall nicht gesehen. Diese mangelnde Sorgfalt des Beklagten zu 3) vor Einleitung seines &#220;berholversuchs gereicht ihm zum Verschulden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber ist ein Mitverschulden des Kl&#228;gers nicht erwiesen. Dieser hat zum &#220;berholen angesetzt, als eine &#220;berholabsicht des Beklagten zu 3) noch nicht erkennbar war. Insbesondere ist nicht feststellbar, da&#223; er etwa den Blinker schon so fr&#252;h bet&#228;tigt hatte, da&#223; der Kl&#228;ger seinerseits den &#220;berholvorgang noch nicht eingeleitet hatte und demzufolge dem Beklagten zu 3) h&#228;tte den Vortritt lassen m&#252;ssen. Im Gegenteil spricht die Bekundung der Zeugin C die ein Blinken &#252;berhaupt nicht gesehen haben will, daf&#252;r, da&#223; der Beklagte zu 3)erst unmittelbar vor dem Ausscheren den Blinker bet&#228;tigte, so da&#223; dieser von der auf gleicher H&#246;he befindlichen Zeugin nicht mehr wahrgenommen werden konnte.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger kann auch keine falsche Reaktion auf den &#220;berholversuch des Beklagten zu 3) als schuldhafte Mitverursachung des Unfalls vorgeworfen werden. In dem Augenblick, als der Beklagte zu 3) schon mit der H&#228;lfte seines Lkws auf die linke Fahrbahnh&#228;lfte ausgeschert war, hatte der Kl&#228;ger nur die M&#246;glichkeit, nach links auszuweichen, zumal er nicht wissen konnte, da&#223; der Beklagte zu 3) ihn im letzten Augenblick doch noch sah und den Lkw wieder nach rechts zur&#252;cklenkte. Hierdurch geriet der Kl&#228;ger zwangsl&#228;ufig auf den links neben der Fahrbahn befindlichen Gr&#252;nstreifen. Wenn sein Fahrzeug dort ins Schleudern geriet, was bei der notwendig hohen Geschwindigkeit - der Kl&#228;ger hatte nach der glaubhaften Angabe seiner Ehefrau vor dem &#220;berholen zwecks Beschleunigung seines Fahrzeugs vom 4. in den 3. Gang zur&#252;ckgeschaltet - und dem ungleichm&#228;&#223;igen Boden eine nat&#252;rliche Folge war, und wenn der Kl&#228;ger hierdurch die Kontrolle &#252;ber seinen Wagen verlor und in den Stra&#223;engraben fuhr, so beruht dieser Unfallverlauf nicht auf einem schuldhaften Fehlverhalten des Kl&#228;gers.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Es kann dahinstehen, ob der Unfall dar&#252;ber hinaus f&#252;r den Kl&#228;ger unabwendbar war. Bei der nach &#167; 17 StVG vorzunehmenden Abw&#228;gung der beiderseitigen Schadensverursachungsbeitr&#228;ge tritt die etwaige Betriebsgefahr des Pkws, die der Kl&#228;ger sich zurechnen lassen mu&#223;, hinter derjenigen des Lkws und dem nicht nur geringf&#252;gigen Verschulden des Beklagten zu 3) vollkommen zur&#252;ck, so da&#223; es bei der alleinigen Haftung der Beklagten bleibt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die H&#246;he des zu ersetzenden Schadens betr&#228;gt 10.104,98 DM. Dabei ist der Fahrzeugschaden mit 8.600,- DM zu veranschlagen. Der Sachverst&#228;ndige Dipl.Ing. T den der Kl&#228;ger beauftragt hat, hat einen technischen und wirtschaftlichen Totalschaden bejaht und den Wiederbeschaffungswert f&#252;r ein gleichwertiges Fahrzeug auf 9.800,- DM gesch&#228;tzt. Dem sind die Beklagten nicht substantiiert entgegengetreten. Der Kl&#228;ger durfte auf Totalschadenbasis abrechnen, da er keine Reparatur durchf&#252;hren lie&#223;, sondern einen Neuwagen anschaffte. Nach seinem glaubhaften Vortrag hat er f&#252;r die Restwerke nur 1.200,- DM erzielt. Dieser Betrag entspricht dem von dem Sachverst&#228;ndigen gesch&#228;tzten Erl&#246;s, so da&#223; der Senat dem Vortrag des Kl&#228;gers folgt. Eine weitere Beweiserhebung erscheint gem&#228;&#223; &#167; 287 ZPO entbehrlich.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick auf die Anschaffung eines Neuwagens sind auch die Ab- und Anmeldekosten gerechtfertigt. Ferner ist ein Nutzungsausfall f&#252;r 14 Tage &#225; 58,- DM zu ersetzen, da die Wiederbeschaffung eines gleichwertigen Ersatzfahrzeugs diese Zeitspanne in Anspruch genommen h&#228;tte. Die Ersatzpflicht ist nicht deshalb ausgeschlossen, weil der Kl&#228;ger sich l&#228;ngere Zeit - bis 6.10.1988 - in station&#228;rer Behandlung befand und noch bis zum 12.11.1988 zu 100 % in seiner Erwerbst&#228;tigkeit behindert gewesen w&#228;re, wenn er noch gearbeitet h&#228;tte. Das Fahrzeug wurde nach der glaubhaften Bekundung der Ehefrau des Kl&#228;gers, die selbst einen F&#252;hrerschein besitzt, von ihr ebenfalls gefahren. Hiernach ist ein Verm&#246;gensschaden entstanden, den der Kl&#228;ger geltend machen darf.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann von den Beklagten zu 2) und 3) die Zahlung eines Schmerzensgeldes in H&#246;he von 6.000,- DM fordern, worauf die vorprozessual gezahlten 4.000,- DM anzurechnen sind, so da&#223; noch eine Forderung von 2.000,- DM verbleibt. Der Senat h&#228;lt in Anbetracht der Schwere der Verletzung des Kl&#228;gers, der Dauer der station&#228;ren Behandlung und des Ausma&#223;es der laufenden Beeintr&#228;chtigung, die auch heute noch darin besteht, da&#223; er beim Tragen schwerer Gegenst&#228;nde R&#252;ckenschmerzen versp&#252;rt, was glaubhaft erscheint, ein Schmerzensgeld in der angegebenen H&#246;he f&#252;r angemessen. Die Vorstellung des Kl&#228;gers ist demgegen&#252;ber weit &#252;berh&#246;ht.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die vorprozessual geleistete Zahlung ist mangels einer von der Beklagten zu 2) hierbei getroffenen Bestimmung gem&#228;&#223; &#167; 366 Abs. 2 BGB, dessen entsprechende Anwendung geboten ist, auf das Schmerzensgeld anzurechnen, weil dies die nach &#167; 847 Abs. 1 Satz 2 BGB alter Fassung weniger sichere Forderung war. Eine Bestimmung durch den Kl&#228;ger war hingegen niemals zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Betrag von l0.104,98 DM ist wegen Verzugs nach &#167; 288 BGB seit dem 26.11.1988 mit 4 % zu verzinsen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das noch zu zahlende Schmerzensgeld von 2.000,- DM kommen nur Rechtsh&#228;ngigkeitzinsen von 4 % gem&#228;&#223; &#167; 291 BGB seit dem 13.11.1989 in Betracht. &#167; 849 BGB findet auf das Schmerzensgeld keine Anwendung.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 269 Abs. 3, 97, 92 ZPO, diejenige &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167;&#167; 708 Nr. l0, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wert der Beschwer f&#252;r den Kl&#228;ger : 6.000,- DM;</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die Beklagte zu 1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160; 10.104,98 DM;</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die Beklagten zu 2) und 3) :&#160;&#160; 12.104,98 DM.</p>
314,983
olgk-1991-02-26-22-u-18090
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
22 U 180/90
1991-02-26T00:00:00
2019-03-13T14:43:15
2022-10-18T15:09:21
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1991:0226.22U180.90.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>T a t b e s t a n d</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;gerin beansprucht von den Beklagten Erstat-tung von Personalkosten.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;gerin betreibt in W. ein Restaurant. Zu diesem Zwecke hatte sie im Hause Sch. entspre-chende R&#228;umlichkeiten angemietet, und zwar von der Firma H., die Hauptmieterin der Geb&#228;ude in W. war (vgl. den schriftlichen Mietvertrag vom 23. Dezember 1986, Bl. 46-66 d. A.). Letztere hat-te im Hause Sch. insgesamt 900 qm zuz&#252;glich 120 qm Au&#223;enreservierung vom Eigent&#252;mer, der V. L. s AG aus H., angemietet zum Betrieb von Restaurants, B&#228;ckerei, Metzgerei und Naturkostladen. Die Firma H., deren Gesch&#228;ftsf&#252;hrer mit dem der Kl&#228;gerin identisch ist, hatte einen Teil der R&#228;umlichkeiten an die Kl&#228;gerin untervermietet.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Zum Zeitpunkt der Anmietung sowohl durch die Hauptmieterin als auch durch die Kl&#228;gerin befanden sich die Geb&#228;ude noch im Bau. Generalunternehmer f&#252;r die Erstellung des Anwesens war die Beklag-te zu 1), deren pers&#246;nlich haftende Gesellschafte-rin die Beklagte zu 2) ist. Der vorgesehene Fer-tigstellungstermin - erste Jahresh&#228;lfte 1987 - konnte nicht eingehalten werden. Im Mai 1987 fand erst das Richtfest statt. Anl&#228;&#223;lich dieses Richt-festes haben sich die Beklagten bereit erkl&#228;rt, bei weiterer Verz&#246;gerung der Fertigstellung des Restaurantbaus ab 1. August 1987 Personalkosten der Kl&#228;gerin zu &#252;bernehmen, wobei zwischen den Parteien streitig ist, was unter dem Begriff "Per-sonalkosten" zu verstehen ist. Eine schriftliche Best&#228;tigung dieser zwischen den Gesch&#228;ftsf&#252;hrern der Parteien m&#252;ndlich getroffenen Vereinbarung sandte die Kl&#228;gerin der Beklagten zu 1) mit Schreiben vom 26. Mai 1987 (Bl. 10 d. A.). Ab Au-gust bis einschlie&#223;lich November 1987 stellte sie der Beklagten zu 1) monatliche Rechnungen &#252;ber die ihr entstandenen Personalkosten (Lohn- und Lohnne-benkosten) aus, wobei den Rechnungen jeweils eine nach den einzelnen Mitarbeitern aufgeschl&#252;sselte Aufstellung &#252;ber die Lohnkosten, Beitragsnachweise f&#252;r die Krankenkassen und Lohnsteueranmeldungen f&#252;r das Finanzamt beigef&#252;gt waren (Bl. 302- 326 d. A.). F&#252;r die Monate August bis einschlie&#223;-lich November 1987 zahlte die Beklagte zu 1) ins-gesamt 100.509,88 DM.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Am 13. Januar 1988 wurde das Restaurant er&#246;ffnet. Die von der Kl&#228;gerin den Beklagten f&#252;r die Monate Dezember 1987 und anteilig f&#252;r Januar 1988 (1. - 12. Januar 1988) in Rechnung gestellten Betr&#228;ge von zun&#228;chst 52.708,34 DM bezahlten die Beklagten nicht.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Mit der Behauptung, bei den von ihr in Rechnung gestellten Lohn- und Lohnnebenkosten handele es sich um solche f&#252;r Arbeitnehmer, die sie, die Kl&#228;-gerin, in Erwartung des zugesagten fr&#252;heren Fer-tigstellungstermines eingestellt habe und nicht anderweitig habe kostenmindernd besch&#228;ftigen k&#246;n-nen, hat die Kl&#228;gerin mit der Klage 52.708,34 DM verlangt. Sie hat die Zahlung der Klageforderung ergebnislos durch Schreiben vom 15. Juli 1988 mit Fristsetzung zum 30. Juli 1988 angemahnt. Sie hat behauptet, mit 9 % zu verzinsenden Kredit in An-spruch zu nehmen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:40px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">die Beklagten zu verurteilen, als Ge-samtschuldner an sie 52.708,34 DM nebst 5 % Zinsen f&#252;r die Zeit vom 30. Januar 1988 bis 30. Juli 1988 so-wie 9 % Zinsen seit dem 30. Juli 1988 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Beklagten haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Sie halten den Zahlungsanspruch nicht f&#252;r begr&#252;n-det. Die Beklagten haben bestritten, der Kl&#228;gerin die Erstattung der Personalkosten zugesagt zu ha-ben und haben behauptet, sie h&#228;tten sich nur zur Erstattung der Kosten eines Kochs bereiterkl&#228;rt. Dar&#252;ber hinaus habe die Kl&#228;gerin sich die Verz&#246;ge-rung der Fertigstellung selbst zuzuschreiben, weil sie durch Sonderw&#252;nsche ins Baugeschehen einge-griffen und dessen Fortschritt beeintr&#228;chtigt ha-be. Schlie&#223;lich haben die Beklagten bestritten, da&#223; der Kl&#228;gerin &#252;berhaupt Lohnkosten in der ange-gebenen H&#246;he entstanden seien. Arbeitnehmer, f&#252;r die sie eine Kostenerstattung geltend gemacht ha-be, seien in anderen Betrieben, an denen der Ge-sch&#228;ftsf&#252;hrer der Kl&#228;gerin beteiligt sei, w&#228;hrend der hier in Frage stehenden Zeit eingesetzt gewe-sen. Daraus ergebe sich auch eine &#220;berzahlung der Kl&#228;gerin f&#252;r die Monate August bis November 1987. Mit diesen &#220;berzahlungen, hinsichtlich deren Spe-zifizierung auf die Ausf&#252;hrungen der Beklagten in ihrem Schriftsatz vom 20. November 1989 verwiesen wird, haben die Beklagten aufgerechnet. Bez&#252;glich der von den Beklagten erkl&#228;rten Aufrechnung hat die Kl&#228;gerin auf die Klageforderung &#252;bersteigende Erstattungsanspr&#252;che verwiesen, so da&#223; der Klage-betrag jedenfalls gerechtfertigt sei.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Das Landgericht hat nach Beweiserhebung die Be-klagten verurteilt, als Gesamtschuldner an die Kl&#228;gerin 26.907,46 DM nebst 5 % Zinsen seit dem 30. Januar 1986 zu zahlen und die weitergehende Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Es hat festgestellt, da&#223; die Beklagte zu 1) sich zum Ersatz der der Kl&#228;gerin ab dem 1. August 1987 entstandenen Personalkosten - auch &#252;ber die Kosten eines Kochs hinaus - verpflichtet habe und da&#223; da-her die Personalkosten bis zum 12. Januar 1988 zu ersetzen seien. Ferner ist es davon ausgegangen, da&#223; es nicht nachgewiesen sei, da&#223; die Kl&#228;gerin durch Sonderw&#252;nsche die Fertigstellung des Baues &#252;ber den 30. November 1987 hinaus verz&#246;gert habe.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Zur H&#246;he hat das Landgericht die Lohnforderungen f&#252;r die Arbeitnehmerinnen Wi., St., Ga. und Sk. mit insgesamt 20.725,23 DM f&#252;r die Monate Dezember und Januar 1988 (anteilig) nicht ber&#252;cksichtigt, weil insoweit die Kl&#228;gerin f&#252;r ihre Behauptung, ihr sei anderweitig nicht erstattbarer Personal-aufwand entstanden, darlegungs- und beweisf&#228;llig geblieben sei.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Von dem verbleibenden Ersatzbetrag von 40.400,03 DM einschlie&#223;lich Mehrwertsteuer seien 13.552,57 DM durch Aufrechnung mit Gegenforderun-gen der Beklagten erloschen. Die Erstattung von Stillhaltepr&#228;mien k&#246;nne nicht verlangt werden, da insoweit das Vorbringen unsubstantiiert sei.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Gegen das der Kl&#228;gerin am 25. Juni 1990 und den Beklagten am 21. Juni 1990 zugestellte Urteil ha-ben beide Parteien Berufung eingelegt. Die Beru-fung der Beklagten ist am 16. Juli 1990 eingegan-gen und diejenige der Kl&#228;gerin am 25. Juli 1990. Die Berufungsbegr&#252;ndung der Beklagten ist einge-gangen am 12. Oktober 1990 und diejenige der Kl&#228;-gerin - nach entsprechender Fristverl&#228;ngerung - am 15. November 1990.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Beide Parteien wiederholen und vertiefen ihr erst-instanzliches Vorbringen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Insbesondere machen die Beklagten geltend, eine vertragliche Vereinbarung &#252;ber den Ersatz von Kochkosten sei nur mit der Firma H. als Hauptmie-terin getroffen worden. Dieser seien aber Perso-nalkosten nicht entstanden. Jedenfalls seien der Kl&#228;gerin Zusatzzahlungen an das Personal &#252;ber die in den Arbeitsvertr&#228;gen vereinbarten Betr&#228;ge hinaus nicht zu erstatten. Ferner seien alle Ar-beitnehmerinnen in der Zeit bis zur Er&#246;ffnung des Restaurants entweder in eigenen Betrieben der Kl&#228;-gerin oder solchen befreundeter Unternehmen einge-setzt gewesen, so da&#223; ihre Kosten von den Beklag-ten ab August 1987 zu Unrecht &#252;bernommen worden seien. Die Beklagten h&#228;tten daher entsprechende R&#252;ckforderungsanspr&#252;che wegen zu hoher Zahlungen ab August 1987, mit denen ebenso aufgerechnet wer-de wie mit zu Unrecht gezahlter Mehrwertsteuer auf die Personalkosten.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:40px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">unter teilweiser Ab&#228;nderung des erst-instanzlichen Urteils die Klage ins-gesamt abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:40px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">unter teilweiser Ab&#228;nderung des erst-instanzlichen Urteils, die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin &#252;ber den ausgeurteil-ten Betrag in H&#246;he von 26.907,46 DM nebst 5 % Zinsen seit dem 30. Janu-ar 1988 hinaus weitere 25.800,88 DM nebst 5 % Zinsen f&#252;r die Zeit vom 30. Januar 1988 bis 30. Juli 1988 so-wie 9 % Zinsen seit dem 31. Juli 1988 zu zahlen und weitere 4 % Zinsen von 26.907,46 DM seit dem 31. Juli 1988,</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:40px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:40px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, &#252;ber den ausgeurteilten Betrag von 26.907,46 DM nebst 5 % Zinsen seit dem 30. Januar 1988 hin-aus weitere 25.289,39 DM nebst 5 % Zinsen f&#252;r die Zeit vom 30. Janu-ar 1988 bis 30. Juli 1988 sowie 9 % Zinsen seit dem 31. Juli 1988 zu zah-len und weitere 4 % Zinsen von 26.907,46 DM seit dem 31. Juli 1988.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Ferner beantragen beide Parteien,</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:40px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">die Berufung der anderen Seite zu-r&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;gerin macht insbesondere noch geltend, der f&#252;r anderweitigen Ersatz ihrer Arbeitnehmer erstattete Lohn sei der Beklagten nicht gutzubrin-gen, da die Kl&#228;gerin Erf&#252;llungsanspr&#252;che geltend mache und die Grunds&#228;tze des Vorteilsausgleichs hierauf nicht anzuwenden seien. Ferner habe das Landgericht bei der Arbeitnehmerin Wi. einen h&#246;he-ren Erstattungsbetrag angerechnet, als dieser von der Firma He. bezahlt worden sei.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Alle anderen Arbeitnehmerinnen seien nicht f&#252;r ei-ne anderweitig zu entgeltende T&#228;tigkeit eingesetzt gewesen. Auf der H.-Messe in W. seien sie nur zu Schulungszwecken anwesend gewesen. Ebenso seien sie bei der Er&#246;ffnung des Vollwert-Imbi&#223; in G. nur als Besucher gewesen, ohne dort entgeltlich einge-setzt gewesen zu sein.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Insgesamt st&#252;nden der Kl&#228;gerin noch folgende Be-tr&#228;ge zu:</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Lohnaufwendungen Dezember 1987: DM 44.875,74 Lohnaufwendungen Januar 1988: DM 19.211,05 Stillhaltepr&#228;mien: DM 5.153,94 ./. abz&#252;glich &#220;berzahlung August bis November 1987 - <span style="text-decoration:underline;">DM 2.793,88</span> insgesamt DM 66.446,85.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Selbst wenn man davon noch an r&#252;ckzuerstattenden Kosten f&#252;r die Arbeitnehmerin Wi. mit DM 14.250,-- abziehe, verbliebe noch immer der mit dem Hilfsantrag insge- samt geltend gemachte Betrag von DM 52.196,85.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird erg&#228;nzend auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst deren Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Berufungen beider Parteien sind form- und fristgerecht eingelegt und auch sonst zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">In der Sache hat nur die Berufung der Beklagten Erfolg, w&#228;hrend die Berufung der Kl&#228;gerin als un-begr&#252;ndet zur&#252;ckzuweisen ist.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Klage ist - auch soweit sie in der Berufungs-instanz durch den Hilfsantrag erweitert worden ist - unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Aus dem Vertrag vom 21. Mai 1987 hat die Kl&#228;gerin zwar eine Forderung in H&#246;he von 31.869,65 DM &#252;ber die geleisteten Zahlungen hinaus gegen die Beklag-te zu 1) als Anspruch auf Ersatz von Personalko-sten wegen Verz&#246;gerung (der Baufertigstellung und) der Er&#246;ffnung des Restaurants zugestanden, f&#252;r welchen die Beklagte zu 2) als Komplement&#228;rin der Beklagten zu 1) gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 161 Abs. 2, 128 Satz 1 HGB haftet. Diese Forderung ist jedoch durch Aufrechnung mit Gegenforderungen der Beklag-ten zu 1) in zumindest gleicher H&#246;he erloschen (&#167;&#167; 387, 389 BGB).</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">I.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Dem Grund nach sind der Kl&#228;gerin Anspr&#252;che auf Ersatz von Personalkosten aus dem Vertrag vom 21. Mai 1987 entstanden.</p> <span class="absatzRechts">96</span><ol class="absatzLinks"> <li>Entgegen der Auffassung der Beklagten ist der</li> </ol> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Vertrag vom 21. Mai 1987 mit der Kl&#228;gerin abgeschlossen worden und nicht mit der H. GmbH, deren Gesch&#228;ftsf&#252;hrer mit demjenigen der Kl&#228;gerin identisch ist. Denn den Umst&#228;nden war zu entnehmen, da&#223; der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Kl&#228;-gerin bei der Verhandlung am 21. Mai 1987 f&#252;r diese und nicht f&#252;r die Firma H. auftrat und der Vertrag &#252;ber Kostenerstattungen deshalb mit der Kl&#228;gerin zustandegekommen ist (&#167; 164 Abs. 1 Satz 1, 2 Abs. 3 BGB).</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Behauptung der Beklagten, der Gesch&#228;ftsf&#252;h-rer habe am 21. Mai 1987 nicht einmal Kenntnis von der Existenz der Kl&#228;gerin gehabt, ist durch Vorlage des Schreibens der Kl&#228;gerin vom 2. Mai 1987 an den Zeugen P. H., den baulei-tenden Architekten, widerlegt, von welchem der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagten eine Durchschrift erhalten hat. In diesem Schreiben weist die Kl&#228;gerin, welche als ihre Adresse bereits diejenige des Bauvorhabens Sch., W. angibt, auf die laufenden Personalkosten hin, weshalb sie eine weitere Verz&#246;gerung nicht akzeptieren k&#246;nne. Daraus folgt ohne weiteres, da&#223; der Ge-sch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagten sowohl von der Exi-stenz der Kl&#228;gerin als auch von dem Plan, da&#223; diese in dem zu errichtenden Bau ein Restaurant betreiben wollte, gewu&#223;t hat, und da&#223; nicht der H. GmbH als Hauptmieterin, sondern der Kl&#228;gerin als vorgesehene Untermieterin Personalkosten entstehen w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">101</span><ol class="absatzLinks"> <li>Der Vertrag hatte den Inhalt, da&#223; die Beklag-</li> </ol> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">te zu 1) Personalkosten der Kl&#228;gerin und nicht nur die Kosten eines Kochs ersetzen sollte. Dies ergibt sich eindeutig aus dem Verhalten der Beklagten zu 1) selbst, welche von August bis November 1987 Personalkosten der Kl&#228;gerin in H&#246;he von &#252;ber 100.000,-- DM ersetzt hat, ob-wohl sie nicht nur aus der H&#246;he der Summe son-dern auch aus den &#252;bersandten Einzelnachweisen klar erkennen konnte, da&#223; es sich um den Ersatz der Kosten f&#252;r etliche Personen handelte. Die Erkl&#228;rung der Beklagten, diese Kosten seien trotz fehlender Verpflichtung freiwillig &#252;ber-nommen worden, um zu verhindern, da&#223; die Kl&#228;ge-rin von ihrer Anmietungsabsicht Abstand nehme, &#252;berzeugt nicht. Denn in diesem Fall h&#228;tte es nahegelegen, die Kl&#228;gerin darauf hinzuweisen, wie kulant sich die Beklagte verhalte, obwohl sie dazu nicht verpflichtet sei.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Beklagten haben auch durch Zeugen nicht den Gegenbeweis zu f&#252;hren vermocht, da&#223; die Beklag-te zu 1) sich nur zur Erstattung von Kochkosten verpflichtet habe.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Senat folgt der Auffassung des Landge-richts, da&#223; der Aussage des Zeugen P. H. nicht gefolgt werden kann, wonach der Beklagte habe sich nur bereit erkl&#228;rt, die Kosten f&#252;r einen Koch zu &#252;bernehmen. Auf wenn der Zeuge f&#252;r die Kosten nicht aufzukommen hatte, ist es erstaunlich, da&#223; er sich einerseits sehr daf&#252;r interessiert haben will, warum die Beklagte &#252;berhaupt die Kochkosten &#252;bernehme, es ihm aber dann nicht aufgefallen sein will, da&#223; die &#252;bersandten Rechnungen betreffend die Personal-kosten um ein vielfaches h&#246;her waren als nur die Kosten f&#252;r einen Koch. Zudem war dem Zeu-gen bereits zuvor mit dem erw&#228;hnten Schreiben vom 2. Mai 1987 mitgeteilt worden, da&#223; bereits Personalkosten liefen und f&#252;r den 1. Juli 1987 weiteres Personal eingestellt sei.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Zeugen Eb. und Ne. haben die Vereinba-rung nicht unmittelbar mitbekommen, sondern nur nachtr&#228;gliche Erkl&#228;rungen des Gesch&#228;fts-f&#252;hrers der Beklagten &#252;ber die &#252;bernommenen Verpflichtungen geh&#246;rt. Ihre Aussagen verm&#246;gen eine &#220;berzeugung von den tats&#228;chlichen Vorg&#228;n-gen nicht zu vermitteln. Nach diesen Aussagen hat der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagten zu 2) dem Zeugen Eb. gegen&#252;ber von Kochkosten gesprochen, w&#228;hrend dem Zeugen Ne. gegen&#252;ber abwechselnd von Koch- und Personalkosten die Rede war. Danach erscheint es nicht ausgeschlossen, da&#223; der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagten zu 2) bild-haft und minimalisierend von Kochkosten gespro-chen hat, wenn in Wirklichkeit Personalkosten gemeint waren. Jedenfalls ist der aus der un-streitigen Tatsache von Zahlungen f&#252;r etliche Personen sich ergebende Anscheinsbeweis f&#252;r die Vereinbarung der Erstattung von Personal-kosten nicht widerlegt, zumal da der Zeuge Ma. bekundet hat, da&#223; der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Kl&#228;gerin ihm gegen&#252;ber immer nur von zu erset-zenden Personalkosten gesprochen hat und der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagten zu 2) von der Firma Gr. wegen von dieser zu vertretenden Bau-verz&#246;gerungen im Hinblick auf die Verpflichtung der Beklagten gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin erhebliche Betr&#228;ge verlangt und 50.000,-- DM erhalten hat. Schon dieser Betrag &#252;bersteigt in seiner Gr&#246;-&#223;enordnung die Kosten f&#252;r einen Koch erheblich.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Dar&#252;berhinaus ist von einer Vereinbarung und Erstattung von Personalkosten auch deswegen auszugehen, weil die Beklagte zu 1) auf das kaufm&#228;nnische Best&#228;tigungsschreiben vom 26. Mai 1987 geschwiegen hat, in welchem der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Kl&#228;gerin auf die Zusage der Beklagten zu 1) hinweist, ab dem 1. August die Personalkosten der Kl&#228;gerin zu &#252;bernehmen.</p> <span class="absatzRechts">112</span><ol class="absatzLinks"> <li>Anspr&#252;che der Kl&#228;gerin sind auch nicht deshalb</li> </ol> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">ausgeschlossen, weil diese eine &#252;ber den 1. De-zember 1987 hinausgehende Verz&#246;gerung der Re-staurantser&#246;ffnung durch Sonderw&#252;nsche zum Aus-bau verursacht habe. Es kann dahinstehen, ob nach Sinn und Zweck des geschlossenen Vertrages die Beklagte f&#252;r eine solche Verz&#246;gerung nicht einstehen sollte und ob der Kl&#228;gerin von der Firma H. als Hauptmieterin vorgetragene &#196;nde-rungsw&#252;nsche zuzurechnen w&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Denn die Beklagte hat nicht substantiiert dar-getan, da&#223; solche Verz&#246;gerungen urs&#228;chlich f&#252;r eine Restauranter&#246;ffnung nach dem 1. Dezem-ber 1987 geworden seien.</p> <span class="absatzRechts">117</span><ol class="absatzLinks"> <li>Soweit eine Umplanung des K&#252;chenblocks ge-</li> </ol> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">w&#252;nscht worden ist, hat dies keine Verz&#246;ge-rung &#252;ber den 1. Dezember 1987 hinaus verur-sacht, da die Arbeiten in der K&#252;che bereits im Sommer 1987 unstreitig erledigt waren. Die Behauptung, da&#223; der Pavillion wesentlich fr&#252;her h&#228;tte gebaut werden k&#246;nnen, wenn es diese Verz&#246;gerung nicht gegeben h&#228;tte, ist nicht n&#228;her dargelegt. Gegen sie spricht insbesondere, da&#223; der Pavillion wegen der Probleme mit der St&#252;tzmauer unstreitig erst in der Endphase im Dezember 1987 montiert werden konnte.</p> <span class="absatzRechts">121</span><ol class="absatzLinks"> <li>Soweit die Kl&#228;gerin Ende November/ Anfang</li> </ol> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Dezember 1987 den Wunsch vorgetragen hat, da&#223; die Personalr&#228;ume in das Obergescho&#223; verlegt werden sollten, ist dies ebenfalls nicht urs&#228;chlich f&#252;r die versp&#228;tete Er&#246;ff-nung des Restaurants. Denn diese geschah, ohne da&#223; die Kl&#228;gerin auf vorherige Fertig-stellung der Personalr&#228;ume bestanden hatte, welche unstreitig erst im M&#228;rz 1988 vollen-det worden sind.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Da es schon an der Kausalit&#228;t der &#196;nderungsw&#252;nsche f&#252;r die Verz&#246;gerung mit der Er&#246;ffnung des Restau-rants fehlt, kommt es nicht auf die Frage an, ob die Beklagte sich auf einen solchen Kausalverlauf berufen k&#246;nnte, obwohl die sp&#228;tere Errichtung des Pavillions (ebenfalls) f&#252;r die Verz&#246;gerung urs&#228;ch-lich geworden ist (Einwand, da&#223; der Schaden auch bei rechtm&#228;&#223;igem Alternativverhalten eingetreten w&#228;re).</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">II.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Vertrag vom 21. Mai 1987 erfa&#223;te der H&#246;he nach auch die Anspr&#252;che der Kl&#228;gerin auf Erstattung des Dezembergehaltes f&#252;r das nach Vertragsschlu&#223; erst eingestellte Personal und des Januargehalts bis zur Er&#246;ffnung des Restaurants f&#252;r das bereits vor Vertragsschlu&#223; von der Kl&#228;gerin arbeitsvertraglich verpflichtete Personal.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Hingegen m&#252;ssen die Beklagten f&#252;r die Zahlung von Weihnachtsgeld, von Gehaltserh&#246;hungen ab Januar, f&#252;r das Januargehalt des nach dem 1. August 1987 eingestellten Personals, die Zahlung von Stillhal-tepr&#228;mien f&#252;r angeworbenes aber nicht endg&#252;ltig verpflichtetes Personal und f&#252;r die verlangte Um-satzsteuer auf erstattete Lohnzahlungen nicht auf-kommen.</p> <span class="absatzRechts">132</span><ol class="absatzLinks"> <li>Die Personalkostenerstattungsverpflichtung der</li> </ol> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Beklagten beschr&#228;nkt sich nicht auf bis zum 21. Juli 1987 eingestellt gewesenes Personal.</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Zwar ergibt sich aus dem Best&#228;tigungsschreiben vom 26. Mai 1987 nichts f&#252;r oder gegen eine Zu-sage des Ersatzes von Personalkosten f&#252;r noch einzustellendes Personal. Es ist aber wiederum aus dem eigenen Verhalten des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers der Beklagten zu schlie&#223;en, da&#223; er seine Zusage nicht auf bereits eingestelltes Personal be-grenzen wollte. Denn er hat Kosten f&#252;r sp&#228;ter eingestelltes Personal in Kenntnis dieser Tat-sache bezahlt, welche aus den ihm mit der Rech-nung f&#252;r November 1987 &#252;bersandten Unterlagen klar ersichtlich war. Auch die Tatsache, da&#223; der Beklagte seine diesbez&#252;glichen Einw&#228;nde nicht schon fr&#252;her erhoben hat, spricht daf&#252;r, da&#223; er seine Verpflichtung nicht auf bis zum 21. Mai 1987 eingestelltes Personal begrenzt hat.</p> <span class="absatzRechts">137</span><ol class="absatzLinks"> <li>Hingegen kann die Erstattung von gezahltem</li> </ol> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Weihnachtsgeld nicht verlangt werden.</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Kl&#228;ger begr&#252;ndet seine Zahlungen von Weih-nachtsgeld an sein Personal nicht mit tarif- oder einzelvertraglichen Verpflichtungen, son-dern damit, da&#223; das Personal "abgesprungen" w&#228;-re, wenn er nicht nachtr&#228;glich die Zahlung sol-cher Zulagen m&#252;ndlich vereinbart h&#228;tte. Dies rechtfertigt jedoch ein Erstattungsverlangen gegen&#252;ber dem Beklagten nicht.</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Beklagte zu 1) hatte sich verpflichtet, da-f&#252;r einzustehen, da&#223; die Kl&#228;gerin infolge Bau-verz&#246;gerungen keine unn&#252;tzen Personalkosten selbst aufwenden mu&#223;te, nicht aber daf&#252;r, da&#223; Personal des Kl&#228;gers - das nach seinen Angaben bisher Gehalt erhalten hatte, ohne daf&#252;r arbei-ten zu m&#252;ssen - ohne Lohnerh&#246;hung zur Vertrags-erf&#252;llung nicht mehr bereit war.</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der nicht erstattungsf&#228;hige Weihnachtsgeldan-teil des Dezembergehalts ergibt sich durch ei-nen Vergleich der November- und Dezembergeh&#228;l-ter.</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Arbeitnehmer Dezember November Differenz DM DM DM</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Ga. 5.223,73 - 3.307,88 = 1.915,85 Kr. 5.850,74 - 3.538,50 = 2.312,24 Me. 4.057,48 - 2.948,75 = 1.108,73 Sk. 4.654,02 - 2.948,75 = 1.705,27 St. 6.129,48 - 3.538,50 = 2.590,98 Wi. 3.538,50 - 2.359,-- = 1.179,50</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Sch.: aus der Gehalts-</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">bescheinigung ergibt sich als</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Weihnachtsgeld 390,-- DM</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">zuz&#252;glich Arbeitgeberanteil</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">zur Sozialversicherung (17,95 %) = 70,-- DM; die Summe des Weihnachtsgeldes betr&#228;gt 11.272,57 DM.</p> <span class="absatzRechts">160</span><ol class="absatzLinks"> <li>Das Januargehalt ist f&#252;r diejenigen Kr&#228;fte,</li> </ol> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">welche nach Vertragsschlu&#223; eingestellt worden sind, nicht zu ersetzen, weil der Kl&#228;ger sein Personal ohnehin etwa zwei Wochen vor Restau-ranter&#246;ffnung h&#228;tte einstellen und einarbeiten m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die entsprechende Behauptung der Beklagten in der Berufungsbegr&#252;ndung wird best&#228;tigt durch das Schreiben der Kl&#228;gerin vom 2. Mai 1987 an P. H., wonach die Kl&#228;gerin angibt, da&#223; wegen der vorgesehenen Er&#246;ffnung zum 16. Juli 1987 das restliche Personal zum 1. Juli 1987 einge-stellt worden sei. Nur f&#252;r dieses fr&#252;her einge-stellte Personal haben die Beklagten anteilige Kosten f&#252;r Januar zu erstatten. Denn die Kl&#228;ge-rin hat insoweit Personalkosten und Vorlaufzei-ten bereits vor dem 1. August 1987 gehabt, so da&#223; es nicht gerechtfertigt w&#228;re, sie nochmals insoweit zu belasten. Im Ergebnis sind daher nur die Geh&#228;lter der bis sp&#228;testens zum 1. Juli 1987 eingestellten Mitarbeiter anteilig (12/30) zu ber&#252;cksichtigen. Im einzelnen sind dies die Kosten f&#252;r folgende Arbeitnehmerinnen:</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Ga. 1.417,90 DM Kr. 1.415,50 DM St. 1.509,76 DM Sk. 1.415,50 DM Wi. 1.179,50 DM insgesamt 6.938,16 DM.</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Von diesen Betr&#228;gen sind aus den Gr&#252;nden zu II. 2. (eine Gehaltserh&#246;hung vor dem eigentlichen Arbeitsbeginn war nicht sachgerecht) die Ge-haltserh&#246;hungsbetr&#228;ge der Mitarbeiterinnen Ga. in H&#246;he von 200,-- DM, St. in H&#246;he von 200,-- DM, Wi. in H&#246;he von 500,-- DM und Sk. in H&#246;he von 500,-- DM, mithin ingesamt 1.400,-- DM zu-z&#252;glich 17,95 % Arbeitgeberanteil an Sozialab-gaben mit 251,30 DM, insgesamt also 1.651,30 DM abzuziehen und mit 12/30 = 660,42 DM in Anrech-nung zu bringen.</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Schadensersatzforderung f&#252;r den 1. bis 12. Januar 1988 stellt sich damit auf 6.277,64 DM.</p> <span class="absatzRechts">171</span><ol class="absatzLinks"> <li>Gezahlte Stillhaltepr&#228;mien f&#252;r angeworbenes,</li> </ol> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">aber nicht endg&#252;ltig verpflichtetes Personal in H&#246;he von 4.521,-- DM k&#246;nnen nach der Vereinba-rung vom 21. Mai 1987 nicht ersetzt verlangt werden. Gegen die Behauptung der Kl&#228;gerin, sie habe zum 1. November Personal eingestellt, weil sie damals mit der Er&#246;ffnung habe rechnen m&#252;s-sen, spricht zun&#228;chst ihr eigener Schriftsatz vom 19. Februar 1988 an die Vermieterin, wonach ihr im September 1987 die unverbindliche Pro-gnose gegeben worden sei, da&#223; vor Ende 1987 mit einer &#220;bergabe nicht zu rechnen ist. Danach be-stand kein Anla&#223;, schon vorzeitig weiteres Per-sonal anzuwerben, um dieses dann mit Stillhal-tepr&#228;mien bis Januar 1988 auf Kosten der Be-klagten zufriedenzustellen.</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Selbst wenn man aber die Behauptung der Kl&#228;ge-rin als richtig unterstellt, da&#223; der Gesch&#228;fts-f&#252;hrer der Beklagten Ende September 1987 - als die bauausf&#252;hrende Firma Ma. ihn mit einem Fertigstellungstermin Ende November 1987 kon-frontiert habe - erkl&#228;rt habe, "Das kriege ich schon bis zum 1. Oktober hin, vertrauen Sie darauf.", rechtfertigt dies die Anwerbung von Aushilfskr&#228;ften zum 1. November 1987 nicht.</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Denn zum einen hatte die Kl&#228;gerin allen Anla&#223;, zum Zeitpunkt der Abgabe dieser Erkl&#228;rung mit R&#252;cksicht auf die bis dahin eingetretenen zahl-reichen Bauverz&#246;gerungen an der Richtigkeit der Erkl&#228;rung zu zweifeln, zumal da mit der Erstel-lung des Pavillionteils des Restaurants noch nicht einmal begonnen worden war.</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Dar&#252;berhinaus bestand aber jedenfalls kein An-la&#223;, das auf dem Arbeitsmarkt jederzeit kurz-fristig zur Verf&#252;gung stehende Hilfspersonal schon zu einem Zeitpunkt anzuwerben und dann mit Pr&#228;mien "stillzuhalten", als nach dem Bau-tenstand jedenfalls eine in wenigen Tagen be-vorstehende Restauranter&#246;ffnung nicht zu erwar-ten war.</p> <span class="absatzRechts">180</span><ol class="absatzLinks"> <li>Auf die Schadensersatzbetr&#228;ge haben die Beklag-</li> </ol> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">ten keine Umsatzsteuer zu entrichten. Insoweit kann Schadloshaltung nicht verlangt werden, da die Kl&#228;gerin aufgrund von Steuervorschriften zur Entrichtung von Umsatzsteuer auf die emp-fangenen Betr&#228;ge nicht verpflichtet ist. Nach dem hier - mangels spezieller Tatbest&#228;nde - ma&#223;gebenden Grundtatbestand des &#167; 1 Abs. 1 Nr. 1 Satz 1 UStG unterliegen der Umsatzsteuer Lieferungen und sonstige Leistungen, die ein Unternehmer gegen Entgelt im Rahmen seines Un-ternehmens ausf&#252;hrt. Die an die Kl&#228;gerin er-brachten Zahlungen stellten sich aber nicht als Entgelt f&#252;r eine Lieferung oder sonstige Lei-stungen der Kl&#228;gerin dar. Denn es handelte sich um Zahlungen, denen auf Seiten der Empf&#228;ngerin keine Leistung gegen&#252;berstand. Die f&#252;r das Vor-liegen eines Leistungsaustauschs erforderliche Wechselbeziehung fehlt, wenn der Entsch&#228;di-gungsbetrag gezahlt worden ist, weil dem Empf&#228;nger gegen seinen Willen ein Schaden, also ein zur Wiederherstellung des fr&#252;heren Zustan-des verpflichtender Nachteil zugef&#252;gt worden ist (Husmann in Rau-D&#252;rrw&#228;chter-Flick-Koch, Um-satzsteuergesetz, &#167; 1 RN 275 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Dabei &#228;ndert sich am umsatzsteuerfreien Charak-ter der Zahlung als Schadensersatz nichts, wenn dieser aufgrund vertraglicher Vereinbarungen von einem Dritten geleistet wird (Husmann a.a.0.) RN 274.</p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Vorliegend hat die Beklagte versprochen, der Kl&#228;gerin Ersatz zu leisten, wenn dieser infolge Verz&#246;gerung des Bauvorhabens Schaden in Form nutzloser Aufwendungen f&#252;r nicht einsetzbares Personal entstehen sollte. Das gesetzlich f&#252;r einen solchen Schaden der Vermieter einzustehen h&#228;tte, hindert die Annahme einer umsatzsteuer-freien Schadensersatzleistung nicht, da ein um-satzsteuerpflichtiger Vorgang nicht schon da-durch entsteht, da&#223; nicht der unmittelbar Ver-antwortliche (hier Vermieter als Vertragspart-ner), sondern ein Dritter aufgrund gesonderter vertraglicher Verpflichtungen den Schaden er-setzt. Eine umsatzsteuerpflichtige Leistung hatte die Kl&#228;gerin nicht zu erbringen.</p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Selbst wenn man das tats&#228;chliche Nichtk&#252;ndigen des Vertrages bei entstandenem K&#252;ndigungsrecht wegen Verzugs als Leistung ansehen wollte, ob-wohl sich die Kl&#228;gerin hierzu nicht einmal ver-pflichtet hatte, w&#252;rde die Ersatzzahlung kein Entgelt daf&#252;r darstellen, denn die Beklagte hatte sich nicht zur Zahlung etwa einer Pau-schale verpflichtet f&#252;r den Fall, da&#223; die Kl&#228;-gerin nicht k&#252;ndigen sollte, sondern nur dazu, tats&#228;chlich bei der Kl&#228;gerin infolge der Bau-verz&#246;gerung entstehenden Schaden auszugleichen. Die Leistung eines solchen echten Schadenser-satzes unterliegt aber nicht der Umsatzsteuer.</p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">III.</p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Soweit die Kl&#228;gerin den Beklagten in Rechnung ge-stelltes Personal nutzbringend eingesetzt hat oder dritten Unternehmen gegen Entgelt zur Verf&#252;gung gestellt hat, war nach Sinn und Zweck des Vertra-ges vom 21. Mai 1987 Ersatz durch die Beklagten nicht zu leisten, weil diesbez&#252;glich der Kl&#228;gerin Schaden in Form nutzloser Aufwendungen nicht ent-standen war. Der Vertrag war geschlossen worden, um der Kl&#228;gerin einen Ausgleich daf&#252;r zu geben, da&#223; sie wegen der Bauverz&#246;gerungen Personalaufwen-dungen hatte, ohne das eingestellte Personal nutz-bringend einsetzen zu k&#246;nnen. Einen anderen Ver-tragszweck hat die Kl&#228;gerin jedenfalls nicht dar-zutun vermocht. Ihrer Auffassung, da&#223; Zahlungen auch zu leisten seien, soweit die Personalaufwen-dungen der Kl&#228;gerin nicht nutzlos waren, kann des-halb nicht gefolgt werden.</p> <span class="absatzRechts">193</span><ol class="absatzLinks"> <li>Deshalb ist zun&#228;chst der Betrag von 2.500,--DM,</li> </ol> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">den die Kl&#228;gerin f&#252;r die Arbeitnehmerin Wi. (auch) im Dezember 1987 durch die Firma He.s erstattet erhalten hat, von der Klageforderung betreffend Dezember 1987, mit der das volle Gehalt der Arbeitnehmerin Wi. ersetzt verlangt worden ist, in Abzug zu bringen. Dies gilt aber nicht f&#252;r den zus&#228;tzlich gezahlten Umsatzsteu-erbetrag, weil dieser an das Finanzamt abzuf&#252;h-ren ist oder der Firma He.s zur&#252;ckzuerstatten ist, sofern kein umsatzsteuerpflichtiger Vor-gang vorliegen sollte.</p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">F&#252;r einen Abzug betreffend den Monat Januar besteht jedoch entgegen dem Landgericht kein Anla&#223;, da nicht behauptet worden ist, da&#223; Frau Wi. noch im Januar 1988 bei der Firma He. s t&#228;-tig war.</p> <span class="absatzRechts">198</span><ol class="absatzLinks"> <li>Soweit das Landgericht f&#252;r die Arbeitnehmerin-</li> </ol> <span class="absatzRechts">199</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">200</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">nen St., Sk. und Ga. aufgewendete Lohn- und Lohnnebenkostenbetr&#228;ge f&#252;r Dezember 1987 mit insgesamt 16.007,23 DM ebenfalls nicht ber&#252;ck-sichtigt hat, ist dem nicht zu folgen.</p> <span class="absatzRechts">201</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">202</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Begr&#252;ndung, da&#223; diese Arbeitnehmerinnen bei einer Messe (welche vom 30. Oktober bis 8. No-vember 1987 stattfand) und bei der Er&#246;ffnung eines Imbisses "G. L." (im August) teilgenommen h&#228;tten und daraus ersichtlich sei, da&#223; die M&#246;glichkeit bestanden habe, den Personalaufwand durch solchen Personaleinsatz zu verringern, wobei unerheblich sei, ob davon Gebrauch ge-macht wurde, &#252;berzeugt nicht. Sie w&#228;re aller-dings zu rechtfertigen, wenn der Kl&#228;gerin die Verletzung einer Schadensminderungspflicht (&#167; 254 Abs. 2 Satz 1 BGB) zu Last fiele. Davon kann aber nicht ausgegangen werden, denn ein anderweitiger Einsatz war allenfalls bei lang-fristigen Einsatzm&#246;glichkeiten zu organisieren. Dem stand entgegen, da&#223; wegen des immer nur um wenige Monate verschobenen Er&#246;ffnungstermins nur jeweils kurzfristig Personal zu entbehren war. Au&#223;erdem w&#228;ren die Arbeitnehmerinnen auch nicht verpflichtet, sich - wie die Arbeitnehme-rin Wi. - in weiter Entfernung vom vorgesehenen Arbeitsplatz einsetzen zu lassen.</p> <span class="absatzRechts">203</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">204</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">IV.</p> <span class="absatzRechts">205</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">206</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Klageforderung w&#228;re damit - ohne Ber&#252;cksichti-gung der Aufrechnung - in folgender H&#246;he begr&#252;n-det:</p> <span class="absatzRechts">207</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">208</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Personalkosten Dezember 1987 ohne Mehrwertsteuer 39.364,68 DM Personalkosten Januar 1988 an- teilig ohne Mehrwertsteuer 6.277,54 DM ./. Weihnachtsgeld - 11.272,57 DM ./. erstattete Personalkosten Wi. - 2.500,-- DM zusammen 31.869,65 DM.</p> <span class="absatzRechts">209</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">210</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Jedoch f&#252;hrt die Aufrechnung mit folgenden begr&#252;n-deten Gegenforderungen zu ihrem Erl&#246;schen:</p> <span class="absatzRechts">211</span><ol class="absatzLinks"> <li>R&#252;ckerstattung zu Unrecht ge-</li> </ol> <span class="absatzRechts">212</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">213</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">zahlter Personalkosten f&#252;r die Arbeitnehmerin Wi. 10.000,-- DM</p> <span class="absatzRechts">214</span><ol class="absatzLinks"> <li>R&#252;ckerstattung von Personal-</li> </ol> <span class="absatzRechts">215</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">216</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">kosten f&#252;r Zeiten, in denen die Kl&#228;gerin ihr Personal tats&#228;chlich nutzbringend eingesetzt hat 7.669,84 DM</p> <span class="absatzRechts">217</span><ol class="absatzLinks"> <li>R&#252;ckerstattung zu Unrecht ge-</li> </ol> <span class="absatzRechts">218</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">219</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">zahlter Umsatzsteuer auf Ge- h&#228;lter August bis November 1987 12.000,21 DM</p> <span class="absatzRechts">220</span><ol class="absatzLinks"> <li>Unstreitige und von der Kl&#228;gerin</li> </ol> <span class="absatzRechts">221</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">222</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">als Verrechnungsposten anerkannte &#220;berzahlung 2.793,88 DM</p> <span class="absatzRechts">223</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">224</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Summe 32.463,93 DM.</p> <span class="absatzRechts">225</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">226</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die vorstehend mit Ziffer 1. bis 3. bezeichneten Gegenforderungen der Beklagten zu 1) sind aus &#167; 812 Abs. 1 Satz 1 BGB begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">227</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">228</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;gerin hat durch Zahlung der Beklagten in der genannten H&#246;he eine Leistung der Beklagten oh-ne rechtlichen Grund erlangt. Denn der Vertrag vom 21. Mai 1987 verpflichtete die Beklagte zu 1) - wie zu Ziffer III. dargelegt - nur zu einem Er-satz des durch Bauverz&#246;gerungen in Form nutzloser Personalaufwendungen entstandenen Schadens, wel-cher nicht eingetreten ist, soweit die Kl&#228;gerin den Beklagten in Rechnung gestelltes Personal tat-s&#228;chlich eingesetzt oder dritten Unternehmen gegen Entgelt zur Verf&#252;gung gestellt hat.</p> <span class="absatzRechts">229</span><ol class="absatzLinks"> <li>Danach besteht zun&#228;chst ein Bereicherungsan-</li> </ol> <span class="absatzRechts">230</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">231</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">spruch, soweit f&#252;r die Arbeitnehmerin Wi. von August bis November 1987 unstreitig monatlich 2.500,-- DM ohne Mehrwertsteuer erstattet worden sind. Dies ergibt einen Betrag von 10.000,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">232</span><ol class="absatzLinks"> <li>Ferner mu&#223; die Kl&#228;gerin sich anrechnen lassen,</li> </ol> <span class="absatzRechts">233</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">234</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">da&#223; sie ihr Personal auf der H.-Messe in W. vom 30. Oktober bis 8. November 1987 durch Ferti-gung und Verkauf von Warenproben gegen Entgelt eingesetzt hat. Soweit die Kl&#228;gerin behauptet, es sei kein Gewinn erzielt worden, ist dies an-gesichts der von den Beklagten ausdr&#252;cklich ge-forderten Abrechnung unsubstantiiert und wider-spricht auch der Lebenserfahrung.</p> <span class="absatzRechts">235</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">236</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die erstatteten Personalkosten f&#252;r den Monat November 1987 sind daher zu 1/3 zur&#252;ckzuerstat-ten (&#167; 287 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">237</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">238</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die L&#246;hne des im November arbeitsvertraglich der Kl&#228;gerin verpflichteten und nach ihren An-gaben "zu Schulungszwecken" eingesetzten Perso-nals betrugen in diesem Monat</p> <span class="absatzRechts">239</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">240</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">B&#246;. 2.363,-- DM Hu. 2.594,90 DM Ma. 2.359,-- DM Sch. 2.359,-- DM Ga. 3.307,88 DM Kr. 3.538,50 DM Sk. 2.948,75 DM St. 3.538,50 DM 23.009,53 DM.</p> <span class="absatzRechts">241</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">242</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Davon sind wegen des Einsatzes von Personal auf der H.-Messe 1/3 zur&#252;ckzuerstatten, mithin 7.669,84 DM.</p> <span class="absatzRechts">243</span><ol class="absatzLinks"> <li>Der R&#252;ckforderung der nach den Darlegungen zu</li> </ol> <span class="absatzRechts">244</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">245</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">II. 5. ohne Rechtsgrund gezahlten Umsatzsteuer f&#252;r die Monate August bis November 1987 in H&#246;he von 12.000,21 DM steht die Vorschrift des &#167; 814 BGB (keine R&#252;ckforderung bei Kenntnis der fehlenden Verpflichtung zur Leistung) nicht entgegen. Denn die Beklagten behaupten unwider-sprochen, da&#223; sie erst nach Zahlung aufgrund anwaltlicher Beratung erfahren h&#228;tten, da&#223; eine Verpflichtung zur Errichtung von Umsatzsteuer nicht bestand.</p> <span class="absatzRechts">246</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">247</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die prozessualen Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 91, 97 Abs. 1, 708 Nr. 10, 11, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">248</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">249</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Streitwert und Urteilsbeschwer der Kl&#228;gerin: 66.446,85 DM.</p>
226,378
lg-koblenz-1991-02-21-1-o-47088
{ "id": 904, "name": "Landgericht Koblenz", "slug": "lg-koblenz", "city": 531, "state": 13, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
1 O 470/88
1991-02-21T00:00:00
2019-02-25T08:20:17
2020-12-10T10:43:44
Urteil
ECLI:DE:LGKOBLE:1991:0221.1O470.88.0A
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tenor<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>1) Die Beklagten werden verurteilt, als Gesamtschuldner an den Kl&#228;ger 30.000,00 DM Schmerzensgeld zu zahlen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Hinsichtlich des weitergehenden Schmerzensgeldantrages wird die Klage abgewiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>2) Die Beklagten werden verurteilt, als Gesamtschuldner an den Kl&#228;ger</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><table class="RspIndent" style="margin-left:36pt"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">a)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">36.000,00 DM zu zahlen,</td> </tr> </table></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><table class="RspIndent" style="margin-left:36pt"> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">b)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">sowie ab dem 01. Januar 1991 bis. zum 31. Dezember 1997 eine monatliche Verdienstausfallrente von 1.000,00 DM zu zahlen.</td> </tr> </table></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>3) Die Kosten des Rechtsstreits tragen die Beklagten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>4) Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar gegen Sicherheitsleistung von 74.000,00 DM.</p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tatbestand<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger nimmt die Beklagten auf Schmerzensgeld und Verdienstausfa1lentsch&#228;digung wegen fehlerhafter &#228;rztlicher Behandlung in Anspruch.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Am 11. April 1987 erlitt der am &#8230;1952 geborene Kl&#228;ger als Vertragsspieler des Fu&#223;ballvereins &#8230; bei einem Spiel seines Vereins in &#8230; eine Luxationsfraktur des linken oberen Sprunggelenks, eine Mehrfachfraktur des Wadenbeines sowie eine Ruptur des medialen Seitenbandes. Zur Behandlung der Verletzungen begab er sich am gleichen Tage in das Krankenhaus der Beklagten zu 1), wo er von den Beklagten zu 2) und 3), die dort als leitende Arzte der chirurgischen Unfallabteilung t&#228;tig sind, versorgt wurde.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Am 14. April 1987 wurde der Kl&#228;ger operiert. Nach der Operation kam es zu einer Wundinfektion, die letztlich dazu f&#252;hrte, da&#223; in einer weiteren Operation in der BG-Unfallklinik &#8230; das obere Sprunggelenk versteift werden mu&#223;te.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt vor, die Versteifung des Gelenks sei Folge davon, da&#223; die Beklagten zu 2) und 3) ihn fehlerhaft behandelt h&#228;tten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Bereits w&#228;hrend der Behandlungszeit bis zum 06. Juni 1987 im Krankenhaus der Beklagten zu 1} habe sich eine massive postoperative Wundheilungsst&#246;rung gezeigt, welche sich in den n&#228;chsten Wochen zu einer schweren Osteomyelitis entwickelt habe. Am 09. Juni 1987 habe er nach nur wenigen Tagen Aufenthalt zu Hause erneut zu einer l&#228;ngeren station&#228;ren Behandlung aufgenommen werden m&#252;ssen, da - auch schon im Zeitpunkt der Entlassung am 06. Juni 1987 - die Heilung erkennbar nicht abgeschlossen gewesen sei. Auch bei der Entlassung am 26. Juni 1987 sei die Wunde nicht geheilt gewesen, vielmehr habe sich zu diesem Zeitpunkt der Verdacht auf Osteomyelitis aufdr&#228;ngen m&#252;ssen. Schlie&#223;lich sei er fehlerhaft behandelt, worden, weil er drei Monate lang ausschlie&#223;lich konservativ durch Verabreichung von Antibiotika behandelt worden sei und nur einmal w&#246;chentlich zu einer Kontrolluntersuchung habe erscheinen m&#252;ssen. Diese Behandlung habe nicht den Regeln der &#228;rztlichen Kunst entsprochen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Infolge der Versteifung des Gelenks k&#246;nne er nicht mehr Fu&#223;ball spielen. Auch sei es ihm unm&#246;glich" geworden, wie geplant, als Spielertrainer oder Nur-Trainer im Fu&#223;ballsport t&#228;tig zu sein. Dadurch erleide er monatliche Einnahmeverluste von 1.000,00 DM. Die Besch&#228;ftigung als Trainer h&#228;tte er ab 01. Januar 1988 mindestens 10 Jahre lang aus&#252;ben k&#246;nnen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Er halte ein Schmerzensgeld, von 35.000,00 DM f&#252;r angemessen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger <strong>beantragt,</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">die Beklagten zu verurteilen, als Gesamtschuldner</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><table class="RspIndent" style="margin-left:36pt"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">a)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">an ihn ein angemessenes Schmerzensgeld, dessen H&#246;he in das Ermessen des Gerichts gestellt werde, mindestens aber 35.000,00 DM betragen solle, zu zahlen;</td> </tr> </table></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><table class="RspIndent" style="margin-left:36pt"> <tr> <th colspan="3" rowspan="1"></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">b)</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">an ihn f&#252;r die Zeit vom 01. Januar 1988 bis zum 31. Dezember 1997 eine monatliche Verdienstausfallrente von 1.000,00 DM zu zahlen.</td> </tr> </table></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p>Die Beklagten <strong>beantragen,</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">die Klage abzuweisen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p>Die Beklagten meinen, die Behandlung des Kl&#228;gers sei nach den Regeln der &#228;rztlichen Kunst erfolgt. Erwerbssch&#228;den seien dem Kl&#228;ger nicht entstanden, da jede Wahrscheinlichkeit daf&#252;r fehle, da&#223; der Kl&#228;ger als Trainer t&#228;tig geworden w&#228;re.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p>Weitere Einzelheiten des Sach- und Streitstandes sind dem vorgetragenen Inhalt der von den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze und zu den Akten gereichten Unterlagen zu entnehmen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p>Gem&#228;&#223; Beweisbeschl&#252;ssen vom 02. M&#228;rz 1989 (Bl. 40/41 d.A.) und vom 23. August 1990 (Bl. 108 d.A.) hat die Kammer die Erhebung von Beweisen angeordnet. Das Ergebnis der Beweisaufnahme ist dem Gutachten der Professoren Dr.med. &#8230; und Dr.med. &#8230; vom 04. Januar 1990 (81. 65 ff.d.A.) sowie der schriftlichen Auskunft- des Fu&#223;ballverbandes R&#8230; vom 06. September 1990 (Bl. 112 d.A.) zu entnehmen.</p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Entscheidungsgr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p>Die Beklagten schulden dem Kl&#228;ger ein Schmerzensgeld und den geltend gemachten Ersatz f&#252;r Verdienstausfall gem&#228;&#223; &#167;&#167; 823, 831 oder 31, 847, 843, 840 8GB.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p>Die Beklagten zu 2) und 3) haben einen groben Behandlungsfehler begangen, weil sie die Infektion nur mit einer antibiotischen Therapie angegangen sind, obwohl die entz&#252;ndlichen Ver&#228;nderungen auch einige Tage nach Aufnahme dieser Therapie nicht abgeklungen waren.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p>Der Infekt, dessen Auftreten als solcher nicht Folge eines &#228;rztlichen Kunstfehlers ist, zeigte sich erstmals am zweiten postoperativen Tag, als der Kl&#228;ger Fieber bekam. Zum Ablauf der Erkrankung kann auf das umfassende Gutachten der Professoren Dr.med. &#8230; und Dr.med. &#8230; vom 04. Januar 1990 Bezug genommen werden. Dort ist ausgef&#252;hrt:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_20">20</a></dt> <dd><p>Es wurde zu diesem Zeitpunkt eine antibiotische Therapie eingeleitet. Ein Abstrich wurde angelegt. Laborchemisch fiel eine deutliche Erh&#246;hung der Zahl der wei&#223;en Blutk&#246;rperchen (Leukozyten) sowie eine starke Erh&#246;hung der Blutk&#246;rperchensenkungsreaktion auf 118/126 nach Westergreen auf. In der Folge wurde die Wunde wegen des weiterbestehenden Infektes lokal behandelt. Unter der Antibiotikatherapie kam es zu einem Nachlassen der Temperaturen. Im Abstrich waren Staphylococcus aureus nachzuweisen. Die Antibiotikatherapie wurde konsequent &#252;ber einen l&#228;ngeren Zeitraum fortgesetzt. In einem weiteren Abstrich vom 29. April 1987 waren weiterhin Keime nachzuweisen. Die Blutk&#246;rperchensenkungsreaktion blieb hoch und war am 29. April 1987 noch mit 90/100 nach Westergreen deutlich erh&#246;ht. Die Entlassung erfolgte am 05. Juni 1987.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_21">21</a></dt> <dd><p>Eine erneute Aufnahme war am 09. Juni 1987 erforderlich, da der Infekt so ausgepr&#228;gt war, da&#223; eine vorzeitige Metallentfernung durchgef&#252;hrt werden mu&#223;te. Der Operationsbericht ergab den Nachweis von Eiter im Bereich des Wadenbeines. Es wurde das Metall entfernt und eine Septopalkette eingelegt. W&#228;hrend der zweiten station&#228;ren Behandlung wurde erneut eine Antibiotikatherapie eingeleitet, die am 14. Juni 1987 abgesetzt wurde (die weitere Bemerkung im Gutachten, da&#223; der Kl&#228;ger eine weitere antibiotische Therapie abgelehnt habe, wird von diesem bestritten - Bl. 91 d.A. - und von den Beklagten im Rechtsstreit nicht behauptet). Die Blutk&#246;rperchensenkungsreaktion wurde w&#228;hrend des zweiten station&#228;ren Aufenthalts kontrolliert. Sie war mit einem Wert von 27/25 nach Westergreen noch deutlich erh&#246;ht. Die Leukozyten waren mit 7.100 m&#228;&#223;ig erh&#246;ht. Aus dem Arztbrief aus dem &#8230;-Krankenhaus &#8230; vom 07. August 1987 ist zu entnehmen, da&#223; auch nach der Entfernung der Metallplatte bzw. dem Einlegen der Septopalkette die Wunde nicht heilte. Es verblieb eine Fistel, die sich offenbar nie vollst&#228;ndig schlo&#223;, so da&#223; der Patient auf Veranlassung der behandelnden &#196;rzte in der BG-Unfallklinik &#8230; vorgestellt wurde.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_22">22</a></dt> <dd><p>Dort wurde der Patient sofort station&#228;r aufgenommen und eine Versteifung des Sprunggelenks vorgenommen. Intraoperativ zeigte sich eine v&#246;llige Zerst&#246;rung des Knorpels, so da&#223; eine Erhaltung des Sprunggelenkes nicht mehr m&#246;glich war.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a class="Overl" name="rd_23" title="zum Orientierungssatz">23</a></dt> <dd><p>Nach diesem Ablauf manifestierte sich der Infekt am vierten postoperativen Tag. Die Beklagten zu 2) und 3) hatten bis zu diesem Tage - worauf die Sachverst&#228;ndigen zu Recht hinweisen - lokal bereits Ma&#223;nahmen wie Sp&#252;lungen vorgenommen, eine antibiotische Therapie eingeleitet und einen Abstrich entnommen, um eine Testung durchzuf&#252;hren. Die Laborparameter zeigten einen Anstieg der Leukozyten sowie eine erhebliche Erh&#246;hung der Blutk&#246;rperchensenkungsreaktion auf einen Wert von 118/126 mm nach Westergreen. Die alleinige antibiotische Therapie war nach den allgemein g&#252;ltigen Richtlinien f&#252;r die ersten f&#252;nf bis sechs Tage durchaus angezeigt. Eine solche Therapie ist jedoch nur sinnvoll, wenn es unter dieser Therapie zu einem raschen Abklingen der entz&#252;ndlichen Ver&#228;nderungen kommt. Bestehen die entz&#252;ndlichen Ver&#228;nderungen weiter, wie es im vorliegenden Fall gegeben ist, so ist eine chirurgische Intervention erforderlich. Diese Intervention besteht im breiten Er&#246;ffnen der Wunde, in der Entfernung des infizierten H&#228;matoms, dem Wunddebridement und der &#220;berpr&#252;fung der Stabilit&#228;t der Osteosynthese. Die alleinige Entfernung der Stellschraube f&#252;hrte eher zu einer Zunahme der Instabilit&#228;t der oberen Sprunggelenksgabel und bedeutete damit eher eine Verschlechterung der Ausgangssituation. Die R&#246;ntgenkontrolle vom 14. Mai 1987, also vier Wochen nach der operativen Versorgung, lie&#223; bereits eine auffallende Destruktion der kn&#246;chernden Grenzlamelle an der distalen Tibia erkennen. Dar&#252;ber hinaus bestand auffallenderweise am Sprungbein (Talus) eine ausgepr&#228;gte, unmittelbar subchondrale Demineralisation. Die Destruktionsver&#228;nderungen nahmen bis zum 05. Juni 1987 zu. Ein Hinweis darauf, da&#223; der Infekt weiterbestand und die alleinige antibiotische Therapie nicht erfolgreich gewesen ist. Das &#220;bergreifen der Entz&#252;ndung auf den Knochen ist dar&#252;ber hinaus durch die periostalen Knochenanbauten medial und dorsal an der distalen Fibula erkennbar. Die Entfernung der Stellschraube bzw. das Einbringen der Refobacin-Palacoskette an der Au&#223;enseite der Fibula konnte die Entz&#252;ndung am Knochen nicht mehr beeinflussen. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits ausgedehnte Weichteil- und Knochennekrosen vorhanden. Der Infekt hatte auf den Knochen &#252;bergegriffen und dort zu einer Destruktion gef&#252;hrt. Die lokale Wirkung der Refobacin-Palacoskette durch die Abgabe eines Antibiotikums konnte die Ver&#228;nderung am Knochen bzw. im Gelenk nicht mehr beeinflussen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a class="Overl" name="rd_24" title="zum Orientierungssatz">24</a></dt> <dd><p>H&#228;tten die Beklagten rechtzeitig, das hei&#223;t einige Tage nach dem Auftreten der entz&#252;ndlichen Vorg&#228;nge, sich zu einem operativen Eingriff entschlossen - wie dies die Sachverst&#228;ndigen &#252;berzeugend als notwendig dargelegt haben-, h&#228;tte im Zusammenhang mit einer gezielten antibiotischen Therapie durchaus die M&#246;glichkeit bestanden, den Infekt lokal zu beherrschen. Durch das nicht aktive chirurgische Vorgehen kam es zum &#220;bergreifen des Infektes auf den Knochen bzw. das Gelenk, in dessen Folge es dann zu einer v&#246;lligen Zerst&#246;rung des Sprunggelenkes kam. Die Arthrodese am oberen Sprunggelenk war nicht mehr zu vermeiden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_25">25</a></dt> <dd><p>Der Behandlungsfehler der Beklagten zu 2) und 3) ist als grob zu. kennzeichnen, weil die Beklagten zu 2) und 3) auf die eindeutigen Befunde nicht nach den gefestigten Regeln der &#228;rztlichen Kunst reagiert haben (vgl. dazu RGRK/N&#252;&#223;gens, &#167; 823, Anhang II, Rn. 178). Die Kammer geht davon aus, da&#223; der schwere Dauerschaden des Kl&#228;gers nicht eingetreten w&#228;re, wenn die Beklagten zu 2) und 3) rechtzeitig operiert h&#228;tten. Zwar ist ein Nachweis im naturwissenschaftlichen Sinne in dieser Richtung nur schwer zu f&#252;hren. Da aber der Behandlungsfehler als grob zu bezeichnen ist, er zudem generell geeignet war, einen Schaden der Art herbeizuf&#252;hren, wie er tats&#228;chlich eingetreten ist, und die Beklagten damit rechnen mu&#223;ten, da&#223; ihre fehlerhafte Behandlung solche schweren Folgen haben k&#246;nnte, tragen sie die Beweislast daf&#252;r, da&#223; der Schaden nicht Folge ihres Fehlverhaltens ist (N&#252;&#223;gens, a.a.O., Rn. 297 ff. mit weiteren Nachweisen).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a class="Overl" name="rd_26" title="zum Orientierungssatz">26</a></dt> <dd><p>Gem&#228;&#223; &#167; 847 BGB steht dem Kl&#228;ger ein Schmerzensgeld zu. Der Verletzte soll durch das Schmerzensgeld in die Lage versetzt werden, sich Erleichterungen und andere Annehmlichkeiten anstelle derer zu verschaffen, deren Genu&#223; ihm durch die Verletzung unm&#246;glich gemacht wurde. Dar&#252;ber hinaus soll das Schmerzensgeld auch zu einer wirklichen Genugtuung f&#252;hren. Bemessungsgrundlagen sind Ausma&#223; und Schwere der physischen St&#246;rungen, die pers&#246;nlichen und Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse des Verletzten und des Sch&#228;digers, das Ma&#223; der Lebensbeeintr&#228;chtigung, Gr&#246;&#223;e, Dauer, Heftigkeit der Schmerzen, Dauer der station&#228;ren Behandlung, Trennung von der Familie (vgl. Palandt-Thomas, &#167; 847, Anm. 4 a mit weiteren Nachweisen). Im vorliegenden Fall f&#228;llt besonders ins Gewicht die langanhaltende Dauer der Behandlung, die Ungewi&#223;heit des Kl&#228;gers, ob es zu einer Heilung kommen w&#252;rde. Entscheidend ist jedoch zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; der Kl&#228;ger durch den letztlich verbliebenen Dauerschaden gehindert ist, seinen sportlichen Neigungen nachgehen zu k&#246;nnen. Wegen der Versteifung des Gelenks ist er nicht in der Lage, Fu&#223;ball zu spielen, zu tanzen und sich ungehindert zu bewegen. Diese Beschr&#228;nkungen seiner Bewegungsf&#228;higkeit werden ihn voraussichtlich viele Jahrzehnte belasten. Es f&#228;llt zum Nachteil der Beklagten auch ins Gewicht, da&#223; es sich um einen leicht vermeidbaren &#228;rztlichen Fehler gehandelt hat. In W&#252;rdigung der Gesamtumst&#228;nde erscheint der Kammer ein Schmerzensgeld von 30.000,00 DM f&#252;r angemessen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a class="Overl" name="rd_27" title="zum Orientierungssatz">27</a></dt> <dd><p>Dem Kl&#228;ger steht auch die eingeklagte Verdienstausfallrente zu. Es ist n&#228;mlich bewiesen, da&#223; er - trotz der am 11. April 1987 bei dem Fu&#223;ballspiel erlittenen Verletzung - in der Lage gewesen w&#228;re, zumindest als Fu&#223;balltrainer zu arbeiten und dadurch monatliche Einnahmen von 1.000,00 DM zu erzielen. Die pers&#246;nlichen Voraussetzungen f&#252;r die Erzielung eines solchen Einkommens h&#228;tte der Kl&#228;ger nach &#220;berzeugung der Kammer geschaffen. Die Trainerlizenz war - wie die Auskunft des Fu&#223;ballverbandes ergeben hat - f&#252;r die Aus&#252;bung der Trainert&#228;tigkeit zwar erforderlich. Der Kl&#228;ger h&#228;tte diese Lizenz jedoch in einem dreiw&#246;chigen Lehrgang, den der Fu&#223;ballverband R&#8230; dreimal im Jahr anbietet, unschwer erwerben k&#246;nnen. Es gibt keinen Grund zu der Annahme, der Kl&#228;ger als langj&#228;hriger Vertragsspieler w&#228;re den Anforderungen an einen solchen Lehrgang nicht gewachsen gewesen. Es besteht auch kein Zweifel daran, da&#223; der Kl&#228;ger neben seiner beruflichen T&#228;tigkeit als Metzgergeselle ein Traineramt h&#228;tte aus&#252;ben k&#246;nnen. Letztlich hat die Kammer keine Bedenken gegen die Richtigkeit der Behauptung des Kl&#228;gers, es h&#228;tten sich bereits Vereine gefunden gehabt, die bereit gewesen w&#228;ren, ihn als Trainer anzustellen. Die vom Kl&#228;ger vorgelegten Schreiben der &#8230; Fu&#223;ballvereinigung &#8230; vom 02. Oktober 1990, des TSV ... und der Spielvereinigung &#8230; belegen seine entsprechende Behauptung ebenso wie die H&#246;he der von diesen Vereinen gezahlten Trainerbez&#252;ge. Unter diesen Umst&#228;nden ist der verlangte Mindestbetrag von 1.000,00 DM nicht zu beanstanden. Dieser Betrag ber&#252;cksichtigt auch hinreichend die mit der Erzielung des Einkommens notwendigerweise verbundenen Aufwendungen, wie zum Beispiel Fahrtkosten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_28">28</a></dt> <dd><p>Vom 01. Januar 1988 bis zur m&#252;ndlichen Verhandlung am 24. Januar 1991 ist das Honorar bereits f&#228;llig geworden. Dem tr&#228;gt die gew&#228;hlte Tenorierung Rechnung.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_29">29</a></dt> <dd><p>Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 92, 709 ZPO.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_30">30</a></dt> <dd><p>Der Streitwert betr&#228;gt <span style="text-decoration:underline">155.000,00 DM.</span></p></dd> </dl> </div></div> </div>
314,984
olgk-1991-02-15-2-ws-8091
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Ws 80/91
1991-02-15T00:00:00
2019-03-13T14:43:16
2022-10-18T15:09:21
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1991:0215.2WS80.91.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird verworfen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Beschwerdeverfahrens hat der Angeklagten zu tragen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Dem Angeklagten, der seit dem 30.7.1985 im Besitz einer Fahrerlaubnis der Klasse III (Nr. 92/1369/85 StVA K&#246;ln) ist, wird zur Last gelegt, am 17.7.1988, 9.9.1988 und 5.3.1989 Auffahrunf&#228;lle vors&#228;tzlich herbeigef&#252;hrt zu haben, in dem er mit seinem PKW vor Lichtzeichenanlagen ohne Grund abrupt abbremste, und anschlie&#223;end in den ersten beiden F&#228;llen bei dem Haftpflichtversicherer des jeweiligen Unfallgegners unter falscher Darstellung des Unfallhergangs Schadenersatzanspr&#252;che - einmal mit Erfolg - geltend gemacht hat. Nach Erhebung der Anklage vom 21.3.1990 hat das Amtsgericht K&#246;ln mit Beschlu&#223; vom 28.6.1990 (611 Ls 101/90) die Fahrerlaubnis gem&#228;&#223; &#167; 111 a StPO vorl&#228;ufig entzogen und die Beschlagnahme des F&#252;hrerscheins zum Zwecke der Eintragung eines Vermerks angeordnet. Bei Bekanntgabe der Entscheidung am 1.8.1990 hat der Angeklagte erkl&#228;rt, er habe seinen italienischen F&#252;hrerschein in Italien bei seinen Eltern gelassen, weil er einen internationalen F&#252;hrerschein beantragt habe. Seine Beschwerde vom 16.8.1990 hat die 5. gro&#223;e Ferienstrafkammer des Landgerichts K&#246;ln (105 Qs 709/90) am 12.9.1990 mit der Ma&#223;gabe verworfen, da&#223; die Beschlagnahme des <u>ausl&#228;ndischen F&#252;hrerscheins</u> angeordnet wird.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Durch Beschlu&#223; vom 20.9.1990 hat das Amtsgericht K&#246;ln die Anklage zur Hauptverhandlung zugelassen und das Hauptverfahren vor dem erweiterten Sch&#246;ffengericht er&#246;ffnet, das in der Hauptverhandlung vom 17.12.1990 die Sache auf Antrag der Staatsanwaltschaft an die gro&#223;e Strafkammer des Landgerichts K&#246;ln verwiesen hat, weil seine Rechtsfolgenkompetenz nicht mehr als ausreichend erachtet wurde. Termin zur Durchf&#252;hrung der Hauptverhandlung vor der 5. gro&#223;en Strafkammer des Landgerichts K&#246;ln ist inzwischen auf den 15., 17., 23., 25. und 29.4.1991 bestimmt worden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz seines Verteidigers vom 19.12.1990, gerichtet an das Sch&#246;ffengericht, hat der Angeklagte erneut Beschwerde gegen den Beschlu&#223; vom 28.6.1990 erhoben und beantragt, den angefochtenen Beschlu&#223; aufzuheben und den F&#252;hrerschein unverz&#252;glich freizugeben. Er macht geltend, die weitere Aufrechterhaltung der vorl&#228;ufigen Entziehung der Fahrerlaubnis sei unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig. Durch die Verweisung der Sache an das Landgericht sei eine erhebliche Verz&#246;gerung des Verfahrens eingetreten, die nicht zu seinen Lasten gehen k&#246;nne. Die am 17.12.1990 getroffene Einsch&#228;tzung der Rechtslage und der Rechtsfolgenkompetenz des Sch&#246;ffengerichts habe schon bei Erla&#223; des Er&#246;ffnungsbeschlusses vorgenommen werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die - inzwischen mit der Hauptsache befa&#223;te - 5. gro&#223;e Strafkammer des Landgerichts K&#246;ln hat den Aufhebungsantrag mit Beschlu&#223; vom 2.1.1991 zur&#252;ckgewiesen und ausgef&#252;hrt, als Beschwerde sei der Schriftsatz vom 19.12.1990 nach Verweisung der Sache nicht mehr zu bewerten. Gegen diesen Beschlu&#223; wendet sich der Angeklagte nunmehr mit der Beschwerde vom 9.1.1991. Er macht weiter geltend, die vorl&#228;ufige Entziehung der Fahrerlaubnis sei aufzuheben, da ihre Aufrechterhaltung wegen der eingetretenen Verz&#246;gerung unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig sei.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde des Angeklagten begegnet in formeller Hinsicht keinen Bedenken. Insbesondere steht ihr die Bestimmung des &#167; 310 Abs. 2 StPO nicht entgegen, da die angefochtene Entscheidung des Landgerichts, wie in dem Beschlu&#223; ausdr&#252;cklich hervorgehoben wird, nicht auf eine Beschwerde hin ergangen ist, sondern die Strafkammer allein und erstmals in Aus&#252;bung ihrer erstinstanzlichen Zust&#228;ndigkeit als Gericht der Hauptsache (vgl. Jagusch/Hentschel, Stra&#223;enverkehrsrecht, 30. Aufl., &#167; 111 a Rdz. 7; Kleinknecht-Meyer, StPO, &#167; 111 a Rdz. 7) &#252;ber den Aufhebungsantrag befunden hat.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">In der Sache bleibt das Rechtsmittel allerdings ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Strafkammer hat eine Aufhebung des Beschlusses vom 28.6.1990 zu Recht abgelehnt, da die vorl&#228;ufige Entziehung der Fahrerlaubnis und die damit verbundene Beschlagnahme des F&#252;hrerscheins weiterhin gerechtfertigt und geboten ist.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Es sind entsprechend den Ausf&#252;hrungen im Beschlu&#223; der Strafkammer vom 12.9.1990 unver&#228;ndert Gr&#252;nde f&#252;r die Annahme vorhanden, da&#223; dem Angeklagten die Fahrerlaubnis endg&#252;ltig entzogen werden wird (&#167; 111 a Abs. 1 S. 1 StPO). Dagegen wird auch mit der Beschwerde nichts erinnert.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Auffassung des Angeklagten, die Aufhebung des Beschlusses sei veranla&#223;t, weil die Aufrechterhaltung der einstweiligen Entziehung der Fahrerlaubnis wegen vermeidbarer, auf Vers&#228;umnisse der Justiz beruhender Verz&#246;gerungen im Verfahrensgang unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig sei, kann im Ergebnis nicht gefolgt werden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Richtig ist freilich, da&#223; die einstweilige Entziehung der Fahrerlaubnis wie alle strafprozessualen Zwangsma&#223;nahmen verfassungsrechtlichen Schranken unterworfen ist, die sich namentlich im Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit und dem Beschleunigungsgebot konkretisieren. Jeder Eingriff in den grundrechtlich gesch&#252;tzten Bereich des Beschuldigten steht unter dem Gebot der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit, das sich aus dem Wesen der Grundrechte selbst ergibt, die als Ausdruck des allgemeinen Freiheitsanspruchs des B&#252;rgers gegen&#252;ber dem Staat jeweils nur insoweit beschr&#228;nkt werden d&#252;rfen, als es zum Schutz &#246;ffentlicher Interessen unerl&#228;&#223;lich ist (BVerfGE 44, 353, 373 = NJW 1977, 1489, 1490; Pfeiffer in Karlruher Kommentar, StPO, 2. Aufl., Einl. Rdz. 30, m.w.N.). Der Betroffene darf nicht &#252;berm&#228;&#223;ig belastet werden. Die Belastung mu&#223; vielmehr in einem vern&#252;nftigen Verh&#228;ltnis zu den der Allgemeinheit erwachsenden Vorteilen stehen (vgl. Pfeiffer a.a.O. m.w.N.). Das Verbot des &#220;berma&#223;es setzt der Zul&#228;ssigkeit eines Eingriffs bei dessen Anordnung, Vollziehung und Fortdauer Grenzen (BVerfGE 32, 373, 379 = NJW 1972, 1123 ff.; BVerfGE 34, 238, 246 = NJW 1973, 891, 892 f.; Kleinknecht-Meyer a.a.O., Rdz. 21). Dar&#252;berhinaus erfordert das Rechtstaatsgebot des Grundgesetzes, ebenso wie Art. 6 Abs. 1 MRK, die angemessene Beschleunigung des Strafverfahrens. Eine von den Justizbeh&#246;rden zu vertretende erhebliche Verz&#246;gerung des Verfahrens verletzt den Beschuldigten in seinem Recht aus Art. 2 Abs. 1 GG in Verbindung mit Art. 20 Abs. 3 GG auf ein rechtstaatliches, faires Verfahren. Ermittlungsverfahren, in denen die vorl&#228;ufige Entziehung der Fahrerlaubnis angeordnet wurden, sind daher mit besonderer Beschleunigung zu f&#252;hren (vgl. LG Hannover DAR 1969, 247 f; Sch&#228;fer in L&#246;we-Rosenberg, StPO, 24. Aufl., &#167; 111 a Rdz. 7 m.w.N.; Kleinknecht-Meyer a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Obwohl die Verletzung des diesem Gebot zugrundeliegenden Rechtsstaatsprinzip nicht zu einem Verfahrenshindernis f&#252;hrt (vgl. Kleinknecht-Meyer a.a.O. Einl. Rdz. 19, 148 m.w.N.), wird daraus abgeleitet, da&#223; prozessuale Zwangsma&#223;nahmen, die unter dem Gebot der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit stehen, im Einzelfall unzul&#228;ssig sein k&#246;nnen, wenn das Recht des Beschuldigten auf Verhandlung innerhalb angemessener Frist verletzt wird (Pfeiffer a.a.O. Rdz. 13 m.w.N.). Eine vollst&#228;ndige &#220;bertragung der in dieser Hinsicht f&#252;r den Vollzug der Untersuchungshaft geltenden gesetzlichen Bestimmungen ihrer in der Rechtsprechung entwickelten Grunds&#228;tze, wie sie der Angeklagte fordert, kommt dabei allerdings nicht in Betracht. Vielmehr ist den Unterschieden Rechnung zu tragen, die aus dem Gewicht des jeweiligen Eingriffs in die pers&#246;nliche Freiheit und der Zweckbestimmung der Ma&#223;nahmen (Schutz der Allgemeinheit vor Gefahren durch ungeeignete Kraftfahrer in &#167; 111 a StPO; Durchsetzung des staatlichen Strafverfolgungsinteresses in &#167;&#167; 112 ff. StPO) erwachsen. Da&#223; das Beschleunigungsgebot im Hinblick auf die einstweilige Entziehung der Fahrerlaubnis nicht denselben Stellenwert einnimmt wie f&#252;r den Freiheitsentzug durch Untersuchungshaft, findet beispielsweise darin seinen Ausdruck, da&#223; eine dem &#167; 121 Abs. 1 vergleichbare Bestimmung f&#252;r die vorl&#228;ufige Entziehung der Fahrerlaubnis fehlt. Nach inzwischen gefestigter Meinung (vgl. OLG M&#252;nchen, NJW 1980, 1860 m.w.N.; Kleinknecht-Meyer, &#167; 111 a Rdz. 12 m.w.N.) gebietet es der Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit nicht, w&#228;hrend des Rechtsmittelverfahrens die vorl&#228;ufige Entziehung deshalb aufzuheben, weil die Verfahrensdauer bereits die Dauer der angeordneten Sperre &#252;bersteigt. Dazu wird darauf verwiesen, das Gesetz k&#246;nne als Aufhebungsgrund in &#167; 111 a Abs. 2 StPO nur den Fall, da&#223; der Grund f&#252;r die vorl&#228;ufige Entziehung weggefallen sei; der Zweck der angeordneten Sicherungsma&#223;nahme verbiete es zudem, den Angeklagten in solchen F&#228;llen (vor&#252;bergehend) zum Stra&#223;enverkehr zuzulassen (OLG Koblenz VRS 71, 40 f. = MDR 1986, 871 m.w.N.). Die Unzul&#228;ssigkeit der Aufrechterhaltung einer einstweiligen Entziehung der Fahrerlaubnis kann daher - mehr noch als in Haftsachen (vgl. insoweit OLG Frankfurt, StV 1985, 198 und NStZ 1988, 287 = StV 1988, 439; Boujong in Karlsruher Kommentar a.a.O. &#167; 121 Rdz. 21; Wendisch in L&#246;we-Rosenberg a.a.O., &#167; 121 Rdz. 38; Kleinknecht-Meyer a.a.O. Rdz. 26) - nur bei groben Pflichtverletzungen und erheblichen Verz&#246;gerungen eintreten.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Davon ausgehend ist der bisherige Ablauf des Verfahrens nicht geeignet, durchgreifende Bedenken gegen die Fortdauer der einstweiligen Entziehung der Fahrerlaubnis zu begr&#252;nden. Zwar erscheint es in der Tat verfehlt, da&#223; die Sache zun&#228;chst bei dem Sch&#246;ffengericht angeklagt und das Hauptverfahren dort er&#246;ffnet wurde, zumal die Strafkammer bereits mit ihrem Beschlu&#223; vom 12.9.1990 auf Bedenken hinsichtlich der Zust&#228;ndigkeit des Sch&#246;ffengerichts hingewiesen hatte. Darauf ist zur&#252;ckzuf&#252;hren, da&#223; das Verfahren erster Instanz nicht in der Hauptverhandlung am 17.12.1990 zum Abschlu&#223; gebracht werden konnte und die Verhandlung vor der Strafkammer erst im April 1991 stattfinden wird. Die damit eingetretene Verz&#246;gerung um etwa 4 Monate ist im Verh&#228;ltnis zu der Gesamtdauer des Entzugs der Fahrerlaubnis, wie er nach den vorliegenden Erkenntnissen erwartet werden mu&#223;, jedoch nicht von besonderem Gewicht und schafft keine solchen Belastungen f&#252;r den Angeklagten, die durch den Zweck der Ma&#223;nahme nicht mehr zu rechtfertigen w&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 473 Abs. 1 StPO.</p>
314,985
olgham-1991-02-14-15-w-3091
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15 W 30/91
1991-02-14T00:00:00
2019-03-13T14:43:18
2022-10-18T15:09:21
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1991:0214.15W30.91.00
<h2>Tenor</h2> <p>I. 1)</p> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben, soweit das Landgericht die Beschwerden der Antragsteller vom 30. Oktober 1990 hinsichtlich ihres Adoptionsantrages und ihres Antrages auf Ersetzung der Adoptionseinwilligung des beteiligten Jugendamtes (gem&#228;&#223; &#167; 1746 Abs. 3 BGB) zur&#252;ckgewiesen hat.</p> <p></p> <p>2)</p> <p>Auf die vorbezeichneten Beschwerden der Antragsteller wird der Beschlu&#223; des Amtsgerichts Herford vom 15. Oktober 1990 insoweit aufgehoben, wie das Amtsgericht die vorstehend unter 1) bezeichneten beiden Antr&#228;ge zur&#252;ckgewiesen hat. In diesem Umfange wird die Sache zur erneuten Behandlung und Entscheidung an das Amtsgericht zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p> <p>II.</p> <p>Die weitere Beschwerde betreffend den Antrag der Antragsteller auf Ersetzung der Einwilligung der Kindesmutter in die Adoption ihres Kindes xxx durch die Antragsteller wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u><b>Gr&#252;nde</b>:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">A</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Xxx wurde am 11. M&#228;rz 1987 nichtehelich von Frau xxx, der Tochter der Beteiligten zu 1), geboren. Da die Kindesmutter (geb. am 12. Juni 1970) zu diesem Zeitpunkt erst 16 Jahre und 9 Monate alt war, ruhte ihre elterliche Sorge f&#252;r xxx (&#167; 1673 Abs. 2 Satz 1 BGB) und trat Amtsvormundschaft des Jugendamtes ein (&#167; 1773 Abs. 1 in Verbindung mit &#167; 1791c BGB).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit der Vollj&#228;hrigkeit der Kindesmutter - am 12.06.1988 - endete die Amtsvormundschaft des Jugendamtes und trat stattdessen die Amtspflegschaft mit dem Wirkungskreis nach &#167; 1706 BGB ein.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nach einer vorausgegangenen einstweiligen Anordnung vom 27. Mai 1987 entzog das Amtsgericht Herford durch Beschlu&#223; vom 17. Juli 1987 der Kindesmutter das Aufenthaltsbestimmungsrecht f&#252;r xxx und &#252;bertrug es dem beteiligten Jugendamt als Pfleger.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nach mehreren vorausgegangenen Gespr&#228;chen mit einem Vertreter des Jugendamtes erkl&#228;rte die Kindesmutter am 12. M&#228;rz 1990 zur Urkunde des Notars xxx in xxx (UR-Nr. xxx) ihre unwiderrufliche Einwilligung in die (Inkognito-) Adoption ihres Kindes xxx durch die in der Adoptionsliste des Kreises Herford unter Nr. xxx eingetragenen Eheleute. Diese Erkl&#228;rung ging im Mai 1990 bei dem f&#252;r den Wohnsitz dieser Adoptionsbewerber zust&#228;ndigen Amtsgericht B&#252;nde ein. Seit diesem Zeitpunkt bem&#252;hen sich auch die Eltern der Kindesmutter, die Beteiligten zu 1), darum, xxx zu sich zu nehmen und ihn selbst zu adoptieren.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der Adoptionseinwilligung der Kindesmutter vom 12.03.1990 ruht ihre elterliche Sorge f&#252;r xxx und ist das beteiligte Jugendamt Amtsvormund geworden (&#167; 1751 Abs. 1 BGB).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die vom Jugendamt ausgew&#228;hlten Adoptiveltern haben das Kind xxx, zu dem sie seit M&#228;rz 1990 Kontakt hatten, am 30. Mai 1990 in Adoptionspflege ganz zu sich genommen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Seit April 1990 hat das beteiligte Jugendamt als Vormund des Kindes jeden Kontakt zwischen xxx und den Beteiligten zu 1) sowie auch zu den Gro&#223;eltern v&#228;terlicherseits - die sich in einer notariellen Urkunde vom 18. Juli 1990 ebenfalls zur Adoption xxx bereit erkl&#228;rt haben - unterbunden, weil solche Besuchskontakte das Inkognito der in Aussicht genommenen Adoption gef&#228;hrden, das Kind verunsichern und sein wachsendes Gef&#252;hl der Zugeh&#246;rigkeit zu den neugewonnenen Eltern st&#246;ren w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Ein Antrag der Beteiligten zu 1) vom 18. Mai 1990, dem beteiligten Jugendamt aufzugeben, ihnen einen Umgang mit ihrem Enkelkind zu gestatten, ist durch Beschlu&#223; des Amtsgerichts Herford vom 8. Juni 1990 zur&#252;ckgewiesen worden. Die dagegen von den Beteiligten zu 1) eingelegte erste und die weitere Beschwerde sind erfolglos geblieben (Senatsbeschlu&#223; vom 15. Januar 1991 - 15 W 465/90 -).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Verfahren erstreben die Beteiligten zu 1) nunmehr ihrerseits die Adoption ihres Enkelkindes xxx. Sie haben in notarieller Verhandlung vom 19. Juli 1990 (UR-Nr. xxx des Notars xxx in xxx) beantragt, die Annahme xxx als gemeinschaftliches Kind durch sie auszusprechen. In derselben Urkunde haben sie au&#223;erdem beantragt, die Zustimmung des beteiligten Jugendamtes zu dieser Kindesannahme vormundschaftsgerichtlich zu ersetzen (&#167; 1746 Abs. 3 BGB).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem haben sie mit Schriftsatz vom 25. Juli 1990 vorsorglich beantragt, auch die Zustimmung der Kindesmutter zu der von ihnen beabsichtigten Adoption vormundschaftsgerichtlich zu ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Das beteiligte Jugendamt ist den Antr&#228;gen der Beteiligten zu 1) entgegengetreten. Es ist der Auffassung, dem Adoptionsantrag der Beteiligten zu 1) k&#246;nne schon aus Rechtsgr&#252;nden nicht stattgegeben werden, weil ihm die unwiderrufliche Adoptionseinwilligung der Kindesmutter zur Adoption xxx durch ein bestimmtes Ehepaar entgegenstehe und auch das Erfordernis einer vorangegangenen angemessenen Pflegezeit (Adoptionspflege) hinsichtlich der Beteiligten zu 1) nicht erf&#252;llt sei.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Durch Beschlu&#223; vom 15. Oktober 1990 hat das Amtsgericht die Antr&#228;ge der Beteiligten zu 1) auf Ersetzung der Einwilligung des beteiligten Jugendamtes sowie der Kindesmutter in die beantragte Adoption und auf Ausspruch der Annahme des betroffenen Kindes durch die Beteiligten zu 1) zur&#252;ckgewiesen, weil sie aus den vom Jugendamt geltend gemachten rechtlichen Gr&#252;nden keinen Erfolg haben k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Entscheidung haben die Beteiligten zu 1) mit Schriftsatz ihres Verfahrensbevollm&#228;chtigten vom 30. Oktober 1990 Beschwerde eingelegt und ihr Begehren weiterverfolgt. Sie haben erg&#228;nzend vorgetragen, die Kindesmutter, die sich fr&#252;her energisch gegen eine Adoption xxx durch ihre Eltern - die Beteiligten zu 1) - ausgesprochen hatte, sei nunmehr mit dieser Adoption einverstanden. Ihre - der Kindesmutter - notarielle Einwilligungserkl&#228;rung in die oben erw&#228;hnte Inkognitoadoption sei nur durch erhebliche Einflu&#223;nahme seitens des beteiligten Jugendamtes zustandegekommen und daher anfechtbar.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Wegen dieser Frage ist inzwischen beim Amtsgericht B&#252;nde ein Verfahren zur Kl&#228;rung der Rechtswirksamkeit der Einwilligungserkl&#228;rung vom 12.03.1990 anh&#228;ngig geworden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Ein Adoptionsantrag der vom Jugendamt ausgew&#228;hlten Adoptionsbewerber ist beim Amtsgericht B&#252;nde bisher nicht eingegangen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das beteiligte Jugendamt hat sich zu der weiteren Beschwerde nicht ge&#228;u&#223;ert.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">B</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsmittel der Beteiligten zu 1) f&#252;hrt in Bezug auf zwei Antr&#228;ge zur Aufhebung der Entscheidungen des Landgerichts und des Amtsgerichts und zur Zur&#252;ckverweisung der Sache zur erneuten Behandlung und Entscheidung an das Amtsgericht; hinsichtlich des weiteren Antrages ist es unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Senat ist - ebenso wie die Vorinstanzen - mit drei verschiedenen Verfahrensgegenst&#228;nden befa&#223;t. Dabei handelt es sich einmal um den Adoptionsantrag vom 19. Juli 1990 (&#167; 1752 Abs. 1 BGB), weiterhin um den Antrag auf Ersetzung der Einwilligung des beteiligten Jugendamtes gem&#228;&#223; &#167; 1746 Abs. 3 BGB und schlie&#223;lich um den nachtr&#228;glich "vorsorglich" gestellten Antrag vom 25. Juli 1990, die Einwilligung der Kindesmutter in die Adoption durch die Antragsteller zu ersetzen (&#167; 1748 Abs. 1 BGB). Gegen die Zur&#252;ckweisung derartiger Antr&#228;ge ist gleicherma&#223;en die unbefristete erste und weitere Beschwerde gegeben.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die weitere Beschwerde vom 09.01.1991 gen&#252;gt ferner der gesetzlichen vorgeschriebenen Form und ist auch im &#252;brigen zul&#228;ssig nach &#167;&#167; 27, 29 FGG. Die Befugnis der Beteiligten zu 1) zur Einlegung dieses Rechtsmittels ergibt sich schon aus der Erfolglosigkeit ihrer Erstbeschwerde hinsichtlich aller drei Verfahrensgegenst&#228;nde (Keidel/Kuntze/Winkler, Freiwillige Gerichtsbarkeit, 12. Aufl., - k&#252;nftig: KKW -, &#167; 27 FGG Rdn. 10, m. w. N.).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><u>Der Ersetzungsantrag nach &#167; 1748 Abs. 1 BGB vom 25.07.1990.</u></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung des Landgerichts &#252;ber diesen Verfahrensgegenstand ist rechtlich nicht zu beanstanden.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Verfahrensrechtlich zutreffend hat das Landgericht zun&#228;chst die Erstbeschwerde der Antragsteller gegen die Zur&#252;ckweisung ihres Antrages durch das Amtsgericht als zul&#228;ssig gem&#228;&#223; &#167;&#167; 19, 20 FGG angesehen. Mit Recht hat es auch die Zur&#252;ckweisung des Antrages durch das Amtsgericht deswegen best&#228;tigt, weil die Beteiligten zu 1) zur Antragstellung nach &#167; 1748 Abs. 1 BGB nicht berechtigt sind. Das Antragsrecht auf gerichtliche Ersetzung der Einwilligung eines Elternteils in die Adoption steht nach dem eindeutigen Wortlaut und Sinn des &#167; 1748 Abs. 1 BGB ausschlie&#223;lich dem Kinde selbst - gegebenenfalls durch seinen gesetzlichen Vertreter - zu. Das entspricht auch der einhelligen Ansicht in Rechtsprechung und Schrifttum.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Da die angefochtene Beschwerdeentscheidung zu diesem Verfahrensgegenstand auch sonst, insbesondere hinsichtlich des vom Landgericht eingehaltenen Verfahrens, nicht auf einer Verletzung des Gesetzes beruht (&#167; 27 FGG), mu&#223;te der Senat die weitere Beschwerde der Beteiligten zu 1) hinsichtlich dieses Gegenstandes als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckweisen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Eine Kostenerstattungsanordnung nach &#167; 13a Abs. 1 S. 2 FGG war aus tats&#228;chlichen Gr&#252;nden nicht veranla&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"><u>Der Ersetzungsantrag nach &#167; 1746 Ahs. 3 BGB vom 19.07.1990.</u></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die zu diesem Verfahrensgegenstand ergangene Beschwerdeentscheidung h&#228;lt der rechtlichen Nachpr&#252;fung nicht stand.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">In verfahrensrechtlicher Hinsicht ist das Landgericht zutreffend von einer nach &#167;&#167; 19, 20 FGG zul&#228;ssigen Erstbeschwerde der Beteiligten zu 1) gegen die Zur&#252;ckweisung ihres Ersetzungsantrages ausgegangen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Seiner Sachentscheidung hat das Landgericht richtig die Vorschrift des &#167; 1746 BGB zugrundegelegt.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Mach Abs. 1 dieser Vorschrift ist zur Adoption die Einwilligung des Kindes erforderlich. F&#252;r ein Kind, das - wie hier -gesch&#228;ftsunf&#228;hig oder noch nicht 14 Jahre alt ist, kann nur sein gesetzlicher Vertreter die Einwilligung erteilen. Die gesetzliche Vertretung bei der Mitwirkung zu einer Adoption f&#228;llt in den Aufgabenbereich des Amtspflegers nach &#167; 1706 Nr. 1 BGB, wonach der Pfleger diejenigen Angelegenheiten wahrzunehmen hat, welche die Feststellung der Vaterschaft und "alle sonstigen Angelegenheiten, die die Feststellung oder &#196;nderung des Eltern-Kindes-Verh&#228;ltnisses" oder des Familiennamens des Kindes betreffen. Berufen zur Vertretung des Kindes xxx in der Frage der Einwilligung in die Adoption durch die Beteiligten zu 1) ist demnach das beteiligte Jugendamt als Amtspfleger; es hat die fragliche Einwilligung bisher verweigert.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Diese Einwilligung kann nach &#167; 1746 Abs. 3 BGB durch das Vormundschaftsgericht ersetzt werden, wenn sie "ohne triftigen Grund" verweigert wird.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die von den Vorinstanzen nicht ausdr&#252;cklich er&#246;rterte Frage, ob den Beteiligten zu 1) die Antragsbefugnis nach &#167; 1746 Abs. 3 BGB zusteht, ist zu bejahen. Die M&#246;glichkeit der Ersetzung ist n&#228;mlich nicht an ein Antragsrecht gebunden; &#252;ber die Ersetzung kann vielmehr auf Anregung, Antrag oder auch von Amts wegen entschieden werden (Soergel/Roth-Stielow, BGB, 11. Aufl., &#167; 1746 Rdn. 6; Palandt/Diederichsen, BGB, 50. Aufl., &#167; 1746 Rdn. 7).</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Vorinstanzen haben hier einen triftigen Grund im Sinne des Gesetzes f&#252;r die Weigerung des Jugendamtes bejaht und dies mit folgender Erw&#228;gung begr&#252;ndet: Die notarielle Einwilligungserkl&#228;rung der Kindesmutter vom 12.03.1990 sei mit ihrem Zugang beim zust&#228;ndigen Amtsgericht B&#252;nde wirksam und damit zugleich unwiderruflich geworden (&#167; 1750 Abs. 2 S. 2 BGB). Die Unwiderruflichkeit dieser Erkl&#228;rung habe zur Folge, da&#223; die Kindesmutter aus rechtlichen Gr&#252;nden nicht mehr in eine andere Adoption (also auch nicht in eine Adoption durch die Beteiligten zu 1)) einwilligen k&#246;nne. Infolgedessen sei auch eine Ersetzung dieser Einwilligung rechtlich ausgeschlossen. Ohne die Einwilligung der Kindesmutter oder ihre gerichtliche Ersetzung k&#246;nne jedoch die von den Beteiligten zu 1) begehrte Adoption niemals zustandekommen. Schon allein wegen dieses rechtlichen Hindernisses verweigere das beteiligten Jugendamt als Amtspfleger die Einwilligung in die Adoption durch die Beteiligten zu 1) mit triftigem Grunde jedenfalls solange, wie die notarielle Einwilligungserkl&#228;rung der Kindesmutter nicht wirksam angefochten sei.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Mit diesen Erw&#228;gungen haben die Vorinstanzen der unwiderruflichen Einwilligung der Kindesmutter eine zu weitgehende rechtliche Bedeutung beigemessen. Die Annahme, da&#223; diese Einwilligungserkl&#228;rung die Kindesmutter rechtlich daran hindere, in die Adoption xxx durch einen anderen Annehmenden oder durch andere Annehmende einzuwilligen, findet im Gesetz keine St&#252;tze, im Gegenteil: die Befugnis der Mutter eines nichtehelichen Kindes, nach erfolgter unwiderruflicher Einwilligung in eine bestimmte Adoption gleichwohl noch in eine Annahme des Kindes durch einen anderen Annehmenden einzuwilligen, ist im Gesetz ausdr&#252;cklich geregelt, und zwar in &#167; 1747 Abs. 2 BGB. Danach ist die Annahme eines nichtehelichen Kindes durch Dritte nicht auszusprechen, wenn der (nichteheliche) Vater (die Ehelicherkl&#228;rung oder) die Annahme des Kindes beantragt hat. Dem Adoptionsantrag des nichtehelichen Vaters ist damit, solange dar&#252;ber nicht entschieden ist, eine Sperrwirkung in Bezug auf einen etwa schon anh&#228;ngigen Adoptionsantrag eines Dritten beigelegt. Diese Sperrwirkung besteht nur dann nicht, wenn die Mutter selbst ihr nichteheliches Kind annimmt. Beantragt sie diese Adoption nicht, dann bedarf es ihrer Einwilligung in die Adoption durch den nichtehelichen Vater ebenso wie bei einer Adoption durch beliebige Dritte.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Daraus folgt, da&#223; sie durch die bereits erkl&#228;rte Einwilligung in eine Adoption durch Dritte rechtlich nicht gehindert ist, auch in eine Adoption durch einen anderen Annehmenden einzuwilligen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die rechtliche M&#246;glichkeit der Abgabe mehrerer Einwilligungserkl&#228;rungen ist auch f&#252;r andere F&#228;lle anerkannt. Da die Einwilligung nach &#167; 1750 Abs. 2 S. 1 BGB nicht unter einer Bedingung erteilt werden kann, ist es zwar ausgeschlossen, in die Adoption durch einen bestimmten Annehmenden f&#252;r den Fall einzuwilligen, da&#223; die Adoption durch einen zun&#228;chst vorgesehenen anderen Annehmenden nicht zustandekommen sollte. M&#246;glich ist es aber, von vornherein alternativ in die Annahme durch mehrere bestimmt bezeichnete Annehmende einzuwilligen (M&#252;nchKomm-L&#252;deritz, BGB, &#167; 1747 Rdn. 15 bis 17; Palandt/Diederichsen, &#167; 1747 BGB Rdn. 9).</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Kann hiernach eine Einwilligungserkl&#228;rung gleichzeitig f&#252;r mehrere bestimmte Adoptionswillige erkl&#228;rt werden, dann ist nicht einzusehen, weshalb die Einwilligungen nicht auch nacheinander sollten erkl&#228;rt werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Einer sp&#228;teren weiteren Adoptionseinwilligung steht ferner nicht entgegen, da&#223; die elterliche Sorge eines Elternteils mit seiner unwiderruflichen Einwilligung in eine bestimmte Adoption ruht (&#167; 1751 Abs. 1 S. 1 BGB). Denn das Einwilligungsrecht ist anerkannterma&#223;en kein Ausflu&#223; des Rechts der elterlichen Sorge, sondern des durch Art. 6 GG verfassungsrechtlich gesch&#252;tzten nat&#252;rlichen Elternrechts (vgl. z.B. M&#252;nchKomm-L&#252;deritz, &#167; 1747 BGB, Rdn. 3; Soergel/Roth-Stielow, &#167; 1747 BGB Rdn. 1; Palandt/Diederichsen, &#167; 1747 BGB Rdn. 1).</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Angesichts dieser Rechtslage kann nach Auffassung des Senats in &#167; 1747 Abs. 2 BGB nicht etwa eine Ausnahmeregelung in dem Sinne gesehen werden, da&#223; nur f&#252;r den speziellen Fall der Adoption eines Kindes durch seinen nichtehelichen Vater eine weitere Einwilligungserkl&#228;rung der Kindesmutter zugelassen werden soll. Vielmehr ist der besondere Regelungsgehalt dieser Vorschrift nur darin zu sehen, da&#223; sie dem nichtehelichen Vater einen Vorrang gegen&#252;ber Dritten bei der Adoption seines Kindes gew&#228;hrt.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Vorinstanzen haben demnach dem Ersetzungsantrag der Beteiligten zu 1) gem&#228;&#223; &#167; 1746 Abs. 3 BGB rechtsfehlerhaft mit der Begr&#252;ndung den Erfolg versagt, ein triftiger Grund zur Verweigerung der Zustimmung des Kindes xxx durch seine Gro&#223;eltern m&#252;tterlicherseits, die Beteiligten zu 1), ergebe sich schon aus der Unwiderruflichkeit der notariellen Einwilligung der Kindesmutter, die bisher nicht wirksam angefochten worden sei.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Zur&#252;ckweisung dieses Antrages erweist sich auch nicht etwa aus anderen Gr&#252;nden als zumindest im Ergebnis zutreffend.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Ein derartiger Grund kann nicht darin gesehen werden, da&#223; in dem ma&#223;geblichen Zeitpunkt des Erlasses der angefochtenen Beschwerdeentscheidung die erforderliche Einwilligungserkl&#228;rung der Kindesmutter weder formgerecht erkl&#228;rt noch gerichtlich ersetzt war und auch ein zul&#228;ssiger Ersetzungsantrag des Kindes xxx nach &#167; 1748 BGB nicht vorlag. Denn angesichts der im Beschwerdeverfahren vorgelegten formlosen Erkl&#228;rung der Kindesmutter vom 29. Oktober 1990, nunmehr in eine Adoption xxx durch ihre Eltern, die Beteiligten zu 1), einzuwilligen, war durchaus mit der Abgabe einer formgerechten Einwilligungserkl&#228;rung nach &#167; 1747 Abs. 2 S. 1 BGB zu rechnen, und mit dieser Einwilligungserkl&#228;rung w&#228;re die Frage nach ihrer etwaigen gerichtlichen Ersetzung gegenstandslos geworden.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Aus den dargelegten Gr&#252;nden mu&#223;ten die Entscheidungen des Landgerichts und des Amtsgerichts &#252;ber den Ersetzungsantrag nach &#167; 1746 Abs. 3 BGB aufgehoben und die Sache insoweit an</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">das Amtsgericht zur erneuten Behandlung und Entscheidung zur&#252;ckverwiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks"><u>Der Annahmeantrag gem&#228;&#223; &#167; 1752 Abs. 1 BGB.</u></p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht, das auch hinsichtlich dieses Verfahrensgegenstandes zutreffend von einer zul&#228;ssigen unbefristeten Erstbeschwerde der Beteiligten zu 1) gegen die Ablehnung ihres Adoptionsantrages ausgegangen ist, hat die Zur&#252;ckweisung des Adoptionsantrages durch das Amtsgericht mit der Begr&#252;ndung best&#228;tigt, die nach &#167; 1747 Abs. 2 S. 1 BGB erforderliche Einwilligung der Kindesmutter k&#246;nne wegen der Unwiderruflichkeit ihrer schon abgegebenen anderweitigen Adoptionseinwilligung nicht mehr wirksam erkl&#228;rt und folglich auch nicht gerichtlich ersetzt werden, und deshalb verweigere auch das beteiligte Jugendamt seine nach &#167; 1746 Abs. 3 BGB erforderliche Einwilligung mit triftigem Grund, so da&#223; die beantragte Adoption nicht m&#246;glich sei.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Diese Erw&#228;gungen sind rechtsfehlerhaft, wie vorstehend unter II. n&#228;her ausgef&#252;hrt ist; sie tragen daher die Zur&#252;ckweisung des Adoptionsantrages der Beteiligten zu 1) nicht. Die Zur&#252;ckweisung erweist sich auch nicht aus anderen Gr&#252;nden als im Ergebnis zutreffend.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Auch verfahrensrechtlich ist die Entscheidung der Vorinstanzen &#252;ber den Adoptionsantrag zu beanstanden. Die Verfahren betreffend die vormundschaftsgerichtliche Ersetzung vorgeschriebener Einwilligungserkl&#228;rungen (hier: der Kindesmutter und des Jugendamtes als Amtspfleger des Kindes) sind rechtlich selbst&#228;ndige Angelegenheiten, die unter die Zust&#228;ndigkeitsregelung des &#167; 43b FGG fallen (KKW, &#167; 43b FGG Rdn. 2, m. w. N.). Es ist allgemein anerkannt, da&#223; ein Ersetzungsverfahren rechtskr&#228;ftig abgeschlossen sein mu&#223;, ehe das Vormundschaftsgericht die Annahme als Kind nach &#167; 1752 BGB aussprechen kann (OLG Celle, DAVorm. 78, 383; M&#252;nchKomm-L&#252;deritz, &#167; 1746 Rdn. 9 sowie &#167; 1748 Rdn. 24; Soergel/Roth-Stielow, &#167; 1746 Rdn. 6 und &#167; 1748 Rdn. 24; Palandt/Diederichsen, &#167; 1748 Rdn. 15). In gleicher Weise mu&#223; nach Ansicht des Senats auch die <u>Zur&#252;ckweisung</u> eines Adoptionsantrages mit der Begr&#252;ndung, da&#223; der Antrag auf Ersetzung einer erforderlichen Einwilligung abgelehnt worden sei, solange als unstatthaft angesehen werden, wie die ablehnende Entscheidung nicht rechtskr&#228;ftig geworden ist. So verh&#228;lt es sich im vorliegenden Falle bez&#252;glich des Antrages auf Ersetzung der Einwilligung des Amtspflegers nach &#167; 1746 Abs. 3 BGB. Etwas anderes mag hinsichtlich des Antrages auf Ersetzung der Einwilligung der Kindesmutter gelten, weil der dahingehende Antrag der Beteiligten zu 1) zutreffend wegen fehlender Antragsbefugnis zur&#252;ckgewiesen worden ist.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Wegen der Vielzahl der Erfordernisse, die bis zum Ausspruch der Annahme als Kind gem&#228;&#223; &#167; 1752 Abs. 1 BGB erf&#252;llt sein m&#252;ssen, ist es nach Auffassung des Senats nicht ang&#228;ngig, einen Adoptionsantrag - wie hier - schon deswegen zur&#252;ckzuweisen, weil einige der Erfordernisse (noch) nicht erf&#252;llt sind, zumal der rechtskr&#228;ftige Ausgang von Ersetzungsverfahren ohnehin abzuwarten ist. Vielmehr ist den Antragstellern ausreichend Gelegenheit zu geben, den gesetzlichen Erfordernissen nachzukommen.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Ein Versto&#223; gegen die Verfahrensvorschriften ist den Vorinstanzen schlie&#223;lich dadurch unterlaufen, da&#223; sie den Vater des Kindes xxx nicht am Verfahren gem&#228;&#223; &#167; 1752 BGB beteiligt haben.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Wie bereits oben unter II. ausgef&#252;hrt, hat der Vater eines nichtehelichen Kindes nach &#167; 1747 Abs. 2 S.2 BGB ein Vorrecht gegen&#252;ber Dritten bei der Adoption seines Kindes. Er kann allerdings auf seine bevorrechtigte Antragstellung verzichten. Solange er diesen Verzicht nicht erkl&#228;rt hat, ist er als Verfahrensbeteiligter hinzuzuziehen (KKW, &#167; 56d FGG Rdn. 7, m. w. N.). Im vorliegenden Falle geht aus den Akten nicht hervor, ob der Vater auf sein Antragsrecht verzichtet hat und ob das Jugendamt &#252;berhaupt der ihm insoweit obliegenden Beratungspflicht nach &#167; 51b JWG nachgekommen ist.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Eine Kostenerstattungsanordnung ist im Umfang der Aufhebung des angefochtenen Beschlusses und der Zur&#252;ckverweisung der Sache weder nach &#167; 13a Abs. 1 S. 1 FGG noch nach Satz 2 dieser Vorschrift veranla&#223;t. Das Amtsgericht wird bei seiner Entscheidung nach &#167; 13a Abs. 1 S. 1 FGG &#252;ber die Kosten aller drei Rechtsz&#252;ge zu befinden haben.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Richter am OLG Arps ist beurlaubt und kann deshalb nicht unterschreiben. Dr. Schmidt</p>
314,986
olgham-1991-02-08-20-u-28488
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 284/88
1991-02-08T00:00:00
2019-03-13T14:43:20
2022-10-18T15:09:21
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1991:0208.20U284.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das am 9. September 1988 verk&#252;ndete Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts Paderborn abge&#228;ndert:</p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 161.455,00 DM nebst 4 % Zinsen vom 31.1.1988 bis zum 4.2.1988 und 7 % Zinsen seither zu zahlen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Beklagte.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Dem Beklagten wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleitung in H&#246;he von 235.000,00 DM abzuwenden, sofern nicht die Kl&#228;gerin zuvor Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet. Der Beklagte kann die Sicherheit auch durch unbefristete B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erbringen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist Alleineigent&#252;merin u.a. eines ererbten landwirtschaftlichen Anwesens in .... Sie war seit 1977 bis auf einen Bagatellschaden schadenfrei bei der ... gegen Feuer versichert. Mitte 1983 heiratete sie den Zeugen ... Kurz darauf und noch einmal im Jahre 1984 kam es dann zu gr&#246;&#223;eren Schadenfeuern, jeweils auf Grund Brandstiftung. Daraufhin k&#252;ndigte die ... wegen dieser Sch&#228;den und weil die Geb&#228;ude einer au&#223;ergew&#246;hnlichen Feuersgefahr ausgesetzt seien - nur letzteres k&#246;nnte nach den f&#252;r die ... geltenden Bestimmungen eine K&#252;ndigung rechtfertigen -, wobei sie die au&#223;ergew&#246;hnliche Feuersgefahr in der Person des Zeugen ... sah, auf dessen eigenem Anwesen es seit 1984 bereits zu vier Schadenfeuern, davon zwei gr&#246;&#223;eren Sch&#228;den, gekommen war. Der Rechtsstreit &#252;ber die Wirksamkeit der K&#252;ndigung schwebt noch vor dem Senat, ist aber zur Zeit bis zur Entscheidung im Verwaltungsrechtszug ausgesetzt (20 U 74/85 OLG Hamm).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 05.01.1987 beantragte die Kl&#228;gerin, bei den Verhandlungen zumindest &#252;berwiegend vertreten durch ihren Ehemann, bei dem Beklagten den Abschlu&#223; einer Feuerversicherung f&#252;r die Geb&#228;ulichkeiten auf dem Grundst&#252;ck der Kl&#228;gerin. Der Vertrag wurde policiert, obwohl der Zeuge ... die Frage nach Vorversicherungen mit "Feuer, gesamt 1,2 Millionen, Versicherungsschein nicht vorhanden, siehe die Schaden-Nummer, gek&#252;ndigt von ... wegen Sch&#228;den" angegeben hatte. Kurze Zeit vor Inhaftierung des Zeugen, der u.a. wegen Betruges und Meineides zu einer mehrj&#228;hrigen Freiheitsstrafe verurteilt ist, brannte am 18.11.1987 auf dem Anwesen der Kl&#228;gerin eine versicherte Scheune ab, nach dem Ergebnis der polizeilichen Ermittlungen erneut durch Brandstiftung. Den unstreitigen Zeitwertschaden von 161.455,- DM nebst Zinsen verlangt die Kl&#228;gerin mit der Klage.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat sich auf eine mit Schreiben vom 03.02.1988 erfolgte Anfechtung wegen arglistiger T&#228;uschung, die Kl&#228;gerin habe nicht angegeben, da&#223; die ... nicht wegen der Schadenfeuer sondern wegen der besonderen Feuersgefahr gek&#252;ndigt habe, sowie darauf berufen, da&#223; er bez&#252;glich einer gesondert abgeschlossenen Inventarversicherung zu demselben Objekt der H&#246;he nach arglistig get&#228;uscht worden sei. Ferner hat er behauptet, der Zeuge ... habe auch den streitgegenst&#228;ndlichen Brand vors&#228;tzlich herbeigef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat ohne Beweisaufnahme die Klage abgewiesen, weil sich die Kl&#228;gerin einer arglistigen T&#228;uschung durch Verschweigen der wahren Gr&#252;nde der K&#252;ndigung durch die ... schuldig gemacht habe.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Auf die Berufung der Kl&#228;gerin hat der Senat nach Beweisaufnahme durch am 10. Mai 1989 verk&#252;ndetes Urteil im wesentlichen - bis auf einen kleineren Teil der Zinsanspruches - nach Antrag der Kl&#228;gerin erkannt. Der Senat hat die arglistige T&#228;uschung nicht f&#252;r durchgreifend erachtet, hat der arglistigen T&#228;uschung in der Inventarversicherung Bedeutung f&#252;r den Feuerversicherungsvertrag &#252;ber die Geb&#228;ude abgesprochen und hat ferner auch Anspr&#252;che aus Verschulden bei Vertragsschlu&#223; und unerlaubter Handlung verneint. Der Senat hat weiter festgestellt, da&#223; der Zeuge ..., wie von den Beklagten behauptet, die Scheune in Brand gesetzt hat, hat dem aber Bedeutung f&#252;r die Frage der Entsch&#228;digungsleistung abgesprochen, weil die Kl&#228;gerin f&#252;r ihren Ehemann versicherungsrechtlich nicht einzustehen brauche, weil er nicht ihr Repr&#228;sentant sei.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Auf die Revision des Beklagten hin hat der Bundesgerichtshof durch Urteil vom 04.07.1990 (IV ZR 158/89) dieses Urteil aufgehoben und die Sache zur anderweitigen Verhandlung und Entscheidung, auch &#252;ber die Kosten der Revision, an den Senat zur&#252;ckverwiesen. Der BGH ist allen Ausf&#252;hrungen des Senates beigetreten, hat aber gleichwohl das Urteil aufgehoben, weil, wie er im einzelnen ausgef&#252;hrt hat, n&#228;her bezeichnete Punkte, aus denen sich die Repr&#228;sentanteneigenschaft des Zeugen ... ergeben k&#246;nne, nicht ersch&#246;pfend gew&#252;rdigt worden seien.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin h&#228;lt das Urteil des BGH f&#252;r verfehlt. Insbesondere sei unverst&#228;ndlich, warum der BGH die Aufhebung auch auf erstmals von der Revision erfundene, zudem nachweislich unrichtige Umst&#228;nde gest&#252;tzt habe. Im &#252;brigen bestreitet sie mit neuem Sachvortrag erneut, da&#223; ihr Ehemann das Geb&#228;ude angez&#252;ndet habe. Ferner bestreitet sie erstmals, da&#223; &#252;berhaupt Brandstiftung vorgelegen hat. Dar&#252;ber hinaus bezeichnet sie unter Vorlage entsprechender Belege als unrichtig, da&#223; ihr Ehemann in der Vergangenheit f&#252;r sie Vollmacht besessen und regelm&#228;&#223;ig Vertr&#228;ge f&#252;r sie abgeschlossen habe.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">ab&#228;ndernd den Beklagten zu verurteilen, an sie 161.455,- DM nebst 4 % Zinsen f&#252;r die Zeit vom 31.01.1988 bis zum 04.02.1988 sowie 7 % Zinsen seit dem 05.02.1988 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Er meint, der Senat habe ausschlie&#223;lich &#252;ber die Frage, der Repr&#228;sentanteneigenschaft zu befinden, Brandstiftung durch den Zeugen ... stehe mithin fest, und die Repr&#228;sentanteneigenschaft m&#252;sse nach den Ausf&#252;hrungen des BGH unzweifelhaft bejaht werden. In einem nach Ablauf einer gesetzten &#196;u&#223;erungsfrist eingegangenen Schriftsatz vom 23.01.1991 hat er sich nunmehr auch auf Leistungsfreiheit wegen betr&#252;gerischer &#220;berversicherung sowie darauf berufen, da&#223; sich die Kl&#228;gerin alles Verhalten ihres Ehemannes allein deshalb zurechnen lassen m&#252;sse, weil dieser unstreitig Verhandlungsvollmacht hatte.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf das Urteil des Senates vom 10.05.1989 mit seinen Weiterverweisungen, wegen der Begr&#252;ndung des Urteils des Bundesgerichtshofes wird auf dieses verwiesen. Im &#252;brigen wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Senat hatte die Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; &#167;141 ZPO erneut angeh&#246;rt und hat weiteren Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung der Zeugin ... und erneute Vernehmung des Zeugen ....</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><u>Kl&#228;gerin:</u></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Vertr&#228;ge habe ich unterschrieben. Auch die Unterschrift etwa Bl. 284 GA ist von mir. Die Vertr&#228;ge sind teils von mir ausgef&#252;llt, teils auch von den Mietern und ich habe dann nur unterschrieben. Mein elterliches Haus habe ich vermietet. Ich habe in ... im Krankenhaus gearbeitet. Dann sind wir nach ... gezogen, sp&#228;ter dann auf den Hof. Die Scheune war nicht allzu weit von dem Haus entfernt, in dem wir wohnten. Herr ... hatte die Scheune, ... hatten das Haus gemietet. Ich habe auch ein Doppelhaus und ein 4-Familien-Haus, das ebenfalls mir geh&#246;rt. Mein Mann und ich machen alles zusammen. Ich entscheide das. Mein Mann plant aber mit. Er guckt auch beim Hausbau. Die Bauten sind teils &#252;ber Hypotheken finanziert. Das lief alles bei der ... in .... Ein Herr ... war da wohl zust&#228;ndig. Wir sind auch mal bei der ... gewesen, um zu fragen. Die ... hatte gek&#252;ndigt. Wir haben dann Werbung gesehen. Da hat mein Mann angerufen und es kam dann ein Vertreter vom ... Fr&#252;her, vor meiner Heirat, habe ich so etwas mit meinem Vater besprochen. Mieter sind teils durch Bekannte, teils durch Inserat im " ..." gefunden worden. Wer die Wohnung bekam, habe ich entschieden. Ich habe genommen, wer mir sympatisch war. Was Frau ... gegen&#252;ber der Polizei gesagt hat, wei&#223; ich nicht. Sie ist eine gute Bekannte von mir. Die Akten &#252;ber die H&#228;user stehen in unserem B&#252;ro. Das ist ein Zimmer, da wurde alles aufgehoben. Einsortiert hat die Belege meist mein Mann. Ich habe schlie&#223;lich ein Kind und einen Haushalt. Mein Mann hat damals nicht gearbeitet. Seit seiner Entlassung arbeitet er als Fahrer in einer Fleischerei. Es war nicht die erste Versicherung, die wir angesprochen haben. Wie viele es vorher waren, wei&#223; ich nicht mehr.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><u>Zeugin</u></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Ich bin Sozialarbeiterin und kenne die Kl&#228;gerin gut. Ich wei&#223; auch von dem Brand vom 18.11.1987. Danach habe ich einmal mit der Polizei gesprochen. Es war etwa eine Woche vor Weihnachten, als Herr ... inhaftiert wurde. Ich bin von Nachbarn informiert worden, da&#223; ich mich mit Herrn ... von der Kripo in Verbindung setzen sollte. Es ging dabei um die Frage, ob Frau ... mit Kind alles alleine regeln k&#246;nne, obwohl ihr Ehemann inhaftiert war. Das konnte sie aber. Ich kann mich nicht entsinnen, da&#223; sie mir gegen&#252;ber erw&#228;hnt h&#228;tte, sie h&#228;tte keine Ahnung von den Dingen, die mit dem Hof zusammenh&#228;ngen. Sie hatte keinen F&#252;hrerschein und kaufte sonst meist nicht am Ort ein. Ich bot ihr deshalb an, sie dazu mitzunehmen. Es ging also ausschlie&#223;lich um pers&#246;nliche Hilfe.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Auf Vorhalt von Bl. 43 der beigezogenen Ermittlungsakten 21 Js 226/88 StA Paderborn:</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Das ist einige Zeit her. Es ist mir nichts davon bewu&#223;t, da&#223; Frau ... so etwas gesagt hat. Richtig ist, da&#223; <u>ich</u> &#252;ber laufende Gesch&#228;fte nicht informiert gewesen bin. &#220;ber das Verh&#228;ltnis zwischen den Eheleuten in gesch&#228;ftlicher Hinsicht kann ich keine Angaben machen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><u>Zeuge</u></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wir sind sieben Jahre verheiratet. Meine Frau arbeitete damals in .... Der Vater ist dann gestorben. Sp&#228;ter sind wir von ... nach ... gezogen in die .... Das war w&#228;hrend der Bauzeit f&#252;r das Doppelhaus. Meine Frau hat Bauland verkauft und davon gebaut. Auf diese Idee waren wir beide gekommen. Die Interessenten wohnten da meist in der N&#228;he und kannten meine Frau. Die hatten nat&#252;rlich die besseren Karten. Meine Frau sagte dann, den kenne ich, der kriegt es. Die Kaufpreise waren orts&#252;blich. F&#252;r die Sachen am Bau hatten wir einen Architekten, der sich um die Auswahl k&#252;mmerte. Ausgesucht haben wir die Dinge, die als Hausherr so ausgesucht werden, am Bau gemeinsam. In die Mieter guckt man ja nicht hinein. Da gab es keine gro&#223;e Auswahl. Wer als erster kam, der bekam es. Als wir das Grundst&#252;ck verkauft hatten und Geld da war, fragte meine Frau, ob wir nicht bauen sollten. Da haben wir ja gesagt. Bekannte hatten uns das vorgemacht, bei denen das prima lief. Da haben wir das auch so gemacht. Die Finanzierung erfolgte &#252;ber die .... Wir haben auch mal anderswo gefragt, etwa bei der .... Wir haben da aber nicht abgeschlossen, sondern sind bei der geblieben. Die ... hatte gek&#252;ndigt. Wir haben nach einer neuen Versicherung gesucht. Es hat in ... damals mehrmals gebrannt. Wir haben eine Versicherung gefragt, die wollte uns aber nicht haben. Meine Frau hatte sich erkundigt, wie hoch der Wert der Scheune wohl sein k&#246;nnte. Die Scheune war nicht sehr weit von dem Wohnhaus weg, keine 100 m. In der Scheune waren H&#252;hner und Pfauen und im &#252;brigen war sie vermietet. Die Tiere habe ich gef&#252;ttert. Wenn mal Dachziegel herunterfielen, mu&#223;te ich aufs Dach.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Auf Frage:</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Wir hatten auch fr&#252;her schon mal Sch&#228;den am Geb&#228;ude. Das Schadengutachten habe ich nicht gemacht. Wir haben nur vorgeschlagen, zu dieser Versicherungsumme abzuschlie&#223;en. Der Architekt hatte einen Wert von 400.000,- DM genannt. Auf Vorhalt des Wertes im Gutachten von etwa 240.000,- DM: Warum, wei&#223; ich auch nicht. Ich wei&#223; aber, da&#223; bei einem Brand anschlie&#223;end Gutachten gemacht werden. Da kann deswegen bei einer zu hohen Versicherung ohnehin nichts bei rumkommen. Warum der Vertrag erst 1987 und nicht schon 1984 gemacht worden ist, kann ich im einzelnen nicht sagen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Neben den bereits erw&#228;hnten Strafakten haben als Beiakten auch die Akten 2 O 276/84 LG Paderborn erneut vorgelegen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist auch nach dem Ergebnis der erneuten Hauptverhandlung - mit R&#252;cksicht auf den jetzt eingeschr&#228;nkten Zinsanspruch - in vollem Umfang begr&#252;ndet. Der Senat nimmt insoweit in vollem Umfang auf die Ausf&#252;hrungen in seinem Urteil vom 10.05.1989 Bezug. Erg&#228;nzend ist folgendes auszuf&#252;hren:</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Soweit der Beklagte im Anschlu&#223; an die Ausf&#252;hrungen des BGH (UA 6 f) sich erstmals darauf beruft, da&#223; der Kl&#228;gerin eine betr&#252;gerisch veranla&#223;te &#220;berversicherung zur Last gelegt werden m&#252;sse (&#167;51 Abs. 3 VVG), kann er damit keinen Erfolg haben. Der Senat hat schon fr&#252;her ausgef&#252;hrt, da&#223; nicht feststellbar sei, da&#223; der Zeuge ... bei Antragstellung Brandstiftungsabsicht gehabt habe. Damit scheidet, wie der BGH ausgef&#252;hrt hat, Betrugsabsicht in Sinne von &#167;51 Abs. 3 VVG aus. Dem Beklagten G&#252;nstigeres hat auch die weitere Hauptverhandlung nicht ergeben. Im Gegenteil hat der Zeuge ... unter Hinweis auf seine betr&#228;chtliche Erfahrung in der Abwicklung von Br&#228;nden darauf hingewiesen, da&#223; er wisse, da&#223; stets Gutachten eingeholt w&#252;rden vom Wert des Objektes und da&#223; es deshalb nichts bringe, ein Objekt &#252;berzuversichern. Dies ist ungeachtet der Tatsache, da&#223; der Zeuge wegen Meineides vorbestraft ist, glaubhaft. Die Voraussetzungen einer betr&#252;gerischen &#220;berversicherung sind deshalb nicht feststellbar. Ob die &#196;u&#223;erungen des Zeugen der Kl&#228;gerin nach &#167;166 BGB zurechenbar sind, wie der Senat auch in seinem fr&#252;heren Urteil bereits angedeutet hat, kann deshalb uner&#246;rtert bleiben.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Annahme des Beklagten steht trotz des Umstandes, da&#223; der BGH die Feststellungen des Senates in seinem Urteil vom 10.05.1989 als rechtsfehlerfrei gebilligt hat, nicht rechtskr&#228;ftig fest, da&#223; der Zeuge ... die Scheune in Brand gesetzt hat. Der Kl&#228;gerin ist es deshalb vorbehaltlich der Versp&#228;tungsvorschriften unbenommen, auch mit neuem Sachvortrag und Beweismitteln diese Darstellung des Beklagten zu bestreiten. Der Senat l&#228;&#223;t deshalb diese Frage, anders als in seinem Urteil vom 10.05.1989, nunmehr offen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Auch nach dem Ergebnis der erneut durchgef&#252;hrten Hauptverhandlung rechtfertigen n&#228;mlich die vorliegenden Indizien weder einzeln noch bei einer zusammenfassenden W&#252;rdigung aller Umst&#228;nde die Wertung, der Zeuge ... sei Repr&#228;sentant der Kl&#228;gerin. Es ist weder feststellbar, da&#223; der Zeuge auf Grund eines Vertretungs- oder eines &#228;hnlichen Verh&#228;ltnisses an die Stelle der Kl&#228;gerin getreten ist, noch war er befugt, selbst&#228;ndig in einem nicht ganz unbedeutenden Umfang f&#252;r die Kl&#228;gerin zu handeln und ihre Rechte und Pflichten als Versicherungsnehmerin wahrzunehmen; insbesondere hat diese - Grundgedanke der Repr&#228;sentantenhaftung - sich nicht der Verantwortlichkeit f&#252;r die versicherten Geb&#228;ulichkeiten vollst&#228;ndig begeben.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Es geht dabei um die Frage, ob sich die Kl&#228;gerin eine - hier unterstellte - Brandstiftung durch ihren Ehemann vom 18.11.1987 versicherungsrechtlich zurechnen lassen mu&#223;. Es kommt deshalb letztlich ausschlie&#223;lich darauf an, ob der Zeuge damals Repr&#228;sentant der Kl&#228;gerin war. Dies ist, wie erw&#228;hnt, zu verneinen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat in seinem Urteil vom 10.05.1989 eine abweichende Auffassung zum ma&#223;geblichen Zeitpunkt nicht vertreten. Soweit er in Verfolgung seiner Aufgabe, alle Indizien umfassend zu w&#252;rdigen, auch darauf eingegangen ist, da&#223; in der Begr&#252;ndung der Antr&#228;ge auf Freigang nach Inhaftierung des Zeugen im Jahre 1988 nichts gesehen werden k&#246;nne, was die Darstellung der Eheleute, alles gemeinsam besprochen zu haben, widerlegen k&#246;nnte, h&#228;lt der Senat daran fest. Ohnehin ist schwer nachvollziehbar, warum die &#196;u&#223;erung des Zeugen <u>nach</u> dem Brand als von vornherein unerheblich keiner Pr&#252;fung bedarf, die Verhaltensweise des Zeugen <u>vor</u> dem Brand, etwa bei Antragstellung, aber entscheidendes Gewicht haben soll.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Ein wesentliches Indiz f&#252;r eine Repr&#228;sentantenstellung ergibt sich nicht daraus, da&#223;, wie der BGH ausgef&#252;hrt hat, die Kl&#228;gerin selbst in den beigezogenen Ermittlungsakten (S. 4 und 43) erkl&#228;rt hat, sie k&#246;nne zur finanziellen Situation nicht viel sagen, dies mache alles ihr Mann; sie wisse nur, da&#223; der Hof versichert sei, weitere Einzelheiten seien ihr nicht bekannt, &#252;ber die laufenden Gesch&#228;fte sei sie nicht informiert.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Eine solche &#196;u&#223;erung der Kl&#228;gerin ergibt sich schon nicht aus den Ermittlungsakten. Bl. 43 (21 Js 226/88 ... StA Paderborn) verh&#228;lt sich nur &#252;ber einen Vermerk des KHK ... &#252;ber ein Gespr&#228;ch mit der Zeugin .... Aus dem Vermerk ergibt sich nicht, ob die Kl&#228;gerin der Zeugin, oder, was n&#228;her liegt, die Zeugin dem Kriminalhauptkommissar erkl&#228;rt hat, sie, die Zeugin, sei &#252;ber die laufenden Gesch&#228;fte nicht informiert. Nach dem Ergebnis der vorsorglich durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme spricht alles f&#252;r die schon nach dem Textzusammenhang naheliegende Annahme, da&#223; die Zeugin ... &#252;ber eigene Kenntnis und nicht &#252;ber &#196;u&#223;erungen der Kl&#228;gerin berichtigt hat.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Auch aus dem Vermerk &#252;ber die Anh&#246;rung der Kl&#228;gerin in der Brandnacht (Bl. 4 BA) l&#228;&#223;t sich kein wesentliches Indiz daf&#252;r herleiten, da&#223; die Kl&#228;gerin sich der Verantwortung f&#252;r das Objekt begeben hat. Nach Auffassung des Senates ist es verst&#228;ndlich, wenn die Kl&#228;gerin nach Hinweis darauf, da&#223; sie mehrere Mietsh&#228;user habe, in den Aufregungen der Brandnacht erkl&#228;rt hat, dazu nichts sagen zu k&#246;nnen. Es widerspricht auch nicht der von der Kl&#228;gerin glaubhaft dargestellten und von ihrem Ehemann als Zeugen best&#228;tigten Aufgabenverteilung dahin, da&#223; die Angelegenheiten stets gemeinsam besprochen wurden, wenn sie weiter gesagt hat, das mache alles ihr Mann. Da&#223; er die Belege sortiert, praktisch also die Buchhaltung macht und deshalb &#252;ber die Einzelheiten informiert ist, hat sie auch in ihrer Anh&#246;rung vor dem Senat angegeben. Aus den Vermerk von KHK ... geht weiter hervor, da&#223; sie wu&#223;te, da&#223; der Hof gegen Feuer versichert war. Wenn sie weitere Einzelheiten als ihr nicht bekannt angegeben hat, kann das allein in den Aufregungen der Brandnacht ihre Ursache haben. Ob und welche Einzelheiten der Beamte gefragt hat, ob diese insbesondere erst nach Einsichtnahme in die Unterlagen zu beantworten waren, ist aus dem Vermerk ohnehin nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Zutreffend ist, da&#223; die Kl&#228;gerin schon in erster Instanz in den Proze&#223; eingef&#252;hrt hatte, da&#223; sie geistig wegen einer immer wieder aufflackernden psychischen Erkrankung &#252;berfordert sei und deshalb mehrfach station&#228;r behandelt werden mu&#223;te, und da&#223; deshalb ihr Ehemann f&#252;r sie verhandelt hat. Ungeachtet der Frage, wie hierin ein "vorweggenommenes Gest&#228;ndnis aller Voraussetzungen der Repr&#228;sentanteneigenschaft" gesehen werden k&#246;nnte, vermag dieser Umstand ebenfalls eine wesentliche Indizwirkung zu Gunsten des Beklagten jedenfalls nach dem weiteren Ergebnis der Hauptverhandlung nicht zu begr&#252;nden. Die Kl&#228;gerin wollte mit diesem Sachvortrag ersichtlich verdeutlichen, warum ihr Ehemann f&#252;r sie verhandelt hat. In demselben Zusammenhang (Bl. 53 GA, nicht nur aus dem Urteil des Landgerichts ersichtlich) hatte die Kl&#228;gerin ausgef&#252;hrt, da&#223; sie bei s&#228;mtlichen Verhandlungen zugegen war und letztlich auch den Versicherungsantrag unterschrieben hat. Die von der Kl&#228;gerin erw&#228;hnten psychischen Probleme, die im Zusammenhang mit der Geburt des Kindes aufgetreten waren, schlie&#223;en nicht aus, da&#223; ihr Ehemann und sie sich die Probleme der versicherten Objekte betreffend vor den Entscheidungen ausgesprochen haben. Der Umstand, da&#223; der Zeuge f&#252;r die Kl&#228;gerin verhandelt hat, rechtfertigt nicht die Annahme, da&#223; er f&#252;r sie auch allein zu entscheiden befugt war.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Der BGH gibt zu bedenken, da&#223; nach dem durch Zeugenaussagen belegten Vortrag des Beklagten die Kl&#228;gerin an den Antragsverhandlungen &#252;berhaupt nicht beteiligt war. Vielmehr sei sie nur zum Unterschreiben hereingerufen worden und habe dann unterschrieben, ohne den Antrag durchzulesen. Daf&#252;r k&#246;nne auch das die Unterschriftsstelle bezeichnende Kreuzchen sprechen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Nach den Erfahrungen des nahezu ausschlie&#223;lich mit Versicherungssachen befa&#223;ten erkennenden Senates und auch nach der pers&#246;nlichen Erfahrung des Senatsmitglieder spricht das die Unterschriftsstelle bezeichnende Kreuzchen nicht daf&#252;r, da&#223; der Unterschreibende an den Verhandlungen nicht oder nur in geringf&#252;gigem Umfang teilgenommen hat. Eine Vielzahl von Versicherungsagenten macht ein Kreuzchen auch dann, wenn ausschlie&#223;lich mit dem k&#252;nftigen Versicherungsnehmer verhandelt worden ist, dies schon allein deswegen, um die Unterschrift in die richtige Zeile zu bekommen. Im &#252;brigen haben die vom Senat vernommenen Zeugen ... und nur ausgesagt, die Kl&#228;gerin habe nicht am Tisch gesessen. Der Zeuge ... hat ferner gemeint, die Kl&#228;gerin sei herbeizitiert worden und habe den Antrag, seines Erachtens sogar ungelesen, unterschrieben. Er war sich aber dessen weder sicher, noch w&#252;rde eine solche Handhabung ein Indiz daf&#252;r sein, da&#223; die Eheleute sich nicht entsprechend ihren Angaben vorher abgesprochen hatten. Jedenfalls folgt daraus nichts Entscheidendes daf&#252;r, da&#223; die Kl&#228;gerin die Sorge um das Objekt aus der Hand gegeben hatte.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">e)</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Der BGH gibt weiter zu bedenken, da&#223; der Zeuge ... bei den von ihm gef&#252;hrten Regulierungsverhandlungen die von ihm abgegebenen Erkl&#228;rungen zur Schadensaufstellung als Versicherungsnehmer unterschrieben habe. Dies ist insoweit unrichtig, als der Zeuge nicht als Versicherungsnehmer sondern ausdr&#252;cklich als Ehegatte des Versicherungsnehmers unterschrieben hat. Es bleibt allerdings, da&#223; er insoweit, wenn auch in offener Stellvertretung, f&#252;r seine Ehefrau gehandelt hat. Dies kann, wenn dies nicht abgesprochen w&#228;re, ein bedeutsames Indiz daf&#252;r sein, da&#223; die Kl&#228;gerin ihm bez&#252;glich der Abwicklung des Versicherungsfalles freie Hand gelassen hat. Dies k&#246;nnte auch die Erkl&#228;rung des Zeugen gegen&#252;ber dem Assessor ... erkl&#228;ren, er, der Zeuge, sei in allen gesch&#228;ftlichen und Versicherungsangelegenheiten beauftragt, die Interessen seiner Ehefrau wahrzunehmen. Es ist aber schon nicht feststellbar, da&#223; dies Verhalten des Zeugen nicht mit der Kl&#228;gerin abgesprochen war. Der Senat bleibt auch bei seiner schon nach der Lebenserfahrung naheliegenden Auffassung, da&#223; der Zeuge ... sich gegen&#252;ber Assessor ... m&#246;glicherweise mit nicht bestehenden Vollmachten gebr&#252;stet haben k&#246;nnte. Hinzu kommt, da&#223;, was der BGH bez&#252;glich der Ausf&#252;hrungen des Senates zur Begr&#252;ndung des Zeugen f&#252;r Freig&#228;nge ger&#252;gt hat, es gar nicht auf den Zeitpunkt der Entsch&#228;digungsberechnung, sondern auf den Zeitpunkt des Schadenseintrittes ankommt. Dazwischen lagen zwar nur einige Tage. Es liegt aber nicht fern und ist deshalb nicht auszuschlie&#223;en, da&#223; die Kl&#228;gerin erst durch die Aufregungen der Brandnacht sich entschlossen hat, ihrem Mann freie Hand zu lassen. Insbesondere ist nicht, auszuschlie&#223;en, da&#223; dies nur bez&#252;glich der Schadensabwicklung, und nicht bez&#252;glich der Verantwortlichkeit f&#252;r das Objekt der Fall sein sollte. Dies w&#252;rde zwar, wie der Senat ebenfalls bereits ausgef&#252;hrt hat, rechtfertigen, unrichtige Angaben bei der Schadensabwicklung der Kl&#228;gerin entsprechend &#167;166 BGB zuzurechnen. Einen wesentlichen Umstand, der die Annahme rechtfertigen k&#246;nnte, da&#223; die Kl&#228;gerin auch die Sorge um das Objekt aus der Hand gegeben hat, insbesondere auch schon Tage vorher, vermag der Senat darin nicht zu erblicken.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">f)</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Letztlich gibt der BGH zu bedenken, da&#223; alle Verhandlungen und Vereinbarungen zu Vermietung, Verpachtung des Stalles und des Wohnhauses und zu deren Umwandlungen, alle umfangreichen K&#228;ufe und Verk&#228;ufe f&#252;r den Wiederaufbau und die Ausstattung des versicherten Stalles bis Ende 1987 unbestritten nur der Zeuge ... f&#252;r die Kl&#228;gerin gef&#252;hrt und auch f&#252;r diese unterschrieben haben soll. Nach dem Ergebnis der Hauptverhandlung kann hiervon indes nicht ausgegangen werden. Die Kl&#228;gerin hat glaubhaft dargelegt und teilweise auch durch Vorlage von Ablichtungen der entsprechenden Urkunden belegt, da&#223; sie es war, die die Mietvertr&#228;ge unterschrieben und, wenn auch in Absprache mit ihrem Ehemann, die Entscheidungen getroffen hat. Da&#223; andere Vertr&#228;ge, die nicht einmal die streitgegenst&#228;ndliche Scheune betreffen, auch vom Zeugen unterschrieben sein m&#246;gen, geht &#252;ber die unter Eheleuten nicht selten &#252;bliche Arbeitsteilung nach Auffassung des Senates nicht entscheidend hinaus.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">g)</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Letztlich ist auch nicht von wesentlicher Bedeutung, da&#223; der Zeuge ... ausgesagt hat, da&#223; er die Tiere in der Scheune gef&#252;ttert hat, solange er nicht gearbeitet hat, und da&#223; er Dachziegel ersetzt, wenn sie einmal vom Dach fallen. Auch dies entspricht einer Arbeitsteilung in einer normeln Ehe. Immerhin hatte die Kl&#228;gerin ein Kind zu versorgen und den Haushalt zu f&#252;hren. Wenn der Mann dann die Au&#223;enarbeiten macht, l&#228;&#223;t dies nicht den Schlu&#223; zu, da&#223; die Kl&#228;gerin die Sorge f&#252;r ihr alleiniges Eigentum ausschlie&#223;lich ihrem Ehemann &#252;berlassen hat.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">h)</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die Indizien rechtfertigen danach weder einzeln noch in ihrem Zusammenhang bei zusammenfassender W&#252;rdigung die Feststellung, da&#223; sich die Kl&#228;gerin der Sorge um das Objekt entschlagen und diese ihrem Ehemann &#252;berlassen hat. Der Zeuge kann deshalb nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes, an die der Senat gebunden ist, &#167;565 Abs. 2 ZPO und der er auch in st&#228;ndiger Rechtsprechung folgt, nicht als Repr&#228;sentant der Kl&#228;gerin angesehen werden. Die Bedenken von Bach (VersR 90, 235 ff) und die eher einschr&#228;nkenden Ausf&#252;hrungen von Wenzel (VersR 90, 1310) k&#246;nnen deshalb uner&#246;rtert bleiben.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks"><b>4.</b></p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Der H&#246;he nach ist die Klageforderung unstreitig. Die dem Erkenntnis des Senates vom 05.10.1989 angepa&#223;te Zinsforderung ist belegt.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks"><b>5.</b></p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167;91, 708 Nr. 10, 711 ZPO, wobei der Beklagte auch die Kosten des Revisionsrechtszuges zu tragen hat.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer des Beklagten betr&#228;gt 161.455,- DM.</p>
314,987
lg-dusseldorf-1991-02-07-11-o-75088
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11 O 750/88
1991-02-07T00:00:00
2019-03-13T14:43:21
2022-10-18T15:09:22
Urteil
ECLI:DE:LGD:1991:0207.11O750.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, den Kl&#228;ger von s&#228;mtlichen haftpflichtbedingten Anspr&#252;chen seitens des Herrn x, aus einem seitens des Herrn x am 10. 12.1987 erlittenen Unfall freizustellen.</p> <p>Die Beklagte hat die Kosten des Rechtsstreits zu tragen.</p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 4.500,-- DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Sicherheitsleistung darf durch die B&#252;rgschaft einer in der Bundesrepublik Deutschland ans&#228;ssigen Sparkasse oder Gro&#223;bank erbracht werden.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks">T a t b e s t a n d :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den Kl&#228;ger besteht bei der Beklagten eine Haftpflichtversicherung.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 10.12.1987 gegen 17.15Uhr kam der bei dem Kl&#228;ger im Nachbarhaus zur Miete wohnende selbst&#228;ndige Versicherungsvertreter x auf dem Gehweg zum Haus des Kl&#228;gers infolge Glatteises zu Fall. Er erlitt eine komplizierte linksseitige Unterschenkelquetschung m i t Unterschenkeltorsionsfraktur.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zum Zeitpunkt des Unfalls war der Gehweg nicht gestreut.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;germeldete der Beklagten den Schadensfall. Die anwaltlichen Vertreter des Herrn x korrespondierten mit der Beklagten wegen der Schadensregulierung. Schlie&#223;lich beantragten sie unter Beif&#252;gung eines Klageentwurf es f&#252;r Herrn x am 18.10.1988 f&#252;r eine Klage gegen den Kl&#228;ger auf Schadensersatz und Zahlung eines angemessenen Schmerzensgeldes Proze&#223;kostenhilfe. Das Landgericht Kleve &#252;bersandte dem Kl&#228;ger unter dem 20.10.1988 den Entwurf der beabsichtigte Klage nebst Antrag auf Proze&#223;kostenhilfe zur etwaigen Erkl&#228;rung innerhalb von 2 Wochen. Der Kl&#228;ger antwortete unter dem 27.10.1988; w&#246;rtlich hei&#223;t es in seiner Stellungnahme von der er der Beklagten eine Kopie &#252;bersandte, u. a.:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">"Zum Zeitpunkt des Unfalls war noch nicht gestreut.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Meiner Streupflicht bin ich sofort nach dem Unfall nachgekommen, um weiteren Schaden abzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Obwohl die vorausgegangenen Niederschl&#228;ge von Eisregen etc. schon vor &#252;ber, und auch zur Unfallzeit keine, waren, hatte ich es leider vers&#228;umt, die Fl&#228;chen mit den bereitstehenden Mitteln zu streuen."</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Daraufhin teilte die Beklagte dem Kl&#228;ger am 11.11.1988 mit, sie sei zu der Auffassung gekommen, dass eine Haftungsverpflichtung: seinerseits nicht bestehe, da zum Unfallzeitpunkt um ca. 17.15 Uhr Niederschlag in Form von gefrierendem Regen gefallen sei und daher eine Verpflichtung f&#252;r ihn, mit abstumpfenden</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mitteln zu streuen, noch nicht bestanden habe. Im &#252;brigen, so teilte die Beklagte dem Kl&#228;gerweiter mit, sei sie von ihrer Verpflichtung zur Leistung frei, weil der Kl&#228;ger die ihm nach &#167; 5 - 4 und 5* der Allgemeinen Versicherungsbedingungen f&#252;r die Haftpflichtversicherung (x) auferlegten Obliegenheiten grobfahrl&#228;ssig verletzt habe, indem seine Stellungnahme gegen&#252;ber dem Landgericht x, die wie ein Anerkenntnis</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">zu werten sei, einen positiven Proze&#223;ausgang erheblich in Frage gestellt habe.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Durch zwischenzeitlich rechtskr&#228;ftiges Teilgrundurteil vom 8.12.1989 und Schlu&#223;urteil vom 5.8.1990 (1 0 412/88 LG Kleve) ist der Kl&#228;ger verurteilt worden, an den verletzten x 46.206,-- DM nebst Zinsen und ein Schmerzensgeld von 10.000,-- DM zu zahlen, ferner ist er verpflichtet worden, x auch den weiteren materiellen und immateriellen Schaden zu ersetzen, der diesem aufgrund des Unfallereignisses vom 1o.12.1987 entstanden ist oder noch entstehen wird. Wegen der Einzelheiten wird</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">auf die zum Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gemachte Akte 1 0 412/88 LG Kleve verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger tr&#228;gt im Wesentlichen vor: Er sei seitens der Beklagten vorher nicht darauf hingewiesen worden, dass er sich zu der Sache selbst nicht habe einlassen d&#252;rfen. Als wahrheitsliebender&#160; B&#252;rger habe er sich verpflichtet gef&#252;hlt, dem Gericht gegen&#252;ber Angaben zu machen, wie er sie als richtig angesehen habe. Ein rechtsg&#252;ltiges Anerkenntnis beinhalte&#160; eine Stellungnahme vom 27.10.1988 nicht, sie befasse sich mit dem Unfallhergang.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, ihn von s&#228;mtlichen haftpflichtbedingten Anspr&#252;chen seitens des Herrn x , aus einem seitens des Herrn x am 10.12.1987 erlittenen Unfall freizustellen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte verneint ihre Eintrittspflicht, weil der Kl&#228;ger durch sein Schreiben vom 27 .10.1988 dem Wortlaut und Sinn nach ein Anerkenntnis abgegeben habe, obgleich er positiv gewu&#223;t habe, dass sie, die Beklagte, vorprozessual die Auffassung vertreten habe, der Kl&#228;ger habe nicht gegen seine Verkehrssicherungspflicht versto&#223;en. Sie ist der Auffassung das Teilgrundurteil beleg ein deutlicher Weise, dass der Vorwurf der Obliegenheitsverletzung berechtigt sei, zumal der Kl&#228;ger widerspr&#252;chlich vorgetragen habe. H&#228;tte er von Anfang an&#160; richtig vorgetragen und mitgeteilt, dass der Eisregen erst aufgeh&#246;rt habe, kurz bevor der Unfall geschah, h&#228;tte ihm n&#228;mlich der Vorwurf der Verletzung der Streupflicht nicht gemacht werden k&#246;nnen. Diese falschen, f&#252;r ihn ung&#252;nstigen Angabe n des Kl&#228;gers m&#252;sse sie sich nicht anrechnen lassen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach-und Streitstandes wird auf den Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="h2 absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist zul&#228;ssig. Der Kl&#228;ger hat ein Interesse an der</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">alsbaldigen Feststellung, dass er gegen die Beklagte aus dem Schadensereignis vom 10.12.1987 aufgrund der bestehenden Haftpflichtversicherung Anspruch auf Versicherungsschutz hat. Da der Kl&#228;ger in dem Rechtsstreit des verletzten x gegen ihn (1 0 412/88 LG Kleve) nicht nur hinsichtlich des bezifferten Schadens verurteilt worden ist, sondern dar&#252;ber hinaus eine weitere Ersatzpflicht f&#252;r alle zuk&#252;nftigen Sch&#228;den aus dem Unfallereignis festgestellt wurde, besteht das Feststellungsinteresse (&#167; 256 ZPO); eine endg&#252;ltige Bezifferung des Schadens ist ihm derzeit nicht m&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Feststellungsantrag ist auch begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht f&#252;r das den Gegenstand dieses Rechtsstreits bildende Schadensereignis vom 10.12.1987 Haftpflichtversicherungsschutz zu. Die Beklagte ist entgegen ihrer Auffassung nicht wegen einer von dem Kl&#228;ger begangenen Obliegenheitsverletzung nach &#167; 5 Nr. 4 und Nr. 5 der dem Vertrag unstreitig zugrundeliegenden Allgemeinen Versicherungsbedingungen f&#252;r die Haftpflichtversicherung ( AHB ) leistungsfrei.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">1 . Der Kl&#228;ger hat mit seinem Schreiben vom 27.10.1988 kein Schuldanerkenntnis, das als Verstoss gegen &#167; 5 Nr. 5 AHB zu werten ist, abgegeben. Denn unter das Anerkenntnisverbot fallen wahrheitsgem&#228;&#223;e Erkl&#228;rungen des Versicherungsnehmers auch dann nicht, wenn sie einen Sachverhalt zusammen fassen und w&#252;rdigen (Pr&#246;lss/Martin VVG &#167; 154&#160; 3) a ) m. w. Nachw.).</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Das Schreiben des Kl&#228;gers vom 27.10.1988 beschr&#228;nkt sich auf die &#196;u&#223;erungen, dass es nach vorausgegangenem zum Unfallzeitpunkt beendetem Niederschlag von Eisregen, als er seiner Streupflicht noch nicht nachgekommen war, zu dem Schadensfall gekommen ist. Der Kl&#228;ger hat damit die Vorg&#228;nge um den Unfall geschildert und dahin gew&#252;rdigt, dass das unterlassene Streuen f&#252;r den Unfall des Herrn x auf seinem Grundst&#252;ck mit urs&#228;chlich gewesen sein kann. Die Erkl&#228;rung beinhaltet also eine Stellungnahme zum Unfall, zu den Witterungsverh&#228;ltnissen zum Unfallzeitpunkt und zur &#246;rtlichen Situation, der f&#252;r ein Schuldanerkenntnis erforderliche rechtsgesch&#228;ftliche Verpflichtungswille ist dieser Erkl&#228;rung nicht zu entnehmen. Der Kl&#228;ger geht &#252;berhaupt mit keinem Wort auf irgendwelche Ersatzanspr&#252;che ein. Ein solches Verschuldenseingest&#228;ndnis ist etwas anderes als ein Schuldanerkenntnis</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">und l&#228;uft nicht dem &#167; 5 Nr. 5 AHB zuwider. Zwar mag die Einr&#228;umung der unterlassenen Abstumpfung des Glatteises mit Streumitteln als ein Indiz f&#252;r ein Schuldanerkenntnis in Betracht kommen, sie allein erlaub t aber keine sichere rechtliche Qualifizierung der Erkl&#228;rung in dieser Richtung, ausreichende, weitere Umst&#228;nde, die f&#252;r die Bejahung eines Schuldanerkenntnisses sprechen k&#246;nnten, sind nicht gegeben. Vielmehr legt der Anlass der Erkl&#228;rungen des Kl&#228;gers in dem Schreiben vom 27.10.1988, eine Stellungnahme zum Prozesskostenhilfeantrag des gesch&#228;digten X nach entsprechender gerichtlicher Aufforderung, es nahe, lediglich von der Abgabe einer SachverhaftsschiIderung auszugehen, zumal ja die gerichtliche Kl&#228;rung einer Anspruchsberechtigung des Gesch&#228;digten durch das Prozesskostenhilfeverfahren gerade erst eingeleitet wurde.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Es ist dem Kl&#228;ger abzunehmen, dass er durch seine Antwort vom 27.10.1988 seiner Pflicht zur Stellungnahme nachkommen, nicht aber die Beklagte als Versicherer in ihren Interessen beschneiden wollte. Daf&#252;r spricht letztlich auch die Tatsache, dass er der Beklagten von eben diesem Schreiben unmittelbar eine Kopie zur Kenntnis &#252;bersandte.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">2. Dem Kl&#228;ger f&#228;llt auch keine Obliegenheitsverletzung nach &#167; 5 Nr. 4 AHB zur Last. Nach dieser Bestimmung hat der Versicherungsnehmer die Prozessf&#252;hrung dem Versicherer zu &#252;berlassen. Der Beklagten ist auch zuzugeben, dass sich</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">der Versicherungsnehmer&#160; in der Regel nicht mit Erfolg darauf berufen kann, keine Kenntnis von diesem Prozessf&#252;hrungsrecht des Versicherers gehabt zu haben oder von dieser nicht ausreichend dar&#252;ber aufgekl&#228;rt worden zu sein.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">In anbetracht des auf der Hand liegenden Interesses des Haftpflichtversicherers an der Prozessf&#252;hrung handelt es sich um eine so naheliegende Regelung, dass jeder</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Versicherungsnehmer sie im Versicherungsfall gegen sich gelten lassen mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn die in &#167; 5 Nr. 4 AHB enthaltene Obliegenheit bereits auf das Proze&#223;kostenhilfeverfahren im Haftpflichtprozess Anwendung findet (so Pr&#246;lss/Martin VVG &#167; 5 AHB Anm. 3) und insoweit eine objektive Verletzung der Prozessf&#252;hrungsmacht des Versicherers durch den Kl&#228;ger darin zu erblicken w&#228;re, dass er direkt und&#160; unmittelbar ohne Einschaltung der Beklagten seine Stellungnahme zum Proze&#223;kostenhilfegesuch des Gesch&#228;digten dem Gericht gegen&#252;ber abgegeben hat, w&#228;re sie so leicht er Art und insoweit entschuldbar. Nach Auffassung der Kammer bestand f&#252;r den Kl&#228;ger aus dessen Sicht jedenfalls zum Zeitpunkt der Abgabe der Stellungnahme am 27.10.1988 kein Anlass, vor Abgab irgendwelcher Erkl&#228;rungen zum Prozesskostenhilfegesuch die Einwilligung der Beklagten einzuholen. Denn der Kl&#228;ger stellt ein dieser Stellungnahme den Geschehensablauf nicht anders dar, als er ihn der Beklagten ohnehin unterbreitet hatte, zur materiellrechtlichen Haftungslage &#228;u&#223;erte er sich nicht. Eine besonders unbek&#252;mmerte und leichtfertige Verhaltensweise des Kl&#228;gers kann in seinem Schreiben vom 2 7.1o.1988 jedenfalls danac h nicht gesehen werden. Die Beklagte ist daher im Rahmen des Versicherungsvertrages zum Versicherungsschutz verpflichtet , so dass die Klage mit der Kostenfolge aus &#167; 91 ZPO zuzusprechen ist.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;be r die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167;&#167; 7o9, 1o8 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="h2 absatzLinks">S t r e i t w e r t : 80.000,-- DM.</p>
314,988
lagk-1991-02-06-7-6-sa-44190
{ "id": 795, "name": "Landesarbeitsgericht Köln", "slug": "lagk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
7 (6) Sa 441/90
1991-02-06T00:00:00
2019-03-13T14:43:23
2022-10-18T15:09:20
Teilurteil
ECLI:DE:LAGK:1991:0206.7.6SA441.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das Urteil des Arbeitsgerichts K&#246;ln vom 13.2.1990</p> <p>wird ge&#228;ndert und zum Teil wie folgt, neu gefa&#223;t:</p> <p>Die Klage wird abgewiesen, soweit sie &#252;ber den Betragvon 5.105,06 DM hinausgeht. Die Kl&#228;gerin wird verurteilt, an die Beklagte 1.140 DM .brutto und 675,08 DM netto zu zahlen nebst 4. Zinsen von den Nettobetr&#228;gen seit dem 2.10.1988. Die weiter-gehende Widerklage wird abgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Urteil des Arbeitsgerichts ist von der Kl&#228;gerin in der gesetzlichen Form und Frist mit der Berufung angefochten worden mit dem Antrag gem&#228;&#223; Schriftsatz vom 18.6.1990. Die Berufung ist zum Teil begr&#252;ndet:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">I.1.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der eingeklagte Anspruch der Kl&#228;gerin an die Beklagte auf Erstattung gezahlter Lohn- und Kirchen-steuern kann (aufgrund von &#167; 670 BGB, vgl. BAG, Urteilvom 31.3.1984 - 3 AZR 124/82 -) allenfalls in H&#246;he von5.105,06 DM bestehen. Denn aus dem letzten Stand desVorbringens der Kl&#228;gerin ergibt sich, da&#223; sie lediglichdiesen Betrag an Lohn- und Kirchensteuer f&#252;r die Beklag-te nachgezahlt hat. Insoweit ist die Verhandlung durchBeschlu&#223; vom heutigen Tage gem&#228;&#223; &#167; 148 ZPO ausgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">&#160;2. &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Der Anspruch der Kl&#228;gerin an die Beklagte auf Erstattung nachgezahlter Sozialabgaben kann nur durch Abzug vom Arbeitsentgelt geltend gemacht werdn, &#167; 28 gS. 2 SGB IV. Eine Klage auf Zahlung ist daher ausgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten auf diesen qesetzlichen Ausschlu&#223; einer Zahlungsklage verst&#246;&#223;t weder gegen Treu und Glauben (&#167; 242 BGB) noch gegen &#167; 826 BGB(sittenwidrige, vors&#228;tzliche Sch&#228;digung). Aus derTatsache, da&#223; die Beklagte nach dem "ersten Lohnabzug&#8220;im August 1989 das Arbeitsverh&#228;ltnis gek&#252;ndigt hat,kann nicht ohne weiteres geschlossen werden, die Beklag-te habe mit der K&#252;ndigung nur weiteren Lohnabz&#252;gen ausdem Wege gehen wollen. Es kann schon nicht ohne weiteres angenommen werden, da&#223; der Beklagten der Inhalt derVorschrift des &#167; 28 g SGB IV &#252;berhaupt bekannt war. Sieist sogar vielen Rechtsanw&#228;lten nicht bekannt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">&#160;3. &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Demgem&#228;&#223; ist die &#252;ber den Betrag von 5.105,06 DM hinausgehende Klage abzuweisen (d.h. in H&#246;h von 5.747,46 DM abz&#252;glich 5.106,06 DM gleich 641,40 DM).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; II. &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Widerklage der Beklagten ist entgegen der Entscheidung des Arbeitsgerichts nicht im vollen Unfang begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 1. &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Der Anspruch der Beklagten an die Kl&#228;gerin auf</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Auszahlung der 1.700 DM, die die Kl&#228;gerin am 21.9.1989 vom Arbeitsamt als Zuschu&#223; erhalten hat (f&#252;r die Besch&#228;f-tigung der Beklagten in den Monaten Juli, August undSeptember 1989) besteht in dieser Form nicht DieParteien hatten zwar in ihrem schriftlichen Arbeitsver-trag vom 26.3.1987 vereinbart, da&#223; die Zuschu&#223;zahlungendes Arbeitsamtes an die Beklagte weitergeleitet werden(unter Nr. 2.). Dabei sind sie jedoch davon ausgegangen, da&#223; das vereinbarte Gehalt von monatlich 1900 DM brutto</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">in der Form abgewickelt werden kann, da&#223; die Beklagtedie Zusch&#252;sse des Arbeitsamtes netto erh&#228;lt und dieKl&#228;gerin nur den Rest brutto aus eigenen Mitteln zahlt.Nachdem sich herausgestellt hat, da&#223; der Vertrag indieser Form aus steuerrechtlichen und sozialversiche-rungsrechtlichen Gr&#252;nden nicht durchf&#252;hrbar ist, istdie Vereinbarung der Parteien gem&#228;&#223; &#167; 133 BGB &#252;ber dieZuschu&#223;zahlungen als gegenstandslos anzusehen und derVertrag dahin auszulegen ist, da&#223; die Beklagte von derKl&#228;gerin 1.900 DM brutto monatlich verlangen, konnteohne irgendwelche zus&#228;tzliche Modalit&#228;ten.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Demgem&#228;&#223; ist auf die Forderung der Beklagten andie Kl&#228;gerin auf Auszahlung der 1.710 DM gem&#228;&#223; &#167; 133</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">BGB auszulegen als eine Forderung auf restliches Brutto-gehalt f&#252;r die Monate Juli, August und September 1987</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">in H&#246;he von monatlich 570 DM brutto. Die Widerklage derBeklagten bedeutet demgem&#228;&#223;, da&#223; die Beklagte von der</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;gerin f&#252;r Juli 1989 ein Restgehalt von 570 DM brutto</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">verlangt, f&#252;r August 1989 ein Restgehalt von 570 DMbrutto und 800 DM netto und f&#252;r September 1989 einRestgehalt von 375,61 DM netto und 570 DM brutto.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">2. &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Der Restgehaltsanspruch der Beklagten f&#252;r Juli</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">1989 (570 DM brutto) ist nur in H&#246;he von 570 DM bruttoabz&#252;glich 133,51 DM netto begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">a) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Auf den Vollanspruch der Beklagten in H&#246;he von</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">1.900 DM brutto hat die Kl&#228;gerin lediglich 1 140 DMbrutto gezahlt, wie sich aus der Addition der Zahlenauf dem &#220;berweisungsformular der Kl&#228;gerin f&#252;r den MonatJuli 1989 ergibt. Somit verbleibt ein Rest von 570 DM brutto.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Bei der Zahlung dieses Betrages darf die</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">fr&#252;hestens den unterbliebenen Abzug der Sozialversiche-rungsbeitr&#228;ge der Beklagten f&#252;r den Monat April 1989nachholen. Die Kl&#228;gerin h&#228;tte der Beklagten vom April-Gehalt 1989 336,43 DM an Sozialversicherungsbeitr&#228;genabziehen k&#246;nnen, tats&#228;chlich aber nur 202,92 M abgezo-gen, soda&#223; ein Abzug von 133,51 DM unterblieben ist.Dieser kann bei der Abrechnung des Gehaltes f&#252;r Juli</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">1989 nachgeholt werden aufgrund von &#167; 28 g SGB IV.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Nach dieser Vorschrift hat der Arbeitgeber gegen denBesch&#228;ftigten einen Anspruch auf den vom Besch&#228;ftigten zu tragenden Teil des Gesamtsozialversicherungsbeitrags,kann dieser Anspruch nur durch Abzug vom Arbeitsentgelt</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">geltend gemacht werden und darf ein unterbliebenerAbzug nur bei den drei n&#228;chsten Lohn- oder Gehaltszah-lungen nachgeholt werden, danach nur dann, wenn der Abzug ohne Verschulden des Arbeitgebers unterbliebenist. Nach dem unterbliebenen Abzug f&#252;r April 1989 waren</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">die drei n&#228;chsten Gehaltszahlungen die Gezahltszahlungf&#252;r Mai, Juni und Juli 1989.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Behauptung der Kl&#228;gerin, da&#223; unter denWorten "ein unterbliebener Abzug" in &#167; 28 SGB IV dieSumme aller unterbliebenen Abz&#252;ge zu verstehn sei,trifft nicht zu. Die Kl&#228;gerin hat die Abz&#252;ge bei denmonatlichen Gehaltszahlungen vorgenommen, und &#167; 28 gSGB IV spricht von den unterbliebenen Abz&#252;ge nur inder Einzahl, nicht in der Mehrzahl, soda&#223; da unter nur die einzelnen, monatlichen Abz&#252;ge zu verstehen sind.Das entspricht auch dem Sinn und Zweck der Vorschrift,vgl. auch die Regelung in &#167; 119 Abs. 1 S. 3 AVG.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Eine Nachholung von Abz&#252;gen, die bei fr&#252;heren</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Gehaltszahlungen als f&#252;r April 1989 unterblieben sind,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">ist demgem&#228;&#223; ausgeschlossen. Da&#223; diese noch weiterzur&#252;ckliegende unterbliebenen Abz&#252;ge ohne Verschuldender Kl&#228;gerin unterblieben sind, hat die Kl&#228;gerin selbst nicht geltend gemacht und liegt auch nicht auf der</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Hand. Im Gegenteil. Die Kl&#228;gerin h&#228;tte zumindest wissenm&#252;ssen, da&#223; das vereinbarte Monatsgehalt von 1.900 DMbrutto auch f&#252;r die H&#246;he der Sozialabgaben ma&#223;geblichwar und die Zusch&#252;sse des Arbeitsamtes insoweit ohne</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Bedeutung waren.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Behauptung der Beklagten, bei der Berechnung der "drei n&#228;chsten Gehaltszahlungen " im Sinne von &#167; 28</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">g S. 3 SGB IV sei nicht darauf abzustellen, f&#252;r welchen Monat die Zahlung erfolgt, sondern bei Gehaltsnachzah-</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">lung auf den letzten betroffenen Monat (hier September 1989), trifft ebenfalls nicht zu. &#167; 28 g S. 3 SGB IV</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">ist nur durchf&#252;hrbar, wenn man unter "drei n&#228;chstenGehaltszahlungen" die drei n&#228;chsten Gehaltszeitenversteht, f&#252;r die das Gehalt gezahlt wird, nicht aber das Datum der tats&#228;chlichen Auszahlung. F&#252;r eine Ankn&#252;pfung an das Datum der tats&#228;chlichen Auszahlung gibt es</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">keinen vern&#252;nftigen Grund, zumal dieser auch von Zuf&#228;lligkeiten abh&#228;ngen kann.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 3. &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Der Restgehaltsanspruch der Beklagte f&#252;r August</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">1989 (570 DM brutto, 800 DM netto) besteht nur in H&#246;hevon 666,49 DM netto. Auf den Gesamtanspruch von 1.900DM brutto hat die Beklagte 1.900 DM brutto abz&#252;glicheinbehaltener,800 DM netto erhalten. Das ergibt sich ausdem &#220;berweisungsformular der Kl&#228;gerin f&#252;r den MonatAugust 1989. Zur Einbehaltung war die Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; &#167; 28 g SGB IV jedoch nur bez&#252;glich des unterbliebenen</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Abzugs der Sozialversicherungsbeitr&#228;ge der Beklagten f&#252;r Mai 1989 berechtigt, d.h. in H&#246;he von 133,51 DM.800 DM netto abz&#252;glich 133,51 DM sind 666,49 DM netto.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 4. &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Der Restgehaltsanspruch der Beklagten f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">September 1989 (375,61 DM netto und 570 DM butto)besteht nur in H&#246;he von 242,10 DM netto und 570 DM brutto.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">a) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; F&#252;r die Zeit vom 1. bis 8.9.1989 steht der</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Beklagten 506,64 DM brutto zu gem&#228;&#223; Abrechnung der Kl&#228;gerin f&#252;r diesen Monat. Den Nettobetrag von 375,61DM hat die Kl&#228;gerin einbehalten. Zur Einbehaltung war die Kl&#228;gerin jedoch gem&#228;&#223; &#167; 28 g SGB IV insoweit nur inH&#246;he des unterbliebenen Abzugs der Sozialversicherungs-beitr&#228;ge der Beklagten f&#252;r den Monat Juni 1989 in H&#246;hevon ebenfalls 133,51 DM berechtigt. Den Rest von(375,61 DM ./. 133,51 DM =) 242,10 DM netto mu&#223; dieKl&#228;gerin demgem&#228;&#223; auszahlen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">b) Die von der Beklagten f&#252;r September 1989 weitergeforderten 570 DM brutto sind demgem&#228;&#223; als Gehalt f&#252;rdie Zeit vom 9. bis 30.9.1989 zu verstehen. Die Beklagte hat zwar nicht ausgef&#252;hrt, da&#223; sie in dieser Zeit</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">gearbeitet h&#228;tte oder die Kl&#228;gerin in Annahmeverzug gewesen w&#228;re. Die Kl&#228;gerin hat diesem Anspruch jedochnicht widersprochen. Sie hat im Gegenteil bei ihren Rechenwerken einen Anspruch der Kl&#228;gerin auf "ZahlungArbeitsamt am 21.9.1989 mit 1.710 DM" angenommen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">5. Die gem&#228;&#223; Nrn. II.2. bis 4. der Beklagten zustehenden Betr&#228;ge ergeben zusammen 1.140 DM brutto und 675,08 DM netto. Im &#220;brigen war daher die Widerklage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Rechtsmittelbelehrung</span></p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil findet kein Rechtsmittel</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">statt.</p>
314,989
lg-kleve-1991-02-05-6-s-28590
{ "id": 811, "name": "Landgericht Kleve", "slug": "lg-kleve", "city": 445, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
6 S 285/90
1991-02-05T00:00:00
2019-03-13T14:43:24
2022-10-18T15:09:20
Urteil
ECLI:DE:LGKLE:1991:0205.6S285.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;ger wird das am 7. Juni 1990 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Moers teilweise abge&#228;ndert und unter Zur&#252;ckweisung des weitergehenden Rechtsmittels wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>1.</p> <p>Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt, an die Kl&#228;ger als Gesamtgl&#228;ubiger 154,80 DM (i.W.: einhundertvierundf&#252;nfzig 80/100 Deutsche Mark) nebst 4 % Zinsen von 61,92 DM ab 4. November 1989, von weiteren 61,92 DM ab 5. Dezember 1989 und von weiteren 30,96 DM ab dem 5. Januar 1990 zu zahlen.</p> <p></p> <p>2.</p> <p>Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt, an die Kl&#228;ger als Gesamtgl&#228;ubiger beginnend mit dem Monat Februar 1990 monatlich im Voraus bis zum 3. Werktag eines jeden Monates 30,96 DM (i.W.: drei&#223;ig 96/100 Deutsche Mark) zu zahlen.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreites werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestandes</u></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;ger ist zul&#228;ssig und hat teilweise Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Den Kl&#228;gern steht f&#252;r die Monate November 1989 bis Januar 1990 ein restlicher Mietzinsanspruch von 154,80 DM nebst Zinsen zu und f&#252;r die darauffolgenden Monate ein nicht beglichener Teilbetrag von 30,96 DM je Monat.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Dagegen ist die dar&#252;ber hinausgehende Mietforderung der Kl&#228;ger unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten sind n&#228;mlich zur Minderung des Mietzinses gem&#228;&#223; &#167; 537 BGB berechtigt. Die von den Beklagten angemietete Wohnung ist mit einem Fehler behaftet, der ihre Tauglichkeit zu dem vertragsgem&#228;&#223;en Gebrauch mindert. Die von den Kl&#228;gern vorgenommene teilweise Neuverfliesung des Badezimmers nach Behebung eines Abwasser- und Dichtungsschadens hat zu einem Mangel gef&#252;hrt. Die bei der Behebung des Wasserschadens zerst&#246;rten Badezimmerfliesen sind durch andersfarbige ersetzt worden. W&#228;hrend fr&#252;her das Badezimmer insgesamt mit t&#252;rkisfarbenen Fliesen gekachelt war, sind die bei der Sanierung zerst&#246;rten Fliesen durch wei&#223;e ersetzt worden, weil die vorhandenen Fliesen seit ca. 20 Jahren nicht mehr im Handel sind. Der &#252;berwiegende Teil der alten Fliesen ist verblieben, und nur im Bereich der unter Putz liegenden Wasserleitungen in der N&#228;he des WCs, der Wanne und der Duschtasse sind neue wei&#223;e Fliesen angebracht worden. Diese unterschiedliche Verfliesung in <u>einem</u> Raum stellt einen optischen Mangel dar. Das fr&#252;her einheitliche Bild der Verfliesung ist jetzt zerst&#252;ckelt, so da&#223; insgesamt ein unruhiger Eindruck entstanden ist. Dadurch, da&#223; nur die notwendigsten Kacheln ersetzt worden sind, bietet sich jetzt ein zerst&#252;ckeltes und den Raumeindruck st&#246;rendes Bild dar.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Allerdings rechtfertigt dieser optische Mangel eine Minderung des Mietzinses nur in H&#246;he von 5 %. Dabei mu&#223; zun&#228;chst hervorgehoben werden, da&#223; die Funktion des Badezimmers durch die Neuverfliesung nicht gelitten hat. Die Kl&#228;ger haben die Fliesenarbeiten durch einen Fachmann ausf&#252;hren lassen. Aus handwerklicher Sicht ist die Verfliesung nicht zu beanstanden, wie sich auch aus den von den Beklagten vorgelegten Photographien ergibt. Die Behauptung der Beklagten, im Duschbereich bef&#228;nden sich scharfe Ecken, ist unsubstantiiert. Aus den von den Beklagten vorgelegten Photographien geht hierf&#252;r nichts hervor. Trotz des Bestreitens durch die Kl&#228;ger haben die Beklagten auch keine n&#228;heren &#252;berpr&#252;fbaren Einzelheiten vorgetragen. Insbesondere der Fliesenlegermeister L&#228;mmerzahl hat in seiner Stellungnahme von 11. Oktober 1989 ausgef&#252;hrt, da&#223; weder bei kr&#228;ftigem noch bei leichtem Reiben mit der nackten Handfl&#228;che oder der Fingerfl&#228;che scharfe Kanten vorhanden waren, die eine Verletzung h&#228;tten hervorrufen k&#246;nnen. Dem haben die Beklagten nicht widersprochen. Es kann also gerade nicht festgestellt werden, da&#223; durch die teilweise Neuverfliesung eine Funktionseinbu&#223;e f&#252;r den Mietgebrauch eingetreten sei.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Bei der Bemessung der Minderung mu&#223; weiter ber&#252;cksichtigt werden, da&#223; der optische Mangel in dem Badezimmer mit Toilette nur zu einer geringf&#252;gigen Beeintr&#228;chtigung f&#252;hrt. Denn ein Bad mit WC wird im Verh&#228;ltnis zu den &#252;brigen R&#228;umen einer Mietwohnung nur ganz geringf&#252;gig genutzt; die Gebrauchsdauer ist erheblich geringer als bei anderen R&#228;umen. In Bezug auf die &#252;brigen R&#228;ume hat ein Bad nebst Toilette nur einen untergeordneten Funktionswert. Auch darf nicht au&#223;er acht bleiben, da&#223; die Gr&#246;&#223;e des Bades mit 4,9 m2 nur einen geringf&#252;gigen Teil der Mietwohnung, die insgesamt eine Wohnfl&#228;che von 86 m2 hat, ausmacht. Bei Ber&#252;cksichtigung all dieser Einzelheiten erscheint eine Mietminderung von 5 % angemessen. Dann aber haben die Beklagten f&#252;r die Monate November 1989 bis Januar 1990 noch einen restlichen Mietzins in H&#246;he von insgesamt 154,80 DM nachzuzahlen und die f&#252;r die folgenden Monate vorgenommene Mietminderung in H&#246;he von 61,92 DM (= 10 % des Mietzinses) ist um die H&#228;lfte &#252;berh&#246;ht, so da&#223; die Beklagten noch monatlich 30,96 DM nachzuentrichten haben.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 990,72 DM (185,76 DM + 61,92 DM + 12 x 61,92 DM)</p>
314,990
lg-duisburg-1991-02-01-4-s-49790
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 S 497/90
1991-02-01T00:00:00
2019-03-13T14:43:26
2022-10-18T15:09:20
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1991:0201.4S497.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Beklagten gegen das am 14. November 1990 verk&#252;ndete zweite Vers&#228;umnisurteil des Amtsgerichts Duisburg - 45 C 640/89 - wird kostenf&#228;llig zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><u>A.</u></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die im Rahmen des &#167; 513 Abs. 2 ZP zul&#228;ssige Berufung des Beklagten mu&#223;te ohne Erfolg bleiben, da der Erstrichter nunmehr zur Recht das angegriffene zweite Vers&#228;umnisurteil erlassen hat.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><u>B.</u></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><u>I.</u></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung des Erstrichters ist richtig: Er mu&#223;te das beantragte zweite Vers&#228;umnisurteil erlassen, da der Beklagtenvertreter - erneut - trotz ordnungsgem&#228;&#223;er Ladung nicht erschienen war und auch nicht f&#252;r einen Vertreter Sorge getragen hatte. Gem&#228;&#223; &#167; 700 ZPO steht der Vollstreckungsbescheid vom </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">14. September 1989 einem Vers&#228;umnisurteil gleich. Der Erstrichter hatte sonach nach Aufhebung des in dieser Sache am 14. M&#228;rz 1990 bereits schon einmal verk&#252;ndeten zweiten Vers&#228;umnisurteils - durch Urteil der Kammer vom 7. September 1990 - zu pr&#252;fen, ob die Voraussetzungen zum Erla&#223; des zweiten Vers&#228;umnisurteils nunmehr vorlagen. Insoweit r&#252;gt die Berufung des Beklagten nicht, da&#223; die dem Vollstreckungsbescheid zugrunde liegende Klage im Zeitpunkt der Entscheidung &#252;ber den Einspruch bzw. den Erla&#223; des zweiten Vers&#228;umnisurteils unzul&#228;ssig oder unschl&#252;ssig gewesen sei, so da&#223; hierauf nicht weiter einzugehen war (vgl. Bundesgerichtshof, in: NJW 1991, Seiten 43, 44 und 45). Denn nur aufgrund einer insoweit entsprechend &#167; 513 Abs. 2 ZPO zul&#228;ssigen R&#252;ge w&#228;re diese Frage hin zu &#252;berpr&#252;fen gewesen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><u>II.</u></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beklagtenvertreter handelte auch schuldhaft: Das blo&#223;e Hinlegen einer anwaltlichen Akte in den Verhandlungssaal des Erstrichters mit einem Terminszettel, ein Kollege m&#246;ge auftreten und verhandeln, lie&#223; das Verschulden an dem Nichterscheinen nicht entfallen. Bei dem Amtsgericht Duisburg gilt nicht der Grundsatz, da&#223; jeder zugelassene Anwalt stets und immer bereit und verpflichtet ist, f&#252;r nicht vorhandene Anw&#228;lte aufzutreten, wenn diese nur die Akte mit einer Terminsnachricht im diesbez&#252;glichen Sitzungssaal hinterlassen haben. Ob dieses zum Teil gehandhabte Verfahren &#252;berhaupt zul&#228;ssig ist (die vom Gesetzgeber vorgeschriebene m&#252;ndliche Verhandlung wird zu einer blo&#223;en Farce herabgew&#252;rdigt), brauchte im Streitfall nicht entschieden werden, da es jedenfalls nicht ausschlie&#223;liche Praxis bei dem Amtsgericht Duisburg ist. Vielmehr traten auch schon in der Vergangenheit manche Anw&#228;lte f&#252;r gewisse Kollegen nicht auf, wie der Kammer bekannt ist (&#167; 291 ZPO). Dies ergibt sich insbesondere auch aus der im Wege des Freibeweises eingeholten dienstlichen &#196;u&#223;erung des Erstrichters in dieser Angelegenheit. Dann aber mu&#223; sich jeder Anwalt im konkreten Fall vergewissern (durch Telefonate z. B.), ob ein anderer Anwalt zur Terminsvertretung im Falle seiner Verhinderung bereit ist. Geschieht dies nicht und tritt alsdann kein Kollege f&#252;r ihn auf, so handelt er schuldhaft, da er die Gefahr des Nichtauftretens billigend in Kauf nimmt. Dies ist aber schuldhaft im Sinne der &#167;&#167; 337 S. 1 , 345 ZPO, so da&#223; unter diesem Gesichtspunkt das angegriffene Urteil sich als richtig erweist.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><u>III.</u></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Zul&#228;ssigkeit des in Rede stehenden Vers&#228;umnisurteils stand auch nicht &#167; 23 der anwaltlichen Standesrichtlinien entgegen. Denn diese Vorschrift entfaltet infolge der Bindungswirkung der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes (in: NJW 1988, Seite 191 ff.) gem&#228;&#223; &#167; 31 des Bundesverfassungsgerichtsgesetzes keine Rechtwirkungen mehr. Unwirksame Standesrichtlinien k&#246;nnen aber nicht bestehende Gesetzte &#228;ndern (hier: den Antrag nach der ZPO auf Erla&#223; eines Vers&#228;umnisurteils verhindern). Dies hat neuerdings der Bundesgerichtshof ausdr&#252;cklich best&#228;tigt (Bundesgerichtshof, in: NJW 1991, S. 42/43).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><u>C.</u></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Als Unterlegener hat der Beklagte zudem gem&#228;&#223; &#167; 97 Abs. 1 ZPO die Kosten seines erfolglosen Rechtsmittels zu tragen.</p>
314,991
olgk-1991-02-01-2-ws-3091
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Ws 30/91
1991-02-01T00:00:00
2019-03-13T14:43:27
2022-10-18T15:09:20
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1991:0201.2WS30.91.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird als unzul&#228;ssig verworfen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Beschwerdeverfahrens hat der Angeklagte zu tragen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil des Sch&#246;ffengerichts in K&#246;ln vom 4. April 1990, das sowohl der Angeklagte als auch die Staatsanwaltschaft mit der Berufung angefochten haben, ist der Angeklagte wegen Verletzung der F&#252;rsorge- und Erziehungspflicht zu einer Freiheitsstrafe von vier Monaten verurteilt worden. Die Berufungshauptverhandlung vor der 2. gro&#223;en Strafkammer des Landgerichts K&#246;ln hat am 25. Oktober 1990 begonnen. Durch Beschlu&#223; vom 5. November 1990 hat die Strafkammer "das Verfahren" am zweiten Verhandlungstag auf unbestimmte Zeit vertagt. Dagegen richtet sich die mit Schriftsatz des Verteidigers vom 12. November 1990 eingelegte Beschwerde, der die Strafkammer mit Beschlu&#223; vom 7. Dezember 1990 nicht abgeholfen hat. Darin wird ausgef&#252;hrt, die Aussetzung der Hauptverhandlung diene der Beschaffung von Beweisen, die nicht in der laufenden Hauptverhandlung habe erfolgen k&#246;nnen, zumal der Oberstadtdirektor der Stadt K. den Sachbearbeitern des Jugendamtes keine Aussagegenehmigung erteilt habe.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Durch weiteren Beschlu&#223; vom 7. Dezember 1990 hat die Strafkammer angeordnet, da&#223; die Stadt K. schriftliche Ausk&#252;nfte dar&#252;ber zu erteilen habe, welche Sachbearbeiter Gespr&#228;che mit den Angeklagten &#252;ber die Delinquenz ihrer Kinder gef&#252;hrt und welchen Inhalt diese Gespr&#228;che gehabt h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsmittel des Angeklagten ist als unzul&#228;ssig zu verwerfen, da die mit dem Beschlu&#223; vom 5. November 1990 (dem Sinne nach) angeordnete Aussetzung der Hauptverhandlung einer gesonderten Anfechtung im Beschwerdeverfahren nicht unterworfen ist.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 305 Satz 1 StPO unterliegen Entscheidungen des erkennenden Gerichts, die der Urteilsf&#228;llung vorausgehen, nicht der Beschwerde. Davon werden freilich nicht ausnahmslos alle Entscheidungen des erkennenden Gerichts erfa&#223;t, die zeitlich vor dem Urteil ergehen. Der Wortlaut des &#167; 305 StPO geht &#252;ber den gesetzgeberischen Grundgedanken der Vorschrift hinaus und bedarf der einschr&#228;nkenden Auslegung dahin, da&#223; der Ausschlu&#223; der Beschwerde sich auf solche Anordnungen beschr&#228;nkt, die in einem inneren, sachlichen Zusammenhang mit der Urteilsf&#228;llung stehen, ausschlie&#223;lich der Vorbereitung des Urteils dienen und keine weiteren Verfahrenswirkungen &#228;u&#223;ern (vgl. nur OLG Braunschweig SV 1987, 332; OLG K&#246;ln JMin.Bl NW 1956, 116 f. = NJW 1956, 802 Ls; Gollwitzer in L&#246;we-Rosenberg, StPO, 24. Aufl., &#167; 305 Rz. 12 m.w.N.; Kleinknecht-Meyer, StPO, 39. Aufl., &#167; 305 Rz. 1 m.w.N.). Das allerdings ist nicht nur bei solchen Ma&#223;nahmen der Fall, die unmittelbar Grundlagen f&#252;r die Entscheidung in der Sache selbst schaffen sollen; auch Anordnungen, die darauf abzielen, die Abwicklung des Verfahrens in sonstiger Weise zu f&#246;rdern und es der abschlie&#223;enden Sachentscheidung n&#228;herzubringen, weisen einen inneren Zusammenhang mit der Urteilsf&#228;llung auf, der zum Ausschlu&#223; der Anfechtbarkeit f&#252;hrt (Gollwitzer a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Davon ausgehend ist f&#252;r die Frage, ob und unter welchen Voraussetzungen die Aussetzung der Hauptverhandlung mit der Beschwerde anfechtbar ist, eine differenzierende Betrachtung geboten. Entgegen einer in der &#228;lteren Rechtsprechung vertretenen Auffassung ist die Beschwerde nicht etwa uneingeschr&#228;nkt statthaft, weil jede Aussetzung das Verfahren in nicht mehr behebbarer Weise hemme und damit erhebliche Nachteile auch f&#252;r den Angeklagten verbunden sein k&#246;nnten (OLG K&#246;ln a.a.O.; OLG Frankfurt GA 1973, 51 f.; Engelhardt in Karlsruher Kommentar, StPO, 2. Aufl., &#167; 305 Rz. 7; vgl. weitere Nachweise bei Gollwitzer a.a.O., Rz. 17, Fn. 58 und OLG Karlsruhe NStZ 1985, 227). Unter diesem Gesichtspunkt mu&#223;te auch jede Beweiserhebung, die sich zeitaufwendig gestaltet, trotz ihres unverkennbaren Bezugs zur Entscheidungsfindung der Anfechtung unterworfen werden. Ma&#223;gebend ist demgegen&#252;ber, aus welchen Gr&#252;nden und zu welchem Zweck die Aussetzung beschlossen worden ist. Denn davon h&#228;ngt es ab, ob ein innerer Zusammenhang mit der Urteilsf&#228;llung gegeben ist (OLG Braunschweig StV 1987, 332 und NJW 1955, 565; OLG Karlsruhe NStZ 1985, 227 und Justiz 1977, 277; OLG Stuttgart NJW 1973, 2309, 2310 = Justiz 1973, 375).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">An einer solchen Beziehung fehlt es, wenn mit der Aussetzung auch, andere Zwecke als die F&#246;rderung der Sachentscheidung verfolgt werden, nicht zumindest mittelbar auf jene zu beziehende Erw&#228;gungen - beispielsweise organisatorischer Art - zur Geltung gebracht werden, das Verfahren unn&#246;tig gehemmt und das Urteil verz&#246;gert wird (vgl. KG JR 1966, 230 f.; OLG Karlsruhe GA 1974, 285; OLG Frankfurt MDR 1983, 253 und StV 1988, 195; Gollwitzer a.a.O. &#167; 228 Rz. 30; Treier in Karlsruher Kommentar a.a.O. &#167; 228 Rz. 14; KMR-Paulus, StPO, 7. Aufl., &#167; 228 Rz. 21; Kleinknecht-Meyer a.a.O. &#167; 228 Rz. 16). In diesem Fall begr&#252;ndet die Ma&#223;nahme eine selbst&#228;ndige prozessuale Beschwer, die den Weg zu einer gesonderten Anfechtung er&#246;ffnet.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Ist hingegen die Aussetzung nach ihrer grunds&#228;tzlichen Zielrichtung ausschlie&#223;lich dazu bestimmt, der weiteren Sachaufkl&#228;rung oder der besseren Vorbereitung der Verfahrensbeteiligten zu dienen, so ist ein sachlicher Zusammenhang, mit der verfahrensabschlie&#223;enden Entscheidung gegeben. Das ist namentlich dann anzunehmen, wenn die Aussetzung der Beschaffung weiterer Beweise dient, die nicht oder nicht ohne besondere Schwierigkeiten in der laufenden Hauptverhandlung gewonnen werden k&#246;nnen (KG a.a.O.; OLG Braunschweig NJW 1955, 565; OLG Stuttgart a.a.O.; OLG Karlsruhe a.a.O.; OLG Bremen MDR 1976, 777; vgl. auch OLG D&#252;sseldorf NJW 1967, 692; OLG Frankfurt MDR 1983, 253; Gollwitzer a.a.O. &#167; 228 Rz. 30 und &#167; 305 Rz. 17; KMR-Paulus a.a.O. &#167; 305 Rz. 12; Kleinknecht-Meyer a.a.O., jeweils m.w.N.). Denn damit dient sie der Verfahrensf&#246;rderung im Bereich der Sachaufkl&#228;rung, in die das Beschwerdegericht ohnehin nicht eingreifen kann. Den Umfang der Beweisaufnahme bestimmt das Gericht in eigener Verantwortung; die Aufhebung der Aussetzung durch das Beschwerdegericht h&#228;tte aber die Verhinderung einer beabsichtigten Beweiserhebung zur Folge und kommt daher generell nicht in Betracht (KG a.a.O.; Gollwitzer a.a.O. &#167; 228 Rz. 30 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Daraus folgt f&#252;r den vorliegenden Fall ohne weiteres die Unzul&#228;ssigkeit der Beschwerde. Denn die Aussetzung ist allein zu dem Zweck erfolgt, die inzwischen mit dem Beschlu&#223; vom 7. Dezember 1990 angeordnete weitere Sachaufkl&#228;rung zu erm&#246;glichen, die wegen der bislang von dem Oberstadtdirektor der Stadt K&#246;ln gezeigten ablehnenden Haltung nicht im Rahmen der begonnenen Hauptverhandlung m&#246;glich war.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 473 Abs. 1 StPO.</p>
314,992
ovgnrw-1991-01-30-9-a-76588
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
9 A 765/88
1991-01-30T00:00:00
2019-03-13T14:43:29
2022-10-18T15:09:21
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1991:0130.9A765.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird ge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens beider Instanzen.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten streiten &#252;ber die Rechtm&#228;&#223;igkeit von Abfallbeseitigungsgeb&#252;hren, die der Beklagte vom Kl&#228;ger f&#252;r 1986 erhoben hat. Im einzelnen geht es um folgenden Sachverhalt:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der ... Kreis betreibt aufgrund Satzung vom 22. Dezember 1982, hier einschl&#228;gig nach der &#196;nderung durch die am 1. Januar 1986 in Kraft getretene 3. &#196;nderungssatzung vom 29. Oktober 1985, (AS) die Abfallbeseitigung im Gebiet der St&#228;dte ..., den Gemeinden ... und ... als &#246;ffentliche Einrichtung. Dabei bedient er sich gem&#228;&#223; &#167;1 Abs. 2 AS der Abfallbeseitigungsgesellschaft (neuerdings umbenannt in ... Abfallwirtschaftsgesellschaft) mit beschr&#228;nkter Haftung ( ...), deren alleiniger Gesellschafter er ist. Die vom Kreis wahrgenommene Abfallbeseitigung umfa&#223;t satzungsgem&#228;&#223; (&#167;2 Abs. 1) das Einsammeln, die Bereitstellung von Sammelbeh&#228;ltern f&#252;r die Getrenntsammlung und das Bef&#246;rdern von Abf&#228;llen mit Ausnahme der fortgeworfenen und verbotswidrig abgelagerten Abf&#228;lle, sowie das Behandeln, Lagern, Ablagern und Verwerten von Abf&#228;llen. Grundlage der dargestellten T&#228;tigkeit des Kreises und Beauftragung der ... mit der Durchf&#252;hrung seiner Aufgaben sind neben den ihn nach dem Landesabfallgesetz NW vom 18. Dezember 1973, GV NW S. 562, zuletzt ge&#228;ndert durch Gesetz vom 6. November 1984, GV NW S. 679, (LAbfG) treffenden Verpflichtungen der Abfallbeseitigung die zwischen ihm und den genannten St&#228;dten und Gemeinden 1982 und 1983 geschlossenen Vereinbarungen, nach denen die St&#228;dte und Gemeinden dem Kreis die ihnen ihrerseits nach dem LAbfG obliegenden Aufgaben des Einsammelns und Bef&#246;rderns von Abf&#228;llen sowie ihre Kompetenz zur Regelung der Abfallbeseitigung und Erhebung von Geb&#252;hren durch Satzung &#252;bertragen haben. Die RSAG ist mit Genehmigung des Regierungspr&#228;sidenten K&#246;ln aus dem vormaligen M&#252;llbeseitigungszweckverband ...- Kreis hervorgegangen und erh&#228;lt gem&#228;&#223; &#167;3 des zwischen ihr und dem ...-Kreis geschlossenen Vertrages vom 28. Februar 1983 den ihr bei der Durchf&#252;hrung der Abfallbeseitigung f&#252;r den Kreis entstehenden Aufwand erstattet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167;6 AS sind die Grundst&#252;ckseigent&#252;mer verpflichtet, ihr Grundst&#252;ck an die Abfallbeseitigung des Kreises anzuschlie&#223;en und ausreichendes Beh&#228;ltervolumen f&#252;r die auf dem Grundst&#252;ck tats&#228;chlich anfallenden Abf&#228;lle bereitzustellen; zugelassen sind unter anderem 50-, 120- und 240-Liter-Abfallbeh&#228;lter. Jeder Grundst&#252;ckseigent&#252;mer hat Anspruch auf leihweise zur Verf&#252;gung gestellte Beh&#228;lter bis zu einem Gesamtbeh&#228;ltervolumen, welches sich nach der ermittelten durchschnittlichen Abfallmenge je Haushaltsgr&#246;&#223;e errechnet (Regelausstattung). F&#252;r die Regelausstattung wurde entsprechend nach den Satzungsunterlagen und der Handhabung bei der Ausgabe von M&#252;llgef&#228;&#223;en 1986 und 1987 von einem M&#252;llvolumen von 50 l f&#252;r eine Person, 80 l f&#252;r zwei Personen, 105 l f&#252;r drei Personen, 120 l f&#252;r vier Personen und von jeweils 10 l f&#252;r jede weitere Person ausgegangen. Die Verpflichtung, anfallenden Abfall der Abfallbeseitigung des Kreises zu &#252;berlassen, hat jeder, dem ein Recht zum Anschlu&#223; an diese Einrichtung zusteht, und jeder Abfallbesitzer.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Inanspruchnahme der Einrichtungen und Anlagen der Abfallbeseitigung erhebt der ...-Kreis nach Ma&#223;gabe seiner Geb&#252;hrensatzung (GS) und dem zugeh&#246;rigen Geb&#252;hrentarif (GT) Benutzungsgeb&#252;hren. F&#252;r 1986 war insoweit die Geb&#252;hrensatzung vom 29. Oktober 1985 einschl&#228;gig, nach deren Vorschriften die Geb&#252;hren f&#252;r an die Abfallbeseitigung angeschlossene Wohngrundst&#252;cke nach der Zahl der auf dem Grundst&#252;ck gef&#252;hrten Haushaltungen und der Zahl der in einem Haushalt wohnenden Personen bemessen werden; bei Gewerbegrundst&#252;cken wird die Geb&#252;hr nach den (tats&#228;chlich) aufgestellten und entleerten Abfallbeh&#228;ltern, mindestens aber nach der entsprechend der Abfallbeseitigungssatzung vorzuhaltenden Beh&#228;ltergrundausstattung berechnet. Geb&#252;hrenpflichtig ist - neben anderen Geb&#252;hrenpflichtigen - der Grundst&#252;ckseigent&#252;mer bzw. bei Eigentumswohnungen der Wohnungseigent&#252;mer, nicht aber der Wohnungsmieter; letzterer wird nur insoweit herangezogen, als er nachrangig f&#252;r "seinen Anteil an den verlangten Abfallbeseitigungsgeb&#252;hren" haftet.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Zur Bereitstellung des Abfalls auf den Wohngrundst&#252;cken in dem Gebiet, in dem der Kreis im dargestellten Umfang die Abfallbeseitigung wahrnimmt, wurden im Jahr 1986 vielfach privat angeschaffte Abfallbeh&#228;lter mit einem Volumen von 50 l genutzt; bis zum Inkrafttreten des Satzungsrechts vom 29. Oktober 1985 am 1. Januar 1986 wurden solche Beh&#228;lter im Rahmen der stattfindenden Abfallbeseitigung geleert, wenn sie mit einer beim Kreis zu beziehenden M&#252;llmarke versehen waren.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Eigent&#252;mer des mit einem Wohnhaus bebauten Grundst&#252;ckes ... in dem er mit seiner Familie wohnt. Nach seinen Angaben wurde auf dem Grundst&#252;ck im Jahr 1986 ein 50-Liter-Abfallbeh&#228;lter f&#252;r die Abfallbeseitigung durch den ...-Kreis vorgehalten.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 25. August 1986 zog der Beklagte den Kl&#228;ger f&#252;r das genannte Grundst&#252;ck zu Abfallbeseitigungsgeb&#252;hren von 105,- DM f&#252;r 1986 heran. Dabei ging er davon aus, da&#223; im Haus des Kl&#228;gers ein Vier-Personen-Haushalt, f&#252;r den entsprechend der Satzung eine Geb&#252;hr von 105,- DM anzusetzen war, unterhalten werde.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Nach erfolglosem Vorverfahren hat der Kl&#228;ger Klage erhoben, mit der er sich gegen die Erhebung von Abfallbeseitigungsgeb&#252;hren nach der Zahl der zum Haushalt geh&#246;renden Personen gewandt hat. Dieser Geb&#252;hrenma&#223;stab f&#252;hre dazu, da&#223; er Geb&#252;hren f&#252;r die Benutzung eines 120-Liter-Abfallbeh&#228;lters zahlen m&#252;sse, obwohl er tats&#228;chlich nur einen 50 l fassenden Beh&#228;lter nutze. Das versto&#223;e gegen die Grunds&#228;tze einer leistungsgerechten Geb&#252;hrenerhebung.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">den Abgabenbescheid 1986 des Beklagten vom 25. August 1986 in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom 2. Dezember 1986 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Er hat den Standpunkt vertreten, die Geb&#252;hrenerhebung sei dem Grunde und der H&#246;he nach rechtm&#228;&#223;ig; sie beruhe auf g&#252;ltigem Satzungsrecht und fehlerfreien Feststellungen der f&#252;r die Geb&#252;hrenerhebung ma&#223;geblichen Bemessungsgrundlagen. Der nach der Geb&#252;hrensatzung anzuwendende Personenma&#223;stab sei ein zul&#228;ssiger Ma&#223;stab zur Erhebung von Abfallbeseitigungsgeb&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Mit dem angefochtenen Urteil, auf das Bezug genommen wird, hat das Verwaltungsgericht der Klage mit der Begr&#252;ndung stattgegeben, da&#223; die der Geb&#252;hrenerhebung zugrunde liegenden Satzungsvorschriften rechtswidrig und nichtig seien.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die vorliegende Berufung des Beklagten, mit der er sich auf die G&#252;ltigkeit der Abfallbeseitigungssatzung und der dazu ergangenen Geb&#252;hrensatzung beruft. Entgegen der Auffassung des Verwaltungsgerichts seien die Grundlagen der Geb&#252;hrenkalkulation dem Kreistag mit hinreichender Genauigkeit vor dem Beschlu&#223; der Geb&#252;hrensatzung erl&#228;utert worden. Zudem gehe das Verwaltungsgericht fehlerhaft davon aus, da&#223; durch die Geb&#252;hren auch Kosten umgelegt w&#252;rden, die der Abfallbeseitigung nach den gesetzlichen Vorschriften nicht zuzurechnen seien. Die Aufstellung von Sammelbeh&#228;ltern f&#252;r Papier und Glas und der Abtransport dieser Stoffe zum Zwecke ihrer Wiederverwertung seien Teil der Abfallbeseitigung, da es sich bei diesen Stoffen um Abfall auch im Sinne von &#167;1 Abs. 1 des bis zum 31. Oktober 1986 g&#252;ltigen Abfallbeseitigungsgesetzes in der Fassung der Bekanntmachung vom 5. Januar 1977, BGBl. I S. 41, zuletzt ge&#228;ndert durch Gesetz vom 18. Februar 1986, BGBl. I S. 265, (AbfG) handele; dementsprechend k&#246;nnten auch die f&#252;r die Beh&#228;lteraufstellung und den Abtransport der Stoffe entstehenden Kosten als Kosten der Abfallbeseitigung durch Geb&#252;hren umgelegt werden. Entsprechendes gelte f&#252;r die Kosten der Haussammlung von Papier und Pappe, die Kosten f&#252;r die Aufstellung von sogenannten Altstofftonnen zur Sammlung von Papier, Pappe und Altmetallen und f&#252;r die Kosten der sogenannten Bioabfuhr. Das Einsammeln und Bef&#246;rdern von Abfall zum Zwecke der Wiederverwertung entspreche den schon mit dem Abfallgesetz von 1977 verfolgten Zielen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Er st&#252;tzt sich auf das angefochtene Urteil und ist der Auffassung, da&#223; die Geb&#252;hrensatzung ung&#252;ltig sei, weil der Kreistag nicht hinreichend genau &#252;ber die Geb&#252;hrenkalkulation informiert worden sei, und die Kosten f&#252;r die das Einsammeln und Bef&#246;rdern von Stoffen, die dem Kreis von den Haushaltungen zur Wiederverwertung zur Verf&#252;gung gestellt w&#252;rden, nicht als Kosten der Abfallbeseitigung umgelegt werden k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat den Beklagten in verschiedenen Schreiben in diesem und in Verfahren, deren Akten beigezogen sind, gebeten, zu bestimmten Fragen der Organisation der Abfallbeseitigung im ... Kreis, der Durchf&#252;hrung der Abfallbeseitigung durch die ..., des insoweit anfallenden Kostenaufwandes sowie der Kalkulation der Abfallbeseitigungsgeb&#252;hren Stellung zu nehmen. Insoweit wird auf die Antragen des Senats und die dazu abgegebenen, dem Kl&#228;ger zur Kenntnis gegebenen Stellungnahmen des Beklagten und von diesem eingereichten Unterlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wegen des Sachverhalts im &#252;brigen und des weiteren Vorbringens der Beteiligten wird auf den Inhalt der Gerichtsakte, der dazu eingereichten Verwaltungsvorg&#228;nge sowie auf die Gerichtsakte und Satzungsunterlagen des Verfahrens 9 A 765/88, ferner auf die Gerichtsakte eines beim Senat anh&#228;ngig gewesenen Parallel- Berufungsverfahrens - 9 A 764/88 - und die zu jenem Verfahren vom Beklagten eingereichten Unterlagen &#252;ber den Zusammenschlu&#223; des ...-Kreises mit den kreisangeh&#246;rigen Gemeinden, die Gr&#252;ndung der ... und den Beschlu&#223; der einschl&#228;gigen Abfallbeseitigungs- und Geb&#252;hrensatzung, insbesondere die Geb&#252;hrenkalkulation Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Ferner wird Bezug genommen auf die Gerichtsakte des Berufungsverfahrens 9 A 380/89, in dem es um Abfallbeseitigungsgeb&#252;hren im ...-Kreis f&#252;r 1987 geht, sowie die zu jener Akte eingereichten Satzungsunterlagen des Beklagten zu der f&#252;r 1987 ma&#223;geblichen, mit R&#252;ckwirkung auf den 1. Januar 1987 beschlossenen, Geb&#252;hrensatzung vom 24. Juni 1988, die sich mit den Vorschriften der Geb&#252;hrensatzung vom 29. Oktober 1985 deckt; die Satzung vom 24. Juni 1988 hat der Kreis ohne Abweichungen zur Satzung vom 29. Oktober 1985, indessen nach erg&#228;nzenden Erl&#228;uterungen der Satzungsvorlage erlassen, nachdem das Verwaltungsgericht in verschiedenen Urteilen - wie auch im vorliegenden Fall - den Standpunkt eingenommen hatte, dem Kreistag seien die Grundlagen der Geb&#252;hrenkalkulation in der Vorlage zur Satzung vom 29. Oktober 1985 nicht hinreichend erl&#228;utert worden.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich sind die Satzungsunterlagen zu der ab 1. Januar 1988 geltenden Fassung der Abfallbeseitigungssatzung des Kreises und der zugeh&#246;rigen Geb&#252;hrensatzung aus dem Verfahren 9 A 2487/89, in dem es um Abfallbeseitigungsgeb&#252;hren f&#252;r 1988 geht, beigezogen worden.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Hiernach liegen dem Senat insbesondere folgende Unterlagen vor:</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">1. Unterlagen &#252;ber die Gr&#252;ndung des M&#252;llbeseitigungszweckverbandes im ...- Kreis sowie dessen Satzung (Anlage 3 in BA V zu 9 A 764/88)</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">2. Unterlagen &#252;ber die "Umwandlung" des M&#252;llbeseitigungszweckverbandes in die ... und die damit verbundene Aufl&#246;sung des Verbandes (Anlage 4 in BA V zu 9 A 764/88)</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">3. &#214;ffentlich-rechtliche Vereinbarungen zwischen Kreis und kreisangeh&#246;rigen Gemeinden und St&#228;dten von 1982 und 1983 &#252;ber die &#220;bertragung von Aufgaben der Abfallbeseitigung auf den Kreis (Anlage 2 in BA V zu 9 A 764/88)</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">4. Gesellschaftsvertrag der ... und deren Vertrag mit dem Kreis &#252;ber die Durchf&#252;hrung der Aufgaben der Abfallbeseitigung (BA III zu 9 A 764/88)</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">5. Satzungsakte der Abfallbeseitigungssatzung i.d.F. der 3. &#196;nderungssatzung vom 29. Oktober 1985 und der Abfallbeseitigungsgeb&#252;hrensatzung vom selben Tage (Anlage 1 in BA V zu 9 A 764/88)</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">6. Beschlu&#223;- und Kalkulationsunterlagen (Geb&#252;hrenbedarfsberechnung) zu den Satzungen vom 29. Oktober 1985 (BA III und IV zu 9 A 764/88)</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">7. Satzungstext und Beschlu&#223;- sowie Kalkulationsunterlagen (Geb&#252;hrenbedarfsberechnung) zu der mit R&#252;ckwirkung auf den 1. Januar 1987 beschlossenen Geb&#252;hrensatzung vom 24. Juni 1988 (BA I zu 9 A 380/89)</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">8. Satzungstexte und Satzungsunterlagen zu der Abfallbeseitigungssatzung i.d.F. der 4. &#196;nderungssatzung vom 18. Dezember 1987 und der Geb&#252;hrensatzung i.d.F. der 2. &#196;nderungssatzung vom selben Tage (BA IV zu 9 A 2487/89)</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">9. Wirtschaftspl&#228;ne der ... f&#252;r ...</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"> 1986 (Anlage 5 in BA V zu 9 A 764/88)</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"> 1987 (BA III zu 9 A 380/89)</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks"> 1988 (BA IV zu 9 A 2487/89, BA V zu 9 A 965/88)</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">10. Gesch&#228;ftsbericht der ... f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks"> 1986 (Anlage 8 in BA V zu 9 A 764/88)</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist begr&#252;ndet. Das Verwaltungsgericht hat der Klage zu Unrecht stattgegeben. Der in der Fassung des Widerspruchsbescheides angefochtene Geb&#252;hrenbescheid ist rechtm&#228;&#223;ig und verletzt den Kl&#228;ger nicht in seinen Rechten.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">A.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Geb&#252;hrenerhebung beruht auf g&#252;ltigen Satzungsrecht. Einschl&#228;gig ist hier die Geb&#252;hrensatzung vom 29. Oktober 1985 in Verbindung mit der Abfallbeseitungssatzung des ...-Kreises vom 22. Dezember 1982 in der nach Erla&#223; der 3. &#196;nderungssatzung vom 29. Oktober 1985 ab 1. Januar 1986 g&#252;ltigen Fassung. Die Inhalte und Vorschriften der genannten Geb&#252;hrensatzung versto&#223;en nicht gegen h&#246;herrangiges Recht.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Rechtm&#228;&#223;ig ist zun&#228;chst die Vorschrift des &#167;1 GS, wonach f&#252;r die Inanspruchnahme der Einrichtungen und Anlagen der Abfallbeseitigung des ...-Kreises Benutzungsgeb&#252;hren erhoben werden. Die Geb&#252;hrenerhebung ist nach &#167;4 Abs. 2 Kommunalabgabengesetz NW (KAG) zul&#228;ssig, wenn es sich um eine Einrichtung des Kreises handelt, die er im Rahmen der ihm nach den abfallrechtlichen Bestimmungen obliegenden Aufgaben zul&#228;ssigerweise unterh&#228;lt und betreibt. Das ist der Fall.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die nach &#167;1 Abs. 1 GS abzurechnenden Leistungen sind diejenigen, die der Kreis nach Ma&#223;gabe der eingangs genannten Abfallbeseitigungssatzung erbringt. Dabei handelt es sich nach den &#167;&#167;1 und 2 AS - mit den Einschr&#228;nkungen nach &#167;&#167;3 und 4 AS - um das Einsammeln von Abfall, die Bereitstellung von Sammelbeh&#228;ltern f&#252;r die Getrenntsammlung, das Bef&#246;rdern mit Ausnahme der fortgeworfenen und verbotswidrig abgelagerten Abf&#228;lle sowie das Behandeln, Lagern, Ablagern und Verwerten von Abf&#228;llen nach Ma&#223;gabe der gesetzlichen Bestimmungen. Das sind bis zum 31. Oktober 1986 auf Bundesebene die Vorschriften des Gesetzes &#252;ber die Beseitigung von Abf&#228;llen (Abfallbeseitigungsgesetz - AbfG 1977) - i.d.F. vom 5. Januar 1977, BGBl. I S. 41, zuletzt ge&#228;ndert durch Gesetz vom 18. Februar 1986, BGBl. I S. 265, und seit dem 1. November 1986 die des Gesetzes &#252;ber die Vermeidung und Entsorgung von Abf&#228;llen (Abfallgesetz 1986 - AbfG 1986 -) vom 27. August 1986 BGBl. I S. 1410; ferner sind einschl&#228;gig die Vorschriften des das AbfG 1977/1986 erg&#228;nzenden Landesabfallgesetzes NW (LAbfG 1973) vom 18. Dezember 1973, GV NW S. 562, das zuletzt durch Gesetz vom 6. November 1984, GV NW S. 679 ge&#228;ndert worden ist und bis zur Verk&#252;ndung des Landesabfallgesetzes vom 21. Juni 1988, GV NW S. 250, gegolten hat. Mit den Vorschriften dieser Gesetze steht die Erbringung der geb&#252;hrenpflichtigen Entsorgungsleistungen, soweit sie hier interessieren, in Einklang.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Das gilt auch insoweit, als der Kreis nicht nur die ihm nach &#167;3 Abs. 2 Satz 1 AbfG 1977/1986 in Verbindung mit &#167;1 Abs. 1 LAbfG 1973 obliegenden Verpflichtungen der Abfallbeseitigung bzw. Abfallentsorgung, sondern auch die nach &#167;3 Abs. 2 Satz 1 AbfG 1977/1986 i.V.m. &#167;1 Abs. 2 LAbfG 1973 den kreisangeh&#246;rigen Gemeinden obliegende Aufgabe, die in ihrem Gebiet angefallenen Abf&#228;lle einzusammeln und zu den Abfallbeseitigungsanlagen oder zu den M&#252;llumschlagstationen, soweit sie von den Kreisen oder in deren Auftrag betrieben werden, zu bef&#246;rdern, wahrnimmt. Diese Aufgaben sind dem Kreis durch &#246;ffentlich-rechtliche Vereinbarungen im Sinne von &#167;23 Abs. 1 des Gesetzes &#252;ber kommunale Gemeinschaftsarbeit in der Fassung der Bekanntmachung vom 1. Oktober 1979, GV NW S. 621, zuletzt ge&#228;ndert durch Gesetz vom 26. Juni 1984, GV NW S. 362, (GkG) von den einzelnen kreisangeh&#246;rigen Gemeinden in der Weise &#252;bertragen worden, da&#223; der Kreis diese Aufgaben in seine Zust&#228;ndigkeit &#252;bernommen hat (&#167;23 Abs. 2 Satz 1 GkG). Solche Vereinbarungen sind nach &#167;2 Abs. 1 LAbfG 1973, der die Vorschriften des GkG f&#252;r anwendbar erkl&#228;rt, zul&#228;ssig. Der bis 1982 t&#228;tige M&#252;llbeseitigungszweckverband in ...-Kreis, der bis dahin die dem Kreis und den mit ihm im Verband zusammengeschlossenen Gemeinden obliegenden &#246;ffentlichen Aufgaben der Abfallbeseitigung wahrnahm, ist durch Beschlu&#223; der Verbandsversammlung vom 18. November 1982 &#252;ber die Umwandlung dieses Verbandes in die ... mit der daf&#252;r nach &#167;20 Abs. 2 GkG erforderlichen Zustimmung des Regierungspr&#228;sidenten ... vom 30. Dezember 1982 aufgel&#246;st worden und nimmt seitdem keine Aufgaben der Abfallbeseitigung mehr wahr.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Unbedenklich ist ferner, da&#223; sich der ...-Kreis gem&#228;&#223; &#167;1 Abs. 2 AS zur Durchf&#252;hrung der Abfallentsorgung im Kreisgebiet, wie sie satzungsm&#228;&#223;ig erfolgt, in vollem Umfang der RSAG bedient. Die ... ist bei der Aufgabenwahrnehmung nicht mit &#246;ffentlichen Befugnissen betraut, sondern wird nur als privates Unternehmen im Auftrage des Kreises bei der Erf&#252;llung seiner Aufgaben t&#228;tig. Das ist nach &#167;3 Abs. 2 Satz 2 AbfG 1977/1986 zul&#228;ssig, wonach sich die nach dem Landesrecht zust&#228;ndigen K&#246;rperschaften des &#246;ffentlichen Rechts zur Erf&#252;llung ihrer Pflichten bei der Entsorgung der in ihrem Gebiet angefallenen Abf&#228;lle Dritter bedienen d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Geb&#252;hrensatzung enth&#228;lt auch insoweit eine g&#252;ltige Regelung, als nach &#167;2 Abs. 1 GS f&#252;r die Abfallentsorgung der Grundst&#252;cke der Grundst&#252;ckseigent&#252;mer und die Entsorgung von Eigentumswohnungen der Wohnungseigent&#252;mer geb&#252;hrenpflichtig ist, ungeachtet der Frage, ob der betreffende Eigent&#252;mer die auf dem Grundst&#252;ck befindlichen Wohnungen und sonstigen R&#228;umlichkeiten vermietet oder verpachtet hat. Die fehlende Einschr&#228;nkung, die auf den Regelungen des &#167;6 Abs. 1 und 5 AS beruht, wonach jeder Grundst&#252;ckseigent&#252;mer im Geltungsbereich der Satzung verpflichtet ist, sein Grundst&#252;ck oder seine Wohnung an die Abfallbeseitigung anzuschlie&#223;en (Anschlu&#223;zwang) und die bei ihm anfallenden Abf&#228;lle der Abfallbeseitigung zu &#252;berlassen (Benutzungszwang), verst&#246;&#223;t nicht gegen das AbfG 1977/1986 und LAbfG 1973 und auch nicht gegen den Grundsatz, da&#223; die Geb&#252;hr gem&#228;&#223; &#167;4 Abs. 2, &#167;6 KAG nur von dem beansprucht werden darf, der die geb&#252;hrenpflichtige Leistung in Anspruch nimmt.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des bisher f&#252;r das Abfallbeseitigungsgeb&#252;hrenrecht zust&#228;ndigen 2. Senats des erkennenden Gerichts besteht die bei der Abfallentsorgung von Grundst&#252;cken erbrachte Leistung grunds&#228;tzlich nicht schon im Vorhalten von Abfallbeh&#228;ltern und dem periodischen Anfahren der Grundst&#252;cke durch M&#252;llfahrzeuge zum Zwecke der Leerung der aufgestellten Abfallbeh&#228;lter, es mu&#223; hinzukommen, da&#223; die aufgestellten Gef&#228;&#223;e auch durch Einf&#252;llen von Abfall genutzt worden sind.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks"> Vgl. z.B. Urteil vom 6. Dezember 1989 - 2 A 399/87 -; a.A. Hessischer VGH, Urteil vom 20. Juni 1990 - Hessische St&#228;dte- und Gemeindezeitung 1990 S. 444, der f&#252;r die Leistungserbringung das Zuteilen von Abfallbeh&#228;ltern und Anfahren des Grundst&#252;ckes durch M&#252;llfahrzeuge ausreichen l&#228;&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Das bedeutet, da&#223; der Grundst&#252;ckseigent&#252;mer bei der Verpachtung des Grundst&#252;ckes bzw. der Vermietung von auf dem Grundst&#252;ck befindlichen Wohnungen nicht schon deshalb zu Geb&#252;hren herangezogen werden kann, weil das Grundst&#252;ck zur Leerung aufgestellter Abfallgef&#228;&#223;e durch M&#252;llfahrzeuge angefahren wird, d.h. weil das Grundst&#252;ck an die &#246;ffentliche Abfallentsorgung angeschlossen ist, und er dadurch einen Entsorgungsvorteil hat, den er seinem P&#228;chter bzw. Mieter vermittelt. Erforderlich ist zus&#228;tzlich, da&#223; dem Eigent&#252;mer auch das Einf&#252;llen des Abfalls durch den P&#228;chter oder Mieter in den Abfallbeh&#228;lter und das Bereitstellen des Beh&#228;lters zur Leerung sowie die Leerung selbst zugerechnet werden kann. Ob diesem Leistungsverst&#228;ndnis der Inanspruchnahme der Abfallentsorgung zu folgen ist, l&#228;&#223;t der Senat offen. F&#252;r die im vorliegenden Fall nur interessierende Geb&#252;hrenerhebung f&#252;r Wohngrundst&#252;cke sind n&#228;mlich nach der satzungsm&#228;&#223;ig definierten Leistung, f&#252;r die die Geb&#252;hr erhoben wird, sowohl das Bereitstellen des Abfallbeh&#228;lters als auch seine Leerung Voraussetzung. Das ergibt sich aus Nr. 1.1 des Geb&#252;hrentarifs, wonach die Geb&#252;hren f&#252;r die "Entleerung" der auf dem Grundst&#252;ck befindlichen Regelbeh&#228;lterausstattung anfallen. Der hiernach f&#252;r die Geb&#252;hrenpflicht ma&#223;geblichen Leistung entspricht indessen die vom Grundst&#252;ckseigent&#252;mer in Anspruch genommene Abfallentsorgungsleistung des Kreises auch dann, wenn der Grundst&#252;ckseigent&#252;mer das Grundst&#252;ck verpachtet bzw. die darauf befindlichen Wohnungen vermietet hat.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Durch das Bereitstellen von Abfallbeh&#228;ltern f&#252;r seine Mieter bzw. den Grundst&#252;cksp&#228;chter nimmt der Eigent&#252;mer zun&#228;chst die Vorhalteleistungen des Kreises zur Abfallentsorgung des Grundst&#252;ckes in Anspruch. Letzteres gilt auch dann, wenn der P&#228;chter und Mieter selbst auf dem Grundst&#252;ck private oder leihweise vom Kreis bzw. der ... &#252;berlassene Beh&#228;lter f&#252;r anfallende Abf&#228;lle bereitstellt. Auch dann nimmt der Grundst&#252;ckseigent&#252;mer die Vorhalteleistungen des Kreises in Anspruch, weil ihm das beschriebene Handeln des Mieters oder P&#228;chters zuzurechnen ist. Diese erf&#252;llen mit dem Aufstellen von Abfallbeh&#228;ltern auf dem Grundst&#252;ck n&#228;mlich zugleich die dem Eigent&#252;mer nach &#167;6 Abs. 1 AS obliegende Verpflichtung, sein Grundst&#252;ck an die Abfallentsorgung des Kreises anzuschlie&#223;en sowie die damit nach &#167;8 Abs. 2 AS verbundene weitere Pflicht, entsprechend dem tats&#228;chlich anfallenden Abfall ausreichendes Abfallbeh&#228;ltervolumen auf dem Grundst&#252;ck bereitzustellen. Das Aufstellen privater oder vom Kreis bzw. der ... zur Verf&#252;gung gestellter Gef&#228;&#223;e ist, sofern die Gef&#228;&#223;e den Anforderungen des &#167;8 Abs. 1 a AS gen&#252;gen, wahlweise zul&#228;ssig, weil nach &#167;8 Abs. 2 und 3 AS f&#252;r den Eigent&#252;mer kein Zwang zur leihweisen Inanspruchnahme der Hausm&#252;llgef&#228;&#223;e des Kreises bzw. der ..., sondern nur ein entsprechender Anspruch besteht.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Annahme, da&#223; Mieter und P&#228;chter mit der Aufstellung von Abfallbeh&#228;ltern die sich aus dem Anschlu&#223;zwang f&#252;r den Eigent&#252;mer ergebenden Verpflichtungen erf&#252;llen, scheidet nicht deshalb aus, weil ein Anschlu&#223;zwang hinsichtlich der &#246;ffentlichen Abfallentsorgung f&#252;r den Grundst&#252;ckseigent&#252;mer ungeachtet seiner Eigenschaft als Abfallbesitzer unzul&#228;ssig w&#228;re. In &#167;5 Abs. 1 Satz 3 LAbfG 1973 ist ausdr&#252;cklich bestimmt, da&#223; f&#252;r die Anordung des Anschlu&#223;- und Benutzungszwangs bei der Abfallbeseitigung &#167;19 Abs. 1 der Gemeindeordnung NW (GO), der sich auf einen solchen Zwang f&#252;r Grundst&#252;cke bezieht, entsprechend gilt. Die Vorschrift des &#167;5 Abs. 1 Satz 3 LAbfG 1973 steht mit Bundesrecht in Einklang, weil durch &#167;3 Abs. 1 AbfG 1977 ebenso wie durch &#167;3 Abs. 1 AbfG 1986, wonach der Besitzer Abf&#228;lle dem Beseitigungspflichtigen bzw. Entsorgungspflichtigen zu &#252;berlassen hat, erg&#228;nzende landesrechtliche Vorschriften &#252;ber einen Anschlu&#223;- und Benutzungszwang f&#252;r den Grundst&#252;ckseigent&#252;mer nicht ausgeschlossen werden.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Hessischer VGH, Urteil vom 7. M&#228;rz 1990, Hessische St&#228;dte- und Gemeindezeitung 1990 S. 441.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Der Grundst&#252;ckseigent&#252;mer nimmt die Leistungen der &#246;ffentlichen Abfallentsorgung aber auch insoweit in Anspruch, als der Inhalt der Abfallbeh&#228;lter auf dem Grundst&#252;ck zur Entsorgung bereitgestellt und abgeholt wird. Der Eigent&#252;mer ist n&#228;mlich - abgesehen von denkbaren atypischen Einzelf&#228;llen, die zul&#228;ssigerweise durch einen Geb&#252;hrenerla&#223; aus Gr&#252;nden einer sachlichen, vom Satzungsgeber nicht beabsichtigten Unbilligkeit ber&#252;cksichtigt werden k&#246;nnen - auch Besitzer des in den Beh&#228;ltern befindlichen Abfalls und damit auch verpflichtet, diesen Abfall dem Entsorgungstr&#228;ger zu &#252;berlassen. Dementsprechend nimmt er auch die durch die Abfuhr des Abfalls erbrachte Leistung in Anspruch. Das gilt auch dann, wenn die Abfallbeh&#228;lter vom Mieter oder P&#228;chter beschafft und auf dem Grundst&#252;ck aufgestellt worden sind. Nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts und des Bundesgerichtshofs ist der Besitzbegriff des &#167;3 Abs. 1 AbfG 1977/1986 &#246;ffentlich- rechtlicher Art und nach dem mit diesem Begriff verfolgten Zweck auszulegen, die Verantwortlichkeit f&#252;r entstandenen Abfall zu bestimmen.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks"> Vgl. BVerwG, Urteile vom 11. Februar 1983, BVerwGE 67 S. 8, und 19. Januar 1989, NJW 1989 S. 1295; BGH, Urteil vom 14. M&#228;rz 1985, NVwZ 1985 S. 447.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Danach gen&#252;gt f&#252;r den Besitz des auf einem Grundst&#252;ck befindlichen Abfalls ein "Mindestma&#223;" an Sachherrschaft des Eigent&#252;mers &#252;ber das Grundst&#252;ck, ohne da&#223; hinsichtlich der beseitigungspflichtigen Stoffe ein spezieller Besitzbegr&#252;ndungswille erforderlich w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks"> Vgl. die zitierten Urteile des BVerwG und BGH.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Diese Voraussetzungen sind beim Eigent&#252;mer von Wohngrundst&#252;cken, der R&#228;ume vermietet bzw. das Grundst&#252;ck verpachtet hat, erf&#252;llt, wenn der Mieter oder P&#228;chter mit seinem Einverst&#228;ndnis - von dem wegen des bestehenden Anschlu&#223;zwanges auszugehen ist - besondere Beh&#228;lter auf dem Grundst&#252;ck aufstellt, in denen Abf&#228;lle zur Abholung durch den Entsorgungstr&#228;ger gesammelt werden.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks"> Vgl. BGH, Urteil vom 14. M&#228;rz 1985 a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Die dargestellten &#220;berlegungen gelten entsprechend, wenn der Mieter einer Eigentumswohnung mit Einverst&#228;ndnis des vermietenden Wohnungseigent&#252;mers seinen Abfall in auf dem Grundst&#252;ck aufgestellten Abfallbeh&#228;ltern zur Entsorgung zur Verf&#252;gung stellt. Dann tritt die Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft und damit jeder einzelne Wohnungseigent&#252;mer als Abfallbesitzer an die Stelle des Grundst&#252;ckseigent&#252;mers.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Hiernach steht einer Geb&#252;hrenpflicht des Eigent&#252;mers, der Wohnraum vermietet oder verpachtet hat, auch nicht entgegen, da&#223; ihm das Risiko auferlegt wird, die Abfallbeseitigungsgeb&#252;hren auf seinen Mieter oder P&#228;chter abw&#228;lzen zu k&#246;nnen. Im Rahmen der bestehenden Vertragsfreiheit kann er mit seinem Mieter oder P&#228;chter Vereinbarungen treffen, da&#223; letzterer die f&#252;r das Grundst&#252;ck bzw. die Wohnung anfallenden Grundbesitzabgaben zu tragen habe. Soweit er langfristige Vertr&#228;ge geschlossen hat, die so etwas nicht vorsehen, weil im ...-Kreis bis Anfang 1986 die Kosten f&#252;r die Entsorgung der Wohngrundst&#252;cke durch Ausgabe von M&#252;llmarken umgelegt wurden und diese Marken nach Vertragsschlu&#223; vom Mieter zu erwerben waren, f&#228;llt ein solcher Vertragsschlu&#223; in den Risikobereich des Grundst&#252;ckseigent&#252;mers. Der Satzungsgeber braucht solche Umst&#228;nde bei Geb&#252;hren der vorliegenden H&#246;he nicht zu ber&#252;cksichtigen, zumal die Leistung, f&#252;r die Geb&#252;hren erhoben werden, in vollem Umfang jedenfalls auch dem Grundst&#252;ckseigent&#252;mer erbracht werden.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks"> Vgl. zur Frage, inwieweit dem Vermieter eine (nachtr&#228;gliche) Erhebung von Benutzungsgeb&#252;hren zugemutet werden kann, die er wegen Ablaufs der Frist nach &#167;4 Abs. 3 des Gesetzes zur Regelung der Mieth&#246;he nicht mehr auf den Mieter umlegen kann, Urteil des Senats vom 27. Juli 1990 - 9 A 2384/88 -.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Inwieweit auch der Mieter bzw. P&#228;chter die (volle) geb&#252;hrenpflichtige Leistung in Anspruch nimmt, bedarf keiner Kl&#228;rung. Selbst wenn letzteres der Fall w&#228;re, best&#252;nde keine Verpflichtung des Satzungsgebers, vorrangig vor dem Grundst&#252;ckseigent&#252;mer den Mieter oder P&#228;chter als Geb&#252;hrenpflichtige zu bestimmen. Das gilt aus Gr&#252;nden der Verwaltungspraktikabilit&#228;t schon deshalb, weil das Eigentum an Grundst&#252;cken weniger h&#228;ufig wechselt als der Mieter einer Wohnung oder P&#228;chter eines Wohngrundst&#252;ckes und weil sich bei Wohngrundst&#252;cken mit mehreren Mietwohnungen die Geb&#252;hrenerhebung durch Heranziehung des Grundst&#252;ckseigent&#252;mers vereinfacht.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Ob und inwieweit die nach &#167;11 AS dem Grundst&#252;ckseigent&#252;mer obliegenden Meldepflichten sich auch auf Mitteilung zur &#196;nderung der Mietverh&#228;ltnisse und der Gr&#246;&#223;e der Haushalte seiner Mieter beziehen und insoweit g&#252;ltiges Recht sind, hat f&#252;r die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Geb&#252;hrenpflicht des Eigent&#252;mers keine Bedeutung, da die im vorliegenden Fall nur interessierende Geb&#252;hrenpflicht von der G&#252;ltigkeit der Vorschriften &#252;ber bestimmte Meldepflichten des Grundst&#252;ckseigent&#252;mers unabh&#228;ngig sind.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Die Satzung verf&#252;gt - soweit das hier von Bedeutung ist - in &#167;4 GS i.V.m. den erg&#228;nzenden Vorschriften des Geb&#252;hrentarifs &#252;ber eine g&#252;ltige Ma&#223;stabsregelung, insbesondere einen g&#252;ltigen Geb&#252;hrenma&#223;stab f&#252;r Wohngrundst&#252;cke.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Einschl&#228;gig ist insoweit zun&#228;chst &#167;4 Abs. 1 GS i.V.m. Nr. 1 GT. Nach &#167;4 Abs. 1 Satz 1 GS ist Bemessungsgrundlage der Geb&#252;hren f&#252;r das Einsammeln und Beseitigen f&#252;r Hausm&#252;ll einschlie&#223;lich Sperrm&#252;ll der Haushalt und die Zahl der in einem Haushalt wohnenden Personen. Mit der Bemessung nach der Zahl der in einem Haushalt wohnenden Personen ist unter Ber&#252;cksichtigung der Staffelung der Geb&#252;hrentarife in Nr. 1.1 GT nach Ein-, Zwei-, Drei- und Vier-Personen-Haushalten sowie Haushalten mit f&#252;nf und mehr Personen gemeint, da&#223; auf eine nach der jeweiligen Haushaltsgr&#246;&#223;e durchschnittlich anfallende Abfallmenge abgestellt werden soll bzw. auf ein bestimmtes Verh&#228;ltnis, in dem die durchschnittlichen Abfallmengen der Haushaltungen verschiedener Gr&#246;&#223;e zueinander stehen. Dabei wird ausweislich der Unterlagen zur Satzung vom 29. Oktober 1985 (BA III zu 9 A 764/88 S. 23 ff) und der Erl&#228;uterung der Geb&#252;hrenkalkulation zur Satzung vom 24. Juni 1988, die der Sache nach auch f&#252;r die Geb&#252;hrensatzung vom 29. Oktober 1985 gilt und die Erl&#228;uterungen zur jener Satzung erg&#228;nzt, von einer Degression der je nach Haushaltsgr&#246;&#223;e anfallenden Abfallmenge/Haushalt ausgegangen; das Abfallaufkommen pro Woche wurde entsprechend bestimmten Erfahrungen beim Abfallanfall und einer darauf aufbauenden Prognose zur Bewertung des Ma&#223;es der Inanspruchnahme f&#252;r einen Ein-Personen-Haushalt mit 35 l, einen Zwei-Personen- Haushalt mit 60 l, einen Drei-Personen-Haushalt mit 90, einen Vier-Personen-Haushalt mit 115 l und f&#252;r einen F&#252;nf- und Mehr-Personen-Haushalt mit 140 l angesetzt (BA I zu 9 A 380/89 Bl. 13). Neben den dargestellten Bemessungskriterien wird gem&#228;&#223; Nr. 1 GT zus&#228;tzlich auf die Zahl der w&#246;chentlichen Leerungen der Abfallbeh&#228;lter abgestellt.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Die hiernach vorliegende Ma&#223;stabsregelung steht mit h&#246;herrangigem Recht in Einklang.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;6 Abs. 3 KAG ist die Benutzungsgeb&#252;hr nach der Inanspruchnahme der &#246;ffentlichen Einrichtung (Abfallbeseitigung) zu bemessen (Satz 1). Wenn das besonders schwierig oder wirtschaftlich nicht vertretbar ist, kann ein Wahrscheinlichkeitsma&#223;stab gew&#228;hlt werden, der nicht in einem offensichtlichen Mi&#223;verh&#228;ltnis zu der Inanspruchnahme stehen darf (Satz 2). Da es besonders schwierig ist, die tats&#228;chliche Inanspruchnahme der &#246;ffentlichen Einrichtung Abfallbeseitigung genau (nach Menge, Beschaffenheit, Gewicht usw.) zu bestimmen, d&#252;rfen Geb&#252;hren f&#252;r die Inanspruchnahme der Abfallbeseitigung nach einhelliger Auffassung nach einem Wahrscheinlichkeitsma&#223;stab bemessen werden.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks"> Vgl. OVG NW, Urteile vom 5. Juli 1982, Gemht 1983 S. 214 = StGR 1983 S. 182, und vom 22. Februar 1990 - 2 A 2305/87 -; Bayrischer VGH, Urteil vom 6. Juni 1984, BayVBl 1985 S. 17; OVG L&#252;neburg, Urteil vom 4. Oktober 1984, NVwZ 1985 S. 441; VGH Baden-W&#252;rttemberg, Urteil vom 6. M&#228;rz 1986, VBlBW 1987 S. 146.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Zudem w&#228;ren die Feststellungen, die bei einer wirklichkeitsgerechten Geb&#252;hrenbemessung nach den genannten Faktoren erforderlich sind, mit einem unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig hohem und wirtschaftlich nicht mehr vertretbarem Aufwand durch Messungen des Abfallvolumens, durch Wiegen des Abfalls und Ermittlungen seiner Zusammensetzung verbunden.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Ist somit die Wahl eines Wahrscheinlichkeitsma&#223;stabes f&#252;r Abfallbeseitigungsgeb&#252;hren zul&#228;ssig, ist der Satzungsgeber bei der Auswahl der in Betracht kommenden Ma&#223;st&#228;be mit der Einschr&#228;nkung frei, da&#223; der Ma&#223;stab nicht in einem offensichtlichen Mi&#223;verh&#228;ltnis zur Inanspruchnahme stehen darf. In dieser Hinsicht hat der Ortsgesetzgeber lediglich zu pr&#252;fen, ob der von der Ma&#223;stabsregelung vorausgesetzte Zusammenhang zwischen Geb&#252;hrenbemessung und Art und Umfang der Inanspruchnahme denkbar und nicht offensichtlich unm&#246;glich ist.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks"> Vgl. die zitierten Urteile des OVG NW vom 5. Juli 1982 und 22. Februar 1990.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Dementsprechend kommt es nicht darauf an, da&#223; der Satzungsgeber den im einzelnen zweckm&#228;&#223;igsten, vern&#252;nftigsten, gerechtesten oder wahrscheinlichsten Ma&#223;stab gefunden hat, sondern findet die ihm einger&#228;umte (weite) Gestaltungsfreiheit unter Ber&#252;cksichtigung von Art. 3 Abs. 1 GG und verfassungskonformer Auslegung von &#167;6 Abs. 3 KAG erst dort ihre Grenze, wo die gleiche oder ungleiche Behandlung der von ihm geregelten Sachverhalte nicht mehr mit einer am Gerechtigkeitsgedanken orientierten Betrachtungsweise zu vereinbaren ist, weil ein einleuchtender, sachlich vertretbarer Grund f&#252;r Gleich- oder Ungleichbehandlung fehlt.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks"> Vgl. zu diesen Freiheiten und Grenzen des Satzungsgebers z.B. Bundesverwaltungsgericht, Urteile vom 8. November 1968, BVerwGE 31 S. 33 (34) und vom 23. Mai 1973, BVerwGE 42 S. 210 (216), und Beschlu&#223; vom 19. M&#228;rz 1981, KStZ 1981 S. 110.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Hiernach ist die Geb&#252;hrenbemessung nach der Zahl w&#246;chentlicher Leerungen, aber auch im &#252;brigen rechtm&#228;&#223;ig. Der einzelne Haushalt ist eine typische wirtschaftliche Einheit, die h&#228;uslichen Abfall erzeugt und danach einen geeigneten Ansatz f&#252;r die Geb&#252;hrenbemessung bietet.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks"> Vgl. OVG L&#252;neburg, Urteile vom 4. Oktober 1984, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Durch die Ber&#252;cksichtigung der Zahl der zum Haushalt geh&#246;renden Personen und der je nach Haushaltsgr&#246;&#223;e durchschnittlich (relativ) anfallenden Abfallmenge wird in zul&#228;ssiger Weise der Wahrscheinlichkeit Rechnung getragen, da&#223; mit zunehmender Zahl der zu einem Haushalt geh&#246;renden Personen auch die Abfallmenge steigt, die Steigerung indessen nicht notwendig gleichm&#228;&#223;ig linear nach einer feststehenden Abfallmenge pro Person verlaufen mu&#223;. Zwar gibt es Untersuchungen, nach denen die Abfallmenge bis zu mehreren (z.B. 5) Personen im Durchschnitt in etwa gleich bleibt und erst bei einer gr&#246;&#223;eren Zahl von Personen (z.B. 6-30) (linear) zunimmt.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks"> Vgl. VGH Baden-W&#252;rttemberg, Urteil vom 22. M&#228;rz 1979, KStZ 1979 S. 155; OVG NW, zitierte Urteile vom 5. Juli 1982 und 22. Februar 1990.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Andererseits kommt diesen Untersuchungen entsprechend den Bedingungen bei den durchgef&#252;hrten Erhebungen keine Allgemeinverbindlichkeit zu und ist es deshalb unter Wahrscheinlichkeitsgesichtspunkten auch zul&#228;ssig, von einer pro Person/Grundst&#252;ck gleichm&#228;&#223;igen Zunahme der Abfallmenge,</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks"> vgl. auch hierzu die zitierten Urteile OVG NW vom 5. Juli 1982 und 22. Februar 1990, ferner Bayrische VGH, Urteil vom 6. Juni 1984, a.a.O., und Peine, Die Finanzierung der Entsorgung h&#228;uslicher Abf&#228;lle (in: das Neue Abfallwirtschaftsrecht - Umweltrechtstage 1989 - S. 75, 90 ff),</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">oder - wie hier - entsprechend anderen Prognosewerten bei Haushalten mit ein bis f&#252;nf Personen von einer geringf&#252;gig degressiven Steigerung der Abfallmenge pro Person/Haushalt auszugehen. Die vorliegenden Mengenans&#228;tze und die Degression, wonach f&#252;r die erste Person ein Abfallvolumen von 35 l, die zweite und dritte Person jeweils ein solches von 30 l und die vierte und f&#252;nfte Person jeweils ein Abfallvolumen von 25 l zugrundegelegt wird, halten sich als Werte zur Erfassung des wahrscheinlichen Ma&#223;es der je nach Haushaltsgr&#246;&#223;e unterschiedlichen Inanspruchnahme im Rahmen der dem Satzungsgeber zustehenden Beurteilungs- und Prognosespielr&#228;ume. Die Ans&#228;tze bed&#252;rfen nicht etwa einer Rechtfertigung durch wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse, da es bei der Anwendung von Wahrscheinlichkeitsma&#223;st&#228;ben gerade nicht um eine wirklichkeitsgerechte Bemessung, sondern eben nur um einen Ma&#223;stab geht, der nicht in einem "offensichtlichen" Mi&#223;verh&#228;ltnis zu der Inanspruchnahme stehen darf. Dementsprechend gehen auch Einw&#228;nde fehl, der Satzungsgeber sei f&#252;r 1988 oder sp&#228;tere Zeitr&#228;ume von anderen Ans&#228;tzen beim durchschnittlichen Abfallanfall ausgegangen. Im &#252;brigen findet die dem Ma&#223; der Inanspruchnahme der Abfallentsorgung zugrundegelegte Degression dem Ansatz nach eine Best&#228;tigung durch eine von der ... im September 1987 in ... beispielhaft durchgef&#252;hrte Untersuchung, deren graphisch dargestelltes Ergebnis sich bei den Unterlagen der f&#252;r 1988 ma&#223;geblichen Geb&#252;hrensatzung befindet (Beiakte IV zu 9 A 2487/89, Anlage 3 S. 3 und 13). Danach betrug die durchschnittliche w&#246;chentliche Abfallmenge bei Haushalten mit einer Person 41,2 l, Haushalten mit 2 Personen 78 l, Haushalten mit 3 Personen 103,8 l, Haushalten mit 4 Personen 115,1 l, Haushalten mit 5 Personen 120,1 l und Haushalten mit 6 Personen 137,9 1. Da&#223; sich diese Untersuchung hinsichtlich der H&#246;he der Abfallmenge nicht mit den Ans&#228;tzen f&#252;r die Geb&#252;hrenbemessung der Jahre 1986 und 1987 deckt, ist im Hinblick auf die dargelegten Wahrscheinlichkeitsgrunds&#228;tze, des &#167;6 Abs. 3 Satz 2 KAG, wonach es ma&#223;geblich nicht auf die Mengenwerte als solche, sondern das Verh&#228;ltnis der Inanspruchnahme der Abfallentsorgung durch Haushalte unterschiedlicher Gr&#246;&#223;e ankommt, und zus&#228;tzlich deshalb unbeachtlich, weil sich die nach &#167;8 Abs. 3 AS f&#252;r Haushalte zur Verf&#252;gung zu stellende Regelausstattung mit Abfallbeh&#228;ltern - auf die noch einzugehen ist - dem Volumen nach im wesentlichen mit den im Versuch festgestellten Abfallmengen deckt.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Rechtm&#228;&#223;ig ist ferner, einen einheitlichen Geb&#252;hrentarif f&#252;r Haushalte mit f&#252;nf und mehr Personen zu bilden und damit bei der Geb&#252;hrenbemessung Abfallsteigerungen f&#252;r die sechste zum Haushalt geh&#246;rende Person und weitere Personen zu vernachl&#228;ssigen. Gegen diese Ma&#223;stabsvereinfachung bestehen keine Bedenken, weil nach den vom Satzungsgeber in Bezug genommenen Erfahrungswerten die Abfallmenge bei Gro&#223;haushaltungen mit mehr als f&#252;nf Personen nur noch verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig geringf&#252;gig ansteigt. Ungeachtet dessen bedurfte es einer weiteren Differenzierung der Geb&#252;hrenbemessung nach der Zahl der zum Haushalt geh&#246;renden Personen auch deshalb nicht, weil die Zahl der Haushaltungen mit mehr als f&#252;nf Personen im Verh&#228;ltnis zur Gesamtzahl der geb&#252;hrenpflichtigen Haushalte nach den Feststellungen des Kreises in den Erl&#228;uterungen zur Geb&#252;hrenkalkulation bzw. der ...- Vorlage zur Neuordnung des Geb&#252;hrenwesens vom 16. Oktober 1985 (Beiakte Heft III zu 9 A 764/88 S. 26) unter 10 v.H. liegt. Nach dem Grundsatz der sogenannten Typengerechtigkeit d&#252;rfen bei der Geb&#252;hrenbemessung vom geregelten Fall abweichende F&#228;lle vernachl&#228;ssigt werden, sofern deren Zahl den genannten Vomhundertsatz nicht &#252;bersteigt.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Bundesverwaltungsgericht, Urteil vom 16. September 1981 KStZ 1982 S. 69; ferner VGH Baden-W&#252;rttemberg, Urteil vom 4. M&#228;rz 1986, VBlBW 1987 S. 146, wonach entsprechend den f&#252;r jenen Fall ma&#223;geblichen Verh&#228;ltnissen ein einheitlicher Geb&#252;hrensatz schon f&#252;r Haushalte mit vier oder mehr Personen gerechtfertigt war.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Der Rechtm&#228;&#223;igkeit der nach &#167;4 Abs. 1 Satz 1 GS f&#252;r Wohngrundst&#252;cke geltenden Ma&#223;stabsregelung steht nicht entgegen, da&#223; ein sogenannter Gef&#228;&#223;ma&#223;stab, d.h. eine Geb&#252;hrenbemessung nach der Zahl und dem Fassungsverm&#246;gen der geleerten Abfallbeh&#228;ltnisse, m&#246;glicherweise besser geeignet sein k&#246;nnte, das Ma&#223; der Inanspruchnahme der Abfallbeseitigung zu erfassen. Ein solcher Ma&#223;stab ist zul&#228;ssig,</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks"> vgl. das zitierte Urteil des OVG NW vom 22. Februar 1990;</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">aus den schon dargelegten Gr&#252;nden ist der Satzungsgeber indessen nicht verpflichtet, eher einen solchen als den hier f&#252;r Wohngrundst&#252;cke ma&#223;geblichen kombinierten Haushalts- und Personenma&#223;stab zu w&#228;hlen. Zudem hat der Gef&#228;&#223;ma&#223;stab seinerseits Schw&#228;chen, da die Bemessung der Geb&#252;hren nach aufgestellten Abfallgef&#228;&#223;en bestimmter Gr&#246;&#223;e zu Ungerechtigkeiten f&#252;hren kann, wenn im Sinne einer rationellen und damit kosteng&#252;nstigen Abfallbeseitigung eine m&#246;glichst weitgehende Vereinheitlichung der den Haushaltungen bzw. Grundst&#252;cken zur Verf&#252;gung stehenden Abfallbeh&#228;lter erfolgt und es dann nicht m&#246;glich ist, Ver&#228;nderungen der Abfallmenge bei sich &#228;ndernder Zahl der auf einem Grundst&#252;ck oder in einem Haushalt lebenden Personen genauer zu ber&#252;cksichtigen.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks"> Vgl. dazu das vorzitierte Urteil des OVG NW vom 22. Februar 1990, das einen Fall betraf, in dem 120 l-Abfallgef&#228;&#223;e als kleinste Gef&#228;&#223;e zur Verf&#252;gung gestellt und Geb&#252;hren nach dem Gef&#228;&#223;ma&#223;stab erhoben wurden.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Dieser Schw&#228;che des Gef&#228;&#223;ma&#223;stabes wird unter Ber&#252;cksichtigung des Volumens der von der ... auszugebenden kleinsten Abfallbeh&#228;lter gerade auch hier begegnet. Zwar werden im Kreisgebiet f&#252;r das Einsammeln und Bef&#246;rdern von Abf&#228;llen nach &#167;8 Abs. 1 a der Abfallbeseitigungssatzung auch 50-Liter-Abfallbeh&#228;lter zugelassen, weil solche Abfallgef&#228;&#223;e bis zur Neuordnung des Abfallbeseitigungsrechts mit dem 1. Januar 1986 verwandt wurden. Soweit indessen die Grundst&#252;ckseigent&#252;mer von dem nach &#167;8 Abs. 3 AS bestehenden Anspruch einer leihweisen &#220;berlassung von Abfallbeh&#228;ltern f&#252;r Hausm&#252;ll Gebrauch machen, werden nach Darstellung des Beklagten von der ... als kleinste Gef&#228;&#223;e nur 120-Liter- Abfallbeh&#228;lter ausgegeben. Gegen eine solche Handhabung ist im Rahmen des Organisationsermessens des Kreises bei der Gestaltung der Abfallbeseitigung nichts einzuwenden, zumal bei der Ausgabe verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig kleiner Abfallbeh&#228;lter die Gefahr besteht, da&#223; der Inhalt von den Benutzern aus falscher Sparsamkeit zu hoch verdichtet wird oder der Betreffende sich seines Abfalls auf nicht erw&#252;nschte Weise entledigt.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Hiernach ist auch nicht zu beanstanden, da&#223; Haushaltungen, deren Mitglieder durch besonders umweltbewu&#223;tes Verhalten Abfall vermeiden und deshalb die vom Kreis bei der Kalkulation zugrundegelegte durchschnittliche Abfallmenge nicht erreichen, keine Geb&#252;hrenabschl&#228;ge wegen Unterschreitens der durchschnittlichen Abfallmenge einger&#228;umt werden. Der diesbez&#252;gliche Einwand, es werde weniger Abfall zur Entsorgung gegeben als in dem vom Satzungsgeber angenommenen Durchschnittsfall, zielt seinem Gehalt nach darauf, es m&#252;sse ber&#252;cksichtigt werden, da&#223; im konkreten Fall weniger Kosten f&#252;r die Abfallbeseitigung verursacht w&#252;rden als vom Satzungsgeber kalkuliert. Eine solche Betrachtung ist indessen schon vom Ansatz her verfehlt, weil es f&#252;r die Ma&#223;stabsgerechtigkeit nicht auf das Ma&#223; der Kostenverursachung, sondern das Ma&#223; der Inanspruchnahme der geb&#252;hrenpflichtigen Einrichtung ankommt. Danach ist es grunds&#228;tzlich unerheblich, welche Abfallbeseitigungskosten der einzelne Haushalt tats&#228;chlich verursacht, nachdem der Satzungsgeber entsprechend den Grunds&#228;tzen des &#167;6 Abs. 3 Satz 2 KAG zul&#228;ssigerweise davon ausgehen durfte, da&#223; die Inanspruchnahme der Abfallbeseitigung durch Haushaltungen verschiedener Gr&#246;&#223;e entsprechend den von ihm angenommenen Bemessungsgr&#246;&#223;en wahrscheinlich ist.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks"> Vgl. OVG NW, Urteil vom 29. Januar 1979 - II A 371/77, Gemhlt. 1979 S. 1986.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Auch der weitere Einwand, es gebe im Kreisgebiet mehr als 10 v.H. an Haushaltungen, die die der Ma&#223;stabsregelung zugrundeliegenden durchschnittlichen Abfallmengen unterschritten, das m&#252;sse nach Grunds&#228;tzen der Typengerechtigkeit ber&#252;cksichtigt werden, verkennt, da&#223; es nach den geltenden Bemessungsgrunds&#228;tzen nicht auf konkret anfallende Abfallmengen, sondern auf die Wahrscheinlichkeit ankommt, da&#223; mit zunehmender Personenzahl der Anfall von Abfall im Haushalt in einem bestimmten Verh&#228;ltnis ansteigt. Diese Betrachtung geht vom Durchschnittsfall aus, an dem sich der Satzungsgeber bzw. hier die ... auch bei der Organisation der Abfallbeseitigung orientieren mu&#223;, wenn die erforderlichen personellen und s&#228;chlichen Kapazit&#228;ten zur Bew&#228;ltigung der Abfallbeseitigung festgelegt werden. Dabei mu&#223; notwendigerweise in Kauf genommen werden, da&#223; auch mehr als 10 v.H. der F&#228;lle nach unten oder oben abweichen k&#246;nnten. Inwieweit sich der einzelne Haushalt einer bestimmten Personenzahl umweltbewu&#223;t verh&#228;lt oder nicht und viel oder wenig Abfall zur Entsorgung stellt, liegt n&#228;mlich weitgehend au&#223;erhalb der Einflu&#223;m&#246;glichkeit des Entsorgungstr&#228;gers; er mu&#223; sich am Durchschnittswert orientieren, der definitionsgem&#228;&#223; einen Mittelwert darstellt. Diese Betrachtung darf auch f&#252;r die Ma&#223;stabsbildung &#252;bernommen werden, solange - wof&#252;r hier keine Anhaltspunkte bestehen - der Mittelwert nicht durch Einbeziehung von Extremwerten &#252;ber die Grenze der Unverh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit hinaus verf&#228;lscht wird. Die Ber&#252;cksichtigung des unterschiedlichen Abfallanfalls innerhalb der Gruppe der Haushaltungen einer bestimmten Personenzahl liefe auf eine weitere Verfeinerung des Personenma&#223;stabes hinaus, die aus Gr&#252;nden der Ma&#223;stabsgerechtigkeit nicht geboten ist.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Ungeachtet dieser &#220;berlegungen ist im &#252;brigen weder hinreichend dargetan noch sonst ersichtlich, da&#223; in einer der nach dem Geb&#252;hrentarif zu unterscheidenden Haushaltsgruppen bei mehr als 10 v.H. der Haushaltungen der Abfallanfall in rechtlich erheblicher Weise unterhalb des vom Satzungsgeber angenommenen (Verh&#228;ltnis- )Wertes liegen k&#246;nnte. Das gilt zumal deshalb, weil es nicht nur auf eine Ermittlung der Abfallmenge ankommt, die &#252;ber die auf den Grundst&#252;cken aufgestellten Abfallgef&#228;&#223;e entsorgt wird, sondern auch auf die Abfallmenge, die an die anderen Entsorgungseinrichtungen des Kreises, die in Nr. 1.4 GI aufgez&#228;hlt sind, abgegeben werden.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Die Grunds&#228;tze der Geb&#252;hrenbemessung nach dem Ma&#223; der Inanspruchnahme der Abfallentsorgungseinrichtung des Kreises sind ferner nicht deshalb verletzt, weil die der Geb&#252;hrenbemessung zugrundegelegten durchschnittlichen Abfallmengen der Haushaltungen verschiedener Gr&#246;&#223;e sich nicht genau mit dem Abfallbeh&#228;ltervolumen decken k&#246;nnen, das auf Wohngrundst&#252;cken als Regelausstattung nach &#167;8 Abs. 3 AS zur Verf&#252;gung gestellt wird. Durch das der Regelausstattung zugrundegelegte Abfallvolumen (f&#252;r eine Person 50 l, zwei Personen 80 l, drei Personen 105 l, vier Personen 120 l und jeweils 10 l f&#252;r jede weitere Person) wird entsprechend den Ans&#228;tzen f&#252;r die durchschnittliche Abfallmenge bei der Geb&#252;hrenbemessung eine degressive Staffelung des bereitgestellten Abfallvolumens vorgenommen, wobei allerdings auf ein nach Personenzahl berechnetes Gesamtbeh&#228;ltervolumen sowie bestimmte Zuschl&#228;ge beim vorzuhaltenden Gef&#228;&#223;volumen gemacht worden sind, um gewissen Schwankungen bei der w&#246;chentlich tats&#228;chlich anfallenden Abfallmenge zu ber&#252;cksichtigen. Diese Handhabung ist sachgerecht und deckt sich im Sinne der Leistungsproportionalit&#228;t im wesentlichen mit dem nach der Satzung geltenden Ma&#223;stabssystem; sie ist deshalb unbedenklich. Gewisse Ungenauigkeiten, die sich dadurch ergeben, da&#223; nach &#167;8 Abs. 1 a AS nur Abfallbeh&#228;lter bestimmter Volumia zugelassen, die zugelassenen Gr&#246;&#223;en indessen nicht auf alle denkbaren F&#228;lle des nach der Regelausstattung durchschnittlichen Abfallvolumens auf einem Grundst&#252;ck zugeschnitten sind, sind im Rahmen der dem Satzungsgeber zustehenden Bemessungsspielr&#228;ume hinzunehmen, da die Beschr&#228;nkung der zur Entsorgung zugelassenen Abfallbeh&#228;lter auf bestimmte Abfallvolumina im Interesse einer m&#246;glichst rationellen und kosteng&#252;nstigen Abfallentsorgung sachlich gerechtfertigt ist; entsprechendes gilt f&#252;r die Regelung des &#167;8 Abs. 3 AS, wonach nicht f&#252;r jeden Haushalt jeweils ein gesonderter Abfallbeh&#228;lter entsprechend dem durchschnittlichen Haushaltsabfall bereitgestellt wird, sondern die Regelausstattung bezogen auf ein Gesamtbeh&#228;ltervolumen f&#252;r das Grundst&#252;ck berechnet wird und sich - entsprechend &#167;8 Abs. 4 AS - danach die Ausstattung mit Abfallbeh&#228;ltern richtet.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Hiernach scheidet eine dem Ma&#223; der Inanspruchnahme der Abfallentsorgung des Kreises entsprechende Geb&#252;hrenstaffelung insbesondere nicht deshalb aus, weil von der ... als kleinste Abfallgef&#228;&#223;e nur 120-Literbeh&#228;lter ausgegeben werden und danach in F&#228;llen, in denen sich auf einem Grundst&#252;ck nur jeweils ein Haushalt befindet, f&#252;r Haushalte mit weniger als vier Personen ohne Geb&#252;hrenaufschlag gr&#246;&#223;eres Abfallbeh&#228;ltervolumen pro Person zur Verf&#252;gung gestellt wird als f&#252;r Vier-Personen- Haushalte bzw. bei Haushalten mit weniger als vier Personen jeweils f&#252;r eine geringere Geb&#252;hr gleiches Abfallbeh&#228;ltervolumen wie f&#252;r Vier-Personen-Haushalte bereitsteht. Solchen "Ungerechtigkeiten" k&#246;nnte letztlich nur durch einen Gef&#228;&#223;ma&#223;stab oder eine Verfeinerung des vorliegenden Ma&#223;stabes durch weitere Bemessungskriterien, die sich am Gef&#228;&#223;ma&#223;stab orientieren, begegnet werden. Auch das ist indessen nicht geboten. Der Satzungsgeber hat sich aus sachlichen Gr&#252;nden f&#252;r einen mengenbezogenen Haushalts- und Personentarif als geeigneten Wahrscheinlichkeitsma&#223;stab entschieden und durfte damit auch die mit einem solchen Ma&#223;stab f&#252;r eine m&#246;glichst gerechte Geb&#252;hrenbemessung verbundenen Nachteile in Kauf nehmen. Diese Nachteile sind im Sinne der schon zitierten h&#246;chstrichterlichen und obergerichtlichen Rechtsprechung nicht so gewichtig, da&#223; sie nicht aus Gr&#252;nden der Verwaltungsvereinfachung und Praktikabilit&#228;t der Geb&#252;hrenerhebung vernachl&#228;ssigt werden k&#246;nnten. Zwar ist nicht auszuschlie&#223;en, da&#223; ein Haushalt, dem ein gr&#246;&#223;eres Abfallgef&#228;&#223; zur Verf&#252;gung gestellt wird, als er nach der prognostizierten durchschnittliche Abfallmenge ben&#246;tigt, das zur Verf&#252;gung gestellte Beh&#228;ltervolumen auch ausnutzt und damit die Abfallbeseitigung im gr&#246;&#223;eren Umfang in Anspruch nimmt, als ein Haushalt, dessen Beh&#228;ltervolumen der f&#252;r ihn einschl&#228;gigen Durchschnittsmenge entspricht. Andererseits wird die zur Entsorgung anfallende Abfallmenge eines Haushaltes nicht ausschlie&#223;lich durch das zur Verf&#252;gung gestellte Abfallbeh&#228;ltervolumen bestimmt, sondern ist sie mit mindest gleichgro&#223;er Wahrscheinlichkeit von anderen Faktoren, insbesondere den Lebensgewohnheiten der zum Haushalt geh&#246;renden Personen abh&#228;ngig. Diese Faktoren werden aber besser durch eine vom Beh&#228;ltervolumen unabh&#228;ngige Prognose der durchschnittlich anfallenden (relativen) Abfallmenge erfa&#223;t, wonach der Satzungsgeber zur Rechtfertigung einer vereinfachenden Bemessungsregelung hier davon ausgegehen durfte, da&#223; die Inanspruchnahme der Abfallbeseitigung sich trotz Bereitstellung eines Abfallgef&#228;&#223;es mit gr&#246;&#223;erem Volumen als nach der durchschnittlichen Abfallmenge erforderlich im Regelfall im durchschnittlichen Rahmen halten w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Entsprechende &#220;berlegungen gelten, soweit es nach der &#196;nderung der Organisation der Abfallbeseitigung im Gebiet des ...-Kreises und der Abschaffung von auf den Abfallbeh&#228;ltern anzubringenden M&#252;llmarken m&#246;glich ist, unkontrolliert ohne besondere Berechnung mehr Abfallgef&#228;&#223;e zur Leerung aufzustellen, als einem Haushalt nach &#167;8 Abs. 3 AS als Regelausstattung zustehen. Der Satzungsgeber konnte bei der Geb&#252;hrenbemessung von einem den Bestimmungen des Benutzungs- und Geb&#252;hrenrechts entsprechenden rechtm&#228;&#223;igen Verhalten der Benutzer der Abfallbeseitigung des Kreises ausgehen und somit auch davon, da&#223; bei Bedarf einer Ausstattung mit Abfallbeh&#228;ltern, der &#252;ber die Regelaussattung hinausging, gem&#228;&#223; &#167;8 Abs. 3 Satz 3 AS zus&#228;tzliche Beh&#228;lter gegen Zusatzgeb&#252;hren nach &#167;4 Abs. 1 Satz 7 GS i.V.m. 1.2 des GT beantragt wurden.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Der nach &#167;4 Abs. 1 Satz 1 GS f&#252;r Wohngrundst&#252;cke geltende Ma&#223;stab verst&#246;&#223;t schlie&#223;lich nicht deshalb gegen &#167;6 Abs. 3 Satz 2 KAG und Art. 3 Abs. 1 GG, weil gem&#228;&#223; &#167;4 Abs. 2 GS die Abfallbeseitigungsgeb&#252;hren f&#252;r gewerbliche und diesen nach der Satzung gleichgestellten Grundst&#252;cke grunds&#228;tzlich nach dem tats&#228;chlich aufgestellten und geleerten Abfallbeh&#228;ltern, d.h. einem Gef&#228;&#223;ma&#223;stab, bemessen werden. Die Anwendung unterschiedlicher Wahrscheinlichkeitsma&#223;st&#228;be f&#252;r verschiedene Fallgruppen ist zul&#228;ssig, wenn der vorgesehene Ma&#223;stab f&#252;r eine der Fallgruppen ungeeignet ist. Letzteres trifft hinsichtlich der Anwendung des vorliegenden Haushalts- und Personentarifs auf gewerblich genutzte Grundst&#252;cke zu, weil f&#252;r den Abfallanfall bei Gewerbegrundst&#252;cken nicht die f&#252;r Wohnhaushalte bei der Abfallerzeugung typischen Wahrscheinlichkeitszusammenh&#228;nge gelten.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks"> OVG Rheinland Pfalz, Urteil vom 14. Juni 1983, NVwZ 1985 S. 440; Bayrischer VGH, Urteil vom 6. Juni 1984, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Danach ist es zul&#228;ssig, f&#252;r die Gewerbegrundst&#252;cke im Kreisgebiet einen anderen Wahrscheinlichkeitsma&#223;stab anzuwenden als den nach &#167;4 Abs. 1 GS. Das gilt auch dann, wenn eine entsprechende Anwendung eines Haushalts- und Personentarifs auf Gewerbebetriebe in der Weise m&#246;glich w&#228;re, da&#223; durch sogenannte Einwohner- bzw. Haushaltsgleichwerte Ma&#223;einheiten geschaffen w&#252;rden, die der Personen- bzw. Haushaltseinheit vergleichbar w&#228;ren. Der Einwohnergleichwert gibt das wahrscheinliche Verh&#228;ltnis wieder, das in der Regel zwischen dem h&#228;uslichen Abfall je Person und gewerblichen Abfall bestimmter Art besteht; eine entsprechende Beziehung k&#246;nnte zwischen dem h&#228;uslichen Abfall je Haushalt und dem gewerblichen Abfall bestimmter Art hergestellt werden. Einer solchen Abstimmung des f&#252;r Wohngrundst&#252;cke und f&#252;r gewerblich genutzte Grundst&#252;cke jeweils anzuwendenden Ma&#223;stabes bedarf es aber nicht. Die Festlegung von Einwohner- bzw. Haushaltsgleichwerten st&#246;&#223;t auf erhebliche Schwierigkeiten, weil der Abfall eines Gewerbebetriebes - anders als der eines Haushaltes - nicht nur von der Gr&#246;&#223;e, sondern ganz wesentlich auch von der Art des Gewerbebetriebes bestimmt wird. Die danach mit der Festlegung von solchen Gleichwerten verbundenen Schwierigkeiten geben einen sachlichen Grund ab, von einer solchen Bemessungsregelung abzusehen.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks"> Vgl. das zitierte Urteil des OVG Rheinland Pfalz vom 14. Juni 1983 a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Die f&#252;r Wohngrundst&#252;cke geltende Ma&#223;stabsregelung ist endlich nicht deshalb (partiell) zu beanstanden, weil der Ma&#223;stab ungeeignet w&#228;re, die Inanspruchnahme der Abfallbeseitigungs- bzw. Abfallentsorgungseinrichtung des Kreises insoweit sachgerecht nach &#167;6 Abs. 3 Satz 2 KAG zu erfassen, als es um die Sperrm&#252;llabfuhr, die Papierabfuhr und getrennte Annahme von Problemabf&#228;llen (Sonderm&#252;ll) aus Haushaltungen sowie die Annahme, Abfuhr und Behandlung von Altstoffen, welche einer Wiederverwertung zugef&#252;hrt werden sollten, geht. Diese Leistungen sind entsprechend Nr. 1.4 GT in den nach &#167;4 Abs. 1 Satz 1 GS abzurechnenden Geb&#252;hren enthalten.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167;1 Abs. 2, &#167;3 Abs. 2 AbfG 1977/1986 und &#167;5 Abs. 1 LAbfG 1973 ist die den Gemeinden und Kreisen &#252;bertragene Abfallbeseitigung bzw. Abfallentsorgung als einheitlicher Aufgabenbereich konzipiert. Danach d&#252;rfen die Gemeinden und Kreise die Abfallbeseitigung bzw. Abfallentsorgung als einheitliche Einrichtung im Sinne von &#167;18 Gemeindeordnung (GO) und &#167;4 Abs. 2, &#167;6 KAG betreiben, und zwar auch insoweit, als die Abfallbeseitigung bzw. Abfallentsorgung gleicherma&#223;en das Einsammeln, Bef&#246;rdern, Behandeln, Lagern und Ablagern von Abf&#228;llen (&#167;1 Abs. 2 AbfG 1977) wie auch das (getrennte) Einsammeln, Bef&#246;rdern und Sortieren von Abf&#228;llen zum Zwecke einer Wiederverwertung verwertbarer Stoffe umfa&#223;t. Die letztgenannte Entsorgungsform (soweit sie hier von Interesse ist) geh&#246;rte - wie noch im Rahmen der &#220;berpr&#252;fung der Kostenpositionen der Geb&#252;hrenkalkulation darzulegen ist - schon zur Abfallbeseitigung im Sinne von &#167;1 Abs. 2 AbfG 1977 und wird nach &#167;1 Abs. 2 AbfG 1986, wonach die Abfallentsorgung das Ablagern wie auch die Verwertung von Abfall, einschlie&#223;lich des Gewinnens wiederverwertbarer Stoffe, umfa&#223;t, ausdr&#252;cklich in die einheitliche Entsorgungsaufgabe der zust&#228;ndigen K&#246;rperschaften einbezogen. Dementsprechend bedarf es hinsichtlich der Teileinrichtugen f&#252;r die Entsorgung von Problemabf&#228;llen, Sperrm&#252;ll und wiederverwertbaren Stoffen keines speziellen, von der Ma&#223;stabsregelung f&#252;r die Abfallentsorgung im &#252;brigen abweichenden Ma&#223;stabes, soweit jene Ma&#223;stabsregelung auch geeignet ist, die Inanspruchnahme der Abfallentsorgung im Sinne der Nr. 1.4 GT sachgerecht nach &#167;6 Abs. 3 Satz 2 KAG zu erfassen. Letzteres trifft f&#252;r den Geb&#252;hrenma&#223;stab nach &#167;4 Abs. 1 Satz 1 GS zu, da nach Wahrscheinlichkeitsgrunds&#228;tzen die Annahme zul&#228;ssig ist, da&#223; der jeweiligen durchschnittlichen Abfallmenge pro Haushalt ein im Verh&#228;ltnis zu dieser Menge gleichbleibender Anteil an anfallendem Sperrm&#252;ll, zu beseitigendem Sonderm&#252;ll und zu entsorgenden Altstoffen entspricht. Demgegen&#252;ber ist f&#252;r die Ma&#223;stabsgestaltung unbeachtlich, in welchem Verh&#228;ltnis der Kostenaufwand f&#252;r die in Nr. 1.4 GT beschriebene Entsorgung zum Aufwand f&#252;r die Abfallbeseitigung im &#252;brigen steht, da es f&#252;r den Geb&#252;hrenma&#223;stab, wie dargelegt, auf das Ma&#223; der Kostenverursachung nicht ankommt.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks"> Vgl. hierzu im einzelnen das schon zitierte Urteil des OVG NW vom 29. Januar 1979, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Ebensowenig ist f&#252;r die Geb&#252;hrenbemessung von Bedeutung, da&#223; es im Rahmen der Abfallentsorgung zum Zweck der Abfallverwertung, insbesondere der Sammlung und Verwertung von Altstoffen, 1986 und 1987 im Kreisgebiet keine nach Art und Umfang der Entsorgung einheitliche Handhabung gegeben hat. Nach den vorliegenden Unterlagen (vgl. die Karte Bl. 1 in BA II zu 9 A 765/88) f&#252;hrte der Kreis, bzw. f&#252;r ihn die ..., einen Gro&#223;versuch zur getrennten Erfassung und Verwertung von Altstoffen in der Weise durch, da&#223; das Kreisgebiet in vier Versuchsgebiete aufgeteilt wurde. Im Versuchsgebiet I wurde eine Altstofftonne f&#252;r Papier, Pappe, Glas, Altmetalle aufgestellt, die 14-t&#228;gig geleert wurde, und fand alle 2 Monate eine sogenannte Bioabfuhr statt; im Versuchsgebiet II wurde die im Gebiet I ma&#223;gebliche Entsorgung in der Weise modifiziert, da&#223; die Altstofftonne nur f&#252;r Papier und Pappe aufgestellt wurde und getrennt davon zentral sogenannte Alt glasiglus aufgestellt wurden. Im Versuchsgebiet III wurden keine Altstofftonnen auf den Grundst&#252;cken, sondern nur zentral in den Abfuhrgebieten Altstoffcontainer f&#252;r Papier, Pappe, Glas und Altmetalle aufgestellt und neben der Bioabfuhr alle 2 Monate eine Haussammlung von Altpapier durchgef&#252;hrt. Im Versuchsgebiet IV fand monatlich eine Haussammlung f&#252;r Papier und Pappe, alle 2 Monate Bioabfuhr statt und wurden in den Abfuhrgebieten Altglasiglus aufgestellt. Die in den vier Versuchsgebieten jeweils erfolgende Entsorgung der Grundst&#252;cke von verwertbaren Altstoffen weist hiernach zwar deutliche Unterschiede auf, f&#252;hrt indessen im Ergebnis zur selben geb&#252;hrenpflichtigen Leistung. Denn unabh&#228;ngig davon, ob und in welcher Weise den Grundst&#252;cken in den Versuchsgebieten jeweils M&#246;glichkeiten zur getrennten Erfassung und Entsorgung von verwertbaren Altstoffen geboten wurden, stand ihnen erg&#228;nzend das nach der Durchschnittsabfallmenge einschlie&#223;lich verwertbarer Altstoffe berechnete Regelabfallbeh&#228;ltervolumen sowie die Sperrm&#252;llabfuhr zur Verf&#252;gung. Dadurch war sichergestellt, da&#223; der insgesamt auf den Grundst&#252;cken anfallende Abfall auch dann gegen Geb&#252;hren gleicher H&#246;he abgenommen wurde, wenn die verwertbaren Altstoffe im einzelnen Versuchsgebiet nicht umfassend getrennt erfa&#223;t und gesammelt wurden. Gewisse Ungerechtigkeiten, die sich dadurch ergaben, da&#223; nach dem Aufstellen von Altstofftonnen in den Versuchsgebieten I und II neben der Regelbeh&#228;lterausstattung in diesen Gebieten bei gleich hohen Geb&#252;hren im Ergebnis mehr Beh&#228;ltervolumen zur Verf&#252;gung stand als in den anderen beiden Gebieten, waren schon im Interesse der Erkenntnisse, die &#252;ber verschiedene Methoden der Erfassung und Verwertung von Altstoffen und die dabei entstehenden Kosten durch den Gro&#223;versuch gewonnen werden sollten, als sachgerecht hinzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Die Ma&#223;stabsregelung des &#167;4 Abs. 1 Satz 1 GS wird durch die Vorschriften des &#167;4 Abs. 1 S&#228;tze 2-6 GS, in denen der Haushaltsbegriff definiert wird und geregelt ist, nach welchen Grunds&#228;tzen die Zahl und Gr&#246;&#223;e der Haushalte bestimmt wird, die f&#252;r die Geb&#252;hrenbemessung von Bedeutung sind, erg&#228;nzt sowie durch die Bestimmungen des &#167;3 GS, wonach bestimmte Ver&#228;nderungen der f&#252;r die Geb&#252;hrenbemessung ma&#223;geblichen Umst&#228;nde im Verlauf des Kalenderjahres, das entsprechend der Erhebung der Geb&#252;hr als Jahresgeb&#252;hr (vgl. &#167;6 Abs. 1 GS) der Leistungszeitraum ist, f&#252;r den die Geb&#252;hr erhoben wird, ber&#252;cksichtigt werden. Auch diese Vorschriften stehen, soweit sie f&#252;r den vorliegenden Fall von Bedeutung sind, mit den Grunds&#228;tzen einer nach Wahrscheinlichkeitsma&#223;st&#228;ben leistungsgerechten Geb&#252;hrenbemessung in Einklang, bed&#252;rfen vor allem auch keiner weitergehenden Differenzierung.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Das gilt insbesondere f&#252;r die Ermittlung der Zahl der zum Haushalt geh&#246;renden Personen nach dem Stand des Melderegisters am 1. Januar des beginnenden Geb&#252;hrenjahres (&#167;4 Abs. 1 S&#228;tze 3 und 5, &#167;3 Abs. 2 Satz 1 GS) sowie die Vorschrift des &#167;3 Abs. 2 Satz 4 GS, wonach &#196;nderungen der Personenzahl eines Haushaltes im laufenden Kalenderjahr bei der Geb&#252;hrenberechnung nicht ber&#252;cksichtigt werden. Das Melderegister ist aufgrund der bestehenden gesetzlichen Meldepflichten eine geeignete Quelle zur zutreffenden Ermittlung der Zahl der auf einem Grundst&#252;ck wohnenden und zu einem Haushalt geh&#246;rden Personen und erspart besondere und kostenaufwendige Ermittlungen der geb&#252;hrenerhebenden Beh&#246;rde zur Personenzahl; letzteres rechtfertigt es, verbleibende Unsicherheiten bei der Feststellung der ma&#223;geblichen Personenzahl nach dem Melderegister in Kauf zu nehmen. Bei Jahresbeginn etwa bestehende Fehler des Registers, die zu &#252;berh&#246;hten Geb&#252;hrenbetr&#228;gen f&#252;hren, k&#246;nnen durch Geb&#252;hrenerm&#228;&#223;igungen aus Gr&#252;nden sachlicher Unbilligkeit ausgeglichen werden. Die Festschreibung der Haushaltsgr&#246;&#223;e auf den Personenbestand bei Jahresbeginn kn&#252;pft in Vereinfachung der Feststellungen zur ma&#223;geblichen Haushaltsgr&#246;&#223;e an die Erfahrungstatsache an, da&#223; bestehende Haushalte hinsichtlich der Zahl ihrer Mitglieder in der Regel keiner st&#228;ndigen und kurzfristigen Fluktuation unterliegen und ist im Hinblick darauf aus Gr&#252;nden der Verwaltungspraktikabilit&#228;t zul&#228;ssig. Die nach dieser Regelung verbleibenden Belastungen des Geb&#252;hrenschuldners, insbesondere des f&#252;r seine Mieter geb&#252;hrenpflichtigen Grundst&#252;ckseigent&#252;mers, werden in hinreichendem Ma&#223;e durch die &#252;brigen Satzungsvorschriften gemildert. Einerseits bezieht sich die Stichtagsregelung nur auf identische Haushalte und werden damit Haushaltsaufl&#246;sungen ebenso wie Ver&#228;nderungen der &#252;brigen f&#252;r die Geb&#252;hrenbemessung ma&#223;geblichen Umst&#228;nde gem&#228;&#223; &#167;3 Abs. 2 Satz 2 GS ab dem ersten Tage des auf die Ver&#228;nderung folgenden Kalerdervierteljahres ber&#252;cksichtigt. Dadurch werden in Sonderheit unzumutbare H&#228;rten f&#252;r Vermieter vermieden, die im Verlauf eines Kalenderjahres durch l&#228;nger andauernde Leerst&#228;nde von Wohnungen entstehen k&#246;nnten. Au&#223;erdem besteht zwischen den Geb&#252;hrens&#228;tzen f&#252;r eine bestimmte Haushaltsgr&#246;&#223;e und der n&#228;chstkleineren Haushaltsgr&#246;&#223;e nach Nr. 1.1 GT jeweils nur eine Differenz von 15,- DM/Jahr und h&#228;lt sich auch deshalb die durch Schwankungen der Personenzahl eines Haushalts im Verh&#228;ltnis zu anderen Geb&#252;hrenschuldnern f&#252;r den betroffenen Schuldner entstehende Mehrbelastung in vertretbaren Rahmen.</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der Satzungsgeber Ver&#228;nderungen der Zahl der Haushaltungen, der Nutzungsart des Grundst&#252;ckes sowie der Beh&#228;lterausstattung nach &#167;3 Abs. 2 Satz 2 GS erst zum Beginn des auf die Ver&#228;nderung folgenden Vierteljahres ber&#252;cksichtigt und Wohnungsleerst&#228;nde von unter 3 Monaten gem&#228;&#223; &#167;3 Abs. 2 Satz 3 GS bei der Geb&#252;hrenpflicht vernachl&#228;ssigt, ist rechtlich nicht zu beanstanden. Zwar gilt f&#252;r Abfallbeseitigungsgeb&#252;hren wie f&#252;r alle Benutzungsgeb&#252;hren, worauf schon eingegangen worden ist, da&#223; der zu zahlenden Geb&#252;hr die abgerechnete Leistung als erbracht gegen&#252;bersteht. Selbst auf der Grundlage des dargelegten Leistungsverst&#228;ndnisses nach der bisherigen Rechtsprechung, wonach die Inanspruchnahme der Leistung des Entsorgungstr&#228;gers nicht nur die Bereitstellung eines Abfallbeh&#228;lters durch den zust&#228;ndigen Entsorgungstr&#228;ger bzw. das Angebot der periodischen Leerung bereitgestellter Abfallbeh&#228;lter im Leistungszeitraum, sondern auch die tats&#228;chliche Nutzung des Beh&#228;lters durch den Geb&#252;hrenpflichtigen voraussetzten, ist es indessen nicht erforderlich, die Leistungszeitr&#228;ume bzw. die f&#252;r Ver&#228;nderungen ma&#223;geblichen Teilabschnitte des Leistungszeitraumes so kurz zu bemessen, da&#223; jeglicher nur kurzfriste Leistungsausfall ber&#252;cksichtigt wird. Leistungsst&#246;rungen sind im Rahmen der Geb&#252;hrenbemessung nur zu ber&#252;cksichtigen, wenn sie wesentlich sind.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks"> Vgl. z.B. Urteil des Senats vom 2. M&#228;rz 1990 - 9 A 299/88 -.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Danach ist es jedenfalls bei Abfallbeseitigungsgeb&#252;hren der nach Nr. 1 GT ma&#223;geblichen H&#246;he gerechtfertigt, nur viertelj&#228;hrlich Ver&#228;nderungen der f&#252;r die Inanspruchnahme der Abfallentsorgung ma&#223;geblichen Umst&#228;nde zu ber&#252;cksichtigen. Das gilt nicht zuletzt auch deswegen, weil allein die Vorhalteleistungen der Abfallentsorgung ohne Nutzung der zur Verf&#252;gung stehenden Abfallbeh&#228;lter durch den Geb&#252;hrenpflichtigen erhebliche Kosten verursachen,</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks"> vgl. dazu das schon zitierte Urteil des erkennenden Gerichts vom 22. Februar 1990 -,</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">und dies auch - worauf noch einzugehen ist - bei der Kalkulation der Geb&#252;hrens&#228;tze nach Nr. 1.1 GT ber&#252;cksichtigt ist.</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">IV.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Die anzuwendende Geb&#252;hrensatzung enth&#228;lt in Nr. 1.1 GT, was hier nur von Interesse ist, einen g&#252;ltigen Geb&#252;hrentarif f&#252;r Wohngrundst&#252;cke, der den nach &#167;2 Abs. 1 KAG zu stellenden Anforderungen einer satzungsm&#228;&#223;igen Regelung des Geb&#252;hrensatzes (1) sowie den Voraussetzungen einer kostengerechten Kalkulation des Geb&#252;hrensatzes nach &#167;6 KAG (2) gen&#252;gt.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Der Tarif nach Nr. 1 GT ist, wie im Rahmen der Ma&#223;stabser&#246;rterung schon dargestellt worden ist, nach den Haushaltsgr&#246;&#223;en gestaffelt. Dabei ist ausweislich der Unterlagen zu den Satzungen vom 29. Oktober 1985 und 24. Juni 1988 f&#252;r jeden Haushalt unabh&#228;ngig von seiner Gr&#246;&#223;e ein Sockelbetrag von 40,- DM angesetzt und diesem Betrag je nach Haushaltsgr&#246;&#223;e ein Mehrbetrag zugeschlagen worden, der vom durchschnittlichen Abfallanfall der jeweiligen Haushaltsgr&#246;&#223;e abh&#228;ngig ist (vgl. BA I zu 9 A 380/89 S. 12-14). Der Sockelbetrag von 40,- DM ist nach den Erl&#228;uterungen zur Satzung vom 24. Juni 1988 und dem erg&#228;nzenden Vortrag des Beklagten im Schriftsatz vom 31. Oktober 1990 in der vorliegenden Sache als Ansatz f&#252;r sogenannte mengenunabh&#228;ngige Kosten der Abfallentsorgung gerechtfertigt und - was an anderer Stelle noch auszuf&#252;hren ist - insoweit als auch als fixer Grundbetrag f&#252;r Vorhalteleistungen anzuerkennen, die jedem der geb&#252;hrenpflichtigen Haushalte unabh&#228;ngig von seiner Gr&#246;&#223;e erbracht werden.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Auf die dargestellte Rechtfertigung des Sockelbetrages ist abzustellen, obwohl dem Beschlu&#223; der Satzung vom ... 29. Oktober 1985, wie der Beklagte im genannten Schriftsatz vom 31. Oktober 1990 ausgef&#252;hrt hat, vermutlich andere und wohl auch angreifbare &#220;berlegungen &#252;ber die Kalkulation des Grundbetrages zugrunde gelegen haben. Nach der Rechtsprechung des Senats im Stra&#223;enreinigungsrecht sowie zur Kalkulation von Verwaltungsgeb&#252;hren nach &#167;5 KAG kommt es bei der richterlichen Kontrolle des Geb&#252;hrensatzes ausschlie&#223;lich darauf an, da&#223; der Geb&#252;hrensatz im Ergebnis mit den Bemessungsregelungen des einschl&#228;gigen Gesetzes, solange und soweit das Gesetz keine Verfahrensbestimmungen f&#252;r die Festlegung der Geb&#252;hrens&#228;tze enth&#228;lt, in Einklang steht. Dementsprechend sind, wenn Verfahrensvorschriften fehlen, Fehler in der zugrundeliegenden Bedarfsberechnung bzw. Geb&#252;hrenkalkulation, auch wenn sie sich rechnerisch auf die H&#246;he des Geb&#252;hrensatzes auswirken, unbeachtlich, wenn die materiellen Grenzen der Bemessung nicht &#252;berschritten werden und die Festlegung des Geb&#252;hrensatzes von der Willensbildung des Ortsgesetzgebers als gedeckt angesehen werden kann.</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks"> Vgl. dazu im einzelnen OVG NW, Urteile vom 12. April 1989 - 9 A 254/87 - und vom 30. November 1989 - 9 A 2108/87 -; vgl. allgemein auch Herdegen, Gestaltungsspielr&#228;ume bei administrativer Normgebung, A&#246;R 1989 S. 607, 636 ff.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Hiernach kommt es auch f&#252;r die Benutzungsgeb&#252;hren nach &#167;6 KAG ausschlie&#223;lich auf die Kontrolle an, ob das vom Satzungsgeber (veranschlagte) angesetzte Geb&#252;hrenaufkommen die voraussichtlichen Kosten im Ergebnis (im Sinne des Sollens) nicht &#252;berschreitet. Denn mit dem Begriff des "Veranschlagens" in &#167;6 Abs. 1 Satz 3 KAG wird nicht ein bestimmter einzuhaltender Verfahrensvorgang umschrieben, sondern nur - im Sinne einer materiellen Bemessungsregelung - zum Ausdruck gebracht, da&#223; der Satzungsgeber das zu erwartende Geb&#252;hrenaufkommen entsprechend den beim Satzungserla&#223; bekannten Umst&#228;nden der H&#246;he nach (gewissenhaft) prognostizieren soll, da&#223; die Prognose des Geb&#252;hrenaufkommens indessen im Ergebnis nicht genau sein mu&#223;, sondern dem Satzungsgeber insoweit (materiell) gewisse Sch&#228;tzungs- und Beurteilungsspielr&#228;ume einger&#228;umt sind.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Die gegen die zitierte Rechtsprechung des Senats vorgetragenen Bedenken,</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Hinsen, Probleme der Kalkulation kommunaler Benutzungsgeb&#252;hren in der Rechtsprechung des OVG NW, KStZ 1990 S. 1 ff, ferner Driehaus/Dahmen, KAG (Stand: Sept. 1990) &#167;6 RN 64 ff, vgl. andererseits Driehaus/Wiethe-K&#246;rperich, KAG (Stand: Sept. 1990) &#167;6 RN 639,</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">zwingen nicht zu einer anderen Betrachtungsweise. Soweit dem Satzungsgeber im Rahmen des ihm nach &#167;6 KAG zustehenden Normgestaltungsermessens bestimmte Sch&#228;tzungs- und Beurteilungsspielr&#228;ume einger&#228;umt sind, ist vom Gericht nur zu pr&#252;fen, ob er die objektiv einzuhaltenden Grenzen dieser Spielr&#228;ume, die nach den Vorschrifen des &#167;6 KAG zu ermitteln sind, beachtet hat. Das gilt grunds&#228;tzlich auch insoweit, als der Satzungsgeber zwischen unterschiedlichen Bewertungsmethoden w&#228;hlen kann und die Geb&#252;hrenkalkulation jedenfalls nach einer dieser Methoden gerechtfertigt ist. Danach ist die Frage, ob die Geb&#252;hrenkalkulation aus anderen Gr&#252;nden als den vom Satzungsgeber angestellten &#220;berlegungen gerechtfertigt sein kann, in erster Linie eine Frage der Sachaufkl&#228;rung, wobei das Gericht nicht notwendig von sich aus andere &#220;berlegungen anzustellen hat, sondern es der beklagten Beh&#246;rde im Rahmen der ihr obliegenden Mitwirkungspflicht zukommt, die in der Sph&#228;re der Gemeinde bzw. des Kreises liegenden kalkulationserheblichen Umst&#228;nde darzustellen. Ob hiernach bei einer anderen Rechtfertigung der Geb&#252;hrenkalkulation, als sie den Satzungsunterlagen zu entnehmen ist, der Geb&#252;hrensatz nach fehlerhaften Kalkulations&#252;berlegungen des Satzungsgebers gleichwohl wegen eines sonst unzul&#228;ssigen Eingriffs in das Normsetzungs- und Normgestaltungsermessens des Ortsgesetzgebers und einer sonst in Betracht kommenden Verletzung des Demokratiegebotes als ung&#252;ltig anzusehen ist, ist eine Frage der Umst&#228;nde des Einzel-(Ausnahme-)Falls, insbesondere der Pr&#252;fung, inwieweit das Satzungsrecht, ungeachtet der f&#252;r den Beschlu&#223; der Satzung ma&#223;geblichen Erw&#228;gungen, jedenfalls im Ergebnis vom mutma&#223;lichen Willen des Satzungsgebers gedeckt ist. F&#252;r einen solchen mutma&#223;lichen Willen besteht, worauf der Senat im zitierten Urteil vom 12. April 1989 - 9 A 254/87 - hingewiesen hat, regelm&#228;&#223;ig eine Vermutung. Umst&#228;nde, die im vorliegenden Fall ein Abweichen von dieser Vermutung gebieten w&#252;rden, sind nicht ersichtlich. Dementsprechend k&#246;nnen auch die sich aus den Unterlagen zur Satzung vom ... 24. Juni 1988 ergebenden &#220;berlegungen, die sich auf die schon f&#252;r den Erla&#223; der Satzung vom 29. Oktober 1985 (objektiv) ma&#223;geblichen Umst&#228;nde und Sachverhalte beziehen, zur Rechtfertigung der Geb&#252;hrens&#228;tze der letztgenannten Satzung herangezogen werden. Entsprechendes gilt f&#252;r Umst&#228;nde, die erst im Gerichtsverfahren geltend gemacht, indessen objektiv geeignet sind, die Geb&#252;hrens&#228;tze zu rechtfertigen.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Die Bildung von einheitlichen Geb&#252;hrens&#228;tzen f&#252;r die Abfallentsorgung auf der Grundlage einer mengenunabh&#228;ngigen Kostenpauschale f&#252;r sogenannte Vorhalteleistungen mit Zuschl&#228;gen f&#252;r Kosten, die von der Menge des zu entsorgenden Abfalls abh&#228;ngig sind, ist nach &#167;2 Abs. 1 Satz 2 KAG, wonach die Satzung (u.a.) den Satz der Abgabe, zus&#228;tzlich aber auch einen davon zu trennenden Geb&#252;hrenma&#223;stab enthalten mu&#223;, zul&#228;ssig. Entsprechendes gilt f&#252;r die Bildung degressiver Geb&#252;hrens&#228;tze, die - wie hier die Tarifbildung entsprechend der nach der Haushaltsgr&#246;&#223;e jeweils anfallenden durchschnittlichen Abfallmenge - leistungsbezogene Kriterien ber&#252;cksichtigt. Durch &#167;2 Abs. 1 Satz 2 KAG wird nur bestimmt, da&#223; die Satzung den Ma&#223;stab und den Satz der Abgabe enthalten mu&#223;, er regelt aber nicht im einzelnen, in welcher Beziehung die Ma&#223;stabsregelung zur Regelung des Geb&#252;hrensatzes stehen mu&#223;. Danach hat der Satzungsgeber bei der Ausgestaltung der Geb&#252;hrenbemessungsvorschriften einen bestimmten Ermessensspielraum und sind auch Geb&#252;hrens&#228;tze zul&#228;ssig, die gleicherma&#223;en auf kostenproportionalen (hier: mengenunabh&#228;ngige Kosten und Kosten je Liter Abfallmenge) wie leistungsbezogenen Kostengr&#246;&#223;en (hier: Kosten nach der durchschnittlichen Abfallmenge von Haushalten unterschiedlicher Gr&#246;&#223;e) aufbauen, solange die Satzung - wie hier - auch eine gesonderte Ma&#223;stabsregelung enth&#228;lt, der die wesentlichen Ans&#228;tze (hier Geb&#252;hrenbemessung nach der Zahl und Gr&#246;&#223;e der Haushalte) f&#252;r die leistungsbezogenen Kostengr&#246;&#223;en zu entnehmen sind.</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks"> Vgl. zu vergleichbaren &#220;berlegungen zum Geb&#252;hrensatz VGH Baden- W&#252;rttemberg, NK Beschlu&#223; vom 1. Juli 1987, VBl BW 1988 S. 142 zum Baden- W&#252;rttembergischen Landesrecht.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Etwas anderes folgt, soweit es um die Kombination einer mengenunabh&#228;ngigen Kostenpauschale mit Kosten, die von der Menge des zu entsorgenden Abfalls abh&#228;ngig sind, geht, nicht aus &#167;6 Abs. 3 Satz 3 KAG. Nach dieser Bestimmung kann neben einer Geb&#252;hr, die nach der Inanspruchnahme der Einrichtung nach &#167;6 Abs. 3 S&#228;tz 1 und 2 zu bemessen ist, eine Grundgeb&#252;hr erhoben werden. Die Grundgeb&#252;hr f&#228;llt f&#252;r die Inanspruchnahme aller oder eines Teils der Vorhalteleistungen, d.h. der Aufrechterhaltung der Betriebs- und Leistungsbereitschaft der Einrichtung an und dient ausschlie&#223;lich dem Zweck der Deckung der insoweit aufzuwendenden (invariablen = verbrauchsunabh&#228;ngigen) Kosten. Die verbrauchsabh&#228;ngigen Kosten sowie etwa verbleibende Vorhaltekosten werden ausschlie&#223;lich durch die neben der Grundgeb&#252;hr zu erhebende Zusatzgeb&#252;hr abgedeckt.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks"> Vgl. OVG NW, Urteil vom 6. Dezember 1989 - 2 A 399/87 -, und BVerwG, Urteil vom 1. August 1986, KStZ 1987 S. 11.</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Die Vorschrift des &#167;6 Abs. 3 Satz 3 KAG &#252;ber die Zul&#228;ssigkeit der Erhebung von Grundgeb&#252;hren bedeutet nicht, da&#223; die Grunds&#228;tze einer Geb&#252;hrenerhebung nach verbrauchsunabh&#228;ngigen und verbrauchsabh&#228;ngigen Kosten nicht auch bei der Bildung einheitlicher Geb&#252;hrens&#228;tze miteinander verbunden werden k&#246;nnten. Die gesetzliche Regelung schlie&#223;t eine solche Handhabung nicht aus. Dementsprechend kann die H&#246;he des Geb&#252;hrensatzes auch bei der Abfallentsorgung gerade damit gerechtfertigt werden, da&#223; der Geb&#252;hrenschuldner zwar nur in geringem Ma&#223;e Leistungen der Abfallentsorgung in Anspruch nimmt, die mit verbrauchsabh&#228;ngigen Kosten verbunden sind, da&#223; ihm aber in erheblichem Umfang von der Abfallmenge unabh&#228;ngige Vorhalteleistungen durch die Bereitstellung von Abfallbeh&#228;ltern und die in zeitlichen Abst&#228;nden erfolgende Kontrolle, ob Abfall angefallen ist, erbracht werden.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks"> Vgl. OVG NW, Urteil vom 22. Februar 1990 - 2 A 2305/87 -; vgl. ferner zur Zul&#228;ssigkeit der Einstellung eines von der Menge des anfallenden Abfalls unabh&#228;ngigen Grundbetrages in den Geb&#252;hrensatz den zitierten NK - Beschlu&#223; des VGH Baden-W&#252;rttemberg vom 1. Juli 1987, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Danach ist die Bildung eines Sockelbetrages hinsichtlich aller mengenunabh&#228;ngigen (verbrauchsabh&#228;ngigen) Kosten der Abfallentsorgung pro Haushalt zul&#228;ssig, wobei Voraussetzung ist, da&#223; die Vorhalteleistungen, auf die sich der Sockelbetrag bezieht, in etwa f&#252;r alle Haushaltungen gleich ist.</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks"> Vgl. zu letzterem in bezug auf Grundgeb&#252;hren BVerwG, Urteil vom 1. August 1986, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Zul&#228;ssig ist entgegen der Auffassung des Verwaltungsgerichts aber K&#246;ln (Urteil vom 30. Oktober 1987 - 14 K 2845/88) auch, nur einen Teil der Vorhaltekosten durch einen pro Haushalt gleichhohen Sockelbetrag umzulegen und die restlichen Vorhaltekosten zusammen mit den verbrauchsabh&#228;ngigen Kosten der Abfallentsorgung leistungsproportional zu staffeln. Insoweit gilt nichts anderes als bei einer Kombination von Grundgeb&#252;hren und Zusatzgeb&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Hiernach begegnen auch die Geb&#252;hrenbedarfsberechnung zum Haushaltsgeb&#252;hrentarif nach Nr. 1.1 GT der Satzung vom 29. Oktober 1985 und die danach im einzelnen festgesetzten Geb&#252;hrens&#228;tze keinen Bedenken. Sie stehen mit &#167;6 Abs. 1 Satz 3 KAG in Einklang, wonach das veranschlagte Geb&#252;hrenaufkommen die voraussichtlichen Kosten der Einrichtung nicht &#252;bersteigen soll; ein m&#246;glicherweise vorliegender Ansatz von Kosten, die nicht durch Geb&#252;hren umgelegt werden durften, betrifft nur geringf&#252;gige Kostenanteile und kann deshalb im Rahmen des beim Kosten&#252;berschreitungsverbot nach &#167;6 Abs. 1 Satz 3 KAG bestehenden Spielraumes vernachl&#228;ssigt werden.</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">Ansatzf&#228;hige Kosten im Sinne von &#167;6 Abs. 1 KAG sind die nach betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tzen ansatzf&#228;hige Kosten. Dazu geh&#246;ren auch Entgelte f&#252;r in Anspruch genommene Fremdleistungen, Abschreibungen, die nach der mutma&#223;lichen Nutzungsdauer oder Leistungsmenge gleichm&#228;&#223;ig zu bemessen sind, sowie eine angemessene Verzinsung des aufgewandten Kapitals, soweit die Verzinsung nicht aus Beitr&#228;gen und Zusch&#252;ssen Dritter aufgebrachtes Eigenkapital betrifft. Dieser Kostenabgrenzung hat der Satzungsgeber durch die &#220;bernahme der von der ... f&#252;r 1986 aufgestellten Bedarfsberechnung (BA 3 zu 9 A 764/88 Bl. 21, 22) Rechnung getragen. Dabei kann offenbleiben, ob der Satzungsgeber bei der Geb&#252;hrenkalkulation hinsichtlich der Kostenans&#228;tze der im einzelnen nicht an die Grunds&#228;tze des &#167;6 Abs. 2 KAG gebunden war, weil die ... im Verh&#228;ltnis zum Kreis Dritter im Sinne von &#167;6 Abs. 2 Satz 2 KAG ist, dessen (Fremd-)Leistungen der Abfallentsorgung der Kreis in Anspruch nimmt und dem er das vertragsgem&#228;&#223; vereinbarte Entgelt zu zahlen hat; dieses besteht nach dem zwischen dem Kreis und dem ... geschlossenen Vertrag vom 28. Februar 1983 (BA III zu 9 A 764/88 Bl. 55) in der Erstattung des der ... durch die f&#252;r den Kreis erfolgende Abfallentsorgung entstehenden Aufwandes. Die Aufwandsans&#228;tze der ... k&#246;nnten nur entsprechend den bei Entgelten f&#252;r Fremdleistungen geltenden gro&#223;z&#252;gigen Bemessungsgrunds&#228;tzen, die ihre Grenze im wesentlichen erst am &#196;quivalenzprinzip finden,</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Urteil des Senats vom 30. November 1989 - 9 A 2108/87 -,</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">zu pr&#252;fen und zu &#252;bernehmen sein; unter Ber&#252;cksichtigung der H&#246;he der Geb&#252;hren und der daf&#252;r erbrachten Entsorgungsleistungen ist eine Verletzung des Prinzips n&#228;mlich nicht erkennbar. Die vorliegende Fragestellung bedarf keiner Kl&#228;rung, weil die Geb&#252;hrenbedarfsrechnung auch dann rechtm&#228;&#223;ig ist, wenn die Leistungen der ... nicht als Fremdleistungen, sondern als eigene Leistungen des Kreises gewertet werden.</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">Nach betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tzen ansatzf&#228;hige Kosten sind nur solche, die auch betriebsbedingt sind, d.h. hier durch Erf&#252;llung der nach den gesetzlichen Vorschriften zur Abfallentsorgung geh&#246;renden Aufgaben des Kreises entstanden sind.</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">Hiernach bestehen an den Kostenans&#228;tzen keine Bedenken, soweit es nach &#167;1 Abs. 2 LAbfG 1973 um eine Aufteilung der Abfallentsorgungsaufgaben zwischen Kreis und kreisangeh&#246;rigen Gemeinden geht, da dem ... Kreis nach den zwischen ihm und den kreisangeh&#246;rigen Gemeinden geschlossenen Vertr&#228;gen auch deren nach &#167;1 Abs. 2 LAbfG 1973 bestehende Aufgaben &#252;bertragen worden sind.</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">Auch die Kosten, die bei der Kalkulation der Geb&#252;hren f&#252;r 1986 in Ansehung des in diesem Jahr im Kreisgebiet durchgef&#252;hrten Gro&#223;versuchs zur getrennten Erfassung und Verwertung von Altstoffen ber&#252;cksichtigt worden sind (nach dem Wirtschaftsplan der ... 1986 = BA V zu 9 A 764/88 Bl. 78 und den sich darauf beziehenden Erl&#228;uterungen des Beklagten im Schriftsatz vom 31. Oktober 1990 zur vorliegenden Sache insgesamt 2,58 Millionen DM), sind zumindest ganz &#252;berwiegend umlegbare Kosten der Abfallbeseitigungseinrichtung bzw. Abfallentsorgungseinrichtung des Kreises. Durch &#167;1 Abs. 1 Satz 2 AbfG 1986 ist klargestellt, da&#223; auch bewegliche Sachen, die der Besitzer der entsorgungspflichtigen K&#246;rperschaft oder dem von dieser beauftragten Dritten &#252;berl&#228;&#223;t, auch im Falle ihrer Verwertung Abf&#228;lle sind, bis sie oder die aus ihnen gewonnenen Stoffe oder erzeugte Energie dem Wirtschaftskreislauf zugef&#252;hrt werden. Diese Vorschrift galt zwar noch nicht bei Erla&#223; der hier umstrittenen Geb&#252;hrensatzung vom 29. Oktober 1985 und auch nicht bei Beginn des Geb&#252;hrenjahres 1986. Der Sache nach sind indessen die Kosten, die f&#252;r die Aufstellung der sogenannten gr&#252;nen Tonnen (als Mono- oder als Mehrstofftonnen) auf den Grundst&#252;cken sowie die Leerung der Tonnen und die Bef&#246;rderung und Sortierung der in diesen Tonnen befindlichen Stoffe entstanden sind, auch nach dem bis zum 31. Oktober 1986 geltenden Abfallgesetz 1977 Kosten der Abfallbeseitigung; entsprechendes gilt auch f&#252;r die sogenannten Bioabfuhr und die monatlichen Haussammlungen von Papier und Pappe. Bei den genannten Stoffen handelt es sich n&#228;mlich um auf den Grundst&#252;cken angefallenen und zur Abfallbeseitigung durch den Kreis bereitgestellten Abfall im Sinne von &#167;1 Abs. 1 AbfG 1977; deren Transport ist auch dann, wenn eine Sortierung der Stoffe vor Weitergabe an die Verwertungsunternehmen nicht mehr durchzuf&#252;hren war, der Bef&#246;rderung von Abf&#228;llen zuzurechnen. Im einzelnen gilt hierzu folgendes:</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">Abf&#228;lle sind nach &#167;1 Abs. 1 AbfG 1977 bewegliche Sachen, deren sich der Besitzer entledigen will (subjektiver Abfallbegriff), oder deren geordnete Beseitigung zur Wahrung des Wohls der Allgemeinheit geboten ist (objektiver Abfallbegriff); die Abfallbeseitigung als solche umfa&#223;t nach &#167;1 Abs. 2 AbfG 1977 - wie schon dargelegt - das Einsammeln, Bef&#246;rdern, Behandeln, Lagern und Ablagern der Abf&#228;lle. Wiederverwertbare Stoffe, die als Abfall anfallen, unterfallen dem subjektiven Abfallbegriff. Dementsprechend stellt sich zun&#228;chst die Frage, ob sie im Rahmen der &#246;ffentlichen Abfallentsorgung &#252;berhaupt als Abfall anfallen, wenn der Entsorgungstr&#228;ger durch Aufstellen gr&#252;ner Tonnen oder Anberaumung spezieller Abfuhrtermine zur Sammlung von Papier, Pappe und f&#252;r Bioabfall bestimmte Vorsorge trifft, da&#223; der Besitzer der betreffenden Stoffe auf dem Grundst&#252;ck eine Vorsortierung nach wiederverwertbaren Stoffen und Stoffen, die f&#252;r eine Wiederverwertung nicht geeignet sind, trifft. Diese Frage ist jedenfalls unter Ber&#252;cksichtigung der Umst&#228;nde des vorliegenden Falles zu bejahen.</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">Die &#246;ffentliche Abfallentsorgung der Grundst&#252;cke im ...-Kreis, wie sie bis Oktober 1986 nach dem Abfallgesetz 1977, dem Landesabfallgesetz 1973 und dem vorliegenden Satzungsrecht erfolgte, war insgesamt dadurch gepr&#228;gt, da&#223; sie sich auf Stoffe bezog, deren sich der Besitzer als f&#252;r seine Bed&#252;rfnisse nicht mehr brauchbar entledigen wollte. Diese Zielrichtigung ist dominierend, weil sich die Abfallbeseitigungseinrichtung des Kreises nach &#167;2 der Abfallbeseitigungssatzung insgesamt nur auf die Beseitigung von Abf&#228;llen bezieht und danach auch bei Benutzung der Teileinrichtungen des Kreises, die sich auf das Sammeln und Bef&#246;rdern von wiederverwertbaren Abf&#228;llen beziehen, die Vermutung f&#252;r sich hat, da&#223; der Besitzer der betreffenden Stoffe diese als Abfall - wenn auch wiederverwertbaren Abfall - ansieht. Danach ist prinzipiell alles, was der Grundst&#252;ckseigent&#252;mer bzw. sonstige Besitzer der wiederverwertbaren Stoffe f&#252;r die Abfuhr durch den Tr&#228;ger der Abfallbeseitigung auf dem Grundst&#252;ck bereitstellt, Abfall im Sinne des AbfG 1977, ohne da&#223; es auf die Frage sp&#228;terer Verwertung der bereitgestellten Stoffe und darauf ankommt, da&#223; die M&#246;glichkeit einer Wiederverwertung durch eine Vorsortierung der Stoffe auf dem Grundst&#252;ck im vorstehend dargestellten Sinne erleichtert wird. Der eventuell zus&#228;tzlich bestehende Wille des Abfallbesitzers, durch seine Vorsortierung auf dem Grundst&#252;ck eine Wiederverwertung der Stoffe zu erm&#246;glichen, tritt gegen&#252;ber dem typischerweise zumindest auch vorhandenen Entledigungswillen zur&#252;ck. Insoweit liegt der Fall anders als in den vom 20. Senat des erkennenden Gerichts durch Urteil vom 8. Dezember 1982 - 20 A 570/82 - entschiedenen Fall, in dem es nicht um eine Abfallentsorgung der Grundst&#252;cke, sondern darum ging, da&#223; der Besitzer der Stoffe gewisse M&#252;hen auf sich nahm, um Glas zu au&#223;erhalb des Grundst&#252;ckes aufgestellten Beh&#228;ltern zu bringen und damit die Wiederverwertung der Stoffe (au&#223;erhalb der Benutzung &#246;ffentlicher Abfallbeseitigungseinrichtungen) sicherzustellen. Eine entsprechende L&#246;sung aus der &#246;ffentlichen Beseitigung von auf den Grundst&#252;cken anfallenden Abf&#228;llen liegt noch nicht vor, wenn der Besitzer die Stoffe, deren er sich entledigen will, nach Verwertbarkeit und Unverwertbarkeit vorsortiert, sie indessen zur Abfuhr durch den Tr&#228;ger der &#246;ffentlichen Abfallbeseitigung auf dem Grundst&#252;ck bereitstellt. Dementsprechend ist auch nach der bisherigen Rechtsprechung im Abfallbeseitigungsgeb&#252;hrenrecht nach dem AbfG 1977 das Aufstellen und Leeren "gr&#252;ner" Abfallbeh&#228;lter und der Abtransport und des Sortieren des Inhalts jener Beh&#228;lter (jedenfalls wenn es sich um Mehrstoffbeh&#228;lter handelte) als Teil der Abfallbeseitigung im Sinne des AbfG 1977 angesehen worden.</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks"> Vgl. OVG NW, Urteil vom 21. Februar 1990 - 2 A 2519/86 -.</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">Da somit die Bereitstellung der wiederverwertbaren Stoffe auf den Grundst&#252;cken zur "Abfallbeseitigung" durch den Kreis die Bereitstellung von Abfall im Sinne des AbfG 1977 ist, stellt sich die weitere Frage, von welchen Zeitpunkt an, die betreffenden Stoffe ihre Abfalleigenschaft wieder verloren hatten. Insoweit kommt es nach dem Bundesverwaltungsgericht auf den Zeitpunkt einer (neuen) Besitzbegr&#252;ndung mit der Absicht an, die betreffenden Stoffe wieder dem Wirtschaftskreislauf zuzuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks"> Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 8. Dezember 1982, D&#214;V 1983 S. 600.</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">Die Kosten, die sich auf eine bestimmte Behandlung oder Verwendung der Stoffe nach dem Wegfall ihrer Abfalleigenschaft beziehen, sind im Rahmen der Kalkulation von Abfallbeseitigungsgeb&#252;hren nicht ansetzbar. Danach ist bei den in den "Mehrstofftonnen" bereitgestellten Abf&#228;llen auf den Zeitpunkt nach der Sortierung dieser Stoffe abzustellen. Bis zu diesem Zeitpunkt ist n&#228;mlich typischerweise eine Verwertbarkeit der miteinander vermengten einzelnen Stoffe noch nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks"> Vgl. das zitierte Urteil des erkennenden Gerichts vom 21. Februar 1990.</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">Bei den Stoffen, bei denen eine Sortierung vor Weitergabe an die Verwertungsunternehmen nicht mehr erforderlich war und die dementsprechend nach Darstellung des Beklagten im Schriftsatz vom 31. Juli 1990 von den Abfuhrunternehmern auch unmittelbar zu diesen Firmen transportiert wurden, entfiel die Abfalleigenschaft mit der Anlieferung der Stoffe bei den Verwertungsunternehmen. Erst mit der Anlieferung der Stoffe wurde die Absicht, sie dem Wirtschaftskreislauf wieder zuzuf&#252;hren, hinreichend konkretisiert. Der Besitz der Stoffe durch den Tr&#228;ger der Abfallbeseitigung bzw. den von ihm beauftragten Abfuhrunternehmer selbst beseitigt noch nicht die Abfalleigenschaft; zudem ist der Abtransport von Abf&#228;llen, die wiederverwertbare Stoffe darstellen, vom Grundst&#252;ck, auf dem sie zur Entsorgung bereitgestellt werden, wegen seiner engen Verbindung mit der &#246;ffentlichen Aufgabe, die Entsorgung der Grundst&#252;cke von Abf&#228;llen sicher zu stellen, die ohne den Abtransport nicht erf&#252;llt werden k&#246;nnte, der Abfallbeseitigung auch dann noch zuzurechnen, wenn der Transport unmittelbar zum Verwertungsunternehmen durchgef&#252;hrt wird.</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">Hiernach k&#246;nnte ausschlie&#223;lich zweifelhaft sein, ob die Kosten, die bei der Geb&#252;hrenkalkulation f&#252;r die Beseitigung von Altstoffen durch Aufstellen von Sammelcontainern au&#223;erhalb der Grundst&#252;cke angesetzt worden sind, (entsprechend der Versuchsanordnung Altglasiglus bzw. Altstoffcontainer f&#252;r Papier, Pappe, Glas und. Altmetalle) als umlegbare Kosten ausscheiden m&#252;&#223;ten, weil die Benutzung dieser Beh&#228;lter nicht nur den geb&#252;hrenpflichtigen Grundst&#252;ckseigent&#252;mern als Abfallbesitzern zur Verf&#252;gung standen, sondern auch Abfallbesitzern, die nicht zu Geb&#252;hren herangezogen werden. Unter Ber&#252;cksichtigung der vom Beklagten im vorgenannten Schriftsatz vom 31. Oktober 1990 (S. 3) aufgemachten Spezifizierung der Kosten der Altstoffentsorgung ensprechend den Ans&#228;tzen in den Wirtschaftspl&#228;nen f&#252;r die Jahre 1987/88, die im Rahmen der bestehenden Beurteilungsspielr&#228;ume bei den Kostenprognosen f&#252;r 1986 als repr&#228;sentativ auch f&#252;r 1987 &#252;bernommen werden kann, sind die Kosten f&#252;r die Aufstellung und Leerung der Einstoffsammelcontainer sowie anteilige Sortierkosten mit nicht mehr als 200.000,- DM zu veranschlagen. F&#252;r die Aufstellung der Container ergibt sich nur ein Ansatz von 15.700,- DM (2.580.000 DM./. 2,564.300 DM); durch Erh&#246;hung dieses Betrages auf die genannte Gesamtsumme wird im Rahmen zul&#228;ssiger Sch&#228;tzung den auf die Containerleerung und das Sortieren der in ihnen gesammelten Stoffe entfallenden Teilkosten an den insgesamt angefallenen Unternehmerleistungen von 1.116.900,- DM und insgesamt angefallenen Sortierkosten von 625.500,- DM angemessen Rechnung getragen. Bezogen auf die insgesamt f&#252;r die Abfallentsorgung im Haushaltsbereich angesetzten Kosten von 17.232.621,- DM (vgl. die Erl&#228;uterung der Geb&#252;hrenbedarfsberechnung) w&#252;rde sich bei der Unzul&#228;ssigkeit des Ansatzes der 200.000,- DM aber nur eine Kosten&#252;berschreitung von 1,16 v.H. ergeben, die im Rahmen des nach &#167;6 Abs. 1 Satz 3 KAG hinnehmbar ist. Letzteres w&#252;rde sogar auch dann noch gelten, wenn der Betrag von 200.000,- DM ausschlie&#223;lich auf diejenigen Kosten bezogen w&#252;rde, die nach Abzug der Kosten die durch den Sockelbetrag von 40,- DM umgelegt wurden, als leistungsabh&#228;ngige Kosten verblieben. Die Kosten&#252;berschreitung w&#252;rde bei Zugrundelegen des dann ma&#223;geblichen Betrages von 8.791.181,- DM 2,28 v.H. betragen. Hiernach bedarf es im vorliegenden Fall auch keiner Erw&#228;gungen dazu, ob die dargestellte Kosten&#252;berschreitung nicht auch deshalb unbeachtlich ist, weil bei der Geb&#252;hrenkalkulation, wie der Beklagte im Schriftsatz vom 31. Juli 1990 (Bl. 7, 8) im einzelnen dargelegt hat, bei der Ermittlung des Kostensatzes pro Liter Abfall ein erheblich zu hoher Ansatz der Gesamtzahl von Haushaltungen (204.536 anstatt etwa 180.000) vorgenommen und danach der f&#252;r die Geb&#252;hrenkalkulation ma&#223;gebliche Kostensatz pro Liter Abfall zu niedrig kalkuliert worden ist.</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">Die im &#252;brigen in die Bedarfsberechnung eingestellten Kostenpositionen geben ebenfalls keinen Anla&#223; zur Beanstandung. Sie sind nach betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tzen ansatzf&#228;hig. Das gilt in Sonderheit auch f&#252;r den Ansatz von R&#252;ckstellungen f&#252;r unvorhergesehene Haftpflichtrisiken aus dem Betrieb der Deponie ... ferner f&#252;r die sogenannten Folgekosten dieser Deponie f&#252;r Rekultivierung, Sickerwasserbeseitung, Deponiegasableitung sowie Grundwasseruntersuchungen. Der Beklagte hat die R&#252;ckstellungen f&#252;r Haftpflichtrisiken, die nach einem bestimmten Kostenbetrag je zur Deponie angelieferter Gewichtstonne Abfall berechnet und anteilig einerseits auf die Hausm&#252;llbeseitung und Beseitigung hausm&#252;ll&#228;hnlicher Abf&#228;lle und andererseits die &#252;brigen von sogenannten Fremdanlieferern deponierten Abf&#228;lle umgelegt worden sind, sowie den Ansatz der in der Geb&#252;hrenbedarfsberechnung 1986 sogenannten "Anteiligen Deponiekosten ..." in den Schrifts&#228;tzen vom 31. Oktober und 13. Dezember 1990 auf Anfrage des Senats hinreichend erl&#228;utert. Danach sind in der letztgenannten Position die laufenden Betriebskosten der Deponie und die R&#252;ckstellungen f&#252;r Folgekosten zusammengefa&#223;t und nur insoweit angesetzt worden, als sie auf die &#246;ffentliche Abfallentsorgung der Grundst&#252;cke durch den Kreis entfallen. Die im Verh&#228;ltnis zu den sogenannten Fremdanlieferern der &#246;ffentlichen Abfallentsorgung der Grundst&#252;cke zuzuordnenden Kostenanteile sind auf der Grundlage eines Kostensatzes pro Gewichtstonne nach dem prognostizierten Abfallanfall der &#246;ffentlichen Abfallentsorgung pro Jahr von 150.000 Tonnen ermittelt worden. Diese Handhabung ist sachgerecht. Die R&#252;ckstellungen f&#252;r die Folgekosten sind (laut Schriftsatz vom 13. Dezember 1990) nach einem j&#228;hrlichen Anteil an den gesch&#228;tzten Gesamtfolgekosten von rund 15 Mill. DM bezogen auf einen Bewirtschaftungszeitraum f&#252;r die Deponie von 15 Jahren berechnet worden. Nach der Aufstellung der verschiedenen Deponiekosten im Schriftsatz vom 30. Oktober 1990 sind danach f&#252;r 1986 jeweils etwa eine Mill. DM f&#252;r Folgekosten der Deponie ... angesetzt worden. Auch das entspricht betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tzen und ferner dem Prinzip einer leistungsgerechten Zuordnung der Folgekosten von Abfalldeponien.</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">Die Deponiefolgekosten sind im Sinne des betriebswirtschaftlichen Kostenbegriffs des &#167;6 KAG Kosten f&#252;r den durch die Abfallentsorgung im Leistungszeitraum stattfindenden Wertverzehr der f&#252;r die Abfallentsorgung eingesetzten Mittel. Auch wenn die Folgekosten nicht sofort im jeweiligen Leistungszeitraum anfallen, stellen sie einen ihm zuzuordnenden Wertverzehr dar, weil das Deponiegrundst&#252;ck mit fortlaufender Nutzung zur Abfallablagerung gleichsam auch fortlaufend wachsend mit Verpflichtungen zur Rekultivierung, zur Beseitigung der negativen Folgen, die mit dem Deponiebetrieb verbunden sind, sowie der Vornahme den zur Vermeidung negativer Auswirkungen erforderlichen vorbeugenden Ma&#223;nahmen belastet wird. Soweit die Folgekosten nach einem geeigneten Verteilungsschl&#252;ssel - wie hier f&#252;r 1986 - auf die Leistungsperioden, die der Geb&#252;hrenerhebung zugrunde gelegt werden, verteilt werden, entspricht das dem Grundsatz der Geb&#252;hrenerhebung f&#252;r die im betreffenden Leistungszeitraum erfolgende Inanspruchnahme der &#246;ffentlichen Abfallentsorgung.</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks"> Vgl. auch Peine, a.a.O. S. 87, 88.</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">Ob bei der Kalkulation der Abfallbeseitigungsgeb&#252;hren auch (Folge-)Kosten f&#252;r fr&#252;her genutzte, inzwischen stillgelegte Deponien angesetzt werden k&#246;nnten,</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks"> so VG Hamburg Urteil vom 17. August 1987, Mitt.NW StB vom 20. Juli 1988, ebenso Peine a.a.O.,</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">erscheint nicht zweifelsfrei, bedarf hier aber keiner Kl&#228;rung, da die Deponie ... im hier ma&#223;geblichen Leistungszeitraum noch in Betrieb war und die schon in diesem Zeitraum anfallenden Folgekosten f&#252;r stillgelegte Teile dieser Deponie entsprechend den Erl&#228;uterungen des Beklagten und vorgelegten Wirtschaftspl&#228;nen der ... aus den in den Vorjahren angesammelten R&#252;cklagen beglichen wurden.</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">Die hiernach der Geb&#252;hrenbedarfsberechnung insgesamt zugrunde liegenden Kostenpositionen sind nicht deshalb zu beanstanden, weil die von der ... bei der Abfallentsorgung an dritte Unternehmer vergebenen Auftr&#228;ge gar nicht oder jedenfalls nicht nach haushaltsrechtlichen Anforderungen ausgeschrieben worden w&#228;ren. Der Beklagte hat einerseits in einem Parallelverfahren 9 A 768/88 glaubhaft erl&#228;utert, da&#223; nach Bildung der ... auch f&#252;r den Leistungszeitraum 1986 teilweise Ausschreibungen nicht m&#246;glich gewesen seien, weil noch bindende Vertr&#228;ge mit bestimmten Abfallbeseitigungsunternehmen aus den Vorjahren vor Bildung der ... bestanden h&#228;tten, da&#223; im &#252;brigen aber auch Ausschreibungen durchgef&#252;hrt worden seien, soweit das sachgerecht gewesen sei. Ob und inwieweit Ausschreibungen der Unternehmerleistungen im Einklang mit &#167;31 Abs. 1 der Gemeindehaushaltsverordnung (GemHVO) h&#228;tten durchgef&#252;hrt werden m&#252;ssen und durchgef&#252;hrt worden sind, bedarf andererseits keiner genaueren Kl&#228;rung. Fehlende Ausschreibungen machen die mit den Unternehmern abgeschlossenen Vertr&#228;ge nicht nichtig.</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks"> Vgl. OVG NW, Beschlu&#223; vom 19. Januar 1990 - 2 A 2171/87 -.</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">Danach ist auch bei Verletzung haushaltsrechtlicher Grunds&#228;tze ein Kostenansatz nur dann nicht zu rechtfertigen, wenn er zu den vom betreffenden Unternehmen erbrachten Leistungen in jeder Hinsicht au&#223;er Verh&#228;ltnis steht, dementsprechend mit Grunds&#228;tzen des &#196;quivalenzprinzips unvereinbar ist oder wenn sich die Auftragsvergabe als rein willk&#252;rliche, ausschlie&#223;lich die Gesamtkosten erh&#246;hende Ma&#223;nahme darstellt, die der Sache nach nicht mehr mit dem weiten Organisationsermessen des Entsorgungstr&#228;gers, seine Aufgabe entsprechend seinen Zweckm&#228;&#223;igkeitsvorstellungen durchzuf&#252;hren, in Einklang bringen l&#228;&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks"> Vgl. das schon zitierte Urteil des Senats vom 30. November 1989 - 9 A 2108/87 -.</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">Die insgesamt f&#252;r die &#246;ffentliche Abfallentsorgung der Grundst&#252;cke angesetzten Kosten sind auch im Sinne einer leistungs- und kostengerechten Trennung des Aufwandes f&#252;r die Entsorgung der Wohngrundst&#252;cke bzw. des Haushaltsbereichs vom Aufwand f&#252;r die Entsorgung der gewerblich genutzten Grundst&#252;cke bzw. des Gewerbebereichs zul&#228;ssigerweise auf diese Bereiche verteilt worden. Die Erl&#228;uterungen der Geb&#252;hrenkalkulation f&#252;r das Jahr 1986, wie sie in den Unterlagen zur Satzung vom 24. Juni 1988 enthalten sind, weisen aus, da&#223; der Satzungsgeber das gesamte gesch&#228;tzte Abfallvolumen von 150.000 t/Jahr nach Erfahrungen der Vorjahre und sachgerechten Bewertungskriterien zu einem Anteil von 36.000 t dem Gewerbebereich und zu 114.000 t dem Haushaltsbereich zugeordnet hat. Entsprechend diesem Abfallaufkommen im Haushaltsbereich und im Gewerbebereich sind die Gesamtkosten der &#246;ffentlichen Abfallentsorgung der Grundst&#252;cke aufgeteilt worden. Diese Methode zur Trennung der auf den Haushaltsbereich einerseits und dem Gewerbebereich andererseits entfallenden Kosten ist zul&#228;ssig und vermeidet, da&#223; durch die Erhebung von Geb&#252;hren f&#252;r die Abfallentsorgung der Haushalte die Abfallentsorgung gewerblich genutzter Grundst&#252;cke mitfinanziert wird.</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">Die Kalkulation der Geb&#252;hrens&#228;tze des Haushaltstarifs nach Nr. 1.1 GT begegnet auch insoweit keinen Bedenken, als die Kostenmasse auf die geb&#252;hrenpflichtigen Haushalte verteilt worden ist. Das gilt zun&#228;chst hinsichtlich der Bemessung des f&#252;r jeden Haushalt angesetzten Sockelbetrages von 40,- DM.</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat im Schriftsatz vom 31. Oktober 1990, was nach den dargelegten Grunds&#228;tzen richterlicher Kontrolle der Geb&#252;hrens&#228;tze zu ber&#252;cksichtigen ist, im einzelnen erl&#228;utert, da&#223; sich bei der Haushaltsentsorgung erfahrungsgem&#228;&#223; der Aufwand f&#252;r die Abfuhr zu etwa 50 v.H. aus Kosten f&#252;r den Entleerungs- und Kippaufwand und zu den restlichen 50 v.H. aus Transportkosten zusammensetze; letztere lie&#223;en sich zu etwa 1/2 auf Transportwege innerhalb des Abfuhrbezirks und 1/2 auf den Transport des Abfalls vom Abfuhrbezirk zur Deponie bzw. Umladestation verteilen. Danach sei es gerechtfertigt, 3/4 der von den Deponiekosten zu trennenden Abfuhrkosten als f&#252;r den Haushaltsbereich mengenunabh&#228;ngige Kosten anzusetzen. Die Abfuhrkosten im genannten Sinne sind in der Geb&#252;hrenbedarfsberechnung unter der Konto Nr. 6000, Unterposition: Unternehmerleistungen f&#252;r die Haus- und Sperrm&#252;llabfuhr (Einsammeln und Bef&#246;rdern) mit insgesamt 11.000.000,- DM erfa&#223;t, in denen nach Darstellung des Beklagten auch die Abfuhrkosten f&#252;r die Altstoffentsorgung enthalten sind. Danach ergibt sich ein mengenunabh&#228;ngiger Gesamtbetrag f&#252;r die Haushaltsabfuhr von 8.250.000,- DM, der sogar h&#246;her ist als die in der Geb&#252;hrenkalkulation angesetzte Gesamtsumme von 8.181.440,- DM f&#252;r die als Umlage von mengenunabh&#228;ngigen Kosten zu vereinnahmenden Sockelbetr&#228;ge. Der Senat hat keine Veranlassung, die Erfahrungsans&#228;tze des Beklagten in Frage zu stellen und dementsprechend auch keine Bedenken, der dargestellten Rechtfertigung des Ansatzes der mengenunabh&#228;ngigen Gesamtkosten der Abfallentsorgung der Haushalte, die als fixe Kosten f&#252;r Vorhalteleistungen ansatzf&#228;hig sind, zu folgen.</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">Da&#223; durch die Vorhalteleistungen bei der Abfallabfuhr (Bereitstellung von Abfallbeh&#228;ltern, Anfahren der Grundst&#252;cke, Leeren der Beh&#228;lter und sp&#228;ter der M&#252;llfahrzeuge) jeweils unabh&#228;ngig von der Abfallmenge im Beh&#228;lter bzw. im M&#252;llfahrzeug die Hauptkosten der Abfuhr entstehen, bedarf keiner weiteren Darlegung. Dabei darf der Begriff der Mengenunabh&#228;ngigkeit nicht fehlerhaft so verstanden werden, da&#223; er vom Umfang der angebotenen Abfallentsorgung vollst&#228;ndig unabh&#228;ngig sein w&#252;rde. Die Abfallentsorgung ist im weiterem Sinne insoweit insgesamt von der Menge des zu beseitigenden Abfalls abh&#228;ngig, als sich die f&#252;r sie vorgehaltenen Gesamtkapazit&#228;ten nach der gesch&#228;tzten Gesamtmenge des zu beseitigenden Abfalls richten. Mengenunabh&#228;ngige d.h. invarable (fixe) Kosten, die als Grundgeb&#252;hren bzw. Sockelgrundbetrag einer Geb&#252;hr erhoben werden d&#252;rfen, sind im schon dargestellten Sinne all jene Kosten, die bezogen auf den betreffenden Leistungszeitraum allein zur Aufrechterhaltung der Abfallentsorgung aufgewandt werden m&#252;ssen, ohne da&#223; es darauf ank&#228;me, ob und inwieweit im Einzelfall in den bereitstehenden Abfallbeh&#228;ltern Abfall enthalten ist. Danach ist es zul&#228;ssig, wenn der Satzungsgeber die mengenunabh&#228;ngigen Kosten nach pauschalen Erfahrungswerten auf 3/4 der sogenannten Abfuhrkosten sch&#228;tzt. Das gilt nach der vorliegenden Kostensituation insbesondere auch deshalb, weil die Geb&#252;hrenbedarfsberechnung, worauf das Verwaltungsgericht in einem die Geb&#252;hren des Jahres 1987 betreffenden Urteil vom 30. Oktober 1987 - 14 K 3167/88 - insoweit zu Recht hingewiesen hat, neben den genannten "Unternehmerkosten" weitere Kostenpositionen beinhaltet, die als Vorhaltekosten der Abfallabfuhr mengenunabh&#228;ngig sind. Dabei handelt es sich um die unter der Kontonummer 6002 und 6014 erfa&#223;ten Miet- und Servicekosten f&#252;r Miete, Aufstellung und Wartung der 120/140 - Liter - Leihgef&#228;&#223;e f&#252;r Wohngrundst&#252;cke von 1.820.000,- DM, die Kosten f&#252;r die Abschreibung und kalkulierte Zinsen auf eigene Leihgef&#228;&#223;e von 50.000,- DM (Kontonummer 6500) und die Kosten f&#252;r die Miete von auf Mehrfamilienwohngrundst&#252;cken aufgestellten Containern, die an Abfuhrunternehmer gezahlt wird, in H&#246;he von 125.000,- DM.</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">Bei der Ermittlung des Sockelbetrages f&#252;r den einzelnen Haushalt durfte der Satzungsgeber ohne Rechtsfehler von einem gleichbleibenden Anteil von 40,- DM je Haushalt durch Teilung des Gesamtbetrages der mengenunabh&#228;ngigen Kosten durch die Gesamtzahl der an die Abfallentsorgung angeschlossenen Haushalte (204.536), die vom Satzungsgeber in zul&#228;ssiger Weise nach den Ergebnissen des Mikrozensus zur Ermittlung der Haushaltsstruktur im Bundesgebiet am 1. Januar 1982 und den statistisch festgestellten Einwohnerzahlen im Kreisgebiet gesch&#228;tzt worden sind (vgl. Vorlage der ... zur Neuordnung des Geb&#252;hrensatzes vom 16. Oktober 1985, BA 3 zu 9 A 764/88 Bl. 26), ausgehen. Zwar w&#228;re theoretisch denkbar, auch bei den Vorhaltekosten eine Kostenstaffelung nach der Haushaltsgr&#246;&#223;e durchzuf&#252;hren, indem &#220;berlegungen angestellt werden, ob und inwieweit die Vorhaltekosten nach der Haushaltsgr&#246;&#223;e unterschiedlich sind. Nach den im Rahmen des &#167;6 Abs. 1 bis 3 KAG bestehenden Bewertungsspielr&#228;umen und sonstigen Grunds&#228;tzen der Bemessung von Grundgeb&#252;hren bedarf es einer solchen Betrachtung aber aus Gr&#252;nden der Praktikablit&#228;t nicht. Die Ermittlungen f&#252;r eine solche Staffelung der Vorhaltekosten w&#228;ren n&#228;mlich wegen der vom Zufall abh&#228;ngigen Streuung der Haushalte verschiedener Gr&#246;&#223;e, der je nach der Zahl der Haushalte und Regelausstattung unterschiedlichen Zahl der Abfallbeh&#228;lter auf einem Grundst&#252;ck sowie der unterschiedlichen Anfahr- bzw. Transportwege der Abfallfahrzeuge zu bzw. von den einzelnen Grundst&#252;cken mit unverh&#228;ltnism&#228;&#223;igen Schwierigkeiten verbunden.</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">Die Verteilung der nach dem Ansatz des Sockelbetrages verbleibenden Restkosten pro Haushalt bestimmter Gr&#246;&#223;e ist nach der Geb&#252;hrenkalkulation ebenfalls bedenkenfrei und orientiert sich an den durch den Ma&#223;stab vorgegebenen Ma&#223;einheiten. Entsprechend der Erl&#228;uterung der Kalkulation, wie sie aus den Satzungsunterlagen ersichtlich ist, ist die Zahl der Haushalte verschiedener Gr&#246;&#223;e unter Ansatz der jeweiligen durchschnittlichen Abfallmenge des Haushalts jeweils auf ein Litervolumen umgerechnet und ist danach zun&#228;chst der Anteil am Abfallaufkommen pro Woche je Haushaltsgr&#246;&#223;e in Vom-Hundert-S&#228;tzen berechnet worden. Entsprechend diesen Anteilen sind die leistungsbezogenen zu verteilenden Kosten auf die einzelnen Haushaltsgruppen verteilt worden und sind diese Kosten entsprechend der Zahl der zu jeder Gruppe geh&#246;renden Haushaltungen anteilig dem Sockelbetrag von 40,- DM zugeschlagen worden. Die sich ergebenden Betr&#228;ge sind zugunsten der Geb&#252;hrenschuldner auf volle 5,- DM Betr&#228;ge abgerundet worden.</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">B.</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">Auf der Grundlage der Geb&#252;hrensatzung des Kreises ist der Kl&#228;ger f&#252;r 1986 zu Recht zu Abfallgeb&#252;hren in H&#246;he von 225,- DM herangezogen worden. Er hat die Abfallentsorgung in diesem Jahr unstreitig in Anspruch genommen und war deshalb nach Nr. 1.1 GT zu Geb&#252;hren in der berechneten H&#246;he heranzuziehen. Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; der Beklagte die Zahl und Gr&#246;&#223;e der vorhandenen Haushalte fehlerhaft erfa&#223;t h&#228;tte, gibt es nicht; die Anfrage des Senats, die in erster Instanz vorgebrachte R&#252;ge eines fehlerhaften Ansatzes der Haushaltsgr&#246;&#223;e zu spezifizieren, ist von der Kl&#228;gerseite nicht beantwortet worden. Da&#223; der Kl&#228;ger nicht die ihm nach &#167;8 Abs. 3 AS zustehende Regelausstattung ausgenutzt, sondern nur ein Abfallgef&#228;&#223; von 50 Litern zur Leerung aufgestellt hat, ist aus den bei der &#220;berpr&#252;fung des Geb&#252;hrenma&#223;stabes erl&#228;uterten Gr&#252;nden unbeachtlich, da der Kl&#228;ger die Regelausstattung als vorgehaltene Ausstattung h&#228;tte beanspruchen k&#246;nnen und es f&#252;r die Geb&#252;hrenbemessung nicht auf die Zahl und Gr&#246;&#223;e der aufgestellten Abfallbeh&#228;lter, sondern auf eine Inanspruchnahme der Abfallentsorgung des Kreises nach der Gr&#246;&#223;e des Haushaltes ankommt. Dem Kl&#228;ger ist auch keine Geb&#252;hrenerm&#228;&#223;igung zu gew&#228;hren, weil er f&#252;r die Abfallentsorgung seine private Abfalltonne nutzt. Ihm steht auch insoweit frei, von dem Angebot Gebrauch zu machen, die von der ... zur Verf&#252;gung gestellten Beh&#228;lter in Anspruch zu nehmen. Die Vorhaltung von Abfallgef&#228;&#223;en zur Erf&#252;llung des nach der Satzung bestehenden Angebots geh&#246;rt zum Umfang der mit der Geb&#252;hr abzugeltenden Leistung unabh&#228;ngig davon, ob der einzelne das Angebot wahrnimmt. Dementsprechend k&#246;nnen auch die Kosten f&#252;r die Abfallbeh&#228;lter auf alle Geb&#252;hrenpflichtigen, d.h. auch die, die ihre private Tonne nutzen, umgelegt werden. Eines besonderen Angebotes der Regelausstattung durch den Kreis bzw. die ... an den Kl&#228;ger bed&#252;rfte es wegen der Publizit&#228;tswirkung der AS in Gestalt der 3. &#196;S vom 29. Oktober 1985 nicht. Die 3. &#196;S ist im November 1985 in den Publikationsorganen des Kreises bekannt gemacht worden. Danach bestand f&#252;r den Kl&#228;ger ausreichend Zeit, sich vor Beginn der Leistungsperiode 1986 hinsichtlich der ihm zustehenden Regelausstattung zu unterrichten und eine entsprechende Beh&#228;lterausstattung anzufordern.</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;154 Abs. 1 VwGO; die Revision war nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen f&#252;r die Zulassung der Revision nach &#167;132 Abs. 2 VwGO nicht vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks"> </p>
314,993
olgk-1991-01-23-26-u-1691
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
26 U 16/91
1991-01-23T00:00:00
2019-03-13T14:43:30
2022-10-18T15:09:21
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1991:0123.26U16.91.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>T a t b e s t a n d :</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;gerin verlangt von dem Beklagten Schadenser-satz bzw. begehrt Feststellung wegen Verletzung von Vertragspflichten als Steuerberater.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;gerin ist im Jahre 1983 gegr&#252;ndet worden. Seit Gr&#252;ndung bis 1988 wurde sie vom Beklagten steuerlich beraten. Diesem oblagen u.a. die Buch-f&#252;hrung, die Erstellung der Jahrsabschl&#252;sse und die Abgabe der Steuererkl&#228;rungen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Von Herbst 1988 bis Herbst 1989 wurde bei der Kl&#228;-gerin eine Betriebspr&#252;fung betreffend die Jahre 1985 bis 1987 durchgef&#252;hrt. Im Laufe dieses Verfah-rens - im Jahre 1988 - wurde dem Beklagten von der Kl&#228;gerin das Mandat entzogen und auf Rechtsanwalt L. &#252;bertragen. Die Betriebspr&#252;fung stellte fest (Bl. 11 des Betriebspr&#252;fungsberichtes vom 2O.7.1989 - Anlage K 5 zur Klageschrift -; entspre-chend Bl. 4 des Einspruchsbescheides betreffend K&#246;rperschaftssteuer - Anlage K 4 zur Klageschrift), da&#223; der Beklagte als Kaufpreis f&#252;r Anlageverm&#246;gen der Kl&#228;gerin im Jahre 1983 nur einen Betrag von 1O.999,- DM gebucht hatte, wohingegen nach der im Rahmen des Pr&#252;fungsverfahrens vorgelegten Rechnung vom 1O.1.1983 (Anlage K 2 zur Klageschrift) der Kaufpreis tats&#228;chlich 32.15O,- DM betragen hatte. Die Kl&#228;gerin leitet aus der Nichtbuchung von (32.15O,- - 1O.999,- =) 21.151,- DM einen Schaden-sersatzanspruch in H&#246;he von 2.749,63 DM her; das sind 13 % von 21.151,- DM, die infolge Nichtbuchung des vollen Kaufpreises im Jahre 1983 nicht als Vor-steuer geltend gemacht worden sind.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Betriebspr&#252;fung stellte au&#223;erdem fest, da&#223; die Buchf&#252;hrung im gesamten Pr&#252;fungszeitraum nicht ord-nungsm&#228;&#223;ig war. F&#252;r von ihr festgestellte Kassen-fehlbetr&#228;ge sch&#228;tzte sie f&#252;r den gesamten Pr&#252;fungs-zeitraum Ums&#228;tze von 52.OOO,- DM hin. Bei einem Um-satzsteuersatz von 14 % ergab dies eine zus&#228;tzliche Umsatzsteuer von 7.28O,- DM; die entsprechenden Um-satzsteuerbescheide sind bestandskr&#228;ftig. Den Be-trag von 7.28O,- DM macht die Kl&#228;gerin als Scha-densposition 2 geltend.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Gegen die aufgrund der Betriebspr&#252;fung neu erlasse-nen K&#246;rperschaftssteuerbescheide vom 21.9.1989 be-treffend K&#246;rperschaftssteuer 1985 bis 1987 (Anlage K 8 zur Klageschrift) und gegen den Gewerbesteuer-me&#223;bescheid 1987 (Anlage K 9 zur Klageschrift) hat die Kl&#228;gerin Einspruch eingelegt. Dar&#252;ber ist sei-tens des Finanzamtes S. entschieden worden unter Wahrnehmung der M&#246;glichkeit, die Steuerfest-setzung zum Nachteil der Kl&#228;gerin zu &#228;ndern (vgl. Einspruchsentscheidung zur K&#246;rperschaftssteuer vom 21.5.199O, Anlage K 4). Hiergegen hat die Kl&#228;gerin Klage vor dem Finanzgericht erhoben, &#252;ber die noch nicht entschieden ist. Auf diese - noch nicht end-g&#252;ltig feststehende - Steuermehrbelastung bezieht sich der Antrag der Kl&#228;gerin auf Feststellung, da&#223; der Beklagte verpflichtet sei, den dadurch entste-henden Schaden zu ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Als weiteren Schadensposten macht die Kl&#228;gerin ei-nen Betrag von 4.146,60 DM geltend, dies im Hin-blick darauf, da&#223; sie Rechtsanwalt L. im Rah-men der Betriebspr&#252;fung anstelle des Beklagten ein-geschaltet hat. Dieser hat f&#252;r seine T&#228;tigkeit bei der Betriebspr&#252;fung mit Rechnung vom 11.12.1989 (Anlage K 1O zur Klageschrift) 6.219,- DM berech-net. Hiervon erachtet sie gesch&#228;tzt 2/3 = 4.146,60 DM als zus&#228;tzlichen Aufwand infolge der vom Beklagten im Rahmen seiner Steuerberateraufga-ben begangenen Fehler.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;gerin hat behauptet, dem Beklagten seien bei der Buchhaltung und den Bilanzen erhebliche Fehler unterlaufen; diese h&#228;tten zu dem unterlassenen Ab-zug von Vorsteuern f&#252;r 1983 gef&#252;hrt, zur Festset-zung von erheblich mehr Steuern f&#252;r 1985 bis 1987 als nach dem tats&#228;chlichen Betriebsergebnis ge-schuldet worden seien und zu dem zeitlichen Mehr-aufwand f&#252;r Rechtsanwalt L. .</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;gerin hat zuletzt beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">1.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">den Beklagten zu verurteilen, an sie 14.176,23 DM nebst 9,5 % Zinsen seit dem 12.7.199O zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">2.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">festzustellen, da&#223; der Beklagte verpflichtet ist, den ihr durch die Festsetzung von K&#246;rper-schaftssteuern f&#252;r 1985 bis 1987 sowie Gewerbe-steuern von 1985-1987, einschlie&#223;lich notwendig werdender Kosten der Vertretung, entstehenden Schaden zu ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Er hat bestritten, Verpflichtungen aus dem Steuerbe-ratervertrag verletzt zu haben; er habe die Buchf&#252;h-rung stets aufgrund der ihm &#252;bermittelten Informa-tionen und Belege erstellt. Beides sei ihm unvoll-st&#228;ndig - auch mangels F&#252;hrung eines Kassenbuches - &#252;bermittelt worden, so da&#223; Korrekturen nach der Be-triebspr&#252;fung nicht ihm anzulasten seien. Auf den unzureichenden Unterlagen beruhe auch, da&#223; Rechtsan-walt L. einen erh&#246;hten Arbeitsaufwand gehabt habe. - Bez&#252;glich der Buchung des Kaufpreises im Jahre 1983 hat der Beklagte behauptet, es sei sei-nerzeit mit dem damaligen Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Kl&#228;ge-rin, H. B. sen., nach ausdr&#252;cklicher Er&#246;rte-rung vereinbart worden, da&#223; ein Kaufpreis von nur 1O.999,- DM angesetzt werde.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen im wesent-lichen mit der Begr&#252;ndung, die Klagerin habe nicht substantiiert dargelegt, da&#223; ihr durch schuldhafte Vertragsverletzung des Beklagten ein Schaden ent-standen sei. Wegen Einzelheiten wird auf das ange-fochtene Urteil Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Gegen dieses ihr am 25.2.1991 zugestellte Urteil hat die Kl&#228;gerin am 25.3.1991 Berufung eingelegt und diese nach entsprechender Fristverl&#228;ngerung recht-zeitig am 27.5.1991 begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;gerin verfolgt ihre erstinstanzlichen Antr&#228;ge weiter. Sie meint, das Landgericht habe allgemeine Grunds&#228;tze zur Darlegungs- und Beweislast verkannt. Au&#223;erdem bestreitet sie bez&#252;glich des Schadenspo-stens zu 1) in H&#246;he von 2.749,63 DM, da&#223; eine von der Rechnung abweichende Abstimmung &#252;ber den Kauf-preis stattgefunden habe. Bez&#252;glich der aufgrund der Betriebspr&#252;fung h&#246;her festgesetzten Steuern zum Schadensposten von 7.28O,- DM und zur Feststellungs-klage ist ihrer Meinung nach ein Schaden nicht des-halb zu verneinen, weil die Fehler des Beklagten im Betriebspr&#252;fungsverfahren korrigiert worden seien, dies deshalb nicht, weil sich die Betriebspr&#252;fung auf die Jahre 1985 bis 1987 beschr&#228;nkt habe und auf den falschen, vom Beklagten pflichtwidrig ermittel-ten Zahlen zum 31.12.1984 aufgebaut habe. Im &#252;brigen habe die Betriebspr&#252;fung auch nicht s&#228;mtliche Fehler des Beklagten korrigiert.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Unrichtig ist nach Auffassung der Kl&#228;gerin auch die Annahme des Landgerichts, die Zusch&#228;tzungen des Fi-nanzamtes seien sachlich zutreffend; sie meint, die Beweislast l&#228;ge insoweit beim Beklagten. Selbst bei nicht gen&#252;gend substantiiertem Sachvortrag zur Scha-densh&#246;he h&#228;lt sie die Klage nicht f&#252;r unbegr&#252;ndet, da eine Schadenssch&#228;tzung nach &#167; 287 ZPO zu erfolgen habe.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Wegen des dritten Schadenspostens von 4.146,6O DM - Mehrkosten durch Einschaltung von Rechtsanwalt L. - verweist die Kl&#228;gerin auf den ihrer An-sicht nach substantiierten Vortrag erster Instanz; auch insoweit h&#228;lt sie &#167; 287 ZPO f&#252;r anwendbar.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Demgem&#228;&#223; beantragt die Kl&#228;gerin,</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils gem&#228;&#223; den erstinstanzlichen Schlu&#223;antr&#228;gen der K&#228;gerin zu erkennen;</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">der Kl&#228;gerin nachzulassen, erforderliche Sicher-heiten durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft ei-ner deutschen Gro&#223;bank, Volksbank oder &#246;ffent-lich-rechtlichen Sparkasse zu stellen.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Beklagte verteidigt das Urteil. Wegen angebli-cher Pflichtverletzungen aus den Jahren vor 1985 macht er die Einrede der Verj&#228;hrung geltend.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Wegen des weiteren Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der von den Parteien zu den Akten ge-reichten Schrifts&#228;tzen nebst Anlagen, insbesondere auf den Betriebspr&#252;fungsbericht vom 2O.7.1989 und die Einspruchentscheidung vom 21.5.199O Bezug genom-men.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die zul&#228;ssige Berufung der Kl&#228;gerin ist nicht be-gr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;gerin hat nach wie vor nicht substantiiert dargelegt, da&#223; ihr durch schuldhafte Verletzung ver-traglicher Pflichten seitens des Beklagten ein Scha-den entstanden ist bzw. entsteht bei Aufrechterhal-tung der angefochtenen Einspruchsbescheide. F&#252;r eine Schadenssch&#228;tzung gem&#228;&#223; &#167; 287 ZPO ist kein Raum. Im einzelnen gilt - zum Teil zwecks Vermeidung von Wie-derholungen unter Bezugnahme auf die zutreffenden Ausf&#252;hrungen im Urteil des Landgerichts - folgendes:</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">1. Schadensersatz in H&#246;he von 2.749,63 DM wegen un-terbliebenen Abzugs von Vorsteuer</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Ein Schadensersatzanspruch steht der Kl&#228;gerin inso-weit - ohne da&#223; es auf die unter den Parteien strei-tige Frage ankommt, ob eine Absprache &#252;ber den zu verbuchenden Kaufpreis stattgefunden hat - schon deshalb nicht zu, weil sich der Beklagte nunmehr mit Erfolg auf die Einrede der Verj&#228;hrung beruft.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Gem&#228;&#223; &#167; 68 StBerG verj&#228;hrt der Anspruch des Auftrag-gebers auf Schadensersatz aus dem zwischen ihm und dem Steuerberater bestehenden Vertragsverh&#228;ltnis nach Ablauf von drei Jahren nach Entstehen des An-spruchs. Der Beginn der Verj&#228;hrungsfrist ist im Ein-zelfall unterschiedlich. Er h&#228;ngt davon ab, auf wel-chen Fehlern die zum Schadensersatz f&#252;hrenden Hand-lungen beruhen und um welche Art Schaden es sich handelt (vgl. BGHZ 96, 29O; Eckert-B&#246;ttcher, StbGeb-VO, 2. Aufl., Anm. 1.3. 14 vor &#167; 1).</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Hier beruht der von der Kl&#228;gerin behauptete Schaden auf dem angeblichen Unterlassen des Beklagten, f&#252;r Anschaffungskosten von 21.151,- DM im Jahre 1983 Vorsteuer von 2.749,63 DM geltend zu machen mit der Folge, da&#223; die Umsatzsteuer f&#252;r 1983 um 2.749,63 DM zu hoch war. In einem solchen Fall beginnt die Ver-j&#228;hrungsfrist sp&#228;testens mit dem Eintritt der Be-standskraft des f&#252;r 1983 erlassenen Steuerbescheids; denn damit hat sich der Schaden manifestiert (vgl. BGH ZIP 91, 589). Es kommt nicht darauf an, da&#223; der Schaden hier offensichtlich erst im Rahmen der ab 1988 stattgefundenen Betriebspr&#252;fung aufgedeckt wor-den ist. Denn f&#252;r den Lauf der Verj&#228;hrungsfrist ist es ohne Belang, wann der Steuerpflichtige von dem Schaden erfahren hat. Soweit in der Entscheidung des Bundesgerichtshofs vom 27.11.1985 (BGHZ 96, 29O) als Zeitpunkt f&#252;r den Beginn des Fristlaufs auf den Ab-schlu&#223; der Betriebspr&#252;fung abgestellt ist, ist diese Rechtsprechung in einer j&#252;ngeren Entscheidung des Bundesgerichtshofs vom 4.4.1981 (ZIP 91, 589) jeden-falls f&#252;r den Fall nicht aufrechterhalten worden, in dem die Betriebspr&#252;fung zu dem Ergebnis gelangt ist, da&#223; - wie nach Behauptung der Kl&#228;gerin im vorliegen-den Fall - zuviel Steuern gezahlt worden sind.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Von den Parteien ist nicht vorgetragen, wann der hier ma&#223;gebliche Steuerbescheid f&#252;r 1983 bestands-kr&#228;ftig geworden ist. Ohne da&#223; es jedoch insoweit weiterer Aufl&#228;rung bedarf, ist als sicher anzuneh-men, da&#223; im Zeitpunkt der Klageerhebung im Juni 199O die Verj&#228;hrungsfrist von drei Jahren abgelaufen war; denn bei normalen Verlauf der Dinge, von dem hier mangels gegenteiligen Vortrag, auszugehen ist, d&#252;rf-te der Steuerbescheid im Jahre 1984, sp&#228;testens aber 1985 bestandskr&#228;ftig geworden sein, die Verj&#228;hrungs-frist also 1987, sp&#228;testens 1988 abgelaufen sein.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Kl&#228;gerin steht auch nicht ein sog. Sekund&#228;ran-spruch gegen den Beklagten zu wegen Verletzung von Aufkl&#228;rungspflichten &#252;ber den Ablauf der Verj&#228;h-rungsfrist. Zwar ist der Steuerberater grunds&#228;tzlich verpflichtet, den Mandanten ggf. auf etwaige ihm ge-gen&#252;ber bestehende Schadensersatzanspr&#252;che und deren Verj&#228;hrung hinzuweisen. Dies folgt aus der den Be-langen des Steuerberaters in besonderer Weise Rech-nung tragenden Verj&#228;hrungsregelung in &#167; 68 StBG und ist im Anschlu&#223; an die Rechtsprechung zur sogenann-ten Sekund&#228;rhaftung des Rechtsanwalts (vgl. BGH ZIP 85,1274) entwickelt worden (vgl. BGH ZIP 91, 589, 592). Indessen setzt eine solche Haftung voraus, da&#223; der Steuerberater au&#223;er der den Schaden und den Pri-m&#228;ranspruch ausl&#246;senden Pflichtverletzung eine neue schuldhafte Pflichtverletzung begangen hat: W&#228;hrend der Verj&#228;hrungsfrist und vor Auftragsende mu&#223; f&#252;r ihn begr&#252;ndeter Anla&#223; zur Belehrung bestanden haben. Hatte der Steuerberater demgegen&#252;ber w&#228;hrend des Laufs der Verj&#228;hrung des Regre&#223;anspruches keinen An-la&#223;, eine durch seine Pflichtwidrigkeit verursachte Sch&#228;digung des Mandanten zu erkennen und diesem die Durchsetzbarkeit des Regressanspruchs zu erm&#246;gli-chen, so beruht die eingetretene Verj&#228;hrung nicht auf dem Verhalten des Steuerberaters und kann ihm nicht als Pflichtverletzung seines Auftrags zuge-rechnet werden (vgl. BGH ZIP 85, 1274, 1277). Davon ist hier auszugehen. Erst durch den Betriebspr&#252;-fungsbericht vom 2O.7.1989 ist der von der Kl&#228;gerin behauptete Schaden offenbar geworden. Zu diesem Zeitpunkt aber waren sowohl das Vertragsverh&#228;ltnis zwischen den Parteien beendet als auch die Verj&#228;h-rungsfrist abgelaufen.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">2. Schaden wegen 7.28O,- DM Umsatzsteuer f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">hinzugesch&#228;tzte Umsatzgesch&#228;fte 1985 bis 1987.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Auch insoweit steht der Kl&#228;gerin ein Schadensersatz-anspruch nicht zu, weil es an Anhaltspunkten f&#252;r den Eintritt eines durch den Beklagten verursachten Schadens fehlt. Die Frage des Verschuldens des Be-klagten kann deshalb dahinstehen; entsprechend kommt es weder auf die von der Kl&#228;gerin in der Berufung unter Beweis gestellte Behauptung an, der Beklagte sei &#252;ber s&#228;mtliche Kassenbewegungen zeitnah und vollst&#228;ndig informiert worden, er habe Buchungen nach Gutd&#252;nken und zum Teil seitenverkehrt durchge-f&#252;hrt, noch darauf, ob ihm als Steuerberater der Kl&#228;gerin vorzuwerfen ist, da&#223; ein Kassenbuch nicht gef&#252;hrt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Zum Schaden gilt folgendes:</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Das Landgericht hat bereits zutreffend darauf hinge-wiesen, da&#223; ein Schaden nicht zu erkennen sei, nach-dem Rechtsanwalt L. im Rahmen der Betriebspr&#252;-fung die Buchf&#252;hrung des Beklagten - unter Verwen-dung derselben Unterlagen, die dem Beklagten zur Verf&#252;gung standen - korrigiert hat. Etwaige Buchf&#252;h-rungsfehler des Beklagten haben sich damit nicht mehr ausgewirkt. Soweit die Kl&#228;gerin in der Berufung vortr&#228;gt, Rechtsanwalt L. habe seine Korrektu-ren gegen&#252;ber der Finanzbeh&#246;rde nur "teilweise" durchsetzen k&#246;nnen, da nur die seitenverkehrten Bu-chungen des Beklagten durch die Betriebspr&#252;fung be-richtigt worden seien, fehlt es an substantiierten Darlegungen, welcher Schaden hierdurch entstanden ist. Mit ihrem unter Beweis gestellten Vortrag, Bu-chungen,die der Beklagte zur "Glattstellung" der Kasse vorgenommen habe, und die Doppelerfassung ei-ner Rechnung Anfang 1987 seien nicht korrigiert wor-den, gen&#252;gt die Kl&#228;gerin ihrer Darlegungspflicht nicht. Zu diesen Vorg&#228;ngen bed&#252;rfte es konkreterer Darlegung, um welche Betr&#228;ge es sich handelt. Im &#252;b-rigen fehlt es auch an Darlegungen, warum Rechtsan-walt L. eine Korrektur insoweit nicht erreicht hat - im Zweifel deshalb nicht, weil er etwaige Un-richtigkeiten nicht mit den erforderlichen Unterla-gen ausr&#228;umen konnte. Dann aber ist - worauf bereits das Landgericht hingewiesen hat - nicht ersichtlich, inwieweit derartige Unrichtigkeiten auf dem Beklag-ten vorwerfbares Verhalten zur&#252;ckzuf&#252;hren sind, da Rechtsanwalt L. dieselben Unterlagen zur Verf&#252;-gung standen wie dem Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Soweit die Kl&#228;gerin ihren Schadensersatzanspruch da-mit begr&#252;ndet, die Zusch&#228;tzungen des Finanzamtes seien unzutreffend bzw. notwendigerweise &#252;berh&#246;ht, die Darlegungs- und Beweislast liege insoweit beim Beklagten, gilt folgendes:</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Bez&#252;glich des ersten Einwandes ist wiederum auf die Ausf&#252;hrungen im angefochtenen Urteil zu verweisen, da&#223; es an substantiierten Darlegungen fehlt, von welchen anerkannten Grunds&#228;tzen der Betriebspr&#252;fung Finanzamt hier abgewichen worden sein soll. Auch der zweite Einwand, da&#223; Zusch&#228;tzungen "notwendigerweise" h&#246;her seien als die tats&#228;chlichen Ums&#228;tze, trifft nicht zu. Zusch&#228;tzungen beruhen grunds&#228;tzlich auf tats&#228;chlichen Grundlagen; es kann lediglich nicht ausgeschlossen werden, da&#223; sie im konkreten Fall die tats&#228;chlichen Ums&#228;tze und Einnahmen &#252;bersteigen. Ob und ggf. inwieweit das der Fall ist, hat der Steuer-pflichtige darzulegen und zu beweisen (vgl. LG Aa-chen StBer 81, 71 m. Anm. Sp&#228;th).</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Auffassung der Kl&#228;gerin, den Beklagten treffe hierbei die Darlegungs- und Beweislast, ist nicht zutreffend. Die von ihr zitierte Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGHZ 84, 244) betrifft eine an-dere Fallgestaltung. In dieser ging es darum, da&#223; eine vom Steuerberater versp&#228;tet eingereichte Steu-ererkl&#228;rung zu niedrigeren Steuern f&#252;hrte als die vom Finanzamt mangels Unterlagen vorgenommene Sch&#228;t-zung. In einem solchen Fall trifft den Steuerberater die Darlegungslast dazu, weshalb seine Jahresab-schl&#252;sse unzutreffend sind, deshalb, weil er bei An-fertigung seiner Erkl&#228;rung gegen&#252;ber dem Finanzamt, das mangels Unterlagen auf Sch&#228;tzungen angewiesen ist, in der besseren Position ist. Dies ist anders im vorliegenden Fall, in dem allen Beteiligten je-weils dieselben Unterlagen zur Verf&#252;gung standen. Ein Abweichen von den allgemeinen Regeln zur Scha-densdarlegung durch den Anspruchsteller ergibt sich deshalb nicht.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Soweit die Kl&#228;gerin schlie&#223;lich einen Schaden darin sieht, da&#223; die auf die Jahre 1985-87 beschr&#228;nkte Be-triebspr&#252;fung auf unrichtigen Zahlen f&#252;r das Jahr 1984 aufbaue, kann sie auch damit nicht durchdrin-gen.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Dagegen steht zum einen die Tatsache - auf die auch der Beklagte in der Berufungserwiderung hinweist , da&#223; die Betriebspr&#252;fung auch f&#252;r den vor 1985 lie-genden Zeitraum Korrekturen durchgef&#252;hrt hat. Dies ergibt sich aus Bl. 4 und 5 des Betriebspr&#252;fungsbe-richtes. Zum anderen fehlt es wiederum an Darlegun-gen, in welcher Weise das Zahlenwerk f&#252;r 1984 un-richtig sein soll. Die Kl&#228;gerin hat in erster In-stanz selbst ausgef&#252;hrt (Bl. 7 des Schriftsatzes vom 15.1O.199O = Bl. 59 d.A.), die tats&#228;chliche H&#246;he des Kassenbestandes zum 31.12.1984 lie&#223;e sich nicht mehr ermitteln. Nur anhand dieses Bestandes aber w&#228;re festzustellen, inwieweit die Buchf&#252;hrung f&#252;r das Jahr 1984 unrichtig war und darauf aufbauend die der Folgejahre.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Angesichts dieser Situation scheidet entgegen der Auffassung der Kl&#228;gerin auch eine Schadenssch&#228;tzung nach &#167; 287 ZPO aus, und zwar mangels Anhaltspunkten f&#252;r eine Sch&#228;tzung. Sowohl f&#252;r 1984 als auch f&#252;r die Folgejahre fehlt es an einer Sch&#228;tzgrundlage. Die Tatsache einer zus&#228;tzlich gezahlten Umsatzsteuer von 7.28O,- DM aufgrund hinzugesch&#228;tzter Umsatzgesch&#228;fte von 52.OOO,- DM vermag als solche keine Sch&#228;tzgrund-lage abzugeben. Ebensowenig verm&#246;gen dies die von der Kl&#228;gerin sporadisch aufgez&#228;hlten Fehler des Be-klagten, ohne da&#223; n&#228;her dargelegt ist, ob und ggf. in welcher Weise sich etwaige Fehler auf die Zu-sch&#228;tzung ausgewirkt haben. Dabei &#252;bersieht der Se-nat nicht, da&#223; gem&#228;&#223; der Rechsprechung des Bundesge-richtshofs (BGHZ 96, 29O, 292) nicht jeder einzelne zum Schaden f&#252;hrende Vorgang, d.h. jeder konkrete Buchungsfehler nachvollziehbar zu bezeichnen ist. Es ist jedoch erforderlich, zumindest exemplarisch dar-zustellen, wie die jeweiligen Gesch&#228;ftsvorf&#228;lle h&#228;t-ten richtig gebucht werden m&#252;ssen und wie sie zum Schaden gef&#252;hrt haben. Daran fehlt es hier.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">3. Schaden von 4.146,60 DM durch Einschalten von Rechtsanwalt L.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Ein Schadensersatzanspruch steht der Kl&#228;gerin auch nicht im Hinblick auf die Einschaltung von Rechtsan-walt L. anstelle des Beklagten im Rahmen des Betriebspr&#252;fungsverfahrens zu. Insoweit wird in vol-lem Umfang auf die zutreffenden Ausf&#252;hrungen im an-gefochtenen Urteil Bezug genommen,wonach sich aus dem Vortrag der Kl&#228;gerin keine greifbaren Anhalts-punkte ergeben, wie hoch konkret der Mehraufwand f&#252;r Rechtsanwalt L. infolge fehlerhafter Buchungen des Beklagten war. Zwar hat die Kl&#228;gerin ihrer Be-rechnung eine stundenweise Abrechnung zugrundege-legt. Gleichwohl ist aber nicht erkennbar, und zwar auch nicht ansatzweise, inwieweit dieser zus&#228;tzliche Aufwand durch Buchf&#252;hrungsfehler des Beklagten be-dingt war und inwieweit dadurch, da&#223; - wie die vor-genommenen Zusch&#228;tzungen zeigen - die Unterlagen un-vollst&#228;ndig waren. Letzteres aber ist dem Beklagten nicht anzurechnen.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">4. Feststellungsantrag</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Soweit die Kl&#228;gerin die Begr&#252;ndetheit der Feststel-lungsklage darauf st&#252;tzt, auch bez&#252;glich K&#246;rper-schafts- und Gewerbesteuer seien die Buchungsfehler aus den Jahren vor der Betriebspr&#252;fung fortgeschrie-ben worden, kann auf die Ausf&#252;hrungen zu 2) verwie-sen werden, wonach mangels Feststellbarkeit des Kas-senbestandes zum 31.12.1984 eine Schadensfeststel-lung nicht mehr m&#246;glich ist.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;gerin kann einen Schadensersatzanspruch auch nicht daraus herleiten, da&#223; die Finanzbeh&#246;rde die dem Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Kl&#228;gerin gew&#228;hrten geldwer-ten Vorteile (Sachbez&#252;ge) als verdeckte Gewinnaus-sch&#252;ttung gewertet hat mit der Folge einer h&#246;heren K&#246;rperschaftssteuer. Das Landgericht ist zutreffend zu dem Ergebnis gelangt, da&#223; ein Fehlverhalten des Beklagten insoweit nicht schl&#252;ssig dargelegt ist. Auf die Ausf&#252;hrungen dazu wird Bezug genommen. Diese werden durch das Berufungsvorbringen nicht entkr&#228;f-tet. Nach wie vor tr&#228;gt die Kl&#228;gerin nichts zum kon-kreten Inhalt der neuen Vereinbarung mit dem Ge-sch&#228;ftsf&#252;hrer ab November 1984 vor, entsprechend nichts zur Kenntnis des Beklagten davon. Nur bei Kenntnis konnte der Beklagte dies aber buchm&#228;&#223;ig be-r&#252;cksichtigen. Mangels Vortrages, welche Vereinba-rung die urspr&#252;ngliche abgel&#246;st hat, ist auch nicht ersichtlich, inwieweit vom Finanzamt der Kl&#228;gerin zugerechnete verdeckte Gewinnaussch&#252;ttungen - unter-stellt, im Klageverfahren vor dem Finanzgericht bleibt es bei dieser Zurechnung - zu einem Schaden der Kl&#228;gerin gef&#252;hrt haben; denn ein Schaden kann der Kl&#228;gerin nur insoweit entstehen, als die dem Ge-sch&#228;ftsf&#252;hrer tats&#228;chlich gew&#228;hrten Sachbez&#252;ge der Vereinbarung entsprachen.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Zum Schadensersatzanspruch der Kl&#228;gerin durch Fest-stellung der Gewerbesteuer f&#252;r die Jahre 1985 bis 1987, wozu in der Berufung keine weiteren Ausf&#252;hrun-gen gemacht worden sind, wird ebenfalls in vollem Umfang auf die zutreffenden Ausf&#252;hrungen des Landge-richts Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 ZPO, die Ent-scheidung zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit aus &#167;&#167; 7O8 Rdnr. 1O, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Streitwert f&#252;r die Berufung, zugleich Wert der Be-schwer f&#252;r die Kl&#228;gerin: 74.176,23 DM</p>
314,994
olgk-1991-01-23-2-u-5690
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 U 56/90
1991-01-23T00:00:00
2019-03-13T14:43:31
2022-10-18T15:09:19
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1991:0123.2U56.90.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>T a t b e s t a n d :</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Parteien streiten um Schadensersatz nach fehlgeschlagener Beteiligung der Be-klagten an einem Bauherrenmodell, dessen Treuh&#228;nderin die Beklagte war.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;ger waren f&#252;r die Mitgliedschaft in der Bauherrengemeinschaft "Wohnresidenz G. " in M. von der Zeugin H. , einer Mitarbeiterin der Firma A. , geworben worden. Die Firma A. war Vermittlerin des Projekts. Sie arbeitete mit dem Prospektherausgeber und Initiator des Vorhabens, der Firma C. GmbH und Co. KG eng zusammen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Beklagte war die im Prospekt f&#252;r die Beteiligung an der Anlage vorgesehene Treuh&#228;nderin, die die f&#252;r die Durchf&#252;hrung des Bauvorhabens wesentlichen Vertr&#228;ge im Namen und f&#252;r Rechnung der Bauherren ab-schlie&#223;en sollte und sp&#228;ter abgeschlossen hat. Zur Funktion des Treuh&#228;nders enthielt der Prospekt auf S. 30 folgende Angaben: "...die Beauftragung eines rechtlich und wirtschaftlich von den anderen Vertrags-partnern unabh&#228;ngigen Treuh&#228;nders (hier: einer Wirtschaftspr&#252;fungsgesellschaft) schafft die Voraussetzungen daf&#252;r, da&#223; die Interessen der Bauherren sachkundig ge-wahrt werden..." Weiter war unter der &#220;berschrift "Prospektherausgeber/Prospekt-verantwortung" im Prospekt ausgef&#252;hrt, da&#223; die Verantwortung f&#252;r die Prospektangaben die zuk&#252;nftigen Vertragspartner je nach Verantwortungsbereich &#252;bernehmen. Unter dem Verantwortungsbereich des Treuh&#228;nders war S. 34 aufgef&#252;hrt: " F&#252;r die steuerli-chen und vertraglichen Angaben."</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Zu der durch Vermietung des geplanten Ob-jekts zu erreichenden Miete war auf S. 3 des Prospekts zun&#228;chst unter der &#220;ber-schrift "Das Preisbrecher-Bauherrenmodell" in Fettdruck ausgef&#252;hrt, da&#223; eine Miete von 9,-- DM /qm Wohnfl&#228;che monatlich er-reicht werde. Im Prospekt hei&#223;t es S. 27 unter III. "Miete" dazu weiter, ein Miet-vermittler habe sich unwiderruflich ver-pflichtet, auf Wunsch des Bauherren einen gewerblichen Mieter f&#252;r die Dauer von f&#252;nf Jahren zu der im Prospekt genannten Fest-miete zu vermitteln. Entsprechendes ergibt sich aus Ziff. XIV (Mietvermittlungsver-trag) und XVII (Mietvertrag) der Rubrik "Vertragliche Grundlagen" auf S. 31, 32 des Prospekts.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Auf S. 34 des Prospekts hei&#223;t es hinsicht-lich der Verantwortung f&#252;r die Prospektan-gaben betreffend Vermietung, da&#223; daf&#252;r der Mietervermittler verantwortlich sei. Auf S. 35 des Prospekts ist unter den lei-stungsbereiten Vertragspartnern unter dem Stichwort "Mietervermittlung" eine Firma T. GmbH u. Co. KG aufgef&#252;hrt. Der Prospekt enthielt f&#252;r jeden Wohnungstyp eine Modellrechnung f&#252;r die Errichtungs-phase und eine zweite f&#252;r die Vermietungs-phase. In beiden Modellrechnungen wird un-ter den &#220;berschriften "Steuerersparnis" bzw. "Steuerliche Betrachtung" in DM-Be-trag ausgewiesen , wobei als Klammerzusatz hinzugef&#252;gt ist "Progression 58 %".</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Zu den Verflechtungen zwischen den am Pro-jekt beteiligten Vertragspartnern hei&#223;t es auf dieser Seite: "Ein Gesellschafter der Treuh&#228;nderin ist gleichzeitig Gesellschaf-ter des steuerlichen Beraters. Herr V. ist Gesellschafter und Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der C. GmbH ##blob##amp; Co. Verm&#246;gensver-waltungs-KG und der X. V. mbH". Weitere Verflechtungen werden nicht genannt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Unter dem Titel "Prospektherausgeber/Pro-spektverantwortung" hei&#223;t es S. 34 zur Haftung: "Eine gesamtschuldnerische Haft-ung der Vertragspartner des Bauherren f&#252;r die Richtigkeit und Vollst&#228;ndigkeit f&#252;r die Prospektangaben ist damit ausgeschlos-sen. Eventuelle Schadensersatzanspr&#252;che - auch aus dem gesetzlichen Schuldverh&#228;lt-nis der Vertragsanbahnung - verj&#228;hren mit dem Ablauf des dritten Kalenderjahres nach ihrer Entstehung, soweit die abzuschlie-&#223;enden Vertr&#228;ge eine andere Verj&#228;hrungs-frist nicht vorsehen. Die k&#252;nftigen Ver-tragspartner des Bauherren haften f&#252;r die ihnen zuzurechnenden Prospektangaben nur im Rahmen und nach Ma&#223;gabe der f&#252;r den einzelnen Bauherren geschlossenen Vertr&#228;-ge. Im &#252;brigen ist ihre Haftung auf vor-s&#228;tzliche oder grob fahrl&#228;ssige Pflicht-verletzungen bei Ersatz nur der unmittel-baren Sch&#228;den beschr&#228;nkt".</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Das als Mietervermittler im Prospekt ge-nannte Unternehmen, die Firma T. , war bereits vor Prospekterstellung im Han-delsregister gel&#246;scht worden. Dies war auch bekannt gemacht worden. Am 10. No-vember 1983 verpflichtete sich eine Firma P. , an Stelle der Firma T. dem gewerblichen Zwischenmieter zu vermit-teln und die entsprechende Garantie zu &#252;bernehmen. Diese Firmen T. und P. geh&#246;rten wie die Firma C. zur sogenannten V. -Gruppe. Im Prospekt wurde auf die Verflechtung nicht hingewie-sen. S&#228;mtliche Firmen der V. -Gruppe sind in Konkurs gegangen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Nach Prospekterstellung und vor Beitritt der Kl&#228;ger fanden am 22. Dezember 1983 ei-ne Bauherrenversammlung statt, in deren Protokoll der Wechsel der Person des Mie-tervermittlers von der Firma T. zur Firma P. festgehalten wurde.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Am 28. Dezember 1983 nahmen die Kl&#228;ger durch notariell beurkundete Erkl&#228;rung das notariell beurkundete - f&#252;r alle Bauherren gleichlautende - Vertragsangebot der Be-klagten auf Abschlu&#223; eines Treuhandvertra-ges vom 12. November 1983 an. Der Gesell-schaftsvertrag wurde am 30. Mai 1984 (Not-ar Dr. H. in K. UR.Nr. 1291/1984) abgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Im Rahmen der Annahme des Treuhandvertra-ges f&#252;llten die Kl&#228;ger auch eine sogenann-te Selbstauskunft &#252;ber ihre Einkommens- und Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse aus. In dieser Selbstauskunft steht in der Spalte "Bank-konto und Sparbuch" der Betrag von 16.000,-- DM. Unter der Spalte monatliches Einkommen aus Erwerbst&#228;tigkeit (das Wort netto ist gestrichen) ist f&#252;r den Kl&#228;ger ein Betrag von 2.800,-- DM (x 12 1/2 Mona-te) und f&#252;r die Kl&#228;gerin ein Betrag von 1.200,-- DM (x 14 Monate) angegeben.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der im Prospekt vorgesehene Gesamtaufand f&#252;r den von den Kl&#228;gern erworbenen Typ B der Eigentumswohnungen belief sich auf 182.838,-- DM. Davon sollten 18.284,-- DM Eigenkapital aufgebracht werden. Schon in der Prospekteinleitung hei&#223;t es dazu, da&#223; der Eigenkapitaleinsatz erst am 10. Ju-ni 1984 zu leisten sei. Unter der &#220;ber-schrift "Praktische Abwicklung" hei&#223;t es S. 33 weiter, da&#223; das Eigenkapital bis zum 10. Juni 1984 auf das vom Treuh&#228;nder ein-zurichtende Konto bei der fremdfinanzie-renden Bank einzuzahlen ist.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Baufinanzierung wurde sodann von der D. K. f&#252;r Baufinanzierung KG durchgef&#252;hrt, die gem&#228;&#223; ihrem Angebot vom 27. Dezember 1984 f&#252;r ein Gesamtdarle-hen von 183.000,-- DM bei 90 %-iger Aus-zahlung und einem Darlehenszins satz von 6,125 % eine monatliche Leistungsrate von 934,06 DM berechnete.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Mit Schreiben vom 28. Mai 1985 teilte die Beklagte den Bauherren, darunter auch den Kl&#228;gern, mit, da&#223; die Firma P. die Mietervermittlung zu den Prospektbedingun-gen infolge Vertragsbr&#252;chigkeit nicht ga-rantiere. Eine Endmiete von 10,-- DM/qm sei heute nicht mehr zu erzielen. Es sei daher ein neues Konzept erarbeitet worden, bei dem sich ein Mietpreis von 6,25 DM bzw. 7,35 DM (mit Miete der K&#252;cheneinrich-tung) ergebe. Gleichwohl seien die "pro-spektierten Werte" erreicht, was in dem Schreiben n&#228;her ausgef&#252;hrt wird. Aufgrund eines Vermittlungsangebots der Firma T. sei zur Rettung der umsatzsteuerrechtli-chen Vorteile nunmehr ein Mietvertrag mit der Anmietungsgesellschaft Pf. und Partner abgeschlossen worden. Am Ende des Schreibens wird unter Beif&#252;gung eines Ant-wortschreibens und Einverst&#228;ndniserkl&#228;rung bis zum 7. Juni 1985 gebeten. Die Beklagte hat ein von den Kl&#228;gern unterzeichnetes Antwortschreiben nicht vorgelegt. Die Kl&#228;-ger tragen vor, sie h&#228;tten das Antwort-schreiben nicht unterzeichnet, weil sie den Inhalt des Schreibens vom 28. Mai nicht verstanden h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Darlehensraten in H&#246;he von 934,06 DM sind zun&#228;chst einige Monate von den Kl&#228;-gern aus ihrem laufenden Einkommen an die Finanzierungsbank gezahlt worden. Im Jahre 1986 zahlte das Finanzamt eine Vorsteuer-erstattung in H&#246;he von 15.342,82 DM an die Kl&#228;ger. Von dem auf ein Gesch&#228;ftskonto bei der Landesgirokasse S. eingezahlten Betrag wurden in der Folgezeit die monat-lichen Darlehensraten abgebucht. Im Ju-ni 1987 war dadurch das Kontoguthaben ver-braucht. In der Folgezeit nahm die Finan-zierungsbank Lohnpf&#228;ndungen vor. Da die Kl&#228;ger mit ihren Verpflichtungen immer mehr in R&#252;ckstand gerieten, wurde auf An-trag der Finanzierungsbank die Zwangsver-steigerung der Eigentumswohnung durchge-f&#252;hrt, und durch Beschlu&#223; vom 28. Au-gust 1989 ist die Eigentumswohnung f&#252;r 75.500,-- DM zugeschlagen worden. Ein ver-eidigter Sachverst&#228;ndiger hatte den Ver-kehrswert der Eigentumswohnung am 24.04.1989 auf 105.000,-- DM gesch&#228;tzt. Nach der Aufstellung der Finanzierungsbank vom 16.11.1990 stehen per 30.11.1990 unter Ber&#252;cksichtigung der Verrechnung des Ver-steigerungserl&#246;ses und weiterer Zahlungen noch Schulden Kapitalsaldo in H&#246;he von 108.608,99 DM offen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;ger haben behauptet, der Verkaufs-prospekt enthalte falsche und unvollst&#228;n-dige Angaben, insbesondere sei die dort ausgewiesene Miete von 9,-- DM pro qm von Anfang an unrealistisch und zu keinem Zeitpunkt zu erzielen gewesen. Bei Kennt-nis vom Ausfall des im Prospekt vorgesehe-nen Mietgaranten und seiner und seines Nachfolgers Verflechtung mit den Initiato-ren h&#228;tten die Kl&#228;ger von einer Beteili-gung am Projekt Abstand genommen. Auch weitere Verflechtungen seien nicht offen-gelegt worden, was das Projekt von vorne-herein gef&#228;hrdet habe. Die Beklagte habe als Treuh&#228;nderin die Kl&#228;ger darauf hinwei-sen m&#252;ssen, da&#223; die Prospektberechnungen auf ihre Einkommensverh&#228;ltnisse nicht zu-tr&#228;fen und sich das Projekt f&#252;r ihre Ver-h&#228;ltnisse nicht eigne. Die Finanzierung sei nicht an ihren unvorhergesehen ver-schlechterten Einkommensverh&#228;ltnissen ge-scheitert, sondern sie seien von vorneher-ein nicht in der Lage gewesen, &#252;ber einen l&#228;ngeren Zeitraum monatliche Darlehensra-ten von 934,06 DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;ger haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">1) die Beklagte zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">an sie 27.019,32 DM nebst 4 %</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Zinsen seit dem 21. Dezember 1989</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">2) die Beklagte zu verurteilen, sie</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">von s&#228;mtlichen Verpflichtungen</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">gegen&#252;ber der D. K. f&#252;r B. , K. , K. , aus dem Darlehenskonto 1135 557 555 freizustellen, und zwar Zug um</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Zug gegen Abtretung aller Rechte aus den von der Beklagten in Er-</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">f&#252;llung des Treuhandvertrages vom</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">12. November/28. Dezember 1983 f&#252;r die Kl&#228;ger geschlossenen Vertr&#228;ge, 3) festzustellen, da&#223; die Beklagte verpflichtet ist, ihnen alle weiteren Sch&#228;den zu ersetzen, die diesen aus der Verletzung der vorvertraglichen Verpflichtungen der Beklagten aus dem Gesch&#228;ftsbesorgungsvertrags zwischen den Parteien vom 13. November /28. Dezember 1983 nach dem 1. Dezember 1988 noch entstehen.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Sie hat behauptet, die Angaben im Ver-kaufsprospekt seien zum damaligen Zeit-punkt richtig und vollst&#228;ndig gewesen. Der Eintritt des Schadens sei allein auf die Nichtzahlung des Eigenkapitals in H&#246;he von rund 18.000,-- DM und die Nichtzahlung der laufenden Raten zur&#252;ckzuf&#252;hren. Die nicht offenbarten Verflechtungen seien f&#252;r den Vertragsabschlu&#223; ohne Bedeutung gewe-sen. Im &#252;brigen habe sie daf&#252;r nicht ein-zustehen, weil der Prospekt deutlich dar-auf hinweise, da&#223; die Beklagte f&#252;r die An-gaben in bezug auf Herstellung und Vermie-tung des Objektes keine Verantwortung &#252;bernehme. Sie hat au&#223;erdem die Einrede der Verj&#228;hrung erhoben.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Durch das angefochtene Urteil, auf das we-gen aller Einzelheiten Bezug genommen wird, hat das Landgericht die Klage abge-wiesen. Es hat sich auf den Standpunkt ge-stellt, da&#223; die Beteiligung der Kl&#228;ger al-lein an deren unzureichenden finanziellen M&#246;glichkeiten gescheitert sei. Es sei nicht ersichtlich, inwieweit nicht offen-barte Verflechtungen f&#252;r den geltend ge-machten Schaden urs&#228;chlich geworden seien. Von den Kl&#228;gern sei auch nicht schl&#252;ssig vorgetragen, da&#223; bei Erzielung der pro-spektgem&#228;&#223;ene Miete die noch ausstehenden Baukostenforderungen so rasch h&#228;tten zu-r&#252;ckgef&#252;hrt werden k&#246;nnen, da&#223; das Schei-tern der Finanzierung h&#228;tte vermieden wer-den k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Gegen diese Entscheidung richtet sich die Berufung der Kl&#228;ger. Sie f&#252;hren zur Be-gr&#252;ndung im wesentlichen aus, die Zeugin Frau H. , die sie unstreitig f&#252;r den Beitritt zur Bauherrengemeinschaft gewor-ben hat, habe als Mitarbeiterin der Firma A. ihre Werbet&#228;tigkeit f&#252;r und mit Wis-sen der Beklagten ausge&#252;bt. Sie habe bei den Vertragsanbahnungsgespr&#228;chen den Kl&#228;-gern vorgerechnet, da&#223; bei ihren konkreten Einkommensverh&#228;ltnissen und ihrer Besteue-rung im Ergebnis auf die Dauer von 10 Jah-ren nur ein monatlicher Zuschu&#223; von 90,-- DM bis 100,-- DM zum Erwerb der Ei-gentumswohnung erforderlich sei. Nachdem sich sp&#228;ter wesentlich h&#246;here Belastungen durch die Baufinanzierung herausgestellt h&#228;tten, habe Frau H. die Kl&#228;ger ver-tr&#246;stet, die Dinge k&#228;men wieder in Ord-nung. Zur Nichtleistung des Eigenkapitals in H&#246;he von 10 % des Gesamtaufwandes tra-gen die Kl&#228;ger vor, sie seien von der Be-klagten nicht aufgefordert worden, das Ei-genkapital einzuzahlen, obwohl im Zeich-nungsschein vom 28. Februar 1983 von F&#228;l-ligkeit "nach Aufforderung durch den Treu-h&#228;nder" die Rede sei. Die Beklagte sei im Rahmen ihrer Aufgabe als Treuh&#228;nderin ver-pflichtet gewesen, dem Anleger unvollst&#228;n-dige und unrichtige Angaben im Prospekt zu offenbaren. Da sie das nicht getan habe, hafte sie wegen schuldhafter Verletzung vertraglicher Beratungspflichten und auch wegen Verschuldens bei den Vertragsver-handlungen. Sie habe die Kl&#228;ger nicht &#252;ber das besondere Risiko des Beitritts aufge-kl&#228;rt und m&#252;sse sich die falschen Angaben der Zeugin H. &#252;ber die H&#246;he der Bela-stung zurechnen lassen.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Beklagte habe ihre Aufkl&#228;rungspflicht ferner dadurch verletzt, da&#223; sie weder im Prospekt noch bei den Vertragsverhandlun-gen darauf hingewiesen habe, da&#223; der im Prospekt genannte Mietgarant ausgefallen sei und ein zuverl&#228;ssiger neuer Mietgaran-tiegeber noch nicht bereitgestandene habe. Der Inhalt des Protokolls der Bauherren-versammlung vom 22. Dezember 1983 sei ih-nen nicht bekannt geworden. Aus dem Schreiben vom 28. Mai 1985 sei f&#252;r einen gew&#246;hnlichen Anleger nicht erkennbar gewe-sen, da&#223; damit auf die im Prospekt zuge-sagte Garantiemiete verzichtet werde. Auch die unvollst&#228;ndige Mitteilung der Ver-flechtungen zwischen den einzelnen Ver-tragspartnern des Projekts sei urs&#228;chlich f&#252;r den Beitritt zur Bauherrengemeinschaft gewesen.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der entstandene Schaden sei als R&#252;ckab-wicklungsschaden zu berechnen.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">das angefochtene Urteil teilweise</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">abzu&#228;ndern und</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">1) die Beklagte zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">a) die Kl&#228;ger von der Verbind-</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">lichkeit gegen&#252;ber der D. B. (Filiale K. )</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">- Konto Nr. 857974330 - frei-</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">zustellen und</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">b) an die Kl&#228;ger 43.954,13 DM zu-</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">z&#252;glich 4 % Zinsen aus 29.524,38 DM seit dem 1. Januar 1990 sowie 4 % Zinsen aus weiteren 14.328,75 DM seit dem 1. Dezember 1990 zu zahlen</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">2) festzustellen, da&#223; die Beklagte verpflichtet ist, den Kl&#228;gern den Betrag zu erstatten, den diese von der Vorsteuererstattung des Finanzamts in H&#246;he von 15.342,82 DM (Beitritt zur Bauherrengemeinschaft Wohnresidenz G. M.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">- vom 28. Dezember 1983) aufgrund eines etwaigen - rechtm&#228;&#223;igen - Bescheids des zust&#228;ndigen Finanzamts wieder zur&#252;ckzahlen m&#252;ssen, und zwar unter Anrechnung etwaiger bei den Kl&#228;gern verbleibender Einkommensteuervorteile aus dem Beitritt zur Bauherrengemeinschaft vom 28. Dezember 1983.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Sie verteidigt das angefochtene Urteil.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Sie sei insbesondere nicht verpflichtet gewesen, die Bonit&#228;t der Kl&#228;ger zu pr&#252;-fen, die im &#252;brigen von der Auskunftei Sch. f&#252;r eine Darlehensgew&#228;hrung in H&#246;he von 182.837,50 DM positiv beur-teilt worden sei. Es k&#246;nne auch nicht da-von ausgegangen werden, da&#223; das Objekt an-gesichts ihrer Einkommensverh&#228;ltnisse f&#252;r die Kl&#228;ger ungeeignet gewesen sei. Da&#223; es zu Verzugssch&#228;den und zur Zwangsversteige-rung gekommen sei, sei auf die verschulde-te Zahlungsverz&#246;gerung bzw. Nichtleistung der Eigenmittel durch die Kl&#228;ger zur&#252;ckzu-f&#252;hren. Der Senat hat Beweis erhoben durch Vernehmung der Zeugin H. . Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Niederschrift im Protokoll vom 19. No-vember 1990 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Wegen aller weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den In-halt der von den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze sowie der von ihnen einge-reichten Unterlagen erg&#228;nzend Bezug genom-men.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">I.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die zul&#228;ssige Berufung ist zum &#252;berwiegen-den Teil begr&#252;ndet, im &#252;brigen aber unbe-gr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Den klagenden Eheleuten steht gegen die Beklagte ein Schadensersatzanspruch zu, der sowohl aus den Grunds&#228;tzen der von der Rechtsprechung entwickelten Prospekthaf-tung als auch aus dem Gesichtspunkt des Verschuldens bei den Vertragsverhandlungen folgt. Die Schadensersatzpflicht ist al-lerdings hinsichtlich des Umfangs des zu leistenden Ersatzes durch ein Mitverschul-den der Kl&#228;ger eingeschr&#228;nkt.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">II.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">1)</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Voraussetzungen der Prospekthaftung, die auch auf Bauherrenmodelle Anwendung findet (BGH NJW 1990, 2461 = WM 1990, 1276 und WM 1990, 1658 m.w.N.) sind erf&#252;llt, denn die Beklagte ist Prospektgarantin, der Prospekt ist fehlerhaft, wof&#252;r die Be-klagte (mit) verantwortlich ist und die Fehlerhaftigkeit des Prospekts hat zum Vertragsschlu&#223; und einem dadurch verur-sachten Schaden der Kl&#228;ger gef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">a)</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Prospekt war hier eine wesentliche In-formationsquelle f&#252;r die Kl&#228;ger als Kapi-talanleger. Er mu&#223; deshalb alle Angaben enthalten, die f&#252;r die Anlageentscheidung von wesentlicher Bedeutung sind. Der Bun-desgerichtshof (WM 1990, 1658 (1659)) hat dazu ausgef&#252;hrt: "nur wenn diese Angaben vollst&#228;ndig und richtig sind, hat der In-teressent die M&#246;glichkeit, seine Entschei-dung frei von Fehlvorstellungen zu tref-fen, die auf mangelhafte Sachinformation zur&#252;ckzuf&#252;hren sind. Andere Informations-quellen sind dem Interessenten regelm&#228;&#223;ig nicht zug&#228;nglich. Nur unter der Vorausset-zung, da&#223; die durch den Prospekt vermit-telte Information vollst&#228;ndig und richtig ist, kann der Kunde die ihm angebotene Ka-pitalanlage objektiv beurteilen und sein Anlagerisiko, das ihm ohnehin verbleibt, richtig einsch&#228;tzen....F&#252;r die Vollst&#228;n-digkeit und Richtigkeit der in Verkehr ge-brachten Prospekte mu&#223; deswegen jeder ein-stehen, der durch den Prospekt auf den Entschlu&#223; eines Kapitalanlegers Einflu&#223; genommen hat". Dem schlie&#223;t sich der Senat an.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">b)</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Beklagte war als Treuh&#228;nderin f&#252;r den Inhalt des Prospekts verantwortlich. Dies ergibt sich zun&#228;chst daraus, da&#223; die Be-klagte auf Seite 34 des Prospekts unter der &#220;berschrift Prospektherausgeber-Pro-spektverantwortung ausdr&#252;cklich als ver-antwortlich "f&#252;r die steuerlichen und ver-traglichen Angaben" bezeichnet ist. Dar-&#252;berhinaus ist sie aber auch f&#252;r den &#252;bri-gen f&#252;r die Anlageentscheidung wesentli-chen Prospektinhalt als Prospektgarantin verantwortlich. Neben den Initiatoren und Gestaltern des Vorhabens sind n&#228;mlich Pro-spektgaranten alle Personen, die durch ih-re erkennbare Mitwirkung an der Prospekt-gestaltung einen besonderen Vertrauenstat-bestand schaffen. Hierzu z&#228;hlen insbeson-dere Personen, die mit R&#252;cksicht auf ihre allgemein anerkannte und herausgehobene berufliche und wirtschaftliche Stellung oder wegen ihrer Eigenschaft als berufsm&#228;-&#223;ige Sachkenner dem Anlageinteressenten als besonders vertrauensw&#252;rdig erscheinen. Namentlich Wirtschaftspr&#252;fer und Steuerbe-rater genie&#223;en solches Ansehen und nehmen daher eine besondere Vertrauensstellung ein, wenn sie mit ihrer Zustimmung im Pro-spekt als Sachverst&#228;ndige angef&#252;hrt werden (so BGH WM 1990, 1658 (1660)). Hier hei&#223;t es auf Seite 30 des Prospekts unter der &#220;berschrift "Vertragliche Grundlagen I. Treuhandvertrag" w&#246;rtlich:".....die Be-auftragung eines rechtlich und wirtschaft-lich von den anderen Vertragspartnern un-abh&#228;ngigen Treuh&#228;nders (hier einer Wirt-schaftspr&#252;fungsgesellschaft) schafft die Voraussetzungen daf&#252;r, da&#223; die Interessen der Bauherren sachkundig gewahrt werden."</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Wenn im Prospekt in dieser Weise mit der Unabh&#228;ngigkeit eines neutralen Treuh&#228;nders geworben wird, schafft der Prospekt damit ein Vertrauen in die Beklagte f&#252;r die ge-samte Anlage. Die im Gegensatz dazu ste-hende Einschr&#228;nkung der Prospektverantwor-tung auf Seite 34 des Prospekts (sektorale Aufteilung der Verantwortung hinsichtlich des Prospekts) verst&#246;&#223;t insoweit gegen &#167; 9 Abs. 2 Nr. 2 AGBG und ist damit nichtig. Die Anwendung des AGB-Gesetzes ist hier nicht durch &#167; 23 AGBG ausgeschlossen, da der Vertrag zwischen den Kl&#228;gern und der Beklagten ein Gesch&#228;ftsbesorgungsvertrag ist. Die im Prospekt hervorgehobene allge-meine Vertrauensstellung der Beklagten als Treuh&#228;nderin ist hier eine wesentliche Pflicht, die sich aus der Natur des Ver-trages ergibt, so da&#223; die an anderer Stel-le vorgesehene Einschr&#228;nkung der Verant-wortung die Erreichung des Vertragszwecks insoweit gef&#228;hrdet. Das gilt jedenfalls f&#252;r alle Prospektangaben, die sich wesent-lich auf die Risikolage f&#252;r den Anleger auswirken. Dazu geh&#246;ren insbesondere die Angaben &#252;ber die H&#246;he der erzielbaren Mie-ten und die Sicherung des Anlegers durch den daf&#252;r vorgesehenen Mietgaranten. Die gesamte Wirtschaftlichkeitsberechnung des Projekts stand und fiel mit der tats&#228;chli-chen Erreichung der im Prospekt angegebe-nen Mieten und ihrer Garantie durch den Mietervermittler.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">c)</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der beschriebenen Prospektverantwortung der Beklagten steht auch nicht entgegen, da&#223; die Kl&#228;ger durch die Zeugin H. , die Mitarbeiter der Prospektherausgeberin A. war, vor dem Beitritt belehrt worden w&#228;re. Bei der Zeugin H. handelte es sich um eine nicht fachlich vorgebildete auf seiten der Initiatoren stehende Werbe-rin, die auch nach dem Inhalt ihrer Aussa-ge die Kl&#228;ger nicht &#252;ber die besonderen Risiken der Anlage aufgekl&#228;rt hat.</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">2)</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Prospekt ist in mehrfacher Hinsicht mangelhaft.</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">a)</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Ein wesentlicher Prospektmangel liegt zu-n&#228;chst darin, da&#223; die im Prospekt genannte Mietervermittlerin, die Firma T. , bereits vor Prospekterstellung im Handels-register gel&#246;scht worden war. Schon vor dem Beitritt der Beklagten hatte sich im &#252;brigen eine Firma P. an Stel-le der Firma T. verpflichtet, den gewerblichen Zwischenmieter zu vermit-teln und die entsprechende Mietgarantie zu &#252;bernehmen. &#220;ber diese &#196;nderung h&#228;tten die Kl&#228;ger unterrichtet werden m&#252;ssen, weil schon allein die Tatsache, da&#223; ein f&#252;r den Anlageerfolg ma&#223;gebender Garan-tiegeber entgegen dem Prospektinhalt die versprochenen Leistungen nicht erbringen kann, f&#252;r die Anlageentscheidung von we-sentlicher Bedeutung sein kann. Es liegt auf der Hand, da&#223; die vorzeitig eingetre-tene Insolvenz oder das sonstige Erl&#246;schen eines wesentlichen Garantiegebers geeig-net ist, den durchschnittlichen Anleger in besonderer Weise auf die mit der Anlage verbundenen Risiken hinzuweisen. Die Be-klagte kann sich nicht darauf berufen, da&#223; sie zum Zeitpunkt des Beitritts der Kl&#228;ger einen neuen Mietervermittler ge-funden hatte, n&#228;mlich die Firma P. , die inhaltsgleiche Garantien wie die Fir-ma T. abgegeben hatte. Der Wech-sel des Mietgaranten h&#228;tte schon deshalb dem Anleger bekannt gemacht werden m&#252;ssen, weil schon die Tatsache des Wechsels die Risikobehaftung der Zusage, auf die der Anleger sich verlassen zu k&#246;nnen glaubte, offenbarte.</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">b)</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Prospekt war weiter deshalb mangel-haft, weil die Verflechtungen der betei-ligten Firmen unvollst&#228;ndig angegeben wa-ren. Sowohl die urspr&#252;nglich vorgesehe-ne Mietervermittlerin T. als auch die sp&#228;ter eingeschaltete Mieterver-mittlerin P. waren mit dem Finanzie-rungsgaranten und dem B&#252;rgen, der Firma X. V. GmbH bzw. der C. GmbH und Co. KG Verm&#246;gensverwaltungs-KG verflochten. Diese Verflechtung mit der V. -Gruppe als einer der beiden Initia-toren ist von Bedeutung, da ein unabh&#228;ngi-ger Mietervermittler eine Garantie der Be-dingungen, zu denen er einen Mieter ver-mitteln wird, regelm&#228;&#223;ig nur dann abgeben wird, wenn er sicher ist, die Bedingungen erzielen zu k&#246;nnen, da er anderenfalls seine Existenz gef&#228;hrdete. Ein mit den Initiatoren verflochtener Mietervermittler wird jedoch unter Umst&#228;nden wirtschaftlich unvern&#252;nftige Garantien abgeben, weil dies im Gesamtinteresse der Initiatoren am Ver-trieb des Objektes liegt. Die Garantie des Mietervermittlers f&#252;r die zu erzielende Miete war besonders wichtig, was bereits durch den zentralen Werbeslogan, mit dem auf Seite 3 des Prospektes geworben wurde, dokumentiert wird ("das Preisbrecher-Bau-herrenmodell... Preise aus den 70-er Jah-ren.... Mieten aus den 80-er Jahren: DM 9,--/qm Wohnfl&#228;che monatlich!"). Diese Prospektangaben sind in Fettdruck hervor-gehoben und vermitteln schon durch ihre zentrale Stellung in der Einleitung des Prospekts den Eindruck, als ob sich der Erwerber auf einkommende Mieten in dieser H&#246;he ohne Einschr&#228;nkung und unbedingt ver-lassen k&#246;nne. Die Irref&#252;hrung durch die Nichtangabe der Verflechtung im Prospekt hat besondere Bedeutung, weil zwei Teil-verflechtungen offenbart worden sind, aber alle &#252;brigen verschwiegen worden sind, denn aus der Angabe von Teilverflechtun-gen schlie&#223;t der unbefangene Anleger , das weitere Verflechtungen eben nicht be-stehen.</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">c)</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Mangelhaft ist der Prospekt weiterhin in bezug auf die Berechnung der anfallenden Steuerersparnisse im Rahmen der Modell-rechnungen f&#252;r die Herstellungs- und Ver-mietungsphase. Die Berechnungen basieren auf dem Einsatz einer Einkommensteuerer-sparnis bei einer Progression von 58 %, die der durchschnittliche Anleger bei wei-tem nicht erreicht. Nach dem eigenen Vor-trag der Beklagten sind f&#252;r das Objekt im wesentlichen Anleger geworben worden, die &#252;ber ein Einkommen in der Gr&#246;&#223;enordnung von etwa 50.000,-- DM j&#228;hrlich verf&#252;gten (vgl. Schriftsatz der Beklagten vom 9. Ok-tober 1990, S. 27 unten). Wenn bei einem derartigen Adressatenkreis in der Modell-rechnung die Einkommensteuerersparnis mit einem bestimmten DM-Betrag ausgewiesen ist und dies lediglich mit dem Klammerzusatz "Progression 58 %" erl&#228;utert wird, ist dies f&#252;r die Anleger irref&#252;hrend. Der durchschnittliche Anleger dieser Einkom-mensklasse ist nicht in der Lage, ohne weiteres zu beurteilen, in welcher Gr&#246;&#223;en-ordnung f&#252;r ihn eine Einkommensteuerer-sparnis in Betracht kommt. Der Prospekt-verantwortliche mu&#223; daher mindestens klar-stellen, bei welchem Einkommen von einer Progression in H&#246;he von 58 % ausgegangen werden kann.</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Ein weiterer Prospektmangel der Modell-rechnung liegt darin, da&#223; in der Modell-rechnung die Tilgung nicht - und zwar auch nicht in H&#246;he des Disagios - ber&#252;cksich-tigt worden ist. Zwar erkl&#228;rt der Prospekt an sich zutreffend ausdr&#252;cklich, da&#223; die Tilgung nicht zu ber&#252;cksichtigen sei, da sie nur eine Verm&#246;gensverschiebung dar-stelle. Dies ber&#252;cksichtigt aber nicht, da&#223; au&#223;erdem das Disagio mit 10 % der Dar-lehenssumme zur&#252;ckzuf&#252;hren ist.</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">3)</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Mangelhaftigkeit des Prospektes ist von der Beklagten auch zu vertreten. Die im Prospekt enthaltene Beschr&#228;nkung der Verantwortlichkeit auf grobe Fahrl&#228;ssig-keit ist wegen Verstosses gegen &#167; 9 Abs. 2 AGBG unwirksam. Dies folgt daraus, da&#223; der Anleger sich gerade auf eine mit der &#252;bli-chen Sorgfalt vorgenommene &#220;berpr&#252;fung durch den Treuh&#228;nder verl&#228;&#223;t, so da&#223; eine Einschr&#228;nkung seiner Rechte in diesem Punkt die Erreichung des Vertragszwecks gef&#228;hrden w&#252;rde. Die Beklagte hat hin-sichtlich der genannten Prospektm&#228;ngel mindestens fahrl&#228;ssig gehandelt, denn als Wirtschaftspr&#252;ferin h&#228;tte sie Existenz und Zuverl&#228;ssigkeit der genannten Garantiege-ber &#252;berpr&#252;fen m&#252;ssen, sich &#252;ber Verflech-tungen eingehend informieren m&#252;ssen und die wirtschaftlichen Berechnungen klar und vollst&#228;ndig anstellen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">III.</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Beklagte ist den Kl&#228;gern auch nach den Grunds&#228;tzen des Verschuldens bei den Ver-tragsverhandlungen (culpa in contrahendo) zum Schadensersatz verpflichtet. Anspr&#252;che aus Prospekthaftung und aus culpa in con-trahendo bestehen nebeneinander (BGH NJW 1990, 2461 = WM 1990, 1276). Die Beklagte hat als vorgesehene Treuh&#228;nderin besonde-res pers&#246;nliches Vertrauen in Anspruch ge-nommen. Dabei kommt es nicht darauf an, da&#223; die Beklagte nicht mit den Kl&#228;gern pers&#246;nlich verhandelt hat, es gen&#252;gt viel-mehr, da&#223; der Beitritt zur Bauherrenge-meinschaft &#252;ber die Beklagte erfolgt ist, denn schon darin liegt die Inanspruchnahme besonderen pers&#246;nlichen Vertrauens (vgl. BGH NJW 1984, 2523 und BGH Urt. v. 25.10.1990 - VII ZR 284/88 -).</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Beklagte hat gegen ihre Aufkl&#228;rungs-pflichten im Rahmen der Vertragsverhand-lungen versto&#223;en. Sie kannte nach der ihr vorliegenden Selbstauskunft der Kl&#228;ger de-ren Einkommens- und Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse und konnte erkennen, da&#223; die Modellrech-nungen im Prospekt auf die Einkommens- und Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse der Kl&#228;ger nicht zu-trafen. Die Beklagte hat ihre Informa-tionspflichten auch nicht durch Einschal-tung der Zeugin H. erf&#252;llt, denn diese ist nach ihrem eigenen Vortrag nicht f&#252;r sie, sondern f&#252;r die Vermittlerin t&#228;tig geworden. Insbesondere w&#228;re die Beklagte verpflichtet gewesen, darauf hinzuweisen, da&#223; die in der kalkulatorischen Gesamtbe-trachtung vorgesehene Einkommenssteuerer-sparnis von 7.861,-- DM bei den Einkom-mensverh&#228;ltnissen der Kl&#228;ger bei weitem nicht erreicht wurde, da dies eine Einkom-menssteuerprogression von 58 % voraussetz-te. Bei den Einkommens- und Verm&#246;gensver-h&#228;ltnissen der Kl&#228;ger war eine solche Pro-gression von vorneherein nicht erreichbar. Die Kl&#228;ger h&#228;tten von der sachkundigen Be-klagten vielmehr &#252;ber die auf sie nach ih-ren Verh&#228;ltnissen zukommende Gesamtbela-stung hingewiesen werden m&#252;ssen und auch darauf, da&#223; bei einer Verschlechterung der Einkommensverh&#228;ltnisse im Verlauf der n&#228;chsten 5 Jahre die in die Rechnung ein-gestellte Einkommenssteuerersparnis noch geringer sein k&#246;nnte, ohne da&#223; dies auf die laufenden Verpflichtungen einen Ein-flu&#223; hatte. Diese Pflichten bestehen je-denfalls dann, wenn - wie hier - der Treu-h&#228;nder erkennen kann, da&#223; sich die Anleger an dem Objekt schon wegen der Entfernung von ihrem Wohnort nicht etwa mit dem Ziel einer sp&#228;teren Eigennutzung beteiligen, sondern wenn die Rentabilit&#228;t der Beteili-gung wegen der den Sachwert erheblich &#252;bersteigenden Projektkosten (hier: Kosten f&#252;r die Sachsubstanz von 112.000,-- DM ge-gen&#252;ber Gesamtkosten des Projekts f&#252;r den Anleger in H&#246;he von ca. 182.000,-- DM) entscheidend von den Steuervorteilen ab-h&#228;ngt.</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Weiter sind, wie schon zur Prospekthaftung ausgef&#252;hrt, Aufkl&#228;rungspflichten in bezug auf die Sicherheit der Erzielung der im Prospekt eingesetzten Mieten, der beste-henden Verflechtungen und der Nichtber&#252;ck-sichtigung des Disagios in der Modellrech-nung verletzt worden.</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Pflichtverletzungen hat die Beklagte zu vertreten , da auch in bezug auf die Anspr&#252;che aus culpa in contrahendo die Be-schr&#228;nkung der Verantwortlichkeit auf gro-be Fahrl&#228;ssigkeit wegen Versto&#223;es gegen &#167; 9 Abs. 2 AGBG unwirksam ist.</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">IV.</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">1.</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Belastung mit den vertraglichen Ver-pflichtungen durch Beitritt zur Bauherren-gemeinschaft ist ein unmittelbar kausal verursachter Schaden sowohl aufgrund des mangelhaften Prospektes als auch der Pflichtverletzungen bei den Vertragsver-handlungen. Bei der Frage nach dem Kausal-zusammenhang ist nicht auf das letzte, sondern auf das erste Glied der Ursachen-kette, mithin auf die Anlageentscheidung abzustellen (so BGH NJW 1990, 2461 = WM 1990, 1276). Der ohne die richtige Infor-mation getroffene Anlageentschlu&#223; ist von den M&#228;ngeln dieser Information beeinflu&#223;t. Die mit der unzul&#228;nglichen Information verbundene Gefahr, das Anlagerisiko zu verkennen, hat sich in der nachfolgenden Anlageentscheidung in zurechenbarer Weise verwirklicht.</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Beklagte hat demgegen&#252;ber nicht darge-legt und bewiesen, da&#223; sich ihre Pflicht-verletzung auf den Schadenseintritt nicht ausgewirkt hat. Steht die Verletzung einer Aufkl&#228;rungspflicht fest, bleibt aber un-klar, wie sich der Vertragspartner bei ge-h&#246;riger Erf&#252;llung der Aufkl&#228;rungspflicht verhalten h&#228;tte, so geht diese Unklarheit zu Lasten des Aufkl&#228;rungspflichtigen, denn die Aufkl&#228;rungspflicht dient dazu, dem Vertragspartner Klarheit &#252;ber das mit dem Vertragsschlu&#223; verkn&#252;pfte Risiko zu ver-schaffen (BGH WM 1990, 1659 und NJW 1990, 2461 = WM 1990, 1276; NJW-RR 1989, 150).</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Hier hat die Beklagte nicht schl&#252;ssig dar-getan, da&#223; sich die Kl&#228;ger auch bei geh&#246;-riger Information am Projekt beteiligt h&#228;tten. Dazu reicht nicht aus, da&#223; die Kl&#228;ger von einigen M&#228;ngeln des Prospekts (Austausch des Mietervermittlers, Erzie-lung einer geringeren Miete) sp&#228;ter Kennt-nis erlangt haben, ohne daraufhin Rechte gegen die Beklagte oder andere Verantwort-liche geltend zu machen. Es ist nicht dar-getan, da&#223; die rechtlich unerfahrenen Kl&#228;-ger zum damaligen Zeitpunkt Kenntnis von ihren Rechten gehabt h&#228;tten. Aus der blo-&#223;en Entgegennahme von Informationen ergibt sich das Einverst&#228;ndnis nicht. Wenn die Verantwortlichen f&#252;r die fehlerhafte In-formation die Information nach Vertrags-schlu&#223; richtigstellen, k&#246;nnen sie sich auf ein Einverst&#228;ndnis durch konkludentes Ver-halten grunds&#228;tzlich nur berufen, wenn sie die Gesch&#228;digten auch auf ihre Rechte hin-gewiesen haben, falls nicht ausnahmsweise davon auszugehen ist, da&#223; die Gesch&#228;digten ihre Rechte kennen (vgl. BGH WM 1988, 1685).</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">2.</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Bei unzutreffender Prospektinformation liegt ebenso wie bei c.i.c. der Schaden grunds&#228;tzlich darin, da&#223; der Anleger dem Bauherrenmodell beigetreten ist. Der Scha-densausgleich erfolgt daher in beiden F&#228;l-len durch R&#252;ckzahlung der Aufwendungen ge-gen R&#252;ck&#252;bertragung der Beteiligung (OLG K&#246;ln EWiR 1987, 348 m. Anm. Rumler-Det-zel).</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Ersatzf&#228;higer Schaden sind daher alle Zah-lungen, die die Kl&#228;ger in Zusammenhang mit dem Projekt freiwillig oder aufgrund von Pf&#228;ndungen geleistet haben, die eingegan-genen Verpflichtungen gegen&#252;ber der finan-zierenden Bank sowie die drohende R&#252;ckfor-derung durch das Finanzamt. Der Umstand , da&#223; es zur Zwangsversteigerung des Objekts gekommen ist, &#228;ndert daran grunds&#228;tzlich nichts. Schadensmindernd sind die Posten anzusetzen, die in Zusammenhang mit dem Projekt in das Privatverm&#246;gen der Kl&#228;ger geflossen sind. Dies sind die Vorsteuerer-stattung durch das Finanzamt in H&#246;he von 15.342,82 DM und die Miete f&#252;r Januar 1986 in H&#246;he von 372,18 DM.</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">3)</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">a)</p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Schadensersatzpflichtung der Beklagten ist dem Grunde nach nicht durch ein Mit-verschulden der Kl&#228;ger gem&#228;&#223; &#167; 254 BGB eingeschr&#228;nkt. Die Beklagte kann sich nicht darauf berufen, da&#223; die Kl&#228;ger bei der Anlageentscheidung selbst h&#228;tten er-kennen k&#246;nnen, da&#223; das Anlageprojekt f&#252;r sie nicht geeignet war. Da es gerade Auf-gabe der Beklagten war, die Kl&#228;ger durch einen richtigen Prospektinhalt bzw. durch zutreffende Information vor Vertragsschlu&#223; &#252;ber die Risiken aufzukl&#228;ren, kann sie sich nicht darauf berufen, da&#223; die Kl&#228;ger anderweitige Informationen h&#228;tten einholen m&#252;ssen (vgl. BGH NJW-RR 1988, 856, Pa-landt-Heinrichs, 50. Aufl., &#167; 254 BGB Rn. 19 m. w. N.).</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">b)</p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Hinsichtlich der H&#246;he des eingetretenen Schadens m&#252;ssen sich die Kl&#228;ger allerdings gem&#228;&#223; &#167; 254 BGB ein Mitverschulden zurech-nen lassen. Da&#223; es zur Zwangsversteigerung des Objekts gekommen ist, ist im Wesentli-chen auf das eigene Verhalten der Kl&#228;ger zur&#252;ckzuf&#252;hren, die &#252;ber l&#228;ngere Zeit hin-weg die eingegangenen Verpflichtungen nicht erf&#252;llt haben.</p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Es ist zwar grunds&#228;tzlich das Risiko des Sch&#228;digers, da&#223; der Gesch&#228;digte auch wegen des Hinzutretens weiterer Umst&#228;nde (Kurz-arbeit, Geburt des zweiten Kindes) das f&#252;r ihn ohnehin ungeeignete Objekt nicht hal-ten kann. Hier sind die Zahlungsverz&#246;ge-rungen aber nur teilweise auf solche Um-st&#228;nde zur&#252;ckzuf&#252;hren, und die Kl&#228;ger ha-ben es auch vers&#228;umt, rechtzeitig Rechte gegen die Beklagte geltend zu machen und sie aufzufordern bzw. ihr Gelegenheit zu geben, die verlustbringende Zwangsverstei-gerung zu vermeiden.</p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme k&#246;n-nen sich die Kl&#228;ger insoweit auch nicht auf eine Falschberatung durch die Zeugin H. berufen, denn die Vernehmung der Zeugin hat nichts daf&#252;r ergeben, da&#223; diese f&#252;r die Beklagte aufgetreten ist und nach dem Beginn der Zahlungsverz&#246;gerungen die Kl&#228;ger im Namen der Beklagten mit Worten wie "es komme schon alles wieder in Ord-nung" vertr&#246;stet hat.</p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Das Mitverschulden der Kl&#228;ger f&#252;r die H&#246;he des enstandenen Schadens bemi&#223;t der Senat gem&#228;&#223; &#167; 287 ZPO so , da&#223; die Kl&#228;ger die Differenz zwischen dem Verkehrswert des Objektes (105.000,-- DM nach dem Gutachten des Sachverst&#228;ndigen im Zwangsversteige-rungsverfahren, an dessen Richtigkeit kein Anla&#223; zu zweifeln besteht) und dem Ver-steigerungserl&#246;s (75.500,-- DM) nicht er-setzt verlangen k&#246;nnen. Weiter k&#246;nnen die Kl&#228;ger die durch die Zwangsversteigerung verursachten Kosten, die in der Verpflich-tung gegen&#252;ber der Bank enthalten sind, nicht ersetzt verlangen (1.496,60 DM nach der Kontoabrechnung der D. K. f&#252;r B. vom 24.01.1990).</p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Ein weitergehendes Mitverschulden an der H&#246;he des enstandenen Schadens ber&#252;cksich-tigt der Senat nicht, da es insoweit an einer Sch&#228;tzungsgrundlage fehlt und sich die Beklagte nicht darauf berufen kann, so gestellt zu werden, wie sie bei p&#252;nktli-cher Verpflichtungserf&#252;llung durch die Kl&#228;ger st&#252;nde.</p> <span class="absatzRechts">198</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">199</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">c)</p> <span class="absatzRechts">200</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">201</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Zu ersetzen sind daher folgende Betr&#228;ge:</p> <span class="absatzRechts">202</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">203</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">(1)</p> <span class="absatzRechts">204</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">205</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Gezahlte Leistungsraten vom 01.12.1985 - 01.05.1987 zu je 934,06 DM, wobei die am 01.01.1986 eingezogene Rate nur 171,06 DM betrug. 171,06 DM + 17 x 934,06 DM = 16.050,08 DM. F&#252;r die Folgezeit sind Lei-stungsraten dem Konto belastet, aber nicht von den Kl&#228;gern bezahlt worden.</p> <span class="absatzRechts">206</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">207</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">(2)</p> <span class="absatzRechts">208</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">209</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Lohnpf&#228;ndungen von Januar 1988 bis Dezem-ber 1989 = 8.041,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">210</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">211</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">(3)</p> <span class="absatzRechts">212</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">213</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Im Jahre 1990 geleistete Zahlungen nach dem unwidersprochen gebliebenen Schrift-satz vom 19.11.1990 der Kl&#228;ger: 14.328,75 DM</p> <span class="absatzRechts">214</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">215</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Summe (1) - (3) = 38.419,83 DM. Von diesem Betrag sind die erhaltene Vorsteuer (15.342,82 DM) und die Miete f&#252;r Januar 1986 (372,18 DM) abzuziehen, so da&#223; 22.704,83 DM verbleiben.</p> <span class="absatzRechts">216</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">217</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">d)</p> <span class="absatzRechts">218</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">219</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Ferner hat die Beklagte die KL&#228;ger von der Verbindlichkeit gegen&#252;ber der D. K. f&#252;r B. (jetzt: D. B. , Filiale K. ) abz&#252;glich ei-nes Betrages von 31.996,60 DM nebst den auf diesen Betrag entfallenden Zinsen seit dem 28.11.1989 freizustellen, wobei der Senat vom Zeitpunkt der Auszahlung des Steigerl&#246;ses ausgeht, da ohne das Mitver-schulden der Kl&#228;ger das Darlehen um den vollen Verkehrswert zur&#252;ckgef&#252;hrt worden w&#228;re bzw. das Darlehenskonto nicht mit Ko-sten der Zwangsversteigerung belastet wor-den w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">220</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">221</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">e)</p> <span class="absatzRechts">222</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">223</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Das Feststellungsbegehren ist gerechtfer-tigt, da den Kl&#228;gern ohne den Vertrags-schlu&#223; keine Steuerr&#252;ckforderung durch das Finanzamt drohen w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">224</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">225</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">f)</p> <span class="absatzRechts">226</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">227</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Zinsforderung folgt aus &#167; 291 BGB.</p> <span class="absatzRechts">228</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">229</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">4)</p> <span class="absatzRechts">230</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">231</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Anspr&#252;che aus Prospekthaftung und Ver-schulden bei Vertragsschlu&#223; sind nicht verj&#228;hrt.</p> <span class="absatzRechts">232</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">233</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Nach dem Treuhandvertrag , auf dessen Ver-j&#228;hrungsfrist der Prospekt verweist (S. 34 des Prospekts: Eventuelle Schadensersatz-anspr&#252;che - auch aus dem gesetzlichen Schuldverh&#228;ltnis der Vertragsanbahnung - verj&#228;hren mit Ablauf des dritten Kalender-jahres nach ihrer Entstehung, soweit die abzuschlie&#223;enden Vertr&#228;ge eine andere Ver-j&#228;hrungsfrist nicht vorsehen) verj&#228;hren Schadensersatzanspr&#252;che mit Ablauf des f&#252;nften Kalenderjahres , das auf die Been-digung des Treuhandverh&#228;ltnisses folgt (Ziff. IV 4 (5) des Treuhandvertrages). Sowohl die Formulierung im Prospekt als auch die im Treuhandvertrag l&#228;&#223;t nicht die Auslegung zu, da&#223; f&#252;r Anspr&#252;che aus Pro-spekthaftung und c. i. c. etwas anderes gelten sollte. Da das Treuhandverh&#228;ltnis jedenfalls bis M&#228;rz 1986 bestanden hat (Erteilung der Kapitalabflu&#223;rechnung), ist die Verj&#228;hrung rechtzeitig unterbrochen worden. Im &#252;brigen ist darauf hinzuweisen, da&#223; die aus &#167; 20 V KAGG abgeleitete kurze Verj&#228;hrung nach der neuesten Rechtspre-chung des Bundesgerichtshofs (NJW 1990, 2461 = WM 1990, 1276 und Urt. v. 25.10.1990 - VII ZR 284/88) auf das Bau-herrenmodell nicht anwendbar ist, wobei der BGH offengelassen hat, ob die Anspr&#252;-che nach &#167; 638 BGB oder nach &#167; 195 BGB verj&#228;hren. Auch nach diesen Ma&#223;st&#228;ben ist die Verj&#228;hrung nicht eingetreten, da das am 29.11.1988 eingereichte Proze&#223;kosten-hilfegesuch zur Hemmung der Verj&#228;hrung ge-f&#252;hrt hat, die dann anschlie&#223;end durch Zu-stellung der Klage unterbrochen worden ist (vgl. BGH NJW 1989, 3149 - trotz der Er-g&#228;nzungsauflagen des Landgerichts gem. Verf&#252;gung vom 16.12.1988 kann hier nicht davon ausgegangen werden, da&#223; das Proze&#223;-kostenhilfegesuch noch nicht ordnungsgem&#228;&#223; begr&#252;ndet war).</p> <span class="absatzRechts">234</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">235</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">5)</p> <span class="absatzRechts">236</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">237</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 92, 97 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">238</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">239</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Voll-streckbarkeit folgt aus &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">240</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">241</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Festsetzung des Werts der Beschwer er-gibt sich aus &#167; 546 Abs. 2 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">242</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">243</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Streitwert f&#252;r die Berufungsinstanz: 162.562,12 DM (Klageantrag zu 1): 108.608,99 DM; Klageantrag zu 2): 43.953,13 DM; Klageantrag zu 3): 10.000,--DM).</p>
314,995
olgk-1991-01-21-17w-3691
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
17W 36/91
1991-01-21T00:00:00
2019-03-13T14:43:33
2022-10-18T15:09:19
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1991:0121.17W36.91.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird mit der Ma&#223;gabe zur&#252;ckgewiesen, da&#223; die als zu erstattenden Kosten des Antragsgegners gegen den Antragsteller festgesetzten 1.683,78 DM mit </p> <p>4 % seit dem 28. November 1990 zu verzinsen sind.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Erinnerungs- und Beschwerdeverfahrens tr&#228;gt der Antragsteller.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Erinnerung des Kl&#228;gers, die aufgrund der Vorlage an den Senat als sofortige Beschwerde gilt (&#167;&#167; 21 Abs. 2 11 Abs. 2 RpflG), ist zul&#228;ssig, in der Hauptsache aber nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Ohne Erfolg wendet die Beschwerde sich dagegen, dass der Rechtspfleger die Kosten der Aachener Prozessbevollm&#228;chtigten des Antragsgegners antragsgem&#228;&#223; mit 836,76 DM als erstattungsf&#228;hig anerkannt und von den diesem durch die Mitwirkung des Rechtsanwalts Mxxx aus Sxxx als Verkehrsanwalt erwachsenen Kosten in H&#246;he von 847,02 DM einen Betrag von 818,21 DM unter dem Gesichtspunkt anderweit ersparter Kosten in die Kostenfestsetzung eingestellt hat.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Erstattungsf&#228;higkeit der mit der Beauftragung des Prozessanwalts anfallenden Prozessgeb&#252;hr ist es unerheblich, dass den Prozessbevollm&#228;chtigten des Antragsgegners der unbedingte Prozessauftrag zur Abwehr des Verf&#252;gungsbegehrens des Antragstellers erst zu einem Zeitpunkt erteilt worden ist, als der Antrag auf Erlass der einstweiligen Verf&#252;gung bereits zur&#252;ckgenommen war. Zwar war damit auch der Prozessauftrag der Axxx Prozessanw&#228;lte des Antragsgegners objektiv beendet, weil sein Zweck nicht mehr erreicht werden konnte; zugunsten dieser Anw&#228;lte gilt der Auftrag gleichwohl gem&#228;&#223; &#167; 674 BGB so lange als fortbestehend, bis sie vom Erl&#246;schen des Auftrags Kenntnis erlangten oder Kenntnis haben mussten (vgl. den in Jur. B&#252;ro 1986, 1197 ver&#246;ffentlichten Senatsbeschluss mit weiteren Nachweisen). Zu den aufgrund des Kostenbeschlusses nach &#167; 269 Abs. 3 ZPO festsetzbaren Verfahrenskosten geh&#246;rt daher auch die Prozessgeb&#252;hr des Prozessbevollm&#228;chtigten der als Antragsgegner in das Verfahren der einstweiligen Verf&#252;gung einbezogenen Partei, der in Unkenntnis der Beendigung des Prozessrechtsverh&#228;ltnisses einen Schriftsatz, mit Sachantr&#228;gen bei Gericht einreicht. So aber war es hier. Ausweislich der Gerichtsakten ist der Schriftsatz vom 22. August 1990, den der Korrespondenzanwalt des Antragsgegners gefertigt und dessen Axxx Prozessbevollm&#228;chtigten zur Einreichung beim Landgericht Aachen &#252;bersandt hat, dort am 27. August 1990 eingegangen. Die Axxx Anw&#228;lte m&#252;ssen demnach vor dem 28. August 1990 mit der Prozessvertretung des Antragsgegners beauftragt worden sein. Das belegt zudem die Tatsache, dass der Eingangsstempel, mit dem das an die Axxx Prozessbevollm&#228;chtigten des Antragsgegners gerichtete Auftragsschreiben seines Sxxx Verkehrsanwalts vom 21. August 1990 im B&#252;ro der Axxx Anw&#228;lte versehen worden ist, das Datum des 27. August 1990 tr&#228;gt. Die bei Gericht am 23. August 1990 eingegangene Antragsr&#252;cknahme des Antragstellers vom 22. August 1990 ist dem Antragsgegner demgegen&#252;ber erst am 28. August 1990 zugestellt worden. Daf&#252;r, dass der Antragsgegner auf anderem Wege schon fr&#252;her von der R&#252;cknahme des Antrags auf Anordnung der einstweiligen Verf&#252;gung Kenntnis erlangt hat, sind Anhaltspunkte nicht ersichtlich, so da&#223; die von dem Antragsgegner als Prozessgeb&#252;hr seiner Axxx Prozessbevollm&#228;chtigten geltend gemachte Geb&#252;hr (nebst Zuschl&#228;gen) in voller H&#246;he den vom Antragsteller zu erstattenden Kosten des vorangegangenen Verfahrens der einstweiligen Verf&#252;gung zugerechnet werden muss.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Aus den vorstehend er&#246;rterten Gr&#252;nden ist es auch nicht zu beanstanden, dass der Rechtspfleger die Kosten des S. Korrespondenzanwalts des Antragsgegners in H&#246;he von 818,21 DM als erstattungsf&#228;hig anerkannt hat. Der Antragsgegner durfte ohne Versto&#223; gegen das Gebot, unn&#246;tige Mehrkosten zu vermeiden, seinen Sxxx Rechtsanwalt mit der Vermittlung der Informationen zwischen ihm und dem zum Prozessbevollm&#228;chtigten zu bestellenden, beim Prozessgericht zugelassenen Rechtsanwalt beauftragen, weil er nach der im Zeitpunkt der Auftragserteilung gegebenen Sachlage damit rechnen musste, andernfalls erstattungsf&#228;hige Rat- und Informationskosten in mindestens gleicher, wenn nicht sogar h&#246;herer Gr&#246;&#223;enordnung aufwenden zu m&#252;ssen. Dem Rechtspfleger ist darin zuzustimmen, dass zu den in die vergleichende Kostenabw&#228;gung einzubeziehenden Aufwendungen des Antragsgegners neben den Kosten einer Informationsreise nach Axxx auch die Kosten einer prozessbezogenen Beratung geh&#246;ren. Anders als sonst die mit einer Klage oder einem Verf&#252;gungsantrag &#252;berzogene Partei sah sich der Antragsgegner ernstlich vor die Frage gestellt, ob er sich gegen das Rechtsschutzbegehren des Antragstellers &#252;berhaupt zur Wehr setzen solle. F&#252;r die Frage, ob eine Rechtsverteidigung in vorliegender Sache hinreichende Aussicht auf Erfolg versprach, kam es entscheidend darauf an, ob die in der Rechtsprechung zur Werbung durch unaufgeforderte &#220;bermittlung eines auf die Anbahnung oder Vorbereitung eines Gesch&#228;ftsabschlusses gerichteten Angebots mittels Telex oder Telefax entwickelten Grunds&#228;tze sich auf die hier in Rede stehende Fallgestaltung w&#252;rden &#252;bertragen lassen. Die f&#252;r die Beurteilung dieser Rechtsfrage erforderlichen Rechtskenntnisse aber k&#246;nnen bei dem Antragsgegner, der einen Landmaschinenhandel betreibt, nicht vorausgesetzt werden. Eine prozessbezogene Beratung des Antragsgegners h&#228;tte eine Sichtung der einschl&#228;gigen Rechtsprechung insbesondere des Bundesgerichtshofs erfordert und schon mit R&#252;cksicht darauf eine zumindest durchschnittliche anwaltliche M&#252;hewaltung erfordert. Der Antragsgegner hatte daher nach billigem Ermessen mit einer im mittleren Bereich des nach &#167; 20 Abs. 1 BRAGO zur Verf&#252;gung stehenden Rahmens liegenden Geb&#252;hr zu rechnen. Hierf&#252;r hat sich in der Praxis die 5/10-Geb&#252;hr als Regelgeb&#252;hr durchgesetzt, so dass die in die Vergleichsrechnung einzubeziehenden Kosten einer prozessbezogenen Beratung unter Ber&#252;cksichtigung der auch dem beratenden Anwalt geb&#252;hrenden Auslagenpauschale und der auf die Beratungsverg&#252;tung entfallenden Umsatzsteuer mit 441,18 DM anzusetzen sind. Die mit einer Informationsreise nach Axxx verbundenen Kosten und die Kosten einer erg&#228;nzenden schriftlichen und telefonischen F&#252;hlungnahme mit seinen Prozessanw&#228;lten hatte der Antragsgegner auf insgesamt wenigstens 420,- DM zu veranschlagen. Der Antragsgegner hatte daher davon auszugehen, dass die Kosten, die er f&#252;r den alternativen Fall einer unmittelbaren Beauftragung und Unterrichtung eines Aachener Rechtsanwalts w&#252;rde aufwenden m&#252;ssen, ebenso hoch, wenn nicht h&#246;her sein w&#252;rden als die Korrespondenzverg&#252;tung eines ortsnah praktizierenden Rechtsanwalts.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Aus alledem folgt, dass der Rechtspfleger die dem Antragsgegner durch die Mitwirkung seines Sxxx Rechtsanwalts als Verkehrsanwalt entstandenen Kosten nicht in einem zu weitgehenden Umfang als erstattungsf&#228;hig anerkannt hat, dass er insoweit vielmehr einen zu niedrigen Betrag in die Kostenfestsetzung einbezogen hat. Einer Ab&#228;nderung des angefochtenen Beschlusses zum Nachteil des Antragstellers steht jedoch das auch im Kostenfestsetzungsverfahren geltende Verbot der Schlechterstellung des alleinigen Rechtsmittelf&#252;hrers entgegen, so dass es im Ergebnis bei dem als zu erstattende Prozesskosten des Antragsgegners gegen den Antragsteller festgesetzten Betrag von 1.683,78 DM verbleiben muss.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die im Rahmen des betragsm&#228;&#223;igen Rechtsmittelangriffs von Amts wegen vorzunehmende &#220;berpr&#252;fung der gesamten Kostenfestsetzung f&#252;hrt allerdings zu einer &#196;nderung des Zinsausspruchs. Unrecht hat der Rechtspfleger f&#252;r den Beginn der Verzinsungspflicht auf den Eingang des Kostenfestsetzungsgesuchs des Antragsgegners bei Gericht am 6. September 1990 abgestellt. Die dem angefochtenen Beschluss zugrunde Hegende Kostengrundentscheidung ist am 28. November 1990 ergangen, so dass der Zinsanspruch des &#167; 104 Abs. 1 Satz 2 ZPO erst an diesem Tage zur Entstehung gelangt ist (vgl. KG NJW 1967, 1569).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf den &#167;&#167; 97, 92 Abs. 2 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 1.683,78 DM.</p>
314,996
olgk-1991-01-21-17-w-3691
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
17 W 36/91
1991-01-21T00:00:00
2019-03-13T14:43:35
2022-10-18T15:09:19
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1991:0121.17W36.91.01
<h2>Tenor</h2> <p></p> <p>Die Beschwerde wird mit der Ma&#223;gabe zur&#252;ckgewiesen, da&#223; die als zu erstattende Kosten des Antragsgegners gegen den Antragsteller festgesetzten 1.683,78 DM mit </p> <p>4 % seit dem 28. November 1990 zu verzinsen sind.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Erinnerungs- und Beschwerdeverfahrens tr&#228;gt der Antragsteller.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Erinnerung des Kl&#228;gers, die aufgrund der Vorlage an den Senat als sofortige Beschwerde gilt (&#167;&#167; 21 Abs. 2 11 Abs. 2 RpflG), ist zul&#228;ssig, in der Hauptsache aber nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Ohne Erfolg wendet die Beschwerde sich dagegen, da&#223; der Rechtspfleger die Kosten der Aachener Proze&#223;bevollm&#228;chtigten des Antragsgegners antragsgem&#228;&#223; mit 836,76 DM als erstattungsf&#228;hig anerkannt und von den diesem durch die Mitwirkung des Rechtsanwalts Mxxx aus Sxxx als Verkehrsanwalt erwachsenen Kosten in H&#246;he von 847,02 DM einen Betrag von 818,21 DM unter dem Gesichtspunkt anderweit ersparter Kosten in die Kostenfestsetzung eingestellt hat.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Erstattungsf&#228;higkeit der mit der Beauftragung des Proze&#223;anwalts anfallenden Proze&#223;geb&#252;hr ist es unerheblich, da&#223; den Proze&#223;bevollm&#228;chtigten des Antragsgegners der unbedingte Proze&#223;auftrag zur Abwehr des Verf&#252;gungsbegehrens des Antragstellers erst zu einem Zeitpunkt erteilt worden ist, als der Antrag auf Erla&#223; der einstweiligen Verf&#252;gung bereits zur&#252;ckgenommen war. Zwar war damit auch der Proze&#223;auftrag der Axxx Proze&#223;anw&#228;lte des Antragsgegners objektiv beendet, weil sein Zweck nicht mehr erreicht werden konnte; zugunsten dieser Anw&#228;lte gilt der Auftrag gleichwohl gem&#228;&#223; &#167; 674 BGB so lange als fortbestehend, bis sie vom Erl&#246;schen des Auftrags Kenntnis erlangten oder Kenntnis haben mu&#223;ten (vgl. den in Jur. B&#252;ro 1986, 1197 ver&#246;ffentlichten Senatsbeschlu&#223; mit weiteren Nachweisen). Zu den aufgrund des Kostenbeschlusses nach &#167; 269 Abs. 3 ZPO festsetzbaren Verfahrenskosten geh&#246;rt daher auch die Proze&#223;geb&#252;hr des Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der als Antragsgegner in das Verfahren der einstweiligen Verf&#252;gung einbezogenen Partei, der in Unkenntnis der Beendigung des Proze&#223;rechtsverh&#228;ltnisses einen Schriftsatz, mit Sachantr&#228;gen bei Gericht einreicht. So aber war es hier. Ausweislich der Gerichtsakten ist der Schriftsatz vom 22. August 1990, den der Korrespondenzanwalt des Antragsgegners gefertigt und dessen Axxx Proze&#223;bevollm&#228;chtigten zur Einreichung beim Landgericht Aachen &#252;bersandt hat, dort am 27. August 1990 eingegangen. Die Axxx Anw&#228;lte m&#252;ssen demnach vor dem 28. August 1990 mit der Proze&#223;vertretung des Antragsgegners beauftragt worden sein. Das belegt zudem die Tatsache, da&#223; der Eingangsstempel, mit dem das an die Axxx Proze&#223;bevollm&#228;chtigten des Antragsgegners gerichtete Auftragsschreiben seines Sxxx Verkehrsanwalts vom 21. August 1990 im B&#252;ro der Axxx Anw&#228;lte versehen worden ist, das Datum des 27. August 1990 tr&#228;gt. Die bei Gericht am 23. August 1990 eingegangene Antragsr&#252;cknahme des Antragstellers vom 22. August 1990 ist dem Antragsgegner demgegen&#252;ber erst am 28. August 1990 zugestellt worden. Daf&#252;r, da&#223; der Antragsgegner auf anderem Wege schon fr&#252;her von der R&#252;cknahme des Antrags auf Anordnung der einstweiligen Verf&#252;gung Kenntnis erlangt hat, sind Anhaltspunkte nicht ersichtlich, so da&#223; die von dem Antragsgegner als Proze&#223;geb&#252;hr seiner Axxx Proze&#223;bevollm&#228;chtigten geltend gemachte Geb&#252;hr (nebst Zuschl&#228;gen) in voller H&#246;he den vom Antragsteller zu erstattenden Kosten des vorangegangenen Verfahrens der einstweiligen Verf&#252;gung zugerechnet werden mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Aus den vorstehend er&#246;rterten Gr&#252;nden ist es auch nicht zu beanstanden, da&#223; der Rechtspfleger die Kosten des Sulinger Korrespondenzanwalts des Antragsgegners in H&#246;he von 818,21 DM als erstattungsf&#228;hig anerkannt hat. Der Antragsgegner durfte ohne Versto&#223; gegen das Gebot, unn&#246;tige Mehrkosten zu vermeiden, seinen Sxxx Rechtsanwalt mit der Vermittlung der Informationen zwischen ihm und dem zum Proze&#223;bevollm&#228;chtigten zu bestellenden, beim Proze&#223;gericht zugelassenen Rechtsanwalt beauftragen, weil er nach der im Zeitpunkt der Auftragserteilung gegebenen Sachlage damit rechnen mu&#223;te, andernfalls erstattungsf&#228;hige Rat- und Informationskosten in mindestens gleicher, wenn nicht sogar h&#246;herer Gr&#246;&#223;enordnung aufwenden zu m&#252;ssen. Dem Rechtspfleger ist darin zuzustimmen, da&#223; zu den in die vergleichende Kostenabw&#228;gung einzubeziehenden Aufwendungen des Antragsgegners neben den Kosten einer Informationsreise nach Axxx auch die Kosten einer proze&#223;bezogenen Beratung geh&#246;ren. Anders als sonst die mit einer Klage oder einem Verf&#252;gungsantrag &#252;berzogene Partei sah sich der Antragsgegner ernstlich vor die Frage gestellt, ob er sich gegen das Rechtsschutzbegehren des Antragstellers &#252;berhaupt zur Wehr setzen solle. F&#252;r die Frage, ob eine Rechtsverteidigung in vorliegender Sache hinreichende Aussicht auf Erfolg versprach, kam es entscheidend darauf an, ob die in der Rechtsprechung zur Werbung durch unaufgeforderte &#220;bermittlung eines auf die Anbahnung oder Vorbereitung eines Gesch&#228;ftsabschlusses gerichteten Angebots mittels Telex oder Telefax entwickelten Grunds&#228;tze sich auf die hier in Rede stehende Fallgestaltung w&#252;rden &#252;bertragen lassen. Die f&#252;r die Beurteilung dieser Rechtsfrage erforderlichen Rechtskenntnisse aber k&#246;nnen bei dem Antragsgegner, der einen Landmaschinenhandel betreibt, nicht vorausgesetzt werden. Eine proze&#223;bezogene Beratung des Antragsgegners h&#228;tte eine Sichtung der einschl&#228;gigen Rechtsprechung insbesondere des Bundesgerichtshofs erfordert und schon mit R&#252;cksicht darauf eine zumindest durchschnittliche anwaltliche M&#252;hewaltung erfordert. Der Antragsgegner hatte daher nach billigem Ermessen mit einer im mittleren Bereich des nach &#167; 20 Abs. 1 BRAGO zur Verf&#252;gung stehenden Rahmens liegenden Geb&#252;hr zu rechnen. Hierf&#252;r hat sich in der Praxis die 5/10-Geb&#252;hr als Regelgeb&#252;hr durchgesetzt, so da&#223; die in die Vergleichsrechnung einzubeziehenden Kosten einer proze&#223;bezogenen Beratung unter Ber&#252;cksichtigung der auch dem beratenden Anwalt geb&#252;hrenden Auslagenpauschale und der auf die Beratungsverg&#252;tung entfallenden Umsatzsteuer mit 441,18 DM anzusetzen sind. Die mit einer Informationsreise nach Axxx verbundenen Kosten und die Kosten einer erg&#228;nzenden schriftlichen und telefonischen F&#252;hlungnahme mit seinen Proze&#223;anw&#228;lten hatte der Antragsgegner auf insgesamt wenigstens 420,- DM zu veranschlagen. Der Antragsgegner hatte daher davon auszugehen, da&#223; die Kosten, die er f&#252;r den alternativen Fall einer unmittelbaren Beauftragung und Unterrichtung eines Aachener Rechtsanwalts w&#252;rde aufwenden m&#252;ssen, ebenso hoch, wenn nicht h&#246;her sein w&#252;rden als die Korrespondenzverg&#252;tung eines ortsnah praktizierenden Rechtsanwalts.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Aus alledem folgt, da&#223; der Rechtspfleger die dem Antragsgegner durch die Mitwirkung seines Sxxx Rechtsanwalts als Verkehrsanwalt entstandenen Kosten nicht in einem zu weitgehenden Umfang als erstattungsf&#228;hig anerkannt hat, da&#223; er insoweit vielmehr einen zu niedrigen Betrag in die Kostenfestsetzung einbezogen hat. Einer Ab&#228;nderung des angefochtenen Beschlusses zum Nachteil des Antragstellers steht jedoch das auch im Kostenfestsetzungsverfahren geltende Verbot der Schlechterstellung des alleinigen Rechtsmittelf&#252;hrers entgegen, so da&#223; es im Ergebnis bei dem als zu erstattende Proze&#223;kosten des Antragsgegners gegen den Antragsteller festgesetzten Betrag von 1.683,78 DM verbleiben mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die im Rahmen des betragsm&#228;&#223;igen Rechtsmittelangriffs von Amts wegen vorzunehmende &#220;berpr&#252;fung der gesamten Kostenfestsetzung f&#252;hrt allerdings zu einer &#196;nderung des Zinsausspruchs. Unrecht hat der Rechtspfleger f&#252;r den Beginn der Verzinsungspflicht auf den Eingang des Kostenfestsetzungsgesuchs des Antragsgegners bei Gericht am 6. September 1990 abgestellt. Die dem angefochtenen Beschlu&#223; zugrunde Hegende Kostengrundentscheidung ist am 28. November 1990 ergangen, so da&#223; der Zinsanspruch des &#167; 104 Abs. 1 Satz 2 ZPO erst an diesem Tage zur Entstehung gelangt ist (vgl. KG NJW 1967, 1569).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf den &#167;&#167; 97, 92 Abs. 2 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 1.683,78 DM.</p>
314,997
olgk-1991-01-18-25-uf-13990
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
25 UF 139/90
1991-01-18T00:00:00
2019-03-13T14:43:36
2022-10-18T15:09:20
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1991:0118.25UF139.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Beklagten gegen das Urteil des Amtsgerichts Familiengericht</p> <p>Leverkusen vom 19. Juni 1990 wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens tr&#228;gt der Beklagte.</p> <p></p> <p>Dieses Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind getrenntlebende Eheleute. Sie streiten um einen Proze&#223;kostenvorschu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Kl&#228;gerin die ehemals gemeinsame Ehewohnung verlassen und die beiden gemeinsamen minderj&#228;hrigen Kinder zu sich genommen hatte, f&#252;hrten die Parteien einen Rechtsstreit um die elterliche Sorge f&#252;r diese Kinder. Im Rahmen jenes Verfahrens holte das Familiengericht ein Sachverst&#228;ndigengutachten ein, am 26. M&#228;rz 1990 fand eine m&#252;ndliche Verhandlung statt, mit Beschlu&#223; vom 6.April 1990 &#252;bertrug das Familiengericht die elterliche Sorge f&#252;r die beiden Kinder dem Beklagten, die Kosten des familiengerichtlichen Verfahrens wurden gegeneinander aufgehoben. Die hiergegen gerichtete Beschwerde der Kl&#228;gerin wies der Senat 1990 zur&#252;ck (33 F 25 UF 76/90 OLG K&#246;ln).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit Telefax vom 22. Dezember 1989 forderte der damalige Proze&#223;bevollm&#228;chtigte der Kl&#228;gerin den Beklagten erfolglos auf, f&#252;r das genannte familiengerichtliche Verfahren einen Proze&#223;kostenvorschu&#223; zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Am Tag nach der m&#252;ndlichen Verhandlung in jenem familiengerichtlichen Verfahren, also am 27. M&#228;rz 1990, machte die Kl&#228;gerin die das vorliegende Verfahren betreffende Klage anh&#228;ngig, sie wurde dem Beklagten am 31. M&#228;rz 1990 zugestellt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit der Behauptung, sie selbst sei nicht in der Lage, die Kosten des Sorgerechtsverfahrens aufzubringen, wohingegen der Beklagte ohne weiteres im Stande sei, den verlangten Proze&#223;kostenvorschu&#223; &#8211; dieser ist in der Klageschrift im einzelnen errechnet - zu zahlen, hat die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">den Beklagten zu verurteilen, an sie einen Proze&#223;kostenvorschu&#223; in H&#246;he von 1.266,54 DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Klageabweisung</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">beantragt mit dem Vorbringen, die Kl&#228;gerin habe bei ihrem Auszug aus der Ehewohnung gen&#252;gend Geldmittel mitgenommen; um den Kostenvorschu&#223; selbst zahlen zu</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">k&#246;nnen; zudem habe sie jedweden Unterhaltsanspruch verwirkt, da sie wegen eines anderen Mannes aus der Ehe ausgebrochen sei.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Mit Urteil vom 19. Juni 1990 hat das Familiengericht der Klage stattgegeben. Es hat das Verteidigungsvorbringen des Beklagten nicht gelten lassen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gegen die Entscheidung hat der Beklagte Berufung eingelegt. Er wiederholt sein erstinstanzliches Vorbringen und macht dar&#252;berhinaus geltend, da&#223; nach dem Abschlu&#223; des Sorgerechtsverfahrens nachtr&#228;glich f&#252;r dieses ein Proze&#223;kostenvorschu&#223; nicht</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">mehr verlangt werden k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Zur&#252;ckweisung der Berufung.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes verweist der Senat auf den Inhalt der Akte.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e:</u></b></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig, aber nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Das Familiengericht hat der Klage im Ergebnis mit Recht stattgegeben.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><b>I. </b>Wie das Familiengericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat, waren die Anspruchsvoraussetzungen f&#252;r einen Proze&#223;kostenvorschu&#223; gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1361 Abs. 4 Satz 4, 1360 a Abs. 4 Satz 1 BGB erf&#252;llt. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">So war die Kl&#228;gerin nicht in der Lage, die Kosten des Sorgerechtsverfahrens aus eigenen Mitten aufzubringen. Selbst wenn sie, wie der Beklagte behauptet, bei ihrem Auszug aus der Ehewohnung und in der Folgezeit Geldbetr&#228;ge in H&#246;he von insgesamt</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">6.000,-- DM-7.000,-- DM mitgenommen oder an sich gebracht hat, so bleibt doch zu bedenken, da&#223; der Beklagte zumindest in<b> </b>den ersten Monaten nach der Trennung der Parteien weder Ehegatten- noch Kindesunterhalt gezahlt hat, so da&#223; die Kl&#228;gerin gezwungen war, die genannten Mittel zur Bestreitung ihrer und der Kinder Lebenshaltungskosten einzusetzen. Wenn ihr danach noch ein Rest verblieb, so ist es billig, ihn ihr als kleine R&#252;cklage zu belassen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der Beklagte in der Lage ist, den verlangten Betrag zu zahlen, bedarf keiner l&#228;ngeren Darlegung. Ausweislieh des Einkommen- und Kirchensteuerbescheides f&#252;r 1987 hat er in diesem Jahr Eink&#252;nfte aus seiner T&#228;tigkeit als Rechtsanwalt in H&#246;he von 84.775,- DM und aus Kapitalverm&#246;gen in H&#246;he von 8.770,- DM erzielt sowie steuerliche Verluste aus Vermietung und Verpachtung in H&#246;he von 39.004,- DM. Bei diesen Einkommensverh&#228;ltnissen stellt die Inanspruchnahme auf Zahlung eines Proze&#223;kostenvorschusses</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">in H&#246;he von 1.266,54 DM f&#252;r ihn keine bedeutsame Belastung dar.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte vermag sich auch nicht mit Erfolg darauf zu berufen, da&#223; die Verpflichtung zur Zahlung eines Proze&#223;kostenvorschusses Ausflu&#223; der Unterhaltsverpflichtung sei</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">(vgl. BGHZ 56, 92 (94), und 89, 33 (38 f); BGH NJW 1990, 1476),</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">die Kl&#228;gerin Unterhaltsanspr&#252;che aber nach &#167;&#167; 1361 Abs. 3, 1579 Ziffer 6 BGB verwirkt habe. Die Umst&#228;nde, unter denen die Parteien sich voneinander getrennt haben, die Beweggr&#252;nde, welche die Kl&#228;gerin zu ihrem Auszug veranla&#223;t haben, sind unter den Parteien streitig. Ob die Vorw&#252;rfe, welche der Beklagte in diesem Zusammenhang gegen die Kl&#228;gerin erhoben hat, berechtigt sind oder nicht, kann im hier gegebenen Zusammenhang dahinstehen. Eine v&#246;llige Verwirkung ihrer Unterhaltsanspr&#252;che mit der</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Konsequenz, da&#223; - nicht einmal - der hier streitbefangene Proze&#223;kostenvorschu&#223; zu zahlen w&#228;re, ist jedenfalls nicht anzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ist ein Anspruch der Kl&#228;gerin auf Zahlung eines Proze&#223;kostenvorschusses auch nicht deshalb zu verneinen, weil ihre Rechtsverfolgung aussichtslos gewesen sei. Heute, nach dem Abschlu&#223; des Sorgerechtsverfahrens, steht zwar fest, da&#223; die elterliche Sorge &#252;ber die beiden Kinder der Parteien f&#252;r die Zeit des Getrenntlebens ihrer Eltern auf den Beklagten &#252;bertragen worden und die hiergegen gerichtete Beschwerde der Kl&#228;gerin erfolglos geblieben ist. Ma&#223;gebender Zeitpunkt f&#252;r die Beurteilung ist aber derjenige, zu welchem die Kl&#228;gerin den Proze&#223;kostenvorschu&#223; verlangt hat. Das aber geschah lange vor dem Abschlu&#223; jenes Verfahrens, n&#228;mlich durch das Telefax ihres erstinstanzlichen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten vom 22. Dezember 1989. Da&#223; der Beklagte der damaligen Aufforderung zur Zahlung eines Proze&#223;kostenvorschusses nicht nachgekommen ist, es vielmehr auf einen Rechtsstreit hat ankommen</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">lassen, kann nicht dazu f&#252;hren, den Zeitpunkt f&#252;r die Beurteilung der Erfolgsaussicht der Rechtsverfolgung der Kl&#228;gerin und damit der Billigkeit ihres Begehrens im Sinne von &#167; 1360 a Abs. 4 Satz 1 BGB zu verlagern.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Auch andere Gesichtspunkte, derentwegen die Inanspruchnahme des Beklagten auf Zahlung des verlangten Proze&#223;kostenvorschusses unbillig erscheinen k&#246;nnte, sind nicht ersichtlich. </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks"><b>II. </b>Nicht zu Unrecht macht der Beklagte allerdings geltend, da&#223; ein Proze&#223;kosten<u>vorschu&#223;</u> "schon begrifflich nicht mehr f&#252;r die Vergangenheit und deshalb dann nicht mehr verlangt werden" kann, "wenn der Rechtsstreit oder die betreffende Instanz bereits abgeschlossen ist"</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(BGH NJW 1985, 2263 = FamRZ 1985, 802 und NJW 1985, 2265 = FamRZ 1985, 902 (jeweils mit weiteren Nachweisen; allgemeine Meinung) .</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Denn "der Anspruch auf einen Proze&#223;kostenvorschu&#223; nach &#167; 1360 a Abs. 4 BGB ... dient dem Zweck, dem unterhaltsberechtigten Ehegatten die F&#252;hrung eines eine pers&#246;nliche Angelegenheit betreffenden Rechtsstreits zu erm&#246;glichen, wenn er nicht in der Lage ist, die f&#252;r die Proze&#223;f&#252;hrung notwendigen Kosten alsbald auf andere Weise aufzubringen ... Aus diesem Zweck des Anspruchs nach &#167; 1360 a Abs. 4 BGB folgt nach der Natur der Sache, da&#223; ein <i>"</i>Vorschu&#223;" auf Proze&#223;kosten nicht mehr verlangt werden</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">kann, wenn der Rechtsstreit (oder die Instanz), dessen F&#252;hrung er erm&#246;glichen soll, bereits abgeschlossen ist",</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">(BGH a.a.O. Seite 2265 bzw. 902).</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">W&#228;re dies der einzige hier entscheidungserhebliche Gesichtpunkt, so w&#228;re der Berufung ohne weiteres stattzugeben, da ein Vorschu&#223; auf die Proze&#223;kosten des Sorgerechtsverfahrens nicht mehr geleistet werden kann.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin meint, &#167; 1613 BGB er&#246;ffne ihr die M&#246;glichkeit, den Proze&#223;kostenvorschu&#223; auch noch nach dem Abschlu&#223; jenes Verfahrens zu verlangen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber kommt eine Geltendmachung des Proze&#223;kostenvorschusses als Sonderbedarf gem&#228;&#223; &#167; 1613 Abs. 2 BGB nicht in Betracht. Dabei kann es dahinstehen,</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">ob der Proze&#223;kostenvorschu&#223; &#252;berhaupt als unterhaltsrechtlicher Sonderbedarf eines bed&#252;rftigen Ehegatten im Sinne von &#167; 1613 Abs. 2 Satz 1 BGB angesehen werden kann, </p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(so OLG Stuttgart NJW 1971, 1221; Ermann-Heckelmanh, 8. Aufl., Rdnr. 7 zu &#167; 1613; Rolland 2. Aufi., Rdnr. 55 zu &#167; 1360 a).</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">"Da der Bedarf ... nach der ausdr&#252;cklichen Regelung des &#167; 1360 a Abs. 4 BGB von dem unterhaltspflichtigem Ehegatten nur insoweit zu decken ist, als es sich um einen notwendigen Proze&#223;kostenvorschu&#223; handelt - nur insoweit hat der Bed&#252;rftige im Rahmen</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">der Billigkeit einen Anspruch auf einen Beitrag zu seinem Unterhalte </p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">(BGHZ 56, 92 (95) = NJW 1971, 1262) &#8211;</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">scheidet eine Erf&#252;llung dieses "Sonderbedarfs" f&#252;r die Vergangenheit (&#167; 1613 Abs. 2 BGB) nach dem Wesen der Proze&#223;kostenvorschu&#223;pflicht jedenfalls aus" .</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">(BGH NJW 1985, 2265 = FamRZ 1985, 902, m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Ob demgegen&#252;ber &#167; 1613 Abs. 1 BGB zur Anwendung zu bringen ist, kann letztlich offenbleiben.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Diese Frage mag bejaht oder verneint werden, ein Schadensersatzanspruch wegen der Nichtzahlung des Proze&#223;kostenvorschusses steht der Kl&#228;gerin in dem einen wie dem anderen Fall zu, und zwar nach &#167; 280 Abs. 1 BGB.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 271 BGB ist der Anspruch der Kl&#228;gerin auf Zahlung eines Proze&#223;kostenvorschusses mit dem Beginn des familiengerichtlichen Sorgerechtsverfahrens entstanden und zugleich f&#228;llig geworden </p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">(vgl. OLG Bamberg, FamRZ 1986, 484).</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Zu diesem Zeitpunkt war es f&#252;r die Kl&#228;gerin zwar nicht notwendig, vgl. &#167; 78 Abs. 2 ZPO, aber doch sachlich geboten, einen Rechtsanwalt mit der Wahrung ihrer Interessen zu beauftragen. Im Hinblick auf die vorangegangenen Auseinandersetzungen der Parteien mu&#223;te sie nicht nur mit einem heftigen Streit um die elterliche Sorge f&#252;r die beiden gemeinschaftlichen Kinder rechnen, sondern auch mit einer rechtskundigen Verteidigung des Beklagten, der selbst Rechtsanwalt ist. Zur selben Zeit entstand f&#252;r den Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin ein Anspruch auf Zahlung eines Vorschusses gem&#228;&#223;</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">- &#167; 17 BRAGO.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Diesen Anspruch der Kl&#228;gerin, dessentwegen diese ihn durch das Telefax ihres Proze&#223;bevollm&#228;chtigten vom 22. Dezember gemahnt und damit in Schuldnerverzug</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">gesetzt hat, &#167; 284 Abs. 1 Satz 1 BGB, hat der Beklagte bis zum Abschlu&#223; des Sorgerechtsverfahrens vor dem Familiengericht nicht erf&#252;llt. Dies f&#252;hrte zur Unm&#246;glichkeit der ihm obliegenden Leistung. Denn ein <u>Vorschu&#223;</u> kann, wie bereits ausgef&#252;hrt, nun nicht mehr geleistet werden.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Diese Unm&#246;glichkeit hat der Beklagte zu vertreten. Sie ist darauf zur&#252;ckzuf&#252;hren, da&#223; er den Proze&#223;kostenvorschu&#223; nicht rechtzeitig gezahlt hat, obwohl er bei Anwendung der erforderlichen Sorgfalt, &#167; 276 Abs. 1 Satz 2 BGB, als Rechtskundiger die Begr&#252;ndetheit</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">der von der Kl&#228;gerin erhobenen Forderung h&#228;tte erkennen k&#246;nnen. Hierbei ist die versch&#228;rfte Haftung infolge des Schuldnerverzuges gem&#228;&#223; &#167; 287 BGB nicht einmal ber&#252;cksichtigt, nach &#167; 287 Satz 2 BGB h&#228;tte der Beklagte auch dann f&#252;r die Unm&#246;glichkeit</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">seiner Leistung einzustehen, wenn er sie nicht zu vertreten h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Nach dem Vorgesagten hat der Beklagte der Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; &#167; 280 Abs. 1 BGB den durch die Nichterf&#252;llung entstehenden Schaden zu ersetzen. Dieser besteht selbst die vollen Kosten ihres Proze&#223;bevollm&#228;chtigten zu tragen darin, da&#223; sie nun erstinstanzlichen hat, also auch den Teil, um den sie bei rechtzeitiger Zahlung des hier streitbefangenen Proze&#223;kostenvorschusses entlastet worden w&#228;re. Denn unabh&#228;ngig vom Ausgang des Sorgerechtsverfahrens und der Kostenentscheidung des Betrag ihr halten</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Familiengerichts w&#228;re dieser geblieben. F&#252;r eine R&#252;ckzahlungsverpflichtung w&#228;re nur dann Raum, wenn in den wirtschaftlichen Verh&#228;ltnissen der Kl&#228;gerin eine wesentliche Ver&#228;nderung eingetreten oder wenn die R&#252;ckgabe des Proze&#223;kostenvorschusses aus anderen Gr&#252;nden billig w&#228;re </p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(allgemeine Meinung, vgl. j&#252;ngstens BGH NJW 1990, 1476 (m.w.N.); Palandt-Diederichsen, 50. AufI., Rdz. 27 zu &#167; 1360 a (m.w.N.)).</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Derartige Umst&#228;nde sind aber nicht zu erkennen, auch vom Beklagten nicht vorgetragen worden.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Der H&#246;he nach hat der Beklagte gegen die Klageforderung nichts eingewandt.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Nach alledem sind die Voraussetzungen f&#252;r einen Schadensersatzanspruch der Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; &#167; 280 Abs. 1 BGB in H&#246;he des vom Beklagten geschuldeten Proze&#223;kostenvorschusses erf&#252;llt. Die urspr&#252;ngliche Leistungsverpflichtung des Beklagten setzt sich in</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Form seiner Schadensersatzverpflichtung fort, es ist nicht ein neuer Anspruch entstanden, der fr&#252;here Erf&#252;llungsanspruch der Kl&#228;gerin hat sich vielmehr in einen Schadensersatzanspruch umgewandelt</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">(vgl. Palandt-Heinrichs, 50. AufI., Rdz. 1 zu &#167; 280 (m.w.N)).</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Das bedeutet nicht zuletzt, da&#223; der jetzt gegebene Schadensersatzanspruch der Kl&#228;gerin ebenso wie der vorangegangene ErfUllungsanspruch der Unterhaltsverpflichtung</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">des Beklagten entspringt und ebenso wie dieser familienrechtlicher Natur ist.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Ob &#167; 1613 Abs. 1 BGB auf einen Sachverhalt der hier gegebenen Art anzuwenden ist, mag zweifelhaft sein. Einerseits geh&#246;rt die Verpflichtung zur Zahlung eines Proze&#223;kostenvorschusses, wie bereits ausgef&#252;hrt, in den Rahmen der Verpflichtung zur Leistung</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">von Unterhalt; dies spricht daf&#252;r, &#167; 1613 Abs. ~ BGB gem&#228;&#223; &#167; 1360 a Abs. 3 BGB auch</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">hier anzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Andererseits ist die Proze&#223;kostenvorschu&#223;pflicht in der Systematik von &#167; 1360 a BGB erst nach der Verweisung auf &#167;&#167; 1613 bis 1615 BGB geregelt; dies spricht daf&#252;r, da&#223; &#167; 1613 Abs. 1 BGB, der zudem erkennbar zumindest in erster Linie auf den Anspruch auf fortlaufende Unterhaltszahlung ausgerichtet ist, nach der Vorstellung des Gesetzes hier nicht zur Anwendung kommen soll.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Dies bedarf indes keiner abschlie&#223;enden Beurteilung. Bleibt &#167; 1613 Abs. 1 BGB au&#223;er Betracht, so hat es mit dem vorstehend gewonnenen Ergebnis sein Bewenden. Ist diese Vorschrift hingegen zu ber&#252;cksichtigen, so &#228;ndert sich dennoch am Ergebnis nichts. Denn die Kl&#228;gerin hat den Beklagten, wie bereits erw&#228;hnt, durch das Telefax ihres erstinstanzlichen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten vom 22. Dezember 1989 noch lange vor dem Abschlu&#223; des Sorgerechtsverfahrens vor dem Familiengericht in Schuldnerverzug</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">gesetzt, so da&#223; sie von diesem Zeitpunkt an berechtigt ist, Schadensersatz wegen Nichterf&#252;llung zu fordern</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(im Ergebnis ebenso: OLG D&#252;sseldorf FamRZ 1981, 295; OLG Bamberg, Palandt-Diederichsen, 50. Aufi., Rdz. 21 zu &#167; 1360 a; offengelassen in BGH NJW 1985, 2265 = FamRZ 1985, 902).</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ist die Berufung des Beklagten mit der Kostenfolge aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO und dem Ausspruch zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit aus &#167;&#167; 708 Ziffer 10, 711, 713 ZPO zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Geb&#252;hrenstreitwert f&#252;r die Berufung: 1.266,54 DM.</p>
314,999
olgk-1991-01-16-2-u-2690
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 U 26/90
1991-01-16T00:00:00
2019-03-13T14:43:39
2022-10-18T15:09:20
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1991:0116.2U26.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Beklagten gegen das Urteil der 18. Zivilkammer des Landgerichts Bonn vom 19. Dezember 1989 (18 O 217/89) wird auf seine Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Wert der Urteilsbeschwer &#252;bersteigt 40.000,- DM nicht.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist Verwalterin einer Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft mit ca. 100 Eigent&#252;mern. Der Beklagte ist Eigent&#252;mer des Nachbargrundst&#252;cks mit ca. 30 Wohnungen. Die Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft verf&#252;gt &#252;ber eine Heizanlage, die auch das Grundst&#252;ck des Beklagten beliefert. Zur Sicherung der Heizungsversorgung wurde auf dem Grundst&#252;ck der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft eine Grunddienstbarkeit eingetragen. In der Eintragungsbewilligung hei&#223;t es unter anderem "...die Kosten f&#252;r die Instandhaltung und Instandsetzung sowie der W&#228;rmeenergieabgabe und den Betrieb der technischen Einrichtungen, die dem herrschenden und dem dienenden Grundbesitz gemeinschaftlich dienen, werden nach dem Verh&#228;ltnis der Quadratmeter-Wohnfl&#228;che des dienenden Grundbesitzes sowie des herrschenden Grundbesitzes aufgeteilt. Hierzu geh&#246;ren insbesondere die Kosten der Brennstoffe und ihrer Lieferung,... &#252;ber die Kosten wird j&#228;hrlich abgerechnet, &#252;ber alle anderen Kosten wird nach Vorlage der Rechnung abgerechnet. Abrechnungszeitraum ist das Wirtschaftsjahr der Wohnungseigent&#252;mer des dienenden Grundbesitzes..."</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Seit dem Wirtschaftsjahr 1984 werden die Heizkosten entgegen dieser Regelung nach Anbringung von Verdunstungsr&#246;hrchen verbrauchsabh&#228;ngig zwischen den Parteien abgerechnet. Die Parteien streiten &#252;ber die ma&#223;gebende Abrechnungsweise. Au&#223;erdem streiten die Parteien &#252;ber die Verpflichtung zu Abschlagszahlungen, die unstreitig &#252;ber Jahre hinweg erfolgt sind.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat behauptet, man habe sich nach Inkrafttreten der Heizkostenverordnung auf eine verbrauchsabh&#228;ngige Abrechnung geeinigt. Jedenfalls habe der Beklagte dieser Verfahrensweise zugestimmt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an sie 34.750,03 DM nebst 4% Zinsen seit dem 04.09.1989 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen und, widerklagend, festzustellen, da&#223; der Beklagte nicht verpflichtet ist, an die Kl&#228;gerin ab 30.06.1989 monatliche Abschlagszahlungen f&#252;r die Lieferung von Heizenergie und Kaltwasser zu leisten.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Widerklage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat das Vorbringen zur einverst&#228;ndlichen &#196;nderung der ma&#223;gebenden Abrechnungsweise bestritten und die Auffassung vertreten, es komme allein auf den Inhalt der Grunddienstbarkeit an.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat durch das angefochtene Urteil, auf das wegen aller Einzelheiten Bezug genommen wird, der Klage stattgegeben und die Widerklage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Mit der Berufung verfolgt der Beklagte seine erstinstanzlichen Antr&#228;ge weiter.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen wird von einer Darstellung des Sach- und Streitstandes gem. &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist unbegr&#252;ndet. Der Zahlungsanspruch der Kl&#228;gerin f&#252;r die gelieferte Energie ergibt sich aus &#167; 433 Abs. 2 BGB in Verbindung mit der Vereinbarung der Parteien &#252;ber die verbrauchsabh&#228;ngige Abrechnung ab dem Jahre 1984. Dem steht nicht entgegen, da&#223; die Abrechnung in der Grunddienstbarkeit geregelt ist. Es bestehen schon Bedenken dagegen, ob die im Grundbuch eingetragene Regelung wirksam Inhalt einer Grunddienstbarkeit nach &#167; 1018 BGB werden konnte. &#167; 1018 BGB l&#228;&#223;t an sich positives Tun des Verpflichteten als Inhalt der Grunddienstbarkeit nicht zu (vgl. nur MK-Falckenberg, 2. Aufl., &#167; 1018 BGB Rdnr. 41). Die W&#228;rmelieferung durch die Kl&#228;gerin hat auch nicht nur akzessorischen Charakter gegen&#252;ber einer einem anderen Dienstbarkeitsinhalt. Es handelt sich auch nicht um eine Unterlassungsdienstbarkeit auf dem Grundst&#252;ck der Beklagten, von anderer Seite keine Energie zu beziehen, was zum Gegenstand einer Grunddienstbarkeit gemacht werden k&#246;nnte. Dem dinglichen Recht liegt jedoch ein schuldrechtlicher Bestellungsvertrag zugrunde, &#252;ber dessen Geltung sich die Parteien im Verh&#228;ltnis zueinander jedenfalls stillschweigend geeinigt haben. Diesen schuldrechtlichen Bestellungsvertrag haben die Parteien wirksam dahin abge&#228;ndert, da&#223; ab 1984 nicht mehr der in der Grunddienstbarkeit vorgesehene Quadratmeter Ma&#223;stab, sondern ein Verbrauchsma&#223;stab nach dem Ergebnis der Verbrauchsmessung f&#252;r die Abrechnung untereinander ma&#223;gebend sein sollte. Der Zeuge xxx, der von 1981 bis 1987 Verwalter der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft war, hat bekundet, da&#223; er nach dem Inkrafttreten der Heizkostenverordnung im Jahre 1984 mit der damals f&#252;r den Beklagten t&#228;tigen Fa. xxx Kontakt aufgenommen hat, um einen neuen Verteilungsma&#223;stab zu finden. Nach seiner Aussage hat man sich in diesen Gespr&#228;chen darauf geeinigt, die Kosten zu 100% nach Verbrauch abzurechnen. Diese &#196;nderung der vertraglichen Vereinbarung mu&#223; der Beklagte gegen sich gelten lassen. Es kann dahinstehen, ob die Fa. xxx seinerzeit von Beklagten bevollm&#228;chtigt war, auch derartige Vertrags&#228;nderungen herbeizuf&#252;hren, die &#252;ber die Regelung der laufenden Gesch&#228;fte, die mit dem Einkauf der Brennstoffe zusammenh&#228;ngen hinausging. Jedenfalls ist nach der Aussage des Zeugen xxx, an deren Richtigkeit zu zweifeln der Senat keinen Anla&#223; hat, ein neuer Abrechnungsma&#223;stab eingef&#252;hrt worden. Die diesem neuen Ma&#223;stab entsprechenden Abrechnungen sind in der Folgezeit auch an den Beklagten weitergeleitet worden. Dies ergibt sich aus der Aussage der Zeugin xxx, die bekundet hat, da&#223; sie die Abrechnung f&#252;r 1984 an den Beklagten weitergeleitet hat. Durch die Zahlung der nach dem neuen Abrechnungsmodus errechneten Betr&#228;ge hat sich der Beklagte, der somit Kenntnis von dem neuen Abrechnungsmodus erlangt hat, damit stillschweigend einverstanden erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Angesichts dieser Einigung der Parteien auf eine zu 100% verbrauchsabh&#228;ngige Abrechnung kommt es nicht darauf an, da&#223; nach &#167; 7 Abs. 1 Heizkostenverordnung mindestens 50 und h&#246;chstens 70% der Heizkosten nach dem Verbrauch abzurechnen sind. Eine rechtsgesch&#228;ftliche &#220;berschreitung der H&#246;chsts&#228;tze ist zul&#228;ssig, wie sich aus &#167; 10 der Heizkostenverordnung ergibt. Die Heizkostenverordnung ist auch auf das "Verh&#228;ltnis der Parteien untereinander anwendbar, denn nach &#167; 1 Heizkostenverordnung gilt die Verordnung f&#252;r die Verteilung der Kosten des Betriebs zentraler Heizungsanlagen durch den Geb&#228;udeeigent&#252;mer auf die Nutzer der mit W&#228;rme versorgten R&#228;ume. Die Kl&#228;gerin ist Geb&#228;udeeigent&#252;merin, die eine zentrale Heizungsanlage vertreibt. Der Beklagte ist insoweit als "Nutzer" anzusehen, da aus dem Gesetz nicht hervorgeht, da&#223; nur die "Endnutzer" n&#228;mlich die einzelnen Wohnungsmieter, gemeint sind. Es kann keinen Unterschied machen, ob der Eigent&#252;mer des versorgten Grundst&#252;cks die R&#228;ume selbst nutzt oder ob er sie vermietet. Die Heizkostenverordnung ist nicht auf die Abrechnung innerhalb ein und desselben Grundst&#252;cks beschr&#228;nkt, sondern betrifft auch sog. Blockheizwerke (vgl. Schade/Schubert/Wienecke, Wohn- und Mietrecht (1990), &#167; 1 Heizkostenverordnung Anm. 2)).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Da die Beklagte gegen die Richtigkeit der somit zu 100% nach dem Verbrauchsma&#223;stab vorgelegten Abrechnung nichts Erhebliches vorgetragen hat, hat das Landgericht der Klage mit Recht in vollem Umfang stattgegeben.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Widerklage hat das Landgericht zu Recht als unbegr&#252;ndet angesehen. Aus der Regelung in der Grunddienstbarkeit bzw. dem ihr zugrundeliegenden schuldrechtlichen Bestellungsvertrag ergibt sich nicht, da&#223; keine Abschlagszahlungen verlangt werden k&#246;nnen. Abschlagszahlungen sind keine "Abrechnung" im Sinne dieser Regelung. Jedenfalls ist auch insoweit eine stillschweigende Vereinbarung der Parteien dar&#252;ber zustandegekommen, da&#223; Abschlagszahlungen zu leisten sind, denn die Beklagte hat jahrelang Abschlagszahlungen geleistet und damit ihr Einverst&#228;ndnis mit dieser Regelung, die im &#252;brigen auch der AVB Fernw&#228;rme und Wasser entspricht, zum Ausdruck gebracht.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Berufung war daher insgesamt mit der Kostenfolge aus &#167; 97 ZPO zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 708 Nr. 10 ZPO; die Entscheidung &#252;ber die Festsetzung des Wertes der Beschwer auf &#167; 546 Abs. 2 ZPO. Ein Anla&#223;, die Revision zuzulassen, bestand nicht.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r die Berufungsinstanz: 38.710,03 DM (34.750,03 + 3.960,- DM).</p>
315,000
ag-dusseldorf-1991-01-14-29-c-137190
{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
29 C 1371/90
1991-01-14T00:00:00
2019-03-13T14:43:40
2022-10-18T15:09:20
Urteil
ECLI:DE:AGD:1991:0114.29C1371.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 17. Dezember 1990</p> <p>durch die Richterin X</p> <p></p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p> </p> <p> Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p> Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p></p> <p> Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p> Der Kl&#228;ger darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von </p> <p> DM 1.100,-- abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit </p> <p> in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p> Die Sicherheitsleistung kann auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer in </p> <p> der Bundesrepublik Deutschland ans&#228;ssigen Bank oder Sparkasse erbracht wer-</p> <p> den. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d </u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger und die Zeugin X schlossen am 22.06.1989 &#252;ber ein Reiseb&#252;ro einen Reisevertrag mit der Beklagten &#252;ber eine Reise nach XX in Sri Lanka f&#252;r die Zeit vom 01.09. bis zum 23.09.1989. Die Unterbringung sollte im Hotel "XXX" erfolgen. Es handelte sich um ein Sonderangebot der Beklagten, im Rahmen dessen der Kl&#228;ger und die Zeugin X f&#252;r den dreiw&#246;chigen Aufenthalt den Preis f&#252;r 2 Wochen, n&#228;mlich DM 4.916,-- bezahlten.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; Prospektbeschreibung bestanden folgende Sportm&#246;glichkeiten: Sauna, Health-Club, Squash, Tauchen, Schnorcheln und Windsurfen. Dar&#252;ber hinaus wurde als Unterhaltung angeboten: Barbecues, Tanz- und Folklore-Abende, Glasbodenbootfahren, Spielcasino.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger legte eine Erkl&#228;rung der Zeugin X vom 31.01.90 vor (Bl. 77) gem&#228;&#223; derer die Zeugin ihre Anspr&#252;che aus dem Reisevertrag an den Kl&#228;ger abtrat.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">In der Reisezeit des Kl&#228;gers bestanden jedenfalls f&#252;r XX eine n&#228;chtliche Ausgangssperre ab 22.00 Uhr. Dar&#252;ber hinaus fanden tags&#252;ber Milit&#228;rkontrollen statt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Hotel "XXX" war w&#228;hrend der Anwesenheit des Kl&#228;gers nicht ausgebucht. Statt der ca. 500 m&#246;glichen G&#228;ste gab es lediglich 13 weitere Urlauber, von denen 11 italienischer Staatsangeh&#246;rigkeit waren, die der englischen Sprache nicht m&#228;chtig waren.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Wegen behaupteter angeblicher gro&#223;er Reisebeeintr&#228;chtigungen traten der Kl&#228;ger und die Zeugin X am 08.09.89 den R&#252;ckflug an.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Vorprozessual erstattete die Beklagte dem Kl&#228;ger einen Betrag von DM 1.108,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, dass die Zeugin D, die im Buchungs-Reiseb&#252;ro XXXX Mitarbeiterin war, auf Nachfrage hin mitgeteilt habe, dass die allgemeine und insbesondere die politische Lage in Sri Lanka zur geplanten Urlaubszeit ruhig sei.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus habe sie &#252;berpr&#252;ft und sodann best&#228;tigt, dass das Hotel hinreichend ausgebucht sei.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Auf der Fahrt zum Hotel seien der Kl&#228;ger und seine Begleiterin von Milit&#228;r kontrolliert worden, die ihnen schu&#223;bereite Maschinenpistolen entgegengehalten h&#228;tten. Auf dem Hotelgel&#228;nde habe es weder die M&#246;glichkeit zu sportlichen Aktivit&#228;ten gegeben, noch h&#228;tten Veranstaltungen unterhaltender Art stattgefunden.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Klimaanlage sei abgeschaltet gewesen, so dass es in den Zimmern 30 Grad bis 40 Grad warm gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wegen b&#252;rgerkriegs&#228;hnlicher Zust&#228;nde im Lande h&#228;tten der Kl&#228;ger und seine Begleiterin Kultur und Zivilisation des Landes nicht kennenlernen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der behauptete b&#252;rgerkriegs&#228;hnliche Ausnahmezustand habe den Kl&#228;ger derart ersch&#252;ttert, dass seiner Ansicht ein Schmerzensgeldanspruch von mindestens DM 300,-- gerechtfertigt sei.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Unstreitig unterzeichnete der &#246;rtliche Reiseleiter der Beklagten, Herr W, ein Schreiben des Kl&#228;gers, in dem dieser die behaupteten M&#228;ngel der Reise niedergelegt hatte. (Bl. 83/84).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">1. DM 3.925,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 01.11.1989</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">2. eine in das Ermessen des Gerichts zu stellendes </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Schmerzensgeld, mindestens jedoch DM 300,--, zu</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">zahlen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Sie weist darauf hin, dass sie das gebuchte Hotel nicht insgesamt unter Vertrag hatte, ihr vielmehr nur ein geringes Zimmerkontingent zur Verf&#252;gung stand, so dass die Zeugin D zur Frage der Ausgebuchtheit des Hotels keine Angaben habe machen k&#246;nnen; im &#252;brigen sei sie zu derartigen Ausk&#252;nften nicht bevollm&#228;chtigt.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Sprachkenntnisse der &#252;brigen G&#228;ste k&#246;nne sie schon gar nicht einstehen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte behauptet, dass im Hotel Squash und Tennis habe gespielt werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Zwar sei die Klimaanlage zun&#228;chst tags&#252;ber abgeschaltet gewesen, auf Beschwerden von G&#228;sten hin dann jedoch sp&#228;ter ganzt&#228;gig betrieben worden.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte behauptet, dass sie dem Kl&#228;ger und seiner Begleiterin die Unterbringung in einem anderen Hotel an der gleichen K&#252;ste Sri Lankas und alternativ hierzu eine Unterbringung auf den Malediven anbot.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze und deren Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben durch Zeugenvernehmung. Hinsichtlich des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf das Sitzungsprotokoll des Amtsgerichts Braunschweig vom 09.10.90 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht aus keinem rechtlichen Gesichtspunkt ein Anspruch auf Zahlung des klageweise geltend gemachten Betrages zu, da durch die von der Beklagten vorprozessual vorgenommene &#220;berweisung von DM 1.108,-- alle Anspr&#252;che aus der Reise vom 01. bis 23.09.89 ausgeglichen sind.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger stand kein Anspruch auf vollst&#228;ndige R&#252;ckzahlung des Reisepreises infolge K&#252;ndigung des Reisevertrages zu.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Denn der Kl&#228;ger, der die Reise durch die Umbuchung des R&#252;ckfluges auf den 08.09.89 konkludent gek&#252;ndigt hatte, standen K&#252;ndigungsgr&#252;nde von Gesetzes wegen nicht zur Seite.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen des &#167; 651 j BGB lagen nicht vor. H&#246;here Gewalt im Sinne der Vorschrift ist nicht dargetan. Der Kl&#228;ger sprach zwar von einem b&#252;rgerkriegs&#228;hnlichen Ausnahmezustand im Lande, es bestand jedoch lediglich w&#228;hrend seiner Urlaubszeit eine Ausgangssperre f&#252;r die Zeit nach 22.00 Uhr; an Beeintr&#228;chtigungen hat der Kl&#228;ger dar&#252;ber hinaus nur den Vorfall am Tage seiner Anreise vorgetragen, ein substantiierter Vortrag weitere Beeintr&#228;chtigungen fehlt.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Auch war die K&#252;ndigung nicht gem&#228;&#223; &#167; 651 e BGB berechtigt. Nach dieser Vorschrift setzt eine K&#252;ndigung voraus, dass die Reise als ganze beeintr&#228;chtigt ist. Dies wird bejaht, wenn der Zweck der Reise um mehr als 50 % vereitelt ist. Daran fehlte es im vorliegenden Fall. Dem Kl&#228;ger und seiner Begleiterin stand lediglich ein Anspruch auf Minderung des Reisepreises in H&#246;he von 22,5 % zu, wie sich aus den Ausf&#252;hrungen zur Minderung des Reisepreises (&#167; 651 c BGB) ergibt.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Zu einem Schadensersatzanspruch aus &#167; 651 f BGB, insbesondere zu einer nutzlos aufgewendeten Urlaubszeit, ist nichts vorgetragen. </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger und seiner Begleiterin steht zwar aus &#167; 651 c BGB ein Anspruch auf Minderung des Reisepreises in H&#246;he von 22,5 % zu (DM 1.106,10), dieser ist jedoch durch die vorprozessuale Zahlung von DM 1.108,-- von Seiten der Beklagten ausgeglichen worden. Dar&#252;ber hinausgehende Minderungsanspr&#252;che des Kl&#228;gers und seiner Begleiterin bestehen nicht.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Milit&#228;rkontrollen und des angeblichen b&#252;rgerkriegs&#228;hnlichen Ausnahmezustandes in Sri Lanka zur Reisezeit des Kl&#228;gers ist folgendes festzustellen:</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Das Milit&#228;r des Landes Sri Lanka geh&#246;rt nicht zu den Leistungstr&#228;gern der Beklagten, so dass dessen Handlungen der Beklagten nicht zugerechnet werden k&#246;nnen. Die Beklagte verletzte insoweit auch keine Informationspflicht. Aufgrund des Kl&#228;gervortrags stand schon nicht fest, dass &#252;berhaupt b&#252;rgerkriegs&#228;hnliche Zust&#228;nde im Urlaubsgebiet des Kl&#228;gers herrschten. Wenn dieser einen Zeitungsausschnitt &#252;ber die Zust&#228;nde in Sri Lanka w&#228;hrend seiner Reisezeit vorlegte, so ersetzt dies einen konkreten Tatsachenvortrag zu eigenen Beeintr&#228;chtigungen nicht. Inwieweit er gehindert sein sollte, Land und Leute kennenzulernen, ist nicht ersichtlich. Au&#223;erdem war dies auch nicht Leistungsinhalt, da der Kl&#228;ger und seine Begleiterin eine Komfort-Hotel mit erheblichen Sport- und Unterhaltungsm&#246;glichkeiten buchten.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die fehlende Ausgebuchtheit des Hotels f&#252;hrte zu einer Minderung des Reisepreises von insgesamt 7,5 %.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Das Reiseb&#252;ro XXXX, &#252;ber das der Kl&#228;ger bei der Beklagten buchte, wurde als Agentin der Beklagten t&#228;tig. Die Beklagte hat sich deren Ausk&#252;nfte und Zusagen zurechnen zu lassen (vgl. BGH NJW 1982, 377 f).</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte &#252;bernimmt jedoch keine Haftung daf&#252;r, dass anwesende G&#228;ste sich in derartigen Sprachen mit dem Kl&#228;ger und seiner Begleiterin unterhalten konnten, derer diese ihrerseits m&#228;chtig waren.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der Beweisaufnahme steht fest, dass die Mitarbeiterin des Reiseb&#252;ros XXXX, die Zeugin D, dem Kl&#228;ger und seiner Begleiterin gegen&#252;ber zusicherte, dass das Hotel " XXX" w&#228;hrend der Urlaubszeit beider - zumindest teilweise - ausgebucht war. Aufgrund der Aussage der Zeugin, dass das Hotel im Hinblick auf das der Firma XXXX zur Verf&#252;gung stehende Zimmerkontingent ausgebucht war und sich beide um eine baldige Buchung bem&#252;hen sollten, war der Anschein erweckt, dass sich in dem recht gro&#223;en Hotel eine Vielzahl von Leuten w&#228;hrend der Urlaubszeit des Kl&#228;gers und seiner Begleiterin aufhalten w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die tats&#228;chlich fehlende Kommunikationsm&#246;glichkeit (lediglich 13 G&#228;ste warenanwesend) war ein Minderungsanspruch in der zuerkannten H&#246;he als angemessen und ausreichend zu ber&#252;cksichtigen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Da Sport und Unterhaltung w&#228;hrend der Anwesenheit des Kl&#228;gers und seiner Begleiterin &#252;berhaupt nicht angeboten wurden, war insoweit ein weiterer Minderungsanspruch von 15 % zuzuerkennen. Das Gericht ist n&#228;mlich aufgrund der Aussage der Zeugin W zu der &#220;berzeugung gelangt, dass tats&#228;chlich im Hotel keine der im Prospekt angebotenen Sport- oder Unterhaltungsm&#246;glichkeiten angeboten wurden. Bei der Festsetzung des Minderungsbetrages hat das Gericht in Rechnung gestellt, dass der Kl&#228;ger ein Sonderangebot der Beklagten nutzte. Zahlen die Reisenden f&#252;r einen dreiw&#246;chigen Urlaub lediglich den Preis einer zweiw&#246;chigen Reise, so m&#252;ssen sie grunds&#228;tzlich davon ausgehen, dass s&#228;mtliche vertragliche Leistungen - der Situation der Nachsaison entsprechend - gemindert sind. </p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Allerdings darf diese Minderung nicht so weit gehen, dass angek&#252;ndigte Leistungen &#252;berhaupt nicht mehr zur Verf&#252;gung gestellt werden; mit einer derartigen Leistungsreduzierung hat der Reisende nicht zu rechnen. Da bei der gew&#228;hlten Urlaubs- und Hotelart Sport und Unterhaltung im Vordergrund standen, war trotz des Sonderpreises ein Minderungsanspruch in der erw&#228;hnten H&#246;he gegeben. </p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Zwar hat der Kl&#228;ger vorgetragen, dass die Klimaanlage nicht funktioniert habe. Nachdem die Beklagte jedoch konkret vortrug, dass die Klimaanlage auf entsprechende R&#252;ge hin ganzt&#228;gig betrieben wurde, war der Vortrag des Kl&#228;gers, das Vorbringen der Beklagten sei "im wesentlichen unzutreffend" nicht mehr substantiiert und insoweit unbeachtlich.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Taxikosten h&#228;tte der Kl&#228;ger nur dann ersetzt verlangen k&#246;nnen, wenn ein Grund f&#252;r einen R&#252;cktritt von Anbeginn der Reise an vorhanden gewesen w&#228;re; daran fehlte es jedoch im vorliegenden Fall.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat ein Abhilfeangebot nicht konkret vorgetragen. Ihr Vorbringen, dem Kl&#228;ger und seiner Begleiterin sei ein Umzug in ein anderes Hotel auf Sri Lanka bzw. auf die Malediven angeboten worden, hat sie nicht weiter substantiiert, obwohl sie diesbez&#252;glich darlegungs- und beweisbelastet war.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht gegen die Beklagte kein Anspruch auf Schmerzensgeld (&#167;&#167; 847, 823 BGB) zu. Es ist n&#228;mlich nicht ersichtlich, dass die Beklagte oder einer ihrer Verrichtungsgehilfen gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger eine unerlaubte Handlung beging. Das Milit&#228;r von Sri Lanka geh&#246;rt nicht zu den Verrichtungsgehilfen der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Der Ausspruch zu den prozessualen Nebenentscheidungen ergibt sich aus &#167;&#167; 91 Abs. 1, 708 Nr. 11, 711 Satz 1, 108 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Streitwert: DM 4.225,--.</p>
315,001
lg-dortmund-1991-01-14-21-o-29688
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
21 O 296/88
1991-01-14T00:00:00
2019-03-13T14:43:42
2022-10-18T15:09:18
Urteil
ECLI:DE:LGDO:1991:0114.21O296.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagten zu 1) und 2 ) werden verurteilt,</p> <p>als Gesamtschuldner an die Kl&#228;gerin ein</p> <p>Schmerzensgeld von 15.000,00 DM (i.W. f&#252;nf-</p> <p>Zehntausend Deutsche Mark) abz&#252;glich am</p> <p>15.08.1990 gezahlte 2.000,00DM zu zahlen.</p> <p></p> <p>&#220;ber die Kosten des Rechtsstreits einschlie&#223;lich</p> <p>der Kosten des Berufungsverfahrens wird</p> <p>wie folgt entschieden:</p> <p>Die Beklagten zu 1) und 2) tragen ihre eigenen</p> <p>au&#223;ergerichtlichen Kosten in voller H&#246;he selbst.</p> <p>Von den au&#223;ergerichtlichen Kosten der Beklagten</p> <p>zu 3) und 4) tragen diese selbst jeweils</p> <p>2/7 und die Kl&#228;gerin 5/7.</p> <p>Von den Gerichtskosten und den au&#223;ergericht-</p> <p>lichen Kosten der Kl&#228;gerin tragen die Beklagten</p> <p>zu 1) und 2) als Gesamtschuldner</p> <p>die H&#228;lfte, die Beklagten zu 3) und 4)</p> <p>als Gesamtschuldner 1/7 und die Kl&#228;gerin 5/14.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar, f&#252;r</p> <p>die Kl&#228;gerin jedoch nur gegen Sicherheitsleistung</p> <p>in H&#246;he von 15.000,00 DM. Die</p> <p>Kl&#228;gerin kann die Zwangsvollstreckung der</p> <p>Beklagten zu 3) und 4) durch Sicherheitsleistung</p> <p>von 1.500,00 DM abwenden, wenn</p> <p>nicht diese vor der Vollstreckung Sicherheit</p> <p>in gleicher H&#246;he leisten.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks">T a t b e s t a n d</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin verlangt von den Beklagten als Gesamtschuldnern</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Ersatz materiellen Schadens sowie Schmerzensgeld wegen</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">eines Sturzes, den sie am 24.05.1988 als Fahrgast in</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">einem Linienbus der Beklagten zu 4) erlitten hat.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">auf den Tatbestand des Urteils des Landgerichts Dortmund</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">vom 24. April 1989 (Bl. 88 ff. der Akten) sowie auf die</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde des Urteils des 0berlandesgerichts</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Hamm vom 31. Mai 1990 (BI. 259 ff. der Akten) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Gegenstand des Rechtsstreits ist jetzt nur noch der Anspruch der </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;gerin gegen die Beklagten zu 1) und 2) auf Zahlung eines </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Schmerzensgeldes.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist auf der Grundlage eines von T</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">am 06.09.1990 erstellten Gutachtens (BI. 286 ff. der</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Akten) der Auffassung, da&#223; ihr urspr&#252;nglich mit 6.000,00 </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">bezifferter Schmerzensgeldanspruch nunmehr im Bereich von</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">40.000,00 DM liege.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">die Beklagten zu 1) und 2)_ als Gesamtschuldner</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">zu verurteilen, ein in das Ermessen</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">des Gerichts gestelltes Schmerzensgeld</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich am 15.08.1990 gezahlter</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">2.000,00 DM an sie zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten zu 1) und 2} beantragen,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Wegen der &#252;brigen Einzelheiten wird auf den Akteninhalt</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="h2 absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist in dem aus dem Tenor ersichtlichen</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Umfang begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Schmerzensgeldanspruch der Kl&#228;gerin ist mit einem</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Betrag von 15.000,00 DM gerechtfertigt. Das Gutachten</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">von T, dessen &#252;berzeugende Ausf&#252;hrungen</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">von keiner der Parteien sachlich angegriffen</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">werden, ist zu dem eindeutigen Ergebnis gelangt,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">da&#223; die heutigen Beschwerden der Kl&#228;gerin nachweislich</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">auf dem Unfall vom 24.5.1988 beruhen. Dies hat der Gutachter</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">einerseits aus dem Zeitpunkt des erstmaligen</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Auftretens von Schmerzen in der linken Schulter der</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;gerin, andererseits aus den heute noch tastbaren</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">und r&#246;ntgenologisch erkennbaren Ver&#228;nderungen geschlossen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Damit steht fest, da&#223; die gesamten heutigen</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Beschwerden der Kl&#228;gerin, soweit sie mit der Schulterverletzung</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">in sachlichem Zusammenhang stehen, bei der </p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Bemessung des Schmerzensgeldes Ber&#252;cksichtigung finden</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">m&#252;ssen. Diese Beschwerden hat der Sachverst&#228;ndige in</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">seinem Gutachten aufgelistet und insbesondere die erhebliche</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">schmerzhafte Bewegungseinschr&#228;nkung der linken</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Schulter hervorgehoben. So ist die Kl&#228;gerin nicht in</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">der Lage, ihren linken Arm um mehr als 45 Grad anzuheben,</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">was ihr sowohl bei ihrer beruflichen T&#228;tigkeit</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">als Putzhilfe als auch im eigenen Haushalt sehr hinderlich</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">ist. Hinsichtlich ihrer beruflichen T&#228;tigkeit</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">besteht eine Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit um 40 %,</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">hinsichtlich der hausfraulichen T&#228;tigkeit um 30 %.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Auch aus der eigenen Anh&#246;rung der Kl&#228;gerin in der</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">m&#252;ndlichen Verhandlung hat das Gericht die Auffassung</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">gewonnen, da&#223; praktisch jede gr&#246;&#223;ere Bewegung des linken</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Armes mit Schmerzen verbunden ist. Unter diesen Umst&#228;nden</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">erscheint dem Gericht ein Schmerzensgeld von 15.000,00 DM</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">angemessen. F&#252;r die Bemessung des Schmerzensgeldes kommt</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">es nicht darauf an, ob die Kl&#228;gerin durch die von T angeregte Operation eine wesentliche</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Linderung ihres Leidens erwarten k&#246;nnte und deshalb</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">zur Durchf&#252;hrung dieser Operation verpflichtet ist.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Diese Frage stellt sich in erster Linie bei der zeitlichen</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Begrenzung des sog. Hausfrauenschadens, der jedoch</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">nicht Gegenstand dieses Rechtsstreits ist. Bei der</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Bemessung des Schmerzensgeldes ist allein darauf abzustellen,</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">da&#223; die Schmerzen der Kl&#228;gerin nach dem jetzigen</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Stand der Dinge von nicht bekannter Dauer sein werden</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">und da&#223; eine Operation, sofern sie eines Tages unternommen</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">werden sollte, nicht frei von Risiken ist und m&#246;glicherweise</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">den gew&#252;nschten Erfolg nicht herbeif&#252;hrend wird.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Trotz dieser f&#252;r die Kl&#228;gerin wenig erfreulichen Zukunftsprognose</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">kann das Schmerzensgeld keinesfalls den von</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">der Kl&#228;gerin ins Auge gefa&#223;ten Bereich von 40.000.00 DM</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">erreichen. Mit diesen Vorstellungen bewegt sich die</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;gerin bereits in Gr&#246;&#223;enordnungen, die nach der heutigen</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Rechtsprechung beim v&#246;lligen Verlust eines Armes zuge-</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">sprochen werden (vgl. die Entscheidung des OLG Koblenz</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Nr. 795 der Schmerzensgeldtabelle von Hacks). Bei allem</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Verst&#228;ndnis f&#252;r die schwere Lage der Kl&#228;gerin kann es</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">nicht angehen, die Verletzung der Kl&#228;gerin auch nur</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">ann&#228;hernd mit einer Armamputation auf eine Stufe zu</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">stellen. Denn die F&#228;higkeit der Kl&#228;gerin, ihre linken</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Arm im t&#228;glichen Leben zu gebrauchen, ist nach dem Gutachten</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">von T nur eingeschr&#228;nkt,</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">aber keinesfalls v&#246;llig aufgehoben. Soweit der von der</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;gerin f&#252;r angemessen erachtete Bettag von 40.000,00 DM</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">neben dem reinen Schmerzensgeld zugleich den Schaden bei</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">der Haushaltsf&#252;hrung abdecken sollte, ist darauf hinzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">da&#223; der Anspruch der Kl&#228;gerin aus &#167; 843 BGB</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">hier nicht zur Diskussion steht und gesondert geltend</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">gemacht werden kann. Der zuerkannte Betrag von 15.000,00 DM</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">auf den die bereits gezahlten 2.000,00 DM zu verrechnen</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">sind, erscheint nach alledem angemessen.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 92 Abs. 1 und 2,</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">100 Abs. 4, 708 Nr. 11, 709, 711 ZPO.</p>
315,002
olgk-1991-01-10-7-u-8790
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
7 U 87/90
1991-01-10T00:00:00
2019-03-13T14:43:44
2022-10-18T15:09:18
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1991:0110.7U87.90.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">(Hier Freitext: Tatbestand, Gr&#252;nde etc.) <b><span style="text-decoration:underline;">T a t b e s t a n d :</span></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;gerin macht gegen die Beklagte Anspr&#252;che aus abgetretenem Recht der Gastwirtin M. O. geltend. Diese stellt der Kl&#228;gerin seit Jahren f&#252;r die Durchf&#252;hrung von Wahlen einen Raum ihrer Gastst&#228;tte als Wahlraum zur Verf&#252;gung. Nach den Bundestagswah-len vom 25.1.1987 lie&#223; sie den Raum neu tapezieren, weil die alte Fototapete angeblich besch&#228;digt worden war. Zur Erstattung der entstandenen Kosten sind weder die Kl&#228;gerin noch die Beklagte bereit. Die Kl&#228;gerin ist der Ansicht, f&#252;r das Handeln des Wahlvorstandes sei die Beklagte verantwortlich. Sie hat sich die Anspr&#252;che der Gastwirtin abtreten lassen. Sie behauptet, der Wahlvorsteher habe die Tapete im Anschlu&#223; an die Wahl beim Entfernen der mit Klebezetteln an der Wand befestigten Wahlhin-weise (Wahlbekanntmachung und Musterstimmzettel) besch&#228;digt. Mit ihrer Klage hat sie Ersatz der Re-paraturkosten in H&#246;he von 672,60 DM zuz&#252;glich einer Auslagenpauschale von 30,-- DM, zusammen 702,60 DM, gefordert.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Das Landgericht hat die Klage mit Urteil vom 25.4.1990 abgewiesen. Es hat gemeint, die behaupte-te Sch&#228;digung der Tapete stelle zwar eine Amts-pflichtverletzung dar und sei auch der Aus&#252;bung ei-nes &#246;ffentlichen Amtes im Sinne des Art. 34 GG zu-zurechnen; haftende K&#246;rperschaft sei aber nicht die Beklagte, sondern die Kl&#228;gerin selbst, weil die Mitglieder des Wahlvorstandes von der Gemeinde er-nannt und mit hoheitlichen Befugnissen ausgestattet worden seien und bei der Entfernung der Hinweise auch Aufgaben der Gemeinde wahrgenommen h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Mit ihrer Berufung verfolgt die Kl&#228;gerin ihren erstinstanzlichen Antrag weiter. Die Beklagte tritt der Berufung entgegen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Wegen der n&#228;heren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf das angefochtene Urteil und auf die in der Berufungsinstanz gewechselten Schrifts&#228;tze sowie auf das Protokoll der Senatssit-zung vom 15.11.1990 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Berufung ist zul&#228;ssig, hat aber in der Sache keinen Erfolg. Die Abweisung der Klage ist jeden-falls im Ergebnis gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Aus dem Gesichtspunkt der Amtspflichtverletzung gem. &#167; 839 BGB in Verbindung mit Art. 34 GG haftet die Beklagte schon deshalb nicht, weil der Wahlvor-steher, der die Tapete besch&#228;digt haben soll, dabei nicht "in Aus&#252;bung eines ihm anvertrauten &#246;ffentli-chen Amtes" (Artikel 34 GG) gehandelt hat.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Das Rechtsverh&#228;ltnis, aus dem die Kl&#228;gerin ihren Anspruch herleitet, ist nicht &#246;ffentlich-rechtli-cher, sondern privatrechtlicher Natur. Die Inhabe-rin der Gastst&#228;tte hat der Kl&#228;gerin den Wahlraum unentgeltlich zur Nutzung &#252;berlassen. Die dieser Nutzungs&#252;berlassung zugrundeliegende &#220;bereinkunft stellt sich als Leihvertrag im Sinne des &#167; 598 BGB dar. Die Rechte und Pflichten aus einem solchen Vertrag beurteilen sich auch dann ausschlie&#223;lich nach privatrechtlichen Normen, wenn die Vertrags-partei, der die Nutzung &#252;berlassen wird, ein Tr&#228;ger &#246;ffentlicher Verwaltung ist. Denn die Beschaffung der f&#252;r die Verwaltungst&#228;tigkeit erforderlichen R&#228;umlichkeiten, sei es durch Kauf, Miete oder Lei-he, ist ein typisches sogenanntes fiskalisches Hilfsgesch&#228;ft, das stets privatrechtlichen Regeln folgt, auch wenn in den R&#228;umen eine hoheitliche T&#228;-tigkeit ausge&#252;bt wird.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Privatrechtlich einzuordnen sind dabei nicht nur die aus dem Vertrag selbst erwachsenden Rechte und Pflichten, sondern auch au&#223;ervertragliche, insbe-sondere deliktische Anspr&#252;che. F&#252;r die Teilnahme der &#246;ffentlichen Verwaltung am allgemeinen Privat-rechtsverkehr gilt der Grundsatz der Gleichordnung, dessen Geltung nicht auf die vertragliche Ebene be-schr&#228;nkt werden kann. Besch&#228;digt ein Beamter eine von seiner Dienststelle angemietete oder entliehene Sache, so beurteilen sich die Ersatzanspr&#252;che des Eigent&#252;mers allein nach Privatrecht. Unerheblich ist dabei, ob die sch&#228;digende Handlung dem hoheit-lichen oder dem privatrechtlichen Wirkungskreis des Beamten zuzurechnen ist. Sie ist im Verh&#228;ltnis zu dem gesch&#228;digten Eigent&#252;mer auch dann privatrecht-lich zu qualifizieren, wenn sie im &#252;brigen, bezogen auf die sonstigen Dienstpflichten des Beamten, ho-heitliche Z&#252;ge tr&#228;gt. Die M&#246;glichkeit einer derar-tigen Doppelwirkung staatlichen Handelns ist von der Rechtsprechung auch auf anderen Gebieten wie dem des Wettbewerbsrechts und des Rundfunkrechts seit langem anerkannt (BGHZ 66, 182, 186; 228, 237; 67, 81, 85; 82, 375, 383; NJW 1990, 2815, 2817) .</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Demnach kann im Ergebnis dahinstehen, ob das angeb-lich schadenverursachende Entfernen der Wahlbe-kanntmachung und des Musterstimmzettels von den W&#228;nden des Wahlraums noch der Durchf&#252;hrung der Wahl zuzuordnen und damit hoheitlich zu qualifizieren ist. Im Verh&#228;ltnis zur Inhaberin der Gastst&#228;tte &#228;u-&#223;erte es jedenfalls nur privatrechtliche Wirkungen. Damit entf&#228;llt neben der Haftung nach Artikel 34 GG auch eine Ersatzpflicht der Beklagten aus dem Ge-sichtspunkt des enteignungsgleichen Eingriffs.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Nach Privatrecht hat die Inhaberin der Gastst&#228;tte keine Anspr&#252;che gegen die Beklagte erlangt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Vertragliche Anspr&#252;che kommen nicht in Betracht. Partei des Leihvertrags war nicht die Beklagte, sondern die Kl&#228;gerin. Ihr oblag die Beschaffung des Wahlraums im Rahmen der ihr bei der Vorbereitung und Durchf&#252;hrung der Wahl zukommenden organisatori-schen Hilfsfunktion (vgl. OLG M&#252;nchen, VersR 1979, 1065). Dabei handelt es sich um eine staatliche Auftragsangelegenheit, bei deren Erledigung die Ge-meinde im eigenen Namen handelt.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">F&#252;r eine - deliktische - Haftung aus &#167; 89 Abs. 1 in Verbindung mit &#167; 31 BGB fehlt es an der Vorausset-zung, da&#223; der Verursacher des Schadens ein "verfas-sungsm&#228;&#223;ig berufener Vertreter" (&#167; 31 BGB) sein mu&#223;. Hierzu z&#228;hlen nur Personen, denen "bedeutsame, wesensm&#228;&#223;ige Funktionen der juristischen Person zur selbst&#228;ndigen, eigenverantwortlichen Erf&#252;llung zu-gewiesen sind" (BGHZ 49, 19, 21). Eine so wesentli-che, f&#252;r die Beklagte repr&#228;sentative Funktion kann dem Wahlvorsteher nicht beigemessen werden.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Ebensowenig haftet die Beklagte f&#252;r das Handeln des Wahlvorstehers als Verrichtungsgehilfen gem&#228;&#223; &#167; 831 BGB. Zu der Verrichtung, bei der es zur Sch&#228;digung der Tapete gekommen sein soll, hat die Beklagte den Wahlvorsteher nicht bestellt. Das Entfernen der Wahlhinweise geh&#246;rt nicht zu den Aufgaben des Bun-des, sondern zu den der Gemeinde &#252;bertragenen Hilfsfunktionen. Schon das in &#167; 48 Abs. 2 BWO gere-gelte Anbringen der Hinweise ist Bestandteil der Verrichtungen, die als "Wahlbekanntmachung der Ge-meindebeh&#246;rde" (&#220;berschrift des &#167; 48 BWO) insgesamt der Gemeinde zugewiesen sind. Aus der Vorschrift des &#167; 49 Nr. 7 BWO, wonach die Gemeinde dem Wahl-vorsteher vor Beginn der Wahlhandlung einen Abdruck der Wahlbekanntmachung oder einen Auszug zu &#252;berge-ben hat, ergibt sich nichts Gegenteiliges. Im &#252;bri-gen ist das Entfernen der Hinweise rechtlich nicht ohne weiteres - als eine Art "actus contrarius" - demselben Aufgabenkreis zuzuordnen wie das Anbrin-gen. Es gleicht mehr einer blo&#223;en Aufr&#228;umarbeit, mit der die Verpflichtung zur ordnungsgem&#228;&#223;en R&#252;ck-gabe der R&#228;ume erf&#252;llt wird. Diese Verpflichtung oblag der Kl&#228;gerin.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Schlie&#223;lich ist die Beklagte nach &#167; 831 Abs. 1 Satz 2 BGB von der Ersatzpflicht befreit, weil ihr ein Verschulden bei der Auswahl des Wahlvorstehers nicht zur Last f&#228;llt. Ausgew&#228;hlt worden sind die Mitglieder des Wahlvorstandes nicht von der Beklag-ten, sondern von der Kl&#228;gerin (&#167; 6 Abs. 1 BWO). F&#252;r ein etwaiges Auswahlverschulden hat deshalb die Kl&#228;gerin einzustehen (vgl. &#167; 831 Abs. 2 BGB).</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbar-keit folgt aus &#167; 708 Nr. 10 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Berufungsstreitwert und Wert der Beschwer: 702,60 DM.</p>
315,003
lg-aachen-1991-01-03-3-t-32390
{ "id": 800, "name": "Landgericht Aachen", "slug": "lg-aachen", "city": 380, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
3 T 323/90
1991-01-03T00:00:00
2019-03-13T14:43:45
2022-10-18T15:09:19
Beschluss
ECLI:DE:LGAC:1991:0103.3T323.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben.</p> <p></p> <p>Das Grundbuchamt wird angewiesen, den L&#246;schungsantrag der Beteiligten nicht aus den im angefochtenen Beschlu&#223; ausgef&#252;hrten Gr&#252;nden zur&#252;ckzuweisen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Im Grundbuch von xxx waren urspr&#252;nglich als Eigent&#252;mer des eingangs bezeichneten Grundst&#252;cks Frau xxx Frau xxx und Herr xxx in Erbengemeinschaft eingetragen. Der Erbanteil der Frau xxx wurde aufgrund Erbfolge auf Frau xxx und Herrn xxx in Erbengemeinschaft umgeschrieben. Der Anteil der Frau xxx ist auf die Erbengemeinschaft, bestehend aus Herrn xxx und Herrn xxx umgeschrieben worden. Der Anteil des xxx an der urspr&#252;nglichen Erbengemeinschaft wurde am 05.09.1989 aufgrund Erbfolge auf xxx umgeschrieben. Bez&#252;glich dieses Anteils des xxx ist in Abt. II des Grundbuchs unter laufender Nummer 3 ein Nacherbenvermerk eingetragen. Wegen seines Inhalts wird auf die entsprechende Grundbucheintragung Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten zu 1) - 5) haben das Grundst&#252;ck am 27.04.1990 an den Beteiligten zu 6) verkauft (UR.-Nr. xxx des Notars xxx; zugunsten des Beteiligten zu 6) ist in Abt. II des Grundbuchs unter laufender Nummer 4 eine Eigentumsvormerkung eingetragen worden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 19.10.1990 hat der Notar die L&#246;schung des Nacherbenvermerks wegen Unrichtigkeit beantragt und zur Begr&#252;ndung ausgef&#252;hrt: Unter Hinweis auf die Kommentierung bei Palandt und im M&#252;nchener Kommentar zu &#167; 2113 BGB halte er die Eintragung eines Nacherbenvermerks nicht f&#252;r zul&#228;ssig, wenn durch diesen Vermerk die &#252;brigen Miteigent&#252;mer bei einer Gesamthandsgemeinschaft in ihren Verf&#252;gungen beeintr&#228;chtigt w&#252;rden. Es k&#246;nne nicht angehen, da&#223; einer der Miteigent&#252;mer durch die Anordnung einer Vor- und Nacherbschaft die &#252;brigen Miteigent&#252;mer in ihren Verf&#252;gungen &#252;ber Grundbesitz einschr&#228;nken oder ihnen die Verf&#252;gung sogar unm&#246;glich machen k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Rechtspflegerin hat den Antrag durch Beschlu&#223; vom 05.11.1990 zur&#252;ckgewiesen. Auf die Begr&#252;ndung wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschlu&#223; hat der Notar mit Schriftsatz vom 20.11.1990 (Bl. 165 d.A.) Erinnerung eingelegt. Zur Begr&#252;ndung tr&#228;gt er vor: Wenn schon nach der Rechtsprechung des BGH die Ehefrau als Vorerbin berechtigt sei, auch insoweit &#252;ber den Gesamtgutsgegenstand ohne Einschr&#228;nkung zu verf&#252;gen, als hinsichtlich des Anteils des Ehemanns Vor- und Nacherbschaft angeordnet sei, dann sei in dem hier zu entscheidenden Fall das Schutzbed&#252;rfnis der &#252;brigen Miterben noch erh&#246;ht, da nicht nur eine Person, die in einem engen Eheverband stehe, von der willk&#252;rlichen Beschr&#228;nkung eines einzelnen Miterben betroffen wurde, sondern vier weitere Mitglieder einer Erbengemeinschaft. Wenn der BGH selbst im Eheverband das Verf&#252;gungsrecht des &#252;berlebenden Ehegatten h&#246;her stelle als das Schutzbed&#252;rfnis des Nacherben, so m&#252;sse das erst recht in einer vielk&#246;pfigen Erbengemeinschaft gelten. Es k&#246;nne nicht richtig sein, da&#223; ein einzelner Miterbe durch die Anordnung einer Vor- und Nacherbschaft f&#252;r seinen Erbteil das Verf&#252;gungsrecht aller &#252;brigen Miterben ausschlie&#223;e.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Rechtspflegerin und Richterin haben der Erinnerung nicht abgeholfen. Die Richterin hat die Sache unter Benachrichtigung des Notars dem Landgericht zur Entscheidung vorgelegt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die gem&#228;&#223; &#167; 11 Abs. 1 RPflG statthafte Erinnerung war nach der Nichtabhilfe gem&#228;&#223; &#167;&#167; 11 Abs. 2 RPflG, 71 Abs. 1 GBO als Beschwerde zu behandeln. Diese ist zul&#228;ssig und hat auch in der Sache Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Ein im Grundbuch eingetragener Nacherbenvermerk kann nur dann gel&#246;scht werden, wenn entweder die Nacherben die L&#246;schung bewilligt haben oder die Unrichtigkeit des Grundbuchs nachgewiesen ist (&#167;&#167; 19, 22 Abs. 1 GBO).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Da die Nacherben nach xxx die L&#246;schung nicht bewilligt haben, setzt diese den Nachweis der Unrichtigkeit voraus; der Nachweis ist in der Form des &#167; 29 GBO zu f&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das Grundbuch ist unrichtig, weil der Nacherbenvermerk an dem eingangs bezeichneten Grundst&#252;ck nicht einzutragen ist. Gem&#228;&#223; &#167; 51 GBO ist bei der Eintragung eines Vorerben zugleich das Recht des Nacherben (Nacherbenvermerk) im Grundbuch einzutragen. Diese Schutzvorschrift gilt jedoch nicht, wenn - wie im vorliegenden Fall - bei einer ungeteilten Erbengemeinschaft ein Miterbe durch einen Vorerben mit Nacherbfolge beerbt wird.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Im Grundbuch war die ungeteilte Erbengemeinschaft, bestehend aus xxx eingetragen. Einer der Gesamthandsberechtigten, xxx ist durch einen Vorerben, xxx beerbt worden. Bez&#252;glich des Anteils des xxx an der oben genannten Erbengemeinschaft ist Nacherbfolge angeordnet. Diese Anordnung erstreckt sich nicht auf einen ideellen Anteil am Grundst&#252;ck, sondern auf den Erbanteil des xxx am Nachla&#223; des von xxx und ihm selbst beerbten Erblassers, also auf einen Gesamthandsanteil. Zu dem Gesamthandsverm&#246;gen geh&#246;rt das eingangs bezeichnete Grundst&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kammer vertritt die Auffassung, da&#223; im Interesse der Verf&#252;gungsfreiheit der &#252;brigen im Grundbuch eingetragenen Mitglieder der ungeteilten Erbengemeinschaft in Anlehnung an die Rechtsprechung des BGH (NJW 1976, 893 und NJW 1978, 698) die Vorschrift des &#167; 2113 BGB auf den Gesamthandsanteil des Vorerben xxx am Nachla&#223; nicht anwendbar ist (vgl. OLG K&#246;ln Rechtspfleger 1987, 60, 61; M&#252;nchKomm/Grunsky, &#167; 2113 BGB Rdnr. 3; Haegele, Rechtspfleger 1977, 50 zu dem Fall, da&#223; eine Gesellschaft b&#252;rgerlichen Rechts mit dem Vorerben eines Gesellschafters fortgesetzt wird; offen gelassen von BayObLG Rechtspfleger 1988, 525, 526).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Eine unmittelbare Anwendung des &#167; 2113 BGB im Falle einer Verf&#252;gung &#252;ber das eingangs bezeichnete Grundst&#252;ck scheidet aus, weil dieses Grundst&#252;ck selbst nicht zum Nachla&#223; des vom Vorerben xxx beerbten xxx geh&#246;rt. Zu dem Nachla&#223; geh&#246;rt vielmehr - wie oben ausgef&#252;hrt - dessen Erbanteil am Nachla&#223; des von ihm zusammen von xxx und xxx beerbten Erblassers.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Eine analoge Anwendung des &#167; 2113 BGB scheidet ebenfalls aus. Hierf&#252;r l&#228;&#223;t sich zwar das Schutzbed&#252;rfnis des Nacherben anf&#252;hren, dem die Vorschrift dient. Dagegen sprechen aber die Belange der nicht von der Vorerbschaft betroffenen Gesamth&#228;nder. Da die im Grundbuch eingetragenen Erben &#252;ber das Grundst&#252;ck nur gemeinschaftlich verf&#252;gen k&#246;nnen (&#167; 2040 Abs. 1 BGB) und der Vorerbe gem&#228;&#223; &#167; 2033 Abs. 2 BGB nicht &#252;ber seinen Anteil am Grundst&#252;ck verf&#252;gen kann, f&#252;hrt eine entsprechende Anwendung des &#167; 2113 BGB auch auf Gesamthandsgegenst&#228;nde dazu, da&#223; nicht nur der zum Nachla&#223; geh&#246;rende Gesamthandsanteil des Vorerben den Verf&#252;gungsbeschr&#228;nkungen des &#167; 2113 BGB unterworfen w&#252;rde, sondern der zum Gesamthandsverm&#246;gen geh&#246;rende Gegenstand insgesamt. Davon w&#252;rden auch die &#252;brigen Mitglieder der Erbengemeinschaft, die nach dem von xxx, xxx und xxx beerbten Erblasser weiterhin besteht, betroffen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der BGH hat in einem Fall, in dem bei einer G&#252;tergemeinschaft der &#252;berlebende Ehegatte den anderen als Vorerben beerbt hat, unter Hinweis auf die &#228;hnliche Problematik im Recht der Personenhandelsgesellschaften (&#167;&#167; 719 Abs. 1 BGB, 105 Abs. 2, 161 Abs. 2 HGB) im Hinblick darauf, da&#223; die Flexibilit&#228;t der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung und der Verkehrsschutz bei einem solchen Ergebnis leiden k&#246;nnen, die mit der Verf&#252;gungsfreiheit des Vorerben verbundene Schm&#228;lerung der Rechtsstellung des Nacherben in Kauf genommen (vgl. BGH NJW 1976, 893, 894). Er hat seine Auffassung best&#228;tigt auch f&#252;r den Fall einer aus urspr&#252;nglich zwei Miterben bestehenden Erbengemeinschaft, in der ein Miterbe Vorerbe des anderen Miterben wird (BGH NJW 1978, 698) und auch in diesem Fall f&#252;r angezeigt gehalten, die Erbengemeinschaft in ihrer gesamth&#228;nderischen Bindung und den damit verbundenen etwaigen Beschr&#228;nkungen des Vorerben nicht anders zu behandeln als die allgemeine G&#252;tergemeinschaft zwischen Ehegatten. Die Kammer schlie&#223;t sich dieser auch von einem Teil der Literatur (M&#252;nchKomm/Grunsky, &#167; 2113 BGB Rdnr. 3; Palandt-Edenhofer, &#167; 2113 BGB Anm. 1 a, Horber, &#167; 51 GBO Anm. 1 b; Haegele, Rechtspfleger 1977, 50) geteilten Auffassung an und h&#228;lt aus den vom BGH genannten Gr&#252;nden &#167; 2113 BGB auch im vorliegenden Fall der nicht befreiten Vorerbschaft nicht f&#252;r entsprechend anwendbar (a.A. OLG Hamm Rechtspfleger 1985, 21; Ludwig, Rechtspfleger 1987, 155 in Anmerkung zu OLG K&#246;ln, a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die von Ludwig (a.a.O.) geforderte Ber&#252;cksichtigung des Erblasserwillens, der durch die L&#246;sung des BGH verf&#228;lscht werde und dem eine h&#246;here Priorit&#228;t zukommen solle als dem "Interessenausgleich" zwischen Vorerbe und Nacherbe, kann nach Auffassung der Kammer jedenfalls dann nicht entscheidend sein, wenn es nicht allein um das Verh&#228;ltnis Vorerbe/Nacherbe geht, sondern wenn durch eine entsprechende Anwendung des &#167; 2113 BGB in die Rechte Dritter - hier der &#252;brigen Mitglieder der Erbengemeinschaft, in die der Vorerbe eingetreten ist, - eingegriffen wird. W&#228;ren auch diese Mitglieder auf eine Zustimmung des Nacherben zur Verf&#252;gung &#252;ber das Grundst&#252;ck angewiesen, so w&#252;rde eine derart weitgehende Beschr&#228;nkung nicht nur die Rechte des Nacherben im Verh&#228;ltnis zum Vorerben sichern, sondern die Rechte der &#252;brigen Mitglieder der Erbengemeinschaft beeintr&#228;chtigen, obwohl sie mit der testamentarischen Regelung durch den eingetragenen Miterben nichts zu tun haben und auch keinen Einflu&#223; darauf haben, wie die jeweiligen Miterben ihre erbrechtlichen Verh&#228;ltnisse regeln. Gibt der BGH aber dem Vorerben, der infolge Erbfalls alleiniger Eigent&#252;mer des Grundst&#252;cks geworden ist, im Hinblick auf seine mitgesamth&#228;nderischen Rechte vor dem Erbfall (BGH NJW 1976, 893: Rechte des &#252;berlebenden Ehegatten aus der G&#252;tergemeinschaft; BGH NJW 1978, 698: Rechte des &#252;berlebenden Miterben aus der Erbengemeinschaft) den Vorzug vor der Sicherung des Nacherben, so mu&#223; dies nach Auffassung der Kammer auch gelten, wenn durch eine entsprechende Anwendung des &#167; 2113 BGB Dritte -n&#228;mlich andere Mitglieder der Erbengemeinschaft - beeintr&#228;chtigt w&#252;rden. Wollte der BGH vermeiden, da&#223; ein zum Gesamtgut einer Gesamthandsgemeinschaft geh&#246;render Gegenstand insgesamt - also auch der Anteil, der dem &#252;berlebenden Mitglied der Gesamthandsgemeinschaft schon vor dem Erbfall zustand - den Verf&#252;gungsbeschr&#228;nkungen des &#167; 2113 BGB unterworfen wird, so vermag die Kammer den Grund hierf&#252;r nicht allein darin zu sehen, da&#223; nach dem Erbfall eine einzige Person Rechtstr&#228;ger der gesamten Verm&#246;gensmasse geworden ist und da&#223; zwangsl&#228;ufig ihr bisheriges freies Verf&#252;gungsrecht &#252;ber ihren Eigenanteil an dem Verm&#246;gen entfallen w&#228;re (so aber OLG Hamm Rechtspfleger 1985, 21, 22). Vielmehr sieht sie die anderen Mitglieder der fr&#252;heren Gesamthandsgemeinschaft, die zwar nur gemeinschaftlich &#252;ber das Grundst&#252;ck verf&#252;gen konnten, aber nicht von der Zustimmung eines nicht zur Gesamthandsgemeinschaft geh&#246;renden Nacherben abh&#228;ngig waren, als ebenso schutzw&#252;rdig an. Die Schutzw&#252;rdigkeit entf&#228;llt auch nicht dadurch, da&#223; jeder der &#252;brigen Mitglieder der Erbengemeinschaft gem&#228;&#223; &#167; 2042 BGB die Auseinandersetzung verlangen kann. Dieses Recht stand auch dem Vorerben in dem vom BGH (NJW 1978, 698) entschiedenen Fall zu. Zwar ist die Erbengemeinschaft vom Gesetz als Auseinandersetzungsgemeinschaft konzipiert, im Rechtsleben aber nicht auf diesen blo&#223;en Zweck beschr&#228;nkt. Fraglich ist daher, ob den Miterben eine Auseinandersetzung zugemutet werden kann, nach deren Vollzug nur noch einzelne Gegenst&#228;nde des Nachlasses der Vorerbschaft unterstehen und damit unter &#167; 2113 BGB fallen. Eine Erbengemeinschaft kann beachtenswerte Gr&#252;nde daf&#252;r haben, vor einer Auseinandersetzung oder auch im Rahmen einer Auseinandersetzung einen Nachla&#223;gegenstand an einen Dritten zu ver&#228;u&#223;ern und dabei nicht der Beschr&#228;nkung des &#167; 2113 BGB zu unterliegen. Auch ihr Interesse daran, den Zeitpunkt und die Art und Weise der Auseinandersetzung zu bestimmen, ist daher schutzw&#252;rdig (a.A. Schmidt, FamRZ 1976, 683, 689).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Ist somit &#167; 2113 BGB im vorliegenden Fall der Ver&#228;u&#223;erung eines Grundst&#252;cks durch die Erbengemeinschaft nicht anwendbar und folglich die Verf&#252;gung &#252;ber das Grundst&#252;ck den Nacherben gegen&#252;ber wirksam, so besteht kein Grund, da&#223; zur Sicherung von Nacherbenrechten weiterhin ein Nacherbenvermerk im Grundbuch eingetragen ist.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der angefochtene Beschlu&#223; war daher aufzuheben. Das Grundbuchamt wird unter Beachtung der Auffassung der Kammer den L&#246;schungsantrag des Notars neu zu bescheiden haben.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Eine Kostenentscheidung nach &#167; 13 a Abs. 1 FGG war nicht veranla&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">U1 U2 U3</p>
315,004
ag-neuss-1990-12-28-33-c-47190
{ "id": 713, "name": "Amtsgericht Neuss", "slug": "ag-neuss", "city": 473, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
33 C 471/90
1990-12-28T00:00:00
2019-03-13T14:43:46
2022-10-18T15:09:19
Urteil
ECLI:DE:AGNE:1990:1228.33C471.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 119,80 DM nebst 11,5 % Zinsen seit dem 19.10.1990 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Beklagte.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger erwarb im Oktober 1989 eine Brille, f&#252;r deren Brillengl&#228;ser er bei der Beklagten eine Versicherung gegen Verlust u. a. abschloss.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In den AVB Brillen der Beklagten regelt &#167; 7 Nr. 3 u. a., dass die Beklagte f&#252;r die versicherten Sch&#228;den pro Glas einen H&#246;chstbetrag von 120,00 DM zu entrichten hat.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">&#167; 8 der AVB Brillen regelt, dass der Versicherungsnehmer in jedem Schadensfall eine Selbstbeteiligung entsprechend der beigef&#252;gten Sonderbedingungen zu tragen hat. Diese Selbstbeteiligung richtet sich nach der St&#228;rke und Qualit&#228;t der Gl&#228;ser. F&#252;r die vom Kl&#228;ger versicherten Gl&#228;ser betrug sie 39,00 DM pro Glas.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verlor die Brille mit den versicherten Gl&#228;sern vor Ablauf der Versicherung. Der Wiederbeschaffungspreis der Gl&#228;ser lag unter dem Anschaffungspreis der versicherten Gl&#228;ser und betrug insgesamt 437,80 DM. Die Beklagte leistete 240,00 DM. Der Kl&#228;ger begehrt Abrechnung nach dem Anschaffungspreis der versicherten Gl&#228;ser und ist der Ansicht, dass &#167; 7 Ziffer 3 des AVB Brillen unwirksam ist.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 133,60 DM nebst 11,5 % Zinsen seit Klagezustellung zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"> die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat gegen die Beklagte einen Anspruch aus dem abgeschlossenen Versicherungsvertrag auf Zahlung eines Restbetrages von 119,80 DM. Nach dem Versicherungsvertrag kann er die tats&#228;chlich anfallenden Wiederbeschaffungskosten abz&#252;glich der in &#167; 8 der AVB Brillen genannten Selbstbeteiligung beanspruchen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte kann sich hingegen nicht auf die Haftungsbeschr&#228;nkung auf einen H&#246;chstbetrag von 120,00 DM pro Glas berufen. Die entsprechende Regelung des &#167; 7 Ziffer 3 AVB Brillen ist nicht Vertragsbestandteil geworden, da es sich insoweit um eine &#252;berraschende Klausel im Sinne des &#167; 3 AGBG handelt. Ein Versicherungsnehmer muss zwar grunds&#228;tzlich damit rechnen, dass die Versicherung in den allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen ihre Haftung beschr&#228;nkt. So musste der Kl&#228;ger damit rechnen, dass die AVB Brillen eine Selbstbeteiligung enthalten. Er musste indessen nicht damit rechnen, dass dar&#252;ber hinaus die Haftung der Beklagten auf einen H&#246;chstbetrag von 120,00 DM pro Brillenglas begrenzt wurde. Es handelt sich insoweit um einen Betrag, f&#252;r den auch unter Ber&#252;cksichtigung eines regelm&#228;&#223;ig geleisteten Kassenanteils keine Brillengl&#228;ser zu erwerben sind. Der Kl&#228;ger aber durfte darauf vertrauen, dass durch die Versicherung die regelm&#228;&#223;ig anfallenden Wiederbeschaffungskosten abz&#252;glich einer Selbstbeteiligung abgedeckt wurden.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ergibt sich aus &#167; 284 Abs. 1, 286 Abs. 1, 288 Abs. 2 BGB. Der geltendgemachte Zinsschaden ist der H&#246;he nach nicht bestritten worden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 91, 92 Abs. 2, 708 Nr. 11, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Richterin</p>
315,005
lg-essen-1990-12-21-1-s-49790
{ "id": 809, "name": "Landgericht Essen", "slug": "lg-essen", "city": 417, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
1 S 497/90
1990-12-21T00:00:00
2019-03-13T14:43:48
2022-10-18T15:09:19
Urteil
ECLI:DE:LGE:1990:1221.1S497.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat die 1. Zivilkammer des Landgerichts Essen </p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 21. Dezember 1990 </p> <p>durch den Vorsitzenden Richter am Landgericht K., </p> <p>den Richter am Landgericht Dr. G. und </p> <p>den Richter M. f&#252;r R e c h t erkannt: </p> <p></p> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das Schlu&#223;urteil des Amtsgerichts Gelsenkirchen-Buer vom 6. August 1990 - 9 C 281/90 - abge&#228;ndert und neugefa&#223;t: </p> <p></p> <p>Das Teilvers&#228;umnisurteil vom 1. Juni 1990 wird aufgehoben. </p> <p>Die Beklagten zu 3) (Eheleute U.) werden verurteilt, es zu unterlassen, in ihrer Wohnung im Hause S-stra&#223;e in H. eine Ratte zu halten, und die gehaltene Ratte sofort zu entfernen. Die weitergehende Berufung wird zur&#252;ckgewiesen. </p> <p></p> <p>Die Kosten erster Instanz mit Ausnahme der S&#228;umnismehrkosten, die die Beklagten zu 3) zu 2/3 und die Beklagten zu 5) zu 1/3 zu tragen haben, werden auferlegt: </p> <p>der Kl&#228;gerin 5/6 der Gerichtskosten und ihrer au&#223;ergerichtlichen Kosten sowie die au&#223;ergerichtlichen Kosten der Beklagten zu 1). 2). 4) und 5) und 1/2 der au&#223;ergerichtlichen Kosten der Beklagten zu 3),</p> <p>den Beklagten zu 3) 1/6 der Gerichtskosten und der au&#223;ergerichtlichen Kosten der Kl&#228;gerin sowie &#189; ihrer au&#223;ergerichtlichen Kosten.</p> <p></p> <p>Die Kosten zweiter Instanz werden auferlegt</p> <p>der Kl&#228;gerin &#190; der Gerichtskosten und ihrer au&#223;ergerichtlichen Kosten sowie die au&#223;ergerichtlichen Kosten der Beklagten zu 1), 2) und 5) sowie 1/3 der au&#223;ergerichtlichen Kosten der Beklagten zu 3);</p> <p>den Beklagten zu 3) &#188; der Gerichtskosten und der au&#223;ergerichtlichen Kosten der Kl&#228;gerin sowie 2/3 ihrer au&#223;ergerichtlichen Kosten.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem. &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;gerin ist nur zum Teil begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die gegen die Beklagten zu 1) und 2) gerichteten Antr&#228;ge der Kl&#228;gerin, die Hundehaltung zu unterlassen und die Hunde zu entfernen, im Ergebnis zu Recht abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Insoweit steht der Kl&#228;gerin kein Anspruch aus &#167; 550 BGB zu. Die Hundehaltung stellt n&#228;mlich keinen vertragswidrigen Gebrauch der Mietsache dar. Zwar bedarf eine Tierhaltung seitens der Mieter laut Mietvertrag der schriftlichen Genehmigung der Kl&#228;gerin. Eine Genehmigung ist auch nicht wirksam erteilt worden, weil das Vorstandsmitglied T. der Kl&#228;gerin zur Erteilung einer Genehmigung keine Vertretungsmacht besa&#223;. Auch die Beklagten haben n&#228;mlich nicht ausdr&#252;cklich bestritten, da&#223; die Kl&#228;gerin nur von zwei Vorstandsmitgliedern zusammen wirksam vertreten werden kann. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin handelt jedoch rechtsmi&#223;br&#228;uchlich, wenn sie sich auf die fehlende Genehmigung f&#252;r die Hundehaltung beruft. Ihr d&#252;rfte zwar ein freies Ermessen &#252;ber die Entscheidung zustehen, ob eine Tierhaltung genehmigt wird (vgl. OLG Hamm<i>I </i>MOR 81, 406). Ein Vermieter kann die Genehmigung aber nicht mehr verweigern, wenn er die Tierhaltung l&#228;ngere Zeit wissentlich geduldet hat. Dabei mu&#223; er sich das Wissen eines Repr&#228;sentanten zurechnen lassen (Sternel, Mietrecht, 3. Aufl., Rdnr. II <i>I </i>170. Das Vorstandsmitglied T. der Kl&#228;gerin nimmt unstreitig in gr&#246;&#223;erem Umfang Vermieterfunktionen wahr. Herr T. repr&#228;sentiert den Vermieter gegen&#252;ber den Mietern. Wie inzwischen auch die Kl&#228;gerin mit Schriftsatz vom 12. Dezember 1990 einger&#228;umt hat, hat Herr T. im Juni 1988 von der Hundehaltung durch die Beklagten zu 1) und 2) erfahren. Da&#223; Herr T. daraufhin auf eine Abschaffung der Hunde gedr&#228;ngt hat, wird von der Kl&#228;gerin nicht vorgetragen. Es ist daher zumindest von einer Duldung der Hundehaltung durch HerrnT., den Repr&#228;sentanten der Kl&#228;gerin, auszugehen. Dadurch ist bei den Beklagten zu 1 und 2) ein Vertrauenstatbestand geschaffen worden, der eine Berufung auf die mangelnde Genehmigung rechtsmi&#223;br&#228;uchlich erscheinen l&#228;&#223;t, ohne da&#223; es noch darauf ankommt, ob Herr T. die Hundehaltung auch ausdr&#252;cklich gebilligt hat. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Wie im Falle einer in Form einer wirksamen Willenserkl&#228;rung erteilten Genehmigung kann die Kl&#228;gerin daher die Hundehaltung nur noch dann beanstanden, wenn sich die Umst&#228;nde inzwischen wesentlich ge&#228;ndert haben. Hierf&#252;r reicht es nicht aus, da&#223; es wegen der Tierhaltung zu Problemen mit anderen Mietern kommt. Erforderlich ist vielmehr, da&#223; die Tiere aufgrund ihres Verhaltens objektive St&#246;rungen verurachen. Hierzu hat die Kl&#228;gerin jedoch keine n&#228;heren Ausf&#252;hrungen gemacht.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Urteil des Amtsgerichts war jedoch hinsichtlich der Haltung der Ratte durch die Beklagten zu 3) abzu&#228;ndern. Insoweit steht der Kl&#228;gerin ein Anspruch auf Unterlassung und Beseitigung zu<i>. </i>Auch die Haltung einer Ratte f&#228;llt vom Wortlaut her unter die Genehmigungspflicht des Mietvertrages. Insoweit ist keine einschr&#228;nkende Auslegung der diesbez&#252;glichen Vertragsklausel angebracht. Zwar ist eine Tierhaltungsgenehmigungspflicht regelm&#228;&#223;ig so auszulegen, da&#223; Kleintiere nicht betroffen sind (vgl. StermeI, Mietrecht, 3. Aufl., Rdnr. II 168). Dies beruht aber lediglich darauf, da&#223; von Kleintieren grunds&#228;tzlich keine Beeintr&#228;chtigung der Mietsubstanz und st&#246;rende Au&#223;enwirkungen zu erwarten sind und der Vermieter deshalb an einer Einflu&#223;nahme auf eine Kleintierhaltung kein Interesse haben kann. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Zwar ist von der von den Beklagten zu 3) gehaltenen Ratte keine Beeintr&#228;chtigung der Mietsubstanz zu erwarten, falls sie in einem Terrarium gehalten wird. Selbst wenn die Ratte aus dem Terrarium nicht entweichen kann, so gehen<i> </i>von ihr aber dennoch anderweitige st&#246;rende Au&#223;enwirkungen aus. Gegen Ratten bestehen innerhalb der Bev&#246;lkerung gro&#223;e Vorbehalte. Sie l&#246;sen Ekel aus, werden mit Krankheiten in Verbindung gebracht und werden als Ungeziefer betrachtet. Diese weitverbreiteten Ansichten f&#252;hren dazu, da&#223; in einem Mietshaus mit mehreren Mietparteien Widerwillen von Nachbarn gegen eine Rattenhaltung zu erwarten ist. Allein dies kann zu einer St&#246;rung des Hausfriedens f&#252;hren, ohne da&#223; es darauf ankommt, da&#223; die Attribute, die mit Ratten assoziiert werden, zutreffend sind. Es besteht daher ein Interesse des Vermieters daran, auf eine Rattenhaltung Einflu&#223; nehmen zu k&#246;nnen. Die Rattenhaltung seitens der Beklagten zu 3) unterf&#228;llt daher der im Mietvertrag vorgesehenen Genehmigungspflicht. Eine Genehmigung ist nicht erfolgt. Die Rattenhaltung ist seitens der Kl&#228;gerin auch nicht geduldet worden. Da sich die Ratte trotz Abmahnung weiterhin in der Wohnung der Beklagten zu 3} befindet, kann die Kl&#228;gerin gem. &#167; 550 BGB die Unterlassung und Beseitigung verlangen. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 97 Abs. 1, 92 Abs. 1, 344, 91 a ZPO. Gem&#228;&#223; &#167; 91 a ZPO hat die Kl&#228;gerin die Kosten auch hinsichtlich der Antr&#228;ge, die sich auf die Katzenhaltung durch die Beklagten zu 3) und 5) bezogen, zu tragen. Insoweit ist der Rechtsstreit bereits in erster Instanz &#252;bereinstimmend in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt worden. Die Kammer legt das Urteil des Vorderrichters so aus, da&#223; dieser entsprechend der Gesetzeslage auch nicht mehr in der Hauptsache, sondern lediglich &#252;ber die Kosten entschieden hat. Soweit sich die Kl&#228;gerin diesbez&#252;glich gegen die Kostenentscheidung richtet, handelt es sich um eine sofortige Beschwerde nach &#167; 91 a Abs. 2 ZPO, &#252;ber die die Kammer wegen der Einheitlichkeit der Kostenentscheidung innerhalb des Berufungsverfahrens mitzuentscheiden hat. Die Kl&#228;gerin hat insoweit die Kosten zu tragen, <i> </i>weil sie<i> </i>voraussichtlich hinsichtlich der Unterlassung der Katzenhaltung und der Abschaffung der Katzen in der Hauptsache unterlegen gewesen w&#228;re. Sie hat n&#228;mlich nicht substantiiert dargelegt und unter Beweis gestellt, da&#223; die Katzen bei Erhebung der Klage von den Beklagten zu 3) und 5) noch gehalten wurden. </p>
315,006
olgk-1990-12-21-19-u-10490-vorm
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
19 U 104/90 (vormals: 19 U 147/86)
1990-12-21T00:00:00
2019-03-13T14:43:49
2022-10-18T15:09:19
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1990:1221.19U104.90VORMALS1.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">(Eine Revision gegen das Verwerfungsurteil gem&#228;&#223; &#167; 547 ZP0 w&#228;re nicht statthaft. Vgl. BGH NJW 64, 2303; BGH NJW 64, 2303; BGH NJW 82, 2071; BGHZ 47, 21; Z&#246;ller-Schneider, ZP0, 16. Aufl., &#167; 547 Rdn. 2; Baumbach-Lauterbach/Hartmann, ZP0, 48. Aufl., &#167; 591 Anm. 1).</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="h2 absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin begehrt die Wiederaufnahme eines im Jahr 1984 begonnenen Rechtsstreits gegen die Be-klagte, ihre Tochter. Die Kl&#228;gerin hat in dem Aus-gangsverfahren 17 0 20/84 LG K&#246;ln = 19 U 147/86 OLG K&#246;ln die Zahlung eines Betrages von 20.000,-- DM mit der Begr&#252;ndung verlangt, die Be-klagte habe einen der Kl&#228;gerin geh&#246;renden Geldbe-trag entwendet, ihn abredewidrig ohne Zugriffsm&#246;g-lichkeit der Kl&#228;gerin angelegt und ihn auch in der Folgezeit der Kl&#228;gerin vorenthalten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat u.a. nach Vernehmung des Zeugen R., des damaligen Freundes der Beklagten, die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">In dem nachfolgenden Berufungsverfahren 19 U 147/86 hat die Kl&#228;gerin u.a. vorgetragen, der Zeuge R. ha-be falsch ausgesagt. Der Senat hat erneut eine Be-weisaufnahme vorgenommen und wiederum eine Verneh-mung des Zeugen R. durchgef&#252;hrt. Sodann hat der Se-nat durch Urteil vom 6. M&#228;rz 1987 die Berufung der Kl&#228;gerin zur&#252;ckgewiesen. In den Entscheidungsgr&#252;n-den dieses Urteils ist zugunsten der Beklagten auch auf die Aussage des Zeugen R. abgestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">In dem Strafverfahren 81 Js 134/88 StA K&#246;ln = 527 Cs 1/89 AG K&#246;ln hat der Zeuge R. - von dem sich die Beklagte mittlerweile getrennt hatte - am 22. November 1988 vor der Polizei ein Gest&#228;ndnis abgelegt, zugunsten der Beklagten falsche Aussagen vor Gericht gemacht zu haben. Gegen den Zeugen R. ist am 5. Januar 1989 zu 527 Cs 1/89 AG K&#246;ln Straf-befehl wegen uneidlicher Falschaussage und Betruges ergangen, der rechtskr&#228;ftig geworden ist.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Im Anschlu&#223; hieran wurde eine auf eine Straftat des Zeugen R. gest&#252;tzte Restitutionsklage nicht form- und fristgerecht erhoben.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">In dem sodann gesondert gegen die Beklagte durch-gef&#252;hrten Strafverfahren 81 Js 295/89 StA K&#246;ln = 529 Cs 983/89 AG K&#246;ln ist gegen die Beklagte unter dem 20. Februar 1990 Strafbefehl wegen Anstiftung des Zeugen R. zur uneidlichen Falschaussage und wegen Betruges ergangen. Nachdem die Beklagte hier-gegen Einspruch eingelegt hatte, ist das Verfahren von dem Amtsgericht mit Zustimmung der Staatsan-waltschaft und der Beklagten durch Beschlu&#223; vom 2. April 1990 gem&#228;&#223; &#167; 153 a Abs. 2 Satz 1 StP0 vor-l&#228;ufig eingestellt worden mit der Auflage der Zah-lung einer Geldbu&#223;e von 4.000,-- DM in monatlichen Raten zu je 1.000,-- DM. Die Beklagte zahlte hier-auf drei Raten; die vierte Rate zahlte sie - nach Zustellung der vorliegenden Restitutionsklage, die die Kl&#228;gerin im Hinblick auf die Ein-Monats-Frist des &#167; 586 Abs. 1 ZP0 vorsorglich schon nach ihrer Kenntniserlangung von der vorl&#228;ufigen Einstellung des Strafverfahrens erhoben hat - nicht mehr; die Beklagte hat angek&#252;ndigt, diese vierte Rate auch in Zukunft nicht zahlen zu wollen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Restitutionsklage nach &#167;&#167; 578, 580 Nr. 4 ZP0, &#252;ber die der Senat gem&#228;&#223; &#167; 584 Abs. 1 ZP0 zu befin-den hat, ist - derzeit - unzul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">1. Auf die Verurteilung des Zeugen R. (rechts-</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">kr&#228;ftig gewordener Strafbefehl vom 5. Januar 1989 mit der Wirkung des &#167; 410 StP0) wegen un-eidlicher Falschaussage und wegen Betruges zu Lasten der Kl&#228;gerin als Wiederaufnahmegrund ge-m&#228;&#223; &#167;&#167; 580 Nr. 3, 581 Abs. 1 ZP0 ist die unter dem 23. Mai 1990 erhobene Restitutionsklage nicht gest&#252;tzt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Insoweit w&#228;re auch die Notfrist zur Klageerhe-bung nach &#167; 586 Abs. 1 und Abs. 2 Satz 1 ZP0 i.V.m. &#167; 580 Nr. 3 ZP0 l&#228;ngst abgelaufen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">2. Die Wiederaufnahme des Verfahrens ist derzeit</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">aber auch nicht wegen Vorliegens des Restitu-tionsgrundes eines strafbaren Verhaltens der Be-klagten nach &#167; 580 Nr. 4 ZP0 zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">a) Zwar w&#252;rde die Beschuldigung der Staatsan-</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">waltschaft K&#246;ln aus dem Strafbefehl vom 20. Februar 1990 - die Beklagte habe den Zeugen R. zur uneidlichen Falschaussage an-gestiftet und hierdurch, weil diese Falsch-aussage den Erfolg der gegen die Beklagte gerichteten Klage verhindert habe, einen Betrug zu Lasten der Kl&#228;gerin begangen - den tats&#228;chlichen Voraussetzungen des &#167; 580 Nr. 4 ZP0 gen&#252;gen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die derzeitige Unzul&#228;ssigkeit der Restitu-tionsklage ergibt sich aber aus &#167; 581 Abs. 1 ZP0: Die Beklagte ist wegen der ihr vorgeworfenen Straftat nicht rechtskr&#228;ftig verurteilt worden; es kann aber auch nicht etwa die Durchf&#252;hrung des Strafverfahrens aus anderen Gr&#252;nden als wegen Mangels an Beweisen nicht erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Entscheidend ist, da&#223; in dem Strafverfahren 81 Js 295/89 StA K&#246;ln = 529 Cs 983/89 AG K&#246;ln das Verfahren von dem Amtsgericht durch Be-schlu&#223; vom 2. April 1990 zun&#228;chst lediglich vorl&#228;ufig gem&#228;&#223; &#167; 153 a Abs. 2 Satz 1 StP0 eingestellt worden ist mit der Auflage der Zahlung der Geldbu&#223;e von 4.000,-- DM in vier monatlichen Raten. Nachdem die Beklagte die vierte Rate nicht mehr gezahlt hat, ist in dem somit fortzuf&#252;hrenden Strafverfahren Ter-min zur Hauptverhandlung vor dem Amtsgericht noch nicht anberaumt, weil die hierf&#252;r ben&#246;-tigte Akte des vorliegenden Rechtsstreits dem Amtsgericht wegen des bei dem Senat anh&#228;ngi-gen Wiederaufnahmeverfahrens noch nicht zur Verf&#252;gung steht.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">b) Die einstweilige Einstellung des Strafver-</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">fahrens nach &#167; 153 a StP0 steht jedenfalls einer (rechtskr&#228;ftigen) Verurteilung im Sinne des &#167; 581 erste Alternative ZP0 nicht gleich.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">&#167; 153 a StP0 setzt zwar einen h&#246;heren Tatver-dacht voraus als die folgenlose Einstellung des Strafverfahrens nach &#167; 153 StP0. Doch bleibt auch bei &#167; 153 a StP0 die Schuldfrage offen; die Verfahrensbeendigung nach dieser Vorschrift hat rein prozessualen Charakter (L&#246;we-Rosenberg/Rie&#223;, StP0, 24. Aufl., &#167; 153 a Rdn. 31), so da&#223; die Unschuldsvermu-tung angesichts der Freiwilligkeit der Aufla-generf&#252;llung durch einen Beschuldigten nicht tangiert wird (LR-Rie&#223; a.a.0. Rdn. 14).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">c) Eine vorl&#228;ufige Verfahrenseinstellung nach</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">&#167; 153 a StP0 (sei es durch die Staatsanwalt-schaft mit Zustimmung des Gerichts nach Ab-satz 1 Satz 1, sei es durch das Gericht mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft nach Ab-satz 2 Satz 1 der Vorschrift) kann auch nicht als ein anderer Grund im Sinne der zweiten Alternative des &#167; 581 Abs. 1 ZP0 angesehen werden, dessentwegen die Durchf&#252;hrung des Strafverfahrens nicht m&#246;glich w&#228;re. Dies gilt schon ungeachtet der Weigerung der Beklagten, die letzte Rate der ihr auferlegten Geldbu&#223;e zu zahlen; doch wird gerade durch diese Wei-gerung die Richtigkeit der von dem Senat ge-gen&#252;ber der Auffassung der Kl&#228;gerin vertrete-nen Ansicht noch unterstrichen. Die Voraus-setzungen des &#167; 581 Abs. 1 zweite Alternati-ve ZP0 w&#228;ren allenfalls dann gegeben, wenn die Beklagte als Beschuldigte alle Auflagen und Weisungen erf&#252;llt h&#228;tte und die Tat nach endg&#252;ltiger Verfahrenseinstellung gem&#228;&#223; &#167; 153 a Abs. 1 Satz 4 (i.V.m. Abs. 2 Satz 2) StP0 nicht mehr als Vergehen h&#228;tte verfolgt werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Inwieweit &#252;berhaupt Verfahrenseinstellungen nach &#167;&#167; 153 ff. StP0 der zweiten Alternative des &#167; 581 Abs. 1 ZP0 gen&#252;gen k&#246;nnen, wird in Rechtsprechung und Schrifttum unterschiedlich beurteilt, ohne da&#223; insoweit zwischen den einzelnen Einstellungstatbest&#228;nden mit ihren unterschiedlichen strafprozessualen Voraus-setzungen immer gen&#252;gend unterschieden w&#252;rde. So stellt es eine unzul&#228;ssige Gleichstellung der Vorschriften der &#167;&#167; 153 ff. dar, wenn Wieczorek-R&#246;ssler (ZP0, 2. Aufl., &#167; 581 Anm. B III a 3) davon ausgeht, da&#223; bei einer Einstellung nach &#167;&#167; 153 bis 154 d StP0 "Straftat und Verschulden vorausgesetzt" wird. Da&#223; dies nicht richtig ist, ergibt sich schon f&#252;r &#167; 153 StP0 daraus, da&#223; die Anwend-barkeit dieser Vorschrift keine h&#246;here Wahr-scheinlichkeit der Tatbegehung voraussetzt als den blo&#223;en Tatverdacht bei Einleitung des Ermittlungsverfahrens (LR-Rie&#223; &#167; 153 Rdn. 32; aber auch bei dem f&#252;r &#167; 153 a StP0 erforder-lichen h&#246;heren Tatverdacht bleibt die Schuld-frage letztlich offen (LR-Rie&#223; &#167; 153 a Rdn. 31). Zutreffend differenziert daher Wieczorek-R&#246;ssler an anderer Stelle (&#167; 581 Anm. B III a) durchaus danach, ob durch die Verfahrenseinstellung nichts &#252;ber die Bege-hung der Straftat entschieden wird.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Ob Einstellungen nach den &#167;&#167; 153 ff. StP0 die Proze&#223;fortsetzungsbedingung des &#167; 581 Abs. 1 ZP0 begr&#252;nden, ist also f&#252;r die ein-zelnen strafprozessualen Einstellungsvor-schriften je unterschiedlich zu beurteilen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Zu &#167; 153 a StP0, sind, soweit ersichtlich, noch keine Entscheidungen ergangen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die zu &#167; 153 StP0 ergangenen Urteile (vgl. OLG Koblenz MDR 79, 410 unter Ablehnung der Anwendbarkeit des &#167; 581 ZP0; hiergegen diffe-renzierend Z&#246;ller-Schneider, ZP0, 16. Aufl., &#167; 581 Rdn. 8) wie auch die zu &#167; 154 StP0 ver-&#246;ffentlichten Entscheidungen (f&#252;r die Zul&#228;s-sigkeit der Restitutionsklage OLG Hamburg MDR 78, 851; dagegen, soweit staatsanwaltschaft-liche Einstellung, OLG Hamm MDR 86, 679) und das hierzu einschl&#228;gige Schrifttum (Wieczo-rek-R&#246;ssler a.a.0.; Stein-Jonas/Grunsky, ZP0, 20. Aufl., &#167; 581 Rdn. 2; Z&#246;ller-Schneider, &#167; 581 Rdn. 8 und 9; Baumbach-Lauterbach/Hart-mann, ZP0, 48. Aufl., &#167; 581 Anm. 1 B; Thomas-Putzo, ZP0, 16. Aufl., &#167; 581 Anm. 1; AK-ZP0 Greulich, 1987, &#167; 581 Rdn. 7; Zimmermann, ZP0, 1990, &#167; 581 Rdn. 2 - nur letzterer nennt als einzige Kommentarstelle ausdr&#252;cklich auch &#167; 153 a StP0, w&#228;hrend die &#252;brigen Autoren le-diglich pauschal auf "&#167;&#167; 153 ff." StP0 ab-stellen) lassen sich auf die Fallgestaltung des &#167; 153 a StP0 nicht ohne weiteres &#252;bertra-gen. Unzutreffend geht daher die Kl&#228;gerin da-von aus, da&#223; nach "v&#246;llig einheitlicher Auf-fassung" die Einstellung gem&#228;&#223; &#167; 153 a StP0 einen Grund im Sinne von &#167; 581 Abs. 1 ZP0 darstelle, der eine rechtskr&#228;ftige Verurtei-lung hindere:</p> <span class="absatzRechts">30</span><ol class="absatzLinks"> <li>Solange die Verfahrenseinstellung nach</li> </ol> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">&#167; 153 a StPO nur vorl&#228;ufig ist, solange also der Beschuldigte oder Angeschuldigte die Auf-lagen oder Weisungen noch nicht (vollst&#228;ndig) erf&#252;llt hat, fehlt es an der Proze&#223;fortset-zungsbedingung f&#252;r ein Wiederaufnahmeverfah-ren nach &#167; 581 Abs. 1 ZP0. Auch die Klage-frist des &#167; 586 ZP0 hat somit nicht schon mit der Kenntnis der Kl&#228;gerin von der vorl&#228;ufigen Verfahrenseinstellung zu laufen begonnen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Dies folgt aus der Vorschrift des &#167; 153 a Abs. 1 Satz 4 (vorliegend: i.V.m. Abs. 2 Satz 2) StP0. Erst nach Erf&#252;llung der Aufla-gen und Weisungen (und nach einem entspre-chenden Beschlu&#223; &#252;ber die endg&#252;ltige Einstel-lung des Strafverfahrens) kann die der Be-klagten zur Last gelegte Tat der Anstiftung zur uneidlichen Falschaussage und des Proze&#223;-betruges nicht mehr als Vergehen verfolgt werden. Solange aber die M&#246;glichkeit der Fortsetzung des Strafverfahrens besteht - et-wa wenn der Beschuldigte oder Angeschuldigte (wie hier die Beklagte) die Auflagen oder Weisungen nicht oder nicht vollst&#228;ndig er-f&#252;llt und daher von dem Strafgericht Haupt-verhandlung anzuberaumen ist - bleibt der Ausgang des Strafverfahrens ungewi&#223;. Es kann sowohl eine Verurteilung wie auch ein Frei-spruch erfolgen; selbst eine erneute Verfah-renseinstellung w&#228;re nicht ausgeschlossen. Es liegt somit bei der erst vorl&#228;ufigen Einstel-lung des Strafverfahrens unter Erteilung von Auflagen und Weisungen nach &#167; 153 a StP0 ei-nerseits kein Grund im Sinne des &#167; 581 Abs. 1 zweite Alternative ZP0 vor, der eine (rechts-kr&#228;ftige) Verurteilung wegen einer Straftat nach &#167; 580 Nr. 4 ZP0 hindern und damit schon jetzt zur Zul&#228;ssigkeit der Restitutionsklage f&#252;hren w&#252;rde. Andererseits l&#228;&#223;t die vorl&#228;ufi-ge Einstellung nach &#167; 153 a StP0 aber auch (nach ihrem Widerruf) die M&#246;glichkeit eines zuk&#252;nftigen Freispruchs offen, der eine Re-stitutionsklage endg&#252;ltig unzul&#228;ssig sein lie&#223;e (hierzu Wieczorek-R&#246;ssler, &#167; 581 Anm. B II b).</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">3. Nicht in Betracht kommt eine Aussetzung des Ver-</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">fahrens &#252;ber die Restitutionsklage nach &#167;&#167; 148 oder 149 ZP0 bis zur rechtskr&#228;ftigen Entschei-dung in dem Strafverfahren gegen die Beklagte.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Voraussetzung f&#252;r die Aussetzung des Verfahrens w&#228;re, da&#223; die Restitutionsklage nach Pr&#252;fung von Amts wegen &#252;berhaupt zul&#228;ssig ist; mangelt es hieran, mu&#223; die Klage als unzul&#228;ssig verworfen werden (&#167; 589 Abs. 1 Satz 2 ZP0). Die Verwerfung als - derzeit - unzul&#228;ssig kann nicht durch eine Aussetzungsanordnung umgangen werden (vgl. BGHZ 50, 115, 122).</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Aber selbst wenn man eine Aussetzung wenigstens dann f&#252;r zul&#228;ssig und geboten hielte, wenn der rechtskr&#228;ftige Abschlu&#223; des Strafverfahrens kurz bevorsteht (so Z&#246;ller-Schneider &#167; 581 Rdn. 5), so fehlte es hieran vorliegend in zeitlicher Hinsicht. Es ist noch nicht einmal eine erstin-stanzliche Verurteilung der Beklagten erfolgt, so da&#223; der Zeitpunkt einer rechtskr&#228;ftigen Ver-urteilung nicht abzusehen ist.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Es kann somit ferner dahinstehen, ob auch die sachlichen Voraussetzungen einer Aussetzung we-gen Vorgreiflichkeit (&#167; 148 ZP0) oder Einflusses (&#167; 149 ZP0) des Strafverfahrens deswegen zu ver-neinen w&#228;ren, weil der Zivilrichter im Wieder-aufnahmeverfahren zum Vorliegen einer Straftat als Restitutionsgrund nicht einmal an das rechtskr&#228;ftige Strafurteil gebunden w&#228;re (h.M.: BGHZ 85, 32 ff.; Z&#246;ller-Schneider, &#167; 581 Rdn. 1).</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 Abs. 1 ZP0.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der Ausspruch &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergeht gem&#228;&#223; &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713 ZP0.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Wiederaufnahmeverfahren, zu-gleich Beschwer der Kl&#228;gerin: 20.000,-- DM.</p>
315,007
olgk-1990-12-21-19-u-10490
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19 U 104/90
1990-12-21T00:00:00
2019-03-13T14:43:50
2022-10-18T15:09:17
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1990:1221.19U104.90.00
<span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I. Die Kl&#228;gerin begehrt die Wiederaufnahme eines im Jahr 1984 begonnenen Rechtsstreits gegen die Beklagte, ihre Tochter. Die Kl&#228;gerin hat in dem Ausgangsverfahren 17 0 20/84 LG K&#246;ln = 19 U 147/86 OLG K&#246;ln die Zahlung eines Betrages von 20.000,-DM mit der Begr&#252;ndung verlangt, die Beklagte habe einen der Kl&#228;gerin geh&#246;renden Geldbetrag entwendet, ihn abredewidrig ohne Zugriffsm&#246;glichkeit der Kl&#228;gerin angelegt und ihn auch in der Folgezeit der Kl&#228;gerin vorenthalten.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat u.a. nach Vernehmung des Zeugen R., des damaligen Freundes der Beklagten, die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">In dem nachfolgenden Berufungsverfahren 19 U 147/86 hat die Kl&#228;gerin u.a. vorgetragen, der Zeuge R. habe falsch ausgesagt. Der Senat hat erneut eine Beweisaufnahme vorgenommen und wiederum eine Vernehmung des Zeugen R. durchgef&#252;hrt. Sodann hat der Senat durch Urteil vom 6. M&#228;rz 1987 die Berufung der Kl&#228;gerin zur&#252;ckgewiesen. In den Entscheidungsgr&#252;nden dieses Urteils ist zugunsten der Beklagten auch auf die Aussage des Zeugen R. abgestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">In dem Strafverfahren 81 Js 134/88 StA K&#246;ln = 527 Cs 1/89 AG K&#246;ln hat der Zeuge R. - von dem sich die Beklagte mittlerweile getrennt hatte - am 22. November 1988 vor der Polizei ein Gest&#228;ndnis abgelegt, zugunsten der Beklagten falsche Aussagen vor Gericht gemacht zu haben. Gegen den Zeugen R. ist am 5. Januar 1989 zu 527 Cs 1/89 AG K&#246;ln Strafbefehl wegen uneidlicher Falschaussage und Betruges ergangen, der rechtskr&#228;ftig geworden ist.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Im Anschlu&#223; hieran wurde eine auf eine Straftat des Zeugen R. gest&#252;tzte Restitutionsklage nicht formund fristgerecht erhoben.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">In dem sodann gesondert gegen die Beklagte durchgef&#252;hrten Strafverfahren 81 Js 295/89 StA K&#246;ln = 529 Cs 983/89 AG K&#246;ln ist gegen die Beklagte unter dem 20. Februar 1990 Strafbefehl wegen Anstiftung des Zeugen R. zur uneidlichen Falschaussage und wegen Betruges ergangen. Nachdem die Beklagte hiergegen Einspruch eingelegt hatte, ist das Verfahren von dem Amtsgericht mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft und der Beklagten durch Beschlu&#223; vom 2. April 1990 gem&#228;&#223; &#167; 153 a Abs. 2 Satz 1 StP0 vorl&#228;ufig eingestellt worden mit der Auflage der Zahlung einer Geldbu&#223;e von 4.000,-DM in monatlichen Raten zu je 1.000,-DM. Die Beklagte zahlte hierauf drei Raten; die vierte Rate zahlte sie - nach Zustellung der vorliegenden Restitutionsklage, die die Kl&#228;gerin im Hinblick auf die EinMonats-Frist des &#167; 586 Abs. 1 ZP0 vorsorglich schon nach ihrer Kenntniserlangung von der vorl&#228;ufigen Einstellung des Strafverfahrens erhoben hat - nicht mehr; die Beklagte hat angek&#252;ndigt, diese vierte Rate auch in Zukunft nicht zahlen zu wollen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Restitutionsklage nach &#167;&#167; 578, 580 Nr. 4 ZP0, &#252;ber die der Senat gem&#228;&#223; &#167; 584 Abs. 1 ZP0 zu befinden hat, ist - derzeit - unzul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">1. Auf die Verurteilung des Zeugen R. (rechtskr&#228;ftig gewordener Strafbefehl vom 5. Januar 1989 mit der Wirkung des &#167; 410 StP0) wegen uneidlicher Falschaussage und wegen Betruges zu Lasten der Kl&#228;gerin als Wiederaufnahmegrund gem&#228;&#223; &#167;&#167; 580 Nr. 3, 581 Abs. 1 ZP0 ist die unter dem 23. Mai 1990 erhobene Restitutionsklage nicht gest&#252;tzt. Insoweit w&#228;re auch die Notfrist zur Klageerhebung nach &#167; 586 Abs. 1 und Abs. 2 Satz 1 ZP0 i.V.m. &#167; 580 Nr. 3 ZP0 l&#228;ngst abgelaufen. 2. Die Wiederaufnahme des Verfahrens ist derzeit aber auch nicht wegen Vorliegens des Restitutionsgrundes eines strafbaren Verhaltens der Beklagten nach &#167; 580 Nr. 4 ZP0 zul&#228;ssig. a) Zwar w&#252;rde die Beschuldigung der Staatsanwaltschaft K&#246;ln aus dem Strafbefehl vom 20. Februar 1990 - die Beklagte habe den Zeugen R. zur uneidlichen Falschaussage angestiftet und hierdurch, weil diese Falschaussage den Erfolg der gegen die Beklagte gerichteten Klage verhindert habe, einen Betrug zu Lasten der Kl&#228;gerin begangen - den tats&#228;chlichen Voraussetzungen des &#167; 580 Nr. 4 ZP0 gen&#252;gen. Die derzeitige Unzul&#228;ssigkeit der Restitutionsklage ergibt sich aber aus &#167; 581 Abs. 1 ZP0: Die Beklagte ist wegen der ihr vorgeworfenen Straftat nicht rechtskr&#228;ftig verurteilt worden; es kann aber auch nicht etwa die Durchf&#252;hrung des Strafverfahrens aus anderen Gr&#252;nden als wegen Mangels an Beweisen nicht erfolgen. Entscheidend ist, da&#223; in dem Strafverfahren 81 Js 295/89 StA K&#246;ln = 529 Cs 983/89 AG K&#246;ln das Verfahren von dem Amtsgericht durch Beschlu&#223; vom 2. April 1990 zun&#228;chst lediglich vorl&#228;ufig gem&#228;&#223; &#167; 153 a Abs. 2 Satz 1 StP0 eingestellt worden ist mit der Auflage der Zahlung der Geldbu&#223;e von 4.000,-DM in vier monatlichen Raten. Nachdem die Beklagte die vierte Rate nicht mehr gezahlt hat, ist in dem somit fortzuf&#252;hrenden Strafverfahren Termin zur Hauptverhandlung vor dem Amtsgericht noch nicht anberaumt, weil die hierf&#252;r ben&#246;tigte Akte des vorliegenden Rechtsstreits dem Amtsgericht wegen des bei dem Senat anh&#228;ngigen Wiederaufnahmeverfahrens noch nicht zur Verf&#252;gung steht. b) Die einstweilige Einstellung des Strafverfahrens nach &#167; 153 a StP0 steht jedenfalls einer (rechtskr&#228;ftigen) Verurteilung im Sinne des &#167; 581 erste Alternative ZP0 nicht gleich. &#167; 153 a StP0 setzt zwar einen h&#246;heren Tatverdacht voraus als die folgenlose Einstellung des Strafverfahrens nach &#167; 153 StP0. Doch bleibt auch bei &#167; 153 a StP0 die Schuldfrage offen; die Verfahrensbeendigung nach dieser Vorschrift hat rein prozessualen Charakter (L&#246;we-Rosenberg/Rie&#223;, StP0, 24. Aufl., &#167; 153 a Rdn. 31), so da&#223; die Unschuldsvermutung angesichts der Freiwilligkeit der Auflagenerf&#252;llung durch einen Beschuldigten nicht tangiert wird (LR-Rie&#223; a.a.0. Rdn. 14). c) Eine vorl&#228;ufige Verfahrenseinstellung nach &#167; 153 a StP0 (sei es durch die Staatsanwaltschaft mit Zustimmung des Gerichts nach Absatz 1 Satz 1, sei es durch das Gericht mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft nach Absatz 2 Satz 1 der Vorschrift) kann auch nicht als ein anderer Grund im Sinne der zweiten Alternative des &#167; 581 Abs. 1 ZP0 angesehen werden, dessentwegen die Durchf&#252;hrung des Strafverfahrens nicht m&#246;glich w&#228;re. Dies gilt schon ungeachtet der Weigerung der Beklagten, die letzte Rate der ihr auferlegten Geldbu&#223;e zu zahlen; doch wird gerade durch diese Weigerung die Richtigkeit der von dem Senat gegen&#252;ber der Auffassung der Kl&#228;gerin vertretenen Ansicht noch unterstrichen. Die Voraussetzungen des &#167; 581 Abs. 1 zweite Alternative ZP0 w&#228;ren allenfalls dann gegeben, wenn die Beklagte als Beschuldigte alle Auflagen und Weisungen erf&#252;llt h&#228;tte und die Tat nach endg&#252;ltiger Verfahrenseinstellung gem&#228;&#223; &#167; 153 a Abs. 1 Satz 4 (i.V.m. Abs. 2 Satz 2) StP0 nicht mehr als Vergehen h&#228;tte verfolgt werden k&#246;nnen. Inwieweit &#252;berhaupt Verfahrenseinstellungen nach &#167;&#167; 153 ff. StP0 der zweiten Alternative des &#167; 581 Abs. 1 ZP0 gen&#252;gen k&#246;nnen, wird in Rechtsprechung und Schrifttum unterschiedlich beurteilt, ohne da&#223; insoweit zwischen den einzelnen Einstellungstatbest&#228;nden mit ihren unterschiedlichen strafprozessualen Voraussetzungen immer gen&#252;gend unterschieden w&#252;rde. So stellt es eine unzul&#228;ssige Gleichstellung der Vorschriften der &#167;&#167; 153 ff. dar, wenn Wieczorek-R&#246;ssler (ZP0, 2. Aufl., &#167; 581 Anm. B III a 3) davon ausgeht, da&#223; bei einer Einstellung nach &#167;&#167; 153 bis 154 d StP0 "Straftat und Verschulden vorausgesetzt" wird. Da&#223; dies nicht richtig ist, ergibt sich schon f&#252;r &#167; 153 StP0 daraus, da&#223; die Anwendbarkeit dieser Vorschrift keine h&#246;here Wahrscheinlichkeit der Tatbegehung voraussetzt als den blo&#223;en Tatverdacht bei Einleitung des Ermittlungsverfahrens (LR-Rie&#223; &#167; 153 Rdn. 32; aber auch bei dem f&#252;r &#167; 153 a StP0 erforderlichen h&#246;heren Tatverdacht bleibt die Schuldfrage letztlich offen (LRRie&#223; &#167; 153 a Rdn. 31). Zutreffend differenziert daher Wieczorek-R&#246;ssler an anderer Stelle (&#167; 581 Anm. B III a) durchaus danach, ob durch die Verfahrenseinstellung nichts &#252;ber die Begehung der Straftat entschieden wird. Ob Einstellungen nach den &#167;&#167; 153 ff. StP0 die Proze&#223;fortsetzungsbedingung des &#167; 581 Abs. 1 ZP0 begr&#252;nden, ist also f&#252;r die einzelnen strafprozessualen Einstellungsvorschriften je unterschiedlich zu beurteilen. Zu &#167; 153 a StP0, sind, soweit ersichtlich, noch keine Entscheidungen ergangen. Die zu &#167; 153 StP0 ergangenen Urteile (vgl. OLG Koblenz MDR 79, 410 unter Ablehnung der Anwendbarkeit des &#167; 581 ZP0; hiergegen differenzierend Z&#246;llerSchneider, ZP0, 16. Aufl., &#167; 581 Rdn. 8) wie auch die zu &#167; 154 StP0 ver&#246;ffentlichten Entscheidungen (f&#252;r die Zul&#228;ssigkeit der Restitutionsklage OLG Hamburg MDR 78, 851; dagegen, soweit staatsanwaltschaftliche Einstellung, OLG Hamm MDR 86, 679) und das hierzu einschl&#228;gige Schrifttum (Wieczorek-R&#246;ssler a.a.0.; Stein-Jonas/Grunsky, ZP0, 20. Aufl., &#167; 581 Rdn. 2; Z&#246;llerSchneider, &#167; 581 Rdn. 8 und 9; Baumbach-Lauterbach/Hartmann, ZP0, 48. Aufl., &#167; 581 Anm. 1 B; ThomasPutzo, ZP0, 16. Aufl., &#167; 581 Anm. 1; AK-ZP0 Greulich, 1987, &#167; 581 Rdn. 7; Zimmermann, ZP0, 1990, &#167; 581 Rdn. 2 - nur letzterer nennt als einzige Kommentarstelle ausdr&#252;cklich auch &#167; 153 a StP0, w&#228;hrend die &#252;brigen Autoren lediglich pauschal auf "&#167;&#167; 153 ff." StP0 abstellen) lassen sich auf die Fallgestaltung des &#167; 153 a StP0 nicht ohne weiteres &#252;bertragen. Unzutreffend geht daher die Kl&#228;gerin davon aus, da&#223; nach "v&#246;llig einheitlicher Auffassung" die Einstellung gem&#228;&#223; &#167; 153 a StP0 einen Grund im Sinne von &#167; 581 Abs. 1 ZP0 darstelle, der eine rechtskr&#228;ftige Verurteilung hindere:</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">d) Solange die Verfahrenseinstellung nach &#167; 153 a StPO nur vorl&#228;ufig ist, solange also der Beschuldigte oder Angeschuldigte die Auflagen oder Weisungen noch nicht (vollst&#228;ndig) erf&#252;llt hat, fehlt es an der Proze&#223;fortsetzungsbedingung f&#252;r ein Wiederaufnahmeverfahren nach &#167; 581 Abs. 1 ZP0. Auch die Klagefrist des &#167; 586 ZP0 hat somit nicht schon mit der Kenntnis der Kl&#228;gerin von der vorl&#228;ufigen Verfahrenseinstellung zu laufen begonnen. Dies folgt aus der Vorschrift des &#167; 153 a Abs. 1 Satz 4 (vorliegend: i.V.m. Abs. 2 Satz 2) StP0. Erst nach Erf&#252;llung der Auflagen und Weisungen (und nach einem entsprechenden Beschlu&#223; &#252;ber die endg&#252;ltige Einstellung des Strafverfahrens) kann die der Beklagten zur Last gelegte Tat der Anstiftung zur uneidlichen Falschaussage und des Proze&#223;betruges nicht mehr als Vergehen verfolgt werden. Solange aber die M&#246;glichkeit der Fortsetzung des Strafverfahrens besteht - etwa wenn der Beschuldigte oder Angeschuldigte (wie hier die Beklagte) die Auflagen oder Weisungen nicht oder nicht vollst&#228;ndig erf&#252;llt und daher von dem Strafgericht Hauptverhandlung anzuberaumen ist - bleibt der Ausgang des Strafverfahrens ungewi&#223;. Es kann sowohl eine Verurteilung wie auch ein Freispruch erfolgen; selbst eine erneute Verfahrenseinstellung w&#228;re nicht ausgeschlossen. Es liegt somit bei der erst vorl&#228;ufigen Einstellung des Strafverfahrens unter Erteilung von Auflagen und Weisungen nach &#167; 153 a StP0 einerseits kein Grund im Sinne des &#167; 581 Abs. 1 zweite Alternative ZP0 vor, der eine (rechtskr&#228;ftige) Verurteilung wegen einer Straftat nach &#167; 580 Nr. 4 ZP0 hindern und damit schon jetzt zur Zul&#228;ssigkeit der Restitutionsklage f&#252;hren w&#252;rde. Andererseits l&#228;&#223;t die vorl&#228;ufige Einstellung nach &#167; 153 a StP0 aber auch (nach ihrem Widerruf) die M&#246;glichkeit eines zuk&#252;nftigen Freispruchs offen, der eine Restitutionsklage endg&#252;ltig unzul&#228;ssig sein lie&#223;e (hierzu Wieczorek-R&#246;ssler, &#167; 581 Anm. B II b). 3. Nicht in Betracht kommt eine Aussetzung des Verfahrens &#252;ber die Restitutionsklage nach &#167;&#167; 148 oder 149 ZP0 bis zur rechtskr&#228;ftigen Entscheidung in dem Strafverfahren gegen die Beklagte. Voraussetzung f&#252;r die Aussetzung des Verfahrens w&#228;re, da&#223; die Restitutionsklage nach Pr&#252;fung von Amts wegen &#252;berhaupt zul&#228;ssig ist; mangelt es hieran, mu&#223; die Klage als unzul&#228;ssig verworfen werden (&#167; 589 Abs. 1 Satz 2 ZP0). Die Verwerfung als - derzeit - unzul&#228;ssig kann nicht durch eine Aussetzungsanordnung umgangen werden (vgl. BGHZ 50, 115, 122). Aber selbst wenn man eine Aussetzung wenigstens dann f&#252;r zul&#228;ssig und geboten hielte, wenn der rechtskr&#228;ftige Abschlu&#223; des Strafverfahrens kurz bevorsteht (so Z&#246;llerSchneider &#167; 581 Rdn. 5), so fehlte es hieran vorliegend in zeitlicher Hinsicht. Es ist noch nicht einmal eine erstinstanzliche Verurteilung der Beklagten erfolgt, so da&#223; der Zeitpunkt einer rechtskr&#228;ftigen Verurteilung nicht abzusehen ist. Es kann somit ferner dahinstehen, ob auch die sachlichen Voraussetzungen einer Aussetzung wegen Vorgreiflichkeit (&#167; 148 ZP0) oder Einflusses (&#167; 149 ZP0) des Strafverfahrens deswegen zu verneinen w&#228;ren, weil der Zivilrichter im Wiederaufnahmeverfahren zum Vorliegen einer Straftat als Restitutionsgrund nicht einmal an das rechtskr&#228;ftige Strafurteil gebunden w&#228;re (h.M.: BGHZ 85, 32 ff.; Z&#246;llerSchneider, &#167; 581 Rdn. 1). III.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 Abs. 1 ZP0.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Ausspruch &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergeht gem&#228;&#223; &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713 ZP0.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Wiederaufnahmeverfahren, zugleich Beschwer der Kl&#228;gerin: 20.000,-DM.</p>
315,008
olgk-1990-12-20-5-u-7390
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 U 73/90
1990-12-20T00:00:00
2019-03-13T14:43:52
2022-10-18T15:09:18
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1990:1220.5U73.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 14.03.1990 verk&#252;ndete Urteil der 24. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln - 24 0 225/89 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Beklagte kann die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 51.000,-- DM abwenden, wenn die Kl&#228;gerin nicht vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p>Beiden Parteien wird gestattet, die Sicherheitsleistung auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank zu erbringen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Tatbestand</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin macht gegen die Beklagte aus einem Teilungsabkommen Anspr&#252;che f&#252;r Aufwendungen geltend, die sie f&#252;r ihr bei einem Verkehrsunfall am 30.11.1987 verletztes Mitglied I. T erbracht hat.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Herr T befuhr mit seinem Pkw die K 14 in T2. Er &#252;berholte dabei zwei vor ihm fahrende Fahrzeuge, zuerst einen Pkw, f&#252;r den bei der Beklagten eine Haftpflichtversicherung bestand, und unmittelbar danach einen Lkw. Als sich Herr T neben dem Lkw befand, kam ihm ein Pkw entgegen. Er bremste zun&#228;chst ab, beschleunigte aber sofort wieder, um den &#220;berholvorgang zu beenden. Nach dem &#220;berholen des Lkw und dem Wiedereinscheren nach rechts kam Herr T von der Fahrbahn ab und prallte gegen einen Baum. Die Aufwendungen der Kl&#228;gerin betragen bislang mehr als 150.000,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten dar&#252;ber, ob das zwischen ihnen bestehende Teilungsabkommen anwendbar ist, das unter anderem wie folgt lautet:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">&#167; 1</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Werden von der BG (Berufsgenossenschaft) aufgrund des &#167; 116 SGB X Ersatzanspr&#252;che gegen eine nat&#252;rliche oder gegen eine juristische Person erhoben, die bei der H (Beklagten) haftpflichtversichert ist, werden diese ausschlie&#223;lich nach diesem Teilungsabkommen abgewickelt. Die H verzichtet auf die Pr&#252;fung der Haftungsfrage und beteiligt sich nach Ma&#223;gabe der folgenden Bestimmungen an den Aufwendungen der BG.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Voraussetzung f&#252;r die Anwendung des Teilungsabkommens im Bereich der Kraftfahrt-Haftpflichtversicherung ist ein Kausalzusammenhang zwischen dem Schadenfall und dem Gebrauch eines Kraftfahrzeuges im Sinne der Rechtsprechung des BGH.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat vorgetragen:</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Betrieb des bei der Beklagten versicherten Fahrzeuges sei durchaus urs&#228;chlich f&#252;r den Verkehrsunfall ihres Mitgliedes gewesen. Die Fahrweise des Versicherungsnehmers der Beklagten habe das Verhalten des Zeugen T unmittelbar beeinflu&#223;t, so da&#223; von einem Groteskfall nicht die Rede sein k&#246;nne. Der Abstand zwischen Pkw und Lkw sei unter Ber&#252;cksichtigung der sehr hohen Geschwindigkeit des &#252;berholenden viel zu gering gewesen, um sich m&#252;helos und ohne Gef&#228;hrdung wieder auf die rechte Fahrspur einzuordnen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an sie 41.000,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 01.03.1989 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt, die Klage abzuweisen. Sie hat vorgetragen:</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Durch das bei ihr versicherte Fahrzeug sei keine Bedingung f&#252;r den Unfallablauf gesetzt worden. Der Zeuge T habe sich bereits wieder auf der rechten Fahrbahn befunden, als fr&#252;hestens das Unfallgeschehen eingeleitet worden sei. Der &#220;berholvorgang als solcher sei bereits beendet gewesen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat durch Urteil vom 14.03.1990, auf das vollinhaltlich Bezug genommen wird, der Klage bis auf einen Teil des Zinsanspruchs stattgegeben. Zur Begr&#252;ndung hat das Landgericht u. a. ausgef&#252;hrt, die Anwendung des Teilungsabkommens sei gerechtfertigt, weil ein Kausalzusammenhang zwischen dem Schadenfall und dem Gebrauch des bei der Beklagten versicherten Fahrzeuges gegeben sei.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat gegen das ihr am 30.03.1990 zugestellte Urteil am 30.04.1990 Berufung eingelegt und das Rechtsmittel nach Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist bis zum 30.06.1990 am 02.07.1990 (Montag) begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholt ihr erstinstanzliches Vorbringen und tr&#228;gt erg&#228;nzend vor:</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Entgegen dem angefochtenen Urteil reiche es f&#252;r den Kausalzusammenhang nicht aus, da&#223; die M&#246;glichkeit bestehe, das Verhalten des Zeugen T sei durch das Verhalten des Fahrers des bei ihr versicherten Pkw beeinflu&#223;t worden. Auf den Abstand zwischen dem bei ihr versicherten Pkw und dem Lkw komme es nicht an. Bei anderer Ansicht m&#252;sse hier&#252;ber Beweis erhoben werden. Der Zeuge T habe eindeutig zwischen Pkw und Lkw einscheren k&#246;nnen (Zeugen L; B H; U H, S H). Bei dem vorliegenden Sachverhalt k&#228;me niemand auf den Gedanken, den bereits &#252;berholten Pkw-Fahrer f&#252;r einen Schleudervorgang beim &#220;berholen des voranfahrenden Lkw verantwortlich zu machen, und selbst dann nicht, wenn der Pkw verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig dicht aufgefahren w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen;</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">ihr zu gestatten, zur Abwendung der Zwangsvollstreckung Sicherheit durch Bankb&#252;rgschaft zu leisten.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen;</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">ihr zu gestatten, Sicherheitsleistung durch selbstschuldnerische Bankb&#252;rgschaft zu erbringen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin wiederholt ebenfalls ihr erstinstanzliches Vorbringen und tr&#228;gt erg&#228;nzend vor:</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Ein Einscheren zwischen den beiden Fahrzeugen sei dem Zeugen T nicht m&#246;glich gewesen, da der Abstand zwischen den beiden Fahrzeugen nicht ausreichend gewesen sei (Zeuge T). Deshalb habe sich der Zeuge T zur Fortsetzung des &#220;berholman&#246;vers entschlossen. Das &#220;berholen der beiden Fahrzeuge stelle einen einheitlichen Vorgang dar, bei dessen Beendigung es zu dem Schaden gekommen sei.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den gesamten vorgetragenen Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Akten 13 Js 2786/88 StA Verden waren Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde</span></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die in formeller Hinsicht bedenkenfreie Berufung der Beklagten ist in der Sache selbst nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht ist zutreffend davon ausgegangen, da&#223; das zwischen den Parteien bestehende Teilungsabkommen im Streitfall Anwendung findet, so da&#223; die Beklagte gem&#228;&#223; &#167; 2 Abs. 1 des Teilungsabkommens der Kl&#228;gerin 50 % der von dieser erbrachten Versicherungsleistungen zu erstatten hat. Bei unstreitig erbrachten Aufwendungen von &#252;ber 150.000,-- DM ist die Klagesumme von 41.000,-- DM jedenfalls gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der f&#252;r die Anwendung des Teilungsabkommens vorausgesetzte ad&#228;quate Kausalzusammenhang ist gegeben, wenn zwischen dem Schadenfall und dem versicherten Haftpflichtbereich ein innerer Zusammenhang besteht, das hei&#223;t, wenn der bei der Beklagten versicherte Pkw an dem schadenbringenden Verkehrsvorgang nach der Verkehrsauffassung aktuell und unmittelbar, zeit- und ortsnah beteiligt gewesen ist. Auf die Fahrweise des Fahrers des bei der Beklagten versicherten Fahrzeuges, also ein bestimmtes Verhalten des Versicherten, kommt es dann nicht weiter an (BGH VersR 79, 1093, 1094).</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Von der Anwendung des Teilungsabkommens ausgenommen sind nur die F&#228;lle; die mit dem versicherten Wagnis lediglich rein &#228;u&#223;erlich und zuf&#228;llig im Zusammenhang stehen. Das sind solche F&#228;lle, in denen schon nach dem unstreitigen Sachverhalt eine Schadensersatzpflicht des Haftpflichtversicherten unzweifelhaft und offensichtlich gar nicht in Frage kommt (BGH VersR 83, 771 = NJW 84, 41), In diesen F&#228;llen kann auch im Rahmen eines Teilungsabkommens kein Anspruch gegen den Haftpflichtversicherer geltend gemacht werden. Es handelt sich dabei um die sogenannten "Groteskf&#228;lle", in denen ohne Bestehen des Teilungsabkommens niemand auf den Gedanken kommen w&#252;rde, angesichts des konkreten, unstreitig gegebenen Sachverhalts Anspr&#252;che gegen den Haftpflichtversicherten zu erheben (BGH VersR 79, 1093, 1094; 83, 771 = NJW 84, 41; 84, 889, 890 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Besteht aber nach der Lebenserfahrung die M&#246;glichkeit und liegt es nicht ganz fern, da&#223; aus Anla&#223; des Schadensereignisses - wenn auch unbegr&#252;ndete -Haftpflichtanspr&#252;che gegen den Haftpflichtversicherten erhoben werden, ist dieses Schadenereignis in die Erstattungsregelung des Teilungsabkommens einzubeziehen (BGH VersR 84, 889, 890 m.w.N.). Das in dem dortigen Fall zugrundeliegende Teilungsabkommen hatte zwar einen etwas anderen Wortlaut als das hier vorliegende, stellte aber ebenfalls auf den ad&#228;quaten Kausalzusammenhang ab und lautete in dem hier interessierenden Teil wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">"Voraussetzung f&#252;r die Anwendbarkeit des TA ist, da&#223; nach dem Tatbestand objektiv die M&#246;glichkeit einer Inanspruchnahme des Haftpflichtversicherten gegeben ist. Damit fallen z. B. solche Sch&#228;den nicht unter das TA, bei denen es an einem ad&#228;quaten Kausalzusammenhang mit dem Schadenereignis fehlt."</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Ebenso verhielt es sich in dem vom BGH entschiedenen Fall (VersR 84, 158), in dem das Teilungsabkommen u. a. wie folgt lautete:</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">"Voraussetzung f&#252;r die Anwendbarkeit des Teilungsabkommens ist jedoch, da&#223; objektiv die M&#246;glichkeit der Inanspruchnahme des Haftpflichtigen gegeben ist, das hei&#223;t ein urs&#228;chlicher (ad&#228;quater) Zusammenhang besteht."</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Im Streitfall ist der erforderliche ad&#228;quate Kausalzuammenhang zwischen dem Schadenfall und dem Gebrauch (&#167; 10 AKB) des bei der Beklagten versicherten Pkw gegeben.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Das &#252;berholen des bei der Beklagten versicherten Pkw durch Herrn T war nicht schon durch das blo&#223;e Passieren des &#252;berholten Fahrzeugs beendet. Dazu bedurfte es vielmehr noch des Wiedereinscherens auf die rechte Fahrbahn. Dies war nach dem Vorbringen der Kl&#228;gerin wegen zu geringen Abstandes des &#252;berholten Pkw zu dem vorausfahrenden Lkw jedoch nicht m&#246;glich. Soweit die Beklagte demgegen&#252;ber geltend macht, der Zeuge T habe eindeutig zwischen Pkw und Lkw einscheren k&#246;nnen, entbehrt dieses Vorbringen jeglicher Stubstantiierung (die Entfernung zwischen den Fahrzeugen ist nicht einmal ann&#228;hernd bekannt) und ist daher unbeachtlich. Unter diesen Umst&#228;nden ist der innere Zusammenhang mit dem &#220;berholen des bei der Beklagten versicherten Pkw nicht dadurch aufgehoben, da&#223; Herr T noch den unmittelbar davor fahrenden Lkw &#252;berholt hat und dann beim Wiedereinscheren nach rechts verunfallt ist. Nach Sachlage kann jedenfalls entgegen der Auffassung der Beklagten keine Rede davon sein, da&#223; der bei ihr versicherte Pkw mit dem Schadenereignis &#252;berhaupt nichts zu tun habe.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Anders k&#246;nnte dies zu beurteilen sein, wenn Herr T trotz m&#246;glichen Wiedereinscherens weiter auf der Gegenfahrbahn geblieben und dort mit einem Fahrzeug des Gegenverkehrs zusammengesto&#223;en w&#228;re (vgl. dazu OLG Karlsruhe MS 88, 209).</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Vorliegend ist auch nicht entscheidend, ob gegen den Halter und Fahrer des bei der Beklagten versicherten Pkw mit begr&#252;ndeter Aussicht Haftpflichtanspr&#252;che geltend gemacht werden k&#246;nnten. Sogar wenn der Unfall f&#252;r den Fahrer des &#252;berholten Pkw ein unabwendbares Ereignis gewesen sein sollte, steht dies der Anwendung des Teilungsabkommens nicht entgegen, denn die Beklagte hat in &#167; 1 Abs. 1 des Teilungsabkommens nicht nur auf die Pr&#252;fung der Schuldfrage, sondern umfassend auf die Pr&#252;fung der Haftungsfrage verzichtet. Von daher kommt auch die von der Beklagten beantragte Erhebung von Beweisen zur Fahrweise des Fahrers des bei ihr versicherten Fahrzeugs nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Der in &#167; 1 Abs. 1 des Teilungsabkommens vereinbarte generelle Verzicht auf die Pr&#252;fung der Haftungsfrage f&#252;hrt notwendigerweise dazu, da&#223; die Beklagte auch in F&#228;llen eintreten mu&#223;, in denen kein begr&#252;ndeter Haftungsanspruch gegen eine bei ihr versicherte Person besteht. Dies ist das &#196;quivalent daf&#252;r, da&#223; sie auch in F&#228;llen, in denen ein bei ihr Versicherter zum Ersatz des gesamten Schadens verpflichtet w&#228;re, lediglich die im Teilungsabkommen festgelegte Quote zahlen mu&#223; (BGH VersR 79, 1093, 1094 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Nach seinem Sinn und Zweck soll das Teilungsabkommen bei allen Schadenf&#228;llen, an denen bei den Parteien versicherte Personen beteiligt sind, Anwendung finden, und tr&#228;gt die Beklagte f&#252;r das Vorliegen des Ausnahmetatbestandes, n&#228;mlich f&#252;r das offensichtliche Fehlen eines Kausalzusammenhangs zwischen Schadenfall und versichertem Wagnis, die Darlegungs- und Beweislast (BGH VersR 82, 774, 775). Ein offensichtliches Fehlen des Kausalzusammenhangs ist bei dem gegebenen Sachverhalt jedoch weder gen&#252;gend dargelegt, geschweige denn bewiesen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Jedenfalls liegt es hier nicht sozusagen auf der Hand, da&#223; eine Haftung des bei der Beklagten Versicherten offensichtlich und unzweifelhaft ausscheidet. Die Einbeziehung des vorliegenden Schadenereignisses in die Erstattungsregelung l&#228;&#223;t sich noch mit dem Grundgedanken des Teilungsabkommens in Einklang bringen. Von einem Rechtsmi&#223;brauch seitens der Kl&#228;gerin kann keine Rede sein.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung f&#252;r das Berufungsverfahren beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren und Wert der Beschwer f&#252;r die Beklagte: 41.000,-- DM.</p>
315,009
olgham-1990-12-19-20-u-19090
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 190/90
1990-12-19T00:00:00
2019-03-13T14:43:53
2022-10-18T15:09:18
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1990:1219.20U190.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 10. Mai 1990 verk&#252;ndete Urteil der 9. Zivilkammer des Landgerichts Bielefeld wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten der Berufung.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Es kann dahinstehen, ob die Beklagte wegen Obliegenheitsverletzung des Kl&#228;gers von ihrer Leistungspflicht freigeworden ist. Ein m&#246;glicher Anspruch des Kl&#228;gers ist n&#228;mlich gem&#228;&#223; &#167;12 Abs. 1 und 2 VVG verj&#228;hrt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167;12 Abs. 1 VVG verj&#228;hren Anspr&#252;che aus dem Versicherungsvertrag grunds&#228;tzlich in zwei Jahren. Gem&#228;&#223; &#167;12 Abs. 2 VVG ist die Verj&#228;hrung allerdings gehemmt, wenn der Versicherungsnehmer seinen Anspruch bei dem Versicherer angemeldet hat. Erst mit dem Eingang der schriftlichen Entscheidung des Versicherers f&#228;llt die Hemmung weg.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Eine abschlie&#223;ende Stellungnahme der Beklagten &#252;ber Grund und Umfang ihrer Entsch&#228;digungspflicht f&#252;r den vom Kl&#228;ger telefonisch am 03.01.1985 gemeldeten Versicherungsfall liegt nicht vor. Der Schutzgedanke der Hemmungswirkung hat aber auch ohne Bescheid des Versicherers dann keine Berechtigung mehr, wenn f&#252;r den Versicherungsnehmer keinerlei Schutzbed&#252;rfnis mehr besteht. Das ist in der Regel dann der Fall, wenn der Versicherungsnehmer die von ihm zun&#228;chst angemeldeten Anspr&#252;che inzwischen offensichtlich nicht mehr weiterverfolgt und daher auf einen endg&#252;ltig ablehnenden Bescheid des Versicherers gar nicht mehr wartet (BGH VersR 77, 335).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Diese Voraussetzungen liegen hier vor. Die Beklagte konnte aufgrund der gesamten Umst&#228;nde davon ausgehen, da&#223; der Kl&#228;ger seine Anspr&#252;che offensichtlich nicht mehr durchsetzen will. Tats&#228;chlich hat der Kl&#228;ger seine Anspr&#252;che auch nicht mehr weiterverfolgt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Au&#223;er der telefonischen Meldung vom 03.01.1985, mit der der Kl&#228;ger der Beklagten lediglich Schadenstag, Standort, Kennzeichen und Typ des Fahrzeugs sowie seine Anschrift und die Versicherungsnummer mitgeteilt hatte, hat der Kl&#228;ger bis zum 20.02.1989 nichts getan, um seine Anspr&#252;che gegen&#252;ber der Beklagten weiter geltend zu machen. Der Kl&#228;ger hat der Beklagten weder das gegen ihn laufende Ermittlungsverfahren angezeigt, wozu er gem&#228;&#223;. &#167;7 I 2 AKB verpflichtet gewesen w&#228;re, noch hat er seine Wohnungs&#228;nderung mitgeteilt. Die Beklagte hat auch keinerlei Schreiben oder weiteren telefonischen Mitteilungen erhalten, mit der Grund und H&#246;he eines m&#246;glichen Anspruchs n&#228;her konkretisiert wurden. Aus Sicht der Beklagten hat der Kl&#228;ger auch nicht das zweimal an ihn versandte Schadensformular zur&#252;ckgeschickt. Ob der Kl&#228;ger die beiden Schadensformulare tats&#228;chlich erhalten hat, was er in Abrede stellt, ist insoweit unerheblich, da es f&#252;r die Frage, ob die Beklagte annehmen durfte, der Kl&#228;ger verfolge seine Anspr&#252;che nicht mehr, nur auf die Sicht der Beklagten ankommt. Unstreitig hat die Beklagte die Schadensformulare aber abgesandt und unstreitig hat sie diese nicht zur&#252;ckerhalten. Eine vorsorgliche schriftliche Ablehnung ihrer Eintrittspflicht, mit der die Hemmung der Verj&#228;hrung beseitigt werden konnte, war der Beklagten nicht zuzumuten. Das zwischen Versicherer und Versicherungsnehmer bestehende Vertrauensverh&#228;ltnis darf nicht ohne Grund durch nicht weiter veranla&#223;te Ablehnungsschreiben beeintr&#228;chtigt werden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Gerade in der Kaskoversicherung ist es des &#246;fteren so, da&#223; ein Versicherungsnehmer einen Schaden nur vorsorglich meldet, er dann aber ohne die Folge der R&#252;ckstufung in der Kaskoversicherung die Haftpflichtversicherung des Unfallgegners mit Erfolg in Anspruch nimmt, die dar&#252;ber hinaus neben dem eigentlichen Fahrzeugschaden auch noch Minderwert, Nutzungsausfall und Unkostenpauschale ersetzt. Die vorsorgliche Meldung des Kaskoschadens ger&#228;t dann oft beim Versicherungsnehmer in Vergessenheit, so da&#223; der Versicherer dann auch keine Mitteilung erh&#228;lt, wenn der Schaden anderweitig reguliert ist. Tats&#228;chlich hat die Beklagte auch Anfang 1986 ihre Akte zu diesem Schadensfall weggelegt und die Angelegenheit f&#252;r erledigt angesehen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Nicht nur aus Sicht der Beklagten war die Angelegenheit, erledigt, auch der Kl&#228;ger selbst hat tats&#228;chlich seine Anspr&#252;che nicht weiter geltend gemacht. Der Kl&#228;ger hat kurze Zeit nach dem Schadensfall seine berufliche T&#228;tigkeit nach ... verlegt und ist erst 1988 wieder nach ... zur&#252;ckgekehrt. Bis Anfang 1989 hat er in dieser Angelegenheit seit der Schadensmeldung vom 03.01.1985 nichts unternommen. Der Senat geht davon aus, da&#223; sp&#228;testens Ende 1986 die Verj&#228;hrungshemmung der am 03.01.1985 angemeldeten Anspr&#252;che wegfiel, so da&#223; die Verj&#228;hrungsfrist ab Anfang des Jahres 1987 zu laufen begann. Damit war ein m&#246;glicher Anspruch des Kl&#228;gers sp&#228;testens zum Ende des Jahres 1988 verj&#228;hrt, so da&#223; schon das Schreiben seines Proze&#223;bevollm&#228;chtigten vom 20.02.1989, das wegen &#167;209 BGB ohnehin die Verj&#228;hrung nicht unterbrechen konnte, versp&#228;tet war.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ist die Berufung mit der Kostenfolge aus &#167;97 Abs. 1 ZPO zur&#252;ckzuweisen. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus &#167;&#167;708 Nr. 10, 711, 713 ZPO. Die Beschwer des Kl&#228;gers betr&#228;gt 12.734,77 DM.</p>
315,010
olgk-1990-12-19-13-u-14190
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
13 U 141/90
1990-12-19T00:00:00
2019-03-13T14:43:55
2022-10-18T15:09:18
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1990:1219.13U141.90.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die zul&#228;ssige Berufung hat in der Sache &#252;berwie-gend Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;gerin hat gegen den Beklagten aus dem Nach-unternehmervertrag vom 23. Mai 1989 einen Anspruch auf Zahlung einer unstreitigen Restverg&#252;tung in H&#246;he von 4.770,-- DM. Die weitergehende Restforde-rung der Kl&#228;gerin in H&#246;he von 1.500,-- DM ist dem-gegen&#252;ber durch die vom Beklagten erkl&#228;rte Auf-rechnung mit einer Gegenforderung in gleicher H&#246;he f&#252;r die Gebrauchs&#252;berlassung eines Mehrzweckger&#228;-tes und diverser Kleinwerkzeuge erloschen, &#167;&#167; 388, 389 BGB. Ein dar&#252;ber hinausgehender aufrechenbarer Mietzinsanspruch steht dem Beklagten nicht zu. Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme ist der Senat davon &#252;berzeugt, da&#223; die Parteien sich bez&#252;glich des von der Kl&#228;gerin angemieteten Mehrzweckger&#228;tes und einiger unwesentlicher Kleinwerkzeuge ledig-lich auf einen angemessenen Mietzins, nicht jedoch - wie der Beklagte behauptet - auf einen pauscha-len Mietpreis von 5.500,-- DM zuz&#252;glich Mehrwert-steuer geeinigt haben.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Zeuge R. hat glaubhaft bekundet, da&#223; die An-mietung des Mehrzweckger&#228;tes nur m&#252;ndlich erfolgt sei und da&#223; dabei - wie auch bei sp&#228;terer Gelegen-heit - nicht &#252;ber einen bestimmten Preis gespro-chen worden sei. Es habe zwar Einigkeit dar&#252;ber bestanden, da&#223; die Anmietung des Mehrzweckger&#228;tes nicht kostenlos sei, stets aber habe es gehei&#223;en, da&#223; man &#252;ber Preis noch reden m&#252;sse. Letztlich aber h&#228;tten die Parteien keine Festlegungen ge-troffen. Dies sei auch nicht ungew&#246;hnlich gewesen, weil man seinerzeit noch ein gutes Verh&#228;ltnis gehabt habe; so habe der Beklagte ihm, dem Zeugen, auch schon fr&#252;her bei einer anderen Baustelle in T. das Ger&#228;t zur Verf&#252;gung gestellt, ohne da&#223; &#252;ber Preise gesprochen worden sei, und es sei damals sogar im Endeffekt &#252;berhaupt nichts daf&#252;r bezahlt worden. Auf das vom Beklagten vorgelegte Vertrags-formular eines Mietvertrages &#252;ber einen Pauschal-preis von 5.500,-- DM angesprochen, hat der Zeuge R. nachvollziehbar erkl&#228;rt, da&#223; ein derartiger Preis f&#252;r ihn &#252;berhaupt nicht machbar gewesen sei, weil dann er bzw. die Kl&#228;gerin an den durchgef&#252;hr-ten Arbeiten angesichts des geringen Stundenlohn-satzes von durchschnittlich 12,-- DM &#252;berhaupt nichts verdient h&#228;tte. Der Zeuge, der bei s&#228;mtli-chen Vertragsverhandlungen zwischen den Parteien anwesend war, hat eindeutig erkl&#228;rt, da&#223; seine Frau das damals vorgelegte Mietvertragsformular blanko unterschrieben habe, was angesichts des freundschaftlichen Verh&#228;ltnisses mit dem Beklagten f&#252;r sie nichts Ungew&#246;hnliches bedeutet habe. Der Senat hat keine Bedenken, die Aussage des Zeugen R. seiner Beweisw&#252;rdigung als zutreffend zugrunde-zulegen. Der Umstand, da&#223; der Zeuge R. nunmehr mit der Kl&#228;gerin verheiratet ist, steht seiner Glaub-w&#252;rdigkeit nicht entgegen. Er und seine Frau waren nach dem Eindruck des Senats der gesch&#228;ftlich unerfahrene Teil in der Vertragsbeziehung mit dem Beklagten; beide haben sich angesichts der fr&#252;he-ren guten Gesch&#228;ftsbeziehungen auf die m&#252;ndlichen Absprachen und die Anst&#228;ndigkeit des Beklagten verlassen. Der Zeuge R. hat auch nicht etwa ein-seitig zu Gunsten der Kl&#228;gerin ausgesagt; so hat er freim&#252;tig einger&#228;umt, da&#223; selbstverst&#228;ndlich die &#220;berlassung des Mehrzweckger&#228;tes nicht kosten-los habe erfolgen sollen, nur habe man eben aus Gewohnheit keinen festen Preis ausgemacht, weil man offenbar davon ausgegangen war, da&#223; man sich wie bisher dar&#252;ber einig werden w&#252;rde. Die Bekun-dungen des Zeugen R. hinsichtlich der Blanko-Un-terzeichnung des Vertragsformulars passen im &#252;bri-gen zu den &#228;u&#223;eren Merkmalen dieser Urkunde. Es f&#228;llt auf, da&#223; das Formular entgegen der sonstigen &#220;bung des Beklagten bei den &#252;brigen Vertragsur-kunden undatiert und nicht vollst&#228;ndig bis auf die Unterschriften maschinenschriftlich ausgef&#252;llt ist, sondern da&#223; die wesentlichen "Vereinbarungen" handschriftlich eingef&#252;gt sind. Dies spricht be-reits indiziell f&#252;r eine nachtr&#228;gliche Komplettie-rung - wie dies den Bekundungen des Zeugen R. denn auch zu entnehmen ist.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Dem gegen&#252;ber waren die Aussagen der Zeuginnen H. und M. in diesem Punkt entweder unergiebig oder nicht &#252;berzeugend. Die Zeugin H. hat als B&#252;rokraft des Beklagten nach ihren Bekundungen die Vertrags-urkunden erstellt, wobei sie sie &#252;blicherweise maschinenschriftlich fertigte. Warum sie das um-strittende Mietvertragsformular zun&#228;chst lediglich teilweise maschinell ausf&#252;llte und erst sp&#228;ter nach Anweisung des Beklagten handschriftlich kom-plettierte, wu&#223;te sie nicht zu sagen; hinsichtlich der Unterschrift der Kl&#228;gerin hatte sie keine konkrete Erinnerung. Die Zeugin M. konnte dem Senat keine plausible Erkl&#228;rung daf&#252;r geben, warum der Vertrag nicht - wie &#252;blich - komplett maschi-nenschriftlich ausgef&#252;llt wurde. Ihre Darstellung, die Kl&#228;gerin habe die vom Beklagten vorgeschlage-ne Pauschalsumme &#252;berdacht und sp&#228;ter mit ihrer Unterschrift akzeptiert, h&#228;lt der Senat angesichts der Gesamtumst&#228;nde - insbesondere der gegenteili-gen &#252;berzeugenden Bekundungen des Zeugen R. - f&#252;r unzutreffend.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Danach ist nicht der vom Beklagten behauptete Pau-schalmietpreis bewiesen, sondern es ist aufgrund der Aussage des Zeugen R. davon auszugehen, da&#223; die Parteien sich lediglich dar&#252;ber einig waren, da&#223; ein "angemessener" Mietzins zu zahlen sei. Der Senat h&#228;lt gem&#228;&#223; &#167; 315 BGB (vgl. hierzu BGH NJW 1968, 1229) unter Ber&#252;cksichtigung der Tatsa-che, da&#223; nach den Bekundungen des Zeugen R. im wesentlichen nur ein - unstreitig 20 Jahre altes - Mehrzweckger&#228;t und einige unwesentliche Kleinwerk-zeuge, nicht jedoch - wie der Beklagte behauptet hat - zus&#228;tzlich st&#228;ndig ein LKW mit Kompressor gemietet waren, einen Mietzins von insgesamt 1.500,-- DM brutto f&#252;r angemessen; dieser Preis tr&#228;gt auch dem von den Parteien zugrundegelegten Umstand hinreichend Rechnung, da&#223; der Kl&#228;gerin f&#252;r die im Auftrage des Beklagten mit dem Ger&#228;t durch-gef&#252;hrten Arbeiten bei den geringen Stundenlohn-s&#228;tzen ein hinreichender Verdienst verbleibt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Zinsanspruch folgt aus &#167;&#167; 288, 291 BGB.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die prozessualen Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 91 a, 92 Abs. 1, 97, 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Streitwert des Berufungsverfahrens: 6.270,,-- DM.</p>
315,011
ag-gronau-1990-12-13-4-c-43090
{ "id": 667, "name": "Amtsgericht Gronau", "slug": "ag-gronau", "city": 427, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
4 C 430/90
1990-12-13T00:00:00
2019-03-13T14:43:56
2022-10-18T15:09:18
Urteil
ECLI:DE:AGBOR2:1990:1213.4C430.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagten werden verurteilt, als Gesamtschuldner</p> <p>an die Kl&#228;gerin 1.480,00 DM nebst 4 % Zinsen</p> <p>von je 120,00 DM seit dem 02.08., 02.09., 02.10.</p> <p>und 02.11.1990 und von weiteren 1.000,00 DM seit</p> <p>dem 15.08.1990 zu zahlen abz&#252;gl ich am 07.11.1990 gezahlter</p> <p>120,- - DM.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden den Beklagten</p> <p>als Gesamtschuldnern auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Beklagten k&#246;nnen die Vollstreckung gegen</p> <p>Sicherheitsleistung in H&#246;he von 1.900,00 DM</p> <p>abwenden, wenn nicht die Kl&#228;gerin vorher Sicherheit</p> <p>in derselben H&#246;he leistet.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">&#160;<strong>Tatbestand:</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten sind Mieter eines Hauses der Kl&#228;gerin auf</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">der Grundlage eines Mietvertrages vom 18.08.1987 zu einem</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">monatlichen Kaltmietzins von 600,00 DM zuz&#252;glich anfallender</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nebenkosten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mietvertraglich war vereinbart, eine Kaution in H&#246;he von</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">1.000,00 DM zu zahlen. Diese Kaution haben die Beklagten</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">bisher nicht geleistet. Die Kl&#228;gerin hat eine in der Nachbarschaft</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">des von den Beklagten gemieteten Wohnhauses gelegene</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Lagerhalle an die Stadt H vermietet, die in</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">dieser Halle Asylsuchende und &#220;bersiedler untergebracht</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">hat.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten mindern seit dem 01.08.1990 die monatliche</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Miete um 120,00 DM mit der Begr&#252;ndung, durch die Bewohner</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">der Lagerhalle und ihr Verhalten sei der Wohnwert des Hauses</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">erheblich gesunken.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten wird auf das mit der Klageschrift</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">eingereichte Schreiben der Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Beklagten</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">vom 17.07.1990, Blatt 4 ff der Akte, Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist der Auffassung, das Vorbringen der Beklagten</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">in diesem Schreiben rechtfertige keine Mietminderung.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Sie bestreitet dar&#252;berhinaus die von den Beklagten behaupteten</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Verhaltensweisen der Asylbewohner, insbesondere,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">da&#223; diese den zum Wohnhaus geh&#246;renden Vorgarten als Toilette</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">mi&#223;brauchten und den PKW der Tochter der Beklagten besch&#228;digt</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Sie behauptet dar&#252;berhinaus, die Beklagten mehrfach auf</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">die Bezahlung der Kaution angesprochen gehabt zu haben,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">letztmals seien sie mit anwaltlichem Schreiben vom 02.08.1990</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">unter Fristsetzung zum 15.08.1990 zur Zahlung der</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Kaution auf gefordert worden.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">die Beklagten zu verurteilen, als Gesamtschuldner</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">an die Kl&#228;gerin 1.120,00 DM nebst 4 % Zinsen seit</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">dem 02.08.1990 aus 120,00 DM sowie aus weiteren</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">1.000,00 DM seit dem 16.08.1990 zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">an die Kl&#228;gerin 360,00 DM nebst 4 % Zinsen seit dem</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">02.09.1990 aus 120,00 DM, seit dem 02.10.1990 aus</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">weiteren 120,00 DM sowie seit dem 02.11.1990 aus weiteren</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">120,00 DM zu zahlen abz&#252;glich am 07.11.1990 gezahlter</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">120,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Sie behaupten, der Wohnwert des von ihnen gemieteten Hauses</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">sei durch die in der Nachbarschaft untergebrachten</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Asylbewerber und &#220;bersiedler erheblich gesunken, insbesondere</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">besch&#228;digten diese ihnen nicht geh&#246;rende Fahrzeuge,</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">sie verursachten erheblichen L&#228;rm und mi&#223;brauchten den</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">zum Wohnhaus geh&#246;renden Vorgarten als Toilette.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Gegen&#252;ber der von der Kl&#228;gerin beanspruchten Kaution tragen</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">die Beklagten zum einen vor, diese sei nicht mehr zu</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">zahlen, weil sie beabsichtigten - was im &#252;brigen unstreitig</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">ist - das Wohnhaus so schnell als m&#246;glich zu k&#252;ndigen,</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">im &#252;brigen habe die Kl&#228;gerin ihren Anspruch auf die Zahlung</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">der Kaution verwirkt, da sie seit Mietvertragsabschlu&#223;</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">diese nicht beansprucht habe.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Wegen des Vorbringens der Parteien im &#252;brigen wird auf</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">die zwischen ihnen gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks"><strong>Entscheidungsgr&#252;nde:</strong></p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat zum einen Anspruch auf die mietvertraglich</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">vereinbarte Kaution. Dabei ist unerheblich, da&#223; die Beklagten</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">bereits ihre Absicht kundgetan haben, so schnell als</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">m&#246;glich auszuziehen. Die Kaution soll eine Sicherheit f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">den Vermieter darstellen, beim Auszug festgestellte Sch&#228;den</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">bzw. aufgelaufene Mietr&#252;ckst&#228;nde zu entnehmen und nur</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">den freibleibenden Betrag an die Mieter auszuzahlen. Dieser</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Zweck der Kaution entf&#228;llt nicht mit der Absicht des Auszuges,</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">sondern wird gerade zu diesem Zeitpunkt erst aktuell.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten k&#246;nnen sich auch nicht auf Verwirkung berufen,</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">da daf&#252;r keine ausreichenden Anhaltspunkte ersichtlich</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">sind. Die Geltendmachung einer Forderung ist nur dann verwirkt,</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">wenn zum einen ein erheblicher Zeitablauf vorhanden</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">ist und zum anderen aus dem Verhalten des Gl&#228;ubigers nur</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">der Schlu&#223; gezogen werden kann, er werde nicht mehr auf</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">der Geltendmachung dieser Forderung bestehen {vgl. Palandt-</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Heinrichs, BGB , 40 . Auflage, &#167; 242, Anm. 5 a). Die Kl&#228;gerin</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">hat zwar nicht mehr im einzelnen vortragen k&#246;nnen, wann</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">sie die Beklagten gemahnt hat, tats&#228;chlich hat sie jedoch</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">die Mahnung mit Schreiben vom 02.08. 1990 durch ihre</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Proze&#223;bevollm&#228;chtigten erheben lassen. Da es sich um eine einmalige</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Zahlung handelt, das Mietverh&#228;ltnis dar&#252;berhinaus</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">auf Dauer angelegt ist, kann alleine aus der Tatsache,</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">da&#223; der Vermieter zun&#228;chst nach Beginn des Mietverh&#228;ltnisses</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">die Kaution nicht anmahnt, nicht geschlossen werden,</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">er werde auf Dauer darauf verzichten. Da zu dem "Zeitmoment"</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">zur Bejahung der Verwirkung auch das "Umstandsmoment"</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">hinzukommen mu&#223;, f&#252;r dieses aber keine Anhaltspunkte</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">ersichtlich sind, k&#246;nnen die Beklagten sich nicht</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">auf Verwirkung berufen.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann dar&#252;berhinaus auch die von den Beklagten</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">vorgenommene Mietminderung von monatlich 120,00 DM verlangen,</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">weil entgegen der Auffassung der Beklagten ein Grund</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">zur Mietminderung nicht vorliegt. Gem&#228;&#223; &#167; 537 BGB kann</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">die Miete dann gemindert werden, wenn der Mietsache ein</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Mangel in ihrer Substanz anhaftet (vgl. Palandt-Putzo,</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">A.A.O. &#167; 537, Anm. 2 a) . Den Beklagten ist zwar zuzugeben,</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">da&#223; ein solcher Mangel der Mietsache auch in einem tats&#228;ch-</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">lichen Verh&#228;ltnis bestehen&#183; kann, das nach den allgemeinen</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Verkehrsanschauungen f&#252;r einen Mieter die Sache und deren</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Gebrauchswert unmittelbar beeintr&#228;chtigt. Dies k&#246;nnen grunds&#228;tzlich</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">auch &#228;u&#223;ere Einwirkungen, insbesondere L&#228;rm oder</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Luftverschmutzung und &#228;hnliches sein (vgl. derselbe, a.a.O.,</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Anm. b) und d) ).</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Solche M&#228;ngel machen die Beklagten hier jedoch nicht geltend.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Sie tragen vielmehr vor, der Wohnwert des Hauses</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">sei durch die neue Nachbarschaft erheblich gesunken. Sie</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">machen zwar auch geltend, da&#223; dadurch L&#228;rmbel&#228;stigungen</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">entstehen, diese werden jedoch aufgrund der Tatsache geltend gemacht,</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">da&#223; in der Lagerhalle der Kl&#228;gerin Asylbewerber und &#220;bersiedler zugewiesen</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">worden sind und dort wohnen. Aus diesem Umstand k&#246;nnen die Beklagten</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">jedoch kein Recht zur Mietminderung herleiten. Sie</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">machen dadurch n&#228;mlich einen "Milieuschutz" geltend, der</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">sich auf die Mietsache selbst letztlich nicht auswirkt,</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">sondern, wenn &#252;berhaupt, das ''Ansehen" der Wohngegend beeinflusst.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Dies kann jedoch, insbesondere unter dem Gesichtspunkt,</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">da&#223; dem Asylrecht Verfassungsrang zukommt, kein</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Grund sein, gegen&#252;ber dem jeweiligen Wohnungseigent&#252;mer</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">ein Mietminderungsrecht zu begr&#252;nden. Dem Eigent&#252;mer kann zwar eine</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Mietminderung auch entgegengehalten werden f&#252;r Beeintr&#228;chtigungen</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">und M&#228;ngel der Mietsache, die er nicht unmittelbar</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">beeinflussen kann, soweit es sich um Baul&#228;rm o.&#228;. handelt,</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">auch wenn er nicht vom Eigent&#252;mer verursacht und beeinflu&#223;t</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">werden kann. Deshalb ist es unabh&#228;ngig, ob die</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Lagerhalle, in der die Stadt Gronau diese Personen untergebracht</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">hat, im Eigentum der Kl&#228;gerin stehen oder nicht.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Den Beklagten ist zwar zuzugestehen, da&#223; durch die Unterbringung</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">von Asylbewerbern und &#220;bersiedlern Beeintr&#228;chtigungen</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">und m&#246;glicherweise St&#246;rungen verursacht werden,</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">die sich alleine aus der Vielzahl von Menschen verschiedener</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Nationalit&#228;ten auf verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig engem Raum ergeben.</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Andererseits hat keine Privatperson Anspruch darauf, nur</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">bestimmte Menschen, die ihr m&#246;glicherweise sympathisch</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">sind, in ihrem Wohnumfeld zu haben. Daraus folgt, da&#223; nicht</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">einmal in baurechtlicher Hinsicht ein "Milieuschutz" gew&#228;hrt</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">wird (vgl. OVG M&#252;nster NJW 90, 1132 ff, 1134) mit</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">der Folgerung, da&#223; eine Ausgrenzung von Menschen, denen</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">verfassungsgem&#228;&#223; Asyl zusteht, nicht erfolgen darf. Inkonsequenz</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">dieser verwaltungsrechtlichen Rechtsprechung kann</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">dem einzelnen Mieter kein Recht auf Mietminderung gegen&#252;ber</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">seinem Vermieter zugebilligt werden, weil dies sonst</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">zur Folge h&#228;tte, das der Mieter letztlich bei jedem Nachbarn, der ihm,</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">aus welchen Gr&#252;nden auch immer, mi&#223;liebig ist und durch sein Verhalten</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">oder fehlendes Ansehen den Wohnwert gef&#228;hrdet, zur Mietminderung berechtigt w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten sind deshalb sowohl zur Zahlung der Kaution</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">als auch zur Zahlung der Mietminderungen mit Abzug der</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">am 07.11.1990 gezahlten 120, 00 DM verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">Die geltendgemachten Zinsen rechtfertigen sich aus Verzug.</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten folgt aus &#167; 91 ZPO , die</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">&#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167;&#167; 708 Nr. 11,</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">Unterschrift</p>
315,012
olgham-1990-12-12-31-u-12690
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
31 U 126/90
1990-12-12T00:00:00
2019-03-13T14:43:59
2022-10-18T15:09:18
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1990:1212.31U126.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das Urteil des Landgerichts XXX vom 8. M&#228;rz 1990 wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten der Berufung.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Beklagte kann die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he des jeweils zu vollstreckenden Betrages abwenden, wenn nicht die Kl&#228;gerin vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p>Den Parteien wird nachgelassen, Sicherheit auch durch Vorlage einer unbedingten und unbefristeten, selbstschuldnerischen B&#252;rgschaft einer im Gebiet der XXX als Zoll- oder Steuerb&#252;rgin zugelassenen Bank oder Sparkasse zu erbringen.</p> <p></p> <p>Die Beschwer der Beklagten &#252;bersteigt 40.000,-- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte war bis zu ihrer Liquidation Gro&#223;h&#228;ndlerin f&#252;r XXX und XXXprodukte, die Kl&#228;gerin ist Einzelh&#228;ndlerin in dieser Branche. Nach einem Telefongespr&#228;ch bestellte die Kl&#228;gerin bei der Beklagten 120 Pagemaker 1.0 Vollversion "updatef&#228;hig in Version 3,0" zum St&#252;ckpreis von 700,-- DM. Die Bestellung wurde von der Beklagten unter dem 27.1.1989 best&#228;tigt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nach Auslieferung von 122 Pagemaker an die Kl&#228;gerin lehnte die Herstellerin der Software, die Firma XXX, mit Telefax vom 14.2.1989 die Lieferung der Updates an die Beklagte ab mit der Begr&#252;ndung, bei der Kl&#228;gerin handele es sich um einen Wiederverk&#228;ufer, die Auslieferung und Abwicklung der Updates erfolge nur direkt an den Endkunden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Daraufhin hat die Kl&#228;gerin mit Anwaltschreiben vom 17.2.1989 die Wandlung des Kaufvertrages mit der Beklagten erkl&#228;rt. Mit ihrer Klage hat sie R&#252;ckzahlung des gezahlten Kaufpreises von 97.356,-- DM verlangt. Im Verlaufe des Rechtsstreits hat sie 12 Pagemaker verkauft und unter Androhung von Prozessen bei der Firma XXX erreicht, da&#223; diese den Kunden die Updates lieferte.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nach Vernehmung der Zeugen XXX und XXX sowie einer schriftlichen Stellungnahme des Zeugen XXX hat das Landgericht die Beklagte zur R&#252;ckzahlung von 87.780,-- DM nebst 4%<i> </i>Zinsen seit dem 23. Februar 1989 Zug-um-Zug gegen Herausgabe von 110 Pagemaker verurteilt sowie den Annahmeverzug der Beklagten mit der R&#252;cknahme festgestellt. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt, das Wandlungsbegehren sei gerechtfertigt, da die Zusicherung nach dem Sinn der vertraglichen Absprachen nur dahin verstanden werden k&#246;nne, da&#223; die Kl&#228;gerin in die Lage versetzt wurde, die Pagemaker en bloc der Firma XXX zum Zwecke der Umr&#252;stung anzudienen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wendet sich die Beklagte mit ihrer form- und fristgerecht eingereichten und begr&#252;ndeten Berufung. Sie ist der Auffassung, sie habe lediglich die grunds&#228;tzliche Updatef&#228;higkeit der gelieferten Version 1.0 in die Version 3.0 zugesagt. Diese sei unstreitig gew&#228;hrleistet. Da &#252;ber die n&#228;here Verfahrensweise der Umr&#252;stung keine Absprachen getroffen worden seien, k&#246;nne die Kl&#228;gerin nicht Wandlung verlangen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">ab&#228;ndernd die Klage in vollem Umfang abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Auffassung, die Zusicherung der Beklagten sei dahin auszulegen, da&#223; die Kl&#228;gerin vom Hersteller der Software die Updates selbst vor einer Weiterver&#228;u&#223;erung an Endabnehmer geliefert erhalten sollte.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Hilfsweise st&#252;tzt sie ihr Verlangen nach R&#252;ckg&#228;ngigmachung des Vertrages auf einen Schadensersatzanspruch wegen Verletzung von vorvertraglichen Aufkl&#228;rungspflichten mit der Begr&#252;ndung, die Beklagte habe sie darauf hinweisen m&#252;ssen, da&#223; die Herstellerin die Updates grunds&#228;tzlich nur direkt an Endkunden lieferte.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den vorgetragenen Inhalt der zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze einschlie&#223;lich der Beweisantritte sowie auf die vorgelegten Urkunden, die Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung waren, Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u>:</b></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin begehrt zu Recht die Wandlung des Kaufvertrages mit der Beklagten vom 26./27.1.1989. Auf die zutreffenden Ausf&#252;hrungen des landgerichtlichen Urteils wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 2 Satz 2 ZPO Bezug genommen. Entgegen der Auffassung der Berufungsbegr&#252;ndung kann nicht davon ausgegangen werden, die Beklagte habe lediglich die grunds&#228;tzliche Updatef&#228;higkeit der gelieferten Version 1.0 in die Version 3.0 zugesichert. Die beiderseitigen Vertragserkl&#228;rungen sind ausgehend von ihrem Wortlaut unter Ber&#252;cksichtigung der Begleitumst&#228;nde, des Zwecks des Rechtsgesch&#228;fts, der bestehenden Interessenlage, Treu und Glauben sowie der Verkehrssitte gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 133, 157 BGB dahin auszulegen, da&#223; die Beklagte die Updates f&#252;r die Kl&#228;gerin bei der Herstellerin vor der Vermarktung der Programme durch die Kl&#228;gerin besorgen wollte.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Zusicherung wurde von der Beklagten unmittelbar gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin gemacht. Die Kl&#228;gerin war nicht Endabnehmer, sondern Einzelh&#228;ndlerin, die die Pagemaker weiterverkaufen wollte. Die Beklagte konnte somit nicht davon ausgehen, die Kl&#228;gerin sei damit einverstanden, die Umr&#252;stung nach jedem einzelnen Weiterverkauf durch die Endabnehmer durchf&#252;hren zu lassen. Der Kl&#228;gerin kam es f&#252;r die Beklagte ersichtlich darauf an, zum Zwecke der besseren Vermarktung die Updates selbst geliefert zu erhalten. Nur dies entsprach dem Zweck des Vertrages und der Interessenlage der Kl&#228;gerin. Da&#223; die Beklagte dies erkannt hat, folgt aus ihrem vom Landgericht im einzelnen dargelegten Verhalten, insbesondere aus der Aussage ihres ehemaligen Gesch&#228;ftsf&#252;hrers XXX der die Verhandlungen mit der Kl&#228;gerin gef&#252;hrt hat. Die Beklagte wu&#223;te seit Mitte 1988 von der generellen Praxis der Firma XXX verbesserte Versionen als Update nur direkt an die Endkunden auszuliefern. Dies war der Grund daf&#252;r, da&#223; sich der Zeuge XXX mit dem Zeugen XXX von der Firma XXX unmittelbar vor Abschlu&#223; des Kaufvertrages mit der Kl&#228;gerin in Verbindung setzte, um zu kl&#228;ren, ob die Firma XXX bereit war, die Umr&#252;stung auch gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin als Weiterverk&#228;uferin durchzuf&#252;hren. Nach dem eigenen Vortrag der Beklagten in ihrer Streitverk&#252;ndungsschrift vom 3.1.1990 hatte sich die XXX zun&#228;chst bereit erkl&#228;rt, "das Update nach Durchgabe der Seriennummern durchzuf&#252;hren", und erst in der Folgezeit "die Aktualisierung verweigert". Mit Telefax vom 14.2.1989 lehnte die XXX dann die Lieferung der Updates an die Beklagte (nicht an die Kl&#228;gerin) ab. Auch dies spricht daf&#252;r, da&#223; die Beklagte nicht allgemein die Updatef&#228;higkeit zusichern wollte, sondern die Gew&#228;hr daf&#252;r &#252;bernehmen sollte und wollte, da&#223; die Updates durch ihre Vermittlung der Kl&#228;gerin selbst zur Verf&#252;gung gestellt wurden. Die grunds&#228;tzliche Updatef&#228;higkeit war zwischen den Parteien nicht im Streit. Vielmehr war allen Beteiligten klar, da&#223; diese gew&#228;hrleistet war. Es ging ausschlie&#223;lich darum, entgegen der &#220;bung der Firma XXX der<i> </i>Kl&#228;gerin als Weiterverk&#228;uferin die M&#246;glichkeit der Umr&#252;stung durch den Hersteller vor der Vermarktung der von der Beklagten gelieferten Software zu sichern. Da&#223; dies von der Firma XXX abgelehnt wird, f&#228;llt in den Risikobereich der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn man in der Zusage der Beklagten nicht eine Zusicherung im Sinne des &#167; 459 Abs. 2 BGB sehen wollte mit der Begr&#252;ndung, die Umr&#252;stbarkeit der Programme sei keine Eigenschaft, weil sie ihren Grund nicht in der Beschaffenheit der Kaufsache selbst habe, nicht von ihr ausgehe, ihr auch nicht f&#252;r eine gewisse Dauer anhafte und lediglich durch Heranziehung von Umst&#228;nden in Erscheinung trete, die au&#223;erhalb der Sache liegen (vgl. BGHZ 70, 47, 49; WM 1985, 1167; EBE 1990, 156 ff.), ergibt sich eine Zahlungsverpflichtung der Beklagten wegen Verletzung der vertraglich &#252;bernommenen Verpflichtung zur Sicherstellung der Lieferung der Updates. Die Zusage der Beklagten, die Herstellerin werde die gelieferten Pagemaker f&#252;r die Kl&#228;gerin umr&#252;sten, konnte wegen der Weigerung der XXX nicht eingehalten werden. Dies ist von der Beklagten zu vertreten. Aufgrund des Distributorenvertrages, den die Herstellerin unstreitig der Beklagten zur Kenntnis gebracht hatte, war der Beklagten bekannt, da&#223; die Herstellerin "Auslieferung und Abwicklung der Updates ... direkt mit den Endkunden", nicht aber mit Weiterverk&#228;ufern vornahm. Unabh&#228;ngig vom Inhalt der telefonischen Auskunft des Zeugen XXX hat die Beklagte gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin die Gew&#228;hr f&#252;r die Umr&#252;stung &#252;bernommen. Dies war urs&#228;chlich f&#252;r den Vertragsabschlu&#223;. Die Beklagte mu&#223; deshalb die in ihrem Vertrauen auf die Richtigkeit der Angaben entt&#228;uschte Kl&#228;gerin so stellen, wie sie bei Nichtabschlu&#223; des Kaufvertrages st&#252;nde. Sie kann daher R&#252;ckg&#228;ngigmachung des Vertrages und R&#252;ckzahlung des Kaufpreises verlangen (vgl. hierzu auch BGH EBE 1990, 156 ff.).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus den &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p>
315,013
ag-neuss-1990-12-12-7530-c-42990
{ "id": 713, "name": "Amtsgericht Neuss", "slug": "ag-neuss", "city": 473, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
75/30 C 429/90
1990-12-12T00:00:00
2019-03-13T14:44:01
2022-10-18T15:09:18
Urteil
ECLI:DE:AGNE:1990:1212.75.30C429.90.00
<h2>Tenor</h2> <p><strong>f &#252; r&#160;&#160; R e c h t &#160;&#160; e r k a n n t &#160;&#160;&#160; :</strong></p> <p>1.) Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>2.) Die Kosten des Rechtsstreits tragen die Kl&#228;ger</p> <p>&#160;&#160;&#160;&#160; als Gesamtschuldner.</p> <p>3.) Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p><strong><span style="text-decoration:underline">Tatbestand:</span></strong></p> <p>Die Beklagten haben durch schriftlichen Vertrag vom 20. 03. 1987 eine Wohnung im Hause N.- Str. in N. angemietet.</p> <p>Auf Vermieter- Seite war ein Herr G. angegeben worden, ohne da&#223; weitere Angaben zur Person des Vermieters vorhanden waren. Als Vertreter des Vermieters war eine Firma N. GmbH eingetragen, deren Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagte ist.</p> <p>Dieser hat auch auf Vermieter-Seite den Mietvertrag unterschrieben.</p> <p>Mit der Klage haben die Kl&#228;ger zun&#228;chst die R&#252;ckerstattung zuviel gezahlter Nebenkosten in H&#246;he von 195,87 DM verlangt.</p> <p>Nachdem der Beklagte im Verlaufe des Rechtsstreits den Vermieter der Wohnung der Kl&#228;ger mit vollem Namen und Anschrift benannt hat, haben die Kl&#228;ger den Rechtsstreit in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt.</p> <p>Die Kl&#228;ger beantragen</p> <p>festzustellen, da&#223; der Rechtsstreit in der Hauptsache</p> <p>erledigt ist.</p> <p>Der Beklagte beantragt,</p> <p>die Klage abzuweisen.</p> <p>Er ist der Auffassung, da&#223; er als Verwalter nicht passivlegitimiert</p> <p>sei.</p> <p>Bez&#252;glich des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf die wechselseitigenSchrifts&#228;tze und deren Anlagen verwiesen.</p> <p><strong><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde :</span></strong></p> <p>Die Klage war mangels eines Anspruchs der Kl&#228;ger gegen den</p> <p>Beklagten abzuweisen.</p> <p>Eine Passivlegitimation des Beklagten war von Anfang an nicht gegeben. Im Mietvertrag vom 20. 03. 1987 ist zweifelsfrei klargestellt, da&#223; der Beklagte diesen lediglich als Vertreter des Vermieters bzw. Gesch&#228;ftsf&#252;hrers der Firma</p> <p>N. GmbH unterschrieben hat. Den Kl&#228;gern war daher zweifelsfrei bekannt, da&#223; der Beklagte nicht ihr Vertragspartner war, wie sich auch in ihren vorgerichtlichen Schreiben vorn 16. 01. und 03. 05.1990 an den Beklagten, in</p> <p>denen sie um Angabe von Namen und Anschrift des Wohnungseigent&#252;mers</p> <p>gebeten haben, manifestiert hat. Der Umstand, da&#223; der Beklagte diese Anfragen der Kl&#228;ger nicht beantwortet haben mag, f&#252;hrt nicht dazu, den Beklagten in eine Vermieterstellung im Verh&#228;ltnis zu den Kl&#228;gern zu r&#252;cken. Vermeintliche</p> <p>Anspr&#252;che der Kl&#228;ger gegen&#252;ber ihrem Vermieter konnten daher auch nicht gegen&#252;ber dem Beklagten geltend gemacht werden; eine Rechtsgrundlage f&#252;r einen solchen "Haftungs&#252;bergang&#8220; ist f&#252;r das Gericht beim besten Willen nicht er-</p> <p>kennbar. Die Kl&#228;ger h&#228;tten allenfalls die M&#246;glichkeit gehabt, den Beklagten auf entsprechende Auskunftserteilung in Anspruch zu nehmen. Im &#252;brigen war es den Kl&#228;gern ohne weiteres m&#246;glich, sich durch Grundbucheinsicht &#252;ber die Identit&#228;t</p> <p>ihres Vermieters zu informieren; eine entsprechende Berechtigung stand den Kl&#228;gern gem&#228;&#223; &#167; 12 Abs. 1 Satz 1 GBO ohne weiteres zu.</p> <p>Eine Erledigung der Hauptsache konnte daher nicht festgestellt werden, da die Klage von Anfang an unbegr&#252;ndet war.</p> <p>Die Klage war daher abzuweisen.</p> <p>Die prozessualen Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 708 Nr. 11, 713 ZPO.</p> <p>T.</p> <p>Richter am Amtsgericht</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><table class="absatzLinks" cellpadding="0" cellspacing="0"><tbody><tr><td><p>75/30 C 429/90</p> </td> <td><p><img height="144" width="129" src="75_30_C_429_90_Urteil_19901212_0.png" alt="Die Entscheidung enth&#228;lt an dieser Stelle ein Bild oder eine Grafik." /></p> </td> <td><p>Verk&#252;ndet am 12.12.1990</p> <p>C. , Justizobersekret&#228;rin</p> <p>als Urkundsbeamter derGesch&#228;ftsstelle</p> </td> </tr> <tr><td colspan="3"><p><strong>Amtsgericht Neuss</strong></p> <p><strong>IM NAMEN DES VOLKES</strong></p> <p><strong>URTEIL</strong></p> </td> </tr> </tbody> </table> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">In dem Rechtsstreit</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">der Eheleute E. <strong>,</strong></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">N.- Str. , N. ,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;ger ,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">- Proze&#223;bevollm&#228;chtigter : Rechtsanwalt I. aus N -</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">g e g en</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Herrn X. <strong>,</strong></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">X &#8211; Str. , N. ,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Beklagten ,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">- Proze&#223;bevollm&#228;chtigte : Rechtsanw&#228;lte K. aus E. -</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">w e g e n &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Forderung ,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">hat das Amtsgericht Neuss</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">auf' die m&#252;ndliche Verhandlung vom 28.11.1990</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">durch den Richter am Amtsgericht T.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><strong>f &#252; r&#160;&#160; R e c h t &#160;&#160; e r k a n n t &#160;&#160;&#160; :</strong></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">1.) Die Klage wird abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">2.) Die Kosten des Rechtsstreits tragen die Kl&#228;ger</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160; als Gesamtschuldner.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">3.) Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Tatbestand:</span></strong></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben durch schriftlichen Vertrag vom 20. 03. 1987 eine Wohnung im Hause N.- Str. in N. angemietet.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Auf Vermieter- Seite war ein Herr G. angegeben worden, ohne da&#223; weitere Angaben zur Person des Vermieters vorhanden waren. Als Vertreter des Vermieters war eine Firma N. GmbH eingetragen, deren Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagte ist.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Dieser hat auch auf Vermieter-Seite den Mietvertrag unterschrieben.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage haben die Kl&#228;ger zun&#228;chst die R&#252;ckerstattung zuviel gezahlter Nebenkosten in H&#246;he von 195,87 DM verlangt.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Beklagte im Verlaufe des Rechtsstreits den Vermieter der Wohnung der Kl&#228;ger mit vollem Namen und Anschrift benannt hat, haben die Kl&#228;ger den Rechtsstreit in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; der Rechtsstreit in der Hauptsache</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">erledigt ist.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Er ist der Auffassung, da&#223; er als Verwalter nicht passivlegitimiert</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">sei.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf die wechselseitigenSchrifts&#228;tze und deren Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde :</span></strong></p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Klage war mangels eines Anspruchs der Kl&#228;ger gegen den</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Beklagten abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Eine Passivlegitimation des Beklagten war von Anfang an nicht gegeben. Im Mietvertrag vom 20. 03. 1987 ist zweifelsfrei klargestellt, da&#223; der Beklagte diesen lediglich als Vertreter des Vermieters bzw. Gesch&#228;ftsf&#252;hrers der Firma</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">N. GmbH unterschrieben hat. Den Kl&#228;gern war daher zweifelsfrei bekannt, da&#223; der Beklagte nicht ihr Vertragspartner war, wie sich auch in ihren vorgerichtlichen Schreiben vorn 16. 01. und 03. 05.1990 an den Beklagten, in</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">denen sie um Angabe von Namen und Anschrift des Wohnungseigent&#252;mers</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">gebeten haben, manifestiert hat. Der Umstand, da&#223; der Beklagte diese Anfragen der Kl&#228;ger nicht beantwortet haben mag, f&#252;hrt nicht dazu, den Beklagten in eine Vermieterstellung im Verh&#228;ltnis zu den Kl&#228;gern zu r&#252;cken. Vermeintliche</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Anspr&#252;che der Kl&#228;ger gegen&#252;ber ihrem Vermieter konnten daher auch nicht gegen&#252;ber dem Beklagten geltend gemacht werden; eine Rechtsgrundlage f&#252;r einen solchen "Haftungs&#252;bergang&#8220; ist f&#252;r das Gericht beim besten Willen nicht er-</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">kennbar. Die Kl&#228;ger h&#228;tten allenfalls die M&#246;glichkeit gehabt, den Beklagten auf entsprechende Auskunftserteilung in Anspruch zu nehmen. Im &#252;brigen war es den Kl&#228;gern ohne weiteres m&#246;glich, sich durch Grundbucheinsicht &#252;ber die Identit&#228;t</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">ihres Vermieters zu informieren; eine entsprechende Berechtigung stand den Kl&#228;gern gem&#228;&#223; &#167; 12 Abs. 1 Satz 1 GBO ohne weiteres zu.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Eine Erledigung der Hauptsache konnte daher nicht festgestellt werden, da die Klage von Anfang an unbegr&#252;ndet war.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Klage war daher abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 708 Nr. 11, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">T.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Richter am Amtsgericht</p>
315,014
olgk-1990-12-12-27-u-7290
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
27 U 72/90
1990-12-12T00:00:00
2019-03-13T14:44:02
2022-10-18T15:09:18
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1990:1212.27U72.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 4. April 1990 verk&#252;ndete Urteil der 20. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln - 20 O 348/89 - wird zur&#252;ckgewiesen. </p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt auch die Kosten des Berufungsrechtszuges. </p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger darf die Zwangsvollstreckung der Beklagten gegen Sicherheitsleistung zum Betrage von 7.300,-- DM abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet. </p> <p></p> <p>Beiden Parteien wird gestattet, Sicherheit auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank, Genossenschaftsbank oder Raiffeisenbank oder &#246;ffentlichen Sparkasse zu leisten. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte, die fr&#252;her als Firma T. firmierte, war von 1982 bis August 1987 die steuerliche Beraterin des Kl&#228;gers. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, damals noch ausschlie&#223;lich als Einzelkaufmann t&#228;tig, lie&#223; sich im April 1982 von dem fr&#252;heren Gesellschafter T. der Beklagten &#252;ber die Frage beraten, unter welcher Rechtsform er in Zukunft am sinnvollsten seine Gesch&#228;fte betreiben solle. Ob es dabei nur um die denkbar h&#246;chsten unmittelbaren Steuerersparnisse oder auch um weitere steuerrechtliche und gesellschaftsrechtliche Zielsetzungen ging, ist zwischen den Parteien streitig. Jedenfalls kam es im Dezember 1982 zur Gr&#252;ndung einer GmbH &amp; Co. KG, in der der Kl&#228;ger Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Komplement&#228;r-GmbH und einziger Kommanditist wurde. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, dessen Unternehmen entgegen anf&#228;nglichen Bef&#252;rchtungen fortlaufend Gewinn erwirtschaftete, nimmt die Beklagte auf Schadensersatz wegen angeblicher Falschberatung bei der Rechtsformwahl in Anspruch. Seine am 17. Juli 1989 eingereichte Teilklage, die der Beklagten am 26. Juli 1989 zugestellt wurde, bezog sich zun&#228;chst nur auf einen Teil der angeblichen Sch&#228;den aus dem Jahre 1983. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit am 3. Januar 1990 eingegangenem Schriftsatz, der Beklagten zugestellt am 8. Januar 1990, hat der Kl&#228;ger seine Klage auf den behaupteten Gesamtbetrag des Schadens aus dem Gesch&#228;ftsjahr 1983 sowie aus 1986 erstreckt. Er hat gemeint, da&#223; f&#252;r seine Belange eine GmbH die geeignetere Rechtsform gewesen w&#228;re. Hiernach - so hat der Kl&#228;ger behauptet - habe er den Steuerberater T. wiederholt gefragt, jedoch zur Antwort erhalten, da&#223; f&#252;r ihn die Rechtsform der GmbH &amp; Co. KG g&#252;nstiger sei. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat behauptet, da&#223; er aufgrund der Falschberatung des Steuerberaters T. im Jahre 1983 35.879,-- DM an Steuern zuviel bezahlt habe. 1986 habe sich der aufgrund falscher Rechtsformwahl &#252;berzahlte Steuerbetrag auf 44.064,-- DM belaufen. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt, </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">die Beklagte zu verurteilen, </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">1. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">an ihn Schadensersatz in H&#246;he von 35.879,-- DM f&#252;r das Jahr 1983 nebst 8,5% Zinsen seit dem 11. Januar 1989 zu zahlen, </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">2. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">an ihn Schadensersatz f&#252;r das Jahr 1986 in H&#246;he von 44.064,-- DM nebst 8,5% Zinsen seit dem 21. November 1989 zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt, </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">die Klage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Sie hat - bei einem Abweisungsantrag des Kl&#228;gers - </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">widerklagend beantragt, </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">festzustellen, da&#223; der Kl&#228;ger gegen sie keine weiteren Anspr&#252;che wegen falscher Beratung &#252;ber die Gesellschaftsform der Elektro-Industrie-Montagen V. habe, </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">ihr nachzulassen, Sicherheit auch durch eine selbstschuldnerische unbefristete B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse leisten zu d&#252;rfen. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat einen Beratungsfehler und einen dadurch hervorgerufenen Schaden bestritten. Dar&#252;ber hinaus hat sie sich auf Verj&#228;hrung berufen. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes im ersten Rechtszug wird auf den Tatbestand des angefochtenen Urteils (Bl. 86-91 d.A.) Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat mit am 4. April 1990 verk&#252;ndetem Urteil die Klage abgewiesen. Zur Begr&#252;ndung hat es im wesentlichen ausgef&#252;hrt, die geltend gemachten Anspr&#252;che seien gem&#228;&#223; &#167; 68 SteuerbG verj&#228;hrt. F&#252;r Anspr&#252;che aus der Periode 1983 gelte dies f&#252;r den sogenannten "Prim&#228;ranspruch" ebenso wie hinsichtlich des "Sekund&#228;ranspruchs", dem die Verj&#228;hrungseinrede seit Dezember 1988 entgegenstehe. F&#252;r Schadensersatzanspr&#252;che aus dem Zeitraum 1986 sei nach Eintritt der dreij&#228;hrigen Verj&#228;hrung gem&#228;&#223; &#167; 68 SteuerbG kein Sekund&#228;ranspruch entstanden, weil der Kl&#228;ger vor Ablauf der urspr&#252;nglichen Verj&#228;hrung anwaltlich beraten gewesen und seine Anspr&#252;che auch au&#223;erprozessual geltend gemacht habe. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">- Zugleich hat das Landgericht auf die Widerklage der Beklagten festgestellt, da&#223; der Kl&#228;ger keine weiteren Anspr&#252;che gegen die Beklagte wegen falscher Beratung &#252;ber die Gesellschaftsform der fr&#252;heren Firma Elektro-Industrie-Montagen V. hat. Zur Begr&#252;ndung hat das Landgericht ausgef&#252;hrt, da&#223; etwaige in Betracht kommende Schadensersatzanspr&#252;che aus den Jahren 1984, 1985 und 1987 ebenfalls verj&#228;hrt seien. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wegen der Begr&#252;ndung des landgerichtlichen Urteils im einzelnen wird auf dessen Entscheidungsgr&#252;nde (Bl. 91-102 d.A. ) verwiesen. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Gegen das ihm am 18. April 1990 zugestellte (Bl. 104 d.A.) Urteil des Landgerichts hat der Kl&#228;ger mit am 18. Mai 1990 gefertigtem und am selben Tag bei Gericht eingegangenem Schriftsatz (Bl. 105 d.A.) Berufung eingelegt. Diese hat er - nach Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist bis zum 19. September 1990 (Bl. 110 d.A.) - mit am 17. September 1990 eingegangenem Schriftsatz vom 30. August 1990 (Bl. 112 d.A. ) begr&#252;ndet. Unter Wiederholung und Vertiefung seines Vorbringens verfolgt er sein erstinstanzliches Schadensersatzbegehren weiter. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger tr&#228;gt vor, das Landgericht habe den Beginn der Verj&#228;hrungsfrist falsch beurteilt, weil zur Verm&#246;gensgef&#228;hrdung der jeweilige Schaden hinzukommen m&#252;sse. Auf die vorliegende Fallgestaltung seien im &#252;brigen die vom Bundesgerichtshof entwickelten Grunds&#228;tze zur Verj&#228;hrung von Regressanspr&#252;chen bei fehlerhafter Hilfe in Steuersachen, die bei einer Au&#223;enpr&#252;fung offenbar w&#252;rden, entsprechend anzuwenden. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Unter Wiederholung seiner Behauptung, da&#223; er den Zeugen T. in der Folgezeit nach Errichtung der GmbH &amp; Co. KG wiederholt darauf angesprochen habe, ob nicht eine GmbH g&#252;nstiger sei, meint der Kl&#228;ger, da&#223; mit jeder verneinenden - seiner Meinung nach falschen Antwort des Steuerberaters neue prim&#228;re Schadensersatzanspr&#252;che entstanden seien, und zwar bis in das Jahr 1987 hinein. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Unstreitig hat der Kl&#228;ger am 20. September 1990 einen Mahnbescheid gegen die Beklagte beantragt, mit dem er 114.543,-- DM nebst Zinsen als Schadensersatz wegen falscher Beratung f&#252;r die Jahre 1984, 1985 und 1987 fordert. Das Verfahren ist inzwischen beim Landgericht K&#246;ln unter der Gesch&#228;ftsnummer 20 O 491/90 LG K&#246;ln anh&#228;ngig. Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung wurde noch nicht bestimmt. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt, </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils nach seinen erstinstanzlichen Schlu&#223;antr&#228;gen zu Klage und Widerklage zu erkennen, </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">vorsorglich: ihm zu gestatten, Sicher- heitsleistung auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank, Genossenschaftsbank oder &#214;ffentlichen Sparkasse erbringen zu d&#252;rfen. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt, </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt das angefochtene Urteil und meint, </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">wenn es je eine zum Schadensersatz verpflichtende Handlung gegeben habe - was sie bestreite - dann k&#246;nne diese nur in einer Falschberatung als einem im Jahre 1982 abgeschlossenen Vorgang liegen. Bereits zu diesem Zeitpunkt seien die sp&#228;teren Schadensfolgen voraussehbar gewesen und habe die Verj&#228;hrung eines etwaigen Anspruchs begonnen. Die Rechtsgrunds&#228;tze im Zusammenhang mit der Fehlerentdeckung durch Au&#223;enpr&#252;fung k&#246;nne nicht angewendet werden. Vorliegend gehe es nicht um fehlerhafte Angaben oder Berechnung bei der steuerlichen Hilfe im Zusammenhang mit Gewerbesteuererkl&#228;rungen. Die Beklagte geht im &#252;brigen auf die Schadensberechnungen des Kl&#228;gers ein und behauptet, da&#223; die von ihm in Ansatz gebrachten Gesch&#228;ftsf&#252;hrerbez&#252;ge von 250.000,-- DM und mehr p.a. sowie die mit 5.000,-- DM kalkulierte Gesch&#228;ftsraummiete unrealistisch hoch seien und vom Finanzamt nicht anerkannt worden w&#228;ren. Es m&#252;sse auch bedacht werden, da&#223; beim Betriebe einer reinen GmbH eine h&#246;here Verm&#246;genssteuer anfalle, so da&#223; sich insgesamt nur eine geringf&#252;gige steuerliche Besserstellung der GmbH ergebe. </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den vorgetragenen Inhalt der von den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidunqsqr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die gem&#228;&#223; &#167;&#167; 511, 511 a ZPO statthafte und in rechter Form und Frist eingelegte und begr&#252;ndete Berufung (&#167;&#167; 516, 518, 519 ZPO) ist zul&#228;ssig. In der Sache hat sie keinen Erfolg und ist zur&#252;ckzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">1. </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Mit Recht hat das Landgericht die Klage abgewiesen, weil eventuelle Schadensersatzanspr&#252;che des Kl&#228;gers, die aus "zuviel gezahlten" Steuern f&#252;r die Gesch&#228;ftsjahre 1983 und 1986 resultieren k&#246;nnten, jedenfalls verj&#228;hrt sind. </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Zur Vermeidung von Wiederholungen nimmt der Senat gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO auf die sorgf&#228;ltig erarbeitete und ihrem Ergebnis nach &#252;berzeugende Urteilsbegr&#252;ndung des Landgerichts (S. 8-17 = Bl. 91-100 d.A.) Bezug und macht sie sich zu eigen. </p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick auf das Vorbringen der Berufung ist erg&#228;nzend das folgende zu bemerken: </p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">a) </p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat es mit Recht offen gelassen, ob dem Kl&#228;ger ein Schadensersatzanspruch wegen angeblich fehlerhafter Beratung hinsichtlich der f&#252;r ihn best geeigneten Unternehmensrechtsform zusteht. Erwachsen sein k&#246;nnte ein solcher Anspruch nur aus der positiven Verletzung des Beratungsvertrages, der - weil es sich nicht um die laufende Betreuung in Steuersachen handelte, sondern um eine konkrete Einzelleistung - im Gegensatz zur Auffassung des Landgerichts eher werkvertragsrechtliche Z&#252;ge aufweist (vgl. Palandt-Thomas, BGB, 49. Aufl., Einf&#252;hrung vor &#167; 631 Anm. 5 m.w.N. ). Diese T&#228;tigkeit war mit der Gr&#252;ndung der GmbH &amp; Co. KG im Dezember 1982 unstreitig abgeschlossen und ist grunds&#228;tzlich von der laufenden steuerlichen Hilfeleistung der Beklagten f&#252;r die Unternehmen des Kl&#228;gers zu trennen, die bis einschlie&#223;lich August 1987 angedauert hat. </p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">b) </p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Es kann bei dem hier geltend gemachten Schaden keinem Zweifel unterliegen, da&#223; ein Schadenersatzanspruch -unterstellt, da&#223; der Kl&#228;ger seine Pflichten aus dem Beratungsverh&#228;ltnis verletzt hat - Ende Dezember 1982 entstanden ist und da&#223; der Lauf der dreij&#228;hrigen Verj&#228;hrungsfrist gem&#228;&#223; &#167; 68 SteuerbG in diesem Zeitpunkt eingesetzt hat. Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs, der der Senat folgt, entsteht ein Regeressanspruch sowohl bei anwaltlichem Fehlverhalten im Sinne von &#167; 51 BRAO als auch grunds&#228;tzlich im Anwendungsbereich des &#167; 68 SteuerbG, wenn die zum Ersatz verpflichtende Handlung oder Unterlassung begangen worden ist und die Verm&#246;genslage des Mandanten, verglichen mit dem Zustand ohne das pflichtwidrige Verhalten, in der Weise schlechter geworden ist, da&#223; zumindest eine die Verj&#228;hrung unterbrechende Feststellungsklage erhoben werden kann (vgl. BGH NJW 1979, 1550 unter 2. ; BGH NJW 1982, 1288, 1289; BGH NJW 1985, 2250, 2252; BGH ZIP 1986, 309, 311). Nicht entscheidend ist, ob die Schadensentwicklung der H&#246;he nach abgeschlossen war und ggfs. - f&#252;r den Fall der Kenntnis von dem Schadenseintritt, die &#167; 68 SteuerbG gerade nicht voraussetzt, ob die Entstehung weiterer Sch&#228;den h&#228;tte verhindert werden k&#246;nnen (vgl. zum Parallelfall des &#167; 51 BRAO: BGH NJW 1985, 2250, 2252). Die Bedingungen f&#252;r den Schadenseintritt waren vorliegend Ende Dezember 1982 geschaffen, als n&#228;mlich feststand, da&#223; die Unternehmert&#228;tigkeit des Kl&#228;gers f&#252;r 1983 sowie f&#252;r die Folgejahre unter dem finanzrechtlichen Rahmen der "GmbH &amp; Co. KG" ablaufen w&#252;rde und sich etwaige Nachteile im Verh&#228;ltnis zur Besteuerung derselben T&#228;tigkeit unter dem Dach einer GmbH abzeichneten und beschreiben lie&#223;en. </p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Vergebens bem&#252;ht sich die Berufung darum, Gr&#252;nde f&#252;r die Anwendbarkeit der von der Rechtsprechung f&#252;r die Au&#223;enpr&#252;fung (Betriebspr&#252;fung) entwickelten Grunds&#228;tze darzutun. Beim Regress gegen Steuerberater ist die Anspruchsentstehung, mit der zugleich die Verj&#228;hrung zu laufen beginnt, nach den Umst&#228;nden des Einzelfalls und unter Ber&#252;cksichtigung der Besonderheiten zu bestimmen, die mit der &#252;blichen Abwicklung von Steueranspr&#252;chen - der Durchf&#252;hrung der Besteuerung &#252;berhaupt - verbunden sind (so BGH NJW 1979, 1550; BGH NJW 1982, 1532; BGH NJW 1985, 1964, 1965). </p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Bei der Au&#223;enpr&#252;fung, in deren Verlauf Fehler des Steuerberaters bei der Buchf&#252;hrung, der Aufstellung des Jahresabschlusses und der Zuordnung von Gewinn- und Verlustposten in den Steuererkl&#228;rungen aufgedeckt werden, ist weithin noch eine Berichtigung dieser Fehler m&#246;glich und entscheidet sich erst durch den "Akt des Finanzamts", ob sich diese zu Gunsten oder zu Ungunsten des Steuerpflichtigen auswirken (BGH NJW 1979, 1550; BGH NJW 1982, 1535; BGH NJW 1985, 1964, 1965; vgl. auch die entstehungsgeschichtlichen und eher rechtspolitischen Erw&#228;gungen in BGH NJW 1982, 1285, 1286). Das ist hier, wo die steuertechnisch richtige Leistungserbringung von Seiten der Beklagten als solche nicht in Frage steht, anders. Am Vorabend des Gesch&#228;ftsjahres 1983 waren die Voraussetzungen f&#252;r die Besteuerung nach den f&#252;r die GmbH &amp; Co. KG geltenden Regelungen geschaffen und waren die Unterschiede im Verh&#228;ltnis zu einer Veranlagung einer GmbH mit gleicher T&#228;tigkeit und gleichen Umsatzmerkmalen unverr&#252;ckbar angelegt. </p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Zur Klarstellung ist hinzuzuf&#252;gen, da&#223; es im Rahmen des &#167; 68 SteuerbG f&#252;r den Verj&#228;hrungsbeginn nur auf die Anspruchsentstehung und nicht auf die Beendigung des Mandatsverh&#228;ltnisses ankommt. Im Unterschied zu &#167; 51 BRAO enth&#228;lt jene Vorschrift die zweite Alternative und "Hilfsregel" nicht, weshalb auch die Auseinandersetzung in dem angefochtenen Urteil zwischen der (fr&#252;heren) Rechtsprechung des VI. Zivilsenats (BGH NJW 1984, 2204) und derjenigen des IX. Zivilsenats des Bundesgerichtshofs (BGH NJW 1985, 2250 und BGH NJW 1988, 265, 266) &#252;ber die Tragweite der Mandatsbeendigung f&#252;r den Verj&#228;hrungsbeginn f&#252;r die vorliegende Fallgestaltung unergiebig ist (vgl. auch BGH NJW 1982, 1285, 1286). </p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">c) </p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Vor diesem Hintergrund sind etwaige Schadenersatzanspr&#252;che des Kl&#228;gers aus einer falschen Beratung durch die Beklagte &#252;ber die richtige Rechtsformwahl jedenfalls verj&#228;hrt, soweit sie aus Besteuerungsunterschieden im Gesch&#228;ftsjahr 1983 herr&#252;hren sollen. Der Prim&#228;ranspruch w&#228;re Ende 1985, der sogenannte Sekund&#228;ranspruch wegen fehlenden Hinweises von Seiten der Beklagten oder der f&#252;r sie T&#228;tigen auf den entstandenen Schaden und den Lauf der Verj&#228;hrung des Prim&#228;ranspruchs, bevor diese sich vollendete, w&#228;re Ende 1988 verj&#228;hrt gewesen, also geraume Zeit vor der Klagezustellung an die Beklagte (26. Juli 1989/8. Januar 1990), die nur eine noch laufende Verj&#228;hrung h&#228;tte unterbrechen k&#246;nnen. </p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">3. </p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Verj&#228;hrt ist ein etwaiger Anspruch des Kl&#228;gers auch, soweit ein Schaden im Gesch&#228;ftsjahr 1986 entstanden sein soll. Wenn man - ungeachtet des grunds&#228;tzlich als Einheit zu betrachtenden Schadensersatzanspruchs, der durch die Falschberatung entstanden sein soll - ann&#228;hme, da&#223; der Steuerberater T. im Rahmen seiner nachfolgenden steuerlichen Betreuungsunternehmens von sich aus gehalten gewesen w&#228;re, die Richtigkeit seiner fr&#252;heren Empfehlung zu &#252;berpr&#252;fen und ggfs. zu einer Umwandlung zu raten (BGH NJW 1985, 1151, 1152), w&#228;re ein aus der Unterlassung neu entstandener selbst&#228;ndiger Anspruch ebenfalls verj&#228;hrt. Das Landgericht hat zutreffend dargelegt, da&#223; und warum die Verj&#228;hrung eines Prim&#228;ranspruchs Ende Dezember 1988 eingetreten w&#228;re. Zugunsten des Kl&#228;gers, der bereits mit Wirkung von Monat September 1987 einen steuerlichen Berater hatte und auf dessen Betreiben zur Umwandlung eines seiner Unternehmen geschritten ist und der im Dezember 1988 nach anwaltlicher Beratung und durch Anwaltsschreiben Regressanspr&#252;che angemeldet hat, ist daraufhin ein Sekund&#228;ranspruch nicht entstanden (vgl. BGH NJW 1982, 1288). Tats&#228;chliche Anhaltspunkte, die es treuwidrig erscheinen lassen k&#246;nnten, da&#223; die Beklagte sich auf den Verj&#228;hrungseintritt beruft (vgl. die Fallgruppen bei Palandt-Heinrichs, a.a.O. , &#220;berblick vor &#167; 194 Anm. 5 a) sind weder hier noch f&#252;r den eventuell auf das Jahr 1983 entfallenden Schadensanteil ersichtlich. </p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">4. </p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Widerklage zu Recht stattgegeben. </p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">a) </p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht beanstandet die Berufung die Fassung der Urteilsformel. Diese ist unter Hinzuziehung von Tatbestand und Entscheidungsgr&#252;nden auszulegen. Sie besagt vor diesem Hintergrund ohne weiteres, da&#223; auch f&#252;r die nicht von der Klage erfa&#223;ten Zeitr&#228;ume, n&#228;mlich die Jahre 1984, 1985 und 1987, Schadenersatzanspr&#252;che des Kl&#228;gers wegen der angeblich falschen Beratung der Beklagten hinsichtlich der f&#252;r den Kl&#228;ger best geeigneten Unternehmensrechtsform nicht bestehen. </p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">b) </p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die negative Feststellungswiderklage der Beklagten ist zul&#228;ssig geblieben, obgleich der Kl&#228;ger seine angeblichen Schadenersatzanspr&#252;che f&#252;r die genannten Zeitr&#228;ume inzwischen im Wege der Leistungsklage verfolgt. </p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Das Feststellungsinteresse f&#252;r die gegen&#252;ber der Leistungsklage grunds&#228;tzlich subsidi&#228;re negative Feststellungswiderklage entf&#228;llt erst mit dem Zeitpunkt, in dem der Kl&#228;ger seine Klage nicht mehr gem&#228;&#223; &#167; 269 Abs. 1 ZPO einseitig zur&#252;cknehmen und den ggfs. bestehenden Anspruch der beklagten Partei auf eine der Rechtskraft f&#228;hige Entscheidung dar&#252;ber, da&#223; der Kl&#228;ger kein Recht zu ihrer Inanspruchnahme hat, nicht mehr einseitig vereiteln kann (vgl. BGH NJW 1987, 2680, 2681 m.w.N.). In das Stadium, in dem die einseitige Klager&#252;cknahme nicht mehr m&#246;glich ist, ist die Leistungsklage des Kl&#228;gers noch nicht gelangt. Da f&#252;r den inzwischen an das Landgericht K&#246;ln verwiesenen, urspr&#252;nglich aus einem Mahnverfahren hervorgegangenen Rechtsstreit noch nicht einmal Termin bestimmt worden, die negative Feststellungsklage der Beklagten aber entscheidungsreif ist, geb&#252;hrt dieser auch unter dem Gesichtspunkt der Proze&#223;&#246;konomie der Vorrang. Die Feststellungswiderklage ist also nach wie vor zul&#228;ssig. </p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">c) </p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Sie ist auch begr&#252;ndet. Schadenersatzanspr&#252;che des Kl&#228;gers aus dem hier in Rede stehenden Sachverhalt w&#228;ren n&#228;mlich s&#228;mtlich verj&#228;hrt. </p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Unter der Voraussetzung, da&#223; der Steuerberater T. im Rahmen der laufenden Hilfe in Steuersachen eine Hinweispflicht auf die (angeblich) g&#252;nstigere und den erkl&#228;rten Interessen des Kl&#228;gers besser entsprechende Rechtsform der GmbH gehabt h&#228;tte, w&#228;re eine entsprechende &#196;u&#223;erung, um den Schaden aus dem Gesch&#228;ftsjahr 1984 zu vermeiden, sp&#228;testens im Dezember 1983 erforderlich gewesen, n&#228;mlich solange die Umwandlung des Unternehmens noch h&#228;tte vollzogen werden k&#246;nnen. Der Prim&#228;ranspruch w&#228;re im Dezember 1986, ein etwaiger Sekund&#228;ranspruch im Dezember 1989 verj&#228;hrt. Verj&#228;hrungsunterbrechende Ma&#223;nahmen hat die Kl&#228;gerin erst mit dem Mahnantrag vom 20. September 1990 eingeleitet, - zu sp&#228;t. </p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das Gesch&#228;ftsjahr 1985 w&#228;re die Prim&#228;rverj&#228;hrung nach den obigen Grunds&#228;tzen im Dezember 1987 vollendet gewesen. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Kl&#228;ger, der der Beklagten das Steuerberatungsmandat mit Wirkung von Ende August 1987 entzogen hatte (Bl. 53, 117, 144 d.A.) anderweitig von dem Steuerberater C. betreut, der auch die Umwandlung der GmbH &amp; Co. KG in eine GmbH veranla&#223;t hat. War der Kl&#228;ger &#252;ber den eventuellen Schadensersatzanspruch und dessen Verj&#228;hrung noch zur Zeit des Bestehens des Prim&#228;ranspruchs sachkundig beraten, so konnte ein Sekund&#228;ranspruch nicht entstehen. Das ist f&#252;r die Beratung durch einen Rechtsanwalt h&#246;chstrichterlich entschieden worden (BGH NW 1982, 1288; BGH NJW 1985 , 1151, 1152) , mu&#223; aber in gleichem Ma&#223;e gelten, wenn ein auf diesem Gebiet ebenso sachkundiger Steuerberater die Betreuung des Anspruchstellers &#252;bernimmt (so auch OLG Hamm, Die Steuerberatung 1986, 301 und OLG Celle, Urteil vom 19.04.1989 - 3 U 157/88 -, BI. 41 ff. AnlH). Entsprechendes gilt f&#252;r eine etwa im Dezember 1986 vers&#228;umte Aufkl&#228;rungspflicht &#252;ber die entstehenden Sch&#228;den in der Periode 1987, f&#252;r die die Verj&#228;hrung im Dezember 1989 eintrat. Hier war zudem der Kl&#228;ger gegen Ende der Verj&#228;hrungsfrist anwaltlich vertreten und meldete Regressanspr&#252;che wegen der angeblichen Falschberatung durch den f&#252;r die Beklagte t&#228;tig gewesenen Steuerberater T. an. Die Zustellung </p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">des Mahnbescheids im September 1990 vermochte die Verj&#228;hrung nicht mehr zu unterbrechen, weil sie bereits abgelaufen war. </p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung hinsichtlich der Berufung, die nach alledem keinen Erfolg haben konnte, beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Der Ausspruch &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit und die Sicherheitsleistung wird auf &#167; 708 Nr. 10, &#167; 711 und &#167; 108 ZPO gest&#252;tzt. </p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r die Berufungsinstanz, zugleich Beschwer des Kl&#228;gers: 194.486,-- DM (entsprechend dem Streitwert der Klage von 79.943,-- DM und dem Streitwert der Widerklage von 114.543,-- DM).</p>
315,015
olgk-1990-12-12-2-w-20190
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 W 201/90
1990-12-12T00:00:00
2019-03-13T14:44:04
2022-10-18T15:09:16
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1990:1212.2W201.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die weitere sofortige Beschwerde der Schuldnerin gegen den Beschlu&#223; des Land&#173;gerichts K&#246;ln vom 23. Oktober 1990 (6 T 205/9o) wird auf ihre Kosten zur&#252;ckge&#173;wiesen</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat durch Beschlu&#223; vom 6. 9. 1990 die Erinnerung der Schuldnerin gegen ein vorl&#228;ufiges Zahlungsverbot gem&#228;&#223; &#167; 845 ZPO betreffend Forderungen und Anspr&#252;che der Schuldnerin gegen&#173;&#252;ber der E. AG im S. als Drittschuldnerin als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckgewiesen. Die Gl&#228;ubigerin hatte das vorl&#228;u&#173;fige Zahlungsverbot am 15. 8. 1990 der Drittschuldnerin zustellen lassen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Auf Antrag der Gl&#228;ubigerin hat das Amtsgericht dann am 24. 8. 1990 einen Pf&#228;ndungsbeschlu&#223; betreffend der Anspr&#252;che gegen die E. im Wege der Sicherungsvollstreckung gem&#228;&#223; &#167; 720 a ZPO. erlassen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die gegen den Beschlu&#223; des Amtsgerichts vom 6.September 1990 gerichtete Beschwerde hat das Landgericht durch den angefochte&#173;nen Beschlu&#223; als unzul&#228;ssig verworfen. Der Beschwerde fehle das Rechtsschutzinteresse, da ein inzwischen ein Pf&#228;ndungsbe&#173;schlu&#223; gem&#228;&#223; &#167; 720 a ZPO ergangen sei, gegen den mit der Erinnerung vorgegangen werden k&#246;nne. Nur ausnahmsweise habe die Schuldnerin nach Erla&#223; des Pf&#228;ndungsbeschlusses noch ein Rechts&#173;schutzinteresse daf&#252;r, die Vorpf&#228;ndung anzugreifen, n&#228;mlich wenn sie ein Interesse am Wegfall der rangwahrenden Vorpf&#228;ndung habe.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Entscheidung richtet sich die sofortige weitere Beschwerde des Gl&#228;ubigers, mit der er u.a. geltend macht, ein Rechtsschutzinteresse ergebe sich schon daraus, da&#223; er mit Verfahrenskosten f&#252;r die Vorpf&#228;ndung belastet sei. Im &#252;brigen sei eine wirksame Sicherungsvollstreckung nicht erfolgt, jedenfalls habe ihm das Landgericht gem&#228;&#223; &#167; 139 ZPO Gelegen&#173;heit geben m&#252;ssen, das Beschwerdeverfahren in der Hauptsache f&#252;r erledigt zu erkl&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die weitere Beschwerde ist gem&#228;&#223; &#167; 588 Abs. 2 ZPO statt&#173;haft, weil in der Verwerfung der Beschwerde als unzul&#228;ssig ein neuer selbst&#228;ndiger Beschwerdegrund liegt (vgl. Thomas/ Putzo, 16. Aufl., &#167; 568 Rdn. 3 b). Sie ist auch ansonsten zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sie ist jedoch in der Sache unbegr&#252;ndet, da das Landgericht die Beschwerde mit Recht als unzul&#228;ssig verworfen hat. Soll&#173;te die Pf&#228;ndung der Forderungen nicht innerhalb der 3-Wochen&#173;frist des &#167; 845 Abs. 2 ZPO erfolgt sein, entf&#228;llt das Rechts&#173;schutzinteresse f&#252;r die Erinnerung und auch f&#252;r die Beschwer&#173;de, weil die Benachrichtigung dann ihre Wirkung verloren hat (vgl. Z&#246;ller/St&#246;ber, 18. Aufl., &#167; 845 Rdn. 8 m.w.N.).Wenn die Pf&#228;ndung dagegen rechtzeitig und ordnungsm&#228;&#223; bewirkt worden ist (dabei kann es sich auch um eine Sicherungs&#173;pf&#228;ndung handeln - vgl. BGHZ 93, 71) - ist eine Erinnerung nur noch gegen den Pf&#228;ndungsbeschlu&#223; zul&#228;ssig (vgl. Zoller/ St&#246;ber, a.a.O.). Etwas anderes gilt ausnahmsweise nur dann, wenn die Schuldnerin ein Interesse am Wegfall der rangwahrenden Vorpf&#228;ndung vortr&#228;gt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Ein Rechtsschutzinteresse l&#228;&#223;t sich dagegen nicht damit be&#173;gr&#252;nden, da&#223; durch die Vorpf&#228;ndung Kosten entstanden seien. Dabei kann dahinstehen, ob hier durch die Vorpf&#228;ndung &#252;ber&#173;haupt zus&#228;tzliche Kosten entstanden sind und ob einer etwaigen Kostenbelastung im Kostenfestsetzungsverfahren entgegenge&#173;halten werden k&#246;nnte, diese Kosten seien zur zweckentsprechen&#173;den Rechtsverfolgung nicht erforderlich gewesen. Aus dem Rechtsgedanken des &#167; 92 ZPO ergibt sich n&#228;mlich, da&#223; eine Anfechtung der Entscheidung &#252;ber den Kostenpunkt unzul&#228;ssig ist, wenn nicht gegen die Entscheidung in der Hauptsache ein Rechtsmittel eingelegt wird. Daraus folgt, da&#223; in den F&#228;llen, in denen ein Rechtsschutzbed&#252;rfnis f&#252;r ein Hauptsacherechts&#173;mittel zu verneinen ist, dieses Rechtsschutzbed&#252;rfnis nicht aus der blo&#223;en Kostenbelastung hergeleitet werden kann (vgl. zu &#228;hnlicher Sachlage bei Fehlen sonstiger Zul&#228;ssigkeitsvoraussetzungen des Rechtsmittels Z&#246;ller/Schneider/Herget, 16.Aufl., &#167; 99 ZPO, Rn. 2 m.w.N.). Die Entscheidung des Landgerichts ist auch nicht deshalb fehlerhaft, weil es das Landgericht vers&#228;umt h&#228;tte, gem&#228;&#223; &#167; 139 ZPO auf die M&#246;glichkeit einer Hauptsacheerledigungser&#173;kl&#228;rung im Beschwerdeverfahren hinzuweisen. Eine solche Hin&#173;weispflicht bestand schon deshalb nicht, weil zum Zeitpunkt der Einlegung der sofortigen Beschwerde am 27. 9. 1990 die Sicherungsvollstreckung gem&#228;&#223; &#167; 720 a ZPO bereits erfolgt war, so da&#223; ein erledigendes Ereignis w&#228;hrend des Beschwerdever&#173;fahrens nicht eingetreten ist.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Da sich Erinnerung und Beschwerde nicht gegen den im Rahmen der Sicherungsvollstreckung ergangenen Pf&#228;ndungsbeschlu&#223; vom 24. 8. 1090 richten, sondern ausdr&#252;cklich gegen die Vor&#173;pf&#228;ndung vom 15. 0. 1990, war im Rahmen dieses Verfahrens nicht zu &#252;berpr&#252;fen, ob die Voraussetzungen f&#252;r die Sicherungs&#173;vollstreckung gem&#228;&#223; &#167; 720 a ZPO erf&#252;llt waren.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Dia Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Beschwerdewert: 12.509,23 DM.</p>
315,016
ag-neuss-1990-12-11-32-c-37490
{ "id": 713, "name": "Amtsgericht Neuss", "slug": "ag-neuss", "city": 473, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
32 C 374/90
1990-12-11T00:00:00
2019-03-13T14:44:05
2022-10-18T15:09:17
Urteil
ECLI:DE:AGNE:1990:1211.32C374.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Unter Aufhebung des Vollstreckungsbescheides des Amtsgerichts E vom 02.08.1990 - Gesch&#228;ftsnummer 14 B #####/####- wird die Klage abgewie-sen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits hat der Kl&#228;ger zu tragen.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger kann die Zwangsvollstreckung der Beklagten durch Sicherheitslei-stung in H&#246;he von 500,00 DM abwenden, sofern nicht die Beklagte zuvor in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger und seine Ehefrau sind Mieter einer Wohnung im Hause .....T-Stra&#223;e in E. Die Beklagte, eine Maklerfirma, vermittelte dem Kl&#228;ger und seiner Ehefrau im Juni 1989 diese Wohnung. Der Kl&#228;ger zahlte eine Maklerprovision in H&#246;he von 2.508,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In einer Nebenkostenabrechnung vom 21.03.1990 stellte der Vermieter dem Kl&#228;ger und seiner Ehefrau einen anteiligen Betrag f&#252;r die Position "Hausmeister" in Rechnung. Die Hausmeistert&#228;tigkeit wurde von der Beklagten, bzw. von Herrn D ausweislich der Abrechnung im Jahre 1989 ausge&#252;bt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, der auch aus abgetretenem Recht seiner Ehefrau klagt, tr&#228;gt vor:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Anl&#228;sslich der Wohnungsbesichtigung habe Herr D, der f&#252;r die Beklagte aufgetreten sei, erkl&#228;rt, er sei f&#252;r alles im Hause zust&#228;ndig und man wende sich am besten direkt an ihn, wenn etwas im Hause zu beanstanden oder zu regeln sei. Er sei praktisch die rechte Hand des Vermieters.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist der Auffassung, dass die Beklagte unter Versto&#223; gegen &#167; 2 Abs. 2 Ziffer 2 Wohnungsvermittlungsgesetz ohne Rechtsgrund die Maklerprovision erhalten habe, da sie Aufgaben und Funktion eines Hausverwalters aus&#252;be.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Unter dem 02.08.1990 hat das Amtsgericht E - Gesch&#228;ftsf&#252;hrer 14 B #####/####- einen Vollstreckungsbescheid &#252;ber eine Hauptforderung von 2.508,00 DM nebst 5 % Zinsen seit dem 07.06.1989, zuz&#252;glich 50,00 DM vorgerichtliche Kosten erlassen. Gegen diesen Vollstreckungsbescheid hat die Beklagte Einspruch eingelegt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt nunmehr,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"> den Vollstreckungsbescheid aufrechtzuerhalten.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"> unter Aufhebung des Vollstreckungsbescheides die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Sie wendet ein, lediglich Hausmeisterfunktion auszu&#252;ben.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wegen aller sonstigen Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Vollstreckungsbescheid war aufzuheben, da die Klage unbegr&#252;ndet ist.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht weder aus eigenem noch abgetretenem Recht ein Anspruch aus &#167; 812 BGB auf R&#252;ckerstattung der geleisteten Maklerprovision zu. Denn es kann nicht davon ausgegangen werden, diese Provision h&#228;tten der Kl&#228;ger und seine Ehefrau ohne Rechtsgrund gezahlt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Eine Zahlung ohne Rechtsgrund w&#228;re nach der Sachlage allenfalls dann zu bejahen, wenn die Voraussetzungen des &#167; 2 Abs. 2 Ziffer 2 Wohnungsvermittlungsgesetz vorl&#228;gen. Denn hiernach steht dem Wohnungsvermittler ein Anspruch auf Provision dann nicht zu, wenn der Mietvertrag &#252;ber Wohnr&#228;ume abgeschlossen wird, deren Eigent&#252;mer, Verwalter oder Vermieter der Wohnungsvermittler ist. Die hier allenfalls n&#228;her in Betracht zu ziehende Funktion des Hausverwalters hat der Kl&#228;ger aber nicht zureichend dargelegt.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Hausmeister und Hausverwalter nehmen auch nach der Verkehrsanschauung verschiedene Aufgabenbereiche wahr. Zum Wirkungsbereich eines Hausmeisters sind vorwiegend die Ausf&#252;hrung k&#246;rperlicher Arbeiten (z. B. Hausreinigung, Ausf&#252;hrung kleinerer Reparaturen, Gartenpflege) zu rechnen, w&#228;hrend der Hausverwalter Verwaltungsaufgaben wahrnimmt, die zur ordnungsgem&#228;ssen Bewirtschaftung des Hauses erforderlich sind (z. B. Abschluss und K&#252;ndigung von Vertr&#228;gen, Mieteinzug, Abschluss von Versicherungen oder sonstigen Vertr&#228;gen). Von diesen grunds&#228;tzlich unterschiedlichen T&#228;tigkeitsbereichen her kann bereits nach dem Sachvortrag des Kl&#228;gers, auch wenn man diesen als zutreffend unterstellt, nicht davon ausgegangen werden, die Beklagte bet&#228;tige sich als Hausverwalter. Insofern ist ohnehin schon fraglich, ob die Beklagte selbst oder Herr D diese T&#228;tigkeit aus&#252;bt; der Inhalt der vorgelegten Nebenkostenabrechnung spricht eher f&#252;r die letztere Alternative. Abgesehen davon kann allerdings die Erkl&#228;rung des Herrn D, er sei f&#252;r alles im Haus zust&#228;ndig und man wende sich am besten direkt an ihn, wenn etwas im Haus zu beanstanden oder zu regeln sei, nicht von vornherein dahin ausgelegt werden, er oder die Beklagte f&#252;hre auch Verwaltungst&#228;tigkeiten aus. Diese Erkl&#228;rung des Herrn D kann n&#228;mlich ohne weiteres bei objektiver Betrachtungsweise auch nur dahin verstanden werden, dass er die tats&#228;chlich anfallenden, im wesentlichen k&#246;rperlichen T&#228;tigkeiten innerhalb des Hauses aus&#252;be und man sich insoweit unmittelbar an ihn wenden k&#246;nne. Daraus folgt, dass die Erkl&#228;rung auch ohne weiteres dahin aufgefasst werden kann, hiermit seien die eigentlichen Hausmeisterfunktionen gemeint. Nichts anderes ergibt sich auch aus dem Schreiben der Beklagten vom 30.04.1990. Im &#252;brigen hat der Kl&#228;ger aber keine konkreten Umst&#228;nde und Gesichtspunkte daf&#252;r vorgebracht, aus denen R&#252;ckschl&#252;sse auf eine T&#228;tigkeit der Beklagten auch als Hausverwalterin gezogen werden k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen ist festzustellen, dass die T&#228;tigkeit eines Hausmeisters nicht unter &#167; 2 Abs. 2 Ziffer 2 Wohnungsvermittlungsgesetz f&#228;llt. Denn das Wohnungsvermittlungsgesetz verfolgt zum einen den Zweck, Wohnungssuchende vor unberechtigten wirtschaftlichen Belastungen zu sch&#252;tzen, die sich h&#228;ufig aus missbr&#228;uchlichen Vertragsgestaltungen ergeben (vgl. Breiholt in NJW 1988, 398). Dass die Beklagte insoweit im Rahmen ihrer Maklert&#228;tigkeit und sonstigen T&#228;tigkeiten f&#252;r den Vermieter hierauf Einfluss h&#228;tte, ist nicht dargelegt. Weiterhin verfolgt das Gesetz auch den Zweck, zu verhindern, dass ein Wohnungsvermittler Entgelte auch in solchen F&#228;llen fordert, in denen eine echte Vermittlert&#228;tigkeit nicht vorliegt. Insofern kann zwar nicht &#252;bersehen werden, dass durch die gleichzeitige vertragliche Beziehung der Beklagten zu dem Vermieter aus entgeltlicher Hausmeistert&#228;tigkeit eine v&#246;llige Unabh&#228;ngigkeit im Rahmen der Maklert&#228;tigkeit Bedenken begegnen kann. Andererseits kann in der blo&#223;en Aus&#252;bung von Hausmeisterfunktionen gegen eine Verg&#252;tung nicht ohne weiteres eine derart enge wirtschaftliche Verflechtung gesehen werden , dass deshalb ein Hausmeister mit dem Begriff des Hausverwalters im Sinne des &#167; 2 Wohnungsvermittlungsgesetz gleichzusetzen sei. Denn aus den oben n&#228;her angegebenen unterschiedlichen Aufgabenbereichen folgt, dass letztlich nur ein Hausverwalter unmittelbaren Einfluss auf die wirtschaftlichen und auch rechtlichen Belange des verwalteten Objektes hat.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 91, 708 Ziffer 11, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Richter am Amtsgericht</p>
315,017
olgham-1990-12-10-23-u-4190
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
23 U 41/90
1990-12-10T00:00:00
2019-03-13T14:44:07
2022-10-18T15:09:17
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1990:1210.23U41.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird unter Zur&#252;ckweisung des Rechtsmittels im &#252;brigen das am 4. Mai 1990 verk&#252;ndete Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts Arnsberg abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 10.552,95 DM zu zahlen.</p> <p>Die weitergehende Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten der 1. Instanz tragen der Kl&#228;ger zu 15 % und die Beklagte zu 85 %.</p> <p></p> <p>Von den Kosten der Berufungsinstanz werden 81 % der Beklagten und 19 % dem Kl&#228;ger auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger ist H&#246;he von 2.447,05 DM beschwert, die Beklagte ist es in H&#246;he von 10.552,95 DM.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig, aber nur teilweise begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat gegen die Beklagte einen Anspruch auf Schadensersatz in H&#246;he von 10.552,95 DM aus &#167; 635 BGB.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zwischen den Parteien ist ein Werkvertrag &#252;ber die Errichtung eines Kachelofens durch die Beklagte geschlossen worden. Nach dem von der Beklagten insoweit nicht angegriffenen landgerichtlichen Urteil war ihr Vertragspartner allein der Kl&#228;ger. Zwar hatte die Beklagte ihr Angebot vom 10.12.1984 auch an die Ehefrau des Kl&#228;gers gerichtet. Dieses Angebot ist jedoch lediglich von dem Kl&#228;ger durch dessen Unterschrift angenommen worden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;che des Kl&#228;gers ergeben sich aus den &#167;&#167; 633 f. BGB.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Zwar enthalten die allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen (AGB) der Beklagten unter Ziff. VII von der gesetzlichen Regelung abweichende Bestimmungen zurGew&#228;hrleistung. Die allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen der Beklagten sind jedoch gem&#228;&#223; &#167; 2<b> </b>Abs. 1 AGBG nicht zum Vertragsinahlt geworden. In dem Angebot selbst findet sich kein ausdr&#252;cklicher Hinweis darauf, da&#223; die allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen Teil des Angebots der Beklagten sein sollten. Wohl waren die allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen auf der R&#252;ckseite des Angebotsschreibens abgedruckt. Allein dieser Abdruck auf der R&#252;ckseite ist jedoch nicht geeignet, die allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen zum Bestandteil eines Vertrages werden<b> </b>zu lassen (vgl. Palandt-Heinrichs, BGB, 49. Auflage, &#167; 2 AGBG Anm. 2 a). &#167; 2 Abs. 1 Nr. 1 AGBG verlangt vielmehr einen ausdr&#252;cklichen Hinweis. Im &#252;brigen ist die hier entscheidende Bestimmung der allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen der Beklagten jedoch auch gem&#228;&#223; &#167; 11 Nr. 10 b AGBG unwirksam. Denn danach soll dem Besteller lediglich ein Recht auf Nachbesserung zustehen. Ihm wird nicht ausdr&#252;cklich das Recht vorbehalten, bei Fehlschlagen der Nachbesserung einen Minderungs- oder Wandlungsanspruch geltend zu machen. Im Gegenteil hei&#223;t es in der Bestimmung, da&#223; der Anspruch auf Wandlung, Minderung und Schadensersatz ausdr&#252;cklich ausgeschlossen wird.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Sind danach die gesetzlichen Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;che nicht wirksam durch Ziff. VII AGB modifiziert worden, so sind die Bestimmungen des &#167; 13<b> </b>Nr. 5 - 7 VOB/B ebensowenig anwendbar. Auch die Geltung der VOB/B ist nicht wirksam vereinbart worden. Dies ergibt sich schon daraus, da&#223; die allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen, in deren Ziff. II auf die Geltung der VOB/B verwiesen wird, nicht Vertragsbestandteil geworden sind. Im &#252;brigen w&#228;re aber selbst bei Geltung der allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen die VOB/B nicht wirksam gem&#228;&#223; &#167; 2 AGBG in der Vertrag einbezogen worden. Denn auch bei der VOB/B handelt es sich um allgemeine Gesch&#228;ftsbedingungen. Die Beklagte h&#228;tte der Kl&#228;ger deshalb gem&#228;&#223; &#167; 2 Abs. 1 Nr. 2 ABGB die M&#246;glichkeit verschaffen m&#252;ssen, in zumutbarer Weise vom Inhalt der VOB/B Kenntnis zu nehmen (vgl. OLG Hamm NJW RR 88, 1366; BGH NJW 90, 715). F&#252;r die wirksame Einbeziehung in einen Vertrag mit einem Privatmann, der nicht durch einen Architekten vertreten wird, ist zu diesem Zwecke zumindest ein deutlicher Hinweis erforderlich, da&#223; der Text der VOB/B auf Anforderung unentgeltlich zur Verf&#252;gung gestellt wird (vgl. Werner-Pastor, Der Bauproze&#223;, 6. Auflage, Rdnr. 875). Ein derartiger Hinweis wird in Ziff. II AGB nicht erteilt. Schlie&#223;lich w&#228;re die VOB/B nicht vollst&#228;ndig, sondern nur mit Ab&#228;nderungen durch die AGB der Beklagten in diesen vereinbart worden, was ebenfalls einer Wirksamkeit entgegensteht (vgl. BGH MDR 1983, 393; BGH BauR 1990, 81 und 207).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der von der Beklagten errichtete Kachelofen weist M&#228;ngel auf. Dabei kommt es nicht darauf an, ob der Ofen entsprechend der neuerdings aufgestellten und bestrittenen Behauptung der Beklagten in erster Linie zur Beheizung der Diele dienen sollte. Denn selbst nach dem von der Beklagten vorgelegten Privatgutachten des Sachverst&#228;ndigen X ist davon auszugehen, da&#223; der Kachelofen in der Lage sein mu&#223;, die angeschlossenen R&#228;ume bei Temperaturen bis zur Frostgrenze auf bis zu 20o C Raumtemperatur zu erw&#228;rmen. Dies ist mit dem von der Beklagten gebauten Kachelofen jedoch nicht m&#246;glich, weil er - wie der Sachverst&#228;ndige A anl&#228;&#223;lich der m&#252;ndlichen Erl&#228;uterung seines Gutachtens erkl&#228;rt hat &#8212; nicht entsprechend den Fachregeln aufgebaut worden ist. Zu diesem Ergebnis gelangt im &#252;brigen nicht nur der Sachverst&#228;ndige A. Die M&#228;ngel sind vielmehr bereits von dem im Beweissicherungsverfahren t&#228;tigen Sachverst&#228;ndigen I in dessen Gutachten festgehalten worden. Letztlich werden die wesentlichen M&#228;ngel im Grunde auch in dem von der Beklagten vorgelegten Privatgutachten des Sachverst&#228;ndigen X best&#228;tigt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Ein wesentlicher Mangel des Ofens besteht nach den Gutachten der Sachverst&#228;ndigen I und A darin, da&#223; die Beklagte den Ofen in den drei R&#228;umlichkeiten -<b> </b>n&#228;mlich in der Diele, dem E&#223;zimmer und dem Wohnzirnmer - in unterschiedlichen H&#246;hen errichtet hat, so da&#223; sich auch die Luftgitter, durch die die Konvektionsw&#228;rme in die R&#228;ume abgegeben wird, in unterschiedlichen H&#246;hen befinden. Ein weiterer Mangel besteht darin, da&#223; die Beklagte die in den Fachregeln vorgesehenen Abst&#228;nde der Kachelverkleidung zu dem Heizeinsatz und den Heizgasz&#252;gen nicht eingehalten hat. Insbesondere ist der Abstand der Kachelverkleidung zu dem Heizeinsatz zu gering, so da&#223; die W&#228;rme nicht optimal an die umgebende Luftschicht abgegeben werden kann. Dies wird auch von dem Sachverst&#228;ndigen Q best&#228;tigt, der zwar aufgrund seiner Berechnungen zu dem Ergebnis gelangt, der freie Heizkammerquerschnitt sei zur Beheizung der R&#228;ume ausreichend bemessen, alsdann aber ausf&#252;hrt, da&#223; unter str&#246;mungstechnischen Gesichtspunkten ein gr&#246;&#223;erer Abstand erforderlich sei. Da&#223; der Kachelofen den an ihn zu stellenden Anforderungen im Wohnzimmer nicht gerecht wird, liegt wesentlich daran, da&#223; der Wanddurchbruch von der Diele zum Wohnzimmer, durch den die Konvektionsw&#228;rrne vom Heizeinsatz zum Wohnzimmer gelangen mu&#223;, nicht ausreichend dimensioniert ist. Auch dieser Mangel ist vom Sachverst&#228;ndigen Q in seinem Gutachten best&#228;tigt worden. Die ausreichende W&#228;rmeversorgung f&#252;r das Wohnzimmer war zwar nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen A von Anfang an ein kritischer Punkt, der bei dem jetzt vorhandenen Aufbau der Kachelverkleidung nicht zufriedenstellend gel&#246;st werden konnte. Dies vermag die Beklagte jedoch nicht zu entlasten, da sie als Fachunternehmen den Kl&#228;ger als Laien auf die sich ergebenden Probleme h&#228;tte hinweisen m&#252;ssen. Nur eine in Kenntnis der Probleme getroffene Entscheidung des Kl&#228;gers, den Ofen dennoch so wie geschehen zu bauen, lie&#223;e eine Haftung der Beklagten f&#252;r den Mangel entfallen. Da&#223; derartige Hinweise von seiten der Beklagten erteilt worden w&#228;ren, ist nicht ersichtlich und wird von ihr auch nicht behauptet.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Angesichts der im wesentlichen &#252;bereinstimmenden Ausf&#252;hrungen der Sachverst&#228;ndigen bestand f&#252;r den Senat keinerlei Veranlassung, entsprechend dem Antrag der Beklagten noch ein weiteres Gutachten zu der Frage der Mangelhaftigkeit des Ofens einzuholen. Eine Pflicht zur Einholung eines weiteren Gutachtens besteht nur in Ausnahmef&#228;llen, n&#228;mlich bei besonders schwierigen Fragen, bei groben M&#228;ngeln der vorhandenen Gutachten und dann, wenn ein neuer Gutachter &#252;ber &#252;berlegene Forschungsmittel verf&#252;gt (vgl. BGH VersR 80, 533; VersR 81, 752). Keiner dieser Ausnahmef&#228;lle liegt hier vor. Insbesondere ist nicht ersichtlich, da&#223; die Gutachten der Sachverst&#228;ndigenI und A grobe M&#228;ngel aufwiesen. Grobe M&#228;ngel der beiden Gutachten ergeben sich auch nicht aus dem vorgelegten Privatgutachten des Sachverst&#228;ndigen Q . Zwar beanstandet dieser Sachverst&#228;ndige, da&#223; die Sachverst&#228;ndigen I und A den W&#228;rmebedarf f&#252;r die Beheizung der drei R&#228;umlichkeiten nicht konkret berechnet und deshalb den erforderlichen freien Heizkammerquerschnitt nach seiner Ansicht zu hoch angesetzt haben. Schon der Ansatz des Sachverst&#228;ndigen Q ist nach den zu beachtenden Richtlinien f&#252;r den Kachelofenbau - Ausgabe 1984 -,<b> </b>die von den beiden Sachverst&#228;ndigen I und A mit Recht zugrunde gelegt worden sind, nicht zutreffend. Denn der W&#228;rmebedarf ist lediglich f&#252;r die Wahl des Heizeinsatzes entscheidend, der hier jedoch schon vorgegeben war, w&#228;hrend der freie Heizkammerquerschnitt in Abh&#228;ngigkeit von der Nennw&#228;rmeleistung des Heizeinsatzes und der Heizgasz&#252;ge zu ermitteln ist. Je Kilowatt Nennw&#228;rmeleistung ist, wie auch der Privatgutachter Q herausgestellt hat, ein freier Heizkammerquerschnitt von 190 bis 250 cm2 zugrunde zu legen. Wird dieser Querschnitt nicht eingehalten, so ist dies - wie der Sachverst&#228;ndige A anl&#228;&#223;lich der Erl&#228;uterung seines Gutachtens ohne weiteres nachvollziehbar dargelegt hat - nachteilig f&#252;r die angrenzenden W&#228;nde und den Heizeinsatz, da sie zu stark aufgeheizt werden und einer erh&#246;hten Abnutzung unterliegen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Nach dem &#252;berzeugenden Gutachten des Sachverst&#228;ndigen T hat die Beklagte den Kachelofen letztlich auch nicht fachgerecht an den Schornstein angeschlossen. Ein dichter Anschlu&#223;, der ein Austreten von Rauchgasen au&#223;erhalb des Schornsteins verhindert, ist danach nur gew&#228;hrleistet, wenn ein Formstein oder ein Rohrfutter verwendet wird, was hier von seiten der Beklagten unstreitig nicht geschehen ist. Wie der Sachverst&#228;ndige anl&#228;&#223;lich seiner Ortsbesichtigung durch Abtasten festgestellt hat, ist der von der Beklagten hergestellte Anschlu&#223; des Rauchrohrs an die innere Schale des dreischaligen Schornsteins unsauber und nicht richtig abgedichtet. Wie die Beklagte einr&#228;umt, hat sie die erforderliche &#214;ffnung teilweise mit einem Schrifthauermei&#223;el gestemmt. Dementsprechend hat der Sachverst&#228;ndige feststellen k&#246;nnen, da&#223; der Rand der &#214;ffnung rauh war und Spitzen aufwies. Die Stemmarbeiten und die fehlende Abdichtung hatten zur Folge, da&#223; nach den Feststellungen des Sachverst&#228;ndigen ein Teil der Isolierung zwischen der inneren und der &#228;u&#223;eren Schale des Schornsteins oberhalb der Anschlu&#223;&#246;ffnung fehlt. Naturgem&#228;&#223; hat der Sachverst&#228;ndige dabei nicht den genauen Umfang dieses Schadens feststellen k&#246;nnen, da er keinen Einblick in diesen Zwischenraum hatte, sondern ihn lediglich begrenzt abtasten konnte. Soweit, wie er mit seinen H&#228;nden tasten konnte, hat der Sachverst&#228;ndige jedoch nach seinen &#252;berzeugenden Ausf&#252;hrungen keine Isolierung mehr feststellen k&#246;nnen. Au&#223;erdem besteht die Gefahr, da&#223; das PLEWA-Rohr des Schornsteins durch die unzul&#228;ssigen Stemarbeiten Risse bekommen hat.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Ist das Werk der Beklagten danach mangelhaft, so liegen auch die weiteren Voraussetzungen eines Schadensersatzanspruchs gem&#228;&#223; &#167; 635 BGB vor. Zwar hat der Kl&#228;ger der Beklagten trotz der mehrfach gesetzten Fristen zur Nachbesserung niemals angedroht, im Falle eines fruchtlosen Fristablaufs eine Mangelbeseitigung durch die Beklagte abzulehnen. Dies war jedoch gem&#228;&#223; &#167; 634 Abs. 2 BGB angesichts der Weigerung der Beklagten, Nachbesserungsarbeiten auszuf&#252;hren, die zumindest im vorliegenden Rechtsstreit deutlich geworden ist, auch entbehrlich.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der von der Beklagten zu ersetzende Schaden des Kl&#228;gers bel&#228;uft sich auf 10.552,95 DM. Dieser Betrag ist erforderlich, um die vorhandenen M&#228;ngel zu beseitigen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Aus dem Gutachten des Sachverst&#228;ndigen A ergeben sich dabei M&#228;ngelbeseitigungskosten in H&#246;he von 7.296,00 DM. Unber&#252;cksichtigt bleiben mu&#223; das vom Sachverst&#228;ndigen einkalkulierte zus&#228;tzliche Kachelmaterial f&#252;r 550,00 DM zuz&#252;glich Mehrwertsteuer. Denn hierbei handelt es sich um sogenannte Sowiesokosten. Das zus&#228;tzliche Kachelmaterial ist erforderlich, um die Kachelverkleidungen in der<b> </b>Diele sowie<b> </b>im E&#223;zimmer entsprechend dem Gutachten des Sachverst&#228;ndigen zu vergr&#246;&#223;ern und die Heizkammerdecken in diesen R&#228;umlichkeiten und dem Wohnzimmer auf eine gemeinsame Bauh&#246;h auszulegen. Die Kosten w&#228;ren deshalb zus&#228;tzlich angefallen, wenn der Kachelofen von vornherein richtig konstruiert worden w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Zwar hat der Sachverst&#228;ndige A anl&#228;&#223;lich der m&#252;ndlichen Erl&#228;uterung seines Gutachtens eine M&#246;glichkeit aufgezeigt, den Ofen auch mit Kosten von ca. 4.000,00 DM in einen funktionsf&#228;higen Zustand zu versetzen. Dennoch ist der Schaden nicht lediglich mit 4.000,00 DM zu bemessen. Denn auf diese M&#246;glichkeit der M&#228;ngelbeseitigung kann der Kl&#228;ger gem&#228;&#223; &#167; 249 BGB nicht verwiesen werden. Sie kann allenfalls als Notl&#246;sung angesehen werden, da unter der Dielendecke ein Rohr sichtbar verlegt werden m&#252;&#223;te und im &#252;brigen der Mangel des zu geringen Heizkammerquerschnitts nicht beseitigt w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Zur Beseitigung der vom Sachverst&#228;ndigen T festgestellten M&#228;ngel ist dar&#252;berhinaus ein Betrag von 3.256,95 DM erforderlich. Dieser Betrag resultiert zum einen aus 2.606,95 DM f&#252;r den fachgerechten Anschlu&#223; des Kachelofens an den Schornstein. Entsprechend den &#252;berzeugenden Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen geht der Senat davon aus, da&#223; die fehlende Isolierung nicht entsprechend der Darstellung der Beklagten von unten durch D&#228;mmatten ersetzt werden kann. Denn es ist ohne weiteres einleuchtend, da&#223; die Isolierung von oben ersetzt werden mu&#223;, weil man von unten nicht feststellen kann, bis zu welcher H&#246;he die Isolierung zwischen den beiden Schalen des Schornsteins fehlt, und da&#223; es nicht m&#246;glich ist, die D&#228;mmatten einwandfrei in dem Zwischenraum hochzuschieben. Entgegen der Annahme des Sachverst&#228;ndigen ist von dem so ermittelten Schadensbetrag kein Abzug in H&#246;he von 222,13 DM f&#252;r Sowiesokosten zu machen. Denn der fachgerechte Anschlu&#223; an den Schornstein war in dem von den Parteien vereinbarten Preis von 15.000,00 DM enthalten und h&#228;tte deshalb keine zus&#228;tzlichen Kosten verursacht. Zu ersetzen sind dar&#252;berhinaus die Kosten f&#252;r die Untersuchung des Schornsteins, die der Senat auf der Grundlage der Angaben des Sachverst&#228;ndigen T gem&#228;&#223; &#167; 287 ZPO mit 650,00 DM sch&#228;tzt. Diese Untersuchungskosten sind von der Beklagten zu ersetzen, da die Untersuchung auf Risse vor einer erneuten Inbetriebnahme des Kachelofens nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen unbedingt erforderlich ist. Der Senat geht allerdings davon aus, da&#223; die Untersuchung nicht mit Hilfe einer Kamera erfolgen mu&#223;, da der Kachelofen ohnehin von Grund auf neu aufzubauen ist. In diesem Fall kann die Untersuchung nach den Angaben des Sachverst&#228;ndigen T auch mit Hilfe eines Spiegels erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Ergibt sich danach ein Schadensersatzanspruch des Kl&#228;gers in H&#246;he von insgesamt 10.552,95 DM, so ist dieser auch nicht verj&#228;hrt. Die Verj&#228;hrungsfrist bel&#228;uft sich n&#228;mlich entgegen der Ansicht der Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 638 BGB auf 5 Jahre. Eine zweij&#228;hrige Verj&#228;hrungsfrist gem&#228;&#223; &#167; 13 Nr. 14 VOB/B greift vorliegend mangels wirksamer Vereinbarung der Geltung der VOB/B nicht ein. Entgegen der Ansicht der Beklagten handelt es sich bei der Errichtung des Kachelofens auch nicht um Arbeiten an einem Grundst&#252;ck, f&#252;r die eine einj&#228;hrige Verj&#228;hrungsfrist eingreift, sondern um solche an einem Bauwerk. Zwar ist der Kachelofen erst nachtr&#228;glich in das Haus des Kl&#228;gers eingebaut worden, das bereits &#252;ber eine Heizungsanlage verf&#252;gte. Arbeiten an einem Bauwerk sind jedoch nicht nur die Arbeiten anl&#228;&#223;lich der Herstellung eines neuen Geb&#228;udes, sondern auch solche Arbeiten, die f&#252;r die Erneuerung und den Bestand des Hauses von wesentlicher Bedeutung sind (vgl. BGH NJW 84, 64). Instandsetzungs- und Umbauarbeiten sind jedenfalls dann Arbeiten bei Bauwerken, wenn entsprechende Leistungen bei Neuerrichtung Arbeiten bei Bauwerken w&#228;ren und wenn sie nach Umfang und Bedeutung solchen Neuarbeiten vergleichbar sind (vgl. BGH NJW 84, 168). Das ist vorliegend der Fall. F&#252;r den Einbau des Kachelofens mu&#223;te in die Substanz des Hauses eingegriffen werden, indem vorhandene W&#228;nde teilweise abgebrochen wurden. Der Kachelofen ist nunmehr fest mit dem Geb&#228;ude verbunden und damit ein wesentlicher Bestandteil. Da er die vorhandene Heizung zumindest teilweise ersetzen sollte, hat er f&#252;r das Haus und seine Benutzbarkeit eine wesentliche Bedeutung.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Nach allem ist das landgerichtliche Urteil nur hinsichtlich der H&#246;he des Anspruchs teilweise abzu&#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten beruht auf den &#167;&#167; 91, 92, 97 ZPO. Die Abweichung zwischen den Kostenentscheidungen f&#252;r die erste und die zweite Instanz ergibt sich daraus, da&#223; die Beweisgeb&#252;hr in der ersten Instanz nur nach einem Gegenstandswert von 7.550,00 DM entstanden und deshalb voll zu Lasten der Beklagten zu ber&#252;cksichtigen ist.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf den &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Festsetzung der Beschwer erfolgt gem&#228;&#223; &#167; 546 Abs. 2 ZPO.</p>
315,018
olgk-1990-12-10-2-wx-5190
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Wx 51/90
1990-12-10T00:00:00
2019-03-13T14:44:08
2022-10-18T15:09:17
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1990:1210.2WX51.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die weitere Beschwerde des Beteiligten zu 1) gegen den Beschlu&#223; der 11. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln vom 25. September 1990 (11 T 2B8/89) wird auf seine Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der im Jahre 1948 geborene Erblasser verstarb am 23.6.1987. Unter Berufung auf ein handschriftliches Testament des Erblassers vom 12.9.1980 beantragte zun&#228;chst seine Mutter die Erteilung eines Erbscheins als Alleinerbin. Der Beteiligte zu 1) ist das im Jahre 1983 geborene Kind des Erblassers aus seiner im Jahre 1982 geschlossener und 1985 geschiedenen Ehe. Seine Anfechtung des Testaments vom 12.9.1980 gem&#228;&#223; &#167; 2079 8GB war erfolgreich und unter dem 27.6.1989 erteilte das Amtsgericht Leverkusen dem Beteiligten zu 1) antragsgem&#228;&#223; einen ihn als Alleinerben ausweisenden Erbschein.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 8.12.1987 wurde Nachla&#223;pflegschaft angeordnet und der Beteiligte zu 2) zum Nachla&#223;pfleger mit dem Wirkungskreis der Sicherung und Verwaltung des Nachlasses und Ermittlung der Erben bestellt. Zum Nachla&#223; geh&#246;rten nebenWertpapieren, verschiedenen Sparkassen- und Bausparguthaben, einem PKW N. (Baujahr 1983) und Hausrat insbesondere ein Hausgrundst&#252;ck in C. und ein &#190; Miteigentumsanteil an einem Hausgrundst&#252;ck in Q., die beide mit Grundpfandrechten belastet waren. Unter dem 4.7.1989 reichte der Nachla&#223;pfleger ein Nachla&#223;wertverzeichnis beim Amtsgericht ein, in dem die Nachla&#223;masse - bezogen auf den Zeitpunkt des Erbfalls &#8211; mit insgesamt 591.648,34 DM und die Nachla&#223;verbindlichkeiten mit insgesamt 448.732,41 DM beziffert wurden. Unter dem 14.7.1989 legte er dem Amtsgericht eine Abrechnung &#252;ber die von ihm gef&#252;hrte Verwaltung vor. Durch Beschlu&#223; vom 9.8.1989 hob das Amtsgericht die Nachla&#223;pflegschaft auf.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach Anh&#246;rung der Beteiligten hat die Rechtspflegerin des Amtsgerichts durch Beschlu&#223; vom 20.9.1989 dem Beteiligten zu 2) f&#252;r seine T&#228;tigkeit eine Verg&#252;tung in</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">H&#246;he von 12.000,-- DM (einschlie&#223;lich Mehrwertsteuer) bewilligt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Im Beschwerdeverfahren hat der Beteiligte zu 1) Herabsetzung der Verg&#252;tung auf 2.800,-- DM beantragt. Er hat die Auffassung vertreten, angesichts der H&#246;he des</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nettonachla&#223;wertes (nach Abzug der Schulden) und des allenfalls durchschnittlichen T&#228;tigkeitsumfangs sei die festgesetzte Verg&#252;tung &#252;berh&#246;ht. Im &#252;brigen habe der Beteiligte zu 2) bei der Verwaltung des Nachlasses in erheblichem Umfang seine Pflichten verletzt und dadurch ihn als Erben gesch&#228;digt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Wegen aller Einzelheiten des Vorbringens dazu wird auf den Beschlu&#223; des Landgerichts und die in ihm bezogenen Schrifts&#228;tze des Beteiligten zu 1) Bezug genommen. Durch die angefochtene Entscheidung hat das Landgericht die als Beschwerde aufzufassende Erinnerung als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckgewiesen. Wegen aller Einzelheiten der Begr&#252;ndung wird auf den Inhalt des angefochtenen Beschlusses Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Entscheidung richtete sich die weitere Beschwerdedes Beteiligten zu 1), die zu Protokoll der Gesch&#228;ftsstelle erkl&#228;rt worden ist. Er h&#228;lt die zugebilligte Verg&#252;tung von 12.000,-- DM f&#252;r &#252;berh&#246;ht, da f&#252;r die ausgef&#252;hrte T&#228;tigkeit nur ein Betrag bis zu</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">2.800,-- DM angemessen sei, denn es handele sich um einen minderj&#228;hrigen Erben ohne eigenes Einkommen. Die Nachla&#223;pflegschaft sei im &#252;brigen nicht ordnungsgem&#228;&#223;</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">gef&#252;hrt worden. Von einer theoretischen Nettoerbmasse von 142.916,-- DM seien effektiv nur 39.478,-- DM &#252;briggeblieben. Wegen aller weiteren Einzelheiten des Vorbringens zu den Pflichtverletzungen des Nachla&#223;pflegers wird auf den Inhalt der weiteren Beschwerde und der in ihr in Bezug genommenen Schrifts&#228;tze des Beschwerdef&#252;hrers erg&#228;nzend Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">1. Die in formeller Hinsicht bedenkenfreie (&#167;&#167; 20 Abs. 2, 27, 29 FGG) weitere Beschwerde ist in der Sache nicht begr&#252;ndet. Die Entscheidung des Landgerichts beruht nicht auf einer Verletzung des Gesetzes (&#167;&#167; 27 FGG, 550 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Nachla&#223;gericht war gem&#228;&#223; &#167; 1962 BGB f&#252;r die Festsetzung der Verg&#252;tung des Nachla&#223;pflegers gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1915, 1836 Abs. 1 Satz 2 BGB zust&#228;ndig .</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung dar&#252;ber, ob und gegebenenfalls in welcher H&#246;he dem Nachla&#223;pfleger f&#252;r seine T&#228;tigkeit eine Verg&#252;tung zuzubilligen ist, obliegt unter Ber&#252;cksichtigung</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">der gesamten Umst&#228;nde des Einzelfalls allein der gestaltenden Ermessensentscheidung des Nachla&#223;gerichts und im Beschwerdeverfahren des Landgerichts (vgl. BayObLG Rpfl. 1984, 356 m.w.N.; OLG Saarbr&#252;cken, JurB&#252;ro 1990, 830). Der Senat als Rechtsbeschwerdegericht kann nur &#252;berpr&#252;fen, ob die Tatsacheninstanzen insoweit die Grenzen ihrer Ermessensaus&#252;bung beachtet haben, dagegen kann er nicht. auch Angemessenheit und Zweckm&#228;&#223;igkeit der festgesetzten Verg&#252;tung &#252;berpr&#252;fen (vgl. BayObLG FamRZ 1986, 107 und FamRZ 1990, 801).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 1836 Abs. 1 Satz 38GB soll die Bewilligung einer Verg&#252;tung dabei nur erfolgen, wenn das vom Nachla&#223;pfleger zu verwaltende Verm&#246;gen sowie der Umfang und</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die Bedeutung seiner Gesch&#228;fte es rechtfertigen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die danach zu beachtenden Kriterien f&#252;r die Verg&#252;tungsfestsetzung hat das Landgericht beachtet. Es hat alle wesentlichen Umst&#228;nde ber&#252;cksichtigt, und seine Entscheidung beruht insoweit auch nicht auf ungen&#252;genden oder verfahrenswidrigen Feststellungen (vgl. BayObLG NJW 1988, 1919; Keidel-Kuntze-Winkler, 12. AufI., &#167; 27 FGG Rdnr. 27).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">2. Im einzelnen:</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">a) Es ist nicht rechtsfehlerhaft, da&#223; das Landgericht f&#252;r die Bemessung der Verg&#252;tung neben anderen Umst&#228;nden den Umfang des Aktivverm&#246;gens mit 591.648,34 DM ber&#252;cksichtigt hat. Nach ganz &#252;berwiegender Auffassung (vgl. nur BayObLG JurB&#252;ro 1985, 274 (276); FamRZ 1990, 801; Erman-Holzhauer, 8. AufI., &#167; 1836 Rdnr. 6; MK-Schwab, 2. AufI., &#167; 1836 Rdnr. 7 f.), die auch der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Senats entspricht, k&#246;nnen die bestehenden Nachla&#223;schulden zur Bestimmung der Bemessungsgrundlage grunds&#228;tzlich nicht abgezogen werden. Ein gegen&#252;ber einer hohen Aktivmasse hoher Schuldenstand vermindert nicht typischerweise den Arbeitsaufwand des Pflegers, sondern ist oftmals Ursache besonderen Arbeitsaufwandes und auch besonderer Haftungsrisiken. Die Billigkeit erfordert den Ausgleich dieses Aufwandes und dieser Risiken, so da&#223; ein gegen&#252;ber dem Aktivnachla&#223; geringerer Umfang des Nettonachlasses unber&#252;cksichtigt bleiben mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">b) Bei der Verg&#252;tungsfestsetzung hat das Landgericht auch ohne Rechtsfehler die etwa 20-monatige Dauer der Nachla&#223;pflegschaft ber&#252;cksichtigt und hat angesichts des Umfangs der erforderlichen Arbeiten die Verg&#252;tung einschlie&#223;lich der Mehrwertsteuer auf einen Betrag von etwas mehr als 2 % des Aktivnachlasses einschlie&#223;lich der Mehrwertsteuer festgesetzt. Es entspricht gefestigter Praxis, da&#223; als Nachla&#223;verg&#252;tung bei gr&#246;&#223;eren Nachlassen 1 bis 2 % und bei kleineren 3 bis 5 % des Aktivnachlasses zugebilligt werden (vgl. Palandt-Edenhofer, 49. Aufl., &#167; 1960 Anm. 5 f. aa.; BayObLG Rpfl. 1980, 282 m.w.N.). Zwar k&#246;nnen solche Prozents&#228;tze nicht absolute Richtschnur f&#252;r die Verg&#252;tungsfestsetzung sein, doch ist es zul&#228;ssig, f&#252;r Durchschnittsf&#228;lle gewisse rechnerische Grundmuster zu entwickeln, die dann in die konkrete Wertung einbezogen werden k&#246;nnen (vgl. MK-Schwab, 2. Aufl., &#167; 1836 Rdnr. 15 m.w.N.). Den danach zul&#228;ssigen Rahmen der Ermessensaus&#252;bung hat das Landgericht nicht verletzt.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">c) Die Verg&#252;tungsfestsetzung ist auch nicht deshalb ermessensfehlerhaft, weil das Landgericht die vom Beschwerdef&#252;hrer ger&#252;gten Fehler bei der F&#252;hrung der Nachla&#223;pflegschaft nicht hinreichend ber&#252;cksichtigt habe. Eine etwa mangelhafte F&#252;hrung der Pflegschaft schlie&#223;t einen Verg&#252;tungsanspruch des Kl&#228;gers nicht aus, weil die Verg&#252;tung keine vertragsm&#228;&#223;ige Gegenleistung, sondern nur die Entsch&#228;digung f&#252;r die im fremden Interesse aufgewandte M&#252;he und Zeitvers&#228;umnis unter Ber&#252;cksichtigung auch der Haftungsrisiken darstellt (OLG D&#252;sseldorf Rpfl. 1978, 410; OLG K&#246;ln Rpfl. 1975, 92). Wenn der Pfleger dem Nachla&#223; durch die Pflegschaftsf&#252;hrung Sch&#228;den zugef&#252;gt hat, so m&#252;ssen Ersatzanspr&#252;che gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1915, 1833 BGB im ordentlichen Rechtsstreit gegen den Pfleger gekl&#228;rt werden, sie ber&#252;hren aber nicht als solche die ma&#223;gebenden Faktoren f&#252;r die Verg&#252;tungsfestsetzung (ebenso OLG D&#252;sseldorf Rpfleger 1978, 410; OLG .K&#246;ln Rpfleger 1975, 92; vgl. auch BayObLG NJW 1988, 1919; anderer Ansicht Erman-Holzhauer a.a.O., &#167; 1836 Rdnr. 7; Soergel-Damrau, 12. AufI., &#167; 1836</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Rdnr. 9 m.w.N.). Etwas anderes gilt bei einer von vorneherein nutzlosen T&#228;tigkeit (BayObLG NJW 1988, 1919), wof&#252;r hier aber keine Anhaltspunkte bestehen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Im Gegensatz zu dieser Auffassung steht nicht, da&#223; andererseits ein besonderer Erfolg der Nachla&#223;pflegschaft bei der Bemessung der H&#246;he der Verg&#252;tung ber&#252;cksichtigt</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">werden kann, denn solche Umst&#228;nde k&#246;nnen naturgem&#228;&#223; nicht gesondert vom Pfleger geltend gemacht werden, die umgekehrt Pflichtverletzungen gesondert vom Pflegling</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">geltend gemacht werden k&#246;nnen. Da&#223; das Landgericht hier zu Unrecht einen besonderen Erfolg der Pflegschaft bei der Verg&#252;tungsfestsetzung ber&#252;cksichtigt h&#228;tte, ist weder dargetan noch sonst aus den Akten ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn man der Auffassung folgt, da&#223; auch Fehler bei der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung bei der Festsetzung der Verg&#252;tungsh&#246;he ber&#252;cksichtigt werden k&#246;nnen, w&#228;re die Entscheidung des Landgerichts nicht rechtsfehlerhaft, da es sich mit dem Tatsachenvorbringen des Beschwerdef&#252;hrers zu diesen Pflichtverletzungen auseinandergesetzt hat und weil der Senat die tats&#228;chliche Richtigkeit dieser Beurteilung nicht &#252;berpr&#252;fen kann.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung f&#252;r das Verfahren der weiteren Beschwerde beruht auf &#167; 13 a Abs. 2 FGG.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Beschwerdewert: 9.200,-- DM.</p>
315,019
olgham-1990-12-05-20-u-17790
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 177/90
1990-12-05T00:00:00
2019-03-13T14:44:10
2022-10-18T15:09:17
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1990:1205.20U177.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das 1. M&#228;rz 1990 verk&#252;ndete Urteil der 18. Zivilkammer des Landgerichts Essen wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten der Berufung werden dem Kl&#228;ger auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Dem Kl&#228;ger bleibt nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 9.500,- DM abzuwenden, soweit nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p>Beiden Parteien bleibt nachgelassen, die Sicherheitsleistungen durch Bankb&#252;rgschaft zu erbringen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger begehrt von der Beklagten aus einer Teilkaskoversicherung Entsch&#228;digung f&#252;r den behaupteten Diebstahl eines Porsche 911 SC 3.0 (Erstzulassung Februar 1978) am 19.7.1989.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Er hat behauptet, dieses Fahrzeug, das er unstreitig Anfang 1987 vom Zeugen ... erworben hatte, sei ihm an genannten Tage vor der Garage entwendet worden. Den Wiederbeschaffungswert des Fahrzeuges hat er mit 45.000,- DM beziffert.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 45.000,- DM nebst 4 % Zinsen Rechtsh&#228;ngigkeitszinsen zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Sie hat den Diebstahll ebenso bestritten wie die Anspruchsberechtigung des Kl&#228;gers; unstreitig hatte der Kl&#228;ger das Fahrzeug an die ... sicherungs&#252;bereignet. Von der Beklagten war der Bank ein Sicherungsschein erteilt worden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem hat die Beklagte sich auf Leistungsfreiheit wegen Obliegenheitsverletzung berufen, weil der Kl&#228;ger in der Schadensanzeige Bl. 51 f d.A. Kaufpreis und Laufleistung des Fahrzeuges nicht mitgeteilt und dann auf entsprechende Nachfrage die Laufleistung zweimal mit 69.900 km falsch angegeben habe. Der Tachostand habe bereits am 12.2.1987 bei 89.133 km gelegen; in Wahrheit sei die Laufleistung des bereits 1985 mit Totalschaden verunfallten Fahrzeuges noch weitaus h&#246;her gewesen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Zur Schadensh&#246;he hat die Beklagte den geltend gemachten Wiederbeschaffungswert bestritten und eine Vorsteuerabzugsberechtigung des Kl&#228;gers geltend gemacht.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage nach umfangreicher Beweisaufnahme, wegen deren Einzelheiten auf das Protokoll vom 1.3.1990 (Bl. 108 ff d.A.) verwiesen wird, abgewiesen. Die Entwendung sei nicht nachgewiesen, da nicht einmal das Abstellen und das nicht Wiederauffinden des Fahrzeuges festst&#228;nden. Eine Parteivernehmung des Kl&#228;gers hierzu komme nicht in Betracht, weil erhebliche Umst&#228;nde gegen seine Glaubw&#252;rdigkeit spr&#228;chen. Seine Angaben zu den Kaufverhandlungen mit ... und zur Bezahlung des Kaufpreises seien teilweise unzutreffend. Die das Fahrzeug betreffende Sch&#228;tzurkunde vom 14.1.1986 (Ablichtung Bl. 12 d.A.) beruhe zum Teil auf unzutreffenden und unzureichenden Informationen des Sachverst&#228;ndigen. Es sei nicht auszuschlie&#223;en, da&#223; der Kl&#228;ger hiervon Kenntnis hatte.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des dem Kl&#228;ger am 20.4.1990 zugestellten angefochtenen Urteiles und des Parteivorbringens erster Instanz wird auf das Urteil Bl. 119 ff d.A. verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Mit seiner am 17.5.1990 eingelegten und nach Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist bis zum 15.7.1990 am 20.8.1990 begr&#252;ndeten Berufung verfolgt, der Kl&#228;ger den erstinstanzlich geltend gemachten Anspruch weiter.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Er behauptet insbesondere, da&#223; der Zeuge ... ihm nichts von der Vorgeschichte des Fahrzeuges erz&#228;hlt habe, und da&#223; nur ... den Sachverst&#228;ndigen ... beauftragt und informiert habe. Insoweit ist aufgrund der Zeugenaussage von ... in erster Instanz jetzt unstreitig, da&#223; dieser das Fahrzeug als "reine Rohkarosse" mit T&#252;ren gekauft und mit Teilen aus anderen Fahrzeugen v&#246;llig neu aufgebaut hatte.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen erg&#228;nzt und vertieft der Kl&#228;ger seinen Vortrag zum Erwerb des Fahrzeuges von ... unter W&#252;rdigung von dessen Zeugenaussage.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Kilometerleistung am 12.1.1987 m&#252;sse sich der Zeuge ... geirrt haben. Weitere Widerspr&#252;che seien insoweit nicht vorhanden.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die geltend gemachte Schadensh&#246;he ergebe sich aus dem vorliegenden Gutachten.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteiles die Beklagte zu verurteilen, an ihn 45.000,- DM nebst 4 % Zinsen seit Klagestellung zu bezahlen,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">ihm nachzulassen jegliche Sicherheitsleistung durch Bankb&#252;rgschaft erbringen zu d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">ihr zugestatten eine von ihr zu leistende Sicherheit auch durch die B&#252;rgschaft einer Gro&#223;bank einer Sparkasse oder Genossenschaftsbank erbringen zu d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt das angefochtene Urteil und erg&#228;nzt und vertieft gleichfalls ihren erstinstanzlichen Vortrag. Sie bestreitet weiterhin den Diebstahl und den geltend gemachten Wiederbeschaffungswert. Zum Nachweis der Unredlichkeit des Kl&#228;gers beruft sie sich im wesentlichen darauf, da&#223; er die Schadensanzeige unzureichend ausgef&#252;llt und mit der Anzeige zusammen die unzutreffende Sch&#228;tzurkunde des Sachverst&#228;ndigen ... vorgelegt habe. Der Kl&#228;ger sei &#252;ber die Vorgeschichte des Wagens informiert gewesen, und er habe den Sachverst&#228;ndigen ... eingeschaltet. Seine Angaben zum Erwerb des Fahrzeuges seien teilweise unglaubhaft bzw. unrichtig. Hinsichtlich der Kilometerleistung des Fahrzeuges passe nichts zusammen; es m&#252;sse am Tacho fortlaufend manipuliert worden sein.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst deren Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat den Kl&#228;ger gem&#228;&#223; &#167;141 ZPO geh&#246;rt und die Zeugen ... und ... uneidlich vernommen. Wegen des Ergebnisses der Parteianh&#246;rung und der Beweisaufnahme wird auf den Berichterstattervermerk zum Protokoll vom 5. Dezember 1990 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet, weil der Kl&#228;ger die von ihm behauptete Entwendung des von ihm versicherten Fahrzeuges nicht hinreichend beweisen kann.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Allerdings sind an die Beweisf&#252;hrung eines Versicherungsnehmers f&#252;r einen Fahrzeugdiebstahl keine allzu strengen Anforderungen zu stellen, weil der Wert einer Diebstahlversicherung sonst in vielen F&#228;llen fehlender Tataufkl&#228;rung von vornherein in Frage gestellt und der Versicherungsnehmer sehr oft entgegen dem Zweck des Versicherungsvertrages schutzlos w&#228;re (BGH VersR 84, 29; 87, 146; 90, 45, 46). Deshalb gen&#252;gt der Versicherungsnehmer seiner Beweislast f&#252;r den behaupteten Diebstahl jedenfalls vorl&#228;ufig schon dann, wenn er einen Sachverhalt behauptet und erforderlichenfalls beweist, der nach der Lebenserfahrung mit hinreichender Wahrscheinlichkeit darauf schlie&#223;en l&#228;&#223;t, da&#223; die versicherte Sache in einer den Versicherungsbedingungen entsprechenden Weise entwendet worden ist. Dazu gen&#252;gt die Feststellung solcher Tatumst&#228;nde, denen hinreichend deutlich das &#228;u&#223;ere Bild eines versicherten Diebstahls entnommen werden kann.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Diesen unverzichtbaren (BGH VersR 78, 732, 733; 80, 229) Beweis eines Mindestma&#223;es an Tatsachen, aus denen sich das &#228;u&#223;ere Bild eines Diebstahls mit hinreichender Deutlichkeit erschlie&#223;en l&#228;&#223;t, hat der Kl&#228;ger nicht erbringen k&#246;nnen. Dazu geh&#246;rt bei einem Fahrzeugdiebstahl der Beweis, da&#223; das Fahrzeug zu bestimmter Zeit an einem bestimmten Ort abgestellt und es dort sp&#228;ter nicht mehr vorgefunden worden ist. Hierf&#252;r steht dem Kl&#228;ger kein Zeuge zur Verf&#252;gung.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Es kann als wahr unterstellt werden, da&#223; der Kl&#228;ger seiner damaligen Ehefrau und seiner Lebensgef&#228;hrtin von dem angeblichen Diebstahl vom 19.7.1989 berichtet hat. Dies besagt indessen nicht hinreichend beweiskr&#228;ftig etwas &#252;ber die beweiserhebliche Tatsache des Fahrzeugabstellens und Nichtwiederauffindens. Ebenso wie der Anzeige bei der Polizei kein indizieller Beweiswert zukommt (BGH VersR 78, 732, 733; 80, 229; 84, 727), ist auch die blo&#223;e &#196;u&#223;erung gegen&#252;ber dem Lebenspartner oder einem nahen Angeh&#246;rigen noch kein signifikanter Hinweis auf eine tats&#228;chlich stattgefundene Fahrzeugentwendung.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die zum Nachteil des Kl&#228;gers bestehende Beweisl&#252;cke kann im vorliegenden Fall auch nicht aufgrund der Gesamtumst&#228;nde im Rahmen der freien W&#252;rdigung des Beweisergebnisses (&#167;286 ZPO) geschlossen und dem Kl&#228;ger Glauben geschenkt werden. Insbesondere kam eine Parteivernehmung des Kl&#228;gers als beweispflichtiger Partei nach &#167;448 ZPO nicht in Betracht. Diese setzt n&#228;mlich einerseits voraus, da&#223; die Partei uneingeschr&#228;nkt glaubw&#252;rdig ist, und andererseits, da&#223; f&#252;r die Darstellung der Partei eine gewisse Wahrscheinlichkeit spricht (BGH VersR 76, 587, 588 m.w.N.; 80, 229), da&#223; insoweit schon ein gewisser "Anbeweis" geliefert ist, sei es auch ohne Beweisaufnahme aufgrund der Lebenserfahrung. Nur dann kann sich der Tatrichter im Rahmen der vorab anzustellenden Prognose &#252;ber die Glaubw&#252;rdigkeit der Partei und die Glaubhaftigkeit ihrer erwarteten Aussage einen &#220;berzeugungswert von der Parteivernehmung versprechen (BGH WM 68, 406).</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Zwar hat der Senat entgegen der Auffassung des Landgerichtes keine durchgreifenden Bedenken gegen die Glaubw&#252;rdigkeit des Kl&#228;gers, weil nach Meinung des Senates die Umst&#228;nde eher gegen die Glaubhaftigkeit der erstinstanzlichen Aussage des Zeugen ... sprechen. Dies bedarf aber keiner n&#228;heren Darlegung, weil unbeschadet der pers&#246;nlichen Glaubw&#252;rdigkeit des Kl&#228;gers der erforderliche "Anbeweis", das hei&#223;t das Bestehen einer gewissen Wahrscheinlichkeit f&#252;r die Richtigkeit des Kl&#228;gervortrages zur Fahrzeugentwendung nicht erbracht ist und von ihm nicht erbracht werden kann.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">&#220;ber die Anzeigeerstattung und die &#196;u&#223;erungen des Kl&#228;gers gegen&#252;ber seiner Ehefrau und seiner Lebensgef&#228;hrtin hinaus gibt es keinerlei Indizien, die die Richtigkeit des kl&#228;gerischen Vortrages st&#252;tzen k&#246;nnten. Damit ist die gewisse Wahrscheinlichkeit der Fahrzeugentwendung nicht zu begr&#252;nden. Es ist ohne weiteres m&#246;glich, aber nicht hinreichend wahrscheinlich, da&#223; der Klagevortrag der Wahrheit entspricht. Er kann ebensogut war wie unwahr sein.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die vorstehend dargelegten Beweisgrunds&#228;tze entsprechen der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Senats (zulezt Urt. v. 19.9.1990 - 20 U 42/90 -).</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Da der Kl&#228;ger nach alledem den unbedingt erforderlichen Mindestbeweis f&#252;r die Entwendung seines Fahrzeuges nicht erbracht hat, mu&#223;te seine Berufung erfolglos bleiben.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;97 Abs. 1 ZPO; die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus &#167;&#167;708 Nr. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer des Kl&#228;gers betr&#228;gt 45.000,- DM.</p>
315,020
lg-dusseldorf-1990-12-05-23-s-38089
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
23 S 380/89
1990-12-05T00:00:00
2019-03-13T14:44:11
2022-10-18T15:09:17
Urteil
ECLI:DE:LGD:1990:1205.23S380.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Beklagten gegen das am 6. April 1989 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Langenfeld wird zur&#252;ckgewiesen &#8226;. </p> <p>Der Beklagte hat die Kosten des Berufungsverfahrens zu tragen. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks">E n t s c h eid u n g s g r &#252; n d e : </p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird gern. &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat keinen Erfolg. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zwischen den Parteien ist am 5.6.1988 ein wirksamer Kaufvertrag zustandegekommen. Dem Beklagten steht kein Widerrufsrecht nach dem Geset z &#252;ber den Widerruf von Haust&#252;rgesch&#228;ften und &#228;hnlichen Gesch&#228;ften zu. Der Vertrag unterf&#228;llt n&#228;mlich nicht dem deutschen, sondern dem t&#252;rkischen Recht. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Anwendung deutschen oder t&#252;rkischen Rechts h&#228;ngt gem&#228;&#223; Artikel 28 Abs. 1 EGBGB davon ab, mit welchem der Staaten der Vertrag die engere Verbindung aufweist. \ Artikel 28 Abs. 2 EGBGB stellt die Vermutung auf, da&#223; dies der Staat ist, in dem die Partei, die die charakteristische Leistung zu erbringen hat, ihren gew&#246;hnlichen Aufenhalt hat. Wird der Kauf im Rahmen einer gewerblichen T&#228;tigkeit des Verk&#228;ufers abgeschlossen, so tritt an die Stelle des gew&#246;hnlichen Aufenthalts das Recht seiner 'Niederlassung, Artikel 28 Abs. 2 Satz 2 EGBGB. F&#252;r Ver&#228;u&#223;erungsvertr&#228;ge bildet die Lieferung der Ware die charakteristische Leistung. Diese Leistung wird hier von der Kl&#228;gerin geschuldet, die ihren Sitz in der T&#252;rkei hat. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Vermutung des Artikels 28 Abs. 2 EGBGB ist auch nicht gem&#228;&#223; Artikel 28 Abs. 5 EGBGB ausgeschaltet. Nach dieser Bestimmung ist die charakteristische Leistung nur solange der entscheidende Gesichtspunkt als nicht konkrete Umst&#228;nde eine engere r&#228;umliche </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Verkn&#252;pfung mit dem Recht eines anderen Staates ergeben. F&#252;r eine engere Verbindung zum Recht der Bundesrepublik Deutschland k&#246;nnte hier allenfalls sprechen, da&#223;. die Vertragsverhandlung in deutscher Sprache gef&#252;hrt wurde,&#183; die Vertragsurkunde in deutscher Sprache abgefa&#223;t war und der Teppich nach Deutschland geliefert und dort auch zum gr&#246;&#223;ten Teil bezahlt werden sollte. Das Landgericht W&#252;rzburg (NJW RR 1988,1324) hat in einem &#228;hnlichen Fall allerdings ohne Darstellung der genauen Umst&#228;nde und </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">ohne n&#228;here Begr&#252;ndung die Anwendbarkeit deutschen Rechts angenommen. Dem kann hier nicht gefolgt werden. Das Gesetz sieht die Erbringung.der charakteristischen Leistung als den wichtigsten Anhaltspunkt f&#252;r die engste Verbindung des Vertrages mit </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">einem Staat an. Das entspricht dem "Prinzip der geringsten St&#246;rung", nach dem das Recht der st&#228;rker interessierten .Vertragspartei ausschlaggebend ist (Kegel, Internationales Privatrecht, 6. AufI., Seite 427). Deshalb geht das f&#252;r den Kaufmann ma&#223;gebliche Recht dem des Privatmannes vor. Demgegen&#252;ber werden vor allem dem. Abschlu&#223;ort , der Vertragssprache und -w&#228;hrung im allgemeinen nur eine mindergro&#223;e ,Bedeutung beigemessen und sie als zuverl&#228;ssige Indizien nur dann angesehen, wenn sie durch andere unterst&#252;tzt werden (Reithmann/Martini, Internationales Vertragsrecht, 4. Aufi., RZ 95). </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Anwendung des t&#252;rkischen Rechts ist hier auch nicht deswegen ausgeschlossen, weil wie der Beklagte meint ein Versto&#223; gegen die &#246;ffentliche Ordnung nach Artikel 6 EGBGB vorliegt. Die Erw&#228;gung, da&#223; eine nat&#252;rliche Person, die in Gesch&#228;ftsbeziehungen zu ausl&#228;ndischen Unternehmen tritt, schutzw&#252;rdig ist, weil sie sich einem au~l&#228;ndischem Rechts unterwirft, dessen Verbraucherschutz unter Umst&#228;nden schw&#228;cher ausgestaltet ist als die Rechtsordnung des eigenen Aufenthaltsortes, findet in Artikel 29 EGBGB Ber&#252;cksichtigung. Danach gilt im Interesse der schw&#228;cheren Partei, die vom Grundsatz der charakteristischen Leistung abweichende AnknUpfung an den gew&#246;hnlichen Aufenthalt des Verbrauchers. Die Vorausset zungen des Art ikel 29 EGBGB liegen hier indes nicht vor. Zwar handelt es sich um einen Verbrauchervertrag im Sinne dieser Vorschrift, da er die Lieferung einer beweglichen Sache zum Gegenstand hat, allerdings sind die Voraussetzungen des Artikel 29 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 nicht erfUllt. Dem" Verbraucher wird in den F&#228;llen der Nr. 1 und 2 nur dann Schutz gew&#228;hrt, wenn der Anbieter seine Absatzt&#228;tigkeit im Aufenthaltsland des Verbrauchers entfaltet. Das war hier nicht der Fall. Es liegt auch kein Warenkauf im Sinne der Nr. 3 vor, denn es isb nicht davon auszugehen, da&#223; der Beklagte sich hier auf Betreiben des Verk&#228;ufers aus Deutschland in die T&#252;rkei begeben hat, um den Kauf zu t&#228;tigen. Vielmehr handelte es sich um eine normale Urlaubsreise anl&#228;&#223;lich derer der Beklagte auch die Werkstatt der Kl&#228;gerin besuchte. Mithin bleibt es bei dem Grundsatz, da&#223; der Kunde sich auf dem t&#252;rkischen Markt auch mit dem Schutzstandard des t&#252;rkischen Marktes zufrieden geben mu&#223;. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Da das t&#252;rkische Schuldrecht identisch mit dem schweizerischen Obligationenrecht (SOR) ist, ist als ma&#223;gebliche Anspruchsgrundlage der Kl&#228;gerin auf Zahlung des Kaufpreises &#167; 184 Abs. 1 SOR heranzuziehen. Nach Absatz 2 _sind die Leistungen aus einem Kaufvertrag zwar Zug um Zug zu erf&#252;llen, das daraus resultierende Leistungsverweigerungsrecht ist jedoch als Einrede ausgestaltet, die der Beklagte hier nicht erhoben hat. Nach dem unstreitigen Vorbringen der Kl&#228;gerin ist dar&#252;ber hinaus davon auszugehen, da&#223; der Beklagte vorprozessual die Annahme des Teppiches verweigert hat und sich somit in Annahmeverzug befindet. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die eventuell entt&#228;uschte Erwartung des Beklagten, durch den Kauf unmittelbar beim Hersteller ein besonders g&#252;nstiges Gesch&#228;ft get&#228;tigt zu haben, berechtigt nicht zu einer Anfechtung wegen arglistiger T&#228;uschung. Der Beklagte tr&#228;gt selbst nicht vor, ihm sei wahrheitswidrig vorget&#228;uscht worden, er k&#246;nne den Teppich um bis zu 1.000,--DM billiger kaufen. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch der Kl&#228;gerin ergibt sich aus &#167;&#167; 284, 286 Abs. 1 BGB. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Aus dem wirksamen Kaufpreisanspruch der Kl&#228;gerin folgt die Unbegr&#252;ndetheit der Widerklage. Der Beklagte hat keinen Anspruch auf R&#252;ckzahlung seiner Anzahlung in H&#246;he von 300,--DM. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kosbenentscheidung beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren: 2.300,--DM. </p>
315,021
olgham-1990-11-30-20-u-17990
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 179/90
1990-11-30T00:00:00
2019-03-13T14:44:12
2022-10-18T15:09:17
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1990:1130.20U179.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird unter Zur&#252;ckweisung des Rechtsmittels im &#252;brigen das am 10. April 1990 verk&#252;ndete Urteil der 15. Zivilkammer des Landgerichts M&#252;nster abge&#228;ndert.</p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 1.736,36 DM nebst 9 % Zinsen seit dem 05.10.1989 zu zahlen.</p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Von den Kosten des Rechtsstreits tragen der Kl&#228;ger 2/3 und der Beklagte 1/3.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zum Teil begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann von der Beklagten wegen Verletzung vertraglicher Nebenpflichten (pVV) Schadensersatz in H&#246;he von 1.736,36 DM verlangen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch aus der Kaskoversicherung gem. &#167;12 Abs. 1 Nr. II e AKB scheidet aus, da sich der Verkehrsunfall im asiatischen Teil der T&#252;rkei ereignet hatte. Gem. &#167;2 Abs. 1 AKB erstreckt sich der Versicherungsschutz, soweit keine Erweiterung des Geltungsbereiches vereinbart ist, nur auf Europa. Nach einhelliger Meinung in Rechtsprechung und Literatur ist der Begriff Europa geographisch aufzufassen (BGH VersR 63, 768; Stiefel/Hofmann, AKB, 14. Aufl., &#167;2 Rdn. 3 m.w.N.), so da&#223; sich der Versicherungsschutz nur auf den europ&#228;ischen Teil der T&#252;rkei erstreckt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Es besteht allerdings ein Schadensersatzanspruch des Kl&#228;gers aus pVV, da der Beklagte den Kl&#228;ger im Zusammenhang mit seiner Anforderung der Gr&#252;nen Versicherungskarte nicht darauf hingewiesen hat, da&#223; sich der Versicherungsschutz in der Kaskoversicherung nicht auf den asiatischen Teil der T&#252;rkei erstreckte.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Grunds&#228;tzlich ist der Versicherer nicht verpflichtet, den Versicherungsnehmer &#252;ber Risikobeschr&#228;nkungen aufzukl&#228;ren. Es ist in der Regel Sache des Versicherungsnehmers, sich &#252;ber den Vertragsinhalt zu informieren. Macht sich dagegen der Versicherungsnehmer falsche Vorstellungen &#252;ber den Umfang der Versicherung und konnte der Versicherungsvertreter dies erkennen oder mit der M&#246;glichkeit eines Irrtums beim Versicherungsnehmer rechnen, dann besteht eine Pflicht zur Aufkl&#228;rung (vgl. OLG Frankfurt VersR 87, 579; OLG Karlsruhe VersR 88, 486).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Senat bejaht f&#252;r diesen konkreten Fall eine Aufkl&#228;rungspflicht aus folgenden Gr&#252;nden:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, der t&#252;rkischer Staatsangeh&#246;riger ist, hatte f&#252;r seinen VW-Bus im M&#228;rz 1989 eine Vollkaskoversicherung bei dem Beklagten abgeschlossen. Im Juni 1989 erhielt er auf Anforderung eine Gr&#252;ne Versicherungskarte. Auf dieser Karte waren bereits alle Angaben wie Versicherungsschein-Nummer, G&#252;ltigkeitsdauer, polizeiliches Kennzeichen des Fahrzeuges und Name und Anschrift des Kl&#228;gers eingetragen. Der Kl&#228;ger mu&#223;te lediglich an der angekreuzten Stelle unterschreiben. Der Beklagte h&#228;tte daher, wenn nicht schon bei der Anforderung der Karte durch den Kl&#228;ger, so aber jedenfalls bei Ausf&#252;llen der Gr&#252;nen Versicherungskarte erkennen k&#246;nnen, da&#223; diese Karte f&#252;r einen t&#252;rkischen Staatsangeh&#246;rigen bestimmt war, dessen Fahrzeug kaskoversichert war. Dies ging aus den eingetragenen Daten hervor. Unter diesen Umst&#228;nden mu&#223;te auch f&#252;r den Beklagten die M&#246;glichkeit naheliegen, da&#223; der Kl&#228;ger in sein Heimatland fahren wollte und glauben k&#246;nnte, der Kaskoschutz gelte auch f&#252;r diese Fahrt in die T&#252;rkei. Von der generellen M&#246;glichkeit, da&#223; bei t&#252;rkischen Versicherungsnehmern ein solcher Irrtum bestehen k&#246;nnte, geht der Beklagte im &#252;brigen selbst aus, denn er verwendet unstreitig Formulare, die vom Versicherungsnehmer zu unterschreiben sind und in denen sie in deutscher und t&#252;rkischer Sprache darauf hinweist, da&#223; die Gr&#252;ne Versicherungskarte f&#252;r die Kaskoversicherung keine Bedeutung hat und da&#223; der Kaskoversicherungsschutz beim Verlassen des europ&#228;ischen Teils der T&#252;rkei endet. Ein solches Formular hat der Kl&#228;ger nicht erhalten. Er ist auch nicht m&#252;ndlich auf den Geltungsbereich der Kaskoversicherung hingewiesen worden.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Den Kl&#228;ger trifft allerdings ein erhebliches Mitverschulden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger h&#228;tte bei Durchlesen des auf der Gr&#252;nen Versicherungskarte geschriebenen Textes bemerken k&#246;nnen und m&#252;ssen, da&#223; sich diese Karte nur auf die Haftpflichtversicherung und nicht auf die Kaskoversicherung bezieht. Evtl. unzureichende Sprachkenntnisse entschuldigen den Kl&#228;ger nicht, da er sich den Inhalt von anderen Personen h&#228;tte &#252;bersetzen lassen k&#246;nnen. Auch das vom Kl&#228;ger behauptete und mit der Berufungsbegr&#252;ndung erneut unter Beweis gestellte Telefongespr&#228;ch mit dem Zeugen ... mindert sein Verschulden nicht. Der Kl&#228;ger h&#228;tte erkennen m&#252;ssen, da&#223; sich die Gr&#252;nde Versicherungskarte nicht auf die Kaskoversicherung bezog. Der Senat h&#228;lt das Verschulden des Kl&#228;gers f&#252;r deutlich gr&#246;&#223;er und bewertet es mit 2/3.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kausalit&#228;t der Pflichtverletzung f&#252;r den entstandenen Schaden ist gegeben. Der Kl&#228;ger hat dazu im Termin erkl&#228;rt, da&#223; er seinem Schwager das Fahrzeug nicht gegeben h&#228;tte, wenn er gewu&#223;t h&#228;tte, da&#223; kein Kaskoversicherungsschutz f&#252;r die gesamte T&#252;rkei bestehe. Dem folgt der Senat. Der Wert und das Alter des Fahrzeuges sowie der Umstand, da&#223; bei den fr&#252;heren Fahrzeugen des Kl&#228;gers kein Vollkaskoschutz bestand, legen es nahe, da&#223; der Kl&#228;ger gerade f&#252;r dieses Fahrzeug umfassenden Versicherungsschutz erlangen wollte.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Bei der H&#246;he des Schadens sind auch die Gutachterkosten in H&#246;he von 537,- DM zu ber&#252;cksichtigen. Zwar werden Gutachterkosten in der Regel gem. &#167;66 Abs. 2 VVG nicht ersetzt. Der Versicherungsnehmer soll im Regelfall, damit die Kosten niedrig und &#252;berschaubar bleiben auf einen Sachverst&#228;ndigen des Kaskoversicherers warten, der die Schadensh&#246;he zu ermitteln hat. Unterl&#228;&#223;t der Versicherer aber die Schadensfeststellung und lehnt dann die Leistung ab, so ger&#228;t er in Verzug, so da&#223; die Kosten f&#252;r die Hinzuziehung des Sachverst&#228;ndigen erstattungspflichtig sind (Stiefel/Hofmann, a.a.O., &#167;15 Rdn. 6).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Ersparte Aufwendungen mu&#223; sich der Kl&#228;ger nicht anrechnen lassen. Entgegen der Klageerwiderung (Schriftsatz vom 22.01.1990, S. 8) hat der Vertreter des Beklagten im Termin klargestellt, da&#223; der Beklagte in diesem Fall keinen Versicherungsschutz f&#252;r den asiatischen Teil der T&#252;rkei angeboten h&#228;tte. Damit entf&#228;llt eine Anrechnung ersparter Pr&#228;mien.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der dem Kl&#228;ger unfallbedingt entstandene Schaden betr&#228;gt unter Abzug der Selbstbeteiligung 5.209,08 DM. Davon hat der Beklagte 1/3, das sind 1.736,36 DM zu tragen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><b>4.</b></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch beruht auf &#167;&#167;288, 286 BGB. Die Zinsh&#246;he von 9 % ist durch die &#252;berreichte Bescheinigung der ... vom 29.11.1990 belegt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167;92 Abs. 1, 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO. Die Beschwer des Kl&#228;gers betr&#228;gt 3.472,72 DM, die der Beklagten 1.736,36 DM.</p>
315,022
ag-siegburg-1990-11-30-6-c-46490
{ "id": 730, "name": "Amtsgericht Siegburg", "slug": "ag-siegburg", "city": 490, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
6 C 464/90
1990-11-30T00:00:00
2019-03-13T14:44:14
2022-10-18T15:09:16
Urteil
ECLI:DE:AGSU1:1990:1130.6C464.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beklagte wird verurteilt,</p> <p></p> <p>an den Kl&#228;ger 15,-- DM nebst 4 % Zinsen seit</p> <p>dem 1.6. 1990 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Beklagte.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte betreibt ein Speiselokal der oberen Preiskategorie <i>unter </i>der Firmenbezeichnung "b" in f. Es handelt sich hierbei um ein kleineres Lokal.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, der schon mehrfach Gast in der &#8216;b" gewesen war, bestellte daher telefonisch f&#252;r die Mittagszeit des 13.5.1990 (Muttertag) einen Tisch f&#252;r vier Personen vor.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Er erschien dann auch, zusammen mit seiner Frau und seinen Eltern am vereinbarten Tag gegen 12.00 Uhr im Lokal des Beklagten, um dort das Mittagessen einzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Kl&#228;ger und seine Familie zun&#228;chst die Getr&#228;nke bestellt hatten, wollten sie anhand der ausgelegten Karte ihre Bestellung gegen&#252;ber der Bedienung abgeben.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Auf der Karte wurde aber nur ein sogenanntes "Muttertagsmen&#252;" angeboten, das aus zwei alternativen Vorspeisen und drei Hauptgerichten bestand.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Alle auf der Speisekarte angebotenen Gerichte sagten dem Kl&#228;ger und seiner Begleitung nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Infolge der nichtvorhandenen weiteren Auswahlm&#246;glichkeit wollte man daher von einer Bestellung Abstand nehmen und nach Bezahlung der Getr&#228;nke das Lokal wieder verlassen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der von der Bedienung hier&#252;ber informierte Beklagte war damit jedoch nicht einverstanden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Er forderte als Ausgleich f&#252;r die nichterfolgte Bestellung (zus&#228;tzlich</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">zum Preis der Getr&#228;nke) eine Abstandssumme in H&#246;he von 15,-- DM pro Person.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verweigerte dies zun&#228;chst, zahlte dann aber, als der Beklagte hierauf bestand, doch den verlangten Betrag von insgesamt 60,-- DM und verlie&#223; zusammen mit seiner Begleitung die Gastst&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 16.5.1990 forderte der Kl&#228;ger den von ihm gezahlten Betrag wieder zur&#252;ck und setzte dem Beklagten diesbez&#252;glich eine Frist bis zum 31.5.1990.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, der Beklagte habe den geforderten Betrag in H&#246;he von 15,-- DM pro Person als eine Strafe f&#252;r die nicht vorgenommene Bezahlung festgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Auch habe er sich ebenso wie die ihn begleitenden Familienmitglieder geweigert, seine Adresse zwecks sp&#228;terer gerichtlicher Geltendmachung dieses Betrages anzugeben.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Daraufhin habe der Beklagte mit Unterst&#252;tzung des hinzukommenden Koches das Verlassen der Gastst&#228;tte von der Entrichtung der 15,-- DM abh&#228;ngig gemacht.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Aus diesem Grund habe er schlie&#223;lich die verlangte Abstandssumme gezahlt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">den Beklagten zu verurteilen, an ihn 15,-- DM</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">nebst 10,25 % Zinsen seit dem 1.6.1990 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt, die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Er behauptet, da&#223; der Kl&#228;ger bereits bei der telefonischen Tischreservierung darauf hingewiesen worden sei, da&#223; am <i>13.5.</i>1990 nur das sogenannte "Muttertagsmen&#252;" angeboten werde. Dies habe der Kl&#228;ger auch akzeptiert und sein Kommen verbindlich zugesagt. Aufgrund der von dem Kl&#228;ger best&#228;tigten Reservierung sei er gezwungen gewesen, andere Interessenten abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Er ist daher der Ansicht, da&#223; der Kl&#228;ger ihm den infolge der Nichtbestellung entgangenen Gewinn zu ersetzen habe. Insofern sei der Betrag von 15,-- DM pro Person auch angemessen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Weiter behauptet er, da&#223; er keinesfalls das Verlassen des Lokals von der Zahlung einer Strafe abh&#228;ngig gemacht habe. Vielmehr habe er freundlich, aber bestimmt den Kl&#228;ger auf seine Verpflichtung zur Zahlung der geforderten Abstandssumme hingewiesen. Diese habe der Kl&#228;ger schlie&#223;lich nach einer kurzen Diskussion freiwillig gezahlt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf die Akten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist bis auf einen Teil der geltend gemachten Zinsforderung begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht ein R&#252;ckzahlungsanspruch in H&#246;he von 15,-- DM aus &#167; 812 I 1 1. Alt. BGB zu, denn der Beklagte ist um diesen Betrag ungerechtfertigt bereichert.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Infolge der vom Kl&#228;ger erhaltenen 15,-- DM hat sich das Verm&#246;gen des Beklagten vermehrt.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Dies erfolgte auch durch eine Leistung des Kl&#228;gers.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Als Leistung im Sinne des &#167; 812 I 1 1. Alt. BGB ist n&#228;mlich jede bewusste und zweckgerichtete Mehrung fremden Verm&#246;gens zu verstehen</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">(vergl. Erman/Westermann, BGB, 7. Auflage, M&#252;nster 1984, &#167; 812 RdNr. 11;</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">BGHZ 40, 272).</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn eine vermeintliche Drohung des Beklagten ausschlaggebendes</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Motiv f&#252;r die Zahlung gewesen sein sollte, so wurde damit zun&#228;chst ein</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">vom Beklagten geltend gemachter Anspruch erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Zahlung erfolgte auch ohne rechtlichen Grund.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Dem Beklagten stand kein Anspruch auf die erbrachte Leistung zu. Insbesondere konnte er sein Zahlungsbegehren nicht auf einen vertraglichen Schadensersatzanspruch aus &#167; 326 I i.V.m. &#167;&#167; 361, 252 BGB wegen Nichtbestellung eines Mittagsgerichts st&#252;tzen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Ein Schadensersatzanspruch, der auf die dem Gastwirt entstandenen Unkosten bzw. den entgangenen Gewinn abzielt, kann von vorneherein nur dann entstehen, wenn der Gast eine vertragliche Verpflichtung zur Bestellung einer Mahlzeit eingegangen ist.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Dahingehend l&#228;&#223;t sich aber die zwischen Kl&#228;ger und Beklagten vereinbarte Tischbestellung gerade nicht interpretieren.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Dies ergibt sich aus der Auslegung der Vorbestellung, die anhand der &#167;&#167; 133, 157 BGB vorzunehmen ist. Ma&#223;gebend sind dabei die konkreten Umst&#228;nde des Einzelfalles sowie die Verkehrsauffassung.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte durfte die Tischreservierung nicht als feste Zusage verstehen, da&#223; der Kl&#228;ger bei seinem Besuch ein auf der Karte angebotenes Gericht w&#228;hlen w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Zwar vermag auch die Reservierung wechselseitige Verpflichtungen zu begr&#252;nden (vgl. AG Hamburg, NJW 1973, 2253).</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Wer in einem Speiselokal einen Tisch bestellt, verpflichtet sich, zum angegebenen Zeitpunkt zu erscheinen und grunds&#228;tzlich ein Men&#252; einzunehmen. Dies gilt insbesondere auch, wenn der Gast, wie der Kl&#228;ger, wei&#223;, da&#223; infolge der begrenzten R&#228;umlichkeiten vorwiegend mit Vorbestellungen gearbeitet wird. Insoweit hat auch der Gastwirt ein schutzw&#252;rdiges Interesse an der Einhaltung der Reservierung.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Bei der Vorbestellung eines Tisches steht jedoch noch gar nicht fest, was und wie viel der Gast verzehren wird. Der Wirt kann nicht erwarten, da&#223; der Gast auch dann bestellt, wenn ihm das Speiseangebot in keiner Weise zusagt. Eine derart weitgehende Verpflichtung w&#252;rde den &#252;blichen Rahmen einer Reservierung &#252;berschreiten. Durch sie sichert sich der Gast in dem von ihm gew&#228;hlten Lokal einen freien Tisch und damit die M&#246;glichkeit, dort speisen zu k&#246;nnen. Er wird jedoch kein Interesse daran haben k&#246;nnen, auch dann zu einer Bestellung gezwungen zu werden, wenn ihm die angebotenen Speisen missfallen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Es kann auch dahingestellt bleiben, ob der Kl&#228;ger bereits bei der telefonischen Vorbestellung auf das beschr&#228;nkte Men&#252;angebot am Muttertag hingewiesen wurde.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn dies der Fall gewesen sein sollte, blieb dem Kl&#228;ger bei der Bestellung immer noch eine &#8212; wenn auch reduzierte &#8212; Auswahlm&#246;glichkeit. Er hat sich nicht bereits durch die Reservierung auf ein bestimmtes Men&#252; festgelegt und dessen konkrete Zubereitung verlangt.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Wenn der Gastronom an einem bestimmten Tag nur eine eingeschr&#228;nkte Speisenauswahl anbietet, so hat er das unternehmerische Risiko zu tragen, wenn dies dem Gast im Einzelfall nicht zusagt.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Daf&#252;r, da&#223; sich der Kl&#228;ger bereits am Telefon f&#252;r ein bestimmtes</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Mittagessen aus dem "Muttertagsmen&#252;" entschieden hatte, tr&#228;gt der Beklagte nichts vor.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Eine anderweitige vertragliche Beziehung, aus der sich ein Schadensersatzanspruch des Beklagten ergeben k&#246;nnte, besteht nicht. Ein Bewirtungsvertrag, sieht man einmal von der Getr&#228;nkebestellung ab, ist gerade nicht zustande gekommen.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Dem Anspruch des Kl&#228;gers auf R&#252;ckzahlung der 15,-- DM gem&#228;&#223; &#167; 812 I 1</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">1. Alt. BGB steht auch nicht &#167; 814 1. Alt. BGB entgegen, da der Kl&#228;ger erkennbar nur unter Protest und dem stillschweigenden Vorbehalt sp&#228;terer R&#252;ckforderung gezahlt hat.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht ein Zinsanspruch nur in H&#246;he von 4 % gem&#228;&#223; &#167; 288 I 1 BGB zu. Mit Schreiben vom 16.5.1990 wurde dem Beklagten eine Zahlungsfrist bis</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">zum 31.5.1990 gesetzt. Nach Ablauf dieser Frist befand sich der Beklagte gem&#228;&#223; &#167;&#167; 284 I 1, 285 BGB in Verzug.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Ein dar&#252;ber hinausgehender Zinsanspruch, der gem&#228;&#223; &#167; 286 I BGB geltend gemacht werden kann, besteht dagegen nicht. Insofern fehlt es an einem schl&#252;ssigen Kl&#228;gervortrag.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung ergibt sich aus &#167; 92 II 1. Alt. ZPO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">&#167;&#167; 708 Nr. 11, 713 ZPO.</p>
315,023
lagk-1990-11-29-10-sa-80190
{ "id": 795, "name": "Landesarbeitsgericht Köln", "slug": "lagk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
10 Sa 801/90
1990-11-29T00:00:00
2019-03-13T14:44:17
2022-10-18T15:09:16
Urteil
ECLI:DE:LAGK:1990:1129.10SA801.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>1)&#160; Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das Urteil des Arbeitsgerichts Siegburg vom 27.06.1990 wie folgt teilweise abge&#228;ndert:</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, das nach dem erstinstanzlichen Urteilstenor zu erteilende Zeugnis vor dem Schlu&#223;satz mit folgender Erg&#228;nzung auszusteIlen:</p> <p>"Das Dienstverh&#228;ltnis wurde auf Wunsch von Herrn A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zum 30.6.1989 beendet."</p> <p>2)&#160;&#160; Im &#252;brigen wird die Berufung zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>3)&#160;&#160; Die Kosten des Rechtsstreits erster Instanz werden den Parteien je zur H&#228;lfte auferlegt; die Kosten des Berufungsverfahrens tr&#228;gt die Beklagte.</p> <p>4)&#160;&#160; Streitwert: 6.000,-- DM.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">T a t b e s t a n d</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 19&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; geborene Kl&#228;ger war seit dem 01.08.1983 bei der Beklagten als Leiter des Gesch&#228;ftsbereichs Marketing und Vertrieb "Arzneimittel Inland" angestellt; seine Jahresverg&#252;tung betrug zuletzt 205.765,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Wegen einer von der Beklagten zum 30.06.1989 ausgesprochenen ordentlichen K&#252;ndigung hat der Kl&#228;ger die K&#252;ndigungsschutzklage erhoben, und zwar in zwei Instanzen mit dem inzwischen rechtskr&#228;ftigen Ergebnis, da&#223; die K&#252;ndigung sozial ungerechtfertigt gewesen ist (&#167;&#167; 1, 4 KSchG); auf den Hilfsantrag der Beklagten und den Antrag des Kl&#228;gers hat das Landesarbeitsgericht K&#246;ln durch Urteil vom 25.08.1989 das Arbeitsverh&#228;ltnis gegen Zahlung einer Abfindung in H&#246;he von 155.070,-- DM gem&#228;&#223; &#167;&#167; 9, 10, 14 KSchG zum 30.06.1990 aufgel&#246;st (Aktenzeichen 5 K Ca 2441/88 Arbeitsgericht Siegburg = 6 Sa 511/89 LAG K&#246;ln).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit der vorliegenden Klage vom 10.10.1989 hat der Kl&#228;ger die Erteilung eines qualifizierten Zeugnisses geltend gemacht; die Beklagte hat ihm alsdann unter dem Datum des 30.60.1989 ein Zeugnis mit folgendem Wortlaut erteilt:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">"Herr D&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; W&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; A, geb. am &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 19&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , war in der Zeit vom &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; bis 30. Juni 1989 Mitarbeiter unseres Unternehmens.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Herrn A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; oblag die Leitung des Gesch&#228;ftsbereiches Marketing und Vertrieb Arzneimittel.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Zu seinem Aufgabenbereich geh&#246;rten neben der F&#252;hrung des medizinisch-wissenschaftlichen Au&#223;endienstes die Leitung des Produktmanagements, der Marktforschung, des Arzneimittelvertriebs In- u. Ausland.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Herr A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; hat sich schnell in sein Aufgabengebiet eingearbeitet und aufgrund einer Analyse unseres Arzneimittelprogramms Konzeptionen und Strategien f&#252;r die T&#228;tigkeit des Au&#223;endienstes entwickelt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den ihm unterstellten medizinisch-wissenschaftlichen Au&#223;endienst erweiterte er die Ebene der Regionalleiter. Er sorgte f&#252;r eine Intensivierung der Ausbildung des Au&#223;endienstes und der Regionalleiter, die an mehreren firmenexternen Seminaren teilnahmen und hier mit modernen F&#252;hrungsmethoden vertraut gemacht wurden. In den Anfang seiner T&#228;tigkeit fiel die erfolgreiche Einf&#252;hrung unseres Pr&#228;parats "D&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Creme&#8221;. Von dieser Basis ausgehend entwickelte Herr A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; mit Hilfe von Werbeagenturen Konzeptionen f&#252;r unsere oralen Di&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; -Pr&#228;parate. Dar&#252;ber hinaus hat Herr A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Magen-/Darm- und Migr&#228;nepr&#228;parate sowie einen Tranquilizer eingef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Neben dem Einsatz des Au&#223;endienstes hat Herr A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; sich verst&#228;rkt mit der F&#246;rderung von &#228;rztlichen Fortbildungsveranstaltungen unserer Au&#223;endienstmitarbeiter befa&#223;t und hier Impulse f&#252;r die Umsatzentwicklung unserer Pr&#228;parate gegeben.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Herr A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; wurde von seinen Kollegen und Mitarbeitern wegen seiner menschlichen Eigenschaften gesch&#228;tzt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Dienstverhalten mit Herrn A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; wurde zum 30.06.1989 gek&#252;ndigt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wir w&#252;nschen ihm f&#252;r seinen weiteren Berufs- und Lebenswerg alles Gute (Bl. 31 u. 32 d.A.)"</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Mit seiner daraufhin ge&#228;nderten Klage hat der Kl&#228;ger die Berichtigung des Zeugnisses beansprucht und beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, ihm das nachfolgende Endzeugnis zu erteilen:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Herr D&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; W&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , geb. am&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; in De&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; war</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">der Zeit vom 09. August 1983 bis 30. Juni 1989 Mitarbeiter unseres Unternehmens.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Herrn A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; oblag die Leitung des Gesch&#228;ftsbereichs Marketing und Vertrieb Arzneimittel. Bereits nach kurzer Zeit erhielt Herr A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Prokura und wurde zum Mitglied der Gesch&#228;ftsleitung bestellt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Zu seinem Aufgabenbereich geh&#246;rten neben der F&#252;hrung des medizinisch-wissenschaftlichen Au&#223;endienstes die Leitung des Produktmanagements, der Marktforschung, des Arzneimittelvertriebs In- und Ausland.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Herr A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; hat sich schnell in sein Aufgabengebiet eingearbeitet und aufgrund einer Analyse unseres Arzneimittelprogramms Konzeptionen und Strategien f&#252;r die T&#228;tigkeit des Au&#223;endienstes entwickelt.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den ihm unterstellten medizinisch-wissenschaftlichen Au&#223;endienst erweiterte er die Ebene der Regionalleiter. Er sorgte f&#252;r eine Intensivierung der Ausbildung des Au&#223;endienstes und der Regionalleiter, die an mehreren firmenexternen Seminaren teilnahmen und hier mit modernen F&#252;hrungsmethoden vertraut gemacht wurden.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">In den Anfang seiner T&#228;tigkeit fiel die erfolgreiche Einf&#252;hrung unseres Pr&#228;parats "D&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Creme". Von dieser Basis ausgehend entwickelte Herr A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; in Zusammenarbeit mit Werbeagenturen Konzeptionen f&#252;r unsere oralen Di&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Pr&#228;parate. Dar&#252;ber hinaus hat Herr A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; unter anderem Magen-/Darm- und Migr&#228;nepr&#228;parate sowie einen Tranquilizer eingef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Neben dem Einsatz des Au&#223;endienstes hat Herr A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; sich verst&#228;rkt mit der F&#246;rderung von &#228;rztlichen Fortbildungsveranstaltungen unserer Au&#223;endienstmitarbeiter befa&#223;t und hier Impulse f&#252;r die Umsatzentwicklung unserer Pr&#228;parate gegeben. In seinen Verantwortungsbereich fiel zuletzt ein Umsatzvolumen von 50 Mio. DM, wobei nicht nur der Umsatz, sondern insbesondere auch der Deckungsbeitrag aufgrund der T&#228;tigkeit von Herrn A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; st&#228;ndig seit seinem Eintritt in unser Unternehmen gesteigert werden konnte.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Herr A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; wurde von seinen Kollegen und Mitarbeitern wegen seiner menschlichen Eigenschaften gesch&#228;tzt. Er verstand es, durch moderne F&#252;hrungsmethoden alle Mitarbeiter auf ein gemeinsames Ziel auszurichten und sie entsprechend zu motivieren. Seine hohe Einsatzbereitschaft und Leistungsf&#228;higkeit waren Vorbild f&#252;r seine Mitarbeiter.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Seine fachliche Qualifikation steht aufgrund seiner langj&#228;hrigen Erfahrungen au&#223;er Zweifel und war Garant f&#252;r seine erfolgreiche T&#228;tigkeit. Hervorzuheben sind insbesondere sein analytisches Denkverm&#246;gen und das Umsetzen in strategische Ma&#223;nahmen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Das Dienstverh&#228;ltnis wurde von Herrn auf eigenen Wunsch zum 30.6.1989 beendet.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Wir bedauern dies sehr und w&#252;nschen ihm f&#252;r seinen weiteren Berufs- und Lebensweg alles Gute.&#8220;;</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">der Beklagten zur Vornahme der Erteilung des Zeugnisses eine angemessene Frist durch das Arbeitsgericht zu bestimmen und f&#252;r den Fall, da&#223; das Zeugnis nicht innerhalb dieser Frist erteilt wird, die Beklagte zur Zahlung einer in das Ermessen des Gerichts gestellten Entsch&#228;digung zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat Klageabweisung beantragt und betont, die Formulierung des Zeugnisses sei ausschlie&#223; lieh Sache des Arbeitgebers, und die beantragten Erg&#228;nzungen seien nicht gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht Siegburg hat mit dem am 27.06.1990 verk&#252;ndeten Urteil die Beklagte verurteilt, dem Kl&#228;ger folgendes Endzeugnis zu erteilen:</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">"Herr D&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; W&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; A, geb.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 19</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">war in der Zeit vom 9. August 1983 bis 30. Juni 1989 Mitarbeiter unseres Unternehmens.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Herr A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; war Mitglied der Gesch&#228;ftsleitung. Ihm oblag die Leitung des Gesch&#228;ftsbereichs Marketing und Vertrieb Arzneimittel. Bereits</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">nach kurzer Zeit erhielt Herr A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Prokura.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Zu seinem Aufgabenbereich geh&#246;rten neben der F&#252;hrung des medizinisch-wissenschaftlichen Au&#223;endienstes die <sub>;</sub>Leitung des Produktmanagements, der Marktforschung, des Arzneimittelvertriebs In- und Ausland.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Herr A:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; hat sich schnell in sein Aufgabengebiet eingearbeitet und aufgrund einer Analyse unseres Arzneimittelprogrammes Konzeptionen und Strategien f&#252;r die T&#228;tigkeit des Au&#223;endienstes entwickelt.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den ihm unterstellten medizinisch-wissenschaftlichen Au&#223;endienst erweiterte er die Ebene der Regionalleiter. Er sorgte f&#252;r die Intensivierung der Ausbildung des Au&#223;endienstes und der Regionalleiter, die an mehreren firmenexternen Seminaren teilnahmen und hier mit modernen F&#252;hrungsmethoden vertraut gemacht wurden.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">In den Anfang seiner T&#228;tigkeit fiel die erfolgreiche Einf&#252;hrung unseres Pr&#228;parates "D&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Creme". Von dieser Basis ausgehend entwickelte Herr A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; in Zusammenarbeit mit Werbeagenturen Konzeptionen f&#252;r unsere oralen Pr&#228;parate. Dar&#252;ber hinaus hat Herr A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; unter anderem Magen-/Darm- und Migr&#228;nepr&#228;parate sowie einen Tranquilizer eingef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Neben dem Einsatz des Au&#223;endienstes hat Herr A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; sich verst&#228;rkt mit der F&#246;rderung von &#228;rztlichen Fortbildungsveranstaltungen unserer Au&#223;endienstmitarbeiter befa&#223;t und hier Impulse f&#252;r die Umsatzentwicklung unserer Pr&#228;parate gegeben. In seinen Verantwortungsbereich fiel ein Umsatzvolumen von bis zu 45 Millionen Deutsche Mark.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Herr A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; wurde von seinen Kollegen und Mitarbeitern wegen seiner menschlichen Eigenschaften gesch&#228;tzt. Er verstand es, durch moderne F&#252;hrungsmethoden seine Mitarbeiter auf ein gemeinsames Ziel auszurichten und sie entsprechend zu motivieren.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Seine fachliche Qualifikation steht aufgrund seiner langj&#228;hrigen Erfahrungen au&#223;er Zweifel. Hervorzuheben sind insbesondere sein analytisches Denkverm&#246;gen und das Umsetzen in strategische Ma&#223;nahmen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Wir w&#252;nschen Herrn A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; f&#252;r seinen weiteren Berufs- und Lebensweg alles Gute."</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen hat das Arbeitsgericht die Klage abgewiesen, die Kosten des Rechtsstreits den Parteien je zur H&#228;lfte auferlegt und den Streitwert auf 17.174,08 DM festgesetzt. In den Entscheidungsgr&#252;nden des Urteils, auf dessen weiteren Inhalt erg&#228;nzend Bezug genommen wird (Bl. 141 - 161 d.A.), ist u.a. festgestellt: Soweit der Kl&#228;ger bescheinigt haben m&#246;chte, das Dienstverh&#228;ltnis sei von ihm auf eigenen Wunsch zum 30.06.1989 beendet worden, sei ein entsprechender Anspruch nicht gegeben. Die von dem Kl&#228;ger gew&#252;nschte Formulierung m&#252;sse vom unbefangenen Leser als Hinweis auf eine Eigenk&#252;ndigung des Kl&#228;gers oder eine einverst&#228;ndliche Aufhebung verstanden werden, dem sei die Aufl&#246;sung durch gerichtliches Urteil nicht gleichzusetzen. Dem Kl&#228;ger entstehe kein Nachteil, wenn der Beendigungstatbestand nicht in das Zeugnis aufgenommen werde.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat gegen das seinem Proze&#223;bevollm&#228;chtigten am 15.08.1990 zugestellte Urteil die vorliegende Berufung am 17.09.1990 eingelegt und am 05.10.1990 schrifts&#228;tzlich begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger h&#228;lt an seiner Auffassung fest, da&#223; die Beklagte ihm das Zeugnis mit dem in erster Instanz von ihm beantragten Schlu&#223;text erteilen m&#252;sse, insbesondere mit der Passage, wonach das Anstellungsverh&#228;ltnis auf eigenen Wunsch zum 30.06.1989 beendet worden sei. Er wiederholt und vertieft sein erstinstanzliches Vorbringen und kritisiert insbesondere die Einsch&#228;tzung des Arbeitsgerichts, wonach die Nichterw&#228;hnung des Beendigungstatbestandes f&#252;r ihn nicht von Nachteil w&#228;re. Ferner weist er darauf hin, da&#223; das Gericht erst auf den von ihm am Schlu&#223; der Berufungsverhandlung erstmals gestellten Aufl&#246;sungsantrag zu der Aufl&#246;sungentscheidung gelangt sei. Insofern m&#252;sse man auch die Beendigung "auf eigenen Wunsch" feststellen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Berufungsbeklagte zu verurteilen, ihm folgendes Endzeugnis zu erteilen:</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">"Herr D&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; W&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , geb. &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 19&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , war in der Zeit vom 9. August 1983 bis 30. Juni 1989 Mitarbeiter unseres Unternehmens.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Herr A &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; war Mitglied der Gesch&#228;ftsleitung. Ihm oblag die Leitung des Gesch&#228;ftsbereichs Marketing und Vertrieb Arzneimittel. Bereits nach kurzer Zeit erhielt Herr A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Prokura.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Zu seinem Aufgabenbereich geh&#246;rten neben der F&#252;hrung des medizinisch-wissenschaftlichen Au&#223;endienstes die Leitung des Produktmanagements, der Marktforschung, des Arzneimittelvertriebs In- und Ausland.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Herr A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; hat sich schnell in sein Aufgabengebiet eingearbeitet und aufgrund einer Analyse unseres Arzneimittelprogrammes Konzeptionen und Strategien f&#252;r die T&#228;tigkeit des Au&#223;endienstes entwickelt.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den ihm unterstellten medizinisch-wissenschaftlichen Au&#223;endienst erweiterte er die Ebene der Regionalleiter, die an mehreren firmenexternen Seminaren teilnahmen und hier mit modernen F&#252;hrungsmethoden vertraut gemacht wurden.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">In den Anfang seiner T&#228;tigkeit fiel die erfolgreiche Einf&#252;hrung unseres Pr&#228;parates "D&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Creme". Von dieser Basis ausgehend entwickelte Herr A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; in Zusammenarbeit mit Werbeagenturen Konzeptionen f&#252;r unsere oralen D&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; -Pr&#228;parate. Dar&#252;ber hinaus hat Herr A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; unter anderem Magen-/Darm- und Migr&#228;nepr&#228;parate sowie einen Tranquilizer eingef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Neben dem Einsatz des Au&#223;endienstes hat Herr A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; sich verst&#228;rkt mit der F&#246;rderung von &#228;rztlichen Fortbildungsveranstaltungen unserer Au&#223;endienstmitarbeiter befa&#223;t und hier Impulse f&#252;r die Umsatzentwicklung unserer Pr&#228;parate gegeben, in seinen Verantwortungsbereich fiel ein Umsatzvolumen von bis zu 45.000.000 DM.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Herr A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; wurde von seinen Kollegen und Mitarbeitern wegen seiner menschlichen Eigenschaften gesch&#228;tzt. Er verstand es, durch moderne F&#252;hrungsmethoden seine Mitarbeiter auf ein gemeinsames Ziel auszurichten und sie entsprechend zu motivieren.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Seine fachliche Qualifikation steht aufgrund seiner langj&#228;hrigen Erfahrungen au&#223;er Zweifel. Hervorzuheben sind insbesondere sein analytisches Denkverm&#246;gen und das Umsetzen in strategische Ma&#223;nahmen.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Das Dienstverh&#228;ltnis wurde von Herrn A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; auf eigenen Wunsch zum 30.06.1989 beendet. Wir w&#252;nschen Herrn A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; f&#252;r seinen weiteren Berufs- und Lebensweg alles Gute."</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">hilfsweise</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, das Zeugnis in der Endformulierung wie folgt zu berichtigen:</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">"Das Dienstverh&#228;ltnis wurde in beiderseitigem Einverst&#228;ndnis zum 30.06.1989 beendet."</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte und Berufungsbeklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholt im Hinblick auf den Berufungsantrag des Kl&#228;gers ihr erstinstanzliches Vorbringen und verteidigt die Entscheidungsgr&#252;nde des angefochtenen Urteils.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Wegen des Sach- und Streitstandes im &#252;brigen wird auf den Inhalt der beiderseitigen Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidunqsqr&#252;nde</span></p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist an sich statthaft; sie ist in gesetzlicher Form und Frist eingelegt, sowie rechtzeitig und ordnungsgem&#228;&#223; schrifts&#228;tzlich begr&#252;ndet worden und auch im &#252;brigen zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">In der Sache selbst ist das Rechtsmittel des Kl&#228;gers bis auf einen geringf&#252;gigen Teil erfolgreich.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Beklagte ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 630, 242 BGB verpflichtet, das dem Kl&#228;ger nach rechtskr&#228;ftigem Urteil des Arbeitsgerichts zu erteilende Zeugnis vor dem Schlu&#223;satz mit dem Zusatz zu erteilen; "Das Dienstverh&#228;ltnis wurde auf Wunsch von Herrn A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zum 30.06.1989 beendet." Das seitens der Beklagten als Arbeitgeberin dem Kl&#228;ger bei der Zeugniserteilung geschuldete Wohlwollen in der wahrheitsgem&#228;&#223;en Zeugnisformulierung bedeutet im vorliegenden Fall, da&#223; sich die schriftliche Aussage auf die objektiven Gegebenheiten, n&#228;mlich den im Aufl&#246;sungsantrag des Kl&#228;gers tats&#228;chlich enthaltenen Wunsch und auf das objektive rechtliche Ergebnis, n&#228;mlich die tats&#228;chlich herbeigef&#252;hrte Beendigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses beschr&#228;nkt. Das rechtlich geschuldete Wohlwollen der Beklagten findet in dem zu erteilenden Zeugnis erst dann seinen Ausdruck, wenn der Beendigungssachverhalt mindestens mit diesen tats&#228;chlichen Hinweisen angesprochen wird. Keinesfalls darf die seitens der Beklagten nach rechtskr&#228;ftiger Entscheidung unwirksam ausgesprochene K&#252;ndigung und die damit rechtswidrig seitens der Beklagten veranla&#223;te Durchf&#252;hrung des K&#252;ndigungsschutzprozesses im Zeugnis ausgedr&#252;ckt werden. Mit anderen Worten kann zwar der Kl&#228;ger nicht beanspruchen, da&#223; er allein durch seine Entschlie&#223;ung die Vertragsbeendigung herbeigef&#252;hrt hat; es kann aber auf der anderen Seite auch nicht unber&#252;cksichtigt bleiben, da&#223; die tats&#228;chliche Beteiligung der Beklagten an dem Aufl&#246;sungstatbestand keine rechtliche Anerkennung gefunden hat. Dies ergibt sich im einzelnen wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Es ist allgemein nicht &#252;blich und auch grunds&#228;tzlich nicht zul&#228;ssig, im Zeugnis darauf hinzuweisen, wer gek&#252;ndigt hat und welches die Beendigungsgr&#252;nde sind (BAG, AP Nr. 11 zu &#167; 630 BGB; Schmid, Der Betrieb 1988, 2253 ff, 2254; Schie&#223;mann, Das Arbeitszeugnis, 9. Aufl., S. 49 m.w.N.; LAG Hamm, Urt. v. 24.09.1985 = LAGE &#167; 630 BGB Nr. 1). Nur auf Wunsch des Arbeitnehmers kann dieser Hinweis in Betracht kommen (Schulz, Alles &#252;ber Arbeitszeugnisse, S. 75). Anderseits hat jedoch der Arbeitnehmer einen Rechtsanspruch auf die Erw&#228;hnung des Beendigungssachverhalts, wenn das Arbeitsverh&#228;ltnis durch seine eigene K&#252;ndigung sein Ende gefunden hat (Schmid, a.a.O.). Der Anspruch ist in diesem Fall darin begr&#252;ndet, da&#223; es sich um einen Umstand handelt, der dem Arbeitnehmer bei einer neuen Bewerbung g&#252;nstig sein kann, der ihm also in seinem Fortkommen dienlich ist.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den vorliegenden Fall ist zu beachten, da&#223; der Kl&#228;ger keineswegs beansprucht hat, den Beendigungsgrund unter allen Umst&#228;nden im Zeugnis zu erw&#228;hnen. Sein Antrag lautet vielmehr dahin, die eigene Initiative zur Vertragsbeendigung im Zeugnis auszudr&#252;cken. Was die Beklagte diesem Begehren mit dem Hinweis auf ihre Wahrheitspflicht entgegensetzt, ist in Wirklichkeit die Behauptung eines eigenen Anspruches, die dem Kl&#228;ger im Zweifel nachteilige Tatsache der unwirksamen K&#252;ndigung auch gegen den Willen des Kl&#228;gers im Zeugnis anzudeuten. Dieser Anspruch ist unbegr&#252;ndet, weil er dem geschuldeten Wohlwollen des Arbeitgebers widerspricht. Bei der Frage, mit welcher Formulierung die Art der Beendigung und die tats&#228;chlich vorhandene Beendigungsinitiative des Kl&#228;gers wohlwollend und objektiv richtig ausgedr&#252;ckt werden kann, mu&#223; auf jeden Fall ber&#252;cksichtigt werden, da&#223; die seitens der Beklagten erkl&#228;rte K&#252;ndigung durch rechtskr&#228;ftiges Urteil f&#252;r sozial ungerechtfertigt erkl&#228;rt worden ist. Sie ist rechtsunwirksam mit der Folge, da&#223; der Beklagten daraus zumindest im Rahmen der Zeugniserteilung keinerlei "Vorteil" und insbesondere keinerlei Chance zu einer Ma&#223;regelung des Kl&#228;gers erwachsen darf. Das erkennende Gericht mu&#223; vielmehr infolge der Rechtskraftbindung ber&#252;cksichtigen, da&#223; im Zeugnis keine Andeutung enthalten sein darf, die den R&#252;ckschlu&#223; erlauben w&#252;rde, die Beklagte habe sich beispielsweise aus personen- oder verhaltensbedingten Gr&#252;nden vom Kl&#228;ger getrennt. Bei einer solchen Andeutung bliebe es jedoch auch dann, wenn dem Antrag des Kl&#228;gers nicht entsprochen w&#252;rde. Das Berufungsgericht ist der Einsch&#228;tzung des angefochtenen Urteils insofern nicht gefolgt.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Zu beachten ist allerdings, da&#223; das Arbeitsverh&#228;ltnis nicht unmittelbar durch den Willen der Parteien beendet worden ist, sondern durch ein gerichtliches Gestaltungsurteil. Diese Entscheidung darf jedoch nicht "wahrheitsgem&#228;&#223;&#8221; schlicht und einfach w&#246;rtlich in den Zeugnistext aufgenommen werden, weil daraus ein mit den objektiven Gegebenheiten nach Treu und Glauben nicht zu vereinbarender Nachteil f&#252;r den Kl&#228;ger entstehen m&#252;&#223;te. Der Erfolg des Hilfsantrags der Beklagten auf Aufl&#246;sung des Arbeitsverh&#228;ltnisses h&#228;tte zwar im vorliegenden Fall wegen &#167; 14 Abs. 2 S. 2 KSchG nicht ohne weiteres auf ein schuldhaftes Verhalten des Kl&#228;gers hingedeutet; es entspricht jedoch allgemeiner Erfahrung, da&#223; Aufl&#246;sungsantr&#228;ge des Arbeitgebers h&#228;ufig mit schuldhaft vom Arbeitnehmer herbeigef&#252;hrten Umst&#228;nden (z.B. Proze&#223;verhalten oder Stimmungsmache im Betrieb) begr&#252;ndet werden. Da letztlich die K&#252;ndigung nicht erw&#228;hnt werden darf, mu&#223; dasselbe auch f&#252;r den Aufl&#246;sungsantrag der Beklagten gelten, um fehlerhafte R&#252;ckschl&#252;sse auf das Arbeitsverhalten, das dienstliche Verhalten oder pers&#246;nliche M&#228;ngel des Kl&#228;gers auszuschlie&#223;en. Selbst wenn die Zeugnisformulierung einen ausdr&#252;cklichen Hinweis auf den ohne Gr&#252;nde zul&#228;ssigen Aufl&#246;sungsantrag gem&#228;&#223; &#167; 14 Abs. 2 S. 2 KSchG enthalten w&#252;rde, h&#228;tte die Beklagte damit letztlich doch noch zum Nachteil des Kl&#228;gers aus ihrer unwirksam erkl&#228;rten K&#252;ndigung einen mit dem von ihr geschuldeten Wohlwollen unvereinbaren Vorteil erzielt. Die Aussage w&#228;re nicht anders zu verstehen, als bliebe es bei der urspr&#252;nglichen Zeugnisformulierung der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Der Hinweis im Zeugnistext auf den eigenen Wunsch des Kl&#228;gers, der nach rechtskr&#228;ftigem Ergebnis des K&#252;ndigungsschutzprozesses die Aufl&#246;sung des Arbeitsverh&#228;ltnisses entscheidend herbeigef&#252;hrt hat, st&#252;tzt sich auf dessen Aufl&#246;sungsantrag. Erst mit diesem Antrag, der im letztm&#246;glichen Zeitpunkt vor dem Berufungsgericht gestellt worden ist, hat sich das Gericht in der Lage gesehen, das Arbeitsverh&#228;ltnis aufzul&#246;sen. Das Berufungsurteil vom 25.08.1989 hat wegen dieses eigenen Aufl&#246;sungsantrages des Kl&#228;gers ausdr&#252;cklich festgestellt, die Frage, ob der Kl&#228;ger tats&#228;chlich leitender Angestellter im Sinne des &#167; 14 gewesen sei, k&#246;nne dahinstehen. Der Kl&#228;ger hat unter diesen Umst&#228;nden gerade unter Ber&#252;cksichtigung der Wahrheitspflicht des Arbeitgebers einen Anspruch darauf, da&#223; ihm best&#228;tigt wird, erst seine Initiative habe die Beendigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses erm&#246;glicht.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Bei der Ber&#252;cksichtigung der Beendigungsinitiative im Zeugnistext sind folgende Grunds&#228;tze zu beachten:</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Die F&#252;rsorgepflicht des Arbeitgebers gebietet es, da&#223; er bei einem Hinweis auf den Beendigungstatbestand bzw. auf die Beendigungsinitiative eine wohlwollende Formulierung w&#228;hlt und beispielsweise schon jede Andeutung vermeidet, die auch nur eine Unzufriedenheit mit der rechtm&#228;&#223;igen Beendigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses ausgedr&#252;ckt h&#228;tte (LAG Hamm, a.a.O.; Schulz, a.a.O., S. 74). Wird im Schlu&#223;teil des Zeugnisses lediglich formuliert, "das Arbeitsverh&#228;ltnis endete am ... ", dann kann der Leser von einer K&#252;ndigung seitens des Arbeitgebers ausgehen, und es wird daraus im allgemeinen der f&#252;r den Arbeitnehmer sehr nachteilige Schlu&#223; gezogen, diese K&#252;ndigung sei aus personen- oder verhaltensbedingten Gr&#252;nden erkl&#228;rt worden. Der Arbeitnehmer hat folgerichtig einen Anspruch darauf, da&#223; sich der Hinweis auf eine K&#252;ndigung seitens des Arbeitgebers nur bei einer betriebsbedingten K&#252;ndigung im Zeugnis erscheint und dann auch mit einer konkreteren Andeutung des Grundes (Auftragsr&#252;ckgang, Rationalisierung etc.) verbunden wird (Schmid, a.a.O.; Schie&#223;mann, a.a.O., S. 50; Schulz, a.a.O., S. 108). Selbst ein Arbeitsvertragsbruch des Arbeitnehmers darf nicht ausdr&#252;cklich im Zeugnis erw&#228;hnt werden (LAG K&#246;ln, Urt. v. 08.11.1989 = LAGE a.a.O. Nr. 8).</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Weitere Besonderheiten der Zeugnisformulierung k&#246;nnen sich dann ergeben, wenn das Arbeitsverh&#228;ltnis durch Aufhebungsvertrag beendet wurde. Findet sich im Zeugnis nur der Hinweis: "Wir haben uns von Herrn X einvernehmlich zum 30.06.1988 getrennt", so bedeutet dies nach allgemeiner Auffassung, da&#223; der Arbeitgeber gek&#252;ndigt hat oder da&#223; er dem Arbeitnehmer die Eigenk&#252;ndigung nahegelegt hat, um seiner K&#252;ndigung zuvorzukommen. Auch der Sachverhalt, da&#223; es zur Beendigung eines Rechtsstreits &#252;ber eine fristlose K&#252;ndigung des Arbeitgebers schlie&#223;lich zu einem Proze&#223;vergleich mit Aufhebungsvertrag zum ordentlichen K&#252;ndigungstermin gekommen ist, d&#252;rfte mit diesen Worten angedeutet werden. Der Arbeitnehmer h&#228;tte einen Anspruch auf die Best&#228;tigung, da&#223; das Arbeitsverh&#228;ltnis "im beiderseitigen Einverst&#228;ndnis" aufgel&#246;st wurde (Schmid, a.a.O., m.w.N.). Die tats&#228;chlich einvernehmliche Beendigung wird erst durch die Formulierung gekl&#228;rt: "Das Arbeitsverh&#228;ltnis von Herrn X endete im gegenseitigen Einvernehmen mit dem ... " (Schulz, a.a.O., S. 108) oder mit den Worten: "Wir haben uns im gegenseitigen Einvernehmen zum ... getrennt". Unsicherheiten k&#246;nnten bei diesen Formulierungen vollends dadurch behoben werden, da&#223; ihnen ein Ausdruck des Bedauerns, des Dankes oder der guten W&#252;nsche f&#252;r die Zukunft hinzugef&#252;gt wird, was etwa im Zusammenhang mit der ausdr&#252;cklichen Erw&#228;hnung des "Ausscheidens auf eigenen Wunsch" h&#228;ufiger geschieht (Schmid, a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Die Besonderheit da&#223; das Arbeitsverh&#228;ltnis durch Gerichtsurteil aufgel&#246;st worden ist, welches sich ausdr&#252;cklich in der Begr&#252;ndung auf den Aufl&#246;sungsantrag des Kl&#228;gers st&#252;tzt, ist dem "echten" beiderseitigen Einvernehmen vergleichbar.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Dem weitergehenden Antrag des Kl&#228;gers konnte dagegen nicht entsprochen werden. Die Formulierung, das Arbeitsverh&#228;ltnis sei vom Kl&#228;ger, also durch seine Aktivit&#228;t beendet worden, w&#252;rde dem rechtskr&#228;ftigen Gestaltungsurteil, mit dem der K&#252;ndigungsschutzproze&#223; seinen Abschlu&#223; gefunden hat, nicht gerecht. Bei der gebotenen Abw&#228;gung zwischen Wahrheitspflicht und Wohlwollen l&#228;&#223;t sich dieser Sachverhalt ohne nachteilige Folgen f&#252;r den Kl&#228;ger dadurch ausdr&#252;cken, da&#223; man es bei der mehr passiv formulierten Feststellung bel&#228;&#223;t, das Dienstverh&#228;ltnis sei auf Wunsch des Kl&#228;gers beendet worden. Die dann noch bestehende Unsicherheit, was denn schlie&#223;lich rechtlich zutreffend der "Beendigungsgrund" gewesen sein k&#246;nnte, wirkt sich nicht mehr zum Nachteil des Kl&#228;gers aus, weil nach rechtskr&#228;ftigem Urteil erster Instanz am Schlu&#223; des Zeugnisses der Satz stehen mu&#223;: "Wir w&#252;nschen ihm f&#252;r seinen weiteren Berufs- und Lebensweg alles Gute." Dadurch wird f&#252;r den Au&#223;enstehenden hinreichend verdeutlicht, da&#223; die Beklagte mit der "neutralen" Formulierung des Beendigungsgrundes nichts Nachteiliges beurkunden wollte.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Die Berufung war nach alledem mit der Kostenfolge aus &#167;&#167; 97 Abs. 1, 92 ZPO zur&#252;ckzuweisen; die f&#252;r den Berufungsantrag letztlich festgestellte Zuvielforderung des Kl&#228;gers ist geringf&#252;gig und hat keine Kosten verursacht.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">F&#252;r eine Zulassung der Revision hat das Gericht keine gesetzliche Veranlassung festgestellt (&#167; 72 Abs. 2 ArbGG).</p>
315,024
olgham-1990-11-28-20-u-15890
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 158/90
1990-11-28T00:00:00
2019-03-13T14:44:18
2022-10-18T15:09:16
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1990:1128.20U158.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 05. April 1990 verk&#252;ndete Urteil der 15. Zivilkammer des Landgerichts M&#252;nster wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger begehrt vom Beklagten Versicherungsleistungen aus einer Teilkaskoversicherung f&#252;r einen Schadensfall vom 19./20.09.1989.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am Morgen des 20.09.1989 zeigte der Kl&#228;ger bei der Polizei in ... den Diebstahl seines PKW an, der ihm in der vorangegangenen Nacht von seinem Abstellplatz vor einem Hotel in ... gestohlen worden sei. Unterdessen war das Fahrzeug am 20.09.1989 gegen 0.30 Uhr bereits in der N&#228;he der Autobahnausfahrt ... v&#246;llig ausgebrannt aufgefunden worden. Vor dem Brand waren aus bzw. von dem Fahrzeug das Radio und die Felgen mit Reifen entfernt worden.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nach den Untersuchungen des Hessischen Landeskriminalamtes konnten keine Spuren einer gewaltsamen &#220;berwindung der Lenkradsicherung, daf&#252;r aber Sch&#228;den an der Zylinderkopfdichtung und den Zylinderw&#228;nden des Motors festgestellt werden. Aufgrund dessen leitete die StA ... gegen den Kl&#228;ger ein Verfahren wegen Vort&#228;uschens einer Straftat ein und erhob schlie&#223;lich am 28.02.1990 eine entsprechende Anklage. In der Hauptverhandlung vom 13.11.1990 wurde der Kl&#228;ger freigesprochen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, das Fahrzeug sei ihm, wie angezeigt, von unbekannten T&#228;tern gestohlen worden. Er begehrt in erster Linie Feststellung der Deckungspflicht, nur hilfsweise Zahlung eines Betrags von 24.500,00 DM, wobei er in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat dargestellt hat, da&#223; der Zahlungsantrag ausschlie&#223;lich auf den Vorschussanspruch nach &#167;15 As. 1 S. 2 AKB gest&#252;tzt wird.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beruft sich vorrangig auf mangelnde F&#228;lligkeit gem. &#167;11 VVG. Insoweit hat er in erster Instanz geltend gemacht, den weiteren Fortgang des Strafverfahrens gegen den Kl&#228;ger abwarten zu wollen. In der Berufungsinstanz beruft er sich darauf, da&#223; es ihm wegen des laufenden Strafverfahrens nicht m&#246;glich sei, Z&#252;ndschlo&#223; und Lenkradspindel, die dort sichergestellt sind, einer sachverst&#228;ndigen &#220;berpr&#252;fung zuzuf&#252;hren, was er beabsichtige. Hierbei handele es sich um eine "n&#246;tige Erhebung" im Sinne von &#167;11 Abs. 1 VVG. Hilfsweise hat der Beklagte in erster Instanz den Versicherungsfall bestritten und sich auf &#167;61 VVG berufen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage wegen mangelnder F&#228;lligkeit nach &#167;11 Abs. 1 VVG abgewiesen. Dagegen richtet sich die Berufung des Kl&#228;gers.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, als Kaskoversicherer des Fahrzeugs Fiat Croma I.E. S Kat, amtliches Kennzeichen ..., aus dem Kraftfahrzeugversicherungsvertrag Nr. ... vom 07.08.1989 Kaskodeckung wegen des Schadensereignisses vom 19./20.09.1989 in ... zu gew&#228;hren;</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">hilfsweise den Beklagten zu verurteilen, an den Kl&#228;ger 24.500,00 DM nebst 4 % Zinsen seit Zustellung der Klage zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Von der weiteren Darstellung des den Parteien bekannten Tatbestandes wird gem. &#167;543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat keinen Erfolg. Im Ergebnis zutreffend hat das Landgericht die Klage wegen mangelnder F&#228;lligkeit abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die F&#228;lligkeit der Entsch&#228;digungsleistung richtet sich in der Kaskoversicherung, worauf die Berufung zu Recht hinweist, nach &#167;15 Abs. 1 AKB. Danach wird die Entsch&#228;digung innerhalb zweier Wochen nach ihrer Feststellung gezahlt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Senat vermag sich allerdings nicht der Auffassung von Hofmann anzuschlie&#223;en, wonach der Begriff der Feststellung der Entsch&#228;digung grunds&#228;tzlich nicht die Feststellung der Deckungspflicht f&#252;r den Versicherer, sondern ausschlie&#223;lich die Feststellung der H&#246;he der Entsch&#228;digungssumme betreffe. Habe der Versicherer nach Feststellung der H&#246;he weiterhin Bedenken hinsichtlich der Deckungspflicht, so werde der Anspruch gleichwohl f&#228;llig, der Versicherer gerate lediglich nicht in Verzug, wenn ihn kein Verschulden treffe (so Stiefel/Hofmann, Kraftfahrtversicherung, 14. Aufl., Rdnr. 1 zu &#167;15 AKB). Dies l&#228;&#223;t sich weder dem Wortlaut noch dem Sinn der Vorschrift entnehmen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Denn in &#167;15 Abs. 1 S. 1 AKB ist entgegen Satz 2 der Bestimmung gerade nicht nur von der H&#246;he der Entsch&#228;digung die Rede. Damit gibt der Wortlaut keinen ausreichenden Anhaltspunkt daf&#252;r, da&#223; im Bereich der Fahrzeugversicherung von der allgemeinen Regel des &#167;11 Abs. 1 VVG abzuweichen w&#228;re, wonach die "n&#246;tigen Erhebungen" des Versicherers abgeschlossen sein m&#252;ssen, um die F&#228;lligkeit des Zahlungsanspruchs herbeizuf&#252;hren. Gerade die Formulierung "die Entsch&#228;digung wird ... gezahlt" setzt ersichtlich voraus, da&#223; - auch - der Anspruchsgrund gekl&#228;rt ist. Es kann nicht der Sinn der Klausel sein, einen Versicherer, der dem Grunde nach wom&#246;glich nicht eintrittspflichtig ist, nur wegen Feststellung der Schadensh&#246;he zur Zahlung zu verpflichten (zu &#228;hnlichen Formulierungen in anderen Bedingungswerken vgl. Martin, Sachversicherungsrecht, 1986, Y, I, 3).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Vorliegend sind die n&#246;tigen Erhebungen des Beklagten noch nicht abgeschlossen, und eine vorzeitige F&#228;lligkeit ist auch nicht unter dem Gesichtspunkt gegeben, da&#223; der Beklagte die sachdienlichen Erhebungen schuldhaft verz&#246;gert hat, oder da&#223; er bereits endg&#252;ltig seine Eintrittpflicht verweigert hat.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die vom Beklagten beabsichtigte Untersuchung der Lenkspindel des ausgebrannten Fahrzeuges durch einen spezialisierten Gutachter ist vorliegend als eine n&#246;tige Erhebung im Sinne des &#167;11 Abs. 1 VVG anzusehen. Dies hat nichts damit zu tun, da&#223; der Versicherer nach Einsichtnahme in die Akten eines strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens sich grunds&#228;tzlich seine Meinung bilden und seine Leistungspflicht entweder anerkennen oder ablehnen mu&#223;, und diese nicht bis zum Abschlu&#223; der amtlichen Ermittlungen aufschieben darf (vgl. Senat Beschlu&#223; vom 06.02.1987, 20 W 2/87, in Versicherungsrecht 87, 1129 nur Leitsatz wiedergegeben). Denn vorliegend will der Beklagte, wie zumindest in zweiter Instanz ausdr&#252;cklich klargestellt ist, seine Entscheidung &#252;ber die Eintrittspflicht nicht vom Ausgang des Strafverfahrens abh&#228;ngig machen, sondern unabh&#228;ngig davon durch die Beauftragung eines spezialisierten Sachverst&#228;ndigen eine weitere technische Untersuchung zum Schadensfall durchf&#252;hren lassen. Diese Erhebung ist sachdienlich:</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Denn ob vorliegend das &#228;u&#223;ere Bild eines KFZ-Diebstahles gegeben ist, ggf. ob eine erhebliche Wahrscheinlichkeit f&#252;r eine Vort&#228;uschung des Diebstahles durch den Kl&#228;ger spricht, (was wiederum als Indiztatsache f&#252;r eine vors&#228;tzliche Herbeif&#252;hrung des weiteren, selbst&#228;ndigen Versicherungsfalles Brand durch den Kl&#228;ger Bedeutung haben kann) h&#228;ngt wesentlich davon ab, ob das Fahrzeug mit einem Originalschl&#252;ssel oder mit einem passenden Schl&#252;ssel gefahren ist, wor&#252;ber die geplante Untersuchung Aufschlu&#223; geben kann. Dieser Umstand hat vor allem deshalb einiges Gewicht f&#252;r die erhebliche Wahrscheinlichkeit einer Vort&#228;uschung, weil der vorliegende Fall auch dar&#252;ber hinaus einige Merkw&#252;rdigkeiten aufweist. So hat der Kl&#228;ger, wof&#252;r er allerdings eine nachvollziehbare Begr&#252;ndung gegeben hat, nach seinem Vorbringen einen Fahrzeugschl&#252;ssel nachgemacht, andererseits aber zwei Schl&#252;ssel weggeworfen. An dem Fahrzeug ist nach dem Inhalt der Strafakten von den ermittelnden Polizeibeamten ein Motorschaden festgestellt worden, und es sind dar&#252;ber hinaus an dem Fahrzeug die Felgen demontiert worden, was jedenfalls grunds&#228;tzlich nur mit dem Felgenschl&#252;ssel erfolgen konnte, den der Kl&#228;ger im Besitz hatte. Ber&#252;cksichtigt man weiter, da&#223; der Kl&#228;ger fr&#252;her mehrfach wegen Eigentumsdelikten in Erscheinung getreten und damit nicht der Prototyp des redlichen Versicherungsnehmers ist, dessen Angaben der Versicherer ohne weiteres Glauben schenken kann, so stellt es ein berechtigtes Anliegen des Beklagten dar, das Schlo&#223; zu untersuchen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Da&#223; es bisher nicht zu dieser Untersuchung gekommen ist, hat der Beklagte nicht zu vertreten. Wegen des laufenden Strafverfahrens war ihm die Begutachtung der Lenkspindel durch einen Sachverst&#228;ndigen nicht m&#246;glich. Auch wenn mittlerweile mehr als ein Jahr seit dem Schadensfall vergangen ist, so mu&#223; der Kl&#228;ger in diesem Falle hinnehmen, da&#223; eine Entscheidung des Versicherers &#252;ber den Versicherungsanspruch bisher nicht m&#246;glich gewesen ist.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Vor der F&#228;lligkeit des etwa gegebenen Zahlungsanspruches ist auch eine Klage auf Feststellung der Deckungspflicht nicht m&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Das ergibt sich daraus, da&#223; das gesamte Versicherungsrecht von dem Grundsatz beherrscht wird, da&#223; der Versicherer vor seiner Entscheidung &#252;ber den geltend gemachten Anspruch die M&#246;glichkeit haben soll, Ermittlungen zum Grund und zur H&#246;he des Anspruches durchzuf&#252;hren (die er nicht schuldhaft verz&#246;gern darf), und da&#223; er vorher nicht mit Klagen des Versicherungsnehmers &#252;berzogen werden soll.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Dies wird aus der grundlegenden Regelung des &#167;11 Abs. 1 VVG deutlich, wonach der Anspruch eben nicht mit Eintritt des Versicherungsfalles f&#228;llig wird, sondern erst wenn der Versicherer die n&#246;tigen Erhebungen abgeschlossen hat. Deutlich ausgepr&#228;gt ist dies dar&#252;ber hinaus in zahlreichen Versicherungsbedingungen anderer Versicherungszweige (s. z.B. &#167;24 VHB 84). Da&#223; f&#252;r den Bereich der Fahrzeugversicherung etwas anderes gelten soll, l&#228;&#223;t sich der Regelung in &#167;15 AKB nicht entnehmen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">W&#252;rde man dies anders sehen, so w&#252;rde der Versicherer bei nicht abgeschlossenen Erhebungen zum Anspruchsgrund verfr&#252;ht in Prozesse hineingezogen werden k&#246;nnen, weil dann bei Klagen, die die Feststellung der Eintrittspflicht des Versicherers zum Ziele haben, im Rechtsstreit gekl&#228;rt werden m&#252;&#223;te, ob der Versicherungsanspruch dem Grunde nach gegeben ist. Es m&#252;&#223;ten dann die n&#246;tigen Erhebungen erstmals durch das Gericht vorgenommen werden, die nach &#167;11 Abs. 1 VVG gerade der Versicherer vor seiner Entscheidung durchf&#252;hren k&#246;nnen soll.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><b>4.</b></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Ebenfalls unbegr&#252;ndet ist die mit dem Hilfsantrag verfolgte Klage auf Zahlung eines Vorschusses. &#167;15 Abs. 1 S. 2 AKB setzt n&#228;mlich ebenfalls voraus, da&#223; der Grund des Anspruchs au&#223;er Streit ist. Dies ist allgemeine Meinung (vgl. Stiefel/Hofmann, a.a.O. Rdnr. 9 zu &#167;15 AKB; Pr&#246;lss/Martin, VVG, 24. Aufl., Anm. 1 zu &#167;15 AKB, Anm. 3 zu &#167;11 VVG mit Nachweisen aus der Rechtsprechung). Angemessen im Sinne von &#167;15 Abs. 1 S. 2 AKB ist ein Vorschu&#223; n&#228;mlich nur in der H&#246;he, den der Versicherer mindestens zahlen mu&#223;. Das entspricht sachlich der Regelung in &#167;11 Abs. 2 VVG. Keinesfalls darf die Abschlagszahlung die vermutlich zu zahlende Gesamtentsch&#228;digung &#252;bersteigen. Deshalb ist bei noch offenem Anspruchsgrund ein Vorschu&#223;anspruch nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks"><b>5.</b></p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;97 Abs. 1 ZPO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus &#167;708 Nr. 10, 713 ZPO. Das Urteil beschwert den Kl&#228;ger um weniger als 40.000,00 DM.</p>
315,025
olgk-1990-11-23-2-w-19590
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 W 195/90
1990-11-23T00:00:00
2019-03-13T14:44:19
2022-10-18T15:09:16
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1990:1123.2W195.90.00
<h2>Tenor</h2> <p><strong>Auf die weitere sofortige Beschwerde des Gl&#228;ubigers wird der Beschlu&#223; der 6.Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln vom 27.9.1990 (6 T 98/90) aufgehoben. Die</strong> sofortige Beschwerde <strong>des Schuldners gegen den Beschlu&#223; des Amtsgerichts K&#246;ln vom 11.April 1990 (287 M 17/90) wird zur&#252;ckgewiesen.</strong></p><p><strong>Die Kosten beider Rechtsmittel hat der Schuldner zu tragen.</strong></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>Gr&#252;nde:</strong></p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Firma D AG hatte den Gl&#228;ubiger f&#252;r eine Beteiligung an der Firma D2 KG, deren pers&#246;nlich haftender Gesellschafter der Schuldner ist, geworben. Die von dem Gl&#228;ubiger erworbenen Beteiligungsrechte wurden nach Ma&#223;gabe eines Treuhandvertrages von der Firma B GmbH als Treuhandkommanditistin der D2 KG gehalten. In &#167; 14 des Gesellschaftsvertrages hei&#223;t es:"Die &#220;bertragung von voll eingezahlten Anteilen ist</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">jeweils mit Wirkung zum Ende eines Gesch&#228;ftsjahres zul&#228;ssig, vorausgesetzt, da&#223; die &#220;bertragung dem Treu-handkommanditisten mindestens 1 Monat vor Ende des Gesch&#228;ftsjahres schriftlich mitgeteilt wird". Das Gesch&#228;ftsjahr ist nach &#167; 3 des Gesellschaftsvertrages das Kalenderjahr.</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Schuldner wurde durch das nach Nichtannahme der Revision rechtskr&#228;ftig gewordene Urteil des OLG K&#246;ln vom 13.4.1989 (12 U 161/81) als Gesamtschuldner mit der Firma B AG verurteilt, an den Gl&#228;ubiger 248.821,00 DM nebst Zinsen Zug um Zug gegen Abtretung der aus der Beitrittserkl&#228;rung des Gl&#228;ubigers vom 21.12.1984 erworbenen Beteiligungsrechte an der Firma D2 KG zu zahlen.</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Aus dem Tatbestand des Berufungsurteils ergibt sich, da&#223; der Kl&#228;ger vorgetragen hat, durch unrichtige Zusagen der Beklagten die Beitrittserkl&#228;rung abgegeben zu haben. Die Beklagten seien daher verpflichtet, die f&#252;r den Erwerb der Beteiligungsrechte gezahlten Betr&#228;ge nebst Zinsen gegen Abtretung der erworbenen Beteiligungsrechte als Schadensersatz zu zahlen. Er hat deshalb beantragt, den Schuldner zusammen mit der Firma D AG zu verurteilen, an ihn den genannten Betrag Zug-um-Zug gegen Abtretung der aus der Beitrittserkl&#228;rung des Kl&#228;gers vom 21.12.1984 erworbenen Beteiligungsrechte an der Firma D2 KG zu zahlen. Der Schuldner hat beantragt,</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">das klageabweisende Urteil des Landgerichts zu best&#228;tigen und die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Aus diesem Urteil betreibt der Gl&#228;ubiger die Zwangsvollstreckung gegen den Schuldner. Er hat unter dem 26.10.1989 beantragt,</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">dem Schuldner die eidesstattliche Versicherung abzunehmen.</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Hierzu hat er ein Gerichtsvollzieherprotokoll vom 24.8.1989 vorgelegt, wonach die Zwangsvollstreckung in der Wohnung des Schuldners erfolglos verlaufen ist. Das Vollstreckungsprotokoll enth&#228;lt als Anlage ein Formblatt, in dem der Gerichtsvollzieher festgehalten hat, da&#223; dem Vollstreckungsschuldner die nach dem Vollstreckungstitel geschuldete Gegenleistung angeboten worden sei und da&#223; der Vollstreckungsschuldner die Annahme verweigert habe. Bei der genannten angebotenen Gegenleistung handelt es sich um eine handschriftliche Abtretungserkl&#228;rung des Gl&#228;ubigers vom 12.7.1989 mit folgendem Inhalt:"Abtretung.</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Ich trete hiermit meine Anteile an der D2 Verm&#246;gensanlagen Dipl.-Kaufm. W KG gem&#228;&#223; geleisteter Einlage aus der Beitrittserkl&#228;rung vom 21.12.1984 an</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die D AG, v. d. Vorstand,</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Dipl.-Kaufm. M, Tstra&#223;e 0, 0 L,</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Dipl.-Kaufm. W, H-Stra&#223;e 00, 0 L,</p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">ab.</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">12.7.1989</p><span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">(Unterschrift)"</p><span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Im vom Amtsgericht auf den 1.2.1990 anberaumten Termin hat der Schuldner Widerspruch mit der Begr&#252;ndung eingelegt, der Gl&#228;ubiger habe die geschuldete Gegenleistung nicht erbracht. Insbesondere habe er die Abtretung nicht formgerecht angeboten.</p><span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Mit Beschlu&#223; vom 11.4.1990 hat das Amtsgericht den Widerspruch zur&#252;ckgewiesen und ausgef&#252;hrt, die Voraussetzungen des &#167; 765 ZPO seien durch die in den Vollstreckungsunterlagen befindliche schriftliche Abtretungserkl&#228;rung des Gl&#228;ubigers erf&#252;llt.</p><span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Auf die sofortige Beschwerde des Schuldners hat das Landgericht durch den angefochtenen Beschlu&#223; die Entscheidung des Amtsgerichts aufgehoben und den Antrag des Gl&#228;ubigers vom 26.10.1989 auf Abnahme der eidesstattlichen Versicherung zur&#252;ckgewiesen. Zur Begr&#252;ndung hat es im wesentlichen ausgef&#252;hrt, da&#223; der Annahmeverzug durch das Protokoll nicht bewiesen sei, da die Gegenleistung nicht ordnungsgem&#228;&#223; angeboten worden sei.</p><span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Nach dem auf die wirtschaftliche Beteiligung des Gl&#228;ubigers anzuwendenden &#167; 14 des Gesellschaftsvertrages sei eine Abtretung nur zum Ende des Gesch&#228;ftsjahres und nach schriftlicher Mitteilung an die Firma B GmbH zul&#228;ssig. Da&#223; diese Voraussetzungen einer wirksamen Abtretung erf&#252;llt seien, sei vom Gl&#228;ubiger nicht vorgetragen oder gar bewiesen, so da&#223; der Schuldner durch Annahme des Abtretungsangebots die Beteiligungsrechte des Gl&#228;ubigers nicht habe erwerben k&#246;nnen. Gegen diese Entscheidung richtet sich die weitere sofortige Beschwerde des Gl&#228;ubigers.</p><span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Schuldner beantragt Zur&#252;ckweisung der sofortigen weiteren Beschwerde und wiederholt und vertieft sein fr&#252;heres Vorbringen.</p><span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wegen aller weiterer Einzelheiten wird auf den Inhalt der angefochtenen Bescheidungen und die Schrifts&#228;tze der Parteien im weiteren Beschwerdeverfahren erg&#228;nzend Bezug genommen.</p><span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">II.</p><span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die gem&#228;&#223; &#167; 568 Abs. 2 ZPO statthafte und auch ansonsten zul&#228;ssige weitere Beschwerde ist auch in der Sache begr&#252;ndet und f&#252;hrt zur Wiederherstellung der Entscheidung des Amtsgerichts.</p><span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">1. Der Widerspruch (&#167; 900 Abs. 5 Satz 1 ZPO) war nicht begr&#252;ndet, da die Voraussetzungen zur Abgabe der eidesstattlichen Versicherung durch den Schuldner (&#167;&#167; 807, 899, 900 ZPO) erf&#252;llt waren.</p><span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Das Vollstreckungsgericht hat dabei als Vollstreckungsorgan im Rahmen der Zwangsvollstreckung zur Abgabe der eidesstattlichen Versicherung selbst&#228;ndig zu pr&#252;fen, ob die Vollstreckungsvoraussetzungen erf&#252;llt sind, insbesondere auch, ob Befriedigung oder Annahmeverzug des Gl&#228;ubigers bei Zug-um-Zug-Verurteilung bewiesen ist (vgl. Stein-Jonas-M&#252;nzberg, 20. Aufl., &#167; 765 Rn. 2; Z&#246;ller-St&#246;ber, 16. Aufl., &#167; 765 Anm. 3). An die rechtliche Beurteilung des Gerichtsvollziehers, ob Annahmeverzug des Schuldners zu bejahen ist, ist es nicht gebunden (LG Oldenburg DGVZ 1982, 122 (123).</p><span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Diese Vollstreckungsvoraussetzungen sind jedoch erf&#252;llt.</p><span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">2. Die Bedenken des Schuldners gegen die hinreichende Bestimmtheit des Vollstreckungstitels sind nicht gerechtfertigt. Das Urteil mu&#223; als Vollstreckungsgrundlage den vollstreckbaren Anspruch allerdings inhaltlich bestimmt ausweisen und diese Anforderung gilt bei Zug- um Zug -Verurteilungen auch f&#252;r die Gegenleistungen(vgl. BGH NJW 1966, 1755). F&#252;r mehrere Gl&#228;ubiger oder Schuldner mu&#223; sich auch ihr Beteiligungs- und Haftungsverh&#228;ltnis aus dem Titel ergeben(Baumbach/Hartmann, 48. Aufl. (1990), &#167; 750 Anm. 1 e ; Z&#246;ller-St&#246;ber, a.a.O. &#167; 704 Rdn. 11). In den F&#228;llen, in denen sich die Bestimmtheit nicht ohne weiteres aus dem Titel <strong>selbst</strong> ergibt, mu&#223; dabei die Urteilsformel unter Hinzuziehung des Tatbestandes und der Entscheidungsgr&#252;nde ausgelegt werden (BGH NJW 1967, 821).</p><span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Hier ergibt die Auslegung, da&#223; der Schuldner und die D2 AG Gesamtgl&#228;ubiger(&#167; 428 BGB) hinsichtlich der Gegenleistung sind. Dies ergibt sich daraus, da&#223; es sich bei der abzutretenden Beteiligung um eine unteilbare Leistung handelt und die Schuldner ausweislich des Urteilstenors als Gesamtschuldner verurteilt <em>sind.</em> Wenn einer der Schuldner demgem&#228;&#223; auf die gesamte Leistung in Anspruch werden kann, kann er auch die gesamte Gegenleistung f&#252;r sich allein beanspruchen. Jedenfalls im Streitfall bestehen dagegen keine Bedenken, da die Beklagten zur Schadensersatzleistung gegen R&#252;ckgew&#228;hr der erworbenen Beteiligung verurteilt worden sind, wobei sich die Schadensersatzverpflichtung aus der fehlerhaften Beratung beim Beteiligungserwerb ergab (vgl. auch OLG Frankfurt OLGZ 1982, 357 zur Gesamtgl&#228;ubigerschaft von Gesamtschuldnern hinsichtlich des Bereicherungsanspruchs.</p><span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">3. Auch die besonderen Vollstreckungsvoraussetzungen des Angebots der Gegenleistung in einer den Verzug der Annahme begr&#252;ndenden Weise und deren urkundlicher Nachweis (&#167;&#167; 756, 765 ZPO) sind erf&#252;llt.</p><span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Landgericht ist die Leistung so angeboten worden, wie sie zu bewirken war, so da&#223; gem. &#167;&#167; 293 ff BGB Annahmeverzug eingetreten ist. Ein Angebot der Gegenleistung ist schon im Erkenntnisverfahren erfolgt, da Schadensersatz Zug-um-Zug gegen Abtretung der Beteiligungsrechte verlangt worden ist und die Beklagten dieses Angebot im Vorproze&#223; abgelehnt haben, wie auch in ihrem Klageabweisungsantrag zum Ausdruck gekommen ist. Dabei ist ohne Bedeutung, da&#223; f&#252;r das Abtretungsangebot, das an beide Beklagten gerichtet war, keine bestimmte Form eingehalten worden ist, denn eine solche war f&#252;r die Abtretung der Beteiligungsrechte nicht vorgesehen. Die Wirksamkeit des Abtretungsangebots scheitert auch nicht daran, da&#223; nach &#167; 14 des Gesellschaftsvertrages die Abtretung der Beteiligungsrechte nur zum Ende des Gesch&#228;ftsjahres unter der Voraussetzung zul&#228;ssig war, da&#223; die &#220;bertragung dem Treuhandkommanditisten mindestens einen Monat vor Ende des Gesch&#228;ftsjahres schriftlich mitgeteilt wurde. Zun&#228;chst sind etwa gegen&#252;ber Dritten zu beachtende Formvorschriften in den Gegenstand der Verurteilung nicht einbezogen. Im &#252;brigen zeigt aber auch die Regelung selbst, da&#223; die Abtretungserkl&#228;rung jederzeit erfolgen konnte und nur ihr Wirksamwerden davon abh&#228;ngig war, da&#223; sie mindestens einen Monat vor Jahresende dem Treuhandkommanditisten angezeigt wurde. Daraus folgt weiter, da&#223; die Mitteilung bis einen Monat vor Jahresende nachgeholt werden konnte. Die erforderliche Mitteilung konnte dabei sowohl vom Abtretenden als auch vom Abtretungsempf&#228;nger bis einen Monat vor Jahresende nachgeholt werden. Die Beklagten waren also nicht gehindert, das Angebot anzunehmen, und k&#246;nnen sich nicht auf das Fehlen der sp&#228;ter erforderlichen Mitteilung berufen, da diese von ihrem eigenen Willen abhing.</p><span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der somit eingetretene Annahmeverzug ist auch durch eine &#246;ffentliche Urkunde belegt, da er sich aus dem zugestellten Urteil ergibt. Es ist allgemein anerkannt, da&#223; sich der Annahmeverzug auch aus dem Leistungsurteil selbst ergeben kann (OLG K&#246;ln JurB&#252;ro 1989, 870; KG NJW 1972, 2052; Z&#246;ller-St&#246;ber, a.a.O., &#167; 756 Anm. 10 m.w.U.). Umstritten ist allerdings, ob dazu ausreicht, da&#223; der Schuldner ausweislich des Urteilstatbestandes dem Zug-um-Zug-Antrag des Gl&#228;ubigers mit dem Klageabweisungsantrag entgegengetreten ist (verneinend die h.M. vgl. LG Wuppertal Rpfleger 1988, 153 m.w.N.; a.A. LG Bonn NJW 1963, 721). Hier ergibt sich aber nicht nur aus dem Klageabweisungsantrag, sondern auch aus dem sonstigen Inhalt des Tatbestandes, da&#223; der Kl&#228;ger die Abtretung der Beteiligungsrechte gegen Schadensersatzleistung angeboten hatte. Damit ist gem&#228;&#223; &#167; 295 BGB Annahmeverzug eingetreten, denn die Beklagten haben ausdr&#252;cklich erkl&#228;rt, die Leistung nicht annehmen zu wollen. Bei dieser Sachlage ist auch ohne komplizierte rechtliche &#220;berlegungen f&#252;r das Vollstreckungsorgan der Eintritt <em>des</em> Annahmeverzuges ersichtlich.</p><span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">4. Im Streitfall kann letztlich offenbleiben, welche Anforderungen genau an die Ersichtlichkeit f&#252;r das Vollstreckungsorgan zu stellen sind, wenn es an einem Ausspruch im Tenor, da&#223; Annahmeverzug eingetreten ist, fehlt. Der Annahmeverzug ist n&#228;mlich auch im Vollstreckungsverfahren urkundlich durch das Protokoll des Gerichtsvollziehers belegt. Das Gerichtsvollzieherprotokoll ist eine &#246;ffentliche Urkunde gem&#228;&#223; &#167; 415 ZPO mit Beweiskraft gem&#228;&#223; &#167; 418 ZPO (vgl. OLG K&#246;ln NJW-RR 1986, 863). Gem&#228;&#223; &#167; 765 ZPO gen&#252;gt dabei f&#252;r die Vollstreckung durch das Vollstreckungsgericht, da&#223; sich die Voraussetzungen der Zwangsvollstreckung nach &#167; 756 ZPO aus dem Protokoll des Gerichtsvollziehers ergeben. Wenn sich aus dem Protokoll des Gerichtsvollziehers ergibt, da&#223; die geschuldete Gegenleistung ordnungsgem&#228;&#223; angeboten worden ist, dann bedarf es weder einer vorherigen Zustellung des Gerichtsvollzieherprotokolls noch einer erneuten Vorlage oder Zustellung &#246;ffentlicher oder &#246;ffentlich-beglaubigter Urkunden &#252;ber das Angebot der Gegenleistung, denn das Gerichtsvollzieherprotokoll gen&#252;gt zur Beweisf&#252;hrung (Rosenberg/Schilken, 10. Aufl., S. 192). Hier hat der Gerichtsvollzieher im Protokoll ausdr&#252;cklich vermerkt, da&#223; er das Abtretungsangebot dem Schuldner vorgelegt hat. Wenn die Gegenleistung in der Abgabe eines Abtretungsangebots liegt, handelt der Gerichtsvollzieher nicht anders als beim Angebot auf &#220;bereignung einer beweglichen Sache als Gegenleistung insoweit als Vertreter des Gl&#228;ubigers (Schuldners der Gegenleistung), denn in der Abgabe des Angebots liegt nicht die Aus&#252;bung staatlichen Zwangs, wenn auch die rechtsgesch&#228;ftliche Vertretung gleichzeitig Amtsaus&#252;bung ist (Stein/Jonas/M&#252;nzberg, a.a.O., &#167; 753 Anm. 2 <em>und</em> &#167; 750 Anm. 2; Thomas/Putzo, 16. Aufl., &#167; 753 Anm. 3 c; vgl. weiter Fahland ZZP 92, 432 (456). Das Protokoll &#252;ber die Abgabe des Abtretungsangebots ist daher eine &#246;ffentliche Urkunde &#252;ber diesen Vorgang. Es ist daher ohne Bedeutung, da&#223; die Abtretungsurkunde nicht selbst &#246;ffentlich beglaubigt ist. Dieser Beurteilung steht auch nicht entgegen, da&#223; der Gerichtsvollzieher - wenn ihn nicht der Gl&#228;ubiger bei der Vollstreckung begleitet -keine sichere Kenntnis davon hat, da&#223; das Abtretungsangebot vom Gl&#228;ubiger selbst unterzeichnet worden ist. Etwaige Einwendungen gegen die Wirksamkeit des abgegebenen Angebots sind dem Vollstreckungsschuldner n&#228;mlich nicht abgeschnitten und ihm steht auch der Beweis der Unrichtigkeit des Protokolls offen.</p><span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Wie schon erw&#228;hnt <em>und</em> vom Landgericht ausgef&#252;hrt, bestehen hier gegen ein hinreichend bestimmtes Abtretungsangebot, da&#223; der Gl&#228;ubiger der Gegenleistung ohne weiteres annehmen konnte, im Ergebnis keine Bedenken. Das Angebot ist bei verst&#228;ndiger Auslegung so zu verstehen, da&#223; derjenige der beiden Schuldner, gegen den vollstreckt wird, auch allein zur Annahme des Angebots berechtigt sein soll.</p><span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Schuldners bedurfte es auch keiner Zustellung des Abtretungsangebots oder des Gerichtsvollzieherprotokolls an die Proze&#223;bevollm&#228;chtigten des Schuldners, denn im Rahmen der &#167;&#167; 756, 765 ZPO gen&#252;gt es, da&#223; der Gerichtsvollzieher dem Schuldner selbst die Gegenleistung angeboten hat.</p><span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Das&#160; Zustellungsrecht gem&#228;&#223; &#167;&#167; 176, 178, 181 ZPO ist insoweit nicht anwendbar.</p><span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 91, 97 ZPO.</p>
315,026
lg-duisburg-1990-11-22-2-s-16190
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
2 S 161/90
1990-11-22T00:00:00
2019-03-13T14:44:20
2022-10-18T15:09:16
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1990:1122.2S161.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das Urteil des Amtsgerichts</p> <p> Oberhausen vom 21. M&#228;rz 1990 wird kostenf&#228;llig zur&#252;ckgewiesen.</p> <p> </p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin begehrt Zahlung einer Verg&#252;tung von 1.434,50 DM f&#252;r die Einrichtung eines sogenannten GBG (Geschlossene Benutzergruppe)-Anschlusses, seine laufende Nutzung sowie Nachnahmekosten mit der Behauptung, sie habe mit dem Beklagten per Computer &#252;ber Bildschirmtext (BTX) ein Partner-Vertmittlungsantrag geschlossen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat dem entgegengehalten: Er habe mit dem Knopfdruck am Computer keiner wirksame Willenserkl&#228;rung abgegeben. Er habe von den im Bildschirmtext enthaltenen AGB nicht in zumutbarer Weise Kenntnis nehmen k&#246;nnen. Die AGB verstie&#223;en gegen &#167;&#167; 3, 10 Nr. 7, 11 Nr. 4, 5, 6, AGBG. Die Partnerschaftsvermittlung sei zudem nach &#167; 656 BGB zu beurteilen. Ferner habe er den Vertrag fristlos gek&#252;ndigt. Die geltend gemachten Zinsen seien erheblich &#252;berh&#246;ht. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die Klage ohne Beweisaufnahme abgewiesen und dazu ausgef&#252;hrt, der Beklagte habe den Vertrag wegen arglistiger T&#228;uschung wirksam angefochten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die dagegen gerichtete Berufung ist zul&#228;ssig, in der Sache jedoch ohne Erfolg, da das Amtsgericht jedenfalls im Ergebnis zutreffend die Klage abgewiesen hat.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Es kann dahinstehen, ob der Vertrag von vornherein unwirksam war oder durch Anfechtung unwirksam geworden ist, da jedenfalls der Verg&#252;tungsanspruch daraus in analoger Anwendung des &#167; 656 BGB nicht einklagbar ist. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Unstreitig betrifft der Vertrag seinem Inhalt nach eine Partnervermittlung in dem Sinne, da&#223; sexuelle Kontakte vermittelt werden sollen. Das zeigt schon die Anzeige, mit der der Kl&#228;gerin BTX-Teilnehmer geworben hat, sowohl von ihrem Inhalt her "Partnersuche via BTX t&#228;gliche neue Kontaktseiten" und ihre Einr&#252;ckung auf einer "BTX-Anzeigenmarkt" Seite, auf dem nur sexuelle Kontakte und sonstige Angebote aus diesem Bereich angeboten werden (Blatt 48 der Akte). Es ergibt sich weiter aus den von der Kl&#228;gerin angebotenen Varianten der Partnervermittlung "Sie sucht Ihn </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">- Er sucht Ihn - Direktkontakte - Paar sucht Single - weibliche Modelle - m&#228;nnliche Modelle - Spielwiese -". Dementsprechend hat die Kl&#228;gerin bisher die vom Amtsgericht im Tatbestand getroffene Feststellung "das Programm betraf folgende Varianten der Partnervermittlung" nicht bestritten. Wenn sie dazu erl&#228;uternd erkl&#228;rt, es handele sich nicht um die &#252;bliche Partnerermittlung, sondern um die Herstellung von Bildschirmkontakten im Wege der Korrespondenz, so mag dies f&#252;r das Vorfeld der eigentlichen Partnerschaft zutreffen, wie es sonst etwa im Wege eines zun&#228;chst brieflichen Kontaktes auch der Fall ist. Nach der Anzeigewerbung und den von der Kl&#228;gerin angebotenen Rubriken geht es jedoch letztlich um sexuelle Kontakte in einer mehr oder weniger festen Partnerschaft, f&#252;r die die Kl&#228;gerin die Adressen bereitstellt. Dabei ist es unerheblich, ob die Adressen unmittelbar oder &#252;ber die Telefonnummer oder durch Chiffre weitergegeben wird. Der Vergleich mit dem blo&#223;en Einr&#252;cken einer Kontaktanzeige in der Zeitung trifft den Fall nicht, da die Kl&#228;gerin nicht die darauf eingehenden Antworten weiterleitet, sondern der Kunde aus einer bei der Kl&#228;gerin schon bestehenden Sammlung Adressen unmittelbar bzw. &#252;ber Telefonnummer oder Chiffre abruft. Die auf die Interessentenw&#252;nsche und die Kundenpers&#246;nlichkeit abgestimmte Vermittlungst&#228;tigkeit der Kl&#228;gerin besteht jedenfalls insoweit, als die Kl&#228;gerin die Kunden nach Rubriken wie "Sie sucht Ihn" usw. einteilt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">&#167; 656 BGB ist auf diese Art der Partnervermittlung analog anzuwenden. Die Kammer folgte dabei der Auffassung des Bundesgerichtshofs, der in seiner Entscheidung vom 11. Juli 1990 (NJW 1990, Seite 2550) die schon vorher in der Rechtsprechung weitgehend vertretene Rechtsauffassung best&#228;tigt, da&#223; die entsprechende Anwendung des an sich nur f&#252;r den Ehemaklerlohn geltenden Rechtsgrundsatzes aus der Sozialbezogenheit dieser Norm im Rahmen einer freiheitlich verfa&#223;ten Grundordnung gerechtfertigt sei: F&#252;r den Gesetzgeber des BGB habe noch keine Veranlassung bestanden, den Fall der Partnervermittlung ausdr&#252;cklich zu regeln, da die entgeltliche Anbahnung au&#223;erehelicher sexueller Beziehungen nach der damaligen Regelung strafbar gewesen sei, mithin auch nicht Gegenstand eines g&#252;ltigen Vertrages h&#228;tte sein k&#246;nnen. Die M&#246;glichkeit, da&#223; au&#223;ereheliche Partnerschaften von der Rechtsordnung jedenfalls in Teilbereichen toleriert und gesellschaftlich anerkannt werden w&#252;rden, habe der Gesetzgeber vor fast 100 Jahren nicht in seine &#220;berlegungen einbeziehen k&#246;nnen. H&#228;tte er dies vorausgesehen, h&#228;tte er die Vorschrift entsprechend seiner Absicht, der Kommerzialisierung in diesem Bereich entgegenzusetzen, erst recht auf solche Vertr&#228;ge erstreckt. Zudem bestehe auch bei Partnerschaftsvermittlung, die sich insoweit von der Ehevermittlung praktisch nicht trennen lasse, ein sch&#252;tzenswertes Diskretionsbed&#252;rfnis des Kunden. Das Grundgesetz sch&#252;tze die W&#252;rde des Menschen und dessen freie Pers&#246;nlichkeitsentfaltung ohne R&#252;cksicht darauf, ob eine Eheschlie&#223;ung angestrebt werde oder nicht.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dem steht nicht entgegen, da&#223; der Beklagte, der die Freischaltung mehrerer der m&#246;glichen Rubriken beantragt hatte, dabei auch gleichgeschlechtliche Kontakte ausgew&#228;hlt hat. Es geht n&#228;mlich wie bei der Partnerschaftsvermittlung allgemein nicht um die Frage, ob diese Partnerschaften von der Rechtsordnung gebilligt werden, sondern um das sch&#252;tzenswerte Diskretionsbed&#252;rfnis der Kunden. Dies kann f&#252;r gleichgeschlechtliche Partnerschaften nicht anders beurteilt werden als f&#252;r solche mit anders geschlechtlichen Partnern.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 ZPO.</p>
315,027
olgk-1990-11-13-4-uf-15390
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 UF 153/90
1990-11-13T00:00:00
2019-03-13T14:44:22
2022-10-18T15:09:15
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1990:1113.4UF153.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Beschwerde der Antragstellerin wird der angefochtene Beschlu&#223; dahin erg&#228;nzt, da&#223; dem Antragsgegner aufgegeben wird, das Kind H. bis zum 30. November 1990 an die Antragstellerin herauszugeben.</p> <p></p> <p>Die Beschwerde des Antragsgegners wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p> Die Kosten des Beschwerdeverfahrens werden dem Antragsgegner auferlegt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>G r &#252; n d e</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die beteiligten Eltern - beide t&#252;rkische Staatsangeh&#246;rige - haben im Juli 1985 die Ehe geschlossen und leben seit Februar 1989 voneinander getrennt. Der Antragsgegner, der ebenso wie seine Eltern, bereits mehr als 15 Jahre in der Bundesrepublik Deutschland lebt, ist in der gemeinschaftlichen Ehewohnung verblieben. Ihm ist durch Anordnungsbeschlu&#223; des Amtsgerichts Bonn vom 12.5.1989 (Az. 43 F 96/89) einstweilen das Aufenthaltsbestimmungsrecht &#252;ber H. &#252;bertragen worden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Im Verlaufe st&#228;ndig eskalierender Streitigkeiten zwischen den Eltern hat der Vater das gerichtlich festgelegte Umgangsrecht der Mutter mehrfach vereitelt und schlie&#223;lich ganz verweigert.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Im Rahmen eines von ihr angestrengten Verfahrens zur Sorgerechtsregelung w&#228;hrend des Getrenntlebens der Eltern hat die Mutter beantragt, im Wege der einstweiligen Anordnung ihr einstweilen das Aufenthaltsbestimmungsrecht &#252;ber H. zu &#252;bertragen und die</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Herausgabe des Kindes anzuordnen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Durch Anordnungsbeschlu&#223; vom 21.9.1990 hat das Amtsgericht dem Antrag der Mutter wegen des Aufenthaltsbestimmungsrechtes entsprochen, ihren Herausgabeantrag dagegen zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung hat es im wesentlichen ausgef&#252;hrt, die Anordnung sei erforderlich, weil der Antragsgegner die Besuchskontakte zwischen dem Kind und seiner Mutter hartn&#228;ckig vereitele und damit sein Sorgerecht mi&#223;brauche. Dem Herausgabeantrag habe</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">nicht entsprochen werden m&#252;ssen, weil zu erwarten stehe, da&#223; der Antragsgegner sich auch so der gerichtlichen Anordnung beuge.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschlu&#223; haben die Eltern Beschwerde eingelegt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin verfolgt das Herausgabeverlangen weiter und macht geltend, der Antragsgegner mi&#223;achte die gerichtliche Anordnung.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner verweist auf ein in der T&#252;rkei anh&#228;ngiges Ehescheidungsverfahren und bezweifelt die internationale Zust&#228;ndigkeit deutscher Gerichte, zumal er sein Kind am 23.9.1990 in die T&#252;rkei verbracht habe in Verfolgung eines bereits fr&#252;her gefa&#223;ten</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Entschlusses und vor Zustellung der ab&#228;ndernden Entscheidung des Amtsgerichts am 25.9.1990. Auch nach dem hier zu beachtenden t&#252;rkischen Recht st&#252;nde ihm als Vater die Entscheidung dar&#252;ber zu, den Aufenthalt seines Kindes zu bestimmen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">In der Sache rechtfertige die blo&#223;e Nichtbeachtung eines Umgangsrechtes es nicht, ihm das Aufenthaltsbestimmungsrecht &#252;ber sein Kind zu entziehen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin bestreitet, da&#223; der Antragsgegner das Kind in die T&#252;rkei verbracht habe und macht geltend, er halte es vielmehr an einem anderen Ort verborgen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Von den gem&#228;&#223; &#167;&#167; 19, 20 FGG zul&#228;ssigen Rechtsmitteln hat nur dasjenige der Antragstellerin sachlich Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die internationale Zust&#228;ndigkeit, die wegen der Auslandsber&#252;hrung (t&#252;rkische Staatsangeh&#246;rigkeit der Eltern und des Kindes) vorrangig zu pr&#252;fen ist, folgt aus Art. 1 des &#220;bereinkommens &#252;ber die Zust&#228;ndigkeit der Beh&#246;rden und das anzuwendende Recht auf dem Gebiet des Schutzes von Minderj&#228;hrigen (MSA) vom 5.10.1961, der insoweit Art. 19 EGBGB verdr&#228;ngt. Sind deutsche Gerichte international zust&#228;ndig, so ist nach Art. 2 MSA auch materiell deutsches Recht anzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Nach Art. 1 MSA sind die Gerichte des Staates, in dem ein Minderj&#228;hriger seinen gew&#246;hnlichen Aufenthalt hat, vorbehaltlich der Bestimmungen der Art. 3, 4 und 5 MSA, diese wiederum unter der Einschr&#228;nkung der Art. 8 und 16 MSA, f&#252;r Ma&#223;nahmen zum Schutze der Person und des Verm&#246;gens eines Minderj&#228;hrigen zust&#228;ndig.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die sachlichen Erfordernisse sind erf&#252;llt. Das Kind H. hatte bei der Entscheidung des Amtsgerichts seinen gew&#246;hnlichen Aufenthalt ohne Zweifel in der Bundesrepublik Deutschland, einem Vertragsstaat des &#220;bereinkommens, und insbesondere im Bezirk des Amtsgerichts Bonn und Oberlandesgerichts K&#246;ln. Die Regelung des Aufenthaltsbestimmungsrechtes als eines Teilbereiches der elterlichen Sorge ist eine Schutzma&#223;nahme im Sinne des &#220;bereinkommens (vgl. Paland/jHelldrich, BGB, 49. Aufl., Art. 1 MSA Anm. 3 m.w.N.). In pers&#246;nlicher Hinsicht ist das &#220;bereinkommen nach Art. 13 Abs. 1 MSA auf alle Minderj&#228;hrigen anzuwenden, so da&#223; es weder auf die Staatsangeh&#246;rigkeit des Kindes noch darauf ankommt, ob der Heimatstaat des Minderj&#228;hrigen zu den Vertragsstaaten geh&#246;rt. Im &#252;brigen ist auch die T&#252;rkei mit Wirkung vom 16.4.1984 dem Abkommen beigetreten (Bekanntmachung vom 4.4.1984, BGBI. II, 460).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Ein Ehescheidungsverfahren der Eltern in der T&#252;rkei steht der internationalen Zust&#228;ndigkeit deutscher Gerichte f&#252;r die hier zu treffende Entscheidung bei Getrenntleben der Eltern nicht entgegen. Auf zwischenstaatlichen Abkommen beruhende Regelungen haben Vorrang vor etwaigen abweichenden Vorschriften des autonomen nationalen Rechts, auch wenn dieses sp&#228;ter ersetzt worden ist. Danach setzt sich die Regelung der</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">internationalen Zust&#228;ndigkeit im Minderj&#228;hrigenschutzabkommen auch gegen&#252;ber etwaigen Zust&#228;ndigkeiten der Ehegerichte durch (vgl. B&#246;hmer/Siehr, FamR II MSA Einf. Rdnr. 16 und Art. 1 Rdnr. 114; Jayme, FamRZ 79, 21). Die Vorschrift des &#167; 621 ZPO, auf die der Antragsgegner offenbar mit seiner Beschwerdebegr&#252;ndung abhebt, ist hier schon deshalb nicht anwendbar, weil deutsches Recht nicht die Zust&#228;ndigkeit ausl&#228;ndischer Gerichte begr&#252;nden kann.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Art. 4 MSA steht nicht entgegen, selbst wenn der Antragsgegner das Kind am 23.9.1990 in die T&#252;rkei verbracht haben sollte, was die Antragstellerin bestreitet, weil nach, dem eigenen Vorbringen des Antragsgegners t&#252;rkische Heimatbeh&#246;rden bislang Schutzma&#223;nahmen f&#252;r H. nicht ergriffen haben. Entsprechendes gilt f&#252;r Art. 5 MSA, nach welchem mit Verlegung des gew&#246;hnlichen Aufenthalts von einem Vertragsstaat in einen anderen auch ein Wechsel der internationalen Zust&#228;ndigkeit des Aufenthaltsstaates nach Art. 1 MSA verbunden ist; denn H. hat seinen gew&#246;hnlichen Aufenthaltsort in der Bundesrepublik Deutschland beibehalten. Allgemein wird unter dem Begriff des gew&#246;hnlichen Aufenthalts der tats&#228;chliche Lebensmittelpunkt verstanden, also der Aufenthaltsort als Daseinsmittelpunkt im Unterschied einmal zum nur schlichten Aufenthaltsort und zum anderen zum Wohnsitz (vgl. Palandt/Heldrich, a.a.O. Anm. 2 m.w.N.). Der gew&#246;hnliche Aufenthalt, dessen Begr&#252;ndung &#8211; anders als beim Wohnsitz - keinen rechtsgesch&#228;ftlichen Willen erfordert, also auch nicht von der Bestimmung des Sorgeberechtigten abh&#228;ngt, verlangt eine gewisse Dauer der Anwesenheit und dar&#252;ber hinaus eine gewisse Bindung in famili&#228;rer oder beruflicher Hinsicht im Sinne einer Eingliederung in die soziale Umwelt. Vom gew&#246;hnlichen Aufenthaltsort l&#228;&#223;t sich gewisserma&#223;en als "faktischen Wohnsitz" sprechen, wenn sich aus der Verweildauer und den sozialen Kontakten auf einen neuen Lebensmittelpunkt schlie&#223;en l&#228;&#223;t. F&#252;r die Verweildauer werden in der Rechtsprechung h&#228;ufig als Faustregel etwa sechs Monate genannt (OLG Stuttgart, NJW 78, 1746; OLG M&#252;nchen FamRZ 81, 389; OLG D&#252;sseldorf, FamRZ 84, 194), die im Zeitpunkt der richterlichen Entscheidung zu beurteilen ist. Das Kind H. ist jedoch nach der Darstellung des Antragsgegners erst seit sieben Wochen "au&#223;erhalb des Geltungsbereiches" des Familiengerichts Bonn verbracht. Auch die sozialen Kontakte des Kleinkindes bestehen nach wie vor in Bonn, wo es bei den Eltern und Gro&#223;eltern v&#228;terlicherseits aufgewachsen ist und seinen Lebensmittelpunkt hat. Nichts spricht daf&#252;r, da&#223; der Vater einen anderweitigen Aufenthalt des Sohnes H. - etwa in der T&#252;rkei - von Anfang an auf Dauer angelegt hat, zumal er nach seinem eigenen Vorbringen ebenso wie seine Eltern weiterhin in der Bundesrepublik verbleiben will. Im &#252;brigen wird sich der entgegenstehende Wille des berechtigten Elternteils - hier der aufgrund Anordnung des Amtsgerichts aufenthaltsbestimmungsberechtigten Mutter - regelm&#228;&#223;ig auch rein tats&#228;chlich dahin ausdr&#252;cken, da&#223; der Aufenthalt des Minderj&#228;hrigen in einem anderen Staat noch nicht von vornherein als auf Dauer angelegt angesehen werden kann und dies solange nicht anzunehmen ist, als die M&#246;glichkeit besteht, da&#223; der berechtigte Elternteil die R&#252;ckf&#252;hrung des Minderj&#228;hrigen durchsetzt, ehe es zu dessen sozialer Eingliederung in die neue Umwelt gekommen ist (vgl. auch OLG Hamm, FamRZ 88, 1198).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich scheitert die Anwendung deutschen Rechts hier auch nicht an Art. 3 MSA. Nach dem ein Gewaltverh&#228;ltnis in allen Vertragsstaaten anzuerkennen ist, das nach dem internationalen Recht des Staates, dem der Minderj&#228;hrige angeh&#246;rt, kraft Gesetzes besteht. Das genannte Gewaltverh&#228;ltnis besteht nach t&#252;rkischem Recht zwischen dem Vater und dem Kind H. gem&#228;&#223; Art. 263 des t&#252;rkischen ZGB. Hiernach &#252;ben die Eltern</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">die elterliche Gewalt w&#228;hrend ihrer Ehe gemeinsam aus. Bei Meinungsverschiedenheiten entscheidet jedoch der Vater. Zwar kann der Richter nach Art. 272 ff. des t&#252;rkischen ZBG bei mangelnder F&#228;higkeit der Eltern diesen die elterliche Gewalt entziehen. Eine dem &#167; 1672 BGB &#228;hnliche Regelung der elterlichen Sorge im Falle des Getrenntlebens der Eltern kennt das t&#252;rkische Recht jedoch nicht, weshalb eine sog. regelungsf&#228;hige</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">L&#252;cke nicht besteht und das gesetzliche Gewaltverh&#228;ltnis grunds&#228;tzlich anzuerkennen ist. Dieses Gewaltverh&#228;ltnis, aufgrund dessen dem Vater grunds&#228;tzlich der Stichentscheid &#252;ber den tats&#228;chlichen Aufenthalt des Kindes H. zusteht, hindert die Annahme der internationalen Zust&#228;ndigkeit und auch die Anwendung deutschen Rechtes hingegen nicht,weil durch die alleinige Entscheidung des Vaters der Sohn H. in seiner Person ernstlich gef&#228;hrdet w&#252;rde, so da&#223; nach Art. 8 MSA die deutschen Gerichte trotz grunds&#228;tzlichen Vorliegens der Voraussetzungen des Art. 3 MSA Ma&#223;nahmen zum Schutze des Minderj&#228;hrigen unter Anwendung deutschen Rechts treffen d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Nach Art. 8 MSA schlie&#223;t u.a. Art. 3 MSA nicht aus, da&#223; die Beh&#246;rden des Aufenthaltsstaates Ma&#223;nahmen zum Schutze des Minderj&#228;hrigen treffen, soweit dieser u.a. in seiner Person ernstlich gef&#228;hrdet ist. Das Kind G&#246;khan ist ernstlich gef&#228;hrdet, so da&#223; die</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">deutschen Gerichte nach Art. 1 MSA f&#252;r die Regelung der elterlichen Sorge international zust&#228;ndig sind und insbesondere nach Art. 2 MSA auch materiell nach deutschem Recht entscheiden d&#252;rfen, weil nach dem Grundsatz des Gleichlaufes das anzuwendende Recht dem Gerichtsstand folgt.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Eine ernstliche Gef&#228;hrdung des Kindeswohles im Sinne des Art. 8 MSA ist in der Regel dann anzunehmen, wenn die Voraussetzungen der &#167;&#167; 1666 ff. BGB erf&#252;llt sind (vgl. BGH NJW 1973, 417, 418).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen des &#167; 1666 BGB h&#228;lt der Senat mit dem Amtsgericht f&#252;r erf&#252;llt. Hiernach hat dann, wenn das k&#246;rperliche, geistige oder seelische Wohl des Kindes u.a. durch mi&#223;br&#228;uchliche Aus&#252;bung der elterlichen Bestimmung gef&#228;hrdet wird und wenn die Eltern nicht gewillt oder nicht in der Lage sind, die Gefahr abzuwenden, das Gericht die zur Abwendung der Gefahr erforderlichen Ma&#223;nahmen zu treffen. Ob derzeit das Kindeswohl konkret gef&#228;hrdet ist, ist unerheblich. Es besteht jedenfalls eine begr&#252;ndete, gegenw&#228;rtige Besorgnis der Gef&#228;hrdung zumindest des seelischen Wohles des Kindes G&#246;khan durch mi&#223;br&#228;uchliche Aus&#252;bung des Aufenthaltsbestimmungsrechtes durch den Vater f&#252;r den Fall, da&#223; eine anderweitige Regelung durch ein deutsches Gericht nicht m&#246;glich ist. Die blo&#223;e Besorgnis der Gef&#228;hrdung gen&#252;gt (Palandt/Diederichsen, Anm. 3 zu &#167; 1666). Ob es tats&#228;chlich hierzu kommen wird, h&#228;ngt nur davon ab, ob deutsche Gerichte in der Sache entscheiden. Das folgt zur &#220;berzeugung des Senats aus dem bisherigen Verhalten des Vaters. Er hat schon bislang den Kontakt des</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Kleinkindes zur Mutter vereitelt und es dar&#252;ber hinaus abrupt aus seiner gewohnten Umgebung herausgenommen und von seinen bisher ihm vertrauten Bezugspersonen</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">getrennt. Es bedarf keiner n&#228;heren Darlegungen dazu, da&#223; das seelische Wohl des Kleinkindes durch dieses in krasser Weise verantwortungslose Verhalten, H. einer in erster Linie seinem Wohl dienenden Betreuung und Erziehung durch einen leiblichen Elternteil zu entziehen und einer (unbekannten) Fremdbetreuung in der T&#252;rkei oder anderswo zu &#252;berlassen, auf das &#228;u&#223;erste gef&#228;hrdet ist.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die in Anwendung des deutschen Rechts auf &#167; 1672 BGB gest&#252;tzte Entscheidung des Amtsgerichts, der Mutter einstweilen das Aufenthaltsbestimmungsrecht zu &#252;bertragen, beachtet auch den im Rahmen des Gef&#228;hrdungstatbestandes geltenden Grundsatz der</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit und des geringsm&#246;glichen Eingriffes in das elterliche Sorgerecht. Die &#220;bertragung dieses Teilbereichs der elterlichen Sorge entspricht auch nach den zutreffenden Feststellungen des Amtsgerichts derzeit am besten dem Kindeswohl, weil konkrete Bedenken gegen die Erziehungseignung der Mutter weder &#252;berpr&#252;fbar dargetan noch &#8211; insbesondere auf dem Hintergrund der Feststellungen des zust&#228;ndigen Jugendamtes - sonst ersichtlich sind. Dar&#252;ber hinaus ist bei dieser Regelung zu erwarten,</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">da&#223; die Antragstellerin eher als der Antragsgegner bereit und f&#228;hig ist, dem Kind einen regelm&#228;&#223;igen Umgang mit dem anderen Elternteil zu erm&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Angesichts des bisherigen im einzelnen dargetanen rechtsmi&#223;achtenden Verhaltens des Antragsgegners ist die Herausgabeanordnung gem&#228;&#223; &#167; 1632 BGB zur Wahrung der Kindesinteressen geradezu geboten, so da&#223; der angefochtene Beschlu&#223; auf Antrag der Antragstellerin entsprechend zu erg&#228;nzen war.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 13 a Abs. 1 Satz 2 FGG.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Beschwerdewert: 5.000,00 DM.</p>
315,028
vg-gelsenkirchen-1990-11-12-15-k-347289
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15 K 3472/89
1990-11-12T00:00:00
2019-03-13T14:44:23
2022-10-18T15:09:15
Urteil
ECLI:DE:VGGE:1990:1112.15K3472.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Verfahrens hat der Kl&#228;ger zu tragen.</p> <p>Die Kostenentscheidung ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. Der Kl&#228;ger darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he des beizutreibenden Betrages abwenden, wenn nicht zuvor der Beklagte in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">&#160;.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Tatbestand:</span></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war als Angeh&#246;riger der Fraktion "E.&#160;&#160; H.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; J.&#160; S.&#160;&#160; " Mitglied des Rates' der Stadt C.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; sowie des Beschwerdeausschusses, den der Rat gem&#228;&#223; &#167; 6 c Abs 1 Satz 3 der Gemeindeordnung f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen - GO - zur Erledigung von Anregungen und Beschwerden von B&#252;rgern gebildet hat.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des Verfahrens dieses Ausschusses brachte der Kl&#228;ger dort unter dem 30. November 1985 einen Antrag folgenden Inhalts ein: Diejenigen B&#252;rger, die Beschwerden oder Antr&#228;ge nach &#167; 6 c GO gestellt h&#228;tten, sollten s&#228;mtlich zu der Ausschu&#223;sitzung eingeladen werden, in welcher ihr Anliegen beraten wird; hierzu sollten ihnen die entsprechenden Unterlagen nebst der Beschlu&#223;vorlage &#252;bersandt werden; schlie&#223;lich sei ihnen w&#228;hrend der Sitzung auf Antrag in einer bis zu 15-min&#252;tigen</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">3 &#8226;</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Unterbrechung Gelegenheit zu geben, sich zu ihrem Anliegen zu &#228;u&#223;ern. Dieser Antrag wurde in der Sitzung des Beschwerdeausschusses vom 10. Dezember 1905 in allen drei Punkten abgelehnt; stattdessen wurde auf Antrag der T.&#160;&#160; - bzw. der D.&#160;&#160; -Fraktion hin beschlossen, diejenigen Antragsteller und Beschwerdef&#252;hrer, deren Angelegenheiten in &#246;ffentlicher Sitzung behandelt werden sollten, von dem Termin in Kenntnis zu setzen und sie dabei darauf hinzuweisen, da&#223; und wo sie die vollst&#228;ndigen Sitzungsunterlagen einsehen k&#246;nnten, von denen u.a. auch im Sitzungssaal einige Exemplare zur Verf&#252;gung stehen sollten. Hinsichtlich einer Unterbrechung der Sitzung zur Anh&#246;rung der betroffenen B&#252;rger wurde beschlossen, da&#223; hier&#252;ber der Ausschu&#223; im Einzelfall entscheiden werde.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">In der Sitzung des Rates der Stadt C.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 28. Januar 1988 wurde im nicht&#246;ffentlichen Teil ein Tagesordnungspunkt unter der &#220;berschrift "Festsetzung eines Ordnungsgeldes wegen Ratsmitglied O.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; wegen Verletzung der Verschwiegenheitspflicht" beraten. Dabei teilte der Oberb&#252;rgermeister dem Rat mit, der Kl&#228;ger habe ihm gegen&#252;ber erkl&#228;rt, da&#223; er in dem betreffenden Fall nicht korrekt gehandelt habe und da&#223; dies ein Einzelfall bleiben werde. Zum Ausdruck seines Bedauerns werde er einen Betrag von 50,-- an eine gemeinn&#252;tzige Einrichtung zahlen. Der Rat hielt daraufhin die Angelegenheit f&#252;r erledigt und setzte die entsprechende Verwaltungsvorlage von der Tagesordnung ab. Allerdings wies der Oberb&#252;rgermeister noch grunds&#228;tzlich auf die Pflicht der Mandatstr&#228;ger gem&#228;&#223; &#167; 30 GO i. V. m. &#167;&#167; 22 - 24 GO und insbesondere auf die Pflicht zur Verschwiegenheit hin.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1988 lag dem Beschwerdeausschu&#223; der Stadt C.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Beschwerde der einer Einwohnerin vor, die mit der Behandlung ihrer Wohngeldangelegenheit durch das Sozialamt der Stadt nicht zufrieden war. Die den Ausschussmitgliedern nebst der Einladung zu der Sitzung vom 20. September 1988 &#252;bersandte Tagesordnung</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">enthielt hierzu unter der &#220;berschrift " II. Nicht&#246;ffentlicher Teil " den Punkt: 1. Beschwerde dieser Einwohnerin ... hier: Wohngeld bei Sozialhilfeleistungen,...". Beigef&#252;gt war zu dieser Angelegenheit eine Beschlu&#223;vorlage der Verwaltung mit dem Vorschlag, einen Beschwerdegrund nicht anzuerkennen, und dem Hinweis, da&#223; insoweit folgende Anlagen beigef&#252;gt seien:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Beschwerdeschreiben der Beschwerdef&#252;hrerin vom 14. Juni 1988</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Stellungnahme des Sozialamtes hierzu an die Gesch&#228;ftsstelledes Beschwerdeausschusses vom 24. Juni 1988</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Stellungnahme des Amtes f&#252;r Wohnungswesen hierzu an dieGesch&#228;ftsstelle des Beschwerdeausschusses vom 8. Juli 1988.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">W&#228;hrend der Sitzung des Beschwerdeausschusses vom 20. September 1988 wurde vor dem Eintritt in die Tagesordnung zun&#228;chst der Antrag des Kl&#228;gers, den Tagesordnungspunkt. II. 1, betreffend die Wohngeldangelegenheit dieser Beschwerdef&#252;hrerin, im &#246;ffentlichen Teil zu beraten, abgelehnt. Bei der Beratung dieser Sache im nicht&#246;ffentlichen Teil erkl&#228;rte der Kl&#228;ger sodann, da&#223; er die gesamten Sitzungsunterlagen hierzu an die Beschwerdef&#252;hrerin weitergegeben habe. Im &#252;brigen beschlo&#223; der Ausschu&#223;, da&#223; die Frage der Rechtm&#228;&#223;igkeit des Handelns der Verwaltung zur Zeit Gegenstand des Widerspruchsverfahrens sei, so da&#223; im Augenblick keine Entscheidung in der Sache getroffen werden k&#246;nne, und da&#223; das Amt f&#252;r Wohnungswesen im Einvernehmen mit dem Sozialamt eine &#220;berpr&#252;fung bez&#252;glich der Gestaltung des im Sozialamt verwendeten Vordrucks "Vollmacht zur Vertretung in Wohngeldverfahren " vornehmen werde. Ferner regten je ein Vertreter der T.&#160;&#160; - und der D.&#160;&#160; -Fraktion an, der Beschwerdeausschu&#223; m&#246;ge den Rat um die Festsetzung eines Ordnungsgeldes gegen den Kl&#228;ger wegen Verletzung der Verschwiegenheitspflicht im Wiederholungsfalle bitten und einen entsprechenden Tagesordnungspunkt in der Tagesordnung der n&#228;chsten Sitzung vorsehen, weil er die Unterlagen zum Tagesordnungspunkt II 1 der Beschwerdef&#252;hrerin zug&#228;nglich gemacht habe.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><img width="43" height="75" src="15_K_3472_89_Urteil_19901112_0.png" alt="Die Entscheidung enth&#228;lt an dieser Stelle ein Bild oder eine Grafik." /></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">In seiner Sitzung vom 3. November 1988 fa&#223;te der Beschwerdeausschu&#223; daraufhin den Beschlu&#223;, da&#223; der Rat gebeten werde, gegen den Kl&#228;ger ein Ordnungsgeld, festzusetzen, weil dieser s&#228;mtliche der ihm f&#252;r den im nicht&#246;ffentlichen Teil der Sitzung vom 20. September 1988 zu behandelnden Tagesordnungspunkt II 1 &#252;bersandten Unterlagen an die Beschwerdef&#252;hrerin weitergegeben habe, wobei es sich vom Tats&#228;chlichen, nicht vom Rechtlichen her, um einen Wiederholungsfall handele.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Oberstadtdirektor der Stadt C.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; dem Kl&#228;ger mit Schreiben vom 25. November 1988 die M&#246;glichkeit gegeben hatte, sich zu dieser Angelegenheit zu &#228;u&#223;ern, beschlo&#223; der Rat der Stadt in seiner Sitzung vom 16. Februar 1989, gegen den Kl&#228;ger wegen Verletzung der Verschwiegenheitspflicht im Zusammenhang mit der Behandlung des nicht&#246;ffentlichen Tagesordnungspunktes II 1 in der Sitzung des Beschwerdeausschusses am 20. September 1988 gem&#228;&#223; &#167; 30 Abs. 2 i. V. m. &#167; 22 Abs. 1 u. 6 und &#167; 21 Abs. 3 GO ein Ordnungsgeld in H&#246;he von 300,-- DM festzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Unter dem 22. M&#228;rz 1989 erging sodann an den Kl&#228;ger ein durch den Oberb&#252;rgermeister sowie durch den Oberstadtdirektor der Stadt C.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; unterzeichnetes Schreiben, in welchem ihm der Ratsbeschlu&#223; vom 16. Februar 1989 betreffend das ihm auferlegte Ordnungsgeld mitgeteilt wurde. Zur Begr&#252;ndung wurde im wesentlichen ausgef&#252;hrt, da&#223; der Kl&#228;ger durch die Weitergabe der Beratungsunterlagen f&#252;r die Sitzung des Beschwerdeausschusses am 20. September 1988 an die Beschwerdef&#252;hrerin nicht die Verschwiegenheit gewahrt habe, zu der er als Ratsmitglied verpflichtet gewesen sei. Angelegenheiten, die im nicht&#246;ffentlichen Teil einer Sitzung behandelt w&#252;rden, unterl&#228;gen immer der Geheimhaltung, auch ohne einen besonderen ausdr&#252;cklichen Ratsbeschlu&#223;, was f&#252;r Sitzungen von Aussch&#252;ssen entsprechend gelte. Im &#252;brigen habe es schon fr&#252;her ein Verfahren dieser Art gegen den Kl&#228;ger gegeben, das jedoch in der Ratssitzung vom 28.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Januar 1988 gegen die Zahlung eines Geldbetrages zugunsten einergemeinn&#252;tzigen Organisation eingestellt worden sei. Daher halteder Rat bei der erneuten Verschwiegenheitspflichtsverletzungdurch den Kl&#228;ger nun ein Ordnungsgeld von 300,-- DM f&#252;r angemessen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Hiergegen legte der Kl&#228;ger Widerspruch ein, mit dem sich der Rat in seiner Sitzung vom 31. August 1989 befa&#223;te und dabei be-schlo&#223;, den Rechtsbehelf als zul&#228;ssig, sachlich aber unbegr&#252;ndetzur&#252;ckzuweisen, und zwar aus Gr&#252;nden, die die in dem Schreibenvom 22. M&#228;rz 1989 genannten im wesentlichen wiederholen und- -vertiefen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Mit einem als Widerspruchsbescheid bezeichneten Schreiben vom 6.September 1989, zugestellt am 9. September 1989, das dieUnterschrifen des Oberb&#252;rgermeisters und des Oberstadtdirektorstr&#228;gt, wurde dem Kl&#228;ger dieser Ratsbeschlu&#223; einschlie&#223;lich derGr&#252;nde mitgeteilt.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Am 6. Oktober 1989 hat der Kl&#228;ger Klage erhoben. Er vertritt die Auffassung, da&#223; er durch die Weitergabe der Unterlagen f&#252;r die Sitzung des Beschwerdeausschusses vom 20. September 1988 an die Beschwerdef&#252;hrerin seine Verschwiegenheitspflicht nicht verletzt habe.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Bereits in einer fr&#252;heren Sitzung des Beschwerdeausschusses habe er n&#228;mlich vorgeschlagen, die Sitzungsvorlagen zu Antr&#228;gen und Beschwerden gem&#228;&#223; &#167; 6 c GO vorab den betroffenen B&#252;rgern zug&#228;nglich zu machen, denn zu einem fundierten Gespr&#228;ch mit dem Beschwerdef&#252;hrer als Grundlage einer sachgerechten Beratung durch den Ausschu&#223; k&#246;nne es nur kommen, wenn der Beschwerdef&#252;hrer die Position der Verwaltung kenne. Deshalb habe er sich entschlossen, die Sitzungsunterl&#228;gen auch ohne die Zustimmung des Ausschusses an die Beschwerdef&#252;hrerin weiterzureichen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><img width="58" height="57" src="15_K_3472_89_Urteil_19901112_1.png" alt="Die Entscheidung enth&#228;lt an dieser Stelle ein Bild oder eine Grafik." /></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">.7</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen sei bei Beschwerden nach &#167; 6 c GC ein Recht f&#252;r ihn zur Weitergabe der Sitzungsunterlagen auch aus seiner Stellung als Rats- und Ausschu&#223;mitglied abzuleiten. Ansonsten m&#252;sse bei derartigen Verfahren ein nicht hinzunehmendes Ungleichgewicht zwischen dem Petenten auf der einen und der sich rechtfertigenden Verwaltung auf der anderen Seite entstehen. Das Beschwerderecht aus &#167; 6 c GO w&#252;rde dann gleicherma&#223;en ausgeh&#246;hlt. Dar&#252;ber hinaus gebiete es das Rechtsstaatsprinzip, demjenigen, der eine Beschwerde nach &#167; 6 c GO eingereicht habe, auf diese Weise rechtliches Geh&#246;r zu gew&#228;hren. Schlie&#223;lich habe sein Vorgehen dem Finden der richtigen Entscheidung gedient und sich als wichtiges Mittel zur Aufkl&#228;rung des Sachverhalts erwiesen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Weiterhin habe der Beschwerdef&#252;hrerin gegen&#252;ber eine Geheim-haltungspflicht hinsichtlich der Sitzungsunterlagen zu ihremB&#252;rgerantrag nach &#167; 6 c GO m&#246;glicherweise ohnehin nicht be-standen, denn in dem zugrundeliegenden Verwaltungsverfahren habesie das Recht sowohl zur Anh&#246;rung als auch zur Akteneinsichtgehabt und sei dementsprechend in der Lage gewesen, eventuellgeheimhaltungspflichtige Tatsachen auch auf andere Weise zuerfahren.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich sei es nicht einzusehen, da&#223; allein durch den puren Willensakt des Ausschu&#223;vorsitzenden oder einer Mehrheit des Ausschusses eine Beschwerde nach &#167; 6 c GO im nicht&#246;ffentlichen Teil der Sitzung behandelt werde, wodurch die Rechte des betroffenen B&#252;rgers erheblich beeintr&#228;chtigt w&#252;rden, dem es dann verwehrt sei, in der Sitzung die Darlegungen und Erl&#228;uterungen der anwesenden Vertreter der Stadt &#252;ber den Standpunkt der Verwaltung zu erfahren. Wenn auch eine Anh&#246;rung der Beschwerdef&#252;hrer in den Ausschu&#223;sitzungen nicht vorgesehen sei, so sei es doch eine h&#228;ufig ge&#252;bte Verhaltensweise, auf den Antrag eines Ausschu&#223;mitgliedes hin die Sitzung zu unterbrechen, um in der</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Pause den Beschwerdef&#252;hrer die Gelegenheit zu geben, sein Anliegen zu erl&#228;utern. Der in der nicht&#246;ffentlichen Sitzung nicht anwesende B&#252;rger sei dabei aber nicht in der Lage, sich zu den ihm nicht bekannten Ausf&#252;hrungen der Verwaltung w&#228;hrend der Sitzung zu &#228;u&#223;ern.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">den Bescheid des Beklagten vom 22. M&#228;rz 1989 in derGestalt des Widerspruchsbescheides vom 6. SeptemberV989 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Er vertritt insbesondere die Auffassung, da&#223; ein Ungleichgewicht zwischen der Verwaltung auf der einen und dem B&#252;rger auf der anderen Seite bei Beschwerden nach &#167; 6 c GO nicht entstehen k&#246;nne. Hierbei handele es sich n&#228;mlich um Petitionsangelegenheiten, in denen grunds&#228;tzlich kein Anspruch auf rechtliches Geh&#246;r gegeben sei. Unerheblich sei es in den F&#228;llen dieser Art auch, ob parallel ein Verwaltungsverfahren laufe. Dieses habe mit einer petitionsm&#228;&#223;igen Erledigung auf Grund von &#167; 6 c GO nichts zu tun. Schlie&#223;lich sei auch der Bewertung des Kl&#228;gers, da&#223; bei der Entscheidung &#252;ber die Verhandlung einer Angelegenheit im nicht&#246;ffentlichen Teil einer Sitzung durch den puren Willensakt des Ausschu&#223;vorsitzenden oder einer Mehrheit des Ausschusses die Rechte der Beschwerdef&#252;hrer erheblich eingeschr&#228;nkt w&#252;rden, nicht zu folgen. Ob ein Tagesordnungspunkt im &#246;ffentlichen oder im nicht&#246;ffentlichen Teil der Sitzung beraten werde, setzten der Vorsitzende bzw. der Ausschu&#223; auf der Grundlage der entsprechenden rechtlichen Vorschriften und nicht nach Belieben fest.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">-o Im &#252;brigen wird zur vollst&#228;ndigen Darstellung des Sach- und</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Streitstandes auf den Inhalt der Gerichtsakten sowie der Verwaltungsvorg&#228;nge des Beklagten verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></strong></p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist zul&#228;ssig. Der Kl&#228;ger begehrt die Aufhebung der Festsetzung eines gem&#228;&#223; &#167;&#167; 21 Abs. 3 Satz 1 i. V. m. 22 Abs. 1 und 6 GO NW verh&#228;ngten Ordnungsgeldes. Hierbei handelt es sich nach &#252;bereinstimmender Meinung in Rechtsprechung und Literatur um einen Verwaltungsakt im Sinne der Verwaltungsgerichtsordnung-VwGO-, gegen den mit Widerspruch und Anfechtungsklage gem&#228;&#223; &#167; 42 Abs. 1 VwGO vorzugehen ist.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Vgl. Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen -OVG NW-, Urteil vom 20. Mai 1959 -III A 741/58-, DVB1. 1959, 858 (859); OVG NW, Urteil vom 19-September 1962 -III A 1627/59- Kottenberg/Rehn/v. Mutius, Rechtsprechungssammlung (Rechtspr. Slg.), &#167; 22 GO, Nr. 3 Seite 19 (20); Bayerischer Verwaltungsgerichtshof ' (BayVGH ), Urteil vom 2.9. Oktober 1975 -Nr. 52 V 72-, BayVBl. 1976, 498 (499); Rehn/Cronauge, Gemeindeordnung -GO NW-, &#167; 21 Anm. IV 2.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist aber nicht begr&#252;ndet. Der Bescheid des Beklagten vom 22. M&#228;rz 1989 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 6. September 1989 ist rechtm&#228;&#223;ig und verletzt den Kl&#228;ger nicht in seinen Rechten (&#167; 113 Abs. 1 Satz 1 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsgrundlagen f&#252;r die Verh&#228;ngung eines Ordnungsgeldes durch den Rat gegen einen Angeh&#246;rigen eines gemeindlichen Ratausschusses.finden sich in den &#167;&#167;30 Abs. 2, 22 Abs. 1 und 6</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">10</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">und 21 Abs. 3 GO NW. Gem&#228;&#223; &#167; 30 Abs. 2 GO NW gelten f&#252;r die T&#228;tigkeit als Mitglied des Rates, einer Bezirksvertretung und eines Ausschusses die Vorschriften der &#167;&#167; 22 bis 24 - mit bestimmten Ma&#223;gaben, um die es hier nicht geht -, entsprechend; &#167; 21 Abs. 3 Satz 1 GO NW bestimmt, da&#223; der Rat gegen einen B&#252;rger oder Einwohner, der ohne wichtigen Grund die &#220;bernahme einer ehrenamtlichen T&#228;tigkeit oder eines Ehrenamtes ablehnt oder ihre Aus&#252;bung verweigert, ein Ordnungsgeld bis zu 500,-- DM und f&#252;r jeden Fall der Wiederholung ein Ordnungsgeld bis zu 1.000,&#8212; DM festsetzen kann; in &#167; 22 Abs. 1 Satz 1 GO NW hei&#223;t es, da&#223; der zu ehrenamtlicher T&#228;tigkeit oder in ein Ehrenamt, -Berufene ... &#252;ber die ihm dabei bekannt gewordenen Angelegenheiten, deren Geheimhaltung ihrer Natur nach erforderlich, besonders vorgeschrieben, vom Rat beschlossen oder vom Gemeindedirektor angeordnet ist, Verschwiegenheit zu wahren hat; und &#167; 22 Abs. 6 GO legt schlie&#223;lich fest, da&#223; derjenige, der die Pflichten nach Abs. 1 und Abs. 2 verletzt, zur Verantwortung gezogen werden kann (Satz 1) und da&#223;, soweit die Tat nicht mit Strafe bedroht ist, &#167; 21 Abs. 3 entsprechend gilt (Satz 2). Dabei geht die Kammer davon aus, da&#223; das Vorgehen des Kl&#228;gers nicht mit Strafe bedroht ist.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn der Kl&#228;ger als Amtstr&#228;ger i. S. d. &#167; 11 Abs. 1 Nr. 2 StGB zu bezeichnen w&#228;re, was f&#252;r Mitglieder eines kommunalen Vertretungsorgans nicht ohne weiteres anzunehmen ist</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">vgl. Eser in: Sch&#246;nke/Schr&#246;der, Strafgesetzbuch, Kommentar 23. Aufl., Rdnr. 23 zu &#167; 11</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">k&#228;me ein Straftatbestand nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich &#167; 203 Abs. 2 Nr. 1 StGB gilt, da&#223; es sich bei der Weitergabe der Sitzungsvorlagen einschlie&#223;lich der Stellungnahmen der Fach&#228;mter nicht um <span style="text-decoration:underline">fremde Geheimnisse</span> handelt. Die Geheimnisse der K&#246;rperschaft sind insoweit nicht gesch&#252;tzt</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">11</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">. <em>u.</em></p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">vgl. Lenckner in Schenke/Schr&#246;der, a. a. 0.,Rdnr. 44 a zu &#167; 203.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Bei &#167; 353 b StGB ist eine Gef&#228;hrdung wichtiger &#246;ffentlicher Interessen durch die Tat des Kl&#228;gers nicht erkennbar.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Vorschriften zur Festsetzung eines Ordnungsgeldes finden insbesondere auch auf die Angeh&#246;rigen des Beschwerdeausschusses nach &#167; 6 c GO Anwendung. Dieser stellt einen freiwilligen Ausschu&#223; im Sinne des &#167; 41 Abs. 1 GO NW dar und unterliegt damit allen f&#252;r Aussch&#252;sse geltenden Regeln.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Vgl. Rehn/Cronauge, GO NW, &#167; 6 c Anm. III 2; von Loebell, Gemeindeordnung f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen -GO NW-, &#167; 6 c, Rdnr. 9, 11.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat durch die Weiterreichung der Sitzungsunterlagenan die Beschwerdef&#252;hrerin zu dem im nicht&#246;ffentlichen Teil derTagesordnung f&#252;r die Sitzung des Beschwerdeausschusses vom 20.September 1988 aufgef&#252;hrten Punkt II 1 seine Pflicht zurVerschwiegenheit nach Ma&#223;gabe der vorgenannten Bestimmungenverletzt.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Da&#223; diese Angelegenheit der Verschwiegenheit unterlag, ergibt sich daraus, da&#223; der Beschwerdeausschu&#223;, auf dessen Willensbildung es in diesem Zusammenhang nur ankommen kann, einen Beschlu&#223; im Sinne des &#167; 22 Abs. T Satz GO NW gefa&#223;t hat, aus dem das Erfordernis der Geheimhaltung auch in dieser Sache folgt. Es handelt sich dabei um den Beschlu&#223; des Ausschusses vom 10. Dezember 1985, in welchem, ausgel&#246;st durch in diesem Zusammenhang gestellte Antr&#228;ge des Kl&#228;gers, dahingehend abgestimmt worden ist, da&#223; die M&#246;glichkeit der Einsichtnahme in die Sitzungsunterlagen zugunsten der Beschwerdef&#252;hrer auf diejenigen Beratungsgegenst&#228;nde zu beschr&#228;nken sei, die im &#246;ffentlichen</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">12</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Teil der Tagesordnung behandelt w&#252;rden, w&#228;hrend es in Bezug aufdie im nicht&#246;ffentlichen Teil besprochenen Angelegenheiten dabeiverbleiben sollte, auch den Beschwerdef&#252;hrern selbst keineEinsicht in die Sitzungsunterlagen zu gew&#228;hren. Dieser Beschlu&#223;bedeutet seinem Inhalt nach nicht nur, da&#223; bei denjenigenSachen, die unter Ausschlu&#223; der &#214;ffentlichkeit beraten werden,die Geheimhaltung auch auf die Sitzungsunterlagen erstreckensoll, sondern mu&#223; dar&#252;ber hinaus so verstanden werden, da&#223; derAusschu&#223; mehrheitlich der Auffassung ist und dieses durch dieentsprechende Beschlu&#223;fassung festgeschrieben hat, da&#223; diejenigen Angelegenheiten, die im nicht&#246;ffentlichen Teil derTagesordnung erscheinen, als solche - einschlie&#223;lich derSitzungsunterlagen - immer der Verschwiegenheit unterliegen.Diese Willensbildung des Ausschusses konkretisiert damit die&#252;bereinstimmende Auffassung von Rechtsprechung und Literatur zuder Frage der Geheimhaltungsbed&#252;rftigkeit einer Sache aufgrundeines Ratsbeschlusses im Sinne des &#167; 22 Abs. 1 Satz 1 GO NW.Danach gelten als Angelegenheiten, deren Geheimhaltung vom Rat -oder entsprechend von dem betreffenden Ausschu&#223; - beschlossenwurde, diejenigen Gegenst&#228;nde, die auch ohne ausdr&#252;cklichenRats- oder Ausschu&#223;beschlu&#223; in nicht&#246;ffentlicher Sitzung beratenwerden.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Urteil vom 8. September 1954 <em>-III</em> A 1207/53- Rechtspr.-Slg. &#167; 22 GO, Nr. 1, Seite 3 unten; OVG NW, Urteil vom 20. Mai 1959 <em>-III</em> A 751/58-DVB1. 1959, 858 (859); Rehn/Cronauge, GO NW, &#167; 22 Anm. H 2 c; Oerter in von Loebell, GO NW, &#167; 22 Anm. 4; siehe auch BayVGH, Urteil vom 23- M&#228;rz 1988 -4 B 86.02994-, NVwZ 1989, 182 (183).</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks"><img width="78" height="66" src="15_K_3472_89_Urteil_19901112_2.png" alt="Die Entscheidung enth&#228;lt an dieser Stelle ein Bild oder eine Grafik." /></p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">13</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Dementsprechend hei&#223;t es im &#252;brigen auch in &#167; 19 der Gesch&#228;ftsordnung f&#252;r den Rat der Stadt C.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , die Aussch&#252;sse und die Bezirksvertretungen, da&#223; alle Angelegenheiten, die im nicht-&#246;ffentlichen Teil einer Sitzung bekannt werden, der Verschwiegenheit unterliegen, es sei denn, da&#223; der Rat oder ein Ausschu&#223; ausdr&#252;cklich etwas anderes beschlie&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht des Kl&#228;gers ist die so begr&#252;ndete Geheimhaltungsbed&#252;rftigkeit einer Sache im Sinne des &#167; 22 Abs. 1 Satz 1 GO NW bereits dann gegeben, wenn diese auf dem nicht&#246;ffentlichen Teil der Tagesordnung erscheint, unabh&#228;ngig davon, ob sie richtigerweise im &#246;ffentlichen Teil zu verhandeln w&#228;re und ob sie sp&#228;ter auch tats&#228;chlich im nicht&#246;ffentlichen Teil bleibt. Denn die Entscheidung, ob eine Angelegenheit auf den &#246;ffentlichen oder den nicht&#246;ffentlichen Teil der Tagesordnung gesetzt wird, trifft bei der Vorbereitung der Sitzung zun&#228;chst der Ausschu&#223;vorsitzende - ggf. in Zusammenarbeit mit der Verwaltung -; sollte die Mehrheit des Ausschusses sodann der Ansicht sein, da&#223; die Beratung dieses Gegenstandes besser &#246;ffentlich erfolgen sollte, hat sie die M&#246;glichkeit - wie es der Kl&#228;ger im vorliegenden Fall auch versucht hat -, am Beginn der Sitzung einen entsprechenden Beschlu&#223; herbeizuf&#252;hren; solange dies jedoch nicht geschehen ist und die Sache im nicht&#246;ffentlichen Teil bleibt, ist sie indessen als von Anfang an, d. h. seit der Einladung zu der Sitzung unter &#220;bersendung der Tagesordnung, als aufgrund eines Ausschu&#223;be-schlusses gem&#228;&#223; &#167; 22 Abs. 1 Satz 1 GO NW geheimhaltungsbed&#252;rftig einzuordnen. Dementsprechend ergibt sich auch aus dem Beschlu&#223; des Beschwerdeausschusses vom 10. Dezember 1985 gerade, da&#223; die Sitzungsunterlagen f&#252;r alle Angelegenheiten, die &#252;berhaupt f&#252;r den nicht&#246;ffentlichen Teil der Tagesordnung vorgesehen sind, nicht nach au&#223;en bekannt gegeben werden sollen, unabh&#228;ngig davon, ob der einzelne Gegenstand schlie&#223;lich auch endg&#252;ltig im nicht&#246;ffentlichen Teil besprochen wird.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Hiernach waren die Sitzungsvorlagen f&#252;r den Tagesordnungspunkt II 1 im nicht&#246;ffentlichen Teil der Sitzung des Beschwerdeausschusses vom 20. September 1988 im Sinne des &#167; 22 Abs. 1 Satz 1 GO geheimhaltungsbed&#252;rftig. Das gilt namentlich f&#252;r die Stellungnahmen des Sozialamtes vom 24. Juni -1988 sowie des Amtes f&#252;r Wohnungswesen vom 8. Juli 1988 an die Gesch&#228;ftsstelle des Beschwerdeausschusses, denn diese verwaltungsinternen Schriftst&#252;cke waren der Beschwerdef&#252;hrerin zuvor nicht bekannt und w&#228;ren ihr auch nicht im Rahmen der zugrundeliegenden Verwaltungsverfahren - etwa im Wege der -Akteneinsicht - zug&#228;nglich gewesen, weil sie eigens und allein f&#252;r die Vorbereitung der Sitzung des Beschwerdeausschusses in dieser Angelegenheit angefertigt worden waren.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Bestand nach alledem hinsichtlich der genannten Sitzungsunterlagen f&#252;r den Kl&#228;ger als Mitglied des Beschwerdeausschusses eine Pflicht zur Verschwiegenheit, so greifen die Argumente, die der Kl&#228;ger demgegen&#252;ber daf&#252;r vorbringt, da&#223; er dennoch zur Weitergabe dieser Papiere an die Beschwerdef&#252;hrerin berechtigt gewesen w&#228;re, s&#228;mtlich nicht durch.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Die Geheimhaltungsbed&#252;rftigkeit dieses Beratungsgegenstandes einschlie&#223;lich der Sitzungsunterlagen wird zun&#228;chst nicht dadurch ausgeschlossen, da&#223; die Beschwerdef&#252;hrerin, wie der Kl&#228;ger nunmehr behauptet, mit der Verhandlung ihrer Angelegenheit im &#246;ffentlichen Teil der Tagesordnung einverstanden gewesen w&#228;re und ein solches Verfahren sogar gew&#252;nscht h&#228;tte. Denn die Entscheidung, ob &#252;ber das Anliegen eines B&#252;rgers &#246;ffentlich oder nicht&#246;ffentlich beraten werden soll, trifft, wie dargelegt, zun&#228;chst der Ausschu&#223;vorsitzende, wobei die Festlegung hierzu in der Tagesordnung am Beginn der Sitzung noch durch die Mehrheit des Ausschusses ge&#228;ndert werden kann, w&#228;hrend der Beschwerdef&#252;hrer selbst insoweit nicht beteiligt ist. Etwas anderes l&#228;&#223;t sich auch nicht aus dem Sinn und Zweck der Vorschriften der</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks"><img width="55" height="74" src="15_K_3472_89_Urteil_19901112_3.png" alt="Die Entscheidung enth&#228;lt an dieser Stelle ein Bild oder eine Grafik." /></p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">.15</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Gemeindeordnung &#252;ber die Verschwiegenheitspflichten von Mandatstr&#228;gern ableiten. Denn diese dienen nicht nur dazu, die Interessen einzelner B&#252;rger an der Geheimhaltung bestimmter Umst&#228;nde zu wahren, sondern sollen in ganz wesentlichem Umfang auch die Arbeit der entsprechenden Gremien und der Verwaltung erleichtern, die sich in bestimmten Angelegenheiten unbefangener und umfassender &#228;u&#223;ern k&#246;nnen, wenn sie nicht damit rechnen m&#252;ssen, da&#223; ihre schriftlichen oder m&#252;ndlichen Ausf&#252;hrungen einem un&#252;bersehbaren Personenkreis zug&#228;nglich werden k&#246;nnen. Gerade letzteres w&#252;rde aber durch die Weitergabe der Sitzungsunterlagen auch nur an den betreffenden Beschwerdef&#252;hrer selbst erm&#246;glicht. Denn dieser hat, anders als der Kl&#228;ger, in dieser Hinsicht keine Verschwiegenheitspflichten zu beachten und ist durch keinerlei rechtliche Vorschriften gehindert, die ihm &#252;berlassenen Schriftst&#252;cke seinerseits weiterzureichen.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Weiterhin gebietet auch das Rechtsstaatsprinzip es nicht, da&#223; bei Beschwerden nach &#167; 6 c Abs. 1 GO NW die Sitzungsunterlagen jedenfalls dem Betroffenen selbst &#252;bersandt werden, damit dieser sich an diesem Verfahren ausreichend beteiligen kann. Denn demjenigen, der einen solchen Antrag einreicht, stehen bei der Abwicklung dieser Angelegenheit durch die Verwaltung Verfahrensrechte nur in ganz geringem Umfang zu. Der B&#252;rgerantrag nach &#167; 6 c GO NW ist n&#228;mlich, wie sich schon aus der Formulierung dieser Vorschrift ergibt, materiell einer Petition im Sinne des Art. 17 des Grundgesetzes -GG- vergleichbar.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Vgl. Rehn/Cronauge, GO NW, &#167; 6 c Anm. I 1;Becker in -von Loebell, GO NW, &#167; 6 c Anm. 2.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">16</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Das bedeutet, da&#223; dem Beschwerdef&#252;hrer im Rahmen dieses Verfahrens, das vornehmlich gerade daf&#252;r dient, da&#223; die Verwaltung sich intern durch ein eigens dazu geschaffenes Gremium selbst kontrolliert, nicht mehr Beteiligungsrechte gegeben sein k&#246;nnen als einem Petenten nach Art. 17 GG. So hat er zwar, wie es auch im &#167; 6 c Abs. 1 Satz 4 GG ausdr&#252;cklich geregelt ist, ein Recht auf Bescheidung seiner Sache</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">vgl. Rehn/Cronauge, GO NW, &#167; 6 c Anm. IV;Becker in von Loebell, GO NW, &#167; 6 o Anm. 8;</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">ausgesprochen fraglich ist aber, ob und inwieweit er dar&#252;ber hinaus seinen Anspruch auf die Darlegung seiner Gr&#252;nde geltend machen kann,</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">dagegen z. B.: von M&#252;nch, Grundgesetz, Artikel 17 GG, Rdnr. 14;</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">zumindest kann er jedoch nicht verlangen, zur Begr&#252;ndung seiner Petition m&#252;ndlich geh&#246;rt zu werden.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Vgl. D&#252;rig in: Maunz-D&#252;rig, Grundgesetz, Artikel 17, Rdnr. 37, 38.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Diese Rechte der Beschwerdef&#252;hrerin w&#228;ren .aber auch ohne ihre vorherige Kenntnis von den Sitzungsunterlagen zur Vorbereitung einer - verfahrensm&#228;&#223;ig nicht zwingenden - Anh&#246;rung w&#228;hrend einer Sitzungsunterbrechung gewahrt gewesen wie dies hier auch tats&#228;chlich geschehen ist.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Hiervon ausgehend, kann der Kl&#228;ger die Berechtigung zur &#220;bersendung der Sitzungsunterlagen an die Beschwerdef&#252;hrerin schlie&#223;lich auch nicht aus seiner - damaligen - Stellung als Rats- und Ausschu&#223;mitglied herleiten. Denn als Angeh&#246;riger des</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks"><img width="69" height="63" src="15_K_3472_89_Urteil_19901112_4.png" alt="Die Entscheidung enth&#228;lt an dieser Stelle ein Bild oder eine Grafik." /></p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">17&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; .</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Ausschusses hatte er sich an den f&#252;r ihn verbindlichen Beschlu&#223; dieses Gremiums vom 10. Dezember 1985 und die Tatsache, da&#223; der Beratungsgegenstand II 1 f&#252;r die Sitzung vom 20. September 1988 auf dem nicht&#246;ffentlichen Teil der Tagesordnung stand, zu halten, zumal verfahrensm&#228;&#223;ige oder sonstige Rechte der Beschwerdef&#252;hrerin, wie dargelegt, auch ohne die Verschickung der Sitzungsunterlagen an sie ohnehin nicht verletzt gewesen w&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ist die Entscheidung des Rates, dem Kl&#228;ger gegen&#252;ber wegen eines Versto&#223;es gegen die Verschwiegensheitspflicht in dieser Angelegenheit ein Ordnungsgeld von 300,-- DM zu verh&#228;ngen, rechtm&#228;&#223;ig und nicht zu beanstanden. Insbesondere sind insoweit die allgemeinen Grunds&#228;tze eines rechtsstaatlichen Verfahrens beachtet und auch im Rahmen der Ermessenserw&#228;gungen sachgerechte Gesichtspunkte zugrundegelegt worden, wobei der Rat unter anderem zul&#228;ssigerweise ber&#252;cksichtigt hat, da&#223; der Kl&#228;ger einen &#228;hnlichen Versto&#223;, wie sich aus dem Protokoll der Ratssitzung vom 28. Januar 1988 ergibt, wohl schon fr&#252;her einmal begangen hatte.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Die Berufung war nicht zuzulassen, da die Voraussetzungen nicht vorliegen (Art. 2 &#167; 4 Abs. 1 und 2 i. V. m. &#167; 131 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 1 VwGO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167; 167 VwGO i. V. m. &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 Satz 1 der Zivilproze&#223;ordnung.</p>
315,029
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25 T 435/90
1990-11-09T00:00:00
2019-03-13T14:44:24
2022-10-18T15:09:15
Beschluss
ECLI:DE:LGD:1990:1109.25T435.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschluss wird insoweit aufgehoben, als der Antrag der Beteiligten zu 1), den Beschluss der Eigent&#252;merversammlung vom 10. November 1989 zu TOP 8 f&#252;r unwirksam zu erkl&#228;ren, zur&#252;ckgewiesen worden ist.</p> <p></p> <p>Der Beschluss der Eigent&#252;merversammlung vom 10. November 1989 zu TOP 8 wird f&#252;r ung&#252;ltig erkl&#228;rt.</p> <p></p> <p>Die Beteiligten zu 2) bis 11) tragen die Gerichtskosten der 1. und 2. Instanz als Gesamtschuldner.</p> <p></p> <p>Die Erstattung au&#223;ergerichtlicher Kosten wird nicht angeordnet.</p> <p></p> <p>Beschwerdewert: 5.000,00 DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>G r &#252; n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten zu 1) bis 11) sind die Eigent&#252;mer der oben bezeichneten Eigentumsanlage. Die Beteiligte zu 12) ist die Verwalterin. In der Eigent&#252;merversammlung vom 10. November 1989 wurde zu TOP 8 (Grillen auf den Balkonen) mehrheitlich beschlossen, dass das Grillen auf den Balkonen gestattet ist. Die Beteiligte zu 1) ist der Auffassung, dass dieser Beschluss ung&#252;ltig sei, da er nicht mit den Grunds&#228;tzen ordnungsgem&#228;&#223;er Verwaltung &#252;bereinstimme.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Gegen die Beschlussfassung zu TOP 8 und zu 9 Unterpunkt 2 der Eigent&#252;merversammlung vom 10. November 1989 hat sich die Beteiligte zu 1) gewandt und beantragt, die Beschl&#252;sse f&#252;r ung&#252;ltig zu erkl&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Durch Beschluss vom 30. April 1990 hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf den Beschluss zu TOP 9 Unterpunkt 2 f&#252;r ung&#252;ltig erkl&#228;rt:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"> - den weitergehenden Antrag der Beteiligten zu 1)</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"> hat es zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Gerichtskosten sind der Beteiligten zu 1) und den Beteiligten zu 2) bis 11) jeweils zur H&#228;lfte auferlegt worden; die Erstattung au&#223;ergerichtlicher Kosten ist nicht angeordnet worden. Gegen den ihr am 28. Mai 1990 zugestellten Beschluss hat die Beteiligte zu 1) sofortige Beschwerde, eingegangen am 11. Juni 1990, mit dem Antrag eingelegt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"> unter teilweiser Ab&#228;nderung des angefochtenen Beschlusses</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"> auch den in der Versammlung der Eigent&#252;mer der Wohnungs-</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"> eigentumsanlage A in B am</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"> 10. November 1989 zu TOP 8 gefassten Beschluss f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"> unwirksam zu erkl&#228;ren und aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten zu 2), 4) und 5) beantragen,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"> die Beschwerde zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wegen der n&#228;heren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes im &#220;brigen wird auf die von den Verfahrensbeteiligten wechselseitig zu den Akten gereichten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kammer hat am 27. August 1990 m&#252;ndlich verhandelt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die sofortige Beschwerde ist zul&#228;ssig (&#167;&#167; 45 Abs. 1, 43 Abs. 1 Nr. 4 WEG, 21, 22 Abs. 1 FGG) und auch begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Zu Recht hat das Amtsgericht gem&#228;&#223; &#167; 43 Abs. 1 Nr. 4 WEG im Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit entschieden, da &#252;ber die G&#252;ltigkeit von Beschl&#252;ssen der Wohnungseigent&#252;mer zu befinden ist.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 43 Abs. 4 Nr. 2 WEG sind s&#228;mtliche Wohnungseigent&#252;mer und der Verwalter an dem Verfahren beteiligt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der angefochtene Beschluss zu TOP 8 der Eigent&#252;merversammlung vom 10. November 1989 ist unwirksam, denn die in ihm enthaltene Gebrauchsregelung ist einer Mehrheitsentscheidung nicht zug&#228;nglich.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Das Grillen auf den im Sondereigentum stehenden Balkonen verst&#246;&#223;t gegen &#167;&#167; 13 Abs. 1, 14 Nr. 1 WEG. Nach &#167; 14 Nr. 1 WEG ist jeder Wohnungseigent&#252;mer verpflichtet, die im Sondereigentum stehenden Geb&#228;udeteile so instandzuhalten und von diesen sowie von dem gemeinschaftlichen Eigentum nur in solcher Weise Gebrauch zu machen, dass dadurch keinem der anderen Wohnungseigent&#252;mer &#252;ber das bei einem geordneten Zusammenleben hinaus ein Nachteil erw&#228;chst. Unter einem Nachteil im Sinne der vorstehenden Bestimmung ist jede nicht ganz unerhebliche Beeintr&#228;chtigung zu verstehen, wobei ganz geringf&#252;gige Beeintr&#228;chtigungen au&#223;er Betracht bleiben (vgl. Baumann, Pick, Merle, WEG, 6. Auflage, &#167; 14 Rdnr. 35 und die dort zitierte Rechtsprechung). Selbst unter Ber&#252;cksichtigung der Tatsache das Grillen im Freien auf dem Holzkohlengrill &#150; wie das Amtsgericht ausgef&#252;hrt hat &#150; "eine weithin beliebte und gebr&#228;uchliche Art der Zubereitung von Speisen ist", stellt es eine nicht ganz unerhebliche Beeintr&#228;chtigung dar (vgl. hierzu Bielefeld, Der Wohnungseigent&#252;mer 1982, 60 f und 1983, 88 f; M&#252;ller, Praktische Fragen des Wohnungseigentums, 1986, S. 83; Deckert, Die Eigentumswohnung vorteilhaft erwerben, nutzen und verwalten, Gruppe 5, S. 701; AG Wuppertal, Rpfleger 1977, 445). Dies gilt umso mehr, wenn das Grillen &#150; wie vorliegend &#150; uneingeschr&#228;nkt &#150; gestattet sein soll. Bei dem Grillen auf dem Holzkohlenfeuer verbreitet sich nicht nur Rauch, sondern auch der Geruch von darauf gegarten Lebensmittel; au&#223;erdem entsteht Brandgefahr. Diese Rauch- und Geruchsbel&#228;stigungen sowie die Brandgefahr trifft die Bewohner der benachbarten Wohnungen, die ihre Fenster und Balkont&#252;ren geschlossen halten m&#252;ssen, damit zumindest die Rauch- und Geruchsimmissionen nicht in die Wohnungen dringen und sich darin festsetzen. Allein daraus erhellt, dass durch das Grillen auf Balkonen mittels Holzkohlenfeuer die &#252;brigen Wohnungseigent&#252;mer &#252;ber das bei einem geordneten Zusammenleben unvermeidliche Ma&#223; hinaus ein Nachteil erw&#228;chst.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 47 WEG. Die Beteiligten zu 2) bis 11) tragen die Gerichtskosten als Unterlegene. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Erstattung au&#223;ergerichtlicher Kosten war nicht anzuordnen, da eine Rechtsfrage zur Entscheidung stand.</p>
315,030
olgham-1990-11-08-18-u-18189
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
18 U 181/89
1990-11-08T00:00:00
2019-03-13T14:44:26
2022-10-18T15:09:15
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1990:1108.18U181.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Beklagten wird das am 20. April 1989 verk&#252;ndete Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts Essen abge&#228;ndert.</p> <p>Die Klage wird in vollem Umfang abgewiesen. Die Anschlu&#223;berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Es beschwert den Kl&#228;ger um 34.200,-- DM.</p> <p>&#160;</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration: underline;"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b>:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">(Urteil ohne Tatbestand gem&#228;&#223; &#167; 534 Abs. 1 ZPO)</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet. Die Anschlu&#223;berufung hat keinen Erfolg. Die Klage ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat gegen den Beklagten keinen Anspruch auf Zahlung von 34.200,-- DM Maklerhonorar gem&#228;&#223; &#167; 652 Abs. 1 BGB.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Ein Maklervertrag ist zwischen den Parteien zustande gekommen. Der Beklagte hat den Kl&#228;ger beauftragt, die Kaufgelegenheit bez&#252;glich des Grundst&#252;cks xxx in xxx nachzuweisen. Seine erstinstanzliche Behauptung, in fremdem Namen gehandelt zu haben, h&#228;lt der Beklagte in zweiter Instanz nicht aufrecht. Unstreitig haben die Parteien &#252;ber die Zahlung von Maklerhonorar in H&#246;he von 3,42 %<i> </i>des Kaufpreises verhandelt. Dies ist geschehen, bevor der Kl&#228;ger dem Beklagten die Vertragsgelegenheit nachgewiesen hat. Der Nachweis ist nicht schon dadurch erfolgt, da&#223; der Kl&#228;ger dem Beklagten das Grundst&#252;ck gezeigt hat, denn hierdurch wurde der Beklagte noch nicht in die Lage versetzt, Vertragsverhandlungen mit der Eigent&#252;merin zu f&#252;hren. Namen und Telefonnummer der Eigent&#252;merin hat der Kl&#228;ger dem Beklagten erst sp&#228;ter genannt, also nach &#196;u&#223;erung des Provisionsverlangens.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Nachweis selbst ist unstreitig. Der Beklagte behauptet allerdings, Vorkenntnis gehabt zu haben. Es kann dahingestellt bleiben, ob dem Beklagten das Objekt vorher bekannt gewesen ist. Unstreitig kannte er nicht den Namen der Eigent&#252;merin, war also vorher nicht in der Lage, Vertragsverhandlungen mit der Eigent&#252;merin zu f&#252;hren. Damit ist die Kausalit&#228;t des durch den Kl&#228;ger erfolgten Nachweises von dem Beklagten nicht ausger&#228;umt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Hauptvertrag ist wirksam zustande gekommen. Wirtschaftliche Identit&#228;t ist gegeben. Der Beklagte wu&#223;te sp&#228;testens seit der Besichtigung des Grundst&#252;cks, da&#223; dieses bebaut war. Danach hat er weitere Maklerleistungen von dem Kl&#228;ger verlangt (Benennung der Eigent&#252;merin). Der Maklerauftrag bezog sich deshalb auf das bebaute Grundst&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat seinen Provisionsanspruch indessen gem&#228;&#223; &#167; 654 BGB verwirkt, weil er dem Beklagten mit Schreiben vom 31.10.1987 wahrheitswidrig die Einr&#228;umung einer Option f&#252;r drei Monate zugesagt hat. Damit hat der Kl&#228;ger unter zumindest grob leichtfertiger Verletzung wesentlicher Vertragspflichten den Interessen des Beklagten, seines Auftraggebers, in wesentlicher Weise zuwidergehandelt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Vorschrift des &#167; 654 BGB betrifft ihrem Wortlaut nach zwar nur den Fall, da&#223; der Makler vertragswidrig auch f&#252;r den anderen Teil t&#228;tig geworden ist. Sie dr&#252;ckt aber einen von der Treu- und Sorgfaltspflicht des Maklers ausgehenden allgemeinen Rechtsgedanken aus und ist demgem&#228;&#223; auch in anderen F&#228;llen anzuwenden, in denen der Makler seine Treuepflicht gegen&#252;ber dem Auftraggeber vors&#228;tzlich, mindestens aber in einer dem Vorsatz nahekommenden grob leichtfertigen Weise verletzt und deshalb den Maklerlohn nach allgemeinem Rechts- und Billigkeitsempfinden nicht verdient hat (st&#228;ndige Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs, vgl. BGH NJW 1986, S. 2573 m. w. N.).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der von dem Kl&#228;ger in seinem Schreiben vom 31.10.1987 gebrauchte Begriff der "Option" bedeutete unter den gegebenen Umst&#228;nden eine sog. Reservierungsvereinbarung. Der Beklagte konnte die Erkl&#228;rung nur so verstehen, da&#223; der Kl&#228;ger alle sonstigen Vermittlungsbem&#252;hungen hinsichtlich dieses Objekts einstellen und allen anderen Interessenten - jedenfalls zun&#228;chst - absagen w&#252;rde. Dabei durfte der Beklagte davon ausgehen, da&#223; der Kl&#228;ger einen qualifizierten Alleinauftrag hatte oder aber mit Zustimmung der Eigent&#252;merin handelte, denn nur dann war die Option &#252;berhaupt etwas wert. Der Beklagte durfte aufgrund der Erkl&#228;rung des Kl&#228;gers darauf vertrauen, da&#223; ihm das Grundst&#252;ck praktisch drei Monate lang sicher sein w&#252;rde. Diese Zeit sollte der Beklagte, wie sich aus dem Schreiben des Kl&#228;gers ergibt, f&#252;r notwendige Planungsarbeiten nutzen k&#246;nnen, ohne Gefahr zu laufen, da&#223; das Grundst&#252;ck zwischenzeitlich anderweitig ver&#228;u&#223;ert werden w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">In Wirklichkeit gab es eine solche Reservierung zugunsten des Beklagten jedoch nicht. Die Behauptung des Kl&#228;gers, eine entsprechende Vereinbarung sei zwischen der Eigent&#252;merin xxx und dem Beklagten getroffen worden, ist in der Beweisaufnahme widerlegt worden. Die Zeugin xxx hat glaubhaft bekundet, sie habe dem Beklagten keine Option einger&#228;umt. Kraft seiner Stellung als Makler konnte der Kl&#228;ger selbst dem Beklagten nicht zusagen, da&#223; das Grundst&#252;ck f&#252;r einen bestimmten Zeitraum nicht anderweitig verkauft werden w&#252;rde, denn der Kl&#228;ger hatte keinen Alleinauftrag, erst recht keinen qualifizierten, der die Eigent&#252;merin dazu verpflichtet h&#228;tte, s&#228;mtliche Interessenten an ihn zu verweisen. Die Zeugin xxx hat glaubhaft ausgesagt, sie habe dem Kl&#228;ger keinen Alleinauftrag erteilt. Der Kl&#228;ger h&#228;tte mithin dem Beklagten allenfalls zusagen k&#246;nnen, da&#223; er das Grundst&#252;ck w&#228;hrend der Optionszeit anderweitig nicht anbieten w&#252;rde. In seinem Schreiben vom 31.10.1987 hei&#223;t es jedoch w&#246;rtlich: "W&#228;hrend dieser Zeit wird es (das Grundst&#252;ck) keinen weiteren Kunden angeboten." Das konnte der Beklagte nur so verstehen, da&#223; das Grundst&#252;ck &#252;berhaupt nicht, also weder gegen&#252;ber Kunden anderer Makler, noch gegen&#252;ber direkt mit der Eigent&#252;merin in Kontakt tretenden Interessenten angeboten werden w&#252;rde. Zu einer solchen Erkl&#228;rung war der Kl&#228;ger nicht befugt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Das Nichtbestehen der angeblichen "Option" gef&#228;hrdete die Interessen des Beklagten in erheblichem Ma&#223;e, denn er investierte m&#246;glicherweise in dieser Zeit Planungskosten und wurde eventuell auch, weil er sich des Grundst&#252;cks sicher f&#252;hlte, davon abgehalten, sich gleichzeitig um andere Objekte zu k&#252;mmern. Die Vorspiegelung der Option stellt deshalb eine Verletzung wesentlicher Vertragspflichten dar. Unerheblich ist, da&#223; dem Beklagten dadurch ein Schaden nicht entstanden ist, weil das Grundst&#252;ck nicht anderweitig, sondern an ihn verkauft worden ist und seine Investitionen mithin nicht vergeblich waren. Die Verwirkung des Anspruchs auf Maklerlohn nach &#167; 654 BGB hat Strafcharakter. Sie soll den Makler bei Vermeidung des Verlustes seines Verg&#252;tungsanspruchs dazu anhalten, die ihm gegen&#252;ber seinem Auftraggeber obliegende Treuepflicht zu wahren. Die Anwendung der Vorschrift setzt nicht voraus, da&#223; dem Auftraggeber ein Schaden entstanden ist (BGH a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">e)</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat die ihm obliegende vertragliche Treuepflicht zumindest grob leichtfertig verletzt. Da er, wie die Beweisaufnahme ergeben hat, weder von der Eigent&#252;merin, noch von dem Beklagten &#252;ber die Vereinbarung einer Option informiert worden war, durfte er eine solche dem Beklagten nicht "best&#228;tigen". Dazu war er auch nicht kraft seiner Stellung als Makler berechtigt, denn ihm war bekannt, da&#223; er nicht alleinbeauftragt war. Seine Erkl&#228;rung, er habe sich f&#252;r alleinbeauftragt gehalten, weil nach seiner Kenntnis seinerzeit kein weiterer Makler beauftragt gewesen sei, ist nicht glaubhaft. Die Bedeutung des Alleinauftrags liegt u.a. darin, da&#223; sich der Makler dem Auftraggeber gegen&#252;ber zum T&#228;tigwerden verpflichtet und dieser seinerseits auf sein Recht verzichtet, gleichzeitig die Dienste mehrerer Makler in Anspruch zu nehmen. Das ist in Maklerkreisen allgemein bekannt. Nach den Standesregeln des Bundesverbandes des xxx verh&#228;lt sich ein Makler dann standeswidrig, wenn er sich als alleinbeauftragter Makler darstellt, ohne nachweisbar &#252;ber einen Alleinauftrag zu verf&#252;gen. Der Senat ist davon &#252;berzeugt, da&#223; auch der Kl&#228;ger die Bedeutung des Begriffs des Alleinauftrags kennt und bei Abfassung des Schreibens vom 31.10.1987 gekannt hat. Der Kl&#228;ger wirbt in seinen Anzeigen als xxx und hat mit Schriftsatz vom 02.11.1988 betont, seit rund 20 Jahren im Maklergewerbe t&#228;tig zu sein. Ein solcherma&#223;en erfahrener Makler wei&#223;, welche Bedeutung dem Begriff des "Alleinauftrags" in Maklerkreisen beigemessen wird. Da auch der Beklagte Makler ist und der Kl&#228;ger dies bei Abfassung seines Schreibens vom 31.10.1987 wu&#223;te, hat er zumindest in Kauf genommen, da&#223; der Beklagte die Best&#228;tigung der "Option" als Reservierung durch den Kl&#228;ger als vermeintlich alleinbeauftragten Makler verstehen w&#252;rde, zumal der Kl&#228;ger sich zuvor in Zeitungsanzeigen, in denen er dasselbe Grundst&#252;ck als "&#228;lteres Mehrfamilienhaus" angeboten hatte, ausdr&#252;cklich als alleinbeauftragt bezeichnet hatte. Mit der wahrheitswidrigen Vorspiegelung, alleinbeauftragt zu sein, hat der Kl&#228;ger den Interessen des Beklagten zumindest in einer dem Vorsatz nahekommenden grob leichtfertigen Weise zuwidergehandelt. Daraus folgt, da&#223; er seinen Lohn nach allgemeinem Rechts- und Billigkeitsempfinden nicht verdient hat.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 Abs. 1 ZPO, diejenige &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf den &#167;&#167; 708 Ziff. 10, 713 ZPO.</p>
315,031
olgham-1990-11-08-27-u-10590
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
27 U 105/90
1990-11-08T00:00:00
2019-03-13T14:44:27
2022-10-18T15:09:15
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1990:1108.27U105.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 14. Februar 1990 verk&#252;ndete Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts Bochum wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Auf die Anschlu&#223;berufung der Kl&#228;gerin wird das genannte Urteil im Leistungs- und Kostenausspruch abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, insgesamt 5.493,18 DM nebst 6,5% Zinsen seit dem 29. November 1988 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden der Beklagten auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am 19.01.1985 gegen 12.45 Uhr st&#252;rzte die Briefzustellerin der XXX XXXX des im Eigentum der Beklagten stehenden Grundst&#252;cks XXX in XXX -XXX auf dem dort befindlichen Haus, nachdem sie Post zugestellt hatte. Der Zugangsweg war zum Unfallzeitpunkt schneebedeckt; am 15.01.1985 hatte es zum letzten Mal geschneit.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Beim Sturz erlitt die XXX<b> </b>einen Sprunggelenkverrenkungsbruch und war deswegen vom 20.01. bis zum 03.07. und vom 26.07. bis zum 13.10.1985 arbeitsunf&#228;hig. Seit dem 01.11.1985 ist sie nicht mehr als Briefzustellerin t&#228;tig, sondern in der Eilzustellung unter Einsatz eines Fahrzeugs. Die Bundespost zahlt ihr den bisherigen Lohn weiter, zu 10%<i> </i>jedoch als sogenannten "personengebundenen Zuschlag", dessen Gew&#228;hrung die XXX<b> </b>beantragt hatte.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Ausgehend vom Bruttoarbeitsentgelt hat die XXX f&#252;r die Zeit vom 01.04.1987 bis zum 30.09.1988 die H&#246;he des personengebundenen Zuschlags mit 8.238,29 DM ermittelt. Wegen eines Teilbetrags von 5.493,18 DM (Haftung der Beklagten nach einer Quote von 2/3 f&#252;r den Unfall vom 19.01.1985) hat die Kl&#228;gerin von der Beklagten Ersatz verlangt; ferner hat sie nach der Quote von 2/3 Feststellung der- Ersatzpflicht f&#252;r k&#252;nftige entsprechende Aufwendungen begehrt, au&#223;erdem Feststellung der Ersatzpflicht f&#252;r berufsgenossenschaftliche Aufwendungen im Hinblick darauf, da&#223; sie Eigenunfallversicherer ist. Bereits am 14.02.1985 hatte die, Verletzte ihre Schadensersatzanspr&#252;che an die Kl&#228;gerin insoweit abgetreten, als diese Leistungen erbracht hat und noch erbringen wird.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat behauptet:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Verletzte habe noch unfallbedingte Sch&#228;den (Belastungsschmerzen, Schwellneigung am linken Kn&#246;chelbereich und Funktionseinschr&#228;nkung im Kn&#246;chelbereich). Insbesondere beim Treppensteigen und beim Austragen schwerer Sendungen versp&#252;re sie die Belastungsschmerzen im Sprunggelenk. Das habe zur Folge, da&#223; sie nicht die Arbeitsmenge schaffe, die nach postinternem Bemessungswert innerhalb bestimmter Zeit zu erledigen sei. So schaffe sie innerhalb einer zweieinhalbst&#252;ndigen Zustellfahrt nur die Zustellung von 16 Sendungen, statt von 20 Sendungen, wie es als Leistungsma&#223; festgelegt sei. Insgesamt bleibe, ihre Arbeitsleistung um rund 10%<i> </i>hinter dem &#252;blichen Leistungsma&#223; zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat demgegen&#252;ber bestritten, da&#223; eine unfallbedingte Einschr&#228;nkung der Arbeitsleistung der Verletzten zu verzeichnen sei, und hat im &#252;brigen die Auffassung vertreten, da&#223; dieser wegen des fortgezahlten vollen Lohnes kein Schaden erwachsen sei.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat zur Frage einer unfallbedingten Leistungsminderung der Verletzten den Zeugen Schneider unleidlich vernommen (gem&#228;&#223; Sitzungsprotokoll vom 31.05.1989, Bl. 59 R d.A.). Ferner hat es ein schriftliches Gutachten des Sachverst&#228;ndigen XXX vom 31-10.1989 eingeholt, das dieser im Termin vom 14.02.1990 erl&#228;utert hat; auf das schriftliche Gutachten Bl. 71 bis 77 d.A. und auf das Terminsprotokoll vom 14.02.1990 (Bl. 95 R d.A.) wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit dem am 14.02.1990 verk&#252;ndeten Urteil hat das Landgericht der Zahlungsklage teilweise - in H&#246;he von 1.098,44 DM und der Feststellungsklage stattgegeben. Zur Begr&#252;ndung hat es im wesentlichen ausgef&#252;hrt: Die Beklagte hafte wegen Verletzung der Verkehrssicherungspflicht jedenfalls zu einer Quote von 2/3 Aufgrund der Aussage des Zeugen XXX und der Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen XXX sei von einer unfallbedingten Minderung der Arbeitsleistung der Verletzten auszugehen. Da diese aber auch, wie sachverst&#228;ndigerseits festgestellt, durch weitere unfallunabh&#228;ngige Leiden in ihrer Erwerbsf&#228;higkeit gemindert sei, k&#246;nne die Leistungsminderung von 10%<i> </i>lediglich zu 1/5 auf den Unfall zur&#252;ckgef&#252;hrt werden. Demgem&#228;&#223; brauche die Beklagte nur 1/5 des errechneten Betrages zu ersetzen. Der Feststellungsantrag sei in vollem Umfang begr&#252;ndet, da angesichts der auf Dauer vorliegenden unfallbedingten Beeintr&#228;chtigungen mit dem Eintritt entsprechender Sch&#228;den in Zukunft zu rechnen sei.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dagegen richten sich die Berufung der Beklagten und die Anschlu&#223;berufung der Kl&#228;gerin; die Beklagte erstrebt eine Klageabweisung in vollem Umfang, die Kl&#228;gerin will den erstinstanzlich erhobenen Zahlungsanspruch voll durchsetzen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte vertritt die Auffassung, da&#223; sie keine Verkehrssicherungspflicht begangen habe, zumal die Briefzustellerin den Zugangsweg nach dem letzten Schneefall am 15.01.1985 bereits mehrfach begangen gehabt habe; jedenfalls treffe diese ein &#252;berwiegendes Mitverschulden. Im &#252;brigen bestreitet die Beklagte nach wie vor, da&#223; eine unfallbedingte Minderung der Arbeitsf&#228;higkeit vorliege, und meint, da&#223; die erhobenen Beweise entsprechende Feststellungen nicht zulie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">ab&#228;ndernd die Klage insgesamt abzuweisen;</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">die Anschlu&#223;berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen;</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">ab&#228;ndernd die Beklagte zu verurteilen, einschlie&#223;lich des bereits zuerkannten Betrages an sie - die Kl&#228;gerin - 5.493,18 DM nebst 6,5%<i> </i>Zinsen seit Klagezustellung (29-11.1988) zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholt und vertieft ihr erstinstanzliches Vorbringen und meint, da&#223; die Beklagte den vollen eingeklagten Betrag zu ersetzen habe, zumal die Minderung der Arbeitsf&#228;higkeit der Zeugin XXX um 10 % <u>ausschlie&#223;lich</u> auf die Unfallverletzungen zur&#252;ckgehe.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Vorbringens der Parteien wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat XXX zu ihren unfallbedingten Beschwerden und zum Hergang des Geschehens vom 19.01.1985 uneidlich als Zeugin vernommen; wegen des Inhalts ihrer Aussage wird auf den Berichterstattervermerk zum Termin vom 08.11.1990 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist unbegr&#252;ndet, die Anschlu&#223;berufung hingegen begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat gegen die Beklagte einen Anspruch auf Zahlung von 5.493,18 DM aus &#167;&#167; 823, 842, 843 BGB in Verbindung mit &#167; 398 BGB (Ersatz von 2/3 des f&#252;r die Zeit vom 01.04.1987 bis 30.09,. 1988 gezahlten personengebundenen Zuschlags). Ferner hat die Beklagte der Kl&#228;gerin die k&#252;nftigen Aufwendungen f&#252;r die im XXX zu 2/3 nach &#167;&#167; 823, 842, 843 BGB zu ersetzen, in Verbindung mit &#167; 116 SGB X bei Unfallversicherungsleistungen, in Verbindung mit &#167; 398 BGB aus abgetretenem Recht der XXX bei Leistungen als Arbeitgeberin, insbesondere durch weitere Zahlung des personengebundenen Zuschlags.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte haftet dem Grunde nach jedenfalls zu einer Quote von 2/3 - mehr begehrt die Kl&#228;gerin nicht - aus dem Gesichtspunkt der Verkehrssicherungspflichtsverletzung. Der Zugangsweg zu ihrem Haus war zum Zeitpunkt des Unfalls am 19.01.1985 schneebedeckt. Damit lag ein objektiv verkehrsunsicherer Zustand vor. Die Beklagte hat (fahrl&#228;ssig) pflichtwidrig gehandelt: Der letzte Schneefall war am 15.01.1985, 4 Tage vor dem Sturz der XXX. Entgegen den ihr als Grundst&#252;ckseigent&#252;merin obliegenden Pflichten hatte sich die Beklagte demnach nicht um die Verkehrssicherheit des Zugangswegs gek&#252;mmert. Diese Pflichtverletzung war auch urs&#228;chlich f&#252;r den Sturz der Zeugin. Der Sturz hat sich gegen 12.45 Uhr ereignet, also innerhalb der zeitlichen Grenzen der Streupflicht. Danach spricht ein Beweis des ersten Anscheins f&#252;r Urs&#228;chlichkeit, vgl. BGH NJW 84, 432, 433. Dieser Anscheinsbeweis ist nicht ersch&#252;ttert.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin l&#228;&#223;t sich bereits ein Mitverschulden der Zeugin XXX 1/3 anrechnen. Ein h&#246;heres Mitverschulden hat die Beklagte nicht dargetan, jedenfalls nicht bewiesen: Der Umstand, da&#223; die Zeugin die &#246;rtlichen Verh&#228;ltnisse kannte, reicht f&#252;r ein h&#246;heres Mitverschulden nicht hin, zumal die Beklagte den ersten und &#252;berwiegenden Verursachungsbeitrag durch ein nicht nur kurzfristiges, sondern nachhaltiges Versagen gesetzt hat; seit dem letzten Schneefall waren immerhin schon vier Tage verstrichen, ohne da&#223; die Beklagte den verkehrsunsicheren Zustand beseitigt hatte. Auch die Aussage der Zeugin: Sturz wegen einer durch Schnee verdeckten Fahrspur eines Lkw, begr&#252;ndet kein &#252;ber die Quote von 1/3 hinausgehendes Mitverschulden.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Soweit die XXX der Zeugin 10% der Arbeitsverg&#252;tung als personengebundenen Zuschlag gezahlt hat (f&#252;r die Zeit vom 01.04.1987 bis zum 30.09.1988 in H&#246;he eines Betrages von 8.238,29 DM), ist aufgrund der Abtretung der Zeugin ein Anspruch auf Ersatz des personengebundenen Zuschlags - nach der Quote von 2/3 - auf die Kl&#228;gerin &#252;bergegangen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">a) Die Kl&#228;gerin hat bewiesen, da&#223; die Zeugin XXX unfallbedingt um 10%<i> </i>in ihrer Arbeitsf&#228;higkeit gemindert ist. Der Zeuge XXX hat plausibel und nachvollziehbar ausgesagt, da&#223; die Arbeitsleistung der Zeugin um rund 10%<i> </i>hinter dem &#252;blichen Leistungsma&#223; in der Eilzustellung zur&#252;ckbleibt. Der Senat folgt dieser glaubhaften Aussage; der Zeuge XXX hat - einsichtig auch ohne Vorlage detaillierter Arbeitsmengenuntersuchungen - unter Hinweis auf die Tatsache, da&#223; die Zeugin bei einem Zustellgang etwa 10 Minuten l&#228;nger braucht als andere Bedienstete, verdeutlicht, worin sich diese Minderleistung &#228;u&#223;ert.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Aufgrund des Gutachtens des Sachverst&#228;ndigen XXX steht auch, fest, da&#223; diese Leistungsminderung unfallbedingt ist. Nach eingehender Untersuchung der Zeugin hat der Sachverst&#228;ndige in seinen &#252;berzeugenden Ausf&#252;hrungen das Vorbringen der Kl&#228;gerin best&#228;tigt, die Zeugin leide noch an Folgen des Verrenkungsbruchs (Steh- und Gehbeschwerden). Diese Beschwerden haben nicht nur eine abstrakte Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit von 10 % auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zur Folge, sie f&#252;hren gerade auch bei der T&#228;tigkeit der Zeugin in der Eilzustellung zu ganz konkreten Belastungen und Behinderungen, wie der Sachverst&#228;ndige in seiner Erl&#228;uterung und Erg&#228;nzung des schriftlichen Gutachtens zu Protokoll vom 14.02.1990 anschaulich ausgef&#252;hrt hat. In Einklang mit diesen Feststellungen des Sachverst&#228;ndigen steht die Aussage der Zeugin, die ihre andauernden Beschwerden beschreibt. Wenn der Sachverst&#228;ndige bei der Belastung des unfallgesch&#228;digten linken Beines der Zeugin beim Autofahren Bremse und Kupplung verwechselt hat, mindert das den Beweiswert des Kerngehalts seiner Ausf&#252;hrungen nicht.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Landgerichts ist die nach der Beweisaufnahme festgestellte Leistungsminderung zu 10%<i> </i>in vollem Umfang, nicht nur zu 1/5, auf Folgen der Sturzverletzung zur&#252;ckzuf&#252;hren. Bei seiner gegenteiligen Beurteilung hat das Landgericht sich &#252;ber die Feststellungen des Sachverst&#228;ndigen XXX hinweggesetzt trotz einer weiteren - abstrakten - Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit um 40% wegen eines Bandscheibenleidens und wegen Spreizf&#252;&#223;en sei die Leistungsminderung <u>ausschlie&#223;lich</u> auf die Sturzverletzung zur&#252;ckzuf&#252;hren. Auch dieser Feststellung des Sachverst&#228;ndigen folgt der Senat; angesichts der plausiblen Begr&#252;ndung - die Zeugin habe vor dem Sturz trotz ihrer anderen Leiden ihre konkrete T&#228;tigkeit im Zustelldienst voll ausf&#252;hren k&#246;nnen - sieht der Senat keinen Anla&#223;, ein weiteres Sachverst&#228;ndigengutachten einzuholen. Die Aussage der Zeugin XXX vor dem Senat f&#252;gt sich in das durch die Feststellungen des Sachverst&#228;ndigen gewonnene Bild ein, wenn sie darauf verweist, da&#223; die Bandscheibenbeschwerden inzwischen abgeklungen seien und sie wegen des Bandscheibenleidens den Zustelldienst nicht habe aufgeben m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich steht zur &#220;berzeugung des Senats auch fest, da&#223; die unfallbedingte Leistungsminderung der Zeugin XXX andauert, mag auch - so die Auss&#228;ge des Zeugen VHBHB - die letzte &#220;berpr&#252;fung im November 1988 stattgefunden haben. Der Sachverst&#228;ndige XXX hat einen Dauerschaden festgestellt; das gleiche ist der Zeugin - ihrer Aussage zufolge - von der Post&#228;rztin bescheinigt worden.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">b) </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der der Zeugin XXX erwachsene und auf die Kl&#228;gerin &#252;bergegangene Erwerbsschaden - Minderung der Arbeitsleistung um 10%<i> </i>- ist durch die Fortzahlung des vollen Lohnes nicht In Frage gestellt. Zwar stellt eine verminderte Arbeitsleistung in dem Fall, in dem der volle Lohn gleichwohl bezahlt wird, ohne weiteres keinen Erwerbsschaden dar, vgl. BGH VersR 67, 1068 f.; OLG Celle VersR 74, 1208. Anders ist es aber, wenn die Beteiligten des Arbeitsverh&#228;ltnisses jedenfalls stillschweigend vereinbaren, da&#223; ein Teil des Gehalts nicht mehr als Entlohnung, sondern als Schadensausgleich im Wege sozialer F&#252;rsorge gezahlt wird, vgl. BGH a.a.O.; BGH VersR 58, 454 f.; LG Freiburg ZfS 87, 141 f.; LG M&#252;nchen ZfS 88, 279 f. Der vom Arbeitgeber gezahlte Schadensausgleich kommt dem Sch&#228;diger nicht zugute (keine Vorteilsausgleichung), so da&#223; ein Schaden des Erwerbst&#228;tigen im Rechtssinne verbleibt, auch wenn er wirtschaftlich keinen Nachteil hat. Eine solche Fallgestaltung liegt hier vor; auf Antrag der Zeugin XXX die XXX ihr - als Schadensausgleich - den "personengebundenen Zuschlag". Soweit die XXX tarifvertraglich zu einem solchen Zuschlag verpflichtet gewesen sein sollte, steht das der Anwendung der obigen Grunds&#228;tze nicht entgegen, vgl. BGH VersR 58, 45 f. Ob die Zahlung des Zuschlags nur vorschu&#223;weise erfolgt, wie vom Landgericht Freiburg a.a.O. im dort entschiedenen Fall zugrundegelegt, ist nicht entscheidungserheblich. Auch wenn der Zuschlag endg&#252;ltig gew&#228;hrt worden ist, entlastet er von seinem Zweck her die Beklagte als Sch&#228;digerin nicht.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Da die Beklagte ihre Einstandspflicht leugnet, hat die Kl&#228;gerin ein berechtigtes Interesse daran, festgestellt zu wissen, da&#223; die Beklagte auch zum Ersatz k&#252;nftiger Leistungen (f&#252;r die Zeit nach dem 30.09.1988) verpflichtet ist. Mit k&#252;nftigen Leistungen der Kl&#228;gerin - sei es durch Fortzahlung des personengebundenen Zuschlags, sei es durch Unfallversicherungsleistungen - ist angesichts des Dauerschadens der Zeugin XXX zur rechnen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Zinsentscheidung beruht auf &#167; 286 BGB. Die Kl&#228;gerin hat einen Zinsschaden in H&#246;he von 6,5%<i> </i>hinreichend dargelegt. Auf ihre Verh&#228;ltnisse - und nicht auf die der Zeugin, wie das Landgericht meint - kommt es an. Ein Anspruch auf k&#252;nftige Zinsen ist im Zweifel mit abgetreten.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 91, 97 Abs. 1, 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Das Urteil beschwert die Beklagte mit 67.107,78 DM. </p>
315,032
lg-dortmund-1990-11-08-8-o-34390
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
8 O 343/90
1990-11-08T00:00:00
2019-03-13T14:44:29
2022-10-18T15:09:16
Teil-Anerkenntnis- und Schlussurteil
ECLI:DE:LGDO:1990:1108.8O343.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beklagte wird verurteilt, </p> <p></p> <p>l.</p> <p>es bei Vermeidung eines f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung vom</p> <p>Gericht festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zu 500.000,00 DM,</p> <p>ersatzweise Ordnungshaft bis zu sechs Monaten zu unterlassen,</p> <p>in Zusammenhang mit Vertr&#228;gen, sofern diese nicht mit einem</p> <p>Kaufmann im Rahmen seines Handelsgewerbes abgeschlossen werden,</p> <p>in allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen folgende oder inhalts-</p> <p>gleiche Klauseln zu verwenden:</p> <p></p> <p>1.</p> <p>Der Vertrag verl&#228;ngert sich jeweils um die vereinbarte Ver-</p> <p>tragsdauer, wenn nicht 6 Wochen vor Ablauf schriftlich ge-</p> <p>k&#252;ndigt wird, jedoch l&#228;ngstens um 1 Jahr.</p> <p></p> <p>2.</p> <p>M&#252;ndliche Nebenabreden sind ung&#252;ltig.</p> <p></p> <p>3.</p> <p>Wer grob gegen die Regeln des Anstandes verst&#246;&#223;t, erh&#228;lt ohne</p> <p>Nachsicht Hausverbot, wobei jedoch die Monatsbeitr&#228;ge weiter</p> <p>entrichtet werden m&#252;ssen.</p> <p></p> <p>4.</p> <p>F&#252;r mitgebrachte Kleidung, Wertgegenst&#228;nde und Geld wird</p> <p>keine Haftung &#252;bernommen.</p> <p></p> <p>5.</p> <p>Sachbesch&#228;digungen in den Schulr&#228;umen werden auf Kosten</p> <p>dessen behoben, der sie bewirkt oder verursacht hat.</p> <p></p> <p>6.</p> <p>In den Sommerschulferien ist die Schule wegen Urlaubs des</p> <p>Lehrpersonals f&#252;r 3 Wochen geschlossen. Das gleiche gilt f&#252;r</p> <p>die gesetzlichen Feiertage und die Zeit zwischen Weihnachten</p> <p>und Neujahr. Ein Anspruch auf Ersatzstunden besteht nicht.</p> <p>Ebenso hat der Teilnehmer keinen Anspruch auf irgendwelche</p> <p>R&#252;ckverg&#252;tung.</p> <p></p> <p>7.</p> <p>Da bei den vereinbarten Preisen eine wirtschaftliche F&#252;hrung</p> <p>der Schule nur m&#246;glich ist, wenn alle Teilnehmer ihren Zah-</p> <p>lungsverpflichtungen p&#252;nktlich nachkommen, wird wegen des</p> <p>damit verbundenen Mehraufwandes an Personal- und Sachkosten</p> <p>f&#252;r jede Mahnung 5,00 DM Mahngeb&#252;hr erhoben. Die Verzugszinsen </p> <p>werden mit 12 % vereinbart.</p> <p></p> <p>8.</p> <p>&#220;ber die Anforderungen, die das vereinbarte Programm an den</p> <p>Teilnehmer stellt, ist dieser aufgekl&#228;rt worden. Er erkl&#228;rt</p> <p>verbindlich, hierzu gesundheitlich und k&#246;rperlich in der Lage</p> <p>zu sein. Ein R&#252;cksprache mit einem Arzt h&#228;lt er nicht f&#252;r</p> <p>erforderlich.</p> <p></p> <p>9.</p> <p>Der Teilnehmer ist sich dar&#252;ber klar, da&#223; die Schule nicht</p> <p>f&#252;r Gesundheitssch&#228;den aufkommt, die aus der Verschleierung</p> <p>des wahren Gesundheitszustandes entstehen k&#246;nnen.</p> <p></p> <p> I</p> <p>10.</p> <p>Au&#223;erhalb des Programmes stehen dem Teilnehmer die Einrich-</p> <p>tungen der Schule auf eigenes Risiko dreimal w&#246;chentlich an</p> <p>den festgelegten Tagen kostenlos zur Verf&#252;gung.</p> <p></p> <p>11.</p> <p>DTC Schule beh&#228;lt sich &#196;nderungen der Besuchstage und -Zeiten</p> <p>vor.</p> <p></p> <p>12.</p> <p>Eine Haftung f&#252;r Sch&#228;den, die der Teilnehmer w&#228;hrend der</p> <p>Teilnahme an einem Kursus erleidet, wird ausgeschlossen,</p> <p>soweit die Sch&#228;den nicht auf einer grob fahrl&#228;ssigen Ver-</p> <p>tragsverletzung der Schule oder auf einer vors&#228;tzlichen oder</p> <p>grob fahrl&#228;ssigen Vertragsverletzung eines gesetzlichen Ver-</p> <p>treters oder Erf&#252;llungsgehilfen der Schule beruhen.</p> <p></p> <p>13.</p> <p>Sofern kein Zahlungsr&#252;ckstand besteht, ruht der Vertragsab-</p> <p>lauf bei Einberufung zur Bundeswehr f&#252;r die Dauer der Wehr-</p> <p>dienstpflicht und bei Eintreten einer Schwangerschaft f&#252;r die</p> <p>Dauer eines Jahres.</p> <p></p> <p>14. </p> <p>F&#252;r diesen Fall verpflichtet sich der Teilnehmer, eine</p> <p>Stornogeb&#252;hr, die sofort zu entrichten ist, in H&#246;he von 14 %</p> <p>der noch offenen Vertragssumme zu bezahlen.</p> <p></p> <p>15.</p> <p>Krankheit, Wohnungswechsel und &#228;hnliches entbinden den Teil-</p> <p>nehmer nicht von den Verpflichtungen aus dem Vertrag. Bei</p> <p>Unterbrechung infolge Krankheit, Unf&#228;lle oder &#228;hnliches (oder</p> <p>aus anderen wichtigen Gr&#252;nden) ist gegen Nachweis (z. B.</p> <p>&#228;rztliches Attest) eine Stundung des Programms m&#246;glich. Die</p> <p>vereinbarte Zahlungsweise des Programms wird davon nicht</p> <p>betroffen bzw. unterbrochen. Diese vers&#228;umte Zeit kann nach</p> <p>Absprache an dem jeweils 4. Besuchstag pro Woche innerhalb</p> <p>der Laufzeit des Vertrages nachgeholt werden.</p> <p></p> <p>16.</p> <p>In nachgewiesenen Ausnahmef&#228;llen wie Dauererkrankung oder in</p> <p>sonstigen H&#228;rtef&#228;llen kann der Teilnehmer im Einvernehmen mit</p> <p>der Schule einen Programmwechsel vornehmen oder eine Ersatz-</p> <p>person anmelden, unabh&#228;ngig von der vereinbarten Zahlungs-</p> <p>verpflichtung.</p> <p></p> <p>17.</p> <p>Wird es der Schule aus Gr&#252;nden, die sie nicht zu vertreten</p> <p>hat (h&#246;here Gewalt) unm&#246;glich, Leistungen zu erbringen, so</p> <p>hat der Teilnehmer keinen Anspruch auf Schadensersatz bzw.</p> <p>Ersatzstunden.</p> <p></p> <p>18.</p> <p>Eine Verlegung der Schulr&#228;ume innerhalb des Stadtgebietes</p> <p>berechtigt nicht zum Vertragsr&#252;cktritt.</p> <p></p> <p>II.</p> <p>Der Kl&#228;gerin wird die Befugnis zugesprochen, die Urteils-</p> <p>formel mit der Bezeichnung des verurteilten Verwenders auf</p> <p>Kosten der Beklagten im Bundesanzeiger, im &#252;brigen auf eigene</p> <p>Kosten bekanntzumachen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Beklagte.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he vor</p> <p>14.000,&#8212; DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, ein gerichtsbekannter Verbraucherschutzverein im</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Sinne von &#167; 13 Abs. 2 AGBG, begehrt von dem Beklagten, der in</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">I unter der Firma "D" ein Fitne&#223;-</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Center betreibt, die Unterlassung der Verwendung bestimmter</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">AGB-Klauseln, die nach Auffassung des Kl&#228;gers gegen Vor-</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">schriften des AGBG versto&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die von dem Kl&#228;ger vorprozessual verlangte Unterzeichnung</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">einer strafbewehrten Unterlassungserkl&#228;rung lehnte der Be-</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">klagte durch seine Proze&#223;bevollm&#228;chtigten wegen der klage-</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">gegenst&#228;ndlichen Klauseln ab.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">l. den Beklagten zu verurteilen, es bei Vermeidung</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">eines f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung vom Gericht</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zu 500.000,00 DM,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">ersatzweise Ordnungshaft bis zu 6 Monaten zu unter-</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">lassen, im Zusammenhang mit Vertr&#228;gen, sofern diese</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">nicht mit einem Kaufmann im Rahmen seines Handel-</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">gewerbes abgeschlossen werden, in allgemeinen Ge-</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">sch&#228;ftsbedingungen folgende oder inhaltsgleiche</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Klauseln zu verwenden:</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">1. Der Vertrag verl&#228;ngert sich jeweils um die ver-</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">einbarte Vertragsdauer, wenn nicht 6 Wochen vor</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Ablauf schriftlich gek&#252;ndigt wird, jedoch l&#228;ng-</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">stens um 1 Jahr.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">2. M&#252;ndliche Nebenabreden sind ung&#252;ltig.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">3. Wer grob gegen die Regeln des Anstandes ver-</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">st&#246;&#223;t, erh&#228;lt ohne Nachsicht Hausverbot, wobei</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">jedoch die Monatsbeitr&#228;ge weiter entrichtet</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">4. F&#252;r mitgebrachte Kleidung, Wertgegenst&#228;nde und</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Geld wird keine Haftung &#252;bernommen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">5. Sachbesch&#228;digungen in den Schulr&#228;umen werden auf</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Kosten dessen behoben, der sie bewirkt oder</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">verursacht hat.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">6. In den Sommerschulferien ist die Schule wegen</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Urlaubs des Lehrpersonals f&#252;r 3 Wochen ge-</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">schlossen. Das gleiche gilt f&#252;r die gesetzlichen</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Feiertage und die Zeit zwischen Weihnachten und</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Neujahr. Ein Anspruch auf Ersatzstunden besteht</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">nicht. Ebenso hat der Teilnehmer keinen Anspruch</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">auf irgendwelche R&#252;ckverg&#252;tung.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">7. Da bei den vereinbarten Preisen eine wirt-</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">schaftliche F&#252;hrung der Schule nur m&#246;glich ist,</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">wenn alle Teilnehmer ihren Zahlungsverpflich-</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">tungen p&#252;nktlich nachkommen, wird wegen des</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">damit verbundenen Mehraufwandes an Personal- und</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Sachkosten f&#252;r jede Mahnung 5,00 DM Mahngeb&#252;hr</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">erhoben. Die Verzugszinsen werden mit 12 % ver-</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">einbart.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">8. &#220;ber die Anforderungen, die das vereinbarte</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Programm an den Teilnehmer stellt, ist dieser</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">aufgekl&#228;rt worden. Er erkl&#228;rt verbindlich, hier-</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">zu gesundheitlich und k&#246;rperlich in der Lage zu</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">sein. Ein R&#252;cksprache mit einem Arzt h&#228;lt er</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">nicht f&#252;r erforderlich.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">9. Der Teilnehmer ist sich dar&#252;ber klar, da&#223; die</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Schule nicht f&#252;r Gesundheitssch&#228;den aufkommt,</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">die aus der Verschleierung des wahren Gesund-</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">heitszustandes entstehen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">10. Au&#223;erhalb des Programmes stehen dem Teilnehmer</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">die Einrichtungen der Schule auf eigenes Risiko</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">dreimal w&#246;chentlich an den festgelegten Tagen</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">kostenlos zur Verf&#252;gung.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">11. Die Schule beh&#228;lt sich &#196;nderungen der Besuchs-</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">tage und -zeiten vor.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">12. Eine Haftung f&#252;r Sch&#228;den, die der Teilnehmer</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">w&#228;hrend der Teilnahme an einem Kursus erleidet,</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">wird ausgeschlossen, soweit die Sch&#228;den nicht</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">auf einer grob fahrl&#228;ssigen Vertragsverletzung</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">der Schule oder auf einer vors&#228;tzlichen oder</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">grob fahrl&#228;ssigen Vertragsverletzung eines ge-</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">setzlichen Vertreters oder Erf&#252;llungsgehilfen</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">der Schule beruhen.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">13. Sofern kein Zahlungsr&#252;ckstand besteht, ruht der</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Vertragsablauf bei Einberufung zur Bundeswehr</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die Dauer der Wehrdienstpflicht und bei</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Eintreten einer Schwangerschaft f&#252;r die Dauer</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">eines Jahres.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">14. F&#252;r diesen Fall verpflichtet sich der Teil-</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">nehmer, eine Stornogeb&#252;hr, die sofort zu ent-</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">richten ist, in H&#246;he von 14 % der noch offenen</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Vertragssumme zu bezahlen.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">15. Krankheit, Wohnungswechsel und &#228;hnliches ent-</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">binden den Teilnehmer nicht von den Verpflich-</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">tungen aus dem Vertrag. Bei Unterbrechung in-</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">folge Krankheit, Unf&#228;lle oder &#228;hnliches (oder</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">aus anderen wichtigen Gr&#252;nden) ist gegen Nach-</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">weis (z. B. &#228;rztliches Attest) eine Stundung des</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Programms m&#246;glich. Die vereinbarte Zahlungsweise</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">des Programms wird davon nicht betroffen bzw.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">unterbrochen. Diese vers&#228;umte Zeit kann nach</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Absprache an dem jeweils 4. Besuchstag pro Woche</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">innerhalb der Laufzeit des Vertrages nachgeholt</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">werden.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">16. In nachgewiesenen Ausnahmef&#228;llen wie Dauerer-</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">krankung oder in sonstigen H&#228;rtef&#228;llen kann der</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Teilnehmer im Einvernehmen mit der Schule einen</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Programmwechsel vornehmen oder eine Ersatzperson</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">anmelden, unabh&#228;ngig von der vereinbarten Zah-</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">lungsverpflichtung.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">17. Wird es der Schule aus Gr&#252;nden, die sie nicht zu</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">vertreten hat (h&#246;here Gewalt) unm&#246;glich,</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Leistungen zu erbringen, so hat der Teilnehmer</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">keinen Anspruch auf Schadensersatz bzw. Ersatz-</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">stunden.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">18. Eine Verlegung der Schulr&#228;ume innerhalb des</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Stadtgebietes berechtigt nicht zum Vertrags-</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">r&#252;cktritt.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">II. Der Kl&#228;gerin wird die Befugnis zugesprochen, die</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Urteilsformel mit der Bezeichnung des verurteilten</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Verwenders auf Kosten der Beklagten im Bundesan-</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">zeiger, im &#252;brigen auf eigene Kosten bekanntzu-</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">machen.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Die Proze&#223;bevollm&#228;chtigte des Beklagten hat im Termin am</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">08.11.1990 die Klage hinsichtlich Ziff. 17 der Klageschrift</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">anerkannt.</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen beantragt der Beklagte,</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">wird verwiesen auf den vorgetragenen Inhalt der von den Par-</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">teien gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen, die Gegenstand</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">der m&#252;ndlichen Verhandlung gewesen sind.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="h2 absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Die von dem Kl&#228;ger geltend gemachten Unterlassungsanspr&#252;che</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">sind in vollem Umfang begr&#252;ndet (&#167; 13 AGBG):</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Die f&#252;r die geltend gemachten Anspr&#252;che nach &#167; 13 AGBG er-</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">forderliche Wiederholungsgefahr ist im vorliegenden Fall</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">gegeben. Im Hinblick darauf, da&#223; allgemeine Gesch&#228;ftsbedin-</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">gungen gerade in einer Vielzahl von F&#228;llen verwendet werden</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">sollen, streitet f&#252;r das Vorliegen einer Wiederholungsgefahr</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">in der Regel eine tats&#228;chliche Vermutung (Palandt-Heinrichs,</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">&#167; 13 Anm. 2 e), diese tats&#228;chliche Vermutung hat der Beklagte</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">vorliegend nicht entkr&#228;ftet. Vielmehr hat er sich geweigert,</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">wegen der klagegegenst&#228;ndlichen Klauseln eine strafbewehrte</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Unterlassungserkl&#228;rung abzugeben und noch im Termin am</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">08.11.1990 die beanstandeten Klauseln durch seine Proze&#223;-</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">bevollm&#228;chtigte bis auf eine Ausnahme verteidigen lassen.</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der im einzelnen von dem Kl&#228;ger beanstandeten</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">Klauseln liegen folgende Verst&#246;&#223;e gegen das AGBG vor:</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">Ziff. 1 der Klageschrift:</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">Diese Klausel verst&#246;&#223;t gegen &#167; 9 Abs. 2 Nr. 1 AGBG, weil</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">durch die Bestimmung einer sechsw&#246;chigen K&#252;ndigungsfrist eine</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">K&#252;ndigung entgegen &#167; 621 BGB (die von dem Beklagten ange-</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">botenen Vertr&#228;ge beinhalten auch dienstvertragliche Elemente)</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">in einer f&#252;r den Kunden unzumutbaren Weise erschwert und der</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">Kunde hierdurch unangemessen benachteiligt wird.</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">Ziff. 2 der Klageschrift:</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">Wegen des grunds&#228;tzlichen Vorranges auch m&#252;ndlich getroffener</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">Individualabreden (&#167; 4 AGBG) verst&#246;&#223;t diese Klausel gegen &#167; 9</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">Abs. l AGBG.</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">Ziff. 3 der Klageschrift:</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">Bei ung&#252;nstigster Auslegung k&#246;nnte unter Hinweis auf diese</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">Bestimmung einem Kunden wegen eines einmaligen Versto&#223;es</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">gegen die Hausordnung ein dauerndes Hausverbot erteilt wer-</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">den, obwohl die Monatsbeitr&#228;ge weiter gezahlt werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">Dies beinhaltet einen Versto&#223; gegen &#167; 9 Abs. 1 AGBG. Au&#223;erdem</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">w&#252;rde diese Bestimmung auf eine unzul&#228;ssige Vertragsstrafen-</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">regelung im Sinne von &#167; 11 Nr. 5 AGBG hinauslaufen, ohne da&#223;</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">die Voraussetzungen des &#167; I11 Nr. 5 a und b AGBG vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">Ziff. 4 der Klageschrift:</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">Diese Klausel verletzt &#167; 11 Nr. 7 AGBG, weil hierdurch der</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">Beklagte von jeglicher Haftung - auch f&#252;r etwaige von ihm</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">verschuldete Sch&#228;den freigestellt werden soll.</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">Ziff. 5 der Klageschrift:</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">Diese Regelung verst&#246;&#223;t gegen &#167; 9 Abs. 1 AGBG, denn grund-</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">s&#228;tzlich setzt eine Haftung f&#252;r Schadensersatz ein Ver-</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">schulden voraus.</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">Ziff. 6 der Klageschrift:</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">Diese Bestimmung ist wegen Versto&#223;es gegen &#167; 9 Abs. 1 AGBG</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">unwirksam: Dadurch, da&#223; der Kunde j&#228;hrlich f&#252;r einen Zeitraum</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">von ca. einem Monat das vereinbarte Entgelt zahlen soll,</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">obwohl er keine Gegenleistung erh&#228;lt, wird er unangemessen</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">benachteiligt.</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">Ziff. 7 der Klageschrift:</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">Diese Klausel verletzt &#167; 11 AGBG. In derartigen F&#228;llen ist</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">davon auszugehen, da&#223; nur Porto- und Materialaufwand ent-</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">steht, angemessen sind daher h&#246;chstens 1,00 bis 2,00 DM pro</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">Mahnung (OLG Stuttgart, NJW RR 1988, 1082). Durch die Fest-</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">schreibung von Verzugszinsen in H&#246;he von 12 % wird einem</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">Kunden dar&#252;berhinaus der Nachweis abgeschnitten, da&#223; ein</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">Verzugsschaden auf seiten des Beklagten nicht oder wesentlich</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks">geringer entstanden ist (&#167;11 Nr. 5 b AGBG).</p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks">Ziff. 8 der Klageschrift:</p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks">Diese Klausel beinhaltet einen Versto&#223; gegen &#167; 11 Nr. 15 b</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks">AGBG: Sie enth&#228;lt eine Best&#228;tigung des Kunden, &#252;ber die An-</p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks">forderungen des Programms aufgekl&#228;rt worden zu sein, zur</p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks">Teilnahme am Programm gesundheitlich und k&#246;rperlich in der</p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks">Lage zu sein und eine R&#252;cksprache mit einem Arzt nicht f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks">erforderlich zu halten. Hierdurch wird hinsichtlich der "be-</p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks">st&#228;tigten" Aufkl&#228;rung &#252;ber die Trainingsanforderungen die</p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks">Beweislast zum Nachteil des Kunden umgekehrt, im &#252;brigen wird</p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks">dem Kunden zu seinen Ungunsten die Beweisf&#252;hrung erschwert.</p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks">Ziff. 9 der Klageschrift:</p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks">Auch diese Klausel beinhaltet eine unzul&#228;ssige Haftungsfrei-</p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks">zeichnung nach &#167; 11 Nr. 7 AGBG. Der Kl&#228;ger weist zu Recht</p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks">daraufhin, da&#223; aufgrund dieser Klausel der Eindruck erweckt</p> <span class="absatzRechts">198</span><p class="absatzLinks">wird, da&#223; eine Haftung des Beklagten auch dann nicht bestehen</p> <span class="absatzRechts">199</span><p class="absatzLinks">soll, wenn beim Kunden Gesundheitssch&#228;den durch Umst&#228;nde, die</p> <span class="absatzRechts">200</span><p class="absatzLinks">vom Beklagten zu vertreten sind, zumindest mitverursacht</p> <span class="absatzRechts">201</span><p class="absatzLinks">wurden.</p> <span class="absatzRechts">202</span><p class="absatzLinks">Ziff. 10 der Klageschrift:</p> <span class="absatzRechts">203</span><p class="absatzLinks">Auch diese Bestimmung stellt einen zu weitgehenden Haftungs-</p> <span class="absatzRechts">204</span><p class="absatzLinks">ausschlu&#223; dar (&#167; 1 Nr. 7 AGBG). Die Bestimmung, wonach dem</p> <span class="absatzRechts">205</span><p class="absatzLinks">Teilnehmer die Einrichtungen des Beklagten auf eigenes Risiko</p> <span class="absatzRechts">206</span><p class="absatzLinks">zur Verf&#252;gung gestellt werden, erweckt den Eindruck, da&#223; der</p> <span class="absatzRechts">207</span><p class="absatzLinks">Beklagte in keinem Fall f&#252;r Sch&#228;den einstehen soll, die dem</p> <span class="absatzRechts">208</span><p class="absatzLinks">Kunden bei Benutzung dieser Einrichtung entstehen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">209</span><p class="absatzLinks">Ziff. 11 der Klageschrift:</p> <span class="absatzRechts">210</span><p class="absatzLinks">Diese Klausel verst&#246;&#223;t gegen &#167; 10 Nr. 4 AGBG. Sie birgt die</p> <span class="absatzRechts">211</span><p class="absatzLinks">Gefahr, da&#223; es unter Berufung auf diese Klausel zu unzumut-</p> <span class="absatzRechts">212</span><p class="absatzLinks">baren Einschr&#228;nkungen der Trainingsm&#246;glichkeiten zum Nach-</p> <span class="absatzRechts">213</span><p class="absatzLinks">teil der Kunden kommt.</p> <span class="absatzRechts">214</span><p class="absatzLinks">Ziff. 12 der Klageschrift:</p> <span class="absatzRechts">215</span><p class="absatzLinks">Insoweit liegt ein Versto&#223; gegen &#167; 9 Abs. 1 AGBG vor: Denn</p> <span class="absatzRechts">216</span><p class="absatzLinks">die vom Beklagten angebotenen Leistungen bergen die Gefahr,</p> <span class="absatzRechts">217</span><p class="absatzLinks">da&#223; es - z. B. wegen technischer M&#228;ngel an den Trainingsge-</p> <span class="absatzRechts">218</span><p class="absatzLinks">r&#228;ten - zu Gesundheitssch&#228;den auf seiten der Kursteilnehmer</p> <span class="absatzRechts">219</span><p class="absatzLinks">kommen kann. Haftungsausschl&#252;sse f&#252;r einfache Fahrl&#228;ssigkeit</p> <span class="absatzRechts">220</span><p class="absatzLinks">sind aber dann unwirksam, wenn es um Verletzungen von Gesund-</p> <span class="absatzRechts">221</span><p class="absatzLinks">heit geht (Palandt-Heinrichs.Anm. 6 c, e, d zu &#167; 9 AGBG).</p> <span class="absatzRechts">222</span><p class="absatzLinks">Ziff. 13 bis 16 der Klageschrift:</p> <span class="absatzRechts">223</span><p class="absatzLinks">Diese Bestimmungen beinhalten Verst&#246;&#223;e gegen &#167;9 Abs. 2 Nr. 1</p> <span class="absatzRechts">224</span><p class="absatzLinks">AGBG: Bei wichtigen Gr&#252;nden mu&#223; auch in anderen als den in</p> <span class="absatzRechts">225</span><p class="absatzLinks">den Klauseln genannten F&#228;llen eine au&#223;erordentliche K&#252;ndigung</p> <span class="absatzRechts">226</span><p class="absatzLinks">des Kunden m&#246;glich sein mit der Folge, da&#223; der Beklagte</p> <span class="absatzRechts">227</span><p class="absatzLinks">seinen Anspruch auf die Verg&#252;tung verliert (&#167; 626 BGB).</p> <span class="absatzRechts">228</span><p class="absatzLinks">Ziff. 17 der Klageschrift:</p> <span class="absatzRechts">229</span><p class="absatzLinks">Insoweit beruht die Verurteilung auf &#167; 307 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">230</span><p class="absatzLinks">Ziff. 18 der Klageschrift:</p> <span class="absatzRechts">231</span><p class="absatzLinks">Diese Bestimmung verletzt wiederum &#167; 10 Nr. 4 AGBG, weil</p> <span class="absatzRechts">232</span><p class="absatzLinks">durch eine Verlegung der Schulr&#228;ume des Beklagten die</p> <span class="absatzRechts">233</span><p class="absatzLinks">Trainingsm&#246;glichkeiten zum Nachteil der Kunden unzumutbar</p> <span class="absatzRechts">234</span><p class="absatzLinks">eingeschr&#228;nkt w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">235</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO. Soweit der Be-</p> <span class="absatzRechts">236</span><p class="absatzLinks">klagte die Klage anerkannt hat, lag ein Fall eines sofortigen</p> <span class="absatzRechts">237</span><p class="absatzLinks">Anerkenntnisses nach &#167; 93 ZPO nicht vor, weil der Beklagte</p> <span class="absatzRechts">238</span><p class="absatzLinks">durch sein vorprozessuales Verhalten (Verweigerung der Abgabe</p> <span class="absatzRechts">239</span><p class="absatzLinks">einer strafbewehrten Unterlassungserkl&#228;rung) Veranlassung zur</p> <span class="absatzRechts">240</span><p class="absatzLinks">Klageerhebung gegeben hat.</p> <span class="absatzRechts">241</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt</p> <span class="absatzRechts">242</span><p class="absatzLinks">sich aus &#167; 709 ZPO.</p>
315,033
olgk-1990-11-06-25-wf-24390
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
25 WF 243/90
1990-11-06T00:00:00
2019-03-13T14:44:30
2022-10-18T15:09:14
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1990:1106.25WF243.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde der Antragsgegnerin gegen den Beschlu&#223; des Amtsgerichts - Familiengerichts - Wermelskirchen vom 26. Januar 1990 wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">G r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I .</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Parteien waren miteinander verheiratet. Sie schlossen am 18. Juni 1988 vor dem Standesamt C. auf S. (ehemalige DDR) die Ehe. Danach siedelte die Antragsgegnerin</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">nach Westdeutschland zum Antragsteller &#252;ber. Schon kurze Zeit sp&#228;ter kam es zur Trennung der Parteien, die Antragsgegnerin verzog sp&#228;ter nach I.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Im Sommer 1989 reichte der Antragsteller beim Amtsgericht - Familiengericht - Wermelskirchen einen Antrag auf Ehescheidung ein. Die Antragsgegnerin bat, vertreten durch einen in I. ans&#228;ssigen Rechtsanwalt, um die Bewilligung von Proze&#223;kostenhilfe. Diesem Antrag gab das Familiengericht mit Beschlu&#223; vom 17. Februar 1989 statt, es stellte der Antragsgegnerin anheim, einen bei ihm zugelassenen Rechtsanwalt zu benennen, der ihr beigeordnet werden k&#246;nne. Gleichzeitig ordnete das Familiengericht</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">an, da&#223; die Antragsgegnerin im Wege der Rechtshilfe gem&#228;&#223; &#167; 613 ZPO vernommen werden solle. Am 9. Dezember 1989 beantragte die Antragsgegnerin, ihr den in I. ans&#228;ssigen Rechtsanwalt als Verkehrsanwalt und als Terminsvertreter f&#252;r die bevorstehende Anh&#246;rung beizuordnen. Am 17. Januar 1990 fand die Anh&#246;rung vor dem Amtsgericht I. statt. Die Antragsgegnerin best&#228;tigte im Wesentlichen die Angaben des Antragstellers &#252;ber Eheschlie&#223;ung und Trennung und erkl&#228;rte, da&#223; auch sie die Ehe als gescheitert betrachte. Sp&#228;ter wurden der Antragsgegnerin im Rahmen der Proze&#223;kostenhilfebewilligung ihr Proze&#223;bevollm&#228;chtigter und der I. Rechtsanwalt als Verkehrsanwalt beigeordnet.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Den Antrag der Antragsgegnerin, ihr den genannten auch als Terminsvertreter f&#252;r die pers&#246;nliche Anh&#246;rung beizuordnen, wies das Familiengericht mit Beschlu&#223; vom</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">26. Januar 1990 zur&#252;ck. Hiergegen legte die Antragsgegnerin Beschwerde ein, welcher das Familiengericht nicht abgeholfen hat.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Durch inzwischen rechtskr&#228;ftiges Verbundurteil des Familiengerichts vom 10. April 1990 wurde die Ehe der Parteien geschieden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist zul&#228;ssig, aber nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Das Familiengericht hat ausgef&#252;hrt, da&#223; keine besonderen Umst&#228;nde gegeben seien, welche die Beiordnung eines Terminsvertreters f&#252;r die Anh&#246;rung rechtfertigen k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Anh&#246;rung der Antragsgegnerin sei weder in tats&#228;chlicher noch in rechtlicher Hinsicht mit Schwierigkeiten verbunden gewesen. Diese Beurteilung ist im Ergebnis nicht zu beanstanden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 613 Abs. 1 S. 1 ZPO soll das Gericht das pers&#246;nliche Erscheinen der Ehegatten anordnen und sie anh&#246;ren. Die Beiordnung eines Rechtsanwaltes im Rahmen der Bewilligung von Proze&#223;kostenhilfe gerade f&#252;r diese Anh&#246;rung ist im Gesetz nicht vorgesehen. Im Regelfall bedarf es ihrer auch nicht, da der hilfesbed&#252;rftigen Partei, welche Proze&#223;kostenhilfe erh&#228;lt, nach &#167;&#167; 121 Abs. 1, 78 Abs. 2 S. 1 Ziff. 1 ZPO ein Anwalt ihres Vertrauens beizuordnen ist, der dann auch den Termin zur Anh&#246;rung nach &#167; 613 Abs. 1 S. 1 ZPO wahrnimmt und hierf&#252;r gem. &#167; 31 Abs. 1 Ziff. 3 BRAGO eine Beweisgeb&#252;hr erh&#228;lt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 613 Abs. 1 S. 2 ZPO kann eine Ehegatte jedoch durch einen ersuchten Richter angeh&#246;rt oder vernommen werden, falls er sich, wie hier die Antragsgegnerin, in so gro&#223;er Entfernung vom Sitz des Proze&#223;gerichtes aufh&#228;lt, da&#223; ihm das Erscheinen nicht zugemutet werdenkann. Macht das Familiengericht, wie im vorliegenden Fall, von dieser M&#246;glichkeit Gebrauch, dann ist imFalle bewilligter Proze&#223;kostenhilfe eine Beteiligung</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">des beigeordneten Rechtsanwalts an der Anh&#246;rung nicht sichergestellt. Dennoch sieht das Gesetz f&#252;r diesen Fall die Beiordnung eines besonderen Terminsvertreters nicht, jedenfalls nicht ausdr&#252;cklich, vor.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Es liegt allerdings nahe, insoweit auf &#167; 121 Abs. 3 ZPO zur&#252;ckzugreifen, der unter anderem die Beiordnung eines Rechtsanwaltes zur Wahrnehmung eines Termins zur Beweisaufnahme vor dem ersuchten Richter vorsieht. Der Termin zur Anh&#246;rung gern. &#167; 613 Abs. 1 S. 2 ZPO ist freilich streng betrachtet kein Termin zur Beweisaufnahme im Sinne von &#167;&#167; 355 ff ZPO. Abgesehen davon aber, da&#223; das Gesetz selbst, n&#228;mlich in &#167; 31 Abs. 1 Ziff. 3 BRAGO, die Anh&#246;rung einer Beweisaufnahme gleichstellt, dient auch</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">jene nicht zuletzt der notwendigen Tatsachenaufkl&#228;rung, z.B. zum Getrenntleben der Ehegatten und dessen Beginn, die das Familiengericht nach dem f&#252;r das Ehescheidungsverfahren geltenden Untersuchungsgrundsatz, &#167; 616 ZPO, von Amts wegen vornimmt (ebenso Z&#246;ller, ZPO, 14. AufI., Rz. 16 zu &#167; 121).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Hiernach ist die Beiordnung eines Anwaltes - nur &#8211; f&#252;r den Termin zu Anh&#246;rung durch einen ersuchten Richter gem&#228;&#223; &#167; 613 Abs. 1 S. 2 ZPO grunds&#228;tzlich m&#246;glich. Sie ist jedoch davon abh&#228;ngig, da&#223; "besondere Umst&#228;nde dies erfordern". Derartige besondere Umst&#228;nde sind im vorliegenden Fall nicht gegeben. Die f&#252;r die Entscheidung &#252;ber den Ehescheidungsantrag des Antragstellers wesentlichen Tatsachen waren unter den Parteien nicht streitig. Die Antragsgegnerin hat die diesbez&#252;glichen Angaben des Antragstellers im wesentlichen best&#228;tigt und auch ihrerseits zum Ausdruck gebracht, da&#223; sie die Ehe f&#252;r gescheitert halte. Unterschiedlich war nur die beiderseitige Darstellung der Motivation zur Eheschlie&#223;ung. W&#228;hrend der Antragsteller vortrug, die Antragsgegnerin habe ihn gedr&#228;ngt, sie zu heiraten, um auf diese Weise ihre Ausreise aus der DDR zu erm&#246;glichen, gab die Antragsgegnerin an, den Antragsteller aus Zuneigung geheiratet zu haben. Dererlei Gesichtspunkte indes sind f&#252;r die Entscheidung &#252;ber einen Ehescheidungsantrag nicht von Belang.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Es ist nicht zu verkennen, da&#223; eine hilfsbed&#252;rftige Partei, welche von einem ersuchten Richter angeh&#246;rt wird, bei der vorstehend beschriebenen Betrachtungsweise gegen&#252;ber einersolchen, die vom Proze&#223;gericht selbst angeh&#246;rt wird, benachteiligt sein kann. Dasselbe gilt f&#252;r eine hilfsbed&#252;rftige Partei im Verh&#228;ltnis zu einer Partei, welche die Kosten des Ehescheidungsverfahrens aus eigenen Mitteln aufbringen kann. Diese Konsequenz aber wird vom Gesetz augenscheinlich in Kauf genommen. Sie folgt daraus, da&#223; &#167; 121 Abs. 3 ZPO die Beiordnung eines Anwalts f&#252;r die von der Norm beschriebenen Proze&#223;situationen nicht generell vorsieht, sondern nur f&#252;r den Fall des Vorliegens besonderer Umst&#228;nde, also eingeschr&#228;nkt auf F&#228;lle, welche sich durch eine au&#223;ergew&#246;hnliche,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Sachgestaltung auszeichnen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Geb&#252;hrenstreitwert f&#252;r die Beschwerde: 700,00 DM.</p>
315,034
olgham-1990-11-05-31-u-7690
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
31 U 76/90
1990-11-05T00:00:00
2019-03-13T14:44:32
2022-10-18T15:09:14
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1990:1105.31U76.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das Urteil des Landgerichts Siegen vom 19. Januar 1990 unter Zur&#252;ckweisung der Berufung im &#252;brigen wie folgt abge&#228;ndert:</p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 45.338,80 US-$ nebst 5 % Zinsen seit dem 15. November 1984 zu zahlen.</p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten der Berufung und die vor dem Landgericht M&#252;nster entstandenen Mehrkosten.</p> <p>Im &#252;brigen werden die Kosten des Rechtsstreits gegeneinander aufgehoben.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Parteien k&#246;nnen die Vollstreckung der jeweiligen Gegenseite durch Sicherheitsleistung in H&#246;he des jeweils zu vollstreckenden Betrages abwenden, wenn nicht die jeweilige Gegenseite vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p>Den Parteien wird nachgelassen, Sicherheit auch durch Vorlage einer unbedingten, unbefristeten und selbstschuldnerischen B&#252;rgschaft einer im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland als Zoll- oder Steuerb&#252;rgin zugelassenen Bank oder Sparkasse zu erbringen.</p> <p>Die Beschwer beider Parteien &#252;bersteigt 40.000,- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin stand mit dem Beklagten, einem Diamantenh&#228;ndler, von 1977 bis 1984 in Gesch&#228;ftsbeziehungen. Unter anderem unterhielt der Beklagte bei der Kl&#228;gerin das Girokonto Nr. ... Gem&#228;&#223; den Kontoer&#246;ffnungsantr&#228;gen waren die Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen der Kl&#228;gerin Grundlage der Vertragsbeziehungen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ben&#246;tigte f&#252;r die Finanzierung seiner Diamantengesch&#228;fte US-Dollar, da er &#252;berwiegend in dieser W&#228;hrung einkaufte, seine Verkaufserl&#246;se aber meistens in Deutscher Mark (DM) erzielte. Er hoffte, durch von der Kl&#228;gerin gew&#228;hrte US-$-Kredite zus&#228;tzliche W&#228;hrungsgewinne zu erzielen. Die Parteien vereinbarten daher, da&#223; die Kl&#228;gerin dem Beklagten US-$-Kredite mit einer Laufzeit von jeweils 1 bis 2 Monaten sowie der M&#246;glichkeit der Verl&#228;ngerung zu angepa&#223;tem Zinssatz Zug um Zug gegen Sicherheitsleistung in Form von DM-Einzahlungen des Beklagten auf die Sparkonten Nr. ... gew&#228;hren sollte.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am 05.09.1983 gew&#228;hrte die Kl&#228;gerin dem Beklagten einen Kredit in H&#246;he von 90.000,- US-$ mit einem Zinssatz von 13,5 %. Dieser Betrag verminderte sich durch R&#252;ckzahlungen des Beklagten auf 85.152,50 US-$. In der Folgezeit reichte der Beklagte mehrmals Schecks &#252;ber US-$ ein, die die Kl&#228;gerin zugunsten der Gesch&#228;ftspartner des Beklagten weisungsgem&#228;&#223; einl&#246;ste. Sie verl&#228;ngerte nach Ende der vereinbarten Laufzeiten die jeweils f&#228;lligen Teilbetr&#228;ge und pa&#223;te die Zinss&#228;tze an. Wegen der Einzelheiten der Entwicklung des US-$-Kreditkontos ... wird auf Bl. 134 bis 136 d.A., wegen der Entwicklung der Sparkontoguthaben des Beklagten auf Bl. 168 d.A. und wegen einer Gegen&#252;berstellung der Werte der US-$-Kredite und der DM-Sparguthaben auf Bl. 133 d.A. verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Ab Juni 1984 waren die US-$-Kredite wegen des Anstiegs des Dollarkurses durch die DM-Guthaben nicht mehr gedeckt. Zwischen Mai und September 1984 wurde der Beklagte bei weiter steigendem Dollarkurs mehrmals zur Erh&#246;hung der Sicherheiten aufgefordert, die er teilweise auch zusagte. In Gespr&#228;chen mit dem Beklagten und dessen Ehefrau wiesen Angestellte der Kl&#228;gerin auf eine m&#246;glicherweise nicht mehr erfolgende Verl&#228;ngerung der Kredite wegen unzureichender Deckung hin.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Am 29.08.1984 erschien der Beklagte in der Gesch&#228;ftsstelle Olpe der Kl&#228;gerin. Bei diesem Besuch zahlte er auf das Girokonto ... 170.000,- DM ein und erhielt daf&#252;r 3 US-$-Schecks &#252;ber insgesamt 62.500,- US-$.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Am 17.10.1984 rechnete die Kl&#228;gerin den US-$-Kredit &#252;ber insgesamt 415.668,97 US-$ einschlie&#223;lich Zinsen zum Kurs von 3,114 in 1.294.716,77 DM (inklusive 0,025 % Courtage) um und belastete mit diesem Wert das DM-Girokonto. Gleichzeitig &#252;berwies sie die DM-Sparguthaben (Gesamtwert: 1.096.238,24 DM) auf dieses Konto und verrechnete diese Werte, so da&#223; sich auf diesem Konto, das am 16.10.1984 einen Sollstand von 18.124,80 DM aufwies, ein Soll von 216.603,33 DM ergab. Durch eine weitere Belastung von 399,- DM erh&#246;hte sich das Soll am 24.10.1984 auf 217.002,33 DM.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 26.10.1984 wurde dem Beklagten der Kontostand mitgeteilt und eine Frist zur Regulierung bis zum 19.11.1984 gesetzt. F&#252;r den Fall, da&#223; bis dahin keine Regulierung erfolgt sei, wurde die Verwertung der im Depot Nr. ... befindlichen Wertpapiere angek&#252;ndigt. Durch die Wertpapierverk&#228;ufe erzielte die Kl&#228;gerin einen Erl&#246;s von 69.064,85 DM, so da&#223; ein Soll von 148.647,32 DM verblieb. Unter Abzug kleinerer Positionen in H&#246;he von insgesamt 709,84 DM macht die Kl&#228;gerin mit ihrem Hauptantrag in der Berufungsinstanz nunmehr einen Saldo in H&#246;he von 147.937,48 DM geltend.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sie hat die Ansicht vertreten, sie sei nach Nr. 3 Abs. 1 Satz 3 ihrer AGB berechtigt gewesen, die US-$-Kredite in einen DM-Kredit umzuwandeln und ihre Forderungen gegen den Beklagten mit seinem Sparguthaben und dem Wertpapiererl&#246;s zu verrechnen, da nach Nr. 19 Abs. 2 ihrer AGB alle Forderungen des Beklagten gegen sie selbst als Pfand dienten. Die Nichtverl&#228;ngerung der Kredite sei erfolgt, da der Beklagte trotz Aufforderungen keine weiteren Sicherheiten geleistet habe. Die Kursentwicklung sei nicht vorhersehbar und das damit verbundene Risiko eines weiteren Kursanstieges nicht kalkulierbar gewesen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Nr. 3 Abs. 1 der AGB der Kl&#228;gerin in der Fassung vom 01.01.1984 lautet:</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><i>"W&#228;hrungskredite sind in der W&#228;hrung zur&#252;ckzuzahlen, in der die Bank sie gegeben hat. Zahlungen in anderer W&#228;hrung gelten als Sicherheitsleistung. Die Bank ist jedoch berechtigt, den W&#228;hrungskredit in deutsche W&#228;hrung umzuwandeln, wenn dessen ordnungsgem&#228;&#223;e Abwicklung aus Gr&#252;nden, die von der Bank nicht zu vertreten sind, nicht gew&#228;hrleistet erscheint."</i></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an sie 149.931,43 DM nebst 9,25 % Zinsen seit dem 01.11.1984 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Er hat die Ansicht vertreten, die Kl&#228;gerin sei nicht berechtigt gewesen, die Gesch&#228;ftsbeziehungen zu k&#252;ndigen und die Sicherheiten zu verwerten.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen mit der Begr&#252;ndung, die Kl&#228;gerin habe die Entstehung des Negativsaldos nicht ausreichend dargetan; ein Umwandlungsrecht der Kl&#228;gerin habe nicht bestanden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil hat die Kl&#228;gerin form- und fristgerecht Berufung eingelegt und diese ordnungsgem&#228;&#223; begr&#252;ndet. Sie ist der Ansicht, sie sei berechtigt gewesen, den US-$-Kredit umzuwandeln. Ihr sei es nicht um die Sicherung von W&#228;hrungsgewinnen gegangen. Sie habe ein berechtigtes Interesse an einer alsbaldigen Verwertung gehabt, da weitere Kurserh&#246;hungen zu einer immer weiter fortschreitenden Unterdeckung der US-$-Kredite gef&#252;hrt h&#228;tten. Ohne ihre Initiative w&#228;re das Risiko des W&#228;hrungsanstiegs auf sie &#252;bergegangen. Zumindest sei sie aber berechtigt gewesen, umgekehrt vorzugehen und die DM-Sparguthaben des Beklagten in US-$ umzurechnen und dann mit den gew&#228;hrten Krediten zu verrechnen, wobei eine f&#228;llige Restschuld des Beklagten von 45.338,80 US-$ verbleibe.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils den Beklagten zu verurteilen, an sie 147.937,48 DM nebst 9,25 % Zinsen seit dem 15.11.1984 zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">hilfsweise den Beklagten zu verurteilen, an sie 45.338,80 US-$ nebst 9,25 % Zinsen seit dem 15.11.1984 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Er h&#228;lt die Umwandlung wegen Versto&#223;es gegen das AGB-Gesetz f&#252;r unwirksam. Auch die tatbestandlichen Voraussetzungen einer Umwandlung h&#228;tten nicht vorgelegen. Zudem k&#246;nne die Kl&#228;gerin nicht r&#252;ckwirkend entsprechend ihrem (unzul&#228;ssigen) Hilfsantrag auf der Basis der Wechselkurse von 1984 verrechnen. Letztlich bestreitet der Beklagte die Zinsforderung der Kl&#228;gerin.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den vorgetragenen Inhalt der zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze sowie auf die vorgelegten Urkunden, die Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung waren, Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist teilweise begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat gegen den Beklagten keinen Anspruch auf Zahlung von 147.937,48 DM entsprechend ihrem Hauptantrag, da sie den US-$-Kredit nicht wirksam in einen DM-Kredit umgewandelt hat.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"><b>1)</b></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Ein Umwandlungsrecht der Kl&#228;gerin ergibt sich nicht aus &#167; 244 Abs. 1 BGB. Aus dieser Vorschrift folgt allenfalls eine Umwandlungsbefugnis des Schuldners, nicht aber des Gl&#228;ubigers (vgl. BGH NJW 1980, 2017; WM 1969, 26).</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks"><b>2)</b></p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Ein Umwandlungsrecht folgt auch nicht aus. Nr. 3 Abs. 1 Satz 3 AGB. Es lag kein Sachverhalt vor, der die Kl&#228;gerin zu einem Vorgehen nach dieser AGB-Klausel berechtigte.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Sinn der in Nr. 3 Abs. 1 Satz 1 AGB enthaltenen Effektivklausel ist es, der Bank die Finanzierung des von ihr ausgegebenen W&#228;hrungskredits zu erm&#246;glichen. Die von dem Kunden erhaltenen Zahlungen in fremder W&#228;hrung sollen ihr die Erf&#252;llung ihrer eigenen Verbindlichkeit, die sie in der Regel zur Finanzierung des Fremdw&#228;hrungskredits eingegangen ist, erm&#246;glichen (vgl. BGH WM 1980, 793 = NJW 1980, 2018 m.w.N.). Nr. 3 Abs. 1 Satz 3 AGB greift nur dann ein, wenn dieser Zweck der Effektivklausel nicht mehr erreicht werden kann, wenn also die Bank sich zur Erf&#252;llung ihrer Verbindlichkeiten aus der Refinanzierung wegen nicht rechtzeitiger R&#252;ckzahlung des Kreditnehmers anderweitig eindecken mu&#223;te und sie daher die Valuta des Kreditnehmers in der Fremdw&#228;hrung nicht mehr ben&#246;tigt, sie auch ansonsten kein Interesse an einer R&#252;ckzahlung in der Fremdw&#228;hrung hat.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Eine bereits erfolgte Erf&#252;llung ihrer eigenen Verbindlichkeit im Herbst 1984 hat die Kl&#228;gerin nicht vorgetragen. Auch eine generelle Annahme, die Kl&#228;gerin ben&#246;tige die Leistung in fremder W&#228;hrung nicht mehr, ergibt sich nicht aus der Pflicht der Kl&#228;gerin, f&#252;r ausgeglichene W&#228;hrungspositionen zu sorgen, so da&#223; bei ausgeglichener W&#228;hrungsposition eine Zahlung in fremder W&#228;hrung &#252;berfl&#252;ssig w&#228;re. Es ist von der Gesch&#228;ftspolitik der einzelnen Bank abh&#228;ngig, auf welche Weise sie f&#252;r eine entsprechende Ausgleichung sorgt. F&#252;r die Kl&#228;gerin konnte es aber durchaus sinnvoll sein, weitere Zahlungen in fremder W&#228;hrung zu erhalten. Sie hat auch zu keinem Zeitpunkt behauptet, f&#252;r sie sei eine Zahlung in US-$ sinnlos gewesen oder nunmehr sinnlos. Im Gegenteil hat sie, obwohl sie bei den gestaffelten US-$-Betr&#228;gen mit dem Beklagten durchaus andere Vereinbarungen h&#228;tte treffen k&#246;nnen, immer auf der R&#252;ckzahlung von US-$ bestanden und eine effektive Fremdw&#228;hrungsschuld vereinbart.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Diese Auslegung des &#167; 3 Abs. 1 AGB f&#252;hrt nicht dazu, da&#223; man von der Kl&#228;gerin ein tatenloses Abwarten erwartet und ihr so ein ungewolltes W&#228;hrungsrisiko zumutet. Die Kl&#228;gerin h&#228;tte wegen der nicht rechtzeitigen R&#252;ckzahlung der Kredite durch den Beklagten eine Sicherheitenverwertung vornehmen und dadurch ihren Interessen hinreichend Gen&#252;ge tun k&#246;nnen; dies hat sie nunmehr durch ihre Hilfsbegr&#252;ndung und ihren Hilfsantrag nachgeholt.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat gegen den Beklagten einen Anspruch auf Zahlung von 45.338,80 US-$ entsprechend ihrem in zul&#228;ssiger Weise erstmals in der Berufungsinstanz gestelltem Hilfsantrag. Dieser ist sachdienlich (&#167;&#167; 523, 260, 263 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Zahlungsanspruch folgt aus &#167; 607 Abs. 1 BGB. Die Forderungsh&#246;he ergibt sich aus nachfolgender Berechnung:</p> <br /><span class="absatzRechts">40</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>Gesamtdarlehen</td> <td>&#160;</td> <td>415.668,97</td> <td>US-$</td> </tr> <tr> <td>Gesamtsparguthaben des Beklagten, umgetauscht, am 17.10.1984 zum Kurs von 3,106</td> <td>./.</td> <td>352.942,11</td> <td>US-$</td> </tr> <tr> <td>Wertpapiererl&#246;s abz&#252;glich Girokontosollstand von 18.124,80 DM per 16.10.1984 und Belastung vom 24.10.1984 von 399,- DM, umgetauscht am 14.11.1984 zum Kurs von 2,945</td> <td>./.</td> <td><u>17.026,16</u></td> <td><u>US-$</u></td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> <td>45.700,70</td> <td>US-$.</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks"><b>1)</b></p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Schuld des Beklagten bei der Kl&#228;gerin am 17.10.1984 belief sich auf 415.668,97 US-$.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Zwischen den Parteien bestand ein Darlehensvertrag im Sinne des &#167; 607 BGB &#252;ber 400.152,50 US-$. Am 05.09.1983 hatten die Parteien ausdr&#252;cklich die Gew&#228;hrung eines Darlehens &#252;ber 90.000 US-$ vereinbart. Durch Erf&#252;llungsleistungen des Beklagten verminderte sich die hieraus resultierende R&#252;ckzahlungspflicht auf 85.152,50 US-$. Die weiteren vom Beklagten aufgrund der vorherigen generellen Absprache eingereichten Schecks in einer Gesamth&#246;he von 315.000 US-$ stellten jeweils ein entsprechendes Angebot des Beklagten auf Abschlu&#223; eines Darlehensvertrages, die Einl&#246;sung der Schecks durch die Kl&#228;gerin die Annahme dieses Angebots dar. Hinsichtlich der weiteren Schecks vom 29.08.1984 liegt nicht eine weitere Kreditvereinbarung, sondern lediglich ein Umtausch des DM-Guthabens, &#252;ber das der Beklagte dann mit US-$-Schecks verf&#252;gen konnte, vor.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Dieser dem Beklagten gew&#228;hrte Fremdw&#228;hrungskredit ist wirksam, da die nach &#167; 3 Satz 1 W&#228;hrG, &#167; 49 Abs. 1 Au&#223;enwirtschaftsG erforderliche Genehmigung der Deutschen Bundesbank in Nr. 2 b der generellen Genehmigung vom 24.08.1961 (abgedruckt bei Staudinger-Schmidt, BGB, 12. Aufl. &#167; 244 Rn. 41) vorliegt.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Der sich aus den Darlehensvertr&#228;gen ergebende R&#252;ckzahlungsanspruch der Kl&#228;gerin gegen den Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 607 Abs. 1 BGB ist gem&#228;&#223; &#167; 609 BGB wegen der getroffenen Bestimmung &#252;ber den Zeitpunkt der Laufzeit sp&#228;testens seit dem 17.10.1984 f&#228;llig. Die Kl&#228;gerin durfte daher, wie mit Schreiben vom 26.10.1984 geschehen, R&#252;ckzahlung der Dollar-Kredite verlangen, ohne da&#223; es einer ausdr&#252;cklichen K&#252;ndigung bedurfte.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hatte ferner einen Zinsanspruch gegen den Beklagten in H&#246;he von 15.516,47 US-$. Dieser ergibt sich aus Nr. 14 Abs. 2 AGB in Verbindung mit &#167; 315 BGB.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die AGB der Kl&#228;gerin sind Bestandteil der Darlehensvertr&#228;ge geworden. Bereits bei der Begr&#252;ndung der Gesch&#228;ftsbeziehungen zwischen den Parteien durch den Antrag des Beklagten und seiner damaligen Ehefrau auf Er&#246;ffnung eines Gemeinschaftskontos vom 19.10.1977 ist die Geltung der AGB der Kl&#228;gerin ausdr&#252;cklich vereinbart worden. Auch bei der Er&#246;ffnung des hier streitigen Kontos Nr. ... am 05.05.1984 sind als "ma&#223;gebend im Gesch&#228;ftsverkehr" ausdr&#252;cklich die AGB der Kl&#228;gerin einbezogen worden. Der Beklagte h&#228;tte zumindest in zumutbarer Weise vom Inhalt der AGB Kenntnis nehmen k&#246;nnen (vgl. BGHZ 102, 304; 33, 219). Damit galten die AGB der Kl&#228;gerin bei der Abwicklung s&#228;mtlicher Gesch&#228;fte zwischen den Parteien, also auch bei den US-$-Krediten ohne einen weiteren ausdr&#252;cklichen Hinweis der Kl&#228;gerin bei Abschlu&#223; der einzelnen Vertr&#228;ge. Eine Einbeziehung unter den Voraussetzungen des &#167; 2 Abs. 1 AGBG war zudem nach &#167; 24 Nr. 1 AGBG nicht erforderlich. Der Beklagte war zum damaligen Zeitpunkt als Diamantenh&#228;ndler Kaufmann im Sinne des &#167; 1 Abs. 1 und Abs. 2 Nr. 1 HGB; der Abschlu&#223; der Darlehensvertr&#228;ge geh&#246;rte zum Betriebe seines Handelsgewerbes, da er mit den US-$ seine Verbindlichkeiten gegen&#252;ber seinen Verk&#228;ufern erf&#252;llte.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Nr. 14 Abs. 2 AGB beinhaltet keine unangemessene Benachteiligung des Beklagten im Sinne der &#167;&#167; 9 Abs. 1, 24 AGBG, da f&#252;r das einseitige Bestimmungsrecht der Kl&#228;gerin ein sachlicher Grund vorliegt. Ohne ein solches Recht der Kl&#228;gerin h&#228;tten erhebliche organisatorische Schwierigkeiten bestanden, da zeitweise mehrere Dollarkreditbetr&#228;ge mit jeweils unterschiedlichen Laufzeiten vereinbart waren und jeweils eine neue ausdr&#252;ckliche Vereinbarung der Parteien erforderlich gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">cc)</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Zudem hatten die Parteien hinsichtlich des ersten Kreditbetrages ausdr&#252;cklich einen Zinssatz von 13,5 % vereinbart. Die sp&#228;teren Zinsforderungen liegen, zwischen 13 und 13,5 %, so da&#223; zumindest von einem stillschweigenden Einverst&#228;ndnis des Beklagten auszugehen ist.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">dd)</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Soweit in den Zinsbetr&#228;gen Zinsen von den Zinsen der Vormonate enthalten sind, liest ein Versto&#223; gegen &#167; 248 Abs. 1 BGB nicht vor. Gem&#228;&#223; &#167; 248 Abs. 2 BGB ist die Kl&#228;gerin berechtigt, derartige Vereinbarungen zu treffen.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks"><b>2)</b></p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Dieser Anspruch der Kl&#228;gerin gegen den Beklagten auf Zahlung von 415.668,97 US-$ ist durch die von der Kl&#228;gerin durchgef&#252;hrte Verwertung auf 45.700,70 US-$ zur&#252;ckgef&#252;hrt worden, so da&#223; die Kl&#228;gerin vom Beklagten Zahlung der beantragten 45.338,80 US-$ verlangen kann.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin war berechtigt, das DM-Guthaben des Beklagten am 17.10.1984 in H&#246;he von 352.942,11 US $ und dem Wertpapiererl&#246;s in H&#246;he von 17.026,16 US $ am 14.11.1984 mit dem US-$-Kredit und dem Soll des Girokontos zu verrechnen. Die Annahme einer zul&#228;ssigen Umwandlung des DM-Guthabens des Beklagten in US-$ am 17.10.1984 f&#252;hrt gem&#228;&#223; &#167; 1288 Abs. 2 BGB zur Annahme einer Leistung des Beklagten, die gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 362 Abs. 1, 367 Abs. 1 BGB zu einer v&#246;lligen Erf&#252;llung der Zinsforderung und zu einer teilweisen Erf&#252;llung der Hauptforderung f&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Die tats&#228;chlich erfolgte Umwandlung des US-$-Kredits durch die Kl&#228;gerin kann entsprechend &#167; 140 BGB in eine Sicherheitenverwertung des DM-Guthabens "umgedeutet" werden. Zwar pa&#223;t &#167; 140 BGB nicht unmittelbar, da die Umwandlung des US-$-Kredits ein nichtiges Rechtsgesch&#228;ft aufgrund einer Willenserkl&#228;rung der Kl&#228;gerin darstellt, die die Rechtsfolgen eines Forderungsrechts der Kl&#228;gerin in DM und eine entsprechende Schuld des Beklagten herbeif&#252;hren sollte; die Sicherheitenverwertung des DM-Guthabens durch Umtausch in US-$ stellt demgegen&#252;ber kein Rechtsgesch&#228;ft, sondern einen Realakt mit der Rechtsfolge der Erf&#252;llung dar. &#167; 140 BGB ist aber auf diesen Fall entsprechend anzuwenden, da die Tatsache, da&#223; das m&#246;gliche andere Vorgehen ein Realakt gewesen w&#228;re, nicht zu einer anderen Bewertung der Interessenlage f&#252;hrt. Sinn und Zweck der Regelung ist es, den mutma&#223;lichen Willen der Parteien durchzusetzen. Ein erstrebter wirtschaftlicher Erfolg soll auch dann verwirklicht werden, wenn ein rechtlich unzul&#228;ssiges Mittel gew&#228;hlt wurde.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Zudem mu&#223; es der Kl&#228;gerin m&#246;glich sein, bei F&#228;lligkeit der gew&#228;hrten Kredite auf dem Dollarkonto und dem Girokonto eine Abrechnung unter Verrechnung der gestellten Sicherheiten vorzunehmen. Die nunmehr mit dem Hilfsantrag vollzogene Abrechnung ber&#252;cksichtigt die beiderseitigen Interessen der Parteien angemessen.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Am 17.10.1984 bestand ein Verwertungsrecht der Kl&#228;gerin nach Nr. 20 Abs. 1, 21 Abs. 1 AGB.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die Parteien hatten am 05.09.1983 wirksam ein Pfandrecht der Kl&#228;gerin an dem damaligen und zuk&#252;nftigen DM-Sparguthaben des Beklagten gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 1274 Abs. 1, 398 BGB begr&#252;ndet. Gegenstand des Pfandrechts kann auch eine zuk&#252;nftige Forderung sein, wenn diese bestimmbar ist. Dies ist hier der Fall, da es um die Guthaben des Beklagten auf den Sparkonten ging. Ein Pfandrecht ist grunds&#228;tzlich auch an einer eigenen Schuld m&#246;glich. Der Gl&#228;ubiger ist dann Pfandgl&#228;ubiger und Schuldner der gepf&#228;ndeten Forderung in einer Person. Eine Anzeige nach &#167; 1280 BGB ist in einem solchen Fall nicht erforderlich.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Der Umtausch des DM-Sparguthabens in US-$ stellt eine nach &#167;&#167; 20 Abs. 1, 21 Abs. 1 AGB zul&#228;ssige Verwertung dar. Der Darlehensr&#252;ckzahlungsanspruch der Kl&#228;gerin war nach den &#167;&#167; 271 Abs. 2, 609 BGB am 17.10.1984 f&#228;llig, da die Parteien eine R&#252;ckzahlung zu diesem Zeitpunkt vereinbart hatten. Eine Verl&#228;ngerungsvereinbarung war nicht zustandegekommen. Der Beklagte hatte seine Verbindlichkeiten nicht erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Eine Androhung der Verwertung war nach Nr. 20 Abs. 2 AGB nicht erforderlich. Eine Abweichung von &#167; 1243 BGB ist auch durch AGB m&#246;glich. Eine Androhung der Verwertung war hier auch nicht nach &#167; 242 BGB geboten, da die Kl&#228;gerin den Beklagten und seine von ihm bevollm&#228;chtigte Ehefrau vor dem 17.10.1984 mehrmals auf eine Erh&#246;hung der Sicherheiten angesprochen und ihm insbesondere im Schreiben vom 05.10.1984 eine Verwertung angek&#252;ndigt hatte. Ein Androhung soll dem Schuldner die m&#246;gliche Verwertung klarmachen und ihm erm&#246;glichen, sich um eine anderweitige L&#246;sung zu bem&#252;hen. Diese Klarheit hatte der Beklagte schon durch die vorherigen Hinweise der Kl&#228;gerin erhalten.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Die Verwertung durch die Kl&#228;gerin war auch nicht durch das R&#252;cksichtnahmegebot in Nr. 20 Abs. 1 AGB eingeschr&#228;nkt. Die Pflicht zur "tunlichsten R&#252;cksichtnahme" beinhaltet die Verpflichtung der Bank, bei einer Verwertung die Kundeninteressen zu wahren. Der Beklagte hat einen Versto&#223; gegen dieses R&#252;cksichtnahmegebot nicht dargelegt. Die Kl&#228;gerin hat die DM-Sicherheiten des Beklagten auch nicht zur Unzeit verwertet. Es ist nichts daf&#252;r ersichtlich, da&#223; der Umtausch des DM-Guthabens in US-$ zu einer Zeit eines ungew&#246;hnlich hohen US-$-Kurses erfolgt ist und deshalb als in erster Linie eigenn&#252;tzig motivierte Verwertung der Kl&#228;gerin ohne konkretes Sicherungsbed&#252;rfnis gewertet werden kann.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Der nach Nr. 20 Abs. 1, 21 Abs. 1 AGB ebenfalls zul&#228;ssige Verkauf des Wertpapierdepots und die Annahme eines entsprechenden Umtausches des Erl&#246;ses in US-$ am 14.11.1984 f&#252;hrt zu einer weiteren Erf&#252;llung der Forderung der Kl&#228;gerin in H&#246;he von 17.026,16 US-$.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Ein Pfandrecht der Kl&#228;gerin an dem Wertpapierdepot ist nach Nr. 19 Abs. 2 AGB begr&#252;ndet. Diese Regelung ist wirksam, da sie den Interessen beider Vertragsparteien dient, indem sie eine schnelle und unkomplizierte Kreditvergabe erm&#246;glicht. Sie ist dahin auszulegen, da&#223; nur Forderungen aus der bankm&#228;&#223;igen Gesch&#228;ftsbeziehung erfa&#223;t werden. Einer m&#246;glicherweise entstehenden &#220;bersicherung wirkt Nr. 19 Abs. 6 AGB entgegen, wonach zu hohe Sicherheiten freizugeben sind.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Das nach den &#167;&#167; 1274 Abs. 1, 398 BGB erforderliche dingliche Rechtsgesch&#228;ft lag bereits in dem Anerkenntnis der Geltung der AGB, da die Pfandhaftungsklausel bereits den dinglichen Pfandbestellungsvertrag enth&#228;lt. Das Wertpapierdepot befand sich im nach den &#167;&#167; 1274 Abs. 1, 1205 Abs. 1 erforderlichen Besitz der Kl&#228;gerin.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Eine Sicherheitenverwertung des Wertpapierdepots und ein Umtausch in US-$ war unter den gleichen Voraussetzungen zul&#228;ssig wie die Verwertung des DM-Guthabens. Ein Versto&#223; der Kl&#228;gerin gegen das R&#252;cksichtnahmegebot durch die Erzielung eines zu geringen Preises f&#252;r die Wertpapiere ist nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Von dem Wertpapiererl&#246;s konnte die Kl&#228;gerin die nach &#167; 355 Abs. 1 HGB bestehende Giroforderung abziehen. Die Giroforderung war schon am 14.11.1984 durch die K&#252;ndigung der Kl&#228;gerin f&#228;llig. Diese K&#252;ndigung war gem&#228;&#223; Nr. 17 AGB aus wichtigem Grund wirksam, da der Beklagte trotz Aufforderung der Kl&#228;gerin die f&#228;lligen Darlehensforderungen nebst Zinsen sowie die Soll-Betr&#228;ge in H&#246;he von 18.124,80 DM per 15.10.1984 nicht ausgeglichen und weitere Sicherheiten nicht gestellt hatte. Der Kl&#228;gerin konnte ein Abwarten bis zum Abschlu&#223; der Rechnungsperiode nicht zugemutet werden. Bei einem Girovertrag besteht ein berechtigtes wirtschaftliches Interesse der Bank an der alsbaldigen R&#252;ckzahlung des au&#223;erplanm&#228;&#223;igen und ungesicherten &#220;berziehungskredites.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat gegen den Beklagten ein Anspruch auf Zahlung von 5 % Zinsen seit dem 15.11.1984.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks"><b>1)</b></p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Dieser Anspruch folgt aus den &#167;&#167; 353, 352 HGB (F&#228;lligkeitszinsen).</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks"><b>2)</b></p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Ein weitergehender Zinsanspruch der Kl&#228;gerin ergibt sich nicht aus Nr. 18 Abs. 1 Satz 1 zweiter Halbsatz, 14 Abs. 3 AGB. Diese Regelung ist wegen Versto&#223;es gegen &#167; 9 Abs. 2 Nr. 1 AGBG unwirksam. Diese Unwirksamkeit ist gem&#228;&#223; &#167; 24 AGBG auch gegen&#252;ber dem Beklagten zu beachten.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks"><b>3)</b></p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch der Kl&#228;gerin auf Zahlung von 9,25 % Zinsen ergibt sich auch nicht aus &#167; 286 Abs. 1 BGB. Die Kl&#228;gerin hat einen &#252;ber den gesetzlichen Zinssatz hinausgehenden Verzugsschaden nicht dargetan. Bei einer zul&#228;ssigen abstrakten Berechnung des Schadens nach &#167; 252 BGB ist nach der st&#228;ndigen Rechtsprechung des BGH und des Senats darzulegen, welche Kreditarten die Bank betreibt und welchen Anteil am Gesamtgesch&#228;ft die einzelnen Kreditarten haben, so da&#223; sich der Durchschnittszinssatz errechnen l&#228;&#223;t. Entsprechende Darlegungen der Kl&#228;gerin fehlen.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks"><b>4)</b></p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat auch keinen Anspruch auf Zahlung von 7,5 % Zinsen als Zinssatz der Sparte mit dem geringsten Gewinn. Auch nach der Entscheidung des Senats (WM 1990, 1155) ist eine Darlegung der Bank erforderlich, aus welchen Sparten sich das. Aktivkreditgesch&#228;ft zusammensetzt, damit die Sparte mit dem niedrigsten Zinssatz zugrundegelegt werden kann.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks"><b>IV.</b></p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten beruht auf den &#167;&#167; 97 Abs. 2, 92 Abs. 1, 696 Abs. 5, 281 Abs. 3 Satz 2 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf den &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p>
315,035
olgham-1990-11-02-20-u-7890
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 78/90
1990-11-02T00:00:00
2019-03-13T14:44:33
2022-10-18T15:09:14
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1990:1102.20U78.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 11. Januar 1990 verk&#252;ndete Urteil der 21. Zivilkammer des Landgerichts Bielefeld abge&#228;ndert.</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 6.598,79 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 23. Oktober 1989 zu zahlen.</p> <p>Die Beklagte wird ferner verurteilt, den Kl&#228;ger gegen&#252;ber der ... bez&#252;glich der weiteren Schadensersatzforderung in H&#246;he von 26.651,00 DM gem&#228;&#223; Zwischenabrechnung vom 03. November 1989 und in H&#246;he von 2.332,90 DM gem&#228;&#223; Abrechnung vom 20. August 1990 freizustellen.</p> <p>Im &#252;brigen wird festgestellt, da&#223; die Beklagte verpflichtet ist, dem Kl&#228;ger auch weitergehend wegen des Schadensfalles vom 30. Oktober 1987 Versicherungsschutz zu gew&#228;hren.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Beklagte.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten &#252;ber die Eintrittspflicht der Beklagten als Privathaftpflichtversicherer des Kl&#228;gers f&#252;r einen Schadensfall vom 30.10.1987.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">An diesem Tage transportierte der Kl&#228;ger, der Inhaber eines Speditionsbetriebes ist, mit einem geliehenen fremden Lkw M&#246;bel zu einem Herrn ... nach .... Vor dessen Wohnung geriet er in Zusammenhang mit dem Entladen und dem Transport der M&#246;bel vom Fahrzeug in die Wohnung mit einem M&#246;belteil in der Hand noch in der N&#228;he des Lkws ins Stolpern und stie&#223; infolgedessen unbeabsichtigt den Zeugen ... um, der ihn auf der Fahrt begleitet hatte. Hierbei brach der Zeuge ... sich einen Fu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger wurde daraufhin von der ... als Krankenversicherer des verletzten Zeugen in Anspruch genommen. F&#252;r diesen Vorfall begehrt der Kl&#228;ger Versicherungsschutz. Diesen hat die Beklagte mit Schreiben vom 19.06.1989 mit der Begr&#252;ndung abgelehnt, da&#223; sich der Vorfall im Rahmen der beruflichen T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers ereignet habe.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">In erster Instanz hat der Kl&#228;ger die Erstattung eines Betrages von 6.598,79 DM verlangt, den er bereits an die ... gezahlt habe. Die Beklagte hat demgegen&#252;ber geltend gemacht, da&#223; sich bei dem Vorfall Gefahren durch den Gebrauch eines Kraftfahrzeuges verwirklicht h&#228;tten, so da&#223; der Haftungsausschlu&#223; nach Ziff. 3 der Besonderen Bedingungen und Risikobeschreibungen f&#252;r die Privathaftpflichtversicherung eingreife.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat sich dieser Argumentation angeschlossen und die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die Berufung des Kl&#228;gers, mit der er den erstinstanzlichen Zahlungsantrag weiter verfolgt und dar&#252;berhinaus Freistellung von weiteren Anspr&#252;chen der ... begehrt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte, die im &#252;brigen ihr erstinstanzliches Vorbringen wiederholt, macht nunmehr zus&#228;tzlich geltend, da&#223; auch der Risikoausschlu&#223; nach Ziff. 1 der Risikobeschreibung eingreife, weil sich die Gefahren eines Betriebes oder Berufes verwirklicht h&#228;tten; denn es liege eine gewerbsm&#228;&#223;ige M&#246;belauslieferung des Kl&#228;gers vor. Dar&#252;ber hinaus macht sie geltend, da&#223; der Zeuge ... den Unfall selbst verschuldet habe, ihn zumindest ein &#252;berwiegendes Mitverschulden treffe, da&#223; die behaupteten Aufwendungen der ... und die Zahlung an die ... mit Nichtwissen bestritten w&#252;rden, und da&#223; der Tatsachenvortrag des Kl&#228;gers zur Klageerweiterung versp&#228;tet sei.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 6.598,79 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 23.10.1989 zu zahlen sowie die Beklagte zu verurteilen, ihn gegen&#252;ber der ... bzgl. der weiteren Schadensersatzforderungen in H&#246;he von 26.651,00 DM gem. Zwischenabrechnung vom 03.11.1989 und in H&#246;he 2.332,90 DM gem. Abrechnung vom 20.08.1990 freizustellen, sowie (sinngem&#228;&#223;) ihm wegen des Schadensfalles vom 30.10.87 auch weitergehend Versicherungsschutz zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat den Kl&#228;ger gem. &#167;141 ZPO geh&#246;rt und zum Unfallhergang Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung des Zeugen .... Wegen des Ergebnisses der Parteianh&#246;rung und der Beweisaufnahme wird auf den Berichterstattervermerk zum Protokoll vom 02.11.1990 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat Erfolg; denn die Klage ist in vollem Umfang begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist f&#252;r den Schadensfall vom 30.10.1987 eintrittspflichtig, weil dieser unter das versicherte Risiko f&#228;llt. Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme vermag der Senat weder festzustellen, da&#223; die negative Risikobeschreibung nach Ziff. 1 - "Gefahren eines Betriebes, Berufes ..." - noch der Ausschlu&#223; nach Ziff. 3 der besonderen Bedingungen und Risikobeschreibungen f&#252;r die Haftpflichtversicherung - "Sch&#228;den, die durch den Gebrauch des Fahrzeugs verursacht werden" - eingreift. F&#252;r beide Alternativen trifft aber, da es sich um Ausnahmen vom versicherten Risiko handelt, die Beklagte die Beweislast.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Es stehen keine Tatsachen fest, aus denen zu folgern w&#228;re, da&#223; der Kl&#228;ger zum Zeitpunkt des Schadensfalles einer beruflichen oder betrieblichen T&#228;tigkeit nachgegangen ist. Alleine der Umstand, da&#223; der Kl&#228;ger als Inhaber eines Speditionsbetriebes auch gewerbsm&#228;&#223;ig M&#246;bel ausliefert, reicht hierf&#252;r nicht aus. Denn der Kl&#228;ger hat vorliegend nicht nur ein fremdes Fahrzeug benutzt, sondern unwiderlegt eigene Sachen transportiert, die als solche keinen Bezug zur Speditionsfirma haben. Die Darstellung des Kl&#228;gers, wonach er sein privates Schlafzimmer an einen Urlaubsbekannten ver&#228;u&#223;ert und ausgeliefert habe, hat die Beklagte nicht zu widerlegen vermocht. Ebenso wenig hat sie die von ihr behauptete Entgeltlichkeit der Auslieferung beweisen k&#246;nnen. Unter diesen Umst&#228;nden kommt auch ein Anscheinsbeweis f&#252;r eine berufliche T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers zugunsten der Beklagten nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Desweiteren hat die Beweisaufnahme nicht ergeben, da&#223; das Stolpern des Kl&#228;gers und damit der Schadensfall in so engem Zusammenhang mit dem Entladevorgang erfolgte, da&#223; es noch dem Gebrauch des Fahrzeuges zuzurechnen ist.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Allerdings z&#228;hlt auch das Be- und Entladen noch zum Gebrauch des Fahrzeugs, der nach &#167;10 AKB in den Deckungsbereich der Kfz-Haftpflichtversicherung f&#228;llt (st&#228;ndige Rechtssprechung, z.B. BGH VersR 77, 418; 79, 956; 80, 1039). Dabei kommt es f&#252;r die Abgrenzung der Bereiche der Privathaftpflichtversicherung einerseits und der Kfz-Haftpflichtversicherung andererseits entscheidend darauf an, ob das Transportfahrzeug "an der schadenstiftenden Verrichtung schon oder noch beteiligt ist" (so BGH a.a.O.). Dementsprechend hat die parit&#228;tische Kommission entschieden, da&#223; der Gebrauch des Fahrzeuges regelm&#228;&#223;ig dann ein Ende findet, wenn die Ladung das Fahrzeug verlassen hat und erstmals abgestellt wird (Entscheidung der parit&#228;tischen Kommission, Fall 133, Rundschreiben HUKR 23/88 M vom 28.10.1988; vgl. Stiefel/Hofmann Kraftfahrtversicherung, 14. Aufl., Rdnr. 96 zu &#167;10 AKB). Es mag dahinstehen, ob dieses auch dann gilt, wenn das erste Abstellen der Ladung so erfolgt, wie vorliegend vom Kl&#228;ger geschildert, n&#228;mlich in der Weise, da&#223; er die fragliche Schrankt&#252;r schr&#228;g gegen die Ladefl&#228;che des Lkw's gestellt hat. Jedenfalls ist der sich daran anschlie&#223;ende Transport des M&#246;belteiles dann nicht mehr dem Gebrauch des Fahrzeuges zuzurechnen, wenn der Tr&#228;ger, hier also der Kl&#228;ger, die Ladung bereits wieder aufgenommen hat und sich in normaler Tragehaltung, die nicht mehr durch das Abladen vom Fahrzeug beeinflu&#223;t ist, mit dem Transportgut schon einige Meter vom Fahrzeug entfernt hat. So ist das aber vorliegend nach der Darstellung des Kl&#228;gers der Fall gewesen. Diese Darstellung hat die Beklagte nicht zu widerlegen vermocht. Der Zeuge ... wurde n&#228;mlich f&#252;r ihn selbst &#252;berraschend von hinten angesto&#223;en und konnte zu der Tragehaltung des Kl&#228;gers keine Angaben machen. Er war aber nach eigenen Angaben 5-6 m vom Lkw entfernt und stand auf dem B&#252;rgersteig. Wenn dies zutrifft, ist zu dem Schadenszeitpunkt von einem normalen Transport des M&#246;belst&#252;ckes auszugehen, der in der Art seiner Durchf&#252;hrung nicht mehr in direktem Zusammenhang mit dem Entladen steht. Wenn sich auch Zweifel an der Richtigkeit dieser Darstellung des Zeugen m&#246;glicherweise daraus ergeben, da&#223; der Zeuge in seinem Schreiben an die AOK vom 25.04.1989 hiervon abweichende Angaben gemacht hat, n&#228;mlich da&#223; der Kl&#228;ger "w&#228;hrend der Entladung" ins Stolpern geraten sei, und er der Zeuge bei seinem Sturz an der Bordsteinkante h&#228;ngen geblieben sei, so l&#228;&#223;t sich daraus doch andererseits nicht mit der notwendigen Sicherheit schlie&#223;en, da&#223; die jetzige Darstellung des Zeugen falsch ist. Insbesondere mu&#223; davon ausgegangen werden, da&#223; dem Zeugen bei seinem damaligen Schreiben, das er nach eigenen Angaben nicht einmal selbst verfa&#223;t hat, nicht bewu&#223;t gewesen ist, da&#223; es rechtlich auf eine exakte Abgrenzung zwischen eigentlichem Entladevorgang und anschlie&#223;endem Transportvorgang ankommen kann, so da&#223; seiner diesbez&#252;glichen Wortwahl keine gesteigerte Bedeutung beizumessen ist.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Da somit der Versicherungsfall eingetreten ist, ist die Beklagte dem Kl&#228;ger gegen&#252;ber zur Freistellung von ihm gegen&#252;ber erhobenen Anspr&#252;chen Dritter verpflichtet. Dieser Freistellungsanspruch findet seine Grundlage in &#167;149 VVG. Soweit die Beklagte die Auffassung vertritt, da&#223; die von der AOK gegen den Kl&#228;ger noch erhobenen Anspr&#252;che ungerechtfertigt seien, kommt es hierauf im Deckungsproze&#223; nicht an. Insoweit ist eine Kl&#228;rung im Haftpflichtproze&#223;, f&#252;r den die Beklagte gem. &#167;150 VVG dem Kl&#228;ger Rechtsschutz zu gew&#228;hren hat, m&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Unzutreffend ist der Einwand der Beklagten, da&#223; das Vorbringen des Kl&#228;gers zum geltend gemachten Freistellungsanspruch versp&#228;tet sei. Eine Zur&#252;ckweisung kommt schon deshalb nicht in Betracht, weil das im Rahmen der zul&#228;ssigen Klageerweiterung eingef&#252;hrte Vorbringen die Entscheidung des Rechtsstreites nicht verz&#246;gert.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus ist die Beklagte verpflichtet, an den Kl&#228;ger den Betrag zu zahlen, den dieser bereits der AOK Herford auf deren Aufwendungen wegen des Schadensfalles vom 30.11.1987 erstattet hat. Deshalb kann der Kl&#228;ger in H&#246;he von 6.598,79 DM Zahlung an sich verlangen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Tatsache der Zahlung des entsprechenden Betrages an die ... sieht der Senat aufgrund des vom Kl&#228;ger vorgelegten Schreibens der ... an seine Proze&#223;bevollm&#228;chtigten vom 10.10.1990 (Bl. 101 d.A.) als erwiesen an, &#167;286 ZPO. Die Beklagte hat weder die Echtheit dieses Schreibens bestritten, noch irgendwelche Anhaltspunkte dazu vorgetragen, warum diese Erkl&#228;rung der ... unrichtig sein sollte.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die sonstigen Einw&#228;nde der Beklagten gegen&#252;ber dem geltend gemachten Zahlungsanspruch sind unerheblich.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">So kann die Beklagte insbesondere nicht mit dem Einwand durchdringen, da&#223; der Kl&#228;ger mangels eigener Haftung nicht zur Zahlung verpflichtet gewesen sei und da&#223; die H&#246;he der von der ... berechneten Aufwendungen bestritten werde. Denn durch ihre Deckungsverweigerung hat die Beklagte dem Kl&#228;ger freie Hand zur Regulierung gelassen. Es stand nunmehr in seinem Ermessen, in welchem Umfange er Belege von der AOK fordern wollte, nachdem die Beklagte ihm den Deckungsschutz verweigerte. Das gilt gleicherma&#223;en f&#252;r die Pr&#252;fung der Frage, ob den Verletzten ... ein Mitverschulden traf, so da&#223; &#167;254 BGB zur Anwendung k&#228;me. Denn ein Anerkenntnis durch den Versicherungsnehmer, welches nicht zur Leistungsfreiheit des Versicherers f&#252;hrt, ist f&#252;r den Versicherer ebenso verbindlich, wie ein Urteil im Haftpflichtproze&#223; (vgl. Pr&#246;lss/Martin/Voit, VVG, 24. Aufl., Anm. 5 zu &#167;154). Dies gilt in allen F&#228;llen, jedenfalls solange der Versicherungsnehmer nicht in Betrugsabsicht gehandelt hat (vgl. BGH VersR 81, 1158; Senat Versicherungsrecht 82, 642; weitere Nachweise bei Voit, a.a.O), f&#252;r letzteres fehlt hier jeder Anhaltspunkt. Eine Betrugsabsicht wird auch von der Beklagten nicht einmal behauptet.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Befriedigung des Gesch&#228;digten bzw. des aus &#252;bergegangenen Recht vorgehenden Sozialversicherers stellt eine besondere Form des Anerkenntnisses dar. Zur Leistungsfreiheit der Beklagten f&#252;hrte diese Befriedigung nach endg&#252;ltiger Verweigerung des Deckungsschutzes nicht. Denn der Versicherungsnehmer hat zwar in der Regel keinen Anspruch auf Zahlung an sich selbst und darf auch den Dritten nicht befriedigen (&#167;5 Nr. 5 AHB). Dieses Befriedigungsverbot gilt aber nicht mehr nach Ablehnung des Deckungsschutzes. Mit der Zahlung an die AOK wandelte sich deshalb der Befreiungsanspruch des Kl&#228;gers in dieser H&#246;he in einen Zahlungsanspruch in seiner Hand (vgl. Pr&#246;lls/Martin/Voit, Anm. 1 bb zu &#167;149 VVG m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks"><b>4.</b></p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;91 Abs. 1 ZPO; die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus &#167;&#167;708 Nr. 10, 713 ZPO. Die Beschwer der Beklagten betr&#228;gt weniger als 40.000,00 DM.<i></i></p>
315,036
ag-aachen-1990-11-02-9-c-38290
{ "id": 620, "name": "Amtsgericht Aachen", "slug": "ag-aachen", "city": 380, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
9 C 382/90
1990-11-02T00:00:00
2019-03-13T14:44:34
2022-10-18T15:09:14
Urteil
ECLI:DE:AGAC1:1990:1102.9C382.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, der Kl&#228;gerin die Erlaubnis zu erteilen, ihren Lebensgef&#228;hrten xxx auf Dauer als Mitbewohner in die Mietwohnung xxx aufzunehmen.</p> <p></p> <p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreites.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Beklagte kann die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 300,00 DM abwenden, wenn nicht die Kl&#228;gerin vor der Vollstreckung in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d </u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Mit schriftlichen Mietvertrag vom 17.08.1986 vermietete die Beklagte eine im Hause xxx gelegene 3-Zimmer-Wohnung an die Kl&#228;gerin. Diese beabsichtigt, ihren Lebensgef&#228;hrten xxx auf Dauer in die Wohnung aufzunehmen. Die Beklagte hat die hierzu erbetene Erlaubnis verweigert.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Beklagte zu verurteilen zu erkl&#228;ren, dass sie berechtigt ist, in die Mietwohnung xxx ihren Lebensgef&#228;hrten xxx auf Dauer als Mitbewohner aufzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"> die Klage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Ansicht, die Erteilung der begehrten Erlaubnis sei ihr nicht zumutbar. Die nichteheliche Lebensgemeinschaft versto&#223;e gegen die Grunds&#228;tze der katholischen Kirche zu Ehe und Familie. Die Kl&#228;gerin habe keinen Anspruch darauf, dass sie, die Beklagte, ihre gesicherte Glaubenshaltung zu einer solchen Frage aufgebe. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten wird auf den vorgetragenen Inhalt der von den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e </u></b></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht gem&#228;&#223; &#167; 549 Abs. 2 BGB ein Anspruch auf Erlaubniserteilung zu. Sie hat ein berechtigtes Interesse an der Aufnahme eines Dritten in die Mietwohnung dargetan. Die Bildung einer auf Dauer angelegten Wohngemeinschaft aus pers&#246;nlichen oder wirtschaftlichen Gr&#252;nden begr&#252;ndet regelm&#228;&#223;ig ein berechtigtes Interesse im Sinne des &#167; 549 Abs. 2 BGB (Rechtsentscheid des Oberlandesgerichts Hamm vom 17.08.1982, NJW 82, 2876). Die Beklagte stellt auch nicht in Abrede, dass ein solches Interesse bei der Kl&#228;gerin vorliegt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Aufnahme des Lebensgef&#228;hrten der Kl&#228;gerin in die Mietwohnung ist f&#252;r die Beklagte auch nicht unzumutbar im Sinne des &#167; 549 Abs. 2 Satz 1 Halbsatz 2 BGB. Es liegt weder in der Person des Lebensgef&#228;hrten der Kl&#228;gerin ein wichtiger Grund vor, noch wird der Wohnraum &#252;berm&#228;&#223;ig belegt. Schlie&#223;lich l&#228;sst sich die Unzumutbarkeit f&#252;r die Beklagte nicht daraus herleiten, dass die Kl&#228;gerin mit ihrem Lebensgef&#228;hrten unverheiratet in der Wohnung zusammenleben will. Nichteheliche Lebensgemeinschaften werden von der Bev&#246;lkerung inzwischen weitgehend toleriert. Dies bedeutet allerdings nicht, dass deswegen dem Vermieter eine solche Lebensgemeinschaft grunds&#228;tzlich immer zugemutet werden kann. Der Vermieter ist mit dem Einwand, ihm sei die Duldung aus moralischen und ethischen Gr&#252;nden unzumutar, nicht von vornherein ausgeschlossen. Auch der Vermieter hat Anspruch auf Gewissensfreiheit und freie Entfaltung seiner Pers&#246;nlichkeit (OLG Hamm a.a.O.; Rechtsentscheid des OLG Hamm vom 06.04.1983, NJW 83, 1564). Die Frage, ob der Vermieter seine Anschauung durchsetzen und seine Erlaubnis zu Recht verweigern kann, h&#228;ngt davon ab, in welchem Ma&#223;e er durch das Zusammenleben betroffen wird. Vorliegend rechtfertigt das Betroffensein der Beklagten nicht die Verweigerung der begehrten Erlaubnis. Zwar steht die von der Kl&#228;gerin geplante nichteheliche Lebensgemeinschaft im Widerspruch zur Morallehre der katholischen Kirche. Hierauf kann sich die Beklagte jedoch im Rahmen der vorzunehmenden Interessenabw&#228;gung nicht berufen. Durch das mit der Kl&#228;gerin begr&#252;ndete Wohnraummietverh&#228;ltnis nimmt die Beklagte am allgemeinen Wirtschaftsleben teil. Der Mietvertrag vom 17.08.1986 weist gegen&#252;ber anderen Vertr&#228;gen keine Besonderheiten auf. Die Beklagte muss sich deshalb wie jeder andere Vermieter behandeln lassen. F&#252;r einen anderen Vermieter, insbesondere wenn es sich um eine juristische Person handelt, w&#228;re die Erteilung einer Erlaubnis zur Aufnahme eines Lebensgef&#228;hrten in die Wohnung der Kl&#228;gerin nicht unzumutbar. Dabei ist auch zu ber&#252;cksichtigen, dass es sich um eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus im st&#228;dtischen Bereich handelt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wenn die Beklagte auch als Vermieter eine nichteheliche Lebensgemeinschaft nicht zu dulden bereit ist, h&#228;tte sie die Kl&#228;gerin hierauf bei Abschluss des Mietvertrages hinweisen k&#246;nnen und m&#252;ssen. Da sie dies unterlassen hat, ist es ihr heute verweht, die Erlaubnis, die ein anderer Vermieter h&#228;tte erteilen m&#252;ssen, zu verweigern.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167;&#167; 708 Ziff. 11, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><u><b>Streitwert:</b></u> 1.500,00 DM</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">X</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Richterin am Amtsgericht</p>
315,037
lg-bonn-1990-10-29-37-qs-41-js-29888
{ "id": 804, "name": "Landgericht Bonn", "slug": "lg-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
37 Qs - 41 Js 298/88 - 18/90
1990-10-29T00:00:00
2019-03-13T14:44:36
2022-10-18T15:09:15
Beschluss
ECLI:DE:LGBN:1990:1029.37QS41JS298.88.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird auf Kosten der Beschwerdef&#252;hrerin, die auch ihre notwendigen eigenen Auslagen zu tragen hat, verworfen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 27.10.1988 leitete das Finanzamt f&#252;r Steuerstrafsachen und Steuerfahndung C7 gegen Verantwortliche der W e.G. wegen des Verdachts der "Beihilfe zur Steuerhinterziehung f&#252;r zumindest aber ab einen noch festzustellenden Zeitraum, 1976" ein Steuerstrafverfahren ein. Aufgrund diverser Ermittlungen hatte sich der Verdacht ergeben, da&#223; Verantwortliche der W unter Versto&#223; gegen den in &#167; 154 AO niedergelegten Grundsatz der Kontenwahrheit verschiedenen Kunden gestattet hatten, Konten - insbesondere Sparkonten - auf "falsche bzw. andere Namen" zu er&#246;ffnen. Im November 1988 &#252;bernahm die Staatsanwaltschaft C7 das Verfahren unter der Bezeichnung "gegen Verantwortliche der W e.G. wegen Verdachts der Beihilfe zur Steuerhinterziehung und andere wegen Verdachts der Steuerhinterziehung". Am 05.12.1988 ordnete das Amtsgericht C7 - ## Gs ###/## - gem. &#167;&#167; 102, 103 und 105 StPO die Durchsuchung der W e.G. einschlie&#223;lich zweier Filialen in #### N2 und #### X4 an.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte das Amtsgericht aus, es bestehe der Verdacht, da&#223; Verantwortliche der Bank Beihilfehandlungen zur Steuerhinterziehung von Kunden begangen h&#228;tten, indem sie es zulie&#223;en, da&#223; Konten auf falsche Namen eingerichtet und gef&#252;hrt w&#252;rden; auch bestehe der weitere Verdacht, da&#223; Verantwortliche der Bank &#252;ber die bisher bekannten F&#228;lle hinaus in einer unbekannten Anzahl weiterer F&#228;lle in gleicher Weise gehandelt h&#228;tten. Eine gegen diesen Beschluss unter dem 27.01.1989 von ihr eingelegte Beschwerde nahm die Beschwerdef&#252;hrerin mit Schriftsatz ihres Bevollm&#228;chtigten vom 07.04.1989 zur&#252;ck. Der amtsgerichtliche Durchsuchungsbeschluss war zuvor am 17.01.1989 in den R&#228;umen der Beschwerdef&#252;hrerin - als im Sinne des &#167; 103 StPO dritter Person - vollzogen worden. Ausweislich des Durchsuchungs-und Beschlagnahmeberichtes wurden in Anwesenheit des Vorstandsvorsitzenden I2 der Beschwerdef&#252;hrerin und ihres Innenrevisors H5 folgende Unterlagen gem&#228;&#223; &#167;&#167; 94, 98 Abs. 1 StPO i.V.m. &#167; 385 AO nach Beschaffung durch Bankbedienstete sichergestellt, wobei hiergegen zun&#228;chst kein Widerspruch erhoben wurde.</p> <span class="absatzRechts">5</span><table class="absatzLinks" cellpadding="0" cellspacing="0"><tbody><tr><td><p>1.</p> </td> <td><p>1 Ordner Vfg. Todesfall</p> </td> </tr> <tr><td><p>2.</p> </td> <td><p>1 Ordner Vertr. zug. Dritter</p> </td> </tr> <tr><td><p>3.</p> </td> <td><p>2 Alpha-Listen 20.06.1983</p> </td> </tr> <tr><td><p>4.</p> </td> <td><p>2 Alpha-Listen 30.10.1984 (jew. 1. u. 2. Halbjahr)</p> </td> </tr> <tr><td><p>5.</p> </td> <td><p>2 Alpha-Listen 30.04.1985</p> </td> </tr> <tr><td><p>6.</p> </td> <td><p>2 Alpha-Listen 29.12.1988</p> </td> </tr> <tr><td><p>6a.</p> </td> <td><p>1 Alpha-Liste 29.12.1988 Weil.</p> </td> </tr> <tr><td><p>7.</p> </td> <td><p>1 Stammnr.-Liste</p> </td> </tr> <tr><td><p>8.</p> </td> <td><p>1 Kontenplan</p> </td> </tr> <tr><td><p>9.</p> </td> <td><p>1 Gl&#228;ubigerliste 21.08.1987</p> </td> </tr> <tr><td><p>10.</p> </td> <td><p>8 Saldenlisten 79-87 (au&#223;er 85)</p> </td> </tr> <tr><td><p>12.</p> </td> <td><p>1 Saldenliste 14.06.1985</p> </td> </tr> </tbody> </table> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Unterlagen zu Ziffer 1. und 2. (Verf&#252;gungen f&#252;r den Todesfall und Vertr&#228;ge zu Gunsten Dritter) durften durch die Beschwerdef&#252;hrerin am 04.04.1989 vollst&#228;ndig fotokopiert werden. Die Unterlagen zu Ziffer 3. 5. (Alpha-Listen 1983-1985) durften durch die Beschwerdef&#252;hrerin nach &#196;u&#223;erung einer entsprechenden Bitte am 29. und 30.01.1990 verfilmt werden. F&#252;r die Unterlagen zu Ziffern 6. und 6.a) (Alpha-Listen 1988) wurde eine entsprechende Bitte nicht ge&#228;u&#223;ert. Bei den Alpha-Listen handelt es sich um eine alphabetische Aufstellung der Inhaber von Einlagekonten.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Bei der Unterlage zu Ziffer 7. (Stammnummernliste) handelt es sich um eine &#220;bersicht &#252;ber die zwischenzeitlich abgeschlossene Umstellung der Kontennummern bei der Beschwerdef&#252;hrerin im Jahre 1985.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Unterlage zu Ziffer 8. (Kontenplan) betrifft die Buchf&#252;hrungskonten der Beschwerdef&#252;hrerin.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Unterlage zu 9. (Gl&#228;ubigerliste) soll eine Aufstellung von Bankkunden darstellen, welche per 21.08.1987 bei der Beschwerdef&#252;hrerin Konten auf den Namen Dritter gef&#252;hrt haben.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Unterlagen zu 10. und 11. (Saldenlisten) beinhalten Aufstellungen der Salden aller Einlage- und Kreditkonten der Kunden der Beschwerdef&#252;hrerin zum jeweiligen Stichtag. Die im Rahmen der Saldenliste per 31.12.1980 zun&#228;chst fehlenden Seiten 382-384 (Festgelder) wurden durch die Beschwerdef&#252;hrerin am 12.04.1989 zur Verf&#252;gung gestellt. Die zun&#228;chst nicht auffindbare Saldenliste per 31.12.1985 wurde hinsichtlich des Sparbereiches (Kontengruppen 4, 6 und 7) durch die Beschwerdef&#252;hrerin am 17.07.1989 in Form einer Reproduzierung der Verfilmung zur Verf&#252;gung gestellt. Von der Beschlagnahme der Saldenliste 1988 wurde am 17.01.1989 zun&#228;chst abgesehen, da diese seitens der Beschwerdef&#252;hrerin noch f&#252;r Bilanzierungsarbeiten ben&#246;tigt wurde.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Sicherstellung weiterer Unterlagen, insbesondere der Kontoer&#246;ffnungskarten und anderer spezieller Kontenbelege, wurde im Interesse der Aufrechterhaltung eines ordnungsgem&#228;&#223;en Gesch&#228;ftsbetriebes der Beschwerdef&#252;hrerin zun&#228;chst zur&#252;ckgestellt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz ihres Bevollm&#228;chtigten vom 23.01.1989 widersprach die Beschwerdef&#252;hrerin der Sicherstellung der Unterlagen und beantragte richterliche Entscheidung. Dar&#252;ber hinaus begehrte die Beschwerdef&#252;hrerin die Herausgabe der sichergestellten Unterlagen einschlie&#223;lich eventuell gefertigter Kopien, Sowie die richterliche Anordnung eines Verwertungsverbotes hinsichtlich aus den beschlagnahmten Unterlagen gewonnener Erkenntnisse.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Auf Antrag der Staatsanwaltschaft C7 vom 27.01.1989 best&#228;tigte demgegen&#252;ber das Amtsgericht C7 durch den von der Beschwerdef&#252;hrerin unter anderem angefochtenen Beschluss vom 21.02.1989 - ## Gs ##/## - die Beschlagnahme s&#228;mtlicher am 17.01.1989 entsprechend obiger Aufstellung sichergestellten Unterlagen. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte das Amtsgericht aus, gegen Bedienstete der Beschwerdef&#252;hrerin bestehe ein Anfangsverdacht dahingehend, unter Versto&#223; gegen &#167; 154 AO Beihilfe zur Steuerhinterziehung zugunsten von Kunden geleistet zu haben, indem diesen gestattet worden sei, insbesondere Sparkonten auf falsche bzw. andere Namen zu er&#246;ffnen. Bereits vor Erlass des Durchsuchungsbeschlusses vom 05.12.1988 - ## Gs ###/## - seien mehrere Verst&#246;&#223;e urkundlich belegt gewesen:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">So h&#228;tten die Kunden K, N3 und L8 X3 4 Konten auf Namen mit Anschriften in C8, N4 und L9 unterhalten, obgleich entsprechende Namenstr&#228;ger zum Teil &#252;berhaupt nicht, zum Teil nur mit anderen Vornamen ermittelbar gewesen seien. (Nach dem nunmehrigen Ermittlungsstand hat sich die Anzahl der nicht ermittelbaren Namenstr&#228;ger auf 1 reduziert).Hinsichtlich dieser Konten seien Steuerbetr&#228;ge in H&#246;he von insgesamt 233.378,00 DM verk&#252;rzt worden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Eheleute C9, weitere Kunden der Beschwerdef&#252;hrerin, seien &#252;ber 5 Konten auf Namen vier verschiedener tats&#228;chlich nicht existierender Personen verf&#252;gungsberechtigt gewesen, auf die in den Jahren 1977-1986 Zinsen in H&#246;he von insgesamt 86.514,65 DM gutgeschrieben worden seien.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Weiter habe der Bankkunde G5 I4 unter anderem ein Sparkonto unter der Namensbezeichnung I7 unterhalten, wobei der zugeh&#246;rige Kontoer&#246;ffnungsantrag abhanden gekommen sein solle. Auf dem Konto seien in den Jahren 1975-1984 Zinsen in H&#246;he von 62.576,78 DM gutgeschrieben worden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich sei ein Konto unter dem Namen E5 mit Jahresendbest&#228;nden zwischen 96.460,00 DM und 187.257,00 DM im Zeitraum 1979-1987 gef&#252;hrt worden, wobei die Namenstr&#228;gerin nicht zu ermitteln gewesen sei. (Nach nunmehrigem Ermittlungsstand&#160; lautet das Konto auf "C5&#8220;&#160; eine tats&#228;chlich existierende Person, deren Name jedoch von dem Bankkunden C4 lediglich als "Kontennahme" f&#252;r ein mit seiner Verf&#252;gungsberechtigung versehenes Konto benutzt worden ist.)</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht f&#252;hrt In dem angefochtenen Beschluss vom 21.02.1989 weiter aus, die Zahl der Verst&#246;&#223;e gegen &#167; 154 AO, wobei auch unrichtige Vornamen, Stra&#223;enbezeichnung und Ortsnamen bei als Kontoinhabern gef&#252;hrten Personen aufgefallen seien, lie&#223;en es als h&#246;chstwahrscheinlich erscheinen, da&#223; auch in weiteren F&#228;llen Kunden unter falschem oder fremden Namen Konten unterhielten und Angestellte der Beschwerdef&#252;hrerin dies ohne entsprechende sorgf&#228;ltige Legitimationspr&#252;fung zulie&#223;en. Hierf&#252;r spreche auch die lange Dauer, in der Konten auf anderen Namen unterhalten w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Auch seien s&#228;mtliche sichergestellten Unterlagen beweisbedeutsam, wie das Amtsgericht n&#228;her ausf&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatz sei ebenfalls gewahrt, insbesondere sei das Bankgeheimnis nicht verletzt, da spezielle Kontenunterlagen erst eingesehen werden m&#252;ssten, wenn sich anhand der sichergestellten Unterlagen ein Verdacht der Steuerhinterziehung bei einem bestimmten Kunden erh&#228;rte.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Im M&#228;rz 1989 wurden zwischen Vertretern der Ermittlungsbeh&#246;rde und dem Bevollm&#228;chtigten der Beschwerdef&#252;hrerin Gespr&#228;che gef&#252;hrt, in deren Verlauf die Ermittlungsbeh&#246;rde erkl&#228;rte, anhand der beschlagnahmten Unterlagen sollten mit Hilfe eines hieran angelegten Rasters bestimmte auff&#228;llige Konten ermittelt und ausgesondert werden; ein Kriterium dieses Rasters stelle die Guthabenh&#246;he eines Kontos dar, es m&#252;ssten jedoch weitere Auff&#228;lligkeiten hinzukommen. Hierbei im Hinblick auf die Verpflichtung zur Kontenwahrheit auffallende Konten m&#252;ssten gegebenenfalls zun&#228;chst mit vorhandenen Steuerunterlagen abgeglichen und sodann anhand der Kontenunterlagen der Beschwerdef&#252;hrerin &#252;berpr&#252;ft werden. Der Bevollm&#228;chtigte der Beschwerdef&#252;hrerin erkl&#228;rte prinzipiell sein Einverst&#228;ndnis mit dieser Vorgehensweise.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Im Rahmen der vorgenannten Gespr&#228;che wurde seitens der Beschwerdef&#252;hrerin einger&#228;umt, da&#223; es insoweit zu gelegentlichen Verletzungen des &#167; 26 BDSG gekommen sein k&#246;nne, als in F&#228;llen der Einrichtung eines Kontos auf den Namen eines Dritten, der bislang nicht Kunde der Bank gewesen sei, dieser hiervon nicht unterrichtet worden sei.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Im Lauf des Jahres 1989 &#252;berlie&#223; die Beschwerdef&#252;hrerin der Ermittlungsbeh&#246;rde auf konkrete Anforderung freiwillig eine Reihe von Unterlagen, insbesondere bestimmte Kontoer&#246;ffnungskarten, im Original oder in Kopie. Einzelne angeforderte Kontoer&#246;ffnungskarten waren nach Auskunft der Beschwerdef&#252;hrerin nicht aufzufinden.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">In der Folgezeit wurde die Beschwerdef&#252;hrerin im Rahmen des Vollzuges von richterlichen Durchsuchungs- und Beschlagnahmebeschl&#252;ssen, die in Ermittlungsverfahren gegen Kunden der Bank wegen Steuerhinterziehung ergangen waren, als Dritte in Anspruch genommen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Im weiteren Fortgang der Ermittlungen kam hinsichtlich einzelner Kontoer&#246;ffnungskarten der Verdacht einer in der Sache nicht gerechtfertigten nachtr&#228;glichen Ab&#228;nderung auf. Da dr&#252;ber hinaus entstand bei der Ermittlungsbeh&#246;rde der Eindruck, da&#223; man sich seitens der Beschwerdef&#252;hrerin hinsichtlich der Herausgabe einer bestimmten angeforderten Kontoer&#246;ffnungskarte schwertat. Diese wurde daher am 15.08.1989 wegen Gefahr im Verzug beschlagnahmt.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Auf Antrag der Staatsanwaltschaft C7 ordnete das Amtsgericht C7 am 28.08.1989 die erneute Durchsuchung der Gesch&#228;ftsr&#228;ume der Beschwerdef&#252;hrerin an (## Gs ###/## AG C7 ). Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte das Amtsgericht aus, die Durchsuchung diene der Auffindung von Kontoer&#246;ffnungsunterlagen, Kontounterlagen pp. von nach den bisherigen Ermittlungen Verd&#228;chtigen. Daraufhin wurden in R&#228;umen der Beschwerdef&#252;hrerin am 11.und 16.10.1989 folgende Unterlagen sichergestellt:</p> <span class="absatzRechts">27</span><table class="absatzLinks" cellpadding="0" cellspacing="0"><tbody><tr><td><p>1.</p> </td> <td><p>59 Karteik&#228;sten mit erledigten Er&#246;ffnungskarten (Spar Termin)</p> </td> </tr> <tr><td><p>2.</p> </td> <td><p>9 Ordner Depotausz&#252;ge der Jahre 1980-1987, Jeweils per 31.12.</p> </td> </tr> <tr><td><p>3.</p> </td> <td><p>1 Saldenliste per 31.12.1988</p> </td> </tr> <tr><td><p>4.</p> </td> <td><p>3 Er&#246;ffnungskarten "Q"</p> </td> </tr> </tbody> </table> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Beschwerdef&#252;hrerin wurde gestattet, die Depotausz&#252;ge soweit nicht mehrfach vorhanden, vor der Herausgabe f&#252;r eigene Zwecke zu vervielf&#228;ltigen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Kontoer&#246;ffnungsunterlagen wurden seitens der Ermittlungsbeh&#246;rde auf verd&#228;chtige Er&#246;ffnungskarten hin, die ausgesondert wurden und sich noch bei der Ermittlungsbeh&#246;rde befinden, durchgesehen. Die restlichen Kontoer&#246;ffnungskarten, die den zahlenm&#228;&#223;ig mit Abstand gr&#246;&#223;eren Anteil darstellten, wurden der Beschwerdef&#252;hrerin am 10.04.1990 mit der Feststellung, da&#223; die Beschlagnahme als solche aufrecht erhalten bleibe, zur&#252;ckgegeben.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz ihres Bevollm&#228;chtigten vom 24.10.1989 widersprach die Beschwerdef&#252;hrerin der Beschlagnahme und beantragte richterliche Entscheidung. Auf den daraufhin seitens der Staatsanwaltschaft C7 gestellten Beschlagnahmeantrag best&#228;tigte das Amtsgericht C7 mit dem - 2. angefochtenen - Beschluss vom 19.12.1989 - ## Gs ###/## - die Beschlagnahme der am 11. und 16.10.1989 sichergestellten Unterlagen vollumf&#228;nglich. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte das Amtsgericht aus, es seien hinreichende tats&#228;chliche Anhaltspunkte daf&#252;r vorhanden, da&#223; Bedienstete der Beschwerdef&#252;hrerin Beihilfe zur Steuerhinterziehung durch Bankkunden geleistet h&#228;tten, indem zugelassen worden sei, da&#223; Konten auf falsche Namen oder Namen Dritter er&#246;ffnet worden seien. Unter Bezugnahme auf den seinerzeitigen Ermittlungsstand stellte das Amtsgericht sodann 15 derartiger F&#228;lle dar und hielt fest, da&#223; sich auf den betroffenen Konten betr&#228;chtliche Kapitalien bef&#228;nden, die sich gr&#246;&#223;enordnungsm&#228;&#223;ig meist zwischen 100.000,00 und 700.000,00 DM bewegt h&#228;tten, welche in den abgegebenen Einkommensteuererkl&#228;rungen gr&#246;&#223;tenteils nicht erfasst gewesen seien. Insoweit l&#228;gen auch Verst&#246;&#223;e gegen &#167; 154 <em>AO</em> vor, da ein Name auch dann als falsch anzusehen sei, wenn er wohl vorkommen m&#246;ge, aber nicht den "Verf&#252;gungsberechtigten" bezeichne. Dies sei der Fall, wenn, wie in den geschilderten F&#228;llen, Bankkonten auf M&#228;dchennamen, auf Namen Dritter, auf Personen mit gleichem Namen aber falschem Vornamen oder auf erdichtete Namen er&#246;ffnet w&#252;rde. In F&#228;llen der Anlegung eines Kontos f&#252;r einen Dritten, z. B. auf den Namen von Kindern oder Enkeln, werde ein falscher Name nur dann nicht verwandt, wenn das Konto zwar auf den Namen eines Dritten laute, erkennbar aber den Namen des Verf&#252;gungsberechtigten ebenfalls ausweise; dies sei in den ermittelten F&#228;llen nicht der Fall. Hinzu komme, da&#223; es sich bei den in den genannten F&#228;llen als "Verf&#252;gungsberechtigte" ermittelten Personen um solche gehandelt habe, die &#252;ber betr&#228;chtliche Guthaben verf&#252;gt h&#228;tten; gerade im l&#228;ndlichen Raum sei davon auszugehen, da&#223; den Bankangestellten bekannt gewesen sei, da&#223; hier Konten auf falsche oder erdichtete Namen eingerichtet worden seien. Dar&#252;ber hinaus habe nicht in allen F&#228;llen ein Existenznachweis f&#252;r die als Konteninhaber benannten Dritten vorgelegen; dies ergebe sich bereits daraus, da&#223; einige "Konteninhaber" unter den festgehaltenen Anschriften nicht existiert h&#228;tten; auch erscheine aufgrund des teilweise ausw&#228;rtigen Wohnsitzes der "Dritten" eine &#220;berpr&#252;fung insbesondere im Hinblick darauf ausgeschlossen, da&#223; die Bankbediensteten auch ihrer Auskunftspflicht nach &#167; 26 BDSG nicht nachgekommen seien.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Ein Versto&#223; gegen &#167; 30 a AO durch die Ermittlungsbeh&#246;rden liege nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Auch das privatrechtliche Bankgeheimnis stehe im Rahmen eines strafprozessualen Ermittlungsverfahrens den Ermittlungen nicht entgegen. Im Hinblick auf den vorliegenden Anfangsverdacht sei das Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsprinzip nicht verletzt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Ergebe der Anfangsverdacht, wie im vorliegenden Fall, da&#223; Bankbedienstete es zulie&#223;en, da&#223; Kunden in einer Vielzahl von F&#228;llen auf erdichtete oder falsche Namen Konten errichteten, und da&#223; Bankbedienstete daher verd&#228;chtigt seien, Beihilfe zur Steuerhinterziehung der Kunden geleistet zu haben, "so d&#252;rfte der &#220;berpr&#252;fung s&#228;mtlicher Konten letztlich nichts im Wege stehen".Im vorliegenden Fall habe sich die Staatsanwaltschaft jedoch darauf beschr&#228;nkt, insbesondere diejenigen Konten zu &#252;berpr&#252;fen, die Konteninhaber auswiesen, die nicht ortsans&#228;ssig seien, deren Konten Guthaben auswiesen, die der H&#246;he nach &#252;ber dem Durchschnitt eines normalen Bankkunden l&#228;gen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Sicherstellung von Bankunterlagen versto&#223;e auch nicht gegen Vorschriften des Datenschutzgesetzes. Im Rahmen einer rechtm&#228;&#223;igen Beschlagnahme k&#246;nne von unbefugter &#220;bermittlung von Daten nicht die Rede sein. Fraglich sei &#252;berdies, ob sich die Beschwerdef&#252;hrerin als juristische Person auf das Recht auf informationelle Selbstbestimmung berufen k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich seien die sichergestellten Beweismittel auch s&#228;mtlich f&#252;r die Untersuchung von Bedeutung. Die Kontoer&#246;ffnungsunterlagen erm&#246;glichten die Feststellung, ob Kontoinhaber und Verf&#252;gungsberechtigter identisch seien und ob bei fehlender Identit&#228;t falsche oder erdichtete Namen verwendet worden seien.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Depotausz&#252;ge bestehe nach aller kriminalistischer Erfahrung der Verdacht, da&#223; Kunden mit fiskalischer Verschleierungsabsicht auch auf die M&#246;glichkeit von Depotanlagen verwiesen worden seien.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Im weiteren Fortgang des Ermittlungsverfahrens wurde festgestellt, da&#223; einzelne Konten nicht in die beschlagnahmte Gl&#228;ubigerliste aufgenommen waren, obgleich sie in sachlicher und zeitlicher Hinsicht dort erscheinen m&#252;ssten.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Auf konkrete Anforderung der Ermittlungsbeh&#246;rde &#252;bersandte die Beschwerdef&#252;hrerin in Einzelf&#228;llen Kontenverdichtungen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Am 16.08.1990 hat die Beschwerdef&#252;hrerin gegen den Beschluss des Amtsgericht C7 vom 21.02.1989 - ## Gs ##/## -, durch den die Beschlagnahme der am 17.01.1989 sichergestellten Unterlagen best&#228;tigt worden ist, und gegen den Beschluss des Amtsgerichts C7 vom 19.12.1989 - ## Gs ###/## -, durch den die Beschlagnahme der am 11. und 16.10.1989 sichergestellten Unterlagen best&#228;tigt worden ist, Beschwerde eingelegt.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung macht die Beschwerdef&#252;hrerin zun&#228;chst geltend, das Amtsgericht sei in den angefochtenen Beschl&#252;ssen von einem falschen Sachverhalt ausgegangen. Hierzu listet sie 13 F&#228;lle auf, zu denen sie im wesentlichen ausf&#252;hrt, entgegen den Beschlussgr&#252;nden sei es tats&#228;chlich so, da&#223; teilweise die als Kontoinhaber benannten "Dritten" existierten, da&#223; bei unterschiedlicher Verwendung mehrere tats&#228;chlich vorhandener Vornamen eines "Verf&#252;gungsberechtigten" eine Identit&#228;tst&#228;uschung nicht vorliege, da&#223; die Aufnahme des Nachnamens eines Verf&#252;gungsberechtigten in entstellter Form auf einem Schreibfehler beruhe, da&#223; die angeblich nicht existierenden Dritten teilweise die Kontoer&#246;ffnungsformulare sogar pers&#246;nlich unterschrieben h&#228;tten, oder da&#223; sonst versehentlich in Einzelf&#228;llen nicht zutreffende oder missverst&#228;ndliche Angaben auf Kontoer&#246;ffnungskarten gemacht worden seien. Keinesfalls h&#228;tten Bankbedienstete zur Anlegung eines Kontos auf den Namen eines fiktiven Dritten geraten.Hiernach k&#246;nne von einer Vielzahl falscher Konten bei insgesamt ca. 30.000 Einlagekonten nicht die Rede sein.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdef&#252;hrerin tritt auch den rechtlichen Ausf&#252;hrungen in den angefochtenen Beschl&#252;ssen entgegen:</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Es fehle an einem Anfangsverdacht gegen&#252;ber Bediensteten der Beschwerdef&#252;hrerin hinsichtlich von Beihilfehandlungen zur Steuerhinterziehung durch Bankkunden. &#167; 154 AO verbiete nicht die Errichtung von Konten auf den Namen existierender Dritter; gem&#228;&#223; Anwendungserlass zu &#167; 154 AO bed&#252;rfe es dar&#252;ber hinaus nicht einmal der ausdr&#252;cklichen Zustimmung des Dritten. Unerfindlich bleibe, warum Bankangestellte im l&#228;ndlichen Raum bei der Errichtung von Konten auf den Namen Dritter durch Kunden mit betr&#228;chtlichem Guthaben bekannt sein solle, da&#223; es sich hier um falsche oder erdichtete Namen handele. Eine Legitimationspr&#252;fung sei nur hinsichtlich des verf&#252;gungsberechtigten Gl&#228;ubigers erforderlich, wohingegen bez&#252;glich des Dritten nach dem Einf&#252;hrungserlass nur ein Existenznachweis erforderlich sei. Sei der Verf&#252;gungsberechtigte als potentieller Steuerschuldner benennbar, komme es im Zusammenhang mit einer eventuellen Steuerhinterziehung auf die Existenz des Dritten im &#252;brigen nicht an.Die Art und Weise der Ermittlungen stelle sich weiterhin als unzul&#228;ssige systematische Suche nach "Zufallfunden" dar. Teilweise werde gegen Bankkunden aufgrund eines lediglich gegen&#252;ber Dritten bestehenden Tatverdachtes ermittelt, einer Verfahrensweise, der auch &#167; 30 a AO entgegenstehe.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Unterlagen, insbesondere Kontoer&#246;ffnungskarten, h&#228;tten mangels Tatverdacht nicht beschlagnahmt werden d&#252;rfen, soweit die Konten nicht auf Namen Dritter lauteten. Dies m&#252;sse auch f&#252;r aus Sicht der Bankbediensteten v&#246;llig unbedenkliche Kontenaufnahmen von Kindern oder nahen Angeh&#246;rigen gelten.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Auch die Finanzverwaltung vertrete nach einem Erlass des Ministeriums der Finanzen Rheinland-Pfalz vom 02.07.1990 - S 0325 A-446 - die Auffassung, da&#223; "Verf&#252;gungsberechtigter" im Sinne des &#167; 154 Abs. 2 AO neben dem Gl&#228;ubiger auch dessen gesetzlicher Vertreter und Kontobevollm&#228;chtigter sei. Es sei unbedenklich, wenn vor dem 01.01.1991 erloschene Befugnisse nicht in das alphabetische Namensverzeichnis o.&#228;. aufgenommen w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Unzul&#228;ssigerweise w&#252;rden auch Steuererkl&#228;rungen von steuerpflichtigen Bankkunden -&#252;berpr&#252;ft, welche die gesetzlich einger&#228;umte M&#246;glichkeit der Steueramnestie in Anspruch genommen h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Abschlie&#223;end macht die Beschwerdef&#252;hrerin unter Berufung auf ein von Herrn Prof. Dr. G, Bundesverfassungsrichter i.R., eingeholtes Rechtsgutachten vom 01.07.1990 (im folgendem: Gutachten) geltend, die Vorgehensweise der Ermittlungsbeh&#246;rden, insbesondere die Art und Weise der Ermittlungen, versto&#223;e im Bezug auf die Grundrechte aus Artikel 2 Abs. 1, 12 Abs. 1, 13 Abs. 1. und 14 Abs. 1 GG gegen den Verfassungsgrundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit, wobei als Abw&#228;gungsfaktor auch das informationelle Selbstbestimmungsrecht in Verbindung mit dem Bankgeheimnis und der Grundgedanke des &#167; 30 a AO ber&#252;cksichtigt werden m&#252;ssten.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Mit erg&#228;nzendem Antrag vom 31.08.1989 hat die Beschwerdef&#252;hrerin beantragt, "die Unverwertbarkeit der rechtswidrig genommenen Kenntnisse festzustellen." Zur Begr&#252;ndung macht sie im wesentlichen geltend, es fehle ein hinreichender Anfangsverdacht.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Staatsanwaltschaft C7 am 21.09.1990 beantragt hat, der Beschwerde vom 16.08.1990 nicht abzuhelfen, hat das Amtsgericht C7 am 05.10.1990 in diesem Sinn entschieden und die Akten der Kammer zur Entscheidung &#252;ber die Beschwerde zugeleitet.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist gem&#228;&#223; &#167; 304 Abs. I, 2 StPO zul&#228;ssig, soweit mit dem Antrag vom 16.08.1990 die Aufhebung der angefochtenen Beschlagnahmebeschl&#252;sse mit der Folge, da&#223; die sichergestellten Unterlagen an die Beschwerdef&#252;hrerin herauszugeben waren, begehrt wird.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">In diesem Umfang ist mit dem vorherigen Gewahrsam der Beschwerdef&#252;hrerin an den beschlagnahmten Unterlagen eine der selbst zustehende Rechtsposition ber&#252;hrt. Hingegen ist im vorliegenden Beschwerdeverfahren f&#252;r die mit Antrag der Beschwerdef&#252;hrerin vom 31.08.1990 begehrte Feststellung der Unverwertbarkeit "der rechtswidrig gewonnenen Kenntnisse" unabh&#228;ngig davon, ob eine solche Rechtswidrigkeit festgestellt werden k&#246;nnte, kein Raum. &#220;ber die Frage der Verwertbarkeit eventuell in rechtswidriger Weise erlangter Kenntnisse der Ermittlungsbeh&#246;rde ist im Rahmen des Hauptverfahrens gegen die jeweiligen Beschuldigten (ohnehin) zu entscheiden (LG K&#246;ln, Beschl. v. 31.08.1982 - 117 Qs 11/82 - und vom 25.04.1983 - 117 Qs 3/83 - StrV 1983, 56, 275; vgl. insoweit auch LG Arnsberg, Beschl. v. 27.06.1983 - 3 Qs 43/83 <strong>-,</strong> ZIP 1984, 889, 892), Auch unter Ber&#252;cksichtigung des ungeschriebenen Verfassungsgrundsatzes, da&#223; Grundrechte - auch in gerichtsverfahrensm&#228;&#223;iger Hinsicht - im Sinne einer gr&#246;&#223;tm&#246;glichen Effektivit&#228;t zur Geltung zu bringen sind, ist es im allgemeinen nicht geboten, &#252;ber diese Frage bereits in einem Beschwerdeverfahren der vorliegenden Art zu entscheiden. Dies gilt entgegen der Auffassung des Landgerichts Baden-Baden ( Beschl. v. 16.05.1989 - 1 Qs 321/88, ZIP 1989, 766, 767; zweifelnd noch im Beschl. 1 Qs 246/87, ZIP 1989, 764, 766) auch, soweit die Beschwerdef&#252;hrerin als Drittbetroffene an den Hauptverfahren gegen die Beschuldigten nicht beteiligt ist. Es kann dahinstehen, ob sich die Beschwerdef&#252;hrerin, eben weil sie selbst als Beschuldigte nicht in Betracht kommt, auf ein solches Verwertungsverbot im Strafverfahren &#252;berhaupt berufen kann (f&#252;r das FGO-Verfahren entsprechend verneinend: FG Saarland, Beschl. v. 10.04.1990 - 2 V 34/90- wistra 1990, 272, 273). Die sch&#252;tzenswerten rechtlichen Interessen der Beschwerdef&#252;hrerin, hinsichtlich derer im einzelnen auf die weiteren Ausf&#252;hrungen verwiesen wird, erfordern jedenfalls nicht den ausdr&#252;cklichen Ausspruch eines Verwertungsverbotes im Beschwerdeverfahren. Diese Frage ist vielmehr inzident im Rahmen der Begr&#252;ndetheit der Beschwerde unter dem Gesichtspunkt der Beweisgeeignetheit der beschlagnahmten Unterlagen zu pr&#252;fen (LG Bonn, Beschl. v. 01.07.1980 - 37 Qs 57/80 -, NJW 1981, 292, 293). Soweit die Beschwerdef&#252;hrerin isoliert die Rechtswidrigkeit der Art und Weise der Durchf&#252;hrung der Beschlagnahme geltend machen will, ist das Beschwerdeverfahren hierf&#252;r nicht die statthafte Verfahrensart.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde hat, soweit sie zul&#228;ssig ist, in der Sache keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die durch die angefochtenen amtsrichterlichen Beschl&#252;sse beschlagnahmten Unterlagen k&#246;nnen s&#228;mtlich im Sinne des &#167; 94 Abs. 1 StPO f&#252;r die Untersuchung von Bedeutung sein.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die Kammer ist als Beschwerdegericht gehalten, die angefochtenen Entscheidungen in tats&#228;chlicher und rechtlicher Hinsicht aufgrund des <span style="text-decoration:underline">heutigen</span> Ermittlungsstandes zu &#252;berpr&#252;fen. Entscheidend ist, ob hiernach die sichergestellten Unterlagen weiter in Beschlag zu halten sind, nicht hingegen, ob die Voraussetzungen des &#167; 94 StPO zum Zeitpunkt der Sicherstellung oder des Erlasses des angefochtenen Beschl&#252;sse vorgelegen haben (Karlsruher Kommentar (KK) - Engelhardt, StPO GVG, 2. Aufl., M&#252;nchen 1987, &#167; 309 Rz. 6; L&#246;we/Rosenberg(L/R)/Sch&#228;fer, StPO, 24. Aufl., Berlin/New York 1988, &#167; 98, Stand: 01.04.1986, Rz. 67; Kleinknecht/Meyer, StPO/GVG, 39. AufI., M&#252;nchen 1989, &#167; 309 Rz. 3).</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Es liegen zureichende tats&#228;chliche Anhaltspunkte im Sinne des &#167; 152 Abs. 2 StPO daf&#252;r vor, da&#223; eine Reihe von ehemaligen und heutigen Bediensteten der Beschwerdef&#252;hrerin Bankkunden Beihilfe zur Steuerhinterziehung, &#167;&#167; 370 AO, 27 StGB, geleistet haben. Ein derartiger Anfangsverdacht erfordert, da&#223; die Begehung dieser Taten und deren Verfolgbarkeit nach kriminalistischer Erfahrung als m&#246;glich erscheint, wobei diese Prognose auf einem Tatsachenkern beruhen muss und nicht lediglich eine reine Vermutung darstellen darf (Kleinknecht/Meyer, a.a.O., &#167; 152, Rz. 4; KK-Laufh&#252;tte, a.a.O., &#167; 94 Rz. 8; LR-Sch&#228;fer, a.a.O., &#167; 94 Rz. 12; BGH, Urteil vom 21.04.1988 - III ZR 255/86 -, NJW 1989, 96, 97 m.w.N.). Es ist jedoch nicht erforderlich, da&#223; der Verdacht bereits auf eine oder mehrere bestimmte Personen als T&#228;ter hindeutet.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Der gegen die Mitarbeiter der Beschwerdef&#252;hrerin bestehende Anfangsverdacht ist auch nicht zwingend davon abh&#228;ngig, ob in jedem Verdachtsfall ein Versto&#223; gegen das in &#167; 154 AO niedergelegte Prinzip der Kontenwahrheit in seiner gesetzlichen Auspr&#228;gung vorliegt. Auch anderweitig nicht gesetzlich untersagte Verhaltensweisen verm&#246;gen aufgrund ihres konkreten sozialen Zusammenhanges und ihrer Intention eine Beihilfe im strafrechtlichen Sinn darzustellen. Allerdings wird der Versto&#223; gegen eine Gesetzesvorschrift wie z. B. des &#167; 154 AO im Regelfall als erhebliches Indiz f&#252;r einen strafrechtlichen Hintergrund anzusehen sein. Andererseits kann auch bei einem festgestellten Versto&#223; gegen &#167; 154 AO im Einzelfall ein strafrechtlich irrelevantes Verhalten vorliegen. Es bedarf &#252;berdies keiner n&#228;heren Ausf&#252;hrung, da&#223; Kreditinstitute das Funktionieren des Geldverkehrs sicherzustellen haben, ohne hierbei als Vormund oder H&#252;ter ihrer Kunden aufzutreten. Auch die Grunds&#228;tze des sozialad&#228;quaten Verhaltens und des erlaubten Risikos hindern aber die Strafbarkeit des Verhaltens eines Bankmitarbeiters dann nicht, wenn dem Kunden im konkreten Fall die Einrichtung eines Kontos, Depots o. &#228;. auf fremden, falschen oder erdichteten Namen zwecks Aufnahme von Steuerhinterziehungsgeldern bankseitig wenn ein Kunde im Zusammenhang mit vorgeschlagen wird, oder einer derartigen Kontoer&#246;ffnung bzw. -f&#252;hrung durch Bankmitarbeiter zumindest mit bedingtem Vorsatz in seinem Steuerhinterziehungsvorsatz konkret best&#228;rkt wird (&#228;hnlich: Kniffka, Die Durchsuchung von Kreditinstituten in Steuerstrafverfahren, wistra 1987, 309 ff. m. w. N.).</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Dies gilt auch bei einer nach dem Wortlaut des &#167; 154 AO an sich nicht zu beanstandenden Anlegung eines Kontos lediglich auf fremden Namen, ohne da&#223; dieser falsch oder erdichtet ist, und gleichzeitiger ordnungsm&#228;&#223;iger Erfassung des Verf&#252;gungsberechtigten mit der Folge, da&#223; bei einem Auskunftsersuchen eines Finanzamtes nach &#167; 93 AO entsprechende Angaben durch das Kreditinstitut gemacht werden k&#246;nnen. Es reicht n&#228;mlich aus, wenn der steuerpflichtige Bankkunde <span style="text-decoration:underline">glaubt</span>, durch die vorstehend dargestellte Art der Konteneinrichtung und -f&#252;hrung darauf eingezahlte Gelder dem Finanzamt besser verschleiern zu k&#246;nnen und durch die ihm einger&#228;umte entsprechende M&#246;glichkeit in einem dahingehenden Hinterziehungsvorsatz konkret best&#228;rkt wird. Daf&#252;r, da&#223; der beteiligte Bankmitarbeiter dies auch entsprechend versteht, bestehen z. B. dann Anhaltspunkte, wenn die Daten des benannten dritten Kontoinhabers nicht hinreichend festgehalten werden, seine Existenz nicht nachgewiesen wird und/oder eine nach &#167; 26 SDSG erforderliche Mitteilung an ihn unterbleibt. Hinsichtlich der (nur) wegen ihrer strafrechtlichen Indizwirkung bedeutsamen Reichweite der Verbotsnorm des &#167; 154 Abs. 1 AO und der Gebotsnorm des &#167; 154 Abs. 2 AO besteht insbesondere im Fall der Errichtung eines Kontos auf den Namen eines Dritten keine v&#246;llige &#220;bereinstimmung. W&#228;hrend es in dem gemeinsamen L&#228;ndererlass der L&#228;nderfinanzminister im Einvernehmen mit dem Bundesminister der Finanzen vom 01.12.1969 noch hie&#223;, ein Name sei im Sinne des damaligen &#167; 163 AO (bereits) dann falsch, wenn es ihn zwar gebe, er aber nicht den Verf&#252;gungsberechtigten bzw. Gl&#228;ubiger bezeichne (Zzt. nach OB 1970, 232; so auch Franzen/Gast/Samson-Gast de Haan , Steuerstrafrecht , 3. Aufl., M&#252;nchen 1985, &#167; 379 AO, Rz. 38 m. w. N.), ist es nach dem Einf&#252;hrungserlass zur AO 1977 vom 01.10.1976 (BStBL 1976 I, 576, 605) und dem Anwendungserlass zur AO (AEAO) v. 24.09.1987 (BStBL 1987 I, 664, 694), Ziff. 2 zu &#167; 154, ausdr&#252;cklich zul&#228;ssig, Konten auf den Namen Dritter zu f&#252;hren, ohne da&#223; es deren ausdr&#252;cklicher Zustimmung bedarf, wobei deren Existenz allerdings nachzuweisen ist. Kohlmann stellt klar (Steuerstrafrecht, 5. Aufl., K&#246;ln 1990, zu &#167; 379 AO 1977, Lieferung 09.07.1980, Rz. 56 f m. w. N.), da&#223; ein Name falsch ist, wenn er demjenigen, der ihn f&#252;hrt, rechtlich nicht zusteht, wie z. B. der M&#228;dchenname einer verheirateten Frau. W&#228;hrend das Auseinanderfallen von Kontoinhaber und Verf&#252;gungsberechtigtem allgemein als zul&#228;ssig angesehen wird (M&#246;sbauer, Steuergef&#228;hrdung durch Verletzung der Pflicht zur Kontenwahrheit nach &#167; 154 Abs. 1 AO, NStZ 1990, 475; earl Klos, Das ungel&#246;ste Problem des "Verf&#252;gungsberechtigten" im Sinne des &#167; 154 Abs. 2 AO aus Sicht der Ermittlungsbeh&#246;rden, wistra 1990, 42 mit umfangreichen Nachweisen aus dem abgabenrechtlichen Schrifttum; Kohlmann, a.a.O.), ist fraglich, wie weit sich in diesem Fall die Pr&#252;fungspflicht der Kreditinstitute nach &#167; 154 Abs. 2 AO im einzelnen erstreckt. Forderte der L&#228;ndererlass vom 01.12.1969 (a.a.O.) noch eine Vergewisserung hinsichtlich des Inhabers und des Verf&#252;gungsberechtigten, lassen der Einf&#252;hrungserlass und der Anwendungserlass zur AO 1977 (jeweils a.a.O.) entsprechend dem Wortlaut des &#167; 154 Abs. 2 AO die Vergewisserung hinsichtlich des Verf&#252;gungsberechtigten gen&#252;gen und verlangen hinsichtlich des Dritten neben dem Existenznachweis nur das Festhalten der Angaben &#252;ber Person und Anschrift. Das Schrifttum zeigt insoweit, ebenso wie hinsichtlich der Frage, wer als Verf&#252;gungsberechtigter im Sinne des &#167; 154 Abs. 2 AO anzusehen ist, ein uneinheitliches Bild (M&#246;sbauer a.a.O.; Carl-Klos, a.a.O.; jeweils mit neuesten Nachweisen). Die genaue Reichweite der Pr&#252;fungspflicht kann im Rahmen der hier zu treffenden Beschwerdeentscheidung offen bleiben, da ein f&#252;r das Vorliegen einer "Untersuchung" im Sinne des &#167; 94 Abs. 1 StPO hinreichender Tatverdacht gegen Mitarbeiter der Beschwerdef&#252;hrerin, Kunden Beihilfe zur Steuerhinterziehung geleistet zu haben, nach den vorstehend dargestellten Kriterien unabh&#228;ngig davon besteht, in welcher Intensit&#228;t sich die Pr&#252;fungspflicht auf den dritten Konteninhaber erstreckt.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Wie sich aus der nachfolgenden Aufstellung von bislang ermittelten 36 F&#228;llen im einzelnen ergibt, haben - mit unterschiedlichem Gewicht - eine Reihe von Mitarbeitern der Beschwerdef&#252;hrerin an der Errichtung und F&#252;hrung von Spar- und Termingeldkonten sowie eines Depots tats&#228;chlich mitgewirkt, deren Gelder s&#228;mtlich in irgendeiner Form der Besteuerung entzogen worden sind. In allen F&#228;llen fallen der formale Konteninhaber und der tats&#228;chlich Berechtigte auseinander. Dar&#252;ber hinaus wussten viele Konteninhaber nichts von den auf ihren Namen gef&#252;hrten Konten. Die Beschwerdef&#252;hrerin r&#228;umt in diesem Zusammenhang Verst&#246;&#223;e gegen &#167; 26 BDSG selbst ein. Bei der Er&#246;ffnung von Konten auf entfernteste Verwandte oder Bekannte mit ausw&#228;rtigem Wohnsitz dr&#228;ngt sich ein Steuerhinterziehungszweck geradezu auf. Teilweise existieren die Kontoinhaber nach dem bisherigen Ermittlungsstand &#252;berhaupt nicht; es erscheint ausgeschlossen, da&#223; sich die Mitarbeiter der Beschwerdef&#252;hrerin in diesen F&#228;llen entsprechend der zu verlangenden Mindestanforderung deren Existenz haben nachweisen lassen; daf&#252;r, da&#223; dies nicht stets geschah, sprechen unvollst&#228;ndige oder ortsbekannt falsche Eintragungen, was wiederum ein bewusstes Beihilfeverhalten indiziert. Vergleichbares gilt hinsichtlich einer Reihe von Eintragungen bez&#252;glich der Verf&#252;gungsberechtigten; es erscheint ausgeschlossen, da&#223; beteiligte Bankmitarbeiter ihrer Pr&#252;fungspflicht gen&#252;gt haben, wenn z. B. Konten auf M&#228;dchennamen verheirateter Frauen er&#246;ffnet wurden; auch dies indiziert ein bewusstes Beihilfeverhalten. Gleiches gilt f&#252;r weitere Er&#246;ffnungen unter falschem Namen, wodurch ein eventuelles Auskunftsersuchen nach &#167; 93 AO m&#246;glicherweise ins Leere gegangen w&#228;re. Hinzu kommt, da&#223; es sich in vielen F&#228;llen um am Sitz der Beschwerdef&#252;hrerin bekannte Pers&#246;nlichkeiten, oftmals um Gewerbetreibende oder Freiberufler mit &#252;berdurchschnittlichen Einlagebetr&#228;gen, handelte. Schlie&#223;lich haben sich einige Kunden im Ermittlungsverfahren bzw. in Beschuldigtenvernehmungen dahin eingelassen, da&#223; Mitarbeiter der Beschwerdef&#252;hrerin zur Verschleierung vor den Finanzbeh&#246;rden zu den aufgez&#228;hlten Er&#246;ffnungsvarianten geraten h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Der gegen fr&#252;here und heutige Mitarbeiter der Beschwerdef&#252;hrerin bestehende strafprozessuale Anfangsverdacht, Beihilfe zu durch Kunden begangene Steuerhinterziehungen geleistet zu haben, gr&#252;ndet sich im einzelnen auf folgende tats&#228;chliche Anhaltspunkte, die nach gegenw&#228;rtigem Ermittlungsstand folgenden 36 F&#228;llen des Verdachts der Steuerhinterziehung zugeordnet werden k&#246;nnen:</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">1) Fall B</span></p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Herr B2 war bis zu seinem Tod im Jahre 1986 Aufsichtsratsmitglied der Beschwerdef&#252;hrerin. Bereits im Jahre 1966 wurden Konten unter dem Namen "S9" er&#246;ffnet, hinsichtlich derer der Verdacht besteht, da&#223; insoweit ein Versto&#223; gegen &#167; 154 AO und deshalb ein Namensmi&#223;brauch vorliegt. Am 11.12.1979 wurde seitens des Vorgenannten, der &#252;ber mehrere Sparkonten bei der Beschwerdef&#252;hrerin verf&#252;gte, das Konto ####### auf den Namen " M4" er&#246;ffnet, wobei der Bankangestellte S best&#228;tigte, den Kontoinhaber M4 pers&#246;nlich zu kennen; dieser habe den Antrag&#160; vor ihm unterschrieben. Demgegen&#252;ber hat Herr M4 unter dem 30.08.1989 ge&#228;u&#223;ert, von einem derartigen Konto nicht zu wissen; Gesch&#228;ftsbeziehungen zu der Beschwerdef&#252;hrerin h&#228;tten von seiner Seite aus nie bestanden; Herr B2 sei in erster Ehe mit der Schwester seiner verstorbenen Mutter verheiratet gewesen; seit 1974 oder 1975 habe es nur 1 oder 2 H&#246;flichkeitsbesuche gegeben, wobei &#252;ber Geldangelgenheiten nicht gesprochen worden sei. In einem f&#252;r dieses Sparkonto am 16.09.1984 abgeschlossenen Vertrag zugunsten Dritter, der bankseits von den Herren S und I2 unterschrieben ist, ist Frau B mit Wirkung zum 18.11.1985 als Beg&#252;nstigte eingesetzt.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">2) Fall C</span></p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Am 31.01.1984 er&#246;ffnete Frau C ein Termineinlagenkonto auf den Namen ihrer im Jahre 1967 geborenen Tochter D2 als Kontoinhaberin. Obgleich der Antrag von Frau C unterschrieben wurde, best&#228;tigte der Bankmitarbeiter S, da&#223; ihm der Kontoinhaber pers&#246;nlich bekannt sei und vor ihm den Er&#246;ffnungsantrag unterschrieben habe. Frau C war auf dem Antrag als Gl&#228;ubigerin und Verf&#252;gungsberechtigte aufgef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">3) Fall J C</span></p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Frau C unterhielt bis ins Jahr 1984 Konten auf den Namen ihrer vollj&#228;hrigen Tochter, H6 C. Weiter unterhielt sie Konten auf ihren M&#228;dchennamen "L10". So weist das Sparkonto Nr. ####### als Kontoinhaberin "L10" und als Gl&#228;ubigerin und Verf&#252;gungsberechtigte "J C6 aus. Unterschrieben ist dieser Antrag mit "L10". Auf Bankseite ist der Antrag von dem fr&#252;heren Angestellten S unterschrieben. Die Kontoer&#246;ffnungskarte des Kontos Nr. #######, ebenfalls lautend auf "L10" als Kontoinhaberin, konnte bislang nicht gefunden werden.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">4) Fall Eheleute C2</span></p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die Eheleute C2 unterhielten auf die frei erfundenen Namen "N5" und "E6" insgesamt 3 Konten. Im Fall "E6" sind die beiden Er&#246;ffnungskarten mit "E6" unterschrieben. Seitens des Unterzeichnenden Bankmitarbeiters T10 wurde auf den Er&#246;ffnungskarten best&#228;tigt, da&#223; ihm die als Verf&#252;gungsberechtigte und Gl&#228;ubigerin eingetragene Frau C2 pers&#246;nlich bekannt sei.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">5) Fall Eheleute C10</span></p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">In diesem Fall wurde im Jahre 1974 ein Sparkonto auf den Namen "N6" er&#246;ffnet, wobei es sich um den Vater der Frau C3 handeln soll. Es existieren unter dem Datum 03.01.1974 auf die Kontonummer ####### zwei Er&#246;ffnungskarten, die von verschiedenen Antragstellern unterschrieben sind, aber beide als Inhaber "N6" und als Verf&#252;gungsberechtigte die Eheleute C10 ausweisen. Seitens der Bank sind beide Karten von dem ehemaligen Angestellten S unterschrieben. Die sp&#228;ter beschlagnahmte Karte weist handschriftliche Erg&#228;nzungen unter den Rubriken Geburtsdatum und Beruf des Inhabers auf.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">6) Fall C4</span></p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1973 er&#246;ffneten Herr C4 und seine im Jahre 1980 verstorbene Ehefrau ein Konto auf den Namen "C5". Bei letzterer handelte es sich um eine Verwandte des Herrn C4. Auf der Kontoer&#246;ffnungskarte ist kein Geburtsdatum und als Anschrift lediglich "#### T11" eingetragen. Frau C5 war von dem Konto nichts bekannt. Am 13.01.1975 er&#246;ffneten die Eheleute C4 als Gl&#228;ubiger und Verf&#252;gungsberechtigte ein weiteres Sparkonto auf den Namen "I8". Dieser Name ist frei erfunden. Der Er&#246;ffnungsantrag "C5" wurde von dem Bankangestellten W2, der Er&#246;ffnungsantrag "I8" von dem Mitarbeiter S unterzeichnet. Herr C4 hat bei seiner staatsanwaltlichen Vernehmung als Beschuldigter am 01.12.1989 ge&#228;u&#223;ert, bei Er&#246;ffnung&#160; des letzteren Kontos seien ihm der Name I8 sowie die Anschrift vermutlich von Herrn S genannt worden.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">7) Fall: C9</span></p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">In den Jahren 1977-1981 er&#246;ffneten die Eheleute C9 5 Konten auf die Namen der nicht existierenden Personen "H7", "L6", "T12", "I9". Als Anschrift war teilweise "#### C7-C11, C7er Str. ##" auf den Er&#246;ffnungsantr&#228;gen eingetragen, wobei im &#246;rtlichen Bereich bekannt ist, da&#223; der Ortsteil C11 zur Gemeinde T13 und nicht zu C7 geh&#246;rt. Bis auf den Kontoer&#246;ffnungsantrag hinsichtlich des Kontos Nr. ####### (L6) sind die Er&#246;ffnungsantr&#228;ge von dem Bankmitarbeiter S unterschrieben. Auf dem Er&#246;ffnungsantrag hinsichtlich des Kontos Nr. ####### (L6), der von dem Bankmitarbeiter S3 unterzeichnet ist, ist vermerkt, da&#223; die als Gl&#228;ubiger und Verf&#252;gungsberechtigte eingetragenen Eheleute C9 Herrn S pers&#246;nlich bekannt seien. Demgegen&#252;ber ist auf dieser Karte angekreuzt, da&#223; der Kontoinhaber dem unterzeichnenden Mitarbeiter pers&#246;nlich bekannt sei. Die entsprechende Rubrik ist auch auf dem Er&#246;ffnungsantrag des Kontos #######, ebenfalls lautend auf Herrn L6 als Kontoinhaber, angekreuzt. Auf dem Kontoer&#246;ffnungsantrag hinsichtlich des auf den Namen I9 lautenden Sparkontos ist angekreuzt: "Die Existenz des Kontoinhabers ist mir pers&#246;nlich bekannt".</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">8<span style="text-decoration:underline">) Fall Eheleute E3</span></p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Erstmals im November 1965 er&#246;ffneten diese ein Konto auf den frei erfundenen Namen "Eheleute H, wobei der Er&#246;ffnungsantrag zum Konto Nummer #### dennoch zwei Unterschriften "H ausweist. Seitens des beteiligten Bankmitarbeiters S ist best&#228;tigt, da&#223; sich der Kontoinhaber durch Personalausweis ausgewiesen habe. Ein weiteres Konto auf "Eheleute H mit der Nummer #(#)###### wurde im Jahre 1977 unter Beteiligung des Bankangestellten S eingerichtet; Mitte 1985 erhielt es die Nummer #########. Ausweislich eines im Jahre 1981 hinsichtlich dieses Kontos geschlossenen Vertrages zugunsten Dritter waren die Kinder der Eheleute E3 f&#252;r den Fall des Todes des Kontoinhabers beg&#252;nstigt. Als diesen im Jahr 1988 Kontovollmacht einger&#228;umt wurde, waren weiterhin als Kontoinhaber die "Eheleute H eingetragen, unterzeichnet wurde jedoch auf die Namen F2 und J E3. Seitens der Bank ist die Vollmacht vom 15.01.1988 durch Herrn S3 unterzeichnet. Herr E3 hat im Ermittlungsverfahren ge&#228;u&#223;ert, der Name H sei frei erfunden gewesen; die Methode sei seinerzeit von einem ihm nicht mehr bekannten Bankbeamten aufgezeigt worden.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">9) Fall E</span></p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1977 er&#246;ffnete Herr E als Gl&#228;ubiger und Verf&#252;gungsberechtigter auf den Namen "H8" unter Mitwirkung von Herrn S ein Sparkonto. Existent ist eine Person "O3 H4", dessen Patenonkel Herr E ist. Herr H4, heute "L11" erfuhr erst im Rahmen des Ermittlungsverfahrens von diesem Konto. Auf der Kontoer&#246;ffnungskarte ist ausdr&#252;cklich vermerkt: "Gl&#228;ubiger-Verf&#252;gungsrecht beachten".</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">10) Fall F3</span></p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1976 wurde durch X5, T14, I10 und I11 F3 als verf&#252;gungsberechtigte Gl&#228;ubiger ein Sparkonto auf den Namen "T15" unter Mitwirkung des Bankangestellten T16 eingerichtet. Nach einer Auskunft des Steuerberaters I2 der Familie F3 im Rahmen des Ermittlungsverfahrens ist der Name der tats&#228;chlich existierenden Person "T17" seitens seiner Mandanten missbraucht worden.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">11) Fall G2</span></p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Die Eheleute G2 - der Ehemann betreibt eine Zahnarztpraxis - unterhielten auf verschiedene Namen von Dritten, die hiervon keine Kenntnis hatten, Konten bei der Beschwerdef&#252;hrerin. Bis auf "G6", dessen Existenz noch nicht ermittelt ist, handelt es sich um existierende Personen. Zwei Konten wurden auf den Namen "<span style="text-decoration:underline">L12</span>" gef&#252;hrt, wobei das erste Konto im Jahre 1977 er&#246;ffnet und im Jahre 1982 wieder aufgel&#246;st wurde, das zweite Konto, das jedenfalls per 31.12.1988 noch bestand, im Jahre 1981 er&#246;ffnet wurde. Gl&#228;ubiger und Verf&#252;gungsberechtigte waren I12 und H9 bzw. G2. Die Er&#246;ffnungskarten sind von den Bankmitarbeitern S3 und S unterzeichnet. Das sp&#228;tere Konto war unter dem Namen "L12" nicht in der beschlagnahmten Gl&#228;ubigerliste enthalten.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Am 25.10.1978 er&#246;ffneten die Eheleute G2 ein Sparkonto auf den Namen "Q2" unter Beteiligung des Bankmitarbeiters S. Am 04.09.1985 wurde ein weiteres Konto auf den Namen "Q3" unter Mitwirkung des Bankangestellten S3 er&#246;ffnet und mit diesem Namen unterschrieben. Aufgrund einer Vergleichsunterschrift bestehen Zweifel an der Echtheit dieser Unterschrift. Als Bevollm&#228;chtigte ist in letztgenanntem Fall Frau G2 mit entsprechender Unterschriftsprobe vermerkt. Im Jahre 1979 wurde ein Konto auf den Namen "S6 Q4" eingerichtet, und zwar unter Beteiligung des Bankangestellten S. In gleicher Weise wurden im Jahre 1981 Konten auf die Namen "I13 " und "G6", letzteres mit der Anschrift F4, C12er Str. ##, der Anschrift der Zahnarztpraxis, eingerichtet. Bereits im Jahre 1979 war ein Konto auf den Namen "I14 T18" eingerichtet worden, und zwar unter Beteiligung der Bankangestellten Frau I5. Bei Herrn T18 handelt es sich um einen Pfarrer, der die Familie G2 seelsorgerisch betreute und unter anderem deren Kinder getauft hat. Von dem Konto erfuhr er erst im Rahmen des Ermittlungsverfahrens. Nach dem bisherigen Ermittlungen wurden auf dieses Konto, ein Sparkonto, &#252;ber 100 auf den Namen G2 eingereichte Schecks gutgeschrieben.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">12) Fall H2</span></p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Die Eheleute H2 unterhielten auf 8 unterschiedliche fremde Namen (N E2, H10 und N7 H11, G7 geb. X6, G8, B3, J2 B3, D3 geb. X6, D4) Konten als Gl&#228;ubiger und Verf&#252;gungsberechtigte. Eine Person D4, auf die Konten in den Jahren 1975 und 1977 eingerichtet wurden, und zwar unter Beteiligung von Herrn S, gibt es nach dem jetztigen Ermittlungsstand nicht. Nach den bisherigen Ermittlungen haben die &#252;brigen als Kontoinhaber eingesetzten Personen die Kontoer&#246;ffnungsantr&#228;ge pers&#246;nlich unterzeichnet, wobei in dem Antrag hinsichtlich des Kontos Nr. ######### (N E2) vermerkt ist, offensichtlich durch den beteiligten Bankmitarbeiter S3, da&#223; der Antragsteller, Frau E2, pers&#246;nlich bekannt sei, und zwar "vorgestellt von Herrn X7 H2.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Bei den Kontoer&#246;ffnungen der Eheleute H2 waren entweder der Bankmitarbeiter S oder der Bankmitarbeiter S3 beteiligt.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">13) Fall H3</span></p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Unter Beteiligung des Bankmitarbeiters S er&#246;ffnete Frau H3 als Gl&#228;ubigerin und Verf&#252;gungsberechtigte In den Jahren 1974 und 1983 Konten auf die Namen "U2 S7", und zwar unter Missbrauch des Namens des am 29.06.1977 verstorbenen Herrn S7. Am 09.01.1989 erfolgte unter Beteiligung des Bankmitarbeiters S3 eine Erweiterung der Bevollm&#228;chtigung, wobei lediglich Frau H3 als Antragstellerin unterzeichnete.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">14) Fall I15 I4</span></p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Der Vorgenannte er&#246;ffnete am 20.08.1970 unter Beteiligung der Bankmitarbeiterin Frau I3, die vermerkte, da&#223; ihr der Gl&#228;ubiger und Verf&#252;gungsberechtigte Herr I4 durch Herrn I2 vorgestellt worden sei, im Jahre 1985 zwei Konten auf den Namen "I16". Die Kontoer&#246;ffnungskarte des letztgenannten Kontos konnte bislang nicht aufgefunden werden. Gegen die Auffassung der Beschwerdef&#252;hrerin, da&#223; die Namensdifferenz auf einen Schreibfehler beruhe, sprechen neben dem Verdacht der Hinterziehung eines Steuerbetrages von rund 400.000,00 DM aufgrund nicht angemeldeter Zufl&#252;sse aus dem gewerblichen Bereich, die fehlende Eintragung eines Geburtsdatums und Berufes auf der Kontoer&#246;ffnungskarte 1970 sowie die dort vermerkte Phantasieanschrift.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">15) Fall I17</span></p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Am 02.07.1979 er&#246;ffnete der Metzgermeister I17 als Gl&#228;ubiger ein Sparkonto auf den Namen "Q5", eine seiner Angestellten. Der beteiligte Bankmitarbeiter war Herr T10.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">16) Fall L</span></p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Am 28.06.1971 er&#246;ffneten Herr L4 und Frau L2 als Gl&#228;ubiger und Verf&#252;gungsberechtigte ein Sparkonto auf den Namen "L" und zwar unter Beteiligung des Bankangestellten N8. Auf der Kontoer&#246;ffnungskarte ist vermerkt: "Im Falle unseres Ablebens ist Frau T geb. 10.09.1943 allein verf&#252;gungsberechtigt". Die Eheschlie&#223;ung von Frau L mit Herrn T8 erfolgte am 20.08.1971.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">17) Fall L5</span></p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1977 er&#246;ffnete Herr L5 als Verf&#252;gungsberechtigter und Gl&#228;ubiger ein Sparkonto auf den Namen "L17", und zwar unter Beteiligung des Bankangestellten S. Eine Person L17 konnte bislang nicht ermittelt werden.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1979 er&#246;ffnete Herr L5 ein weiteres Sparkonto auf den Namen einer nicht existierenden Person "C13", wobei der Er&#246;ffnungsantrag ebenfalls von dem Bankmitarbeiter S unterschrieben ist. Hinsichtlich beider Konten wurden am 29.02.1980 f&#252;r den Fall des Todes des Kontoinhabers eine Verf&#252;gung zu Gunsten von N9 und H12 L5 zu je 1/2 vereinbart.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">18) Fall L14</span></p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Am 04.10.1984 er&#246;ffnete Frau I ein Festgeldkonto &#252;ber einen Betrag von rund 300.000,00 DM auf eigenen Namen und zeichnete auch als Bevollm&#228;chtigte. Der Er&#246;ffnungsantrag tr&#228;gt die Unterschrift des Bankmitarbeiters I5. Frau I hat In einer Beschuldigtenvernehmung am 14.08.1990 erkl&#228;rt, von den Herren S4 (Bauunternehmer) und L14 (Architekt) sei im Rahmen der Finanzierung eines Grundst&#252;ckserwerbes vorgeschlagen worden, ein Konto auf den Namen I bei der Beschwerdef&#252;hrerin einzurichten. Nach Errichtung des Kontos h&#228;tten beide Je 150.000,00 DM auf dieses Konto eingezahlt. Von ihr, Frau I sei lediglich die Unterschrift auf dem Er&#246;ffnungsantrag geleistet worden. Die Kontoausz&#252;ge habe sie unge&#246;ffnet an Herrn S4 weitergeleitet. Die Verf&#252;gung &#252;ber das Konto sei in der Weise erfolgt, da&#223; sie Herrn L14 oder Herrn S4 unterschriebene Blankoschecks &#252;bergeben habe. Das Geld sei in den R&#228;umen der Beschwerdef&#252;hrerin seinerzeit von Herrn L14 nach Quittierung &#252;bergeben worden.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">19) Fall M</span></p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Ab 1977 er&#246;ffnete Frau M mehrere Konten auf ihren M&#228;dchennamen "G9". Als bevollm&#228;chtigte bzw. verf&#252;gungsberechtigte Gl&#228;ubigerin war Frau M "M" vermerkt. In drei F&#228;llen unterzeichnete der Bankmitarbeiter S die Kontener&#246;ffnungen, in einem Fall die Bankangestellte Frau I5.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">20) Fall M2</span></p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1963 er&#246;ffnete Frau M2 als Verf&#252;gungsberechtigte und Gl&#228;ubigerin erstmals ein Sparkonto auf den Namen "L15", und zwar unter Mitwirkung einer zwischenzeitlich verstorbenen Bankmitarbeiterin. Im Jahre 1969 wurde die Er&#246;ffnungskarte unter Mitwirkung des Bankangestellten S erneuert, wobei Frau M2 mit ihrem M&#228;dchennamen L15 unterschrieb. Bei einer erneuten &#196;nderung im Jahre 1978 war als Anschrift die nach den bisherigen Ermittlungen nicht existierende Adresse T19, E7er Str. ##, eingetragen. Im Jahre 1979 wurde ein weiteres Konto auf den Namen L15 er&#246;ffnet, wobei Gl&#228;ubiger und Verf&#252;gungsberechtigte D5 und X8 M2 waren. Bankseits wirkte Herr S3 mit. Die Eheleute M2 unterhielten auch weitere Konten unter ihrem eigenen Namen.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">21) Fall N10</span></p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1973 er&#246;ffneten die Eheleute I18 und S10 N10 ein Sparkonto auf den M&#228;dchennamen der Ehefrau "F5". Bankseits wirkte Herr C14 mit.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">22) Fall O</span></p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1978 er&#246;ffneten die Eheleute O unter Mitwirkung des Bankangestellten S2 Konten auf den Namen "T20&#8220;. Bei dem Vornamen handelt es sich um denjenigen von Frau O, der Familienname war erfunden. Das handschriftlich nachgetragene Geburtsdatum "##.##.####" ist dasjenige von Frau O. Bei der vermerkten Anschrift handelt es sich um eine alte Anschrift der Eheleute O. Diese haben sich in ihrer Beschuldigtenvernehmung am 07.08.1990 dahin eingelassen, die - nicht versteuerten - Verm&#246;genswerte auf diesen Konten seien dort lediglich angelegt worden, da nicht habe bekannt werden sollen, welche Verm&#246;genswerte im einzelnen in ihrem Besitz seien. Pers&#246;nlich bei der Beschwerdef&#252;hrerin bekannt, habe man sich an diese gewandt, k&#246;nne jedoch nicht mehr sagen, ob der Vorschlag der Errichtung eines Kontos auf fremde Namen seinerzeit von der Bank gekommen sei. Aus dem gleichen Grund sei auch das Depot auf den Namen T21, den Geburtsnamen von Frau O, eingerichtet worden. Der Gl&#228;ubiger dieses Depots war Herr O, der auch den Er&#246;ffnungsantrag unterschrieben hat. Obgleich die bis einschlie&#223;lich 1987 beschlagnahmten Depotausz&#252;ge auf den Namen T21 lauteten, findet sich auf der Er&#246;ffnungskarte des Depots eine nicht abgezeichnete und nicht datierte Namens&#228;nderung von T21 auf O unter Hinzusetzung des Geburtsdatums #.##.####.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">23) Fall S11</span></p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Die Eheleute S11 unterhielten 3 Konten auf den Namen ihrer vollj&#228;hrigen Tochter, unter anderem das Sparkonto #######. Diesem Konto wurden mehrfach &#252;ber Schecks Betriebseinnahmen aus dem Gesch&#228;ft der Frau S11 gutgeschrieben.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">24) Fall S2</span></p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Herr S2 ist Mitglied des Aufsichtsrates der Beschwerdef&#252;hrerin. Im Jahre 1974 er&#246;ffneten die Eheleute I6 und S2 ein Konto auf den Namen " G4". Auf Seiten der Bank war Herr C14 beteiligt. Bei Herrn G4 handelte es sich um einen fr&#252;heren Angestellten in der Firma S2, der keinerlei Beziehung zu diesem Konto hatte.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">25) Fall T3</span></p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Nach dem bisherigen Ermittlungsstand gibt es in diesem Zusammenhang 6 Konten bei der Beschwerdef&#252;hrerin. 2 Kontoer&#246;ffnungskarten, die mit T3 unterschrieben sind, lauten auf den Namen "S12", jedoch auf unterschiedliche Anschriften. Beteiligter Bankmitarbeiter ist in beiden F&#228;llen Herr T10. Eine mit T3 unterschriebene Er&#246;ffnungskarte lautet auf den Namen "G10", wobei es sich um den Geburtsnahmen der M5 T3 handelt. Bankseitig hat hier ebenfalls Herr T10 mitgewirkt. Eine weitere Kontoer&#246;ffnungskarte unterschrieben mit D, dem Geburtsnahmen von Frau T3, lautet auf "Frau F G11 oder Frau D. Mitwirkende Bankanstellte war Frau G3. Ein weiteres auf die gleichen Namen lautendes Konto ist mit den Namen F G11 und D unterschrieben. Sie datiert vom 05.03.1986. Bankseitig hat in diesem Fall Herr M3 mitgewirkt. Dies trifft ebenfalls auf einen weiteren Kontoer&#246;ffnungsantrag vom 07.03.1988 zu, der auf die Inhaber S13 und D lautet. Auch dieser Antrag ist neben dem Namen S13 mit dem Namen D unterschrieben.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">26) Fall T9</span></p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Frau T9 er&#246;ffnete als Gl&#228;ubigerin und Verf&#252;gungsberechtigte in den Jahren 1976 und 1984 Konten auf den Namen "H13 Q", einer Verwandten. Die Karten sind von den Bankangestellten S bzw. N11 unterschrieben. Ausweislich eines Vertrages zugunsten Dritter vom 12.03.1985 war Beg&#252;nstigte dieses Kontos f&#252;r den Todesfall eine Frau L3.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">27) Fall T4</span></p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Herr T4 er&#246;ffnete in den Jahren 1966, 1979 und 1980 Konten auf den Namen seines Neffen " T4", wobei eine verstorbene Bankmitarbeiterin, Herr S und Herr S3 bankseitig mitgewirkt haben. Bei der Er&#246;ffnungskarte aus dem Jahre 1979 trafen weder das eingetragene Geburtsdatum, der eingetragene Beruf, noch die eingetragene Adresse des Kontoinhabers zu.</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">28) Fall T5</span></p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1975 er&#246;ffnete Frau T5 auf den Namen ihres M&#228;dchennamens "K2" unter Mitwirkung des Bankangestellten S ein Sparkonto bei der Beschwerdef&#252;hrerin. Im Jahre 1980 wurde das Konto auf den richtigen Namen umgeschrieben.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">29) Fall Eheleute T22</span></p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Die Eheleute S6 und V3 T22 unterhielten als Verf&#252;gungsberechtigte und Gl&#228;ubiger bei der Beschwerdef&#252;hrerin 2 Sparkonten auf den M&#228;dchennamen der Ehefrau "F6", wobei bei der Kontoer&#246;ffnung in einem Fall der Bankmitarbeiter S mitwirkte. Die Eheleute T22 unterhielten weitere Konten auf ihren eigenen Namen. Sie haben im Rahmen des Ermittlungsverfahrens erkl&#228;rt, Herr S von der Beschwerdef&#252;hrerin habe sie darauf hingewiesen, doch ein Konto auf den Namen F6 (M&#228;dchenname) anzulegen, "da das nicht irgendwo zu ber&#252;cksichtigen sei". Durch diesen Hinweis h&#228;tten sie sich leiten lassen und auch die zuk&#252;nftigen Konten nicht angegeben.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">30) Fall G12 T6</span></p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Der Vorgenannte unterhielt bei der Beschwerdef&#252;hrerin zwei Sparkonten auf den erfundenen Namen "C15". Bei der angeblichen Anschrift des Kontoinhabers handelte es sich um diejenige der Stadtverwaltung F4. Bei den Kontener&#246;ffnungen wirkten auf Seiten der Beschwerdef&#252;hrerin die Herren T10 und M3 mit. Eines der Konten wurde w&#228;hrend der bereits laufenden Ermittlungen am 23.03.1989 um 3 Jahre verl&#228;ngert, wobei die Bankangestellten M3 und C16 mitwirkten. Herr T6 hat in einer Beschuldigtenvernehmung am 14.06.1989 ge&#228;u&#223;ert, "den Bankangestellten (z. B. T10) war bekannt, da&#223; der Name C15 von mir erfunden war."</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">31) Fall N12 T6</span></p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Der Vorgenannte er&#246;ffnete im Jahre 1977 ein Konto auf den Namen eines fr&#252;heren Schulfreundes "C17". Dieser erkl&#228;rte im Rahmen des Ermittlungsverfahrens, von dem Konto nie etwas geh&#246;rt zu haben. Die Er&#246;ffnungskarte war bankseitig von Herrn I2 unterschrieben. N12 T6 hat sich in einer staatsanwaltschaftlichen Beschuldigtenvernehmung am 19.07.1990 dahingehend eingelassen, im Jahre 1977 auf den Gedanken gekommen zu sein, ein verdecktes Sparkonto anzulegen. Aus diesem Grund sei er zu dem ihm pers&#246;nlich bekannten Herrn I2 gegangen und habe diesem sein Ansinnen vorgetragen. Er habe vorgeschlagen, das Konto auf seinen in U3 wohnenden Schulfreund anzulegen. Herr I2 habe keine Einw&#228;nde gegen diesen Weg gehabt. Jedenfalls m&#252;sse es sich so abgespielt haben, wobei er bemerken m&#252;sse, da&#223; er heute keine allzu genaue Erinnerung mehr an den damaligen Vorgang habe. Das Sparbuch sei in der Folgezeit &#252;berwiegend bei der Bank verblieben. Kontenverf&#252;gungen seien nur unter Mitwirkung von Herrn I2 erfolgt. Diesem sei im Falle von Einzahlungen der Betrag in bar &#252;bergeben worden mit der Weisung, das Geld auf dieses Konto einzuzahlen.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">32) Fall T2</span></p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Herr T2 unterhielt unter dem M&#228;dchennamen seiner Ehefrau "N13" ein Konto, das unter Mitwirkung des Bankangestellten I5 eingerichtet worden war.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">33) Fall U</span></p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Die Eheleute U er&#246;ffneten am 17.05.1978 und 10.01.1984 unter Mitwirkung der Bankangestellten S bzw. S3 Konten auf den Namen B4 N "E8". Als Person existent ist lediglich eine Frau N "E4", die unter der in den Er&#246;ffnungskarten eingetragenen Anschrift nie wohnhaft war. Gegen die Behauptung der Beschwerdef&#252;hrerin, die unzutreffende Anschrift sei nicht etwa im Laufe des Ermittlungsverfahrens und aus dessen Anlass ge&#228;ndert worden, sondern vielmehr bei der Anlage eines neuen Kontos aufgefallen, spricht, da&#223; die Er&#246;ffnungskarte aus dem Jahre 1984 nicht ge&#228;ndert wurde. Ge&#228;ndert wurde lediglich die Karte aus dem Jahre 1978, und zwar ausweislich des Datumsvermerks am 07.04.1989. Die wirkliche Frau E4 hat lediglich die Vornamen N D6, bei dem Vornamen B4 N handelt es sich um den Vornamen der Frau U. Entsprechendes gilt f&#252;r das unter der Kontoinhaberin B4 N "E8" eingetragene Geburtsdatum "##.##.####". Durch ihren Steuerberater haben sich die Eheleute U im Rahmen des Ermittlungsverfahrens dahin ge&#228;u&#223;ert, da&#223; die Er&#246;ffnung eines Sparkontos auf einen "anderen" Namen nach ihrer Meinung "auch aufgrund des Ratschlags der Bankangestellten" erfolgte.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">34) Fall V2</span></p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1977 er&#246;ffneten die Eheleute V2 bei der Beschwerdef&#252;hrerin ein Sparkonto auf den M&#228;dchennamen der Ehefrau "B5 L16", wobei der tats&#228;chliche Vorname der Ehefrau "B6 " lautet. Mit diesem Vornamen war die Ehefrau V2 neben ihrem Ehemann als Gl&#228;ubigerin und Verf&#252;gungsberechtigte vermerkt. Bei der Er&#246;ffnung wirkte der Bankangestellte S mit.</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">35) Fall X</span></p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Die Familie X betreibt in F4 ein Bauunternehmen. Die Herren L8 und K und sowie Frau X unterhielten eine Reihe von Konten unter dem Namen Dritter, die entweder von diesen Konten nichts wussten (S8, S14, A) oder bislang nicht ermittelt werden konnten (T23). Die Herren S8 und S14 waren fr&#252;here Studienkollegen des Herrn X3, der Ehemann der Frau A war ein weitl&#228;ufiger Bekannter der Frau X. Am 05.04.1976 wurden - mit fortlaufenden Kontonummern - 4 Konten auf die Namen S14, N12 S8 und A unter Mitwirkung von Herrn S er&#246;ffnet. Herr S hat auf den Kontoer&#246;ffnungskarten lediglich best&#228;tigt, da&#223; ihm der bzw. die Verf&#252;gungsberechtigte jeweils bekannt gewesen sei. Im Jahre 1981 wurde ein weiteres Konto auf den Namen N12 S8, ebenfalls unter Mitwirkung des Bankangestellten S er&#246;ffnet. Hier ist vermerkt, der - nach der Kontoer&#246;ffnungskarte in C8 wohnhafte - Kontoinhaber habe den Kontoer&#246;ffnungsantrag vor ihm pers&#246;nlich unterschrieben und sei ihm pers&#246;nlich bekannt. Die Kontoer&#246;ffnungskarte tr&#228;gt die Unterschrift von Herrn X2. Im Jahre 1979 wurde ein Konto auf den Namen "T23", eine bis jetzt nicht ermittelte Person, er&#246;ffnet, hinsichtlich derer der mitwirkende Bankangestellte C18 vermerkte, da&#223; Sie vor ihm den Kontoer&#246;ffnungsantrag unterschrieben habe und ihm pers&#246;nlich bekannt sei. Der Er&#246;ffnungsantrag tr&#228;gt die Unterschrift von Herrn X3. Ein weiteres Konto auf den Namen "C19 A" wurde unter Mitwirkung des Bankangestellten S im Jahre 1983 er&#246;ffnet.</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">36) Fall X9</span></p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Der oben Genannte er&#246;ffnete im Jahre 1987 bei der Beschwerdef&#252;hrerin ein Sparkonto auf den Namen "H14" unter Mitwirkung des Bankangestellten S. Im Jahre 1981 erfolgte eine Erneuerung der Karte, ebenfalls unter Mitwirkung von Herrn S. Ein weiteres Konto auf den Namen "H14" wurde im Jahre 1985 er&#246;ffnet; bankseitig tr&#228;gt die zugeh&#246;rige Er&#246;ffnungskarte keinerlei Unterschrift. Eine Person "H14" konnte bislang nicht ermittelt werden. Die angegebene Anschrift #### B7, U4 Str. ##, existiert nach den bisherigen Ermittlungen nicht.</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Es liegt unter keinem Gesichtspunkt eine auf reine Vermutungen gest&#252;tzte sogenannte "Ausforschungsbeschlagnahme" zur planm&#228;&#223;igen Suche nach "Zufallsfunden" vor.</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Die Kammer verkennt nicht, da&#223; eine nicht auf zureichende tats&#228;chliche Anhaltspunkte gest&#252;tzte Beschlagnahme unzul&#228;ssig ist (f&#252;r den entsprechenden Fall bei einer Durchsuchung bereits Beschluss vom 01.07.1980 - 37 Qs 57/80 -, a.a.O.; LG K&#246;ln, Beschl&#252;sse vom 31.08.1982 - 117 Qs 11/82 und vom 25.04.1983 - 117 Qs 3/83, jeweils a.a.O.; LG Arnsberg, Beschl. v. 27.06.1983 - 3 Qs 43/83, ZIP 1984, 889; LG Baden-Baden, Beschl. v. 16.05.1989 &#8211; l Qs 321/88, ZIP 1989, 766; Kniffka, a.a.O., 310; LR-Sch&#228;fer, a.a.O., &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#167; 94 Rz. 12 m.w.N.; KK-Laufh&#252;tte, a.a.O., &#167; 94 Rz. 8; Kleinknecht/Meyer, a.a.O., &#167; 94 Rz. 8, &#167; 152 Rz. 4). Vorliegend sind jedoch, wie bereits dargestellt, eine Reihe tats&#228;chlicher Anhaltspunkte daf&#252;r vorhanden, da&#223; Mitarbeiter der Beschwerdef&#252;hrerin einer unbekannten Anzahl von Kunden Beihilfe zur Steuerhinterziehung geleistet haben. Der auf die vorhandenen Anhaltspunkte gest&#252;tzte Anfangsverdacht l&#228;sst sich nach Auffassung der Kammer - jedenfalls im vorliegenden Fall - nicht auf die F&#228;lle beschr&#228;nken, die rein zuf&#228;llig bislang aktenkundig sind. Es griffe zu kurz und w&#252;rde dem Legalit&#228;tsprinzip nicht gerecht, w&#252;rde man hinsichtlich jedes weiteren denkbaren Falles lediglich von einer blo&#223;en Vermutung ohne Tatsachengrundlage sprechen. Die ermittelten konkreten Verdachtsf&#228;lle stellen sich nicht aufgrund besonderer Umst&#228;nde als singul&#228;r dar, sondern als Varianten eines bestimmten Tatmusters, wonach der Konteninhaber und der wahre Verf&#252;gungsberechtigte eines Spar-, Termingeldkontos oder Depots, wobei es sich lediglich um technisch unterschiedliche Formen der Geldanlage handelt, auseinanderfallen. Unzul&#228;ssig w&#228;re es nach Auffassung der Kammer, isoliert hiervon anhand der beschlagnahmten Unterlagen aufgrund bestimmter, mit dem vorgenannten Charakteristikum nicht zwingend verkn&#252;pfter Merkmale (z. B. der Guthabenh&#246;he) nach weiteren Hinterziehungsf&#228;llen im gesamten Kundenkreis der Beschwerdef&#252;hrerin planm&#228;&#223;ig zu suchen. Dies w&#228;re allerdings in der Sache nicht anders zu beurteilen, als ein im Strafverfahren unzul&#228;ssiges Auskunftsersuchen der Ermittlungsbeh&#246;rde an eine Bank, alle Sparkonten ab einer bestimmten Kontenh&#246;he zu benennen, da dies auf eine Steuerhinterziehung hindeute. Dies w&#252;rde bei fehlenden konkreten tats&#228;chlichen Anhaltspunkten eine unzul&#228;ssige Ermittlungsma&#223;nahme aufgrund einer blo&#223;en Vermutung darstellen. Ebenso w&#228;re es unzul&#228;ssig, im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens, das an der Begehungsweise der Er&#246;ffnung und F&#252;hrung von Konten auf falsche und/oder erdichtete Namen ausgerichtet ist, ohne tats&#228;chliche Anhaltspunkte planm&#228;&#223;ig nach v&#246;llig artverschiedenen, lediglich denkbaren Begehungsweisen, z. B. unzul&#228;ssigen Abwicklungen &#252;ber CpD-Konten, zu suchen. In beiden F&#228;llen w&#228;re insbesondere eine Abgleichung von Kontenst&#228;nden mit Steuerakten unzul&#228;ssig. Auch in diesen F&#228;llen w&#228;re allerdings das beteiligte Kreditinstitut mangels der Beeintr&#228;chtigung gesch&#252;tzter eigener Rechtspositionen wohl nicht befugt, dies im Rahmen einer Beschwerde gegen amtsrichterliche Beschlagnahmen von Bankunterlagen geltend zu machen. Insoweit wird im einzelnen auf die Ausf&#252;hrungen unter I verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Soweit allerdings im Rahmen des bisherigen Ermittlungsverfahrens bei von Konteninhabern personenverschiedenen Verf&#252;gungsberechtigten andere Begehungsweisen aufgefallen sind, ohne da&#223; hiernach separat planm&#228;&#223;ig gesucht wurde (unzul&#228;ssige Scheckgutschriften auf Sparkonten), handelt es sich um echte Zufallsfunde, die nach Auffassung der Kammer, aufgrund ihrer Typizit&#228;t den Verdacht zu begr&#252;nden geeignet sind, ihrerseits in einer unbekannten Vielzahl von F&#228;llen vorgekommen zu sein. Die ermittelten F&#228;lle sind soweit dies nach Aktenlage ersichtlich ist, nicht derartig an bestimmte spezielle Kunden gekn&#252;pft, da&#223; von einer Beschr&#228;nkung auf diese ausgegangen werden k&#246;nnte. Ob dies in dem anders gelagerten Sachverhalt, der den Beschl&#252;ssen des Landgerichts Baden-Baden vom 16.05.1989 (a.a.O.) sowie des Landgerichts K&#246;ln vom 31.08.1982 und vom 25.04.1983 (jeweils a.a.O.) und des Landgerichts Arnsberg vom 27.06.1983 (a.a.O.) anders zu beurteilen war, mag dahinstehen. Jedenfalls im vorliegenden Fall kann von einer "Generalrevision" des gesamten Einlagegesch&#228;fts der Beschwerdef&#252;hrerin ohne konkrete Anhaltspunkte, wie durch diese ger&#252;gt, keine Rede sein. Die Beschwerdef&#252;hrerin unterliegt vielmehr dem Irrtum, aus den - aufgrund eines typischerweise auf eine geringe Fallanzahl beschr&#228;nkten Anfangsverdachtes - naturgem&#228;&#223; vorhandenen Ermittlungsl&#252;cken auf das g&#228;nzliche Fehlen eines Anfangsverdachtes schlie&#223;en zu k&#246;nnen (so auch LG D&#252;sseldorf, Beschl. v. 29.09.1989 - 111 Qs 121-123/84 - f&#252;r den dort entschiedenen Fall). Auch liegen konkrete Anhaltspunkte vor, die darauf schlie&#223;en lassen, da&#223; die bislang ermittelten F&#228;lle nicht die einzig aufgetretenen sind.</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">S&#228;mtliche beschlagnahmten Unterlagen k&#246;nnen auch im Sinne des &#167; 94 StPO f&#252;r die Untersuchung "von Bedeutung sein". Hierf&#252;r reicht eine potentielle Beweisbedeutung aus (Kleinknecht/Meyer, a.a.O., &#167; 94 Rz. 6; KK-Laufh&#252;tte, a.a.O., &#167; 94 Rz. 6; LR-Sch&#228;fer, a.a.O., &#167; 94 Rz. 20).</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">Die sichergestellten Beweismittel sind zum Beleg von F&#228;llen geeignet, in denen der formelle Inhaber eines Spar- oder Termingeldkontos bzw. eines Depots von dem tats&#228;chlich Verf&#252;gungsberechtigten abweicht. Letzteres ist &#252;berwiegend in den Kontoer&#246;ffnungsunterlagen und Depotausz&#252;gen dokumentiert; andererseits bestehen teilweise Zweifel an der Vollst&#228;ndigkeit, Richtigkeit oder auch der Authentizit&#228;t von Eintragungen auf diesen; au&#223;erdem beziehen sich diese auf jeweils nur ein Konto. Beweisgeeignet sind daher auch die Alpha-Listen, Salden-Listen sowie die Gl&#228;ubiger-Liste. Die Alpha-Listen enthalten zu einem bestimmten Stichtag Kundennamen in alphabetischer Reihenfolge, Kundenanschriften, Kontonummern und "Kundennummern". Die Salden-Listen enthalten - ebenfalls zu bestimmten Stichtagen - die geordneten Kontonummern, Namenskurzbezeichnungen, "Kundennummern" und Kontenst&#228;nde. Die Gl&#228;ubiger-Liste enth&#228;lt nicht etwa parallel die Namen von Konteninhabern und hiervon verschiedenen Verf&#252;gungsberechtigten bzw. Gl&#228;ubigern, sondern lediglich zu einem bestimmten Stichtag jeweils einen Namen in Verbindung mit einer Anschrift, dem "Kundennummern" und Kontonummern zugeordnet sind.</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">Hierbei erm&#246;glichen insbesondere die hinsichtlich einer aufgef&#252;hrten Person in den verschiedenen Listen teilweise nicht &#252;bereinstimmenden Kundennummern sowie die insoweit teilweise aufgef&#252;hrten mehreren Kundennummern (nicht: Kontonummern) Hinweise auf Verschleierungsma&#223;nahmen. Dies gilt auch f&#252;r weitere, aus den Listen ersichtliche Kriterien, wobei der Abgleich auff&#228;lliger Konten mit den Er&#246;ffnungsunterlagen weitere Erkenntnisse zu liefern geeignet ist. Vergleichbares gilt auch hinsichtlich vorhandener Verf&#252;gungen f&#252;r den Todesfall bzw. zu Gunsten Dritter. Die Stammnummernliste und der Kontenplan sind zur zeitlichen Verfolgung von Konten geeignet, deren Bezeichnung gewechselt hat. Den beschlagnahmten Beweismitteln fehlt auch nicht deshalb die Beweiseignung, weil ihrer Verwendbarkeit etwa ein Verwertungsverbot entgegenst&#252;nde. Ausgangspunkt f&#252;r ein eventuelles Verwertungsverbot kann vorliegend nicht eine Rechtswidrigkeit der angefochtenen Beschlagnahmebeschl&#252;sse oder der Durchsuchungsbeschl&#252;sse wegen formeller M&#228;ngel sein. Eine insoweit in Betracht kommende nicht hinreichende Bestimmtheit der Beschl&#252;sse ist n&#228;mlich im Hinblick auf die durch das Bundesverfassungsgericht konkretisierten Vorgaben (BVerfG, Beschl. v. 16.05.1976 - 2 BvR 294/76 -, NJW 1976, 1735; Beschl. v. 24.05.1977 - 2 BvR 988/75 -, NJW 1977, 1489; Beschl. v. 04.03.1981 - 2 BvR 195/81 -, NJW 1981, 971) zu verneinen. Angesichts des jeweiligen Ermittlungsstandes enthielten die Beschl&#252;sse die erforderlichen Mindestangaben bez&#252;glich des Tatvorwurfes und dessen Inhalt sowie hinsichtlich der in Rede stehenden Beweismittel (ebenso: Gutachten, S. 52 f).</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">Weiterhin dienen auch diese Beschl&#252;sse ebensowenig einer unzul&#228;ssigen systematischen Suche nach "Zufallsfunden", wie dies - wie bereits ausgef&#252;hrt - aus heutiger Sicht von dem Ermittlungsverfahren insgesamt gesagt werden kann. Der Beschlussinhalt war vielmehr stets von einem auf hinreichender Tatsachengrundlage beruhenden Anfangsverdacht getragen. Auch verstie&#223;en die Durchsuchungen und Sicherstellungen sowie die Beschlagnahmebeschl&#252;sse nach dem jeweiligen Stand des Ermittlungsverfahrens jedenfalls nicht in solcher Weise gegen den mit Verfassungsrang ausgestatteten Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatz, da&#223; dies ein Verwertungsverbot zur Folge h&#228;tte, wozu hinsichtlich des Inhalts der tangierten Grundrechtspositionen und deren Gewichts f&#252;r die vorzunehmende Abw&#228;gung auf die nachfolgenden Ausf&#252;hrungen verwiesen werden kann. Hinsichtlich der Durchsuchungen war erg&#228;nzend die nach Artikel 13 Abs. 1 GG auch f&#252;r die Gesch&#228;ftsr&#228;ume der Beschwerdef&#252;hrerin gew&#228;hrleistete "Unverletzlichkeit der Wohnung" in die Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitspr&#252;fung einzubeziehen. Angesichts dessen, da&#223; die Beweismittel auf gesetzm&#228;&#223;igem Wege zu gewinnen waren und die Durchsuchungen und Sicherstellungen nicht unter bewusstem Missbrauch einger&#228;umter Befugnisse erfolgten, besteht angesichts des sich st&#228;ndig verst&#228;rkenden Tatverdachtes und der Schwere der Tat (zu diesen Kriterien LG Bonn, Beschl. v. 01.07.1980 - 37 Qs 57/80 -, a.a.O., 293) kein Verwertungsverbot der beschlagnahmten Unterlagen. Hierbei ist hinsichtlich der Tatschwere festzustellen, da&#223; die vorliegend in Rede stehenden Beihilfehandlungen gerade wegen der besonderen Bedeutung der Kreditinstitute f&#252;r die Funktionsf&#228;higkeit des Geldverkehrs und der ihnen damit zukommenden besonderen Verantwortung, die in &#167; 30 a AO mittelbar zum Ausdruck kommt, von nicht unerheblichem Gewicht sind. Weiterhin ist in diesem Zusammenhang zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; die Ermittlungsbeh&#246;rden gerade nicht in Form eines "Rundumschlages" vorgegangen sind, sondern - wie unter I dargestellt - stets schrittweise unter vorrangiger Ausnutzung von Kooperationsm&#246;glichkeiten mit der Beschwerdef&#252;hrerin. Soweit eventuelle Hauptt&#228;ter wirksam das sogenannte "Amnestiegesetz" (Gesetz &#252;ber die strafbefreiende Erkl&#228;rung von Eink&#252;nften aus Kapitalverm&#246;gen und von Kapitalverm&#246;gen, Art. 17 StRefG 1990 v. 25.07.1988, BGBI I 1988, 1093, 1128) in Anspruch genommen haben sollten, liegt insoweit ein pers&#246;nlicher Strafaufhebungsgrund vor, der einer Verfolgung eventueller Beihilfehandlungen nicht entgegensteht. Die fortdauernde Beschlagnahme der sichergestellten Unterlagen der Beschwerdef&#252;hrerin im Umfang der angefochtenen Beschl&#252;sse verst&#246;&#223;t schlie&#223;lich auch nach heutigem Ermittlungsstand nicht gegen den Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatz. S&#228;mtliche Unterlagen sind, wie bereits ausgef&#252;hrt, beweisgeeignet und damit geeignet, Beweismittel f&#252;r das Strafverfahren zu sichern.</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">Ihre Beschlagnahme ist auch unter Ber&#252;cksichtigung der ber&#252;hrten Grundrechtspositionen erforderlich im Sinne der Anwendung des geringstbelastenden Mittels. Es darf nicht au&#223;er Acht gelassen werden, da&#223; - bei aller bekundeten und praktizierten Kooperation der Beschwerdef&#252;hrerin - eine Reihe ihrer Mitarbeiter, angefangen bei ihrem Vorstandsvorsitzenden, tatverd&#228;chtig sind. Auch vermag nur der Abgleich aller Unterlagen im Einzelfall einen Tatverdacht zu best&#228;rken oder auszur&#228;umen. In diesem Zusammenhang ist erneut das insgesamt nur schrittweise Vorgehen der Ermittlungsbeh&#246;rden bedeutsam. Gerade um m&#246;glichst schonend vorzugehen, wurde zun&#228;chst auf eine Beschlagnahme der Er&#246;ffnungsunterlagen verzichtet; die Alpha-Listen, Salden-Listen sowie die Gl&#228;ubiger-Liste liegen der Bank zwischenzeitlich entweder als Doppel, als Kopie oder verfilmt vor, ebenfalls die Vertr&#228;ge zu Gunsten Dritter und die Verf&#252;gungen f&#252;r den Todesfall sowie die Depotausz&#252;ge. S&#228;mtliche Er&#246;ffnungsunterlagen betreffen heute erledigte Vorg&#228;nge, die normalerweise im laufenden Gesch&#228;ftsbetrieb nicht ben&#246;tigt werden; au&#223;erdem befinden sich diese &#252;berwiegend wieder in R&#228;umen der Beschwerdef&#252;hrerin, so da&#223; diese sie ungehindert einsehen und kopieren kann. Neben diesen stehen der Beschwerdef&#252;hrerin auf entsprechende Anforderung auch s&#228;mtliche anderen beschlagnahmten Originalunterlagen zur Einsicht und zur Anfertigung von Kopien zur Verf&#252;gung.</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">Die fortdauernde Beschlagnahme der Unterlagen ist auch verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig im engeren Sinn. Die in diesem Zusammenhang vorzunehmende Gesamtabw&#228;gung zwischen der Schwere des Eingriffs und dem Gewicht sowie der Dringlichkeit der ihn rechtfertigenden Gr&#252;nde f&#252;hrt f&#252;r den vorliegenden Fall zu dem Ergebnis, da&#223; die Schwere der Straftat, die St&#228;rke des Tatverdachtes und die Ergiebigkeit der Beschlagnahme das gesamte Ausma&#223; der hierdurch bedingten individuellen Einbu&#223;en der Beschwerdef&#252;hrerin &#252;berwiegen (zu den Abw&#228;gungskriterien grdl. BVerfG, Urteil vom 05.08.1966 - 1 BvR <em>586/62, 610/63</em> und <em>512/64</em> - BVerfGE 20, 162 ff., 186 f ) .</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">Als von den Beschlagnahmen gem&#228;&#223; Art. 19 Abs. 3 GG tangierte Grundrechtspositionen der Beschwerdef&#252;hrerin kommen - deren allgemeine Handlungsfreiheit (Art. 2 Abs. 1 GG), insbesondere in der Auspr&#228;gung als "Recht auf informationelle Selbstbestimmung" im Rahmen des verfassungsrechtlichen Datenschutzes in Verbindung mit dem Bankgeheimnis und dem Grundgedanken des &#167; 30 a AG, - ihr Recht auf Freiheit der Berufsaus&#252;bung (Art. 12 Abs. 1 GG), - und ihr Recht auf Eigentum (Art. 14 Abs. 1 GG) in Betracht. Im Hinblick darauf, da&#223; das Bundesverfassungsgericht die Einziehung der "Instrumenta et producta sceleris" als traditionelle Beschr&#228;nkung der Eigentumsgarantie des Art. 14 Abs. 1 GG ansieht (Beschl. v. 12.12.1967 - 2 BvL <em>14/62, 3164, 11/65, 15/66</em> und 2 BvR <em>15/67;</em> BverfGE 22, 387, 422), muss dies erst recht f&#252;r eine vor&#252;bergehende Beschlagnahme nach &#167; 94 StPO gelten (Gutachten, Seite 29). Diese Beschr&#228;nkung wegen des Erfordernisses einer wirksamen Strafverfolgung ist allerdings ihrerseits auf den Spielraum in den Grenzen innerhalb der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit beschr&#228;nkt. Die Beschlagnahme tangiert die Beschwerdef&#252;hrerin in ihrem Recht auf freie Berufsaus&#252;bung (Art. 12 Abs. 1 GG), die beschr&#228;nkt werden kann, soweit vern&#252;nftige Erw&#228;gungen des Gemeinwohls es zweckm&#228;&#223;ig erscheinen lassen (BVerfG, Urteil vom 11.06.1958 - 1 BvR 569/56 - BVerfGE 7, 377, 405). Solche stellen die Regelungen der &#167;&#167; 94 ff. StPO im Rahmen der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit dar (Gutachten, Seite 27). Das zwischenzeitlich mit Verfassungsrang anerkannte Recht auf "informationelle Selbstbestimmung" &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; (BverfG, Urteil vom 15.12.1983 - 1 BvR 209, 269, 362, 420, 440, 484/83-, BVerfGE 65, 1 ff., BVerfG, Urteil vom 17.07.1984 - 2 BvE 11183 und 15/83 - BVerfGE 67, 100 ff.) d&#252;rfte nach Art. 19 Abs. 3 GG auch der Beschwerdef&#252;hrerin als juristischer Person zustehen (Gutachten, Seite 43). Das Grundrecht auf allgemeine Handlungsfreiheit (Art. 2 Abs. 1 GG) tritt nach dem Grundsatz der Spezialit&#228;t dann hinter dieses zur&#252;ck. Insoweit ist bereits hier festzuhalten, da&#223; sich die Beschwerdef&#252;hrerin im Rahmen des vorliegenden Verfahrens hierauf aber nur insoweit berufen kann, als sie selbst beschwert ist, d. h. als es um ihre eigene informationelle Selbstbestimmung und nicht um die ihrer Kunden geht. Die Beschwerdef&#252;hrerin kann insoweit nicht als deren Sachwalterin auftreten. Auch das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung ist aber nicht schrankenlos gew&#228;hrleistet, sondern hat hinter Normen, die im &#252;berwiegenden Allgemeininteresse liegen, im Rahmen des Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatz zur&#252;ckzutreten (BVerfG, Urteil v. 15.12.1983, a.a.O., 43 f). Die Kammer sieht &#167; 94 Abs. 1 StPO in Verbindung mit dem Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatz auch heute noch als derartige, hinreichend bestimmte Eingriffserm&#228;chtigung im Hinblick auf das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung an, und zwar auch vor dem Hintergrund der &#167;&#167; 98 a und 98 b des Referentenentwurfs eines Gesetzes zur &#196;nderung und Erg&#228;nzung des Strafverfahrensrechts - Strafverfahrens&#228;nderungsgesetz 1988 (StV&#196;G 1988), die eine Regelung f&#252;r die sogenannte "Rasterfahndung" enthalten. Zum einen sieht die Kammer die Ermittlungsma&#223;nahmen im vorliegenden Fall nicht als Rasterfahndung im Sinne des &#196;nderungsentwurfs an, so da&#223; auch die - im &#252;brigen bereits durch das Recht auf informationelle Selbstbestimmung in Verbindung mit dem Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatz gebotene (L/R-Sch&#228;fer, a.a.O., &#167; 94 Rz. 17; KK-Laufh&#252;tte, a.a.O., &#167; 94 Rz. 7) - Einschr&#228;nkung der Zul&#228;ssigkeit auf bestimmte schwere Straftaten, im wesentlichen wohl die Katalogtaten des &#167; 100 a StPO, entf&#228;llt. Vorliegend ging es gerade nicht darum, aus einer unbeschr&#228;nkten Vielzahl von Personen aufgrund eines bestimmten Rasters einzelne Tatverd&#228;chtige herauszufiltern. Der Kreis der potentiellen Tatverd&#228;chtigen war vielmehr von vornherein auf die &#252;berschaubare Zahl der unschwer zu ermittelnden ehemaligen und heutigen Mitarbeiter der Beschwerdef&#252;hrerin eingegrenzt. Unbekannte Hauptt&#228;ter (selbst insoweit ist die Zahl bei knapp 20.000 Spar-, Festgeld- und Sparbriefkonten nach der Salden-Liste 1988 unter Ber&#252;cksichtigung vielfach vorhandener mehrerer Konten einzelner Kunden auf einige 1.000 Personen begrenzt) wurden nur insoweit in die Ermittlungen einbezogen, als sich aufgrund bestimmter typischer Merkmale der Verdacht einer Beihilfehandlung ergab. Zum anderen sieht die Kammer die dem Gesetzgeber zuzubilligende &#220;bergangsfrist f&#252;r eine Neuregelung jedenfalls noch nicht als abgelaufen an (so auch L/R-Sch&#228;fer, a.a.O., &#167; 94 Rz. 17 mit Nachweisen auch der Gegenauffassung; f&#252;r den Polizeibereich entsprechend: Bundesverwaltungsgericht, Urteil vom 20.02.1990 - 1 C 42/83-, NJW 1990, 2761, 2764; eine gesetzl. Neuregelung gar nicht f&#252;r erforderlich h&#228;lt: KK-Laufh&#252;tte, a.a.O., &#167; 94 Rz. 7). Hinsichtlich des Datenschutzes im allgemeinen liegt bei einer dem Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatz entsprechenden und den Voraussetzungen des &#167; 94 StPO gerecht werdenden Beschlagnahme eine befugte Offenbarung vor. Das Bankgeheimnis steht einer den Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatz wahrenden Beschlagnahme auf der Grundlage des &#167; 94 Abs. 1 StPO nicht entgegen (Kleinknecht/Meyer, a.a.O., &#167; 161 Rz. 3 f und &#167; 94 Rz. 20, KK-M&#252;ller, a.a.O., &#167; 161 Rz. 8). Das Bankgeheimnis, mag dies nun einen rein privatrechtlichen Hintergrund haben oder auch im &#246;ffentlichen Interesse liegen (vgl. &#167; 30 a AO sowie den "Bankenerlass" vom 31.08.1979, BStBL I, 590), ist als nicht zum Kernbereich der privaten Lebensgestaltung geh&#246;render Teil der allgemeinen Handlungsfreiheit auch letzterenfalls nur insoweit gew&#228;hrleistet, als nicht &#252;berwiegende Interessen der Allgemeinheit im Rahmen der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit Vorrang beanspruchen. Im vorliegenden Zusammenhang ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; das Bankgeheimnis nur eine faktische Begrenzungswirkung hat, indem das Entstehen eines Tatverdachts verhindert werden soll, nicht aber dessen Ausschaltung, sobald er konkret vorliegt (so zu Recht Kniffka, a.a.O., Seite 312). Andernfalls h&#228;tte mit der Einf&#252;hrung des &#167; 30 a AO bei Verst&#246;&#223;en hiergegen auch die Steuerpflicht bzw. &#167; 370 AO au&#223;er Kraft gesetzt werden m&#252;ssen. Dies hei&#223;t selbstverst&#228;ndlich nicht, da&#223; &#167; 30 a AO im Rahmen seines Anwendungsbereiches nicht zu beachten w&#228;re und seine Verletzung unter Umst&#228;nden ein Verwertungsverbot zur Folge haben kann. Das Steuergeheimnis steht nach ausdr&#252;cklicher Regelung in &#167; 30 AO im Falle eines konkreten Anfangsverdachtes einer Steuerstraftat einer Beschlagnahme nach &#167; 94 Abs. 1 StPO im Rahmen der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit und einer Verwertung daraus gewonnener steuerlicher Daten nicht entgegen. Das Bundesverfassungsgericht hat dem Steuergeheimnis als solchem keinen Grundrechtscharakter beigemessen, sondern es nur insoweit als verfassungsgem&#228;&#223;ig gesichert angesehen, als es weitere Grundrechte, z. B. Art. 2 Abs. I, 1 Abs. 1; 14 Abs. 1 GG verb&#252;rgt (Urteil v. 17.07.1984 - 2 BvE 11/83 und 15/83, a.a.O., Seite 142; vgl. auch Bandemer, Zufallsfunde bei Zollkontrolle - Zweifel in der Zwangslage, wistra 1988, 136, 139). Auf der Basis des vorstehend aufgezeigten Gewichts der tangierten Grundrechtspositionen der Beschwerdef&#252;hrerin ist die fortdauernde Beschlagnahme der Unterlagen der Beschwerdef&#252;hrerin bei einer diesem Gewicht Rechnung tragenden Gesamtabw&#228;gung auch verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig im engeren Sinne. Die in dem Bed&#252;rfnis nach wirksamer Strafverfolgung und funktionst&#252;chtiger Rechtspflege zum Ausdruck kommenden wichtigen Interessen der Allgemeinheit &#252;berwiegen bei der St&#228;rke des Tatverdachts und der Tatschwere im vorliegenden Fall - unter Ber&#252;cksichtigung der konkreten Ausgestaltung des Ermittlungsverfahrens - die aufgrund der Beschlagnahme beeintr&#228;chtigten rechtlichen Interessen der Beschwerdef&#252;hrerin, auch soweit deren Grundrechtspositionen in dem aufgezeigten Umfang betroffen sind. Das Recht der Beschwerdef&#252;hrerin auf allgemeine Handlungsfreiheit (Art. 2 Abs. 1 GG) in der Auspr&#228;gung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung ist durch die Beschlagnahme von vornherein nur insoweit ber&#252;hrt, als diese den Ermittlungsbeh&#246;rden Einblicke in Daten erm&#246;glicht haben, die prim&#228;r der Beschwerdef&#252;hrerin selbst zustehen. Demgegen&#252;ber beklagt die Beschwerdef&#252;hrerin in erster Linie das Bekanntwerden bzw. die Auswertung von Daten ihrer Kunden. Soweit sie sich insoweit auf das Steuergeheimnis beruft, sind durch die Kontendaten in erster Linie ebenfalls die steuerlichen Verh&#228;ltnisse der Kunden betroffen, dies &#252;berdies nur mittelbar, da deren eigentliche Steuerakten nicht Gegenstand der angefochtenen&#183; Beschlagnahmebeschl&#252;sse sind. Als beeintr&#228;chtigte Grundposition der Beschwerdef&#252;hrerin verbleibt im Zusammenhang mit dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung insbesondere der im sogenannten "Bankgeheimnis" gew&#228;hrleistete Regelungsbereich. Hierzu wurde bereits ausgef&#252;hrt, da&#223; hiermit vor allem das Entstehen eines Tatverdachtes verhindert, nicht aber die Verwertbarkeit eines einmal in rechtm&#228;&#223;iger Weise gewonnenen Tatverdachtes ausgeschlossen werden soll. Hinsichtlich der ber&#252;hrten Grundrechte der freien Berufsaus&#252;bung (Art. 12 Abs. 1 GG) und des Eigentums (Art. 14 Abs. 1 GG) hat die Beschwerdef&#252;hrerin bislang selbst keine &#252;ber die mit der Beschlagnahme zwingend verbundenen Beeintr&#228;chtigungen hinausgehenden Beeintr&#228;chtigungen vorgetragen, beispielsweise, da&#223; hierdurch ihr Gesch&#228;ftsbetrieb konkret erschwert oder ihr Umsatz zur&#252;ckgegangen sei. Der Beschwerdef&#252;hrerin ist in diesem Zusammenhang eine Berufung darauf versagt, ihre Wettbewerbslage gegen&#252;ber Konkurrenzinstituten sei beeintr&#228;chtigt, da diese in der entsprechenden Situation eine Beschlagnahme ebenfalls hinzunehmen h&#228;tten (&#228;hnlich aus finanzgerichtlicher Sicht entsprechend auch BFH, Urteil vom 24.03.1987 - VII R 30/86-, wistra 1987, 302, 304). Im &#252;brigen ist in Rechnung zu stellen, da&#223; die beschlagnahmten Unterlagen der Beschwerdef&#252;hrerin fast s&#228;mtlich als Doppel, in Kopie oder verfilmt zur Verf&#252;gung stehen und eine Einsichtnahme in Originalunterlagen stets m&#246;glich ist; auch werden die Unterlagen im laufenden Betrieb der Beschwerdef&#252;hrerin nur in Ausnahmef&#228;llen ben&#246;tigt. Weiterhin haben die Ermittlungsbeh&#246;rden prim&#228;r die Zusammenarbeit mit der Beschwerdef&#252;hrerin gesucht und erst bei Reibungsverlusten zum Mittel der Beschlagnahme gegriffen und auch dann hiervon nicht in Form eines "Rundumschlages" Gebrauch gemacht, sondern dieses im Gegenteil so schonend wie m&#246;glich eingesetzt. So wurden konkrete Kontenunterlagen - abgesehen von den Vertr&#228;gen zu Gunsten Dritter und den Verf&#252;gungen f&#252;r den Todesfall - zun&#228;chst nicht und sp&#228;ter lediglich in Form bereits erledigter Kontoer&#246;ffnungsantr&#228;ge beschlagnahmt, die sich &#252;berdies zum gr&#246;&#223;ten Teil zwischenzeitlich wieder in den R&#228;umen der Beschwerdef&#252;hrerin befinden. Die verbleibende Beeintr&#228;chtigung von Grundrechtspositionen, die die Kammer nicht geringsch&#228;tzt, muss hinter dem Erfordernis einer funktionsf&#228;higen Strafrechtspflege, wie es in &#167; 94 StPO zum Ausdruck kommt, zur&#252;cktreten. Gegen eine Reihe von ehemaligen und heutigen Mitarbeitern der Beschwerdef&#252;hrerin besteht, wie dargestellt, ein - teilweiser erheblicher - Tatverdacht, der sich in jeder Phase des Ermittlungsverfahrens auf hinreichende tats&#228;chliche Anhaltspunkte gr&#252;ndete und nicht aufgrund blo&#223;er Vermutungen in unzul&#228;ssiger Weise gewonnen worden ist. Auch die Schwere der eventuellen Beihilfehandlungen zur Steuerhinterziehung ist nicht unerheblich. Allgemein darf der durch Steuerhinterziehung verursachte Schaden f&#252;r die Allgemeinheit auch im Lichte der neueren Gesetzgebung nicht heruntergespielt werden; so sollen sowohl der "Bankenerlass" (a.a.O.) bzw. &#167; 30 a AO als auch das sogenannte "Amnestiegesetz" (a.a.O.) letztlich die ordnungsgem&#228;&#223;e Versteuerung im Rahmen der Steuergesetze verbessern und nicht etwa verhindern. Im vorliegenden Fall sind nach vorl&#228;ufigen Erkenntnissen in den dargestellten 36 Einzelf&#228;llen bislang Bankguthaben in H&#246;he von</p> <span class="absatzRechts">146</span><table class="absatzLinks" cellpadding="0" cellspacing="0"><tbody><tr><td><p>7.092.801,-- DM</p> </td> <td><p>per 01.01.1984</p> </td> </tr> <tr><td><p>7.304.365,-- DM</p> </td> <td><p>per 01.01.1985</p> </td> </tr> <tr><td><p>6.378.431,-- DM</p> </td> <td><p>per 01. 01.1986</p> </td> </tr> <tr><td><p>5.918.025,-- DM</p> </td> <td><p>per 01.01.1987,</p> </td> </tr> </tbody> </table> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">insgesamt mithin i.H.v. &#252;ber 25.000.000,-- DM<strong>,</strong> der Besteuerung entzogen worden. Hinzu kommt, da&#223; die in Rede stehenden Beihilfehandlungen gerade wegen der besonderen Bedeutung der Banken f&#252;r den Geldverkehr und der hieraus resultierenden Verantwortung, die in &#167; 30 a AO mittelbar zum Ausdruck kommt, von nicht unerheblichem Gewicht sind.</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">Die Kosten- und Auslagenentscheidung beruht auf &#167; 473 Abs. 1 StPO.</p>
315,038
olgk-1990-10-29-5-u-890
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 U 8/90
1990-10-29T00:00:00
2019-03-13T14:44:37
2022-10-18T15:09:15
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1990:1029.5U8.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das Ur- teil der 9. Zivilkammer, des Landgerichts Aachen vom 9. November 1989 - 9 0 266/89 -abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Die Beklagte wird verurteilt,</p> <p></p> <p>an den Kl&#228;ger 27.814,40 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 13. April 1989 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Von den Kosten der ersten Instanz tragen der Kl&#228;ger 1/20 und die Beklagte 19/20. Die Kosten der Berufung tr&#228;gt die Beklagte.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde: </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung des Kl&#228;gers hat auch in der Sache Erfolg. Der Kl&#228;ger hat gegen die Beklagte ei&#173;nen Anspruch aus der mit dieser abgeschlossenen Reiser&#252;cktrittskostenversicherung wegen der Stor&#173;nierung der f&#252;r den 26. Dezember 1988 bis 14. Januar 1989 gebuchten Reise nach X und X.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 1 Ziffer 1 a) der dem Vertrag unstreitig zu&#173;grundeliegenden Allgemeinen Bedingungen f&#252;r die Reiser&#252;cktrittskostenversicherung (im folgenden nur noch ABRV) leistet der Versicherer Entsch&#228;digung bei Nichtantritt der Reise f&#252;r die dem Reiseunter&#173;nehmen vom Versicherten vertraglich geschuldeten R&#252;cktrittskosten und ist gem&#228;&#223; Ziffer 2 a) der Ver- sicherer leistungspflichtig, wenn infolge einer un-erwarteten schweren Erkrankung des Ehegatten des Versicherten dem Versicherten der Antritt der Reise nicht zugemutet werden kann.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen der vorgenannten Bestimmungen sind vorliegend gegeben, denn wie von der Beklagten nicht substantiiert bestritten (diese hat sich vielmehr im Gegenteil sogar darauf berufen, die Ehefrau des Kl&#228;gers sei schon zum Zeitpunkt der Bu&#173;chung der Reise erkrankt gewesen) und im &#252;brigen auch durch das &#228;rztliche Attest des X vom 20. Dezember 1988 nachgewiesen, war die Ehefrau des Kl&#228;gers am 20. Dezember 1988 wegen einer akuten Kreislaufinsuffizienz mit paroxysmaler Tachykardie bei Virusmyokarditis nicht reisef&#228;hig, insbesondere nicht flugtauglich.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die schwere Erkrankung der Ehefrau des Kl&#228;gers war auch "unerwartet". F&#252;r den Kl&#228;ger als Versiche&#173;rungsnehmer war der Versicherungsfall bei Abschlu&#223; der Versicherung nicht voraussehbar. Der Begriff der Voraussehbarkeit ist eng&#160; auszulegen, um eine Entwertung des Versicherungsschutzes zu vermeiden. Der Eintritt des Versicherungsfalls mu&#223; f&#252;r den Durchschnittsbetrachter wahrscheinlicher gewesen sein als der Nichteintritt. Daher liegt keine Vor&#173;aussehbarkeit vor, wenn der Versicherungsnehmer den Angaben seines Arztes entnehmen konnte, da&#223; er bzw. sein Ehepartner zum vorgesehenen Zeitpunkt reisef&#228;&#173;hig sein w&#252;rde (siehe Pr&#246;lss/Martin, VVG, 24. Aufl., &#167; 2 ABRV Anm. 1). Vorliegend hatte der be&#173;handelnde Arzt in seiner Bescheinigung vom 24. Fe&#173;bruar 1989 ausdr&#252;cklich best&#228;tigt, da&#223; zum Zeit&#173;punkt der Reisebuchung nicht damit zu rechnen gewe&#173;sen sei, da&#223; die Reise nicht angetreten werden k&#246;n&#173;ne, was auch f&#252;r die Patientin beurteilbar gewesen sei. Ferner hat er best&#228;tigt, da&#223; er vor der Bu&#173;chung ausdr&#252;cklich nach der Reisef&#228;higkeit gefragt worden sei und er nicht von der Reisebuchung abge&#173;raten habe. Nach diesen Erkl&#228;rungen des behandeln&#173;den Arztes, deren Richtigkeit die Beklagte nicht substantiiert angegriffen hat, war f&#252;r den Kl&#228;ger der Eintritt des Versicherungsfalls bei der Buchung der Reise nicht voraussehbar und damit unerwartet i.S.v. &#167; 1 Ziff. 2 a ABRV, so da&#223; auch der Lei&#173;stungsausschlu&#223; des &#167; 2 Ziff. 2 ABRV nicht durch&#173;greift.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist entgegen der Ansicht des Landge&#173;richts auch nicht wegen einer Obliegenheitsverlet&#173;zung des Kl&#228;gers leistungsfrei.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Eine zur Leistungsfreiheit f&#252;hrende Obliegenheits&#173;verletzung l&#228;&#223;t sich nicht aus &#167; 4 Ziffer 1 a) ABRV herleiten. Hiernach ist der Versicherungsnehmer verpflichtet, dem Versicherer den Eintritt des Ver&#173;sicherungsfalles unverz&#252;glich mitzuteilen&#8230; . Un&#173;ter einer "unverz&#252;glichen" Anzeige ist eine solche "ohne schuldhaftes Z&#246;gern" zu verstehen, &#167; 121 Abs. 1 BGB. Eine nach Stornierung vom 20. Dezember 1988 - gem&#228;&#223; zu unterstellendem Vortrag der Beklagten -erst am 20. Januar 1989 erfolgte Anzeige w&#228;re nicht mehr als unverz&#252;glich zu erachten. Gleichwohl f&#252;hrt dies nicht zur Leistungsfreiheit der Beklagten. Es spricht viel f&#252;r die Annahme, da&#223; es sich hierbei lediglich um eine grobfahrl&#228;ssige Obliegenheitsver&#173;letzung gehandelt hat, denn es kann mangels konkre&#173;ter gegenteiliger Anhaltspunkte angenommen werden, da&#223; sich niemand absichtlich durch eine bewu&#223;t ver&#173;sp&#228;tete Anzeige um den Versicherungsschutz bringt. In diesem Zusammenhang kann sich der Kl&#228;ger aller&#173;dings nicht darauf berufen, er sei davon ausgegan&#173;gen, die Buchungsstelle werde die Stornierung der Reise dem Versicherer bzw. der X melden, denn die Versicherungs&#173;scheine enthalten einen deutlichen Hinweis darauf, da&#223; im Schadensfall eine unverz&#252;gliche Mitteilung an die Firma X erforderlich ist. Dar&#252;ber hinaus war der Kl&#228;ger auch durch die Firma X darauf auf&#173;merksam gemacht worden (siehe Schreiben vom 20. De&#173;zember 1988), da&#223; er selbst seine Anspr&#252;che bei der Reiser&#252;cktrittskostenversicherung geltend machen m&#252;sse. Mithin durfte er eine Mitteilung an die Bu&#173;chungsstelle nicht f&#252;r ausreichend erachten.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">In jedem Fall fehlt es aber auch bei Annahme einer vors&#228;tzlichen Obliegenheitsverletzung an der zur Begr&#252;ndung der Leistungsfreiheit erforderlichen Re&#173;levanz dieser vors&#228;tzlichen Obliegenheitsverlet&#173;zung. Um als relevant in diesem Sinne bezeichnet werden zu k&#246;nnen, m&#252;&#223;te die versp&#228;tete Anzeige ge&#173;nerell geeignet sein, die berechtigten Interessen des Versicherers ernsthaft zu gef&#228;hrden, und dem Versicherungsnehmer ein erhebliches Verschulden zur Last fallen. Eine solche Gef&#228;hrdung w&#228;re dann zu bejahen, wenn durch die Versp&#228;tung Feststellungen zum Eintritt des Versicherungsfalles unm&#246;glich oder wesentlich erschwert w&#252;rden. Dies w&#228;re z.B. der Fall, wenn nur eine zeitnah mit dem Versicherungs&#173;fall durchgef&#252;hrte Untersuchung durch vom Versiche&#173;rer beauftragte &#196;rzte eine &#220;berpr&#252;fung der Angaben des Versicherungsnehmers erlauben w&#252;rde. Hierbei ist jedoch zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; vorliegend sol&#173;che Feststellungen durch den Versicherer &#252;berhaupt nicht durchsetzbar sind, weil der Versicherungsnehmer nicht verpflichtet ist, sich solchen Untersuchungen zu unterziehen. Anders als beispielsweise in &#167; 9 Nr. 3 MBKK oder &#167; 15 II Nr. 6 a) AUB sehen die ABRV jedoch keine Verpflichtung zur Untersu&#173;chung durch beauftragte &#196;rzte vor. Nach &#167; 4 Ziffer 1 c) ABRV ist allein der behandelnde Arzt in Bezug auf den Versicherungsfall von seiner Schweige&#173;pflicht zu entbinden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sonstige Recherchen bei dem Reiseveranstalter pp. sind aber auch bei einer erst einen Monat nach dem Schadensfall erfolgten Schadensanzeige noch ohne weiteres und unter nicht erschwerten Bedingungen m&#246;glich, da insoweit normalerweise schriftliche Un&#173;terlagen vorliegen, die nach einem Monat noch eben&#173;so aussage- und nachweiskr&#228;ftig sind wie vorher. Insoweit fehlt es also an der generellen Eignung dieser Obliegenheitsverletzung des Kl&#228;gers zur Ge&#173;f&#228;hrdung der Interessen der Beklagten, so da&#223; eine zur Leistungsfreiheit f&#252;hrende Relevanz dieser Ob- liegenheitsverletzung zu verneinen ist.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Geht man hinsichtlich der vorgenannten Obliegen&#173;heitsverletzung aber von einer nur grobfahrl&#228;ssigen Verletzung aus, so scheitert die Leistungsfreiheit der Beklagten an &#167; 4 Ziffer 2 Satz 2 ABRV. Hiernach bleibt der Versicherer bei grobfahrl&#228;ssiger Verlet&#173;zung insoweit verpflichtet, als die Verletzung we&#173;der Einflu&#223; auf die Feststellung des Versicherungs&#173;falles noch auf die Feststellung oder den Umfang der dem Versicherer obliegenden Leistung gehabt hat. Der dem Kl&#228;ger insoweit obliegende Kausali&#173;t&#228;tsgegenbeweis ist vorliegend entgegen der Ansicht der Beklagten erbracht. Da&#223; sie bei fr&#252;herer Meldung des Schadensfalles keine weitergehenden M&#246;g&#173;lichkeiten zu Recherchen bei dem behandelnden Arzt hatte noch auch die M&#246;glichkeit bestand, die Ehe&#173;frau des Kl&#228;gers zur Untersuchung bei einem anderen Vertrauensarzt aufzufordern, wurde bereits darge&#173;legt. Entsprechendes gilt - wie ebenfalls vorste&#173;hend bereits er&#246;rtert - hinsichtlich weiterer Er&#173;mittlungen der Beklagten beim Reiseveranstalter bzw. dessen Kontrahenten vor Ort. Im &#252;brigen schei&#173;det eine Kausalit&#228;t&#160; insoweit auch schon deshalb aus, weil die Beklagte im Rahmen der vorprozessua&#173;len Korrespondenz und auch im Rahmen des vorliegen&#173;den Verfahrens immer wieder betont hat, zu solchen eigenen Recherchen nicht verpflichtet und auch nicht willens zu sein, weil diese ausschlie&#223;lich dem Kl&#228;ger obl&#228;gen. Schon deshalb kann die versp&#228;&#173;tete Anzeige nicht kausal hinsichtlich der Fest&#173;stellungen des Versicherungsfalles noch auch des Umfangs der Versicherungsleistung gewesen sein.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer weiteren Berufung auf eine Obliegenheits&#173;verletzung gem&#228;&#223; &#167; 4 Ziffer 1 b) ABRV dringt die Beklagte ebenfalls nicht durch. Hiernach hat der Versicherungsnehmer dem Versicherer jede gew&#252;nschte sachdienliche Auskunft zu erteilen und ihm alle er&#173;forderlichen Beweismittel von sich aus zur Verf&#252;&#173;gung zu stellen, insbesondere &#228;rztliche Atteste &#252;ber Krankheiten pp. im Sinne von &#167; 1 Ziffer 2 un&#173;ter Beif&#252;gung der Buchungsunterlagen einzureichen. Ausweislich der "Hinweise" unter den ABRV hatte der Kl&#228;ger im Schadensfall neben der unverz&#252;glichen Mitteilung bei gleichzeitiger Stornierung die Stor&#173;nokostenrechnung nebst Zahlungsnachweis zu &#252;bersen&#173;den. Die vorgenannte Rechnung vom 20. Dezember 1988 nebst Zahlungsnachweis sowie auch das &#228;rztliche At&#173;test des X vom 20. Dezember 1988 und die Buchungsunterlagen hat der Kl&#228;ger unstreitig jedenfalls mit Schreiben vom 20. Januar 1989 der insoweit laut den ABRV bevollm&#228;chtigten X &#252;bersandt. Die von der Be&#173;klagten sodann mit Schreiben vom 30. Januar 1989 ferner angeforderten Unterlagen, n&#228;mlich die voll&#173;st&#228;ndig ausgef&#252;llte und unterschriebene Schadensan&#173;zeige mit Beantwortung der farblich markierten Fragen auf der R&#252;ckseite durch den behandelnden Arzt, die Reiseanmeldung sowie die Kopie der Buchungsbe&#173;st&#228;tigung bzw. der urspr&#252;nglichen Rechnung &#252;ber den vollen Reisepreis nebst entsprechendem Zahlungs&#173;nachweis &#252;ber den Stornobetrag bzw. den vollen Rei&#173;sepreis hat der Kl&#228;ger &#8211; ebenfalls unstreitig - mit Schreiben vom 1. M&#228;rz 1989 &#252;bersandt. Soweit die Beklagte sodann nachfolgend mit Schreiben vom 28. April 1989 erneut die Vorlage weiterer Unterlagen, n&#228;mlich "detaillierte Reiseunterlagen" wie Fotoko&#173;pien von Flugtickets, Terminen der einzelnen Fl&#252;ge sowie der gesamten &#252;brigen Reisedaten nebst Reise&#173;route und des Flugplanes sowie ferner des Reisean&#173;gebotes verlangt hat, ging diese Anforderung &#252;ber die dem Kl&#228;ger obliegende Auskunfts- und Mitwir&#173;kungsobliegenheit hinaus. Nach dem bereits zitier&#173;ten &#167; 4 Ziffer 1 b) ABRV mu&#223;te der Versicherungs&#173;nehmer im Versicherungsfall die &#228;rztlichen Atteste sowie die Buchungsunterlagen (nicht also die gesamten Reiseunterlagen) vorlegen. Zu den Buchungsun- terlagen geh&#246;ren lediglich Reiseanmeldung, Reisebe- st&#228;tigung, Rechnung und Zahlungsquittung, nicht aber auch die bei einer Pauschalreise ausschlie&#223;- lich von dem Reiseveranstalter zu t&#228;tigenden Ein-zelbuchungen betreffend Hotelaufenthalte Flugtik- kets pp. In diesem Zusammenhang ist zu ber&#252;cksich- tigen, da&#223; ausweislich der Reisebest&#228;tigung vom 13. Dezember 1988 die Reiseunterlagen erst nach Eingang der Zahlung des Reisepreises versandt werden soll- ten. Ausweislich der Bankbest&#228;tigung der X vom 19. April 1989 wurde der Verrechnungsscheck vom 13. Dezember 1988 &#252;ber den gesamten Reisepreis erst am 21. Dezember 1988 dem Konto des Kl&#228;gers belastet, zu einem Zeitpunkt al- so, zu welchem die Reise bereits storniert worden war. Nach dem vorgenannten Vermerk in der Reisebe- st&#228;tigung spricht mithin nichts daf&#252;r, da&#223; der Kl&#228;- ger gleichwohl die diversen Reiseunterlagen trotz Stornierung der Reise erhalten hat. Dies w&#228;re auch g&#228;nzlich un&#252;blich, da es sich bei Stornierung einer Reise naturgem&#228;&#223; er&#252;brigt, dem Kunden gleichwohl noch die - nicht mehr ben&#246;tigten - Reiseunterlagen zu &#252;bersenden. Hierauf hat er auch nicht einmal ei- nen rechtlichen Anspruch, wenn er vor Antritt der Reise von dieser zur&#252;cktritt und nunmehr die Stor- noentsch&#228;digung zu leisten hat. Unterlagen und Aus- k&#252;nfte, die der Versicherungsnehmer als Kunde des Reiseveranstalters nicht erhalten hat, kann er aber auch nicht dem Versicherer &#252;bersenden. Sache des Versicherungsnehmers ist es vielmehr lediglich, ihm .m&#246;gliche sachdienliche Ausk&#252;nfte zum Versicherungs&#173;fall zu erteilen. Dieser Obliegenheit kommt er nach&#160; durch Vorlage der Belege betreffend die krankheits&#173;bedingte Stornierung einer fest gebuchten und be&#173;zahlten Reise sowie der diesbez&#252;glich geschuldeten und bezahlten Stornokosten. Die entsprechenden Un&#173;terlagen hat der Kl&#228;ger unstreitig aufforderungsge- m&#228;&#223; &#252;bersandt. Da&#223; ihm weitere Unterlagen vorgele- gen haben und er sie gleichwohl auf Anforderung hin obliegenheitswidrig nicht vorgelegt hat, hat die Beklagte schon nicht substantiiert dargetan. Es ob&#173;liegt angesichts des eingeschr&#228;nkten Inhaltes von &#167; 4 ABRV nicht dem Versicherungsnehmer, die gesamten Details der gebuchten Reise darzutun, vielmehr reicht es aus, da&#223; er den Versicherungsfall durch die vorgenannten - hier vom Kl&#228;ger unstreitig vorgelegten Belege nachweist. Soweit der Versicherer Zweifel &#228;u&#223;ert, ob die Durchf&#252;hrung der Reise &#252;ber&#173;haupt ernsthaft geplant gewesen sei und vortr&#228;gt, der Versicherungsnehmer halte deshalb - entspre&#173;chenden Anforderungen des Versicherers zuwider - ihm vorliegende Reiseunterlagen zur&#252;ck, ist der Versicherer insoweit darlegungs- und beweispflich&#173;tig. An einem entsprechenden substantiierten Vor&#173;trag der Beklagten fehlt es aber vorliegend, viel&#173;mehr ersch&#246;pfen sich deren Darlegungen insoweit weitestgehend in Vermutungen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Auch hinsichtlich der H&#246;he der geltendgemachten Klageforderung greifen die Einwendungen der Beklagten nicht durch. Nach der bereits zitierten Bestim&#173;mung des &#167; 1 a) ABRV leistet der Versicherer Ent&#173;sch&#228;digung bei Nichtantritt der Reise f&#252;r die "ver&#173;traglich geschuldeten R&#252;cktrittskosten". Gem&#228;&#223; Zif&#173;fer 11 a) der dem Vertrag des Kl&#228;gers mit dem Rei&#173;severanstalter zugrundeliegenden "Vertrags- und Reisebedingungen" belaufen sich die R&#252;cktrittsko&#173;sten bei R&#252;cktritt vom Vertrag im Falle eines Mietobjektes 14 bis 8 Tage vor Belegungstermin auf 80 %, bei noch k&#252;rzerfristigem R&#252;cktritt auf 100 %,- bei einer Pauschalreise im R&#252;cktrittsfall im Rahmen von 7 und weniger Tagen vor Reiseantritt auf 80 %.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Frage, ob diese "pauschalierten" Schadensbetr&#228;&#173;ge &#252;berh&#246;ht und die einschl&#228;gigen Vorschriften nach dem AGB-Gesetz unwirksam sind, kann vorliegend da&#173;hinstehen, denn die Beklagte kann sich dem Kl&#228;ger gegen&#252;ber ohnehin nicht auf eine eventuelle Unwirk&#173;samkeit dieser Bestimmung berufen. Die Beklagte hat "die gebuchte Reise" versichert; Bestandteil der gebuchten Reise sind auch die dem Reisevertrag zu&#173;grundeliegenden Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen, die der Beklagten als Versicherer bekannt sind. Findet sich die Beklagte bereit, R&#252;cktrittskosten&#173;versicherungen abzuschlie&#223;en, bei denen im Storno-fall R&#252;cktrittskosten bis zu 100 % anfallen k&#246;nnen und gew&#228;hrt sie somit Versicherungsschutz f&#252;r diese ggfls. "vertraglich geschuldeten R&#252;cktrittskosten", so kann sie nicht bei Eintritt des Versicherungs&#173;falls hiervon mit der Begr&#252;ndung abr&#252;cken, diese R&#252;cktrittskosten seien &#252;berh&#246;ht und deshalb vom Versicherungsnehmer dem Reiseveranstalter nicht ge&#173;schuldet. Dem Versicherungsnehmer kann nicht zuge- mutet werden, im Interesse des Versicherers ggfls. einen Rechtsstreit hinsichtlich der H&#246;he der R&#252;ck&#173;trittskosten gegen den Reiseveranstalter zu f&#252;hren. Soweit der Versicherer die im Reisevertrag vorgese&#173;henen R&#252;cktrittskosten f&#252;r &#252;berh&#246;ht h&#228;lt, ist es ihm unbenommen, zu den beanstandeten Kostens&#228;tzen keine R&#252;cktrittskostenversicherungen abzuschlie&#223;en; Schlie&#223;t er sie aber gleichwohl ab, so ist es ihm als treuwidrig zu versagen, sich im Schadensfall dem Versicherungsnehmer gegen&#252;ber auf angeblich &#252;berh&#246;hte R&#252;cktrittskosten zu berufen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Nach allem war der Klage mit dem in der Berufungs&#173;verhandlung verlesenen, herabgesetzten Antrag stattzugeben, wobei sich der gesetzliche Zinsan&#173;spruch aus dem Gesichtspunkt des Verzuges ergibt, nachdem der Kl&#228;ger die Beklagte mit Schreiben vom 5. April 1989 wirksam in Verzug gesetzt hat.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf den &#167;&#167; 91, 269 Abs. 3 Satz 2 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbar&#173;keit beruht auf den &#167;&#167; 708 Ziffer 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Berufungsstreitwert und Wert der Beschwer der Be&#173;klagten: 27.814,40 DM.</p>
315,039
lg-dortmund-1990-10-25-8-o-22390
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8 O 223/90
1990-10-25T00:00:00
2019-03-13T14:44:38
2022-10-18T15:09:15
Urteil
ECLI:DE:LGDO:1990:1025.8O223.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>I. Der Beklagte wird verurteilt,</p> <p></p> <p>es bei Vermeidung eines f&#252;r jeden Fall der</p> <p>Zuwiderhandlunq vom Gericht festzusetzenden</p> <p>Ordnungsgeldes bis zu 500.0OO,0O DM, ersatz-</p> <p>weise 0rdnungshaft bis zu 6 Monaten zu unter-</p> <p>lassen, im Zusammenhang mit \/ertr&#228;qen, sofern</p> <p>diese nicht mit einem Kaufmann im Rahmen seines</p> <p>Handelsgewerbes abgeschlossen werden, in all-</p> <p> gemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen folgende oder</p> <p>inhaltsgleiche Klauseln zu vewenden:</p> <p> </p> <p>1.</p> <p>Das Mitglied hat eine Kopie dieser Beitrittserkl&#228;rung</p> <p>Erhalten</p> <p></p> <p>2. M&#252;ndliche Absprachen sind ung&#252;ltig. Sie</p> <p>bed&#252;rfen der schriftlichen Best&#228;tigung.</p> <p></p> <p>3.Krankheit oder sonstiger Hinderungsgrund</p> <p>zur Teilnahme am Training entbindet nicht von</p> <p>der Beitragszahlung.</p> <p></p> <p>4. Die Mitgliedschaft ruht nur w&#228;hrend der</p> <p>Ableistung des gesetzlich vorgeschriebenen</p> <p>Grundwehrdienstes.</p> <p></p> <p>5. Bei eventuellen Mahnungen wird pro Mahnung</p> <p>eine Geb&#252;hr in H&#246;he von 5,00 DM erhoben.</p> <p></p> <p>6. Wenn nicht sp&#228;testens zwei Monate vor Ab-</p> <p>lauf der Reitrittserkl&#228;rung schriftlich</p> <p>-per Einschreiben- gek&#252;ndigt wird, verl&#228;ngert</p> <p>sich die Mitgliedschaft jeweils um 6 Monate.</p> <p></p> <p>7. Wird es dem Fitne&#223;-Center aus Gr&#252;nden, die</p> <p>es nicht zu vertreten hat (h&#246;here Gewalt)</p> <p>unm&#246;glich, Leistungen zu erbringen, so hat der</p> <p>Teilnehmer keinen Anspruch auf Schadens-</p> <p>ersatz bzw. Ersatzstunden.</p> <p></p> <p>8. Bei Minderj&#228;hriqkeit des Trainingsteil-</p> <p>nehmers haften die Erziehungsberechtigten</p> <p>f&#252;r die Erf&#252;llung der Beitragspflicht.</p> <p></p> <p>9. Unterschreibt nur ein Erziehungsberechtigter,</p> <p>so versichert er damit, auch in Vollmacht des</p> <p>anderen Erziehungsberechtigten zu handeln.</p> <p></p> <p>II. Der Kl&#228;gerin wird die Befugnis zugesprochen,</p> <p>die Urteilsformel mit der Bezeichnung des ver- .</p> <p>urteilten Verwenders auf Kosten der Beklagten</p> <p>im Bundesanzeiger, im &#252;brigen auf eigene Kosten</p> <p>bekanntzumachen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der</p> <p>Beklagte.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar, f&#252;r</p> <p>die Kl&#228;gerin jedoch nur gegen Sicherheits-</p> <p>leistung in H&#246;he von 10.000,00 DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">T A T B E S T A N D</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;qerin, ein qerichtsbekannter Verbraucherschutzverband</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">im Sinne yon &#167; 13 Abs. 2 Z i F f. 2 AG B - Gesetz, beqehrt von dem</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Beklaqten, der unter der Firma "G" in J</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">ein Fitne&#223;-Studio betreibt, die Unterlassung von Verwendung</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">bestimmter AGB-Klauseln, die die Kl&#228;gerin weqen Versto&#223;es</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">gegen das AGB-Gesetz f&#252;r unwirksam h&#228;lt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;qerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">I. den Beklagten zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">es bei Vermeidung eines f&#252;r jeden Fall der</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Zuwiderhandlung vom Gericht festzusetzenden</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Ordnungsgeldes bis zu 500.000,00 DM, ersatz-</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">weise Ordnungshaft bis zu 6 Monaten zu unter-</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">lassen, in Zusammenhang mit Vertr&#228;gen, sofern</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">dieses nicht mit einem Kaufmann im Rahmen seines</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Handelsgewerbes abgeschlossen werden, in all-</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">gemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen folgende oder</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">inhaltsgleiche Klauseln zu verwenden:</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">1. Das Mitglied hat eine Kopie dieser Beitritts-</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">erkl&#228;rung erhalten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">2. M&#252;ndliche Absprachen sind ung&#252;ltig. Sie</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">bed&#252;rfender schriftlichen Best&#228;tigung.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">3. Krankheit oder sonstiger Hinderungsgrund</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">zur Teilnahme am Training entbindet nicht von</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">der Beitragszahlung.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">4. Die Mitgliedschaft ruht nur w&#228;hrend der</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Ableistung des gesetzlich vorgeschriebenen</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Grundwehrdienstes.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">5. Sei eventuellen Mahunqen wird pro</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Mahnung eine Geb&#252;hr in H&#246;he von 5,00 DM</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">erhoben.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">6. Wenn nicht sp&#228;testens zwei Monate vor Ab-</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">lauf der Beitrittserkl&#228;rung schriftlich</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">-per Einschreiben- qek&#252;ndigt wird, verl&#228;ngert </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">sich die Mitgliedschaft jeweils um 6 Monate.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">7. Wird es demFitne&#223;-Center aus Gr&#252;nden, die</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">es nicht zu vertreten hat (h&#246;here Gewalt)</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">unm&#246;qlich, Leistungen zu erbringen, so hat</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">der Teilnehmer keinen Anspruch auf Schadens-</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">ersatz bzw. Ersatzstunden.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">8. Bei Minderj&#228;hrigkeit der Trainingsteilnehmers</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">haften die Erziehunqsberechtiqten f&#252;r die Er-</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">f&#252;llung der Beitragspflicht.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">9. Unterschreibt nur ein Erziehungsberechtigter,</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">so versichert er damit, auch in Vollmacht</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">des anderen Erziehungsberechtigten zu handeln.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">II. Der Kl&#228;gerin wird die Befugnis zugesprochen,</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">die Urteilsformel mit der Bezeichnung des ver-</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">urteilten Verwenders auf Kosten der Beklagten</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">im Bundesanzeiger, im &#252;brigen auf eigene</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Kosten bekanntzumachen.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Der Beklaqte beantragt.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten, des Sach- und Streitstandes</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">wird verwiesen auf den vorgetragenen Inhalt der von den</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen, die Gegen-</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">stand der m&#252;ndlichen Verhandlung gewesen sind.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Klaqe ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die von der Kl&#228;gerin beanstandeten AGB-Klauseln sind wegen</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Versto&#223;es gegen das AGB-Gesetz unwirksam und d&#252;rfen von</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">dem Beklagten nicht weiter verwendet werden:</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Die Klausel "das Mitglied hat eine Kopie der B e i t r i t t s e r k l &#228; r u n q</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">erhalten" verst&#246;&#223;t gegen &#167; 11 Nr. 15 b AGB-Gesetz, weil sie</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">eine Tatsachenbest&#228;tigung enth&#228;lt, die die Beweislast faktisch</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">zum Nachteil des Kunden verschiebt, so ist insbesondere die</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Best&#228;tigung, eine Durchschrift des Vertrages erhalten zu</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">haben, unzul&#228;ssig (Palandt-Heinrichs, BGH NJW 1988, 2108 Anm. 15 c zu &#167;11 AGB-Gesetz.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Die von der Kl&#228;gerin beanstandete Schriftformklausel verst&#246;&#223;t</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">gegen &#167; 9 Abs. 1 AGB-Gesetz, weil sie den grunds&#228;tzlichen Vor-</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">rang der auch m&#252;ndlich getroffenen Individualabreden (&#167; 4 AGBG)</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">negiert.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Die unter Ziff. 6 der Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen des</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Beklagten aufgef&#252;hrte Klausel ist wegen Versto&#223;es gegen</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">&#167; 9 Abs. 2 Nr. 1 AGB-Gesetz unzul&#228;ssig:</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Durch diese Regelung wird das Recht auf eine au&#223;erordent-</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">liche K&#252;ndigung nach &#167; 626 BG3 ausgeschlossen bzw. in</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">unzul&#228;ssiger Weise erschwert. Insbesondere l&#228;ngere Er-</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">krankungen stellen grunds&#228;tzlich einen Grund f&#252;r eine</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">au&#223;erordentliche K&#252;ndigung nach &#167; 626 BGB dar.. Entgegen</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">der Auffassung des Beklagten ist diese Vorschrift vor-</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">liegend nicht: schon deswegen unanwendbar, weil bei den</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">von dem Beklagten abgeschlossenen Vertr&#228;gen mietvertragliche</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Elemente &#252;berwiegen. Bei diesen Vertr&#228;gen handelt es sich</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">nicht um reine Mietvertr&#228;ge, sondern um gemischte Vertr&#228;ge,</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">die auch Dienstleistungselemente beinhalten und bei denen</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">infolgedessen eine K&#252;ndigungsm&#246;glichkeit auch nach &#167;626 BGB</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">bestehen mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Die in Ziff. 8 der Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen des Be-</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">klagten erfolgte Festschreibung von Mahnqeb&#252;hren von 5,00 D M</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">pro Mahnung verst&#246;&#223;t gegen &#167; 11 Nr. 5 a und N r. 5 b AGB-Gesetz.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Insbesondere ist in diesen F&#228;llen davon auszugehen, da&#223; bei</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">derartigen Mahnungen nur Porto- und Materialaufwand entsteht,</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">weswegen allenfalls Kosten von 1,00 bis 2,00 DM pro Mahnung</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">angemessen erscheinen (OLG Stuttgart NJW RR 1988, 1082).</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Unzul&#228;ssig ist auch die unter Ziff. 8 der Allgemeinen Gesch&#228;fts-</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">bedingungen des Beklagten aufgef&#252;hrte Regelung: Das Verlangen,</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">da&#223; eine K&#252;ndigung per Einschreiben zu erfolgen habe, ver-</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">st&#246;&#223;t gegen &#167; 11 Nr. 16 AGB-Gesetz. Derartige Klauseln werden</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">von Kunden oft &#252;bersehen und ergeben nur den Sinn, dem Kunden</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">die Durchsetzung seiner Rechte zu erschweren (Ulmer -Brandner-</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Hensen, 5. Aufl., Rd-Nr. 2 zu &#167; 11 Nr. 16). Eine weitere</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Erschwerung der K&#252;ndigungsrechte wird vorliegend auch durch</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">die unklare Formulierung der K&#252;ndigungsfrist "2 Monate vor</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Ablauf der Beitrittserkl&#228;rung" verursacht.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Die Klausel, wonach sich die Mitgliedschaft bei nicht er-</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">folgter K&#252;ndigung um jeweils weitere 6 Monaten verl&#228;ngern</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">soll, ist ebenfalls rechtswidrig. Zwar ergibt sich in</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">diesem Zusammenhang kein Versto&#223; gegen &#167; 11 Nr. 12 AGB-Gesetz,</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">weil diese Vorschrift auf gemischte Vertr&#228;ge, bei denen der</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Schwerpunkt auf Gebrauchs&#252;berlassung liegt, keine Anwendung </p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">findet, doch beinhaltet hier die vom Beklagten verwendete</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Verl&#228;ngerungsklausel eine unangemessene Benachteiligung</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">im Sinne von &#167; 9 Abs. 1 AGB-Gesetz, weil nicht auszuschlie&#223;en</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">ist, da&#223; mit Hilfe dieser Klausel in F&#228;llen einer nur f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">einen k&#252;rzeren Zeitraum vereinbarten Mitgliedschaft deren</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Dauer unangemessen verl&#228;ngert wird. Dies ist insbesondere</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">deswegen nicht auszuschlie&#223;en, weil unklar ist, welche</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Prim&#228;rlaufzeiten der Beklagte jeweils vereinbart.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Ziff. 10 der Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen des Beklagten</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">ist wegen Versto&#223;es gegen &#167; 9 Abs. 2 Nr. 1 AGB-Gesetz un-</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">zul&#228;ssig, weil danach unter Mi&#223;achtung der gesetzlichen</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Regelung des &#167; 323 BGB der Beklagte trotz Unm&#246;glichkeit</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">der Leistung seinen Verg&#252;tungsanspruch behalten soll.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Das laut Ziff. 11 der Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen des</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Beklagten bei Minderj&#228;hrigkeit des Trainingsteilnehmers</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">dessen Erziehungsberechtigte f&#252;r die Erf&#252;llung der Bei-</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">tragspflicht haften sollen, verst&#246;&#223;t gegen &#167; 9 Abs. 2</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Nr. 1 AGB-Gesetz. Eine grunds&#228;tzliche Haftung der Er-</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">ziehungsberechtigten entspricht gerade nicht der gesetz-</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">lichen Regelung (&#167; 108 BGB) und w&#252;rde au&#223;erdem auf einen</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">unzul&#228;ssigen Vertrag zu Lasten Dritter hinauslaufen.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Die in Ziff. 11 ebenfalls enthaltene Fiktion einer Be-</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">vollm&#228;chtigung durch den anderen Erziehungsberechtigten</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">verst&#246;&#223;t gegen &#167; 10 Nr. 5 AGB-Gesetz.</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">sich aus &#167; 709 ZPO.</p>
315,040
lg-dortmund-1990-10-25-8-o-31890
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
8 O 318/90
1990-10-25T00:00:00
2019-03-13T14:44:40
2022-10-18T15:09:13
Urteil
ECLI:DE:LGDO:1990:1025.8O318.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>I.</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, es bei Vermeidung eines f&#252;r jeden Fall</p> <p>der Zuwiderhandlung vom Gericht festzusetzenden Ordnungsgeldes bis</p> <p>zu DM 500.000,00 ersatzweise Ordnunghaft bis zu sechs Monaten gegen</p> <p>die Inhaberin des Beklagten zu unterlassen, in seinen Allgemeinen</p> <p>Gesch&#228;ftsbedingungen nachfolgende Klauseln oder inhaltsgleiche Be-</p> <p>stimmungen gegen&#252;ber Nichtkaufleuten zu verwenden:</p> <p></p> <p>1. Da auch bei verringerter Teilnehmerzahl die-selben festen Unkosten anfal-</p> <p>len. ist eine vorzeitige Vertragsbeendigung ausgeschlossen.</p> <p></p> <p>2. Kommt das Mitglied mit 2 Monatsbetr&#228;gen in R&#252;ckstand, ist der gesamte Rest-</p> <p>betrag sofort f&#228;llig.</p> <p></p> <p>3. Der Trainingsteilnehmer versichert, an keinen Krankheiten oder Verletzungen</p> <p>zu leiden, die seine Lehrgangsteilnahme in Frage stellen.</p> <p></p> <p>4. Nebenabreden bed&#252;rfen der Schriftform.</p> <p></p> <p>5. Der Teilnehmer erkennt den Vertragsinhalt unter Einschlu&#223; der ums&#246;itigen Ge-</p> <p>sch&#228;ftsbedigungen an, welche Bestandteil dieses Vertrages sind ....</p> <p></p> <p>6. .... und best&#228;tigt, einen Formulardurchschlag erhalten zu haben.</p> <p></p> <p> 7. Sachbesch&#228;digungen in den Trainingsr&#228;umen werden auf Kosten dessen behoben, der sie verursacht hat</p> <p></p> <p> 8. Die Tage, an denen trainiert werden kann, k&#246;nnen vom Trainer festgelegt wer-</p> <p>den.</p> <p></p> <p>9. Vers&#228;umt der Teilnehmer die festgelegten Trainingszeiten ganz oder teilwei-</p> <p>se, so entbindet ihn dies nicht von der Zahlungsverpflichtung gegen&#252;ber dem</p> <p>Sportstudio. Dieses ist weder zu irgendeiner Nachleistung noch zur ganzen</p> <p>oder teilweisen R&#252;ckzahlung des Entgeltes oder zur Duldung irgendeiner Auf-</p> <p>rechnung verpflichtet.</p> <p></p> <p>10. Das Sportstudio beh&#228;lt sich &#196;nderungen der &#214;ffnungszeiten vor.</p> <p></p> <p>11. Krankheiten, Wohnungswechsel U.A. entbinden den Teilnehmer nicht von den</p> <p>Verpflichtungen aus dem Vertrag. Bei Unterbrechung infolge Krankheit, Unf&#228;l-</p> <p>le o.a. (oder auch anderen wichtigen Gr&#252;nden) ist gegen Nachweis (z.B. &#228;rzt-</p> <p>liches Attest) eine Stundung des Programms m&#246;glich. Die vereinbarte Zah-</p> <p>lungsweise des Programmes wird davon nicht betroffen bzw. unterbrochen. Die-</p> <p>se vers&#228;umte Zeit kann nach Absprache an dem jeweils 2. Besuchstag pro</p> <p>Woche innerhalb der Laufzeit des Vertrages nachgeholt werden. In nachgewie-</p> <p>senen Ausnahmef&#228;llen, wie Dauererkrankung oder sonstige H&#228;rtef&#228;lle kann der</p> <p>Teilnehmer im Einvernehmen mit dem Sportstudio einen Programmwechsel vornehmen oder eine Ersatzperson anmelden,unabh&#228;ngig von der vereinbarten Zahlungsverpflichtung.</p> <p></p> <p>12. Wer grob gegen die Regeln des Anstandes oder der Hausordnung verst&#246;&#223;t, er-</p> <p> h&#228;lt ohne Nachsicht Hausverbot, wobei jedoch die Monatsbeir&#228;ge weiter ent-</p> <p>richtet werden m&#252;ssen.</p> <p></p> <p>13. Da bei den vereinbarten Preisen eine wirtschaftliche F&#252;hrung des Sportstu-</p> <p>dios nur m&#246;glich ist, wenn alle Teilnehmer ihren Zahlungsverpflichtungen</p> <p>p&#252;nktlich nachkommen, wird wegen des damit verbundenen Mehraufwandes an Per-</p> <p>sonal- und Sachkosten f&#252;r jede Mahnung DM 5,00 Mahngeb&#252;hren erhoben.</p> <p></p> <p>14. Die vertraglichen Verpflichtungen werden durch Verkauf oder Verlegung des</p> <p>Sportstudios innerhalb des Stadtgebietes nicht ber&#252;hrt.</p> <p></p> <p></p> <p>II. </p> <p> Dem Kl&#228;ger wird die Befugnis zugesprochen, die Urteilsformel mit der Be-</p> <p>zeichnung der verurteilten Verwenderin auf Kosten der Beklagten im Bundesan-</p> <p>zeiger, im &#252;brigen auf eigene Kosten bekannt zu machen.</p> <p></p> <p></p> <p>lm &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Beklagte zu 93 %</p> <p>und der Kl&#228;ger zu 7 %.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar, f&#252;r den Kl&#228;ger gegen Sicherheits-</p> <p>leistung in H&#246;he von 13.000,00 DM.</p> <p></p> <p>Die Sicherheitsleistung kann auch durch vorbehaltlose B&#252;rgschaft</p> <p>eines als Zoll- und Steuerb&#252;rgen zugelassenen westdeutschen</p> <p>Kreditinstituts erbracht werden.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, ein gerichtsbekannter Verbraucherschutzverein</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">im Sinne von &#167; 13 Abs. 2 AGBG, begehrt von dem Beklagten,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">der in E ein Sportstudio betreibt und Trainings-</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">vertr&#228;ge f&#252;r unterschiedliche Bereiche anbietet, die</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Unterlassung der Verwendung bestimmter AGB-Klauseln,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die nach Auffassung des Kl&#228;gers gegen Vorschriften des</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">AGB-Gesetzes versto&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die von dem Kl&#228;ger vorprozessual verlangte Unterzeichnung</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">einer strafbewehrten Unterlassungserkl&#228;rung lehnte der</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Beklagte durch Schreiben seines Anwalts vom 29.05.1990</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">ab. In diesem Schreiben wurde darauf hingewiesen, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">einige der beanstandeten Klauseln zwischenzeitlich</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">ge&#228;ndert worden seien und da&#223; s&#228;mtliche Vertrags-</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Neuabschl&#252;sse unter Ber&#252;cksichtigung dieser &#196;nderungen</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">get&#228;tigt w&#252;rden und da&#223; alle bereits bestehenden</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Vertragsverh&#228;ltnisse so behandelt w&#252;rden, als w&#228;ren</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">dort diese &#196;nderungen ausnahmslos schon erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte wird verurteilt, es bei Vermeidung</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">eines f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung vom</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Gericht festzusetzenden Ordnungsgeldes bis</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">zu DM 500.000,00 ersatzweise Ordnungshaft</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">bis zu sechs Monaten gegen die Inhaberin des</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Beklagten zu unterlassen, in seine Allgemeinen</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Gesch&#228;ftsbedingungen nachfolgende Klauseln</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">oder inhaltsgleiche Bestimmungen gegen&#252;ber</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Nichtkaufleuten zu verwenden:</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">1. Da auch bei verringerter Teilnehmerzahl</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">dieselben festen Unkosten anfallen, ist</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">eine vorzeitige Vertragsbeendigung aus-</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">geschlossen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">2. Kommt das Mitglied mit zwei Monatsbetr&#228;gen</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">in R&#252;ckstand, ist der gesamte Restbetrag</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">sofort f&#228;llig.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">3. Der Trainingsteilnehmer versichert, an keinen</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Krankheiten oder Verletzungen zu leiden,</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">die seine Lehrgangsteilnahme in Frage stellen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">4. Nebenabreden bed&#252;rfen der Schriftform.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">5. Der Teilnehmer erkennt den Vertragsinhalt</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">unter Einschlu&#223; der umseitigen Gesch&#228;fts-</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">bedingungen an, welche Bestandteil dieses</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Vertrages sind ...</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">6. ... und best&#228;tigt, einen Formulardurchschlag</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">erhalten zu haben.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">7. Jeder Teilnehmer mu&#223; den Anweisungen des</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Lehrpersonals und der Hausordnung Folge leisten.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">8. Sachbesch&#228;digungen in den Trainingsr&#228;umen</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">werden auf Kosten dessen behoben, der sie</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">verursacht hat.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">9. Die Tage, an denen trainiert werden kann,</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">k&#246;nnen vom Trainer festgelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">10. Vers&#228;umt der Teilnehmer die festgelegten</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Trainingszeiten ganz oder teilweise, so</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">entbindet ihn dies nicht von der Zahlungs-</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">verpflichtung gegen&#252;ber dem Sportstudio.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Dieses ist weder zu irgendeiner Nachleistung</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">noch zur ganzen oder teilweisen R&#252;ckzahlung</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">des Entgeltes oder zur Duldung irgendeiner</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Aufrechnung verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">11. Das Sportstudio beh&#228;lt sich &#196;nderungen der</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">&#214;ffnungszeiten vor.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">12. Krankheiten, Wohnungswechsel u.a. entbinden</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">den Teilnehmer nicht von den Verpflichtungen</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">aus dem Vertrag. Bei Unterbrechung infolge</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Krankheit, Unf&#228;lle o.a. (oder auch anderen</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">wichtigen Gr&#252;nden) ist gegen Nachweis (z.B.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">&#228;rztliches Attest) eine Stundung des Programms</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">m&#246;glich. Die vereinbarte Zahlungsweise des</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Programmes wird davon nicht betroffen bzw.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">unterbrochen. Diese vers&#228;umte Zeit kann nach</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Absprache an dem jeweils zweiten Besuchstag</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">pro Woche innerhalb der Laufzeit des Vertrages</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">nachgeholt werden. In nachgewiesenen Ausnahme-</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">f&#228;llen, wie Dauererkrankung oder sonstige</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">H&#228;rtef&#228;lle kann der Teilnehmer im Einvernehmen</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">mit dem Sportstudio einen Programmwechsel</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">vornehmen oder eine Ersatzperson anmelden,</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">unabh&#228;ngig von der vereinbarten Zahlungsver-</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">pflichtung.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">13. Wer grob gegen die Regeln des Anstandes oder</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">der Hausordnung verst&#246;&#223;t, erh&#228;lt ohne Nachsicht</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Hausverbot, wobei jedoch die Monatsbetr&#228;ge</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">weiter entrichtet werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">14. Da bei den vereinbarten Preisen eine wirt-</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">schaftliche F&#252;hrung des Sportstudios nur</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">m&#246;glich ist, wenn alle Teilnehmer ihren</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Zahlungsverpflichtungen p&#252;nktlich nachkommen,</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">wird wegen des damit verbundenen Mehraufwandes</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">an Personal- und Sachkosten f&#252;r jede Mahnung</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">DM 5,00 Mahngeb&#252;hren erhoben.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">15. Die vertraglichen Verpflichtungen werden durch</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Verkauf oder Verlegung des Sportstudios innerhalb</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">des Stadtgebietes nicht ber&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger wird die Befugnis zugesprochen,</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">die Urteilsformel mit der Bezeichnung der</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">verurteilten Verwenderin auf Kosten der</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Beklagten im Bundesanzeiger, im &#252;brigen auf</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">eigene Kosten bekannt zu machen;</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">ihm zu gestatten, eine von ihm zu erbringende</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Sicherheit durch eine selbstschuldnerische</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank oder Sparkasse</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">zu erbringen.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">wird verwiesen auf den vorgetragenen Inhalt der von</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen,</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">die Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gewesen sind.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist zum &#252;berwiegenden Teil begr&#252;ndet:</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Die f&#252;r die vom Kl&#228;ger geltend gemachten Unterlassungs-</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">anspr&#252;che nach &#167; 13 AGB-Gesetz erforderliche Wiederholungs</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">gefahr ist im vorliegenden Fall gegeben. Im Hinblick</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">darauf, da&#223; Allgemeine Gesch&#228;ftsbedingungen gerade in</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">einer Vielzahl von F&#228;llen verwendet werden sollen,</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">streitet f&#252;r das Vorliegen einer Wiederholungsgefahr</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">in der Regel eine tats&#228;chliche Vermutung (Palandt-</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Heinrichs, &#167; 13 Anm. 2 e), diese tats&#228;chliche Vermutung</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">hat der Beklagte vorliegend nicht entkr&#228;ftet. Seine</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">einfache Erkl&#228;rung, die alten AGB's auch bei Abwicklung</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">von Altvertr&#228;gen nicht mehr zu verwenden, reicht nicht.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Sie bietet keine hinreichende Gew&#228;hr daf&#252;r, da&#223; sich</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">der Beklagte tats&#228;chlich an diese Erkl&#228;rung h&#228;lt, zumal</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">er einige Klauseln noch immer verteidigt.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der im einzelnen vom Kl&#228;ger beanstandeten</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Klauseln liegen folgende Verst&#246;&#223;e gegen das AGB-Gesetz</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">vor:</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Ziffer l. l. der Klageschrift:</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Diese Klausel verst&#246;&#223;t gegen &#167; 9 Abs. 2 Nr. l AGBG,</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">denn bei Vorliegen eines wichtigen Grundes mu&#223; eine</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">au&#223;erordentliche K&#252;ndigung nach &#167; 626 BGB m&#246;glich sein,</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">da die vom Beklagten angebotenen Trainingsvertr&#228;ge</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">dienstvertragliche Elemente enthalten.</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Ziffer l. 2. der Klageschrift:</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Insoweit liegt ein Versto&#223; gegen &#167; 9 Abs. 1 sowie Abs.</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">2 Nr. 1 AGBG vor. Diese Bestimmung steht im Widerspruch</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">zu der gesetzlichen Regelung, wonach ein Verzug ohne</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">Verschulden nicht m&#246;glich ist (&#167; 285 BGB), au&#223;erdem</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">werden durch diese Bestimmungen etwaige Leistungs-</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">verweigerungsrechte des Kunden ausgeh&#246;hlt.</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">Ziffer l. 3. der Klageschrift:</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">Diese Bestimmung verletzt &#167; 11 Nr. 15 b AGBG, hierdurch</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">wird zwar nicht die Beweislast ge&#228;ndert, das hei&#223;t</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">umgekehrt, aber zuungunsten des Kunden wird die</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">Beweisf&#252;hrung erschwert.</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">Ziffer l. 4. der Klageschrift:</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">Wegen des grunds&#228;tzlichen Vorranges auch m&#252;ndlich</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">getroffenen Individualabreden (&#167; 4 AGBG) verst&#246;&#223;t</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">diese Klausel gegen &#167; 9 Abs. 1 AGBG.</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">Ziffer l. 5. sowie l. 6. der Klageschrift:</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">Diese Bestimmungen sind wegen Versto&#223;es gegen &#167; 11</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">Nr. 15 b AGBG unwirksam. Sie beinhalten Tatsachen-</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">erkl&#228;rungen des Kunden (Anerkennung der AGB sowie die</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">Best&#228;tigung, einen Durchschlag erhalten zu haben),</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">die zum Nachteil des Kunden die Beweislast hinsichtlich</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">der Einbeziehungsvoraussetzungen nach &#167; 2 AGBG ver&#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">Insoweit handelt es sich auch nicht um gesondert</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">unterschriebene Empfangsbekenntnisse im Sinne von &#167; 11</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">Nr. 15 des AGB-Gesetzes.</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">Ziffer l. 7. der Klageschrift:</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">Eine AGB-Rechtswidrigkeit dieser Klausel vermag die</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">Kammer nicht festzustellen. Denn Allgemeine Gesch&#228;fts-</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">bedingungen sind so auszulegen, wie sie von verst&#228;ndigen</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">und redlichen Vertragspartnern verstanden werden</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">(Palandt-Heinrichs, &#167; 5 AGBG Anm. 3). Dem Betreiber</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">eines Sportstudios mu&#223; es m&#246;glich sein, sein Hausrecht</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">durcheine Hausordnung bzw. durch entsprechend bevoll-</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">m&#228;chtigte Dritte zu regeln, eine unangemessene Be-</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">nachteiligung der Kunden ist hiermit noch nicht ver-</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">bunden. Eine Auslegung, da&#223; hiermit auch schikan&#246;se</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">oder willk&#252;rliche Anweisungen gemeint sein k&#246;nnten,</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">ist bei der gebotenen objektiven Auslegung zu weit-</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">gehend. Auch eine Best&#228;tigung, Kenntnis &#252;ber die Be-</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">stimmungen der Hausordnung erlangt zu haben, die m&#246;glicher-</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">weise gegen &#167; 11 Nr. 15 b AGBG versto&#223;en w&#252;rde, ist</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">in der beanstandeten Klausel nicht enthalten.</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">Ziffer l. 8. der Klageschrift:</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">Diese Regelung verst&#246;&#223;t gegen &#167; 9 Abs. 1 AGBG, grunds&#228;tz-</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">lich setzt eine Haftung f&#252;r Schadensersatz ein Verschulden</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks">voraus.</p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks">Ziffer l. 9., l. 11. und l. 15. der Klageschrift:</p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks">Diese Bestimmungen verletzen &#167; 10 Nr. 4 des AGBG.</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks">Sie bergen die Gefahr, da&#223; es unter Berufung auf diese</p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks">Klauseln zu unzumutbaren Einschr&#228;nkungen der Trainings-</p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks">m&#246;glichkeiten kommt.</p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks">Ziffer l. 10. der Klageschrift:</p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks">Insoweit liegt ein Versto&#223; gegen &#167; 9 Abs. 2 Nr. 1 AGBG</p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks">vor: Da&#223; in jedem Fall der Verg&#252;tungsanspruch des</p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks">Beklagten bestehen bleiben soll, auch wenn er selbst</p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks">die ihm obliegende Leistung nicht erbracht hat, ver-</p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks">st&#246;&#223;t gegen wesentliche Grundgedanken der gesetzlichen</p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks">Regelungen, insbesondere des &#167; 323 BGB.</p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks">Ziffer l. 12. der Klageschrift:</p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks">Diese Bestimmung verletzt &#167; 9 Abs. 1 sowie Abs. 2 Nr. 1</p> <span class="absatzRechts">198</span><p class="absatzLinks">AGBG, weil hierdurch eine K&#252;ndigung aus wichtigem</p> <span class="absatzRechts">199</span><p class="absatzLinks">Grund ausgeschlossen wird.</p> <span class="absatzRechts">200</span><p class="absatzLinks">Ziffer l. 13. der Klageschrift:</p> <span class="absatzRechts">201</span><p class="absatzLinks">Bei ung&#252;nstigster Auslegung k&#246;nnte unter Hinweis auf</p> <span class="absatzRechts">202</span><p class="absatzLinks">diese Bestimmung einem Kunden wegen eines einmaligen</p> <span class="absatzRechts">203</span><p class="absatzLinks">Versto&#223;es gegen die Hausordnung ein dauerndes Hausverbot</p> <span class="absatzRechts">204</span><p class="absatzLinks">erteilt werden, obwohl die Monatsbeitr&#228;ge weitergezahlt</p> <span class="absatzRechts">205</span><p class="absatzLinks">werden m&#252;ssen. Dies beinhaltet einen Versto&#223; gegen</p> <span class="absatzRechts">206</span><p class="absatzLinks">&#167; 9 Abs. 1 AGBG.</p> <span class="absatzRechts">207</span><p class="absatzLinks">Ziffer l. Nr. 14. der Klageschrift:</p> <span class="absatzRechts">208</span><p class="absatzLinks">Diese Bedingung verst&#246;&#223;t gegen &#167; 11 Nr. 5 AGBG. In der-</p> <span class="absatzRechts">209</span><p class="absatzLinks">artigen. F&#228;llen ist davon auszugehen, da&#223; nur Porto-</p> <span class="absatzRechts">210</span><p class="absatzLinks">und Materialaufwand entsteht, angemessen sind daher</p> <span class="absatzRechts">211</span><p class="absatzLinks">h&#246;chstens 1,00 bis 2,00 DM pro Mahnung (OLG Stuttgart,</p> <span class="absatzRechts">212</span><p class="absatzLinks">NJW RR 1988, 1082).</p> <span class="absatzRechts">213</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">214</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit</p> <span class="absatzRechts">215</span><p class="absatzLinks">auf &#167; 709 ZPO.</p>
315,041
olgk-1990-10-25-21-uf-25290
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
21 UF 252/90
1990-10-25T00:00:00
2019-03-13T14:44:41
2022-10-18T15:09:13
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1990:1025.21UF252.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>I. Der angefochtene Beschlu&#223; wird dahin abge&#228;ndert, da&#223; der Antrag der Antragstellerin zur&#252;ckgewiesen wird.</p> <p></p> <p></p> <p>Die Gerichtskosten tragen die Parteien je zur H&#228;lfte.</p> <p>Au&#223;ergerichtliche Kosten werden nicht erstattet.</p> <p></p> <p>II. Der Antragstellerin wird unter Beiordnung von Rechtsanwalt Dr. M. in L. f&#252;r das</p> <p>Beschwerdeverfahren ratenfreie Proze&#223;kostenhile bewilligt.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das zuI&#228;ssige Rechtsmittel hat auch in der Sache Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Antrag der Antragstellerin, ihr f&#252;r die Dauer des Getrenntlebens die elterliche Sorge &#252;ber das gemeinsame Kind Z. (geb. am 22.09.1986) zu &#252;bertragen, ist unzul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Es fehlt n&#228;mlich an der internationalen Zust&#228;ndigkeit deutscher Gerichte. Diese richtet sich nach dem Minderj&#228;hrigenschutzabkommen (MSA). Nach Art. 1 MSA sind die Gerichte des Staates, in dem der Minderj&#228;hrige seinen gew&#246;hnlichen Aufenthalt hat, vorbehaltlich der Bestimmungen der Art. 3, 4 und 5 Abs. 1 MSA, daf&#252;r zust&#228;ndig, Ma&#223;nahmen zum Schutze der Person und des Verm&#246;gens des Minderj&#228;hriqen zu treffen. Dabei ist die Regelung der elterlichen Sorge unumstritten eine Schutzma&#223;nahme im Sinne des Art. 1 MSA (vql. BGHZ 67/255).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Gem. Art. 263 des t&#252;rkischen ZGB (die Parteien und der Sohn Z. sind T&#252;rken) liegt jedoch ein Gewaltverh&#228;ltnis im Sinne des Ar t. 3 MSA vor, so da&#223; nach dem Vorbehalt in Art. 1 MSA deutsche Gerichte unzust&#228;ndig sind, da auch die Voraussetzungen des Art. 8 MSA - eine ernsthafte Gef&#228;hrdung der Person oder des Verm&#246;gens des Minderj&#228;hrigen - nicht gegeben sind (vgl. BGHZ 60/68, 69; SenE vom 24.10.1988 - 21 UF 189/88). Nach Art. 263 t&#252;rkisches ZGB steht bei Meinungsverschiedenheiten der Eltern die Entscheidung &#252;ber die elterliche Gewalt dem Vater zu. Diese hat der Antragsgegner (Vater) dahingehend ausge&#252;bt, da&#223; er die elterliche Gewalt f&#252;r sich beansprucht. Art. 263 t&#252;rkisches ZGB wird auch nicht dadurch ausgeschlossen, da&#223; die Parteien getrennt leben. In die elterliche Gewalt kann nach t&#252;rkischem Recht zwar unter den mit &#167; 1666 BGB vergleichbaren Voraussetzungen, nicht aber durch eine Sorgerechtsregelung w&#228;hrend des Getrenntlebens der Eltern ohne f&#246;rmliche Trennung von Tisch und Bett eingegriffen werden (Art. 272 ff., 148 t&#252;rkisches ZGB; OLG Stuttgart in NJW 1985/566 m. w. N.).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Da demnach ein Gewaltverh&#228;ltnis im Sinne des Art. 3 MSA vorliegt und auch Art. 8 MSA nicht einschI&#228;gig ist, sind die deutschen Gerichte unzust&#228;ndig.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Dabei &#252;bersieht der Senat nicht die gegenteilige Ansicht des OLG Stuttgart (a.a.O.), die in diesen Vorschriften nur die Anerkennung des ex~lege Gewaltverh&#228;ltnisses bei der in der Zust&#228;ndigkeit des Art. 1 MSA zu treffenden Sachentscheidung fordert. Indes ist der Wortlaut des Art. 1 MSA in dieser Frage eindeutig. Auch sind die praktischen Bedenken dieser Ansicht nicht zwingend, weil im Notfall die deutschen Gerichte nach Art. 8 MSA eingreifen k&#246;nnen. Ein dar&#252;berhinausgehendes Bed&#252;rfnis, entgegen der klaren gesetzlichen Regelung die Zust&#228;ndigkeit zu bejahen, besteht nicht.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Eine ernsthafte Gef&#228;hrdung des Kindes Z. im Sinne von Art. 8 MSA ist nicht ersichtlich, wenn das Sorgerecht entsprechend dem ex-lege Gewaltverh&#228;ltnis beim Antragsgegner verbleibt. Gr&#252;nde, die es nach deutschem Recht rechtfertigen w&#252;rden, dem Antragsgegner das Sorgerecht zu entziehen (das w&#228;re ein Fall des Art. 8 MSA), sind nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 13 a FGG.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Trotz ihres Unterliegens war der Antragstellerin gem. &#167; 119 ZPO (in Verbindung mit &#167; 14 FGG) f&#252;r das Beschwerdeverfahren ratenfreie Proze&#223;kostenhilfe zu bewilligen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Beschwerdewert: 5.000,-- DM.</p>
315,042
olgham-1990-10-24-20-u-29089
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 290/89
1990-10-24T00:00:00
2019-03-13T14:44:43
2022-10-18T15:09:14
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1990:1024.20U290.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 14. September 1989 verk&#252;ndete Urteil der Zivilkammer III des Landgerichts Detmold abge&#228;ndert.</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 6.000,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 4. April 1989 zu zahlen.</p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Die weitergehende Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen zu 3/4 die Beklagte und zu 1/4 der Kl&#228;ger.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist bei der Beklagten seit 1970 gegen Leitungswassersch&#228;den versichert (VGB). Im Jahre 1979 kam es in der Obergescho&#223;wohnung des Hauses des Kl&#228;gers zu einem Leitungswasserschaden, den die Beklagte als Haftpflichtversicherung des damaligen Mieters der Obergescho&#223;wohnung aufgrund des Gutachtens des Sachverst&#228;ndigen f&#252;r Geb&#228;udesch&#228;den regulierte. Die von der Beklagten geleistete Entsch&#228;digung bezog sich auf Sch&#228;den in der Erdgescho&#223;wohnung, Sch&#228;den im Fu&#223;bodenbereich der Obergescho&#223;wohnung wurden nicht festgestellt. Der Kl&#228;ger nahm die Beklagte wegen der erfolgten Regulierung aus der Leitungswasserversicherung nicht in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Im Januar 1987 kam es zu einem weiteren Leitungswasserschaden in der Obergescho&#223;wohnung, den der Kl&#228;ger entsprechend der Schadensanzeige vom 13.01.1987 der Beklagte meldete. Aufgenommen wurde der Schaden von dem Au&#223;endienstmitarbeiter der Beklagten .... Unter den Parteien ist streitig, ob insoweit dem Kl&#228;ger zugesagt worden ist, die Versicherung werde von sich aus einen Sachverst&#228;ndigen mit der Untersuchung des Schadens beauftragen. Am 20.01.1987 forderte die Beklagte den Kl&#228;ger schriftlich auf, f&#252;r die Reparatur Kostenvoranschl&#228;ge einzureichen und die genaue Schadensursache zu benennen. Der Kl&#228;ger, der nunmehr unstreitig dieses Schreiben erhalten hat, lie&#223; erst im Dezember 1988 einen Kostenvoranschlag erstellen und &#252;bersandte ihn an die Beklagte. Die Beklagte holte unter dem 12.01.1989 ein Gutachten des Sachverst&#228;ndigen ... ein, der unter anderem zu der Feststellung gelangte, da&#223; die Holzbalkendecke morsch und verfault sei, die Ursache daf&#252;r aber mit gro&#223;er Sicherheit bereits 9 Jahre zur&#252;ckliege. W&#228;re die damalige Durchfeuchtung der Deckenkonstruktion durch eine Spezialfirma ordnungsgem&#228;&#223; getrocknet worden, h&#228;tten - so der Sachverst&#228;ndige - die jetzt vorhandenen Sch&#228;den weitgehend verhindert werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verlangt Vorschu&#223; in H&#246;he von 8.000,- DM nebst Zinsen f&#252;r die voraussichtlichen Reparaturkosten. Die Beklagte lehnt Regulierung ab und beruft sich wegen des ersten Wasserschadens aus dem Jahre 1979 auf Verj&#228;hrung. Im &#252;brigen wendet sie Obliegenheitsverletzungen des Kl&#228;gers wegen Versto&#223;es gegen Aufkl&#228;rungs- und Schadensminderungspflichten ein. Sie meint, der Kl&#228;ger habe nicht fast zwei Jahre nach ihrem Schreiben vom 20.01.1987 unt&#228;tig sein d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage wegen Verletzung von Aufkl&#228;rungs- und Schadensminderungspflichten abgewiesen. Dagegen richtet sich die Berufung des Kl&#228;gers.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist im wesentlichen begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat Anspruch gem&#228;&#223; &#167;1 Nr. 1 b, 4, 7 VGB auf Entsch&#228;digung der durch das Leitungswasser versachten Sch&#228;den. Ein Kostenvorschu&#223; ist allerdings nur in H&#246;he von 6.000,- DM angemessen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Versicherungsfall ist durch die Leitungswasseraustritte in der oberen Wohnung in den Jahren 1979 und 1987 eingetreten. Damit besteht grunds&#228;tzlich Leistungspflicht der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Diese Anspr&#252;che sind nicht gem&#228;&#223; &#167;12 Abs. 1 VVG verj&#228;hrt, das gilt auch f&#252;r den Anspruch wegen des Schadens aus dem Jahre 1979.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Verj&#228;hrung beginnt gem&#228;&#223; &#167;12 Abs. 1 S. 2 VGG mit dem Schlu&#223; des Jahres, in welchem die Leistung verlangt werden kann. Wann vom Versicherungsnehmer Leistung verlangt werden kann, richtet sich nach der in &#167;11 VVG geregelten F&#228;lligkeit. Nach &#167;11 Abs. 1 VVG sind Geldleistungen des Versicherers mit Beendigung der zur Feststellung des Versicherungsfalls und des Umfangs der Leistung des Versicherers n&#246;tigen Erhebungen f&#228;llig. Voraussetzung daf&#252;r, da&#223; der Versicherer &#252;berhaupt Feststellungen zum Versicherungsfall treffen kann, ist, da&#223; der Versicherungsnehmer den Versicherungsfall angezeigt hat. Angezeigt hat der Kl&#228;ger den Schaden aus dem Jahre 1979 der Beklagten nicht. Zwar wurde damals ein Schaden von der Beklagten reguliert. Die Beklagte handelte insoweit aber als Haftpflichtversicherer des damaligen Mieters. Die der Beklagten als Haftpflichtversicherer bekannt gewordene Schadensanzeige kann aber nicht als Schadensanzeige des Kl&#228;gers zur Leitungswasserversicherung gewertet werden.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Allerdings darf ein Versicherungsnehmer den Verj&#228;hrungsbeginn nicht durch Unterlassung der Schadensanzeige herausz&#246;gern. Die f&#252;r die Wohngeb&#228;udeversicherung in &#167;15 VGB festgelegte Obliegenheit, den Versicherungsfall anzuzeigen, hat auch Auswirkungen auf den Verj&#228;hrungsbeginn. Wird die vom Versicherer zu leistende Entsch&#228;digung aus Gr&#252;nden nicht f&#228;llig, die in der Sph&#228;re des Versicherungsnehmers liegen, dann beginnt die Verj&#228;hrung gem&#228;&#223; &#167;12 Abs. 1 S. 2 VVG mit dem Schlu&#223; des Jahres, in welchem ohne das Verschulden des Versicherungsnehmer der Anspruch f&#228;llig geworden w&#228;re (so auch Pr&#246;lls-Martin, VVG, 24. Aufl., &#167;12 Anm. 3). Das Verschulden des Versicherungsnehmers ist dabei vom Versicherer, der die Verj&#228;hrung einwendet, darzulegen und ggfs. zu beweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Ein Verschulden des Kl&#228;gers an der im Jahre 1979 unterlassenen Anzeige ist von der Beklagten weder schl&#252;ssig dargelegt noch aus den gesamten unstreitigen Umst&#228;nden ersichtlich. Da im Jahre 1979 der Haftpflichtversicherer des Mieters den Schaden regulierte, hat der Kl&#228;ger im wohlverstandenem Interesse des Versicherers die Leitungswasserversicherung nicht in Anspruch genommen. Der mit der Schadensfeststellung beauftragte Sachverst&#228;nde ... war als Gutachter f&#252;r die Bewertung von Geb&#228;udesch&#228;den bestellt. Auch wenn er im konkreten Schadensfall sich im wesentlichen nur mit der Rechnungspr&#252;fung der H&#246;he nach besch&#228;ftigt haben sollte, wie die Beklagte im Senatstermin eingewandt hat, so konnte doch der Kl&#228;ger darauf vertrauen, da&#223; mit der damaligen Schadensfeststellung und Schadensbeseitigung der gesamte Schadensumfang umfa&#223;t war. Irgendwelche Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; der Kl&#228;ger in der damaligen Situation Veranlassung haben mu&#223;te, die Holzdecken nach bleibenden Feuchtigkeitssch&#228;den zu untersuchen, sind nicht ersichtlich und von der Beklagten auch nicht vorgetragen. Damit ist auch der Anspruch wegen des Schadens aus dem Jahre 1979 noch nicht verj&#228;hrt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Obliegenheitsverletzungen des Kl&#228;gers, die zur Leistungsfreiheit der Beklagten f&#252;hren k&#246;nnten, liegen nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte wirft dem Kl&#228;ger insbesondere vor, er habe auf ihr Schreiben vom 20.01.1987 nicht reagiert. In diesem Schreiben wird vom Kl&#228;ger gefordert, einen Kostenvoranschlag einzureichen und die genaue Schadensursache zu benennen. Die genaue Schadensursache war der Beklagten bekannt und ergab sich aus der Schadensanzeige vom 13.01.1987. Dort hei&#223;t es: "Der Wasserschlauch vom Wasserhahn zur Waschmaschine beim Waschvorgang undicht geworden, dadurch ist Wasser ausgetreten und durch die Zimmerdecke geflossen. Es steht noch nicht genau fest, ob es durch ein Wasserleitungsrohr <u>zus&#228;tzlich</u> entstanden ist."</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Mehr mu&#223; und kann von einem Versicherungsnehmer nicht als m&#246;gliche Schadensursache vorgetragen werden. Eine Verpflichtung, einen Kostenvoranschlag einzuholen, ergibt sich nicht aus den Versicherungsbedingungen. Gem&#228;&#223; &#167;15 Nr. 1 c VGB hat der Versicherungsnehmer dem Versicherer lediglich jede Untersuchung &#252;ber Ursache, H&#246;he und Umfang des Schadens zu gestatten. Das hat der Kl&#228;ger nicht abgelehnt. Im &#252;brigen hat der Kl&#228;ger inzwischen einen Kostenvoranschlag vorgelegt und ist damit dem Verlangen der Beklagten nachgekommen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger wird von der Beklagten weiter vorgeworfen, er h&#228;tte nicht fast zwei Jahre unt&#228;tig bleiben d&#252;rfen, so da&#223; ein Versto&#223; gegen seine Schadensminderungspflicht vorliege. Eine solche Obliegenheitsverletzung ist ebenfalls nicht gegeben. Soweit die Beklagte vom Kl&#228;ger verlangt, er h&#228;tte nach dem Wasserschaden im Januar 1987 einen Sachverst&#228;ndigen mit der Feststellung des Schadensumfanges beauftragen m&#252;ssen, so h&#228;tte ein solches Gutachten sicherlich nicht den Schaden gemindert oder beseitigt. Die Schadensminderungspflicht ist aber auch nicht dadurch verletzt, da&#223; der Kl&#228;ger nicht von sich aus nach dem Schaden im Januar 1987 die Holzbalkendecke hat reparieren lassen. Eine vors&#228;tzliche Verletzung durch den Kl&#228;ger w&#252;rde voraussetzen, da&#223; dem Kl&#228;ger nach Schadenseintritt bewu&#223;t war, da&#223; eine unterlassene Reparatur der Holzbalkendecke den Schaden vergr&#246;&#223;ern w&#252;rde und da&#223; tats&#228;chlich eine Ausweitung des Schadens erfolgt ist. Nach Auffassung des Senates fehlte dem Kl&#228;ger schon das Bewu&#223;tsein, der Schaden w&#252;rde sich vergr&#246;&#223;ern. Der Kl&#228;ger hatte keine erkennbaren Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; die Holzbalkendecke in einem solchen Schadenszustand war, da&#223; Unt&#228;tigbleiben den Schaden nur vergr&#246;&#223;ern w&#252;rde. Ob der Kl&#228;ger grob oder nur leicht fahrl&#228;ssig gehandelt hat, kann ebenfalls dahinstehen. Nach dem Gutachten des Sachverst&#228;ndigen ... ist die wesentliche Schadensursache des Verrottungsprozesses im Wasserschaden von 1979 zu sehen. Der Senat geht nach diesem Gutachten davon aus, da&#223; sich das Schadensbild in den zwei Jahren bis zur Gutachtenerstellung nicht entscheidend ver&#228;ndert hat.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagte einwendet, es h&#228;tten weitere Feuchtigkeitssch&#228;den vorgelegen, die der Beklagte gekannt h&#228;tte, ergibt sich dies nicht aus dem Sachverst&#228;ndigengutachten ..., auf das die Beklagte insoweit verweist. Zwar hat der Sachverst&#228;ndige darauf hingewiesen, da&#223; ihm der Kl&#228;ger berichtet habe, da&#223; auch im Bereich der K&#252;chensp&#252;le langzeitig Undichtigkeiten vorhanden gewesen seien. Gerade der weitere Zusatz, da&#223; die Mieterin diese Undichtigkeiten nicht angezeigt h&#228;tte, macht aber deutlich, da&#223; der Kl&#228;ger selbst bis zum Schadensfall im Januar 1987 von diesen Undichtigkeiten nichts wu&#223;te. Damit liegt auch insoweit keine Obliegenheitsverletzung vor.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><b>4.</b></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Hatte die Klage nach alledem dem Grunde nach Erfolg, so ist der vom Kl&#228;ger verlangte Vorschu&#223; nur in H&#246;he von 6.000,- DM angemessen. Zwar hat der Kl&#228;ger einen Reparaturkostenvoranschlag &#252;ber 11.690,84 DM vorgelegt. Der Sachverst&#228;ndige ... h&#228;lt dagegen eine Schadensbeseitigung mit einem Aufwand von 4.695,66 DM f&#252;r m&#246;glich, schlie&#223;t aber auch eine Verdoppelung der Kosten, sowie weitere Kosten in H&#246;he von 2.000,- DM nicht aus. Unter Ber&#252;cksichtigung des Umstandes, da&#223; auch bei teilweiser Erneuerung der Balken Arbeiten in der Erdgescho&#223;wohnung anfallen d&#252;rften, h&#228;lt der Senat einen Kosten <u>vorschu&#223;</u> von 6.000,- DM f&#252;r berechtigt.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><b>5.</b></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ist in H&#246;he von 4 % aus &#167;&#167;288, 284 BGB ab dem 04.04.1989 begr&#252;ndet. Da&#223; es sich um eine Vorschu&#223;klage handelt, hindert den Zinsanspruch nicht (BGH NJW 1985, 2325). Einen h&#246;heren Zinssatz als 4 % hat der Kl&#228;ger nicht nachgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167;92 Abs. 1, 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO. Die Beschwer des Kl&#228;gers betr&#228;gt 2.000,- DM, die der Beklagten 6.000,- DM.</p>
315,043
olgham-1990-10-24-20-u-3590
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 35/90
1990-10-24T00:00:00
2019-03-13T14:44:45
2022-10-18T15:09:14
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1990:1024.20U35.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 9. November 1989 verk&#252;ndete Urteil der 1. Zivilkammer des Landgerichts Bochum abge&#228;ndert:</p> <p>Die Klage ist dem Grunde nach gerechtfertigt.</p> <p>Zur Entscheidung &#252;ber die H&#246;he des Anspruchs und &#252;ber die Kosten des Rechtsstreits wird das Verfahren an das Landgericht zur&#252;ckverwiesen.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger begehrt von der Beklagten aus einer verbundenen Wohngeb&#228;ude- und Hausratversicherung, der die VGB und die VHG 74 zugrundeliegen, die Regulierung eines Brandschadens.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am Abend des 29.12.1988 entz&#252;ndete der Kl&#228;ger in seinen offenen Wohnzimmerkamin ein Feuer, in dem er eine mit Holzwolle gef&#252;llte auf den Kopf aufgestellte Gem&#252;sekiste samt weiterer obenauf gelegter Buchenscheite ansteckte. Er verlie&#223; dann das Zimmer, um aus dem Garten weiteres Holz zu holen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">W&#228;hrend dieser Zeit fiel der angesteckte Holzsto&#223; um und es schlugen nach Darstellung des Kl&#228;gers Flammen aus dem Kamin ins Zimmer hinein bis unter die Decke. Ferner seien brennende Holzscheite auch aus dem Kamin herausgefallen. Nach Behauptung des Kl&#228;gers waren des weiteren Stehlampen und Gardinen bereits in Brand geraten, als er das Zimmer wieder betrat.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger l&#246;schte das Feuer mit einem Feuerl&#246;scher. Am Geb&#228;ude entstanden Sch&#228;den durch Ablagerung von Rauch und Ru&#223; sowie L&#246;schstaub.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger zeigte den Schaden zun&#228;chst bei der Gesch&#228;ftsstelle der Beklagten in ... und am Freitag, den 30.12.1988, telefonisch bei der zust&#228;ndigen Bezirksvertretung der Beklagten in ... an. Nach einem weiteren Telefonat mit dem dort besch&#228;ftigten Zeugen ... am Montag, den 02.01.1989 fertigte er zwei Polaroidaufnahmen vom Kamin und begann mit den Instandsetzungsarbeiten. Als der von der Beklagten beauftragte Sachverst&#228;ndige ... am 03.01.1989 zur Ortsbesichtigung erschien, war der Kamin bereits vollst&#228;ndig abgerissen; mit dem Neuanstrich der W&#228;nde war begonnen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beziffert den ihm zur Wiederherstellung des fr&#252;heren Zustandes des Hauses entstandenen Aufwand, vor allem durch Maler-, Maurer- und Reinigungsarbeiten, mit insgesamt 69.031,92 DM. Insoweit wird auf die Aufstellung in der Klageschrift (Bl. 6 d.A.) mit Erg&#228;nzung im Schriftsatz vom 17.10.1989 (Bl. 157 d.A.) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte lehnte eine Regulierung mit Schreiben vom 23.03.1989 (Bl. 17 f d.A.) und 11.05.1989 (Bl. 23 f d.A.) unter Berufung auf &#167;3 Abs. 1 VGB ab, weil das Feuer seinen bestimmungsgem&#228;&#223;en Herd nicht verlassen habe. Sie zahlte jedoch nach Klageerhebung ohne Anerkennung einer Rechtspflicht einen Betrag von 5.000,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat behauptet, bei dem Telefonat am 02.01.1989 habe der Zeuge ... ihm auf Befragen ausdr&#252;cklich erkl&#228;rt, er solle Fotos zur Beweissicherung machen und dann den Kamin abrei&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt, die Beklagte zu verurteilen, an ihn 69.031,92 DM nebst 8,5 % Zinsen auf 50.000,00 DM und 13,5 % Zinsen auf weitere 19.031,92 DM seit dem 15.05.1989 abz&#252;glich am 20.06.1989 gezahlter 5.000,00 DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt, die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Sie hat gemeint, es liege kein nach &#167;3 Abs. 1 VGB deckungspflichtiger Brandschaden vor, und den vom Kl&#228;ger geschilderten Schadenshergang bestritten.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Sie hat ferner eine Obliegenheitsverletzung des Kl&#228;gers geltend gemacht. Dieser habe gegen &#167;15 Nr. c VGB versto&#223;en, in dem er vor Schadensfeststellung durch den Sachverst&#228;ndigen den Kamin abgerissen und mit Reparaturarbeiten begonnen habe. Er habe gewu&#223;t, da&#223; zun&#228;chst eine Besichtigung durch einen Sachverst&#228;ndigen erfolgen soll; der Zeuge ... habe in dem fraglichen Telefonat lediglich die Zutimmung zur Durchf&#252;hrung von Aufr&#228;umarbeiten erteilt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat ferner die Schadensh&#246;he bestritten und sich insoweit die Feststellungen des von ihr beauftragten Gutachters ... zu eigen gemacht. Auf die bei den Akten befindliche Abschrift des Gutachtens wird insoweit verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Auf Hinweis des Landgerichts hat sich die Beklagte schlie&#223;lich auch auf Leistungsfreiheit nach &#167;61 VVG wegen grob fahrl&#228;ssiger Herbeif&#252;hrung des Versicherungsfalles berufen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Mit dieser Begr&#252;ndung hat das Landgericht die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger habe in leichtsinniger Weise einen "Turmbau" im Kamin errichtet, damit die Gefahr des Umfallens geradezu herausgefordert, und dann das Feuer noch f&#252;r l&#228;ngere Zeit unbeaufsichtigt gelassen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Zur weiteren Darstellung des angefochtenen Urteils und des Parteivorbringens erster Instanz wird auf das Urteil Bl. 165 ff der Akte Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses ihm am 20.12.1989 zugestellte Urteil wendet sich der Kl&#228;ger mit seiner am 11.01.1990 eingelegten und nach Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist bis zum 12.03.1990 am 02.03.1990 begr&#252;ndeten Berufung.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Er behauptet, er habe das Kaminfeuer in jahrelanger gleichbleibender &#220;bung auf die geschilderte Weise entz&#252;ndet. Insoweit wiederholt und vertieft er sein erstinstanzliches Vorbringen zur Entstehung des Feuers. Insbesondere sei Brenngut aus dem Kamin auf den Fu&#223;boden des Wohnzimmers gefallen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Zu dem Telefonat vom 02.01.1989 tr&#228;gt der Kl&#228;ger erstmalig vor, da&#223; er an diesem Tage zweimal in ... angerufen habe und da&#223; der Zeuge ... ihm beim zweiten Anruf erkl&#228;rt habe, er k&#246;nne den Sachverst&#228;ndigen nicht erreichen, dieser sei vermutlich im Urlaub, der Kl&#228;ger solle deshalb mit der Beseitigung der Brandsch&#228;den beginnen. Die Reparaturarbeiten h&#228;tten notwendig mit dem Abbruch des Kamins beginnen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger tr&#228;gt ferner zu der Notwendigkeit der einzelnen Reparaturarbeiten erg&#228;nzend vor; insoweit wird wegen der Einzelheiten auf die Ausf&#252;hrungen in der Berufungsbegr&#252;ndungsschrift auf Bl. 200 ff der Akte verwiesen. Er behauptet au&#223;erdem, der Sachverst&#228;ndige ... habe m&#252;ndlich ge&#228;u&#223;ert, es sei nichts zu machen, das ganze Haus m&#252;sse von oben bis unten gestrichen werden.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Beklagte zu verurteilen, an ihn 69.031,92 DM nebst 10 % Zinsen seit dem 15.05.1989 zu zahlen, abz&#252;glich am 20.06.1989 gezahlter 5.000,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholt und vertieft im wesentlichen ihr Vorbringen aus erster Instanz. In dem Telefonat vom 02.01.1989 habe der Zeuge ... dem Kl&#228;ger erkl&#228;rt, da&#223; eine Besichtigung der Schadensstelle durch einen Sachverst&#228;ndigen zwingend erforderlich sei, und zugleich einen kurzfristigen Besichtigungstermin angek&#252;ndigt. Au&#223;erdem habe der Kl&#228;ger entgegen &#167;15 Nr. 1 a VGB den Feuerschaden nicht bei der Polizei gemeldet.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des beiderseitigen Parteivorbringens wird auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst deren Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung der Zeugen ... und Frau ... und Einholung eines m&#252;ndlichen Gutachtens des Sachverst&#228;ndigen Dipl.-Ing. .... Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf den Inhalt des Berichterstattervermerks zum Protokoll vom 24.10.1990 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung f&#252;hrt zum Erla&#223; eines Grundurteiles; die Klage ist dem Grunde nach gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Versicherungsfall "Brand" nach &#167;1 Nr. 1 a VGB und &#167;1 Nr. 1 a VHB 74 ist sowohl in der Geb&#228;udeversicherung wie in der Hausratversicherung eingetreten. Dieser Versicherungsfall ist in &#167;3 Nr. 1 VGB und in &#167;3 A Nr. 1 VHB 74 wortgleich definiert als "ein Feuer, das ohne einen bestimmungsgem&#228;&#223;en Herd entstanden ist oder ihn verlassen hat und sich aus eigener Kraft auszubreiten vermag (Schadenfeuer)".</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen der zweiten Alternative, dieser Definition liegen hier vor. Als Herd im Sinne der Definition ist hier f&#252;r die Frage, ob das Feuer ihn verlassen hat, der innere Bereich des Kamins anzusehen, weil bestimmungsm&#228;&#223;iger Herd eines Feuers auch solche Sachen sind, die ein Feuer einhegen sollen (vgl. Martin, Sachversicherungsrecht, 2. Aufl., C I 6). Ein Brand liegt dann vor, wenn das Feuer die r&#228;umlichen Grenzen dieses Herdes verlassen hat (vgl. Martin a.a.O., C I 7), also auch wenn Flammen aus dem Kamin nach au&#223;en schlagen, vorausgesetzt sie sind dort weiter ausbreitungsf&#228;hig. Es reicht also nicht aus, wenn die Flammen nur aus dem Kamin herausschlagen und diesen dabei von au&#223;en besch&#228;digen (vgl. Martin a.a.O., C I 10) oder wenn nur Sengsch&#228;den entstehen oder Gardinen, Teppiche pp. nur an einer bestimmen Stelle verbrennen (vgl. Martin a.a.O., C I 18). Das Ausbreitungsverm&#246;gen des Feuers ist aber dann zu bejahen, wenn das Feuer soviel W&#228;rmeenergie entwickelt, da&#223; es sich &#252;ber die Stelle seines &#220;bergreifens hinaus auszubreiten vermag (vgl. Martin a.a.O., C I 15).</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Letzteres ist indessen in der Wohnung des Kl&#228;gers am Schadenstage der Fall gewesen. Aufgrund der Aussagen der Zeugen ... und Frau ... steht zur &#220;berzeugung des Senates fest, da&#223; nicht lediglich Flammen aus dem Kamin herausgeschlagen sind, ohne sich dort weiter auszubreiten, sondern da&#223; die Flammen Gegenst&#228;nde au&#223;erhalb des Kamines erfa&#223;t haben und sich von dort aus &#252;ber die Stelle des &#220;bergreifens hinaus selbst&#228;ndig weiter ausbreiteten. Die Zeugin ... hat anschaulich in ihrer nachvollziehbaren, psychologisch stimmigen Aussage geschildert, welche Angstgef&#252;hle sie durchmachte, weil das Feuer sich im Wohnzimmer schon soweit ausgebreitet hatte, da&#223; sie bef&#252;rchtete nicht mehr nach drau&#223;en zu kommen. Ebenso hat der Zeuge ... glaubhaft bekundet, da&#223; er sofort die Feuerwehr rufen wollte, weil die Flammen bereits aus dem Fenster herausz&#252;ngelten Bereits dieses belegt, da&#223; die Flammen nicht nur aus dem Kamin herausgeschlagen sind, sondern bereits bis zu den Gardinen am Fenster &#252;bergegriffen hatten. Dementsprechend hat der Zeuge ... ebenso wie die Zeugen ... bekundet, da&#223; mehrere Gegenst&#228;nde an W&#228;nden und Decke sowie die Gardinen gebrannt haben bzw. verbrannt waren. Der Senat sieht keine Veranlassung, diesen Schilderungen der Zeugen nicht zu folgen, insbesondere da auch der Sachverst&#228;ndige ... best&#228;tigt hat, da&#223; eine derartige &#220;berbr&#252;ckung des Feuers ohne weiteres m&#246;glich gewesen ist. Die von den Zeugen geschilderten Sch&#228;den sprechen demnach eindeutig gegen punktuelle Brandsch&#228;den durch Flammen, die nur aus dem Kamin herausgeschlagen sind, ohne sich weiter auszubreiten.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte kann sich nicht erfolgreich auf Leistungsfreiheit berufen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Senat vermag die Auffassung des Landgerichtes, da&#223; der Kl&#228;ger den Versicherungsfall grob fahrl&#228;ssig herbeigef&#252;hrt habe (&#167;61 VVG), nicht zu teilen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Insoweit ist zun&#228;chst zu bedenken, da&#223; es eine durchaus &#252;bliche Weise der Entflammung eines Kaminfeuers darstellen d&#252;rfte, mehrere Z&#252;ndmaterialien &#252;bereinanderzuschichten oder zu stapeln und dann anzuz&#252;nden. Es ist zwar zutreffend, da&#223; dabei kein solcher "Turm" errichtet werden darf, bei dem von vornherein damit gerechnet werden mu&#223;, da&#223; dieser umst&#252;rzt dabei brennende Teile aus dem Kamin herausfallen und dieser auch noch unbeaufsichtigt gelassen wird. Es bestehen indessen keine hinreichenden Anhaltspunkte f&#252;r die Annahme, da&#223; der Kl&#228;ger hier damit hat rechnen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger tr&#228;gt immerhin durchaus glaubhaft vor, da&#223; er sein Kaminfeuer stets auf diese Weise entfacht habe, ohne da&#223; dabei jemals etwas passiert sei. Dies kann die Beklagte nicht widerlegen. Wenn der Kl&#228;ger aber langj&#228;hrig die Gefahrlosigkeit dieses Vorganges erlebt hat, kann es ihm nicht zum Vorwurf gemacht werden, wenn das solcherma&#223;en angez&#252;ndete Feuer kurzzeitig ohne Aufsicht lie&#223;. Zumindest verdient ein solches Verhalten nicht das Verdikt der groben Fahrl&#228;ssigkeit. Daran &#228;ndert sich auch dann nichts, wenn der Kl&#228;ger etwas l&#228;nger als zun&#228;chst geplant drau&#223;en geblieben ist, weil sich im Garten noch ein Gespr&#228;ch mit dem Nachbarn ergeben hat. F&#252;r diese Wertung spricht nicht zuletzt, da&#223; sich auch die in Brandsachen erfahrene Beklagte von sich aus nicht auf den Vorwurf grober Fahrl&#228;ssigkeit berufen hat.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist entgegen der von ihr vertretenen Auffassung auch nicht wegen einer Obliegenheitsverletzung des Kl&#228;gers leistungsfrei.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Zwar hat der Kl&#228;ger unstreitig den Schaden nicht bei der Polizei angezeigt, obwohl nach &#167;15 Nr. 1 a VGB und &#167;13 Nr. 1 VHB 74 ein Feuerschaden der Polizeibeh&#246;rde zu melden ist. Dennoch f&#252;hrt diese Unterlassung im vorliegenden Falle nicht zur Leistungsfreiheit des Versicherers. Abgesehen davon, da&#223; ein Versto&#223; gegen die Anzeigepflicht nur zu einem aufl&#246;send bedingten Zur&#252;ckbehaltungsrecht des Versicherers f&#252;hrt, weil die unterlassene Anzeige zu jeder Zeit nachgeholt werden kann (&#167;15 Nr. 3 S. 2 VGB bzw. &#167;13 Nr. 3 S. 2 VHB 74), greift hier zugunsten des Kl&#228;gers jedenfalls die Relevanzrechtsprechung ein. Danach f&#252;hren selbst vors&#228;tzliche, aber folgenlose Obliegenheitsverletzungen, dann nicht zur Leistungsfreiheit des Versicherers, wenn der Versto&#223; generell nicht geeignet war, berechtigte Interessen des Versicherers ernsthaft zu gef&#228;hrden oder wenn nur ein geringes Verschulden des Versicherungsnehmers vorliegt (st&#228;ndige Rechtsprechung, s. f&#252;r die Hausrat- und Wohngeb&#228;udeversicherung z.B. BGH VersR 77, 1021; 83, 674; Senat VersR 81, 330). Jedenfalls das letztere ist hier der Fall.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Denn der eigentliche Zweck der Anzeigepflicht ist neben der Minderung des Schadens, die hier nicht in Betracht kommt, die Minderung der Vertragsgefahr. Es soll dadurch die Hemmschwelle zur Anzeige eines nur vorget&#228;uschten Versicherungsfalles gegen&#252;ber dem Versicherer erh&#246;ht werden (vgl. Martin a.a.O., X II 33). Durch die Anzeige bei der Polizei sollen in der Regel Ermittlungen nach dem Verursacher des Feuers, etwa einem unbekannten Brandstifter oder in Bezug auf eine sonst unklare Schadensursache ausgel&#246;st werden. Unter diesen Gesichtspunkten war die Schadensanzeige im vorliegenden Falle indessen unwichtig, weil der Verursacher des Feuers von vornherein v&#246;llig au&#223;er Frage stand. Insgesamt handelte es sich auch um einen noch glimpflich abgelaufenen Schadensfall, nachdem der Kl&#228;ger das Feuer selbst unter Kontrolle gebracht hatte. Eine Anzeige bei der Polizei konnte die Beweissituation des Versicherers unter keinem denkbaren Gesichtspunkt verbessern. Sofern man unter diesen Umst&#228;nden bei einer zweckorientierten Auslegung der Klausel den Kl&#228;ger &#252;berhaupt f&#252;r verpflichtet ansehen wollte, eine Anzeige bei der Polizei vorzunehmen, so begr&#252;ndet sein entsprechendes Unterlassen jedenfalls nur ein geringes Verschulden.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Des weiteren f&#252;hrt auch der Umstand, da&#223; der Kl&#228;ger vor Schadensaufnahme durch den von der Beklagten beauftragten Sachverst&#228;ndigen bereits den Kamin abgebrochen und mit den Instandsetzungsarbeiten begonnen hat, nicht zur Leistungsfreiheit der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Insoweit bestimmt sich der Inhalt der den Kl&#228;ger treffenden Obliegenheiten nach &#167;15 Nr. 1 c S. 2 VGB und &#167;13 Nr. 1 d S. 2 VHB 74. Indem diese Klauseln den Versicherungsnehmer auferlegen, jede Untersuchung &#252;ber Ursache und H&#246;he des Schadens und &#252;ber den Umfang seiner Entsch&#228;digungspflicht "zu gestatten", kn&#252;pfen sie die an den Versicherungsnehmer gerichteten Verhaltensaufforderungen an ein entsprechendes Untersuchungsverlangen des Versicherers. D.h. da&#223; der Versicherungsnehmer nicht verpflichtet ist, das Schadensbild unver&#228;ndert zu lassen, wenn der Versicherer keine Untersuchungsforderungen an ihn richtet, um so eine durch den Versicherer evtl. erst sp&#228;ter zu fordernde Untersuchung zu erm&#246;glichen (so auch Martin a.a.O., X II 68, 79). Wenn allerdings der Versicherer eine Untersuchung &#252;ber Ursache und H&#246;he des Schadens verlangt, dann kann es zu deren Erm&#246;glichung durchaus geh&#246;ren, das zum Zeitpunkt des Untersuchungsverlangens noch vorhandene Schadensbild nicht mehr zu ver&#228;ndern. Auch dann mu&#223; der Versicherungsnehmer nicht unbegrenzt lange warten, ehe er an die Beseitigung des Schadens geht; die Grenzen seiner Pflicht zum Zuwarten mit der Schadensbeseitigung ergeben sich dann aus der in den genannten Versicherungsbedingungen enthaltenen Zumutbarkeitsklausel. F&#252;r den vorliegenden Fall ergibt sich aus diesen Grunds&#228;tzen folgendes:</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Eine Obliegenheitsverletzung des Kl&#228;gers w&#228;re dann gegeben, wenn der Zeuge ... ihm im Telefonat am 02.01.1989 f&#252;r die Beklagte erkl&#228;rt hat, da&#223; kurzfristig ein Sachverst&#228;ndiger zur Schadensaufnahme erscheinen werde, und da&#223; auf jedem Fall eine Besichtigung durch einen Sachverst&#228;ndigen erforderlich sei. Dagegen liegt keine Obliegenheitsverletzung vor, wenn die Darstellung des Kl&#228;gers zutreffend ist, wonach der Zeuge ... ihm im Gegenteil sogar ausdr&#252;cklich erkl&#228;rt hat, er solle Fotos zur Beweissicherung machen und k&#246;nne dann mit der Schadensbeseitigung beginnen. Die Beweislast insoweit trifft die Beklagte, weil es sich bei der Forderung, die unver&#228;nderte Schadensstelle durch einen Sachverst&#228;ndigen besichtigen zu k&#246;nnen, um eine objektive Tatbestandsvoraussetzung der behaupteten Obliegenheitsverletzung handelt.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die durchgef&#252;hrte Beweisaufnahme hat indessen die Darstellung der Beklagten nicht zur Gewi&#223;heit des Senats zu best&#228;tigen vermocht. Zwar hat der Zeuge ... bekundet, er habe schon am Vormittag des 02.01.1989 einen Sachverst&#228;ndigen beauftragt und dann den Kl&#228;ger hiervon unterrichtet; dabei habe er nicht gesagt, da&#223; der Kl&#228;ger Fotos fertigen und mit den Instandsetzungsarbeiten beginnen solle. Die Aussage des Zeugen ... war jedoch insgesamt recht farblos und arm an Einzelheiten. Ihr stehen die detaillierten und plausiblen Bekundungen des Zeugen Lange entgegen. Dieser Zeuge hat in plausibler Weise geschildert, wie sich das Telefonat zwischen dem Kl&#228;ger und dem Zeugen ... abgespielt hat, nachdem er am Morgen des 02.01. mit seiner Arbeitskolonne beim Kl&#228;ger anger&#252;ckt war, um mit den Renovierungsarbeiten zu beginnen. Danach hat der Zeuge mitbekommen, da&#223; es in dem Telefongespr&#228;ch jedenfalls auch um die Fertigung von Fotografien gegangen ist. Es ist anders nicht erkl&#228;rlich, da&#223; der Zeuge ... von sich aus dem Kl&#228;ger angeboten hat, ihm ein Fotoapparat zur Verf&#252;gung zu stellen und die notwendigen Fotos zu machen. Da&#223; der Zeuge ... die &#196;u&#223;erungen des Zeugen ... am anderen Ende der Telefonleitung nicht mith&#246;ren konnte, spricht nicht gegen die Glaubw&#252;rdigkeit seiner Aussage. Es ist durchaus m&#246;glich, Sinnzusammenh&#228;nge eines Gespr&#228;ches auch aus den &#196;u&#223;erungen nur eines Gespr&#228;chsteilnehmers zu erkennen. Es erscheint dem Senat jedenfalls durchaus plausibel, da&#223; es in dem Gespr&#228;ch darum gegangen ist, ob und wie schnell ein Sachverst&#228;ndiger denn jetzt noch kommen k&#246;nne, nachdem die Arbeitskolonne des Zeugen ... sozusagen "dem Kl&#228;ger auf der Matte stand", um mit den Arbeiten beginnen zu k&#246;nnen. Es ist von daher auch schl&#252;ssig, da&#223; der Kl&#228;ger beim Zeugen ... angerufen hat, wie es der Zeuge ... best&#228;tigte, und nicht umgekehrt, wie vom Zeugen ... ausgesagt. Weiter hat der Zeuge ... bekundet, da&#223; der Kl&#228;ger bei der Beklagten kl&#228;ren wollte, ob denn nun mit den Arbeiten begonnen werden k&#246;nne. Es erscheint dem Senat v&#246;llig unwahrscheinlich, da&#223; der Kl&#228;ger eigens zu diesem Zweck bei der Beklagten anruft, und dann bei einer negativen Auskunft dahingehend, es m&#252;sse erst ein Sachverst&#228;ndiger den Schaden aufnehmen, dem Zeugen ... dennoch "gr&#252;nes Licht" gab, mit den Arbeiten zu beginnen. Es spricht nach alledem viel f&#252;r die Richtigkeit der Darstellung des Kl&#228;gers zu dem Inhalt des Telefonates mit dem Zeugen .... Der Senat vermag danach die Richtigkeit der Bekundungen des Zeugen ... jedenfalls nicht mit Gewi&#223;heit festzustellen. Somit steht auch kein Sachverhalt fest, der eine Obliegenheitsverletzung des Kl&#228;gers beinhaltet.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Ist der Klageanspruch danach dem Grunde nach gerechtfertigt, so ist der Rechtsstreit zur Schadensh&#246;he noch nicht entscheidungsreif.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">So ist zum einen der Umfang des vom Kl&#228;ger get&#228;tigten Aufwandes zur Beseitigung aller vorhandenen Sch&#228;den und die Angemessenheit der von ihm angesetzten Preise, die die Beklagte unter Berufung auf das Gutachten des Sachverst&#228;ndigen Schweigert bestritten hat, zu &#252;berpr&#252;fen.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Zum anderen ist ebenfalls noch ungekl&#228;rt, in welchem Umfang die entstandenen Sch&#228;den &#252;berhaupt auf den eingetretenen Versicherungsfall zur&#252;ckzuf&#252;hren sind. Es ist n&#228;mlich offensichtlich, da&#223; dieses nur bei einem Teil der vom Kl&#228;ger geltend gemachten Sch&#228;den der Fall ist.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Wie oben dargelegt, liegt ein Schadenfeuer und damit ein Versicherungsfall nur vor, wenn das Feuer im Kamin diesen verlassen hat und sich aus eigener Kraft auszubreiten vermag. Danach ist davon auszugehen, da&#223; der etwaige Schaden am Kamin selbst nicht durch ein Schadenfeuer im Sinne der Versicherungsbedingungen verursacht worden ist. Die Verunreinigungen, die am Kamin durch herausschlagende Flammen entstanden sind, sind danach durch die Versicherung nicht gedeckt. Davon abgesehen d&#252;rfte auch der Abri&#223; des Kamines nicht geboten gewesen sein. Wie dem von der Beklagten eingeholten Schadensgutachten des Sachverst&#228;ndigen ... zu entnehmen ist, sind keineswegs Risse am Kamin festgestellt worden, die auf das Feuer zur&#252;ckzuf&#252;hren w&#228;ren - dies w&#228;re auch nur schwer erkl&#228;rlich -, sondern es ist von der Firma ... eine hiervon unabh&#228;ngige Ri&#223;bildung bef&#252;chtet worden, die bei einer Reparatur des vorhandenen Kamines wieder auftreten k&#246;nnte. Gerade die vom Zeugen ... gefertigten Poleroidaufnahmen, die sich bei dem Gutachten ... befinden, sprechen daf&#252;r, da&#223; an der Verklinkerung des Kamines lediglich Verunreinigungen entstanden sind, die durch eine Reinigung h&#228;tten beseitigt werden k&#246;nnen, welche anscheinend gar nicht in Betracht gezogen worden ist. Wie bereits ausgef&#252;hrt, d&#252;rfte es sich hier aber auch um nichtversicherte Sch&#228;den handeln. Jedenfalls liegen nach dem derzeitigen Sach- und Streitstand keinerlei Anhaltspunkte daf&#252;r vor, da&#223; der vom Kl&#228;ger vorgenommene Abri&#223; des Kamines eine notwendige Folge des Versicherungsfalles, n&#228;mlich des &#220;bergreifens des Feuers auf andere Gegenst&#228;nde im Raum, gewesen ist.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Soweit es um Reinigungsarbeiten, insbesondere um Durchf&#252;hrung von Innenanstrichen geht, d&#252;rfte es sich um Arbeiten handeln, die sich &#252;berwiegend als Folge von Rauch- und Ru&#223;schaden sowie von L&#246;schstaub darstellen. Es spricht viel daf&#252;r, da&#223; diese zum Teil infolge des blo&#223;en Herausschlagens von Flammen aus dem Kamin, wof&#252;r die Beklagte nicht deckungspflichtig ist, und zum Teil auf das anschlie&#223;end entstandene Schadensfeuer zur&#252;ckzuf&#252;hren sind. Wegen der auch insoweit noch n&#246;tigen Aufkl&#228;rung hat der Senat von der M&#246;glichkeit Gebrauch gemacht, ein Grundurteil zu erlassen und den Rechtsstreit zur Schadensh&#246;he an das Landgericht zur&#252;ckzuverweisen, &#167;538 Abs. 1 Nr. 3, 540 ZPO. Sollte sich eine genaue Abgrenzung der durch das Schadenfeuer verursachten und der sonstigen, nichtversicherten Sch&#228;den auch unter Ber&#252;cksichtigung erg&#228;nzenden Parteivorbringens nicht treffen lassen, so wird insoweit eine Schadenssch&#228;tzung nach &#167;287 Abs. 1 ZPO in Frage kommen.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer der Beklagten betr&#228;gt mehr als 40.000,00 DM.</p>
315,044
ag-neuss-1990-10-24-30-c-18790
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30 C 187/90
1990-10-24T00:00:00
2019-03-13T14:44:47
2022-10-18T15:09:14
Urteil
ECLI:DE:AGNE:1990:1024.30C187.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>1. Das Vers&#228;umnisurteil vom 16.05.1990 bleibt aufrechterhalten.</p> <p></p> <p> 2. Der Beklagte tr&#228;gt auch die weiteren Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p>3. Die Zwangsvollstreckung darf gegen Sicherheitsleistung des Kl&#228;gers in </p> <p> H&#246;he von 2.600,00 DM fortgesetzt werden.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger erteilte dem Beklagten am 03.06.1990 den Auftrag zur Lieferung von K&#252;chenger&#228;ten zum Betrieb einer Imbissstube. Es wurde ein Gesamtpreis von 14.000,00 DM inklusive Mehrwertsteuer vereinbart. Im Lieferumfang sollte desweiteren ein gebrauchtes Gyrosger&#228;t f&#252;r die Zubereitung von 40 kg Fleisch enthalten sein.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat vor Auslieferung der Gegenst&#228;nde diese von einer Vorauszahlung des Kl&#228;gers abh&#228;ngig gemacht. In diesem Zusammenhang hat der Kl&#228;ger seine jetzigen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten eingeschaltet; dadurch sind Kosten in H&#246;he von 612,22 DM entstanden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Bei der Lieferung hat der Beklagte sodann ein Gyrosger&#228;t f&#252;r lediglich 8 kg Fleisch angeliefert und sich auf R&#252;ge des Kl&#228;gers geweigert, insoweit eine ordnungsgem&#228;&#223;e Nachlieferung vorzunehmen. Der Kl&#228;ger hat insoweit ein anderweitiges Gyrosger&#228;t zum Preis von 1.470,00 DM beschafft.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Unter dem 16.05.1990 erging gegen den Beklagten ein Vers&#228;umnisurteil.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"> den Beklagten wie erkannt zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"> die Klage unter Aufhebung des Vers&#228;umnisurteils abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat zur Sache nicht Stellung genommen, sondern im Termin vom 19.09.1990 lediglich eine Rechnung vom 14.08.1989 vorgelegt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Klage war gem&#228;&#223; &#167; 326 BGB bzw. wegen positiver Forderungsverletzung des zwischen den Parteien bestehenden Kaufvertrages begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat das Vorbringen des Kl&#228;gers insgesamt nicht bestritten, so da&#223; das Gericht von dessen Richtigkeit ausgehen musste. Der Beklagte war danach verpflichtet, dem Kl&#228;ger ein Gyrosger&#228;t f&#252;r 40 kg Fleisch zu &#252;berlassen. Da er dies nicht getan und auch auf R&#252;ge des Beklagten eine ordnungsgem&#228;&#223;e Nachlieferung verweigert hat, ist er insoweit gem&#228;&#223; &#167; 326 BGB zum Schadensersatz verpflichtet. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Dem Beklagten stand desweiteren auch kein Recht zu, vom Kl&#228;ger eine Vorauszahlung vor Lieferung zu verlangen. Er hat damit eine positive Forderungsverletzung des mit dem Kl&#228;ger abgeschlossenen Kaufvertrages begangen. Er hat daher die dem Kl&#228;ger in diesem Zusammenhang entstandenen Anwaltskosten zu erstatten.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Soweit der Beklagte im Termin vom 19.09.1990 eine Rechnung vom 14.08.1989 vorgelegt hat, ist dies unerheblich. Der Kl&#228;ger hat unwidersprochen vorgetragen, da&#223; zwischen den Parteien ein Gesamtpreis von 14.000,00 DM einschlie&#223;lich Mehrwertsteuer vereinbart worden sei. Das Gericht vermag daher nicht zu erkennen, da&#223; der Beklagte berechtigt gewesen w&#228;re, seine Leistungen wie in der Rechnung vom 14.08.1989 geschehen, abzurechnen, so da&#223; dem Beklagten ein Anspruch, den er der Klageforderung entgegenhalten k&#246;nnte, nicht zusteht.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte war daher entsprechend dem Antrag des Kl&#228;gers zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die proze&#223;ualen Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 709 Satz 2 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">K</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Richter am Amtsgericht</p>