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315,446
lg-dortmund-1987-08-04-9-t-39387
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
9 T 393/87
"1987-08-04T00:00:00"
"2019-03-13T14:55:59"
"2019-03-27T09:43:06"
Beschluss
ECLI:DE:LGDO:1987:0804.9T393.87.01
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird im Kostenausspruch ge&#228;ndert: </p> <p>Die au&#223;ergerichtlichen Auslagen tr&#228;gt jeder Beteiligte selbst. </p> <p>1m &#252;brigen werden die sofortigen Beschwerden zur&#252;ckgewiesen. </p> <p>Der Gegenstandswert f&#252;r das Beschwerdeverfahren wird auf 5.000,--DM festgesetzt. </p> <p>Die Gerichtskosten des Beschwerdeverfahrens tragen die Antragsgegnerin und der weitere Beteiligte je zur H&#228;lfte. Jeder Beteiligte tr&#228;gt seine au&#223;ergerichtlichen </p> <p>Auslagen f&#252;r das Beschwerdeverfahren selbst. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:152px"><u>G r &#252; n d e </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin ist Verwalterin der Wohnungseigentumsanlage D in E. Der weitere Beteiligte hat von der Antragsgegnerin als Eigent&#252;merin eine Eigentumswohnung gekauft. Unter dieser Eigentumswohnung liegt eine Eigentumswohnung der Antragstellerin. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin hat im November 1986 entsprechend dem Wunsch des weiteren Beteiligten eine Vergr&#246;&#223;erung des Balkons dadurch geschaffen, da&#223; die Glasfront der Wohnung zum Balkon um 1 m in den Wohnraum versetzt wurde. Die Glasfront hat eine L&#228;nge von ca. 4 m. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Am 5.11.1986 hatte eine Eigent&#252;merversammlung stattgefunden, bei der die Frage der Zustimmung der &#252;brigen Wohnungseigent&#252;mer zu dieser Ma&#223;nahme er&#246;rtert wurde. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Ein einstimmiger Beschlu&#223; der Eigent&#252;merversammlung zur Zustimmung liegt nicht vor. Ein schriftliches Einverst&#228;ndnis der Antragstellerin zur Vornahme der Vergr&#246;&#223;erung des Balkons liegt ebenfalls nicht vor. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin hat zun&#228;chst am 8.12.1986 eine einstweilige Verf&#252;gung gegen die Antragsgegnerin auf Unterlassung der Ver&#228;nderung des Balkons erwirkt. Sodann hat die Antragstellerin im Laufe des vorliegenden Verfahrens Beseitigung der baulichen Ver&#228;nderung verlangt. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat nach Anh&#246;rung der Beteiligten und Vernehmung von Zeugen mit dem angefochtenen Beschlu&#223; die Antragsgegnerin verpflichtet, die &#196;nderung des Balkons wieder zu beseitigen. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssigen sofortigen Beschwerden der Antragsgegnerin und des weiteren Beteiligten sind nicht begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Vergr&#246;&#223;erung des Balkons &#252;ber der Wohnung der Antragsteller- in stellt eine bauliche Ma&#223;nahme im Sinne von &#167; 22 WEG dar, die nur mit Zustimmung jedes Wohnungseigent&#252;mers, also auch der Antragstellerin, zul&#228;ssig war. Durch die Vergr&#246;&#223;erung des Balkons und Verringerung des Wohnraums ist von dem im Aufteilungsplan vorgesehenen Zustand abgewichen worden. F&#252;r diese bauliche Ver&#228;nderung war auch nicht nach &#167; 22 Abs. 1 Satz 2 in Verbindung mit &#167; 14 WEG die Zustimmung der Antragstellerin entbehrlich. Die von der Antragsgegnerin durchgef&#252;hrte Manahme war nicht unvermeidbar und durch diese Ma&#223;nahme ist die Antragstellerin in ihrer auf das Gemeinschaftseigentum bezogenen Rechtsposition betroffen und tats&#228;chlich beeintr&#228;chtigt (vgl. OLG Hamm OLGZ 1976, 61 f.; BGH NJW 1979, 817). </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Durch die Verkleinerung des Wohnraums und entsprechende Vergr&#246;&#223;erung des Balkons &#252;ber der Eigentumswohnung der Antragstellerin ist eine zustimmungsbed&#252;rftige Ver&#228;nderung schon deshalb eingetreten, weil dadurch eine Ver&#228;nderung der W&#228;rmeverh&#228;ltnisse in der Hausanlage gegeben ist. Diese Zustimmungsbed&#252;rftigkeit der baulichen Ver&#228;nderung entf&#228;llt nicht dadurch, da&#223; die Antragsgegnerin, wie geschehen, der Antragstellerin ein Schreiben des von der Antragsgegnerin beauftragten Architekten vom 20.12.1986 vorlegt, aus dem hervorgeht, da&#223; der W&#228;rmeschutz ausreichend sei. Ungeachtet der Frage, ob durch erg&#228;nzende Ma&#223;nahmen im Zusammenhang mit dem Umbau ein ausreichender W&#228;rmeschutz erzielt werden kann und erzielt worden ist, bleibt die von der Antragsgegnerin durchgef&#252;hrte bauliche Ma&#223;nahme zustimmungsbed&#252;rftig. Die Antragsgegnerin kann auch nicht etwa die erforderliche Zustimmung der Antragstellerin durch das Gericht ersetzen lassen, nachdem die bauliche Ma&#223;nahme durchgef&#252;hrt worden ist. Die Antragsgegnerin hatte vor Durchf&#252;hrung der Ma&#223;nahme ein gerichtliches Verfahren auf Feststellung der Zustimmungsbed&#252;rftigkeit durchf&#252;hren k&#246;nnen. Eine Ersetzung der Zustimmung der Antragstellerin durch das Gericht scheidet schon deshalb aus, weil die Antragstellerin nicht auf Erkl&#228;rungen des von der Antragsgegnerin beauftragten Architekten hinsichtlich des ausreichenden W&#228;rmeschutzes verwiesen werden kann. Die danach erforderliche Zustimmung der Antragstellerin ist nicht dadurch entbehrlich, da&#223; die Antragstellerin ihrerseits bauliche Ver&#228;nderungen von der Antragsgegnerin bewilligt bekommen hatte. Die Antragstellerin verh&#228;lt sich nicht deshalb treuwidrig, weil sie von der Antragsgegnerin als Verk&#228;uferin Sonderw&#252;nsche bewilligt bekommen hatte. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:24px">Auf die Frage, ob auch deshalb eine Zustimmungsbed&#252;rftigkeit der baulichen Ver&#228;nderung gegeben ist, weil eine &#228;sthetische Ver&#228;nderung damit verbunden ist, kam es nicht an. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:24px">Die nach &#167; 22 WEG erforderliche Zustimmung der Antragstellerin ist weder durch einen einstimmigen Eigent&#252;merbeschlu&#223; noch in schriftlicher Form gegeben noch hat die Antragsgegnerin den Beweis erbracht, da&#223; die Zustimmung durch den Ehemann der Antragstellerin erkl&#228;rt worden ist. Abgesehen von der nicht gekl&#228;rten Frage, ob der Ehemann der Antragstellerin Vollmacht dazu gehabt h&#228;tte, folgt die Kammer der Beweisw&#252;rdigung durch das Amtsgericht, da&#223; der Beweis nicht erbracht ist, da&#223; der Ehemann eine solche Erkl&#228;rung abgegeben hat. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:24px">Die Antragstellerin hat ein Recht auf Beseitigung des Zustandes, der ohne die erforderliche Zustimmung hergestellt worden ist. Die Antragstellerin verh&#228;lt sich nicht treuwidrig, wenn sie dieses Verlangen aus&#252;bt. Lediglich der Umstand, da&#223; die Beseitigung der Ver&#228;nderung noch einmal mit dem gleichen Kostenaufwand von ca. 15.000,--DM verbunden sein wird, ist nicht ausreichend f&#252;r die Annahme, dass dieses Begehren der Antragstellerin gegen Treu und Glauben versto&#223;e. Dabei ist n&#228;mlich zu beachten, da&#223; die Antragsgegnerin ihrerseits in Kenntnis der Zustimmungsbed&#252;rftigkeit die bauliche Ma&#223;nahme durchgef&#252;hrt hat, wie sich aus ihrem Bem&#252;hen um die Zustimmung der Antragstellerin ergibt. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:24px">Ebensowenig ist von Bedeutung, da&#223; sich die Antragstellerin um gerichtlichen Rechtsschutz nicht schon am 1.Tag des Beginns der Bauarbeiten bem&#252;ht hat. Hieraus kann nicht zugunsten der Antragsgegnerin gefolgert werden, da&#223; sie den Zustand aufrechterhalten d&#252;rfte, den sie geschaffen hat. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Nach alledem kann die Antragstellerin nach &#167; 1004 BGB die Beseitigung der baulichen Ver&#228;nderung von der Antragsgegnerin verlangen. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die sofortigen Beschwerden der Antragsgegnerin und des </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:9px">weiteren Beteiligten waren deshalb im wesentlichen zur&#252;ckzuweisen. Hinsichtlich der Kostenentscheidung war der angefochtene Beschlu&#223; des Amtsgerichts abzu&#228;ndern Entsprechend dem Grundsatz, da&#223; in Verfahren in Wohnungseigentumssachen jeder Beteiligte seine au&#223;ergerichtlichen Auslagen selber tr&#228;gt, war auch im vorliegenden Fall sowohl </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">f&#252;r das Verfahren beim Amtsgericht als auch f&#252;r das Beschwerdeverfahren anzuordnen, da&#223; die Beteiligten ihre </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:9px">eigenen Auslagen selbst tragen. Besondere Umst&#228;nde, die eine Abweichung von diesem Grundsatz rechtfertigen, sind nicht gegeben. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">Die Auferlegung der Gerichtskosten zu Lasten der Antragsgegnerin und des weiteren Beteiligten beruht auf &#167; 47 WEG.</p>
315,448
ag-hagen-1987-07-30-43-c-22087
{ "id": 670, "name": "Amtsgericht Hagen", "slug": "ag-hagen", "city": 430, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
43 C 220/87
"1987-07-30T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:03"
"2019-03-27T09:43:06"
Urteil
ECLI:DE:AGHA:1987:0730.43C220.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>1.</p> <p>Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt, an die Kl&#228;ger 23,00 DM &#8211; in Worten: dreiundzwanzig Deutsche Mark &#8211; nebst 4 % Zinsen seit dem 05.03.1987 zu zahlen; im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>2.</p> <p>Von den Kosten des Rechtsstreits haben die Beklagten als Gesamtschuldner 1/12, die Kl&#228;ger 11/12 zu tragen.</p> <p></p> <p>3.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten mieteten von den Kl&#228;gern mit Wirkung vom 15.11.1986 eine 2 &#189; Zimmer-Wohnung im Hause der Kl&#228;ger im C 41 in I. Seit M&#228;rz 1987 minderten die Beklagten den Nettomietzins in H&#246;he von 460,00 DM um 10 %, somit um 46,00 DM. Mit der Klage verlangen die Kl&#228;ger die Mietminderung f&#252;r den M&#228;rz 1987 sowie die Feststellung, da&#223; die Beklagten nicht berechtigt sind, die Miete f&#252;r die von ihnen innegehaltene Wohnung in I C41 zu mindern.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Zur Klagebegr&#252;ndung tragen sie vor: Mietm&#228;ngel, die zur Mietminderung berechtigen w&#252;rden, l&#228;gen nicht vor. Die Wohnung sei ohne Sicherheitsschlo&#223; vermietet. Der von den Beklagten verlangte Stab zum &#214;ffnen eines K&#252;chenfensters geh&#246;re zur Sonderausstattung, worauf die Beklagten keinen Anspruch h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">die Beklagten gesamtschuldnerisch zu verurteilen, an sie 46,00 DM </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">nebst 4 % Zinsen seit dem 05.03.1987 zu zahlen und zweitens festzustellen, da&#223; die Beklagten nicht berechtigt sind, die Miete f&#252;r die von ihnen gemietete Wohnung in 5800 I, C41 zu mindern.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sie f&#252;hren aus: Die Mietzinsminderung h&#228;tten sie bereits im Februar 1987 angek&#252;ndigt. Sie seien dazu auch berechtigt, da zur Grundausstattung jeder Wohnung ein Sicherheitsschlo&#223; geh&#246;re und dies ihnen zudem zugesagt worden sei. Der Stab sei erforderlich, um das K&#252;chenfenster zum L&#252;ften &#246;ffnen zu k&#246;nnen. Das Schlo&#223; hierf&#252;r befinde sich in einer H&#246;he von 2,40 m vom Fu&#223;boden aus gerechnet.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat gem&#228;&#223; Beweisbeschlu&#223; vom 04.06.1987 Beweis erhoben durch Vernehmung der Kl&#228;ger als Partei. Hinsichtlich des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Vernehmungsniederschrift vom 09.07.1987 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nur teilweise begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Den Kl&#228;gern steht ein Anspruch gegen die Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 535 BGB auf Zahlung einer r&#252;ckst&#228;ndigen Miete f&#252;r den M&#228;rz 1987 in H&#246;he von 23,00 DM zu. Die Beklagten wiesen nicht nach, da&#223; ihnen gem&#228;&#223; dem Mietvertrag ein Anspruch auf ein Sicherheitsschlo&#223; in ihrer Wohnungst&#252;r zusteht. Grunds&#228;tzlich kann der Mieter nur verlangen, da&#223; die Wohnungst&#252;r abschlie&#223;bar ist. Sofern dies seinen eigenen Sicherheitsbed&#252;rfnis nicht gen&#252;gt, ist es ihm freigestellt, ein Sicherheitsschlo&#223; auf eigene Kosten anbringen zu lassen. Die Behauptung der Beklagten, da&#223; die Kl&#228;ger ihnen zusagten, vermieterseits ein Sicherheitsschlo&#223; zu stellen, ist nicht erwiesen. Beide Kl&#228;ger stellten dies anl&#228;&#223;lich ihrer Parteivernehmung in Abrede. Die Beklagten waren nicht berechtigt, die Miete um 10 % zu k&#252;rzen. Wegen des fehlenden Stabes zwecks &#214;ffnen des K&#252;chenfensters steht ihnen lediglich ein K&#252;rzungsbetrag von 5 %, 23,00 DM zu. Unstreitig liegt die &#214;ffnung des K&#252;chenfensters in einer H&#246;he von 2,40 m, so da&#223; diese &#214;ffnung nicht bequem vom Stand aus bedient werden kann. Der fehlende Stab f&#252;r das K&#252;chenfenster stellt somit keine Sonderausstattung, sondern eine Grundausstattung dar, auf die die Beklagten zwecks ordnungsgem&#228;&#223;er Nutzbarkeit der Wohnung Anspruch haben. Gerade in der K&#252;che ist ein dauerndes L&#252;ften erforderlich, so da&#223; der fehlende Stab zu einer 5 %igen Mietk&#252;rzung die Beklagten berechtigt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich der Feststellungsklage, war die Klage abzuweisen. Der vom Kl&#228;ger begehrte Feststellungsantrag ist viel zu weitgehend. Ein Rechtsschutzbed&#252;rfnis dahingehend, da&#223; festgestellt wird, da&#223; die Beklagten &#252;berhaupt nicht berechtigt sind die Miete zu k&#252;rzen besteht nicht. Unabh&#228;ngig von der Frage der hier gegenst&#228;ndlichen Mietminderungsm&#228;ngel k&#246;nnen sich gegebenenfalls diverse Mietm&#228;ngel einstellen. Dem so gestellten Antrag konnte nicht entsprochen werden. Hinzu kommt, da&#223;, wie bereits ausgef&#252;hrt, ein Mietminderungsrecht der Beklagten in H&#246;he von 23,00 DM besteht.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 92 ZPO, die der vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit aus den &#167;&#167; 708 Ziff. 11, 713 ZPO.</p>
315,449
ag-essen-1987-07-30-132-c-8987
{ "id": 657, "name": "Amtsgericht Essen", "slug": "ag-essen", "city": 417, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
132 C 89/87
"1987-07-30T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:05"
"2019-03-27T09:43:05"
Urteil
ECLI:DE:AGE1:1987:0730.132C89.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt, an den Kl&#228;ger 826,71 DM nebst 4 % Zinsen von 250,00 DM seit dem 16.03.1987 und von 576,21 DM seit dem 03.11.1986 zu zahlen.</p> <p>Im &#220;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Von den Gerichtskosten tragen die Kl&#228;ger 66% und die Beklagten 34%.</p> <p>Seine au&#223;ergerichtlichen Kosten tr&#228;gt der Kl&#228;ger zu 72%, 28% tragen die Beklagten. Die Beklagten tragen 28% ihrer au&#223;ergerichtlichen Kosten selbst, 72% tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Beklagten k&#246;nnen die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 1.100,00 DM abwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger zuvor Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger macht Schadensersatzanspr&#252;che aus einem Verkehrsunfall geltend, der sich am 03.11.1986, gegen 17:00 Uhr auf der H-Stra&#223;e in Essen zwischen dem in seinem Eigentum stehenden und zum Unfallzeitpunkt von ihm gesteuerten Kleinkraftrad und dem Pkw des Beklagten zu 1), der bei der Beklagten zu 2) haftpflichtversichert ist, ereignet hat.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die H-Stra&#223;e verf&#252;gt an der Unfallstelle &#252;ber drei Spuren.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger fuhr auf der rechten Spur auf den Pkw des Beklagten zu 1) auf.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Bei diesem Unfall wurde er verletzt, er erlitt eine Mittelhandfraktur des 5. Mittelhandknochens links, eine Platzwunde am Schienbein und eine Sch&#252;rfwunde am Schienbein. Ferner Prellungen am linken Unterschenkel. Der Gips an der Hand wurde nach f&#252;nf Wochen entfernt, danach musste der Kl&#228;ger f&#252;r eine Woche einen St&#252;tzverband tragen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Kleinkraftrad des Kl&#228;gers, das einen Wiederbeschaffungswert von 1.400,00 DM hatte, erlitt bei dem Unfall einen Totalschaden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Durch die Begutachtung entstandenen Kosten in H&#246;he von 251,36 DM.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Ferner wurde die Kleidung des Kl&#228;gers besch&#228;digt. Es entstanden Ummelde-Kosten in H&#246;he von 77,85 DM und Attest-Kosten in H&#246;he von 10,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 2) hat vorgerichtlich 1.500,00 DM gezahlt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, dass er mit einer Geschwindigkeit von ca. 40 Stundenkilometer die rechte Spur der H-Stra&#223;e befahren habe.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte sei mit seinem Pkw von der mittleren auf die rechte Spur &#252;bergewechselt, dabei habe er ihn geschnitten. Trotz einer sofort eingeleiteten Vollbremsung sei ihm nicht m&#246;glich gewesen, die Kollision zu vermeiden.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, dass an der von ihm zum Unfallzeitpunkt getragenen Lederjacke ein Schaden in H&#246;he von 200,00 DM entstanden sei, seine Hose habe einen Wert von 100,00 DM gehabt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Auch sei sein Helm und seine Handschuhe zerst&#246;rt worden. Diese h&#228;tte einen Wert von 239,00 DM bzw. 56,00 DM besessen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Ihm seien unfallbedingte Fahrtkosten in H&#246;he von 107,00 DM sowie Abschleppkosten in H&#246;he von 225,72 DM und Kreditkosten in H&#246;he von 39,78 DM entstanden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Er h&#228;lt ein Schmerzensgeld in H&#246;he von 2.500,00 DM f&#252;r die von ihm erlittenen Verletzungen f&#252;r angemessen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat den zun&#228;chst gestellten Freistellungsantrag zur&#252;ckgenommen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Ferner haben die Parteien &#252;bereinstimmend den Rechtsstreit in H&#246;he von 982,50 DM f&#252;r erledigt erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><ol class="absatzLinks"><li>die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an ihn ein in das Ermessen des Gerichts gestelltes Schmerzensgeld nebst 4% Zinsen seit Rechtsh&#228;ngigkeit zu zahlen.</li> <li>an ihn 974,81 DM nebst 8% Zinsen seit dem 03.11.1986 zu zahlen.</li></ol> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Sie behaupten, dass der Beklagte zu 1) vor dem Spurwechsel ordnungsgem&#228;&#223; geblinkt habe. Nach dem Spurwechsel sei er noch ca. 20 m gefahren, bis es zur Kollision gekommen sei.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Sie behaupten, dass auch der Kl&#228;ger einen Spurwechsel vorgenommen habe.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Sie vertreten die Auffassung, dass f&#252;r die vom Kl&#228;ger erlittenen Verletzungen ein Schmerzensgeld in H&#246;he von 1.000,00 DM angemessen sei.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des weiteren Sach- und Streitstandes wird auf die von den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Es wurde Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung der Zeugen Q, Q2, I2 und C, sowie der Zeugen J und B.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Beweisthemen wird auf die Beweisbeschl&#252;sse vom 16.04. und 11.06.1987, hinsichtlich der Ergebnisse der Beweisaufnahme auf die Sitzungsniederschriften vom 19.05. und 09.07.1987 Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist teilweise begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">30</span><ol class="absatzLinks" type="I"><li>Dem Kl&#228;ger steht gegen die Beklagten gem. &#167;&#167; 7 Abs. 1, 17 StVG, &#167; 3 Pflichtversicherungsgesetz ein Anspruch auf Ersatz seines weiteren Sachschadens in H&#246;he von 356,221 DM zu.</li></ol> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme steht zur &#220;berzeugung des Gerichts fest, dass der Beklagte zu 1) einen Spurwechsel vorgenommen hat, ohne auf den Vorrang des Kl&#228;gers zu achten.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der unbeteiligte Zeuge Q, der zum Unfallzeitpunkt die mittlere Spur befuhr, hat das Unfallgeschehen genau beobachtet, da ihm das Fahrzeug des Beklagten zu 1) bereits vor dem Unfall wegen eines unvorschriftsm&#228;&#223;igen Spurwechsels aufgefallen war.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge hat detailliert geschildert, dass der Beklagte zu 1) ein oder zwei Fahrzeuge vor ihm von der &#228;u&#223;erst linken auf die mittlere Spur &#252;bergewechselt sei.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Er habe bemerkt, dass das Leichtkraftrad des Kl&#228;gers rechts an ihm vorbeigefahren sei. In diesem Moment sei auch der Beklagte zu 1) mit seinem Pkw auf die rechte Spur r&#252;ber gezogen, seiner Meinung nach habe der Kl&#228;ger keine Chance mehr gehabt, das Auffahren zu vermeiden.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Richtigkeit dieser Aussage wird durch die Aussage des ebenfalls unbeteiligten Zeugen Q2 best&#228;tigt.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Dieser Zeuge, der mit seinem Pkw auf der rechten Fahrspur gefahren ist, hat bekundet, dass vor ihm auf der rechten Spur der Kl&#228;ger mit seinem Leichtkraftrad gefahren sei.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 1) sei von der mittleren Fahrspur vor dem Kl&#228;ger auf die rechte Fahrspur &#252;bergewechselt, dabei habe er den Kl&#228;ger geschnitten.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Fahrer des Fahrzeuges, in dem er Beifahrer war, habe noch eine Vollbremsung vornehmen m&#252;ssen, um nicht den nach dem Unfall gest&#252;rzten Kl&#228;ger zu &#252;berfahren.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Aussagen der &#252;brigen Zeugen sind nicht geeignet, begr&#252;ndete Zweifel an den Aussagen der Zeugen Q und Q2 zu wecken.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge I2 hat bei seiner Vernehmung einr&#228;umen m&#252;ssen, dass er dem Verkehrsgeschehen keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt hat.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge C hat zwar bekundet, dass der Beklagte zu 1) 20 m auf der rechten Spur gefahren sei, bis es zum Unfall gekommen sei. Das Gericht h&#228;lt diese Sch&#228;tzung aber f&#252;r unzuverl&#228;ssig. Zu ber&#252;cksichtigen ist dabei insbesondere, dass der Zeuge keine Veranlassung hatte, vor dem Unfall genau auf der L&#228;nge der zur&#252;ckgelegten Strecke zu achten, so dass es insbesondere in einem Tunnel au&#223;erordentlich schwer sein d&#252;rfte, auch nur halbwegs genaue Sch&#228;tzungen der zur&#252;ckgelegten Strecke abzugeben.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Auch die Aussage des Zeugen P ist nicht geeignet, Bedenken an der Richtigkeit der Aussage der Zeugen Q und Q2 zu wecken.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Dieser Zeuge konnte lediglich bekunden, dass er gesehen habe, dass ein Mofa auf einen Pkw aufgefahren sei und er das Mofa vor dem Unfall nicht wahrgenommen habe.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge B hingegen hat bekundet, dass er wahrgenommen habe, dass der Kl&#228;ger hinter dem Beklagten zu 1) einen Spurwechsel vorgenommen habe und dann auf das Fahrzeug des Beklagten zu 1) aufgefahren sei.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat jedoch der Aussage des Zeugen B keinen Glauben geschenkt. Unter Zugrundelegung dieser Unfalldarstellung w&#228;re es schwer erkl&#228;rlich, dass es &#252;berhaupt zu einer Kollision zwischen den beiden Fahrzeugen gekommen ist.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Denn wenn der Kl&#228;ger wirklich hinter dem Fahrzeug des Beklagten zu 1) gefahren w&#228;re und auch hinter ihm den Spurwechsel vorgenommen h&#228;tte, w&#228;re es insbesondere unter Ber&#252;cksichtigung der Tatsache, dass der Beklagte zu 1) unstreitig seine Fahrt auf der rechten Fahrspur nicht durch eine Bremsung verlangsamt hat, unerkl&#228;rlich, aus welchem Grunde der Kl&#228;ger das Fahrzeug des Beklagten zu 1) h&#228;tte &#252;bersehen sollen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Denn auch wenn die Lichtverh&#228;ltnisse im Tunnel nicht besonders gut sind, so kann doch ein Verkehrsteilnehmer einen vor ihm fahrenden Pkw schwerlich &#252;bersehen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Angesichts der durch ein Verschulden erh&#246;hten Betriebsgefahr des Fahrzeugs des Beklagten zu 1) tritt die Haftung des Kl&#228;gers f&#252;r die einfache Betriebsgefahr seines Fahrzeugs zur&#252;ck, so dass der Kl&#228;ger Ersatz von 100 % des ihm entstandenen Sachschadens verlangen kann.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Er kann damit Ersatz des ihm entstandenen Fahrzeugschadens in H&#246;he von </p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">1.400,00 DM, der Sachverst&#228;ndigenkosten in H&#246;he von 251,36 DM, der Ummelde Kosten in H&#246;he von 77,85 DM und der Attest Kosten in H&#246;he von 10,00 DM verlangen.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der an seiner Bekleidung erlittenen Sch&#228;den kann er nur Ersatz des insoweit von den Beklagten der H&#246;he nach anerkannten Schadens in H&#246;he von 400,00 DM verlangen. Denn der Kl&#228;ger hat nicht vorgetragen, wie die Besch&#228;digungen an seinem Helm und den Handschuhen ausgesehen haben. Auch widerspricht es der Lebenserfahrung, dass insbesondere ein Helm bei einem Unfall, bei dem der Kl&#228;ger nach den vorgelegten Attesten jedenfalls keine Sch&#228;delverletzung erlitten hat, zerst&#246;rt sein soll.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Auch unfallbedingte Fahrtkosten kann der Kl&#228;ger nur in H&#246;he der anerkannten</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">50,00 DM geltend machen, da insoweit nicht vorgetragen ist, wie sich die geltend gemachten 107,00 DM errechnen.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Auch die Abschleppkosten stehen dem Kl&#228;ger nur in H&#246;he der anerkannten </p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">120,00 DM zu.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Denn er hat nicht vorgetragen, inwieweit es erforderlich war, sein besch&#228;digtes Leichtkraftrad zweimal abschleppen zu lassen.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Kreditkosten stehen dem Kl&#228;ger nicht zu, da er keinen Beweis daf&#252;r angeboten hat, dass er tats&#228;chlich einen Unfallkredit in Anspruch genommen hat.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Damit verbleibt insgesamt ein ersetzungsf&#228;higer Sachschaden in H&#246;he von</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">2.309,21 DM.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Hierauf hat die Beklagte zu 2) 75% geleistet, so dass ein Restschadensanspruch in H&#246;he von 577,30 DM verbleibt.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch steht dem Kl&#228;ger gem. &#167;&#167; 284, 286, 288 Abs. 1 BGB auch insoweit nur in H&#246;he von 4% zu, da er f&#252;r einen weitergehenden Schaden im Sinne des &#167; 288 Abs. 2 BGB nichts vorgetragen hat.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Gem. &#167;&#167; 823, 847 BGB, 3 Pflichtversicherungsgesetzt steht dem Kl&#228;ger ein weiterer Schmerzensgeldanspruch in H&#246;he von 250,00 DM zu.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Das Gericht h&#228;lt ein Schmerzensgeld von insgesamt 1.000,00 DM f&#252;r die vom Kl&#228;ger erlittenen Verletzungen f&#252;r angemessen.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Dabei ist ber&#252;cksichtigt worden, dass die Verletzung an der Hand nach sechs Wochen folgenlos verheilt war. Auch war eine station&#228;re Behandlung des Kl&#228;gers nicht erforderlich, so dass unter Ber&#252;cksichtigung der Rechtsprechung in &#228;hnlich gelagerten F&#228;llen ein Schmerzensgeld von insgesamt 1.000,00 DM ausreichend war.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch steht dem Kl&#228;ger insoweit gem. &#167;&#167; 284, 286, 288 Abs. 1 BGB zu.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 92, 269 Abs. 3 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf </p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">&#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p>
315,450
lg-bonn-1987-07-23-6-s-13387
{ "id": 804, "name": "Landgericht Bonn", "slug": "lg-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
6 S 133/87
"1987-07-23T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:06"
"2019-03-27T09:43:05"
Urteil
ECLI:DE:LGBN:1987:0723.6S133.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Beklagten und die Anschlussberufung des Kl&#228;gers wird das Urteil des Amtsgerichts Siegburg vom 17. Februar 1987 &#8211; 7 C 425/85 - wie folgt abge&#228;ndert:</p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 4.053,35 DM nebst 4 % Zinsen aus 2.900,-- DM&#160; seit dem 22. Juni 1961, aus 649,09 DM seit dem 10. September 1985 und aus 504,26 DM seit dem 07. Januar 1986 zu zahlen.</p> <p>Die weitergehende Klage wird abgewiesen.</p> <p>Berufung und Anschlussberufung im &#220;brigen werden zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits erster Instanz tr&#228;gt der Kl&#228;ger zu 48 %, der Beklagte zu 52 %. Die Kosten des Berufungsverfahrens werden dem Kl&#228;ger zu 60 %, dem Beklagten zu 40 % auferlegt, mit Ausnahme der Urteilsgeb&#252;hren, die der Kl&#228;ger zu 28 % und der Beklagte zu 72 % tragen.</p> <p>Ohne Tatbestand gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">&#160;Entscheidungsgr&#252;nde :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung, mit der der Beklagte&#160; die amtsgerichtliche Entscheidung insoweit angreift, als er zur Zahlung des Mietzinses f&#252;r die Monate April bis einschlie&#223;lich Juni 1985 (1.800,-- DM) sowie zum Schadensersatz&#160; wegen Besch&#228;digung von Fassadenplatten des Hauses infolge der Anbringung und des Herabst&#252;rzens eines Vogelh&#228;uschens (645, -- DM) verurteilt worden ist, ist teilweise begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das gleiche gilt f&#252;r die Anschlussberufung des Kl&#228;gers, die sich gegen die Versagung des Anspruchs aus der Nebenkostenabrechnung 1985 (210,90 DM) sowie der Heizkostenabrechnung 1984/85 (530,16 DM) wendet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht ein Anspruch aus positiver Vertragsverletzung in H&#246;he von 645,-- DM wegen Besch&#228;digung der Au&#223;enisolierung seines Hauses durch Anbringung eines Vogelh&#228;uschens sowie Herabst&#252;rzen desselben nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nach dem Ergebnis der in erster Instanz durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme hat der Kl&#228;ger die Richtigkeit seines Vortrages durch die Aussage seiner Ehefrau nicht zu beweisen vermocht. Aus der Aussage der Zeugin A ergibt sich nicht, da&#223; der Beklagte zur Befestigung des Vogelh&#228;uschens - wie der Kl&#228;ger behauptet - in den Isolierplatten der Au&#223;enfassade gebohrt hat, Der Vortrag des Beklagten f&#252;r die Anbringung sei ein bereits vorhandenes Loch in eine Fassadenplatte benutzt worden, ist von dem f&#252;r die seinen Anspruch st&#252;tzenden Tatsachenbehauptungen beweispflichtigen Vorbringen mithin nicht widerlegt worden. Auch hat die Zeugin nicht bekundet, da&#223; sie das Herabfallen des Vogelh&#228;uschens und die hierbei erfolgte Besch&#228;digung der tiefer gelegenen Fensterbank beobachtet habe.&#160; Der Kl&#228;ger hat in der Berufungsinstanz insoweit auf Befragen ausdr&#252;cklich klargestellt, dass die Besch&#228;digung der Fensterbank eine reine Schlussfolgerung daraus sei, dass man das Vogelh&#228;uschen auf dem Boden gefunden habe.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dies reicht nach Auffassung der Kammer f&#252;r die Annahme der Besch&#228;digung der Fensterbank gerade durch den Sturz des Vogelh&#228;uschens nicht aus, zumal aus den vorgelegten Fotos keine Besch&#228;digung der fraglichen Fensterbank derart ersichtlich ist, dass andere m&#246;gliche Schadensursachen von vornherein auszuschlie&#223;en w&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber ist die Kammer im Ergebnis wie das Amtsgericht der Auffassung, da&#223; dem Kl&#228;ger auch f&#252;r die Monate April&#160; bis einschlie&#223;lich Juni 1985 der geltend gemachte Mietzinsanspruch aus &#167; 535 Satz 2 BGB zusteht. Der Beklagte konnte mit Schreiben vom 27. Januar 1985 firstgerecht nur zum 30. Juni 1985 die K&#252;ndigung des Mietverh&#228;ltnisses aussprechen, da f&#252;r die Berechnung der K&#252;ndigungsfrist nach &#167; 565 Abs. 2 BGB die gesamte Wohnzeit des Beklagten im Hause des Kl&#228;gers seit dem 01. Dezember 1979 zu ber&#252;cksichtigen ist.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Bei einem Wohnungswechsel des Mieters innerhalb des Hauses ist es streitig, ob sich die Dauer der &#220;berlassung nach der Besitzzeit der letzten zu k&#252;ndigenden Wohnung richtet (vgl. LG D&#252;sseldorf ZMR 1969, 243; 310; AG D&#252;sseldorf MDR 1968, 846; AG Dortmund MDR&#160; 1964, 923; AG Hamburg MDR 1970, 240; Palandt-Putzo, BGB, 46. Auflage, &#167; 565 Anm. 2 b) aa); M&#252;nchner Kommentar-Voelskow, BGB, &#167; 565 Rdz. 17) oder ob die gesamte Mietzeit in dem Hause unabh&#228;ngig von der jeweiligen Wohnung ma&#223;gebend ist (vgl. LG Kaiserslautern ZMR 1970, 184; AG Oberhausen ZMR 1965, 248; AG Kassel ZMR 1966, 48; Schmidt-Futterer/Blank, Wohnraumk&#252;ndigungsschutzgesetze, 4. Auflage, Rdz. B 649; Sternel, Mietrecht, 2. Auflage, RDz. IV 25; Bodie ZMR 1966, 244 f) Dabei kann allerdings dahinstehen, ob vorlegend ein neuer, Mietvertrag zwischen den Parteien begr&#252;ndet oder lediglich der Leistungsinhalt des alten Mietvertrages ausgetauscht worden ist; denn &#167; 565 Abs. 2 BGB stellt nicht auf den Zeitpunkt des Abschlusses eines bestimmten Vertrages, sondern auf die &#220;berlassung &#8222;des Wohnraums&#8220;, also auf den tats&#228;chlichen Vorgang der Besitzeinr&#228;umung ab.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Wortlaut des &#167; 565 Abs. 2 BGB spricht- zwar f&#252;r die zuerst genannte Meinung; denn hiernach kommt es auf die &#220;berlassung&#160; &#8222;des&#8220; Wohnraums an, womit nur der zu k&#252;ndigende Wohnraum gemeint sein kann. Da der&#160; Gesetzgeber den Fall des Wohnungswechsels eines Mieters im gleichen Hause offensichtlich nicht bedacht hat, liegt eine Regelungsl&#252;cke vor, die unter Ber&#252;cksichtigung des Zwecks der gestaffelten K&#252;ndigungsfristen des &#167; 565 aus. 2 BGB und der zwischen den Parteien bestehenden Interessenlage zu schlie&#223;en ist. Die Schutzvorschriften des &#167; 565 Abs. 2 BGB beruhen darauf, da&#223; der Mieter sich im Laufe der Jahre ganz auf seine Wohnung eingestellt und diese zum Mittelpunkt seiner Lebensverh&#228;ltnisse gemacht hat. Dieser sogenannte &#8222;Heimgedanke&#8220; ersch&#246;pft sich jedoch nicht in dem nur tats&#228;chlichen Besitz an der Wohnung. Er ist auch Auswirkung der Rechtsbeziehungen zwischen Mieter und Vermieter. Auch kann nicht unber&#252;cksichtigt bleiben, da&#223; bei einem Umzug im Hause die Umgebung f&#252;r den Mieter dieselbe bleibt und er nach wie vor im selben Umfang wie zuvor das Haus und dessen Einrichtungen (Keller, Speicher etc.) benutzen kann. Der Umzug innerhalb desselben&#160; Hauses bedeutet f&#252;r den Mieter keinen Bruch bestehender Bindungen; die bisherigen Beziehungen werden vielmehr kontinuierlich fortgesetzt (vgl. Schmidt-Futterer/Blank&#160; a.a.O.). Eine sachgerechte L&#246;sung sieht die Kammer deswegen nur darin, dass ein Wohnungswechsel innerhalb desselben Hauses bei der Berechnung der K&#252;ndigungsfrist nach &#167; 565 Abs. 2 BGB ohne Bedeutung ist. Dies gilt allerdings - wie auch im &#220;brigen die Regelung des &#167; 565 Abs. 2 BGB - gleicherma&#223;en f&#252;r beide Parteien des Mietvertrages und nicht nur &#8211; wie der Beklagte meint zu Gunsten des Mieters.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger stehen mithin auch die Mieten f&#252;r die Monate April, Mai und Juni 1985 noch zu.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Anschlussberufung hat nur insoweit Erfolg, als der Kl&#228;ger aus der Heizkostenabrechnung 1984/85 die Zahlung eines Betrages von 504,26 DM&#160; von dem Beklagten verlangen kann; im &#220;brigen ist das Rechtsmittel unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die vorgenannte Heizkostenabrechnung ist ordnungsgem&#228;&#223; erstellt und inhaltlich nicht zu beanstanden. Die Berechnung der Gradtagsanteile begegnet im Hinblick auf den zutreffend zu Grunde gelegten Abrechnungszeitraum keinen Bedenken. Auch hat der Kl&#228;ger entgegen der Behauptung des Beklagten Stromkosten nicht doppelt, sowohl in der Heizkostenabrechnung als auch in der Abrechnung des Allgemeinstroms berechnet; der in der Heizkostenabrechnung aufgef&#252;hrte Betrag von 203,04 DM entspricht der H&#228;lfte des in der Jahresabrechnung des S vom 29. September 1985 enthaltenen Betrages von insgesamt 407,08 DM. Abzuziehen von dem in der Heizkostenabrechnung ausgeworfenen Endbetrag von 1.354,26 DM sind allerdings insgesamt f&#252;nf Heizkostenvorauszahlungen des Beklagten in H&#246;he von 170,-- DM, d. h. insgesamt 850,-- DM, so dass ein von dem Beklagten noch zu zahlender Betrag von 504,26 DM verbleibt. Denn den in der Abrechnung ber&#252;cksichtigten Heizkostenvorauszahlungen des Beklagten f&#252;r die Monate November und Dezember 1984 sowie Januar 1985 sind die vom Amtsgericht rechtskr&#228;ftig dem Kl&#228;ger zuerkannten Vorauszahlungen f&#252;r die Monate Februar und M&#228;rz 1985 hinzuzurechnen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Eine Forderung aus der Nebenkostenabrechnung 1985 hat der Kl&#228;ger demgegen&#252;ber auch in der Berufungsinstanz nicht schl&#252;ssig dargetan. Der geltend gemachte Betrag von 210,90 DM ist f&#252;r die Kammer nicht nachvollziehbar, da eine Nebenkostenabrechnung nicht vorgelegt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Zinsen beruht, auf &#167; 291 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung rechtfertigt sich aus &#167;&#167; 92 Abs. 1, 515 Abs. 3 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren ( Berufung 2.445,-- DM + Anschlussberufung 3.276,03 DM):</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Bis zur teilweisen R&#252;cknahme der Anschlussberufung: 5.721,03 DM</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Danach: 3.175,16 DM (Berufung 2.445,-- DM + Anschlussberufung 730,16 DM)</p>
315,451
lg-dortmund-1987-07-15-8-akte-186
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
8 AktE 1/86
"1987-07-15T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:08"
"2019-03-27T09:43:05"
Beschluss
ECLI:DE:LGDO:1987:0715.8AKTE1.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Antr&#228;ge der Antragsteller zu 1) bis 4) vom 21. August und </p> <p>08. September 1986 werden zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Verfahrens tr&#228;gt die Antragsgegnerin.</p> <p></p> <p>Ihre au&#223;ergerichtlichen Kosten tragen die Beteiligten selbst.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin ist eine 100 %-ige Tochtergesellschaft der L GmbH und Rechtsnachfolgerin der L Bauplanung GmbH. Gegenstand des Unternehmens ist gem. &#167; 2 des Gesellschaftsvertrages in der Fassung vom 25. M&#228;rz 1980 der Handel mit Grundstoffen, Agrarprodukten, Kunststoffen, festen und fl&#252;ssigen Kraft- und Brennstoffen sowie mit Eisen, Stahl, Schrott, Halb- und Fertigerzeugnissen, mit Metallen und damit verbundener Aufbereitungs-, Veredelungs- und Fertigungsverfahren sowie Kundendienste. Zwischen der L GmbH und der Rechtsvorg&#228;ngerin der Antragsgegnerin wurde unter dem 2. Februar 1976 ein Organschafts- und Gewinnabf&#252;hrungsvertrag geschlossen, der bis heute G&#252;ltigkeit hat. Die Antragstellerinnen zu 1) und 4) sind im Unternehmen der Antragsgegnerin vertreten Gewerkschaften mit eigenem Vorschlagsrecht gem. &#167; 16 Abs. 2 Mitbestimmungsgesetz. Die Antragsteller zu 2) und 3) sind Mitglieder des Aufsichtsrates der Antragsgegnerin. Am 26.04.1983 erfolgte die Wahl der Arbeitnehmervertreter des Aufsichtsrates nach dem Mitbestimmungsgesetz 1976. Ihre Amtszeit endet Mitte 1988.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am 06.08.1986 lie&#223; der Vorstand der Antragsgegnerin im Bundesanzeiger eine Bekanntmachung ver&#246;ffentlichen, wonach seiner Ansicht nach der Aufsichtsrat der Antragsgegnerin nicht mehr nach dem Mitbestimmungsgesetz &#180;76, sondern k&#252;nftig nach &#167; 77 des Betriebsverfassungsgesetzes 1952 zusammenzusetzen sei. Als Begr&#252;ndung hierzu gab er an, dass durch die rechtliche Verselbst&#228;ndigung mehrerer Betriebsabteilungen die Zahl der Mitarbeiter nachhaltig und erheblich unter die Anzahl von 2.000 gesunken sei.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Hiergegen wenden sich die Antragsteller zu 1) bis 3) mit ihren Antr&#228;gen vom 21.8.1986 - eingegangen bei Gericht am 29.8.1986 - und die Antragstellerin zu 4) mit ihrem noch am selben Tage eingegangenen Antrag vom 8.9.1986. Sie sind der Ansicht, dass der Aufsichtsrat auch k&#252;nftig nach dem Mitbestimmungsgesetz &#180;76 zusammenzusetzen sei. Die Antragsgegnerin &#252;be die Leitungsmacht &#252;ber die vier rechtlich verselbst&#228;ndigten Betriebsbereiche - L Handel Haustechnik GmbH, L Handel Metall und Rohr GmbH, X W&#228;rmetechnik Kundendienst GmbH, L Energiehandel GmbH sowie die weiteren Tochtergesellschaften Q Verkehrs GmbH und I Rohstoffe GmbH aus. Mit diesen zusammen bilde sie einen sogenannten "Teilkonzern" innerhalb des L -Konzerns, dessen Leitungsmacht gegen&#252;ber der Antragsgegnerin und den ihr nachgeordneten Unternehmen beschr&#228;nkt sei. Dies sei schon aus dem Umstand ersichtlich, dass lediglich zwei Vorstandsmitglieder der L GmbH dem Aufsichtsrat der Antragsgegnerin angeh&#246;rten. Dar&#252;ber hinaus vertreibe die Antragsgegnerin zahlreiche, nicht von der L GmbH hergestellte "Fremdprodukte". Die Muttergesellschaft verf&#252;ge &#252;berhaupt nicht &#252;ber das notwendige Fachpersonal f&#252;r Einkauf und Verkauf dieser Produkte, um insoweit Kontroll- und Leitungsfunktionen aus&#252;ben zu k&#246;nnen. Die Verselbst&#228;ndigung der Betriebsbereiche habe im &#252;brigen, wie aus Aufsichtsratsprotokollen und Presseerkl&#228;rungen des Vorstandsvorsitzenden der Obergesellschaft hervorgehe, nicht zuletzt dazu gedient, zu dokumentieren, dass die Konzernunternehmen selbst&#228;ndig und f&#252;r das laufende Gesch&#228;ft und das daraus erwirtschaftete Ergebnis voll verantwortlich seien, woraus zugleich die nur eingeschr&#228;nkte Leitungsmacht der Obergesellschaft deutlich werde. Die Besch&#228;ftigtenzahl s&#228;mtlicher sieben Unternehmen habe zum 31.7.1986 etwa 2.058 betragen, so dass das Mitbestimmungsgesetz &#180;76 Anwendung finde.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Antragsteller beantragen,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">festzustellen,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">dass der Aufsichtsrat der Antragsgegnerin auch weiterhin nach dem Mitbestimmungsgesetz &#180;76 zusammenzusetzen ist.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Antr&#228;ge zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung verweist sie auf den mit der L GmbH geschlossenen Organschafts- und Gewinnabwehrungsvertrag. Aufgrund dieses Vertrages sowie durch die innerhalb des L -Konzerns geltenden Allgemeinen Richtlinien und besonderen Weisungen, die gem. &#167; 1 der Gesch&#228;ftsordnung f&#252;r den Vorstand der L Handel GmbH auch f&#252;r diesen G&#252;ltigkeit h&#228;tten, &#252;be die Muttergesellschaft tats&#228;chlich ihre Leitungsmacht &#252;ber die konzernangeh&#246;rigen Unternehmen aus und habe diese auch nicht in Teilbereichen auf sie - die Antragsgegnerin - &#252;bertragen. Daneben werde unter anderem durch eine einheitliche Finanzpolitik, j&#228;hrliche Planungsrunden f&#252;r die kurz- und mittelfristige Unternehmensplanung, strategische Planungsrunden mit vereinbarten Zielsetzungen pro strategische Gesch&#228;ftseinheit, j&#228;hrliche Bilanzbesprechungen, monatliche Controlling-Berichte etc. ausreichend deutlich, dass die L GmbH ihre Konzernleitungsmacht aus&#252;be.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen habe die Gesamtbesch&#228;ftigtenzahl ihrer - der Antragsgegnerin - Unternehmen per 31.03.1987 lediglich 1.864 betragen und werde sich Ende 1987 voraussichtlich auch nur auf 1.870 belaufen. Mit Wirkung vom 31.12.1986/1.1.1987 sei sie an der X W&#228;rmetechnik Kundendienst GmbH nur noch mit 50 % der Anteile beteiligt. Da Unternehmensvertr&#228;ge dieser GmbH mit ihr oder anderen Unternehmen des L -Konzerns nicht best&#252;nden, k&#246;nnten ihr die Besch&#228;ftigten der Kundendienst GmbH mitbestimmungsrechtlich ohnehin nicht zugerechnet werden.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">1) Der Antrag der Antragstellerin zu 4) ist unzul&#228;ssig, da er nicht innerhalb der Frist des &#167; 97 Abs. 1 Satz 3 AktG gestellt wurde. Die Bekanntmachung des Vorstandes der Antragsgegnerin wurde am 6.8.1986 im Bundesanzeiger ver&#246;ffentlicht. Die Antragsfrist von 1 Monat ab Bekanntmachung im Bundesanzeiger endete daher mit Ablauf des 6.9.1986. Der Antrag der Antragstellerin zu 4) ist aber erst nach Fristablauf am 8.9.1986 bei Gericht eingegangen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">2) Die Antr&#228;ge der Antragsteller zu 1) bis 3) sind zul&#228;ssig (&#167;&#167; 1 Abs. 1, 6 Abs. 1 und 2 MitbestG, 97 ff AktG), aber in der Sache nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Antragsberechtigung der Antragstellerin zu 1) ergibt sich aus &#167;&#167; 98 Abs. 2 Ziff. 8 AktG in Verbindung mit &#167; 16 Abs. 2 MitbestG &#180;76, die der Antragsteller zu 2) und 3) als Aufsichtsratsmitglieder aus &#167; 98 Abs. 2 Ziff. 2 AktG. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die begehrte Feststellung konnte jedoch nicht getroffen werden, da der Aufsichtsrat der Antragsgegnerin nicht mehr nach den Bestimmungen des Mitbestimmungsgesetzes vom 4.5.1976, sondern gem. &#167; 77 des Betriebsverfassungsgesetzes vom 11.10.1952 zusammenzusetzen ist. Die Anzahl der in den sechs der Antragsgegnerin nachgeordneten Unternehmen Besch&#228;ftigten k&#246;nnen den bei der Antragsgegnerin selbst besch&#228;ftigten etwa 770 Mitarbeitern unter mitbestimmungsrechtlichen Gesichtspunkten nicht hinzugerechnet werden. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Zwar h&#228;lt die Kammer mit einer in Rechtsprechung und Literatur vertretenen Ansicht &#167; 5 des Mitbestimmungsgesetzes &#180;76 grunds&#228;tzlich auch auf ein Unternehmen innerhalb eines Konzern f&#252;r anwendbar, sofern dieses Unternehmen selbst&#228;ndige unternehmerische Entscheidungen treffen darf und die Konzernspitze ihre zentrale Leitungsmacht insoweit in vollem Umfang abgegeben hat (vgl. OLG Zweibr&#252;cken, DB, 84, 107, OLG D&#252;sseldorf, DB 79, 699, OLG Frankfurt, WM 87, 237, Gessler, BB 77, 1313 jeweils m.w.N.). Dies folgt aus dem Zweck des &#167; 5 Abs. 1 Mitbestimmungsgesetz, die institutionelle Beteiligung der Arbeitnehmer an der unternehmerischen Entscheidungsfindung zu erhalten und auch dort zu gew&#228;hrleisten, wo im Verbund mehrerer Unternehmen ein Unternehmen f&#252;r ein anderes Unternehmen mitbestimmungsbed&#252;rftige Entscheidungen trifft (vgl. auch BAG, DB 81, 895 f zu &#167; 54 BetrVG 72). Sofern die Konzernobergesellschaft einem an sich abh&#228;ngigen Unternehmen die selbst&#228;ndige Leitung anderer Konzern &#8211; oder deren eigener Tochtergesellschaften &#252;berl&#228;sst, sind gem. &#167; 5 Abs. 1 MitbestG die Arbeitnehmer dieser Tochtergesellschaften ihrer sogenannten "Zwischen-Obergesellschaft" zuzurechnen, da anderenfalls die Mitbestimmung wegen der vielf&#228;ltigen M&#246;glichkeiten der Konzernorganisation nicht uneingeschr&#228;nkt gew&#228;hrleistet w&#228;re (vgl. OLG D&#252;sseldorf, a.a.O., 699, 700, m.w.N.). </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall kann jedoch die Antragsgegnerin nicht als beherrschendes Unternehmen im Sinne von &#167; 5 Abs. 1 MitbestG angesehen werden. Es ist nicht erkennbar, dass die L GmbH als konzernleitende Gesellschaft ihre zentrale Leitungsbefugnis an die Antragsgegnerin abgegeben hat und diese nunmehr ihrerseits v&#246;llig selbst&#228;ndig die weiteren nachgeordneten Unternehmen leitet. Die Antragsgegnerin ist nicht nur lose, sondern rechtlich &#252;ber den Organschafts- und Gewinnabf&#252;hrungsvertrag vom 2.2.1976 mit der L GmbH verbunden und bereits hierdurch in ihren Leitungs- und Entscheidungsbefugnissen eingeschr&#228;nkt. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">In Rechtsprechung und Literatur wird schon allein das Bestehen eines Beherrschungsvertrages im Sinne von &#167; 291 AktG, dem der vorliegende zwischen zwei Gesellschaften mit beschr&#228;nkter Haftung geschlossene Vertrag gleichkommt, zumindest als Indiz gegen eine von der Konzernspitze &#252;bertragene Leitungsmacht der "Zwischen-Obergesellschaft" angesehen, wenn nicht gar eine solche &#220;bertragung im Fall eines Beherrschungsvertrages g&#228;nzlich f&#252;r ausgeschlossen gehalten wird (vgl. OLG Zweibr&#252;cken a.a.O., OLG Frankfurt a.a.O., Gessler a.a.O. Seite 1317 f). Ob allein die Existenz eines Beherrschungsvertrages in jedem Falle die Aus&#252;bung von Leitungsmacht durch das abh&#228;ngige Unternehmen ausschlie&#223;t, mag dahinstehen. Die Antragsgegnerin ist zumindest durch die innerhalb des L -Konzerns geltenden Richtlinien und Weisungen erheblich in ihrer Entscheidungsmacht eingeschr&#228;nkt. So bedarf unter anderem gem. Ziffer 1 der Richtlinien (Blatt 121 bis 124 d. A.) gerade die Mitwirkung der Antragsgegnerin bei Beschlussfassungen in Gesellschafterversammlungen und Aufsichtsratssitzungen von <u>nachgeordneten Konzern-Unternehmen</u> und von wesentlichen Beteiligungen der Konzern-Unternehmen &#252;ber Satzungs&#228;nderungen, Erlass und &#196;nderung von Gesellschaftsordnungen, Feststellung von Jahresabschl&#252;ssen und Ergebnisverwendung sowie Entlastung jeweils der Zustimmung des Vorstandes der L GmbH. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Bereits hieraus wird deutlich, dass die Antragsgegnerin keine uneingeschr&#228;nkte Konzernleitungsmacht &#252;ber ihre Tochterunternehmen aus&#252;ben kann. Dar&#252;ber hinaus sind zahlreiche wesentliche Gesch&#228;ftsvorf&#228;lle, wie etwa bestimmte Verkaufsvertr&#228;ge und Gro&#223;gesch&#228;fte (Ziff. 7 der Richtlinien), Grundst&#252;cksgesch&#228;fte (Ziff. 10, 11), das Verhalten in Rechtsstreitigkeiten (Ziff. 12, 13) und die sonstigen unter Ziff. 1 bis 20 aufgef&#252;hrten Angelegenheiten, von der Zustimmung und der Abstimmung mit der Konzernleitung abh&#228;ngig. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Soweit Gesch&#228;ftsvorf&#228;lle nicht bereits in den Ziff. 1 bis 20 ausdr&#252;cklich genannt sind, unterliegen sie gem. Ziff. 2 insoweit der Zustimmungspflicht, als sie auch der Zustimmung des Aufsichtsrates der Antragsgegnerin bed&#252;rfen, da die Konzernleitung hierin wiederum durch zwei Vorstandsmitglieder vertreten ist. &#220;ber diese Richtlinie gewinnt somit letztlich auch die von der Antragsgegnerin &#252;berreichte Gesch&#228;ftsordnung f&#252;r ihren Vorstand, die unmittelbar nur dessen Verh&#228;ltnis zum Aufsichtsrat regelt, Bedeutung f&#252;r das Verh&#228;ltnis der Antragsgegnerin zur L GmbH. Dass die innerhalb des L -Konzerns geltenden Richtlinien f&#252;r die Antragsgegnerin bindend sind, ergibt sich bereits aus &#167; 1 des Organschafts- und Gewinnabf&#252;hrungsvertrages, in Erf&#252;llung dessen die Antragsgegnerin durch Gestaltung der Gesch&#228;ftsordnung f&#252;r ihren Vorstand (&#167; 1 Abs. 4) diesen zur Beachtung der Richtlinien verpflichtet. Dass die L GmbH auch weiterhin ihre Konzernleitungsmacht aus&#252;bt, ergibt sich ferner aus den von der Antragsgegnerin in ihrem Schriftsatz vom 13.10.1986 (Blatt 18 f. der Akten) geschilderten regelm&#228;&#223;igen Abstimmungen in der Finanzpolitik und den sonstigen unternehmenspolitischen Planungen und Entscheidungen sowie den hierzu eingerichteten F&#252;hrungsinstrumenten. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber verm&#246;gen die von den Antragstellern angef&#252;hrten Gesichtspunkte &#8211; entsprechende &#196;u&#223;erungen des Vorstandsvorsitzenden in der Presse, Ausz&#252;ge aus Aufsichtsratsprotokollen, Struktur des Waren- und Dienstleistungsangebotes &#8211; nicht zu belegen, dass die Antragsgegnerin selbst &#252;bertragene Konzernleitungsmacht aus&#252;bt. Dass die Antragsgegnerin Produkte vertreibt, die nicht im L Konzern hergestellt werden und allein &#252;ber das f&#252;r den Ein- und Verkauf erforderliche Fachpersonal verf&#252;gt, belegt noch nicht, dass die Konzernleitung nicht mehr ihre Leistungsbefugnisse aus&#252;ben k&#246;nnte und auch tats&#228;chlich nicht aus&#252;bt. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Eine solche Spezialisierung bzw. Aufgabenverteilung innerhalb eines Konzerns ist durchaus &#252;blich und f&#252;hrt nicht zum Verlust der Konzernleitungsmacht des f&#252;hrenden Unternehmens (vgl. OLG Zweibr&#252;cken a.a.O., Seite 108). Auch die mit der Verselbst&#228;ndigung der zuvor unselbst&#228;ndigen Betriebsabteilungen beabsichtigte St&#228;rkung der Eigenverantwortlichkeit der konzernangeh&#246;rigen Unternehmen stellt kein Indiz f&#252;r die Aufgabe oder &#220;bertragung der Leitungsmacht von der Konzernspitze auf die Antragsgegnerin dar. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die von der Antragsgegnerin &#252;berreichten Unterlagen sowie die geschilderten tats&#228;chlichen Abstimmungen und F&#252;hrungsmechanismen belegen, dass die L GmbH nach wie vor ihre Konzernleitungsmacht aus&#252;bt und diese nicht an die Antragsgegnerin abgegeben hat. Die Antragsteller k&#246;nnen dem nicht lediglich mit dem Hinweis begegnen, aus den Unterlagen ergebe sich letztlich nur die M&#246;glichkeit der Beherrschung durch die L GmbH, ohne dass daraus auch die Aus&#252;bung von Leitungsmacht zu erkennen sei. Die &#252;berreichten Richtlinien sind eindeutig. Allein aus den verschiedenen Druckdaten auf den als Anlage 4 zum Schriftsatz vom 14.4.1987 &#252;berreichten Kopien (Januar 1985, Juli 1986) kann nicht geschlossen werden, die Antragsgegnerin &#252;berreiche lediglich vorget&#228;uschte, in Wahrheit nicht existierende Richtlinien zum Zwecke der Verfahrensbeeintr&#228;chtigung. Auch aufgrund des geltenden Amtsermittlungsgrundsatzes ist das Gericht nicht zu einer weiteren Sachaufkl&#228;rung angehalten, da die Antragsteller bislang nicht einmal ann&#228;hernd substantiiert die von der Antragsgegnerin geschilderten Abstimmungen mit der Konzernspitze und die vorhandenen F&#252;hrungsinstrumente in Abrede gestellt haben, obschon ihnen dies aufgrund ihrer Vertretung im Aufsichtsrat durchaus m&#246;glich erscheint.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Konzernleitungsmacht im Sinne von &#167; 5 MitbestG wird von der Antragsgegnerin nicht ausge&#252;bt, so dass eine Zurechnung der Arbeitnehmerzahlen der &#252;brigen Gesellschaften zu den Besch&#228;ftigten der Antragsgegnerin nicht in Betracht kommt. Die Frage, ob aufgrund der nur noch 50 %-igen Beteiligung der Antragsgegnerin an der X W&#228;rmetechnik Kundendienst GmbH deren Arbeitnehmer &#252;berhaupt der Antragsgegnerin zugerechnet werden k&#246;nnten und ob dann die Zahl von 2.000 Besch&#228;ftigten erreicht w&#252;rde, kann letztlich dahinstehen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 1 Abs. 1, 6 Abs. 1 und 2 MitbestG &#180;76 in Verbindung mit &#167; 99 Abs. 6 AktG. Gr&#252;nde daf&#252;r, aus Billigkeitsgesichtspunkten die Kosten den Antragstellern aufzuerlegen, sind nicht gegeben.</p>
315,452
lg-dortmund-1987-07-14-8-o-11587
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
8 O 115/87
"1987-07-14T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:10"
"2019-03-27T09:43:05"
Urteil
ECLI:DE:LGDO:1987:0714.8O115.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, unter</p> <p>Androhung eines Ordnungsgeldes in H&#246;he</p> <p>von 50.000,00 DM f&#252;r jeden Fall des</p> <p>Zuwiderhandelns die Verwendung folgender</p> <p>und diesen inhaltsgleichen Klauseln in</p> <p>Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen,</p> <p>ausgenommen gegen&#252;ber einem Kaufmann im</p> <p>Rahmen seines Handelsgewerbes zu</p> <p>Unterlassen:</p> <p></p> <p>In Bezug auf: Heimvertr&#228;ge</p> <p></p> <p>1) Das Entgelt &#228;ndert sich durch</p> <p>vor&#252;bergehende Abwesenheit des Heim-</p> <p>bewohners nicht;</p> <p></p> <p>2) ...</p> <p></p> <p>3) Die Heimordnung in der jeweils</p> <p>g&#252;ltigen Fassung ist Bestandteil dieses</p> <p>Heimvertrages.</p> <p></p> <p></p> <p>4) Das Heim &#252;bernimmt eine Haftung gem.</p> <p>&#167; 690 BGB f&#252;r eingebrachte Wert- und</p> <p>Sohmuckgegenst&#228;nde sowie Geldbetr&#228;ge nur</p> <p>Insoweit, als diese der Verwaltung gegen</p> <p>Quittung zur Aufbewahrung ausgeh&#228;ndigt</p> <p>werden.</p> <p></p> <p>5) F&#252;r Sch&#228;den, die der Heimbewohner,</p> <p>seine G&#228;ste und von ihm beauftragte</p> <p>Personen in und am Heim verursachen, ist</p> <p>Schadensersatz zu leisten.</p> <p></p> <p>6) Dieser Vertrag kann beiderseits</p> <p>jeweils 4-w&#246;chentlich zum Monatsende</p> <p>gek&#252;ndigt werden.</p> <p></p> <p>7) Das ber&#252;hrt nicht die Pfleges&#228;tze,</p> <p>die t&#228;glich k&#252;ndbar sind und u.U.</p> <p>r&#252;ckwirkend erh&#246;ht werden k&#246;nnen.</p> <p></p> <p>8) Dieser Vertrag kann vom Heim ohne</p> <p>Einhaltung einer Frist gek&#252;ndigt werden,</p> <p>wenn der Heimbewohner mit der Zahlung</p> <p>von Pflegekosten f&#252;r zwei aufein-</p> <p>anderfolgende Termine in H&#246;he eines</p> <p>monatlichen Pflegesatzes in Verzug ist.</p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden zu</p> <p>7/8 der Beklagten und zu 1/8 dem Kl&#228;ger</p> <p>auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar,</p> <p>f&#252;r den Kl&#228;ger jedoch nur gegen</p> <p>Sicherheitsleistung von 2.300,00 DM.</p> <p></p> <p></p> <p>Dem Kl&#228;ger wird nachgelassen, die</p> <p>Vollstreckung der Beklagten gegen</p> <p>Sicherheitsleistung von 330,00 DM</p> <p>abzuwenden, falls nicht die Beklagte</p> <p>zuvor in gleicher H&#246;he Sicherheit</p> <p>leistet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verfolgt unter Ausschlu&#223; eines wirtschaftlichen</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Gesch&#228;ftsbetriebes den Zweck, die Interessen der Verbraucher</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">durch Aufkl&#228;rung und Beratung wahrzunehmen und zu f&#246;rdern. Er</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">geht insbesondere gerichtlich und au&#223;ergerichtlich gegen f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">unzul&#228;ssig gehaltene Allgemeine Gesch&#228;ftsbedingungen vor, die</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">im Gesch&#228;ftsverkehr gegen&#252;ber Nichtkaufleuten verwendet und</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">empfohlen werden. Die Beklagte betreibt unter anderem als</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Tr&#228;gerin das Seniorenzentrum "H". Im Rahmen des</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">zwischen der Beklagten und dem jeweiligen Heimbewohner</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">geschlossenen Heimvertrages verwendet die Beklagte Klauseln,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die nach Meinung des Kl&#228;gers mit dem Gesetz zur Regelung der</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen (AGBG) nicht In &#220;ber-</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">einstimmung stehen. Sie beanstandet insbesondere die In den</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Klageantr&#228;gen zu Ziff. 1) bis 8) ersichtlichen Klauseln.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Unter Angabe der Gr&#252;nde im einzelnen mahnte der Kl&#228;ger die</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Beklagte mit Schreiben vom 16.12.1986 ab und forderte sie zur</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Abgabe einer strafbewehrten Unterlassungserkl&#228;rung auf.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Dieses Ansinnen wurde von der Beklagten unter Hervorhebung</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">der Rechtsg&#252;ltigkeit der beanstandeten Klauseln zur&#252;ck-</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">gewiesen. Der Kl&#228;ger meint, die beanstandeten Klauseln</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">verstie&#223;en insgesamt gegen &#167; 9 Abs. 1 in Verbindung mit Abs.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">2 Nr. 1 AGBG, &#167; 242 BGB sowie mit Vorschriften des Heim-</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">gesetzes.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, unter</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Androhung eines Ordnungsgeldes In H&#246;he</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">von 50.000,00 DM f&#252;r jeden Fall des</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Zuwiderhandelns die Verwendung folgender</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">und diesen inhaltsgleichen Klauseln in</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">ausgenommen gegen&#252;ber einem Kaufmann im</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Rahmen seines Handelsgewerbes, zu</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">unterlassen:</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">In Bezug auf: Heimvertr&#228;ge</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">1) Das Entgelt &#228;ndert sich durch</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">vor&#252;bergehende Abwesenheit des Heim-</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">bewohners nicht;</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">2) im &#252;brigen sind Leistungen des Heimes</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">innerhalb einer Woche nach Rechnungs-</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">legung zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">3) Die Heimordnung in der jeweils</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">g&#252;ltigen Fassung ist Bestandteil dieses</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Heimvertrages.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">4) Das Heim &#252;bernimmt eine Haftung gem.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">&#167; 690 BGB f&#252;r eingebrachte Wert- und</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Schmuckgegenst&#228;nde sowie Geldbetr&#228;ge nur</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">insoweit, als diese der Verwaltung gegen</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Quittung zur Aufbewahrung ausgeh&#228;ndigt</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">werden.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">5) F&#252;r Sch&#228;den, die der Heimbewohner,</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">seine G&#228;ste und von ihm beauftragte</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Personen in und am Heim verursachen, ist</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Schadensersatz zu leisten.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">6) Dieser Vertrag kann beiderseits</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">jeweils 4-w&#246;chentlich zum Monatsende</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">gek&#252;ndigt werden.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">7) Das ber&#252;hrt nicht die Pfleges&#228;tze,</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">die t&#228;glich k&#252;ndbar sind und u.U.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">r&#252;ckwirkend erh&#246;ht werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">8) Dieser Vertrag kann vom Heim ohne</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Einhaltung einer Frist gek&#252;ndigt werden,</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">wenn der Helmbewohner mit der Zahlung</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">von Pflegekosten f&#252;r 2 aufeinander-</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">folgende Termine in H&#246;he eines monat-</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">lichen Pflegesatzes in Verzug ist.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt die beanstandeten Klauseln und h&#228;lt sie nach</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">wie vor f&#252;r rechtm&#228;&#223;ig. Sie erhebt dar&#252;ber hinaus die Einrede</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">der Verj&#228;hrung und tr&#228;gt hierzu vor, die beanstandeten</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Klauseln f&#228;nden seit 1977 Verwendung.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Parteivorbringens wird auf den vor-</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">getragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst ihrer</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist im wesentlichen begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Die Klagebefugnis des Kl&#228;gers folgt aus &#167; 13 Abs. 1 und 2 Nr.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">1 AGBG. Die tats&#228;chlichen Voraussetzungen dieser Vorschrift</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">sind unbestritten und gerichtsbekannt.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Die von dem Kl&#228;ger beanstandeten Klauseln zu 1) sowie 3) bis</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">8) benachteiligen die Vertragspartner der Beklagten entgegen</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">den Geboten von Treu und Glauben unangemessen (&#167; 9 Abs. 1</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">AGBG).</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">1) Die Klausel Nr. 1) verst&#246;&#223;t gegen &#167; 9 Abs. 1 AGBG in</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Verbindung mit &#167; 242 BGB und &#167; 2 Abs. 1 Nr. 4 Heimgesetz.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Nach der zuletzt genannten Vorschrift darf in Heimvertr&#228;gen</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">durch den Tr&#228;ger nur eine angemessene Verg&#252;tung verlangt</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">werden. Werden nicht erbrachte Leistungen berechnet, liegt in</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">jedem Falle eine unangemessene Verg&#252;tung vor, weil hierf&#252;r</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">eine Gegenleistung fehlt. Die Klausel 1) l&#228;&#223;t nicht erkennen,</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">welche Dauer einer "vor&#252;bergehenden" Abwesenheit die Zahlung</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">des vollen Entgeltes noch erfordern soll. Die Bestimmung kann</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">daher im Sinne einer verbraucherfeindlichen Auslegung so</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">verstanden werden, da&#223; auch noch Abwesenheitszeiten von mehr</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">als 1 Monat (z.B. Krankenhausaufenthalte) als vor&#252;bergehende</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Abwesenheit zu werten ist, f&#252;r die das volle Entgelt zu</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">zahlen ist, obwohl die in dem Entgelt enthaltenen Pflege-</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">kostenanteile sowie die Anteile f&#252;r die Verpflegung nicht</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">verbraucht werden.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Auch die von der Beklagten vorgetragene Erg&#228;nzung des</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Heimvertrages vom 1.4.1979, in der eine abgestufte Regelung</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die Erhebung der Pfleges&#228;tze in Abwesenheit der Heim-</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">bewohner getroffen ist, kommt es nicht an; denn die Beklagte</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">hat nicht vorgetragen, da&#223; aufgrund dieser Erg&#228;nzung die</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">beanstandete Klausel nicht mehr Verwendung findet. Es ist</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">nicht ausgeschlossen, da&#223; trotz der Erg&#228;nzung lediglich der</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">"seit 1977 unver&#228;nderte " Vertragstext verwendet wird. Im</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">&#252;brigen wird die Unzul&#228;ssigkeit der beanstandeten Klausel</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">durch die in &#167; 7 der Erg&#228;nzung getroffenen Regeln nicht</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">ausgeschlossen; denn dort ist vorgesehen, da&#223; ein erm&#228;&#223;igter</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Pflegesatz nur f&#252;r h&#246;chsten 28 Tage im Kalenderjahr gew&#228;hrt</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">wird, so da&#223; f&#252;r l&#228;ngere Abwesenheiten in jedem Fall un-</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">zul&#228;ssigerweise das volle Pflegegeld verlangt werden kann.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">2) Die Klausel 2) ist indes entgegen der Meinung des Kl&#228;gers</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">nicht zu beanstanden. Die Kammer versteht die Regelung, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Leistungen des Heimes innerhalb einer Woche nach Rechnungs-</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">legung zu bezahlen sind, so, da&#223; damit nur bereits er-</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">brachte Leistungen gemeint sind. Der Wortlaut der</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">beanstandeten Regelung erfa&#223;t nicht etwa auch zuk&#252;nftige</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Leistungen, da hier&#252;ber &#252;blicherweise eine Rechnungslegung</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">nicht vorab zu erfolgen pflegt. Die so verstandene Klausel 2)</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">ist nicht zu beanstanden, da sie &#252;ber die gesetzliche</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Regelung des &#167; 271 Abs. 1 BGB zugunsten der Heimbewohner</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">hinausgeht. Nach &#167; 271 Abs. 1 BGB sind n&#228;mlich Forderungen</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">sofort f&#228;llig. Demgegen&#252;ber hat die Beklagte eine Zahlungs-</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">frist von 1 Woche einger&#228;umt. Das ber&#252;cksichtigt die Inter-</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">essen der Heimbewohner in ausreichender Form. Ein Verzugs-</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">eintritt im Sinne des &#167; 284 Abs. 1 oder 2 BGB ist mit dem</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Ablauf der Wochenfrist nicht verbunden, da die Zahlungsfrist</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">nicht kalenderm&#228;&#223;ig bestimmt ist. Wegen der Klausel 2) war</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">die Klage daher abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">3) Die Klausel 3) verst&#246;&#223;t gegen &#167;&#167; 9 Abs. 1 und Abs. 2 Satz</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">1 AGBG in Verbindung mit &#167;&#167; 145 ff. BGB. Die beanstandete</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Klausel erm&#246;glicht es der Beklagten nach Abschlu&#223; des</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Vertrages, die Heimordnung und die durch sie begr&#252;ndeten</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Nebenpflichten der Heimbewohner einseitig zum Nachteil der</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Heimbewohner zu &#228;ndern. Nach den gesetzlichen Bestimmungen</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">bedarf eine Ver&#228;nderung der vertraglichen Pflichten eines</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">&#196;nderungsvertrages, an dem beide Vertragsparteien beteiligt</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">werden. Eine einseitige &#196;nderung des Vertragsinhaltes durch</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">eine Vertragspartei widerspricht dem Leitbild der</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">gesetzlichen Regelung des Vertrages und f&#252;hrt daher zu einer</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">unbilligen Benachteiligung der Heimbewohner.</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">4) Die Klausel Nr. 4) l&#228;&#223;t eine Haftungsfreizeichnung der</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">Beklagten und ihrer Bediensteten auch in F&#228;llen des vor-</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">s&#228;tzlichen und grob fahrl&#228;ssigen Verhaltens zu, wenn die in</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">Verwahrung genommenen Wert- und Schmuckgegenst&#228;nde sowie</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">Geldbetr&#228;ge nicht gegen Quittung zur Aufbewahrung gegeben</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">wurden. Hierin liegt ein grober Versto&#223; gegen die Vorschrift</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">des &#167; 11 Nr. 7 AGBG; denn ein Haftungsausschlu&#223; wegen Vorsatz</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">und grober Fahrl&#228;ssigkeit ist unzul&#228;ssig. Entgegen der</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">Auffassung der Beklagten stellt die beanstandete Klausel</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">nicht lediglich eine Wiederholung der in &#167; 690 BGB vor-</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">gesehenen Regelung dar; denn &#252;ber diese Vorschrift hinaus</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">will die Beklagte &#252;berhaupt nicht haften in den F&#228;llen, in</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">denen -aus welchen Gr&#252;nden auch immer-Heimbewohner Geld,</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">Wert- und Schmuckgegenst&#228;nde an Bedienstete der Beklagte zur</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">Aufbewahrung &#252;bergeben, ohne sich eine Quittung aush&#228;ndigen</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">zu lassen.</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">5) Die Klausel Nr. 5) verst&#246;&#223;t gegen &#167; 9 Abs. 1 in Verbindung</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">mit Abs. 2 Nr. 1 AGBG, &#167; 276 BGB. Zutreffend legt der Kl&#228;ger</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">diese Bestimmung dahin aus, da&#223; mit der beanstandeten Klausel</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">eine verschuldensunabh&#228;ngige Schadensersatzverpflichtung des</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">Heimbewohners festgeschrieben wird. Die Klausel stellt somit</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">eine Gef&#228;hrdungshaftung des Altenheimbewohners f&#252;r sich,</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">seine G&#228;ste und von ihm beauftragte Personen dar. Darin liegt</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">eine unangemessene Benachteiligung der Heimbewohner; denn</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">eine verschuldensunabh&#228;ngige Haftung widerspricht der</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">grundlegenden gesetzlichen Werbung des &#167; 276 BGB. Ge-</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">f&#228;hrdungstatbest&#228;nde sind nur zul&#228;ssig, wenn sie eigens durch</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">Gesetz begr&#252;ndet werden. Ein solcher Fall ist hier nicht</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">gegeben. Unzutreffend ist der Hinweis der Beklagten, die</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">Klausel betreffe nicht in jedem Falle die Heimbewohner; denn</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">als Gegenstand einer vertraglichen Regelung zwischen dem</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">Heimbewohner und der Beklagten kann diese Norm auf dritte</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">Personen nicht angewendet werden; dem Gesetz ist n&#228;mlich ein</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">Vertrag zu Lasten dritter Personen fremd.</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">6) Die Klausel Nr. 6) verst&#246;&#223;t gegen &#167; 9 Abs. 1 in Verbindung</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">mit Abs. 2 Nr. 1 AGBG, &#167;&#167; 565 und 556 a BGB.</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">Nach Auffassung der Kammer sind die K&#252;ndigungsschutz-</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">bestimmungen f&#252;r Wohnraummietverh&#228;ltnisse auf die vor-</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks">liegenden Heimvertr&#228;ge zumindest subsidi&#228;r anzuwenden. Der</p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks">Heimvertrag Ist ein sogenannter gemischter Vertrag, der im</p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks">wesentlichen dienstvertragliche (Pflege und Versorgung) wie</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks">mietvertragliche (Bereitstellung von Wohnraum) enth&#228;lt. Die</p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks">sich daraus ergebenden Rechtsfolgen sind in Literatur und</p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks">Rechtsprechung umstritten und auf den Einzelfall abgestellt</p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks">(vgl. OLG K&#246;ln NJW 1980, Seite 1395, insbesondere Seite 1396;</p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks">Ulmer-Brandner-Hensen, AGBG, 4. Aufl., K&#246;ln 1982, Anhang zu &#167;</p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks">9 bis 11, Rd-Nr. 63; Darlem-Giese, Heimgesetz, K&#246;ln-</p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks">Berlin-Bonn-M&#252;nchen, &#167; 4 Rd-Nr. 9.2). Bei der in dem vor-</p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks">liegenden Verbandsklageverfahren gem. &#167; 13 AGBG gebotenen</p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks">generalisierend-abstrakten Betrachtungsweise ist von der</p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks">verbraucherfeindlichsten Auslegung auszugehen. Auch aus</p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks">dieser Sicht m&#252;ssen die Gesch&#228;ftsbedingungen noch mit den</p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks">wesentlichen gesetzlichen Regelungen im Einklang stehen. Das</p> <span class="absatzRechts">198</span><p class="absatzLinks">ist vorliegend nicht der Fall. Es ist Im Einzelfall n&#228;mlich</p> <span class="absatzRechts">199</span><p class="absatzLinks">durchaus lebensnah, worauf der Kl&#228;ger in der Klageschrift</p> <span class="absatzRechts">200</span><p class="absatzLinks">hinweist, da&#223; Altenheimbewohner ihren Lebensmittelpunkt In</p> <span class="absatzRechts">201</span><p class="absatzLinks">das Heim verlegen, und somit im wesentlichen Wert auf die</p> <span class="absatzRechts">202</span><p class="absatzLinks">Bereitstellung des Wohnraumes legen, w&#228;hrend dienstver-</p> <span class="absatzRechts">203</span><p class="absatzLinks">tragliche Leistungen des Heimtr&#228;gers demgegen&#252;ber zur&#252;ck-</p> <span class="absatzRechts">204</span><p class="absatzLinks">treten k&#246;nnen. F&#252;r diese F&#228;lle m&#252;ssen die Schutzbestimmungen</p> <span class="absatzRechts">205</span><p class="absatzLinks">der &#167;&#167; 565 und 556 a BGB beachtet werden, nach denen sich die</p> <span class="absatzRechts">206</span><p class="absatzLinks">K&#252;ndigungsm&#246;glichkeiten f&#252;r Wohnraum mit der Dauer der</p> <span class="absatzRechts">207</span><p class="absatzLinks">Vertr&#228;ge verl&#228;ngern. Nach der beanstandeten Klausel will die</p> <span class="absatzRechts">208</span><p class="absatzLinks">Beklagte unabh&#228;ngig von der Dauer des Vertrages und den</p> <span class="absatzRechts">209</span><p class="absatzLinks">Besonderheiten des Einzelfalles mit einer Frist von nur 1</p> <span class="absatzRechts">210</span><p class="absatzLinks">Monat die Vertr&#228;ge beenden. Dabei werden die schutzw&#252;rdigen</p> <span class="absatzRechts">211</span><p class="absatzLinks">Interessen der Heimbewohner v&#246;llig au&#223;er acht gelassen.</p> <span class="absatzRechts">212</span><p class="absatzLinks">Darin liegt eine unangemessene Benachteiligung.</p> <span class="absatzRechts">213</span><p class="absatzLinks">7) Die Klausel Nr. 7) erm&#246;glicht der Beklagten, die</p> <span class="absatzRechts">214</span><p class="absatzLinks">Pfleges&#228;tze t&#228;glich zu k&#252;ndigen und r&#252;ckwirkend zu erh&#246;hen.</p> <span class="absatzRechts">215</span><p class="absatzLinks">Dies verst&#246;&#223;t gegen &#167; 9 Abs. 1, Abs. 2 Nr. 1 AGBG in Ver-</p> <span class="absatzRechts">216</span><p class="absatzLinks">bindung mit &#167; 242 BGB. Die Regelung stellt eine unzul&#228;ssige</p> <span class="absatzRechts">217</span><p class="absatzLinks">Preiserh&#246;hungsklausel dar; denn sie begrenzt die M&#246;glichkeit</p> <span class="absatzRechts">218</span><p class="absatzLinks">der Pflegesatzerh&#246;hung in keiner Weise. Die Beklagte kann</p> <span class="absatzRechts">219</span><p class="absatzLinks">nach dem Wortlaut der beanstandeten Klausel vielmehr <u>t&#228;glich</u></p> <span class="absatzRechts">220</span><p class="absatzLinks">den Pflegesatz ggf. um ein <u>Mehrfaches</u> erh&#246;hen. Auf eine</p> <span class="absatzRechts">221</span><p class="absatzLinks">solche Preisgestaltung kann ein Heimbewohner sich nicht</p> <span class="absatzRechts">222</span><p class="absatzLinks">einrichten. Auch der in diesem Zusammenhang von der Beklagten</p> <span class="absatzRechts">223</span><p class="absatzLinks">vorgetragene Hinweis auf die Erg&#228;nzung des Heimvertrages vom</p> <span class="absatzRechts">224</span><p class="absatzLinks">1.4.1979 schlie&#223;t eine unangemessene Benachteiligung der</p> <span class="absatzRechts">225</span><p class="absatzLinks">Heimbewohner nicht aus; denn es ist nicht ausgeschlossen, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">226</span><p class="absatzLinks">der Ursprungsvertrag in der unge&#228;nderten Fassung gleichwohl</p> <span class="absatzRechts">227</span><p class="absatzLinks">Verwendung findet.</p> <span class="absatzRechts">228</span><p class="absatzLinks">8) Die Klausel Nr. 8) Ist ersichtlich an die Bestimmungen des</p> <span class="absatzRechts">229</span><p class="absatzLinks">&#167; 554 Abs. 1 Nr. 1 und Nr. 2 BGB angelehnt. Wie bereits oben</p> <span class="absatzRechts">230</span><p class="absatzLinks">ausgef&#252;hrt., sind auf den vorliegenden Fall jedenfalls</p> <span class="absatzRechts">231</span><p class="absatzLinks">subsidi&#228;r die mietvertraglichen Bestimmungen anzuwenden. Die</p> <span class="absatzRechts">232</span><p class="absatzLinks">beanstandete Klausel weicht in unzul&#228;ssiger Weise von den</p> <span class="absatzRechts">233</span><p class="absatzLinks">Bestimmungen des &#167; 554 Abs. 1 Satz 2 BGB ab. Dem Heimbewohnern</p> <span class="absatzRechts">234</span><p class="absatzLinks">wird n&#228;mlich nicht die M&#246;glichkeit er&#246;ffnet, die einmal</p> <span class="absatzRechts">235</span><p class="absatzLinks">gegebene K&#252;ndigungsm&#246;glichkeit dadurch auszuschlie&#223;en, da&#223; er</p> <span class="absatzRechts">236</span><p class="absatzLinks">die r&#252;ckst&#228;ndigen Betr&#228;ge zahlt oder eine &#246;ffentliche Stelle</p> <span class="absatzRechts">237</span><p class="absatzLinks">sich zu der Befriedigung der Beklagten bereiterkl&#228;rt. Da</p> <span class="absatzRechts">238</span><p class="absatzLinks">erfahrungsgem&#228;&#223; die Pflegeheimkosten von den Bewohnern In</p> <span class="absatzRechts">239</span><p class="absatzLinks">einer Vielzahl von F&#228;llen nicht selbst aufgebracht werden</p> <span class="absatzRechts">240</span><p class="absatzLinks">k&#246;nnen, besteht grunds&#228;tzlich die M&#246;glichkeit, da&#223; die</p> <span class="absatzRechts">241</span><p class="absatzLinks">erforderlichen Kosten aus Mitteln der Sozialhilfe zur</p> <span class="absatzRechts">242</span><p class="absatzLinks">Verf&#252;gung gestellt werden. Wegen dieser grunds&#228;tzlichen</p> <span class="absatzRechts">243</span><p class="absatzLinks">M&#246;glichkeit stellt es eine unangemessene Benachteiligung der</p> <span class="absatzRechts">244</span><p class="absatzLinks">Bewohner dar, wenn trotz der Befriedigungsm&#246;glichkeit wegen</p> <span class="absatzRechts">245</span><p class="absatzLinks">der r&#252;ckst&#228;ndigen Betr&#228;ge die wegen Zahlungsr&#252;ckst&#228;nden</p> <span class="absatzRechts">246</span><p class="absatzLinks">entstandene K&#252;ndigungsm&#246;glichkeit der Beklagten nicht</p> <span class="absatzRechts">247</span><p class="absatzLinks">beseitigt werden kann.</p> <span class="absatzRechts">248</span><p class="absatzLinks">Zusammenfassend kann daher der Kl&#228;ger von der Beklagten die</p> <span class="absatzRechts">249</span><p class="absatzLinks">Unterlassung der Klauseln 1), 3) bis 8) begehren.</p> <span class="absatzRechts">250</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch des Kl&#228;gers ist entgegen der Meinung der</p> <span class="absatzRechts">251</span><p class="absatzLinks">Beklagten nicht verj&#228;hrt. Die in &#167; 13 Abs. 4 AGBG</p> <span class="absatzRechts">252</span><p class="absatzLinks">normierten 2-Jahres- bzw. 4-Jahres-Verj&#228;hrungsfristen</p> <span class="absatzRechts">253</span><p class="absatzLinks">beginnen jeweils mit der Verwendung der beanstandeten</p> <span class="absatzRechts">254</span><p class="absatzLinks">Klauseln. Werden wie im vorliegenden Fall jedoch die be-</p> <span class="absatzRechts">255</span><p class="absatzLinks">anstandeten Klauseln regelm&#228;&#223;ig erneut verwendet, erneuert</p> <span class="absatzRechts">256</span><p class="absatzLinks">sich der Anspruch fortlaufend, so da&#223; die Verj&#228;hrungsfrist</p> <span class="absatzRechts">257</span><p class="absatzLinks">mit dem Abschlu&#223; weiterer Heimvertr&#228;ge jeweils neu beginnt</p> <span class="absatzRechts">258</span><p class="absatzLinks">(vgl. Palandt-Heinrichs, Anm. 5 zu &#167;13 AGBG m.w.N.). Da die</p> <span class="absatzRechts">259</span><p class="absatzLinks">Beklagte unstreitig auch heute noch die beanstandeten</p> <span class="absatzRechts">260</span><p class="absatzLinks">Klauseln ihren Heimvertr&#228;gen zugrundelegt und sie auch In</p> <span class="absatzRechts">261</span><p class="absatzLinks">Zukunft verwenden will, ist daher die Einrede der Verj&#228;hrung</p> <span class="absatzRechts">262</span><p class="absatzLinks">unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">263</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 92 ZPO. Die Entscheidung</p> <span class="absatzRechts">264</span><p class="absatzLinks">&#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#167; 708 Nr.</p> <span class="absatzRechts">265</span><p class="absatzLinks">11, 709 und 711 ZPO.</p>
315,453
olgham-1987-07-10-20-u-35386
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 353/86
"1987-07-10T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:11"
"2019-03-27T09:43:05"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1987:0710.20U353.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 6. Oktober 1986 verk&#252;ndete Urteil der 5. Zivilkammer des Landgerichts Dortmund abge&#228;ndert.</p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 13.640,- DM nebst 4 % Zinsen von 9.846,- DM seit dem 20. Dezember 1985 und nebst weiterer 4 % Zinsen von 3.794,- DM seit dem 29. Mai 1987 zu zahlen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits erster Instanz werden dem Beklagten auferlegt. Die Kosten der Berufung tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war Halter eines im Januar 1984 erstmals zum Stra&#223;enverkehr zugelassenen Pkw der Marke "Datsun", f&#252;r den er bei dem Beklagten eine Fahrzeugvollversicherung mit 300,- DM Selbstbeteiligung abgeschlossen hatte.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In der Nacht vom 01. zum 02.11.1985 zeigte er der Polizei an, da&#223; der Wagen soeben in ... entwendet worden sei. Er nahm den Beklagten auf bedingungsgem&#228;&#223;e Regulierung des Diebstahlsschadens in Anspruch und f&#252;llte am 07.11.1985 ein schriftliches Schadensanzeigeformular aus, in dem er den Kilometerstand mit "ca. 35.000" angab. Als er dem Beklagten mit Schreiben vom 04.12.1985 auf dessen Bitte einen Fahrzeugschl&#252;ssel schickte und gleichzeitig mitteilte, der zweite Fahrzeugschl&#252;ssel habe sich zum Zeitpunkt des Diebstahls im Handschuhfach befunden, weil er mit dem Wagen kurz zuvor in der Werkstatt gewesen sei, lehnte der Beklagte mit Schreiben vom 11.02.1986 die Schadensregulierung mit der Begr&#252;ndung ab, der Kl&#228;ger habe den Diebstahls seines Wagens grob fahrl&#228;ssig selbst herbeigef&#252;hrt, weil er einen Schl&#252;ssel im Handschuhfach gelassen habe.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit der daraufhin erhobenen Klage hat der Kl&#228;ger behauptet, er habe den Fahrzeugersatzschl&#252;ssel im Handschuhfach "eingelagert" gehabt. Er hat dazu die Auffassung vertreten, da&#223; "Deponieren" des Ersatzschl&#252;ssels im Handschuhfach sei nicht als grobfahrl&#228;ssige Herbeif&#252;hrung des Versicherungsfalls anzusehen. Denn dies habe keinen Einflu&#223; auf den Diebstahl haben k&#246;nnen. Der Kl&#228;ger hat behauptet, der Wert des Wagens habe zur Zeit des Diebstahls 8.900,- DM netto betragen. Unter Hinzurechnung der gesetzlichen Mehrwertsteuer hat er beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an ihn 10.146,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 20.12.1985 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat die Auffassung vertreten, es sei grob fahrl&#228;ssig, einen Schl&#252;ssel im Handschuhfach zu lassen. Ferner hat er die Schadensh&#246;he bestritten und behauptet, der Zeitwert habe lediglich 8,700,- DM plus Mehrwertsteuer betragen, wovon jedoch 300,- DM Selbstbehalt abzuziehen seien.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat sich der Rechtsansicht des Beklagten angeschlossen und die Klage abgewiesen, weil der Kl&#228;ger den Diebstahl grob fahrl&#228;ssig herbeigef&#252;hrt habe.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mit der hiergegen gerichteten Berufung h&#228;lt der Kl&#228;ger unter Hinweis auf neuere Rechtssprechung des Bundesgerichtshofs an seiner Auffassung fest, es sei nicht grob fahrl&#228;ssig, den Schl&#252;ssel im Handschuhfach zu lassen. In tats&#228;chlicher Hinsicht behauptet der Kl&#228;ger nunmehr:</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Normalerweise habe er den Zweitschl&#252;ssel bei sich zu Hause aufbewahrt. Etwa 6 oder 7 Tagen vor dem Diebstahl sei der Wagen jedoch in der Werkstatt gewesen. Weil er - der Kl&#228;ger - keine Zeit gehabt habe, den Wagen dort selbst abzuholen, habe er seine damalige Verlobte und jetzige Ehefrau gebeten, den Wagen f&#252;r ihn abzuholen. Zu diesem Zweck habe er ihr die Reserveschl&#252;ssel gegeben. Seine Verlobte habe dann den Wagen auch abgeholt und vor seiner Haust&#252;r abgestellt. Sie habe die Fahrzeugschl&#252;ssel und die Werkstattrechnung in das (nicht abschlie&#223;bare) Handschuhfach gelegt. Er habe am n&#228;chsten Tag die Rechnung aus dem Handschuhfach genommen, den Schl&#252;ssel jedoch &#252;bersehen. Er habe auch nicht gewu&#223;t, da&#223; seine Verlobte den Schl&#252;ssel dort hineingelegt habe. Sie sei n&#228;mlich, nachdem sie den Wagen am Freitag aus der Werkstatt geholt habe, am Samstag &#252;ber das Wochenende mit ihrer Familie nach S&#252;ddeutschland gefahren, so da&#223; er sie zun&#228;chst nicht gesprochen habe. Das Fehlen der Ersatzschl&#252;ssel sei ihm auch nicht aufgefallen, weil er angenommen habe, da&#223; seine Verlobte die Schl&#252;ssel bei sich behalten habe, wie sie es auch sonst gelegentlich getan habe.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">In der Nacht des Diebstahls sei er zusammen mit seiner Verlobten, seinem Onkel und dessen Frau ausgegangen. Nach dem Essen und nach dem Besuch einer Spielhalle sei der vor einer Gastst&#228;tte geparkte Wagen verschwunden gewesen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Zur Schadensh&#246;he legt der Kl&#228;ger nunmehr die Durchschrift des Kaufvertrages vom 24.01.1984 vor, der den Neupreis des Fahrzeugs mit 13.640,- DM ausweist. Au&#223;erdem legt der Kl&#228;ger einen Kaufvertrag f&#252;r einen nach dem Diebstahl im Dezember 1985 erworbenen anderen Wagen zum Preise von 16.500,- DM vor. Unter Erweiterung seiner Klage beantragt der Kl&#228;ger, der seinen Anspruch zun&#228;chst nur in H&#246;he von 9.846,- DM weiterverfolgt hat,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils den Beklagten zu verurteilen, an ihn 13.640,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 20.12.1985 von 9.846,- DM und von weiteren 3.794,- DM seit dem 29.05.1987 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte bestreitet nunmehr auch den Diebstahl und behauptet, der Kl&#228;ger habe den Diebstahl vorget&#228;uscht.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Insoweit ist unstreitig, da&#223; nach Verk&#252;ndung des angefochtenen Urteils der als gestohlen gemeldete Wagen Anfang Dezember 1986 aus dem ... geborgen wurde. Dabei wurde ein Kilometerstand von 43.604 festgestellt. Der Beklagte ist der Auffassung, aus der Tatsache, da&#223; der Kl&#228;ger in der Schadensanzeige den Kilometerstand mit 35.000 erheblich zu niedrig angegeben habe, ergebe sich, da&#223; der Kl&#228;ger sich unredlich verhalten habe. Die M&#246;glichkeit, da&#223; die Diebe mehr als 8.000 Kilometer mit dem Fahrzeug zur&#252;ckgelegt h&#228;tten, scheide aus, weil ausweislich einer vom Kl&#228;ger selbst vorgelegten Reparaturkostenrechnung vom 24.10.1985 der Kilometerstand seinerzeit schon &#252;ber 43.000 gelegen habe. Jedenfalls, so meint der Beklagte weiter, stelle die Angabe eines falschen Kilometerstandes eine zur Leistungsfreiheit f&#252;hrende Obliegenheitsverletzung dar.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen bestreitet der Beklagte die Sachdarstellung des Kl&#228;gers hinsichtlich des im Handschuhfach liegenden Reserveschl&#252;ssels und verteidigt insoweit das angefochtene Urteil. Au&#223;erdem bestreitet der Beklagte die Schadensh&#246;he.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger tritt den Ausf&#252;hrungen des Beklagten entgegen und bestreitet, bewu&#223;t einen falschen Kilometerstand angegeben zu haben. Dazu tr&#228;gt er unwidersprochen vor, er habe die den h&#246;heren Kilometerstand ausweisende Rechnung vom 24.10.1985 seinerzeit selbst vorgelegt, und zwar zusammen mit der Schadensanzeige, in der der niedrigere Kilometerstand angegeben worden sei. Er habe damals auf die Reparaturkostenrechnung und den dort angebenen Kilometerstand nicht geachtet und die Laufleistung seines Fahrzeugs lediglich gesch&#228;tzt. Er habe den Beklagten nicht t&#228;uschen wollen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten wird auf den Inhalt der beiderseitigen Schrifts&#228;tze erster und zweiter Instanz nebst Anlagen Bezug genommen und auf die in den nachstehenden Entscheidungsgr&#252;nden erg&#228;nzend mitgeteilten Tatsachen verwiesen. Dem Senat haben die Ermittlungsakten 56 UJs 15295/85 StA Dortmund vorgelegen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch Vernehmung der Zeugin ... der Ehefrau des Kl&#228;gers. Die Zeugin hat ausgesagt: Der Kl&#228;ger habe sie gebeten, den Wagen aus der Werkstatt zu holen. Zu diesem Zweck habe er ihr die Fahrzeugpapiere, Geld und Fahrzeugschl&#252;ssel gegeben. Sie habe dann den Wagen auch aus der Werkstatt geholt und vor der Wohnung des Kl&#228;gers abgestellt. Fahrzeugpapiere, Rechnung und Fahrzeugschl&#252;ssel habe sie in das Handschuhfach gelegt, weil sie bereits am n&#228;chsten Tag mit ihrer Familie &#252;ber das Wochenende ins Allg&#228;u haben fahren wollen. Sie haben den Kl&#228;ger nicht mehr gesprochen und &#252;ber die Fahrt nach S&#252;ddeutschland vergessen, da&#223; sie die Schl&#252;ssel in das Handschuhfach gelegt habe. Sie habe ohnehin angenommen, da&#223; der Kl&#228;ger die Schl&#252;ssel aus dem Handschuhfach nehmen werde.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Zu dem Diebstahl k&#246;nne sie nur sagen, da&#223; sie nach dem Besuch einer Spielhalle festgestellt h&#228;tten, da&#223; das auf der Stra&#223;e geparkte Fahrzeug nicht mehr vorhanden gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers ist begr&#252;ndet und f&#252;hrt antragsgem&#228;&#223; zur Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils. Der Beklagte ist aus dem Versicherungsvertrag in Verbindung mit &#167;&#167;12 Ziff. 1 Abs. Ib, 13 Ziff. 1, 2 und 10 AKB verpflichtet, dem Kl&#228;ger den Neupreis des entwendeten Fahrzeugs zu ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Eintritt des Versicherungsfalls ist bewiesen. Der Kl&#228;ger hat mit der glaubhaften Aussage seiner Ehefrau hinreichend wahrscheinlich gemacht, da&#223; das Fahrzeug so, wie von ihm behauptet, in der Nacht vom 01. zum 02.11.1985 in Dortmund gestohlen worden ist. Von dem Beklagten darzulegende und zu beweisende Umst&#228;nde, die die erhebliche Wahrscheinlichkeit begr&#252;nden k&#246;nnten, da&#223; der Diebstahl entgegen dem von dem Kl&#228;ger behaupteten und von der Zeugin best&#228;tigten &#228;u&#223;eren Geschehensablauf nicht stattgefunden hat, sondern vom Kl&#228;ger fingiert worden sein k&#246;nnte, sind nicht ersichtlich. Die Tatsache, da&#223; der Kl&#228;ger in der Schadensanzeige einen deutlich zu niedrigen Kilometerstand angegeben hat, rechtfertigt diese Annahme nicht. Es spricht nichts daf&#252;r, da&#223; der Kl&#228;ger den Kilometerstand aus unredlichen Motiven, um den Beklagten zu sch&#228;digen, falsch angegeben hat. Diese M&#246;glichkeit ist deshalb auszuschlie&#223;en, weil der Kl&#228;ger unwidersprochen gleichzeitig mit der Schadensanzeige die Werkstattrechnung vorgelegt hat, aus der sich der tats&#228;chliche und deutlich h&#246;here Kilometerstand ergab. Der Beklagte konnte durch die offensichtlich widerspr&#252;chlichen Angaben des Kl&#228;gers zur Fahrleistung seines Autos nicht get&#228;uscht werden.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist auch nicht wegen Obliegenheitsverletzungen (&#167;&#167;7 I 2 Satz 3, V 4 AKB, 6 III VVG) leistungsfrei geworden.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Angabe des zu niedrigen Kilometerstandes in der Schadensanzeige enth&#228;lt objektiv keine Obliegenheitsverletzung, weil der Kl&#228;ger unwidersprochen gleichzeitig die Werkstattrechnung mit dem richtigen Kilometerstand vorgelegt hat. Es sind daher keine falschen, sondern widerspr&#252;chliche Angaben gemacht worden, die f&#252;r den Beklagten Anla&#223; h&#228;tten sein k&#246;nnen, beim Kl&#228;ger R&#252;ckfrage zu halten, was allerdings nicht geschehen ist.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Jedenfalls kann angesichts der Tatsache, da&#223; der Kl&#228;ger gleichzeitig mit der Schadensanzeige die Werkstattrechnung mit dem richtigen Kilometerstand vorgelegt hat, ausgeschlossen werden, da&#223; der Kl&#228;ger vors&#228;tzlich falsche Angaben machen wollte. Vielmehr deutet alles auf ein offensichtliches Versehen des Kl&#228;gers hin. Die falsche Angabe des Kilometerstandes w&#228;re im &#252;brigen f&#252;r die Schadensregulierung ohne Bedeutung, weil der Beklagte, wie noch auszuf&#252;hren sein wird, dem Kl&#228;ger ohnehin den Neupreis eines gleichartigen Fahrzeugs zu ersetzen hat, so da&#223; die Fahrleistung keine Rolle spielt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte sieht eine weitere Obliegenheitsverletzung darin, da&#223; der Kl&#228;ger dem von ihm selbst seinerzeit beauftragten Kfz-Sachverst&#228;ndigen angegeben habe, da&#223; die Reifen des Fahrzeugs jeweils noch 7 mm Profil aufgewiesen h&#228;tten, w&#228;hrend nach Auffinden des Fahrzeugs festgestellt werden konnte, da&#223; auf den Vorderreifen noch 6 mm und auf den Hinterreifen 8 mm Profil war.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Darin liegt jedoch keine Obliegenheitsverletzung. Es steht bereits nicht fest, da&#223; die Angabe der Profiltiefe vom Kl&#228;ger stammt. Es spricht vielmehr alles f&#252;r die Darstellung des Kl&#228;gers, da&#223; er dem Sachverst&#228;ndigen seinerzeit gesagt habe, die Reifen seien neu, wie es auch die Werkstattrechnung vom 24.10.1985 auswies, und da&#223; der Sachverst&#228;ndige dann die Profiltiefe gesch&#228;tzt hat. Selbst wenn aber der Kl&#228;ger die Profiltiefe selbst angegeben haben sollte, k&#246;nnte daraus nichts gegen ihn hergeleitet werden, weil die Abweichung geringf&#252;gig ist und in der Regel kein Autofahrer in der Lage ist, aus der Erinnerung die genaue Profiltiefe anzugeben.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat den Versicherungsfall nicht grob fahrl&#228;ssig herbeigef&#252;hrt, so da&#223; der Beklagte auch nicht gem&#228;&#223; &#167;61 VVG leistungsfrei geworden ist.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Es bedarf in diesem Zusammenhang keiner Auseinandersetzung mit der vom Kl&#228;ger zitierten Entscheidung des Bundesgerichtshofs (VersR 86, 962 = NJW 86, 2838) und der Frage, unter welchen Umst&#228;nden danach das Zur&#252;cklassen eines Schl&#252;ssels im Handschuhfach als grob fahrl&#228;ssig anzusehen ist. Es ist n&#228;mlich nicht widerlegt, da&#223; nicht der Kl&#228;ger, sondern seine Ehefrau und damalige Verlobte den Schl&#252;ssel in das Handschuhfach gelegt hat, ohne da&#223; der Kl&#228;ger hiervon etwas wu&#223;te und ohne, da&#223; er hierzu eine entsprechende Anweisung erteilt h&#228;tte. Eigenes grobes Verschulden des Kl&#228;gers scheidet danach aus. F&#252;r Verschulden seiner damaligen Verlobten und jetzigen Ehefrau hat der Kl&#228;ger nicht einzustehen. Der Versicherungsnehmer haftet n&#228;mlich grunds&#228;tzlich nicht f&#252;r Verschulden Dritter. Dieses ist ihm vielmehr nur dann zuzurechnen, wenn der Dritte als sein Repr&#228;sentant im versicherungsrechtlichen Sinne anzusehen ist. Daf&#252;r ist hier jedoch nichts dargetan. Die familien-rechtliche Stellung als Verlobter oder Ehepartner des Versicherungsnehmers reicht dazu alleine nicht aus (vgl. Pr&#246;lss/Martin, VVG, 23. Aufl. 1984, &#167;6 Anm. 8B am Ende, Seite 83).</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks"><b>IV.</b></p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte schuldet dem Kl&#228;ger den Neupreis des Fahrzeugs, den der Kl&#228;ger durch Vorlage des Kaufvertrages hinreichend nachgewiesen hat. In dem Kaufvertragstext ist die Fahrgestellnummer des sp&#228;ter entwendeten Fahrzeugs enthalten, so da&#223; eine eindeutige Zuordnung m&#246;glich ist.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen des &#167;13 Ziff. 2 und 10 AKB sind erf&#252;llt, denn der Kl&#228;ger hat durch Vorlage eines Kaufvertrages nachgewiesen, da&#223; er bereits im Dezember 1985 ein Ersatz fahrzeug angeschafft hat.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Ein Abzug wegen der vertraglich vereinbarten Selbstbeteiligung von 300,- DM ist gem&#228;&#223; &#167;13 Ziff. 8 Satz 2 AKB in der bis zum 31.12.1984 geltenden Fassung nicht zu machen. Die seit dem 01.01.1985 geltende neue Fassung der AKB, die eine andere Regelung enth&#228;lt, ist auf den bereits 1984 abgeschlossenen Versicherungsvertrag des Kl&#228;gers nicht anzuwenden. In der Fahrzeugvollversicherung gelten die neugefa&#223;ten Versicherungsbedingungen f&#252;r Vertr&#228;ge, die bereits am 01.01.1985 bestanden haben, nicht (Stiefel/Hofmann, Kraftfahrtversicherung, 13. Aufl. 1986, &#167;13 AKB Rdn. 10; vgl. ferner &#167;9 a AKB alter Fassung).</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Der unbestrittene Zinsanspruch rechtfertigt sich aus &#167;&#167;284 Abs. 1, 288 Abs. 1, 291 BGB.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks"><b>V.</b></p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167;91, 97 Abs. 2 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger mu&#223; die Kosten des zweiten Rechtszuges selbst tragen, obwohl er in voller H&#246;he obsiegt hat, weil er mit seiner Klage aufgrund eines in zweiter Instanz neuen Sachvortrags, den er unschwer schon in erster Instanz h&#228;tte vorbringen k&#246;nnen, Erfolg hat. H&#228;tte der Kl&#228;ger bereits in erster Instanz dargelegt, da&#223; seine Verlobte den Schl&#252;ssel in das Handschuhfach gelegt habe, statt zu behaupten er (selbst) habe den Schl&#252;ssel dort "eingelagert" bzw. "deponiert", dann h&#228;tte der Kl&#228;ger schon in erster Instanz obsiegt, so da&#223; die Berufungsinstanz nicht erforderlich geworden w&#228;re. Dasselbe gilt, soweit der Kl&#228;ger erstmals in zweiter Instanz den Neupreis f&#252;r das Fahrzeug geltend gemacht hat. Auf der Grundlage seines eigenen Vortrags erster Instanz hat das Landgericht seine Klage auch unter Ber&#252;cksichtigung der vorstehend zitierten Entscheidung des Bundesgerichtshofs zu Recht abgewiesen. Denn auch nach dieser Entscheidung ist es grobfahrl&#228;ssig im Sinne von &#167;61 VVG, einen Fahrzeugschl&#252;ssel in ein nicht verschlie&#223;bares Handschuhfach (bewu&#223;t) "einzulagern".</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Eines Ausspruchs &#252;ber die Vollstreckbarkeit dieses Urteils bedarf es nicht, weil ein Rechtsmittel nicht statthaft ist. Die Beschwer des Beklagten betr&#228;gt 13.640,- DM.</p>
315,454
olgham-1987-07-10-7-u-4987
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
7 U 49/87
"1987-07-10T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:13"
"2019-03-27T09:43:05"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1987:0710.7U49.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das am 29. Januar 1987 verk&#252;ndete Urteil der 8. Zivilkammer des Landgerichts Dortmund wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten der Berufung werden der Kl&#228;gerin auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin vermietete am 11. Januar 1985 an den Beklagten vier Video-Kassetten, die vereinbarungsgem&#228;&#223; am 12. Januar 1985 zur&#252;ckgegeben werden sollten. Der Mietzins f&#252;r den einen Tag war auf 3,-- DM je Kassette, insgesamt 12,-- DM vereinbart. In den Gesch&#228;ftsbedingungen der Kl&#228;gerin, die auf dem unteren Rand des vom Beklagten unterzeichneten Bestellzettels abgedruckt sind, hei&#223;t es u.a.:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Bei Besch&#228;digung wird der Kaufpreis + Leihgeb&#252;hr erhoben. Bei Nichteinhaltung des R&#252;ckgabetermins wird eine Nachgeb&#252;hr berechnet. Diese richtet sich nach dem Leihpreis und der Dauer des &#220;berzuges.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat die Kassetten, deren Kaufpreis insgesamt 1.077,30 DM einschlie&#223;lich Mehrwertsteuer betrug, bis heute nicht zur&#252;ckgegeben. Die Kl&#228;gerin erwirkte gegen den Beklagten wegen der &#220;berziehung des R&#252;ckgabetermins f&#252;r die Zeit vom 12. Januar 1985 bis 15. M&#228;rz 1985 einen rechtskr&#228;ftig gewordenen Vollstreckungsbescheid &#252;ber einen Betrag von 648,-- DM (3 B 1066/85 xxx). Im vorliegenden Verfahren nimmt die Kl&#228;gerin den Beklagten auf Zahlung einer weiteren Entsch&#228;digung f&#252;r die Zeit vom 16. M&#228;rz 1985 bis 15. Juli 1986 in Anspruch und verlangt auch f&#252;r diese Zeit je Kassette 3,-- DM pro Tag Entsch&#228;digung, insgesamt 5.814,-- DM, ferner den vollen Kaufpreis f&#252;r die Kassetten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">den Beklagten zu verurteilen, an sie 6.891,30 DM nebst 9,25 %<i> </i>Zinsen seit dem 15. Juli 1986 und 10,-- DM vorgerichtlicher Kosten zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat Klageabweisung beantragt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht, auf dessen Urteil vom 29. Januar 1987 zur weiteren Darstellung des Tatbestandes Bezug genommen wird, hat der Kl&#228;gerin den Kaufpreis f&#252;r die Kassetten in H&#246;he von 1.077,30 DM zugesprochen und die Klage im &#252;brigen abgewiesen. Es hat gemeint, eine weitere Nutzungsentsch&#228;digung als die bereits rechtskr&#228;ftig titulierte stehe der Kl&#228;gerin nicht zu. Die Kl&#228;gerin sei verpflichtet gewesen, nach zwei Monaten zur Verhinderung eines h&#246;heren Schadens eine Ersatzbeschaffung vorzunehmen. Wenn sie das nicht getan habe, habe sie schuldhaft gegen ihre Schadensminderungspflicht versto&#223;en und k&#246;nne eine weitere Nutzungsentsch&#228;digung nicht verlangen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die Berufung der Kl&#228;gerin, die meint, sie k&#246;nne auch &#252;ber den Zeitraum von zwei Monaten hinaus Nutzungsentsch&#228;digung in H&#246;he des Mietzinses verlangen. Wegen der Einzelheiten ihres Vorbringens wird auf die Berufungsbegr&#252;ndung vom 14. Mai 1987 (Bl. 60 ff. d.A.) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">in Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils den Beklagten zu verurteilen, an sie unter Einbeziehung des bereits ausgeurteilten Betrages insgesamt 6.921,30 DM nebst 9,25 %<i> </i>Zinsen seit dem 15. Juli 1986 sowie 10,-- DM vorgerichtliche Kosten zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt Zur&#252;ckweisung der Berufung.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung der Kl&#228;gerin ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist nicht berechtigt, &#252;ber die ihr bereits zuerkannten 648,-- DM hinaus Mietzins f&#252;r die Zeit nach Vertragsablauf vom Beklagten zu verlangen. Dem grunds&#228;tzlich bestehenden Anspruch der Kl&#228;gerin, bei versp&#228;teter R&#252;ckgabe aufgrund ihrer Gesch&#228;ftsbedingungen oder nach &#167; 557 BGB Schadensersatz in Form der Fortzahlung des Mietzinses verlangen zu k&#246;nnen, steht - wie das Landgericht zutreffend angenommen hat - &#167; 254 BGB entgegen. Die Kl&#228;gerin hat einen Schaden, der ihr m&#246;glicherweise dadurch entstanden ist, da&#223; sie die vom Beklagten einbehaltenen Kassetten nach dem 16. M&#228;rz 1985 nicht anderweitig vermieten konnte, selbst verschuldet und kann deshalb vom Beklagten nicht die Zahlung weiteren Mietzinses verlangen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">1.) </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der nach &#167; 557 BGB fortzuzahlende Mietzins kann grunds&#228;tzlich nach &#167; 254 BGB wegen Mitverschuldens des Vermieters begrenzt werden. Gleiches gilt auch f&#252;r die nach den Gesch&#228;ftsbedingungen der Kl&#228;gerin zu zahlende "Nachgeb&#252;hr", denn die in den Gesch&#228;ftsbedingungen getroffene Regelung entspricht der gesetzlichen Regelung des &#167; 557 BGB.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">&#167; 557 BGB regelt seinem rechtlichen Charakter nach einen Schadensersatzanspruch, wenn auch der Anspruch in den Voraussetzungen vereinfacht und seinem Umfang nach pauschaliert ist. Da&#223; es sich in &#167; 557 BGB um einen Schadensersatzanspruch handelt, folgt schon daraus, da&#223; nach Abs. 1 S. 2 die Geltendmachung eines "weiteren Schadens" nicht ausgeschlossen ist, d.h. in &#167; 557 BGB wird ein Mindestschaden in H&#246;he des Mietzinses fingiert. Wenn der H&#246;he nach ein Mindestschaden unterstellt wird, so schlie&#223;t dies nicht aus, ein Mitverschulden des Vermieters bei der Schadensverursachung zu ber&#252;cksichtigen, ihm also einen Anspruch zu versagen, wenn er es &#252;berwiegend selbst zu vertreten hat, da&#223; ein Schaden &#252;berhaupt entstanden ist. Von Instanzgerichten mehrfach angenommen worden ist ein Mitverschulden des Vermieters in F&#228;llen, in denen die Mietsache untervermietet war und der Untermieter den Besitz nicht aufgab. Dem Vermieter ist dann als Mitverschulden angelastet worden, wenn er es unterlassen hatte, den Untermieter auf R&#252;ckgabe zu verklagen, obwohl er die M&#246;glichkeit dazu hatte, der Hauptmieter indessen vertraglich gebunden war und nicht mit Aussicht auf Erfolg klagen konnte (vgl. die Nachweise bei Erman/Schopp, BGB, &#167; 557 Rz. 2; a. A. i. E. BGH NJW 1984, S. 1527, ohne aber den Ansatz des &#167; 254 BGB in Frage zu stellen; vgl. auch Salje DB 1983 S. 2454). Der Anwendbarkeit von &#167; 254 BGB steht auch nicht entgegen, da&#223; &#167; 557 BGB selbst ein Verschulden des Mieters nicht voraussetzt. &#167; 254 BGB findet schon nach seinem klaren Wortlaut nicht nur auf Schadensersatzanspr&#252;che Anwendung, die ein Verschulden erfordern.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">2.)</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall trifft die Kl&#228;gerin zwar kein Verschulden daran, da&#223; sie die Kassetten nicht zur&#252;ckbekommen hat. Ihr ist aber als Mitverschulden anzulasten, da&#223; sie nicht in angemessener Zeit f&#252;r eine Ersatzbeschaffung gesorgt und dadurch den durch die Nichtr&#252;ckgabe entstandenen Schaden -ein solcher hier unterstellt - unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig in die H&#246;he getrieben hat. Auch bei dieser Fallgestaltung handelt es sich um ein Mitverschulden bei der Schadensentstehung, so da&#223; im Ansatz &#167; 254 BGB anwendbar ist. Es kann bei der Vermietung beweglicher Sachen nicht hingenommen werden, da&#223; bei nicht rechtzeitiger R&#252;ckgabe auf Jahre hinaus weiter Mietzins gezahlt werden mu&#223; und somit ein Schaden verursacht wird, der - wie hier - den Wert der Mietsache um ein Vielfaches &#252;bersteigt. Der Vermieter ist in einem solchen Fall und bei einem sich derart abzeichnenden unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig hohen Schaden gehalten, sich einen Ersatz zu beschaffen (so im Ergebnis auch OLG Hamm - 4. Zivilsenat - ZMR 1977 S. 372). Die Kl&#228;gerin h&#228;tte aus diesen Erw&#228;gungen heraus sp&#228;testens nach zwei Monaten - bis dahin ist ihr bereits Mietzins zuerkannt - eine Ersatzbeschaffung auf Kosten des Beklagten vornehmen m&#252;ssen. Der Zeitraum, nach dem eine Ersatzbeschaffung vern&#252;nftigerweise zu erfolgen hat, l&#228;&#223;t sich nicht generell festlegen, sondern bestimmt sich vor allem nach dem Mietgegenstand. Video-Kassetten, wie sie hier vermietet worden sind, dienen regelm&#228;&#223;ig nur einer kurzen Nutzung durch den Mieter. So war auch hier die Mietdauer - wie schon zuvor in mehreren F&#228;llen - auf einen Tag vereinbart. Wer eine Video-Kassette &#252;ber einen l&#228;ngeren Zeitraum nutzen will, wird diese in der Regel erwerben und nicht mieten, weil der Kaufpreis gew&#246;hnlich niedriger ist als der &#252;ber eine l&#228;ngere Zeit zu zahlende Miete. Der Vermieter von Video-Kassetten mu&#223; deshalb nach Ablauf einer Zeit, nach der ein vern&#252;nftiger Mieter f&#252;r die Kassette keine Verwendung mehr hat und aus diesem Grunde anzunehmen ist, da&#223; der R&#252;ckgabe dauernde Hindernisse entgegenstehen, den Mieter mahnen, wie es z.B. bei &#214;ffentlichen Bibliotheken regelm&#228;&#223;ig nach &#220;berschreiten der Mietzeit geschieht. Er mu&#223;, falls keine Reaktion auf die Mahnung erfolgt, eine Frist zur R&#252;ckgabe setzen und nach deren fruchtlosem Ablauf eine Ersatzbeschaffung vornehmen. Die Kosten daf&#252;r einschlie&#223;lich eventueller Kreditkosten hat im Ergebnis gem&#228;&#223; &#167; 286 Abs. 2 BGB der Mieter zu tragen, die Kosten der Mahnung nach &#167; 286 Abs. 1 BGB desgleichen. Nur durch eine solcherma&#223;en rechtzeitige Ersatzbeschaffung kann der Vermieter seiner Verpflichtung nachkommen, den Schaden nicht unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig anwachsen zu lassen, nachdem mit einer R&#252;ckgabe vern&#252;nftigerweise nicht mehr zu rechnen ist.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Senat konnte offenlassen, nach welcher Zeit bei der Art der vermieteten Kassetten im vorliegenden Fall ein vern&#252;nftiger Mieter daf&#252;r keine Verwendung mehr haben konnte. Zumindest nach Ablauf eines Monats h&#228;tte vern&#252;nftigerweise die R&#252;ckgabe angemahnt werden m&#252;ssen, nach allersp&#228;testens zwei Monaten h&#228;tte die Ersatzbeschaffung erfolgt sein k&#246;nnen, so da&#223; der Kl&#228;gerin &#252;ber diese Zeit hinaus kein Schadensersatz - auch nicht in Form von Mietzins - zusteht.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;gerin war deshalb mit der Kostenfolge aus &#167; 97 Abs. 2 ZPO zur&#252;ckzuweisen. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich &#167; 708 Ziff. 10 ZPO. Die gem. &#167; 546 Abs. 2 ZPO festzusetzende Beschwer betr&#228;gt 5.844,-- DM.</p>
315,455
olgham-1987-07-09-1-uf-6787
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 UF 67/87
"1987-07-09T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:14"
"2019-03-27T09:43:04"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1987:0709.1UF67.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Antragsgegners wird das am 9. Dezember 1986 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Ahaus einschlie&#223;lich der zugrunde liegenden Feststellungen aufgehoben.</p> <p></p> <p>Die Sache wird zur erneuten Verhandlung und Entscheidung - auch &#252;ber die Kosten des Berufungsverfahrens - an das Amtsgericht zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten &#252;ber die Wirksamkeit eines gerichtlichen Vergleichs. Im Verbundverfahren waren anh&#228;ngig Scheidung, Sorgerecht, Versorgungsausgleich und nachehelicher Unterhalt. &#220;ber die Folgesache Unterhalt schlossen die Parteien im Termin vom 22.8.1986 einen Vergleich, wonach sich der Antragsgegner zur Zahlung einer Untenhaltsrente von mtl. 800,- DM an die Antragstellerin verpflichtete. Dem Antragsgegner wurde zugleich eine Widerrufsfrist bis zum 09.9.1986 einger&#228;umt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 28.8.1986 teilte der Proze&#223;bevollm&#228;chtigte des Antragsgegners dem Gericht mit, da&#223; sich die Bevollm&#228;chtigten der Parteien geeinigt h&#228;tten, die Widerrufsfrist f&#252;r den Antragsgegner bis zum 25.9.1986 zu verl&#228;ngern. Durch Verbundurteil vom 12.9.1986 hat das Amtsgericht die Ehe der Parteien geschieden, das Sorgerecht f&#252;r ein Kind geregelt und den Versorgungsausgleich durchgef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 23.9.1986, eingegangen am 24.9.1986, hat der Antragsgegner den Vergleich vom 22.8.1986 widerrufen und um Anberaumung eines Termins zur m&#252;ndlichen Verhandlung gebeten. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Er hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">das Verfahren bez&#252;glich der Folgesache Unterhalt fortzusetzen. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin hat hierzu keinen Antrag gestellt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil hat das Amtsgericht festgestellt, da&#223; die Folgesache Unterhalt durch den Vergleich vom 22.8.1986 erledigt sei. Der vom Antragsgegner erkl&#228;rte Widerruf sei unwirksam, weil er nach Ablauf der Widerrufsfrist eingegangen sei. Die von den Parteien vereinbarte Verl&#228;ngerung der Widerrufsfrist h&#228;tte der gerichtlichen Protokollierung bedurft.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die Berufung des Antragsgegners. Er vertritt die Auffassung, das Gericht sei an die von den Parteien vereinbarte Verl&#228;ngerung der Widerrufsfrist gebunden gewesen mit der Folge, da&#223; der Vergleich wirksam widerrufen worden sei.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Er beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">1) das angefochtene Urteil aufzuheben und zur erneuten Verhandlung und Entscheidung an das Amtsgericht zur&#252;ckzuverweisen,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">2) hilfsweise, festzustellen, da&#223; die Folgesache Unterhalt nicht durch Vergleichs vom 20.8.1986 erledigt sei,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">3) weiterhin hilfsweise, die Klage abzuweisen</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">4) und weiterhin hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">&#252;ber die Scheidung, die elterliche Sorge und den Versorgungsausgleich nicht zu entscheiden, ohne da&#223; gleichzeitig in der Folgesache Unterhalt entschieden wird.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Sie entgegnet, das Amtsgericht habe zutreffend die Erledigung der Folgesache Unterhalt festgestellt. Der Widerruf des Vergleichs sei versp&#228;tet erfolgt, denn die Verl&#228;ngerung der Widerrufsfrist sei ohne die erforderliche gerichtliche Protokollierung unwirksam.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat in der Sache Erfolg, sie f&#252;hrt zur Aufhebung des angefochtenen Urteils und zur Zur&#252;ckverweisung.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Da die Parteien &#252;ber die Wirksamkeit des gerichtlichen Vergleichs vom 22.8.1986 streiten, ist von dem Proze&#223;gericht &#252;ber dessen Beendigung zu befinden (vgl. BGHZ 87, 230; 86 188; 46, 277). Die Folgesache Unterhalt ist durch den Vergleich vom 22.8.1986 nicht beendet, denn der Antragsgegner hat den Vergleich - nach zul&#228;ssiger Verl&#228;ngerung der Widerrufsfrist - wirksam widerrufen. Das angefochtene Urteil, welches die Beendigung des Prozesses feststellt, mu&#223; daher aufgehoben werden. Der in der Folgesache Unterhalt ist durch Sachentscheidung fortzuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Ma&#223;gebend f&#252;r die Entscheidung dieses Rechtsstreits war die Frage, ob die in einem gerichtlichen Vergleich vereinbarte Widerrufsfrist ohne Mitwirkung des Gerichts allein durch Parteivereinbarung verl&#228;ngert werden kann oder ob es hierf&#252;r einer gerichtlichen Protokollierung bedarf. Nach vorherrschender Meinung k&#246;nnen die Parteien &#252;ber die Widerrufsfrist beliebig verf&#252;gen, sie also auch vor deren Ablauf verl&#228;ngern (KGJW 1930, 2801; BGH NJW 1974, 108; Baumbach-Hartmann, ZPO, 45. Auflage, Anmerkung 1 zu &#167; 224; Thomas-Putzo, ZPO, 14. Auflage, Anmerkung 1 zu &#167; 224; Z&#246;ller-St&#246;ber, ZPO, 15. Auflage, Randnummer 10 zu &#167; 794; Stein-Jonas-Schuhmann, ZPO, Randziffer 5 zu &#167; 224; Rosenberg-Schwab, ZPO, 14. Auflage, &#167; 132 III 2 i; Bonin, Der Proze&#223;vergleich, Seite 50). Wieczorek (ZPO, &#167; 794 C IV a 8) und Bergerfurth (NJW 1969, 1799) stellen dar&#252;ber hinaus ausdr&#252;cklich klar, da&#223; es zur Wirksamkeit einer derartigen Fristverl&#228;ngerung keiner Mitwirkung des Gerichts bed&#252;rfe. Dieser Auffassung, die im Ergebnis wohl auch vom BGH (NJW 1974, 108 und best&#228;tigt in NJW 1980, 1752) vertreten wird, schlie&#223;t sich der Senat an; der Gegenmeinung (Verwaltungsgericht Hamburg, MDR 1982, 962 und Baumbach-Hartmann, a.a.O., Anmerkung 6 C Anhang zu &#167; 307), die eine gerichtliche Protokollierung der Verl&#228;ngerungsvereinbarung verlangt, kann nicht gefolgt werden: </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Widerrufsfrist hat vertraglichen Charakter, sie ist Gegenstand des sachlich-rechtlichen Vergleichsinhalts (BGH NJW 1967, 440 und Z&#246;ller-St&#246;ber, a.a.O., Randziffer 10 zu &#167; 794 mit weiteren Nachweisen). Die Gerichte haben nicht die M&#246;glichkeit, die Widerrufsfrist vor deren Ablauf entweder von Amts wegen oder - etwa gem&#228;&#223; &#167; 224 ZPO - auf Antrag der Parteien zu verl&#228;ngern. Dieses Recht steht ausschlie&#223;lich den Parteien zu (BGH NJW 1974, 107: Stein-Jonas-M&#252;nzberg, a.a.O., Fu&#223;note 267 zu &#167; 794 mit weiteren Nachweisen).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Aus dem vertraglichen Charakter der Widerrufsfrist folgt ferner, da&#223; gegen die Vers&#228;umung der in einem Proze&#223;vergleich vereinbarten Widerrufsfrist die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand nicht m&#246;glich ist (BGH NJW .1974, 107; Baumbach-Hartmann, a.a.O., Anmerkung 3 B Anhang &#167; 307 mit weiteren Nachweisen). Notwendiges Korrelat dieser Versagung einer Wiedereinsetzung in den vorigen Stand mu&#223; daher die freie Verf&#252;gbarkeit der Parteien &#252;ber die Widerrufsfrist ohne gerichtliche Mitwirkung sein. Das Erfordernis einer gerichtlichen Protokollierung w&#252;rde diese freie Verf&#252;gbarkeit in nicht hinnehmbarem Ma&#223;e beschneiden. Denn die Parteien m&#252;ssen die urspr&#252;ngliche Widerrufsfrist f&#252;r die - zul&#228;ssige - au&#223;ergerichtliche Vereinbarung ihrer Verl&#228;ngerung voll, d.h. bis zum letzten Tage, ausn&#252;tzen k&#246;nnen; dies w&#228;re aber bei einem Erfordernis der gerichtlichen Protokollierung technisch undurchf&#252;hrbar.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Auch unter dem Gesichtspunkt der prozessualen Wirkung des Vergleiches ist eine gerichtliche Protokollierung der au&#223;ergerichtlich vereinbarten Verl&#228;ngerung nicht erforderlich. Nach der zu den Gerichtsakten angezeigten Vereinbarung der Fristverl&#228;ngerung besteht hinsichtlich der proze&#223;erledigenden Wirkung des Vergleiches keine Rechtsunsicherheit. Die Frage, ob eine Anzeige zu den Gerichtsakten nach Fristablauf ausreicht, wenn die Vereinbarung rechtzeitig vorher getroffen war, kann hier offen bleiben.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">2)</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben daher durch ihre Proze&#223;bevollm&#228;chtigten die urspr&#252;ngliche Widerrufsfrist (9. September) wirksam bis zum 25. September 1986 verl&#228;ngert und dies vor Fristende dem Gericht angezeigt. Daraus folgt, da&#223; der Antragsgegner mit seinem Schriftsatz vom 23.9.1986 den Vergleich vom 22.8.1986 wirksam widerrufen hat. Die Folgesache Unterhalt ist nicht beendet, das Amtsgericht hat jetzt in der Sache zu entscheiden. H&#228;lt n&#228;mlich, wie hier, erst das Berufungsgericht den Widerruf f&#252;r wirksam, dann ist eine Zur&#252;ckverweisung zul&#228;ssig (vgl. Baumbach-Hartmann, a.a.O., Anmerkung 6 C Anhang zu &#167; 307 unter Hinweis auf BAG NJW 1969, 2221). Von dieser M&#246;glichkeit macht der Senat in entsprechender Anwendung des &#167; 538 Abs. 1 Nr. 2 ZPO Gebrauch, weil das Amtsgericht zur Sache selbst noch nicht entschieden hat und den Parteien bei einer Sachentscheidung durch den Senat eine Instanz verloren ginge.</p>
315,456
lagk-1987-07-07-9-ta-12887
{ "id": 795, "name": "Landesarbeitsgericht Köln", "slug": "lagk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
9 Ta 128/87
"1987-07-07T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:15"
"2019-03-27T09:43:04"
Beschluss
ECLI:DE:LAGK:1987:0707.9TA128.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die sofortige Beschwerde des Beklagten vom 4.6.1987 gegen den Beschlu&#223; des Arbeitsgerichts K&#246;ln vom 27.05.1987 - 17 Ca 545l/86 - wird auf Kosten des Beklagten zur&#252;ckgewiesen</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I. Der Beklagte ist durch rechtskr&#228;ftiges, am 3.2.1987 zugestelltes Urteil des Arbeitsgerichts K&#246;ln von 9.11.1986 unter Ziff. 2 verurteilt worden, die Kl&#228;gerin zu unver&#228;nderten Arbeitsbedingungen als Lehrerin an der Sonderberufsschule mit einer Unterrichtsstundenzahl von w&#246;chentlich 13 Stunden weiterzubesch&#228;ftigen. Der Beklagte hat die Kl&#228;gerin mit Schreiben vom 24.3.1987 mit der Begr&#252;ndung, im Jugenddorf F&#160;&#160; sei eine ad&#228;quate Stelle f&#252;r die Mitarbeit der Kl&#228;gerin nicht vorhanden, in das Jugenddorf O&#160;&#160; versetzt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Auf Antrag der Kl&#228;gerin vom 6.3.1987 hat das Arbeitsgericht durch Beschlu&#223; vom 27.5.1987 dem Beklagten gem. &#167; 888 ZPO f&#252;r den Fall, da&#223; er die Kl&#228;gerin nicht sp&#228;testens ab 9.6.1987 als Lehrerin an der Sonderberufsschule im Jugenddorf F&#160;&#160; mit einer Unterrichtsstundenzahl von 13 Stunden w&#246;chentlich besch&#228;ftigt, ein Zwangsgeld in H&#246;he von 5.050,-- DM (entsprechend drei Brutto-Monatsgeh&#228;ltern der Kl&#228;gerin) angedroht. Gegen diesen dem Proze&#223;bevollm&#228;chtigten des Beklagten am 29.5. 1987 zugestellten Beschlu&#223; hat der Beklagte sofortige Beschwerde eingelegt, die am 5.6.1987 beim Arbeitsgericht K&#246;ln und am 9.6.1987 beim Landesarbeitsgericht eingegangen ist.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit der Beschwerde vertritt der Beklagte die Auffassung, da&#223; die in Ziff. 2 des Urteils vom 10.11.1986 tenorierte Verpflichtung des Beklagten zur Weiterbesch&#228;ftigung dahin auszulegen sei, da&#223; die Weiterbesch&#228;ftigung zu den Bedingungen des zwischen den Parteien bestehenden Arbeitsvertrages erfolgen m&#252;sse. Eine Verpflichtung zu einer Weiterbesch&#228;ftigung der Kl&#228;gerin im Jugenddorf F&#160;&#160; sei nicht statuiert worden. Da eine Stelle f&#252;r die Kl&#228;gerin in dieser Einrichtung nicht verf&#252;gbar gewesen sei, habe die Beklagte von dem in&#160; Arbeitsvertrag einger&#228;umten Versetzungsrecht Gebrauch gemacht und die Kl&#228;gerin in eine andere Einrichtung versetzt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Dia Kl&#228;gerin ist dieser Beschwerdebegr&#252;ndung entgegengetreten und hat ausgef&#252;hrt, das erstinstanzliche Urteil sei hinsichtlich seines Wortlauts und des Umfangs dar Weiterbesch&#228;ftigungsverpflichtung eindeutig .Vorsorglich sei auch die Auffassung des Beklagten zu bestreiten, da&#223; der arbeitsvertragliche Versetzungsvorbeh&#228;lt zu einer Erweiterung des Direktionsrechts f&#252;hre.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">II. Die nach &#167; 793 ZPO, 78 ArbGG statthafte Beschwerde ist</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">form- und fristgerecht von dem Beklagten eingelegt worden, somit zul&#228;ssig. Sie ist jedoch nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Zutreffend geht der angefochtene Beschlu&#223; davon aus, da&#223; die Verpflichtung zur Weiterbesch&#228;ftigung eines Arbeitnehmers die Verpflichtung zur Vornahme einer unvertretbaren Handlung ist und damit nicht nach &#167; 894 ZPO, sondern nach &#167; 838 ZPO durch Androhung und Festsetzung von Zwangsgeldern zu vollstrecken ist; dies entspricht der in der Praxis v&#246;llig herrschenden Meinung (vgl. Thieme, NzA, Beilage 3/1986, S.22, 23 m.N.). Richtig ist auch die Androhung eines Zwangsgeldes in einem Betrag, da bei der Zwangsgeldandrohung nicht auf die noch unbestimmten Tage der Zuwiderhandlung abgestellt werden darf, sondern stets auf einen festen Betrag (Thieme, a.a.O.; LAG Frankfurt/Main, Beschlu&#223; vom 2S.5.1986 - BB 1987, S. 412; LAG Hamm vom 22.1.1988 - l Ta 399/85; LAG D&#252;sseldorf vom 14.3.1985 - 7 Ta 59/85).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die H&#246;he des angedrohten Zwangsgeldes bewegt sich in dem durch &#167; 888 Abs. l S. 2 ZPO vorgegebenen Rahmen und ist nicht ermessensfehlerhaft.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die in dem Beschlu&#223; angeordnete Weiterbesch&#228;ftigung der Kl&#228;gerin in der Sonderberufsschule im Jugenddorf F&#160; entspricht dem Tenor des Urteils vom 10.11.1986. Der Umfang der Zwangsvollstreckung richtet sich nach dem Tenor des Weiterbesch&#228;ftigungsurteils, unklare Tenorierungen wie "Weiterbesch&#228;ftigung zu unver&#228;nderten Bedingungen" ohne n&#228;here Konkretisierung in den Entscheidungsgr&#252;nden k&#246;nnen dazu f&#252;hren, da&#223; die Entscheidung insgesamt nicht vollstreckungsf&#228;hig ist</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">(vgl. LAG Rheinland-Pfalz, NzA 1986, S. 196). Im vorliegenden Fall ist im Urteil die&#160;&#160; Weiterbesch&#228;ftigungsverpflichtung dahingehend konkretisiert worden, da&#223; die Besch&#228;ftigung der Kl&#228;gerin &#8222;als Lehrerin an der Sonderberufsschule&#8220; wenn auch im Tenor ohne den Zusatz "im Jugenddorf F&#160;&#160; " erfolgen soll. Aus Tatbestand und Entscheidungsgr&#252;nden des Urteils ergibt sich, da&#223; die Verpflichtung zur Weiterbesch&#228;ftigung sich nur auf eine Besch&#228;ftigung an der Sonderberufsschule im Jugenddorf F&#160;&#160; beziehen kann. Die Kl&#228;gerin ist aufgrund des im Tatbestand erw&#228;hnten Arbeitsvertrages vom 13.8.1984 als Lehrerin an dieser Schule eingestellt worden, auch mit Abschlu&#223; des Arbeitsvertrages vom 10.6.1985 ist eine Ver&#228;nderung des Besch&#228;ftigungsorts nicht erfolgt. Im Erkenntnisverfahren stand somit zwischen den Parteien des Rechtsstreits eine Besch&#228;ftigung der Kl&#228;gerin an einem anderen Besch&#228;ftigungsort &#252;berhaupt nicht zur Debatte.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Soweit der Beklagte sich auf die zwischenzeitlich mit Schreiben vom 24.3.1986 durchgef&#252;hrte Versetzung der Kl&#228;gerin an eine andere Einrichtung des Beklagten beruft, verkennt er, da&#223; die Verpflichtung zur Weiterbesch&#228;ftigung in dem oben angef&#252;hrten Umfang rechtskr&#228;ftig festgestellt ist. Einwendungen gegen Inhalt und Umfang einer festgestellten Verpflichtung k&#246;nnen grunds&#228;tzlich nicht im Zwangsvollstreckungsverfahren nach &#167; 888 ZPO, sondern nur im Erkenntnisverfahren geltend gemacht werden. Da nach Eintritt der Rechtskraft keine M&#246;glichkeit f&#252;r den Beklagten mehr besteht, diese Einwendung mit der Berufung gegen das erstinstanzliche Urteil zu erheben, verbleibt hier nur die M&#246;glichkeit einer Vollstreckungsgegenklage gem. &#167; 767 ZPO (vgl. BAG, Urteil vom 28.3.1985, NzA 1985, S. 709).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte bestreitet im &#252;brigen nicht das Bestehen der tats&#228;chlichen M&#246;glichkeit einer Besch&#228;ftigung der Kl&#228;gerin, auf die es allein ankommt. Allenfalls die nachtr&#228;gliche Unm&#246;glichkeit der Weiterbesch&#228;ftigung oder der Fall eines echten Wegfalls des Arbeitsplatzes, der in der Praxis allerdings nur in Ausnahmefallen vorliegen d&#252;rfte, k&#246;nnte einer Zwangsvollstreckung nach &#167; 888 ZPO entgegenstehen (vgl. Thieme</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">a.a.O., S. 23). Demgegen&#252;ber wandet der Beklagte im vorliegenden Verfahren nur ein, da&#223; die von der Kl&#228;gerin bislang wahrgenommene Stelle in Wegfall geraten und eine andere ad&#228;quate Stelle im Jugenddorf F&#160;&#160; f&#252;r sie nicht vorhanden ist. Die tats&#228;chliche M&#246;glichkeit einer Weiterbesch&#228;ftigung ist jedoch nicht von Vorhandensein einer Stelle oder deren Finanzierung abh&#228;ngig.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschlu&#223; ist kein Rechtsmittel gegeben, &#167; 70 ArbGG.</p>
315,457
ovgnrw-1987-06-30-22-a-268483
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
22 A 2684/83
"1987-06-30T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:17"
"2019-03-27T09:43:04"
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1987:0630.22A2684.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung wird auf Kosten der Kl&#228;gerin zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kostenentscheidung ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Tatbestand:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist Eigent&#252;merin des von ihr bewohnten Hausgrundst&#252;cks. Dieses ist an das von der Energie- und Wasserversorgung Gesellschaft mit beschr&#228;nkter Haftung in (EWB) betriebene Wasserversorgungsnetz angeschlossen. Da die Kl&#228;gerin das Wasserversorgungsverh&#228;ltnis mit der EWB gek&#252;ndigt hatte, forderte der Beklagte sie durch Verf&#252;gung vom 25. Januar 1982 auf, den gesamten Wasserbedarf f&#252;r das Hausgrundst&#252;ck ab 1. Februar 1982 ausschlie&#223;lich &#252;ber den bestehenden Anschlu&#223; aus der Wasserversorgungsanlage zu decken. Der Beklagte st&#252;tzte die Aufforderung auf die Satzung der Stadt &#252;ber den Anschlu&#223; an die &#246;ffentliche Wasserversorgungsanlage (Anschlu&#223;satzung) vom 1. August 1974. Zugleich drohte er ein Zwangsgeld in H&#246;he von 100,-- DM an, falls die Kl&#228;gerin der Aufforderung nicht nachk&#228;me.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">W&#228;hrend des Widerspruchsverfahrens beantragte die Kl&#228;gerin, sie vom Benutzungszwang bzw. von der Benutzung zu befreien; hierf&#252;r berief sie sich u.a. auf die Verordnung &#252;ber Allgemeine Bedingungen f&#252;r die Versorgung mit Wasser (AVBWasserV) vom 20. Juni 1980 (BGBl 1 S. 750).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Durch Bescheid vom 8. Juli 1982 wies der Beklagte den Widerspruch der Kl&#228;gerin zur&#252;ck; zugleich lehnte er den Befreiungsantrag ab. Als Grundlage seines Vorgehens bezeichnete er jetzt die Satzung der Stadt &#252;ber den Anschlu&#223; an die &#246;ffentliche Wasserversorgungsanlage vom 25. M&#228;rz 1982. Diese Satzung war mit gleichem Inhalt an die Stelle der Satzung vom 1. August 1974 und der Ersten &#196;nderungssatzung vom 22. Dezember 1981 getreten, weil das Verwaltungsgericht Minden das bisherige Satzungsrecht f&#252;r nichtig erkl&#228;rt hatte; an der Beschlu&#223;fassung des Rates der Stadt hatten davon ausgeschlossene Ratsmitglieder mitgewirkt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung der am 23. Juli 1982 erhobenen Klage hat die Kl&#228;gerin vorgetragen: Die Anordnung des Benutzungszwanges sei rechtswidrig, weil die Anschlu&#223;satzung hinsichtlich des Benutzungszwanges nichtig sei. Sie versto&#223;e gegen das K&#252;ndigungsrecht gem&#228;&#223; &#167; 32 Abs. 1 der AVBWasserV. Die hilfsweise erstrebte Verpflichtung des Beklagten, sie vom Benutzungszwang zu befreien, sei gerechtfertigt, weil das Wasser aus ihrem Hausbrunnen besser sei als das von der EWB gelieferte Wasser.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Verf&#252;gung des Beklagten vom 25. Januar 1982 und den Widerspruchsbescheid vom 8. Juli 1982 aufzuheben,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verpflichten, ihr Befreiung vom Benutzungszwang betreffend die &#246;ffentliche Wasserversorgungsanlage zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Er hat die angefochtenen Verwaltungsakte und die Ablehnung des Befreiungsantrages als rechtm&#228;&#223;ig verteidigt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil hat das Verwaltungsgericht die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Gegen diese ihr am 19. August 1983 zugestellte Entscheidung richtet die Kl&#228;gerin die am 12. September 1983 eingegangene Berufung. Zu deren Begr&#252;ndung f&#252;hrt sie aus: Auch die Satzung vom 25. M&#228;rz 1982 sei nichtig, weil ausgeschlossene Ratsmitglieder an der Sitzung ihrer Fraktion teilgenommen h&#228;tten, in der der Entwurf der neuen Satzung er&#246;rtert worden sei. Das in &#167; 32 Abs. 1 AVBWasserV enthaltene K&#252;ndigungsrecht beider Seiten sei nicht nur in der Satzung, sondern auch in den Allgemeinen Bedingungen f&#252;r die Versorgung mit Wasser aus dem Wasserversorgungsnetz der Energie- und Wasserversorgung GmbH (AVBWasser) nicht enthalten; vielmehr sei danach eine K&#252;ndigung durch den Kunden so lange schwebend unwirksam, bis seine Befreiung vom Anschlu&#223;- und Benutzungszwang durch einen Bescheid der Gemeinde unanfechtbar feststehe. Die Nichtigkeit dieser Bedingung erfasse die Anschlu&#223;satzung, weil nach deren &#167; 1 Abs. 2 die AVBWasser der EWB Bestandteil der Satzung sei.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und nach dem Klageantrage nur nach dem erstinstanzlichen Hauptantrage zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Er tritt der Berufung entgegen und hebt hervor, gem&#228;&#223; &#167; 3 Abs.&#160;32 Abs. 1 AVBWasserV sei der Benutzungszwang wohl dem Umfange, nicht aber dem Grunde nach einschr&#228;nkbar.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Wegen aller weiterer Einzelheiten wird auf den Inhalt der Gerichtsakten und der Verwaltungsvorg&#228;nge Bezug genommen. Die Akten sind Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gewesen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die verfahrensrechtlich unbedenkliche Berufung f&#252;hrt in der Sache nicht zum Erfolge, weil die mit dem Hauptantrage angefochtenen Verwaltungsakte rechtm&#228;&#223;ig sind.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die in der Verf&#252;gung des Beklagten vom 25. Januar 1982 ausgesprochene Aufforderung, die Kl&#228;gerin solle den gesamten Wasserbedarf ausschlie&#223;lich aus der Wasserversorgungsanlage der EWB decken, entspricht dem in &#167; 7 der f&#252;r die Entscheidung ma&#223;geblichen Anschlu&#223;satzung vom 25. M&#228;rz 1982 angeordneten Benutzungszwang. Dessen Voraussetzung ist erf&#252;llt, da n&#228;mlich das Grundst&#252;ck der Kl&#228;gerin an die Wasserversorgungsanlage angeschlossen ist.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">&#167; 7 der bezeichneten Satzung ist g&#252;ltiges Ortsrecht.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Seine Wirksamkeit steht nicht deshalb in Frage, weil die von der Kl&#228;gerin bezeichneten Mitglieder des Rates der Stadt an der den Erla&#223; der Satzung vorbereitenden Sitzung ihrer Fraktion teilgenommen haben. Das Mitwirkungsverbot nach &#167; 30 Abs. 2 Satz 1, 23 Abs. 2 Ziffer 1 der Gemeindeordnung f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (GO NW) beschr&#228;nkt sich auf "die T&#228;tigkeit als Mitglied des Rates, einer Bezirksvertretung und eines Ausschusses", erstreckt sich dagegen nicht auf die Teilnahme an einer Fraktionssitzung.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">&#220;ber die Rechte und Pflichten der Ratsfraktionen verh&#228;lt sich &#167; 30 Abs. 7 GO NW. Diese Bestimmung ist mit Wirkung vom 1. Januar 1975 durch Artikel I Ziffer 9 d des Gesetzes zur &#196;nderung der Gemeindeordnung, der Kreisordnung und anderer kommunalverfassungsrechtlicher Vorschriften des Landes Nordrhein-Westfalen vom 29. Oktober 1974 (GV NW Seite 1050) dem &#167; 30 GO NW angef&#252;gt worden. Da der Gesetzgeber davon abgesehen hat, anders als durch &#167; 30 Abs. 2 aa0, die &#167;&#167; 22 bis 24 aa0 f&#252;r anwendbar zu erkl&#228;ren, gelten diese, die Rechte der Ratsmitglieder einschr&#228;nkenden Bestimmungen nicht f&#252;r deren T&#228;tigkeit innerhalb der jeweiligen Fraktion.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Diese bereits nach dem eindeutigen Wortlaut der gesetzlichen Vorschriften gebotene Auslegung entspricht dem Gesetzeszweck. Durch die &#167;&#167; 30 Abs. 2, 23 GO NW will der Gesetzgeber Interessenkonflikte vermeiden und sicherstellen, da&#223; die f&#252;r die Gemeinde zur Entscheidung berufenen Amtstr&#228;ger unbeeinflu&#223;t von eigenen pers&#246;nlichen Interessen handeln. Entscheidungen mit Wirkung f&#252;r die Gemeinde werden aber in der Fraktion noch nicht getroffen; die Abstimmung der Fraktionsmitglieder untereinander dient vielmehr erst der Vorbereitung des gemeindlichen Entscheidungsprozesses.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Eine Garantie daf&#252;r, da&#223; Amtstr&#228;ger, in deren Person kein Ausschlie&#223;ungsgrund vorliegt, stets unbeeinflu&#223;t von jedem im Vorfeld des Entscheidungsprozesses an sie herangetragenen Interesse Dritter handeln, will die Gemeindeordnung nicht &#252;bernehmen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Mithin ist die G&#252;ltigkeit der Satzung der Stadt &#252;ber den Anschlu&#223; an die &#246;ffentliche Wasserversorgungsanlage vom 25.&#160;M&#228;rz 1982 wegen der vom Kl&#228;ger geltend gemachten vermeintlichen Verfahrensfehler nicht in Frage gestellt.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der durch &#167; 7 der bezeichneten Satzung angeordnete Benutzungszwang besteht auch inhaltlich zu Recht. Er stellt die folgerichtige Fortsetzung des in &#167; 5 der Satzung wirksam angeordneten Anschlu&#223;zwanges dar. Der Senat hat in seiner den Parteien bekannten Rechtsprechung zu den vergleichbaren Anschlu&#223;satzungen der Gemeinden und die G&#252;ltigkeit des Anschlu&#223;zwanges bejaht.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Vgl. Urteil vom 28. November 1986 - 22 A 2451/81, 22 A 1206/81 und 22 A 1225/81 -.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Er ist von einer g&#252;ltigen Erm&#228;chtigungsgrundlage in Gestalt des &#167;&#160;19 Satz 1 der Gemeindeordnung f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen ausgegangen, wenn die Gemeinde ein &#246;ffentliches Bed&#252;rfnis f&#252;r die Anordnung des Anschlu&#223;zwanges aus Gr&#252;nden der Volksgesundheit in Anspruch nimmt; er hat die Annahme eines solchen Bed&#252;rfnisses f&#252;r den Versorgungsbereich der EWB und damit auch f&#252;r das Gebiet der Stadt f&#252;r rechtsfehlerfrei gehalten und die Anordnung des Anschlu&#223;zwanges durch die Regelungen der AVBWasserV, namentlich durch die gem&#228;&#223; &#167; 35 Abs. 1 Halbs. 1 aa0 zu ber&#252;cksichtigenden Rechte des Kunden zur Beschr&#228;nkung des Wasserbezugs (&#167; 3 Abs. 1 Satz 1 aa0) und zur K&#252;ndigung des Versorgungsverh&#228;ltnisses (&#167; 32 Abs. 1 aa0), als nicht ber&#252;hrt angesehen. Dazu hei&#223;t es:</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die aus &#167; 3 Abs. 1 AVBWasserV folgende Pflicht des Versorgungsunternehmens, dem Kunden im Rahmen des wirtschaftlich Zumutbaren die M&#246;glichkeit einzur&#228;umen, den Wasserbezug auf den von ihm gew&#252;nschten Verbrauchszweck oder einen Teilbedarf zu beschr&#228;nken, wirkt sich auf den Anschlu&#223;zwang nicht aus, weil sie allenfalls Anspr&#252;che auf eine Benutzungsbeschr&#228;nkung, nicht aber auf eine - vollst&#228;ndige &#8211; Befreiung von der Benutzung begr&#252;ndet. Soweit es hingegen das in &#167; 32 AVBWasserV vorgesehene K&#252;ndigungsrecht des Kunden angeht, vermag &#167; 35 Abs. 1 aa0 schon aus kompetenzrechtlichen Gr&#252;nden eine Pflicht der Gemeinde zur Lockerung <em>des</em> Anschlu&#223;zwanges nicht auszul&#246;sen, weil andernfalls die bundesrechtlich nicht eingeschr&#228;nkte landesrechtliche Erm&#228;chtigung zur Einf&#252;hrung der Anschlu&#223;pflicht in &#167; 19 GO NW praktisch leerliefe.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Aus den gleichen Gr&#252;nden zwang &#167; 3 Abs. 1 AVBWasserV die Gemeinde auch nicht, von vornherein auf einen Benutzungszwang zu verzichten. Der rechtsfeherlfrei angeordnete Anschlu&#223;zwang ist n&#228;mlich ohne einen &#8209;&#160;wenn auch ggf. auf Teilmengen zu beschr&#228;nkenden - Zwang zur Benutzung sinnlos. Dementsprechend hat der Senat schon in seiner bezeichneten Rechtsprechung ausgef&#252;hrt, da&#223; die von der Kl&#228;gerin angef&#252;hrten Bestimmungen der AVBWasserV eine Verpflichtung, die Grundbelieferung mit Wasser entgegenzunehmen, nicht ausschlie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Von einer solchen Verpflichtung geht auch die Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts aus.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Vgl. Beschlu&#223; vom 24. Januar 1986 - 7 CB 51 u. 52/85-, Hess. St&#228;dte- und Gemeindezeitung (HSGZ) 1986 Seite 213, sowie Urteile vom 11. April 1986- 7 C 50.83&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Neue Zeitschrift f&#252;r Verwaltungs-recht (NVwZ) 1986, Seite 754, u. - 7 C 57.84 -.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen f&#252;r eine vollst&#228;ndige Befreiung gem&#228;&#223; &#167; 8 Abs. 1 der Satzung sind nicht dargetan, so da&#223; sie der Benutzungsaufforderung des Beklagten auch nicht einredeweise entgegengehalten werden k&#246;nnten. Dies hat das Verwaltungsgericht zutreffend ausgef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Soweit &#167; 8 Abs. 2 der Satzung eine Teilbefreiung vorsieht, gen&#252;gt die Stadt auf diesem Wege dem Recht des Kunden zur Beschr&#228;nkung des Wasserbezugs aufgrund des &#167; 3 Abs. 1 Satz 1 AVBWasserV.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Androhung des Zwangsgeldes ist nicht zu beanstanden.</p>
315,458
olgham-1987-06-29-22-u-42086
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
22 U 420/86
"1987-06-29T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:18"
"2019-03-27T09:43:04"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1987:0629.22U420.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Beklagten und die Anschlu&#223;berufung des Kl&#228;gers gegen das am 7. Juli 1986 verk&#252;ndete Urteil der 6. Zivilkammer des Landgerichts Essen werden zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Berufungsrechtszuges, einschlie&#223;lich der Kosten der Streithelferin xxx, tr&#228;gt der Beklagte.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Dem Beklagten wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 218.000,-- DM abzuwenden, sofern nicht der Kl&#228;ger seinerseits in dieser H&#246;he Sicherheit leistet.</p> <p></p> <p>Dem Kl&#228;ger wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 1.650,-- DM abzuwenden, sofern nicht der Beklagte in dieser H&#246;he Sicherheit leistet.</p> <p></p> <p>Die Beschwer des Beklagten betr&#228;gt 195.000,-- DM; die Beschwer des Kl&#228;gers erreicht nicht 40.000,-- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kaufte von dem Beklagten durch Vertrag vom 26.11.1984 (Bl. 10 ff der Akten) das Grundst&#252;ck Gemarkung xxx Flur xxx, Flurst&#252;ck xxx, f&#252;r 195.000,-- DM; der Kaufvertrag ist abgewickelt worden, und der Kl&#228;ger nimmt den Beklagten auf R&#252;ckzahlung des Kaufpreises in Anspruch, nachdem er den R&#252;cktritt vom Kaufvertrag erkl&#228;rt hat mit der Begr&#252;ndung, das Kaufobjekt sei ihm nicht frei von Belastungen &#252;bereignet worden.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Im Kaufvertrag hei&#223;t es im Anschlu&#223; an die Vereinbarung eines Gew&#228;hrleistungsausschlusses f&#252;r Sachm&#228;ngel: "Die &#220;bertrag erfolgt im &#252;brigen frei von s&#228;mtlichen Belastungen innerhalb und au&#223;erhalb des Grundbuches". Das Kaufgrundst&#252;ck ist seit 1981 beschwert mit einer Baulast des Inhalts, da&#223; drei von den f&#252;nf auf dem r&#252;ckw&#228;rtigen Teil des im &#252;brigen unbebauten Grundst&#252;cks errichteten Garagen den Bewohnern des bebauten Nachbargrundst&#252;cks Flurst&#252;ck xxx zur Benutzung zur Verf&#252;gung stehen (Bl. 19 f der Akte). Mit Schreiben vom 7.11.1985 (Bl. 21 f der Akte) forderte der Kl&#228;ger den Beklagten auf, diese Baulast sp&#228;testens bis zum 17.11.1985 zu beseitigen, und er drohte in diesem Schreiben dem Beklagten an, "vom Kaufvertrag zur&#252;ckzutreten, den Kaufpreis zur&#252;ckzuverlangen und im &#252;brigen Schadensersatzanspr&#252;che geltend zu machen". Mit Schreiben vom 19.11.1985 (Bl. 22 f der Akte) erkl&#228;rte der Kl&#228;ger den R&#252;cktritt vom Kaufvertrag.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Flurst&#252;ck xxx, das bei Abschlu&#223; des Vertrages vom 26.11.1984 ebenfalls dem Beklagten geh&#246;rte, hat dieser im April 1985 anderweitig ver&#228;u&#223;ert (Bl. 36 der Akte); der Beklagte behauptet, ihm sei deswegen die Freistellung des Kaufobjekts von der Baulast nicht m&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte meint, die Belastung des Kaufobjekts mit einer Baulast sei ein Sachmangel, und er beruft sich auf Verj&#228;hrung.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte behauptet, der Kl&#228;ger habe bei Abschlu&#223; des Vertrages vom 26.11.1984 vom Bestehen der Baulast gewu&#223;t, er habe n&#228;mlich einige Tage vor der Vertragsbeurkundung bei einer Bank Einsicht in Wertgutachten genommen, in denen die Baulast erw&#228;hnt worden sei, er sei au&#223;erdem auf die Baulast von Beamten des Bauamts der Stadt xxx hingewiesen worden, als er sich vor Vertragsschlu&#223; &#252;ber die bauliche Nutzbarkeit des Kaufobjekts informiert habe, und schlie&#223;lich h&#228;tten die Parteien auch w&#228;hrend der Beurkundungsverhandlung &#252;ber die Baulast gesprochen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">In erster Instanz hat der Kl&#228;ger einen Anspruch auf 195.000,-- DM nebst 8,5 % Zinsen seit dem 15.12.1984 verfolgt; nachdem der Beklagte die Einrede des Zur&#252;ckbehaltungsrechts erhoben hatte, hat der Kl&#228;ger hilfsweise Verurteilung des Beklagten zur Zahlung nur Zug um Zug gegen R&#252;ckauflassung des Kaufobjekts beantragt (Bl. 93 der Akte). Das Landgericht hat den Beklagten verurteilt, an den Kl&#228;ger 195.000,-- DM nebst 8,5 % Zinsen seit dem 15.12.1984 zu zahlen, Zug um Zug gegen R&#252;ckauflassung des Grundst&#252;cks Gemarkung xxx Flur xxx, Flurst&#252;ck xxx und es hat im &#252;brigen die Klage abgewiesen, von den erstinstanzlichen Kosten des Rechtsstreits 1/5 dem Kl&#228;ger auferlegt, 4/5 dem Beklagten. Wegen der Gr&#252;nde und zur weiteren Sachdarstellung wird auf das angefochtene Urteil - einschlie&#223;lich seiner Verweisungen - Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit seiner Berufung verfolgt der Beklagte den Antrag,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter teilweiser Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage insgesamt abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger bittet, die Berufung zur&#252;ckzuweisen, und mit seiner Anschlu&#223;berufung beantragt er,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die erstinstanzlichen Kosten in voller H&#246;he dem Beklagten aufzuerlegen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Zu diesem Antrag tr&#228;gt der Kl&#228;ger vor, er habe die R&#252;ckauflassungsverpflichtung niemals bestritten und er h&#228;tte, wenn der Beklagte sein Zur&#252;ckbehaltungsrecht "rechtzeitig" geltend gemacht h&#228;tte, darauf im Rahmen seiner erstinstanzlichen Klageantr&#228;ge R&#252;cksicht genommen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wegen des Vorbringens der Parteien im einzelnen wird auf ihre Schrifts&#228;tze und die Anlagen zu diesen Schrifts&#228;tzen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat gem&#228;&#223; Beweisbeschlu&#223; vom 29.6.1987 die Zeugen xxx und xxx vernommen; wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf den Berichterstattervermerk verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Klageanspruch ist nach &#167; 346 BGB begr&#252;ndet; der Kl&#228;ger hat nach &#167;&#167; 434, 440, 326 BGB wirksam den R&#252;cktritt vom Kaufvertrag erkl&#228;rt:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die auf dem Kaufgrundst&#252;ck ruhende Baulast, nach welcher sein Eigent&#252;mer drei der auf diesem Grundst&#252;ck errichteten Garagen Bewohnern der Nachbarparzelle xxx zur Nutzung &#252;berlassen mu&#223;, ist ein "Recht Dritter" im Sinne des &#167; 434 BGB. Sie engt die umfassenden Rechte des Grundst&#252;ckseigent&#252;mers, die dieser grunds&#228;tzlich nach &#167; 903 BGB hat, in der Weise ein, da&#223; die Stadt xxx die Nutzung der von dieser Belastung betroffenen Garagen durch Bewohner des Nachbargrundst&#252;cks durchsetzen kann. Der rechtlichen Einordnung der Baulast als ein Recht Dritter im Sinne des &#167; 434 BGB steht nicht entgegen, da&#223; diese Belastung die Nutzungsbefugnisse des Eigent&#252;mers zugunsten der &#246;ffentlichen Hand und aufgrund &#246;ffentlich-rechtlicher Regelungen beschr&#228;nkt; denn auch &#246;ffentlich-rechtliche Eigentumsbeschr&#228;nkungen zugunsten einer Gebietsk&#246;rperschaft oder einer anderen Beh&#246;rde k&#246;nnen Rechte Dritter im Sinne des &#167; 434 BGB sein (siehe dazu BGH, NJW 1976, 1888; 1983, 275). Zu Unrecht beruft sich der Beklagte in diesem Zusammenhang auf die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (NJW 1978, 1429), da&#223; eine Baulast als &#246;ffentlich-rechtliche Baubeschr&#228;nkung nicht Rechte eines Dritten im Sinne des &#167; 434 BGB sei, sondern ein Sachmangel; die in dieser Rechtsprechung aufgestellten Grunds&#228;tze gelten f&#252;r solche Baulasten, die eine Baubeschr&#228;nkung zum Inhalt haben, und sie k&#246;nnen nicht auf Baulasten jeglichen Inhalts ausgedehnt werden:</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">In welchem Umfang und in welcher Weise ein Grundst&#252;ck bebaut werden kann, h&#228;ngt ab von der Gr&#246;&#223;e, dem Zuschnitt und der geographischen Gestaltung einerseits dieses Grundst&#252;cks, andererseits auch der in n&#228;herer Nachbarschaft gelegenen anderen Grundst&#252;cke. Diese Abh&#228;ngigkeit von tats&#228;chlichen Umst&#228;nden ist das entscheidende Kriterium f&#252;r die Annahme eines Sachmangels bei dessen Abgrenzung von einem Rechtsmangel, wenn beim Verkauf eines Grundst&#252;cks dessen mangelnde oder eingeschr&#228;nkte Bebaubarkeit als Leistungsst&#246;rung vom K&#228;ufer ger&#252;gt wird. Auch soweit die Bebaubarkeit eines Grundst&#252;cks durch &#246;ffentlich-rechtliche Normen, insbesondere Bebauungspl&#228;ne, konkretisiert wird, sind diese Normen an den angef&#252;hrten tats&#228;chlichen Umst&#228;nden wesentlich ausgerichtet, haben sie also in diesen tats&#228;chlichen Umst&#228;nden einen entscheidenden Geltungsgrund; deswegen sieht die Rechtsprechung grunds&#228;tzlich auch solche Baubeschr&#228;nkungen, die sich aus &#246;ffentlich-rechtlichen Bestimmungen ergeben, als Sachmangel an. Baulasten, die den Eigent&#252;mer des belasteten Grundst&#252;cks in dessen baulicher Nutzbarkeit beschr&#228;nken, modifizieren die planungsrechtliche Gebundenheit des belasteten und des beg&#252;nstigten Grundst&#252;cks, also das f&#252;r die betreffenden Grundst&#252;cke geltende Normengef&#252;ge, das, wie ausgef&#252;hrt, seinerseits an tats&#228;chlichen Umst&#228;nden ausgerichtet ist. Auch derartige baubeschr&#228;nkenden Baulasten stehen deswegen mit den tats&#228;chlichen Umst&#228;nden, die dem im konkreten Fall geltenden Planungsrecht ihr Gepr&#228;ge gegeben haben, in einem engen Zusammenhang, und sie sind in ihrer Wirkung auf die Eigentumsrechte an dem betroffenen Grundst&#252;ck allgemein geltenden &#246;ffentlich-rechtlichen Regelungen gleich. Eine Baulast, die den Eigent&#252;mer des beschwerten Grundst&#252;cks in dessen baulicher Ausnutzung beschr&#228;nkt, kann mithin nur einen Sachmangel begr&#252;nden, nicht einen Rechtsmangel. Dies gilt jedoch nicht f&#252;r Baulasten, welche die Eigent&#252;merstellung in anderer Weise als dadurch einengen, da&#223; sie die bauliche Ausn&#252;tzung des Grundst&#252;cks beschr&#228;nken, insbesondere nicht f&#252;r Baulasten, mit denen bestimmte Pflichten bez&#252;glich der Nutzung schon errichteter Geb&#228;ude begr&#252;ndet werden. Da&#223; ein Geb&#228;ude zu dem Zweck, zu dem es offensichtlich errichtet worden ist, nicht vom Grundst&#252;ckseigent&#252;mer selbst genutzt werden kann, sondern nur von einem Dritten, steht nicht mit tats&#228;chlichen Gegebenheiten im Zusammenhang, sondern nur mit der rechtlichen Vorgeschichte des belasteten Grundst&#252;cks. Baulasten solchen Inhalts, welche die Nutzung eines schon vorhandenen Geb&#228;udes durch den Eigent&#252;mer einengen oder ausschlie&#223;en, sind nach ihrem rechtlichen Charakter, nach ihren Wirkungen f&#252;r den Betroffenen und f&#252;r den Beg&#252;nstigten ebenso wie im Hinblick auf ihre Erkennbarkeit bei der Ver&#228;u&#223;erung des beschwerten Grundst&#252;cks vergleichbar mit privatrechtlichen Nutzungsrechten, wie einem Pachtrecht, einem Nie&#223;brauchsrecht oder etwa auch einer Grunddienstbarkeit. Dies gebietet es, Baulasten, die den Eigent&#252;mer in der Nutzung eines schon vorhandenen Geb&#228;udes beschr&#228;nken, als ein Recht Dritter im Sinne des &#167; 434 BGB jedenfalls dann anzusehen, wenn sie, wie in diesem Fall, ein Recht der beg&#252;nstigten Gemeinde begr&#252;nden, die Nutzung durch eine oder mehrere bestimmte Personen zu Lasten des Grundst&#252;ckseigent&#252;mers durchzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Es kann dahingestellt bleiben, ob den Beklagten die Freistellung des Kaufgrundst&#252;cks von der Baulast, wie er behauptet, unm&#246;glich geworden ist; war sie ihm unm&#246;glich, so ist der Kl&#228;ger nach &#167; 325 BGB in Verbindung mit &#167;&#167; 434, 440 BGB wirksam vom Kaufvertrag zur&#252;ckgetreten, andernfalls nach &#167; 326 BGB: War n&#228;mlich dem Beklagten die Freistellung des Grundst&#252;cks nicht unm&#246;glich, so ist er sp&#228;testens mit der Freistellung des Kaufobjekts von dieser Baulast in Verzug gekommen mit Zugang des Schreibens vom 7.11.1985, mit dem der Kl&#228;ger die Freistellung angemahnt und f&#252;r sie zugleich eine Frist mit Ablehnungsandrohung gesetzt hat. Es kommt nicht darauf an, ob diese Frist ausreichend bemessen war und ob eine etwa angemessene l&#228;ngere Frist schon abgelaufen war, als der Kl&#228;ger mit seinem Schreiben vom 19.11.1985 den R&#252;cktritt vom Kaufvertrag erkl&#228;rte; denn jedenfalls hat der Kl&#228;ger seine R&#252;cktrittserkl&#228;rung mit der Geltendmachung des Klageanspruchs noch einmal wiederholt, und bei Zustellung des diesen Proze&#223; einleitenden Mahnbescheids am 7.1.1985 war jedenfalls eine angemessene Frist zur Freistellung des Kaufgrundst&#252;cks von der Baulast auf jeden Fall abgelaufen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Das Recht des Kl&#228;gers zum R&#252;cktritt vom Kaufvertrag nach &#167; 325 BGB oder nach &#167; 326 BGB ist nicht ausgeschlossen durch &#167; 439 Abs. 1 BGB; der Senat kann nicht feststellen, dem Kl&#228;ger sei bei Abschlu&#223; des Kaufvertrages die Baulast bekannt gewesen: Aus den Bekundungen der Zeugen xxx und xxx vor dem Landgericht ergibt sich nicht, da&#223; bei der Beurkundungsverhandlung &#252;ber die Baulast gesprochen worden ist, und der Zeuge xxx hat auch die Behauptung des Beklagten nicht best&#228;tigt, der Kl&#228;ger habe die das Kaufobjekt betreffenden Wertgutachten, in denen die Baulast erw&#228;hnt ist, vor der Vertragsbeurkundung eingesehen. Die vom Senat vernommenen Zeugen xxx und xxx haben die Behauptung des Beklagten nicht best&#228;tigt, der Kl&#228;ger sei vor Abschlu&#223; des Kaufvertrages von Beamten des Bauordnungsamts der Stadt xxx auf die Existenz der Baulast hingewiesen worden; weitere Zeugen zu diesem Vortrag hat der Beklagte auch nach Abschlu&#223; der Beweisaufnahme vor dem Senat nicht mehr benannt. Schlie&#223;lich hat der Kl&#228;ger selbst bei seiner Vernehmung als Partei vor dem Landgericht die Behauptung des Beklagten nicht best&#228;tigt, er sei vor der Beurkundung des Kaufvertrages von einem Beamten des zust&#228;ndigen Bauamts auf die Baulast hingewiesen worden.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat zu Recht dem Kl&#228;ger einen Teil der erstinstanzlichen Proze&#223;kosten auferlegt, da er mit seinem Hauptantrag - auch noch in der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Landgericht - den Anspruch verfolgt hat, den Beklagten einschr&#228;nkungslos zur Zahlung des Kaufpreises zu verurteilen, also nicht Zug um Zug gegen R&#252;ckauflassung des Kaufgrundst&#252;cks.</p>
315,459
olgk-1987-06-26-6-u-25786
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 U 257/86
"1987-06-26T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:20"
"2019-03-27T09:43:04"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1987:0626.6U257.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 7. November 1986 verk&#252;ndete Urteil der 16. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln - 16 0 350/86 - wird mit der Ma&#223;gabe zur&#252;ckgewiesen, da&#223; der Tenor in I. 2. wie folgt neu gefa&#223;t wird:</p> <p></p> <p>Der Beklagten wird aufgegeben, es zu unterlassen, grosse Hunde, insbesondere die Dogge "A", in das Haus B-Stra&#223;e in 0000 L 0, mitzubringen oder mitbringen zu lassen, insbeondere die Tiere im Hausflur frei laufen zu lassen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens fallen der Beklagten zur Last.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung bleibt in der Sache ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte wendet sich vergeblich gegen das Verbot, Hunde in der im Tenor n&#228;her beschriebenen Form in das Miethaus mitzubringen oder mitbringen zu lassen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Es kann dahinstehen, ob und inwieweit bereits der zwischen den Parteien bestehende Mietvertrag dieses Unterlassungsbegehren unmittelbar st&#252;tzt. Den im Rechtsstreit erwiesene Umfang von Beeintr&#228;chtigungen und Bel&#228;stigungen von Mietern und Besuchern durch die mit Zustimmung der Beklagten in das Haus mitgebrachten gro&#223;en Hunde braucht der Kl&#228;ger als Vermieter jedenfalls auch dann nicht zu dulden (&#167;&#167; 550, 535 BGB), wenn der Mietvertrag insoweit keine ausdr&#252;cklichen und eindeutigen Regelungen enth&#228;lt. Wegen der bei gro&#223;en Hunden nicht auszuschlie&#223;enden Gefahr der Gef&#228;hrdung oder der erheblichen Bel&#228;stigung von Mitbewohnern des Miethauses, insbesondere in dem engen Treppenhaus, z&#228;hlt die erwiesene Art des Verbringens der Hunde (Doggen) in das Haus B-Stra&#223;e nicht mehr zum vertragsm&#228;&#223;igen Gebrauch durch die Mieterin (vgl. auch OLG Hamm, WM 1981, 83 mit Nachweisen). Insoweit kann zur Begr&#252;ndung vorab auf die zutreffende Darlegungen im angefochtenen Urteil vergewiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beweisaufnahme vor dem Senat hat nachhaltige St&#246;rungen des Mietverh&#228;ltnisses erwiesen. Zeitlich nach dem zwischen der Zeugin und Mitmieterin L und der Beklagten geschlossenen Vergleich vom 17.10.1986 (16 0 281/86 LG K&#246;ln) ist es immer noch zu derartigen St&#246;rungen des Hausfriedens gekommen. Auch in dieser Folgezeit sind Hunde der Beklagten und ihrer bei ihr t&#228;tigen Angeh&#246;rigen frei im Hausflur und Treppenhaus des Miethauses herumgelaufen und haben Mieter und Besucher schon allein durch ihre Gr&#246;&#223;e davon abgehalten, die Wohnung der Zeugin L zu verlassen und/oder das Treppenhaus zu betreten. Dies haben die Ausagen der Zeugen L, I, B und N zur &#220;berzeugung des Senats ergeben. Ihre Aussagen erg&#228;nzen sich in wesentlichen Punkten gegenseitig und f&#252;gen sich zwanglos in den unstreitigen Sachverhalt ein.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">&#220;berzeugende Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; ihre Bekundungen nicht der Wahrheit entsprechen, sind nicht ersichtlich. Sowohl die Zeugin L als auch der Zeuge I haben auch noch nach dem Vergleich im November 1986 mehrfach gesehen, da&#223; die Doggen frei im Treppenhaus herumliefen, was sie dazu veranla&#223;te, aus Angst vor den aus ihrer Sicht unberechenbaren Tieren nicht, wie beabsichtigt, gleich die Wohnung zu verlassen, sondern abzuwarten, bis die Hunde das Treppenhaus verlassen hatten. Der Zeuge I hat die Begebenheit im einzelnen nach Tagen auf einem Zettel festgehalten, ohne da&#223; es der Beklagten gelungen w&#228;re, seine Bekundungen substantiiert in Zweifel zu ziehen. Die Aussagen der vorgenannten Zeugen werden vielmehr hinsichtlich zweier Begebenheiten durch die unbeteiligten Zeugen N und B best&#228;tigt. Ende Februar 1987 wurde die Zeugin N, die die Zeugin L gegen 15.00 Uhr in deren Wohnung besuchen wollte, durch die gro&#223;en Doggen, die im Treppenhaus ohne Begleitpersonen auf sie zukamen, veranla&#223;t, zur&#252;ck auf die Stra&#223;e zu treten. Dort wartete sie ab, bis die Doggen das Haus verlassen hatten.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge B wurde Ende 1985 auf dem halben Treppenabsatz durch drei ohne Begleitung in das Treppenhaus st&#252;rmende Hunde veranla&#223;t, sich wieder in die Wohnung der Zeugin L zur&#252;ckzuziehen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Aussagen der Zeugen U und P, die sich im wesentlichen darauf beschr&#228;nken, die vorerw&#228;hnten Darstellungen der &#252;brigen Zeugen zu bestreiten, hindern die &#220;berzeugungsbildung des Senats nicht. Die Eheleute U sind als Halter der in das Haus gebrachten Doggen, Frau U zudem als Gesch&#228;ftsf&#252;hrerin des Wachdienstes Secura, am Ausgang des Rechtsstreits interessiert und - wie auch der Zeuge P - mit der Beklagten verwandt oder verschw&#228;gert.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber hat der Senat sowohl nach dem pers&#246;nlichen Eindruck der erstgenannten Zeugen als auch nach dem Inhalt ihrer Aussagen keine Veranlassung, anzunehmen, insbesondere die unbeteiligten Zeugen N und B, die als Besucher des Hauses kein pers&#246;nliches Interesse am Ausgang des Rechtsstreits erkennen lassen, h&#228;tten der Wahrheit zuwider bekundet. Soweit die Beklagte unter Hinweis auf die Aussagen der Zeugen U und P meint, nach dem Vergleichsabschlu&#223; sei nie ein dritter Hund mit ins Haus gekommen, daher sei die Aussage des Zeugen B unzutreffend, kann ihr nicht gefolgt werden. Sie r&#228;umt selbst ein (Blatt 124), da&#223; Wachm&#228;nner mit Sch&#228;ferhunden ihre B&#252;ror&#228;ume aufsuchen. Ein solcher Sch&#228;ferhund kann daher auch im Einzelfall einmal zusammen mit den Doggen ins Haus gelaufen sein und den Zeugen erschreckt haben.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Angesichts der festgestellten Beeintr&#228;chtigungen und Bel&#228;stigungen stehen dem Unterlassungsanspruch weder aus dem Mietverh&#228;ltnis selbst noch aus dem in den Mietr&#228;umen ausge&#252;bten Gewerbe (Gesch&#228;ftsf&#252;hrung eines Wachdienstes) vorrangige Interessen entgegen, die den Kl&#228;ger gleichwohl zur Duldung dieser Art der Hundehaltung in dem Hause verpflichten k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO. In der Neufassung des Unterlassungsantrages einschlie&#223;lich der vom Senat vorgenommenen Erg&#228;nzungen liegt keine (teilweise) Zur&#252;ckweisung des Klagebegehrens, sondern eine Anpassung an das konkrete, der Verletzung des Mietverh&#228;ltnisses entsprechende Begehren, wie es bereits in der Klageschrift seinen Ausdruck gefunden hat.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die weiteren Nebenentscheidungen folgen aus den &#167;&#167; 708 Ziff. 10, 713, 746 Abs. 2 ZPO.</p>
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olgham-1987-06-25-23-u-7886
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
23 U 78/86
"1987-06-25T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:21"
"2019-03-27T09:43:04"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1987:0625.23U78.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das am 6. Dezember 1985 verk&#252;ndete Urteil der 1. Zivilkammer des Landgerichts xxx unter Zur&#252;ckweisung des Rechtsmittels im &#252;brigen abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 4.604,-- DM nebst 4% Zinsen seit dem 5. Dezember 1986 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Von den Kosten des Rechtsstreits tragen der Kl&#228;ger 17/18 und die Beklagte 1/18.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Beklagten bleibt nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 5.000,-- DM, die auch durch unbefristete und unbedingte selbstschuldnerische B&#252;rgschaft der Sparkasse xxx erbracht werden kann, abzuwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p>Dem Kl&#228;ger bleibt nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 12.100,-- DM abzuwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p>Die Beschwer des Kl&#228;gers betr&#228;gt 78.291,12 DM, die der Beklagten 4.604,-- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verlangt von der Beklagten in erster Linie Ersatzlieferung einer Segelyacht, hilfsweise Wandlung des zwischen den Parteien abgeschlossenen Kaufvertrages und weiter hilfsweise Minderung des Kaufpreises.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; Bestellschein vom 7. April 1984 und Auftragsbest&#228;tigung vom 9. April 1984 schlossen die Parteien einen Kaufvertrag &#252;ber die Lieferung einer Segelyacht - Typ xxx - zum Preise von 75.848,--DM. Der Bestellschein enth&#228;lt oben links einen Hinweis auf die umseitig abgedruckten Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen der Beklagten, in denen es in Abschnitt VII Ziffer 3 hei&#223;t:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">"Die Rechte des Bestellers auf Gew&#228;hrleistung beschr&#228;nken sich unter Ausschlu&#223; weitergehender Rechte auf den Anspruch des Bestellers auf Nachbesserung oder Ersatzlieferung, es sei denn, da&#223; sich die Nachbesserung als von vornherein unm&#246;glich erweist oder fehlschl&#228;gt. In diesen F&#228;llen steht dem Besteller der Anspruch auf Herabsetzung des Kaufpreises oder, wenn der Mangel den Gebrauch des Liefergegenstandes wesentlich beeintr&#228;chtigt, auf R&#252;ckg&#228;ngigmachung des Vertrags zu".</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Ebenfalls am 7. April 1984 unterschrieben die Parteien sogenannte "Besondere Gesch&#228;ftsbedingungen zum Kauf und Liefervertrag vom 07.04.1984", in denen Abschnitt VII Ziffer 1 der Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen wie folgt abgewandelt wird:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">"a) Der Verk&#228;ufer erkl&#228;rt sich bereit, die gesetzlichen Gew&#228;hrleistungsfristen f&#252;r alle Teile aus eigener Fertigung auf 12 Monate zu verl&#228;ngern. F&#252;r M&#228;ngel im Polyester-Material wird die Garantiezeit auf 5 Jahre erweitert.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">b) Der K&#228;ufer erkl&#228;rt sich bereit, den beanstandeten Liefergegenstand oder Teile dieses Liefergegenstandes auf Verlangen des Lieferers zum Lieferwerk oder einer vom Lieferer benannten Service-Stelle zu transportieren. Die aus Anla&#223; des Hin- und R&#252;cktransportes entstehenden Kosten &#252;bernimmt der K&#228;ufer".</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Ende Juni/Anfang Juli 1984 wurde die Yacht geliefert und vom Kl&#228;ger bezahlt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 18. Juli 1984 und 17. Oktober 1984 r&#252;gte der Kl&#228;ger zahlreiche M&#228;ngel an der Yacht und forderte die Beklagte auf, auf die Einrede der Verj&#228;hrung zu verzichten und die Bereitschaft zur kostenlosen Beseitigung der M&#228;ngel zu erkl&#228;ren. In ihrem Antwortschreiben vom 5. November 1984 bat die Beklagte darum, die beanstandeten Fehler auf ihre Erheblichkeit zu &#252;berpr&#252;fen. Alsdann k&#246;nne die Nachbesserung in dem zwischen den Parteien vereinbarten Rahmen durchgef&#252;hrt werden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Auf Antrag des Kl&#228;gers vom 28. Dezember 1984 - beim Amtsgericht xxx eingegangen am 7. Januar 1985 - wurde &#252;ber die vom Kl&#228;ger ger&#252;gten M&#228;ngel zur Sicherung des Beweises ein Sachverst&#228;ndigengutachten des &#246;ffentlich bestellten und vereidigten Sachverst&#228;ndigen xxx eingeholt. Dieser hielt die seiner Ansicht nach bestehenden M&#228;ngel in seinen Gutachten vom 5. M&#228;rz und 2. Oktober 1985 fest und veranschlagte die M&#228;ngelbeseitigungskosten auf etwa 3.000,-- DM ohne Mehrwertsteuer.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 18. April 1985 erkl&#228;rte sich die Beklagte bereit, "die durch den Sachverst&#228;ndigen xxx in xxx im Beweissicherungsgutachten vom 5. M&#228;rz 1985 - 3 H 14/85 Amtsgericht xxx - festgestellten M&#228;ngel ordnungsgem&#228;&#223; zu beseitigen mit der Ma&#223;gabe, da&#223; die nachstehend aufgef&#252;hrten M&#228;ngel mangels Nachweises und Verursachung durch unsere Mandantschaft von Ihrem Auftraggeber zu tragen sind: Pos. 1 m), Pos. 1 o), Pos. 1 p)."</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Unter Position 1 m) hat der Kl&#228;ger beanstandet, da&#223; die Polster im gesamten Boot durch eingedrungenes Wasser stockig sind, unter Position 1 o), da&#223; am Gaskocher Emaille abplatzt und unter Position 1 p), da&#223; das Boot insgesamt Wasser zieht.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben 19.04.1985 teilte die Beklagte dem Kl&#228;ger mit, sie habe ihren Service-Techniker in xxx gebeten, sich mit ihm in Verbindung zu setzen und einen Reparaturort und Reparaturtermin zu vereinbaren. Er m&#246;ge auch pers&#246;nlich bis zum 4. Mai bei der Firma xxx vorstellig werden, damit der Termin kurzfristig vereinbart werden k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 24. April 1985 verlangte der Kl&#228;ger eine "allumfassende Abdichtung des Fahrzeugs". Nach den Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen der Beklagten stehe ihm zwar nunmehr ein Anspruch auf Ersatzlieferung zu. Vergleichsweise sei er jedoch damit einverstanden, da&#223; das Boot umfassend bei der Beklagten repariert werde. "Dazu geh&#246;rt nach Auffassung unseres Mandanten insbesondere, da&#223; das Deck abgenommen wird, die Risse gef&#252;llt und abgeschliffen werden und das Deck neu in eine Form gebracht wird, um so eine einheitliche "Ganzlackierung" zu erreichen".</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 13. Mai 1985 erkl&#228;rte sich die Beklagte erneut zur Nachbesserung im Rahmen des Sachverst&#228;ndigengutachtens bereit.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 5. Juni 1985 forderte der Kl&#228;ger die Beklagte unter Fristsetzung von 2 Wochen auf, s&#228;mtliche bisher von ihm ger&#252;gten M&#228;ngel zu beseitigen. Gleichzeitig drohte er an, nach Ablauf der Frist die Beseitigung der M&#228;ngel durch die Beklagte abzulehnen und Lieferung eines Ersatzfahrzeugs zu verlangen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte antwortete mit Schreiben vom 10. Juni, 14. Juni und 25. Juni 1985.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Eine M&#228;ngelbeseitigung ist unstreitig bisher nicht durchgef&#252;hrt worden.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat behauptet, die Beklagte habe - wie sich aus der Baunummer xxx ergebe - ein gebrauchtes Altboot geliefert, da ihm laut Rechnung vom 26. Juni 1984 ein Boot mit der Baunummer xxx habe geliefert werden sollen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagte zu verurteilen, an den Kl&#228;ger eine Segelyacht Typ xxx nebst Decksbelag-Antislipp, Wendefock-Vorrichtung, Radsteuerung, Sicherheitsleiter, Bilgenlenzpumpe, Gaskocher, K&#252;hlschrank, Schiffsheizung, Pump-WC, elektrischer Anlage mit Batterie, Positionsleuchten, Dreifarbenleuchte, Sumlog Silva 2000, Kompa&#223; und Einbaumotor: Typ xxx zu liefern Zug-um-Zug gegen R&#252;cknahme der Yacht xxx Schiffs-Nr. xxx.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Sie hat die Einrede der Verj&#228;hrung erhoben und ist der Ansicht, da&#223; der Kl&#228;ger die Lieferung eines neuen Boots nicht verlangen k&#246;nne. Zur Nachbesserung sei sie nach wie vor bereit.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil, auf dessen Tatbestand und Entscheidungsgr&#252;nde im &#252;brigen gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 2 ZPO Bezug genommen wird, hat das Landgericht der Klage stattgegeben und zur Begr&#252;ndung ausgef&#252;hrt, dem Kl&#228;ger stehe nach Abschnitt VII Ziffer 3 der AGB der Beklagten ein Anspruch auf Lieferung einer Ersatzyacht zu, weil das Boot zahlreiche vom Sachverst&#228;ndigen festgestellte M&#228;ngel aufweise, deren Beseitigung der Kl&#228;ger von der Beklagten vergeblich verlangt habe.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die form- und fristgerecht eingelegte Berufung der Beklagten, mit der sie ihr erstinstanzliches Vorbringen wiederholt und erg&#228;nzt. Sie ist der Ansicht, die Vereinbarung in Abschnitt VII Ziffer 3 ihrer Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen beziehe sich nicht auf die Ersatzlieferung eines ganzen Schiffs, sondern lediglich auf den Austausch mangelhafter Einzelteile. Sie behauptet, die Produktion der xxx im Fr&#252;hjahr 1985 eingestellt zu haben. Im &#252;brigen benutze der Kl&#228;ger das Schiff w&#228;hrend der Sommersaison von Anfang Mai bis Anfang Oktober jeden Jahres regelm&#228;&#223;ig sowohl zum Wohnen als auch zum Segeln weiter. Mit dem Anspruch auf Nutzungsentsch&#228;digung in H&#246;he von 40.000,-- DM rechne sie vorsorglich auf.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und die Klage abzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">hilfsweise ihr Sicherheitsleistung durch B&#252;rgschaft der Sparkasse xxx nachzulassen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagte zu verurteilen, an den Kl&#228;ger 82.895,12 DM nebst 4% Zinsen seit dem 8. April 1987 zu zahlen, und zwar Zug-um-Zug gegen R&#252;cknahme der Yacht xxx Schiffsnummer xxx,</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">weiter hilfsweise, die Beklagte zu verurteilen, an den Kl&#228;ger einen Minderungsbetrag von 41.000,-- DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Er wiederholt und erg&#228;nzt seinen Vortrag erster Instanz. F&#252;r den Fall, da&#223; sein Wandlungsbegehren durchgreift, verlangt er neben der R&#252;ckzahlung des Kaufpreises die Kosten der Bootsvermessung in H&#246;he von 840,-- DM und die nutzlos aufgewendeten Mietzahlungen f&#252;r 1985 und 1986 in H&#246;he von 6.207,12 DM ersetzt.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Wegen des Parteivorbringens im &#252;brigen wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze und der zu ihnen &#252;berreichten Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Akten des Beweissicherungsverfahrens 3 H 14/85 Amtsgericht xxx lagen vor und waren Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung des Zeugen xxx und eidliche Vernehmung der Zeugen xxx und xxx sowie des Sachverst&#228;ndigen xxx.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Auf den Berichterstattervermerk vom 25. Mai 1987 wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten ist zul&#228;ssig und &#252;berwiegend begr&#252;ndet. Die Weiterbenutzung des Boots durch den Kl&#228;ger hat n&#228;mlich unter den besonderen, hier vorliegenden Umst&#228;nden zum Verlust seines Anspruchs auf Ersatzlieferung gef&#252;hrt und steht auch der hilfsweise erkl&#228;rten Wandlung des Vertrages entgegen, so da&#223; er stattdessen nur Minderung des Kaufpreises verlangen kann.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">1. Unstreitig weist die dem Kl&#228;ger gelieferte Segelyacht eine Reihe von Fehlern auf, die der Sachverst&#228;ndige xxx in seinen im Rahmen des Beweissicherungsverfahrens - 3 H 14/85 Amtsgericht xxx - erstatteten Gutachten vom 5. M&#228;rz und 2. Oktober 1985 im einzelnen festgestellt hat und zu deren Beseitigung er im Jahre 1985 einen Kostenaufwand in H&#246;he von etwa 3.000,-- DM ohne Mehrwertsteuer f&#252;r angemessen und ausreichend hielt.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Darstellung des Kl&#228;gers kann auf Grund der Gutachten aber nicht davon ausgegangen werden, da&#223; das Boot insgesamt "Wasser zieht" und eine "allumfassende Abdichtung" des Schiffs notwendig ist. Und entgegen seiner Ansicht hat es der Sachverst&#228;ndige f&#252;r eine "astreine" Reparatur der vorhandenen Risse auch nicht f&#252;r erforderlich gehalten, da&#223; das Deck abgenommen und nach Auff&#252;llung und Abschleifen der Risse neu in Form gebracht wird. Schlie&#223;lich kann auf Grund der Aussage des Zeugen xxx auch nicht davon ausgegangen werden, da&#223; die Beklagte dem Kl&#228;ger ein gebrauchtes Altboot "untergejubelt" hat; denn wie der Zeuge xxx glaubhaft bekundet hat, liegt zwischen der Herstellung des Boots mit der Baunummer xxx und desjenigen mit der Baunummer xxx bei Serienproduktion allenfalls ein Zeitraum von etwa 20 Tagen.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Auch wenn die Mehrzahl der vom Sachverst&#228;ndigen festgestellten Fehler - jeder f&#252;r sich gesehen - keine Auswirkungen auf die Gebrauchstauglichkeit der Yacht hat und nur einen unbedeutenden Nachbesserungsaufwand erfordert, ist beim Vorliegen mehrerer M&#228;ngel hinsichtlich der Erheblichkeit auf die Gesamtwirkung abzustellen und kann bei einem Gesamtnachbesserungsaufwand von 3.000,-- DM nicht mehr von einer unerheblichen Fehlerhaftigkeit des Boots im Sinne des &#167; 459 Abs. 1 Satz 2 BGB gesprochen werden.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">2. Nach Abschnitt VII Ziffer 3 der Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen der Beklagten beschr&#228;nken sich die Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;che des Kl&#228;gers f&#252;r M&#228;ngel des Liefergegenstandes unter Ausschlu&#223; weitergehender Rechte auf den Anspruch auf Nachbesserung oder Ersatzlieferung. Da&#223; diese Klausel Bestandteil des zwischen den Parteien abgeschlossenen Vertrags geworden ist, wird von den Parteien nicht in Frage gestellt. Die Beklagte will jedoch den Begriff "Ersatzlieferung" so verstanden wissen, da&#223; nicht die Neulieferung eines ganzen Boots, sondern nur die Neulieferung einzelner Bestandteile des Boots im Falle ihrer Mangelhaftigkeit verlangt werden kann. Diese Ansicht teilt der Senat nicht.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Auslegung von Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen erfolgt nach objektiven Ma&#223;st&#228;ben. Nach herrschender Meinung sind sie so auszulegen, wie sie nach der Verst&#228;ndnism&#246;glichkeit eines Durchschnittskunden unter Abw&#228;gung der Interessen der normalerweise an den betreffenden Gesch&#228;ften beteiligten Kreise verstanden werden (vgl. Palandt 46. Aufl., AGB-Gesetz &#167; 5 Anm. 3 mit weiteren Nachweisen).</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">F&#252;r eine Auslegung der Klausel im Sinne der Beklagten k&#246;nnte sprechen, da&#223; in Satz 1 Halbsatz 2 der Klausel nur von der Unm&#246;glichkeit oder einem Fehlschlagen der Nachbesserung die Rede ist, was den Schlu&#223; zulassen k&#246;nnte, da&#223; die Beklagte in dem einleitenden Halbsatz nur das Recht auf Nachbesserung einr&#228;umen wollte. F&#252;r eine solche Auslegung k&#246;nnte ferner ihr Interesse sprechen, die Gew&#228;hrleistungsrechte ihrer Kunden m&#246;glichst weit einzuschr&#228;nken.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Sinn der Klausel spricht jedoch der allgemeine Sprachgebrauch des Begriffs "Ersatzlieferung". Hiermit ist regelm&#228;&#223;ig die Lieferung eines neuen Gegenstands anstelle des urspr&#252;nglichen gemeint. Auch der Gesetzgeber verwendet diesen Begriff in &#167; 11 Nr. 10 b AGB-G im Sinne der Neulieferung des Vertragsgegenstandes (vgl. Wolf/Horn/Lindacher, Kommentar zum AGB-Gesetz 1984, &#167; 11 Nr. 10 b Randnummer 4), w&#228;hrend der Austausch und Ersatz einzelner untergeordneter Teile eines Gegenstands eine Ma&#223;nahme im Rahmen der Nachbesserung darstellt.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die wahlweise Einr&#228;umung von Nachbesserungs- und Ersatzlieferungsanspruch widerspricht auch nicht massiv dem Interesse der Beklagten, die Gew&#228;hrleistungsrechte ihrer Kunden m&#246;glichst gering zu halten. Denn in erster Linie ist der Verwender von Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen daran interessiert, die Gew&#228;hrleistungsrechte der Wandlung und Minderung auszuschlie&#223;en, da in diesen F&#228;llen der Vertrag nicht oder nur in geringerem Umfang bestehen bleibt.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht der Beklagten scheitert eine Auslegung der Klausel dahin, da&#223; der Anspruch auf Nachbesserung Vorrang vor demjenigen auf Ersatzlieferung hat (vgl. ihr Schreiben vom 13. Mai 1985 Bl. 100 d.A.), ebenfalls am Wortlaut der Klausel. Einen solchen Willen h&#228;tte die Beklagte in der Weise deutlich machen m&#252;ssen, da&#223; sie die Ersatzlieferung in Satz 2 der Klausel zusammen mit den subsidi&#228;ren Rechten auf Wandlung und Minderung genannt h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Abschnitt VII Ziffer 3 der AGB ist daher so zu verstehen, da&#223; dem Kunden wahlweise das Recht auf Nachbesserung oder Ersatzlieferung im Sinne einer Neulieferung des Vertragsgegenstandes einger&#228;umt wird.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn man die anderen Auslegungsm&#246;glichkeiten f&#252;r rechtlich vertretbar hielte, w&#228;re gem&#228;&#223; &#167; 5 AGB-Gesetz wegen der Unklarheit der Klausel dieser Auslegung als der dem Kunden g&#252;nstigsten der Vorzug zu geben.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">3. Fraglich ist allerdings, ob Abschnitt VII Ziffer 3 der AGB der Beklagten wirksam ist.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die Klausel unterf&#228;llt dem Anwendungsbereich des &#167; 11 AGB-Gesetz. Nach &#167; 11 Nr. 10 b AGB-Gesetz ist eine Beschr&#228;nkung der Gew&#228;hrleistungsrechte auf Nachbesserungs- und/oder Ersatzlieferungsanspr&#252;che nur wirksam, wenn dem Kunden f&#252;r den Fall des Fehlschlagens bzw. der Unm&#246;glichkeit dieser Rechte wahlweise die Rechte auf Wandlung und Minderung ausdr&#252;cklich vorbehalten werden (vgl. Staudinger-Schlosser, AGB-Gesetz, 12. Aufl., &#167; 11 Nr. 10 Randnummer 53; BGH BB 1981, 815).</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Bedenken hinsichtlich der Vereinbarkeit der Klausel mit &#167; 11 Nr. 10 b AGB-Gesetz k&#246;nnten sich hier daraus ergeben, da&#223; die Wandlungs- und Minderungsrechte ausdr&#252;cklich nur f&#252;r den Fall der Unm&#246;glichkeit oder des Fehlschlagens der Nachbesserung, nicht aber der Ersatzlieferung vorbehalten worden sind.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Diese Frage bedarf jedoch keiner abschlie&#223;enden Entscheidung. Denn auch wenn ein Versto&#223; gegen &#167; 11 Nr. 10b AGB-Gesetz vorliegt und Abschnitt VII Ziffer 3 der AGB der Beklagten insgesamt unwirksam macht, weil eine Reduzierung der Klausel auf den nach dem AGB-Gesetz gerade noch zul&#228;ssigen Inhalt im Wege der richterlichen Auslegung ausgeschlossen ist (vgl. OLG Hamm NJW 1982, 283 ff.; BGH NJW 1982, 2309 = BGHZ 84, 109/114 ff.; BGH NJW 1984, 48; Staudinger-Schlosser, AGB-Gesetz &#167; 6 Anm. 15 a; anderer Ansicht M&#252;nchener Kommentar zum AGB-Gesetz 2. Aufl., &#167; 6 Randnummer 9), mithin die M&#246;glichkeit entf&#228;llt, Abschnitt VII Ziffer 3 im Wege der Auslegung so zu gestalten, da&#223; die Bestimmung mit &#167; 11 Nr. 10 b AGB-Gesetz vereinbar ist, sie also mit der Ma&#223;gabe aufrechtzuerhalten, da&#223; die Rechte auf Wandlung und Minderung auch im Falle der Unm&#246;glichkeit oder des Fehlschlagens der Ersatzlieferung wieder aufleben, konnte der Kl&#228;ger Lieferung eines mangelfreien Boots verlangen. Denn soweit einzelne Vertragsbestimmungen unwirksam sind, richtet sich der Inhalt des Vertrages gem&#228;&#223; &#167; 6 Abs. 2 AGB-Gesetz nach den gesetzlichen Vorschriften, so da&#223;, da das in Serienproduktion hergestellte Boot eine nur der Gattung nach bestimmte Sache ist, in diesem Fall &#167; 480 Abs. 1 BGB als Anspruchsgrundlage zum Zuge kommt.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">4. Der Anspruch auf Neulieferung des Boots ist auch nicht deshalb ausgeschlossen, weil der Kl&#228;ger ein etwa bestehendes Wahlrecht zwischen Nachbesserung und Ersatzlieferung entsprechend &#167; 465 BGB verloren hat. Die Vorschrift des &#167; 465 BGB ist zwar auf den Fall wahlweise vereinbarter Rechte auf Nachbesserung oder Ersatzlieferung entsprechend anwendbar (vgl. BGH NJW 1970, 1502). Der Kl&#228;ger hat aber ein Wahlrecht zwischen Nachbesserung und Ersatzlieferung - vorausgesetzt beide Rechte waren vertraglich wirksam nebeneinander einger&#228;umt - nicht verloren, weil sich die Parteien &#252;ber die vom Kl&#228;ger zun&#228;chst verlangte Nachbesserung nie einig geworden sind. Ein solches Einverst&#228;ndnis setzt voraus, da&#223; es vom Verk&#228;ufer bedingungs- und vorbehaltslos erkl&#228;rt wird und da&#223; die Mangelhaftigkeit des Gegenstandes zwischen den Parteien unstreitig ist (vgl. Staudinger-Honsell, BGB, 12. Aufl., &#167; 465 Randnummern 8 und 9; BGH NJW 61, 117/118). Ein vorbehaltsloses Einverst&#228;ndnis kann aber weder im Schreiben der Beklagten vom 5. November 1984 gesehen werden, noch ist es irgendwann zu einem sp&#228;teren Zeitpunkt erkl&#228;rt worden; denn die Beklagte hat die Nachbesserung nur "in dem zwischen den Parteien vereinbarten Rahmen" (vgl. ihr Schreiben vom 5. November 1984 und die Inbezugnahme dieses Schreibens im Schreiben vom 18. April 1985) durchf&#252;hren wollen, da&#223; hei&#223;t gem&#228;&#223; b) ihrer "Besonderen Gesch&#228;ftsbedingungen" vom 7. April 1984 stets von der frachtfreien Anlieferung des Boots durch den Kl&#228;ger bei der Beklagten oder der von ihr benannten Service-Station in xxx abh&#228;ngig gemacht. Das ergibt sich klar und unmi&#223;verst&#228;ndlich aus der Telefonnotiz des Zeugen xxx vom 20./22. November 1984 (Bl. 92 d.A.) und ebenso deutlich aus dem mit Schriftsatz vom 2. Oktober 1986 &#252;berreichten vorgefertigten Brief (Bl. 147 d.A.), den die Beklagte dem Kl&#228;ger Ende Januar 1985 - zusammen mit den Durchschriften zweier Reparaturauftr&#228;ge an den Reparaturausf&#252;hrer xxx - zugesandt hat mit der Bitte, ein Exemplar unterschrieben zur&#252;ckzuschicken.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Dem Verlangen der Beklagten auf frachtfreie Anlieferung des Boots steht aber entgegen, da&#223; die in b) Satz 2 enthaltene Regelung gem&#228;&#223; &#167; 11 Nr. 10 c AGB-Gesetz unwirksam ist. Bei den sogenannten "Besonderen Gesch&#228;ftsbedinggungen" handelt es sich n&#228;mlich nicht um eine Individualvereinbarung, die zwischen den Parteien besonders ausgehandelt worden ist, sondern um f&#252;r eine Vielzahl von Vertr&#228;gen vorformulierte Vertragsbedingungen, mithin um Allgemeine Gesch&#228;ftsbedingungen im Sinne von &#167; 1 AGB-Gesetz, die nur deshalb einen &#228;u&#223;erlich gesonderten Bestandteil des Vertrags bilden, um den Eindruck zu erwecken, als seien sie zwischen den Parteien im einzelnen ausgehandelt worden.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Abgesehen von dem nicht berechtigten Vorbehalt der Beklagten auf frachtfreie Anlieferung des Boots bestand aber auch auf Seiten des Kl&#228;gers zu keinem Zeitpunkt Einverst&#228;ndnis mit der von der Beklagten erkl&#228;rten Bereitschaft, Nachbesserung im Rahmen der Sachverst&#228;ndigengutachten durchzuf&#252;hren; denn bis zuletzt hat er die Beklagte - unabh&#228;ngig von den Feststellungen des Sachverst&#228;ndigen xxx - zur Beseitigung s&#228;mtlicher von ihm ger&#252;gter M&#228;ngel aufgefordert (vgl. sein Schreiben vom 5. Juni 1985 Bl. 102 ff. d.A.), insbesondere sein Verlangen nach "allumfassender Abdichtung" des Boots aufrechterhalten und noch in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat auf der Lieferung eines neuen Decks bestanden.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Da eine Einigung der Parteien &#252;ber die Nachbesserung mithin nicht zustandegekommen ist, war der Kl&#228;ger nicht gehindert, von seinem urspr&#252;nglichen Verlangen auf Nachbesserung zur Ersatzlieferung &#252;berzugehen.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Wie das Landgericht zutreffend angenommen hat, kann sich die Beklagte auch nicht auf die Einrede der Verj&#228;hrung berufen.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">5. Der Kl&#228;ger hat den Anspruch auf Neulieferung aber verloren, weil er das Boot nach &#220;bergang zum Anspruch auf Ersatzlieferung mit Schreiben vom 12. Juli 1985 (Bl. 111 d.A.) in erheblichem Umfang weiterbenutzt hat und weil es der Beklagten, die die Produktion dieses Bootstyps im Fr&#252;hsommer 1985 eingestellt hat, angesichts des geringen Umfangs und der geringen Bedeutung der vom Sachverst&#228;ndigen xxx festgestellten M&#228;ngel nicht zuzumuten ist, die Kosten aufzuwenden, die erforderlich sind, um jetzt noch ein Ersatzboot dieses Typs in Einzelproduktion anzufertigen.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">a) Solange sich der K&#228;ufer noch nicht entschlossen hat, Ersatzlieferung oder R&#252;ckg&#228;ngigmachung des Vertrags zu verlangen, kann es ihm nicht verwehrt werden, die ihm &#252;bereignete Sache zu benutzen, mag diese Benutzung auch ohne weiteres eine Verschlechterung zur Folge haben. Anders ist die Frage aber von dem Zeitpunkt an zu beurteilen, in dem der K&#228;ufer Neulieferung des Vertragsgegenstandes oder Wandlung des Vertrags verlangt. Nunmehr hat an die Stelle der R&#252;cksicht auf den eigenen Bedarf, auf den Zweck, zu dem der Kaufgegenstand erworben wurde, die R&#252;cksicht auf die Belange des Verk&#228;ufers zu treten, der die Sache zur&#252;cknehmen soll (vgl. RGZ 145, 79/83).</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Auf Grund der vor dem Berufungsgericht durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme steht zur &#220;berzeugung des Senats fest, da&#223; der Kl&#228;ger die Yacht auch nach der mit Schreiben vom 12. Juli 1985 verlangten Ersatzlieferung bis zum Ende der Saison 1985 und w&#228;hrend der ganzen Saison 1986 ununterbrochen als Hausboot weiterbenutzt hat. Der Zeuge xxx hat glaubhaft bekundet, da&#223; das Schiff bis Ende 1986 st&#228;ndig benutzt und als letztes Boot an Land gezogen worden sei. Abgesehen von der berufsbedingten Abwesenheit des Kl&#228;gers, w&#228;hrend der er nur die Zeugin xxx auf dem Schiff gesehen habe, habe er sowohl den Kl&#228;ger als auch dessen Lebensgef&#228;hrtin laufend auf dem Boot gesehen. Da seine - des Zeugen - Arbeitszeit um 7.00 Uhr morgens beginne und er schon um 6.30 Uhr zum Anlegeplatz komme, habe er auch beobachtet, da&#223; der Kl&#228;ger und seine Lebensgef&#228;hrtin auf dem Boot geschlafen h&#228;tten. Das schlie&#223;e er jedenfalls daraus, da&#223; sie fr&#252;h morgens zum Waschen ins Waschhaus gegangen seien. Seine Feststellungen habe er sowohl w&#228;hrend der Woche als auch an den Wochenenden getroffen. Er habe auch die Bootsheizung laufen geh&#246;rt. Der Kl&#228;ger habe das Boot nicht nur mit Motorkraft bewegt, sondern auch die Segel gesetzt. Im vergangenen Jahr sei das Boot 1 1/2 Monate lang gar nicht am Anlegeplatz gewesen.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Diese Aussage des Zeugen xxx deckt sich im wesentlichen mit der der Zeugin xxx. Letztere hat zwar in Abrede gestellt, auf dem Boot gewohnt und geschlafen zu haben, gleichzeitig aber einger&#228;umt, da&#223; sie das Boot w&#228;hrend der Sommersaison wenigstens 3 mal w&#246;chentlich gel&#252;ftet, geputzt und gewaschen habe und da&#223; sie und der Kl&#228;ger sich auf dem Boot gesonnt und ab und zu auch mal eine Tasse Kaffee gekocht h&#228;tten. Der Kl&#228;ger und sie seien auch zwischen 10.00 und 12.00 Uhr vormittags zum Duschen ins Waschhaus gegangen. Sie habe auch Kleidung zum Wechseln und Decken zum Schlafen an Bord.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Die Zeugin hat ferner bekundet, da&#223; der Kl&#228;ger das Boot 1985 und 1986 etwa 4 bis 5 mal im Monat zum Segeln auf dem xxx und auf der xxx benutzt habe, im laufenden Jahr allerdings noch nicht, weil sie im Krankenhaus gelegen und der Kl&#228;ger keine Zeit gehabt habe.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Ehe das Boot im November 1986 als letztes an Land geholt worden sei, sei es 1 1/2 Monate lang weggewesen, sie wisse aber nicht, wo es w&#228;hrend dieser Zeit gewesen sei. Der Kl&#228;ger habe ihr das nicht erz&#228;hlt und sie habe auch nicht danach gefragt. Sie habe mit dem Kl&#228;ger auch auf dem Boot Urlaub gemacht. Der Urlaub habe ein paar Monate gedauert, weil der Kl&#228;ger solange Urlaub gehabt habe.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Da die mit dem Eid bekr&#228;ftigten Aussagen beider Zeugen in wesentlichen Punkten &#252;bereinstimmen, hat der Senat keine Bedenken, davon auszugehen, da&#223; der Kl&#228;ger das Boot entgegen seiner Darstellung auch nach dem Schreiben vom 12. Juli 1985 weiterhin regelm&#228;&#223;ig als Hausboot benutzt hat, ohne da&#223; es darauf ankommt, ob das Boot w&#228;hrend der 1 1/2-monatigen Abwesenheit im Herbst 1986 unbenutzt bei dem Bootshaus xxx in xxx gelegen hat (so die unter Beweis gestellte Behauptung des Kl&#228;gers im Schriftsatz vom 10. Juni 1987) oder ob es f&#252;r einen l&#228;ngeren Turn nach xxx usw. benutzt worden ist (so die Behauptung der Beklagten im Schriftsatz vom 18. Mai 1987).</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Schon durch die Weiterbenutzung in dem vom Senat festgestellten Umfang hat der Kl&#228;ger n&#228;mlich seinen Anspruch auf Lieferung eines Ersatzboots und sein Recht, den Vertrag r&#252;ckg&#228;ngig zu machen, verloren.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">In der Rechtsprechung ist anerkannt, da&#223; der einigerma&#223;en dauernde Weitergebrauch einer fehlerhaften Sache mit dem Wandlungsbegehren des K&#228;ufers an sich nicht vereinbar ist (vgl. BGH MDR 1955, 464; BGH NJW 1958, 1773; BGH NJW 1960, 2331), weil der K&#228;ufer vom Augenblick seiner Wandlungserkl&#228;rung an verpflichtet ist, auf die Belange des Verk&#228;ufers R&#252;cksicht zu nehmen (vgl. RGZ 145, 79/83). Gleichwohl schlie&#223;t die Weiterbenutzung der Kaufsache allein das Wandlungsrecht grunds&#228;tzlich nicht aus (vgl. BGH NJW 1984, 1526).</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Tritt durch die Weiterbenutzung vor Vollziehung der Wandlung eine wesentliche Verschlechterung der Sache ein, so kann sich der Wandlungsverpflichtete gem&#228;&#223; &#167; 467 Satz 1 in Verbindung mit &#167; 351 BGB auf den Wegfall seiner Verpflichtung berufen, es sei denn, da&#223; dem Berechtigten Rechtfertigungsgr&#252;nde zur Seite stehen, die der Annahme entgegenstehen, der K&#228;ufer habe die Verschlechterung der Sache im Sinne des &#167; 351 BGB verschuldet (vgl. BGH MDR 1955, 464 = BGH LM &#167; 351 Nr. 2 f&#252;r den Fall der Weiterbenutzung einer vom Verk&#228;ufer eingebauten Kinobestuhlung; BGH NJW 1958, 1773 f&#252;r den Fall der Weiterbenutzung eines Raupenladeger&#228;ts; BGH NJW 1960, 2331). Entsprechendes gilt gem&#228;&#223; &#167; 480 Abs. 1 Satz 2 in Verbindung mit &#167;&#167; 467 Satz 1, 351 BGB f&#252;r den gesetzlichen Nachlieferungsanspruch; nichts anderes kann f&#252;r den vertraglich vereinbarten Ersatzlieferungsanspruch gelten.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Abgesehen von dem Fall einer schuldhaften Verschlechterung der mangelhaften Kaufsache kann in dem Weitergebrauch der Sache durch den K&#228;ufer unter Umst&#228;nden auch der Ausdruck seines Willens gesehen werden, den Gegenstand zu behalten, wenn das Verhalten des K&#228;ufers objektiv nach Treu und Glauben im Verkehr so zu w&#252;rdigen ist. Schlie&#223;en jedoch besondere Umst&#228;nde die Annahme einer Aufgabe des Rechts auf Wandlung durch Verzicht aus, so kann dessen ungeachtet eine Verwirkung dieses Rechts angenommen werden, wenn dem K&#228;ufer nach Treu und Glauben die Berufung auf den Anspruch auf Wandlung zu versagen ist (vgl. BGH NJW 1958, 1773; BGH NJW 1960, 2331; OLG xxx BB 1955, 916). Da die Interessenlage dieselbe ist, bestehen keine Bedenken, diese Grunds&#228;tze auch auf den gesetzlichen und den vertraglich vereinbarten Ersatzlieferungsanspruch zu &#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Umst&#228;nde, die f&#252;r eine &#252;berm&#228;&#223;ige Abnutzung des Boots durch den Kl&#228;ger in den letzten 2 Jahren sprechen, sind weder vorgetragen noch ersichtlich, so da&#223; von einer durch die Weiterbenutzung eingetretenen wesentlichen Verschlechterung des Boots im Sinne der &#167;&#167; 467 Satz 1, 351 BGB ohne weitere Sachaufkl&#228;rung nicht ausgegangen werden kann.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Der Annahme eines Verzichts durch schl&#252;ssiges Verhalten steht entgegen, da&#223; der Kl&#228;ger am Ersatzlieferungsanspruch immer festgehalten und seinen auf Ersatzlieferung, hilfsweise auf Wandlung gerichteten Klageantrag bis zum Schlu&#223; der m&#252;ndlichen Verhandlung aufrechterhalten hat (vgl. BGH NJW 1984, 1525/1526). In seinem Verhalten kann daher auch nicht der Ausdruck seines Willens gesehen werden, das Boot zu behalten.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Dem Ersatzlieferungs- und dem Wandlungsbegehren des Kl&#228;gers steht aber der Einwand der unzul&#228;ssigen Rechtsaus&#252;bung in Form des Verbots widerspr&#252;chlichen Verhaltens entgegen (vgl. BGH NJW 1984, 1525/1526). Wie bereits erw&#228;hnt, schlie&#223;t zwar die Weiterbenutzung allein Wandlung und Ersatzlieferung grunds&#228;tzlich nicht aus (vgl. Staudinger-Honsell BGB 12. Aufl., &#167; 467 Randnummer 12; BGH NJW 1984, 1525/1526). Vielmehr kann nur auf Grund einer umfassenden Abw&#228;gung der beiderseitigen Interessen entschieden werden, wobei alle Umst&#228;nde des Einzelfalls heranzuziehen sind. Diese unter Billigkeitsgesichtspunkten durchzuf&#252;hrende Abw&#228;gung f&#252;hrt unter den gegebenen Umst&#228;nden aber zu einem Ausschlu&#223; beider Rechte.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Da der Kl&#228;ger die Segelyacht allein f&#252;r seinen privaten Gebrauch angeschafft hat, k&#246;nnen die f&#252;r die Weiterbenutzung einer Maschine sprechenden Gesichtspunkte: wie ihre Notwendigkeit zur Weiterf&#252;hrung des Betriebs (vgl. BGH NJW 1984, 1525/1526) und/oder zur Abwendung erheblicher Folgesch&#228;den (vgl. RGZ 145, 79/84) oder der hohe Wert der dem Verk&#228;ufer zu ersetzenden Gebrauchsvorteile (vgl. BGH NJW 1958, 1773) den Weitergebrauch des Schiffs hier nicht rechtfertigen. Auch die f&#252;r die Weiterbenutzung eines Autos sprechenden Grunds&#228;tze (vgl. BGH NJW 1971, 1809/1810) sind nicht ohne weiteres auf ein Schiff &#252;bertragbar. F&#252;r dessen Weiterbenutzung durch den Kl&#228;ger spricht allein der anderenfalls notwendige Verzicht auf Freizeitgenu&#223;. Dieser Gesichtspunkt allein kann den Weitergebrauch unter den besonderen hier vorliegenden Umst&#228;nden aber nicht rechtfertigen, wenn man bedenkt, da&#223; die vom Sachverst&#228;ndigen festgestellten M&#228;ngel - jedenfalls einzeln f&#252;r sich gesehen - so unbedeutend sind, da&#223; sie - wie vom Kl&#228;ger urspr&#252;nglich selbst so vorgesehen (vgl. seine Antragsschrift Seite 3 Bl. 3 der Beweissicherungsakten 3 H 14/85 Amtsgericht xxx und seinen Schriftsatz vom 24. April 1985 Blatt 33 der Beweissicherungsakten) - ohne gro&#223;en Aufwand und, ohne da&#223; der Kl&#228;ger auf die Benutzung der Yacht h&#228;tte verzichten m&#252;ssen, durch einen Fremdunternehmer h&#228;tten beseitigt werden k&#246;nnen. Wer selbst geringf&#252;gige und leicht zu beseitigende M&#228;ngel, die den Gebrauch der Sache nur unwesentlich beeintr&#228;chtigen, zum Anla&#223; nimmt, den Kaufgegenstand "umzutauschen" oder Zug-um-Zug gegen R&#252;ckzahlung des Kaufpreises zur&#252;ckzugeben, mu&#223; sich jeglichen Weitergebrauchs des Gegenstands, der notwendigerweise eine &#252;ber den durch Alterung verursachten normalen Wertverlust hinausgehende Abnutzung zur Folge hat, enthalten, will er sich nicht in Widerspruch zu seinem eigenen Verhalten setzen. Eine Ausnahme von dieser Regel ist jedenfalls nicht schon deshalb gerechtfertigt, weil der Kl&#228;ger anderenfalls Freizeitfreuden entbehren mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Hiernach hat der Kl&#228;ger durch die Weiterbenutzung des Boots sowohl seinen Anspruch auf Ersatzlieferung als auch sein hilfsweise geltend gemachtes Recht auf Wandlung des Vertrags verloren.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">b) Der Anspruch auf Ersatzlieferung scheitert dar&#252;ber hinaus auch daran, da&#223; es der Beklagten nach Treu und Glauben nicht zumutbar ist, ein Ersatzboot des dem Kl&#228;ger verkauften Typs jetzt noch herzustellen, nachdem sie - wie der Zeuge xxx bei seiner Vernehmung vor dem Senat glaubhaft bekundet hat - die Produktion dieses Bootstyps zum Sommer 1985 eingestellt und die zum Bau notwendigen Formen im vergangenen Jahr vernichtet hat. Es sind zwar F&#228;lle denkbar, in denen es der Beklagten verwehrt w&#228;re, sich gegen&#252;ber dem Ersatzlieferungsverlangen eines Kunden auf die Vernichtung der zur Herstellung des Ersatzboots notwendigen Formen zu berufen, wenn sie vernichtet worden sind, w&#228;hrend ein Rechtsstreit &#252;ber den Ersatzlieferungsanspruch anh&#228;ngig ist. Angesichts der Geringf&#252;gigkeit der vom Sachverst&#228;ndigen festgestellten M&#228;ngel ist es der Beklagten unter den gegebenen Umst&#228;nden aber nicht zuzumuten, mit hohem Kostenaufwand zun&#228;chst die zum Bau eines Ersatzschiffs notwendigen Formen und anschlie&#223;end ein Boot jenes - seit 2 Jahren ausgelaufenen - Programms in Einzelarbeit herzustellen.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">6. Unber&#252;hrt von alledem bleibt jedoch das Recht des Kl&#228;gers auf Minderung des Kaufpreises (vgl. Staudinger-Honsell BGB 12. Aufl., &#167; 467 Randnummer 12). Insoweit hat sein Hilfsantrag teilweise Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Da keine Anhaltspunkte f&#252;r einen die zur Wiederherstellung eines einwandfreien Zustands notwendigen Reparaturkosten &#252;bersteigenden Minderwert gegeben sind, ist auf der Grundlage der Gutachten xxx von einem Minderungsbetrag von insgesamt 4.604,-- DM auszugehen. Hierbei hat der Senat ber&#252;cksichtigt, da&#223; die Lohnkosten seit Erstattung der schriftlichen Gutachten - wie der Sachverst&#228;ndige bei seiner Anh&#246;rung vor dem Senat angegeben hat - um etwa 20% gestiegen sind und, da die M&#228;ngelbeseitigungskosten &#252;berwiegend Lohnkosten beinhalten, ohne da&#223; der Sachverst&#228;ndige Lohn- und Materialkosten in seinen Gutachten scharf getrennt hat, - zugunsten des Kl&#228;gers - den vom Sachverst&#228;ndigen ermittelten Gesamtbetrag von 3.000,-- DM um 20% erh&#246;ht und 14% Mehrwertsteuer hinzugerechnet. Um alle Unw&#228;gsamkeiten zu ber&#252;cksichtigen, hat der Senat ferner zum Ausgleich eines eventuell verbleibenden merkantilen Minderwerts bei der Gr&#246;&#223;enordnung der Reparaturkosten zugunsten des Kl&#228;gers noch weitere 500,-- DM hinzugesetzt. Daf&#252;r, da&#223; bei einwandfreier Reparatur ein technischer Minderwert verbleibt, sind Anhaltspunkte nicht ersichtlich. Der dem Kl&#228;ger zustehende Minderungsbetrag bel&#228;uft sich daher auf insgesamt 4.604,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Entsprechend ist das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 91, 97, 92, 708 Ziffer 10, 711, 546 Abs. 2 ZPO.</p>
315,461
lg-bonn-1987-06-25-8-s-7387
{ "id": 804, "name": "Landgericht Bonn", "slug": "lg-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
8 S 73/87
"1987-06-25T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:22"
"2019-03-27T09:43:04"
Urteil
ECLI:DE:LGBN:1987:0625.8S73.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das Urteil des Amtsgerichts Siegburg vom 19. Januar 1987 - 10 C 82/87 - abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 1.306,40 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 31. Oktober 1985 zu zahlen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits, einschlie&#223;lich der Berufung, tr&#228;gt der Beklagte.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes&#160; wird gem&#228;&#223; &#167; 541 Abs. I ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die gem&#228;&#223; &#167;&#167; 516, 518, 519 ZPO zul&#228;ssige Berufung der Kl&#228;gerin hat auch in der Sache Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht gegen den Beklagten ein Anspruch aus &#220;bergegangenem Recht wegen Verletzung der Verkehrssicherungspflicht zu, &#167; 116 SGB X in Verb. mit &#167; 823 Abs. 1 BGB. Der Beklagte hat die ihm f&#252;r den Betrieb des Kinderkarussells obliegende Verkehrssicherungspflicht verletzt, weil er die Berg- und Talbahn nicht mit Sicherheitsb&#252;geln ausr&#252;stete.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Jeder, der im Verkehr Gefahrenquellen schafft, hat die notwendigen Vorkehrungen zum Schutz Dritter zu treffen. Da eine Verkehrssicherung, die jeden Unfall ausschlie&#223;t, nicht erreichbar ist, muss nicht f&#252;r alle denkbaren, entfernten M&#246;glichkeiten eines Schadenseintritts Vorsorge getroffen werden. Vielmehr sind nur diejenigen Vorkehrungen zu treffen, die im Rahmen des Zumutbaren geeignet sind, Gefahren von Dritten abzuwenden, die bei bestimmungsgem&#228;&#223;er und/oder nicht ganz fernliegender bestimmungswidriger Benutzung drohen (vgl. BGH in NJW 1978, 5. 1629). Dabei ist von den tats&#228;chlichen Erkenntnissen und technischen M&#246;glichkeiten im jeweils zu &#252;berpr&#252;fenden Zeitpunkt auszugehen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Bei der von dem Beklagten betriebenen Anlage handelt es sich, wie der Sachverst&#228;ndige M vom T&#220;V Rheinland, zust&#228;ndig f&#252;r "Fliegende Bauten", ausgef&#252;hrt hat, um eine Berg- und Talbahn, Baujahr 1949, deren Drehzahl und Geschwindigkeit durch einen Wasser-Anlasser geregelt ist. Hierdurch wird eine sanfte und stufenlose Beschleunigung erreicht. Die erzielte Geschwindigkeit ist dabei abh&#228;ngig von der Wassertemperatur und dem Salzgehalt. des Wassers (Dem Wasser wird Salz beigef&#252;gt). Die Anlage hat eine Soll-Geschwindigkeit von 9 Umdrehungen pro Minute, was 4m/sec. oder ca. 15 km/h entspricht, und geh&#246;rt damit zu den sogenannten schnell laufenden Fahrgesch&#228;ften.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Es mag fraglich sein, ob f&#252;r eine derartige Anlage, f&#252;r die der Beklagte eine Betriebserlaubnis besitzt und die f&#252;r den Verkehr zugelassen ist, generell zus&#228;tzliche Sicherheitseinrichtungen erforderlich sind. Jedenfalls waren hier wegen der besonderen Umst&#228;nde Sicherheitseinrichtungen erforderlich, auch wenn, wie der Sachverst&#228;ndige M ausf&#252;hrte, f&#252;r alte Bahnen solcher Art Sicherheitsb&#252;gel nicht &#252;blich sind. Der Sachverst&#228;ndige machte aber ebenso deutlich, da&#223; nach dem heutigen Stand der Sicherheitsvorschriften diese Anlage nicht mehr f&#252;r den Betrieb zugelassen w&#252;rde. Um dem Sicherheitsstandard zu entsprechen, w&#228;re entweder eine Vorrichtung zum Halten oder ein Querb&#252;gel, der verschlie&#223;bar ist, erforderlich. Hinzu kommt, da&#223; die von dem Beklagten betriebene Bahn, wie auch der Pr&#252;fungsbericht vom 04.07.1986 ausweist, eine Ist-Geschwindigkeit von 9,5 Umdrehungen pro Minute erreicht. Dar&#252;berhinaus legte der Sachverst&#228;ndige aber auch dar, da&#223; diese Berg- und Talbahn bei &#220;berpr&#252;fungen eine Geschwindigkeit von 11 Umdrehungen = 4,8 m/sec., handgestoppt sogar 12 Umdrehungen, erreichte. In den Richtlinien f&#252;r den Bau und Betrieb "Fliegender Bauten&#8220; des Innenministers von Nordrhein-Westfalen&#160; i.d.F. vom April 1977 (SMBl NW 23213) wird in Ziffer 5.3.1.6 darauf hingewiesen, da&#223; darauf zu achten ist, da&#223; der im Pr&#252;fungsbuch festgesetzte Geschwindigkeitsbereich eingehalten wird. Es muss ferner ber&#252;cksichtigt werden, da&#223; durch die abwechselnde und sich schnell &#228;ndernde Hoch-/Tiefbewegung der Bahn die K&#246;rperhaftung der sitzenden Person vermindert wird und der K&#246;rper in eine instabile Lage ger&#228;t. Die sich daraus ergebenden Gefahren sind f&#252;r Kinder, die Benutzer des Karussells, nicht erkennbar. Auch wenn die Fahrt mit einer solchen Bahn gewisse Gefahren in sich birgt, die den Reiz dieses Vergn&#252;gens ausmachen, so darf nicht verkannt werden, da&#223; Kinder, auch &#228;ltere Kinder wie hier die 10j&#228;hrige Zeugin N, sich w&#228;hrend der Fahrt nicht ruhig verhalten, sondern durch andere Einfl&#252;sse, wie z.B. Musik, Zurufen von Freunden und dgl., abgelenkt und hierdurch verleitet werden, die Gefahr zu vergessen. Dies ist dem Beklagten als dem Betreiber der Anlage bekannt, zumindest aber erkennbar. Die M&#246;glichkeit eines Unfalls war auch nicht nur ein ganz entfernt liegendes, unwahrscheinliches Ereignis, sondern eine realistische Gefahr. Vor dem hier in Rede stehenden Ereignis vom 03.06.1985 ereignete sich n&#228;mlich, wie der Sachverst&#228;ndige M mitteilte, bereits im Jahre 1982 bei derselben Bahn ein gleicher Unfall. Die Berg- und Talbahn des Beklagten entsprach somit objektiv nicht den zu stellenden Anforderungen. Es war erforderlich, diese Altanlage mit einer Schlie&#223;vorrichtung, d.h. Sicherheitsb&#252;gel, auszustatten. Eine derartige Ma&#223;nahme war auch zumutbar, zumal sp&#228;testens seit 1982 in den beteiligten Kreisen dar&#252;ber diskutiert wurde, ob der jetzige Sicherheitsstandard auch auf alte Anlagen zu erstrecken ist.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die fehlenden Sicherheitseinrichtungen waren auch f&#252;r das Hinausschleudern der Zeugin N aus einem der offenen Wagen der Bahn urs&#228;chlich. Mit einem verschlie&#223;baren Querb&#252;gel oder einem Umlegb&#252;gel, der gleichzeitig zum Festhalten dienen kann, w&#228;re das Hinausschleudern verhindert worden, da der K&#246;rper der Zeugin fixiert gewesen w&#228;re. Dem stehen die Bekundungen der Zeugin N - die anderen Zeugen konnten zum Unfallhergang keine Angaben machen - nicht entgegen, wonach sie w&#228;hrend der Fahrt nicht aufgestanden ist und sich auch nicht hingekniet habe, als sie sich auf Rufen ihrer Freunde nach diesen umdrehte und aus dem Wagen gefallen ist. Hinsichtlich diesen Bekundungen der Zeugin bestehen f&#252;r die Kammer Zweifel. Zum einen ist zu bedenken, da&#223; die Zeugin sich nach ihren Angaben in einer Drehbewegung befand, als es zum Unfall- kam. Zum anderen r&#228;umte die Zeugin ein, da&#223; sie nicht wei&#223;, wie "das" (Hinausschleudern) passiert ist, so da&#223; Zweifel hinsichtlich des Erinnerungsverm&#246;gens der Zeugin am Unfallhergang bestehen, zumal ihre Bekundung, sie sei nicht aufgestanden, ein Verhalten betrifft, das unmittelbar vor dem Unfallgeschehen liegt. Nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen M ist ein Hinausschleudern eines sitzenden Kindes nahezu unm&#246;glich, wenn mit der Bahn die normale, d.h. &#252;bliche Geschwindigkeit eingehalten wird. 0b das Karussell die &#252;bliche Geschwindigkeit eingehalten hat, ist in Anbetracht dessen, da&#223; mit der Bahn nicht unerheblich h&#246;here Geschwindigkeiten erreicht werden, keineswegs sicher.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Es kann daher nicht ausgeschlossen werden, da&#223; die Berg- und Talbahn eine nicht zul&#228;ssige Geschwindigkeit fuhr und diese daher zumindest f&#252;r das Hinausschleudern miturs&#228;chlich war. Unter Ber&#252;cksichtigung des im Jahre 1982 erfolgten Unfalls sowie der in den beteiligten Kreisen diskutierten Frage, ob Altanlagen auf den heutigen Sicherheitsstandard nachzur&#252;sten sind, und des Umstandes, da&#223; das Karussell h&#246;here Geschwindigkeiten als die zul&#228;ssige H&#246;chstgeschwindigkeit von 9 Umdrehungen pro Minute erreicht, hat der Beklagte die im Verkehr erforderliche Sorgfalt au&#223;er Acht gelassen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Es kann hier offen bleiben, ob die Zeugin N w&#228;hrend der Fahrt., wie der Beklagte behauptet, aufgestanden ist und die Kl&#228;gerin sich deshalb ein Mitverschulden der Zeugin entgegenhalten lassen muss. Die Zeugin hat Entsprechendes nicht bekundet, jedoch bestehen insoweit, wie oben dargelegt, Zweifel. Jedoch hat die Kl&#228;gerin ein etwaiges durch ein Aufstehen w&#228;hrend der Fahrt bedingtes Mitverschulden der Zeugin mit 2/3 hinreichend ber&#252;cksichtigt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Da die von der Kl&#228;gerin durch den Unfall der Zeugin N veranlassten Aufwendungen f&#252;r den Krankenhausaufenthalt und die Transportkosten in H&#246;he von insgesamt 3.919,20 DM unstreitig sind, ist der geltend gemachte Betrag von 1.306,40 DM gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch begr&#252;ndet sich aus &#167;&#167; 284 Abs. 1, 288 Abs. 1 BGB.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Gegenstandswert der Berufung: 1.306,40 DM</p>
315,462
lagham-1987-06-25-4-sa-26986
{ "id": 794, "name": "Landesarbeitsgericht Hamm", "slug": "lagham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 Sa 269/86
"1987-06-25T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:24"
"2019-03-27T09:43:03"
Beschluss
ECLI:DE:LAGHAM:1987:0625.4SA269.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 05.12.1985 verk&#252;ndete Urteil des Arbeitsgerichts Hamm wird auf seine Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>Tatbestand</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat im Jahre 1976 einen Leiter des Verkehrsamtes gesucht. In der Zeitschrift "Der Fremdenverkehr" 8/76 hat sie die Stelle als ausbauf&#228;hig bezeichnet und darauf hingewiesen, die Verg&#252;tung erfolge nach BAT IV a/III.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der 46 Jahre alte Kl&#228;ger ist am 01.01.1977 als Verkehrsamtsleiter in die Dienste der Beklagten getreten.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">In &#167; 2 des Arbeitsvertrages vom 03.01.1977 (Bl. 22/23) ist folgendes festgelegt worden:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsverh&#228;ltnis richtet sich nach den Vorschriften des Bundes-Angestelltentarifvertrages (BAT) und der zus&#228;tzlich abgeschlossenen Tarifvertr&#228;ge - insbesondere des Bezirks-Zusatztarifvertrages hierzu (BZT-A/NRW) - in der jeweils geltenden Fassung.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das gleiche gilt f&#252;r die an deren Stelle tretenden Tarifvertr&#228;ge. Daneben finden die f&#252;r Angestellte des Arbeitgebers jeweils sonstigen Tarifvertr&#228;ge Anwendung.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist in &#167; 6 des Arbeitsvertrages in die VergGr. IV a eingruppiert worden. Wiederholt, erstmalig mit Schreiben vom 22.11.1979 (Bl. 24), hat er erfolglos die Zuordnung zur VergGr. III verlangt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">In der Arbeitsplatzbeschreibung vom 21.01.1981 (Bl. 26 - 31) hat der Kl&#228;ger seine T&#228;tigkeit in folgende Arbeitsvorg&#228;nge gegliedert:</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Entwicklung von Fremdenverkehrsangeboten&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 8 %</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Fremdenverkehrswerbung&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Innere Werbung&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 31&#160;%&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">&#196;u&#223;ere Werbung&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 19 %</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">&#214;ffentlichkeitsarbeit&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;12 %</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Verkaufsf&#246;rderung&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160; 12 %</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Verkauf von Fremdenverkehrsangeboten&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 10 %</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Innerbetriebliche Organisation&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;5 %</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Fremdenverkehrsstatistik&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160; 3 %</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Mit der am 29.03.1985 bei dem Arbeitsgericht in Hamm eingegangenen Klage erstrebt der Kl&#228;ger die VergGr. III ab 01.01.1981.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat vorgetragen, seine Arbeitsplatzbeschreibung baue auf den Grunds&#228;tzen des Marketings auf: Marktbeobachtung, Produktentwicklung, Werbung, &#214;ffentlichkeitsarbeit, Verkaufsf&#246;rderung, Verkauf.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Auf seine Initiative sei 1981 die V KG, Augsburg, beauftragt worden, ein Konzept f&#252;r die Weiterentwicklung des N2-Fremdendverkehrs zu erstellen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Seit Mai 1982 diene die Arbeit dieser Unternehmensberatung als Grundlage f&#252;r die Fremdenverkehrsarbeit im Rahmen eines Gesamtkonzepts, wobei sich eine Basisgruppe entwickelt habe.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Dem Verkehrsamt und insbesondere ihm als Verkehrsamtsleiter komme in Bereichen wie Koordination und Motivation eine Schl&#252;sselfunktion zu. In vertraulichen Gespr&#228;chen berate er Betriebsinhaber, um die zum Teil seit mehreren Generationen bestehenden Betriebe den heutigen Leistungsanforderungen anzupassen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Fremdenverkehr als Wirtschaftszweig habe f&#252;r die Gemeinde N2 herausragende Bedeutung.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Er habe die Aufgabe, hier Entwicklungsarbeit zu leisten, wobei seine T&#228;tigkeit ein erhebliches Ma&#223; an Verantwortung und insbesondere auch an Kreativit&#228;t erfordere.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Er ben&#246;tige Kenntnisse im Marketing, dar&#252;ber hinaus aber auch allgemeines betriebswirtschaftliches und volkswirtschaftliches Wissen in den verschiedensten Teilbereichen. Auch verlange sein Aufgabengebiet Kenntnisse im Reise- recht, im Wettbewerbsrecht, im Melderecht, im Beherbergungsstatistik-Gesetz sowie im Beherbergungsvertragsrecht.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; die Beklagte verpflichtet ist, den &#8226; Kl&#228;ger ab 01.01.1981 in die VergGr. III BAT einzugruppieren und dem Kl&#228;ger die daraus sich ergebende Verg&#252;tung zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Sie hat bestritten, da&#223; die T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers gr&#252;ndliche, umfassende Fachkenntnisse erfordere.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Arbeit der Unternehmensberatung k&#246;nne dem Kl&#228;ger nicht zugerechnet werden.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Gleiches gelte f&#252;r die Ums&#228;tze im Gro&#223;- und Au&#223;enhandel sowie im Gastst&#228;ttengewerbe.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger Verg&#252;tung nach der VergGr. III f&#252;r die Jahre 1981 und 1982 verlange, erhebe sie die Einrede der Verj&#228;hrung.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht Hamm hat durch das am 05.12.1985 verk&#252;ndete Urteil die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung hat der Vorderrichter ausgef&#252;hrt, es sei dem Kl&#228;ger nicht gelungen darzulegen, da&#223; er sich durch die besondere Schwierigkeit und die Bedeutung seines Aufgabengebietes aus der VergGr. IV b heraushebe. Er h&#228;tte f&#252;r einen l&#228;ngeren Zeitraum vortragen m&#252;ssen, welche konkreten Arbeitsvorg&#228;nge er im einzelnen verrichtet habe, welcher Anteil der Gesamtarbeitszeit auf die einzelnen Arbeitseinheiten entfallen sei und welche Kenntnisse und Erfahrungen er zur Erledigung seiner Arbeiten habe einsetzen m&#252;ssen. Die umfangreichen Unterlagen, die der Kl&#228;ger eingereicht habe, seien nicht geeignet, seinen Anspruch schl&#252;ssig zu begr&#252;nden, da sie nichts &#252;ber die Qualifikation der einzelnen verrichteten T&#228;tigkeiten aussagten. Es sei nicht erkennbar, warum sich sein Aufgabengebiet durch besondere Schwierigkeit heraushebe und worin die besondere Bedeutung liege. M&#246;glicherweise spielten die Auswirkungen des Fremdenverkehrs auf die Gemeinde N2 eine Rolle, doch falle hier ins Gewicht, da&#223; in die Entwicklung unstreitig viele Personen einbezogen seien. Ein Gro&#223;teil der T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers bestehe in der F&#252;hrung von Gespr&#228;chen, dem Auswerten von Material sowie in der Erarbeitung von Konzepten, deren Wiksamkeit nicht leicht me&#223;bar sei. Die detaillierten Beschreibungen der verrichteten T&#228;tigkeiten erm&#246;glichten keine Einordnung unter die in Rede stehenden tarifvertraglichen Begriffe.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Dieses Urteil ist dem Kl&#228;ger am 16.01.1986 zugestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Er hat mit dem am 13.02.1986 bei dem Landesarbeitsgericht eingegangenen</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Schriftsatz Berufung eingelegt.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsmittel ist nach Verl&#228;ngerung der Frist bis zum 14.04.1986 mit dem am 14.04.1986 bei dem Landesarbeitsgericht eingegangenen Schriftsatz begr&#252;ndet worden.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger stellt heraus, da&#223; die Leistungen eines Verkehrsamtes ganz entscheidend von der Einsatzfreude, der Kreativit&#228;t, der Weitsicht und dem Ideenreichtum seines Leiters abhingen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das Gutachten V habe er den fremdenverkehrsspezifischen Bereich nach sachlichen und fachlichen Gesichtspunkten herausgearbeitet. Er habe das gesamte Werbekonzept f&#252;r die "Mosaik-Schatulle" entworfen und entwickelt; die Idee, die Konzeption, die Gestaltungs- und Ausf&#252;hrungsdetails sowie &#252;ber 90 % der Fotos stammten von ihm.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Seinen Entw&#252;rfen und Entwickungen habe ein einheitliches Schema zugrunde gelegen: f&#252;r das Format, den Titel, die Unterscheidungshilfen, die Farben, die Such- und Vergleichsmerkmale, die Details f&#252;r Piktogrammerweiterungen oder Neuentwicklungen, die Hinweise auf Rechtsgrundlagen, Preisklarheit und Vergleichsm&#246;glichkeiten.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Der Wert seiner Arbeit bei den &#220;bersetzungshilfen liege darin, da&#223; es das von ihm entwickelte System bisher bundesweit noch nicht gebe. Auf drei 21 x 10 cm gro&#223;en Bl&#228;ttern w&#252;rden alle wesentlichen Hilfen f&#252;r die fremdsprachliche Auswertung der Angebotsverzeichnisse vorgelegt und unter Einschlu&#223; der wesentlichen Vertragsrechtsgrundlagen in englisch, franz&#246;sisch und niederl&#228;ndisch &#252;bersetzt. Wesentlich sei dabei ein von ihm angewandtes Piktogrammsystem, das sich durch alle Verzeichnisse gemeinsam ziehe und in dieser Form erstmalig so angewandt worden sei. So w&#252;rden mit ralativ geringem Aufwand platz-, papier-, porto- und somit insgesamt kostensparend Fremdenverkehrsmittel in vier Sprachen angeboten.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Initiative f&#252;r den Stra&#223;enplan sei von ihm ausgegangen. Von ihm stammten die kreativen Vorgaben: einheitliches Erscheinungsbild, einheitliches Format, Handlichkeit durch speziell entwickeltes Faltschema, Informations- und Nutzwert, viersprachige Auflage, kosteng&#252;nstiges Gesamtkonzept. Er habe die Dr&#252;ggelter L2 in die fremdenverkehrswirtschaftliche Nutzung eingestellt.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Folgende Ma&#223;nahmen habe er eingeleitet: Ver&#246;ffentlichungen in Fremdenverkehrsf&#252;hrern, diverse Presse- und Rundfunkver&#246;ffentlichungen, Kontaktausbau zu Wissenschaftlern, die sich u.a. mit den Fragen um die L2 befa&#223;ten, Ausbildung von 3 Fremdenf&#252;hrern f&#252;r die Dr&#252;ggelter L2, Informationseinrichtung an der L2, Wegebeschilderung zur L2.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Bei der Dr&#252;ggelter L2 handele es sich um ein &#252;berregional bedeutendes Kulturgut, welches &#252;ber die Grenzen der Bundesrepublik Deutschland hinausrage.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Er habe f&#252;r die Abschiedsveranstaltung des Gaugesch&#228;ftsf&#252;hrers des ADAC- Gaus Westfalen-West ein Konzept entwickelt, weiches dann auch realisiert worden sei.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Seine T&#228;tigkeit in der "Basisgruppe Weiterentwicklung N2 Fremdenverkehr" d&#252;rfe nicht heruntergespielt werden.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Initiative und die Motivation f&#252;r die "Informationsfahrt Steinhuder Meer" stammten von ihm. Hier sei es darum gegangen, den Entscheidungstr&#228;gern der Gemeinde N2 und des Zweckverbandes "Naturpark Arnsberger Wald" sowie dem Eigent&#252;mer der Talsperre, dem Ruhrtalsperrenverein, neue Orientierungshilfen f&#252;r die Weiterentwicklung in Richtung "Naturschutz und Fremdenverkehr" zu vermitteln.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angfochtenen Urteils festzustellen, da&#223; die Beklagte verpflichtet ist, den Kl&#228;ger ab 01.01.1983 in die VergGr. III BAT einzugruppieren und dem Kl&#228;ger die sich daraus ergebende Verg&#252;tung zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Sie betont, das Gutachten der Firma V sei in erster Linie vom Verkehrsverein N2 gew&#252;nscht und der Auftrag von der N2 GmbH erteilt worden. Die Gemeinde habe sich an den Kosten durch Gew&#228;hrung eines Zuschusses beteiligt.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Nicht alle Einzelprospekte der Werbeprospektsammlung "N2-Mosaik" stammten von dem Kl&#228;ger.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Der von dem Kl&#228;ger vorgelegte Stra&#223;enplan habe erhebliche Unrichtigkeiten aufgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Richtig sei, da&#223; das Verkehrsamt die "Dr&#252;ggelter L in die Werbung f&#252;r die Gemeinde N2 einbezogen habe.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die Fakten dieses Kulturdenkmals h&#228;tten jedoch festgelegen; eine besondere Erarbeitung durch das Verkehrsamt sei nicht erforderlich gewesen. Bei dem ADAC-Gautreffen habe es sich um eine technische Betreuung gehandelt.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Unzutreffend sei, da&#223; der Kl&#228;ger als Verkehrsamtsleiter Koordinator und Initiator der Basisgruppe sei.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Bei dieser "Basisgruppe" handele es sich um einen losen Zusammenschlu&#223; von verschiedenen Interessenten und Vereinen, die an der F&#246;rderung des Fremdenverkehrs beteiligt seien.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Richtig sei, da&#223; die Kontaktaufnahme f&#252;r die Informationsfahrt zum Steinhuder Meer bei dem Kl&#228;ger gelegen habe.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat in einer Anlage zum Schriftsatz vom 07.04.1987 (Bl. 210 ff) seine Aufgabengebiete und T&#228;tigkeiten wie folgt gegliedert:</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160; <strong><span style="text-decoration: underline;">Marktbeobachtung</span></strong></p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">1.1&#160; Marktdaten ermitteln</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">1.2&#160; G&#228;stebefragungen entwickeln und durchf&#252;hren</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">1.3&#160; &#214;rtliche Bestandserfassungen durchf&#252;hren</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">1.4&#160; Ergebnisse 1.1 - 1.3 analysieren und auf N2 umsetzen</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160; <strong><span style="text-decoration: underline;">Entwicklung eines Marketinqkonzeptes f&#252;r die</span></strong></p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration: underline;">Fremdenverkehrsgemeinde</span></strong></p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">3.&#160;&#160; <strong><span style="text-decoration: underline;">Angebotsentwicklung</span></strong></p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">3.1&#160; Urlaubs-, Erholungs- und Unterhaltungsprogramme entwickeln</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">3.2&#160; Wettbewerbsf&#228;hige Verkaufsangebote zusammenstellen und b&#252;ndeln</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">3.3&#160; Mit &#246;rtlichen Leistungstr&#228;gern verhandeln und Leistungsvertr&#228;ge abschlie&#223;en</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">4.&#160;&#160; <strong><span style="text-decoration: underline;">Innere Werbung</span></strong></p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">4.1&#160; &#220;berwachung der G&#228;stebetreuung</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">4.2&#160; Entwicklung neuer Veranstaltungen</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">4.3&#160; Planung, Organisation und Durchf&#252;hrung eigener Veranstaltungen</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">4.4&#160; Durchf&#252;hrung von eigenen Vortr&#228;gen und F&#252;hrungen</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">4.5&#160; Vermittlungs-, Beratungs- und Betreuungsleistungen f&#252;r Veranstaltungen Dritter</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">4.6&#160; Abwicklung besonderer G&#228;steanfragen</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">4.7&#160; Schlichtung von Beschwerden</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">5.&#160;&#160; <strong><span style="text-decoration: underline;">&#196;u&#223;ere Werbung</span></strong></p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">5.1&#160; Erarbeitung eines Werbeplanes</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">5.2&#160; Konzeptionierung des einheitlichen Erscheinungsbildes f&#252;r alle Werbemittel</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">5.3&#160; Entwicklung der Werbemittel und Erstellen des Layouts</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">5.4&#160; Texten der Prospekte und Slogan</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">5.5&#160; Motivbestimmung und -auswahl der Werbefotos, Herstellung eigener Werbefotos</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">5.6&#160; Aufstellen des Mediaplanes</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">5.7&#160; Gestalten und Texten von Anzeigen</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">5.8 Auftragsvergaben und &#220;berwachung der Auftr&#228;ge an Grafiker, Fotografen, Lithoanstal- ten und Druckereien im Rahmen der Werbemittelproduktion/Etat&#252;berwachung</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">6.&#160;&#160; <strong><span style="text-decoration: underline;">Verkaufsf&#246;rderung</span></strong></p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">6.1&#160; Zielgruppenorientiertes B&#252;ndeln und Aufbereiten der gesamt&#246;rtlichen Leistungen zu marktgerechten Angeboten</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">6.2&#160; F&#252;hren von Verkaufsverhandlungen und Vertragsabschl&#252;ssen mit Reiseveranstaltern</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">6.3&#160; Beteiligung an touristischen Messen. Erarbeitung der Auswahlkriterien, Entwicklung der Gestaltung und Konstruktion des Ausstellungsstandes, Vorbereitungen, Technik, Vertragsabschl&#252;sse, Beratungst&#228;tigkeiten auf Messen, Nachbereitung der Ergebnisse</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">7.&#160;&#160; <strong><span style="text-decoration: underline;">Direktmailing</span></strong></p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">7.1 Erarbeitung der Auswahlkriterien</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Texten, Abwicklung und Auswerten der Aktionen (Werbebriefe)</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">8.&#160;&#160; <strong><span style="text-decoration: underline;">&#214;ffentlichkeitsarbeit</span></strong></p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">8.1&#160; Kontaktpflege mit Journalisten und Redakteuren der Medien</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">8.2&#160; Medien- und publikumswirksame Berichtsthemen entwickeln, Presseberichte schreiben, Bildmaterial aufbereiten</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">8.3&#160; Presseinformationen ausarbeiten und Ergebnisse auswerten</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">9.&#160;&#160; <strong><span style="text-decoration: underline;">Weitere Aufqbaben</span></strong></p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">9.1&#160; Beratungs- und Vermittlungst&#228;tigkeiten bei Planungen zu Infrastrukturma&#223;nahmen des Fremdenverkehrs</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">9.2&#160; Wahrnehmung von Leitfunktionen bei der Weiterentwicklung des N2-Fremdenverkehrs im Rahmen der V-Untersuchung, Umsetzung daraus abgeleiteter Aufgaben</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">9.3&#160; Teilnahme an Sitzungen und Besprechungen in Fremdenverkehrsangelegenheiten von zentraler Bedeutung</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">9.4&#160; Aufgabenverteilung, Abteilungsorganisation,</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Aus- und Weiterbildung, Postaus- und eing&#228;nge</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">9.5&#160; Entwicklung konzeptioneller Grundlagen und Beitr&#228;ge bei der Herausgabe von Ortsplan und Wanderkarte</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">9.6&#160; Wahrnehmung von Aufgaben und Kontakten im Rahmen der Zusammenarbeit mit &#252;bergeordneten Stellen des Fremdenverkehrs auf Kreis-, Regional-, Landes- und Bundesebene</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">In der Anlage zum Schriftsatz vom 21.10.1986 (Bl. 151 ff) hat er n&#228;here Erl&#228;uterungen zu seinen Aufgabengebieten und T&#228;tigkeiten gegeben.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">In der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 25.06.1987 vor dem Landesarbeitsgericht ist die T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers gr&#252;ndlich und umfassend anhand der von ihm vorgelegten Arbeitsunterlagen er&#246;rtert v/orden. Auf das Ergebnis dieser Er&#246;rterungen wird verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf den vorgetragenen Akteninhalt sowie die vom Kl&#228;ger zu den Akten gereichten Unterlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration: underline;">Entscheidunqsqr&#252;nde</span></strong></p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Sie ist an sich statthaft, auch form- und fristgerecht eingelegt und begr&#252;ndet worden.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">In der Sache selbst kann das Rechtsmittel keinen Erfolg haben.</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">1. Der Klageantrag ist darauf gerichtet, da&#223; die Beklagte verpflichtet ist, den Kl&#228;ger ab dem n&#228;her bezeichneten Zeitpunkt in die VergGr. III einzugruppieren und entsprechend zu verg&#252;ten.</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Damit wird verkannt, da&#223; die Eingruppierung nicht auf einem Eingruppierungs-</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">akt beruht, sondern unmittelbar aus der auszu&#252;benden T&#228;tigkeit folgt.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Nach dem gesamten Klagevorbringen kann das Begehren des Kl&#228;gers aber unbedenklich als &#252;blicher Eingruppierungsfeststellungsantrag ausgelegt werden, dessen Zul&#228;ssigkeit nach &#167; 256 Abs. 1 ZPO keinen begr&#252;ndeten Bedenken begegnet (vgl. BAG AP Nr. 9 zu &#167; 24 BAT; auch BAG AP Nr. 3, 8, 15, 20, 24, 56, 58, 62 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975)</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Der Antrag des Kl&#228;gers ist mithin im Ergebnis verfahrensrechtlich nicht zu beanstanden (vgl. BAG AP Nr. 4 zu &#167; 24 BAT).</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">2. Gem&#228;&#223; &#167; 611 BGB wird der Arbeitgeber durch den Arbeitsvertrag verpflichtet, dem Arbeitnehmer f&#252;r die geleistete Arbeit die vereinbarte Verg&#252;tung zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">2.1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Parteien haben in &#167; 6 des Arbeitsvertrages vom 03.01.1977 (Bl. 22/23 d.GA) die Verg&#252;tungsgruppe IV a vereinbart, gleichzeitig aber in &#167; 2 festgelegt, da&#223; das Arbeitsverh&#228;ltnis sich nach dem Bundes-Angestelltentarif- vertrag (BAT) bestimmt.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Wenn in einem Arbeitsvertrag die Verg&#252;tungsgruppe angef&#252;hrt wird, nach der der Arbeitnehmer Verg&#252;tung erhalten soll, so bedeutet das im Zweifel nicht, da&#223; die Parteien damit die tariflichen Vorschriften &#252;ber die Eingruppierung ausschalten wollen. Vielmehr geben sie mit der Bezeichnung der VergGr. lediglich zu erkennen, welche Zuordnung sie im Einzelfall f&#252;r zutreffend halten. Sofern die Parteien eines Arbeitsvertrages hiervon abweichend ohne R&#252;cksicht auf die tarifliche Eingruppierung eine bestimmte Verg&#252;tungsgruppe einzelvertraglich vereinbaren wollen, m&#252;ssen sie dies deutlich zum Ausdruck bringen, indem sie etwa im Arbeitsvertrag nach der Bezeichnung der Verg&#252;tungsgruppe, nach der der Arbeitnehmer verg&#252;tet werden soll, die Vorschriften des BAT nur "im &#252;brigen" f&#252;r anwendbar erkl&#228;ren (vgl. BAG AP Nr. 65 &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Die vertragliche Vereinbarung der VergGr. IV a in dem Arbeitsvertrag vom 03.01.1977 steht mithin einer &#220;berpr&#252;fung, wie sie mit der Klage erstrebt wird, nicht von vornherein entgegen.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">2.2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; F&#252;r die Verg&#252;tung der Arbeitsleistungen des Kl&#228;gers, also die von der Beklagten geschuldete Gegenleistung im Sinne des &#167; 611 BGB, sind die f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Angestellte im Bereich der Vereinigung der Kommunalen Arbeitgeberverb&#228;nde ma&#223;gebenden Vorschriften des BAT heranzuziehen.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Zwar haben die Parteien im Arbeitsvertrag keine ausdr&#252;ckliche Vereinbarung &#252;ber die auf das Arbeitsverh&#228;ltnis anwendbare Fassung des BAT getroffen, jedoch gilt insoweit der Grundsatz, da&#223; die einzelvertragliche Vereinbarung des BAT die tariflichen Normen widerspiegeln soll, die f&#252;r den Bereich des Arbeitgebers zur Anwendung gelangen (vgl. BAG AP Nr. 81 zu &#167;3 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Daher m&#252;ssen in dem zur Entscheidung stehenden Falle die Verg&#252;tungsvorschriften in der VKA-Fassung herangezogen werden.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Der Kl&#228;ger erstrebt die VergGr. III ab 01.01.1981.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Die Fallgr. 1 a dieser VergGr. gilt f&#252;r Angestellte, deren T&#228;tigkeit sich durch das Ma&#223; der damit verbundenen Verantwortung erheblich aus der VergGr. IV a Fallgr. 1 b heraushebt.</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Die Fallgr. 1 b der VergGr. III erfa&#223;t Angestellte, deren T&#228;tigkeit sich durch besondere Schwierigkeit und Bedeutung aus der VergGr. IV b Fallgr. 1 a heraushebt, nach vierj&#228;hriger Bew&#228;hrung in VergGr. IV a Fallgr. 1 b. Die Fallgr. 1 b der VergGr. IV a kommt in Betracht f&#252;r Angestellte, deren T&#228;tigkeit sich durch besondere Schwierigkeit und Bedeutung aus der VergGr. IV b Fallgr. 1 a heraushebt.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Der Fallgr. 1 a der VergGr. IV b sind Angestellte zuzuordnen, deren T&#228;tigkeit sich dadurch aus der VergGr. V b Fallgr. 1 a heraushebt, da&#223; sie besonders verantwortungsvoll ist.</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Die Fallgr. 1 a der VergGr. V b greift bei Angestellten, deren T&#228;tigkeit gr&#252;ndliche, umfassende Fachkenntnisse und selbst&#228;ndige Leistungen erfordert.</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Der Kl&#228;ger kann sich nicht auf eine vertragliche Zusage der VergGr. III st&#252;tzen.</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Etwas anderes ergibt sich nicht aus der Zeitungsanzeige in der Zeitschrift "Der Fremdenverkehr" 8/76.</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Richtig ist, da&#223; hier von einer Verg&#252;tung des Verkehrsamtsleiters nach BAT</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">IV a/III die Rede ist.</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">Daraus kann jedoch nicht entnommen werden, da&#223; der Aufstieg in die VergGr. III zum Vertragsinhalt gemacht worden ist.</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">Mangels gen&#252;gender Bestimmtheit und wegen des fehlenden Bindungswillens liegt in einer Zeitungsanzeige kein Vertragsangebot (vgl. Palandt-Heinrichs, BGB, 39. Aufl., &#167; 145 Anm. 1).</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">Der Inhalt des Arbeitsverh&#228;ltnisses des Kl&#228;gers wird durch den schriftlichen Vertrag vom 03.11.1977 bestimmt, nicht aber durch eine ausdr&#252;ckliche oder stillschweigende Einverst&#228;ndniserkl&#228;rung mit den Angaben der Ausschreibung der Stelle im Wege eines Zeitungsinserats (vgl. auch Nikisch, Arbeitsrecht, 3. Aufl., 1. Band, S. 197).</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">Damit scheidet eine vertragliche Zusage des Aufr&#252;ckens des Kl&#228;gers in die VergGr. III aus.</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">5. Allein die Tatsache, da&#223; der Kl&#228;ger vom 01.01.1977 bis zum 31.12.1980 Verg&#252;tung nach der VergGr. IV a erhalten hat, gibt ihm keinen Anspruch auf Zurodnung zur VergGr. III ab 01.01.1981.</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">Es kommt n&#228;mlich nicht darauf an, ob der Kl&#228;ger formal in die VergGr., aus der heraus ein Aufstieg tarifrechtlich m&#246;glich ist, eingruppiert ist. Entscheidend ist vielmehr, ob er mit der T&#228;tigkeit die tariflichen T&#228;tigkeitsmerkmale der Ausgangsfallgruppe auch materiell erf&#252;llt hat (vgl. BAG AP Nr. 2, 9, 10 zu &#167; 23 a BAT).</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">Zwar stellt es f&#252;r einen Angestellten im &#246;ffentlichen Dienst eine H&#228;rte dar, wenn er von seinem Arbeitgeber l&#228;ngere Zeit Verg&#252;tung nach einer bestimmten Verg&#252;tungsgruppe erhalten hat, w&#228;hrend ihm im Widerspruch dazu der Bew&#228;hrunsaufstieg mit der Begr&#252;ndung versagt .wird, seine T&#228;tigkeit entspreche tats&#228;chlich nur den T&#228;tigkeitsmerkmalen einer niedrigeren Verg&#252;tungsgruppe, doch kann er daraus f&#252;r eine Teilnahme am Bew&#228;hrungsaufstieg keine Rechte herleiten (vgl. BAG AP Nr. 57, 79, 80 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT; BAG AP Nr. 8, 9, 10, 13, 18 zu &#167; 23 a BAT; BAG AP Nr. 8, 19 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975). Der Kl&#228;ger kann auch nicht erfolgreich einwenden, die Beklagte handele arglistig und treuwidrig, wenn sie sich darauf berufe, da&#223; sie aus Anla&#223; einer m&#246;glichen Teilnahme am Bew&#228;hrungsaufstieg seine Eingruppierung noch einmal &#252;berpr&#252;ft habe und dabei zu dem Ergebnis gelangt sei, er erf&#252;lle nicht die T&#228;tigkeitsmerkmale der Verg&#252;tungsgruppe, der er von 1977 bis 1980 zugeordnet gewesen sei. In dieser nochmaligen Pr&#252;fung der Beklagten ist weder ein arglistiges noch ein treuwidriges Verhalten zu erblicken (vgl. BAG AP Nr. 10 zu &#167; 23 a BAT). Die Beklagte kann n&#228;mlich wie jeder Arbeitgeber des &#246;ffentlichen Dienstes nicht daran gehindert werden, aus Anla&#223; der m&#246;glichen Teilnahme am Bew&#228;hrungsaufstieg die Eingruppierung nochmals im Hinblick auf ihre Vereinbarkeit mit den in Betracht kommenden tariflichen T&#228;tigkeitsmerkmalen zu &#252;berpr&#252;fen und eine irrt&#252;mliche h&#246;here Eingruppierung mit der Folge zu korrigieren, da&#223; ein Bew&#228;hrungsaufstieg nicht in Betracht kommt (vgl. BAG AP Nr. 97 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT).</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">Die tats&#228;chliche Eingruppierung eines Angestellten in eine bestimmte tarifliche Verg&#252;tungsgruppe begr&#252;ndet auch keine vom Arbeitgeber zu widerlegende Vermutung daf&#252;r, da&#223; die vom Angestellten auszu&#252;bende T&#228;tigkeit die tariflichen T&#228;tigkeitsmerkmale dieser Verg&#252;tungsgruppe erf&#252;llt. Und das gilt auch dann, wenn der Arbeitgeber oder beide Partner des Arbeitsvertrages bei der vertraglichen Festlegung der Verg&#252;tungsgruppe die vereinbarte Verg&#252;tungsgruppe f&#252;r tarifgerecht gehalten haben (vgl. BAG AP Nr. 2 zu &#167; 23 a BAT).</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">6. Die in Rede stehenden tariflichen Vorschriften geben keine Erl&#228;uterungen zu den Qualifizierungsmerkmalen "besonders verantwortungsvoll" sowie "besondere Schwierigkeit und Bedeutung".</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">In dem Klammersatz zur Fallgr. 1 a der VergGr. V b ist lediglich festgelegt, da&#223; gr&#252;ndliche, umfassende Fachkenntnisse gegen&#252;ber den in der Fallgr. 1 b der VergGr. VII und in den Fallgrn. 1 a der VergGr. VI b und V c geforderten gr&#252;ndlichen und vielseitigen Fachkenntnissen eine Steigerung der Tiefe und Breite nach bedeuten.</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">Da indessen hinreichend erkennbar und &#252;berpr&#252;fbar sein mu&#223;, ob bei der Subsumtion, also der Ermittlung, ob die im Tatbestand der anzuwendenden Rechtss&#228;tze abstrakt formulierten Voraussetzungen der begehrten Rechtswirkung sich als im konkreten, von den Parteien vorgetragenen Geschehen verwirklicht darstellen, mithin der Unterordnung des Sachverhalts unter die tragenden Normen, die zutreffenden Rechtsbegriffe zugrunde gelegt worden sind, erscheint es zweckm&#228;&#223;ig, diese zu definieren und in abstrakter Weise klarzustellen (vgl. BAG AP Nr. 3, 22 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975; auch BAG AP Nr. 116, 120 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">Die Gerichte wenden Rechtss&#228;tze auf den konkreten Einzelfall an. Dabei steht die Bestimmung und Umschreibung von Rechtsbegriffen dieser Normen in Rede. Die Entscheidung des konkreten Einzelfalles verlangt, da&#223; einerseits klargelegt wird, welche Rechtsnormen mit welchen Rechtsbegriffen greifen, und da&#223; zum anderen die Tatsachen gew&#252;rdigt und eingeordnet werden. Rechtsprechung ist immer Anwendung von Rechtss&#228;tzen auf einen Sachverhalt (vgl. BAG AP Nr. 5 zu &#167; 72 a ArbG 1979 Divergenz).</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">6.1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Zu den Fachkenntnissen sind alle diejenigen Kenntnisse eines Angestellten zu rechnen, die unerl&#228;&#223;lich sind, um die &#252;bertragenen Aufgaben ordnungsgem&#228;&#223; erf&#252;llen zu k&#246;nnen (vgl. BAG AP Nr. 87 zu &#167; 3 TOA).</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">Dazu kann auch Erfahrungswissen geh&#246;ren, das der Angestellte f&#252;r die ihm &#252;bertragenen T&#228;tigkeiten ben&#246;tigt (vgl. BAG AP Nr. 87 zu &#167; 3 TOA; BAG AP Nr. 12 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT; auch BAG AP Nr. 94 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975; ferner BAG AP Nr. 1 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT Sozialarbeiter und BAG AP Nr. 72 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT).</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">Nicht als Fachkenntnisse sind anzusehen die blo&#223;e Lebenserfahrung, die unabh&#228;ngig von der speziellen T&#228;tigkeit des Angestellten erworben wird, und Allgemeinwissen (vgl. BAG AP Nr. 94 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">Wie sich der Angestellte die f&#252;r seine T&#228;tigkeit erforderlichen Kenntnisse angeeignet hat, ist unerheblich (vgl. BAG AP Nr. 60 zu &#167; 3 TOA).</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">6.2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Nach dem Klammersatz der Fallgr. 1 a der VergGr. V b bedeuten gr&#252;ndliche, umfassende Fachkenntnisse gegen&#252;ber den gr&#252;ndlichen und vielseitigen Fachkenntnissen eine Steigerung der Breite und der Tiefe nach.</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">Eine Steigerung der Qualit&#228;t der Fachkenntnisse ist nur schwer nachzuweisen. Es kann nicht allgemein festgelegt werden, wann eine gr&#246;&#223;ere Vertiefung der Fachkenntnisse vorliegen soll. Die f&#252;r die Erf&#252;llung der T&#228;tigkeitsmerkmale geforderte Steigerung der Qualit&#228;t der Fachkenntnisse l&#228;&#223;t sich nur im Zusammenhang mit der Frage nach der Breite der geforderten Fachkenntnisse pr&#252;fen. Sofern das Fachwissen der Breite nach einen gr&#246;&#223;eren Umfang besitzt, kann sich daraus gleichzeitg eine Vertiefung der Kenntnisse der gesetzlichen und sonstigen Vorschriften ergeben (vgl. BAG AP Nr. 48, 72, 83, 85 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT; auch BAG AP Nr. 13 zu &#167; 72 a ArbGG 1979 Grundsatz; BAG AP Nr. 1 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT Sozialarbeiter; BAG AP Nr. 7 zu &#167; 75 BPersVG; BAG AP Nr. 2 zu &#167;&#167; 22, 23 KnAT).</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">Umfassende Fachkenntnisse sind mithin dann anzunehmen, wenn ein breites, dem quantitativen Umfang der Kenntnisse nach bedeutsames Wissen auf den f&#252;r den Aufgabenkreis des Angestellten in Betracht kommenden Gebieten der Verwaltung gefordert wird (vgl. BAG AP Nr. 86, 103 zu &#167; 3 TOA; BAG AP Nr. 12 zu &#167; 23 a BAT, BAG AP Nr. 45 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT; a.A. Anm. Spiertz zu BAG AP Nr. 12 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT).</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">Aus der Breite des f&#252;r die T&#228;tigkeit des Angestellten geforderten Fachwissens kann und darf also auf eine Vertiefung des Fachwissens r&#252;ckgeschlossen werden; da es an anderen brauchbaren Anhaltspunkten aller Erfahrung nach sehr h&#228;ufig fehlt, erm&#246;glicht regelm&#228;&#223;ig nur die Breite der geforderten Fachkenntnisse eine sach- und tarifgerechte Pr&#252;fung ihrer Tiefe, d.h., ihrer Qualit&#228;t (vgl. BAG AP Nr. 72 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT mit ablehnender Anm. Crisolli).</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">6.3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Selbst&#228;ndige Leistungen verlangen eine Gedankenarbeit, die im Rahmen der f&#252;r die Verg&#252;tungsgruppe vorausgesetzten Fachkenntnisse hinsichtlich des einzuschlagenden Weges und des zu findenden Ergebnisses eine eigene Beurteilung mit eigener Entschlie&#223;ung enth&#228;lt. Es mu&#223; sich um das selbst&#228;ndige Erarbeiten eines eigenen Ergebnisses handeln, wobei eine eigene geistige Initiative zu erfordern ist. Eine leichte geistige Arbeit gen&#252;gt nicht. Erforderlich ist eine gewisse eigene Entscheidungsbefugnis &#252;ber die zur Erbringung der geschuldeten Leistungen jeweils in Betracht kommende Arbeitsmethode, die Arbeitsgestaltung sowie die Erreichung des Arbeitsergebnisses und zugleich auch eine gewisse Eigenst&#228;ndigkeit des Aufgabenbereichs. Eine gewisse Freiheit von Weisungen und Anleitungen wird vorausgesetzt, ein gewisser wie immer gearteter Ermessens-, Entscheidungs-, Gestaltungs- oder Bearbeitungsspielraum bei der Erarbeitung der Arbeitsergebnisse ist kennzeichnend (vgl. BAG AP Nr. 53, 59, 62, 79, 94, 108, 109 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">6.4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Zur Klarstellung des Rechtsbegriffs der "Verantwortung" ist auf die Bedeutung des Wortes im allgemeinen Sprachgebrauch zur&#252;ckzugreifen. In diesem allgemeinen Sinne verstehen die Tarifvertragsparteien unter "Verantwortung" die Verpflichtung des Angestellten, daf&#252;r einzustehen, da&#223; die zu erledigenden Aufgaben sachgerecht, p&#252;nktlich und vorschriftsm&#228;&#223;ig ausgef&#252;hrt werden (vgl. BAG AP Nr. 116 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">Dabei kann sich je nach der Lage des Einzelfalles die tariflich geforderte Verantwortung des Angestellten auf andere Mitarbeiter oder dritte Personen, Sachen, Arbeitsabl&#228;ufe, zu gewinnende Resultate oder, - wie etwa beim Einsatz von Computern - auf technische Zusammenh&#228;nge beziehen. F&#252;r das Vorliegen der tariflich geforderten Verantwortung kann auch der Umstand sprechen, da&#223; die T&#228;tigkeit des betreffenden Angestellten keiner weiteren oder nur einer lockeren Kontrolle oder &#220;berpr&#252;fung unterliegt (vgl. BAG AP Nr. 116 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">Die Tarifvertragsparteien beziehen den Rechtsbegriff der Verantwortung auf den konkreten Dienst- oder Arbeitsbereich.</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">Jeder Angestellte des &#246;ffentlichen Dienstes ist nach den allgemeinen Grunds&#228;tzen der Rechtsordnung und seinen arbeitsvertraglichen Pflichten f&#252;r seine Arbeit in einem allgemeinen Sinne verantwortlich (vgl. BAG AP Nr. 116 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975), und jede T&#228;tigkeit erfordert notwendigerweise ein bestimmtes Ma&#223; an Verantwortung, ohne da&#223; die Verantwortung in allen F&#228;llen zu einem besonderen und jeweils von den Gerichten eigens zu pr&#252;fenden T&#228;tigkeitsmerkmal erhoben zu v/erden braucht (vgl. BAG AP Nr. 47, 50, 99 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT). Erledigt ein Angestellter die ihm &#252;bertragenen Aufgaben nicht ordnungsgem&#228;&#223;, so f&#252;hrt dies im allgemeinen zu St&#246;rungen im Betriebsablauf (vgl. BAG AP Nr. 91 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">Die Tatsache, da&#223; mit jeder T&#228;tigkeit eines Angestellten - auch nach VergGr. X BAT - eine gewisse Verantwortung notwendigerweise verbunden ist, schlie&#223;t es jedoch nicht aus, dennoch die besondere Verantwortung einer T&#228;tigkeit als Anforderung einer bestimmten Verg&#252;tungsgruppe zu normieren. Damit wird n&#228;mlich abstrakt bestimmt, da&#223; die Verantwortung dieser VergGr. die Verantwortung &#252;bersteigen mu&#223;, die die Merkmale der n&#228;chstniedrigeren VergGr. insgesamt fordern. Die besondere Verantwortung der T&#228;tigkeit in diesem Sinne kann daher nur mit Umst&#228;nden begr&#252;ndet werden, die nicht schon zur Begr&#252;ndung der Merkmale der niedrigeren Verg&#252;tungsgruppen herangezogen wurden</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">und damit verbraucht sind (vgl. BAG AP Nr. 91 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975). Die Tarifvertragsparteien haben darauf verzichtet, konkrete Gr&#252;nde f&#252;r die Verantwortung des Angestellten zu normieren (vgl. BAG AP Nr. 116 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">Nicht m&#246;glich ist es, durch eine n&#228;here Definition die besondere Verantwortung auf bestimmte Tatbest&#228;nde zu begrenzen (vgl. BAG AP Nr. 9 zu &#167; 1 TVG Tarifvertr&#228;ge: Metallindustrie).</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">Die Tarifvertragsparteien fordern eine gewichtige, betr&#228;chtliche Heraushebung, weil sie ausdr&#252;cklich eine "besonders verantwortungsvolle T&#228;tigkeit" verlangen (vgl. BAG AP Nr. 116 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">Die Verantwortung, die begriffsnotwendig schon in der n&#228;chstniedrigeren Verg&#252;tungsgruppe in Rede steht, mu&#223; betr&#228;chtlich &#252;berschritten sein (vgl. BAG AP Nr. 9 zu &#167; 1 TVG Tarifvertr&#228;ge: Metallindustrie; BAG AP Nr. 4 zu &#167; 70 BAT; BAG AP Nr. 50 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT).</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">Eine herausragende Verantwortung kann nicht verlangt werden (vgl. BAG AP Nr. 91 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT).</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">Es kommt nicht darauf an, ob der Angestellte die alleinige Verantwortung tr&#228;gt; Mitverantwortung kann ausreichend sein (vgl. BAG AP Nr. 116 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975; BAG AP Nr. 99 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT).</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">Die Tarifvertragsparteien stellen bei dem Rechtsbegriff der "Verantwortung" bzw. der "besonders verantwortungsvollen T&#228;tigkeit" nicht auf die jeweilige zi- vilrechtliche oder strafrechtliche Verantwortlichkeit des Angestellten ab, auch nicht auf die sogenannte "politische Verantwortung" (vgl. BAG AP Nr. 116 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975). Die allgemeine zivilrechtliche Haftung ist in der Regel f&#252;r alle Rechtsgenossen gleich (&#167; 276 BGB), wobei im &#252;brigen auch noch ber&#252;cksichtigt werden mu&#223;, da&#223; sich die interne Haftung der Angestellten des &#246;ffentlichen Dienstes ohne R&#252;cksicht auf die H&#246;he ihrer Verg&#252;tung und die Besoldung ihrer Amtsstellung nach &#167; 14 BAT aufgrund des dort in Bezug genommenen Beamtenrechts regelm&#228;&#223;ig auf das Einstehenm&#252;ssen f&#252;r Vorsatz und grobe Fahrl&#228;ssigkeit beschr&#228;nkt und ihre unmittelbare Inanspruchnahme durch au&#223;enstehende Dritte praktisch kaum vorkommt.</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">6.5. Die Schwierigkeit einer T&#228;tigkeit betrifft die Anforderungen an die fachliche Qualifikation des Angestellten, die Bedeutung ihre Auswirkungen</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">(vgl. BAG AP Nr. 91 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975; BAG AP Nr. 116 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">6.5.1. Die Tarifvertragsparteien sind bei der Schwierigkeit der T&#228;tigkeit von dem damit identischen Begriff sowohl des allgemeinen Sprachgebrauchs als auch des Gesetzesrechts (vgl. &#167; 3 Abs. 2 ZuSEG) ausgegangen. Schwierige T&#228;tigkeiten liegen gegen&#252;ber einfacheren dann vor, wenn sie den Einsatz qualifizierter F&#228;higkeiten des Angestellten, gleich in welcher Hinsicht, verlangen.</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">Besonders schwierige T&#228;tigkeiten m&#252;ssen sich durch besondere und &#252;ber die entsprechenden Erfordernise der niedrigeren Verg&#252;tungsgruppe hinausgehende fachliche Anforderungen hervorheben (vgl. BAG AP Nr. 56, 91 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975). Sie m&#252;ssen durch den Einsatz erh&#246;hter fachlicher Kenntnisse und F&#228;higkeiten gekennzeichnet sein, h&#246;here Anforderungen stellen, als sie normalerweise von einem Angestellten der niedrigeren Verg&#252;tungsgruppe verlangt werden k&#246;nnen (vgl. BAG AP Nr. 39, 116 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975). Die Anforderung der besonderen Schwierigkeit der T&#228;tigkeit ist gegenst&#228;ndlich in keiner Weise beschr&#228;nkt (vgl. BAG AP Nr. 116, 120 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">Die erh&#246;hte Qualifkation kann zum Beispiel in einem h&#246;heren Aufwand an gedanklicher Arbeit, in der Breite und Tiefe des geforderten fachlichen Wissens und K&#246;nnens, in der Kompliziertheit der Materie, in Spezialkenntnissen, au&#223;ergew&#246;hnlichen Erfahrungen oder einer sonstigen gleichwertigen Qualifikation liegen (vgl. BAG AP Nr. 56, 91, 115, 116, 120 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975). Besonders schwierige T&#228;tigkeiten stehen dann nicht in Rede, wenn es sich um eine spezielle Materie mit eng begrenztem Umfang handelt (vgl. BAG AP Nr. 27 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">Fachlich herausragende Anforderungen werden nicht verlangt (vgl. BAG AP Nr. 36, 61, 93 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">Erforderlich ist eine betr&#228;chtliche, gewichtige Heraushebung (vgl. BAG AP Nr. 2, 3, 4, 8, 23, 33, 34, 36, 39, 45, 49, 52, 64, 77, 82, 85, 93, 115, 116 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975). Der Schwierigkeitsgrad mu&#223; betr&#228;chtlich denjenigen &#252;bersteigen, der den T&#228;tigkeiten der niedrigeren Verg&#252;tungsgruppen immanent ist (vgl. BAG AP Nr. 77, 82, 85, 89 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT). Die T&#228;tigkeit mu&#223; den gestellten fachlichen Anforderungen nach erheblich schwieriger sein (vgl. BAG AP Nr. 77 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT). Die T&#228;tigkeit mu&#223; in erh&#246;hter, herausgehobener Weise gesteigert sein (vgl. BAG AP Nr. 116 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975). Ist die T&#228;tigkeit nur geringf&#252;gig oder nur in unerheblichem Ausma&#223;e schwieriger als die eines vergleichbaren Mitarbeiters, was sich oft nur schwer vergleichen und beweisen l&#228;&#223;t, so reicht das nicht (vgl. BAG AP Nr. 89 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT).</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">Ob ein Aufgabenkreis schwierig ist, erfordert einen Vergleich mit den Anforderungen, die an die Arbeitnehmer der niedrigeren Verg&#252;tungsgruppen gestellt werden (vgl. BAG AP Nr. 105 zu &#167; 3 TOA). Die T&#228;tigkeit mu&#223; Kenntnisse und F&#228;higkeiten verlangen, die &#252;ber die Anforderungen der vorhergehenden Verg&#252;tungsgruppen hinausgehen (vgl. BAG AP Nr. 39 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975). Die T&#228;tigkeit des Angestellten mu&#223; selbst die entsprechende Qualifikation fordern. Die besondere Schwierigkeit mu&#223; sich unmittelbar aus der T&#228;tigkeit selbst ergeben. Erschwerende, ung&#252;nstige, belastende oder in sonstiger Weise unangenehme &#228;u&#223;ere Bedingungen, unter denen die Arbeit geleistet werden mu&#223;, reichen nicht (vgl. BAG AP Nr. 23, 47, 91, 115, 116, 120 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">Umst&#228;nde, die die Auswirkungen einer T&#228;tigkeit betreffen, k&#246;nnen f&#252;r die Schwierigkeit nicht herangezogen werden (vgl. BAG AP Nr. 91 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">6.5.2. Nach dem allgemeinen Sprachgebrauch ist etwas "von Bedeutung", wenn es von Belang oder gro&#223;er Tragweite ist, wenn es gewichtige Nachwirkungen hat. Die Tarifvertragsparteien verwenden den Begriff der "Bedeutung" in der gleichen Weise, ohne ihn selbst zu definieren. Auch sehen sie davon ab, den Rechtsbegriff der "Bedeutung der T&#228;tigkeit" gegenst&#228;ndlich oder inhaltlich zu begrenzen, so da&#223; grunds&#228;tzlich jede Art der Auswirkung der T&#228;tigkeit des Angestellten geeignet ist, die Bedeutung des Aufgabengebietes im tariflichen Sinne zu begr&#252;nden (vgl. BAG AP Nr. 116, 120 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975; auch BAG AP Nr. 61 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">Die Bedeutung kann sich etwa aus der konkreten au&#223;ergew&#246;hnlichen Aufgabenstellung, der zu bearbeitenden Materie, der Gr&#246;&#223;e des Aufgabenkreises, der Vorgesetztenfunktion, der Zahl der unterstellten Bediensteten, den Auswirkungen der T&#228;tigkeit auf den innerdienstlichen Bereich, die &#214;ffentlichkeit und die Lebensverh&#228;ltnisse Dritter, aber auch aus den Folgen - etwa den finanziellen - f&#252;r den Dienstherrn und die Allgemeinheit ergeben (vgl. BAG AP Nr. 2, 3, 4, 8, 23, 33, 34, 36, 46, 47, 48, 49, 54, 56, 90, 91, 93, 106, 107 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks">Auch andere Umst&#228;nde kommen in Betracht (vgl. BAG AP Nr. 60 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975), doch haben sie nach den Erfahrungen des Rechtsmittelgerichts in der Vergangenheit in Eingruppierungsprozessen keine nennenswerte Bedeutung erlangt (vgl. BAG AP Nr. 115 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975). Bei der Bedeutung der T&#228;tigkeit fehlt das Adjektiv "besondere", so da&#223; nach dem Willen der Tarifvertragsparteien der Grad der Heraushebung bei der Schwierigkeit und Bedeutung der T&#228;tigkeit unterschiedlich gestellt ist (vgl. BAG AP Nr. 115, 116, 120 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks">Die T&#228;tigkeit mu&#223; sich durch ihre Bedeutung lediglich deutlich wahrnehmbar, also nicht betr&#228;chtlich und gewichtig, aus der Summe der Anforderungen der niedrigeren Verg&#252;tungsgruppen herausheben, die Auswirkungen bzw. die Tragweite der T&#228;tigkeit des Angestellten m&#252;ssen - aus weichem Grund auch immer - deutlich wahrnehmbar bedeutungsvoller sein (vgl. BAG AP Nr. 116 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975), wobei freilich die Folgewirkungen &#252;ber das den vorhergehenden Gruppen immanente Ma&#223; hinausgehen m&#252;ssen (vgl. auch BAG AP Nr. 39 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975), so da&#223; ein Vergleich mit den niedrigeren Gruppen erforderlich ist.</p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks">7. Die Erf&#252;llung der tariflichen Qualifizierungen "selbst&#228;ndige Leistungen", "besonders verantwortungsvoll", "besondere Schwierigkeit und Bedeutung" h&#228;ngt nicht von einer rein quantitativen Pr&#252;fung der Gesamtarbeitszeit des Angestellten ab, ob also von den die Gesamtarbeitszeit ausmachenden Aufgaben unter Verzicht auf eine Gliederung in Arbeitsvorg&#228;nge ein Teil, der den im Tarifvertrag festgelegten Umfang hat, sich heraushebt. Es kommt auch nicht darauf an, ob die H&#228;lfte der die Gesamtarbeitszeit des Angestellten ausmachenden Arbeitsvorg&#228;nge ihrerseits jeweils in dem nach den tariflichen</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks">Regelungen geforderten Umfang das Qualifikationsmerkmal erfordert. Ma&#223;gebend ist, ob von den die Gesamtarbeitszeit des Angestellten ausf&#252;llenden Arbeitsvorg&#228;ngen der im Tarifvertrag bestimmte Teil seinerseits der tariflichen Anforderung der Heraushebung durch "selbst&#228;ndige Leistungen", "besondere Verantwortung" und "besondere Schwierigkeit und Bedeutung" entspricht (vgl. BAG AP Nr. 116 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks">8.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Fallgruppen 1 a der VergGr. V b, 1 a der VergGr. IV b, 1 b der VergGr. IV a und 1 b der VergGr. III bauen aufeinander auf (gr&#252;ndliche, umfassende Fachkenntnisse und selbst&#228;ndige Leistungen, besonders verantwortungsvoll, besondere Schwierigkeit und Bedeutung).</p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks">Es mu&#223; daher zun&#228;chst das Vorliegen der Merkmale der Ausgangsfallgruppe und alsdann der Reihe nach jeweils das Vorliegen der weiteren qualifizierenden T&#228;tigkeitsmerkmale &#252;berpr&#252;ft werden (vgl. BAG AP Nr. 2, 3 und 4 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975; BAG AP Nr. 98, 85, 79, 77, 56, 47, 39 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT), wobei untersucht werden mu&#223;, inwieweit die T&#228;tigkeit des einzugruppierenden Angestellten die in den niedrigeren Gruppen verwendeten Merkmale erf&#252;llt und durch diese Merkmale bereits konsumiert wird (vgl. BAG AP Nr. 35 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT).</p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks">&#252;b T&#228;tigkeitsmerkmale unter den Parteien unstreitig sind, spielt keine Rolle, da die Parteien &#252;ber Rechtsfragen und Rechtsbegriffe nicht verf&#252;gen und diese daher auch nicht unstreitig stellen k&#246;nnen (vgl. BAG AP Nr. 2 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975). Allerdings kann hier je nach den Umst&#228;nden eine pauschale rechtliche &#220;berpr&#252;fung ausreichend sein (vgl. BAG AP Nr. 2 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975; BAG AP Nr. 30, 47, 56 und 66 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT; BAG AP Nr. 77 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT m. krit. Anm. G&#246;ller; a.A. BAG AP Nr. 30 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT m. ablehn. Anm. Spiertz).</p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks">9.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Gem&#228;&#223; &#167; 22 Abs. 2 BAT ist auf Arbeitsvorg&#228;nge abzustellen.</p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks">Unter einem Arbeitsvorgang ist eine unter Hinzurechnung der Zusammenhangst&#228;tigkeiten und bei Ber&#252;cksichtigung einer vern&#252;nftigen, sinnvollen Verwaltungs&#252;bung nach tats&#228;chlichen Gesichtspunkten abgrenzbare und tarifrechtlich selbst&#228;ndig bewertbare Arbeitseinheit der zu einem bestimmten Arbeitsergebnis f&#252;hrenden T&#228;tigkeit eines Angestellten zu verstehen (vgl. BAG AP Nr. 90, 96, 101, 102 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks">Was dabei ein abschlie&#223;endes selbst&#228;ndiges Arbeitsergebnis ist, richtet sich nach dem jeweiligen Aufgabengebiet des Angestellten. F&#252;r die Bestimmung des Arbeitsergebnisses sind Gesch&#228;ftsverteilung, Beh&#246;rdenanschauung, gesetzliche Bestimmungen, Verwaltungsvorschriften und die beh&#246;rdliche &#220;bung zu ber&#252;cksichtigen (vgl. BAG AP Nr. 12 und &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975). Unter Zusammenhangst&#228;tigkeiten sind solche T&#228;tigkeiten zu verstehen, die aufgrund ihres engen Zusammenhangs mit bestimmten, insbesondere h&#246;herwertigen Aufgaben eines Angestellten bei der tarifrechtlichen Bewertung der Arbeitseinheiten nicht abgetrennt werden d&#252;rfen, sondern diesen zuzurechnen sind, um eine dem Tarifvertrag entgegenstehende Zerst&#252;ckelung zu verhindern (vgl. BAG AP Nr. 15 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975). Eine Zusammenhangst&#228;tigkeit liegt dann vor, wenn es sich um ein unselbst&#228;ndiges Teilst&#252;ck handelt, das der Hauptarbeit ein- und untergeordnet ist (vgl. BAG AP Nr. 5 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975; BAG AP Nr. 3 zu &#167;&#167; 22, 23 KnAT).</p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks">Zur Vermeidung einer tarifwidrigen "Atomisierung" sind weiter wiederkehrende gleichartige Arbeiten, die also die gleichen Einzelt&#228;tigkeiten umfassen und das gleiche Arbeitsziel haben, bei gleicher rechtlicher Wertigkeit jeweils grunds&#228;tzlich zu einem Arbeitsvorgang zusammenzufassen und nicht einzeln rechtlich zu bewerten (vgl. BAG AP Nr. 8, 12, 47 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks">10. Der Kl&#228;ger hat in der Arbeitsplatzbeschreibung vom 21.01.1981 (Bl. 26 - 31 d. GA) seine T&#228;tigkeit in Arbeitsvorg&#228;nge gegliedert und quantifiziert.</p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks">In einer Anlage zum Schriftsatz vom 07.04.1987 (Bl. 210 ff d. GA) hat er anders aufgeteilt.</p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks">Das Berufungsgericht kann dem Kl&#228;ger nicht folgen; es ist, soweit die Bestimmung der Arbeitsvorg&#228;nge in Rede steht, nicht an seine Beurteilung gebunden.</p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks">Die Parteien k&#246;nnen &#252;ber den vorgegebenen Rechtsbegriff des Arbeitsvorganges weder verf&#252;gen noch ihn wie Tatsachen unstreitig stellen (vgl. BAG AP Nr. 16, 51 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975). Dieser Begriff steht nicht zur Disposition der Proze&#223;- und Arbeitsvertragsparteien. Seine Anwendung ist alleinige Angelegenheit der Gerichte (vgl. BAG AP Nr. 2, 5, 16, 23, 34, 36 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">198</span><p class="absatzLinks">Ma&#223;gebend mu&#223; auf das Arbeitsergebnis abgestellt v/erden (vgl. BAG AP Nr. 16, 35, 70 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">199</span><p class="absatzLinks">Das vom Kl&#228;ger geschuldete Arbeitsergebnis ist im Arbeitsvertrag vom 03.01.1977 festgelegt: er ist als Verkehrsamtsleiter eingestellt worden. Alle Aufgaben und T&#228;tigkeiten, die im Laufe des Rechtsstreits im einzelnen aufgelistet und dargestellt worden sind, sind der Leitung des Verkehrsamtes zuzuordnen. Das rechtfertigt, die gesamte T&#228;tigkeit zu einem gro&#223;en Arbeitsvorgang zusammenzufassen. Denn die genannten Arbeitsaufgaben stehen in einem unl&#246;sbaren inneren Zusammenhang und dienen einem einheitlichen Arbeitsergebnis, n&#228;mlich der Leitung des Verkehrsamtes.</p> <span class="absatzRechts">200</span><p class="absatzLinks">Entscheidend sind, wenn eine Leitungst&#228;tigkeit in Rede steht,' die Verwaltungsorganisation, die praktische Verwaltungs&#252;bung, der nat&#252;rliche Zusammenhang sowie das spezifische Arbeitsergebnis zu fokussieren, wobei die tats&#228;chliche Abgrenzbarkeit und die rechtliche Bewertbarkeit ins Gewicht fallen. Vor allem die Organisation des Verkehrsamtes der Beklagten und die Leitung durch den Kl&#228;ger stehen einer Zergliederung und Aufspaltung seiner T&#228;tigkeiten im Sinne einer Atomisierung entgegen. Alle im Rahmen der Leitung anfallenden Aufgaben sind Teilst&#252;cke des die gesamte T&#228;tigkeit umfassenden Arbeitsvorganges.</p> <span class="absatzRechts">201</span><p class="absatzLinks">Die h&#246;chstrichterliche Rechtsprechung hat sich wiederholt mit der Frage, wie bei Leitungst&#228;tigkeiten in Arbeitsvorg&#228;nge zu gliedern ist, befa&#223;t (vgl. BAG AP Nr. 2, 9, 14, 22, 23, 24, 42, 46, 48, 70, 82, 86, 90, 92, 99, 100, 101, 123 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975). Die Leitungst&#228;tigkeit eines Angestellten ist vom Bundesarbeitsgericht regelm&#228;&#223;ig als ein Arbeitsvorgang angesehen worden. Im vorliegenden Falle gilt nichts anderes.</p> <span class="absatzRechts">202</span><p class="absatzLinks">11. Der Aufgabenkreis des Kl&#228;gers erfordert selbst&#228;ndige Leistungen.</p> <span class="absatzRechts">203</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger mu&#223; mit eigener Gedankenarbeit im Rahmen seines Ermessens-,</p> <span class="absatzRechts">204</span><p class="absatzLinks">Entscheidungs-, Gestaltungs- und Bearbeitungsspielraums nach Wegen suchen,</p> <span class="absatzRechts">205</span><p class="absatzLinks">um den Fremdenverkehr in der Gemeinde N2 zu f&#246;rdern. Die Beklagte ist den detaillierten Darlegungen des Kl&#228;gers, die die geistigen Initiativen in seinem Aufgabengebiet belegen, nicht entgegengetreten. Der Kl&#228;ger hat in verschiedenen Bereichen des Fremdenverkehrs eigene Konzepte entwickelt und realisiert, wobei er eigene Arbeitsmethoden und Arbeitsgestaltungen eingebracht hat.</p> <span class="absatzRechts">206</span><p class="absatzLinks">Die selbst&#228;ndigen Leistungen k&#246;nnen nach Lage des Falles mithin keinen begr&#252;ndeten Bedenken begegnen.</p> <span class="absatzRechts">207</span><p class="absatzLinks">12. Zweifel dr&#228;ngen sich freilich auf, soweit die Frage zu beantworten ist, ob die T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers die in die Fallgr. 1 a der VergGr. V b einbezogenen gr&#252;ndlichen, umfassenden Fachkenntnisse verlangt.</p> <span class="absatzRechts">208</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat bereits in der Klageerwiderung (Bl. 52 ff) die Auffassung vertreten, gr&#252;ndliche, umfassende Fachkenntnisse k&#246;nnten nicht bejaht werden. Allein mit den im Schriftsatz vom 28.10.1985 (S. 5 - Bl. 75) genannten Kenntnissen kann das tarifliche Qualifizierungsmerkmal der Fallgr. 1 a der VergGr. V b nicht begr&#252;ndet werden, was jedenfalls dann gilt, wenn erwogen wird, da&#223; es oft nur einzelne wenige Bestimmungen aus den vom Kl&#228;ger genannten Rechtsgebieten, etwa dem Wettbewerbsrecht, dem Melderecht oder dem Beherbergungsvertragsrecht sind, die er anwenden mu&#223;. Das Berufungsgericht hat aber &#252;ber die vom Kl&#228;ger im einzelnen bezeichneten Fachkenntnisse hinaus sein umfangreiches Erfahrungswissen herangezogen, das "know-how", welches ein qualifizierter Verkehrsamtsleiter einsetzen mu&#223;. Dabei ist folgendes zu ber&#252;cksichtigen:</p> <span class="absatzRechts">209</span><p class="absatzLinks">Es trifft nicht zu, da&#223; zu den gr&#252;ndlichen, umfasenden Fachkenntnissen im tariflichen Sinne Erfahrungswissen nur dann z&#228;hlt, wenn es in Verbindung mit weiteren Kenntnissen von Gesetzen und Vorschriften ben&#246;tigt wird. Je nach der Fallgestaltung kann sich auch blo&#223;es Erfahrungswissen als gr&#252;ndliche, umfassende Fachkenntnisse im tariflichen Sinne darstellen.</p> <span class="absatzRechts">210</span><p class="absatzLinks">Im &#246;ffentlichen Dienst ist es zwar ungew&#246;hnlich, da&#223; ein Angestellter f&#252;r seine T&#228;tigkeit im wesentlichen und vorrangig oder sogar allein Fachkenntnisse anwenden mu&#223;, die auf Erfahrungswissen beruhen, weil im allgemeinen die T&#228;tigkeiten von Angestellten durch Erlasse und Verwaltungsvorschriften - oft bis ins Detail - geregelt sind. Das &#228;ndert aber nichts daran, da&#223; f&#252;r eine T&#228;tigkeit im &#246;ffentlichen Dienst ben&#246;tigte Fachkenntnisse, die auf blo&#223;em Erfahrungswissen, d.h. aufgrund beruflicher Erfahrung gewonnenem Wissen beruhen, gleicherma&#223;en als Fachkenntnisse im tariflichen Sinne anzuerkennen sind (vgl. BAG AP Nr. 94 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">211</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger geh&#246;rt als Verkehrsamtsleiter zu den Angestellten, f&#252;r deren T&#228;tigkeit Verwaltungsvorschriften weitgehend fehlen.</p> <span class="absatzRechts">212</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben die Problematik der Zuordnung des Kl&#228;gers zu einer Verg&#252;tungsgruppe der Allgemeinen Verg&#252;tungsordnung v&#246;llig zutreffend gesehen (vgl. Schriftsatz der Beklagten vom 06.04.1987 - Bl. 207 ff d.GA; Berufungsbegr&#252;ndung des Kl&#228;gers vom 14.04.1986, S. 4, 16 - Bl. 122, 124). Der zur Entscheidung stehende Fall gebietet indessen nicht, auf die Auffangfunktion der allgemeinen T&#228;tigkeitsmerkmale der Anlage 1 a zum BAT zur&#252;ckzugreifen (vgl. etv/a BAG AP Nr. 26, 29, 33, 34, 49, 54, 62, 64, 65, 67, 69, 89, 91, 93, 95, 99, 105, 108 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975). Es reicht, das Erfahrungswissen des Kl&#228;gers in die Bewertung seiner T&#228;tigkeit einzubeziehen. Angesichts des Umfangs dieses Erfahrungswissens m&#252;ssen gr&#252;ndliche, umfassende Fachkenntnisse bejaht werden.</p> <span class="absatzRechts">213</span><p class="absatzLinks">13. Die T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers ist dadurch herausgehoben, da&#223; sie besonders verantwortungsvoll ist.</p> <span class="absatzRechts">214</span><p class="absatzLinks">Allerdings kann die Tatsache, da&#223; im Verkehrsamt noch eine Mitarbeiterin mit Verg&#252;tung nach der VergGr. VI b und eine 13-Stunden-Arbeitskraft eingesetzt sind (vgl. Klageschrift, S. 5), f&#252;r die Qualifizierung durch eine besonders verantwortungsvolle T&#228;tigkeit nichts hergeben.</p> <span class="absatzRechts">215</span><p class="absatzLinks">Herausgehoben ist aber die Verantwortung des Kl&#228;gers, weil er auf den Fremdenverkehr in der Gemeinde N2 in nicht unerheblichem Umfang Einflu&#223; nimmt und f&#252;r den gew&#252;nschten und erstrebten Ausbau ma&#223;geblich die Weichen stellt. Dem Verkehrsamt kommt eine Schl&#252;sselrolle zu, soweit es sich um die Werbung, aber auch die Betreuung der G&#228;ste handelt. Der Kl&#228;ger mu&#223; als Verkehrsamtsleiter f&#252;r eine sachgerechte Entwicklung des Fremdenverkehrs sorgen. Er ist in die Verkaufsf&#246;rderung sowie in den Verkauf von Fremdenverkehrsangeboten eingeschaltet. Er hat beratende und anleitende Funktionen.</p> <span class="absatzRechts">216</span><p class="absatzLinks">Die sachgerechte Erledigung der ihm &#252;bertragenen Aufgaben ist nicht auf die Beantwortung von Fragen beschr&#228;nkt. Von dem Verkehrsamt wird erwartet und gefordert, da&#223; es den G&#228;sten nicht nur einen Beherbergungsbetrieb nachweist, sondern auch den Aufenthalt attraktiv gestaltet. Insbesondere bei den G&#228;sten, die sich f&#252;r einen Urlaub - nach Ansicht vieler die sch&#246;nste Zeit des Jahres - in der Gemeinde N2 entscheiden, gen&#252;gt nicht die &#220;bersendung einer Auflistung der Unterkunftsm&#246;glichkeiten und der Gastst&#228;tten sowie der Privatpensionen. Die Freizeitgestaltung mit ihren verschiedenen Facetten tritt in den Vordergrund. G&#228;ste, die sich im Urlaub gelangweilt haben, werden kaum empfehlend auf die Gemeinde N2 verweisen. Das Verkehrsamt mu&#223; daher in Zusammenarbeit mit allen am Fremdenverkehr Interessierten und Beteiligten Konzepte f&#252;r einen angenehmen und abwechselungsreichen Aufenthalt entwickeln und realisieren. Das gilt etwa f&#252;r Wanderangebote oder f&#252;r sportliche Bet&#228;tigungen, wobei dem N2 selbt eine herausragende Bedeutung zukommt. &#196;hnliches gilt f&#252;r Tagesg&#228;ste, die weder Zeit noch M&#246;glichkeiten noch Fachkunde haben, sich einen zeitlich und vielleicht auch finanziell knapp bemessenen Aufenthalt zusammenzustellen.</p> <span class="absatzRechts">217</span><p class="absatzLinks">Unzufriedenheiten, Klagen und Beschwerden mu&#223; das Verkehrsamt mit seinem Leiter nachgehen, der Kl&#228;ger hat eine Mittlerrolle zwischen den G&#228;sten und den Betrieben, die Fremdenverkehrsleistungen anbieten. Hier mu&#223; er ausgleichen, &#252;berzogene Anspr&#252;che mu&#223; er zur&#252;ckf&#252;hren, bei ungen&#252;genden Leistungen mu&#223; er nachhaken und sich durchsetzen. Anregungen m&#252;ssen aufgegriffen v/erden, er mu&#223; motivieren und, was eben m&#246;glich und dem Fremdenverkehr dienlich erscheint, realisieren.</p> <span class="absatzRechts">218</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist mit der Art, wie er seine Aufgaben erledigt, ganz besonders gefordert.</p> <span class="absatzRechts">219</span><p class="absatzLinks">Das rechtfertigt die Annahme einer besonderen Verantwortung.</p> <span class="absatzRechts">220</span><p class="absatzLinks">14. Das Landesarbeitsgericht hat die T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 25.06.1987 gr&#252;ndlich und umfassend er&#246;rtert und gew&#252;rdigt.</p> <span class="absatzRechts">221</span><p class="absatzLinks">Beide Parteien sind durch die Verf&#252;gung vom 25.02.1987 unterrichtet worden, da&#223; geeignete Arbeitsunterlagen bereitgestellt werden m&#252;&#223;ten, um den Aufgabenbereich des Kl&#228;gers vollst&#228;ndig transparent zu machen.</p> <span class="absatzRechts">222</span><p class="absatzLinks">Eine Er&#246;rterung und Pr&#252;fung anhand der Arbeitsunterlageri ist nicht nur nicht zu beanstanden, sie ist, wenn der richterlichen Aufkl&#228;rungspflicht speziell in Eingruppierungsstreitigkeiten Rechnung getragen werden soll, sogar geboten (vgl. Baumbach/Hartmann, ZPO, 41. Aufl., &#167; 139 Anm. 2 E). Die h&#246;chstrichterliche Rechtsprechung (vgl. BAG AP Nr. 9 zu &#167; 3 TOA) hat betont, die Arbeitsgerichte h&#228;tten die T&#228;tigkeit des auf H&#246;hergruppierung klagenden Angestellten gr&#252;ndlich zu er&#246;rtern und dann im Rahmen der T&#228;tigkeitsmerkmale der erstrebten Verg&#252;tungsgruppe zu w&#252;rdigen. Dem steht nicht entgegen, da&#223; die Gerichte, wenn sie das kl&#228;gerische Tatsachenvorbringen nicht f&#252;r ausreichend halten, zu dessen Vervollst&#228;ndigung, Kl&#228;rung und Erg&#228;nzung sachdienliche Auflagen nach &#167; 139 ZPO machen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">223</span><p class="absatzLinks">Damit wird die Verpflichtung zu einer Er&#246;rterung der entsprechenden Fragen in der m&#252;ndlichen Verhandlung nicht beseitigt, wie umgekehrt bei einer Er&#246;rterung in der m&#252;ndlichen Verhandlung nicht darauf verzichtet werden darf, den Kl&#228;ger mit sachdienlichen Auflagen anzuhalten, sein Klagevorbringen zu vervollst&#228;ndigen, klarzustellen und zu erg&#228;nzen (vgl. BAG AP Nrn. 8, 16, 19 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">224</span><p class="absatzLinks">Gerade in Eingruppierungsprozessen k&#246;nnen die Tatsachengerichte im Rahmen eines weiten Ermessens zur Sachaufkl&#228;rung, Klarstellung und zu ihrer eigenen Unterst&#252;tzung von Amts wegen die Vorlage von Urkunden bzw. beh&#246;rdlichen Akten, also von Arbeitsunterlagen des klagenden Angestellten, die Einnahme des gerichtlichen Augenscheins sowie die Zuziehung von Sachverst&#228;ndigen, allerdings nicht die Vernehmung von Zeugen anordnen und durchf&#252;hren, wie sich im einzelnen aus &#167;&#167; 141 ff ZPO ergibt (vgl. BAG AP Nr. 4 zu &#167; 1 Tarifvertr&#228;ge: Presse; auch BAG AP Nr. 60 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975 m.w.N.). Das Berufungsgericht verkennt, soweit die Er&#246;rterung und Pr&#252;fung der T&#228;tigkeit des die H&#246;hergruppierung begehrenden Angestellten in der m&#252;ndlichen Verhandlung in Rede steht, nicht, da&#223; zu den Grundlagen der Rechtsverfolgung im Zivilproze&#223; das Vorbringen von Tatsachen geh&#246;rt, aus deren l&#252;ckenloser Folge sich - ihre Richtigkeit unterstellt - der geltend gemachte Anspruch herleiten lassen mu&#223; (vgl. BAG AP Nr. 5 zu &#167; 139 ZPQ), wobei eine Eingrup- pierungsfeststellungsklage dann schl&#252;ssig ist, wenn das tats&#228;chliche Vorbringen des Kl&#228;gers bei Unterstellung seiner Richtigkeit den Klageantrag begr&#252;ndet erscheinen l&#228;&#223;t, so da&#223; im Falle der S&#228;umnis der beklagten Partei aufgrund des Vorbringens des Kl&#228;gers nach &#167; 331 ZPO ein Vers&#228;umnisurteil erlassen werden k&#246;nnte (vgl. BAG AP Nr. 97 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975) Der Kl&#228;ger eines Eingruppierungsrechtsstreits mu&#223; mithin darlegen, da&#223; Tatsachen vorliegen, aus denen die Erf&#252;llung der qualifizierten T&#228;tigkeitsmerkmale hergleitet werden kann. Er mu&#223;, wenn er die Eingruppierung nach bestimmten Qualifikationsmerkmalen begehrt, diejenigen Tatsachen vortragen und im Bestreitensfalle beweisen, aus denen der rechtliche Schlu&#223; m&#246;glich ist, da&#223; er die im Einzelfall in Betracht kommenden und f&#252;r sich beanspruchten tariflichen T&#228;tigkeitsmerkmale unter Einschlu&#223; der darin vorgesehenen Qualifizierungen erf&#252;llt (vgl. BAG AP Nrn. 32, 36, 39, 68, 88, 97 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">225</span><p class="absatzLinks">Notwendigerweise kennt n&#228;mlich der Kl&#228;ger seine eigene T&#228;tigkeit am besten und mu&#223; daher am ehesten in der Lage sein, darzulegen, ob und warum sie sich im Sinne der qualifizierenden T&#228;tigkeitsmerkmale heraushebt (vgl. BAG AP Nr. 36 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">226</span><p class="absatzLinks">Nicht selten erweist sich allerdings die Tatsachenfeststellung und Sachaufkl&#228;rung mit den Mitteln der Verhandlungsmaxime in Eingruppierungsstreitigkeiten als noch schwieriger als die Rechtsanwendung, insbesondere deshalb, weil bei unstreitigem Sachverhalt die Parteien die Einzelheiten der T&#228;tigkeit des jeweiligen Kl&#228;gers oft nur stichwortartig und nicht nachvollziehbar schildern oder den Gerichten der Nachvollzug den Parteien gel&#228;ufiger interner Verwaltungsvorg&#228;nge nicht oder nur schwer m&#246;glich ist.</p> <span class="absatzRechts">227</span><p class="absatzLinks">Die rechtlichen Schwierigkeiten in Eingruppierungsprozessen haben ihre Ursache keineswegs allein in den zahlreichen unbestimmten Rechtsbegriffen der VergO zum BAT. H&#228;ufig betreffen sie die Bestimmung der Arbeitsvorg&#228;nge nach &#167; 22 BAT. Sie sind in vielen F&#228;llen auch darin begr&#252;ndet, da&#223; bei lediglich verbaler Anerkennung des Tarifgef&#252;ges innerhalb der &#246;ffentlichen Hand H&#246;her- und Eingruppierungen nach au&#223;errechtlichen Gesichtspunkten vorgenommen werden, weiter auch darin, da&#223; die damit besch&#228;ftigten Bediensteten wegen der nur schwer &#252;berschaubaren Vielfalt der VergO und ihrer immer st&#228;rker zunehmenden, vielf&#228;ltigen Differenzierung nicht selten &#252;berfordert erscheinen.</p> <span class="absatzRechts">228</span><p class="absatzLinks">Zahlreich sind die Rechtsstreitigkeiten, in denen es den jeweiligen Kl&#228;gern, obwohl das rechtlich und tats&#228;chlich m&#246;glich ist, erhebliche Schwierigkeiten bereitet, in der prozessual gebotenen Art und Weise Tatsachen insbesondere f&#252;r qualifizierende tarifliche T&#228;tigkeitsmerkmale vorzubringen (vgl. BAG AP Nr. 115 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975; auch BAG AP Nr. 36, 97 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">229</span><p class="absatzLinks">Rauschgold&#228;hnliche Wertungen finden nicht nur in Ausnahmef&#228;llen Eingang in die kl&#228;gerischen Ausf&#252;hrungen (vgl. etwa BAG AP Nr. 68 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">230</span><p class="absatzLinks">F&#252;hrt eine Aufz&#228;hlung der T&#228;tigkeiten im einzelnen und eine detaillierte Beschreibung des Aufgabengebietes bei der &#220;berpr&#252;fung und W&#252;rdigung des Ein- gruppierungsbegehrens nicht weiter, dann mu&#223; das Gericht danach fragen, was der klagende Angestellte in einem &#252;berschaubaren Zeitraum dienstlich gemacht hat (vgl. Anm. Clemens zu BAG AP Nr. 102 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT ). Hier kommt den Arbeitsunterlagen, mit denen die konkrete T&#228;tigkeit vollst&#228;ndig transparent gemacht werden kann, ma&#223;gebliche Bedeutung zu. Die Er&#246;rterung und W&#252;rdigung dieser Unterlagen ist ein entscheidender Schritt f&#252;r die Beurteilung, ob bestimmte T&#228;tigkeiten und Einzelaufgaben den jeweils in Betracht kommenden qualifizierenden T&#228;tigkeitsmerkmalen zuzuordnen sind. Die Pflichten des Gerichts, das Sach- und Streitverh&#228;ltnis in tats&#228;chlicher und rechtlicher Hinsicht zu er&#246;rtern, zielt nicht nur auf die Parteien; einzu- beziehen sind auch unterrichtete Vertreter, wie sich aus &#167; 141 Abs. 3 Satz 2 ZPO ergibt. Auch sie kommen in Betracht, wenn es sich um die Beantwortung der notwendigen Aufkl&#228;rungsfragen handelt (vgl. Baumbach/Hartmann, a.a.O., &#167; 139 Anm. 2 E).</p> <span class="absatzRechts">231</span><p class="absatzLinks">15. Das kl&#228;gerische H&#246;hergruppierungsbegehren mu&#223; ohne Erfolg bleiben, weil die T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers sich nicht durch besondere Schwierigkeit heraushebt.</p> <span class="absatzRechts">232</span><p class="absatzLinks">Die Fremdenverkehrsstatistik, die sicher f&#252;r die Beklagte erhebliche Bedeutung hat und von hohem Aussagewert ist, wird aufgrund der Landesstatistik erstellt, wobei weitgehend das von dort zur Verf&#252;gung gestellte Zahlenwerk &#252;bernommen wird.</p> <span class="absatzRechts">233</span><p class="absatzLinks">Eine L&#252;cke ergibt sich allerdings, wo die Kleinbetriebe in Rede stehen, die wegen der fehlenden Meldepflicht in der Landesstatistik nicht auftauchen. Es leuchtet ein, da&#223; es wegen der Angst vor einer steuerlichen Erfassung m&#252;hsam und beschwerlich gewesen ist, die Kleinbetriebe zur Herausgabe ihrer Zahlen &#252;ber erbrachte Fremdenverkehrsleistungen zu bewegen. Eine besondere Schwierigkeit im Sinne einer tariflichen Qualifizierung hat allerdings nicht in Rede gestanden.</p> <span class="absatzRechts">234</span><p class="absatzLinks">Auch bei der Entwicklung und Verwendung des G&#228;stefragebogens sind keine besonderen Schwierigkeiten angefallen.</p> <span class="absatzRechts">235</span><p class="absatzLinks">Fragen, wie sie den G&#228;sten vorgelegt worden sind, werden h&#228;ufig gestellt, wenn diejenigen, die sich mit Fremdenverkehr befassen, Hinweise f&#252;r ihre Arbeit bekommen wollen.</p> <span class="absatzRechts">236</span><p class="absatzLinks">Wer einen G&#228;stefragebogen entwerfen will und konzipieren mu&#223;, wird das, was bereits von vergleichbaren Fremdenverkehrsorten erarbeitet und verwandt worden ist, &#252;bernehmen und fortentwickeln.</p> <span class="absatzRechts">237</span><p class="absatzLinks">Soweit die T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers zu bewerten ist, darf im &#252;brigen nicht &#252;bersehen werden, da&#223; im Jahre 1986 nur 100 Bogen ausgegeben worden und 50 zur&#252;ckgekommen sind.</p> <span class="absatzRechts">238</span><p class="absatzLinks">Mit der Zustimmung, die der G&#228;stefragebogen in einem Schreiben des Verkehrsvereins Graub&#252;nden vom 15.12.1986 gefunden hat, kann die tariflich geforderte besondere Schwierigkeit nicht belegt werden.</p> <span class="absatzRechts">239</span><p class="absatzLinks">Die vom Kl&#228;ger federf&#252;hrend entwickelten Bestandserfassungsb&#246;gen gestatten ebenso wie die von ihm erstellten Diagramme Analysen f&#252;r die Fremdenverkehrsarbeit, wobei deren Fortschreibung die Dynamik des Fremdenverkehrs transparent machen kann.</p> <span class="absatzRechts">240</span><p class="absatzLinks">Es handelt sich jedoch immer um das Sammeln und Zusammenstellen von Einzelheiten nach Gesichtspunkten, die f&#252;r die G&#228;stewerbung und Betreuung bedeutsam sind.</p> <span class="absatzRechts">241</span><p class="absatzLinks">Erh&#246;hte fachliche Anforderungen fallen hier nicht an.</p> <span class="absatzRechts">242</span><p class="absatzLinks">Radtouren und Radwanderungen bieten sich in der Gemeinde N2 an, wobei neben den topographischen Verh&#228;ltnissen die Sch&#246;nheit und der Reiz der Landschaft von herausragender Bedeutung sind.</p> <span class="absatzRechts">243</span><p class="absatzLinks">Solche Touren und Wanderungen erfordern ebenso wie Fu&#223;wanderungen Kartenmaterial.</p> <span class="absatzRechts">244</span><p class="absatzLinks">Hier kann ein Verkehrsamt, welches erstmals das Fahrrad in das Freizeitangebot einstellen will, auf zahlreiche Entwicklungen und Erfahrungen anderer Verkehrs&#228;mter zur&#252;ckgreifen.</p> <span class="absatzRechts">245</span><p class="absatzLinks">Neuland ist hier nicht zu betreten, Fahrradwanderungen gibt es schon seit Jahrzehnten, entsprechendes Kartenmaterial steht seit langem zur Verf&#252;gung. Wenn der Kl&#228;ger die Karten auf die Gemeinde N2 ausgerichtet hat, so kann das nicht schwierig gewesen sein.</p> <span class="absatzRechts">246</span><p class="absatzLinks">Erh&#246;hte fachliche Kenntnisse und F&#228;higkeiten hat der Kl&#228;ger auch nicht einsetzen m&#252;ssen, soweit er Restaurants und Gasth&#228;user veranla&#223;t hat, in die Speisekarte das N2-Leibgericht "Sipp-Sapp" aufzunehmen. Die Werbung mit diesem Leibgericht ist einfach, es erscheint in einer Zusammenfassung verschiedener Angebote im "N2-Mosaik". In der &#220;bersicht "gut essen + trinken" ist das Originalrezept abgedruckt, eine Terrine gibt Hinweise auf die Betriebe, in denen "Sipp-Sapp" angeboten wird.</p> <span class="absatzRechts">247</span><p class="absatzLinks">Nicht wenige Fremdenverkehrsorte versuchen, sich durch ein spezielles Gericht unverwechselbar zu kennzeichnen, bekanntzumachen und herauszustellen. Die Idee, die der Kl&#228;ger verfolgt hat, ist also nicht neu und ihre Konzeption nicht schwierig, wobei gleiches f&#252;r die Realisierung gilt, weil die H&#228;user, die "Sipp-Sapp" in ihre Speisekarte einstellen, kein gr&#246;&#223;eres Risiko auf sich nehmen als bei anderen neu in das Angebot einbezogenen Speisen.</p> <span class="absatzRechts">248</span><p class="absatzLinks">Das Berufungsgericht hat besondere Schwierigkeiten auch nicht bei der Erstellung der "N2-Mosaik-Schatulle" feststellen k&#246;nnen. Vielfach werden Angebote in Verkehrs&#228;mtern zusammengefa&#223;t, sehr h&#228;ufig verteilen sie Mappen mit den verschiedensten Prospekten.</p> <span class="absatzRechts">249</span><p class="absatzLinks">Es gibt die unterschiedlichsten Gr&#252;nde, die gesamte Breite der Werbung nicht zusammenzuf&#252;hren, sondern aufzuteilen, um den Gast gezielt ansprechen zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">250</span><p class="absatzLinks">Angebote k&#246;nnen schnell &#252;berholt sein, sie sind h&#228;ufigen &#196;nderungen unterworfen und verlangen st&#228;ndige Anspassungen, es werden nur spezielle Gruppen angesprochen.</p> <span class="absatzRechts">251</span><p class="absatzLinks">Die Beantwortung der Frage, ob Prospekte mehrsprachig ausgelegt werden sollen, erfordert eine differenzierte Betrachtungsweise. Die zur Verf&#252;gung stehenden Mittel spielen ebenso eine Rolle wie die Zahl der ausl&#228;ndischen G&#228;ste und ihre Herkunftsl&#228;nder. Wer sich f&#252;r mehrsprachige Prospekte und Angebote entscheidet, mu&#223; sicherstellen, da&#223; die &#220;bersicht nicht in einem Sprachwirrwarr verloren geht.</p> <span class="absatzRechts">252</span><p class="absatzLinks">Nat&#252;rlich hat die Zielgruppenarbeit in einem Verkehrsamt eine herausragende Rolle.</p> <span class="absatzRechts">253</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsmittelgericht verkennt hier nicht, da&#223; sich der Kl&#228;ger etwa auf der ITB in Berlin besonders engagiert hat.</p> <span class="absatzRechts">254</span><p class="absatzLinks">Er hat sich, das haben die Er&#246;rterungen vor dem Landesarbeitsgericht ergeben, sachgerecht eingesetzt und damit unter Beweis gestellt, da&#223; er das Qualifizierungsmerkmal der "besonderen Verantwortung" erf&#252;llt. Kompliziert ist die Fremdenverkehrswerbung in Berlin indessen nicht gewesen, Spezialkenntnisse sind nicht erforderlich gewesen, au&#223;ergew&#246;hnliche Erfahrungen sind von dem Kl&#228;ger nicht verlangt worden.</p> <span class="absatzRechts">255</span><p class="absatzLinks">Die Pauschalangebote, die der Kl&#228;ger erarbeitet hat, verlangen eine sorgf&#228;ltige Abstimmung mit den Anbietern verschiedener Leistungen. Hier sind normale Koordinierungsf&#228;higkeiten, wie sie ein Verkehrsamtsleiter haben mu&#223;, gefordert.</p> <span class="absatzRechts">256</span><p class="absatzLinks">Die Fremdenverkehrsuntersuchung N2, die die V KG erstellt hat, kann der Kl&#228;ger sich nicht zurechnen. Sicher ist, da&#223; er hier mitgewirkt, insbesondere auch Material aus dem fremdenverkehrsspezifischen Bereich zur Verf&#252;gung gestellt hat.</p> <span class="absatzRechts">257</span><p class="absatzLinks">Das rechtfertigt jedoch nicht, seiner T&#228;tigkeit die Qualifizierung der VergGr. IV a/III zuzuerkennen.</p> <span class="absatzRechts">258</span><p class="absatzLinks">Besondere Schwierigkeiten sind ferner zu verneinen bei der Ansprache von Reiseunternehmen und anderen Verkehrs&#228;mtern.</p> <span class="absatzRechts">259</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat selbst auf die Auswertung von Branchenfernsprechb&#252;chern verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">260</span><p class="absatzLinks">Die Aufstellung der bebilderten redaktionellen Berichte und der Werbeanzeigen mu&#223; an der Effektivit&#228;t ausgerichtet werden.</p> <span class="absatzRechts">261</span><p class="absatzLinks">Hier erlangt der Werbeetat Bedeutung, den der Kl&#228;ger naturgem&#228;&#223; beachten mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">262</span><p class="absatzLinks">G&#228;stebefragungen k&#246;nnen Aufschlu&#223; dar&#252;ber geben, wo Anzeigen zweckm&#228;&#223;igerweise zu plazieren sind.</p> <span class="absatzRechts">263</span><p class="absatzLinks">Wenn der Kl&#228;ger die "Dr&#252;ggelter L in die Fremdenverkehrswerbung einbezogen hat, so k&#246;nnen dabei keine besonderen Schwierigkeiten aufgetaucht sein.</p> <span class="absatzRechts">264</span><p class="absatzLinks">Gleiches gilt f&#252;r das Sammeln von Informationen und f&#252;r die Weitergabe an Interessenten.</p> <span class="absatzRechts">265</span><p class="absatzLinks">In der Basisgruppe, die sich mit der Weiterentwicklung des N2-Fremdenverkehrs befa&#223;t, arbeitet der Kl&#228;ger mit.</p> <span class="absatzRechts">266</span><p class="absatzLinks">Hier werden Probleme, etwa des Parkplatzangebots, der Ausweitung der Bettenkapazit&#228;t, der Sichtm&#246;glichkeiten auf den See, der Verkehrs&#252;berlastung oder der Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden er&#246;rtert.</p> <span class="absatzRechts">267</span><p class="absatzLinks">Die Auflistung der Personen, die in der Basisgruppe zusammengeschlossen sind, ergibt, da&#223; die Kompetenzen f&#252;r die Fremdenverkehrsprobleme durchaus nicht bei dem Kl&#228;ger liegen.</p> <span class="absatzRechts">268</span><p class="absatzLinks">Die Er&#246;rterungen in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Landesarbeitsgericht haben gezeigt, da&#223;, soweit das Verkehrsamt als Vertragspartner, etwa bei der Durchf&#252;hrung von Betriebsausfl&#252;gen, auftritt, manche Fragen nicht gekl&#228;rt sind.</p> <span class="absatzRechts">269</span><p class="absatzLinks">Vertragsgestaltungen der in Rede stehenden Art sind jedoch nicht Sache des Kl&#228;gers, sie geh&#246;ren nicht zu seiner "auszu&#252;benden T&#228;tigkeit" im Sinne des &#167; 22 BAT. Hier sind vielmehr der Gemeindedirektor der Beklagten oder der Rat der Gemeinde gefordert.</p> <span class="absatzRechts">270</span><p class="absatzLinks">Es bedarf daher keiner &#220;berlegungen, ob das Aushandeln von Vertr&#228;gen mit Betrieben, die Ausfl&#252;ge durchf&#252;hren wollen, besonders schwierig ist, weil zu beachten ist, da&#223; es sich um eine spezielle Materie mit eng begrenztem Umfang handelt.</p> <span class="absatzRechts">271</span><p class="absatzLinks">16.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Das Rechtsmittelgericht hat die zahlreichen vom Kl&#228;ger &#252;berreichten Unterlagen und Belege eingehend gepr&#252;ft, es hat das Arbeitsprogramm f&#252;r das Jahr 1984 in seine Gewichtung einbezogen und die eingehenden Schilderungen und Darlegungen des Kl&#228;gers sorgf&#228;ltig gewertet.</p> <span class="absatzRechts">272</span><p class="absatzLinks">Die T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers als Verkehrsamtsleiter ist sicher vielseitig, sein Engagement darf nicht &#252;bersehen v/erden.</p> <span class="absatzRechts">273</span><p class="absatzLinks">Er mu&#223; Einf&#252;hlungsverm&#246;gen haben, wenn er in vertraulichen Er&#246;rterungen und &#220;berlegungen mit den am Fremdenverkehr beteiligten Betrieben behutsam und gezielt Leistungsverbesserungen und -ausweitungen anspricht. Bei der Verbesserung und Weiterentwicklung des Fremdenverkehrs m&#252;ssen die Entscheidungstr&#228;ger Orientierungshilfen erhalten; hier sind Informations- und Besichtigungsfahrten einzuordnen.</p> <span class="absatzRechts">274</span><p class="absatzLinks">Die Qualit&#228;t eines Leiters des Verkehrsamtes h&#228;ngt von seinen Ideen und deren Umsetzung, von seiner Kreativit&#228;t und Weitsicht, von seinem Einfallsreichtum, seinen Initiativen und der Realisierung seiner Konzeptionen, von seiner Einsatzfreude und Kontaktst&#228;rke, seiner Ausstrahlung, seiner F&#228;higkeit zur Koordination, und gewi&#223; auch von seinen nicht nur globalen, sondern auch detaillierten Fachkenntnissen und Erfahrungen ab.</p> <span class="absatzRechts">275</span><p class="absatzLinks">Das alles f&#252;hrt jedoch nicht zu der besonderen Schwierigkeit, die f&#252;r die H&#246;hergruppierung gefordert ist.</p> <span class="absatzRechts">276</span><p class="absatzLinks">17.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Da sich die T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers nicht durch besondere Schwierigkeit heraushebt, kommt es auf die Heraushebung durch die Bedeutung und das</p> <span class="absatzRechts">277</span><p class="absatzLinks">Ma&#223; der Verantwortung nicht an.</p> <span class="absatzRechts">278</span><p class="absatzLinks">18. Auch ist unerheblich, ob die Beklagte die Stelle des Verkehrsamtsleiters bis 1981/82 nach BAT III im Stellenplan ausgewiesen hat (vgl. Schriftsatz vom 28.10.1985, S. 4 - Bl. 74).</p> <span class="absatzRechts">279</span><p class="absatzLinks">Mit dem Stellenplan kann ein H&#246;hergruppierungsverlangen nicht gerechtfertigt werden, da hier eine interne Verwaltungsangelegenheit in Rede steht (vgl. schon BAG AP Nr. 1 zu &#167; 3 TOA; auch BAG AP Nr. 8, 12, 14, 36, 67, 69, 70 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">280</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers mu&#223; daher zur&#252;ckgewiesen v/erden. Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 ZPO.</p>
315,463
lg-bonn-1987-06-23-7-o-24287
{ "id": 804, "name": "Landgericht Bonn", "slug": "lg-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
7 O 242/87
"1987-06-23T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:26"
"2019-03-27T09:43:03"
Urteil
ECLI:DE:LGBN:1987:0623.7O242.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag auf Erlass der einstweiligen Verf&#252;gung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtstreits tr&#228;gt der Verf&#252;gungskl&#228;ger.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Kl&#228;ger darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 700,- DM abwenden, wenn nicht der Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Verf&#252;gungskl&#228;ger ist Mitglied der Partei "Die Gr&#252;nen". Er ist ferner alleiniger Sprecher des "Initiativkreises Linke Deutschland-Diskussion", einer der Sprecher der "Koordination Friedensvertrag&#8220;, Mitglied und presserechtlich Verantwortlicher des "Arbeitskreises Blockfreiheit und Befreiung" sowie Mitverfasser der "Denkschrift Friedensvertrag, Deutsche Konf&#246;deration, Europ&#228;isches Sicherheitssystem."</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In einer Ver&#246;ffentlichung der "Landesweiten Konferenz der antifaschistischen Initiativen und Organisationen" war der nachfolgende Passus&#160; enthalten:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">"in verschiedenen dieser Gruppen, die meinen, eine neue deutschlandpolitische und Wiedervereinigungsdiskussion er&#246;ffnen zu m&#252;ssen, arbeiten Vertreter der "Neuen Rechten" mit. So zum Beispiel beim "Initiativekreis Deutschland-Diskussion" (LDD) , der Koordination Friedensvertrag&#8220;, dem&#160; "Initiativkreis Friedensvertrag", dem "Arbeitskreis&#8220; Flockfreiheit und Befreiung", der "Denkschrift Friedensvertrag, Deutsche Konf&#246;deration, Europ&#228;isches Sicherheitssystem", die alle untereinander argumentativ und personell eng verkn&#252;pft sind" offenbar sieht die "Neue Rechte" hier Ankn&#252;pfungspunkte f&#252;r ihre nationalistische Politik, die in die Friedensbewegung hineingetragen werden soll.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Obwohl diese Gruppen vielfach aus der Friedensbewegung heraus aufgefordert wurden, sich von Vertretern der &#8222;Neuen Rechten" zu trennen, ist dies nicht geschehen. Im Gegenteil, es wurden immer wieder Solidarit&#228;tserkl&#228;rungen mit- ihnen abgegeben. Offenbar verfolgen diese Gruppen also durch die Einbeziehung nationalistischer und neofaschistischer Kr&#228;fte ein politisches Ziel.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus versuchen etliche rein oder fast rein neofaschistische Gruppen sich mit, gleicher oder &#228;hnlicher Argumentation an die Friedensbewegung anzuh&#228;ngen. Zum Beispiel der Aufruf- "Den Frieden retten - Deutschland vereinen!&#8220;, die "Aktion Gesamtdeutsche Solidarit&#228;t", die "Vereinigung f&#252;r gesamtdeutsche Politik", der "Arbeitsring Gedankenfreiheit&#8220;, oder die Partei "Die Wei&#223;en". Zum Teil arbeiten Mitglieder der dieser Gruppen auch in den zuerst genannten Gruppen mit."</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nachfolgend wurde um die Unterzeichnung dieser Erkl&#228;rung und die Einsendung an den Verf&#252;gungsbeklagten gebeten.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Verf&#252;gungskl&#228;ger tr&#228;gt vor, bei den angegriffenen Behauptungen handele es sich s&#228;mtlich um Tatsachenbehauptungen. Diese seien unwahr. Er selbst, wie auch die Mitglieder der oben genannten Gruppen, denen er angeh&#246;re, seien &#220;berzeugte und vehemente Gegner von Nationalismus und Neofaschismus und der "Neuen Rechten". Die Deutschland politischen Fragen w&#252;rden in diesen Gruppen nicht unter nationalistischen oder neofaschistischen Grunds&#228;tzen, sondern von linken, sozialistischen oder internationalistischen Positionen&#160; aus behandelt. Der Verf&#252;gungsbeklagte habe an der Erstellung des Flugblattes selbst mitgewirkt; jedenfalls sorge er f&#252;r seine Verbreitung. Es sei zu bef&#252;rchten da&#223; diese Flugbl&#228;tter auch weiterhin verbreitet w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt, den Erlass folgender einstweiliger Verf&#252;gung:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dem Antragsgegner wird verboten, bei Meidung eines Ordnungsgeldes in vom Gericht zu bestimmenden H&#246;he oder von Ordnungshaft f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung zu unterlassen,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">- zu behaupten,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">- die Behauptung zu verbreiten und</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">- an der Verbreitung der Behauptung mitzuwirken oder sie sonst wie zu f&#246;rdern,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">1)</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">in den Gruppen " Iniativkreis Linke Deutschland-Diskussion", "Koordination Friedensvertrag", "Arbeitskreis Blockfreiheit und Befreiung"</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">sowie "Denkschrift Friedensvertrag, Deutsche Konf&#246;deration, Europ&#228;isches Sicherheitssystem" arbeiteten Vertreter der "Neuen Rechten" mit;</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">2)</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">obwohl diese Gruppen vielfach aus der Friedensbewegung heraus aufgefordert worden seien, sich von Vertretern der &#8222;Neuen- Rechten" zu trennen, sei dies nicht geschehen, es seien im Gegenteil immer wieder Solidarit&#228;tserkl&#228;rungen mit ihnen abgegeben worden;</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">3)</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">diese Gruppen verfolgten durch Einbeziehung nationalistischer und neofaschistischer Kr&#228;fte ein politisches Ziel;</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">4)</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Mitglieder der Gruppen "Den Frieden retten - Deutschland vereinen!", "Aktion Gesamtdeutsche Solidarit&#228;t", "Vereinigung f&#252;r gesamtdeutsche Politik", "Arbeitsring Gedankenfreiheit" oder der Partei "Die Wei&#223;en" arbeiteten zum Teil auch in den unter 1) genannten Gruppen mit.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Verf&#252;gungsbeklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">den Antrag auf Erlass der einstweiligen Verf&#252;gung abzulehnen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Verf&#252;gungsbeklagte tr&#228;gt vor, bei den beanstandeten Passagen handele es sich nicht um Tatsachenbehauptungen, sondern um Meinungs&#228;u&#223;erungen. Diese Meinungs&#228;u&#223;erungen unterlagen aber dem Schutz des Art.&#160; 5 Abs. 1 GG. Im &#252;brigen seien die Erkl&#228;rungen, soweit in ihnen Tatsachenbehauptungen gesehen werden sollten, nicht unwahr. Tats&#228;chlich w&#252;rden n&#228;mlich in den aufgef&#252;hrten Gruppen "Neue Rechte" mitwirken. Das Flugblatt sei im &#252;brigen nie in einem gr&#246;&#223;eren Umfang verbreitet worden. Es sei lediglich einmal in einer Auflage von 15 St&#252;ck in der Jungsozialisten-Hochschulgruppe der Universit&#228;t C verteilt worden. M&#246;glicherweise werde die Resolution einmal im Rahmen einer Gesamtdokumentation ver&#246;ffentlicht.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf den Inhalt der zwischen ihnen gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Antrag auf Erlass der einstweiligen Verf&#252;gung ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Verf&#252;gungskl&#228;ger hat keinen Anspruch auf Unterlassung der beanstandeten &#196;u&#223;erungen. Bei den im Antrag aufgef&#252;hrten &#196;u&#223;erungen handelt es sich nicht um Tatsachenbehauptungen, sondern um politische Werturteile. Beanstandet wird n&#228;mlich insgesamt, da&#223; in den Gruppen, denen der Verf&#252;gungskl&#228;ger angeh&#246;rt, oder in f&#252;hrender Position t&#228;tig ist, sogenannte "Neue Rechte" unter Einbeziehung nationalistischer und neofaschistischer Vorstellungen mitarbeiten. Der Begriff "Neue Rechte" ist keine Tatsache, sondern ein politisches Werturteil. Es ist nicht feststellbar, welche tats&#228;chlichen Voraussetzungen erforderlich sind, um ein "Neuer Rechter" zu sein. Damit wird vielmehr eine bestimmte politische Meinung umschrieben" Das gilt ebenso f&#252;r die Einordnung von Parteimitgliedern in anderen Parteien in links und rechts. Da&#223; es sich nicht um Tatsachenbehauptungen handelt, ergibt sich auch daraus, da&#223; die Frage, ob nun "Neue Rechte" in bestimmten Gruppen mitarbeiten oder nicht, einen Beweis nicht zug&#228;nglich ist. Es k&#246;nnte insoweit nur eine Pr&#252;fung der geistigen und politischen Denkweise und Haltung &#252;berpr&#252;ft werden. Eine solche &#220;berpr&#252;fung ist aber nicht m&#246;glich. Bei der Auseinandersetzung&#160; der Parteien handelt es sich um einen politischen Meinungsstreit, der einer Entscheidung durch Gerichte nicht zug&#228;nglich ist.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Es ist im &#252;brigen auch nicht ersichtlich, da&#223; durch die Darstellung in dem Flugblatt das allgemeine Pers&#246;nlichkeitsrecht des Kl&#228;gers verletzt wird. Erforderlich hierzu w&#228;re ein Angriff in die Individual- oder Intimsph&#228;re. Das ist aber bei dem hier ausgefochtenen politischen Meinungsstreit nicht feststellbar. Im Rahmen der politischen Auseinandersetzung hat der Verf&#252;gungsbeklagte das zul&#228;ssige Ma&#223; durch die Mitarbeit bei der Erstellung des Flugblattes und bei dessen Verbreitung nicht &#252;berschritten. Das w&#228;re erst dann der Fall, wenn es sich um reine Schm&#228;hkritik handeln w&#252;rde. Das ist hier aber gerade nicht der Fall, da nur die Meinung einer ganz bestimmten Gruppe, die sich aus der &#220;berschrift ergibt, verbreitet wird, die sich jedoch im &#252;blichen Rahmen h&#228;lt. Die Einordnung in "Neue Rechte", &#8222;nationalistisch, &#8220;und "neofaschistisch" sprengt den zul&#228;ssigen Rahmen des politischen Meinungskampfes nicht.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Hiernach ist der Antrag auf Erlass der einstweiligen Verf&#252;gung mit der Kostenfolge aus &#167; 91 ZPO zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167;&#167; 708 Ziffer 6, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 4.000,- DM</p>
315,464
olgham-1987-06-10-20-w-7986
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 W 79/86
"1987-06-10T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:27"
"2019-03-27T09:43:03"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1987:0610.20W79.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird unter Zur&#252;ckweisung der weitergehenden sofortigen Beschwerde abge&#228;ndert.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits einschlie&#223;lich des Beschwerdeverfahrens werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p>Der Wert des Beschwerdegegenstands wird auf 9.001,- bis 9.100,- DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat die Beklagte aus gepf&#228;ndetem Recht auf Hinterlegung eines Betrages von 47.769,41 DM beim Amtsgericht Dortmund in Anspruch genommen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am 22. August 1985 erwirkte der Kl&#228;ger ein vorl&#228;ufig vollstreckbares Urteil des OLG Hamm (17 U 51/85) auf Zahlung von 45.412,01 DM Schadensersatz zuz&#252;glich Zinsen wegen unrichtiger Beratung im Zusammenhang mit dem Erwerb eines Hauses gegen den bei der Beklagten berufshaftpflichtversicherten Architekten .... Diesem war es nach dem Urteil gestattet, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung von 56.000,- DM, die auch durch eine selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erbracht werden konnte, abzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Durch Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschlu&#223; des AG Dortmund (140 M 10876/85) vom 2. Oktober 1985 lie&#223; der Kl&#228;ger wegen seiner titulierten Forderung zuz&#252;glich Kosten &#252;ber insgesamt 47.769,41 DM im Wege der Sicherheitsvollstreckung gem&#228;&#223; &#167;&#167;720, 839 ZPO den Deckungsschutzanspruch des Architekten I gegen die Beklagte aus der bei ihr genommenen Berufshaftpflichtversicherung pf&#228;nden und statt der &#220;berweisung zur Einziehung die Hinterlegung des gepf&#228;ndeten Betrages bei der Gerichtskasse ... anordnen. Der Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschlu&#223; wurde der Beklagten am 14. Oktober 1985 zugestellt. Diese erkannte die gepf&#228;ndete Forderung vorbehaltlich einer Ab&#228;nderung des Urteils des OLG Hamm vom 22. August 1985 aufgrund der eingelegten Revision durch den Bundesgerichtshof mit Schreiben vom 30. Oktober 1985 an und erkl&#228;rte sich mit Schreiben vom 15. November 1985 bereit, Sicherheit entsprechend dem Urteil des OLG Hamm vom 22. August 1985 durch Stellung einer Bankb&#252;rgschaft &#252;ber 56.000,- DM zu leisten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 21. November 1985 forderte der Kl&#228;ger die Beklagte unter Setzung einer Frist von einer Woche und Klageandrohung auf, 47.769,41 DM bei der Gerichtskasse in Dortmund zu hinterlegen. Die Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Beklagten antworteten mit Schreiben vom 2. Dezember 1985, der gepf&#228;ndete Deckungsschutzanspruch sei gem&#228;&#223; &#167;154 VVG noch nicht f&#228;llig, in den n&#228;chsten Tagen werde von der Beklagten jedoch eine Bankb&#252;rgschaft &#252;ber 56.000,- DM zur Verf&#252;gung gestellt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Bereits unter dem 3. Dezember 1985, der Beklagten zugestellt am 13. Dezember 1985, hat der Kl&#228;ger Klage auf Hinterlegung von 47.769,41 DM erhoben. Am 12. Dezember 1985, der Beklagten zugestellt am 16. Dezember 1985, erwirkte er au&#223;erdem eine Erg&#228;nzung des Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschlusses vom 2. Oktober 1985 dahin, da&#223; der Anspruch des Architekten ... gegen die Beklagte auf Hinterlegung gem&#228;&#223; &#167;3 II Nr. 1 Abs. 3 AHB mitgepf&#228;ndet und ihm, dem Kl&#228;ger, mit der Ma&#223;gabe zur Einziehung &#252;berwiesen ist, da&#223; der Schuldbetrag bei der Gerichtskasse ... zu hinterlegen ist (&#167;&#167;839, 720, 713 ZPO). Mit weiterem Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschlu&#223; vom 7. M&#228;rz 1986 lie&#223; der Kl&#228;ger die Anspr&#252;che des Architekten ... aus der Berufshaftpflichtversicherung, insbesondere aus &#167;149 VVG und auf Erbringung einer Sicherheit oder Hinterlegung gem&#228;&#223; &#167;3 II Nr. 1 Abs. 3 AHB pf&#228;nden und sich mit obiger Ma&#223;gabe zur Einziehung &#252;berweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Bereits am 13. Januar 1986 hatte die Beklagte dem Kl&#228;ger eine selbst schuldnerische B&#252;rgschaft der Landesbank ... Girozentrale vom 29. November 1985 &#252;ber 56.000,- DM zur Sicherung seiner Anspr&#252;che aus dem Urteil des OLG Hamm vom 22. August 1985 &#252;bersandt. Die B&#252;rgschaft sollte mit der Rechtskraft des vorbezeichneten Urteils erl&#246;schen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat die Ansicht vertreten, die ihm &#252;bergebene B&#252;rgschaftserkl&#228;rung sei unzureichend, da sie bis zur Rechtskraft des mit der Revision angegriffenen Urteils des OLG Hamm vom 22. August 1985 befristet sei. In Aus&#252;bung seines Wahlrechts habe er wirksam die Hinterlegung von 47.769,41 DM verlangt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat die Abweisung der Klage beantragt und die Ansicht vertreten, der vom Kl&#228;ger gepf&#228;ndete Anspruch sei noch nicht f&#228;llig. Sie sei deshalb nicht verpflichtet, Sicherheit in irgendeiner Form zu leisten. Au&#223;erdem fehle f&#252;r die Klage angesichts ihrer erkl&#228;rten Bereitschaft, f&#252;r ihren Versicherungsnehmer in Form einer Bankb&#252;rgschaft Sicherheit zu leisten, auch das Rechtsschutzinteresse.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Am 23. Mai 1986 haben die Parteien vor dem Landgericht ... einen Vergleich geschlossen, in dem sich die Beklagte verpflichtet hat, dem Kl&#228;ger eine selbstschuldnerische B&#252;rgschaft der Landesbank ... Girozentrale bis zur H&#246;he von 56.000,- DM beizubringen, die sp&#228;testens bei rechtskr&#228;ftiger Abweisung der Klage in dem Rechtsstreit 17 U 51/85 OLG Hamm erlischt. Daraufhin haben beide Parteien den Rechtsstreit in der Hauptsache &#252;bereinstimmend f&#252;r erledigt erkl&#228;rt und widerstreitende Kostenantr&#228;ge gestellt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Durch Beschlu&#223; vom 3. Oktober 1986 hat das Landgericht die Kosten des Rechtsstreits der Beklagten auferlegt und dazu in den Gr&#252;nden, auf die wegen der n&#228;heren Einzelheiten verwiesen wird (Bl. 65-67 d.A.), ausgef&#252;hrt, ohne Eintritt des erledigenden Ereignisses h&#228;tte die Klage aller Voraussicht nach Erfolg gehabt. Der Kl&#228;ger habe den Anspruch des Architekten ... gegen die Beklagte aus &#167;3 II Nr. 1 Abs. 3 AHB auf Sicherheitsleistung oder Hinterlegung wirksam gepf&#228;ndet und die Beklagte nach Aus&#252;bung des Wahlrechts zu Recht auf Hinterlegung des Abwendungsbetrages in Anspruch genommen. Die zur Verf&#252;gung gestellte B&#252;rgschaft der Landesbank Saar Girozentrale sei unzureichend gewesen, da sie bis zum Zeitpunkt der Rechtskraft des Urteils des OLG Hamm befristet gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschlu&#223; richtet sich die form- und fristgerecht eingelegte sofortige Beschwerde der Beklagten vom 3. November 1986. Sie vertritt unter Wiederholung ihres erstinstanzlichen Vorbringens die Ansicht, die Klageerhebung sei unter Versto&#223; gegen Treu und Glauben erfolgt, da sie sich bereits am 15. November 1985 bereit erkl&#228;rt habe, dem Kl&#228;ger eine Bankb&#252;rgschaft als Sicherheit zur Verf&#252;gung zu stellen. Dieser habe keinen Anspruch auf Hinterlegung von 47.769,41 DM, sondern allenfalls einen solchen auf Sicherheitsleistung <u>oder</u> Hinterlegung gehabt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verteidigt die landgerichtliche Entscheidung.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des beiderseitigen Parteivorbringens wird auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst allen Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die gem&#228;&#223; &#167;91 a Abs. 2 S. 1 ZPO statthafte sofortige Beschwerde ist zul&#228;ssig, aber nur zum Teil begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Parteien den Rechtsstreit in der Hauptsache &#252;bereinstimmend f&#252;r erledigt erkl&#228;rt haben, war &#252;ber die Kosten unter Ber&#252;cksichtigung des bisherigen Sach- und Streitstands nach billigem Ermessen zu entscheiden (&#167;91 a Abs. 1 S. 1 ZPO). Diesem entspricht es, die Kosten des Rechtsstreits der Partei aufzuerlegen, die sie zu tragen gehabt h&#228;tte, wenn der Rechtsstreit nicht f&#252;r erledigt erkl&#228;rt worden w&#228;re. Grunds&#228;tzlich hat danach die Partei die Kosten zu tragen, die voraussichtlich unterlegen w&#228;re. Bei Teilunterliegen beider Parteien hat grunds&#228;tzlich eine verh&#228;ltnism&#228;&#223;ige Teilung der Kosten zu erfolgen (&#167;92 Abs. 1 ZPO). Gleiches gilt, wenn der Ausgang des Rechtsstreits ungewi&#223; geblieben ist.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Nach diesen Grunds&#228;tzen waren die Kosten des Rechtsstreits gegeneinander aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Dies folgt allerdings noch nicht aus &#167;98 ZPO, wonach die Kosten des Rechtsstreits und des Vergleichs als gegeneinander aufgehoben anzusehen sind, wenn die Parteien nichts anderes vereinbart haben. Wenn sich die Parteien bei Abschlu&#223; eines gerichtlichen Vergleichs, aufgrund dessen sie den Rechtstreit in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;ren, wie hier dar&#252;ber einig sind, da&#223; die Kosten von dem Vergleich ausgenommen sein und zur Entscheidung des Gerichts gestellt bleiben sollen, so ist darin eine andere Vereinbarung im Sinne des &#167;98 ZPO zu erblicken (BGH MDR 1965, 25; OLG Frankfurt MDR 1979, 763; Baumbach-Lauterbach-Albers-Hartmann, ZPO, 44. Aufl., &#167;98 Anm. 2 A; Thomas-Putzo, ZPO, 14. Aufl., &#167;98 Anm. 1 b). &#220;ber die Kosten ist dann nach billigem Ermessen unter Ber&#252;cksichtigung des bisherigen Sach- und Streitstands zu entscheiden (&#167;91 a Abs. 1 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die verfr&#252;ht erhobene Klage des Kl&#228;gers aus gepf&#228;ndetem Recht war bei Klageerhebung am 13. Dezember 1985 unbegr&#252;ndet und auch im Zeitpunkt der Erledigung des Rechtsstreits durch den Vergleich vom 23. Mai 1986 ohne eine Modifikation nicht voll begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">a.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Bei Klageerhebung am 13. Dezember 1985 hatte der Kl&#228;ger aufgrund des Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschlusses vom 2. Oktober 1985 lediglich den Deckungsschutzanspruch des Architekten I gegen die Beklagte aus der Berufshaftpflichtversicherung pf&#228;nden lassen. Dieser Anspruch war gem&#228;&#223; &#167;154 Abs. 1 VVG noch nicht f&#228;llig, da die Schadensersatzverpflichtung des Architekten ... gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger aufgrund des mit der Revision angefochtenen Urteils des OLG Hamm (17 U 51/85) vom 22. August 1985 noch <u>nicht rechtskr&#228;ftig</u> festgestellt war. Die Klage des Kl&#228;gers auf Hinterlegung von 47.769,41 DM war deshalb bei Klageerhebung mangels F&#228;lligkeit des damals einzig gepf&#228;ndeten Anspruchs auf Deckungsschutz unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">b.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Einen f&#228;lligen durchsetzbaren Anspruch gegen die Beklagte hat der Kl&#228;ger erst durch die Zustellung des Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschlusses vom 7. M&#228;rz 1986 am 14. M&#228;rz 1986 erlangt, durch den neben dem Deckungsschutzanspruch erstmals auch der Anspruch des Architekten ... auf Bewirkung einer Sicherheitsleistung <u>oder</u> Hinterlegung zur Abwendung der Zwangsvollstreckung gem&#228;&#223; &#167;3 II Nr. 1 Abs. 3 AHB wirksam gepf&#228;ndet worden ist. Die Erg&#228;nzung des Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschlusses vom 2. Oktober 1985 durch Beschlu&#223; des Amtsgerichts ... vom 12. Dezember 1985 betraf ausdr&#252;cklich nur den Anspruch des Architekten ... auf <u>Hinterlegung</u> gem&#228;&#223; &#167;3 II Nr. 1 Abs. 3 AHB.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">c.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Aufgrund des gepf&#228;ndeten Anspruchs aus &#167;3 II Nr. 1 Abs. 3 AHB war die Beklagte zur "Sicherheitsleistung oder Hinterlegung" zur Abwendung der Zwangsvollstreckung aus dem Urteil des OLG Hamm vom 22. August 1985 anstelle des Versicherungsnehmers I verpflichtet. Bei dieser Verpflichtung handelt es sich um eine Wahlschuld im Sinne des &#167;262 BGB. Mangels einer - hier nicht gegebenen - Bestimmung des Wahlberechtigten steht das Wahlrecht gem&#228;&#223; &#167;262 BGB dem Schuldner, d.h. hier der Beklagten zu. Diese konnte daher dar&#252;ber bestimmen, ob sie die Zwangsvollstreckung durch Hinterlegung des ausgeurteilten Betrages oder durch Stellung einer selbstschuldnerischen Bankb&#252;rgschaft als Sicherheit abwenden wollte. Dem trug der Klageantrag auf Verurteilung der Beklagten zur Hinterlegung von 47.769,41 DM nicht in vollem Umfang Rechnung. Der Kl&#228;ger h&#228;tte seinen Klageantrag nach Hinweis durch das Gericht, der gem&#228;&#223; &#167;139 ZPO erforderlich gewesen w&#228;re, wenn sich die Parteien nicht verglichen h&#228;tten, vielmehr auf eine Verurteilung der Beklagten zur Hinterlegung <u>oder</u> Stellung einer selbstschuldnerischen Bankb&#252;rgschaft umstellen m&#252;ssen (Palandt-Heinrichs, BGB, 44. Aufl. &#167;264 Anm. 1 b).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">d.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der vom Kl&#228;ger gepf&#228;ndete Anspruch auf Sicherheitsleistung oder Hinterlegung gem&#228;&#223; &#167;3 II Nr. 1 Abs. 3 AHB war bei Abschlu&#223; des Vergleichs am 23. Mai 1986 noch nicht durch Erf&#252;llung erloschen (&#167;362 Abs. 1 BGB). Die von der Beklagten am 13. Januar 1986 zur Verf&#252;gung gestellte selbstschuldnerische B&#252;rgschaft der Landesbank ... Girozentrale war unzureichend, da sie in unzul&#228;ssiger Weise befristet war. Die B&#252;rgschaft sollte n&#228;mlich sp&#228;testens mit der Rechtskraft des Urteils in der Revisionsinstanz erl&#246;schen. Damit w&#228;re der Kl&#228;ger im Falle seines Obsiegens in der Revisionsinstanz ohne Sicherheit gewesen, obwohl die Sicherheitsleistung zur Abwendung der Zwangsvollstreckung dem Gl&#228;ubiger gerade f&#252;r diesen Fall Sicherheit bieten soll. Auch darauf h&#228;tte das Gericht gem&#228;&#223; &#167;139 ZPO hinweisen m&#252;ssen, wenn die Parteien den Rechtsstreit nicht durch Vergleich in der ersten m&#252;ndlichen Verhandlung beendet h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Bei diesem durch beiderseitige Nachl&#228;ssigkeiten gepr&#228;gten Sach- und Streitstand, bei dem eine Entscheidung in der ersten m&#252;ndlichen Verhandlung nicht m&#246;glich war, entspricht es unter Ber&#252;cksichtigung der verfr&#252;hten Klageerhebung einerseits und der erheblichen Verz&#246;gerungen der Beklagten bei der Erf&#252;llung ihrer Verpflichtung aus &#167;3 II Nr. 1 Abs. 3 AHB andererseits billigem Ermessen, die Kosten des Rechtsstreits und des Vergleichs gegeneinander aufzuheben (&#167;91 a Abs. 1 S. 1 ZPO). Entsprechend war der angefochtene Beschlu&#223; abzu&#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung f&#252;r das Beschwerdeverfahren beruht auf &#167;92 Abs. 1 ZPO.</p>
315,465
lg-dortmund-1987-06-04-8-o-11487
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
8 O 114/87
"1987-06-04T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:29"
"2019-03-27T09:43:03"
Urteil
ECLI:DE:LGDO:1987:0604.8O114.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, bei Androhung eines</p> <p>Ordnungsgeldes In H&#246;he von bis zu 50.000,-- DM f&#252;r</p> <p>jeden Fall des Zuwiderhandelns die Verwendung folgen-</p> <p>der und diesen inhaltsgleichen Klauseln in allgemeinen</p> <p>Gesch&#228;ftsbedingungen, ausgenommen gegen&#252;ber einem</p> <p>Kaufmann im Rahmen seines Handelsgewerbes zu unter-</p> <p>lassen:</p> <p></p> <p>"1. Der Heimtr&#228;ger kann ohne Einhaltung einer K&#252;ndi-</p> <p>gungsfrist aus einem wichtigem Grund k&#252;ndigen,</p> <p>insbesondere</p> <p></p> <p> 1. wenn der Gesundheitszustand des Heimbewohners</p> <p>sich nach &#228;rztlichem Zeugnis so ver&#228;ndert, da&#223;</p> <p>eine sachgerechte Versorgung im Heim nicht mehr</p> <p>m&#246;glich ist;</p> <p></p> <p></p> <p>2. Der Heimtr&#228;ger kann ohne Einhaltung einer K&#252;ndi-</p> <p>gungsfrist aus einem wichtigen Grund k&#252;ndigen,</p> <p>insbesondere</p> <p></p> <p>2. wenn der Heimbewohner mit der Zahlung des</p> <p>Pflegesatzes f&#252;r aufeinanderfolgende</p> <p>Termine in H&#246;he des monatlichen Pflegesatzes in</p> <p>Verzug ist oder in einem Zeitraum, der sich &#252;ber</p> <p>mehr als zwei Termine erstreckt, mit der</p> <p>Entrichtung des Pflegesatzes in H&#246;he eines</p> <p>Betrages in Verzug gekommen ist, der den</p> <p>Pflegesatz f&#252;r zwei Monate erreicht;</p> <p></p> <p>3. Der Heimtr&#228;ger kann ohne Einhaltung einer K&#252;ndi-</p> <p>gungsfrist aus einem wichtigen Grund k&#252;ndigen,</p> <p>insbesondere</p> <p></p> <p>3. wenn der Heimbewohner seine Verpflichtung aus &#167;8 </p> <p>Satz 3 nicht erf&#252;llt: welcher lautet: "Der</p> <p>Heimbewohner verpflichtet sich bereits jetzt,</p> <p>dieses Angebot anzunehmen, wenn es den vor-</p> <p>stehenden Voraussetzungen entspricht. "</p> <p></p> <p>4, Der Heimtr&#228;ger kann ohne Einhaltung einer K&#252;ndi-</p> <p>gungsfrist aus einem wichtigen Grund k&#252;ndigen,</p> <p>insbesondere</p> <p></p> <p>4. wenn ihm infolge des Verhaltens des Heimbe-</p> <p>wohners die Fortsetzung des Vertrages nicht mehr</p> <p>zugemutet werden kann;</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p>5. Beruht die fristlose K&#252;ndigung des Vertrages auf</p> <p>einem Verschulden des Heimbewohners und kann dem</p> <p>Heimtr&#228;ger die Fortsetzung des Vertrages bis zu</p> <p>einer Neubesetzung des Heimplatzes nicht zugemutet</p> <p>werden, so haftet der Heimbewohner f&#252;r den etwaigen</p> <p>Ausfall des Pflegesatzes bis zu einem Monat.</p> <p></p> <p></p> <p>6. Die Heimordnung in der jeweils g&#252;ltigen Fassung ist</p> <p>Bestandteil dieses Vertrages.&#8220;</p> <p></p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden der Beklagten</p> <p>auferlegt.</p> <p></p> <p></p> <p>Das Urteil Ist vorl&#228;ufig vollstreckbar gegen Sicher-</p> <p>heitsleistung in H&#246;he von 2.200,&#8212;- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verfolgt unter Ausschlu&#223; eines wirtschaftlichen</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Gesch&#228;ftsbetriebes den Zweck, die Interessen der Verbraucher</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">durch Aufkl&#228;rung und Beratung wahrzunehmen und zu f&#246;rdern. Er</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">geht insbesondere gerichtlich und au&#223;ergerichtlich gegen f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">unzul&#228;ssig gehaltene allgemeine Gesch&#228;ftsbedingungen vor, die</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">im Gesch&#228;ftsverkehr gegen&#252;ber Nichtkaufleuten verwendet und</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">empfohlen werden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte betreibt ein Altenheim, in das namentlich</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">vollj&#228;hrige behinderte aber gesch&#228;ftsf&#228;hige Personen aufge-</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">nommen werden. Die Beklagte schlie&#223;t mit den Bewerbern um</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">einen Heimplatz einen "Heimvertrag f&#252;r behinderte Vollj&#228;hrige</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">soweit diese gesch&#228;ftsf&#228;hig sind". Gegenstand dieses Ver-</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">trages sind allgemeine Gesch&#228;ftsbedingungen. Diese enthalten</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">unter anderem die aus dem Tenor ersichtlichen Klauseln.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger meint, die beanstandeten Klauseln verstie&#223;en gegen</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">&#167; 9 Abs&#228;tze 1 und 2 AGBG.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Mit Abmahnung vom 16.12.1986 forderte der Kl&#228;ger die Beklagte</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">auf, die Verwendung der von ihm beanstandeten Klauseln zu</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">unterlassen. Zugleich verlangte er die Abgabe einer strafbe-</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">wehrten Unterlassungserkl&#228;rung. In ihrem Antwortschreiben</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">verteidigte die Beklagte die umstrittenen Vertragsbedingungen</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">und lehnte die Abgabe der strafbewehrten Unterlassungser-</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">kl&#228;rung ab.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">wie erkannt.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Sie meint, die vertraglichen Bestimmungen &#252;ber die au&#223;eror-</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">dentliche K&#252;ndigung In &#167; 9 Abs. 2 der AGB entspr&#228;chen dem</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">gesetzlichen Leitbild des &#167; 626 BGB. In einem Falle, In dem</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">die Beklagte den Heimbewohner nicht mehr sachgerecht versor-</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">gen k&#246;nne, liege es in dessen Interesse, da&#223; der Vertrag</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">unverz&#252;glich beendet werde. Der betroffene Heimbewohner habe</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">dann Anspruch auf anderweitige &#246;ffentliche F&#252;rsorge. Dazu</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">komme es dann, wenn aus einem Pflegefall ein Krankheitsfall</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">werde. Der Betroffene werde dann unverz&#252;glich in ein Kranken-</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">haus verlegt. Die K&#252;ndigung aus wichtigem Grunde, zu der die</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Beklagte in diesem Fall berechtigt sei, lasse die Verpflich-</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">tung des Heimbewohners zur Zahlung des monatlichen Pflege-</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">satzes entfallen. Die Regelung wirke sich damit zu seinem</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Vorteil aus.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Der in &#167; 9 Abs. 2 Satz 2 AGB vorgesehene K&#252;ndigungsgrund</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">betreffe nur den geringen Anteil der Selbstzahler, deren</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Heinikosten nicht von der &#246;ffentlichen Hand getragen werden.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die beanstandete Klausel stelle lediglich die &#220;bernahme der</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">gesetzlichen Regelung des &#167; 554 BGB dar. Falls das auf eine</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">au&#223;erordentliche K&#252;ndigung gest&#252;tzte R&#228;umungsbegehren der</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Beklagten f&#252;r den Heimbewohner eine unbillige H&#228;rte dar-</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">stellen w&#252;rde, so k&#246;nnte diese im Zwangsvollstreckungsver-</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">fahren abgewendet werden.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die Vorschrift des &#167; 9 Abs. 2 Ziff. 3 in Verbindung mit &#167; 8</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">AGB trage den Interessen des Heimbewohners deshalb angemessen</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Rechnung, weil die Beklagte sich danach verpflichte, dem</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Bewohner eine anderweitige geeignete Versorgung anzubieten,</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">wenn diese in ihrem Hause nicht mehr sichergestellt sei. Nur</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">wenn der Heimbewohner sich auf ein solches Angebot nicht</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">einlasse, sei die Beklagte zur K&#252;ndigung aus wichtigem Grunde</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">berechtigt.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">In &#167; 9 Abs. 2 Satz 4 der AGB sieht die Beklagte ebenfalls</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">keine unangemessenene Benachteiligung des Heimbewohners. Sie</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">m&#252;sse berechtigt sein, bei schuldhaften Verst&#246;&#223;en des</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Heimbewohners gegen vertragliche Verpflichtungen den Vertrag</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">zu beenden und auch gem&#228;&#223; &#167; 9 Abs. 2 Satz 5 AGB Schadenser-</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">satzanspr&#252;che geltend zu machen.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">auf den vorgetragenen Inhalt der zwischen ihnen gewechselten</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Schrifts&#228;tze und der dazu &#252;berreichten Anlagen Bezug ge-</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">nommen.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</u></p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Die auf &#167; 13 Abs&#228;tze 1 und 2 Nr. 1 AGBG gest&#252;tzte Klage ist</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">begr&#252;ndet. Die tats&#228;chlichen Voraussetzungen der Klagebe-</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">fugnis des Kl&#228;gers sind unbestritten und gerichtsbekannt.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Die von dem Kl&#228;ger beanstandeten Klauseln sind durchweg dazu</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">angetan, die Vertragspartner der Beklagten entgegen den</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Geboten von Treu und Glauben unangemessen zu benachteiligen</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">(&#167; 9 Abs. 1 AGBG).</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">1, Die in &#167; 9 Abs. 2 Satz 1 der AGB enthaltene Klausel ist</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">mit dem Grundgedanken der gesetzlichen Regelung, von der</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">sie abweicht, nicht zu vereinbaren (&#167; 9 Abs. 2 Satz 1</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">AGBG).</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Der Heimvertrag ist ein gemischter Vertrag, der den</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Helmtr&#228;ger verpflichtet, dem Heimbewohner Unterkunft,</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Verpflegung, Betreuung und Pflege gegen Entgelt zu</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">gew&#228;hren. Ob sich die M&#246;glichkeiten der au&#223;erordentlichen</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">K&#252;ndigung an den mietrechtlichen oder dienstvertraglichen</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Bestimmungen des BGB messen lassen m&#252;ssen, ist zwischen</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Rechtsprechung und Literatur umstritten. W&#228;hrend im</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Schrifttum &#252;berwiegend die Anwendung der mietrechtlichen</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Schutzgesetze auf Pflegeheimvertr&#228;ge abgelehnt wird, hat</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">das OLG K&#246;ln (NJW 1980/1395) die Anwendbarkeit des &#167; 624</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">BGB abgelehnt. Auch Hensen (Ulmer, Brandner, Hensen, AGBG,</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">4. Auflage, K&#246;ln 1982, Anhang zu &#167;&#167; 9 bis 11 Randnr. 63)</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">will die au&#223;erordentliche K&#252;ndigung von Altenwohnheimver-</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">tr&#228;gen nicht an den dienstrechtlichen K&#252;ndigungsvorschrif-</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">ten sondern am mietrechtlichen K&#252;ndigungsschutzrecht</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">messen. Dagegen wollen Dahlem, Giese, Heimgesetz,</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">K&#246;ln-Berlin-Bonn-M&#252;nchen, &#167; 4 Randnr. 9.2 bei der</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Rechtswahl darauf abstellen, ob dienst- oder mietver-</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">tragliche Elemente &#252;berwiegen.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Bewertung der in &#167; 9 Abs. 2 Satz 1 der AGB</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">enthaltenen Klausel kann dahinstehen, ob mietrechtliche</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">oder dienstvertragliche Rechte zum Pr&#252;fungsma&#223;stab erhoben</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">werden. Weder das gesetzliche Mietrecht noch das gesetz-</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">liche Dienstvertragsrecht geben dem Vermieter/Dienstver-</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">pfllchteten das Recht zur au&#223;erordentlichen K&#252;ndigung f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">den Fall, da&#223; der Mieter/Dienstberechtigte an der Nutzung</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">der Mietr&#228;ume bzw. Entgegennahme der Dienste vor&#252;bergehend</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">gehindert ist. Von diesen gesetzlichen Vorschriften weicht</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">die Klausel zum Nachteil des Verwendungsgegners unbillig</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">ab. Nach der vertraglichen Vorschrift soll der Beklagten</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">n&#228;mlich auch dann ein Grund zur fristlosen K&#252;ndigung</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">zustehen, wenn der Bewohner auch nur vor&#252;bergehend in der</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Einrichtung der Beklagten nicht mehr versorgt werden kann.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Das w&#228;re etwa dann der Fall, wenn er sich wegen einer</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Operation f&#252;r einen von vornherein &#252;berschaubaren Zeitraum</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">in Krankenhausbehandlung begeben mu&#223;. Selbst dann, wenn</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">die Tatsache seiner R&#252;ckkehr von vornherein feststeht und</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">auch der Zeitpunkt seiner Entlassung aus dem Krankenhaus</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">absehbar ist, w&#228;re die Beklagte nach ihren AGB berechtigt,</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">den Heimvertrag fristlos zu k&#252;ndigen und eine Aufnahme des</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Bewohners nach der Krankenhausentlassung zu verweigern.</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Eine sachliche Rechtfertigung f&#252;r eine derartige Handha-</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">bung vermag die Kammer nicht zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Wegen der im Verbandsklageverfahren nach &#167; 13 AGB gebote-</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">nen generalisierend-abstrakten Betrachtungsweise kommt es</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">nicht darauf an, ob die Beklagte im Einzelfall tats&#228;chlich</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">gedenkt, in der vorbezeichneten Weise zu verfahren.</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Entscheidend ist allein, da&#223; ihr die von ihr verwendeten</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">AGB bei verbraucherfeindlicher Auslegung die M&#246;glichkeit</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">zu einem derartigen Verhalten geben sollen.</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">2. Auch die Klausel des &#167; 9 Abs. 2 Satz 2 der AGB ist mit</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">wesentlichen Grundgedanken der gesetzlichen Regelung, von</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">der diese Bestimmung abweicht, nicht zu vereinbaren und</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">stellt eine treuwidrige unangemessene Benachteiligung des</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Verwendungsgegners dar. Die Frage, an welchen gesetzlichen</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Bestimmungen vertragliche Regelungen &#252;ber die au&#223;erordent-</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">liche K&#252;ndigung von Pflegeheimvertr&#228;gen zu messen ist,</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">entscheidet die Kammer dahin, da&#223; in erster Linie die</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">gesetzlichen Bestimmungen des Mietrechts zu Vergleichs-</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">zwecken heranzuziehen sind. Die Vorschrift des &#167; 9 Abs. 2</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">Satz 2 AGB ist zwar an die Bestimmungen des &#167; 554 Abs. 1</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">Nr. 1 und 2 BGB angelehnt. Eine Abweichung von &#167; 554 BGB</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">liegt jedoch darin, da&#223; die Vorschriften des &#167; 554 Abs. 1</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">Satz 2 und Abs. 2 Satz 2 nicht &#252;bernommen worden sind.</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">Danach wird die K&#252;ndigung hinf&#228;llig, wenn binnen bestimm-</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">ter Fristen der Vermieter wegen des Mietzinsanspruchs</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">befriedigt wird oder eine &#246;ffentliche Stelle sich zu</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">seiner Befriedigung verpflichtet. Das Weglassen dieser</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">Bestimmungen ist eine wesentliche Abweichung von der</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">gesetzlichen Regelung, die sich zum Nachteil des Verwen-</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">dungsgegners auswirken kann. Gerade bei einem behinderten</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">Heimbewohner, der f&#252;r die Kosten seiner Heimunterbringung</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">grunds&#228;tzlich selbst aufkommt, kann es geschehen, da&#223; er</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">an der rechtzeitigen Erledigung seiner Angelegenheiten</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">vor&#252;bergehend gehindert ist. Dar&#252;ber hinaus besteht die</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">M&#246;glichkeit, da&#223; er infolge einer ung&#252;nstigen Entwicklung</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">seiner Einkommens- oder Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse vor&#252;ber-</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">gehend oder auf Dauer zur Tragung der Unterbringungskosten</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">ganz oder teilweise nicht mehr in der Lage ist. Nach den</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">genannten Vorschriften des &#167; 554 BGB h&#228;tte der Bewohner in</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">diesen F&#228;llen die M&#246;glichkeit, eine einmal ausgesprochene</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">K&#252;ndigung entweder durch Nachzahlung des r&#252;ckst&#228;ndigen</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">Pflegegeldes oder durch Beibringung einer Kosten&#252;bernahme-</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">erkl&#228;rung einer &#246;ffentlichen Stelle hinf&#228;llig werden zu</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">lassen. Durch &#167; 9 Abs. 2 Satz 2 AGB sind diese M&#246;glich-</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">keiten dagegen ausgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">3. Die Vorschrift des &#167; 9 Abs. 2 Satz 3 AGB verst&#246;&#223;t nach</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">Ansicht der Kammer gegen &#167; 9 Abs. 2 Satz 2 AGBG. Nach</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">dieser Klausel w&#228;re n&#228;mlich ein Grund zur fristlosen</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">K&#252;ndigung zum Beispiel auch dann gegeben, wenn aus einem</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">von der Beklagten zu vertretenden Grunde die Beklagte die</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">Versorgung des Heimbewohners selbst nicht mehr sicher-</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">stellen kann. Die Beklagte w&#252;rde einen Grund zur frist-</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">losen K&#252;ndigung daraus ableiten k&#246;nnen, da&#223; eine von ihr</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">selbst zu vertretene Leistungsst&#246;rung vorliegt. Hierin</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">liegt eine treuwidrige und unangemessene Benachteiligung</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">des Heimbewohners. Wer sich in ein Pflegeheim begibt,</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">verlegt seinen Lebensmittelpunkt dorthin. Er hat ein</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">berechtigtes Interesse daran, da&#223; er dort langfristige</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">gesicherte Unterkunft findet. Dieses Interesse w&#228;re nicht</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">gewahrt, wenn die Beklagte aus von ihr zu vertretenden</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nden den Heimvertrag jederzeit fristlos beenden k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks">4. &#167; 9 Abs. 2 Nr. 4 AGB verst&#246;&#223;t gegen &#167; 9 Abs&#228;tze 1, 2 Nr. 1</p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks">AGBG. Von der gesetzlichen Vorschrift, des &#167; 554 a BGB</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks">weicht die Klausel insofern ab, als auch ein schuldloses</p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks">Verhalten des Heimbewohners die fristlose K&#252;ndigung</p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks">rechtfertigen soll, w&#228;hrend nach der zwingenden Vorschrift</p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks">des &#167; 554 a BGB nur eine schuldhafte Pflichtverletzung die</p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks">fristlose K&#252;ndigung rechtfertigt. Zieht man die gesetz-</p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks">lichen Vorschriften &#252;ber das Dienstvertragsrecht als</p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks">Pr&#252;fungsma&#223;stab heran, so ergeben sich ebenfalls Abwei-</p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks">chungen zum Nachteil des Verwendungsgegners. W&#228;hrend nach</p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks">&#167; 626 Abs. 2 BGB die K&#252;ndigung nur binnen zwei Wochen ab</p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks">Kenntnis des Berechtigten vom K&#252;ndigungsgrund zul&#228;ssig</p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks">ist, enth&#228;lt &#167; 9 Abs. 2 Nr. 4 AGB eine derartige Frist nicht.</p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks">5. Auch &#167; 9 Abs. 2 Satz 5 AGB verst&#246;&#223;t gegen &#167; 9 Abs&#228;tze 1, 2</p> <span class="absatzRechts">198</span><p class="absatzLinks">Satz 1 AGBG. Nach den gesetzlichen Bestimmungen und</p> <span class="absatzRechts">199</span><p class="absatzLinks">aufgrund des von der Rechtsprechung entwickelten Instituts</p> <span class="absatzRechts">200</span><p class="absatzLinks">der positiven Forderungsverletzung m&#252;&#223;te der Heimbewohner,</p> <span class="absatzRechts">201</span><p class="absatzLinks">der schuldhaft Anla&#223; zu einer fristlosen K&#252;ndigung gegeben</p> <span class="absatzRechts">202</span><p class="absatzLinks">hat dem Heimtr&#228;ger den hieraus entstandenen Schaden</p> <span class="absatzRechts">203</span><p class="absatzLinks">ersetzen. Der Heimtr&#228;ger hat danach Anspruch auf den</p> <span class="absatzRechts">204</span><p class="absatzLinks">entgangenen Pflegesatz jedoch abz&#252;glich ersparter Aufwen-</p> <span class="absatzRechts">205</span><p class="absatzLinks">dungen. Nach der beanstandeten Klausel mu&#223; der Heimbe-</p> <span class="absatzRechts">206</span><p class="absatzLinks">wohner dagegen den Pflegesatz ohne Abzug ersparter</p> <span class="absatzRechts">207</span><p class="absatzLinks">Aufwendungen fortentrichten. Hierin liegt zugleich ein</p> <span class="absatzRechts">208</span><p class="absatzLinks">Versto&#223; gegen &#167;11 Nr. 5 a AGB (Pauschalierung von Scha-</p> <span class="absatzRechts">209</span><p class="absatzLinks">densersatzanspr&#252;chen).</p> <span class="absatzRechts">210</span><p class="absatzLinks">6. Auch die Vorschrift des &#167; 11 AGB verst&#246;&#223;t gegen &#167; 9</p> <span class="absatzRechts">211</span><p class="absatzLinks">Abs&#228;tze 1, 2 Satz 1 AGBG in Verbindung mit &#167;&#167; 145 ff. BGB.</p> <span class="absatzRechts">212</span><p class="absatzLinks">W&#228;re &#167; 11 AGB wirksam, so k&#246;nnte die Beklagte nach</p> <span class="absatzRechts">213</span><p class="absatzLinks">Abschlu&#223; des Vertrages die Heimordnung und die dadurch</p> <span class="absatzRechts">214</span><p class="absatzLinks">begr&#252;ndeten Nebenpflichten des Bewohners einseitig zum</p> <span class="absatzRechts">215</span><p class="absatzLinks">Nachteil des Bewohners ab&#228;ndern. Nach den gesetzlichen</p> <span class="absatzRechts">216</span><p class="absatzLinks">Bestimmungen bedarf eine Ver&#228;nderung der vertraglichen</p> <span class="absatzRechts">217</span><p class="absatzLinks">Pflichten des Abschlusses eines &#196;nderungsvertrages. Eine</p> <span class="absatzRechts">218</span><p class="absatzLinks">einseitige &#196;nderung des Vertragsinhalts durch eine</p> <span class="absatzRechts">219</span><p class="absatzLinks">Vertragspartei widerspricht dem Leitbild der gesetzlichen</p> <span class="absatzRechts">220</span><p class="absatzLinks">Regelung und f&#252;hrt zu einer unbilligen Benachteiligung des</p> <span class="absatzRechts">221</span><p class="absatzLinks">Verwendungsgegners.</p> <span class="absatzRechts">222</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 91, 709 ZPO.</p>
315,466
olgham-1987-05-27-20-u-33586
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 335/86
"1987-05-27T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:30"
"2019-03-27T09:43:03"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1987:0527.20U335.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 18. September 1986 verk&#252;ndete Urteil der 9. Zivilkammer des Landgerichts Hagen wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten der Berufung werden der Beklagten auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Beklagten bleibt nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 1.000.000,- DM abzuwenden, falls nicht die Kl&#228;gerinnen vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leisten.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die minderj&#228;hrigen Kl&#228;gerinnen nehmen die Beklagte, nachdem ihre Mutter, die Versicherungsnehmerin, durch deren Ehemann, ihren Vater, get&#246;tet worden ist, auf Auszahlung einer wegen eines Unfallzusatzes verdoppelten Lebensversicherungssumme in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Aufgrund des Versicherungsantrages vom 18.11.1982, der mit ... (geb.) ..., (dies war die Mutter der Kl&#228;gerinnen) als Versicherungsnehmerin unterzeichnet war, hat die Beklagte diesen Antrag mit Ausfertigung des entsprechenden Versicherungsscheines vom 17.12.1982 angenommen. Nach Antrag und Versicherungsschein war Frau ... die Versicherungsnehmerin. F&#252;r den Fall ihres Todes war ihr Ehemann, ... der Vater der Kl&#228;gerinnen, bezugsberechtigt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">In der Nacht vom 14./15.01.1983 wurde die Mutter der Kl&#228;gerinnen von ihrem Ehemann, dem Vater der Kl&#228;gerinnen, get&#246;tet. Dieser wurde inzwischen wegen dieser Tat wegen Mordes durch Urteil des Landgerichts Hagen vom 31.08.1984 (31 Ks 41 Js 17/83 - rechtskr&#228;ftig seit dem 10.06.1985 -) verurteilt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Unter anderem mit Anwaltsschreiben vom 20.10.1983 (Bl. 149 d.A.) verlangte ... Auszahlung der Versicherungssumme an sich. Die Beklagte lehnte durch Schreiben vom 26.10.1933 (Bl. 18 d.A.), das an ..., seine Anw&#228;lte und auch an den Vormund der Kl&#228;gerinnen gerichtet war, jede Leistung mit Belehrung nach &#167;12 III VVG ab. Sie berief sich darauf, die Unterschrift auf dem Versicherungsantrag stamme nicht von Frau .... Weiterhin focht die Beklagte den Versicherungsvertrag wegen arglistiger T&#228;uschung an. Dazu schrieb sie:</p> <br /><span class="absatzRechts">6</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>"In Anbetracht der Gesamtumst&#228;nde, so wie sie sich aus der eingangs erw&#228;hnten Ermittlungsakte ergeben, fechten wir dar&#252;ber hinaus den Vertrag wegen arglistiger T&#228;uschung an. Gr&#252;nde hierf&#252;r liegen in der arglistigen T&#228;uschung &#252;ber die mangelnde Bonit&#228;t der Versicherungsnehmerin und damit &#252;ber wesentliche Voraussetzungen f&#252;r die Vertragserf&#252;llung, wobei das Gesamtverhalten der ... als Versicherungsnehmerin und versicherte Person gew&#252;rdigt werden mu&#223;."</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit nicht nachgelassenem Schriftsatz der erstinstanzlichen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Beklagten vom 01.09.1986 wurde die Anfechtung wegen arglistiger T&#228;uschung auch darauf gest&#252;tzt, da&#223; ... bereits bei Abschlu&#223; des Versicherungsvertrages die Absicht gehabt habe, seine Ehefrau zu ermorden, und dies sowohl dieser gegen&#252;ber als auch gegen&#252;ber der Beklagten verschwiegen habe. Diese T&#228;uschung m&#252;sse sich die Versicherungsnehmerin zurechnen lassen, da ... zumindest auf ihrer Seite an den Vertragsverhandlungen teilgenommen habe.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Versicherungsnehmerin ... wurde von ihrem Ehemann zu 1/2 und von den Kl&#228;gerinnen zu je 1/4 beerbt. Ein entsprechender Erbschein wurde am 07.05.1985 erteilt (Bl. 94 d.A.). Mit Vertr&#228;gen vom 20.04.1984 und 07.05.1985 (Bl. 22, 95 d.A.) trat ... seine Rechte an die Kl&#228;gerinnen ab. Auf die Einzelheiten dieser Abtretungsvertr&#228;ge wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit am 05.04.1984 eingegangener Klageschrift verlangten die Kl&#228;gerinnen zun&#228;chst Zahlung von 400.000,- DM. Dabei wurde die bei Unfalltod vertraglich vorgesehene Verdoppelung der Versicherungssumme nicht ber&#252;cksichtigt. Deshalb wurde die Klage mit am 07.10.1985 eingegangenem Schriftsatz auf 800.000,- DM erh&#246;ht.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerinnen haben den Antrag gestellt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an sie zu H&#228;nden ihres Vormundes 800.000,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 26. Oktober 1983 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Sie beruft sich wegen der Klageerweiterung auf den Ablauf der Frist des &#167;12 III VVG und hat behauptet, die Unterschrift der Versicherungsnehmerin ... sei durch ... gef&#228;lscht worden. Au&#223;erdem sei der Versicherungsschein auch ..., ihrer Versicherungsnehmerin, nicht ausgeh&#228;ndigt worden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat unter Ber&#252;cksichtigung einer unstreitigen Pr&#228;mienaufrechnung in H&#246;he von 10.720,- DM die Beklagte zur Zahlung verurteilt. Es h&#228;lt f&#252;r bewiesen, da&#223; ... den Versicherungsantrag unterschrieben habe und da&#223; ihr auch der Versicherungsschein ausgeh&#228;ndigt worden sei. Die Anfechtung wegen fehlender Bonit&#228;t greife nicht durch. Die Berufung auf &#167;12 III VVG widerspreche Treu und Glauben. Deshalb sei der Versicherungsanspruch nicht zum Teil verfristet.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer form- und fristgerecht eingelegtenund begr&#252;ndeten Berufung wendet sich die Beklagte gegen dieses Urteil.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Beide Parteien wiederholen und vertiefen ihr erstinstanzliches Vorbringen. Die Beklagte f&#252;hrt insbesondere aus, die Kl&#228;gerinnen m&#252;&#223;ten sich das Verhalten des ... entgegenhalten lassen. Dieser habe auf Seiten der Versicherungsnehmerin an den Vertragsverhandlungen teilgenommen. Deshalb sei sie, die Beklagte, zur Anfechtung wegen arglistiger T&#228;uschung berechtigt. Au&#223;erdem st&#228;nden ihr Schadensersatzanspr&#252;che auf Haftungsfreistellung nach den Grunds&#228;tzen des Verschuldens bei Vertragsschlu&#223; zu.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte stellt den Antrag,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerinnen beantragen,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerinnen bestreiten, da&#223; ... bereits bei Abschlu&#223; des Versicherungsvertrages und bei Abgabe des Versicherungsantrages beabsichtigt habe, seine Ehefrau zu t&#246;ten. Dazu habe keine Veranlassung bestanden, da ... nicht &#252;berschuldet gewesen sei und die Versicherungspr&#228;mien immer habe zahlen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze und deren Anlagen und auch auf die beigezogenen Strafakten verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben. Insoweit wird auf den Berichterstattervermerk (Bl. 359 d.A.) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat keinen Erfolg. Die Beklagte ist in der ausgeurteilten H&#246;he aus dem Lebensversicherungsvertrag leistungspflichtig.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">A</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist nicht schon wegen Fristvers&#228;umung nach &#167;12 III VVG in H&#246;he des zun&#228;chst nicht eingeklagten Teilbetrages von 400.000,- DM leistungsfrei. Die Anwendbarkeit des &#167;12 III VVG gegen&#252;ber den Kl&#228;gerinnen scheitert schon daran, da&#223; die Kl&#228;gerinnen vor der Fristsetzung durch die Beklagte noch keine Anspr&#252;che gegen sie erhoben hatten. (&#167;12 III 2 VVG). Im Schreiben vom 20.10.1983 des Rechtsanwaltes ... im Auftrage des ... das Anla&#223; der Leistungsablehnung durch die Beklagte war, wurden nur Anspr&#252;che des ... geltend gemacht. Dieser machte als Bezugsberechtigter geltend, alleiniger Anspruchsinhaber zu sein. Daraus folgt, da&#223; er auch nur in dieser Eigenschaft Anspr&#252;che stellte. Es wurden nicht gleichzeitig Anspr&#252;che der Erbengemeinschaft geltend gemacht.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Meinung der Beklagten haben die Kl&#228;gerinnen auch nicht dadurch, da&#223; sie innerhalb der Frist Klage erhoben, die Fristsetzung selbst "anerkannt". Ein solches "Anerkenntnis" ist der Regelung des &#167;12 Abs. 3 VVG fremd. Es w&#252;rde im &#252;brigen mindestens das Wissen der Kl&#228;gerinnen um die Unwirksamkeit der Fristsetzung voraussetzen, und ein solches Wissen des Vormunds ist nicht behauptet.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem w&#228;re hier nach Auffassung des Senats der Beklagten nach Treu und Glauben auch die Berufung auf die Fristvers&#228;umung verwehrt. Es ist zwar grunds&#228;tzlich zutreffend, da&#223; eine Zahlungsklage nur bis zur H&#246;he der Klagesumme anspruchswahrend ist. Hier liegt auch die Ausnahme, da&#223; die Klage ausdr&#252;cklich als Teilklage bezeichnet wurde und die H&#246;he des Gesamtanspruches zwischen den Parteien an sich unstreitig ist, nicht vor. Andererseits besteht aber keinerlei sinnvoller gedanklicher Ansatz f&#252;r die Annahme, da&#223; die Beklagte nur aus der Lebensversicherung oder nur aus der Unfallzusatzversicherung in Anspruch genommen werden sollte. Es war von vornherein klar, da&#223; sie entweder aus beiden Vertr&#228;gen oder gar nicht leistungspflichtig war. Hinzu kommt, da&#223; zwischen den Parteien &#252;ber die H&#246;he keinerlei Streit bestand. Aus der Klageerhebung &#252;ber 400.000,- DM ergab sich daher f&#252;r die Beklagte eindeutig, da&#223; die Kl&#228;gerinnen sich mit der Leistungsablehnung nicht zufrieden geben und ihre Anspr&#252;che klageweise geltend machen wollten. In Anbetracht dessen mu&#223;te die Beklagte erkennen, da&#223; die vertraglich vorgesehene Verdoppelung der Versicherungssumme nur versehentlich au&#223;er acht gelassen war. Es bestand dann f&#252;r die Beklagte kein Anla&#223; f&#252;r die Annahme, sie werde wegen des zweiten Teils des Versicherungsvertrages leistungsfrei bleiben und k&#246;nne sich entsprechend einrichten.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">B</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Den Kl&#228;gerinnen steht aus dem abgeschlossenen Lebensversicherungsvertrag mit Unfallzusatz der geltend gemachte Anspruch zu.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Vertrag ist zwischen ... als Versicherungsnehmerin, der Erblasserin, und der Beklagten wirksam geschlossen worden.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Versicherungsantrag stammt von ... und ist auch von ihr unterschrieben worden. Insoweit folgt der Senat der &#252;berzeugenden Beweisw&#252;rdigung des Landgerichts, auf die zu verweisen ist. Au&#223;erdem ist der Versicherungsschein auch in den Einflu&#223;bereich der Versicherungsnehmerin gelangt und ihr damit zugegangen. Auch insoweit kann auf die Ausf&#252;hrungen des Landgerichts in dem angefochtenen Urteil verwiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus w&#228;re im &#252;brigen der Vertrag selbst dann zustande gekommen, wenn der Ehemann ... mit dem Namen seiner Frau ohne deren Wissen und Willen unterschrieben h&#228;tte. Er h&#228;tte dann bewu&#223;t als Vertreter ohne Vertretungsmacht und sogar in der Absicht, den Vertretenen zu sch&#228;digen, gehandelt. Auch eine solche Erkl&#228;rung bleibt jedoch genehmigungsf&#228;hig nach &#167;177 BGB. Diese Genehmigungsm&#246;glichkeit geht auf die Erben &#252;ber. Sie haben durch die Klage und die Anspruchserhebung die Genehmigung erteilt.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">F&#252;r eine Sittenwidrigkeit des Vertrages zwischen Frau ... und der Beklagten fehlt jeder Anhalt. Der Vertrag stellt inhaltlich einen normalen Lebensversicherungsvertrag dar.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Versicherungsvertrag ist auch nicht wirksam angefochten worden.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagte sich auf eine arglistige T&#228;uschung durch ... ihre Versicherungsnehmerin, pers&#246;nlich beruft, ist ihr Vortrag zumindest nicht bewiesen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Versicherungsnehmerin hat &#252;ber ihre wirtschaftliche Bonit&#228;t nicht get&#228;uscht. Sie hat nicht erkl&#228;rt, pers&#246;nlich die Versicherungspr&#228;mie zahlen zu wollen oder zu k&#246;nnen. Dies folgt eindeutig aus dem Versicherungsantrag. Schon die Angabe "Hausfrau" als Berufst&#228;tigkeit sprach daf&#252;r, da&#223; sie kein eigenes Einkommen hatte. Dies entsprach auch der Wirklichkeit. Da&#223; weiterhin die Pr&#228;mie von dem Konto des Ehemannes, der die Einzugserm&#228;chtigung unterschrieb, abgebucht werden sollte, ist ein weiterer deutlicher Hinweis darauf, da&#223; nicht die Versicherungsnehmerin, sondern ihr Ehemann, ... die Pr&#228;mien aufbringen sollte, wie es auch sonst bei Eheleuten h&#228;ufiger ist. Daraus folgt, da&#223; die Versicherungsnehmerin ihre eigene Bonit&#228;t nicht vorgespiegelt hat. Eine ausdr&#252;ckliche Erkl&#228;rung wird insoweit von der Beklagten auch nicht behauptet. Aus den Umst&#228;nden des Antrags folgt, da&#223; es nicht auf die Bonit&#228;t der Versicherungsnehmerin, sondern auf die ihres Ehemannes, des Zeugen ... ankam.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die Versicherungsnehmerin pers&#246;nlich die Beklagte &#252;ber die Bonit&#228;t ihres Ehemannes arglistig get&#228;uscht habe, ist nicht vorgetragen. Daf&#252;r w&#228;re erforderlich, da&#223; sie eine etwaige &#220;berschuldung oder Leistungsunf&#228;higkeit ihres Mannes gekannt h&#228;tte. Das ist nicht behauptet und auch nicht von vornherein anzunehmen. Daf&#252;r gibt es auch in den &#252;brigen Anlagen und den beigezogenen Strafakten keine Anhaltspunkte.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Es kann auch nicht festgestellt werden, da&#223; die Versicherungsnehmerin dadurch arglistig get&#228;uscht hatte, da&#223; sie ihren Verdacht, ihr Ehemann hege gegen sie Mordabsichten, der Beklagten nicht anzeigte. Obwohl der hinterlegte Brief, der nach ihrem Tod der Staatsanwaltschaft zugeleitet wurde, einen gewissen vagen Verdacht beweist, steht damit nicht fest, da&#223; sich ihr Verdacht so weit verdichtet h&#228;tte, da&#223; sie eine ernsthafte Bedrohung ihres Lebens bef&#252;rchtete, die anzeigepflichtig sein k&#246;nnte. Dagegen spricht ihr &#252;briges Verhalten. Bei einem ernsthaften Verdacht einer unmittelbaren Bedrohung h&#228;tte sie wahrscheinlich Schutzma&#223;nahmen getroffen und vor allen Dingen keinen Lebensversicherungsvertrag zugunsten des Ehemannes unterschrieben, durch den sie sich dann offensichtlich zus&#228;tzlich gef&#228;hrdet h&#228;tte. Deshalb ist nicht nachgewiesen, da&#223; ein ernsthafter Verdacht bestand und da&#223; sie einen solchen nicht anzeigte, um dadurch die Beklagte zu bewegen, den Vertrag mit ihr abzuschlie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen hat sich auch die Beklagte auf diesen Gesichtspunkt zur Begr&#252;ndung ihrer Anfechtungserkl&#228;rung nicht rechtzeitig berufen (&#167;124 BGB).</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte kann eine Anfechtung wegen arglistiger T&#228;uschung auch nicht auf das Verhalten des ... st&#252;tzen.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Nach Auffassung des Senats ist der Ehemann Dritter im Sinne des &#167;123 II 1 BGB, so da&#223; eine eventuelle arglistige T&#228;uschung seinerseits der Beklagten kein Anfechtungsrecht gegen&#252;ber der Versicherungsnehmerin gab, da diese die T&#228;uschung ihres Ehemannes &#252;ber die schon bei Vertragsabschlu&#223; gehegten Mordabsichten und das dadurch erh&#246;hte Versicherungsrisiko weder kannte noch kennen mu&#223;te.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Es mag zwar zutreffen, da&#223; aus dem Kreis der Dritten entgegen einer fr&#252;heren Ansicht nicht nur der Empf&#228;nger der anfechtbaren Willenserkl&#228;rung und sein Vertreter auszuschlie&#223;en sind. Nach inzwischen herrschender Meinung zumindest f&#252;r den Bereich des allgemeinen Zivilrechts ist auch derjenige nicht (unbeteiligter) Dritter, der mit Willen des Erkl&#228;rungsempf&#228;ngers in die Verhandlungen eingeschaltet wird und an dem Zustandekommen des Vertrages nicht unma&#223;geblich beteiligt ist (Palandt-Heinrichs, Anm. 2 f., Soergel-Hefermehl, Rdn. 32 ff., MK-Kramer, Anm. 19 - jeweils zu &#167;123 und jeweils mit weiteren Nachweisen). Auch bei &#220;bernahme dieser allgemeinen Grunds&#228;tze auf das Versicherungsvertragsrecht bliebe eine Anfechtung hier jedoch ausgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Der Ehemann ... hat n&#228;mlich nicht ma&#223;gebend an den Verhandlungen &#252;ber den Vertragsschlu&#223; mitgewirkt. Nach Angaben des Zeugen ... der f&#252;r die Beklagte als Versicherungsvertreter handelte, war es ... selbst, die anl&#228;&#223;lich eines Besuches wegen einer Krankenversicherung den m&#246;glichen Abschlu&#223; eines Lebensversicherungsvertrages ansprach. Dabei wurde die Absicht, keine verbundene Lebensversicherung abzuschlie&#223;en, von ihr ge&#228;u&#223;ert. Da&#223; bei diesem Gespr&#228;ch auch ... anwesend war, besagt noch nichts daf&#252;r, da&#223; er auf der Seite seiner Frau in die Verhandlungen eingeschaltet war. Allein die Anwesenheit eines Ehepartners macht ihn noch nicht zum Vertragsgehilfen. Es entspricht nur dem &#252;blichen Bild, da&#223; eine Ehegatte die wirtschaftlich bedeutsamen und l&#228;ngerfristigen Vertr&#228;ge in der Regel nach R&#252;cksprache und im Einverst&#228;ndnis mit dem anderen Ehegatten abschlie&#223;t. Es mag zwar sein, da&#223; ... einem schon damals gefa&#223;ten Gesamtplan entsprechend intern das Interesse und die Bereitschaft der Versicherungsnehmerin geweckt hat, den Lebensversicherungsvertrag abzuschlie&#223;en. Davon geht auch der Senat nach dem Inhalt der Strafakten trotz der entgegenstehenden Aussage des Ehemannes als Zeugen aus. Das liege aber im Vorfeld der Vertragsverhandlungen und des Vertragsabschlusses und stelle keine Mitwirkung an den Verhandlungen selbst dar. Etwas anderes folgt auch nicht aus dem Umstand, da&#223; nach den Aussagen der Zeugen der Ehemann den von dem Zeugen ... ausgef&#252;llten Vertragsantrag der Versicherungsnehmerin, ... &#252;berbracht und ihn nach der Unterschrift dem Zeugen ... wieder zuleitet hat. Dies ist eher einer Botent&#228;tigkeit gleichzustellen, die zudem den zu diesem Zeitpunkt schon abgeschlossenen Verhandlungen &#252;ber den Versicherungsantrag nachfolgte. Zu einem anderen Ergebnis f&#252;hrt auch nicht der Umstand, da&#223; ... eine Einziehungserm&#228;chtigung auf sein Konto erteilte. Auch daraus ist nicht mehr als sein Einverst&#228;ndnis mit dem Vorgehen seiner Ehefrau und dem Vertragsabschlu&#223; zu sehen, zumal er, wie dargelegt, ohnehin die Pr&#228;mien bezahlen sollte. Insgesamt ist daher der Ehemann nicht als Vertragsgehilfe hinzugezogen worden. Er bleibt damit Dritter im Sinne des &#167;123 II 1 VVG.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn man aber ... nicht als Dritten ansehen sollte, rechtfertigt das die Anfechtung der Beklagten nicht.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Zwar l&#228;ge dann auf Seiten des Ehemannes ... eine arglistige T&#228;uschung vor. Er hatte n&#228;mlich bereits bei Vertragsabschlu&#223; die Absicht, ..., die Versicherungsnehmerin zu ermorden. Er hat das zwar als Zeuge verneint. Jedoch folgt das nach &#220;berzeugung des Senates aus dem insoweit unstreitigen Inhalt der Strafakten. In den ersten Oktobertagen 1982 hatte ... n&#228;mlich zus&#228;tzliche Antr&#228;ge gestellt, aufgrund deren das Leben seiner Ehefrau mit insgesamt 1.095.783,- DM versichert wurde, wobei sich bei Unfalltod die Summe auf 2.190.783,- DM erh&#246;hte. Das geschah teilweise durch Umwandlung zun&#228;chst nur auf ihn lautenden Lebensversicherungen in solche auf verbundene Leben, teilweise durch Neuantr&#228;ge. Unter Ber&#252;cksichtigung der bereits f&#252;r die Ehefrau bestehenden Lebensversicherungsvertr&#228;ge erh&#246;hten sich deren Versicherungssummen durch diese Vertrags&#228;nderungen oder Neuabschl&#252;sse auf 1.350.283,- DM bei Tod und auf 2.559.783,- DM bei Unfall. Noch im Oktober 1982 wurden dann zus&#228;tzliche Antr&#228;ge bei der ... und bei der Beklagten gestellt, durch die sich die Versicherungssummen f&#252;r ... auf 2.185.283 DM bei Tod und 4.229.783,- DM bei Unfall erh&#246;hten. Diese den wirtschaftlichen Verh&#228;ltnissen der Eheleute nicht entsprechende H&#246;he der Lebensversicherung wird nur erkl&#228;rlich, wenn angenommen wird, da&#223; der Ehemann zumindest bei Abschlu&#223; des Vertrages mit der Beklagten, der der letzte dieser Reihe der Lebensversicherungsvertr&#228;ge war, den Gedanken erwog, seine Ehefrau zu ermorden. Daf&#252;r sprechen vor allem die sp&#228;teren Ereignisse, da unstreitig ist, da&#223; er sie auch sp&#228;ter get&#246;tet hat. Da&#223; diese sp&#228;tere Tat auf einem v&#246;llig neuen Entschlu&#223; beruhte, h&#228;lt der Senat f&#252;r ausgeschlossen. Selbst wenn aber zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses der Entschlu&#223; des Ehemannes noch nicht endg&#252;ltig gewesen sein sollte, verursachte die zumindest weit fortgeschrittene Planung schon eine solche Erschwerung des versicherten Risikos, da&#223; dies h&#228;tte offenbart werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Obwohl damit eine arglistige T&#228;uschung durch eine Person, die nicht Dritte w&#228;re, vorl&#228;ge, w&#252;rde dies im konkreten Fall nicht zur Anfechtung berechtigten. Die Anrechnung des Verhaltens des Vertragsgehilfen beruht n&#228;mlich auf dem Rechtsgedanken des &#167;278 BGB (BGH NJW 62, 2195/6; Schubert AcP 168, 481), nach dem der Gesch&#228;ftsherr seinen Vertragspartnern f&#252;r das Verschulden seines Erf&#252;llungsgehilfen einstehen mu&#223;. Diese (ausdehnende) Anwendung des &#167;278 BGB erscheint nicht gerechtfertigt, wenn sich die Sch&#228;digungsabsicht des Gehilfen in erster Linie gerade gegen seinen Auftraggeber richtet und sogar zur Planung und Durchf&#252;hrung von dessen Ermordung f&#252;hrt. Hinter dieser Absicht tritt die als Folge gewollte Sch&#228;digung des Vertragspartners, der Beklagten, zur&#252;ck. Da&#223; in einem solchen Falle dem Gesch&#228;ftsherrn das Verhalten des Erf&#252;llungsgehilfen zugerechnet werden sollte, w&#228;re nicht gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">cc)</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Zus&#228;tzlich scheitert die Anfechtung des Beklagten daran, da&#223; die Anfechtungserkl&#228;rung, die mit der Mordabsicht des Ehemannes ... begr&#252;ndet wird, nicht innerhalb der Jahresfrist des &#167;124 BGB abgesehen worden ist. Auf die Mordabsicht des ... hat sich die Beklagte erstmals mit dem nach Abschlu&#223; der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung eingegangenen Schriftsatz ihrer erstinstanzlichen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten vom 01.09.1986 berufen, obwohl sie von diesen Umst&#228;nden sp&#228;testens seit April 1985 Kenntnis hatte, als ihren erstinstanzlichen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten ausweislich der Strafakten (Strafakte IX, Bl. 111) eine Ausfertigung des Urteils des Landgerichts Hagen &#252;bersandt wurde.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Das Anfechtungsschreiben vom 26.10.1983 ist nicht fristwahrend. Darin st&#252;tzt die Beklagte die Behauptung einer arglistigen T&#228;uschung auf ein Fehlverhalten und eine arglistige T&#228;uschung durch die Versicherungsnehmerin pers&#246;nlich, w&#228;hrend sie jetzt mit einer zwar nach ihrer Auffassung zurechenbaren, aber von der Versicherungsnehmerin nicht erkannten T&#228;uschung durch ... argumentiert. Dieser Grund ist in dem ersten Schreiben weder ausdr&#252;cklich noch konkludent angesprochen. Deshalb reicht es als Anfechtungserkl&#228;rung selbst nicht aus.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Dabei braucht nicht entschieden zu werden, ob in der Anfechtungserkl&#228;rung &#252;berhaupt Gr&#252;nde angegeben werden m&#252;ssen oder ob diese unabh&#228;ngig von dem Lauf der Anfechtungsfristen nachgeschoben werden d&#252;rfen (zum Meinungsstand: Palandt-Heinrichs, Anm. 2 b; MK/Mayer-Maly, Rdn. 7-10, Soergel-Hefermehl, Anm. 2 - alle &#167;143). In der Regel wird allerdings f&#252;r den Anfechtungsgegner erkennbar sein m&#252;ssen, auf welche tats&#228;chlichen Gr&#252;nde die Anfechtung gest&#252;tzt wird. Zumindest dann, wenn die Anfechtung im einzelnen begr&#252;ndet wird, ist das Vorbringen neuer Tatsachen, die mit den ersten nicht im Zusammenhang stehen, als neue Anfechtungserkl&#228;rung zu werten, deren Rechtzeitigkeit erneut zu pr&#252;fen ist. Das hat auch der BGH (NJW 66, 39) f&#252;r den Fall anerkannt, da&#223; die Anfechtung zun&#228;chst auf arglistige T&#228;uschung und dann auf Inhaltsirrtum gest&#252;tzt wird. Diese Fallgestaltung ist mit dem vorliegenden Fall vergleichbar. In beiden F&#228;llen werden n&#228;mlich die tats&#228;chlichen Grundlagen f&#252;r das geltend gemachte Gestaltungsrecht ausgewechselt, die durch den allgemeinen Vorwurf der Arglist nicht hinreichend gekennzeichnet werden. Eine solche Kl&#228;rung verlangt das schutzw&#252;rdige Interesse des Anfechtungsgegners. Nun mag ein Vertragspartner, der selbst arglistig t&#228;uscht, nur beschr&#228;nkt schutzw&#252;rdig sein und in der Regel auch bei einer allgemein auf arglistige T&#228;uschung gest&#252;tzten Anfechtung wissen, aus welchen Umst&#228;nden Anfechtungsrechte hergeleitet werden sollen. Es mag sein, da&#223; es dann keiner n&#228;heren Konkretisierung bedarf.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Hier aber sind die minderj&#228;hrigen Kl&#228;gerinnen schutzw&#252;rdig, da weder sie noch ihre Rechtsvorg&#228;ngerin selbst arglistig get&#228;uscht haben t&#228;uschten. Au&#223;erdem lag hier auch die Annahme nicht fern, da&#223; sich die Beklagte gegen&#252;ber den minderj&#228;hrigen Kindern nicht darauf berufen wollte, ihr Vater habe von Anfang an beabsichtigt, ihre Mutter umzubringen. Ein solcher eventueller Verzicht lag auch deshalb nahe, weil aus dem Anfechtungsschreiben selbst durch den Hinweis auf &#167;170 II VVG folgte, da&#223; der Beklagten dieser Vorwurf aus den Ermittlungsakten durchaus bekannt war.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Deshalb ist die Anfechtungserkl&#228;rung gegen&#252;ber dem Vormund der Kinder auf die geltend gemachten Gr&#252;nde beschr&#228;nkt. Die nachgeschobenen Gr&#252;nde sind verfristet.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Aus diesen Gr&#252;nden scheitert letztlich auch eine Anfechtung wegen arglistiger T&#228;uschung, die sich darauf st&#252;tzt, ... habe &#252;ber seine Zahlungsf&#228;higkeit get&#228;uscht. Auch dies wird in der Anfechtungserkl&#228;rung vom 26.10.1983 nicht angesprochen, in der ausdr&#252;cklich nur die wirtschaftliche Bonit&#228;t der Versicherungsnehmerin erw&#228;hnt wird.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Vor allem sind hier aber die Voraussetzungen einer arglistigen T&#228;uschung unabh&#228;ngig von der oben schon er&#246;rterten und verneinten Frage, ob sich ... und ihre Rechtsnachfolger das Verhalten des ... &#252;berhaupt zurechnen lassen m&#252;ssen, nicht bewiesen. Dazu w&#228;re erforderlich, da&#223; ... bei Vertragsschlu&#223; voraussichtlich nicht in der Lage gewesen w&#228;re, die Versicherungspr&#228;mien zu bezahlen, und da&#223; er dies auch erkannt h&#228;tte. Der Zeuge ... hat dies verneint. Der Inhalt der Strafakte und die dortigen Feststellungen verm&#246;gen den Senat nicht vom Gegenteil zu &#252;berzeugen. Daraus folgt zwar, da&#223; sich die Firma des ... in Schwierigkeiten befand. Da&#223; diese aber nicht &#252;berwindbar waren und vor allem, da&#223; ... dies erkannte, ist nicht festgestellt worden und kann heute nicht mehr werden. Da&#223; ... die Kl&#228;gerin ermordete, um die Versicherungssumme zu kassieren und um so seine Schulden abzudecken und dar&#252;ber hinaus wirtschaftlich gesichert zu sein, besagt noch nichts gegen seine jetzige Darstellung, wirtschaftlich zur Zahlung der Pr&#228;mien in der Lage gewesen zu sein.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Die Anfechtung der Beklagten ist auch nicht auf &#167;123 II 2 BGB zu st&#252;tzen. ... hat aus dem Versicherungsvertrag nicht unmittelbar mit dessen Abschlu&#223; ein Recht erworben. Da die Bezugsberechtigung des ... gem&#228;&#223; &#167;13 Nr. 1 der Allgemeinen Versicherungsbedingungen von der Versicherungsnehmerin ... jederzeit frei widerruflich war, erwarb ... zu Lebzeiten seiner Frau noch kein Recht, sondern hatte nur eine unsichere Chance auf einen, eventuellen k&#252;nftigen Rechtserwerb (BGH NJW 82, 1808 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Insgesamt ist damit der Versicherungsvertrag nicht wegen Anfechtung nichtig.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist auch nicht wegen Anzeigepflichtverletzung nach &#167;&#167;6 AVB, 16 II, 20, 21 VVG leistungsfrei geworden.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Dabei k&#246;nnen falsche Angaben zur Bonit&#228;t der Versicherungsnehmerin oder ihres Ehemannes von vornherein au&#223;er Betracht bleiben, da diese Umst&#228;nde jedenfalls auf den Eintritt des Versicherungsfalles keinen Einflu&#223; hatten (&#167;21 VVG) und deshalb nicht zur Leistungsfreiheit f&#252;hren. Anzeigepflichtige Umst&#228;nde k&#246;nnten allein die Mordabsicht des Ehemannes und der Verdacht der Ehefrau gegen ihn sein.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Wegen dieses Verdachtes kann auf die vorangehenden Ausf&#252;hrungen verwiesen werden. Es steht nicht fest, da&#223; der Verdacht &#252;ber das Stadium einer vagen, letztlich nicht ernstgenommenen Bef&#252;rchtung hinausging, die nicht angezeigt zu werden brauchte.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Die Mordabsicht des Ehemannes und dessen Plan waren der Versicherungsnehmerin nicht bekannt. Sie braucht sich auch nicht dessen Verhalten zurechnen zu lassen. Dies folgt aus &#167;19 VVG, wonach nur die Kenntnis eines Vertreters ohne Vertretungsmacht (bei einem Vertreter mit Vollmacht folgt das gleiche aus &#167;166 BGB) dem Versicherungsnehmer zuzurechnen ist. Entgegen der Auffassung von Pr&#246;lss-Martin (&#167;19 Anm. 1) sind die in Rechtsprechung und Lehre f&#252;r &#167;123 BGB entwickelten Grunds&#228;tze bei einer arglistigen T&#228;uschung, die nach &#167;22 auch f&#252;r das Versicherungsvertragsrecht gelten, nicht auch auf &#167;&#167;16, 19 VVG zu &#252;bertragen, da hier einfaches Verschulden ausreicht. Dadurch w&#252;rde n&#228;mlich entgegen diesen durch Versicherungsbedingungen nicht ab&#228;nderbaren halbzwingenden Gesetzesvorschriften (&#167;34 a VVG) der Kreis der Anzeigepflichtigen zu Lasten des Versicherungsnehmers ausgedehnt (zweifelnd auch Bruck-M&#246;ller, &#167;16 Anm. 59; &#167;19 Anm. 14).</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Deshalb sind diese Vorschriften schon im Ansatz nicht anwendbar, da ... weder als Vertreter noch als Vertreter ohne Vertretungsmacht aufgetreten ist. Dar&#252;ber hinaus kann auch nicht festgestellt werden, da&#223; er tats&#228;chlich (weitgehend) in die Verhandlungen von Seiten der Versicherungsnehmerin einbezogen worden ist. Insoweit kann auf das Vorangegangene verwiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Letztendlich fehlt es an einer rechtzeitigen R&#252;cktrittserkl&#228;rung der Beklagten innerhalb der Monatsfrist des &#167;20 VVG. Das Anfechtungsschreiben vom 26.10.1983 erh&#228;lt weder ausdr&#252;cklich noch stillschweigend eine R&#252;cktrittserkl&#228;rung.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Es kann auch nicht in eine solche umgedeutet werden (&#167;140 BGB). Anfechtung und R&#252;cktritt sind von ihren Voraussetzungen und ihren Folgen unterschiedlich. Schon das spricht gegen eine Umdeutung. Vor allem kann ohne besondere Anhaltspunkte nicht unterstellt werden, da&#223; ein Versicherer, der eine Vertragsannahme wegen arglistiger T&#228;uschung anficht, sich auch dann von dem Vertrag l&#246;sen will, wenn seinem Versicherungsnehmer anstelle der zun&#228;chst vermuteten Arglist eventuell nur einfache Fahrl&#228;ssigkeit vorzuwerfen ist.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks"><b>IV.</b></p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Aus dem Inhalt des Lebensversicherungsvertrages folgt keine Leistungsfreiheit der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Die Ermordung des Versicherungsnehmers und Versicherten durch den Bezugsberechtigten (Michael Augst) l&#228;&#223;t nach &#167;170 II VVG nur die Bezugsberechtigung entfallen. Der Anspruch selbst wird dadurch nicht ber&#252;hrt und f&#228;llt in den Nachla&#223;.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Der Umstand, da&#223; auch ... Miterbe ist, f&#252;hrt entgegen der Auffassung der Beklagten nicht zu einer entsprechenden Anwendung des &#167;170 I VVG, der auf dem allgemeinen versicherungsrechtlichen Grundsatz fu&#223;t, da&#223; ein Versicherungsnehmer den Versicherungsfall nicht ohne Anspruchsverlust vors&#228;tzlich herbeif&#252;hren darf. Jemand, der nach Eintritt des Versicherungsfalles den Versicherungsnehmer beerbt, ist dem Versicherungsnehmer selbst nicht gleichzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der Ehemann trotz des Mordes an der Erblasserin Mitglied der Erbengemeinschaft ist, setzt das Erbrecht voraus. Es schlie&#223;t den M&#246;rder des Erblassers nicht von vornherein aus dem Kreis der m&#246;glichen Erben aus. Nur die Miterben oder die an seine Stelle tretenden Berechtigten k&#246;nnen nach &#167;&#167;2339 I Nr. 1, 2341 BGB die Erbunw&#252;rdigkeit des M&#246;rders geltend machen. Auf die Verpflichtung des Versicherers den Erben gegen&#252;ber kann dies keinen Einflu&#223; haben.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerinnen sind auch trotz &#167;2039 BGB Inhaber des Anspruchs. Die Abtretung des ... ist nach Auffassung des Senats als Teilauseinandersetzung hinsichtlich des Anspruchs gegen die Beklagte zu werten, durch die die Kl&#228;gerinnen alleinige Anspruchsinhaberin neu wurden. Zumindest haben sich die Miterben damit dahingehend geeinigt, da&#223; damit die Kl&#228;gerinnen zu der damals schon anh&#228;ngigen Klage erm&#228;chtigt wurden.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks"><b>V.</b></p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte kann dem Anspruch der Kl&#228;gerin auch keine Gegenrechte entgegenhalten.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat keinen Schadensersatzanspruch aus cic in Verbindung mit &#167;278 BGB auf Freistellung von den vertraglichen Verpflichtungen aus dem Lebensversicherungsvertrag. Dies entf&#228;llt nach Auffassung des Senates aus mehreren Gr&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Schon tats&#228;chlich ist nicht festzustellen, da&#223; ... ma&#223;geblich an den Vertragsverhandlungen beteiligt war.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem kann die schon allgemein nicht unbedenkliche Ansicht, dem Get&#228;uschten stehe auch nach Vers&#228;umung der Anfechtungsfrist noch ein Schadensersatzanspruch auf Befreiung von der anfechtbar &#252;bernommenen Verpflichtung zu (vgl. Palandt-Heinrichs, &#167;123 Anm. 5 c) f&#252;r das Versicherungsvertragsrecht jedenfalls nicht &#252;bernommen werden. Hier sind n&#228;mlich, soweit es die Nichtanzeige von anzeigepflichtigen Umst&#228;nden betrifft, die allgemeinen Grunds&#228;tze des Verschuldens beim Vertragsschlu&#223; durch die &#167;&#167;16 ff. VVG besonders geregelt. Bei Vers&#228;umung der Anfechtungsfrist kann daher nur auf diese besondere gesetzliche Regelung zur&#252;ckgegriffen werden, die nur unter den dort normierten und hier nicht gegebenen Voraussetzungen zur Leistungsfreiheit f&#252;hrt (K&#246;bler VersR 69, 773/776; Pr&#246;lls-M&#228;rtin, &#167;&#167;16, 17 Anm. 10, Bruck-M&#246;ller, &#167;16 Anm. 55, &#167;1 Anm. 90).</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch gegen ... und damit auch gegen die Kl&#228;gerinnen (&#167;1967 BGB) aus unerlaubter Handlung (&#167;&#167;823 II, 826 BGB) entf&#228;llt ebenfalls. ... traf pers&#246;nlich kein Verschulden. Eine Anwendung des &#167;831 BGB entf&#228;llt, da der Ehemann nicht ihr Verrichtungsgehilfe war. Er war nicht weisungsgebunden. Da der Versicherungsnehmerin damit nicht selbst eine unerlaubte Handlung anzulasten ist, entf&#228;llt auch eine Einrede der Beklagten nach &#167;853 BGB.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Ob die Beklagte Schadensersatzanspr&#252;che gegen ... aus &#167;&#167;823 II, 826 BGB haben kann - vertragliche Anspr&#252;che entfallen von vornherein -, braucht nicht n&#228;her gepr&#252;ft zu werden. Mit diesen Anspr&#252;chen kann nicht gegen&#252;ber dem Anspruch der Erbengemeinschaft, der hier geltend gemacht wird, aufgerechnet werden (&#167;2040 II BGB). Auch die M&#246;glichkeit, den Erbanteil des Ehemanns zu pf&#228;nden, d&#252;rfte wegen der zwischenzeitlichen Teilauseinandersetzung ins Leere gehen. Jedenfalls hat die Beklagte davon keinen Gebrauch gemacht.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Insgesamt ist damit die Beklagte zur Leistung verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Die Zinsen rechtfertigen sich aus den Gr&#252;nden des Verzuges.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">C</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten und die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruhen auf &#167;&#167;97, 708 Ziff. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Der Wert der Beschwer betr&#228;gt 789.280,- DM.</p>
315,467
olgk-1987-05-27-27-u-5486
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
27 U 54/86
"1987-05-27T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:32"
"2019-03-27T09:43:03"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1987:0527.27U54.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten und die Anschlu&#223;berufung des Kl&#228;gers wird das am 30. April 1986 verk&#252;ndete Urteil des Landgerichts K&#246;ln - 20 0 325/84 - unter Zur&#252;ckweisung der Rechtsmittel im &#252;brigen, der Anschlu&#223;berufung in H&#246;he eines Teilbetrages von 1.300,-- DM als unzul&#228;ssig, teilweise wie folgt abge&#228;ndert:</p> <p>Unter Abweisung der Klage im &#252;brigen wird die Beklagte verurteilt, an den</p> <p>Kl&#228;ger 5.810,24 DM nebst 4 % Zinsen von 3.804,50 DM seit dem 31. Juli 1984</p> <p>und von 2.005,74 DM seit dem 5. Juli 1985 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Die Beklagte wird weiter verurteilt,</p> <p>a) dem Kl&#228;ger zur H&#228;lfte von allen noch bestehenden Verbindlichkeiten</p> <p>gegen&#252;ber der Stadtsparkasse L. aus dem Darlehensvertrag vom 29. Dezember 1982 betreffend das Konto Nr. XXXXXXXX, </p> <p></p> <p>b) den Kl&#228;ger von seiner noch bestehenden Verbindlichkeit gegen&#252;ber Herrn B. T., U. Weg 00, 0X0X M. bzw. dessen Rechtsnachfolger, bezogen auf dessen Inanspruchnahme als B&#252;rge f&#252;r die Verbindlichkeiten der Proze&#223;parteien gegen&#252;ber der I. AG, H. Y-YY, X0X0 L., zu 30,39 % freizustellen.</p> <p></p> <p>Die Kosten der ersten Instanz tragen der Kl&#228;ger zu 16 % und die Beklagte zu 84 %.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens fallen dem Kl&#228;ger zu 80 % und der Beklagten zu 20 % zur Last.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Beklagte darf die Vollstreckung gegen Sicherheitsleistung von 40.000,-- DM abwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in derselben H&#246;he leistet. </p> <p></p> <p>Der Beklagten wird gestattet, die Sicherheit durch selbstschuldnerische B&#252;rg-schaft einer deutschen Gro&#223;bank, Volksbank oder &#246;ffentlich-rechtlichen Sparkasse zu stellen. </p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger darf die Zwangsvollstreckung gegen Sicherheitsleistung von 6.000,-- DM abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in derselben H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien waren seit 1975 miteinander verheiratet. Sie<i> </i>haben sich am 3. Februar 1983 getrennt und sind am 21. Mai 1985 geschieden worden. Der Scheidungsantrag</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">war am 26. Juli 1984 rechtsh&#228;ngig geworden. Durch Vertrag vom 29. Dezember 1982 nahmen die Parteien bei der Stadtsparkasse L. ein Darlehen &#252;ber 33.000,-- DM</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">auf. Beide Parteien unterschrieben den Vertrag als Kreditnehmer. Der Darlehensbetrag wurde abgesichert durch Abtretung der Rechte aus einer noch abzuschliessenden Kapitallebensversicherung bei der Q.-N. &#252;ber 44.000,-- DM. Die Parteien verpflichteten sich, ab 1. Februar 1983 monatlich 499,-- DM zur Tilgung des Darlehens und monatlich 301,-- DM als Versicherungspr&#228;mie zu zahlen. Die Lebensversicherung bei der Q.-N. schlo&#223; der Kl&#228;ger alleine ab.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Seit dem Jahre 1978 arbeitete die Beklagte bei der I. (I-Bank) in L.. Der Kl&#228;ger</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">war in der Zeit von 1979 bis Ende 1982 als selbst&#228;ndiger Transportunternehmer im Auftrage verschiedener Speditionen t&#228;tig. Die Einnahmen aus dieser T&#228;tigkeit liefen zun&#228;chst auf ein auf den Namen des Kl&#228;gers lautendes Konto bei der I.-Bank, sp&#228;ter auf ein gemeinsames, auf den Namen der Eheleute lautendes Konto bei derselben Bank. Die Parteien nahmen bei der I.-Bank w&#228;hrend ihres Zusammenlebens mehrere Darlehen auf. Zur Tilgung der Darlehen wurden von dem Gehaltskonto der Beklagten bei der I.-Bank in der Zeit von November 1979 bis April 1984 insgesamt 36.350,-- DM</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">abgebucht. Von den Darlehen wurden ua. verschiedene Fahrzeuge angeschafft. Am 24. Februar 1982 schlossen die Parteien mit der I.-Bank einen neuen Kreditvertrag,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">in dem es zur Begr&#252;ndung des Kreditantrages hei&#223;t:</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">"&#220;bernahme des Saldos auf dem laufenden Konto YYYYY, S. T., und Abdeckung des laufenden Kontos XYXYX, ehemals J. T., jetzt Eheleute J. und S. T.."</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Laut Kreditvertrat; betrugen die Verbindlichkeiten der Parteien damals 45.900,-- DM, wovon 18.000,-- DM auf das Konto YYYYY, 2.900,-- DM auf das Konto XYXYX</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">und 25.000,-- DM auf das Konto XYXYX entfielen. Zu dem Konto YYYYY ist vermerkt: "Unbegrenzte, unbefristete B&#252;rgschaft von Frau J. T. vom 21.11.1980". F&#252;r das Konto XYXYX bestand als Sicherheit u.a. eine B&#252;rgschaft des Vaters des Kl&#228;gers in H&#246;he von 30.000,-- DM. Mit Schreiben vom 8. Februar 1983 k&#252;ndigte die I.-Bank den Kredit und stellte die Gesamtsumme f&#228;llig. Sie nahm den Vater des Kl&#228;gers als B&#252;rgen auf Zahlung von 30.000,-- DM in Anspruch und verwertete weitere Sicherheiten. Den Restbetrag von 3.182,22 DM zahlte die Beklagte - wie in der Berufung unstreitig geworden ist &#8211; durch Verrechnung an die I.-Bank.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat behauptet, mit dem Darlehen bei der Stadtsparkasse L. sei ein fr&#252;herer Kredit bei der Firma C. abgel&#246;st worden. Seit dem 1. M&#228;rz 1983 trage er die Verbindlichkeiten der Parteien gegen&#252;ber der Stadtsparkasse und gegen&#252;ber seinem</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Vater, der die 30.000,-- DM zur&#252;ckfordere, alleine ab; au&#223;erdem komme er allein f&#252;r die Pr&#228;mien an die Q. auf. Er hat Ausgleich der h&#228;lftigen Betr&#228;ge f&#252;r die Zeit vom 1. M&#228;rz 1983 bis zum 31. Mai 1985 begehrt sowie beantragt, die Beklagte zur .Zahlung der h&#228;lftigen in Zukunft monatlich aufzubringenden Raten an die Stadtsparkasse L., die Q. und seinen Vater zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist der Klage entgegengetreten. Sie hat sich darauf berufen, sie habe der I.-Bank nur als B&#252;rgin gehaftet. Das Darlehen bei der Stadtsparkasse L. habe dazu gedient, den Kredit bei der Firma C. abzul&#246;sen. Zu dem Vertragsabschlu&#223;</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">sei es nur gekommen, weil sie infolge des Verhaltens des Kl&#228;gers ihr gegen&#252;ber Ende 1982 einen seelischen Zusammenbruch erlitten habe. Sie hat die Auffassung vertreten, die Voraussetzungen des &#167; 138 Abs. 2 BGB seien gegeben; sie sei au&#223;erdem</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">gesch&#228;ftsunf&#228;hig gewesen. Sie sei auch deshalb nicht zum Ausgleich verpflichtet, weil die Kredite immer nur im Interesse des Kl&#228;gers aufgenommen worden seien.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Sie hat ferner hilfsweise die Aufrechnung mit den von ihrem Konto abgebuchten Betr&#228;gen in H&#246;he von 36.350,-- DM und mit einem Betrag von 1.742,07 DM erkl&#228;rt. Sie hat hierzu behauptet, sie habe dem Kl&#228;ger, als sie krank gewesen sei, diesen Betrag</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">gegeben, um davon Pr&#228;mien bei ihrer Krankenversicherung einzuzahlen. Der Kl&#228;ger habe ihren Auftrag aber nicht ausgef&#252;hrt. Hilfsweise hat sie mit weiteren Gegenforderungen die Aufrechnung erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat vorgetragen, die von den Krediten angeschafften Gegenst&#228;nde seien von der Beklagten mitbenutzt worden. Zwar seien von dem Gehaltskonto der Beklagten 36.350,-- DM zur Darlehenstilgung abgebucht worden. Doch seien auf das Konto auch seine Einnahmen geflossen, die monatlich mindestens 6.000,-- DM betragen</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Nach Vernehmung des Vaters des Kl&#228;gers zu den behaupteten Zahlungen an diesen hat das Landgericht der Klage weitgehend stattgegeben und die Beklagte zur Zahlung von 11.242,50 DM nebst Zinsen sowie zur h&#228;lftigen Zahlung der Raten an die Stadtsparkasse K&#246;ln und der Versicherungspr&#228;mien verurteilt. Zur Begr&#252;ndung hat es im wesentlichen ausgef&#252;hrt, dem Kl&#228;ger st&#252;nden ab der Trennung der Parteien Ausgleichsanspr&#252;che nach &#167; 426 BGB zu. Da&#223; die Kredite im Interesse des Kl&#228;gers aufgenommen worden seien, sei unerheblich, weil davon Kraftfahrzeuge und sonstige Gegenst&#228;nde angeschafft worden seien, die der gemeinsamen Existenzgr&#252;ndung der ehelichen Lebensgemeinschaft und der Benutzung durch die Eheleute</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">gedient h&#228;tten. Die Tilgungsleistungen der Beklagten seien nicht aufrechenbar, weil es sich um Beitr&#228;ge zur ehelichen Lebensgemeinschaft gehandelt habe. Hinsichtlich der I.-Bank sei die Beklagte zusammen mit dem Kl&#228;ger Gesamtschuldnerin, nicht nur B&#252;rgin gewesen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Von der Forderung des Kl&#228;gers hat das Landgericht lediglich die H&#228;lfte der nach der Trennung der Parteien erbrachten Tilgungsleistungen der Beklagten in H&#246;he von 1.300,-- DM in Abzug gebracht. Es hat die Ausgleichsforderung wie folgt berechnet:</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Zahlungen an die Stadtsparkasse 13.473,-- DM</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">(10 x 1983, 12 x 1984, 5 x 1985 je 499,-- DM) </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Zahlungen an die Q. Versicherung</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">(die selben Zeitr&#228;ume aber je 301,-- DM) <u> 6.612,-- DM</u></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">20.085,-- DM</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Zahlungen an den B&#252;rgen (1.5.1983</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">bis 31.5.1985) <u>5.000,-- DM</u></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">25.085,-- DM</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">hiervon &#189; 12.542,50 DM</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">./.<i> </i>Anspruch der Beklagten <u> 1.300,-- DM</u></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">11.242,50 DM.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Gegen das ihr am 1. Juli 1986 zugestellte Urteil, auf das im &#252;brigen Bezug genommen wird, hat die Beklagte am 30. Juli 1986 Berufung eingelegt, die sie nach Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist bis zum 15. November 1986 am 17. November 1986 (einem Montag) begr&#252;ndet hat.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholt ihr erstinstanzliches Vorbringen und tr&#228;gt vor, es sei unrichtig, da&#223; das Darlehen bei der Stadtsparkasse zur Abl&#246;sung des Darlehens bei der Firma C. verwandt worden sei. Das Darlehen bei der Stadtsparkasse habe der Kl&#228;ger ausschlie&#223;lich zu eigenen Zwecken verwandt. Wegen ihrer Unterzeichnung hafte sie zwar gegen&#252;ber der Stadtsparkasse als Gesamtschuldnerin. Im Innenverh&#228;ltnis stehe dem</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;ger aber kein Ausgleichsanspruch zu. Das Darlehen sei auch erst ausgenommen worden, nachdem der Kl&#228;ger sich von ihr endg&#252;ltig losgesagt habe. Sie bestreitet zudem, da&#223; der Kl&#228;ger die behaupteten Zahlungen von monatlich 499,-- DM erbracht und da&#223; er, der Kl&#228;ger, die behaupteten Pr&#228;mien an die Q.-Versicherungsanstalt gezahlt hat. F&#252;r die Pr&#228;mien, so meint sie, hafte sie im &#252;brigen im Innenverh&#228;ltnis nicht. Ein Zusammenhang zwischen dem Kredit bei der Stadtsparkasse und der Lebensversicherung bestehe nicht, das ergebe sich daraus, da&#223; die Lebensversicherung neun Monate nach dem Darlehensvertrag abgeschlossen worden sei. Eine</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Verurteilung zur Zahlung der aufgebrachten Versicherungspr&#228;mien k&#228;me nur Zug um Zug gegen Abtretung der Anspr&#252;che des Kl&#228;gers aus der Lebensversicherung an sie in Betracht. Tats&#228;chlich sei aber nur ein Freistellungsanspruch gegeben.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Umstellung der bei der I.-Bank aufgenommenen Kredite betreffe ebenfalls nur das Au&#223;enverh&#228;ltnis der Parteien zu der Bank. Im Innenverh&#228;ltnis hatte der Kl&#228;ger allein, weil nur Kredite abgel&#246;st worden seien, die der Kl&#228;ger zu eigenen Zwecken aufgenommen habe und f&#252;r die sie lediglich als B&#252;rgin gehaftet habe. Auch der Kredit, der &#252;ber ihr Konto gelaufen sei, habe ausschlie&#223;lich den Kl&#228;ger betroffen. Hiermit sei ein Kredit abgel&#246;st worden, den der Kl&#228;ger zur Anschaffung eines LKW's bei der</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">W.-Kreditbank GmbH aufgenommen habe. Daraus folge, da&#223; ihr wegen ihrer Tilgungsleistungen in H&#246;he von 36.350,-- DM ein Ausgleichsanspruch gegen den Kl&#228;ger zustehe.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Abgesehen von dem Betrag in H&#246;he von 1.742,07 DM, den der Kl&#228;ger nicht an die D.-Krankenversicherung weitergeleitet habe, hafte der Kl&#228;ger anteilig f&#252;r die Wohnungsmiete. Sie habe das Mietverh&#228;ltnis erst zum 30. Juni 1983 k&#252;ndigen k&#246;nnen. An Miete habe sie 4.714,30 DM gezahlt. An Rechtsverfolgungskosten f&#252;r die Aufl&#246;sung des Mietvertrages habe sie den Vermietern 250,-- DM, als Abfindung f&#252;r Wohnungsm&#228;ngel 80,-- DM und an zus&#228;tzlichen Nebenkosten f&#252;r die Monate Mai und</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Juni 1983 40,-- DM zahlen m&#252;ssen. Die H&#228;lfte dieser Kosten m&#252;sse der Kl&#228;ger tragen. Am 19. Juli 1983 habe sie dem Kl&#228;ger 400,-- DM zur Verf&#252;gung gestellt, weil</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">er das Geld dringend zur Zahlung auf seine Darlehensverbindlichkeit bei der Stadtsparkasse L. gebraucht habe.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Sie beantragt,</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">ihr nachzulassen, erforderliche Sicherheiten durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank, Volksbank oder &#246;ffentlich-rechtlichen Sparkasse zu stellen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Er legt Anschlu&#223;berufung ein mit dem Antrag,</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 17.148,50 DM nebst 4 % Zinsen von</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">12.892,-- DM seit dem 1. April 1984 sowie 4 % Zinsen von 4.256,50 DM ab</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">3. M&#228;rz 1987 zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, ihn freizustellen von der H&#228;lfte</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">a) aller Verbindlichkeiten gegen&#252;ber der Stadtsparkasse L., betreffend das Konto Nr. XXXXXXXX,</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">b) aller Verbindlichkeiten gegen&#252;ber Herrn B. T., U. 00, 0X0X M. bzw. dessen</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Nachfolger, bezogen auf dessen Inanspruchnahme als B&#252;rge f&#252;r die Verbindlichkeiten der Proze&#223;parteien gegen&#252;ber der I. AG, H. 5-11, X0X0 L..</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Er verteidigt das angefochtene Urteil, wiederholt sein erstinstanzliches Vorbringen und tr&#228;gt erg&#228;nzend vor, der Lebensversicherungsvertrag mit der Q. Lebensversicherungsanstalt sei aufgehoben und das Guthaben von 5.882,20 DM sei dem Darlehenskonto bei der Stadtsparkasse L. gutgeschrieben worden. Bis zur Rechtsh&#228;ngigkeit des Scheidungsverfahrens habe er 4.214,-- DM und danach 3.722,-- DM an die Q. Versicherung gezahlt. Vom 1. Februar 1983 bis zum 15. Juli 1984 habe er an die Stadtsparkasse L. der m&#252;ndlichen Verhandlung gewesen sind, Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Berufung und Anschlu&#223;berufung sind zul&#228;ssig, haben in der Sache aber nur teilweise Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">1.) Dem Kl&#228;ger steht gegen die Beklagte wegen der von ihm an die Stadtsparkasse L. geleisteten Tilgungs- und Zinsraten ein Ausgleichsanspruch nach &#167; 426 Abs. 1 Satz 1 BGB in H&#246;he von 3.243,50 DM zu.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">a) Die Parteien hafteten wegen des bei der Stadtsparkasse aufgenommenen Kredits als Gesamtschuldner. Das ergibt sich aus dem Kreditvertrag vom 29. Dezember 1982 (BI. 32 d.A.). Die Parteien sind beide als Kreditnehmer genannt und haben auch beide den Kreditvertrag unterschrieben.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">b) Wegen der Einwendungen, die die Beklagte in erster Instanz gegen die Wirksamkeit ihrer Verpflichtung geltend gemacht hat, nimmt der Senat gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO zur Vermeidung von Wiederholungen auf die Entscheidungsgr&#252;nde des angefochtenen Urteils Bezug.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">c) Die Parteien sind im<i> </i>Innenverh&#228;ltnis zu gleichen Teilen verpflichtet, weil nichts anderes bestimmt ist. Eine solche andere Bestimmung k&#228;me hier nur in Betracht, wenn das Darlehen vereinbarungsgem&#228;&#223; allein zur Verf&#252;gung des Kl&#228;gers gestanden h&#228;tte. Das ist aber nicht der Fall. Der Kredit diente dazu, einen Kredit bei der Firma C. abzul&#246;sen. Diese Behauptung des Kl&#228;gers hat die Beklagte in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 7. Januar 1985 durch Bezugnahme auf ihren Vortrag im Schriftsatz vom 12. Oktober 1984 zugestanden. In diesem Schriftsatz (BI. 18 d.A.) f&#252;hrt sie aus, der Kredit habe insbesondere dazu gedient, um einen bereits erw&#228;hnten Kredit bei der Firma C. abzudecken. An das Gest&#228;ndnis ist sie gebunden, &#167;&#167; 280, 290 Satz 1, 532 ZPO. Die Voraussetzung f&#252;r einen Widerruf hat sie<i> </i>nicht n&#228;her vorgetragen. Bei<i> </i>dem bei der Firma C. aufgenommenen Kredit handelte es sich, wie die Beklagte in der Berufungsbegr&#252;ndung wiederholt, um ein Anschaffungsdarlehen, das die Parteien zu einem gemeinsamen Start, so u.a. zum M&#246;belkauf verwendet haben.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Eine andere Bestimmung folgt auch nicht daraus, da&#223; sich der Kl&#228;ger nach dem Vortrag der Beklagten Mitte 1982, also vor der Umschuldung, endg&#252;ltig von ihr und der mit ihr bestehenden Ehe losgesagt hat. Mit der Aufnahme des Kredits bei der Stadtsparkasse L. in H&#246;he von 33.000,-- DM wurde lediglich das Darlehen bei der Firma C. in etwa derselben H&#246;he abgel&#246;st, nicht aber ein weiteres Darlehen aufgenommen.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das Darlehen bei der Firma C. haftete die Beklagte zu gleichen Teilen wie der Kl&#228;ger, ohne da&#223; dessen Einstellung zu seiner Ehe daran etwas h&#228;tte &#228;ndern k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">d) Der Kl&#228;ger kann aber nicht die H&#228;lfte aller von ihm gezahlten Raten verlangen, sondern nur die H&#228;lfte der Raten, die er ab Rechtsh&#228;ngigkeit des Scheidungsantrages, also ab 26. Juli 1984, geleistet hat. F&#252;r die Zeit bis zur Rechtsh&#228;ngigkeit stehen dem Ausgleichsanspruch nach &#167; 426 Abs. 1 BGB die Vorschriften &#252;ber den Zugewinnausgleich entgegen (vgl. BGH FamRZ 1983, 795, 797; Palandt, Kommentar zum BGB, 46. AufI., &#167; 1372 Anm. 1 Beklagte) und b) ee) ), die eine Ausschlie&#223;lichkeitsregelung enthalten. Der Hinweis des Kl&#228;gers auf die Entscheidung des Oberlandesgerichts Frankfurt (FamRZ 1985, 482) geht fehl,<b> </b>weil sich die Entscheidung mit dem Zugewinnausgleichsanspruch, n&#228;mlich den Aktiva eines Ehegatten und deren Verminderung um gesamtschuldnerische Verbindlichkeiten, nicht aber mit der Frage befa&#223;t, ob wegen der bis zur Rechtsh&#228;ngigkeit des Scheidungsantrages geleisteten Zahlungen ein Ausgleichsanspruch nach &#167; 426 Abs. 1 Satz 1 BGB besteht. Soweit in der Rechtsprechung teilweise eine andere Auffassung vertreten wird (vgl. das von dem Kl&#228;ger zu den Akten &#252;berreichte Urteil des Amtsgerichts Augsburg vom 8.1.1987, BI. 338, 339 der Gerichtsakte) vermag der Senat der dort vertretenen</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Ansicht, der Ausgleichsanspruch nach &#167; 426 Abs. 2 BGB bestehe im Grundsatz neben dem Zugewinnausgleichsanspruch nach den &#167;&#167; 1372 ff BGB, so da&#223; ein gesamtschuldnerisch haftender Ehegatte vom Zeitpunkt der endg&#252;ltigen Trennung an (und nicht erst ab Zustellung des Scheidungsantrages) Ausgleichung geleisteter Zahlungen &#252;ber &#167; 426 Abs. 2 BGB verlangen k&#246;nne, nicht zu teilen. Abgesehen</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">davon, da&#223; die herangezogenen FundsteIlen weder Begr&#252;ndung noch Ergebnis dieser Auffassung zu st&#252;tzen verm&#246;gen, steht ihr auch die Ausschlie&#223;lichkeitsregelung</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">der Vorschriften &#252;ber den Zugewinnausgleich entgegen. Ein Vorrang der g&#252;terrechtlichen Vorschriften gilt nur bei solchen Anspr&#252;chen nach &#167; 426 Abs. 2 BGB nicht, die Leistungen betreffen, die f&#252;r die Zeit nach Rechtsh&#228;ngigkeit auszugleichen sind (vgl. BGH FamRZ 1983,795,797). Bei ausgleichspflichtigen Leistungen vor Rechtsh&#228;ngigkeit des Scheidungsantrages f&#252;hren die Vorschriften &#252;ber den Zugewinn zu einem vollst&#228;ndigen und sachgerechten Ausgleich. Zu einer Anwendung der Vorschriften</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">&#252;ber den Gesamtschuldnerausgleich besteht deshalb insoweit auch keine Notwendigkeit.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger daher Zahlungen an Gl&#228;ubiger vor Rechtsh&#228;ngigkeit des Scheidungsantrages geleistet hat, denen er zusammen mit der Beklagten als Gesamtschuldner haftete, mu&#223; er den Weg des Zugewinnausgleichsverfahrens beschreiten. Zust&#228;ndig ist hierf&#252;r ausschlie&#223;lich das Familiengericht. Der Kl&#228;ger kann seinen Zahlungsantrag, soweit er gesamtschuldnerischen Ausgleich f&#252;r die von ihm vor Rechtsh&#228;ngigkeit des Scheidungsantrages geleisteten Zahlungen geltend macht, deshalb auch nicht in vorliegendem Verfahren "hilfsweise" auf die Vorschriften der &#167;&#167; 1372 ff BGB st&#252;tzen (vgl. BI. 306, 307 der Gerichtsakte).</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">e) F&#252;r die Zeit vom 26. Juli 1984 bis zum 31. Dezember 1985 sind durch Vorlage eines Jahreskontoauszuges der Stadtsparkasse L. vom 30. Dezember 1984 f&#252;nf Raten zu je 499,-- DM (bI. 112 d.A.) und durch den Jahreskontoauszug vom 31. Dezember 1985 acht Raten zu je 499,-- DM (BI. 314 d.A.) nachgewiesen. Die angebliche</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">weitere Zahlung von 499,-- DM im Jahre 1986 wird durch die Forderungsaufstellung vom 11. Februar 1987 nicht belegt. In der Aufstellung wird die Zahlung als storniert bezeichnet. Von der Gesamtforderung ist die Zahlung dementsprechend nicht in Abzug gebracht worden. Danach hat der Kl&#228;ger Zahlungen an die Stadtsparkasse in H&#246;he von (13 x 499,-- DM) 6.487,-- DM nachgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Ob der Kl&#228;ger selbst die Mittel zur Zahlung aufgebracht hat, ist unerheblich. Wenn er keine eigenen Mittel zur Verf&#252;gung hatte, bleibt nur &#252;brig, da&#223; er sich das Geld geliehen hat oder da&#223; es ihm geschenkt worden ist. Auch in diesem Fall hat er gegen die Beklagte einen Ausgleichsanspruch. </p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Soweit das Darlehen noch nicht getilgt ist, kann der Kl&#228;ger verlangen, da&#223; die Beklagte ihn wegen aller Verbindlichkeiten gegen&#252;ber der Stadtsparkasse aus dem Darlehensvertrag vom 29. Dezember 1982 zur H&#228;lfte freistellt (BGH NJW 1981, 1667, 1668).</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">2.) Dem Kl&#228;ger steht gem&#228;&#223; &#167; 426 Abs. 1 Satz 1 BGB auch die H&#228;lfte der ab 26. Juli 1984 gezahlten Versicherungspr&#228;mien in H&#246;he von 3.722,-- DM, das sind 1.861,-- DM zu. Nach dem Kreditvertrag haben die Parteien ihre Rechte und Anspr&#252;che aus</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">der abzuschlie&#223;enden Kapitallebensversicherung an die Stadtsparkasse abgetreten. Daraus und aus der gemeinschaftlichen Verpflichtung, ab 1. Februar1983 monatliche Versicherungsbeitr&#228;ge von 301,-- DM zu leisten, folgt, da&#223; beide als Gesamtschuldner gegen&#252;ber der Stadtsparkasse L. verpflichtet waren, eine Kapitallebensversicherung abzuschlie&#223;en. Diese Verpflichtung hat der Kl&#228;ger durch den Abschlu&#223; der Versicherung bei der Q. Versicherung erf&#252;llt. Das ergibt sich aus dem Lebensversicherungsantrag vom 29. Dezember 1982, der Computerberechnung betreffend den V.Kredit und den Versicherungsscheinen vom 23. M&#228;rz und 28. November 1984 (Anlagen zur Berufungserwiderung). Die Beklagte ist im Innenverh&#228;ltnis aus demselben Grund, der ihre Verpflichtung zur h&#228;lftigen Zahlung der Tilgungs- und Zinsraten begr&#252;ndet, gehalten, die H&#228;lfte der Aufwendungen zur Erf&#252;llung der Verpflichtung zu tragen.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Durch Vorlage einer Konten&#252;bersicht vom 18. M&#228;rz 1987, deren Richtigkeit die Beklagte nicht bestritten hat, hat der Kl&#228;ger f&#252;r die Zeit ab Rechtsh&#228;ngigkeit Zahlungen in H&#246;he von insgesamt 3.722,-- DM nachgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Da das Guthaben, wie der Kl&#228;ger unbestritten vorgetragen hat, vereinbarungsgem&#228;&#223; an die Stadtsparkasse L. zur teilweisen Tilgung des Darlehens ausgezahlt worden ist, entfallen die im &#252;brigen zu Unrecht geltend gemachten Bedenken der Beklagten</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">gegen ihre Verpflichtung zum h&#228;lftigen Ausgleich der Pr&#228;mienzahlungen.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">3.) Die Beklagte ist weiter nach &#167; 426 Abs. 2 Satz 1 BGB in Verbindung mit &#167; 774 BGB verpflichtet, an den Kl&#228;ger einen Betrag von 2.005,74 DM zum Ausgleich f&#252;r die von ihm an seinen Vater geleisteten Raten zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Nach dem Darlehensvertrag vom 24. Februar 1982 waren die Parteien Gesamtschuldner des Darlehens der I.-Bank. Die Darlehensforderung ist in H&#246;he von</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">30.000,-- DM gem&#228;&#223; &#167; 774 Abs. 1 Satz 1 BGB auf den Vater des Kl&#228;gers &#252;bergegangen, weil er als B&#252;rge in Anspruch genommen an die I.-Bank 30.000,-- DM</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">gezahlt hat. Aufgrund der glaubhaften Aussage des Vaters des Kl&#228;gers ist der Senat &#252;berzeugt, da&#223; dieser seit dem 1. Mai 1983 die Darlehensforderung regelm&#228;&#223;ig in monatlichen Raten von 200,-- DM abtr&#228;gt und seit dem 26. Juli 1984 bis April 1987</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">insgesamt 33 Raten, also 6.600,-- DM, erbracht hat. Aus denselben Gr&#252;nden wie zu dem Darlehen der Stadtsparkasse L. dargelegt steht dem Kl&#228;ger ein Ausgleichsanspruch erst ab Rechtsh&#228;ngigkeit des Scheidungsantrages zu.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Dieser Ausgleichsanspruch besteht aber nicht in H&#246;he der H&#228;lfte der Raten, sondern nur in H&#246;he von 30,39 %, denn die Parteien haben etwas anderes als den H&#228;lftigen Ausgleich vereinbart. Ausweislich der Schreiben der I.-Bank vom 21. November 1980, 12. M&#228;rz 1981, 3. August 1981 und 22. Oktober 1981 (Bl. 78 ff. d.A.) hat sich die Beklagte f&#252;r die verschiedenen Darlehen des Kl&#228;gers, die in die gesamtschuldnerische Darlehensverpflichtung vom 24. Februar 1982 eingeflossen sind, lediglich verb&#252;rgt. Die Verb&#252;rgung ist ein ausreichendes Indiz daf&#252;r, da&#223; die Beklagte im Innenverh&#228;ltnis nicht f&#252;r die vom Kl&#228;ger aufgenommenen Darlehen einstehen sollte. Wenn sie im Innenverh&#228;ltnis die H&#228;lfte der Schuld h&#228;tte tragen sollen, h&#228;tte es nahegelegen, sie als Mitverpflichtete in die Darlehensvertr&#228;ge aufzunehmen. Da&#223; sie am 24. Februar 1982 auch insoweit als Mitschuldnerin in den Umschuldungsvertrag aufgenommen wurde, sagt &#252;ber eine Mithaftung im Innenverh&#228;ltnis nichts aus. Die Beklagte tr&#228;gt unbestritten vor, die I.-Bank habe sie im Februar 1982 aus der B&#252;rgschaft in</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Anspruch genommen. Als Folge dieser Inanspruchnahme seien alle damals vorhandenen Kredite auf dem Konto XYXYX<i>, </i>f&#252;r die sie ab diesem Zeitpunkt gesamt-schuldnerisch hafteten, zusammengefa&#223;t worden. Danach ist zwar im Au&#223;enverh&#228;ltnis eine &#196;nderung der Haftung eingetreten. Ein R&#252;ckschlu&#223; auf eine &#196;nderung der Haftung im Innenverh&#228;ltnis kann daraus aber nicht gezogen werden.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Ausweislieh des Darlehensvertrages vom 24. Februar 1982 belief sich die schon vorhandene Gesamtbelastung auf 45.900,-- DM. Hiervon wurden 18.000,-- DM aus dem Konto YYYYY des Kl&#228;gers, f&#252;r das sich die Beklagte verb&#252;rgt hatte, in das neue Darlehen &#252;bernommen. Da&#223; auch hinsichtlich der Differenz von 27.900,-- DM etwas anderes im Sinne des &#167; 426 Abs. 1 Satz 1 BGB bestimmt war, tr&#228;gt die Beklagte substantiiert nicht vor und ist auch sonst nicht ersichtlich. Die<i> </i>Tatsache, da&#223; die Darlehen &#252;ber das Konto der Beklagten liefen und die Tilgungsraten von ihrem Konto abgebucht wurden, spricht vielmehr gegen eine andere Bestimmung im Sinne des &#167; 426 Abs. 1 Satz 1 BGB. Soweit auch von diesem Darlehen Kraftfahrzeuge und Einrichtungsgegenst&#228;nde angeschafft worden sein sollten - inwieweit das der Fall war, l&#228;&#223;t sich dem Vortrag der Beklagten nicht entnehmen -, mu&#223; sie sich entgegenhalten lassen, da&#223; daraus noch nicht auf eine anderweitige Bestimmung geschlossen werden kann und da&#223; sie diese Gegenst&#228;nde w&#228;hrend des Zusammenlebens der Parteien mitbenutzt hat.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat sich deshalb entsprechend dem Verh&#228;ltnis der Differenz von 27.900,-- DM zu der Gesamtbelastung von 45.900,-- DM an der Tilgung der Schuld gegen&#252;ber dem Vater des Kl&#228;gers zur H&#228;lfte zu beteiligen, also mit 60,78 % : 2 =</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">30,39 %, das sind monatlich 60,78 DM oder insgesamt 2.005,74 DM.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Soweit die Forderung des Zeugen T. noch nicht getilgt ist, hat der Kl&#228;ger einen Freistellungsanspruch gegen die Beklagte entsprechend ihrem Beteiligungsverh&#228;ltnis.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Die Ausgleichsanspr&#252;che des Kl&#228;gers belaufen sich danach auf insgesamt 7.110,24 DM.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Die Hilfsaufrechnung der Beklagten f&#252;hrt. nur in H&#246;he von 1.300,-- DM zum Erl&#246;schen der Ausgleichsanspr&#252;che.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Die Aufrechnung ist nicht deshalb unzul&#228;ssig, weil die Beklagte nicht erkl&#228;rt hat, gegen welche Forderungen des Kl&#228;gers in welcher Reihenfolge sie aufrechnen will. Trifft der Schuldner keine Bestimmung- dann gilt die Rechtsfolge des &#167; 366 Abs. 2 BGB.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">1.) Eine Forderung von 36.350,-- DM steht der Beklagten wegen ihrer in der Zeit von 1979 bis 1983 an die I.-Bank geleisteten Zahlungen gegen den Kl&#228;ger nicht zu. Wenn die Ehepartner - wie hier - nicht etwas besonderes vereinbart haben, werden</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">pers&#246;nliche und wirtschaftliche Leistungen jedenfalls w&#228;hrend des Bestehens der ehelichen Lebensgemeinschaft nicht mit der Folge gegeneinander aufgerechnet, da&#223; der Aktivsaldo zugunsten eines der Ehepartner auszuzahlen w&#228;re. Beitr&#228;ge werden</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">entsprechend den Bed&#252;rfnissen geleistet und, wenn nicht von beiden, dann von demjenigen erbracht, der dazu in der Lage ist. Ein Ausgleichsanspruch wegen finanzieller Mehrleistungen des einen Teils kommt danach nicht in Betracht. Hier besteht allerdings die Besonderheit, da&#223; die Beklagte den &#252;berwiegenden Teil ihrer Zahlungen an die I.-Bank zu einer Zeit geleistet hat, zu der sie nicht Gesamtschuldnerin,</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">sondern B&#252;rgin war. F&#252;r diesen Fall gilt aber nichts anderes. Denn die Parteien haben nach dem nicht bestrittenen Vortrag des Kl&#228;gers von den auf seinem Konto eingehenden Geldern ebenfalls gelebt und diese f&#252;r ihre t&#228;glichen Bed&#252;rfnisse verbraucht.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Jedenfalls scheiterte eine Aufrechnung eines etwa bestehenden Anspruchs an der Ausschlie&#223;lichkeitsregelung des Zugewinnausgleichs. Da es sich um einen bis zur Rechtsh&#228;ngigkeit des Scheidungsverfahrens entstandenen Anspruchs handeln w&#252;rde, m&#252;&#223;te die Beklagte ihn im Zugewinnausgleichsverfahren geltend machen.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Beklagten wegen ihrer Zahlungen an die I.-Bank im M&#228;rz/April 1983 einen Ausgleichsanspruch in H&#246;he von 1.300,-- DM zuerkannt und hat die Aufrechnung gegen&#252;ber der Klageforderung durchgreifen lassen. Insoweit hat der Kl&#228;ger das Urteil mit der Anschlu&#223;berufung, der er lediglich seine eigenen Zahlungen zugrunde legt, angefochten. Die Anschlu&#223;berufung ist aber insoweit unzul&#228;ssig, weil er sie nicht begr&#252;ndet hat.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">2.) Die Aufrechnung mit der Forderung &#252;ber 1.742,07 DM ist aus denselben Gr&#252;nden ausgeschlossen. Die Forderung ist, da sie vor Rechtsh&#228;ngigkeit des Scheidungsantrages entstanden ist, im Zugewinnausgleichsverfahren geltend zu machen. Dasselbe gilt f&#252;r die Aufrechnung mit den Forderungen &#252;ber 1.717,65 DM (das ist die H&#228;lfte des Restsaldos bei der I.-Bank von 3.435,30 DM), Uber 2.542,15 DM, (das ist die</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">H&#228;lfte der Mietzahlungen von 4.714,30 DM, der Rechtsverfolgungskosten von 250,-- DM, der an die Vermieter gezahlten .Abfindung f&#252;r M&#228;ngel in der Wohnung von</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">80,-- DM und der zus&#228;tzlichen Nebenkosten von 40,-- DM) und &#252;ber 400,-- DM, die die Beklagte dem Kl&#228;ger zur Verf&#252;gung gestellt haben will. Diese s&#228;mtlichen Forderungen sind vor Rechtsh&#228;ngigkeit des Scheidungsantrages entstanden.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">1. Die Zinsentscheidung folgt aus &#167;&#167; 288 Abs. 1, 291 BGB. Hinsichtlich des behaupteten Verzugs wird auf die Gr&#252;nde des angefochtenen Urteils Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">2. Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 92, 97 Abs. 2, 708 Nr. 10, 711 ZPO. Hinsichtlich der Freistellungsanspr&#252;che sind dem Kl&#228;ger die Kosten des Berufungsverfahrens anteilig aufzuerlegen, weil er aufgrund seiner erst mit der Anschlu&#223;berufung gestellten Antr&#228;ge obsiegt und er imstande war, bereits in erster Instanz diese Antr&#228;ge zu stellen.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">3. Der Senat hat mit R&#252;cksicht auf die - soweit zu ersehen - bisher h&#246;chstrichterlich nicht abschlie&#223;end gekI&#228;rte Frage, ob Ausgleichsanspr&#252;che nach &#167; 426 BGB auch f&#252;r die Zeit vor Rechtsh&#228;ngigkeit des Scheidungsantrags geltend gemacht werden k&#246;nnen, oder ob insoweit die g&#252;terrechtlichen Bestimmungen eine abschlie&#223;ende</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Regelung enthalten (vgl. Abschnitt I 1.) </p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">d.) die Revision zugelassen.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren:</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">1.) Zahlungsantrag 17.148,50 DM</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">2.) Verurteilung zur Zahlung von 37.200,-- DM</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">gem&#228;&#223; dem angefochtenen Urteil</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">&#220;bertrag: 54.348,50 DM</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">3.) Hilfsaufrechnung mit der</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Forderung &#252;ber 36.350,-- DM;</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">da nur 5.810,24 DM zuerkannt: <u> 5.810,24 DM</u></p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:283px">60.158,74 DM.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen ist &#252;ber die Gegenforderungen keine der Rechtskraft f&#228;hige Entscheidung ergangen.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Wert der Beschwer f&#252;r beide Parteien unter 40.000,-- DM.</p>
315,468
ag-kleve-1987-05-25-2-c-11087
{ "id": 685, "name": "Amtsgericht Kleve", "slug": "ag-kleve", "city": 445, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
2 C 110/87
"1987-05-25T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:33"
"2019-03-27T09:43:03"
Urteil
ECLI:DE:AGKLE1:1987:0525.2C110.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 1.551,68 DM zu zahlen nebst 4 % Zinsen seit dem 03.04.1987. Die weitergehende Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>2. Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt 15/100, die Beklagte tr&#228;gt 85/100 der Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p>3. Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung der Kl&#228;gerin in H&#246;he von 1.900,-- DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin und ihr am 29.01.1986 verstorbener Ehemann schlossen am 26.03.1970 mit der Beklagten und ihrem zwischenzeitlich verstorbenen Ehemann einen notariellen Vertrag, in dem es u.a. in Ziffer III. hei&#223;t:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Sie - die Eheleute - verpflichten sich, die &#220;bergeber - die Eheleute - auf ihre Kosten standesgem&#228;&#223; beerdigen zu lassen, soweit die Sterbegelder hierzu nicht ausreichen und die Grabst&#228;tten der Genannten stets in w&#252;rdigem Zustand zu halten und zwar mindestens 20 Jahre.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten im wesentlichen dar&#252;ber, ob die Beklagte bereits nach dem Tode des Ehemanns der Kl&#228;gerin verpflichtet ist, die gesamten Kosten eines Doppelgrabes und eines entsprechenden Grabmals zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">die Beklagte zu verurteilen, an sie 1.805,19 DM zu zahlen nebst 4 % Zinsen seit Zustellung der Klage.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Erg&#228;nzend wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist im wesentlichen begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat gegen&#252;ber der Beklagten einen Anspruch auf Erstattung der vollen Kosten, die ihr aus Anlass des Todes ihres Ehemannes entstanden sind, </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">soweit sie nicht durch Sterbegelder abgedeckt worden sind. Diese Kosten belaufen sich unstreitig auf 1.551,68 DM. Die Verpflichtung folgt unmittelbar aus dem zwischen den Parteien abgeschlossenen notariellen Vertrag. Danach ist die Beklagte verpflichtet, auf ihre Kosten die Kl&#228;gerin und ihren verstorbenen Ehemann <u>standesgem&#228;&#223;</u> beerdigen zu lassen. Aus diesem Grunde ist die Beklagte nach dem Tode des Ehemannes der Kl&#228;gerin nicht nur verpflichtet, die auf ein Einzelgrab und ein entsprechend kleineres Grabmal bezogenen Kosten zu tragen oder aber die H&#228;lfte der der Kl&#228;gerin f&#252;r den Einkauf des Doppelgrabes und des entsprechenden Grabmals entstandenen Kosten. Sie ist vielmehr bereits jetzt verpflichtet, die gesamten Beerdigungskosten, soweit sie nicht durch Sterbegelder abgedeckt waren, der Kl&#228;gerin zu ersetzen. Als Kosten einer standesgem&#228;&#223;en Beerdigung sind die Belastungen anzusehen, die eine Bestattung verursacht, wie sie in den Kreisen des Verstorbenen &#252;blich und Brauch ist und seinen Verh&#228;ltnissen entspricht. Am Niederrhein ist es &#252;blich, in den Kreisen, zu denen die Kl&#228;gerin und ihr verstorbener Ehemann geh&#246;rte, dass zumindest die Eheleute in einem gemeinsamen Grab beigesetzt werden. Dies hat zur Folge, das bereits beim Tod des Erstversterbenden zumindest en Doppelgrab und ein entsprechendes Grabmal erworben werden. W&#252;rde man der Auffassung der Beklagten folgen, so k&#246;nnte eine standesgem&#228;&#223;e Beerdigung jedenfalls dann nicht durchgef&#252;hrt werden, wenn der Letztversterbende wirtschaftlich nicht in der Lage w&#228;re, beim Tode des Erstversterbenden die H&#228;lfte der Bestattungskosten zu tragen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Zu Recht weist die Kl&#228;gerin auch darauf hin, dass die Art und Weise der Beerdigung von ihr bestimmt werden konnte. Der finanzielle Rahmen war durch den notariellen Vertrag dadurch abgesteckt, als darin eine standesgem&#228;&#223;e Beerdigung vereinbart worden war.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen ist die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der der Firma I entstandene Verzugsschaden ist von der Beklagten nicht zu erstatten. Zwischen der Beklagten und der Firma I bestanden keine </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">vertraglichen Beziehungen. Wenn die Kl&#228;gerin die Firma I beauftragte, so oblag es ihr zun&#228;chst, die Kosten des Grabmals dort zu erledigen. Zumindest h&#228;tte sie von Anfang an gegen&#252;ber der Beklagten in eigenem Namen die Kosten des Grabmals geltend machen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 92, 709 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 1.805,19 DM.</p>
315,469
ag-erkelenz-1987-05-20-6-c-4587
{ "id": 655, "name": "Amtsgericht Erkelenz", "slug": "ag-erkelenz", "city": 415, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
6 C 45/87
"1987-05-20T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:34"
"2019-03-27T09:43:02"
Urteil
ECLI:DE:AGERK:1987:0520.6C45.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen. </p> <p>Auf die Widerklage werden die Kl&#228;ger als Gesamtschuldner verurteilt. an die Beklagten 1.700.-- DM nebst 4 % Zinsen von 850.-- DM seit dem 6. 3. 1986 sowie von weiteren 850.-- DM seit dem 4. 4. 1986 zu zahlen. </p> <p>Hinsichtlich des weiter geltend gemachten Zinsanspruches wird die Widerklage abgewiesen. </p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen die Kl&#228;ger </p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 2.700,-- DM. </p> <p>Die Sicherheitsleistung kann durch Bank- oder Sparkassenb&#252;rgschaft erbracht werden. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand </p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten waren Eigent&#252;mer des Hauses ..., das die Kl&#228;ger durch Mietvertrag vom 19. 09. 1985 ab dem 1. Oktober 1985 mieteten.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten, die das Haus seit 1975 bewohnt hatten. hatten im Laufe der Jahre mehrere R&#228;ume mit Holz verkleidet, das sie zuvor mit einem Holzschutzmittel versehen hatten. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben durch Herrn ... im November 1985 Hausstaub untersuchen lassen; dabei stellte Dr. XX ausweislich seines Befundberichtes vom 18. 11.1985 in diesem Hausstaub einen Pentachlorphenol ( pcp )- Gehalt von 7,8 mg pro kg und einen Lindangehalt von 1,3 mg pro kg fest. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Unter Berufung auf diese Untersuchungsergebnisse sprachen die Kl&#228;ger unter dem 20.01.1986 die fristlose K&#252;ndigung aus und k&#252;ndigten ihren umgehenden Auszug an. Am 20. 02. 1986 zogen sie aus.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Klager behaupten, </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">der von ... untersuchte Hausstaub stamme aus dem Haus XXX; die Beklagten h&#228;tten pcp-und lindanhaltige Holzschutzmittel verwendet. Dies und die Belastung des Hausinneren mit diesen Stoffen seien ihnen auch bekannt gewesen, da sie selbst in der Vergangenheit ihre Erkrankungen und Beschwerden darauf zur&#252;ckgef&#252;hrt h&#228;tten. Schlie&#223;lich behaupten sie, der beklagte Ehemann habe bei dem Anmietungsgespr&#228;ch erkl&#228;rt, sie h&#228;tten seinerzeit ein Mittel verstrichen, das den blauen Umweltschutzengel getragen habe. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger machen mit der vorliegenden Klage die Kosten der Begutachtung durch ..., die Kosten ihres Umzuges am 20. 02. 1986 sowie das Maklerhonorar f&#252;r den Nachweis des Hauses ... geltend.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sie beantragen, </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an sie 4.887.75 DM nebst 4 % Zinsen seit 19.06.1986 zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen, </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">die Klage abzuweisen </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Im Wege der Widerklage beantragen die Beklagten. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">die Kl&#228;ger zu verurteilen, als Gesamtschuldner an sie 1.700.-- DM<b> </b>nebst 8 % Zinsen von 850.-- DM seit dem 6. 3. 1986 sowie von weiteren 850,-- DM seit dem 4. 4. 1986</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">1986 zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Beklagten bestreiten. gesundheitsgef&#228;hrdende Holzschutzmittel verwendet zu haben, jedenfalls aber, dies gewu&#223;t zu haben. Au&#223;erdem sei eine erhebliche Gesundheitsgef&#228;hrdung der Kl&#228;ger nicht gegeben gewesen. Der von den Kl&#228;gern gepr&#252;fte Hausstaub habe nicht aus dem vermieteten Haus gestammt. Sie selbst h&#228;tten in dem Haus volle 10 Jahre gewohnt, ohne jemals erkrankt zu sein. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen, </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">die Widerklage abzuweisen </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivortrages wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen verwiesen. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Klage ist unbegr&#252;ndet. die Widerklage bis auf einen geringen Teil des Zinsanspruchs begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Den Kl&#228;gern steht ein Schadensersatzanspruch gegen die Beklagten weder gem&#228;&#223; &#167; 538 BGB, noch aus positiver Vertragsverletzung wegen Schlechterf&#252;llung des zwischen den Parteien am 19. 09. 1985 abgeschlossenen Mietvertrages zu. Es fehlt insoweit bereits </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">an hinreichendem Sachvortrag der Kl&#228;ger. Aus dem Kl&#228;gervorbringen l&#228;&#223;t sich nicht hinreichend das Vorliegen einer objektiven erheblichen Gesundheitsgef&#228;hrdung entnehmen. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Zum einen ergibt sich dies nicht aus den von den Kl&#228;gern &#252;berreichten Befundbericht des XXX, selbst wenn zugunsten der Kl&#228;ger unterstellt wird, da&#223; der dort untersuchte Hausstaub aus dem Haus stammt. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Wie die Beklagten zutreffend r&#252;gen, enth&#228;lt der Befundbericht vom 18.11.1985, auf dessen Inhalt die Kl&#228;ger sich ausdr&#252;cklich zum Zwecke des Beweises beziehen, keine hinreichenden Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; die von Dr.XXX ....festgestellten Me&#223;werte in dem ihm &#252;bergebenen Hausstaub &#252;berhaupt eine Gesundheitsgef&#228;hrdung bedeuten. Der Befundbericht stellt eine "leichte Belastung" mit PCP fest. Irgendeine Stellungnahme dazu, da&#223; diese Konzentration bereits R&#252;ckschl&#252;sse auf eine Gesundheitsgef&#228;hrdung zul&#228;&#223;t, ist in dem Befundbericht nicht enthalten. Soweit sich die Kl&#228;ger zur Begr&#252;ndung ihrer Behauptung, es habe eine Gesundheitsgef&#228;hrdung vorgelegen, auf die &#252;berreichten Entw&#252;rfe einer Verordnung &#252;ber das Verbot mit PCP mit Begr&#252;ndung (Bl. 46 ff. der Akten) sowie Unterlagen aus dem Landtag von ... beziehen, sind diese Unterlagen nicht geeignet, ihren Sachvortrag schl&#252;ssig zu machen. Dabei ist insbesondere auf einen Vergleich zwischen den Konzentrationen von PCP abzustellen, der dem &#252;berreichten Entwurf einer Verordnung der Bundesregierung zugrunde liegt, und den nach dem Befundbericht des Dr. ... festgestellten Konzentrationen. In dem Entwurf der Bundesregierung sollen Stoffe verboten werde, die zu mehr als 0,5 % (das hei&#223;t 1/200) PCP enthalten, wogegen der Befundbericht des Dr. ... eine "leichte Belastung" mit 7,8 mg auf ein kg, also ein Verh&#228;ltnis von ca. 1 : 128.000 teilen feststellt. bei diesem offensichtlichen Unverh&#228;ltnis zwischen den beiden Werten kann nicht festgestellt werden, dass im Sinne des &#167; 544 BGB eine erhebliche Gesundheitsgef&#228;hrdung der Kl&#228;ger vorgelegen hat, die sie zur K&#252;ndigung berechtigen und die Beklagten zum Schadensersatz verpflichten k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;ger mit Schriftsatz vom 13. April vortragen, die behaupteten Stoffe seien auch in ihrem Blut gefunden worden, sind die Angaben unsubstantiiert. Weder legen sie den behaupteten Befundbericht vor, aus dem sich diese Feststellungen ergeben k&#246;nnten, noch tragen sie die angeblich festgestellten Werte vor. Das Beweisangebot -Vernehmung des Dr. ...- stellt nach diesem unsubstantiierten Kl&#228;gervortrag einen Ausforschungsbeweis dar.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus fehlt es auch an hinreichendem Vortrag der Kl&#228;ger zu einem Verschulden der Beklagten, was. wovon die Parteien &#252;bereinstimmend und zutreffend ausgehen, die Voraussetzung f&#252;r einen Schadensersatzanspruch w&#228;re. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;ger behaupten, die Beklagten h&#228;tten "eigene Erkrankungen und Beschwerden" auf eine Vergiftung mit den Holzschutzmitteln zur&#252;ckgef&#252;hrt, ist dieser Vortrag unsubstantiiert. Die Kl&#228;ger tragen nicht vor, wann , wo, bei welcher Gelegenheit mit dem von ihnen benannten Zeugen &#252;ber welche Erkrankung und welche Beschwerden gesprochen worden sein soll. Die Benennung des Zeugen XXX stellt danach, da es an hinreichendem Tatsachenvortrag der Kl&#228;ger mangelt, einen unzul&#228;ssigen Ausforschungsbeweis dar.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen erscheint dem Geicht der Vortrag der Kl&#228;ger auch insoweit lebensfremd, als die Kl&#228;ger damit inzidenter behaupten, da&#223; die Beklagten in positiver Kenntnis einer erheblichen Gesundheitsbesch&#228;digung weiter in ihrem Haus verblieben sind, ohne auch nur zum Beispiel die Verkleidungen zu entfernen oder entsprechend nachzubehandeln, um eine weitere Gesundheitsgef&#228;hrdung oder Besch&#228;digung f&#252;r die Zukunft zu vermeiden. Ein solches, den Beklagten unterstelltes Verhalten w&#228;re. worauf diese zurecht hinweisen, nicht nachvollziehbar.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Auf die Widerklage k&#246;nnen die Beklagten die Zahlung der Mietzinsen f&#252;r die Monate M&#228;rz und April 1986 in H&#246;he von jeweils 850,-- DM gem&#228;&#223; &#167; 535 Satz 28GB verlangen. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 Abs. 2 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167; 709 ZP0. </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Streitwert wird auf 6.587,75 DM (Klage 4.887,75 DM; Widerklage 1.700,-- DM} festgesetzt. </p>
315,470
ag-essen-1987-05-20-11-c-1687
{ "id": 657, "name": "Amtsgericht Essen", "slug": "ag-essen", "city": 417, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
11 C 16/87
"1987-05-20T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:36"
"2019-03-27T09:43:02"
Urteil
ECLI:DE:AGE1:1987:0520.11C16.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt, an die Kl&#228;gerin 87,00 DM nebst 4 v. H. Zinsen seit dem 06.11.1986 zu zahlen, ein Schmerzensgeld in H&#246;he von 250,00 DM zu zahlen. </p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen. </p> <p></p> <p>Die Kosten des Verfahrens tragen die Kl&#228;gerin zu &#190; und die Beklagten als Gesamtschuldner zu &#188;. </p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die minderj&#228;hrige Kl&#228;gerin nimmt die Beklagten anl&#228;sslich des Unfallgeschehens vom 09.08.1986 in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Zu diesem Zeitpunkt befuhr die Beklagte zu 1) mit dem Fahrzeug der Beklagten zu 2), haftpflichtversichert bei der Beklagten zu 3), die I-Stra&#223;e in Essen in Fahrtrichtung Westen. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin stand mit ihrem Kinderfahrrad auf dem s&#252;dlichen Gehweg der I-Stra&#223;e ca. 5 m ostw&#228;rts der Einm&#252;ndung I-Stra&#223;e/L-Stra&#223;e. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge T hielt mit dem Linienbus auf der I-Stra&#223;e in Fahrtrichtung Osten ca. 7 m ostw&#228;rts der Unfallstelle am rechten Fahrbahnrand an der dortigen Bushaltestelle. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin &#252;berquerte die Fahrbahn, hierbei stie&#223; sie sich nach den Ermittlungen der Verkehrsunfallanzeige, auf dem Fahrrad sitzend mit den F&#252;&#223;en ab, um den gegen&#252;berliegenden Gehweg zu erreichen. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 1) erfasste mit der vorderen linken Fahrzeugseite die die Stra&#223;e &#252;berquerende Kl&#228;gerin. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Ca. 200 bis 300 m von der Unfallstelle entfernt befindet sich auf der rechten Seite der I-Stra&#223;e in Fahrtrichtung Westen aus der Sicht der Beklagten zu 1) das Verkehrszeichen 136 (Spielende Kinder). </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin verlangt den Ersatz des ihr entstandenen Schadens, den sie wie folgt beziffert:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Zerst&#246;rtes Fahrrad pauschal 200,-- DM</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Zerst&#246;rte Hose pauschal 40,-- DM</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Zerst&#246;rte Jacke pauschal 60,-- DM</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Zerst&#246;rte Schuhe pauschal <u>50,-- DM</u></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">350,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem verlangt die Kl&#228;gerin ein Schmerzensgeld</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">in H&#246;he von mindestens 1000,-- DM</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">mit R&#252;cksicht auf den erlittenen Oberarmbruch rechts, eine Sch&#228;delprellung, eine Gehirnersch&#252;tterung, eine Sch&#228;delplatzwunde und zahlreiche Sch&#252;rfwunden im Gesicht.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor, die Beklagte sei ihrer besonderen Sorgfaltspflicht nicht nachgekommen. Es m&#252;sse von einem Verschulden der Beklagten zu 1) auszugehen sein, da sie in Anbetracht des Schildes mit der Anwesenheit von Kindern habe rechnen m&#252;ssen. Ein solches Schild schreibe zwar keine bestimmte H&#246;chstgeschwindigkeit vor, doch m&#252;sse der Kraftfahrzeugf&#252;hrer so vorsichtig fahren, dass er kein Kind gef&#228;hrde, das pl&#246;tzlich auf die Fahrbahn trete.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:85px">1. die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin 350,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 16.11.1986 zu zahlen, </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:85px">2. ein in das Ermessen des Gerichtes gestelltes Schmerzensgeld zu zahlen, mindestens 1.000,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen, </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Sie weisen darauf hin, dass eine Verschuldenshaftung der Beklagten zu 1) entfalle, weil der Unfall nicht von der Beklagten zu 1) verschuldet worden sei. Die Kl&#228;gerin sei direkt hinter dem haltenden Bus auf die 6,3 m breite Fahrbahn der I-Stra&#223;e mit ihrem Fahrrad gefahren. Sie sei hierbei bis zur Fahrbahnmitte durch den mindestens 2,50 m breiten Linienbus verdeckt gewesen. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin sei mit ihrem Fahrrad gegen die linke Vorderseite des bereits voll abbremsenden Beklagten-Fahrzeugs gefahren. Dass die Beklagte zu 1) durch das sorglose und unachtsame Verhalten der Kl&#228;gerin in diese Zwangssituation geraten sei, k&#246;nne ihr, entgegen der Auffassung der Gegenseite, nicht zum Vorwurf gemacht werden. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen mache das Schild 136 die I-Stra&#223;e nicht auf voller L&#228;nge zur Spielstra&#223;e. Es handelt sich um eine Stra&#223;e mit normalem Verkehr. Das Schild habe zum Unfallzeitpunkt keine besondere Schutzfunktion gehabt, da Schule und Kindergarten geschlossen gewesen seien, so dass der Punkt des "Hinzutretens weiterer konkreter Umst&#228;nde" hier nicht vorgelegen habe. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Wegen Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf die zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Akten 45 Js 1047/86 StA Essen lagen vor.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Es ist Beweis erhoben worden gem. Beweisbeschluss vom 05.05.1987 durch Vernehmung des Zeugen T. Auf das Sitzungsprotokoll wird Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist in der aus dem Urteilstenor ersichtlichen H&#246;he begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Das Unfallgeschehen beruht zum &#252;berwiegenden Teil auf dem leichtfertigen Verhalten der Kl&#228;gerin, die unmittelbar hinter einem Bus auf ihrem Fahrrad sitzend und sich mit den F&#252;&#223;en absto&#223;end, die Stra&#223;e &#252;berquert hat. </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Von der damals neunj&#228;hrigen Kl&#228;gerin durfte man erwarten, dass sie beim &#252;berqueren der Fahrbahn gr&#246;&#223;ere Vorsicht walten l&#228;sst. Sie hat, wie sich aus der Aussage des Zeugen T ergibt, offensichtlich auf Verkehr &#252;berhaupt nicht geachtet, sondern ist ohne anzuhalten hinter dem Bus in den Stra&#223;enbereich hineingefahren. </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Dennoch kann die Beklagte zu 1) nicht von einer geringf&#252;gigen Mitverschuldenshaftung freigesprochen werden in Anbetracht des Schildes "Spielende Kinder". </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">In der N&#228;he der Unfallstelle befindet sich sowohl ein Schwimmbad als auch eine Schule. Unter diesen Umst&#228;nden h&#228;tte die Beklagte mit ganz besonderer Vorsicht an dem relativ gro&#223;en breiten Linienbus vorbeifahren m&#252;ssen, denn gerade in Anbetracht der Tatsache, dass sich derartige Institutionen in unmittelbarer N&#228;he befinden, musste auch mit Fu&#223;g&#228;ngern insbesondere Kindern, die unachtsam hinter dem haltenden Bus hervortreten, gerechnet werden. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte h&#228;tte dementsprechend mit noch gr&#246;&#223;erer Vorsicht fahren m&#252;ssen, als sie es getan hat. Unter Ber&#252;cksichtigung der beiderseitigen Mitverschuldensanteile an dem Unfallgeschehen &#252;berwiegt allerdings das Verschulden der Kl&#228;gerin bei weitem. Die Verschuldenshaftung der Beklagten ist dementsprechend nur mit &#188; anzusetzen. Was die H&#246;he des geltend gemachten Schadens angeht, so ist das Gericht insoweit den Angaben der Kl&#228;gerin gefolgt; dass das Fahrrad bei dem Unfallgeschehen zerst&#246;rt worden ist, ebenso wie die Kleidungsst&#252;cke, liegt auf der Hand. Die angesetzten Werte sind bei den Kleidungsst&#252;cken nicht &#252;bersetzt. Sie ber&#252;cksichtigen vielmehr einen Abtragungswert.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Auch der Wert eines Fahrrades ist heute wesentlich h&#246;her anzusetzen als 200,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Was das Schmerzensgeld angeht, so ist von dem von der Kl&#228;gerin angegebenen Schmerzensgeldbetrag in H&#246;he von 1.000,-- DM auszugehen in Anbetracht der Tatsache, dass immerhin eine Sch&#228;delprellung und ein Oberarmbruch vorhanden waren sowie eine Gehirnersch&#252;tterung. &#188; davon ist der im Urteilstenor ausgeworfene Betrag. </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 284, 286, 288 BGB, 92, 708 Nr. 11 ZPO.</p>
315,471
ovgnrw-1987-05-14-16-a-240484
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
16 A 2404/84
"1987-05-14T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:37"
"2019-03-27T09:43:02"
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1987:0514.16A2404.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird teilweise ge&#228;ndert.</p> <p>Die Klage wird insgesamt abgewiesen.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens beider Instanzen, f&#252;r das Gerichtskosten nicht erhoben werden.</p> <p>Das Urteil ist wegen der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar. Der Kl&#228;ger darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he des Vollstreckungsbetrages abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung in derselben H&#246;he Sicherheit leistet.</p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Tatbestand:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat nach dem bestandskr&#228;ftigen Bescheid des Bundesverwaltungsamts vom 16. April 1982 w&#228;hrend seiner Ausbildung verzinsliche Darlehen in H&#246;he von insgesamt 11.838,-- DM erhalten; der R&#252;ckzahlungsbeginn dieser Darlehen zuz&#252;glich Zinsen ist auf den 31. Oktober 1982 festgelegt, und zwar zun&#228;chst - bis zum Jahre 2000 - in monatlichen Raten von 86,-- DM. Mit Schreiben vom 10. Februar 1983 beantragte der Kl&#228;ger die Aussetzung seiner R&#252;ckzahlungsverpflichtung gem&#228;&#223; &#167; 18 a BAf&#246;G. In der Folgezeit erg&#228;nzte er seinen Antrag durch die Angabe seiner Einkommensverh&#228;ltnisse und die seiner Ansicht nach im Rahmen des &#167;&#160;18 a BAf&#246;G abzugsf&#228;higen Betr&#228;ge sowie die Mitteilung, da&#223; seine Ehefrau seit dem 18. M&#228;rz 1983 nicht mehr berufst&#228;tig sei und sie seit dem 3. Mai 1983 ein Kind h&#228;tten. Ausweislich der Bescheinigungen vom 18. Mai 1983 der I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Landesbank<sub>,</sub> bei der der Kl&#228;ger und seine Ehefrau besch&#228;ftigt waren, betrug das "Normalgehalt" des nach dem Tarif f&#252;r das private Bankgewerbe und die &#246;ffentlichen Banken besoldeten Kl&#228;gers im Februar 1983:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Gruppe 8/31</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">+ verm. Leistung ./. Lohnsteuer</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">./. Rentenversicherung</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">./. Arbeitslosenversicherung</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nettogehalt</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">= DM 3.792,--</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; = <span style="text-decoration:underline">DM &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 52, -&#8209;</span>DM 3.844,--</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">= DM&#160; 119,80</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; = DM&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 345,96</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; = <span style="text-decoration:underline">DM&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 88,41</span></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">DM 3.289,83</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Ferner enthielt die Bescheinigung die Angabe, da&#223; der Kl&#228;ger an freiwilligen Beitr&#228;gen f&#252;r eine private Krankenversicherung 224,72 DM leiste.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Ehefrau hat im Februar 1983 folgende Verg&#252;tung erhalten:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Gruppe 8/21&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; DM 3.699,--</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">+ verm. Leistung&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; <span style="text-decoration:underline">DM&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 52,--</span></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">DM 3.751,--</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">./. Lohnsteuer&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; DM&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 33,60</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">./. Rentenversicherung&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; DM&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 337,59</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">./. Arbeitslosenversicherung&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; <span style="text-decoration:underline">DM&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 86,27</span></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Nettogehalt&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; DM 3.293,54</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Auf den Vordrucken f&#252;r die Einkommensermittlung nach &#167;&#167; 18 a und 18&#160;b BAf&#246;G hatte der Kl&#228;ger f&#252;r sich an abzuziehenden Beitr&#228;gen au&#223;er dem Lohnsteuerbetrag noch angegeben: 551,80 DM f&#252;r eine Lebensversicherung und 2.844,-- DM f&#252;r die Absetzung nach &#167; 7 b EStG, die auf der Lohnsteuerkarte durch das Finanzamt im Jahre</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">1982 eingetragen worden sei. Bei seiner Ehefrau waren auf dem. Vordruck als abzuziehende Betr&#228;ge neben der Lohnsteuer eine vom Finanzamt f&#252;r das Jahr 1982 eingetragene Absetzung nach &#167; 7 b EStG von 2.807,-- DM und eine als Unterhaltsleistung zu zahlende Leibrente in H&#246;he von 300,-- DM eingesetzt.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 8. Juni 1983 lehnte das Bundesverwaltungsamt den Antrag auf Freistellung von der R&#252;ckzahlungsverpflichtung ab, da <em>das</em> Nettogehalt des Kl&#228;gers in H&#246;he von 3.289,83 DM den Betrag &#252;berschreite, der nach &#167; 18 a BAf&#246;G eine Freistellung rechtfertige. Mit seinem Widerspruch machte der Kl&#228;ger geltend, das Bundesverwaltungsamt habe zu Unrecht ein Nettoeinkommen von 3.289,83 DM zugrundegelegt. Denn allein unter Ber&#252;cksichtigung. des Betrages von 2.633,-- DM f&#252;r die Absetzung nach &#167; 7 b EStG habe er ein Einkommen, das zur Freistellung nach &#167; 18 a BAf&#246;G f&#252;hre; zudem seien die angegebenen Betr&#228;ge f&#252;r die Lebens- und die Krankenversicherung sowie die Leibrente in Abzug zu bringen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 27. Oktober 1983 wies das Bundesverwaltungsamt den Widerspruch als unbegr&#252;ndet zur&#252;ck und f&#252;hrte dazu aus: Ein Abzug vom Einkommen f&#252;r die Absetzung nach &#167; 7 b EStG erfolge nicht, auch wenn &#167; 21 Abs. 1 Satz <strong>4,</strong> 2. Halbsatz BAf&#246;G, der einen entsprechenden Abzug f&#252;r den Auszubildenden und dessen Ehegatten im Rahmen des Verfahrens auf Bewilligung von Ausbildungsf&#246;rderung ausdr&#252;cklich ausschlie&#223;e, nicht anzuwenden sei. Der Darlehensnehmer habe sich n&#228;mlich in finanzieller Hinsicht so einzurichten, da&#223; er seiner R&#252;ckzahlungsverpflichtung nachkommen k&#246;nne, und d&#252;rfe deshalb nicht zu Lasten der R&#252;ckzahlungsverpflichtung weitere Verpflichtungen eingehen. Eine Ber&#252;cksichtigung privater Verpflichtungen, soweit sie nicht durch &#167; 18 a BAf&#246;G selbst anerkannt seien, k&#246;nne nur im Wege einer Stundung gem&#228;&#223; &#167; 59 Bundeshaushaltsordnung gegen angemessene Verzinsung erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Mit seiner Klage hat der Kl&#228;ger erg&#228;nzend geltend gemacht, er sei als Darlehensnehmer im Sinne des &#167; 18 a BAf&#246;G gerade nicht Auszubildender im Sinne des &#167; 21 Abs. 1 Satz 4, 2. Halbsatz BAf&#246;G mit der Folge, da&#223; ihm der Abzug nach &#167; 21 Abs. 1 Satz 3 Nr. 2 BAf&#246;G einzur&#228;umen sei.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat sinngem&#228;&#223; beantragt,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">unter Aufhebung der Bescheide des Bundesverwaltungsamts vom 8. Juni 1983 und 27. Oktober 1983 ihn von der im Bescheid vom 16. April 1982 festgelegten Verpflichtung zur Darlehensr&#252;ckzahlung entsprechend seinem Antrag vom 10. Februar 1983 freizustellen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung hat sie ausgef&#252;hrt: Der Gesetzgeber habe in &#167;&#160;21 BAf&#246;G die M&#246;glichkeit des Abzugs f&#252;r die Absetzung nach &#167;&#160;7 b EStG dem Wortlaut nach auf das elterliche Einkommen beschr&#228;nkt, soweit es das Bewilligungsverfahren betreffe. Zur Wahrung der Chancengleichheit sollten Eltern, die in Erf&#252;llung ihrer Unterhaltspflicht erh&#246;hte Aufwendungen zur Schaffung einer auch der Unterbringung der Auszubildenden dienenden Familienheimstatt erh&#246;hte Aufwendungen gemacht h&#228;tten, durch eine Ausweitung der Ausbildungsf&#246;rderung beg&#252;nstigt werden. Folgerichtig habe der Gesetzgeber eine entsprechende Verg&#252;nstigung f&#252;r den Auszubildenden selbst nicht vorgesehen. Erst recht m&#252;sse aber dieser Ausschlu&#223; der Verg&#252;nstigung f&#252;r den zur R&#252;ckzahlung eines Darlehens Verpflichteten gelten, auch wenn das R&#252;ckzahlungsverfahren vom Sozialstaatsgedanken gekennzeichnet sei, allerdings in erster Linie unter dem Gesichtspunkt des Schuldnerschutzes. Im &#252;brigen sei es sinnwidrig, wenn der in gleicher Weise geltende Ausschlu&#223; des Abzuges der Abschreibung nach &#167; 7 b EStG auf das Einkommen des Auszubildenden und seines Ehegatten. im Darlehensr&#252;ckzahlungsverfahren aufgegeben werde. Somit sei in jedem Fall vom Einkommen der Ehefrau des Kl&#228;gers kein Abzug f&#252;r die Abschreibung nach &#167; 7 b EStG vorzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat der Klage, soweit sie den Zeitraum vom 1.&#160;Februar 1983 bis 31. Januar 1984 betrifft, insoweit stattgegeben, als es die Beklagte verpflichtet hat, den Kl&#228;ger bez&#252;glich des geltend gemachten Anspruchs auf Freistellung von der Verpflichtung zur R&#252;ckzahlung des Darlehens gem&#228;&#223; &#167; 18 a BAf&#246;G unter Beachtung seiner Rechtsauffassung neu zu bescheiden und hat zur Begr&#252;ndung ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Entgegen dem Vorgehen des Bundesverwaltungsamts sei das Einkommen nach &#167; 18 a BAf&#246;G nicht pauschaliert zu ermitteln, sei es durch Zugrundelegung des im Antragsmonat erzielten Einkommens f&#252;r den in der Regel ein Jahr betragenden gesamten Freistellungszeitraum oder sei es durch die im Bewilligungsverfahren gem&#228;&#223; &#167;&#167; 22 Abs.&#160;2, 24 Abs. 4 BAf&#246;G vorgesehene Berechnungsweise. Vielmehr m&#252;sse das Einkommen f&#252;r jeden Monat des Freistellungszeitraums bzw., soweit R&#252;ckzahlungsraten nach &#167; 18 Abs. 4 BAf&#246;G zu entrichten seien, f&#252;r ein Vierteljahr getrennt und im vorhinein aufgrund der vom Darlehensnehmer glaubhaft zu machenden Angaben ermittelt werden. Auf dieser Grundlage und unter Ansatz weiterer Eink&#252;nfte wie Urlaubs-, Weihnachts-<sub>,</sub> Kinder- und Mutterschaftsgeld und aus Vermietung und Verpachtung sowie unter Abzug der Werbungskosten, der notwendigen Aufwendungen zu den Sozialversicherungen und zur Krankenversicherung, des Arbeitnehmer- und Weihnachtsfreibetrages und vor allem des auch f&#252;r den Darlehensnehmer grunds&#228;tzlich geltenden Betrages nach &#167; 21 Abs. 1 Satz 3 Nr. 2 BAf&#246;G m&#252;sse das Bundesverwaltungsamt das Einkommen des Kl&#228;gers ermitteln. Da nicht feststehe, ob und gegebenenfalls in welcher H&#246;he der Kl&#228;ger und dessen Ehefrau einen Abzug f&#252;r die Absetzung nach &#167; 7 b EStG geltend machen k&#246;nnten und wie hoch im &#252;brigen das Einkommen sei, sei die Sache nicht spruchreif und deshalb die Beklagte zwecks Vornahme der weiteren Sachverhaltsermittlung zur erneuten Bescheidung zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer Berufung tr&#228;gt die Beklagte vor: Das vom Verwaltungsgericht angenommene Verbot der pauschalierten Einkommensermittlung im Rahmen der Anwendung des &#167; 18 a BAf&#246;G lasse sich dem Gesetz nicht entnehmen. Vielmehr entspreche es dem Willen des Gesetzgebers, den Verwaltungsaufwand m&#246;glichst zu begrenzen. Zudem f&#252;hre eine f&#252;r jeden Monat vorzunehmende Einkommensberechnung zu einer vom Gesetzgeber nicht beabsichtigten Bevorzugung derjenigen, die ein schwankendes Einkommen aufwiesen. Auch sei entgegen der Ansicht des Verwaltungsgerichts ein Abzug f&#252;r die Absetzung nach &#167; 7 b EStG vom Einkommen des Darlehensnehmers nicht zul&#228;ssig. Auch wenn dieses nach dem Gesetzeswortlaut nicht ausgeschlossen sei, folge aus der Begr&#252;ndung zur Einf&#252;gung des &#167; 21 Abs. 1 Satz 3 Nr. 2 BAf&#246;G durch das Siebente &#196;nderungsgesetz, da&#223; diese Beg&#252;nstigung aus sozialpolitischen Gr&#252;nden nur den Eltern eines Auszubildenden zugute kommen solle. Eine Ausweitung dieser Verg&#252;nstigung auch auf den r&#252;ckzahlungspflichtigen Darlehensnehmer f&#252;hre auch zu der gesetzessystematischen Sinnwidrigkeit, da&#223; der Abzug f&#252;r die Absetzung nach &#167; 7 b EStG sowohl vom Einkommen des Darlehensnehmers als auch vom Einkommen des Ehegatten des Darlehensnehmers zuzulassen sei.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt sinngem&#228;&#223;,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil teilweise</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">zu &#228;ndern und die Klage insgesamt</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt unter Bezugnahme auf die Gr&#252;nde des ange-fochtenen Urteils,</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstands wird auf den Inhalt der Gerichtsakten sowie der von der Beklagten &#252;berreichten Verwaltungsvorg&#228;nge erg&#228;nzend Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Berufung, &#252;ber die der Senat mit Einverst&#228;ndnis der Beteiligten ohne m&#252;ndliche Verhandlung entscheidet (&#167;&#167; 125 Abs. 1, 101 Abs. 2 VwG&#169;), ist begr&#252;ndet. Die Sache ist spruchreif, da der Kl&#228;ger f&#252;r den im vorliegenden Verfahren streitigen Zeitraum von Februar 1983 bis Januar 1984 keinen Anspruch auf Freistellung nach &#167; 18 a BAf&#246;G hat.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Der Senat ist mit dem Verwaltungsgericht der Auffassung, da&#223; bei der Verpflichtung zur Zahlung monatlicher Raten das nach &#167;&#160;18&#160;a BAf&#246;G in der hier anzuwendenden Fassung des Siebenten &#196;nderungsgesetzes vom 13. Juli 1981, BGBl I 625, ma&#223;gebliche Einkommen in dem konkreten Kalendermonat zu ermitteln ist. Angesichts des eindeutigen Gesetzeswortlauts und insbesondere der pauschalierenden Regelung in &#167; 18 a Abs. 2 BAf&#246;G f&#252;r den Darlehensnehmer, der gem&#228;&#223; &#167; 18 Abs. 4 BAf&#246;G viertelj&#228;hrlich Raten</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">zu leisten hat, ist f&#252;r eine weitergehende Pauschalierung in entsprechender Anwendung der ausschlie&#223;lich die Ermittlung der Einkommen des Auszubildenden, dessen Eltern und Ehegatten betreffenden &#167;&#167; 22 Abs. 2, 24 Abs. 4 BAf&#246;G unabh&#228;ngig von der Frage der Verwaltungspraktikabilit&#228;t kein Raum (anders - Anwendbarkeit des &#167; 24 Abs. 4 BAf&#246;G - M&#252;ller-Sch&#246;ll in Rothe/Blanke, 3. Aufl., Rn.&#160;6.1 zu &#167; 21). Insoweit wird zur Vermeidung von Wiederholungen auf die zutreffenden Ausf&#252;hrungen des Verwaltungsgerichts Bezug genommen. Dabei l&#228;&#223;t der Senat allerdings offen, ob der (auf Seiten 14/15 des. angefochtenen Urteils wiedergegebenen) Gegen&#228;u&#223;erung der Bundesregierung der gesetzgeberische Wille f&#252;r eine monatlich anzustellende Einkommensermittlung zu entnehmen ist. Denn diese &#196;u&#223;erung ist m&#246;glicherweise nur im Lichte der Ablehnung der Absicht des Bundesrates zu sehen, die Wohltat der zeitweisen Freistellung von der R&#252;ckzahlungsverpflichtung nicht wirksam werden zu lassen und stattdessen nur die &#252;blichen Stundungsbestimmungen anzuwenden. Jedenfalls ist ohne eine eigenst&#228;ndige Regelung, wie sie nunmehr durch Art. 1 Nr. 10 des Zehnten Gesetzes zur &#196;nderung des Bundesausbildungsf&#246;rderungsgesetzes vom 16. Juni 1986, BGBl I 897, in &#167; 18 a (Abs&#228;tze 2 bis 4) BAf&#246;G eingef&#252;gt worden ist, eine pauschalierende Berechnungsweise nicht m&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen fehlt es f&#252;r eine pauschalierende Ermittlung au&#223;erhalb des &#167; 18 a Abs. 2 BAf&#246;G an jedem Anhaltspunkt daf&#252;r, f&#252;r welchen Zeitraum die Freistellungsentscheidung ergehen soll. Denn w&#228;hrend f&#252;r das Bewilligungsverfahren in &#167; 50 Abs. 3 BAf&#246;G der regelm&#228;&#223;ige Bewilligungszeitraum auf ein Jahr festgelegt ist, an dessen Dauer sich auch die die Einkommensanrechnung regelnden Bestimmungen der &#167;&#167; 22 Abs. 2 und 24 Abs. 4 BAf&#246;G anlehnen, gibt es keine entsprechende Bestimmung im Rahmen des &#167; 18 a BAf&#246;G. Erst die Darlehensverordnung vom 2. Juni 1977, die lange Zeit nach Einf&#252;gung des fr&#252;heren &#167; 18 Abs. 4 BAf&#246;G, der dem &#167; 18 a BAf&#246;G entsprach, in Kraft getreten ist, sah wie auch die nachfolgenden Fassungen der Verordnung in &#167; 5 Abs. 3 als regelm&#228;&#223;igen Zeitraum der G&#252;ltigkeit der Freistellungsentscheidung zw&#246;lf Monate vor.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die Einkommensgrenzen nach &#167; 18 a BAf&#246;G betragen f&#252;r den Kl&#228;ger in den Monaten Februar und M&#228;rz 1983 960,-- DM (Abs. Satz 1) zuz&#252;glich 430,-- DM f&#252;r die Ehefrau (Abs. 1 Satz 2 Nr. 1), insgesamt also 1.390,-- DM, wenn man zugunsten des Kl&#228;gers unterstellt, da&#223; letzterer Betrag nicht nach &#167; 18 a Abs. 1 Satz 3 BAf&#246;G ganz oder zumindest teilweise entf&#228;llt, weil die jedenfalls im ganzen Jahre 1983 erwerbst&#228;tige Ehefrau des Kl&#228;gers Einkommen erzielt hat. Nach der Geburt des Kindes am 3.&#160;Mai 1983 erh&#246;ht sich dieser Betrag gem&#228;&#223; &#167; 18 a Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 Buchstabe a) um 330,-- DM auf 1.720,-- DM. Nach Inkrafttreten des Art. 2 Nr. 1 des Siebenten Gesetzes zur &#196;nderung des Bundesausbildungsf&#246;rderungsgesetzes zum 1. Oktober 1983 (vgl. Art. 7 Nr. 7) betr&#228;gt die Einkommensgrenze 1.770,-- DM, n&#228;mlich 990,-- DMnach Absatz 1 Satz 1, 440,-- DM nach Absatz 1 Satz 2 Nr. 1 und 340,-- DM nach Absatz 1 Satz 2 Nr. 2 Buchstabe a).</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Das grunds&#228;tzlich auch im Rahmen des &#167; 18 a BAf&#246;G nach <em>&#167;</em> 21 BAf&#246;G zu ermittelnde Einkommen des Kl&#228;gers (vgl. M&#252;ller-Sch&#246;ll, aaO, Rn. 2 und 4 zu &#167; 21, sowie Goebel in Rothe/Blanke, Bundesausbildungsf&#246;rderungsgesetz, 4. Aufl., Rdnr. 11 zu &#167; 18 a; Ramsauer/Stallbaum, BAf&#246;G, Anm. 1 zu &#167; 21 und Anm. 2 zu &#167; 18 a) &#252;bersteigt diese Betr&#228;ge im gesamten hier streitigen Zeitraum. Dabei geht der Senat davon aus, da&#223; das Bruttoeinkommen des Kl&#228;gers, das er f&#252;r Februar 1983 angegeben hat und das ihm durch seinen Arbeitgeber bescheinigt worden ist, auch in den folgenden Monaten mindestens diese H&#246;he erreicht und sicherlich in den Monaten &#252;berstiegen hat, in denen der Kl&#228;ger weitere Bez&#252;ge wie z.B. Weihnachtsgeld oder Urlaubsgeld bzw. 13. und 14. Gehalt bezogen hat. Denn der Kl&#228;ger, der gem&#228;&#223; &#167; 18 a Abs. 1 Satz 4 BAf&#246;G sein Einkommen bereits im Verwaltungsverfahren glaubhaft zu machen hat, hat keine Angaben dazu gemacht, da&#223; sich dieses Einkommen verringert hatte. Im Gegenteil ergibt sich aus dem Steuerbescheid f&#252;r das Jahr 1983, da&#223; das Bruttoeinkommen des Kl&#228;gers bei gleichm&#228;&#223;iger Verteilung auf dreizehn und selbst vierzehn Monate 4.000,-- DM erheblich &#252;berschritten hat. Somit ist, wenn man die verm&#246;genswirksamen Leistungen au&#223;er acht l&#228;&#223;t (vgl. dazu Seite 33 des angefochtenen Urteils), jedenfalls von einem Bruttoeinkommen von. 3.792,-- DM auszugehen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Davon ist gem&#228;&#223; &#167; 21 Abs. 1 Satz .3 Nr. 3 BAf&#246;G die Lohnsteuer in H&#246;he von 119,80 DM abzuziehen. Ferner sind gem&#228;&#223; Nr. 4 der vorgenannten Vorschrift die "f&#252;r den Berechnungszeitraum", also in jedem Monat, zu leistenden Pflichtbeitr&#228;ge zur Sozialversicherung und zur Bundesanstalt f&#252;r Arbeit sowie die geleisteten freiwilligen Aufwendungen zur Sozialversicherung und f&#252;r eine private Kranken-, Unfall- und Lebensversicherung in angemessenem Umfang abzusetzen. Die vom Kl&#228;ger insoweit angegebenen Betr&#228;ge belaufen sich insgesamt auf 1.210,89 DM, n&#228;mlich 345,96 DM an die Rentenversicherung, 88,41 DM an die Arbeitslosenversicherung, 224,72 DM an die Krankenversicherung und 551,80 DM an die Lebensversiche- rung. Es kann offen bleiben, ob diese Betr&#228;ge "einen angemessenen Umfang" im Sinne des &#167; 21 Abs. 1 Satz 3 Nr. 4 BAf&#246;G haben. Denn die in &#167; 21 Abs. 2 Satz 1 BAf&#246;G zur Abgeltung der Abz&#252;ge nach Abs. 1 <em>Nr.</em> 4 vorgesehene Pauschalierung mit den dort genannten H&#246;chstbetr&#228;gen gilt auch im Rahmen der Einkommensermittlung nach &#167; 18 a BAf&#246;G. Wenn dagegen geltend gemacht wird (vgl. Ramsauer/ Stallbaum, aa0), der im Sinne des &#167; 18 Abs. 1 a BAf&#246;G zur Darlehensr&#252;ckzahlung Verpflichtete sei nicht Auszubildender im Sinne des &#167; 21 BAf&#246;G, so da&#223; als Sozialpauschale nach &#167; 21 Abs. 2 Satz 1 BAf&#246;G nicht der f&#252;r "Auszubildende" festgelegte Prozentsatz ma&#223;gebend sei, wird &#252;bersehen, da&#223; in &#167; 21 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 BAf&#246;G neben dem Auszubildenden der rentenversicherungspflichtige Arbeitnehmer und in den Nrn. 2 bis 4 ein weiterer Personenkreis genannt ist. Allerdings ist es hier, wie auch in anderer Hinsicht (vgl. dazu z.B. die Ausf&#252;hrungen des Verwaltungsgerichts zur Ber&#252;cksichtigung des Arbeitnehmerfreibetrages), trotz der Berechnung des Einkommens<sup>-</sup>f&#252;r jeden Monat erforderlich, den f&#252;r den Kl&#228;ger als rentenversicherungspflichtigen Arbeitnehmer sich nach &#167; 21 Abs. 2 Satz l Nr. 1 BAf&#246;G ergebenden Betrag durch die Zahl 12 zu teilen, um einen monatlichen Absetzungsbetrag zu erhalten. Er betr&#228;gt vorliegend 18 % der Summe der positiven Eink&#252;nfte im Sinne des &#167; 2 Abs. 1 und 2 EStG, also der Bruttoeink&#252;nfte abz&#252;glich der Werbungskosten nach &#167;&#167; 8 bis 9 a EStG. Als Werbungskosten des Kl&#228;gers werden im M&#228;rz 1983 438,33 DM angesetzt, n&#228;mlich 5.260,-- DM gem&#228;&#223; Steuerbescheid f&#252;r das Jahr 1983 geteilt durch zw&#246;lf (Monate). 18 % von 3.353,67 DM (3.792 -- DM Bruttoeinkommen abz&#252;glich 438,33 DM) sind 603,66 DM.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Danach ergibt sich bei Ber&#252;cksichtigung des Kindergeldes und Abzug des Arbeitnehmerfreibetrages in H&#246;he von 40,-- DM gem&#228;&#223;</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">&#167; 19 Abs. 4 EStG 480,-- DM : 12) folgendes Einkommen im Sinne des &#167; 18 a BAf&#246;G im Monat M&#228;rz 1983:</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 3.792,-- DM&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Bruttoeinkommen</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; + 50,-- DM&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Kindergeld</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 52,-- DM&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; verm&#246;genswirksame Leistungen</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 40,-- DM&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Arbeitnehmer-Freibetrag</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 603,66 DM&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160; Betrag nach &#167; 21 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 BAf&#246;G</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 438,33 DM&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Werbungskosten</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; <span style="text-decoration:underline">119,80 DM&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Lohnsteuer<sup>.</sup></span></p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks"><sup>.</sup>2.588,21 DM.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Das Einkommen des Kl&#228;gers &#252;bersteigt somit die zuvor genannten Einkommensgrenzen nach &#167; 18 a BAf&#246;G in einer solchen H&#246;he, da&#223; selbst bei Ber&#252;cksichtigung der Absetzung f&#252;r Abnutzung nach &#167; 7 b EStG, die, wie das Verwaltungsgericht (vgl. S. 32 des Urteilsabdrucks) zutreffend dargelegt hat, monatlich h&#246;chstens 833,33 DM betr&#228;gt, f&#252;r den Monat M&#228;rz 1983 kein Freistellungsanspruch besteht. Das gilt auch f&#252;r die &#252;brigen Monate des Freistellungszeitraums, da, wie bereits ausgef&#252;hrt, sich keine Anhaltspunkte daf&#252;r ergeben und der Kl&#228;ger keine Angaben dazu gemacht hat, da&#223; die f&#252;r die oben beschriebene Einkommensermittlung ma&#223;geblichen Daten sich in einer zu einem Freistellungsanspruch f&#252;hrenden Weise ge&#228;ndert hatten. Im &#252;brigen erfolgt aber entgegen der Auffassung des Verwaltungsgerichts im Rahmen der Einkommensermittlung nach &#167; 18 a BAf&#246;G auch kein Abzug f&#252;r die Absetzung nach &#167; 7 b EStG.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">&#160; Im Rahmen der Anwendung des &#167; 18 a BAf&#246;G ist allerdings grunds&#228;tzlich vom Einkommensbegriff des &#167; 21 BAf&#246;G auszugehen, auch wenn der IV. Abschnitt des Bundesausbildungsf&#246;rderungsgesetzes, an dessen Anfang &#167; 21 steht, in erster Linie das Verfahren bei der Bewilligung von Ausbildungsf&#246;rderung betrifft. Letzteres wird bereits durch die &#220;berschrift des IV. Abschnitts "Einkommensanrechnung" deutlich, womit n&#228;mlich die Anrechnung von Einkommen auf den gesetzlichen Bedarf gemeint ist. Schon daraus und aus der Tatsache, da&#223; in &#167; 21 BAf&#246;G in der hier ma&#223;geblichen Fassung an keiner Stelle der Begriff des "Darlehensnehmers" genannt ist, "folgt, da&#223; nicht unbesehen jede in &#167; 21 BAf&#246;G getroffene Regelung auch im Rahmen des &#167; 18 a BAf&#246;G Anwendung findet. Das Bundesausbildungsf&#246;rderungsgesetz verwendet zwar zur Bezeichnung der Personen, die Ausbildungsf&#246;rderung erhalten bzw. beantragen, meist die Begriffe "Antragsteller" und "Auszubildender" als Synonyma, wobei beide Begriffe auch in &#167;&#160;21 BAf&#246;G nebeneinander aufgef&#252;hrt sind (vgl. einerseits Abs. 1 Satz 4, Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 und Abs. 3 Satz 1 Nrn. 3 und 4, andererseits Abs. 3 Satz 1 Nr. 1 und Abs. 3 Satz 2). Hingegen ist im Rahmen der Abwicklung der Darlehensr&#252;ckzahlung in der Regel vom "Darlehensnehmer" die Rede (vgl. aber &#167; 18 b Abs. 1, Abs. 1 a und Abs. 1 b in der jetzigen Fassung: "Auszubildender") und wird in der hier ma&#223;geblichen Vorschrift des &#167; 18 a BAf&#246;G - wie auch in der einen &#228;hnlichen Regelungsgehalt enthaltenden Vorschrift des &#167; 18 b Abs. 2 BAf&#246;G - ausschlie&#223;lich der Begriff "Darlehensnehmer" verwandt. Insofern ist dem Verwaltungsgericht zuzustimmen, da&#223; der Wortlaut des &#167; 21 BAf&#246;G, der in Abs. 1 Satz 3 Nr. 2 grunds&#228;tzlich den Abzug f&#252;r<sup>-</sup>Absetzung nach &#167; 7. b EStG vorsieht, die Annahme rechtfertigen k&#246;nnte, da&#223; diese Verg&#252;nstigung auch auf den Darlehensnehmer im Sinne des &#167; 18 a BAf&#246;G Anwendung findet. Denn in &#167; 21 Abs. 1 Satz 4 BAf&#246;G werden nur zwei adressatenbezogene Ausnahmen bez&#252;glich des Ausschlusses des Abzuges gemacht, n&#228;mlich da&#223; bei nicht geschiedenen oder dauernd getrennt lebenden Eltern der Abzug auf ein Objekt beschr&#228;nkt ist (1. Halbsatz) und da&#223; Auszubildende und deren Ehegatten &#252;berhaupt keinen Abzug geltend machen k&#246;nnen (2. Halbsatz). Sowohl aus Sinn und Zweck als auch aus dem Gesamtzusammenhang der Regelung folgt aber das gegen- teilige Ergebnis.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Zwar ist der Begr&#252;ndung zur Einf&#252;gung der einkommensabh&#228;ngigen Freistellung von der Darlehensr&#252;ckzahlungsverpflichtung durch</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">&#167; 18 Abs. 4 i.d.F. des Zweiten BAf&#246;G-&#196;nderungsgesetzes, der dem sp&#228;teren &#167; 18 a Abs. 1 BAf&#246;G entspricht, zu entnehmen, da&#223; eine Freistellung aus sozialen Gr&#252;nden dann erfolgen soll, wenn das Einkommen des Darlehensnehmers die Summe &#252;bersteigt, "oberhalb derer die Eltern zu seiner Ausbildung beitragen" m&#252;ssen (vgl. Bundestags-Drucksache 7/2098 vom 14. Mai 1974). Insofern gilt dem Grunde nach, da&#223; sich das Einkommen der Eltern im Rahmen der Bewilligung von Ausbildungsf&#246;rderung und das Einkommen des Darlehensnehmers im Rahmen der Freistellung nach &#167; 18 a Abs. 1 BAf&#246;G nach den gleichen Grunds&#228;tzen beurteilen. Als aber durch das Siebente BAf&#246;G&#8226;&#196;nderungsgesetz&#160; die Regelungen &#252;ber den Einkommensbegriff in &#167; 21 wesentlich ge&#228;ndert wurden, indem ein Ausgleich mit Verlusten aus anderen Einkunftsarten und mit Verlusten des zusammenveranlagten Ehegatten nicht mehr zul&#228;ssig war, wollte der Gesetzgeber aus sozialpolitischen Gr&#252;nden eine einzige, dann in &#167; 21 Abs. 1 Satz 3 Nr. 2 BAf&#246;G Gesetz gewordene Ausnahme machen und es insoweit beim alten Rechtszustand belassen. Dazu hei&#223;t es in der Begr&#252;ndung der Bundesregierung (BT-Drs. 9/410 vom 11. Mai 1981 S. 11 r. Sp.):</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">"Von dem Ausschlu&#223; des Verlustausgleichs soll aus sozialpolitischen Gr&#252;nden die erh&#246;hte Absetzung nach &#167; 7 b EStG ausgenommen bleiben, soweit sie f&#252;r eigengenutzte Einfamilienh&#228;user und Eigentumswohnungen geltend gemacht wird. Die durch die Ausbildungskosten ohnehin stark belasteten Eltern sollen nicht vor die Alternative: Ausbildungs- oder Wohnheimbauf&#246;rderung gestellt werden, zumal gerade Familien mit Kindern auf die F&#246;rderung des Familienheimbaus angewiesen sind."</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Daraus folgt, da&#223; allein die Eltern eines Auszubildenden die Verg&#252;nstigung des &#167; 21 Abs. 1 Satz 3 Nr. 2 BAf&#246;G erhalten sollen, wobei abweichend von der steuerlichen Regelung des &#167; 7 b EStG f&#252;r nicht getrennt lebende und nicht geschiedene Eltern die Beschr&#228;nkung der Absetzung f&#252;r ein Objekt besteht. Dieser gesetzgeberische Wille hat dann, wenn auch wegen der fehlenden Nennung des "Darlehensnehmers" nur unvollkommen, seinen Niederschlag in</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">&#167; 21 Abs. 1 Satz 4 BAf&#246;G gefunden. Die fehlende Aufzahlung des Darlehensnehmers, die dadurch zu erkl&#228;ren sein d&#252;rfte, da&#223; im gesamten &#167; 21 BAf&#246;G der "Darlehensnehmer" nicht genannt ist, ist inzwischen durch Art. 1 Nr. 12 Buchstabe b) des Zehnten BAf&#246;G-&#196;nderungsgesetzes korrigiert worden. In diesem Zusammenhang weist die Beklagte zu Recht darauf hin, da&#223; sich bei Anwendbarkeit des &#167;&#160;21 Abs. 1 Satz 3. Nr. 2 BAf&#246;G auch auf den Darlehensnehmer nach &#167; 18 a BAf&#246;G die sinnwidrige Folge erg&#228;be, da&#223; diesem, nicht aber dem Auszubildenden, die Verg&#252;nstigung der Abzugsm&#246;glichkeit negativer Eink&#252;nfte einger&#228;umt w&#252;rde. Dar&#252;ber hinaus w&#252;rde auch nicht die Beschr&#228;nkung der Abzugsm&#246;glichkeit f&#252;r ein Objekt eingreifen mit der Folge, da&#223; unter Umst&#228;nden auch der Ehegatte des Darlehensnehmers, dessen Einkommen im Hinblick auf die Regelung in &#167; 18 a Abs. 1 Satz 3 BAf&#246;G von erheblicher Bedeutung sein kann, diese Abzugsm&#246;glichkeit haben w&#252;rde. Schlie&#223;lich d&#252;rfte angesichts der H&#246;he der monatlichen R&#252;ckzahlungsraten (vgl. dazu &#167; 18 Abs. 3 BAf&#246;G), die im Falle des Kl&#228;gers einschlie&#223;lich Zinsen 86,-- DM betr&#228;gt, der in der Gesetzesbegr&#252;ndung aufgezeigte Konflikt, n&#228;mlich einerseits Wohnheim-, andererseits Ausbildungsf&#246;rderung, der bei monatlichen Anrechnungsbetr&#228;gen von 700,-- DM und mehr oft gegeben sein wird, sich nicht in der Weise stellen, da&#223; ein Darlehensnehmer die Errichtung bzw. den Kauf einer selbst genutzten Eigentumswohnung bzw. eines selbst genutzten Einfamilienhauses allein im Hinblick auf seine Verpflichtung zur R&#252;ckzahlung der Darlehensraten nicht verwirklichen kann. Zudem hat das Bundesverwaltungsamt zutreffend auf die M&#246;glichkeit einer Stundung verwiesen, deren<sup>.</sup>Rechtsgrundlage sich aus &#167; 7 der Darlehensverordnung in Verbindung mit &#167; 59 der Bundeshaushaltsordnung ergibt. Demgegen&#252;ber kommt dem Argument des Verwaltungsgerichts keine Bedeutung zu, die Verminderung des ma&#223;gebenden Einkommens aufgrund der Abzugsm&#246;glichkeit der Absetzung nach &#167; 7 b EStG f&#252;hre im Rahmen der Anwendung des &#167; 18 a BAf&#246;G nicht zum Bezug staatlicher Leistungen oder zum Erla&#223; von Zahlungsverpflichtungen<sub>,</sub> sondern nur zu einer Verschiebung des R&#252;ckzahlungszeitpunktes. Eine solche Verschiebung kann auch im Wege einer Stundung erfolgen, die dann allerdings regelm&#228;&#223;ig nur gegen eine angemessene Verzinsung gew&#228;hrt wird, wodurch &#252;brigens auch der Leistungswert der zeitweiligen Freistellung deutlich wird.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 154 Abs. 1, 188 Satz 2 VwGO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167; 167 VwGO iVm &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Der Senat l&#228;&#223;t die Revision nicht zu, weil die Voraussetzungen des &#167; 132 Abs. 2 VwGO nicht vorliegen.</p>
315,472
lg-dortmund-1987-05-11-17-o-3986
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
17 O 39/86
"1987-05-11T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:39"
"2019-03-27T09:43:02"
Urteil
ECLI:DE:LGDO:1987:0511.17O39.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin ein</p> <p>weiteres Schmerzensgeld von 10.000,&#8212; DM ( i.W. zehn -</p> <p>tausend Deutsche Mark) nebst 4 % Zinsen seit dem 01.</p> <p>Dezember 1985 sowie weitere 1.170,-- DM (i.W. eintau-</p> <p>Sendeinhundertundsiebzig Deutsche Mark) nebst 4 % Zin-</p> <p>sen seit dem 07. Januar 1987 zu zahlen.</p> <p> </p> <p>Ferner wird festgestellt, da&#223; der Beklagte verpflichtet</p> <p>ist, der Kl&#228;gerin auch den weiteren Schaden aus der zahn-</p> <p>&#228;rztlichen Behandlung zwischen dem 20. August 1984 und</p> <p>dem 30. April 1985 zu ersetzen, soweit die Anspr&#252;che nicht</p> <p>auf &#246;ffentlich-rechtliche Leistungstr&#228;ger &#252;bergegangen sind</p> <p>oder &#252;bergehen. </p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Beklagte.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist f&#252;r die Kl&#228;gerjn gegen Sicherheitsleistung</p> <p>in H&#246;he von 15.000.- DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am 20. 08.1984 suchte die damals 39-j&#228;hrige Kl&#228;gerin wegen</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">starker Schmerzen Im Unter -und Oberkiefer die zahn&#228;rztliche</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Praxis des Beklagten auf. Der Beklagte diagnostizierte</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">aufgrund des erhobenen R&#246;ntgenbefundes eine Paradontitis</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">chronica. Er riet der Kl&#228;gerin zur umfangreichen Extraktion</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">seiner Ansicht nach nicht erhaltungsw&#252;rdiger Z&#228;hne und zur</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Eingliederung eines teils festen, teils herausnehmbaren</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Zahnersatzes.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Im weiteren Verlauf der Behandlung extrahierte der Beklagte</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Schneidez&#228;hne 11, 12., 21, 22, 31, 32, 41, 42, die</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">gelockert und wegen des starken sagittalen Knochenabbaus bis</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">zum unteren Drittel der Wurzel sichtbar waren. Da die Z&#228;hne</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">seiner Ansicht nach temperatur- und perkussionsempfindlich</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">waren, hielt er sie klinisch nicht f&#252;r erhaltungsw&#252;rdig. Im</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Oberkiefer links extrahierte er die Z&#228;hne 24, 25 und 26 sowie</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">im Unterkiefer links den Weisheitszahn 38.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Zur prothetischen Versorgung gliederte er am31.01.1985 im</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Unterkiefer links eine Br&#252;cke sowie eine herausnehmbare</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Prothese rechts und im Oberkiefer eine feste Br&#252;cke ein.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Da die prothetische Versorgung jedoch nicht gelungen war, kam</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">es auf der linken Kieferh&#228;lfte nur zu einer punktuellen</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Okklusion. Die Kl&#228;gerin versuchte diese durchein ge&#228;ndertes</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Kauverhalten auszugleichen mit der Folge, da&#223; sich die</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Kiefermuskulatur verspannte, weil sie die Z&#228;hne beim Kau-</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">vorgang &#252;berlastete. Die Kl&#228;gerin litt deshalb in der</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Folgezeit vermehrt unter Kopfschmerzen sowie neuromuskul&#228;ren</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Beschwerden. Insgesamt 12 Nachbehandlungsversuche des</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Beklagten erbrachten keine Linderung, so da&#223; die Kl&#228;gerin ab</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">dem 30.04.1985 eine weitere Behandlung durch ihn ablehnte.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Durch Vermittlung ihrer Krankenkasse suchte sie zun&#228;chst am</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">05.08.1985 den Zahnarzt F in E und am</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">27.08.1985 den Zahnarzt Dr. C in M auf. Beide &#196;rzte</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">kamen in Ihren Stellungnahmen &#252;bereinstimmend zu dem</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Ergebnis, da&#223; der vom Beklagten eingegliederte Zahnersatz</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">weder ausreichende Okklusion noch Artikulation habe und</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">optisch ein wenig ansprechendes Bild bot. Das von Dr. C</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">vorgenommene Einschleifen der Prothesen brachte der Kl&#228;gerin </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">spontan eine Linderung der druckdolenten Kaumuskulatur.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Seit Dezember 1985 befindet sich die Kl&#228;gerin in zahn-</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">&#228;rztlicher Behandlung in der Universit&#228;ts- Zahnklinik in</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">N, in deren Verlauf die vom Beklagten gefertigten</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Prothesen entfernt und zun&#228;chst durch ein Provisorium ersetzt</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Wurden.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin nimmt den Beklagten auf Ersatz Ihres materiellen</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Schadens und auf Zahlung eines angemessenen Schmerzensgeldes</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">in Anspruch und begehrt dar&#252;ber hinaus die Feststellung</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">seiner Ersatzpflicht f&#252;r Zukunftssch&#228;den.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Sie behauptet, die Extraktion der Z&#228;hne sei fehlindiziert</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">gewesen, da schon eine Parodontopathie- Behandlung zur</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Linderung ihrer Schmerzen und zum Erhalt ihrer Z&#228;hne aus-</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">gereicht h&#228;tte. Der vom Beklagten gefertigte und ihr ein-</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">gepa&#223;te Zahnersatz sei fehlerhaft und f&#252;r sie wertlos</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">gewesen, da es ihm auch bei zw&#246;lf Nachbehandlungen nicht</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">gelungen sei, den Zahnersatz funktionsf&#228;hig zu machen. Der</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Beklagte habe sie auch nicht &#252;ber m&#246;gliche Behandlungs-</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">alternativen informiert und somit seine Aufkl&#228;rungspflicht</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">verletzt.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">1. den Beklagten zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">a) an sie ein angemessenes Schmerzensgeld zu</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">zahlen, dessen H&#246;he in das Ermessen des</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Gerichtes gestellt wird &#8211;Mindestvorstellung:</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">10.000,- DM -, nebst 4 % Zinsen seit dem</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">01.12.1985 abz&#252;glich gezahlter 1.500,&#8212;DM,</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">b) an sie 1.170,-DM nebst 4% Zinsen seit dem</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">07.01.1987 zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">2. festzustellen, da&#223; der Beklagte verpflichtet</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">ist, Ihr auch den weiteren Schaden aus der</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">zahnmedizinischen Fehlbehandlung zwischen</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">September 1984 und dem 30.04.1985 zu ersetzen,</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">soweit Ersatzanspr&#252;che nicht auf &#246;ffentlich-</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">rechtliche Leistungstr&#228;ger &#252;bergegangen sind.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Er bestreitet das Vorliegen eines schuldhaften Behandlungs-</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">fehlers. Die Extraktion der Z&#228;hne sei indiziert gewesen, da</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">sie perkussions- und temperaturempfindlich und somit nicht</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">mehr erhaltungsw&#252;rdig gewesen seien. Unter diesen Umst&#228;nden</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">sei die von Ihm gew&#228;hlte prothetische Versorgung angezeigt</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">gewesen. Die von der Kl&#228;gerin geschilderten Schmerzen seien</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">psychogen bedingt und Ausdruck eines myofacialen Schmerz-</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">syndroms. </p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Vorbringens der Parteien wird auf</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">den vorgetragenen lnhalt ihrer Schrifts&#228;tze und der</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">&#252;berreichten Anlagen Bezug genommen. Die Kammer hat Beweis</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">erhoben durch Vernehmung des Leiters der Abteilung Zahn-</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">&#228;rztliche Prothetik der Poliklinik und Klinik f&#252;r Zahn-,</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Mund- und Kieferkrankheiten der Westf&#228;lischen X</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Universit&#228;t in N, Prof. Dr. med. dent. O</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">als medizinischen Sachverst&#228;ndigen. Wegen des</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf den Inhalt der</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Sitzungsniederschrift vom 11.05.1987 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t sch e i d u n g s g r &#252; n d e </u></b></p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist verpflichtet, an die Kl&#228;gerin ein</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Schmerzensgeld (&#167; 847 BGB) in H&#246;he von weiteren 10.000,&#8212;DM</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">sowie zum Ausgleich der ihr infolge der zahn&#228;rztlichen</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Behandlung in der Universit&#228;ts-Zahnklinik in N ent-</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">standenen Fahrtkosten einen Betrag, von 1. 170 ,-- DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Er hat dar&#252;ber hinaus der Kl&#228;gerin allen materiellen und</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">immateriellen Zukunftsschaden zu ersetzen, der ihr aus der</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">zahnprothetischen Fehlbehandlung in der Zeit vom 26.08.1984</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">bis 30.04.1985 noch entstehen wird, soweit die Anspr&#252;che.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">nicht auf &#246;ffentlich- rechtliche Leistungstr&#228;ger &#252;bergegangen</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">sind.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Zur &#220;berzeugung der Kammer hat die Beweisaufnahme ergeben,</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">da&#223; dem Beklagten bei der zahnprothetischen Behandlung der</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;gerin schuldhafte Behandlungsfehler unterlaufen sind. Bei</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">dieser Beurteilung st&#252;tzt sich die Kammer im wesentlichen auf</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">das Gutachten des Sachverst&#228;ndigen Prof.Dr. O, der</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">als hoch renommierter und sehr erfahrener Zahnprothetiker zur</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Beurteilung gerade der hier in Rede stehenden Problematik in</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">besonderem Ma&#223;e berufen ist.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen ist davon aus-</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">zugehen, da&#223; die Extraktion der Schneidez&#228;hne 11,12, 21, 22,</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">31, 32, 41, 42, des Zahnes 25 im Oberkiefer links und des</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Weisheitszahnes 38 zum damaligen Zeitpunkt fehlindiziert war.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Zwar konnte der Beklagte den damaligen R&#246;ntgenaufnahmen</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">entnehmen, da&#223; die Beklagte an einer Parodontopathie, einer</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Vorstufe zur Parodontitis, litt. Ihre Erkrankung war jedoch</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">nicht so weit fortgeschritten, da&#223; der Befund die Extraktion</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">der Z&#228;hne rechtfertigte. In der Zahnmedizin gilt n&#228;mlich der</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">allgemein anerkannte Grundsatz, da&#223; eine Zahnextraktion erst</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">als letzte Behandlungsm&#246;glichkeit indiziert ist, wenn</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">konservierende Behandlungsalternativen zu keiner Besserung</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">gef&#252;hrt haben. Die konservierende Behandlungsm&#246;glichkeit ist</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">vor allen Dingen bei einer Erkrankung des Patienten an</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Parodontopathie dringend angezeigt, da die systematische</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Parodontal-Behandlung in den letzten Jahren erheblich fortentwickelt</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">worden ist und vielfach zu durchgreifenden Besserungen des Gesund,-</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">heitszustandes f&#252;hrt. Diesen in der Zahnmedizin</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">geltenden Grundsatz hat der Beklagte nicht beachtet, als er</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">ohne den Versuch einer systematischen Parodontal- Behandlung</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">unternommen zu haben, sofort die acht Schneidez&#228;hne sowie den</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Zahn 5 oben links und den Weisheitszahn 8 unten links</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">extrahierte. Von der systematischen Parodontal- Behandlung</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">darf auch dann nicht abgesehen werden, wenn, wie der Beklagte</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">behauptet, die Kl&#228;gerin zu Beginn der Behandlung &#252;ber</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">Schmerzen an den bereits gelockerten Schneidez&#228;hnen geklagt</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">haben sollte. Auch in diesem Fall ist eine Behandlung der</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">Parodontopathie indiziert. Hierdurch kann n&#228;mlich das</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">Parodontium gesunden, so dass die Z&#228;hne, selbst wenn sie etwas</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">gelockert bleiben, durchaus noch ihre Funktion erf&#252;llen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">Von einer Parodontal- Behandlung h&#228;tte der Beklagte nur absehen</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">d&#252;rfen, wenn bei der Kl&#228;gerin damals eine sogenannte pro-</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">gessive Parodontopathie vorgelegen h&#228;tte. In diesem Falle</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">h&#228;tte eine systematische Behandlung zu keinem Erfolg gef&#252;hrt,</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">so da&#223; bei diesem Befund die Extraktion indiziert gewesen</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">w&#228;re. F&#252;r das Vorliegen dieses Befundes bei Beginn der</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">Behandlung der Kl&#228;gerin ergeben sich jedoch keine Anhalts-</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">punkte, und zwar weder aus den von dem Beklagten gefertigten</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">R&#246;ntgenaufnahmen noch aus seiner Dokumentation, so da&#223; die</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">sofortige Extraktion der Z&#228;hne hier fehl indiziert war.</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">Hier ist dem Beklagten mit seiner gew&#228;hlten Behandlungs-</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">methode ein vorwerfbarer Behandlungsfehler unterlaufen.</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">Es liegen auch keine Anhaltspunkte daf&#252;r vor, da&#223; eine</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">Parodontal- Behandlung bei der Kl&#228;gerin erfolglos geblieben</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">und deshalb die Extraktion der Z&#228;hne schlie&#223;lich notwendig</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">gewesen w&#228;re. Nach den &#252;berzeugenden Ausf&#252;hrungen des</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">Sachverst&#228;ndigen ist vielmehr davon auszugehen, dass die</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">extrahierten Schneidez&#228;hne sowie die Z&#228;hne 5 oben links und 8</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">unten links bei einer Parodontal- Behandlung gute Chancen</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">hatten, da&#223; das paradontium gesundete und so die Z&#228;hne</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">erhalten werden konnten. Hierf&#252;r spricht nach den R&#246;ntgen-</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">aufnahmen insbesondere auch der Umstand, da&#223; zum Beispiel</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">beim Zahn 3 oben links der Parodontopathie- Befund ausge-</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">pr&#228;gter ist als bei den extrahierten Schneidez&#228;hnen, der Zahn</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">oben links aber noch heute erhalten ist.</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">Beider Eingliederung des Zahnersatzes sind dem Beklagten</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">weitere schuldhafte Behandlungsfehler unterlaufen.</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">Nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen ist die Okklusion</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">bei dem eingegliederten Zahnersatz trotz sichtbarer Ein-</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">schleifma&#223;nahmen nicht gelungen. Hiervon konnte sich die</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">Kammer anhand der in der Universit&#228;ts- Zahnklinik N</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">gefertigten Modelle des Ober- und Unterkiefers der Kl&#228;gerin,</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">die zu Beginn ihrer Behandlung in der Klinik gefertigt worden</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">waren, &#252;berzeugen. Die unzureichende .Okklusion beruhte</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">darauf, dass die Bi&#223;nahme, d.h. die Stellung der Zahnreihe Im</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">Oberkiefer zu derjenigen im Unterkiefer, nicht gelungen ist.</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">Ein solcher Fehler in der Gebissnahme ist zwar im allgemeinen</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">nicht schwerwiegend und durch instrumentelles Nachregulieren</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks">korrigierbar. Diese M&#246;glichkeit schied jedoch hier bei der</p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;gerin infolge eines weiteren gravierenden Behandlungs-</p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks">fehlers aus. Bei den vom Beklagten angepa&#223;ten Prothesen im </p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks">Oberkiefer sind vier von f&#252;nf Kronen und im.Unterkiefer f&#252;nf Kronen </p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks">teilweise deutlich seitlich versetzt auf die Zahnh&#228;lse</p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks">aufgesetzt worden, wie die vom Sachverst&#228;ndigen angefertigte</p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks">Panoramaaufnahme deutlich zeigt. Hierdurch sind bei der</p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;gerin im Bereich der Kronenr&#228;nder zwischen den Kronen und den</p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks">Zahnh&#228;lsen Hohlr&#228;ume entstanden, die, wie die Kammer als </p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks">Spezialkammer f&#252;r Arzthaftpflichtsachen aufgrund ihrer Erfahrung</p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks">Aus vergleichbaren F&#228;llen wei&#223;, ideale</p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks">N&#228;hrb&#246;den f&#252;r Bakterienbesiedlung bilden und zu schmerzhaften </p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks">Entz&#252;ndungen im Kieferbereich f&#252;hren k&#246;nnen. Der Beklagte</p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks">h&#228;tte bei Eingliederung der Prothesen ernennen m&#252;ssen, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks">die vom Zahnprothektiker gefertigten Kronen nicht mit den</p> <span class="absatzRechts">198</span><p class="absatzLinks">Zahnst&#252;mpfen schlossen und daher davon absehen m&#252;ssen, diesen</p> <span class="absatzRechts">199</span><p class="absatzLinks">Zahnersatz einzupassen. Da&#223; er die Prothesen trotz Ihrer</p> <span class="absatzRechts">200</span><p class="absatzLinks">erkennbar gravierenden M&#228;ngel eingliederte, ist ihm als weiterer</p> <span class="absatzRechts">201</span><p class="absatzLinks">schuldhafter Behandlungsfehler zur Last zu legen. Die</p> <span class="absatzRechts">202</span><p class="absatzLinks">eingepa&#223;ten Prothesen entsprachen aufgrund dieser M&#228;ngel</p> <span class="absatzRechts">203</span><p class="absatzLinks">nicht einer ausreichenden zahn&#228;rztlichen Versorgung und</p> <span class="absatzRechts">204</span><p class="absatzLinks">mu&#223;ten deshalb in der Universit&#228;ts-Zahnklinik N</p> <span class="absatzRechts">205</span><p class="absatzLinks">entfernt werden. </p> <span class="absatzRechts">206</span><p class="absatzLinks">Infolge der fehlsamen Behandlung hatte die Kl&#228;gerin gut zwei</p> <span class="absatzRechts">207</span><p class="absatzLinks">Jahre unter einer Myoarthopathie mit Dauerschmerz zu leiden.</p> <span class="absatzRechts">208</span><p class="absatzLinks">Diese Schmerzen r&#252;hrten daher, da&#223; der Mensch</p> <span class="absatzRechts">209</span><p class="absatzLinks">zu einem festeren Zubei&#223;en neigt, wenn auf einer Gebi&#223;h&#228;lfte</p> <span class="absatzRechts">210</span><p class="absatzLinks">keine Okklusion yorhanden ist. Hierdurch &#252;beranstrengt er</p> <span class="absatzRechts">211</span><p class="absatzLinks">- wie dies auch bei der Kl&#228;gerin geschehen ist - die Kaumuskulatur </p> <span class="absatzRechts">212</span><p class="absatzLinks">und das Kiefergelenk, so da&#223; Schmerzen auftreten.</p> <span class="absatzRechts">213</span><p class="absatzLinks">Hinzu kamen bei der Kl&#228;gerin auch die Schmerzen von den</p> <span class="absatzRechts">214</span><p class="absatzLinks">lokalen Entz&#252;ndungen als Folge der nicht gut schlie&#223;enden</p> <span class="absatzRechts">215</span><p class="absatzLinks">Kronenr&#228;nder.</p> <span class="absatzRechts">216</span><p class="absatzLinks">Die dem Beklagten bei der zahnprothetischen Behandlung</p> <span class="absatzRechts">217</span><p class="absatzLinks">unterlaufenen schuldhaften Behandlungsfehler und die hier-</p> <span class="absatzRechts">218</span><p class="absatzLinks">durch der Kl&#228;gerin entstandenen Schmerzen und Unbilligkeiten</p> <span class="absatzRechts">219</span><p class="absatzLinks">rechtfertigen die Zubilligung eines Schmerzensgeldes, das die</p> <span class="absatzRechts">220</span><p class="absatzLinks">Kammer unter Ber&#252;cksichtigung des von der Haftpflichtver-</p> <span class="absatzRechts">221</span><p class="absatzLinks">sicherung des Beklagten vorgerichtlich gezahlten Betrages von</p> <span class="absatzRechts">222</span><p class="absatzLinks">1.500,- DM mit einem weiteren Betrag von 10.000,- DM f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">223</span><p class="absatzLinks">erforderlich, aber andererseits auch f&#252;r angemessen erachtet.</p> <span class="absatzRechts">224</span><p class="absatzLinks">Bei der Bemessung der H&#246;he des Schmerzensgeldes war zu</p> <span class="absatzRechts">225</span><p class="absatzLinks">ber&#252;cksichtigen, da&#223; sich die Kl&#228;gerin infolge der fehlsamen</p> <span class="absatzRechts">226</span><p class="absatzLinks">zahnprothetlschen Behandlung einer langwierigen Nachbe-</p> <span class="absatzRechts">227</span><p class="absatzLinks">handlung unterziehen mu&#223;te, die bis heute noch nicht ab-</p> <span class="absatzRechts">228</span><p class="absatzLinks">geschlossen ist, da die Krankenkasse der Kl&#228;gerin zur</p> <span class="absatzRechts">229</span><p class="absatzLinks">&#220;bernahme der f&#252;r die Anfertigung einer neuen Zahnprothetik</p> <span class="absatzRechts">230</span><p class="absatzLinks">notwendigen Kosten bisher nicht bereit war. Noch heute tr&#228;gt die</p> <span class="absatzRechts">231</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;gerin deshalb ein Provisorium. Diese Behandlung war f&#252;r sie</p> <span class="absatzRechts">232</span><p class="absatzLinks">mit verst&#228;ndlich starken Schmerzen verbunden, die</p> <span class="absatzRechts">233</span><p class="absatzLinks">nicht zuletzt von den lokalen Entz&#252;ndungen als Folge der</p> <span class="absatzRechts">234</span><p class="absatzLinks">nicht gutschlie&#223;enden Kronenr&#228;nder und der &#220;beranstrengung</p> <span class="absatzRechts">235</span><p class="absatzLinks">ihrer Kaumuskulatur wegen der unzureichenden Okklusion</p> <span class="absatzRechts">236</span><p class="absatzLinks">herr&#252;hrten. Hierdurch hat die Kl&#228;gerin eine nicht unbe-</p> <span class="absatzRechts">237</span><p class="absatzLinks">tr&#228;chtliche Einbu&#223;e an Lebensfreude erlitten und ist in ihrer</p> <span class="absatzRechts">238</span><p class="absatzLinks">Lebensf&#252;hrung eingeschr&#228;nkt worden. Diese Einbu&#223;en wird sie</p> <span class="absatzRechts">239</span><p class="absatzLinks">auch in Zukunft noch erfahren. Diese Umst&#228;nde waren bei der</p> <span class="absatzRechts">240</span><p class="absatzLinks">Bemessung der H&#246;he des Schmerzensgeldes f&#252;r die Kammer</p> <span class="absatzRechts">241</span><p class="absatzLinks">entscheidend. Immerhin hat n&#228;mlich die Kl&#228;gerin in noch</p> <span class="absatzRechts">242</span><p class="absatzLinks">Jungen Jahren bereits elf erhaltungsw&#252;rdige Z&#228;hne verloren,</p> <span class="absatzRechts">243</span><p class="absatzLinks">ohne da&#223; f&#252;r ihre Extraktion ein ausreichender Befund vorlag.</p> <span class="absatzRechts">244</span><p class="absatzLinks">Gerade die fehlsame Extraktion der Sohneidez&#228;hne hat f&#252;r die</p> <span class="absatzRechts">245</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;gerin die schwerwiegende Folge, da&#223; bei ihr nunmehr ein</p> <span class="absatzRechts">246</span><p class="absatzLinks">Fester Zahnersatz nicht mehr eingegliedert werden kann. Die</p> <span class="absatzRechts">247</span><p class="absatzLinks">herausnehmbaren Prothesen im Ober- und Unterkiefer werden sie</p> <span class="absatzRechts">248</span><p class="absatzLinks">in ihrer Lebensf&#252;hrung erheblich beeintr&#228;chtigen. Die neuen</p> <span class="absatzRechts">249</span><p class="absatzLinks">Prothesen bed&#252;rfen gr&#252;ndlicherer Pflege und sind gegen</p> <span class="absatzRechts">250</span><p class="absatzLinks">Sch&#228;den eher anf&#228;llig, als feste im Kieferbereich einge-</p> <span class="absatzRechts">251</span><p class="absatzLinks">gliederte Zahnprothesen. Dieser Umstand wird von der</p> <span class="absatzRechts">252</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;gerin als einer noch Jungen Frau wesentlich intensiver</p> <span class="absatzRechts">253</span><p class="absatzLinks">als von anderen Menschen in vergleichbarer Situation em-</p> <span class="absatzRechts">254</span><p class="absatzLinks">funden, was die Zubilligung eines vergleichbar hohen</p> <span class="absatzRechts">255</span><p class="absatzLinks">Schmerzensgeldes rechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">256</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist dar&#252;ber hinaus verpflichtet, der Kl&#228;gerin</p> <span class="absatzRechts">257</span><p class="absatzLinks">die Fahrtkosten zu der Universit&#228;ts- Zahnklinik in N zu</p> <span class="absatzRechts">258</span><p class="absatzLinks">ersetzen, die sie mit 65 Fahrten a 130 km zu 0,50 DM/km mit</p> <span class="absatzRechts">259</span><p class="absatzLinks">insgesamt 1.170,- DM angemessen berechnet hat. Erst</p> <span class="absatzRechts">260</span><p class="absatzLinks">die gravierenden Folgen seiner fehlsamen zahnprothetischen</p> <span class="absatzRechts">261</span><p class="absatzLinks">Behandlung haben es n&#228;mlich erfordert, da&#223; sich die Kl&#228;gerin</p> <span class="absatzRechts">262</span><p class="absatzLinks">in die Behandlung einer Spezialklinik begeben mu&#223;te.</p> <span class="absatzRechts">263</span><p class="absatzLinks">Zinsen kann die Kl&#228;gerin f&#252;r den Schmerzensgeldbetrag sowie</p> <span class="absatzRechts">264</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die Erstattung der Fahrtkosten In beantragter H&#246;he gem&#228;&#223;</p> <span class="absatzRechts">265</span><p class="absatzLinks">&#167;&#167; 286, 288 Abs. 1 BGB verlangen. </p> <span class="absatzRechts">266</span><p class="absatzLinks">Der Feststellungsantrag der Kl&#228;gerin ist begr&#252;ndet, weil sie</p> <span class="absatzRechts">267</span><p class="absatzLinks">angesichts der durch die fehlerhafte zahnprothetische Behandlung</p> <span class="absatzRechts">268</span><p class="absatzLinks">entstandenen und m&#246;glicherweise noch zu erwartenden</p> <span class="absatzRechts">269</span><p class="absatzLinks">materiellen und immateriellen Sch&#228;den ein rechtliches</p> <span class="absatzRechts">270</span><p class="absatzLinks">Interesse im Sinne des &#167; 256 Abs.1 ZPO an der Feststellung</p> <span class="absatzRechts">271</span><p class="absatzLinks">einer bestehenden Ersatzpflicht des Beklagten hat. Im-</p> <span class="absatzRechts">272</span><p class="absatzLinks">materielle Zukunftssch&#228;den wird sie allerdings nur ersetzt</p> <span class="absatzRechts">273</span><p class="absatzLinks">verlangen k&#246;nnen, soweit diese auf der fehlerhaften Behandlung</p> <span class="absatzRechts">274</span><p class="absatzLinks">des Beklagten beruhen und Sch&#228;den betreffen, die nicht</p> <span class="absatzRechts">275</span><p class="absatzLinks">bereits durch den ihr zuerkannten Schmerzensgeldbetrag</p> <span class="absatzRechts">276</span><p class="absatzLinks">abgedeckt sind. Bei der Bemessung des Schmerzensgeldes hat</p> <span class="absatzRechts">277</span><p class="absatzLinks">die Kammer n&#228;mlich bereits alle entstandenen Unbilligkelten</p> <span class="absatzRechts">278</span><p class="absatzLinks">ber&#252;cksichtigt, insbesondere die ihr durch das Tragen eines</p> <span class="absatzRechts">279</span><p class="absatzLinks">herausnehmbaren Zahnersatzes auch zuk&#252;nftig entstehenden </p> <span class="absatzRechts">280</span><p class="absatzLinks">Unannehmlichkeiten.</p> <span class="absatzRechts">281</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Zuerkennung eines immateriellen Zukunftsschadens bleibt </p> <span class="absatzRechts">282</span><p class="absatzLinks">somit nur f&#252;r solche Unbilligkeiten Raum, die bisher nicht erkennbar</p> <span class="absatzRechts">283</span><p class="absatzLinks">sind.</p> <span class="absatzRechts">284</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung ergibt sich aus &#167; 91 ZPO, diejenige</p> <span class="absatzRechts">285</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167; 709 Satz 1 ZPO.</p>
315,473
ag-bonn-1987-05-05-6-c-10187
{ "id": 634, "name": "Amtsgericht Bonn", "slug": "ag-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
6 C 101/87
"1987-05-05T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:40"
"2019-03-27T09:43:02"
Urteil
ECLI:DE:AGBN:1987:0505.6C101.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen. </p> <p></p> <p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin, Vermieterin des der ab 1.3.1984 vermieteten Einfamilienhauses I-L-Str. # in C, nimmt diese auf Unterlassung der Haltung von Haustieren, und zwar von Hunden und Katzen, in dem von ihr innegehaltenen Hause in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In Ziffer 7 der in den Mietvertrag einbezogenen "allgemeinen Vertragsbestimmungen" der Kl&#228;gerin hei&#223;t es, dass die Tierhaltung die vorherige schriftliche Einwilligung des Vermieters voraussetzt. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Bei Einzug brachte die Beklagte einen kastrierten Kater mit, der nunmehr 10 Jahre alt ist. Sp&#228;ter - nach Behauptung der Beklagten im Jahre 1985 - schaffte sie sich einen weiteren, ebenfalls kastrierten Kater an, der nunmehr f&#252;nf Jahre alt ist. Seit Mai 1986 h&#228;lt die Beklagte dar&#252;berhinaus einen kleinen Zwergschnauzer, der ca. 35 cm hoch und 50 cm lang ist. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin macht geltend, sich aufgrund zahlreicher Beschwerden von Mitmietern der sog. S-Siedlung veranlasst zu sehen, das Halten von Haustieren generell zu verbieten. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Wegen Einzelheiten wird auf die Klageschrift vom 16.2.1987, S. 3 f., sowie auf den Schriftsatz vom 7.4.1987, S. 3 a.E<i>., </i>verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt, </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:27px">die Beklagte unter Androhung eines Ordnungsgeldes bis zu 500.000,--DM, ersatzweise bis zu 6 Monaten Ordnungshaft, zu verurteilen, es zu unterlassen, in der von ihr gemieteten Wohnung in I-L-Str. # in C Tiere, insbesondere Hunde und Katzen, zu halten. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt, </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:27px">die Klage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Sie macht geltend, dass konkrete Beschwerden gegen die von ihr gehaltenen Tiere nicht vorl&#228;gen, auch nicht geltend gemacht werden k&#246;nnten. Die Tiere hielten sich &#252;berwiegend im Hause auf. Dort h&#228;tten die Katzen ihre Katzentoilette. Von einer Ger&#228;uschbel&#228;stigung durch den Hund k&#246;nne keine Rede sein. Soweit der Hund bei seinem Auslauf auf der Gr&#252;nfl&#228;che dort einmal seine Notdurft verrichte, werde diese anschlie&#223;end von ihr, der Beklagten, oder ihren Kindern entfernt. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;berhinaus behauptet sie unwidersprochen, dass<i> </i>in der<i> </i>Siedlung auch noch andere Mietparteien Haustiere, und zwar Hunde, hielten. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidunqsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat gegen die Beklagte keinen Anspruch darauf, dass diese das Halten von Katzen und Hunden in dem von ihr gemieteten Einfamilienhaus unterl&#228;sst, &#167; 535 BGB in Verbindung mit Ziffer 7 der in das Mietverh&#228;ltnis einbezogenen allgemeinen Vertragsbestimmungen, &#167; 1004 BGB.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Was den von der Beklagten bereits bei Einzug in das von ihr gemietete Haus im Fr&#252;hjahr 1981 mitgebrachten Kater angeht, ist das Klagebegehren bereits deshalb unbegr&#252;ndet, weil die Kl&#228;gerin - wie sie selbst einr&#228;umt - das Halten dieses Tieres zun&#228;chst geduldet hat. Denn hierdurch wird bei der beklagten Mieterin ein Vertrauenstatbestand begr&#252;ndet, der das nunmehrige Verlangen der Kl&#228;gerin auf Abschaffung des Tieres, ohne dass die konkrete Tierhaltung zu Vorw&#252;rfen Anlass geben k&#246;nnte, schlechthin unzul&#228;ssig macht. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Was die verbleibenden beiden Haustiere angeht, den nach der Behauptung der Beklagten im Jahre 1985 angeschafften weiteren Kater und den seit Mai 1986 gehaltenen Zwergschnauzer, ist der Kl&#228;gerin zwar zuzugeben, dass die Beklagte sich insoweit nicht an die vertraglichen Vereinbarungen gehalten hat, als sie die Kl&#228;gerin nicht vor Anschaffung der Tiere um deren Einwilligung gebeten hat (Nr. 7 der allgemeinen Vertragsbestimmungen zum Mietvertrag). </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Dies ist jedoch letztlich unerheblich. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Denn die Kl&#228;gerin w&#228;re zur Erteilung der Genehmigung verpflichtet gewesen, da nicht ersichtlich ist, dass von dem von der Beklagten gehaltenen beiden Tieren konkrete, die &#252;brigen Mietparteien in ihrer Nutzung der Mietsache beeintr&#228;chtigende Bel&#228;stigungen ausgehen. Dies r&#228;umt die Kl&#228;gerin selbst ein. Sie f&#252;hrt f&#252;r Ihr Unterlassungsbegehren lediglich "generalpr&#228;ventive" Erw&#228;gungen ins Feld, n&#228;mlich - in Reaktion auf Beschwerden von nicht Haustiere haltenden Teilen der Mieterschaft - die gesamte S-Siedlung hunde- und katzenfrei zu machen. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Richter sieht sich nicht gen&#246;tigt, bindend dazu Stellung zu beziehen, ob dieses Bestreben vor dem Hintergrund eines m&#246;glicherweise gewandelten Verst&#228;ndnisses &#252;ber die Auswirkungen des Haltens von Haustieren in Wohnsiedlungen, insbesondere hochverdichteten Wohngebieten, auf die Umwelt eine ausreichende sachliche Rechtfertigung daf&#252;r sein kann, generell und rigoros, wie es die Kl&#228;gerin offensichtlich anstrebt, das Halten jeglicher Haustiere in ihrem Wohnungs- bestand zu untersagen. Vorliegend reicht dieser Gesichtspunkt jedenfalls nicht aus, um das Unterlassungsbegehren der Kl&#228;gerin zu rechtfertigen. Ber&#252;cksichtigt man n&#228;mlich, dass - wie die Kl&#228;gerin selbst einr&#228;umt - einzelne Mieter entweder mit ihrer stillen Duldung oder gar Billigung Hunde und Katzen halten, bedarf es konkreter, von den jeweiligen Tieren ausgehender Beeintr&#228;chtigungen um diesen Mietern das weitere Halten ihrer Haustiere zu verbieten. Hierf&#252;r hat die Kl&#228;gerin gerade im Verh&#228;ltnis zu der Beklagten jedoch nichts dargetan, sondern sich darauf beschr&#228;nkt - wahrscheinlich darauf beschr&#228;nken m&#252;ssen! -, auf allgemeine Beschwerden aus der Mieterschaft &#252;ber Verunreinigung von Anlagen, Kinderspielpl&#228;tzen und Sandk&#228;sten abzuheben. Dies reicht indessen zur Untermauerung des gegen die Beklagten gerichteten Unterlassungsbegehrens ersichtlich nicht aus, wobei das Bestreben der Kl&#228;gerin, in dem Bereich, in dem sie Einfluss aus&#252;ben kann, daf&#252;r Sorge zu tragen, dass die von Mitmietern der Beklagten geklagten Verunreinigungen durch Haustiere einged&#228;mmt und zur&#252;ckgedr&#228;ngt werden, durchaus verst&#228;ndlich ist. Dem kann nach geltendem Recht jedoch nur dadurch zu Erfolg verholfen werden, wenn sich konkrete, einzelnen Tieren zuzuordnende Bel&#228;stigungen und St&#246;rungen feststellen lassen. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167;&#167; 708 Nr. 11, 713 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><u>Streitwert: </u>700,-- DM</p>
315,474
olgham-1987-04-29-5-uf-52186
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 UF 521/86
"1987-04-29T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:42"
"2019-03-27T09:43:02"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1987:0429.5UF521.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 12. August 1986 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Hagen wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens werden dem Kl&#228;ger auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am 07.05.1956 geborene Kl&#228;ger und die am 18.04.1953 geborene Beklagte haben einander am 20.11.1980 geheiratet. Die Beklagte war zuvor mit einem Herrn ... verehelicht. Diese Ehe ist geschieden worden. Die Beklagte hat aus jener Ehe eine 1974 geborene Tochter ..., au&#223;erdem den am 30.07.1979 geborenen Sohn .... Dieser wurde w&#228;hrend des Bestehens der Ehe ... geboren. Die Parteien waren und sind sich jedoch einig, da&#223; ... ihr gemeinsames Kind ist. Die Ehelichkeit ist nicht angefochten worden, lebte mit im Haushalt der Parteien. Diese haben sich im Fr&#252;hjahr 1986 getrennt. ... lebt seitdem bei seiner Mutter, der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In dem - zur Zeit nicht betriebenen - Scheidungsverfahren ist am 25.03.1986 eine einstweilige Anordnung dahin ergangen, da&#223; der Kl&#228;ger an die Beklagte monatlich einen Betrag von 860,- DM zahlen solle, davon 595,- DM f&#252;r sie selbst, 265,- DM f&#252;r .... Nach Antrag des Kl&#228;gers gem. &#167; 620 b ZPO ist am 29.04.1986 eine einstweilige Anordnung dahin ergangen, da&#223; der Kl&#228;ger ab M&#228;rz 1986 monatlich 238,50 DM an Unterhalt f&#252;r ... an die Beklagte zu zahlen habe. Gleichzeitig haben die Parteien dort einen Vergleich dahin geschlossen, da&#223; der Kl&#228;ger an die Beklagte zur Weiterleitung an entsprechende Gl&#228;ubiger monatlich 300,- DM zahlen solle. Die Parteien erzielten Einigkeit, da&#223; neben der Schuldentilgung und der Unterhaltszahlung f&#252;r ..., auch im Hinblick auf weitere Verbindlichkeiten, eine Leistungsf&#228;higkeit des Kl&#228;gers f&#252;r Ehegattenunterhalt derzeit nicht gegeben sei. Dabei war Vergleichsgrundlage im &#252;brigen ein Einkommen des Kl&#228;gers von 2.170,- DM monatlich.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Rechtsstreit hat der Kl&#228;ger die Feststellung begehrt, da&#223; ... selbst ihm gegen&#252;ber kein Unterhalt beanspruchen und auch die Beklagte aus eigenem Recht f&#252;r Patrick keinen Unterhalt von ihm verlangen k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat durch das angefochtene Urteil der Klage teilweise stattgegeben und festgestellt, da&#223; ... selbst keine Unterhaltsanspr&#252;che gegen den Kl&#228;ger hat. Im &#252;brigen (Anspruch der Beklagten auf Unterhalt f&#252;r Patrick) hat es die Klage mit im wesentlichen folgender Begr&#252;ndung abgewiesen:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">... gelte zwar als eheliches Kind des Herrn .... Die Parteien h&#228;tten jedoch w&#228;hrend ihres Zusammenlebens zumindest eine stillschweigende Vereinbarung dahin getroffen, da&#223; der Kl&#228;ger f&#252;r den Unterhalt ... aufzukommen habe. Sie seien - wie sie &#252;bereinstimmend angegeben h&#228;tten - davon auszugegangen, da&#223; "ihr" Kind von ihnen gemeinsam betreut und versorgt und sein Aufwand aus dem gemeinsamen Topf finanziert werde. Der Kl&#228;ger k&#246;nne sich von der Vereinbarung und Handhabung nur aus triftigem Grund l&#246;sen. Ein solcher Grund liege noch nicht in der Trennung der Parteien als solcher. Zumindest f&#252;r eine gewisse &#220;bergangszeit, die noch nicht abgelaufen sei, m&#252;sse er den Unterhalt Patricks weiterhin sicherstellen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit der Berufung verfolgt der Kl&#228;ger seinen abgewiesenen Antrag weiter. Er begr&#252;ndet sein Rechtsmittel im wesentlichen so:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Es best&#228;nden Bedenken, ob die einstweilige Anordnung &#252;berhaupt zul&#228;ssig gewesen sei. Der Scheidungsantrag habe noch nicht einmal den Anforderungen des &#167; 622 ZPO gen&#252;gt. Au&#223;erdem werde seit dem 01.04.1986 nicht mehr der Kindesunterhalt im Verh&#228;ltnis der Eltern zueinander, sondern im Verh&#228;ltnis des Kindes zum Unterhaltspflichtigen geregelt. Insoweit fehle es an einer materiell-rechtlichen Grundlage. Er schulde ... nach dem Gesetz keinen Unterhalt. Durch eine einstweilige Anordnung k&#246;nne aber nur eine gesetzliche Unterhaltspflicht geregelt werden. Eine vertragliche Vereinbarung, wie sie das Familiengericht konstruiert habe, sei von der Beklagte nicht einmal behauptet worden. Richtig sei, da&#223; w&#228;hrend intakter Ehe ein Teil seines, des Kl&#228;gers, Einkommens f&#252;r den Familienunterhalt eingesetzt worden sei. Daraus einen Rechtsbindungswillen, zumal f&#252;r die Zeit nach Scheitern der Ehe, herleiten zu wollen, sei verfehlt. Wenn man die Argumentation des Amtsgerichts zuende denke, w&#252;rde das wom&#246;glich noch zu dem Schlu&#223; f&#252;hren, da&#223; er (Kl&#228;ger) f&#252;r die Tochter der Beklagten, ..., unterhaltspflichtig sei.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte m&#246;ge sich wegen des Unterhalts f&#252;r ... an Herrn ... halten. Da&#223; sie es f&#252;r ihren Sohn vers&#228;umt habe, die Ehelichkeit anzufechten, k&#246;nne nicht zu seinen, des Kl&#228;gers, Lasten gehen. Er sei &#252;berdies nicht positiv als Erzeuger des Kindes festgestellt worden. Er habe aber nach wie vor keinen Zweifel, da&#223; er der Vater des Kindes sei. Es werde mit Nichtwissen bestritten, da&#223; Kindesunterhalt von ... nicht zu erlangen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">ab&#228;ndernd festzustellen, da&#223; die Beklagte von ihm keinen Unterhalt f&#252;r das Kind ... verlangen k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt das angefochtene Urteil und erwidert im einzelnen nach Ma&#223;gabe ihres Schriftsatzes vom 16.04.1987 (Bl. 67-70 d.A.). Darauf wird verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist dem Kl&#228;ger einzur&#228;umen, da&#223; die einstweilige Anordnung betreffend Unterhalt f&#252;r ... nicht h&#228;tte ergehen d&#252;rfen. Dabei kann dahinstehen, ob der Scheidungsantrag mangels Vorliegens der Voraussetzungen nach &#167; 622 ZPO unzul&#228;ssig war. F&#252;r eine einstweilige Anordnung gen&#252;gt es, da&#223; - wie hier - ein Antrag auf Proze&#223;kostenhilfe anh&#228;ngig ist (&#167; 620 a Abs. 2 Satz 1 ZPO). Durch einstweilige Anordnung nach &#167; 620 Satz 1 Nr. 4 ZPO kann indessen nur die Unterhaltspflicht gegen&#252;ber einem gemeinsamen Kind geregelt werden, da&#223; aus der betreffenden Ehe stammt, nicht f&#252;r ein Kind, da&#223; im gemeinsamen Haushalt der Eltern gelebt hat, aber nicht aus der Ehe her&#252;hrt (vgl. Z&#246;ller/Philippi, 15. Aufl., &#167; 620 Rz. 45). &#220;berdies ist die einstweilige Anordnung nach dem 01.04.1986, also nach dem Inkrafttreten des Unterhalts&#228;nderungsgesetzes, auf Antrag nach &#167; 620 b ZPO &#252;berpr&#252;ft und neu erlassen worden. Es galt also schon die Neufassung des &#167; 620 Satz 1 Nr. 4 ZPO. Danach wird der Kindesunterhalt nicht mehr im Verh&#228;ltnis der Eltern zueinander, sondern unmittelbar im Unterhaltsrechtsverh&#228;ltnis (zwischen Pflichtigem und Gl&#228;ubiger) geregelt. Somit setzt er einen gesetzlichen Anspruch nach &#167;&#167; 1601 ff. BGB voraus. Daran fehlt es hier aber, weil ... nach &#167; 1593 BGB weiterhin als eheliches Kind ... anzusehen ist.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Diese &#220;berlegungen k&#246;nnen im Ergebnis der Berufung aber nicht zum Erfolg verhelfen. Die ergangene einstweilige Anordnung ist nur der Anla&#223; f&#252;r die Klage (und die Berufung). Die begehrte (negative) Feststellung kann nur getroffen werden, wenn die <u>materielle Rechtslage</u> im Sinne des Kl&#228;gers zu beantworten ist. Das ist jedoch nicht der Fall.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">... gilt - formal - weiterhin als eheliches Kind .... Einen gesetzlichen Unterhaltsanspruch gegen den Kl&#228;ger hat er somit nicht. Alle Beteiligten haben sich, solange die Ehe der Parteien in Ordnung war, um die rechtliche Stellung ... nicht mehr gek&#252;mmert. Der Kl&#228;ger hat folgerichtig erkl&#228;rt, wenn die Ehe mit der Beklagten nicht auseinander gegangen w&#228;re, h&#228;tte er selbstverst&#228;ndlich weiterhin den Unterhalt f&#252;r ... sichergestellt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Es gibt nun in der - &#252;berwiegend &#228;lteren - Rechtsprechung und in der Literatur Versuche verschiedener Art, zu einem Unterhaltsanspruch des Kindes selbst oder doch des anderen Elternteils (Mutter) gegen den "Vater" zu kommen. Allerdings wird dabei meistens auf reine Stiefkindf&#228;lle abgestellt: Die Frau bringt ein vor- oder ersteheliches Kind, das nicht vom neuen Ehemann stammt, mit in die Ehe. Eine wohl zu weitgehende Ansicht nimmt an, es bestehe dann eine Verpflichtung des Mannes, der Frau soviel Unterhalt zu zahlen, da&#223; sie davon das Kind mitunterhalten k&#246;nne. Andere nehmen einen vertraglichen Anspruch der Frau auf Unterhalt f&#252;r das Kind an. Dabei hat etwa das OLG D&#252;sseldorf (FamRZ 1958, 106 mit Anmerkung Bosch) entschieden, solche stillschweigende Vereinbarung sei w&#228;hrend der Ehe - auch in der Scheidungszeit - nicht einseitig widerrufbar. Das OLG N&#252;rnberg (FamRZ 1965, 217) hat demgegen&#252;ber die Ansicht vertreten, da&#223; eine vertragliche Pflicht allenfalls - wenn &#252;berhaupt - bis zur Trennung bestehe. Gesch&#228;ftsgrundlage sei also das eheliche Zusammenleben.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">G&#246;ppinger ... (Unterhaltsrecht, 5. Aufl., Rz. ... 1638) stellt dagegen zutreffend hinsichtlich der vertraglichen Pflicht selbst, ihres Umfanges und ihrer Dauer auf die Umst&#228;nde des Einzelfalles ab. Ihm folgend ist unter den hier gegebenen besonderen Umst&#228;nden mit dem Amtsgericht eine einmal begr&#252;ndete und noch fortbestehende vertragliche Pflicht anzunehmen: Hier hat nicht nur ein Mann ein von seiner Frau mit in die Ehe gebrachtes Kind aufgenommen und mitunterhalten. Die Parteien lebten vielmehr schon seit 1977 zusammen. 1979 wurde ihr - unstreitig - gemeinsames Kind ... geboren. Sie konnten aber noch nicht heiraten, weil sich die Scheidung ... hinzog. Dann waren sie sich einig (so ihre &#252;bereinstimmende Erkl&#228;rung zu Protokoll des Amtsgerichts vom 24.07.1986), da&#223; auch in rechtlicher Hinsicht das Schicksal ... in dem Sinne gekl&#228;rt werden solle, da&#223; der Kl&#228;ger sein Vater sei. Beim Jugendamt sei das dann allerdings "irgendwie h&#228;ngen geblieben". ..., der fr&#252;here Ehemann der Beklagten, habe sich um die Angelegenheit gar nicht gek&#252;mmert.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Wie die Parteien weiter &#252;bereinstimmend erkl&#228;rt haben, hat die Beklagte etwa seit 1981 regelm&#228;&#223;ig nur 390,- DM im Monat verdient, ferner hin und wieder als Putzhilfe zus&#228;tzlich etwa 200,- DM. Dieses und das vom Ehemann verdiente Geld ist in einen Topf gekommen und daraus alles bezahlt worden, auch soweit es den Unterhalt ... betraf. Wie der Kl&#228;ger weiter erkl&#228;rt hat, h&#228;tte es nie ein Problem hinsichtlich des Unterhalts f&#252;r Patrick gegeben, wenn die Ehe mit der Beklagten nicht auseinander gegangen w&#228;re. Dann h&#228;tte er selbstverst&#228;ndlich weiterhin auch f&#252;r ... den Unterhalt sichergestellt. Damit wird deutlich, da&#223; der Kl&#228;ger - mit Rechtsbindungswillen gegen&#252;ber der Beklagten - dieser gegen&#252;ber die Sicherstellung des Unterhalts f&#252;r ... (dessen <u>H&#246;he</u> nicht streitig ist) &#252;bernommen hat. Grundlage war das Einvernehmen der Parteien dar&#252;ber, da&#223; der Kl&#228;ger der biologische Vater ... ist. Insofern war es folgerichtig, da&#223; ..., der fr&#252;here Ehemann der Beklagten, der lediglich aus Rechtsgr&#252;nden als Vater ... galt und gilt, auf Unterhalt f&#252;r diesen nicht in Anspruch genommen wurde.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Eheleute sich getrennt haben und ihre Ehe m&#246;glicherweise gescheitert ist, kann der Kl&#228;ger sich nicht einseitig, jedenfalls jetzt noch nicht, aus der stillschweigend &#252;bernommenen Verpflichtung, f&#252;r den Unterhalt ... aufzukommen, l&#246;sen. Die Gesch&#228;ftsgrundlage ist hier nicht durch die blo&#223;e Trennung der Eheleute entfallen. Ob sie durch eine Scheidung hinf&#228;llig wird, kann zur Zeit dahinstehen. Ob und wann eine Scheidung ausgesprochen wird, ist offen. F&#252;r den Fall des Eintritts dieses zuk&#252;nftigen ungewissen Ereignisses kann jetzt eine Feststellung noch nicht getroffen werden. Da&#223; - anders als in den er&#246;rterten sogenannten Siefkindf&#228;llen - die Gesch&#228;ftsgrundlage nicht durch die blo&#223;e Trennung der Eheleute entfallen ist, beruht auf folgendem: Hier sollte durch die Abrede nicht nur das Funktionieren der Arbeitsteilung in der Ehe sichergestellt werden (da&#223; die Frau nicht erwerbst&#228;tig zu sein brauchte). Es sollte vielmehr au&#223;erdem und vor allem dem Umstand Rechnung getragen werden, da&#223; der Kl&#228;ger - wenn auch nicht rechtlich abgesegnet - der Vater Patricks ist und die Anfechtung der Ehelichkeit nur "verbummelt" wurde.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Hinzu kommt, da&#223; Grundlage des erw&#228;hnten Vergleichs der Parteien u.a. ist, da&#223; der Kl&#228;ger der Beklagten f&#252;r Unterhalt zu zahlen hat und mit R&#252;cksicht auch darauf ihr selbst nicht. Wenn der Unterhalt f&#252;r ... nicht mehr zu zahlen w&#228;re, m&#252;&#223;te der Kl&#228;ger wohl jedenfalls diesen Betrag f&#252;r den Unterhalt der Beklagten selbst zur Verf&#252;gung stellen. Somit kann er sich auf einen eventuellen Wegfall seiner Unterhaltspflicht gegen&#252;ber der Beklagten, soweit es Patrick betrifft, jedenfalls zur Zeit auch aus diesem Grunde (&#167; 242 BGB) nicht berufen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 97 Abs. 1 und 708 Nr. 10 ZPO. Wegen der Singularit&#228;t der Umst&#228;nde des vorliegenden Falles hat der Senat davon abgesehen, die Revision zuzulassen.</p>
315,475
olgk-1987-04-29-2-u-11386
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 U 113/86
"1987-04-29T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:44"
"2019-03-27T09:43:01"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1987:0429.2U113.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>1. Auf die Berufung der Beklagten wird das Urteil der 3. Zivilkammer des Landgerichts Bonn vom 8. Juli 1986 - 3 0 608/84 - wie folgt abge&#228;ndert und neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Die Beklagten werden unter Abweisung der Klage im &#252;brigen als Gesamtschuldner verurteilt, an den Kl&#228;ger 19.531,90 DM (i.W.: neunzehntausendf&#252;nfhunderteinunddrei&#223;ig 90/100 Deutsche Mark) nebst 4 % Zinsen aus 14.199,67 DM f&#252;r die Zeit vom 1. Februar 1985 bis 1. De&#173;zember 1985 und aus 19.531,90 DM seit dem 2. Dezember 1985 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>2. Die Kosten des Rechtsstreits werden den Beklagten zu 98,06 % und dem Kl&#228;ger zu 1,94 % auferlegt.</p> <p></p> <p>3. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Beklagten d&#252;rfen die Vollstreckung durch den Kl&#228;ger durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 30.000,-- DM abwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger zuvor in derselben H&#246;he Sicherheit lei&#173;stet.</p> <p></p> <p>Beide Parteien k&#246;nnen Sicherheit auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer west&#173;deutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlich-rechtli&#173;chen Sparkasse leisten.</p> <p></p> <p>4. Die Urteilsbeschwer &#252;bersteigt f&#252;r keine Par&#173;tei 40.000,-- DM.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>Tatbestand</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten pachteten gem&#228;&#223; einem vom 1. April 1979 datierenden "Pachtvertrag" (Blatt 68 bis 71 GA) den vom Kl&#228;ger verwalteten Gutsbesitz "Hofgut S.". Der Grund&#173;besitz besteht im wesentlichen aus einem Hofgrundst&#252;ck. mit Zufahrt, einer Hofparzelle, einem Wohnhaus, einer of&#173;fenen Lagerhalle, massiven Stallungen mit Anliegerwohnung, einer Scheune, separat stehendem Stallgeb&#228;ude sowie Gr&#252;n- und Weideland. Nach dem Vertrag ist der Gutshof zur Pferdehaltung verpachtet worden. Das Pachtverh&#228;ltnis begann, was in der Berufungsinstanz unstreitig ist, am 1. April 1979 und soll - bei Verl&#228;ngerungsm&#246;glichkeit - bis zum 31. M&#228;rz 1989 laufen. Seit der m&#252;ndlichen Verhandlung in der Beru&#173;fungsinstanz ist unstreitig, da&#223; die Gr&#246;&#223;e der Hofparzelle 4.500 qm betr&#228;gt. Auf. diesen Wert haben sich die Parteien f&#252;r diesen Rechtsstreit vergleichsweise geeinigt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der monatliche "Pachtzins" war gem&#228;&#223; &#167; 3 des Vertrages auf 1.500,-- DM f&#252;r die Zuwegung, das Hofgrundst&#252;ck und die aufstehenden Geb&#228;ude festgesetzt. Bis zum 31. M&#228;rz 1985 wurde hierauf eine vertraglich vereinbarte monatliche Er&#173;m&#228;&#223;igung von 500,-- DM gew&#228;hrt. Dazu hei&#223;t es in dem Ver&#173;trag:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">"Diese Betr&#228;ge (insgesamt 36.000,-- DM) sind zweckgebunden und f&#252;r Arbeiten an Dach und Fach zu verwen&#173;den. Ab dem 1. April 1985 ist der volle Pachtzins von 1.500,-- DM monatlich f&#228;llig."</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Pachtzins f&#252;r die landwirtschaftliche Nutzfl&#228;che wur&#173;de mit netto 100,-- DM (gemeint: j&#228;hrlich) pro Morgen vereinbart und sollte ebenfalls monatlich entrichtet werden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Ferner hei&#223;t es in dem Pachtvertrag, da&#223; der P&#228;chter alle mit dem Hofgeb&#228;ude und den Grundst&#252;cken verbundenen Neben&#173;ausgaben, beispielsweise die Feuer-, Sturm- und Leitungsversicherung, die Grundsteuer, die Abgabe an die Landwirt&#173;schaftskammer, die Berufsgenossenschaft sowie alle wei&#173;teren mit dem Grundbesitz verbundenen Lasten &#252;bernimmt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Pachtzinsvereinbarung war zugleich mit einer Wertsicherungsklausel versehen, nach der eine Erh&#246;hung oder Verminderung des Pachtzinses entsprechend den Ver&#228;nderungen des Lebenshaltungskostenindexes des Statistischen Landes&#173;amts f&#252;r Nordrhein-Westfalen f&#252;r einen Vier-Personen&#173;-Arbeitnehmer-Haushalt mit mittlerem Einkommen bei allein&#173;verdienendem Haushaltsvorstand eintritt, sobald sich der Indexes um mehr als f&#252;nf Punkte ver&#228;ndert, bezogen auf die Basis 1972 = 100. Das Statistische Landesamt Nord&#173;rhein-Westfalen ver&#246;ffentlicht den bezogenen Index aller&#173;dings nur auf der Basis 1970 = 100 und 1976 = 100.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Vertragsklausel wurde gem&#228;&#223; &#167; 3 W&#228;hrungsgesetz durch die Landeszentralbank in Nordrhein-Westfalen genehmigt. W&#246;rtlich hei&#223;t es zur Anpassung des Pachtzinses in dem Vertrag:</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">"&#196;ndert sich der Preisindex f&#252;r die Lebenshaltung nach dem genannten Index gemessen am Stande 1972 = 100 um mehr als f&#252;nf Punkte, so erh&#246;ht oder ver&#173;ringert sich die Pacht entsprechend. Eine eingetre&#173;tene Erh&#246;hung oder Verringerung kann auch nachtr&#228;g&#173;lich geltend gemacht werden."</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Durch &#167; 4 des Vertrages ist eine Aufrechnung, Minderung oder ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht seitens des P&#228;chters gegen&#252;ber der Pachtzinsforderung oder etwaiger Nebenkosten aus&#173;geschlossen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Neben weiteren Regelungen bestimmt schlie&#223;lich &#167; 5 des Vertrages, da&#223; der P&#228;chter das Objekt in dem derzeitigen Zustand &#252;bernimmt und f&#252;r die Erhaltung des Pachtobjekts einschlie&#223;lich aller Sch&#246;nheits- und sonstiger Reparaturen einschlie&#223;lich der Reparaturen an Dach und Fach selbst aufzukommen hat.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten im wesentlichen dar&#252;ber, ob die Beklagten mit der Bezahlung von Pachtzinsen und Nebenkosten, die der Kl&#228;ger erstmalig mit Schreiben vom 19. Februar 1984 geltend machte, im R&#252;ckstand sind und ob den Beklagten Pachtminderungsanspr&#252;che und Verwendungsersatzanspr&#252;che zustehen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Seit der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 15. April 1986 ist un&#173;streitig, da&#223; die Beklagten aufgrund des "Pachtvertrages" vom 1. April 1979 aus dem Gesamtgrundbesitz des Kl&#228;gers von 48,22 ha ein Areal von 8,05 ha (abz&#252;glich der Hof- und Geb&#228;udefl&#228;che, deren Inhalt streitig ist) nutzen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat gemeint, die Beklagten seien mit Pachtzins- und Nebenkostenzahlungen f&#252;r die Zeit bis zum 23. September 1985 mit 23.847,84 DM im R&#252;ckstand. Wegen der Berechnung dieses R&#252;ckstandes wird auf die Anlagen 1 bis 15 zum Klageerh&#246;hungsschriftsatz vom 25. Oktober 1985 (Blatt 141 bis 160 GA) Bezug genommen. Bei der Berechnung des R&#252;ckstandes beruft er sich auf die vertragliche Preisindexklausel. Im &#252;brigen hat er behauptet, die ge&#173;samte Pachtfl&#228;che sei von Vertragsbeginn an, dem 1. April 1979, entgeltlich verpachtet gewesen. Ein Er&#173;satz etwaiger Investitionen in das Pachtobjekt sei den Beklagten &#252;ber den im Vertrag festgehaltenen Gesamtbetrag von 36.000,-- DM hinaus nicht zugesagt worden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Nach Erhebung der am 1. Februar 1985 den Beklagten zugestellten Klage lautend auf Zahlung von 14.199,67 DM hat der Kl&#228;ger seine Klage mit Schriftsatz vom 25. Oktober 1985, den Beklagten zugestellt am 2. Dezember 1985, auf einen Forderungsbetrag von 23.847,84 DM erh&#246;ht. Nach Verhandlung und Beweisaufnahme hat der Kl&#228;ger sodann seine Kla&#173;ge mit Zustimmung der Beklagten auf 20.128,78 DM erm&#228;&#173;&#223;igt (Blatt 306 GA). Dies entspricht dem im Gutachten des Sachverst&#228;ndigen T. vom 5. Juni 1986 in vorliegender Sache ermittelten Betrag, der sich ergibt, wenn der Index auf der Basis 1970 auf die vertraglich vereinbarte Basis 1972 umgerechnet wird und bei Ber&#252;cksichtigung einer entgeltlich gepachteten landwirtschaft&#173;lichen Fl&#228;che von zun&#228;chst 5,519 ha (ohne Koppel 16 und Koppel 21) sowie ab 1. Januar 1981 zuz&#252;glich 1,62 ha (Koppel 16) und ab 1. November 1983 zuz&#252;glich weiterer 0,541 ha (Koppel 21).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Beklagten als Gesamtschuldner zur Zahlung von 20.128,78 DM zuz&#252;glich 9,5 % Zin&#173;sen aus 14.199,67 DM seit 1. Februar 1985 bzw. aus dem dar&#252;ber hinausgehenden Betrag seit 2. Dezember 1985 zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben beantragt, die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Sie haben gemeint, der Saldo zu ihren Lasten belaufe sich bei richtiger Durchf&#252;hrung des Vertrages auf lediglich 214,42 DM, da die Indexklausel unwirksam sei und - wie sie behauptet haben - die Pachtsache erst am 10. April 1979 bezogen worden sei. Weiter haben sie behauptet, die Kop&#173;peln 16 und 21 h&#228;tten erst sp&#228;ter gegen Entgelt genutzt werden sollen. Dar&#252;ber hinaus seien die Nebenkostenforderungen des Kl&#228;gers nicht mehr offen, zumindest aber, was die Jahre 1979 und 1980 angeht, verj&#228;hrt. An die Berufsgenossenschaft h&#228;tten sie selbst Zahlungen geleistet.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Eine Umlage der vom Kl&#228;ger geleisteten Betr&#228;ge scheide daher aus.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Gegen&#252;ber einem etwaigen Pacht- und Nebenkostenanspruch des Kl&#228;gers haben die Beklagten hilfsweise die Aufrechnung erkl&#228;rt, und zwar zum einen mit Pachtminderungsanspr&#252;chen in H&#246;he von 4.125,-- DM. Eine derartige Auf&#173;rechnung sei entgegen dem Vertrag m&#246;glich, da es hier der Sache nach um Wohnraummiete gehe und daher die Bestimmung des &#167; 537 Abs. 3 BGB anwendbar sei. Zur Aufrechnung haben die Beklagten behauptet, das Badezimmer im Wohnhaus des Pachtobjekts habe ihnen elf Monate lang we&#173;gen eines schweren Wasserschadens nicht zur Verf&#252;gung gestanden. Daher sei eine Minderung von 25 %, bezogen auf den Pachtzins f&#252;r das Hofgrundst&#252;ck, also 375,-- DM monatlich gerechtfertigt. Sie h&#228;tten den Schaden am 25. Mai 1983 sowohl Herrn P. von der Q. Versicherung als auch dem Kl&#228;ger telefonisch gemeldet. Der Versicherungsvertreter P. habe sich darauf&#173;hin bei einer Ortsbesichtigung am 13. Juni 1983 von Schaden und Schadensumfang &#252;berzeugt und dem Kl&#228;ger eine Schadensmeldung zur Unterschrift vorgelegt. Seit diesem Tag h&#228;tten die Beklagten immer wieder m&#252;ndlich und schriftlich, zuletzt mit Schreiben vom 28. Februar 1984, die Beseitigung des Schadens angemahnt. Die Beklagten haben die Auffassung ge&#228;u&#223;ert, der Kl&#228;ger sei schon deshalb zur &#220;bernahme der Reparaturkosten verpflichtet, weil er gegen derartige Sch&#228;den versichert sei.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Ferner haben die Beklagten hilfsweise die Aufrechnung mit einem Ersatzanspruch f&#252;r angeblich gemachte Verwendungen erkl&#228;rt. Sie haben in diesem Zusammenhang ge&#173;&#228;u&#223;ert, der Kl&#228;ger sei gem&#228;&#223; einem Schreiben vom 20. Fe&#173;bruar 1979 (Blatt 36 und 37 GA), also schon vor dem Vertragsschlu&#223;, verpflichtet, 2/3 der Reparaturkosten an Dach und Fach zutragen. Sie haben behauptet, diese Ver&#173;pflichtung habe der Kl&#228;ger ihnen gegen&#252;ber auch noch nach der m&#252;ndlichen Verhandlung in vorliegender Sache vom 25. September 1985 im Rahmen von Vergleichsverhandlungen anerkannt. Da sie - wie sie behauptet und durch Vorlage zahlreicher Rechnungskopien (Anlagehefter zu Blatt 200 ff. GA) unter Beweis gestellt haben - Gesamt&#173;aufwendungen in H&#246;he von 113.899,95 DM get&#228;tigt h&#228;tten, entfalle auf den Kl&#228;ger ein Anteil von 75.933,30 DM, worauf die durch Verrechnung mit den Pachten bereits er&#173;brachten 36.000,-- DM anzurechnen seien. Den Restbetrag haben sie zur Aufrechnung gestellt. Im einzelnen h&#228;tten sie insbesondere 23 neue Fenster eingesetzt sowie 8 T&#252;ren, s&#228;mtliche Fu&#223;b&#246;den, einige Decken und Holzbekleidun&#173;gen erneuert. Die Badezimmer seien gefliest und teilweise seien v&#246;llig neue Sanit&#228;reinrichtungen eingebaut worden. Schlie&#223;lich sei die Zuwegung zum Wohnhaus gepflastert worden. Die Au&#223;enanlagen und die Hofeinfriedung seien v&#246;l&#173;lig neu erstellt worden. Elektro-, Glas- und Dachrepara&#173;turen sowie Reparaturen an Mauern und Holzw&#228;nden seien erforderlich gewesen. Schlie&#223;lich seien diverse Schutzanstriche vorgenommen worden. Auf Verlangen der Unteren Wasserbeh&#246;rde sei die Dungst&#228;tte aufwendig instandgesetzt worden. Schlie&#223;lich sei am &#214;ltank ein Grenzwertgeber installiert worden. Dabei h&#228;tten sie in die o.a. Summe nur (belegbare) Materialien und Fremdleistungen einflie&#223;en lassen, nicht aber die ebenfalls erheblichen Eigenlei&#173;stungen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die von den Beklagten bez&#252;glich der Nebenkostenforderungen erhobene Verj&#228;hrungseinrede hat der Kl&#228;ger schon des&#173;halb nicht f&#252;r durchgreifend gehalten, weil man sich streitig &#252;ber einen l&#228;ngeren Zeitraum in Vergleichsver&#173;handlungen befunden habe. Zudem seien die eingehenden Zahlungen, mangels einer entsprechenden Tilgungsbestimmung seitens der Beklagten zun&#228;chst auf die Nebenkosten verrechnet worden. Dem haben die Beklagten entgegengehal&#173;ten, sie h&#228;tten eine derartige Tilgungsbestimmung ge troffen, und zwar mit der vom Kl&#228;ger selbst &#252;berreich&#173;ten Aufstellung der Beklagten vom 28. Februar 1984 (Blatt 50 f. GA).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">In bezug auf die geltend gemachte Pachtminderung wegen des Wasserschadens hat der Kl&#228;ger behauptet, die Beklagten h&#228;tten ihm diesen Schaden erst mit elfmonatiger Ver&#173;sp&#228;tung im M&#228;rz 1984 gemeldet und gebeten, diesen &#252;ber die vom Kl&#228;ger - ohne vertragliche Verpflichtung unter&#173;haltene - Versicherung bei der Q. abwickeln zu d&#252;rfen. Erst aufgrund dieser Schadensmeldung habe ein Ge&#173;spr&#228;ch mit der Q. stattgefunden. Zudem sei der Kl&#228;ger vertraglich gar nicht zur Erhaltung der Pachtsache verpflichtet gewesen. Minderung oder Aufrechnung k&#228;men wegen des vertraglichen Aufrechnungsverbots nicht in Betracht. Schlie&#223;lich hat er behauptet, das Badezimmer sei trotz des Wasserschadens benutzbar gewesen und auch tats&#228;chlich benutzt worden.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Zu den von den Beklagten zur Aufrechnung gestellten Verwendungsersatzanspr&#252;chen hat der Kl&#228;ger behauptet, sie seien zum Teil - wie das Auswechseln von achtzehn alten Sprossenfenstern - &#252;berfl&#252;ssig gewesen oder h&#228;tten gar eine Verschlechterung der Bausubstanz dargestellt. Dar&#252;ber hinaus hat er behauptet, da&#223; nicht einmal die 36.000,-- DM, f&#252;r die der Pachtnachla&#223; gew&#228;hrt wurde, investiert worden seien.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Mit Urteil vom 8. Juli 1986 hat das Landgericht die Be&#173;klagten antragsgem&#228;&#223; verurteilt, jedoch mit Ausnahme der &#252;ber 4 % hinausgehenden Zinsforderung, da es an entspre&#173;chendem Vortrag fehlte.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung hat es angef&#252;hrt, da&#223; der Pachtbeginn auf den 1. April 1979 habe angenommen werden m&#252;ssen, da die Beklagten den ihnen obliegenden Beweis eines sp&#228;teren Pachtbeginns nicht h&#228;tten f&#252;hren k&#246;nnen. &#220;ber die Frage, ob die Koppeln 16 und 21 zun&#228;chst ohne Entgelt genutzt werden sollten, habe das Landgericht nicht ent&#173;scheiden m&#252;ssen, da die diesbez&#252;glichen Pachtzins- und Nebenkostenforderungen nach der Klager&#252;cknahme nicht mehr im Streit gewesen seien. Die Indexklausel hat das Land&#173;gericht f&#252;r wirksam gehalten, da eine Umrechnung auf die vertragliche Basis 1972 = l00 sowohl vom Sachverst&#228;ndi&#173;gen als auch vom Statistischen Landesamt als nicht zu beanstandende Rechenregel bei der Abrechnung von Pacht&#173;zinsen bezeichnet worden sei.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">An den Nebenkosten seien die Beklagten auf der Grundlage der vom Sachverst&#228;ndigen ermittelten Grundst&#252;cksfl&#228;chen mit 16,69 % zu beteiligen, so da&#223; der von den Beklagten zu tragende Anteil 7.810,22 DM betrage. Die Beweisaufnahme habe im &#252;brigen ergeben, da&#223; die Beklagten keine &#8211; wie von ihnen behauptet - weiteren Zahlungen an die Berufs&#173;genossenschaft geleistet h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Insgesamt hat das Landgericht daher die Klageforderung - soweit sie noch rechtsh&#228;ngig war - f&#252;r begr&#252;ndet erachtet.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"> Die dagegen gerichteten Hilfsaufrechnungen der Beklagten hat es f&#252;r unbegr&#252;ndet gehalten. Bez&#252;glich des Wasserschadens stehe dem die pachtvertragliche Regelung entge&#173;gen, nach der die P&#228;chter zur Erhaltung der Pachtsache verpflichtet seien. Daran &#228;ndere sich auch dadurch nichts, da&#223; der Kl&#228;ger das Objekt auf seine Kosten versichert habe. Deshalb k&#246;nne offenbleiben, ob der vertragliche Auf&#173;rechnungs- und Minderungsausschlu&#223;, der nach &#167; 537 Abs. 3 BGB bei Wohnraummietverh&#228;ltnissen unzul&#228;ssig sei, unwirksam sei.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Auch f&#252;r den zur Aufrechnung gestellten Verwendungsersatzanspruch hat das Landgericht keine Rechtsgrundlage gesehen. Die Beteiligung des Kl&#228;gers an Verwendungen auf die Pachtsache sei durch den Vertrag ausdr&#252;cklich auf 36.000,-- DM beschr&#228;nkt gewesen. Der durch Partei&#173;vernehmung des Kl&#228;gers angetretene Beweis, da&#223; entgegen dem Vertrag weiter die Regelung aus dem - von vor dem Vertragsschlu&#223; datierenden 4 Schreiben des Kl&#228;gers vom 20. Februar 1979 G&#252;ltigkeit haben sollte, sei den Beklagten nicht gelungen. Zudem seien die Verwendungen trotz entsprechenden Hinweises durch die von den Beklag&#173;ten vorgelegten un&#252;bersichtlichen Rechnungskopien nicht in geh&#246;riger Form belegt worden.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Gegen das am 16. Juli 1986 dem Kl&#228;ger und am 17. Juli 1986 den Beklagten zugestellte Urteil haben die Beklagten am 8. August 1986 Berufung eingelegt, die sie nach Fristverl&#228;ngerung bis zum 17. November 1986 an diesem Tag be&#173;gr&#252;ndet haben.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Sie meinen, der zwischen den Parteien geschlossene Vertrag sei der Sache nach in erster Linie ein Mietvertrag &#252;ber Wohnraum. Die Angabe im Vertrag, da&#223; das Pachtobjekt zum Zwecke der Pferdehaltung verpachtet werde, sei unzutreffend. Sie sei vom Kl&#228;ger, der den Text vorformuliert habe, vorgegeben worden. Tats&#228;chlich beschr&#228;nke sich die Pferdehaltung auf wenige als Hobby gehaltene Reitpferde.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus halten sie die Vereinbarung der Wertsicherungsklausel f&#252;r unwirksam, da der in Bezug genommene Index mit der Basis 1972= 100 nicht existiere. Es k&#246;nne nicht einfach eine Umrechnung vorgenommen werden, sondern es m&#252;sse gepr&#252;ft werden, was aus der Vereinbarung einer - wie die Beklagten meinen - objektiv unm&#246;glichen Leistung f&#252;r Schlu&#223;folgerungen zu ziehen seien. Sie mei&#173;nen, die dabei entstehende L&#252;cke m&#252;sse durch Auslegung geschlossen werden, wobei kaum davon ausgegangen werden k&#246;nne, da&#223; sich die Parteien auf die Anwendung eines In&#173;terpolierten Indexes geeinigt h&#228;tten. Die durch Auslegung zu ermittelnde Vereinbarung eines anderen Indexes sei aber nicht mehr von der Genehmigung nach &#167; 3 W&#228;hrungsge&#173;setz gedeckt. Dabei komme hinzu, da&#223; die Genehmigungsbe&#173;h&#246;rde nicht &#252;ber den wahren Inhalt des Vertrages, also eines (mindestens teilweise) Mietvertrages &#252;ber Wohnraum, get&#228;uscht werden d&#252;rfe.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich meinen sie, da&#223; - bei unterstellter Wirksamkeit der Indexklausel - der erh&#246;hte Pachtzins erst von einem entsprechenden Erh&#246;hungsverlangen an gefordert wer&#173;den k&#246;nne und nicht schon automatisch, sobald der Index sich um mehr als f&#252;nf Punkte ver&#228;ndert habe. Dies gelte erst recht, wenn und solange Unklarheit &#252;ber die Wirksam&#173;keit der Wertsicherungsklausel bestehe, die erst durch Auslegung von seiten des Gerichts beseitigt werden k&#246;nne. Die (unstreitig) erstmalige Geltendmachung der Erh&#246;hungs&#173;betr&#228;ge am 29. Februar 1984 ohne fr&#252;here Erh&#246;hungsver&#173;langen versto&#223;e jedenfalls gegen Treu und Glauben und sei zumindest verwirkt, vor allem, da nach Auffassung der Beklagten der Pachtvertrag in der Sache ein Mietvertrag &#252;ber Wohnraum sei.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Weiter haben sie die vom Sachverst&#228;ndigen mit 0,37 ha zugrunde gelegte Gr&#246;&#223;e des Hofgrundst&#252;cks f&#252;r unzutref&#173;fend gehalten und zun&#228;chst behauptet, dieses habe eine Gr&#246;&#223;e von mindestens 0,7 ha.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Das vertragliche Aufrechnungsverbot sei unwirksam, da es sich inhaltlich um einen privaten Miet- und nicht um einen gewerblichen Pachtvertrag handele. Ein Minderungsanspruch wegen des Wasserschadens stehe den Beklagten zu, da die Erhaltungspflicht der Beklagten nicht f&#252;r den Be&#173;reich gelten, in dem der Kl&#228;ger - wie sie meinen - ver&#173;traglich verpflichtet sei, eine Versicherung zu unter&#173;halten. Jedenfalls m&#252;sse er beim Bestehen einer solchen Versicherung die aus ihr herzuleitenden Rechte zugun&#173;sten der Beklagten geltend machen. Die Beklagten behaup&#173;ten in diesem Zusammenhang weiter, sie h&#228;tten den Schaden unverz&#252;glich dem Kl&#228;ger und der Versicherung gemeldet. Der Kl&#228;ger habe auch seine Ersatzpflicht nicht in Zweifel gezogen, sondern lediglich die Erf&#252;llung verz&#246;gert, weil die Versicherungsleistung noch nicht erbracht worden sei.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich der weiteren zur Aufrechnung gestellten Verwendungsersatzanspr&#252;che sind die Beklagten der Ansicht, sie seien durch den Pachtvertrag nicht auf 36.000,-- DM begrenzt. In H&#246;he des dort festgeschriebenen Erstattungs&#173;betrages habe lediglich eine <u>Verpflichtung</u> der Beklagten zur Durchf&#252;hrung von wertverbessernden Arbeiten an Dach und Fach festgeschrieben werden sollen. Dabei seien weder die Einzelheiten noch die Reihenfolge festgelegt worden. Es habe aber Einigkeit dar&#252;ber bestanden, da&#223; die Beklagten das vom Vorp&#228;chter vernachl&#228;ssigte Gut in einen erstklassigen Zustand h&#228;tten versetzen sollen. Die Frage des Umfangs der Verwendungen sei im Vertrag nicht geregelt worden. Insoweit habe f&#252;r die 36.000,-- DM &#252;bersteigenden Verwendungen weiterhin die Kostenver&#173;teilung gegolten, nach der der Kl&#228;ger 2/3 habe tragen m&#252;ssen und wie sie im Schreiben vom 20. Februar 1979 niedergelegt worden sei. Diese Vereinbarung sei durch den sp&#228;ter unterschriebenen Vertrag nicht gegenstandslos geworden, da dieser nur besagt, da&#223; <u>m&#252;ndliche</u> Nebenab&#173;reden nicht geschlossen worden seien.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die damit dem Grunde nach bestehenden Verwendungsersatzanspr&#252;che der Beklagten seien durch die geordnet vorgelegten Rechnungen und Belege in ausreichender Form substantiiert worden, zumal der Kl&#228;ger diese Verwendun&#173;gen seinerseits nur pauschal bestritten habe.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen, unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt, die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Seiner Ansicht nach bestehen gegen die Wirksamkeit der Indexklausel und an der M&#246;glichkeit, sie auf ein neues Basisjahr umzurechnen, keine Bedenken. Der Kl&#228;ger sei durch den Vertrag auch nicht an der nachtr&#228;glichen Geltendmachung der Erh&#246;hungsbetr&#228;ge gehindert. Die wider&#173;spruchslose Entgegennahme eines zu geringen Pachtzinses kein schutzw&#252;rdiges Vertrauen der Beklagten darauf, da&#223; Nachforderungen ausgeschlossen seien.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Gegenanspr&#252;che st&#252;nden den Beklagten nicht zu. Bez&#252;glich des Wasserschadens scheitere ihre Geltendmachung bereits daran, da&#223; der im Vertrag enthaltene Aufrechnungsausschlu&#223; wirksam sei, weil der Vertrag ein Pachtvertrag sei. Dar&#252;ber hinaus treffe die Sacherhaltungspflicht die Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der Verwendungsersatzanspruch sei vertraglich auf 36.000,-- DM begrenzt gewesen. Nicht einmal Verwendungen in dieser H&#246;he seien jedoch von den Beklagten ausgef&#252;hrt worden. Zudem habe der Kl&#228;ger nie in eine Regelung eingewilligt, nach der er &#252;ber diesen Betrag hinaus Verwen&#173;dungen erstatten solle. </p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick auf die Verj&#228;hrung der Pachtzinserh&#246;hungs&#173; betr&#228;ge aus dem Jahre 1979 hat der Kl&#228;ger die Klage be&#173;z&#252;glich eines Betrages von 353,56 DM in der m&#252;ndlichen Berufungsverhandlung zur&#252;ckgenommen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist mit Ausnahme eines kleinen Teilbetrages unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks"> Das Landgericht war sachlich zust&#228;ndig. Es kommt dabei nicht darauf an, ob es sich um eine b&#252;rgerliche Rechts&#173;streitigkeit betreffend die Bandpacht im Sinne von &#167; 1 Nr. 1 a LwVG handelt, f&#252;r die nach &#167; 2 Abs. 1 Satz 1 LwVG die Amtsgerichte als Landwirtschaftsgerichte ausschlie&#223;lich zust&#228;ndig sind.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Dem Berufungsgericht ist auch trotz &#167; 529 Abs. 2 ZPO eine &#220;berpr&#252;fung der erstinstanzlichen ausschlie&#223;lichen Zust&#228;ndigkeit nicht verwehrt. Zwar handelt es sich bei der Zust&#228;ndigkeit des Amtsgerichts als Landwirtschaftsgericht um eine ausschlie&#223;liche Zust&#228;ndigkeit im Sinne von &#167; 529 Abs. 2 ZPO. Durch die Zuweisung einer Sache an einen besonderen Spruchk&#246;rper innerhalb des Gerichts ist jedoch zugleich die funktionelle Zust&#228;ndigkeit des angegangenen Gerichts betroffen. Funktionelle und ausschlie&#223;liche Zust&#228;ndigkeit k&#246;nnen im Rahmen von &#167; 529 Abs. 2 ZPO nicht gleich behandelt werden, da der Gesetzgeber gerade im Zust&#228;ndigkeitsbereich die Grenzen immer sehr scharf zieht (ebenso OLG Celle, MDR 1976, S. 586; Baumbach/ Lauterbach/Alberst 45. Auflage 1987, &#167; 529 ZPO, Anm. 2 C; Z&#246;ller/Schneider, 14. Auflage 1984, &#167; 529 ZPO, Anm. 2 c; anders OLG Koblenz, MDR 1968, S. 677; BarnsStedt/Steffen, 3. Auflage 1982, &#167; 23 LwVG, Rnr. 7). Dies hat er indirekt dadurch best&#228;tigt, da&#223; er die Ein&#173;f&#252;gung von &#167; 529 Abs. 3 ZPO n.F. f&#252;r erforderlich gehal&#173;ten hat, um die Regelung des &#167; 529 Abs. 2 ZPO auf einen anderen Bereich der funktionellen Zust&#228;ndigkeit, n&#228;mlich die Familiensachen, zu &#252;bertragen. Auch &#167;&#167; 48 Abs, 2, 23 Abs. 2 LwVG schlie&#223;en eine &#220;berpr&#252;fung nicht aus, da sie den Umkehrfall betreffen, da&#223; ein Landwirtschafts&#173;gericht angegangen wurde (vgl. Barnstedt/Steffen, &#167; 23 LwVG, Rnr. 7).</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Eine Entscheidung der Frage, ob es sich hier um eine Landwirtschaftssache handelt, ist aber letztlich deshalb nicht erforderlich, weil nach Art. 5 des Gesetzes zur Neuordnung des landwirtschaftlichen Pachtrechts vom 8. November 1985 (BGBl. I S. 2065, 2074) "b&#252;rgerliche Rechtsstreitigkeiten aus Landpachtvertr&#228;gen, die bei Inkrafttreten dieses Gesetzes (= 1. Juli 1986) anh&#228;ngig sind, ... nach dem bisher geltenden verfahrensrechtlichen Vorschriften zu Ende gef&#252;hrt" werden.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat nach &#167; 581 Abs. 1 Satz 2 BGB in Verbindung mit dem Pachtvertrag und insbesondere der Index&#173;klausel Anspruch auf die r&#252;ckst&#228;ndigen Erh&#246;hungsbetr&#228;ge und Erstattung der gezahlten Nebenkosten.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Die Indexklausel ist wirksam. Sie verst&#246;&#223;t hinsichtlich des mitverpachteten Wohnraums nicht gegen zwingende Vorschriften &#252;ber Umfang und Grenzen bei der Erh&#246;hung des Mietzinses f&#252;r Wohnraum (&#167; 10 Abs. 1 MHG). Denn der als Pachtvertrag bezeichnete Vertrag zwischen den Parteien ist kein Mietvertrag &#252;ber Wohnraum.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">a) </p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Mit dem "Pachtvertrag* wurden den Beklagten au&#223;er dem Hofgrundst&#252;ck auch noch weitere Geb&#228;ude sowie landwirtschaftliche Fl&#228;che zur Nutzung &#252;berlassen. Das Hof&#173;grundst&#252;ck war mithin nicht einziger Vertragsgegenstand, so da&#223; eine Behandlung des Vertrages als Wohn&#173;raummietvertrag unter dem Gesichtspunkt der FalschbeztZeichnung ausscheidet.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Im Verh&#228;ltnis von Mietvertr&#228;gen zu anderen als Pachtvertr&#228;gen (sogenannte Mischmietvertr&#228;ge) wird zwar zum Teil angenommen, die f&#252;r diese Vertragstypen angeordneten Rechtsfolgen k&#246;nnten miteinander kombiniert werden (vgl. Palandt/Putzo, BGB, vor &#167; 535 BGB, Anm. 3). Eine solche Spaltung ist im Verh&#228;ltnis von Miet- zu Pachtvertrag je&#173;doch nicht m&#246;glich (vgl. MK/Voelskow, BGB, 1980, vor &#167; 535 BGB, Rnr. 13). Das ergibt sich aus der engen Ver&#173;wandtschaft der beiden Vertragstypen, die jeweils eine differenzierte Regelung der gegenseitigen Vertragspflich&#173;ten enthalten. Diese verbietet es, das ausgewogene Ge&#173;setzesmodell dadurch aufzuweichen, da&#223; einzelne Vorschriften aus beiden Vertragstypen - etwa bez&#252;glich der Erhal&#173;tungspflichten oder der K&#252;ndigungsm&#246;glichkeiten - miteinander kombiniert werden.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die damit notwendige Einordnung des Vertrages f&#252;hrt zur Annahme eines Pachtvertrages. Daf&#252;r spricht bereits die Bezeichnung des Vertrages (vgl. MK/Voelskow, vor &#167; 535 BGB, Rnr. 12 und NJW 1,983, 914). Es folgt weiter daraus, da&#223; der Wohnraum nicht als Hauptsache &#252;berlassen werden sollte (vgl. MK/Voelskow, Rn. 13 vor &#167; 535 BGB; Palandt/ Putzo, Anm. 2 a vor &#167; 535 BGB; Voelskow, NJW 1983, 911). Er k&#246;nnte zwar mit der Begr&#252;ndung als Hauptsache angesehen werden, da&#223; der gr&#246;&#223;te Teil des Pachtzinses (1.500,-- DM von 1.683,97 DM, bei Vertragsbeginn) auf das Hofgrundst&#252;ck mit Geb&#228;uden entf&#228;llt. Diese Betrachtung l&#228;&#223;t aber au&#223;er acht, da&#223; der auf das "Hofgrundst&#252;ck" entfallende Pachtzins nicht nur das Wohnhaus, sondern das recht gro&#223;e (unstreitig mindestens 4.500 qm) Hofgrund&#173;st&#252;ck selbst einschlie&#223;lich Zufahrt betrifft sowie eine offene Lagerhalle, massive Stallungen mit einer Anlieger&#173;wohnung, eine Scheune und ein weiteres, separat stehendes Stallnebengeb&#228;ude (vgl. &#167; 1 Ziffern 1 und 2 des "Pachtvertrages", Blatt 68 GA). Vor allem aber liegt hinsicht&#173;lich der &#252;berlassenen Verm&#246;genswerte (8 ha Land) der Schwerpunkt des Vertrages nicht auf der &#220;berlassung des Wohnraums. Schlie&#223;lich kommt in der vertraglich vorgesehenen Verpflichtung der P&#228;chter zur Durchf&#252;hrung wert&#173;verbessernder Investitionen zum Ausdruck, da&#223; auch bez&#252;glich der von den Beklagten zu erbringenden Gegenleistung der Vertrag nicht dem typischen Erscheinungsbild eines Wohnraummietvertrages entspricht.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Best&#228;tigt wird diese Einordnung dureh die Neukodifizierung des landwirtschaftlichen Pachtrechts, wobei offen&#173;bleiben kann, ob es sich hier um einen derartigen land&#173;wirtschaftlichen Pachtvertrag handelt. In &#167; 585 Abs. 1 Satz 1 BGB werden n&#228;mlich die zur Bewirtschaftung eines Grundst&#252;cks dienenden Wohn-(!) und Wirtschaftsgeb&#228;ude als Teil eines einheitlich <u>verpachteten</u> landwirtschaftli&#173;chen Betriebs angesehen (&#228;hnlich auch MK/Voelskow, vor &#167; 535 BGB, Rnr. 13: &#220;berlassung von Grundst&#252;ck zur landwirtschaftlichen oder g&#228;rtnerischen Nutzung mit Wohngeb&#228;ude ist Pacht; &#220;berlassung eines Wohnhauses mit Garten ist - einheitlich - Miete).</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">2. a)</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Auch die Vereinbarung des Basisjahres 1972 = 100 steht der Anwendung des Indexes nicht entgegen, obwohl ein solcher vom Statistischen Landesamt nicht ver&#246;ffentlicht wird. Darin liegt nicht die Vereinbarung einer unm&#246;glichen Leistung im Sinne von &#167; 306 BGB. Die Leistung auf der Grundlage der von den Parteien vereinbarten Index&#173;klausel ist n&#228;mlich m&#246;glich, wie die Auskunft des Sta&#173;tistischen Landesamts und die Umrechnung durch den Sach&#173;verst&#228;ndigen ergeben haben. Auch kann nicht die Rede da&#173;von sein, da&#223; der von den Parteien in Bezug genommene Index nicht existiere. Denn lediglich f&#252;r die Ver&#246;ffent&#173;lichung werden die vorhandenen Daten auf eine - aus Vereinfachungsgr&#252;nden beschr&#228;nkte - Zahl von Basisjahren umgerechnet. Dabei hat die Bezugnahme auf ein sp&#228;teres Basisjahr (bei tendenziell steigenden Preisen) lediglich zur Folge, da&#223; die gleiche Preissteigerung einen h&#246;heren Punktesprung ausl&#246;st, da&#223; also die in absoluten Punkten ausgedr&#252;ckte Grenze f&#252;r die Anpassung einer Leistung schneller erreicht wird.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Gegen eine Anwendung des Indexes mit der Basis 1972 = 100 bestehen auch nicht deshalb Bedenken, weil es sich bei dem im Vertrag angegebenen Basisjahr um eine aufgrund beiderseitigen Irrtums der Parteien angegebene Bezugsgr&#246;&#223;e handelt. Daf&#252;r fehlt jeder Anhaltspunkt.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Damit fehlt es auch an einer Vertragsl&#252;cke, deren Schlie&#223;ung unter Ber&#252;cksichtigung des mutma&#223;lichen Parteiwil&#173;lens erforderlich w&#228;re. Dieser w&#228;re im &#252;brigen dahingehend vorzunehmen, da&#223; ein anderes, dem im Vertrag genann&#173;ten m&#246;glichst nahekommendes Basisjahr zu bestimmen w&#228;re, auf dessen Grundlage ein Index ver&#246;ffentlicht wird.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Da dadurch keine st&#228;rkeren Pachtzinserh&#246;hungen erm&#246;glicht werden d&#252;rften, k&#228;me hierf&#252;r allein das Jahr 1970 in Betracht. Weder dies noch die Tatsache, da&#223; im Rahmen des Pachtvertrages auch ein Wohngeb&#228;ude &#252;berlassen wurde, w&#252;rde im &#252;brigen zu einem Wegfall der von der Landeszen&#173;tralbank nach &#167; 3 W&#228;hrungsgesetz erteilten Genehmigung f&#252;hren. Diese hat n&#228;mlich die Klausel innerhalb des ihr vorgelegten Vertrages, also mit den Ansatzpunkten, die zu Unklarheiten h&#228;tten f&#252;hren k&#246;nnen, und in Kenntnis der genaueren Zusammensetzung des Pachtobjekts genehmigt, so da&#223; von einer T&#228;uschung der Genehmigungsbeh&#246;rde keine Rede sein kann.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Es ist auch nicht ausgeschlossen, da&#223; die aufgrund der Indexklausel sich ergebenden Erh&#246;hungsbetr&#228;ge r&#252;ckwirkend geltend gemacht werden. Insoweit k&#246;nnte zwar die Regelung in &#167; 3 des Vertrages dahingehend verstanden wer&#173;den, da&#223; - &#228;hnlich &#167; 2 Abs. 4 MHG f&#252;r die Wohnraummiete - der erh&#246;hte Pachtzins erst ab Zugang des Erh&#246;hungsverlangens geschuldet sein soll. Dem steht jedoch der Wortlaut der Bestimmung entgegen, nach der sich bei &#196;nderun&#173;gen des Indexes die Pacht entsprechend erh&#246;ht oder ver&#173;ringert. Damit ist ausgedr&#252;ckt, da&#223; &#196;nderungen des In&#173;dexes automatisch eine &#196;nderung des Pachtzinses nach sich ziehen. Andernfalls h&#228;tte n&#228;mlich die - ebenfalls ge&#173;br&#228;uchliche - Formulierung nahegelegen, da&#223; der Verp&#228;ch&#173;ter bei &#196;nderung des Indexes um mehr als x Punkte eine Erh&#246;hung des Pachtzinses verlangen kann. Daf&#252;r, da&#223; die Parteien hier die automatische Anpassung gewollt haben, spricht auch, der Zusatz, da&#223; "eine eingetretene Erh&#246;hung oder Verringerung ... auch nachtr&#228;glich geltend gemacht werden" kann. Damit wollten die Parteien nochmals deut&#173;lich machen, da&#223; es f&#252;r die Erh&#246;hung oder Verringerung des Pachtzinses gerade keines dahingehenden vorherigen Verlangens bedarf. </p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">4. a)</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Das r&#252;ckwirkend geltend gemachte Erh&#246;hungsverlangen ist auch nicht verwirkt. Seit der M&#246;glichkeit ihrer Geltendmachung ist zwar eine l&#228;ngere Zeit verstrichen. Beson&#173;dere Umst&#228;nder die eine Geltendmachung der Erh&#246;hungsbe&#173;tr&#228;ge innerhalb der Verj&#228;hrungsfrist als treuwidrig er scheinen lassen k&#246;nnten (vgl. Palandt/Heinrichs, &#167; 242 BGB, Anm. 9 a), sind hier jedoch nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Von dem Erfordernis, da&#223; zum Zeitablauf noch besondere Umst&#228;nde hinzutreten m&#252;ssen, wird im Bereich des Mietrechts allerdings abgesehen und im Wege typisierender Betrachtung die Verwirkung allein vom Ablauf bestimmter Fristen abh&#228;ngig gemacht (so etwa OLG K&#246;ln, MDR 1960, 402; f&#252;r Mietzins; LG Mannheim, WuM 1976, 225, 226; LG Darmstadt, WuM 1976, 253 ff.; LG M&#252;nchen 1, WuM 1978, 5 mit zust. Anm. Putz; LG Berlin, WuM 1978, 166; LG Bonn, WUM 1979, 235; s&#228;mtlich f&#252;r Nebenkosten bei der Wohnraummiete, insbesondere f&#252;r Heizkostennachzahlun&#173;gen; LG Berlin, MDR 1981, 584: f&#252;r eine Mietzinsgleit&#173;klausel; MK/Voelskow, &#167;&#167; 535/536, Rnr. 121; Palandt/Heinrichs, BGB, &#167; 242 Anm. 9 d bb). Dem wird entgegen&#173;gehalten, wegen der kurzen Verj&#228;hrung gerade bei Mietzinsanspr&#252;chen sei f&#252;r die Annahme einer Verwirkung ein besonders strenger Ma&#223;stab anzulegen (vgl. Soergel/Kummer, BGB, 11. Auflage 198o, &#167;&#167; 535, 536 Rnr. 334; in diese Richtung auch MK/Roth, 2. Auflage 1985, BGB, &#167; 242 Rnr. 374). &#252;berhaupt k&#246;nne entgegen der untergerichtlichen Rechtsprechung der blo&#223;e Zeitablauf nicht als ausreichende Grundlage f&#252;r eine Verwirkung ange&#173;sehen werden (so BGH, NJW 1984, 1684). Dies gelte erst recht bez&#252;glich der Nebenkosten bei gewerblicher Vermietung, da dort ein gesetzlicher Abrechnungszwang ent&#173;sprechend &#167; 4 Abs. 1 Satz 2 MHG fehle (a.A. MK/Voels&#173;kow, &#167;&#167; 535/536, Rnr. 121).</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Dieser im Mietrecht teilweise zur Frage der Verwirkung vertretene Standpunkt kann auf den hier vorliegenden Pachtvertrag nicht &#252;bertragen werden. Zwar sind Miete und Pacht hinsichtlich des regelm&#228;&#223;ig zu zahlenden Pacht- bzw. Mietzinses vergleichbar. Es ist aber zu ber&#252;cksich&#173;tigen, da&#223; die Rechtsprechung zu den kurzen Verwirkungs&#173;fristen sich im Bereich des Wohntaummietrechts entwickelt hat und damit in einem Bereich, der auch innerhalb des Mietrechts eine Sonderrolle spielt. Schon die &#220;bertra&#173;gung auf das allgemeine Mietrecht st&#246;&#223;t nur auf verein&#173;zelte Zustimmung (so etwa MK/Voelskow, &#167;&#167; 535/536 BGB, Rnr. 121; a.A. BGH, NJW 1984, 1684). Zudem dient die kurze Verwirkungsfrist dazu, eine mittelbare Sanktion f&#252;r eine entgegen &#167; 4 Abs. 1 Satz 2 MHG nicht oder versp&#228;tet vorgenommene Nebenkostenabrechnung zu erreichen, eine Vorschrift, die au&#223;erhalb des Wohnraummietrechts keine Parallele hat. Erst recht kommt daher die Annahme einer Verwirkung f&#252;r den Pachtzins selbst nicht in Be&#173;tracht (so f&#252;r die Miete bereits BGH, NJW 1984, 1684).</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Hier kommt, anders als bei den Heizkostenabrechnungen, noch hinzu, da&#223; es P&#228;chter wie Verp&#228;chter in gleicher Weise m&#246;glich bzw. unm&#246;glich ist, auf der Grundlage der Indexklausel die ge&#228;nderten Pachtbetr&#228;ge zu ermitteln. Zudem war die Zul&#228;ssigkeit einer sp&#228;teren Geltend&#173;machung ausdr&#252;cklich individualvertraglich vereinbart.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Indexklausel auf der Grundlage des Sachverst&#228;ndigengutachtens jedoch teilweise unrich&#173;tig angewandt. F&#252;r den Erh&#246;hungsbetrag des Pachtzinses f&#252;r die erst sp&#228;ter in die Berechnung einbezogenen Koppeln 16 und 21 ist n&#228;mlich der Index des Monates zugrunde gelegt worden, in dem die Koppeln in die Berechnung aufge&#173;nommen waren (Koppel 16: Januar 1981 statt Dezember 1980; Koppel 21: November statt September 1983). Damit ist die Ausgangspacht f&#252;r die erst sp&#228;ter in die Berechnung einbezogenen Fl&#228;chen h&#246;her als dies bei Ber&#252;cksichti&#173;gung des 5-Punkte-Sprungs der Fall w&#228;re. Dies ist bei der Neuberechnung des r&#252;ckst&#228;ndigen Pachtzinses zu ber&#252;cksichtigen.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus ist bei der Neuberechnung von der mit 4.500 qm unstreitig gewordenen Fl&#228;che des Hofgrundst&#252;cks auszugehen.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">6.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat schlie&#223;lich Anspruch auf anteiligen Ersatz der Nebenkosten. Dieser Anspruch ergibt sich aus dem Pachtvertrag. Die Aufteilung der entstandenen Kosten ist vom Sachverst&#228;ndigen in erster Instanz auch entsprechend dem Verh&#228;ltnis der verpachteten zur Gesamtfl&#228;che des Kl&#228;gers vorgenommen worden.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Auch dieser Erstattungsanspruch des Kl&#228;gers ist nicht verwirkt. F&#252;r Nebenkostenforderungen im Bereich des Mietrechts wird dies zwar in noch st&#228;rkerem Ma&#223;e angenommen als f&#252;r Forderungen auf r&#252;ckst&#228;ndige Mieterh&#246;hungs&#173;betr&#228;ge (vgl. die Nachweise vorstehend unter 4.). Dort wird insbesondere bei Heizkosten angenommen, da&#223; der An&#173;spruch auf eventuelle Nachzahlungen ein Jahr nach Ent&#173;stehung des Anspruchs, also in der Regel ein Jahr nach Ablauf der Abrechnungsperiode, verwirkt ist.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Gegen eine &#220;bertragung dieser Grunds&#228;tze auf den Streitfall spricht jedoch, da&#223; es weder im allgemeinen Miet&#173;recht und noch weniger im Pachtrecht eine dem &#167; 4 Abs. 1 Satz 2 MHG entsprechende Regelung gibt, die den Vermie&#173;ter bzw. Verp&#228;chter zur Abrechnung der Nebenkosten innerhalb eines bestimmten Zeitraums zwingt und deren Durchsetzung mangels entsprechender Verj&#228;hrungsregelung durch die Annahme verk&#252;rzter Verwirkungsfristen erforder&#173;lich ist (vgl. BGH NJW 1984, 1684). Dem wird zwar entge&#173;gengehalten, der Vermieter m&#252;sse auch im Bereich des ge&#173;werblichen Mietrechts nach Treu und Glauben die Abrech&#173;nung von Nebenkosten innerhalb eines kurzen Zeitraums vornehmen, anderenfalls k&#246;nne bez&#252;glich weiterer Voraus&#173;zahlungen ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht im Sinne von &#167; 273 BGB ausge&#252;bt werden (so MK/Voelskow, &#167;&#167; 535/536, Rnr. 121) . Dieser Gesichtspunkt ist hier jedoch ohne Bedeutung, da die Beklagten vertraglich keine Abschlagszahlungen auf die Nebenkosten schuldeten: Gerade dies spricht gegen eine &#220;bertragung der zu &#167; 4 Abs. 1 Satz 2 MAG entwickelten Verwirkungsgrunds&#228;tze. Denn dort wird der Abrechnungs&#173;zwang an die laufend gezahlten Vorauszahlungen gekn&#252;pft. Dabei ist es durchaus &#252;berzeugend, da&#223; derjenige, der schon einen "Abschlag" gezahlt hat, nach einer gewissen Zeit in seinem Vertrauen schutzw&#252;rdig ist, da&#223; die tats&#228;chliche Zahlungsverpflichtung die Summe der Abschlags&#173;zahlungen nicht &#252;bersteigt. Hier jedoch mu&#223;ten die Beklagten mangels solcher Abschlagszahlungen st&#228;ndig da&#173;mit rechnen, da&#223; noch anteilige Nebenkostenzahlungen auf sie zukommen w&#252;rden. Schlie&#223;lich spricht gegen eine &#220;ber&#173;tragung der mietrechtlichen Grunds&#228;tze, da&#223; dort, vor al&#173;lem bei der Umlage der Heizkosten, in der Regel kompli&#173;zierte Berechnungen erforderlich sind, oftmals zudem mit einer Vielzahl von Beteiligten, w&#228;hrend hier eine (ein&#173;fache) prozentuale Aufschl&#252;sselung zwischen blo&#223; zwei Parteien vorzunehmen ist. Der Gesichtspunkt, da&#223; die M&#246;g&#173;lichkeit einer Kontrolle der Abrechnung mit dem Zeitab&#173;lauf erschwert wird, etwa nach dem Auszug eines Mitmie&#173;ters, gilt hier daher ebenfalls nicht.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">7.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Der Berechnung des geschuldeten Pachtzins und der ge schuldete Anteil an den Nebenkosten wird im folgenden das in erster Instanz erstattete Sachverst&#228;ndigengutachten zugrunde gelegt, jedoch unter Ber&#252;cksichtigung der unter 5. angegebenen Korrekturen. Die Koppeln 16 und 21 sind erst ab 1. Januar 1981 bzw. 1. November 1983 in die Berechnung einbezogen, da bez&#252;glich der darauf entfallenden Pachtzinsen die Klage bereits in erster Instanz zur&#252;ckgenommen worden ist.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks"><u>a) Grundst&#252;cksgr&#246;&#223;en: </u></p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">aa) Hoffl&#228;che und landwirtschaftliche Nutzfl&#228;che:</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">623 qm</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks"><u>79.877 qm</u></p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Gesamtgrundst&#252;cksgr&#246;&#223;e 80.500 qm</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich Hoffl&#228;che gem&#228;&#223; Proto&#8209;</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">koll der m&#252;ndlichen Verhandlung</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">vom 18. M&#228;rz 1987 4.500 qm</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">bb) Landwirtschaftliche Nutzfl&#228;che: 76.000 qm</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich Koppel 21 5.410 qm</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">cc) Landwirtschaftliche Nutzfl&#228;che</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">ohne Koppel 21: 70.590 qm</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich Koppel 16.200 qm</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">dd) Landwirtschaftliche Nutzfl&#228;che</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">ohne Koppe 21 und ohne Kopel 16: 54.390 qm </p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks"><u>b) Berechnung des Pachtzinses: </u></p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">aa) Monatlicher Pachtzins ab 1. April 1979: </p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">gem&#228;&#223; Pachtvertrag vom 1. April 1979</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Hofgrundst&#252;ck mit Geb&#228;uden: 1.500,-- DM</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">5,439 ha landwirtschaftliche </p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Nutz&#173;fl&#228;che x 400,--. DM : 12 <u> 181,30 DM</u></p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks"> 1.681,30 DM</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Indexwert April 1979 gem&#228;&#223; amtlichem Indexwert 1970 = l00 lt. Tabelle des Landesamtes f&#252;r Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen (81. 268 d.A.), umgerechnet auf Basis 1972 = 100:</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Jahresdurchschnitt 1972 = 110,7 Punkte April 1979 = 153,3 Punkte</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Indexwert April 1979 bezogen auf Basis 1972 = 100</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks"><u>153,3 x 100</u> = 138,5 Punkte</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">110,7</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Pachtzins vom 1. April 1979 bis zum 31. Januar 1980:</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">1.681,30 DM x 10 Monate = 16.813,-- DM</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">bb) Monatlicher Pachtzins ab 1. Februar 1980:</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Indexwert 1972 lt. Tabelle = 110,7 Punkte </p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Februar 1980 lt. Tabelle = 160,2 Punkte </p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Indexwert Februar Basis 1980 bezogen auf</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Basis 172 0 100: </p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks"><u>160,2 x 100 </u>=<u> 144,7 Punkte</u></p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">110,7</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Pachterh&#246;hung: </p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">April 1979 = 138,5 Punkte </p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Februar 1980 = 144,7 Punkte </p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">= 144,7 Punkte</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks"><u>100.144,7 - 100</u> = 4,48 %</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">138,5 </p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Altpacht: 1.681,30 DM</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">zuz&#252;glich 4,48 % <u>75,32 DM</u></p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Neupacht: 1.756,62 DM</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Pachtzins vom 1. Februar 1980 bis</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">zum 30. November 1980:</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">1.756,62 DM x 10 Monate = 17.566,20 DM</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">cc) Monatlicher Pachtzins ab 1. De&#173;zember 1980:</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Indexwert 1972 lt. Tabelle = 110,7 Punkte </p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Dezember 1980 lt. Tabelle = 166,2 Punkte </p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Indexwert Dezember 1980 bezogen auf Basis 1972 = 100:</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks"><u>166,2 x 100</u> = 150,1 Punkte</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">110,7 </p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">Pachterh&#246;hung:</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks"><u>100 x 150,1</u> - 100 = 3,73 %</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">144,7 </p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">Altpacht: 1.756,62 DM</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">zuz&#252;glich 3,73 % = <u>65,52 DM</u></p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">Neupacht: 1.822,14 DM</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">Pachtzins f&#252;r Dezember 1980: 1.822,14 DM</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">dd) Monatlicher Pachtzins ab 1. Januar 1981:</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">Indexwert 1972 lt. Tabelle = 110,7 Punkte </p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">Dezember 1980 lt. Tabelle = 166,2 Punkte </p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">Indexwert Januar 1981 bezogen auf Basis 1972 = l00:</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks"><u>166,2 x 100</u> = 150,1 Punkte</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">110,7 </p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks"> Index April 1979 = 138,5 Punkte</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">Index Dezember 1980 = 150,1 Punkte</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">Pachterh&#246;hung:</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks"><u>1oo x </u><u>150,1</u> 100 = 8,38 %</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">138,5</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">Monatlicher Pachtzins:</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">Altpacht:</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">(wie Dezember 1980) 1.822,14 DM </p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">zuz&#252;glich Koppel 16:</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">1,62 ha landwirtschaftliche Nutz&#173;fl&#228;che x 400,-- DM : 12 54,-- DM </p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">zuz&#252;glich 8,38 % von 54,-- DM<u> 4,53 DM</u> </p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks"> 1.880,67 DM </p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">Pachtzins vom 1. Januar 1981 bis zum 30. April 1981:</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">1.880,67 DM x 4 Monate = 7.522,68 DM </p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">ee) Monatlicher Pachtzins ab 1. Mai 1981:</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">IndexWert 1972 lt. Tabelle = 110,7 Punkte </p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">Mai 1981 lt. Tabelle = 172,4 Punkte </p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">Indexwert Mai 1981 bezogen auf Basis 1972 = 100:</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks"><u>172, 4 x 100</u> = 155,7 Punkte</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">110,7</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">Index Dezember 1980 = 150,1 Punkte </p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">Index Mai 1981 = 155,7 Punkte</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">Pachterh&#246;hung:</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks"><u>100 x 155,7</u> - 100 = 3,73 %</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">150,1</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">Altpacht: 1.880,67 DM </p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">zuz&#252;glich 3,73 % Neupacht:<u> 70,15 DM</u></p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks"> 1.950,82 DM </p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">Pachtzins vom 1. Mai 1981 bis 30. November 1981:</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">1.950,82 DM x 7 Monate = 13.655 74 DM</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">ff) Monatlicher Pachtzins ab 1. Dezember 1981:</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks">Indexwert 1972 lt. Tabelle = 110,7 Punkte</p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks">Dezember 1981 lt. Tabelle = 178,1 Punkte</p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks">Indexwert November 1981 bezogen auf Basis 1972 = l00:</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks"><u>178,1 x 100</u> = 1260,9 Punkte</p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks">110,7</p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks">Pachterh&#246;hung:</p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks"><u>100 x 160,9</u> - 100 = 3,34 %</p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks">155,7</p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks">Altpacht: 1.950,82 DM</p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks">zuz&#252;glich 3,34 % <u>65,16 DM</u></p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks">Neupacht: 2.015,98 DM</p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks">Pachtzins vom 1. Dezember 1981</p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks">bis zum 31. Mai 1982:</p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks">2.015,98 DM x 6 Monate = 12.095 88 DM</p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks">gg) Monatlicher Pachtzins ab 1. Juni 1982:</p> <span class="absatzRechts">198</span><p class="absatzLinks">Indexwert 1972 lt. Tabelle = 110,7 Punkte </p> <span class="absatzRechts">199</span><p class="absatzLinks"> Juni 1982 lt. Tabelle = 183,8 Punkte </p> <span class="absatzRechts">200</span><p class="absatzLinks">Indexwert Juni 1982 bezogen auf Basis 1972 = l00</p> <span class="absatzRechts">201</span><p class="absatzLinks"><u>183,8 x 100</u> = 166 Punkte</p> <span class="absatzRechts">202</span><p class="absatzLinks">110,7 </p> <span class="absatzRechts">203</span><p class="absatzLinks">Pachterh&#246;hung:</p> <span class="absatzRechts">204</span><p class="absatzLinks"><u>100 x 166</u><u>,</u><u>0</u> 100 = 3,17 %</p> <span class="absatzRechts">205</span><p class="absatzLinks">160,9</p> <span class="absatzRechts">206</span><p class="absatzLinks">Altpacht: 2.015,98 DM</p> <span class="absatzRechts">207</span><p class="absatzLinks">zuz&#252;glich 3,17 %<u> 63,91 DM</u> </p> <span class="absatzRechts">208</span><p class="absatzLinks">Neupacht: 2.079,89 DM </p> <span class="absatzRechts">209</span><p class="absatzLinks">Pachtzins vom 1. Juni 1982 bis zum 31. August 1983:</p> <span class="absatzRechts">210</span><p class="absatzLinks">2.079,89 DM x 15 Monate = 31.198,35 DM </p> <span class="absatzRechts">211</span><p class="absatzLinks">hh) Monatlicher Pachtzins ab 1. September 1983</p> <span class="absatzRechts">212</span><p class="absatzLinks">Indexwert 1972 lt. Tabelle = 110,7 Punkte</p> <span class="absatzRechts">213</span><p class="absatzLinks">September 1983 lt. Tabelle = 189,9 Punkte</p> <span class="absatzRechts">214</span><p class="absatzLinks">Indexwert September 1983 bezogen auf Basis 1972 = 100</p> <span class="absatzRechts">215</span><p class="absatzLinks"><u>189,9 x 100</u> = 171,5 Punkte</p> <span class="absatzRechts">216</span><p class="absatzLinks">110,7 </p> <span class="absatzRechts">217</span><p class="absatzLinks">Pachtzinserh&#246;hung:</p> <span class="absatzRechts">218</span><p class="absatzLinks"><u>100 x 171,5</u> - 100 = 3,31 %</p> <span class="absatzRechts">219</span><p class="absatzLinks">166,0</p> <span class="absatzRechts">220</span><p class="absatzLinks">Altpacht: 2.079,89 DM </p> <span class="absatzRechts">221</span><p class="absatzLinks">zuz&#252;glich 3,31 % =<u> 68,84 DM</u> </p> <span class="absatzRechts">222</span><p class="absatzLinks">Neupacht: 2.148,73 DM </p> <span class="absatzRechts">223</span><p class="absatzLinks">Pachtzins vom 1. September bis zum 31. Oktober 1983</p> <span class="absatzRechts">224</span><p class="absatzLinks">2.148,73 DM x 2 Monate = 4.297,46 DM </p> <span class="absatzRechts">225</span><p class="absatzLinks">ii) Monatlicher Pachtzins ab 1. November 1983:</p> <span class="absatzRechts">226</span><p class="absatzLinks">Indexwert 1972 lt. Tabelle = 110,7 Punkte</p> <span class="absatzRechts">227</span><p class="absatzLinks">September 1983 lt. Tabelle = 189,9 Punkte</p> <span class="absatzRechts">228</span><p class="absatzLinks">Indexwert September 1983 bezogen auf Basis 1972 = 100:</p> <span class="absatzRechts">229</span><p class="absatzLinks"><u>189,9 x 100</u> = 171,5 Punkte</p> <span class="absatzRechts">230</span><p class="absatzLinks">110,7 </p> <span class="absatzRechts">231</span><p class="absatzLinks">Indexwert April 1979 = 138,5 Punkte </p> <span class="absatzRechts">232</span><p class="absatzLinks">Erh&#246;hung:</p> <span class="absatzRechts">233</span><p class="absatzLinks"><u>100 x 171,5</u> - 100 = 23,83 %</p> <span class="absatzRechts">234</span><p class="absatzLinks">138,5</p> <span class="absatzRechts">235</span><p class="absatzLinks">Altpacht:</p> <span class="absatzRechts">236</span><p class="absatzLinks">(wie Oktober 1983) 2.148,73 DM </p> <span class="absatzRechts">237</span><p class="absatzLinks">zuz&#252;glich Koppel 21:</p> <span class="absatzRechts">238</span><p class="absatzLinks">0,541 ha landwirtschaftliche Nutz&#173;fl&#252;che x 400,-- DM :.12 = 18,03 DM </p> <span class="absatzRechts">239</span><p class="absatzLinks">zuz&#252;glich 23,83 % von 18,03 DM<u> 4.30 DM</u> </p> <span class="absatzRechts">240</span><p class="absatzLinks"> Neupacht: 2.171,06 DM </p> <span class="absatzRechts">241</span><p class="absatzLinks">Pachtzins vom 1. November 1983 bis zum 31. Januar 1985:</p> <span class="absatzRechts">242</span><p class="absatzLinks">2.171,06 DM x 15 Monate = 32.565,90 DM </p> <span class="absatzRechts">243</span><p class="absatzLinks">kk) Monatlicher Pachtzins ab 1. Februar 1985:</p> <span class="absatzRechts">244</span><p class="absatzLinks">Indexwert 1972 lt. Tabelle = 110,7 Punkte </p> <span class="absatzRechts">245</span><p class="absatzLinks">Februar 1985 lt Tabelle = 195,8 Punkte </p> <span class="absatzRechts">246</span><p class="absatzLinks">Indexwert Februar Basis 1972 = l00:</p> <span class="absatzRechts">247</span><p class="absatzLinks"><u>195,8 x 100</u> = 176,9 Punkte</p> <span class="absatzRechts">248</span><p class="absatzLinks">110,7 </p> <span class="absatzRechts">249</span><p class="absatzLinks">Pachtzinserh&#246;h&#252;ng:</p> <span class="absatzRechts">250</span><p class="absatzLinks"><u>100 x 176,9</u> _ 100 = 3,15 </p> <span class="absatzRechts">251</span><p class="absatzLinks">171,5 </p> <span class="absatzRechts">252</span><p class="absatzLinks">Altpacht: 2.171,06 DM </p> <span class="absatzRechts">253</span><p class="absatzLinks">zuz&#252;glich 3,15 %<u> 68,39 DM</u> </p> <span class="absatzRechts">254</span><p class="absatzLinks">Neupacht: 2.239,45 DM </p> <span class="absatzRechts">255</span><p class="absatzLinks">Pachtzins vom 1. Februar 1985 bis zum 30. September 1985:</p> <span class="absatzRechts">256</span><p class="absatzLinks">2.239,45 DM x 8 Monate = 17.915,60 DM </p> <span class="absatzRechts">257</span><p class="absatzLinks">11) Gesamtpachtzins: 155.452,95 DM</p> <span class="absatzRechts">258</span><p class="absatzLinks"><u>c) Berechnung der Nebenkosten: </u></p> <span class="absatzRechts">259</span><p class="absatzLinks">aa) Grundst&#252;cksanteil:</p> <span class="absatzRechts">260</span><p class="absatzLinks">Gesamtbesitz des Kl&#228;gers: 48,22 ha Von den Beklagten gepachtet: 8.05 ha Grundst&#252;cksanteil mithin:</p> <span class="absatzRechts">261</span><p class="absatzLinks"><u>100 x 8,05</u> = 16,69 %</p> <span class="absatzRechts">262</span><p class="absatzLinks">48,22</p> <span class="absatzRechts">263</span><p class="absatzLinks">bb) Gesamtnebenkosten der Jahre 1979 (9 Monate) bis 1984</p> <span class="absatzRechts">264</span><p class="absatzLinks">unver&#228;ndert wie in 1. Instanz</p> <span class="absatzRechts">265</span><p class="absatzLinks">7.810,22 DM</p> <span class="absatzRechts">266</span><p class="absatzLinks"><u>d) Zusammenstellung: </u></p> <span class="absatzRechts">267</span><p class="absatzLinks">aa) Gesamtpachtzins (Punkt b) 11)) 155.452,95 DM</p> <span class="absatzRechts">268</span><p class="absatzLinks">bb) Gesamtnebenkosten (Punkt c) bb)) <u>7.810,22 DM</u></p> <span class="absatzRechts">269</span><p class="absatzLinks"> 163.263,17 DM</p> <span class="absatzRechts">270</span><p class="absatzLinks">cc) abz&#252;glich f&#252;r Renovierung an Dach</p> <span class="absatzRechts">271</span><p class="absatzLinks">und Fach gem&#228;&#223; Vertrag vom</p> <span class="absatzRechts">272</span><p class="absatzLinks">1. April 1979 <u>36.000,-- DM</u></p> <span class="absatzRechts">273</span><p class="absatzLinks"> 127.263,17 DM</p> <span class="absatzRechts">274</span><p class="absatzLinks">dd) abz&#252;glich Zahlungen der Beklagten (Addition der vorletzten Spalten</p> <span class="absatzRechts">275</span><p class="absatzLinks">von Blatt 141 bis 145 d.A.)</p> <span class="absatzRechts">276</span><p class="absatzLinks">ee) Pacht- und Nebenkostenr&#252;ckstand der Beklagten f&#252;r die Zeit bis zum 23. September 1985:</p> <span class="absatzRechts">277</span><p class="absatzLinks"><u>107.377,71 DM</u></p> <span class="absatzRechts">278</span><p class="absatzLinks">19.885,46 DM</p> <span class="absatzRechts">279</span><p class="absatzLinks">Somit belltlift sich der Pacht- und Nebenkostenreckstand der Beklagten f&#252;r.die Zeit bis zum 23. September 1985 unter Ber&#252;cksichtigung der Zahlungen der Beklagten auf insgesamt: 19.885,46 DM.</p> <span class="absatzRechts">280</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick darauf, da&#223; in dieser Summe verj&#228;hrte Pachtzinsr&#252;ckst&#228;nde aus dem Jahre 1979 enthalten sind, hat der Kl&#228;ger die Klage um einen weiteren Betrag von 353,56 DM zur&#252;ckgenommen. Die Klage ist daher nur noch bez&#252;glich eines Betrages von 20.128,78 DM abz&#252;glich <u>353,56 DM </u>= 19.775,22 DM rechtsh&#228;ngig. Dabei ist zu beachten, da&#223; dem Landgericht im erstinstanzlichen Tenor ein offeneichtlicher Schreibfehler unterlaufen ist (20.178,78 DM statt 20.128,78 DM), der nach &#167; 319 Abs. 1 ZPO von Amts wegen zu berichtigen ist.</p> <span class="absatzRechts">281</span><p class="absatzLinks">Auch bei den dem Kl&#228;ger zustehenden Anspr&#252;chen ist die Verj&#228;hrung zu ber&#252;cksichtigen, so da&#223; sich ein Anspruch des Kl&#228;gers auf r&#252;ckst&#228;ndigen Pachtzins und Nebenkosten von 19.885,46 DM abz&#252;glich <u>353,56 DM = </u>19.531,90 DM ergibt.</p> <span class="absatzRechts">282</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich des Anspruchs auf die r&#252;ckst&#228;ndigen Nebenkosten greift die Einrede der Verj&#228;hrung schon deshalb nicht durch, weil die Beklagten im Jahre 1979 mehr Ne&#173;benkosten gezahlt haben als sie nach dem Pachtvertrag schuldeten, und zwar vor allem, weil bei der Verteilung der Nebenkosten ein unzutreffender Berechnungsschl&#252;ssel zugrunde gelegt worden war.</p> <span class="absatzRechts">283</span><p class="absatzLinks">1. a)</p> <span class="absatzRechts">284</span><p class="absatzLinks">Die gegen die Klageforderung gerichtete Hilfsaufrechnung mit Pachtminderungsansprechen wegen des Wasserschadens greift nicht durch. Der in &#167; 4 des Vertrages verein&#173;barte Ausschlu&#223; des Aufrechnungs-, Minderungs- und Zu&#173;r&#252;ckbehaltungsrechts ist wirksam, da eine Anwendung der auf Mietvertr&#228;ge &#252;ber <u>Wohnraum</u> zugeschnittene Vorschriften und damit auch der &#167;&#167; 537 Abs. 3, 552 a BGB im Rahmen von Pachtvertr&#228;gen nicht in Betracht kommt. Pachtvertr&#228;ge sind vielmehr selbst dann, wenn Wohnraum mitverpachtet wird, einheitlich als Pachtvertr&#228;ge zu beurteilen, was in der Neufassung des &#167; 585 Abs. 1 Satz 1 BGB deutlich zum Ausdruck gekommen ist. Gerade im Hinblick auf den Aufrechnungsausschlu&#223; kommt noch hinzu, da&#223; der Gesetzgeber bei der Neufassung des landwirtschaftlichen Pachtrechts zwar auf die Sach- und Rechtsm&#228;ngelgew&#228;hrleistung des Mietrechts Bezug genommen hat (vgl. &#167; 586 Abs. 2 BGB n.F.), diese aber nicht zwingend ausgestaltet hat, obwohl er den landwirtschaftlichen P&#228;chter als im Vergleich zum gew&#246;hnlichen P&#228;chter st&#228;rker schutzw&#252;rdig ansieht.</p> <span class="absatzRechts">285</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">286</span><p class="absatzLinks">Die Aufrechnung scheitert auch daran, da&#223; die Erhaltungspflicht f&#252;r den Pachtgegenstand in zul&#228;ssiger Weise ent&#173;gegen &#167;&#167; 581 Abs. 2, 536 BGB auf die P&#228;chter &#252;bertragen worden ist. Diese Verlagerung des Erhaltungsrisikos l&#228;&#223;t sich aus dem Pachtvertrag entnehmen, der in &#167; 5 be&#173;stimmt, "da&#223; der P&#228;chter das Objekt in dem derzeitigen Zustand &#252;bernimmt und f&#252;r die Erhaltung des Pachtobjekts selbst aufzukommen hat". Dieser Regelung steht nicht ent&#173;gegen, da&#223; nach dem Vertrag der P&#228;chter die mit dem Grundst&#252;ck verbundenen Nebenausgaben wie auch insbeson&#173;dere die Leitungsversicherung &#252;bernimmt. Daraus l&#228;&#223;t sich f&#252;r den Verp&#228;chter keine Verpflichtung zur Sacherhaltung in dem von der Versicherung abgedeckten Umfang ableiten. Eine solche Auslegung w&#252;rde den Wortlaut dieser Vertrags&#173;bestimmung &#252;berdehnen. Sie ist vielmehr als reine Kostenregelung konzipiert, die den Verp&#228;chter berechtigt, wirtschaftlich zu Lasten des P&#228;chters eine Versicherung abzuschlie&#223;en, keinesfalls aber dazu verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">287</span><p class="absatzLinks">Die Pflicht des P&#228;chters, die Kosten der Versicherung zu tragen, best&#228;tigt damit sogar die in &#167; 5 des Vertrages niedergelegte Lastenverteilung. An die Stelle der tats&#228;chlichen Erhaltung durch den P&#228;chter kann damit nach Wahl des Verp&#228;chters f&#252;r bestimmte Risiken die Zahlung der entsprechenden Versicherungspr&#228;mien treten. F&#252;r den Verp&#228;chter hat dies den Vorteil, da&#223; ihm ge&#173;gen&#252;ber bei bestimmten Erhaltungsrisiken die Versiche&#173;u&#252;ng als (solventerer) Vertragspartner einstehen mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">288</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">289</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich besteht auch kein aus positiver Forderungsverletzung des Pachtvertrages herzuleitender Anspruch der Beklagten. Zwar mag den Verp&#228;chter, der die Pachtsa&#173;che auf Kosten des P&#228;chters versichert, die vertragliche Nebenpflicht treffen, die aus einer solchen vom P&#228;chter bezahlten Versicherung sich ergebenden Rechte zugunsten des P&#228;chters geltend zu machen. Daraus folgt aber wegen der vertraglichen Abbedingung der Sacherhaltungspflicht des Verp&#228;chters keine Verpflichtung des Verp&#228;chters, mit der Versicherungssumme wegen einer verz&#246;gerlichen Behandlung seitens der Versicherung in Vorlage zu treten. Da dies aber nach dem Vortrag der Beklagten der Grund f&#252;r die versp&#228;tete Leistung seitens des Kl&#228;gers war, scheidet ein - ohnehin nicht aufrechenbarer - Gegenan&#173;spruch der Beklagten aus positiver Forderungsverletzung des Pachtvertrages aus.</p> <span class="absatzRechts">290</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">291</span><p class="absatzLinks">Ebensowenig greift die hilfsweise erkl&#228;rte Aufrechnung mit Verwendungsersatzanspr&#252;chen gegen&#252;ber der Klageforderung durch.</p> <span class="absatzRechts">292</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">293</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben zwar behauptet, sie h&#228;tten Verwendungen auf das Grundst&#252;ck in H&#246;he von 113.899,95 DM ge&#173;macht. Sie k&#246;nnen jedoch Ersatz dieser Verwendungen un&#173;ter keinem rechtlichen Gesichtspunkt verlangen. Daher kann offenbleiben, ob die Verwendungen schon nicht aus reichend substantiiert behauptet waren oder ob sie, was jedenfalls jetzt anzunehmen ist, vom Kl&#228;ger hinreichend bestritten sind.</p> <span class="absatzRechts">294</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">295</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch auf Ersatz dieser Verwendungen gegen den Kl&#228;ger, soweit er nicht schon durch den Pachtnachla&#223; in H&#246;he von 36.000,-- DM ausgeglichen ist, ergibt sich nicht aus &#167;&#167; 590 b, 591 BGB n.F. Die Anwendung dieser Vorschriften scheitert daran, da&#223; sie nach Art. 219 Abs. 1 Satz 1 BGB erst auf nach dem 1. Juli 1986 geschlossene Pachtvertr&#228;ge anwendbar sind. Zudem handelt es sich hier nicht um einen Landpachtvertrag im Sinne der &#167;&#167; 585 ff. BGB n.F.. Landpacht im Sinne dieser Vor&#173;schriften ist nur die mit der Bodennutzung verbundene Tierhaltung, soweit sie dazu dient, tierische Erzeug&#173;nisse zu gewinnen; vgl. &#167; 585 Abs. 1 Satz 1 BGB (dazu Palandt/Putzo, BGB, &#167; 585 Anm. 1 b), Diese Voraussetzung eines landwirtschaftlichen Betriebs fehlt hier, da schon nach dem unstreitigen Vortrag der Parteien die Verpachtung allenfalls der Pferdehaltung, nicht aber etwa der Gewinnung von Pferdefleisch diente. Insoweit kommt es nicht auf die Behauptung der Beklagten an, die Pferdehaltung habe nicht Erwerbszwecken, sondern blo&#223; dem Hobby gedient,</p> <span class="absatzRechts">296</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">297</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch auf Verwendungsersatz gegen den Kl&#228;ger er&#173;gibt sich auch nicht aus &#167;&#167; 581 Abs. 2, 547 BGB. Zwar handelte es sich entweder um notwendige (&#167; 547 Abs. 1 Satz 1 BGB) oder um solche Verwendungen, die dem Willen des Verp&#228;chters entsprachen (&#167;&#167; 547 Abs. 2, 683 Satz 1, 670 BGB).</p> <span class="absatzRechts">298</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch auf Ersatz dieser Verwendungen ist jedoch ausgeschlossen, da er durch den Pachtvertrag in zul&#228;ssi&#173;ger Weise auf 36.000,-- DM begrenzt wurde. Diese Begrenzung ergibt sich aus der Verrechnungsabrede in &#167; 3 des Pachtvertrages. F&#252;r diesen Zweck der Abrede spricht das Interesse der Parteien, von vornherein Streit &#252;ber die Notwendigkeit oder den wertsteigernden Charakter von Investitionen zu verhindern. Daf&#252;r spricht auch das Interesse des Verp&#228;chters, die auf ihn zukommenden Ko&#173;sten im Zusammenhang mit der Renovierung des Gutes ein&#173;sch&#228;tzen zu k&#246;nnen. Einer Auslegung dahingehend, da&#223; die Bezifferung nur eine Verpflichtung der Beklagten begr&#252;nden sollte, in <u>mindestens</u> dem genannten Umfang Verwendungen vorzunehmen, ihr weitergehendes Recht zur Durchf&#252;hrung von Verwendungen bei Kostenerstattung aber unber&#252;hrt unber&#252;hrt lassen sollte, steht die systemati&#173;sche Stellung dieser Kostentragungsvereinbarung im Pacht&#173;vertrag entgegen. W&#228;re es tats&#228;chlich nur darum gegangen, den Mindestumfang der durchzuf&#252;hrenden Verwendungen zu regeln, h&#228;tte es n&#228;her gelegen, eine solche Vereinbarung in &#167; 5 des Vertrages im Zusammenhang mit der Regelung &#252;ber die Sacherhaltungspflicht zu treffen.</p> <span class="absatzRechts">299</span><p class="absatzLinks">Dieser Begrenzung steht auch nicht das Schreiben vom 20. Februar 1979 entgegen, wonach der Kl&#228;ger ohne eine derartige Begrenzung 2/3 der von den Beklagten gemachten Verwendungen ersetzen wollte. Schriftlich abgefa&#223;te Vertragsurkunden begr&#252;nden n&#228;mlich die Vermutung der inhaltlichen Richtigkeit und Vollst&#228;ndigkeit (vgl. Palandt/ Heinrichs, BGB, &#167; 125 Anm. 5 m.w.N.). Diese Rechtswirkung einer Vertragsurkunde wird durch die ausdr&#252;ckliche Vertragsbestimmung, nach der m&#252;ndliche Nebenabreden nicht getroffen worden seien, best&#228;tigt, ohne da&#223; ihr &#8211; wie die Beklagten meinen - eine Beschr&#228;nkung allein auf den Ausschlu&#223; <u>m&#252;ndlicher</u> Nebenabreden zu entnehmen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">300</span><p class="absatzLinks">Da die vor dem Pachtvertrag abgefa&#223;te Schreiben vom 20. Februar 1979 eine solche Nebenabrede darstellt, w&#228;re es nur dann Vertragsbestandteil geworden, wenn die Parteien beim Abschlu&#223; des Pachtvertrages in Abweichung von dessen Wortlaut an der vorher getroffenen Regelung h&#228;tten festhalten wollen.</p> <span class="absatzRechts">301</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben in diesem Zusammenhang-zwar behauptet, der Kl&#228;ger habe nach Abschlu&#223; des Pachtvertrages selbst best&#228;tigt, an der Regelung in dem Schreiben vom 20. Februar 1979 festhalten zu wollen. Dies haben sie jedoch nicht bewiesen.</p> <span class="absatzRechts">302</span><p class="absatzLinks">In der Berufung haben die Beklagten daf&#252;r allerdings erneut Beweis angetreten, und zwar durch <u>eidliche</u> Vernehmung des Kl&#228;gers als Partei. Dieser Beweis brauchte je&#173;doch nicht erhoben zu werden, da es sich dabei nicht um ein neues Beweismittel handelte. Aus der Systematik der &#167;&#167; 445 ff. ZPO ergibt sich n&#228;mlich, da&#223; die Beweiserherbung durch Parteivernehmung nur ein einheitliches Beweis&#173;mittel ist und da&#223; die Beeidigung der Partei im Rahmen dieses einheitlichen Beweismittels in das Ermessen des Gerichts gestellt werden soll. Zu einer Beeidigung des Kl&#228;gers hat der Senat keinen Anla&#223; gesehen.</p> <span class="absatzRechts">303</span><p class="absatzLinks">IV. 1.</p> <span class="absatzRechts">304</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 269 Abs. 3 Satz 2, 92 Abs. 1 Satz 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">305</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">306</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711, 108 Abs. 1 Satz 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">307</span><p class="absatzLinks"><u>Geb&#252;hrenstreitwert:</u></p> <span class="absatzRechts">308</span><p class="absatzLinks">Bis zur Klager&#252;cknahme in der m&#252;ndlichen Berufungsverhandlung 20.128,78 DM</p> <span class="absatzRechts">309</span><p class="absatzLinks">ab dann 20.128,78 DM</p> <span class="absatzRechts">310</span><p class="absatzLinks"> ./. <u> 353,56 DM</u> 19.775,22 DM.</p> <span class="absatzRechts">311</span><p class="absatzLinks">Eine Wertaddition nach &#167; 19 Abs. 3 GKG scheidet aus, da die Aufrechnungserkl&#228;rungen der Beklagten als unzul&#228;ssig angesehen worden sind und dement&#173;sprechend dar&#252;ber keine der Rechtskraft f&#228;hige Entscheidung getroffen worden ist.</p>
315,476
ag-neuss-1987-04-24-36-c-7587
{ "id": 713, "name": "Amtsgericht Neuss", "slug": "ag-neuss", "city": 473, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
36 C 75/87
"1987-04-24T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:45"
"2019-03-27T09:43:01"
Urteil
ECLI:DE:AGNE:1987:0424.36C75.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 376,37 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 29.10.1986 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen der Kl&#228;ger zu 8/19, die Beklagte zu 11/19.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist Mieterin einer Wohnung des Kl&#228;gers in O. Nach &#167; 3 Ziffer 2 des Mietvertrages, auf den im &#252;brigen verwiesen wird (Bl. 9 ff d.A.), hat die Beklagte folgende Nebenkosten zu tragen: Heizung, Wasser, M&#252;llabfuhr, Stra&#223;enreinigung, Kanalbetriebsgeb&#252;hren, Gem.-Antenne, Heizungswartung, Allgem.-Strom.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 01.09.1986 &#252;bersandte der Kl&#228;ger der Beklagten die Heiz- und Nebenkostenabrechnung vom 22.08.1986, auf die wegen der Einzelheiten verwiesen wird (Bl. 15 ff d.A.), die mit einem Saldo der Beklagten von 650,78 DM endete. F&#252;r Wartungs- und Reinigungsarbeiten an der Heizung und am Pumpensumpf stellt der Kl&#228;ger der Beklagten Eigenleistungen in Rechnung.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 650,78 DM nebst 6 % Zinsen seit dem 28.10.1986 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte behauptet, eine ordnungsgem&#228;&#223;e Nebenkostenabrechnung liege nicht vor. Wegen der n&#228;heren Einzelheiten wird auf den Schriftsatz vom 27.02.1987 (Bl. 25 ff. d. A.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Akteninhalt verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht gem. &#167; 535 Satz 2 BGB gegen die Beklagte ein f&#228;lliger Anspruch auf Zahlung restlicher Heiz- und Nebenkosten f&#252;r die Abrechnungsperiode 01.06.1985 - 31.05.1986 lediglich in H&#246;he von 376,37 DM zu.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Abrechnung des Kl&#228;gers vom 22.08.1986 entspricht den Anforderungen, die nach der neueren Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs an eine ordnungsgem&#228;&#223;e Heiz- und Nebenksotenabrechnung zu stellen sind (vgl. BGH NJW 1982, 573, 574; WUM 198, 214). Sie enth&#228;lt eine geordnete Zusammenstellung der Einnahmen und Ausgaben und versetzt die Beklagte in die M, den Anspruch des Kl&#228;gers rechnerisch und gedanklich nachzuvollziehen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Abrechnung des Kl&#228;gers vom 22.08.1986 ist jedoch insofern zu beanstanden, als der Kl&#228;ger f&#252;r eigene Wartungs- und Reinigungsarbeiten an der Heizung und am Pumpensumpf Kosten von 301,75 DM (= 28,40 DM + 273,35 DM) eingesetzt hat. Sach- und Arbeitsleistungen des Vermieters der vorstehend beschriebenen Art, durch die Betriebskosten erspart werden, sind im nicht preisgebundenen Wohnraum ohne ausdr&#252;ckliche Vereinbarung nicht auf den Mieter umlegbar. Soweit &#167; 27 Abs. 2 Satz 2 der Zweiten Berechnungsverordnung f&#252;r den preisgebundenen Wohnraum eine derartige Umlage erm&#246;glicht, fehlt eine entsprechende Regelung f&#252;r den preisfreien Wohnraum. Eine analoge Anwendung dieser Vorschrift ist nicht geboten. Es liegt weder eine planwidrige Gesetzesl&#252;cke vor, noch ist die Interessenlage in beiden F&#228;llen in der Weise vergleichbar, dass eine einheitliche Behandlung angezeigt ist. &#167; 27 Abs. 2 Satz 2 der Zweiten Berechnungsverordnung ist Teil des im &#246;ffentlichen Interesse geschaffenen Systems der Kostenmiete und als solcher nicht auf den anders strukturierten und vom Prinzip der Vertragsfreiheit gepr&#228;gten freifinanzierten Wohnraum &#252;bertragbar (Derleder in AK MHRG &#167; 4 Rdn. 4; Schmidt-Futterer/Blank, Wohnraumschutzgesetze, 5. Aufl. 1984, C 251 a, vergl. auch BGH ZMR 70, 47). &#167; 4 Abs. 1 Satz 1 MHRG, der seinem Wortlaut nach auch die Verweisung auf &#167; 27 Abs. 2 Satz 2 der Zweiten Berechnungsverordnung erfasst,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">rechtsfertigt keine abweichende Beurteilung. Anhaltspunkte daf&#252;r, dass der Gesetzgeber mit dem am 01.01.1975 in Kraft getretenen II. WKschG und der Bezugnahme auf &#167; 27 der Zweiten Berechnungsverordnung &#252;ber den Begriff der Betriebskosten hinaus auch die weiteren preisrechtlichen Regelungen des &#167; 27 der Zweiten Berechnungsordnung f&#252;r den preisfreien Wohnraum verbindlich vorschreiben wollte, sind nicht erkennbar. Schmidt-Futterer/Blank (a.a.O) weisen zu Recht darauf hin, dass nach dem erkennbaren T und Zweck des &#167; 4 Abs. 1 Satz 1 MHRG ausschlie&#223;lich der Begriff der Betriebskosten definiert werden sollte. Dieser ist aber in &#167; 27 Ab. 1 der Zweiten Berechnungsverordnung und der Anlage 3 zu dieser Vorschrift festgelegt, nicht aber in &#167; 27 Abs. 2 der Zweiten Berechnungsverordnung. Es besteht auch kein Grund, den Vermieter preisfreien Wohnraums vor der Durchf&#252;hrung solcher Eigenleistungen von einer Vereinbarung mit dem Mieter zu entbinden. Dieses Ergebnis steht in Einklang mit dem geltenden zivilrechtlichen Rechtssystem, wonach der Zeitaufwand und der Einsatz der eigenen Arbeitskraft - die Regelung des &#167; 670 BGB ausgenommen - nur in Ausnahmef&#228;llen zu verg&#252;ten sind, wenn n&#228;mlich die erbrachten Leistungen zum Beruf oder Gewerbe des Betroffenen geh&#246;ren (vgl. &#167; 1835 Abs. 2 BGB). In diesem Zusammenhang ist schlie&#223;lich noch von Bedeutung, dass der Gesetzgeber f&#252;r bestimmte heizungsrechnische Anlagen durch &#167; 4 Abs. 3 der Heizungsbetriebsverordnung vom 22.09.1978 (BGB I 1584) die Wartung und Instandhaltung durch "fachkundige Personen" vorschreibt und die Ausf&#252;hrung dieser Arbeiten durch einen lediglich von einer fachkundigen Person "Eingewiesenen" ausdr&#252;cklich untersagt. Auch diese in &#167; 4 Abs. 3 HeizBetr.V zum Ausdruck gekommene Auffassung des Gesetzgebers spricht gegen eine Anerkennung der ohne Vereinbarung in Eigenleistung erbrachten Wartungsarbeiten des Vermieters als umlagef&#228;hige Betriebskosten. Da die mietvertr&#228;glichen Vereinbarungen eine ausdr&#252;ckliche Regelung &#252;ber die Durchf&#252;hrung von Wartungs- und Reinigungarbeiten an der Heizung und am Pumpensumpf in Eigenleistung nicht enthalten und die durchgef&#252;hrten Arbeiten auch nicht zum Beruf oder Gewerbe des Kl&#228;gers zu z&#228;hlen sind, ist die Heiz- und Betriebskostenabrechnung vom 22.08.1986 um 301,75 DM zu k&#252;rzen (= anteilige 28,40 DM + 273,35 DM Gesamtwartungskosten).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Kosten der Antennenanlage in H&#246;he von 114,00 DM stehen dem Kl&#228;ger gegen die Beklagte gleichfalls nicht zu. Wie bereits in der vorherigen Abrehcnung (vgl. AG O 36 C 83/86, Urteil vom 30.05.1986), so hat der Kl&#228;ger auch hier diese Position nicht nachvollziehbar erl&#228;utert. Dass Antennenkosten von 9,50 DM monatlich pro Benutzer orts&#252;blich sein sollen und von allen Ablesefirmen wie Ista, Clorius, Techem ber&#252;cksichtigt werden, vermag eine Kostentragungspflicht der Beklagten nicht zu begr&#252;nden. Mit dieser Begr&#252;ndung hat der Kl&#228;ger offensichtlich den Begriff der Betriebskosten verkannt. Nach der Legaldefinition des &#167; 27 Abs. 1 Satz 1 der Zweiten Berechnungsverordnung sind Betriebskosten die Kosten, "die dem Eigent&#252;mer durch das Eigentum an dem Grundst&#252;ck oder durch den bestimmungsm&#228;&#223;igen Gebrauch des Geb&#228;udes .... <u>laufend</u> entstehen." Damit ist klargestellt, dass der Mieter umlagef&#228;hige Betriebskosten nur dann zu tragen hat, wenn sie f&#252;r den Vermieter in der Abrechnungsperiode tats&#228;chlich entstehen (vgl. LG E 24 S 152/83, Urteil vom 15.11.1983 und 24 S 54/84 Urteil vom 24.07.1984). Fiktive Kosten f&#252;r die Antennenanlage wie sie von dem Kl&#228;ger verlangt werden sind danach nicht umlegbar.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Aus der Heizkostenabrechnung ist die Position Betriebsstrom mit insgesamt 560,61 DM zu streichen. Hier kann nur ein Betrag von 229,20 DM anerkannt werden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Mit 560,61 DM betragen die Kosten des Betriebsstroms knapp 12 % der Brennstoffkosten und liegen damit um mehr als das Doppelte &#252;ber den &#252;blichen Werten. Die Praxis hat gezeigt, dass die Kosten des Betriebsstroms im Durchschnitt zwischen 3 % und 5 % der Brennstoffkosten ausmachen (vgl. K&#246;hler, Heizkosten, 1985, S. 57; Freywald, Heizkostenabrechnung leicht gemacht, 2. Aufl. 1986, Rad. 103). Da der Kl&#228;ger eine Erl&#228;uterung f&#252;r den Grund dieser Abweichung vom Durchschnitt nicht gegeben hat, sind die Betriebsstromkosten auf 229,20 DM zu k&#252;rzen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die weiteren Einwendungen der Beklagten sind nicht erheblich im Sinne des &#167; 138 Abs. 2 ZPO. Entgegen ihrer Auffassung ist es nicht grunds&#228;tzlich unzul&#228;ssig, Gewerber&#228;ume und Wohnr&#228;ume gemeinsam abzurechnen. Da die Beklagte nicht darlegt, welche Gewerber&#228;ume in die Abrechnung des Kl&#228;gers einbezogen worden sind und aus welchen Gr&#252;nden sie hierdurch in einer ihr nicht mehr zumutbaren Weise (&#167; 315 BGB) benachteiligt wird, muss ihr Vorbringen unber&#252;cksichtigt bleiben.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte kann sich auch nicht darauf berufen, die Heizungsanlage funktioniere nicht ordnungsgem&#228;&#223;, da der ermittelte Heiz&#246;lverbrauch der Vorjahre per Strich nicht entsprechend &#252;bereinstimme und ad&#228;quat mit dem Verbrauch des Heiz&#246;ls einhergehe, sondern unterschiedliche Strichzahlen kaum relevante &#196;nderungen des Heiz&#246;lverbrauchs zeigten. Die Beklagte &#252;bersieht, dass sich die verschiedenen Heizperioden bereits deshalb nicht miteinander vergleichen lassen, weil die Verdunstungsfl&#252;ssigkeit nicht linear verdunstet, sondern entsprechend dem Verlauf einer Exponentialfunktion, d.h. je h&#246;her die Heizk&#246;rpertemperatur ist, die sich in der Regel umgekehrt proportional zur Au&#223;entemperatur verh&#228;lt (je k&#228;lter drau&#223;en, desto hei&#223;er der Heizk&#246;rper), um so gr&#246;&#223;er ist die Verdunstungsmenge der Messfl&#252;ssigkeit. Die h&#246;here Heizk&#246;rpertemperatur bedingt zwar auch eine gr&#246;&#223;ere Energiemenge, jedoch nicht im gleichen "Mehr"-Verh&#228;ltnis wie die Messfl&#252;ssigkeit, so dass ein relativ kurzer, aber kalter Winter durch die erforderlich hohe Heizk&#246;rpertemperatur mit Sicherheit mehr Verdunstung und damit mehr Striche verursacht, als eine wesentlich l&#228;ngere, aber mildere Heizperiode, die den fast gleichen &#214;lverbrauch bedingt. Dar&#252;berhinaus ist der Beklagten entgegenzuhalten, dass der aus der Heizkostenabrechnung zu ersehende Heiz&#246;lverbrauch von</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">20,56 l/pro qm deutlich unterhalb des Durchschnittsverbrauchs vergleichbarer Wohnungen liegt, der wie dem Gericht aus einer Vielzahl von Heizkostenabrechnungen bekannt ist - etwa 23 bis 24 l/pro qm betr&#228;gt.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Unter Einbeziehung der dargelegten K&#252;rzungen errechnet sich ein von der Beklagten nachzuzahlender Heiz- und Nebenkostenanteil von 376,37 DM.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die F&#228;lligkeit dieses Nachzahlungsanspruchs scheitert entgegen der Auffassung der Beklagten nicht daran, dass der Kl&#228;ger in der Abrechnung vom 22.08.1986 von ihr insgesamt 274,41 DM zuviel verlangt hat. Der Anspruch des Mieters auf Erteilung einer ordnungsgem&#228;&#223;en Heiz- und Nebenkostenabrechnung ist auch dann erf&#252;llt und bewirkt die F&#228;lligkeit, wenn die Abrechnung in Einzelpunkten ungerechtfertigte oder unrichtig ermittelte Nebenkosten enth&#228;lt, der Mieter aber durch die genaue Aufgliederung der einzelnen Kosten in die M versetzt wird, den von ihm geschuldeten Nachzahlungsbetrag durch Abzug der fehlerhaften Kostenans&#228;tze selbst zu ermitteln, sofern der so errechnete Betrag die von ihm geleisteten Vorauszahlungen &#252;bersteigt. Es handelt sich insoweit um eine Teilforderung, deren Erf&#252;llung der Vermieter, da eine dem &#167; 266 BGB entsprechende Vorschrift f&#252;r den Gl&#228;ubiger fehlt, von dem Mieter verlangen kann. Es w&#228;re auch mit dem Grundsatz von Treu und Glauben nicht zu vereinbaren, dem Vermieter zustehende, von ihm verauslagte und die Vorauszahlungen des Mieters &#252;bersteigende Kosten nur deshalb vorzuenthalten, weil einzelne Nebenkosten nicht ordnungsgem&#228;&#223; abgerechnet sind (vgl. Soergel-L3, BGB, 11. Aufl. 1980, &#167;&#167; 535, 536 Rdn. 162; Bl&#252;mmel, Heizung und Heizkostenabrechnung 1982, S. 58).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Schriftsatz vom 19.03.1987 ist nicht zum Nachteil der Beklagten ber&#252;cksichtigt worden.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch folgt im zuerkannten Umfang aus &#167;&#167; 284, 286, 288 BGB.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Einen weitergehenden Zinsanspruch hat der Kl&#228;ger weder schl&#252;ssig dargetan noch ordnungsgem&#228;&#223; unter Beweis gestellt.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 92 Abs. 1, 708 Nr. 11, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 650,78 DM</p>
315,477
olgk-1987-04-10-25-uf-25386
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
25 UF 253/86
"1987-04-10T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:46"
"2019-03-27T09:43:01"
Teilurteil
ECLI:DE:OLGK:1987:0410.25UF253.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Antragsgegnerin wird das Verbundurteil des Amtsgerichts - Familiengericht - K&#246;ln vom 17. September 1986 (315 F 106/85) teilweise abge&#228;ndert, soweit es den Unterhaltsanspruch der Antragsgegnerin betrifft (Ziffer III. der Entscheidungsformel des genannten Urteiles).</p> <p></p> <p>Insoweit wird die Entscheidungsformel des genannten Urteiles wie folgt neu gefasst:</p> <p></p> <p></p> <p>III.</p> <p></p> <p>1. </p> <p></p> <p>Der Antrag auf Erla&#223; einer einstweiligen Anordnung bez&#252;glich des Unterhaltes wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Antragsteller wird verurteilt, an die Antragsgegnerin f&#252;r die Zeit vom 22. Mai 1986 bis zum 13. M&#228;rz 1987 Trennungsunterhalt in H&#246;he von 500,- DM monatlich zu zahlen, und zwar jeweils bis zum 22. eines jeden Monates voraus.</p> <p></p> <p></p> <p>3. </p> <p></p> <p>Der Antragsteller wird weiter verurteilt, an die Antragsgegnerin ab 14. M&#228;rz 1987 nachehelichen Unterhalt in H&#246;he von 335,-- DM monatlich zu zahlen.</p> <p>Die Kostenentscheidung bleibt dem Schlu&#223;urteil vorbehalten.</p> <p>Dieses Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien waren miteinander verheiratet. Seit Anfang Mai 1982 leben sie voneinander getrennt. Am 4.5.1982 unterzeichneten sie eine "Vereinbarung", in welcher es u.a. hei&#223;t:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">"1. Ein monatlicher Unterhalt f&#252;r meine Ehefrau von 500,-- DM bis zu einer eventuellen Scheidung. Ein endg&#252;ltiger Abschlu&#223; der Eheangelegenheit sollte jedoch nach einem Jahr get&#228;tigt werden."</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller zahlte den Betrag von 500,-- DM monatlich bis einschlie&#223;lich April 1986.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">In dem vom Antragsteller eingeleiteten Ehescheidungsrechtsstreit stimmte die Antragsgegnerin der Ehescheidung zun&#228;chst nicht zu. Sie begehrte ihrerseits jedoch die Zuerkennung nachehelichen Unterhalts in H&#246;he von 500,-- DM monatlich und den Erla&#223; einer einstweiligen Anordnung &#252;ber denselben Betrag, beginnend mit dem 22. Mai 1986.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Verbundurteil vom 17.9.1986 hat das Familiengericht die Ehe der Parteien geschieden, den Versorgungsausgleich durchgef&#252;hrt und die Antr&#228;ge der Antragsgegnerin bez&#252;glich des Unterhaltes zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil hat die Antragsgegnerin Berufung eingelegt, mit welcher sie die Entscheidung zum Versorgungsausgleich angreift, Trennungsunterhalt in H&#246;he von 500,- DM monatlich f&#252;r die Zeit vom 22.5.1986 bis zur Rechtskraft der Ehescheidung sowie nachehelichen Unterhalt in H&#246;he von 335,-- DM monatlich begehrt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller beantragt die Zur&#252;ckweisung der Berufung.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Berufungsbegr&#252;ndungsschrift ist am 9.1.1987 zugestellt worden, jedoch nicht an den zweitinstanzlichen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten des Antragstellers, der sich schon vorher f&#252;r diesen bestellt hatte, sondern an den erstinstanzlichen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten des Antragstellers; von diesem weitergeleitet, ist die Berufungsbegr&#252;ndung am 14.1.1987 beim zweitinstanzlichen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten eingegangen. In der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat am 13.3.1987 haben beide Proze&#223;bevollm&#228;chtigten erkl&#228;rt, da&#223; auf Rechtsmittel gegen den Scheidungsauspruch verzichtet werde.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes verweist der Senat auf den Inhalt der Akte.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">In Hinsicht auf das Unterhaltsbegehren der Antragsgegnerin f&#252;r die Zeit des Getrenntlebens der Parteien und f&#252;r die Zeit nach der Rechtskraft der Ehescheidung ist das Rechtsmittel auch begr&#252;ndet. Insoweit sind die Voraussetzungen f&#252;r den Erla&#223; eines Teilurteils gem&#228;&#223; &#167; 301 Abs. 1 ZPO gegeben.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Trennungsunterhalt hat die Antragsgegnerin vor dem Familiengericht nur im Rahmen ihres Antrages auf Erla&#223; einer einstweiligen Anordnung begehrt, erst im Berufungsrechtszug hat sie ihn zum Gegenstand eines Hauptsacheantrages gemacht. Da der Anspruch auf Trennungsunterhalt und derjenige auf nachehelichen Unterhalt nicht identisch sind, liegt eine nachtr&#228;gliche objektive Klagenh&#228;ufung und damit eine Klage&#228;nderung im Sinne von &#167; 263 ZPO vor. (allgemeine Meinung, vgl. z.B. Z&#246;ller-Stephan, ZPO, 14. Aufl., Rdziff. 5 zu &#167; 263). Sie unterliegt den Zulassungsvoraussetzungen gem&#228;&#223; &#167; 263 ZPO, nach der Zulassung aber nicht mehr auch noch denjenigen gem&#228;&#223; &#167; 528 ZPO (vgl. z.B. Z&#246;ller-Schneider, ZPO, 14. Aufl., Rdziff. 11 zu &#167; 528). Die Zulassung der Klage&#228;nderung ist sachdienlich. Auch der Antrag, den Antragsteller zur Zahlung von Unterhalt f&#252;r die (restliche) Zeit des Getrenntlebens zu verurteilen, ist entscheidungsreif, ohne da&#223; noch weiterer Sachvortrag oder etwa noch eine Beweisaufnahme erforderlich w&#228;ren. Zudem haben die Parteien sich schon vor dem Familiengericht, wenn auch nur im Rahmen des Antrages auf Erla&#223; einer einstweiligen Anordnung, mit dem hier in Rede stehenden Anspruch besch&#228;ftigt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch auf Zahlung von Unterhalt f&#252;r die Zeit des Getrenntlebens findet seine Rechtsgrundlage in &#167; 1361 Abs. 1 und 2 BGB i.V.m. der Vereinbarung der Parteien vom 4.5.1982 in welcher die Parteien den Unterhaltsanspruch der Antragsgegnerin f&#252;r die Zeit des Getrenntlebens der Parteien nach der genannten Vorschrift n&#228;her geregelt haben.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">In der erw&#228;hnten Vereinbarung hat der Antragsteller es &#252;bernommen, an die Antragsgegnerin einen monatlichen Unterhalt in H&#246;he von 500,- DM "bis zu einer eventuellen Scheidung" zu zahlen. Dieser Text ist eindeutig. Der Antragsteller hat sich zur Entrichtung der genannten Unterhaltsrente f&#252;r die gesamte Zeit des Getrenntlebens der Parteien verpflichtet. Eine Befristung seiner Zahlungspflicht im Sinne von &#167; 163 BGB bis zu einem Zeitpunkt vor der Rechtskraft der Ehescheidung ist dem Text nicht zu entnehmen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Eine solche Befristung haben die Parteien auch nicht in dem unmittelbar anschlie&#223;enden Satz vereinbart: "Ein endg&#252;ltiger Abschlu&#223; der Eheangelegenheit sollte jedoch nach einem Jahr get&#228;tigt werden". Auch der Wortlaut dieses Teiles der Vereinbarung der Parteien enth&#228;lt keinen Hinweis darauf, da&#223; die Zahlungspflicht des Antragstellers auf ein Jahr, etwa gerechnet vom Abschlu&#223; der Vereinbarung an, begrenzt sein soll. Dieser Teil der Vereinbarung zeigt vielmehr, da&#223; die Parteien seinerzeit von der Erwartung ausgegangen sind, nach etwa einem Jahr werde es zur rechtskr&#228;ftigen Scheidung ihrer Ehe kommen und damit werde dann die Zahlungspflicht des Antragstellers gem&#228;&#223; der Vereinbarung entfallen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Wenn der Antragsteller vorbringt, die Vereinbarung vom 4.5.1982 sei zwar m&#246;glicherweise mi&#223;verst&#228;ndlich formuliert worden, in Wahrheit habe er sich aber jedenfalls mit der Antragsgegnerin auf eine Befristung seiner Zahlungspflicht geeinigt, so mag eine derartige Sachgestaltung grunds&#228;tzlich vorstellbar sein. In diesem Fall obl&#228;ge es aber dem Antragsteller, die Richtigkeit seiner Darstellung, welche von der Antragsgegnerin bestritten wird, zu beweisen (vgl. z.B. Palandt-Heinrichs, Anm. 7 vor &#167; 158 ff. und den dortigen Hinweis auf die Rechtsprechung des BGH). Ein geeignetes Beweismittel hat er jedoch nicht angeboten, er hat sich lediglich auf seine eigene Parteivernehmung berufen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Annahme eines versteckten Dissenses im Sinne von &#167; 155 BGB, n&#228;mlich daf&#252;r, da&#223; die Antragsgegnerin in der Annahme gehandelt habe, der Antragsteller werde ihr bis zur rechtskr&#228;ftigen Ehescheidung den vereinbarten Unterhalt zahlen, voraussichtlich ein Jahr lang, w&#228;hrend der Antragsteller sich seinerseits nur f&#252;r diesen Zeitraum habe binden wollen, ist kein Raum. Denn &#167; 155 BGB ist nicht anwendbar, wenn der objektive Erkl&#228;rungswert der beiderseits abgegebenen Erkl&#228;rungen &#252;bereinstimmt. Das ist hier der Fall. Mit der Unterzeichnung der Vereinbarung vom 4.5.1982 haben der Antragsteller und die Antragsgegnerin ein und dieselbe Erkl&#228;rung abgegeben. Haben sie trotz dieser &#252;bereinstimmenden Erkl&#228;rung mit voneinander abweichender Willensrichtung gehandelt, so kann nur eine Anfechtung des Rechtsgesch&#228;ftes wegen Irrtums in Frage kommen. Eine Anfechtung der Vereinbarung vom 4.5.1982 hat der Antragsteller aber nicht erkl&#228;rt, augenscheinlich auch gar nicht erwogen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Es l&#228;&#223;t sich schlie&#223;lich daran denken, die Vereinbarung vom 4.5.1982 habe als Gegenleistung zur Zahlungsverpflichtung des Antragstellers die Verpflichtung der Antragsgegnerin begr&#252;ndet, alles zu tun, um, entsprechend der in der Vereinbarung ausgedr&#252;ckten Erwartung der Parteien, eine rechtskr&#228;ftige Ehescheidung nach etwa einem Jahr herbeizuf&#252;hren. Gegen diese Verpflichtung k&#246;nnte die Antragsgegnerin versto&#223;en haben, indem sie in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Familiengericht vom 4.4.1986 erkl&#228;rte, sie stimme der Ehescheidung nicht zu. Dies kann jedoch auf sich beruhen. Denn Rechtsfolgen zu seinen Gunsten k&#246;nnte der Antragsteller aus dem Verhalten der Antragsgegnerin nur unter den Voraussetzungen von &#167; 326 BGB f&#252;r sich in Anspruch nehmen, also nur nach Nachfristsetzung und Ablehnungsandrohung. Er hat der Antragsgegnerin gegen&#252;ber aber weder das eine noch das andere erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Nach alledem schuldet der Antragsteller der Antragsgegnerin den vereinbarten Unterhalt f&#252;r die Zeit des Getrenntlebens in H&#246;he von 500,-- DM monatlich bis zur Rechtskraft der Ehescheidung.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Diese ist erst in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat am 13.3.1987 eingetreten, und zwar aufgrund der &#252;bereinstimmenden Erkl&#228;rung beider Parteien, auf Rechtsmittel gegen den Scheidungsausspruch zu verzichten.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 629 a III 1 ZPO kann in einem Fall, in welchem, wie vorliegend, ein Verbundurteil teilweise angefochten worden ist, eine &#196;nderung der Teile der einheitlichen Entscheidung, die eine andere Familiensache betreffen, nur noch bis zum Ablauf eines Monats seit der Zustellung der Rechtsmittelbegr&#252;ndungsschrift beantragt werden. Das bedeutet, da&#223; das Verbundurteil dann, wenn die vorgenannte Frist ungenutzt verstrichen ist, insoweit rechtskr&#228;ftig wird, als es nicht angefochten worden ist. Dies gilt insbesondere f&#252;r die Ehescheidung selbst (vgl. hierzu z.B. Kemnade, FamRZ 1986, 625 f).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Eintritt dieser Rechtsfolge setzt jedoch, wie &#167; 629 a III 1 ZPO ausweist, eine Zustellung der Rechtsmittelbegr&#252;ndung voraus, und zwar, das d&#252;rfte keiner weiteren Begr&#252;ndung bed&#252;rfen, eine wirksame Zustellung. Zu einer solchen ist es im vorliegenden Fall aber nicht gekommen, weil die Berufungsbegr&#252;ndungsschrift der Antragsgegnerin dem erstinstanzlichen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten des Antragstellers und nicht dem zweitinstanzlichen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten zugestellt worden ist, der sich schon vor dem Zeitpunkt der Zustellung f&#252;r den Antragsteller bestellt hatte. Damit ist &#167; 176 ZPO unbeachtet geblieben, der zwingend vorschreibt, da&#223; Zustellungen in einem anh&#228;ngigen Rechtsstreit an den f&#252;r den jeweiligen Rechtszug bestellten Bevollm&#228;chtigten erfolgen m&#252;ssen. Geschieht das nicht, bleibt die Zustellung unzul&#228;ssig und damit unwirksam (so schon RGZ 103-336).</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Zugang der Rechtsmittelbegr&#252;ndung i.S. des &#167; 187 Satz 1 Z heilt den Zustellungsmangel nicht. Die Berufungsbegr&#252;ndung ist dem zweitinstanzlichen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten des Antragstellers allerdings wenige Tage nach der Zustellung an den erstinstanzlichen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten zugegangen. Dennoch kann die Zustellung nicht, wie &#167; 187 S. 1 ZPO es vorsieht, als in dem Zeitpunkt des Zuganges beim zweitinstanzlichen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten bewirkt angesehen werden. Dem steht &#167; 187 S. 2 ZPO entgegen, demzufolge &#167; 187 S. 1 ZPO nicht eingreift, soweit durch die Zustellung der Lauf einer Notfrist in Gang gesetzt werden soll.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die durch die Zustellung der Berufungsbegr&#252;ndung nach &#167; 629 a III 1 ZPO in Lauf gesetzte Monatsfrist ist freilich keine Notfrist, weil das Gesetz sie nicht als solche bezeichnet, &#167; 223 III ZPO (vgl. OLG Frankfurt, FamRZ 1986, 1122, 1123). Hieran &#228;ndert der in &#167; 629 a III 4 ZPO enthaltene Hinweis auf &#167;&#167; 516, 552 ZPO und &#167; 621 e III 2 ZPO in Verbindung mit &#167;&#167; 516, 552 ZPO nichts. Denn die Regelung, da&#223; diese Bestimmungen "unber&#252;hrt bleiben sollen", hat nur die Funktion klarzustellen, da&#223; die Rechtsmittelfrist hinsichtlich des Hauptrechtsmittels sich nach den diesbez&#252;glichen allgemeinen Bestimmungen richtet, da&#223; insofern also der bisherige Rechtszustand unver&#228;ndert geblieben ist (vgl. den Bericht des Rechtsausschusses, BT-Drucksache 10/4514, 24 (OLG Frankfurt a.a.O). Wenn das OLG N&#252;rnberg (FamRZ 1986, 923 (924)) ausf&#252;hrt, "bei den Fristen des &#167; 629 a III ZPO" sei "keine Heilung nach &#167; 187 ZPO m&#246;glich, weil es sich insoweit um Notfristen" handele, so liegt m&#246;glicherweise eine mi&#223;verst&#228;ndliche Formulierung vor; das Gesetz hat die hier in Rede stehende Monatsfrist jedenfalls nicht als Notfrist bezeichnet.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Seit langem ist aber anerkannt, da&#223; &#167; 187 S. 2 ZPO &#252;ber seinen Wortlaut hinaus auch auf solche Fristen Anwendung findet, die, ohne Notfristen zu sein, doch durch ihren Ablauf zwingende Rechtsfolgen ausl&#246;sen (vgl. Birgerfurth, Fam.RZ 1987, 177). Dies gilt f&#252;r die Berufungs- und Revisionsbegr&#252;ndungsfrist nach &#167;&#167; 519, 554 ZPO (BGHZ 28, 398); die gesetzliche Ausschlu&#223;frist zur Beschreitung des Rechtsweges vor den ordentlichen Gerichten wegen der H&#246;he der Enteignungsentsch&#228;digung gem&#228;&#223; Art. 14 III 4 GG (BGHZ 14, 11), die durch die Zustellung des Entm&#252;ndigungsbeschlusses in Lauf gesetzte Frist nach &#167; 683 II ZPO (LG Hamm, NJW 1962, 641), aber auch die in &#167; 296 Abs. 1 ZPO genannten Fristen, die durch die Verf&#252;gung des Vorsitzenden in Gang gesetzt werden (vgl. BGHZ 76, 238 = NJW 1980 1167).</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Allen diesen Fallgestaltungen ist gemeinsam, da&#223; die Zustellung zu Rechtsfolgen f&#252;hrt oder doch f&#252;hren kann, die in ihrer Bedeutung den durch den Ablauf einer Notfrist ausgel&#246;sten Auswirkungen gleichstehen. So geht es etwa darum, da&#223; einer Proze&#223;partei bei ungenutzten Verstreichenlassen der Rechtsmittelbegr&#252;ndungsfrist der Verlust des Rechtsmittels droht, &#167;&#167; 519 b, 554 a ZPO, oder da&#223; ein Entm&#252;ndigungsbeschlu&#223; wirksam wird. Im vorliegend gegebenen Zusammenhang tritt nach dem Ablauf der Monatsfrist gem&#228;&#223; &#167; 629 a III 1 ZPO, welche durch die Zustellung der Rechtsmittelbegr&#252;ndung in Gang gesetzt wird, eine vergleichbare, wenn nicht gar weitreichendere Rechtsfolge ein, n&#228;mlich die Rechtskraft der Ehescheidung mit allen ihren Konsequenzen. Der Verlust eines Rechtsmittels (wegen nicht rechtzeitiger Rechtsmittelbegr&#252;ndung) ist f&#252;r die betroffene Proze&#223;partei gewi&#223; eine schwerwiegende Rechtsfolge, sie wird aber kaum als so schwerwiegend und weitreichend angesehen werden k&#246;nnen wie die Rechtskraft der Ehescheidung. Die Ehe geh&#246;rt zu den vom Grundgesetz in besonderem Ma&#223;e gesch&#252;tzten Rechtsinstituten, vgl. Art. 6 I GG; dementsprechend setzt die Ehescheidung ein sorgf&#228;ltig ausgestaltetes gerichtliches Verfahren voraus; vgl. &#167;&#167; 606 ff ZPO. Die besondere Stellung der Ehe selbst und des ihre Scheidung betreffenden Verfahren duldet noch weniger als ein anderes gerichtliches Verfahren Unsicherheiten, weder im Hinblick auf den Inhalt der gerichtlichen Entscheidung noch im Hinblick auf deren Wirksamwerden. Nach Durchf&#252;hrung eines Ehescheidungsverfahrens darf es f&#252;r die Beteiligten, vor allem die Parteien selbst, keine Zweifel dar&#252;ber geben, ob und ab wann die Ehe nun geschieden ist. Vor diesem Hintergrund kann eine Frist, deren Lauf f&#252;r die Rechtskraft der Ehescheidung ma&#223;gebend ist, nur durch die - zweifelsfrei feststellbare - f&#246;rmliche Zustellung in Gang gesetzt werden; mit der Bedeutung der Sache w&#228;re das Abstellen auf den vor dem im Zeitpunkt unsicheren - formlosen Zugang nach &#167; 187 S. 1 ZPO nicht vereinbar, zumal die Anwendung dieser Vorschrift dem Ermessen des Gerichts unterliegt. W&#228;re die Monatsfrist nach &#167; 629 a III 1 ZPO einer derartigen Ungewi&#223;heit unterworfen, dann w&#228;re es, da ein Rechtsmittelverfahren, etwa &#252;ber nachehelichen Unterhalt, erfahrungsgem&#228;&#223; lange Zeit dauern kann, f&#252;r die Parteien ebenso lange ungewi&#223;, ob und ggf. von welchem Zeitpunkt ab sie nun rechtskr&#228;ftig geschieden sind oder nicht. Ob n&#228;mlich eine fehlerhafte Zustellung der Rechtsmittelbegr&#252;ndung nach &#167; 187 S. 1 ZPO als bewirkt anzusehen w&#228;re, h&#228;tte das Gericht entweder erst im Rahmen eines Verfahrens betreffend die Erteilung eines Rechtskraftzeugnisses zu den nicht angefochtenen Teilen des Verbundurteiles oder nach Einlegung eines (unselbst&#228;ndigen) Anschlu&#223;rechtsmittels zu entscheiden, die noch bis zum Schlu&#223; der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung erfolgen kann.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Da&#223; &#167; 629 a III 1 ZPO die durch die Zustellung in Gang gesetzte Monatsfrist nicht als Notfrist bezeichnet, steht, wie schon ausgef&#252;hrt, der Anwendung von &#167; 187 S. 2 ZPO nicht entgegen. Dies gilt um so mehr, als &#167; 629 a ZPO zu den Normen geh&#246;rt, die beim Erla&#223; des Gesetzes zur &#196;nderung unterhaltsrechtlicher, verfahrensrechtlicher und anderer Vorschriften (U&#196;ndG) vom 20.2.1986 ge&#228;ndert worden sind und nicht eben als besonders gegl&#252;ckt bezeichnet werden d&#252;rfen. Bergerfurth bezeichnet die Bestimmung, ohne, soweit ersichtlich, auf Widerspruch gesto&#223;en zu sein, als "die Sphinx im neuen Verfahrensrecht" (FamRZ 1986, 940; vgl. auch Jaeger FamRZ 1985, 869; Sedemund-Treiber FamRZ 1986, 209: Kemnade FamRZ 1986, 625). Angesichts dessen erscheint es nicht angebracht, dem Wortlaut der Bestimmung allzu gro&#223;e Bedeutung beizumessen. Nach alledem hat die fehlerhafte Zustellung der Berufungsbegr&#252;ndung den Lauf der Monatsfrist nach &#167; 629 a III 1 ZPO nicht in Gang gesetzt, und die Zustellung kann auch nicht gem&#228;&#223; &#167; 187 S. 1 ZPO als in dem Zeitpunkt als bewirkt angesehen werden, in dem die Berufungsbegr&#252;ndung dem zweitinstanzlichen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten des Antragstellers zugegangen ist. Demzufolge ist die Ehescheidung erst mit der Erkl&#228;rung der Parteien in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat, auf (Anschlu&#223;-)Rechtsmittel gegen die Ehescheidung selbst zu verzichten, rechtskr&#228;ftig geworden. F&#252;r die Zeit ab Rechtskraft der Ehescheidung steht der Antragsgegnerin ein Aufstockungsunterhalt gem&#228;&#223; &#167; 1573 Abs. 2 BGB zu.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Ausweislich der Lohn-/ Gehaltsabrechnung f&#252;r Dezember 1986, welche auch die Jahreszahlen f&#252;r dieses Jahr enth&#228;lt, hat der Antragsteller im Jahre 1986 ein durchschnittliches Nettoeinkommen erzielt in H&#246;he von monatlich 3.427,93 DM. Hinzu tritt die Lohnsteuererstattung, welche der Antragsteller im Jahre 1986 f&#252;r 1985 in H&#246;he von 1.600,-- DM erhalten hat, das sind umgelegt auf 12 Monate monatlich 133,33 DM, so da&#223; sich ein Gesamtnettoeinkommen ergibt in H&#246;he von monatlich 3.561,26 DM.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Hiervon sind die berufsbedingten Fahrtkosten abzuziehen. Diese belaufen sich bei 182 Arbeitstagen im Jahre 1986 (in der Lohn-/ Gehaltsabrechnung ausgewiesen) und bei 86 km Fahrtstrecke t&#228;glich, wie der Antragsteller sie behauptet auf</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">182 x 86 x 0,32 DM = 5.008,64 DM,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">das sind im Monatsdurchschnitt 417,39 DM.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Nach Abzug dieses Betrages verbleibt ein bereinigtes Nettoeinkommen in H&#246;he von monatlich 3.143,87 DM.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Das Vorbringen des Antragstellers, ein Teil seiner Eink&#252;nfte m&#252;sse unber&#252;cksichtigt bleiben, weil er &#220;berstunden leiste, welche nicht berufs&#252;blich seien, wird durch seinen eigenen, mit den vorgelegten Lohn-/ Gehaltsabrechnungen &#252;bereinstimmenden Vortrag widerlegt, demzufolge er durchgehend jeden Monat eine &#220;berstundenverg&#252;tung erzielt. Die &#220;berstunden sind danach augenscheinlich betriebsbedingt und in dem vom Antragsteller ausge&#252;bten Beruf &#252;blich, weshalb diese Verg&#252;tung ebenso wie das &#252;brige Einkommen zu den unterhaltspflichtigen Eink&#252;nften z&#228;hlt (vgl. die Nachweise auf die BGH-Rechtsprechung bei Lohmann, Neue Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes zum Familienrecht, 5. Aufl., S. 103 f.).</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin hat im Jahre 1986 Nettoeink&#252;nfte erzielt in H&#246;he von insgesamt 27.207,32 DM,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">das sind im Monatsdurchschnitt 2.267,28 DM.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Werden hiervon die berufsbedingten Fahrtkosten abgezogen in der H&#246;he, in welcher sie bei der Benutzung &#246;ffentlicher Verkehrsmittel entstehen, das hei&#223;t mit monatlich etwa 60,-- DM, so verbleibt ein Nettoeinkommen in H&#246;he von monatlich 2.207,28 DM.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Differenz zwischen den beiderseitigen anrechenbaren Nettoeink&#252;nften bel&#228;uft sich danach monatlich auf 3.143,87 DM</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">- 2.207,28 DM</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">&#220;bertrag: = 936,59 DM.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">3/7 hiervon stehen der Antragsgegnerin als Aufstockungsunterhalt zu, das sind monatlich 401,39 DM.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Da sie nur monatlich 335,-- DM begehrt, ist ihrem Antrag in vollem Umfang stattzugeben.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung bleibt dem Schlu&#223;urteil vorbehalten.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Der Ausspruch zur Vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#167; 708 Ziff. 10, 711, 713 ZPO.</p>
315,478
olgham-1987-04-09-15-w-10487
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 104/87
"1987-04-09T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:48"
"2019-03-27T09:43:01"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1987:0409.15W104.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Kl&#228;gerin wird in Ab&#228;nderung des angefochtenen Beschlusses Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r den ersten Rechtszug gew&#228;hrt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Gr&#252;nde</u>:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die nach &#167; 127 Abs. 2 Satz 2 ZPO zul&#228;ssige Beschwerde ist auch sachlich begr&#252;ndet; denn das Amtsgericht hat der Kl&#228;gerin zu Unrecht die beantragte Proze&#223;kostenhilfe versagt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die beabsichtigte Rechtsverfolgung bietet - entgegen der Ansicht des Amtsgerichts - hinreichende Aussicht auf Erfolg, &#167; 114 ZPO. Insbesondere ist die zweij&#228;hrige Anfechtungsfrist nach &#167; 1596 Abs. 2 in Vb. mit Abs. 1 Nr. 2 BGB nicht verstrichen, einerlei ob insoweit f&#252;r den Fristbeginn auf den Zeitpunkt der Scheidung der Ehe der Mutter der Kl&#228;gerin mit dem Beklagten (am 28.8.1984) oder auf den Ablauf dreier Trennungsjahre (die Trennung soll am 12.3.1978 stattgefunden haben, wie aus den Vorproze&#223;akten xxx, Bl. 7 d.A., hervorgeht) abzustellen ist.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zwar waren der <u>Kindesmutter</u> die nach &#167; 1596 BGB f&#252;r den Fristbeginn ma&#223;gebenden Umst&#228;nde schon seit der Geburt der Kl&#228;gerin - am 3.5.1979 - bekannt. Darauf kommt es aber nicht an, weil die Kindesmutter w&#228;hrend bestehender Ehe und auch nach der Ehescheidung (28.8.1984) gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1629 Abs. 2, 1795 Abs. 1 Nr. 1 und 3 BGB nicht zur Vertretung dieses Kindes im Anfechtungsproze&#223; berechtigt war, solange ihr nicht die alleinige elterliche Sorge &#252;bertragen worden ist (vgl. dazu ausf&#252;hrlich OLG K&#246;ln JMBl. NW 1970, 234 ff. mit weit. Nachweisen).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Daf&#252;r, da&#223; eine dahingehende vormundschaftsgerichtliche Entscheidung &#252;berhaupt irgend wann ergangen ist, liegt bisher kein Anhaltspunkt vor.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Anfechtungsfrist hat daher erst mit der Bestellung des Jugendamts xxx zum Erg&#228;nzungspfleger mit dem Wirkungskreis der Vertretung der Kl&#228;gerin im vorliegenden Anfechtungsproze&#223; - mithin erst im Dezember 1986 - zu laufen begonnen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Da auch die sonstigen Voraussetzungen des &#167; 114 ZPO erf&#252;llt sind, mu&#223;te der Beschwerde der Kl&#228;gerin stattgegeben werden.</p>
315,479
lg-bonn-1987-04-09-5-t-2487
{ "id": 804, "name": "Landgericht Bonn", "slug": "lg-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
5 T 24/87
"1987-04-09T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:49"
"2019-03-27T09:43:01"
Beschluss
ECLI:DE:LGBN:1987:0409.5T24.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird auf Kosten des Beschwerdef&#252;hrers zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Beschwerdef&#252;hrer wendet sich gegen die Einsetzung des Notvorstandes, die das Amtsgericht/Registergericht auf Antrag des Antragstellers vom 9. Dezember 1986 gem&#228;&#223; &#167; 29 BGB angeordnet hat. Die Bestellung der im Rubrum aufgef&#252;hrten Mitglieder des Notvorstandes erfolgte mit der Begr&#252;ndung, aufgrund der R&#252;cktrittserkl&#228;rungen und des Ausscheidens der Vorstandsmitglieder xxx und xxx fehlten die nach &#167; 26 BGB bzw. nach &#167; 11 der Vereinssatzung zur Gesamtvertretung und Beschlussfassung erforderlichen Vorstandsmitglieder, so dass der Verein handlungsunf&#228;hig sei. Zur Einberufung der n&#228;chsten Mitgliederversammlung sei die Bestellung eines Notvorstandes erforderlich, und zwar bis zur Wahl eines neuen Vorstandes durch die Mitgliederversammlung, l&#228;ngstens bis zum 31.12.1987.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 10 der Satzung werden die Vorstandsmitglieder f&#252;r ihr Amt von der Mitgliederversammlung auf drei Jahre gew&#228;hlt. Nach &#167; 11 ist der Vorstand beschlussf&#228;hig, wenn (mindestens) drei seiner Mitglieder versammelt sind.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Beschwerdef&#252;hrer wandte sich mit Schreiben vom 26. Januar 1987<em> </em>gegen die Bestellung des Notvorstandes. Auf die dort dargelegten Gr&#252;nde wird im einzelnen Bezug genommen. Die Rechtspflegerin und der zust&#228;ndige Abteilungsrichter haben das Rechtsmittel als Erinnerung angesehen und nicht abgeholfen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das eingelegte Rechtsmittel ist nach Vorliegen der Nichtabhilfeentscheidungen des Amtsgerichts als Beschwerde anzusehen; diese ist zul&#228;ssig (vgl. &#167; 11 Abs. 2 RpflG, &#167;&#167; 19 Abs. 1, 20 FGG, Sauter/Schweyer, Der eingetragene Verein, 13. Auflage 1986, Rn. 294, 296).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">In der Sache hat die Beschwerde keinen Erfolg. Das Amtsgericht hat auf Antrag des Beschwerdegegners zu Recht den Notvorstand bestellt und die Eintragung der Mitglieder des Notvorstandes veranla&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen der Notbestellung nach &#167; 29 BGB lagen vor. Nach dieser Vorschrift hat das Registergericht bei Fehlen der f&#252;r die Handlungsf&#228;higkeit erforderlichen Mitgliederzahl des Vorstandes in dringenden F&#228;llen auf Antrag eine Notbestellung vorzunehmen und nach seinem Ermessen die erforderlichen Ma&#223;nahmen zutreffen, d.h. hier die ihm geeignet erscheinenden, zur Amts&#252;bernahme bereiten Personen als Notvorst&#228;nde zu bestellen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Bestellung war danach geboten, weil ein handlungsf&#228;higer Vorstand, der insbesondere die ordnungsgem&#228;&#223;e Einberufung der Mitgliederversammlung gew&#228;hrleisten kann, nicht vorhanden war. Von den 7 Mitglieder des regul&#228;ren, eingetragenen Vorstandes (&#167; 10 der Satzung) waren drei, n&#228;mlich die Vorst&#228;nde xxx, xxx und xxx <span style="text-decoration:underline;"> </span>im Vereinsregister gel&#246;scht worden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;">xxx </span>war am 5. M&#228;rz 1986 verstorben; die beiden anderen Vorstandsmitglieder wurden auf Antrag des Beschwerdef&#252;hrers im Register gel&#246;scht.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Handlungs- und Beschlu&#223;f&#228;higkeit der vier weiterhin eingetragenen Vorstandsmitglieder war weder nach &#167; 26 BGB noch nach &#167; 11 der Vereinssatzung, wonach drei versammelte Mitglieder des Vorstandes als beschlu&#223;f&#228;hig gelten, gegeben. Die gegenteiligen Behauptungen des Beschwerdef&#252;hrers hierzu entsprechen zum Teil nicht der Wahrheit und sind unrichtig.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Vorstandsmitglieder xxx<span style="text-decoration:underline;"> </span>ist (unbestritten) zur&#252;ckgetreten. Auch xxx ist von seinem Amt zur&#252;ckgetreten, der R&#252;cktritt allerdings dem Registergericht nicht angemeldet worden. Der R&#252;cktritt ist gem&#228;&#223; dem vom Beschwerdef&#252;hrer selbst als Schriftf&#252;hrer des Vereins verfa&#223;ten und als richtig best&#228;tigten Arbeitsbericht vom 4.10.1986 ausdr&#252;cklich vermerkt; es hei&#223;t in dem Bericht: "... September 1986 - R&#252;cktritt Vorstandsmitglied xxx" (vgI. BI. 155 d. GA).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Abgesehen davon war die Handlungsf&#228;higkeit der verbliebenen Vorstandsmitglieder nicht gegeben. Herr xxx hat der Beschwerdef&#252;hrer nach eben dem genannten Arbeitsbericht "ausgeschlossen". Umgekehrt existieren f&#252;nf schriftliche Erkl&#228;rungen der (damaligen) Vorstandsmitglieder xxx, xxx und xxx vom 22. bzw. 26.3.1986, wonach auf der Grundlage des &#167; 11 der Satzung der schriftliche (Mehrheits-) Beschlu&#223; gefa&#223;t worden war, da&#223; der Beschwerdef&#252;hrer von allen &#196;mtern als 1. stellvertretender Vorsitzender, Schriftf&#252;hrer, und Chefredakteur des xxx entbunden wird (-BI. 111/119 d.GA).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Es kann dahingestellt bleiben, ob diese Ma&#223;nahmen/Beschl&#252;sse Wirksamkeit erlangt haben. Desgleichen ist es unerheblich, ob der gegen den Beschwerdef&#252;hrer in diesem Zusammenhang von den &#252;brigen Vorstandsmitglieder erhobene Vorwurf des vereinssch&#228;digenden Verhaltens, insbesondere der Vorwurf des undurchsichtigen Finanzgebarens, der Verhinderung der ordnungsgem&#228;&#223;en Kassenpr&#252;fung (siehe Bericht des Herrn xxx vom 26.11.1986 - BI. 113 d. GA) und der wom&#246;glichen Veruntreuung von Vereinsgeldern zutrifft. Jedenfalls begr&#252;ndeten diese Vorw&#252;rfe im Zusammenhang mit den erfolgten R&#252;cktritten und Entsetzungen - wie dargelegt - Auseinandersetzungen in einem Ausma&#223;, da&#223; die Handlungs- und Beschlu&#223;f&#228;higkeit des Vorstandes ab dem Jahre 1986 zu keinem Zeitpunkt mehr gew&#228;hrleistet war. Die Einberufung einer Mitgliederversammlung zur eventuellen Neuwahl eines Vorstandes scheiterte aus diesen Gr&#252;nden und weil ein vom Beschwerdef&#252;hrer vorzulegendes Mitgliederverzeichnis nicht zur Verf&#252;gung gestellt wurde. Eine Kassenpr&#252;fung ist ebenfalls bislang nicht durchf&#252;hrbar gewesen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Einsetzung eines Notvorstandes auf Antrag des Beteiligten xxx war daher geboten. Die Voraussetzung des &#167; 29 BGB sind nach zutreffender Ansicht in Rechtsprechung und im Schrifttum nicht nur bei Fehlen der gesetzlichen/satzungsm&#228;&#223;igen Mitgliederzahl des Vorstandes gegeben, sondern auch dann zu bejahen, wenn z.B. durch Amtsniederlegung, grunds&#228;tzliche Verweigerung der Mitwirkung bei der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung und wegen grundlegender Zerw&#252;rfnisse keine Handlungsf&#228;higkeit des Vorstandes mehr vorliegt; auch wenn unklar oder streitig ist, ob noch erforderliche Vorstandsmitglieder fehlen, kann das Registergericht die notwendigen Ermittlungen anstellen und einen Notvorstand bestellen, wobei zu beachten ist, da&#223; es sich bei der Notbestellung um ein summarisches Pr&#252;fungsverfahren handelt (vgl. Sauter/Schweyer, a.a.O., Rdnr. 293 ff m. Nachw. der Rspr.; Staudinger-Coing, BGB Komm., 12. Aufl. 1980, &#167; 29 BGB Rn. 7; M&#252;nchner Kommentar/Reuter zum BGB, 2. Aufl. 1984, &#167; 29 Rn. 7 ff; RGRK zum BGB/Steffen, 12. Aufl. 1982, &#167; 29 Rn. 2).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Handlungsunf&#228;higkeit des Vorstandes war danach zu bejahen, weil aufgrund der R&#252;cktrittserkl&#228;rungen, Amtsniederlegungen und (wechselseitigen) Amtsenthebungen kein einziges Vorstandsmitglied mehr vorhanden war, das unangefochten bzw. zur Wahrnehmung der notwendigen Gesch&#228;ftsf&#252;hrungsma&#223;nahmen f&#228;hig oder bereit war.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die angeordnete Notbestellung durch das Amtsgericht war auch im &#252;brigen rechtm&#228;&#223;ig und dringend geboten. Die Einw&#228;nde des Beschwerdef&#252;hrers hiergegen sind ebenfalls unerheblich.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die eingesetzten Notvorst&#228;nde sind pers&#246;nlich und fachlich qualifiziert und haben ihre Bereitschaft zur &#220;bernahme der &#196;mter schriftlich dargelegt. Zu Recht hat das Amtsgericht/Registergericht als Notvorst&#228;nde drei Personen eingesetzt. Dies entspricht der notwendigen Mindestmitgliederzahl nach &#167; <strong>11 </strong>der Satzung (vgl. hierzu Sauter/Schweyer, a.a.O., Rdnr. 297, 299; BayOblG NJW 1981, 995). Die Bestimmung von drei Personen war hier deswegen geboten, weil die formell im Register noch eingetragenen Vorstandsmitglieder, darunter der Beschwerdef&#252;hrer und -gegner aufgrund der dargelegten wechselseitigen "Amtsenthebungen" nicht mehr als handlungsf&#228;hige, die Gesch&#228;ftsf&#252;hrung hinreichend zuverl&#228;ssig wahrnehmende Vorst&#228;nde angesehen werden konnten. Die angeordnete Notbestellung,. die als Ermessensentscheidung in einem summarischen Pr&#252;fungsverfahren zu erfolgen hat, war daher die richtige und angemessene Ma&#223;nahme auf die eingetretene Situation. Die Eilbed&#252;rftigkeit ergab sich im Hinblick auf die notwendige Einberufung einer ordentlichen Mitgliederversammlung und wegen der im Raum stehenden gravierenden Vorw&#252;rfe der Veruntreuung von Vereinsgeldern in einer erheblichen Gr&#246;&#223;enordnung (&#252;ber 11.000,-- DM) gegen den Beschwerdef&#252;hrer.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Unerheblich ist der Einwand des Beschwerdef&#252;hrers, Herr Ministerialrat a.D. xxx sei aufgrund seines Alters (geb. ##.##.#### und weil er zum Kassenpr&#252;fer gew&#228;hlt worden sei, als Notvorstand ungeeignet. Abgesehen davon, da&#223; der Beschwerdef&#252;hrer selbst neben seinem Amt als stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Schriftf&#252;hrer seiner zeit auch die Kassenpr&#252;fung &#252;bertragen bekommen hatte, bezieht sich die Bestellung des Notvorstandes nicht speziell auf eine Kassenpr&#252;fung. Die Notbestellung erfolgte zweckgerichtet zur Einberufung der n&#228;chsten Mitgliederversammlung; um dort einen neuen Vorstand zu w&#228;hlen. Unerheblich ist die Behauptung des Beschwerdef&#252;hrers, (-dem im &#252;brigen rechtliches Geh&#246;r gew&#228;hrt worden ist), der zum Notvorstand bestellte xxx habe niemals den xxx angeh&#246;rt und sei nicht einmal Vereinsmitglied. Abgesehen davon, da&#223; dies keine notwendige Voraussetzung zur Wahrnehmung der Aufgaben eines Notvorstandes ist, geh&#246;rte Herr xxx nach eigener unwidersprochener Erkl&#228;rung bereits als Gr&#252;ndungsmitglied von 1954-1958 dem Verein und Vorstand an. Der zuletzt gestellte Antrag des Beschwerdef&#252;hrers, ihn und den Beschwerdegegner xxx ebenfalls zu Notvorstandsmitgliedern des Vereins zu bestellen, ist ebenfalls unbegr&#252;ndet. Die erforderliche Mindest-Mitgliederzahl des Vorstandes nach &#167; 11 der Satzung hat das Amtsgericht/Registergericht in seinem Beschlu&#223; zutreffend bestimmt. Das Gericht hat hierbei das "Gebot der Satzungstreue" beachtet. Abgesehen davon, da&#223; in der Beschwerdeinstanz &#252;ber den fraglichen Antrag des Beschwerdef&#252;hrers grunds&#228;tzlich nicht zu entscheiden ist, darf das Bestellungsrecht des Registergerichts im Wege des &#167; 29 BGB nicht weiter ausgedehnt werden, als es nach Art und Dringlichkeit des geltend gemachten Bed&#252;rfnisses erforderlich ist (vgl. BayObLGZ 1976, 126 = Rpfl 1976, 357; Sauter-Schweyer, a.a.O., Rdnr. 299 m.weit.Nachw. des Meinungsstandes). Die Beschr&#228;nkung der Notbestellung auf die drei genannten Notvorst&#228;nde begegnet auch aus diesem Gesichtspunkt heraus keinen Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde war nach allem zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 131 Abs. 1 Satz 2 und Abs. 5</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">KostO. Eine Entscheidung &#252;ber die Erstattung au&#223;ergerichtlicher Kosten</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">war nicht veranla&#223;t, weil am Beschwerdeverfahren nicht mehrere</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Personen im Sinne des &#167; 13a FGG beteiligt waren.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">&#160;</p>
315,480
lg-bonn-1987-04-06-6-s-40686
{ "id": 804, "name": "Landgericht Bonn", "slug": "lg-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
6 S 406/86
"1987-04-06T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:50"
"2019-03-27T09:43:01"
Urteil
ECLI:DE:LGBN:1987:0406.6S406.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das Urteil des Amtsgerichts Bonn - 8 C 196/86 - vom 14. 0ktober 1986 wird zur&#252;ckgewiesen. &#8226;</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Ohne Tatbestand gem&#228;&#223; &#167; 543 I ZPO</span></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist nicht berechtigt, wegen der von ihm beabsichtigten Umbauma&#223;nahmen an dem Hause L-Stra&#223;e in C die Herausgabe der von dem Beklagten bewohnten R&#228;ume zu verlangen. Die unter dem 4.7.1985 ausgesprochene K&#252;ndigung (nicht zum 31.10.1985, sondern richtigerweise: zum 30.4.1986) ist unwirksam. Die Voraussetzungen des &#167; 564 b II Nr. 3 BGB sieht die Kammer ebensowenig wie das Amtsgericht als gegeben an.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Zwar mag im Sinne der Voraussetzungen des &#167; 564 b II Nr. 3 BGB der Kl&#228;ger noch das erste tatbestandliche Merkmal erf&#252;llen, n&#228;mlich an einer "angemessenen wirtschaftlichen Verwertung des Grundst&#252;cks gehindert" sein. Allerdings ist auch insoweit schon Anlass zu Zweifeln gegeben, weil die vom Kl&#228;ger vorgelegten vergleichenden Wirtschaftlichkeitsberechnungen immerhin ausweisen, da&#223; der Kl&#228;ger auch derzeit einen - wenn auch nicht allzu hohen - Gewinn aus dem von ihm mit ca. 285.000,-- DM erworbenen Objekt erwirtschaften kann. Zudem betreffen die in diesem Zusammenhang in Rechtsprechung und Literatur f&#252;r die F&#228;lle der Sanierung von Altbauten angef&#252;hrten Beispiele (etwa: LG Freiburg MDR 79, 584; MK-Voelskow, BGB, &#167; 564 b Rdnr. 68; Staudinger- Sonnenschein, BGB, 12. Aufl., &#167; 564 b Rdnr. 91) die F&#228;lle des heruntergekommenen, bauf&#228;lligen Altbaus. Vorliegend hingegen l&#228;sst sich der Kl&#228;gervortrag mangels weiterer Darlegungen nur so verstehen, da&#223; die Wohnungen in dem Hause L-Stra&#223;e - da ohne abgeschlossenen T&#252;ren und ohne eigene, der jeweiligen Wohnung zugeordneten WC' s (was es in C in Altbauten noch oft gibt) - nicht mehr zeitgem&#228;&#223; sind. F&#252;r eine Sanierungsnotwendigkeit wegen Bauf&#228;lligkeit reicht dieser Vortrag hingegen nicht aus.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Jedenfalls aber ist das weitere Tatbestandsmerkmal des &#167; 564 b II Nr. 3 BGB "&#8230; <span style="text-decoration:underline">und</span> dadurch erhebliche Nachteile erleiden w&#252;rde" zu verneinen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die in der Wirtschaftlichkeitsberechnung des Kl&#228;gers dargetanen Nachteile sind lediglich solche, die sich als nicht von ihm erw&#252;nschte ausreichende Vorteile darstellen; statt einer Rendite von 1 % erstrebt der Kl&#228;ger eine solche (unter Ber&#252;cksichtigung seiner f&#252;r den Umbau vorgesehenen Aufwendungen) von 4 % (wobei zu der Berechnung des Architekten C2 noch offen bleiben kann, ob auch hinsichtlich der erwarteten k&#252;nftigen h&#246;heren Einnahmen die Berechnung wegen des h&#246;heren Steueranfalls zutreffend ist). Zwar z&#228;hlt zu erheblichen Nachteilen im Sinne der angef&#252;hrten K&#252;ndigungsschutzbestimmung auch der Mangel jeglicher oder zumindest rentabler Nutzung (vgl. Staudinger aaO Rdnr. 94). Diese Nachteile m&#252;ssen aber von solchem Gewicht sein, da&#223; die mit dem Bestandschutz verbundene Einschr&#228;nkung der Eigent&#252;merbefugnisse auch im Hinblick auf die Sozialpflichtigkeit des Eigentums unertr&#228;glich erscheint (Staudinger aaO Rndr. 96).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Unter Anlegung dieses gebotenen strengen Ma&#223;stabes (vgl. hierzu auch die Beispiele bei Schmitt-Futterer NJW 72, 6) ist ein berechtigtes Interesse des Vermieters an der Beendigung des Mietverh&#228;ltnisses gem&#228;&#223; &#167; 564 b II Nr. 3 BGB nicht anzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Demnach kann auch offen bleiben, ob die Klage jedenfalls auch aus Gr&#252;nden des &#167; 568 BGB abzuweisen w&#228;re. F&#252;r die Anwendbarkeit des &#167; 568 BGB - stillschweigende Verl&#228;ngerung des Mietverh&#228;ltnisses - spricht immerhin, da&#223; der Beklagte den Zugang des Schreibens der Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers von 31.10.1985 (in dem die K&#252;ndigungsfrist zum 30.4.1986 angesetzt und einem Verbleiben in der Wohnung "schon heute" widersprochen wird) bestritten hat. Beweispflichtig f&#252;r den rechtzeitigen Widerspruch nach erfolgter K&#252;ndigung w&#228;re der Kl&#228;ger (vgl. Palandt-Putzo, BGB, 45., Aufl., &#167; 568 Rdnr. 1 f). Im &#252;brigen ist auch fraglich, ob der Inhalt des Schreibens vom 31.10.1985 ausreichend gewesen w&#228;re, einen Widerspruch des Vermieters im Sinne des &#167; 568 Satz 1 BGB zu begr&#252;nden. Zwar kann ein solcher Widerspruch durchaus auch schon vor dem Ende der Mietzeit erfolgen (BayObLG NJW 81, 2759; OLG Hamburg NJW 81, 2285) aber f&#252;r diesen Fall muss dann der Wille ge&#228;u&#223;ert werden, das "Vertragsverh&#228;ltnis" nicht fortsetzen zu wollen, d. h. von der Rechtsfolge her die Fiktion der Verl&#228;ngerung des Mietverh&#228;ltnisses zu vermeiden. Ob der letzte Satz des von dem Kl&#228;ger zu den Akten gereichten Schreibens vom 31.10.1985 hierf&#252;r ausreicht, welcher lediglich das "Verbleiben" - also einen faktischen Zustand - anspricht, mag bezweifelt werden, bedarf aber aus den oben genannten Gr&#252;nden letztlich nicht der Entscheidung.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung f&#252;r das Berufungsverfahren beruht auf &#167; 97 I ZPO.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Streitwert:</span></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">(zugleich in Ab&#228;nderung der Wertfestsetzung f&#252;r die erste Instanz in Anwendung des &#167; 25 I 3 GKG; dies beruhend auf den Angaben des Kl&#228;gers im Schriftsatz vom 14.5.1986): 4.200,-- DM.</p>
315,481
lg-duisburg-1987-03-27-4-s-38286
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 S 382/86
"1987-03-27T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:52"
"2019-03-27T09:43:01"
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1987:0327.4S382.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das Urteil des Amtsgerichts Duisburg vom 14. August 1986 &#8211; 6 C 111/86 &#8211; abge&#228;ndert:</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 2.934,29 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 17.02.1986 zu zahlen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Beklagte.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d und E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e : </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger begehrt Restschadens nach einem Verkehrsunfall, den unstreitig der Versicherungsnehmer der Beklagten verschuldet hat. Die Beklagte hat dem Kl&#228;ger lediglich Reparaturkosten und Wertminderung ersetzt. Der Kl&#228;ger ist der Ansicht, er k&#246;nne auf Neuwagenbasis abrechnen, was die Beklagte mit der Begr&#252;ndung ablehnt, es liege keine erhebliche Besch&#228;digung vor.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Parteivorbringens in der ersten Instanz sowie der dort gestellten Antr&#228;ge wird auf das angefochtene Urteil verwiesen (&#167; 543 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die Klage nach Beweisaufnahme mit der Begr&#252;ndung abgewiesen, es handele sich um einen Schaden der bei einem Weiterverkauf nicht h&#228;tte offenbart werden m&#252;ssen. In einem solchem Fall sei der Schaden nicht so erheblich, dass eine Abrechnung auf Neuwagenbasis m&#246;glich sei. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit seiner gegen dieses Urteil gerichteten, rechtzeitig eingelegten und begr&#252;ndeten Berufung verfolgt der Kl&#228;ger unter Wiederholung und Erg&#228;nzung seines fr&#252;heren Vorbringens seinen Antrag erster Instanz weiter. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte bittet, ebenfalls unter Wiederholung und Erg&#228;nzung ihres fr&#252;heren Vorbringens um</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Zur&#252;ckweisung der Berufung.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Parteivorbringens im Berufungsrechtszug wird auf den vorgetragenen Inhalt der wechselseitigen Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat gegen die Beklagte einen Schadensersatzanspruch in H&#246;he von 2.934,29 DM. Entgegen der Ansicht des Amtsgerichts kann der Kl&#228;ger n&#228;mlich auf Neuwagenbasis abrechnen. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Grunds&#228;tzlich ist eine Abrechnung auf Neuwagenbasis m&#246;glich, wenn ein "fast neuwertiges Fahrzeug" aufgrund Kilometerleistung und Gebrauchsdauer vorliegt und ein erheblicher Schaden gegeben ist (NJW 82, 52).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die ersten beiden Kriterien liegen bei der Kilometerleistung von 350 km und 7-t&#228;gigem Gebrauch vor, was zwischen den Parteien auch nicht streitig ist. Entgegen der Ansicht des Amtsgerichts liegt auch ein erheblicher Schaden vor.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Grenze zwischen erheblichem und nicht erheblichem Schaden ist dort zu ziehen, wo beim Wiederverkauf auch ohne Frage des K&#228;ufers eine Offenbarungspflicht &#252;ber Art und Umfang der Sch&#228;den besteht, d. h. bei solchen Besch&#228;digungen, die ihrer Art nach beim K&#228;ufer deshalb f&#252;r den Kaufabschluss ma&#223;gebend sind, weil sie das Risiko unfallbedingter, unentdeckter oder unzureichend reparierter M&#228;ngel erh&#246;hen. Hiervon ist nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen bei seiner Anh&#246;rung vor dem Amtsgericht auszugehen. Der Sachverst&#228;ndige hat n&#228;mlich bekundet, dass es f&#252;r die Reparatur erforderlich sei, erhebliche Eingriffe in die Rohkarosserie vorzunehmen. Es m&#252;ssten n&#228;mlich unter anderem das Heckblech ausgebrannt sowie Sch&#228;den am Bodenblech und an der Seitenwand durch Herausziehen und Richten beseitigt werden. Auch wenn der Sachverst&#228;ndige weiter ausf&#252;hrt, dass die Instandsetzung durch eine entsprechende Fachwerkstatt einwandfrei durchgef&#252;hrt werden kann, ist bei solchen Schwei&#223;- und Richtarbeiten das Risiko unfallbedingter M&#228;ngel, die unentdeckt bleiben oder unzureichend repariert werden, nicht auszuschlie&#223;en, weshalb sie bei einem Weiterverkauf &#8211; auch in Anbetracht dessen, dass die Reparaturkosten nach dem Sachverst&#228;ndigen 2.422,52 DM ausmachen und ein Minderwert von 450,00 DM festzustellen ist &#8211; ohne Fragen zu offenbaren sind.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Da der Restschaden von 2.934,29 DM von der Beklagten in seiner H&#246;he nicht bestritten worden ist, hat somit der Kl&#228;ger einen Anspruch auf Schadenersatz in dieser H&#246;he.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 288, 286, 284 BGB, 91 ZPO.</p>
315,482
olgham-1987-03-23-18-u-18686
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
18 U 186/86
"1987-03-23T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:54"
"2019-03-27T09:43:00"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1987:0323.18U186.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das am 4. April 1986 verk&#252;ndete Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts Siegen wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten der Berufung.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Es beschwert die Kl&#228;gerin um weniger als 40.000,-- DM.</p> <p></p> <p>Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem. &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Aktivlegitimation der Kl&#228;gerin ist zwar gegeben. Die Kl&#228;gerin firmiert mit xxx. Selbst wenn in der xxx ein Maklerunternehmen betreiben sollte, ist die Aktivlegitimation gegeben. Ein einzelkaufm&#228;nnisches Unternehmen kann zwar unter seiner Firma klagen und verklagt werden. Tr&#228;ger der Rechte und Pflichten ist aber stets der Inhaber der Firma (RGZ 157, 375).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht jedoch gegen die Beklagten kein Anspruch auf Zahlung der geforderten Maklerprovision gem. &#167; 652 Abs. 1 S. 1 BGB zu. Die Kl&#228;gerin hat den Beweis f&#252;r den Abschlu&#223; eines Maklervertrages hinsichtlich des Objektes xxx in xxx nicht erbracht.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Benennt ein Makler, der - wie hier - schon vom Verk&#228;ufer beauftragt ist, ohne vorherige Provisionsvereinbarung mit dem Interessenten und ohne als Kaufmann diesem gegen&#252;ber zur Leistung berechtigt zu sein, das Objekt, so handelt er nach der neueren Rechtssprechung des BGH (BGH WM 1985, 1344; NJW 1986, 177; BGH WM 1986, 528; BGH WM 1986, 1309), soweit ihn die Erwartung einer sp&#228;teren Provisionszusage leitet, auf eigenes Risiko. Verwirklicht sich das bewu&#223;t &#252;bernommene Risiko, so k&#246;nnen dessen nachteilige Folgen dem Nachweismakler nicht mit dem Hinweis auf Treu und Glauben abgenommen werden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die Kl&#228;gerin bereits bei dem Telefonat vom 18.09.1985 und in der Zeitungsanzeige auf die Provisionspflicht hingewiesen hat, ist nicht behauptet. Es kann daher dahingestellt bleiben, ob bei dem Telefonat und in der Zeitungsanzeige das gleiche Objekt angesprochen worden ist. Eine Provisionspflicht der Beklagten folgt auch nicht aus dem Objekt-Nachweis vom 18.09.1985. Dieser vom Beklagten zu 2) unterzeichnete Objekt-Nachweis enth&#228;lt zwar kleingedruckt den Hinweis, da&#223; mit Abschlu&#223; eines Kauf-, Miet- oder sonstigen Vertrages die orts&#252;bliche Vermittlungsgeb&#252;hr f&#228;llig und zahlbar ist. Dabei ist es sicherlich rechtlich unerheblich, wann der Nachweis oder die Vermittlungsleistung erbracht worden ist, wenn sich der Auftraggeber rechtswirksam zur Zahlung einer Provision verpflichtet hat.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Dies ist im vorliegenden Zusammenhang aber nicht der Fall. Bei Unterzeichnung einer als "Objektnachweis" &#252;berschriebenen Erkl&#228;rung kann der Unterzeichnende ohne besonderen ausdr&#252;cklichen Hinweis davon ausgehen, da&#223; er entsprechend der &#220;berschrift nicht eine Willenserkl&#228;rung sondern zu Beweiszwecken schriftlich die Wissens- oder Tatsachenerkl&#228;rung abgibt, da&#223; ihm ein bestimmtes Objekt vom Makler nachgewiesen worden sei. Da eine solche Nachweisbest&#228;tigung auch f&#252;r einen Makler von Interesse sein kann, der nur f&#252;r den Vertragsgegner als Unterzeichnenden t&#228;tig ist, kann man bereits bezweifeln, ob der Beklagte zu 2) mit der Unterzeichnung des die Provisionspflicht mitregelnden Objekt-Nachweises &#252;berhaupt eine rechtsgesch&#228;ftliche Erkl&#228;rung abgegeben hat, obwohl nach der Rechtsprechung hierzu ein potentielles Erkl&#228;rungsbewu&#223;tsein ausreicht (BGHZ 91, 327). Auf jeden Fall handelt es sich, soweit kein ausdr&#252;cklicher Hinweis auf die Provisionsregelung in dem Objekt-Nachweis erfolgt, um eine &#252;berraschende Klausel i.S.d. &#167; 3 AGBG.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Es gelten insoweit die gleichen Grunds&#228;tze, die die Rechtsprechung bei den sog. Ausgleichsquittungen im Arbeitsrecht aufgestellt hat, bei denen freilich nach &#167; 23 Abs. 1 AGBG die Inhaltskontrolle von Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen nicht eingreift. Mit der Unterzeichnung der Ausgleichsquittung best&#228;tigt der Arbeitnehmer bei Beendigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses den Empfang der Arbeitspapiere und des Restarbeitsentgeltes. Soweit in ihnen gleichzeitig die Erkl&#228;rung enthalten ist, da&#223; der Arbeitnehmer auf den K&#252;ndigungsschutz verzichtet, fordert das BAG (AP Nr. 6 zu &#167; 4 KSchG 1989), da&#223; die vertragliche Erkl&#228;rung, auf den K&#252;ndigungsschutz zu verzichten, aus Gr&#252;nden der Rechtssicherheit aus der Urkunde selbst unmi&#223;verst&#228;ndlich hervorgehen m&#252;sse. Das BAG (AP Nr. 3 zu &#167; 3 LohnFG = NJW 1981, 1285) ist der Meinung, da&#223; der rechtsgesch&#228;ftliche Verzicht von einer Unterschrift nur erfa&#223;t werde, wenn sich aus den Umst&#228;nden ergebe, da&#223; der Arbeitnehmer die Bedeutung seiner Unterschrift erkannt habe.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Entsprechendes gilt bei Objekt-Nachweisen, die zugleich eine Provisionsregelung enthalten. Wer eine derartige Erkl&#228;rung unterzeichnet, mu&#223; - wie aufgezeigt - nicht damit rechnen, da&#223; er damit eine Provisionsverpflichtung eingeht.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Hinweis, da&#223; hier durch die andere Drucktype eine besondere Hervorhebung der Provisionsverpflichtung erreicht worden sei, geht an der Sache vorbei. In der AGBG-Literatur (vgl. z.B. Ulmer-Brandner-Hensen, AGBG &#167; 3 Rdn. 23) wird zwar ausgef&#252;hrt, da&#223; eine &#220;berraschungsklausel nicht vorliege, wenn der Verwender den Klauselinhalt durch eine besondere Drucktype "hervorhebe". Im vorliegenden Fall mu&#223;ten die Beklagten jedoch nicht von einer rechtsgesch&#228;ftlichen Erkl&#228;rung ausgehen. Hierin ein wesentlicher Unterschied zu dem Sachverhalt, &#252;ber den der BGH mit Urteil vom 24.09.1980 (NJW 1981, 117) zu entscheiden hatte.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Zudem ist hier f&#252;r den Hinweis auf die Provisionspflicht zwar eine andere, gegen&#252;ber dem sonstigen vorgedruckten Text aber kleinere und weniger auffallende Drucktype verwendet worden, so da&#223; der Provisionshinweis gerade nicht hervorgehoben wurde.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme vor dem Senat kann auch nicht davon ausgegangen werden, da&#223; der Zeuge xxx den Beklagten zu 2) vor der Unterzeichnung des Objekt-Nachweises auf die darin enthaltene Provisionsverpflichtung hingewiesen hat. Der Zeuge xxx hat zwar bekundet, bei der Unterzeichnung des Objekt-Nachweises erkl&#228;rt zu haben, da&#223; der Beklagte bei Unterzeichnung und Interesse Provision bezahlen m&#252;&#223;te; die Unterschrift habe er als Nachweis f&#252;r das Interesse ben&#246;tigt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge xxx hat einen entsprechenden Hinweis in Abrede gestellt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Welcher dieser Aussagen zu folgen ist, kann dahingestellt bleiben. Selbst wenn der Zeuge xxx erkl&#228;rt haben sollte, da&#223; der Beklagte bei Unterzeichnung und Interesse Provision bezahlen m&#252;sse, kann dies nur als Meinungs&#228;u&#223;erung des Zeugen xxx verstanden werden, denn er hat gerade nicht bekundet, den Beklagten zu 2) darauf hingewiesen zu haben, da&#223; seine Unterschrift zugleich eine rechtsgesch&#228;ftliche Provisionsvereinbarung mitumfasse. Es kann deshalb auch dahingestellt bleiben, ob die Verk&#228;uferin, Frau xxx, bei der Unterzeichnung des Objekt-Nachweises erkl&#228;rt hat, der Beklagte zu 2) k&#246;nne ruhig unterschreiben. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Sie h&#228;tte einen Maklervertrag abgeschlossen und m&#252;sse Provision bezahlen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Da die Kl&#228;gerin den Abschlu&#223; eines Maklervertrages nicht nachgewiesen hat, kann die Frage der Vorkenntnis dahingestellt bleiben.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Da die Kl&#228;gerin den Beklagten zu 2) vor der Unterzeichnung auf die darin enthaltene Provisionsvereinbarung nicht hingewiesen hat, entf&#228;llt auch eine entsprechende Verpflichtung der Beklagten zu 1), selbst wenn sie erkl&#228;rt haben sollte, der Beklagte zu 2) m&#246;ge auch f&#252;r sie unterschreiben.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Berufung konnte daher keinen Erfolg haben. Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 97, 546 Abs. 2 S. 1, 708 Ziff. 10 ZPO.</p>
315,483
olgk-1987-03-17-ss-11887
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
Ss 118/87
"1987-03-17T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:55"
"2019-03-27T09:43:00"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1987:0317.SS118.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird aufgehoben. Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung - auch &#252;ber die Kosten der Rechtsbeschwerde - an das Amtsgericht K&#246;ln zur&#252;ckverwiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Verwaltungsbeh&#246;rde hat durch Bu&#223;geldbescheid dem Betroffenen wegen einer Verkehrsordnungswidrigkeit eine Geldbu&#223;e von 200,- DM auferlegt und ein Fahrverbot von einem Monat angeordnet. Den Einspruch des Betroffenen hat das Amtsgericht durch das angefochtene Urteil nach &#167; 74 Abs. 2 OWiG verworfen. Das Amtsgericht hat die Ansicht vertreten, der Betroffene sei ohne gen&#252;gende Entschuldigung ausgeblieben. Insoweit hei&#223;t es in dem Urteil u.a.: "Die von dem Betroffenen vorgetragenen Gr&#252;nde sind keine gen&#252;gende Entschuldigung, weil sich aus dem Attest nicht ergibt, da&#223; er am 11.11.1986 absolut verhandlungsunf&#228;hig war". Der Betroffene hat durch Schriftsatz seines Verteidigers rechtzeitig Rechtsbeschwerde eingelegt und zugleich begr&#252;ndet. Er hat "Verletzung materiellen und formellen Rechts" ger&#252;gt. Er hat ausgef&#252;hrt, das angefochtene Urteil sei mit einer falschen Rechtsmittelbelehrung zugestellt worden; au&#223;erdem sei im Bu&#223;geldbescheid nicht auf &#167; 25 StVG hingewiesen worden. Im gleichen Schriftsatz hat der Verteidiger gegen die Vers&#228;umung der Hauptverhandlung Wiedereinsetzung in den vorigen Stand beantragt und zur Begr&#252;ndung folgendes ausgef&#252;hrt: "Zu Unrecht ist der Einspruch des Betroffenen gegen den Bu&#223;geldbescheid vom 12.09.1986 am 11.11.1986 verworfen worden, da ausweislich des &#228;rztlichen Attestes eine Verhandlungsf&#228;higkeit des Betroffenen im Termin vom 11.11.1986 nicht vorlag. Aus diesem Grunde hat das Amtsgericht den Einspruch gegen den Bu&#223;geldbescheid zu Unrecht verworfen, da das Erscheinen des Betroffenen gen&#252;gend entschuldigt war."</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsbeschwerde ist gem&#228;&#223; &#167; 79 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 OWiG statthaft. Die Vorschrift findet auf Verwerfungsurteile nach &#167; 74 Abs. 2 OWiG Anwendung (vgl. OLG K&#246;ln VRS 67, 454; G&#246;hler, OWiG, 7. Aufl., &#167; 74 Rn. 48).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsbeschwerde f&#252;hrt zur Aufhebung des angefochtenen Urteils und zur Zur&#252;ckverweisung der Sache an das Amtsgericht.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Sachr&#252;ge hat allerdings keinen Erfolg. Ein Verwerfungsurteil nach &#167; 74 Abs. 2 OWiG hat keinen materiellrechtlichen Inhalt; eine Sachr&#252;ge f&#252;hrt daher - ebenso wie bei der Anfechtung von Verwerfungsurteilen nach &#167; 329 StPO - nur zur &#220;berpr&#252;fung, ob die Proze&#223;voraussetzungen vorliegen oder Verfahrenshindernisse bestehen (SentsE JMBlNW 1986, 226 = VRS 70, 458 = VM 1986, Nr. 59; OLG D&#252;sseldorf JMBlNW 1986, 249; andere Ansicht: G&#246;hler, a.a.O., &#167; 74 Rn 48 a-c). Verfahrensfehler bestehen im vorliegenden Fall nicht; die Proze&#223;voraussetzungen sind gegeben. Durch das Fehlen des Hinweises auf &#167; 25 StVG wird die Wirksamkeit des Bu&#223;geldbescheids als Verfahrensvoraussetzung nicht in Frage gestellt (vgl. G&#246;hler a.a.O. &#167; 66 Rn. 49).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Zur &#220;berpr&#252;fung der Frage, ob das Amtsgericht rechtsfehlerfrei den Einspruch verworfen hat, bedarf es einer - unter Beachtung der in &#167; 344 Abs. 2 Satz 2 StPO normierten Darlegungspflicht n&#228;her ausgef&#252;hrten - Verfahrensr&#252;ge (SenatsE, VRS 70, 458; OLG D&#252;sseldorf NStZ 1983, 270 und VRS 65, 446; OLG Hamm VRS 59, 43).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die entsprechende Verfahrensr&#252;ge ist ordnungsgem&#228;&#223; erhoben und begr&#252;ndet. Bei der R&#252;ge, das Amtsgericht habe den Einspruch nicht nach &#167; 74 Abs. 2 OWiG verwerfen d&#252;rfen, h&#228;ngt der Umfang der Darlegungspflicht des Beschwerdef&#252;hrers nach &#167; 344 Abs. 2 Satz 2 StPO davon ab, ob der Verfahrensfehler sich aus dem Inhalt des angefochtenen Urteils ergibt oder nicht. Insoweit gelten f&#252;r die Anfechtung von Verwerfungsurteilen nach &#167; 74 Abs. 2 OWiG die gleichen Grunds&#228;tze, die zu &#167; 329 Abs. 1 StPO anerkannt sind. Es w&#228;re formalistisch, die Zul&#228;ssigkeit der Verfahrensr&#252;ge davon abh&#228;ngig zu machen, da&#223; die Rechtsbeschwerdebegr&#252;ndung den Urteilsinhalt wiederholt (vgl. OLG D&#252;sseldorf, Strafverteidiger 1984, 148; Gollwitzer in L&#246;we-Rosenberg, StPO, 23. Aufl., &#167; 329 Rn. 98). Wenn sich aus dem Verwerfungsurteil ergibt, da&#223; der Betroffene Entschuldigungsgr&#252;nde vorgebracht hat, reicht zur Erhebung einer ordnungsgem&#228;&#223;en Verfahrensr&#252;ge die Begr&#252;ndung, das Gericht habe das Ausbleiben des Betroffenen nicht als unentschuldigt ansehen d&#252;rfen (vgl. OLG Hamm, NJW 1963, 65; OLG K&#246;ln, 3. Strafsenat, Beschlu&#223; vom 11.05.1984 - 3 Ss 278/84; SenatsE vom 18.10.1983 - 1 Ss 652/83). Danach entspricht die vom Betroffenen erhobene Verfahrensr&#252;ge den Anforderungen des &#167; 344 Abs. 2 Satz 2 StPO. Die Rechtsbeschwerdebegr&#252;ndung ist dahin zu verstehen, da&#223; die im gleichen Schriftsatz gemachten Ausf&#252;hrungen zum Wiedereinsetzungsantrag auch zur Begr&#252;ndung der Rechtsbeschwerde herangezogen werden sollen und die Verfahrensr&#252;ge auch darauf gest&#252;tzt werden soll, da&#223; das Amtsgericht zu Unrecht das Ausbleiben des Betroffenen als unentschuldigt angesehen hat. Da der Inhalt des in der Hauptverhandlung vorgelegten &#228;rztlichen Attests nicht mitgeteilt wird, w&#252;rde dies allein noch nicht zur Darlegung eines Verfahrensfehlers ausreichen; durch die Heranziehung der Urteilsgr&#252;nde wird aber der Vortrag erg&#228;nzt. Rechtsbeschwerde und Urteilsinhalt zusammen ergeben eine hinreichende Konkretisierung der Verfahrensr&#252;ge und erm&#246;glichen dem Rechtsbeschwerdegericht die &#220;berpr&#252;fung, ob dem Amtsgericht bei der Beurteilung der im Urteil festgestellten tats&#228;chlichen Umst&#228;nde Rechtsfehler unterlaufen sind oder ob das Amtsgericht schon nach dem Urteilsinhalt gegen seine Verpflichtung versto&#223;en hat, erkennbare Entschuldigungsgr&#252;nde im Urteil mitzuteilen und zu er&#246;rtern, so da&#223; das Rechtsbeschwerdegericht in die Lage versetzt wird, die Gesetzm&#228;&#223;igkeit der Entscheidung zu &#252;berpr&#252;fen. (Zur Begr&#252;ndungspflicht: BayObLG VRS 61, 48; OLG D&#252;sseldorf, VRS 64, 276 und 68, 470; OLG Koblenz, VRS 66, 368; OLG K&#246;ln, 3. Strafsenat, VRS 65, 287; 67, 454).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Verfahrensr&#252;ge greift auch durch. Wie sich aus den Gr&#252;nden des angefochtenen Urteils ergibt, hat das Amtsgericht den Begriff der gen&#252;genden Entschuldigung verkannt. Es hat den Betroffenen als nicht gen&#252;gend entschuldigt angesehen, weil sich aus dem Attest nicht ergebe, da&#223; er zur Zeit der Hauptverhandlung "absolut verhandlungsunf&#228;hig" sei. Eine Krankheit stellt einen ausreichenden Entschuldigungsgrund dar, wenn sie nach ihrer Art und nach ihren Wirkungen, insbesondere nach dem Umfang der von ihr ausgehenden k&#246;rperlichen und geistigen Beeintr&#228;chtigungen eine Beteiligung an der Hauptverhandlung unzumutbar erscheinen l&#228;&#223;t (OLG D&#252;sseldorf NStZ 1984, 331 = Strafverteidiger 1984, 148). Dies setzt nicht Verhandlungsunf&#228;higkeit voraus (OLG D&#252;sseldorf MDR 1982, 954; SenatsE vom 20, 06, 1986 - Ss 723/85 = VRS 71, 371; Kleinknecht-Meyer, StPO, 37. Aufl. &#167; 329 Rn. 14). Auch wenn die Verhandlungsf&#228;higkeit noch gegeben ist, k&#246;nnen die Beeintr&#228;chtigungen durch Krankheit derart sein, da&#223; eine Teilnahme an der Hauptverhandlung unzumutbar ist. Dies hat das Amtsgericht verkannt und zu hohe Anforderungen an den Begriff der gen&#252;genden Entschuldigung gestellt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das angefochtene Urteil kann auf der Verkennung des Begriffs der gen&#252;genden Entschuldigung beruhen. Dies w&#228;re dann nicht der Fall, wenn die vorgebrachten Entschuldigungsgr&#252;nde offensichtlich ungeeignet waren, das Fernbleiben des Betroffenen zu entschuldigen (BayObLG VRS 61, 48; OLG Hamm VRS 68, 55; OLG K&#246;ln, 3. Strafsenat, VRS 67, 454). Die im &#228;rztlichen Attest u.a. enthaltene Diagnose "grippaler Infekt" ist aber im Gegenteil sehr wohl geeignet, das Ausbleiben im Termin zu entschuldigen (vgl. OLG D&#252;sseldorf NStZ 1984, 331).</p>
315,484
olgk-1987-03-16-26-wf-3287
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
26 WF 32/87
"1987-03-16T00:00:00"
"2019-03-13T14:56:56"
"2019-03-27T09:43:00"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1987:0316.26WF32.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde der Antragstellerin gegen den Beschlu&#223; des Amtsgerichts - Familiengericht- Esch&#173;weiler vom 10. Dezember 1986 - 12 F 260/84 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Gr&#252;nde: </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde der Antragstellerin ist nach &#167; 127 ZPO zul&#228;ssig und auch sonst in formeller Hinsicht unbedenklich. In der Sache hat sie jedoch keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In dem angefochtenen Beschlu&#223; hat das Amtsgericht seine Beschl&#252;sse vom 13. Februar 1985, durch den die im Scheidungsverfahren urspr&#252;nglich angeordnete Ratenzahlung aufgehoben worden ist, sowie den&#173;jenigen vom 10. Dezember 1985, durch den die An&#173;tragstellerin f&#252;r das Verfahren der einstweiligen Anordnung 12 F 260/84 UEEA ratenfreie Proze&#223;ko&#173;stenhilfe gew&#228;hrt worden ist, zu Recht gem. &#167; 124 Nr. 2 ZPO aufgehoben. Denn die Antragstellerin hat in ihren Antr&#228;gen vom 7. und 8. Februar/18. April 1985, die zu den genannten Beschl&#252;ssen gef&#252;hrt ha&#173;ben, nicht angegeben, da&#223; sie im Zusammenhang mit der zum Jahresende 1984 erfolgten Aufhebung ihres Arbeitsverh&#228;ltnisses eine Abfindung von 8.000,--DM erhalten hat. Dies ist als zumindest grob fahrl&#228;ssig anzusehen, weil auch f&#252;r die Antragstellerin ohne weiteres ersichtlich war, da&#223; sie bei Bean&#173;tragung weiterer proze&#223;kostenhilferechtlicher Verg&#252;nstigungen nicht nur einseitig die Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage geltend machen durfte, sondern sie gehalten war, auch die mit der Aufgabe ihres Arbeitsplatzes verbundenen Eink&#252;nfte zu offenbaren.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Versto&#223; der Antragstellerin gegen ihre Verpflichtung zur vollst&#228;ndigen und richtigen Anga&#173;be ihrer wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse hat das Amtsgericht im vorliegenden Fall auch zu Recht veranla&#223;t, die von der Antragstellerin mit un&#173;vollst&#228;ndigen Angaben erwirkten Beschl&#252;sse auf&#173;zuheben. Denn eine blo&#223;e Ab&#228;nderung dieser Be&#173;schl&#252;sse dahingehend, da&#223; der Antragstellerin nur diejenigen proze&#223;kostenhilferechtlichen Verg&#252;nstigungen zukommen, auf die sie bei sofortiger vollst&#228;ndiger und wahrheitsgem&#228;&#223;er Darstellung ihrer wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse Anspruch ge&#173;habt h&#228;tte, kommt hier angesichts der Bedeutsam&#173;keit des Versto&#223;es der Antragstellerin gegen ihre Verpflichtung zur vollst&#228;ndigen und wahrheitsge&#173;m&#228;&#223;en Darstellung ihrer wirtschaftlichen Verh&#228;lt&#173;nisse nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Dem hiergegen in der Rechtsprechung (vgl. OLG D&#252;s&#173;seldorf JurB&#252;ro 1986, 296; LAG D&#252;sseldorf JurB&#252;ro 1986, 1097) und der Literatur (vgl. Z&#246;ller-Schneider, ZPO, 14. Aufl., &#167; 124 Rdn. 8) erhobenen Einwand, die Aufhebung nach &#167; 124 ZPO sei als eine kostenrechtliche Ma&#223;nahme, nicht aber als eine Bestra&#173;fung zu verstehen, folgt der Senat nicht. Denn diese Auffassung steht weder mit dem Wortlaut die&#173;ser Vorschrift noch mit deren Entstehungsgeschichte in Einklang. So ist in &#167; 124 ZPO nur von Aufhebung, nicht aber von Ab&#228;nderung oder Anpassung die Rede. Dies spricht daf&#252;r, da&#223; nicht in erster Linie da&#173;rauf abzuheben ist, welches Ergebnis ein Proze&#223;kostenhilfeantrag bei wahrheitsgem&#228;&#223;er und vollst&#228;n&#173;diger Darstellung der wirtschaftlichen Verh&#228;ltnis&#173;se gehabt h&#228;tte, sondern das Gericht die Entschei&#173;dung gem. &#167; 124 ZPO vielmehr nach pflichtgem&#228;&#223;em Ermessen davon abh&#228;ngig zu machen hat, ob ein Ver&#173;sto&#223; gegen die Wahrheitspflicht vorliegt und als wie bedeutsam dieseranzusehen ist. Dabei kann es bei leichteren Verst&#246;&#223;en gegen die Wahrheitspflicht allerdings billigem Ermessen entsprechen, die Proze&#223;kostenhilfebewilligung auf das&#173;jenige Ma&#223; zur&#252;ckzuf&#252;hren, auf das der Antragsteller bei sofortiger wahrheitsgem&#228;&#223;er Darstellung Anspruch gehabt h&#228;tte. Bei bedeutsamen Verst&#246;&#223;en gegen die Wahrheitspflicht kommt demgegen&#252;ber eine v&#246;llige Aufhebung der Proze&#223;kostenhilfebewilligung in Be&#173;tracht, ohne da&#223; darauf abzustellen ist, ob bei einer sofortigen vollst&#228;ndigen und richtigen Anga&#173;be ein Anspruch auf Proze&#223;kostenhilfe gegeben ge&#173;wesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">F&#252;r diese Auslegung des &#167; 124 ZPO spricht au&#223;er dessen Wortlaut auch seine Entstehungsgeschichte. Denn in dem Regierungsentwurf zu dem Gesetz vom 13. Juni 1980 (BGBl I S. 677), durch den das In&#173;stitut der Proze&#223;kostenhilfe statt des fr&#252;heren Armenrechts in die Zivilproze&#223;ordnung eingef&#252;gt worden ist, hei&#223;t es in der Begr&#252;ndung zu &#167; 122, als der der heutige &#167; 124 ZPO in die Gesetzesberatungen eingegangen ist: "Ob das Gericht bei Vor&#173;liegen der Voraussetzungen des Absatzes 1 die Be&#173;willigung der Proze&#223;kostenhilfe aufhebt, steht in seinem pflichtgem&#228;&#223;en Ermessen. Bei weniger gra&#173;vierenden Verst&#246;&#223;en gegen die Verpflichtung, zu&#173;treffende Angaben &#252;ber die ma&#223;gebenden Verh&#228;ltnis&#173;se zu machen ..., kann eine r&#252;ckwirkende &#196;nderung der Bestimmungen &#252;ber die Zahlungsverpflichtungen der Partei ... die angemessenere Reaktion des Ge&#173;richts sein." (Deutscher Bundestag, 8. Wahlperiode, Drucksache 8/3068).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Ist nach alledem davon auszugehen, da&#223; &#167; 124 ZPO die M&#246;glichkeit er&#246;ffnet, bedeutsamen Verst&#246;&#223;en des um Proze&#223;kostenhilfe nachsuchenden Antragstel&#173;lers gegen die Pflicht zur zutreffenden Angabe seiner wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse mit der Auf&#173;hebung der Proze&#223;kostenhilfebewilligung zu begegnen, so hat das Amtsgericht im vorliegenden Fall von dieser M&#246;glichkeit auch zutreffend Gebrauch gemacht. Die Antragstellerin hat den Bezug einer erheblichen Abfindung (oder - sollte der Betrag da&#173;mals noch nicht gezahlt gewesen sein - den Anspruch auf eine solche) in unmittelbarem zeitlichem und sachlichem Zusammenhang mit dem wirtschaftlichen Grund der Antr&#228;ge vom 7. Februar und 8. Februar/ 18. April 1985 verschwiegen. Diese Abfindung h&#228;t&#173;te als Einkommensersatz bei zutreffender W&#252;rdigung der wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse der Antragstel&#173;lerin zum Ausgleich des durch die Aufgabe ihres Ar&#173;beitsplatzes eingeb&#252;&#223;ten Einkommens herangezogen werden m&#252;ssen. Danach w&#228;re die Antragstellerin bis zur Ersch&#246;pfung der Abfindung zu behandeln gewesen, als sei das bisherige Einkommen noch vorhanden, was jedenfalls zu weiterer Ratenzahlung in einer solchen H&#246;he gef&#252;hrt haben w&#252;rde, da&#223; die Antragstellerin jedenfalls einen erheblichen Teil der hier in Rede stehenden Kosten zu tragen gehabt h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Umst&#228;nde die das Verschweigen der Abfindung als weniger edeutsam erscheinen lassen k&#246;nnten, so da&#223; sich lediglich eine Ab&#228;nderung, nicht aber eine Aufhebung der in Rede stehenden Beschl&#252;sse rechtfertigen lie&#223;e, sind nicht ersichtlich. Hierf&#252;r reicht insbesonders nicht aus, da&#223; die Antragstel&#173;lerin von einem Teil der Abfindung M&#246;bel ange&#173;schafft haben will. Denn es ist weder erkennbar noch hinreichend dargetan, aus welchen Gr&#252;nden die Antragstellerin sich als berechtigt angesehen ha&#173;ben will, den Empfang dieser Mittel <strong>zu verschweigen.</strong></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><strong><u>Beschwerdewert: </u> bis 2.300.- DM</strong></p>
315,485
olgham-1987-03-13-15-u-4085
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 U 40/85
"1987-03-13T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:00"
"2019-03-27T09:43:00"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1987:0313.15U40.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der.Kl&#228;gerin gegen das am 6. Dezember 1982 verk&#252;ndete Urteil der 8. Zivilkammer des Landgerichts Bochum wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten der beiden Berufungsinstanzen und der Revisionsinstanz.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;gerin wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung gegen&#252;ber jedem der Beklagten durch Hinterlegung oder Sicherheitsleistung in H&#246;he von jeweils 28.000,-- DM abzuwenden, wenn nicht jeweils der Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p>Die Beklagten k&#246;nnen die Sicherheit auch durch B&#252;rgschaft einer in der Bundesrepublik Deutschland ans&#228;ssigen Gro&#223;bank, Genossenschaftsbank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erbringen.</p> <p></p> <p>Der Wert der Beschwer betr&#228;gt 200.000.-- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am 13. November 1981 verstorbene Erblasser xxx war seit dem Jahre 1975 mit der Kl&#228;gerin in zweiter Ehe verheiratet. Aus der ersten Ehe des Erblassers mit Frau xxx geb. xxx sind am xxx der Beklagte zu 2) und am 13. November 1953 der Beklagte zu 1) als Kinder hervorgegangen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Erblasser und seine erste Ehefrau haben am 28. Mai 1955 vor dem Notar xxx in xxx (Urkundenrolle xxx) ein gemeinschaftliches Testament errichtet, das am 3. Dezember 1981 vom Amtsgericht xxx er&#246;ffnet worden ist (xxx) und so lautet:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">" 1.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Wir setzen uns gegenseitig zu Erben ein. Der L&#228;ngstlebende ist der Alleinerbe des Erstversterbenden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Erben des Letzten von uns sind unsere gemeinschaftlichen Kinder, zur Zeit</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">a) xxx, geb. am xxx</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">b) xxx, geb. am xxx.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sollten wir selbst nicht gemeinschaftlich die Verteilung unseres Verm&#246;gens unter unseren Kindern regeln, so kann der &#220;berlebende von uns diese Regelung treffen, insbesondere auch das vorhandene Verm&#246;gen oder das vorhandene Gesch&#228;ft unter Abfindung eines Kindes dem anderen Kind allein zuwenden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Sollte sich der &#220;berlebende von uns wieder verheiraten, so tritt eine bedingte Nacherbschaft ein. Der &#220;berlebende, von uns erh&#228;lt seinen 1/4 gesetzlichen Erbanteil in Geld. Im &#252;brigen f&#228;llt der Nachla&#223; des &#220;berlebenden den gemeinschaftlichen Kindern als Nacherben zu. Dem &#220;berlebenden soll aber der Nie&#223;brauch bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres des j&#252;ngsten Kindes verbleiben und bis dahin jede Verf&#252;gung der Kinder &#252;ber das ihnen angefallene Erbe seiner Zustimmung bed&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Sollten wir und unsere Kinder insgesamt oder der L&#228;ngstlebende von uns versterben, ohne leibliche. Abk&#246;mmlinge zu hinterlassen, so f&#228;llt der gesamte Nachla&#223; des Letzten von uns an die Geschwister bzw. Geschwisterkinder des Ehemanns xxx. Jedoch sollen die Eltern der Frau xxx geb. xxx, falls sie noch leben sollten, den ihnen zustehenden Erbanteil in Geld erhalten. Es wird bemerkt, da&#223; Frau xxx keine Geschwister besitzt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Sollten wir beide wegfallen und unsere gemeinschaftlichen Kinder noch minderj&#228;hrig sein, so ordnen wir an, da&#223; Ihre Vorm&#252;nder werden</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">a) Kaufmann xxx in xxx</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">b) xxx ebenda,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">und zwar; gemeinschaftlich.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Sollten diese beiden Br&#252;der des Ehemanns xxx die Vormundschaft nicht &#252;bernehmen k&#246;nnen oder wollen, weil xxx heute belgisches Staatsgebiet ist, so soll das zust&#228;ndige Vormundschaftsgericht zwei Vorm&#252;nder aussuchen, welche die Vormundschaft gemeinschaftlich f&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die als Vorm&#252;nder benannten Personen sich auch berufen, die Rechte unserer Kinder im Falle des Eintritts der bedingten Nacherbschaft wahrzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">6. Weiteres wollen wir nicht bestimmten."</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die erste Ehefrau des Erblassers verstarb am 3. Januar 1969. Im Jahre 1975 heiratete der Erblasser die Kl&#228;gerin. Er traf bis zu seinem Tode am 13. November 1981 keine neue Verf&#252;gung von Todes wegen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat die Auffassung vertreten, nach ihrer Heirat mit dem Erblasser sei die Einsetzung der Beklagten als Schlu&#223;erben in dem Testament gegenstandslos geworden; es gelte jetzt wieder die gesetzliche Erbfolge. Sie hat um Feststellung gebeten, da&#223; der Erblasser im Wege der gesetzlichen Erbfolge durch sie zu 1/2 und durch die Beklagten zu je 1/4 beerbt worden sei. Durch Urteil vom 6. Dezember 1982 hat das Landgericht die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;gerin hat der 10. Zivilsenat des hiesigen Oberlandesgerichts durch Urteil vom 4. Oktober 1983 bez&#252;glich dieses Antrages zur&#252;ckgewiesen, jedoch auf den in der Berufungsinstanz gestellten Hilfsantrag der Kl&#228;gerin festgestellt, "da&#223; der Kl&#228;gerin der gesetzliche Erbteil nach dem am 13. November 1981 zu xxx verstorbenen xxx zusteht". Auf die Revision der Kl&#228;gerin, mit der sie ihren Hauptantrag weiterverfolgt hat, hat der Bundesgerichtshof das Urteil des 10. Zivilsenats vom 4. Oktober 1983 aufgehoben und den Rechtsstreit zur anderweiten Verhandlung und Entscheidung, auch &#252;ber die Kosten der Revision, an den 15. Zivilsenat des Berufungsgerichts zur&#252;ckverwiesen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt nunmehr im wesentlichen vor:</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Nach dem Willen des Erblassers bei der Testamentserrichtung habe seine letztwillige Verf&#252;gung im Falle seiner Wiederheirat unwirksam werden sollen. Dieser wirklicher Wille des Erblassers lasse sich durch sein nachtr&#228;gliches Verhalten, insbesondere aber durch seine &#196;u&#223;erungen gegen&#252;ber Dritten belegen. So habe er kurz vor seinem Tode einem Nachbarn und seinem Stiefsohn erkl&#228;rt, er habe bis jetzt noch kein Testament gemacht. Dies wolle er in B&#228;lde nachholen, da er von der gesetzlichen Erbfolge abweichen und seine Ehefrau xxx sowie seinen Stiefenkel xxx als Erben einsetzen wolle. Seine Vorstellung, in jeder Hinsicht ungebunden zu sein und dies zu nutzen, um nicht seine S&#246;hne, sondern seinen Stiefenkel xxx sein Unternehmen fortf&#252;hren zu lassen, habe der Erblasser verschiedenen Zeugen gegen&#252;ber immer wieder betont. F&#252;r die vom Erblasser als unwirksam betrachtete alte Verf&#252;gung zugunsten seiner S&#246;hne spr&#228;chen zahlreiche Indizien. Der Beklagte zu 2), der an Epilepsie leide, Alkoholiker sei und von ihr, der Kl&#228;gerin, versorgt werde, habe mit dem Gesch&#228;ft des Erblassers nichts mehr zu tun und scheide deshalb f&#252;r die Firmennachfolge aus. Angesichts der homophilen Veranlagung des Beklagten zu 1) habe sich der Erblasser entschieden gegen die Fortf&#252;hrung des "Familienbetriebes" durch ihn ausgesprochen, zumal dieser Sohn im gesch&#228;ftlichen Bereich &#228;u&#223;erst unzuverl&#228;ssig gewesen sei. Sie, die Kl&#228;gerin, habe zu Lebzeiten des Erblassers gro&#223;e finanzielle Mittel und ihre Arbeitskraft dem Unternehmen des Ehemannes zukommen lassen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des erstinstanzlichen Urteils festzustellen, da&#223; der am.13. November 1981 zu xxx verstorbene Herr xxx im Wege der gesetzlichen Erbfolge durch die Kl&#228;gerin zu 1/2 und die Beklagten zu 1) und 2) zu je 1/4 beerbt worden ist;</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">hilfweise,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; der Kl&#228;gerin der gesetzliche Pflichtteil in H&#246;he von 1/8 nach dem am 13. November 1981 in xxx verstorbenen Herrn xxx zusteht.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 1) beantragt,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Er bringt vor:</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Testierenden seien der Ansicht gewesen, da&#223; das von ihnen aufgebaute Unternehmen ungeschm&#228;lert ihren S&#246;hnen im Wege des Erbganges habe zufallen sollen. In Kenntnis dieses Umstandes habe der Erblasser nach seiner Wiederheirat davon abgesehen, ein neues Testament zu errichten. Die erste Ehefrau des Erblassers habe gegen&#252;ber der Zeugin xxx ge&#228;u&#223;ert, da&#223; die S&#246;hne auch im Falle der Wiederheirat des &#252;berlebenden Ehegatten alleinige Erben w&#252;rden. Weder pers&#246;nliche noch gesch&#228;ftliche Gr&#252;nde, wie sie die Kl&#228;gerin gegen ihn, den Beklagten zu 1), behaupte, h&#228;tten dem Erblasser Anla&#223; gegeben, von dem gemeinsam mit der verstorbenen Ehefrau ersonnenen Plan abzugehen, das gesamte Familienverm&#246;gen auf die S&#246;hne &#252;bergehen zu lassen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 2) beantragt,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Er tr&#228;gt vor:</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Erblasser habe nach seiner Wiederheirat davon abgesehen, ein neues Testament zu errichten, weil ihm bewu&#223;t gewesen sei, da&#223; seine beiden S&#246;hne ihn nach dem gemeinschaftlichen Testament beerben w&#252;rden. Auch nach seiner zweiten Eheschlie&#223;ung habe der Erblasser nicht den Kontakt zu seinen Kindern verloren. Er habe die Hoffnung gehabt, da&#223; sich sein, des Beklagten zu 2), Gesundheitszustand durch Ma&#223;nahmen des Vormundschaftsgerichts erheblich bessern werde, und sei ihm infolge seiner Krankheit besonders zugetan gewesen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung der Zeugen xxx, xxx, xxx, xxx, xxx und xxx. Zur n&#228;heren Darstellung des Beweisergebnisses wird auf den Vermerk des Berichterstatters verwiesen, der als Anlage zum Protokoll vom 11. April 1986 genommen worden ist.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Im Senatstermin vom xxx sind au&#223;erdem die Zeugen xxx und xxx vernommen worden.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge xxx, 52 Jahre alt, Rentner, wohnhaft in xxx, mit den Parteien nicht verwandt oder verschw&#228;gert, hat uneidlich ausgesagt:</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Er habe den Erblasser etwa 30 Jahre lang gekannt. Seit 1953 sei er mit einer Unterbrechung und dann wieder in den Jahren 1972 bis 1982 als Mechaniker bei ihm besch&#228;ftigt gewesen. Er habe auch ein gutes pers&#246;nliches Verh&#228;ltnis zum Erblasser gehabt und dessen erste Ehefrau ebenso gekannt, wie er die Kl&#228;gerin kenne.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der Erblasser habe mit ihm &#252;ber famili&#228;re Dinge gesprochen, &#252;ber erbrechtliche Fragen jedoch nicht. Dabei habe er &#246;fter gesagt, da&#223; der xxx den Laden bekommen k&#246;nne. Der Erblasser habe geglaubt, da&#223; sein Sohn xxx im Gesch&#228;ft nicht zurecht kommen w&#252;rde. Xxx sei damals als Kaufmann bei der Firma xxx in xxx angestellt gewesen. Dar&#252;ber sei seit etwa 1975 gesprochen worden, als der Erblasser seine zweite Ehefrau geheiratet habe und die Beziehungen zu deren Enkel vertieft worden seien.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">&#220;ber ein Testament habe er sich mit dem Erblasser nie unterhalten. Nur von Lebensversicherungen sei die Rede gewesen. Auch nach seiner zweiten Heirat habe der Erblasser nicht &#252;ber ein Testament oder seine Erben gesprochen. Ihm sei nicht bekannt gewesen, ob der Erblasser sich nach einem fr&#252;heren Testament habe richten m&#252;ssen. Mit der ersten Ehefrau des Erblassers habe er sich ebenfalls nicht &#252;ber ein Testament unterhalten.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Seit xxx dann in den Betrieb des Vaters eingetreten sei, habe der Erblasser f&#252;r ihn ein zweites Gesch&#228;ft in xxx eingerichtet.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks"><u>Auf Vorhalt</u> von Rechtsanwalt Dr. xxx, ob gewisse Untugenden von xxx eine Gesch&#228;fts&#252;bernahme verhindert h&#228;tten:</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Xxx sei damals zu jung gewesen. Nach dem Eintritt in das Gesch&#228;ft habe er sich aber eingearbeitet. So habe er Messen in xxx alleine gemacht. Beim Erblasser habe sich die Vorstellung entwickelt, da&#223; xxx den Laden in xxx und die Filiale in xxx haben solle.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge xxx, 73 Jahre alt, von Beruf Kaufmann und Mechaniker, wohnhaft in xxx, Onkel der beiden Beklagten, nach Belehrung zur Aussage bereit, hat uneidlich bekundet:</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Er habe nie mit seinem Bruder &#252;ber ein Testament gesprochen und nichts von dessen Existenz gewu&#223;t. Auch mit der ersten Ehefrau des Erblassers sei nicht dar&#252;ber geredet worden.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Ebenso habe er sich nie mit dem Erblasser &#252;ber erbrechtliche Fragen unterhalten.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">&#220;ber seine Gesch&#228;ftsnachfolge habe sein Bruder zum Ausdruck gebracht, xxx solle xxx solle evtl. xxx &#252;bernehmen. Xxx habe aber erst einmal die Mechanikerschule besuchen sollen.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">An ein Gespr&#228;ch mit dem Erblasser &#252;ber das, was xxx im Erbfalle erhalten solle, habe er keine Erinnerung, auch wenn ihm der entsprechende Vortrag der Kl&#228;gerin vorgehalten werde.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Er betone nochmals, da&#223; er mit dem Erblasser nie ein Wort &#252;ber ein Testament gesprochen habe.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Zur n&#228;heren Darstellung des Parteivorbringens, der Ermittlungsergebnisse im &#252;brigen und der bisher ergangenen Urteile wird auf den Inhalt der Akten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung der Kl&#228;gerin hat in der Sache keinen Erfolg, denn das Landgericht hat die Klage zu Recht abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Der Hauptantrag (I) ist unbegr&#252;ndet, w&#228;hrend sich der in der Instanz vor dem Senat neu formulierte Hilfsantrag (II) als unzul&#228;ssig erweist.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Ma&#223;gebend f&#252;r die Erbfolge nach dem Erblasser ist Ziffer 2 des vom Erblasser und seiner vorverstorbenen ersten Ehefrau errichteten gemeinschaftlichen notariellen Testamtens vom 28. Mai 1955 mit der darin enthaltenen Erbeinsetzung der beiden Beklagten. Diese letztwillige Erbeinsetzung ist weder durch Anfechtung noch durch Gegenstandslosigkeit infolge der Wiederheirat des Erblassers mit der Wirkung weggefallen, da&#223; gesetzliche Erbfolge eingetreten w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Zum ersten Punkt hat der Bundesgerichtshof in seinem aufhebenden und zur&#252;ckverweisenden Urteil vom 15. Mai 1985 ausgef&#252;hrt, da&#223; die von der Kl&#228;gerin mit Schriftsatz vom 14. September 1982 an das Nachla&#223;gericht erkl&#228;rte Anfechtung des Testaments nicht durchgreife. Eine Anfechtung gem&#228;&#223; &#167; 2079 BGB kommt schon wegen Fristablaufs nicht in Betracht. Ein Anfechtungsrecht der Kl&#228;gerin w&#252;rde nach &#167; 2285 BGB voraussetzen, da&#223; dem Erblasser zur Zeit des Erbfalls - noch - ein Anfechtungsrecht zugestanden h&#228;tte. Da aber die Frist f&#252;r ein etwaiges Anfechtungsrecht des Erblassers im Jahre 1975 bei seiner Eheschlie&#223;ung mit der Kl&#228;gerin begann, war die Jahresfrist des &#167;. 2283 BGB beim Erbfall im Jahre 1981 verstrichen.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Ein etwaiger Irrtum des Erblassers nach Errichtung des Testaments &#252;ber das Wirksambleiben der Einsetzung beider Schlu&#223;erben ist im Rahmen des &#167; 2078 Abs. 2 BGB unbeachtlich (BGH, NJW 1965, 688, 689). Der Bundesgerichtshof hat an dieser Stelle ausgef&#252;hrt, da&#223; &#167; 2078 BGB allein auf die Vorstellung des Erblassers im Zeitpunkt der Vornahme der letztwilligen Verf&#252;gung abstelle und allein aus irrigen Vorstellungen und Erwartungen, die der Erblasser in diesem Zeitpunkt gehabt habe, unter bestimmten Voraussetzungen ein Anfechtungsrecht erwachsen lasse. Sinn und Zweck dieser Bestimmung schl&#246;ssen es deshalb aus, sie auch bei sp&#228;terem Aufkommen irriger Vorstellungen auf Seiten des Erblassers, wie etwa Vergessen einer fr&#252;heren Testamentserrichtung, sinngem&#228;&#223; anzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Die Schlu&#223;erbeinsetzung der beiden Beklagten im Testament vom 28. Mai 1955, das in seinen Ziffern 1 und 2 der Auslegungsregel des &#167; 2269 BGB entspricht, ist auch nicht durch die in Ziffer 3 dieser letztwilligen Verf&#252;gung enthaltene Wiederverheiratungsklausel weggefallen.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Den Ausgangspunkt der bei der erneuten Verhandlung und Entscheidung vom Senat zu beachtenden Gesichtspunkte hat der Bundesgerichtshof in seinem zur&#252;ckverweisenden Urteil aufgezeigt: Ob die gesetzliche Erbfolge eingetreten ist, h&#228;ngt davon ab, ob die in dem gemeinschaftlichen Testament vom Erblasser getroffene Verf&#252;gung &#252;ber seinen Nachla&#223;, n&#228;mlich die Einsetzung der Beklagten als seiner Schlusserben, weiterhin gilt, oder ob diese Verf&#252;gung mit der Wiederheirat des Erblassers unwirksam geworden ist.. Wie der Bundesgerichtshof betont hat, <u>handelt es sich dabei um die Auslegung dieser letztwilligen Verf&#252;gung.</u> F&#252;r den Untersuchungsgang bei der an &#167; 2084 BGB orientierten Auslegung hat er auf die Erforschung des wirklichen oder des mutma&#223;lichen Erblasserwillens und auch auf eine eventuelle erg&#228;nzende Auslegung verwiesen, die hier nicht zu erw&#228;gen ist, da durch die Wiederverheiratungsklausel gerade der Hinzutritt eines neuen Ehegatten vorbedacht worden ist.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Auslegung der Wiederverheiratungsklausel durch den Senat bot sich angesichts der darin enthaltenen mehreren Anhaltspunkte f&#252;r den Willen der testierenden Eheleute die Erforschung des wirklichen Willens an. Ausgangspunkt dieser Auslegung ist der Wortlaut des Testaments. Dabei sind die allgemeine Bedeutung der verwendeten Worte, ihre grammatikalische und logische Verkn&#252;pfung sowie die Stellung der einzelnen Erkl&#228;rungen im Gef&#252;ge des gesamten Testaments zu ermitteln. Der Auslegende darf nicht an dem buchst&#228;blichen Sinn des Ausdrucks haften bleiben. Denn Ziel jeder Auslegung ist es in erster Linie, dem zu ermittelnden wahren Willen des Erblassers <u>zur Zeit der Testamentserrichtung</u> zum Erfolge zu verhelfen. Bei einem gemeinschaftlichen Testament kommt es auf den <u>&#252;bereinstimmenden Willen</u> der Eheleute in diesem Zeitpunkt an (Palandt/Edenhofer, BGB, 46. Aufl., Anm. 4c zu &#167; 2084 BGB). Wirklicher Wille in diesem Sinne ist allerdings nur der erkl&#228;rte Wille, nicht ein innerlich gebliebener. Dieser Wille mu&#223;te eine - wenn auch noch so geringe - Grundlage in der vorliegenden Erkl&#228;rung haben (BGH, FamRZ 1962, 257; Palandt/Edenhofer, Anm. 4 zu &#167; 2084 BGB). Zu seiner Erforschung k&#246;nnen und m&#252;ssen auch Umst&#228;nde au&#223;erhalb des Testaments, m&#246;gen sie vor oder nach der Testamentserrichtung liegen, herangezogen werden. Dazu geh&#246;ren auch sp&#228;tere &#196;u&#223;erungen der Testierenden, wenn sie R&#252;ckschl&#252;sse auf den Willen zur Zeit der Testamentserrichtung zulassen; soweit aber die Umst&#228;nde oder &#196;u&#223;erungen der testierenden nach der Testamentserrichtung eine sp&#228;tere Willens&#228;nderung ergeben, k&#246;nnen sie f&#252;r die Auslegung nicht verwertet werden (vgl. z.B. Palandt/Edenhofer, Anm. 4 b aa zu &#167; 2084 BGB).</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">a.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Der <u>Wortlaut</u> von Ziffer 3 des gemeinschaftlichen Testaments enth&#228;lt keine eigentliche Neuregelung der Erbfolge nach dem l&#228;ngerlebenden Ehegatten f&#252;r den Wiederverheiratungsfall. Eine solche ist insbesondere nicht in dem Satz "Im &#252;brigen f&#228;llt der Nachla&#223; <u>des &#220;berlebenden</u> den gemeinschaftlichen Kindern als Nacherben zu" enthalten. Zur Ermittlung des eigentlichen Sinnes dieses Satzes scheidet als Beweismittel eine Vernehmung des Notars xxx aus, da der Urkundsnotar am 27. September 1983 verstorben ist. Aus Anhaltspunkten, die das Testament selbst liefert, kann aber geschlossen werden, da&#223; es sich bei der Wortwahl "des &#220;berlebenden" um ein Redaktionsversehen handelt und es richtig "des Erstversterbenden" hei&#223;en mu&#223;. Da&#223; hier ausschlie&#223;lich die Erbfolge nach dem erstversterbenden Ehegatten geregelt werden sollte, ergibt sich aus der Ankn&#252;pfung "im &#252;brigen" an den davor stehenden Satz, wonach der &#252;berlebende Ehegatte bei seiner Wiederheirat seinen 1/4 gesetzlichen Erbanteil in Geld erhalten solle. Mit diesen ankn&#252;pfenden beiden Worten kann allein folgerichtig die Rechtsfolge am &#252;brigen Nachla&#223; des erstversterbenden Ehgatten gemeint gewesen sein. Auch der Bundesgerichtshof hat eine Auslegung des Testaments im Wortsinne in diesem Punkte als offensichtlich sinnwidrig bezeichnet, weil in diesem Falle weder von einer Nacherbschaft gesprochen werden k&#246;nne, noch dieses Wortverst&#228;ndnis einen wirtschaftlichen Sinn erg&#228;be. Das ist in der Tat so, denn der Anfall des eigenen Nachlasses des l&#228;ngerlebenden Ehegatten an seine Abk&#246;mmlinge schon zu seinen Lebzeiten bei seiner Wiederheirat ist erbrechtlich nicht vorstellbar und erkennbar nicht gewollt. Das Redaktionsversehen offenbart sich weiter dadurch, da&#223; nach Satz 4 der Ziffer 3 dem &#252;berlebenden Ehegatten an dem fraglichen Nachla&#223;, der den Kindern zufallen soll - also nach dem Wortlaut an dem "Nachla&#223; des &#220;berlebenden" -, ein Nie&#223;brauchsrecht einger&#228;umt wird. Solange der &#252;berlebende Ehegatte nicht seinerseits verstorben ist, kann sein Verm&#246;gen noch nicht als "Nachla&#223;" bezeichnet werden. Es ist auch nicht erforderlich, da&#223; der &#252;berlebende Ehegatte an seinem eigenen Verm&#246;gen ein besonderes Nie&#223;brauchsrecht ben&#246;tigt, um in dessen Genu&#223; zu kommen.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Die Schlu&#223;erbeinsetzung der beiden Beklagten in Ziffer 2 des Testaments ist nicht durch die Wiederverheiratungsklausel in ihrem rechtlichen Bestand beeinflusst worden. Als m&#246;gliche Folge der Wiederheirat des Erblassers h&#228;tte in Betracht kommen k&#246;nnen, da&#223; damit im Zweifel seine eigenen Verf&#252;gungen in dem gemeinschaftlichen Testament den Charakter der Wechselbez&#252;glichkelt verloren haben, er also an seine eigenen letztwilligen Verf&#252;gungen - insbesondere an die Erbeinsetzung der gemeinsamen Abk&#246;mmlinge - nicht mehr gebunden war und er daher abweichende Anordnungen zugunsten seiner zweiten Familie treffen konnte. Eine solche Rechtsfolge der Wiederheirat und die dann erhebliche Frage des Ausma&#223;es einer solchen Befreiung sind im vorliegenden Rechtsstreit ohne Bedeutung, da der Erblasser nicht erneut letztwillig verf&#252;gt hat. Als eine f&#252;r die Schlu&#223;erben besonders schwerwiegende Folge der Wiederheirat war ferner die Auslegung zu erw&#228;gen, da&#223; die testierenden Eheleute die Einsetzung ihrer gemeinsamen Kinder auf den Nachla&#223; des &#220;berlebenden mit dessen Wiederheirat als gegenstandslos ansehen wollten, so da&#223; auch ohne Widerrufstestament nach dem letztversterbenden Ehegatten gesetzliche Erbfolge eintreten solltet Eine solche Auslegung ist im Einzelfall m&#246;glich, weil der &#252;berlebende Ehegatte mit der Wiederheirat seine Alleinerbenstellung nach dem Erstverstorbenen verliert, das Gegenseitigkeitsverh&#228;ltnis der Erbeinsetzungen bei beiden Erbf&#228;llen gest&#246;rt und sein Interesse sichtbar wird, sein Verm&#246;gen auch seiner zweiten Familie zukommen zu lassen.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Der Senat legt den bereinigten Wortlaut der Wiederverheiratungsklausel dahin aus, da&#223; er lediglich eine Befreiung von der Bindung an eigene wechselbez&#252;gliche Verf&#252;gungen und den Wiedergewinn der Testierfreiheit des l&#228;ngerlebenden Ehegatten enth&#228;lt, nicht dagegen den gemeinsamen Willen erkennen l&#228;&#223;t, die Schlu&#223;erbeinsetzung automatisch gegenstandslos werden zu lassen. Die Ehegatten haben lediglich die strenge Bindungswirkung des &#167; 2271 Abs. 2 BGB f&#252;r die Zeit nach dem ersten Erbfall ausschlie&#223;en wollen (vorbehaltener Widerruf), wie aus der n&#228;heren Ausgestaltung der Klausel erkennbar wird. Denn der l&#228;ngerlebende Ehegatte verlor zwar mit seiner Wiederheirat seine Alleinerbenstellung w&#252;rde aber nicht - was f&#252;r eine Automatik angef&#252;hrt werden k&#246;nnte - auf den blo&#223;en Pflichtteil verwiesen, sondern behielt im Gegenteil auf lange Zeit eine dominierende Stellung am Nachla&#223; seines Ehepartners. Der Letztversterbende wurde nicht auf den Pflichtteil des &#167; 2303 Abs. 2 BGB beschr&#228;nkt, sondern er erhielt immerhin seinen gesetzlichen Erbteil in Geld als Verm&#228;chtnis, der sich vor Inkrafttreten des Gleichberechtigungsgesetzes vom 18. Juni 1957 ohne den jetzt geltenden pauschalen Zugewinnausgleich in 1/4 Anteil am Nachla&#223; niederschlug. Am &#252;brigen Nachla&#223; des Erstverstorbenen blieben ihm gewichtige Rechte vorbehalten. Ihm sollte der Nie&#223;brauch an diesem Nachla&#223; bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres des j&#252;ngsten Kindes verbleiben. Wird dabei bedacht, da&#223; der am xxx geborene Beklagte zu 1) zur Zeit der Testamentserrichtung am 28. Mai 1955 erst 1 1/2 Jahre alt war und die Eheleute sogar noch mitweiteren Abk&#246;mmlingen rechneten (vgl. Ziffer 2 des Testaments: "Zur Zeit"), so bedeutete das bei einem baldigen Tode eines der Eheleute f&#252;r den anderen Teil eine rechtlich und wirtschaftlich durchaus beachtliche Position an dessen Nachla&#223;. Nach der Vorstellung der Eheleute sollte der l&#228;ngerlebende Teil bis zu dem erw&#228;hnten Zeitpunkt au&#223;erdem eine beherrschende rechtliche Kontrolle &#252;ber den Nachla&#223; aus&#252;ben, weil jede Verf&#252;gung der Kinder &#252;ber das ihnen angefallene Erbe von seiner Zustimmung abh&#228;ngig gemacht wurde und er dadurch wirksam einer Aush&#246;hlung seines Nie&#223;brauchsrechtes begegnen konnte. Dieser weitgehende Erhalt des Gegenseitigkeitsverh&#228;ltnisses der Erbeinsetzungen im gemeinschaftlichen Testament selbst f&#252;r den Fall der Wiederheirat ist f&#252;r den Senat ein &#252;berzeugender Anhaltspunkt f&#252;r den ohne R&#252;cksicht auf die Versterbensfolge vorhandenen Willen beider Eheleute, es bei der Schlu&#223;erbeinsetzung auch im Falle des Bedingungseintritts zu belassen und den beiderseitigen Nachla&#223; m&#246;glichst ungeschm&#228;lert auf die Abk&#246;mmlinge &#252;bergehen zu lassen. Dem l&#228;ngerlebenden Ehegatten blieb allenfalls die M&#246;glichkeit erhalten, durch - vorliegend nicht entfaltete - eigene Inititative letztwillig auch f&#252;r seine zweite Familie zu sorgen, wobei &#252;ber den Umfang dieser Befugnis hier nicht zu entscheiden ist.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Die besondere beiderseitige F&#252;rsorge der testierenden Eheleute kommt nicht nur in Absatz 2 der Ziffer 2, sondern auch in Ziffer 5 des gemeinschaftlichen Testaments zum Ausdruck , wonach die dort als Vorm&#252;nder benannten beiden Br&#252;der des Erblassers berufen sein sollten, die Rechte der gemeinsamen Kinder im Falle des Eintritts der bedingten Nacherbschaft wahrzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">b.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Dieses Auslegungsergebnis, das aus dem Wortlaut des Testaments hervorgeht, ist durch die Beweisaufnahme vor dem Senat &#252;ber Umst&#228;nde au&#223;erhalb des Testaments, die bei der Auslegung herangezogen werden k&#246;nnen, eher best&#228;tigt, keinesfalls aber ersch&#252;ttert worden. Der Senat hatte hierbei zu pr&#252;fen, ob eine nach dem sp&#228;teren Verhalten des einen Ehegatten m&#246;gliche Auslegung auch dem Willen des anderen entspricht (Palandt/Edenhofer, Anm. 4 c zu &#167; 2084 BGB). Insbesondere war zu beachten, ob sp&#228;tere &#196;u&#223;erungen des Erblassers als &#252;berlebendem Teil der testierenden Eheleute wirklich einen R&#252;ckschlu&#223; auf den gemeinsamen Willen bei Testamentserrichtung zulie&#223;en oder aber unbeachtlicher Ausdruck sp&#228;terer einseitiger Willens&#228;nderungen waren. Das ist bei den vorliegenden Beweisantritten weitgehend verkannt worden. Auch die angebliche negative Entwicklung beider S&#246;hne der Eheleute l&#228;&#223;t keinen R&#252;ckschlu&#223; auf den Testierwillen zu.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Sp&#228;tere &#196;u&#223;erungen der Ehefrau des Erblassers &#252;ber den Fortbestand der Schlu&#223;erbeinsetzung waren nicht unmittelbar Gegenstand der Beweisaufnahme. Die zu diesem Beweisthema benannte Zeugin xxx ist zwischenzeitlich verstorben. Immerhin hat aber die Zeugin xxx in zwei Gespr&#228;chen von der verstorbenen Zeugin erfahren, da&#223; die Ehefrau des Erblassers mit ihr &#252;ber ein vorliegendes Ehegattentestament, eine vorhandene Wiederverheiratungsklausel, den Nie&#223;brauch des &#252;berlebenden Ehegatten am Nachla&#223; des anderen und die Erbeinsetzung der Kinder gesprochen habe.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Sp&#228;tere &#196;u&#223;erungen des Erblassers, wie sie der Zeuge xxx bekundet hat, st&#252;tzen sogar die Auslegung des Senats. Zu diesem Zeugen, den der Erblasser nach seiner Wiederheirat seit der Anordnung der Vormundschaft f&#252;r den Beklagten zu 2) im Jahre 1979 kannte, hat der Erblasser zwar nichts konkretes &#252;ber ein vorhandenes Testament oder eine Wiederverheiratungsklausel zum Ausdruck gebracht. Dem Zeugen hat er aber bei Gespr&#228;chen, die eventuelle Unterbringungskosten f&#252;r den Beklagten zu 2) und</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">den Einsatz des Verm&#246;gens daf&#252;r beinhalteten, durchaus den Eindruck vermittelt, da&#223; er das Verm&#246;gen auch f&#252;r seinen Sohn xxx habe erhalten und sogar einer m&#246;glichen Haftung habe aussetzen wollen, wobei er von einer entsprechenden Regelung zugunsten des Sohnes nicht habe abr&#252;cken wollen.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Ein automatischer Wegfall der Schlu&#223;erbeinsetzung folgt nicht aus der Wiedergabe eines Gespr&#228;ches des Zeugen xxx mit dem Erblasser. Diesem Zeugen gegen&#252;ber hat der Erblasser zu erkennen gegeben, da&#223; es ein Testament aus der ersten Ehe gebe, welches er inhaltlich den ver&#228;nderten Verh&#228;ltnissen anpassen wolle. Insbesondere habe er seiner Ehefrau mehr Rechte zugestehen wollen und sich Gedanken &#252;ber die Gesch&#228;ftsfortf&#252;hrung durch seine zweite Ehefrau oder seinen Stiefenkel xxx gemacht. Dieser Bekundung kann entnommen werden, da&#223; sich der Erblasser in der Lage gesehen hat, erneut zu testieren. &#220;ber die entscheidende Frage, ob der Erblasser davon ausgegangen sei, da&#223; gesetzliche Erbfolge nach ihm gelte, falls er nicht testiere, ist nicht gesprochen worden. Der durch keinerlei Beleg gewonnene Eindruck des Zeugen, der Erblasser habe wohl gesetzliche Erbfolge angenommen, ist im Rahmen der Beweisw&#252;rdigung ohne Gewicht.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Mit den &#252;brigen vom Senat vernommenen Zeugen hat der Erblasser nicht &#252;ber die entscheidende Frage seiner Beerbung, also die Schlu&#223;erbeinsetzung, gesprochen, sondern nur die Frage der Gesch&#228;ftsnachfolge, die einen gewichtigen Teil des Nachlasses betraf, er&#246;rtert. Der Senat hat insoweit den Eindruck gewonnen, da&#223; der Erblasser sich mit dieser 'Frage in seinen letzten Lebensjahren stark besch&#228;ftigt hat. W&#228;hrend Zeugen xxx und xxx &#196;u&#223;erungen des Erblassers &#252;ber den Beklagten zu 1) als Gesch&#228;ftsnachfolger geh&#246;rt haben, hat der Erblasser den Zeugen xxx, xxx und xxx gegen&#252;ber seinen Stiefenkel xxx als Nachfolger in seinem Betriebe genannt. Differenzierend sind insoweit die Aussagen der Zeugen xxx und xxx, wonach der Erblasser in der Zeit nach seiner zweiten Heirat die Vorstellung entwickelt habe, da&#223; sein Sohn xxx die Filiale in xxx, sein Stiefenkel xxx dagegen das Gesch&#228;ft in xxx habe &#252;bernehmen sollen, wobei nach der Bekundung des Zeugen xxx der Stiefenkel zun&#228;chst eine Mechanikerschule habe besuchen sollen. &#220;ber die hier allein entscheidende Frage, welches Schicksal die Schlu&#223;erbeinsetzung im Falle der Wiederheirat haben sollte, haben die vernommenen Zeugen mit dem Erblasser nicht gesprochen. Fast allen Zeugen gegen&#252;ber hat er Fragen des Erbrechts oder das Vorhandensein eines Testaments nicht erw&#228;hnt. Das ist nur gegen&#252;ber dem Zeugen xxx geschehen. Hier hat er ein Testament aus erster Ehe erw&#228;hnt, das er den ver&#228;nderten Verh&#228;ltnissen anpassen wolle. Das l&#228;&#223;t aber lediglich auf die Vorstellung einer vorhandenen Testierfreiheit beim Erblasser schlie&#223;en, gibt jedoch keine Auslegungshilfe f&#252;r einen etwa vorhandenen gemeinsamen Willen beider Eheleute, bei Wiederheirat des l&#228;ngerlebenden Ehegatten die gesetzliche Erbfolge nach diesem eintreten zu lassen. Der Senat sieht es als erwiesen an, da&#223; der Erblasser schlie&#223;lich seinen Stiefenkel xxx als Nachfolger zumindest f&#252;r das Gesch&#228;ft in xxx vorgesehen hat. Das ist aber Folge einer sp&#228;teren Willensentwicklung des Erblassers, die mit der gemeinsamen Vorstellung der Eheleute xxx zur Zeit der Testamentserrichtung, als xxx &#252;berhaupt noch nicht geboren war, nichts zu tun hat. Diese Vorstellung des Erblassers l&#228;&#223;t allenfalls auf einen (nicht verwirklichten) Willen zur Testamentserrichtung schlie&#223;en, &#252;ber den Eintritt der gesetzlichen Erbfolge, die dieser Vorstellung nicht einmal gerecht w&#252;rde, weil der Stiefenkel nicht gesetzlicher Erbe ist, besagt sie nichts.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">c.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Den noch offenen Beweisantritten der Kl&#228;gerin zur Beweisfrage, der Erblasser habe sich mit Entschiedenheit dahin ge&#228;u&#223;ert, da&#223; sein Stiefenkel xxx sein Nachfolger und Erbe werden und das Gesch&#228;ft in xxx &#252;bernehmen solle, ist der Senat deshalb nicht nachgegangen. Insbesondere hatte; sich die Kl&#228;gerin insoweit noch auf das Zeugnis der Eheleute xxx und xxx aus xxx und im letzten Senatstermin auf das des Zeugen xxx berufen. Die durch diese Zeugen zu beweisende Behauptung kann als wahr unterstellt werden; sie ist zudem unerheblich. Der Senat hat sich im &#252;brigen bem&#252;ht, alle Zeugen zu vernehmen, deren Benennung einen andeutungsweise erkennbaren Bezug zur hier entscheidenden Auslegungsfrage hatte. F&#252;r die Frage des Fortwirkens der Schlu&#223;erbeinsetzung war so etwa das Vorbringen der Kl&#228;gerin &#252;ber ihren finanziellen und pers&#246;nlichen Einsatz im Betrieb des Erblassers und f&#252;r den Beklagten zu 2) nicht erheblich.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">d.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Angesichts der vom Senat vorgenommenen Auslegung aufgrund der besonderen Umst&#228;nde des Falles bedarf es keiner Stellungnahme zu der auch vom Bundesgerichtshof in seinem zur&#252;ckverweisenden Urteil erw&#228;hnten Streitfrage, ob in der Regel davon auszugehen sei, da&#223; die wechselbez&#252;gliche Einsetzung von Schlu&#223;erben oder Nacherben im Falle der Wiederheirat des l&#228;ngerlebenden Ehegatten ohne weiteres wirkungslos werde.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Dem Hilfsantrag der Kl&#228;gerin auf Feststellung ihres Pflichtteilsrechts fehlt das durch &#167; 256 Abs. 1 ZPO geforderte rechtliche Interesse an einer alsbaldigen Feststellung dieses Rechtsverh&#228;ltnisses.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Dem Rechtsverh&#228;ltnis des Pflichtteilsanspruchs droht nicht eine durch Leistungsklage nicht oder noch nicht zu behebende gegenw&#228;rtige Gefahr (z.B. durch Bestreiten oder Behaupten der Gegner) der Unsicherheit (BGH, NJW 1986, 2507). Die Kl&#228;gerin hat sich bisher ausschlie&#223;lich eines Erbrechts nach dem Erblasser ber&#252;hmt und nicht die Erf&#252;llung eines Pflichtteilsanspruchs von den Beklagten gefordert. Die Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Beklagten haben vor dem Senat zu erkennen gegeben, da&#223; im Grundsatz der bestehende Pflichtteilsanspruch der Kl&#228;gerin respektiert werde, eine Pr&#252;fung von Einwendungen jedoch bei der Geltendmachung dieses Anspruchs vorbehalten bleiben m&#252;sse. Unter diesen Umst&#228;nden kann ein Leugnen dieses Rechtsverh&#228;ltnisses durch die Beklagten nicht angenommen werden. Auch bedarf es keiner Pr&#252;fung, ob die Kl&#228;gerin statt einer Feststellungs- die Leistungsklage erheben m&#252;sste.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Da Haupt- und Hilfsantrag der Kl&#228;gerin erfolglos bleiben, ist ihre Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen des Senats beruhen auf &#167;&#167; 97 Abs. 1, 708 Nr.10, 711, 712, 546 Abs. 2 ZPO.</p>
315,486
olgham-1987-03-12-18-u-15786
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
18 U 157/86
"1987-03-12T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:01"
"2019-03-27T09:43:00"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1987:0312.18U157.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 26. Februar 1986 verk&#252;ndete Urteil der 6. Zivilkammer des Landgerichts Dortmund abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 6.498,-- DM nebst 4% Zinsen seit dem 15.03.1985 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Der weitergehende Zinsanspruch wird abgewiesen; die weitergehende Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Von den Kosten des 1. Rechtszuges tragen der Kl&#228;ger 1/5, der Beklagte 4/5;</p> <p></p> <p>von den Kosten der Berufungsinstanz tragen der Kl&#228;ger 1/15; der Beklagte 14/15. Der Kl&#228;ger tr&#228;gt jedoch die durch die Anrufung des Landgerichts Bochum entstandenen Mehrkosten vorweg.</p> <p></p> <p></p> <p>Dem Beklagten wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 12.000,-- DM abzuwenden, sofern nicht der Kl&#228;ger vorher Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p>Dem Kl&#228;ger wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 750,-- DM abzuwenden, sofern nicht der Beklagte vorher Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p>Der Beklagte kann die Sicherheitsleistung durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer Westdeutschen Bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erbringen.</p> <p></p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger begehrt von dem Beklagten ein Maklerhonorar f&#252;r den Nachweis des Erwerbes eines bebauten Grundst&#252;ckes in xxx.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte meldete sich auf eine Annonce des Kl&#228;gers. In 1. Instanz war unstreitig, da&#223; der Kl&#228;ger dem Beklagten auf dessen Anfrage am 6. August 1984 und erneut am 21. August 1984 jeweils ein Expos&#233; betreffend das 7-Familienhaus xxx in xxx &#252;bersandte, wobei das erste an die Privatanschrift, das 2. Expos&#233; an die Gesch&#228;ftsanschrift des Beklagten gerichtet war (Blatt 4 und 5 der Akten). In den Expos&#233;s waren u.a. Angaben &#252;ber Baujahr, Grundst&#252;cksgr&#246;&#223;e, Nutzbarkeit und Mieteink&#252;nfte enthalten; der Kaufpreis war mit 240.000,-- DM angegeben.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Expos&#233;s enthielten weiter einen Hinweis auf "unsere umseitigen Gesch&#228;fts- und Provisionsbedingungen". Deren Inhalt, den die Parteien in erster Instanz nicht vorgetragen haben, lautete auszugsweise wie folgt (Bl. 71 R): "Mit dem Abschlu&#223; eines durch unseren Nachweis oder unsere Vermittlung zustandegekommenen Kauf-, Miet- oder sonstigen Vertrages ist die orts&#252;bliche Provision zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Diese betr&#228;gt bei An- und Verkauf von Haus- und Grundbesitz f&#252;r den Verk&#228;ufer wie auch f&#252;r den K&#228;ufer je 3%<i> </i>des Kaufpreises. Die Provisionss&#228;tze verstehen sich als Netto-Entgelt zuz&#252;glich gesetzlicher Mehrwertsteuer..."</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Expos&#233;s enthielten jedoch keine Angaben &#252;ber die Eigentumsverh&#228;ltnisse an dem Grundst&#252;ck. Eigent&#252;merinnen waren zu diesem Zeitpunkt die Rentnerin xxx und die Hausfrau xxx in ungeteilter Erbengemeinschaft.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der danach f&#252;r den Kl&#228;ger t&#228;tige Zeuge xxx versuchte, dem Beklagten und dem bei ihm befindlichen Zeugen xxx das Objekt zu zeigen. Die Besichtigung wurde alsbald von dem Ehemann der Verk&#228;uferin xxx unterbrochen mit der Erkl&#228;rung, das Haus stehe nicht zum Verkauf. Der Beklagte &#252;bergab aber seine Visitenkarte Herrn xxx f&#252;r den Fall, da&#223; doch verkauft werden solle.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Am 18. Oktober 1984 erwarb der Beklagte zusammen mit dem Zeugen xxx als Gesellschaft b&#252;rgerlichen Rechts zu je 1/2 ideellem Anteil das Hausgrundst&#252;ck durch notariellen Vertrag, wegen dessen Inhalt auf Blatt 92 ff GA verwiesen wird. Darin ist ein Kaufpreis von 190.000,-- DM ausgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Beide Erwerber sind am 11. Februar 1985 als Miteigent&#252;mer im Grundbuch eingetragen worden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Am 4. M&#228;rz 1985 stellte der Kl&#228;ger seinen Provisionsanspruch in H&#246;he von 8.208,-- DM (3%<i> </i>von 240.000,-- DM zuz&#252;glich 4%<i> </i>MwSt) dem Beklagten in Rechnung. Dieser lehnte die Erf&#252;llung mit Schreiben vom 14. M&#228;rz 1985 ab.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, der behauptet hat, Bankkredit in H&#246;he der Klageforderung zu einem Zinssatz von 10,5% p.a. in Anspruch zu nehmen,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">hat beantragt, den Beklagten zu verurteilen, an den Kl&#228;ger 8.208,-- DM nebst 10,5%<i> </i>Zinsen seit dem 15.03.1985 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt, </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Er hat die Aktivlegitimation des Kl&#228;gers bestritten und darauf verwiesen, da&#223; die Expos&#233;s als Makler die Firma xxx angeben, was zutrifft. Unter dieser Bezeichnung betreibt der Kl&#228;ger sein Maklergesch&#228;ft.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat ferner vorgetragen: Der Kl&#228;ger habe den Nachweis nicht erbracht. Er habe in dem Expos&#233; vom 6. August 1984 das Grundst&#252;ck nicht korrekt bezeichnet (xxx statt xxx) und auch den Namen des wahren Eigent&#252;mers nicht mitgeteilt. Als solchen habe er vielmehr eine Frau xxx benannt, die - unstreitig - das Hausgrundst&#252;ck mit notariellem Kaufvertrag vom 14. Februar 1984 von der Erbengemeinschaft xxx erworben hatte; aus nicht dargelegten Gr&#252;nden ist dieser Kaufvertrag nicht durchgef&#252;hrt worden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Besichtigung des Objektes, deren Datum (4. September 1984) der Beklagte in erster Instanz nicht bestritten hat, sei gescheitert, weil der inzwischen verstorbene Ehemann der Miteigent&#252;merin xxx den Beklagten sowie den Vertreter des Kl&#228;gers, xxx, hinausgeworfen habe.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Einige Zeit sp&#228;ter habe sich die Miteigent&#252;merin xxx telefonisch bei ihm gemeldet. Er habe sofort klargestellt, da&#223; nicht - wie urspr&#252;nglich vorgesehen - er allein erwerben wolle, sondern nur ein Erwerb durch die Gesellschaft b&#252;rgerlichen Rechts xxx (Beklagter)/xxx in Betracht komme. Unter diesen Umst&#228;nden bestehe keine wirtschaftliche Identit&#228;t zwischen dem angeblich nachgewiesenen und dem tats&#228;chlich abgeschlossenen Kaufvertrag.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Es fehle auch an der Urs&#228;chlichkeit der T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers f&#252;r den Vertragsabschlu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht Dortmund hat die Klage in dem angefochtenen Urteil, auf dessen Inhalt erg&#228;nzend Bezug genommen wird, abgewiesen: Zwar sei ein wirksamer Maklervertrag zwischen den Parteien zustandegekommen, der Kl&#228;ger habe aber eine provisionspflichtige Nachweist&#228;tigkeit deshalb nicht erbracht, weil er den Verk&#228;ufer und k&#252;nftigen Vertragspartner des Beklagten nicht benannt habe.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Dem tritt der Kl&#228;ger mit seiner Berufung entgegen. Er wiederholt und erg&#228;nzt seinen Sachvortrag wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Schon anl&#228;&#223;lich des ersten telefonischen Kontaktes habe der Beklagte dem Zeugen xxx erkl&#228;rt, er beabsichtige, ein Mehrfamilienhaus zusammen mit einem Gesch&#228;ftspartner zu erwerben. Im &#252;brigen stehe der Erweiterung auf Erwerberseite die Identit&#228;t zwischen nachgewiesenem und geschlossenem Kaufvertrag nicht entgegen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Er habe das Expos&#233; vom 6. August 1984 und auf sp&#228;ter ge&#228;u&#223;erten ausdr&#252;cklichen Wunsch des Beklagten das weitere Expos&#233; vom 21.08.1984 herausgeschickt, an die Gesch&#228;ftsanschrift des Beklagten. Bei dem danach vereinbarten Besichtigungstermin habe der Beklagte das Haus im Beisein des Zeugen xxx am 4. September 1984 von au&#223;en und innen in Augenschein genommen. Dort sei er auch dem f&#252;r die Verk&#228;uferinnen handelnden Herrn xxx vorgestellt worden, der unstreitig in dem Hause wohnte. Die Eigentumsverh&#228;ltnisse seien bekanntgegeben worden. xxx habe der Besichtigung nicht widersprochen. In ihm habe der Beklagte einen Ansprechpartner gehabt, &#252;ber den er leicht mit den Eigent&#252;merinnen in Verbindung habe treten k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Wie der nahe Termin des Vertragsabschlusses zeige, seien die Kaufvertragsverhandlungen unmittelbar nach der Besichtigung aufgenommen worden.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Nach Kenntnisnahme vom Inhalt des notariellen Kaufvertrages hat der Kl&#228;ger nicht mehr bestritten, da&#223; der Kaufpreis 190.000,-- DM betrage und die Klage mit Zustimmung des Beklagten vor Eintritt in die m&#252;ndliche Verhandlung in zweiter Instanz auf 6.498,-- DM (3%<i> </i>von 190.000,-- DM zuz&#252;glich 14%<i> </i>MwSt) zur&#252;ckgenommen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des erstinstanzlichen Urteils den Beklagten zu verurteilen, an den Kl&#228;ger 6.498,-- DM nebst 10,5%<i> </i>Zinsen seit dem 15.03.1985 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Er verteidigt das angefochtene Urteil und bestreitet nunmehr auch den Abschlu&#223; eines Maklervertrages: Eine Provision sei konkret nicht gefordert worden. Die Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen des Kl&#228;gers seien insoweit unklar. Erstmals im Senatstermin vom 12. M&#228;rz 1987 hat der Beklagte behauptet, das Expos&#233; vom 6. August 1984 sei ihm nicht zugegangen. Das zweite Expos&#233; vom 21. August 1984 sei ihm erst nach einer fehlgeschlagenen Besichtigung des Objekts vom selben Tage zugegangen. Eine bereits f&#252;r den 10. August 1984 vorgesehene erste Besichtigung sei gescheitert, weil der Kl&#228;ger nicht &#252;ber einen Schl&#252;ssel zu dem Haus verf&#252;gt habe. Entweder bei dieser Gelegenheit oder wenig sp&#228;ter habe der Zeuge xxx Frau xxx als Eigent&#252;merin benannt. Mit dieser habe er sich am 21. August 1984 getroffen. Die Vertragsverhandlungen seien daran gescheitert, da&#223; Frau xxx vorab die Zahlung von 20.000,-- DM Schwarzgeld verlangt habe. Gleichwohl habe er sich am selben Tage mit dem Zeugen xxx zum Zwecke einer Besichtigung des Objekts getroffen. Dabei seien sie durch Herrn xxx, der sich namentlich bekannt gemacht und sich als Eigent&#252;mer des Hauses bezeichnet habe, hinausgeworfen worden.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger habe den Nachweis nicht erbracht: Die Angaben in seinem Expos&#233; seien &#252;berwiegend unzutreffend. Tats&#228;chlich handele es sich um ein 4-Familienhaus mit geringerer Nutzungsm&#246;glichkeit und geringen Ertr&#228;gen. An das Erfordernis, auch die Person des Eigent&#252;mers zu benennen, seien hier besonders hohe Anforderungen zu stellen, weil der Kl&#228;ger mit Frau xxx eine falsche Berechtigte angegeben habe. Die wahren Eigentumsverh&#228;ltnisse habe der Beklagte zuf&#228;llig erfahren, als die Miteigent&#252;merin xxx sich Anfang Oktober 1984 telefonisch an ihn gewandt habe.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte bestreitet, den Kl&#228;ger auf einen Miterwerb durch den Zeugen xxx hingewiesen zu haben. Dessen Beteiligung sei seinerzeit noch gar nicht beabsichtigt gewesen. Sie habe sich erst sp&#228;ter ergeben.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch eidliche Vernehmung des Zeugen xxx und uneidliche Vernehmung des Zeugen xxx. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf den Berichterstattervermerk vom 12. M&#228;rz 1987 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die in erster Instanz zun&#228;chst bei dem Landgericht Bochum anh&#228;ngig gemachte Klage ist auf Unzust&#228;ndigkeitsr&#252;ge des Beklagten durch Beschlu&#223; vom 21. November 1985 an das Landgericht Dortmund verwiesen worden.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers hat Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Ihm geb&#252;hrt ein Provisionsanspruch in H&#246;he des zuletzt gestellten Antrages aus &#167; 652 Abs. 1 BGB.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Aktivlegitimation des Kl&#228;gers, der unstreitig unter der eingetragenen Firma xxx sein Maklergewerbe betreibt, ist in zweiter Instanz nicht mehr angegriffen. Erg&#228;nzend wird auf &#167; 17 HGB verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben wirksam einen Nachweismaklervertrag geschlossen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Das Angebot dazu hat der Kl&#228;ger mit &#220;bersendung des Expos&#233; vom 6. August 1984 an den Beklagten abgegeben. Daraus geht hervor, da&#223; er nur gegen Provision bereit war, den begehrten Nachweis zu erbringen. Die H&#246;he dieser Provision ergibt sich aus den ausdr&#252;cklich in Bezug genommenen und umseitig abgedruckten Gesch&#228;ftsbedingungen. Sie betr&#228;gt 3%<i> </i>des Kaufpreises zuz&#252;glich gesetzlicher Mehrwertsteuer. Das Provisionsbegehren des Kl&#228;gers ist eindeutig, die Gesch&#228;ftsbedingungen sind unmi&#223;verst&#228;ndlich, zumindest soweit sie sich auf den hier ma&#223;geblichen Umfang der Provision beziehen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Das Expos&#233; vom 6.8.1984 ist dem Beklagten vor der Besichtigung des Objektes zugegangen und zur Kenntnis gelangt. Schon der Umstand, da&#223; der Beklagte erstmals in der Verhandlung vor dem Senat den Zugang dieses Expos&#233;s bestritten hat, begr&#252;ndet starke Zweifel an der Richtigkeit dieses Bestreitens. Hinzu kommt, da&#223; der Beklagte in 1. Instanz in der Klageerwiderungsschrift den Zugang dieses Expos&#233;s ausdr&#252;cklich einger&#228;umt und dessen Inhalt zum Gegenstand seines Vorbringens gemacht hat, indem er unter Hinweis auf die unrichtige Schreibweise des Stra&#223;ennamens das Vorliegen eines Nachweises in Frage gestellt hat. Mit diesem Vorbringen hat der Beklagte vor dem Landgericht zur Sache verhandelt. Da&#223; dieses erstinstanzliche Zugestehen auf einem Irrtum beruht, hat der Beklagte nicht bewiesen. Der von ihm benannte Zeuge xxx hat nicht best&#228;tigt, da&#223; der Beklagte schon vor der Besichtigung des Objektes ein zweites Expos&#233; angefordert habe mit der Begr&#252;ndung, er habe das erste nicht erhalten. xxx, der nicht mehr f&#252;r den Kl&#228;ger t&#228;tig ist, hat vielmehr ausgesagt, der Beklagte habe weitere Informationen und Unterlagen &#252;ber das Objekt angefordert, dabei sei ihm ein zweites Expos&#233; mit &#252;bergeben worden. Daher ist davon auszugehen, da&#223; das erstinstanzliche Gest&#228;ndnis des Beklagten richtig ist (&#167;&#167; 288, 290 ZPO). Aufgrund der dargelegten Umst&#228;nde ist der Senat aber auch der &#220;berzeugung, da&#223; dem Beklagten das Expos&#233; vom 6.8.1984 vor der Besichtigung des Objektes zur Kenntnis gelangt ist.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Das im Expos&#233; liegende Angebot auf Abschlu&#223; des Maklervertrages hat der Beklagte konkludent angenommen, indem er die Dienste des Kl&#228;gers in Anspruch nahm, was bereits in der Vereinbarung eines gemeinsamen Besichtigungstermins seinen Ausdruck fand.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat den provisionspflichtigen Nachweis der Erwerbsm&#246;glichkeit erbracht. Unstreitig ist der Beklagte von der M&#246;glichkeit, das Haus zu kaufen, erstmals durch den Kl&#228;ger in Kenntnis gesetzt worden. Dessen Informationen haben ihn eine nach den Anforderungen der Rechtsprechung und Literatur "ausreichende Wissensgrundlage zur Aufnahme von Vertragsverhandlungen verschafft" (vgl. M&#252;nchener Kommentar/Schwerdtner zu &#167; 652 Rn. 59).</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die Identit&#228;t des Hauses stand durch die fehlerhafte Schreibweise des Stra&#223;ennamens in dem Expos&#233; vom 6. August 1984 ebenso wenig in Frage wie durch die m&#246;glicherweise unzutreffenden Angaben &#252;ber die Nutzungsm&#246;glichkeiten des Hauses.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Durch die T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers ist zumindest miturs&#228;chlich auch der Kontakt zu den Eigent&#252;merinnen hergestellt worden. Entgegen der Auffassung des Landgerichts ist nicht stets die namentliche Benennung des Eigent&#252;mers f&#252;r den Nachweis des Maklers erforderlich. Ausreichend ist es, wenn der Makler den Interessenten in die Lage versetzt, in konkrete Verhandlungen &#252;ber den von ihm angestrebten Hauptvertrag einzutreten (vgl. BGH WM 84, S. 560). Auch wenn dazu noch gewisse Ermittlungen erforderlich sind, steht das einem provisionspflichtigen Nachweis nicht entgegen (vgl. OLG Hamm, BB 74, S. 202), solange diese Ermittlungen ein gewisses Ma&#223; nicht &#252;berschreiten (M&#252;nchener Kommentar/Schwerdtner, a.a.O.). Insbesondere im Stadium der Vertragsanbahnung wird es dem Interessenten auf die Person des Ver&#228;u&#223;erers noch gar nicht ankommen. Wenn dessen Name dann bewu&#223;t oder unbewu&#223;t zur&#252;ckgehalten wird, soll dem Kunden dadurch nicht die M&#246;glichkeiten er&#246;ffnet werden, sp&#228;ter am Makler vorbei den Hauptvertrag abzuschlie&#223;en (BGH WM 87, S. 23 f).</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte r&#228;umt ein, da&#223; er bei der von dem Kl&#228;ger veranla&#223;ten Besichtigung des Hauses und im Beisein des f&#252;r den Kl&#228;ger t&#228;tigen Zeugen xxx mit dem Bevollm&#228;chtigten xxx der Verk&#228;uferinnen bekannt wurde, der sich nicht nur namentlich vorstellte und als Hausbewohner zu erkennen gab, sondern zugleich - wenn auch mit der unzutreffenden Bezeichnung als Eigent&#252;mer - seine Verf&#252;gungsberechtigung behauptete. Damit war dem Beklagten auf Veranlassung des Kl&#228;gers ein Ansprechpartner benannt, &#252;ber den er unmittelbaren Zugriff auch auf die Eigent&#252;merinnen hatte. Das hat der Beklagte auch selbst erkannt, was darin zum Ausdruck kam, da&#223; er xxx seine Visitenkarte f&#252;r den Fall &#252;bergab, da&#223; das Haus entgegen den aktuellen Ausk&#252;nften doch verkauft werden sollte. Diese Bekundung seines Erwerbsinteresses f&#252;hrte dann zu dem unmittelbaren Kontakt des Beklagten zu den Eigent&#252;merinnen. Die T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers war daf&#252;r miturs&#228;chlich, denn sie verschaffte dem Beklagten die M&#246;glichkeit, &#252;ber den Bevollm&#228;chtigten xxx in konkrete Gesch&#228;ftsbeziehung zu den Eigent&#252;merinnen zu treten.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die anf&#228;ngliche Benennung einer falschen Eigent&#252;merin (xxx) ist durch die weitere Entwicklung &#252;berholt worden und hatte auf den sp&#228;teren Nachweis des wahren Eigent&#252;mers keinen Einflu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Die Kausalit&#228;t der Nachweist&#228;tigkeit des Kl&#228;gers f&#252;r den Abschlu&#223; des Kaufvertrages wird zudem durch den nur wenig sp&#228;ter erfolgten Abschlu&#223; des notariellen Vertrages best&#228;tigt.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Nach Auffassung des Senats fehlt es auch nicht an der Identit&#228;t zwischen dem nachgewiesenen und dem tats&#228;chlich geschlossenen Kaufvertrag.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die (inzwischen) unstreitige Abweichung des in den Expos&#233;s angegebenen Kaufpreises(240.000,-- DM) von dem sp&#228;ter vereinbarten (190.000,-- DM) steht der wirtschaftlichen Gleichwertigkeit nicht entgegen. Abweichungen in der Preisgestaltung f&#252;hren n&#228;mlich nur dann zu einer den Provisionsanspruch ausschlie&#223;enden wirtschaftlichen Ungleichheit, wenn der Makler zuvor deutlich zum Ausdruck gebracht hat, da&#223; ein Kauf nur zu dem im Maklervertrag benannten Preise in Betracht komme. Eine solche Bindung hat der Kl&#228;ger nicht hergestellt. Seine m&#246;glicherweise auch im &#252;brigen nicht exakt zutreffenden Angaben in den Expos&#233;s dienten der Objektbeschreibung, um dem Beklagten eine grobe Vorpr&#252;fung zu erm&#246;glichen. Der angegebene Kaufpreis bezeichnete dabei lediglich die Verhandlungsbasis des Ver&#228;u&#223;erers und stellte nicht dessen unabweisbare Forderung im Sinne eines Mindestpreises dar (vgl. M&#252;nchener Kommentar/Schwerdtner zu &#167; 652, Anm. 88).</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Identit&#228;t ist nach Ansicht des Senats auch nicht deshalb zu verneinen, weil anstelle des zun&#228;chst vorgesehenen Alleinerwerbs durch den Beklagten dieser in Gesellschaft b&#252;rgerlichen Rechts mit dem Zeugen xxx das Hausgrundst&#252;ck erworben hat.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die maklervertragliche Beziehung zwischen den Parteien auf der Basis des Alleinerwerbs durch den Beklagten gekn&#252;pft worden ist, steht nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme fest: Der Zeuge xxx hat ausgesagt, ihm gegen&#252;ber sei auch in Anwesenheit xxx nur von einem Erwerb durch den Beklagten gesprochen worden. Mittelbar wird diese Aussage durch die des Zeugen xxx best&#228;tigt, der bekundet hat, er sei erst nach der Kontaktaufnahme seitens der Verk&#228;uferin xxx von dem Beklagten aufgefordert worden, sich am Erwerb des Hauses zu beteiligen. Der Beklagte hat im Verhandlungstermin vom 12. M&#228;rz 1987 vor dem Senat unwidersprochen vorgetragen, die Gr&#252;ndung der Gesellschaft b&#252;rgerlichen Rechts sei zu dem ausschlie&#223;lichen Zweck erfolgt, das Haus gemeinsam mit dem Zeugen xxx zu erwerben, weil ihn die alleinige Finanzierung &#252;berfordert h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Obwohl demnach das Grundst&#252;cksgesch&#228;ft nicht wie vorgesehen allein mit dem Beklagten als K&#228;ufer zustandegekommen ist, sondern er das Grundst&#252;ck in gesellschaftsrechtlicher Bindung mit dem Zeugen xxx gemeinsam erwarb, bejaht der Senat die wirtschaftliche Identit&#228;t zwischen dem erstrebten und dem abgeschlossenen Gesch&#228;ft. Der Senat geht dabei davon aus, da&#223; die wirtschaftliche Identit&#228;t grunds&#228;tzlich zu verneinen ist, wenn das abgeschlossene Erwerbsgesch&#228;ft wesentlich zum Nachteil des Auftraggebers von dem erstrebten Gesch&#228;ft abweicht. Die Identit&#228;t wird in Lehre und Rechtsprechung aber bejaht, wenn der Auftraggeber den Nachweis an einen ihm familienrechtlich nahestehenden Dritten, an seinen Rechtsnachfolger oder an eine juristische Person oder Gesellschaft, an der er wesentlich beteiligt ist, weitergibt und es dieser &#252;berl&#228;&#223;t, das nachgewiesene Gesch&#228;ft abzuschlie&#223;en (vgl. Schwerdtner in MK &#167; 652 Rn. 110; Erman-Werner, &#167; 652 Rn. 46; BGH MDR 1960, 283 f; OLG Stuttgart MDR 1984, 758).</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Der Senat schlie&#223;t sich dieser Auffassung an, da sie zu interessengerechten L&#246;sungen f&#252;hrt. Wenn die Entscheidung, ob der Auftraggeber des Maklers das Gesch&#228;ft allein oder gemeinsam mit Dritten oder durch Dritte abschlie&#223;t bzw. abschlie&#223;en l&#228;&#223;t, in der Sph&#228;re des Auftraggebers liegt, erscheint es geboten, die Identit&#228;t stets dann zu bejahen, wenn der Auftraggeber an dem Dritten so wesentlich beteiligt ist, da&#223; eine wirtschaftliche Verflechtung vorliegt. Denn wenn man in derartigen Verflechtungsf&#228;llen die Identit&#228;t zwischen erstrebtem und abgeschlossenem Gesch&#228;ft verneinen w&#252;rde, weil formal nicht der Auftraggeber allein erwirbt, best&#252;nde die Gefahr, da&#223; Auftraggeber die Dienste von Maklern mi&#223;br&#228;uchlich ausnutzen, da der Entschlu&#223; des Auftraggebers, einen Dritten einzuschalten, in seiner nicht nachpr&#252;fbaren Entscheidungssph&#228;re liegt und es dem Auftraggeber &#252;berlassen ist, ob er den Makler vollst&#228;ndig richtig und rechtzeitig &#252;ber seine Absichten unterrichtet. Zudem wird auf diese Weise eine gleichwertige Behandlung der Verflechtungsf&#228;lle auf Seiten von Maklern mit denen auf Seiten von Auftraggebern erreicht. Schlie&#223;lich wird auch einer vertragswidrigen Weitergabe und Ausnutzung der vom Makler erlangten Informationen entgegengewirkt.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Hiernach ist wegen der h&#228;lftigen Beteiligung des Beklagten an der Gesellschaft mit xxx, die das nachgewiesene Grundst&#252;ck kaufte, die wirtschaftliche Identit&#228;t des erstrebten und abgeschlossenen Gesch&#228;ftes zu bejahen. Das gilt umsomehr, als der Beklagte den erstrebten wirtschaftlichen Erfolg, soweit er f&#252;r ihn finanziell erreichbar war, auch erlangt hat. Wie urspr&#252;nglich geplant, bewohnt er eine Etage des Hauses, die weiteren R&#228;umlichkeiten sind an Dritte vermietet. Das Haus wird danach exakt in der Weise genutzt, die den Beklagten veranla&#223;t hat, sich &#252;ber den Kl&#228;ger um den alleinigen Erwerb zu bem&#252;hen. Da er zugleich im Umfang seines Eigentumsanteils von 50%<i> </i>an der Gesellschaft b&#252;rgerlichen Rechts beteiligt ist und damit f&#252;r die Zukunft ein entscheidendes Mitspracherecht hinsichtlich der gemeinsamen Nutzung des Hauses hat, dient dessen gemeinschaftlicher Erwerb zumindest aus seiner Sicht demselben wirtschaftlichen Zweck.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Das Hinzutreten des Zeugen xxx als weiterer Erwerber vermag die Identit&#228;t zu dem nachgewiesenen Gesch&#228;ft auch deshalb nicht auszuschlie&#223;en, weil sonst praktisch ein Erwerb am Makler vorbei vorl&#228;ge, durch den sich die beiden Erwerber die Vorteile der Nachweist&#228;tigkeit in nicht zul&#228;ssiger Weise sichern w&#252;rden (vgl. zuletzt: BGH WM 87, S. 23 ff.).</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber hat der Bundesgerichtshof (WM 84, S. 560 ff.) die wirtschaftliche Identit&#228;t verneint bei einem Teilerwerb zu 1/4 des alleinigen Auftraggebers, wobei das gesamte Grundst&#252;ck genutzt werden sollte durch eine oHG, deren Gesellschafterinnen seine Ehefrau und die Ehefrau des Miterwerbers waren.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Aus diesem Grunde, aber auch wegen der grunds&#228;tzlichen Bedeutung der Sache hat der Senat die Revision zugelassen (&#167; 546 Abs. 1 Ziffern 1 und 2 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Die zugesprochene Klageforderung war gem&#228;&#223; &#167; 288 BGB zu verzinsen. Durch die Erf&#252;llungsverweigerung mit Schreiben vom 14. M&#228;rz 1985 ist der Beklagte in Verzug geraten. F&#252;r die behauptete Inanspruchnahme von Bankkredit hat der Kl&#228;ger keinen Beweis angetreten.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten folgt aus &#167;&#167; 92, 269 Abs. 3, 281 Abs. 3 ZPO, die &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p>
315,487
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98 XVI 2/86
"1987-03-12T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:03"
"2019-03-27T09:43:00"
Beschluss
ECLI:DE:AGD:1987:0312.98XVI2.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>In der Adoptionssache betreffend das Kind</p> <p></p> <p> XX , geboren am X</p> <p> in Los Angeles/USA,</p> <p></p> <p>wird auf Antrag der Eheleute X</p> <p></p> <p>die Adoption des Kindes </p> <p></p> <p> XX</p> <p></p> <p>durch die Eheleute X ausgesprochen.</p> <p></p> <p>Die Adoption beruht auf &#167;&#167; 1741 Abs. 1 und 2; 1754 Abs. 1; 1755 BGB.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die formellen Voraussetzungen zur Annahme des Kindes XX durch die Eheleute X sind gegeben. Auch dient die Annahme dem Wohl des Kindes und zwischen den Annehmenden und dem Kind besteht bereits ein Eltern-Kind-Verh&#228;ltnis. Dies steht als Ergebnis der Beweisaufnahme fest.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die notariell beurkundeten Erkl&#228;rungen der Annehmenden und der Kindesmutter f&#252;r sich selbst und f&#252;r das Kind liegen vor. Die Eheleute X haben einen notariell beurkundeten Annahmeantrag unter dem 23.06.1986 gestellt (Blatt 2 - 4 der Akte).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Einwilligung der Kindesmutter ist in notariell beurkundeter Form am 21.06.1986 erfolgt (Blatt 5 - 7 der Akte). Dem Wortlaut dieser Erkl&#228;rung ist zu entnehmen, dass die Kindesmutter die Einwilligung f&#252;r sich selbst und das Kind erkl&#228;ren wollte.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Annehmenden haben das gem&#228;&#223; &#167; 1743 BGB notwendige Lebensalter. Auch lebt das Kind XX seit &#252;ber einem Jahr bei ihnen. Sie haben das Kind damit f&#252;r eine angemessene Zeit in Pflege gehabt (&#167; 1744 BGB).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Jugendamt der Stadt XXX hat einer Adoption des Kindes XX durch die Eheleute X widersprochen. Die Adoption k&#246;nne schon deshalb nicht ausgesprochen werden, weil die Einwilligungserkl&#228;rung des gesetzlichen Vertreters des Kindes gem&#228;&#223; &#167; 1746 Abs. 1 BGB nicht vorliege. Durch die Einwilligungserkl&#228;rung der Kindesmutter sei n&#228;mlich gem&#228;&#223; &#167; 1751 Abs. 1 BGB das Jugendamt der Stadt XXX Vormund geworden. Dieses werde seine Zustimmung nicht erteilen (Blatt 45 der Akte).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Diese Auffassung des Jugendamtes der Stadt XXX beruht auf einer unrichtigen Auslegung von &#167; 1751 BGB. Zwar tritt mit der Einwilligungserkl&#228;rung der Kindesmutter das Ruhen der elterlichen Sorge ein. Dies bedeutet jedoch nicht, dass das Jugendamt dann als gesetzlicher Vertreter des Kindes die Zustimmung erteilen m&#252;sse, obwohl die Kindesmutter dies bereits f&#252;r das Kind getan hat.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Zustimmungserkl&#228;rung des Jugendamtes w&#228;re gem&#228;&#223; &#167; 1706 erforderlich, wenn f&#252;r das nichteheliche Kind eine Amtspflegschaft gem&#228;&#223; &#167; 1705 bestanden h&#228;tte. Dies war jedoch nicht der Fall. Eine solche Amtspflegschaft war nicht vorgeschrieben, weil das Kind finnischer und amerikanischer Staatsb&#252;rger ist. In diesem Fall tritt keine Amtspflegschaft ein.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die inzwischen eingetretene Gesetzes&#228;nderung insofern (&#167; 40JWG) ist ohne Bedeutung, denn die Einwilligungserkl&#228;rungen der Beteiligten sind vor dem 01.09.1986 abgegeben worden. Erst in diesem Zeitpunkt ist die Gesetzes&#228;nderung wirksam geworden. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Jugendamt der Stadt XXX versagt seine Einwilligung zu der Adoption im wesentlichen mit der Begr&#252;ndung, die Annahme diene nicht dem Kindeswohl. Die Annehmenden seien Mitglieder Scientology-Church. Ihre Erziehungsmethoden w&#252;rden auf Dauer zu einer Sch&#228;digung der Pers&#246;nlichkeit des Kindes f&#252;hren. Im einzelnen wird auf die umfangreichen Ausf&#252;hrungen des Jugendamtes der Stadt XXX insbesondere in der Stellungnahme vom 18.08.1986 (Blatt 41 - 55 der Akte) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das Jugendamt r&#228;umt zwar ein, dass die Eheleute X eine partnerschaftliche Ehe f&#252;hren und dem Adoptivkind gute Eltern sein k&#246;nnten. In dieser Hinsicht best&#252;nden jedoch wegen ihrer Zugeh&#246;rigkeit zu der Scientology-Church Unsicherheiten.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Trotz der umfangreichen Ausf&#252;hrungen des Jugendamtes der Stadt XXX geht das Gericht davon aus, dass die Annahme dem Kindeswohl dient. Die Annehmenden sind seit dem 23.02.1973 verheiratet. Sie f&#252;hren mithin eine stabile Ehe. Ihre wirtschaftliche Situation ist gesichert. Man bewohnt eine sehr gro&#223;e Wohnung und das Kind hat sich in der Familie X inzwischen eingelebt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Sofern das Jugendamt vortr&#228;gt, die Tatsache, dass die Annehmenden Mitglieder der Scientology-Church sind, h&#228;tte zur Folge, dass eine angemessene Entwicklung der Pers&#246;nlichkeit des Kindes nicht m&#246;glich w&#228;re oder in erheblichem Umfang behindert w&#252;rde, &#252;berzeugen nicht. Dabei ist von dem Grundsatz auszugehen, dass das religi&#246;se Bekenntnis der Annehmenden bei der Annahme von Kindern insbesondere bis zum Alter von drei Jahren bedeutungslos ist. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf Artikel 4 Abs. 1 Grundgesetz (vgl. Roth-Stielow in Soergel Siebert Rdn. 9 zu &#167; 1741 BGB). Das Jugendamt hat auch trotz Aufforderung keine konkreten Beispiele daf&#252;r geben k&#246;nnen, dass die scientologische Erziehungsweise zu einer Sch&#228;digung der so erzogenen Kinder f&#252;hrt. Auch im Hinblick auf XX und die Eheleute X sind au&#223;er grunds&#228;tzlichen Bedenken keine konkreten Einzelheiten mitgeteilt worden. Es bestand daher kein Bed&#252;rfnis zu weiterer Beweiserhebung.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">D&#252;sseldorf, 12.M&#228;rz 1987 </p>
315,488
lg-dortmund-1987-03-12-17-s-24786
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17 S 247/86
"1987-03-12T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:05"
"2019-03-27T09:42:59"
Urteil
ECLI:DE:LGDO:1987:0312.17S247.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Anschlu&#223;berufung der Kl&#228;gerin gegen das Urteil des Amtsgerichts Hamm vom 26.Juni 1986 wird zur&#252;ckgewiesen. </p> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird dieses Urteil abge&#228;ndert. </p> <p>Die Klage wird in vollem Umfang abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px"><u>T a t b e s t a n d</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">Die Kl&#228;gerin, die als Erbin ihres im Verlaufe </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">des Verfahrens verstorbenen Ehemannes den Rechtsstreit aufgenommen hat, kaufte im August 1984 ein Glas Landrotwurst der Firma T, das aus der Produktion der Beklagten stammen soll. Am 3.8.1984 belegte der Ehemann am Abendbrottisch eine Scheibe Brot mit der Wurst. Hierbei bi&#223; er auf einen in der Wurst befindlichen und f&#252;r ihn nicht erkennbaren Fremdk&#246;rper, </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><u> </u></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:31px">bei dem es sich vermutlich um einen halben Schweinezahn</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:31px">gehandelt hat. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:29px">Die Folge war, da&#223; sein 1982 neu eingepa&#223;ter Zahnersatz splitterte, seine Kunststoffprothese im Unterkiefer brach und am Eckzahn (13) die Keramik-Krone zum Teil absplitterte. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:22px">Ihr Ehemann hat die Beklagte auf Zahlung eines Schmerzensgeldes in Hohe von 4.000,00 DM in Anspruch genommen. Seiner Auffassung nach habe sie als Herstel1erin des Wurstproduktes in ihrem Produktionsablauf nicht die erforderlichen Vorkehrungen getroffen, damit keine Fremdteile in ihre Wurstwaren gelangen konnten. Die Beklagte bestreitet ihre Haftung dem Grunde und der H&#246;he nach. Sie m&#252;sse bereits bestreiten, Herstel1erin des von der Kl&#228;gerin gekauften Glases Landrotwurst zu sein. Jedenfalls treffe sie kein Verschulden. Ihre Produktion unterliege strengen hygienischen Kontrollen und entspreche dem modernsten Standard.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:22px">Ein 100-%iger Schutz gegen Knochensplitter und &#228;hnliche</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:22px">In den Wurstwaren k&#246;nne nicht gew&#228;hrleistet</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">,. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">werden da das einzig zuverl&#228;ssige Sicherungsmittel, </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">der Einsatz von R&#246;ntgenstrahlen, nach den geltenden gesetzlichen Bestimmungen verboten sei. </p>
315,489
olgham-1987-03-11-20-u-30786
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 307/86
"1987-03-11T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:06"
"2019-03-27T09:42:59"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1987:0311.20U307.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerinnen gegen das am 17. Juli 1986 verk&#252;ndete Urteil der 1. Ferienzivilkammer des Landgerichts Hagen wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten der Berufungsinstanz werden den Kl&#228;gerinnen auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Den Kl&#228;gerinnen wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 19.000,- DM abzuwenden, falls nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p>Die Kl&#228;gerinnen d&#252;rfen die Sicherheitsleistung durch unbefristete Bankb&#252;rgschaft der ... erbringen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerinnen nehmen die Beklagte nach dem Tod ihrer Mutter vom 14./15.1.1983 aus einer Lebensversicherung, verbunden mit einer Unfallzusatzversicherung in Anspruch. Ihr Vater, ... ist wegen Ermordung seiner Ehefrau, der Mutter der Kl&#228;gerinnen, rechtskr&#228;ftig verurteilt. Den vertraglichen Beziehungen liegen zwei ausgef&#252;llte Antragsformulare vom 7.10.1982 zugrunde, die beide sowohl von der Mutter ... als auch dem Vater ... unterschrieben wurden. Sie wurden von ihnen abwechselnd als "Antragsteller (Versicherungsnehmer)" oder als "zweiter Antragsteller" unterzeichnet. Die Gesundheitsfragen bez&#252;glich des Ehemannes wurden in dem Formular, da&#223; er als Versicherungsnehmer unterzeichnet hatte, diejenigen bez&#252;glich der Ehefrau in dem Formular beantwortet, das sie als Antragstellerin auswies. Beide Antr&#228;ge waren hinsichtlich der H&#246;he der Pr&#228;mie, der Laufzeit und der Versicherungssumme identisch und wiesen die gleiche Verwaltungsnummer aus. Bei der Bezugsberechtigung wurden jeweils f&#252;r den Erlebensfall "die gemeinsamen Versicherungsnehmer" und f&#252;r den Todesfall "der &#252;berlebende Versicherungsnehmer" angegeben. Wegen des weitergehenden Inhaltes wird auf die Fotokopien Bl. 124, 125 der Akte verwiesen. Aufgrund dieses Antrags erteilte die Beklagte einen Versicherungsschein, in dem die "Eheleute ... als Versicherungsnehmer und ..." als versicherte Personen bezeichnet sind.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Ehemann trat alle Anspr&#252;che aus dem Versicherungsvertrag sowie etwaige erbrechtliche Anspr&#252;che nach seiner Ehefrau am 7.5.1985 an die Kl&#228;gerinnen ab. Seine Erbunw&#252;rdigkeit wurde nicht geltend gemacht.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger sind der Auffassung, infolge der Straftat ihres Vaters sei nur dessen Bezugsberechtigung nach &#167;170 II VVG entfallen. Die Verpflichtung der Beklagten sei dagegen nicht nach &#167;170 I VVG erloschen. Der Anspruch geh&#246;re zum Nachla&#223; und k&#246;nne deshalb von ihm geltend gemacht werden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerinnen haben den Antrag gestellt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">an sie zu H&#228;nden ihres Vormundes 400.000,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 15. Juni 1985 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sie meint, es sei &#167;170 I VVG zumindest analog anzuwenden. Dar&#252;ber hinaus sei der Versicherungsvertrag wegen der von Anfang an bestehenden Mordabsichten des ... nach &#167;138 BGB nichtig.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen. Wegen der Begr&#252;ndung wird auf die Entscheidungsgr&#252;nde dieses Urteils Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wendet sich die form und fristgerecht eingelegte und begr&#252;ndete Berufung der Kl&#228;gerinnen. Sie wiederholen und vertiefen - ebenso wie die Beklagte - ihr erstinstanzliches Vorbringen. Au&#223;erdem bestreiten sie, da&#223; ... bereits bei Abschlu&#223; des Versicherungsvertrages die Absicht gehabt habe, seine Ehefrau, ihre Mutter, zu ermorden.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerinnen beantragen,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Beklagte zu verurteilen, an sie als Gesamtgl&#228;ubiger zu H&#228;nden des Vormundes 400.000,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 15.6.1985 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze und die beigef&#252;gten Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat keinen Erfolg. Die Beklagte ist aus dem abgeschlossenen Versicherungsvertrag nicht verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Leistungsfreiheit folgt aus der entsprechenden Anwendung des &#167;170 I VVG.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Eheleute ... haben einen "Lebensversicherungsvertrag auf verbundene Leben" (Bruck-M&#246;ller-Winter, Band V Teil 2 (Lebensversicherung) Anm. B 24) geschlossen. Dabei handelt es sich um <u>einen</u> einheitlichen Versicherungsvertrag, dessen Kennzeichen es ist, da&#223; jeder Beteiligte zugleich Versicherungsnehmer und Versicherter ist. Der Versicherungsbetrag wird bei Tod eines Beteiligten an den &#220;berlebenden und im Erlebensfall an beide gemeinsam ausgezahlt.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Ein solcher Versicherungsvertrag ist nach der Auffassung des Senats von den Eheleuten beantragt worden. Entgegen dem &#228;u&#223;eren Eindruck, der sich darauf gr&#252;nden k&#246;nnte, da&#223; hier zwei Antragsformulare benutzt wurden, haben die Eheleute ... einen einheitlichen Antrag gestellt. Das ergibt sich aus den unstreitigen Umst&#228;nden und dem aufeinander verweisenden Inhalt der Antragsformulare. F&#252;r einen einheitlichen Antrag spricht entscheidend, da&#223; die beiden Eheleute abwechselnd als erster und zweiter Antragsteller bezeichnet sind, da&#223; die Antr&#228;ge sich hinsichtlich der Gesundheitsfragen erg&#228;nzen und im &#252;brigen sogar einschlie&#223;lich der Verwaltungsnummer identisch sind. Hinzu kommt, da&#223; die ausbedungene Leistung unstreitig nur einmal f&#228;llig wurde und eine einheitliche Pr&#228;mie berechnet wurde. Dieses alles zwingt zu der Auslegung, es habe sich um einen einheitlichen Antrag gehandelt. Da&#223; zwei Antragsformulare verwandt wurden, d&#252;rfte in der Tat darauf zur&#252;ckzuf&#252;hren sein, da&#223; die Beklagte keine besonderen Antragsformulare f&#252;r Versicherungen auf verbundene Leben f&#252;hrt, wie sie unwidersprochen vortr&#228;gt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die Beklagte diesen Antrag auch als einen solchen einheitlichen verstanden hat, folgt aus dem Umstand, da&#223; nur ein Versicherungsschein mit den Eheleuten gleichzeitig als Versicherungsnehmern und Versicherten erteilt wurde. Entgegen der Berufungsbegr&#252;ndung ist hier f&#252;r die Anwendung des &#167;&#167;5 III VVG kein Raum. Der erteilte Versicherungsschein entspricht dem Inhalt des Versicherungsantrags.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Von dieser Vertragsgestaltung ausgehend ist &#167;170 I VVG zumindest analog anzuwenden (Pr&#246;lls-Martin, &#167;170 VVG Anm. 3). Danach besteht keine Leistungspflicht, wenn der Versicherer vors&#228;tzlich den Versicherungsfall, den Tod des Versicherten, herbeif&#252;hrt. Das aber ist hier geschehen, weil nach dem Inhalt des Versicherungsvertrages f&#252;r den Fall des Todes der Ehefrau diese als versicherte Person und der Ehemann als anspruchsberechtigter Versicherungsnehmer zu sehen sind. Dies entspricht der Grundsituation des &#167;170 I VVG, der ein Ausflu&#223; des Grundsatzes ist, da&#223; der Versicherer bei einem vom Versicherungsnehmer vors&#228;tzlich herbeigef&#252;hrten Versicherungsfall leistungsfrei wird, weil der Versicherungsnehmer damit gegen die jeden Versicherungsvertrag grundliegende Verpflichtung verst&#246;&#223;t, dem Versicherungsfall nicht vors&#228;tzlich herbeizuf&#252;hren. Entgegen der Auffassung der Kl&#228;gerinnen spricht, nichts f&#252;r eine analoge Anwendung des &#167;170 II VVG. Wesentlicher Unterschied dieser beiden gesetzlichen Regelungen ist im Ausgang n&#228;mlich, da&#223; in den F&#228;llen des Abs. 2 nicht der Vertragspartner des Versicherers, sondern ein au&#223;enstehender Dritter den Versicherungsfall herbeif&#252;hrt. Es entspricht dann sicher allgemeinen Grunds&#228;tzen, da&#223; dem T&#228;ter daraus rechtens kein unmittelbarer Vorteil erwachsen darf. Andererseits besteht aber auch kein rechtfertigender Gesichtspunkt daf&#252;r, den Versicherer dann auch gegen&#252;ber seinem Vertragspartner, der keinerlei Vertragspflichten verletzt hat, leistungsfrei werden zu lassen. Da der Ehemann hier aber neben der Ehefrau Vertragspartner war, ist seine Stellung der des Abs. 1 und nicht der eines au&#223;enstehenden (bezugsberechtigten) Dritten gleichzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Auch aus der gleichzeitig abgeschlossenen Unfallzusatzversicherung folgt nichts f&#252;r zwei nebeneinander stehende Vertr&#228;ge der Ehefrau und des Ehemannes. Insoweit handelt es sich nach den Tarifbestimmungen um eine rechtlich unselbst&#228;ndige Zusatzversicherung zu einer abgeschlossenen Lebensversicherung, die deren rechtliches Schicksal teilt.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Da&#223; bei einem gemeinsamen Tod beider Eheleute die Unfallsumme zweimal ausgezahlt w&#252;rde, ist eine tarifliche Leistungsbestimmung, besagt aber zu der rechtlichen Vertragskonstruktion nichts.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Da bereits aus diesen Gr&#252;nden eine Leistungspflicht der Beklagten entf&#228;llt, braucht nicht gekl&#228;rt zu werden, ob der Versicherungsvertrag wegen eines Gesamtplanes des ... seine Ehefrau zu t&#246;ten und sich so die Versicherungssummen zu verschaffen nach &#167;&#167;138, 139 BGB als sittenwidrig nichtig oder nach &#167;&#167;123 BGB, 22 VVG anfechtbar ist.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten und die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167;&#167;97, 708 Ziffer 10, 711 ZPO.</p>
315,490
vg-munster-1987-02-27-7-l-2987
{ "id": 846, "name": "Verwaltungsgericht Münster", "slug": "vg-munster", "city": 471, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
7 L 29/87
"1987-02-27T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:08"
"2019-03-27T09:42:59"
Beschluss
ECLI:DE:VGMS:1987:0227.7L29.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag wird abgelehnt.</p> <p></p> <p>Der Antragsteller tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</p> <p></p> <p>Der Streitwert wird auf 6.000,- DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller ist seit Januar 1972 als &#214;ffentlich bestellter Vermessungsingenieur zugelassen und t&#228;tig; seit Januar 1973 unterh&#228;lt er eine eigene Gesch&#228;ftsstelle in X.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Auf Anregung des Finanzamtes X leitete der Antragsgegner im August 1985 das Verfahren zur Zur&#252;cknahme der Zulassung des Antragstellers als &#214;ffentlich bestellter Vermessungsingenieur ein. Die dabei angestellten Ermittlungen ergaben, da&#223; der Antragsteller seine abgabenrechtlichen Verpflichtungen gegen&#252;ber dem Finanzamt und gegen&#252;ber der Techniker-Krankenkasse in erheblichem Umfang verletzt und (weitere) betr&#228;chtliche Schulden bei Banken und fr&#252;heren Angestellten hatte. Gest&#252;tzt auf dieses Ermittlungsergebnis nahm der Antragsgegner durch Bescheid vom 25. November 1985 die Zulassung des Antragstellers als &#214;ffentlich bestellter Vermessungsingenieur wegen pers&#246;nlicher Unzuverl&#228;ssigkeit sowie wegen Verm&#246;gensverfalls zur&#252;ck. Gegen diesen Bescheid erhob der Antragsteller Widerspruch. Weiter Ermittlungen des Antragsgegners in der Folgezeit ergaben, da&#223; der Antragsteller auch bei der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft mit Beitragszahlungen im R&#252;ckstand war und im August 1986 die Eidesstattliche Versicherung &#252;ber seine Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse abgegeben hatte. Daraufhin wies der Antragsgegner den Widerspruch des Antragstellers durch Widerspruchsbescheid vom 1. September 1986 als unbegr&#252;ndet zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Im August 1986 ordnete das Amtsgericht N auf den Konkursantrag mehrerer Gl&#228;ubiger des Antragstellers hin die Sequestration des Verm&#246;gens des Antragstellers und ein Ver&#228;u&#223;erungs- und Verf&#252;gungsverbot f&#252;r diesen an. Nach Feststellung der Masse lehnte das Amtsgericht N sodann im November 1986 die Antr&#228;ge auf Er&#246;ffnung des Konkursverfahrens mangels einer die Kosten deckenden Masse ab. Im August und September 1986 war zudem die Zwangsversteigerung der (wesentlichen) Immobilien des Antragstellers eingeleitet worden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nachdem dies dem Antragsgegner bekanntgeworden war und der Antragsteller bereits im Oktober 1986 bei dem erkennenden Gericht (7 K 1623/86) Klage gegen die Zur&#252;cknahme seiner Zulassung als &#214;ffentlich bestellter Vermessungsingenieur erhoben hatte, ordnete der Antragsgegner durch weiteren Bescheid vom 22. Januar 1987 die sofortige Vollziehung dieser Zur&#252;cknahme an.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung seines am 26. Januar 1987 bei Gericht eingegangenen Aussetzungsantrages macht der Antragsteller im wesentlichen geltend, die Zur&#252;cknahme seiner Zulassung und insbesondere die Anordnung der sofortigen Vollziehung dieser Zur&#252;cknahme seien nicht gerechtfertigt. Er sei in der Lage, seine Schulden beim Finanzamt und bei den Sozialversicherungstr&#228;gern, wenn auch nur langfristig, zu tilgen. Deshalb k&#246;nne auch von einem Verm&#246;gensverfall nicht die Rede sein. Die Zur&#252;cknahme seiner Zulassung bedeute f&#252;r ihn und seine Familie einen erheblichen Eingriff und nehme ihm die M&#246;glichkeit, seine Schulden weiter zur&#252;ckzuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller beantragt sinngem&#228;&#223;,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die aufschiebende Wirkung seiner Klage gegen den Bescheid des Antragsgegners vom 25. November1985 sowie dessen Widerspruchsbescheid vom 1. September 1986 wiederherzustellen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner beantragt sinngem&#228;&#223;,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">den Antrag abzulehnen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung wiederholt und vertieft er den Inhalt der ergangenen Bescheide.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakte, der Gerichtsakte des Klageverfahrens 7 K 1623/86 sowie der zu beiden Verfahren beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge des Antragsgegners Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Antrag hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Gegen die pers&#246;nliche Zuverl&#228;ssigkeit des Antragstellers (&#167; 16 Abs. 1 lit. d i.V.m. &#167; 4 lit. e der Berufsordnung f&#252;r die &#214;ffentlich bestellten Vermessungsingenieure in Nordrhein-Westfalen &#8211; &#214;bVermIngBO -) bestehen so erhebliche Bedenken, da&#223; im Rahmen der nach &#167; 80 Abs. 5 der Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) erforderlichen Abw&#228;gung das &#246;ffentliche Interesse am sofortigen Ausschlu&#223; des Antragstellers von der T&#228;tigkeit eines &#214;ffentlich bestellten Sachverst&#228;ndigen gegen&#252;ber seinem privaten Interesse &#252;berwiegt, bis zur rechtskr&#228;ftigen Entscheidung &#252;ber den Bestand der Zur&#252;cknahme seiner Zulassung seine T&#228;tigkeit als &#214;ffentlich bestellter Vermessungsingenieur weiter aus&#252;ben zu k&#246;nnen. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die pers&#246;nliche Zuverl&#228;ssigkeit fehlt dem &#214;ffentlich bestellten Vermessungsingenieur, wenn er nicht die Gew&#228;hr daf&#252;r bietet, da&#223; er seinen Beruf in Zukunft ordnungsgem&#228;&#223; aus&#252;bt. Dabei ist die pers&#246;nliche Zuverl&#228;ssigkeit &#8211; mindestens &#8211; in dem allgemeinen berufsbezogenen Sinne zu verstehen, wie sie auch im Gewerberecht (vgl. &#167; 35 Abs. 1 der Gewerbeordnung) Geltung besitzt.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Vgl. insoweit: Oberverwaltungsgericht f&#252;r Land Nordrhein-Westfalen,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Urteil vom 18. Mai 1982 &#8211; 3 A 2384/81 -, Die &#214;ffentliche Verwaltung 1983,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">44 (dort nur Abdruck der Leits&#228;tze)</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Bedenken gegen die Zuverl&#228;ssigkeit ergeben sich aus dem langj&#228;hrigen abgabenrechtlichen Fehlverhalten des Antragstellers.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Seine Steuerschulden beim Finanzamt X haben sich in der Vergangenheit laufend erh&#246;ht. Im Juni 1985 beliefen sie sich auf 223.892,33 DM, im Februar 1986 auf 301.373,93 DM, im Dezember 1986 auf 329.867,94 DM und im Januar 1987 auf 332.110,94 DM. Zahlungen in nennenswertem Umfang leistete der Antragteller auf diese R&#252;ckst&#228;nde nicht. Vollstreckungsma&#223;nahmen blieben erfolglos. Zahlungsvereinbarungen wurden vom Antragsteller ebenfalls nicht eingehalten. Dar&#252;ber hinaus hat der Antragsteller auch seine Erkl&#228;rungspflichten verletzt, indem er Steuervoranmeldungen und Steuererkl&#228;rungen nicht oder nicht rechtzeitig abgegeben hat, so da&#223; die Grundlagen der Besteuerung gesch&#228;tzt werden mu&#223;ten. Nicht einmal mehrere Bu&#223;geldbescheide wegen Nichtabf&#252;hrung von Lohnsteuer sowie ein Strafbefehl wegen Lohn- und Umsatzsteuerverk&#252;rzung haben den Antragsteller veranla&#223;t, seine steuerlichen Verh&#228;ltnisse in Ordnung zu bringen oder aber, falls ihm das nicht m&#246;glich war, die Konsequenz aus dieser Unf&#228;higkeit zu ziehen und die selbst&#228;ndige T&#228;tigkeit als Vermessungsingenieur einzustellen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die Forderungen des Finanzamtes durch Pf&#228;ndungen von Lebensversicherungsvertr&#228;gen sowie &#8211; offenbar auch &#8211; durch Sicherungshypotheken an Liegenschaften des Antragstellers abgesichert sind, vermag den Antragsteller nicht zu entlasten. Abgesehen davon, da&#223; nicht ersichtlich ist, ob, wann und in welcher H&#246;he die Pfandrechte realisiert werden k&#246;nnen, ging die gesetzliche Pflicht des Antragstellers nicht dahin, Pfandrechte einzur&#228;umen bzw. die (zwangsweise) Belastung seines Verm&#246;gens zu dulden; vielmehr war er verpflichtet, die von ihm geschuldeten Steuern zu bezahlen. Die Verletzung der Erkl&#228;rungspflichten blieb von der Bestellung von Sicherheiten ohnehin unber&#252;hrt. Da&#223; der Antragsteller im Januar 1987 darangegangen ist, l&#228;ngst f&#228;llige Umsatzsteuern &#8211; Voranmeldungen (f&#252;r das Jahr 1986) anzufertigen und abzugeben, &#228;ndert nichts daran, da&#223; er &#252;ber viele Jahre seine Erkl&#228;rungspflichten verletzt hat.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Ein &#228;hnliches Bild bietet der Antragsteller in einem Zahlungsverhalten gegen&#252;ber der Techniker-Krankenkasse. Diese gab die vom Antragsteller zu entrichtenden r&#252;ckst&#228;ndigen Gesamtsozialversicherungsbeitr&#228;ge einschlie&#223;lich Nebenforderungen im Mai 1986 mit 54.671,22 DM an. Selbst wenn es, wie der Antragsteller in seiner Klagebegr&#252;ndung vorgetragen hat, zutreffen sollte, da&#223; diese Forderung &#252;berh&#246;ht ist, &#228;ndert das nichts an der Tatsache, da&#223; der Antragsteller seinen Zahlungspflichten nicht nachgekommen ist und dadurch die von der Techniker-Krankenkasse wahrzunehmenden &#246;ffentlichen Interessen erheblich gesch&#228;digt hat. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Auch bei der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft ist seit 1984 ein Beitragsr&#252;ckstand eingetreten, der sich nach den Angaben der Berufsgenossenschaft im Juni 1986 auf </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">6.669,11 DM belief.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich war und ist auch das Zahlungsverhalten des Antragstellers gegen&#252;ber anderen &#246;ffentlichen Kassen nicht korrekt. Wie die Zweckverbandskasse X als Vollstreckungsbeh&#246;rde im Januar 1987 gegen&#252;ber dem Antragsgegner angab, hat der Antragsteller Grundbesitzabgaben seit dem 2. Quartal des Jahres 1986 nicht mehr bezahlt.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die vorgenannten Umst&#228;nde rechtfertigen die Bef&#252;rchtung, da&#223; eine weitere selbst&#228;ndige Bet&#228;tigung des Antragstellers als &#214;ffentlich bestellter Vermessungsingenieur eine st&#228;ndige Gefahr f&#252;r die &#246;ffentlichen und privaten Gl&#228;ubiger darstellen wird, die im Interesse der Allgemeinheit nicht hingenommen werden kann.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Dem kann der Antragsteller nicht mit Erfolg entgegenhalten, er habe seine Schulden und seine wirtschaftliche Notlage nicht verschuldet. Die Zur&#252;cknahme der Zulassung als &#214;ffentlich bestellter Vermessungsingenieur ist wie die Untersagung einer selbst&#228;ndigen gewerblichen Bet&#228;tigung eine Ma&#223;nahme der Gefahrenabwehr, f&#252;r die es wie allgemein im Ordnungsrecht nur auf die objektive Gefahrenlage, nicht aber auf Verschuldensgesichtspunkte ankommt.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Auch der Hinweis des Antragstellers, die Beendigung seiner bisherigen selbst&#228;ndigen T&#228;tigkeit nehme ihm die M&#246;glichkeit, die bestehenden R&#252;ckst&#228;nde zu tilgen, rechtfertigt keine andere Beurteilung. Die Zur&#252;cknahme der Zulassung als &#214;ffentlich bestellter Vermessungsingenieur dient zur Abwehr der Gefahr, da&#223; der Antragsteller der Allgemeinheit bei Fortsetzung seiner selbst&#228;ndigen Bet&#228;tigung weiteren erheblichen Schaden insbesondere durch die Verletzung abgabenrechtlicher Pflichten zuf&#252;gt. Dieser Gesichtspunkt der Gefahrenabwehr wiegt in derartigen F&#228;llen der Unzuverl&#228;ssigkeit eines Vermessungsingenieurs typischerweise schwerer als die Hoffnung, dieser werde seine Schulden aus den bei Fortf&#252;hrung seiner T&#228;tigkeit erwirtschafteten Mitteln tilgen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Ergeben sich danach Bedenken gegen die pers&#246;nliche Zuverl&#228;ssigkeit des Antragstellers bereits aus seinem abgabenrechtlichen Fehlverhalten, so kann offenbleiben, ob der Antragsgegner berechtigt war, die Zur&#252;cknahme der Zulassung des Antragstellers als &#214;ffentlich bestellter Vermessungsingenieur auch im Hinblick auf den &#8211; vom Antragsgegner bejahten &#8211; Verm&#246;gensverfall des Antragstellers nach &#167; 16 Abs. 2 lit. b i.V.m. &#167; 4 lit. g &#214;bVermIngBO auszusprechen. Immerhin sprechen die Abgabe der eidesstattlichen Offenbarungsversicherung, die Ablehnung mehrerer Antr&#228;ge auf Konkurser&#246;ffnung (wegen Fehlens einer die Kosten des Konkursverfahrens deckenden Masse) sowie die Einleitung der Zwangsversteigerung &#252;ber den Grundbesitz des Antragstellers f&#252;r dessen desolate wirtschaftliche Lage.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 1 VwGO. Die Streitwertfestsetzung beruht auf den &#167;&#167; 20 Abs. 3, 13 Abs. 1 des Gerichtskostengesetzes. Sie entspricht der Spruchpraxis der Kammer &#8211; und des Oberverwaltungsgerichts f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen &#8211; in Verfahren, in denen es um die Wiederherstellung eines Rechtsbehelfs gegen die Untersagung einer selbst&#228;ndigen gewerblichen T&#228;tigkeit geht.</p>
315,491
ag-dusseldorf-1987-02-26-291-ii-14586-weg
{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
291 II 145/86 WEG
"1987-02-26T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:10"
"2019-03-27T09:42:59"
Beschluss
ECLI:DE:AGD:1987:0226.291II145.86WEG.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf</p> <p>durch den Richter am Amtsgericht C</p> <p>am 26. Februar 1987</p> <p></p> <p>b e s c h l o s s e n :</p> <p></p> <p>1. Den Antragsgegnern wird aufgegeben, das entlang des von ihnen genutzten Anbaus im Hause Gwall 00, E als &#8222;Lager&#8220; bezeichneten Teileigentums an der Au&#223;enwand verlegte K&#252;chenablu&#223;rohre zu beseitigen. </p> <p></p> <p>2. Den Antragsgegnern wird ferner aufgegeben, den Au&#223;enputz des von ihnen genutzten Anbaus im Hofgel&#228;nde (fr&#252;here Kegelbahn) und den Au&#223;enputz der im Erdgescho&#223; liegenden Toilettenanlage auszubessern.</p> <p></p> <p>3. Die weitergehenden Antr&#228;ge werden zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>4. Die Antragsteller tragen 9/10, die Antragsgegner 1/10 der Gerichtskosten; au&#223;ergerichtliche Kosten werden nicht erstattet.</p> <p></p> <p>5. Der Gesch&#228;ftswert wird auf 15.000,-- DM festgesetzt (Ziffer 1. 5.000,--, Ziffer 2. 3.000,--, Ziffer 3. 1.000,--, Ziffer 4. 1.000,--, Ziffer 5. 3.000,--, Ziffer 6. 1.000,--, Ziffer 7. 1.000,-- DM).</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">G r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Beteiligten sind mit Ausnahme des Beteiligten zu 5., des Verwalters, Wohnungseigent&#252;mer im Hause Gwall 00 in E. Den Antragsgegnern steht das Miteigentum an den R&#228;umen im Erdgescho&#223; zu.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Seitens der Antragsteller werden folgende Antr&#228;ge gestellt:</p> <span class="absatzRechts">5</span><ol class="absatzLinks"><li>Die Antragsgegner werden verurteilt, es bei Meidung eines Ordnungsgeldes von bis zum DM 500.000,--, ersatzweise Ordnungshaft, oder Ordnungshaft zu unterlassen, das Teileigentum im Erdgescho&#223; des Hauses Gwall 00, 0000 E nach Ablauf des bestehenden Mietvertrages neu als Wohnung zu vermieten.</li></ol> <span class="absatzRechts">6</span><ol class="absatzLinks" start="2"><li>Die Beklagten werden verurteilt, folgende Instandsetzungsarbeiten im Hause Gwall 00, E, durchzuf&#252;hren:</li></ol> <span class="absatzRechts">7</span><ol class="absatzLinks" type="a"><li>den Au&#223;enputz des von ihnen genutzten Anbaues im Hofgel&#228;nde (fr&#252;here Kegelbahn) und den Au&#223;enputz der im Erdgescho&#223; liegenden Toilettenanlage instandzusetzen und mit einem Anstrich zu versehen, </li></ol> <span class="absatzRechts">8</span><ol class="absatzLinks" type="a" start="2"><li>die vier Au&#223;enfenster, Rollladen und Fensterb&#228;nke des von ihnen genutzten Anbaus im Hofgel&#228;nde (fr&#252;here Kegelbahn) instandzusetzen und zu lackieren,</li></ol> <span class="absatzRechts">9</span><ol class="absatzLinks" type="a" start="3"><li>die beiden Zugangst&#252;ren zum Hinterhof des Objektes Gwall 00 sowie die vier Au&#223;enfenster der im Erdgescho&#223; befindlichen Toilettenanlage zu streichen.</li></ol> <span class="absatzRechts">10</span><ol class="absatzLinks" start="3"><li>Der Beklagte wird verurteilt, eine Genehmigung des Bauamtes f&#252;r den T&#252;rdruckbruch zwischen dem fr&#252;heren "Lager" und dem "Ladenlokal" seines im Erdgescho&#223; des Hauses Gwall , E gelegenen Teileigentums dem Verwalter vorzulegen.</li></ol> <span class="absatzRechts">11</span><ol class="absatzLinks" start="4"><li>Die Antragsgegner werden verurteilt, das entlang des von ihnen genutzten Anbaus im Hause Gwall 00, E als "Lager" bezeichneten Teileigentums an der Au&#223;enwand verlegte K&#252;chenablu&#223;rohr zu beseitigen.</li></ol> <span class="absatzRechts">12</span><ol class="absatzLinks" start="5"><li>Die Beklagten werden verurteilt, s&#228;mtliche Stromleitungen, Brauchwasserleitungen, Abflu&#223;leitungen sowie die Warmwasserleitungen der Etagenheizung, welche der Versorgung der R&#228;ume im Erdgescho&#223; des Hauses Gwall 00 in E dienen, zu beseitigen.</li></ol> <span class="absatzRechts">13</span><ol class="absatzLinks" start="6"><li>Die Beklagten werden verurteilt, den zus&#228;tzlich eingebauten Stromz&#228;hler f&#252;r die Wohnung im Erdgescho&#223; des Hauses Gwall 00, E, zu beseitigen.</li></ol> <span class="absatzRechts">14</span><ol class="absatzLinks" start="7"><li>Die Beklagten werden verurteilt, die zur Stra&#223;e gerichteten Au&#223;enfenster zum Ladenlokal im Erdgescho&#223; des Hauses Gwall 00, E, fachm&#228;nnisch zu streichen oder streichen zu lassen. </li></ol> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Antragsgegner beantragen,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">die Antr&#228;ge zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Beteiligen tragen vor:</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Zu Ziffer 1.:</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Antragsteller sind der Auffassung, dass es unzul&#228;ssig ist, dass die Antragsgegner ihr Teileigentum im Erdgescho&#223; teilweise zu Wohnzwecken vermietet haben. Dies widerspreche der Teilungserkl&#228;rung und werde von den &#252;brigen Wohnungseigent&#252;mern auch nicht gebilligt. Die Antragsgegner sind der Auffassung, dass ihnen nichts verbiete, ihr Eigentum auch f&#252;r Wohnzwecke zu nutzen. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Zu Ziffer 2.:</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Beteiligten streiten dar&#252;ber, ob die Antragsgegner verpflichtet sind, die mit dem Antrag zu 2. verlangten "Instandsetzungsarbeiten" durchf&#252;hren. Die Antragsteller machen geltend, alles sei in einem desolaten Zustand, so dass die Antragsgegner die von ihnen verursachten Sch&#228;den beseitigen m&#252;ssten. Die Antragsgegner bestreiten dies. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Zu Ziffer 3.:</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Zwischen den Beteiligten ist unstreitig, dass die Genehmigung des Bauamtes vorliegt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Zu Ziffer 4.:</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Insoweit wird der Anspruch von den Antragsgegnern anerkannt.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Zu Ziffer 5.:</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Unstreitig haben die Antragsgegner verschiedene Leitungen durch die Kellerr&#228;ume der Miteigent&#252;mer bzw. durch die Gemeinschaftskeller gef&#252;hrt, ohne dass sie dazu die Genehmigung des Verwalters oder der anderen Miteigent&#252;mer besa&#223;en. Die Antragsteller sprechen von einem "Leitungsgewirr" und machen geltend, die Rohre h&#228;tten auch durch die W&#228;nde des Teileigentums der Antragsgegner verlegt werden k&#246;nnen. Die Antragsgegner verweisen darauf, dass sie ausdr&#252;cklich aufgefordert worden sind, f&#252;r den Einbau einer Etagenheizung zu sorgen. Die Leitungen seien daraufhin von einer Fachfirma verlegt worden.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Zu Ziffer 6.:</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Unstreitig haben die Antragsgegner einen zweiten Z&#228;hler installiert und damit den letzten freien Z&#228;hlerplatz besetzt. Die Beteiligten streiten sich dar&#252;ber, ob dieser letzte freie Platz jetzt ben&#246;tigt wird. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Zu Ziffer 7.:</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Antragsteller behaupten, die Antragsgegner h&#228;tten die Fenster durch einen mangelhaften Anstrich "besch&#228;digt". Die Antragsgegner sind der Auffassung, dass der Anstrich Sache der Gemeinschaft ist. </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">II.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Antr&#228;ge sind nur zu einem geringen Teil gerechtfertigt, n&#228;mlich nur insoweit, als sie von den Antragsgegnern anerkannt werden. Im &#252;brigen sind sie unbegr&#252;ndet und waren demgem&#228;&#223; zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">1.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Den Antragsgegnern wird weder durch die Teilungserkl&#228;rung noch durch das Gesetz verwehrt, ihr Wohnungseigentum zu Wohnzwecken zu nutzen. In der Teilungserkl&#228;rung hei&#223;t es zwar, dass gewerbliche Nutzung jederzeit zul&#228;ssig ist. Andererseits wird eine Nutzung zu Wohnzwecken nicht untersagt.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">2.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Antragsgegner sind lediglich verpflichtet, den Au&#223;enputz des von ihnen genutzten Anbaus im Hofgel&#228;nde (fr&#252;here Kegelbahn) und den Au&#223;enputz der im Erdgescho&#223; liegenden Toilettenanlage auszubessern. Weitergehende Verpflichtungen bestehen insoweit nicht. Im Verh&#228;ltnis der Beteiligten ist ma&#223;gebend &#167; 8 Nr. 4 der Teilungserkl&#228;rung, nach der das gemeinschaftliche Eigentum durch den Verwalter auf gemeinschaftliche Kosten ordnungsgem&#228;&#223; instandzuhalten und bei Besch&#228;digung instandzusetzen ist. Instandhaltung und Instandsetzung sind somit grunds&#228;tzlich Sache der Gemeinschaft. Eine Ausnahme gilt gem&#228;&#223; &#167; 8 Nr. 9 der Teilungserkl&#228;rung lediglich f&#252;r die von den Antragsgegnern verursachten Sch&#228;den am Au&#223;enputz des Anbaus und der Toilettenanlage. Nur soweit es sich um Sch&#228;den handelt, sind die Antragsgegner zur Instandsetzung verpflichtet. Jeglicher Anstrich ist einschlie&#223;lich der vorbereitenden kleineren Ausbesserungsarbeiten Sache der Gemeinschaft. </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">3.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Nachdem unstreitig ist, dass die Genehmigung des Bauamtes f&#252;r den T&#252;rdurchbruch zwischen dem fr&#252;heren Lager und dem Ladenlokal vorliegt, ist der entsprechende Antrag zur&#252;ckzuweisen, da Erf&#252;llung eingetreten ist. Die Antragsteller h&#228;tten dies vermeiden k&#246;nnen, wenn sie die Hauptsache insoweit f&#252;r erledigt erkl&#228;rt h&#228;tten. </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">4.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Beseitigung des K&#252;chenabflu&#223;rohres war den Antragsgegnern auf ihr entsprechendes Anerkenntnis hin aufzuheben. </p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">5.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Antragsteller k&#246;nnen von den Antragsgegnern nicht verlangen, dass s&#228;mtliche Strom-, Brauchwasser- und Abflu&#223;leitungen sowie die Warmwasserleitungen der Etagenheizung beseitigt werden. Zwar h&#228;tten die Antragsgegner hierf&#252;r der Genehmigung der &#252;brigen Wohnungseigent&#252;mer, zumindest aber der Genehmigung des Verwalters bedurft. Diese Genehmigung h&#228;tte ihnen aber billigerweise nicht versagt werden k&#246;nnen. Bez&#252;glich der Warmwasserleitungen der Etagenheizung gilt dies schon deshalb, weil die Antragsgegner selbst aufgefordert worden sind, eine derartige Heizung zu installieren. Bez&#252;glich der &#252;brigen Leitungen ist davon auszugehen, dass die Antragsteller zur Duldung verpflichtet sind. Anhand der &#252;berreichten Lichtbilder vermag das Gericht nicht zu erkennen, dass die Antragsteller durch die Verlegung der Leitungen in unzumutbarer Weise beschwert worden sind. Die von den Antragsgegnern verlegten Leitungen wirken zwar nicht ausgesprochen &#228;sthetisch. Andererseits ist es in Kellerr&#228;umen durchaus &#252;blich, dass Leitungen an den W&#228;nden oder an der Decke verlegt werden. Es ist auch nicht ersichtlich, was die Antragsteller konkret gegen die Verlegung der Leitungen einzuwenden haben. </p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">6.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Alle Beteiligten gingen &#252;bereinstimmend davon aus, dass der letzte freie Z&#228;hlerplatz dadurch besetzt worden ist, dass die Antragsgegner einen zweiten Z&#228;hler installiert haben. Die Antragsteller tragen dazu vor, dass nunmehr eine getrennte Verbrauchserfassung eines gemeinsamen Wasch- und Trockenraumes oder einer Gemeinschaftssauna nicht mehr m&#246;glich w&#228;re. dies ist nicht erheblich, zumal nicht ersichtlich ist, dass solche R&#228;ume &#252;berhaupt vorhanden sind. Erg&#228;nzend dazu haben die Antragsteller nunmehr vorgetragen, dass zwei Kellerr&#228;ume wegen Beseitigung der Heizung frei werden, so dass die Absicht zur Aufstellung eines Wasch- und Trockenautomaten besteht. F&#252;r einen solchen Automaten w&#228;re nach dem Vortrag der Antragsteller der freie Z&#228;hlerplatz erforderlich. Insoweit m&#252;&#223;te jedoch erst ein Beschlu&#223; der Eigent&#252;mergemeinschaft herbeigef&#252;hrt werden. Erst wenn ein solcher Beschlu&#223; zustande gekommen ist, stellt sich die Frage, ob die Antragsgegner den zweiten Z&#228;hlerplatz wieder zur Verf&#252;gung stellen m&#252;ssen. Da nicht voraussehbar ist, ob ein solcher Beschlu&#223; &#252;berhaupt zustande kommt, kann dem Antrag zu Ziffer 6. jedenfalls im derzeitigen Zeitpunkt nicht entsprochen werden.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">7.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Soweit die Antragsteller verlangen, dass die Antragsgegner die zur Stra&#223;e gerichteten Au&#223;enfenster zum Ladenlokal im Erdgescho&#223; fachm&#228;nnisch streichen oder streichen lassen, gilt das unter Ziffer 2 Gesagte entsprechend. Der Anstrich der Au&#223;enfenster ist Sache der Eigent&#252;mergemeinschaft.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">III.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 47 WEG.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Gerichtskosten waren den Beteiligten in dem Verh&#228;ltnis aufzuerlegen, dem sie unterlegen sind. Bez&#252;glich der au&#223;ergerichtlichen Kosten sah das Gericht keine Veranlassung, von der gesetzlichen Kostenregelung abzuweichen.</p>
315,492
olgham-1987-02-24-28-u-17386
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
28 U 173/86
"1987-02-24T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:11"
"2019-03-27T09:42:59"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1987:0224.28U173.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 11. Juni 1986 verk&#252;ndete Urteil der 14. Zivilkammer des Landgerichts M&#252;nster wird mit der Ma&#223;gabe zur&#252;ckgewiesen, da&#223; die Pflicht zur Verzinsung der Urteilssumme mit dem 23. September 1986 entf&#228;llt.</p> <p></p> <p>Die Beklagten tragen die Kosten der Berufung.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Beschwer f&#252;r die Beklagten betr&#228;gt 15.904,-- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">(abgek&#252;rzt gem. &#167; 543 Abs. ZPO)</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist nicht begr&#252;ndet. Die Kl&#228;gerin kann von den Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 19 BNotO Ersatz des Schadens verlangen, der ihr dadurch entstanden ist, da&#223; sie durch Urteil des Landgerichts M&#252;nster vom 26. Oktober 1984 in dem Rechtsstreit 4 O 312/83 LG M&#252;nster verurteilt worden ist, an die Eheleute xxx wegen M&#228;ngeln an dem Hause xxx gem&#228;&#223; &#167; 635 BGB 15.904,-- DM zuz&#252;glich Zinsen zu zahlen. Dieser Schaden ist der Kl&#228;gerin aufgrund einer Pflichtverletzung des Beklagten zu 2) bei der Beurkundung des Grundst&#252;ckskaufvertrages zwischen der Kl&#228;gerin und den Eheleuten xxx entstanden, die der Beklagte zu 2) als amtlich bestellter Vertreter des Beklagten zu 1) vorgenommen hat und f&#252;r die deshalb der Beklagte zu 1) gem&#228;&#223; &#167; 46 BNotO gesamtschuldnerisch neben ihm haftet. Bei der Beurkundung hat der Beklagte zu 2) die ihm den Vertragsparteien gegen&#252;ber obliegende Beratungspflicht verletzt, indem er unter Ziffer 13 des Vertrages eine von dem Beklagten zu 1) entworfene und von der Kl&#228;gerin bei allen von ihr geschlossenen Vertr&#228;gen dieser Art gewerbsm&#228;&#223;ig verwandte Gew&#228;hrleistungsregelung mitbeurkundet hat, die vorsah, da&#223; die Kl&#228;gerin f&#252;r eigene Leistungen nach der VOB/B haftete, w&#228;hrend hinsichtlich anderer am Bau Beteiliger den Erwerbern die Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;che der Kl&#228;gerin gegen diese mit der Ma&#223;gabe abgetreten wurden, da&#223; die Kl&#228;gerin verpflichtet war, sie bei der Geltendmachung der Anspr&#252;che zu unterst&#252;tzen. Bei Fehlschlagen der Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;che gegen Dritte war subsidi&#228;r die eigene Haftung der Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; der VOB/B unter Begrenzung auf das Bauwerk und vollst&#228;ndiger Ausnahme von Sonderw&#252;nschen vorgesehen. Diese Gew&#228;hrleistungsregelung verstie&#223; gegen &#167; 11 Nr. 10 f des am 1. April 1977 in Kraft getretenen AGB-Gesetzes und war deshalb unwirksam. Das gilt auch unter Ber&#252;cksichtigung der Tatsache, da&#223; gem&#228;&#223; &#167; 23 Abs. 2 Ziffer 5 AGBG die Regelungen des &#167; 11 Nr. 10 f AGBG keine Anwendung f&#252;r Leistungen finden, f&#252;r die die Verdingungsordnung f&#252;r Bauleistungen (VOB) Vertragsgrundlage ist. Nach der Rechtsprechung des BGH (vgl. BGH NJW 86, 315), der der Senat folgt, ist das nur dann der Fall, wenn dem Vertrag die VOB als ganze zugrundegelegt wird. Grund f&#252;r die in &#167; 23 Abs. 2 Nr. 5 AGBG vorgesehene Privilegierung ist die Tatsache, da&#223; die VOB in ihrer Gesamtheit ein einigerma&#223;en ausgewogenes Vertragswerk darstellt, dessen Abweichungen von den gesetzlichen Regelungen insgesamt keine Partei &#252;ber Geb&#252;hr belasten. Das gilt nicht, wenn lediglich einzelne Regelungen aus dem Gesamtwerk der VOB herausgel&#246;st und einem Vertrag als Allgemeine Gesch&#228;ftsbedingungen zugrundegelegt werden. Daran, da&#223; es sich bei &#167; 13 des Vertrages vom 6. Januar 1978 um allgemeine Gesch&#228;ftsbedingungen der Kl&#228;gerin handelt, kann entgegen der Auffassung der Beklagten kein Zweifel bestehen, da die Kl&#228;gerin diese Regelung, ebenso wie die &#252;brige Vertragsgestaltung, unstreitig stets bei ihren Vertragsschl&#252;ssen zugrundegelegt hat. Ferner ist auch nach dem eigenen Vorbringen der Beklagten nicht davon auszugehen, da&#223; die Regelung im Sinne des &#167; 1 Abs. 2 AGBG zwischen der Kl&#228;gerin und den Eheleuten xxx ausgehandelt worden ist. Daf&#252;r reicht es nicht aus, da&#223; der Beklagte zu 2), wie die Beklagten vortragen, bei der Beurkundung die Regelung und das Haftungssystem der VOB erl&#228;utert hat. Entscheidendes Erfordernis w&#228;re es vielmehr gewesen, da&#223; die Kl&#228;gerin als Verwenderin der AGB verhandlungsbereit gewesen w&#228;re und das gegen&#252;ber den Eheleuten xxx ausdr&#252;cklich h&#228;tte erkennen lassen (vgl. BGH NJW 77, 624). Das haben die Beklagten nicht behauptet, es ergibt sich auch sonst kein Anhaltspunkt daf&#252;r. Weiter trifft es entgegen der Auffassung der Beklagten auch nicht zu, da&#223; mit der Bezugnahme auf die Haftung nach der VOB die gesamte VOB in den Vertrag eingezogen worden sei. Nach dem ma&#223;geblichen objektivem Empf&#228;ngerhorizont kann die Bezugnahme vielmehr ausschlie&#223;lich auf die Gew&#228;hrleistungsregelung des &#167; 13 VOB/B verstanden werden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die VOB ist auch nicht etwa, wie das im erstinstanzlichen Vorbringen der Beklagten anklingt, praktisch durch inhaltsgleiche Regelungen des Vertrages einbezogen worden. Auch wenn die eine oder andere Klausel des Vertrages den Regelungen der VOB &#228;hnlich sein mag, gibt es f&#252;r den gr&#246;&#223;ten Teil der VOB-Regelungen in dem Vertrag keine Entsprechung.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Dem Beklagten zu 2) ist auch im Sinne eines fahrl&#228;ssigen Verschuldens vorzuwerfen, da&#223; er die m&#246;gliche Unwirksamkeit der Gew&#228;hrleistungsregelung nicht als Risiko erkannt und den Vertragsparteien nicht deshalb von dieser Regelung abgeraten hat. Zwar weisen die Beklagten zu Recht darauf hin, da&#223; sich im Zeitpunkt der Beurkundung - ca. 9 Monate nach Inkrafttreten des AGB-Gesetzes - noch keine herrschende Meinung gebildet hatte, die eine isolierte Einbeziehung des &#167; 13 VOB/B im Wege von allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen als unwirksam beurteilte. Zu dieser Frage existierte seinerzeit - zwangsl&#228;ufig - noch keinerlei Rechtsprechung. In der Literatur gab es keine Einhelligkeit, wobei sich neben Heinrichs in Palandt (36. Aufl., 1977, &#167; 11 AGB-Gesetz Anm. 10 f) und L&#246;we/Graf von Westphalen/Trinkner AGB-Gesetz, 1. Aufl., 1977 &#167; 23 Abs. 2 Nr. 5, RdNr. 1) insbesondere Schippel/Brambring in DNotZ 77, 197, 213 und der Bundesminister der Justiz in einem Schreiben vom 9. Februar 1977 f&#252;r die M&#246;glichkeit der isolierten Einbeziehung des &#167; 13 VOB/B, Korbion in Ingenstau/Korbion, VOB (8. Aufl., 1977) sowie in VersR 77, 681 und Locher in NJW 77, 1801 aber dagegen aussprachen. Dies f&#252;hrt indes entgegen der Auffassung der Beklagten nicht dazu, da&#223; der Beklagte zu 2) die Gew&#228;hrleistungsregelung ohne Warnung an die Vertragsparteien beurkunden durfte. Bei erkennbar bestehender Rechtsunsicherheit ist der Notar vielmehr verpflichtet, den Vertragsparteien den sichersten Weg anzuraten, und handelt andernfalls schuldhaft pflichtwidrig (vgl. Rinsche, Die Haftung des Rechtsanwalts und Notars, 2. Aufl., 1986, RdNr. II 80 und 92). So lag die Situation hier. Schon der Wortlaut des &#167; 23 Abs. 2 Satz 5 AGBG f&#252;r sich genommen sprach nicht ohne weiteres f&#252;r die M&#246;glichkeit einer isolierten Einbeziehung des &#167; 13 VOB/B im Wege von allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen. Auch ein Teil derjenigen Literaturstimmen, die sich f&#252;r eine derartige isolierte Einbeziehung aussprachen, wies deutlich darauf hin, da&#223; diese Frage nicht unzweifelhaft war (so Heinrichs a.a.O. und L&#246;we a.a.O.). Andere Kommentare (so Ulmer/Brander/Hensen, AGB-Kommentar, 1977) sprachen diese M&#246;glichkeit &#252;berhaupt nicht an. Unter diesen Umst&#228;nden war f&#252;r den Beklagen zu 2) in keiner Weise abzusehen, wie diese Frage einmal in der Rechtsprechung entschieden werden w&#252;rde. Nichts anderes w&#252;rde im &#252;brigen auch dann gelten, wenn der Beklagte zu 2) - wie die Beklagten meinen - &#252;berhaupt nicht verpflichtet gewesen w&#228;re, den Stand der Literaturmeinungen zu kennen. Abgesehen davon, da&#223; das sicherlich nicht zutrifft, soweit es sich um die ma&#223;geblichen Standardwerke handelt, konnte auch dann der Beklagte zu 2) im Hinblick auf die Formulierung des Gesetzestextes bei Anwendung der gebotenen Sorgfalt keinesfalls davon ausgehen, da&#223; eine wirksame Vereinbarung der vorgesehenen Gew&#228;hrleistung risikolos m&#246;glich sein werde.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der von der Kl&#228;gerin geltend gemachte Schaden ist eine Folge der Tatsache, da&#223; der Beklagte zu 2) den gebotenen Hinweis auf die m&#246;gliche Unwirksamkeit der vorgesehenen Gew&#228;hrleistungsregelung unterlassen hat. Gem&#228;&#223; &#167; 287 ZPO ist davon auszugehen, da&#223; sich die Kl&#228;gerin bei Erteilung dieses Hinweises daf&#252;r entschieden h&#228;tte, auf die vorgesehene Gew&#228;hrleistungsregelung - einschlie&#223;lich der Subsidiarit&#228;tsklausel und des (gem&#228;&#223; &#167; 11 Ziffer 10 a AGBG ohne unwirksamen) Gew&#228;hrleistungsausschlusses f&#252;r Sonderw&#252;nsche - zu verzichten und insgesamt die Geltung der VOB zu vereinbaren. Ausgehend von der an der getroffenen Regelung erkennbaren Tendenz der Kl&#228;gerin, ihre Haftung gegen&#252;ber den Erwerbern soweit wie m&#246;glich zu beschr&#228;nken, stellte sich das f&#252;r sie als die deutlich vorteilhaftere L&#246;sung dar, die sie nicht dem Risiko aussetzte, den Erwerbern drei Jahre l&#228;nger - und damit gleichzeitig ohne Subsidiarit&#228;t und ohne R&#252;ckgriffsm&#246;glichkeit - zu haften, als ihr ihre eigenen Subunternehmer gehaftet h&#228;tten. Zu ber&#252;cksichtigen ist dabei auch, da&#223; das Vertragswerk der VOB von der Bauwirtschaft gegen&#252;ber der gesetzlichen Regelung als Alternative, die eventuell die M&#246;glichkeit der Vereinbarung einer Subsidiarit&#228;tsklausel auch im Wege der Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen erm&#246;glicht h&#228;tte, schon damals &#252;berwiegend bevorzugt wurde. Es ist auch davon auszugehen, da&#223; die Kl&#228;gerin gegen&#252;ber den Eheleuten xxx die Einbeziehung der VOB in den Vertrag h&#228;tte durchsetzen k&#246;nnen. Dieser Schlu&#223; ist im Hinblick auf die Tatsache gerechtfertigt, da&#223; die Eheleute xxx den Vertrag auch mit der tats&#228;chlich in &#167; 13 getroffenen, f&#252;r sie weitaus ung&#252;nstigeren geschlossen haben.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Im Wege des &#167; 287 ZPO ist weiterhin anzunehmen, da&#223; die Kl&#228;gerin bei Vereinbarung der VOB als ganzer in dem Rechtsstreit 4 O 312/83 LH M&#252;nster gegen die Eheleute xxx nicht unterlegen w&#228;re, weil die Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;che der Eheleute xxx in diesem Falle verj&#228;hrt gewesen w&#228;ren. Unstreitig sind die Bauleistungen von den Eheleuten xxx bei &#220;bergabe des Hauses am 23. August 1978 abgenommen worden. Die zweij&#228;hrige R&#252;gefrist des &#167; 13 Ziffer 5 Abs. 1 Satz 1 VOB/B ist daher mit dem 23. August 1980 abgelaufen Es ist gem&#228;&#223; &#167; 287 ZPO davon auszugehen, da&#223; die Eheleute xxx die von ihnen in dem Rechtsstreit geltend M&#228;ngel gemachten an den Klinkern bis zu diesem Zeitpunkt nicht ger&#252;gt h&#228;tten. Diese Schlu&#223;folgerung rechtfertigt sich aus der Tatsache, da&#223; sie diesen Mangel auch nach dem tats&#228;chlichen Geschehensablauf erstmalig am 7. Dezember gegen&#252;ber der Firma xxx - die im Auftrage der Kl&#228;gerin die Klinkerarbeiten durchgef&#252;hrt hatte und gegen die die Kl&#228;gerin den Eheleuten xxx die ihr (gleichfalls nach den Regeln der VOB) zustehenden Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;che abgetreten hatte &#8211; erstmalig mit Schreiben vom 7. Dezember 1981 reklamiert haben, wobei sich aus dem Schreiben ergibt, da&#223; sich die M&#228;ngel "im Verlauf des letzten Jahres" gezeigt h&#228;tten. Anders ist es hinsichtlich der von den Eheleuten xxx in dem Rechtsstreit 4 O 312/83 LG M&#252;nster gegen die Kl&#228;gerin weiter geltend gemachten M&#228;ngel an der Kellerau&#223;entreppe und am Sockelputz des Hauses. Beide M&#228;ngel habe die Eheleute xxx noch im Jahre 1979 ger&#252;gt. Anschlie&#223;end hat die Kl&#228;gerin M&#228;ngelbeseitigungsarbeiten durch eine Firma xxx veranla&#223;t, die ausweislich der von der Kl&#228;gerin vorgelegten Rechnung der Firma xxx sp&#228;testens am 30. Juni 1979 beendet waren. Sp&#228;testens zu diesem Zeitpunkt h&#228;tte deshalb bei wirksamer Vereinbarung der VOB die zweij&#228;hrige Frist erneut begonnen und w&#228;re deshalb mit dem 30. Juni 1981 abgelaufen. Eine erneute R&#252;ge der Eheleute xxx ist erst mit Schreiben vom 10. M&#228;rz 1982 erfolgt, w&#228;hrend Klage erst unter dem 27. Mai 1983 eingereicht worden ist. Es besteht kein Anla&#223; zu der Annahme, da&#223; die Eheleute xxx &#8211; die aufgrund der Belehrungen durch den Beklagten zu 2) auch nach der im Vertrag tats&#228;chlich getroffenen Gew&#228;hrleistungsregelung mit den Verj&#228;hrungsfristen der VOB gerechnet haben - sich bei vollst&#228;ndiger Einbeziehung der VOB in den Vertrag anders verhalten und fr&#252;her Klage erhoben h&#228;tten. Nach alledem ist davon auszugehen, da&#223; bei pflichtgem&#228;&#223;er Belehrung durch den Beklagten zu 2) hinsichtlich der m&#246;glichen Unwirksamkeit der vorgesehenen Gew&#228;hrleistungsregelung die Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;che der Eheleute xxx gegen die Kl&#228;gerin verj&#228;hrt w&#228;ren und da&#223; die Klage der Eheleute xxx in dem Rechtsstreit 4 O 312/83 LG M&#252;nster aus diesem Grunde abgewiesen worden w&#228;re. Dagegen spielt es in diesem Zusammenhang keine Rolle, ob der genannte Rechtsstreit durch das Urteil des Landgerichts M&#252;nster vom 26. Oktober 1984 richtig oder - wie die Beklagten meinen -unzutreffend entschieden worden ist. Auch das Risiko einer auf einen Fehler des Notars zur&#252;ckzuf&#252;hrenden falschen Gerichtsentscheidung f&#228;llt in den Bereich der Sch&#228;den, f&#252;r den der Notar einzustehen hat (vgl. BGH VersR 82, 297, Rinsche, a.a.O., RdNr. II 123).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Haftung der Beklagten ist auch weder gem&#228;&#223; &#167; 19 Abs. 1 Satz 3 BNotO in Verbindung mit &#167; 839 Abs. 3 BGB noch nach &#167; 19 Abs. 1 Satz 2 BNotO ausgeschlossen. Die schuldhafte Unterlassung der Schadensabwehr durch Einlegung eines Rechtsmittels gegen das pflichtwidrige Handeln des Beklagten zu 2) kommt vorliegend nach Lage der Dinge nicht in Frage. Die Kl&#228;gerin hat aber auch f&#252;r den ihr entstandenen Schaden keine anderweitige Ersatzm&#246;glichkeit. Insbesondere besteht eine derartige Ersatzm&#246;glichkeit nicht etwa gegen diejenigen Anw&#228;lte, die die Kl&#228;gerin in dem Rechtsstreit 4 O 312/83 LG M&#252;nster vertreten und ihr von der Durchf&#252;hrung der gegen das Urteil vom 26. Oktober 1984 eingelegten Berufung abgeraten haben. Diese Beratung war richtig, weil der Rechtsstreits durch das genannte Urteil zutreffend entschieden worden ist. Insbesondere lagen trotz der in &#167; 13 des Vertrages vom 6. Januar 1978 wirksam vereinbarten lediglich subsidi&#228;ren Haftung der Beklagten die Voraussetzungen f&#252;r ihre Inanspruchnahme schon deshalb vor, weil die an die Eheleute xxx abgetretenen und prim&#228;r geltend zu machenden Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;che gegen die Firma xxx hinsichtlich der M&#228;ngel am Klinkermauerwerk bereits bei Auftreten, im &#252;brigen aber in jedem Fall bei Erhebung der Klage gegen die Kl&#228;gerin verj&#228;hrt waren. Hinsichtlich dieser M&#228;ngel hatten die Eheleute xxx der Kl&#228;gerin aber auch schon mit Schreiben vom 22. Mai 1979 mitgeteilt, da&#223; die Firma xxx trotz zweimaliger Aufforderung zur M&#228;ngelbeseitigung mit Fristsetzung nicht reagiert habe. Soweit in dem Vertrag vom 6. Januar 1978 die Haftung der Kl&#228;gerin f&#252;r Sonderw&#252;nsche g&#228;nzlich ausgeschlossen worden war, war das, wie bereits ausgef&#252;hrt, wegen Versto&#223;es gegen &#167; 11 Ziffer 10 a AGBG unwirksam. Entgegen der Auffassung der Beklagten stand der Schadensersatzforderung der Eheleuten xxx wegen der am Klinkermauerwerk aufgetretenen Sch&#228;den auch nicht die Tatsache entgegen, da&#223; die Eheleute xxx diese Klinker in Abweichung von dem standardm&#228;&#223;ig vorgesehenen Werkstoff selbst ausgesucht hatten. Dabei kann es dahingestellt bleiben, ob das - wie in dem Urteil des Landgerichts M&#252;nster vom 26. Oktober 1984 ausgef&#252;hrt wird - die Verpflichtung der Kl&#228;gerin zur Pr&#252;fung der Klinker auf ihre Eignung unber&#252;hrt gelassen hat. Wie der Sachverst&#228;ndige xxx in seinem in dem Rechtsstreit 4 O 312/83 LG M&#252;nster eingeholten Gutachten vom 11. Mai 1984 &#252;berzeugend ausgef&#252;hrt hat, war die Ursache f&#252;r die an dem Klinkermauerwerk aufgetretenen Absprengungen n&#228;mlich nicht eine mangelnde Frostfestigkeit der Ziegel, sondern eine zu hohe Wasserbelastung wegen zu breiter Fugen zwischen den Sternen und nicht ausreichender Bel&#252;ftung. Schlie&#223;lich waren nach der im Hinblick auf die Nichtigkeit der in &#167; 13 des Vertrages vom 6. Januar 1978 anzuwendenden gesetzlichen Gew&#228;hrleistung die Anspr&#252;che der Eheleute xxx gegen die Kl&#228;gerin auch noch nicht verj&#228;hrt, weil die am 23. August 1983 ablaufende 5-j&#228;hrige Verj&#228;hrungsfrist des &#167; 638 Abs. 1 Satz 1 BGB - ohne da&#223; es auf die, wie oben ausgef&#252;hrt, teilweise eingetretene Hemmung nach &#167; 639 BGB und Unterbrechung nach &#167; 208 BGB wegen der durchgef&#252;hrten M&#228;ngelbeseitigungsarbeiten ankommt - gem&#228;&#223; &#167; 209 Abs. 1 BGB in Verbindung mit &#167; 270 Abs. 3 ZPO durch die am 27. Mai 1983 erfolgte Einreichung der Klageschrift rechtzeitig unterbrochen worden ist. Insbesondere ist die Zustellung der Klage am 2. September 1983 auch noch "demn&#228;chst" im Sinne des &#167; 270 Abs. 3 ZPO erfolgt. Dabei kann es dahingestellt bleiben, ob die Eheleute xxx oder ihre Proze&#223;bevollm&#228;chtigten an der Verz&#246;gerung der Zustellung ein Verschulden trifft. Jedenfalls am 25. August 1983 lagen nach Mitteilung der Privatanschrift der Gesch&#228;ftsf&#252;hrerin der Kl&#228;gerin s&#228;mtliche Voraussetzungen f&#252;r die anschlie&#223;end erfolgte Zustellung vor. Damit verbleibt als Zeitraum zwischen Eintritt der Verj&#228;hrung und Zustellung - der allein ma&#223;geblich ist, vgl. BGHZ 68, 313, 322, BGH VersR 83, 831, 832 - lediglich eine Frist von 2 Tagen, die als unwesentlich im Sinne des &#167; 270 Abs. 3 ZPO anzusehen ist.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Anderweitige Ersatzanspr&#252;che bestehen entgegen der Auffassung der Beklagten auch weder gegen die Firma xxx noch gegen andere Firmen, Lieferanten oder Architekten, weil derartige Anspr&#252;che zweifelsfrei verj&#228;hrt sind. Die Kl&#228;gerin hat derartige Anspr&#252;che auch nicht etwa schuldhaft verj&#228;hren lassen. Hinsichtlich m&#246;glicher Anspr&#252;che gegen Lieferanten gilt das schon deshalb, weil davon auszugehen ist, da&#223; nicht die Kl&#228;gerin, sondern die Firma xxx die Materialien gekauft hat. Hinsichtlich der anderen in Frage kommenden Personen war die diesen gegen&#252;ber geltende zweij&#228;hrige Verj&#228;hrungsfrist bereits abgelaufen, als die Eheleute xxx die M&#228;ngel - hinsichtlich der Klinker erstmalig, im &#252;brigen nach Durchf&#252;hrung von M&#228;ngelbeseitigungsarbeiten erneut - geltend machten.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ist die Berufung der Beklagten mit der Ma&#223;gabe zur&#252;ckzuweisen, da&#223; Zinsen lediglich bis zu dem Tage zu zahlen sind, an dem die Beklagten zur Abwendung der Zwangsvollstreckung die Urteilssumme bezahlt haben. Auch durch diese Zahlung wurde der Verzug beendet (vgl. BGH NJW 81, 2244, BGH WM 83, 21).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 97, 708 Ziffer 10, 713 ZPO. Zu einer Zulassung der Revision - wie von dem Beklagtenvertreter in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 24. Februar 1987 angeregt - besteht kein Anla&#223;, weil die Entscheidung keine grunds&#228;tzliche Bedeutung hat, sondern auf den Besonderheiten des vorliegenden Falles beruht.</p>
315,493
ag-aachen-1987-02-23-7-c-287
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7 C 2/87
"1987-02-23T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:13"
"2019-03-27T09:42:59"
Urteil
ECLI:DE:AGAC1:1987:0223.7C2.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Unter Aufhebung der Vollstreckungsbescheide des Amtsgerichts Aachen vom 18.09.1986 2 B 15972/86 wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits mit Ausnahme der S&#228;umnis tr&#228;gt die Kl&#228;gerin. Die Kosten, die durch die S&#228;umnis der Beklagten entstanden sind, tragen die Beklagten. </p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;gerin kann jedoch die Vollstreckung gegen Leistung einer Sicherheit in H&#246;he von 400,00 DM abwenden, wenn nicht die Be-klagten vor der Vollstreckung in gleicher H&#246;he Sicherheit leisten.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Aufgrund eines schriftlichen Mietvertrages vom 08.09.1983 waren die Beklagten Mieter einer Wohnung im Hause der Kl&#228;gerin in Aachen, M-stra&#223;e 14. Aufgrund einer K&#252;ndigung der Beklagten endete das Mietverh&#228;ltnis zum 31.03.1986. Bei Beginn des Mietverh&#228;ltnisses &#252;bernahmen die Beklagten von dem Vormieter die auf den Fu&#223;b&#246;den ausgelegten Teppichb&#246;den. Bei Beendigung des Mietverh&#228;ltnisses nahmen die Beklagten die Teppichb&#246;den mit. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die M&#228;rzmiete 1986 ist von den Beklagten nicht gezahlt worden. Zugunsten der Beklagten bestand gegen Ende des Mietverh&#228;ltnisses ein Kautionsguthaben in H&#246;he von 762,96 DM.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage begehrt die Kl&#228;gerin Schadensersatz in H&#246;he der Aprilmiete 1986 in H&#246;he von 602,00 DM. Weiterhin begehrt sie Zahlung der M&#228;rzmiete in H&#246;he von 625,00 DM. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Sie behauptet, dadurch, da&#223; die Beklagten die Teppichb&#246;den mitgenommen h&#228;tten, sei ihr eine Vermietung der Wohnung nicht m&#246;glich gewesen trotz entsprechender Anstrengungen f&#252;r den Monat April 1986. Unter den Teppichb&#246;den sei der Fu&#223;boden in einem unzumutbaren Zustand gewesen. Die Beklagten h&#228;tten ihr vor Wegnahme der Teppichb&#246;den die &#220;bernahme anbieten m&#252;ssen. Dar&#252;ber hinaus h&#228;tten die Beklagten eine Vielzahl von D&#252;bell&#246;chern in der Wohnung verursacht sowie vor dem Balkonausgang Sch&#228;den in Form von 2 L&#246;chern verursacht. Insoweit begehrt die Kl&#228;gerin eine Zahlung in H&#246;he von 185,19 DM, wobei sie Bezug nimmt auf eine Rechnung der Fa. H., die f&#252;r Reparatur Fu&#223;leisten, Schlie&#223;en Kaminloch und Befestigung Fu&#223;bodenbrett den Betrag in Rechnung gestellt hat. F&#252;r das Schlie&#223;en eines Ofenloches und die Beseitigung des Schadens im Fu&#223;boden vor dem Balkonausgang begehrt die Kl&#228;gerin Zahlung in H&#246;he von 275,88 DM, wobei sie Bezug nimmt auf eine Rechnung der Fa. Ga., die f&#252;r das Abschleifen und Lackieren von Innent&#252;ren den Betrag in Rechnung stellt. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich begehrt die Kl&#228;gerin noch Zahlung in H&#246;he von 8,50 DM f&#252;r Schmutz entfernen und f&#252;r Nebenkosten gem&#228;&#223; einer Abrechnung der Stadtwerke in H&#246;he von 95,89 DM. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die beiden letztgenannten Positionen sowie die M&#228;rzmiete 86 in H&#246;he von 625,00 DM ist zwischen den Parteien unstreitig.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Abmahnung der M&#228;rzmiete begehrt die Kl&#228;gerin noch Zahlung in H&#246;he von 59,05 DM.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit der Gesamtforderung verrechnet die Kl&#228;gerin das Kautionsguthaben der Beklagten in H&#246;he von 762,96 DM. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">&#220;ber den verbleibenden Betrag in H&#246;he von 1.088,55 DM nebst 9 % Zinsen ab 1.6.1986 ergingen gegen beide Beklagte Vollstreckungsbescheide des Amtsgerichts Aachen vom 18.09.1986. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt, </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:142px">die Vollstreckungsbescheide des Amtsgerichts Aachen aufrechtzuerhalten.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:142px">unter Aufhebung der Vollstreckungsbescheide die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Sie behaupten, die Teppichb&#246;den seien vom Vormieter &#252;bernommen worden. Die Teppichb&#246;den seien von ihnen ordnungsgem&#228;&#223; entfernt worden. Die Teppichb&#246;den seien nicht verklebt gewesen, sondern lediglich an den Enden mit doppeltem Klebeband verklebt. Auch dies sei ordnungsgem&#228;&#223; beseitigt worden. Die auf den Fotos ersichtlichen D&#252;bell&#246;cher seien noch vor dem Auszug geschlossen worden, ebenso seien die Reste des Teppichbodens entfernt worden. Die angeblichen Sch&#228;den seien nicht von ihnen verursacht worden. Das Ofenloch und der Gasofen seien bereits vorhanden gewesen bei ihrem Einzug. Das Brett habe schon bei ihrem Einzug quer vor dem Balkonausgang gelegen. Es sei von der Firma H. anl&#228;&#223;lich einer Reparatur 1985 entfernt worden und dann nicht mehr angebracht worden. Vor ihrem Auszug h&#228;tten sie es dann selbst wieder angebracht. Die Sch&#228;den an den T&#252;ren seien nicht verursacht worden. Es seien keine Steckdosen herausgerissen worden. Die Sch&#228;den auf dem Fu&#223;boden seien nicht von ihnen verursacht worden, da sie die Wohnung mit dem liegenden Teppichboden &#252;bernommen h&#228;tten. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der weiteren Einzelheiten des Parteivortrags wird auf die vorgetragenen Schrifts&#228;tze und Unterlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Position M&#228;rzmiete in H&#246;he von 625,00 DM, Schmutzentfernung 8,50 DM und Nebenkosten Stadtwerke 95,89 DM stehen der Kl&#228;gerin zwar unstreitig entsprechende Anspr&#252;che zu. Dies ergibt lediglich einen Betrag in H&#246;he von 729,39 DM zugunsten der Kl&#228;gerin. Insoweit haben die Beklagten wirksam mit ihrem R&#252;ckzahlungsanspruch hinsichtlich der Kaution aufgerechnet, so da&#223; zugunsten der Beklagten insoweit auch ein &#220;berschu&#223; in H&#246;he von 33,57 DM verbleibt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;gerin Zahlung der Aprilmiete begehrt, ist der Anspruch nicht begr&#252;ndet. Aufgrund des eigenen Vortrags der Kl&#228;gerin steht bereits fest, da&#223; die von den Beklagten entfernten Teppichb&#246;den nicht der Kl&#228;gerin geh&#246;rten, sondern von den Beklagten vom Vormieter &#252;bernommen worden sind. Es handelt sich somit um Einrichtungen der Beklagten, so da&#223; sie gem&#228;&#223; &#167; 547 a BGB unabh&#228;ngig davon, wem das Eigentum daran zustand, von den Beklagten mitgenommen werden konnten und durften. Dar&#252;ber hinaus ergibt sich aus diesen Fotos, die die Kl&#228;gerin vorgelegt hat auch, da&#223; die Teppichb&#246;den nicht vollfl&#228;chig verklebt worden sind, sondern nur lose verlegt worden sind, wobei zum Teil doppelte Klebebandstreifen verlegt wurden. Bei dieser Sachlage standen die Teppiche auch nicht im Eigentum der Kl&#228;gerin, sondern waren Eigentum der Beklagten geworden. Hierauf kommt es letztlich nicht an, da das Wegnahmerecht gem. &#167; 547 a BGB, unabh&#228;ngig vom Eigentum, besteht. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten waren auch zur Wegnahme berechtigt. Nur dann, wenn die Kl&#228;gerin der Wegnahme widersprach und den Beklagten eine entsprechende Entsch&#228;digung anbot, konnte die Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; &#167; 547 a Abs. 2 BGB die Wegnahme abwenden. Die Kl&#228;gerin hat selbst nicht vorgetragen, da&#223; sie den Beklagten eine entsprechende Entsch&#228;digung angeboten hat. Demgem&#228;&#223; waren die Beklagten auch zur Wegnahme berechtigt und der Umstand, da&#223; sie von ihrem Wegnahmerecht Gebrauch gemacht haben, kann kein Schadensersatzanspruch der Kl&#228;gerin ausl&#246;sen. Der Zustand, wie er sich den Beklagten und auch der Kl&#228;gerin nach der Entfernung der Teppichb&#246;den darstellte, ist unstreitig von den Beklagten nicht verursacht worden. Jedenfalls hat die Kl&#228;gerin entsprechendes nicht vorgetragen und insbesondere nicht unter Beweis gestellt. Die Sch&#228;den in Form der v&#246;llig verbrauchten PVC-B&#246;den, die dort noch lagen und der Farbkleckse auf den Holzfu&#223;b&#246;den sind daher nicht von den Beklagten verursacht worden, so da&#223; eine mangelnde Vermietung der Wohnung nicht auf ein Fehlverhalten der Beklagten zur&#252;ckzuf&#252;hren ist. Vielmehr lag es an der Kl&#228;gerin, eine sofortige Vermietung dadurch sicher zu stellen, indem sie alsbald neue Teppichb&#246;den verlegen lie&#223;. Dar&#252;berhinaus hat die Kl&#228;gerin insoweit nicht einmal substantiiert vorgetragen, da&#223; irgendein potentieller Nachmieter vorhanden war, der lediglich wegen des Zustandes der Wohnung von der Anmietung Abstand genommen hat. Darauf kommt es aber hier nicht an. Soweit die Kl&#228;gerin bem&#228;ngelt, da&#223; die Beklagte zahlreiche D&#252;bell&#246;cher in die Wand gebohrt haben, hat die Kl&#228;gerin im nachgelassenen Schriftsatz, der allerdings nicht rechtzeitig einging, nicht einmal substantiiert bestritten, da&#223; die Beklagten die D&#252;bell&#246;cher noch vor ihrem Auszug geschlossen haben. In der m&#252;ndlichen Verhandlung hat sie sich dazu nicht ge&#228;u&#223;ert. Dar&#252;ber hinaus kann dieser Umstand den Schadensersatzanspruch der Kl&#228;gerin nicht ausgel&#246;st haben. Insoweit handelt es sich lediglich um einen Renovierungsanspruch der Kl&#228;gerin. Auch aus Gr&#252;nden der Schadensminderungspflicht w&#228;re sie dann gehalten gewesen, diese D&#252;bell&#246;cher, die mit einem relativ geringf&#252;gigen Aufwand zu schlie&#223;en sind, selbst zu schlie&#223;en. Soweit die Kl&#228;gerin den Beklagten vorwirft, sie h&#228;tten einen Schaden am Fu&#223;boden vor dem Balkonausgang verursacht, war die Kl&#228;gerin daf&#252;r beweispflichtig, da&#223; dieser Zustand bei Einzug der Beklagten nicht vorhanden war. Beweis insoweit hat die Kl&#228;gerin nicht angeboten. Die Beklagten haben behauptet, da&#223; dieser Zustand bereits bei ihrem Einzug vorhanden gewesen sei, insbesondere das querliegende Brett &#252;ber den nunmehr sichtbaren L&#252;cken im Fu&#223;boden. So, wie die Sch&#228;den auf den Fotos sichtbar sind, spricht auch nach der Lebenserfahrung alles daf&#252;r, dass diese Sch&#228;den bereits vorhanden waren und m&#246;glicherweise anl&#228;&#223;lich einer Reparatur etc. entstanden sind. Andernfalls m&#252;&#223;ten diese Sch&#228;den bereits mutwillig verursacht worden sein. Soweit die T&#252;rschlitze in der K&#252;chent&#252;re in Rede stehen und auch das Ofenloch, stehen der Kl&#228;gerin Schadensersatzanspr&#252;che nach ihrem jetzigen Vortrag nicht mehr zu. Die Kl&#228;gerin bestreitet nicht, da&#223; dieser Zustand bereits vorhanden war, als die Beklagten einzogen. Aus der Rechnung H kann die Kl&#228;gerin daher keine Rechte herleiten, insbesondere die dort in Rechnung gestellte Position den Beklagten anlasten. Soweit die Kl&#228;gerin nunmehr erstmals im nachgelassenen Schriftsatz, der nicht mehr rechtzeitig einging vortr&#228;gt, die Beklagten h&#228;tten auch die T&#252;ren besch&#228;digt, ist dieser Vortrag unsubstantiiert. Soweit die Kl&#228;gerin hinsichtlich der Klebebilder, die auf einem Foto auf einer T&#252;r in der Diele sichtbar sind, hinweist, ist nicht ersichtlich, wieso derartige Klebebilder, die sich in der Regel m&#252;helos wieder abziehen lassen, ein Abschleifen und eine Neulackierung der T&#252;ren erforderlich machen. Inwieweit daher die Beklagten die T&#252;ren &#252;ber Geb&#252;hr abgenutzt haben und besch&#228;digt haben, hat die Kl&#228;gerin nicht substantiiert dargelegt. Auch nicht in dem nachgelassenen Schriftsatz. Im &#252;brigen war auch dieser Vortrag versp&#228;tet. Der nachgelassene Schriftsatz ist nicht dazu geeignet, einen neuen Vortrag zu bringen, sondern lediglich dazu gedacht, dass die Kl&#228;gerin zu den Behauptungen der Beklagten Stellung nimmt. In der Klagebegr&#252;ndung hatte die Kl&#228;gerin aber ansonsten keinerlei Sch&#228;den an den Innent&#252;ren behauptet, mit Ausnahme der sogenannten L&#252;ftungsschlitze, die, das ist nunmehr unstreitig, nicht von den Beklagten verursacht worden sind. Da die Kl&#228;gerin somit nicht dargetan hat, da&#223; die Beklagten irgendwelche Sch&#228;den in der Wohnung verursacht haben, f&#252;r die sie einzustehen haben, steht der Kl&#228;gerin weder ein Schadensersatzanspruch in Form der Aprilmiete noch ein sonstiger Schadensersatzanspruch f&#252;r Behebung dieser Sch&#228;den zu. Dies gilt insbesondere hinsichtlich der D&#252;bell&#246;cher und der angeblich herausgerissenen Dosen f&#252;r die Telefonanlage. Insoweit hat der Beklagte Ehemann in der m&#252;ndlichen Verhandlung substantiiert dargelegt, da&#223; diese angeblichen Sch&#228;den noch vor seinem Auszug beseitigt worden sind. Die Kl&#228;gerin hat sich dazu nicht ge&#228;u&#223;ert und hat auch dazu im nachgelassenen Schriftsatz keine klare Stellungnahme bezogen. Wenn die Schl&#252;ssel von den Beklagten erst Ostern 1986 (30.03.1986) abgegeben wurden, hatten sie vorher gen&#252;gend Gelegenheit, die Sch&#228;den auszubessern. Dar&#252;ber hinaus w&#228;re das Schlie&#223;en der D&#252;bell&#246;cher allenfalls mit einem Betrag von 30,00 DM zu beseitigen. Insoweit steht aber noch ein &#220;berschu&#223; den Beklagten zu, so da&#223; sich auch insoweit keine Schadensersatzanspr&#252;che der Kl&#228;gerin mehr ergeben. Soweit die Kl&#228;gerin behauptet, die Beklagten h&#228;tten aus der K&#252;che PVC-Boden entfernt, so zeigen die Bilder der Kl&#228;gerin, da&#223; es sich um einen derart abgenutzten PVC-Boden handelt, so da&#223; der Kl&#228;gerin daraus kein Schaden entstanden sein kann. Selbst wenn die Beklagten davon etwas entfernt haben sollten, so war dieser Boden in einem solch unzumutbaren Zustand, da&#223; die Kl&#228;gerin irgendwelche Schadensersatzanspr&#252;che daraus nicht herleiten kann.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;gerin schlie&#223;lich noch Mahnkosten in H&#246;he von 59,05 DM bzgl. der M&#228;rzmiete geltend macht, hat die Kl&#228;gerin diese Kosten nicht einmal aufgeschl&#252;sselt. Unabh&#228;ngig davon hat die Kl&#228;gerin auch nicht dargetan, da&#223; ihr diese zus&#228;tzlichen Kosten noch zustehen. Gem&#228;&#223; &#167; 118 Abs. 2 BRAG0 sind n&#228;mlich diese Kosten auf die Geb&#252;hren im anschlie&#223;enden Rechtsstreit anzurechnen. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Angesichts der erkl&#228;rten Aufrechnung der Beklagten stehen der Kl&#228;gerin daher irgendwelche Zahlungsanspr&#252;che gegen die Beklagten nicht zu, so da&#223; die Beklagten rechtzeitig Einspruch eingelegt haben und die Vollstreckungsbescheide des Amtsgerichts Aachen aufzuheben waren und die Klage abzuweisen war. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 708 Ziffer 11 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Kosten, die durch die Vers&#228;umung der Widerspruchsfrist entstanden sind, waren gem&#228;&#223; &#167; 95 ZPO den Beklagten aufzuerlegen. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">X</p>
315,494
olgk-1987-02-18-13-u-17086
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
13 U 170/86
"1987-02-18T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:15"
"2019-03-27T09:42:58"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1987:0218.13U170.86.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig, aber nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger Anspr&#252;che in seiner Eigenschaft als Konkursverwalter geltend macht, kann es sich nur um nicht abgetretene Anspr&#252;che der Gemeinschuldnerin handeln, an denen - wie das Landgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat - vor Konkurser&#246;ffnung ein vertraglich begr&#252;ndetes Pfandrecht der Beklagten entstanden ist. (So auch grundlegend BGH in NJW 1978, 538 ff, 540 m.w.N.). Solche m&#246;glicherweise bestehenden Anspr&#252;che des Kl&#228;gers als Konkursverwalter an Einzelanspr&#252;chen aus dem sog. causalen Saldo sind durch Verrechnung der Beklagten erloschen; insoweit wird auf die zutreffenden Ausf&#252;hrungen des Landgerichts, die der Senat sich zu eigen macht, Bezug genommen, &#167; 543 Abs. 1 ZPO (vgl auch Canaris zu &#167; 357 HGB, Anhang RdNr. 1328; Westermann, Sachenrecht, 5. Aufl., &#167; 137 III 1 c).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Aber auch soweit der Kl&#228;ger aus abgeleitetem Recht Anspr&#252;che herleiten will, hat die Berufung keinen Erfolg. Dabei bleibt die Frage offen, ob der Kl&#228;ger - entgegen der Ansicht der Beklagten - zu seiner Aktivlegitimation in 1. Instanz substantiiert vorgetragen hat. Ebensowenig bedarf die weitere Frage einer Entscheidung, ob die einzelnen Gutschriften des sog. causalen Saldos des Kontos der Gemeinschuldnerin auf Zahlungen auf Forderungen der Gemeinschuldnerin beruhen, die an die Zessionarin abgetreten waren; nur in diesem Fall k&#246;nnte der Kl&#228;ger aus abgetretenem Recht vorgehen, unterl&#228;&#223;t aber dazu jeden Sachvortrag. Eines Hinweises bedurfte es insoweit jedoch nicht, da dem Kl&#228;ger auch dann kein Anspruch gegen die Beklagte zusteht, wenn obige Voraussetzungen zugunsten des Kl&#228;gers als gegeben unterstellt werden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Zu Recht hat das Landgericht mit eingehender und sorgf&#228;ltig vertiefter Begr&#252;ndung die Klage als unbegr&#252;ndet abgewiesen, so da&#223; auf die Begr&#252;ndung des angefochtenen Urteils zur Vermeidung von Wiederholungen weitgehend Bezug genommen werden kann, &#167; 543 Abs. 1 ZPO. Lediglich in einem Punkt, in dem auch die Kritik des Berufungskl&#228;gers ansetzt, bedarf die Begr&#252;ndung der Entscheidung einer &#196;nderung und Vertiefung.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat ausgef&#252;hrt, da&#223; der sog. causale Saldo vor Beendigung des Kontokorrentverh&#228;ltnisses entstanden ist und zwar belastet vertraglich mit dem zwischen der Gemeinschuldnerin und der Beklagten vertraglich begr&#252;ndeten Pfandrecht, so da&#223; etwaige auf den Zessionar &#252;bergegangenen Anspr&#252;che, die der Kl&#228;ger nun geltend macht, bei &#220;bergang des Anspruchs zugunsten der Beklagten mit einem Pfandrecht belastet waren. Zu dieser Auffassung gelangte das Landgericht mit der Begr&#252;ndung, der Rang eines wirksam begr&#252;ndeten Pfandrechts bestimme sich nach &#167;&#167; 1273 Abs. 2, 1209 BGB, das hei&#223;t, nach dem Zeitpunkt der Pfandrechtsbestellung.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Dieser Ansatzpunkt ist so nicht richtig. Das Pfandrecht an einer k&#252;nftigen Forderung - nicht f&#252;r eine k&#252;nftige Forderung - entsteht nicht schon mit der Bestellung, sondern grunds&#228;tzlich erst mit dem Entstehen der zu verpf&#228;ndenden Forderung (Staudinger-Riedel-Wiegand, &#167; 1273 RdNR.: 16; Damrau in MK, &#167; 1273 RdNr.: 6). Verliert der Pfandrechtsbesteller vor diesem Zeitpunkt ddie Verf&#252;gungsmacht, z.B. wenn er die zu verpf&#228;ndende Forderung als k&#252;nftige Forderung abgetreten hat, bevor sie entstanden ist, so kann sie grunds&#228;tzlich beim Zessionar unbelastet entstehen (Staudinger-Riedel, a.a.O.). Auch die Bestimmung des &#167; 404 BGB, wonach der Schuldner dem neuen Gl&#228;ubiger die Einwendungen entgegensetzen kann, die zur Zeit der Abtretung der Forderung gegen den bisherigen Gl&#228;ubiger begr&#252;ndet waren, findet ohne n&#228;here Begr&#252;ndung keine Anwendung. Denn im Zeitpunkt der Abtretung der Forderung war an dieser noch kein Pfandrecht zugunsten der Beklagten entstanden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Dennoch kann sich die Beklagten auf eine (zumindest entsprechende) Anwendung des &#167; 404 BGB berufen. Dieser Folgerung st&#252;tzt sich auf folgende - im wesentlichen von Serick erarbeitete - Erw&#228;gungen:</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Auf die Vorausabtretung k&#252;nftiger Forderungen, die gesetzlich nicht geregelt, aber gewohnheitsrechtlich anerkannt ist, sind die Normen, die der Gesetzgeber bei der Abtretung einer schon existenten Forderung bedacht und erlassen hat, anwendbar. Dies gilt deshalb, weil im Vordergrund die Interessenlage beim Schuldner stehen mu&#223;, und zwar in dem Zeitpunkt, in dem die Forderung entsteht. Der Schuldner darf durch die Vorausabtretung der Forderung nicht schlechter stehen, als er bei der Abtretung einer schon vorhandenen Forderung gestanden h&#228;tte. Da er weder bei der Abtretung einer vorhandenen noch der einer k&#252;nftigen Forderung mitwirkt und der Gl&#228;ubigerwechsel ihm nicht bekannt gemacht werden mu&#223;, ist er in beiden F&#228;llen gleich schutzw&#252;rdig. G&#252;nstige Rechtspositionen, die ihm der Gesetzgeber beim Gl&#228;ubigerwechsel hinsichtlich einer vorhandenen Forderung einger&#228;umt hat, d&#252;rfen ihm durch die Zession einer k&#252;nftigen Forderung nicht genommen werden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Neben diesem Gedanken des Schuldnerschutzes sind auch die Interessen von Gl&#228;ubigern des Zedenten zu beachten. Diesem Anspruch wird der R&#252;ckgriff auf die gesetzlichen Regeln &#252;ber die Abtretung schon existenter Forderungen gerecht. Sie m&#252;ssen entsprechend angewendet werden, wenn der Zessionar bei einer Vorausabtretung unmittelbar Gl&#228;ubiger der neuen Forderung wird (Direkterwerb), sie sind unmittelbar anwendbar, wenn Durchgangserwerb stattfindet. (Vgl. hierzu Serick, Eigentumsvorbehalt und Sicherungs&#252;bertragung, Band IV S. 321 ff. und 327). Da in beiden F&#228;llen die Norm des &#167; 404 BGB zur Anwendung kommt, bedarf es keiner Vertiefung der Frage, ob Direkt- oder Durchgangserwerb zu bejahen ist. In jedem Fall kann die Beklagte dem Kl&#228;ger ein auf Grund der AGB wirksam vereinbartes Pfandrecht als rechtsvernichtende Einwendung entgegenhalten. Die Gemeinschuldnerin hat die einzelnen in den causalen Saldo eingegangenen Forderungen nur belastet mit einem Pfandrecht der Beklagten erworben.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">&#196;hnlich argumentiert der BGH (NJW 1985, 863 ff) zugunsten einer Bank, die Eurocheques einl&#246;sen mu&#223;te, die erst nach Verpf&#228;ndung eines Kontokorrentkontos ausgestellt wurden. Auch in diesem Fall stellt der BGH den Schutz des Schuldners gegen&#252;ber dem neuen Gl&#228;ubiger in den Vordergrund; "durch die Ver&#228;nderung der Gl&#228;ubigerstellung soll die Rechtsposition des Schuldners keine Verschlechterung erfahren ... Das wird in beiden Vorschriften (&#167;&#167; 404, 412 BGB) dadurch erreicht, da&#223; bereits vor dem Rechts&#252;bergang begr&#252;ndete Rechte des Schuldners nicht beeintr&#228;chtigt werden d&#252;rfen. Zu &#167; 404 BGB ist anerkannt, da&#223; es nicht darauf ankommt, zu welcher Zeit die Tatsachen eingetreten sind, auf die sich die Einwendungen des Schuldners gegen den neuen Gl&#228;ubiger gr&#252;nden, sondern darauf, ob es Tatsachen sind, die, ohne in ausschlie&#223;licher Beziehung zum Wechsel des Gl&#228;ubigers stehen, nach Wesen und Inhalt des Schuldverh&#228;ltnisses den Schuldner zu einem Einwand berechtigen. Darauf, ob die den Einwand begr&#252;ndenden Tatsachen vor oder nach der Abtretung entstanden sind, kommt es nicht an, falls nur die Einwirkung der erst nachtr&#228;glich eingetretenen Umst&#228;nde auf das Schuldverh&#228;ltnis in dessen Inhalt ihren Grund finden (mit Nachweisen).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Zu diesem Ergebnis f&#252;hrt auch eine Anwendung des Priorit&#228;tsgrundsatzes, d.h. die Annahme, da&#223; bei mehreren Sicherungsrechten das fr&#252;her begr&#252;ndete Recht Vorrang hat. Den Priorit&#228;tsgrundsatz, dem das Schrifttum allgemein zustimmt (vgl. dazu die Darstellung bei Serick, a.a.O., S. 384 ff. vgl. auch Canaris, Bankvertragsrecht, 2. Bearb., RdNr. 2691) wendet auch der BGH in fester Spruchpraxis an bei der Kollision zwischen einer kreditsichernden Globalzession und einem durch Vorausabtretung verl&#228;ngerten Eigentumsvorbehalt, allerdings hat der BGH dazu wesentliche Schranken errichtet, indem er pr&#252;ft, ob bei der ersten Abtretung auch das Sicherungsbed&#252;rfnis anderer Gl&#228;ubiger geb&#252;hrend ber&#252;cksichtigt wurde (&#167; 138 BGB).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Hier bestehen jedoch unter dem Gesichtspunkt der Kollision mehrerer Sicherungsrechte keine Bedenken gegen die Wirksamkeit eines Pfandrechts am sog. causalen Saldo. Zwar hat die Beklagte mit der Gemeinschuldnerin vereinbart, da&#223; der Beklagten an allen Werten der Gemeinschuldnerin, die in den Besitz oder die Verf&#252;gungsmacht der Beklagten gelangen, ein Pfandrecht zustehen soll, d.h. auch an k&#252;nftigen Forderungen die die Gemeinschuldnerin durch Globalzession sp&#228;ter abtrat, so da&#223; die Sicherungsrechte der Beklagten und der Zessionarin kollidieren. Bei der Kollision solcher personenbezogener Sicherung (der Beklagten) mit sachbezogener Sicherung (der Gemeinschuldnerin) k&#246;nnen Bedenken gegen die Wirksamkeit der personenbezogenen Sicherung bestehen, wenn diese dazu f&#252;hrt, da&#223; der Zedent gegen&#252;ber dem Zessionar vertragsbr&#252;chig werden mu&#223;. Dies w&#228;re hier nur dann der Fall, wenn die vereinbarte antizipierte Pfandrechtsbestellung dazu f&#252;hren w&#252;rde, da&#223; die Gemeinschuldnerin gegen&#252;ber dem Zessionar vertragsbr&#252;chig w&#252;rde, wenn sie Forderungen aus Ver&#228;u&#223;erungsgesch&#228;ften &#252;ber das Girokonto einzog, weil dann die Zession wirtschaftlich betrachtet wertlos werden konnte. Wenn dies so ist, kann ein Sachverhalt vorliegen, der vergleichbar ist der Kollision bei verl&#228;ngertem Eigentumsvorbehalt mit einer Sicherungszession (Globalzession). Eine &#220;berpr&#252;fung des hier zur Entscheidung anstehenden Sachverhalts auf der Grundlage der BGH-Rechtsprechung zu Kollisionsf&#228;llen (vgl. die Darstellung der Serick, a.a.O., S. 422 ff.) zeigt jedoch, da&#223; das zwischen der Beklagten und der Gemeinschuldnerin vereinbarte antizipierte Pfandrecht die Gemeinschuldnerin nicht zu einer T&#228;uschung des Zessionars oder zu einer Vertragsverletzung gezwungen hat. Die Gemeinschuldnerin hatte vielmehr uneingeschr&#228;nkt die M&#246;glichkeit, die abgetretenen Forderungen &#252;ber ein nicht bei der Beklagten gef&#252;hrtes Konto einzuziehen, ihre Schuldner anzuweisen, auf ein Konto des Zessionars zu zahlen, was im Globalzessionsvertrag auch ausdr&#252;cklich vorgesehen ist, ein Treuhandkonto f&#252;r den Zessionar einzurichten oder ein Konto zu er&#246;ffnen, f&#252;r das die Geltung der Nr. 21 I AGB (entspr. 19 der AGB der Banken) abgedungen wurde. Steht dem Zedenten die M&#246;glichkeit offen, trotz des zun&#228;chst begr&#252;ndeten Sicherungsrechts sich gegen&#252;ber dem Zessionar vertragstreu zu verhalten, stehen die zeitlich fr&#252;her begr&#252;ndeten Sicherungsrechte der sp&#228;teren Globalzession nicht im Wege und sind wirksam (vgl. Serick, a.a.O., S. 360).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Es bestand kein Anla&#223;, die Revision zuzulassen, denn die Voraussetzungen des &#167; 546 Abs. 1 ZPO sind nicht erf&#252;llt. Die Rechtssache hat keine grunds&#228;tzliche Bedeutung, weil nicht ersichtlich ist, da&#223; die hier entschiedene Rechtsfrage eine unbestimmte Vielzahl von F&#228;llen betreffen kann. Der Umstand, da&#223; trotz der vielfachen Besch&#228;ftigung der Rechtsprechung mit den AGB der Banken und Sparkassen diese Rechtsfrage offenbar noch keine Rolle gespielt hat, spricht dagegen, da&#223; die Entscheidung in quantitativer Hinsicht &#252;ber eine Regelung der Beziehungen zwischen den Parteien hinausgeht.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 97, 708 Nr. 19, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Gegenstandswert und Beschwer f&#252;r den Kl&#228;ger: 19.912,20 DM.</p>
315,495
ag-aachen-1987-02-17-6-c-61986
{ "id": 620, "name": "Amtsgericht Aachen", "slug": "ag-aachen", "city": 380, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
6 C 619/86
"1987-02-17T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:16"
"2019-03-27T09:42:58"
Urteil
ECLI:DE:AGAC1:1987:0217.6C619.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind Eigent&#252;mer zweier aneinandergrenzender Grundst&#252;cke, n&#228;mlich die Kl&#228;gerin des Hausgrundst&#252;ckes F Str. 28, der Beklagte des Hausgrundst&#252;ckes F Str. 26 in Aachen. Auf dem Grundst&#252;ck des Beklagten, in der N&#228;he der Grenze, stehen mehrere Laubb&#228;ume. Wegen der von diesen Laubb&#228;umen infolge Her&#252;berwehens von Bl&#228;ttern, Astteilen und Bl&#252;tenst&#228;nden auf das Grundst&#252;ck der Kl&#228;gerin ausgehenden Einwirkungen nimmt sie den Beklagten auf Ausgleichszahlung in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Unstreitig stehen in Grundst&#252;cksn&#228;he eine Birke von einer H&#246;he von ca. 12 m in einer Entfernung von ca. 2 m von der gemeinsamen Grundst&#252;cksgrenze, desweiteren ein Birnbaum.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin behauptet, ein Ahornbaum von einer H&#246;he von ca. 14 m stehe desweiteren 1 m von der gemeinsamen Grundst&#252;cksgrenze entfernt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin behauptet, infolge von Her&#252;berwehen von Bl&#228;ttern, Astteilen und Bl&#252;tenst&#228;nden dieser B&#228;ume habe sie zus&#228;tzlichen erheblichen Aufwand zur Gartenpflege. W&#246;chentlich m&#252;&#223;ten sie teilweise - je nach Jahreszeit - 2 bis 3 Beseitigungsaktionen mit einem Arbeitsaufwand von jeweils 1 bis 2 Stunden durchgef&#252;hrt werden. Unter Bewertung einer Arbeitsstunde mit einem Stundensatz von 10,00 DM sch&#228;tzt sie die Mehraufwendungen, die ihr j&#228;hrlich entstehen, auf 400,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist der Ansicht, wie wohl sie infolge der &#246;rtlichen Gegebenheiten dulden m&#252;sse, beeintr&#228;chtige das Her&#252;berwehen von Gegenst&#228;nden die Benutzung ihres Grundst&#252;ckes in einem Ma&#223;e, das nicht mehr zumutbar sei. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin als Ausgleich f&#252;r die von seinem </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Grundst&#252;ck F Str. 26, 5100 Aachen, ausgehenden Einwirkungen</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">auf das kl&#228;gerische Grundst&#252;ck F Str. 28, 5100 Aachen, einen</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">j&#228;hrliche jeweils am 30.06. eines jeden Jahres f&#228;llig werdenden Betrag in ange-</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">messener H&#246;he - mindestens aber 400,00 DM - als Entsch&#228;digung zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Klageabweisung.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Er bestreitet, dass auch der vorbezeichnete Ahornbaum in Grenzn&#228;he st&#252;nde. Im &#252;brigen beruft er sich darauf, dass die von seinem Grundst&#252;ck ausgehenden Immissionen durch Laub pp. das zumutbare Ma&#223; nicht &#252;berstiegen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben durch Inaugenscheinsnahme der &#214;rtlichkeit. F&#252;r das Ergebnis wird auf den Inhalt des Sitzungsprotokolls vom 20.01.1987 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beweisaufnahme hat ergeben, dass die Hausgrundst&#252;cke der F Strasse, gerade Nummern, in &#252;berw&#228;ltigender Mehrheit baumbestanden sind, desgleichen die zum Areal geh&#246;renden Grundst&#252;cke G-Strasse und T-strasse. Im Bereich der G-Strasse dominieren Nadelh&#246;lzer, im &#252;brigen Bereich Laubb&#228;ume. Das Grundst&#252;ck des Beklagten ist das am dichtesten bestandene. Baumlos sind lediglich die Grundst&#252;cke der Kl&#228;gerin, G-Strasse 4 und 6. In letzteren beiden befindet sich jedoch Bewuchs mit Buschwerk.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Weiter steht fest, dass lediglich die Birke und der Birnbaum an der gemeinsamen Grundst&#252;cksgrenze stehen, w&#228;hrend der Ahornbaum an der Grundst&#252;cksgrenze zum Hausgrundst&#252;ck G-Str. 6 steht.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Nach vorstehendem ergibt sich, dass Baumbestand im hier in Rede stehenden Areal als orts&#252;blich anzusehen ist. Der Vergleich gem. &#167; 906 Abs. 2 BGB hat daher nur dahinzugehen, ob Laubbefall vom Grundst&#252;ck des Beklagten einen Grundst&#252;ckseigent&#252;mer, dessen Grundst&#252;ck gleichfalls baumbestanden ist, unzumutbar beeintr&#228;chtigt. Aus dem Umstand, dass ihr eigenes Grundst&#252;ck nicht baumbestanden ist, vermag die Kl&#228;gerin Sonderrechte nicht herzuleiten. Die entscheidungserhebliche Frage ist schlie&#223;lich zu verneinen, da die Kl&#228;gerin im Falle, ihr eigenes Grundst&#252;ck w&#228;re gleichfalls baumbestanden, die von diesem Baumbestand ausgehenden Beeintr&#228;chtigungen gleichfalls erduldete und in erheblichem Ma&#223;e zus&#228;tzliche Beeintr&#228;chtigungen durch die B&#228;ume vom Grundst&#252;ck des Beklagten nicht ins Gewicht fielen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Dementsprechend war die Klage mit der Kostenfolge aus &#167; 91 ZPO abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">R</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Richter am Amtsgericht</p>
315,496
olgk-1987-02-16-14-wf-2787
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
14 WF 27/87
"1987-02-16T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:19"
"2019-03-27T09:42:58"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1987:0216.14WF27.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die sofortige Beschwerde der Beklagten wird der Beschlu&#223; des Amtsgerichts Br&#252;hl vom 18. Dezember 1986 - 14 F 493/86 - aufgehoben.</p> <p></p> <p>Der Antrag des Kl&#228;gers, die Zwangsvollstreckung aus dem Urteil des Amtsgerichts Br&#252;hl vom 11. November 1986 - 14 F 330/86 - einstweilen einzustellen, wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Beschwerdeverfahrens tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>GRUNDE :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; Anerkenntnisurteil des Amtsgerichts Br&#252;hl vom 11. November 1986 - 14 F 330/86 - hat der Kl&#228;ger an die Beklagte, seine von ihm getrenntlebende Ehefrau, ab 1. September 1986 f&#252;r die Dauer von 6 Monaten Unterhalt in unterschiedlicher</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Monatlicher H&#246;he zu zahlen. Im vorliegenden Verfahren begehrt der Kl&#228;ger die Ab&#228;nderung dieses Urteils ab 8. Dezember 1986 wegen Eigenverdienstes der Beklagten ab 17. November 1986 sowie die Unzul&#228;ssigkeitserkl&#228;rung der Zwangsvollstreckung aus dem Titel f&#252;r die Zeit vom 1. September 1986 bis 7. Dezember 1986 wegen erfolgter Zahlung der insoweit geschuldeten Betr&#228;ge. Er hat eine Klageschrift</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">mit einem Proze&#223;kostenhilfegesuch bei dem Amtsgericht eingereicht und zugleich die vorl&#228;ufige Einstellung der Zwangsvollstreckung aus dem Urteil vom 11.11.1986 beantragt. Dem Einstellungsantrag hat das Amtsgericht durch Beschlu&#223; vom</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">18.12.1986 entsprochen. Hiergegen wendet die Beklagte sich mit der sofortigen Beschwerde.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist statthaft gem&#228;&#223;&#167; 793 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Sie richtet sich gegen eine Entscheidung nach &#167; 769 ZPO, welche Vorschrift auch bei einer Ab&#228;nderungsklage entsprechend anwendbar ist.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist auch fristgem&#228;&#223; eingelegt (&#167; 577 ZPO) und somit zul&#228;ssig. Zwar w&#228;re eine mit der Zustellung des angefochtenen Beschlusses an die Beklagte pers&#246;nlich am 23.12.1986 beginnende Frist vor dem am 7.1.1987 erfolgten Eingang der Beschwerdeschrift verstrichen gewesen. Die Zustellung an die Beklagte hat jedoch die Beschwerdefrist nicht in Gang gesetzt. Gem&#228;&#223; &#167; 176 ZPO mu&#223;te die Zustellung am die Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Beklagten erfolgen. Diese hatten sich vor der unter dem 22.12.1986 verf&#252;gten Zustellung des Einstellungsbeschlusses mit Schriftsatz vom 18.12.1986, beim Amtsgericht eingehend am 19.12.1986, als Bevollm&#228;chtigte der Beklagten bestellt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist auch begr&#252;ndet. Sie f&#252;hrt zur Aufhebung des angefochtenen Beschlusses und zur Zur&#252;ckweisung des Einstellungsantrages.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Einstellung ist unzul&#228;ssig. Sie setzt das Bestehen eines Proze&#223;rechtsverh&#228;ltnisses zwischen den Parteien voraus (Senatsbeschlu&#223; vom 1.<b> </b>August 1986 - 14 WF 162/86 -)<b>. </b>Die Einstellungsm&#246;glichkeit dient dem Interesse der klagenden Partei</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">daran, die Vollstreckung aus einem Titel zu verhindern, dessen endg&#252;ltiger Bestand fraglich ist. Das Fortbestehen der Entscheidung und die Verwirklichung des Urteilspruchs kann zum Nachteil des Beklagten einer Vollstreckungsabwehr- oder</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Ab&#228;nderungsklage aber erst dann in Frage stehen, wenn er in einen diesbez&#252;glichen Rechtsstreit einbezogen ist. Er hat ein berechtigtes und schutzw&#252;rdiges Interesse daran, da&#223; der zu seinen Gunsten bestehende Titel nicht durch vorl&#228;ufige Einstellungsma&#223;nahmen in seinem Wert beeintr&#228;chtigt wird, solange nicht feststeht, da&#223; wegen des Fortbestandes des Urteilspruches ein Rechtsstreit prozessual insoweit eingeleitet ist, als der Beklagte die M&#246;glichkeit hat, auf den Gang des Verfahrens und die Sachentscheidung Einflu&#223; zu nehmen. Dies ist erst dann der Fall, wenn die Klage durch Zustellung der Klageschrift erhoben ist (&#167; 253 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">In Rechtsprechung und Schrifttum wird &#252;berwiegend die Auffassung vertreten, da&#223; f&#252;r eine yorl&#228;ufige Einstellung der Zwangsvollstreckung jedenfalls die Einreichung eines Proze&#223;kostenhilfegesuches nicht gen&#252;gt (Z&#246;ller-Schneider: 14. Aufl. &#167; 769 Anm.4; Thomas-Putzo 14. Aufl. &#167; 769 Anm. 4; OLGKarlsruhe FamRZ 84, 186; OLG Frankfurt FamRZ 82, 724). Dem hat sich der Senat in seinem Beschlu&#223; vom 1.8.1986 (14 WF 162/86) angeschlossen und dabei offengelassen, ob etwas anderes gilt, wenn der Kl&#228;ger eine Klageschrift eingereicht und &#8211; nach Vorschu&#223;zahlung, Proze&#223;kosterihilfebewilligung oder Bewilligung nach &#167; 65 Abs. 7 Nr. 3, 4 GKG</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">der Eintritt der Rechtsh&#228;ngigkeit nur noch von der technischen Bewirkung der Zustellung der Klageschrift abh&#228;ngt. Ausgehend davon, da&#223; die zu ber&#252;cksichtigenden Interessenlagen zum einen dann, wenn nur ein Proze&#223;kostenhilfegesuch eingereicht</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">ist, zum anderen, wenn zwar eine Klageschrift eingereicht, die Voraussetzungen f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">deren Zustellung,&#183; n&#228;mlich Proze&#223;kostenhilfebewilligung, Vorschu&#223;zahlung oder Befreiung von der Vorschu&#223;zahlung, aber nicht vorliegen, wesentliche Unterschiede nicht aufweisen, pr&#228;zisiert der Senat nunmehr seine Auffassung dahin, da&#223; die vorl&#228;ufige Einstellung der Zwangsvollstreckung durch das Proze&#223;gericht nach &#167; 769 Abs.1 ZPO regelm&#228;&#223;ig erst nach Klageerhebung zul&#228;ssig, das Erfordernis der Klagezustellung nur dann entbehrlich ist, wenn die Zustellungsvoraussetzungen vorliegen und nur noch der technische Vorgang der zu bewirkenden Zustellung fehlt. Das schutzw&#252;rdige Interesse des Kl&#228;gers an einer Einstellung in dringenden F&#228;llen ist durch die nach &#167; 769 Abs. 2 ZPO m&#246;gliche Anordnung des Vollstreckungsgerichts</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">gewahrt.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Hier ist eine Zustellung der Klageschrift noch nicht erfolgt. Der Beklagten sind die Antr&#228;ge des Kl&#228;gers nur zur, Stellungnahme wegen des Einstellungs- und wegen des Proze&#223;kostenhilfeantrags zugestellt worden. Auch ist weder ein Vorschu&#223;</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">gezahlt noch ein Befreiungsantrag gestellt noch hat das Amtsgericht bisher &#252;ber das Proze&#223;kostenhilfegesuch entschieden. In dieser Verfahrenslage ist die Einstellung aus den dargelegten Gr&#252;nden unzul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Beschwerdewert: 600,-- DM.</p>
315,497
ag-essen-1987-01-29-10-c-51686
{ "id": 657, "name": "Amtsgericht Essen", "slug": "ag-essen", "city": 417, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
10 C 516/86
"1987-01-29T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:20"
"2019-03-27T09:42:58"
Urteil
ECLI:DE:AGE1:1987:0129.10C516.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Vers&#228;umnisurteil vom 20.11.86 wird aufrechterhalten. </p> <p>Weiteren Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Beklagte. </p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand: </u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kaufte bei dem Beklagten mit schriftlichem Vertrage vom 07.12.85 einen PKW Suzuki Swift 1,0 Automatic. In der Preisliste der Firma Suzuki vom November 1985 wurde hinsichtlich aller Fahrzeugvarianten des Typs Suzuki Swift 1,0 vermerkt: Steuererm&#228;&#223;igt. Dies traf jedoch auf das Fahrzeug, welches mit einer Automatik ausgestattet ist, nicht zu. Dementsprechend ist in dem Prospekt und in der Preisliste des Jahres 1986 vermerkt, da&#223; die Steuererm&#228;&#223;igung nicht f&#252;r das Automatikmodell gilt. Diese nicht gegebene Steuererm&#228;&#223;igung f&#252;hrte bei der Kl&#228;gerin zu einer Mehrbelastung von 84,00 DM j&#228;hrlich bez&#252;glich der Kraftfahrzeugsteuer. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin behauptet, da&#223; sie den Kauf des Fahrzeuges vor der Bestellung preislich nach ihren Verm&#246;gensverh&#228;ltnissen kalkuliert habe und darauf vertraut habe, da&#223; das Fahrzeug steuererm&#228;&#223;igt w&#228;re. Seitens des Verk&#228;ufers sei bei den Verkaufsverhandlungen die Steuererm&#228;&#223;igung zugesichert worden. Diese Preisliste habe bei den Verkaufsgespr&#228;chen vorgelegen. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt, </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an sie 84,00 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 03.01.86 zu zahlen, sowie ihn ferner zu verurteilen, die Kl&#228;gerin w&#228;hrend der Zeit, in der sie Halterin des Fahrzeuges Suzuki Swift 1,0 GL Automatic ist, von einem Betrag der Kfz.-Steuer in H&#246;he von 84,00 DM j&#228;hrlich ab der Jahre 1981 in Zukunft gegen&#252;ber dem Finanzamt ### mit der Steuernummer ###/###/### freizustellen. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Im Termin am 20.11.86 hat die Kl&#228;gerin antragsgem&#228;&#223; ein Vers&#228;umnisurteil erwirkt. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt nunmehr, das Vers&#228;umnisurteil aufrechtzuerhalten. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt, </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">unter Aufhebung des Vers&#228;umnisurteils vom 20.11.86 die Klage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte behauptet, da&#223; der Kl&#228;gerin zu keinem Zeitpunkt zugesagt worden sei, da&#223; das Fahrzeug steuererm&#228;&#223;igt sei. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Preisliste habe die Kl&#228;gerin nicht von den Beklagten erhalten. Bei Vertragsabschlu&#223; sei nicht &#252;ber Steuerfreiheit oder Steuererm&#228;&#223;igung gesprochen worden. Dementsprechend sei in der Kaufvertragsurkunde davon auch nicht die Rede. Die betreffende Preisliste habe der Beklagte nicht verwandt. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben durch die Vernehmung der Zeugen J sowie T. Insoweit wird Bezug genommen auf die Sitzungsniederschrift vom 03.11.86 und 29.01.87. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde: </u></b></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat gegen den Beklagten einen Schadensersatzanspruch aus &#167; 463 BGB, da dem Fahrzeug eine zugesicherte Eigenschaft fehlt. Die Eigenschaft einer Sache ist jedes der Kaufsache auf gewisse Dauer anhaftende Merkmal, da&#223; f&#252;r deren Wert, ihren vertraglich vorausgesetzten Gebrauch oder aus sonstigen Gr&#252;nden f&#252;r den K&#228;ufer erheblich ist. So ist zum Beispiel auch anerkannt, da&#223; zum Beispiel die Frage der Bebaubarkeit oder die M&#246;glichkeit erh&#246;hter Abschreibungen gem&#228;&#223; &#167; 7 b Einkommensteuergesetz Eigenschaften eines Grundst&#252;cks sein k&#246;nnen (vergleiche Palandt-Putzo, Anmerkung 5 a zu &#167; 459). Dementsprechend ist hier auch die Tatsache, ob das Fahrzeug schadstoffarm und damit steuererm&#228;&#223;igt ist, eine Eigenschaft des Fahrzeugs, da diese Eigenschaft auch in einer Umweltbeziehung der Sache bestehen kann. Aufgrund der Beweisaufnahme steht zur &#220;berzeugung des Gerichts ferner auch fest, da&#223; hier diese Eigenschaft seitens des Beklagten zugesichert worden ist. Entgegen dem Vortrag des Beklagten, insbesondere <i>in </i>dem Schriftsatz des Beklagten vom 15.08.86, da&#223; die Preisliste nicht verwandt worden sei, hat sogar der Zeuge J, der f&#252;r den Beklagten t&#228;tige Verk&#228;ufer, erkl&#228;rt, bei seiner Vernehmung, da&#223; selbstverst&#228;ndlich diese Preisliste, bei der das Fahrzeug als steuererm&#228;&#223;igt angegeben war, bei dem Verkaufsgespr&#228;ch vorgelegen habe. Er habe anhand dieser Preisliste den Vertrag ausgef&#252;llt. Der Zeuge J wu&#223;te nicht zu sagen, ob in dem Verkaufsgespr&#228;ch &#252;ber die Frage der Steuererm&#228;&#223;igung noch gesprochen worden sei. Der Zeuge T der der Kl&#228;gerin nahe steht, hat bei seiner Vernehmung bekundet, da&#223; der Verk&#228;ufer J hervorgehoben habe, da&#223; das Fahrzeug steuererm&#228;&#223;igt sei. Die Preisliste habe auch bei der Unterzeichnung des Kaufvertrages vorgelegen. Wenn der Verk&#228;ufer aber hier anhand dieser Preisliste den Kaufvertrag ausf&#252;llt, sind nach Auffassung des Gerichts hier die Grunddaten, die in dieser Preisliste aufgef&#252;hrt werden, auch zugesichert hinsichtlich dieses Fahrzeuges. Als Grunddaten sind dort angegeben hinsichtlich des Typs Suzuki Swift 1,0 GL 50 PS, 145 km/h, 5 G&#228;nge, 3-t&#252;rig und dergleichen sowie ebenfalls der ausdr&#252;cklich hervorgehobene Hinweis auf die Steuererm&#228;&#223;igung. Der K&#228;ufer mu&#223; bei einem derartigen Vorgehen davon ausgehen, da&#223; diese Grunddaten des Fahrzeugs, das in dem Kaufvertrag gar nicht n&#228;her beschrieben wird, sondern das gekennzeichnet wird durch die Typbezeichnung Swift GL 1,0,zugesichert worden dass er die Eigenschaften haben soll, wie in dieser Preisliste, die zugrunde gelegt wird bei der Ausf&#252;llung des Vertrages, angegeben. Demgem&#228;&#223; hat hier der Beklagte diese fehlende Eigenschaft zugesichert, so da&#223; er zum Schadensersatz verpflichtet ist. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus den &#167;&#167; 91 und 708 Ziffer 11 ZPO. </p>
315,498
lg-dortmund-1987-01-29-8-o-51786
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
8 O 517/86
"1987-01-29T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:21"
"2019-03-27T09:42:58"
Urteil
ECLI:DE:LGDO:1987:0129.8O517.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 1.077,30 DM </p> <p>- i.W. eintausendsiebenundsiebzig 30/100 Deutsche Mark - nebst 9,25 % Zinsen seit dem 15. Ju1i 1986 sowie 4,30 DM vorgerichtliche Kosten zu zahlen. </p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden zu 16 % dem Beklagten und zu 84 % dem Kl&#228;ger auferlegt. </p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Dem Beklagten wird nachgelassen, die Vollstreckung des Kl&#228;gers gegen Sicherheitsleistung von 1.350,-- DM abzuwenden, falls nicht der Kl&#228;ger zuvor in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet. </p> <p></p> <p>Dem Kl&#228;ger wird nachgelassen, die Vollstreckung des Beklagten gegen Sicherheitsleistung von 750,-- DM abzuwenden, wenn nicht der Beklagte zuvor in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks">T a t b e s t a n d</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin betreibt ein Video-Studio. Sie vermietet gegen Entgelt Video-Kassetten. In ihren Gesch&#228;ftsbedingungen hei&#223;t es: </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">"Bei Besch&#228;digung wird der Kaufpreis + Leihgeb&#252;hr erhoben. Bei Nichteinhaltung des R&#252;ckgabetermins wird eine Nachgeb&#252;hr berechnet. Diese richtet sich nach dem Leihpreis und der Dauer des &#220;berzuges. Bei R&#252;ckgabe &#252;berzeugt sich der Kunde von der Austragung." </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte mietete unter Zugrundelegung dieser Gesch&#228;ftsbedingungen am 11. Januar 1985 bei der Kl&#228;gerin vier Videokassetten mit den Nummern 77, 174, 339 und 418. Als R&#252;ckgabetag war der 12.1.1985 vereinbart. Der Beklagte hat bis heute die Videokassetten nicht zur&#252;ckgegeben. Die Kl&#228;gerin erwirkte unter dem 12. Juli 1985 beim Amtsgericht Castrop Rauxel einen rechtskr&#228;ftigen Vollstreckungsbescheid (Aktenzeichen 3 B 1066/85) &#252;ber eine Hauptforderung von 648,--DM, mit der die &#220;berziehungsgeb&#252;hr f&#252;r die Zeit vom 12. Januar 1985 bis zum 15. M&#228;rz 1985 abgegolten sein sollte. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit der vorliegenden Klage begehrt die Kl&#228;gerin f&#252;r die Zeit vom 16.3.1985 bis zum 15. Juli 1986 weitere Nutzungsentsch&#228;digung. In dem Schreiben der Kl&#228;gerin vom 10.7.1986 an den Beklagten hei&#223;t es insoweit wie folgt: </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">"Die Leihgeb&#252;hr errechnet sich pro Tag und pro Videokassette mit 3,--DM. 12,--DM x 487 Tage ergibt 5.814,--DM. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Ich setze Ihnen hiermit ... eine letzte Frist zur R&#252;ckgabe der oben genannten Videokassetten bis zum 21.7.1986. Falls Sie die Kassetten bis zum vorgenannten Zeitpunkt nicht in ordnungsgem&#228;&#223;em Zustand zur&#252;ckgegeben haben sollten, lehnt mein Mandant die R&#252;cknahme der Kassetten ab und verlangt Schadensersatz in H&#246;he des Kaufpreises. Der Kaufpreis f&#252;r die Kassette Nr. 77 betr&#228;gt 249,--DM + MwSt., f&#252;r die Nummer 174 198,--DM + MwSt, f&#252;r die Nummer 339 249,--DM + MwSt. und f&#252;r die Nummer 418 249,--DM + MwSt. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Gesamtbetrag einschlie&#223;lich Mehrwertsteuer betr&#228;gt 1.077,30 DM. ... " </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger nimmt Bankkredit in Anspruch, dessen H&#246;he die Klageforderung &#220;bersteigt und f&#252;r den er 9,25 % Zinsen zu zahlen hat. Der Kl&#228;ger ist der Ansicht, da&#223; er neben der Nutzungsentsch&#228;digung den vollen Kaufpreis der Kassetten verlangen kann. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Er beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an ihn 6.891,30 DM nebst 9,25 % Zinsen seit dem 15. Juli 1986 und 10,--DM vorgerichtlicher Kosten zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Er hat seine schrifts&#228;tzlich vorgetragene Behauptung, den Mietvertrag nicht selbst abgeschlossen zu haben, in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">29. Januar 1987 fallengelassen. Er behauptet weiter, &#252;ber den Verbleib der Kassetten keine </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Angaben Machen zu k&#246;nnen. Er habe sie zu keiner Zeit in Besitz gehabt. Au&#223;erdem bestreitet er die Berechnung des Schadens durch den Kl&#228;ger. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst ihrer Anlagen Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="h2 absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist zum Teil begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Anspruchsgrundlage f&#252;r das Verlangen des Kl&#228;gers nach Schadensersatz ist &#167; 557 Abs. 1 BGB. Zwischen den Parteien bestand unstreitig ein Mietvertrag &#252;ber die </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">4 Kassetten . </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Dieser hat die Beklagte &#252;ber die vereinbarte R&#252;ckgabezeit hinaus nicht zur&#252;ckgegeben. Da&#223; die R&#252;ckgabe dem Beklagten subjektiv oder objektiv unm&#246;glich geworden ist, hat dieser jedenfalls nicht unter Beweis gestellt. Daher besteht dem Grunde nach ein Anspruch des Kl&#228;gers, die geltend gemachte Nutzungsentsch&#228;digung zu verlangen. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Eine Nutzungsentsch&#228;digung steht dem Kl&#228;ger jedoch &#252;ber den bereits rechtskr&#228;ftig gegen den Beklagten festgesetzten Betrag von 648,--DM nicht mehr zu. Da der Anspruch des Vermieters gem. &#167; 557 Abs. 1 BGB als Schadensersatzanspruch anzusehen ist (vgl. hierzu Palandt-Putzo, Anm. 3 zu &#167; 557 BGB) gilt auch die Schadensminderungspflicht des Gesch&#228;digten gem. &#167; 254 BGB. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Nach Absatz 2 dieser Vorschrift hat der Gesch&#228;digte alles zu tun, keinen unangemessen hohen Schaden entstehen zu lassen. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Diese Vorschrift ist auf den vorliegenden Fall mit der Folge anwendbar, da&#223; dem Kl&#228;ger &#252;ber den bereits entsch&#228;digten Zeitraum von mehr als 2 Monaten kein weiterer Nutzungsentsch&#228;digungsanspruch mehr zusteht. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Nach einem Zeitraum von mehr als 2 Monaten, in dem &#252;blicherweise auch au&#223;ergew&#246;hnliche Verhinderungen eines Mieters, die etwa durch Urlaub veranlasst sein k&#246;nnen, beendet sind, war der Kl&#228;ger gehalten, sich die Nutzungsm&#246;glichkeit der nicht zur&#252;ckgegebenen Videokassetten durch Ersatzbeschaffung zu verschaffen und somit einen weiteren Schaden durch Vorenthaltung der vermieteten Kassetten zu begrenzen. Diese Bewertung folgt aus dem, dem Schadensersatzrecht allgemein zugrundeliegenden Rechtsgedanken, da&#223; niemand infolge eines Schadens bereichert werden darf. Der vorliegende Fall zeigt deshalb besonders deutlich, da&#223; dem Kl&#228;ger durch die Nichtr&#252;ckgabe der Videokassetten ein ungleich h&#246;herer Vorteil zuteil w&#252;rde als die Gewinnanspr&#252;che es zulie&#223;en, wenn der Beklagte sich vertragstreu verhalten und die Kassetten p&#252;nktlich zur&#252;ckgegeben h&#228;tte. Wie die Kammer mit den Parteien im Termin er&#246;rtert hat, ist es gerichtsbekannt, da&#223; eine l&#252;ckenlose Vermietung von Videokassetten &#252;ber mehrere Monate hinaus nicht m&#246;glich ist. Besteht indes der Wunsch nach Anmietung der Kassetten, die trotz Ablaufs des R&#252;ckgabetags nicht zur&#252;ckgegeben worden sind kann der Vermieter solcher Kassetten nicht auf unabsehbare Zeit Nutzungsentsch&#228;digung in H&#246;he der vereinbarten Miete verlangen, sondern ist gehalten, alsbald eine Ersatzbeschaffung zu t&#228;tigen. Gem. &#167; 287 ZPO h&#228;lt die Kammer einen Zeitraum von 2 Monaten f&#252;r angemessen. Nach Ablauf dieses Zeitraumes entf&#228;llt eine Schadensersatzpflicht gem. &#167; 557 Abs. 1 BGB bezogen auf die eigentliche Nutzungsentsch&#228;digung. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Begr&#252;ndet ist jedoch die Klage in H&#246;he von 1.077,30 DM. Dies ist der Betrag, den der Kl&#228;ger f&#252;r die Ersatzbeschaffung aufzuwenden hatte. Dieser Anspruch folgt aus &#167;&#167; 557 Abs.1 Satz 2, 286 BGB. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ist aus &#167;&#167; 284, 286, 288 Abs. 2 BGB begr&#252;ndet. Zur H&#246;he der vorgerichtlichen Kosten hat der Kl&#228;ger ( schrifts&#228;tzlich nichts vorgetragen. Insoweit hat die Kammer einen Betrag von 4,30 DM f&#252;r nachgewiesen angesehen. Dies ist der Betrag, der durch Portokosten f&#252;r das Schreiben vom 10. Juli 1986 entstanden ist (Blatt 21 der Akten). </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die weitergehende Klageforderung ist unbegr&#252;ndet und war daher abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#167; 708 Nr. 11 und 711 ZPO. </p>
315,499
ag-solingen-1987-01-26-16-f-111286
{ "id": 733, "name": "Amtsgericht Solingen", "slug": "ag-solingen", "city": 493, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
16 F 1112/86
"1987-01-26T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:23"
"2019-03-27T09:42:58"
Beschluss
ECLI:DE:AGSG:1987:0126.16F1112.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Dem Ehemann wird im Wege der einstweiligen Anordnung aufgegeben, an seine Ehefrau einen Proze&#223;kostenvorschu&#223; in H&#246;he von DM zu zahlen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Verfahrens gelten als Teil der Kosten der Hauptsache.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u> Gr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die seit verheirateten Parteien leben zusammen mit ihren zwei Kindern noch zusammen. Die Ehefrau will sich indes von ihrem Mann trennen, aus der ehelichen Wohnung ausziehen und eine Wohnung f&#252;r sich und die Kinder anmieten.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Um ihre wirtschaftliche Situation nach der Trennung richtig einsch&#228;tzen und dementsprechend disponieren zu k&#246;nnen, begehrt die Ehefrau, die nicht berufst&#228;tig ist und kein Einkommen hat, von ihrem Ehemann Auskunft &#252;ber dessen Einkommen und Verm&#246;gen. Der Ehemann hat ihr lediglich den Einkommenssteuerbescheid f&#252;r ausgeh&#228;ndigt und zugesagt, sofort nach Trennung Auskunft zu erteilen. Dar&#252;ber hinaus ist er derzeit zur Auskunft nicht bereit.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Antrag auf Erla&#223; einer einstweiligen Anordnung, gerichtet auf einen Proze&#223;kostenvorschu&#223; zur Finanzierung der Auskunftsklage, ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet nach &#167; 127 a ZPO in Verbindung mit &#167; 1360 a IV S. 1 BGB. Die Proze&#223;kostenvorschu&#223;pflicht des Ehemannes entspricht der "Billigkeit" im Sinne der zuletzt zitierten Vorschrift: Das Klagebegehren ist nicht aussichtslos und nicht mutwillig. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Auskunftsverlangen der Ehefrau sit allerdings nicht begr&#252;ndet nach &#167; 1361 IV S. 4, 1605 BGB. Nach dieser Regelung kann ein Ehegatte nur Auskunft verlangen, soweit die Eheleute voneinander g e t r e n n t leben. Das tuen die Parteien jedoch nicht. Der Wille der Ehefrau, sich von ihrem Mann zu trennen, reicht allein nicht aus, ein Getrenntleben zu bejahen. Der Trennungswille mu&#223; dar&#252;ber hinaus durch fehlendes Zusammenleben objektiv zu erkennen sein. Eine solche Auslegung ist nicht nur bei den auf Trennung abstellenden Scheidungstatbest&#228;nden, sondern auch f&#252;r &#167; 1361 IV S. 4 BGB, 1605 BGB geboten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">&#167; 1361 IV S. 4 BGB greift somit nicht; eine Anspruchsgrundlage f&#252;r noch zusammenlebende Ehegatten ist im BGB nicht normiert. Dies rechtfertigt aber nicht den Schlu&#223;, ein Auskunftsanspruch sei ausgeschlossen, solange die Eheleute noch zusammenleben. Der Gesetzgeber hat mit dem 1. EheRG n&#228;mlich die in Rechtsprechung und Schrifttum aus &#167; 242 BGB und bei Eheleuten auch aus &#167; 1353 BGB hergeleitete Auskunftspflicht des unterhaltspflichtigen Ehegatten lediglich festgeschrieben, um insoweit vorhandene Rechtsunsicherheit zu beseitigen und so die Durchsetzung von Unterhaltsanspr&#252;chen zu vereinfachen. Er hat nicht die in der Rechtsprechung entwickelten Auskunftsanspr&#252;che der Ehegatten a b s c h l i e &#223; e n d regeln wollen, vgl. hierzu eingehend OLG Braunschweig, FamRZ 81 S. 383 mit weiteren Hinweisen auf die Entstehungsgeschichte zum 1. EheRG sowie BGH FamRZ 82 S. 1192.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nach den aus &#167;&#167; 242, 1353 BGB hergeleiteten Grunds&#228;tzen kann ein Auskunftsanspruch somit auch nach Inkrafttreten des 1. EheRG begr&#252;ndet sein, vgl. Soergel-Wolf, 1986, Rdn. 43 zu &#167; 260 BGB.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Er ist unter anderem dann begr&#252;ndet, wenn einem auskunftsfordernden Ehegatten ein weiteres Zuwarten auf Auskunft nicht bis zur Trennung zuzumuten ist. Gegen ein Zuwarten bis zum Trennungszeitpunkt sprechen nachdr&#252;cklich praktische Erw&#228;gungen: </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der zur Trennung entschlossene Ehegatte will aus gutem Grund wissen, wie er nach der Trennung disponieren und vor allem mit welchem Unterhalt er rechnen kann; er will seinen Unterhaltsanspruch auch der H&#246;he nach sofort mit der Trennung in gediegener Weise geltend machen, und er will m&#246;glichst keinen Kredit aufnehmen, um beispielsweise eine Mietvorauszahlung oder eine Kaution zu finanzieren. Es besteht somit eine Situation, in der umgehende Auskunft f&#252;r den auskunftsfordernden Ehegatten geradezu existenzielle Bedeutung hat. Dies aber gebietet, das Unterhaltsbegehren nach Treu und Glauben zu bejahen. Dies gilt umso mehr, als das Gesetz in vielf&#228;ltiger Weise vorsieht, da&#223; der Unterhaltsanspruch schon vor dem eigentlichen Bewilligungszeitraum geltend gemacht, zugesprochen und durchgesetzt wird. Da ein solcher Auskunftsanspruch sich aus Treu und Glauben herleitet, kann er bei richtiger Auslegung auch nicht mi&#223;br&#228;uchlich ausufern &#8211; zum Beispiel, wenn die Ehefrau, die sich trennen und aus der Wohnung ausziehen will, wegen &#167;&#167; 1361 III, 1579 Nr. 2 &#8211; 7 BGB aller Voraussicht nach keinen Unterhaltsanspruch erlangen wird.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Auch der in diesem Zusammenhang wiederholt zitierte "Ehefrieden" (vgl. zum Beispiel OLG Hamburg, FamRZ 67 S. 102) steht eine Auskunftserteilung nicht entgegen. Dieser Ehefrieden ist hier ohnehin gebrochen. Auch ist es fraglich, ob es mehr dem Frieden dient bzw. eine Eskalation des Unfriedens verhindert, wenn ein Ehegatte beharrlich Auskunft verweigern, als wenn der auskunftsfordernde Ehegatte vom beharrlich auskunftsunwilligen Ehegatten prozessual Auskunft verlangen kann.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 620 g ZPO.</p>
315,500
olgk-1987-01-14-2-u-6986
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 U 69/86
"1987-01-14T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:24"
"2019-03-27T09:42:58"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1987:0114.2U69.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>I. Auf die Berufung des Beklagten wird das am</p> <p></p> <p>25.03.1986 verk&#252;ndete Urteil der 8. Zivilkammer</p> <p></p> <p>des Landgerichts K&#246;ln - 8 0 320/85 - ge&#228;ndert und</p> <p></p> <p>wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Unter Abweisung der Klage im &#252;brigen wird der Beklagte verurteilt, an die Kl&#228;gern 2.8050,-- DM nebst 4 % Zinsen ab 03.07.1985 zu zahlen.</p> <p></p> <p>II. Die weitergehende Berufung der Kl&#228;gerin wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>III. Die Kosten des Rechtsstreits werden zu 3/10 dem Beklagten und zu 7/10 der Kl&#228;gerin auferlegt.</p> <p></p> <p>IV. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>V. Die Urteilsbeschwer &#252;bersteigt f&#252;r keine Partei 40.000,-- DM.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand </u><u>und </u><u>Entscheidungsgr&#252;nde: </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist Eigent&#252;merin des Hausgrundst&#252;cks Q.- Hauptstra&#223;e 00 a in L., der Beklagte ist Eigent&#252;mer des benachbarten Grundst&#252;ckes Q.-Hauptstra&#223;e 00. Bis Anfang 1983 waren beide Grundst&#252;cke bebaut, dasjenige des Beklagte mit einem 1870 errichteten Haus, dasjenige der Kl&#228;gerin mit einem 1938 errichteten Haus. Jedes Haus hatte eine eigene Giebelwand; zwischen den Giebelw&#228;nden befand sich ein Luftspalt von 4 Zentimetern. Im April 1983 lie&#223; der Beklagte sein Haus abrei&#223;en, weil er neu bauen wollte. Dabei lie&#223; er zugleich eine bis an die Grundst&#252;cksgrenze reichende Baugrube von etwa 2 Meter Tiefe ausheben, f&#252;hrte dann aber das Bauvor&#173;haben nicht fort. Infolge des Erdaushubs sackte die Terrasse der Kl&#228;gerin teilweise ab und verlor die Standfestigkeit. Au&#223;erdem ist nach ihrer Behauptung durch die unverputzt freiliegende Giebelwand Feuchtigkeit nach innen gedrungen. Da der Beklagte Beseitigungsma&#223;nahmen ablehnte, lie&#223; die Kl&#228;ge&#173;rin&#160; selbst Ma&#223;nahmen zur Gefahrenabwehr und Schadensbeseiti&#173;gung durchf&#252;hren. Sie zahlte daf&#252;r an die ausf&#252;hrende Firma C. GmbH 9.420,-- DM. Diesen Betrag hat sie vom Be&#173;klagten erstattet verlangt. Das Laandgericht hat die Klage abgewiesen. Dagegen richtet sich die Berufung der Kl&#228;gerin.</p>
315,501
ag-krefeld-1987-01-14-66-62-f-6086
{ "id": 688, "name": "Amtsgericht Krefeld", "slug": "ag-krefeld", "city": 448, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
(66) 62 F 60/86
"1987-01-14T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:26"
"2019-03-27T09:42:58"
Urteil
ECLI:DE:AGKR:1987:0114.66.62F60.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die am 0 vor dem Standesbeamten in L unter der Heiratseintrag-Nr. 0</p> <p> geschlossene Ehe der Parteien wird aufgehoben.</p> <p></p> <p>2. Die Kosten des Verfahrens werden gegeneinander aufgehoben.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>Die am 07. Oktober 1958 geborene Kl&#228;gerin ist von Beruf Arztsekre&#228;trin und arbeitet in einem D&#252;sseldorfer Krankenhaus. Der am 07. Mai 1953 in F geborene Beklagte ist von Beruf kaufm&#228;nnischer Angestellter und arbeitet bei der Firma T in L.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><b>Im Juni 1985 gab die Kl&#228;gerin eine Anzeige in der Rheinischen Post auf, in der die Kl&#228;gerin Kontakt Y einem Partner suchte. Mit Schreiben vom 15.06.1986 antwortete der Beklagte der Kl&#228;gerin und f&#252;hrte u.a. aus:</b></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px"><b>"Beruflich engagiere ich mich als Richter am Familiengericht und ordne mich der neuen Richtergeneration Y. Das besagt, da&#223; ich kein sturer Paragraphenhengst bin, sondern die Rechtsprechung mit jedem einzelnen Fall neu auszulegen und anzuwenden versuche."</b></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><b>Auch dann, als sich die Parteien n&#228;her kennen lernten, stellte sich der Beklagte der Kl&#228;gerin immer wieder als Familienrichter vor. Tats&#228;chlich aber hatte der Beklagte ohne Examina Jura studiert. Ob sich der Beklagte auch im Bekanntenkreis der Kl&#228;gerin als Familienrichter vorgestellt hat, ist zwischen den Parteien streitig.</b></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"><b>Am 0 heirateten die Parteien. Y diesem Zeitpunkt ging die Kl&#228;gerin immer noch davon aus, da&#223; der Beklagte als Familienrichter t&#228;tig sei, zumal er der Kl&#228;gerin, wenn er das Haus verlie&#223;, immer wieder sagte, da&#223; er zum Gericht ging.</b></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><b>Diesen Irrtum hielt der Beklagte bis zum 14.08.1986 aufrecht. Durch dritte Personen erfuhr die Kl&#228;gerin schlie&#223;lich, da&#223; der Beklagte kaufm&#228;nnischer Angestellter ist und kein Richter. Y diesem Zeitpunkt verlie&#223; die Kl&#228;gerin die eheliche Wohnung.</b></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><b>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor, da&#223; sie sich vom Beklagten get&#228;uscht sieht auf Grund des Doppelspiels w&#228;hrend der Ehe und beantragt,</b></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px"><b>die am 0 vor dem Standesbeamten in L, Heiratseintrag-Nr. 0 geschlossene Ehe der Parteien aufzuheben, hilfsweise die Ehe der Parteien Y scheiden.</b></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><b>Der Beklagte beantragt ebenfalls,</b></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px"><b>die am 0 vor dem Standesbeamten in L, Heiratseintrag-Nr. 0 geschlossene Ehe der Parteien aufzuheben, hilfsweise die Ehe der Parteien Y scheiden.</b></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><b>Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die Y den Akten gereichten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.<u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><b>Die Aufhebungsklage ist zul&#228;ssig.</b></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><b>Die Aufhebungsklage ist in der Einjahresfrist des &#167; 35 Abs. 1 EheG erhoben.</b></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><b>Gem. &#167; 35 Abs. 2 EheG beginnt die Frist in den F&#228;llen der &#167;&#167; 31 - 33 EheG mit dem Zeitpunkt, in welchem der Ehegatte den Irrtum aufdeckt. Im vorliegenden Fall ist unstreitig, da&#223; die Kl&#228;gerin am 14.08.1986, dem Tage des Auszuges aus der ehelichen Wohnung, den wahren Beruf des Beklagten erfuhr. Die Frist des &#167; 35 Abs. 1 EheG begann daher mit dem 14.08.1986 Y laufen. Die Klage ist aber schon am 03.10.1986 bei Gericht eingegangen.</b></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><b>Die Aufhebungsklage ist auch begr&#252;ndet.</b></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><b>Gem. &#167; 32 Abs. 1 EheG kann ein Ehegatte die Aufhebung der Ehe begehren, wenn er sich bei der Eheschlie&#223;ung &#252;ber solche pers&#246;nlichen Eigenschaften des anderen Ehegatten geirrt hat, die ihm bei Kenntnis der Sachlage und verst&#228;ndiger W&#252;rdigung des Wesens der Ehe von der Eingehung der Ehe abgehalten haben w&#252;rden. Dabei geht das Gericht davon aus, da&#223; der Irrtum f&#252;r die Ehe zumindest mit urs&#228;chlich gewesen sein mu&#223;.</b></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><b>Der Irrtum mu&#223; sich entsprechend &#167; 119 Abs. 2 BGB auf pers&#246;nliche Eigenschaften des anderen Ehegatten beziehen, das sind solche, die einer Person nicht nur mehr oder minder vor&#252;bergehend und zuf&#228;llig, sondern so wesentlich zukommen, da&#223; sie als Ausflu&#223; und Best&#228;tigung ihres eigentlichen Wesens, als integrierender Bestandteil ihrer Identit&#228;t erscheinen (s. Palandt &#167; 32 EheG Anm. 2, 46. Auflage).</b></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><b>Der Beklagte hat sich der Kl&#228;gerin unstreitig als Familienrichter vorgestellt. Diesen Irrtum bei der Kl&#228;gerin hielt der Beklagte w&#228;hrend der gesamten Zeit ihres Kennenlernens bis zum Zeitpunkt der Eheschlie&#223;lung am 07.05.1986 aufrecht. In ihrer Parteivernehmung im Termin vom 16.12.1986 hat die Kl&#228;gerin bekundet, da&#223; sie den Beklagten zum damaligen Zeitpunkt, n&#228;mlich am 0 nicht geheiratet h&#228;tte, wenn sie von seinem wahren Beruf gewu&#223;t h&#228;tte. M&#246;glicherweise h&#228;tte sie ihn sp&#228;ter geheiratet, aber eine Heirat zum 0 schlo&#223; die Kl&#228;gerin auf jeden Fall aus.</b></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><b>Zwar ist in der Literatur anerkannt, da&#223; der Irrtum &#252;ber den Beruf kein Aufhebungsgrund im Sinne des &#167; 32 EheG darstellt (s. Palandt a.a.O. &#167; 32 Anm. 2 a). Ob demgegen&#252;ber der Beruf als pers&#246;nliche Eigenschaft im Sinne des &#167; 32 EheG von Seiten des Gerichts angenommen wird, bedarf keiner abschlie&#223;enden Er&#246;rterung. Jedenfalls ist die in dem Vorspiegeln eines falschen Berufs und dem Verschweigen des wahren Berufs zum Ausdruck kommende Unwahrhaftigkeit des Beklagten so gravierend, da&#223; hier von einer pers&#246;nlichen Eigenschaft des Beklagten gesprochen werden mu&#223;. Wer seine zuk&#252;nftige Ehe auf eine solche erhebliche Lebensl&#252;ge gr&#252;ndet, kann nicht von dem Ehepartner erwarten, da&#223; dieser diesen Umstand ohne weiteres hinnimmt. Entscheidend ist letztendlich f&#252;r die Kl&#228;gerin gewesen, da&#223; der Beklagte seinen wahren Beruf nicht offenbart hat, sondern an der einmal begonnenen L&#252;ge auch nach der Eheschlie&#223;ung festgehalten hat. Da&#223; m&#246;glicherweise die Kl&#228;gerin auch von einem h&#246;heren Einkommen mit dem eines Angestellten und von einem gewissen Sozialstatus ausgegangen ist, ist f&#252;r die hier Y entscheidene Frage ohne Bedeutung.</b></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><b>Ein Ausschlu&#223; der Aufhebung gem. &#167; 32 Abs. 2 EheG. liegt nicht vor, da die Kl&#228;gerin bis Kenntnis des wahren Berufs des Beklagten die Trennung vollzogen und die eheliche Wohnung verlassen hat.</b></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><b>Aber auch &#167; 33 Abs. 1 EheG st&#252;tzt den Aufhebungsantrag der Kl&#228;gerin. Danach kann ein Ehegatte die Aufhebung der Ehe begehren, wenn er zur Eingehung der Ehe durch arglistige T&#228;uschung &#252;ber solche Umst&#228;nde bestimmt worden ist, die ihm bei Kenntnis der Sachlage und richtiger W&#252;rdigung des Wesens der Ehe vor der Eingehung der Ehe abgehalten h&#228;tten. Es ist der Kl&#228;gerin darin Y folgen, da&#223; sie durch die T&#228;uschung &#252;ber den Beruf des Ehemannes zur Eingehung der Ehe verleitet worden ist. Wie oben unter Ziff. II ausgef&#252;hrt, hatte sich der Beklagte der Kl&#228;gerin als Familienrichter vorgestellt.</b></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><b>Dieses entsprach, wie die Kl&#228;gerin nach der Eheschlie&#223;ung erfuhr, nicht den Tatsachen. Es war, jedenfalls zum Zeitpunkt der Eheschlie&#223;ung am 0, f&#252;r die Kl&#228;gerin ein Unterschied, einen Richter in entsprechend gesicherter Stellung oder einen Angestellten Y heiraten, der zudem unstreitig, noch &#252;ber 20.000,-- DM Schulden hatte. Zwar l&#228;&#223;t sich heute nicht mehr auf einen entsprechenden Sozialstatus abstellen (so noch KG in JW 1930, Seite 74/75). Dennoch l&#228;&#223;t sich aus einer heutigen Ehe nicht ganz eine gewisse Berufserwartung des jeweiligen Ehepartners wegdenken.</b></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><b>Die T&#228;uschung hatte der Beklagte unstreitig auch vorsorglich bewirkt, indem er die Kl&#228;gerin bis nach der Eheschlie&#223;ung &#252;ber den wahren Beruf im Unklaren lie&#223;.</b></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><b>Eine T&#228;uschung gem. &#167; 33 Abs. 3 EheG allein &#252;ber die Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse stellt dies nicht dar, da die Kl&#228;gerin selbst in durchaus gesicherten Verh&#228;ltnissen als Arztsekret&#228;rin lebt.</b></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"><b>Nach alledem war die Ehe aufzuheben.</b></p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"><b>IV.</b></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"><b>Die Kostenentscheidung ergibt sich aus &#167; 93 a Abs. 3 ZPO.</b></p>
315,502
olgham-1986-12-29-20-u-33486
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 334/86
"1986-12-29T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:27"
"2019-03-27T09:42:57"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1986:1229.20U334.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>wird der Antrag des Kl&#228;gers, ihm f&#252;r die Berufung gegen das am 12. September 1986 verk&#252;ndete Urteil der 9. Zivilkammer des Landgerichts Essen Proze&#223;kostenhilfe zu bewilligen, zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verlangt aus seiner bei der Beklagten bestehenden Unfallversicherung eine Teilinvalidit&#228;tsentsch&#228;digung wegen eines bei einem Fu&#223;ballspiel am 13. September 1981 erlittenen Beinbruchs, der eine dauernde Beeintr&#228;chtigung der Gebrauchsf&#228;higkeit seines rechten Beins zur Folge hatte. Der Anspruch ist dem Grunde nach unstreitig, die Parteien streiten &#252;ber die H&#246;he der Invalidit&#228;tsentsch&#228;digung.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte, die ihre Leistungspflicht dem Grunde nach nicht in Abrede stellte, leistete an den Kl&#228;ger Teilzahlungen und machte im &#252;brigen von ihrem Recht aus &#167;13 Abs. 3 a AUB Gebrauch, den Grad der dauernden Arbeitsunf&#228;higkeit w&#228;hrend der ersten zwei Jahre nach Abschlu&#223; der &#228;rztlichen Behandlung j&#228;hrlich neu feststellen zu lassen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">So lie&#223; sie den Kl&#228;ger 1983 durch den Direktor der ... untersuchen, der dar&#252;ber unter dem 5. Juli 1983 ein schriftliches Gutachten erstellte, in welchem er zu dem Ergebnis kam, das rechte Bein des Kl&#228;gers sei in seiner Gebrauchsf&#228;higkeit zur Zeit um 1/4 beeintr&#228;chtigt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Hieraus errechnete sich auf der Grundlage der sog. Gliedertaxe eine Invalidit&#228;tsentsch&#228;digung in H&#246;he von 30.100,- DM. Diesen Betrag verzinste die Beklagte gem. &#167;13 Abs. 3 b AUB unter Ber&#252;cksichtigung weiterer Teilzahlungen und lie&#223; den Kl&#228;ger 1984 durch den Facharzt f&#252;r Orthop&#228;die ... in ... erneut untersuchen. Dieser kam in seinem Gutachten vom 2. Oktober 1984 zu dem Ergebnis, da&#223; die Beeintr&#228;chtigung des rechten Beins im Zeitpunkt seiner Untersuchung (27. September 1984) h&#246;chstens noch 1/7 betragen habe.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Hieraus errechnet sich eine Invalidit&#228;tsentsch&#228;digung in H&#246;he von 17.200,- DM. Die Beklagte, die diesen Betrag zwischenzeitlich an den Kl&#228;ger bezahlt hatte, lehnte daher weitere Zahlungen ab. Der Kl&#228;ger, der der Auffassung ist, die Beeintr&#228;chtigung betrage weiterhin mindestens 1/4 hat die Beklagte auf Zahlung einer weiteren Entsch&#228;digung in H&#246;he von mindestens 12.900,- DM, hilfsweise auf Feststellung ihrer Deckungspflicht in Anspruch genommen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat ein schriftliches Gutachten des Leiters der orthop&#228;dischen Klinik des ... in ..., eingeholt. Der Sachverst&#228;ndige ist zu dem Ergebnis gekommen, die Gebrauchsf&#228;higkeit des rechten Beines des Kl&#228;gers sei um 1/10 gemindert, die in dem Gutachten von ... beschriebenen Befunde erg&#228;ben auch nach seiner - des Sachverst&#228;ndigen - &#220;berzeugung f&#252;r September 1984 eine geringere Beeintr&#228;chtigung als 1/4.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat daraufhin die Klage mit der Begr&#252;ndung abgewiesen, der Kl&#228;ger habe von der Beklagten bereits mehr erhalten, als ihm als Entsch&#228;digung zustehe.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die Berufung des Kl&#228;gers, der sein Klageziel in vollem Umfang weiterverfolgen will und daf&#252;r um Bewilligung von Proze&#223;kostenhilfe nachsucht.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger kann Proze&#223;kostenhilfe nicht bewilligt werden, weil seine Berufung keine hinreichende Aussicht auf Erfolg bietet (&#167;&#167;114, 119 Abs. 1 S. 1 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">1.)</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Gutachten des gerichtlichen Sachverst&#228;ndigen l&#228;&#223;t Fehler in der Tatsachenfeststellung oder in deren medizinischer Bewertung nicht erkennen. Solche Fehler werden auch von der Berufung nicht aufgezeigt. Der Kl&#228;ger scheint auch nicht in Abrede stellen zu wollen, da&#223; das Ergebnis des Gutachtens f&#252;r den Zeitpunkt der Begutachtung (10. Dezember 1985) zutreffend ist, denn er wendet lediglich ein, der Sachverst&#228;ndige habe die Frage nach dem Grad der Beeintr&#228;chtigung im September 1984 nicht hinreichend beantwortet.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Daran ist richtig, da&#223; das Gutachten insoweit lediglich ausf&#252;hrt, da&#223; der Grad der Beeintr&#228;chtigung weniger als 1/4 betragen habe, ohne jedoch einen bestimmten Bruchteil festzusetzen. Darauf wird es jedoch f&#252;r die Entscheidung voraussichtlich auch nicht ankommen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Zahlung einer Invalidit&#228;tsentsch&#228;digung setzt nach &#167;8 II 1 AUB eine dauernde Beeintr&#228;chtigung der Arbeitsf&#228;higkeit voraus. Dazu ist die Feststellung erforderlich, da&#223; es sich um eine Beeintr&#228;chtigung der Arbeitsf&#228;higkeit handelt, deren Dauer nicht mit einiger Bestimmtheit abgesehen werden kann, wobei &#252;blicherweise - auch nach der Rechtsprechung des Senats - ein &#252;berschaubarer Zeitraum von etwa 3 Jahren zugrundezulegen ist (vgl. hierzu Pr&#246;lss/Martin, Versicherungsvertragsgesetz, 23. Aufl. 1984, &#167;8 AUB Anm. 4). Diese Feststellung erfordert eine Prognose, also eine vorausschauende Betrachtung, die zu dem Ergebnis f&#252;hren mu&#223;, da&#223; der Versicherungsnehmer innerhalb der n&#228;chsten 3 Jahre voraussichtlich nicht oder nicht in vollem Umfang arbeitsf&#228;hig sein wird. Es liegt jedoch in der Natur einer solchen vorausschauenden Betrachtung, da&#223; sie sich nachtr&#228;glich als unzutreffend herausstellen kann. Das kann bei der gerichtlichen Entscheidung, die auf den Kenntnisstand im Zeitpunkt der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung abzustellen hat, nicht unber&#252;cksichtigt bleiben. Es ist daher m&#246;glich, da&#223; ein medizinischer Gutachter auf der Grundlage der ihm bekannten Tatsachen zu dem richtigen Ergebnis kommt, die Arbeitsf&#228;higkeit des Versicherungsnehmers sei bis auf weiteres zu einem bestimmten Prozentsatz beeintr&#228;chtigt, da&#223; sich dann sp&#228;ter im gerichtlichen Verfahren bei einer weiteren Begutachtung aber zeigt, da&#223; sich der Gesundheitszustand des Versicherungsnehmers deutlich gebessert hat und daher eine geringere oder gar keine Arbeitsunf&#228;higkeit mehr anzunehmen ist.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Nicht anders wird der vorliegende Fall voraussichtlich zu beurteilen sein. Es kommt nicht darauf an, wie die Arbeitsunf&#228;higkeit des Kl&#228;gers im September 1984 zu bewerten war, sondern ob sie voraussichtlich auf Dauer zu mehr als 1/7 beeintr&#228;chtigt ist. Diese Feststellung ist nach dem vorliegenden gerichtlichen Gutachten nicht m&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">2.)</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Berufung meint, das Landgericht h&#228;tte den ersten Gutachter, ..., entsprechend seiner - des Kl&#228;gers - Anregung h&#246;ren m&#252;ssen, um zu kl&#228;ren "wie es dazu kommen k&#246;nne, da&#223; aus einer Einschr&#228;nkung der Gebrauchsf&#228;higkeit des Beines um 1/4 am 5. Juli 1983 jetzt eine Beeintr&#228;chtigung von nur 1/10 geworden sei". Der Kl&#228;ger sieht in der unterlassenen Anh&#246;rung dieses Gutachters einen Verfahrensfehler.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Auch damit wird die Berufung voraussichtlich keinen Erfolg haben k&#246;nnen. Die unterschiedlichen Bewertungen der inzwischen vorliegenden drei Sachverst&#228;ndigengutachten erkl&#228;ren sich n&#228;mlich mit gro&#223;er Wahrscheinlichkeit allein dadurch, da&#223; sich die Gebrauchsf&#228;higkeit des rechten Beins des Kl&#228;gers im Laufe der Zeit deutlich gebessert hat. Das klingt auch in dem Gutachten des gerichtlichen Sachverst&#228;ndigen an, wenn dort auf S. 13 ausgef&#252;hrt wird, "gegen&#252;ber den Vorgutachten (sei) bei der jetzigen Untersuchung die Muskelminderung nahezu ausgeglichen".</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Dem entspricht es, da&#223; der von der Beklagten beauftragte zweite Sachverst&#228;ndige, ..., in seinem Gutachten vom 2. Oktober 1984 auf S. 7 ausgef&#252;hrt hat, "die im Vorgutachten vom 5. Juli 1983 noch deutliche Einschr&#228;nkung des oberen Sprunggelenkes (habe) sich ... gebessert ...". Auch dies l&#228;&#223;t eine Besserung des Gesundheitszustands des Kl&#228;gers erkennen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Notwendigkeit der Vernehmung des ersten Gutachters, ... bestand und besteht daher nicht. Sie l&#228;&#223;t sich auch nicht daraus herleiten, da&#223; ... einen "Dauerzustand" attestiert habe, was mit den sp&#228;teren Gutachten nicht vereinbar sei. Denn die Feststellung eines Dauerzustandes bezieht sich nicht auf den Grad der Beeintr&#228;chtigung. Diesen hat ... ausdr&#252;cklich mit "zur Zeit" 1/4 angegeben. Dies schlie&#223;t die M&#246;glichkeit einer Ver&#228;nderung, auch Verbesserung des Beeintr&#228;chtigungsgrades ein. Der Hinweis auf einen Dauerzustand betrifft daher den Grund und nicht den Grad der Beeintr&#228;chtigung.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">3.)</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Berufung meint, das Landgericht h&#228;tte als gerichtlichen Sachverst&#228;ndigen ... beauftragen m&#252;ssen. Sie leitet dies aus &#167;&#167;12, 13 AUB her, denen sie entnehmen will, da&#223; zur Feststellung des Grades einer Beeintr&#228;chtigung der Arbeitsf&#228;higkeit stets derselbe Sachverst&#228;ndige beauftragt, werden m&#252;sse. Auch damit wird die Berufung voraussichtlich keinen Erfolg haben k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">In diesem Zusammenhang kann offenbleiben, ob die Ansicht des Kl&#228;gers zutreffend ist, da&#223; stets derselbe Sachverst&#228;ndige zu beauftragen sei. Denn dies k&#246;nnte allenfalls den Versicherer, nicht aber das Gericht binden. Das Gericht ist in der Auswahl des Sachverst&#228;ndigen frei und wird aus naheliegenden Gr&#252;nden in der Regel keinen Sachverst&#228;ndigen beauftragen, der bereits f&#252;r eine der Proze&#223;parteien t&#228;tig geworden ist. Ein Verfahrensfehler liegt in der Beauftragung eines weiteren, mit der Sache bislang nicht befa&#223;ten Sachverst&#228;ndigen jedenfalls nicht.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">4.)</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger meint, die von der Beklagten veranla&#223;te, auf &#167;13 Abs. 3 a AUB gest&#252;tzte zweite Begutachtung im Jahre 1984 sei fehlerhaft, weil die Beklagte einen anderen Sachverst&#228;ndigen und nicht ... beauftragt habe und weil sie den Gutachtenauftrag erst am 24. August 1984 und damit so sp&#228;t erteilt habe, da&#223; die Untersuchung und das Gutachten nicht mehr innerhalb der Frist von 3 Jahren ab dem Unfalltag h&#228;tten durchgef&#252;hrt bzw. vorgelegt werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Ob dieser Rechtsansicht zu folgen ist, wird keiner Entscheidung bed&#252;rfen. Denn selbst wenn die zweite Begutachtung fehlerhaft bzw. versp&#228;tet gewesen sein sollte, w&#252;rde daraus entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers nicht die Verbindlichkeit des ersten Gutachtens von ... folgen. Vielmehr bliebe dann die Frage streitig, ob die von ... angenommene Beeintr&#228;chtigung um 1/4 richtig sei oder nicht. Das aber ist eine Meinungsverschiedenheit im Sinne von &#167;12 I 1 AUB, die entweder durch Herbeif&#252;hrung einer Entscheidung des &#196;rzteausschusses (&#167;12 I 2 S. 1 AUB) oder durch eine gerichtliche Entscheidung (&#167;12 I 2 S. 2 AUB) zu kl&#228;ren ist. Von der zweiten M&#246;glichkeit hat der Kl&#228;ger Gebrauch gemacht, nachdem die Beklagte die von ihm f&#252;r richtig gehaltene Leistung mit Schreiben vom 4. Oktober 1984 abgelehnt hatte.</p>
315,503
olgham-1986-12-22-15-sbd-1986
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 Sbd 19/86
"1986-12-22T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:28"
"2019-03-27T09:42:57"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1986:1222.15SBD19.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das Amtsgericht - Grundbuchamt - Stolzenau/Weser ist &#246;rtlich zust&#228;ndig f&#252;r die weitere F&#252;hrung des Grundbuchs &#252;ber das eingangs bezeichnete Grundst&#252;ck.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Landwirt XXX aus XXX Nr. XXX (Kreis XXX) erwarb das eingangs bezeichnete Grundst&#252;ck in der Gr&#246;&#223;e von 93,92 ar auf Grund des notariellen Vertrages vom 14. Februar 1951 von dem Landwirt XXX aus XXX</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nr. XXX . Das Grundst&#252;ck war damals eingetragen im Grundbuch des Amtsgerichts XXX von XXX Band XXX Blatt XXX sp&#228;ter in Band XXX Blatt XXX A. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Offenbar mit R&#252;cksicht darauf, da&#223; der &#252;brige - landwirtschaftliche - Besitz des Erwerbers im Grundbuch von XXX (jetzt XXX) eingetragen war, erkl&#228;rte sich das Grundbuchamt auf Anfrage des Grundbuchamts XXX unter dem 12.12.1953 bereit, das erw&#228;hnte Grundst&#252;ck zum Grundbuch von XXX Band XXX Blatt XXX zu &#252;bernehmen. Das Grundst&#252;ck wurde daraufhin aus dem Grundbuch von XXX ausgebucht und im Grundbuch des damaligen Amtsgerichts XXX von XXX Band XXX Blatt XXX unter der laufenden Nr. XXX des Bestandsverzeichnisses eingetragen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Bei Anlegung des Loseblatt-Grundbuchs wurde das Grundbuch von XXX Band XXX Blatt XXX geschlossen und das erw&#228;hnte Grundst&#252;ck in das Grundbuch von XXX Blatt XXX &#252;bernommen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">An die Stelle des Amtsgerichts XXX, das aufgel&#246;st wurde, trat sp&#228;ter das Amtsgericht XXX. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Eigent&#252;merin des Grundst&#252;cks ist nunmehr die Ehefrau XXX, geb. XXX, wohnhaft in XXX, die es als Erbin ihres Vaters XXX erworben hat.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Rechtspfleger des Grundbuchsamts XXX hat im Juni 1986 den Landwirtschaftsrichter des dortigen Gerichts um Pr&#252;fung und Mitteilung gebeten, ob der im Grundbuch von XXX Blatt XXX eingetragene Grundbesitz einen Hof im Sinne der H&#246;feordnung darstelle. Auf Grund der dazu erteilten Auskunft und einer Mitteilung des Finanzamts XXX vom 24.06.1986, wonach der Einheitswert des im Grundbuch von XXX Blatt XXX eingetragenen Grundbesitzes 43.400,-- DM und der Wirtschaftswert 5.825,-- DM betr&#228;gt, hat der Rechtspfleger des Grundbuchamts XXX durch Verf&#252;gung vom 27. August 1986 die Wiederaufhebung der Zusammenschreibung des in Rede stehenden Grundst&#252;cks mit dem &#252;brigen Grundbesitz der jetzigen Eigent&#252;merin gem&#228;&#223; &#167; 25 Abs. 3 a der Grundbuchverf&#252;gung (k&#252;nftig: GBVfg) eingeleitet und das Amtsgericht - Grundbuchamt - XXX ersucht, das Grundst&#252;ck wieder im dortigen Grundbuch zu buchen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das ersuchte Grundbuchamt hat die &#220;bernahme des Grundst&#252;cks abgelehnt, weil die Voraussetzungen daf&#252;r seiner Auffassung nach nicht gegeben seien.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Unter dem 7. November 1986 hat daraufhin das Amtsgericht XXX die Sache dem Senat vorgelegt zur Entscheidung &#252;ber die &#246;rtliche Zust&#228;ndigkeit f&#252;r die F&#252;hrung des Grundbuchs &#252;ber das in Rede stehende Grundst&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat der Grundst&#252;ckseigent&#252;merin Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben; eine Stellungnahme ist nicht abgegeben worden.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Dem Senat haben au&#223;er den Grundakten von XXX Blatt XXX die Akten des Amtsgerichts XXX - Landwirtschaftsgericht - 18 LwH 57/86 und die Grundakten des Amtsgerichts von XXX Band XXX Blatt XXX, in denen das &#252;bertragene Grundst&#252;ck urspr&#252;nglich verzeichnet war, vorgelegen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><b>1)</b></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Senat ist zur Entscheidung &#252;ber die Vorlage des Amtsgerichts Minden berufen. Das ergibt sich aus &#167; 4 Abs. 2 Satz 2 Halbsatz 2 GBO in Verbindung mit &#167; 5 FGG. Da das Amtsgericht XXX zum Bezirk des Oberlandesgerichts geh&#246;rt, w&#228;re an sich der Bundesgerichtshof als das gemeinschaftliche obere Gericht zur Entscheidung berufen. An dessen Stelle tritt aber der Senat, weil das in seinem Bezirk liegende Amtsgericht XXX hier zuerst mit der Sache befa&#223;t worden ist.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Allerdings regelt &#167; 4 Abs. 2 Satz 2 Halbsatz 2 GBO unmittelbar nur den Fall, da&#223; mehrere, bei verschiedenen Grundbuch&#228;mtern gebuchte Grundst&#252;cke zusammengeschrieben werden sollen; es sind dann also von vornherein mehrere Grundbuch&#228;mter beteiligt. Da aber eine bereits erfolgte Zusammenschreibung mehrerer Grundst&#252;cke anerkannterma&#223;en nachtr&#228;glich wieder aufgehoben werden kann, wenn ihre Voraussetzungen weggefallen sind oder gar von Anfang an nicht vorgelegen haben, bedarf es einer Zust&#228;ndigkeitsbestimmung in diesen F&#228;llen dann, wenn - wie hier - ein Grundbuchamt ein bei ihm gebuchtes Grundst&#252;ck an ein anderes Grundbuchamt "abgeben" (ausbuchen) will, das andere Grundbuchamt aber dieses Grundst&#252;ck nicht in sein Grundbuch &#252;bernehmen will.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Notwendigkeit einer Zust&#228;ndigkeitsbestimmung in derartigen F&#228;llen wird auch nicht dadurch ausger&#228;umt, da&#223; der Eigent&#252;mer des in Rede stehenden Grundst&#252;cks Beschwerde und ggf. weitere Beschwerde gegen die "Abgabe" (Ausbuchung) durch das bisherige Grundbuchamt einlegen kann (Kuntze/Ertl/Herrmann/Eickmann, Grundbuchrecht 3. Aufl., - k&#252;nftig KEHE - &#167; 4 GBO Rn. 5 und 7; Haegele/Sch&#246;ner/St&#246;ber, Grundbuchrecht 8. Aufl., Rn. 568 und 569, mit weiteren Nachweisen). Abgesehen davon, ob die in dem Rechtszuge ergehende Entscheidung bindend ist f&#252;r dasjenige Grundbuchamt, welches die k&#252;nftige F&#252;hrung des Grundbuchs &#252;bernehmen soll, besteht ein Bed&#252;rfnis f&#252;r die Zust&#228;ndigkeitsbestimmung jedenfalls dann, wenn der Grundst&#252;ckseigent&#252;mer - wie hier - das ihm m&#246;gliche Beschwerdeverfahren gar nicht betreibt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><b>2)</b></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">In der Sache selbst war im vorliegenden Falle das Amtsgericht - Grundbuchamt - XXX als &#246;rtlich zust&#228;ndig f&#252;r die weitere F&#252;hrung des Grundbuchs &#252;ber das in Rede stehende Grundst&#252;ck zu bestimmen. Die Voraussetzungen f&#252;r die Zusammenschreibung nach &#167; 4 Abs. 2 BGO haben n&#228;mlich von Anfang an ersichtlich nicht vorgelegen und sind auch sp&#228;ter nicht eingetreten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">&#220;ber mehrere Grundst&#252;cke desselben Eigent&#252;mers, deren Grundb&#252;cher von verschiedenen Grundbuch&#228;mtern gef&#252;hrt werden, kann nach &#167; 4 Abs. 2 BGO ein gemeinschaftliches Grundbuchblatt gef&#252;hrt werden, wenn die Grundst&#252;cke zu einer Reichsheimst&#228;tte, einem Erbhof oder einem Familienfideikommi&#223; geh&#246;ren oder in &#228;hnlicher Weise rechtlich miteinander verbunden sind (z.B. Waldgut, Schutzforst). In diesen F&#228;llen ist, wenn es sich um eine Reichsheimst&#228;tte oder einen Erbhof handelt, das Grundbuchamt zust&#228;ndig, welches das Grundbuch &#252;ber die Hofstelle f&#252;hrt, im &#252;brigen ist das zust&#228;ndige Grundbuchamt nach &#167; 5 FGG zu bestimmen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Mit dieser Vorschrift wird die durch Abs. 1 des &#167; 4 GBO gegebene M&#246;glichkeit der Zusammenschreibung mehrerer Grundst&#252;cke desselben Eigent&#252;mers f&#252;r Grundst&#252;cke, die in bestimmter Weise rechtlich miteinander verbunden sind, erweitert auf Grundst&#252;cke, deren Grundb&#252;cher von verschiedenen Grundbuch&#228;mtern gef&#252;hrt werden. Die hiernach erforderliche rechtliche Verbundenheit setzt eine durch Sonderrecht (z.B. Heimst&#228;tten- oder H&#246;ferecht) gebundene Wirtschaftseinheit voraus, deren Grundst&#252;cke sachenrechtlichen Sondervorschriften unterliegen (zumeist besonderen Beschr&#228;nkungen hinsichtlich ihrer Ver&#228;u&#223;erung, &#220;bertragung, Vererbung und Belastung). Es soll m&#246;glichst sichergestellt bleiben, da&#223; nicht die sich aus diesen Beschr&#228;nkungen ergebenden Fragen bei derselben durch Sonderrecht verbundenen Wirtschaftseinheit von verschiedenen Grundbuch&#228;mtern verschieden beurteilt werden. Als Sondervorschrift ist &#167; 4 Abs. 2 GBO auf andere als die genannten besonderen Wirtschaftseinheiten nicht ausdehnend anzuwenden. Eine Zusammenschreibung auf einem Grundbuchblatt ist bei der Zust&#228;ndigkeit verschiedener Grundbuch&#228;mter daher nicht schon dann zul&#228;ssig, wenn nach dem Willen des Eigent&#252;mers eine lange Dauer einer sonstigen Zusammengeh&#246;rigkeit gew&#228;hrleistet erscheint oder wenn die Grundst&#252;cke mit Gesamtrechten belastet sind oder werden sollen. Insbesondere fallen landwirtschaftliche Anwesen, die nicht einem landesrechtlichen H&#246;fe- oder Anerbenrecht unterliegen, nicht unter diese Bestimmungen (allgemeine Ansicht, vgl. z.B. KEHE, &#167; 4 GBO, Rn. 8 und 9; Haegele/Sch&#246;ner/St&#246;ber, a.a.O., Rn. 570; Horber/Demharter, GBO, 17. Aufl., &#167; 4 Anm. 7, mit weiteren Nachweisen).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Falle ist nichts daf&#252;r ersichtlich, da&#223; eine dieser Voraussetzungen bei der Zusammenschreibung des in Rede stehenden Grundst&#252;cks mit dem damaligen &#252;brigen Grundbesitz des Erwerbers XXX vorgelegen hat. Aus den vom Senat beigezogenen Grundakten geht insbesondere nicht hervor, da&#223; es sich bei der landwirtschaftlichen Besitzung seinerzeit oder sp&#228;ter um einen Hof im Sinne der H&#246;feordnung gehandelt h&#228;tte. Vielmehr ergibt sich aus den Akten des Landwirtschaftsgerichts XXX 18 LwH 57/86, da&#223; der landwirtschaftliche Grundbesitz - f&#252;r den zu keiner Zeit ein Hofvermerk nach &#167; 1 der H&#246;feO eingetragen war - am 24.06.1986 einen Wirtschaftswert von nur 5.825,-- DM hatte und damit nach &#167; 1 Abs. 1 der H&#246;feordnung kein Hof im Sinne dieses Gesetzes sein kann.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Auch eine sonstige rechtliche Verbundenheit der Grundst&#252;cke im Sinne des &#167; 4 Abs. 2 GBO ist nicht erkennbar.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Nach einhelliger Ansicht in Rechtsprechung und Schrifttum ist die Zusammenschreibung mehrerer Grundst&#252;cke von Amts wegen wieder aufzuheben, wenn ihre Voraussetzungen nicht vorgelegen haben oder nachtr&#228;glich weggefallen sind (KEHE, &#167; 4 GBO Rn. 6 und 7; Haegele/Sch&#246;ner/St&#246;ber, a.a.O., Rn. 569; Horber/Demharter, a.a.O., Anm. 4; Meikel/B&#246;ttcher, Grundbuchrecht, 7. Aufl., Rn. 44 und 21 ff; mit weiteren Nachweisen). Da es sich hier so verh&#228;lt, hat das Grundbuchamt XXX zutreffend die Wiederaufhebung der Zusammenschreibung in die Wege geleitet und das daf&#252;r geregelte Verfahren nach &#167; 25 Abs. 3 a und 4 der GBVfg. eingehalten. Dabei ist in dem Vermerk &#252;ber die Abschreibung des Grundst&#252;cks die Bezeichnung des Blattes, auf das das Grundst&#252;ck &#252;bertragen wird, zun&#228;chst offengelassen worden; sie ist auf Grund einer von dem nunmehr zust&#228;ndigen Grundbuchamt zu machenden Mitteilung nachzutragen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Wiederaufhebung der Zusammenschreibung steht auch nicht entgegen, da&#223; die bisherige Grundbuchlage &#252;ber 30 Jahre lang unbeanstandet bestanden hat. Da es nach den angef&#252;hrten gesetzlichen Bestimmungen nicht im Ermessen des Grundbuchamts steht, eine Zusammenschreibung au&#223;erhalb der engen Voraussetzungen des &#167; 4 Abs. 2 BGO aus blo&#223;en Zweckm&#228;&#223;igkeitsgr&#252;nden sonstiger Art vorzunehmen, k&#246;nnen derartige Gr&#252;nde es auch nicht rechtfertigen, von einer an sich gebotenen Wiederaufhebung Abstand zu nehmen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Soweit vom fr&#252;heren Kammergericht in einer Entscheidung (KGJ 50, A 127 ff) im Rahmen des &#167; 4 GBO Zweckm&#228;&#223;igkeitsgr&#252;nde als beachtlich angesehen worden sind, hat das Kammergericht nur entschieden, da&#223; derartige Gr&#252;nde zus&#228;tzlich zu den Voraussetzungen des &#167; 4 Abs. 2 GBO eine <u>Wiederaufhebung</u> der Zusammenschreibung rechtfertigen k&#246;nnen. F&#252;r eine gegenteilige Bedeutung von Zweckm&#228;&#223;igkeitserw&#228;gungen l&#228;&#223;t sich daraus nichts herleiten.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Senat mu&#223;te demnach auf die Vorlage des Grundbuchamts XXX bestimmen, da&#223; das Amtsgericht - Grundbuchamt XXX &#246;rtlich zust&#228;ndig ist f&#252;r die weitere F&#252;hrung des Grundbuchs &#252;ber das eingangs bezeichnete Grundst&#252;ck.</p>
315,504
olgk-1986-12-19-6-u-14186
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 U 141/86
"1986-12-19T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:30"
"2019-03-27T09:42:57"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1986:1219.6U141.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Antragsgegners wird das am 10. Juni 1986 verk&#252;ndete Urteil der 1. Kammer f&#252;r Handelssachen des Landgerichts K&#246;ln - 81 O 51/86 - abge&#228;ndert.</p> <p>Die einstweilige Verf&#252;gung vom 10. April 1986 wird aufgehoben und der auf ihren Erla&#223; gerichtete Antrag zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Antragstellerin.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin erwirkte unter dem 10. April 1986 eine Unterlassungsverf&#252;gung gegen den Antragsgegner, die diesem untersagte, &#8222;&#8230;im gesch&#228;ftlichen Verkehr...folgende Erkl&#228;rungen ...&#8220; abzugeben:-Es folgten sodann das Rundschreiben des Antragsgegners vom 03.04.1984 als Seite 2 und 3 dieser Beschlu&#223;verf&#252;gung. Seite 4 und 5 waren die Anlagen zu diesem Rundschreiben, w&#228;hrend Seite 6 die Kostenentscheidung, den Streitwert, das Datum der Verf&#252;gung und die Unterschrift enthielten -.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Dem Antragsgegner wurde am 14. April 1986 ein Exemplar der Beschlu&#223;verf&#252;gung im Parteibetrieb zugestellt, das die Seite 2 des Rundschreibens vom 03.04.1986 nicht enthielt. Sein Verfahrensbevollm&#228;chtigter erster Instanz hatte die Gerichtsakten dann vom 15.4.1986 bis 2.5.1986 zur Einsichtnahme in seiner Kanzlei. In der Verhandlung vor dem Landgericht hat der Antragsgegner M&#228;ngel der Zustellung nicht ger&#252;gt. Auf die seiner Ansicht nach mangelhafte Zustellung st&#252;tzt der Antragsgegner nunmehr seine Berufung gegen das landgerichtliche Urteil,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">das die einstweilige Verf&#252;gung vom 10.April 1986 best&#228;tigt hat.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin tritt der Berufung mit dem Antrag auf Zur&#252;ckweisung entgegen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die formell unbedenkliche Berufung ist auch sachlich begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beschlu&#223;verf&#252;gung des Landgerichts K&#246;ln vom 10. April 1986 ist - ohne R&#252;cksicht auf ihre sachliche Rechtfertigung aufzuheben (&#167;&#167; 927, 936 ZPO), weil die Antragstellerin die Vollziehungsfrist nicht gewahrt hat. Nach &#167;&#167; 929 Abs. 2, 936 ZPO sind einstweilige Verf&#252;gungen innerhalb eines Monats seit ihrer Verk&#252;ndung zuzustellen, andernfalls sie derAufhebung gem&#228;&#223; &#167; 927 ZPO unterliegen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die am 14.04.1986 vom Gerichtsvollzieher innerhalb der Monatsfrist des &#167; 929 Abs.2 ZPO vorgenommene Zustellung war unwirksam, weil die Seite 2 des mit der Verf&#252;gung verbotenen Rundschreibens des Antragsgegners vom 03.04.1986, das wesentlicher inhaltlicher Bestandteil der Beschlu&#223;verf&#252;gung ist, nicht zugestellt wurde.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Nach fast einhelliger Auffassung in Rechtsprechung und Literatur erfordert die Vollziehung einer Beschlu&#223;verf&#252;gung auf Unterlassung die Zustellung einer Ausfertigung durch den Antragsteller an den Antragsgegner (vgl. OLG K&#246;ln WRP 1979, 819; OLG Frankfurt OLGZ 1982, 346 f. m. N.; Baumbach-Hartmann, ZPO, &#167; 929 Anm. 2 B m. N. - einschr&#228;nkend OLG Hamburg WRP 1980, 341).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dabei ist grunds&#228;tzlich die gerichtliche Entscheidung in der ergangenen Form Gegenstand der Zustellung (Mellulis, Wettbewerbsrechtliche Proze&#223;praxis,1985, Seite 51 m. N.). An einer solchen Zustellung im Parteibetrieb fehlt es vorliegend, da dem Antragsgegner keine vollst&#228;ndige Ausfertigung der Beschlu&#223;verf&#252;gung &#252;bermittelt und ihm deren Inhalt inhaltlich nicht einwandfrei bekanntgegeben worden ist (vgl. Pastor, Der Wettbewerbsproze&#223;, Seite 439; OLG Frankfurt WRP 1974, 346; OLG Koblenz WRP 1983, 40 f. = GRUR 1982, 571/572). Die notwendige Vollziehung bezieht sich auf die vollst&#228;ndige gerichtliche Entscheidung. Da das gerichtliche Erkenntnis zur Beschreibung des Verbots und des Umfangs der Unterlassungsverpflichtung ausdr&#252;cklich das Rundschreiben des Antragsgegners vom 03.04.1986 vollst&#228;ndig in den Unterlassungstenor einbezogen, es zu dessen Bestandteil gemacht hat, war eine Zustellung auch der Seite 2 des Rundschreibens geboten. Aus dem ihm zugestellten Exemplar der Beschlu&#223;verf&#252;gung erlangte der Antragsgegner keine zuverl&#228;ssige Kenntnis dar&#252;ber, was er zu unterlassen hatte. Die Zustellung auch von Seite 2 war entscheidend f&#252;r Inhalt und Umfang der einstweiligen Verf&#252;gung, zumal sich der Verf&#252;gungsantrag vom 9.10.1986 auf Behauptungen in diesem Rundschreiben bezogen hatte, die die Passagen des letzten Absatzes auf Seite 1 und des ersten Absatzes auf Seite 2 betrafen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Ob etwas anderes gilt, wenn das gerichtliche Gebot gleichwohl aus sich heraus verst&#228;ndlich ist, fier seine Auslegung keine Zweifel bestehen und offenkundig ist, da&#223; der Gl&#228;ubiger von diesem Unterlassungsgebot zur vorl&#228;ufigen Sicherung Gebrauch macht und er alles in seiner Macht Stehende getan hat, um eine wirksame Zustellung zustandezubringen (vgl. OLG D&#252;sseldorf GRUR 1984, 78 m. N.), kann hier dahinstehen. Der Antragsgegner konnte n&#228;mlich der unvollst&#228;ndigen Zustellung nicht mit der erforderlichen Klarheit entnehmen, da&#223; ihm auch Behauptungen auf der 2. Seite seines - ihm an sich bekannten - Rundschreibens untersagt worden waren. Er konnte insbesondere annehmen, da&#223; die Antragstellerin entweder die 2. Seite seines Rundschreibens bewu&#223;t wegen seiner dort wiedergegebenen Erkl&#228;rungen nicht dem Gericht mitvorgelegt oder da&#223; das Gericht dem Unterlassungsbegehren nur teilweise entsprochen hatte.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Bei dieser Sachlage erscheint es auch nicht gerechtfertigt, die innerhalb der Vollziehungsfrist durchgef&#252;hrte unvollst&#228;ndige Zustellung als ausreichende teilweise Vollziehung anzusehen. Zwar hat die Antragstellerin durch die Zustellung des (unvollst&#228;ndigen) Beschlusses f&#252;r den Antragsgegner bekundet, da&#223; sie auf der Verfolgung des vom Gericht erlassenen Verbots bestehe und hiermit von der einstweiligen Verf&#252;gung Gebrauch mache. Dem Sinn und Zweck der Vollziehungsfrist ist damit jedoch nicht hinreichend Rechnung getragen. Die Beschlu&#223;verf&#252;gung vom 10.04.1986 l&#228;&#223;t nach ihrem Inhalt und Zweck eine teilweise Vollziehung nicht zu. Eine solche war von der Antragstellerin auch nicht gewollt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Eine Heilung des Zustellungsmangels scheidet aus.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 187 Satz 1 ZPO kann eine nicht nachweisbar formgerechte oder eine unwirksame Zustellung in dem Zeitpunkt als bewirkt angesehen werden, in dem das zuzustellende Schriftst&#252;ck dem Beteiligten zugegangen ist, an den dem Gesetz</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">gem&#228;&#223; die Zustellung gerichtet werden konnte. Mit der wohl &#252;berwiegenden Meinung h&#228;lt der Senat eine Anwendung des &#167; 187 Abs. 1 ZPO grunds&#228;tzlich auch auf M&#228;ngel, die die Vollziehung einer einstweiligen Verf&#252;gung betreffen, f&#252;r m&#246;glich (OLG K&#246;ln WRP 1980, 226; OLG M&#252;nchen MDR 1986, 944 - jeweils m.N.; Sp&#228;tgens in Handbuch des Wettbewerbsrechts &#167; 86, Rdnr. 20 und Fu&#223;note 37 m. N.).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Art und Weise, in der im vorliegenden Fall der Antragsgegner m&#246;glicherweise durch seinen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten Kenntnis von dem Inhalt der Beschlu&#223;verf&#252;gung erlangt hat, reicht f&#252;r eine derartige Heilung nicht aus. &#167; 187 Abs. 1 ZPO ist Ausdruck des allgemeinen Grundsatzes der Heilung durch Zweckerreichung (BGH NJW 1978, 426). Die Voraussetzung f&#252;r eine Heilung des Zustellungsmangels mit der Folge, da&#223; die Zustellung als bewirkt angesehen werden kann, ist somit erst gegeben, wenn der Zweck der verletzten Verfahrensnorm auf andere Weise dennoch eingetreten ist (OLG Hamm WRP 1979, 325; OLG Frankfurt WRP 1979, 799/800; OLG M&#252;nchen WRP 1983, 46; Baumg&#228;rtel, ZZP 1969, Seite 89 ff. 113). Mag der Antragsgegner durch seinen Anwalt auch innerhalb der Vollziehungsfrist zuverl&#228;ssige Kenntnis vom Inhalt der Beschlu&#223;verf&#252;gung erlangt haben, eine Heilung des Zustellungsmangels ist damit jedenfalls nicht eingetreten. Der Begriff des &#8222;Zugangs&#8220; im Sinne von &#167; 187 ZPO erfordert n&#228;mlich zumindest, da&#223; das zuzustellende Schriftst&#252;ck auf irgendeine Weise - wenn auch nur vor&#252;bergehend - in den <span style="text-decoration:underline">Besitz</span> des Zustellungsempf&#228;ngers gelangt ist. Das ist im Streitfall nicht dargetan oder erkennbar.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Eine anderweitige Kenntnisnahme ohne Besitzerlangung - hier ggfs.- eine Unterrichtung &#252;ber den Inhalt der Beschlu&#223;verf&#252;gung durch den Anwalt nach Akteneinsicht - gen&#252;gt insoweit nicht (vgl. BGHZ 70, 387; OLG Nurnberg MDR 1982, 238; Stephan in Z&#246;ller, ZPO, 14. Aufl. &#167; 187 Rdnr. 5 - jeweils m. N.). Der Zustellungsadressat selbst - nicht eine Ersatzperson &#8209; mu&#223; durch &#220;bergabe (&#167; 170 ZPO) das Schriftst&#252;ck in seinen Herrschaftsbereich bekommen haben ( BHG, Der Betrieb 1981, 368; Stephan in Z&#246;ller, ZPO 14. Aufl. &#167; 187 Rdnr. 6 m. N.).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Erfolglos bleibt schlie&#223;lich auch der Einwand der Antragstellerin, der Antragsgegner habe durch r&#252;gelose Einlassung vor dem Landgericht auf die Wahrung der Vollziehungsfrist des &#167; 929 Abs. 2 ZPO verzichtet (&#167; 295 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Durch die Fristvers&#228;umung ist die erlassene einstweilige Verf&#252;gung - ohne die M&#246;glichkeit einer Heilung oder eines Verzichts durch den Antragsgegner - endg&#252;ltig wirkungslos geworden. Bei der vers&#228;umten Frist handelt es sich n&#228;mlich um zwingendes Recht, das die Wirkungen eines Staatshoheitsaktes begrenzt (OLG Koblenz GRUR 1981, 92 m.N.). Es ist daher der Parteidisposition entzogen und kann mangels entsprechender gesetzlicher Bestimmungen auch weder verl&#228;ngert, noch abgek&#252;rzt werden - &#167; 224 Abs. 2 ZPO - (allgemeine Ansicht: RG 1951, 155/157;</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">OLG Koblenz GRUR 1981, 91 f.; OLG D&#252;sseldorf GRUR 1984, 385; OLG Hamm Anwaltsblatt 1986, 35 f.; Baumbach-Hartmann, ZPO, 45. Aufl., &#167; 929 Anm. 2 - jeweils m.N.).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Da die Antragstellerin die Vollziehungsfrist der &#167;&#167; 929 Abs. 2, 936 ZPO vers&#228;umt hat, mu&#223; die einstweilige Verf&#252;gung - ohne R&#252;cksicht auf deren sachliche Begr&#252;ndung - aus formellen Gr&#252;nden als von Anfang an unberechtigt angesehen, der Antrag auf ihren Erla&#223; nunmehr also zur&#252;ckgewiesen werden(OLG K&#246;ln WRP 1979, 817; Pastor, Der Wettbewerbsproze&#223;, 3. Aufl., Seite 366).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Antragstellerin sind gem&#228;&#223; &#167; 91 Abs. 1 ZPO auch die Kosten des gesamten Verfahrens aufzuerlegen (vgl. OLG Koblenz GRUR 1981, 91/93 m.N.).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Das Urteil ist mit der Verk&#252;ndung rechtskr&#228;ftig (&#167; 545 Abs. 2 ZPO).</p>
315,505
ag-neuss-1986-12-17-30-c-58486
{ "id": 713, "name": "Amtsgericht Neuss", "slug": "ag-neuss", "city": 473, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
30 C 584/86
"1986-12-17T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:31"
"2019-03-27T09:42:57"
Urteil
ECLI:DE:AGNE:1986:1217.30C584.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 80,00 DM nebst 7,25 % Zinsen seit dem 14.05.1986 sowie 5,00 DM an vorgerichtlichen Kosten zu zahlen.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>2.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Beklagte.</p> <p></p> <p>3.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte wurde am 21.10.1985 vom Zahnarzt Dr. med. W behandelt. Dr. W hat der Kl&#228;gerin seine Geb&#252;hrenanspr&#252;che abgetreten.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Unter dem 14.02.1986 stellte die Kl&#228;gerin der Beklagten einen Betrag von 248,54 DM in Rechnung. Die Beklagte hat einen Teilbetrag von 168,54 DM gezahlt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Anl&#228;sslich der Behandlung hat Dr. W die Beklagte aufgefordert, ihm ihre vorher herausgefallene defekte Goldkrone zu &#252;bergeben. Als die Beklagte bei einem sp&#228;teren Besuch bei Dr. W die Goldkrone wiederhaben wollte, wurde dies unter Hinweis darauf abgelehnt, dass die Krone weggeworfen worden sei.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat aus diesem Grunde ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht betreffend einen Teilbetrag von 80,00 DM geltend gemacht.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor, dass Dr. W seinerzeit die Beklagte aufgefordert habe, ihm die Goldkrone zur &#220;berpr&#252;fung und Untersuchung zu &#252;bergeben. Dr. W habe beabsichtigt, die Krone bei einem Erhaltungsversuch als provisorische Versorgung weiter zu benutzen. Die Untersuchung der Krone habe jedoch ergeben, dass eine Weiterverwendung der Krone auch als Provisorium nicht m&#246;glich gewesen sei. Dr. W habe daraufhin die Krone auf den Behandlungstisch zur&#252;ckgelegt und im &#252;brigen der Beklagten mitgeteilt, dass die Krone nicht weiter verwendet werden k&#246;nne. Da die Beklagte bei diesem Termin die Krone nicht zur&#252;ckverlangt habe, sei diese mit der zusammengekn&#252;llten Papierauflage des Behandlungstisches weggeworfen worden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Beklagte zu verurteilen, an sie 80,00 DM nebst 7,25 % Zinsen seit dem 05.04.1986 sowie 15,00 DM an vorgerichtlichen Kosten zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Sie tr&#228;gt vor, dass Dr. W verpflichtet gewesen sei, ihr als Eigent&#252;merin der Krone diese auszuh&#228;ndigen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf die wechselseitigen Schrifts&#228;tze und deren Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Klage war gem. &#167;&#167; 631, 632, 398 BGB begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Gegen die Aktivlegitimation der Kl&#228;gerin bestehen nach Vorlage des schriftlichen Abtretungsvertrages keine Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Beklagten steht auch ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht gegen&#252;ber dem geltend gemachten Rechnungsbetrag von 80,00 DM nicht zu. Die Kl&#228;gerin hat vorgetragen, dass Dr. W nach &#220;berpr&#252;fung der Krone der Beklagten mitgeteilt habe, dass diese nicht weiter verwendet werden k&#246;nne. Dies ist von der Beklagten nicht ausdr&#252;cklich bestritten worden, so dass das Gericht von der Richtigkeit dieses Vorbringens auch ausgehen musste, zumal die Beklagte, da die Krone tats&#228;chlich bei dem fraglichen Behandlungstermin nicht weiter verwendet worden ist, auch von daher davon ausgehen musste, dass eine Weiterverwendung der Krone durch Dr. W nicht mehr vorgesehen war. Es ist auch kein Grund daf&#252;r ersichtlich, dass die Beklagte der Meinung h&#228;tte sein k&#246;nnen, dass die defekte Krone noch f&#252;r einen anderen Zweck durch Dr. W ben&#246;tigt werden w&#252;rde. Es war daher ohne weiteres die Sache der Beklagten, sich um die sofortige Herausgabe der fraglichen Krone zu bem&#252;hen. Zwar h&#228;tte es Dr. W im Zuge einer kundenfreundlichen Behandlung gut angestanden, die Beklagte ausdr&#252;cklich auf ihr Mitnahmerecht betreffend die Krone hinzuweisen; eine entsprechende rechtliche Verpflichtung ist f&#252;r das Gericht jedoch nicht ersichtlich. Das Gericht verkennt auch nicht, dass in zahlreichen F&#228;llen wie diesen f&#252;r manchen Zahnarzt die M&#246;glichkeit bestehen mag, &#252;ber das ihm zustehende Honorar hinaus weitere Einkunftsm&#246;glichkeiten zu erschlie&#223;en. Es bleibt jedoch letztlich Sache des Patienten, eine nicht mehr ben&#246;tigte Goldkrone vom Zahnarzt auch tats&#228;chlich herauszuverlangen. Dies hat die Beklagte jedoch zumindest bei dem hier fraglichen ersten Behandlungstermin nicht gemacht.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagte vorgebracht hat, insoweit voll auf ihre Zahnbehandlung konzentriert gewesen zu sein und von daher nicht die sofortige Herausgabe verlangt zu haben, ist dem entgegenzuhalten, dass sicherlich auch der Zahnarzt und seine assistierenden Personen bei einer Zahnbehandlung am Patienten voll auf diese Behandlung konzentriert sein d&#252;rften, so dass zumindest von daher eine erh&#246;hte Verpflichtung des Arztes, auf die Mitnahme der Goldkrone hinzuweisen, nicht gegeben ist.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Desweiteren ist eine Aufbewahrungspflicht des Zahnarztes betreffend von Patienten zur&#252;ckgelassener Goldkronen, zumindest soweit es sich um relativ geringwertige Teile handelt, nicht gegeben. Eine entsprechende vertragliche oder gesetzliche Verpflichtung ist nicht ersichtlich. Durch das Zur&#252;cklassen der Goldkrone nach dem ersten Besuch verlor die Kl&#228;gerin zwar nicht ihren Herausgabeanspruch als Eigent&#252;merin, kann einen solchen jedoch nur geltend machen, wenn die fragliche Krone tats&#228;chlich noch bei Dr. W vorhanden w&#228;re. Dies kann das Gericht jedoch nach dem beiderseitigen Vorbringen nicht als erwiesen ansehen. Die Kl&#228;gerin hat unter Beweisantritt vorgetragen, dass die fragliche Krone zusammen mit der Papierablage des Behandlungstisches weggeworfen worden sei. Auch dieser Umstand ist von der Beklagten nicht ausdr&#252;cklich bestritten worden. Soweit die Beklagte dieses Sachvortrag als unglaubw&#252;rdig bezeichnet und insoweit Zweifel vorgebracht hat, reicht dies nicht aus, da es eben an einem ausdr&#252;cklichen Bestreiten dieses Vorbringens fehlt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Das Gericht konnte somit letztlich nicht davon ausgehen, dass sich Dr. W noch im C der Krone der Beklagten befand, als diese dann bei einem sp&#228;teren Behandlungstermin die Krone herausverlangte. Ein Herausgabeanspruch ist von daher nicht gegeben. Da andererseits auch eine Verpflichtung des Dr. W zur Aufbewahrung der Krone f&#252;r die Beklagte nicht bestand, sind auch Anspr&#252;che der Beklagten wegen Verletzung dieser Verpflichtung durch Dr. W nicht vorhanden. Der Beklagten steht ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Es war daher wie erkannt zu entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Zinsentscheidung folgt aus &#167;&#167; 284, 288 Abs. 2 BGB.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Dabei war als Zinsbeginn der 14.05.1986 anzusetzen, da die Beklagte durch Schreiben dieses Datums an die Kl&#228;gerin eine Zahlung abgelehnt bzw. von der Herausgabe der Goldkrone abh&#228;ngig gemacht hat und im &#252;brigen zu diesem Zeitpunkt im C der Mahnung der Kl&#228;gerin vom 06.05.1986 war.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;gerin Zinsen bereits ab dem 05.04.1986 verlangt hat, war die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Weder die Rechnung vom 14.02.1986 noch die vermeintliche Zahlungserinnerung vom 19.03.1986 haben einen Verzug der Beklagten begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorgerichtlichen Kosten folgt aus &#167; 286 BGB.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Dabei waren der Kl&#228;gerin lediglich die Kosten f&#252;r das Mahnschreiben vom 06.05.1986 zu erstatten.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Kosten f&#252;r blo&#223;e Erinnerungsschreiben k&#246;nnen nicht verlangt werden, und das weitere formelle Mahnschreiben der Kl&#228;gerin vom 12.06.1986 war im Hinblick auf das spezifizierte Antwortschreiben der Beklagten vom 14.05.1986 in keiner Weise erforderlich.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Vorgerichtliche Kosten waren daher lediglich in H&#246;he von 5,00 DM zuzusprechen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 92 Abs. 2, 708 Nr. 11, 713 ZPO.</p>
315,506
lg-dortmund-1986-12-17-6-o-54386
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
6 O 543/86
"1986-12-17T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:32"
"2019-03-27T09:42:57"
Urteil
ECLI:DE:LGDO:1986:1217.6O543.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt,</p> <p>die neun ca. 5-j&#228;hri-gen Serbischen Fichten und den</p> <p>ca. 5-J&#228;hrigen Urweltmammutbaum, die sie auf ihrem </p> <p>Grundst&#252;ck S-Str., E, mit einem</p> <p>Abstand von weniger als vier Metern zur Grenze zum</p> <p>Grundst&#252;ck der Kl&#228;gerin U-Weg, E,</p> <p>gepflanzt haben, zu beseitigen.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen die Kl&#228;gerin zu</p> <p>1/11, die Beklagten zu 10/11.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist f&#252;r die Kl&#228;gerin gegen Sicherheitslei-</p> <p>stung von 6.900,&#8212; DM vorl&#228;ufig vollstreckbar. Der Kl&#228;-</p> <p>gerin wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung der</p> <p>Beklagten durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung</p> <p>in H&#246;he von 80,&#8212; DM abzuwenden, falls nicht die Beklagten</p> <p>vorher Sicherheit in gleicher H&#246;he leisten.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind Nachbarn. An der gemeinsamen Grenze,</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">(im Lageplan, der mit der Klageschrift eingereicht wurde</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">mit gelb unterlegt, Bl. 5) stehen auf dem Grundst&#252;ck der</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Beklagten zehn Fichten und ein weiterer von der Kl&#228;gerin </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">zun&#228;chst als L&#228;rche bezeichneter Baum, den die Beklagten </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">-von der Kl&#228;gerin unbestritten und insoweit v on i h r zueigen </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">gemachte- als Mammutbaum bezeichnen. Dieser Baum</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">steht nach den &#252;bereinstimmenden Erkl&#228;rungen der Parteien</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">im Abstand von einem knappen Meter etwa in der gedachten</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Verl&#228;ngerungslinie der n&#246;rdlichen Grenze des Grundst&#252;cks</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">der Kl&#228;gerin in Richtung auf das Grundst&#252;ck der Beklagten</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">auf dem Grundst&#252;ck der Beklagten. Die &#252;brigen B&#228;ume stehen</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">in einem Abstand von 0,5 m bis l m von der &#246;stlichen Grenze</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">des Grundst&#252;cks der Kl&#228;gerin entfernt auf dem Grundst&#252;ck</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">der Beklagten. Unstreitig handelt es sich bei neun</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Fichten um serbische Fichten, w&#228;hrend eine Fichte, von</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Den Beklagten auch als Tanne bezeichnet, jedenfalls keine </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">serbische Fichte ist, wie es von der Kl&#228;gerin im Termin vom</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">17.12.1986 nicht bestritten worden ist.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Unstreitig sind die neun serbischen Fichten und der Mammut</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">baum von den Beklagten im Jahre 1981 gepflanzt worden, wo-</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">bei zwischen den Parteien streitig ist, ob es sich hierbei</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">um eine Ersatzpflanzung f&#252;r Laubb&#228;ume handelt.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist der Ansicht, es handele sich bei den</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">B&#228;umen auch dann nicht um Hecken, wenn die Beklagten diese</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">auf 2 m herunterschneiden w&#252;rden. Die Beklagten seien des-</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">halb zur Beseitigung der B&#228;ume verpflichtet, wobei dieses</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Verlangen nach Ansicht der Kl&#228;gerin in keiner Weise rechts-</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">mi&#223;br&#228;uchlich sei.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">die Beklagten als Gesamtschuldner zu</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">verurteilen, die zehn ca. f&#252;nfj&#228;hrigen</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">serbischen Fichten und die ca. f&#252;nfj&#228;hrige</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">L&#228;rche (Mammutbaum), die sie auf ihrem</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Grundst&#252;ck S-Stra&#223;e, E,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">mit einend Abstand von weniger als 4 m zur</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Grenze zum Grundst&#252;ck der Kl&#228;gerin,</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">U-Weg, E, gepflanzt</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">haben, zu beseitigen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Sie behaupten, bei einer Fichte, die sie auch als Tanne</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">bezeichnen, handele es sich jedenfalls um einen Baum, der </p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">bereits im Jahre 1974 gepflanzt worden sei.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Der Mammutbaum d&#252;rfte wegen seiner Lage nicht mehr erfa&#223;t</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">sein.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Da es sich bei den &#252;brigen B&#228;umen um eine Ersatzpflanzung</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">f&#252;r vorher dort angepflanzte Laubb&#228;ume handele und die</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;gerin erstmals im Jahre 1985 Beseitigung der Nadel-</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">b&#228;ume verlangt habe, sei ihr Verhalten rechtsmi&#223;br&#228;uchlich.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">den vorgetragenen Inhalt der zwischen den Parteien gewechselten</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidunqsqr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist im wesentlichen begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann von den Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 1004 BGB Be-</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">seitigung von neun serbischen Fichten und des Mammut-</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">baumes verlangen.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Denn die Beklagten haben bei der Anpflanzung dieser B&#228;ume</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">nicht den in &#167; 41 Abs. 1 Ziffer 1 a NachbG NW festgelegten</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Grenzabstand eingehalten. Dieser betr&#228;gt bei stark wachsenden</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">B&#228;umen, zu welchen die serbischen Fichten und der Mammut-</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">baum z&#228;hlen (vgl. Sch&#228;fer, Nachbarrechtsgesetz f&#252;r das</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Land Nordrhein-Westfalen, Kommentar, &#167; 41 Anm. 3), vier</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Meter. Diesen nach &#167; 46 NachbG NW von der Mitte des Baum-</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">stammes waagrecht und rechtwinklig zur Grenze zu messende</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Abstand haben die Beklagten unstreitig bei den neun ser-</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">bischen Fichten nicht eingehalten. Entgegen der Ansicht</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">der Beklagten ist dies jedoch, auch bei dem Mammutbaum der</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Fall. Denn auch dieser Baum ist von der n&#246;rdlichen Grenze</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">des Grundst&#252;cks der Kl&#228;gerin nicht vier Meter entfernt, da</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">dieser Abstand jedenfalls nicht bis zum Schnittpunkt der</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">n&#246;rdlichen Grenze der Kl&#228;gerin mit der westlichen Grenze</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">der Beklagten eingehalten ist. Auch dieser Schnittpunkt</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">als Teil einer Linie, auf den rechtwinklig von der Mitte</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">des Baumes aus gemessen werden kann, ist Teil der Grenze</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">der Kl&#228;gerin. </p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht der Beklagten handelt es sich bei</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">den B&#228;umen auch dann nicht um eine Hecke, f&#252;r die nach</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">&#167; 42 NachbG NW bei einer H&#246;he bis zu 2 m lediglich ein</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Grenzabstand von 0,50 m einzuhalten ist, wenn sie die </p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">B&#228;ume auf 2 m herunterschneiden. Denn bei einer Hecke</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">mu&#223; es sich um B&#228;ume oder Str&#228;ucher handeln, die be-</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">stimmungsgem&#228;&#223; in einer l&#228;ngeren schmalen Reihe wachsen</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">(vgl. Sch&#228;fer, NachbG NW, &#167; 42 Anm. 1). Das trifft aber</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">auf die hier in Rede stehenden B&#228;ume nicht zu, da diese</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">von Anfang an versetzt auf L&#252;cke gepflanzt worden sind</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">und zu keiner Zeit den Eindruck einer Hecke vermitteln</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">sollten.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Die neun serbischen Fichten und der Mammutbaum sind von</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">den Beklagten antragsgem&#228;&#223; zu beseitigen, da sie im</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Jahre 1981 und damit innerhalb der in &#167; 47 Abs. 1 NachbG</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">NW festgelegten Frist von sechs Jahren vor Klageerhebung</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">gepflanzt worden sind.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Das Beseitigungsverlangen der Kl&#228;gerin, das innerhalb</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">der gesetzm&#228;&#223;ig festgelegten Frist erfolgt, ist rechtm&#228;&#223;ig</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">und auch dann nicht rechtsmi&#223;br&#228;uchlich, wenn es sich um</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">eine Ersatzanpflanzung handelt. Denn auch bei einer</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Ersatzanpflanzung einer Anpflanzung, deren Beseitigung</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">nicht mehr wegen Fristablauf oder Genehmigung verlangt</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">werden kann, mu&#223; gem&#228;&#223; &#167;&#167; 47 Abs. 2, 45 Abs. 3, 41 NachbG</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">NW der vorgeschriebene Grenzabstand eingehalten werden.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn die urspr&#252;ngliche Anpflanzung seitens des</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Rechtsvorg&#228;ngers der Kl&#228;gerin zumindest stillschweigend</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">genehmigt worden w&#228;re, ist das nunmehr gestellte Beseitigungs-</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">verlangen der Kl&#228;gerin gleichwohl nicht rechtsmi&#223;br&#228;uchlich,</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">da mit der Erstellung der Ersatzanpflanzung der Beseitigungs-</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">anspruch bei Nichteinhaltung des Grenzabstandes aufs neue</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">entsteht und wiederum der Ausschlu&#223;frist gem&#228;&#223; &#167; 47 NachbG</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">NW unterliegt.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;gerin Beseitigung einer weiteren Fichte</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">verlangte, hat sie nicht bewiesen, da&#223; dieser Baum auch</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">im Jahre 1981 gepflanzt worden ist. Insoweit haben die</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Beklagten behauptet, der Baum sei bereits im Jahre 1974 </p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">gepflanzt worden. F&#252;r ihre anderweitige Behauptung hat</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">die beweispflichtige Kl&#228;gerin keinen Beweis angetreten</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">und ist damit beweisf&#228;llig geblieben.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 ZPO, die Ent-</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">scheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">&#167;&#167; 709, 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p>
315,507
olgham-1986-12-11-4-uf-38086
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 UF 380/86
"1986-12-11T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:38"
"2019-03-27T09:42:57"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1986:1211.4UF380.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das Teilurteil des Amtsgerichts - Familiengericht - Dortmund vom 12. Juni 1986 wie folgt abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, der Kl&#228;gerin Auskunft &#252;ber den Stand seines Endverm&#246;gens per 25. Mai 1983 zu erteilen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens tr&#228;gt der Beklagte.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die am 23. Januar 1928 geborene Kl&#228;gerin und der am 24. Mai 1924 geborene Beklagte hatten am 2. September 1952 geheiratet. Aus der Ehe stammen die S&#246;hne xxx, geboren am 30. November 1954, und xxx, geboren am 5. Juli 1957. Die Parteien leben seit dem 20. April 1959 getrennt. Eine im Jahre 1959 vom Beklagten erhobene Ehescheidungsklage wurde auf die Berufung der Kl&#228;gerin durch Urteil des Oberlandesgerichts Hamm vom 8. Dezember 1959 abgewiesen (5 R 141/59 LG Dortmund = 6 UF 199/59 OLG Hamm). Inzwischen wurde die Ehe der Parteien durch Urteil des Amtsgerichts Dortmund vom 11. April 1985 (175 F 139/83) geschieden. Das Urteil ist seit dem 13. Juni 1984 rechtskr&#228;ftig, der Scheidungsantrag ist dem Beklagten am 15. Mai 1983 zugestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit der bei Gericht am 9. April 1986 eingegangenen Stufenklage hat die Kl&#228;gerin die Verurteilung des Beklagten dahin begehrt, Auskunft &#252;ber sein Endverm&#246;gen per 25. Mai 1983 zu erteilen und den sich aus der Auskunft ergebenden Zugewinn zu zahlen. Soweit der Beklagte gemeint hat, da&#223; er nur verpflichtet sei, zum Stichtag 31. Dezember 1971 der Kl&#228;gerin Auskunft zu erteilen, hat sie vorgetragen, da&#223; sie entgegen den Behauptungen des Beklagten vor der Trennung den Haushalt immer versorgt habe. Sie habe auch stets die Rechnungen f&#252;r das Gesch&#228;ft geschrieben und in diesem tags&#252;ber Verpflichtungen wahrgenommen. Nach der Trennung, die infolge ihrer Erkrankung erforderlich geworden sei, habe sie sich stets um die Kinder gek&#252;mmert. Es k&#246;nne f&#252;r eine Vorverlegung des Stichtages auch nicht, so hat sie gemeint eine grobe Unbilligkeit im Sinne des &#167; 1381 BGB auf Grund der langen Trennung angenommen werden, da der Beklagte sich einer anderen Frau zugewandt habe. Nach ihrer Gesundung habe er es abgelehnt, mit ihr die eheliche Gemeinschaft wieder aufzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat die Abweisung des Auskunftsantrages beantragt (Bl. 10, 34 R d.A.). Er hat vorgetragen, da&#223; die Kl&#228;gerin w&#228;hrend der kurzen Zeit der ehelichen Gemeinschaft ihre wirtschaftlichen Verpflichtungen nicht erf&#252;llt habe. So habe es die Kl&#228;gerin abgelehnt, nachdem er im Jahre 1953 angefangen habe, sich selbst&#228;ndig zu machen, sich an den B&#252;roarbeiten zu beteiligen. Dies sei auch in der Folgezeit so gewesen, als sein Betrieb sich vergr&#246;&#223;ert habe. Sie habe auch ihre Haushaltsf&#252;hrungspflichten nicht richtig erf&#252;llt. Nach der Trennung habe sie sich nicht in der erforderlichen Weise um die Kinder gek&#252;mmert, so da&#223; der Sohn xxx nicht einmal den Hauptschulabschlu&#223; erreicht habe. Die grobe Unbilligkeit des Auskunftsverlangens per 25. Mai 1983 ergebe sich ferner daraus, da&#223; die Trennung bereits im Jahre 1959 erfolgt sei, so da&#223; als Grundlage des Zugewinnausgleichs f&#252;r die Folgezeit eine gemeinschaftliche Lebensf&#252;hrung nicht gegeben sei. Er ist deshalb der Meinung gewesen, da&#223; die Kl&#228;gerin Auskunft nur zum Stichtag 31. Dezember 1971 verlangen k&#246;nne. Auf diesen Zeitpunkt hat er abgestellt, weil die Kl&#228;gerin nach diesem Stichtag die Kinder - so hat er behauptet - nicht mehr betreut und damit jegliche gemeinschaftliche Lebensleistung aufgegeben habe.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil hat das Amtsgericht den Beklagten verurteilt, Auskunft &#252;ber sein Endverm&#246;gen per 4. Juli 1975 zu erteilen. Es hat unter anderem ausgef&#252;hrt, angesichts der Tatsache, da&#223; die Parteien bereits seit dem Jahre 1959 getrennt lebten, sei als Endpunkt der Zugewinngemeinschaft hier der Zeitpunkt der Vollj&#228;hrigkeit der Kinder anzunehmen. Ein Anspruch auf Zugewinn &#252;ber diesen Zeitpunkt hinaus sei grob unbillig, da die Parteien getrennt gelebt und die Kl&#228;gerin an dem Erwerb des Zugewinns in keiner Weise beteiligt gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit der Berufung erstrebt die Kl&#228;gerin ab&#228;ndernd die Verurteilung des Beklagten zur Auskunftserteilung bez&#252;glich seines Endverm&#246;gens, zum Bewertungsstichtag 25. Mai 1983. Sie meint, da&#223; &#167; 1384 BGB nur den Bewertungsstichtag der Zustellung des Ehescheidungsantrages kenne. Einen Ausschlu&#223; des Zugewinnausgleichsanspruchs gem&#228;&#223; &#167; 1381 BGB nur f&#252;r einen bestimmten Zeitraum sei nicht zul&#228;ssig. Zudem reiche die Tatsache der Trennung allein als Grund f&#252;r den teilweisen Ausschlu&#223; des Zugewinns nicht aus. Sie habe damals wegen ihrer Erkrankung mit Einverst&#228;ndnis des Beklagten diesen verlassen. Mach Wiederherstellung ihrer Gesundheit habe sie zum Beklagten zur&#252;ckkehren wollen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Dieser habe jedoch die Wiederherstellung der ehelichen Gemeinschaft abgelehnt, da er sich zwischenzeitlich einer anderen Frau zugewandt habe.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Sie beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">unter teilweiser Ab&#228;nderung des angefochtenen Teilurteils den Beklagten zu verurteilen, Auskunft &#252;ber den Stand seines Endverm&#246;gens per 25. Mai 1983 zu erteilen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">und mit der Anschlu&#223;berufung, </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Er macht geltend, da&#223; er noch bereit sei, zum 31. Dezember 1971 Auskunft zu erteilen, da mit Ablauf dieses Jahres der Sohn xxx 14 Jahre alt geworden sei. Jedenfalls nach diesem Zeitpunkt habe die Kl&#228;gerin sich nicht mehr um die Kinder gek&#252;mmert. So habe der Sohn xxx das Abitur nicht erlangt. Sie habe es auch seit 1971 unterlassen, einer Berufst&#228;tigkeit nachzugehen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Da die gemeinsame Lebensleistung der Parteien infolge der Trennung fehle, k&#246;nne dem Zugewinnausgleichsanspruch der Kl&#228;gerin f&#252;r die folgende Zeit die Einrede des &#167; 1381 BGB entgegengehalten werden. Dies sei auch im Auskunftsverfahren zu ber&#252;cksichtigen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Vortrag der Kl&#228;gerin zum Scheitern der Ehe sei unzutreffend. Die Ehe sei daran zerbrochen, da&#223; die Kl&#228;gerin sich tags&#252;ber gegen seinen Willen immer bei ihren Eltern aufgehalten habe. Sie habe sich auch geweigert, f&#252;r ihn Rechnungen zu schreiben und ihm das Mittagessen zu bereiten. Es sei deshalb grob unbillig, der Kl&#228;gerin f&#252;r die gesamte Ehezeit einen Zugewinnausgleich zuzubilligen, einzubeziehen sei allenfalls die Zeit bis Ende 1971. Insoweit werde eine Herabsetzung des Zugewinnausgleichs begehrt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die Anschlu&#223;berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des gegenseitigen Parteivorbringens wird auf die in der Berufungsinstanz gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Im Senatstermin vom 11. Dezember 1986 wurden die Parteien gem&#228;&#223; &#167; 141 ZPO pers&#246;nlich angeh&#246;rt.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die <u>Kl&#228;gerin</u> erkl&#228;rte sie sei 1959 aus der ehelichen Wohnung ausgezogen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der <u>Beklagte</u> erkl&#228;rte: Er habe sich zwei Monate vor der Eheschlie&#223;ung selbst&#228;ndig gemacht. Zun&#228;chst sei er selbst&#228;ndiger Werksvertreter f&#252;r eine Tischlerei gewesen. Sp&#228;ter habe er dann auch die Materialien geliefert. Damit dieses m&#246;glich gewesen sei, habe er einen Kompagnon hinzugenommen, auf dessen Namen die Firma eingetragen gewesen sei. Mit ihm zusammen habe er den Betrieb etwa zwei Jahre gef&#252;hrt. Im Jahre 1957 habe er sich dann von diesem getrennt und habe erneut von vorne angefangen. Diesmal habe sein, des Beklagten, Vater seinen Namen f&#252;r die Firma gegeben.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;gerin hat Erfolg. In Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils ist der Beklagte verpflichtet, an die Kl&#228;gerin Auskunft &#252;ber den Stand seines Endverm&#246;gens per 25. Mai 1983 zu erteilen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Anschlu&#223;berufung des Beklagten, mit der er - wie im ersten Rechtszug - lediglich die v&#246;llige Abweisung des Auskunftsantrages ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Verpflichtung des Beklagten, der Kl&#228;gerin Auskunft &#252;ber sein Endverm&#246;gen zu erteilen, folgt aus &#167; 1379 Abs. 1 BGB. Nach dieser Vorschrift ist jeder Ehegatte verpflichtet, dem anderen Ehegatten &#252;ber den Bestand seines Endverm&#246;gens Auskunft zu erteilen, wenn der G&#252;terstand beendet ist. F&#252;r die Berechnung des Zugewinns tritt im Falle der Scheidung der Ehe an die Stelle der Beendigung des G&#252;terstandes der <u>Zeitpunkt der Rechtsh&#228;ngigkeit</u> des Scheidungsantrages. Diesen haben die Parteien &#252;bereinstimmend im Senatstermin vom 11. Dezember 1986 mit dem 25. Mai 1983 angegeben; das stimmt mit dem bei den Scheidungsakten 175 F 139/83 AG Dortmund befindlichen Zustellungsnachweis &#252;ber ein.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht des Beklagten ist der auf diesen Stichtag gerichtete Auskunftsanspruch der Kl&#228;gerin auch nicht rechtsmi&#223;br&#228;uchlich. Dies k&#246;nnte der Fall sein, wenn bereits jetzt feststehen w&#252;rde, da&#223; ein Zugewinnausgleichsanspruch schlechthin gem&#228;&#223; &#167; 1381 BGB ausgeschlossen ist. Nach dieser Bestimmung kann der Zugewinnausgleichsverpflichtete die Erf&#252;llung der Ausgleichsforderung verweigern, soweit der Ausgleich des Zugewinns nach den Umst&#228;nden des Falles grob unbillig w&#228;re. Grobe Unbilligkeit kann insbesondere dann vorliegen, wenn der Ehegatte, der den geringeren Zugewinn erzielt hat, l&#228;ngere Zeit hin durch die wirtschaftlichen Verpflichtungen, die sich aus dem ehelichen Verh&#228;ltnis ergeben, schuldhaft nicht erf&#252;llt hat. Diese Einrede kann auch gegen&#252;ber dem Auskunftsanspruch durchgreifen, wenn die sich aus der Auskunft ergebenden Umst&#228;nde f&#252;r die Berurteilung des Leistungsverweigerungsrechtes unerheblich sind und bereits nach den vorab feststellbaren und festgestellten Sachverhalt nicht zweifelhaft sein kann, da&#223; infolge der nach &#167; 1381 Abs. 1 BGB erhobenen Einrede eine Ausgleichsforderung nicht besteht (vgl. BGH, NJW 1980, 1462).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht der Anschlu&#223;berufung kann aber in dem hier zur Entscheidung stehenden Rechtsstreit vor Durchf&#252;hrung des Auskunftverfahrens nicht festgestellt werden, ob und in welchem Umfange ein Zugewinnausgleichsanspruch der Kl&#228;gerin wegen grober Unbilligkeit ausgeschlossen ist. Unabh&#228;ngig von der Frage, wie die langj&#228;hrige Trennung der Parteien sich auf einen Zugewinnausgleichanspruch der Kl&#228;gerin auswirkt und ob die Kl&#228;gerin, was zwischen den Parteien streitig ist, jedenfalls teilweise f&#252;r den Betrieb des Beklagten in der Zeit vor der endg&#252;ltigen Trennung der Parteien t&#228;tig gewesen ist, ist davon auszugehen, da&#223; sie jedenfalls bis zur endg&#252;ltigen Trennung die beiden Kinder der Parteien betreut und den Haushalt gef&#252;hrt hat. Dementsprechend hat auch der Beklagte im Senatstermin vom 11. Dezember 1986 erkl&#228;rt, er sei der Meinung gewesen, da&#223; die Kl&#228;gerin im Hinblick darauf, da&#223; sie die Kinder erzogen hat, bis zu einem gewissen Zeitpunkt am Zugewinn zu beteiligen sei. Der Beklagte pers&#246;nlich r&#228;umt also ein, da&#223; der Kl&#228;gerin im Hinblick auf ihre in der ehelichen Gemeinschaft f&#252;r die Kinder erbrachten Leistungen eine Beteiligung an dem von ihm erzielten Zugewinn zustehen m&#252;&#223;te.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Ein Ausschlu&#223; des Auskunftsanspruches insgesamt kommt jedoch nur in Frage, wenn die Durchf&#252;hrung des Zugewinnausgleichs dem Gerechtigkeitsempfinden in unertr&#228;glicher Weise widersprechen w&#252;rde. Auch bei Beachtung der langj&#228;hrigen Trennung der Parteien sowie bei Annahme der Behauptung des Beklagten, da&#223; die Kl&#228;gerin sich geweigert habe, f&#252;r diesen Betrieb zu arbeiten, widerspr&#228;che ein Zugewinnausgleichanspruch, der den Leistungen der Kl&#228;gerin f&#252;r die Kinder und im Haushalt Rechnung tr&#252;ge, nicht der Billigkeit.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Ein v&#246;lliger Ausschlu&#223; des Zugewinnausgleichanspruches gem&#228;&#223; &#167; 1381 Abs. 1 BGB l&#228;&#223;t sich daher nicht feststellen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht des Amtsgerichts und des Beklagten ist der Bewertungsstichtag (gem&#228;&#223; &#167; 1384 BGB Rechtsh&#228;ngigkeit des Ehescheidungsantrages) auch nicht im Hinblick auf eine teilweise Herabsetzung des Zugewinnausgleichanspruches gem&#228;&#223; &#167; 1381 Abs. 1 BGB auf einen anderen Stichtag zu verlegen. Das Gesetz hat in &#167; 1384 BGB den Stichtag f&#252;r die Berechnung des Endverm&#246;gens mit der Rechtsh&#228;ngigkeit des Ehescheidungsantrags bestimmt. Es hat hierbei fr&#252;here Rechtsstreitigkeiten, die <u>nicht</u> zur Ehescheidung gef&#252;hrt haben, au&#223;er acht gelassen, dies ohne R&#252;cksicht darauf, ob die Eheleute zu ihrer Lebens- und Wirkungsgemeinschaft zur&#252;ckgekehrt sind oder die Zerw&#252;rfnisse angedauert haben. Ma&#223;geblich ist damit allein die Erhebung der Klage, die <u>den</u> Scheidungsproze&#223; ausgel&#246;st hat, der zur Beendigung der Ehe und damit des G&#252;terstandes gef&#252;hrt hat (BGH, FamRZ 1967, 138; FamRZ 1979, 905 FamRZ 1980, 699; FamRZ 1983, 350). Es handelt sich um eine generalisierende, streng formal ausgestaltete Regelung, die um der Rechtsklarheit und Rechtssicherheit willen die Einzelfallgerechtigkeit vernachl&#228;ssigt. Sie erfa&#223;t <u>alle F&#228;lle</u>, in denen die Zugewinngemeinschaft durch Scheidung der Ehe beendet worden ist (BGH, FamRZ 1983, 350).</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Diese gesetzliche Regelung gilt auch f&#252;r den hier vorliegenden Fall. Hierbei ist zu beachten, da&#223; der Einwand des Beklagten, da&#223; die Anwendung von Treu und Glauben zu einer Berechnung des Zugewinnausgleichs f&#252;hren m&#252;sse, die auf einen <u>fr&#252;heren</u> Zeitpunkt abstellt, aus folgenden &#220;berlegungen nicht durchgreifend ist: Zum einen h&#228;tte der Beklagte auf Grund der gesetzlichen Regelung &#252;ber den vorzeitigen Zugewinnausgleich (&#167;&#167; 1385, 1386 BGB) es nach mindestens dreij&#228;hriger jederzeit in der Hand gehabt, auf vorzeitigen Ausgleich des Zugewinns zu klagen. Dann w&#228;re gem. &#167; 1387 BGB f&#252;r die Berechnung des Zugewinns der Zeitpunkt der Erhebung der Klage auf vorzeitigen Zugewinn ma&#223;gebend gewesen. Zum anderen verkennt der Beklagte, da&#223; er f&#252;r die <u>Abw&#228;gung</u> im Hinblick auf einen Teilausschlu&#223; des Zugewinnausgleichsanspruchs gem. &#167; 1381 Abs. 1 BGB erforderlich ist, zun&#228;chst die H&#246;he des Zugewinnausgleichsanspruchs festzustellen, um dann bei Beachtung aller konkreten Umst&#228;nde des Einzelfalles einschlie&#223;lich des Wertzuwachses in den Einzelstadien der Trennungszeit evtl. wertend eine Teilherabsetzung zu bestimmen. Hierbei kann der Beklagte durch den Vortrag bez&#252;glich der H&#246;he seines Zugewinns zu einem fr&#252;heren Zeitpunkt die Voraussetzungen f&#252;r die Herabsetzung des Zugewinnausgleichsanspruchs erleichtern. Die umfassende Bewertung aller Umst&#228;nde erfordert es jedoch, wie es das Gesetz f&#252;r alle F&#228;lle vorsieht, da&#223; zun&#228;chst zum zwingend normierten Bewertungsstichtag Auskunft &#252;ber das Endverm&#246;gen zu erteilen ist.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 708 Ziffer 10 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Revision angesichts der Entscheidungen des BGH in FamRZ 1967, 138; 1979, 905; 1983, 350 zur Frage der Verlegung des Bewertungsstichtages nicht zugelassen, da die hier angesprochene Rechtsfrage mehrfach entschieden ist.</p>
315,508
ag-gummersbach-1986-12-10-2-c-16186
{ "id": 668, "name": "Amtsgericht Gummersbach", "slug": "ag-gummersbach", "city": 428, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
2 C 161/86
"1986-12-10T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:39"
"2019-03-27T09:42:57"
Urteil
ECLI:DE:AGGM1:1986:1210.2C161.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt, an die Kl&#228;gerin</p> <p> 90,00 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 06. Januar 1986 zu zahlen.</p> <p></p> <p> Im &#220;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p> Die Kosten des Rechtsstreites werden zu 9/10 der Kl&#228;gerin und zu </p> <p> 1/10 den Beklagten auferlegt. </p> <p></p> <p> Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat f&#252;r ihren Arbeitnehmer L, der durch einen von dem Beklagten zu 1. verursachten Verkehrsunfall verletzt worden ist, Lohnfortzahlung und Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung von 3.873,80 DM geleistet. Hierauf hat die Beklagte zu 2. 3.153,80 DM gezahlt. Einen Betrag von 630,00 DM hat sie f&#252;r h&#228;usliche Ersparnisse und 90,00 DM f&#252;r ersparte Fahrtkosten abgezogen. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beansprucht die restlichen Betr&#228;ge sowie 172,14 DM vorgerichtliche Anwaltskosten und beantragt,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">892,14 DM plus 4 % Zinsen seit dem 06.01.1986 zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten bitten,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Im einzelnen wird auf die Schrifts&#228;tze der Parteien verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nur teilweise begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 2. hat bei der Geltendmachung der Lohnfortzahlungsanspr&#252;che mit Recht einen Abzug von 630,00 DM vorgenommen. Die Schadensersatzanspr&#252;che des Herrn L sind nur in der H&#246;he des tats&#228;chlichen Verdienstausfalles auf die Kl&#228;gerin &#252;bergegangen. Der gesch&#228;digte Arbeitnehmer hat, wie die Beklagten zutreffend ausgef&#252;hrt haben, durch die station&#228;re Behandlung von 42 Tagen pro Tag 15,00 DM erspart und somit in einer H&#246;he von 630,00 DM keinen Schaden erlitten. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Dagegen m&#252;ssen die Beklagten der Kl&#228;gerin noch 90,00 DM ersetzen, da sie die angeblich ersparten Fahrtkosten des Gesch&#228;digten L nicht n&#228;her erl&#228;utert haben und somit eine Ersparnis nicht ersichtlich ist. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die der Kl&#228;gerin bei der Geltendmachung ihrer Anspr&#252;che entstandenen Kosten von 172,14 DM sind die Beklagten nicht ersatzpflichtig. Diese Kosten sind erst nach dem Rechts&#252;bergang der Lohnfortzahlungsanspr&#252;che auf die Kl&#228;gerin entstanden. Zur Abfassung eines Schreibens, in welchem der Arbeitgeber die Lohnfortzahlungsanspr&#252;che bei der Haftpflichtversicherung anmeldet, ist die Hinzuziehung eines Anwaltes nicht erforderlich. Mit Recht weist die Beklagte zu 2. darauf hin, dass ihr zun&#228;chst Gelegenheit gegeben werden muss, die begr&#252;ndeten Anspr&#252;che zu befriedigen, was hier umgehend geschehen ist. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 92 und 708 Ziffer 11 ZPO.</p>
315,509
olgham-1986-12-10-4-ss-143486
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 Ss 1434/86
"1986-12-10T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:42"
"2019-03-27T09:42:56"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1986:1210.4SS1434.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird, soweit es sich im Schuldspruch gegen den Angeklagten L richtet, mit den diesen zugrundeliegenden Feststellungen aufgehoben.</p> <p>Im Rahmen der Aufhebung wird die Sache zur neuen Verhandlung und Entscheidung - auch &#252;ber die Kosten der Revision - an eine andere Strafkammer des Landgerichts Essen zur&#252;ckverwiesen.</p> <p>&#160;</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat den Angeklagten und seinen Bruder ... wegen Diebstahls zu je acht Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Ihre Berufungen hat die Strafkammer mit dem angefochtenen Urteil verworfen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Revision des Angeklagten ... hat der Senat mit gesondertem Beschlu&#223; vom heutigen Tage als offenbar unbegr&#252;ndet gem&#228;&#223; &#167; 349 Abs. 2 StPO verworfen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Revision des Angeklagten ... ist indessen offenbar begr&#252;ndet, &#167; 349 Abs. 4 StPO.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Sie mu&#223; mit der erhobenen Verfahrensr&#252;ge zur Aufhebung des angefochtenen Urteils f&#252;hren, soweit der Schuldspruch diesen Angeklagten betrifft. Die Entscheidung beruht auf der Verletzung des &#167; 338 Nr. 5 StPO, weil die Hauptverhandlung in Abwesenheit einer Person stattgefunden hat, deren Anwesenheit das Gesetz vorschreibt. Wie vom Angeklagten zurecht ger&#252;gt wird, h&#228;tte gegen ihn nicht ohne den Beistand eines Verteidigers verhandelt werden d&#252;rfen. Dessen Mitwirkung war nach &#167; 140 Abs. 2 StPO notwendig. Das bestimmte sich im vorliegenden Falle jedenfalls aus dem Gesichtspunkt der Schwierigkeit der Sachlage. Auf diese sich vorzubereiten und seine Verteidigung darauf einzurichten, war dem Angeklagten ... ohne Mitwirkung eines Verteidigers kaum m&#246;glich. Dieser Angeklagte war n&#228;mlich zur Frage seiner Schuldf&#228;higkeit fach&#228;rztlich untersucht worden. Hierzu sah sich der Vorsitzende aufgrund des Berichts der Bew&#228;hrungshelferin vom 17. Dezember 1985 veranla&#223;t; danach hatte sich der Angeklagte schon seit geraumer Zeit im psychiatrischer und neurologischer Behandlung befunden. Das von der Strafkammer daraufhin veranla&#223;te Gutachten der Sachverst&#228;ndigen kommt zwar im Ergebnis zur Bejahung der uneingeschr&#228;nkten Schuldf&#228;higkeit des Angeklagten. Darauf allein war die Frage der notwendigen Verteidigung also nicht abzustellen, sondern darauf, da&#223; ihm eine Kenntnisnahme vom Inhalt des Gutachtens zur Vorbereitung seiner Verteidigung nicht gestattet war. Das Recht zur Akteneinsicht hatte nach &#167; 147 StPO nur ein Verteidiger. Dieses Recht im vorliegenden Falle auch auszu&#252;ben, gebot sich vern&#252;nftigerweise zur Vorbereitung der Verteidigung schon deshalb, weil die Sachverst&#228;ndige die Beantwortung der Frage; ob der Angeklagte zur Tatzeit schuldf&#228;hig war oder nicht vom Ergebnis der Beweisaufnahme in der Hauptverhandlung abh&#228;ngig gemacht hatte. Aus diesem Grunde durfte die Berufungsstrafkammer die vom Angeklagten rechtzeitig beantragte Beiordnung eines Verteidigers bereits nicht ablehnen (vgl. BGH LM, &#167; 140, Nr. 18; OLG Celle StV 83, 187; OLG Hamm in GA 71, 25; OLG K&#246;ln StV 86, 238). In aller Regel wird vielmehr als schwierige Sachlage anzusehen sein, wenn eine Untersuchung zur Frage der Schuldf&#228;higkeit eines Verfahrens unterworfenen erforderlich ist, zumal hier noch hinzukam, da&#223; der Angeklagte mit diesem erst in der Hauptverhandlung zu kl&#228;renden Gesichtspunkt einfach &#252;berfordert war.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Sache war nach &#167; 354 Abs. 2 StPO an eine andere (kleine) Strafkammer zur&#252;ckzuverweisen.</p>
315,510
ovgnrw-1986-12-02-12-a-270085
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
12 A 2700/85
"1986-12-02T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:43"
"2019-03-27T09:42:56"
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1986:1202.12A2700.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung wird auf Kosten des Beklagten zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kostenentscheidung ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. Der Beklagte darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he des jeweils beizutreibenden Betrages abwenden, wenn nicht die Kl&#228;gerin vor der Vollstreckung Sicherheit in derselben H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin betreibt einen Vieh- und Fleischhandel. Unter anderem f&#252;hrt sie lebende Schlachtschweine aus den Niederlanden in die Bundesrepublik ein, die hier weiterver&#228;u&#223;ert werden. Der Transport der Tiere erfolgt auf zwei- bis dreist&#246;ckigen Lastkraftwagen niederl&#228;ndischer oder deutscher Spediteure. Die Kl&#228;gerin &#252;bernimmt die Tiere auf ihrem Betriebsgel&#228;nde in .... An den im Zust&#228;ndigkeitsbereich des Beklagten liegenden Grenz&#252;berg&#228;ngen werden die Viehtransporte aufgrund der "Verordnung zum Schutz von Tieren beim grenz&#252;berschreitenden Transport" vom 29. M&#228;rz 1983 durch den Amtstierarzt des Beklagten unter tierschutzrechtlichen Gesichtspunkten &#252;berpr&#252;ft.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">F&#252;r entsprechende Untersuchungen im Zeitraum vom 19. August bis zum 30. September 1983 zog der Beklagte die Kl&#228;gerin durch einzelne "Geb&#252;hrennachweise" zur Zahlung von Verwaltungsgeb&#252;hren, insgesamt in H&#246;he von 6.954,- DM, heran. Als Rechtsgrundlage hierf&#252;r war jeweils die Tarifstelle 26.6.2.1.3 der Allgemeinen Verwaltungsgeb&#252;hrenordnung NW vom 5. August 1980 angegeben.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin erhob gegen s&#228;mtliche Geb&#252;hrenbescheide Widerspruch, den der Regierungspr&#228;sident ... durch Widerspruchsbescheid vom 24. November 1983 zur&#252;ckwies.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage hat die Kl&#228;gerin die Aufhebung der Bescheide begehrt und geltend gemacht: Die Verordnung, in deren Ausf&#252;hrung die Untersuchungen vorgenommen worden seien, enthalte selbst keine Bestimmung, die eine Geb&#252;hrenerhebung vorsehe. Auch die einschl&#228;gigen Richtlinien des Rates der Europ&#228;ischen Gemeinschaften enthielten keine Rechtsvorschrift, die es den Mitgliedsstaaten gestatte, beim Vollzug der nationalen Ausf&#252;hrungsbestimmungen Geb&#252;hren zu erheben. Die &#220;berpr&#252;fung in tierschutzrechtlicher Hinsicht sei keine selbst&#228;ndige Amtshandlung; sie erfolge, wie sich aus der Transportbescheinigung ergebe, zugleich mit der viehseuchenrechtlichen &#220;berpr&#252;fung nach der Richtlinie 64/432/EWG, f&#252;r die ausdr&#252;cklich keine Geb&#252;hr erhoben werden d&#252;rfe. Auch im &#252;brigen stehe Gemeinschaftsrecht der Geb&#252;hrenerhebung entgegen. Sie versto&#223;e gegen das Verbot der Erhebung von Abgaben mit zollgleicher Wirkung nach Art. 9 Abs. 1, 12 EWGV sowie gegen das in Art. 95 EWGV enthaltene Verbot, auf Ware aus anderen Mitgliedsstaaten h&#246;here inl&#228;ndische Abgaben zu erheben als auf gleichartige inl&#228;ndische Waren. Offenbar versuche der Beklagte, da eine gemeinschaftsrechtliche Erm&#228;chtigungsgrundlage nicht vorhanden sei, auf dem Umweg &#252;ber die Verordnung zum Schutz von Tieren beim grenz&#252;berschreitenden Transport in Verbindung mit der Allgemeinen Verwaltungsgeb&#252;hrenordnung unzul&#228;ssigerweise doch noch Geb&#252;hren einzunehmen. Indes l&#228;gen auch die Voraussetzungen f&#252;r eine Geb&#252;hrenerhebung nach den Tarifstellen der Allgemeinen Verwaltungsgeb&#252;hrenordnung nicht vor. Die von dem Beklagten angewandten Tarifstellen w&#252;rden durch die Tarifstelle 26.6.2.1.11 verdr&#228;ngt, die eine generelle Freistellung von der Geb&#252;hrenpflicht im innergemeinschaftlichen Handel anordne. Die Tarifstelle 26.6.2.1.3 k&#246;nne &#252;berdies schon deshalb nicht angewandt werden, weil die dort f&#252;r geb&#252;hrenpflichtig erkl&#228;rten amtstier&#228;rztlichen Grenzuntersuchungen ihrem Sinn und Zweck nach ausschlie&#223;lich den Interessen des Importeurs und dem Interesse des Gesundheitsschutzes dienten. Die im vorliegenden Falle erhobenen Geb&#252;hren seien hingegen durch Amtshandlungen angefallen, die allein im Interesse der Allgemeinheit zum Zweck des Tierschutzes vorgenommen worden seien. Im &#252;brigen versto&#223;e die Geb&#252;hrenerhebung gegen das &#196;quivalenz- und gegen das Kostendeckungsprinzip des Geb&#252;hrenrechts.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die vom Beklagten im Zeitraum vom 19. August 1983 bis zum 30. September 1983 erlassenen Geb&#252;hrenbescheide mit den Nrn. 9503, 9507, 9511, 9512, 9514, 9515, 9518, 9535, 9536, 9537, 9542, 9543, 9546, 9551, 9553, 9552, 9572, 9570, 9576, 9579, 9580, 9582, 9583, 9587, 9593, 9605, 9606, 9608, 9615, 9616, 9618, 9619, 9622, 9624, 9637, 9638, 9639, 9644, 9646, 9649, 9650, 4596, 4597, 9666, 9667, 9668, 9676, 9680, 9685, 9683, 9682, 9700 und 9701 sowie den Widerspruchsbescheid des Regierungspr&#228;sidenten ... vom 24. November 1983 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Er hat hervorgehoben, da&#223; er die Unterscheidung zwischen geb&#252;hrenfreien tierseuchenrechtlichen Untersuchungen und tierschutzrechtlichen Ma&#223;nahmen, die seiner Auffassung nach geb&#252;hrenpflichtig seien, beachtet habe. Den Ausf&#252;hrungen der Kl&#228;gerin zur Unvereinbarkeit der Geb&#252;hrenerhebung mit Gemeinschaftsrecht ist der Beklagte unter Bezugnahme auf eine von ihm vorgelegte gutachtliche Stellungnahme des Bundesministers f&#252;r Ern&#228;hrung, Landwirtschaft und Forsten vom 16. Mai 1984 entgegengetreten. Ferner hat er geltend gemacht, die Geb&#252;hren seien nicht &#252;bersetzt, da die Untersuchung mit besonderem Arbeitsaufwand verbunden sei. Der zeitliche Aufwand f&#252;r die grenztier&#228;rztliche Abfertigung eines Tiertransportes sei betr&#228;chtlich, da die Grenzeingangsstellen von ... zwischen 30 und 50 Kilometer entfernt l&#228;gen; zudem m&#252;sse der Tierarzt zur Besichtigung des Transports die zwei- bis dreist&#246;ckigen Fahrzeuge besteigen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Vertreter des &#246;ffentlichen Interesses hat sich am Verfahren beteiligt und - ohne Stellung eines eigenen Antrages - ebenfalls die Auffassung vertreten, Gemeinschaftsrecht stehe der Geb&#252;hrenerhebung nicht entgegen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat durch das angefochtene Urteil der Klage stattgegeben und zur Begr&#252;ndung im wesentlichen ausgef&#252;hrt: Die Kl&#228;gerin sei zur Zahlung der Geb&#252;hren und etwaiger Auslagen nicht verpflichtet, weil sie weder Veranlasserin der Amtshandlungen sei, noch die amtstier&#228;rztlichen Untersuchungen der Tiertransporte unter tierschutzrechtlichen Gesichtspunkten zu ihren Gunsten vorgenommen worden seien.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die Berufung des Beklagten, mit der er geltend macht: Die Kl&#228;gerin sei deshalb als Veranlasserin der amtstier&#228;rztlichen Grenzuntersuchungen anzusehen, weil die Transporte von den Speditionen f&#252;r die Kl&#228;gerin durchgef&#252;hrt w&#252;rden. Insoweit seien die besonderen Bedingungen des Speditionsgesch&#228;fts nach &#167;&#167;407 ff. HGB und die entsprechenden vertraglichen Verpflichtungen zu ber&#252;cksichtigen. Au&#223;erdem k&#228;men der Kl&#228;gerin die Untersuchungen auch zugute, da sich schlechte Transportbedingungen negativ auf die Qualit&#228;t des Schlachtfleisches auswirkten. Im &#252;brigen wiederholt der Beklagte seine Auffassung, da&#223; die Geb&#252;hrenpflichtigkeit der Untersuchungen zutreffend auf die Tarifstelle 26.6.2.1.3 der Allgemeinen Verwaltungsgeb&#252;hrenordnung NW gest&#252;tzt worden sei, und f&#252;hrt hierzu erg&#228;nzend aus, bei einer &#196;nderung der Verwaltungsgeb&#252;hrenordnung sei unter der Tarifstelle 26.6.2.1.11 festgelegt worden, da&#223; Untersuchungen nach tierseuchenrechtlichen Vorschriften im innergemeinschaftlichen Handel geb&#252;hrenfrei erfolgten. Daraus werde erkennbar, da&#223; die &#252;bergeordnete Tarifstelle 26.6.2 nicht nur derartige Untersuchungen unter gesundheitlichen Gesichtspunkten, sondern auch andere Untersuchungs- und &#220;berwachungshandlungen umfasse, die gegen Geb&#252;hrenentrichtung abgewickelt w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Sie h&#228;lt das angefochtene Urteil f&#252;r zutreffend und f&#252;hrt aus: Der Beklagte habe bislang nicht dargetan, wieso sie Veranlasserin der Tiertransporte im Sinne des &#167;13 des Geb&#252;hrengesetzes NW sei. Die Transporte w&#252;rden ausschlie&#223;lich von dem holl&#228;ndischen Exporteur oder dem Transporteur beauftragten Zollspedition durchgef&#252;hrt. Sie selbst habe bis zur Entgegennahme der Ware am Ablieferungsort keinen Kontakt mit dem Transporteur und keine M&#246;glichkeit des Einflusses auf den Transport. Der Hinweis des Beklagten auf &#167;&#167;407 ff. HGB gehe fehl, da sie keinen Auftrag zur Abfertigung von Grenztransporten in ihrem Namen erteile. Sie werde lediglich von der Zollspedition als Empf&#228;ngerin angegeben. Da&#223; der Beklagte inzwischen eingesehen habe, da&#223; er den Falschen als Geb&#252;hrenschuldner in Anspruch genommen habe, belege seine zwischenzeitlich ergangene Anweisung an die Veterin&#228;re, den Spediteur oder den holl&#228;ndischen Exporteur als Geb&#252;hrenschuldner heranzuziehen. Die Kl&#228;gerin wiederholt und vertieft ihre Auffassung, da&#223; die Tarifstelle 26.6.2.1.3 der Allgemeinen Verwaltungsgeb&#252;hrenordnung NW keine Erm&#228;chtigungsgrundlage f&#252;r die streitige Geb&#252;hrenerhebung sei. Sie meint, es sei nicht erkennbar, warum bei Untersuchungen nach tierseuchenrechtlichen Vorschriften keine Geb&#252;hren erhoben werden d&#252;rften, hingegen bei tierschutzrechtlichen Untersuchungen im innergemeinschaftlichen Warenverkehr zul&#228;ssig sein sollten. Ferner weist die Kl&#228;gerin erneut darauf hin, da&#223; die Geb&#252;hrenerhebung wegen Versto&#223;es gegen Gemeinschaftsrecht und wegen der Unvereinbarkeit der H&#246;he der Geb&#252;hren mit den Geb&#252;hrengrunds&#228;tzen in &#167;&#167;3, 4 und 9 GebG NW rechtswidrig seien.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhaltes und des Vorbringens der Beteiligten wird auf die Gerichtsakte und die beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge des Beklagten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist nicht begr&#252;ndet; das Verwaltungsgericht hat der Klage zu Recht stattgegeben. Die Kl&#228;gerin ist nicht verpflichtet, die vom Beklagten festgesetzten Geb&#252;hren f&#252;r amtstier&#228;rztliche Untersuchungen von grenz&#252;berschreitenden Viehtransporten zu entrichten.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Rechtsgrundlage f&#252;r die Geb&#252;hrenerhebung sind die Bestimmungen des Geb&#252;hrengesetzes f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (GebG NW) vom 23. November 1971, GV NW 354, in Verbindung mit der Allgemeinen Verwaltungsgeb&#252;hrenordnung in der Fassung der Zweiten &#196;nderungsverordnung vom 15. Dezember 1981, GV NW 718, und dem Allgemeinen Geb&#252;hrentarif, der Bestandteil der Geb&#252;hrenordnung ist.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">W&#228;hrend die aufgrund des &#167;2 Abs. 2 GebG NW erlassene Allgemeine Verwaltungsgeb&#252;hrenordnung in ihrem Geb&#252;hrentarif die einzelnen geb&#252;hrenpflichtigen Amtshandlungen auff&#252;hrt, sind die allgemeinen geb&#252;hrenrechtlichen Regelungen, etwa hinsichtlich der Entstehung der Kostenschuld oder der Kostengl&#228;ubiger- und Kostenschuldnerschaft unmittelbar dem Geb&#252;hrengesetz zu entnehmen. Steht die Geb&#252;hrenerhebung mit den dort geregelten allgemeinen Grunds&#228;tzen nicht im Einklang, kommt es auf die Zuordnung der streitigen beh&#246;rdlichen Ma&#223;nahme zu den Amtshandlungen des Allgemeinen Geb&#252;hrentarifs nicht an. Ein solcher Fall liegt hier vor. Der Senat braucht nicht zu entscheiden, ob nach der vom Beklagten angewandten Tarifstelle 26.6.2.1.3 oder einer anderen Tarifstelle des Allgemeinen Geb&#252;hrentarifs Geb&#252;hren f&#252;r amtstier&#228;rztliche Untersuchungen nach der Verordnung zum Schutz von Tieren beim grenz&#252;berschreitenden Transport vom 29. M&#228;rz 1983, BGBl. I 409, erhoben werden d&#252;rfen und, wenn das zu bejahen ist, ob eine derartige Regelung mit dem europ&#228;ischen Gemeinschaftsrecht vereinbar ist. Denn eine etwaige Geb&#252;hrenpflicht trifft jedenfalls nicht die Kl&#228;gerin. Sie ist nicht Kostenschuldnerin im Sinne des &#167;13 Abs. 1 GebG NW.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Nach dieser Vorschrift ist zur Zahlung der Kosten - neben anderen, hier nicht zu er&#246;rternden Fallgestaltungen - verpflichtet, wer die Amtshandlung veranla&#223;t oder zu wessen Gunsten sie vorgenommen wird (&#167;13 Abs. 1 Nr. 1 GebG NW). Beides trifft auf die Kl&#228;gerin nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat zutreffend ausgef&#252;hrt, da&#223; Veranlasser einer Amtshandlung im Sinne des &#167;13 Abs. 1 Nr. 1 GebG NW nicht bereits derjenige ist, der im weitesten Sinne eine Ursache f&#252;r das beh&#246;rdliche T&#228;tigwerden gesetzt hat, da dies auf eine bereits mit dem Sprachgebrauch nicht zu vereinbarende inhaltliche Gleichsetzung der Begriffe der Verursachung und der Veranlassung hinauslaufen w&#252;rde. Daraus folgt, da&#223; der Begriff der Veranlassung inhaltlich enger zu fassen ist als derjenige der Verursachung. Eine derart einschr&#228;nkende Interpretation kann sich auf die Erw&#228;gungen des Gesetzgebers st&#252;tzen. In der Begr&#252;ndung zum Entwurf eines Geb&#252;hrengesetzes f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen, vgl. Landtag NW, Drucksache 7/821, zu &#167;13, S. 29,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">ist dargelegt, da&#223; mit Kosten derjenige nicht belastet werden k&#246;nne, f&#252;r den die Amtshandlung weder Bedeutung, wirtschaftlichen Wert noch sonstigen Nutzen habe und eine Leistung der Verwaltung daher nicht darstelle. Eine Leistung in diesem Sinne sei die Amtshandlung nur f&#252;r den, der sie veranla&#223;t habe oder dem sie zum Vorteil gereiche. Dabei werde unter "Veranlassen" nicht schon blo&#223;es "Anla&#223;geben", sondern der Fall verstanden, in dem die Amtshandlungen auf einen Antrag oder ein sonstiges auf T&#228;tigwerden der Beh&#246;rde gerichtetes Tun des Beteiligten zur&#252;ckgehe.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"> vgl. in diesem engeren Sinne auch OVG NW, Urteil vom 26. Oktober 1967 - III A 75/67 -, OVGE 23, 263, 265; Burghartz, GebG NW u. VerwKostG, Kommentar, 1972, Erl. 2 zu &#167;13.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Es spricht vieles daf&#252;r, da&#223; die vorgenannte Auslegung, um zu sachgerechten Ergebnissen zu gelangen, auch auf die F&#228;lle ausgedehnt werden mu&#223;, in denen jemand mit seinem Tun nicht auf ein T&#228;tigwerden der Beh&#246;rde abzielt, dieses unter Umst&#228;nden sogar von seiner Interessenlage her f&#252;r &#252;berfl&#252;ssig h&#228;lt oder vermeiden m&#246;chte, w&#228;hrend der durch das Tun geschaffene Tatbestand die Beh&#246;rde dennoch zu einer Amtshandlung veranla&#223;t. Zu denken ist in diesem Zusammenhang insbesondere an nicht beantragte Untersuchungen und &#220;berpr&#252;fungen, wie sie auch im vorliegenden Falle vorgenommen worden sind.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"> vgl. (zur Apothekenaufsicht) OVG L&#252;neburg, Urteil vom 22. April 1970 - IV OVG A 150/69 -, OVGE 26, 446; von Dreising, VerwKostG, Kommentar, 1971, Erl. 1.1 zu &#167;13.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Gedanke braucht hier nicht weiter vertieft zu werden, denn auch in derartigen F&#228;llen ist als Korrektiv gegen&#252;ber einer ungerechtfertigt weiten Ausdehnung des Begriffes der Veranlassung erforderlich, da&#223; der Tatbestand, an den angekn&#252;pft wird, unmittelbarer Anla&#223; f&#252;r die Amtshandlung war,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"> vgl. OVG L&#252;neburg, a.a.O., S. 447.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Insofern ist dem Verwaltungsgericht darin zuzustimmen, da&#223; alle diejenigen als Geb&#252;hrenschuldner unter dem Gesichtspunkt der Veranlassung ausscheiden, die lediglich eine vom unmittelbaren Ankn&#252;pfungspunkt des beh&#246;rdlichen T&#228;tigwerdens weiter entfernt liegende Ursache f&#252;r die geb&#252;hrenpflichtige Amtshandlung gesetzt haben. Diese Kennzeichnung trifft hinsichtlich der amtstier&#228;rztlichen Untersuchungen auf die Kl&#228;gerin zu. Unmittelbarer Ankn&#252;pfungspunkt f&#252;r diese Untersuchungen ist, wie der Titel der ihr zugrundeliegenden Verordnung vom 29. M&#228;rz 1983 zeigt, der "Schutz von Tieren beim grenz&#252;berschreitenden Transport". Die Untersuchung beinhaltet gem&#228;&#223; &#167;3 Abs. 1 der Verordnung zun&#228;chst die Feststellung, ob w&#228;hrend des grenz&#252;berschreitenden Transports M&#228;ngel vorliegen, die bei den Tieren vermeidbare Schmerzen, Leiden oder Sch&#228;den hervorrufen k&#246;nnen. Sie erstreckt sich ferner auf eine - wiederum "w&#228;hrend des grenz&#252;berschreitenden Transports" gegebenenfalls erforderlich werdende Versorgung der Tiere mit Futter oder Wasser (&#167;3 Abs. 2) und auf die Einhaltung der die Tiere und das Transportmittel betreffenden Bestimmungen des Europ&#228;ischen &#220;bereinkommens vom 13. Dezember 1968 &#252;ber den Schutz von Tieren beim internationalen Transport (&#167;&#167;5, 4 Abs. 2).</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Allen genannten Untersuchungsgegenst&#228;nden steht die Kl&#228;gerin als Importeur der Schlachtschweine gleicherma&#223;en fern. Frachtf&#252;hrer und Spediteur, in gewissem Umfang auch der Exporteur, haben in der genannten Reihenfolge Einflu&#223; auf die Transportbedingungen. Die Kl&#228;gerin dagegen stellt weder Fahrzeug noch Personal f&#252;r die Transporte zur Verf&#252;gung. Die Transportbedingungen kann sie weder vorschreiben noch kontrollieren. Sie w&#228;hlt nicht einmal die Speditionsunternehmen aus; dies geschieht vielmehr, wie die Kl&#228;gerin &#252;berzeugend vorgetragen hat und wie es dem Senat aus gleichliegenden Verfahren anderer Viehimporteure als &#252;blich bekannt ist, durch den Exporteur. Schon von daher sind die Vorschriften &#252;ber das Speditionsgesch&#228;ft (&#167;&#167;407 ff. HGB), auf die der Beklagte abgestellt wissen m&#246;chte, nicht einschl&#228;gig. Aber selbst wenn die Kl&#228;gerin die Speditionsauftr&#228;ge erteilte, lie&#223;e sich aus den Vorschriften des HGB hinsichtlich der Frage der Veranlassung der Amtshandlungen keine unmittelbare Beteiligung der Kl&#228;gerin herleiten. Zwar hat der Spediteur gem&#228;&#223; &#167;408 Abs. 1 HGB das Interesse des Versenders wahrzunehmen und dessen Weisungen zu befolgen. Abgesehen davon, da&#223; diese Vorschrift lediglich die Sorgfaltspflichten des Spediteurs regelt, bleibt dadurch jedoch unber&#252;hrt, da&#223; der Spediteur typischerweise die Guterversendung in eigenem Namen mit eigenen Rechten und Pflichten und lediglich auf Rechnung des Versenders besorgt (&#167;407 Abs. 1 HGB).</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Zu Recht weist das Verwaltungsgericht ferner darauf hin, da&#223; &#167;3 Abs. 2 der Verordnung die Befugnis des Amtstierarztes oder der sonstigen zust&#228;ndigen Beh&#246;rden regelt, gegen&#252;ber "dem Begleiter" der Tiere oder dem "mit ihrer Betreuung Beauftragten" die zum Schutz der Tiere notwendigen Ma&#223;nahmen anzuordnen. Auch hieraus wird ersichtlich, da&#223; unmittelbarer Anla&#223; f&#252;r die Amtshandlungen, die der Beklagte als geb&#252;hrenpflichtig ansieht, der Grenz&#252;bertritt des Viehtransportes ist und da&#223; die von der Verordnung vorgesehenen Ma&#223;nahmen unmittelbar an das Handeln oder Unterlassen der Begleiter oder Betreuer der Tiere ankn&#252;pfen. Damit hat die Kl&#228;gerin in dem erl&#228;uterten unmittelbaren Sinne nichts zu tun. Da&#223; die Transporte letztlich aufgrund der Eink&#228;ufe der Kl&#228;gerin durchgef&#252;hrt werden, reicht f&#252;r die Annahme einer Veranlassung nicht aus.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die amtstier&#228;rztlichen Untersuchungen sind aber auch nicht "zu Gunsten" der Kl&#228;gerin erfolgt. &#167;13 Abs. 1 Nr. 1 2. Alt. GebG NW setzt, wie der Senat unter Hinweis auf den im Abgabenrecht zu beachtenden Grundsatz der Klarheit und Eindeutigkeit belastender Geb&#252;hrenbestimmungen entschieden hat,</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"> vgl. Urteil vom 13. Mai 1986 - 12 A 343/85 -,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">ebenfalls Unmittelbarkeit - hier zwischen Amtshandlung und Beg&#252;nstigung - voraus,</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks"> vgl. Begr&#252;ndung zum Entwurf des GebG NW, a.a.O..</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist durch die Untersuchungen nicht unmittelbar beg&#252;nstigt. Die Einhaltung der tierschutzrechtlichen Bestimmungen ist kein Belang, der speziell die Kl&#228;gerin betrifft und dessen Sicherstellung ihr deshalb einen Vorteil verschaffen k&#246;nnte. Es braucht nicht entschieden zu werden, ob die amtstier&#228;rztliche Untersuchung der Tiere beim grenz&#252;berschreitenden Transport, wie das Verwaltungsgericht meint, ausschlie&#223;lich im &#246;ffentlichen Interesse liegt oder ob daneben auch die Frachtf&#252;hrer oder Spediteure unter dem Gesichtspunkt unmittelbar beg&#252;nstigt werden, da&#223; hierdurch eine ihnen aufgrund spezieller Transport- oder Tierschutzvorschriften obliegende Verpflichtung erf&#252;llt wird,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks"> vgl. f&#252;r den Fall der Geb&#228;udeeinmessung, durch die die Verpflichtung des Eigent&#252;mers aus &#167;10 Abs. 2 VermKatG NW erf&#252;llt wird, Urteil des Senats vom 13. Mai 1986 - 12 A 2815/84 -.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Jedenfalls ist keine Verpflichtung der Kl&#228;gerin im Zusammenhang mit dem Tiertransport ersichtlich, die gleichzeitig mit der Amtshandlung der beamteten Tier&#228;rzte des Beklagten erf&#252;llt w&#252;rde. Die vom Beklagten in der m&#252;ndlichen Verhandlung zus&#228;tzlich genannte Verbesserung der Qualit&#228;t des Schlachtfleisches durch die Kontrolle der Transportbedingungen ist, falls eine derartige Wirkung &#252;berhaupt feststellbar ist, allenfalls eine entfernte Nebenfolge der tierschutzrechtlichen Untersuchung und von daher ebenfalls nicht geeignet, der Kl&#228;gerin einen unmittelbaren Nutzen zu verschaffen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;154 Abs. 2 VwGO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167;167 VwGO, &#167;&#167;708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen hierf&#252;r (vgl. &#167;132 Abs. 2 VwGO) nicht vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,511
olgham-1986-11-28-9-u-26381
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
9 U 263/81
"1986-11-28T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:45"
"2019-03-27T09:42:56"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1986:1128.9U263.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird unter Zur&#252;ckweisung des Rechtsmittels im &#252;brigen das am 23. Oktober 1981 verk&#252;ndete Urteil der Zivilkammer I des Landgerichts Detmold so abge&#228;ndert:</p> <p></p> <p>Die Anspr&#252;che des Kl&#228;gers auf Zahlung von 2.230,46 DM, von monatlich 700,-- DM f&#252;r die Zeit vom 1. Februar 1979 bis zur rechtskr&#228;ftigen Erledigung dieses Prozesses und von monatlich 850,-- DM f&#252;r die Folgezeit, l&#228;ngstens jedoch bis zum 30. August 2000, werden dem Grunde nach nebst 4 % Zinsen seit dem 5. August 1981 zu 2/3 f&#252;r gerechtfertigt erkl&#228;rt, und zwar vorbehaltlich eines gesetzlichen Anspruchs&#252;bergangs.</p> <p></p> <p>Es wird festgestellt, da&#223; die Beklagten verpflichtet sind, als Gesamtschuldner dem Kl&#228;ger die diesen beiden Renten entsprechenden Sozialversicherungsbeitr&#228;ge nebst 4 % Zinsen seit dem 5. August 1981 zu ersetzen, und zwar vorbehaltlich eines gesetzlichen Anspruchs&#252;bergangs.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Rechtsstreit wird zur Entscheidung &#252;ber die Betr&#228;ge und &#252;ber die Kosten, auch diejenigen des Berufungsverfahrens im ersten und zweiten Durchgang und des Revisionsverfahrens an das Landgericht zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p> <p>Die Beschwer des Kl&#228;gers betr&#228;gt 45.726,82 DM, die der Beklagten 109.453,64 DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten um Schadensersatzanspr&#252;che des Kl&#228;gers wegen Verletzung der Streupflicht durch die Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten sind Wohnungseigent&#252;mer der Wohnung Nr. 4 im ersten Obergescho&#223; des Hauses xxx in xxx; sie hatten ihre Wohnung an den Kl&#228;ger und seine Ehefrau vermietet. Das Haus besteht aus insgesamt drei Etagen mit je drei Eigentumswohnungen. Zum Verwalter der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft war seit Anfang 1977 der (Mit-)Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. 3) der Zeuge xxx bestellt. Der (Mit-)Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. 1, xxx, war als Hauswart t&#228;tig.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am 23. Januar 1979 kam die damals 57-j&#228;hrige Ehefrau des Kl&#228;gers gegen 8.00 Uhr auf dem Gehweg vor dem Wohnhaus infolge Glatteis zu Fall und verletzte sich so schwer, da&#223; sie auf dem Transport zum Krankenhaus verstarb. Im Raum Herford war etwa seit 7.00 Uhr, jedenfalls vor 7.30 Uhr, unterk&#252;hlter Regen gefallen, der - bis mindestens 10.00 Uhr - auf dem (leicht) gefrorenen Boden sofort zur Bildung von Glatteis f&#252;hrte, also beim Aufprall spontan gefror. Wegen der Einzelheiten insoweit wird Bezug genommen auf die Ausk&#252;nfte des deutschen Wetterdienstes vom 13.3.1981 (Bl. 17 f. d.A.), vom 26.2.1985 (Bl. 161 ff. d.A.), vom 19.11.1985 (Bl. 220 ff. d.A.) und auf das m&#252;ndlich erstattete Gutachten des Sachverst&#228;ndigen xxx (Berichterstattervermerk zur Sitzungsniederschrift vom 7. Januar 1936, Bl. 278 - 281 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hatte das Haus gegen 7.50 Uhr (so seine Behauptung) oder 7.55 Uhr (so die Behauptung der Beklagten unter Bezugnahme auf die polizeilichen Feststellungen, Bl. 3 der Beiakten 46 U Js 58/79 StA xxx), verlassen, um zur Arbeit zu gehen. Seine Arbeitsstelle war ca. 600 bis 700 m Fu&#223;weg, f&#252;r den er 5 bis 10 Minuten ben&#246;tigte, entfernt. In seinem B&#252;ro angekommen rief der Kl&#228;ger seine Ehefrau an und unterrichtete diese von dem von ihm bereits vor dem Haus festgestellten Glatteis. Seine Frau betrat daraufhin gegen 8.00 Uhr den B&#252;rgersteig vor dem Haus, um mit dem von der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft bereitgestellten Streusalz den B&#252;rgersteig abzustreuen. Dabei glitt sie aus und erlitt eine t&#246;dliche Kopfverletzung. Von diesem Unfall wurde der Kl&#228;ger telefonisch von der Zeugin xxx zwischen 8.10 Uhr und 8.15 Uhr verst&#228;ndigt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Durch Ortssatzung der Stadt xxx war die Verpflichtung, B&#252;rgersteige ab 7.00 Uhr zu streuen, auf die Anlieger &#252;bertragen. Die von der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft beschlossene Hausordnung, die Bestandteil des Mietvertrages der Parteien war, lautete unter anderem: "In den Wintermonaten, also von der Woche ab, in der der 1. November liegt, bis zu der Woche, in der der 30. April liegt, wird der Winterdienst etagenweise durchgef&#252;hrt, so da&#223; die Bewohner einer Etage im Rahmen der vorstehenden Ordnung den Streu-, Schneer&#228;um- und Kehrdienst zu erledigen haben.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Zugangswege sind nicht nur sauber zu halten, sondern im Winter auch nach Bedarf vom Schnee zu befreien und bei eintretender Gl&#228;tte vor 7.00 Uhr morgens zu streuen".</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Streumittel waren von der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft bereitzustellen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Im Haus hing ein Plan "Schneewochen erste H&#228;lfte 1979" aus, der f&#252;r die 4. bis 6. Woche (vom 22. Januar bis 11. Februar 1979) den Winterdienst der Wohnungsinhaber des 2. Obergeschosses vorsah. Die &#220;bernahme einer bestimmten Woche blieb der Absprache auf der Etage vorbehalten.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat vorgetragen:</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten h&#228;tten ihre Verkehrssicherungspflicht verletzt. Die "Schneewochen-Regelung" sei zu unbestimmt gewesen und auch nie in die Tat umgesetzt worden, da - unstreitig - bis auf seine Ehefrau und einen 76-j&#228;hrigen Rentner, den nunmehr verstorbenen xxx alle Hausbewohner berufst&#228;tig gewesen seien und das Haus regelm&#228;&#223;ig vor 7.30 Uhr verlassen h&#228;tten. Auch der Hausverwalter xxx habe seine Aufgaben nie wahrgenommen. Deswegen sei vor dem Hause auch so gut wie nie gestreut worden. Wenn die Beklagten bzw. der Verwalter ihrer Streupflicht nachgekommen w&#228;ren, hatte seine Frau keinen Anla&#223; gehabt, sich auf den B&#252;rgersteig zu begeben, um zu streuen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Seine Ehefrau habe f&#252;r die Haushaltsf&#252;hrung t&#228;glich drei Stunden aufgewandt; f&#252;r eine Hausgehilfin m&#252;sse er, der Kl&#228;ger, bei entsprechendem Arbeitsumfang 900,-- DM brutto aufwenden, auf die er sich 50,-- DM wegen ersparter Aufwendungen f&#252;r die verstorbene Ehefrau anrechnen lasse. Bis zur rechtskr&#228;ftigen Entscheidung verlange er jedoch nur eine Geldrente von 700,-- DM monatlich zuz&#252;glich darauf entfallender Sozialversicherungsbeitr&#228;ge, da er bis zu diesem Zeitpunkt von seiner Tochter versorgt werde, mit der er ein Entgelt von 700,-- DM monatlich vereinbart habe.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Beklagten zu verurteilen, als Gesamtschuldner an ihn</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">1. f&#252;r die Zeit vom 1.2.1979 bis zur Rechtskraft des in dieser Sache ergehenden Urteils monatlich 700,-- DM zuz&#252;glich der gesetzlichen Sozialversicherungsbeitr&#228;ge zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">2. ab Rechtskraft des Urteils bis zu seinem Lebensende monatlich 850,-- DM zuz&#252;glich der gesetzlichen Sozialversicherungsbeitr&#228;ge zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">3. 2.230,45 DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Sie haben vorgetragen:</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Klageantr&#228;ge zu 1) und 2) seien betragsm&#228;&#223;ig nicht bestimmt und deshalb unzul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Zur Unfallzeit (8.00 Uhr) habe keine Streupflicht bestanden, da ein Streuen mit abstumpfenden Mitteln wegen des sich st&#228;ndig erneuernden Glatteises sinnlos gewesen w&#228;re. Au&#223;erdem habe die Ehefrau des Kl&#228;gers selbst zu dem streupflichtigen Personenkreis geh&#246;rt, auch wenn am Unfalltag eine andere Etage an der Reihe gewesen sei; sie falle daher nicht in den Schutzbereich des &#167; 823 Abs. 2 BGB.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen habe die Eigent&#252;mergemeinschaft mit der Aufstallung des Schneewochenplanes und der Einsetzung des sorgf&#228;ltig ausgew&#228;hlten und zuverl&#228;ssigen Verwalters xxx alles Erforderliche getan, um ihrer Streupflicht zu gen&#252;gen. Diesem Zeugen habe die Eigent&#252;mergemeinschaft die &#220;berwachung und Einhaltung der Streupflicht &#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Auch m&#252;sse der Kl&#228;ger sich ein Mitverschulden der Ehefrau entgegenhalten lassen, da diese unmittelbar vor dem Unfall vor dem Glatteis gewarnt worden sei; sie habe den Verwalter anrufen und zum Streuen auffordern m&#252;ssen, ehe sie selbst den B&#252;rgersteig betrat. Zumindest h&#228;tte sie mit dem Streugut, das sie in der Hand gehalten habe, zun&#228;chst den Weg vor ihren F&#252;&#223;en begehbar machen k&#246;nnen und m&#252;ssen. Sofern &#252;berhaupt eine Haftung der Beklagten in Betracht komme, m&#252;sse sie angesichts des &#252;berwiegenden Eigenverschuldens der Ehefrau des Kl&#228;gers zur&#252;cktreten.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Zumindest m&#252;sse der Kl&#228;ger sich den Wegfall der Unterhaltspflicht gegen&#252;ber seiner nicht berufst&#228;tigen Ehefrau anrechnen lassen, die mit mindestens 700,-- DM monatlich anzusetzen sei.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage ohne Beweisaufnahme abgewiesen und zur Begr&#252;ndung ausgef&#252;hrt, es k&#246;nne dahinstehen, ob zur Unfallzeit eine Streupflicht bestanden habe und ob die Eigent&#252;mergemeinschaft alles Erforderliche getan habe, um ihre Streupflicht zu erf&#252;llen. Anspr&#252;che aus Delikt st&#252;nden dem Kl&#228;ger nicht zu, da nicht unter den Schutzzweck der verletzten Norm falle, wer die Verkehrssicherheit des B&#252;rgersteiges im Auftrage des Streupflichtigen oder als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer ohne Auftrag in dessen Interesse erst herstellen wolle. Dies gelte zumindest dann, wenn der freiwillig Streuende nicht in seinem eigenen Interesse t&#228;tig werde, etwa weil er selbst das Haus verlassen wolle. Der Kl&#228;ger habe nicht vorgetragen, da&#223; seine Frau das Haus zu anderen Zwecken als zum Streuen habe verlassen wollen. Auch aus dem Gesichtspunkt des Aufwendungsersatzes (&#167;&#167; 633, 670 BGB) k&#246;nne der Kl&#228;ger nicht Ersatz seines Schadens verlangen. Zum einen sei seine Ehefrau offenbar aufgrund ihrer altersbedingten k&#246;rperlichen Verfassung nicht in der Lage gewesen, auf dem vereisten B&#252;rgersteig das Gleichgewicht zu halten, so da&#223; es nicht dem wirklichen Interesse des Gesch&#228;ftsherrn entsprochen habe, da&#223; sie sich selbst in Lebensgefahr begebe. Zum anderen scheitere ein Aufwendungsersatzanspruch daran, da&#223; der Sturz keine den &#252;bernommenen Gesch&#228;ft immanente Gefahr dargestellt habe. Der Streuende k&#246;nne durch geeignetes Schuhwerk, durch Streuen der unmittelbar vor ihm liegenden Fl&#228;chen und notfalls durch Rutschen auf den Knien jede Gefahr ausschlie&#223;en; wenn er dennoch falle, verwirkliche sich nur sein allgemeines Lebensrisiko, nicht aber eine dem &#252;bernommenen Gesch&#228;ft innewohnende besondere Gefahr.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Mit der Berufung verfolgt der Kl&#228;ger seine urspr&#252;nglichen Antr&#228;ge weiter, beschr&#228;nkt die begehrte Rente aber auf die Dauer der statistischen Lebenserwartung seiner Ehefrau zum Unfallzeitpunkt und verlangt hinsichtlich der auf die begehrten Renten entfallenden Sozialversicherungsbeitr&#228;ge nur noch Feststellung der Ersatzpflicht der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Nach Anh&#246;rung des Kl&#228;gers und Vernehmung des Zeugen xxx hat der Senat im ersten Durchgang auf die Berufung des Kl&#228;gers durch Senatsurteil das angefochtene Urteil des Landgerichts teilweise abge&#228;ndert und die Anspr&#252;che des Kl&#228;gers auf Zahlung von 2.230,46 DM, von monatlich 700,-- DM f&#252;r die Zeit vom 1. Februar 1979 bis zur rechtskr&#228;ftigen Erledigung dieses Prozesses und von monatlich 850,-- DM f&#252;r die Folgezeit, l&#228;ngstens jedoch bis zum 30. August 2000, dem Grunde nach zu 2/3 f&#252;r gerechtfertigt erkl&#228;rt, und zwar vorbehaltlich eines gesetzlichen Anspruchs&#252;bergangs. Er hat weiter festgestellt, da&#223; die Beklagten verpflichtet sind, als Gesamtschuldner an den Kl&#228;ger die diesen beiden Renten entsprechenden Sozialversicherungsbeitr&#228;ge zu ersetzen, und zwar vorbehaltlich eines gesetzlichen Anspruchs&#252;bergangs.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Auf die Revision der Beklagten hat der Bundesgerichtshof mit Urteil vom 27.11.1984, auf das wegen der Einzelheiten verwiesen wird, das vorgenannte Urteil des Senats aufgehoben, soweit darin zum Nachteil der Beklagten erkannt ist.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verfolgt seine urspr&#252;nglichen Berufungsantr&#228;ge weiter. Er wiederholt sein bisheriges Vorbringen und st&#252;tzt seine Anspr&#252;che auch darauf, da&#223; die Verletzung der Streupflicht durch die Beklagten zugleich eine positive Vertragsverletzung des Mietvertrages der Parteien darstelle. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Erg&#228;nzend tr&#228;gt er vor:</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Wenn der Streupflichtige bei einem Gl&#228;tteunfall keinen Ersatz verlangen k&#246;nne, dann nicht etwa, weil er nicht unter den Schutzzweck falle, sondern deshalb, weil es an einer Pflichtverletzung fehle: Gegen&#252;ber dem Pflichtigen k&#246;nne die Pflicht nicht bestehen. Eine Streupflicht bestehe gerade dann im besonderen Ma&#223;e, wenn sich ausnahmsweise st&#228;ndig neues Glatteis bildet.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Ein entgegenstehender Wille des Gesch&#228;ftsherrn sei wegen &#167;&#167; 633 Satz 2, 679 3GB unbeachtlich, da die Erf&#252;llung der Streupflicht im &#246;ffentlichen Interesse gelegen habe.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Ein Mitverschulden seiner Ehefrau sei nicht erwiesen. Sie habe geeignetes Schuhwerk getragen, sei trotz ihres Alters gesund und r&#252;stig gewesen und habe den Sturz trotz aller Sorgfaltspflicht nicht vermeiden k&#246;nnen. Er habe seine Ehefrau am Telefon nur vor dem Glatteis gewarnt, welches er bereits beim Verlassen des Hauses sofort bemerkt habe. Zu seiner Firma sei er mehr oder weniger r&#252;bergeschlindert. &#220;ber ein Abstreuen habe er mit seiner Ehefrau am Telefon nicht gesprochen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Winterwartung sei im Hause nur schlecht praktiziert worden, weil nahezu alle Bewohner berufst&#228;tig gewesen seien. Von denen, die zu Hause geblieben seien, sei wohl mal jemand, wenn es in der Zwischenzeit geschneit habe, rausgegangen. Dann sei aber mal wieder nichts passiert. Die anderen Mieter seien vielleicht mal abends rausgegangen und h&#228;tten gestreut. H&#228;ufig sei trotz Notwendigkeit jedoch nicht gestreut worden. Ob samstags und sonntags gestreut worden sei, daran k&#246;nne er sich nicht erinnern. Absprachen f&#252;r die Zeit der Abwesenheit der berufst&#228;tigen Bewohner habe es nicht gegeben. Die Berufst&#228;tigen h&#228;tten etwa in der Zeit von 7.15 Uhr bis 7.45 Uhr das Haus verlassen. Der im Haus lebende Rentner, der verstorbene Herr xxx, der schon alt gewesen sei, habe meistens zusammen mit seiner Ehefrau das Notwendigste gemacht. Er, der Kl&#228;ger, habe damals schon nach dem Einzug bem&#228;ngelt, da&#223; die Schneewochenregelung nicht in Ordnung sei. Es sei jedoch nichts ge&#228;ndert worden. Wenn ihre Etage Schneewoche gehabt habe, habe seine Frau das Streuen auch erledigt. Aber auch in diesen Wochen habe es keine Absprache mit den anderen Etagenbewohnern gegeben. Er nehme an, da&#223; die anderen sich darauf verlassen h&#228;tten. Eine Absprache sei jedoch nicht erfolgt. Er, der Kl&#228;ger habe auch schon mal die anderen Eigent&#252;mer angesprochen, da&#223; diese auch h&#228;tten abstreuen k&#246;nnen. Hinterher habe er solche Bemerkungen unterlassen, da er sowieso nur "dumme" Antworten erhalten habe.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt nunmehr,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">1. die Beklagten zu verurteilen, als Gesamtschuldner an ihn</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">a) f&#252;r die Zeit vom 1.2.1979 bis zur Rechtskraft des Urteils in dieser Sache, l&#228;ngstens jedoch bis zur Erreichung des mutma&#223;lichen Alters der Ehefrau gem&#228;&#223; der ma&#223;geblichen Lebenserwartungstabelle, monatlich 700,-- DM,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">b) ab Rechtskraft des Urteils bis zur Erreichung des mutma&#223;lichen Alters der Ehefrau gem&#228;&#223; der</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">ma&#223;geblichen Lebenserwartungstabelle monatlich 850,-- DM zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">c) 2.230,46 DM zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">2. festzustellen, da&#223; die Beklagten verpflichtet sind, ihm als Gesamtschuldner die den beiden Renten zu Ziffer 1 a) und b) entsprechenden Sozialversicherungsbeitr&#228;ge zu ersetzen,</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">und zwar dies alles mit der Ma&#223;gabe, da&#223; jeweils nur 2/3 verlangt werde, bzw. eine Quote von 2/3 zugrunde zu legen sei.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">3. Die Beklagten zur Zahlung von 4% Zinsen auf die in den ihren Antr&#228;gen zu 1) und 2) genannten Betr&#228;ge ab 1.2.1979 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigen das angefochtene Urteil und tragen erg&#228;nzend vor:</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Ehefrau des Kl&#228;gers sei selbst streupflichtig gewesen. Im Au&#223;enverh&#228;ltnis sei n&#228;mlich jeder Wohnungseigent&#252;mer gleicherma&#223;en streupflichtig gewesen; an die Stelle der Beklagten seien insoweit kraft der mietvertraglichen Regelung der Kl&#228;ger und seine Ehefrau getreten. Die in der Hausordnung festgelegte Reihenfolge sei lediglich eine interne Regelung, die f&#252;r die Frage, wer im Au&#223;enverh&#228;ltnis streupflichtig sei, keine Bedeutung habe. Da die Ehefrau des Kl&#228;gers streupflichtig gewesen sei, stehe diesem weder ein Anspruch aus unerlaubter Handlung noch ein Anspruch aus Gesch&#228;ftsf&#252;hrung ohne Auftrag zu.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Mit Nichtwissen werde bestritten, da&#223; die Glatteisbildung schon um 7.00 Uhr eingesetzt habe. Im Bereich der Unfall&#246;rtlichkeit habe es erst kurz vor 8.00 Uhr zu regnen begonnen. Niemand habe also vor dem Unfall der Ehefrau des Kl&#228;gers streuen k&#246;nnen. Im Anschlu&#223; an die Ausk&#252;nfte des deutschen Wetterdienstes und der Polizeistation Herford vom 7.11.1985 (Bl. 214 R d.A.) behaupten die Beklagten weiterhin, da&#223; nicht einmal davon ausgegangen werden k&#246;nne, da&#223; der Beginn der Eisbildung mit dem Beginn des Niederschlages zusammenfalle. Der Regen k&#246;nne auch erst sp&#228;ter und allm&#228;hlich in Eisregen &#252;bergegangen sein. Au&#223;erdem sei in der Zeit vor 8.00 Uhr die Niederschlagsmenge und die Intensit&#228;t des Regens so niedrig gewesen, da&#223; er nicht einmal als Regen wahrzunehmen gewesen sei. Eine unausgesetzte Beobachtung und Kontrolle des B&#252;rgersteigs k&#246;nne von einem Streupflichtigen nicht verlangt werden.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Als die berufst&#228;tigen Hausbewohner morgens das Haus bis 7.30 Uhr verlassen h&#228;tten, sei der Gehweg vor dem Haus eisfrei gewesen. Der Zustand des Gehweges sei auch noch unbedenklich gewesen, als der Kl&#228;ger um 7.55 Uhr das Haus verlassen habe. Die einsetzende Gl&#228;ttebildung habe er erst auf dem weiteren Weg zur Arbeitsstelle bemerkt. Die Ehefrau des Kl&#228;gers habe aufgrund des Anrufs des Kl&#228;gers wegen einer von allen Bewohnern beachteten und praktizierten &#220;bung bzw. &#220;bereinkunft f&#252;r die abwesenden berufst&#228;tigen streupflichtigen Bewohner (damals des zweiten Obergeschosses) streuen wollen. Der Anruf des Kl&#228;gers sei Ausdruck dieser &#220;bung gewesen. In diesem Zusammenhang beziehen sich die Beklagten auf die Feststellung im Polizeibericht, da&#223; dem Kl&#228;ger bekannt gewesen sei, da&#223; seine Frau den Gehweg vor dem Hause habe streuen wollen. In der letzten Berufungsverhandlung hat dazu der Proze&#223;bevollm&#228;chtigte der Beklagten unter Bezugnahme auf den Polizeibericht ausgef&#252;hrt, es werde bestritten, da&#223; die Ehefrau des Kl&#228;gers deshalb zum Streuen nach drau&#223;en gegangen sei, weil sie gewu&#223;t habe, da&#223; keiner streue.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich behaupten die Beklagten, da&#223; es bis 10.00 Uhr unm&#246;glich gewesen sei, auch nur f&#252;r kurze Zeit durch Streusalz oder abstumpfende Streumittel eine stumpfe Oberfl&#228;che herzustellen. Sie verweisen dazu darauf, da&#223; laut Auskunft des Wetteramtes und zwischen den Parteien unstreitig unterk&#252;hlter Regen ("Eisregen") auf gefrorenen Boden gefallen und dort sofort (spontan) gefroren sei. Diese Sachlage sei aber der in den vom 13. Zivilsenat des hiesigen Oberlandesgerichts entschiedenen F&#228;llen vergleichbar, in denen f&#252;r den 8.1.1979 eine Streupflicht verneint worden sei, was der BGH in einem der beiden F&#228;lle auch gebilligt habe (vgl. dazu BGH VersR 1984, 645).</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Die &#220;berwachung der Einhaltung der Winterwartung habe immer funktioniert. Diese sei dem Hauswart, dem Zeugen xxx anvertraut gewesen und im &#252;brigen durch die im Hause wohnenden Miteigent&#252;mer t&#228;glich und zwangsl&#228;ufig erfolgt. Demgem&#228;&#223; habe es auch nie Beanstandungen oder Mi&#223;helligkeiten gegeben.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Letztlich meinen die Beklagten, da&#223; das Eigenverschulden der Ehefrau des Kl&#228;gers h&#246;her anzusetzen sei als mit 1/3. Die Ehefrau des Kl&#228;gers habe Schuhe mit Kreppsohlen getragen; solche Sohlen ver&#228;nderten sich mit der Zeit und w&#252;rden rutschig. Es sei anzunehmen, da&#223; auch die Schuhe der Ehefrau des Kl&#228;gers unsicher gewesen seien und zum Unfall beigetragen h&#228;tten. Von einer v&#246;lligen Vernachl&#228;ssigung der &#220;berwachungspflicht durch die Wohnungseigent&#252;mer k&#246;nne zudem keine Regel sein.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird erg&#228;nzend Bezug genommen auf die von den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze, die Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung waren.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat den Kl&#228;ger erneut angeh&#246;rt und die Zeugen xxx und xxx uneidlich vernommen. Als Sachverst&#228;ndige wurden geh&#246;rt der Dipl.-Metereologe xxx vom Deutschen Wetterdienst und der Beigeordnete der Stadt xxx. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Berichterstattervermerke vom 7.1.1936 (Bl. 271 bis 281 d.A.) und die Sitzungsniederschrift vom 10.10.1986 (Bl. 306 bis 307 d.A.) Bezug genommen. Wegen der amtlich eingeholten Auskunft der Polizeistation xxx wird Bezug genommen auf Bl. 214 R d.A.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Akten 9 C 95/80 AG xxx und 46 U Js 58/79 StA xxx lagen vor und waren Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig. Sie hat in der Sache teilweise Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist zul&#228;ssig, wie der Senat bereits in dem aus anderen Gr&#252;nden teilweise aufgehobenen Urteil vom 11. Januar 1983 ausgef&#252;hrt hat und auf das (Seite 11) zur Vermeidung von Wiederholungen Bezug genommen wird.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme auch zum Teil dem Grunde nach gerechtfertigt. Die Beklagten haften dem Kl&#228;ger aus unerlaubter Handlung auf Ersatz vom 2/3 seines Unterhaltsschadens und der ihm entstandenen Begr&#228;bniskosten.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Da&#223; Anspr&#252;che wegen Verletzung mietvertraglicher Nebenpflichten und ebenfalls Anspr&#252;che aus Gesch&#228;ftsf&#252;hrung ohne Auftrag (&#167;&#167; 683, 670 in Verbindung mit &#167;&#167; 844, 618 Abs. 3 BGB analog) ausscheiden, hat der Senat bereits im einzelnen in dem vorgenannten Urteil auf den Seiten 11 und 12, auf die verwiesen wird, ausgef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Die Eigent&#252;mergemeinschaft haftet dem Kl&#228;ger jedoch nach &#167;&#167; 823 I, 831 Abs. 1 Satz 1, 844 Abs. 1 und 2 BGB wegen Verletzung ihrer Pflichten zur Schaffung einer hinreichenden Streuorganisation und ausreichenden &#220;berwachungen der Erf&#252;llung der Streupflicht. Eine Entlastung nach &#167; 831 Abs. 1 Satz 2 BGB ist nicht erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haften als Mitglieder dieser Eigent&#252;mergemeinschaft dem Kl&#228;ger gegen&#252;ber als Gesamtschuldner, &#167; 840 BGB (vgl. B&#228;rmann-Pick-Merle, WEG, 4. Aufl. 1980, &#167; 16 Rn. 146; Weitnauer WEG, 6. Aufl. 1982, &#167; 27 Rn. 29). Der Kl&#228;ger mu&#223; sich aber gem&#228;&#223; &#167;&#167; 846, 254 BGB ein Eigenverschulden seiner Ehefrau anrechnen lassen. Dieses kann im Verh&#228;ltnis zum Verschulden der Eigent&#252;mergemeinschaft nicht mit mehr als 1/3 bewertet werden.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten hatten zusammen mit den &#252;brigen Wohnungseigent&#252;mern des Hauses aus &#167; 823 Abs. 1 BGB abgeleitete Verkehrssicherungspflichten zu erf&#252;llen.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der Ortsatzung der Stadt xxx waren die Wohnungseigent&#252;mer beim Eintritt von Gl&#228;tte streupflichtig, wie dies der Bundesgerichtshof in seinem Urteil vom 27.11.1934 im einzelnen auf den Seiten 5 und 6, auf die verweisend Bezug genommen wird, ausgef&#252;hrt hat.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Wie der Bundesgerichtshof im einzelnen f&#252;r rechtsfehlerfrei erkl&#228;rt hat (Seite 6 bis 8 des Revisionsurteils), durfte die Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft zwar in der von ihr gew&#228;hlten Art und Weise die ihr durch Ortsatzung &#252;bertragene Streupflicht wochenweise auf die Wohnungsinhaber etagenweise &#252;bertragen, es oblag ihr, d. h. allen Wohnungseigent&#252;mern, jedoch eine streng zu handhabende &#220;berwachungspflicht und zwar auch den Mietern der einzelnen Eigentumswohnungen gegen&#252;ber.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Dieser &#220;berwachungspflicht ist die Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme nicht nachgekommen:</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">So hat der damalige Hausverwalter xxx ausgesagt, da&#223; er, der nicht in dem Hause xxx gewohnt hat, sich um den Streudienst und die Hausordnung nicht gek&#252;mmert und nichts kontrolliert habe, da dies Sache des damaligen Hauswartes, des Zeugen xxx gewesen sei. Der Zeuge xxx hat bekundet, da&#223; man gemeinsam einen Streuplan erstellt habe. Um das Streuen habe er sich "an und f&#252;r sich" nicht gek&#252;mmert und habe auch nichts &#252;berwacht. Wenn auch keine Beschwerden den ausw&#228;rts wohnenden Wohnungseigent&#252;mer wie den Zeugen xxx und xxx gegen&#252;ber laut geworden sind, wie dies diese beiden Zeugen bekundet haben, so ist die Streupflicht trotz bestehenden Streuplanes im einzelnen jedoch nur unkoordiniert und mehr oder weniger zuf&#228;llig und unregelm&#228;&#223;ig erf&#252;llt worden, wie sich dies nicht nur aus den Erkl&#228;rungen des Kl&#228;gers vor dem Senat, sondern letztlich auch aus der Aussage der Zeugin xxx und des Zeugen xxx ergibt.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Die Ehefrau des Kl&#228;gers fiel auch in den Schutzbereich der der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft obliegenden Pflichten zur Erf&#252;llung und Sicherstellung der Winterwartung auf dem Gehweg vor dem Hause xxx. Nur dann, wenn die Ehefrau des Kl&#228;gers der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft gegen&#252;ber verpflichtet gewesen w&#228;re, streuend t&#228;tig zu werden, fiele sie bei wertender Beurteilung aus dem Schutzbereich der Pflichten der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft heraus, wie der Bundesgerichtshof auf Seite 8 des Revisionsurteils ausgef&#252;hrt hat. Eine Verpflichtung der verstorbenen Ehefrau, f&#252;r die anderen Bewohner des Hauses einzugreifen, ist nach der Beweisaufnahme jedoch nichts festgestellt worden. Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme hat damals allenfalls eine tats&#228;chliche &#220;bung bestanden, da&#223; mal der, mal jener streute und sich darauf offenbar auch alle Bewohner des Hauses verlie&#223;en. Aus einer tats&#228;chlichen &#220;bung heraus kann jedoch eine Herausnahme der Verstorbenen aus dem Schutzzweckbereich der verletzten Pflichten nicht hergeleitet werden. Es ist nicht begr&#252;ndbar, da&#223; derjenige, der mehrfach, jedoch freiwillig und ohne Verpflichtung und ohne &#220;bernahme einer solchen Verpflichtung t&#228;tig wird, sich dann dadurch um eigene Anspr&#252;che bringt, obwohl er rechtlich zu nichts verpflichtet war und auch keinen Ausgleich f&#252;r seine Risiko&#252;bernahme erh&#228;lt.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Hiergegen l&#228;&#223;t sich auch nicht anf&#252;hren, da&#223; sich die eigentlichen Streupflichtigen durch das Verhalten des Dritten-, hier der verstorbenen Ehefrau des Kl&#228;gers, veranla&#223;t gesehen haben, ihrerseits von den Ma&#223;nahmen abzusehen, die sie sonst auf jeden Fall zur eigenen Pflichterf&#252;llung h&#228;tten treffen m&#252;ssen. Sollte der freiwillig t&#228;tig werdende Dritte durch sein Verhalten zurechenbar einen Vertrauenstatbestand geschaffen haben, w&#252;rde er allerdings letztlich die Gefahr f&#252;r sich selbst geschaffen haben und k&#246;nnte m&#246;glicherweise bei wertender Beurteilung wegen der Schaffung eines Vertrauenstatbestandes den an sich Pflichtigen doch nicht in Anspruch nehmen. Eine solche Schlu&#223;folgerung setzte aber voraus, da&#223; wirklich ein Vertrauenstatbestand geschaffen worden ist, der den Pflichtigen tats&#228;chlich von sonst von ihm ergriffenen Ma&#223;nahmen abgehalten hat. Ein solcher von der verstorbenen Ehefrau des Kl&#228;gers den Wohnungseigent&#252;mern gesetzter Vertrauenstatbestand konnte jedoch nicht festgestellt werden. Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme kann insoweit nichts hinreichendes zugunsten der Beklagten der Entscheidungsfindung zugrundegelegt werden. So hat der Zeuge xxx lediglich bekundet, da&#223; er sich um nichts gek&#252;mmert hatte, da&#223; keine Beschwerden vorgelegen h&#228;tten, da&#223; alles in allem &#252;berhaupt keine Probleme vorgelegen h&#228;tten. Der Zeuge hat auch nichts dar&#252;ber geh&#246;rt, da&#223; die Verstorbenen regelm&#228;&#223;ig gestreut habe. Genauso wenig wie man aus dieser Zeugenaussage einen irgendwie gearteten, von der Verstorbenen geschaffenen Vertrauenstatbestand herleiten kann, kann man dies aus der Aussage des Zeugen xxx, der im wesentlichen &#228;hnlich ausgesagt und von Einzelheiten nichts gewu&#223;t hat. Auch der Zeuge xxx, der zur damaligen Zeit Hauswart war, hat sich um das Streuen nicht gek&#252;mmert. Nach seiner Aussage ist nichts &#252;berwacht worden; die Gemeinschaft gut gewesen. Der verstorbene Rentner xxx hat nach der Aussage dieses Zeugen ab und an spontan gestreut. Eine stillschweigende &#220;bereinkunft &#252;ber das Streuen habe nicht bestanden. Die Zeugin xxx hat bekundet, da&#223; nie vers&#228;umt worden sein soll zu streuen; da&#223; sich keiner gedr&#252;ckt habe und da&#223; der Rentner xxx auch dann gestreut habe, wenn es nicht n&#246;tig gewesen sei. Diese Zeugin wu&#223;te aber auch nicht, ob die verstorbene Ehefrau tags&#252;ber gestreut hat. Auch war dieser Zeugin nicht bekannt, da&#223; diese st&#228;ndig gestreut h&#228;tte. Es war also auch nach dieser Zeugenaussage nicht so, da&#223; sie sich auf den verstorbenen Rentner xxx und die verstorbenen Ehefrau des Kl&#228;gers verlassen und diesen (stillschweigend) die Verantwortung f&#252;r das Streuen &#252;bertragen h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Die verstorbene Ehefrau des Kl&#228;gers ist auch aufgrund der Pflichtverletzung der Wohnungseigent&#252;mer zu ihrem T&#228;tigwerden "herausgefordert" worden, der Unfall mit seinen Folgen daher haftungsrechtlich den Beklagten zuzuordnen.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">In den F&#228;llen sogenannter psychischer Kausalit&#228;t, zu denen die sogenannten Herausforderungsf&#228;lle zu rechnen sind, geht es um die "rechtliche Zuordnung bzw. Zurechnung" von Verhaltensfolgen (so deutlich: BGH NJW 1981, 570, 571; vgl. auch weiter M&#252;nchener Kommentar-Grunsky, Vorbemerkung &#167; 249 Rn. 57 und 59), also um eine wertende Beurteilung. Entscheidend ist danach, ob der Verursacher das Verhalten des Gesch&#228;digten voraussehen und bei Einrichtung seines eigenen Verhaltens auch ber&#252;cksichtigen mu&#223;te (BGH a.a.O.). Danach ist Zurechnungsgrund die Schaffung eines gesteigerten Gefahrenzustandes, durch den das Eingreifen eines (opferbereiten) Dritten herausgefordert wird, wobei entscheidend ist, da&#223; der Dritte sich herausgefordert f&#252;hlen darf und zwar einmal &#252;berhaupt und gegebenenfalls auch in der von ihn gew&#228;hlten Art und Weise (vgl. z. B. BGH NJW 1976, 569; BGH NJW 1975, 168 f. = BGHZ 63, 189, 192; Senat, Urteil vom 11.5.1984 in 9 U 250/83). Dabei unterscheiden sich die beiden Fallgruppen der sogenannten Nothilfef&#228;lle und der Verfolgungs- bzw. Fluchtf&#228;lle nur in Modifikationen (vgl. BGH NJW 1964, 1364; vgl. auch Zimmermann JZ 80, 10, 11), n&#228;mlich dahingehend, da&#223; bei einem Eingreifen zur Hilfeleistung wegen der Gefahr f&#252;r Leib und Leben f&#252;r jemanden das Eingreifen des Dritten nahezu zwangsl&#228;ufig herausgefordert worden ist und in solchen F&#228;llen grunds&#228;tzlich eine Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit ohne weiteres gegeben ist. Aber auch in diesen F&#228;llen darf naturgem&#228;&#223; kein krasses Mi&#223;verh&#228;ltnis zwischen der eingegangenen Gefahr und dem mit der Hilfeleistung angestrebten Erfolg gegeben sein (vgl. dazu M&#252;nchener Kommentar-Grunsky vor &#167; 249 Rn. 59). Dagegen mu&#223; bei weniger bedrohlichen Situationen differenziert werden, ob sie generell geeignet sind, Hilfeleistungen Dritter &#252;berhaupt und gegebenenfalls in der vorliegenden Form hervorzurufen (vgl. BGH a.a.O.). Unerheblich ist dabei, ob eine Pflicht des Dritten zum Eingreifen (etwa gem&#228;&#223; &#167; 330c StGB) besteht, ob die Hilfe einem anderen Opfer des Sch&#228;digers oder diesem selbst geleistet wird und ob vor dem Eingreifen des Dritten schon irgend ein haftungsrechtlich relevanter Sachverhalt des Sch&#228;digers vorlag (so wohl zu Recht: M&#252;nchener Kommentar-Grunsky vor &#167; 249 Rn. 59). Entscheidend ist nur, ob aus der damaligen Sicht, also ex-ante betrachtet (vgl. dazu BGH NJW 1971, 1981 = BGHZ 57, 25, 32 und auch BGH NJW 1981, 571) der Dritte zu seinem Eingreifen berechtigt ist, ob also eine Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit zwischen Zweck und erkennbarem Risiko seiner Aktion vorliegt (s. BGH NJW 1971, 1981; vgl. auch OLG Celle NJW 1979, 723 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Die Ehefrau des Kl&#228;gers durfte als "Herausgeforderte" auch angesichts der bei &#220;bernahme des Risikos erkennbaren Gefahrenlage &#252;berhaupt und in der von ihr gew&#228;hlten Art und Weise zur fraglichen Zeit t&#228;tig werden. Die Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft auf der anderen Seite mu&#223;te das Eingreifen der Ehefrau &#252;berhaupt und in der von ihr gew&#228;hlten Art und Weise zum fraglichen Zeitpunkt voraussehen.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Eine Herausforderung der verstorbenen Ehefrau und damit eine wertende Zurechnung der Schadensfolgen zu Lasten der Beklagten scheidet nicht etwa deshalb aus, weil die verstorbene Ehefrau zu fr&#252;h, d. h. zeitlich gesehen zu einem Zeitpunkt t&#228;tig geworden ist, wo die den streupflichtigen Wohnungseigent&#252;mern einzur&#228;umende Zeitspanne zur Erf&#252;llung ihrer mit dem Eintritt der Gl&#228;tte entstandenen Streupflicht (vgl. dazu BGH, Seite 9 des Revisionsurteils zu Ziffer 2 a und Seite 5 zu Ziffer 1 a) noch nicht abgelaufen war. Nach der vom Senat durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme ist zu diesem Punkt der Entscheidungsfindung zugrunde zu legen:</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Wie der Sachverst&#228;ndige xxx im einzelnen &#252;berzeugend dargelegt hat, lag der Beginn des unterk&#252;hlten Regens im Bereich des Hauses xxx in xxx, der spontan sofort am Boden gefror bei 7.10 Uhr (+ - 5 Minuten). Es ist jedoch nicht auszuschlie&#223;en, da&#223; bei erw&#228;rmten Boden eine gewisse Verz&#246;gerung der Eisbildung vorliegen kann. Hierzu hat der Sachverst&#228;ndige ausgef&#252;hrt, da&#223; die Geschwindigkeit der Glatteisbildung von Bodenzustand abh&#228;ngig sein kann und da&#223; von daher gesehen gewisse Zeitunterschiede m&#246;glich sind. Deshalb ist z. B. m&#246;glich, da&#223; der Zeuge xxx im Bereich der Kfz-Halle, wo vielleicht g&#252;nstigere Temperatur- und Bodenverh&#228;ltnisse vorgelegen haben, erst relativ sp&#228;t eine Glatteisbildung bemerkt hat. W&#228;hrend der Sachverst&#228;ndige die untere Grenze der Glatteisbildung von zwei Minuten korrigiert und dazu ausgef&#252;hrt hat, da&#223; diese Grenze zu hoch angesetzt ist, hat er zu der oberen Grenze der zeitlichen Verz&#246;gerung der Glatteisbildung, die er in seinem schriftlichen Gutachten mit 10 Minuten angegeben hat, nicht korrigiert. Unsicherheiten gehen zu Lasten des beweispflichtigen Kl&#228;gers. Eine Glatteisbildung vor dem Haus xxx kann mithin fr&#252;hestens ab 7.25 Uhr bis 7.30 Uhr festgestellt werden. Auch nach der amtlichen Auskunft der Polizeistation xxx sind Glatteisunf&#228;lle im Raum xxx ab 7.50 Uhr, also nicht vor 7.25 Uhr registriert worden. Auch der Zeuge xxx hat bekundet, da&#223; es auf seinem Weg zur Arbeit um 7.15 Uhr zu regnen begonnen habe, da&#223; er ca. 10 bis 15 Minuten Fu&#223;weg gehabt habe, und da&#223; es auf dem Weg unterwegs glattgeworden sei.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Wenn die berufst&#228;tigen streupflichtigen Bewohner des Hauses die Gl&#228;tte schon beim Verlassen des Hauses bemerkt haben sollten, h&#228;tten diese sofort t&#228;tig werden oder entsprechendes veranlassen m&#252;ssen. Eine weitere gr&#246;&#223;ere Zeitspanne k&#246;nnte diesen nicht zugebilligt werden. Bis zum T&#228;tigwerden der Verstorbenen, die um ca. 8.00 Uhr nach drau&#223;en gegangen ist, h&#228;tte etwas geschehen k&#246;nnen und m&#252;ssen. Neben dem Rentner xxx und der Verstorbenen war zumindest noch die Zeugin xxx im Hause, wie diese Zeugin vor dem Senat ausgesagt hat. <u>Da&#223;</u> die Berufst&#228;tigen aus dem zweiten Obergescho&#223; jedoch konkret etwas bemerkt haben, als sie das Haus verlassen haben, ist jedoch zu Lasten der Beklagten positiv nicht feststellbar.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Nach <u>allgemeinen</u> Grunds&#228;tzen zur Erf&#252;llung der Streupflicht in zeitlicher Hinsicht, d. h. zur Beurteilung der Frage, ob der Streupflichtige die mit der Gl&#228;ttebildung begr&#252;ndete Streupflicht trotz ihm zuzubilligender Frist bis zum T&#228;tigwerden schuldhaft verletzt hat oder nicht, entfiele im vorliegenden Fall eine Schadensersatzpflicht der Beklagten. Ordnungsgem&#228;&#223;e Organisation und &#220;berwachung unterstellt, w&#228;re eine erste Kontrolle vor 7.00 Uhr, dem satzungsgem&#228;&#223;en Beginn der Streupflicht, irrelevant, da zu dieser Zeit noch kein Regen fiel und keine Gl&#228;tte zu verzeichnen war. Derjenige, der bei ordnungsgem&#228;&#223;er Organisation und Kontrolle als beauftragt anzusehen w&#228;re, h&#228;tte die Gefahrenlage vor dem Anruf des Kl&#228;gers und vor dem T&#228;tigwerden der verstorbenen Ehefrau des Kl&#228;gers auch nicht erkennen und bereits t&#228;tig werden m&#252;ssen. Weder der Kl&#228;ger noch die Zeugin xxx noch die Verstorbene hatten aus ihren Wohnungen heraus bemerkt, was sich drau&#223;en abspielte. Dies ist auch ohne weiteres erkl&#228;rlich. Hierzu hat der Sachverst&#228;ndige xxx im einzelnen &#252;berzeugend ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Es herrschte zu dieser Zeit D&#228;mmerung. Der Niederschlag fiel als nur kleintropfiger Regen, der schon fast nur Nieselregen war. Gegen einen d&#228;mmerigen Hintergrund derartige Wassertropfen zu sehen, ist ungeheuer schwierig. Auch die ehrenamtlichen Wetterbeobachter haben die Gl&#228;tte gr&#246;&#223;tenteils erst bemerkt, als sie um 7.30 Uhr zu ihren Beobachtungspunkten nach drau&#223;en gingen. Auch die Gl&#228;tte als solche war vom Hause aus nicht zu sehen. Es w&#228;re auch eine &#220;berspannung der Sorgfalts- und Kontrollpflichten, da&#223; der Streupflichtige das Radio zu h&#246;ren und das Thermometer zu beobachten gehabt h&#228;tte. Da&#223; der Pflichtige vor 8.00 Uhr selbst durch sein eigenes Hinausgehen h&#228;tte abkontrollieren m&#252;ssen, ist deshalb nicht vertretbar. Erst dann, wenn der Regen wahrnehmbar ist und im Zusammenhang mit den dem am Thermometer ablesbaren Minustemperaturen eine Gefahrenlage erkennbar wird, sich dem Streupflichtigen mithin Anhaltspunkte f&#252;r eine gef&#228;hrliche Gl&#228;ttebildung darbieten, kann das Unterlassen eines T&#228;tigwerdens als schuldhaft .eingestuft werden. Da&#223; eine solche Fallkonstellation f&#252;r den gedachten beauftragten sorgf&#228;ltigen Streupflichtigen vor 8.00 Uhr vorgelegen hat, kann zu Lasten der Beklagten mangels n&#228;herer Tatsachen nicht angenommen werden.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Gleichwohl besteht eine Haftung der Beklagten im vorliegenden Fall wegen der hier zu beurteilenden <u>besonderen</u> Sachlage. Die Besonderheit liegt darin, da&#223; die Verstorbene nicht wie eine unbeteiligte Passantin den B&#252;rgersteig betreten hat, sondern deshalb nach drau&#223;en gegangen ist, weil sie von dem Kl&#228;ger telefonisch &#252;ber die Gl&#228;tte informiert war und <u>abstreuen wollte</u>. W&#228;ren die Beklagten und die Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft ihrer Organisations- und &#220;berwachungspflicht hinreichend nachgekommen, h&#228;tte f&#252;r die Verstorbene kein Anla&#223; bestanden, t&#228;tig zu werden. Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme steht fest, da&#223; in dem Haus xxx Nr. 43 die Streupflicht "locker" gehandhabt wurde und jeder dann und wann streute, wenn er sich "angesprochen" f&#252;hlte und t&#228;tigwerden konnte. </p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Unstreitig waren tags&#252;ber alle aus dem Haus mit Ausnahme des verstorbenen Rentners xxx und der verstorbenen Ehefrau des Kl&#228;gers. Unstreitig war keine Versorge f&#252;r den Fall tags&#252;ber auftretender Schnee- und/oder Eisgl&#228;tte getroffen worden und war nicht geregelt, in welcher Weise dann die Streupflichtigen vertreten wurden. Dies alles war - wie der Kl&#228;ger glaubhaft geschildert hat - ihm und seiner Ehefrau bekannt. Von daher wird auch seine Glatteiswarnung an seine Ehefrau durchaus plausibel. Selbst wenn der Kl&#228;ger - sein Vorbringen als wahr unterstellt - bei seinem Anruf seine Frau nicht zum Streuen aufgefordert haben sollte, so ist auch diese t&#228;tiggeworden in der durch Erfahrung gepr&#228;gten Erwartung, da&#223; die Streupflichtigen weder selbst noch durch Beauftragte der Streupflicht nachkommen werden w&#252;rden. Dann kann es aber nicht mehr darauf ankommen, da&#223; die Kl&#228;gerin vielleicht ein paar Minuten "zu fr&#252;h" t&#228;tig geworden ist, also zu einem Zeitpunkt nach drau&#223;en gegangen ist, wo Dritten gegen&#252;ber die Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft erfolgreich h&#228;tte einwenden k&#246;nnen, ihre Streupflicht noch nicht schuldhaft verletzt zu haben.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Soweit der Proze&#223;bevollm&#228;chtigte der Beklagten im letzten Senatstermin hierzu erkl&#228;rt hat, es sei nicht unstreitig, da&#223; die Ehefrau des Kl&#228;gers nach drau&#223;en gegangen sei, weil sie gewu&#223;t habe, da&#223; keiner streut, so ist diese Behauptung unrichtig. Sie steht einmal im Widerspruch zu dem eigenen Vortrag der Beklagten, wonach der Kl&#228;ger seine Ehefrau gerade zum Streuen aufgefordert hat und da&#223; die Verstorbene dieser Aufforderung wegen der allgemein praktizierten &#220;bung nachgekommen sei, weil sie sich dazu verpflichtet gef&#252;hlt habe. Zum anderen hat die Beweisaufnahme ergeben - wie bereits im anderen Zusammenhang ausgef&#252;hrt -, da&#223; w&#228;hrend der Abwesenheit der berufst&#228;tigen Hausbewohner f&#252;r eine ordnungsgem&#228;&#223;e Erf&#252;llung der Winterwartungspflichten keine ausreichende Vorsorge getroffen war.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Den oben dargelegten Ausf&#252;hrungen kann nicht erfolgreich entgegengehalten werden, da&#223; der Streupflichtige einem Passanten gegen&#252;ber mangels Verschuldens nicht haftet, wenn dieser "zu fr&#252;h st&#252;rzt", und da&#223; der Gest&#252;rzte nicht erfolgreich geltend machen kann, da&#223; der Streupflichtige ja sowieso nicht, also auch nicht zu einem sp&#228;teren Zeitpunkt gestreut h&#228;tte, so da&#223; er, der Passant, auch eine Stunde sp&#228;ter gefallen w&#228;re. Der Unterschied des vorliegend vom Senat zu beurteilenden Falles zu dieser Konstellation liegt n&#228;mlich in folgendem:</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Im "Passantenfall" liegt eine schuldhafte Pflichtverletzung der Streupflichtigen (noch) nicht vor. Im vorliegenden Falle wurde jedoch durch eine bereits vorliegende schuldhafte Pflichtverletzung der Wohnungseigent&#252;mer (mangelhafte Organisation und fehlende &#220;berwachung) das Verhalten der</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Verstorbenen konkret veranla&#223;t. Die Verstorbene ist nicht wie ein Passant zuf&#228;llig und unabh&#228;ngig von einer schuldhaften Pflichtverletzung der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft dahergekommen. Sie hat sich vielmehr nach drau&#223;en begeben, weil sie wu&#223;te, da&#223; kein anderer, zumindest kein Pflichtiger oder von diesem Beauftragter t&#228;tig werden w&#252;rde, jetzt nicht und auch nicht sp&#228;ter vor der R&#252;ckkehr der berufst&#228;tigen Bewohner des Hauses.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Der Senat ist auch nicht gehindert, bei seiner jetzigen Entscheidung von den dargelegten rechtlichen Erw&#228;gungen auszugehen. &#167; 565 Abs. 2 ZPO steht nicht entgegen. Wenn auch der Bundesgerichtshof in seinem aufhebenden Urteil (wie auch der Senat in seinem aufgehobenen Urteil vom 11.1.1983) von einer Relevanz des genauen Zeitpunkts des Unfalls der Ehefrau des Kl&#228;gers und der Bestimmung der angemessenen Zeitspanne zur Erf&#252;llung der Streupflicht durch die Beklagten ausgegangen ist, so begr&#252;ndet dies doch keine Bindungswirkung gem&#228;&#223; &#167; 565 Abs. 2 ZPO. Es entspricht st&#228;ndiger Rechtsprechung des BGH (im Anschlu&#223; an das Reichsgericht), da&#223; eine Bindung des Berufungsgerichts nur wegen derjenigen Punkte besteht, deren rechtsirrt&#252;mliche W&#252;rdigung die Aufhebung <u>unmittelbar</u> herbeigef&#252;hrt hat. Das Berufungsgericht darf die vom Revisionsgericht ger&#252;gten Fehler, die zur Aufhebung gef&#252;hrt haben, nicht wiederholen, ist aber im &#252;brigen in seiner Entscheidung frei. Eine andere Auffassung w&#252;rde eine klare Grenzziehung unm&#246;glich machen und au&#223;erdem das Berufungsgericht in der Findung eines gerechten Urteils zu stark einengen (BGHZ 3, 321 (326); BGHZ 6, 76 (79); BGHZ 22, 370 (373)). Wenn das Berufungsurteil nur wegen Verfahrensm&#228;ngeln aufgehoben wird, ist das Berufungsgericht hinsichtlich der sachlich-rechtlichen Beurteilung &#252;berhaupt nicht gebunden (BGHZ 2, 321 (326); BGHZ 6, 76 (79)). So aber liegt der Fall hier. Das Senatsurteil vom 11.1.1983 ist nur wegen Verfahrensfehlern aufgehoben und deswegen die Sache zur&#252;ckverwiesen worden.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Die danach zu erhebenden Beweise sind nunmehr ausgesch&#246;pft worden.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten k&#246;nnen sich auch nicht erfolgreich darauf berufen, da&#223; ein Streuen in der damaligen Situation v&#246;llig sinnlos gewesen sei und da&#223; sich die Ehefrau des Kl&#228;gers deshalb nicht als "herausgefordert" habe betrachten d&#252;rfen. Auf die gebotene ex-ante-Sicht des "Herausforderers" abgestellt, mu&#223;ten die Mitglieder der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft einrechnen, da&#223; die Ehefrau des Kl&#228;gers auch in der konkreten Situation f&#252;r die Streupflichtigen streuen w&#252;rde. Es lag nicht v&#246;llig au&#223;erhalb jeder Erfahrung und stellte nicht etwa nur eine ganz unbestimmte M&#246;glichkeit dar, da&#223; die Verstorbene sich mit Auftausalz nach drau&#223;en begeben w&#252;rde. Auch aus der Sicht der "herausgeforderten" Ehefrau des Kl&#228;gers in der ex-ante-Beurteilung bei &#220;bernahme des Risikos unter Zugrundelegung des Ma&#223;stabes eines durchschnittlich sorgf&#228;ltigen und verst&#228;ndigen Menschen war die &#220;bernahme des Risikos durch ein Abstreuen bei den gegebenen Wetterverh&#228;ltnissen verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig. Hierzu ist durch den Sachverst&#228;ndigen xxx bewiesen, da&#223; ein Abstreuen mit Tausalz, wie es von der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft bereitgestellt war und wie es die Verstorbene benutzt hat, nicht sinnlos war. Das Aufbringen minimalster Mengen (1 knapper E&#223;l&#246;ffel pro Quadratmeter) h&#228;tte zur Entgl&#228;ttung des B&#252;rgersteiges f&#252;r 1 Stunde gereicht. W&#228;re anstelle des gestrichenen E&#223;l&#246;ffels eine gr&#246;&#223;ere Salzmenge aufgebracht worden, wie dies erfahrungsgem&#228;&#223; gerade in fr&#252;heren Jahren h&#228;ufig und unbedenklich erfolgt ist, h&#228;tte der Zeitraum der Entgl&#228;ttung sich entsprechend verl&#228;ngert. Der Sachverst&#228;ndige hat auch &#252;berzeugt ausgef&#252;hrt und erl&#228;utert, da&#223; ein Niederschlag in Form unterk&#252;hlten Regens die Auftauwirkung von Salz, die mittels w&#228;sseriger L&#246;sung erfolgt, beg&#252;nstigt.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Ist danach schon keine Situation am Unfallmorgen feststellbar, die objektiv ein Abstreuen als sinnlos erscheinen lassen mu&#223;te, so kommt hinzu, da&#223; eine Herausforderung desjenigen, der f&#252;r den Streupflichtigen t&#228;tig wird, nach Ansicht des Senats nur dann verneint werden kann, wenn die Streuma&#223;nahme sich f&#252;r jeden Einsichtigen im Hinblick auf die Wetterlage als v&#246;llig nutz- und zwecklos darstellte. Im Zweifel ist Streuen besser als Nichtstreuen. Der Herausgeforderte mu&#223; schnell entscheiden, ob er t&#228;tigwerden soll und kann nicht erst einen Sachverst&#228;ndigen befragen.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagten darauf abstellen wollen, da&#223; keine Verpflichtung zum Abstreuen mit Salz bestanden habe und ein Aufbringen von Sand oder anderen blo&#223; abstumpfenden Mitteln sinnlos gewesen sei, ist dies unbeachtlich. Da&#223; Salz als geeignetes Mittel zur Bek&#228;mpfung einer Glatteisgefahr anerkannt ist, bedarf keiner Erl&#228;uterung (vgl. dazu im einzelnen z. B. Walprecht/Brinkmann, Stra&#223;enreinigungsgesetz Nordrhein-Westfalen, 3. Aufl. 1985, Rn. 31 m. w. N.). Wenn bei bestimmten Witterungslagen nur Salz (vor&#252;bergehenden) Schutz vor Gl&#228;ttegefahren bringt, so ist auch ein privater Streupflichtiger verpflichtet, Salz zu verwenden, und zwar zumindest dann, wenn er es zur Verf&#252;gung hat, wie dies im vorliegenden Fall unstreitig der Fall war. Wenn der Streupflichtige ohnehin zum Abstreuen Salz zu verwenden pflegt, kann er nicht gerade bei extremer Witterungslage, die die Verwendung von Salz als einzig wirksames Streumittel nahelegt, sich darauf zur&#252;ckziehen, da&#223; andere Streumittel wirkungslos w&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Ein h&#246;heres Eigenverschulden seiner verstorbenen Ehefrau als 1/3 mu&#223; sich der Kl&#228;ger nicht anrechnen lassen. Die vom Senat im Urteil vom 11. Januar 1983 zu den erwiesenen Verursachungsbeitr&#228;gen und zu deren Abw&#228;gung angestellten Erw&#228;gungen werden unter Bezugnahme auf Seite 17 und 18 des vorgenannten Senatsurteils aufrechterhalten. Das weitere Vorbringen der Beklagten gibt zu einer abweichenden Beurteilung keinen Anla&#223;. Die durchgef&#252;hrte Beweisaufnahme hat eine erhebliche Vernachl&#228;ssigung der Organisations- und &#220;berwachungspflichtigen der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft ergeben.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann die ihm wegen seines Unterhaltsschadens zustehende Rente bis zum 30. August 2000 verlangen, da nach der statistischen Lebenserwartung seiner Ehefrau zum Unfallzeitpunkt davon auszugehen ist, da&#223; sie ohne den Unfall bis zu diesem Zeitpunkt gelebt h&#228;tte. Die Ehefrau des Kl&#228;gers war am 1. August 1921 geboren. Am Unfalltage (23. Januar 1979) war sie somit 57 Jahre alt und hatte nach der allgemeinen Sterbetafel die weibliche Bev&#246;lkerung des Bundesgebiets einschlie&#223;lich Berlin (abgedruckt bei Becker, Kraftfahrzeug-Haftpflichtsch&#228;den, 14. Aufl., S. 287 f.) eine statistische Lebenserwartung von noch 21,62 Jahren, d. h. bis etwa Ende August 2000.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Es besteht kein Anla&#223;, die Unterhaltsschadensrente nicht bis zu dieser statistischen Grenze zu gew&#228;hren, da es nicht ungew&#246;hnlich ist, da&#223; auch eine 79-j&#228;hrige Frau noch einen nennenswerten Beitrag zur Haushaltsf&#252;hrung leisten kann.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks"><b>IV.</b></p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Welchen Beitrag die Ehefrau des Kl&#228;gers zu dessen Unterhalt geleistet h&#228;tte und wie dieser zu bewerten ist, war gem&#228;&#223; &#167; 538 Abs. 1 Nr. 3 ZPO dem Betragsverfahren vorzubehalten, da der Rechtsstreit insoweit noch nicht entscheidungsreif ist. Dies gilt auch f&#252;r die Beurteilung der Frage, ob und inwieweit der Kl&#228;ger zumindest ab eigener Pensionierung zu einer Mithilfe im Haushalt verpflichtet gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Gleiches gilt f&#252;r die Beerdigungskosten, da insoweit noch die Diskrepanz zwischen dem verlangten Betrag und der Summe der eingereichten Belege (Bl. 8 bis 30 d.A.) aufzukl&#228;ren ist, die selbst dann verbleibt, wenn man die Skontogew&#228;hrung bei der Rechnung f&#252;r das Grabdenkmal ber&#252;cksichtigt.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Der Feststellungsantrag hinsichtlich der Sozialversicherungsbeitr&#228;ge ist im Rahmen des Tenors begr&#252;ndet, weil der Kl&#228;ger Anspruch auf Ersatz auf Zahlung der Betr&#228;ge hat, die erforderlich sind, um sich die entgangenen Unterhaltsleistungen anderweitig zu beschaffen. Dazu geh&#246;ren auch die Arbeitgeberbeitr&#228;ge zur Sozialversicherung, soweit eine Ersatzkraft tats&#228;chlich besch&#228;ftigt wird und soweit f&#252;r diese Arbeitgeberbeitr&#228;ge zur Sozialversicherung f&#252;r einen der zu gew&#228;hrenden Rente entsprechenden Bruttolohn auch abzuf&#252;hren sind (vgl. dazu BGH NJW 1983, 1425 ff.).</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks"><b>V.</b></p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ist in dem zuerkannten Umfang begr&#252;ndet gem&#228;&#223; &#167;&#167; 284 Abs. 1 Satz 2, 288 Abs. 1 BGB. Verzug vor Rechtsh&#228;ngigkeit ist nicht dargelegt. Die Beklagten haben daher ab Rechtsh&#228;ngigkeit die bis dahin f&#228;llig gewordenen R&#252;ckst&#228;nde und sodann die danach f&#228;llig gewordenen r&#252;ckst&#228;ndigen Betr&#228;ge nach den einzelnen F&#228;lligkeitsdaten in der gesetzlichen H&#246;he zu verzinsen.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Da es sich bei dem im letzten Senatstermin gestellten Antrag um keine echte Klage&#228;nderung handelt, sondern um eine gem&#228;&#223; &#167;&#167; 264 Nr. 2, 261 Abs. 2 in Verbindung mit &#167; 523 ZPO in der m&#252;ndlichen Verhandlung zul&#228;ssige Klageerweiterung in Bezug auf eine Nebenforderung, brauchte den Beklagten keine Einlassungsfrist einger&#228;umt werden (vgl. dazu Baumbach-Lauterbach-Hartmann, 43. Aufl., &#167; 261 Anm. 4 B). &#167; 520 Abs. 3 ZPO in Verbindung mit &#167; 274 Abs. 3 ZPO sind nicht einschl&#228;gig. Eine Schriftsatzfrist gem&#228;&#223; &#167; 283 ZPO entfiel schon mangels Antrags.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks"><b>VII.</b></p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 708 Nr. 10 ZPO.</p>
315,512
lsgnrw-1986-11-28-l-14-an-12785
{ "id": 799, "name": "Landessozialgericht NRW", "slug": "lsgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
L 14 An 127/85
"1986-11-28T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:46"
"2019-03-27T09:42:56"
Urteil
ECLI:DE:LSGNRW:1986:1128.L14AN127.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das Urteil des Sozialgerichts Dortmund vom 18. April 1985 abge&#228;ndert. Die Klage wird abgewiesen. Kosten sind in beiden Rechtsz&#252;gen nicht zu erstatten.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten streiten &#252;ber die Vormerkung einer Ausfallzeit vom 09.07. bis 09.08.1968.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die am 00.00.1952 geborene Kl&#228;gerin besuchte bis Juni 1868 eine Realschule in C. Sie erhielt laut Konferenzbeschlu&#223; vom 06.06.1968 das Abschlu&#223;zeugnis. Es wurde hierin ein Schulbesuch bis zum 15.06 1968 best&#228;tigt. Die Kl&#228;gerin besuchte anschlie&#223;end vom 10.08.1968 bis 31.07.1970 die Kaufm&#228;nnischen Schulen der Industrie- und Handeskammer zu C und legte dort die entsprechende Abschlu&#223;pr&#252;fung ab.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte lehnte mit Bescheid vom 11.01,1984 den Antrag der Kl&#228;gerin auf Vormerkung der Ausbildungszeit vom 01.04 1963 bis 15.06.1968 als Ausfallzeit mit der Begr&#252;ndung ab, diese sei vor Vollendung des 16. Lebensjahres zur&#252;ckgelegt worden. Sie lehnte ferner die Anerkennung der nachfolgenden Zeit vom 16.06.1968 bis 09.08.1968 als Ausfallzeit ab, weil es sich nicht u eine Ausbildung im Sinne des &#167; 36 Abs. 1 Nr. 4 AVG gehandelt habe. Die Kl&#228;gerin hat hiergegen am 02.02.1984 Widerspruch eingelegt und zu dessen Begr&#252;ndung vorgetragen, die Ferien seien Bestandteil der Schulausbildung, so da&#223; sie sich bei Vollendung des 16. Lebensjahres am 08.07.1968 noch in dieser befunden habe. Das Schuljahr habe n&#228;mlich erst am 31.07.1968 geendet. Die Beklagte wies mit Bescheid vom 29.03.1984 den Widerspruch im wesentlichen mit der bisherigen Begr&#252;ndung zur&#252;ck (abgesandt per Einschreiben am 02.04.1984),</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die am 27.04.1984 erhobene Klage. Die Kl&#228;gerin hat zu deren Begr&#252;ndung im wesentlichen vorgetragen, nach der Rechtsprechung des Bundessozialgerichts (BSG) - BSG SozR 2200 &#167; 1259 Nr. 17 - seien die Ferien zur Schulausbildung zu rechnen, so da&#223; sie sich im Juli 1968 in dieser befunden habe. Das Schuljahr habe nach der bundeseinheitlichen Regelung in allen allgemeinbildenden Schulen erst am 31.07. geendet. Der Monat Juli 1968 sei demzufolge als Ausfallzeit anzuerkennen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat die angefochtenen Bescheide f&#252;r rechtens gehalten.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Sozialgericht Dortmund hat mit Urteil vom 18.04.1985 der Klage stattgegeben und die Beklagte verpflichtet, die Zeit vom 09.07. bis 09.08.1968 als Ausfallzeit gem&#228;&#223; &#167; 36 Abs. 1 Nr. 4 Buchst. b AVG vorzumerken. Wegen der Einzelheiten wird auf die Entscheidungsgr&#252;nde verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Gegen das am 29.04.1985 zugestellte Urteil richtet, sich die am 28.05.1985 eingelegte Berufung der Beklagten. Sie tragt zu deren Begr&#252;ndung im wesentlichen vor, der Ansicht des Sozialgerichts k&#246;nne nicht gefolgt werden. Die Bejahung eines &#220;berbr&#252;ckungstatbestandes: als Ausfallzeit sei nach den Entscheidungen des BSG lediglich dann angenommen worden, wenn sie zwischen zwei anrechenbaren Ausfallzeiten liege. Da im Falle der Kl&#228;gerin die Schulausbildung vor Vollendung des 16. Lebensjahres beendet worden sei und sie nicht als Ausfallzeit anzurechnen sei, k&#246;nne die Rechtsprechung des BSG zur &#220;berbr&#252;ckung nicht angewandt werden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">das Urteil des Sozialgerichts Dortmund vom.18.04.1985 abzu&#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist durch Postzustellungsurkunde am 07.11.1986 vom Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung am 28.11.1986 benachrichtigt worden. Sie hat ihr Nichterscheinen angek&#252;ndigt und ist auch nicht erschienen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat beim Kultusminister f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen angefragt, ob bereits 1968 Rechtsvorschriften bestanden haben, nach denen das Ende des Schulverh&#228;ltnisses festgelegt sei. Auf den Inhalt der am 06.03.1986 erteilten Antwort wird verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach-,und Streitstandes wird auf den Inhalt der vorbereitenden Schrifts&#228;tze sowie die Verwaltungsakte der Beklagten- Az.: 000 - Bezug genommen, die Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung waren.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat trotz des Nichterscheinens der Kl&#228;gerin aufgrund einseitiger m&#252;ndlicher Verhandlung entschieden (vgl. &#167; 124 Abs. 1 SGG; BSG SozR Nr. 5 zu &#167; 110 SGG), nachdem sie in der Terminsbenachrichtigung auf diese M&#246;glichkeit ausdr&#252;cklich hingewiesen worden ist, Anla&#223; zu einer Vertagung hat nicht bestanden; die Kl&#228;gerin hat eine solche auch nicht beantragt. Sie hatte nur begehrt, die Anordnung ihres pers&#246;nlichen Erscheinens aufzuheben. Der Senat ist dem nachgekommen. Im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung sind keine neuen Tatsachen vorgetragen worden.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet. Das Sozialgericht hat der Klage zu Unrecht stattgegeben. Die Kl&#228;gerin hat keinen Anspruch auf Vormerkung des Monats Juli 1968 als Ausfallzeit.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 36 Abs. 1. Ziffer 4 Buchst. b AVG sind Ausfallzeiten u. Zeiten einer nach Vollendung des 16. Lebensjahres liegenden weiteren Schulausbildung. Die Kl&#228;gerin erf&#252;llt nicht diese Voraussetzung, da sie ihre Schulausbildung bereits vor Vollendung des 16. Lebensjahres beendet hat. Sie hat ausweislich des Abschlu&#223;zeugnisses der besuchten Realschule laut Konferenzbeschlu&#223; vom 06.06.1968 das Zeugnis am 15.06.1968 - also vor ihrem 16. Geburtstag am 09.07.1968 - erhalten. Mit der Aush&#228;ndigung unterlag sie damit nicht mehr der Schulpflicht. Es erfolgte auch kein weiterer Schulbesuch &#252;ber diesen Zeitpunkt hinaus. Der Senat st&#252;tzt seine Auffassung auf das im Jahre 1968 geltende Schulrecht in Nordrhein-Westfalen (NRW). Es hat zu jener Zeit zwar noch keine ausdr&#252;ckliche gesetzliche Regelung &#252;ber die Beendigung des Schulverh&#228;ltnisses gegeben. Eine solche existiert erst seit Erla&#223; der Allgemeinen Schulordnung (ASchO) vom 08.11.1978 (GVBl. NW S. 552) in &#167; 7. Danach endet gem&#228;&#223; Abs. 1 Buchst. a das Schulverh&#228;ltnis, wenn der Sch&#252;ler den Bildungsgang durchlaufen oder seine Schulpflicht erf&#252;llt hat und ihm ein Abschlu&#223;- oder Abgangszeugnis erteilt ist. Der Senat entnimmt aber der damals geltenden Versetzungsordnung f&#252;r die Realschulen des Landes NRW (RdErl. d. Kultusministers vom 20.07.1967 - III D. 36 - 62/0 - 8680/67 im Amtsblatt d. KM NW 1967, S. 225) in Verbindung mit den Zeugnissen, da&#223; bereits 1968 die Aush&#228;ndigung bzw. Erteilung eines Abschlu&#223;zeugnisses f&#252;r die Beendigung des Schulverh&#228;ltnisses ma&#223;gebend gewesen ist. So ist in Nr. 12 des Erlasses geregelt, da&#223; das Versetzungszeugnis auf den Tag der. Aush&#228;ndigung ausgestellt wird. In Nr. 13 ist die Regelung getroffen, wann ein Abschlu&#223;zeugnis ausgestellt werden kann. Auch wenn hierin nicht noch einmal ausdr&#252;cklich das Auff&#252;hren des Aush&#228;ndigungsdatums genannt ist, ergibt sich aus dem Aufbau der Regelungen, da&#223; auch das Abschlu&#223;zeugnis auf den Tag der Aush&#228;ndigung auszustellen ist. Die beiden Regelungen in Nr. 12 und 13 stehen n&#228;mlich im Sachzusammenhang. Der allgemeine Grundgedanke, wie - mit welchem Inhalt - ein Zeugnis auszustellen ist, findet sich in Nr. 12. Nr. 13 enth&#228;lt dann, weil nicht nur eine Versetzung bescheinigt wird, zus&#228;tzlich die Voraussetzungen, wann ein Abschlu&#223;zeugnis ausgestellt werden kann. Im &#252;brigen bleibt es bei der Gestaltung der Nr. 12, also mit Aush&#228;n.dig ungs datum. Es ist demzufolge - worauf die Auskunft des Kultusministers vom 06.03.1986 zu Recht hinweist - auch im Abschlu&#223;zeugnis der Tag des Konferenzbsschlusses und das Aush&#228;ndigungsdatum erfa&#223;t. Es sollte mithin mit dem Tag der Aush&#228;ndigung des Abschlu&#223;zeugnisses festgelegt werden, da&#223; das SchulVerh&#228;ltnis beendet war. Diese Auslegung wird durch den Runderla&#223;.des KM vom 08.11.1978 - Einf&#252;hrung in die Allgemeine Schulordnung - J C 2.30 - 40/0 - 2681/78 in GABI. NW S. 491 - best&#228;tigt. In diesem ist unter Mr. 3 u.a-. dargelegt, da&#223; die ASchO weitgehend an schon geltende Regelungen anschlie&#223;t und daher nur in geringem Umfang inhaltliche Ver&#228;nderung f&#252;r die Praxis der Schulen, Schultr&#228;ger und Aufsichtsbeh&#246;rden zur Folge haben werde. Die Vorschrift des &#167;7 Abs. 1 a ASchO gibt daher den bis dahin im Erla&#223;wege gehandhabten Rechtszustand wieder, da&#223; das Schulverh&#228;ltnis mit Erteilung des Abschlu&#223;zeugnisses endet. - Hieran &#228;ndert sich auch nichts durch den Hinweis der Kl&#228;gerin auf die bundeseinheitliche Festlegung des Schuljahrendes am 31.07. eines jeden Jahres. Die Festlegung des Schuljahres ist auf das Abkommen zwischen den L&#228;ndern der Bundesrepublik Deutschland zur Vereinheitlichung auf dem Gebiete des Schulwesens vom 28.10.1964 (Hamburger Abkommen) zur&#252;ckzuf&#252;hren. In &#167; 3 ist u. a. geregelt, da&#223; die Ferien in erster Linie nach p&#228;dagogischen Gesichtspunkten festgelegt werden. Die Gesamtdauer betr&#228;gt w&#228;hrend des Schuljahres 75 Werktage. Die Ferienabschnitte werden von den einzelnen L&#228;ndern festgelegt. Da sich somit nach diesem Abkommen von Bundesland zu Bundesland Ferienzeiten ergeben, die unabh&#228;ngig von dem vereinbarten Schuljahr das 01. August bis 31. Juli des folgenden Kalenderjahres gerade im Sommer vor und nach dem 31.07. beginnen und enden, zeigt sich deutlich, da&#223; der 31.07. f&#252;r die Beendigung des Schulverh&#228;ltnisses im einzelnen Bundesland - hier NRW - nicht ma&#223;gebend sein kann. Die Sommerferien w&#228;ren sonst anderenfalls v&#246;llig zuf&#228;llig einmal Bestandteil des zur&#252;ckliegenden Schuljahres, ein anderesmal nicht. - Soweit sich die Kl&#228;gerin ferner auf die Entscheidung des BSG in BSG SozR 2200 &#167; 1259 Nr. 17 bezieht, ist diese f&#252;r den vorliegenden Fall nicht einschl&#228;gig. Sie betrifft vielmehr den Ablauf und das Ende einer Fachschulausbildung, die durch Pr&#252;fungen abgeschlossen wird, nicht aber die Frage t wann eine ( Allgemein) Schulausbildung beendet ist. Der Sachverhalt in jener Entscheidung ist dar&#252;ber hinaus insofern anders gelagert, als nach dem dargestellten Sachverhalt jenen Sch&#252;lern noch keine Abschlu&#223;zeugnisse ausgeh&#228;ndigt waren. Das letztere ist gerade aber der rechtlich ma&#223;gebliche Vorgang im vorliegenden Fall. - Da die Kl&#228;gerin somit die Schulausbildtmg Vor Vollendung des 16. Lebensjahres beendet hat., stellt die Zeit, vom 16.06.1368 bis 09. 0.8.19 6 8 keine Ausfallzeit i.S.d. &#167; 36 Abs. 1 Nr. 4 Buchst. b AVG dar.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Sozialgerichts kann die Zeit auch nicht als sogenannte &#220;berbr&#252;ckungsausfallzeit zwischen zwei Ausfallzeiten im Sinne der Rechtsprechung des BSG anerkannt werden. Die Beklagte weist zu Recht darauf hin, da&#223; das BSG die M&#246;glichkeit der Anerkennung einer &#220;bergangszeit als Ausfallzeit nur dann er&#246;rtert, wenn sie zwischen zwei anrechenbaren Ausbildungs- und Ausfallzeiten liegt (vgl. BSG SozR Nr. 16 zu &#167; 1259 RVO; BSG SozR &#167; 1259 Nr. 66). Es hat hierzu u. a. in der zuletzt genannten Entscheidung insbesondere ausgef&#252;hrt, erst die gemeinsame Umschlie&#223;ung durch Ausfallzeiten im Sinne des &#167; 36 Abs. 1 Nr. 4 AVG k&#246;nne es letztlich rechtfertigen, auch die unvermeidlich e Zwischenzeit an dem beiderseits gleichen Rechtscharakter der vorangehenden und der nachfolgenden Zeit teilnehmen zu lassen. Es ist damit der Systematik der gesetzlichen Rentenversicherung von der Rechtsprechung Rechnung getragen worden, da&#223; Zeiten, die keinen Bezug zur Rentenversicherung aufweisen, nicht zu ber&#252;cksichtigen sind. Es mu&#223; vielmehr ein solcher durch das Vorliegen sozialrechtlich relevanter Zeiten vor und nach der &#220;berbr&#252;ckungszeit hergestellt werden. Dies ist - wie oben bereits dargelegt - bei der Kl&#228;gerin gerade nicht der Fall, weil sie ihre Schulausbildung vor Vollendung des 16. Lebensjahres beendet hat und diese keine Ausfallzeit im Sinne des &#167; 36 AVG darstellt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 183, 193 SGG.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Revision nicht zugelassen (&#167; 160 Abs. 1 SGG).</p>
315,513
ag-dusseldorf-1986-11-24-27-c-9686
{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
27 C 96/86
"1986-11-24T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:48"
"2019-03-27T09:42:56"
Teilurteil
ECLI:DE:AGD:1986:1124.27C96.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 3. November 1986</p> <p>durch den Richter am Amtsgericht X</p> <p></p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p> Auf die Widerklage wird der Kl&#228;ger verurteilt, </p> <p> die "Penthouse-Wohnung", gelegen in X,</p> <p> X-stra&#223;e , X. Obergeschoss, bestehend aus </p> <p> zwei Zimmern, K&#252;che, Diele und Bad, mit Ausstattungen</p> <p> zur Erfassung des Verbrauchs von Heizenergie zu versehen.</p> <p></p> <p> Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar, wenn die Beklagte </p> <p> zu 2. Sicherheit durch selbstschuldnerische, unbedingte</p> <p> und unbefristete B&#252;rgschaft einer deutschen Bank oder </p> <p> Sparkasse &#252;ber 3.500,- - DM leistet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px"><b>T a t b e s t a n d :</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Kl&#228;ger ist Vermieter, die Beklagten sind Mieter der Eigentumswohnung, die im Urteilsausspruch bezeichnet ist. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Kl&#228;ger macht Nebenkosten geltend, die nicht Gegenstand dieses Teil-Urteils sind. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Beklagte zu 2. begehrt widerklagend den Einbau von W&#228;rmemengen-Me&#223;ger&#228;ten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Beklagte zu 2. beantragt hierzu,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">wie geschehen, zu entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">die Widerklage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Kl&#228;ger bringt vor:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die &#252;brigen Miteigent&#252;mer h&#228;tten dem Einbau zugestimmt. Au&#223;erdem w&#228;ren die Kosten unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig hoch.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Auf die Akten wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px"><b>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</b></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Widerklage ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Anspruch rechtfertigt sich aus &#167; 4 Abs. 3 der Heizkostenverordnung (HKVO).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Beklagte zu 2. kann den Anspruch allein geltend machen, da sie nach &#167; 14 Abs. 2 und 4 des Mietvertrages vom Beklagten zu 1. bevollm&#228;chtigt ist.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Dem Anspruch steht nicht entgegen, dass der Kl&#228;ger nur Miteigent&#252;mer des Hauses ist. Seine Behauptung, die &#252;brigen Miteigent&#252;mer der vier anderen Penthouse-Wohnungen h&#228;tten eine Ausstattung ihrer Wohnungen mit W&#228;rmeverbrauchsanzeigern nicht zugestimmt, ist unerheblich, und zwar allein schon deshalb, weil diese Behauptung nicht zum Inhalt hat, dass die &#252;brigen Miteigent&#252;mer die Zustimmung verweigert h&#228;tten. Selbst eine Weigerung aber st&#252;nde dem Anspruch der Beklagten zu 2. nicht entgegen. Der Kl&#228;ger h&#228;tte n&#228;mlich gegen die anderen Miteigent&#252;mer nach &#167; 21 Abs. 4 WEG ebenfalls einen Anspruch auf den Einbau von W&#228;rmemengen-Me&#223;ger&#228;ten (Palandt, BGB, 45. Aufl. 1986, </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">&#167; 16 WEG, Anm. 4 baa).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Einbau der Ger&#228;te ist nicht im Sinne von &#167; 11 Abs. 1 Nr. 1 Buchstabe a, HKV unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig teuer, und zwar weder im Verh&#228;ltnis der Beklagen zu 1. zum Kl&#228;ger wie auch im Verh&#228;ltnis des Kl&#228;gers zu den &#252;brigen Miteigent&#252;mern. Nach der Behauptung des Kl&#228;gers w&#252;rde der Einbau f&#252;r jeden Eigent&#252;mer 3.450,28 DM kosten. Dieser Betrag ist in Relation zu sehen einmal zu den Heizungskosten, die der Kl&#228;ger von der Beklagten zu 2. begehrt, f&#252;r 1984 von 2.648,13 DM und zum anderen zu dem Nettomietzins, den er aus der Wohnung zieht, j&#228;hrlich 11.400,-- DM. Bei der H&#246;he der Heizungskosten insbesondere ergeben sich f&#252;r die Beklagte zu 1. Einsparm&#246;glichkeiten, die die Kosten des Einbaus der Messger&#228;te vertretbar erscheinen lassen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 108, 709 ZPO.</p>
315,514
lg-duisburg-1986-11-21-4-s-26886
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 S 268/86
"1986-11-21T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:50"
"2019-03-27T09:42:56"
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1986:1121.4S268.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 18.06.1986 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Duisburg - 35 C 498/84 - abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 3.000,00 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 21.09.1984 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreites tr&#228;gt der Beklagte.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u> <b>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e : </b></u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet. Der Kl&#228;ger kann vom Beklagten in der zuerkannten H&#246;he die Zahlung eines Schmerzensgeldes gem&#228;&#223; &#167;&#167; 823, 847 BGB verlangen, denn nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme steht fest, da&#223; der Beklagte dem Kl&#228;ger im Rahmen einer Auseinandersetzung das Endglied des linken Ringfingers abgebissen hat. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge x hat ausgesagt, der Kl&#228;ger und der Beklagte seien in der Wohnung des Kl&#228;gers mit F&#228;usten aufeinander losgegangen. Er und andere Zeugen seien dazwischen gegangen, um die T&#228;tlichkeiten zu beenden. W&#228;hrend dieser T&#228;tlichkeiten habe der Kl&#228;ger geschrien: "Mein Finger ist ab.&#8221; Diese Aussage ist glaubhaft. Von den bei der Auseinandersetzung anwesenden Personen sind die Zeugen zwei "Lagern&#8221; zuzurechnen. Die Zeugen aus der Familie des Kl&#228;gers haben eine f&#252;r diesen g&#252;nstige Aussage gemacht, w&#228;hrend die Zeugen aus der Familie des Beklagten mit Ausnahme des Zeugen x eine f&#252;r den Beklagten g&#252;nstige Aussage gemacht haben. Obwohl der Zeuge x als dessen Verwandter dem "Lager&#8221; des Beklagten zuzuordnen ist, hat er eine Aussage gemacht, die ung&#252;nstig f&#252;r den Beklagten ist. Dieses Bem&#252;hen um Objektivit&#228;t des Zeugen spricht f&#252;r den Wahrheitsgehalt der Aussage. Bereits bei seiner Vernehmung im Strafverfahren gegen den Beklagten hat der Zeuge x eine f&#252;r den Beklagten ung&#252;nstige Aussage gemacht, die im Kern mit seiner Aussage im Zivilverfahren &#252;bereinstimmt. Irgendwelche Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; der Zeuge x den Beklagten zu Unrecht mit seiner Aussage belasten wollte, sind nicht erkennbar. Der Zeuge hat im Gegenteil im Zivilverfahren eine Erkl&#228;rung f&#252;r die Verletzung des Kl&#228;gers gesucht, die mit der Behauptung des Beklagten, der Kl&#228;ger habe sich das Fingerendglied an einem Ofen abgeklemmt, &#252;bereinstimmt. Diese M&#246;glichkeit ist jedoch ausgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge hat n&#228;mlich weiter bekundet, er habe, nachdem der Kl&#228;ger aufgeschrien habe, auf seine Hand geschaut und gesehen, da&#223; tats&#228;chlich das Fingerendglied abgetrennt gewesen sei und Blut geflossen sei. Da dieser vom Zeugen geschilderte Zeitablauf (T&#228;tlichkeiten-Schrei-Sehen auf die Hand) unmittelbar aufeinander folgt, ist es ausgeschlossen, da&#223; sich der Kl&#228;ger unabh&#228;ngig von der Auseinandersetzung mit dem Beklagten das Fingerendglied an einem Ofen abgeklemmt hat. Ebenso ausgeschlossen ist es, da&#223; das Fingerendglied von einer T&#252;r abgeklemmt worden ist. Denn der unmittelbar in der N&#228;he der Kontrahenten stehende Zeuge x h&#228;tte sehen m&#252;ssen, da&#223; eine T&#252;r zugeschlagen wurde. W&#228;re der Schrei des Kl&#228;gers unmittelbar nach dem Zuschlagen einer T&#252;r erfolgt, h&#228;tte der Zeuge x diesen Schrei auch zuordnen k&#246;nnen. Er hat dies jedoch nicht getan und stattdessen auf die M&#246;glichkeiten des Abtrennens durch den Ofen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Aussage des Zeugen x wird best&#228;tigt durch die eigene Einlassung des Beklagten im Strafverfahren. Dort hat sich der Beklagte eingelassen, er habe sich mit dem Kl&#228;ger geschlagen, die x h&#228;tten in vom Kl&#228;ger getrennt und auf den Flur geschoben. Als er auf dem Flur gewesen sei, habe er den Kl&#228;ger schreien geh&#246;rt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte schildert dieses Schrei zeitlich demnach auch im Anschlu&#223; an die Auseinandersetzung. Zwar h&#228;lt er es nach seiner Einlassung f&#252;r m&#246;glich, da&#223; sich der Kl&#228;ger das Fingerendglied in einer T&#252;r abgeklemmt hat, schildert jedoch keinen Vorgang, der dies m&#246;glich macht. Obwohl auch er die Version mit dem Ofen f&#252;r m&#246;glich h&#228;lt, schildert auch er keinen Vorgang, der diese Version m&#246;glich erscheinen l&#228;&#223;t. Die Annahme des Beklagten, die Ehefrau des Kl&#228;gers k&#246;nnen diesem das Fingerendglied abgebissen haben, kann nicht ernst genommen werden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Schrei des Kl&#228;gers und seine Verletzung sind demnach selbst nach der Einlassung des Beklagten im Strafverfahren der Auseinandersetzung zwischen den Parteien zuzuordnen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Den den Beklagten entlastenden Aussagen der Zeugen x, x und x ist die Kammer dagegen nicht gefolgt. Der Zeuge x hat ausgesagt, es habe keine Handgreiflichkeiten zwischen dem Kl&#228;ger und dem Beklagten gegeben, die Zeugen x und x haben dagegen bekundet, der Kl&#228;ger habe dem Beklagten eine Ohrfeige gegeben, danach sei der Beklagte von ihnen aus der Wohnung geschoben worden. Dies wird vom Beklagten selbst nicht behauptet. Er hat vielmehr vorgetragen, er habe sich gewehrt, als der Kl&#228;ger ihm mit der Faust ins Gesicht geschlagen habe.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Abbei&#223;en des Fingers ist nicht durch Notwehr gerechtfertigt, denn es geschah zu einem Zeitpunkt, als sich die Begleiter des Beklagten bereits um eine Schlichtung der Auseinandersetzung bem&#252;hten.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Bei der Bemessung des Schmerzensgeldes hat die Kammer ber&#252;cksichtigt, da&#223; der Beklagte dem Kl&#228;ger vors&#228;tzlich eine Verletzung zugef&#252;gt hat, die irreparabel ist. Ber&#252;cksichtigt hat die Kammer ferner, da&#223; der Genugtuungsfunktion des Schmerzensgeldes deshalb eine besondere Bedeutung zukommt, weil das Strafverfahren gegen den Beklagten eingestellt worden ist. Zu ber&#252;cksichtigen war jedoch auch, da&#223; in der Auseinandersetzung um Liebe und Ehre auch der Kl&#228;ger nicht die Besonnenheit gezeigt hat, die zur L&#246;sung der Probleme um die Entlobung seiner Tochter angezeigt gewesen w&#228;re. Die Kammer h&#228;lt unter Ber&#252;cksichtigung aller Umst&#228;nde ein Schmerzensgeld von 3.000,00 DM f&#252;r angemessen. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Zinsentscheidung rechtfertigt sich aus dem Gesichtspunkt des Verzuges gem&#228;&#223; &#167;&#167; 288, 291 BGB.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r beide Instanzen: 3.000,00 DM</p>
315,515
lg-duisburg-1986-11-20-2-s-5886
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
2 S 58/86
"1986-11-20T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:52"
"2019-03-27T09:42:55"
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1986:1120.2S58.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 29. Januar 1986 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Dinslaken wird kostenf&#228;llig zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d u n d E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verlangt vom Beklagten vollst&#228;ndigen Schadensersatz aus einem Verkehrsunfall, bei dem er mit seinem Personenwagen am 20.12.1984 auf der Stra&#223;e in ein auf die Fahrbahn getretenes Rind des Beklagten erfa&#223;t hat und zu Schaden gekommen ist. Er hat seinen Gesamtschaden auf 7.321,55 DM beziffert und darauf von der Haftpflichtversicherung des Beklagten vorgerichtlich 3.000,-- DM erhalten; die Differenz von 4.321,55 DM ist Gegenstand des Rechtsstreits. Der Beklagte hat bestritten seine Aufsichtspflicht verletzt zu haben. Er hat vorgetragen, er habe den Zaun ordnungsgem&#228;&#223; hergerichtet, den Zustand des Zaunes und die Tiere t&#228;glich in Augenschein genommen; bis zum Unfalltage habe keines seiner Tiere die an die Stra&#223;e grenzende Weide verlassen k&#246;nnen. Au&#223;erdem hat der Beklagte den Klageanspruch zum Teil der H&#246;he nach bestritten.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat durch Einnahme des Augenscheins von der Unfall&#246;rtlichkeit und der Einz&#228;unung der Weide des Beklagten sowie durch Vernehmung von Zeugen </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Beweis erhoben und sodann die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Auf die Entscheidungsgr&#252;nde im einzelnen nimmt die Kammer Bezug.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die Berufung des Kl&#228;gers, der seinen Restschadensersatzanspruch uneingeschr&#228;nkt weiterverfolgt. Der Kl&#228;ger beanstandet, da&#223; der Amtsrichter das Beweisergebnis unzutreffend gew&#252;rdigt und verkannt habe, da&#223; der Beklagte in dem Falle, da&#223; das Ausbrechen des Rindes aus der Weide des Beklagten nicht hinreichend zu kl&#228;ren sei, der Beklagte sich zu entlasten habe; dies sei dem Beklagten nicht gelungen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Er beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"> unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils den Beklagten zu verurteilten,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"> an ihn 4.321,55 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 26.7.1985 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte tritt der Berufung entgegen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Er wiederholt sein Vorbringen, da&#223; er jegliche nur erdenkliche Sorgfalt bei der Sicherung und Verwahrung seiner Weidetiere beobachtet und keine Kenntnis dar&#252;ber habe, da&#223; vor dem Unfallgeschehen eines seiner Tiere die umz&#228;unte Weide habe verlassen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf die zur m&#252;ndlichen Verhandlung eingereichten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig; sie hat in der Sache jedoch keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat zutreffend entschieden, da&#223; die Voraussetzungen f&#252;r eine Haftung des Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 833 S. 1 BGB nicht erf&#252;llt seien, weil dem Beklagten der ihm gem&#228;&#223; &#167; 833 S. 2 BGB er&#246;ffnete Entlastungsbeweis gelungen sei. Dem schlie&#223;t sich die Kammer an. Der Beklagte hat vorgerichtlich, wie sich aus dem Schreiben seiner Haftpflichtversicherung vom 27.2.1985 ergibt, als auch im Rechtsstreit vorgetragen, da&#223; eine &#220;berpr&#252;fung der Viehweide und ihrer Umz&#228;unung keine Spuren daf&#252;r ergeben habe, da&#223; das mit dem Fahrzeug des Kl&#228;gers kollidierte Rind den Zaun durchbrochen, &#252;bersprungen oder an einer schadhaften Stelle der Einz&#228;unung einschlie&#223;lich des Gatters h&#228;tte &#252;berwinden k&#246;nnen. Der Beklagte hat weiter dargelegt, da&#223; der Zaun aus Holzpf&#228;hlen, deren Holzart zwischen den Parteien allerdings streitig ist, mit einer festen Stacheldrahtbespannung hergerichtet worden sei und da&#223; bis zum Unfalltrage bei den regelm&#228;&#223;igen Kontrollen der Einz&#228;unung kein Schaden habe festgestellt werden k&#246;nnen und zu keinem Zeitpunkt eines seiner Rinder aus der eingez&#228;unten Weide habe entweichen k&#246;nnen. Diesem Vortrag ist der Kl&#228;ger lediglich mit der Behauptung entgegengetreten, die Einz&#228;unung sei nicht hinreichend sicher, weil die Drahtbespannung zu niedrig sei und keinen spannungsf&#252;hrenden Elektrodraht aufweise. Diese Auffassung des Kl&#228;gers wird von der Kammer nicht geteilt. Das Amtsgericht hat bei der Einnahme des Augenscheins den Zustand des Zaunes &#252;berpr&#252;ft, wobei unstreitig der Zustand im Zeitpunkt der Besichtigung durch das erstinstanzliche Gericht mit dem Zustand im Unfallzeitpunkt im wesentlichen gleich ist. Das Amtsgericht hat zutreffend festgestellt, da&#223; die Einz&#228;unung mit Stahldr&#228;hten bis zu einer H&#246;he von rund 1 m ordnungsgem&#228;&#223; war; diese Art der Einz&#228;unung ist &#252;blich, insbesondere bedarf es nicht einer Kombination eines elektrisch gesicherten Zaunes mit bis auf eine H&#246;he von 1 m gef&#252;hrten, an festen Holzpf&#228;hlen befestigten Spanndr&#228;hten.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat somit hinreichend dargelegt, da&#223; das am Unfall beteiligte Rind nicht auf eine Weise aus der eingez&#228;unten Weide entwichen sein kann, die dem Beklagten zur Last gelegt werden k&#246;nnte. Der Beklagte hat aufgrund seiner zum Teil auch vom Amtsgericht im Ortstermin best&#228;tigt gefundenen Schilderung der Einz&#228;unung dargelegt, da&#223; das Rind entweder in nicht vorhersehbarer Weise die ausreichend hohe und ausreichend fest verspannten Drahteinz&#228;unung &#252;bersprungen oder durch eine nicht n&#228;her aufzukl&#228;rende &#214;ffnung des Gatters durch unbefugte Dritte die Weide verlassen hat. Eine weitere Darlegung denkbarer Geschehensabl&#228;ufe ist dem Beklagten nicht m&#246;glich. Dies unterscheidet den hier zur Entscheidung anstehenden Fall von dem dem Urteil des OLG Frankfurt (VersR. 1982, 908) zugrundeliegenden Fall, in dem eine Herde von K&#252;hen geschlossen einen elektrischen Zaun &#252;berwunden und eine Autostra&#223;e &#252;berquert hatte. In dem zitierten Urteil hat das Oberlandesgericht dem Tierhalter zur Last gelegt, da&#223; er sich lediglich zur Ordnungsm&#228;&#223;igkeit der Einz&#228;unung ge&#228;u&#223;ert, im &#252;brigen jedoch nichts dazu vorgetragen hatte, ob den Tieren ein anderweitiger Fluchtweg offengestanden habe oder ob der Ausbruch der Tiere auch bei der erforderlichen Sorgfalt bei der &#220;berwachung h&#228;tte abgewendet werden k&#246;nnen; der Tierhalter hatte in dem zitierten Fall nicht die M&#246;glichkeit ausger&#228;umt, da&#223; die entwichenen K&#252;he aufgrund ihrer k&#246;rperlichen Kraft ohne weiteres in der Lage waren, den einfachen elektrisch gesicherten Draht zu &#252;berwinden, ohne da&#223; ein nicht vorhersehbarer Fall eines pl&#246;tzlichen Schreckens vorgelegen haben m&#252;&#223;te.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Ein derartiger Geschehensablauf ist im vorliegenden Fall ausgeschlossen, da unstreitig die Einz&#228;unung samt Gatter im Unfallzeitpunkt unbesch&#228;digt war und keine Spuren des Ausbruchs eines Tieres aufwies. Die Kammer h&#228;lt deshalb einen Geschehensablauf, der auf einen Versto&#223; des Beklagten gegen die ihm abzuverlangende Sorgfalt (vgl. dazu BGH VersR. 1976, 1086 f.) schlie&#223;en lie&#223;e, f&#252;r ausger&#228;umt. Der Beklagte hat seine Entlastung hinreichend dargelegt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kammer hebt hervor, da&#223; auch die Aussage der Zeugen und keineswegs eine schuldhafte Sorgfaltspflichtverletzung des Beklagten erweisen. Die Zeugin hat nicht zweifelsfrei bekunden k&#246;nnen, da&#223; das von ihr etwa 1 Stunde vor dem Unfall an der Stra&#223;e angetroffene Rind das Rind des Beklagten gewesen ist, das sp&#228;ter den Unfall verursachte. Sie hat dar&#252;ber hinaus nicht zweifelsfrei bekundet, da&#223; sie dieses Rind in die Weide des Beklagten getrieben habe; denn sie hat insofern ausgesagt, da&#223; sie es in eine Weide getrieben habe, deren Tor offengestanden habe und welches sie sodann geschlossen habe. Diese Aussage l&#228;&#223;t angesichts des unstreitigen Umstandes, da&#223; in der Weide des Beklagten insgesamt 8 Rinder untergebracht waren, kaum den Schlu&#223; zu, da&#223; die Zeugin das Rind in eine Weide getrieben hat, in der sich trotz des ge&#246;ffneten Gatters eine ganze Reihe weiterer Rinder noch befanden, ohne die Fluchtm&#246;glichkeit zu nutzen. Die Aussage der Zeugin l&#228;&#223;t die M&#246;glichkeit offen, da&#223; sich das Rind des Beklagten vielleicht schon einige Stunden au&#223;erhalb der eingez&#228;unten Weide befunden hat, dabei jedoch weder der Zeugin noch dem Zeugen aufgefallen ist. Die Aussage des Zeugen , er habe aus einer Entfernung von mehreren 100 m, wie der Beklagte im Berufungsrechtszug unbestritten vortr&#228;gt, das in der N&#228;he des Unfallortes freilaufende Rind als das Rind des Beklagten identifiziert, erscheint der Kammer nicht unbedingt glaubhaft. Es kann nicht als sicher angenommen werden, da&#223; es sich bei dem von der Zeugin angetroffenen Rind um das sp&#228;ter verungl&#252;ckte Rind des Beklagten gehandet hat. Einen zuverl&#228;ssigen R&#252;ckschlu&#223; darauf, da&#223; das in den Unfall verwickelte Tier nur infolge eines Sorgfaltsverstosses des Beklagten aus der eingez&#228;unten Weide auf die Stra&#223;e geraten konnte, ist aufgrund der Aussagen im ersten Rechtszug vernommenen Zeugen nicht m&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist deshalb vom Amtsgericht zutreffend abgewiesen worden. Die Berufung ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Kostenfolge ergibt sich aus &#167; 97 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Streitwert des Berufungsrechtszuges: 4.321,55 DM.</p>
315,516
olgham-1986-11-12-20-w-5886
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 W 58/86
"1986-11-12T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:54"
"2019-03-27T09:42:55"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1986:1112.20W58.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird abge&#228;ndert. Dem Antragsteller wird unter Beiordnung von Rechtsanwalt ... in ... Proze&#223;kostenhilfe (ohne Ratenzahlung) f&#252;r die im Schriftsatz vom 18. Februar 1986 angek&#252;ndigte Klage bewilligt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger nimmt die Beklagte aus der bei dieser bestehenden Fahrzeugversicherung (Vollkaskoversicherung) auf Ersatz des Neuwertes seines am 30.6.1985 bei einem von ihm selbst verursachten Unfall zu Schaden gekommenen Personenwagens in Anspruch und sucht um Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r eine auf Zahlung von 30.840,01 DM nebst Zinsen gerichtete Klage nach.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach seiner Darstellung, die hinsichtlich des objektiven Geschehensablaufs durch den Inhalt der Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft ... (Az.: 29 Js 772/85) im wesentlichen best&#228;tigt wird, ereignete sich folgendes:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hatte sich von seiner Ehefrau von der Wohnung zu einem auf Privatgel&#228;nde liegenden Platz fahren lassen, wo er ein Materiallager unterhielt. Er wollte dort arbeiten. Der Kl&#228;ger behauptet, er habe seine Ehefrau gebeten, ihn dort nachmittags zwischen 14.30 und 14.45 Uhr wieder abzuholen. W&#228;hrend der Arbeit habe er f&#252;nf Flaschen Bier und einige sog. "K&#252;mmerlinge" zu sich genommen. Er habe nicht die Absicht gehabt, sich danach noch an das Steuer seines Wagens zu setzen, weil seine Frau ihn ja habe abholen sollen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Seine Frau habe sich dann allerdings erheblich versp&#228;tet und sei erst gegen 16.00 Uhr erschienen. Deshalb sei es zwischen ihnen zu einer heftigen Auseinandersetzung gekommen, in deren. Verlauf er seiner Frau u.a. vorgeworfen habe, sie habe ein Verh&#228;ltnis mit einem anderen Mann und sei deshalb so sp&#228;t gekommen. Er sei sehr erregt gewesen, zumal er sich schon vorher dar&#252;ber ge&#228;rgert gehabt habe, da&#223; sein Sohn einen Kompressor besch&#228;digt und einen Schaden von mehr als 2.000 DM verursacht habe.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">In heftiger Erregung habe er sich dann auf den Beifahrersitz des Wagens gesetzt, w&#228;hrend seine Frau am Steuer gesessen und versucht habe, den Wagen zu wenden. Bei diesem Versuch sei sie auf eine Wiese geraten und mit dem Vorderteil des Wagens h&#228;ngen geblieben. Bei dem Versuch, wieder freizukommen, habe sich der Wagen immer tiefer in den Morast gew&#252;hlt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Er - der Kl&#228;ger - sei nunmehr au&#223;er sich geraten, es habe eine erneute heftige Auseinandersetzung mit seiner Frau gegeben und er habe sich schlie&#223;lich selbst ans Steuer seines Wagens gesetzt, um den Wagen aus der Wiese herauszufahren. Dabei habe er in seiner Rage Vollgas gegeben.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Versuch, das Fahrzeug freizubekommen, hatte insoweit Erfolg, da&#223; das Fahrzeug zwar wieder auf die Stra&#223;e kam, dort aber in einer leichten Rechtskurve geradeaus scho&#223;, ein Br&#252;ckengel&#228;nder durchbrach und in die Ruhr fuhr.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, der sich selbst befreien konnte, versteckte sich anschlie&#223;end in einem nahegelegenen Schuppen, wo er erst nach einiger Zeit von einem Polizeihund augest&#246;bert werden konnte.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger wurde gegen 18.05 Uhr eine Blutprobe entnommen, die einen Blutalkoholgehalt von 1,91 % ergab.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das gegen den Kl&#228;ger eingeleitete Ermittlungsverfahren wurde wegen geringer Schuld eingestellt, weil nicht ohne weiteres erkennbar gewesen sei, ob es sich bei der Stra&#223;e, auf der das Fahrzeug bewegt wurde, um eine &#246;ffentliche oder um eine private Stra&#223;e gehandelt habe.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte verweigerte den Versicherungsschutz mit der Begr&#252;ndung, der Kl&#228;ger habe den Unfall grobfahrl&#228;ssig (&#167;61 VVG) herbeigef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger wendet dagegen ein, ihm sei der Vorwurf grober Fahrl&#228;ssigkeit nicht zu machen. Denn er habe nicht mehr vorgehabt, in alkoholisiertem Zustand selbst zu fahren. Dazu sei er nur durch die besonderen Umst&#228;nde veranla&#223;t worden, als seine Frau den Wagen in die Wiese gefahren habe und aus eigener Kraft nicht freigekommen sei. Zu jenem Zeitpunkt sei er aber nicht mehr schuldf&#228;hig gewesen. Zum einen habe sein Blutalkoholgehalt sicherlich noch h&#246;her, bei etwa 2,3 %, gelegen als im Zeitpunkt der Entnahme der Blutprobe, zum anderen habe er im Laufe des Vormittags zwei Beruhigungsmittel eingenommen gehabt, die die Alkoholwirkung verst&#228;rkt h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich sei die Auseinandersetzung mit seiner Frau hinzugekommen, die einen Affektstau verursacht habe.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte h&#228;lt diese Einlassung f&#252;r widerlegt, u.a. durch das nach ihrer Auffassung planm&#228;&#223;ige Verhalten des Kl&#228;gers nach dem Vorfall, durch das er sich polizeilichen Ermittlungen, zu entziehen versucht habe.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht ist der Argumentation der Beklagten gefolgt und hat die beantragte Proze&#223;kostenhilfe mangels hinreichender Erfolgsaussicht verweigert, weil Schuldunf&#228;higkeit, des Kl&#228;gers nicht anzunehmen sei.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die hiergegen gerichtete Beschwerde des Kl&#228;gers ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet (&#167;&#167;127 II 2, 114 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat glaubhaft gemacht, nicht in der Lage zu sein, die Kosten der Proze&#223;f&#252;hrung aus eigenen Mitteln aufzubringen. Davon geht auch das Landgericht zu Recht aus.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Klage bietet, dar&#252;ber hinaus aber auch hinreichende Erfolgsaussicht.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den Einwand der Leistungsfreiheit wegen vors&#228;tzlicher oder grobfahrl&#228;ssiger Herbeif&#252;hrung des Versicherungsfalls (&#167;61 VVG) ist grunds&#228;tzlich der Versicherer, nicht der Versicherungsnehmer beweispflichtig (Pr&#246;lss-Martin, VVG, 23. Aufl. 1984, &#167;61 Anm. 6). Diese Beweisf&#252;hrung kann durch die &#228;u&#223;eren Umst&#228;nde und die Lebenserfahrung aber erleichtert sein.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Bei einem Kraftfahrer ist bei einem Blutalkoholgehalt von 1,3 %o und mehr ... grunds&#228;tzlich absolute Fahrunt&#252;chtigkeit anzunehmen. Nach den auf die Lebenserfahrung gest&#252;tzten Regeln des sogenannten Anscheinsbeweises kann auch davon ausgegangen werden, da&#223; ein im Zustand absoluter Fahrunt&#252;chtigkeit verursachter Unfall seine Ursache gerade in dieser Fahrunt&#252;chtigkeit gehabt hat. (Stiefel-Hofmann, Kraftfahrtversicherung, 13. Aufl. 1986, &#167;12 AKB Rdn. 100). Insoweit bietet auch der vorliegende Sachverhalt keine Besonderheiten. Da&#223; der Kl&#228;ger absolut fahrunt&#252;chtig war, ist nicht zu bezweifeln, und der Kl&#228;ger stellt ... selbst nicht in Abrede, da&#223; es die alkoholische Beeinflussung war, die ihn daran gehindert hat, sein Fahrzeug zu beherrschen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Anders ist es mit dem Vorwurf grober Fahrl&#228;ssigkeit. Zwar ist bei einem Blutalkohlgehalt von mehr als 1,3 %o in der Regel der Vorwurf groben Verschuldens gerechtfertigt, weil der Versicherungsnehmer in diesen F&#228;llen Alkoholmengen zu sich genommen haben mu&#223;, die ihm die Gefahr der Fahrunt&#252;chtigkeit h&#228;tten aufdr&#228;ngen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Vorwurf grober Fahrl&#228;ssigkeit setzt aber auch voraus, da&#223; der Versicherungsnehmer die M&#246;glichkeit h&#228;tte voraussehen k&#246;nnen und m&#252;ssen, da&#223; er in alkolholisiertem Zustand noch Auto fahren werde.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Einlassung des Kl&#228;gers, er habe nicht mehr selbst fahren wollen, wird voraussichtlich nicht zu widerlegen sein. Denn nach seiner Darstellung sollte ja seine Ehefrau ihn fahren.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Ausweislich der Ermittlungsakte haben auch der Sohn und die Schwiegertochter des Kl&#228;gers, die das Geschehen beobachtet haben, die Darstellung des Kl&#228;gers im wesentlichen best&#228;tigt. Der Sohn hat bekundet, zun&#228;chst sei seine Mutter gefahren, aber wohl gegen ein Hindernis geraten, woraufhin sein Vater sich ans Steuer gesetzt habe; die Schwiegertochter hat das Rahmengeschehen best&#228;tigt, da&#223; es einen heftigen Streit gegeben habe. Es wird danach davon auszugehen sein, da&#223; der Kl&#228;ger den Entschlu&#223;, selbst zu fahren, erst gefa&#223;t hat, nachdem seine Frau mit dem Wagen nicht allein wegkam.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Dann gewinnt aber, die Frage an Bedeutung, in welchem Grade der Kl&#228;ger zu diesem Zeitpunkt in seiner Schuldf&#228;higkeit beeintr&#228;chtigt war.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Dabei wird es nicht allein, wie das Landgericht anzunehmen scheint, darauf ankommen, ob der Kl&#228;ger bereits schuld <u>un</u>f&#228;hig war.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Vielmehr kann auch eine, erheblich verminderte Schuldf&#228;higkeit den Vorwurf <u>grober</u> Fahrl&#228;ssigkeit entfallen lassen. Wer in seiner Einsichts- oder Steuerungsf&#228;higkeit erheblich beeintr&#228;chtigt ist, handelt nicht unbedingt schlechthin, unentschuldbar, wenn er seihe Fahrunt&#252;chtigkeit nicht mehr erkennt und sich - obwohl er es vorher ernsthaft nicht vorgehabt hat - dann doch noch ans Steuer setzt.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die vom Kl&#228;ger aufgezeigten Umst&#228;nde lassen dies hier m&#246;glich erscheinen, so da&#223; die vom Kl&#228;ger angebotenen Beweise, insbesondere der Sachverst&#228;ndigenbeweis, zu erheben sein werden.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">F&#252;r eine zumindest erhebliche Verminderung seiner Schuldf&#228;higkeit spricht einmal der Blutalkoholgehalt, der jedenfalls an der Grenze von 2 %o, m&#246;glicherweise auch dar&#252;ber gelegen hat. Das wird f&#252;r den Unfallzeitpunkt nur ein Sachverst&#228;ndiger kl&#228;ren k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Hinzu kommt die behauptete Medikamenteneinnahme, deren Zusammenwirken mit dem Alkohol auch nur ein Sachverst&#228;ndiger kl&#228;ren kann. Schlie&#223;lich mu&#223; die durch die Auseinandersetzung bedingte Erregung des Kl&#228;gers ber&#252;cksichtigt werden. Auch hierzu wird ein Sachverst&#228;ndiger Stellung nehmen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der Sachverhalt, den der Kl&#228;ger zu seiner Entlastung vortr&#228;gt, erscheint nach Aktenlage nachvollziehbar. Er bedarf der Aufkl&#228;rung in tats&#228;chlicher Hinsicht, die m&#246;glich ist und zu Gunsten des Kl&#228;gers ausfallen kann. Daher kann die Erfolgsaussicht der Kl&#228;ger derzeit nicht verneint werden.</p>
315,517
ag-dusseldorf-1986-11-11-253-f-23183
{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
253 F 231/83
"1986-11-11T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:55"
"2019-03-27T09:42:55"
Urteil
ECLI:DE:AGD:1986:1111.253F231.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht - Familiengericht - D&#252;sseldorf</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 28. Oktober 1986</p> <p>durch die Richterin am Amtsgericht X</p> <p>f&#252;r Recht erkannt:</p> <p></p> <p> I. Die am 07. September 1978 vor dem Standesbeamten</p> <p> des Standesamtes XX unter Heiratsregister</p> <p> Nr.: X geschlossene Ehe der Parteien wird </p> <p> geschieden.</p> <p></p> <p> II. Die elterliche Sorge f&#252;r M, geb. 04.02.1979</p> <p> wird der Antragstellerin (Mutter) &#252;bertragen.</p> <p></p> <p> III. Vom Rentenversicherungskonto des Antragsgegners bei der</p> <p> Bundesversicherungsanstalt f&#252;r Angestellte zu VS-Nr.: </p> <p> XXX werden auf das Rentenversicherungskonto </p> <p> der Antragstellerin bei der Bundesversicherungsanstalt f&#252;r</p> <p> Angestellte zu VS-Nr.: XXX Rentenanwartschaften</p> <p> in H&#246;he von monatlich 20,35 DM (i.B. Zwanzig 35/100 Deutsche</p> <p> Mark), bezogen auf den 31. Dezember 1983, &#252;bertragen.</p> <p></p> <p> IV. Der Antragsgegner wird verurteilt, der Antragstellerin ab Rechts-</p> <p> kraft der Scheidung - monatlich im voraus zum 1. eines jeden</p> <p> Monats, 535,--DM (i.B. F&#252;nfhundertf&#252;nfunddrei&#223;ig Deutsche</p> <p> Mark) zu zahlen, davon 270,-- DM f&#252;r die Antragstellerin, 265,-- DM</p> <p> f&#252;r den Sohn M.</p> <p></p> <p> V. Die Kosten des Verfahrens werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben im September 1978 in XX geheiratet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Aus der Ehe ist der Sohn M hervorgegangen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin h&#228;lt die Ehe f&#252;r gescheitert, weil die Parteien bereits seit 1981 getrennt leben.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Sie beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die am 7.9.1978 vor dem Standesbeamten XXX geschlos-</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">sene Ehe der Parteien zu scheiden,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner stellt gleichfalls Scheidungsantrag.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die elterliche Sorge f&#252;r M begehrt jede Partei f&#252;r sich.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin, die eine Halbtagsstellung als Krankenschwester inne hat, beantragt weiterhin:</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">den Antragsgegner zu verurteilen, f&#252;r sie selbst 270,-- DM an Unterhalt</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">und f&#252;r M 265,-- DM Unterhalt zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner beantragt insoweit </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Klageabweisung.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><u>Zu I:</u></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Ehe war zu scheiden, denn sie ist gescheitert.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das wird unwiderlegbar vermutet, weil die Parteien seit mehr als 3 Jahren getrennt leben.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><u>Zu II:</u></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die elterliche Sorge f&#252;r M war der Mutter zu &#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">M ist bei der Mutter gut versorgt.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Bedenken, weil die Mutter "Bhagwan-Anh&#228;ngerin" ist, bestehen nicht. Insoweit wird auf die Beschl&#252;sse des Amtsgerichts D&#252;sseldorf - 253 F 132/84 vom 28.05.1985 und des OLG D&#252;sseldorf - 10 UF 205/85 - vom 16.10.1985 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Zwar hat M in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 27.05.1986 erkl&#228;rt, dass er, der seit der Trennung bei der Mutter lebt, zum Vater m&#246;chte. Als Grund daf&#252;r hat er im wesentlichen angegeben, dass beim Vater 2 Katzen w&#228;ren, die viel Geld kosten; der Vater k&#246;nne die Katzen nur behalten, wenn er, M, zu ihm komme, denn dazu habe er sonst kein Geld.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Gerade diese Aussage des Jungen spricht indes nicht sehr f&#252;r den Vater, denn es ist nicht sch&#246;n, ein 7-j&#228;hriges Kind, das offenbar an den Katzen h&#228;ngt, in dieser Weise unter Druck zu setzen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><u>Zu Ziffer III:</u></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Zum <u>Versorgungsausgleich</u> gilt folgendes:</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">W&#228;hrend der Ehezeit ( 01.09.1978 bis 31.12.1983 ) hat die Antragstellerin bei der Bundesversicherungsanstalt f&#252;r Angestellte Versorgungsanwartschaften in H&#246;he von </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">121,90 DM</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">erworben;</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">der Antragsgegner solche in H&#246;he von 158,50 DM.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem hat der Antragsgegner bei der Zusatzversorgungskasse der Stadt XXX eine auf die Ehezeit entfallende nichtdynamische Rente in H&#246;he von 43,83 DM erworben, die in eine dynamische Rente in H&#246;he von 4,10 DM umzurechnen war.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Insgesamt hat also der Antragsgegner Rentenanwartschaften in H&#246;he von 162,60 DM erworben.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin hat bei der Versorgungsanstalt des Bundes und der L&#228;nder noch keine unverfallbaren Anwartschaften erworben.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Differenz der beiden Anwartschaften betr&#228;gt 40,70 DM.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks"><u>20,35 DM</u> waren deshalb auf das Rentenkonto der Antragstellerin zu &#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"><u>Zu Ziffer IV:</u></p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Zum <u>Unterhalt</u> gilt folgendes:</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner der als Krankenpfleger ganzt&#228;gig t&#228;tig ist, hat ein anrechenbares Nettoeinkommen von monatlich 2.070,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Danach hat der Sohn M Anspruch auf 265,-- DM ( n&#228;mlich 290,-- DM abz&#252;glich 25,-- DM ).</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Es verbleiben noch 1805,-- DM;</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">demgegen&#252;ber stehen <u>1127,-- DM</u> bei der Antragstellerin - </p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Differenz betr&#228;t danach 678,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Der geltendgemachte Anspruch in H&#246;he von 270,-- DM ist somit berechtigt.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks"><u>Zu V:</u></p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 93 a ZPO.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks"><u>Streitwert:</u></p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Ehescheidung 9.000,-- DM</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">elterliche Sorge 1.500,-- DM</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Versorgungsausgleich 1.000,-- DM</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Unterhalt: 6.420,-- DM</p>
315,518
olgham-1986-11-07-20-u-37485
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 374/85
"1986-11-07T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:57"
"2019-03-27T09:42:55"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1986:1107.20U374.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 9. September 1985 verk&#252;ndete Urteil der 5. Ferienzivilkammer des Landgerichts Dortmund wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten der Berufung.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Dem Kl&#228;ger bleibt nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 8.500,- DM abzuwenden, falls nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat bei der Beklagten eine Unfallversicherung abgeschlossen. Die Versicherungssumme betrug zuletzt 250.000,- DM. Am 24.06.1982 f&#252;hrte der Kl&#228;ger seinen Lkw beim ... vor. Da die Feststellbremse dieses Lkws keine hinreichende Wirkung zeigte, wollte der Kl&#228;ger sie noch einmal kr&#228;ftig anziehen. Bei dieser T&#228;tigkeit versp&#252;rte er pl&#246;tzlich bei dem dritten Anziehen dieser Feststellbremse, die als Ratschenbremse konstruiert ist, einen starken Schmerz im Kreuz. Sp&#228;ter wurde ein Kompressionsbruch des zweiten Lendenwirbelk&#246;rpers festgestellt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger nimmt nun die Beklagte aus der abgeschlossenen Unfallversicherung in Anspruch. In erster Instanz hat er behauptet, eine Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit von mindestens 50 % erlitten zu haben.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Er hat den Antrag gestellt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 125.000,- DM nebst 14 % Zinsen seit dem 8. Mai 1985 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Auffassung, es liege kein Unfall im Sinne von &#167;2 I AUB vor. Auch die Voraussetzungen des &#167;2 II a AUB seien nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen. Auf die n&#228;heren Ausf&#252;hrungen des Urteils wird verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wendet sich die form- und fristgerecht eingelegte und begr&#252;ndete Berufung. In der Berufungsinstanz wiederholen und vertiefen beide Parteien ihre bisherigen Argumente. Der Kl&#228;ger hat vor der m&#252;ndlichen Verhandlung seine Klage erm&#228;&#223;igt und beantragt nunmehr, das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und die Beklagte zu verurteilen, an ihn 50.000,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 8. Mai 1985 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Parteivortrags wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch Einholung eines schriftlichen Sachverst&#228;ndigengutachtens des Sachverst&#228;ndigen ... vom 14. Januar 1986. In der Senatssitzung hat der Sachverst&#228;ndige sein Gutachten m&#252;ndlich erl&#228;utert und erg&#228;nzt. Zus&#228;tzlich ist der Zeuge ... zum Hergang des Vorfalls am 24.06.1982 geh&#246;rt worden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge ... hat bekundet:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Ich kann mich an den Vorfall erinnern. Ich wei&#223;, da&#223; der Kl&#228;ger mit einem Lkw kam und ihn mir zur Inspektion vorf&#252;hrte. Die Feststellbremse zeigte nicht genug Wirkung. Ich hatte sie selbst vorher angezogen, sagte dem Kl&#228;ger aber noch, er sollte es vielleicht einmal selbst versuchen. Der Kl&#228;ger stieg dann ein und versuchte, die Feststellbremse weiter anzuziehen. Ich h&#246;rte dann nur noch ein St&#246;hnen. Der Kl&#228;ger sagte: "Jetzt ist irgendetwas im Kreuz kaputt". Und ich kann mich auch noch erinnern, da&#223; es ihm sehr schwerfiel, wieder aus dem Lkw auszusteigen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das Anziehen einer Feststellbremse kann "unheimlich viel Kraft brauchen". Die Bremse ist bei dem hier fraglichen Lkw als Ratschenbremse ausgebildet. Sie kann dann jeweils bis zum Anschlag durchgezogen werden. Wenn keine weitere Wirkung mehr zu erreichen ist, steht die Bremse fest und kann nicht mehr bewegt werden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Sachverst&#228;ndige ... hat ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Aus medizinischer Sicht ist davon auszugehen, da&#223; die Wirbels&#228;ule eines F&#252;nfzigj&#228;hrigen mit Sicherheit irgendwie vorgesch&#228;digt ist. Meines Erachtens ist unter dem Ausdruck "Zerrei&#223;ung" ein Kompressionsbruch nicht zu verstehen. Aus medizinischer Sicht mag das der Fall sein, wenn Knochenteile (zum Beispiel der Dornfortsatz) eines Wirbelk&#246;rpers abgerissen werden. Bei einem Kompressionsbruch ist aber nichts zerrissen, auch nicht die anliegenden B&#228;nder (&#228;u&#223;eres oder inneres L&#228;ngsband). Nach medizinischer Auffassung ist ein Bruch keine Zerrei&#223;ung.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Allgemein ist zu sagen, da&#223; Kompressionsbr&#252;che (insbesondere bei Frauen) nicht selten sind. Es kommt durchaus vor, da&#223; spontan Einbr&#252;che eines oder mehrerer Wirbelk&#246;rpern festzustellen sind. Ein Kompressionsbruch ist damit kein besonders seltener und auffallender Vorgang.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat keinen Erfolg. Der Kl&#228;ger hat den Eintritt eines Versicherungsfalles nicht bewiesen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Er hat bei dem fraglichen Vorfall keinen Unfall im Sinne des &#167;2 I AUB erlitten. Es fehlt an einem "von au&#223;en auf seinen K&#246;rper wirkenden Ereignis". Das Anziehen einer schon festgezogenen Bremse ist physiologisch nicht anders anzusehen als der Versuch, eine &#252;berschwere Last zu heben. Verletzungen, die dabei erlitten werben, sind k&#246;rperinterne. Vorg&#228;nge, bei denen nicht deshalb, weil der Gegenstand der Kraftanstrengung ein beliebiger &#228;u&#223;erer Gegenstand ist, dieser Vorgang als &#228;u&#223;eres Ereignis zu werten ist (Pr&#246;lss-Martin, &#167;182 Anm. 3 a). Es bleibt ein innerer Vorgang, solange der Gegenstand einfaches Objekt der Bem&#252;hungen bleibt. Da&#223; dies dann anders ist, wenn der Gegenstand beim Heben umst&#252;rzt oder wenn der Versicherungsnehmer dabei zu Fall kommt, liegt auf der Hand. Anders k&#246;nnte es auch dann sein, wenn der Gegenstand dem Versicherungsnehmer abrutscht und er sich beim Festhalten oder Abfangen des Objektes verletzt (LG Bielefeld, VersR 59, 605). In diesen F&#228;llen ist der Gegenstand wegen der beginnenden oder drohenden Eigenbewegung nicht mehr blo&#223;es Einwirkungsobjekt. Bei dem Festziehen einer Bremse liegt jedoch kein diesen Sonderf&#228;llen vergleichbarer Sachverhalt vor.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Es besteht auch kein Anspruch nach &#167;2 II a AUB. Dabei kann davon ausgegangen werden, da&#223; der Kl&#228;ger die Verletzung durch eine Kraftanstrengung beim Anziehen der Bremse erlitten hat. Der Kompressionsbruch ist aber eine keine "Verrenkung, Zerrung oder Zerrei&#223;ung an der Wirbels&#228;ule". Die Begriffe "Verrenkung" und "Zerrung" scheiden von vornherein aus. Verrenkungen sind nach allgemeinem medizinischem Wortgebrauch die Entfernung von Gelenkfl&#228;chen voneinander (Bruck/M&#246;ller/Wagner, Versicherungsvertragsgesetz, VI 1 "Unfallversicherung", 8. Aufl., Anm. G 105). Zerrungen sind revisible Vorg&#228;nge, die nicht zu einer Zerrei&#223;ung gef&#252;hrt haben. Der Kompressionsbruch war aber auch keine Zerrei&#223;ung der Wirbels&#228;ule oder an der Wirbels&#228;ule. Nach allgemeinem Sprachgebrauch sind Zerrei&#223;ungen das Ergebnis zweier auseinanderstrebender Kr&#228;fte. Hier handelt es sich nach allgemeinem Sprachgebrauch um eine Stauchung, bei der der Knochen zerbrochen und nicht zerrissen ist. Diesem allgemeinen Sprachgebrauch entspricht nach der Ausf&#252;hrung des Sachverst&#228;ndigen ... auch die medizinische Sicht, die in einem Kompressionsbruch keine Zerrei&#223;ung sieht (so auch: LG M&#252;nchen, VersR 73, 1060; OLG Oldenburg, VersR 85, 35/36). Eine Zerrei&#223;ung der Wirbelk&#246;rper durch eigene Kraftanstrengung liegt allenfalls beim Abri&#223; eines Teils des Wirbelknochens vor (Wagner G 115).</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Nach Auffassung des Senates besteht angesichts des eindeutigen Wortlautes der Bestimmung auch kein Ansatzpunkt f&#252;r eine extensive Auslegung. Hinzu kommt noch, da&#223; eine solche ausdehnende Anwendung auch deshalb bedenklich w&#228;re, weil &#167;2 II a AUB schon selbst eine Erweiterung des Versicherungsschutzes &#252;ber die Folgen eines Unfalls hinaus ist (OLG Oldenburg a.a.O.). Au&#223;erdem handelt es sich bei dieser Art von Verletzungen der Wirbels&#228;ule nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen ... nicht um h&#246;chst seltene und kaum zu erwartende Ereignisse. Deshalb kann auch nicht angenommen werden, da&#223; sie als Folgen einer Kraftanstrengung bei der Abfassung der AUB nicht bedacht worden sind. Wie insbesondere aus den Auf&#252;hrungen von Wagner (Anm. G 108 ff.) folgt, sollten diese Folgen vielmehr bewu&#223;t von dem Versicherungsschutz nicht erfa&#223;t werden.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Danach war die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten und die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167;&#167;97, 708 Ziff. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der Wert der Beschwer betr&#228;gt 50.000,- DM.</p>
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olgham-1986-11-06-5-u-10886
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 U 108/86
"1986-11-06T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:58"
"2019-03-27T09:42:54"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1986:1106.5U108.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das am 14. Februar 1986 verk&#252;ndete Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts Arnsberg abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen die Kl&#228;ger.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Den Kl&#228;gern bleibt nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he von 60.000,-- DM abzuwenden, sofern nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p>Die Beschwer der Kl&#228;ger betr&#228;gt 50.000,-- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger wenden sich mit der Vollstreckungsgegenklage gegen die Inanspruchnahme wegen &#220;bernahme der pers&#246;nlichen Haftung f&#252;r den Betrag einer Grundschuld. Am 30. April 1982 bestellten</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">die Kl&#228;ger unter Verwendung eines Formulars der Beklagten dieser an dem ihnen geh&#246;renden Grundst&#252;ck in xxx Grundbuch von xxx eine Grundschuld in H&#246;he von 50.000,-- DM nebst 15% Zinsen seit Grundschuldbestellung. Die Kl&#228;ger &#252;bernahmen in der notariellen Urkunde zugleich die pers&#246;nliche Haftung f&#252;r den Betrag der Grundschuld nebst Zinsen und unterwarfen sich insoweit der sofortigen Zwangsvollstreckung in ihr gesamtes Verm&#246;gen. In "Weiteren Erkl&#228;rungen", die nicht mitbeurkundet wurden, aber den Kl&#228;gern bei der Grundschuldbestellung zur Kenntnisnahme und Unterzeichnung vorlagen, hei&#223;t es, die Grundschuld diene zur Sicherung aller bestehenden und k&#252;nftigen Anspr&#252;che aus der Gesch&#228;ftsverbindung, insbesondere aus Krediten und B&#252;rgschaften, welche der Beklagten gegen die Firma xxx die Kl&#228;ger bzw. einen von ihnen zustehen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Xxx, deren alleiniger Gesellschafter und Gesch&#228;ftf&#252;hrer damals der Kl&#228;ger war, hatte von der Beklagten umfangreiche Kredite erhalten. Der Kl&#228;ger hatte hierf&#252;r am 18.02.1982 eine B&#252;rgschaft in H&#246;he von 300.000,-- DM &#252;bernommen. Die Forderungen der Beklagten gegen die mittlerweile in Konkurs gegangene xxx GmbH betragen - nach Verwertung verschiedener Sicherheiten und nach Zahlung von 15.587,65 DM durch den Kl&#228;ger in den Jahren 1983 / 84 - noch &#252;ber 400.000,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Grundst&#252;ck der Kl&#228;ger wurde inzwischen zwangsversteigert. Die Grundschuld der Beklagten, der Rechte in H&#246;he von 277.000,-- DM vorhergingen, ist dabei vollst&#228;ndig ausgefallen. Die Beklagte betreibt nunmehr aus der Urkunde vom 30. April 1982 die Zwangsvollstreckung gegen die Kl&#228;ger wegen der pers&#246;nlichen Haftung.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben die Ansicht vertreten, sie k&#246;nnten aus der Urkunde nicht pers&#246;nlich in Anspruch genommen werden, da die formularm&#228;&#223;ige &#220;bernahme der pers&#246;nlichen Haftung mit dem AGB - Gesetz nicht zu vereinbaren sei.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Zwangsvollstreckung aus der vollstreckbaren Ausfertigung der Grundschuldbestellungsurkunde vom 30.04.1982 - xxx - zu erkl&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat behauptet, sie habe die Kl&#228;ger besonders darauf hingewiesen, da&#223; neben der Grundschuld auch die &#220;bernahme der pers&#246;nlichen Haftung f&#252;r alle bestehenden Verbindlichkeiten beurkundet werden sollte.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Klage stattgegeben. Es hat angenommen, da&#223; die sogenannte erweiterte Zweckerkl&#228;rung zumindest bez&#252;glich der Kl&#228;gerin eine &#252;berraschende Klausel i. S. von &#167; 3 AGBG sei und da&#223; dar&#252;berhinaus die &#220;bernahme der pers&#246;nlichen Haftung in der Grundschuldbestellungsurkunde einen Versto&#223; gegen &#167; 9 Abs. 2 Nr. 1 AGBG darstelle, und zwar hinsichtlich jedes der beiden Kl&#228;ger.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses am 14. Februar 1986 verk&#252;ndete und am 13. M&#228;rz 1986 zugestellte Urteil hat die Beklagte am 19. M&#228;rz 1986 Berufung eingelegt und diese nach Verl&#228;ngerung der Begr&#252;ndungsfrist bis zum 3. Juni 1986 durch einen am letzten Tage dieser Frist beim Berufungsgericht eingegangenen Schriftsatz begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte greift das Urteil des Landgerichts, auf dessen Inhalt auch zur Darstellung des weiteren Sachverhalts Bezug genommen wird, mit Rechtsausf&#252;hrungen an. Au&#223;erdem behauptet sie, die erweiterte Zweckbestimmung sei individuell ausgehandelt worden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des landgerichtlichen Urteils die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">1. die Berufung zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">2. hilfsweise ihnen zu gestatten, Sicherheitsleistung auch durch B&#252;rgschaft einer Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse zu erbringen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger treten dem angefochtenen Urteil aus Rechtsgr&#252;nden bei. Sie behaupten, ohne Angabe n&#228;herer Einzelheiten, die Zahlung von 15.587,65 DM sei auf die Grundschuld erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des Vorbringens der Parteien im einzelnen wird auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Wegen des genauen Wortlauts der notariellen Urkunde vom 30. April 1982 und der beigef&#252;gten "Weiteren Erkl&#228;rungen" wird auf die Ablichtung Blatt 7 - 12 der Akten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger k&#246;nnen keine Einwendungen gegen die von der Beklagten beabsichtigten Zwangsvollstreckung in das Verm&#246;gen der Kl&#228;ger auf Grund der &#220;bernahme der pers&#246;nlichen Haftung in der vollstreckbaren Urkunde vom 30. April 1982 erheben.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">In der &#220;bernahme der pers&#246;nlichen Haftung liegt ein selbst&#228;ndiges Schuldversprechen gem&#228;&#223; &#167; 780 BGB ( BGH DNotZ 1958, 579 f; BGH NJW 1976, 567 und 1985, 1831 f. ). Die Eingehung einer derartigen Verpflichtung durch die Kl&#228;ger in der Urkunde vom 30. April 1982 verst&#246;&#223;t nicht gegen Bestimmungen des AGB-Gesetzes.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Da die &#220;bernahme der pers&#246;nlichen Haftung wegen des Betrages der Grundschuld einschlie&#223;lich der Grundschuldzinsen notariell beurkundet, den Kl&#228;gern somit vorgelesen und von ihnen genehmigt worden ist, handelt es sich nicht um eine &#252;berraschende Klausel im Sinne von &#167; 3 AGBG. Nach &#167; 3 AGBG werden Bestimmungen in Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen nur dann nicht Vertragsbestandteil, wenn der Vertragspartner sie nicht kannte und mit ihnen auch nicht zu rechnen brauchte. Auf Bestimmungen, die dem Vertragspartner - falls er sie bis dahin noch nicht kennt - durch den Beurkundsvorgang zur Kenntnis gebracht werden, bezieht sich die Vorschrift nicht.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die &#220;bernahme der pers&#246;nlichen Haftung verst&#246;&#223;t auch nicht gegen &#167; 11 Nr. 15 AGBG. Eine Beweislast&#228;nderung, die nach dieser Vorschrift nicht Inhalt Allgemeiner Gesch&#228;ftsbedingungen sein kann, enthalten nur Bestimmungen, die von einer gesetzlichen Beweislastverteilung abweichen ( &#167; 8 AGBG ). Darum handelt es sich im vorliegenden Fall nicht. Dem Wesen des selbst&#228;ndigen Schuldversprechens gem&#228;&#223; &#167; 780 BGB entspricht es, da&#223; der Gl&#228;ubiger lediglich die formg&#252;ltige Erteilung des Versprechens zu beweisen hat. Dies gilt auch, wenn das Versprechen, wie im vorliegenden Fall der Sicherung anderer Verbindlichkeiten dient. Der Beweis, da&#223; eine zu sichernde Verbindlichkeit nicht besteht und daher das Schuldversprechen rechtsgrundlos erteilt ist, obliegt dem Schuldner.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Insofern liegt zwar eine dem Schuldner nachteilige Beweislastverteilung vor. Dies allein begr&#252;ndet aber noch nicht die Anwendbarkeit von &#167; 11 Nr. 15 AGBG, denn die Beweislastverteilung stellt keine &#196;nderung gegen&#252;ber der gesetzlichen Regelung dar, sondern ergibt sich gerade aus der gesetzlichen Regelung. Ein selbst&#228;ndiges Schuldversprechen in Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen ist daher nicht nach &#167; 11 Nr. 15 AGBG unwirksam (ebenso OLG Stuttgart NJW 1979, 222; Wolf / Horn/ Lindacher, &#167;11 Nr. 15 AGBG, Rz 12; Palandt-Heinrichs, 45. Aufl., &#167; 11 AGBG Anm. 15; Wolfsteiner NJW 1982, 2852).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Es liegt auch kein Versto&#223; gegen &#167; 9 Abs. 2 Nr. 1 AGBG vor, da mit der &#220;bernahme der pers&#246;nlichen Haftung nicht von wesentlichen Grundgedanken einer gesetzlichen Regelung abgewichen wird. Die gegenteilige Ansicht, die im angefochtenen Urteil sowie in der Entscheidung des OLG Oldenburg NJW 1985, 152 f vertreten wird, beruht auf der Erw&#228;gung, da&#223; die Bestellung einer Grundschuld als solche nicht die pers&#246;nliche Haftung des Grundst&#252;ckseigent&#252;mers begr&#252;ndet. Die &#220;bernahme der pers&#246;nlichen Haftung stellt aber keine Abweichung von der gesetzlichen Regelung der Grundschuld dar, sondern ein eigenes, von der Bestellung der Grundschuld unabh&#228;ngiges Gesch&#228;ft.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Das AGB-Gesetz verbietet nicht die Verbindung verschiedener, f&#252;r sich allein zul&#228;ssiger Gesch&#228;fte in einer Urkunde. Da die pers&#246;nliche Haftungs&#252;bernahme als solche nicht gegen &#167; 9 Abs. 2 Nr. 1 AGBG verst&#246;&#223;t, wird sie auch nicht durch die gleichzeitige Bestellung einer Grundschuld zu einem Versto&#223; gegen die Vorschrift. Die Gr&#252;nde, auf welche die angef&#252;hrte Entscheidung des OLG xxx die gegenteilige Ansicht st&#252;tzt, sind nach Auffassung des Senats im Rahmen des &#167; 9 AGBG nicht</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">ausschlaggebend. Das OLG xxx beruft sich darauf, da&#223; der Wille des Sicherungsgebers, der nicht pers&#246;nlich Schuldner ist, lediglich auf die Bestellung einer Sicherheit an seinem Grundst&#252;ck gerichtet sei und der Sicherungsgeber nicht damit zu rechnen brauche, auch die pers&#246;nliche Haftung zu &#252;bernehmen. Das sind indessen Erw&#228;gungen, die im Rahmen von &#167; 3 AGBG von Bedeutung sind und dort unter Umst&#228;nden dazu f&#252;hren k&#246;nnen, die Haftungs&#252;bernahme als &#252;berraschende Klausel zu qualifizieren. Dabei ist jedoch zu beachten, da&#223; in dem vom OLG xxx entschiedenen Fall die Haftungs&#252;bernahme anders als im vorliegenden Fall nicht notariell beurkundet, sondern nur beglaubigt worden war. Dann mag durchaus Raum f&#252;r die Anwendung des &#167; 3 AGBG sein, weil die blo&#223;e Beglaubigung einer Unterschrift unter einer l&#228;ngeren Urkunde keine Gew&#228;hr daf&#252;r bietet, da&#223; der Unterschreibende den Inhalt der Urkunde zur Kenntnis genommen hat. Im vorliegenden Fall scheidet jedoch die Anwendung des &#167; 3 AGBG aus den oben angegebenen Gr&#252;nden aus. &#220;berdies hat das Landgericht im angefochtenen Urteil &#252;bersehen, da&#223; der Kl&#228;ger wegen der von ihm &#252;bernommenen B&#252;rgschaft bereits Schuldner der Beklagten war und somit nicht lediglich als Dritter, sondern auch f&#252;r eigene Verbindlichkeiten Sicherheit leistete, so da&#223; auf ihn die Grunds&#228;tze der Entscheidung des OLG xxx ohnehin nicht anwendbar waren.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die von beiden Kl&#228;gern wirksam &#252;bernommene pers&#246;nliche Haftung ist nicht nachtr&#228;glich erloschen. Die &#220;bernahme der Haftung f&#252;r den Betrag der Grundschuld bedeutet keine Erweiterung des Umfangs der Haftung, sondern nur der Vollstreckungsm&#246;glichkeiten.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Da die Beklagte jedoch in der Zwangsversteigerung mit der Grundschuld ausgefallen ist, steht ihrem Vorgehen aus der pers&#246;nlichen Haftungs&#252;bernahme nichts im Wege. Die Behauptung der Kl&#228;ger, die Zahlung von 15.587,65 DM durch den Kl&#228;ger sei auf die Grundschuld erfolgt, ist nicht beachtlich. Es kann in diesem Zusammenhang offen bleiben, ob die Bestimmung C. 1. der "Weiteren Erkl&#228;rungen", die den Kl&#228;gern bei der Bestellung der Grundschuld vorlagen, wonach alle Zahlungen nur auf die pers&#246;nliche Forderung der Beklagten verrechnet werden sollten, g&#252;ltig ist oder gegen &#167; 9 AGBG verst&#246;&#223;t. ( Zur Unwirksamkeit formularm&#228;&#223;iger Tilgungsabreden vgl. BGHZ 91, 375 ff. ). Im letzteren Fall w&#228;re die Zahlung gem&#228;&#223; &#167; 6 Abs. 2 AGBG, &#167; 366 Abs. 2 BGB auf den nicht durch die Grundschuld oder die pers&#246;nliche Haftungs&#252;bernahme gesicherten Teil der B&#252;rgschaftsschuld des Kl&#228;gers zu verrechnen gewesen. Da&#223; der Kl&#228;ger bei der Zahlung eine anderslautende Tilgungsbestimmung ( &#167; 366 Abs. 1 BGB ) getroffen habe, h&#228;tte durch Angaben &#252;ber die Art und Weise, wie dies der Beklagten gegen&#252;ber zum Ausdruck gebracht worden sein soll, substantiiert werden m&#252;ssen. Insofern haben die Kl&#228;ger ihrer Darlegungslast nicht gen&#252;gt. Daher kann die Beklagte aus der notariellen Urkunde vom 30.04.1982 auf jeden Fall noch in H&#246;he der Grundschuldsumme einschlie&#223;lich der Grundschuldzinsen vollstrecken.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber k&#246;nnen die Kl&#228;ger nicht einwenden, die &#220;bernahme der pers&#246;nlichen Haftung sei ohne Rechtsgrund erfolgt. Rechtsgrund der Haftungs&#252;bernahme ist die in den "Weiteren Erkl&#228;rungen" unter B. getroffene Sicherungsvereinbarung. Diese jedenfalls insoweit g&#252;ltig, als es um die Sicherung der am 30.04.1982 bereits bestehenden Forderungen der Beklagten gegen den Kl&#228;ger geht. Es kann dahingestellt bleiben, ob die formularm&#228;&#223;ige Erstreckung der Sicherungsvereinbarung auf die k&#252;nftigen Verbindlichkeiten eines mit dem Sicherungsgeber nicht identischen Schuldners nur unter bestimmten Voraussetzungen ( so BGHZ 83, 56 und Senatsurteil vom 12.05-1986 = ZIP 1986, 1547 ) oder stets ( so das angefochtene Urteil und OLG Karlsruhe NJW 1986, 136 f. ) gegen &#167;&#167; 3 oder 9 AGBG verst&#246;&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Da der Kl&#228;ger sich in H&#246;he von 300.000,-- DM f&#252;r Verbindlichkeiten der xxx GmbH gegen&#252;ber der Beklagten verb&#252;rgt hatte, bestanden solche Forderungen mindestens in H&#246;he der Grundschuldsumme nebst Zinsen. Sie bestehen auch noch. Da&#223; bestehende Verbindlichkeiten des Kl&#228;gers gesichert werden sollten, war f&#252;r die Kl&#228;gerin nicht &#252;berraschend. Da sie keine eigenen Verbindlichkeiten gegen&#252;ber der Beklagten hatte, wu&#223;te sie, da&#223; es um die Sicherung fremder Verbindlichkeiten ging, wobei es keine Rolle spielt, ob sie an Verbindlichkeiten ihres Mannes dachte, was wohl das N&#228;chstliegende f&#252;r sie war, oder an Verbindlichkeiten der von ihm vertretenden GmbH. Ob &#167; 3 AGBG, wie das angefochtene Urteil meint, im vorliegenden Fall wegen der Erstreckung des Sicherungszwecks auf k&#252;nftige Verbindlichkeiten der xxx anwendbar ist, ist nicht entscheidungserheblich.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Denn sowohl die Einbeziehung k&#252;nftiger Verbindlichkeiten als auch die Einbeziehung der Verbindlichkeiten der xxx GmbH &#252;berhaupt in den Sicherungszweck stellen inhaltlich und sprachlich abtrennbare Teile der Zweckerkl&#228;rung dar. Wenn sie nicht Vertragsbestandteil geworden sind, l&#228;&#223;t das die Geltung der Zweckerkl&#228;rung bez&#252;glich der am 30.04.1982 bereits bestehenden Verbindlichkeiten des Kl&#228;gers unber&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Vollstreckungsgegenklage ist daher nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Sie mu&#223;te in Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils abgewiesen werden. Die Kosten des Rechtsstreits haben die Kl&#228;ger als unterlegene Partei nach &#167; 91 Abs. 1 ZPO zu tragen. Das Urteil ist gem&#228;&#223; &#167; 708 Nr. 10 ZPO vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Befugnis der Kl&#228;ger zur Abwendung der Vollstreckung gegen Sicherheitsleistung ergibt sich aus &#167; 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Zugleich f&#252;r den nicht mehr am Oberlandesgericht Hamm t&#228;tigen Richter am Landgericht Meiswinkel</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Karl</p>
315,520
lg-duisburg-1986-11-04-5-s-13386
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
5 S 133/86
"1986-11-04T00:00:00"
"2019-03-13T14:57:59"
"2019-03-27T09:42:54"
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1986:1104.5S133.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 13. Mai 1986 verk&#252;ndete Urteil </p> <p> des Amtsgerichts Duisburg - 2 C 755/85 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p> Dem Kl&#228;ger fallen die Kosten des Berufungsrechtszuges zur Last. </p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><u>A.</u></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers mu&#223;te erfolglos bleiben.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit zutreffender Begr&#252;ndung, der die erkennende Kammer ausdr&#252;cklich beitritt (&#167; 543 Abs. 1 ZPO), hat der Erstrichter die Klage schon aus Rechtsgr&#252;nden abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die hiergegen gerichteten Angriffe der Berufung des Kl&#228;gers gehen fehl:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"><u>B.</u></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><u>I.</u></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Aus Anla&#223; eines Schadensfalles, der einer Versicherung gemeldet wird, steht dem Versicherer ein weiter Beurteilungsspielraum zu, ob und wie er den Schaden zu regulieren gedenkt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Im Bereich der Pflichtversicherung nach dem Pflichtversicherungsgesetz steht dem Versicherer dar&#252;ber hinaus das Recht zu, auch zu Lasten des Versicherungsnehmers sich verklagen zu lassen, die F&#252;hrung des Rechtsstreits zu &#252;bernehmen und im Rahmen des Rechtsstreites auch Proze&#223;handlungen gegen den ausdr&#252;cklich erkl&#228;rten Willen des Versicherungsnehmers vorzunehmen (&#167; 10 der Allgemeinen Bedingung f&#252;r den Kraftverkehr).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dieser weitere Berurteilungsspielraum gibt dem Versicherer auch das Recht, ohne es zu einem Rechtsstreit kommen zu lassen, vorgerichtlich den Fall zu regulieren. Lediglich willk&#252;rliche Regulierungsma&#223;nahmen sind dem Versicherer verwehrt. Besteht hingegen ein sachlich vertretbarer Grund f&#252;r das Verhalten des Versicherers bei der Regulierung, so hat dies der Versicherungsnehmer hinzunehmen (Stiefel/Hoffmann, Kraftfahrtversicherung, 12. Auflage (1983), &#167; 10 AKB Randnummer 26, 27; Pr&#246;ls-Martin, Versicherungsvertragsgesetz, 23. Auflage (1984) &#167; 10 AKB Randnummer 5).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">In diesem Fall steht dem Versicherungsnehmer als Ausgleich f&#252;r das Regulierungsverhalten des Versicherers ein au&#223;erordentliches K&#252;ndigungsrecht bei jeder Regulierungsma&#223;nahme zu.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Als sachlich vertretbare Gr&#252;nde f&#252;r eine Regulierung geltend nicht nur rein rechtliche Gesichtspunkte, vielmehr sind hier auch wirtschaftliche &#220;berlegung zu beachten.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><u>II.</u></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Ausgehend hiervon war das Regulierungsverhalten des beklagten Versicherers nicht zu beanstanden: Mit Blick auf die schriftliche Auskunft der Zeugin vom 14. Dezember 1984 (Blatt 16 der Gerichtsakten) durfte der Beklagte davon ausgehen, da&#223; dem Kl&#228;ger die Ausr&#228;umung der allgemeinen Betriebsgefahr des von ihm gesteuerten Personenkraftwagens (&#167; 7 Abs. 2 Stra&#223;enverkehrsgesetz) nicht gelingen werden. Die Zeugin sprach n&#228;mlich von einer &#252;berh&#246;hten Geschwindigkeit des Kl&#228;gers, die gerade mit Blick auf die Unfall&#246;rtlichkeit den Nachweis des Vorliegens eines unabwendbares Ereignisses seitens des Kl&#228;gers wenig wahrscheinlich erschienen lie&#223;. Die umsomehr, als die Zeugin dar&#252;ber hinaus in dem erw&#228;hnten Schreiben ihre Einsch&#228;tzung &#252;ber die Vermeidung des Verkehrsunfalls dahin wiedergab, da&#223; sich durch eine langsamere Fahrweise des Kl&#228;gers der Unfall h&#228;tte vermeiden lassen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Unter derart obwaltenden Umst&#228;nden durfte der Beklagte regulieren, was die R&#252;ckstufung des Kl&#228;gers zur Folge hatte (Oberlandesgericht Bamberg, in: Versicherungsrecht 1976, Seite 651).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><u>III.</u></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Als im Berufungsrechtszug Unterlegenem waren dem Kl&#228;ger auch die Kosten des Berufungsrechtszuges aufzuerlegen (&#167; 97 Abs. 1 ZPO).</p>
315,521
lagk-1986-10-28-1-sa-42686
{ "id": 795, "name": "Landesarbeitsgericht Köln", "slug": "lagk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
1 Sa 426/86
"1986-10-28T00:00:00"
"2019-03-13T14:58:00"
"2019-03-27T09:42:54"
Urteil
ECLI:DE:LAGK:1986:1028.1SA426.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das am 18.3.1986 verk&#252;ndete Urteil des Arbeitsgerichts Aachen - 1 a Ca 461/85 - abge&#228;ndert:</p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p>Streitwert: 9.000,-- DM.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">T a t b e s t a n d</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der 19 geborene Kl&#228;ger war vom 2.11.1983 an beim Beklagten, der in seinem feinblechverarbeitenden Betrieb 1985 ca. 32 Arbeitnehmer besch&#228;ftigte, als Angestellter besch&#228;ftigt. Das Monatsgehalt betrug DM 3.000,--. Seit M&#228;rz 1984 arbeitete der Kl&#228;ger als Betriebsassistent zur Unterst&#252;tzung des Beklagten. Der Beklagte k&#252;ndigte das Arbeitsverh&#228;ltnis am 26.9.1985 zum 31.12.1985 fristgerecht auf mit der Begr&#252;ndung, infolge der schlechten wirtschaftlichen Lage des Betriebes seien personelle Ver&#228;nderungen unabweisbar. Der Beklagte hatte 1985 im Juli dem Landesarbeitsamt die Entlassung von acht der 32 Mitarbeiter angezeigt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hatte im Zeitpunkt der K&#252;ndigung erhebliche Steuerschulden beim zust&#228;ndigen Finanzamt (ca. 200.000,-- DM). Auf diese R&#252;ckst&#228;nde zahlte er am 6.8.1986 150.000,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die vom Kl&#228;ger verrichteten Arbeiten sind im wesentlichen vom Beklagten selbst &#252;bernommen worden, teils werden sie von seiner Sekret&#228;rin sowie anderen Mitarbeitern &#252;bernommen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Beim Beklagten wurde 1985 als Kalkulator der Zeuge</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">P besch&#228;ftigt. Dieser hatte im August 1985 gek&#252;ndigt. Im Oktober schied er aufgrund eigener fristloser K&#252;ndigung vorzeitig aus dem Betrieb aus.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat die Ansicht vertreten, die fristgerechte K&#252;ndigung sei sozialwidrig gewesen. Der Arbeitsanfall sei in seinem Bereich nicht geringer geworden, f&#252;r seine Weiterarbeit bestehe: nach wie vor ein Bed&#252;rfnis. Zudem habe der Beklagte im Zeitpunkt der K&#252;ndigung gewu&#223;t, da&#223; der Arbeitsplatz des Zeugen P zum 31.12.1985 frei werde. Auf dieser Stelle habe der Kl&#228;ger ohne Schwierigkeiten weiter besch&#228;ftigt werden k&#246;nnen, zumal seine Arbeit nicht vom Umsatz oder vom Auftragseingang unmittelbar betroffen sei. Der Beklagte habe dem Kl&#228;ger jedoch kein Angebot gemacht.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; festzustellen, da&#223; das Arbeitsverh&#228;ltnis zwischen den Parteien nicht durch die beiden K&#252;ndigungen des Beklagten vom 26.9.1985 zum 31.12.1985 aufgel&#246;st worden ist,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; den Beklagten zu verurteilen, den Kl&#228;ger bis zur rechtskr&#228;ftigen Entscheidung des Antrages zu Ziffer 1 zu unver&#228;nderten Arbeitsbedingungen weiter zu besch&#228;ftigen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat Klageabweisung beantragt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Er hat vorgetragen, er befinde sich seit etwa zwei Jahren in ernsten Zahlungsschwierigkeiten. Durch hohe Kredite sei die Zinsbelastung fatal. Auftragseingang und Umsatz seien 1985 um 10 % zur&#252;ckgegangen. Insgesamt h&#228;tten die f&#228;lligen Verbindlichkeiten ein Ausma&#223; von etwa 500.000,-- DM angenommen. Deshalb sei er gezwungen gewesen, Personaleinsparungen vorzunehmen. Unter anderem habe er sich entschlossen, die Stelle des Kl&#228;gers einzusparen und die Arbeit durch organisatorische Ma&#223;nahmen anders zu verteilen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Das <img height="32" width="30" src="1_Sa_426_86_Urteil_19861028_0.png" alt="Die Entscheidung enth&#228;lt an dieser Stelle ein Bild oder eine Grafik." />Arbeitsgericht hat Beweis erhoben durch Vernehmung Zeugen P . Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Anlage zur Sitzungsniederschrift 4.3.1986 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><img height="35" width="141" src="1_Sa_426_86_Urteil_19861028_1.png" alt="Die Entscheidung enth&#228;lt an dieser Stelle ein Bild oder eine Grafik." />Durch das am 18.3.1986 verk&#252;ndete Urteil des Arbeitsgerichts Aachen ist nach den Klageantr&#228;gen erkannt worden. Wegen der Gr&#252;nde wird auf den Inhalt der Entscheidungsgr&#252;nde Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Gegen das am 22.4.1986 zugestellte Urteil hat der Beklagte am 20.5.1986 Berufung eingelegt und diese am 20.6.1986 begr&#252;ndet. Die Berufung macht geltend, aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage des Betriebes seien organisatorische &#196;nderungen durchgef&#252;hrt worden, die zum Wegfall des Arbeitsplatzes: des Kl&#228;gers gef&#252;hrt h&#228;tten. Dem Kl&#228;ger sei vor der K&#252;ndigung der Arbeitsplatz des Zeugen P angeboten worden, jedoch habe er ihn ausgeschlagen. Auch sei dem Kl&#228;ger, der gelernter Schlosser sei und die Meisterpr&#252;fung abgelegt habe, der Arbeitsplatz eines Schlossers angeboten worden, der zur Verf&#252;gung gestanden habe. Der Kl&#228;ger habe dies ebenfalls abgelehnt. Nach der fristlosen K&#252;ndigung durch den Zeugen P habe man dem Kl&#228;ger nochmal dessen Arbeitsplatz als Kalkulator angeboten. Der Kl&#228;ger sei jedoch nicht bereit gewesen, als Kalkulator im Betrieb zu arbeiten.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Berufungskl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">das Urteil des Arbeitsgerichts Aachen vom 18.3.1986</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">- 1 a Ca 461/85 - abzu&#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Berufungsbeklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">die Berufung kostenpflichtig zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Er weist darauf hin, seine T&#228;tigkeit sei nicht vom Umsatz abh&#228;ngig gewesen. Der Beklagte habe nicht im einzelnen dargelegt, welche T&#228;tigkeiten von wem &#252;bernommen worden seien. Zudem habe der Beklagte den freiwerdenden Arbeitsplatz des Zeugen P nicht in der geh&#246;rigen Form angeboten und eine &#220;berlegungsfrist von einer Woche einger&#228;umt. Im August habe der Beklagte &#252;berhaupt kein Angebot gemacht. Erst am 24.10., d. h. nach der K&#252;ndigung, sei die Stelle mit einem Tag &#220;berlegungsfrist angeboten worden.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Parteivortrages wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze sowie auf die Sitzungsniederschriften vom 26.8. und 28.10.1986, wegen der Antr&#228;ge der Parteien im Berufungsverfahren auf die Sitzungsniederschrift vom 26.8.1986 Bezug genommen. Das Landesarbeitsgericht hat Beweis erhoben gem&#228;&#223; Beweisbeschlu&#223; vom 26.8.1986 durch Vernehmung des Zeugen St . Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Anlage zur Sitzungsniederschrift vom 28.10.1986 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">E_n_t_s_c_h_e_i_d_u_n_g_s_g_r_&#252;_n_d_e :</span></strong></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die nach dem Beschwerdewert an sich statthafte, form- und fristgerecht eingelegte und begr&#252;ndete Berufung des Beklagten hatte in der Sache Erfolg. Die Klage war abzuweisen, da die ordentliche K&#252;ndigung wegen dringender betrieblicher Gr&#252;nde im Sinne des &#167; 1 Abs. 2 KSchG das Arbeitsverh&#228;ltnis beendet hat.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Im Berufungsverfahren war, da der Antrag auf Weiterbesch&#228;ftigung im Termin am 26.8.1986 zur&#252;ckgenommen worden ist, nur noch &#252;ber die Wirksamkeit der ordentlichen K&#252;ndigung vom 26.9. zum 31.12.1985 zu entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 1 Abs. 2 KSchG ist eine K&#252;ndigung sozial ungerechtfertigt, wenn sie nicht durch Gr&#252;nde, die in der Person oder in dem Verhalten des Arbeitnehmers liegen, oder durch dringende betriebliche Erfordernisse, die einer Weiterbesch&#228;ftigung des Arbeitnehmers in diesem Betrieb entgegenstehen, bedingt ist. Betriebliche Erfordernisse f&#252;r eine K&#252;ndigung k&#246;nnen sich aus</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">zwei Gr&#252;nden ergeben: Einmal kann sich der Unternehmer durch <span style="text-decoration:underline">au&#223;erbetriebliche Gr&#252;nde</span> (z. B. Auftragsmangel oder Umsatzr&#252;ckgang) zur K&#252;ndigung veranla&#223;t sehen oder der Unternehmen begr&#252;ndet die K&#252;ndigung mit <span style="text-decoration:underline">innerbetrieblichen Umst&#228;nden</span> (z. B. Rationalisierungsma&#223;nahmen oder Umstellung oder Einschr&#228;nkung der Produktion). Umsatzr&#252;ckgang, Gewinnverfall oder Unrentabilit&#228;t des Betriebes f&#252;hren nicht ohne weiteres zu dringenden betrieblichen Erfordernissen, denn sie k&#246;nnen auf den verschiedensten Ursachen beruhen, und sie wirken sich nicht unmittelbar auf die Arbeitspl&#228;tze aus (vgl. BAG vom 7.12.1978 - 2 AZR 155/77 - EzA &#167; 1 KSchG Betriebsbedingte K&#252;ndigung Nr. 10; vom 24.10.1979 - 2 AZR 940/77 &#171; EzA &#167; 1 KSchG Betriebsbedingte K&#252;ndigung Nr. 13). Trotz Unrentabilit&#228;t des Betriebes kann die Arbeit in einer Abteilung genau denselben Umfang haben wie zu Zeiten mit einer befriedigenden Rentabilit&#228;t. Dennoch kann dieser au&#223;erbetriebliche Umstand eine betriebliche K&#252;ndigung rechtfertigen; <span style="text-decoration:underline">dann n&#228;mlich</span>, wenn der Unternehmer ihn zum Anla&#223; nimmt, zum Zwecke der Kostenersparnis durch Rationalisierungsma&#223;nahmen innerbetriebliche Ver&#228;nderungen durchzu-</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">f&#252;hren, durch die die Zahl der Arbeitspl&#228;tze verringert wird. Solche Rationalisierungsma&#223;nahmen k&#246;nnen in der Anschaffung von Maschinen bestehen, durch die Arbeitskr&#228;fte entbehrlich werden, sie k&#246;nnen aber auch in der Ver&#228;nderung von Arbeitsabl&#228;ufen bzw. in der Ver&#228;nderung der Arbeitsorganisation bestehen (BAG EzA &#167; 1 KSchG Betriebsbedingte K&#252;ndigung Nr. 10 unter II 1 a der Entscheidungsgr&#252;nde). Zu solchen &#196;nderungen der Arbeitsorganisation z&#228;hlen Zusammenlegungen von Arbeitsgebieten (vgl. BAG EzA &#167; 1 KSchG Betriebsbedingte K&#252;ndigung Nr. 13).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Arbeitgeber hat in derartigen F&#228;llen darzulegen, welche organisatorischen Ma&#223;nahmen er angeordnet hat und wie diese sich auf den Arbeitsplatz des gek&#252;ndigten Arbeitnehmers auswirken (BAG a.a.O.). Ob die getroffene organisatorische Ma&#223;nahme auch tats&#228;chlich notwendig oder ob sie zweckm&#228;&#223;ig war bzw. ob die Ma&#223;nahme geeignet ist, den mit ihr verfolgten Zweck zu erreichen, braucht der Unternehmer nicht vorzutragen, denn das unterliegt grunds&#228;tzlich nicht der Pr&#252;fungspflicht der Gerichte f&#252;r Arbeitssachen im K&#252;ndigungsschutzverfahren . Die <span style="text-decoration:underline">Unternehmerentscheidung</span> ist nur dann nicht als bindend hinzunehmen, wenn sie offenbar unsachlich (unvern&#252;nftig)</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">oder willk&#252;rlich ist (BAG EzA &#167; 1 KSchG Betriebsbedingte K&#252;ndigung Nr. 13; vom 30.5.1985 - 2 AZR 321/84 - EzA &#167; 1 KSchG Betriebsbedingte K&#252;ndigung Nr. 36). Dabei ist hervorzuheben, da&#223; die im Streit befindliche K&#252;ndigung als solche nicht die von den Gerichten hinzunehmende Unternehmerentscheidung sein kann, sie ist allerdings deren Folge (vgl. BAG vom 20.2.1986 - 2 AZR 212/85 - EzA &#167; 1 KSchG Betriebsbedingte K&#252;ndigung Nr. 37). Unternehmerentscheidung ist die im betrieblichen Bereich durchgef&#252;hrte Ver&#228;nderung in der Arbeitsorganisation. Entschlie&#223;t sich der Arbeitgeber, Arbeitspl&#228;tze zusammenzulegen und f&#252;hrt das zum Wegfall eines Arbeitsplatzes, weil die auf ihm bisher verrichtete Leistung anderen zugewiesen wird, so ist dies eine &#196;nderung der Arbeitsplatzorganisation, die hinzunehmen ist. Ob sie geeignet ist, den mit ihr verfolgten Zweck, Einsparung von Betriebs- bzw. Lohnkosten zu erreichen und damit die Lage des verschuldeten Betriebes zu stabilisieren, haben die Gerichte f&#252;r Arbeitssachen nicht zu &#252;berpr&#252;fen. Da&#223; die Entscheidung des Beklagten offensichtlich unsach-</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">lich oder gar willk&#252;rlich war, daf&#252;r gibt der Sachvortrag des Kl&#228;gers, dem insoweit die Darlegungs- und Beweislast zuf&#228;llt (vgl. BAG vom 24.10.1979 - 2 AZR 940/77 - EzA &#167; 1 KSchG Betriebsbedingte K&#252;ndigung Nr. 13) nichts her.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat die vom Kl&#228;ger zu verrichtende Arbeit anders verteilt. Nach dessen Ausscheiden hat er die Arbeit im wesentlichen selbst &#252;bernommen, teilweise auf seine Sekret&#228;rin und auf andere kaufm&#228;nnische Kr&#228;fte des Betriebes verteilt. Damit ist die Unternehmerentscheidung ausreichend dargelegt.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Schon die Tatsache, da&#223; der Beklagte, wie &#252;brigens auch vor der Betrauung des Kl&#228;gers mit der Betriebsassistenz, die Arbeiten im wesentlichen wieder selbst ausf&#252;hrte und einen anderen Teil auf seine Sekret&#228;rin verlagerte, stellt eine Umstellung der Arbeitsorganisation dar. Diese Umorganisation ist nur eingeschr&#228;nkt im oben dargestellten Sinne &#252;berpr&#252;fbar. Zudem hat der Beklagte hohe Steuerschulden dargetan, die eine Willk&#252;rma&#223;nahme ersichtlich ausschlie&#223;en. Durch diese &#196;nderung der Arbeitsorganisation fiel der Arbeitsplatz des Kl&#228;gers weg.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Auch wenn der Arbeitsplatz des Kl&#228;gers durch au&#223;er- oder innerbetriebliche Gr&#252;nde wegf&#228;llt, ist die K&#252;ndigung nur dann durch dringende betriebliche Erfordernisse bedingt, wenn dem Arbeitgeber eine andere Weiterbesch&#228;ftigung nicht m&#246;glich oder nicht zumutbar ist. Das Arbeitsgericht hat das bejaht. Soweit die Parteien im Verfahren dar&#252;ber gestritten haben, ob der Beklagte dem Kl&#228;ger einen freien Arbeitsplatz als Schlossen angeboten hat, ist eine Stellungnahme entbehrlich geworden, nachdem der Kl&#228;ger in der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung selbst erkl&#228;rt hat, er habe keinen Arbeitsplatz als Schlosser angenommen. Der Beklagte hatte dar&#252;ber hinaus einen f&#252;r den Kl&#228;ger in Betracht kommenden Arbeitsplatz, den des Zeugen P . Dieser Platz war zwar im Zeitpunkt der K&#252;ndigung noch nicht frei, jedoch stand fest, da&#223; der Zeuge P zum 31.12.1985 ausschied. Das steht nach der Beweisaufnahme fest; im &#252;brigen wird es vom Beklagten im Berufungsverfahren auch nicht mehr bestritten.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat dem Kl&#228;ger vor der K&#252;ndigung den frei werdenden Arbeitsplatz des Zeugen P nicht angeboten. Das hat die Vernehmung des Zeugen St , den der Beklagte dazu benannt hatte, ergeben. Dieser Zeuge hatte nur Kenntnis von einem Gespr&#228;ch, das nach dem tats&#228;chlichen Ausscheiden des Zeugen P stattgefunden hat. Damit hat der Beklagte seine Pflicht, nach dem Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit vor jeder ordentlichen K&#252;ndigung mit dem Arbeitnehmer &#252;ber seine Weiterbesch&#228;ftigung auch zu ge&#228;nderten Bedingungen auf einem freien Arbeitsplatz zu verhandeln, nicht erf&#252;llt. Die neuere Rechtsprechung des BAG h&#228;lt den Arbeitgeber f&#252;r verpflichtet, vor jeder K&#252;ndigung mit dem Arbeitnehmer zu verhandeln und ihm einen freien Arbeitsplatz auch mit ge&#228;nderten Bedingungen anzubieten. Der Arbeitgeber m&#252;sse klarstellen, da&#223; bei Ablehnung des &#196;nderungsangebots eine K&#252;ndigung beabsichtigt ist und ihm eine &#220;berlegungsfrist von einer Woche einr&#228;umen. Nimmt der Arbeitnehmer das &#196;nderungsangebot unter Vorbehalt an, so mu&#223; der Arbeitgeber eine &#196;nderungsk&#252;ndigung aussprechen. Lehnt der Arbeitnehmer das &#196;nderungsangebot vorbehaltlos ab, so</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">kann der Arbeitgeber eine Beendigungsk&#252;ndigung aussprechen (vgl. BAG vom 27.9.1984 - 2 AZR 62/83 - EzA &#167; 2 KSchG Nr. 5). Im Streitfall kann unentschieden bleiben, ob die Grunds&#228;tze dieser Entscheidung des BAG bereits anwendbar sind; denn der Senat hat am Schlu&#223; ausdr&#252;cklich hervorgehoben, wegen des Vertrauensschutzes d&#252;rften die Leits&#228;tze erst k&#252;nftig angewandt werden, da fr&#252;her ein derartiges &#196;nderungsangebot des Arbeitgebers nicht verlangt worden w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Da die Entscheidung vom 17.9.1984 datiert und eine Ver&#246;ffentlichung erst im Betrieb Ende Mai 1985, in der NZA am 20.7.1985 und in der EzA am 23.8.1985 erfolgt ist, erscheint es fraglich, ob sich die betriebliche Praxis in so kurzer Zeit auf die neue Rechtsprechung einstellen mu&#223;te, zumal in Betrieben von der Gr&#246;&#223;e des Beklagten. Aber die K&#252;ndigung ist selbst dann nicht sozialwidrig, wenn man zugunsten des Kl&#228;gers von der Entscheidung des BAG vom 27.9.1984 ausgeht. Denn es ist dann davon auszugehen, da&#223; der Beklagte das an sich notwendige Angebot nicht gemacht hat. Damit stellt sich (nach BAG a.a.O.) die weitere Frage, wie sich der Kl&#228;ger verhalten h&#228;tte, w&#228;re ihm das Angebot ge-</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">macht worden. H&#228;tte der Kl&#228;ger es unter Vorbehalt angenommen? Der Kl&#228;ger hat das im Verfahren vorgetragen. Er hat geltend gemacht, er sei bereit gewesen, als Kalkulator zu arbeiten. Die Beweisaufnahme vor der Berufungskammer hat ergeben, da&#223; der Kl&#228;ger ein ihm <span style="text-decoration:underline">nach der K&#252;ndigung</span> gemachtes Angebot, als Kalkulator an Stelle des Zeugen P zu arbeiten, abgelehnt hat. Das hat der Zeuge St glaubhaft bekundet. Er hat ausgesagt, Ende Oktober h&#228;tten ihm unabh&#228;ngig voneinander sowohl der Kl&#228;ger wie auch der Beklagte gesagt, das Angebot sei abgelehnt worden. Der Kl&#228;ger habe ihm gesagt, die vom Beklagten f&#252;r die neue Position angebotene Gehaltserh&#246;hung sei ihm zu gering, er f&#252;hle sich in der neuen Aufgabe unterbezahlt. Das habe sich mit der Mitteilung des Beklagten im Einklang befunden. Damit steht fest, da&#223; der Kl&#228;ger jedenfalls nach der K&#252;ndigung nicht bereit war, im Betrieb als Kalkulator zu arbeiten, obwohl er in dieser Position sogar mehr verdienen sollte als vorher. Da der Zeuge P im Zeitpunkt des Gespr&#228;chs den Betrieb verlassen hatte, h&#228;tte sich die angebotene Weiterbesch&#228;ftigung zu ge-</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">&#228;nderten Bedingungen als Kalkulator, sogar mit h&#246;heren Bez&#252;gen, nahtlos anschlie&#223;en k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Nach den Grunds&#228;tzen der Leitentscheidung des BAG vom 27.9.1984 (a.a.O.) bedarf es nun der tat- richterlichen W&#252;rdigung, ob der Arbeitnehmer ein entsprechendes Angebot vor der K&#252;ndigung unter Vorbehalt angenommen <span style="text-decoration:underline">h&#228;tte</span>. Die Berufungskammer hat das verneint. Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme und der Motivation des Kl&#228;gers f&#252;r die Ablehnung des Angebots <span style="text-decoration:underline">nach</span> der K&#252;ndigung spricht nichts daf&#252;r, da&#223; er das Angebot, abgegeben vor der K&#252;ndigung, angenommen <span style="text-decoration:underline">h&#228;tte</span>, ggfls. unter Vorbehalt. Die T&#228;tigkeit war ihm bekannt. Das Freiwerden des Arbeitsplatzes und die Bez&#252;ge f&#252;r die neue T&#228;tigkeit waren ihm ebenfalls gel&#228;ufig. Damit lagen identische Situationen vor und nach der K&#252;ndigung vor. Wenn er sp&#228;ter ablehnte, so rechtfertigt das nach Auffassung der Berufungskammer den Schlu&#223;, da&#223; er das Angebot auch dann abgelehnt h&#228;tte, w&#228;re es ihm vor Ausspruch der K&#252;ndigung gemacht worden.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich f&#252;hrt die stets notwendige Interessenabw&#228;gung nicht zur Sozialwidrigkeit der K&#252;ndigung. Ist n&#228;mlich die K&#252;ndigung betriebsbedingt im Sinne des &#167; 1 Abs. 2 KSchG, so kann sich die Interessenabw&#228;gung nur in seltenen Ausnahme- f&#228;llen zugunsten des Arbeitnehmers auswirken.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Das kann nur bei Vorlage besonderer und schwerwiegender Umst&#228;nde angenommen werden (BAG EzA &#167; 1 KSchG Betriebsbedingte K&#252;ndigung Nr. <span style="text-decoration:underline">13).</span></p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der Sachvortrag gibt daf&#252;r nichts her.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die ausgesprochene ordentliche K&#252;ndigung war somit nicht sozialwidrig. Die Berufungskammer hatte somit, wie schehen, zu entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren war neu festzusetzen (&#167; 69 Abs. 2 ArbGG). Die Festsetzung beruht auf &#167; 12 Abs. 7 ArbGG.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die Revisionszulassung kam nicht in Betracht. Die Entscheidung beruht auf der Rechtsprechung des BAG. Auf die M&#246;glichkeit der Einlegung einer Nichtzulassungsbeschwerde wird hingewiesen.</p>
315,522
lg-dusseldorf-1986-10-16-25-t-83386
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
25 T 833/86
"1986-10-16T00:00:00"
"2019-03-13T14:58:02"
"2019-03-27T09:42:54"
Beschluss
ECLI:DE:LGD:1986:1016.25T833.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben.</p> <p>Die Beteiligten zu 2) - 4) werden als Notvorstand bestellt, dem aufgegeben wird, eine au&#223;erordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen, die bis einschlie&#223;lich 1. Dezember 1986 stattzufinden hat und zu der s&#228;mtliche Mitglieder einzuladen sind.</p> <p>Die Erstattung au&#223;ergerichtlicher Kosten wird nicht angeordnet.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 1), bei dem es sich um ein Gr&#252;ndungsmitglied des Vereins handelt, beantragte mit Schreiben vom 7.02.1986, einen Notvorstand gem&#228;&#223; &#167; 29 BGB zu bestellen, und schlug als solchen den Assessor O in N vor. In der Mitgliederversammlung vom 1.03.1986 wurde der Vorstand, der sich gem&#228;&#223; &#167; 6 Nr. 5 der Satzung aus dem Vorsitzenden, dem stellvertretenden Vorsitzenden und dem Schriftf&#252;hrer zusammensetzt, neu gew&#228;hlt. Der Beteiligte zu 2) wurde zum Vorsitzenden, die Beteiligte zu 3) zur stellvertretenden Vorsitzenden und der Beteiligte zu 4) zum Schriftf&#252;hrer gew&#228;hlt. Durch Beschlu&#223; des Amtsgerichts D&#252;sseldorf - Rechtspfleger - vom 23.04.1986 wurde der Antrag des Beteiligten zu 1 ) zur&#252;ckgewiesen. Gegen den Beschlu&#223; hat der Beteiligte zu 1) Erinnerung eingelegt und ausgef&#252;hrt, die Vorstandswahl vom 1.03.1986 sei ung&#252;ltig, weil er und andere Mitglieder des Vereins zu der Mitgliederversammlung vom 1.3.1986 nicht eingeladen worden seien. Da&#223; der Beteiligte zu 1) zu der Mitgliederversammlung vom 1.3.1986 nicht eingeladen worden sei, best&#228;tigte der Beteiligte zu 4) mit Schreiben vom 26.09.1986. Der Rechtspfleger hat der Erinnerung nicht abgeholfen. Die Amtsrichterin hat sie der Kammer zur Entscheidung vorgelegt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Erinnerung gilt als Beschwerde (&#167; 11 Abs. 2 Satz 4 und 5 RpflG), die zul&#228;ssig (&#167;&#167; 19, 20, 21 FGG) und begr&#252;ndet ist.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Antrag des Beteiligten zu 1), einen Notvorstand gem&#228;&#223; &#167; 29 BGB zu bestellen, ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet. Da es sich bei dem Beteiligten zu 1) um ein Vereinsmitglied handelt, steht ihm als solchem die Befugnis zu, den Antrag gem&#228;&#223; &#167;29 BGB zu stellen (BayObLG BayObLGZ 1985, 26 m.w.N.; KG OLGZ 1971, 480). Der Beteiligte zu 1) ist Vereinsmitglied, weil einer der Tatbest&#228;nde, der gem&#228;&#223; &#167; 3 Nr. 3 der Satzung die Mitgliedschaft erl&#246;schen l&#228;&#223;t, nicht vorliegt. Die Verwirkung ist nicht in der Satzung als ein zum Erl&#246;schen der Mitgliedschaft f&#252;hrender Sachverhalt vorgesehen. Wenn ein Mitglied sich jahrelang um nichts gek&#252;mmert und keine Mitgliedsbeitr&#228;ge gezahlt hat, so k&#246;nnte dies allenfalls Anla&#223; zu der &#220;berlegung geben, ob solches Verhalten den Ausschlu&#223; rechtfertige. Ohne den Ausschlu&#223; verursacht dieses Verhalten als solches jedenfalls noch nicht das Erl&#246;schen der Mitgliedschaft.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die sachliche Voraussetzung der Bestellung eines Notvorstandes ist das Fehlen mindestens eines nach der Satzung f&#252;r die Beschlu&#223;fassung oder Vertretung erforderlichen Vorstandsmitgliedes, wobei eine tats&#228;chliche oder eine rechtliche Verhinderung in Betracht kommt. Vorliegend ist hinsichtlich s&#228;mtlicher Mitglieder des am 1.3.1986 gew&#228;hlten Vorstandes der Tatbestand der rechtlichen Verhinderung erf&#252;llt, denn die Vorstandswahl vom 1.3.1986 ist nichtig. Die Nichtigkeit wurde durch die Tatsache bewirkt, da&#223; jedenfalls der Beteiligte zu 1) zu der Mitgliederversammlung vom 1.3.1986 nicht eingeladen worden ist. Ein Vereinsbeschlu&#223; oder eine Wahl ist grunds&#228;tzlich nichtig, wenn nicht alle Mitglieder in der durch die Satzung bestimmten Weise zu der Mitgliederversammlung eingeladen worden sind (RG JW 1912, 741 = Recht 1912 Nr. 1995; RG Seuff Arch 77 Nr. 53; BGH BGHZ 59, 373; OLG Hamm OLGZ 1965, 68; RGRK-Steffen, BGB, &#167; 32 Rdnr. 16). Allerdings f&#252;hrt ein Einberufungsmangel dann nicht zur Nichtigkeit, sofern einwandfrei und ohne jeden Zweifel feststeht, da&#223; zwischen ihm und der Entschlie&#223;ung der Mitglieder ein urs&#228;chlicher Zusammenhang nicht besteht. Es mu&#223; auszuschlie&#223;en sein, da&#223; diese auf dem Einberufungsmangel beruhen k&#246;nnte. Diese Annahme verbietet sich dann, wenn sich nicht ausschlie&#223;en l&#228;&#223;t, da&#223; die nicht eingeladenen Mitglieder, w&#228;ren sie erschienen, durch ihren Einflu&#223; auf die anderen erschienen Mitglieder ein anderes als das ohne ihr Erscheinen zustande gekommenes Abstimmungsergebnis herbeigef&#252;hrt h&#228;tten (BGH a.a.O.; KG a.a.O.). Da vorliegend nicht auszuschlie&#223;en ist, da&#223; der Beteiligte zu 1), w&#228;re er in der Mitgliederversammlung vom 1.3.1986 erschienen, die Stimmabgabe auch der anderen Mitglieder derart beeinflu&#223;t h&#228;tte, da&#223; die Vorstandswahl ein anderes Ergebnis gehabt h&#228;tte, ist die Nichtigkeit der Vorstandswahl vom 1.3.1986 zu bejahen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">W&#228;re nur die ordnungsgem&#228;&#223;e Einberufung einer au&#223;erordentlichen Mitgliederversammlung zum Zweck der rechtswirksamen Wahl eines Vorstandes dringlich, k&#246;nnte die Bestellung eines Notvorstandes entbehrlich sein, da der am 1.3.1986 gew&#228;hlte Vorstand in das Vereinsregister eingetragen ist und diese Eintragung ihm unabh&#228;ngig davon, ob seine Wahl rechtswirksam ist, die Befugnis gibt, eine Mitgliederversammlung einzuberufen, was aus der sinngem&#228;&#223;en Anwendung des &#167; 121 Abs. 2 Satz 2 AktG folgt (BayObLG a.a.O.; KG a.a.O.). Jedoch hat der Verein noch sonstige wichtige Angelegenheiten zu wahren, was es nicht vertretbar sein l&#228;&#223;t, ihn auch nur in der Zeitspanne, die bis zur Neuwahl eines Vorstandes verstreichen w&#252;rde, ohne vertretungsberechtigte Organe zu belassen. Dies schlie&#223;t die Kammer aus dem Protokoll der Vorstandssitzung vom 4.2.1986. Hiernach ist die weitere Nutzung des Ateliers in der Kunstakademie zu sichern (vgl. auch Vermerk vom 20.02.1986 des Rechtsanwaltes G &#252;ber sein Gespr&#228;ch mit der Ministerialr&#228;tin U, Bl. 162 d. A.). Ferner ist dringlich das Projekt 7000 F, in Z1. Dieserhalb mu&#223; der Vorstand au&#223;er der Sicherstellung der eigentlichen Pflanzarbeiten Kontakt mit der Stadtverwaltung in Z1, insbesondere mit dem Oberb&#252;rgermeister der Stadt Z1 und seinen zust&#228;ndigen Mitarbeitern, halten. Da das Registergericht unter den Voraussetzungen des &#167; 29 BGB &#252;ber die Vollz&#228;hligkeit des Vereinsvorstandes zu wachen hat (BayObLG Recht 1914 Nr. 735; LG II Berlin JW 1929, 2172), ist dem Antrag des Beteiligten zu 1) auf Bestellung eines Notvorstandes stattzugeben.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Was die Person des Notvorstandes anbelangt, ist die Kammer nicht an den Vorschlag des Beteiligten zu 1) gebunden. Den von dem Beteiligten zu 1) vorgeschlagenen Assessor O zum Notvorstand zu bestellen, erscheint schon deshalb untunlich, weil Assessor O nicht in D&#252;sseldorf, sondern nicht unerheblich entfernt davon in N wohnt. Die Kammer h&#228;lt es vielmehr f&#252;r sachgerecht, die Beteiligten zu 2) - 4) als Notvorstand zu bestellen. Sie sind mit dem Verein und seinen Verh&#228;ltnissen vertraut. Anhaltspunkte daf&#252;r, die sie als Notvorstand ungeeignet erscheinen lassen k&#246;nnten, sind weder dargetan noch sonst ersichtlich. Der Beteiligte zu 1 ) hat gegen die Beteiligten zu 2) -4) als Personen keine Einw&#228;nde erhoben.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Dem von der Kammer bestellten Notvorstand obliegen die Aufgaben des Vorstandes nach &#167; 26 BGB. In erster Linie aber ist es seine Aufgabe, unverz&#252;glich eine au&#223;erordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen, die bis einschlie&#223;lich 1.12.1986 stattzufinden hat und in der ein neuer Vorstand rechtsg&#252;ltig zu w&#228;hlen ist. Hierzu ist es notwendig, da&#223; entsprechend dem Gebot des &#167; 32 BGB in Achtung ihres Mitgliedrechtes <u>s&#228;mtliche</u> Mitglieder unter Angabe der Tagesordnung und Wahrung der in &#167; 5 Nr. 3 der Satzung bezeichneten Einberufungsfrist von 2 Wochen eingeladen werden. Auf das Erfordernis der Einladung <u>s&#228;mtlicher</u> Mitglieder sei abschlie&#223;end nachhaltig hingewiesen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Eine Kostenentscheidung ist nicht veranla&#223;t.</p>
315,523
lg-bonn-1986-10-13-10-o-15386
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10 O 153/86
"1986-10-13T00:00:00"
"2019-03-13T14:58:03"
"2019-03-27T09:42:54"
Urteil
ECLI:DE:LGBN:1986:1013.10O153.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt, an den Kl&#228;ger Schmerzensgeld in H&#246;he von 4.646,08 DM zu zahlen. </p> <p></p> <p>Es wird festgestellt, da&#223; die Beklagten zu 1) und zu 2) als Gesamtschuldner verpflichtet sind, dem Kl&#228;ger allen ihm aus dem Unfall vom 22. Oktober 1984 in Zukunft erwachsenen materiellen und immateriellen Schaden zu ersetzen, soweit die Anspr&#252;che nicht von Gesetzes wegen auf Dritte &#252;bergegangen sind bzw. &#252;bergehen werden. </p> <p></p> <p>Im &#220;brigen wird die Klage abgewiesen. </p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen die Beklagten zu 1/12, der Kl&#228;ger zu 11/12. </p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar, f&#252;r den Kl&#228;ger gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 6000,-- DM, f&#252;r die Beklagten gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 7.200,-- DM. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger nimmt die Beklagten aus einem Verkehrsunfall in Anspruch, bei dem er und der Beklagte zu 1), der bei der Beklagten zu 2) haftpflichtversichert ist, beteiligt waren. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am Abend des 22. Oktober 1984 befuhr der Beklagte zu 1) mit seinem PKW, G F, mit dem amtlichen Kennzeichen $$-&amp;&amp; ### die Mstra&#223;e aus Richtung T kommend in Richtung U. An der Kreuzung Mstra&#223;e/Sstra&#223;e wollte er nach links in die Sstra&#223;e abbiegen. Nachdem er einen entgegenkommenden PKW hatte vorbeifahren lassen bog er ab und stie&#223; mit dem Kl&#228;ger der sich zusammen mit der Zeugin L auf seinem Mofa Marke I ebenfalls an der Kreuzung befand, zusammen. Der Kl&#228;ger und die Zeugin L wurden erheblich verletzt und ins Krankenhaus T gefahren, wo sie station&#228;r verblieben. Der Kl&#228;ger erlitt eine komplette offene Unterschenkelfraktur links nebst weiteren kleineren Verletzungen. Nach dem Unfall befand er sich bis Januar 1986 in station&#228;rer Behandlung, wobei ihm eine Platte in den linken Unterschenkel eingesetzt wurde. Aufgrund eines Umknicktraumas kam es am 8. Februar 1985 zu einem Plattenbruch, so da&#223; der Kl&#228;ger erneut ca. 3 Monate station&#228;r in Behandlung gehen musste. Es folgte ein weiterer Krankenhausaufenthalt von 3 Monaten ab dem 8. Juli 1985. Im Januar 1986 musste der Kl&#228;ger erneut ins Krankenhaus. W&#228;hrend der Behandlung wurde dem Kl&#228;ger ein Fixateur an dem Bein angebracht. Insgesamt musste sich der Kl&#228;ger bislang acht operativen Eingriffen unterziehen. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 2) zahlte dem Kl&#228;ger nebst Verdienstausfall bis August 1985 einen Vorschuss in H&#246;he von insgesamt 22.000,-- DM. Im September 1985 bis April 1986 erhielt der Kl&#228;ger von der J T Krankengeld in H&#246;he von 675,49 DM monatlich. Seit Mai 1986 bezieht er Sozialhilfe, die f&#252;r den Monat Mai 347,-- DM, f&#252;r den Monat Juni 580,34 DM und f&#252;r den Juli 589,34 DM betrug. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Bis zu dem Unfall war der Kl&#228;ger im zweiten Ausbildungsjahr als Maurer bei der Bauunternehmung H in B t&#228;tig. Die Ausbildung war bis zum 21. August 1985 vorgesehen. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, er habe die Mstra&#223;e aus U kommend in Gegenrichtung zu dem Beklagten zu 1) befahren. Im Kreuzungsbereich Mstra&#223;e/Sstra&#223;e habe der Beklagte zu 1) beim Abbiegen seine Vorfahrt missachtet und dadurch den Unfall verursacht. Er ist der Ansicht, da&#223; ihm neben dem Schmerzensgeld in geltend gemachter H&#246;he auch ein Anspruch auf Verdienstausfall f&#252;r die Monate September 1985 bis April 1986 zustehe. Er habe nach regelm&#228;&#223;igem Gang der Dinge die Pr&#252;fung im August 1985 bestanden. Ab Ende August 1985 habe ihm dann der tarifliche Stundenlohn f&#252;r einen Hochbaufacharbeiter im ersten Gesellenjahr zugestanden bei einem Bruttoeinkommen von ca. 2.345,60 DM. Unter Ber&#252;cksichtigung der Abz&#252;ge ergebe sich ein Nettoeinkommen in H&#246;he von 1.929,25 DM, von dem bis April 1985 die monatlichen Krankenzahlungen in H&#246;he von 675,49 DM abzuziehen seien. Daraus resultiere der geltend gemachte Verdienstausfall in H&#246;he von 10.030,08 DM. F&#252;r die Zeit ab Mai 1986 stehe ihm der Bruttolohn zu. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Im Prozesskostenhilfeverfahren hat der Kl&#228;ger zun&#228;chst beantragt:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">1. Die Beklagten zu 1) und zu 2) als Gesamtschuldner zu verurteilen, an den Kl&#228;ger ein in das Ermessen des Gerichts gestelltes Schmerzensgeld zu zahlen aus dem Unfallereignis vom 22.10.1984, mindestens 100.000,-- DM; </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">2. die Beklagten zu 1) und zu 2) als Gesamtschuldner zu verurteilen, an den Kl&#228;ger eine in das Ermessen des Gerichts gestellte Schmerzensgeldrente aus dem Unfallereignis vom 22.10.1984 zu zahlen beginnend ab 1.11.1984, mindestens monatlich 500,-- DM; </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">3. festzustellen, da&#223; die Beklagten zu 1) und zu 2) als Gesamtschuldner verpflichtet sind, dem Kl&#228;ger allen ihm aus dem Unfall vom 22.10.1984 in Zukunft erwachsenen materiellen und immateriellen Schaden zu ersetzen; </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">4. die Beklagten zu 1) und zu 2) als Gesamtschuldner zu verurteilen, an den Kl&#228;ger 10.030,08 DM als Verdienstausfall f&#252;r die Monate September 1985 bis April 1986 zu zahlen; </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">5. die Beklagten zu 1) und zu 2) als Gesamtschuldner zu verurteilen, an den Kl&#228;ger ab Mai 1986 monatlich 2.345,60 DM im Voraus als Verdienstausfall zu zahlen, und zwar bis zur Beendigung der Arbeitsunf&#228;higkeit des Kl&#228;gers.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Mit Beschluss vom 4. Juli 1986 ist dem Kl&#228;ger Prozesskostenhilfe f&#252;r die Antr&#228;ge zu Ziffer 3), 4) und 5) in vollem Umfang gew&#228;hrt worden. Bez&#252;glich des Antrags zu Ziffer 1) ist die Prozesskostenhilfe nur in dem Umfang gew&#228;hrt worden, soweit der Kl&#228;ger Schmerzensgeld in H&#246;he von 20.000,-- DM begehrt hat. Im &#220;brigen ist die Prozesskostenhilfe nicht bewilligt worden.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Im Termin vom 20. August 1986 hat der Prozessbevollm&#228;chtigte des Kl&#228;gers erkl&#228;rt, im Wege der Klage lediglich die Antr&#228;ge aus der Antragsschrift insoweit zu verfolgen, als dem Antragsteller die Prozesskostenhilfe bewilligt sei, bez&#252;glich des Klageantrags zu 1) jedoch wegen eines Mindestschmerzensgeldbetrages in H&#246;he von 50.000,-- DM. Im Termin vom 15. September 1986 hat der Kl&#228;ger Bezug genommen auf die Antr&#228;ge aus dem Termin vom 20. August 1986, jedoch unter Ber&#252;cksichtigung der von dem Beklagten abgegebenen Verrechnungserkl&#228;rungen. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten verrechnen die unstreitig gezahlten 22.000,-- DM zu einem Teilbetrag in H&#246;he von 17.000,-- DM auf den Schmerzensgeldanspruch, sowie einen weiteren Teilbetrag in H&#246;he von 3.000,-- DM auf,<i> </i>den Verdienstausfallersatzanspruch des Kl&#228;gers f&#252;r die Zeit von September 1985 bis April 1986 und zu einem Teilbetrag in H&#246;he von 2.000,-- DM auf den weiteren Verdienstausfallersatzanspruch des Kl&#228;gers </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">1) </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">die Beklagten zu 1) und zu 2) als Gesamtschuldner zu verurteilen, an ihn ein in das Ermessen des Gerichts gestelltes Schmerzensgeld zu zahlen aus dem Unfallereignis vom 22.10.1984, mindestens jedoch 50.000,-- DM, unter Ber&#252;cksichtigung der von dem Prozessbevollm&#228;chtigten des Beklagten erkl&#228;rten Verrechnung eines Betrages von 17.000,-- DM</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">2)</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">festzustellen, da&#223; die Beklagten zu 1) und zu 2) als Gesamtschuldner verpflichtet sind, dem Kl&#228;ger allen ihm aus dem <i> Unfall vom 22.10.1984 in Zukunft erwachsenen materiellen und immateriellen Schaden zu ersetzen, </i></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">3) </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">die Beklagten zu 1) und zu 2) als Gesamtschuldner zu verurteilen, an den Kl&#228;ger 10.030,08 DM als Verdienstausfall f&#252;r die Monate. September 1985 bis April 1986 zu zahlen, unter Ber&#252;cksichtigung der von dem Prozessbevollm&#228;chtigten des Beklagten erkl&#228;rten Verrechnung eines Betrages in H&#246;he von 3.000,00 DM </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">4) </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">die Beklagten zu 1) und zu 2) als Gesamtschuldner zu verurteilen an ihn ab Mai 1986 monatlich 2.345,60 DM im Voraus als Verdienstausfall zu zahlen, und zwar bis zur Beendigung seiner Arbeitsunf&#228;higkeit, unter Ber&#252;cksichtigung der von dem Prozessbevollm&#228;chtigten des Beklagten erkl&#228;rten Verrechnung eines Betrages in H&#246;he von 2.000,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">die Klage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten behaupten, der Kl&#228;ger sei nicht aus der entgegengesetzten Fahrtrichtung gekommen. Der Beklagte zu 1) sei &#228;u&#223;erst vorsichtig in den Kreuzungsbereich hineingefahren und habe zun&#228;chst gewartet, bis alle Fahrzeuge des Gegenverkehrs die Kreuzung &#252;berquert h&#228;tten. Erst danach sei er nach links in die Sstra&#223;e abgebogen. Den Kl&#228;ger habe er nicht gesehen. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Es sei m&#246;glich, da&#223; der Kl&#228;ger auf dem B&#252;rgersteig der Mstra&#223;e bzw. der Sstra&#223;e gefahren sei. Ferner sei der Kl&#228;ger ohne Beleuchtung gefahren. Auch habe die Ampelanlage des Kl&#228;gers wahrscheinlich rot gezeigt, denn der Beklagte zu 1) habe l&#228;ngere Zeit warten m&#252;ssen, bis er habe abbiegen k&#246;nnen. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten sind weiterhin der Ansicht, da&#223; eine Haftung entfiele, da der Kl&#228;ger schneller als 25 km/h gefahren sei und eine Beifahrerin auf dem Mofa mitgenommen habe. Ferner tragen sie vor, da&#223; das Umknicktrauma nicht nur durch den Unfall bedingt sei. Auch ein Verdienstausfall des Kl&#228;gers bestehe nicht, da er von seinem Arbeitgeber nicht &#252;bernommen worden w&#228;re. Sie tragen weiter vor, da&#223; bei Berechnung des Erwerbsschadens die Bundeswehrzeit nicht au&#223;er Acht gelassen werden d&#252;rfte. Es sei davon auszugehen, da&#223; der Kl&#228;ger bei der Bundeswehr h&#228;tte dienen m&#252;ssen. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich der Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben aufgrund Beschluss vom 20. August 1986 durch Vernehmung der Zeugen L und X. Bez&#252;glich des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Niederschrift der Sitzung vom 15. September 1986 Bezug genommen. Die Strafakte der Staatsanwaltschaft C ## Js ####/## (## Cs ####/##) ist zu Beweiszwecken herangezogen worden. </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e:</u></p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist im stattgegebenen Umfang gem. &#167; 823 Abs. 1 BGB, f&#252;r den Schmerzensgeldanspruch i.V.m. &#167; 847 BGB begr&#252;ndet. Die Beklagte zu 2) haftet dem Kl&#228;ger gegen&#252;ber unmittelbar aufgrund von &#167; 3 Abs. 1. PflVG. </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Eine Haftung aus &#167; 823 Abs. 1 BGB liegt dem Grunde nach vor. Der, Beklagte zu 1) verletzte den Kl&#228;ger, als er ihn im Kreuzungsbereich anfuhr. Aufgrund dieser Verletzungshandlung erlitt der Kl&#228;ger eine komplette offene Unterschenkelfraktur. Der Beklagte zu 1) handelte auch schuldhaft, indem er die im Verkehr erforderliche Sorgfalt au&#223;er Acht lie&#223;. Nach &#220;berzeugung des Gerichts steht es fest, da&#223; der Beklagte zu 1) die Vorfahrt des Kl&#228;gers im Kreuzungsbereich nicht hinreichend beachtete. Gem. &#167; 9 Abs. 3 StVO muss derjenige, der abbiegen will, den entgegenkommenden Verkehr durchfahren lassen. Auch wenn die Zeugin L sich an den Unfallhergang nicht hat erinnern k&#246;nnen und insoweit ihre Aussage unergiebig war, sieht es das Gericht aufgrund der Strafakte als erwiesen an, da&#223; der Kl&#228;ger aus der entgegengesetzten Richtung kam. In der Verkehrsunfallanzeige wird der Unfallhergang "nach Angaben der Beteiligten" dahingehend beschrieben, da&#223; der Beklagte zu 1) links abbiegen wollte und einen entgegenkommenden PKW vorbeifahren lie&#223;. Dann sei er zum gleichen Zeitpunkt abgebogen, als der Kl&#228;ger auf der gleichen Stra&#223;e aus der Gegenrichtung entgegengekommen sei. In seiner ersten Vernehmung hat der Beklagte zu 1) nicht ausgesagt, der Kl&#228;ger sei nicht aus der entgegengesetzten Richtung gekommen. Er hat nur bekundet, der Kl&#228;ger habe kein Licht angehabt. Dieser Vortrag wiederholt sich im Schriftsatz der Prozessbevollm&#228;chtigten des Beklagten zu 1) vom 8.11.1984 im Rahmen des Strafverfahrens (Bl. 20der Strafakte). Soweit die Prozessbevollm&#228;chtigten der Beklagten nunmehr bestreiten, der Kl&#228;ger sei aus der Gegenrichtung auf der Mstra&#223;e gekommen, so ist dieser Vortrag angesichts der Darstellung in der Strafakte sowie der eigenen Einlassung des Beklagten zu 1) in dem Strafverfahren lediglich als Vermutung bzw. Erkl&#228;rung ins Blaue hinein anzusehen. Offensichtlich hat der Beklagte zu 1) den Kl&#228;ger nicht gesehen. Aus diesem Umstand l&#228;sst sich aber nicht folgern, der Kl&#228;ger sei nicht aus der entgegengesetzten Richtung gekommen. Vielmehr sprechen die Feststellungen der Polizei aufgrund der Strafakte unmittelbar nach dem Unfall daf&#252;r, da&#223; sich der Unfall so ereignet hat, wie der Kl&#228;ger dies vortr&#228;gt. </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Auch die Behauptung der Beklagten, der Kl&#228;ger sei ohne Licht gefahren, sieht das Gericht aufgrund der Strafakte nicht als erwiesen an. Denn die Polizei hat ausweislich der Strafakte -nachdem das Mofa auf das Polizeigel&#228;nde verbracht worden war- bei dem Starten des Fahrzeugs festgestellt, da&#223; das Licht aufflackerte. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Auch die haftungsbegr&#252;ndende sowie die haftungsausf&#252;llende Kausalit&#228;t liegen vor. Insbesondere entf&#228;llt die haftungsausf&#252;llende Kausalit&#228;t zwischen Verletzungen und m&#246;glichem Schaden nicht im Hinblick auf das Umknicktrauma. Denn bei einem Unterschenkelbruch stellt ein Umknicktrauma eine ad&#228;quate Folge der Verletzung dar. Bei einem offenen Unterschenkelbruch muss damit gerechnet werden, da&#223; der Verletzte infolge des Bruches mit dem Bein umknicken kann. </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger ist aufgrund des Unfalles ein immaterieller Schaden in H&#246;he von 25.000,-- DM entstanden, auf den zun&#228;chst entsprechend der Verrechnung die Zahlung von 17.000,-- DM anzurechnen ist (vergl. &#167; 36 Abs. 1 BGB), so da&#223; ein Zahlungsanspruch in H&#246;he von 8.000,-- DM verbleibt. Bei der H&#246;he des Schmerzensgeldes war zum einen zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; der Kl&#228;ger &#252;ber 7 Monate mit Unterbrechungen aufgrund des Unfalls im Krankenhaus verbringen musste und mehrfach operiert wurde. Au&#223;erdem, bedurfte er sogar noch w&#228;hrend der m&#252;ndlichen Verhandlung eines Fixateurs, der ihn in seiner Beweglichkeit erheblich einschr&#228;nkte. <i>Bereits diese </i>Umst&#228;nde begr&#252;nden eine erhebliche seelische Beeintr&#228;chtigung als immateriellen Schaden. Zum anderen bedarf besonderer Hervorhebung, da&#223; der Kl&#228;ger im Hinblick, auf die Unfallfolgen seine berufliche Laufbahn aufgeben musste. Dieser Umstand trifft einen jungen Menschen, der mitten in seiner Ausbildung steht, und zwar in einem Beruf, den er gerne aus&#252;bt, besonders hart. Denn er ist infolge des Unfalls gezwungen, sich auf eine g&#228;nzlich neue Lebenssituation einzustellen. Unter Ber&#252;cksichtigung dieses Umstandes und der erlittenen Verletzungen und Beeintr&#228;chtigungen ist ein Schmerzensgeld in H&#246;he von 25.000,-- DM angemessen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Eine Minderung des Anspruchs unter dem Gesichtspunkt des Mitverschuldens (&#167; 254 BGB) kommt nicht in Betracht. Die Anrechnung eines Mitverschuldens setzt voraus, da&#223; der Gesch&#228;digte f&#252;r die Sch&#228;digung mit urs&#228;chlich geworden ist. Die nicht unter Beweis gestellte Behauptung der Beklagten, der Kl&#228;ger sei schneller als 25 km/h gefahren, ist nicht geeignet, eine Miturs&#228;chlichkeit f&#252;r den Unfall zu begr&#252;nden. Der Beklagte zu 1) musste beim Abbiegen damit rechnen, da&#223; ein Fahrzeug mit zul&#228;ssiger Geschwindigkeit von 50 km/h entgegenkommen k&#246;nnte so da&#223; eine m&#246;gliche Geschwindigkeits&#252;berschreitung des Kl&#228;gers, die jedenfalls im Hinblick auf die Konstruktion des Fahrzeugs unter 50 km/h liegen musste, sich nicht auf den Unfallhergang hat auswirken k&#246;nnen. Eine andere Betrachtungsweise k&#246;nnte sich nur dann ergeben, wenn der Beklagte die Geschwindigkeit des Mofas falsch eingesch&#228;tzt h&#228;tte. Dies wird indes nicht vorgetragen. </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Auch der Umstand, da&#223; die Zeugin L hinten auf dem Mofa sa&#223;, hat auf den Unfallhergang keinen Einfluss, denn der Beklagte zu 1) h&#228;tte den Kl&#228;ger in gleichem Ma&#223;e verletzt, wenn die Zeugin L nicht hinten auf dem Mofa gesessen h&#228;tte. Ferner handelt es sich ebenfalls bei dem Vortrag, der Kl&#228;ger sei bei Rot &#252;ber die Ampel gefahren, lediglich um eine Vermutung, die von den insoweit beweisbelasteten Beklagten nicht unter Beweis gestellt wurde.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich des Klageantrags zu 3) ist dem Kl&#228;ger zwar ein Schaden in Gestalt des Verdienstausfalls entstanden, dieser ist aber im Hinblick auf die Verrechnung (vergl. &#167; 366 Abs. 1 BGB) bereits erf&#252;llt. Gem. &#167; 249 ff. BGB umfasst der Schadensersatzanspruch auch den entgangenen Verdienst als Schaden. Auszugehen ist dabei von einer hypothetischen Beurteilung der Erwerbst&#228;tigkeit sowie des Entgelts. Im Rahmen dieser Prognose kommt es ausschlaggebend auf die innere Einstellung und pers&#246;nliche Willensrichtung des Verletzten an (vgl. OLG K&#246;ln NJW 1972,59; Staudinger-Medicus, Kommentar zum B&#252;rgerlichen Gesetzbuch, 12. Aufl., &#167; 252 Rdn. 55). Das Gericht geht im Rahmen einer Prognose bez&#252;glich der Zukunft des Kl&#228;gers davon aus, da&#223; er die Pr&#252;fung bestanden h&#228;tte und ins dritte Ausbildungsjahr gekommen w&#228;re. Dies ergibt sich bereits aus den durchschnittlichen bis guten Leistungen des Kl&#228;gers ausweislich der Zeugnisse. Dar&#252;ber hinaus hat der Zeuge X, Prokurist des fr&#252;heren Arbeitgebers des Kl&#228;gers, glaubhaft bekundet, der Kl&#228;ger h&#228;tte nach seiner Beurteilung die Pr&#252;fung bestanden und w&#228;re ins dritte Lehrjahr gekommen. F&#252;r diese Beurteilung spricht auch der vom Zeugen X bekundete Umstand, da&#223; von den sieben Auszubildenden bei dem Betrieb nur einer die Firma verlassen h&#228;tte. </p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Kammer berechnet den Verdienstausfall entsprechend der modifizierten Nettomethode (vgl. BGHZ 87, 186; Palandt Heinrichs, Kommentar zum BGB, 45. Aufl. &#167; 249 Anm. 2e m. w. N.)</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Bei dieser Methode ist f&#252;r die Berechnung des Schadens<i> </i>der Nettolohn zugrundezulegen. Zu addieren bleibt die verbleibende Steuer- und Abgabenbelastung. Nach dieser Methode ergibt sich folgende Rechnung: </p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger h&#228;tte in 8 Monaten jeweils 1.250,-- DM verdient, wie es sich aus der glaubhaften Bekundung des Zeugen X ergibt. Von diesem Betrag h&#228;tte er laut Lohnsteuertabelle 1985 127,70 DM Lohnsteuer sowie 10,21 DM Kirchensteuer im Monat bezahlt, was einer Prozentzahl von ca. 11% an Steuern entspricht. Die Sozialabgaben sind auf ca. 18,5 % des Bruttoeinkommens zu sch&#228;tzen. Damit ergibt sich ein Abzug von insgesamt 29.5 %, bezogen f&#252;r den Gesamtzeitraum auf 10.000,-- DM also 7.050,-- DM. Einen weiteren Abzugsposten bildet das erhaltene Krankengeld laut Kl&#228;gervortrag 8 X 675,49 DM = 5.403,92 DM, so da&#223; ein Betrag von 1.646,08 DM verbleibt (7.050,-- minus 5.403,92 DM). Auf diesen Betrag sind grunds&#228;tzlich die von dem Kl&#228;ger zu leistenden Steuern und Abgaben anzurechnen. </p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger jedoch sind keine Steuer und Abgabenverpflichtungen entstanden. Die Krankengeldzahlungen sind nicht zu versteuern. Demgegen&#252;ber unterliegt zwar die Unterhaltsrente grunds&#228;tzlich gem. &#167; 22 Abs. 1 UStG der Versteuerung. Es bleibt aber zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; der monatliche Rentenanspruch des Kl&#228;gers f&#252;r die Monate September 1985 bis April 1986 unterhalb der Besteuerungsgrenze liegt. Denn bei einer Verteilung der geschuldeten Unterhaltsrente f&#252;r den gesamten Zeitraum in H&#246;he von 1.646,08 DM auf 8 Monate ergibt sich ein monatlicher Rentenbetrag von 205,16 DM. Dieser Betrag ist im Rahmen der Lohnsteuerklasse 1 steuerfrei. Damit verbleibt es f&#252;r den Kl&#228;ger insoweit bei einem Betrag in H&#246;he von, 1.646,08 DM. Da die Beklagte zu 2) auf diese Forderung 3.000,- DM verrechnet hat, verbleibt (rechnerisch) zugunsten der Beklagten ein Betrag von 1.353.92 DM. Ein Zahlungsanspruch des Kl&#228;gers entf&#228;llt insoweit. </p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger einen Anspruch aus Verdienstausfall ab Mai 1986 verlangt, liegt zurzeit jedenfalls kein Schaden vor. Im Rahmen der Prognose &#252;ber die k&#252;nftige Entwicklung des Erwerbsschadens muss der Gesch&#228;digte die reale oder absehbare hypothetische Schadensentwicklung gegen sich gelten lassen (vgl. etwa St&#252;rner JZ 1984, 461). Im Hinblick auf die allgemeine Wehrpflicht ist davon auszugehen, da&#223; der Kl&#228;ger, der 1967 geboren wurde, nach Abschluss des dritten Lehrjahres im April 1986 eingezogen worden w&#228;re. Dies muss er sich im Rahmen der Schadensprognose anrechnen lassen. </p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Gleichwohl steht dem Kl&#228;ger ein Anspruch auf Ersatz des Wehrsoldes nicht zu. Es erscheint bereits fraglich, ob der Wehrsold einen ersatzf&#228;higen Schaden darstellt oder ob es sich insoweit nicht um eine Art Aufwandsentsch&#228;digung handelt, die der Ersatzpflicht nicht unterliegt. Aber selbst wenn ein Anspruch best&#252;nde, w&#228;re er auf den Tr&#228;ger der Sozialhilfe &#252;bergegangen (&#167;&#167; 116 Abs. 1 SGB X i.V.m. &#167; 90 Abs. 4 S. 2 BSHG), da der Kl&#228;ger seit Mai 1986 Sozialhilfe empf&#228;ngt. Der Betrag der Sozialhilfe &#252;bersteigt den Wehrsold. Der Wehrsold betr&#228;gt im Rahmen der Wehrsoldgruppe 1 gem. des Wehrsoldgesetzes vom 20. Februar 1978 ( BGBl I S 265) in der Fassung vom 23. Juli 1984 <i>(BGBl I S 1004</i>) pro Tag 8,50 DM, monatlich also ca. 255,-- DM. Bereits im Mai aber erhielt der Kl&#228;ger 347,-- DM als Sozialhilfe.<b> </b></p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Unter Ber&#252;cksichtigung der ausdr&#252;cklich erkl&#228;rten Verrechnungen gem. &#167; 366 Abs. 1 BGB steht dem Kl&#228;ger mithin noch ein Zahlungsanspruch f&#252;r Schmerzensgeld ( rechnerisch ) in H&#246;he von 8.000,-- DM zu. Auf der anderen Seite ergibt sich aus den obigen Verrechnungen ein &#252;berschie&#223;ender Restbetrag von (rechnerisch) 3.353,92 DM (2000,-- DM + 1.353,92 DM ), der zur Verrechnung offensteht. Unter Ber&#252;cksichtigung des Parteiwillens und bei vern&#252;nftiger W&#252;rdigung des Tilgungsinteresses ist auch insoweit eine Verrechnung vorzunehmen. </p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Auf den Schmerzensgeldanspruch ist entsprechend &#167; 366 Abs. 2 BGB der verbleibende, von der Beklagten zu 2) gezahlte Betrag wie folgt anzurechnen. Im Hinblick auf den Antrag zu 2) handelt es sich um eine Summe in H&#246;he von 1.353,92 DM, bez&#252;glich des Antrages zu 4) um einen Betrag von 2.000,-- DM, so dass insgesamt auf das Schmerzensgeld noch ein Betrag von 3.353,92 DM zu verrechnen bleibt. Insgesamt steht dem Kl&#228;ger mithin noch ein Betrag in H&#246;he von 4.646,08 DM (8.000,-- DM minus 3.353,92 DM) an Schmerzensgeld zu.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Auch der Feststellungsantrag ist begr&#252;ndet. Da die Behandlung noch nicht abgeschlossen ist, k&#246;nnen Folgesch&#228;den nicht ausgeschlossen werden. Allerdings kann der Kl&#228;ger nur diejenigen Anspr&#252;che in Zukunft von dem Beklagten verlangen, die nicht im Wege der cessio legis auf Dritte &#252;bergegangen sind bzw. noch &#252;bergehen werden. </p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Der Antrag des Kl&#228;gers, die Antr&#228;ge aus dem Termin vom 20. August 1986 zu stellen, jedoch unter Ber&#252;cksichtigung der von den Beklagten abgegebenen Verrechnungserkl&#228;rungen ist als einseitige Erledigungserkl&#228;rung auszulegen, bei dem eigentlich die Feststellung begehrt wird, das erledigende Ereignis sei eingetreten. Jedoch liegen die Voraussetzungen der Begr&#252;ndetheit des entsprechenden Antrages nicht vor. </p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Eine Erledigung ist gegeben, wenn die Klage zur Zeit des erledigenden Ereignisses zul&#228;ssig und begr&#252;ndet gewesen w&#228;re. Auch ohne die Verrechnungserkl&#228;rung h&#228;tten die Zahlungen entsprechend &#167; 366 Abs. 2 BGB bereits vor der Klageerhebung auf die geltend gemachte Forderung angerechnet werden m&#252;ssen. Damit aber ist die Erledigung bereits vor der Klageerhebung erfolgt, so da&#223; insoweit die Entscheidung zu Lasten des Kl&#228;gers zu ergehen hat. </p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 92 Abs. 1, 709 ZPO. </p>
315,524
lg-duisburg-1986-10-10-4-s-20086
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 S 200/86
"1986-10-10T00:00:00"
"2019-03-13T14:58:04"
"2019-03-27T09:42:54"
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1986:1010.4S200.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 17. April 1986 verk&#252;ndete</p> <p> Urteil des Amtsgerichts Wesel - 5 C 38/86 - abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p> Der Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 2.669,40 DM nebst 4 %</p> <p> Zinsen seit dem 31. August 1985 zu zahlen.</p> <p></p> <p> Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p> Die weitergehende Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p> Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Beklagte.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e : </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig und bis auf die geltend gemachten vorgerichtlichen Kosten begr&#252;ndet. Der Kl&#228;ger kann den geltend gemachten Betrag vom Beklagten gem&#228;&#223; Art. 15 &#167; 9 Abs. 3 Preu&#223;isches Ausf&#252;hrungsgesetz zum BGB (PrAGBGB). der gem&#228;&#223; Art. 96 des Einf&#252;hrungsgesetzes zum B&#252;rgerlichen Gesetzbuch als Landesrecht g&#252;ltiges Recht geblieben ist, verlangen. Der Frau nach dem notariellen Vertrag vom 30. September 1976 zustehende Anspruch auf Pflege sowie das Wohnrecht sind in einen Anspruch auf Zahlung einer Geldsumme umgewandelt worden, der dem Kl&#228;ger nach rechtskr&#228;ftiger &#220;berleitung der Anspr&#252;che der Frau </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">zusteht.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Ist der Berechtigte eines Altenteilsvertrages aus gesundheitlichen Gr&#252;nden gen&#246;tigt, das Grundst&#252;ck dauernd zu verlassen, so hat ihm der aus dem Altenteilsvertrag Verpflichtete gem&#228;&#223; Art. 15 &#167; 9 Abs. 2 PrAGBGB eine Geldrente zu gew&#228;hren, die nach billigem Ermessen dem Wert der Vorteile entspricht, welche er durch die Befreiung von der Pflicht zur Gew&#228;hrung der Wohnung und zu Dienstleistungen erlangt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Diese Voraussetzungen sind vorliegend gegeben. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der notarielle Vertrag vom 30. September 1976 ist ein Altenteilsvertrag im Sinne des Art. 15 &#167; 9 Abs. 3 PrAGBGB. F&#252;r Frau war es aus gesundheitlichen Gr&#252;nden angezeigt, das Grundst&#252;ck zu verlassen. Ihr Gesundheitszustand hatte sich in der Zeit unmittelbar vor dem Verlassen des Grundst&#252;cks so stark verschlechtert, da&#223; der Beklagte sie nicht mehr ordnungsgem&#228;&#223; betreuen konnte und somit ein Heimaufenthalt erforderlich wurde. Das Verlassen ist auch auf Dauer erfolgt. F&#252;r die Annahme eines Verlassens auf Dauer gen&#252;gt es, wenn beim Verlassen feststand, da&#223; die Trennung jedenfalls l&#228;ngere Zeit dauern w&#252;rde und da&#223; eine R&#252;ckkehr nicht mit &#252;berwiegender Wahrscheinlichkeit zu erwarten war. Da sich die Krankheit von Frau in einem fortgeschrittenen Stadium befand und eine nachhaltige Besserung des Zustandes nicht mehr zu erwarten war, stand auch fest, da&#223; Frau mit gro&#223;er Wahrscheinlichkeit nicht mehr in die Wohnung zur&#252;ckkehren w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Da die Geldrente gem&#228;&#223; Art. 15 &#167; 9 Abs. 2 PrAGBGB dem Wert der Vorteile, welche der Verpflichtete durch die Befreiung von seinen Verpflichtungen erlangt, entsprechen soll, ist ausschlie&#223;lich auf die Ersparnisse des Verpflichteten bzw. auf die durch den anderweitigen Einsatz der an sich dem Altenteiler geschuldeten Dienstleistung erzielten Vorteile abzustellen (vgl. BayObLG Z 1974,386, 392; OLG Hamm Rdl 1960, 98 f.; Crusen-M&#252;ller, PrAGBGB, 1901, Art. 15 &#167; 9 Anm. I. 2). Vorliegend ist dies der gewonnene Freizeitwert.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 7 des Notariellen Vertrages vom 30. September 1976 hatte der Beklagte seine Mutter zu pflegen und ihr die Wohnr&#228;ume, die Kleidung und die W&#228;sche in Ordnung zu halten. Ferner hatte er ihr das Essen zuzubereiten. Der Beklagte hatte seiner Mutter mithin die Wohnung sauberzuhalten, die W&#228;sche zu waschen und zu b&#252;geln sowie das Essen zu Kochen und alle Dinge zu erledigen, die mit diesen T&#228;tigkeiten zusammenh&#228;ngen. Diese Leistungen k&#246;nnen nach Auffassung der Kammer in zwei Stunden am Tage abgewickelt werden, es ist allgemein bekannt, da&#223; mit der Zahl der Esser auch der Zeitaufwand f&#252;r die Zubereitung des Essen steigt. Es bedarf deshalb keiner weiteren Ausf&#252;hrungen dazu, da&#223; der Beklagte durch die Befreiung von der Verpflichtung, f&#252;r seine Mutter zu kochen, Freizeit gewonnen hat. In diesem Zusammenhang soll auch nicht unerw&#228;hnt bleiben, da&#223; angenommen werden mu&#223;, da&#223; die Mutter des Beklagten zumindest ab und zu ihr eigenes Essen haben wollte, andernfalls ist nicht zu verstehen, was sie mit einer eigenen K&#252;che wollte. Den Stundensatz hat die Kammer in vergleichbaren F&#228;llen in der Vergangenheit regelm&#228;&#223;ig mit 7,00 DM angesetzt. Von dieser Rechtsprechung abzuweichen sieht sie derzeit keine Veranlassung. Der Wert des durch den Wegfall der Pflegeleistung erlangten Vorteils betr&#228;gt mithin monatlich 425,60 DM (30,4 x 14,00 DM). </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Entscheidend f&#252;r den Rentenanspruch f&#252;r das Wohnrecht ist ebenso wie beim Rentenanspruch f&#252;r die Pflegeleistungen, welche Vorteile der Beklagte durch die Befreiung von der Pflicht zur Wohnungsgew&#228;hrung erlangt hat. Der Beklagte nutzt nach seinem eigenen Vortrag die Wohnr&#228;ume seiner Mutter nur deshalb nicht, weil er bisher kein Geld zur Renovierung der R&#228;ume hatte. Dies ist f&#252;r die Frage, ob der Beklagte durch den Wegfall des Wohnrechts Vorteile erlangt hat, jedoch unerheblich. allein die M&#246;glichkeit einer anderweitigen Nutzung der R&#228;ume stellt einen Vorteil dar, der berechenbar ist. Es ist f&#252;r die Qualit&#228;t des Hauses ein Unterschied, ob nur die unteren R&#228;ume genutzt werden k&#246;nnen oder ob auch die erste Etage (renoviert oder nicht) genutzt werden kann. Lediglich dann, wenn der Beklagte die R&#228;ume freihielte, weil er mit der R&#252;ckkehr seiner Mutter rechnet oder weil er seiner Mutter durch die anderweitige Nutzung nicht zeigen will, da&#223; eine R&#252;ckkehr ausgeschlossen w&#228;re, h&#228;tte er keine Vorteile aus dem Wegfall des Wohnrechts erlangt. Diese Gr&#252;nde hat der Beklagte aber nicht angef&#252;hrt. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Wert dieses Vorteils ist nach Auffassung der Kammer monatlich mit 200,00 DM anzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Zeit vom 01. Juli 1984 bis 31. Dezember 1984 betr&#228;gt die Geldrente</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">aus dem Pflegeanspruch 2.553,60 DM</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">aus dem Wohnrecht 1.200,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Da der Kl&#228;ger nur 2.669,40 DM verlangt, ist die Klage begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Zwar ergebe der monatliche Gesamtrentenanspruch auf das Jahr hochgerechnet einen Betrag, der den im Vertrag vom 30. September 1976 festgesetzten Jahreswert der Wohn- und Pflegeleistungen &#252;bersteigt, die durch die Befreiung von der Verpflichtung zur Wohnungsgew&#228;hrung und Verpflichtung zur Pflegeleistung erlangten Vorteile werden aber nicht durch den in diesem Vertrag festgesetzten Jahreswert der Wohn- und Pflegeleistungen begrenzt. Abgesehen davon, da&#223; sich der im Vertrag vom 30. September 1976 festgesetzte Jahreswert nicht ohne weiteres nachvollziehen l&#228;&#223;t, ist die Geldrente nach dem tats&#228;chlichen Wert der Vorteile zu bemessen und gerade nicht nach dem fiktiven Wert der Wohn- und Pflegeleistungen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch rechtfertigt sich aus dem Gesichtspunkt des Verzuges gem&#228;&#223; &#167;&#167; 284 Abs. 2, 288 BGB. Der Beklagte befand sich seit Rechtskraft des Widerspruchsbescheides des vom 26. Juli 1985 in Verzug. Die Rechtskraft war am 31. August 1985, dem Zeitpunkt, ab dem der Kl&#228;ger Verzugszinsen verlangt, eingetreten.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Vorgerichtliche Kosten kann der Kl&#228;ger jedoch nicht verlangen, da er nicht schl&#252;ssig dargelegt hat, wie diese Kosten entstanden sind.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 91, 92 Abs. 2 ZPO. Die Abweisung der Klage wegen der vorgerichtlichen Kosten ist f&#252;r die Kostenentscheidung ohne Bedeutung. </p>
315,525
lg-duisburg-1986-10-10-4-s-22986
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4 S 229/86
"1986-10-10T00:00:00"
"2019-03-13T14:58:05"
"2019-03-27T09:42:54"
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1986:1010.4S229.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 9. September 1985</p> <p> verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts - Familiengericht - Wesel</p> <p> - 17 F 190/85 - wird, soweit &#252;ber diese Berufung nicht bereits</p> <p> durch Urteil des Oberlandesgerichts D&#252;sseldorf vom 29. April</p> <p> 1986 - 6 UF 182/85 - entschieden ist, zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p> Der Kl&#228;ger hat die restlichen Kosten des Rechtsstreits zu tragen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks">T a t b e s t a n d :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger und die Mutter der am 12. Dezember 1982 geborenen Beklagten waren seit 1974 verheiratet; die Ehe ist seit 9. Juli 1984 rechtskr&#228;ftig geschieden, die Mutter der Beklagten ist inzwischen wieder verheiratet, die Beklagte ist einbenannt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Eine mit R&#252;cksicht auf die Kinderlosigkeit der Ehe im Jahre 1977 durchgef&#252;hrte Untersuchung des Kl&#228;gers hatte ergeben, da&#223; dieser h&#246;chstwahrscheinlich unfruchtbar ist.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am 7. November 1980 unterschrieben die Eheleute in der Privatklinik eine Vereinbarung zur Herbeif&#252;hrung einer Schwangerschaft durch Fremdinsemination. Die Mutter der Beklagten wurde in der Folgezeit 12 mal mit Samen eines oder mehrerer unbekannter Spender inseminiert.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nach der Geburt der Beklagten trennten sich die Eheleute.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte und ihre Mutter erhoben am 31. M&#228;rz 1983 gegen den Kl&#228;ger Unterhaltsklage vor dem Amtsgericht Wesel - 17 F 77/83 -. Am 24. August 1984 schlossen die Parteien einen Vergleich, in dem sich der Kl&#228;ger verpflichtete, f&#252;r die Beklagte einen monatlichen Unterhalt von 195,- DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Im Dezember 1984 erhob der Kl&#228;ger Ehelichkeitsanfechtungsklage gegen die Beklagte (Amtsgericht Wesel - 4 C 665/84 -). Das Amtsgericht Wesel stellte durch rechtskr&#228;ftiges Urteil die Nichtehelichkeit der Beklagten fest.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">In dem vorliegenden Rechtsstreit hat der Kl&#228;ger Fortfall seiner durch Vergleich vom 24. August 1984 titulierten Unterhaltsverpflichtung ab August 1985 begehrt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat widerklagend Zahlung eines monatlichen Unterhalts von 215,-- DM ab Antragstellung begehrt sowie Zahlung r&#252;ckst&#228;ndigen Unterhalts von 76,-- DM f&#252;r die Monate M&#228;rz bis Juli 1985.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht - Familiengericht - hat durch Urteil vom 9. September 1985 (Blatt 38 bis 42 der Akten) die Klage abgewiesen und der Widerklage stattgegeben. Wegen der Einzelheiten des Parteivorbringens im ersten Rechtszug und der dort gestellten Antr&#228;ge wird auf das angefochtene Urteil verwiesen (Blatt 38 bis 42 der Akten).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil hat der Kl&#228;ger Berufung zum Oberlandesgericht D&#252;sseldorf eingelegt, mit der er seine erstinstanzlichen Antr&#228;ge weiter verfolgt hat.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Oberlandesgericht hat durch Urteil vom 29. April 1986 (6 UF 182/85) das Urteil des Amtsgerichts Wesel hinsichtlich der Klage und teilweise zu den Kosten abge&#228;ndert. Es hat der Klage stattgegeben und der Beklagten 45 % der bis zu dieser Entscheidung angefallenen Kosten auferlegt. Im &#252;brigen hat sich das Oberlandesgericht zur Entscheidung &#252;ber die Berufung zur Widerklage f&#252;r unzust&#228;ndig erkl&#228;rt und die Sache an die Kammer verwiesen. Zur Begr&#252;ndung hat das Oberlandesgericht im wesentlichen ausgef&#252;hrt: Bei dem mit der Klage angegriffenen Titel handelt es sich um eine Familiensache, die die gesetzliche Unterhaltspflicht gegen&#252;ber einem ehelichen Kind betrifft; damit ist die erstinstanzliche Zust&#228;ndigkeit des Amtsgerichts - Familiengerichts - und die zweitinstanzliche Zust&#228;ndigkeit des Oberlandesgerichts gegeben. In der Sache ist durch das Statusurteil das die Nichtehelichkeit der Beklagten festgestellt hat, r&#252;ckwirkend zum Zeitpunkt der Geburt der Beklagten nicht nur deren vom Gesetz unterstelltes Verwandtschaftsverh&#228;ltnis zum Kl&#228;ger, sondern auch der Rechtsgrund der nach &#167;&#167; 1601 ff. BGB erbrachten Unterhaltsleistungen des Kl&#228;gers an die Beklagte entfallen, so da&#223; der Titel, der lediglich die gesetzliche Unterhaltsverpflichtung zum Gegenstand hatte, nicht fortbestehen konnte. Gegenstand der Widerklage ist demgegen&#252;ber ein von der Klage trennbarer allgemeiner zivilrechtlicher Anspruch. Da das Familiengericht &#252;bersehen hat, da&#223; der mit der Widerklage erhobene Gegenanspruch nicht in seine Zust&#228;ndigkeit f&#228;llt, mu&#223;te insoweit die Verweisung an die Kammer erfolgen. Wegen weiterer Einzelheiten der Entscheidung des Oberlandesgerichtes D&#252;sseldorf wird auf das Urteil ( Blatt 171 bis 186 der Akten) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die im Rahmen der Zur&#252;ckverweisung durch das Oberlandesgericht allein noch anh&#228;ngige Berufung des Kl&#228;gers gegen die Verurteilung aufgrund der Widerklage ist zul&#228;ssig, aber nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat den Kl&#228;ger im Ergebnis zu Recht zur Zahlung monatlichen Unterhalts in H&#246;he von 215,-- DM ab 22. August 1985 und eines Unterhaltsr&#252;ckstandes von 76,- DM f&#252;r die Monate M&#228;rz bis Juli 1985 verurteilt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch der Beklagten findet seine Rechtsgrundlage in einem zwischen dem Kl&#228;ger und der Mutter der Beklagten am 7. November 1980 abgeschlossenen berechtigenden Vertrag zugunsten Dritter gem&#228;&#223; &#167; 328 Abs. 1 BGB, n&#228;mlich zugunsten der Beklagten. Die Frage, ob in F&#228;llen heterologer Insemination nach erfolgreicher Anfechtung der Ehelichkeit, und damit nach Wegfall der gegenseitigen familienrechtlichen Unterhaltspflicht zwischen Ehemann und Kind, die finanzielle Verantwortlichkeit f&#252;r das Kind aufgehoben worden ist, ist, soweit ersichtlich, von der Rechtsprechung noch nicht beantwortet worden, vom BGH in der lediglich die Statusfrage der heterologen Insemination betreffenden Entscheidung vom 7. April 1983 (NJW 1983, 2073 ff., JZ 83, 549 ff) allerdings ausdr&#252;cklich offengelassen worden. In der Literatur ist diese Frage in neuester Zeit von Coester-Waltjen in dem zivilrechtlichen Gutachten zum 56. Deutschen Juristentag, 2. Teil, B 56, 57 (dieselbe bereits fr&#252;her NJW 1983, 2059) unter Bezugnahme auf D&#246;lle, in Festschrift f&#252;r Rabel, Band 1, Seite 187, 204 ausdr&#252;cklich verneint worden. Danach wird in der Zustimmung des Ehemanns zur Insemination die vertragliche &#220;bernahme der Unterhaltspflicht gesehen. Wer als Ehemann die heterologe Insemination seiner Ehefrau akzeptiert, &#252;bernimmt damit die Verantwortung f&#252;r das in seine Ehe hineingeborene Kind. Die Kammer folgt diesen &#252;berzeugenden Darlegungen und sieht mit Coester-Waltjen den Grundvertrag zwischen Versprechendem (Ehemann) und Versprechensempf&#228;ngerin (Ehefrau) als einen Vertrag besonderer Art mit personenrechtlichen Elementen an, n&#228;mlich auch als Vereinbarung &#252;ber die Zeugung eines Kindes.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Frage, ob ein solcher Vertrag bereits dann anzunehmen ist, wenn ein Ehemann lediglich der ihm bekannten heterologen Insemination nicht ausdr&#252;cklich widerspricht (so Coester-Waltjen a.a.O.), kann hier dahinstehen. Der Kl&#228;ger hat in der am 7. November 1980 unterzeichneten Vereinbarung unter anderem folgende Erkl&#228;rung durch seine Unterschrift best&#228;tigt:</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">"Das Ehepaar ist entschlossen und verpflichtet sich hiermit gegen-</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">seitig, das durch die therapeutische Befruchtung entstehende Kind</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">in jeder Beziehung - also einander, der Umwelt und dem Kind selbst </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">gegen&#252;ber - als ihr eheliches Kind anzusehen und zu erziehen, weil</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">es aus ihrem gemeinsamen Wunsch und auch ihrer &#252;bereinstimmenden</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Entscheidung entstanden ist."</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer Geburt ist die Beklagte Inhaberin des zu ihren Gunsten begr&#252;ndeten Forderungsrechtes gegen den Kl&#228;ger geworden.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Es ist in Rechtsprechung ( RGZ 65, 280 - OLG Hamm, Versicherungsrecht, 73, 810) und Literatur (vgl. u. a. Palandt-Heinrichs, &#167; 328 Anmerkung 1) anerkannt, da&#223; der Dritte, f&#252;r den das Forderungsrecht begr&#252;ndet wird, bei Vertragsabschlu&#223; noch nicht vorhanden, nicht einmal erzeugt zu sein braucht; es gen&#252;gt, da&#223; er bestimmbar ist.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Inhaber der Unterhaltsforderung gegen den Kl&#228;ger sollte das Kind werden, das nach erfolgreich durchgef&#252;hrter Insemination geboren wurde.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Dieses Kind ist die Beklagte. In erster Instanz war die Tatsache, da&#223; die Beklagte aufgrund einer in der Privatklinik Schaad durchgef&#252;hrten Insemination zur Welt kam, unstreitig. Ernsthafte Zweifel an dieser Tatsache bestehen auch f&#252;r die Kammer nicht. Zwar hat der Kl&#228;ger in der Berufungsbegr&#252;ndung vortragen lassen, er habe &#196;hnlichkeiten der Beklagten mit einem weiteren Kind der Mutter aus deren jetziger Ehe festgestellt, so da&#223; sich ihm die Vermutung aufdr&#228;nge, beide Kinder h&#228;tten nicht nur dieselbe Mutter, sondern auch denselben Vater. Dieser den Bereich der Vermutungen nicht verlassende Vortrag enth&#228;lt jedoch weder konkrete Tatsachenbehauptungen, noch Beweisantritte, die die getroffene Feststellung &#252;ber die Abstammung der Beklagten ersch&#252;ttern k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die am 07. November 1980 getroffene Vereinbarung ist wirksam geblieben; sie ist weder vom Kl&#228;ger mit Erfolg widerrufen, noch aufgrund der vom Kl&#228;ger vorgetragenen Umst&#228;nde hinf&#228;llig geworden.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">aa) Es kann zugunsten des Kl&#228;gers in tats&#228;chlicher Hinsicht als richtig unter-</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">stellt werden, da&#223; er nur mit der Fremdinsemination einverstanden war,</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">weil er an der Ehe festhalten wollte, und die Mutter der Beklagten erkl&#228;rt</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">hatte, sie k&#228;me erst zur&#252;ck, wenn er der Fremdinsemination zustimme.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn man in rechtlicher Hinsicht es f&#252;r wirksam halten w&#252;rde, die</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Zustimmung zur Fremdinsemination der Ehefrau unter die Bedingung des</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Fortbestandes der Ehe zu stellen - insoweit hegt die Kammer bereits </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">schwere Zweifel - so ist eine solche Bedingung jedenfalls nicht in die Ver-</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">einbarung vom 7. November 1980 aufgenommen worden. Auch hat der</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;ger zu keinem Zeitpunkt vor der Geburt der Beklagten eine der in der </p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">dortigen Vereinbarung getroffenen Erkl&#228;rungen widerrufen.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Auch die Voraussetzungen eines Anfechtungsrechts nach den &#167;&#167; 119, </p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">123 BGB - wenn man diese grunds&#228;tzlich f&#252;r den Fall der Zustimmung</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">zur Fremdinsemination f&#252;r zul&#228;ssig h&#228;lt, was die Kammer ebenfalls ernst-</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">haft bezweifelt - sind nicht dargelegt, insbesondere waren die Anfech-</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">tungsfristen des &#167; 121 BGB (unverz&#252;gliche Anfechtung hinsichtlich eines </p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">etwaigen Irrtums) und des &#167; 124 BGB (ein Jahr nach Entdeckung der </p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">T&#228;uschung bzw. nach Beendigung der Zwangslage im Falle einer Dro-</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">hung) schon verstrichen, als der Kl&#228;ger erstmals 1984 in dem Unter-</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">haltsproze&#223; seine Unterhaltsverpflichtung gegen&#252;ber der Beklagten mit </p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">dem Hinweis auf die Fremdinsemination bestritt.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">bb) Die erfolgreiche Anfechtung der Ehelichkeit nach den &#167;&#167; 1593, 1594 </p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">BGB und der damit einhergehende Wegfall der gesetzlichen Unterhalts-</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">pflicht ist - wie bereits das OLG ausgef&#252;hrt hat - f&#252;r die Frage einer auf-</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">grund allgemeinen Zivilrechts begr&#252;ndeten Verpflichtung ohne Belang.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die dort entwickelten und vom BGH (a.a.O.) vertieften Kriterien zum Be-</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">stand statusrechtlicher Erkl&#228;rungen sind auf die hier vorliegenden all-</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">gemeinen rechtsgesch&#228;ftlichen Willenserkl&#228;rungen nicht &#252;bertragbar.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">cc) Schlie&#223;lich kann sich der Beklagte auch nicht auf einen Wegfall der Ge-</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">sch&#228;ftsgrundlage berufen. F&#252;r den Bestand der vertraglich &#252;bernom-</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">menen Verpflichtung des Ehemannes, f&#252;r das durch Fremdsamenbe-</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">fruchtung der Ehefrau zu erzeugende Kind aufzukommen, ist es ohne </p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Belang, ob die Ehe weiterhin bestehen bleibt und auch ob sich zwischen</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">dem Kind und dem Ehemann, das kraft Gesetzesvermutung als sein </p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Kind geboren wird, eine famili&#228;re Vater-Kind-Beziehung entwickelt. </p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Der Ehemann hat durch seine Zustimmung zur Fremdinsemination die</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Zeugung des Kindes geduldet; ohne seine Zustimmung w&#228;re diese </p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">k&#252;nstliche Befruchtung durch den Arzt nicht vorgenommen worden; das</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Kind "verdankt" somit ihm seine Geburt. Die Kammer ist daher mit </p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Coester-Waltjen (a.a.O). der Auffassung, da&#223; mit der Duldung der </p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Fremdinsemination durch den Ehemann die Verpflichtung, f&#252;r das Kind</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">aufkommen zu m&#252;ssen, unaufl&#246;sbar einhergeht. Das dem Ehemann </p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">statusm&#228;&#223;ig die L&#246;sung aus der vom Gesetz vermuteten Zuordnung er-</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">laubt wird, steht dem nicht entgegen, da statusm&#228;&#223;ig, wie der BGH </p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">a.a.O.dargelegt hat, andere Interessen ber&#252;hrt sind als auf der finanziel-</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">len Ebene ( so auch Coester-Waltjen a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Auch der unter Bezugnahme auf die Stellungnahmen der Autoren und vorgetragene Einwand des Kl&#228;gers, die Beklagte k&#246;nne sich an den Samenspender als ihren nat&#252;rlichen Erzeuger halten, kann nicht durchgreifen.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn - was bei der in vielen F&#228;llen den Samenspendern zugesicherten Anonymit&#228;t fraglich erscheint (die Zul&#228;ssigkeit solcher Zusicherungen wird allerdings zunehmend in Zweifel gezogen, vgl. Coester-Waltjen, NJW 1983, 2060 m.w.N.) - das Kind die Person des Samenspenders erf&#228;hrt und diesen aufgrund gesetzlicher Unterhaltspflicht in Anspruch nimmt, l&#228;&#223;t dies die Verpflichtung des aufgrund Vertrages haftenden Ehemannes unber&#252;hrt. Es kommen allenfalls Ausgleichsanspr&#252;che gem&#228;&#223; &#167; 426 BGB zwischen den aufgrund Vertrages (Ehemann) und aufgrund Gesetzes Leistenden (Samenspender) in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Der H&#246;he nach umfa&#223;t das Forderungsrecht der Beklagten den Unterhalt, den der Ehemann dem Kind bei Aufrechterhaltung des Vater-Kind-Verh&#228;ltnisses geschuldet h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Diesen hat das Amtsgericht aufgrund des Sachvortrages der Parteien anhand der D&#252;sseldorfer Tabelle auf 215,- DM monatlich ab 22. August</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">1985 festgesetzt. Dem schlie&#223;t sich die Kammer (&#167; 543 Abs. 1 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus den &#167;&#167; 97 Abs. 1, 91 ZPO. Nach diesen Vorschriften waren die restlichen Kosten, &#252;ber die die Kammer nach dem Urteil des Oberlandesgerichts noch zu entscheiden hatte, dem Kl&#228;ger aufzuerlegen, weil er insoweit hinsichtlich seiner Berufung und auch hinsichtlich der Widerklage unterlegen ist.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Verfahren vor dem Landgericht: 5.300,-- DM.</p>
315,526
ag-dusseldorf-1986-09-30-98-x-b-30689
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98 X B 30689
"1986-09-30T00:00:00"
"2019-03-13T14:58:07"
"2019-03-27T09:42:53"
Beschluss
ECLI:DE:AGD:1986:0930.98X.B30689.00
<h2>Tenor</h2> <p>Gem&#228;&#223; &#167; 1632 Abs. 4 BGB wird angeordnet, dass das Kind bei den Beteiligten zu </p> <p>1) (Pflegeeltern) verbleibt.</p> <p> Die Kosten des Verfahrens (einschlie&#223;lich des Beschwerdeverfahrens) sowie diejenigen Kosten der Beteiligten zu 1), die zur zweckentsprechenden Erledigung der Angelegenheit notwendig waren, haben die Beteiligten zu 2) zu tragen bzw. den Beteiligten zu 1) zu erstatten.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px"><u>Gr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Auf die Entscheidung des Amtsgerichts D&#252;sseldorf vom 15.7.1986 wird Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Es liegt gem&#228;&#223; &#167; 1632 Abs. 4 BGB im wohlverstandenen Interesse des Kindes, zun&#228;chst bei den Pflegeeltern zu bleiben. Das Kind befindet sich hier seit dem 22.2.1986 und damit "seit l&#228;ngerer Zeit" in Familienpflege. Da &#167; 1632 Abs. 4 BGB eine Schutzbestimmung zu Gunsten des in Familienpflege befindlichen Kindes ist, kann sie auch von den Pflegeeltern gegen&#252;ber dem Jugendamt als Vormund geltend gemacht werden (vergl. Palandt Diederichsen Anm. 3 b cc am Ende).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Unter Ber&#252;cksichtigung des k&#246;rperlichen, geistigen und seelischen Wohles des Kindes sowie der Dauer des Aufenthaltes des Kindes bei den Pflegeeltern (jetzt ca. 7 Monate) w&#252;rde die Herausnahme des Kindes aus der Pflegefamilie eine Gef&#228;hrdung des Kindeswohls bedeuten. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Die Beteiligten zu 1) beabsichtigen seit langem, ein Kind zu adoptieren. Sie haben sich deshalb bem&#252;ht, beim Jugendamt der Stadt XXX eine Pflegeerlaubnis gem&#228;&#223; &#167; 28 JWG zu erhalten. Dies ist ihnen bisher mit der Begr&#252;ndung versagt worden, dass sie als Pflegeeltern wegen ihrer Mitgliedschaft in der Scientology-Church ungeeignet seien. Zwischen den Beteiligten zu 1) und 2) schwebt deshalb ein Rechtsstreit vor dem Verwaltungsgericht in D&#252;sseldorf.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Die Beteiligten zu 1) sind mit der Gro&#223;mutter des Kindes seit 6 oder 7 Jahren bekannt. Diese ist ebenfalls Mitglied der Scientology-Church. Die Gro&#223;mutter des Kindes hat - zun&#228;chst ohne Zustimmung der Kindesmutter &#150; X Anfang 1986 bei den Beteiligten zu 1) in Pflege gegeben. Inzwischen ist die Kindesmutter damit einverstanden, dass das Kind im Haushalt der Beteiligten zu 1) lebt. Sie w&#252;nscht auch, dass es von ihnen adoptiert wird. Eine entsprechende notariell beurkundete Einwilligungserkl&#228;rung liegt vor. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Die Beteiligten zu 1) haben den Antrag auf Ausspruch der Adoption gestellt. Das Jugendamt hat dem widersprochen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Das Jugendamt der Stadt XXX vertritt die Auffassung, dass eine Adoption des Kindes durch die Beteiligten zu 1) nicht in Betracht komme. Sie begr&#252;nden dies im wesentlichen damit, dass die Beteiligten zu 1) praktizierende Mitglieder der Scientology-Church seien. Die Adoption des Kindes durch solche "hochrangige" Mitglieder der Scientology-Church liege nicht im wohlverstandenen Kindesinteresse. Von daher k&#246;nne auch ein weiterer Verbleib des Kindes in der Familie der Beteiligten zu 1) nicht seinem Wohl dienen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Ferner sei der Aufenthalt des Kindes bei den Beteiligten zu 1) rechtswidrig, da diese keine Pflegeerlaubnis bes&#228;&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Die scientologische Kindeserziehung w&#252;rde von allgemein anerkannten Regeln unserer Gesellschaft abweichen. Das Kind solle lernen, Gef&#252;hle zu kontrollieren und sein Handeln rein rational zu bestimmen. In diesem Zusammenhang sollten Kinder von Personen, die sich nicht in diesem Sinne verhalten w&#252;rden, ferngehalten werden. Dazu geh&#246;rten z.B. auch die Gro&#223;eltern des Kindes.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Scientologisch erzogene Kinder w&#252;rden sich auch in ihrem Denk- und Sprachverhalten von anderen Kindern stark unterscheiden. Dies w&#252;rde z.B. in der Schule zu Problemen f&#252;hren. Auch die Abgrenzung von Nichtscientologen f&#252;hre zu einer Behinderung des Sozialverhaltens der Kinder.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Dem gegen&#252;ber haben die Beteiligten zu 1) bei der pers&#246;nlichen Anh&#246;rung am 9.9.1986 vorgetragen, es sei im Grunde genommen nicht richtig, dass bei der Erziehung durch Scientologen ein Emotionsabbau stattfinde. Nur wenn bei Kindern Wut oder Aggressionen hochk&#228;men, werde versucht, sich &#252;ber die Ursachen klar zu werden und diese abzubauen. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Konkrete Beispielsf&#228;lle f&#252;r Fehlentwicklungen bei Kindern infolge scientologischer Erziehung konnte das Jugendamt der Stadt XXX im Raum XXX nicht angeben. Die Scientology-Church ist seit ca. 6 Jahren hier vertreten.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">&#167; 1632 Abs. 4 BGB ist ein Schutzrecht zu Gunsten des Kindes. Die Vorschrift findet auch Anwendung, wenn die Pflegeeltern das Kind ohne eine Pflegeerlaubnis in Sachen der &#167;&#167; 27 ff JWG betreuen. Es kommt lediglich darauf an, dass das Kind sich eine l&#228;ngere Zeit in der Pflegefamilie aufh&#228;lt. Dies ist hier der Fall. Dabei ist zu ber&#252;cksichtigen, dass das Kind gerade 2 Jahre alt geworden ist. Nach &#252;ber einem halben Jahr in einer Pflegefamilie sind hier bereits Bindungen entstanden, deren L&#246;sung zu erheblichen Nachteilen f&#252;r eine gedeihliche Entwicklung des Kindes f&#252;hren w&#252;rde. Insofern liegt eine Herausnahme des Kindes aus der Familie der Pflegeeltern nicht in seinem wohlverstandenen Interesse und w&#252;rde gem&#228;&#223; &#167; 1666 BGB sein k&#246;rperliches, geistiges und seelisches Wohl beeintr&#228;chtigen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Dabei ist weiter zu ber&#252;cksichtigen, dass eine Adoption des Kindes von vornherein nicht als ausgeschlossen erscheint. Im Falle einer Adoption w&#228;re eine Herausnahme des Kindes aus der Pflegefamilie jetzt nicht sinnvoll. Falls die Adoption abgelehnt wird, besteht immer noch die M&#246;glichkeit, nach einer abschlie&#223;enden Entscheidung in dieser Frage das Kind in einem geordneten Verfahren anderen Pflegeeltern zuzuf&#252;hren. Dies gilt umsomehr deshalb, weil die von dem Jugendamt vorgetragenen nachteiligen Entwicklungen bei dem Kind erst im Laufe der Zeit, nach mehreren Jahren eintreten. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Insofern das Jugendamt vorgetragen hat, die Beteiligten zu 1) w&#252;rden z.B. den Verkehr des Kindes mit den Gro&#223;eltern unterbinden ist dem die Stellungnahme der Pflegeeltern bei der Anh&#246;rung am 9.9.1986 entgegen zu halten.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Sie haben glaubhaft dargelegt, dass sie gegen einen Kontakt des Kindes mit Frau XX nichts einzuwenden h&#228;tten, da sie schlie&#223;lich die Gro&#223;mutter sei.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Bei der Entscheidung verkennt das Gericht nicht, dass durch den Verbleib des Kindes m&#246;glicherweise ein ordnungswidriger Zustand gem&#228;&#223; &#167;&#167; 28, 88 Abs. 1 Nr. 1 JWG festgeschrieben wird. In diesem Zusammenhang ist jedoch zu beachten, dass die Frage, ob das Jugendamt der Stadt D&#252;sseldorf den Annahmewilligen die Pflegeerlaubnis zu Recht vorenthalten hat, nicht abschlie&#223;end gekl&#228;rt ist. Immerhin berufen sich die Kindeseltern auf Artikel 3 Abs. 3 Grundgesetz. Nach dieser Vorschrift darf niemand wegen seines Glaubens und seiner religi&#246;sen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Dabei kann hier zun&#228;chst dahinstehen, ob es sich bei Scientology-Church um eine Glaubensgemeinschaft handelt oder, wie das Jugendamt vortr&#228;gt, eine im wesentlichen wirtschaftlich und kaufm&#228;nnisch orientierte Gruppierung ist, die haupts&#228;chlich Erwerbszwecken dient und gewinnorientiert ist. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Unter diesen Umst&#228;nden liegt es jedenfalls im wohlverstandenen Interesse des Kindes, vorl&#228;ufig bei den Pflegeeltern zu bleiben.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Die Kostenentscheidung ergibt sich aus &#167; 13 a FGG. Die Beteiligten stehen sich im anh&#228;ngigen Verfahren als streitende Parteien gegen&#252;ber und es ist daher billig, der unterliegenden Partei die Kosten aufzuerlegen. Dabei ist davon auszugehen, dass das Jugendamt der Stadt XXX Beteiligter im Sinne von &#167; 13 a FGG an dem Verfahren ist (vergl. Rand Nr. 10 bis 12 zu &#167; 13 a in Keitel-Kunze-Winkler, freiwillige Gerichtsbarkeit).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">D&#252;sseldorf, den 30.9.86</p>
315,527
olgham-1986-09-24-20-u-6286
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 62/86
"1986-09-24T00:00:00"
"2019-03-13T14:58:08"
"2019-03-27T09:42:53"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1986:0924.20U62.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 7. Januar 1986 verk&#252;ndete Urteil der 4. Zivilkammer des Landgerichts Bielefeld wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten der Berufung werden der Beklagten auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Jedoch wird der Beklagten nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 16.000,- DM abzuwenden, soweit nicht der Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p>Die Beklagte kann Sicherheit durch Bankb&#252;rgschaft der Westdeutschen Landesbank erbringen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger begehrt von der Beklagten Deckungsschutz aus einer Feuerversicherung f&#252;r einen am 19.10.1984 eingetretenen Brandschaden an landwirtschaftlichen Ger&#228;ten. Die Beklagte wendet Leistungfreiheit wegen R&#252;cktritts vom Versicherungsvertrag, arglistiger T&#228;uschung insbesondere &#252;ber die schlechte wirtschaftliche Lage des Kl&#228;gers und seiner Ehefrau sowie vors&#228;tzliche Herbeif&#252;hrung des Versicherungsfalls durch den Kl&#228;ger oder einen Repr&#228;sentanten ein.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Seit den Jahren 1979/1980 betrieb die Firma ... Viehvermarktung GmbH, an der der Kl&#228;ger und sein Sohn, der Zeuge ... als Gesellschafter beteiligt waren, auf dem Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers in ... Str. ... einen Viehhandel. Die Gesellschaft geriet in den folgenden Jahren in wirtschaftliche Schwierigkeiten, so da&#223; der Kl&#228;ger als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der GmbH am 22.03.1984 f&#252;r diese die eidesstattliche Offenbarungsversicherung abgeben mu&#223;te.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Im Jahr 1984 betrieb der Kl&#228;ger unter der Bezeichnung " ... Landwirtschaft" weiterhin einen Viehhandel insbesondere mit tragenden Zuchtsauen. Gegen ihn erging am 23.01.1984 ein Haftbefehl zur Erzwingung der Abgabe der eidesstattlichen Offenbarungsversicherung. Zur Abgabe der Versicherung kam es nicht, da der Kl&#228;ger mit der die Zwangsvollstreckung betreibenden Gl&#228;ubigerin eine einverst&#228;ndliche Regelung treffen konnte.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">In den Jahren 1980/1981 errichtete die Ehefrau des Kl&#228;gers auf dem ihr geh&#246;renden Nachbargrundst&#252;ck in ... im Hinblick auf einen Mietvertrag mit der Firma ... GmbH und Co. Verpackungen KG eine gro&#223;e Halle zum Betrieb einer Wellpappen- und Kunststoffproduktion. Die Finanzierung erfolgte zu einem wesentlichen Teil mit Hilfe eines Darlehns der ... AG in ... &#252;ber insgesamt 2,3 Mill. DM. Die Mieterin fiel bereits am 21.04.1982 unter Hinterlassung von Mietr&#252;ckst&#228;nden in Konkurs. Wegen des dadurch bedingten Mietausfalls konnte die Ehefrau des Kl&#228;gers ihren Zins- und Tilungsverpflichtungen gegen&#252;ber der ... AG nicht mehr nachkommen. Sie mu&#223;te deshalb am 1.12.1982 die eidesstattliche Offenbarungsversicherung abgeben. Au&#223;erdem wurde am 31.5.1983 die Zwangsversteigerung ihres vorbezeichneten Grundst&#252;cks auf Betreiben der ... AG angeordnet. Diese &#252;berwies am 2.12.1982 zur Aufrechterhaltung des Feuerversicherungsschutzes f&#252;r die der Ehefrau des Kl&#228;gers geh&#246;renden Geb&#228;ude die Versicherungspr&#228;mie in H&#246;he von 12.119,40 DM an die ...-Versicherung, der der Versicherungsmakler ... im Zusammenhang mit Pr&#228;mienr&#252;ckst&#228;nden bereits mit Schreiben vom 4.11.1982 mitgeteilt hatte, er glaube nicht, da&#223; sich die wirtschaftliche Lage des Kl&#228;gers und seiner Ehefrau &#252;ber kurz oder lang erheblich besserten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Im Rahmen des Zwangsversteigerungsverfahrens, in dem ein - sp&#228;ter aufgehobener - Versteigerungstermin auf den 12.12.1984 bestimmt war, wurde f&#252;r das Grundst&#252;ck der Ehefrau des Kl&#228;gers ein Wertgutachten erstellt. In die Wertbegutachtung wurde die von der in Konkurs gefallenen Firma ... GmbH &amp; Co. ... KG in den genannten Hallen zur&#252;ckgelassene technische und kaufm&#228;nnische Betriebseinrichtung einbezogen, da die Ehefrau des Kl&#228;gers daran wegen r&#252;ckst&#228;ndiger Miete ein Vermieterpfandrecht geltend machte. Der Sachverst&#228;ndige Dipl.-Ing. ... bezifferte den Zeitwert der vorgenannten Betriebseinrichtung in seinem am 27.6.1984 f&#252;r das Amtsgericht Paderborn erstellten Wertgutachten auf 935.730,- DM.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nach Vorlage dieses Wertgutachtens beauftragten der Kl&#228;ger und seine Ehefrau den ihnen seit langem bekannten Versicherungsmakler ..., f&#252;r die vorbezeichnete ehemalige technische und kaufm&#228;nnische Betriebseinrichtung der in Konkurs gefallenen Firma ... GmbH &amp; Co. ... KG eine Feuerversicherung zu vermitteln. Der Zeuge ... wandte sich darauf hin an die Filialdirektion der Beklagten in ... Entsprechend seiner Bitte erteilte dieser am 21.8.1984 ohne vorherige Besichtigung des Objekts, ohne Kontaktaufnahme mit dem Kl&#228;ger und seiner Ehefrau und vor Stellung ... eines Versicherungsantrags eine auf zwei Monate befristete vorl&#228;ufige Deckungszusage f&#252;r die Versicherung der vorgenannten Betriebseinrichtung mit einer Versicherungssumme von 1,2 Mill. DM gegen Feuer nach Ma&#223;gabe der Allgemeinen Feuerversicherungsbedingungen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">In der Folgezeit bat der Kl&#228;ger den Zeugen ..., eine Feuerversicherung unter anderem f&#252;r die in den vorbezeichneten Hallen seiner Ehefrau untergestellten, bisher nicht versicherten landwirtschaftlichen Ger&#228;te seines Betriebs mit einer Versicherungssumme von 300.000,- DM sowie eine Feuer- und Sturmversicherung f&#252;r seine bisher anderweitig feuerversicherten landwirtschaftlichen Geb&#228;ude in ... Str. ..., zu vermitteln. Der Zeuge ... bot auch dieses Risiko der Filialdirektion der Beklagten in ... an und bat in einem pers&#246;nlichen Gespr&#228;ch vom 5.9.1984 deren Mitarbeiter, die Zeugen ... auch insoweit um Erteilung einer vorl&#228;ufigen Deckungszusage. Diese wurde am 6.9.1984 befristet bis zum 5.11.1984 von der Filialdirektion der Beklagten nach Ma&#223;gabe der Allgemeinen Feuerversicherungsbedingungen erteilt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Am 16.10.1094 unterzeichnete der Zeuge ... in Vertretung des Kl&#228;gers einen schriftlichen Antrag auf Abschlu&#223; einer landwirtschaftlichen Feuerversicherung f&#252;r das lebende und tote Inventuar mit Versicherungssummen &#252;ber je 300.000,- DM sowie &#252;ber 100.000,- DM f&#252;r landwirtschaftliche Vorr&#228;te. S&#228;mtliche Fragen des mehrseitigen Antragsformulars, das keine Fragen nach der wirtschaftlichen und finanziellen Situation des Antragstellers enth&#228;lt, lie&#223; er offen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">In der Nacht vom 18. auf den 19.10.1984 kurz vor 2.30 Uhr morgens wurde in der &#228;lteren, an die gro&#223;e Lagerhalle angrenzende Werkstatt- und Produktionshalle der Ehefrau des Kl&#228;gers, deren T&#252;ren verschlossen waren, u.a. mit Hilfe von Brandbeschleunigungsmitteln an zwei voneinander durch feuerhemmende T&#252;ren und Brandw&#228;nde getrennten Stellen ein Brand gelegt. Im &#246;stlichen Teil der Halle, der Produktionshalle, waren s&#228;mtliche T&#252;ren und Fenster geschlossen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Durch den Brand wurden die vorbezeichnete Produktions- und Werkstatthalle sowie die darin befindlichen Maschinen und Vorr&#228;te zur Wellpappenherstellung weitgehend zerst&#246;rt. In den angrenzenden Teilen der gro&#223;en Lagerhalle verhinderte die dort installierte Sprinkleranlage einen gro&#223;fl&#228;chigen &#220;bergriff des Feuers. Zerst&#246;rt wurde jedoch die aus Kunststoffteilen bestehende Lichtfront dieser Halle. Inwieweit auch die in der gro&#223;en Lagerhalle untergestellten zum landwirtschaftlichen Betrieb des Kl&#228;gers geh&#246;renden Maschinen, u.a. ein M&#228;hdrescher, eine Korntrocknungsanlage, ein Traktor und eine Fr&#228;se durch Einwirkungen des Brandes sowie des L&#246;schwasser, insbesondere aus der Sprinkleranlage besch&#228;digt wurden und welchen Zeitwert die besch&#228;digten Maschinen hatten, ist zwischen den Parteien streitig.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Im Zuge der gegen den Kl&#228;ger und seine Ehefrau eingeleiteten Ermittlungen wegen Brandstiftung stellte der von der Kriminalpolizei mit der Begutachtung des Brandschadens beauftragte Sachverst&#228;ndige Brandschutzingenieur ... bei der Besichtigung des Brandortes am 19.10.1984 auf dem Fu&#223;boden vor einem beim Brand nicht geschlossenen Fenster der nicht v&#246;llig zerst&#246;rten Werkhalle vier Brands&#228;tze in Form von mit Feuchtigkeit getr&#228;nkten, um Kalksandsteinreste gewickelten Lappen sowie &#214;llachen fest.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kriminalpolizei &#252;berpr&#252;fte die Alibis des Kl&#228;gers, seiner Ehefrau und seines Sohnes. Die Ehefrau des Kl&#228;gers gab an, sie und ihre Tochter ... h&#228;tten zur Zeit des Brandausbruchs in dem in unmittelbarer N&#228;he des Brandortes gelegenen Wohnhaus geschlafen. Ihr Mann und ihr Sohn, der Zeuge ... seien am Abend des 18.10.1984 mit einem Lkw zur Auslieferung tragender Sauen gegen 20.00 oder 20.30 Uhr nach ... gefahren. Die Kriminalpolizei lie&#223; die Diagrammscheiben des Fahrtenschreibers des Lkw's &#252;berpr&#252;fen und befragte mehrere Kunden des Kl&#228;gers. Der der Autobahnabfahrt ... der Bundesautobahn A ... gab ... an, der Kl&#228;ger und sein Sohn seien etwa zwischen und 22.00 Uhr und Mitternacht bei ihm gewesen, um 6 Sauen auszuliefern. Der Landwirt ... in ... an der Bundesstra&#223;e 207 nahe ... in ... sagte aus, der Kl&#228;ger und sein Sohn h&#228;tten ihn am 19.10.1984 gegen 6.15 Uhr morgens aufgesucht, um 2 gekaufte Sauen zu bringen. &#220;ber die beiden Gesch&#228;fte mit den Zeugen ... und ... liegen Belege ... vor. Wegen der weiteren Einzelheiten der polizeilichen und staatsanwaltlichen Ermittlungen, insbesondere wegen des Ergebnisses der Auswertung der Diagrammscheiben wird auf den Inhalt der beigezogenen Ermittlungsakten 25 Js 453/84 StA Paderborn verwiesen. Am 3.6.1985 stellte die Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren ein, da f&#252;r eine Brandstiftung durch den Kl&#228;ger oder seine Ehefrau keine geeigneten Beweismittel vorhanden seien.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Nach Besichtigung der Brandstelle am 23.10.1984 durch Vertreter und beauftragte Sachverst&#228;ndige der Beklagten trat diese mit Schreiben vom 20.11.1984 von der gegebenen vorl&#228;ufigen Deckungszusage zur&#252;ck und focht diese gleichzeitig wegen arglistiger T&#228;uschung an. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte sie aus, der Kl&#228;ger habe ihr seine wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse und das gegen seine Ehefrau anh&#228;ngige Zwangsversteigerungsverfahren arglistig verschwiegen. Gleichzeitig versagte sie ihm Deckungsschutz f&#252;r den Brandschaden vom 19.10.1984.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat behauptet, dem Versicherungsmakler und den Angestellten der Filialdirektion der Beklagten in ... seien alle wesentlichen Umst&#228;nde bei Erteilung der vorl&#228;ufigen Deckungszusage bekannt gewesen. Wirtschaftliche Schwierigkeiten seien, was nicht verheimlicht worden sei, zwar vorhanden gewesen. Er, der Kl&#228;ger, sei 1984 aber keineswegs finanziell am Ende gewesen, sondern habe einen Viehhandel mit Gewinn betrieben. Die f&#228;lligen Versicherungspr&#228;mien seien durchweg p&#252;nktlich bezahlt worden. Die &#220;berweisung der Versicherungspr&#228;mie in H&#246;he von 12.119,40 DM durch die ... AG an die ... Versicherung f&#252;r seine Ehefrau habe zu einer &#220;berzahlung gef&#252;hrt. Von einer T&#228;uschung &#252;ber seine finanziellen Verh&#228;ltnisse k&#246;nne &#252;berhaupt keine Rede sein.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Nach Vorsch&#228;den und Vorversicherungen h&#228;tten die Mitarbeiter der Beklagten vor Erteilung der vorl&#228;ufigen Deckungszusage vom 6.9.1984 nicht gefragt. &#220;berdies h&#228;tte die Beklagte die vorl&#228;ufige Deckungszusage auch bei Kenntnis der beiden Vorsch&#228;den, unstreitig eines Sturmschadens aus dem Jahre 1982 in H&#246;he von etwa 10.000,- DM und eines Brandschadens aus dem Jahre 1983 in H&#246;he von etwa 16.000,- DM erteilt. Die Beklagte sei deshalb, so hat der Kl&#228;ger gemeint, weder zum R&#252;cktritt noch zur Anfechtung der vorl&#228;ufigen Deckungszusage berechtigt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Mit der Brandstiftung h&#228;tten er und seine Familienangeh&#246;rigen nichts zu tun. Denkbar sei, da&#223; der Brand durch den Inhaber der in Konkurs gegangenen Firma ... GmbH &amp; Co. ... KG, einen Konkurrenten, einen Feind oder einen "Feuerteufel" gelegt worden sei.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der H&#246;he nach sei eine Bezifferung des Brandschadens noch nicht m&#246;glich. Insoweit m&#252;sse noch das Sachverst&#228;ndigenverfahren durchgef&#252;hrt werden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; die Beklagte verpflichtet ist, den ihm durch den Brand auf dem Grundst&#252;ck ... Str. ..., am 19.10.1984 entstandenen Brandschaden hinsichtlich der in seinem Eigentum stehenden landwirtschaftlichen Einrichtungsgegenst&#228;nde nach deren Zeitwert bis zur H&#246;he von 300.000,- DM zu ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Sie hat die Ansicht vertreten, die erhobene Feststellungsklage sei unzul&#228;ssig, da der Kl&#228;ger bereits auf Leistung klagen k&#246;nne. Die Klageforderung lasse sich inzwischen beziffern.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger und seine Ehefrau h&#228;tten, so hat die Beklagte behauptet, ihre wahren wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse, insbesondere das anh&#228;ngige Zwangsversteigerungsverfahren, arglistig verschwiegen. Nicht nur seine Ehefrau, sondern auch der Kl&#228;ger selbst sei im Verlaufe des Jahres 1984 finanziell v&#246;llig am Ende gewesen. Wegen Pr&#228;mienr&#252;ckstands habe f&#252;r seine landwirtschaftlichen Geb&#228;ude kein Feuerversicherungsschutz mehr bestanden. Bei Kenntnis der wahren wirtschaftlilchen Verh&#228;ltnisse h&#228;tte sie die vorl&#228;ufige Deckungszusage nicht erteilt. Sie lehne die Versicherung von Objekten, &#252;ber die ein Zwangsversteigerungsverfahren anh&#228;ngig sei, wegen des schlechten subjektiven Risikos ab.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem seien die von ihren Mitarbeitern vor Erteilung der vorl&#228;ufigen Deckungszusage ausdr&#252;cklich gestellten Fragen nach Vorsch&#228;den und Vorversicherungen nicht zutreffend beantwortet worden. Bei Kenntnis der unstreitigen Vorsch&#228;den h&#228;tte sie bei den Vorversicherern R&#252;cksprache genommen und die vorl&#228;ufige Deckungszusage dann nicht erteilt.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Brand sei vom Kl&#228;ger selbst, seinem Sohn oder seiner Ehefrau als seinen Repr&#228;sentanten vors&#228;tzlich gelegt worden, um die sehr schlechte wirtschaftliche Lage zu verbessern. Daf&#252;r spr&#228;chen, so hat die Beklagte gemeint, nach den Grunds&#228;tzen des Anscheinsbeweises die gro&#223;en finanziellen Schwierigkeiten des Kl&#228;gers und seiner Ehefrau, die trotzdem fristgem&#228;&#223;e Bezahlung der Versicherungspr&#228;mie an die ... f&#252;r die bei ihr f&#252;r die Geb&#228;ude der Ehefrau des Kl&#228;gers bestehende Feuerversicherung und die Beauftragung des Versicherungsmaklers ... mit der Vermittlung einer Feuerversicherung f&#252;r die technische und kaufm&#228;nnische Betriebseinrichtung der ehemaligen Firma ... GmbH &amp; Co. Verpackungen KG sowie die in der Lagerhalle der Ehefrau des Kl&#228;gers untergestellten, bisher nicht versicherten, angeblich dem Kl&#228;ger geh&#246;renden landwirtschaftlichen Ger&#228;te kurze Zeit vor Ausbruch des vors&#228;tzlich gelegten Brandes. Die Voraussetzungen des Versicherungsfalles, von dem nur der Kl&#228;ger und seine Familienangeh&#246;rigen einen Vorteil haben k&#246;nnten, seien planm&#228;&#223;ig geschaffen worden. Hinzu komme, da&#223; sich der Kl&#228;ger und seine Ehefrau vor dem Brand vom 19.10.1984 wiederholt beim Zeugen ... erkundigt h&#228;tten, ob ausreichender Versicherungsschutz bestehe.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der Aussagen der Zeugen ... und ... vor der Polizei h&#228;tten der Kl&#228;ger und sein Sohn kein unersch&#252;tterliches Alibi. Es sei durchaus denkbar, da&#223; einer von ihnen zwischen den Besuchen der beiden Zeugen mit einem bereitgestellten Pkw nach Hause gefahren sei, den Brand gelegt habe und dann hinter dem Lkw hergefahren sei. Da s&#228;mtliche T&#252;ren und Fenster des &#246;stlichen Hallenteils geschlossen gewesen seien, komme als Brandstifter nur jemand in Betracht, der im Besitze passender Schl&#252;ssel gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Ermittlungsakten 25 Js 453/84 StA Paderborn und die Zwangsversteigerungsakten 15 K 94/83 AG Paderborn beigezogen und Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung der Zeugen ... und .... Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf den Inhalt der Sitzungsniederschrift vom 3.12.1985 (Bl. 170-173 d.A.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil vom 7.1.1986 hat das Landgericht der Klage stattgegeben und dazu in den Entscheidungsgr&#252;nden, auf die wegen der n&#228;heren Einzelheiten verwiesen wird (Bl. 185-192 d.A.), ausgef&#252;hrt, der Kl&#228;ger habe ein Interesse an der erhobenen Feststellungsklage, da ihm die Erhebung einer Leistungsklage wegen der Berufung der Beklagten auf das Sachverst&#228;ndigenverfahren noch nicht m&#246;glich sei. Die Beklagte habe die erteilte vorl&#228;ufige Deckungszusage nicht wirksam angefochten und sei davon auch nicht wirksam zur&#252;ckgetreten. Es liege weder ein Anfechtungs- noch ein R&#252;cktrittsgrund vor. Die Beklagte sei nicht arglistig get&#228;uscht worden. Ihre Mitarbeiter h&#228;tten weder nach Vorsch&#228;den noch nach Vorversicherungen noch nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Kl&#228;ger gefragt. Dieser sei nicht verpflichtet gewesen, die Beklagte dar&#252;ber von sich aus aufzukl&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der unstreitigen und von der Beklagten behaupteten Umst&#228;nde und Indizien lasse sich im Rahmen der gebotenen Gesamtschau und Gesamtw&#252;rdigung aller relevanten Umst&#228;nde des Falles auch nicht mit hinreichender Sicherheit feststellen, da&#223; der Kl&#228;ger selbst oder ein Repr&#228;sentant den Brand vors&#228;tzlich oder grob fahrl&#228;ssig gelegt h&#228;tten. Insbesondere wegen der erheblichen finanziellen Schwierigkeiten des Kl&#228;gers und seiner Ehefrau sowie des nahen zeitlichen Zusammenhangs zwischen den erteilten Deckungszusagen und dem Ausbruch des Brandes und der Tatsache, da&#223; der Kl&#228;ger, sein Sohn und seine Ehefrau keine eindeutigen Alibis h&#228;tten, best&#252;nden zwar Verdachtmomente gegen die Familie des Kl&#228;gers. Diese reichten jedoch nicht aus, um den der Beklagten obliegenden Beweis einer Brandstiftung durch den Kl&#228;ger oder einen Repr&#228;sentanten als gef&#252;hrt ansehen zu k&#246;nnen. Denkbar sei auch eine Legung des Brandes durch andere Personen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die fristgerecht eingelegte und begr&#252;ndete Berufung der Beklagten. Sie vertritt in Wiederholung, Erg&#228;nzung und Vertiefung ihres erstinstanzlichen Vorbringens die Ansicht, der Kl&#228;ger habe ihr die Vorsch&#228;den, Vorversicherungen und die au&#223;erordentlich angespannte finanzielle Lage seiner Familie, insbesondere das anh&#228;ngigen Zwangsversteigerungsverfahren gegen seine Ehefrau und die Abgabe der eidesstattlichen Versicherung f&#252;r die Firma ... Viehvermarktung GmbH ... im M&#228;rz 1984 ungefragt offenbaren m&#252;ssen, da es sich, wie die Brandstiftung zeige, um risikorelevante Umst&#228;nde handele. &#220;ber die gesamten Umst&#228;nde seiner wirtschaftlichen Lage habe der Kl&#228;ger, so behauptet die Beklagte, auch den Zeugen ... v&#246;llig im Unklaren gelassen. Diesen habe er nur eingeschaltet, um nicht unmittelbar befragt zu werden und nicht selbst ... Antragsvordrucke ausf&#252;llen zu m&#252;ssen. Der Zeuge ... habe vor Erteilung der vorl&#228;ufigen Deckungszusage &#252;ber Unregelm&#228;&#223;igkeiten bei der Erf&#252;llung der Pr&#228;mienanspr&#252;che der ... Versicherung durch den Kl&#228;ger nichts mitgeteilt (Beweis: Zeugnis der Herren ... und ...). Im Falle der Unterrichtung &#252;ber die unstreitigen beiden Vorsch&#228;den h&#228;tte ihre ... Zweigniederlassung weitere Ermittlungen und Nachfragen gegebenenfalls auch bei dem Vorversicherer angestellt (Beweis: Zeugnis des Prokuristen ... in ...).</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der Brand sei entweder von dem Kl&#228;ger selbst oder von einem von ihm angestifteten T&#228;ter gelegt worden. Daf&#252;r spr&#228;chen, so meint die Beklagte, zahlreiche Indizien, insbesondere die erstmalige Versicherung der landwirtschaftlichen Betriebsgegenst&#228;nde des Kl&#228;gers kurz vor dem Brand, die wiederholten Anrufe beim Zeugen ..., ob ausreichender Versicherungsschutz bestehe, die sorgf&#228;ltige Durchf&#252;hrung der Brandstiftung sowie der Umstand, da&#223; andere Personen als Mitglieder der Familie des Kl&#228;gers an einer Brandstiftung kein ersichtliches Interesse gehabt h&#228;tten. Der Inhaber der in Konkurs gegangenen Firma ... GmbH &amp; Co. Verpackungen KG komme als Brandstifter schon deshalb nicht in Betracht, weil er ebenso wie seine Mitarbeiter zu der in Brand gesetzten Halle keinen Schl&#252;ssel besessen habe (Beweis: Zeugnis des Herrn ...). Der &#228;u&#223;ere Sachverhalt lasse deshalb unter Ber&#252;cksichtigung der &#228;u&#223;erst schwierigen wirtschaftlichen Lage des Kl&#228;gers und seiner Familie auf eine Brandstiftung durch ihn oder einen von ihm angestifteten T&#228;ter schlie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Er vertritt in Wiederholung, Erg&#228;nzung und Vertiefung seines erstinstanzlichen Vorbringens die Ansicht, er sei nicht verpflichtet gewesen, ungefragt seine sowie finanziellen Verh&#228;ltnisse seiner Familienangeh&#246;rigen, insbesondere das gegen seine Ehefrau anh&#228;ngige Zwangsversteigerungsverfahren sowie Vorversicherungen und Vorsch&#228;den zu offenbaren. Die finanzielle Lage des Versicherungsnehmers sei kein gefahrerheblicher Umstand. Das ergebe sich bereits aus der Tatsache, da&#223; das von der Beklagten beim Abschlu&#223; von Feuerversicherungen verwendete Antragsformular Fragen danach nicht enthalte. Die Beklagte sei deshalb nicht berechtigt, die erteilte vorl&#228;ufige Deckungszusage wegen arglistiger T&#228;uschung anzufechten oder davon zur&#252;ckzutreten.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Sie sei auch nicht wegen vors&#228;tzlicher Herbeif&#252;hrung des, Versicherungsfalles leistungsfrei geworden. Die von ihr ... aufgef&#252;hrten Umst&#228;nde seien keine Indizien, sondern blo&#223;e Spekulationen. Einen Anscheinsbeweis f&#252;r eine Brandstiftung durch den Versicherungsnehmer gebe es nicht.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des beiderseitigen Parteivorbringens wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze nebst allen Anlagen und die in der nachstehenden Entscheidungsgr&#252;nden erg&#228;nzend mitgeteilten Tatsachen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Ermittlungsakten 25 Js 453/84 StA Paderborn, auf deren Inhalt verwiesen wird, beigezogen und Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung der Zeugen ... und .... Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf den Vermerk des Berichtserstatters (Bl. 256-259 d.A.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten ist zul&#228;ssig, aber nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die vom Kl&#228;ger erhobene Feststellungsklage ist zul&#228;ssig. Er hat ein Interesse an der Feststellung der Verpflichtung der Beklagten, den am 19.10.1984 an seinen bei ihr gegen Feuer versicherten landwirtschaftlichen Einrichtungsgegenst&#228;nden entstandenen Brandschaden zu regulieren (&#167;256 Abs. 1 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die von der Beklagten insoweit erhobenen Bedenken sind unbegr&#252;ndet. Das Feststellungsinteresse des Kl&#228;gers ist selbst dann gegeben, wenn er bereits die M&#246;glichkeit h&#228;tte, eine bezifferte Leistungsklage zu erheben. Es ist n&#228;mlich davon auszugehen, da&#223; eine Versicherungsgesellschaft einen Schaden auf ein rechtskr&#228;ftiges Feststellungsurteil hin in gleicher Weise reguliert wie bei einem Leistungsurteil &#252;ber den Grund (vgl. OLG Hamm VersR 1972, 967).</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">&#220;berdies hat der Kl&#228;ger gem. &#167;15 Abs. 1 AFB das Recht, zur H&#246;he zun&#228;chst die Durchf&#252;hrung eines Sachverst&#228;ndigenverfahrens zu verlangen. Sein Vorbringen in der Klageschrift sowie in dem Schriftsatz vom 2.9.1985 deutet darauf hin, da&#223; er dieses anstrebt. Jedenfalls kann er angesichts seines Rechts, die Feststellung der H&#246;he des Schadens durch Sachverst&#228;ndige zu verlangen, nicht auf die M&#246;glichkeit der Erhebung einer bezifferten Leistungsklage verwiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die erhobene Feststellungsklage ist auch begr&#252;ndet. Aufgrund der erteilten vorl&#228;ufigen Deckungszusage ist die Beklagte zur bedingungsgem&#228;&#223;en Regulierung des am 19.10.1984 entstandenen Brandschadens an den bei ihr gegen Feuer versicherten landwirtschaftlichen Einrichtungsgegenst&#228;nden zum Zeitwert bis zur H&#246;he von maximal 300.000,- DM verpflichtet (&#167;1 Abs. 1 a AFB). Bei der erteilten vorl&#228;ufigen Deckungszusage handelt es sich um einen eigenst&#228;ndigen Versicherungsvertrag, dem die Allgemeinen Feuerversicherungsbedingungen zugrundeliegen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist von ihrer am 6.9.1984 erteilten vorl&#228;ufigen Deckungszusage durch Schreiben vom 20.11.1984 nicht wirksam zur&#252;ckgetreten. Ihr steht ein R&#252;cktrittsrecht gem. &#167;16 Abs. 2 VVG nicht zu. Der Kl&#228;ger und der von ihm mit der Vermittlung einer Feuerversicherung f&#252;r seine landwirtschaftlichen Ger&#228;te beauftragte Versicherungsmakler Wibbe haben vor Erteilung der vorbezeichneten vorl&#228;ufigen Deckungszusage keine Anzeigepflicht verletzt (&#167;&#167;16 Abs. 1, 19 VVG).</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger selbst hat mit der Beklagten vor Erteilung der vorl&#228;ufigen Deckungszusage unstreitig nicht verhandelt. Der Zeuge ... war nicht verpflichtet, <u>ungefragt</u> die unstreitigen beiden Vorsch&#228;den, d.h. einen Sturmschaden &#252;ber etwa 10.000,- DM und einen Brandschaden &#252;ber etwa 16.000,- DM, die Vorversicherungen und die au&#223;erordentlich angespannte finanzielle Lage insbesondere der Ehefrau des Kl&#228;gers von sich aus zu offenbaren (&#167;16 Abs. 1 Satz 1 und 2 VVG).</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die unstreitig sehr schlechte wirtschaftliche Lage der Ehefrau des Kl&#228;gers, die damals in dem anh&#228;ngigen Zwangsversteigerungsverfahren sowie der Abgabe der eidesstattlichen Offenbarungsversicherung Ausdruck gefunden hatte, sowie die finanziellen Verh&#228;ltnisse des Kl&#228;gers selbst, die unter anderem durch die Abgabe der eidesstattlichen Offenbarungsversicherung durch ihn f&#252;r die ... Viehvermarktungs GmbH sowie den Erla&#223; eines Haftbefehls zur Erzwingung der Abgabe der eidesstattlichen Versicherung durch den Kl&#228;ger pers&#246;nlich Anfang des Jahres 1984 gekennzeichnet waren, sind keine f&#252;r die &#220;bernahme der Gefahr im Sinne des &#167;16 Abs. 1 Satz 1 VVG erheblichen Umst&#228;nde. Insoweit kommt es nur auf die Brand- und Betrugsgefahr, nicht aber auf die Pr&#228;miengefahr an (vgl. OLG Hamm VersR 1981, 954; Pr&#246;lss-Martin, VVG, 23. Aufl., &#167;&#167;16, 17 Anm. 1 b). Das Pr&#228;mienrisiko geh&#246;rt nicht zu den vom Versicherer &#252;bernommenen Gefahren.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Da&#223; sich bei sehr schlechter wirtschaftlicher Lage, die durch ein laufendes Zwangsversteigerungsverfahren gegen die Ehefrau und Verfahren auf Abnahme der eidesstattlichen Offenbarungsversicherung gekennzeichnet ist, die Gefahr einer Brandstiftung durch den Eigent&#252;mer erfahrungsgem&#228;&#223; derart vergr&#246;&#223;ert, da&#223; insoweit von einem gefahrerheblichen Umstand gesprochen werden kann, l&#228;&#223;t sich nicht feststellen. Dagegen spricht wesentlich, da&#223; die sorgf&#228;ltig ausgearbeiteten Antragsformulare der Beklagten - wie auch anderer Versicherer - f&#252;r den Abschlu&#223; einer Feuerversicherung Fragen nach der wirtschaftlichen Lage des Versicherungsnehmers oder gar seiner Ehefrau <u>nicht</u> enthalten. Angesichts dieses Umstands brauchte die prek&#228;re finanzielle Situation vor Erteilung der auf <u>nur zwei Monate</u> befristeten vorl&#228;ufigen Deckungszusage auch unter Ber&#252;cksichtigung von Treu und Glauben gem&#228;&#223; &#167;242 BGB <u>erst recht</u> nicht offenbart zu werden.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Das gilt besonders, wenn der Versicherer wie hier nicht mit dem k&#252;nftigen Versicherungsnehmer selbst, sondern einem von ihm beauftragten Versicherungsmakler verhandelt. Von diesem kann der Versicherer grunds&#228;tzlich ohne Nachfrage keine Auskunft &#252;ber die wirtschaftliche Lage des k&#252;nftigen Versicherungsnehmers und gar seiner Ehefrau erwarten. H&#228;ufig wird der Versicherungsmakler dar&#252;ber gar nicht unterri <u>chtet</u> sein. Entsprechendes behauptet die Beklagte von dem Zeugen den der Kl&#228;ger nach ihrem Vorbringen &#252;ber die gesamten Umst&#228;nde der wirtschaftlichen Lage seiner Familie v&#246;llig im Unklaren gelassen hat.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Wenn die Beklagte der finanziellen Lage des Kl&#228;gers und seiner Ehefrau hier anders als beim Abschlu&#223; der endg&#252;ltigen Feuerversicherung Bedeutung beima&#223;, h&#228;tte sie danach fragen m&#252;ssen. Dies ist unstreitig nicht geschehen. Ob der Zeuge ... wie er bekundet hat, vor Erteilung der vorl&#228;ufigen Deckungszusage durch die Beklagte gegen&#252;ber dem damaligen Filialdirektor der Beklagten in ..., dem Zeugen ..., Unregelm&#228;&#223;igkeiten bei der Bezahlung der Pr&#228;mienrechnungen des Vorversicherers durch den Kl&#228;ger und seine Ehefrau nebenbei von sich aus erw&#228;hnt hat, ist deshalb nicht entscheidungserheblich. Auf die durch die Zeugen ... und ... unter Beweis gestellte Behauptung der Beklagten, dies sei nicht geschehen, kommt es deshalb nicht an.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Zumindest fehlt es bez&#252;glich der unterbliebenen Offenbarung der schlechten finanziellen Situation an einem Verschulden des Kl&#228;gers und des Zeugen ... (&#167;16 Abs. 3 VVG). Beide brauchten mangels Nachfrage der Beklagten nicht zu erkennen, da&#223; diese eine schlechte wirtschaftliche Lage des Kl&#228;gers und seiner Ehefrau als gefahrrelevanten Umstand im Sinne des &#167;16 Abs. 1 VVG betrachtete. Nach der wirtschaftlichen Lage des k&#252;nftigen Versicherungsnehmers wird nicht einmal im Antrag auf Abschlu&#223; der Feuerversicherung gefragt. Wenn der Versicherer diese f&#252;r die Erteilung einer auf zwei Monate befristeten vorl&#228;ufigen Deckungszusage f&#252;r bedeutsam h&#228;lt, darf der k&#252;nftige Versicherungsnehmer und erst recht ein Versicherungsmakler, der f&#252;r diesen die Verhandlungen f&#252;hrt, darauf vertrauen, da&#223; seitens des Versicherers danach gefragt wird.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Auch den unstreitigen Sturmschaden in H&#246;he von etwa 10.000,- DM aus dem Jahre 1982 sowie den unstreitigen Brandschaden &#252;ber etwa 16.000,- DM aus dem Jahre 1983 sowie bestehende Vorversicherungen brauchte der Zeuge ..., der f&#252;r den Kl&#228;ger die Verhandlungen gef&#252;hrt hat, der Beklagten <u>ungefragt</u> nicht anzuzeigen (&#167;16 Abs. 1 Satz 1 und 2 VVG). Beide Vorsch&#228;den hatten angesichts des Umfangs des zu versichernden Risikos sowie der zu erwartenden Pr&#228;mienh&#246;he nur untergeordnete Bedeutung.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Da&#223; auch nach derartigen Vorsch&#228;den vor Erteilung der vorl&#228;ufigen Deckungszusage gefragt worden ist, ist zumindest unbewiesen geblieben. Der Zeuge ..., der das Gespr&#228;ch mit dem Zeugen ... ma&#223;geblich gef&#252;hrt hat und f&#252;r die Erteilung der vorl&#228;ufigen Deckungszusage verantwortlich war, hat bei seiner Vernehmung insoweit bekundet, da&#223; &#252;ber den Kl&#228;ger und seine Ehefrau keinerlei Fragen gestellt worden seien. Es sei auch nicht nach Vorsch&#228;den gefragt worden.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Aus der Aussage des Zeugen ... ergibt sich nichts Gegenteiliges. Er hat bekundet, er wisse nicht, ob nach Vorsch&#228;den gefragt worden sei. Er k&#246;nne dies nur vermuten da er dies immer tue. Da das Gespr&#228;ch jedoch von dem Zeugen ... mit dem Zeugen ... gef&#252;hrt worden sei, sei er sich insoweit nicht sicher.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Eine ausdr&#252;ckliche Frage nach Vorsch&#228;den ist danach zumindest unbewiesen geblieben, zumal der Zeuge ... bekundet hat, er habe die Vorsch&#228;den von sich aus gegen&#252;ber dem Zeugen ... ganz kurz angesprochen. Dies geht zu Lasten der insoweit beweispflichtigen Beklagen.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Hinzu kommt insoweit auch noch, da&#223; die von der Beklagten behauptete Nichtanzeige der beiden Vorsch&#228;den ausweislich der Aussage des Zeugen ... f&#252;r die Erteilung der vorl&#228;ufigen Deckungszusage vom 6.9.1984 nicht kausal geworden ist. Er hat insoweit glaubhaft bekundet, die Kenntnis der beiden Vorsch&#228;den sei f&#252;r ihn kein Hinderungsgrund gewesen, die vom ihm erteilte Deckungszusage zu verweigern. Die Vorsch&#228;den waren danach keine gefahrerheblichen Umst&#228;nde. Auf die durch den Zeugen ... unter Beweis gestellte Behauptung der Beklagten, ihre ... Zweigniederlassung h&#228;tte bei Unterrichtung &#252;ber die Vorsch&#228;den weitere Ermittlungen und Nachfragen angestellt, kommt es schon deshalb nicht an, weil die Zweigniederlassung der Beklagten mit der Sache und der vorl&#228;ufigen Deckungszusage nicht befa&#223;t war, sondern diese durch die Filialdirektion der Beklagten in erteilt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Zumindest fehlt es auch insoweit an einem Verschulden des Zeugen ... und des Kl&#228;gers, da sie die Gefahrerheblichkeit nicht erkennen mu&#223;ten (&#167;16 Abs. 3 VVG).</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Der von der Beklagten am 20.11.1984 erkl&#228;rte R&#252;cktritt greift daher mangels eines R&#252;cktrittsgrundes nicht durch.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat die von ihr erteilte vorl&#228;ufige Deckungszusage auch nicht wirksam angefochten (&#167;&#167;22 VVG, 123 BGB).</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Eine arglistige T&#228;uschung der Beklagten durch den Zeugen ... liegt nicht vor. Er hat gegen&#252;ber der Beklagten unstreitig keine falschen Angaben gemach. Eine Verpflichtung, <u>ungefragt</u> die unstreitigen Vorsch&#228;den, die Vorversicherungen und die schlechte wirtschaftliche Lage insbesondere der Ehefrau des Kl&#228;gers zu offenbaren, bestand, wie dargelegt, vor Erteilung der vorl&#228;ufigen Deckungszusage vom 6.9.1984 nicht. Deshalb kommt auch eine arglistige T&#228;uschung durch Unterlassen nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem fehlt es auch an der Arglist des Zeugen .... Da&#223; dieser Angaben verschwiegen hat, um auf die Entscheidung der Beklagten &#252;ber die Erteilung der vorl&#228;ufigen Deckungszusage Einflu&#223; zu nehmen, behauptet diese selbst nicht. Nach ihrem Vorbringen in der Berufungsbegr&#252;ndung war der Zeuge ... &#252;ber die wirtschaftliche Lage des Betriebs des Kl&#228;gers und seiner Ehefrau vielmehr v&#246;llig im Unklaren. Damit fehlt beim Zeugen ... bereits die Basis f&#252;r arglistiges Handeln.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Auch eine arglistige T&#228;uschung der Beklagten durch Unterlassen unter Benutzung des Zeugen ... als gutgl&#228;ubiges Werkzeug des Kl&#228;gers ist nicht gegeben. Es fehlt, wie dargelegt, auch insoweit bereits an einer Verpflichtung zur <u>ungefragte</u>n Offenbarung der schlechten wirtschaftlichen Lage sowie der Vorsch&#228;den und Vorversicherungen.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem l&#228;&#223;t sich auch nicht feststellen, da&#223; der Kl&#228;ger arglistig gehandelt, d.h. ... als gutgl&#228;ubiges Werkzeug mit dem Willen eingesetzt hat, der Beklagten die Vorsch&#228;den und die schlechte wirtschaftliche Lage insbesondere seiner Ehefrau zu verheimlichen, um die Entscheidung der Beklagten &#252;ber die vorl&#228;ufige Deckungszusage zu beeinflussen. Die Vorsch&#228;den und Vorversicherungen kannte der Zeuge ... als langj&#228;hriger Bekannter und Berater der Familie des Kl&#228;gers in Versicherungsangelegenheiten genau. Das hat er bei seiner Vernehmung durch den Senat glaubhaft bekundet.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus war ihm entgegen der Behauptung der Beklagten auch die prek&#228;re finanzielle Lage der Familie des Kl&#228;gers keineswegs v&#246;llig unbekannt. Nach seinen glaubhaften Bekundungen vor dem Senat wu&#223;te er von den schleppenden Pr&#228;mienzahlungen an die Vorversicherung. Er hatte dieser bereits mit Schreiben vom 4.11.1982 mitgeteilt, er glaube nicht, da&#223; sich die wirtschaftliche Lage der Familie des Kl&#228;gers &#252;ber kurz oder lang erheblich bessere. Als ... gutgl&#228;ubiges Werkzeug des Kl&#228;gers zur arglistigen T&#228;uschung der Beklagten kommt er deshalb nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist auch nicht wegen vors&#228;tzlicher Herbeif&#252;hrung des Versicherungsfalles durch den Kl&#228;ger oder einen Repr&#228;sentanten gem&#228;&#223; &#167;&#167;61 VVG, 16 AFB leistungsfrei geworden. Es ist nicht bewiesen, da&#223; der Kl&#228;ger selbst, ein von ihm angestifteter T&#228;ter oder ein Repr&#228;sentant des Kl&#228;gers am 19.10.1984 den Brand in der Produktions- und Werkstatthalle seiner Ehefrau gelegt hat.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Die Grunds&#228;tze des Anscheins- oder Anzeichenbeweises greifen entgegen der Ansicht der Beklagten zu ihren Gunsten nicht ein. Es gibt keinen typischen Geschehensablauf und keinen allgemeinen Erfahrungssatz, da&#223; Brandstifter oder Anstifter eines vors&#228;tzlich gelegten Brandes bei &#228;u&#223;erst angespannter wirtschaftlicher Lage der Eigent&#252;mer der versicherten Gegenst&#228;nde oder ein Repr&#228;sentant ist. Der Beklagten obliegt insoweit vielmehr der mit Hilfe von Indizien zu f&#252;hrende volle Beweis (BGH VersR 1982, 689).</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Dieser ist nicht gef&#252;hrt. Die f&#252;r eine Brandstiftung durch den Kl&#228;ger, einen angestifteten T&#228;ter oder ein Mitglied seiner Familie vorgetragenen unstreitigen und von der Beklagten unter Beweis gestellten Indizien reichen insoweit nicht aus. Sie lassen weder einzeln noch im Rahmen der gebotenen Gesamtschau und Gesamtw&#252;rdigung (vgl. BGH VersR 1982, 689) einen hinreichend sicheren Schlu&#223; auf eine Brandstiftung gerade durch den Kl&#228;ger einen angestifteten T&#228;ter oder einen Repr&#228;sentanten zu, wenngleich Verdachtsmomente insoweit durchaus vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Sicherlich haben der Kl&#228;ger, seine Ehefrau und seine Familienangeh&#246;rigen f&#252;r die Brandstiftung ein Motiv, die Abwendung oder zumindest Verz&#246;gerung des gegen die Ehefrau des Kl&#228;gers anh&#228;ngigen Zwangsversteigerungsverfahrens sowie die Aufbesserung der sehr bedr&#228;ngten finanziellen Situation der Familie mit Hilfe eines Versicherungsbetruges.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Es ist auch nicht ersichtlich, da&#223; der Brand der Produktions- und Werkstatthalle der Ehefrau des Kl&#228;gers sowie die Vernichtung bzw. Besch&#228;digung der darin und in der angrenzenden gro&#223;en Lagerhalle befindlichen Ger&#228;te und Maschinen f&#252;r einen anderen als den Kl&#228;ger und seine Ehefrau Vorteile hat.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Auch ist der Beklagten zuzugeben, da&#223; es schon recht merkw&#252;rdig ist, da&#223; die bisher nicht versicherten landwirtschaftlichen Maschinen des Kl&#228;gers sowie die kaufm&#228;nnische und technische Betriebseinrichtung der ehemaligen Firma ... GmbH &amp; Co. Verpackungen KG in der Produktions- und Werkstatthalle seiner Ehefrau durch Brandstiftung betroffen werden, nachdem die Beklagte kurze Zeit zuvor insoweit vorl&#228;ufige Deckungszusagen erteilt hat. Dabei kommt noch hinzu, da&#223; der Brand zwei Tage vor Ablauf der der Ehefrau erteilten vorl&#228;ufigen bis zum 21.10.1984 befristeten vorl&#228;ufigen Deckungszusage gelegt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Auch die objektiven Umst&#228;nde lassen eine Brandstiftung durch ein Mitglied der Familie des Kl&#228;gers durchaus als m&#246;glich erscheinen. Der T&#228;ter ist bei der Legung des Brandes recht sorgf&#228;ltig und umsichtig vorgegangen. Er hat das Feuer gleichzeitig in zwei verschiedenen R&#228;umen, die durch feuerhemmende T&#252;ren und Brandw&#228;nde voneinander getrennt waren, gelegt. In beiden R&#228;umen war anders als in der gro&#223;en Lagerhalle der Ehefrau des Kl&#228;gers keine Sprinkleranlage installiert. Die Fenster und T&#252;ren der Produktionshalle waren au&#223;erdem ge- bzw. verschlossen.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Dies spricht allerdings nicht zwingend daf&#252;r, da&#223; der T&#228;ter &#252;ber einen Schl&#252;ssel f&#252;r die Produktions- und Werkstatthalle verf&#252;gt haben mu&#223;. In der Werkstatthalle war nach den &#252;berzeugenden Feststellungen des Sachverst&#228;ndigen ... im Zeitpunkt des Ausbruchs des Brandes ein Fenster nicht geschlossen. Es ist nicht auszuschlie&#223;en, da&#223; der oder die T&#228;ter durch dieses Fenster in die Werkstatthalle eingestiegen und von dort in die Produktionshalle gelangt sind. Beide Hallenteile sind durch einen Zwischenbau und T&#252;ren miteinander verbunden. Hinzu kommt, da&#223; die von dem Sachverst&#228;ndigen ... in der Werkstatthalle vorgefundenen Brands&#228;tze durchaus von au&#223;en durch das vorgenannte ge&#246;ffnete Fenster geworfen worden sein k&#246;nnen. Angesichts dieser Umst&#228;nde ist die unter Beweis gestellte Behauptung der Beklagten, der Inhaber der Firma ... und deren Mitarbeiter h&#228;tten &#252;ber keinen Schl&#252;ssel zur Werkstatt- und Produktionshalle verf&#252;gt, nicht erheblich. Einer Vernehmung des von ihr benannten Zeugen ... bedarf es deshalb nicht.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Kein wesentliches Indiz f&#252;r eine Legung des Brandes durch den Kl&#228;ger oder seine Ehefrau oder mit ihrem Wissen ergibt sich auch aus den vom Zeugen ... bekundeten mindestens zwei Nachfragen, ob f&#252;r die sp&#228;ter durch Brand vernichteten Maschinen Versicherungsschutz bestehe. Die beiden Fragen lassen sich auch zwanglos damit erkl&#228;ren, da&#223; es f&#252;r jemandem, der mit dem Versicherungsrecht nicht besonders vertraut ist, ungew&#246;hnlich erscheinen mag, da&#223; Versicherungsschutz ohne Pr&#228;mienzahlung besteht. Hinzu kommt, da&#223; nach der Aussage des Zeugen ... nicht auszuschlie&#223;en ist, da&#223; sich einmal der Kl&#228;ger und ein weiteres Mal seine Ehefrau ohne Kenntnis der Frage des anderen beim Zeugen ... nach dem Bestehen von Versicherungsschutz erkundigt haben. Jedenfalls dann sind beide Nachfragen zumindest nicht mehr derart auff&#228;llig, da&#223; sich daraus ein R&#252;ckschlu&#223; auf eine Beteiligung des Kl&#228;gers und seiner Ehefrau an der Legung des Brandes ziehen l&#228;&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Gegen eine Brandstiftung durch den Kl&#228;ger selbst oder seinen Sohn sprechen &#252;berdies die Bekundungen der Zeugen ... und ... gegen&#252;ber der Polizei sowie die Auswertung der Diagrammscheibe des Fahrtenschreibers des Lkw durch die Firma .... Aufgrund der entsprechenden Aussagen der Zeugen ... und ... steht unter Ber&#252;cksichtigung der Diagrammscheibenauswertung zur &#220;berzeugung des Senats fest, da&#223; sich der Kl&#228;ger und sein Sohn am 18.10.1984 bis kurz vor 24.00 Uhr in ..., etwa 130 km vom sp&#228;teren Brandort entfernt, aufgehalten haben und da&#223; sie gegen 6.00 Uhr morgens gemeinsam beim Zeugen ... in ... bei ... in ... erschienen sind. Beide scheiden deshalb f&#252;r die Legung des kurz vor 2.30 Uhr ausgebrochenen Brandes aus, wenn sie sich nach dem Verlassen des Zeugen ... nicht getrennt haben und gemeinsam weitergefahren sind. Davon ist der Senat aufgrund der entsprechenden Aussage des Zeugen ... &#252;berzeugt. Zwar hat dieser als Sohn des Kl&#228;gers ein erhebliches Interesse am Ausgang des Rechtsstreits. Der Senat hat nach dem gezeigten Aussageverhalten jedoch keinen Anla&#223; zu der Annahme, da&#223; er sich davon hat leiten lassen und eine vors&#228;tzlich falsche Aussage gemacht hat. Der Senat tr&#228;gt deshalb keine Bedenken, seinen Bekundungen zu folgen.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Kein Verdachtsmoment gegen den Kl&#228;ger und seine Ehefrau ergibt sich entgegen der Ansicht der Beklagten auch aus der Tatsache, da&#223; sie beide jeweils nur eine Feuerversicherung gew&#252;nscht haben. Insoweit hat der Kl&#228;ger, wie bereits das Landgericht in vollem Umfang zutreffend ausgef&#252;hrt hat, nachvollziehbar darauf verwiesen, da&#223; Sturmsch&#228;den an Einrichtungsgegenst&#228;nden sehr selten und die Pr&#228;mie f&#252;r eine Sturmversicherung relativ hoch sei. Im &#252;brigen bezieht sich die von der Beklagten erteilte Deckungszusage vom 6.9.1984, was die landwirtschaftlichen Geb&#228;ude des Kl&#228;gers angeht, auch auf Sturmsch&#228;den.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Die vorstehend aufgef&#252;hrten sowie alle anderen relevanten Umst&#228;nde des Falles, auch soweit sie von den Parteien angesprochen worden sind, lassen weder einzeln noch im Rahmen der gebotenen Gesamtschau und Gesamtw&#252;rdigung (BGH VersR 1982, 689) mit hinreichender Sicherheit den Schlu&#223; zu, da&#223; der Kl&#228;ger, seine Ehefrau, ein Repr&#228;sentant oder ein von ihm angestifteter T&#228;ter den Brand vom 19.10.1984 vors&#228;tzlich gelegt hat. Das gilt auch unter Ber&#252;cksichtigung der Tatsache, da&#223; die Ehefrau des Kl&#228;gers und seine Tochter kein unersch&#252;tterliches Alibi hatten. Sie erlauben lediglich die Feststellung, da&#223; mehr f&#252;r eine Brandstiftung durch ein Mitglied der Familie des Kl&#228;gers oder auf dessen Veranlassung spricht als f&#252;r eine Legung des Brandes durch einen Dritten ohne sein Zutun. Letzteres ist jedoch keineswegs mit der erforderlichen Sicherheit auszuschlie&#223;en. Es ist vielmehr durchaus denkbar, da&#223; der Brand von einem Dritten ohne jede Beteiligung des Kl&#228;gers, seiner Ehefrau oder eines anderen Familienmitglieds gelegt worden ist. In Betracht kommt insoweit sowohl eine Brandstiftung durch pers&#246;nliche Feinde des Kl&#228;gers oder seiner Ehefrau aus Rache als auch durch Gl&#228;ubiger, um die Chancen der Befriedigung ihrer Forderungen zu verbessern.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Eine Legung des Brandes durch den Kl&#228;ger, seine Ehefrau, einen Repr&#228;sentanten oder einen angestifteten Dritten l&#228;&#223;t sich daher nach alledem auch bei der gebotenen Gesamtschau aller relevanten Umst&#228;nde des Falles nicht mit einem f&#252;r das praktische Leben brauchbaren Grad von Gewi&#223;heit (vgl. BGH NJW 1978, 1919 f.) feststellen. Dies geht zu Lasten der Beklagten, die die Voraussetzungen der &#167;&#167;61 VVG, 16 AFB zu beweisen hat.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten konnte daher nach alledem keinen Erfolg haben und war mit der Kostenfolge aus &#167;97 Abs. 1 ZPO als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167;708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer der Beklagten betr&#228;gt 100.000,- DM.</p>
315,528
olgham-1986-09-17-20-w-4686
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 W 46/86
"1986-09-17T00:00:00"
"2019-03-13T14:58:10"
"2019-03-27T09:42:53"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1986:0917.20W46.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten der Beschwerde tr&#228;gt der Antragsteller nach einem Beschwerdewert von 2.400,- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die nach &#167;127 Abs. II S. 2 ZPO zul&#228;ssige Beschwerde gegen den Beschlu&#223;, mit dem das Landgericht den Antrag auf Bewilligung von Proze&#223;kostenhilfe mangels hinreichender Erfolgsaussicht der beabsichtigten Klage zur&#252;ckgewiesen hat, ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Dem Antragsteller steht ein f&#228;lliger Zahlungsanspruch gegen die Antragsgegnerin aus der Bootskaskoversicherung noch nicht zu. Nach Ziffer 7.2 der unstreitig vereinbarten Allgemeinen Bedingungen f&#252;r die Kasko-Versicherung von Wassersportfahrzeugen (AVB Wassersportfahrzeuge 1976) kann der Versicherer die Zahlung der Entsch&#228;digung bis zum Abschlu&#223; einer aus Anla&#223; des Versicherungsfalls gegen den Versicherungsnehmer eingeleiteten beh&#246;rdlichen Untersuchung verweigern.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Diese Regelung entspricht der Regelung in vergleichbaren Sparten der Sachversicherung, z.B. in &#167;17 Abs. 2 b AFB.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Danach ist die Entsch&#228;digung nicht f&#228;llig, solange beispielsweise noch polizeiliche oder staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gegen den Versicherungsnehmer gef&#252;hrt werden, etwa wegen des Verdachts des Betruges.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Solche Ermittlungen werden hier aber noch gegen den Antragsteller gef&#252;hrt. Seine Behauptung, das Ermittlungsverfahren sei inzwischen eingestellt, trifft nicht zu. Das von ihm mitgeteilte Aktenzeichen ... bezieht sich, wie schon das Landgericht in seiner Nichtabhilfeentscheidung vom 27. Mai 1986 ausgef&#252;hrt hat, auf ein anderes, mit dem Versicherungsfall nicht in Zusammenhang stehendes Ermittlungsverfahren. Die Ermittlungen im Zusammenhang mit dem streitigen Versicherungsfall werden unter dem Aktenzeichen ... gef&#252;hrt und sind, wie der Senat nach Beiziehung der Akten festgestellt hat, noch nicht abgeschlossen, sondern - nach &#220;bernahme von der Staatsanwaltschaft ... - im Juli 1986 von der jetzt zust&#228;ndigen Staatsanwaltschaft erst aufgenommen worden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Dem Antragsteller steht auch kein f&#228;lliger Anspruch auf Zahlung eines Abschlags auf die Gesamtentsch&#228;digung zu. Denn vor rechtskr&#228;ftigem Abschlu&#223; der beh&#246;rdlichen Ermittlungen im Sinne von Ziff. 7.2 AVB Wassersport 1976 werden ebenso wie im Falle des &#167;17 Abs. 2 b AFB auch Abschlagszahlungen nicht f&#228;llig (vgl. Pr&#246;lss-Martin, VVG, 23. Aufl. 1984, &#167;17 AFB Anm. 2). Die gem&#228;&#223; &#167;15 a VVG grunds&#228;tzlich nicht zum Nachteil des Versicherungsnehmers abdingbare Bestimmung des &#167;11 Abs. 2 VVG steht dem nicht entgegen. Denn &#167;11 Abs. 2 VVG setzt die Feststellung eines Entsch&#228;digungsbetrages voraus, der "mindestens zu zahlen" ist. Ein solcher Mindestbetrag ist jedoch nicht feststellbar, solange die M&#246;glichkeit besteht, da&#223; die beh&#246;rdlichen (staatsanwaltschaftlichen) Ermittlungen zur Feststellung eines Sachverhalts f&#252;hren, der die v&#246;llige Leistungsfreiheit des Versichers begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde mu&#223; daher mit der gesetzlichen Kostenfolge aus &#167;49 GKG in Verbindung mit Nr. 1181 des Kostenverzeichnisses erfolglos bleiben. Der hierf&#252;r festzusetzende Beschwerdewert entspricht den &#252;berschl&#228;gig ermittelten Kosten, die der Antragsteller bei Durchf&#252;hrung des Rechtsstreits auf eigene Kosten aufzuwenden h&#228;tte.</p>
315,529
ag-koln-1986-09-17-315-f-10685
{ "id": 686, "name": "Amtsgericht Köln", "slug": "ag-koln", "city": 446, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
315 F 106/85
"1986-09-17T00:00:00"
"2019-03-13T14:58:11"
"2019-03-27T09:42:53"
Urteil
ECLI:DE:AGK:1986:0917.315F106.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>1.) Die am 19.1.1973 vor dem Standesbeamten in Longerich Heir.Reg.Nr.4/1973 geschlossene Ehe der Parteien wird geschieden.</p> <p>2.) Von dem Konto Nr. 00000000 X 000 des Antragstellers bei der Bundesversicherungsanstalt f&#252;r Angestellte werden auf das Konto Nr. 00000000 Y 000 der Antragsgegnerin bei der Bundesversicherungsanstalt f&#252;r Angestellte Rentenanwartschaften in H&#246;he von monatlich 125,64 DM, bezogen auf den 31.5.1985, &#252;bertragen.</p> <p>III. Der Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung bez&#252;glich des Unterhalts und die Klage der Antragsgegnerin auf nachehelichen Unterhalt werden kostenpflichtig zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Das Urteil ist insoweit vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Antragsgegnerin darf die Zwangsvollstreckung wegen der Kosten durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 2.000,--DM abwenden, wenn nicht der Antragsteller zuvor Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p>IV. Im &#252;brigen werden die Kosten gegeneinander aufgehoben.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">&#160;J.Scheidung:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Tatbestand und Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die kinderlos gebliebene Ehe der deutschen Parteien <em>war</em></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">auf Antrag des Antragstellers gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1565 Abs.l, 1566 Abs.2 BGB zu scheiden:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Wie die gerichtliche Anh&#246;rung der Parteien ergeben hat, leben diese seit Mai 1982, also l&#228;nger als drei Jahre getrennt, so da&#223; das Scheitern der Ehe unwiderlegbar zu vermuten ist.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">II.Versorgungsausgleich:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben am 19.1.1973 geheiratet.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Scheidungsantrag ist am 20.6.1985 zugestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller ist am 29.4.1941, die Antragsgegnerin</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">ist am 26.4.1948 geboren. W&#228;hrend der gem&#228;&#223; &#167; 1587 Abs.2</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">BGB ma&#223;geblichen Ehezeit vom 1.1.1973 bis 31.5.1985 haben</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Parteien nach den eingeholten Ausk&#252;nften folgende nach</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160; 1587 a Abs.2 BGB zu bewertende Versorgungsanwartschaften</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">erworben:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">bei der Bundesversicherungsanstalt f&#252;r Angestellte Renten&#8209;</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">anwartschaften in H&#246;he von monatlich 675,20 DM.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin:</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">bei der Bundesversicherungsanstalt f&#252;r Angestellte</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Rentenanwartschaften in H&#246;he von monatlich 369,30 DM,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">bei der Firma C. Anwartschaften auf eine unverfallbare</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">zeitlich nicht begrenzte, noch nicht laufende, nicht voll&#8209;</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><img height="20" width="16" src="315_F_106_85_Urteil_19860917_0.png" alt="Die Entscheidung enth&#228;lt an dieser Stelle ein Bild oder eine Grafik." />dynamische Arbeitgeberrente f&#252;r Alter und Invalidit&#228;t,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">die zu einer Jahresrente bei Errechnung des 65. Lebensjahres</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">in H&#246;he von</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">398,04 DM</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">+4867,32 DM</span></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">5.265,36 DM f&#252;hren werden.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Wegen des Inhaltes der Ausk&#252;nfte im einzelnen wird auf die Akten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Anhaltspunkte f&#252;r Unvollstr&#228;ndigkeiten oder Unrichtigkeiten der Ausk&#252;nfte sind nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Zwischen den Parteien ist der Versorgungsausgleich gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1587 ff BGB durchzuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Von den im &#246;ffentlich-rechtlichen Wertausgleich zu ber&#252;ck-</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">sichtigenden Anwartschaften steht der Antragsgegnerin die H&#228;lfte des Wertunterschiedes zu (S 1587 a Abs.1 8.2. <em>4GB).</em></p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Ausgleichspflichtig ist der Ehegatte mit den werth&#246;heren Anwartschaften. Die zu dynamisierende Anwartschaft auf eine unverfallbare Betriebsrente ist nur auf Seiten des berechtigten Ehegatten in den Wertausgleich einzubeziehen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Zur Dynamisierung der statischen Anwartschaft von 5.265,36 DM ist der Barwert nach Ma&#223;gabe der Barwertverordnung vom 24.6.1977 (BGBl. I.S.1014) zu errechnen und der gerundete Barwert in eine Anwartschaft der gesetzlichen Rentenversicherung nach Ma&#223;gabe der Bekanntmachung der Rechengr&#246;&#223;en f&#252;r 1983 zur Durchf&#252;hrung des Versorgungsausgleichs in der gesetzlichen Rentenversicherung vom 17.12.1982 (BAnz. Nr.239) umzurechnen. Dies ergibt eine Anwartschaft von:</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Statischer Monatsbetrag 438,78 x 12= 5265,36 Jahresbetrag, x 2 Faktor der Tabelle 1 der Barwertverordnung bei einem Lebensalter von 37 vollen Jahren= 10530,72 gerundeter Barwert; x 0,01606222 x 0,32288750 (Faktoren der Tabelle 5 und 2 der a.a. Bekanntmachung bezogen auf das Ende der Ehezeit 31.5.1985) = 54,61 dynamisierte Rentenanwartschaft.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 1587 b Abs.l BGB in Verbindung mit &#167; 1304 a RVO/ &#167; 83 a AVG ist die H&#228;lfte des Wertunterschiedes der beiderseitigen in der gesetzlichen Rentenversicherung erworbenen Anwartschaften einschlie&#223;lich der sonstigen Anwartschaften des berechtigten Ehegatten zu &#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Anwartschaft des verpflichteten Ehegatten in der gesetz&#8209;</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">lichen Rentenversicherung betr&#228;gt:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 675,20 DMDie Anwartschaften des berechtigten</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Ehegatten betragen:</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">in der gesetzlichen Rentenversicherung 369,30 DM</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">auf die dynamisierte Anwartschaft:s.o. + 54 61 DM</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">423, 1 DM <span style="text-decoration:underline">-423,91 DM</span></p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Differenz:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 251,29 DM</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">geteilt durch 2(Splittingsbetrag)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; <span style="text-decoration:underline">=125<sub>,</sub>64 DM</span></p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">III. Unterhalt:</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Parteien leben seit dem 1.5.1982 getrennt.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Der Ehemann ist damals aus der Ehewohnung ausgezogen.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Bei der Antragsgegnerin lebt noch deren vorehelicher Sohn</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Mirco, der nicht vom Antragsteller stammt.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Am 4.5.1982 haben die Parteien eine privatschriftliche Ver&#8209;</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">einbarung geschlossen, unter deren Ziffer 1) es hei&#223;t:</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">"Ein monatlicher Unterhalt f&#252;r meine Ehefrau von 500,--DM</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">bis zu einer eventuellen Scheidung.Ein endg&#252;ltiger <em>Ab&#8209;</em></p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks"><em>schlu&#223;</em> der Eheangelegenheit sollte jedoch nach 1 Jahr get&#228;tigt</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">werden (auf B1.11 des UE-Verfahrens wird insoweit Bezug</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">genommen).</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller hat bis einschlie&#223;lich April 1986 an die</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Antragsgegnerin monatlich 500,--DM gezahlt, wobei er meint, dies</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">freiwillig insbesondere im Hinblick auf das Kind Mirco, an</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks"><em>dem</em> er h&#228;nge, getan zu haben.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Nach den vorgelegten Verdienstbescheinigungen hat die Antrags&#8209;</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">gegnerin ein monatliches durchschnittliches Nettoeinkommen</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">von 2157,--DM (vgl. 81.9 des UE-Verfahrens); der Antragsteller</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">ein solches von 2.979,47 DM (vgl. 81.32,33 der Scheidungsakte).</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks"><strong>1.)</strong>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; den Antragsgegner zu verurteilen, an die Antragstellerin zum 22.eines jeden Monats , beginnend mit dem 22.5.1986, f&#252;r die Zeit bis zur rechtskr&#228;ftigen Scheidung monatlich 500,--DM Unterhalt zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks"><strong>2.)</strong>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; den Antragegegner zu verurteilen, an die Antragetellerin zum l.eines jeden Monats, beginnend nach dem Monatsersten, der der rechtskr&#228;ftigen Scheidung folgt, einen monatlichen Unterhalt von 500,--DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller beantragt,</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">die jeweiligen Antr&#228;ge zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten, insbesondere wegen der jeweils geltend gemachten Abz&#252;ge und Belastungen wird auf die Schrifts&#228;tze der Parteien Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Sowohl der Antrag auf Erla&#223; einer einstweiligen Anordnung</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">bez&#252;glich Unterhalts (&#167; 620 Ziffer 6 ZPO) als auch die Klage auf nachehelichen Unterhalt sind nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Ein vertraglicher Anspruch scheidet nach Auffassung des</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Gerichts aus. Der Vereinbarung der Parteien vom 4.5.1982 kann nicht entnommen werden, da&#223; der Antragsteller sich unbe&#8209;</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">grenzt einer Unterhaltspflicht von 500,--DM unterwerfen wollte (vgl. Bl. 11 der Akte UE). Vielmehr gingen die Parteien davon aus, da&#223; ein Scheidungsverfahren bereits anh&#228;ngig war und in ca. 1 Jahr abgeschlossen sein w&#252;rde (vgl. auch B1.20 der Scheidungsakte).</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Auch nach &#167;&#167; 1361 bzw.1569 ff BGB bestehen keine Unterhaltsanspr&#252;che.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin hat insoweit ihre Bed&#252;rftigkeit nicht dargetan.Nach ihrer eigenen Einlassung hat sie ein durchschnittliches monatliches Nettoeinkommen von 2.157,--DM.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Zieht man hiervon die -f&#252;r eine Person viel zu hohe- Miete von 900,-- DM feste Kosten von 200 DM und Darlehnsr&#252;ckzahlung an die Eltern in H&#246;he von 250,--DM ab (vgl. Bl.8 der UE-Akte), so verbleiben immer noch 807,--DM.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Dies ist ein Betrag, von dem z.B.Studenten den <span style="text-decoration:underline">gesamten</span> Lebens&#8209;bedarf zu bestreiten haben.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin hat in keiner Weise dargetan, inwieweit sie mit diesem Betrag nicht auskommen kann. Das nichteheliche Kind Mirco mu&#223; insoweit dem Antragsteller gegen&#252;ber au&#223;er Betracht bleiben.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn die Antragsgegnerin insoweit ihre Bed&#252;rftigkeit dargetan h&#228;tte, ist zumindest f&#252;r den nachehelichen Unterhalt eine Anspruchsgrundlage nicht erkennbar.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen f&#252;r einen Unterhaltsanspruch wegen Krankheit (&#167; 1572 BGB) sind nicht substantiiert und schl&#252;ssig dargetan. Die diesbez&#252;glichen &#196;u&#223;erungen auf B1.20 der UE-Akte bewegen sich nach Auffassung des Gerichts im Bereich der anwaltlichen Polemik.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">In Betacht k&#228;me allenfalls ein Anspruch auf "Aufstockungsunterhalt" nach &#167; 1573 Abs.2 BGB.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Voraussetzung ist auch hier nach dem Gesetz, da&#223; die "eigenen Eink&#252;nfte.... zum vollen Unterhalt" nicht ausreichen.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Die'J'ist nicht dargetan.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Ferner sind im Rahmen des &#167; 1573 Abs.2 BGB die Gesamtumst&#228;nde</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">zu ber&#252;cksichtigen.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Entscheidend ist hierbei auch das Einkommengef&#228;lle.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Wenn dies wie im vorliegenden Fall bei:</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; bereinigtes Einkommen Ehemann:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 2545,50 DM</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Ehefrau:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; <span style="text-decoration:underline">2157,2&#8212; DM</span></p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">388,50 DM</span></p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">liegt, erscheint die Zusprechung eines Aufstockungsunterhalts kaum angemessen.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Zumindest sind erh&#246;hte Anforderungen an die Darlegung der Bed&#252;rftigkeit zu stellen.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">IV. Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167; 91,93 s <sub>2</sub>708 Nr.11, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Streitwerte:</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Scheidung: 15.408,--DM</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">VA: 1.507,68 DM EA UE: 3.000,--DM JE: 6.000,--DM</p>
315,530
lg-dortmund-1986-09-10-6-o-49683
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
6 O 496/83
"1986-09-10T00:00:00"
"2019-03-13T14:58:13"
"2019-03-27T09:42:53"
Urteil
ECLI:DE:LGDO:1986:0910.6O496.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;ger</p> <p>31.078,76 DM (i. W. ; einunddrei&#223;iqtausendacht-</p> <p>undsiebzig 76/100 Deutsche Mark) nebst 8,5 %</p> <p>Zinsen seit dem 13.Mai 1984 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden dem</p> <p>Beklagten auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung</p> <p>in H&#246;he von 41.600.--DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t best a n d :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben mit notariellem Kaufvertrag vom 26.11.1982</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">dem Beklagten ihr bebautes Grundst&#252;ck in D,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">S-kamp zum Kaufpreis von 31o.ooo,--DM verkauft. Der</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Kaufpreis sollte bis zum 15.1.1983 auf das Notaranderkonto</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">gezahlt werden; mit dieser Summe sollten noch bestehende</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Grundpfandrechte abgel&#246;st werden. Die &#220;bergabe des Objekts</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">erfolgte schon zum 15.12.1982. Der Beklagte begann auch</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">schon, Umbauma&#223;nahmen vorzubereiten.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte konnte den Kaufpreis nicht zahlen, da er</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">verm&#246;genslos war und auch ein Versuch, durch F&#228;lschungen von</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Banken Geld zu bekommen, fehl schlug. Im Strafverfahren 67 Ls</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">50 Js 324/83 STA Dortmund ist er wegen seines Verhaltens</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">gegen&#252;ber den Banken zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von 1o</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Monaten auf Bew&#228;hrung verurteilt worden.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist nicht als Eigent&#252;mer in das Grundbuch</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">eingetragen worden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 31.1.1983 haben die Kl&#228;ger durch ihre</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">damaligen Bevollm&#228;chtigten den Vertrag wegen arglistiger</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">T&#228;uschung angefochten. Sie machen in der vorliegenden Klage</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">folgende Schadenspositionen geltend:</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">20.ooo,--DM verlangen sie mit der Behauptung, sie h&#228;tten das</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Objekt an andere Interessenten ebenfalls f&#252;r 310.ooo,--DM</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">verkaufen k&#246;nnen; sp&#228;ter h&#228;tten sie lediglich trotz aller</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Bem&#252;hungen einen Kaufpreis von 290.ooo,--DM erzielt. Auch</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">wegen der zwischenzeitlich von dem Beklagten an dem Geb&#228;ude</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">vorgenommenen &#196;nderungen sei ihnen ein Schaden von 20.000,--</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">DM entstanden.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">8.617,62 DM verlangen sie als Zinsschaden aus dem Gesichts-</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">punkt, da&#223; die Kaufpreissumme nicht am 15.1.1983 einging,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">sondern der Nachfolgek&#228;ufer den Kaufpreis in H&#246;he von</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">290.ooo,--DM erst am 15.6.1983 zahlte und die Grundpfand-</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">rechte demgem&#228;&#223; erst sp&#228;ter abgel&#246;st worden konnten.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">2.461,14 DM machen sie als Schadensersatz aus dem Gesichts-</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">punkt geltend, da&#223; sie selbst in dem Vertrauen darauf, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">der Beklagte den Kaufpreis rechtzeitig zahlen werde, ein</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">anderes Kaufobjekt f&#252;r 145.ooo,--DM erworben hatten und</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">infolge der Nichtzahlung des Kaufpreises die nach Abl&#246;sung</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">der Grundpfandrechte &#252;bersch&#252;ssige Summe von 37.313,28 DM</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">vom 1.3.1983 bis zum 18.9.1983 zwischenfinanzieren mu&#223;ten.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an sie als</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Gesamtgl&#228;ubiger 31.078,76 DM nebst 8,5 % Zinsen</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">seit dem 13.Mai 1984 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Er bestreitet den eingetretenen Schaden der H&#246;he nach nicht,</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">sondern behauptet nur, er habe die Kl&#228;ger bei Abschlu&#223; des</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Vertrages nicht arglistig get&#228;uscht; er sei vielmehr gewillt</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">gewesen, den Betrag finanzieren zu lassen und habe darauf</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">vertraut, da&#223; seine zuk&#252;nftige Ehefrau mitunterschreiben</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">werde. Er bestreitet den geltend gemachten Zinsanspruch.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Wegen des Parteivorbringens im einzelnen wird auf die</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">vorbereitenden Schrifts&#228;tze sowie die dazu &#252;berreichten</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist in vollem Umfang begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die Klageforderung steht den Kl&#228;gern als Schadensersatz-</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">anspruch aus culpa in contrahendo bzw. gem&#228;&#223; &#167; 823 Abs. II BGB</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">in Verbindung mit &#167; 263 StGB oder aber gem&#228;&#223; &#167; 326 BGB als</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Schadensersatz wegen Nichterf&#252;llung zu.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Nach dem Vorbringen der Kl&#228;ger hat der Beklagte in Kenntnis</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">seiner Zahlungsunf&#228;higkeit die Kaufpreisverpflichtung unter</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">T&#228;uschung der Kl&#228;ger &#252;bernommen und damit sowohl eine</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">vorvertragliche Pflicht verletzt als auch ihnen gegen&#252;ber</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">einen Betrug im Sinne des &#167; 263 StGB, begangen.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Nach diesen Vorschriften hat der Beklagte den Kl&#228;gern das</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">negative Interesse zu ersetzen, d.h. er mu&#223; sie so stellen,</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">als wenn sie den Kaufvertrag mit ihm nicht abgeschlossen</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">h&#228;tten. Da&#223; die Kl&#228;ger in diesem Falle ebenfalls einen</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Kaufinteressenten zu den gleichen Bedingungen zu dem gleichen</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Kaufpreis gehabt h&#228;tten, hat der Beklagte nicht bestritten,</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">ebenso wenig wie die Tatsache, da&#223; die Kl&#228;ger das Haus sp&#228;ter</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">nur f&#252;r 290.000,--DM verkaufen konnten und ihnen dieser</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Kaufpreis erst am 15.6.1983 zur Verf&#252;gung stand. Den</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Differenzbetrag in H&#246;he von 20.000,--DM bez&#252;glich des</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">letztlich erzielten Kaufpreises k&#246;nnen die Kl&#228;ger als</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Schadensersatz verlangen, ebenso wie den Zinsschaden, der</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">ihnen dadurch entstanden ist, da&#223; sie nicht mit dem zahlungs-</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">f&#228;higen Dritten den Kaufvertrag abgeschlossen haben und ihnen</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">ebenfalls am 15.1.1983 der Kaufpreis in H&#246;he von 310.000,--DM</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">zur Abl&#246;sung ihrer Grundpfandrechte und zur teilweisen</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Verwendung zur Finanzierung ihres im Hinblick auf den Verkauf</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">neu erworbenen Eigenheims zur Verf&#252;gung stand. Wegen der H&#246;he</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">des Zinsanspruches im einzelnen, der von den Kl&#228;gern durch</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Abrechnungsschreiben nachgewiesen worden ist, wird auf die</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">ausf&#252;hrlichen Darlegungen in dem Beschlu&#223; vom 16.Mai 1986</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">unter Ziffer 2.) und 3.) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Das Vorbringen des Beklagten, er habe die Kl&#228;ger nicht &#252;ber</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">seine Zahlungswilligkeit und Zahlungsf&#228;higkeit arglistig</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">get&#228;uscht, da er auf eine Finanzierung durch die Banken und</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">die Mithaftung seiner k&#252;nftigen Ehefrau vertraut habe, ist</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">nicht geeignet, den Schadensersatzanspruch der Kl&#228;ger zu Fall</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">zu bringen. Am 15.1.1983 befand sich der Beklagte in Verzug</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">mit der Zahlung des Kaufpreises; eine Nachfristsetzung mit</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Ablehnungsandrohung war in diesem Fall entbehrlich, da die</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Zahlungsunf&#228;higkeit des Beklagten zu diesem Zeitpunkt</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">feststand. In diesem Fall h&#228;tten die Kl&#228;ger gegen den</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Beklagten einen Anspruch auf Schadensersatz wegen Nichter-</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">f&#252;llung gem. &#167; 326 BGB, der zumindest den mit der Klage</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">zugesprochenen Schaden abdeckt.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Der zugesprochene Zinsanspruch ergibt sich aus &#167;&#167; 286, 288</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Abs.II BGB.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben insoweit nachgewiesen, da&#223; sie zur Finan-</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">zierung ihres neuen Eigenheims Kreditmittel in Anspruch</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">nehmen, die die Klageforderung &#252;bersteigen. Die Kammer</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">sch&#228;tzt den Zinssatz gem. &#167; 287 ZPO auf 8,5 %.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 91, 709 ZPO.</p>
315,531
lg-dusseldorf-1986-09-09-4-o-32079
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 O 320/79
"1986-09-09T00:00:00"
"2019-03-13T14:58:14"
"2019-03-27T09:42:53"
Schlussurteil
ECLI:DE:LGD:1986:0909.4O320.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Rechtsstreit ist insoweit in der Hauptsache erledigt, als der Kl&#228;ger beantragt hat, die Beklagten zu verurteilen, es bei Meidung von Ordnungsmitteln zu unterlassen,</p> <p> 1.</p> <p>1.</p> <p>ein Verfahren zur fortlaufenden Herstellung von auf beiden Seiten mit einer d&#252;nnen, biegsamen Folie kaschierten Platten aus Polyurethan-Hartschaum, bei dem die Reaktionskomponenten nach ihrer Vereinigung auf eine der sich mit einer der Reaktionsgeschwindigkeit entsprechenden Geschwindigkeit fortbewegenden Folien aufgebracht und aufgesch&#228;umt werden, die R&#228;nder der kaschierten Bahn beschnitten werden und die Bahn auf L&#228;nge geschnitten wird,</p> <p>in Verkehr zu bringen, feilzuhalten oder zu gebrauchen,</p> <p>bei dem</p> <p>a)</p> <p>die R&#228;nder der unabh&#228;ngig von der oberen, breiteren Folie seitlich frei bewegbaren unteren, schmaleren Folie vor dem Aufbringen der vereinigten Reaktionskomponenten mit je einem schmalen Randstreifen unterlegt werden, die Randstreifen hochgefaltet werden uns beide Folien mit den Randstreifen w&#228;hrend des Aufsch&#228;umens seitlich frei beweglich und &#252;berfl&#252;ssigen Schaumstoff seitlich zwischen den Randstreifen und der oberen Folie frei entweichen lassend gef&#252;hrt werden,</p> <p>oder</p> <p>b)</p> <p>die unabh&#228;ngig von der oberen Folie seitlich frei bewegbare untere Folie seitlich hochgefaltete Randstreifen aufweist und im waagerechten Bereich schmaler ist als die obere Folie und beide Folien w&#228;hrend des Aufsch&#228;umens seitlich frei beweglich und &#252;berfl&#252;ssigen Schaumstoff seitlich zwischen dem hochgefalteten Randstreifen und der oberen Folie frei entweichen lassend gef&#252;hrt werden;</p> <p></p> <p>2.</p> <p>zur Durchf&#252;hrung des zu I. 1. bezeichneten Verfahrens geeignete Vorrichtungen mit zwei einander gegen&#252;ber angeordneten F&#246;rderb&#228;ndern, deren einander zugekehrte, durch Platten abgest&#252;tzte Abschnitte den Raum begrenzen, innerhalb dessen der Hartschaum aufgesch&#228;umt wird,</p> <p>feilzuhalten oder in den Verkehr zu bringen,</p> <p>bei denen &#252;ber den R&#228;ndern des unteren F&#246;rderbandes und im Abstand vom oberen F&#246;rderband Stollen derart angeordnet sind, da&#223; die obere Folie im Abstand von den Stollen nach au&#223;en gef&#252;hrt werden kann, bei Anwendung des zu I. 1. a) bezeichneten Verfahrens die Stollen sich im Abstand von den R&#228;ndern der unteren Folie befinden und an dem Stollen die Randstreifen hochgefaltet werden k&#246;nnen und bei Anwendung des zu I. 1. b) bezeichneten Verfahrens die Stollen sich im Abstand von dem waagerechten Abschnitt der unteren Folie befinden und an dem Stollen die Randstreifen der unteren Folie hochgefaltet werden k&#246;nnen,</p> <p></p> <p>ohne ihre Abnehmer zu verpflichten, mit diesen Vorrichtungen das zu I. 1. bezeichnete Verfahren nicht auszu&#252;ben,</p> <p>oder derartige Vorrichtungen zur Aus&#252;bung des zu I. 1. bezeichneten Verfahrens zu gebrauchen.</p> <p></p> <p>II.</p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage, soweit &#252;ber sie nicht durch Teilurteil der Kammer vom 11. November 1982 erkannt worden ist, abgewiesen.</p> <p></p> <p>III.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p></p> <p>IV.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks">T a t b e s t a n d</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war Inhaber des deutschen Patents X, das auf einer Anmeldung vom 22. Juli 1965 beruhte und im Verlaufe des Rechtsstreits durch Zeitablauf erloschen ist. Das Klagepatent betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur fortlaufenden Herstellung von kaschierten Platten aus Polyurethan-Hartschaum. Der Kl&#228;ger hat die Beklagten aus diesem Patent zun&#228;chst auf Unterlassung, Rechnungslegung und Schadensersatz in Anspruch genommen. Er begehrt nunmehr die Feststellung, da&#223; sein Unterlassungsbegehren durch Ablauf der Schutzdauer des Klagepatents in der Hauptsache erledigt ist, die Verurteilung der Beklagten zur Rechnungslegung und die Feststellung ihrer Verpflichtung, ihm allen durch die geltend gemachte Patentverletzung entstandenen Schaden zu ersetzen. Dabei streiten die Parteien im wesentlichen um die Wirksamkeit eines zwischen ihnen am 9. April 1968 geschlossenen Vergleichs, in dem unter anderem der Kl&#228;ger den Beklagten eine nicht ausschlie&#223;liche Freilizenz mit dem Recht zur Vergabe von Unterlizenzen am Klagepatent erteilte, ferner um die Frage, ob die Beklagten das erfindungsgem&#228;&#223;e Verfahren benutzt haben sowie um die Frage, ob und gegebenenfalls in welchem Umfange den Beklagten an dem erfindungsgem&#228;&#223;en Verfahren und/oder der erfindungsgem&#228;&#223;en Vorrichtung ein privates Vorbenutzungsrecht zusteht. Die mit der Klage geltend gemachten Anspr&#252;che 1 und 2 des Klagepatents lauten wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">"1.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Verfahren zur fortlaufenden Herstellung von auf beiden Seiten mit einer d&#252;nnen, biegsamen Folie kaschierten Platten aus Polyurethan-Hartschaum, bei dem die Reaktionskomponenten nach ihrer Vereinigung auf eine der sich mit einer der Reaktionsgeschwindigkeit entsprechenden Geschwindigkeit fortbewegenden Folien aufgebracht und aufgesch&#228;umt werden, die R&#228;nder der kaschierten Bahn geschnitten werden und die Bahn auf L&#228;nge geschnitten wird, dadurch gekennzeichnet, da&#223; die R&#228;nder der unabh&#228;ngig von der oberen, breiteren Folie seitlich frei bewegbaren, unteren schmaleren Folie vor dem Aufbringen der vereinigten Reaktionskomponenten mit je einem schmalen Randstreifen unterlegt werden, die Randstreifen hochgefaltet werden und beide Folien mit den Randstreifen w&#228;hrend des Aufsch&#228;umens seitlich frei beweglich und &#252;berfl&#252;ssigen Schaumstoff seitlich zwischen den Randstreifen und der oberen Folie frei entweichen lassend gef&#252;hrt werden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Vorrichtung zur Durchf&#252;hrung des Verfahrens nach Anspruch 1 mit zwei einander gegen&#252;ber angeordneten F&#246;rderb&#228;ndern, deren einander zugekehrte, durch Platten abgest&#252;tzte Abschnitte den Raum begrenzen, innerhalb dessen der Hartschaum aufgesch&#228;umt wird, dadurch gekennzeichnet, da&#223; im Abstand von den R&#228;ndern der unteren Folie (19) &#252;ber den R&#228;ndern des unteren F&#246;rderbandes (12) und im Abstand von der oberen Folie (21) Stollen (28) angeordnet sind, an welchen die Randstreifen (24, 25) hochgefaltet sind."</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Dem gegenw&#228;rtigen Rechtsstreit gingen bereits mehrere Auseinandersetzungen zwischen den Parteien oder zwischen dem Kl&#228;ger und einer der beiden Beklagten voraus. Die Beklagte zu 2. stellt unter anderem Anlagen zur fortlaufenden Herstellung von harten Schaumstoffplatten und -bahnen auf Polyurethan-Basis her. Die Beklagte zu 1. liefert Rohstoffe zur Herstellung dieser Platten. Seit Mitte 1968 ist die Beklagte zu 1. alleinige Gesellschafterin der Beklagten zu 2. Schon in den Jahren davor arbeiteten die Beklagten jedoch eng zusammen. Anfang des Jahres 1967 kam es zu gerichtlichen Auseinandersetzungen zwischen dem Kl&#228;ger und der Beklagten zu 2., weil der Kl&#228;ger die Beklagte zu 2. sowie Abnehmer der Beklagten zu 2. aus dem Gebrauchsmuster X verwarnt hatte. Die Anspr&#252;che 1 - 5 dieses wie das Klagepatent am 22. Juli 1965 angemeldeten Gebrauchsmusters lauteten wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">"1.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Vorrichtung zur fortlaufenden Herstellung von auf beiden Seiten mit einer d&#252;nnen, biegsamen Folie kaschierten Platten aus PU-Hartschaum zwischen zwei einander gegen&#252;ber angeordneten F&#246;rderb&#228;ndern, deren einander zugekehrte, durch Platten abgest&#252;tzte Abschnitte den Raum begrenzen , innerhalb dessen der Hartschaum aufgesch&#228;umt wird, dadurch gekennzeichnet, da&#223; auf den zwei R&#228;ndern des unteren F&#246;rderbandes (12) je ein schmaler Streifen (24, 25) aufliegt und die" untere Folie (19) mit ihren R&#228;ndern auf den schmalen Streifen aufliegt, da&#223; beide Folien (19, 21) und die Randstreifen zwischen zwei an beiden Seiten mit der unteren St&#252;tzplatte (16) fest verbundenen Stollen,(28) w&#228;hrend des Aufsch&#228;umens frei beweglich und zwischen den Stollen und dem oberen F&#246;rderband (13) ausweichbar gef&#252;hrt sind, da&#223; die R&#228;nder der kaschierten Bahn geschnitten sind und die Bahn in an sich bekannter Weise auf L&#228;nge geschnitten ist.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, da&#223; zwischen den Stollen (28) und dem oberen F&#246;rderband (13) ein schmaler Spalt freigelassen ist.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Vorrichtung nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, da&#223; die untere Folie (19)zwischen den Stollen (28) mit Spiel angeordnet ist.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Vorrichtung nach Anspruch 1 - 3 dadurch gekennzeichnet, da&#223; die obere Folie (21) breiter als die untere Folie (19) ist.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Vorrichtung nach Anspruch 1-4, dadurch gekennzeichnet, da&#223; die Stollen (28) zur Einstellung verschiedener Plattenbreiten verschiebbar und zur Einstellung verschiedener Plattenh&#246;hen auswechselbar angeordnet sind."</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 30. Januar 1967 (Anlage W 11), von dem er Abnehmern der Beklagten zu 2. Kopien zuleitete, bezichtigte der Kl&#228;ger die Beklagte zu 2., sie habe eine in seinem Werk besichtigte Plattenbandanlage nachgebaut. In dem Schreiben hei&#223;t es weiter:</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">"Da Ihre Maschinen alle wesentlichen Merkmale, worauf es ankommt, n&#228;mlich</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">seitlich starre oder mit laufende Begrenzungen, die einen Spalt zu den Druckplatten haben,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">starre Seitenbegrenzungen, die auswechselbar und verschiebbar sind, zur Herstellung von Platten in verschiedenen Dicken und Breiten,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">aufweisen, verwarnen wir Sie heute letztmalig, keine Maschinen mehr zu bauen oder anzubieten, die die vorgenannten Merkmale besitzen."</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">In einem bei der Kammer unter dem Aktenzeichen 4 Q 14/67 anh&#228;ngig gemachten Verfahren auf Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung sowie in dem gleichzeitig anh&#228;ngig gemachten Hauptsacheverfahren - 4 0 -14/67 - machte die Beklagte zu 2. u.a. geltend, die von ihr hergestellte und vertriebene Maschine mache von den Merkmalen der Anspr&#252;che 1 und 4 des Gebrauchsmusters keinen Gebrauch, da ein Spalt im Sinne des Schutzrechts nicht vorhanden sei. Au&#223;erdem stehe ihr ein privates Vorbenutzungsrecht zu. Mit Urteil vom 30. M&#228;rz 1967 (Anlage W 15) untersagte die Kammer dem Kl&#228;ger die Abnehmerverwarnung mit der Begr&#252;ndung, der Beklagte zu 2. habe glaubhaft gemacht, da&#223; die von ihr hergestellten und vertriebenen Vorrichtungen von den nur in Kombination vom Kl&#228;ger als schutzf&#228;hig beanspruchten Merkmalen der Anspr&#252;che 1 und 4 des Gebrauchsmusters keinen Gebrauch machten. Die Beklagte zu 2. stelle, wie sich aus der eidesstattlichen Versicherung ihres Prokuristen X vom 21. M&#228;rz 1967 (Anlage W 17 b) ergebe, die Vorrichtung so ein, da&#223; zwischen den Stollen und der oberen Folie lediglich ein schmaler Spalt entstehe, der ausschlie&#223;lich zur Vermeidung einer Friktion zwischen der Oberseite der Stollen, des sich bewegenden oberen F&#246;rderbandes, der oberen Folie und der &#252;ber die Oberseite der Stollen abgewinkelt nach au&#223;en gef&#252;hrten unteren Folie diene. Die Breite des Spaltes werde von der Beklagten zu 2. absichtlich so schmal gew&#228;hlt, da&#223; ein seitlicher Materialaustritt vermieden werde. Ein etwaiger &#220;berdruck werde durch eine besondere Gegendrucksteuerung ausgeglichen, weshalb die Beklagte zu 2. auch nicht damit rechnen brauche, da&#223; ihre Abnehmer die Vorrichtung auf einen Spalt im Sinne des Gebrauchsmusters einstellten.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil legte der Kl&#228;ger Berufung ein. In der Berufungsinstanz gab er eine strafbewehrte Unterlassungserkl&#228;rung ab, woraufhin das Verfahren von den Parteien &#252;bereinstimmend f&#252;r in der Hauptsache erledigt erkl&#228;rt wurde. Mit Beschlu&#223; vom 28. Juli 1967 (Anlage W 16) legte das Oberlandesgericht D&#252;sseldorf die Kosten des Verfahrens dem Kl&#228;ger auf. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte das Oberlandesgericht aus, die Beklagte zu 2. sei kraft eines Vorbenutzungsrechts befugt, diejenige Merkmalskombination, die in der von ihr vor Anmeldung des Gebrauchsmusters entwickelten Maschine verk&#246;rpert gewesen sei, auch weiterhin zu benutzen. Da diese Merkmalskombination die in dem beanstandeten Verwarnungsschreiben bezeichneten Merkmale mitumfasse, sei die Verwarnung - zumindest in der geschehen allgemeinen Fassung - zu Unrecht erfolgt. Der Senat habe nicht zu pr&#252;fen gehabt, ob der Kl&#228;ger im Verh&#228;ltnis zu der Beklagten zu 2. ungeachtet des dieser zustehenden Vorbenutzungsrechts ein Ausschlie&#223;lichkeitsrecht hinsichtlich einer besonderen Bemessung und Funktion des zwischen den Seitenbegrenzungen und dem oberen Transportband befindlichen Spalts in Anspruch nehmen k&#246;nne. Die beanstandeten Verwarnungsschreiben h&#228;tten auf ein derartiges - beschr&#228;nktes - Recht der Beklagten zu 2. nicht Bedacht genommen, sondern vor der Benutzung des Merkmals "Spalt zwischen Seitenbegrenzung und Druckplatten" schlechthin gewarnt. In dem Hauptsacheverfahren stellte die Kammer mit Urteil vom 28. November 1967 die Verpflichtung des Kl&#228;gers zum Ersatz des der Beklagten zu 2. entstandenen Schadens fest.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Inzwischen war am 17. August 1967 die Anmeldung des Klagepatents bekannt gemacht worden. Hiergegen hatten unter dem 15. November 1967 sowohl die Beklagte zu 1. (Anlage B 1) als auch die Beklagte zu 2. (Anlage B 2) Einspruch erhoben. In ihrem Einspruch f&#252;hrte die Beklagte zu 1. aus, beim gegebenen Stand der Technik stellten die anspruchsgem&#228;&#223;en Einzelmerkmale sowohl des Verfahrensanspruchs als auch des Vorrichtungsanspruchs technische Selbstverst&#228;ndlichkeiten dar. Au&#223;erdem berief sich die Beklagte zu 1. auf eine offenkundige Vorbenutzung. Im August 1963 sei ihr von der Beklagten zu 2. eine Anlage zur kontinuierlichen Herstellung von Hartschaumplatten in Papierformen geliefert worden, bei der mit vier Papierbahnen gearbeitet worden sei. In der Folgezeit habe eine gro&#223;e Zahl von Firmen ein Angebot zur Lieferung einer Vorrichtung zur Durchf&#252;hrung des in Rede stehenden Verfahrens erhalten. Zur Zeit der Angebote h&#228;tten eine Reihe von Interessenten von der M&#246;glichkeit, die Vorrichtung im Stillstand und Betrieb zu besichtigen, Gebrauch gemacht, u.a. die Firma X aus Israel am 2. Oktober 1964, die Firma X aus Viersen am 13. Januar 1965 und die X AG am 14. Oktober und 12. Dezember 1963. Als Zeuge f&#252;r diesen Sachvortrag wurde der Abteilungsvorstand der anwendungstechnischen Abteilung K der Beklagten zu 1., benannt.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Einspruch der Beklagten zu 2. ist ausschlie&#223;lich auf offenkundige Vorbenutzung gest&#252;tzt. In ihm hei&#223;t es, die Beklagte zu 2. habe bereits im Jahre 1963 eine Vorrichtung zur fortlaufenden Herstellung von auf beiden Seiten mit einer d&#252;nnen, biegsamen Folie kaschierten Platten aus Hartschaum aus zwei einander gegen&#252;ber angeordneten F&#246;rderb&#228;ndern geliefert, bei der im Abstand von den R&#228;ndern der unteren Folie &#252;ber den R&#228;ndern des unteren F&#246;rderbandes und im Abstand von der oberen Folie Stollen angeordnet gewesen seien, an welchen Randstreifen h&#228;tten hochgefaltet werden k&#246;nnen. Die Stollen zur Begrenzung des Sch&#228;umraumes seien mit dem unteren endlosen F&#246;rderband fest verbunden gewesen. Ende September/Anfang Oktober 1964 sei die Vorrichtung bei der Beklagten zu 1. in der Weise umgebaut worden, da&#223; anstelle der mit dem unteren F&#246;rderband fest verbundenen seitlichen Stollen ortsfest angeordnete, auswechselbare und seitenverstellbare Stollen vorgesehen gewesen sind. Die Vorrichtung sei von der Beklagten zu 1. zum Zwecke des Verkaufs im Stillstand und im Betrieb einer gr&#246;&#223;eren Anzahl von interessierten Firmen vorgef&#252;hrt und noch einer gr&#246;&#223;eren Anzahl von Firmen zum Verkauf angeboten worden. Diese Angebote h&#228;tten bei den Firmen X, X GmbH, X GmbH und X. teilweise vor, teilweise nach dem Tage der Patentanmeldung zu Kaufabschl&#252;ssen gef&#252;hrt. Durch das Feilhalten und Vorf&#252;hren der Vorrichtung sei auch das in Anspruch 1 unter Schutz gestellte Verfahren neuheitssch&#228;dlich vorweggenommen worden. Die Beklagte zu 2. verwies in diesem Zusammenhang auf die Werkstattzeichnung 13/465.02 vom 2. Juni 1965 (Anlage K 22 zur Anlage MvF 18). Aus der Zeichnung ergebe sich, da&#223; zwischen Oberkante der Stollen und der Unterseite des oberen Bandes bewu&#223;t ein gr&#246;&#223;erer Spalt von etwa 4 mm vorgesehen sei. Dieser Spalt zwischen den Stollen und der Unterseite des oberen Bandes diene neben der Vermeidung von Friktionen zwischen diesen Teilen zum Hindurchf&#252;hren der oberen Abdeckfolie und eines beispielsweise 2-f&#246;rmig, gefalteten Seitenstreifens; Es hei&#223;t sodann weiter:</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">"Bei dem Feilhalten und der Vorf&#252;hrung der offenkundig vorbenutzten Vorrichtung wurden dem interessierten Kunden auch die verschiedensten M&#246;glichkeiten zur Benutzung einer derartigen Vorrichtung zur Herstellung von Hartschaumplatten er&#246;rtert und erl&#228;utert. Hierbei wurde insbesondere auch wiederholt eine Arbeitsweise erl&#228;utert, bei der die R&#228;nder der unabh&#228;ngig von der oberen breiteren Folie seitlich bewegbaren schmaleren Folie vor dem Aufbringen der Hartschaummasse mit je einem schmalen Randstreifen unterlegt wurden, die Randstreifen hochgefaltet wurden und beide Folien mit den Randstreifen des Aufsch&#228;umens seitlich frei beweglich gef&#252;hrt wurden. Falls bei der Aufgabe des Schaumstoffes die Menge des zugef&#252;hrten in durchaus unerw&#252;nschter Weise &#252;berdosiert w&#252;rde, k&#246;nnte der &#252;berfl&#252;ssige Schaumstoff, solange er sich noch im fl&#252;ssigen Zustand befand, auch seitlich zwischen den Randstreifen und der Unterseite der oberen Folie frei heraustreten.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Beispielsweise sei darauf hingewiesen, da&#223; bei dem Feilhalten der offenkundig vorbenutzten Vorrichtung in Deutschland gegen&#252;ber der Firma X. eine derartige Arbeitsweise mit zwei seitlichen, zwischen dem oberen Rand der Stollen und der Unterseite der oberen Folie</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">nach au&#223;en hindurchtretenden Seitenstreifen, das sogenannte Vier-Bahnen-System, als mit zu der. Arbeitsweise der feilgehaltenen Vorrichtung geh&#246;rig er&#246;rtert wurde."</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Diesen Tatbestand stellte die Beklagte zu 2. unter Beweis durch das Zeugnis der Herren X und X. Wegen der weiteren Einzelheiten des Einspruchsvorbringens wird auf die Anlagen B 1 und B 2- verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Im April 1968 schlossen die Parteien den bereits erw&#228;hnten Vergleich (Anlage W 19) der w&#246;rtlich wie folgt lautet:</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">"1.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">X erteilt X und/oder X eine nichtausschlie&#223;liche Freilizenz mit dem Recht zur Vergabe von Unterlizenzen an die Abnehmer von X und/oder X gelieferten Doppeltransportband-Anlagen unter dem aus der Anmeldung vom 22.07.1965 hervorgegangenen Gebrauchsmuster Nr. X und dem gegebenenfalls daraus hervorgehenden Deutschen Patent (heute DAS X). X erteilt X und/oder X eine nicht ausschlie&#223;liche kostenpflichtige Lizenz unter den entsprechenden ausl&#228;ndischen Gegenst&#252;cken zu angemessenen Bedingungen mit dem Recht zur Vergabe von Unterlizenzen an die Abnehmer von X und/oder X gelieferten Doppeltransportband-Anlagen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">X und/oder X verpflichten sich, die L&#246;schungsklage gegen aas Gebrauchsmuster X sowie die Einspr&#252;che gegen DAS X zur&#252;ckzuziehen. X und/oder X verzichten auf direkte oder indirekte weitere Angriffe gegen die genannten Schutzrechte bzw. Patentanme1dungen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">3</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">X erteilt X auf das DBP X eine nicht-ausschlie&#223;liche und nicht-&#252;bertragbare Lizenz zur Herstellung von Schaumstoffplatten. Die Lizenzgeb&#252;hr betr&#228;gt 3 % vom Nettoverkaufserl&#246;s der von X hergestellten Schaumstoffplatten. Als Nettoverkaufserl&#246;s gilt der von X in Rechnung gestellte Preis abz&#252;glich der &#252;blichen und tats&#228;chlich gew&#228;hrten Skonti, Rabatte zuz&#252;glich Umsatzsteuer. Soweit X f&#252;r die Herstellung von Schaumstoffplatten Isocyanate direkt oder indirekt von X bezieht und einsetzt, gilt die Zahlung des Kaufpreises f&#252;r diese Isocyanate als Entrichtung der obigen Lizenzgeb&#252;hr. X wird im Falle des Direktbezuges X die Isocyanate zu Marktpreisen anbieten.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">X verzichtet, aus der Verletzung dieses Schutzrechtes durch X in der Vergangenheit Anspr&#252;che gegen X und seine Kunden geltend zu machen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">X verzichtet auf alle eventuellen ihr nach dem Urteil 4 0 46/67 vom 28.11.1967 des Landgerichts D&#252;sseldorf zustehenden weiteren Schadensersatzanspr&#252;che.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">6.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Wegen der Kosten der Verfahren 4 Q 14/67 Landgericht D&#252;sseldorf bzw. 2 .U.59/67 Oberlandesgericht D&#252;sseldorf und 4 0 46/67 Landgericht D&#252;sseldorf verbleibt es bei der von den Gerichten festgesetzten Regelung.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">7.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">X verzichtet in dem Verfahren 4 0 46/67auf Rechtsmittel.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">8.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Jede Partei tr&#228;gt ihre Kosten selbst, soweit Kosten aus diesem Vergleich entstehen."</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">In der Folgezeit kam es zu Streitigkeiten zwischen den Parteien &#252;ber die Frage der Lizenzzahlungen f&#252;r das Ausland. Der Kl&#228;ger vertrat die Auffassung, alle von den Beklagten in die L&#228;nder, in denen ihm ein dem Klagepatent entsprechendes Patent erteilt worden sei, gelieferten Anlagen wiesen zumindest die gesch&#252;tzten Vorrichtungsmerkmale auf und seien damit lizenzpflichtig; es sei nicht unbedingt erforderlich, da&#223; mit diesen Vorrichtungen auch nach dem gesch&#252;tzten Verfahren produziert werde. Die Beklagten vertraten die Auffassung, hinsichtlich der Auslandslieferungen komme eine Lizenzgeb&#252;hrenpflicht nur in Betracht, soweit ihre Kunden von einem im Ausland bestehenden Patentschutz Gebrauch machten; ihre Abnehmer benutzten nach ihrer Kenntnis jedoch die f&#252;r den Kl&#228;ger gesch&#252;tzte Arbeitsweise nicht. In einem unter dem Aktenzeichen 4 O 215/69 bei der Kammer anh&#228;ngig gemachten Rechtsstreit begehrten die Beklagten u.a. die Feststellung, da&#223; der Kl&#228;ger nach dem Vergleich vom 9. April 1968 Anspr&#252;che auf Zahlung von Lizenzgeb&#252;hren nicht geltend machen k&#246;nne f&#252;r die von ihnen, den Beklagten, an ihre Auslandskunden gelieferten oder zu liefernden Vorrichtungen zur fortlaufenden Herstellung von kaschierten Platten aus Polyurethan-Hartschaum, die zwei aneinander gegen&#252;ber angeordnete F&#246;rderb&#228;nder aufweisen, deren einander zugekehrte, durch Platten abgest&#252;tzte Abschnitte den Raum begrenzen, innerhalb dessen Hartschaum aufgesch&#228;umt wird, wobei im Abstand von den R&#228;ndern der unteren Folie &#252;ber den R&#228;ndern des unteren F&#246;rderbandes und im Abstand von der oberen Folie Stollen angeordnet sind, an welchen Folienstreifen hochgefaltet sind, wenn der Abstand der Stollen zu der oberen Folie nur als Friktionsspalt ausgebildet ist, der &#252;berfl&#252;ssigen Schaumstoff seitlich nicht frei entweichen l&#228;&#223;t. Landgericht und Oberlandesgericht (Urteil vom 28. November 1972 - 20 U 10/72) wiesen das Fest stellungsbegehren ab. Das Oberlandesgericht vertrat die Auffassung, nach dem von den Parteien abgeschlossenen Vergleich bestehe die Lizenzzahlungspflicht nicht nur dann, wenn die ausl&#228;ndischen Abnehmer der Beklagten das dem Kl&#228;ger gesch&#252;tzte Verfahren benutzten, sondern bereits bei der Lieferung von Vorrichtungen in das patentgesch&#252;tzte Ausland, bei denen die Gr&#246;&#223;e aes Friktionsspaltes variiert werden k&#246;nne. Mit Urteil vom 25. Januar 1977 (Anlage B 3) hob der Bundesgerichtshof das Urteil des Oberlandesgerichts auf und verwies die Sache zur anderweiten Verhandlung und Entscheidung an das Berufungsgericht zur&#252;ck. In seinem Urteil f&#252;hrte der Bundesgerichtshof aus, &#252;ber die Lizenzzahlungspflicht der Beklagten k&#246;nne erst nach weiterer Sachaufkl&#228;rung entschieden werden; wegen der Einzelheiten der Begr&#252;ndung wird auf die als Anlage B 3 &#252;berreichte Urteilsabschrift Bezug genommen. Der an das Berufungsgericht zur&#252;ckverwiesene Rechtsstreit ist dort von den Parteien bislang nicht wieder aufgenommen worden.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Nach Erla&#223; des Berufungsurteils nahm der Kl&#228;ger die Beklagten vor der Kammer auf Auskunft und Zahlung hinsichtlich der Auslandslieferungen in Anspruch (4 O 139/73)- Mit Schreiben vom 11. Januar 1974 (Anlage W 21) sprach er gegen&#252;ber den Beklagten die K&#252;ndigung des Vergleichs vom 9- April 1968 aus wichtigem Grund aus. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte er an, die Tatsache, da&#223; im Rahmen des Vertragsverh&#228;ltnisses jede offene Frage zwischen den Parteien gerichtlich gekl&#228;rt werden m&#252;sse, zeige, da&#223; ihm ein Festhalten am Vertragsverh&#228;ltnis nicht mehr zuzumuten sei. Durch die mangelnde Bereitschaft, mit ihm in einer unter Vertragspartnern &#252;blichen Weise zusammenzuwirken, h&#228;tten die Beklagten die f&#252;r ein Vertragsverh&#228;ltnis erforderliche Vertrauensgrundlage ersch&#252;ttert. Die Beklagten wiesen die K&#252;ndigungserkl&#228;rung des Kl&#228;gers zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Unterdessen hatte im Jahre 1972 die Firma X Leichtbauplatten-Werk X gegen das Klagepatent Nichtigkeitsklage erhoben. In der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 30. Mai 1974 vernahm das Bundespatentgericht den von der Firma X als Zeugen benannten Abteilungsvorstand im Ressort PUA der Beklagten zu 1., X. In seiner Aussage erkl&#228;rte der Zeuge u.a., die Beklagte zu 2. habe der Beklagten zu 1. im Jahre 1963 eine Doppeltransportbandanlage geliefert, diese Anlage sei im Oktober 1964 derart umgebaut worden, da&#223; die am unteren Transportband aufgeschraubten Winkel durch verschiebbare Seitenleisten ersetzt worden seien. Die Anlage sei vor und nach dem Umbau verschiedenen Interessenten vorgef&#252;hrt worden, wobei den Interessenten keine Geheimhaltungsverpflichtungen auferlegt worden seien. Vor dem Umbau sei in dem aurch.aas untere Band und die Winkel geformten Trog eine Folie hineingelegt worden, die zun&#228;chst an den durch das Band und die Winkel gebildeten Ecken, sodann noch einmal an der obersten Stelle der Winkel perforiert gewesen sei, damit sie an den Perforierungslinien habe umgefaltet werden k&#246;nnen, und zwar so, da&#223; die obere Umfaltung nach innen verlief. Nach dem Umbau sei die untere Folie in gleicher Weise wie vor dem Umbau verlaufen, nunmehr allerdings nicht entlang der Winkel, sondern entlang der verschiebbaren Seitenleisten. Die Folie des oberen Bandes habe unter Umst&#228;nden bis in den Bereich der Seitenleisten hineinragen k&#246;nnen. Zwischen den Seitenleisten und der Folie des oberen Bandes sei ein schmaler Spalt verblieben, der notwendig gewesen sei, um eine Friktion zu vermeiden. Durch diesen Spalt sei aber kein Stoff ausgetreten, es sei denn, es w&#228;re etwas nicht ordnungsgem&#228;&#223; verlaufen. Wenn er in einer eidesstattlichen Erkl&#228;rung vom 20. Juli 1967 (Anlage W 41) gesagt habe, da&#223; die Faltung der R&#228;nder der Materialbahn auch Z-f&#246;rmig nach au&#223;en m&#246;glich gewesen sei, so habe er damit zum Ausdruck bringen wollen, da&#223; die au&#223;enliegende Perforation der unteren Folie auch nach au&#223;en h&#228;tte umgeschlagen werden k&#246;nnen. Er wisse nicht, da&#223; mit einer Z-f&#246;rmigen Folie gearbeitet worden sei, k&#246;nne dies aber nicht ausschlie&#223;en; damit meine er den Zeitraum von 1963 bis 1965. Bei den-Versuchen sei auch mit nicht faltbaren Materialien (als Folien) gearbeitet worden, und er k&#246;nne nicht ausschlie&#223;en, da&#223; bei diesen Versuchen auch einmal Randstreifen unter die R&#228;nder einer solchen unteren Folie angef&#252;gt worden seien. Ihm sei nicht bekannt, da&#223; Interessenten ein derartiges Verfahren vorgef&#252;hrt worden sei. Er k&#246;nne auch nicht best&#228;tigen, da&#223; Angebote mit der Schilderung eines derartigen Verfahrens an Interessenten versandt worden seien.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Mit Urteil vom .30. Mai 1974 (Anlage W 22) wies das Bundespatentgericht die Nichtigkeitsklage ab. In den Urteilsgr&#252;nden wird ausgef&#252;hrt, der Zeuge X habe nicht die Behauptung der Kl&#228;gerin X best&#228;tigen k&#246;nne, da&#223; bei der von der Beklagten zu 2. an die Beklagte zu 1. gelieferten Maschine die untere Folie an ihren Enden in einer Z-&#228;hnlichen Form nach au&#223;en umgeschlagen worden sei. Der aus der Werkstatt Zeichnung 13/465.02 ersichtliche Spalt sei deshalb nur als Friktionsspalt anzusehen, aus dem Schaummasse nicht austreten solle. Die Anlage sei damit nicht zur Durchf&#252;hrung des vom Klagepatent beanspruchten Verfahrens geeignet gewesen. Die Berufung der Firma X gegen dieses Urteil wies der Bundesgerichtshof mit Urteil vom 11. Mai 1978 (Anlage W 6) zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Vor Erla&#223; des Berufungsurteils erkl&#228;rte der Kl&#228;ger gegen&#252;ber den Beklagten mit Schreiben vom 26. Mai 1975 (Anlage W 23) die Anfechtung des Vergleichs vom 9. April 1968 wegen arglistiger T&#228;uschung. In dem Anwaltsschreiben hei&#223;t es:</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Unsere Mandantin ist zum Abschlu&#223; der Vereinbarung vom 09.04.1968 ersichtlich durch die von Ihnen aufgestellte Behauptung bestimmt worden, Ihnen st&#252;nde an dem Verfahren, das Gegenstand des DBP X ist, ein Vorbenutzungsrecht zu. Diese Behauptung ist Ihrerseits in dem Rechtsstreit 4 Q 14/67 und 4 0 46/67 LG D&#252;sseldorf aufgestellt und durch Herrn X glaubhaft gemacht worden.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber mu&#223;ten unsere Mandanten im Termin vom 30.05.1974 vor dem Bundespatentgericht zur Kenntnis nehmen, da&#223; Herr X aus eigenem Wissen nicht bekunden konnte, da&#223; Ihrerseits mit einer Z-f&#246;rmigen Folie gearbeitet worden ist. Auch aus der &#252;brigen Aussage des Herrn X ergab sich nichts zu einer Benutzung des Verfahrens, das Gegenstand aes vorgenannten DBP ist.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Unsere Mandanten waren also durch sachlich unrichtige Angaben zu der &#220;berzeugung gebracht worden, das genannte Verfahren sei tats&#228;chlichbei Ihnen vorbenutzt worden."</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Mit der vorliegenden, am 17. Januar 1980 erhobenen Klage hat der Kl&#228;ger geltend gemacht, der Lizenzvertrag zwischen den Parteien sei unwirksam. Ihm sei durch den Proze&#223;vortrag in dem 1967 vor der Kammer und dem Oberlandesgericht anh&#228;ngigen Verfahren und die dort vorgelegten eidesstattlichen Versicherungen ein tats&#228;chlich nicht bestehendes Vorbenutzungsrecht der Beklagten vorget&#228;uscht worden, indem gesagt worden sei, da&#223; vorbekannt Randstreifen Z-f&#246;rmig abgebogen und im Spalt gef&#252;hrt worden seien. Er sei damit arglistig get&#228;uscht worden. Durch diese arglistige T&#228;uschung sei er zum Abschlu&#223; des Vergleichs vom April 1968 bestimmt worden. Im Schriftsatz vom 29. Dezember 1980 (Bl. 121 - 123 d.A.) hat der Kl&#228;ger weiterhin geltend gemacht, die Beklagten h&#228;tten im Einspruchsverfahren gegen das Klagepatent im Jahre 1967 beide ein umfassendes Vorbenutzungsrecht f&#252;r sich in Anspruch genommen; dabei habe die Beklagte zu 2. durch die Benennung der Herren X und X als Zeugen deutlich gemacht, da&#223; diese die Erkl&#228;rungen inhaltlich wiederholen w&#252;rden, die bereits Gegenstand von vor der Kammer und dem Oberlandesgericht vorgelegten eidesstattlichen Versicherungen gewesen seien. Nach einem Hinweis der Kammer (Bl. 181/182 d.A.), da&#223; eine T&#228;uschungshandlung der Beklagten allenfalls in der Darstellung des Einspruchs der Beklagten zu 2. zur Erl&#228;uterung von Vorrichtung und Arbeitsweise der bei der Beklagten zu 1. vorhandenen Doppeltransportanlage gegen&#252;ber der Firma X gesehen werden k&#246;nne, hat der Kl&#228;ger mit Schriftsatz vom -16. April 1981 erg&#228;nzend geltend gemacht, der gesamte Sachvortrag betreffend die Firma X sei unrichtig gewesen und erneut die Anfechtung des Vergleichs vom 9. April 19.68 wegen arglistiger T&#228;uschung erkl&#228;rt (Bl. 198 -200 d.A.). Der Kl&#228;ger hat weiterhin geltend gemacht, der Vergleich vom April 1968 sei jedenfalls durch K&#252;ndigung wirksam beendet worden. Die K&#252;ndigungserkl&#228;rung vom 11. Januar 1974 sei bereits deshalb gerechtfertigt, weil die Beklagten entgegen der Nichtangriffsabrede im Vergleich die Nichtigkeitskl&#228;gerin X unterst&#252;tzt h&#228;tten. Da die Beklagten das Klagepatent benutzten, seien sie zur Unterlassung, Rechnungslegung und zum Schadensersatz verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">die Beklagten zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">es bei Meidung von Ordnungsmitteln zu</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">unterlassen,</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Verfahren zur fortlaufenden Herstellung von auf beiden Seiten mit einer d&#252;nnen biegsamen Folie kaschierten Platten aus Polyurethan-Hartschaum, bei dem die Reaktionskomponenten nach ihrer Vereini-gung auf eine der sich mit einer der Reaktionsgeschwindigkeit entsprechenden Geschwindigkeit fortbewegenden Folien aufgebracht und aufgesch&#228;umt werden, die R&#228;nder der kaschierten Bahn beschnitten werden und die Bahn auf L&#228;nge geschnitten wird,</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">in Verkehr zu bringen, feilzuhalten und/oder-zu gebrauchen,</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">bei dem</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">die R&#228;nder der unabh&#228;ngig von der oberen, breiteren Folie seitlich frei bewegbaren unteren, schmaleren Folie vor dem Aufbringen der vereinigten Reaktionskomponenten mit je einem schmalen Randstreifen unterlegt werden, die Randstreifen hochgefaltet werden und beide Folien mit den Randstreifen w&#228;hrend des Aufsch&#228;umens seitlich frei beweglich und &#252;berfl&#252;ssigen Schaumstoff seitlich zwischen den Randstreifen und der oberen Folie frei entweichen lassend gef&#252;hrt werden,</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">und/oder</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">die unabh&#228;ngig von der oberen breiteren Folie seitlich frei bewegbare untere Folie seitlich hochgefaltete Randstreifen aufweist und im waagerechten Bereich schmaler ist als die obere Folie und beide Folien w&#228;hrend des Aufsch&#228;umens seitlich frei beweglich und &#252;berfl&#252;ssigen Schaumstoff seitlich zwischen den hochgefalteten Randstreifen und der oberen Folie frei entweichen lassend gef&#252;hrt werden;</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Vorrichtungen zur Durchf&#252;hrung des Verfahrens nach Antrag I 1. a) mit zwei einander gegen&#252;ber angeordneten F&#246;rderb&#228;ndern, deren einander zugekehrte, euren Platten abgest&#252;tzte Abschnitte den Raum begrenzen, innerhalb dessen der Hartschaum aufgesch&#228;umt wird, gewerbsm&#228;&#223;ig herzustellen, feilzuhalten, in Verkehr zu bringen und/oder zu gebrauchen,</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">bei denen</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">im Abstand von den R&#228;ndern der unteren Folie &#252;ber den R&#228;ndern des unteren F&#246;rderbandes- und im Abstand von der oberen Folie Stollen angeordnet sind, an welchen die Randstreifen hochgefaltet sind,</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">und/oder</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">im Abstand von den horizontalen Abschnitten der unteren Folie &#252;ber den R&#228;ndern des unteren F&#246;rderbandes und im Abstand von der oberen Folie Stollen angeordnet sind, an welchen die Randstreifen der unteren Folie hochgefaltet sind;</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">ihm dar&#252;ber Rechnung zu legen, in welchem Umfange sie die im Klageantrag I 1. bezeichneten Handlungen begangen haben, und zwar unter Angabe der Liefermengen, -zeiten, -preise sowie Namen und Anschriften der Abnehmer, der Angebote und Angebotsempf&#228;nger, von Art und Umfang der Werbung und der Gestehungskosten, wobei die Angaben nach Bundesl&#228;ndern und Kalendervierteljahren sowie nach Werbetr&#228;gern und Auflage der Werbetr&#228;ger aufzuschl&#252;sseln seien;</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">festzustellen,</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">da&#223; die Beklagten verpflichtet seien, ihm allen Schaden zu ersetzen, der ihm durch die im Klageantrag I 1. bezeichneten Handlungen der Beklagten entstanden sei und noch entstehen werde;</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">da&#223; der Lizenzvertrag zwischen den Parteien vom 9. April 1968 unwirksam sei, hilfsweise, durch Schreiben vom 11. Januar 1974 mit Wirkung vom 15. Januar 1974 wirksam gek&#252;ndigt worden sei.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Sie haben vorgetragen, das Vorbringen in den 1967 vor der Kammer und dem Oberlandesgericht anh&#228;ngigen Verfahren ebenso wie in den Einspr&#252;chen vom 15. November 1967 sei richtig gewesen, dar&#252;berhinaus sei dieses Vorbringen f&#252;r den Entschlu&#223; des Kl&#228;gers, den Vergleich abzuschlie&#223;en, nicht urs&#228;chlich gewesen. Die K&#252;ndigungserkl&#228;rung des Kl&#228;gers sei unbegr&#252;ndet. Schlie&#223;lich k&#246;nnten die Klageanspr&#252;che auch deshalb keinen Erfolg haben, weil sie das Klagepatent nicht benutzten. Die Kammer hat nach Beweisaufnahme durch Teilurteil vom 11. November 1982 festgestellt, da&#223; der Lizenzvertrag zwischen den Parteien vom 9. April 1968 unwirksam ist. Der Kl&#228;ger sei zu dem Vergleich durch eine arglistige T&#228;uschung der Beklagten zu 2., die die Beklagte zu 1. gekannt habe oder habe kennen m&#252;ssen, bestimmt worden und habe den Vergleich mit Schreiben vom 26. Mai 1975 fristgerecht angefochten. Mit ihrem Vorbringen unter III im Einspruch vom 15. November 1967 betreffend die Firma X. habe die Beklagte zu 2. einen Vorbenutzungstatbestand vorgetragen, dessen Unrichtigkeit die Kammer auf Grund der &#252;berreichten Unterlagen und der Aussagen des hierzu vernommenen Zeugen X f&#252;r erwiesen erachte. Die Beklagte zu 2. habe mit diesem Vorbringen dem Kl&#228;ger Tatsachen vorgespiegelt, die bei ihm zu einem entsprechenden Irrtum gef&#252;hrt h&#228;tten, der mitursachlich f&#252;r den vereinbarten Inhalt des Vergleichs vom 9. April 1968 gewesen sei. Wegen der Einzelheiten der Begr&#252;ndung wird auf das Teilurteil vom 11. November 1982 (Bl. 596 bis 663 d. A.) verwiesen. Gegen dieses Urteil haben die Beklagten Berufung eingelegt. Im Verlaufe des Berufungsverfahrens, und zwar erstmalig mit Schriftsatz vom 6. Juli 1983 hat sich der Kl&#228;ger auch darauf berufen, da&#223; die Nichtangriffsabrede in Nr. 2 des Vergleichs vom 9. April 1968 gegen Artikel 85 Abs. 1 und 2 des EWG-Vertrages versto&#223;e, mit der Folge, da&#223; nach &#167; 139 BGB der gesamte Vertrag unwirksam sei. Mit Urteil vom 19. Juni 1984 (Anlage K 3 zur Anlage MvF 18) hat das Oberlandesgericht die Berufung der Beklagten gegen das Teilurteil der Kammer vom 11. November 1982 zur&#252;ckgewiesen. Dabei hat das Oberlandesgericht die Frage, ob der Vergleich wegen arglistiger T&#228;uschung wirksam angefochten worden ist, offengelassen und ausgef&#252;hrt, der Vergleich sei von Anfang an unwirksam, weil die in Nr. 2 vereinbarte Nichtangriffsklausel, soweit Schutzrechte in der EWG betroffen seien, wegen Versto&#223;es gegen Art. 85 Abs. 1 EWGV nach Art. 85 Abs. 2 EWGV nichtig sei und die Nichtigkeit dieses Teils des Rechtsgesch&#228;fts gem&#228;&#223; &#167; 139 BGB die Nichtigkeit des gesamten Vertrages zur Folge habe. Gegen dieses Urteil haben die Beklagten Revision eingelegt. &#220;ber die Revision ist noch nicht entschieden; der Bundesgerichtshof hat eine Vorabentscheidung des Europ&#228;ischen Gerichtshofs zu der vom Oberlandesgericht D&#252;sseldorf entschiedenen Kar-tellrechtsfrage erbeten.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger tr&#228;gt vor:</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten h&#228;tten das Klagepatent schuldhaft verletzt. Dies ergebe sich schon daraus, da&#223; die Beklagten mit an die Hersteller von Polyurethan-Hartschaum-Platten gerichteten Rundschreiben uneingeschr&#228;nkt eine Freilizenz am Klagepatent f&#252;r sich in Anspruch genommen und im Markt die Bereitschaft verbreitet h&#228;tten, wem immer und wann immer Unterlizenzen am Klagepatent zu erteilen. Die Beklagten h&#228;tten au&#223;erdem patentverletzende Vorrichtungen an die Firmen X AG, X-Werke, X, X, X und X geliefert; diese Maschinen arbeiteten nach dem erfindungsgem&#228;&#223;en Vier-Bahnen-System sowie nach dem patentrechtlich glatt &#228;quivalenten Zwei-Bahnen-System (Klageantrag I 1. a) bb)). Wegen der Einzelheiten des Vortrags zu den- einzelnen Verletzungshandlungen wird insbesondere auf den Schriftsatz des Kl&#228;gers vom 29. Dezember 1980 (Bl. 140 - 155 d.A.) verwiesen. Ein privates Vorbenutzungsrecht stehe den Beklagten nicht zu; sie seien zum Priorit&#228;tszeitpunkt des Klagepatents nicht im Erfindungsbesitz gewesen. Die Beklagten h&#228;tten mit einem geschlossenen Kanal gearbeitet, der jeden Schaumaustritt zu verhindern bestimmt gewesen sei. Dabei sei die untere Papierbahn C-f&#246;rmig zun&#228;chst senkrecht nach oben und dann nach innen gefaltet worden. Entsprechend seien Vorrichtung und Arbeitsweise auch Interessenten angeboten worden. Das Prinzip eines kontrollierten Schaumaustritts zwischen Oberfolie und Z-f&#246;rmig nach au&#223;en gefalteten Seitenstreifen bei gleichzeitiger freier Beweglichkeit h&#228;tten die Beklagten nicht gekannt und nicht beherrscht.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Nach Ablauf der Schutzdauer des Klagepatents hat der Kl&#228;ger den Klageantrag I 1. f&#252;r in der Hauptsache erledigt erkl&#228;rt. Im &#252;brigen beantragt der Kl&#228;ger,</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">nach den Klageantr&#228;gen I 2. und II 1. zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben der Erledigungserkl&#228;rung widersprochen und beantragen, die Klage abzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">hilfsweise:</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">die Verhandlung bis zur Erledigung des das Teilurteil der Kammer vom 11. November 1982 betreffenden Revisionsverfahrens durch den Bundesgerichtshof auszusetzen.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten tragen vor, die Beklagte zu 2. habe im Jahre 1963 der Beklagten zu 1. eine Doppeltransportbandanlage mit auf dem unteren Transportband aufgeschraubten Winkeln geliefert, die im Jahre 1964 dahingehend umgebaut worden sei, da&#223; anstelle der Winkel seitenverstellbare, nicht mit Umlaufende Seitenleisten angebracht worden seien. Schon vor dem Umbau seien auf dem Doppeltransportband verschiedene, in der Anlage K 8 zur Anlage MvF 18 dargestellte Betriebsweisen gefahren worden, darunter auch solche mit Z-Faltung der unteren Folie, einem lichten Spalt zwischen Winkeln und Oberband und Schaumaustritt aus dem Spalt, freier Seitenbeweglichkeit der Oberfolie und freier Seitenbeweglichkeit der Unterfolie. Sie, die Beklagten, seien damit im Besitz einer Doppeltransportanlage gewesen, die wortlautgem&#228;&#223; dem Vorrichtungsanspruch aes Klagepatents entsprochen habe. Im Zusammenhang mit Vorf&#252;hrungen oder Er&#246;rterungen dieser Maschine sei ebenfalls das Vier-Bahnen-System umfassend er&#246;rtert worden, so mit der Firma X und im Rahmen der Auftragsverhandlungen und Auftragsabwicklung mit der Firma X. Damit stehe ihnen sowohl hinsichtlich des Zwei-Bahnen-Systems als auch hinsichtlich aes Vier-Bahnen-Systems mit Z-Faltung ein privates Vorbenutzungsrecht zu; zugleich seien diese Verfahrens-weisen damit f&#252;r das Klagepatent neuheitssch&#228;dlich vorweggenommen. In den Schutzbereich des Klagepatents falle indessen weder das Zwei-Bahnen-Systems noch ein Vier-Bahnen-System, bei dem starre Deckschichten benutzt werden. Dar&#252;berhinaus m&#252;sse der Spalt geeignet sein, &#252;berfl&#252;ssigen Schaumstoff seitlich zwischen den Randstreifen und der oberen Folie frei entweichen zu lassen; hierf&#252;r k&#246;nne ein Friktionsspalt, der stets 2 - 4 mm gro&#223; sei, nicht ausreichen. Selbst bei einem Spalt von 8 mm k&#246;nne von einem freien Entweichenlassen &#252;berfl&#252;ssigen Schaumstoffs noch keine Rede sein. Der Kl&#228;ger habe jedoch zu keinem Zeitpunkt dargetan, da&#223; Abnehmer von Doppeltransportanlagen der Beklagten zu 2. einen Spalt, der gr&#246;&#223;er als 5 mm sei, benutzt h&#228;tten. Dar&#252;berhinaus betreibe die &#252;berwiegende Zahl der Abnehmer der Beklagten zu 2. die Maschine nach einem Zwei-Bahnen-System. Sofern ein Vier-Bahnen-System in Rede stehe, werde es mit starren Deckschicht en betrieben. Sie, die Beklagten, h&#228;tten &#252;berdies in ihren Verlautbarungen gegen&#252;ber ihren Kunden immer wieder darauf abgestellt, da&#223; die Kunden die ihnen gelieferten Anlagen lediglich mit einem Friktionsspalt, nicht jedoch mit einem Ventilspalt fahren sollten. Auch nach Abschlu&#223; des Vergleichs vom 9. April 1968 h&#228;tten sie darauf Bedacht genommen, ihren Abnehmern lediglich solche Verfahrensweisen vorzuschlagen, die. eindeutig nicht unter den Verfahrensanspruch des Klagepatents fallen. Alle von ihnen gelieferten Anlagen seien mit einem Gegendrucksystem versehen, so da&#223; die Nutzung des Spalts als Ventilspalt von vornherein nicht in Betracht komme. Selbst wenn man eine Patentverletzung bejahen wolle, h&#228;tten sie, die Beklagten, jedenfalls ohne Verschulden gehandelt. Sie h&#228;tten auf den Fortbestand der Vereinbarung vom 9. April 1968 vertrauen k&#246;nnen und nicht mit dem vom Kl&#228;ger erst zwei Wochen vor Ablauf der Schutzdauer des Klagepatents erhobenen Kartellrechtseinwand rechnen m&#252;ssen. Insbesondere h&#228;tten sie auch nicht damit rechnen m&#252;ssen, da&#223; das Oberlandesgericht D&#252;sseldorf die Nichtangriffsabrede &#252;ber ihren Wortlaut hinaus auf die ausl&#228;ndischen Schutzrechte und Schutzrechtsanmeldungen des Kl&#228;gers erstrecken werde. Der vom Oberlandesgericht angenommenen Unwirksamkeit des Vergleichs d&#252;rfe auch keine Wirkung vom Zeitpunkt des Vergleichsschlusses an zugemessen werden. Der Kl&#228;ger habe in Durchf&#252;hrung der Vereinbarung vom 9. April 1968 s&#228;mtliche ihm nach dieser zustehenden Leistungen erhalten, er sei infolgedessen gehindert, nunmehr ihnen gegen&#252;ber eine Patentverletzung geltend zu machen. Vorsorglich berufen sich die Beklagten schlie&#223;lich gegen&#252;ber dem Schadensersatzanspruch des Kl&#228;gers auf Verj&#228;hrung.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Nach Erla&#223; des Urteils des Oberlandesgerichts D&#252;sseldorf vom 19. Juni 1984 (Anlage K 3 zur Anlage MvF 18) haben die Beklagten gegen das Klagepatent Nichtigkeitsklage erhoben. Mit Urteil vom 14. November 1985 (Anlage MvF 19 zum Schriftsatz der Beklagten vom 17. Januar 1986) hat das Bundespatentgericht die Nichtigkeitsklage abgewiesen. Gegen dieses Urteil haben die Beklagten Berufung eingelegt. Mit R&#252;cksicht hierauf beantragen sie weiterhin hilfsweise, die Verhandlung bis zur rechtskr&#228;ftigen Erledigung der unter dem Aktenzeichen X ZR 25/86 beim Bundesgerichtshof anh&#228;ngigen Nichtigkeitsklage auszusetzen.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">die Aussetzungsantr&#228;ge zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Er ist der Auffassung, weder die Revision gegen das Urteil des Oberlandesgerichts vom 19. Juni 1984 noch die Berufung gegen das Urteil des Bundespatentgerichts vom 14. November 1985 verspr&#228;chen im Ergebnis Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf deren Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Die Kammer hat erneut Beweis durch Zeugenvernehmung erhoben. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Niederschriften der Sitzungen vom 11. und 13. M&#228;rz 1986 (Bl. 1160 &#166;- 1229 j d.A.) und vom 2. &#166;- 5. Juni 1986 (Bl. 1316 - 1520 d. A.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="h2 absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nur teilweise begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger standen bis zum Ablauf der Schutzdauer des Klagepatents die geltend gemachten Unterlassungsanspr&#252;che &#252;berwiegend zu. Die Beklagten haben der Vorschrift des &#167; 6 Patentgesetz (PatG) 1968 zuwider den Gegenstand des Verfahrensanspruchs des Klagepatents benutzt und konnten daher vom Kl&#228;ger nach &#167; 47 Abs. 1 PatG 1968 auf Unterlassung in Anspruch genommen werden. Zur Benutzung des Gegenstands des Vorrichtungsanspruchs (Anspruch 2) des Klagepatents waren die Beklagten dagegen grunds&#228;tzlich berechtigt, da ihnen insoweit ein privates Vorbenutzungsrecht zur Seite stand. Die Beklagten durften jedoch unter dem Gesichtspunkt der mittelbaren Patentverletzung die Vorrichtungen nicht in den Verkehr bringen, ohne ihre Abnehmer zu verpflichten, die Vorrichtungen nicht nach dem erfindungsgem&#228;&#223;en Verfahren zu betreiben.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Ein Schadensersatzanspruch nach &#167; 47 Abs. 2 PatG 1968 steht dem Kl&#228;ger nicht zu, da die Beklagten das Klagepatent nicht schuldhaft verletzt haben. Die Beklagten mu&#223;ten weder die Kartellrechtswidrigkeit des Vergleichs vom 9. April 1968 erkennen noch aus anderen Gr&#252;nden von einer Unwirksamkeit des Vergleichs ausgehen. Die vom Kl&#228;ger geltend gemachten K&#252;ndigungsgr&#252;nde waren nicht geeignet, die Vereinbarung vom April 1968 wirksam zu beenden. Schlie&#223;lich hat der Kl&#228;ger nach dem jetzigen Ergebnis der Beweisaufnahme auch nicht den Nachweis gef&#252;hrt, da&#223; die Beklagten ihm vor Abschlu&#223; des Vergleichs arglistig einen unzutreffenden Vorbenutzungstatbestand vorgespiegelt haben und aus diesem Grunde die Vernichtbarkeit des Vergleichs vom 9. April 1968 kannten. Ein danach allein noch in Betracht kommender Bereicherungsanspruch aus &#167; 812 Abs. 1 Satz 1 BGB steht dem Kl&#228;ger gleichfalls nicht zu, da eine R&#252;ckabwicklung der von den Parteien praktizierten Vereinbarung vom April 1968 im Hinblick auf den Kartellrechtsversto&#223; nicht in Betracht kommt.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Das Klagepatent betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur fortlaufenden Herstellung von auf beiden Seiten mit einer d&#252;nnen, biegsamen Folie kaschierten Platten aus Polyurethan-Hartschaum, bei dem die Reaktionskomponenten nach ihrer Vereinigung auf eine der sich mit einer der Reaktionsgeschwindigkeit entsprechenden Geschwindigkeit fortbewegenden Folien aufgebracht und aufgesch&#228;umt werden, die R&#228;nder der kaschierten Bahn beschnitten werden und die Bahn auf L&#228;nge geschnitten wird.</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Bei der Auseinandersetzung mit dem Stand der Technik</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">schildert die Klagepatentschrift zun&#228;chst das aus dem deutschen Patent 842267 (sogenanntes X-Patent, Anlage W 3) bekannte Verfahren zur fortlaufenden Herstellung von endlosen Platten, Bahnen oder Folien aus aufsch&#228;umbaren Stoffen, insbesondere solchen auf Polyurethan-Basis. Die Klagepatentschrift f&#252;hrt hierzu aus, bei dem bekannten Verfahren w&#252;rden die Reaktionskomponenten nach ihrer Vereinigung auf eine sich mit einer der Reaktionsgeschwindigkeit entsprechenden Geschwindigkeit fortbewegende Unterlage aufgebracht und aufgesch&#228;umt. Dabei bestehe die bewegliche Unterlage aus zwei einander gegen&#252;ber angeordneten Transportb&#228;ndern, deren einander zugekehrte, durch Platten abgest&#252;tzte Trume den Raum begrenzten, in dem sich die Aufsch&#228;umung vollziehe. Die Ausdehnung in der Breite werde durch beiderseits der Schaumstoff bahn eingelegte Gummib&#228;nder oder Streifen begrenzt. An den Innenseiten der Transportb&#228;nder w&#252;rden von Vorratsrollen ablaufende Gewebebahnen aus Textil- oder anderen Faserstoffen mitgef&#252;hrt, die mit dem sich bildenden Schaumstoff verklebten, so da&#223; ein beidseits mit Stoffbahnen kaschiertes Schaumstofferzeugnis entstehe. Mit diesem Verfahren k&#246;nnten beidseitig kaschierte Schaumstoffplatten jedoch noch nicht einwandfrei hergestellt werden, weil das Kaschiermaterial immer wieder Falten werfe. Bei dem Versuch, diese Faltenbildung durch starkes Pressen des Schaumstoffes zwischen den Abst&#252;tzplatten zu vermeiden, w&#252;rden die Falten lediglich zerquetscht und der Schaumstoff verdichtet, so da&#223; er ein Raumgewicht bis zu 90 kg/m3 und mehr erhalte, wogegen nicht verpre&#223;ter Schaumstoff ein Raumgewicht von nur 25 kg/m3 habe; au&#223;erdem sei der Verschlei&#223; h&#246;her und ein gr&#246;&#223;erer Aufwand an Material und Antriebsleistung notwendig.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Die Klagepatentschrift schildert ferner das aus dem deutschen Patent X(Anlage W 4) bekannte Verfahren zur kontinuierlichen Herstellung von por&#246;sen Formk&#246;rpern und f&#252;hrt hierzu aus, bei diesem bekannten Verfahren k&#246;nne die zu treibende Masse zwischen Begrenzungsb&#228;ndern aus Papier, Gewebe oder Gummi durch eine Abf&#252;llvorrichtung und anschlie&#223;end durch eine Heizkammer gef&#252;hrt werden. Dabei k&#246;nne die untere Bahn breiter sein als die obere Bahn und auf beiden Seiten um die obere Bahn umgeschlagen werden, so da&#223; nach dem Treiben der Masse die obere Bahn an die umgefaltete Bahn zum Liegen komme. Auch mit diesem Verfahren k&#246;nnten beidseitig kaschierte Schaumstoffplatten noch nicht einwandfrei hergestellt werden, weil das Kaschiermaterial immer wieder Falten werfe. Durch das Umschlagen der unteren, breiteren Bahn auf beiden Seiten um die obere, schmalere Bahn habe die treibende Masse keine M&#246;glichkeit mehr seitlich auszuweichen. Sie werde deshalb zwischen den Wanderformplatt en verdichtet, so da&#223; sie ein h&#246;heres Raumgewicht erhalte als von derartigen Formplatten erwartet werde; au&#223;erdem seien der Verschlei&#223; der Vorrichtung und der Aufwand an Material und Antriebsleistung gr&#246;&#223;er.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich geht die Klagepatentschrift noch auf die aus dem Gebrauchsmuster X (Anlage W 5) bekannte Vorrichtung zur Herstellung von Bahnen, Platten oder fl&#228;chigen Gebilden aus Schaumkunststoffen ein. Bei dieser Vorrichtung werde die schaumbildende Mischung auf ein umlaufendes Band mit seitlichen Begrenzungsvorrichtungen aufgebracht, wobei der aus dem umlaufenden Band und den seitlichen Begrenzungsvorrichtungen gebildete Trog nach oben offen sei. Zur besseren Abdichtung des unteren Randes der seitlich mitlaufenden B&#228;nder auf dem Umlaufband seien an den seitlichen B&#228;ndern elastische Streifen aus biegsamen Werkstoff befestigt. Diese Streifen k&#246;nnten aber die &#252;ber die untere Abdeckfolie hinausragenden R&#228;nder des unteren F&#246;rderbandes gegen Aufspritzen von Schaumstoff nicht sch&#252;tzen.</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Ausgehend von diesem Stand der Technik ist die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe in der Klagepatentschrift dahin formuliert, ein Verfahren und eine Vorrichtung zu schaffen, mit der beidseitig kaschierte Platten aus Polyurethan-Hartschaum ohne Faltenbildung des Kaschiermaterials und mit einem m&#246;glichst geringen Raumgewicht von nur 25 kg/m3 fortlaufend hergestellt werden k&#246;nnen. Diese Formulierung der Aufgabe haben im wesentlichen auch die Urteile des Bundespatentgerichts vom 30. Mai 1974 (Anlage W 22) und vom 14. November 1985 (Anlage MvF 19) und das Urteil des Bundesgerichtshofs vom 11. Mai 1978 (Anlage W 6) &#252;bernommen. Der Bundesgerichtshof hat den zweiten Teil der Aufgabe dahin umschrieben, ein Verfahren zu schaffen, mit dem beidseitig kaschierte Hartschaumplatten ohne die geschilderte, durch Pressen oder Verdichten bewirkte Erh&#246;hung des Schaumstoffraumgewichts &#252;ber die f&#252;r nicht verpre&#223;ten Schaumstoff &#252;bliche H&#246;he von 25 kg/m3 fort laufend hergestellt werden k&#246;nnten (Seite 7 des genannten Urteils). Dabei versteht es sich f&#252;r den Fachmann, da&#223; das gew&#252;nschte Raumgewicht der Platten in erster Linie durch eine richtige Dosierung des Schaumstoffs erreicht werden soll. Die Aufgabe, zus&#228;tzliche Mittel zur Wahrung aes gew&#252;nschten Raumgewichts bereitzustellen, stellt sich nur insoweit, als zum einen - wie im Zusammenhang mit dem Moroni-Patent in Spalte 39 - 46 der Klagepatentschrift er&#246;rtert wird, ein absichtliches Pressen des Schaumstoffs zur Vermeidung von Faltenbildung verhindert werden soll und zum anderen - wie in Spalte 2, Zeilen 34 bis 40 im Zusammenhang mit dem deutschen Patent 859122 er&#246;rtert wird - vermieden werden soll, da&#223; eine Verdichtung der Schaumstoffplatte durch &#252;berfl&#252;ssigen, d. h. &#252;berdosierten, Schaumstoff eintritt. Diese Aufgabe soll dadurch gel&#246;st werden, da&#223; die R&#228;nder der unabh&#228;ngig von der oberen, breiteren Folie seitlich frei bewegbaren unteren, schmaleren Folie vor dem Aufbringen der vereinigten Reaktionskomponenten mit je einem schmalen Randstreifen unterlegt werden, die Randstreifen hochgefaltet werden und beide Folien mit den Randstreifen w&#228;hrend des Aufsch&#228;umens seitlich frei beweglich und &#252;berfl&#252;ssigen Schaumstoff seitlich zwischen den Randstreifen und der oberen Folie frei entweichen lassend gef&#252;hrt werden. Die L&#246;sung besteht mithin aus einer Merkmalskombination die sich - wiederum in &#220;bereinstimmung mit den genannten Urteilen des Bundespatentgerichts und des Bundesgerichtshofs wie folgt darstellen l&#228;&#223;t:</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">1. Es handelt sich um ein Verfahren zur fortlaufenden Herstellung von Platten aus Polyurethan-Hartschaum.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">2. Die Platten werden zwischen zwei (mit ihren Fl&#228;chen einander gegen&#252;ber angeordneten) d&#252;nnen, biegsamen Folien hergestellt, von denen</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">2.1 die untere Folie schmaler ist als die obere und</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">2.2 die untere Folie unabh&#228;ngig von der oberen Folie frei beweglich ist.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">3. Die R&#228;nder der unteren Folie werden mit je einem schmalen Randstreifen unterlegt.</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">4. Die Randstreifen werden hochgefaltet.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">5. Sodann werden die Reaktionskomponenten (des Polyurethans) nach ihrer Vereinigung auf die untere Folie aufgebracht und aufgesch&#228;umt;</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">5.1 diese Folie bewegt sich mit einer der Reaktionsgeschwindigkeit entsprechenden Geschwindigkeit fort.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">6. W&#228;hrend des Aufsch&#228;umens werden beide Folien mit</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">den Randstreifen</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">6.1 seitlich frei beweglich und</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">6.2 &#252;berfl&#252;ssigen Schaumstoff seitlich zwischen den Randstreifen und der oberen Folie frei entweichen lassend gef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">7. Die R&#228;nder der (durch die Folien) kaschierten Bahn werden beschnitten.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">8. Die Bahn wird auf L&#228;nge geschnitten.</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Zu den Vorteilen dieser Merkmalskombination f&#252;hrt die Klagepatentschrift aus, durch die voneinander unabh&#228;ngige freie Beweglichkeit der beiden Abdeckfolien und der Randstreifen k&#246;nnten sich die Folien und Streifen der Bewegung des aufsch&#228;umenden Schaumstoffs anpassen, D. h. sich so bewegen, wie sich der Schaumstoff bewege. Dadurch tr&#228;ten keine Relativbewegungen zwischen Schaumstoff und Kaschiermaterial auf, so da&#223; sich keine Falten mehr bilden k&#246;nnten. Durch die Ausweichm&#246;glichkeit des Schaumstoffes zwischen den Randstreifen und der oberen Abdeckfolie werde ein starkes Zusammenpressen aes Schaumstoffes vermieden und ein geringes Raumgewicht erzielt. Bei der erfindungsgem&#228;&#223;en L&#246;sung sollen somit die Merkmale 2.2 und 6.1 der Faltenbildung des Kaschiermaterials entgegenwirken. Wesentlich ist zum einen, da&#223; die Bewegung der unteren Folie unabh&#228;ngig von den Bewegungen der oberen Folie erfolgen kann, und zum anderen die freie Seitenbeweglichkeiten beider Folien. Daraus ergibt sich f&#252;r den Fachmann, da&#223; anstelle von Randstreifen auch eine breitere untere Folie verwendet werden kann, deren Randbereiche hochgeschlagen werden. Hinsichtlich der voneinander unabh&#228;ngigen Beweglichkeit von Ober- und Unterfolie ergibt sich insoweit kein Unterschied. Aber auch die freie Seitenbeweglichkeit kann erhalten bleiben, sofern nur die Unterfolie nicht derart eng an den Begrenzungen des Sch&#228;umraums entlanggef&#252;hrt wird, da&#223; ihr kein Spiel f&#252;r eine Seitenbewegung mehr verbleibt. Die Kammer h&#228;lt daher an ihrer bisherigen Beurteilung, die sie etwa in dem als Anlage K 30 zum Nichtigkeitsverfahren &#252;berreichten Urteil vom 28. Dezember 1984 in der Sache 4 0 5/83 vertreten hat, fest, da&#223; auch mit einem Zwei-Bahnen-System eine in den Schutzbereich des Klagepatents fallendes Verfahren ausge&#252;bt werden kann.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Die nach den Merkmalen 3 und 4 zu unterlegenden und hochzufaltenden Randstreifen dienen dem Zweck, ein Ankleben des Schaumstoffes an dem unteren F&#246;rderband und der seit liehen Begrenzung des Sch&#228;umraums zu verhindern. Aus dieser Zweckbestimmung in Verbindung mit dem Vorschlag, &#252;berfl&#252;ssigen Schaumstoff zwischen den Randstreifen und der oberen Abdeckfolie seitlich frei entweichen zu lassen, folgt, wie der Bundesgerichtshof in seinem Urteil vom 11. Mai 1978 bereits ausgesprochen hat, da&#223; die Randstreifen mit ihrem freien oberen Ende &#252;ber den oberen Rana der seitlichen Begrenzungsstollen hinweg mit Abstand von der oberen Abdeckfolie dergestalt nach au&#223;en hin verlaufen m&#252;ssen, da&#223; sie eine Z-&#228;hnliche Form bilden, wie sie der nachstehend wiedergegebenen Figur 3 der Zeichnung der Klagepatentschrift zu entnehmen ist. Bei Anwendung eines Zwei-Bahnen-Systems mu&#223; die untere Folie dementsprechend Z-f&#246;rmig verlaufen. Entscheidende Bedeutung kommt dabei dem zwischen Oberfolie und Randstreifen oder zwischen Oberfolie uno Z-f&#246;rmig nach au&#223;en gefalteter Unterfolie entstehenden Spalt zu, durch den entsprechend dem Merkmal 6.2 &#252;berfl&#252;ssiger Schaumstoff frei entweichen k&#246;nnen soll. Der Bundesgerichtshof hat hierzu in seinem Urteil vom 11. Mai 1978 (Anlage W 6, Seiten 11/12) folgendes ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">"Allerdings darf die Angabe der Streitpatentschrift, durch die Ausweichm&#246;glichkeit werde ein starkes Zusammenpressen des Schaumstoffs vermieden und ein geringes Raumgewicht erzielt (Spalte 3, Zeilen 37 - 41), nicht dahin mi&#223;verstanden werden, mit dem seitlich entweichenden Schaumstoff sei der gesamte beim Aufsch&#228;umproze&#223; etwa entstehende Schaum&#252;berschu&#223; gemeint, so da&#223; auch ein etwa in der Mitte des Aufsch&#228;umraumes entstehender &#220;berschu&#223; seitlich abgef&#252;hrt w&#252;rde. Die Lehre des Streitpatents geht auch nicht davon aus, mit einem anf&#228;nglich hohen Schaumdruck zu arbeiten, der sodann durch das seitliche Abf&#252;hren &#252;bersch&#252;ssigen Schaums wieder verringert werden m&#252;&#223;te. Vielmehr ist f&#252;r den Fachmann erkennbar, da&#223; bei sinnvoller und zweckdienlicher Anwendung des Verfahrens der Schaumdruck durch entsprechende Abstimmung des Reaktionsgemischs, des Treibmittels und der Bandgeschwindigkeit von vornherein in solchen Grenzen gehalten wird, da&#223; einerseits der Schaumstoff zwar den Aufsch&#228;umraum mit Sicherheit ausf&#252;llt, andererseits aber auch ein Zuviel an Schaumstoff nach M&#246;glichkeit vermieden wird. Daraus folgt, da&#223; im normalen Betrieb, d. h. bei richtiger Dosierung aes Reaktionsgemischs und des Treibmittels und bei richtiger Einstellung der Bandgeschwindigkeit, eine unerw&#252;nschte Verdichtung der Schaumstoffmasse in der Regel nicht eintritt. Es ist indessen nicht auszuschlie&#223;en, da&#223; infolge sowohl vermeidbarer als auch vor allem unvermeidbarer Unregelm&#228;&#223;igkeiten des Aufsch&#228;umprozesses oder infolge von Bedienungsfehlern ein &#220;berdruck entsteht, der eine entsprechende Verdichtung der Schaumstoffmasse zur Folge hat. Dann aber - und insoweit besteht wiederum Einigkeit zwischen den Parteien - entweicht in jedem Fall ein Teil des unter &#220;berdruck stehenden &#252;bersch&#252;ssigen Schaumstoffes durch die seitlichen Spalten nach au&#223;en und in diesem Umfang tritt zwangsl&#228;ufig eine Entlastung des &#220;berdrucks und eine entsprechende Minderung der Schaumstoffdichte ein. Ob dabei die angestrebte Schaumstoffdichte und das gew&#252;nschte Raumgewicht &#252;ber die gesamte Ausdehnung der Schaumstoffplatte erzielt werden oder ob sich diese Wirkungen im wesentlichen auf die den Seitenspalten benachbarten Bereiche beschr&#228;nken, kann dahinstehen. Jedenfalls ist der nach au&#223;en entweichende Teil des Schaumstoff&#252;berschusses nach den Ausf&#252;hrungen des gerichtlichen Sachverst&#228;ndigen nicht so gering, da&#223; er f&#252;r den mit dem streitpatent gem&#228;&#223;en Verfahren verfolgten Zweck nicht mehr ins Gewicht fiele. F&#252;r die technische Brauchbarkeit gen&#252;gt es aber, wenn die angestrebte technische Wirkung in einem praktisch nicht ganz unerheblichen Ma&#223;e erreicht wird."</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Richtig ist hiernach, da&#223;, wie der Kl&#228;ger betont, auch nach dem erfindungsgem&#228;&#223;en Verfahren aas seitliche Entweichen von Schaumstoff nach M&#246;glichkeit verhindert werden soll. Die Aufgabe der Erfindung setzt aber erst an dem Punkt an, an dem die Dosierung des Schaumstoffs nicht optimal gelingt. In diesem Fall soll, wie es das Bundespatentgericht in seinem Urteil vom 14. November 1985 (Anlage MvF 19, Seite 13) ausgedr&#252;ckt hat, der bei der kontinuierlichen Fertigung an sich als nachteilig anzusehende Schaumaust ritt nicht nur in Kauf genommen werden, sondern gezielt zur Vermeidung von Dichteschwankungen eingesetzt werden. Das erfindungsgem&#228;&#223;e Verfahren wird somit nicht durch jeden Schaumaustrieb in den Bereich zwischen Oberfolie und Z-f&#246;rmig gefalteten Randstreifen oder Z-f&#246;rmig nach au&#223;en gefalteter Unterfolie verwirklicht. Vielmehr kommt es darauf an, da&#223; der seitliche Spalt so ausgebildet ist, da&#223; im Falle eines &#220;berdrucks so viel Schaumstoff seitlich abgef&#252;hrt werden kann, da&#223; eine st&#228;rkere Verdichtung der Hartschaumplatte durch die &#220;berdosierung noch in einem praktisch ins Gewicht fallenden Ma&#223;e vermieden wird.</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Zur Durchf&#252;hrung eines derartigen Verfahrens schl&#228;gt das Klagepatent in Anspruch 2 eine Vorrichtung mit zwei einander gegen&#252;ber .angeordneten F&#246;rderb&#228;ndern vor, deren einander zugekehrte, durch Platten abgest&#252;tzte Abschnitte den Raum begrenzen, innerhalb dessen der Hartschaum aufgesch&#228;umt wird, bei der im Abstand von den R&#228;ndern der unteren Folie &#252;ber den R&#228;ndern des unteren F&#246;rderbandes und im Abstand von der oberen Folie Stollen angeordnet sind, an denen die Randstreifen hochgefaltet sind. F&#252;r die Eignung der Vorrichtung zur Aus&#252;bung des erfindungsgem&#228;&#223;en Verfahrens ist dabei wesentlich, wie es der Bundesgerichtshof formuliert hat (Anlage W 6, Seite 26), da&#223; bei der Vorrichtung ein von Anfang an vorhandener und beibehaltener merklicher lichter Abstand zwischen den von den Randstreifen &#252;berdeckten Stollenoberseiten und der oberen Abdeckfolie besteht &#8226; Die Vorrichtung selbst mu&#223; daher so ausgebildet sein, da&#223; der Abstand zwischen Stollenoberseite und Oberband so gro&#223; ist, da&#223; auch nach Durchf&#252;hrung der oberen Folie noch ein hinreichend gro&#223;er Abstand zwischen Randstreifen und oberer Abdeckfolie besteht. Die weiteren Angaben im Vorrichtungsanspruch, da&#223; die Stollen im Abstand von den R&#228;ndern der unteren Folie angeordnet werden sollen und da&#223; ferner an den Stollen die Randstreifen hochgefaltet sind, betreffen letztlich das auf der Vorrichtung durchzuf&#252;hrende Verfahren und sind dementsprechend f&#252;r die erfindungsgem&#228;&#223;e Ausbildung der Vorrichtung nur insoweit erheblich, als die Vorrichtung eine entsprechende Folienf&#252;hrung und F&#252;hrung der Randstreifen erm&#246;glichen mu&#223;; das letztgenannte Merkmal hat dementsprechend schon das Bundespatentgericht in seinem Urteil vom 30. Mai 1974 (Anlage W 22, Seite 27) als Verfahrensmerkmal &#252;berfl&#252;ssig bezeichnet. Entsprechend bereinigt l&#228;&#223;t sich der Vorrichtungsanspruch in folgende Merkmalskombination aufl&#246;sen:</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">1. Es handelt sich um eine Vorrichtung zur Durchf&#252;hrung eines Verfahrens mit allen Merkmalen des Anspruchs 1.</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">2. Die Vorrichtung weist zwei einander gegen&#252;ber angeordnete F&#246;rderb&#228;nder auf</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">2.1 mit einander zugekehrten Abschnitten;</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">2.2 diese Abschnitte sind durch Platten abgest&#252;tzt und</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">2.3 begrenzen den Raum, innerhalb dessen der Hartschaum aufgesch&#228;umt wird.</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">3. An der Vorrichtung sind Stollen angeordnet</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">3.1 &#252;ber den R&#228;ndern des unteren F&#246;rderbandes;</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">3.2 im Abstand vom oberen F&#246;rderband;</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">3.3 derart, da&#223; (bei Durchf&#252;hrung des Verfahrens nach Anspruch 1) die obere Folie im Abstand von den Stollen (nach au&#223;en) gef&#252;hrt werden kann, die Stollen sich im Abstand von den R&#228;ndern der unteren Folie befinden und an den Stollen die Randstreifen hochgefaltet werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">Das Unterlassungsbegehren des Kl&#228;gers war bis zum Ablauf der Schutzdauer des Klagepatents nach &#167; 47 Abs. 1 PatG 1968 &#252;berwiegend begr&#252;ndet. Die Beklagten haben sowohl den Gegenstand des Verfahrensanspruchs als auch den Gegenstand aes Vorrichtungsanspruchs des Klagepatents benutzt. Zu dieser Benutzung waren sie nicht auf Grund des Vergleichs vom 9. April 1968 berechtigt, da dieser Vergleich, wie auf Grund des Teilurteils der Kammer vom 11. November 1982 und der Zur&#252;ckweisung der Berufung der Beklagten gegen dieses Teilurteil durch das Urteil aes Oberlandesgerichts D&#252;sseldorf vom 19. Juni 1984 bindend feststeht (&#167; 318 ZPO) , unwirksam war. Ein die Benutzung gleichwohl rechtfertigendes privates Vorbenutzungsrecht stand den Beklagten nur hinsichtlich des Vorrichtungsanspruchs des Klagepatents zu. Auf Grund der Eignung der von den Beklagten feilgehaltenen und in den Verkehr gebrachten Vorrichtungen zur Durchf&#252;hrung des gesch&#252;tzten Verfahrens durften die Beklagten diese Vorrichtungen nicht in den Verkehr bringen, ohne ihre Abnehmer zu verpflichten, auf diesen Vorrichtungen das gesch&#252;tzte Verfahren nicht auszu&#252;ben.</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">1.Die Beklagten haben Vorrichtung und Verfahren benutzt. Sie haben Vorrichtungen feilgehalten und in den Verkehr gebracht, die s&#228;mtliche drei Merkmale des vorstehend zu I analysierten Vorrichtungsanspruchs aufwiesen. Das haben die Beklagten zwar mit der Begr&#252;ndung in Abrede gestellt, die von ihnen verkauften Vorrichtungen dienten nicht zur Durchf&#252;hrung eines Verfahrens mit allen Merkmalen des Anspruchs 1 des Klagepatents und wiesen von Anfang an nur einen schmalen Friktionsspalt zwischen den Seitenleisten und dem oberen Transportband auf. Die Vorrichtungen seien damit gerade nicht daf&#252;r vorgesehen und auch noch nicht einmal daf&#252;r geeignet, das patentgegenst&#228;ndliche Verfahren auszu&#252;ben. Dies trifft jedoch nicht zu. Denn die von den Beklagten feilgehaltenen und in Verkehr gebrachten Vorrichtungen weisen s&#228;mtliche der Merkmale 1-3.2 des vorstehend zu I auf gegliederten Vorrichtungsanspruchs auf. Da die Vorrichtungen der Beklagten &#252;berdies h&#246;henverstellbar sind, kann die Seitenbegrenzung so im Abstand vom oberen F&#246;rderband angeordnet werden, da&#223; die obere Folie im Abstand von den Seitenbegrenzungen und von an den Seitenbegrenzungen hochgefalteten Randstreifen gef&#252;hrt werden kann. Ebensowenig steht im Wege, in den Vorrichtungen eine untere Folie derart zu f&#252;hren, da&#223; sich die R&#228;nder der Folie im Abstand von den Seitenbegrenzungen befinden. Damit weisen die Vorrichtungen s&#228;mtliche erfindungsgem&#228;&#223;en Merkmale auf. Dar&#252;berhinaus haben die Beklagten aber auch das erfindungsgem&#228;&#223;e Verfahren feilgehalten und in den Verkehr gebracht. Das ergibt sich bereits aus den im Rechtsstreit vorgelegten Schreiben der Beklagten zu 1. an Abnehmer der von der Beklagten zu 2. hergestellten Doppeltransportbandanlagen.</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">So wird in dem mit dem Anlagenkonvolut W 61 vorgelegten Schreiben der Beklagten zu 1. vorn 17. Juli 1974 darauf hingewiesen, da&#223; der Vergleich zwischen den Parteien bekanntlich den Beklagten eine Freilizenz unter dem "deutschen X-Patent" einger&#228;umt habe. Die Beklagten h&#228;tten ferner das Recht erhalten, Unterlizenzen an die Abnehmer von Doppeltransportbandanlagen zu gew&#228;hren. Es hei&#223;t sodann weiter, auf Grund fehlerhafter Auslegung aes Vergleichs durch den Kl&#228;ger sei die Frage streitig geworden, ob die von der Beklagten zu 2. in aas Ausland gelieferten Doppeltransportbandanlagen einer Lizenzzahlungspflicht auf Grund des Vergleichs unterl&#228;gen. Man stehe nach wie vor auf dem Standpunkt, da&#223; die im Vergleichstext erw&#228;hnte Lizenzzahlungspflicht unter den ausl&#228;ndischen X-Patenten nat&#252;rlich nur bei Benutzung der Patentanspr&#252;che durchgreife. Es hei&#223;t dann weiter:</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">"Genausowenig wie wir k&#246;nnen unseres Erachtens Sie lizenzpflichtig sein, wenn Sie mit den Doppeltransportbandanlagen von X so produzieren, wie sie geliefert wurden, d. h. ohne Inanspruchnahme des X-Verfahrens im Ausland bzw. im Inland f&#252;r den Export."</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich wird in dem Schreiben auf das Urteil des Bundespatentgerichts vom 30. Mai 1974 (Anlage W 22) Bezug genommen und ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">"Das eingangs erw&#228;hnte Urteil des Bundespatentgerichts &#252;ber die Rechtsg&#252;ltigkeit des deutschen X-Patentes ver&#228;ndert von der Sache her unsere Situation nicht, weil unser Vergleich mit X ohnehin von der G&#252;ltigkeit des deutschen X-Patentes ausgeht, unter dem X und X eine Freilizenz haben. Insofern hat das deutsche X-Patent X und X nie behindert und konnte auch nicht st&#246;rend f&#252;r die X-Kunden sein. In dieser Hinsicht ist die Stellung von X und X auf jeden Fall g&#252;nstiger zu beurteilen, als die des Wettbewerbs. ...</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">Sie als Abnehmer einer X-Doppeltransportbandanlage werden indessen Ihr Augenmerk auf die ausl&#228;ndischen X-Schutzrechte wegen der (neben den Vorrichtungsanspr&#252;chen) dort enthaltenen Verfahrensanspr&#252;che richten m&#252;ssen, soweit Sie im X patentgesch&#252;tzten Ausland produzieren oder ins patentgesch&#252;tzte Ausland liefern (ausl&#228;ndische X-Schutzrechte siehe Anlage 1). Zwischen X und uns bestehen gro&#223;e Meinungsunterschiede dar&#252;ber, welche Ausf&#252;hrungsformen des Doppeltransportbandverfahrens von den X- Verfahrensanspr&#252;chen umfa&#223;t werden. Sie sollten davon ausgehen, da&#223; ein Vier-Bahnen-System mit z-f&#246;rmig gefalteten Seitenstreifen, wobei Schaumstoff zwischen den seitlichen Begrenzungsstollen und der oberen Abdeckfolie austreten kann, durch die X-Verfahrensanspr&#252;che gesch&#252;tzt wird. Unzweifelhaft ist andererseits, da&#223; eine Reihe von anderen Verfahrensformen, bei denen ein Schaumaustritt durch Spalten zwischen den Seitenstollen und dem Oberband, genauer gesagt zwischen oberer und unterer Abdeckfolie, verhindert wird, nicht in den Schutzbereich der X-Verfahrensanspr&#252;che fallen, Beispiele f&#252;r derartige patentfreie Ausf&#252;hrungsformen werden in der Anlage 2 gegeben. Wir empfehlen nach wie vor, mit der X-Maschine diese Ausf&#252;hrungsformen zu benutzen."</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben damit zum Ausdruck gebracht, da&#223; die Abnehmer von Doppeltransportbandanlagen der Beklagten zu 2. kraft des ihnen einger&#228;umten Rechts, Unterlizenzen an die Abnehmer von Doppeltransportbandanlagen zu gew&#228;hren, zur Benutzung des gesch&#252;tzten Verfahrens berechtigt seien und insoweit ausdr&#252;cklich auf die gegen&#252;ber dem Wettbewerb g&#252;nstigere Stellung der Kunden der Beklagten zu 2. hingewiesen. Sie haben damit das gesch&#252;tzte Verfahren in den Verkehr gebracht, indem sie f&#252;r sich die Befugnis in Anspruch nahmen und aus&#252;bten, die Abnehmer zur Benutzung des gesch&#252;tzten Verfahrens zu erm&#228;chtigen. Soweit es in dem Schreiben hei&#223;t, man empfehle nach wie vor, mit der X-Maschine patentfreie Ausf&#252;hrungsformen zu benutzen, beziehen sich diese Aussagen auf Abnehmer von Doppeltransportanlagen, die im Ausland oder im Inland f&#252;r den Export produzieren. Das ergibt sich ohne jeden Zweifel aus dem Zusammenhang dieser Ausf&#252;hrungen mit den dort jeweils erw&#228;hnten ausl&#228;ndischen Schutzrechten des Kl&#228;gers. Entsprechend ist auch das als Anlage W 26 &#252;berreichte Schreiben vom 28. Juli 1977 an die Abnehmer von Doppeltransportbandanlagen der Beklagten zu 2. zu verstehen, in dem ausdr&#252;cklich auf das Schreiben vom 17. Juli 1974 Bezug genommen wird und wiederum auf die Freilizenz der Beklagten am Klagepatent mit dem Recht, Unterlizenzen an die Abnehmer von Doppeltransportanlagen der Beklagten zu 2. zu gew&#228;hren, hingewiesen wird.</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich wird auch in dem als Anlage W 27 &#252;ber-reichten Schreiben vom 4. Oktober 1978 auf das Schreiben vom 17. Juli 1974 verwiesen und wiederum ausgef&#252;hrt, da&#223; die Best&#228;tigung der Rechtsbest&#228;ndigkeit des Klagepatents nunmehr auch durch den Bundesgerichtshof von der Sache her "unsere Situation", d. h. die Situation der Beklagten und ihrer Abnehmer, nicht ver&#228;ndere, weil der Vergleich mit dem Kl&#228;ger ohnehin von der G&#252;ltigkeit des X-Patentes ausgehe, unter dem die Beklagten eine Freilizenz h&#228;tten. Insofern habe das deutsche X-Patent die Beklagten nie behindert und auch nicht st&#246;rend f&#252;r die Kunden der Beklagten zu 2. sein k&#246;nnen. Folglich wird auch in diesem Schreiben auf die Berechtigung der Abnehmer der Beklagten zu 2., das Klagepatent zu benutzen, hingewiesen.</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">Zugleich haben die Beklagten so ihre Bereitschaft zum Ausdruck gebracht, auch k&#252;nftigen Abnehmern von Doppeltransportbandanlagen der Beklagten zu 2. die Benutzung des Klagepatents zu gestatten und das gesch&#252;tzte Verfahren daher feilgehalten. Damit steht es in Einklang, da&#223; die Beklagte zu 1. Interessenten eine Unterlizenz am Klagepatent auch ausdr&#252;cklich angeboten hat. So ist in dem Urteil des Oberlandesgerichts vom 19. Juni 1984 ein Schreiben der Beklagten zu 1. an die Firma X vom 15. Mai 1968 zitiert (Anlage K 3 zur Anlage MvF 18, Seite25), indem es u.a. hei&#223;t:</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">"Gem&#228;&#223; einer zwischen uns und der Firma X &amp; Co. KG, D&#252;sseldorf, bestehenden Vereinbarung sind wir in der Lage, Ihnen, sollten Sie von uns oder der Firma Maschinenfabrik X eine Doppeltransportband-Anlage beziehen, eine Unterlizenz (auch Freilizenz) unter dem aus der Anmeldung vom 22.07.1965 hervorgegangenen Gebrauchsmuster Nr. X und dem gegebenenfalls daraus hervorgehenden deutschen Patent (heute DAS X) zu gew&#228;hren."</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben somit sowohl den Gegenstand des Vorrichtungsanspruchs des Klagepatents als auch den Gegenstand des Verfahrensanspruchs benutzt.</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">Zur Benutzung des Vorrichtungsanspruchs waren die Beklagten auf Grund eines privaten Vorbenutzungs-rechts berechtigt, weil sie zur Zeit der Anmeldung bereits im Inland die erfindungsgem&#228;&#223;e Vorrichtung in Benutzung genommen hatten (&#167; 7 Abs. 1 PatG 1968).</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme steht zur &#220;berzeugung der Kammer fest, da&#223; die Beklagte zu 1. seit August 1963 &#252;ber eine von der Beklagten zu 2. gelieferte Doppeltransportbandanl&#228;ge zur fortlaufenden Herstellung kaschierter Hartschaumplatten verf&#252;gte, wie sie aus der als Anlage K 9 zur Anlage MvF 18 &#252;berreichten Fotographie ersichtlich und bereits in der Aussage des Zeugen X vor dem Bundespatentgericht vom.30. Mai 1974 (Anhang zur Anlage W 22) beschrieben worden ist. Diese Anlage wies ein unteres endloses Transportband auf, dem ein schmaleres oberes, ebenfalls endloses Transportband zugeordnet war. Diese beiden umlaufend antreibbaren Transportb&#228;nder begrenzten einen Aufsch&#228;umraum, der seitlich durch auf das untere Transportband aufgeschraubte Winkel begrenzt wurde. Die H&#246;he dieser Winkel betrug, wie sich aus der als Anlage MvF 29 &#252;berreichten Zeichnung H 295 d 650-1 ergibt, 100.mm. Das obere Transportband war mit Hilfe von Gewindespindeln h&#246;henverstellbar und konnte zwischen die auf dem unteren Transportband aufgeschraubten Winkel eintauchen. Schlie&#223;lich waren Abrolleinrichtungen f&#252;r eine obere und untere Kaschierbahn vorgesehen. Die Existenz dieser Vorrichtung haben die Zeugen X (Protokoll vom 11. M&#228;rz 1986, Bl. 1177 - 1184 a.A.), X (Protokoll vom 13. M&#228;rz 1986, Bl. 1194, 1201 - 1205 a.A.), X (Protokoll vom 13. M&#228;rz 1986, Bl. 1215 - 1218 a.A.), X(Protokoll vom 2. Juni 1986, Bl. 1317 -1325 a.A.), X (Protokoll vom 3. Juni 1986, Bl. 1382 - 1384 d.A.), X (Protokoll vom 4. Juni 1986, Bl. 1449 - 1452 d.A.), X (Protokoll vom 4. Juni 1986, Bl. 1462 - 1464 d.A.), X (Protokoll vom 5. Juni 1986, Bl. 1483/1484 a.A.), X (Protokoll vom 5. Juni 1986, Bl. 1491 - 1493 a.A.) &#252;bereinstimmend best&#228;tigt; Bedenken gegen die Richtigkeit der Aussagen sind insoweit nicht ersichtlich. Auf Grund der Aussagen der Zeugen X, X und X sowie der &#252;berreichten Unterlagen, insbesondere der als Anlage MvF 30 &#252;berreichten Zeichnung H 295 a 810 steht weiterhin fest, da&#223; das Oberband der Doppeltransportanlage soweit nach oben verstellt werden konnte, da&#223; sich zwischen Untertrum des Oberbandes und Obertrum des Unterbandes ein Abstand von 120 mm ergab. Zwar sah das unter dem 2. M&#228;rz 1964 von der Beklagten zu 2. der Beklagten zu 1. nach der Lieferung unterbreitete Angebot (Anlage W 76 a) eine Einstellung des Abstands zwischen den beiden Transportb&#228;ndern auf eine gew&#252;nschte Hartschaum-Plattenst&#228;rke von 10 bis 100 mm, somit lediglich einen H&#246;chstabstand von 100 mm vor. Der Zeuge X hat jedoch anhand der Anlage MvF 30 einleuchtend erl&#228;utert, da&#223; die Spindeln des Doppeltransportbandes eines Verschiebung des Oberbandes um weitere 20 mm nach oben gestatteten (Protokoll vom 11. M&#228;rz 1986, Bl. 1183/1184 a.A.). Der Zeuge X hat dies in seiner Aussage best&#228;tigt und bekundet, da&#223; durch eine Verl&#228;ngerung der Antriebskette ein maximaler Abstand zwischen Untertrum des Oberbandes und Obertrum des Unterbandes von 120 mm erreicht worden sei (Protokoll vom 3. Juni 1986, Bl. 1383, 1403/1404 a.A. sowie die von dem Zeugen gefertigte Skizze Anlage 8 zum Protokoll vom 3. Juni 1986, Bl. 1424 a.A.).In &#220;bereinstimmung mit dem Zeugen X hat auch der Zeuge X eine H&#246;henverstellbarkeit des Oberbandes bis 120 mm best&#228;tigt (Protokoll vom 5. Juni 1986, Bl. 1492 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">Die Kammer sieht keine durchgreifenden Bedenken gegen die Glaubhaftigkeit dieser Zeugen und die Glaubw&#252;rdigkeit ihrer Aussagen. Der Zeuge X hat eine einleuchtende Darstellung seines Wissens um die in Rede stehenden, mehr als 20 Jahre zur&#252;ckliegenden Vorg&#228;nge gegeben. Seine Darstellung wird in weiten Teilen durch dem Gericht und den Proze&#223;beteiligten vorliegende Unterlagen und Zeichnungen gest&#252;tzt. Der Zeuge hat gleich eingangs seiner Vernehmung offengelegt, da&#223; er zur Auffrischung seiner Erinnerung die Unterlagen der Beklagten &#252;ber Entwicklung und Verkauf der Doppeltransportbandanlage eingesehen hat. Er hat insbesondere auch deutlich gemacht, wo er lediglich R&#252;ckschl&#252;sse aus derartigen Unterlagen und aus ihm aus technischer Sicht einleuchtend erscheinenden Erw&#228;gungen gezogen hat. Die Einw&#228;nde, die der Kl&#228;ger gegen die Richtigkeit der Aussage des Zeugen X erhebt, sind nicht begr&#252;ndet. Zu Unrecht beanstandet der Kl&#228;ger zun&#228;chst die Aussage des Zeugen, er sei im Jahre 1963 bei der Beklagten zu 2. als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer eingetreten und habe sich in dieser Eigenschaft mit dem Verkauf und der Entwicklung neuer Anlagen besch&#228;ftigt. Dazu habe auch die Entwicklung der hier in Rede stehenden Doppeltransportbandanlage geh&#246;rt (Protokoll vom 11. M&#228;rz 1976, Bl. 1176 d.A.). Damit wollte der Zeuge erkennbar nicht zum Ausdruck bringen, die Doppel-transportbandanlage sei von ihm entwickelt worden, sondern lediglich seine T&#228;tigkeit bei der laufenden Fortentwicklung der bereits vorhandenen Doppeltransportanlage ansprechen. Die Kammer vermag auch keinen Widerspruch zwischen der Aussage des Zeugen, er habe vor dem Umbau der Maschine pers&#246;nlich Versuchen bei der Beklagten zu 1. mit dem Doppeltransportband nicht beigewohnt (Protokoll vom 11. M&#228;rz 1986, Bl. 1180 u. 1184 d.A.), und der als Anlage W 8? vorliegenden eidesstattlichen Versicherung des Zeugen vom 3. M&#228;rz 1967 zu sehen. Wenn es in dieser eidesstattlichen Versicherung hei&#223;t, bei der Erprobung in Leverkusen habe sich die (erg&#228;nze: noch nicht umgebaute) Maschine als einwandfrei brauchbar erwiesen, so kann dem nicht die Aussage entnommen werden, der Zeuge habe die Brauchbarkeit der Maschine durch Teilnahme an Versuchen bei der Beklagten zu 1. pers&#246;nlich festgestellt. Noch weniger ist ein Widerspruch zwischen der Zeugenaussage und der Bekundung in der eidesstattlichen Versicherung zu sehen, nachdem die Maschinen gem&#228;&#223; seiner Konstruktion zun&#228;chst in Betracht kommenden Interessenten durch die Beklagte zu 1. angeboten worden seien, sei im November 1965 vereinbart worden, da&#223; der Verkauf an die Kundschaft unmittelbar durch die Beklagte zu 2. vorgenommen werden solle. Diese Passage in der eidesstattlichen Versicherung weist keinerlei Bezug zu der Frage auf, ob der Zeuge X vor dem Umbau der Vorrichtung Versuchen bei der Beklagten zu 1. beigewohnt hat.</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">Es trifft auch nicht zu, da&#223;, wie der Kl&#228;ger meint, zwischen der Aussage des Zeugen X vom 11. M&#228;rz 1986 zur Gr&#246;&#223;e des Spalts zwischen Winkel und Oberband (Bl. 1182 d.A.) und der Aussage des Zeugen zu diesem Thema bei seiner erneuten Vernehmung am 2. Juni 1986 (Bl. 1329/1330 d.A.) ein Widerspruch besteht. Der Zeuge hat bei seiner ersten Vernehmung aus den Zeichnungen H 295 b 650 und H 295 b 750 (Anlagen zum Verfahren 4 Q 14/67) abgeleitet, da&#223; sich rechnerisch auf beiden Seiten ein Spalt von 2 mm ergebe und da&#223; auf Grund von Fertigungstoleranzen auf beiden Seiten je ein Spalt von 2,5 bis 3 mm zu erwarten sei. Ein Spalt von 7 mm erscheine ihm unter der Voraussetzung, da&#223; zeichnungsgerecht gearbeitet worden sei, nicht wahrscheinlich. In seiner Aussage vom 2. Juni 1986 hat der Zeuge X auf Vorhalt der Aussage des Zeugen X lediglich erkl&#228;rt, die Aussage des Zeugen X, da&#223; die in der Zeichnung H 295 b 750 mit der Bezugszahl 1 bezeichnete Lasche entfernt worden sei, sei in seinen Augen eine schl&#252;ssige Erkl&#228;rung f&#252;r den von den Beklagten angegebenen gr&#246;&#223;eren Spalt von 7 mm. Ausgehend von der Richtigkeit der Aussage des Zeugen X hat der Zeuge X dann erkl&#228;rt, es sei somit offensichtlich nicht zeichnungsgerecht gearbeitet worden. Zugleich hat er bekundet, sich pers&#246;nlich an diese Einzelheiten nicht erinnern zu k&#246;nnen. Ein Widerspruch zwischen den beiden Aussagen ist damit schlechterdings nicht erkennbar.</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">Die Kammer vermag auch nicht zu sehen, warum die Aussagen des Zeugen zum im &#252;brigen im vorliegenden Zusammenhang nicht n&#228;her interessierenden Komplex X "in hohem Ma&#223;e bedenklich" sein sollen. Wenn der Zeuge in diesem Zusammenhang (Protokoll vom 11. M&#228;rz 1986 (Bl. 1185/1186 d.A.) mehrfach deutlich gemacht hat, da&#223; es sich bei seiner Aussage im wesentlichen um eine Rekonstruktion aus den ihm vorliegenden Unterlagen handele, so spricht dies nicht gegen den Zeugen, sondern f&#252;r die Gewissenhaftigkeit seiner Aussage. Dies gilt auch f&#252;r die vom-Kl&#228;ger gesondert beanstandete Erg&#228;nzung des Zeugen zu diesem Komplex anl&#228;&#223;lich seiner Aussage vom 2. Juni 1986 (Bl. 1332 d.A.). Schlie&#223;lich sind auch aus der Aussage des Zeugen zur sogenannten X-Anlage keine durchgreifenden Bedenken gegen seine Glaubw&#252;rdigkeit abzuleiten, da diese Aussage, wie an anderer Stelle noch darzulegen sein wird, im wesentlichen mit den Aussagen der Zeugen X, X und X zu dem betreffenden Tatsachenkomplex &#252;bereinstimmt.</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">Ebensowenig wie die Aussage des Zeugen X geben die Aussagen der Zeugen X und X zu Bedenken Anla&#223;. Dem Umstand, da&#223; der Zeuge X eingangs seiner Vernehmung am 03.06.1986 (Bl. 1381 d.A.) in allgemeiner Form erkl&#228;rt hat, vor Erhalt seiner Ladung sei er von Seiten aer Beklagten nicht auf die heute zu diskutierenden Fragen angesprochen worden und sp&#228;ter auf Befragen eine Er&#246;rterung des Gegenstandes seiner Vernehmung mit der Patentabteilung der Beklagten zu 1. im April 1983 einger&#228;umt hat (Bl. 1400/1401 d.A.), mi&#223;t die Kammer keine Bedeutung bei, da der Zeuge auf Grund des zeitlichen Abstands zu seiner erstmaligen Ladung am 7. September 1985 diese Unterredung bei seiner erstgenannten Aussage nicht in Betracht gezogen haben mag. &#196;hnliches gilt f&#252;r den Zeugen X, zwischen dessen Aussage, er sei im Jahre 1980 oder 1981 von dem in der Patentabteilung der Beklagten zu 1. t&#228;tigen Diplom-Ingenieur X angesprochen worden (Protokoll vom 5. Juni 1986, Bl. 1490 d.A:)und der weiteren Aussage, er habe nach Erhalt der Ladung mit niemandem &#252;ber die Themen des Beweisbeschlusses gesprochen (Protokoll vom 5. Juni 1986, Bl. 1489 d.A.), kein Widerspruch besteht. Schlie&#223;lich ist auch nicht ersichtlich, da&#223; die Aussage des Zeugen X, er sei nicht Maschinenf&#252;hrer am Doppeltransportband gewesen, im Widerspruch zu dem als Anlage G 48 im Nichtigkeitsverfahren in Fotokopie vorgelegten Journal und der Erkl&#228;rung des Zeugen X anl&#228;&#223;lich seiner polizeilichen Vernehmung (Anlage G 47 zum Nichtigkeitsverfahren) st&#252;nde, die Abk&#252;rzung "Ne 636" in dem Journal bedeute "X 636". In der polizeilichen Aussage hat der Zeuge X zu der Eintragung vom 23. September 1964 in dem Journal Anlage G 8 weiterhin erkl&#228;rt, die Abk&#252;rzung "D.T. Band Kl." bedeute "Doppeltransportband Kl.: Abk&#252;rzung f&#252;r den Maschinenf&#252;hrer, das war an dem Tag Herr X." Das zeigt, da&#223;. die Abk&#252;rzung "X" gerade nichts &#252;ber den Maschinenf&#252;hrer aussagen sollte und steht im Einklang mit der Bekundung des Zeugen X sowohl bei seiner polizeilichen Einvernahme (Anlage G 47), als auch vor der Kammer, er sei nicht Maschinenf&#252;hrer, sondern Vorarbeiter gewesen. Die Schlu&#223;folgerungen des Kl&#228;gers zur Unrichtigkeit der Aussage des Zeugen X entbehren daher der Grundlage. Auf Grund der Aussagen der Zeugen X und X steht ferner zur &#220;berzeugung der Kammer fest, da&#223; die in der Zeichnung H 295 b 750 mit der Bezugszahl 1 versehenen und von dem Zeugen X als "Abschlu&#223;platten" oder "Distanzplatten" bezeichneten, urspr&#252;nglich an den Seiten des Oberbandes vorhandenen Bleche nach der Lieferung der Doppeltransportbandanlage von der Beklagten zu 2. an die Beklagte zu 1. von der Beklagten zu 1. demontiert wurden, so da&#223; sich beidseitig ein Spalt von etwa 7 mm zwischen den Begrenzungswinkeln aes Unterbandes und dem Oberband ergab. Der Zeuge X hat hierzu anschaulich geschildert (Protokoll vom 2. Juni .1986, Bl. 1317 - 1324 Q.A.), da&#223; die Abschlu&#223;platten bei der Lieferung der Doppeltransportbandanlage an die Beklagte zu 1. falsch montiert gewesen seien, da&#223; eine Korrektur bei der Beklagten zu 2. nicht mehr m&#246;glich gewesen sei, da die Anlage bereits zum Abtransport bereitgestanden habe, da&#223; die Beklagte zu 1. sich bereit erkl&#228;rt habe, die Ummontage selbst vorzunehmen und da&#223; er schlie&#223;lich bei einem sp&#228;teren Besuch bei der Beklagten zu 1. festgestellt habe, da&#223; die Abschlu&#223;platten nicht ummontiert, sondern demontiert worden seien. Es ist ohne weiteres nachvollziehbar, da&#223; dem Zeugen, der als Konstruktionsleiter der Beklagten zu 2. die Anlage konstruiert hatte, dieser besondere Sachverhalt in Erinnerung geblieben ist. Der Zeuge hat auch eine plausible Erkl&#228;rung der Funktion der Distanzplatten gegeben, indem er ausgef&#252;hrt hat, er habe sich bei der Konstruktion Gedanken dar&#252;ber gemacht, wie weit der Spalt zwischen den seitlichen Begrenzungen des Ober- und des Unterbandes sein m&#252;sse, um die beiden Papierbahnen ohne Schwierigkeiten hindurchzuf&#252;hren und ohne da&#223; zuviel Schaum aus dem Spalt nach oben ausbrechen k&#246;nne. Die Distanzplatten sollten dem Verfahrenstechniker die M&#246;glichkeit geben, da&#223; "Spiel" zwischen seitlicher Begrenzung des Oberbandes und den Winkeln des Unterbandes zu bestimmen, indem er gegebenenfalls Bleche schmalerer Dicke anschraubte. Bei Fehlen der Distanzplatten ergibt sich unter Ber&#252;cksichtigung der aus der Zeichnung H 295 b 750 ersichtlichen Breite der Platten der von den Zeugen X (Protokoll vom 2. Juni .1986, Bl. 1 3 1 8 d.A.) und X (Protokoll vom 3. Juni 1986 (Bl. 1393/1394 d.A.) &#252;bereinstimmend bekundete Spalt von etwa 7 mm. </p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge X hat zu diesem Punkt lediglich -zutreffend - auf die Plausibilit&#228;t der Aussage des Zeugen X hingewiesen. Ihrer Glaubhaftigkeit steht nicht im Wege, da&#223; verschiedentlich, beispielsweise von dem Zeugen X anl&#228;&#223;lich seiner Vernehmung vor dem Bundespatentgericht, von einem "schmalen" Spalt zwischen den Seitenleisten und der Folie des oberen Bandes die Rede ist. Auch ein Spalt von 7 mm ist ein schmaler Spalt. Bei der Aussage aes Zeugen X stand im Vordergrund, da&#223; der Spalt lediglich Friktionsspalt sein sollte; nichts anderes hat aber auch der Zeuge X bekundet, wenn er erkl&#228;rt hat, durch den Spalt h&#228;tten die beiden Papierbahnen ohne Schwierigkeiten hindurchgef&#252;hrt werden k&#246;nnen sollen, ohne da&#223; zu viel Schaum aus dem Spalt nach oben ausbrechen konnte.</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">Nach alledem verf&#252;gte aber die Beklagte zu 1. mit der von der Beklagten zu 2. gelieferten Anlage bereits vor deren Umbau &#252;ber eine Vorrichtung, mit der s&#228;mtliche der in der Anlage K 8 zur Anlage MvF 18 dargestellten Betriebsweisen gefahren werden konnten. Allein auf diese Eignung der Vorrichtung kommt es im vorliegenden Zusammenhang an. Damit besa&#223;en die Beklagten eine Vorrichtung, die die Merkmale 1 und 2 des Vorrichtungsanspruchs aufwies und fernerhin "Stollen" hatte, die &#252;ber den R&#228;ndern aes unteren F&#246;rderbandes (Merkmal 3-1) und im Abstand vom oberen F&#246;rderband (Merkmal 3.2) angeordnet waren, und zwar derart, da&#223; die in Merkmal 3-3 in Bezug genommene Folienf&#252;hrung m&#246;glich war. Die Anlage entsprach damit Wortlaut gem&#228;&#223; dem Vorrichtungsanspruch.</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">Um diese Feststellung treffen zu k&#246;nnen, bedurfte es nicht der Vernehmung der im Schriftsatz des Kl&#228;gers vom 16. April 1986 (Bl. 1276 - 1290 d.A.) benannten weiteren Zeugen. Der dort benannte X ist lediglich als Zeuge f&#252;r Rechtsbehauptungen des Kl&#228;gers benannt, da&#223; die Beklagten f&#252;r ein bestimmtes Verfahren bzw. eine bestimmte Vorrichtung "kein Vorbenutzungsrecht geltend machen" k&#246;nnten. Ein derartiger Beweisantritt ist unerheblich. Soweit sich der Kl&#228;ger auf den Seiten 6-14 des genannten Schriftsatzes Vorbringen der Beklagten in Schrifts&#228;tzen aus den Jahren 1970 und 1972 unter &#220;bernahme der dortigen Beweisantritte zu eigen macht, ist sein Vorbringen unschl&#252;ssig, da das dortige Vorbringen der Beklagten die von ihnen nach der Anmeldung des Klagepatents in den Verkehr gebrachten Vorrichtungen betraf, mit dem - wie vorstehend zu II 1. dargelegt, zu Unrecht - dargetan werden sollte, da&#223; diese Vorrichtungen zur Aus&#252;bung des gesch&#252;tzten Verfahrens nicht geeignet waren. Soweit schlie&#223;lich der Vorstandsvorsitzende der Beklagten zu 1. als Zeuge daf&#252;r benannt wird, da&#223; die Anlagen der Beklagten vor Anmeldung des Klagepatents nicht zur Anwendung des gesch&#252;tzten Verfahrens geeignet gewesen seien und von den Merkmalen des Vorrichtungsanspruchs keinen Gebrauch gemacht h&#228;tten, ist dieses Vorbringen zum einen unsubstantiiert, zum anderen scheidet die allein in Betracht kommende Parteivernehmung deshalb aus, weil die Kammer, wie vorstehend dargelegt, das Gegenteil f&#252;r erwiesen erachtet (&#167; 445 Abs. 2 ZPO). Die vorstehenden Darlegungen gelten entsprechend f&#252;r die Doppeltransportbandanlage, wie sie von der Beklagten zu 1. seit dem Herbst 1964 benutzt worden ist. Insoweit steht nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme fest, da&#223; bei einem Umbau Ende September, Anfang Oktober 1964, soweit im vorliegenden Zusammenhang von Interesse, bei der bereits vorhandenen Doppeltransportbandanlage lediglich die auf dem unteren Transportband aufgeschraubten, mitumlaufenden Winkel durch feststehende, seitenverstellbare Seitenleisten ersetzt worden sind. Dies haben die Zeugen X (Protokoll vom 2. Juni 1986, Bl. 1330 - 1332 d.A., unter Bezugnahme auf seine als Anlage W 8? vorliegende eidesstattliche Versicherung vom 3. M&#228;rz 1967), X (Protokoll vom 4. Juni 1986, Bl. 1452 d.A.), X (Protokoll vom 4. Juni 1986, Bl. 1464/1465 d.A., und Protokoll vom 5. Juni 1986, Bl. 1479/1480 d.A.), X (Protokoll vom 5. Juni 1986, Bl. 1485/1486 d.A., unter Bezugnahme auf seine Zeugenaussage vor dem Bundespatentgericht, Anhang zur Anlage W 22) und X (Protokoll vom 5. Juni 1986, Bl. 1493 d.A.) &#252;bereinstimmend bekundet. Dar&#252;berhinaus haben auch die bei dem Umbau t&#228;tigen Zeugen X (Protokoll vom 3. Juni 1986, Bl. 1378 - 1380 d.A., unter Bezugnahme auf seine als Anlage W 82 a vorliegende eidesstattliche Versicherung vom 20. M&#228;rz 196?) und X (Protokoll vom 3. Juni 1986, Bl. 1410 - 1412 d.A.) den Umbau der Seitenbegrenzungen best&#228;tigt. Der Zeuge X hat zwar gemeint, umgebaut worden sei nicht die in der Fotographie Anlage K 9 zur Anlage MvF 18 dargestellte Anlage, sondern vielmehr eine bereits hydraulisch arbeitende Doppeltransportbandanlage. Da jedoch das gesamte &#252;brige Ergebnis der Beweisaufnahme daf&#252;r spricht, da&#223; die aus dem Foto Anlage K 9 zur Anlage MvF 18 ersichtiche Anlage umgebaut worden ist, ist die Kammer davon &#252;berzeugt, da&#223; der Zeuge X, der nach seiner eigenen Aussage zum damaligen Zeitpunkt "viel auf Montage war", insoweit einer Verwechslung zwischen der &#228;lteren, bei der Beklagten zu 1. vorhandenen Anlage und sp&#228;teren hydraulisch betriebenen Anlagen unterlegen ist. Es liegt nahe, da&#223; die j&#252;ngeren, hydraulisch arbeitenden Anlagen dem Zeugen besser im Ged&#228;chtnis geblieben sind als die &#228;ltere Anlage, die noch mit Spindeln in ihrer H&#246;he verstellbar war. Da&#223; seine Erinnerung den Zeugen insoweit ohne weiteres t&#228;uschen kann, zeigt auch der Umstand, da&#223; der Zeuge auf die Fragen des Proze&#223;bevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers, ob eine "kleine Anlage", wie aus dem Foto Anlage K 9 zur Anlage MvF 18 ersichtlich, oder eine "gro&#223;e Anlage", wie aus der Anlage K 22 zur Anlage MvF 18 ersichtlich, umgebaut worden sei, zur Antwort gegeben hat: "Normalerweise m&#252;&#223;te es die gr&#246;&#223;ere gewesen sein, weil an dieser Anlage die Hydraulik angebracht war". Dies zeigt, da&#223; der Zeuge auch &#252;ber keine bestimmte Gr&#246;&#223;envorstellung von der umgebauten Anlage mehr verf&#252;gte, sondern lediglich versuchte, die Anlage in eine von zwei ihm vorgegebene Kategorien einzuordnen. Dementsprechend hat er dann auch auf die zweimal gestellte Frage des Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Beklagten, wie lang die umgebaute Doppeltransportanlage gewesen sei, beim ersten Mal zur Antwort gegeben, sie m&#252;sse normalerweise l&#228;nger gewesen sein als die aus dem Foto Anlage K 9 zur Anlage MvF 18 ersichtliche Anlage, weil bei der umgebauten die Hydraulikzylinder vorhanden gewesen seien, und beim zweiten Mal, wenn die Anlage nach der Zeichnung gem&#228;&#223; Anlage K 22 zur Anlage MvF 18 gefertigt worden sei, dann sei sie l&#228;nger als diejenige gewesen, die aus der Anlage K 9 zur Anlage MvF 18 ersichtlich sei.</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">Veranlassung, den Zeugen X zu vereidigen (&#167; 391 ZPO), bestand indessen nicht. Die Kammer ist davon &#252;berzeugt, da&#223; der Zeuge X nach bestem Wissen ausgesagt und sich in seiner Erinnerung insoweit, was nach 20 Jahren ohne weiteres verst&#228;ndlich erscheint, get&#228;uscht hat. Danach ergibt sich, da&#223; die Beklagten sowohl vor als auch nach dem Umbau &#252;ber eine Doppeltransportbandanlage verf&#252;gten, auf der das Verfahren nach dem Klagepatent ausge&#252;bt werden konnte. Da die Beklagten diese Anlage, wie zwischen den Parteien auch nicht streitig ist, sowohl vor als auch nach dem Umbau Interessenten vorgef&#252;hrt und auch angeboten haben, waren sie grunds&#228;tzlich auch nach der Bekanntmachung aes Klagepatents dazu berechtigt, diese Anlage feilzuhalten und in den Verkehr zu bringen.</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">Dagegen stand den Beklagten ein Vorbenutzungsrecht an dem erfindungsgem&#228;&#223;en Verfahren nicht zu. Dabei mag dahinstehen, ob sich die Beklagten vor dem Priorit&#228;tstage des Klagepatents im Erfindungsbesitz befanden. Jedenfalls hatten sie die Erfindung weder in Benutzung genommen noch die dazu erforderlichen Veranstaltungen getroffen (&#167; 7 Abs. 1 Satz 1 PatG 1968). Das ergibt bereits der eigene Sachvortrag der Beklagten. Denn die Beklagten haben stets betont, sie h&#228;tten einen Schaumaustritt durch den Spalt zwischen Oberband und Seitenbegrenzung als nachteilig erachtet und diesen Spalt weder vor noch nach dem Priorit&#228;tstage des Klagepatents als Ventilspalt einsetzen wollen. Ohne den Einsatz eines hinreichend gro&#223;en Spaltes als Regulativ bei zu hohem Schaumdruck kann es aber eine Benutzung des Erfindungsgedankens des Verfahrensanspruchs nicht geben. F&#252;r eine derartige Funktion des Spalts bei Benutzungshandlungen der Beklagten vor Anmeldung des Klagepatents hat im &#252;brigen auch die Beweisaufnahme keine Anhaltspunkte ergeben. Vielmehr haben verschiedene Zeugen, wie etwa der Zeuge X (Protokoll vom 11. M&#228;rz 1986, Bl. 1184/1185 d.A.) betont, der Spalt zwischen den Kaschierungsbahnen habe so klein wie m&#246;glich sein sollen, um kostspielige Materialver&#172;luste zu vermeiden. Insbesondere die Zeugen X (Protokoll vom 11. M&#228;rz 1986, Bl. 1186 d.A.) und X(Protokoll vom 5. Juni 1986, Bl. 1477/1478 d.A.) haben erl&#228;utert, warum bei dieser Zielvorstellung &#252;berhaupt eine Z-f&#246;rmig gefaltete Folie verwandt worden ist, n&#228;mlich um bei der Verwendung "edler Deckschichten", wie etwa Aluminium, Linoleum oder auch Dachpappe eine Haftung zwischen Schaum und oberer Deckschicht &#252;ber die gesamte Plattenbreite zu erreichen, ohne die Platte in Seitenbereichen mit mangelhafter Haftung abschneiden zu m&#252;ssen. Wenn infolge dessen zur Erreichung einer Haftung der Deckschicht &#252;ber die gesamte Breite der Platte ein gewisser Schaumaustrieb in den Bereich zwischen Oberfolie und Z-f&#246;rmig nach au&#223;en gefalteter Unterfolie oder entsprechenden Randstreifen in Kauf genommen worden ist, so hat dies mit dem erfindungsgem&#228;&#223;en Verfahren eines freien Schaumaustritts zur Druckregulierung nichts zu tun. Auch soweit andere Zeugen, wie beispielsweise der Zeuge X (Protokoll vom 13. M&#228;rz 1986 , Bl. 1195 d.A.) von einem st&#228;rkeren Schaumaustritt gesprochen haben, haben sie diesen Schaumaustritt als "ungel&#246;stes Problem" oder, so der Zeuge X w&#246;rtlich, "gro&#223;e Schweinerei" wahrgenommen. F&#252;r einen bewu&#223;ten Einsatz des Spalts als Ventilspalt durch die Beklagten gibt dies nichts her. Damit erledigt sich zugleich der hilfsweise vorgebrachte Einwand der Beklagten, der Kl&#228;ger habe das erfindungsgem&#228;&#223;e Verfahren anl&#228;&#223;lich seiner Besuche bei der Beklagten zu 1. widerrechtlich entnommen.</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">Da die Beklagten somit zwar grunds&#228;tzlich die er-findungsgem&#228;&#223;e Vorrichtung, nicht aber das erfindungsgem&#228;&#223;e Verfahren feilhalten und in den Verkehr bringen durften, unterlag auch das Recht der Beklagten, die Vorrichtung zu benutzen, denjenigen Schranken, die zum Tatbestand der mittelbaren Patentverletzung im Sinne des Patentgesetzes 1968 entwickelt worden sind.</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">Nach allgemeiner Auffassung stellt die (heute in &#167; 10 PatG 1981 geregelte) mittelbare Patentverletzung auch einen Versto&#223; gegen &#167; 6 PatG 1968 dar (siehe BGH, GRUR 1969, 148, 151 - Schie&#223;bolzen; BGH, GRUR 1982, 166 - Rick - sowie die Nachweise bei Benkard, Patentgesetz, 6. Auf 1., &#167; 6 Rdnr. 50 und 53) &#8226; Eine mittelbare Patentverletzung kommt in Betracht, wenn ein erfindungsfunktionell individualisierter Gegenstand gewerbsm&#228;&#223;ig in den Verkehr gebracht wird und der Vertreiber wei&#223; oder wissen mu&#223;, da&#223; der Gegenstand vom Abnehmer in patentverletzender Weise benutzt wird oder benutzt werden kann (vgl. BGH, GRUR 1961, 627 - Metallspritzverfahren). Sind diese Voraussetzungen gegeben, so h&#228;ngt es von den Umst&#228;nden des Einzelfalles ab, unter welchen Voraussetzungen der erfindungsfunktionell individualisierte Gegenstand in den Verkehr gebracht werden darf. Grunds&#228;tzlich ist der Vertrieb zul&#228;ssig, wenn der Lieferant dem Abnehmer die patent verletzende Nutzungsm&#246;glichkeit bekannt gibt und durch geeignete Ma&#223;nahmen Vorsorge gegen eine patentverletzende Benutzung trifft (BGH, a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">Die von den Beklagten vertriebenen Vorrichtungen waren, wie bereits ausgef&#252;hrt, zur Durchf&#252;hrung des erfindungsgem&#228;&#223;en Verfahrens geeignet. Es kann dahinstehen, ob grunds&#228;tzlich die Ausr&#252;stung einer derartigen Vorrichtung mit einem Gegendrucksystem bereits ausgereicht h&#228;tte, um hinreichende Vorsorge gegen eine patent verletzende Benutzung der Vorrichtung durch die Abnehmer zu treffen. Im vor-liegenden Fall reichte diese Ma&#223;nahme jedenfalls deswegen nicht aus, weil die Beklagten, wie vor-stehend zu II 1. dargelegt, ihre Abnehmer ausdr&#252;cklich darauf hingewiesen haben, da&#223; sie auch berechtigt seien, auf den Vorrichtungen das erfindungsgem&#228;&#223;e Verfahren auszu&#252;ben. Damit haben die Beklagten die von ihnen selbst getroffenen Vorkehrungen gegen eine Benutzung des Verfahrensanspruchs selbst wieder aufgehoben. Hierdurch hatten die Beklagten aber eine derart hohe Gefahr der Verletzung des Verfahrensanspruchs des Klagepatents geschaffen, da&#223; der Kl&#228;ger bis zum Ablauf der Schutzdauer des Klagepatents von den Beklagten verlangen konnte, die Vorrichtungen k&#252;nftig nur noch dann in den Verkehr zu bringen, wenn sie ihre Abnehmer ausdr&#252;cklich verpflichteten, auf diesen Vorrichtungen das erfindungsgem&#228;&#223;e Verfahren nicht auszu&#252;ben. Nur mit dieser Einschr&#228;nkung durften die Beklagten auch die erfindungsgem&#228;&#223;en Vorrichtungen weiter feilhalten. Diese Einschr&#228;nkung ihrer Bet&#228;tigungsfreiheit war den Beklagten auch zuzumuten, weil sie durch ihr vorheriges Verhalten die Gefahr einer Patentverletzung durch ihre Abnehmer selbst gesteigert hatten. Insgesamt ist hiernach der Antrag des Kl&#228;gers, die Erledigung seines Unterlassungsbegehrens festzustellen, &#252;berwiegend begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">Dagegen steht dem Kl&#228;ger ein Schadensersatzanspruch aus &#167; 47 Abs. 2 PatG 1968 nicht zu, da nicht festgestellt werden kann, da&#223; die Beklagten aas Klagepatent s c h u 1 d h a f t der Vorschrift des &#167; 6 PatG 1968 zuwider benutzt haben. Im Vergleich vom 9. April 1968 (Anlage W 19) hatte der Kl&#228;ger den Beklagten eine nicht ausschlie&#223;liche Freilizenz am Klagepatent mit dem Recht zur Vergabe von Unterlizenzen an die Abnehmer der von den Beklagten gelieferten Doppeltransportbandanlagen einger&#228;umt. Auf Grund dessen durften sich die Beklagten f&#252;r berechtigt halten, das Klagepatent auch &#252;ber den Umfang ihres privaten Vorbenutzungsrechts hinaus zu benutzen. Eine schuldhafte Verletzung des Klagepatents k&#228;me nur dann in Betracht, wenn die Beklagten gewu&#223;t h&#228;tten oder jedenfalls h&#228;tten wissen m&#252;ssen, da&#223; der Vergleich entweder von Anfang an unwirksam oder aber</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">nachtr&#228;glich wirksam beendet worden war. Weder das eine noch das andere hat der insoweit beweispflichtige Kl&#228;ger nachgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">Eine schuldhafte Patentverletzung kann nicht mit dem Vorwurf begr&#252;ndet werden, die Beklagten h&#228;tten den vom Oberlandesgericht angenommenen Versto&#223; der in Abs. 2 des Vergleichs vereinbarten Nichtangriffsklausel gegen Art. 85 Abs. 1 EWG-Vertrag und die hieraus abgeleitete Gesamtnichtigkeit des Vertrages gekannt oder kennen m&#252;ssen. Da&#223; die Beklagten die Unwirksamkeit des Vertrages positiv gekannt h&#228;tten, ist nicht dargetan. In Betracht kommt daher nur der Vorwurf, die Beklagten h&#228;tten bei Anwendung der im Verkehr erforderlichen Sorgfalt die Kartellrechtswidrigkeit des Vertrages erkennen k&#246;nnen. Damit kann ein Verschulden der Beklagten jedoch nicht begr&#252;ndet werden. Soweit ersichtlich, haben sich Rechtsprechung und Literatur noch nicht n&#228;her mit der Frage befa&#223;t, ob die Benutzung eines Patents durch den Lizenznehmer auf Grund eines aus kartellrechtlichen Gr&#252;nden unwirksamen Lizenzvertrages eine schuldhafte Patentverletzung darstellt. Ohne n&#228;here Begr&#252;ndung hat Bruchhausen (in GRUR 1963t 561, 562) die Benutzung der Erfindung in einem derartigen Fall als nicht schuldhaft bezeichnet; im Anschlu&#223; an seine Ausf&#252;hrungen bezeichnen auch Benkard-Rogge (Patentgesetz, 7. Aufl., &#167; 139 Rdnr. 10) die Benutzung einer Erfindung auf Grund eines nichtigen Lizenzvertrages als in der Regel nicht schuldhaft. Osterloh (in GRUR 1985, 707) hat zum Patentgesetz 1981 die Auffassung vertreten, in einem derartigen Falle fehle es an einer Benutzung der gesch&#252;tzten Lehre "ohne Zustimmung des Patentinhabers" (&#167; 9 Abs. 1 Satz 2 PatG 1981), weil die Zustimmung im Sinne dieser Vorschrift die rein tats&#228;chliche Einwilligung in die Benutzung sei, die in ihrer Wirksamkeit von dem rechtlichen Bestand des ihr zugrundeliegenden Vertrages unabh&#228;ngig sei. Die Kammer schlie&#223;t sich jedenfalls f&#252;r den hier vorliegenden Fall der Auffassung von Bruchhausen und Rogge an.</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">Dabei bedarf keiner Er&#246;rterung, ob die Beklagten, was sie in Abrede stellen, h&#228;tten erkennen k&#246;nnen, da&#223; die Nichtangriffsabrede sich auch auf ausl&#228;ndische Schutzrechte des Kl&#228;gers erstreckte. Es kann auch dahinstehen, ob die Beklagten nicht jedenfalls seit 1972 auf Grund der ver&#246;ffentlichten Entscheidungspraxis der Kommission der Europ&#228;ischen Gemeinschaften die kartellrechtlichen Bedenken gegen die Nichtangriffs&#172;klausel h&#228;tten erkennen k&#246;nnen. Selbst wenn man dies annimmt, sind die Beklagten dem Kl&#228;ger aus diesem Grunde nicht zum Schadensersatz verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">Eine fahrl&#228;ssige Patentverletzung setzt einen Versto&#223; des Verletzers gegen die im Verkehr erforderliche Sorgfalt C.&#167; 276 BGB) voraus. Bei der Verletzung gewerblicher Schutzrechte stellt die Rechtsprechung in der Regel hohe Anforderungen an die Sorgfaltspflichten eines Gewerbetreibenden und legt ihm umf&#228;ngliche Nachforschungs- und Pr&#252;fungspflichten auf. Bei Bestehen eines -unerkannt unwirksamen -Lizenzvertrages liegt der Sachverhalt jedoch anders als in den sonstigen F&#228;llen von Schutzrechtsverletzungen. Hier geht es nicht um die Sorgfaltspflichten eines Gewerbetreibenden gegen&#252;ber einer prinzipiell offenen Zahl m&#246;glicher Schutzrechtsinhaber, sondern um das Verh&#228;ltnis der Pflichten zweier faktisch in vertragliche Beziehungen getretenen Parteien zueinander. Die im Verkehr erforderliche Sorgfalt, die einem Lizenznehmer, wie es die Beklagten auf Grund des Vergleichs vom 9. April 1968 (auch) waren, gegen&#252;ber dem Lizenzgeber obliegt, ist danach zu bemessen, welche R&#252;cksicht auf Rechte und Interessen des Lizenzgebers vom Lizenznehmer billigerweise erwartet werden mu&#223;. Mit der Lizenzvergabe hat aber der Lizenzgeber der Benutzung der gesch&#252;tzten Lehre durch den Lizenznehmer tats&#228;chlich zugestimmt. Gegen&#252;ber dem Lizenzgeber darf der Lizenznehmer damit in die Benutzung eintreten, ohne sich ihrer Rechtm&#228;&#223;igkeit nochmals versichern zu m&#252;ssen, sofern er nicht etwa, was hier jedoch nicht nachgewiesen ist (unten zu III 4.), die Zustimmung aes Lizenzgebers in unlauterer Weise erwirkt hat. Es ist demgegen&#252;ber Sache des Lizenzgebers, auf Bedenken hinzuweisen, die hinsichtlich der Wirksamkeit der Benutzungsgestattung von Anfang an obwalten oder nachtr&#228;glich auftreten, soweit sich hiermit der Vorwurf einer dem Lizenzgeber gegen&#252;ber schuldhaften Verletzung aes lizensierten Schutzrechts durch den Lizenznehmer verbindet und die Bedenken f&#252;r den Lizenzgeber so gut wie f&#252;r den Lizenznehmer erkennbar sind. Erhebt der Lizenzgeber derartige Bedenken - bewu&#223;t oder weil auch er nicht auf sie gesto&#223;en ist - nicht, kann er hieraus auch nicht gegen&#252;ber dem Lizenznehmer den Vorwurf einer fahrl&#228;ssigen Schutzrechtsverletzung ableiten. Denn es erscheint mit einer angemessen Verteilung der Pflichten zwischen den Vertragspartnern nicht vereinbar, vom Lizenznehmer aus patentrechtlichen Gr&#252;nden (&#167;&#167; 47 Abs. 2 PatG 1968, 139 Abs. 2 PatG 1981) zugunsten des Lizenzgebers die &#220;berpr&#252;fung des von diesem durch Mitwirkung an dem Vertragsschlu&#223; gesetzten Rechtsscheins einer wirksamen Benutzungsgestattung zu verlangen.</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall hat aber auch der Kl&#228;ger erstmalig mit Schriftsatz vom 6. Juli 1983 und damit erst gute 2 Wochen vor Ablauf der Schutzdauer des Klagepatents geltend gemacht, da&#223; die Nichtangriffs-abrede in Nr. 2 der Vereinbarung vom 9. April 1968 gegen Art. 85 Abs. 1 EWG-Vertrag versto&#223;e. Erst von diesem Zeitpunkt an kommt gegen&#252;ber den Beklagten der Vorwurf in Betracht, sie h&#228;tten die Kartellrechtswidrigkeit der Nichtangriffsabrede nicht nur erkennen k&#246;nnen, sondern auch erkennen m&#252;ssen. Da&#223; die Beklagten indessen im Zeitraum zwischen dem 6. und dem 22. Juli 1983 noch patentverletzende Handlungen begangen h&#228;tten, ist nicht dargetan.</p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben das Klagepatent auch nicht deshalb schuldhaft verletzt, weil sie davon ausgehen mu&#223;ten, da&#223; der Vergleich vom 9. April 1968 jedenfalls durch die K&#252;ndigungserkl&#228;rung des Kl&#228;gers vom 11. Januar 1974 beendet worden war. Denn die vom Kl&#228;ger angef&#252;hrten K&#252;ndigungsgr&#252;nde waren nicht geeignet, die von ihm ausgesprochene K&#252;ndigung zu rechtfertigen. Der Vergleich vom 9. April 1968 begr&#252;ndete durch die gegenseitige Lizenzvergabe ein Dauerschuldverh&#228;ltnis zwischen den Parteien. Ein derartiger Vertrag kann zwar wie jedes Dauerschuldverh&#228;ltnis aus wichtigem Grund gek&#252;ndigt werden (BGH, GRUR 1959, 616, 617 -Metallabsatz). Die Anforderungen an einen die K&#252;ndigung rechtfertigenden Grund sind jedoch unter-schiedlich, je nach dem, ob es sich um ein gesellschafts&#228;hnliches Rechtsverh&#228;ltnis, einen langfristigen Lizenzvertrag, der ein besonderes Vertrauensverh&#228;ltnis zwischen den Vertragsparteien begr&#252;ndet oder um einen blo&#223;en Leistungsaustauschvertrag handelt (siehe hierzu Benkard-Ullmann, Patentgesetz, 7. Aufl., &#167; 15 Rdnr. 113 ff m.w.N.). Die Vereinbarung vom 9. April 1968 geh&#246;rt in die letztere Kategorie, da sie weder ein gesellschafts&#228;hnliches Rechtsverh&#228;ltnis zwischen den Parteien begr&#252;ndete, noch ein besonderes Vertrauensverh&#228;ltnis zwischen ihnen voraussetzte. Ein derartiger Vertrag kann nur dann durch eine au&#223;erordentliche K&#252;ndigung beendet werden, wenn seine Grundlagen durch das Verhalten eines Vertragspartners so schwer ersch&#252;ttert worden sind, da&#223; der anderen Vertragspartei das Festhalten am Vertrag auch unter Ber&#252;cksichtigung aller Umst&#228;nde des Falles nicht zuzumuten ist. Die vorzeitige K&#252;ndigung kommt nur als ultima ratio in Betracht, wenn der K&#252;ndigende alle Mittel, zu einem verst&#228;ndigen Ausgleich der widerstreitenden Interessen der Vertragspartner zu gelangen, ausgesch&#246;pft hat (Benkard-Ullmann, a.a.O., &#167; 15 Rdnr. 116).</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks">Die Weigerung der Beklagten, die vom Kl&#228;ger beanspruchten Lizenzzahlungen f&#252;r Auslandsgesch&#228;fte zu leisten, ist nicht geeignet, die K&#252;ndigung des Vertragsverh&#228;ltnisses zu rechtfertigen. Denn wie sich aus dem Urteil des Bundesgerichtshofs vom 25. Januar 1977 (Anlage B 3) ergibt, sind die zwischen den Parteien insoweit streitigen Fragen nach wie vor ungekl&#228;rt. Der Kl&#228;ger hat weder dieses, nach Aufhebung des Urteils des Oberlandesgerichts D&#252;sseldorf vom 28. November 1972 wieder beim Oberlandesgericht anh&#228;ngige Verfahren noch das von ihm selbst unter dem Aktenzeichen 4 0 139/73 bei der Kammer anh&#228;ngig gemachte und auf Antrag des Kl&#228;gers vom 21. Mai 1974 zum Ruhen gebrachte Verfahren wieder aufgenommen. Diese M&#246;glichkeiten mu&#223;te der Kl&#228;ger jedoch vor einer K&#252;ndigung des Lizenzvertrages aufgreifen. Denn Streitigkeiten &#252;ber den Umfang der beiderseitigen Rechte und Pflichten aus einem Lizenzvertrag berechtigen grunds&#228;tzlich nicht ohne weiteres zur K&#252;ndigung, sondern sind von den Vertragsparteien zun&#228;chst auf den von der Rechtsordnung hierf&#252;r zur Verf&#252;gung gestellten Wegen auszutragen. Nur wenn ein derartiges Bem&#252;hen keinerlei Erfolg verspricht oder einem Vertragspartner nicht mehr zuzumuten ist, kommt eine K&#252;ndigung des Lizenzvertrages in Betracht. Weder f&#252;r die eine noch f&#252;r die andere Voraussetzung ist hier etwas ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks">Ebensowenig kann die K&#252;ndigungserkl&#228;rung vom 11. Januar 1974 durch den im Rechtsstreit nachtr&#228;glich vorgebrachten K&#252;ndigungsgrund, die vom Kl&#228;ger behauptete Unterst&#252;tzung der Nichtigkeitskl&#228;gerin X durch die Beklagten, gerechtfertigt werden.</p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks">Zwar l&#228;&#223;t die Rechtsprechung ein derartiges Nach-schieben von K&#252;ndigungsgr&#252;nden grunds&#228;tzlich zu. Voraussetzung hierf&#252;r ist jedoch, da&#223; der nachtr&#228;glich geltend gemachte K&#252;ndigungsgrund im Zeitpunkt der K&#252;ndigung bereits bestand, wenn er dem K&#252;ndigenden auch noch nicht bekannt war (BGHZ 27, 220, 223; BGHZ 40, 13). Der Kl&#228;ger hat jedoch f&#252;r eine Unterst&#252;tzung der Nichtigkeitskl&#228;gerin X durch die Beklagten vor dem 11. Januar 1974 nichts substantiiertes vorgetragen. Seine an die als Anlage W 24 &#252;berreichte, unter dem 21. M&#228;rz 1974 nochmals unterzeichnete gutachtliche &#196;u&#223;erung des Herrn X vom 4. Juli 1967 ankn&#252;pfende Annahme, nach der Lebenserfahrung reiche die Zusammenarbeit der Beklagten und der Nichtigkeitskl&#228;gerin in die Zeit vor dem 11. Januar 1974 zur&#252;ck, ist eine blo&#223;e, nicht n&#228;her begr&#252;ndete Spekulation, der sich ein konkreter Sachvortrag &#252;ber ein Zusammenwirken der Beklagten mit der Firma X nicht entnehmen l&#228;&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger geltend macht, die Beklagten h&#228;tten die Firma X durch die gutachtliche &#196;u&#223;erung vom 21. M&#228;rz 1974 (Anlage W 24) sowie durch Einflu&#223;nahme auf das in dem durch die Firma X angestrengten Nichtigkeitsverfahren in der Berufungsinstanz &#252;berreichte Privatgutachten des Herrn Dr. X unterst&#252;tzt, kann hierin lediglich eine erneute K&#252;ndigungserkl&#228;rung gesehen werden, die vom Kl&#228;ger gegen&#252;ber den Beklagten mit Zustellung der Klageschrift am 7. Januar 1980 abgegeben worden ist. Denn die Geltendmachung von K&#252;ndigungsgr&#252;nden, die zum Zeitpunkt der erkl&#228;rten K&#252;ndigung-., noch nicht bestanden und mit dem damals erkl&#228;rten K&#252;ndigungsgrund in keinem Zusammenhang stehen, vermag die erkl&#228;rte K&#252;ndigung nicht nachtr&#228;glich zu rechtfertigen, sondern kann lediglich als neue K&#252;ndigung angesehen werden (BGH, NJW 1961, 307).</p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks">Die K&#252;ndigungserkl&#228;rung vom 7. Januar 1980 konnte aber die Vereinbarung vom 9. April 1968 schon deshalb nicht beenden, weil sie nicht rechtzeitig erfolgte. Nach allgemeiner Auffassung mu&#223; eine K&#252;ndigung aus wichtigem Grund, wenn auch nicht sofort, so doch in angemessener Frist erkl&#228;rt werden (BGH NJW</p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks">1951, 836; BGH WM 1967, 516, 517; BGHZ 71, 206, 211; Staudinger-Schmidt, BGB, 12. Aufl., &#167;242 Rdnr. 1164); unter Umst&#228;nden kann f&#252;r die L&#228;nge der Frist &#167; 626 Abs. 2 BGB einen Anhalt geben (Palandt-Heinrichs, BGB, 45. Aufl., &#167; 242 Anm.. 4 F). Zum Zeitpunkt der (zweiten) K&#252;ndigungserkl&#228;rung war dem Kl&#228;ger nicht nur die gutachtliche &#196;u&#223;erung vom 21. M&#228;rz 1974, die nach seinem Vorbringen im Nichtigkeitsverfahren vorgelegt wurde, lange bekannt. Er hatte auch ausweislich der als Anlage W 20 d vorgelegten Niederschrift einer Besprechung vom 27. Oktober 1977 seit langem Kenntnis von der von ihm behaupteten Einflu&#223;nahme der Beklagten zu 1. auf das Gutachten des Herrn X, das mit Schriftsatz vom 8. September 1977 (Anlage W 20 a) in das Nichtigkeitsverfahren eingef&#252;hrt worden war. Schlie&#223;lich waren mehr als 1 1/2 Jahre vergangen, nachdem der Bundesgerichtshof die Nichtigkeitsklage der Firma X mit Urteil vom 11. Mai 1978 endg&#252;ltig abgewiesen hatte. Ein derartiges Zuwarten kann nicht mehr als K&#252;ndigung innerhalb einer angemessen Frist angesehen werden. Dies gilt zumal in Anbetracht des Umstandes, da&#223; das Gutachten X f&#252;r das Nichtigkeitsverfahren offenbar keine erhebliche Bedeutung gewonnen hatte und die Aussage des Herrn X gerade entscheidend dazu beigetragen hatte, da&#223; sowohl Bundespatentgericht als auch Bundesgerichtshof eine offenkundige Vorbenutzung des Gegenstands des Klagepatents verneint hatten. Wenn der Kl&#228;ger gleichwohl auf die von ihm behauptete Unterst&#252;tzung der Nichtigkeitsklage durch die Beklagten eine au&#223;erordentliche K&#252;ndigung des Lizenzvertrages st&#252;tzen wollte, so durfte er damit nicht mehr als 1 1/2 Jahre warten. Es kann daher dahinstehen, ob das Vorbringen des Kl&#228;gers, seine von den Beklagten bestrittene Richtigkeit unterstellt, geeignet gewesen w&#228;re, eine fristlose K&#252;ndigung des Lizenzvertrages zu rechtfertigen. Da der Kl&#228;ger eine derartige K&#252;ndigung nicht binnen angemessener Frist erkl&#228;rte hatte, brauchten die Beklagten auch aus diesem Grunde nicht von einer Beendigung des Lizenzvertrages auszugehen.</p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks">Nach dem nunmehrigen Ergebnis der Beweisaufnahme vermag die Kammer auch nicht mehr die &#220;berzeugung zu gewinnen, da&#223; die Beklagten den Kl&#228;ger bei Abschlu&#223; des Vergleichs vom 9. April 1968 arglistig get&#228;uscht haben (&#167; 123 BGB).</p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks">Die Kammer hat bereits in ihrem Hinweisbeschlu&#223; vom 17. Februar 1981 (Bl. 181, 182 d.A.) darauf hingewiesen, da&#223; eine die Anfechtung des Vergleichs wegen arglistiger T&#228;uschung rechtfertigende T&#228;uschungshandlung der Beklagten allenfalls in der Darstellung der Beklagten zu 2. in der Einspruchsbegr&#252;ndung vom 15. November 1967 (Anlage B 2) auf den Seiten 7 und 8 gesehen werden k&#246;nnte. Sie hat damit zum Ausdruck gebracht, da&#223; dem vom Kl&#228;ger zun&#228;chst in erster Linie angef&#252;hrten Vorbringen der Beklagten zu 2. in den Rechtsstreiten 4 Q 14/67 und 4 0 46/67 eine arglistige T&#228;uschung des Kl&#228;gers nicht zu entnehmen sei; hieran ist festzuhalten. In der vom Kl&#228;ger zur St&#252;tzung seiner Behauptung, ihm sei ein umfassendes Vorbenutzungsrecht vorgespiegelt worden, herangezogenen Klageschrift vom 7. M&#228;rz 1967 (Anlage W 13) wird lediglich die &#220;berlassung der Doppeltransportbandanlage von der Beklagten zu 2. an die Beklagte zu 1. und der Umbau der Seitenbegrenzungen dieser Anlage Ende September/Anfang Oktober 1964 vorgetragen; dieser Vortrag war, wie oben zu II 2 dargelegt, richtig. Ebenso zutreffend war der Vortrag zu dem Feilhalten dieser Anlage gegen&#252;ber Drittfirmen. Die Antragsschrift in dem Verfahren auf Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung (Anlage W 14) enth&#228;lt kein weitergehendes Vorbringen.</p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks">Die in dem Verfahren auf Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung in zweiter Instanz vorgelegte gutachtliche &#196;u&#223;erung des Herrn X vom 14. Juli 1967 (Anlage W 17 a) war bereits deshalb nicht geeignet, den Kl&#228;ger &#252;ber Bestehen oder Umfang eines Vorbenutzungsrechts der Beklagten zu t&#228;uschen, weil sich die gutachtliche &#196;u&#223;erung mit einer v&#246;llig anderen Frage befa&#223;t, n&#228;mlich mit Versuchen zur technischen Brauchbarkeit der Lehre des Gebrauchsmusters X (Anlage W 2). Dementsprechend ist die gutachtliche &#196;u&#223;erung mit Schriftsatz der Beklagten vom 11. Juli 1967 auch im Zusammenhang mit der Darlegung der Beklagten zu 2. &#252;berreicht worden, da&#223; die Teilaufgabe des Gebrauchsmusters, Platten mit m&#246;glichst geringem Raumgewicht herzustellen, vern&#252;nftigerweise mit dem Spalt zwischen Stollen und oberem F&#246;rderband (Schutzanspruch 2 des Gebrauchsmusters) nicht gel&#246;st werden k&#246;nne (Anlage W 18 e, Seiten 7 - 9). Soweit schlie&#223;lich in der Berufungserwiderung (Anlage W 18 e) unter Bezugnahme auf die jetzt als Anlage K 22 zur Anlage MvFJl8 &#252;berreichte Zeichnung 13/465.02 davon die Rede ist die umgebaute vorbenutzte Anlage habe einen Friktionsspalt zwischen Stollen und Oberband von 4 mm aufgewiesen, der der Vermeidung von Friktionen gedient habe und weiter zur Hindurchf&#252;hrung der oberen Folie sowie der gefalteten Seitenfolie bestimmt gewesen sei, diese Maschine sei bestimmt gewesen f&#252;r ein Verfahren ohne seitlichen Schaumaustritt, es seien verschiedene Folienf&#252;hrungen m&#246;glich gewesen, auch vierbahnige mit Z-f&#246;rmigen Seitenstreifen und in fl&#252;ssigem oder teigigem Zustand habe die Schaumstoffmasse auch durch den an sich nur zur Vermeidung von Friktion und f&#252;r die Durchf&#252;hrung der Folien bestimmten Spalt von 4 mm nach der Werkstattzeichnung 13/465.02 durchtreten k&#246;nnen (Seiten 10, 11, 13 und 15 der Anlage W 18 e), hat die Beklagte zu 2. zun&#228;chst wiederum zutreffende Ausf&#252;hrungen zu Merkmalen der vorbenutzten Vorrichtung gemachten, die deren Eiggung zur Durchf&#252;hrung des erfindungsgem&#228;&#223;en Verfahren betreffen. Soweit in dem Schriftsatz dar&#252;berhinaus von einer Z-Faltung der Seitenstreifen gesprochen wird, wird damit noch kein Sachverhalt vorgetragen, der ein Vorbenutzungsrecht an dem erfindungsgem&#228;&#223;en Verfahren begr&#252;nden k&#246;nnte. Im &#252;brigen ist, wie im Zusammenhang mit dem Einspruchsvorbringen der Beklagten zu 2. noch darzulegen sein wird, nicht nachgewiesen, da&#223; die Beklagten vor dem Priorit&#228;tstag des Klagepatents nicht &#252;ber eine Verfahrensweise mit Z-f&#246;rmig nach au&#223;en gef&#252;hrten Seitenstreifen verf&#252;gten. Gerade durch die diesbez&#252;gliche Behauptung der Beklagten zu 2. will der Kl&#228;ger aber get&#228;uscht worden sein, wenn er in der Klageschrift vortr&#228;gt, er sei bewu&#223;t und planm&#228;&#223;ig in den Glauben versetzt worden, es sei vorbekannt gewesen, den Randstreifen Z-f&#246;rmig in den Spalt hineinragen zu lassen und derart von den wesentlichen Merkmalen der Erfindung Gebrauch zu machen (Bl. 24 d.A.). Auch in dem vom Kl&#228;ger weiterhin angef&#252;hrten Schriftsatz der Beklagten zu 2. vom 25. Oktober. 1967 (Anlage W 76) ist mit Bezug auf die an die Firma X gelieferte Maschine lediglich davon die Rede, da&#223; die untere Folie Z-f&#246;rmig nach au&#223;en gefaltet worden sei und obere Folie wie Seitenfolie zwischen der feststehenden Seitenbegrenzung und dem Oberband in einem Spalt gelaufen seien, dessen Bemessung von Anfang an so eingestellt worden sei, da&#223; die Durchbiegung des oberen Bandes im Stillstand sowie die Friktion ber&#252;cksichtigt worden seien. Es wird somit wiederum - nunmehr bezogen auf eine bestimmte Lieferung - die Z-f&#246;rmige Folienfaltung in den Spalt behauptet, auf die vorstehend bereits eingegangen wurde. Schlie&#223;lich enth&#228;lt der Einspruch der Beklagten zu 1. (Anlage B 1) - nunmehr zum Tatbestand der offenkundigen Vorbenutzung - au&#223;er der Schilderung der vorbenutzten Vorrichtung keine Einzelheiten zu dem auf dieser Vorrichtung ausge&#252;bten Verfahren, schon gar nicht solche Einzelheiten, die &#252;ber das Vorbringen im Einspruch der Beklagten zu 2. (Anlage B 2) hinausgingen. Im Hinblick auf die Er&#246;rterung des Einspruchs der Beklagten zu 2. er&#252;brigt sich daher ein n&#228;heres Eingehen auf den Einspruch der Beklagten zu 1. </p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks">Entscheidend kommt es somit darauf an, ob die Beklagten mit dem Einspruchsvorbringen der Beklagten zu 2. dem Kl&#228;ger arglistig einen unzutreffenden Vorbenutzungstatbestand vorgespiegelt haben. Nach dem Gesamtergebnis der Beweisaufnahme vermag sich die Kammer hiervon nicht mehr zu &#252;berzeugen. Im Lichte des jetzigen Beweisergebnisses kann an der Beurteilung dieser Frage im Teilurteil vom 11. November 1982 nicht mehr festgehalten werden.</p> <span class="absatzRechts">198</span><p class="absatzLinks">Dabei darf bei der Beurteilung der Frage, ob die Beklagten dem Kl&#228;ger arglistig einen unzutreffenden Sachverhalt vorgespiegelt haben, der im Tatbestand wiedergegebene Vortrag zum Feilhalten der offenkundig vorbenutzten Vorrichtung gegen&#252;ber der Firma X. nicht isoliert gesehen werden. Der Fall der Firma X ist in dem Einspruch exemplarisch genannt als ein Fall der Vorf&#252;hrung und des Feilhaltens der bei der Beklagten zu 1. vorhandenen Doppeltransportbandanlage und der auf dieser Anlage ausge&#252;bten "verschiedensten M&#246;glichkeiten zur Benutzung einer derartigen Vorrichtung zur Herstellung von Hartschaumplatten" (Anlage B 2, Seite 7). In dem im zeitlichen Zusammenhang damit stehenden Vorbringen in den Rechtsstreiten vor der Kammer und dem Oberlandesgericht sind dementsprechend auch andere Sachverhalte, wie der Auftrag der Firma X, angesprochen worden. Die Frage, ob die Beklagten dem Kl&#228;ger bewu&#223;t einen unrichtigen Sachvorhalt vorgespiegelt haben, ist deshalb unter Ber&#252;cksichtigung aes gesamten bei den Beklagten vorhandenen und Interessenten vorgef&#252;hrten Standes der Technik zu pr&#252;fen, da sich hieraus Folgerungen f&#252;r die Beurteilung der Frage ergeben k&#246;nnen, ob die Beklagten bei der Darstellung eines Einzelfalles bewu&#223;t eine unrichtige Darstellung gegeben haben.</p> <span class="absatzRechts">199</span><p class="absatzLinks">Insoweit ist folgendes zu ber&#252;cksichtigen: Verschiedene Zeugen haben bekundet, da&#223; die Beklagte zu 1. bereits vor dem Umbau der Doppeltransportbandanlage auf dieser eine Verfahrensweise praktiziert hat, bei der die untere Papierbahn Z-f&#246;rmig &#252;ber die Winkel hinaus nach au&#223;en gefaltet wurde. So hat der Zeuge X bekundet, es sei zu Beginn seiner T&#228;tigkeit als Maschinenf&#252;hrer eine Betriebsweise praktiziert worden, bei der eine Z-f&#246;rmig gefaltete untere Materialbahn etwa 20 mm &#252;ber die seitlich auf dem Unterband aufgeschraubten Winkel hinausgereicht habe (Protokoll vom 3. Juni 1986, Bl. 1385 d.A.). Der Zeuge hat diese Betriebsweise in der als Anlage 9 zum Protokoll vom 3. Juni 1986 genommenen Zeichnung (Bl. 1425 d.A.) dargestellt und weiterhin ausgef&#252;hrt, der Grund f&#252;r diese Anordnung sei gewesen, da&#223; die zu gewinnende Schaumstoffplatte eine m&#246;glichst mit scharfen Kanten versehene Rechteckform habe aufweisen sollen (Bl. 1385 d.A.). Von dieser Arbeitsweise sei man jedoch schnell wieder abgegangen, weil die Platten nachtr&#228;glich h&#228;tten bes&#228;umt werden m&#252;ssen (Bl. 1386 d.A.). Der Zeuge X hat in &#220;bereinstimmung hiermit berichtet, es sei ihm als Betriebsingenieur der X bei der Beklagten zu 1. eine Betriebsweise vorgef&#252;hrt worden, bei der an der Au&#223;enseite der Winkel zwei Papierbahnen in Erscheinung getreten seien und bei dem die untere Papierbahn an der Innenseite des Winkels hoch- und nach au&#223;en gefaltet worden sei (Protokoll vom 11. M&#228;rz 1986, Bl. 1195 -1199 d. A. ) . Diese Betriebsweise hat der Zeuge insbesondere in der als Anlage 6 zum Protokoll genommenen Zeichnung (Bl. 1229 d d.A.) dargestellt und als Betriebsweise 2 der Anlage K 8 zur Anlage MvF 18 identifiziert (Bl. 1200 d.A.). Auch der Zeuge X hat best&#228;tigt, da&#223; auf der noch mit Winkeln versehenen Doppeltransportanlage mit einer Z-f&#246;rmig gefalteten unteren Folie gearbeitet worden sei (Protokoll vom 4. Juni 1986, Bl. 1451 d.A., sowie die Darstellung in der Anlage 7 zum Protokoll vom 4. Juni 1986 unter Nr. 2, Bl. 1474 d.A.). Der Zeuge X, der zum damaligen Zeitpunkt bei der Firma X t&#228;tig war, hat gleichfalls eine Z-f&#246;rmige Faltung der unteren Folie mit &#252;ber die Winkel &#252;berstehender oberer und unterer Folie geschildert (Protokoll vom 5. Juni 1986, Bl. 1502/1503 d.A. und die Darstellung in der Anlage 5 zum Protokoll, Bl. 1520 d.A.). Die Beweisaufnahme hat ferner Anhaltspunkte daf&#252;r ergeben, da&#223; die Beklagte zu 1. vor dem Priorit&#228;tstage des Klagepatents auch &#252;ber ein Vier-Bahnen-System mit Z-f&#246;rmig nach au&#223;en gefalteten Randstreifen verf&#252;gte. Der Zeuge X hat bekundet, da&#223; von den Beklagten im Zusammenhang mit der Ausf&#252;hrung des von der Beklagten zu 1. mit Schreiben vom 20. Juli 1964 (Anlage B 11.7 b) gegen&#252;ber der X best&#228;tigten Auftrags der X das Vier-Bahnen-System mit Z-Faltung er&#246;rtert worden sei, das der dem Aktenvermerk vom 26. Oktober 1964 (Anlage B 13) beigef&#252;gten Skizze unter dem Buchstaben d zu entnehmen ist und das der Zeuge X in der Anlage 2 zum Protokoll vom 11. M&#228;rz 1986 (Bl. 1189 b d.A.) nochmals dargestellt hat. Der Zeuge hat sodann weiterhin bekundet (Protokoll vom 2. Juni 1986? Bl. 1332 -1336 d.A.), da&#223; im Rahmen des von der Beklagten zu 2. unter dem 7. April 1965 (Anlage MvF 6 a) best&#228;tigten Auftrags der Firma X das in den Anlagen 2 und 3 zum Protokoll vom 2. Juni 1986 (Bl. 1359, 136O d.A.) dargestellte Vier-Bahnen-System mit Z-Faltung besprochen worden sein m&#252;sse, nachdem festgestellt worden sei, da&#223; die Aluminiumfolien, die zur Kaschierung der unteren Bahn verwendet werden sollten, nicht in einer solcher Breite zur Verf&#252;gung standen, da&#223; sie Z-f&#246;rmig aufgekantet werden konnten. Da&#223; sich die Beklagte zu 2. und die Firma X vor der Lieferung der Vorrichtung dar&#252;ber einig waren, da&#223; ein Vier-Bahnen-System eingesetzt werden sollte, ist nicht zweifelhaft; dies ergibt sich etwa ausdr&#252;cklich aus dem Schreiben der Firma X vom 26. Mai 1965 (Anlage K 16 zur Anlage MvF 18). Die in dem Aktenvermerk vom 12. Mai 1965 (Anlage K 15 zur Anlage MvF 18) angegebene Breite der f&#252;r die Kaschierung der Oberseite der Platte vorgesehenen Dachpappe von 1070 mm und damit mit einem &#252;berstand von 45 mm &#252;ber die Plattenbreite spricht dar&#252;berhinaus daf&#252;r, da&#223; die vorgesehenen Randstreifen auch Z-f&#246;rmig gefaltet werden sollten. Denn bei einer derartigen Breite der Dachpappe konnte der Randstreifen nicht oberhalb der Pappe nach innen gefaltet werden. Bei einer Innenfaltung unterhalb der Dachpappe w&#228;re aber die Haftung zwischen Schaumstoff und Dachpappe beeintr&#228;chtigt worden. Hiermit steht es auch im Einklang, wenn der Zeuge X(Protokoll vom 11. M&#228;rz 1986, Bl. 1170 - 1172 d.A.) auf Befragen durch die Proze&#223;bevollm&#228;chtigen der Beklagten erkl&#228;rt hat, er meine, da&#223; sich bei einer &#252;berstehenden oberen Kaschierungsschicht eine Faltung der Seitenstreifen in Z-Form anbieten w&#252;rde, weil es keinen Sinn haben w&#252;rde, nach innen zu falten und dadurch Kaschierungsmaterial zu verlieren, und auf weiteres Befragen, bei einer Bes&#228;umung der Platten, wie sie in seinem Falle vorgesehen gewesen sei, sei es zweckm&#228;&#223;ig, den Streifen nach au&#223;en zu falten.</p> <span class="absatzRechts">200</span><p class="absatzLinks">Gegen die Annahme, die Vertragsparteien h&#228;tten vor der Lieferung der Doppeltransportbandanlage an die Firma X ein Vier-Bahnen-System mit Z-f&#246;rmig gefalteten Randstreifen vorgesehen, l&#228;&#223;t sich auch nichts Entscheidendes aus den Aussagen der Zeugen X, X und X &#252;ber die Einfahrphase der schlie&#223;lich im November 1965, d. h. nach Anmeldung des Klagepatents, gelieferten Maschine herleiten. Zwar haben die Zeugen X (Protokoll vom 11. M&#228;rz 1986, Bl. 1161 d.A.), X (Protokoll vom 3. Juni 1986, Bl. 1368 d.A.) und X (Protokoll vom 4. Juni 1986, Bl. 1439 d.A.) bekundet, das Oberband sei anfangs &#252;ber die Seitenleisten gescheuert. Klarstellend hat der Zeuge X(Bl. 1439 d.A.) und im Prinzip auch der Zeuge X (81. .1368 d.A.) jedoch erkl&#228;rt, da&#223; dieses Scheuern nur im "Leerlauf" der Maschine, d. h. in der Einlaufphase, bevor der Schaumstoff in den Sch&#228;umraum gef&#252;hrt worden sei, aufgetreten sei. Der Zeuge X hat ferner ausgesagt, da&#223; das Scheuern durch die von allen drei Zeugen &#252;bereinstimmend bekundete Ma&#223;nahme des Abhobelns der Seitenleisten "ja schnell beseitigt" worden sei (Protokoll vom 11. M&#228;rz 1986, Bl. 1174 d.A.). Das erscheint auch einleuchtend-, weil das Scheuern des Oberbandes &#252;ber die Seitenleisten unabh&#228;ngig von der Folienf&#252;hrung einem ordnungsgem&#228;&#223;en Betrieb der Vorrichtung entgegenstand und daher schwerlich von den Vertragsparteien vorgesehen gewesen sein kann. Dementsprechend hat der Zeuge X denn auch weiterhin erkl&#228;rt, es sei "von Anfang an" die Papierfaltung nach au&#223;en benutzt worden (Protokoll vom 11. M&#228;rz 1986, Bl. 1162 d.A.) und an anderer Stelle, es sei mit einer Z-f&#246;rmigen Faltung der Seitenstreifen gefahren worden, als die Anlage -seiner Erinnerung nach Anfang 1966 - richtig in Betrieb genommen worden sei (Bl. 1164 sowie 1174 d.A.). Der Zeuge X hat eine Faltung der Seitenstreifen nach innen und nach au&#223;en als seinerzeit praktizierte Alternativen dargestellt (Protokoll vom 4. Juni 1986, Bl. 1437 d.A. sowie die Darstellung in den Anlagen 1 - 3, Bl. 1468 - 1470 d.A.); ob es eine bevorzugte Verfahrensweise bei der F&#252;hrung der Papierseitenstreifen gegeben habe, wisse er nicht mehr (Bl. 1440 d.A.). Schlie&#223;lich hat der Zeuge X erkl&#228;rt, es sei zun&#228;chst mit einer U-f&#246;rmigen Faltung der seitlichen Papierstreifen gearbeitet worden, sp&#228;ter sei dann eine Z-f&#246;rmige Faltung gew&#228;hlt worden, die sich als besser heraus-gestellt habe; wenn nach der Aussage des Zeugen X die Z-Faltung m&#246;glicherweise schon relativ fr&#252;h zum Einsatz gekommen sei, so k&#246;nne er dies gar nicht abstreiten (Protokoll vom 3. Juni 1986, Bl. 1366, 1368, 1370, 1372 d.A.). In "ihrer Gesamtheit sprechen diese Aussagen somit nicht gegen die Annahme, da&#223; die Vertragsparteien bereits vor der Lieferung der Vorrichtung eine Z-Faltung der Seitenstreifen vorgesehen hatten.</p> <span class="absatzRechts">201</span><p class="absatzLinks">Es bestand daher auch keine Veranlassung, den Zeugen X zu vereidigen, dessen Aussage die Kammer f&#252;r durchaus glaubhaft h&#228;lt, der aber zu den Lieferung vorausgegangenen Er&#246;rterungen nichts sagen konnte, weil er seine T&#228;tigkeit bei der Firma X erst aufgenommen hatte, als die Verhandlungen mit der Beklagten zu 2. bereits abgeschlossen waren (Protokoll vom 3. Juni 1986, Bl. 1364 d.A.). Die Vernehmung des im Termin vom 5. Juni 1986 (Bl. 1511 d.A.) vom Kl&#228;ger als Zeugen benannten Herrn X war bereits deshalb nicht geboten, weil der Zeuge vom Kl&#228;ger nur "vorsorglich gegenbeweislich zu dem Beweisthema des Beweisbeschlusses vom 12. Mai 1986" (Bl. 1307/1308 d.A.) benannt worden ist und es auf die Bejahung der dortigen Beweisfrage im vorliegenden Zusammenhang nicht ankommt. Die Aussage des Zeugen X, zu dem Herr X als "Gegenzeuge" benannt worden ist, ist nur insofern von Bedeutung, als sie - wie dargelegt - neben anderen gegen die Feststellung spricht, die Beklagte zu 1. habe die Z-Faltung nicht praktiziert. Bereits in Anbetracht dieses nicht widerlegten Sachverhalts l&#228;&#223;t sich aber die Feststellung nicht treffen, dem Kl&#228;ger sei, wie er geltend macht, bewu&#223;t wahrheitswidrig vorgespiegelt worden, es sei vorbekannt gewesen, Randstreifen vorzusehen und diese Z-f&#246;rmig in den Spalt zwischen Oberband und Seitenbegrenzungen hineinragen zu lassen. Dar&#252;berhinaus l&#228;&#223;t sich aber auch nicht ausschlie&#223;en, da&#223; die Beklagte zu 1. eine derartige Betriebsweise auch mit Vertretern der Firma X. als zu der Arbeitsweise der feilgehaltenen Vorrichtung geh&#246;rig er&#246;rtert hat. Dies haben sowohl der Zeuge X bei seiner Einvernahme vor dem Amtsgericht D&#252;sseldorf (Protokoll vom 13. April 1983t Anlage B 22) als auch der Zeuge X bei seiner Vernehmung durch die Kammer (Protokoll vom 4. Juni 1986, Bl. 1447, 1452 d.A. sowie die Darstellung in der Anlage 6 zum Protokoll unter Nr. 7, Bl. 1473 d.A.) bekundet. Wenn der Zeuge X zu seinem und seines Bruders X anderweitig dokumentierten Besuch bei der Beklagten zu 1. am 24. Januar 1964 (Anlagen B 11.1, 11.2 und 11.3) ausf&#252;hrt, ihm sei die Doppeltransportbandanlage im Betrieb vorgef&#252;hrt worden, die M&#246;glichkeiten zur Herstellung von Platten mit starren und flexiblen Deckschichten seien besprochen worden und es sei auch die Z-f&#246;rmige Faltung von Randstreifen besprochen worden, die bei den Er&#246;rterungen eigentlich das zun&#228;chst naheliegende gewesen sei, so ist die letztere Bekundung entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers nicht unplausibel. Denn die Beweisaufnahme hat, wie bereits an anderer Stelle erw&#228;hnt, best&#228;tigt, da&#223; die Z-Faltung von den damit befa&#223;ten Fachleuten dann als naheliegend angesehen wurde, wenn es darum ging, eine ausreichende Verklebung zwischen Schaumstoff und einer starren Deckschicht zu gew&#228;hrleisten. Es kann dahinstehen, ob die Aussagen der Zeugen X und X ausreichen w&#252;rden, um der Kammer die &#220;berzeugung zu vermitteln, da&#223; die von diesen Zeugen geschilderte Betriebsweise bei dem Besuch der Herren X im Januar 1964 bei der Beklagten zu 1. tat s&#228;chlich er&#246;rtert worden ist. Denn jedenfalls vermag die Kammer in Anbetracht dieser Aussagen und des &#252;brigen, bereits dargestellten Ergebnisses der Beweisaufnahme zu dem bei der Beklagten zu 1. vorhandenen Stand der Technik nicht zu der &#220;berzeugung zu gelangen, da&#223; die geschilderte Betriebsweise nicht er&#246;rtert worden ist. Dies gilt auch unter Ber&#252;cksichtigung der Aussage des Zeugen X und der Gesamtheit der schriftlichen Unterlagen, die zu dem Auftrag der Firma X. vorliegen. Denn durch die Auftragsunterlagen kann nicht ausgeschlossen werden, da&#223; zwischen den Vertragsparteien m&#252;ndlich auch Arbeitsweisen er&#246;rtert worden sind, die in dem Angebot, so wie es unterbreitet wurde, und in dem Auftrag, so wie er erteilt wurde, keinen Niederschlag gefunden haben. Hinsichtlich der Z-Faltung hat bereits der Zeuge X bekundet, da&#223; diese Verfahrensweise von ihm als f&#252;r die Zwecke der Firma X. nicht geeignet angesehen worden sei (Anlage B 22, Seite 3)- Ebensowenig l&#228;&#223;t die Aussage des Zeugen X zu den Er&#246;rterungen anl&#228;&#223;lich seines Besuches am 23. September 1964 einen R&#252;ckschlu&#223; darauf zu, da&#223; die von den Zeugen X und X bekundeten Er&#246;rterungen am 24. Januar 1964 nicht stattgefunden haben k&#246;nnen. Es sei daher nur am Rande vermerkt, da&#223; es Bedenken erwecken mu&#223;, wenn der Zeuge X als Fazit seines Besuchs bekundet hat, man sei nicht in Details gegangen, weil ihm von der Beklagten zu 1. gesagt worden sei, da&#223; es sich bei der Maschine noch um einen Prototyp handele und die endg&#252;ltige Arbeitsweise der Maschine noch nicht festst&#252;nde, und er habe nach seiner R&#252;ckkehr nach Israel seinem Chef gesagt, da&#223; noch zu viele Fragen best&#252;nden und es zu fr&#252;h sei, sich &#252;ber eine Produktion auf dieser Maschine zu unterhalten (Protokoll vom 24. September 1981, Bl. 283/284 d.A.). Sowohl mit dem &#252;brigen Ergebnis der Beweisaufnahme zu dem bei der Beklagten zu 1. vorhandenen Verfahrenswissen als auch mit dem Umstand, da&#223; die Beklagte zu 1. der Firma X AG bereits unter dem 17. Juli 1964 die als Anlage B 11.7 a &#252;berreichte Pro-forma-Rechnung und unter dem 20. Juni 1964 die als Anlage B 11.7 b &#252;berreichte Auftragsbest&#228;tigung betreffend eine Anlage f&#252;r die kontinuierliche Herstellung von Laminaten aus Polyurethan-Schaumstoff &#252;bersandt hatte, ist diese Aussage nur schwer zu vereinbaren.</p> <span class="absatzRechts">202</span><p class="absatzLinks">Soweit schlie&#223;lich in dem Einspruch der Beklagten zu 2. im Zusammenhang mit der behaupteten Vorf&#252;hrung der vorbenutzten Vorrichtung und der er&#246;rterten Arbeitsweise davon die Rede ist, "falls bei der Aufgabe des Schaumstoffes die Menge des zugef&#252;hrten in durchaus unerw&#252;nschter Weise &#252;berdosiert w&#252;rde, k&#246;nnte der &#252;berfl&#252;ssige Schaumstoff auch seitlich zwischen den Randstreifen und der Unterseite der oberen Folie frei heraustreten" (Anlage B 2, Seite 8), kann dem nicht entnommen werden, die Beklagten h&#228;tten dem Kl&#228;ger vorspiegeln wollen, bei der Vorf&#252;hrung der Vorrichtung sei auch das erfindungsgem&#228;&#223;e Verfahren des freien Entweichens von &#252;berfl&#252;ssigem Schaumstoff zur Druckregulierung als zu der Arbeitsweise der feilgehaltenen Vorrichtung geh&#246;rig er&#246;rtert worden. Allerdings vermag sich die Kammer nach wie vor nicht der Beurteilung der Beklagten im Schriftsatz vom 8. Mai 1981 (Bl. 212 d.A.) anzuschlie&#223;en, aus der Formulierung dieses Satzes im Konjunktiv ergebe sich, da&#223; es sich nicht um eine Aussage dar&#252;ber gehandelt habe, was mit den Kunden er&#246;rtert worden sei, sondern ausschlie&#223;lich um eine Beurteilung dessen, was sich beim Betrieb der er&#246;rterten Vorrichtung ergeben k&#246;nnte, falls Schaumstoff im &#220;berschu&#223; eingef&#252;hrt werde. Eine einleuchtende Begr&#252;ndung f&#252;r die teils konjunktivische, teils indikativische Fassung des Satzes stellt dies nicht dar; eine sprachlich schl&#252;ssige Erkl&#228;rung hierf&#252;r l&#228;&#223;t sich aber auch nicht finden. Dem n&#228;chstliegenden Verst&#228;ndnis d&#252;rfte es entsprechen, den Satz im Anschlu&#223; an den vorhergehenden Hauptsatz ("hierbei wurde insbesondere auch wiederholt eine Arbeitsweise erl&#228;utert") so zu lesen, es sei erl&#228;utert worden, falls bei der Aufgabe aes Schaumstoffes die Menge des zugef&#252;hrten Schaumstoffs in durchaus unerw&#252;nschter Weise &#252;berdosiert werde (oder w&#252;rde), k&#246;nne (oder k&#246;nnte) der &#252;berfl&#252;ssige Schaumstoff auch seitlich zwischen den Randstreifen und der Unterseite der oberen Folie frei heraustreten. Das besagt aber trotz der Verwendung des Adjektivs "&#252;berfl&#252;ssig" noch nicht, da&#223; der Schaumaustritt als Regulativ er&#246;rtert worden sei, sondern enth&#228;lt zun&#228;chst nur einen Hinweis auf den bei Z-f&#246;rmig nach au&#223;en gefalteten Randstreifen oder einer entsprechend gefalteten unteren Folie unvermeidlichen Schaumstoffaustritt im Falle einer &#220;berdosierung, Einen anderen Sinn konnten vern&#252;nftigerweise weder die Beklagten diesem Satz unterlegen wollen noch der Kl&#228;ger ihm entnehmen in Anbetracht des Umstandes, da&#223; die Beklagte zu 2. in dem Rechtsstreit 4 Q 14/67 stets vorgetragen hatte, es treffe zu, da&#223; bei ihren Maschinen ein Spalt zur Vermeidung der Friktion vorhanden sei; es sei aber unrichtig, da&#223; dieser Spalt als Druckausgleich f&#252;r &#252;berfl&#252;ssigen Schaumstoff diene und geeignet sei (Schriftsatz vom 11. Juli 1967, Anlage W 18 e, Seite 9) und an anderer Stelle, in fl&#252;ssigem oder teigigem Zustand k&#246;nne also die Schaumstoffmasse auch durch den an sich nur zur Vermeidung von Friktion und f&#252;r die Durchf&#252;hrung der Folien bestimmten Spalt von etwa 4 mm nach der Werkstattzeichnung 13/465.02 durchtreten, dieser Durchtritt von Schaumstoff habe nicht die Aufgabe und Wirkung eines Druckausgleichs, sondern trete eben auf, weil jede Fl&#252;ssigkeit und jeder Teig durch einen Spalt nach au&#223;en austreten k&#246;nne (Anlage W 18 e, Seite 15). Eine arglistige T&#228;uschung des Kl&#228;gers ist hiernach nicht bewiesen.</p> <span class="absatzRechts">203</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">204</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich sind ebensowenig wie eine arglistige T&#228;uschung seitens der Beklagten die Voraussetzungen eines Anspruchs des Kl&#228;gers auf R&#252;ckg&#228;ngigmachung des Vergleichs vom 9. April 1968 unter dem Gesichtspunkt des Verschuldens bei Vertragsschlu&#223; bewiesen. Denn auch hierzu w&#228;re die Feststellung erforderlich, da&#223; die Beklagten dem Kl&#228;ger bei Abschlu&#223; des Vergleichs vors&#228;tzlich oder doch zumindest fahrl&#228;ssig einen unzutreffenden Vorbenutzungstatbestand vor-gespiegelt haben. Diese Feststellung l&#228;&#223;t sich jedoch aus dem vorstehend zu III 4. dargelegten Gr&#252;nden nicht treffen. Es verbleibt hiernach dabei, da&#223; eine schuldhafte Verletzung aes Klagepatents durch die Beklagten nicht nachgewiesen ist, so da&#223; ein Schadensersatzanspruch des Kl&#228;gers aus &#167; 47 Abs. 2 PatG 1968 nicht besteht.</p> <span class="absatzRechts">205</span><p class="absatzLinks">IV.</p> <span class="absatzRechts">206</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht auch kein Anspruch aus ungerechtfertigter Bereicherung (&#167; 812 Abs. 1 Satz 1 BGB) wegen der Benutzung aes Verfahrensanspruchs des Klagepatents durch die Beklagten zu. Ein derartiger Anspruch w&#252;rde sich, unabh&#228;ngig davon, ob man ihn rechtlich als Leistungskondiktion (&#167; 812 Abs. 1 Satz 1 1. Alternative) oder als Eingriffskondiktion (&#167; 812 Abs. 1 Satz 1 2. Alternative) qualifiziert, sachlich als R&#252;ckabwicklung der den Beklagten im Vergleich vom 9. April 1968 einger&#228;umten Freilizenz am Klagepatent darstellen. Denn erlangt im Sinne des &#167; 812 Abs. 1 Satz 1 BGB ist bei der widerrechtlichen Benutzung eines Schutzrechts der Gebrauch des immateriellen Schutzgegenstandes. Er kann selbst nicht herausgegeben werden, weshalb denn in einem derartigen Fall nach &#167; 818 Abs. 2 BGB Wertersatz durch Zahlung einer angemessenen Lizenz zu leisten ist (BGH GRUB 1982, 301, 303 -Kunststoffhohlprofil II). Die Beklagten w&#252;rden also die nach dem Vergleich unentgeltlich erlangte Benutzung der gesch&#252;tzten Lehre nunmehr zu verg&#252;ten haben. Dem steht jedoch entgegen, da&#223; eine R&#252;ckabwicklung der auf Grund des Vergleichs beiderseits erbrachten Leistungen nach dem Grundsatz von Treu und Glauben CS 242 BGB) nicht in Betracht kommt, die beiderseitigen Leistungen vielmehr als gegeneinander ausgeglichen anzusehen sind. Zu diesem Ergebnis gelangt die Kammer auf Grund folgender Erw&#228;gungen:</p> <span class="absatzRechts">207</span><p class="absatzLinks">In der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs ist anerkannt, da&#223; es sich bei dem Bereicherungsrecht um eine dem Billigkeitsrecht angeh&#246;rende Ausgleichsordnung handelt, deren Auslegung im Einzelfall in besonderem Ma&#223;e unter dem Grundsatz von Treu und Glauben im Rechtsverkehr steht (BGHZ 36, 232, 235? BGHZ 55, 128, 134). Dabei k&#246;nnen sich aus dem Zweck der Norm, die die Anwendung des Bereicherungsrechts anordnet oder zur Folge hat, Folgerungen f&#252;r die Ausgestaltung des Bereicherungsausgleichs ergeben (BGH, NJW 1978, 1970, 1972 und BGH, NJW 1979, 1597, 1599 zu einem wegen Versto&#223;es gegen &#167; 56 Abs. 1 Nr. 1 Gewerbeordnung nichtigen Darlehensvertrag; BGH, NJW 1980, 452 zu einem nach Art. 1 &#167; 9 Nr. 1 Arbeitnehmer&#252;berlassungsgesetz unwirksamen Arbeitnehmer&#252;berlassungsvertrag). Im vorliegenden Falle gebietet die Vorschrift des Art. 85 Abs. 2 EWG Vertrag die R&#252;ckabwicklung der nichtigen Vereinbarung vom 9. April 1968 nicht. Die in der Vereinbarung einer unzul&#228;ssigen Nichtangriffsklausel liegende, gegen Art. 85 Abs. 1 EWG-Vertrag versto&#223;ende Wettbewerbsbeschr&#228;nkung l&#228;&#223;t sich f&#252;r d i e V e r-g a n g e n h e i t nicht r&#252;ckg&#228;ngig machen; ein auf Grund der Nichtangriffsabrede unterbliebener Angriff auf das Schutzrecht kann nicht r &#252; c k-w i r k e n d nachgeholt werden. Selbst wenn es nach der Feststellung der Unwirksamkeit einer Nichtangriffsabrede noch zum Angriff auf das Schutzrecht kommt, &#228;ndert dies nichts mehr an den eingetretenen Markt Verh&#228;ltnissen, zumal die Verpflichtung von Lizenznehmern zur Zahlung der vereinbarten Lizenzgeb&#252;hren auch bei einer nachtr&#228;glichen Vernichtung des Schutzrechtes nicht ex tunc entf&#228;llt (st&#228;ndige Rechtsprechung; siehe nur BGH, GRUR 1961, 466, 468 -Gewinderollkopf; BGH, GRUR 1967, 378, 381 -Schwei&#223;bolzen; BGH, GRUR 1969, 677, 678 - R&#252;ben-Verladeeinrichtung - m.w.N.). F&#252;r den kartellrechtlichen Zweck der Nichtigkeitsnorm ist somit mit einer R&#252;ckabwicklung der Gesamtvereinbarung nichts gewonnen. Ber&#252;hrt werden allein die - &#252;ber &#167; 139 BGB trotz ihrer kartellrechtlichen Unbedenklichkeit der Nichtigkeit anheimfallenden - &#252;brigen Bestimmungen des Vergleichs vom 9. April 1968. Da&#223; die Gesamtnichtigkeit eines Vertrages auf Grund der Kartellrechtswidrigkeit einzelner Bestimmungen nicht notwendig die Aufrechterhaltung einzelner Leistungsabreden hindert, hat auch der BGH bereits anerkannt. In der Entscheidung GRUR 1969, 701 -Auto-Lok; siehe auch BGH, NJW 1972, 2180, . 2183) hat er die Berufung der dortigen, auf Schadensersatz wegen Nichterf&#252;llung einer Abnahmeverpflichtung in Anspruch genommenen Beklagten auf die Nichtigkeit des gesamten Vertrages als unzul&#228;ssige Rechtsaus&#252;bung angesehen, weil zwischen der m&#246;glicherweise gegen Art. 85 EWG-Vertrag oder &#167; 20 GWB versto&#223;enden - Bezugsbindung der Beklagten und der Nichterf&#252;llung der Abnahmeverpflichtung kein Zusammenhang bestehe, der die Berufung der Beklagten auf die Nichtigkeit jener Bestimmung als zul&#228;ssige Rechtsaus&#252;bung erscheinen lasse.</p> <span class="absatzRechts">208</span><p class="absatzLinks">Hinzu kommt folgendes:</p> <span class="absatzRechts">209</span><p class="absatzLinks">Wollte man eine R&#252;ckabwicklung der Vereinbarung vom 9. April 1968 durchf&#252;hren, m&#252;&#223;te grunds&#228;tzlich eine Saldierung der beiderseitigen Leistungen stattfinden. Denn es entspricht st&#228;ndiger Rechtsprechung, da&#223; bei der Abwicklung eines gegenseitigen Vertrages von vornherein nur ein einheitlicher Anspruch auf Ausgleich der beiderseitigen Verm&#246;gensverschiebungen besteht, der auf Herausgabe bzw. Wertersatz aes &#220;berschusses der Aktiv- &#252;ber die Passivposten (Saldo) gerichtet ist und derjenigen Vertragspartei zusteht, die den "&#220;berschu&#223;" erbracht hat (BGHZ 1, 75, 81; BGH, NJW 1963, 1870; BGHZ 53, 144, 145/146; BGH, WM 1972, 564).</p> <span class="absatzRechts">210</span><p class="absatzLinks">F&#252;r eine R&#252;ckabwicklung der Vereinbarung vom 9. April 1968 bed&#252;rfte es daher einer Bewertung der beiderseits auf Grund des Vertrages erbrachten Leistungen. Auf Seiten der Beklagten w&#228;ren dabei zu ber&#252;cksichtigen:</p> <span class="absatzRechts">211</span><p class="absatzLinks">1. die R&#252;cknahme der L&#246;schungsklage gegen das Gebrauchsmuster 1942725 und der Einspr&#252;che gegen das Klagepatent (Nr. 2 Satz 1 des Vergleichs),</p> <span class="absatzRechts">212</span><p class="absatzLinks">2. der Verzicht auf direkte und indirekte Angriffe auf diese und ausl&#228;ndische Parallelschutzrechte (Nr. 2 Satz 2 des Vergleichs),</p> <span class="absatzRechts">213</span><p class="absatzLinks">3. der Verzicht auf Unterlassungsanspr&#252;che auf Grund des am 20. Dezember 1968 ablaufenden X-Patentes.(Nr. 3 Satz 1 des Vergleichs),</p> <span class="absatzRechts">214</span><p class="absatzLinks">4. der Verzicht auf Schadensersatzanspr&#252;che f&#252;r die Vergangenheit wegen Verletzung des X-Patents (Nr. 4 des Vergleichs),</p> <span class="absatzRechts">215</span><p class="absatzLinks">5. der Verzicht auf Schadensersatzanspr&#252;che auf Grund des Urteils vom 28. November 1967 in der Sache 4 0 46/67 (Nr. 5 des Vergleichs).</p> <span class="absatzRechts">216</span><p class="absatzLinks">Schon die Bewertung der beiden ersten Punkte er-scheint kaum m&#246;glich. Ihr Wert h&#228;ngt nicht allein davon ab, welche Erfolgsaussichten eine Fortsetzung des Angriffs bzw. weitere Angriffe gegen das Klagepatent (Nichtigkeitsklage) und gegen die ausl&#228;ndischen Parallelschutzrechte objektiv gehabt h&#228;tten. Ber&#252;cksichtigt werden mu&#223; auch das f&#252;r den Kl&#228;ger damals subjektiv nicht &#252;berschaubare Risiko einer Vernichtung seiner Schutzrechte. Was die Erfolgsaussichten anbelangt, so erscheint aus heutiger Sicht zumindest eine Vernichtung des Vorrichtungsanspruchs wahrscheinlich (oben II 2.). Eine zuverl&#228;ssige Beurteilung der Rechtsbest&#228;ndigkeit des Verfahrensanspruchs unter dem Gesichtspunkt der Erfindungsh&#246;he bei gedachten fr&#252;heren Angriffen ist dagegen schon deshalb nicht m&#246;glich, weil es in Anbetracht des inzwischen verstrichenen Zeitraums von fast 20 Jahren durchaus denkbar erscheint, da&#223; zu einem fr&#252;heren Zeitpunkt mehr uno Detaillierteres zum Fachwissen und -k&#246;nnen vor dem Priorit&#228;tszeitpunkt des Klagepatents vorgetragen und unter Beweis h&#228;tte gestellt werden k&#246;nnen, als dies heute noch der Fall ist. Der Wert der Nichtangriffsabrede kann auch nicht im Hinblick auf die vom Kl&#228;ger behauptete Unterst&#252;tzung der Nichtigkeitskl&#228;gerin X au&#223;er Betracht bleiben. Zum einen bleiben hiervon die ausl&#228;ndischen Schutzrechte unber&#252;hrt. Zum anderen haben die Beklagten, selbst wenn man die Richtigkeit der Behauptungen des Kl&#228;gers insoweit unterstellt, der Firma X nicht ann&#228;hernd das Material geliefert, das sie nunmehr selbst in dem von ihnen angestrengten Nichtigkeitsverfahren vorbringen (siehe insbesondere die Anlagen MvF 18 und MvF 41). Vielmehr hat, wie bereits erw&#228;hnt, die Aussage des Zeugen X gerade zum Mi&#223;erfolg der Nichtigkeitsklage beigetragen, weil die Nichtigkeitskl&#228;gerin mit ihr eine offenkundige Vorbenutzung nicht beweisen konnte. Der Kl&#228;ger ist damit bis zum Ablauf der Schutzdauer des Klagepatents in den Genu&#223; der Nichtangriffsklausel gekommen und hat dementprechend sein Schutzrecht auch jedenfalls zeitweise verwerten k&#246;nnen (siehe die Ausf&#252;hrungen auf Seite 25 des Urteils des Oberlandesgerichts D&#252;sseldorf vom 19. Juni 1984, Anlage K 3 zur Anlage MvF 18). Ebenso schwer bewertbar sind die Punkte 3, 4 und 5. Das Oberlandesgericht hat zwar zu Recht darauf hingewiesen, da&#223; eine Verletzungsklage gegen den Kl&#228;ger bis zum Ablauf des X-Patentes schwerlich zu einem Unterlassungstitel gef&#252;hrt h&#228;tte. Gleichwohl h&#228;tten aber die Beklagten auf Grund dieses Patentes (z.B. durch Abnehmerverwarnungen) das Gesch&#228;ft des Kl&#228;gers gerade in seiner Anfangsphase empfindlich beeintr&#228;chtigen und den Kl&#228;ger durch Schadensersatzanspr&#252;che m&#246;glicherweise in finanzielle Schwierigkeiten bringen k&#246;nnen. Die Auswirkungen eines derartigen Vorgehens lassen sich heute nicht mehr absch&#228;tzen. Ebensowenig wird sich heute noch feststellen lassen, in welcher H&#246;he &#252;berhaupt Schadensersatzanspr&#252;che der Beklagten gegen den Kl&#228;ger in Betracht kamen. Dabei kann nicht zweifelhaft sein, da&#223; der Beklagten zu 1. auf Grund des X-Patentes Anspr&#252;che zustanden. Aus der Sicht des X-Patentes stellt sich das Klagepatent als abh&#228;ngige Erfindung dar, da das deutsche Patent 842267 nach seinem Anspruch 1 ein Verfahren zur fortlaufenden Herstellung von endlosen Platten, Bahnen oder Folien aus aufsch&#228;umbaren Stoffen, insbesondere solchen auf Polyurethan-Basis betrifft, bei dem die Reaktionskomponenten nach ihrer Vereinigung auf eine sich mit einer der Reaktionsgeschwindigkeit entsprechenden Geschwindigkeit fortbewegende Unterlage aufgegossen oder aufged&#252;st und dann zum Aufsch&#228;umen gebracht werden; eben dies geschieht auch bei dem Verfahren nach dem Klagepatent. Davon sind ersichtlich auch die Parteien bei Abschlu&#223; des Vergleichs ausgegangen, wie sich aus der Vereinbarung einer Lizenzgeb&#252;hr in Nr. 3 des Vergleichs ergibt.</p> <span class="absatzRechts">217</span><p class="absatzLinks">Die hiernach am Beispiel der Leistungen der Beklagten gezeigte praktische Unm&#246;glichkeit einer zuverl&#228;ssigen Bewertung der beiderseitigen Leistungen lie&#223;e sich letztlich nur durch einen R&#252;ckgriff auf die Vorstellungen der Parteien bei Vertragsschlu&#223; aufl&#246;sen. Regelm&#228;&#223;ig ist indessen davon auszugehen, da&#223; die Parteien bei Abschlu&#223; eines gegenseitigen Vertrages die beiderseitigen Leistungen als ausgewogen angesehen haben. Sind die beiderseitigen Leistungen aber ausgewogen, ergibt sich weder f&#252;r die eine noch f&#252;r die andere Seite ein positiver Saldo.</p> <span class="absatzRechts">218</span><p class="absatzLinks">Dieses Ergebnis erscheint auch deshalb sachgerecht, weil die dargelegten Schwierigkeiten des Bereicherungsausgleichs sich vornehmlich daraus ergeben, da&#223; die Vereinbarung vom 9. April 1968 auf die Begr&#252;ndung eines Dauerschuldverh&#228;ltnisses zwischen den Parteien angelegt war. Gerade wegen dieser Schwierigkeiten kann aber ein in Vollzug gesetzter Dauervertrag zumindest bei Leistungsst&#246;rungen, die w&#228;hrend des Laufes der Vertrages eintreten, nur in entsprechender Anwendung der f&#252;r bestimmte Dauerschuldverh&#228;ltnisse geltenden Bestimmungen der &#167;&#167; 542, 554 a, 626, 723 BGB fristlos mit Wirkung f&#252;r die Zukunft gek&#252;ndigt werden (BGH, WM 1972, 625, 628 m.w.N.). In der eben genannten Entscheidung hat der BGH ausgef&#252;hrt, f&#252;r diese Art der Beendigung eines Vertragsverh&#228;ltnisses bei Leistungsst&#246;rungen spreche, da&#223; im allgemeinen den Parteien nicht daran gelegen sei, das Vertragsverh&#228;ltnis auch f&#252;r die vergangene Zeit, in der es durch Leistung und Gegenleistung abgewickelt worden sei, aufzul&#246;sen, und da&#223; eine R&#252;ckabwicklung des ganzen Vertragsverh&#228;ltnisses, auch f&#252;r die Zeit, in der der Vertrag durchgef&#252;hrt worden sei, h&#228;ufig betr&#228;chtliche Schwierigkeiten bereiten w&#252;rde. Auch diesem Grundsatz kann bei einem von Anfang an unwirksamen Dauervertrag dadurch Geltung verschafft werden, da&#223; f&#252;r den Bereicherungsausgleich die beiderseits in der Vergangenheit erbrachten Leistungen als ausgeglichen angesehen werden.</p> <span class="absatzRechts">219</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann nach alledem f&#252;r die vor Geltendmachung der Kartellrechtswidrigkeit des Vergleichs liegenden Benutzungshandlungen der Beklagten auch keine Anspr&#252;che auf Zahlung einer angemessenen Lizenzgeb&#252;hr geltend machen. Damit scheiden zugleich auch Rechnungslegungsanspr&#252;che gegen&#252;ber den Beklagten aus.</p> <span class="absatzRechts">220</span><p class="absatzLinks">V.</p> <span class="absatzRechts">221</span><p class="absatzLinks">Eine Aussetzung der Verhandlung nach &#167; 148 ZPO ist weder im Hinblick auf die Revision der Beklagten gegen aas Urteil des Oberlandesgerichts D&#252;sseldorf vom 19. Juni 1984 noch im Hinblick auf die Berufung der Beklagten gegen das Urteil des Bundespatentgerichts vom 14. November 1985 veranla&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">222</span><p class="absatzLinks">1. Der Revision gegen das Urteil des Oberlandesgerichts vermag die Kammer keine derartigen Erfolgsaussichten beizumessen, da&#223; eine Aussetzung der Verhandlung geboten w&#228;re. Das Oberlandesgericht hat ausf&#252;hrlich begr&#252;ndet, warum die Nichtangriffsabrede eine Einschr&#228;nkung und Verf&#228;lschung des Wettbewerbs innerhalb des Gemeinsamen Marktes bezweckte und geeignet war, den Wettbewerb innerhalb des Gemeinsamen Marktes und den Handel zwischen den Mitgliedstaaten in sp&#252;rbarer Weise zu beeintr&#228;chtigen. Die nach Schlu&#223; der m&#252;ndlichen Verhandlung als Anlage MvF 42 eingereichte Stellungnahme der EG-Kommission gegen&#252;ber dem Europ&#228;ischen Gerichtshof in dem Vorabentscheidungsverfahren stellt diese Beurteilung an sich nicht in Frage, sondern setzt ihr lediglich die Erw&#228;gung entgegen, bei einer im Rahmen eines Vergleichs vereinbarten Nichtangriffsabrede kollidiere das &#246;ffentliche Interesse an der Beseitigung zu Unrecht verliehener Ausschlie&#223;lichkeitsrechte mit dem &#246;ffentlichen Interesse an der Beendigung von Prozessen durch Vergleich. Ob dieser auf seinen dogmatischen Stellenwert nicht n&#228;her untersuchte Gesichtspunkt eine Anwendung des Artikels 85 EWG-Vertrag ausschlie&#223;en kann, scheint der Kammer eine noch weitgehend ungekl&#228;rte Frage, deren Beurteilung durch den Europ&#228;ischen Gerichtshof offen bleiben mu&#223;, zumal eine Stellungnahme des Generalanwaltes bislang nicht vorliegt.</p> <span class="absatzRechts">223</span><p class="absatzLinks">2.Im Hinblick auf eine gegen das Klagepatent erhobene</p> <span class="absatzRechts">224</span><p class="absatzLinks">Nichtigkeitsklage ist ein Patentverletzungsrechtsstreit nach st&#228;ndiger Rechtsprechung der Kammer und des Oberlandesgerichts nur unter engen Voraussetzungen auszusetzen. Im vorliegenden Fall ist das Klagepatent im Hinblick auf den druckschriftlichen Stand der Technik bereits zweimal vom Bundespatentgericht und einmal vom Bundesgerichtshof &#252;berpr&#252;ft worden. Fraglich kann daher nur noch sein, ob eine Vernichtung des Klagepatents im Hinblick auf das Vorbringen der Beklagten zur offenkundigen Vorbenutzung eine Vernichtung des Klagepatents wahrscheinlich erscheinen l&#228;&#223;t. Dabei kommt es auf die Frage, ob die Vorrichtung offenkundig vorbenutzt worden ist, nicht an, da die Klage insoweit ohnehin erfolglos geblieben ist. Hinsichtlich des Verfahrensanspruchs aes Klagepatents kann aber in Anbetracht des Umstandes, da&#223; die Beklagten insoweit jedenfalls kein privates Vorbenutzungsrecht erworben haben (oben II 3.) eine die Aussetzung rechtfertigende hohe Wahrscheinlichkeit der Vernichtung des Klagepatents auch unter dem Gesichtspunkt mangelnder Erfindungsh&#246;he nicht bejaht werden.</p> <span class="absatzRechts">225</span><p class="absatzLinks">VI.</p> <span class="absatzRechts">226</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 91 Abs. 1, 92 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">227</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit folgt aus &#167; 709 ZPO.</p>
315,532
ovgnrw-1986-09-05-2-a-314083
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
2 A 3140/83
"1986-09-05T00:00:00"
"2019-03-13T14:58:16"
"2019-03-27T09:42:52"
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1986:0905.2A3140.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers wird auf seine Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Eigent&#252;mer des Grundst&#252;cks xxx, xxxStra&#223;e xxx, auf dem sich sein landwirtschaftlicher Betrieb mit Wohn- und Wirtschaftsgeb&#228;uden befindet. Durch Bescheid vom 11. April 1982 zog ihn der Beklagte zu kommunalen Benutzungsgeb&#252;hren f&#252;r die Ableitung von Niederschlagswasser in die st&#228;dtische Entw&#228;sserungsanlage heran und zwar in H&#246;he von 384,-- DM f&#252;r das Jahr 1981 und in H&#246;he von 416,-- DM f&#252;r das Jahr 1982. Dieser Heranziehung zur Niederschlagswassergeb&#252;hr liegt der Ma&#223;stab der bebauten oder befestigten Grundst&#252;cksfl&#228;che zugrunde, die beim Kl&#228;ger 640 qm betr&#228;gt. Nach den Feststellungen des Beklagten umfassen die bebaute Fl&#228;che 360 qm und die befestigte Hoffl&#228;che 280 qm. Der Geb&#252;hrensatz bel&#228;uft sich f&#252;r 1981 auf 0,60 DM und f&#252;r 1982 auf 0,65 DM je qm.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 10. Mai 1982 bat der Kl&#228;ger, ihm die auf die befestigte Hoffl&#228;che entfallende Niederschlagswassergeb&#252;hr "im Zuge einer Billigkeitsentscheidung" zu erlassen und machte geltend: Als Folge des Stra&#223;enausbaues (Anlegen eines erh&#246;hten Gehweges zwischen seinem Hofgrundst&#252;ck und der Stra&#223;enfahrbahn) sei das zuvor vorhandene nat&#252;rliche Gef&#228;lle seiner Hoffl&#228;che zur Stra&#223;e beseitigt worden; er sei gezwungen gewesen, auf eigene Kosten durch Installieren eines Einlaufschachtes auf seinem Grundst&#252;ck die Abflu&#223;m&#246;glichkeit zum Stra&#223;ensammelkanal wieder herzustellen. Von h&#246;her gelegenen Hoffl&#228;chen der Nachbargrundst&#252;cke, die auch jetzt noch nat&#252;rliches Gef&#228;lle zur Fahrbahn h&#228;tten, flie&#223;e das Niederschlagswasser weiterhin in die &#246;ffentliche Kanalisation, ohne da&#223; der Beklagte hierf&#252;r (hinsichtlich der Hoffl&#228;che) Benutzungsgeb&#252;hren erhebe. Seine Geb&#252;hrenheranziehung sei daher eine unbillige Benachteiligung.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 25. Mai 1982 lehnte der Beklagte diesen Antrag ab, wobei er ausf&#252;hrte, die Veranlagung sei gem&#228;&#223; der f&#252;r die Ableitung von Niederschlagswasser anzuwendenden Satzungsregelung (&#167; 2 Abs. 7 der Geb&#252;hrensatzung) erfolgt; eine Unbilligkeit liege somit nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Aufgrund eines weiteren Schreibens des Kl&#228;gers vom 5. Juni 1982, in dem dieser um einen "rechtsmittelf&#228;higen Bescheid" bat, erlie&#223; der Beklagte am 7. September 1982 einen Widerspruchsbescheid, mit dem er den "Widerspruch vom 5. Juni 1982" zur&#252;ckwies. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte der Beklagte im wesentlichen aus: Der nach der Geb&#252;hrensatzung auf die Niederschlagswasserableitung anzuwendende Ma&#223;stab der bebauten oder befestigten Fl&#228;che sei ein nach &#167; 6 Abs. 3 Satz 2 KAG g&#252;ltiger Wahrscheinlichkeitsma&#223;stab. Befestigte Fl&#228;che im Sinne dieser Satzungsregelung seien die Fl&#228;chen, auf denen das Niederschlagswasser nicht versickere, sondern durch entsprechende Leitungen dem st&#228;dtischen Kanalnetz zugef&#252;hrt werde. Bei Grundst&#252;cken, von denen infolge ihres Gef&#228;lles zur Stra&#223;e das Niederschlagswasser auf die Stra&#223;e abflie&#223;e und (erst) dort dem st&#228;dtischen Kanalnetz zugef&#252;hrt werde, sei dieser satzungsm&#228;&#223;ige Geb&#252;hrentatbestand nicht erf&#252;llt. Die Tatsache, da&#223; bei diesen Grundst&#252;cken andere Gef&#228;lleverh&#228;ltnisse vorl&#228;gen, begr&#252;nde keine Geb&#252;hrenbefreiung f&#252;r den Kl&#228;ger.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit der daraufhin erhobenen Klage hat der Kl&#228;ger in seiner Klageschrift begehrt, den Bescheid des Beklagten vom 25. Mai 1982, sowie den Widerspruchsbescheid vom 7. September 1982 aufzuheben. Das Verwaltungsgericht hat das Klagebegehren so aufgefa&#223;t, da&#223; der Kl&#228;ger beantragt hat,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">den Grundbesitzabgabenbescheid des Beklagten vom 11. April 1982 betreffend Regenwassergeb&#252;hren f&#252;r 1981 und 1982 sowie den Widerspruchsbescheid vom 7. September 1982 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Er hat geltend gemacht: Nachbarn des Kl&#228;gers, bei deren Hoffl&#228;chen noch nat&#252;rliches Gef&#228;lle zur Stra&#223;e bestehe, so da&#223; das Niederschlagswasser ungehindert abflie&#223;e, k&#246;nne er nicht zur Niederschlagswassergeb&#252;hr bez&#252;glich dieser Fl&#228;chen heranziehen. Denn in diesen F&#228;llen sei der satzungsm&#228;&#223;ige Geb&#252;hrentatbestand nicht verwirklicht, weil es an einer abwassertechnischen Verbindung (Grundst&#252;cksanschlu&#223;leitung) f&#252;r das Ableiten des Niederschlagswassers der Hoffl&#228;chen fehle. Solange dies der Fall sei, bestehe kein Benutzungsverh&#228;ltnis und damit auch kein geb&#252;hrenpflichtiger Tatbestand, der das Einleiten von Niederschlagswasser der Hoffl&#228;che in den st&#228;dtischen Stra&#223;ensammelkanal zum Gegenstand habe.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Durch das dem Kl&#228;ger am 14. Oktober 1983 zugestellte Urteil, auf dessen Inhalt verwiesen wird, hat das Verwaltungsgericht die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die Berufung, zu deren Begr&#252;ndung der Kl&#228;ger u.a. vortr&#228;gt: Das der streitigen Heranziehung zugrunde liegende Ortsrecht sei ung&#252;ltig. Der Beklagte habe n&#228;mlich zu Unrecht bei der der Ermittlung des Geb&#252;hrensatzes (0,60 und 0,65 DM) zugrunde liegenden Kalkulation die Niederschlagswassermenge derjenigen Anlieger nicht ber&#252;cksichtigt, deren Niederschlagswasser infolge bestehenden nat&#252;rlichen Gef&#228;lles ohne Grundst&#252;cksanschlu&#223;leitung in den Stra&#223;ensammelkanal flie&#223;e. Diese Anlieger n&#228;hmen jedoch in gleicher Weise die &#246;ffentliche Abwasseranlage in Anspruch. Sie leiteten faktisch ihre Niederschlagswasser ein; infolgedessen bestehe im Ergebnis kein Unterschied zu ihm, dem Kl&#228;ger, der nur infolge Erh&#246;hen des Gehweges einen Einlaufschacht habe herstellen m&#252;ssen, um das Niederschlagswasser wie zuvor dem Stra&#223;ensammelkanal zuleiten zu k&#246;nnen. Ein Einbeziehen der befestigten Fl&#228;chen dieser das nat&#252;rliche Gef&#228;lle nutzenden Anlieger in die Geb&#252;hrenkalkulation h&#228;tte einen niedrigeren Geb&#252;hrensatz zur Folge gehabt. Wegen dieser unterschiedlichen geb&#252;hrenrechtlichen Behandlung von entw&#228;sserungstechnisch gleichgelagerten Sachverhalten versto&#223;e die streitige Heranziehung auch gegen Art. 3 Abs. 1 GG.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Seine Anfechtungsklage richte sich gegen die rechtswidrige Heranziehung als solche; nur hilfsweise r&#252;ge er au&#223;erdem eine in der Heranziehung liegende sachliche Unbilligkeit.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">1. das Urteil des Verwaltungsgerichts Arnsberg vom 30. September 1983 abzu&#228;ndern und den Grundbesitzabgabenbescheid des Beklagten vom 11. April 1982 betreffend Regenwassergeb&#252;hren f&#252;r 1981 und 1982 sowie den Widerspruchsbescheid vom 7. September 1982 aufzuheben;</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">2. hilfsweise, das Urteil des Verwaltungsgerichts Arnsberg abzu&#228;ndern und den Beklagten zu verpflichten, dem Kl&#228;ger die Regenwassergeb&#252;hren in H&#246;he von 384,-- DM f&#252;r 1981 und in H&#246;he von 416,-- DM f&#252;r 1982 zu erlassen sowie den Widerspruchsbescheid vom 7. September 1982 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Er tr&#228;gt vor, da&#223; er das Begehren so aufgefa&#223;t habe, da&#223; der vom Kl&#228;ger gestellte Antrag auf Erla&#223; der Niederschlagswassergeb&#252;hr gegen den Heranziehungsbescheid als solchen gerichtet und nicht nur als Antrag auf Erla&#223; wegen sachlicher Unbilligkeit aufzufassen gewesen sei. Sowohl im Heranziehungs- als auch im Widerspruchsverfahren sei allerdings zugleich gepr&#252;ft worden, ob ein Anspruch auf Geb&#252;hrenerla&#223; wegen sachlicher Unbilligkeit bestehe. Er, der Beklagte, habe daher die Klage als Anfechtungsklage gegen die Heranziehung aufgefa&#223;t. Das klageabweisende Urteil sei zu Recht ergangen, so da&#223; die Berufung keinen Erfolg haben k&#246;nne. Bei Aufstellen der Geb&#252;hrenbedarfsberechnung (Kalkulation) seien nur die Abwassermengen der bebauten und befestigten Fl&#228;chen ber&#252;cksichtigt worden, die &#252;ber eine unmittelbare abwassertechnische Verbindung Niederschlagswasser in den Stra&#223;ensammelkanal einleiten. Das sei bei dem Kl&#228;ger bez&#252;glich der Hoffl&#228;chen der Fall. Bei den vom Kl&#228;ger erw&#228;hnten Nachbargrundst&#252;cken flie&#223;e jedoch wegen des auch jetzt noch bestehenden nat&#252;rlichen Gef&#228;lles das Niederschlagswasser der Hoffl&#228;che &#252;ber den angrenzenden Gehweg auf die Fahrbahn ab. Diese Grundst&#252;cke seien insoweit (Entw&#228;ssern der befestigten Hoffl&#228;che) nicht mit einer eigenen abwassertechnischen Verbindung (Grundst&#252;cksanschlu&#223; an den Stra&#223;ensammelkanal) angeschlossen. Diese Entw&#228;sserungssituation habe vor Anlegen des Gehweges auch beim Kl&#228;ger bestanden; deshalb werde er nunmehr erstmalig zur Benutzungsgeb&#252;hr bez&#252;glich der befestigten Hoffl&#228;che herangezogen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Vertreter des &#246;ffentlichen Interesses hat zu der Streitsache nicht Stellung genommen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">S&#228;mtliche Beteiligte haben sich mit einer Entscheidung ohne m&#252;ndliche Verhandlung einverstanden erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts, insbesondere des Parteivorbringens in beiden Rechtsz&#252;gen wird auf die Gerichtsakten, ferner auf die beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge und Satzungsunterlagen des Beklagten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung, &#252;ber die der Senat gem&#228;&#223; &#167;&#167; 101 Abs. 2, 125 Abs. 1 Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) ohne m&#252;ndliche Verhandlung entscheidet, ist unbegr&#252;ndet. Das Verwaltungsgericht hat die Klage zu Recht abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die in erster Linie erhobene Anfechtungsklage ist zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Allerdings hat der anwaltlich vertretene Kl&#228;ger in der Klageschrift vom 6. Oktober 1982 lediglich beantragt, den (nur) einen Billigkeitserla&#223; ablehnenden Bescheid vom 25. Mai 1982 sowie den hierzu ergangenen Widerspruchsbescheid vom 7. September 1982 aufzuheben. Eine &#196;nderung des Klageantrages im ersten Rechtszug ist den Akten nicht zu entnehmen. Wenn das Verwaltungsgericht gleichwohl das Klagebegehren dahin deutete, da&#223; der Grundbesitzabgabenbescheid vom 11. April 1982 hinsichtlich der Regenwassergeb&#252;hr angefochten werden sollte, h&#228;tte es nahegelegen, auf eine entsprechende Berichtigung des Klageantrages hinzuwirken (&#167; 86 Abs. 3 VwGO). Der Kl&#228;ger hat jedoch im Berufungsverfahren ausdr&#252;cklich (auch) beantragt, den Grundbesitzabgabenbescheid vom 11. April 1982 betreffend Regenwassergeb&#252;hren f&#252;r 1981 und 1982 aufzuheben. Hierin liegt eine Klage&#228;nderung in Form der Klageerweiterung, die zul&#228;ssig ist, weil ihr der Beklagte jedenfalls mit seinem Schriftsatz vom 25. Juli 1985 zugestimmt hat (&#167; 91 Abs. 1 VwGO). Mit diesem Schriftsatz hat der Beklagte ferner vorgetragen, er habe den Antrag des Kl&#228;gers auf Erla&#223; der Kanalbenutzungsgeb&#252;hren aus Billigkeitsgr&#252;nden auch als Widerspruch gegen den Heranziehungsbescheid angesehen. Damit hat der Beklagte den Widerspruchsbescheid vom 7. September 1982 jedenfalls nachtr&#228;glich dahin erg&#228;nzt, da&#223; (auch) der (angenommene) Widerspruch des Kl&#228;gers gegen den Heranziehungsbescheid vom 11. April 1982 zur&#252;ckgewiesen werden sollte. Das nach &#167; 68 Abs. 1 Satz 1 VwGO erforderliche Vorverfahren ist somit durchgef&#252;hrt worden.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Anfechtungsklage ist jedoch unbegr&#252;ndet, weil die durch den Bescheid vom 11. April 1982 erfolgten Heranziehungen zur Regenwassergeb&#252;hr f&#252;r 1982 und 1983 rechtm&#228;&#223;ig sind.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Rechtsgrundlage dieses Heranziehungsbescheides f&#252;r 1982 und 1983 ist die Satzung der Stadt xxx &#252;ber die Erhebung von Geb&#252;hren f&#252;r die Entw&#228;sserung von Grundst&#252;cken vom 17. Dezember 1980 in der Fassung der 1. &#196;nderungssatzung vom 17. Dezember 1981 - EGS -. Gegen die G&#252;ltigkeit dieser Satzung bestehen im Hinblick auf ihre hier anzuwendenden Bestimmungen weder formelle noch materielle Bedenken. Nach &#167; 1 Abs. 1 Satz 1 EGS erhebt die Stadt xxx f&#252;r die Inanspruchnahme ihrer &#246;ffentlichen Grundst&#252;cksentw&#228;sserungsanlage (Abwasseranlage) Benutzungsgeb&#252;hren, und zwar f&#252;r die Ableitung von Schmutzwasser und Niederschlagswasser jeweils getrennte Geb&#252;hren. Geb&#252;hrenma&#223;stab f&#252;r die Schmutzwasserableitung ist die dem Grundst&#252;ck zugef&#252;hrte Frischwassermenge (Frischwasser- oder Wasserverbrauchsma&#223;stab). Die hier allein streitige Geb&#252;hr f&#252;r die Ableitung von Niederschlagswasser (Regenwasser) bemi&#223;t sich gem&#228;&#223; &#167; 2 Abs. 7 EGS nach dem Ma&#223;stab der bebauten und befestigten Grundst&#252;cksfl&#228;che "von der Niederschlagswasser in die &#246;ffentliche Abwasseranlage gelangt (angeschlossene Grundst&#252;cksfl&#228;che)." Die Geb&#252;hr betr&#228;gt je qm angeschlossene Grundst&#252;cksfl&#228;che ab 1. Januar 1981 0,60 DM und ab 1. Januar 1982 0,65 DM. Mit der durch die Satzung vom 17. Dezember 1980 erfolgten Einf&#252;hrung einer getrennten Ma&#223;stabsregelung (Schmutzwasser einerseits, Niederschlagswasser andererseits) anstelle des bis dahin auch auf die Niederschlagswassereinleitung angewandten Wasserverbrauchsma&#223;stabes sind etwaige fr&#252;her bestehende Zweifel an der G&#252;ltigkeit des auf die Niederschlagswasserbeseitigung anzuwendenden Geb&#252;hrenma&#223;stabes von vornherein ausger&#228;umt.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Gegen die Ermittlung der Geb&#252;hrens&#228;tze von 0,60 und 0,65 DM f&#252;r die Bemessung der Niederschlagswassergeb&#252;hr bestehen keine rechtlichen Bedenken. Wie sich aus der der Beschlu&#223;fassung durch den Rat zugrunde liegenden Berechnungsgrundlage (Geb&#252;hrenkalkulation) ergibt, sind von den Gesamtkosten der Niederschlagswasserbeseitigung etwa 32% f&#252;r die Ableitung des Niederschlagswassers von &#246;ffentlichen Verkehrsfl&#228;chen in Abzug gebracht worden; die zur Niederschlagswassergeb&#252;hr herangezogenen Grundst&#252;ckseigent&#252;mer werden daher mit diesem Kostenanteil nicht belastet.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Ermittlung der f&#252;r die Bemessung der Niederschlagswassergeb&#252;hr festgesetzten Geb&#252;hrens&#228;tze (0,60 und 0,65 DM) ist auch im &#252;brigen rechtsfehlerfrei. Zwar war im Zeitpunkt der Kalkulation des Geb&#252;hrensatzes von 0,60 DM die Summe der an die st&#228;dtische Entw&#228;sserungsanlage angeschlossenen bebauten und befestigten Grundst&#252;cksfl&#228;chen noch nicht ermittelt. Die vom Beklagten versandten Frageb&#246;gen, in denen der Grundst&#252;ckseigent&#252;mer seine an die st&#228;dtische Entw&#228;sserungsanlage angeschlossenen bebauten und befestigten Fl&#228;chen anzugeben hatte, gingen erst im Laufe des Jahres 1981 beim Beklagten ein, so da&#223; er bis dahin auf verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig grobe Sch&#228;tzungen, sowie auf Erfahrungswerte von benachbarten St&#228;dten angewiesen war, was die Geb&#252;hrenkalkulation f&#252;r das Jahr 1981 mit einem nicht unerheblichen Unsicherheitsfaktor belastete; denn der Ortsgesetzgeber mu&#223; bei Kalkulation des Geb&#252;hrensatzes die f&#252;r seine eigene Gemeinde ma&#223;geblichen &#246;rtlichen Verh&#228;ltnisse ermitteln. Im Zusammenhang mit dem Kosten&#252;berschreitungsverbot (&#167; 6 Abs. 1 Satz 3 KAG) kommt es zwar auf die Verh&#228;ltnisse bei der Billigung der Geb&#252;hrenkalkulation durch den Rat einschlie&#223;lich der zu dieser Zeit bestehenden Unsicherheitsfaktoren an und nicht auf sp&#228;tere Erkenntnisse.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Vgl. Urteil des Senats vom 26. Februar 1982 - 2 A 1667/79 -, Gemeindehaushalt (Gemht) 1983, 113 = Hessische St&#228;dte- und Gemeindezeitung (HSGZ) 1982, 268 = St&#228;dte- und Gemeinderat (StGR) 1982, 240 = Zeitschrift f&#252;r kommunale Finanzen (ZKF) 1983, 112.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Gleichwohl empfiehlt es sich f&#252;r den Regelfall bei Umstellung des Bemessungssystems auf getrennte Ma&#223;st&#228;be zun&#228;chst das Vorliegen verl&#228;&#223;licher Unterlagen abzuwarten. Hier hatte der Beklagte bei der f&#252;r die Beschlu&#223;fassung durch den Rat angefertigten Geb&#252;hrenkalkulation f&#252;r das Jahr 1981 jedoch nicht nur das Zahlenmaterial von Nachbargemeinden mit im wesentlichen gleichgelagerten &#246;rtlichen Verh&#228;ltnissen zur Verf&#252;gung, sondern auch Unterlagen, die einigen Aufschlu&#223; &#252;ber die eigenen &#246;rtlichen Verh&#228;ltnisse gaben, wie etwa Datenmaterial &#252;ber die Kosten der Regenwasserableitung und den prozentualen Anteil dieser Kosten an den Gesamtkosten der Abwasserbeseitigung. Dieses Datenmaterial reichte insgesamt aus, um in einer den Anforderungen des &#167; 6 Abs. 1 Satz 3 KAG gen&#252;genden Weise den Geb&#252;hrenbedarf und das Geb&#252;hrenaufkommen f&#252;r 1981 veranschlagen zu k&#246;nnen. Dies wird auch durch die Geb&#252;hrenkalkulation f&#252;r das Jahr 1982 best&#228;tigt. Hiernach stimmen n&#228;mlich die im Jahre 1981 von den Grundst&#252;ckseigent&#252;mern &#252;bermittelten Fl&#228;chenangaben mit der im Vorjahr (Ende 1980) vom Beklagten veranschlagten Gr&#246;&#223;e der angeschlossenen bebauten und befestigten Fl&#228;chen des Stadtgebietes im wesentlichen &#252;berein.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Ebensowenig bestehen rechtliche Bedenken gegen die Festsetzung des ab 1. Januar 1982 geltenden h&#246;heren Geb&#252;hrensatzes von 0,65 DM/qm f&#252;r die Niederschlagswassergeb&#252;hr. Die Anhebung um 0,05 DM beruht darauf, da&#223; der Beklagte bei Aufstellen der Geb&#252;hrenbedarfsberechnung f&#252;r 1982 den f&#252;r 1981 zugrunde gelegten Zinssatz von 6% (kalkulatorischer Zins f&#252;r das aufgewandte Kapital) als zu niedrig erachtete und ihn deshalb auf 7% angehoben hat, was im Hinblick auf das allgemeine Zinsniveau des Jahres 1981 unbedenklich erscheint.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Vgl. zum Ansatz eines solchen einheitlichen kalkulatorischen Zinses f&#252;r das aufgewandte Kapital: Urteil des Senats vom 26. Februar 1982 - 2 A 1667/79 -, aaO; Bauernfeind/Zimmermann, KAG NW, 2. Aufl., &#167; 6 Rdnr. 27.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Senat &#252;bersieht nicht, da&#223; sich nach Auswertung s&#228;mtlicher von den Grundst&#252;ckseigent&#252;mern zur&#252;ckgesandten Frageb&#246;gen Daten &#228;ndern k&#246;nnen, die der Geb&#252;hrenkalkulation 1982 zugrunde gelegen haben. Das wird zwar den Rat der Stadt xxx veranlassen, die dann anstehende Geb&#252;hrenbedarfsberechnung daraufhin zu &#252;berpr&#252;fen. Sollten sich erhebliche Abweichungen ergeben, ber&#252;hrt dies aber nicht die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Festsetzung des Geb&#252;hrensatzes f&#252;r das Jahr 1982. Denn die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Veranlagung der voraussichtlichen Kosten und der Ma&#223;stabseinheiten, sowie des aus ihnen ermittelten Geb&#252;hrensatzes richtet sich - wie bereits ausgef&#252;hrt - nach den Erkenntnissen im Zeitpunkt der Veranschlagung.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Entgegen den Einwendungen des Kl&#228;gers in seiner Berufungsbegr&#252;ndung ergeben sich auch nicht deshalb Bedenken gegen die Geb&#252;hrenkalkulation, weil bei einigen Grundst&#252;ckseigent&#252;mern das Niederschlagswasser der befestigten Hoffl&#228;che nicht &#252;ber eine Grundst&#252;cksanschlu&#223;leitung zum Stra&#223;ensammelkanal, sondern &#252;ber das nat&#252;rliche Gef&#228;lle zur Stra&#223;e abflie&#223;t und dort &#252;ber Stra&#223;engullies in die Fahrbahnentw&#228;sserung gelangt, die &#252;ber denselben Mischwasserkanal erfolgt, der auch die Grundst&#252;cksabw&#228;sser (Schmutz- und Niederschlagswasser) aufnimmt. Wie der Beklagte hierzu unwiderlegt und glaubhaft vorgetragen hat, ist die Summe der befestigten Fl&#228;chen, die im Stadtgebiet auf diese Weise mittels nat&#252;rlichen Gef&#228;lles &#252;ber die Stra&#223;enentw&#228;sserung ihr Niederschlagswasser in Stra&#223;ensammelkan&#228;le abflie&#223;en lassen, so gering, da&#223; auch deren Ber&#252;cksichtigung die H&#246;he des Geb&#252;hrensatzes nicht h&#228;tte beeinflussen k&#246;nnen. Davon abgesehen hat der Beklagte mit einem Anteil von 32% f&#252;r das Entw&#228;ssern der &#246;ffentlichen Verkehrsfl&#228;chen diesen Kostenanteil, der den Geb&#252;hrenhaushalt nicht belastet, so reichlich bemessen, da&#223; Kosten der Beseitigung des von einigen Hofgrundst&#252;cken auf die Fahrbahn abflie&#223;enden Niederschlagswassers hierbei mit erfa&#223;t sind. Die zur Niederschlagswassergeb&#252;hr herangezogenen Grundst&#252;ckseigent&#252;mer werden infolgedessen mit diesen Kosten keinesfalls belastet.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen w&#228;re der Beklagte auch nicht verpflichtet, das &#252;ber die Fahrbahnentw&#228;sserung abflie&#223;ende Niederschlagswasser angrenzender Hoffl&#228;chen in die Geb&#252;hrenkalkulation einzubeziehen und damit von einer gr&#246;&#223;eren zu entw&#228;ssernden Gesamtfl&#228;che des Gemeindegebietes auszugehen. Mit seinem gegenteiligem Vorbringen &#252;bersieht der Kl&#228;ger, da&#223; der in seiner Stra&#223;e (Dxxxstra&#223;e des Ortsteils xxx) verlegte Mischwasserkanal rechtlich zwei voneinander zu unterscheidenden Einrichtungen dient und infolgedessen verschiedenen Zwecken gewidmet ist.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Einmal dient der Kanal der Fahrbahnentw&#228;sserung und ist insoweit rechtlich Bestandteil des Stra&#223;enk&#246;rpers der Dxxxstra&#223;e (&#167; 2 Abs. 2 Ziff. 1 a Stra&#223;en- und Wegegesetz des Landes NW - StrWG - jetzt g&#252;ltig in der Fassung der Bekanntmachung vom 1. August 1983, GV NW 306). Die hierdurch entstehenden Kosten f&#252;r Unterhaltung des Kanals und Beseitigung des Fahrbahnoberfl&#228;chenwassers werden aus allgemeinen Haushaltsmitteln finanziert, somit nicht durch das Aufkommen aus der von den Grundst&#252;ckseigent&#252;mern zu entrichtenden (hier allein streitigen) Niederschlagswassergeb&#252;hr. Diese Fahrbahnentw&#228;sserungskosten sind nach dem bereits Ausgef&#252;hrten bei der Geb&#252;hrenkalkulation in H&#246;he von 32% der Gesamtkosten f&#252;r die Niederschlagswasserbeseitigung ber&#252;cksichtigt worden.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Zum anderen ist der in der Stra&#223;e vor dem Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers liegende Mischwassersammelkanal Bestandteil der st&#228;dtischen Grundst&#252;cksentw&#228;sserungsanlage im Sinne von &#167; 1 Abs. 1, 2 der Satzung der Stadt xxx &#252;ber die Entw&#228;sserung der Grundst&#252;cke und den Anschlu&#223; an die &#246;ffentliche Entw&#228;sserungsanlage vom 21. Dezember 1971 Entw&#228;sserungssatzung - ES -. Insoweit ist der in der Stra&#223;e verlegte Kanal als Folge dieser ortsrechtlichen Regelung zugleich f&#252;r die Zwecke der Entw&#228;sserung angrenzender, an die st&#228;dtische Entw&#228;sserungsanlage angeschlossener Grundst&#252;cke gewidmet. Die der Stadt durch Betreiben ihrer Grundst&#252;cksentw&#228;sserungsanlage entstehenden Kosten sind nach &#167; 6 Abs. 1 und 2 KAG bei Ermittlung und Festsetzung des Geb&#252;hrensatzes f&#252;r die Niederschlagswassergeb&#252;hr zugrunde zu legen. Da das veranschlagte Geb&#252;hrenaufkommen die voraussichtlichen Kosten der st&#228;dtischen Grundst&#252;cksentw&#228;sserungsanlage (i.S. von &#167; 1 ES) in der Regel decken soll (&#167; 6 Abs. 1 Satz 1 und 3 KAG), hat die Stadt xxx den Geb&#252;hrensatz so zu bemessen, da&#223; die Gesamtheit der Geb&#252;hrenpflichtigen diese Kosten tr&#228;gt.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Geb&#252;hrenpflichtig sind jedoch nur Benutzer der st&#228;dtischen Entw&#228;sserungsanlage; das sind diejenigen, deren Grundst&#252;cksabwasserleitungen in einer den Anforderungen des Ortsrechts entsprechenden Weise an den der Entw&#228;sserung angrenzender Grundst&#252;cke bestimmten Stra&#223;ensammelkanal (leitungsm&#228;&#223;ig) angeschlossen sind und &#252;ber diese leitungsm&#228;&#223;ige Verbindung Abwasser (Niederschlags- oder Schmutzwasser) einleiten. Hierzu geh&#246;rt der Kl&#228;ger (auch) mit seinen Hoffl&#228;chen, die &#252;ber den auf dem Grundst&#252;ck von ihm installierten Einlaufschacht entw&#228;ssert werden. Solange das auf der Hoffl&#228;che des Kl&#228;gers niedergehende Regenwasser infolge des nat&#252;rlichen Gef&#228;lles auf die Stra&#223;e lief und dort zusammen mit dem auf der Stra&#223;e niedergehenden Niederschlagswasser &#252;ber Stra&#223;enabl&#228;ufe (Stra&#223;engullies) in den in der Stra&#223;e verlegten Kanal gelangte, war der Kl&#228;ger nicht im Rechtssinne an die st&#228;dtische Entw&#228;sserungsanlage angeschlossen. Es fehlte n&#228;mlich an einer abwassertechnischen Verbindung zwischen dem Grundst&#252;ck und der st&#228;dtischen Entw&#228;sserungsanlage, d.h. einer Verbindung, die ihrer Funktion und Bestimmung nach dem Transport von Grundst&#252;cksabw&#228;ssern zur gemeindlichen Abwasseranlage diente.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Vgl, Urteil des Senats vom 14. Juli 1975 - II A 502/73 -, OVGE 31, 162 (163) = Recht der Landwirtschaft (RdL) 1976, 52.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger kamen lediglich das ohnehin vorhandene Gef&#228;lle seiner Hoffl&#228;che und die Stra&#223;enoberfl&#228;che zugute. Unter diesen Umst&#228;nden handelte es sich seiner Zeit auch nicht um einen mittelbaren Anschlu&#223;, d.h. um eine abwassertechnische Verbindung des Grundst&#252;cks mit der st&#228;dtischen Entw&#228;sserungsanlage durch die Mitbenutzung einer fremden Anschlu&#223;leitung (&#167; 10 Abs. 2 ES).</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Vgl. das o.a. Urteil des Senats vom 14. Juli 1975, aaO.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Entw&#228;sserungssituation war vielmehr dadurch gekennzeichnet, da&#223; Regenwasser von einem nicht angeschlossenen Grundst&#252;ck ohne eine hierzu bestimmte Vorrichtung auf ein angeschlossenes Grundst&#252;ck (hier: das Stra&#223;engrundst&#252;ck) lief. Eine solche Situation braucht in der Geb&#252;hrenkalkulation nicht - weder bei der Ermittlung der Kosten der Regenwasserbeseitigung noch bei der Ermittlung der f&#252;r die Geb&#252;hrenbemessung ma&#223;geblichen bebauten und befestigten Grundst&#252;cksfl&#228;chen - ber&#252;cksichtigt zu werden.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Da&#223; sich die Entw&#228;sserungssituation des kl&#228;gerischen Grundst&#252;ckes infolge des Ausbaus der Stra&#223;e ver&#228;ndert hat, ist f&#252;r die Entscheidung des vorliegenden Geb&#252;hrenrechtsstreits unerheblich. Entscheidend ist vielmehr, da&#223; das Niederschlagswasser seiner Hoffl&#228;che nunmehr mittels einer leitungsm&#228;&#223;igen Verbindung vom Grundst&#252;ck zum st&#228;dtischen Stra&#223;ensammelkanal abgeleitet wird, die auf jeden Fall die Voraussetzungen des &#167; 10 ES erf&#252;llt. Ob der Kl&#228;ger zum Anlegen des Einlaufschachtes wegen des unterbrochenen Gef&#228;lles gezwungen war, ist rechtlich bedeutungslos. Das f&#252;r das Benutzungsgeb&#252;hrenrecht ma&#223;gebliche Tatbestandselement der Willentlichkeit der Benutzung stellt nicht auf die Motivation des Willens ab, sondern nur darauf, da&#223; eine (bewu&#223;te) Inanspruchnahme der Leistung der gemeindlichen Einrichtung vorliegt (hier Entw&#228;ssern der Hoffl&#228;che durch die st&#228;dtische Grundst&#252;cksentw&#228;sserungsanlage).</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Nach alledem hat der Kl&#228;ger im hier streitigen Veranlagungszeitraum (1981 und 1982) den Geb&#252;hrentatbestand (Niederschlagswasserbeseitigung) auch unter Zugrundelegen der befestigten Hoffl&#228;che von 280 qm erf&#252;llt, so da&#223; die Geb&#252;hrenheranziehung bez&#252;glich dieser Fl&#228;che rechtm&#228;&#223;ig ist. Seine mit dem Hauptantrag erhobene Anfechtungsklage bleibt daher erfolglos.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist auch mit dem hilfsweise gestellten Antrag unbegr&#252;ndet. Denn der Beklagte ist nicht verpflichtet, die streitige Geb&#252;hr ganz oder teilweise aus Billigkeitsgr&#252;nden zu erlassen. Nach &#167; 12 Abs. 1 Nr. 4 b KAG in Verbindung mit &#167; 163 Abgabenordnung 1977 (AO 1977) k&#246;nnen Abgaben niedriger festgesetzt werden, wenn die Erhebung der Abgabe nach Lage des einzelnen Falles unbillig w&#228;re. Eine solche Unbilligkeit kann sich aus der Person des Abgabepflichtigen (z.B. Existenzgef&#228;hrdung infolge der Abgabenerhebung) oder aus der Natur der Sache ergeben, d.h. dann wenn die Abgabenerhebung in einem Einzelfall, der einen gesetzlichen Abgabentatbestand erf&#252;llt, mit dem Sinn und Zweck des Abgabengesetzes unvereinbar ist und dadurch den Wertungen des Gesetzgebers zuwiderl&#228;uft. Gr&#252;nde f&#252;r eine pers&#246;nliche Unbilligkeit sind hier nicht geltend gemacht und in Anbetracht des verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig niedrigen Abgabenbetrages auch nicht anzunehmen, so da&#223; nur eine sogenannte sachliche Unbilligkeit in Betracht kommen k&#246;nnte. Der Beklagte hat jedoch ermessensfehlerfrei das Vorliegen einer sachlichen Unbilligkeit verneint. Nach dem Vorbringen des Kl&#228;gers sieht dieser eine Unbilligkeit darin, da&#223; er - anders als Nachbarn, die ihre Hoffl&#228;che ohne Grundst&#252;cksanschlu&#223;leitung mittels vorhandenen nat&#252;rlichen Gef&#228;lles entw&#228;ssern - zur Niederschlagswassergeb&#252;hr herangezogen wird. Hierin liegt jedoch keine den Wertungen des Gesetzgebers zuwiderlaufende oder dem Sinn und Zweck, der hier angewandten Geb&#252;hrenvorschriften widersprechende Abgabenbelastung. Den Wertungen des Gesetzgebers - des Landesgesetzgebers und des Ortsgesetzgebers - entspricht es nicht, da&#223; ein Grundst&#252;ckseigent&#252;mer, der den Geb&#252;hrentatbestand verwirklicht, die Geb&#252;hr deshalb nicht zahlt, weil er ohne eine Stra&#223;enbauma&#223;nahme der Gemeinde die &#246;ffentliche Einrichtung nicht h&#228;tte in Anspruch nehmen m&#252;ssen. Die Ursachen f&#252;r die Notwendigkeit eines Regenwasseranschlusses m&#246;gen im Hinblick auf etwaige Entsch&#228;digungsanspr&#252;che gegen&#252;ber dem Tr&#228;ger der Stra&#223;enbaulast von Bedeutung sein; sie beeinflussen jedoch nicht das Geb&#252;hrenschuldverh&#228;ltnis zwischen dem angeschlossenen Grundst&#252;ckseigent&#252;mer und dem Tr&#228;ger der Abwasseranlage. Die Heranziehung des Kl&#228;gers zur Niederschlagswassergeb&#252;hr ist somit sachlich nicht unbillig.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die Berufung war daher mit der sich aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO ergebenden Kostenentscheidung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen hierf&#252;r nach &#167;&#167; 132 Abs. 2, 137 VwGO nicht vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,533
ovgnrw-1986-09-05-2-a-96384
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2 A 963/84
"1986-09-05T00:00:00"
"2019-03-13T14:58:17"
"2019-03-27T09:42:52"
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1986:0905.2A963.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird teilweise ge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Klage wird wegen eines weiteren Betrages in H&#246;he von 1.266,64 DM abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des ersten Rechtszuges werden dem Kl&#228;ger auferlegt. Die Kosten des Berufungsverfahrens tragen der Kl&#228;ger zu 9/10 und der Beklagte zu 1/10.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Der Kl&#228;ger, der Eigent&#252;mer des Grundst&#252;cks Gemarkung ... in ... ist, wendet sich gegen seine Heranziehung zu einem Stra&#223;enbaubeitrag f&#252;r den Ausbau des F. Weges.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der F. Weg verl&#228;uft zwischen dem U. Weg und der A.stra&#223;e von S&#252;dosten nach Nordwesten. Bis zum Jahre 1979 wies er eine zwischen 4 m und 4,50 m breite Fahrbahn auf, die mit einer leichten Asphaltdecke auf einem geringen Unterbau befestigt war. Die Randstreifen waren lediglich mit Dolomit und &#228;hnlichen Materialien abgedeckt. Eine Stra&#223;enentw&#228;sserung war nicht vorhanden. Im Anschlu&#223; an die Verlegung eines Schmutzwasserkanals und eines Regenwasserkanals wurde der F. Weg im Jahre 1979 ausgebaut. Die Fahrbahn wurde durchgehend auf 5 m erweitert und erhielt einen frostsicheren Unterbau, auf den eine Asphaltfeinbetondecke aufgebracht wurde. Auf der westlichen Seite wurde ein durchgehender Gehweg von 1,5 m Breite angelegt, der ebenfalls eine Asphaltfeinbetondecke erhielt. Auf der &#246;stlichen Seite wird die Fahrbahn durch ein 50 cm breites Schrammbord begrenzt. Die Stra&#223;enentw&#228;sserung wurde an den Regenwasserkanal angeschlossen und die an Freileitungsmasten angebrachte Stra&#223;enbeleuchtung durch eine gr&#246;&#223;ere Anzahl von Beleuchtungsk&#246;rpern, die erdverkabelt sind, ersetzt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Durch Heranziehungsbescheid vom 22. April 1982 zog der Beklagte den Kl&#228;ger zu einem Stra&#223;enbaubeitrag in H&#246;he von 3.872,80 DM heran. Den hiergegen eingelegten Widerspruch des Kl&#228;gers wies der Beklagte durch Widerspruchsbescheid vom 3. Juni 1982 als unbegr&#252;ndet zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung seiner beim Verwaltungsgericht erhobenen Klage hat der Kl&#228;ger im wesentlichen vorgetragen: Es sei rechtsmi&#223;br&#228;uchlich, da&#223; die Satzung der Stadt ... &#252;ber die Erhebung von Beitr&#228;gen nach &#167; 8 KAG f&#252;r stra&#223;enbauliche Ma&#223;nahmen vom 29. Mai 1979 (Beitragssatzung) erst nach Beginn der Bauarbeiten verabschiedet worden sei. Au&#223;erdem seien die Arbeiten am F. Weg lediglich als Instandsetzungsarbeiten einzustufen. Wegen des Kanalbaus sei die Stra&#223;e aufgerissen und anschlie&#223;end wieder instand gesetzt worden. Beitragsf&#228;hige Verbesserungen seien dadurch nicht vorgenommen worden. Der Beklagte habe au&#223;erdem den F. Weg zu Unrecht als Anliegerstra&#223;e eingestuft. Die Stra&#223;e weise erheblichen Durchgangsverkehr auf, da sie zur Umgehung der Kreuzung A.stra&#223;e/V.stra&#223;e/L. Stra&#223;e benutzt werde.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Bescheide des Beklagten vom 22. April 1982 und 3. Juni 1982 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat im wesentlichen ausgef&#252;hrt, da&#223; die Ausbauma&#223;nahmen zu einer nachhaltigen Verbesserung der Stra&#223;e gef&#252;hrt h&#228;tten. Die Fahrbahn sei verbreitert und mit einer Frostschutzschicht versehen worden; erstmals habe die Stra&#223;e einen durchgehenden Gehweg und eine ordnungsgem&#228;&#223;e Stra&#223;enentw&#228;sserung erhalten. Die Beleuchtung sei verbessert worden. Die Stra&#223;e sei zu Recht als Anliegerstra&#223;e eingestuft worden. Der ihrer Verkehrsbedeutung entsprechende Ausbauzustand lasse erheblichen Durchgangsverkehr nicht zu. Im &#252;brigen entspreche die Einstufung als Anliegerstra&#223;e der Einstufung im Stra&#223;enreinigungsplan und im Beleuchtungsplan der Stadt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil, auf dessen Begr&#252;ndung Bezug genommen wird, hat das Verwaltungsgericht die Bescheide des Beklagten insoweit aufgehoben, als der Kl&#228;ger darin zu einem Beitrag von mehr als 2.448,09 DM herangezogen worden ist. Im &#252;brigen hat es die Klage abgewiesen. Es hat im wesentlichen ausgef&#252;hrt: Die Beitragspflicht sei dem Grunde nach entstanden, da die Ausbauma&#223;nahmen zu einer Verbesserung an Fahrbahn, Gehweg, Stra&#223;enentw&#228;sserung und Beleuchtung gef&#252;hrt h&#228;tten. Die H&#246;he der Forderung sei aber teilweise unberechtigt. Der Beklagte habe bei der Stra&#223;enentw&#228;sserung einen zu hohen Betrag angesetzt und insbesondere die Stra&#223;e zu Unrecht als Anliegerstra&#223;e eingestuft. Der F. Weg sei eine Haupterschlie&#223;ungsstra&#223;e, da er den Verkehr aus einem nahe gelegenen Gewerbegebiet, aus dem C.weg und einer noch anzulegenden Stra&#223;e aufnehmen m&#252;sse.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Mit der dagegen eingelegten Berufung begehrt der Beklagte die vollst&#228;ndige Abweisung der Klage. Zur Begr&#252;ndung tr&#228;gt er im wesentlichen vor: Die Einstufung als Haupterschlie&#223;ungsstra&#223;e sei nicht gerechtfertigt. Erheblichen Durchgangsverkehr aus anderen Stra&#223;en m&#252;sse die Stra&#223;e nicht aufnehmen. Die Stra&#223;e "A." sei eine Sackgasse, die lediglich wenige Wohngrundst&#252;cke erschlie&#223;e. Sie stelle keine Verbindung zu dem &#246;stlich gelegenen Gewerbegebiet her, da der Bebauungsplan insoweit lediglich eine fu&#223;l&#228;ufige Verbindung vorsehe. Ob die im Bebauungsplan vorgesehene weitere Erschlie&#223;ungsstra&#223;e gebaut werde, sei im gegenw&#228;rtigen Zeitpunkt v&#246;llig unklar. Vom C.weg gehe ebenfalls kein nennenswerter Durchgangsverkehr aus, da die Stra&#223;e vor allem zur A.stra&#223;e hin orientiert sei. Die an ihr gelegene Schule sei eine Grundschule f&#252;r den Bereich des Ortsteiles S.. Erheblicher Fahrzeugverkehr werde durch sie nicht ausgel&#246;st.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kosten f&#252;r die Anlage der Stra&#223;eneinl&#228;ufe seien zu Recht in vollem Umfang in die Berechnung eingestellt worden. Der Meinung des Verwaltungsgerichts, da&#223; diese Kosten nur in H&#246;he von 50 % anzusetzen seien, k&#246;nne nicht gefolgt werden. &#167; 3 Abs. 3 der Beitragssatzung, der vorsehe, da&#223; bei Entw&#228;sserungsanlagen, die auch der Grundst&#252;cksentw&#228;sserung dienen, nur 50 % der Kosten beitragsf&#228;hig seien, erfordere keine Herabsetzung. Denn die Stra&#223;eneinl&#228;ufe dienten allein der Stra&#223;enentw&#228;sserung nicht dagegen der Grundst&#252;cksentw&#228;sserung, so da&#223; die Sonderregelung des &#167; 3 Abs. 3 der Beitragssatzung nicht eingreife.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und die Klage insgesamt abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Er verweist nochmals darauf, da&#223; der Durchgangsverkehr, insbesondere zu den Stra&#223;en C.weg und "A." erheblich sei.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts und des Vortrags der Beteiligten im &#252;brigen wird auf den Inhalt der Verfahrensakten und der vom Beklagten vorgelegten Verwaltungsvorg&#228;nge verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat in H&#246;he von 1.266,64 DM Erfolg. Das angefochtene Urteil war teilweise zu &#228;ndern und die Klage auch in H&#246;he dieses Betrages abzuweisen. Nur im &#252;brigen war in H&#246;he von 158,14 DM die Berufung zur&#252;ckzuweisen. Denn der Heranziehungsbescheid des Beklagten vom 22. April 1982 und dessen Widerspruchsbescheid vom 3. Juni 1982 sind nur in H&#246;he des Restbetrages von 158,14 DM rechtswidrig. Nur insoweit verletzen sie den Kl&#228;ger in seinen Rechten (vgl. &#167; 113 Abs. 1 Satz 1 der Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO -).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Rechtsgrundlage f&#252;r die Heranziehung des Kl&#228;gers zu einem Stra&#223;enbaubeitrag f&#252;r den Ausbau des F. Weges ist &#167; 8 des Kommunalabgabengesetzes f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen - KAG - in Verbindung mit der r&#252;ckwirkend zum 1. Januar 1974 in Kraft getretenen Satzung &#252;ber die Erhebung von Beitr&#228;gen nach &#167; 8 KAG f&#252;r stra&#223;enbauliche Ma&#223;nahmen in der Stadt ... vom 23. Mai 1979 (Beitragssatzung). Die Beitragssatzung ist formell und jedenfalls f&#252;r die Abrechnung der im Streit befindlichen Ma&#223;nahme auch materiell g&#252;ltiges Ortsrecht. Sie erfa&#223;t auch den Zeitpunkt des Entstehens der Beitragspflicht f&#252;r das Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers, da diese erst mit der technischen Herstellung der Anlage Ende 1979 und damit nach Erla&#223; der Satzung entstanden ist.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Auf der Grundlage dieser Beitragssatzung ist die Heranziehung des Kl&#228;gers zu einem Stra&#223;enbaubeitrag dem Grunde nach gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die vom Beklagten vorgenommenen Ma&#223;nahmen stellen eine Verbesserung im Sinne des &#167; 1 Abs. 1 der Beitragssatzung und des &#167; 8 Abs. 2 KAG dar. Eine Verbesserung liegt unter anderem vor, wenn sich der Zustand nach dem Ausbau vom urspr&#252;nglichen, im Rahmen der erstmaligen Herstellung erreichten Zustand durch eine h&#246;herwertige Ausstattung vorteilhaft unterscheidet. Eine solche Verbesserung kann sich auf den Stra&#223;enk&#246;rper insgesamt oder auf einzelne Teileinrichtungen der Stra&#223;e erstrecken. Dabei kann die Verbesserung der Teileinrichtung darin bestehen, da&#223; diese von Grund auf h&#246;herwertig hergestellt wird oder nur einzelne Bestandteile (Unterbau, Deckenbefestigung) verbessert werden.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Urteile des Senats vom 31. Januar 1984 - 2 A 795/82 -, und vom 23. Januar 1985 - 2 A 1077/83 -.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die vom Beklagten durchgef&#252;hrten Ma&#223;nahmen an Fahrbahn, Gehwegen, Stra&#223;enentw&#228;sserung und Beleuchtung haben zu einer derartigen Verbesserung des F. Weges gef&#252;hrt. Insoweit wird auf die Ausf&#252;hrungen des Verwaltungsgerichts Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Den Eigent&#252;mern werden auch durch die M&#246;glichkeit der Inanspruchnahme der verbesserten Anlage die gem&#228;&#223; &#167; 8 Abs. 2 Satz 2 KAG geforderten wirtschaftlichen Vorteile geboten. Diese sind gegeben, wenn sich die Erschlie&#223;ungssituation der durch die Stra&#223;e erschlossenen Grundst&#252;cke infolge der Verbesserung vorteilhaft ver&#228;ndert, so da&#223; der Gebrauchswert der Grundst&#252;cke ma&#223;nahmebedingt - wenn auch nicht me&#223;bar - steigt.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"> So die st&#228;ndige Rechtsprechung des Senats, vgl. Urteil vom 23. Januar 1985, a.a.O., mit weiteren Nachweisen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Derartige Vorteile f&#252;r die Grundst&#252;cksnutzung ergeben sich durch die verbesserte Fahrbahn, die einen ungest&#246;rten, reibungsloseren Verkehr zul&#228;&#223;t, durch die Trennung von Fu&#223;g&#228;nger- und Fahrzeugverkehr, der eine gefahrlose Benutzung erm&#246;glicht, durch die einen schnelleren Ablauf des Wassers bietende Stra&#223;enentw&#228;sserung und durch die bessere Ausleuchtung der Stra&#223;e, die bei Dunkelheit eine gr&#246;&#223;ere Sicherheit gew&#228;hrleistet.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die in die Berechnung einbezogenen Grunderwerbskosten sind geringf&#252;gig herabzusetzen. Beitragsf&#228;hig sind f&#252;r den Gehweg nur Kosten in H&#246;he von 8.317,34 DM (minus 191,57 DM) und f&#252;r die Fahrbahn Kosten in H&#246;he von 21.416,22 DM (minus 428,86 DM). Denn nur in dieser H&#246;he sind die Grunderwerbskosten vor dem Zeitpunkt der endg&#252;ltigen Herstellung, der im November 1979 erfolgten Abnahme, angefallen. Die Grunderwerbskosten, die auf Grund von nach diesem Zeitpunkt abgeschlossenen Kaufvertr&#228;gen entstanden sind, sind nicht beitragsf&#228;hig. Das w&#228;re nur dann der Fall, wenn der Grunderwerb zum Bauprogramm geh&#246;rt h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"> Vgl. zu dieser Voraussetzung f&#252;r die Beitragsf&#228;higkeit von Grunderwerbskosten: Urteil des Senats vom 13. M&#228;rz 1978 - II A 1049/76 - und Urteil vom 21. April 1975 - II A 769/72 -, insoweit nicht ver&#246;ffentlicht; Driehaus, Erschlie&#223;ungs- und Ausbaubeitr&#228;ge, 1984, Rdnr. 789.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Hierf&#252;r bestehen jedoch keine Anhaltspunkte. Ein entsprechender Beschlu&#223; des Rates oder des daf&#252;r zust&#228;ndigen Ausschusses liegt nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Stra&#223;enbaukosten f&#252;r die Fahrbahn in H&#246;he von 154.371,53 DM sind um einen Betrag von 13.600,- DM auf 140.771,53 DM zu mindern. Zwar sind die vom Beklagten angesetzten Ausbaukosten in H&#246;he von 154.371,53 DM insgesamt angefallen. Dennoch ist die angegebene Reduzierung aus folgenden Gr&#252;nden erforderlich: Die Stra&#223;enbauma&#223;nahme ist mit der Kanalbauma&#223;nahme in der Weise verbunden worden, da&#223; nach dem Verlegen des Kanals nicht die Fahrbahn in ihrem fr&#252;heren Zustand wiederhergestellt worden ist. Vielmehr ist sogleich der Neuausbau der Fahrbahn entsprechend dem Bauprogramm in Angriff genommen worden. Diese Verbindung der Bauvorhaben war sinnvoll, da dadurch die Kosten erspart wurden, die bei getrennter Durchf&#252;hrung f&#252;r die Wiederherstellung der Fahrbahn nach Abschlu&#223; der Kanalbauarbeiten h&#228;tten aufgewandt werden m&#252;ssen. Diese Kosten hatten den Aufwand f&#252;r den Kanalbau erh&#246;ht. Da der Beklagte die f&#252;r den Fahrbahnausbau angefallenen Kosten s&#228;mtlich, auch hinsichtlich der Kanaltrasse dem Stra&#223;enbau zugerechnet hat, ist die durch die Verbindung der Bauma&#223;nahmen eingetretene Ersparnis allein dem Kanalbau zugute gekommen. Diese einseitige Bevorzugung der Kanalbauma&#223;nahme ist nicht gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Werden Bauma&#223;nahmen von Kostentr&#228;gern aus verschiedenen Aufgabenbereichen derart miteinander verbunden, da&#223; dadurch Kosten eingespart werden, so darf diese Ersparnis nicht nur bei einer Bauma&#223;nahme ber&#252;cksichtigt werden, sondern mu&#223; auf alle Bauma&#223;nahmen verteilt werden. Weil die Kostenersparnis in der gemeinsamen Durchf&#252;hrung der Ma&#223;nahmen begr&#252;ndet ist, w&#228;re es willk&#252;rlich, die Ersparnis nur bei einer der Ma&#223;nahmen zu ber&#252;cksichtigen und dadurch lediglich einen der Kostentr&#228;ger zu entlasten. Vielmehr mu&#223; der wirtschaftliche Erfolg der gemeinsamen Durchf&#252;hrung jedem der Kostentr&#228;ger zugute kommen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks"> Vgl. zu einer &#228;hnlichen Situation bei Anlage eines gemeinsamen Kanals f&#252;r die Grundst&#252;cks- und die Stra&#223;enentw&#228;sserung: BVerwG, Urteil vom 9. Dezember 1983 - 8 C 112.82 -, BVerwGE 68, 249 (255).</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Dies gilt auch f&#252;r die Verbindung der erstmaligen Anlage oder Erneuerung eines Kanals mit Stra&#223;enbauma&#223;nahmen. Denn die Kosten f&#252;r den Kanalbau werden nicht ebenso wie die Stra&#223;enbaukosten von den Eigent&#252;mern der durch die Stra&#223;e erschlossenen Grundst&#252;cke erhoben. Die Kanalbaukosten werden vielmehr durch Anschlu&#223;beitr&#228;ge und/oder Kanalbenutzungsgeb&#252;hren finanziert, die nicht nur f&#252;r die einzelnen Kan&#228;le sondern f&#252;r die Einheit oder Anlage "Entw&#228;sserung" von allen dadurch beg&#252;nstigten Grundst&#252;ckseigent&#252;mern erhoben werden.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"> Vgl. hierzu Urteil des Senats vom 17. November 1975 - 2 A 203/74 -, OVGE 31, 252 ff. = KStZ 1976, 229.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die H&#246;he der eingetretenen Ersparnis und den auf jede Bauma&#223;nahme entfallenden Anteil der Beklagte gesch&#228;tzt.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Das erscheint gerechtfertigt. Denn eine pfenniggenaue Ermittelung sowohl der bei getrennter Durchf&#252;hrung der Ma&#223;nahmen entstandenen Kosten als auch des jeder Ma&#223;nahme zuzurechnenden Anteils ist nicht m&#246;glich. Es handelt sich dabei um fiktive Kosten, die nur ann&#228;hernd errechnet und deshalb letztlich gesch&#228;tzt werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks"> Vgl. zu den Voraussetzungen einer verwaltungsbeh&#246;rdlichen Sch&#228;tzung: BVerwG, Urteil vom 9. Dezember 1983, a.a.O. und Urteil vom 27. Juni 1985 - 8 C 124.83 -, KStZ 1986, 31 ff.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die vom Beklagten im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung vorsorglich vorgenommene Sch&#228;tzung, die zu einer Minderung des Aufwandes f&#252;r den Stra&#223;enbau von 13.600,- DM gef&#252;hrt hat, ist nicht zu beanstanden.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat die durch die Verbindung der Bauma&#223;nahmen eingetretene Gesamtersparnis auf 27.200,- DM gesch&#228;tzt. Diesen Betrag hat er in der Weise ermittelt, da&#223; er zun&#228;chst auf Grund der Ausschreibungsunterlagen die Fl&#228;che festgestellt hat, die f&#252;r den Kanalbau ausgeschachtet werden mu&#223;te. Die Kosten f&#252;r die Wiederherstellung dieser Fl&#228;che sind auf der Grundlage der Einheitspreise, die in dem Angebot f&#252;r den Stra&#223;enbau enthalten waren, errechnet worden. Dabei hat der Beklagte nur die Kosten f&#252;r die bitumin&#246;se Tragschicht, Asphaltbinder und Asphaltfeinbeton zu Grunde gelegt, was den Betrag von 27.200,- DM ergab. Die Kosten f&#252;r die Frostschutzschicht sind dagegen nicht angesetzt worden. Dies ist nicht zu beanstanden, da die alte Fahrbahnbefestigung keine Frostschutzschicht aufwies, sondern nur eine Teerdecke auf einem unzureichenden Unterbau.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die so ermittelte Gesamtersparnis von 27.200,- DM hat der Beklagte ebenfalls im Wege der Sch&#228;tzung je zur H&#228;lfte jeder Bauma&#223;nahme gutgeschrieben. Auch dies ist nicht zu beanstanden. Denn eine andere Aufteilung des eingesparten Betrages dr&#228;ngt sich nicht auf.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Gegen den Ansatz der &#252;brigen Kosten bestehen keine Bedenken. Insbesondere hat der Beklagte die Kosten der Stra&#223;enentw&#228;sserung in H&#246;he von insgesamt 97.254,65 DM richtig ermittelt. Von den Kosten des Regenwasserkanals, der sowohl der Stra&#223;enentw&#228;sserung als auch der Entw&#228;sserung der anliegenden Grundst&#252;cke dient, hat der Beklagte gem&#228;&#223; &#167; 3 Abs. 3 der Beitragssatzung zu Recht lediglich 50 % angesetzt. Abweichend von &#167; 2 Abs. 4 der Beitragssatzung, der die Ermittlung der tats&#228;chlichen Kosten vorsieht, l&#228;&#223;t &#167; 3 Abs. 3 der Beitragssatzung eine pauschale Ermittlung der Aufwendungen f&#252;r den Kanalbau zu, in dem 50 % der tats&#228;chlichen Kosten anzusetzen sind. Gegen diese Regelung bestehen bei der Anlage einer Trennkanalisation keine Bedenken. Dabei geht der Senat von dem Grundsatz aus, da&#223; bei einer Anlage, die sowohl der Grundst&#252;cksentw&#228;sserung als auch der Stra&#223;enentw&#228;sserung dient, die Kosten in dem Verh&#228;ltnis zu verteilen sind, indem bei getrennten Anlagen die Kosten der beiden Anlagen sich zueinander verhalten w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks"> Vgl. zu diesem Problem: BVerwG, Urteil vom 27. Juni 1985 - 8 C 124.83 -, a.a.O. und Urteil vom 9. Dezember 1983 - 8 C 112.82 -, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Bei einem Regenwasserkanal, der der Aufnahme des Niederschlagswassers sowohl von den Grundst&#252;cken als auch von der Stra&#223;e dient, erscheint eine gleichm&#228;&#223;ige Verteilung des Gesamtaufwandes auf die Grundst&#252;cksentw&#228;sserung und die Stra&#223;enentw&#228;sserung angemessen und ausreichend. Denn es ist davon auszugehen, da&#223; in der Regel die Kosten f&#252;r zwei getrennte Kan&#228;le im wesentlichen gleich hoch sein werden, da die Verlegungstiefe und der Rohrdurchmesser nicht erheblich voneinander abweichen werden. Etwas anderes k&#246;nnte allenfalls dann gelten, wenn die befestigten Grundst&#252;cksfl&#228;chen um ein Vielfaches gr&#246;&#223;er w&#228;ren als die zu entw&#228;ssernde Stra&#223;enfl&#228;che und deshalb die Grundst&#252;cksentw&#228;sserung eine wesentlich gr&#246;&#223;ere Dimensionierung des Kanals erfordern w&#252;rde, die kostenm&#228;&#223;ig erheblich w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks"> Vgl. BVerwG, Urteil vom 9. Dezember 1983, - 8 C 112.82 -, a.a.O..</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Hierf&#252;r bestehen bei den nur locker bebauten Grundst&#252;cken am F. Weg keine ausreichenden Anhaltspunkte.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat auch den Betrag von 13.896,23 DM, der f&#252;r die Stra&#223;enabl&#228;ufe angefallen ist, zu Recht in vollem Umfang bei den Kosten der Stra&#223;enentw&#228;sserung eingesetzt. Eine Reduzierung um 50 % gem&#228;&#223; &#167; 3 Abs. 3 der Beitragssatzung war hierf&#252;r nicht erforderlich. Denn diese Bestimmung bezieht sich nur auf die Entw&#228;sserungsanlagen, die auch der Grundst&#252;cksentw&#228;sserung dienen. Dies trifft allein auf den Kanal selbst zu. Die Stra&#223;eneinl&#228;ufe dienen dagegen ausschlie&#223;lich der Stra&#223;enentw&#228;sserung und nicht der Grundst&#252;cksentw&#228;sserung. Sie werden daher von der Ausnahmeregelung des &#167; 3 Abs. 3 der Beitragssatzung nicht erfa&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die sich danach ergebenden Gesamtkosten f&#252;r die Anlage von Gehweg, Fahrbahn, Beleuchtung und Stra&#223;enentw&#228;sserung in H&#246;he von 188.891,75 DM hat der Beklagte richtiger Weise entsprechend den Anteilss&#228;tzen des &#167; 3 Abs. 4 Nr. 1 der Beitragssatzung auf die Grundst&#252;cksanlieger verteilt. Denn der Beklagte hat den F. Weg zu Recht als Anliegerstra&#223;e im Sinne dieser Vorschrift angesehen und nicht als Haupterschlie&#223;ungsstra&#223;e gem&#228;&#223; &#167; 3 Abs. 4 Nr. 2 der Beitragssatzung angesehen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die richtige Einstufung einer Stra&#223;e in eine bestimmte Stra&#223;enkategorie ist eine Tat- und Rechtsfrage, die der vollen gerichtlichen Nachpr&#252;fung unterliegt. Nach der Rechtsprechung des Senats sind f&#252;r die Funktion einer Stra&#223;e die Verkehrsplanung der Gemeinde, der auf entsprechender Planung beruhende Ausbauzustand und die stra&#223;enverkehrsrechtliche Einordnung ma&#223;gebend. Daneben k&#246;nnen auch die tats&#228;chlichen Verkehrsverh&#228;ltnisse von Bedeutung sein.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Urteile des Senats vom 12. Dezember 1985 - 2 A 3363/83 - und vom 23. Januar 1985 - 2 A 1077/83 -.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Nach seiner Lage im Verkehrsnetz, seinem Ausbauzustand und der stra&#223;enverkehrsrechtlichen Einstufung dient der F. Weg &#252;berwiegend der Erschlie&#223;ung der angrenzenden Grundst&#252;cke (&#167; 3 Abs. 5 a der Beitragssatzung). Demgem&#228;&#223; kommt ihm keine Bedeutung f&#252;r den Verkehr innerhalb von Baugebieten oder Ortsteilen (Haupterschlie&#223;ungsstra&#223;e gem&#228;&#223; &#167; 3 Abs. 5 b der Beitragssatzung) zu. Verbindungsfunktionen wegen des Anschlusses anderer Stra&#223;en erf&#252;llt der F. Weg nur in geringem Umfang. Er nimmt den Verkehr aus der Stra&#223;e "A." auf, da diese Sackgasse nur &#252;ber den F. Weg zu erreichen ist. Die Stra&#223;e "A." erschlie&#223;t jedoch nur wenige Wohngrundst&#252;cke. Sie vermittelt dagegen keine f&#252;r Kraftfahrzeuge befahrbare Verbindung zu dem &#246;stlich liegenden Gewerbegebiet. Dieses ist tats&#228;chlich und auch nach der gem&#228;&#223; dem Bebauungsplan Nr. 8 der Gemeinde ... bestehenden Planung nur &#252;ber einen Fu&#223;weg von der Stra&#223;e "A." zu erreichen.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Allerdings sieht dieser Bebauungsplan eine weitere Stichstra&#223;e vor, die von dem F. nach Osten abzweigen und eine erhebliche Zahl von Wohngrundst&#252;cken erschlie&#223;en soll. Diese Stra&#223;e ist jedoch bisher nicht angelegt worden. Nach den Angaben des Beklagten ist auch nicht absehbar, ob sie &#252;berhaupt und ggf. wann ausgebaut werden soll, da der derzeitige Zustand des F. Weges die Anbindung einer weiteren Stra&#223;e wegen der damit verbundenen Zunahme des Verkehrs nicht zulasse.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Da im Zeitpunkt der Fertigstellung des Ausbaus des F. Weges im Jahre 1979 diese weitere Stra&#223;e noch nicht angelegt worden war und deren Ausbau auch nicht absehbar war, ist bei der Bewertung der Verkehrsfunktion des F. Weges diese Stra&#223;e nicht zu ber&#252;cksichtigen. Denn die m&#246;gliche Anlage der Stra&#223;e hat sich auf die Ausbauma&#223;nahme am ... Weg nicht ausgewirkt. Der F. Weg hat nicht im Hinblick auf zus&#228;tzlichen Durchgangsverkehr eine besondere Ausbauqualit&#228;t erhalten. Sollte die Stra&#223;e in Zukunft einmal angelegt werden und dies einen weiteren Ausbau des F. Weges verursachen, so k&#246;nnten die dann entstehenden Stra&#223;enbaukosten m&#246;glicherweise nicht auf die Anliegen umgelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Urteil des Senats vom 25. Oktober 1982 - 2 A 1817/80 -, DVBl 83, 228 = KStZ 83, 139.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Durchgangsverkehr auf dem F. Weg ruft allerdings die C.stra&#223;e hervor, die vom F. Weg nach Westen abzweigt und zur A.stra&#223;e verl&#228;uft. Die hierdurch entstehende Belastung des F. Weges ist aber nur gering. Denn die C. Stra&#223;e erschlie&#223;t ebenfalls nur wenige Grundst&#252;cke. Sie besitzt au&#223;erdem eine Anbindung an die A.stra&#223;e, so da&#223; ein Teil des Verkehrs den F. Weg nicht benutzen mu&#223;. Das gilt auch f&#252;r den Kraftfahrzeugverkehr, der durch die an der C. Stra&#223;e liegende Grundschule verursacht wird. Der Einzugsbereich der Grundschule erfa&#223;t den gesamten Ortsteil S.. Da mindestens die H&#228;lfte des Ortsteiles n&#246;rdlich und westlich der C. Stra&#223;e liegt, flie&#223;t ein wesentlicher Teil des Schulverkehrs nach Westen ab, ohne den F. Weg zu benutzen.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Auch nach der sonstigen Verkehrsplanung der Stadt kommt dem F. Weg keine Verbindungsfunktion zu, wie der Beklagte unter Hinweis auf die &#220;berlegungen f&#252;r einen Generalverkehrsplan ausgef&#252;hrt hat.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Der &#252;berwiegenden Erschlie&#223;ungsfunktion f&#252;r die angeschlossene Grundst&#252;cke entspricht der durchgef&#252;hrte Ausbau des F. Weges. Die Fahrbahnbreite von 5 m ohne gesonderte Parkm&#246;glichkeiten entspricht dem f&#252;r eine Anliegerstra&#223;e &#252;blichen. So sieht &#167; 3 Abs. 4 Nr. 1 a der Beitragssatzung f&#252;r Fahrbahnen von Anliegerstra&#223;en in Wohngebieten eine maximale Breite von 5,50 m vor. Dasselbe gilt f&#252;r den einseitigen Gehweg von 1,50 m Breite.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Auch die stra&#223;enverkehrsrechtliche Einordnung des F. Weges deutet auf eine untergeordnete Verkehrsfunktion hin. Der F. Weg ist gegen&#252;ber den einm&#252;ndenden Stra&#223;en "A." und "C. Stra&#223;e" nicht bevorrechtigt; es gilt die Regel rechts vor links. An der Einm&#252;ndung des F. Weges in die A.stra&#223;e, der L., ist das Zeichen 205, Vorfahrt gew&#228;hren (&#167; 41 Abs. 2 Nr. 1 b) der Stra&#223;enverkehrsordnung (- StVO -) und an der A.stra&#223;e das Zeichen 306, Vorfahrtsstra&#223;e (&#167; 42 Abs. 2 StVO) angebracht. An der Einm&#252;ndung des F. Weges in den U. Weg besteht keine besondere Vorfahrtsregelung, es gilt auch hier die Regel rechts vor links.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Eine andere Verkehrsbedeutung des F. Weges ergibt sich auch nicht aus den tats&#228;chlichen Verkehrsverh&#228;ltnissen im Zeitpunkt der Entstehung der Beitragspflicht.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks"> Vgl. dazu Urteil des Senats vom 23. Januar 1985, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat insoweit vorgetragen, der F. Weg werde von zahlreichen Kraftfahrern zur Umgehung der Kreuzung A.stra&#223;e/Le. Stra&#223;e/V. Stra&#223;e benutzt. Auf der V. Stra&#223;e bildeten sich bei den Linksabbiegern in Richtung ... morgens h&#228;ufig lange Schlangen. Deshalb werde versucht, diesen Punkt durch Abbiegen in den U. Weg und den F. Weg zu umgehen, um von letzterem in die A.stra&#223;e einzubiegen. Gegen die Benutzung dieser Ausweichm&#246;glichkeit durch zahlreiche Fahrzeuge spricht, da&#223; die Fahrzeuge vom F. Weg nach links in die A.stra&#223;e einbiegen m&#252;&#223;ten. Dies d&#252;rfte bei starkem Verkehr wegen des Vorranges der A.stra&#223;e mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden sein, so da&#223; schon aus diesem Grunde diese M&#246;glichkeit nur f&#252;r wenige Fahrzeuge in Betracht kommt. Es liegen auch keine sonstigen Anhaltspunkte vor, die auf eine starke Benutzung des F. Wegs durch den Durchgangsverkehr hindeuten. Die vom Kl&#228;ger angeregte Beweiserhebung durch Augenscheinseinnahme brauchte der Senat nicht durchzuf&#252;hren. Eine solche Beweiserhebung ist nicht geeignet, die Frage der tats&#228;chlichen Verkehrsbelastung des F. Weges zu kl&#228;ren. Denn im Rahmen einer nur kurze Zeit dauernden Augenscheinseinnahme k&#246;nnen keine sicheren und ausreichenden Erkenntnisse &#252;ber die regelm&#228;&#223;ig bestehende Verkehrsbelastung gewonnen werden.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der Einstufung als Anliegerstra&#223;e haben die Anlieger von den Kosten der Fahrbahn, Entw&#228;sserung und Beleuchtung 50 % und von den Kosten des Gehweges 60 % zu tragen. Danach ergibt sich ein von den Anliegern zu zahlender Gesamtbetrag von 167.030,90 DM.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Dieser ist auf die insgesamt erschlossenen Grundst&#252;cksfl&#228;chen zu verteilen, die der Beklagte mit 32.063,00 Fl&#228;cheneinheiten richtig ermittelt hat. Danach errechnet sich pro qm beitragspflichtiger Grundst&#252;cksfl&#228;che ein Betrag von 5,21 DM. F&#252;r das Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers, das im &#252;brigen zutreffend in die Abrechnung einbezogen worden ist, ergibt sich daraus, der Betrag von 3.714,73 DM. In dieser H&#246;he erweist sich der angefochtene Bescheid als rechtm&#228;&#223;ig. Die vom Beklagten eingelegte Berufung ist daher nur in H&#246;he eines Betrages von 158,14 DM als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 155 Abs. 1 Satz 1 und 3 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist nicht zuzulassen, da die Voraussetzungen hierf&#252;r gem&#228;&#223; &#167; 132 Abs. 2, &#167; 137 VwGO nicht vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,534
vg-munster-1986-08-28-pvb-386
{ "id": 846, "name": "Verwaltungsgericht Münster", "slug": "vg-munster", "city": 471, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
PVB 3/86
"1986-08-28T00:00:00"
"2019-03-13T14:58:18"
"2019-03-27T09:42:52"
Beschluss
ECLI:DE:VGMS:1986:0828.PVB3.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag wird abgelehnt.</p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> G r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"> I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller, Vorsitzender des Personalrats beim Munitionsdepot M1. , befand sich vom 22. Juli 1985 bis zum 29. August 1985 im Jahresurlaub. Mit Schreiben vom 6. August 1985 lud der stellvertretende Vorsitzende des Personalrats den Antragsteller zur Personalratssitzung am 8. August 1985 ungeachtet dessen ein, da&#223; f&#252;r diese Sitzung ein Ersatzmitglied zur Verf&#252;gung stand. Der Antragsteller nahm an der Personalratssitzung vom 8. August 1985 teil und beantragte beim Beteiligten unter dem 14. Oktober 1985, den Tag der Sitzung nicht als Urlaubstag anzurechnen. Diesen Antrag lehnte der beteiligte Kommandant mit Schreiben vom 31. Januar 1986 unter Hinweis darauf ab, da&#223; der Antragsteller f&#252;r die Dauer seiner (zeitweiligen) Verhinderung durch Urlaub durch ein Ersatzmitglied vertreten worden sei, das an seiner Stelle zu der Sitzung am 8. August 1985 h&#228;tte geladen werden m&#252;ssen; ein Freizeitausgleich f&#252;r den Antragsteller, der an diesem Tage nicht im Dienst gewesen sei, sei somit nicht m&#246;glich. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit dem am 2. April 1986 bei Gericht eingegangenen Antrag begehrt der Antragsteller,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; der Beteiligte verpflichtet ist, ihm f&#252;r die Teilnahme an der Personalratssitzung am 8. August 1985 einen Tag Freizeitausgleich zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Er ist der Auffassung, da&#223; sich sein Anspruch aus &#167; 46 Abs. 2 Satz 2 des Bundespersonalvertretungsgesetzes vom 15. M&#228;rz 1974, BGBl I 693 (BPersVG) ergebe, wonach Personalratsmitgliedern, die durch die Erf&#252;llung ihrer Aufgaben &#252;ber die regelm&#228;&#223;ige Arbeitszeit hinaus beansprucht werden, Dienstbefreiung in entsprechendem Umfang zu gew&#228;hren ist. Die Voraussetzungen dieser Vorschrift seien in seinem Falle gegeben, da er an der Personalratssitzung am 8. August 1985 teilgenommen habe. Ob diese seine Teilnahme nicht notwendig gewesen w&#228;re, weil - was er im &#252;brigen nicht gewu&#223;t habe - ein Ersatzmitglied zur Verf&#252;gung gestanden h&#228;tte, sei nicht ausschlaggebend. Entscheidend sei vielmehr ob er selber seine Teilnahme f&#252;r notwendig habe halten d&#252;rfen. Das aber sei der Fall der gewesen, weil in der Sitzung vom 8. August 1985 zum einen eine sehr problematische Personalangelegenheit, zum anderen ein Depotbefehl des Beteiligten, betreffend Alkoholverbot, behandelt worden sei. Die Behandlung beider Angelegenheiten sei sehr dringlich gewesen, zudem sei er, der Antragsteller, in der Personalangelegenheit derjenige gewesen, der &#252;ber die notwendigen Kenntnisse hierbei verf&#252;gt habe. Im &#252;brigen verweist der Antragsteller darauf, da&#223; der Beteiligte ihm im September 1983 bereits einmal Freizeitausgleich f&#252;r im Urlaub erledigte Personalratsangelegenheiten gew&#228;hrt habe.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"> Der Beteiligte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"> den Antrag abzulehnen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Er f&#252;hrt aus, dem Antragsteller stehe Freizeitausgleich in Form eines dienstfreien Tages deshalb nicht zu, weil er nicht zur Erf&#252;llung seiner Aufgaben als Personalratsmitglied &#252;ber die regelm&#228;&#223;ige Arbeitszeit hinaus beansprucht worden sei. Seine Teilnahme an der Sitzung am 8. August 1985 habe n&#228;mlich deshalb nicht zu seinen Aufgaben geh&#246;rt, weil er als ein zeitweilig verhindertes Personalratsmitglied f&#252;r die Dauer seiner Verhinderung gem&#228;&#223; &#167; 31 Abs. 1 Satz 2 BPersVG von dem gew&#228;hlten Ersatzmitglied, d.h. im konkreten Fall: des Angestellten I. F. , vertreten worden sei. Im Hinblick auf diese gesetzliche Regelung, die Herrn F. die volle Rechtsstellung eines Personalratsmitgliedes zuweise, habe es nicht im Ermessen des Antragstellers gelegen, dar&#252;ber zu befinden, ob er w&#228;hrend seines Erholungsurlaubs an einer Personalratssitzung teilnehme oder nicht. Dementsprechend sei es auch unerheblich, ob er davon gewu&#223;t habe, da&#223; f&#252;r die Sitzung am 8. August 1985 ein Ersatzmitglied zur Verf&#252;gung gestanden habe. Im Hinblick auf diese eindeutige gesetzliche Regelung liege es nicht im Ermessen eines Personalratsmitgliedes, dar&#252;ber zu befinden, ob er w&#228;hrend seines Erholungsurlaubs an Personalratssitzungen teilnehmen wolle oder nicht. Diese Rechtsauffassung vertrete auch der Bundesminister der Verteidigung. Wenn dem Antragsteller in der Vergangenheit einmal Freizeitausgleich gew&#228;hrt worden sei, sei dies darauf zur&#252;ckzuf&#252;hren, da&#223; ihm, dem Beteiligten, diese Rechtsauffassung des Ministers noch nicht bekannt gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Wegen des Vortrags der Beteiligten im einzelnen wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze sowie die von den Beteiligten dazu &#252;berreichten erg&#228;nzenden Schreiben Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Antrag ist zul&#228;ssig gem&#228;&#223; &#167; 83 Abs. 1 Nr. 3 BPersVG, jedoch nicht begr&#252;ndet; der Beteiligte hat zu Recht die Gew&#228;hrung des begehrten Freizeitausgleichs abgelehnt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die rechtliche Beurteilung des vom Antragsteller geltend gemachten Anspruchs ist auszugehen von &#167; 46 Abs. 2 Satz 2 BPersVG. Danach ist Personalratsmitgliedern Dienstbefreiung in entsprechendem Umfang zu gew&#228;hren, wenn sie "durch die Erf&#252;llung ihrer Aufgaben &#252;ber die regelm&#228;&#223;ige Arbeitszeit hinaus beansprucht" werden; diese Voraussetzungen treffen im vorliegenden Fall auf den Antragsteller nicht zu. Wie zwischen den Beteiligten nicht streitig ist, befand sich der Antragsteller vom 22. Juli 1985 bis zum 29. August 1985, und damit auch zum Zeitpunkt der Personalratssitzung vom 8. August 1985 in Urlaub. Damit aber war er</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">vgl. Dietz/Richardi, Kommentar zum Bundespersonalvertretungsgesetz, 2. Auflage 1978, 1. Band, &#167; 31, Rdnr. 8; Lorenzen/Haas/Schmitt, Kommentar zum Bundespersonalvertretungsgesetz, 4. Auflage 1986, &#167; 31 Rdnr. 9</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">im Sinne des &#167; 31 Abs. 1 Satz 2 BPersVG "zeitweilig verhindert" mit der Folge, da&#223; - gem&#228;&#223; &#167; 31 Abs. 1 Satz 1 BPersVG - f&#252;r ihn ein Ersatzmitglied, hier: der Angestellte I. F. , h&#228;tte eintreten m&#252;ssen. Entgegen der Auffassung des Antragstellers stand es nicht in seinem Belieben, diese gesetzliche Vertretungsregelung eigenm&#228;chtig au&#223;er Kraft zu setzen, indem er anstelle von Herrn F. an der Sitzung teilnahm. W&#228;hrend der Verhinderungszeit eines Personalratsmitgliedes kann n&#228;mlich nur dessen Stellvertreter seine Aufgaben erf&#252;llen, ohne da&#223; die M&#246;glichkeit gegeben w&#228;re, da&#223; neben ihm oder statt seiner auch das verhinderte Personalratsmitglied t&#228;tig wird. Daraus folgt, da&#223; ein Personalratsmitglied, das - wie vorliegend der Antragsteller durch Urlaub - an der Aus&#252;bung seines Amtes zeitweilig gehindert ist, nicht berechtigt ist, an der Personalratssitzung teilzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Dietz/Richardi, a.a.O., Rdr. 34.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Bei dem auch nur vor&#252;bergehenden Eintritt von Ersatzmitgliedern in den Personalrat handelt es sich weder um eine echte Stellvertretung, noch ist diese lediglich zul&#228;ssig. Der Eintritt von Ersatzmitgliedern in den Personalrat ist n&#228;mlich bei Vorliegen der Voraussetzungen des &#167; 31 Abs. 1 BPersVG zwingend vorgeschrieben.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Vgl. Havers, Kommentar zum Landespersonalvertretungsgesetz Nordrhein-Westfalen, 6. Auflage 1985, in Kommentierung des mit &#167; 31 Abs. 1 BPersVG im wesentlichen inhaltsgleichen &#167; 28 Abs. 1 des nordrhein-westf&#228;lischen Landespersonalvertretungsgesetzes, Anm. 4.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Aus dem Vorstehenden folgt, da&#223; auch noch so dringende pers&#246;nliche Gr&#252;nde, die nach Auffassung des Antragstellers dessen Teilnahme an der Personalratssitzung am 8. August 1985 erforderlich erscheinen lie&#223;en, keinen Anla&#223; daf&#252;r boten, da&#223; er statt des Ersatzmitgliedes I. F. zu dieser Sitzung geladen wurde und auch an ihr teilnahm. Wenn der Antragsteller diese seine Teilnahme f&#252;r absolut notwendig hielt und halten mu&#223;te, h&#228;tte nur eine M&#246;glichkeit dazu bestanden, ohne da&#223; &#167; 31 Abs. 1 BPersVG verletzt worden w&#228;re - eine M&#246;glichkeit, auf die auch der Beteiligte ausdr&#252;cklich hingewiesen hat: Er h&#228;tte bei ihm, dem Beteiligten, f&#246;rmlich um eine Urlaubsunterbrechung aus dienstlichen Gr&#252;nden nachsuchen m&#252;ssen. Falls diese alsdann gew&#228;hrt worden w&#228;re, w&#228;re der Antragsteller am 8. August 1985 nicht zeitweilig verhindert gewesen, so da&#223; auch Herr F. statt seiner nicht (vor&#252;bergehend) in den Personalrat eingetreten w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Dem Umstand, da&#223; der Beteiligte zu fr&#252;herer Zeit dem Antragsteller einmal in einer m&#246;glicherweise vergleichbaren Situation Freizeitausgleich gew&#228;hrt hat, kommt keinerlei rechtliche Bedeutung zu. Denn eine derartige Gew&#228;hrung w&#228;re rechtswidrig </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">gewesen; auf Wiederholung oder Fortsetzung eines rechtswidrigen Verwaltungshandelns besteht jedoch grunds&#228;tzlich kein Rechtsanspruch.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Eine Kostenentscheidung entf&#228;llt im arbeitsgerichtlichen Beschlu&#223;verfahren.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,535
ovgnrw-1986-08-26-15-b-189486
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
15 B 1894/86
"1986-08-26T00:00:00"
"2019-03-13T14:58:20"
"2019-03-27T09:42:52"
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:1986:0826.15B1894.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird ge&#228;ndert.</p> <p>Der Antrag auf Erla&#223; einer einstweiligen Anordnung wird abgelehnt.</p> <p>Der Antragsteller tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens in beiden Rechtsz&#252;gen.</p> <p>Der Streitwert wird f&#252;r das Beschwerdeverfahren auf 4.000,- DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Durch den angefochtenen Beschlu&#223; hat das Verwaltungsgericht den Antragsgegner im Wege der einstweiligen Anordnung verpflichtet,</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">dem Antragsteller die Benutzung des st&#228;dtischen Festplatzes " ..." zum Zwecke der Durchf&#252;hrung von Zirkusvorstellungen in der Zeit vom 27. bis zum 31. August 1986 zu gestatten.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die dagegen eingelegte Beschwerde des Antragsgegners hat Erfolg. Der Antrag auf Erla&#223; einer einstweiligen Anordnung ist abzulehnen, denn der Antragsteller hat nicht gem&#228;&#223; &#167; 123 Abs. 3 VwGO, &#167; 920 Abs. 2, &#167; 294 ZPO glaubhaft gemacht, da&#223; ihm ein die erstrebte Anordnung rechtfertigender Anspruch auf Zulassung zur Benutzung des Festplatzes " ..." zusteht.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Festplatz " ..." ist eine &#246;ffentliche Einrichtung der Stadt ... i.S.v. &#167; 18 Abs. 1 GO NW. Die Benutzung einer solchen Einrichtung kann - gleichviel, ob der Anspruch auf &#167; 18 Abs. 2 GO NW oder auf Art. 3 Abs. 1 GG gest&#252;tzt wird - nur in den Grenzen der ihr von der Gemeinde jeweils beigegebenen Zweckbestimmung beansprucht werden, die hier mangels einer ortsrechtlichen Regelung oder eines sonstigen f&#246;rmlichen Rechtsakts aus der bisherigen Verwaltungspraxis zu schlie&#223;en ist. Wie der Antragsgegner glaubhaft vorgetragen hat, steht der Festplatz " ..." bereits seit dem Jahre 1980 nur f&#252;r zwei Zirkusgastspiele j&#228;hrlich (je ein Gastspiel in einem Halbjahr) zur Verf&#252;gung. Da auf diesem Platz im ersten Halbjahr 1986 ein Zirkusgastspiel stattgefunden hat und der Antragsgegner durch Bescheid vom 15. Januar 1986 - lange vor dem Zulassungsantrag des Antragstellers - dem Zirkus " ..." aus ... ein weiteres Gastspiel im Oktober 1986 gestattet hat, ist die Kapazit&#228;t des Platzes f&#252;r Zirkusveranstaltungen bis zum Jahresende ersch&#246;pft. Daher kann der Antragsteller seine Zulassung f&#252;r den von ihm genannten Zeitraum nicht verlangen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Begrenzung der Platznutzung auf zwei Zirkusgastspiele j&#228;hrlich ist rechtlich nicht zu beanstanden. Da die Gemeinde bei der Schaffung von &#246;ffentlichen Einrichtungen und der Festlegung der Zweckbestimmung solcher Einrichtungen in ihren Entschl&#252;ssen frei ist, ist sie insbesondere auch berechtigt, die Nutzung eines zu Veranstaltungszwecken geschaffenen Platzes hinsichtlich der Art und Zahl der Veranstaltungen einzuschr&#228;nken.</p> <br /><span class="absatzRechts">7</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>Vgl. OVG NW, Urteil vom 16. September 1975 - III A 1279/75 -, NJW 1976, 820; Urteil des Senats vom 22. September 1978 - XV A 1389/76 -.</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die hier vorgenommene Einschr&#228;nkung der Zahl der Veranstaltungen beruht auf sachgerechten Erw&#228;gungen; denn sie entspricht der Zweckbestimmung des Festplatzes als einer - m&#246;glichst attraktiven - Unterhaltungsst&#228;tte. Sie tr&#228;gt dem Umstand Rechnung, da&#223; das Bed&#252;rfnis des &#246;rtlichen Publikums nach Unterhaltung durch Zirkusdarbietungen begrenzt ist. Dieser Umstand bewirkt, da&#223; sich Zirkusgastspiele f&#252;r die Unternehmen nur dann finanziell lohnen, wenn die Gastspiele in der jeweiligen Gemeinde zeitlich nicht zu dicht aufeinanderfolgen. Hieraus ergibt sich ein berechtigtes Interesse der Gemeinde daran, durch eine Beschr&#228;nkung der Zahl der Veranstaltungen zu gew&#228;hrleisten, da&#223; auf jedes Gastspiel eine hinreichende Nachfrage entf&#228;llt. Denn bei einem &#246;rtlichen &#220;berangebot von Zirkusveranstaltungen besteht die Gefahr, da&#223; gerade besonders erfolgreiche Unternehmen mit attraktiven Darbietungen auf Pl&#228;tze ausweichen, auf denen sie eine gr&#246;&#223;ere Zahl von Besuchern erwarten k&#246;nnen. Die Begrenzung der Zahl von Zirkusveranstaltungen dient mithin</p> <br /><span class="absatzRechts">9</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>- entgegen der Ansicht des VG Sigmaringen, Beschlu&#223; vom 25. April 1985 - 7 K 625/85 -, GewArch 1985, 371 -</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">nicht einem mit Art. 12 GG unvereinbaren Konkurrenzschutz oder einer gleichfalls verfassungsrechtlich fragw&#252;rdigen Bedarfslenkung, sondern der Sicherung eines attraktiven Unterhaltungsangebots. Dieses Ziel darf die dem &#246;rtlichen Gemeinwohl verpflichtete Gemeinde &#228;hnlich wie bei der Zulassung von Schaustellern zu Jahrm&#228;rkten</p> <br /><span class="absatzRechts">11</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>- vgl. hierzu BVerwG, Urteil vom 27. April 1984 - 1 C 24.82 -, DVBl 1984, 1071; BayVGH, Beschlu&#223; vom 11. September 1981 - Nr. 4 CE 81 A. 1921 -, BayVBl 1982, 656; Widera, VR 1986, 17 (20); Roth, Wirtschaft und Verwaltung 1985, 46 (52) -</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">auch bei der &#220;berlassung von Pl&#228;tzen an Zirkusunternehmen unbedenklich verfolgen. Eine unzul&#228;ssige Diskriminierung kleinerer Zirkusunternehmen ist mit der streitigen Zulassungspraxis nicht verbunden, weil der Antragsgegner solche Unternehmen bei rechtzeitiger Anmeldung in gleicher Weise ber&#252;cksichtigt wie andere Unternehmen. Der von ihm mit Bescheid vom 15. Januar 1986 zugelassene Zirkus " ..." ist ein kleineres Unternehmen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO; die Streitwertfestsetzung beruht auf &#167; 20 Abs. 3, &#167; 13 Abs. 1 GKG.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschlu&#223; ist unanfechtbar (&#167; 152 Abs. 1 Satz 1 VwGO, &#167; 25 Abs. 2 Satz 2 GKG).</p>
315,536
lg-dusseldorf-1986-08-20-5-o-51979
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
5 O 519/79
"1986-08-20T00:00:00"
"2019-03-13T15:07:17"
"2019-03-27T09:42:52"
Urteil
ECLI:DE:LGD:1986:0820.5O519.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>In dem Rechtsstreit</p> <p></p> <p>hat die 5. Zivilkammer des Landgerichts D&#252;sseldorf auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 16. Juli 1986 durch die Vorsitzenden Richter am Landgericht x und x und den Richter am Landgericht x</p> <p></p> <p>f&#252;r Recht erkannt:</p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an den Klager 100.000,- DM sowie folgende Zinsen zu zahlen:</p> <p></p> <p>7,5 % Zinsen auf 100.000,- DM vom 08.09.1979 bis 31.12.1979,</p> <p>8 % Zinsen auf 100.000,- DM vom 01.04. bis 14.04.1980,</p> <p>9,25 % auf 100.000,- DM vom 15.04.1980 is 30.06.1980,</p> <p>9,25 % auf 100.000,- DM vom 01.07. bis 30.09.1980,</p> <p>8,75 % auf 100.000,- DM vom 01.10.1980 bis 31.12.1980,</p> <p>8,75 % auf 100.000,- DM vom 01.01.1981 bis 31.03.1981,</p> <p>8,75 % auf 100.000,- DM vom 01.04.1981 bis 30.04.1981,</p> <p>9,5 % auf 100.000,-DM vom 01.05.1981 bis 30.06.1981,</p> <p>9,5 % auf 100.000,- DM vom 01.07.1981 bis 31.09.1981,</p> <p>9,5 % auf 100.000,- DM vom 01.10.1981 bis 31.10.1981,</p> <p>10 % auf 100.000,- DM vom 01.11.1981 bis 31.12.1981,</p> <p>10 % auf 98.994,- DM vom 01.01.1982 bis 31.03.1982,</p> <p>10 % auf 97.345,- DM vom 01.04.1982 bis 31.05.1982,</p> <p>9,5 % auf 97.345,- DM vom 01.06.1982 bis 30.06.1982,</p> <p>9,5 % auf 95.695,- DM vom 01.07.1982 bis 30.09.1982,</p> <p>9,5 % auf 93.989,- DM vom 01.10.1982 bis 30.11.1982,</p> <p>9 % auf 93.989,- DM vom 01.12.1982 bis 31.12.1982,</p> <p>9 % auf 92.324,- DM vom 01.01.1983 bis 28.02.1983,</p> <p>8,5 % auf 92.324,- DM vom 01.03.1983 bis 31.03.1983,</p> <p>8,5 % auf 90.612,- DM vom 01.04.1983 bis 30.04.1983</p> <p>8 % auf 90.612,- DM vom 01.05.1983 bis 30.06.1983,</p> <p>8 % auf 89.083,- DM vom 01.07.1983 bis zum 30.09.1983 sowie</p> <p>4 % auf 100.000,- DM seit dem 01.10.1983.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen der Kl&#228;ger zu 51,24 % und der Beklagte zu 48,76 % mit Ausnahme der Kosten der Klageerhebung vor dem unzust&#228;ndigen Landgericht Essen, die der Kl&#228;ger allein zu tragen hat.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist f&#252;r den Kl&#228;ger gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 118.000,00 DM und f&#252;r den Beklagten gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 12.000,00 DM vorl&#228;ufig vollstreckbar. Bank- oder Sparkassenb&#252;rgschaft ist zul&#228;ssig.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;">T a t b e s t a n d :</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger und der Beklagte sind zwei von vier S&#246;hnen des w&#228;hrend des Rechtsstreits verstorbenen Dr. Dr. x. Der Kl&#228;ger f&#252;hrt als Testamentsvollstrecker der Erbengemeinschaft nach seinem Vater den von diesem gegen den Beklagten begonnenen Rechtsstreit fort. Mit der am 07.06.1979 bei dem Landgericht Essen rechtsh&#228;ngig gemachten Klage hat Dr. Dr. x einen Anspruch auf Herausgabe eines </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Perserteppichs und zwei Zahlungsanspr&#252;che in H&#246;he von 110.000,- DM und 9.269,- DM, jeweils nebst Zinsen, geltend gemacht. Nach Verweisung des Rechtsstreits an das Landgericht D&#252;sseldorf hat die Kammer den Anspruch auf Herausgabe des Teppichs durch Teilurteil vom 19.03.1980 abgewiesen. Die vom Kl&#228;ger hiergegen eingelegte Berufung ist durch Urteil des Oberlandesgerichts D&#252;sseldorf vom 25.03.1981 zur&#252;ckgewiesen worden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des Anspruches auf Zahlung von 110.000,- DM ist unstreitig, da&#223; der Beklagte im Jahre 1970 bei der X, Essen, ein Darlehen in H&#246;he von 110.000,- DM aufgenommen hatte,das durch Aktien der x gesichert war. Bie Aktien stammten aus dem Nachla&#223; der Gro&#223;eltern der Parteien und Eltern des Dr. Dr. X, der Eheleute x. Diese hatten sich durch gemeinschaftliches Testament vom 18.03.53 gegenseitig zu befreiten Vorerben und die S&#246;hne des Dr. Dr. X zu Nacherben eingesetzt. Sie hatten weiter bestimmt, da&#223; nach dem Tode des Erstversterbenen jeder der Enkel vorab 20.000,- DM und Dr. Dr. X 30.000,- DM erhalten sollte. Dr. Dr. X sollte es &#252;berlassen bleiben, zu bestimmen, welche Verm&#246;genswerte nach Ma&#223;gabe der jeweiligen Steuerwerte f&#252;r diese Summen in Frage kommen sollten. Die Erblasser hatten ferner verf&#252;gt, da&#223; Dr. Dr. X der Nie&#223;brauch an der Erbmasse und deren Verwaltung zustehen sollte. Der Kl&#228;ger behauptet, der Beklagte habe die ererbten Aktien an die X verpf&#228;ndet gehabt. Da er seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachgekommen sei, habe sich die X an Dr. Dr. X gewandt und diesen aufgefordert, zur Vermeidung einer Verwertung der Aktien den Kredit abzul&#246;sen. Dr. Dr. X habe daraufhin am 24.11.1971 einen Teilbetrag in H&#246;he von 100.000,- DM auf das Konto des Beklagten bei der X &#252;berwiesen - dies ist unstreitig - sowie bis sp&#228;testens um 22.12.1971 weitere 100.000,- DM in Teilbetr&#228;gen von 3.000,- und 7.000,- DM zur Abl&#246;sung des Kredits gezahlt. Die X habe ihm sodann ihre Forderung gegen den Beklagten abgetreten. Der Beklagte habe den gesamten Zahlungsanspruch wiederholt anerkannt. Den geltend gemachten Zinsanspruch st&#252;tzt der Kl&#228;ger auf die Inanspruchnahme eines Bankkredits.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">Hinsichtlich des Betrages von 9.269,- DM hat der Kl&#228;ger zun&#228;chst vorgetragen, Dr. Dr. X habe nach dem Tode der Frau x im Jahre 1965 auf Wunsch des Beklagten bei der X, Essen, ein auf den Name des Beklagten lautendes Sparguthaben in H&#246;he von 5.000,- angelegt. Hiervon habe dem Beklagten ein Teilbetrag in Hohe von 3 .277,57 DM aus dem Nachla&#223; der Frau x zugestanden, den Restbetrag habe Dr. Dr. x aus eigenen Mitteln aufgef&#252;llt. Mit Schriftsatz vom 22.03.1985 hat der Kl&#228;ger vorgetragen, bei dem Betrag von 5.000,- DM habe es sich um einen Teil- oder Restbetrag der Summe von 20.000,- DM gehandelt, die der Beklagte nach dem Testament der Eheleute x vom 18.03.1953 als Verm&#228;chtnis erhalten sollte.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Klager hat ferner vorgetragen, der Beklagte sei nicht in der Lage gewesen, den Betrag aus eigenen Mitteln anzulegen. Daraus, da&#223; - unstreitig - Dr. Dr. X im Besitz des Sparbuches gewesen sei, ergebe sich, da&#223; das Sparbuch zum Nachla&#223; geh&#246;rt habe. Unstreitig wurde das Sparguthaben einschlie&#223;lich der aufgelaufenen Zinsen in H&#246;he von insgesamt 9.269,- DM von dem Beklagten aufgel&#246;st. Der Kl&#228;ger hat die Ansicht vertreten, da&#223; Dr. Dr. X nach dem Testament der Eheleute x vom 18.03.1953 ein Nie&#223;brauchsrecht an dem Sparguthaben zugestanden habe und da&#223; der Beklagte daher verpflichtet gewesen sei, den Betrag in H&#246;he von 5.000,- DM erneut anzulegen und die Zinsen an Dr. Dr. X auszuzahlen. Nach dem Tode des Dr. Dr. X haben die Parteien den Rechtsstreit insoweit &#252;bereinstimmend f&#252;r erledigt erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"> an ihn 110.000,- DM nebst 8 % Zinsen auf 110.000,- DM vom 24.11.1971 bis 31.12.1972</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"> 8,5 % Zinsen auf 110.000,- DM vom 01.01. bis 31.05.1973,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"> 9 % Zinsen auf 110.000,- DM vom 01.06.1973 bis 30.06.1973,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"> 9, 5 % Zinen auf 110.000,- DM vom 01.07.1973 bis 30.06.1975,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"> 8, 5 % Zinsen auf 110.000,- DM vom 01.07.1975 bis 31.03.1976,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"> 8 % Zinsen auf 110.000,- DM vom 01.04.1976 bis 30.06.1977,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"> 7, 5 % Zinsen auf 110.000,- DM vom 01.07.1977 bis 30.11.1977</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"> 7 % Zinsen auf 110.000,- DM vom 01.12.1977 bis 31.03.1978,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"> 6,5 % Zinsen auf 110.000,- DM vom 01.04.1978 bis 31.05.1979,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"> 7 % Zinsen auf 110.000,- DM vom 01.06.1979 bis 31.08.1979,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"> 7,5 Zinsen auf 110.000,- DM vom 01.09.1979 bis 31.12.1979,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"> 8 % Zinsen auf 108.998,- DM vom 01.04.1980 bis 14.04.1980,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"> 9,25 % Zinsen auf 108.998,- DM vom 15.04.1980 bis 30.06.1980,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"> 9,25 % auf 107.649,- DM vom 01.07.1980 bis 30.09.1980,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"> 8,75 % auf 106.290,- DM vom 01.10.1980 bis 31.12.1980,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"> 8,75 % auf 104.990,- DM vom 01.01.1981 bis 31.03.1981,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"> 8,75 % auf 103.630,- DM vom 01.04.1981 bis 30.04.1981,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"> 9,5 % auf 103.630,- DM vom 01.05.1981 bis 30.06.1981,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"> 9,5 % auf 102.120,- DM vom 01.07.1981 bis 30.09.1981,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"> 9,5 % auf 100.609,- DM vom 01.10.1981 bis 31.10.1981,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"> 10 % auf 100.609,- DM vom 01.11.1981 bis 31.12.1981,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"> 10 % auf 98.994,- DM vom 01.01.1982 bis 31.03.1982,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"> 10 % auf 97.345,- DM vom 01.04.1982 bis 31.05.1982,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"> 9,5 % auf 97.345,- DM vom 01.06.1982 bis 30.06.1982,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks"> 9,5 % auf 95.695,- DM vom 01.07.1982 bis 30.09.1982,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"> 9,5 % auf 93.989,- DM vom 01.10.1982 bis 31.11.1982,</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks"> 9 % auf 93.989,- DM vom 01.12.1982 bis 31.12.1982,</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks"> 9 % auf 92.324,- DM vom 01.01.1983 bis 31.03.1983, </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"> 8,5 % auf 90.612,- DM vom 01.04.1983 bis 30.04.1983, </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"> 8 % auf 90.612,- DM vom 01.05.1983 bis 30.06.1983,</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks"> 8 % auf 89.083,- DM vom 01.07.1983 bis zum 30.09.1983 sowie</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks"> 4 % seit dem 01.10.1983 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks"> die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des Betrages von 110.000,- DM bestreitet der Beklagte, da&#223; Dr. Dr. x mehr als 100.000,- DM zur Abl&#246;sung des Kredits gezahlt habe.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Er tr&#228;gt vor:</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Aktien der x h&#228;tten sich in einem Depot der X befunden. Dr. Dr. X habe aufgrund einer von ihm, dem Beklagten, erteilten Generalvollmacht regelm&#228;&#223;ig vor den Hauptversammlungen der x die Umbuchung der Aktien auf sein Depot veranla&#223;t, um &#252;ber gr&#246;&#223;ere Stimmanteile verf&#252;gen zu k&#246;nnen. Nachdem er, der Beklagte, bei x einen weiteren Kredit aufgenommen und zur Sicherheit einen Teil der Aktien verpf&#228;ndet gehabt habe. Bei Dr. Dr. x zu einer Umbuchung nicht mehr in der Lage gewesen. Dies habe Dr. Dr. X veranla&#223;t, ihm, dem Beklagten, zu erkl&#228;ren, er werde die 110.000,- DM an die X zur&#252;ckzahlen, sofern er, der Beklagte, den Kredit bei der x aufl&#246;se. Unmittelbar danach habe er, der Beklagte, den Kredit bei der X abredegem&#228;&#223; getilgt. In der Folgezeit habe Dr. Dr. X ihm die R&#252;ckzahlung des Betrages von 110.000,- DM schenkweise erlassen. Im &#252;brigen habe hiervon ein Teilbetrag in H&#246;he von etwa 30.000,- DM als Unterhaltsleistung eu gelten, da er, der Beklagte, diesen Betrag zus&#228;tzlich zu den von Dr. Dr. X gezahlten Unterhaltsbeitr&#228;gen f&#252;r die Durchf&#252;hrung seines Studiums ben&#246;tigt habe.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Hinsichtlich der verlangten Zinsen beruft sich der Beklagte auf Verj&#228;hrung, soweit Zinsbetr&#228;ge bis zum 31.12.1974 entstanden sein sollten.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">Hilfsweise erkl&#228;rt der Beklagte die Aufrechnung mit Gegenanspr&#252;chen, die er aus folgendem Sachverhalt herleitet:</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Nach dem Tode des x &#252;bertrug Frau x aufgrund des notariellen Vertrages vom 23.12.1957 Grundbesitz, u.a. das Objekt "A" auf Dr. Dr. X. Der Vertrag wurde von dem Pfleger der vier minderj&#228;hrigen Nacherben, dem Prokuristen x, und dem Vormundschaftgericht genehmigt. Den Grundbesitz "A'' &#252;bertrug Dr. Dr. X in der Folgezeit auf den Bruder x der Parteien.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte tr&#228;gt vor, die &#220;bertragung des Grundbesitzes von Frau x auf Dr. Dr. X sei unentgeltlich erfolgt. Dr. Dr. X habe die 81j&#228;hrige Erblasserin unter Ausnutzung ihres Alters und ihrer Unerfahrenheit unter Hinweis auf die ihm im Testament vom 18.03.53 einger&#228;umte Befugnis, die Art der Erf&#252;llung der Vorausverm&#228;chtnisse zu bestimmen, veranla&#223;t, ihm nahezu den gesamten Grundbesitz zum Einheitswert su &#252;bertragen. Der von Dr. Dr. X abh&#228;ngige Prokurist x habe bei der Erteilung der Genehmigung des Vertrages die Zusammenh&#228;nge nicht erkennt oder die Beeintr&#228;chtigung der Rechte der Nacherben bewu&#223;t in Kauf genommen. Der Wert des Grundbesitzes "Sicking M&#252;hle" belaufe sich auf mintdestens 800.000,- DM. Durch der arglistig herbeigef&#252;hrten Verlust des Eigentums an diesem Objekt sei ihm daher ein Schaden in H&#246;he von zumindest 200.000,- DM entstanden, f&#252;r den der Nachla&#223; nach Dr. Dr. X hafte.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte erkl&#228;rt ferner hilfsweise die Aufrechnung gegen&#252;ber der Klageforderung mit seinen Pflichtteilanspr&#252;chen am Nachla&#223; des Dr. Dr. x.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Der Beklagte rechnet weiter hilfsweise mit einem Schadensersatzanspruch auf, der sich seiner Ansicht nach daraus ergibt, da&#223; Dr. Dr. X die Erf&#252;llung des Verm&#228;chtnisanpruches in H&#246;he von 20.000,- DM gem&#228;&#223; dem Testament der Eheleute x vom 18.03.1953 vereitelt hat. Der Beklagte meint, diese Forderung sei nunmehr mindestens in H&#246;he der Klageforderung berechtigt.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">Der Kl&#228;ger tritt den Hilfsauf rechnungen des Beklagten entgegen und beruft sich insoweit insbesondere auf die im Vertrag vom 23.12.1957 &#252;bernommenen Gegenleistungen.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Wegen des Sach- und Streitstandes im &#252;brigen wird auf den vorgetragenen Inhalt der Schrifts&#228;tze der Parteien nebst Anlagen Bezug genommen. Gem&#228;&#223; Beweisbeschl&#252;ssen vom 12.12.1979, 19.03.1980 und 13.06.1984 in Verbindung mit den Beschl&#252;ssen vom 18.09.1985 und 18.12.1985 ist durch Zeugenvernehmung und Beiziehung der Grundakten von Marl Blatt 1224 Beweis erhoben worden. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf den Inhalt der vorbezeichneten Grundakten sowie die Sitzungsniederschriften vom 10.02.1980 und 25.02.1986 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px"><span style="text-decoration:underline;">Entscheidungsgr&#252;nde</span></p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist, soweit sie nicht durch das rechtskr&#228;ftige Teilurteil der Kammer vom 19.09.1980 und &#252;bereinstimmende Erledigungserkl&#228;rungen der Parteien erledigt ist, &#252;berwiegend begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Den Erben des Dr. Dr. X steht gegen den Beklagten ein von dem Kl&#228;ger als Testamentsvollstrecker geltend zu machender Anspruch auf Darlehensr&#252;cksahlung gem. &#167;&#167; 607, 1922, 2212 BGB in H&#246;he von 100.000,- DM zu.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">In der Person des Dr. Dr. X ist eine Darlehensforderung gegen den Beklagten entstanden. Dr. Dr. X und der Beklagte haben einen Darlehensvertrag geschlossen. Zwar ist die Zahlung zur Abl&#246;sung des Kredits bei der X nach dem Vortrag des Kl&#228;gers lediglich aufgrund einer entsprechenden Aufforderung der X erfolgt , um eine Verwertung der Aktien der x zu vermeiden. Jedoch hat der Kl&#228;ger der Darstellung des Beklagten, Dr. Dr. X habe ihm erkl&#228;rt, er werde den Betrag von 100.000,- DM an die X zur&#252;ckzahlen, sofern der Beklagte den Kredit bei der x zur&#252;ckf&#252;hre, nicht substantiiert widersprochen. Unstreitig hat sodann der Beklagte den Kredit bei der X getilgt und hat Dr. Dr. X zur Abl&#246;sung des Darlehens bei der X an den Beklagten jedenfalls einen Betrag in H&#246;he von 100.000,- DM &#252;berwiesen. Nach den Umst&#228;nden ist davon auzugehen, da&#223; Dr. Dr. X und der Beklagte bei der &#220;berweisung des Betrages von 100.000,- DM sich dar&#252;ber einig waren, da&#223; der Betrag von 100.000,- DM dem Beklagten darlehensweise zur Verf&#252;gung stehen sollte. Da&#223; ihm dieser Betrag von Anfang an schenkweuse zugewandt worden sei, hat auch der Beklagte nicht behauptet. Soweit er die Ansicht vertreten hat, ein Gro&#223;teil des Betrages von 100.000,- DM habe als Leistung des Dr. Dr. x f&#252;r seinen Unterhalt w&#228;hrend seiner Ausbildung zu gelten, kann dem nicht gefolgt werden. Denn abgesehen davon, da&#223; der Beklagte nicht substantiiert dargetan hat, da&#223; und aus welchem Grunde Dr. Dr. x &#252;ber die von ihm gezahlten Unterhaltsbeitr&#228;ge hinaus zur Leistung von Unterhaltszahlungen in H&#246;he weiterer "etwa 30.000,- DM" verpflichtet gewesen sein soll, hat er selbst nicht behauptet, da&#223; dieser Gesichtspunkt bei der Vereinbarung mit Dr. Dr. X &#252;ber die Abl&#246;sung des Kredits bei der X eine Rolle gespielt hat. Zudem spricht auch der Umstand,da&#223; Dr. Dr. X nach dem Vortrag des Beklagten nachtr&#228;glich auf den R&#252;ckzahlungsanspruch von 110.000,- DM verzichtet haben soll, daf&#252;r, da&#223; die Parteien bei der Hingabe des Betrages von einer Verpflichtung des Beklagten zur Erstattung in voller H&#246;he ausgegangen sind. Da&#223; Dr. Dr. X die Abl&#246;sung des Kredites m&#246;glicherweise zugleich auch im Hinblick auf eine Mehrung seiner Stimmrechtsanteile in den Hauptversammlungen vorgenommen hat, steht der Annahme eines Darlehens nichts entgegen.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Darlehensforderung ist jedoch nur in H&#246;he der unstreitigen &#220;berweisung von 100.000,- DM entstanden&#187;</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der behaupteten Auszahlung weiterer 10.000,- DM in Teilbetr&#228;gen von 3.000,- DM und 7.000,- DM ist der Kl&#228;ger beweisf&#228;llig geblieben. Er hat insoweit trotz des Bestreitens des Beklagten keinen Beweis angetreten. Die Tatsache, da&#223; vom Konto des Dr. Dr. X ausweislich der vorgelegten Kontoausz&#252;ge weitere 10.000,- in Teilbetr&#228;ge 3.000,- Dm und 7.000,- DM abgebucht worden sind und da&#223; nach dem eigenen Vortrag des Beklagten Dr. Dr. X sowohl von sich aus die Abl&#246;sung dos Kredites von 110.000,- DM angeboten und sp&#228;ter einen Betrag von 110.000,- DM erlassen haben soll, rechtfertigt noch nicht die Annahme, da&#223; die auf dem Konto des Dr. Dr. X abgebuchten Betr&#228;ge zur Abl&#246;sung des Kredits bei der x verwendet worden sind. Hiergegen spricht zudem der Umstand, da&#223; ausweislich der von dem Beklagten eingereichten Kostenbelege die von dem Kl&#228;ger geltend gemachten weiteren Zahlungen in dem fraglichen Zeitraum jedenfalls nicht auf dem Konto des Beklagten gutgeschrieben worden sind, auf das die &#220;berweisung des Betrages von 100.000,- DM erfolgt ist.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch auf R&#252;ckzahlung weiterer 10.000,- DM ergibt sich ferner nicht aus von dem Kl&#228;ger behaupteten wiederholten Anerkenntniserkl&#228;rungen des Beklagten hinsichtlich des Gesamtanspruches. Denn auch insoweit hat der Kl&#228;ger trotz des Bestreitens des Beklagten keinen Beweis angetreten.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die danach begr&#252;ndete Darlehensanforderung in H&#246;he von 100.000,- DM ist nicht nachtr&#228;glich erloschen. Einen nach der Auszahlung des Darlehensbetrages auf das Konto des Beklagten durch Dr. Dr. X erkl&#228;rten schenkweisen Erla&#223; der Forderung hat der Beklagte nicht bewiesen. Die hierzu vernommene Zeugin x und dem Beugen x ist nach ihren Angaben die vorliegend streitige Forderung nicht bekannt gewesen. Sie haben ferner bekundet, da&#223; der Kl&#228;ger auch nur im Zusammenhang mit der Ausbildung des Beklagten und den Aufwendungen f&#252;r dessen erste Ehe davon gesprochen habe, da&#223; ein Betrag in H&#246;he von 100.000,- DM l&#228;ngst vergessen und damit geschenkt sei. Im Hinblick darauf, da&#223; an die Feststellung eines auf einen Erla&#223; gerichteten Willens strenge Anforderungen zu stellen sind (vgl. Palandt/Heinrichs, BGB, 45. Aufl., &#167; 397 Anm. 2a), kann vorliegend von einem Verzicht des Dr. Dr. X auf die Darlehensr&#252;ckzahlungsforderung nicht ausgegangen werden,</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Da f&#252;r die R&#252;ckerstattung des Darlehens mangels abweichender Anhaltspunkte eine Zeit nicht bestimmt war, ist das Darlehen durch die Klageerhebung gek&#252;ndigt worden. F&#228;lligkeit ist danach seit dem 08.09.1979 eingetreten (&#167; 6o9 II BGB)</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Die Darlehensr&#252;ckzahlungeforderung ist nicht durch die hilfsweise Aufrechnung des Beklagten erloschen (&#167;&#167; 389, 387 BGB).</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">Soweit der Beklagte die Aufrechnung mit einem Schadensersatzanspruch wegen der &#220;bertragung des Grundbesitzes von Frau x auf Dr. Dr. X aufgrund des Vertrages vom 23.12.1957 erkl&#228;rt hat, greift die Aufrechnung nicht durch. Insoweit kann dahinstehen, ob der Beklagte als einer von vier der Erbengemeinschaft angeh&#246;rigen Nacherben &#252;berhaupt allein durch Aufrechnung &#252;ber einen der Erbengemeinschaft etwa zustehenden Schadensersatzanspruch verf&#252;gen kann. Denn jedenfalls ist der Beklagte hinsichtlich der tats&#228;chlichen Voraussetzungen des geltend gemachten deliktischen Schadensersatzanspruches gem&#228;&#223; &#167;&#167; 823, 826 BGB beweisf&#228;llig geblieben. Der hierzu vernommene Zeuge x hat das von dem Besagten behauptete pflichtwidrige Verhalten des damaligen Pflegers x bei Genehmigung des &#220;bertragungevertrages vom 23.12.1957 nicht best&#228;tigt. Weiteren Beweis hat der insoweit beweisbelastete Beklagte nicht angeboten.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Keinen Erfolg hat ferner die von dem Beklagten zur Aufrechnung gestellte Schadensersatzforderung wegen der behaupteten Vereitelung der Erf&#252;llung des ihm nach dem Testament der Eheleute x vom 18.03.1953 zustehenden Verm&#228;chtnisanspruches in H&#246;he von 20.000,- DM. Insoweit hat der Beklagte weder ein zum Schadensersatz verpflichtendes Verhalten des Di Dr. X noch die H&#246;he des geltend gemachten Anspruches substantiiert dargetan und unter Beweis gestellt. Der Antrag auf Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens reicht hierzu nicht aus. Zudem hat der Beklagte nicht dargelegt, weshalb die Durchsetzung des Anspruches gegen das Nachla&#223;verm&#246;gen seiner Gro&#223;eltern nicht mehr m&#246;glich sein soll.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich bleibt auch der Aufrechnung des Beklagten mit seinen Pflichtteilsanspr&#252;chen am Nachla&#223; des Dr. Dr. X ein Erfolg versagt. Insoweit fehlt es an jeglicher n&#228;herer Darlegung.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Verzugszinsen kann der Kl&#228;ger erst ab dem 08.09.1979 beanspruchen. Erst zu diesem Zeitpunkt ist das Darlehen durch die Zustellung der Klageschrift am 07.06.1979 f&#228;lliggestellt worden. Gleichzeitig ist infolge der vorangegangenen Klageerhebung Verzug eingetreten, &#167; 284 I BGB. Die &#252;ber den gesetzlichen Zinsfu&#223; hinaus zugesprochenen Zinsen sind aus dem Gesichtspunkt des Schuldnerverzuges gerechtfertigt, &#167;&#167; 286, 288 BGB. Der Kl&#228;ger hat den Zinsschaden durch die vorgelegten Zins&#228;nderungsmitteilungen und Best&#228;tigungsschreiben der x hinreichend belegt. Der Beklagte ist dem nicht mehr entgegengetreten. </p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Soweit die Parteien hinsichtlich des Teilbetrages in H&#246;he von 9.269,- DM den Rechtsstreit in der Hauptsache &#252;bereinstimmend f&#252;r erledigt erkl&#228;rt haben, waren die Kosten gem&#228;&#223; &#167; 91 a ZPO dem Kl&#228;ger aufzuerlegen, da er insoweit voraussichtlich unterlegen w&#228;re. Bereits nach dem eigenen - wechselnden - Vortrag kann nicht davon ausgegangen werden, da&#223; der urspr&#252;nglich auf dem Sparkonto angelegte Betrag in H&#246;he von 5.000,- DM aus dem Nachla&#223;verm&#246;gen der Eheleute x stammte. Jedenfalls hat der Kl&#228;ger insoweit auch keinen Beweis angetreten. Der Umstand allein, da&#223; sich das Sparbuch im Besitz des Kl&#228;gers befunden hat und da&#223; der Beklagte nach dem Vortrag des Kl&#228;gers zur Anlage eines Betrages in dieser H&#246;he aus eigenem Verm&#246;gen nicht in der Lage gewesen sein soll, rechtfertigt nicht den Schlu&#223;, da&#223; der angelegte Betrag zum Nachla&#223;verm&#246;gen der Eheleute x geh&#246;rte.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die durch die Anrufung des unzust&#228;ndigen Landgerichts Essen verursachten Kosten hat allein der Kl&#228;ger zu tragen (&#167; 281 III ZPO), die Kosten im &#252;brigen waren entsprechend dem Obsiegen in der Hauptsache zu verteilen (&#167; 92 I ZPO).</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Die Anordnungen zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit folgen aus &#167;&#167; 709, 108 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Streitwert:</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">f&#252;r den Antrag zu Ziff. 1 der Klageschrift vom 18.04.1979: 100.000,- DM,</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">f&#252;r den Antrag zu Ziff. 2 der Klageschrift vom 18.04.1979: 110.000,- DM,</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">f&#252;r den Antrag zu Ziff. 3 der Klageschrift vom 18.04.1979: 9.269,- DM</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Der Gegenstandswert der drei zur Aufrechnung getellten Gegenanspr&#252;che betr&#228;gt jeweils 100.000,- DM </p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">(&#167; 19 III GKG)</p>
315,537
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38 O (Kart.) 70/85
"1986-08-11T00:00:00"
"2019-03-13T15:07:18"
"2019-03-27T09:42:52"
Urteil
ECLI:DE:LGD:1986:0811.38O.KART70.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>1.)</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 4.743.133,90 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 20.11.1983 von 786.474,75 DM zu zahlen, davon einen Betrag in H&#246;he von 500.000,-- DM nebst 15 % Zinsen seit dem 30.5.1980 an die C Bank, Niederlassung der E Bank Aktiengesellschaft, C, juristischer Sitz G, gesetzlich vertreten durch den Vorstand, dieser vertreten durch die Direktoren C und I.</p> <p>Die weitergehende Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>2.)</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen die Kl&#228;gerin zu 5/14 und die Beklagte zu 9/14.</p> <p></p> <p>3.)</p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung, die auch durch die selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer in der Bundesrepublik Deutschland gelegenen Gro&#223;bank oder Sparkasse erbracht werden kann, in H&#246;he von 4.650.000,-- DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte unterh&#228;lt einen Tiefk&#252;hl-Heimdienst und beliefert Endverbraucher in der Bundesrepublik Deutschland einschlie&#223;lich West-Berlins mit Tiefk&#252;hlkost. Der Vertrieb erfolgt &#252;ber unselbst&#228;ndige Niederlassungen und selbst&#228;ndige Gewerbetreibende, mit denen Franchise-Vertr&#228;ge abgeschlossen werden.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin klagt aus abgetretenem Recht der P GmbH &amp; Co. KG P, beide vertreten durch den Kaufmann W. Herr W hatte zun&#228;chst per 13.6.1980 zwei Franchise-Vertr&#228;ge, und zwar f&#252;r den Bereich M und f&#252;r den Bereich P pers&#246;nlich unterzeichnet. Anschlie&#223;end hat er mit Zustimmung der Beklagten f&#252;r den Bereich M die Einzelhandelsfirma O1 f&#252;r das Gebiet M gegr&#252;ndet, dessen alleiniger Gesellschafter er war. F&#252;r den Bereich P hat der Zeuge W eine Firma gegr&#252;ndet unter dem Namen U GmbH an der zun&#228;chst ein weiterer Gesellschafter - Herr C - beteiligt war, der nach einem Jahr wieder aus dem Unternehmen ausgeschieden ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Im November 1983 geriet der ehemalige Franchise-Nehmer W in finanzielle Schwierigkeiten. Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor, am 18., 19. und 21.11.1983 h&#228;tten Gespr&#228;che stattgefunden. Gegen die Zusage des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers der Beklagten f&#252;r die Kundenliste des Herrn W 500.000,-- DM aus privaten Mitteln zur Verf&#252;gung zu stellen, habe dieser die Kundenliste und weitere Unterlagen &#252;bergeben. Die Beklagte habe zun&#228;chst die Lkw's an sich genommen, dann jedoch wieder zur Verf&#252;gung gestellt. Sie habe Mietvertr&#228;ge f&#252;r die beiden Lager abgeschlossen, in denen sich die Tiefk&#252;hlware der Beklagten befunden habe; die Vertr&#228;ge jedoch kurzfristig wieder gek&#252;ndigt. Sie habe schlie&#223;lich Vertr&#228;ge mit den bisherigen Verkaufsfahrern des Herrn W abgeschlossen und die bisherigen Kunden mit den bisherigen Verkaufsfahrern mit ihren Produkten weiter beliefert. Der Betrag von 500.000,-- DM sei nicht gezahlt worden. Am 21.11.198.3 habe die Beklagte die fristlose K&#252;ndigung des Franchise-Vertrages ausgesprochen .</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor, die von der Beklagten geforderten Ums&#228;tze h&#228;tten die Franchise-Partner zu erheblichen Investitionen gezwungen, ihnen aber nicht den Spielraum gelassen, diese Finanzierung durch die "Gewinnspanne" zu tragen. Infolge dessen habe sich die Verlustsituation wie folgt entwickelt:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das Gebiet M</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">im Jahre 1979 einen Verlust von 149.746,49 DM,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">im Jahre 1980 einen Verlust von 118.899,26 DM,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">im Jahre 1981 einen Verlust von 38.160,04 DM</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">und im Jahre 1982 einen Verlust in H&#246;he von 30.783,51 DM.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das Gebiet P</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">im Jahre 1979 einen Verlust in H&#246;he von 139.095,57 DM</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">im Jahre 1980 einen Verlust in H&#246;he von 38.759,74 DM</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">im Jahre 1981 einen Verlust in H&#246;he von 16.450,74 DM</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">und im Jahre 1982 einen Gewinn in H&#246;he von 18.797,38 DM</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt weiter vor, obwohl die Beklagte habe wissen m&#252;ssen, da&#223; der von ihr geforderte Umsatz nur mit einer hohen Verschuldung habe erreicht werden k&#246;nnen, habe sie nicht nur nichts getan, sondern es habe ihrer Absicht entsprochen, andere Gewerbetreibende f&#252;r sich arbeiten zu lassen bis zu dem Zeitpunkt, in dem sie bei einem Konkurs des Franchise-Partners das Unternehmen zu den Steuerbilanzwerten habe &#252;bernehmen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin begehrt zun&#228;chst die Feststellung der Unwirksamkeit des Franchise-Vertrages. Sie meint, da&#223; der Vertrag nichtig sei, weil er die Franchise-Partner in ungew&#246;hnlicher Weise rechtlos stelle und sie zwangsl&#228;ufig in eine fortschreitende wirtschaftliche Abh&#228;ngigkeit f&#252;hre. Die Kl&#228;gerin hebt insbesondere folgende Vertragsbedingungen hervor:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">&#167; 4 Punkt 2:</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Nach dieser Vorschrift werde der Franchise-Nehmer gehindert, das Gesch&#228;ft im Rahmen einer Kapitalgesellschaft, insbesondere mit weiteren Gesellschaftern zu f&#252;hren, wodurch er bei der Kapitalaufnahme behindert werde.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">&#167; 4 Punkt 3</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Nach dieser Vorschrift werde eine pers&#246;nliche, unmittelbare und unbeschr&#228;nkte Haftung des Franchise-Nehmers gegen&#252;ber dem Franchise-Geber festgeschrieben, und zwar auch dann, wenn die Gesch&#228;fte &#252;ber eine Kapitalgesellschaft abgewickelt w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">&#167; 4 Punkt 4 r&#228;ume dem Franchise-Geber, wenn dieser die Zustimmung zu einer Kapitalgesellschaft erteilt habe, die M&#246;glichkeit ein, dieses Recht zu widerrufen, wenn der Franchise-Geber "Anla&#223; zu der Annahme" habe, der Franchise-Nehmer erf&#252;lle seine Verpflichtungen nicht ordnungsgem&#228;&#223;.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">&#167; 6 Punkt 1 sehe Umsatzsteigerungen vor, die nur unter enormen Investitionen m&#246;glich seien. Gem&#228;&#223; Vertrag vom 13.6.1980 waren f&#252;r P folgende Mindestums&#228;tze vorgesehen:</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">- 1.800.000,-- DM, </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">- 2.700.000,-- DM,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">- 4.000.000,-- DM, </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">- 6.000.000,-- DM, </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">- 8.000.000,-- DM </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">und danach j&#228;hrlich mindestens 8.000.000,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den Bereich M waren folgende Mindestums&#228;tze vorgesehen:</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">1979 500.000,-- DM,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">- 1.300.000,-- DM,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">- 2.600.000,-- DM,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">- 4.800.000,-- DM,</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">- 8.000.000,-- DM und danach j&#228;hrlich</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">mindestens 8.000.000,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin weist ferner auf &#167; 6 Punkt 2 hin, demgem&#228;&#223; der Franchise-Nehmer bereits bei Vertragsbeginn erhebliche Investitionen t&#228;tigen mu&#223;. Er mu&#223; zu Vertragsbeginn und f&#252;r die Dauer des Vertrages auf seine Kosten Tiefk&#252;hllagerm&#246;glichkeiten, B&#252;ror&#228;ume, Spezial-Tiefk&#252;hlfahrzeuge sowie alle mit der Lagerung von Tiefk&#252;hlspezialit&#228;ten und deren Vertrieb erforderlichen Ausstattungen und Einrichtungen sowie Betriebsmittel funktionst&#252;chtig und in einwandfreien gepflegtem Zustand zur Verf&#252;gung stellen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin h&#228;lt die in &#167; 6 Punkt 4 vorgesehene Regelung der AIleinbezugsverpflichtung f&#252;r ein wesentliches Mittel zur wirtschaftlichen Knebelung des Franchise-Nehmers. Sie weist darauf hin, da&#223; den Franchise-Nehmern unter anderem auch in der Pr&#228;ambel des Vertrages einmalige Einkaufsvorteile zugesagt worden seien und zwar gegen&#252;ber dem freien Markt (&#167; 5 Punkt 2), so da&#223; diese davon h&#228;tten ausgehen k&#246;nnen, unter g&#252;nstigen Umst&#228;nden einen Vertrieb der Tiefk&#252;hlspezialit&#228;ten aufnehmen zu k&#246;nnen. Tats&#228;chlich habe sich jedoch herausgestellt, da&#223; die von der Beklagten berechneten Bezugspreise erheblich ung&#252;nstiger seien als die freien Marktpreise, also die Preise, die der Franchise-Nehmer zu zahlen h&#228;tte wenn er auf dem freien Gro&#223;markt einkaufen w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor, die Beklagte sei wiederholt aufgefordert worden, die Preise zur&#252;ckzunehmen. Sie habe dies jedoch unter Hinweis auf &#167; 5 Ziffer 2, 3 und 4 zur&#252;ckgewiesen. Sie habe erkl&#228;rt, da&#223; sie die Preise berechnet habe, die sie selbst ihren eigenen Niederlassungen gew&#228;hre. Hierbei wird jedoch nach Meinung der Kl&#228;gerin &#252;bersehen, da&#223; die eigenen Niederlassungen keine Franchise-Geb&#252;hren zu zahlen haben. Die Kl&#228;gerin weist ferner auf &#167; 9 Abs. 1 und &#167; 11 hin. Sie sieht eine besondere Arglist der Beklagten darin, da&#223; der "Rohgewinn", nach dem sich die Franchise-Geb&#252;hr richtet, nicht der tats&#228;chlich erzielte Rohgewinn sein soll, sondern die Differenz zwischen dem Gesamtumsatz nach Ma&#223;gabe der "empfohlenen C2 Bruttoverkaufspreise und den C2 Niederlassungspreisen andererseits". Das bedeute im Ergebnis, da&#223; der Franchise-Nehmer seine Preise nicht frei bestimmen k&#246;nne, weil er an die festgeschriebene Franchise-Geb&#252;hr auf der Grundlage eines willk&#252;rlich festgesetzten h&#246;heren Preises gebunden sei. Er sei, schon um die Franchise-Geb&#252;hr zu erwirtschaften, an den &#252;berh&#246;hten Richtpreis gebunden.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Franchise-Geb&#252;hrenstaffel sieht gem&#228;&#223; dem Vertrag f&#252;r P wie folgt aus:</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Bis 29,9 % Rohgewinn 2 % des Gesamtumsatzes,</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">ab 30 % 2,50 %,</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">ab 30,5 % 2,75 %,</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">ab 31 % 3 %,</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">ab 31,5 % 3,25 %,</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">ab 32 % 3,50 % zuz&#252;glich Mehrwertsteuer.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Franchise-Geb&#252;hrenstaffel f&#252;r den Bereich M sieht die gleichen Geb&#252;hrens&#228;tze vor.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin h&#228;lt die Abh&#228;ngigkeit der Franchise-Geb&#252;hr von den vorgegebenen Verkaufspreisen f&#252;r rechtsmi&#223;br&#228;uchlich und sieht darin einen Versto&#223; gegen &#167; 15 GWB. Sie meint, die Bindung werde auch dadurch verst&#228;rkt, da&#223; die Franchise-Nehmer sehr weitgehend in den Werbema&#223;nahmen beschr&#228;nkt seien (&#167; 5 Abs. 2 und &#167; 6 Ziffer 6). Dies habe zur Folge, da&#223; durch kurzfristige Neufassung und Auslieferung von Werbeunterlagen mit vorgegebenen und aufgedruckten Verkaufspreisen letztlich die Abgabe nur zu diesen Verkaufspreisen m&#246;glich sei. Hinzu komme, da&#223; zwar nach &#167; 9 Abs. 1 des Franchise-Vertrages die C2 Bruttoverkaufspreise f&#252;r den Franchise-Partner lediglich empfohlene Verkaufspreise seien, die Programme der Beklagten f&#252;r ihre Franchise-Nehmer und die Endverbraucher aus den Jahren 1979 bis 1984/85 bis einschlie&#223;lich des Sommerprogramms 1982 keinen einzigen Hinweis auf irgendeine Preisempfehlung enthielten und in der Folgezeit lediglich auf der ersten Seite einen kleinen Hinweis auf empfohlene Preise. Die Beklagte habe im &#252;brigen unmi&#223;verst&#228;ndlich deutlich gemacht, da&#223; sie von allen Franchise-Nehmern die strikte Einhaltung der Preise verlange. Es liege daher ein Versto&#223; gegen &#167; 15 GWB mit der Folge vor, da&#223; das gesamte Vertragswerk nichtig sei.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin meint, ein weiteres Beispiel f&#252;r die Knebelung des Franchise-Nehmers sei die Gestaltung der Einkaufspreise. Die Einkaufspreise der Franchise-Nehmer sollten denen entsprechen, die den C2 Niederlassungen berechnet werden. Die Kl&#228;gerin weist zun&#228;chst darauf hin, da&#223; die Nachpr&#252;fung der richtigen Ermittlung dieser Preise von einer unzumutbar hohen Schranke abh&#228;ngig gemacht werde, weil die Beklagte nur "auf begr&#252;ndetes Verlangen" des Franchise-Nehmers verpflichtet sei, den Nachweis daf&#252;r anzutreten, da&#223; die C2-eigenen Niederlassungen ebenfalls auf Basis der C2 Niederlassungspreise beliefert w&#252;rden. Die C2-Preise sollten selbst dann noch gerechtfertigt sein, wenn die nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten arbeitenden C2-eigenen Niederlassungen mit diesen Preisen zurechtk&#228;men, selbst, wenn diese Preise gegen&#252;ber dem sonst allgemein &#252;blichen Preisniveau &#252;berh&#246;ht seien. Da die C2-eigenen Niederlassungen nicht den Zw&#228;ngen ausgesetzt seien, denen die Franchise-Partner durch die Beklagte ausgesetzt seien und demgem&#228;&#223; zum Beispiel im Falle einer ausreichenden eigenen Kapitaldecke eine ganz andere Kalkulation durchf&#252;hren k&#246;nnten als die Franchise-Partner, sei die Vergleichsbasis f&#252;r die Ermittlung angemessener Preise willk&#252;rlich zu Gunsten der Beklagten angenommen und benachteilige in schwerstem Ma&#223;e den Franchise-Partner, besonders dann, wenn man in Betracht ziehe, da&#223; zu den C2-Preisen noch die Frachtkosten hinzu k&#228;men (&#167; 5 Abs. 3 des Vertrages). Dar&#252;ber hinaus sei den Franchise-Partnern durch die Alleinbezugsverpflichtung eine Ausweichm&#246;glichkeit auf andere Bezugsquellen genommen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt weiter vor, durch die Vorschrift des &#167; 16 werde der Franchise-Nehmer nach Vertragsbeendigung faktisch rechtlos gestellt. Ein Vorerwerbsrecht des Franchise-Gebers sei zwar grunds&#228;tzlich zul&#228;ssig. In hohem Ma&#223;e mi&#223;br&#228;uchlich sei aber bereits, da&#223; der Franchise-Geber berechtigt sein solle, "nach seiner Wahl entweder den gesamten Betrieb oder einzelne Aktiva und Passiva zu &#252;bernehmen". Er k&#246;nne hierdurch willk&#252;rlich einzelne, ihm wichtige Gegenst&#228;nde aus dem Betrieb herausl&#246;sen und den Betrieb in einer im &#252;brigen ver&#228;u&#223;erungsunf&#228;higen Einheit zur&#252;cklassen. Mi&#223;br&#228;uchlich sei auch, da&#223; die &#220;bernahme lediglich zu Werten zu erfolgen habe, die sich gem&#228;&#223; &#220;bernahmebilanz nach ertragssteuerlichen Grunds&#228;tzen aus der Steuerbilanz erg&#228;ben. Diese Steuerbilanzwerte entspr&#228;chen nicht den tats&#228;chlichen Wertverh&#228;ltnissen, so da&#223; hier bei entsprechenden Abschreibungen erhebliche Wertminderungen, wenn nicht gar der vollst&#228;ndige Wertverlust durch den Franchise-Nehmer hinzunehmen sei. Der Franchise-Nehmer m&#252;sse daher, obwohl er hohe Investitionen vorgenommen habe, mit seinem dann bei ihm verbleibenden Restgesch&#228;ftsbetrieb, den er nicht zu nutzen in der Lage sei, wirtschaftlich zusammenbrechen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Auch das dem Franchise-Nehmer gem&#228;&#223; &#167; 16 Ziffer 1.6 auferlegte Wettbewerbsverbot sei sittenwidrig, weil es schon bei &#220;bernahme nur geringwertiger Wirtschaftsg&#252;ter durch den Franchise-Geber in Kraft trete. Unwirksam sei auch die Entsch&#228;digungsregelung gem&#228;&#223; Ziffer 1.7. Die im Aufbau befindlichen Franchise-Nehmer-Betriebe seien ohne jeden Gewinn, so da&#223; 50 % des zu versteuernden Jahresgewinnes nicht zum Tragen k&#228;men und daher lediglich 5 % des Jahresumsatzes gezahlt w&#252;rden. Bei den Gesellschaften des Herrn W w&#252;rde diese Karenzentsch&#228;digung etwa 250.000,-- DM bzw. 150.000,-- DM entsprechen. Da diese - unausgesprochen - eine Abfindung f&#252;r den Kundenstamm bedeute, weil letztlich die Aus&#252;bung des Wettbewerbsverbotes die Wertlosigkeit des Kundenstammes zur Folge habe, sei die Vereinbarung sittenwidrig, denn im Falle der Gesellschaften des Herrn W m&#252;sse die Abfindung insgesamt &#252;ber 2,5 Millionen DM betragen. Der &#220;bergang des Kundenstammes auf den Franchise-Geber ergebe sich aus den Vertragsklauseln &#252;ber das Ankaufsrecht des Franchise-Gebers und das Wettbewerbsverbot des Franchise-Nehmers. Hieraus folge wirtschaftlich ein &#220;bergang der Kunden auf den Franchise-Geber. Der Franchise-Geber k&#246;nne das Vertragsgebiet ungehindert und kostenlos &#252;bernehmen.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin meint, da&#223; die Beklagte den Kundenstamm so zu bewerten habe, wie sie ihn selbst bei &#220;bertragung von Kunden an ihre Franchise-Nehmer bewerte. Im Falle des Franchise-Nehmers T habe die Beklagte bei Abschlu&#223; des Franchise-Vertrages 1.700 Kundenanschriften zur Verf&#252;gung gestellt. Die Beklagte habe 249.000,-- DM verlangt; das bedeute 146,47 DM pro Kunde. Sp&#228;ter seien Verhandlungen &#252;ber den R&#252;ckkauf einiger dieser Kunden erfolgt. Die Beklagte habe pro Kunde nur 25,-- DM zahlen wollen. Da der Franchise-Nehmer T hiermit nicht einverstanden gewesen sei, habe die Beklagte pro abgegebenen Kunden einen neuen Kunden in dem Gebiet des Franchise-Nehmers T geworben und auf diesen &#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt weiter vor, im Jahre 1984 sei die Beklagte interessiert gewesen, von dem Franchise-Nehmer M (Raum T) Kundenanschriften zu erhalten, aus einem Gebiet, das nicht zum Kerngebiet dieses Franchise-Nehmers geh&#246;rt habe. Hierbei habe man sich auf eine Kundenbewertung von 75,-- DM je Kunde geeinigt.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt weiter vor, Grundlage f&#252;r die Bewertung eines Kunden sei eine Hochrechnung, die die Beklagte in ihrem eigenen Hause durchgef&#252;hrt habe:</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Danach koste ein Tiefk&#252;hl-Lkw die Beklagte monatlich ca. 7.000,-- DM. Ein mit einem solchen Tiefk&#252;hl-Lkw best&#252;ckter Akquisiteur koste daher pro Tag 7.000,--DM : 20 = 350,-- DM. Im Durchschnitt erwerbe ein guter Akquisiteur t&#228;glich 4,2 Kunden. Damit koste jeder Kunde mindestens 83,33 DM. Ein schlechter Akquisiteur erreiche in einem schwierigen Vertriebsgebiet nur 1 bis 2 Kunden pro Tag, dadurch verdoppelten sich die Kosten. Eine Kundenanschrift werde daher im Hause der Beklagten mit 83,33 DM (niedrigster Wert) bis zu 186,66 DM (h&#246;chster Wert) bewertet, d.h. gehandelt.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin weist ferner darauf hin, da&#223; nach &#167; 16 Ziffer 1.9 des Vertrages das Vorerwerbsrecht im Falle der ordentlichen K&#252;ndigung sp&#228;testens 6 Wochen vor der Vertragsbeendigung und im Falle der fristlosen K&#252;ndigung innerhalb von 2 Wochen nach Ausspruch der K&#252;ndigung auszu&#252;ben ist. Das Wettbewerbsverbot sei ein "bedingtes Wettbewerbsverbot", weil es von einer kurz vor oder sogar erst nach Vertragsbeendigung stattfindenden Entschlie&#223;ung der Beklagten abh&#228;nge, ob sie ein Vorerwerbsrecht aus&#252;be und damit ein Wettbewerbsverbot in Kraft setze. Ein solches bedingtes Wettbewerbsverbot sei knebelnd und daher nichtig.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin weist dar&#252;ber hinaus darauf hin, da&#223; nach der ihrer Meinung nach zutreffenden Ansicht des Landgerichts Wuppertal ein Wettbewerbsverbot f&#252;r die Dauer von 2 Jahren auch unter Ber&#252;cksichtigung der berechtigten Interessen der Beklagten als zu lang erscheine. Die Beklagte habe die M&#246;glichkeit, durch den Wegfall des Franchise-Partners in das von diesem erschlossene Verkaufsgebiet einzudringen und im Zeitraum eines Jahres eine Stellung aufzubauen, die f&#252;r den ehemaligen Franchise-Partner unangreifbar sei. Die Kl&#228;gerin vertritt dar&#252;ber hinaus die Meinung, das wesentliche Bestimmungen des Franchise-Vertrages gegen das gemeinschaftsrechtliche Kartellverbot des Artikels 85 Abs. 1 EWG-Vertrag verstie&#223;en und diese Bestimmungen auch nicht von diesem Verbot nach Artikel 85 Abs. 3 EWG-Vertrag freigestellt seien. Diese Auffassung werde nunmehr durch die "Pronuptia "-Entscheidung des Europ&#228;ischen Gerichtshofes best&#228;tigt.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Ausgehend von der Nichtigkeit des Franchise-Vertrages macht die Kl&#228;gerin aus abgetretenem Recht folgende Anspr&#252;che geltend:</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">1.)</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">R&#252;ckzahlung sine causa geleisteter Franchise-Geb&#252;hren,</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">2.)</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">bereicherungsrechtliche Anspr&#252;che wegen Ausnutzung des Alleinbelieferungsrechtes zu &#220;berpreisen,</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">3.)</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Verg&#252;tung f&#252;r den von der Beklagten &#252;bernommenen Kundenstamm.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Die Gesellschaften des Herrn W haben w&#228;hrend der Vertragszeit Lizenzgeb&#252;hren in H&#246;he von 1.209.963,02 DM gezahlt. Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor, der R&#252;ckzahlungsanspruch ergebe sich bereits aus der Nichtigkeit des gesamten Vertrages. Er w&#228;re der H&#246;he nach gemindert, wenn der Zahlung von Lizenzgeb&#252;hren echte Gegenleistungen gegen&#252;berst&#252;nden, weil der Lizenznehmer um diese Leistungen des Lizenzgebers bereichert w&#228;re (Stumpf: "Der know-how-Vertrag", Seite 52 ff.).</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Die Leistungen der Beklagten sind in &#167; 5 des Vertrages niedergelegt, gem&#228;&#223; Ziffer 1.1 Beratung in allen mit dem optimalen Aufbau eines Tiefk&#252;hlheimdienstes nach dem C2-System und bei seiner Durchf&#252;hrung auftretenden Fragen, nach Ziffer 1.2 Beratung in betriebswirtschaftlichen und steuerlichen Fragen sowie Versicherungsangelegenheiten; nach Ziffer 2.2 die Lieferung der notwendigen Produkte und Leistungen zu g&#252;nstigeren Preisen und Konditionen entsprechend den den firmeneigenen Niederlassungen in Rechnung gestellten Preisen, gem&#228;&#223; Ziffer 2.1 die M&#246;glichkeit des Einkaufs des gesamten Sortiments bei der C2-Zentrale. Gem&#228;&#223; Ziffer 2.2 stellt die Beklagte Werbekataloge und Prospekte, Rechnungsblocks sowie Werbe- und Druckschriften zur Verf&#252;gung; diese sind jedoch von dem Franchise-Partner zu bezahlen. Die C2-Niederlassungspreise beinhalten nicht die Frachtkosten f&#252;r die Anlieferung; diese hat der Franchise-Partner zu tragen. Alle etwaigen weiteren Lieferungen und Leistungen sind nach Ziffer 6 besonders zu vereinbaren und zu verg&#252;ten.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor, eine echte Beratung vor Unterzeichnung des Vertrages oder eine Wirtschaftlichkeitsberechnung habe die Beklagte bisher bei keinem Franchise-Nehmer erbringen k&#246;nnen. Sie sei hierzu auf Grund des ihr zur Verf&#252;gung stehenden Personals gar nicht f&#228;hig. Es sei aber ihre Pflicht gewesen, darauf hinzuweisen, da&#223; ein Franchise-Nehmer ein Mindesteigenkapital haben m&#252;sse und nicht ohne Eigenkapital mit Hilfe von Banken ein Franchise-Unternehmen vom ersten Tag an fremdfinanzieren lassen k&#246;nne. Die Beklagte habe auch die in &#167; 5 Ziffer 2 angegebenen Leistungen nicht erbracht. Es sei zwar richtig, da&#223; sie zentral einkaufe. Sie gebe die ihr selbst gew&#228;hrten Einkaufsvorteile jedoch nicht weiter. Die Kl&#228;gerin meint, sie m&#252;&#223;te sich auch nicht etwa eine Warenzeichenlizenz in H&#246;he von 0,5 % vom Nettoumsatz anrechnen lassen, weil die Beklagte &#252;berregional &#252;berhaupt keine Werbung betreibe und deshalb der Bekanntheitsgrad des Warenzeichens nicht gef&#246;rdert werde. In den jeweiligen Gegenden, in denen die Beklagte die Zusammenarbeit mit Franchise-Nehmern begonnen habe, sei sie v&#246;llig unbekannt gewesen. Es seien vielmehr die Franchise-Nehmer, die durch die Erschlie&#223;ung des Gebietes die Beklagte erst bekannt machten.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt weiter vor, die Beklagte habe nicht etwa ihren Franchise-Nehmern markt&#252;bliche Preise in Rechnung gestellt, d.h. ihre Produkte zu denjenigen Preisen geliefert, die zumindest der Gro&#223;handel den Einzelh&#228;ndlern in Rechnung stellen w&#252;rde, sondern sie habe zus&#228;tzlich im Durchschnitt 16 % abgesch&#246;pft, d.h. sich um diese 16 % ungerechtfertigt bereichert. Hierbei m&#252;sse man ber&#252;cksichtigen, da&#223; die Beklagte ebenso wie die anderen Gro&#223;h&#228;ndler mit einer Marge von mindestens 30 % arbeite. Hinzu k&#228;men noch Sonderrabatte und R&#252;ckverg&#252;tungen. Es sei daher davon auszugehen, da&#223; die Beklagte neben der Marge von 30 bis 38 % des normalen Gro&#223;h&#228;ndlers auf Kosten der Franchise-Nehmer mindestens weitere 16 % kassiert habe. Durch den Abnahmezwang sei den Franchise-Nehmern ein Ausweichen auf andere Lieferanten verwehrt gewesen, weil sie andernfalls eine fristlose K&#252;ndigung riskiert h&#228;tten. Die Kl&#228;gerin berechnet den Bereicherungsanspruch wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Es seien folgende Ums&#228;tze get&#228;tigt worden</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">a) in den Jahren 1979 bis zum Ende im Bereich P 12.780.478,-DM,</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">b) in den Jahren 1979 bis 1982 in M 23.887.561,-DM</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Gesamtumsatz: 36.668.039,- DM</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich 14 % Mehrwertsteuer <u> 5.133.525,40 DM</u></p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Nettoumsatz: 31.534.514,60 DM</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin macht zun&#228;chst nur &#220;berpreise in H&#246;he von 10 % geltend. Dies macht aus einen Betrag von</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">3. 153.451 ,46 DM.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Sie bringt in Abzug die unstreitige Gegenforderung in H&#246;he von 312.819,12 DM,</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">so da&#223; 2.840.632,34 DM</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">verbleiben.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt hierzu weiter vor, soweit sich die Beklagte darauf berufe, da&#223; die von ihr angegebenen Preise mit denen anderer Gro&#223;h&#228;ndler nicht vergleichbar seien, sei dies unrichtig. Die Beklagte sei selbst nur ein Handelsunternehmen in Form eines Gro&#223;h&#228;ndlers und kein Fertigungsbetrieb.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin verweist hinsichtlich der Bewertung der von der Beklagten &#252;bernommenen Kunden auf ihre obigen Ausf&#252;hrungen und berechnet pro Kunde einen Betrag von 100,-- DM, so da&#223; sich eine Gesamtforderung in H&#246;he von 2.545.900,-- DM ergibt.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin begehrt dar&#252;ber hinaus Feststellung der Nichtigkeit der Franchise-Vertr&#228;ge sowie Verurteilung der Beklagten zur Auskunft dar&#252;ber, welchen Gewinn sie aus dem rechtswidrigen Besitz des Kundenstammes des ehemaligen Franchise-Nehmers W in der Zeit vom 20.11.1983 bis zur Klagezustellung gezogen habe. Zur Begr&#252;ndung verweist die Kl&#228;gerin darauf, da&#223; die Beklagte - wie sie oben dargelegt habe - durch T&#228;uschung in den Besitz der Kundenadressen gekommen sei und der Besitz daher rechtswidrig sei. Sie ziehe daher auch in rechtswidriger Weise Nutzungen hieraus.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat zun&#228;chst Klage erhoben mit dem Antrag,</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin eine angemessene Entsch&#228;digung, mindestens 1.913.975,-- DM Zug um Zug gegen &#220;bertragung des Eigentums an dem Kundenstamm f&#252;r die Bereiche M und P zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, Auskunft zu erteilen, welchen Gewinn sie aus dem rechtswidrigen Besitz des Kundenstammes des ehemaligen Franchise-Nehmers W gem&#228;&#223; Klageantrag zu 1) in der Zeit vom 20.11.1983 bis zur Klagezustellung gezogen habe;</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; die Franchise-Vertr&#228;ge zwischen der Beklagten und ihrem ehemaligen Franchise-Nehmer W f&#252;r die Ortschaften M und P vom 13.6.1980 unwirksam sind;</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">hilfsweise, da&#223; die Vorschriften der beiden Franchise-Vertr&#228;ge, n&#228;mlich die &#167;&#167; 4.2, 4.3, 4.4, 6.1, 6.2, 6.4, 9.1, 11 und 12 unwirksam seien;</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin die gesamten Franchise-Geb&#252;hren f&#252;r die Bereiche P und M in H&#246;he von insgesamt 1.209.963,02 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 20.11.1983 zur&#252;ckzuzahlen.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat ihren Antrag mit Schriftsatz vom 1.4.1985 dahin ge&#228;ndert, da&#223; sie nunmehr beantragt hat,</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin eine angemessene Entsch&#228;digung, mindestens 2,4 Millionen DM Zug um Zug gegen &#220;bertragung des Eigentums an dem Kundenstamm f&#252;r die Bereiche M und P zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, Auskunft zu erteilen, welchen Gewinn sie aus dem rechtswidrigen Besitz des Kundenstammes des ehemaligen Franchise-Nehmers W gem&#228;&#223; Klageantrag zu 1) in der Zeit vom 20.11.1983 bis zum Zeitpunkt der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung gezogen hat;</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; die Franchise-Vertr&#228;ge zwischen der Beklagten und ihrem ehemaligen Franchise-Nehmer W f&#252;r die Ortschaften M und P vom 13.6.1980 unwirksam sind;</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">hilfsweise, da&#223; die Vorschriften der beiden Franchise-Vertr&#228;ge, n&#228;mlich die &#167;&#167; 4.2, 4.3, 4.4, 6.1, 6.2, 6.4, 9.1., 11 und 12 unwirksam sind;</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin die gesamten Franchise-Geb&#252;hren f&#252;r die Bereiche P und M in H&#246;he von insgesamt 1.209.963,02 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 20.11.1983 zur&#252;ckzuzahlen;</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin 500.000,-- DM Schadensersatz zu zahlen, f&#252;r die Belieferung von Produkten w&#228;hrend der Dauer ihrer Gesch&#228;ftsbeziehung zu &#220;berpreisen .</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt nunmehr,</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an sie - die Kl&#228;gerin - einen Kaufpreis in H&#246;he von 2.545.900,-- DM Zug um Zug gegen &#220;bertragung des Eigentums an dem Kundenstamm f&#252;r die Bereiche M und P zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">hilfsweise begehrt sie eine Verurteilung ohne den Zug-um-Zug-Vorbehalt;</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, Auskunft zu erteilen, welchen Umsatz sie mit dem rechtswidrigen Besitz an dem Kundenstamm des ehemaligen Franchise-Nehmers W gem&#228;&#223; Klageantrag zu 1) in der Zeit vom 20.11.1983 bis zur &#220;bertragung des Eigentums an dem Kundenstamm bezogen hat;</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; die Franchise-Vertr&#228;ge zwischen der Beklagten und ihrem ehemaligen Franchise-Nehmer W f&#252;r die Ortschaften M und P vom 13.6. 1980 unwirksam sind;</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">hilfsweise, da&#223; die Vorschriften der beider, Franchise-Vertr&#228;ge, n&#228;mlich die &#167;&#167; 4.2, 4.3,4.4, 6.1, 6.2, 6.4, 9.1, 15 und 16 unwirksam sind;</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin die gesamten Franchise-Geb&#252;hren f&#252;r die Bereiche P und M in H&#246;he von insgesamt 1.209.963,02 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 20.11.1983 zur&#252;ckzuzahlen;</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin weitere 2.840.632,34 DM Schadensersatz zu zahlen f&#252;r die Belieferung von Produkten zu ungerechtfertigten &#220;berpreisen w&#228;hrend der Dauer ihrer Gesch&#228;ftsbeziehungen.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">hilfsweise ihr nachzulassen, die Zwangsvollstreckung eventuell gegen Sicherheitsleistung (B&#252;rgschaft einer westdeutschen Gro&#223;bank oder Sparkasse) abzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte bestreitet zun&#228;chst die Aktivlegitimation der Kl&#228;gerin. Sie bestreitet insbesondere eine wirksame Abtretung der Anspr&#252;che des Herrn W bzw. seiner Gesellschaften an die Kl&#228;gerin. Sie weist darauf hin, da&#223; nach ihrer Kenntnis das Konkursverfahren nicht abgeschlossen sei und daher die behauptete Abtretung nach &#167; 7 KO schlechthin unwirksam sei. Im &#252;brigen seien s&#228;mtliche Anspr&#252;che durch Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschlu&#223; des Amtsgerichts M vom 30.11.1983 - Aktenzeichen 8 M 9996/83 - von der E Bank Aktiengesellschaft/C gepf&#228;ndet und dieser zur Einziehung &#252;berwiesen worden. Soweit Anspr&#252;che best&#252;nden, seien diese an die E Bank zu leisten.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte meint, es fehle ein Feststellungsinteresse. Ein solches fehle immer dann, wenn eine Klage auf Leistung m&#246;glich und zumutbar sei. Die Kl&#228;gerin k&#246;nne die von ihr behaupteten Schadensersatzanspr&#252;che im Wege der Leistungsklage geltend machen.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte meint weiter, ein Anspruch auf Auskunftserteilung bestehe nicht. Eine Anspruchsgrundlage sei nicht ersichtlich, weil im Einverst&#228;ndnis und mit Zustimmung von Herrn W die Betriebe und Kunden von der Beklagten &#252;bernommen worden seien. Ein Anspruch aus offensichtlich behauptetem unrechtm&#228;&#223;igem Eigent&#252;mer-Besitzerverh&#228;ltnis sei mithin unbegr&#252;ndet. Die Beklagte sei rechtm&#228;&#223;ige Besitzerin und Eigent&#252;merin der Kundenkartei und Kundeninformationen. Diese seien ihr von Herrn W bei &#220;bergabe des Betriebes zur freien Verg&#252;tung &#252;bereignet worden.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist der Meinung, da&#223; der C2 Franchise-Vertrag wirksam sei.</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Sie halte ihn entgegen der Auffassung der Kl&#228;ger f&#252;r kartellrechtlich unbedenklich. Sie tr&#228;gt vor, ein Versto&#223; gegen das Preisbindungsverbot (&#167; 15 GWB) sei nicht gegeben, weil die Kl&#228;gerin in der Freiheit der Gestaltung von Preisen und Gesch&#228;ftsbedingungen gegen&#252;ber ihren Abnehmern v&#246;llig frei gewesen sei. In dem Franchise-Vertrag vom 13.6.1980 und in den Lieferbedingungen sei ausdr&#252;cklich festgehalten, da&#223; es sich bei den von der Beklagten gegen&#252;ber den Franchise-Nehmern genannten Endabnehmer-Preisen um unverbindliche Preisempfehlungen handele. Rechtlicher oder wirtschaftlicher Druck gegen&#252;ber dem Franchise-Partner, diese unverbindlichen Preisempfehlungen einzuhalten, sei nie ausge&#252;bt worden. In der Praxis sei es vielmehr wiederholt so gewesen, da&#223; einzelne Franchise-Nehmer besondere Preislisten f&#252;r ihre Bed&#252;rfnisse bei der Beklagten h&#228;tten erstellen lassen. Die Franchise-Nehmer seien in der Praxis auch wiederholt von den unverbindlichen Preisempfehlungen der Beklagten abgewichen.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist weiterhin der Meinung, da&#223; ein Versto&#223; gegen Artikel 85 Absatz 1 EWG-Vertrag nicht vorliege. Diese Bestimmung erfasse nur solche Vereinbarungen, die den Handel zwischen den Mitgliedsstaaten der Europ&#228;ischen Gemeinschaften zu beeintr&#228;chtigen geeignet seien. Der C2 Franchise-Vertrag sei hierzu nicht geeignet. Die Gesch&#228;ftst&#228;tigkeit sowohl der Beklagten als auch diejenige ihrer Franchise-Nehmer beschr&#228;nke sich auf Teile der Bundesrepublik Deutschland. Eine grenz&#252;berschreitende Bedeutung des C2 Franchise-Systems und mithin eine Anwendbarkeit des Artikels 85 Absatz 1 EWG-Vertrag sei ausgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte tr&#228;gt vor, das C2 Franchise-System sei darauf angelegt, mit wirtschaftlichem Erfolg f&#252;r den Franchise-Nehmer gefahren zu werden. Es sei betriebswirtschaftlich erfolgreich praktizierbar, wie die Beispiele der Franchise-Nehmer B, L, G, L1, A und N zeigten. Die tats&#228;chliche Handhabung des Franchise-Vertrages durch die Beklagte widerlege den Vorwurf eines permanenten Mi&#223;brauchs. Die konkrete Handhabung des Vertrages zeige, da&#223; die Beklagte den Vertrag au&#223;erordentlich flexibel gehandhabt habe und regelm&#228;&#223;ig auf W&#252;nsche der Franchise-Nehmer eingegangen sei.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte tr&#228;gt weiter vor:</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht Wuppertal und das Oberlandesgericht Zweibr&#252;cken h&#228;tten in ihren Entscheidungen nicht beachtet, da&#223; ma&#223;geblich f&#252;r die Auslegung der Vertr&#228;ge der Grundsatz der interessengerechten Auslegung sei. Die Beklagte meint weiter, die Kl&#228;gerin ber&#252;cksichtige bei ihren Angriffen gegen den Franchise-Vertrag die Tatsache nicht hinreichend, da&#223; Herr W ein im kaufm&#228;nnischen Gesch&#228;ftsverkehr gewandter und erfahrener Gesch&#228;ftsmann gewesen sei und noch sei. Es handele sich bei den Franchise-Nehmern nicht um im Gesch&#228;ftsverkehr unerfahrene Letztverbraucher oder mit den wirtschaftlichen und rechtlichen Folgen von vertraglichen Bindungen nicht vertrauten Konsumenten. Eine konkrete Schutzbed&#252;rftigkeit der Vertragspartner liege daher nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte tr&#228;gt weiter vor, das Landgericht Wuppertal und das Oberlandesgericht Zweibr&#252;cken ber&#252;cksichtigten nicht die Tatsache, da&#223; die Interessen des Franchise-Gebers und des Franchise-Partners in entscheidenden Punkten, insbesondere in Bezug auf den Absatz der Produkte an den Endverbraucher identisch seien. Sehe man das "weitgehend gleich gerichtete" Interesse der Beklagten und ihrer Franchise-Partner im Absatz der Produkte an den Endverbraucher, so w&#252;rde die Beklagte durch eine ihr von der Kl&#228;gerin unterstellte knebelnde Handhabung des Vertrages ihr Hauptinteresse gef&#228;hrden.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte meint, die Bestimmungen der Franchise-Vertr&#228;ge verstie&#223;en nicht gegen &#167; 9 AGB-Gesetz, denn bei dem Franchise-Vertrag handele es sich nicht um einen Formularvertrag im Sinne des &#167; 1 AGB-Gesetz. Es liege vielmehr eine Individualabrede vor. Dies sei auch dann der Fall, wenn der Verwender von Vertragsformularen zur Ab&#228;nderung seiner Bedingunger. bereit sei und der Gesch&#228;ftspartner dies bei der. Vertragsverhandlungen wisse, und zwar auch dann, wenn die vorformulierten Bedingungen unver&#228;ndert Vertragsinhalt w&#252;rden. Die Beklagte tr&#228;gt vor, die Franchise-Partner h&#228;tten ausreichend Zeit und Gelegenheit zu einer Pr&#252;fung der Vertr&#228;ge gehabt. Die Beklagte habe hierzu eingehende Erl&#228;uterungen gegeben. Sie sei auch stets zur &#196;nderung der wesentlichen Bestimmungen des von ihr urspr&#252;nglich vorgeschlagenen Vertragstextes bereit gewesen. Auf Wunsch der Franchise-Partner seien z.B. die &#167;&#167; 4, 5 Ziff. 5 und 4, &#167; 6 Ziff 1, &#167; 6 Ziff. 4 und &#167; 7 Ziff. 2 &#252;berarbeitet und abge&#228;ndert worden; ferner auch &#167; 14 des Vertrages. Entsprechend der mit den Franchise-Partnern erzielten Einigung sei &#167; 15 komplett &#252;berarbeitet worden. Es sei vereinbart worden, da&#223; die Abgeltung des Firmenwertes aus Gr&#252;nden einer steueroptimalen Gestaltung dem Wettbewerbsverbot zugewiesen werden sollte.</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist der Meinung, da&#223; keine Nichtigkeit einzelner Bestimmungen des Vertrages festgestellt werden k&#246;nne. Der Zustimmungsvorbehalt des Franchise-Gebers in &#167; 1 Ziff. 2 des Vertrages gebe nur deklaratorisch den schon nach allgemeinem Vertragsrecht zu beachtenden Grundsatz wieder, da&#223; die Identit&#228;t der Vertragspartner gewahrt bleiben m&#252;sse. Dar&#252;ber hinaus folge aus der Natur des Franchise-Vertrages zwangsl&#228;ufig die entscheidende Bedeutung der Person des Franchise-Partners f&#252;r den Franchise-Geber. &#167; H Ziffer 3 des Vertrages, der den Fortbestand der pers&#246;nlichen Haftung des Franchise-Partners festlegt, bringe nur das zum Ausdruck, was nach der gesetzlichen Normallage nach BGB und HGB ohnehin gelte. Die Beklagte tr&#228;gt weiter vor, sie verm&#246;ge nicht zu erkennen, da&#223; die in &#167; 4 Ziffer 4 vorbehaltene M&#246;glichkeit zum Widerruf der Zustimmung zur &#196;nderung der Rechtsform des Franchise-Nehmers unzul&#228;ssig sein solle. Sie habe, wie dargelegt, wenn sie die Zustimmung zur &#196;nderung der Rechtsform erteile, mehr konzediert als der Franchise-Nehmer beanspruchen k&#246;nne. Der Widerruf d&#252;rfe ihr deshalb nicht von vornherein verwehrt sein. Das Widerrufsrecht der Beklagten sei auf wichtige Gr&#252;nde beschr&#228;nkt. Die in &#167; 4 Ziff. 4 der Beklagten einger&#228;umte Widerrufsm&#246;glichkeit f&#252;r den Fall, da&#223; die Gesellschaft in kaufm&#228;nnischer und finanzieller Weise der Beklagten Anla&#223; zu der Annahme gebe, da&#223; Verpflichtungen aus dem Vertrag durch die Gesellschaft nicht ordnungsgem&#228;&#223; erf&#252;llt werden k&#246;nnen habe schon deshalb wirksam vereinbart werden k&#246;nnen, weil die Beklagte die ordnungsgem&#228;&#223;e Erf&#252;llung der Verpflichtungen aus dem Vertrag auch von dem urspr&#252;nglichen Franchise-Partner habe verlangen k&#246;nnen. Die nicht ordnungsgem&#228;&#223;e Erf&#252;llung vertraglicher Pflichten durch den Franchise-Partner sei im &#252;brigen im Sinne des Gebotes der interessengerechten Auslegung dahingehend zu verstehen, da&#223; sie geeignet sein m&#252;sse, die Erf&#252;llung des urspr&#252;nglich mit dem Franchise-Partner pers&#246;nlich ausgehandelten Vertrages in Frage zu stellen. Dieser interessengerechten Auslegung entspreche auch die konkrete Handhabung der vertraglichen Bestimmungen durch die Beklagte. Sie habe trotz erheblicher Schwierigkeiten von ihrem Widerrufsrecht weder in diesem Fall noch in anderen F&#228;llen Gebrauch gemacht.</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte tr&#228;gt weiter vor, rechtlich wirksam vereinbart seien auch die in &#167; 6 Ziffer 1 des Vertrages vereinbarten Mindestums&#228;tze. Diese seien realistisch. Sie seien auf Grund ausf&#252;hrlicher Marktanalysen f&#252;r die jeweiligen Franchise-Gebiete erstellt worden. Auf Grund dieser Marktanalysen, die an sich ein h&#246;heres Umsatzpotential ergeben h&#228;tten, h&#228;tten die Vertragspartner gemeinsam in vorsichtiger Einsch&#228;tzung der Situation zur&#252;ckhaltende Umsatzvorgaben formuliert. Die Mindestums&#228;tze h&#228;tten sich in der Praxis als zutreffend erwiesen. Lediglich in drei F&#228;llen anderer Franchise-Partner seien die Umsatz vorgaben nicht erreicht worden. Alle anderen Franchise-Partner h&#228;tten die vereinbarten Mindestums&#228;tze erreicht und zum Teil weit &#252;berschritten.</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Die Umsatzsteigerungen der Franchise-Partner W und M h&#228;tten bei 241,8 bzw. 237 % &#252;ber den vereinbarten Mindestums&#228;tzen gelegen. Das K&#252;ndigungsrecht bestehe auch nur bei einer sehr signifikanten Unterschreitung der Mindestums&#228;tze in H&#246;he von 20 %. Sie, die Beklagte, habe im &#252;brigen in keinem Fall mit Ausnahme des Franchise-Partners Q auf die Unterschreitung der vereinbarten Mindestums&#228;tze eine K&#252;ndigung gest&#252;tzt. Bei dem Franchise-Partner N habe sie, die Beklagte, auf dessen Wunsch die Umsatzvorgaben gesenkt. Die Mindestumsatzvorgaben seien Ausdruck des berechtigten Interesses der Beklagten an der Leistungsf&#228;higkeit des Franchise-Partners, die sie um so mehr habe erwarten d&#252;rfen, als f&#252;r eine Zeit von 6 Jahren ein exklusives Franchise-Recht f&#252;r das Vertragsgebiet ohne die M&#246;glichkeit der ordentlichen K&#252;ndigung einger&#228;umt worden sei.</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">&#167; 15 GWB erfasse neben rechtlichen zwar auch wirtschaftliche Bindungen, dies jedoch nur dann, wenn sie sich aus dem <u>Ers</u>tvertrag erg&#228;ben. Wirtschaftliche Beschr&#228;nkungen seien nur dann anzunehmen, wenn die aus dem Erstvertrag folgenden Nachteile einer bestimmten Aus&#252;bung der Gestaltungsfreiheit objektiv geeignet seien, den Vertragspartner zum Verzicht auf diese Gestaltungsm&#246;glichkeit zu bestimmen. Derartige Bindungen erg&#228;ben sich nicht aus dem C2 Franchise-Vertrag. Nach &#167; 9 Ziff. 1 Satz 2 des Vertrages seien die Bruttoverkaufspreise f&#252;r den Franchise-Partner lediglich unverbindlich empfohlene Verkaufspreise. Die Verpflichtung des Franchise-Partners nach &#167; 9 Ziff. 2 Satz 1 des Vertrages, die von der Beklagten veranstalteten Werbema&#223;nahmen zu &#252;bernehmen, stelle lediglich eine Selbstverst&#228;ndlichkeit zwischen Franchise-Partnern klar, n&#228;mlich das einheitliche werbliche Auftreten der Franchise-Partner in der &#214;ffentlichkeit. Im &#252;brigen stelle die Beklagte ihren Franchise-Partnern auf Wunsch auch Werbematerial zur Verf&#252;gung, das keine eingedruckten unverbindlichen Preisempfehlungen enthalte oder abweichende Preise, die der Franchise-Partner w&#252;nsche. Eine abweichende Beurteilung ergebe sich auch nicht insoweit, als die Beklagte ihre Preisempfehlungen nicht gem. &#167; 38 a GWB als unverbindliche Preisempfehlungen entsprechend den Vorstellungen des Bundeskartellamtes gekennzeichnet habe. Andernfalls w&#252;rde jede fehlerhafte Kennzeichnung in den Regelungsbereich von &#167; 15 GWB fallen. Die Konsequenz w&#228;re, da&#223; durch blo&#223;es tats&#228;chliches Verhalten eines Vertragspartners ein Vertrag nichtig werden k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte tr&#228;gt weiter vor, das Verfahren zur Berechnung der Franchise-Geb&#252;hr nach &#167; 11 Ziff. 1 des Franchise-Vertrages sei nicht zu beanstanden. Die Staffelung diene vor allem der Sicherheit des Franchise-Partners. Wenn der Rohgewinn unter 32 % sinke, sinke auch die Franchise-Geb&#252;hr. Diese Situation sei jedoch seit Abschlu&#223; der Vertr&#228;ge noch nicht ann&#228;hernd eingetreten. Die Rohgewinnsituation habe sich im Gegenteil seit Abschlu&#223; der Vertr&#228;ge um ca. 5 % verbessert, w&#228;hrend sich die Franchise-Geb&#252;hr &#252;berhaupt nicht erh&#246;ht habe. Die empfohlenen C2 Bruttoverkaufspreise, aus denen sich die Gr&#246;&#223;e "Rohgewinn" zum Teil zusammensetze, seien keine beliebig manipulierbaren Gr&#246;&#223;en. Preise w&#252;rden ausschlie&#223;lich durch externe Faktoren diktiert, n&#228;mlich die Wettbewerbsverh&#228;ltnisse auf dem Markt. Ebensowenig sei die zweite Bestimmungsgr&#246;&#223;e zur Berechnung der prozentualen H&#246;he der Franchise-Geb&#252;hr, die C2 Niederlassungspreise, eine beliebig manipulierbare Gr&#246;&#223;e. Die Kalkulation werde so vorgenommen, da&#223; das Unternehmensprinzip des Hauses C2 jede Niederlassung mit Gewinn zu fahren, verwirklicht werden k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte tr&#228;gt weiter vor, auch die in &#167; 15 des Franchise-Vertrages geregelte Aus&#252;bung des Vorerwerbsrechts/Wettbewerbsverbots sei nicht zu beanstanden. Die Aus&#252;bung des Vorerwerbsrechts durch die Beklagte stelle rechtlich einen Unternehmenskauf dar. Dies sei das &#252;bereinstimmend ausdr&#252;cklich erkl&#228;rte Verst&#228;ndnis und der gemeinsame Wille der Vertragsparteien gewesen. Die Beklagte kaufe nach Beendigung des Vertrages den Betrieb des Franchise-Partners. Beim Unternehmenskauf seien zwei Formen des Erwerbs zu unterscheiden, die &#220;bernahme eines handelsrechtlichen Gesamthandverm&#246;gens zum einen und die &#220;bernahme von Aktiva und Passiva zum anderen.</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">Unter letzterem werde auch die &#220;bernahme von nicht bilanzierungsf&#228;higen Aktiva wie etwa dem Goodwill des Unternehmens verstanden. Sinn der Vorerwerbsregelung sei die Erhaltung des Betriebes als Bestandteil des gesamten Franchise-Systems. Nach dem Wortlaut und vom Zweck der Regelung bei interessengerechter Auslegung k&#246;nne ein willk&#252;rliches Herausl&#246;sen einzelner isolierter Betriebsteile unter Zerrei&#223;en ihres Zusammenhangs und Hinterlassung eines wertlosen Restbestandes nicht verstanden werden. Die Tatsache, da&#223; bei Abfassung der Vertr&#228;ge neben dem prim&#228;r beabsichtigen Erwerb des gesamten Unternehmens sekund&#228;r auch ein Recht hinsichtlich der &#220;bernahme einzelner Aktiva und Passiva einger&#228;umt worden sei, sei daraus zu erkl&#228;ren, da&#223; vielfach der Betrieb des Franchise-Partners nicht nur das C2 Gesch&#228;ft umfasse, sondern kombiniert sei mit anderen Gesch&#228;ften des Franchise-Nehmers. Selbst wenn man dieser interessengerechten Auslegung nicht folgen wollte, st&#252;nde der Franchise-Partner einer unbilligen Aus&#252;bung des Bestimmungsrechtes der Beklagten nicht schutzlos gegen&#252;ber. Das Bestimmungsrecht sei n&#228;mlich nach billigem Ermessen im Sinne des &#167; 315 III BGB auszu&#252;ben. Der selbst geschaffene Goodwill und Kundenstamm des Unternehmens des Franchise-Partners werde nicht ohne angemessene Gegenleistung &#252;bernommen. Diese Gegenleistung sei aus Gr&#252;nden einer steueroptimalen Gestaltung in das Entgelt f&#252;r das Wettbewerbsverbot gem. &#167; 15 Ziff. 1.7 des Vertrages einbezogen. Der Goodwill des Unternehmens und der Kundenstamm w&#252;rden also mit einer Abfindung von 5 % des letzten Jahresumsatzes zuz&#252;glich 50 % des letztj&#228;hrigen Gewinnes abgegolten. Es handele sich mithin nicht um eine Buchwertabfindung. Diese Abfindung entspreche der Realit&#228;t des Unternehmenskaufs. Der Franchise-Partner bekomme aber nicht nur eine sehr beachtliche Entsch&#228;digung, er werde auch von allen wesentlichen Verbindlichkeiten befreit, die mit seinem Franchise-Betrieb zusammenhingen. Die wesentlichen Verbindlichkeiten des Franchise-Partners erg&#228;ben sich aus den Anstellungsvertr&#228;gen mit den Mitarbeitern, seinem Fahrzeugpark, seinem Warenlager und den Tiefk&#252;hleinrichtungen. &#167; 90 a HGB lasse sich auf die vorliegende Fallgestaltung eines Unternehmenskaufes nicht anwenden. Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Reichsgerichts und des BGH werde eine gesonderte Verg&#252;tung f&#252;r ein Wettbewerbsverbot im Zusammenhang mit einem Unternehmenskauf nicht geschuldet. Die analoge Anwendung des &#167; 90 a I HGB sei auch wegen fehlender Schutzbed&#252;rftigkeit des Franchise-Partners ausgeschlossen. Selbst wenn die Abfindungsvereinbarung unwirksam w&#228;re, sei im Wege der erg&#228;nzenden Vertragsauslegung eine angemessene Abfindung zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte meint, auch die L&#228;nge des Wettbewerbsverbotes von zwei Jahren sei nicht zu beanstanden. Im Rahmen des Unternehmenskaufs sei sowohl nach GWB als auch nach Europ&#228;ischem Kartellrecht die Zul&#228;ssigkeit eines Wettbewerbsverbotes von 5 Jahren Dauer allgemein anerkannt. Selbst wenn man &#167; 90 a HGB f&#252;r analog anwendbar hielte, ergebe sich daraus, da&#223; eine Dauer von zwei Jahren nach Beendigung des Vertragsverh&#228;ltnisses f&#252;r ausdr&#252;cklich zul&#228;ssig erkl&#228;rt werde. Selbst wenn Bedenken best&#252;nden, h&#228;tte eine unangemessen lange Dauer nicht etwa die Nichtigkeit der Bestimmung zur Folge, sondern deren Reduktion auf ein f&#252;r zul&#228;ssig gehaltenes Ma&#223;.</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">Zu dem Recht zur au&#223;erordentlichen K&#252;ndigung nach &#167; 14 des Franchise-Vertrages tr&#228;gt die Beklagte vor:</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">Auch insoweit komme es auf die konkrete Handhabung des Vertrages an. Keineswegs habe die Beklagte von dem ihr zustehenden K&#252;ndigungsrecht in der Weise Gebrauch gemacht, wie ihr der Vertrag dazu eigentlich die M&#246;glichkeit gegeben habe. Nicht nachvollziehbar ist nach Meinung der Beklagten auch eine angebliche Nichtigkeit des &#167; 6 Ziff. 10 des Vertrages, der Bestimmungen &#252;ber die Franchise- und Organisationsrichtlinien der Beklagten enth&#228;lt. Die Beklagte weist darauf hin, da&#223; derartige Klauseln nahezu jeder Franchise-Vertrag enthalte. Sie seien f&#252;r die Verwirklichung des Franchise-Systems unverzichtbar.</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte meint, da&#223; wenn wesentliche Teile des Vertragswerkes nicht unwirksam seien, eine Unwirksamkeit des Vertrages auch nicht aus einem ineinandergreifenden Zusammenspiel der behandelten Klauseln folge. Die von dem Landgericht Wuppertal angenommene Knebelung des Franchise-Partners werde schon durch &#167; 14 Ziff. 2 des Franchise-Vertrages verhindert, demgem&#228;&#223; jeder Vertragspartner das Vertragsverh&#228;ltnis mit einer Frist von drei Monaten zum Monatsende k&#252;ndigen kann, wenn eine wesentliche &#196;nderung der Vertragsgrundlage eintritt. Da &#167; 6 Ziff. 1 des Vertrages selbst von "erreichbaren Bruttoums&#228;tzen" spreche, habe sich die Vertragsgrundlage ge&#228;ndert, wenn die Erreichbarkeit nicht mehr gegeben sei. Zusammenfassend sei festzustellen, da&#223; wenn die Umsatzvorgaben realistisch seien, die angeblich knebelnde Abh&#228;ngigkeitskette schon gar nicht in Gang komme.</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte meint, es bestehe auch kein auff&#228;lliges Mi&#223;verh&#228;ltnis der von den Vertragsparteien geschuldeten Leistung und Gegenleistung. Bei der gegenteiligen Auffassung des Landgerichts Wuppertal werde &#252;bersehen, da&#223; dem Franchise-Partner f&#252;r die von ihm zu erbringenden Leistungen sehr wohl eine angemessene Gegenleistung erbracht werde. Dem Franchise-Nehmer komme im Franchise-System der Beklagten in vollem Umfang die Leistung der Beklagten beim Aufbau des Franchise-Systems zugute. Zu den &#252;ber eine blo&#223;e Warenzeichenlizenz hinausgehenden Leistungen des Franchise-Gebers geh&#246;re zum Beispiel die Sicherung der Bezugsquellen f&#252;r gleichbleibend hohe Qualit&#228;t, die Zusammenstellung und st&#228;ndige Kontrolle eines marktg&#228;ngigen Sortiments, die Beratung bei Errichtung und Ausstattung eines Tiefk&#252;hllagers, die Erstellung geeigneter Werbeunterlagen etc.. Es bestehe schlie&#223;lich auch kein Mi&#223;verh&#228;ltnis von Leistung und Gegenleistung durch in Rechnungstellung &#252;berh&#246;hter Preise.</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte weist schlie&#223;lich darauf hin, da&#223; die Parteien ihren Willen, auch bei Unwirksamkeit einzelner Bestimmungen des Vertrages die Wirksamkeit des Rechtsgesch&#228;fts im &#252;brigen aufrechtzuerhalten, mit der Bestimmung des &#167; 16 unzweifelhaft zum Ausdruck gebracht h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte meint, da&#223; selbst bei unterstellter Nichtigkeit des Vertrages keine Anspr&#252;che der Kl&#228;gerin best&#252;nden. Anspr&#252;che k&#246;nnten allenfalls f&#252;r die Zukunft geltend gemacht werden. Es sei anerkannt, da&#223; die Parteien eines Dauerschuldverh&#228;ltnisses die Unwirksamkeit des Vertrages nicht f&#252;r die Vergangenheit geltend machen k&#246;nnten. Diese zum Gesellschafts- und Arbeitsrecht entwickelten Grunds&#228;tze m&#252;&#223;ten auch auf das hier vorliegende Franchise-Verh&#228;ltnis wegen dessen Rechts&#228;hnlichkeit angewendet werden. Durch den Franchise-Vertrag werde ein enges Netz von gegenseitigen Rechten und Pflichten begr&#252;ndet, in dem es den Vertragsschlie&#223;enden wie in Gesellschafts- und Arbeitsvertr&#228;gen insbesondere auf die Person des jeweiligen Vertragspartners ankomme. Der Franchise-Vertrag sei daher nicht lediglich als Mischform aus einem Lizenzvertrag und einem Belieferungsvertrag anzusehen. Der Franchise-Vertrag begr&#252;nde vielmehr ein Dauerschuldverh&#228;ltnis aus Pacht-, Dienst-, Werk-, Kauf-, Lizenz- und Gesellschaftsvertrag. Auch die personale Struktur des Franchise-Verh&#228;ltnisses gebiete zwingend die Rechtsprechung des BGH und BAG zu den faktischen Vertragsverh&#228;ltnissen auf den vorliegenden Franchise-Vertrag anzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte meint, da&#223; Anspr&#252;che der Kl&#228;gerin aus ungerechtfertigter Bereicherung und auf Schadensersatz nicht best&#252;nden. Eine R&#252;ckforderung der Franchise-Geb&#252;hr scheide schon deshalb aus, weil das Dauerschuldverh&#228;ltnis allenfalls f&#252;r die Zukunft vernichtbar sei. Die Lizenzgeb&#252;hren k&#246;nnten aber auch deshalb nicht zur&#252;ckgefordert werden, weil der Franchise-Nehmer eine faktisch vorrangige Stellung in Anspruch genommen habe. Die Beklagte verf&#252;ge &#252;ber eine bekannte Marke. Die Beklagte habe in jahrelanger Entwicklung ein fl&#228;chendeckendes Versorgungssystem f&#252;r die Bundesrepublik Deutschland geschaffen und dadurch den Namen C2 bundesweit bekannt gemacht. Sie trete unter Einschlu&#223; der Franchise-Nehmer mit einheitlichem Namen und einheitlicher Werbung in der gesamten Bundesrepublik auf. Jeder Franchise-Nehmer profitiere dabei in entscheidendem Ma&#223;e von dem Bekanntheitsgrad der Beklagten auch in den angrenzenden Gebieten. Die Kl&#228;gerin habe daher unter Benutzung des Firmennamens der Beklagten ihren Umsatz in weit schnellerem und gr&#246;&#223;erem Ma&#223;e steigern k&#246;nnen als dies mit einer v&#246;llig unbekannten Marke m&#246;glich gewesen w&#228;re. Hinzu k&#228;men die st&#228;ndigen Beratungsleistungen der Beklagten sowie f&#252;r intensive Markt- und Absatzforschungen, die die Beklagte im Interesse der Franchise-Partner betreibe. Bezahlt werde die Franchise-Geb&#252;hr ferner f&#252;r die umfangreichen laufenden Investitionen auf dem Gebiet der indirekten Kundenwerbung. Im Rahmen einer bereicherungsrechtlichen Abwicklung m&#252;&#223;te daher die wertm&#228;&#223;ige Leistung der Beklagten nach &#167; 818 II BGB ber&#252;cksichtigt werden.</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte bestreitet, weit &#252;berh&#246;hte Abgabepreise berechnet zu haben. Die Beklagte behauptet, die von ihr vertriebene Tiefk&#252;hlkost sei nicht vergleichbar. Dies gilt f&#252;r die Auswahl der Produkte, deren Zusammensetzung, der Rezeptur, der Art der Verpackung der der Gr&#246;&#223;e der Verpackung. Ein Preis k&#246;nne auch nur dann als markt&#252;blich angesehen werden, wenn er f&#252;r Leistungen gleicher Art und G&#252;te sowie gleichen Umfangs allgemein am Markt gezahlt werde. Daraus folge, da&#223; ein Vergleich &#252;berhaupt nur zul&#228;ssig sei mit Preisen von anderen hochwertigen Markenartikeln. Der hohe und gleichbleibende C2 Qualit&#228;tsstandard folge aus gezielter Marktforschung, Verbraucherbefragung und Verbrauchertests, Aufbau eines spezifischen Produkt-know-hows, speziellen Rezepturen, Qualit&#228;tsgarantien, Markenimagepflege durch gleichbleibend hohen Qualit&#228;tsstandard. Bei der Ermittlung der Markt&#252;blichkeit sei weiter zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; die Beklagte in der Lage sei, den Franchise-Partnern ein umfassendes Warensortiment von mehr als 250 Artikeln st&#228;ndig anzubieten. Aus der M&#246;glichkeit, auch Kleinstmengen abrufen zu k&#246;nnen, entst&#252;nden den Franchise-Partnern erhebliche Vorteile. Die aus der zentralen Lagerhaltung resultierenden Vorhaltungs- und Lagerkosten m&#252;&#223;ten bei dem Vergleich der C2 Preise mit den Preisen anderer Anbieter Ber&#252;cksichtigung finden. Bei einem Vergleich mit einem Markenartikelhersteller, der &#228;hnliche Aufwendungen f&#252;r seine Produkte und &#228;hnliche Kosten zu verkraften habe, ergebe sich, da&#223; die Franchise-Partner bei einem Einkauf bei eines; anderen Markenartikelhersteller mindestens einen Einkaufsnachteil von 9,449 % gehabt haben w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">Zu den einzelnen Anspr&#252;chen tr&#228;gt die Beklagte folgendes vor:</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">Sie h&#228;lt die Berechnung des Wertes der einzelnen Kunden f&#252;r vollkommen unzutreffend.</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">Insbesondere falsch seien die der Aquisition angeblich zuzurechnenden monatlichen Kosten. Diese betr&#252;gen f&#252;r ein Tiefk&#252;hlfahrzeug nicht 7.000,-- DM, sondern allenfalls 6.200,-- DM. Ein Aquisiteur fahre das Fahrzeug nicht an h&#246;chstens 20 Tagen des Monats, sondern an mindestens 21 Tagen. Schlie&#223;lich werbe ein Aquisiteur durchschnittlich pro Tag nicht nur 4,2 sondern bis zu 6,5 neue Kunden. Unter Ber&#252;cksichtigung dieser Zahlen ergebe sich ein Betrag von 45,42 DM pro Kunde. Nicht ber&#252;cksichtigt sei bei dieser Berechnung, da&#223; die get&#228;tigten Ums&#228;tze mit den Neukunden einen nicht unerheblichen Deckungsbeitrag erbr&#228;chten. Dieser m&#252;sse in Abzug gebracht werden, so da&#223; sich ein Betrag pro Kunde von 25,--DM ergebe. Im &#252;brigen w&#252;rden 50 bis 60 % aller Neukunden durch die Werbung von Mund zu Mund geworben. Die Werbungskosten f&#252;r einen solchen Kunden betr&#252;gen lediglich eine Dose Gratiseis im Werte von ca. 5,--DM.</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des R&#252;ckforderungsanspruches in Bezug auf die Franchise-Geb&#252;hr macht die Beklagte geltend, ein Bereicherungsanspruch der Kl&#228;gerin aus &#167; 812 I BGB bestehe nicht, weil das durch den Franchise-Vertrag begr&#252;ndete Dauerschuldverh&#228;ltnis allenfalls f&#252;r die Zukunft vernichtbar sei. Im &#252;brigen h&#228;tten die Franchise-Partner tats&#228;chlich s&#228;mtliche Vorteile des Franchise-Systems genutzt. Die Beklagte bestreitet, da&#223; die Franchise-Geb&#252;hr vor allem f&#252;r die Weitergabe der Vorteile aus einem zentralen Einkauf gezahlt werde. Die Franchise-Geb&#252;hr sei prim&#228;r die Gegenleistung daf&#252;r, da&#223; der Franchise-Partner die Vorteile des von der Beklagten in jahrzehntelanger Entwicklung aufgebauten Franchise-Systems zu seinen Gunsten nutzen konnte. Dazu geh&#246;re die Berechtigung, den Namen als auch das Markenzeichen C2 zu f&#252;hren, die exklusive Zusicherung eines Vertriebsgebietes und die in &#167; 5 Ziffer 1 umfassend beschriebene Beratung durch die Beklagte.</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">Zu dem geltend gemachten Anspruch wegen &#252;berh&#246;hter Abgabepreise macht die Beklagte geltend, die Behauptung, sie habe weit &#252;berh&#246;hte Abgabepreise berechnet, sei unzutreffend. Ein Preis k&#246;nne nur dann als markt&#252;blich angesehen werden, wenn er f&#252;r Leistungen gleicher Art und G&#252;te sowie gleichen Umfangs allgemein am Markt gezahlt werde. Daraus folge, da&#223; ein Vergleich &#252;berhaupt nur zul&#228;ssig sei mit Preisen von anderen hochwertigen Markenartikeln. Bei der Ermittlung der Markt&#252;blichkeit sei weiter zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; die Beklagte in der Lage sei, den Franchise-Partnern ein umfassendes Warensortiment von mehr als 250 Artikeln mit dem C2 eigenen Qualit&#228;tsstandard st&#228;ndig anzubieten. Ferner m&#252;&#223;ten die aus der zentralen Lagerhaltung resultierenden Vorhaltungs- und Lagerkosten bei dem Vergleich der C2-Preise mit den Preisen anderer Anbieter Ber&#252;cksichtigung finden. Dann ergebe sich aber, da&#223; die Kl&#228;gerin bei Einkauf bei einem anderen Markenartikelhersteller mindestens einen Einkaufsnachteil von 9,449 % gehabt haben w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte macht folgende Gegenanspr&#252;che geltend: </p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">Aus offenstehenden Lieferungen und Leistungen 317. 115,64 DM</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">verauslagte anwaltliche Beratungskosten 34.800,-- DM</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">gew&#228;hrte &#220;berbr&#252;ckungsdarlehen an Arbeitnehmer im</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">Rahmen des Konkurses 2. 197,-- DM</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">Stillstandskosten auf Grund einstweiliger Verf&#252;gungsma&#223;nahmen 2.917,- DM</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">Zinsen auf offenstehende Lieferforderungen in H&#246;he von </p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">317.115,64 DM f&#252;r die Zeit vom 1. Januar 1984 bis 31.8. 1984 21.141,04 DM</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">Anzeigenkampagnen zur &#220;berleitung der Franchise-Betriebe 2.039,-- DM</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">besondere Personalabstellung und Aufwendungen auf </p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">Grund der Konkurssituation 17.042,-- DM</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">Gewinnausf&#228;lle auf Grund der Zahlungseinstellung der W-Gruppe 232.243,-- DM, </p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">Es ist Beweis erhoben worden gem&#228;&#223; Beweisbeschlu&#223; vom 14.10.1985 (Bl. 401 ff. GA). Auf die Niederschrift vom 21.2.1986 (Bl. 622 ff. GA) wird verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des Parteivorbringens im einzelnen und der &#252;berreichten Unterlagen wird auf den Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde :</u></p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist zum Teil begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">Der Feststellungsantrag ist unzul&#228;ssig. Es fehlt ein besonderes Feststellungsinteresse, weil bei Pr&#252;fung der von der Kl&#228;gerin geltend gemachten Leistungsanspr&#252;che die Frage der Nichtigkeit der Franchise-Vertr&#228;ge als Vorfrage zu kl&#228;ren ist.</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">Der Auskunftsanspruch ist nicht begr&#252;ndet. Der Auskunftsanspruch ist darauf gerichtet, bis zu einer rechtswirksamen &#220;bertragung des Kundenstammes eine Nutzungsentsch&#228;digung von der Beklagten zu erhalten. Der Bereicherungsanspruch ist jedoch durch die f&#252;r die Kunden zu zahlende Verg&#252;tung abgegolten. Ein Bestandteil f&#252;r die Ermittlung des Wertes des Kundenstammes ist - wie unten noch darzulegen sein wird - der aus dem Kundenstamm w&#228;hrend eines bestimmten Zeitraumes zu erzielende Gewinn. Der Anspruch auf Herausgabe des Gewinnes f&#252;r einen bestimmten Zeitraum ist daher bereits Bestandteil der Verg&#252;tung f&#252;r den Kundenstamm. Er kann nicht zus&#228;tzlich verlangt werden. Der Anspruch der Kl&#228;gerin ist n&#228;mlich beschr&#228;nkt auf die tats&#228;chliche Bereicherung.</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist aktivlegitimiert. Gem&#228;&#223; Abtretungserkl&#228;rung vom 30.8.1983 haben die P und die U GmbH, beide vertreten durch den Kaufmann W, die Forderungen an die Beklagte aus den Franchise-Vertr&#228;gen an die Kl&#228;gerin abgetreten.</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">Die Forderung der C Bank &#252;ber 500.000,-- DM nebst 15 % Zinsen seit dem 30.5.1980 gem&#228;&#223; Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschlu&#223; vom 30.11.1983 kann von der Kl&#228;gerin im eigenen Namen mit der Ma&#223;gabe, da&#223; Zahlung an die C Bank zu erfolgen hat, geltend gemacht werden. Dies ergibt sich aus der Best&#228;tigung der C Bank, Niederlassung der E Bank, vom 13.8.1985.</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist auch nicht etwa durch Konkurs der beiden Gesellschaften des Herrn W gehindert, Anspr&#252;che geltend zu machen. Die Konkursantr&#228;ge in Bezug auf beide Gesellschaften wurden durch Beschl&#252;sse vom 24.1.1984 bzw. 25.1.1984 abgewiesen, weil eine die Kosten des Verfahrens deckende freie Masse nicht festzustellen war.</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">Die Leistungsantr&#228;ge sind zum Teil begr&#252;ndet und ergeben sich aus ungerechtfertigter Bereicherung, weil die Franchise-Vertr&#228;ge unwirksam sind.</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">Es steht nunmehr fest, da&#223; der Franchise-Vertrag auch aus kartellrechtlichen Gr&#252;nden unwirksam ist. Der Vertrag verst&#246;&#223;t gegen Artikel 85 Abs. 1 in Verbindung mit Abs. 2 EWG-Vertrag. Diese Bestimmung findet auf solche Vereinbarungen zwischen Unternehmen Anwendung, die den Handel zwischen Mitgliedsstaaten zu beeintr&#228;chtigen geeignet sind und eine Verhinderung, Einschr&#228;nkung oder Verf&#228;lschung des Wettbewerbs innerhalb des gemeinsamen Marktes bezwecken oder bewirken.</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">Der Franchise-Vertrag enth&#228;lt unter &#167; 13 Ziffer 2 folgende Regelung:</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">Sollte C2 auf dem Gebiet des Heimdienstes in den angrenzenden Nachbarstaaten t&#228;tig werden, so verpflichtet sich der FP, ein dieser Ausdehnung entsprechend r&#228;umlich erweitertes Wettbewerbsverbot einzugehen.</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">Nach der Entscheidung des Europ&#228;ischen Gerichtshofes vom 28.1.1986 - 161/84 - sind Vertr&#228;ge &#252;ber Vertriebsfranchising, die Bestimmungen zur Aufteilung der M&#228;rkte zwischen Franchise-Gebern und Franchise-Nehmern oder unter den Franchise-Nehmern enthalten, auch dann geeignet, den Handel zwischen Mitgliedsstaaten zu beeintr&#228;chtigen, wenn sie zwischen Unternehmen mit Sitz in demselben Mitgliedsstaat geschlossen worden sind, sofern sie die Franchise-Nehmer daran hindern, in einem anderen Mitgliedsstaat eine Niederlassung zu errichten. Es handelt sich dann um Einschr&#228;nkungen des Wettbewerbs im Sinne von Artikel 85 Abs. 1 EWG-Vertrag. Wie in dem Teilurteil bereits festgestellt liegt auch die M&#246;glichkeit einer sp&#252;rbaren Beeintr&#228;chtigung vor, weil Vertragspartner mit einem Umsatzvolumen von 75 bis 100 Millionen DM an einer grenz&#252;berschreitenden gesch&#228;ftlichen T&#228;tigkeit gehindert werden. Eine Gruppenfreistellung auf Grund der Verordnung Nr. 67/67 ist zu verneinen, weil der Europ&#228;ische Gerichtshof in der zitierten Entscheidung festgestellt hat, da&#223; diese Verordnung auf Vertr&#228;ge &#252;ber Vertriebsfranchising nicht anwendbar ist. Der Franchising-Vertrag ist daher unwirksam.</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">Es kann nicht festgestellt werden, da&#223; ein Versto&#223; gegen <u>&#167; 15 GWB</u> vorliegt. Es kann daher dahingestellt bleiben, ob eine etwaige Nichtigkeit nach &#167; 15 GWB nur einzelne Bestimmungen des Vertrages ergreifen w&#252;rde, weil der Vertrag in seinem wesentlichen Charakter hiervon nicht betroffen w&#252;rde, oder ob ein Versto&#223; die Nichtigkeit des gesamten Vertrages zur Folge haben w&#252;rde (so das LG M&#252;nchen, NJW 1985, 1906 f.). Nach &#167; 15 GWB sind Vertr&#228;ge zwischen Unternehmen nichtig, soweit sie einen Vertragsbeteiligten in der Freiheit der Gestaltung von Preisen bei solchen Vertr&#228;gen beschr&#228;nken, die er mit Dritten &#252;ber die gelieferten Waren schlie&#223;t. Diese Voraussetzungen liegen auch dann vor, wenn sich aus dem Erstvertrag wirtschaftliche Beschr&#228;nkungen ergeben, die dann anzunehmen sind, wenn die hieraus folgenden Nachteile einer bestimmten Aus&#252;bung der Gestaltungsfreiheit objektiv geeignet sind, den Vertragspartner zum Verzicht auf die Gestaltungsm&#246;glichkeiten hinsichtlich der Preise zu bestimmen.</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">Derartige wirtschaftliche Nachteile k&#246;nnten sich aus &#167; 11 des Franchise-Vertrages ergeben, der die Franchise-Geb&#252;hren regelt. Der Prozentsatz des Bruttoumsatzes, von dem die Franchise-Geb&#252;hren zu zahlen sind, richtet sich nach &#167; 11 Ziffer 1.2 des Vertrages nach dem "Rohgewinn". Dieser Rohgewinn errechnet sich jedoch nicht etwa nach der tats&#228;chlichen Spanne zwischen Ein- und Verkaufspreisen, sondern nach den "empfohlenen C2 Bruttoverkaufspreisen" einerseits und den "C2 Niederlassungspreisen" andererseits. Das bedeutet, da&#223; der Franchise-Nehmer, wenn er zu niedrigeren als den empfohlenen Preisen verkauft, eine relativ h&#246;here Franchise-Geb&#252;hr zu zahlen hat. Das Bundeskartellamt meint hierzu zwar in seiner bereits zitierten Stellungnahme, es bleibe dem Vertragspartner gleichwohl &#252;berlassen, eine eigene unternehmerische Entscheidung dahin zu treffen, bei Unterschreiten der empfohlenen Preise und der damit verbundenen relativen Steigerung der Geb&#252;hren, diese Einbu&#223;e durch einen erh&#246;hten Umsatz auszugleichen. Insofern handele es sich bei den Franchise-Geb&#252;hren nur um einen Kostenfaktor, der wie andere Gestehungskosten von jedem Vertragspartner in seine eigene und freie Kalkulation einbezogen werden m&#252;sse. Es ist richtig, da&#223; dem Vertragspartner insoweit die unternehmerische Freiheit in der Gestaltung des Preises verbleibt. Trotzdem ist festzustellen, da&#223; in jedem Fall ein Nachteil verbleibt. Ohne Anwendung dieser Bestimmung w&#252;rde bei Umsatzsteigerungen ein gr&#246;&#223;erer Gewinn verbleiben.</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks">Ein weiterer Gesichtspunkt k&#246;nnte f&#252;r die Bindung des Franchise-Partners an den vorgegebenen empfohlenen Verkaufpreis der Beklagten sprechen. Die Franchise-Partner sind sehr weitgehend in ihren Werbema&#223;nahmen beschr&#228;nkt. Nach &#167; 5 Ziffer 2 stellt die Beklagte Werbekataloge, Prospekte, Rechnungsblocks sowie andere Werbe- und Druckschriften zur Verf&#252;gung. Nach &#167; 6 Ziffer 6 sind Werbema&#223;nahmen mit der Beklagten abzustimmen. Der Franchise-Partner ist verpflichtet, insofern den Weisungen der Beklagten im Interesse eines gemeinsamen Systemimages zu folgen. Diese vertraglichen Regelungen im Zusammenhang mit der Tatsache, da&#223; die Programme der Beklagten f&#252;r die Franchise-Nehmer und die Endverbraucher aus den Jahren 1979 bis 1984/85 bis einschlie&#223;lich des Sommerprogramms 1982 keinen Hinweis auf irgendeine Preisempfehlung und in der Folgezeit lediglich auf der ersten Seite einen kleinen Hinweis auf empfohlene Preise enthalten, sprechen zumindest f&#252;r eine tats&#228;chliche Bindung. Dem Franchise-Partner w&#252;rde praktisch die M&#246;glichkeit genommen, zu h&#246;heren Preisen zu verkaufen, als zu den Preisen, die in den dem Endverbraucher zugegangenen Programmen enthalten sind. Insoweit w&#252;rde &#167; 9 Abs. 1 des Franchise-Vertrages, demgem&#228;&#223; die C2 Bruttoverkaufspreise f&#252;r den Franchise-Partner lediglich empfohlene Verkaufspreise sein sollen, durch die tats&#228;chliche Handhabung eingeschr&#228;nkt.</p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks">Es kann jedoch dahingestellt bleiben, ob - wie die Beklagte behauptet - in der Praxis einzelne Franchise-Nehmer besondere Preislisten f&#252;r ihre Bed&#252;rfnisse bei der Beklagten haben erstellen lassen und Franchise-Nehmer tats&#228;chlich wiederholt von den unverbindlichen Preisempfehlungen der Beklagten abgewichen sind oder ob vielmehr - wie die Kl&#228;gerin behauptet - die Beklagte unmi&#223;verst&#228;ndlich deutlich gemacht habe, da&#223; sie von allen Franchise-Nehmern die strikte Einhaltung der empfohlenen Verkaufspreise verlange. Das Werbematerial ohne Hinweis auf eine Unverbindlichkeit der Preisempfehlung als auch eine etwaige Einflu&#223;nahme auf strikte Einhaltung der empfohlenen Verkaufspreise, k&#246;nnten eine Durchsetzung h&#246;herer Preise zwar praktisch vereiteln. Es w&#252;rde sich hierbei jedoch um au&#223;ervertragliche Momente handeln, die bei der Beurteilung der Wirksamkeit des Vertrages aus dem Gesichtspunkt des &#167; 15 GWB au&#223;er Betracht zu bleiben haben. Die Berechnung der Franchise-Geb&#252;hr, die zur Folge hat, da&#223; bei Unterschreitung der Preise die Gewinnspanne negativ beeinflu&#223;t w&#252;rde, ist f&#252;r sich allein gesehen nicht so gravierend, da&#223; hieraus eine Preisbindung hergeleitet werden k&#246;nnte. Dies k&#246;nnte zwar im Zusammenhang mit einer au&#223;ervertraglichen Einflu&#223;nahme auf strikte Einhaltung der Preise angenommen werden, sie w&#228;re dann jedoch nicht Ergebnis einer aus dem Franchise-Vertrag resultierenden Bindung, sondern eines tats&#228;chlichen Verhaltens der Beklagten. Ein solches tats&#228;chliches, au&#223;erhalb des Vertrages liegendes Verhalten ist jedoch nicht geeignet, die Nichtigkeit des Vertrages oder einzelner Vorschriften zu bewirken .</p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks">Die fehlende Kennzeichnung der Preisempfehlung als unverbindlich in den Programmen der Beklagten stellt zwar einen Versto&#223; gegen &#167; 38 a GWB dar, der jedoch bei den hier interessierenden Voraussetzungen des &#167; 15 GWB nicht zu ber&#252;cksichtigen ist.</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks">Der Franchise-Vertrag ist nach <u>&#167; 138 BGB</u> wegen <u>sittenwidriger</u> <u>Knebelung</u> des Franchise-Partners <u>unwirksam.</u> Die Kammer schlie&#223;t sich der Beurteilung in der bereits zitierten Entscheidung des Landgerichts Wuppertal an. Der Vertrag enth&#228;lt bedenkliche Einzelbestimmungen, die im Zusammenhang mit der Vorerwerbsregelung des &#167; 15 des Vertrages den Franchise-Partner in derart unangemessener Weise benachteiligen und seine wirtschaftliche Bewegungsfreiheit in einem Ma&#223;e einengen, da&#223; das gesamte Vertragswerk als gegen die guten Sitten versto&#223;end anzusehen ist. Die Beklagte hat bei der Vertragsgestaltung - wie das Landgericht Wuppertal zutreffend ausgef&#252;hrt hat - die Interessen des Franchise-Partners v&#246;llig au&#223;er acht gelassen und unter Ausnutzung ihrer wirtschaftlich st&#228;rkeren Stellung bei der Vertragsgestaltung um jeden Preis den eigenen Vorteil gesucht.</p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks">Im einzelnen:</p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks">Eine erhebliche Einschr&#228;nkung der unternehmerischen Entscheidungsfreiheit des Franchise-Partners enth&#228;lt die unter &#167; <u>4 Nr. 2 FV</u> getroffene Regelung, die den Franchise-Nehmer verpflichtet, sein Unternehmen in der Rechtsform einer Einzelfirma zu betreiben. Die Gr&#252;ndung einer Personenhandels- oder einer Kapitalgesellschaft wird von der Zustimmung der Beklagten abh&#228;ngig gemacht, die diese nach den Unterpunkten 2.1 bis <u>2.3</u> regelm&#228;&#223;ig nur erteilt, wenn der Franchise-Partner n&#228;chste Familienangeh&#246;rige oder den Ehegatten in die Gesellschaft aufnimmt und selbst als alleinvertretungsberechtigter gesetzlicher Vertreter die Gesch&#228;ftst&#228;tigkeit der Gesellschaft kontrolliert. Die Beklagte hat zwar zutreffend auf den personenbezogenen Charakter des Franchise-Systems hingewiesen. Daraus folgt ein Interesse an der Beibehaltung der personellen Verh&#228;ltnisse auf Seiten der Franchise-Partner. Dies f&#252;hrt jedoch zu einem Interessengegensatz zu dem Franchise-Partner als selbst&#228;ndigem Unternehmer, dem seine personelle Entscheidungsfreiheit nicht genommen werden darf. Wie das Oberlandesgericht Zweibr&#252;cken zutreffend ausgef&#252;hrt hat, darf eine L&#246;sung dieses Interessengegensatzes nicht allein den Belangen der Beklagten Rechnung tragen. Selbst wenn man daher ein berechtigtes Interesse der Beklagten an der Beibehaltung der personellen Verh&#228;ltnisse und der Beibehaltung der einmal begr&#252;ndeten pers&#246;nlichen Haftung des Franchise-Partners bejaht, erscheint die Einschr&#228;nkung (&#167; 4 Ziffer 2.2), da&#223; keine Dritten, sondern lediglich Ehegatten und/oder Familienangeh&#246;rige <u>ersten Grades</u> an der Gesellschaft beteiligt sein sollen, nicht durch irgendwelche Interessen der Beklagten gerechtfertigt. Der Franchise-Partner wird vielmehr erheblich in seiner M&#246;glichkeit, anderweit Kapital aufzunehmen, eingeschr&#228;nkt. Bedenklich erscheint auch die weitere Vorschrift des <u>&#167; 4 Ziff. 4</u>. dergem&#228;&#223; die Beklagte die Zustimmung widerrufen kann, wenn sie "Anla&#223; zu der Annahme" hat, da&#223; die Gesellschaft in pers&#246;nlicher, kaufm&#228;nnischer und finanzieller Weise Verpflichtungen aus diesem Vertrag "nicht ordnungsgem&#228;&#223;" erf&#252;llen werde. Diese Klausel ist zu weit und unscharf gefa&#223;t. Selbst wenn im Rahmen einer nachfolgenden gerichtlichen Entscheidung eine interessengerechte Auslegung erfolgen w&#252;rde, k&#246;nnten schon nicht mehr r&#252;ckg&#228;ngig zu machende Konsequenzen eingetreten sein. In diesem Zusammenhang ist auch zu sehen, da&#223; die Beklagte, falls der Franchise-Partner dem Widerruf der Zustimmung nicht schnellstens durch Aufl&#246;sung der Gesellschaft Folge leistet, nach Abmahnung zur K&#252;ndigung des Vertrages berechtigt wird (&#167; 14 Ziffer 1.2.2 FV). Im Zusammenhang mit der unten noch zu er&#246;rternden Vorerwerbsregelung des &#167; 15 FV verl&#246;re damit der Franchise-Partner die wesentlichen Grundlagen seiner Existenz.</p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks">Die Bestimmung des <u>&#167; 6.1 FV</u> dergem&#228;&#223; der Franchise-Partner verpflichtet ist, die in Anlage D zu den Vertrag genannten Mindestums&#228;tze zu erbringen, erh&#228;lt durch die an das Nichterreichen gekn&#252;pfter. Folgerungen knebelnde Wirkung. Der Beklagten ist einzur&#228;umen, da&#223; in den vier der Kammer zur Entscheidung vorliegenden F&#228;llen &#8211; S, M, W, und Q - nur im Falle Q die Umsatzvorgaben nicht erreicht wurden, w&#228;hrend die anderen Franchise-Partner die Umsatzvorgaben zum Teil &#252;berschritten haben. Alle vier Franchise-Partner scheiterten allerdings; hohe &#220;berschuldung bzw. Konkurs f&#252;hrten zur Vertragsbeendigung. Die hohen Umsatzvorgaben im Zusammenhang mit der K&#252;ndigungsm&#246;glichkeit und der sich daran ankn&#252;pfenden Vorerwerbsregelung stellen eine Knebelung des Franchise-Partners dar. Liegt n&#228;mlich der Franchise-Partner in einem Kalenderjahr mit 20 % oder mehr unter dem Mindestumsatz, so ist die Beklagte berechtigt, mit einer Frist von vier Wochen das Vertragsverh&#228;ltnis zum 30. April des nachfolgenden Kalenderjahres zu k&#252;ndigen; im g&#252;nstigsten Fall verbleibt daher ein Zeitraum von vier Monaten nach dem Jahresende bis zur Vertragsbeendigung. Die weiteren Konsequenzen ergeben sich aus dem &#167; 15 FV &#252;ber die Vertragsbeendigung und -abwicklung, die den Franchise-Partner in v&#246;llig unangemessener Weise benachteiligen.</p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks">Entscheidend f&#252;r die Beurteilung des Vertrages als sittenwidrig ist die in dieser Bestimmung begr&#252;ndete <u>M&#246;glichkeit</u> der Knebelung des Vertragspartners.</p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks">Die tats&#228;chliche Handhabung beweist, da&#223; den Franchise-Nehmern unrealistische - auf einer Fehleinsch&#228;tzung beruhende - Umsatzvorgaben gemacht wurden.</p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist zum Beispiel in der Sache N bei der Errechnung der Umsatzvorgaben von Werten ausgegangen, die im Jahre 1973 auf Landesebene (Baden-W&#252;rttemberg) und bundesweit stichprobenweise ermittelt wurden, und zwar der prozentuale Anteil an Tiefk&#252;hltruhen in Haushalten von 1, 2, 3 4 sowie 5 und mehr Personen. Sie hat auf Grund dessen die Gesamtzahlen an Kundenpotential getrennt nach Land- und Stadtkreisen ermittelt. Sie ist bei Landkreisen von einer 15%igen Durchdringung und bei Stadtkreisen von einer 7,5 %igen Marktdurchdringung ausgegangen und hat auf diese Weise 23.660 Kunden ermittelt und den von M mit diesen Kunden zu verwirklichenden Umsatz mit 16.568.300,-- DM bezeichnet. Daraus folgt, da&#223; sie von einem durchschnittlichen Jahresumsatz pro Kunde von 700,-- DM ausgegangen ist. Es kann dahingestellt bleiben, ob dieser Jahresumsatz im Jahre 1973 realistisch gewesen ist. Er war es jedenfalls nicht mehr w&#228;hrend der Laufzeit der den Gericht vorliegenden Franchise-Vertr&#228;ge in Sachen T, M, Q und W. Aus den von der Beklagten selbst erstellten Unterlagen geht hervor, da&#223; ein derartiger Jahresumsatz pro Kunde nicht erzielbar war. W&#228;hrend der durchschnittliche Jahresumsatz 1980 noch bei 542,16 DM lag, ergab sich in den folgenden Jahren ein st&#228;ndiger R&#252;ckgang; im Jahre 1984 betrug der Durchschnittsumsatz 435,48 DM. In keinem der Kammer vorliegenden F&#228;lle wurde ein h&#246;herer Durchschnittsumsatz erzielt. Damit sind die Umsatzvorgaben schon im Ansatz falsch. Die Umsatzvorgabe von 700,-- DM pro Kunde liegt um 265,-- DM h&#246;her als der tats&#228;chlich erzielbare Umsatz im Jahre 1984. Dies w&#252;rde bei einer Rohgewinnspanne von etwa 30 % einen h&#246;heren Rohgewinn pro Kunde in H&#246;he von etwa 90,-- DM im Jahr ergeben. Diese Berechnung kann jedoch vernachl&#228;ssigt werden, weil sie utopisch ist. Die Belastung des Franchise-Partners ergibt sich aus folgender &#220;berlegung: Wenn ein Kunde nicht 700,-- DM Jahresdurchschnittsumsatz erbringt, sondern nur 435,-- DM, mu&#223; das Jahresumsatzsoll mit einer gr&#246;&#223;eren Anzahl an Kunden erzielt werden. Dies erfordert die Anschaffung weiterer Tiefk&#252;hl-Lkw's und Einstellung weiterer Fahrer mit den entsprechenden Folgekosten. Dies sei an einem Beispiel erl&#228;utert: Nach den unrealistischen Vorgaben der Beklagten h&#228;tte ein Umsatz von 700.000,-- DM mit 1.000 Kunden erzielt werden k&#246;nnen. Tats&#228;chlich waren ca. 1.600 Kunden bei einem Jahresdurchschnittsumsatz von 435,-- DM erforderlich, um diesen Umsatz von 700.000,-- DM zu erzielen. Aus einer vorgelegten Unterlage der Beklagten geht hervor, da&#223; diese es f&#252;r erforderlich h&#228;lt, da&#223; f&#252;r etwa 550 bis 600 Kunden ein Tiefk&#252;hl-Lkw mit Fahrer zur Verf&#252;gung steht. Legt man diese Zahl zugrunde, w&#252;rden zur Erzielung eines Umsatzes von 700.000,-- DM bei einem -unrealistischen - Jahresdurchschnittsumsatz pro Kunde von 700,-- DM zwei Tiefk&#252;hl-Lkw's und zwei Fahrer notwendig sein, bei dem tats&#228;chlich erzielbaren Jahresdurchschnittsumsatz von 435,-- DM jedoch drei Tiefk&#252;hl-Lkw's und drei Fahrer, also <u>um 50 %</u> erh&#246;hte Investitionen.</p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks">&#167; <u>15 FV</u>, der die Vertragsbeendigung und -abwicklung regelt, stellt eine - wie schon das Oberlandesgericht Zweibr&#252;cken hervorgehoben hat -" ganz einseitig und in nahezu unertr&#228;glicher Weise belastende Regelung" f&#252;r den Franchise-Partner dar. Nach &#167; 15 Ziffer 1.1 FV ist die Beklagte bei Vertragsbeendigung berechtigt, nach ihrer Wahl entweder den gesamten Betrieb oder einzelne Aktiva und Passiva einschlie&#223;lich etwaig bestehender Vertr&#228;ge im Zusammenhang mit dem Betrieb zu &#252;bernehmen. "Art und Umfang der zu &#252;bernehmenden Aktiva und Passiva nebst Vertr&#228;gen steht im Ermessen von C2". Die Beklagte hat danach die M&#246;glichkeit lediglich die ihr vorteilhaft erscheinenden Bestandteile des Betriebes zu &#252;bernehmen, w&#228;hrend dem Franchise-Partner einzelne, auch im Hinblick auf das an die &#220;bernahme durch die Beklagte gekn&#252;pfte Wettbewerbsverbot nicht mehr verwertbare Teile verbleibe. Die Beklagte hat sich auch tats&#228;chlich in den der Kammer zur Entscheidung vorliegenden F&#228;llen - T, N, Q und W - entsprechend den in dieser Bestimmung liegenden M&#246;glichkeit verhalten.</p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks">In der vorliegenden Sache hat sie sich die komplette Kundenliste aush&#228;ndigen lassen und zun&#228;chst den Lkw-Bestand &#252;bernommen sowie das Tiefk&#252;hllager angemietet und die Vertr&#228;ge mit den Verkaufsfahrern &#252;bernommen. Sie hat nach wenigen Tagen die Mietvertr&#228;ge fristlos gek&#252;ndigt und die Lkw's wieder zur Verf&#252;gung gestellt, wobei sie geltend macht, hierzu durch Sicherungs&#252;bereignungen bzw. Pf&#228;ndungen gezwungen gewesen zu sein. Sie hat letztlich nur die f&#252;r sie interessanten Teile, den Kundenstamm und die Verkaufsfahrer, &#252;bernommen. In der Sache Q hat sie dar&#252;ber hinaus die Tiefk&#252;hlzelle und die Tiefk&#252;hlfahrzeuge &#252;bernommen.</p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks">In keinem Fall wurde von der M&#246;glichkeit Gebrauch gemacht, den gesamten Betrieb zu &#252;bernehmen. Der Restbestand - Grundst&#252;ck, Lagerr&#228;ume und Verkaufsfahrzeuge (au&#223;er im Falle Q) -verblieben bei dem Franchise-Partner. Sie sind, weil sie speziell auf den Vertrieb von Tiefk&#252;hlprodukten angelegt sind, kaum anders nutzbar und k&#246;nnen -falls nicht wie in den F&#228;llen- S, M, Q und W unter Berufung auf die Nichtigkeit des Franchise-Vertrages versucht wird, den gesamten Betrieb an ein Konkurrenzunternehmen zu ver&#228;u&#223;ern - unter Umst&#228;nden nur mit Verlust ver&#228;u&#223;ert werden. In allen dem Gericht bekannten F&#228;llen waren die Franchise-Partner bei Vertragsende mit enorm hohen Verbindlichkeiten belastet, die im wesentlichen im Laufe des Franchise-Verh&#228;ltnisses entstanden sind. In diesem Zusammenhang ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; s&#228;mtliche Investitionen von dem Franchise-Partner zu erbringen waren. Der Franchise-Partner hat nach &#167; 6 Ziffer 2 des Vertrages daf&#252;r Sorge zu tragen, da&#223; zu Vertragsbeginn und f&#252;r die Dauer des Vertrages nach Ma&#223;gabe der jeweils g&#252;ltigen Franchise-Richtlinien auf seine Kosten Tiefk&#252;hllagerm&#246;glichkeiten und B&#252;ror&#228;ume, spezielle Tiefk&#252;hlfahrzeuge sowie alle mit der Lagerung von Eiskrem und Tiefk&#252;hlspezialit&#228;ten und deren Vertrieb erforderlichen Ausstattungen und Einrichtungen sowie Betriebsmittel funktionst&#252;chtig und in einwandfrei gepflegtem Zustand zur Verf&#252;gung standen. Dar&#252;ber hinaus hat der Franchise-Partner unter Einsatz seiner Arbeitskraft und Aufbringung der laufenden Aufwendungen unter anderem f&#252;r Personal und Kraftfahrzeugunterhaltung den Kundenstamm aufgebaut, der das wertvollste Ergebnis seiner T&#228;tigkeit ist, ohne da&#223; er hierf&#252;r einen angemessenen Ausgleich erh&#228;lt.</p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks">In unertr&#228;glicher Weise benachteiligt ist auch die Entgeltsregelung f&#252;r den Fall der Aus&#252;bung des Vorerwerbsrechts. Die Beklagte ist f&#252;r den Fall, da&#223; sie einzelne Teile des Unternehmens &#252;bernimmt nur verpflichtet, ein Entgelt zu zahlen, da&#223; sich nach ertragssteuerlichen Grunds&#228;tzen richtet, das bedeutet zun&#228;chst, da&#223; der Vertrag - jedenfalls nach seinem Wortlaut, nach dem sich die Auslegung zu richten hat - f&#252;r Unternehmensbestandteile, die in einer Ertragssteuerbilanz nicht ansatzf&#228;hig sind, &#252;berhaupt keinen Wertansatz vorsieht. Dies gilt in erster Linie f&#252;r den wertvollen Kundenstamm, den der Franchise-Partner aufgebaut hat und dar&#252;ber hinaus in geringerem Ma&#223;e auch f&#252;r das &#252;bernommene Verkaufspersonal, das im Vertragsgebiet eingef&#252;hrt ist und die Kontinuit&#228;t der Belieferung des Kundenstammes mitgew&#228;hrleistet. Die Beklagte kann im &#252;brigen wertvolle Unternehmensteile einschlie&#223;lich der stillen Reserven - wie das Landgericht Wuppertal zutreffend ausgef&#252;hrt hat - zu Bedingungen &#252;bernehmen, die ihr von Dritten, mit denen sie nicht in vertraglichen Beziehungen steht, kaum einger&#228;umt w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks">Die Entgeltregelung in &#167; 15 Ziffer 1.7 FV betrifft nach dem Wortlaut des Vertrages die Gegenleistung f&#252;r ein zweij&#228;hriges Wettbewerbsverbot, das an das Vorerwerbsrecht gekn&#252;pft ist. Dieses soll 50 % des ertragssteuerlichen Jahres&#252;berschusses des letzten vollen Gesch&#228;ftsjahres vor Vertragsbeendigung zuz&#252;glich 5 % des Jahresumsatzes des letzten vollen Gesch&#228;ftsjahres laut ertragssteuerlicher Gewinn- und Verlustrechnung betragen. Ein Gewinn d&#252;rfte in der Aufbauphase kaum anfallen und ist auch tats&#228;chlich in allen der Kammer zur Entscheidung vorliegenden F&#228;llen in dem letzten Jahr vor Vertragsbeendigung nicht entstanden. Damit ist dieser Teil der Entsch&#228;digungsregelung praktisch bedeutungslos. 5 % des Jahresumsatzes w&#252;rden im Fall der Kl&#228;gerin einer Karenzentsch&#228;digung von ca. 460.000,-- DM entsprechen. Eine derartige Karenzentsch&#228;digung w&#228;re unangemessen, wenn sie gleichzeitig -unausgesprochen - eine Abfindung f&#252;r den Kundenstamm bedeuten w&#252;rde. Der eigentliche Franchise-Vertrag (abgesehen von dem Wechselkreditvertrag) enth&#228;lt <u>keine Regelung</u> f&#252;r den &#220;bergang des <u>Kundenstammes</u>. Er wird auch nicht von den etwa zu &#252;bernehmenden "Aktiva und Passiva" erfa&#223;t, weil er -abgesehen von einem etwa gegen Entgelt bei Vertragsbeginn &#252;bernommenen Kundenstamm - nicht zu aktivieren ist. Der Franchise-Partner verliert den Kundenstamm infolge des Wettbewerbsverbotes, das bei Aus&#252;bung des Vorerwerbsrechts in Kraft tritt. Dadurch, da&#223; der Franchise-Partner durch das Wettbewerbsverbot gehindert ist, seine bisherigen Kunden weiter zu betreuen und zu beliefern, verliert er diese, und zwar schon - insoweit sind die Parteien einig - innerhalb von Tagen oder wenigen Wochen. Die Beklagte kann, da sie einen Anspruch auf Herausgabe der Informationen &#252;ber den Kundenstamm hat, diesen ungehindert &#252;bernehmen und f&#252;r sich nutzen.</p> <span class="absatzRechts">198</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat hierzu vorgetragen, die Aus&#252;bung des Vorerwerbsrechts stelle rechtlich einen Unternehmenskauf dar, der sowohl dann vorliege, wenn die &#220;bernahme eines handelsrechtlichen Gesamthandverm&#246;gens gewollt sei als auch dann, wenn die &#220;bernahme von nur einzelnen Aktiva und Passiva gewollt sei. Die Gegenleistung sei aus Gr&#252;nden einer steueroptimalen Gestaltung in das Entgelt f&#252;r das Wettbewerbsverbot einbezogen worden. Der Vereinbarung kann ein derartiger Sinn nicht gegeben werden, weil dieser durch den Wortlaut des Vertrages nicht gedeckt ist, sondern eine hiervon v&#246;llig abweichende Vereinbarung darstellen w&#252;rde. Der Vertrag regelt weder den &#220;bergang des Kundenstammes noch eine hierf&#252;r zu zahlende Verg&#252;tung. Der Vertrag enth&#228;lt insoweit eine <u>L&#252;cke</u>. Vereinbarungen der Vertragspartner zur Erg&#228;nzung h&#228;tten der Schriftform bedurft.</p> <span class="absatzRechts">199</span><p class="absatzLinks">Bei &#220;bernahme h&#228;tte die Beklagte daher den vollen Wert des Kunden zu verg&#252;ten, bei dessen Ermittlung nach verschiedenen Methoden vorgegangen werden Kann. Es kann nach Erfahrungss&#228;tzen der Aufwand an Betriebsmitteln und Personalkosten ermittelt werden, die notwendig sind, um einen Kunden zu werben, der k&#252;nftig regelm&#228;&#223;ig j&#228;hrlich einen bestimmten Umsatz macht. Es k&#246;nnen die Gesamtinvestitionen herangezogen werden, die die Kl&#228;gerin gehabt hat, um den Kundenstamm aufzubauen. Der Wert des Kunden kann schlie&#223;lich auf der Grundlage des von ihm zu erwartenden Umsatzes und des daraus resultierenden Gewinns bewertet werden.</p> <span class="absatzRechts">200</span><p class="absatzLinks">Eine unangemessene Benachteiligung des Franchise-Partners ergibt sich weiterhin aus &#167; 15 Ziffer 1.9. Das Vorwerbsrecht kann danach im Falle der ordentlichen K&#252;ndigung nach &#167; 14 des Vertrages sp&#228;testens 6 Wochen vor Vertragsbeendigung und im Falle einer fristlosen K&#252;ndigung innerhalb von zwei Wochen <u>nach</u> Ausspruch der K&#252;ndigung ausgesprochen werden. Der Franchise-Partner wei&#223; daher im Fall der ordentlichen K&#252;ndigung im ung&#252;nstigsten Fall erst 6 Wochen vor Vertragsbeendigung, wie sich seine k&#252;nftige gesch&#228;ftliche Existenz gestalten wird. Wird ein Vorerwerbsrecht ausge&#252;bt, mu&#223; er sich innerhalb k&#252;rzester Zeit darauf einstellen, eine v&#246;llig neue gesch&#228;ftliche Existenz zu gr&#252;nden, im Falle einer K&#252;ndigung aus wichtigem Grund bleibt er noch zwei Wochen nach Vertragschlu&#223; dar&#252;ber im Ungewissen. Auch diese v&#246;llig unertr&#228;gliche Regelung tr&#228;gt zur Beurteilung des Vertrages als sittenwidrig bei, es kann daher die Frage dahingestellt bleiben, ob die f&#252;r den Fall des Handelsvertreters in &#167; 90 a II HGB getroffene Regelung entsprechend anzuwenden w&#228;re. Dies w&#252;rde bedeuten, da&#223; ein bedingtes Wettbewerbsverbot, wie es der Franchise-Vertrag vorsieht unwirksam w&#228;re (&#167; 90 a IV HGB). Der Unternehmer kann danach nur f&#252;r die Zukunft und mit einer Frist von 6 Monaten auf ein Wettbewerbsverbot verzichten. Der Unternehmer kann sich dagegen nicht im Vertrag vorbehalten, ob er von dem Wettbewerbsverbot Gebrauch macht oder nicht.</p> <span class="absatzRechts">201</span><p class="absatzLinks">Erg&#228;nzend ist noch festzustellen, da&#223; das Wettbewerbsverbot, falls es im &#252;brigen wirksam w&#228;re, jedenfalls eine unzul&#228;ssig lange Zeitdauer vorsieht. Diese w&#228;re allerdings im Wege der erg&#228;nzenden Vertragsauslegung auf ein angemessenes Ma&#223; zu reduzieren. Eine unangemessen lange Dauer w&#252;rde f&#252;r sich allein gesehen daher die Wettbewerbsabrede nicht unwirksam machen. Ein zweij&#228;hriges Wettbewerbsverbot ist zwar nicht grunds&#228;tzlich unzul&#228;ssig (&#167; 90 a I HGB), seine L&#228;nge ist jedoch unter Ber&#252;cksichtigung der beiderseitigen Interessen der Vertragspartner zu bestimmen. Wie das Landgericht Wuppertal zutreffend ausgef&#252;hrt hat, ist den Interessen der Beklagten hier mit einem Wettbewerbsverbot von der Dauer von h&#246;chstens einem Jahr gen&#252;ge getan. Die Beklagte hat die M&#246;glichkeit, durch den Wegfall des Franchise-Partners in das von diesem erschlossene Verkaufsgebiet einzudringen und im Zeitraum von einem Jahr eine Stellung aufzubauen, die f&#252;r den ehemaligen Franchise-Partner unangreifbar ist. Dies ergibt sich schon aus der unstreitigen Tatsache, da&#223; der Kundenstamm f&#252;r den Franchise-Partner verloren ist, wenn dieser von ihm auch nur kurze Zeit nicht beliefert wird.</p> <span class="absatzRechts">202</span><p class="absatzLinks">Die Sittenwidrigkeit folgt auch aus einem <u>auff&#228;lligen Mi&#223;verh&#228;ltnis </u>zwischen <u>Leistung</u> und <u>Gegenleistung</u>.</p> <span class="absatzRechts">203</span><p class="absatzLinks">Der Franchise-Partner tr&#228;gt das volle unternehmerische Risiko. Er hat - wie dargelegt - auf seine Kosten Tiefk&#252;hllagerm&#246;glichkeiten, B&#252;ror&#228;ume, Spezialtiefk&#252;hlfahrzeuge sowie alle erforderliche Ausstattungen und Einrichtungen sowie Betriebsmittel zur Verf&#252;gung zu stellen. Er tr&#228;gt das Risiko von Verlusten und haftet pers&#246;nlich und unbeschr&#228;nkbar. Eine unternehmerische Entscheidungsfreiheit besitzt der Franchise-Nehmer dagegen fast nicht. Zu der Gr&#252;ndung einer Kapital- oder Handelsgesellschaft bedarf er der Zustimmung, die regelm&#228;&#223;ig nur erteilt wird, wenn Ehegatten oder Familienangeh&#246;rige <u>ersten Grades</u> beteiligt werden sollen. Er ist dadurch an der Kapitalaufnahme durch Beteiligung Dritter behindert. Der zu erzielende Umsatz ist ihm vorgegeben. Er mu&#223; - wie oben dargelegt - erhebliche Umsatzsteigerungen erzielen, ohne da&#223; er die M&#246;glichkeit hat, die Umsatzsteigerungen der individuellen finanziellen Verh&#228;ltnisse seines Unternehmens anzupassen, denn bei einem Unterschreiten der Mindestums&#228;tze um 20 % mu&#223; er mit einer K&#252;ndigung und mit an die Vorerwerbsregelung gekn&#252;pften praktischen Verlust seines Betriebes rechnen. Er wird sich daher in jedem Fall bem&#252;hen, die Umsatzsteigerungen zu erreichen, um dieses Ergebnis zu verhindern, auch wenn durch die damit verbundenen Investitionen seine finanziellen M&#246;glichkeiten &#252;berfordert werden.</p> <span class="absatzRechts">204</span><p class="absatzLinks">Er hat praktisch keine M&#246;glichkeit, die <u>Rohgewinnmarge</u> selbst zu bestimmen. Die Beklagte bestimmt die Einkaufspreise und praktisch im Ergebnis weitgehend die Verkaufspreise. Die Einkaufspreise sind in &#167; 5 Ziffer 2 geregelt. Es wird der Eindruck erweckt, da&#223; der Einkauf bei C2 zu g&#252;nstigeren Preisen erfolgen k&#246;nne, denn es hei&#223;t: "Es ist das Ziel von C2, die f&#252;r einen jeden C2 Franchise-Betrieb notwendigen Produkte und Leistungen zentral einzukaufen bzw. anzubieten. Hierdurch werden Einkaufsvorteile gegen&#252;ber dem freien Markt f&#252;r alle Partner erreicht ...". Es hei&#223;t weiter, da&#223; C2 den Franchise-Partner zu denselben Preisen und Bedingungen beliefern wird, wie die firmeneigenen Niederlassungen. Hinsichtlich dieser C2 Niederlassungspreise wird ausgef&#252;hrt, da&#223; C2 sich bei der Festlegung von Wirtschaftlichkeitsgesichten leiten lassen wird. Frachtkosten sind gesondert zu zahlen. Es kann nicht ohne weiteres davon ausgegangen werden, da&#223; es sich bei diesen Niederlassungspreisen um f&#252;r den Franchise-Partner g&#252;nstige Preise handelt. Die Niederlassungen brauchen keine Franchise-Geb&#252;hr zu zahlen und k&#246;nnen daher anders kalkulieren; dar&#252;ber hinaus w&#252;rden &#252;berh&#246;hte Niederlassungspreise f&#252;r die Beklagte lediglich eine Gewinnverschiebung zur Muttergesellschaft bedeuten.</p> <span class="absatzRechts">205</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Verkaufspreise wird auf die Ausf&#252;hrungen zu &#167; 15 GWB Bezug genommen. Ein &#252;berschreiten der empfohlenen Verkaufspreise, auch wenn diese den Zusatz "unverbindlich" tragen, d&#252;rfte praktisch kaum durchsetzbar sein, w&#228;hrend ein Unterschreiten Nachteile zur Folge hat, weil die Franchise-Geb&#252;hr nicht von dem tats&#228;chlich erzielten, sondern von dem empfohlenen Verkaufspreis berechnet wird.</p> <span class="absatzRechts">206</span><p class="absatzLinks">Die Einsch&#228;tzung, da&#223; die Beklagte faktisch die Rohgewinnmarge bestimmt, wird best&#228;tigt durch das eigene Schreiben der Beklagten vom 1.3.1983, in dem es u.a. hei&#223;t:</p> <span class="absatzRechts">207</span><p class="absatzLinks">"Als Anlage erhalten Sie eine Vorabinformation &#252;ber die ab 1.3.1983 g&#252;ltigen Rohgewinne je Artikel, auf Grund der gef&#228;llten Marketing-Entscheidung, die Verkaufspreise gegen&#252;ber dem bestehenden Winterprogramm nicht zu ver&#228;ndern, haben sich die Rohgewinns&#228;tze verschoben ...".</p> <span class="absatzRechts">208</span><p class="absatzLinks">Der Franchise-Partner unterliegt dar&#252;ber hinaus weitgehenden Kontrollen. Er mu&#223; innerhalb von vier Monaten nach Ende des Gesch&#228;ftsjahres die testierte Jahresbilanz einschlie&#223;lich Gewinn- und Verlustrechnung seines Betriebs abschriftlich zur Verf&#252;gung stellen. Bleibt der Franchise-Partner mit einer Zahlung nach schriftlicher Mahnung durch Einschreiben gegen R&#252;ckschein und Hinweis auf die nachfolgenden Befugnisse l&#228;nger als 14 Tage weiterhin in Verzug, ist C2 berechtigt, in den Gesch&#228;ftsr&#228;umen des Franchise-Partners eine Kassen- und Buchpr&#252;fung vorzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">209</span><p class="absatzLinks">Die Gegenleistungen der Beklagten treten demgegen&#252;ber - wie das Landgericht Wuppertal zutreffend ausgef&#252;hrt hat - v&#246;llig in den Hintergrund. Die Beklagte stellt ein Vertragsgebiet zur Verf&#252;gung, in dem jedoch der Kundenstamm erst noch aufzubauen ist. Die Leistung der Beklagten bestand darin, in dem Vertragsgebiet nicht selbst t&#228;tig zu werden und nicht andere Franchise-Partner dort einzusetzen. Sie stellt den Markennamen und das know-how des Vertriebs zur Verf&#252;gung. Das Markenzeichen wird aber zugleich durch die Aufbaut&#228;tigkeit des Franchise-Partners in seinem Bekanntheitsgrad gef&#246;rdert. Die Beklagte stellt schlie&#223;lich ihr Einkaufssystem zur Verf&#252;gung, das f&#252;r den Franchise-Partner organisatorische Einkaufsvorteile bietet; er kann s&#228;mtliche Bestellungen bei einem Partner aufgeben, der jederzeit auch f&#252;r kleine Bestellmengen lieferbereit ist. Die Preisgestaltung bot keinen Vorteil; es wurden im Gegenteil - wie unten noch darzulegen sein wird -&#252;berh&#246;hte Preise verlangt. Dar&#252;ber hinaus werden durchsetzbare Rechte kaum begr&#252;ndet. Die Beratungsleistungen betreffen alle mit dem optimalen Aufbau eines Tiefk&#252;hlheimdienstes durch das C2-System und bei seiner Durchf&#252;hrung auftretende Fragen, insbesondere bei</p> <span class="absatzRechts">210</span><p class="absatzLinks">- Errichtung und Ausstattung des Tiefk&#252;hllagers</p> <span class="absatzRechts">211</span><p class="absatzLinks">- Aufbau und Organisation der Verwaltung</p> <span class="absatzRechts">212</span><p class="absatzLinks">- Einrichtung und Ausstattung des Verkaufsb&#252;ros</p> <span class="absatzRechts">213</span><p class="absatzLinks">- Einstellung und Schulungen der C2-Verk&#228;ufer mit Stellenbeschreibungen nach dem C2-System</p> <span class="absatzRechts">214</span><p class="absatzLinks">- Ankauf und Ausstattung der Spezialtiefk&#252;hlfahrzeuge und deren Aufbau etc., ferner in der Beratung in betriebswirtschaftlichen und steuerlichen Fragen sowie Versicherungsangelegenheiten.</p> <span class="absatzRechts">215</span><p class="absatzLinks">Es bleibt nach &#167; 5 Ziffer 1 jedoch &#252;berlassen, wo und durch wen die Beratung erteilt wird. Alle sonstigen Beratungen und Leistungen bed&#252;rfen nach &#167; 5 Ziffer 6 einer besonderen Vereinbarung einschlie&#223;lich der jeweils festzusetzenden Verg&#252;tungen, zum Beispiel Nachweis bzw. Beschaffung von gewerblichen R&#228;umen, Beschaffung von Urlaubsvertretungen, Beschaffung von Personal im Krankheitsfalle etc. sowie bei der Anschaffung von Tiefk&#252;hll&#228;gern und Lagereinrichtungen, von Tiefk&#252;hlfahrzeugen, deren Aufbauten und Ausstattung, wobei nicht erkennbar ist, wo die Grenze zu den nach &#167; 5 Ziffer 1 des Vertrages zu erbringenden Beratungsleistungen liegt.</p> <span class="absatzRechts">216</span><p class="absatzLinks">Eine einseitige Benachteiligung des Franchise-Nehmers zeigt sich schlie&#223;lich auch bei der Regelung der K&#252;ndigungsm&#246;glichkeiten. W&#228;hrend die Beklagte das Vertragsverh&#228;ltnis schon bei einem verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig geringf&#252;gigen Zahlungsverzug des Franchise-Partners k&#252;ndigen kann, steht diesem ein K&#252;ndigungsrecht wegen Lieferverzuges der Kl&#228;gerin nur nach vorheriger Abmahnung und dar&#252;ber hinaus nur dann zu, wenn die Kl&#228;gerin "mit mehr als einer kompletten Warengruppe (ihrer) Lieferpflicht innerhalb von vier Wochen nicht nachkommt" (&#167; 14 Ziffer 2.2.2). F&#252;r den Fall der Schlechtlieferung kann der Franchise-Partner nach Ziffer 2.2.3 erst nach vorheriger Abmahnung und nur dann k&#252;ndigen, wenn die Kl&#228;gerin "mehrfach schuldhaft Ware erheblich geminderter Qualit&#228;t liefert und die Schlechtlieferung nicht auf blo&#223;e leichte Fahrl&#228;ssigkeit zur&#252;ckzuf&#252;hren ist". Lediglich im Falle des Franchise-Partners M ist diese Bestimmung ge&#228;ndert worden und zwar dahin, da&#223; die K&#252;ndigungsm&#246;glichkeit nicht erst dann eintritt, wenn die Beklagte mit einer "kompletten Warengruppe" ihrer Lieferpflicht nicht nachkommt, sondern schon dann, wenn diese mit mehr als 20 % ihrer Warengruppe ihrer Lieferpflicht nicht nachkommt.</p> <span class="absatzRechts">217</span><p class="absatzLinks">Insgesamt ist festzustellen, da&#223; der Franchise-Partner unter Einsatz seines Kapitals und seiner Arbeitskraft das Vertriebssystem der Beklagten weiter ausbaut, einen Kundenstamm aufbaut mit der fast sicheren Gewi&#223;heit, da&#223; ihm bei Beendigung des Vertragsverh&#228;ltnisses bei Aus&#252;bung des Vorerwerbsrechts durch die Beklagte das Ergebnis dieser Aufbauarbeit verloren geht, w&#228;hrend die Beklagte ohne eigene Investitionen und ohne eigenes Risiko - wie das Landgericht Wuppertal ausgef&#252;hrt hat - die wertvollen Unternehmensteile in ihr eigenes Unternehmen eingliedern kann, um ihre eigene Marktstellung zu festigen und auszubauen.</p> <span class="absatzRechts">218</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte wendet ein, bei der gebotenen interessengerechten Auslegung der Franchise-Vertr&#228;ge erg&#228;be sich keine Benachteiligung der Franchise-Partner. Diese Ansicht mag zutreffen, wenn es nur um die Auslegung von einzelnen Vorschriften geht. Der Bundesgerichtshof (WM 1984, 1537 (1538)) hatte sich auch nur mit der Regelung des au&#223;erordentlichen K&#252;ndigungsrechtes im Rahmen eines Franchise-Vertrages zu befassen. F&#252;r eine interessengerechte Auslegung ist jedoch dann kein Raum mehr, wenn - wie dargelegt - das Vertragswerk in seiner Gesamtkonzeption auf eine Benachteiligung eines Vertragspartners angelegt ist. Die Beklagte wendet ferner ein, da&#223; die Kl&#228;gerin ein erfahrener Kaufmann sei. Es fehlt daher eine konkrete Schutzbed&#252;rftigkeit, die f&#252;r die Reichweite der zul&#228;ssigen Vertragsgestaltung eine ma&#223;gebliche Rolle spiele. Bei der Pr&#252;fung der Wirksamkeit von Vereinbarungen, seien nicht die gleichen strengen Ma&#223;st&#228;be anzulegen wie im nicht kaufm&#228;nnischen Verkehr. Eine praktische kaufm&#228;nnische Erfahrung besagt jedoch nichts dar&#252;ber, ob jemand auch in der Lage w&#228;re, ein so kompliziertes Vertragswerk, wie den Franchise-Vertrag der Beklagten, in allen seinen Konsequenzen zu &#252;bersehen. Wie schwierig die rechtliche Beurteilung mit ihren Auswirkungen ist, zeigen die Ergebnisse der verschiedenen Prozesse mit ihren unterschiedlichen juristischen Bewertungen.</p> <span class="absatzRechts">219</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte macht schlie&#223;lich geltend, es sei zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; die Interessen des Franchise-Gebers und des Franchise-Partners in entscheidenden Punkten, insbesondere in Bezug auf den Absatz der Produkte an den Endverbraucher, identisch seien. Diese gleich gerichteten Interessen spr&#228;chen f&#252;r die Zul&#228;ssigkeit der zwischen den Parteien vereinbarten Vertragsgestaltung. Diese in Bezug auf den Absatz an Endverbraucher gleich gerichteten Interessen schlie&#223;en jedoch nicht aus, da&#223; im Innenverh&#228;ltnis zwischen den Vertragsparteien ein Ungleichgewicht besteht, wie es oben im einzelnen dargestellt wurde.</p> <span class="absatzRechts">220</span><p class="absatzLinks">Soweit sich die Beklagte im Hinblick auf das Vorerwerbsrecht darauf beruft, da&#223; das Bestimmungsrecht nach billigem Ermessen im Sinne des &#167; 315 III BGB auszu&#252;ben sei, mit der Folge, da&#223; die getroffene Bestimmung f&#252;r den anderen Teil nur verbindlich ist, wenn sie der Billigkeit entspricht, ist die Kammer mit dem Landgericht Wuppertal der Auffassung, da&#223; f&#252;r die Anwendung dieser Vorschrift kein Raum ist, weil schon die Tatsache, da&#223; &#252;berhaupt einzelne Verm&#246;gensteile &#252;bernommen werden k&#246;nnen und der Vorerwerb nicht auf die &#220;bernahme des gesamten Betriebes beschr&#228;nkt ist, regelm&#228;&#223;ig eine Betriebsstillegung zur Folge haben wird. In dem zu entscheidenden Fall hat die Beklagte dar&#252;ber hinaus zum Ausdruck gebracht, da&#223; sie ihr Vorerwerbsrecht nicht in billiger Weise auszu&#252;ben beabsichtige.</p> <span class="absatzRechts">221</span><p class="absatzLinks">Sie hat letztlich nur den Kundenstamm und die Verkaufsfahrer &#252;bernommen. Das Oberlandesgericht Zweibr&#252;cken hat dar&#252;ber hinaus zutreffend darauf hingewiesen, da&#223; die Einbeziehung des Rechtsgedankens aus &#167; 315 BGB zur Auslegung zu weit gefa&#223;ter vertraglicher Befugnisse schon vom Grundsatz her an der Unwirksamkeit etwa zu weit gefa&#223;ter Klauseln nichts zu &#228;ndern verm&#246;ge (BGH WM 1984, 314; 1985, 127, 128). Denn die <u>Einr&#228;umung</u> zu weitgehender und deswegen sittenwidriger vertraglicher Befugnisse verliere nicht deshalb ihre Unangemessenheit, weil ihre <u>Aus&#252;bung</u> an die Einhaltung billigen Ermessens gebunden sei.</p> <span class="absatzRechts">222</span><p class="absatzLinks">&#167; 16 des Vertrages sieht f&#252;r den Fall der Unwirksamkeit einzelner Bestimmungen folgendes vor:</p> <span class="absatzRechts">223</span><p class="absatzLinks">"Sollten einzelne Bestimmungen des Vertrages oder Teile von Bestimmungen, aus welchem Grunde auch immer, nichtig oder rechtsunwirksam sein, so bleiben alle &#252;brigen getroffenen Vereinbarungen davon unber&#252;hrt. Im Zweifelsfalle sind Formulierungen so auszulegen, da&#223; sie rechtswirksam bleiben und dem angestrebten Ziel des Systems als Gemeinschaft zwischen C2 und allen anderen Franchise-Partnern Rechnung tragen.</p> <span class="absatzRechts">224</span><p class="absatzLinks">Gegebenenfalls werden die Parteien unwirksame Bestimmungen durch eine andere Regelung ersetzen, durch die der angestrebte Zweck in rechtlich einwandfreier Weise erreicht werden kann."</p> <span class="absatzRechts">225</span><p class="absatzLinks">Durch diese Klausel soll die gesetzliche Regel des &#167; 139 BGB, demgem&#228;&#223; das ganze Rechtsgesch&#228;ft im Zweifel nichtig ist, wenn ein Teil des Rechtsgesch&#228;fts nichtig ist, abbedungen werden. Wie sowohl das Landgericht Wuppertal als auch das Oberlandesgericht Zweibr&#252;cken zutreffend dargelegt haben, ist eine derartige salvatorische Klausel einschr&#228;nkend auszulegen und nicht anzuwenden, wenn Vertragsbestimmungen von grundlegender Bedeutung nichtig sind. Wie oben dargelegt, knebelt der Franchise-Vertrag den Franchise-Nehmer nicht nur in einzelnen Bestimmungen, sondern in seiner Gesamtkonzeption. Zur Aufrechterhaltung des Vertrages mit einem noch zul&#228;ssigen Inhalt bed&#252;rfte es nicht lediglich der Korrektur einzelner Bestimmungen. Einen billigenswerten Inhalt k&#246;nnte das Vertragswerk - wie das Oberlandesgericht Zweibr&#252;cken zutreffend dargelegt hat - vielmehr nur bei weitgehender Umgestaltung erlangen, wobei zweifelhaft w&#228;re, ob diese Umgestaltung vom Parteiwillen, insbesondere der Beklagten noch getragen w&#252;rde. Die Beklagte hat die Franchise-Vertrage hinsichtlich ihrer juristischen Auswirkungen - wie die Vertr&#228;ge von 1977, 1980 und 1981 zeigen - im Laufe der Jahre zum Nachteil der Franchise-Partner ver&#228;ndert. In dem Vertrag von 1977 (M) ist die Zustimmung zu der Gr&#252;ndung einer neuen Firma mit eigener Rechtspers&#246;nlichkeit nicht beschr&#228;nkt auf die Beteiligung von Eheleuten und Verwandten ersten Grades; eine Widerrufsm&#246;glichkeit ist nicht vorgesehen (&#167; 13-3 FV). An. die Nichterreichung des Mindestumsatzes ist keine K&#252;ndigungsm&#246;glichkeit gekn&#252;pft (&#167; 2.2 FV). Die Beklagte lieferte die Produkte zu Selbstkostenpreisen zuz&#252;glich Fracht (&#167; 1.3 FV). Die Franchise-Geb&#252;hr wurde nach dem tats&#228;chlichen Umsatz berechnet (&#167; 8.1 FV). Eine Vorerwerbsregelung war nicht vorgesehen. &#167; 11.3 FV sah ein wechselseitiges Wettbewerbsverbot bei gleichen Bedingungen vor. Eine R&#252;ckg&#228;ngigmachung der von der Beklagten bewu&#223;t vorgenommenen Benachteiligungen der Franchise-Partner w&#252;rde daher kaum ihrem Willen entsprechen. Es ist daher davon auszugehen, da&#223; das gesamte Vertragswerk trotz einer Teilwirksamkeitsklausel nichtig ist.</p> <span class="absatzRechts">226</span><p class="absatzLinks">Es bedarf - im Gegensatz zu der Auffassung der Beklagten - zur Feststellung der Unwirksamkeit auch nicht etwa weiterer Kl&#228;rung des Sachverhalts. Die vertraglichen Bestimmungen beinhalten - wie dargelegt - ein derartiges Ungleichgewicht der gegenseitigen Rechte und Pflichten, da&#223; dem Franchise-Partner eine eigene Entscheidungsfreiheit nicht verblieb. Schon die <u>M&#246;glichkeit</u>, da&#223; die Beklagte von ihren weitgehenden Rechten Gebrauch machen k&#246;nnte, brachte den Franchise-Partner in einen unzumutbaren Zustand der Ungewi&#223;heit. Er mu&#223;te mit der M&#246;glichkeit einer K&#252;ndigung und damit dem Verlust seiner Existenz rechnen, wenn er den Weisungen der Beklagten nicht nachkam. Selbst wenn die Beklagte in einzelnen F&#228;llen Franchise-Geb&#252;hren reduzierte oder dem Franchise-Partner durch Gebietaufteilungen entgegenkam oder bei Zahlungsr&#252;ckst&#228;nden nicht schon dann die K&#252;ndigung erkl&#228;rte, wenn es nach dem Vertrag m&#246;glich gewesen w&#228;re, ist festzustellen, da&#223; es jedenfalls nach der Vertragsgestaltung im Belieben der Beklagten stand, ob sie von ihren Rechten Gebrauch machte oder nicht. Die rechtliche Wirksamkeit kann daher nicht von der tats&#228;chlichen Handhabung durch die Beklagte abh&#228;ngen, dies insbesondere nicht im Hinblick auf &#167; 15 FV. Die Wirksamkeit des Vertrages w&#252;rde dann von einem Verhalten der Beklagten bei Vertragsende abh&#228;ngen. Welche Folgen damit verbunden sind, zeigen die Rechtsstreite in den F&#228;llen der Franchise-Nehmers T und M die wegen der Berechtigung hinsichtlich des Kundenstamnes gef&#252;hrt werden bzw. wurden. Die Wirksamkeit des Vertrages kann auch nicht etwa dadurch bewiesen werden, da&#223; gepr&#252;ft w&#252;rde, ob Franchise-Nehmer in anderen F&#228;llen mit diesen vertraglichen Voraussetzungen erfolgreich gewesen seien, was zwischen den Parteien streitig ist.</p> <span class="absatzRechts">227</span><p class="absatzLinks">Es ist daher <u>festzustellen</u>, da&#223; die mit den Gesellschaften des Herrn W abgeschlossenen Franchise-Vertr&#228;ge unwirksam sind.</p> <span class="absatzRechts">228</span><p class="absatzLinks">Die Folgen der <u>Nichtigkeit</u> treten <u>ex tunc</u> ein. Eine Nichtigkeit nach &#167; 138 BGB ergreift grunds&#228;tzlich r&#252;ckwirkend das gesamte Vertragsverh&#228;ltnis,. In Rechtsprechung und Lehre sind zwar zu Dauerschuldverh&#228;ltnissen in Gesellschafts- und Arbeitsrecht Grunds&#228;tze entwickelt worden, nach denen die Unwirksamkeit des Vertrages nicht f&#252;r die Vergangenheit geltend gemacht werden k&#246;nne. Diese Grunds&#228;tze k&#246;nnen auf das hier vorliegende Franchise-Verh&#228;ltnis nicht angewendet werden. Abgesehen davon, da&#223; sie entgegen der gesetzlichen Regelung entwickelt wurden und schon deshalb Bedenken gegen eine weitere Abweichung von der gesetzlichen Regelung bestehen, liegt eine Rechts&#228;hnlichkeit, die eine gleichartige Behandlung erfordern w&#252;rde, nicht vor. Die Notwendigkeit der rechtlichen Anerkennung eines tats&#228;chlich geschaffenen Gemeinschaftsverh&#228;ltnisses lag darin begr&#252;ndet, da&#223; bei einem sp&#228;ter zu Tage tretenden Nichtigkeitsgrund nicht ohne weiteres der bis dahin bestehende tats&#228;chliche Zustand als nicht geschehen betrachtet werden konnte, weil dies zu unbefriedigenden und unvertretbaren Folgerungen gef&#252;hrt haben w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">229</span><p class="absatzLinks">F&#252;r <u>Gesellschaftsverh&#228;ltnisse</u> wurde angenommen, da&#223; die Nichtigkeitsfolgen des B&#252;rgerlichen Rechts wegen ihrer R&#252;ckwirkung auf den Abschlu&#223; des Rechtsgesch&#228;fts im allgemeinen nicht passen, weil es sich um eine auf Dauer angelegte und tats&#228;chlich vollzogene Leistungsgemeinschaft handele, f&#252;r die die Beteiligten Beitr&#228;ge erbracht und Werte geschaffen, die Gewinnchancen genutzt und vor allem gemeinschaftlich das Risiko getragen haben. Diese tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnisse k&#246;nnen nicht mit r&#252;ckwirkender Kraft aus dem Rechtsleben gestrichen und so behandelt werden, als ob sie niemals bestanden h&#228;tten (BGHZ 3&#187; 285 ff.; 55, 5 ff.).</p> <span class="absatzRechts">230</span><p class="absatzLinks">Bei einem <u>Arbeitsverh&#228;ltnis</u> w&#228;re es zwar denkbar die Rechtsfolgen so zu gestalten, als ob das Rechtsverh&#228;ltnis von Anfang an nicht bestanden h&#228;tte. Es wird jedoch hier ebenso wie beim Gesellschaftsverh&#228;ltnis angenommen, da&#223; die besondere Natur des Arbeitsverh&#228;ltnisses als eines personenrechtlichen Gemeinschaftsverh&#228;ltnisses die Nichtigkeit ex tunc im allgemeinen ausschlie&#223;t, weil eine R&#252;ckwirkung zu sozial unbilligen Folgen f&#252;hren k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">231</span><p class="absatzLinks">Das Franchise-Verh&#228;ltnis ist hinsichtlich der Gesichtspunkte, die im Gesellschafts- und Arbeitsrecht f&#252;r eine Aufrechterhaltung des Vertragsverh&#228;ltnisses, das faktisch bestanden hat, sprechen, mit diesen Vertragsverh&#228;ltnissen nicht vergleichbar. Wie die Kl&#228;gerin zutreffend hervorgehoben hat, war die Beklagte an dem Unternehmen der Franchise-Nehmer weder mit Kapital beteiligt noch nahm sie an dem wirtschaftlichen Risiko teil. W&#228;hrend eine R&#252;ckabwicklung nach &#167; 812 BGB bei dem Gesellschaftsverh&#228;ltnis deshalb Schwierigkeiten bereitet, weil die Gesellschafter ihre Einlagen nicht einander, sondern in das Gesellschaftsverm&#246;gen geleistet haben, sie f&#252;r das Verm&#246;gen Schulden eingegangen sind, aus diesem Zahlungen geleistet und empfangen haben, sie mittels des von ihnen gebildeten Gesellschaftsverm&#246;gens und durch ihre gemeinsame T&#228;tigkeit Gewinn erzielt haben, der wiederum dem gemeinsamen Verm&#246;gen zuflo&#223;, ist der Franchise-Vertrag - worauf die Kl&#228;gerin ebenfalls zutreffend hingewiesen hat - eine Mischform von zwei Vertragstypen, n&#228;mlich dem Lizenzvertrag und dem Belieferungsvertrag. Der Franchise-Vertrag verneint im &#252;brigen ausdr&#252;cklich das Bestehen eines Gesellschafts- oder gesellschafts&#228;hnlichen Verh&#228;ltnisses. Es hei&#223;t in &#167; 1 Ziffer 1 wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">232</span><p class="absatzLinks">"Auf Grund dieses Vertrages wird ein Gesellschafts- oder gesellschafts&#228;hnliches Verh&#228;ltnis zwischen FP und C2 sowie den &#252;brigen FP nicht begr&#252;ndet."</p> <span class="absatzRechts">233</span><p class="absatzLinks">Die Franchise-Nehmer haben auch keine einem Arbeitnehmer vergleichbare rechtliche Stellung. Die Beklagte hat zwar zutreffend darauf hingewiesen, da&#223; durch den Franchise-Vertrag ein enges Netz von gegenseitigen Rechten und Pflichten begr&#252;ndet werde, in dem es den Vertragsschlie&#223;enden insbesondere auf die Person des jeweiligen Vertragspartners ankomme. Sie haben Gross/Skaupy, Franchising in der Praxis, Seite 283 zitiert, in dem ausgef&#252;hrt wird:</p> <span class="absatzRechts">234</span><p class="absatzLinks">"Die Verkn&#252;pfung der Vertragspartner, die sich &#252;ber gewisse Zeitr&#228;ume erstreckt und h&#228;ufig sogar langfristige Bindungen beinhaltet, f&#252;hrt zu erh&#246;hten gegenseitigen Verpflichtungen, die &#252;ber das rein schuldrechtliche Verh&#228;ltnis in ein personenrechtliches Verh&#228;ltnis hinreichen . "</p> <span class="absatzRechts">235</span><p class="absatzLinks">Die Personenbezogenheit des Vertrages hinsichtlich der Stellung des Franchise-Nehmers bedeutet im Idealfall ein Vertrauensverh&#228;ltnis, das bei der Auslegung der gegenseitigen Rechte und Pflichten zu ber&#252;cksichtigen ist, begr&#252;ndet jedoch keine einem Arbeits- (Dienst-) Verh&#228;ltnis entsprechende rechtliche Stellung. Der Franchise-Nehmer nimmt den Vertrieb der Tiefk&#252;hlkost durch ein eigenes Unternehmen vor und tr&#228;gt das unternehmerische Risiko selbst; er ist im Einsatz seiner Arbeitskraft frei. Umst&#228;nde, die &#228;hnlich wie bei einem Arbeitsverh&#228;ltnis eine R&#252;ckabwicklung als sozial unbillig erscheinen lassen w&#252;rden, liegen nicht vor. Bei einem Arbeitsverh&#228;ltnis w&#252;rde die r&#252;ckwirkende Nichtigkeit zum Beispiel zur Folge haben, da&#223; Beitr&#228;ge zur Rentenversicherung entfielen, eine R&#252;ckabwicklung der Beitr&#228;ge zur Krankenversicherung und deren Leistungen nicht nur schwierig w&#228;re, sondern auch den Arbeitnehmer in hohem Ma&#223;e belasten k&#246;nnten und sich ferner die Nichtigkeitsgr&#252;nde auch auf den Inhalt eines Zeugnisses auswirken w&#252;rden. Vergleichbare Umst&#228;nde bei einem Franchise-Nehmer liegen nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">236</span><p class="absatzLinks">Es kann dahingestellt bleiben, welchen Inhalt die Vereinbarung vom 19.11.1983 hatte, die zur &#220;bergabe der Kundenkarteikarten und Informationen f&#252;hrte. Im Hinblick auf die Unwirksamkeit der Franchise-Vertr&#228;ge w&#228;ren die darauf beruhende Vereinbarung vom 19.11.1983 und die in Ausf&#252;hrung dieser Vereinbarung &#252;bergebenen Verm&#246;genswerte ohnehin kondizierbar (&#167; 812 BGB).</p> <span class="absatzRechts">237</span><p class="absatzLinks">Zu den Leistungsanspr&#252;chen im einzelnen ist folgendes festzustellen:</p> <span class="absatzRechts">238</span><p class="absatzLinks">1.) R&#252;ckzahlung der Franchise-Geb&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">239</span><p class="absatzLinks">Die gezahlten Franchise-Geb&#252;hren sind r&#252;ckforderbar, soweit ihnen eine Gegenleistung nicht gegen&#252;bergestanden hat. Nur insoweit Gegenleistungen erbracht worden w&#228;ren, w&#228;re der Lizenznehmer (Franchise-Nehmer) um die Leistungen des Lizenzgebers bereichert. Als verbleibender Vorteil sind zu werten, die Zurverf&#252;gungstellung eines Verkaufsgebietes, die Benutzung des Namens C2 und damit verbunden die M&#246;glichkeit des Vertriebs von Waren gleichbleibender Qualit&#228;t. Der Name des Marktf&#252;hrers auf dem Gebiet der Tiefk&#252;hlkost C2 ist in der Bundesrepublik Deutschland bekannt. Selbst wenn die Waren der Beklagten in dem Vertriebsgebiet der Gesellschaften des Herrn W erst eingef&#252;hrt wurden, wurde die Einf&#252;hrung erleichtert durch die Bezugnahme auf die Waren des Marktf&#252;hrers und die Gewi&#223;heit f&#252;r die Endverbraucher, Waren von gleichbleibender Qualit&#228;t zu erhalten. Als verbleibender Vorteil kann auch bewertet werden, die Beratung in allen mit dem optimalen Aufbau eines Tiefk&#252;hlheimdienstes nach dem C2-System und bei seiner Durchf&#252;hrung auftretenden Fragen. Nicht erbracht wurde eine in &#167; 5 des Vertrages vorgesehene wesentliche Leistung -wie im folgenden noch darzulegen sein wird -, n&#228;mlich Lieferung der notwendigen Produkte und Leistungen zu g&#252;nstigeren Preisen und Konditionen, entsprechend den den firmeneigenen Niederlassungen in Rechnung gestellten Preisen. Die Beklagte hat vielmehr den Franchise-Nehmern &#252;berh&#246;hte Preise in Rechnung gestellt und damit nicht die zugesagten "g&#252;nstigeren Preise". Sie hat n&#228;mlich - wie unter Ziffer 2) noch auszuf&#252;hren sein wird - &#220;berpreise in H&#246;he von mindestens 10 % berechnet. Eine Beratung in betriebswirtschaftlichen Fragen ist nicht effektiv erfolgt, wie die Entwicklung der Gesellschaften des Herrn W zeigt. Das System war vielmehr - wie oben dargelegt - darauf angelegt, zum Nachteil des Franchise-Nehmers zu wirken. Eine Beratungsleistung kann daher als Begr&#252;ndung f&#252;r die Zahlung einer Franchise-Geb&#252;hr nicht herangezogen werden. Die gew&#228;hrten Leistungen rechtfertigen nach Meinung der Kammer einen Anteil von 35 % der tats&#228;chlich gezahlten Franchise-Geb&#252;hren. Diese sind im &#252;brigen zur&#252;ckzuzahlen. Gezahlt wurden insgesamt 1.209.963,02 DM. Zur&#252;ckzuzahlen sind daher 786.475,95 DM.</p> <span class="absatzRechts">240</span><p class="absatzLinks">2.) R&#252;ckforderung von 10 % des Warenumsatzes wegen Zahlung von &#220;berpreisen.</p> <span class="absatzRechts">241</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagte Warenlieferungen erbracht hat und daf&#252;r Verg&#252;tung gezahlt wurde, sind die beiderseitigen Leistungen nach &#167; 812 BGB r&#252;ckabzuwickeln. Die Beklagte ist darlegungs- und beweispflichtig f&#252;r den Wert der von ihr gelieferten Waren. An dieser Darlegungs- und Beweislastregelung &#228;ndert sich nichts dadurch, da&#223; die urspr&#252;nglich ungleichartigen wechselseitigen Leistungen dadurch, das an Stelle der Waren nunmehr deren Wert getreten ist, sich als gleichartige Anspr&#252;che gegen&#252;berstehen. Dar&#252;ber hinaus ergibt sich die Darlegungs- und Beweislastpflicht der Beklagten auch aus einem anderen Gesichtspunkt. Die Beklagte behauptet n&#228;mlich, da&#223; die von ihr vertriebene Tiefk&#252;hlkost einzigartig sei, und zwar sowohl hinsichtlich der Auswahl der Produkte, deren Zusammensetzung, der Rezeptur, der Art der Verpackung und der Gr&#246;&#223;e der Verpackung. Es g&#228;be daher keinen markt&#252;blichen Preis f&#252;r ihre Produkte.</p> <span class="absatzRechts">242</span><p class="absatzLinks">Eine derartige Behauptung aber bedarf der Substantiierung hinsichtlich jedes einzelnen Produktes. Dies ist nicht geschehen. Die Beklagte hat lediglich in Erwiderung auf die von der Kl&#228;gerin vorgelegten Listen A, B, C, D und E die Zusammensetzung folgender Produkte dargelegt:</p> <span class="absatzRechts">243</span><p class="absatzLinks">Rinderschmorbraten, Bihun-Suppe, Truthahnleber, Poulardenschnitzel "Cordon bleu", H&#228;hnchenschenkel, Kohlrouladen, Rindsrouladen, Apfelrotkohl, Pariser Karotten, feine Gem&#252;sebeilage, Porree geschnitten, Hirschgulasch und Schweinerouladen.</p> <span class="absatzRechts">244</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat ihrerseits durch die Listen A, B, C und D, die von den Zeugen M, E und W best&#228;tigt wurden, die Angemessenheit der Preise der Beklagten hinreichend substantiiert bestritten und entsprechend ihrem Vortrag eine tats&#228;chliche Vermutung daf&#252;r begr&#252;ndet, da&#223; die Beklagte zus&#228;tzlich zu den Preisen die der Gro&#223;handel den Einzelh&#228;ndlern in Rechnung stelle, im Durchschnitt mindestens um 16 % erh&#246;hte Preise in Rechnung gestellt habe, wovon die Kl&#228;gerin einen Teilbetrag von 10 % geltend macht.</p> <span class="absatzRechts">245</span><p class="absatzLinks">Bei der Beweisaufnahme durch Zeugenvernehmung, die zum Teil nicht zu Ende gef&#252;hrt wurde, hat sich herausgestellt, da&#223; eine Kl&#228;rung nur durch ein Sachverst&#228;ndigengutachten m&#246;glich sein w&#252;rde. Die Kammer hielt es jedoch nicht f&#252;r durchf&#252;hrbar und zul&#228;ssig, es einem Sachverst&#228;ndigen zu &#252;berlassen, zu ermitteln, welche Produkte vergleichbar sein k&#246;nnten und eigene Ermittlungen durch Einholung von Ausk&#252;nften bei Herstellern einzuholen. Es wurde daher in der Sitzung vom 21.2.1986 in einer sehr eingehenden Er&#246;rterung die weitere Verfahrensweise zur Ermittlung der angemessenen Preise festgelegt. Das Ergebnis hat in der Verf&#252;gung vom 12.3.1986 seinen Niederschlag gefunden. Diese Verf&#252;gung hat folgenden Wortlaut:</p> <span class="absatzRechts">246</span><p class="absatzLinks">"1.</p> <span class="absatzRechts">247</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte m&#246;ge m&#246;glichst in Form einer Liste, die dem Sachverst&#228;ndigen &#252;bergeben werden soll, folgende Angaben machen:</p> <span class="absatzRechts">248</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">249</span><p class="absatzLinks">Die von ihr vertriebenen ca. 250 Produkte,</p> <span class="absatzRechts">250</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">251</span><p class="absatzLinks">Hersteller der Produkte,</p> <span class="absatzRechts">252</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">253</span><p class="absatzLinks">die wesentlichen Qualit&#228;tsmerkmale,</p> <span class="absatzRechts">254</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">255</span><p class="absatzLinks">prozentualer Anteil der einzelnen Produkte am Gesamtumsatz,</p> <span class="absatzRechts">256</span><p class="absatzLinks">e)</p> <span class="absatzRechts">257</span><p class="absatzLinks">die Produkte, die mit anderen am Markt befindlichen identisch sind (M2-J) </p> <span class="absatzRechts">258</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">259</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin m&#246;ge ebenfalls in Form einer</p> <span class="absatzRechts">260</span><p class="absatzLinks">Liste darlegen,</p> <span class="absatzRechts">261</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">262</span><p class="absatzLinks">welche Konkurrenzprodukte mit den ca. 250</p> <span class="absatzRechts">263</span><p class="absatzLinks">Produkten der Beklagten vergleichbar sind,</p> <span class="absatzRechts">264</span><p class="absatzLinks">bzw. welche Produkte identisch sind,</p> <span class="absatzRechts">265</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">266</span><p class="absatzLinks">der prozentuale Anteil der einzelnen Produkte</p> <span class="absatzRechts">267</span><p class="absatzLinks">der Beklagten am Gesamtumsatz.</p> <span class="absatzRechts">268</span><p class="absatzLinks">3-</p> <span class="absatzRechts">269</span><p class="absatzLinks">Die Parteien m&#246;gen dazu Stellung nehmen, ob der Sachverst&#228;ndige eventuell nur solche Produkte untersuchen soll, die den wesentlichen Umsatzanteil ausmachen, damit der Proze&#223;stoff begrenzt gehalten werden kann.</p> <span class="absatzRechts">270</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen wird darauf hingewiesen, da&#223; beabsichtigt ist, durch den Sachverst&#228;ndigen zun&#228;chst nur die Vergleichbarkeit bzw. Identit&#228;t begutachten zu lassen. Es wird dann Sache der Parteien sein, die Preise w&#228;hrend der jeweiligen Dauer der Franchise-Verh&#228;ltnisse darzulegen, wor&#252;ber dann eventuell weitere Beweiserhebungen notwendig sein werden."</p> <span class="absatzRechts">271</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist dieser Auflage nicht nachgekommen. Die Ausf&#252;hrungen zur Begr&#252;ndung ihrer Weigerung &#252;berzeugen nicht. Es sollten nur die wesentlichen Qualit&#228;tsmerkmale dargelegt werden, d.h. solche Merkmale, die in der Weise objektivierbar sind, da&#223; sie den Endverbraucher bei seiner Kaufentscheidung beeinflussen. Es war nicht darzulegen, z.B. der Ursprung der Produkte oder die Herstellungsart, die das Ergebnis bewirkt hat. Die Weigerung der Beklagten k&#246;nnte auch in einem Umstand begr&#252;ndet sein, der von der Kl&#228;gerin behauptet wird, n&#228;mlich das lediglich wenige Artikel exklusiv f&#252;r die Beklagte hergestellt w&#252;rden, w&#228;hrend alle &#252;brigen Artikel -abgesehen von Art und Gr&#246;&#223;e der Verpackung - identisch seien mit anderen am Markt befindlichen Artikeln, da&#223; die Beklagte also lediglich von anderen gro&#223;en Herstellern beziehe.</p> <span class="absatzRechts">272</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist durch die Weigerung der Auflage nachzukommen, ihrer Darlegungslast nicht nachgekommen. Der Beklagten kann nicht darin gefolgt werden, da&#223; zu vergleichen sein soll lediglich das Gesamtsortiment unter Ber&#252;cksichtigung des gewichteten Umsatzes anderer Hersteller bzw. Vertreiber. Sie hat sich insoweit unter anderem auf M2- J und F berufen. Die Franchise-Nehmer, die auf Grund eines nichtigen Franchise-Vertrages Waren bezogen haben, sind n&#228;mlich nicht zu vergleichen mit Franchise-Nehmern in einem anderen Franchise-System, sondern mit selbst&#228;ndigen Gewerbetreibenden, die nicht an bestimmte Lieferanten gebunden sind, sondern von den jeweils g&#252;nstigen Angeboten Gebrauch machen k&#246;nnen. Im &#252;brigen w&#252;rde auch zum Beispiel ein Vergleich der Rohgewinnspannen der Franchise-Nehmer der Beklagten und der Franchise-Nehmer der Firma F zu einem unzutreffenden Ergebnis f&#252;hren, weil diese Franchise-Nehmer eine unterschiedliche wirtschaftliche Stellung haben, die das Ergebnis unabh&#228;ngig von der Rohgewinnspanne beeinflu&#223;t. W&#228;hrend n&#228;mlich die Franchise-Nehmer der Beklagten selbst investieren m&#252;ssen und das volle wirtschaftliche Risiko tragen, m&#252;ssen die Franchise-Nehmer der Firma F selbst nicht investieren, sondern bekommen die notwendigen Einrichtungen zur Verf&#252;gung gestellt, wenn auch gegen laufende Entgelt Zahlungen. Bei der Ermittlung der Angemessenheit der Preise der Beklagten ist nicht zu ber&#252;cksichtigen die "Lagerhaltung" f&#252;r die Franchise-Partner. Diese zus&#228;tzliche Leistung der Beklagten f&#252;r die Franchise-Partner wird durch die Franchise-Geb&#252;hr abgegolten. Ebensowenig ist die Frage der Weitergabe von Einkaufsvorteilen in diesem Zusammenhang von Bedeutung. Auch dies ist eine Leistung, die durch die Franchise-Geb&#252;hr abgegolten wird. Die Frachtkosten zahlen die Franchise-Nehmer der Beklagten selbst, w&#228;hrend sie diese bei anderen Lieferanten zum Teil nicht gesondert in Rechnung gestellt erhalten. </p> <span class="absatzRechts">273</span><p class="absatzLinks">Da demnach die Beklagte ihrer Darlegungslast nicht nachgekommen ist, mu&#223; sie 10 % des Warenumsatzes mit den Gesellschaften des Herrn W zur&#252;ckzahlen. Der von der Kl&#228;gerin genannte Betrag von 31.534.514,60 DM betrifft die Gesamterl&#246;se. Zutreffend ist jedoch der Gesamt Warenumsatz zugrunde zulegen; das sind 19.993.081,13 DM. 10 % hiervon betragen 1.999.308,11 DM. Hiervon hat die Kl&#228;gerin die Gegenforderung in H&#246;he von 312.819.12 DM in Abzug gebracht, so da&#223; verbleiben 1.686.488,99 DM.</p> <span class="absatzRechts">274</span><p class="absatzLinks">3.) Verg&#252;tung f&#252;r die &#220;bernahme des Kundenstammes.</p> <span class="absatzRechts">275</span><p class="absatzLinks">Es gibt keine allgemeinen Erfahrungss&#228;tze f&#252;r die Bewertung eines Kunden im Tiefk&#252;hlheimdienstsystem. Erfahrungen von Konkurrenzunternehmen der Beklagten k&#246;nnen wegen der unterschiedlichen Organisations- und Kostenstruktur nicht herangezogen werden. Der Wert eines Kunden ist daher nach &#167; 287 ZPO zu sch&#228;tzen. Bei der Ermittlung des Sch&#228;tzwertes kann nach verschiedenen Methoden vorgegangen werden.</p> <span class="absatzRechts">276</span><p class="absatzLinks">Es k&#246;nnen die Gesamtinvestitionen herangezogen werden, die der Franchise-Nehmer gehabt hat, um den Kundenstamm aufzubauen. Man k&#246;nnte also in Relation setzen den j&#228;hrlichen Mehraufwand mit der Steigerung des Kundenstammes. Bedenken gegen diese Methode bestehen zun&#228;chst schon deshalb, weil der Aufwand sich nicht nur auf die Erweiterung des Kundenstammes, sondern auch auf die Bearbeitung des bisherigen Kundenstammes bezieht und sich der Aufwand hierf&#252;r nicht trennen l&#228;&#223;t. Dar&#252;ber hinaus sind auch die hierbei ermittelten Ergebnisse so unterschiedlich, da&#223; sie nicht geeignet erscheinen, hieraus allgemeine Erfahrungss&#228;tze abzuleiten. Die Gesellschaften des Herrn W haben zum Beispiel ausgehend von einem Umsatz von 4.176.350,-- DM 1980 in M einen Gesamtaufwand von 2.592.034,-- DM gehabt und 1981 ausgehend von einem Gesamtumsatz von 5.484.481,-- DM und einem Rohgewinn von 1.974.148,--DM einen Gesamtaufwand von 3.510.333,-- DM. Dies ergibt einen Mehraufwand in M zwischen 1980 und 1981 in H&#246;he von 918.299,-- DM. Im gleichen Zeitraum wurde der Kundenstamm um 2.165 Kunden erweitert. Hieraus w&#252;rde sich ein Aufwand pro Kunde von 424,--DM ergeben. Demgegen&#252;ber ergab sich in P 1980 bei einem Umsatz von 1.950.030,-- DM und einem Rohgewinn von 665.985,-- DM ein Gesamtaufwand von 1.284.045,-- DM und im Jahre 1981 bei einem Umsatz von 2.797.047,-- DM und einem Rohgewinn von 1.045.769,-- DM ein Gesamtaufwand von 1 .751 .278,--DM. Der Mehraufwand in 1981 gegen&#252;ber 1980 betrug 467.233,-- DM. In dem gleichen Zeitraum wurde der Kundenstamm um 715 Kunden erweitert. Dies w&#252;rde einem Aufwand pro Kunde von 653,-- DM entsprechen .</p> <span class="absatzRechts">277</span><p class="absatzLinks">Sofern man nur die Kosten eines Tiefk&#252;hl-Lkw' s und die eines Aquisiteurs ber&#252;cksichtigt, haben die Parteien unterschiedliche Berechnungsarten aufgestellt. Die Kl&#228;gerin geht aus von einem monatlichen Aufwand von 7.000,-- DM und 20 Arbeitstagen des Aquisiteurs. Danach ergibt sich ein Betrag von 350,-- DM pro Tag. Sie meint, im Durchschnitt erwerbe ein guter Aquisiteur t&#228;glich 4,2 Kunden. Damit koste jeder Kunde mindestens 83,33 DM. Die Beklagte stellt dem gegen&#252;ber, da&#223; die Kosten lediglich 6.200,-- DM betr&#252;gen und der Aquisiteur mindestens 21 Tage im Monat fahre. Er erwerbe auch nicht durchschnittlich pro Tag 4,2 Kunden, sondern bis zu 6,5 neue Kunden. Unter Ber&#252;cksichtigung dieser Zahlen ergebe sich ein Betrag von 45,42 DM pro Kunde. Auch diese Berechnungen k&#246;nnen allenfalls als Indiz herangezogen werden. Die Kunden werden n&#228;mlich nicht ausschlie&#223;lich durch Aquisiteure geworben, sondern auch von den Verkaufsfahrern. Schlie&#223;lich l&#228;&#223;t sich nicht eindeutig ermitteln, wieviel bleibende Kunden ein Aquisiteur tats&#228;chlich wirbt.</p> <span class="absatzRechts">278</span><p class="absatzLinks">Die Parteien selbst gehen von sehr unterschiedlichen Bewertungen aus. Im Falle T &#252;bernahm dieser im Raum B 1.700 Kunden von der Beklagten. Er mu&#223;te den der Beklagten bis dahin entstandenen Verlust von ca. 250.000,-- DM erstatten. Er hat damit pro Kunde einen Betrag von etwa 146,-- DM gezahlt.</p> <span class="absatzRechts">279</span><p class="absatzLinks">Der Franchise-Nehmer E hat nach seinem Kostenaufwand den Wert seiner Kunden mit 128,-- DM berechnet. Bei &#220;bernahmeverhandlungen hinsichtlich der Kunden zwischen dem Franchise-Nehmern M und der Beklagten war ein Betrag von 75,-- DM im Gespr&#228;ch. Die Beklagte hat in anderen F&#228;llen nur 25,-- DM pro Kunde angeboten.</p> <span class="absatzRechts">280</span><p class="absatzLinks">Es erscheint als die angemessene Methode, den Wert des Kunden auf der Grundlage des von ihm zu erwartenden Umsatzes und des daraus resultierenden Gewinnes vorzunehmen. Die Problematik besteht darin, da&#223; der Kunde losgel&#246;st von einem Unternehmen &#252;bertragen wird, der von ihm zu erwartende Umsatz jedoch abgesehen von dem bisherigen Umsatz entscheidend von der Unternehmensf&#252;hrung abh&#228;ngt und zu pr&#252;fen ist, welche Unkosten abzusetzen sind, um den Ertrag zu ermitteln. Da es sich um die k&#252;nftigen Gewinnerwartungen handelt, kommt es entscheidend f&#252;r den Wert des Kunden auf das &#252;bernehmende Unternehmen an. W&#252;rden zum Beispiel die Kunden von einem Konkurrenzunternehmen erworben, ist ihr Wert f&#252;r dieses Unternehmen geringer, weil damit gerechnet werden mu&#223;, da&#223; bei der Umstellung der Kunden auf andere Produkte Kunden verloren gehen. Bei der &#220;bernahme durch die Beklagte selbst haben die Kunden den optimalen Wert. Sie werden mit den gleichen Produkten beliefert wie bisher und jedenfalls in den F&#228;llen W und Q von den bisherigen Verkaufsfahrern. Der Kunde wird den Unternehmenswechsel kaum bemerken. Dar&#252;ber hinaus ist f&#252;r den Ertragswert auf die Kostensituation bei der Beklagten abzustellen. Selbst wenn man f&#252;r die Beklagte von dem nach ihrer Darstellung im Normalfall f&#252;r einen Franchise-Nehmer zu erwartenden Gewinn von 2 bis 3 %, also durchschnittlich 2,5 %, ausgeht, mu&#223; jedenfalls zus&#228;tzlich ber&#252;cksichtigt werden, da&#223; die Beklagte keine Franchise-Geb&#252;hr zu zahlen hat. Bei ihren Niederlassungen ist die Franchise-Geb&#252;hr nur ein Rechnungsposten, der jedoch jedenfalls als Gewinn bei der Beklagten verbleibt. Der Gewinn der Beklagten erh&#246;ht sich also um diesen Betrag. Wenn man von einer durchschnittlichen Franchise-Geb&#252;hr in H&#246;he von 3,5 % ausgeht, ergibt sich ein weiterer Prozentsatz von 3.5 %, insgesamt also 6 % Gewinnerwartung. In dem Gutachten der Wirtschaftspr&#252;fer Dr. X , Dr. F (Erg&#228;nzungsgutachten , Seite 32 ff.), das als Parteivortrag der Beklagten gewertet wird, wird f&#252;r den Firmenwert von dem Vierfachen des Jahresgewinnes ausgegangen. Dieser f&#252;r den Wert des Franchise-Unternehmens als angemessen bezeichnete Zuschlag ist auch f&#252;r den Kundenstamm als Teil des Unternehmens heranzuziehen. Diese &#220;berlegungen f&#252;hren dazu, da&#223; ein Kunde mit 24 % des von ihm im letzten Jahr vor der &#220;bertragung erzielten Umsatzes zu bewerten ist. Der Umsatz pro Kunde betrug im jeweils letzten Jahr des Franchise-Verh&#228;ltnisses in Sachen M 399,-- DM, in Sachen T f&#252;r 10 Monate 295,-- DM und damit f&#252;r ein Jahr etwa 355,--DM, in Sachen Q. 365,-- DM und in der vorliegenden Sache W f&#252;r 10 Monate f&#252;r die Bereiche M und P gemeinsam 318,-- DM, f&#252;r ein Jahr dementsprechend 382,-- DM. 24 % hiervon betragen in Sachen M ca. 100,-- DM und Q 91,25 DM, in Sachen T 88,75 DM und in Sachen W 95,50 DM. Da die Zahlen schwanken und die Kammer von der Mindestgewinnerwartung ausgeht, erscheint es angemessen, den Wert eines Kunden generell auf 90,--DM festzusetzen. F&#252;r 25.459 Kunden ergibt sich daher ein Gesamtanspruch von 2.291-310,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">281</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ergibt sich aus dem Gesichtspunkt des Verzuges.</p> <span class="absatzRechts">282</span><p class="absatzLinks">Von den Gegenanspr&#252;chen hat die Kl&#228;gerin einen Anspruch f&#252;r Warenlieferungen in H&#246;he von 317.115,64 DM bereits ber&#252;cksichtigt. Dar&#252;ber hinaus sind in Abzug zu bringen die Zinsen f&#252;r diesen Anspruch in H&#246;he von 21.141,04 DM. Damit ergibt sich ein Gesamtanspruch in H&#246;he von 4.743.133,90 DM. Weitere Gegenanspr&#252;che, mit denen sie die Aufrechnung erkl&#228;ren k&#246;nnte, stehen der Beklagten nicht zu. Sie hat keinen Anspruch auf Erstattung von Kosten im Zusammenhang mit dem Konkurs der Gesellschaften W und der &#220;bernahme des Betriebes. Entsprechend der Rechtsprechung zu sittenwidrigen Ratenkreditvertr&#228;gen (OLG Hamburg vom 12.7.1985, Aktenzeichen 14 U 114/84 und OLG Hamm vom 11.9.1985, Aktenzeichen 11 U 298/84) ist bei sittenwidrigen Vertr&#228;gen lediglich der Leistungsaustausch r&#252;ckg&#228;ngig zu machen, ohne da&#223; der Vertragspartner, der den Vorteil aus dem sittenwidrigen Vertrag gezogen hat, eigene Kosten in Abzug bringen kann.</p> <span class="absatzRechts">283</span><p class="absatzLinks">Nach Schlu&#223; der m&#252;ndlichen Verhandlung eingereichte Schrifts&#228;tze wurden nicht ber&#252;cksichtigt, weil Schriftsatzfristen nicht nachgelassen waren.</p> <span class="absatzRechts">284</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 92 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167; 709 ZPO.</p>
315,538
lg-duisburg-1986-08-05-7-s-2186
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
7 S 21/86
"1986-08-05T00:00:00"
"2019-03-13T15:07:20"
"2019-03-27T09:42:51"
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1986:0805.7S21.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Beklagten wird das am 06. Dezember 1985 verk&#252;ndete </p> <p> Urteil des Amtsgerichts Wesel abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p> Die Klage wird, soweit der Rechtsstreit nicht in der Hauptsache erledigt ist,</p> <p> abgewiesen.</p> <p></p> <p> Die Kosten des ersten Rechtszuges tragen die Kl&#228;ger zu 7/8 sowie der Be-</p> <p> klagte zu 1/8.</p> <p></p> <p> Die Kosten des zweiten Rechtszuges tragen die Kl&#228;ger.</p> <p></p> <p>Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e : </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat Erfolg. Die Kl&#228;ger haben das Mietverh&#228;ltnis mit dem Beklagten nicht durch eine wirksame K&#252;ndigung beendet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die K&#252;ndigung mit Schreiben vom 06.01.1985 hat das Mietverh&#228;ltnis nicht gem&#228;&#223; &#167; 553 BGB beendet. Die Kl&#228;ger haben nicht bewiesen, da&#223; dem Beklagten zuvor eine Abmahnung im Hinblick auf sein vertragswidriges Verhalten unterstellt, die Kl&#228;ger waren mit der Aufstellung des Kohleofens nicht einverstanden - zugegangen ist. Der Beklagte hat bestritten, das dahingehende Schreiben der Kl&#228;ger vom 10.12.1984 erhalten zu haben. Beweis f&#252;r den Zugang dieses Schreibens beim Beklagten haben die Kl&#228;ger nicht angeboten.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Es kann dahinstehen, ob die Klageschrift vom 14. Mai 1985 auch als materiell-rechtliche K&#252;ndigungserkl&#228;rung der Kl&#228;ger zu werten ist. Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme ist n&#228;mlich davon auszugehen, da&#223; der Beklagten den von den Kl&#228;gern beanstandeten Kohleofen jedenfalls etwa Mitte Mai 1985 nicht mehr benutzt hat. Auch die Kl&#228;ger machen im Schriftsatz vom 11.03.1986 (s. 3) nur geltend, der Beklagte habe den Kohleofen bis Mitte Mai 1985 weiter benutzt. Die Klageschrift ist dem Beklagten am 31.05.1985 zugestellt worden. Damit hat der Beklagte den K&#252;ndigungsgrund zwar nach Abmahnung, aber noch vor Zugang der K&#252;ndigung beseitigt mit der Folge, da&#223; die K&#252;ndigung nicht mehr wirksam werden konnten (vgl. Sternel, Mietrecht, 2. Aufl. 1979, Teil IV. Rdnr. 261 mit weiteren Nachweisen; Emmerich-Sonnenschein, Miete, 3. Aufl. 1986, &#167; 553, Rdnr. 4). Diese Berurteilung erscheint der Kammer sachgerecht: Aufgabe der Abmahnung gem&#228;&#223; &#167; 553 BGB ist es, den Mieter zu veranlassen, den vertragswiderigen Gebrauch, welcher den Vermieter nicht unerheblich beeintr&#228;chtigt, aufzugeben. Dieses Ziel ist erreicht, wenn der Mieter z.B. unter dem Eindruck der Abmahnung die Vertragsverletzung aufgibt. Ein Bed&#252;rfnis f&#252;r den Vermieter, das Mietverh&#228;ltnis fristlos zu beenden, da dem Vermieter angesichts der Schwere des Verstosses eine Vertragsbeendigung durch ordentliche K&#252;ndigung nicht mehr zugemutet werden kann, ist in dieser Situation nicht mehr gegeben (zu diesem Gesichtspunkt Sternel, a.a.O., Rdnr. 252 am Ende).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Klageschrift l&#228;&#223;t sich auch nicht als fristgerechte K&#252;ndigung nach &#167; 564 b Abs. 2 Nr. 1 BGB umdeuten. Zum einen ergibt sich auch hier die bereits oben dargelegte Frage, inwieweit einer Proze&#223;erkl&#228;rung - auch - der Inhalt einer materiell-rechtlich einseitigen Willenserkl&#228;rung (K&#252;ndigung) beizulegen ist. Im &#252;brigen ist nichts daf&#252;r vorgetragen, da&#223; bei der Wohnsituation des Beklagten eine "Wiederholungsgefahr" im Hinblick auf den fr&#252;her vorgenommenen Vertragsversto&#223; zu bef&#252;rchten ist (s. dazu Palandt, &#167; 564 b, Anm. 6 b cc).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 91, 91 a ZPO. Soweit die Parteien den Rechtsstreit in der ersten Instanz teilweise &#252;bereinstimmend f&#252;r erledigt erkl&#228;rt haben, hat die Kammer keine Veranlassung, die erstinstanzliche Kostenentscheidung insoweit abzu&#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r den Berufungsrechtszug: 3.120,00 DM (12 x 260,00 DM).</p>
315,539
lg-dusseldorf-1986-08-01-21-s-48185
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
21 S 481/85
"1986-08-01T00:00:00"
"2019-03-13T15:07:21"
"2019-03-27T09:42:51"
Urteil
ECLI:DE:LGD:1986:0801.21S481.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 17. Dezember 1985 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts D&#252;sseldorf &#8211; 23 C 476/85 &#8211; unter Zur&#252;ckweisung des weitergehenden Rechtsmittels teilweise abge&#228;ndert und wie folgt neu gefasst :</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger und dessen Ehefrau &#8230; 1.049,07 DM nebst 4 % Zinsen von 2.037,12 DM f&#252;r die Zeit vom 03.09. bis 31.12.1985 und von 1.049,07 DM ab 1. Januar 1986 zu zahlen.</p> <p>Im &#220;brigen wird die Klage abgewiesen, soweit der Rechtsstreit nicht in der Hauptsache erledigt ist (R&#228;umungsanspruch).</p> <p>Die in der Berufungsinstanz erweiterte Klage wird ebenfalls abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des I. Rechtszuges fallen zu 32/100 dem Kl&#228;ger, zu 68/100 der Beklagten zur Last.</p> <p>Von den Kosten des Berufungsrechtszuges tragen der Kl&#228;ger 57/100, die Beklagte 43/100.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">De Berufung des Kl&#228;gers ist zul&#228;ssig und teilweise begr&#252;ndet. Die in der Berufungsinstanz erweiterte Klage bleibt dagegen ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><ul class="absatzLinks"> <li> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">I. Berufung</p> </li> </ul> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit der Berufung verfolgte der Kl&#228;ger zun&#228;chst seinen abgewiesenen Zahlungsanspruch in vollem Umfang weiter. Es handelte sich um den Mietzins bzw. Nutzungsentsch&#228;digung f&#252;r die Zeit von Juli bis einschlie&#223;lich September 1985 in H&#246;he von 3 x 679,04 DM = 2.037,12 DM. Sodann hat der Kl&#228;ger die Berufung in H&#246;he von 464,05 DM zur&#252;ckgenommen und im Wege der Berufung nur noch einen Anspruch in H&#246;he von 1.573,07 DM geltend gemacht. In H&#246;he von 464,05 DM hat der Kl&#228;ger die Aufrechnung mit dem Kautionsr&#252;ckzahlungsanspruch anerkannt, (988,05 DM ./. 524,- DM Schadenersatz f&#252;r eine besch&#228;digte T&#252;r). In entsprechender Anwendung von &#167; 366 Abs. 2 BGB war die Restkaution von 464,05 DM auf die &#228;lteste Forderung, n&#228;mlich die Julimiete 1985 anzurechnen, so dass die Klageerweiterung unber&#252;hrt bleibt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Statt 1.573,07 DM hat die Beklagte jedoch lediglich f&#252;r die Monate Juli bis einschlie&#223;lich September 1985 an Miete bzw. Nutzungsentsch&#228;digung nur noch 1.049,07 DM nachzuzahlen. Die urspr&#252;ngliche Nachforderung von 2.037,12 DM ist n&#228;mlich nicht nur in H&#246;he eines Kautionsrestbetrages, sondern in H&#246;he des vollen Kautionsbetrages einschlie&#223;lich Zinsen von unstreitig 988,05 DM erloschen (&#167;&#167; 387, 389 BGB).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Mietobjekt stand Anfang Oktober 1985 dem Kl&#228;ger wieder zur Verf&#252;gung, nachdem das Mietverh&#228;ltnis durch die fristlose K&#252;ndigung wegen Zahlungsverzuges mit den Mieten f&#252;r Juli und August 1985 vom 08.08.1985 beendet worden ist. Ab Januar 1986 war daher&#160; die Kaution zur R&#252;ckzahlung f&#228;llig. Bis zu diesem Zeitpunkt h&#228;tte der Kl&#228;ger &#252;ber die Kaution abrechnen k&#246;nnen und m&#252;ssen. Die Aufrechnung mit Schadensersatzanspr&#252;chen, die erst mit Schriftsatz vom 17. April 1986 (Bl. 45 d. A.) erfolgte, ging ins Leere, weil die Beklagte ihrerseits bereits wirksam mit Schriftsatz vom 17. Februar 1986 (Bl. 36 d. A.) die Aufrechnung mit dem f&#228;lligen Kautionsr&#252;ckzahlungsanspruch erkl&#228;rte hatte.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Zur Mietminderung ist die Beklagte dagegen nicht berechtigt. Da es sich um eine r&#252;ckwirkende Minderung handeln soll, h&#228;tte die Beklagte substantiiert darlegen m&#252;ssen, wann genau der Kl&#228;ger von etwaigen M&#228;ngeln Kenntnis erhalten hat und wie sie den behaupteten Vorbehalt bei der Mietzahlung ab Januar 1985 geltend gemacht hat.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Unterrichtung nur des Hausmeisters reicht nicht aus, denn der Hausmeister ist nicht Vertreter des Kl&#228;gers. Ebensowenig gen&#252;gt die pauschale Behauptung, ab Januar 1985 habe sie &#8211; die Beklagte &#8211; die Miete nur noch unter Vorbehalt gezahlt, was der Kl&#228;ger bestreitet.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Minderung ist daher unwirksam, so dass die Beklagte zur Nachzahlung von Miete bzw. Nutzungsentsch&#228;digung in H&#246;he von 1.409,07 DM zu verurteilen war.</p> <span class="absatzRechts">11</span><ul class="absatzLinks"> <li> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">II. Erweiterte Klage</p> </li> </ul> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die in der Berufungsinstanz um 679,04 DM erweiterte Klage ist nicht begr&#252;ndet. Bei diesem Betrag handelt es sich um Mietausfallentsch&#228;digung f&#252;r den Monat Oktober 1985. Eine Nutzungsentsch&#228;digung ist nicht mehr geschuldet, da die Beklagte die Wohnung Anfang Oktober 1985 zur&#252;ckgegeben hat.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat nicht schl&#252;ssig dargelegt, dass ein etwaiger Mietausfall von der Beklagten verursacht worden ist.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wie die Beklagte unwidersprochen vorgetragen hat, war ihre Wohnung ab 1. Oktober 1985 an den Hausmeister &#8230; vermietet. Unter diesen Umst&#228;nden h&#228;tte der Kl&#228;ger darlegen m&#252;ssen, warum es zum Bezug der Wohnung durch den Hausmeister im Monat Oktober 1985 nicht gekommen ist.</p> <span class="absatzRechts">16</span><ul class="absatzLinks"> <li> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">0.</p> </li> </ul> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch beruht auf &#167;&#167; 284, 288 BGB.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 92, 271 III., 91 a. 97 und 515 III. ZPO.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Den Antrag, die Beklagte f&#252;r die Zeit, die sie noch in der Wohnung verbleibt, zur Zahlung eines Betrages in H&#246;he des monatlichen Mietzinses zu verurteilen, hat der Kl&#228;ger zwar rechtsh&#228;ngig gemacht, aber in der m&#252;ndlichen Verhandlung nicht gestellt. Insoweit ist von einer Klager&#252;cknahme auszugehen, f&#252;r die der Kl&#228;ger gem&#228;&#223; &#167; 271 III. ZPO die Kosten zu tragen hat.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger mit Zustimmung der Beklagten den R&#228;umungsrechtsstreit in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt hat, entspricht es billigem Ermessen, unter Ber&#252;cksichtigung des bisherigen Sach- und Streitstandes, die Kosten dem Kl&#228;ger aufzuerlegen. Der Kl&#228;ger war zwar nicht alleiniger Inhaber des R&#228;umungsanspruchs, sondern nur gemeinsam mit seiner Ehefrau. W&#228;re der Rechtsstreit jedoch fortgef&#252;hrt worden, so h&#228;tte das Amtsgericht auf eine richtige Antragstellung hinwirken m&#252;ssen. Der Mangel w&#228;re dann dadurch behoben worden, dass der Kl&#228;ger R&#228;umung und Herausgabe an sich und seine Ehefrau verlangt h&#228;tte. Dass der Anspruch aufgrund der fristlosen K&#252;ndigung vom 08.08.1985 berechtigt war, wurde bereits dargelegt (&#167; 554 Abs. 1, I. alt. BGB ). Die Beklagte hat daher nach billigem Ermessen die Kosten zu tragen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Kosten der Berufungsr&#252;cknahme in H&#246;he von 464,05 DM haftet dagegen der Kl&#228;ger gem&#228;&#223; &#167; 515 III. ZPO.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r die I. Instanz : DM 10.864,64</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">(R&#228;umung 12 x 679,04 DM =&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 8.148,48 DM</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Zahlung&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 2.037,12 DM</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Zuk&#252;nftige Zahlung &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160; &#160;&#160; 679,04 DM)</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">ab 20.11.1985: DM 2.037,12.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">&#160;</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r die Berufungsinstanz : DM 2.716,16</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">(Berufung:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 2.037,12 DM</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Klageerweiterung:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 679,04 DM.)</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">ab 18.04.1986 : DM 2.252,11.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#8230; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#8230;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#8230;</p>
315,540
lg-duisburg-1986-07-11-4-s-12686
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 S 126/86
"1986-07-11T00:00:00"
"2019-03-13T15:07:22"
"2019-03-27T09:42:51"
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1986:0711.4S126.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 18.2.1986 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts M&#252;lheim (Ruhr) - 11 C 500/85 - abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p> Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 1.361,25 DM nebst</p> <p> 4 % Zinsen seit dem 30.8.1985 zu zahlen.</p> <p></p> <p> Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p> Die weitergehende Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p> Die Kosten des Rechtsstreites tragen die Beklagte zu 2/3, der Kl&#228;ger zu 1/3.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig und zum Teil begr&#252;ndet. Der Kl&#228;ger hat gegen die Beklagte einen Schadensersatzanspruch gem&#228;&#223; &#167; 823 Abs. 1 BGB wegen schuldhafter Verletzung der ihr obliegenden Verkehrssicherungspflicht. Denn die Beklagte h&#228;tte Ma&#223;nahmen ergreifen m&#252;ssen, um den Kl&#228;ger vor der von ihrem Haus ausgehen-den Gefahr zu sch&#252;tzen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Ob und gegebenenfalls welche Ma&#223;nahmen ein Hauseigent&#252;mer zur Verh&#252;tung eines Dachlawinenschadens treffen mu&#223;, bestimmt sich nach objektiven Ma&#223;st&#228;ben, n&#228;mlich danach "was der normale und gesunde Verkehr" erfordert (vgl. BGH NJW 1955, 300). Dabei ist davon auszugehen, da&#223; es grunds&#228;tzlich dem Passanten </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">- Fu&#223;g&#228;nger oder Kraftfahrer - obliegt, sich und sein Eigentum vor Sch&#228;den durch herabfallende Schneemassen zu sch&#252;tzen (so bereits das Reichsgericht DR 1942, 1759). F&#252;r ihn ist es n&#228;mlich erheblich leichter, sich vor Sch&#228;den zu bewahren, als es f&#252;r den Eigent&#252;mer ist, geeignete Ma&#223;nahmen zur Schadensverh&#252;tung zu</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">ergreifen. Es ist dem Fu&#223;g&#228;nger beispielsweise zuzumuten, hin und wieder den Blick nach oben zu wenden um zu sehen, ob das Herabst&#252;rzen von Schneemassen droht. Er kann der Gefahr auch ausweichen, indem er dicht an den Hausw&#228;nden vorbeigeht. Der Hauseigent&#252;mer ist deshalb grunds&#228;tzlich nicht verpflichtet, in schneearmen Gebieten Sicherungsma&#223;nahmen gegen Dachlawinen zu treffen (vgl. OLG K&#246;ln VersR. 1980, 878; Landgericht Krefeld VersR. 1981, 544). Die Kammer hat sich in zwei fr&#252;heren Entscheidungen (4 S 198/85 und 4 S 327/85) dieser Meinung angeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Anders ist der Fall jedoch zu beurteilen, wenn besondere Umst&#228;nde des Einzelfalles dem Hauseigent&#252;mer Veranlassung zu Schutzma&#223;nahmen gegen eine bestehende Dachlawinengefahr geben m&#252;ssen. Das ist dann der Fall, wenn sich etwa eine Dachlawine durch Schnee&#252;berhang an der Dachschr&#228;ge ank&#252;ndigt oder das Dach besonders steil ist und es deshalb &#252;berdurchschnittlich h&#228;ufig zum Herabfallen von Schneemassen kommt. Dies gilt erst recht, wenn durch den baulichen Zustand des Hauses oder Ma&#223;nahmen des Hauseigent&#252;mers die allgemeine Aufmerksamkeit der Passanten, die von ihnen grunds&#228;tzlich erwartet werden kann, abgelenkt wird. So verh&#228;lt es sich vorliegend.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Haus weist eine so ungew&#246;hnlich steile Dachneigung auf, da&#223; in einer ungew&#246;hnlich schneereichen Zeit wie im Januar 1985 die Gefahr des Abrutschens von Schneemassen besonders gro&#223; ist. Hinzu kommt, da&#223; die Beklagte in diesem Haus eine Metzgerei betreibt. Dieses Gesch&#228;ft bringt es nicht nur mit sich, da&#223; eine erheblich gr&#246;&#223;ere Anzahl von Passanten das Haus aufsucht als ein normales Wohnhaus. Die Aufmerksamkeit der Passanten wird auch durch die Auslagen im Schaufenster der Metzgerei von der vom Dach drohenden Gefahr abgelenkt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Aufgrund dieser besonderen Umst&#228;nde ist die Beklagte verpflichtet, anders als der Hauseigent&#252;mer eines Wohnhauses mit durchschnittlicher Dachneigung, Schutzma&#223;nahmen gegen eine bestehende Dachlawinengefahr zu treffen. Zwar ist sie nicht verpflichtet, Schneefanggitter anzubringen - dieser Verpflichtung trifft nur einen Hauseigent&#252;mer in schneereichen Gebieten -, sie ist wegen der bestehenden hohen Eigengefahr auch nicht verpflichtet, das Dach selbst von Schneemassen zu r&#228;umen. Es kann von ihr auch nicht verlangt werden, das Dach von Fachkr&#228;ften r&#228;umen zu lassen, da dies wegen des dazu notwendigen Aufstellens eines Ger&#252;stes einen hohen Kostenaufwand erfordert. Es ist ihr aber zuzumuten, nach starkem Schneefall durch das Anbringen von Warntafeln Dritte von der von ihrem Dach ausgehenden Gefahr zu warnen. Dies hat die Beklagte im Januar 1985 unterlassen. Dieses Unterlassen f&#252;hrt zu einem Schadensersatzanspruch des Kl&#228;gers wegen schuldhafter Verletzung der Verkehrssicherungspflicht durch die Beklagte.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger mu&#223; sich jedoch ein Mitverschulden am Zustandekommen des Schadens gem&#228;&#223; &#167; 254 BGB anrechnen lassen. Denn es war seinem Sohn zuzumuten, sich zu vergewissern, da&#223; dem Fahrzeug des Kl&#228;gers an der Stelle, wo er es abgestellt hatte, keine Gefahr drohte. Dazu geh&#246;rte in einem schneereichen Winter auch, da&#223; man pr&#252;ft, ob das Fahrzeug nicht durch herabfallende Schneemassen gef&#228;hrdet wird. In diesem Zusammenhang ist es allerdings ohne Belang, ob das Fahrzeug im eingeschr&#228;nkten Halteverbot stand oder nicht, denn das eingeschr&#228;nkte Halteverbot dient nicht dem Schutz der Beklagten, sondern dem Verkehrsflu&#223; auf der .</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Mitverschulden des Kl&#228;gers ist mit 1/3 anzurechnen. Da die H&#246;he des Schadens unstreitig ist, hat der Kl&#228;ger gegen die Beklagte demnach einen Schadensersatzanspruch in H&#246;he von 1.361,25 DM.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch rechtfertigt sich aus dem Gesichtspunkt des Verzuges gem&#228;&#223; </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">&#167; 284 Abs. 2, 288 BGB. Der Kl&#228;ger hat unwidersprochen vorgetragen, da&#223; er die Beklagte mit Schreiben vom 21.8.1985 zur Zahlung bis zum 29.8.1985 aufgefordert hat. Die Beklagte befand sich demnach seit dem 30.8.1985 in Verzug.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 92 ZPO.</p>
315,541
ovgnrw-1986-07-01-12-a-251184
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
12 A 2511/84
"1986-07-01T00:00:00"
"2019-03-13T15:07:24"
"2019-03-27T09:42:51"
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1986:0701.12A2511.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird ge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;ger tragen die Kosten des Verfahrens als Gesamtschuldner.</p> <p></p> <p>Die Kostenentscheidung ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Kl&#228;ger d&#252;rfen die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he des jeweils beizutreibenden Betrags abwenden, wenn nicht der Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in derselben H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger schlossen am 5. Oktober 1982 einen notariellen Kaufvertrag &#252;ber den Ankauf des Grundst&#252;cks Gemarkung xxx, Flur 15, 15, Flurst&#252;ck 669 in xxx. Im Kaufvertrag wurde der beurkundende Notar beauftragt, unter anderem die erforderlichen beh&#246;rdlichen Genehmigungen bzw. Negativbescheinigungen einzuholen. Die Kosten hierf&#252;r sollten die Kl&#228;ger &#252;bernehmen. Unter dem 8. Oktober 1982 beantragte der Notar beim Beklagten die Pr&#252;fung hinsichtlich etwaiger zustehender Vorkaufsrechte. Unter dem 21. Oktober 1982 stellte der Beklagte ein Zeugnis dar&#252;ber aus, da&#223; ein Vorkaufsrecht nach &#167; 24 Abs. 1 Satz 1 des Bundesbaugesetzes (BBauG) bestehe, die Aus&#252;bung nach &#167; 24 Abs. 2 Nr. 1 bis 4 bzw. Abs. 3 BBauG jedoch ausgeschlossen sei. Weiterhin best&#228;tigte er, da&#223; das Grundst&#252;ck weder im Sanierungsgebiet noch im Entwicklungsbereich gelegen sei und kein Vorkaufsrecht nach dem Denkmalschutzgesetz bestehe. Nachdem der Beklagte f&#252;r die Ausstellung dieses Zeugnisses zun&#228;chst eine Geb&#252;hr &#252;ber 30,-- DM geltend gemacht hatte, erhob er mit Bescheid vom 5. Oktober 1983 unter Aufhebung seines fr&#252;heren Bescheides eine Geb&#252;hr von 15,-- DM zuz&#252;glich 0,80 DM Porto. Den Widerspruch der Kl&#228;ger vom 31. Oktober 1983 wies der Beklagte mit Bescheid vom 14. November 1983 zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit der am 13. Dezember 1983 erhobenen Klage haben die Kl&#228;ger geltend gemacht: Die Einr&#228;umung und Aus&#252;bung von Vorkaufsrechten liege ausschlie&#223;lich im &#246;ffentlichen, nicht aber in ihrem eigenen privaten Interesse. Deshalb k&#246;nne f&#252;r die Ausstellung von Negativattesten keine Geb&#252;hr erhoben werden. Hinzu komme, da&#223; aufgrund der Feststellung, die Voraussetzungen f&#252;r die Aus&#252;bung des Vorkaufsrechts seien nicht gegeben, eine Einschr&#228;nkung der Privatautonomie nicht zul&#228;ssig sei. In diesem Fall d&#252;rfe der B&#252;rger auch nicht &#252;ber eine Verwaltungsgeb&#252;hr belastet werden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">die Bescheide des Beklagten vom 5. Oktober 1983 und 14. November 1983 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat der Klage durch das angefochtene Urteil stattgegeben und zur Begr&#252;ndung im wesentlichen ausgef&#252;hrt, da&#223; f&#252;r die Erteilung von Zeugnissen der hier gegebenen Art keine Geb&#252;hr erhoben werden d&#252;rfe. Diese T&#228;tigkeit werde nicht im wesentlichen im Interesse einzelner, sondern ausschlie&#223;lich im &#246;ffentlichen Interesse vorgenommen, das Vorkaufsrecht d&#252;rfe n&#228;mlich nur ausge&#252;bt werden, wenn das Wohl der Allgemeinheit dies rechtfertige.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die - vom Verwaltungsgericht zugelassene - Berufung des Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts und des Vorbringens der Beteiligten wird auf den Inhalt der Gerichtsakten dieses Verfahrens sowie des Verfahrens VG D&#252;sseldorf 13 K 1044/83 und der beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge erg&#228;nzend Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Beklagten ist begr&#252;ndet. Die Klage ist abzuweisen. Die angefochtenen Bescheide sind rechtm&#228;&#223;ig und verletzen die Kl&#228;ger nicht in ihren Rechten (vgl. &#167; 113 Abs. 1 Satz 1 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Rechtsgrundlage f&#252;r die Heranziehung der Kl&#228;ger zu Geb&#252;hren f&#252;r die Ausstellung der Bescheinigung &#252;ber die der Stadt zustehenden Vorkaufsrechte vom 21. Oktober 1982 ist die Verwaltungsgeb&#252;hrenordnung der Stadt xxx vom 26. Januar 1971 in Verbindung mit &#167; 5 des Kommunalabgabengesetzes f&#252;r das Land Nordrhein- Westfalen vom 21. Oktober 1969 (GV NW S. 712). Nach &#167; 1 i.V.m. &#167; 2 Abs. 1 dieser Verwaltungsgeb&#252;hrenordnung werden f&#252;r Amtshandlungen, die auf Veranlassung der Beteiligten von st&#228;dtischen Organen im Interesse einzelner vorgenommen werden, Geb&#252;hren nach Ma&#223;gabe des zugeh&#246;rigen Tarifs erhoben. Dieser sieht nach seiner Nr. 1 f&#252;r die Ausstellung von Zeugnissen vorliegender Art einen Geb&#252;hrenrahmen von 1,00 bis 30,00 DM vor. Die damit etwa in der Mitte des vorgesehenen Geb&#252;hrenrahmens liegende Geb&#252;hr ist weder dem Grunde noch der H&#246;he nach zu beanstanden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Zun&#228;chst unterliegt es keinem Zweifel, da&#223; die Ausstellung der ma&#223;geblichen Bescheinigung eine Amtshandlung in Selbstverwaltungsangelegenheiten darstellt mit der Folge, da&#223; das Geb&#252;hrengesetz f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen vom 23. November 1971 (GV NW S. 354) i.V.m. der Allgemeinen Verwaltungsgeb&#252;hrenordnung nicht anwendbar ist. Die in der Bescheinigung des Beklagten liegende Erkl&#228;rung, da&#223; ein Vorkaufsrecht entweder nicht besteht oder nicht ausge&#252;bt wird, f&#228;llt in den eigenen Wirkungskreis der Gemeinde. Das im vorliegenden Rechtsstreit im Vordergrund stehende gemeindliche Vorkaufsrecht nach dem Bundesbaugesetz dient u.a. der Sicherung der Bauleitplanung. Die Entscheidung der Stadt, ob sie dieses Recht aus&#252;ben will, ist Teil ihrer zum Kernbereich der kommunalen Selbstverwaltung geh&#246;renden Planungshoheit. Diese Selbstverwaltungsangelegenheiten nimmt das Geb&#252;hrengesetz gem&#228;&#223; seinem &#167; 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2.1 ausdr&#252;cklich von seiner Geltung aus.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Nach den genannten Vorschriften ist eine Amtshandlung geb&#252;hrenpflichtig, wenn sie von dem als geb&#252;hrenpflichtig Herangezogenen beantragt worden ist bzw. diesen unmittelbar beg&#252;nstigt. Diese Voraussetzungen liegen hier vor.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick auf die Vereinbarungen im notariellen Kaufvertrag vom 5. Oktober 1982 ist davon auszugehen, da&#223; der beurkundende Notar die Erteilung der Negativatteste auch im Auftrag der Kl&#228;ger beantragt hat. Dar&#252;ber hinaus werden die Kl&#228;ger durch die erteilten Zeugnisse unmittelbar beg&#252;nstigt. Die Erteilung einer Bescheinigung nach &#167; 24 Abs. 5 Satz 3 BBauG erfolgt n&#228;mlich entgegen ihrer Ansicht jedenfalls auch zum Vorteil der am Kaufvertrag &#252;ber ein Grundst&#252;ck Beteiligten. Dies folgt bereits daraus, da&#223; nach &#167; 24 Abs. 5 Satz 2 BBauG das Grundbuchamt bei Ver&#228;u&#223;erungen den Erwerber nur dann in das Grundbuch eintragen darf, wenn ihm die Nichtaus&#252;bung oder das Nichtbestehen des Vorkaufsrechts nachgewiesen ist. Dieser Nachweis wird gegen&#252;ber dem Grundbuchamt durch das von der Gemeinde auszustellende Zeugnis erbracht, das als Verzicht auf die Aus&#252;bung des Vorkaufsrechts gilt.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Ebenso VGH Baden-W&#252;rttemberg, Urteil vom 22. Mai 1981 - 2 S 1/80 -, BWNotZ 1982, 175; dazu kritisch Haiduk, BayVBl 1983, 76 ff.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Diese unmittelbare Beg&#252;nstigung der Kl&#228;ger wird auch nicht dadurch in Frage gestellt, da&#223; die der Erteilung eines Zeugnisses nach &#167; 24 Abs. 5 Satz 3 BBauG vorgeschaltete Pr&#252;fung der Gemeinde, ob ein Vorkaufsrecht besteht und ob sie dieses ggf. aus&#252;ben will, &#252;berwiegend der Sicherung der gemeindlichen Bauleitplanung dient. Dieses mit dem Einsatz des Instruments des Vorkaufsrechts verfolgte Ziel der Sicherung und Durchf&#252;hrung der Planung, der Baulandbeschaffung, der Verhinderung von Bodenpreissteigerungen und Bodenspekulation sowie der Vermeidung von Enteignungen stellt n&#228;mlich nicht die geb&#252;hrenpflichtige Amtshandlung dar. Diese ist vielmehr ausschlie&#223;lich die auf Antrag erfolgte Erteilung des Zeugnisses &#252;ber die Nichtaus&#252;bung der Vorkaufsrechte. Die Erteilung dieser Bescheinigung ist nicht Teil der Pr&#252;fung und Entscheidung &#252;ber die Aus&#252;bung des Vorkaufsrechts, wenn sich auch das Ergebnis der Pr&#252;fung in dem Zeugnis niederschl&#228;gt. Dies ergibt sich schon daraus, da&#223; &#167; 24 Abs. 5 Satz 3 BBauG nunmehr die Gemeinde ausdr&#252;cklich verpflichtet, auf Antrag ein Zeugnis auszustellen, w&#228;hrend &#167; 24 BBauG in der Fassung vom 23. Juni 1960 eine entsprechende Regelung noch nicht enthielt. Aus diesem Grund k&#246;nnen sich die Kl&#228;ger auch nicht auf das Urteil des Oberverwaltungsgerichts f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen vom 26. Oktober 1967</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">- 3 A 75/67 -, OVGE 23, 263 ff. = KStZ 1968, 97 ff.,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">berufen, ganz abgesehen davon, da&#223; diesem Urteil noch eine Geb&#252;hrenpflichtigkeit nach &#167; 6 PrKAG zugrunde gelegen hat, wonach eine Geb&#252;hrenpflicht nur f&#252;r Amtshandlungen begr&#252;ndet werden konnte, die im wesentlichen im Interesse einzelner erfolgten.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Vgl. Bauernfeind-Zimmermann, Kommunalabgabengesetz f&#252;r das Land Nordrhein- Westfalen, 2. Aufl., 1979, &#167; 5 Rdnr. 7.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Hinzu kommt schlie&#223;lich, da&#223; einer Geb&#252;hrenerhebung ganz allgemein nicht entgegensteht, da&#223; die geb&#252;hrenpflichtige Amtshandlung &#252;berwiegend oder gar ausschlie&#223;lich im &#246;ffentlichen Interesse erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 7. November 1980 - 1 C 46.77 -, Buchholz 401.8 Nr. 10; VGH Baden-W&#252;rttemberg, Urteil vom 22. Mai 1981, a.a.O..</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die auch im &#252;brigen keinen durchgreifenden Bedenken unterliegende Geb&#252;hr ist auch hinsichtlich der - von den Kl&#228;gern nicht ger&#252;gten - H&#246;he nicht zu beanstanden. Insbesondere entspricht der erhobene Betrag von 15,-- DM dem f&#252;r die Konkretisierung einer Rahmengeb&#252;hr ma&#223;geblichen &#196;quivalenzprinzip</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NW, Urteil vom 7. April 1978 - 2 A 98/76 -.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Angesichts des entstandenen Verwaltungsaufwandes d&#252;rfte der Beklagte unter Ber&#252;cksichtigung des Umstandes, da&#223; das Zeugnis vom 21. Oktober 1982 zwei f&#252;r die Kl&#228;ger bedeutsame und jeweils geb&#252;hrenpflichtige Erkl&#228;rungen ausweist, eine Geb&#252;hr von ann&#228;hernd der H&#228;lfte des vorgesehenen Geb&#252;hrenrahmens anfordern.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 154 Abs. 1, 159 Satz 2 VwGO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167; 167 VwGO, &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen hierf&#252;r (&#167;&#167; 132 Abs. 2, 137 Abs. 1 VwGO) nicht vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,542
olgham-1986-06-27-20-u-6886
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 68/86
"1986-06-27T00:00:00"
"2019-03-13T15:07:25"
"2019-03-27T09:42:51"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1986:0627.20U68.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Beklagten wird das am 31. Januar 1986 verk&#252;ndete Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts Arnsberg abge&#228;ndert.</p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Auf die Widerklage des Beklagten wird festgestellt, da&#223; der Unfallversicherungsvertrag vom 27.6.1983, Versicherungsschein Nr. ... rechtswirksam ist und durch die Erkl&#228;rungen der Kl&#228;gerin im Schreiben vom 11. Juli 1985 nicht aufgehoben worden ist.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden der Kl&#228;gerin auferlegt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger nimmt den Beklagten auf R&#252;ckzahlung von Leistungen aus einer Unfallversicherung in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Unter dem 15.6.1983 beantragte der Beklagte durch Vermittlung des Versicherungsvertreters ... eine Familien-Unfallversicherung, durch die er - der Beklagte -, seine Ehefrau und die drei Kinder gegen Unfallfolgen (Invalidit&#228;t/Todesfall) versichert sein sollten. Au&#223;erdem sollte bei station&#228;rer Behandlung ein Krankenhaustagegeld zu zahlen sein, und zwar im Falle des Beklagten selbst in H&#246;he von 150,- DM pro Tag.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">In dem Antragsformular, das der Beklagte und seine Ehefrau unterzeichneten, war auch nach Vorversicherungen gefragt. Die Frage: "F&#252;r mich besteht/bestand eine Unfallversicherung bei folgendem Versicherer" wurde mit einem Strich versehen; bei der nachfolgenden Frage: "Die Versicherung besteht noch" wurde die Antwort "nein" angekreuzt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Diese Angaben waren unzutreffend, denn der Beklagte war bei drei anderen Versicherungen gegen Unfallfolgen versichert. In einem Fall handelte es sich um eine Kraftfahrzeug-Insassenunfallversicherung, die der Beklagte, der von Beruf Transportunternehmer ist, f&#252;r seine Fahrzeuge abgeschlossen hatte.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger nahm den Versicherungsantrag unver&#228;ndert an.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Am 23.3.1984 erlitt der Beklagte einen Autounfall und wurde anschlie&#223;end station&#228;r behandelt. Er zeigte dem Kl&#228;ger den Unfall mit Schadensanzeige vom 29.5.1984 an. Die Ausf&#252;llung der Schadensanzeige &#252;berlie&#223; er seiner Ehefrau, die die Anzeige auch selbst unterschrieb.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Ehefrau des Kl&#228;gers versah die in dem Anzeigeformular gestellten Fragen:</p> <br /><span class="absatzRechts">9</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>"Welche Krankheiten/Gebrechen oder Kriegsdienstbesch&#228;digungen bestanden vor dem Unfall;</i> <i>Daten fr&#252;herer Unf&#228;lle</i> <i>K&#246;rpersch&#228;den</i> <i>Von welcher Stelle wird Rente bezogen?</i> <i>Andere Unfallfversicherungsvertr&#228;ge bei:"</i> <i>mit einem Schr&#228;gstrich.</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die folgende Frage</p> <br /><span class="absatzRechts">11</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>"Name und Anschrift der Krankenversicherung"</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">beantwortete sie mit "privat" und die weitere Frage:</p> <br /><span class="absatzRechts">13</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>"Name und Anschrift der Berufsgenossenschaft"</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">mit der Antwort "nicht versichert".</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger zahlte daraufhin bedingungsgem&#228;&#223; Krankenhaustagegeld und Genesungsgeld in H&#246;he von zusammen 10.080,- DM.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Nachtr&#228;glich erfuhr der Kl&#228;ger sp&#228;testens Ende Februar 1985 &#252;ber einen der anderen Unfallversicherer, da&#223; der Beklagte weitere Unfallversicherungen unterhielt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Daraufhin erkl&#228;rte der Kl&#228;ger mit Schreiben vom 11.7.1985 den R&#252;cktritt vom Versicherungsvertrag und die Anfechtung des Versicherungsvertrages wegen arglistiger T&#228;uschung, weil in dem Versicherungsantrag die anderweitigen Unfallversicherungen verschwiegen worden seien. Au&#223;erdem berief er sich auf Leistungsfreiheit wegen schuldhafter Obliegenheitsverletzung, weil die anderen Versicherungen auch in der Schadensanzeige nicht angegeben worden seien, und forderte den Beklagten zur R&#252;ckzahlung der erbrachten Versicherungsleistungen auf.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Mit derselben Begr&#252;ndung hat der Kl&#228;ger Klage erhoben und beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an ihn 10.080,- DM nebst 7,5 % Zinsen seit dem 31.7.1985 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Er hat behauptet:</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Bei Antragstellung habe seine Ehefrau den Versicherungsvertreter ... darauf hingewiesen, da&#223; er - der Beklagte - schon anderweitig unfallversichert sei. ... habe jedoch geantwortet, eine umfassende Familienversicherung bestehe dort ja noch nicht. Daher sei die Antragsfrage nach Vorversicherungen zu verneinen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">In der Schadensanzeige seien dann keine falschen Angaben gemacht worden, weil auf weitere "private" Versicherungen hingewiesen worden sei.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen hat der Beklagte bestritten, da&#223; noch drei weitere Unfallversicherungen bestanden h&#228;tten; es seien nur zwei gewesen. Von deren Existenz habe der Kl&#228;ger aber schon im Zeitpunkt der Versicherungsleistungen gewu&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat Widerklage erhoben mit den Antr&#228;gen:</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">festzustellen,</p> <br /><span class="absatzRechts">28</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="1"> <tr> <td>&#160;</td> <td>1.</td> <td>da&#223; der Unfallversicherungsvertrag vom 27.06.1983 zu Versicherungs-Schein-Nr.: ... rechtswirksam sei und durch K&#252;ndigung vom 11.07.1985, eingegangen am 15.07.1985, nicht aufgehoben worden sei und</td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>2.</td> <td>der R&#252;ckerstattungsanspruch gem&#228;&#223; K&#252;ndigung vom 11.07.1985 nicht bestehe.</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">die Widerklage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Er hat bestritten, da&#223; der Versicherungsvertreter ... auf die anderen Versicherungen hingewiesen worden sei.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat durch Teilurteil der Klage in H&#246;he von 10.080,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 31.7.1985 stattgegeben und den Widerklageantrag zu 2. abgewiesen. Im &#252;brigen hat es den Rechtsstreit (wegen des Widerklageantrags zu 1.) im Hinblick auf den Parallelrechtsstreit 2 O 393/85 Landgericht Arnsberg, in dem der Kl&#228;ger einen der anderen Unfallversicherer auf Leistung in Anspruch genommen hat, gem&#228;&#223; &#167;148 ZPO ausgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung hat das Landgericht ausgef&#252;hrt, der Beklagte habe sich einer positiven Vertragsverletzung schuldig gemacht, weil er in der Schadensanzeige die anderen Versicherungen verschwiegen habe. Daher stehe dem Kl&#228;ger ein Schadensersatzanspruch auf R&#252;ckzahlung der Versicherungsleistungen zu. Die Widerklage zu 2. sei zul&#228;ssig, aber unbegr&#252;ndet, weil dem Kl&#228;ger ein R&#252;ckzahlungsanspruch zustehe.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die Berufung des Beklagten, der unter Wiederholung und Erg&#228;nzung seines erstinstanzlichen Sachvortrags geltend macht:</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Schadensanzeige sei allein von seiner Ehefrau ausgef&#252;llt worden. Deren m&#246;gliches Verschulden habe er sich nicht zurechnen zu lassen. Zudem seien die Fragen in der Schadensanzeige auch &#228;u&#223;erst ungl&#252;cklich formuliert und daher mi&#223;verst&#228;ndlich. Jedenfalls sei eine m&#246;gliche Obliegenheitsverletzung durch Nichtangabe der anderen Unfallversicherungen aber folgenlos geblieben, weil sie weder auf die Feststellung des Versicherungsfalls noch auf die Feststellung der zu zahlenden Versicherungsleistungen Einflu&#223; gehabt haben k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat zun&#228;chst auch seinen Widerklageantrag zu 2. wiederholt, in der m&#252;ndlichen Verhandlung insoweit die Widerklage aber zur&#252;ckgenommen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Beide Parteien haben sich, nachdem der Rechtsstreit 2 O 393/85 Landgericht Arnsberg in zweiter Instanz vor dem erkennenden Senat (Aktenzeichen 20 U 4/86) durch Proze&#223;vergleich vom 18.6.1986 erledigt worden ist, ihr Einverst&#228;ndnis erkl&#228;rt, da&#223; &#252;ber den vom Landgericht im Hinblick auf jenen Rechtsstreit ausgesetzten Teil des Verfahrens mitentschieden werde.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt nunmehr,</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils</p> <br /><span class="absatzRechts">40</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="1"> <tr> <td>&#160;</td> <td>1.</td> <td>die Klage abzuweisen;</td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>2.</td> <td>festzustellen, da&#223; der Unfallversicherungsvertrag vom 27.06.1983 zu Versicherungs-Schein-Nr.: ... rechtswirksam sei und durch K&#252;ndigung vom 11.07.1985, eingegangen beim Kl&#228;ger am 15.07.1985, nicht aufgehoben worden sei.</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Er verteidigt unter Wiederholung seines erstinstanzlichen Sachvortrags das angefochtene Urteil und tr&#228;gt erg&#228;nzend vor:</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte habe nicht nur die anderen Versicherungen verschwiegen, sondern auch f&#252;nf fr&#252;here Unf&#228;lle nicht angegeben. Hiervon habe er - der Kl&#228;ger - im Zeitpunkt der Erbringung der Versicherungsleistungen noch nichts gewu&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Wenn die Ehefrau des Beklagten die Schadensanzeige ausgef&#252;llt und die Frage nach den Vorversicherungen falsch beantwortet habe, m&#252;sse der Beklagte sich das zurechnen lassen, weil seine Ehefrau als seine Repr&#228;sentantin im versicherungsrechtlichen Sinne anzusehen sei.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten wird auf den Inhalt der beiderseitigen Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen und auf die in den nachstehenden Entscheidungsgr&#252;nden erg&#228;nzend mitgeteilten Tatsachen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch Vernehmung der Ehefrau des Beklagten, der Zeugin ..., des Zeugen ... und des Zeugen .... Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf den Vermerk des Berichterstatters &#252;ber den Senatstermin vom 27.6.1986 (Blatt ...) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Beklagten ist begr&#252;ndet und f&#252;hrt zur Klageabweisung. Die Widerklage des Beklagten hat Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet. Dem Kl&#228;ger steht ein Anspruch auf R&#252;ckzahlung der Versicherungsleistungen nicht zu, weil der Kl&#228;ger diese Leistungen nicht ohne Rechtsgrund (&#167;812 Abs. 1 BGB) erbracht hat. Der Kl&#228;ger war vielmehr aus dem Versicherungsvertrag verpflichtet, das vereinbarte Krankenhaustagegeld und Genesungsgeld zu bezahlen.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks"><b>1.)</b></p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Es bedarf an dieser Stelle noch keiner abschlie&#223;enden Entscheidung, ob der Kl&#228;ger wirksam von dem Versicherungsvertrag zur&#252;ckgetreten ist (&#167;&#167;16, 17, 20 VVG). Selbst wenn dem Beklagten vorzuwerfen w&#228;re, da&#223; er bei Antragstellung die anderen Unfallversicherungen verschwiegen hat, und wenn aus diesem Grund der Kl&#228;ger zum R&#252;cktritt berechtigt gewesen w&#228;re, bliebe die Leistungspflicht gem&#228;&#223; &#167;21 VVG bestehen. Denn die Nichtangabe der Unfallversicherungen ist ohne Einflu&#223; auf den sp&#228;teren Unfall des Beklagten gewesen. Das Unfallgeschehen ist au&#223;er Streit. Der Kl&#228;ger hat auch nie behauptet, der Unfall k&#246;nne seitens des Beklagten in irgendeiner Weise manipuliert worden sein, um sich die Leistungen aus den verschiedenen Unfallversicherungen zu erschleichen.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks"><b>2.)</b></p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Auch die im Schreiben vom 11.7.1985 erkl&#228;rte Anfechtung des Versicherungsvertrages wegen arglistiger T&#228;uschung (&#167;&#167;123 BGB, 22 VVG) ist unbegr&#252;ndet und beseitigt die Leistungspflicht des Kl&#228;gers nicht. Denn es ist nicht bewiesen, da&#223; der Beklagte die anderen Unfallversicherungen bei Antragstellung vors&#228;tzlich verschwiegen hat.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Behauptung des Beklagten, dem Versicherungsvertreter ... seien die anderen Unfallversicherungen bei Antragstellung genannt worden, ist nicht widerlegt.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Zwar hat der Zeuge ... bekundet, ihm seien die Unfallversicherungen nicht angezeigt worden. Auch haben sich keine Bedenken gegen die Glaubw&#252;rdigkeit dieses Zeugen ergeben. Gleichwohl steht der Aussage des Zeugen die Aussage der Ehefrau des Beklagten entgegen, die nicht weniger &#252;berzeugend erscheint. So ist es durchaus nachvollziehbar, da&#223; die Ehefrau des Beklagten Bedenken wegen der Kosten der neu abzuschlie&#223;enden Versicherung angemeldet hat, weil schon Unfallversicherungen zugunsten des Beklagten best&#252;nden. &#220;berdies hat der Zeuge ... auch auf Vorhalt des Beklagten einger&#228;umt, da&#223; die Ehefrau des Beklagten anl&#228;&#223;lich der Antragsunterzeichnung noch erg&#228;nzende Angaben zu den Geburtsdaten der Kinder gemacht hat. Auch das zeigt, da&#223; die Mitwirkung der Ehefrau des Beklagten bei der Antragstellung sich nicht auf die blo&#223;e Unterschriftsleistung beschr&#228;nkte, sondern da&#223; die Ehefrau des Beklagten auch Angaben zur Sache gemacht hat. Daher erscheint es auch nicht unwahrscheinlich, da&#223; sie bei gleicher Gelegenheit die anderen Unfallversicherungen erw&#228;hnt hat.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Auch die von dem Beklagten behauptete, von seiner Ehefrau als Zeugin best&#228;tigte &#196;u&#223;erung des Zeugen ... die Familien-Versicherung sei doch etwas ganz anderes als die schon bestehenden Unfallversicherungen des Beklagten, klingt vor dem Hintergrund der Werbung f&#252;r eine neu abzuschlie&#223;ende Unfallversicherung durchaus plausibel.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat daher keinen begr&#252;ndeten Anla&#223;, der Aussage des Zeugen ... mehr Glauben zu schenken als der Aussage der Zeugin .... Die M&#246;glichkeit, da&#223; dem Zeugen ... im Laufe der Zeit Einzelheiten des Gespr&#228;chs anl&#228;&#223;lich der Antragstellung entfallen sind - vielleicht, weil er ihnen seinerzeit keine besondere Bedeutung beigemessen hat -, ist nicht auszuschlie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Damit kann nicht festgestellt werden, da&#223; bei Antragstellung die anderen Unfallversicherungen bewu&#223;t verschwiegen worden sind.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks"><b>3.)</b></p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann Leistungsfreiheit auch nicht aus einer schuldhaften Obliegenheitsverletzung des Beklagten herleiten.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;15 II 4 AUB ist der Versicherungsnehmer u.a. verpflichtet, nach einem Versicherungsfall die Schadensanzeige sorgf&#228;ltig auszuf&#252;llen und alle sachdienlichen Fragen zu beantworten. Die Verletzung dieser vertraglichen Obliegenheit f&#252;hrt gem. &#167;17 AUB, der &#167;6 III VVG entspricht, grunds&#228;tzlich zur Leistungsfreiheit des Versicherers, wenn der Versicherungsnehmer sich nicht von dem Vorwurf vors&#228;tzlichen oder grob fahrl&#228;ssigen Verhaltens entlastet oder nachweist, da&#223; die Obliegenheitsverletzung auf die Feststellung des Versicherungsfalls oder der H&#246;he der Versicherungsleistung keinen Einflu&#223; gehabt hat.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Ob die Frage nach anderweitigen Versicherungen in der Schadensanzeige bei Unfallversicherungen sachdienlich und daher vom Versicherungsnehmer wahrheitsgem&#228;&#223; zu beantworten ist, ist zweifelhaft und streitig. Denn die Unfallversicherung ist keine Schadensversicherung, so da&#223; das Bereicherungsverbot des &#167;55 VVG nicht gilt und auch keine &#220;berversicherung (&#167;51 VVG) oder eine nach &#167;59 VVG abzuwickelnde Doppelversicherung eintreten kann. Der Versicherungsnehmer kann vielmehr grunds&#228;tzlich unbegrenzt viele Unfallversicherungen nebeneinander unterhalten. Der Abschlu&#223; mehrerer Unfallversicherungen nebeneinander kann aber R&#252;ckschl&#252;&#223;e auf das subjektive Risiko zulassen, weil die Kumulation mehrerer Unfallversicherungen mit entsprechenden Krankenhaustagegeldanspr&#252;chen einen Anreiz bilden kann, Unf&#228;lle zu fingieren oder Unfallfolgen zu &#252;bertreiben, um in den Genu&#223; der Versicherungsleistung zu kommen.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Unter diesem Gesichtspunkt hat der Bundesgerichtshof (VersR 82, 182) die Sachdienlichkeit der Frage nach weiteren Unfallversicherungen in der Schadensanzeige bejaht, w&#228;hrend der erkennende Senat (VersR 85, 469) sie - unter Zulassung der Revision, &#252;ber die noch nicht entschieden worden ist - verneint hat. Der Senat neigt n&#228;mlich dazu, die Sachdienlichkeit dieser Frage allenfalls dann zu bejahen, wenn der Versicherer bereits bei Antragstellung nach anderen Unfallversicherungen gefragt und damit zu erkennen gegeben hat, da&#223; es ihm f&#252;r die Beurteilung des zu &#252;bernehmenden Risikos auf diesen Gesichtspunkt entscheidend ankommt.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall bedarf die Frage im Ergebnis keiner Entscheidung, weil der Kl&#228;ger auch dann nicht leistungsfrei geworden ist, wenn man die Sachdienlichkeit bejaht, weil der Kl&#228;ger schon im Antragsformular nach anderen Unfallversicherungen gefragt hatte.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Die Ehefrau des Kl&#228;gers hat die Frage nach den anderen Unfallversicherungen verneint, indem sie sie mit einem Strich versehen hat. Die Antwort "private" bezieht sich nur auf die Frage nach Krankenversicherungen, nicht auf die Frage nach Unfallversicherungen. Da&#223; die Beantwortung der Fragen so gemeint worden war, hat die Ehefrau als Zeugin auch selbst best&#228;tigt.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Die Vermutung (&#167;&#167;17 AUB, 6 III VVG), da&#223; die Ehefrau die Frage vors&#228;tzlich wahrheitswidrig verneint hat, ist nicht widerlegt. Denn sie hat als Zeugin best&#228;tigt, da&#223; sie die Unfallversicherungen bewu&#223;t nicht angegeben hat. Die Erkl&#228;rung, die sie daf&#252;r gegeben hat - sie habe geglaubt, der Kl&#228;ger wolle sich an den Unfallgegner halten, um dort R&#252;ckgriff zu nehmen; einen Unfallgegner habe es aber nicht gegeben, daher habe sie die Frage unbeantwortet gelassen - ist nicht nachvollziehbar. Ein den Vorsatz ausschlie&#223;ender Irrtum kann daher nicht festgestellt werden.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte mu&#223; sich die schuldhaft falsche Beantwortung der Fragen durch seine Ehefrau auch zurechnen lassen, denn er hat seiner Ehefrau die Ausf&#252;llung der Schadensanzeige zur selbst&#228;ndigen Bearbeitung &#252;bertragen, und er hat ihr dar&#252;ber hinaus nach eigenem Vortrag "&#252;blicherweise" den "Schriftkram" mit den Versicherungen &#252;berlassen. Damit war seine Ehefrau entweder seine Repr&#228;sentantin im versicherungsrechtlichen Sinn oder aber seine Wissenserkl&#228;rungsvertreterin, deren Verschulden er sich entsprechend &#167;166 Abs. 1 BGB zurechnen lassen mu&#223; (vgl. hierzu BGH VersR 52, 428; 67, 343, 344; 81, 948, 950).</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">cc)</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Das Verschweigen der anderweitigen Unfallversicherungen hat auf die Feststellung des Versicherungsfalls oder der Versicherungsleistungen allerdings keinen Einflu&#223; gehabt. Denn der Versicherungsfall ist unstreitig, die zu erbringenden Versicherungsleistungen ergeben sich unmittelbar aus dem Versicherungsvertrag und sind in ihrer H&#246;he unabh&#228;ngig von den Leistungen der anderen Unfallversicherer, weil die Unfallversicherung keine Sachversicherung ist. Bei vors&#228;tzlichen Obliegenheitsverletzungen tritt Leistungsfreiheit grunds&#228;tzlich aber auch dann ein, wenn die Obliegenheitsverletzung ohne Einflu&#223; auf die Feststellung des Versicherungsfalls oder der Versicherungsleistung geblieben (&#167;17 AUB, &#167;6 III VVG). Die nach der Rechtsprechung erforderliche Belehrung &#252;ber diese Rechtsfolge (Pr&#246;lss-Martin, Ververtragsgesetz, 23. Auflage 1984, &#167;34 Anm. 3 C) ist in der Schadensanzeige enthalten. Denn dort hei&#223;t es unmittelbar vor der Zeile f&#252;r die Unterschrift des Versicherungsnehmers: "Durch bewu&#223;t unwahre oder unvollst&#228;ndige Angaben verliert der Versicherungsnehmer auch dann den Versicherungsschutz, wenn dem Versicherer kein Nachteil entsteht".</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Nach den von der Rechtsprechung hierzu entwickelten Grunds&#228;tzen mu&#223; die vors&#228;tzliche, folgenlose Obliegenheitsverletzung allerdings f&#252;r die Schadensregulierung "relevant" geworden sein, um die Leistungsfreiheit des Versicherers zu begr&#252;nden. Das setzt voraus, da&#223; das Verschulden des Versicherungsnehmers schwer wiegt und da&#223; berechtigte Interessen des Versicherers ernsthaft gef&#228;hrdet worden sind (Pr&#246;lss-Martin a.a.O. &#167;17 AUB Anm. 2; BGH VersR 82, 182, 183). Beides l&#228;&#223;t sich hier jedoch nicht feststellen.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Der gem&#228;&#223; &#167;&#167;17 AUB, 6 III VVG vermutete Vorsatz der Ehefrau des Beklagten ist nicht widerlegt. Die &#220;berlegungen, die die Ehefrau des Beklagten angestellt haben will, entschuldigen sie zwar nicht, weil sie nicht ohne weiteres nachvollziehbar sind. Andererseits zeigen diese &#220;berlegungen aber, da&#223; die Ehefrau des Beklagten den Sinn der Fragestellung erkennbar nicht voll erfa&#223;t hatte. Sie hat als Zeugin zudem glaubhaft bekundet, sie habe angenommen, der Kl&#228;ger werde sich schon melden, wenn ihm die Beantwortung der Fragen nicht ausreiche.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; sie die anderen Versicherungen planm&#228;&#223;ig verschwiegen hat, um die Auszahlung der Versicherungsleistung durch den Kl&#228;ger zu beeinflussen, sind nicht ersichtlich. Das Unfallgeschehen ist unstreitig und vom Kl&#228;ger nie in Zweifel gezogen worden. Ein Motiv f&#252;r eine bewu&#223;te Verschleierung der tats&#228;chlich bestehenden weiteren Versicherungen ist daher nicht erkennbar. Zudem ist auch nicht festzustellen, da&#223; die anderen Unfallversicherungen schon bei Antragstellung bewu&#223;t verschwiegen worden w&#228;ren. Auch insoweit deutet daher nichts darauf hin, da&#223; der Kl&#228;ger planm&#228;&#223;ig im unklaren gelassen werden sollte.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus sind auch berechtigte Interessen des Kl&#228;gers nicht ernsthaft gef&#228;hrdet worden.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">In der Unfallversicherung ist der gleichzeitige Abschlu&#223; mehrerer Versicherungsvertr&#228;ge bei verschiedenen Gesellschaften nicht verboten und hat auch keinen Einflu&#223; auf die H&#246;he der jeweiligen Versicherungsleistung. Das Bestehen mehrerer Versicherungsvertr&#228;ge berechtigt den Unfallversicherer daher nicht zur Leistungsverweigerung. Es kann daher f&#252;r ihn nur insoweit von Interesse sein, als es m&#246;glicherweise R&#252;ckschl&#252;sse auf das subjektive Risiko zul&#228;&#223;t und unter Umst&#228;nden Anla&#223; geben kann, die gesetzlich vermutete Unfreiwilligkeit des vom Versicherungsnehmer behaupteten Unfallgeschehens (&#167;180 a I VVG) n&#228;her zu &#252;berpr&#252;fen.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat jedoch auch nach Bekanntwerden der weiteren Unfallversicherungen das vom Beklagten behauptete Unfallgeschehen nie in Zweifel gezogen. Er tr&#228;gt zudem auch nicht vor, da&#223; und gegebenenfalls welche weiteren Erhebungen er veranla&#223;t h&#228;tte, wenn er schon mit der Schadensanzeige auf die anderen Unfallversicherungsvertr&#228;ge hingewiesen worden w&#228;re. Der Kl&#228;ger selbst geht somit nach wie vor von einem echten Unfall aus, so da&#223; seine Leistungspflicht nach wie vor au&#223;er Zweifel steht. Daraus folgt, da&#223; das berechtigte Interesse des Kl&#228;gers an wahrheitsgem&#228;&#223;en Angaben, da&#223; ihn vor ungerechtfertigter Inanspruchnahme sch&#252;tzen soll, hier jedenfalls <u>nicht ernsthaft</u> gef&#228;hrdet worden ist.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks"><b>4.)</b></p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann seine Leistungsfreiheit auch nicht darauf st&#252;tzen, da&#223; - so sein Vortrag zweiter Instanz - der Beklagte f&#252;nf fr&#252;here Unf&#228;lle nicht angegeben habe.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">R&#252;cktritt oder Anfechtung des Versicherungsvertrages kann er hierauf schon deshalb nicht st&#252;tzen, weil in dem Versicherungsantrag nach fr&#252;heren Unf&#228;llen nicht gefragt worden war und f&#252;r arglistiges Verschweigen der Unf&#228;lle, von denen nicht einmal die Daten mitgeteilt worden sind, nichts ersichtlich ist (&#167;18 VVG). Im Antragsformular war lediglich nach Unfallfolgen gefragt worden. Da&#223; solche bestanden h&#228;tten und verschwiegen worden w&#228;ren, wird nicht behauptet.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Soweit es um die Beantwortung der Frage nach den Daten fr&#252;herer Unf&#228;lle in der Schadensanzeige geht, fehlt es an tats&#228;chlichem Vortrag des Kl&#228;gers, welcher Art die Unf&#228;lle gewesen und wann sie sich ereignet haben sollen. Damit l&#228;&#223;t sich bereits objektiv nicht feststellen, ob es sich um offenbarungspflichtige Unf&#228;lle oder m&#246;glicherweise um Bagatellunf&#228;lle gehandelt haben kann, die nicht ohne weiteres angegeben werden m&#252;ssen. Zudem ist dem Beklagten durch den unsubstantiierten Vortrag, es seien f&#252;nf Unf&#228;lle nicht angegeben worden, auch die M&#246;glichkeit genommen, sich sachgerecht gegen den gesetzlich vermuteten Vorwurf vors&#228;tzlichen und grob fahrl&#228;ssigen Verschweigens der Vorunf&#228;lle zu verteidigen.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Die Widerklage, mit der der Beklagte Feststellung des Fortbestehens des Versicherungsverh&#228;ltnisses begehrt, ist zul&#228;ssig (&#167;256 ZPO) und auch begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Das Feststellungsinteresse des Beklagten folgt daraus, da&#223; der Kl&#228;ger das Versicherungsvertragsverh&#228;ltnis aufgrund seiner Erkl&#228;rungen im Schreiben vom 11.07.1985 als beendet ansieht.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Der Antrag ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Die im Schreiben vom 11.7.1985 erkl&#228;rte Anfechtung des Versicherungsvertrages ist unbegr&#252;ndet, weil - wie ausgef&#252;hrt - nicht bewiesen ist, da&#223; der Beklagte den Kl&#228;ger bei Antragstellung arglistig get&#228;uscht hat.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Der auf &#167;&#167;16, 17, 20 VVG gest&#252;tzte R&#252;cktritt vom Versicherungsvertrag ist unbegr&#252;ndet, weil er nicht innerhalb der gesetzlichen Frist von einem Monat ab Kenntnis des Versicherers von der Anzeigepflicht Verletzung erkl&#228;rt worden (&#167;20 Abs. 1 VVG). Aus dem Schreiben des Kl&#228;gers vom 1.3.1985 ergibt sich n&#228;mlich, da&#223; der Kl&#228;ger sp&#228;testens Ende Februar 1985 von den anderweitigen Unfallversicherungen wu&#223;te und auch die Namen der Versicherer erfahren hatte. Damit stand bereits zu diesem Zeitpunkt fest, da&#223; die Antragsfrage nach anderweitigen Unfallversicherungen objektiv falsch beantwortet worden war. Der R&#252;cktritt ist dann jedoch mehr als sechs Monate sp&#228;ter, n&#228;mlich mit Schreiben vom 11.7.1985, erkl&#228;rt worden.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;91 ZPO. Der in zweiter Instanz zur&#252;ckgenommene Widerklageantrag zu 1) hat besondere Kosten nicht ausgel&#246;st, weil die damit begehrte Feststellung, da&#223; ein R&#252;ckzahlungsanspruch des Kl&#228;gers nicht bestehe, bereits in dem Antrag auf Klageabweisung enthalten gewesen ist und daher den Streitwert nicht erh&#246;ht hat.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Eines Ausspruchs &#252;ber die Vollstreckbarkeit bedarf es nicht, weil ein Rechtsmittel gegen dieses Urteil nicht statthaft. Die Beschwer des Kl&#228;gers wird auf 14.580,- DM festgesetzt.</p>
315,543
olgk-1986-06-26-1-u-1286
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 U 12/86
"1986-06-26T00:00:00"
"2019-03-13T15:07:26"
"2019-03-27T09:42:51"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1986:0626.1U12.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das am 10. Dezember 1985 verk&#252;ndete Urteil der 2. Kammer f&#252;r Handelssachen des Landgerichts K&#246;ln - 82 0 163/82 &#8209;</p> <p></p> <p>abge&#228;ndert und insgesamt neu gefa&#223;t wie folgt:</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits in beiden Instanzen.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin, eine Aktiengesellschaft franz&#246;sischen Rechts mit Sitz in Q. geht gegen die Beklagte aus abgeleitetem Recht vor. Die Kl&#228;gerin ist eine berufs&#173;st&#228;ndische Vereinigung franz&#246;sischer Konfektionsher&#173;steller. Zu ihren Anschlu&#223;firmen geh&#246;rt die derzeit in Konkurs befindliche Firma K., eine Herstellerin von Damenbekleidung.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat 1978 von Firma K. deren Herbstkollek&#173;tion bezogen. Die betreffenden Bestellungen wurden auf Formulars&#228;tzen Fa. K.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; erteilt, die auf ihrer Vorderseite jeweils auf die r&#252;ckseitig abgedruckten Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen verweisen, welche in franz&#246;sischer Sprache gehalten sind, sich in ihrem Art. 1 auf Verkaufsbedingungen des franz&#246;sischen Ver&#173;bandes der Damenbekleidungsindustrie beziehen und auf Art. 1583 des Code Civil Bezug nehmen, welcher auch im Wortlaut wiedergegeben wird. F&#252;r Rechtsstreitigkeiten vor ordentlichen Gerichten soll das Gericht am Sitz des Verk&#228;ufers, der Firma K., zust&#228;ndig sein, sofern diese es nicht vorzieht, am Gesch&#228;ftsort des K&#228;ufers zu klagen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die betreffenden Lieferungen steht ein Betrag von gut 52.000 FF offen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Unter dem 11. Juni 1979 schlossen die Kl&#228;gerin, die sich als Factoringgesellschaft bezeichnet, und Firma K. einen "Inkassoabtretungsvertrag", wonach auch die For&#173;derungen gegen die Beklagte "zum Zwecke der Einziehung abgetreten" wurden. In Punkt 6 dieses Vertrages war be&#173;stimmt, die Abtretung solle deutschem Recht unterliegen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Rechtsstreit macht die Kl&#228;gerin die ge&#173;nannten offen stehenden Kaufpreisforderungen der Firma K. geltend. Sie h&#228;lt sich dazu aufgrund des genannten Inkassoabtretungsvertrages f&#252;r aktivlegitimiert. Die betreffende Abtretung sei deutschem Recht unterstellt worden, um die Schwerf&#228;lligkeit von Abtretungen nach franz&#246;sischem Recht gem&#228;&#223; Art. 1690 Code Civil zu vermei&#173;den. Danach n&#228;mlich w&#228;re die Mitteilung der Abtretung durch den Gerichtsvollzieher an den Schuldner oder die Anerkennung der Abtretung durch den Schuldner in einem "authentischem Akt" notwendig, woran es - unstreitig - vorliegend fehlt. - Jedenfalls aber liege ein Rechtserwerb nach Art. 1249 ff Code Civil, sog. Subrogation, vor.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte bestreitet die Aktivlegitimation der Kl&#228;gerin. Die Abtretung h&#228;lt sie wegen Versto&#223;es gegen franz&#246;siche Rechtsvorschriften f&#252;r unwirksam und wendet sich gegen die Berechtigung der streitigen Forderungen auch unter Berufung auf M&#228;ngel der gelieferten Ware.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Im ersten Rechtszug war von den Parteien &#252;bereinstimmend die materielle Berechtigung der eingeklagten Forderungen unter Zugrundelegung deutscher Rechtsvorschriften er&#173;&#246;rtert worden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Klage im wesentlichen stattge&#173;geben.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Hiergegen hat die Beklagte frist- und formgerecht Be&#173;rufung eingelegt, mit der sie weiterhin Klageabweisung begehrt. F&#252;r die weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird Bezug genommen auf den vorgetragenen Inhalt der ausgetauschten Schrifts&#228;tze und die zur Akte gereichten Unterlagen, die s&#228;mtlich Gegenstand der m&#252;nd&#173;lichen Verhandlung waren.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung der Beklagten hat in der Sache Erfolg. Denn die Kl&#228;gerin hat den ihr obliegenden Nach&#173;weis nicht f&#252;hren k&#246;nnen, Inhaberin der Forderung zu sein.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat sich in erster Linie darauf gest&#252;tzt, sie habe die Klageforderung durch den Abtretungsvertrag vom 11.6.1979 mit Firma K. erworben.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Nach Wertung des Senates hat dieser Vertrag einen &#220;ber&#173;gang der streitigen Forderungen auf die Kl&#228;gerin jedoch nicht zur Folge gehabt. Denn zum damaligen Zeitpunkt h&#228;tte eine Abtretung nach franz&#246;sischem Recht erfolgen m&#252;ssen, womit die Anforderungen von Art. 1690 Code Civil zu wahren gewesen w&#228;ren. Daran aber fehlt es.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Nach allgemeiner Auffassung, die der Senat f&#252;r zutref&#173;fend h&#228;lt, ist die Abtretung einer Forderung grunds&#228;tz&#173;lich nach dem Privatrecht zu beurteilen, dem die abge&#173;tretene Forderung selbst unterliegt (vgl. Kegel, Internationales Privatrecht, 5. Aufl., S. 428; Gerth, WM 1984, 793; BGHZ 87, 19 = WM 83, 411; BGH WM 57, 1574 und RGZ 65, 357 f&#252;r deutsch-/franz&#246;sischrechtlichen Fall).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Demnach war am 11.06.1979 die Abtretung der Kaufpreis&#173;forderungen nach den Anforderungen derjenigen Rechts&#173;ordnung zu beurteilen, der die Forderungen selbst damals unterlagen. Dies ist, wie noch auszuf&#252;hren sein wird, franz&#246;sisches Privatrecht.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Von dieser Regelung, wonach die Abtretung nach dem Recht zu beurteilen ist, von dem die abgetretene Forderung beherrscht wird, ist auch nicht etwa deshalb eine Ausnahme zu machen, weil die Kl&#228;gerin mit Firma K. am 11.06.1979 vereinbart hatte, ihre Abtretung solle deutschem Recht unterliegen. - Grunds&#228;tzlich ist zwar im schuldrechtlichen Bereich, zu dem sich auch die Abtretung z&#228;hlen l&#228;&#223;t, der Parteiwille f&#252;r die Rechtswahl bedeutsam. Diese von der Rechtsordnung res&#173;pektierte Privatautonomie gilt aber nur in dem Be&#173;reich, der der eigenen Disposition unterliegt. Somit k&#246;nnen nur die an einer schuldrechtlichen Vereinbarung beteiligten Vertragsparteien selbst deren privatrecht&#173;liche Einordnung bestimmen. Dritten Personen aber ist dies verwehrt, da man ihnen sonst erlaubte, zu Lasten Dritter Bestimmungen zu treffen. Hieraus folgt, da&#223; der Alt- und der Neugl&#228;ubiger eines Abtretungsvertrages zwar das Recht haben, zwischen sich festzulegen, nach welchem Privatrecht sie das Gesch&#228;ft regeln wollen, das Anla&#223; f&#252;r die Abtretung gibt, wie z. B. Kauf, Schenkung oder Inkassoauftrag, das sog. Grundgesch&#228;ft. Die eigentliche Abtretung d&#252;rfen sie aber nicht willk&#252;rlich einer anderen Rechtsordnung unterstellen, als der f&#252;r die abgetretene For&#173;derung geltenden. Hierdurch n&#228;mlich w&#252;rden sie regelnd in einen ihrer Disposition nicht unterstehenden Bereich eingrei&#173;fen. Grunds&#228;tzlich n&#228;mlich soll die f&#252;r ein Rechtsver&#173;h&#228;ltnis ma&#223;gebliche Ordnung auf dieses in jeder Hinsicht angewandt werden. Die betreffende Rechtsordnung bestimmt &#252;ber Entstehung, Untergang, &#220;bergang einschlie&#223;lich Ab&#173;tretung udgl. (Vgl. zu diesem allgemeinen Grundsatz Kegel, aa0, S. 373). Die Parteien des urspr&#252;nglichen Rechtsge&#173;sch&#228;ftes, hinsichtlich dessen eine Forderung abgetreten werden soll, haben zu bestimmen gehabt, wie und nach welcher Privatrechtsordnung diese Behandlung erfolgen sollte. Ihnen w&#252;rde man vielleicht sogar das Recht zuge&#173;stehen, von vornherein zwischen sich zu bestimmen, eine demn&#228;chstige Abtretung d&#252;rfe gem&#228;&#223; einer zweiten Privat&#173;rechtsordnung als der des Ursprungsgesch&#228;fts vorgenommen werden (sog. Nebenstatut, vgl. Palandt-Heldrich, Anm. 2 a aa vor Art. 12 EGBGB). Dritte aber d&#252;rfen in diesen Bereich nicht hineinregieren(vgl. hierzu auch Gerth in WM 1984, 793 ff, 794 mit Hinweisen auf die franz. Rechtsprechung). Dies aber w&#252;rde man Alt- und Neugl&#228;ubigern zugestehen, wollte man ihnen erlauben, allein durch Vereinbarung zwischen sich die ma&#223;gebliche Rechtsordnung f&#252;r die Abtretung einer bestehenden Forderung abweichend von dem f&#252;r diese geltenden Privatrecht festzulegen. Dies k&#246;nne auch durchaus schwerwiegende Folgen haben, wie der vorliegende Fall zeigt. Denn das franz&#246;sische Recht sieht f&#252;r die Abtretung in erheblichem Ma&#223;e schuldnersch&#252;tzende For&#173;malien vor, die dem deutschen Recht fremd sind. Um diesen Schutz darf der Schuldner nicht ohne seine Zu&#173;stimmung gebracht werden. - Die Verabredung zwischen der Kl&#228;gerin und Firma K. vom 11.06.1979, die Abtretung der franz&#246;sischem Recht folgenden Forderung dem deutschtem Recht zu unterstellen, hatte somit keine Wirkung.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Vielmehr ist es bei dem Grundsatz verblieben, da&#223; die damalige Abtretung nach der an diesem Tag f&#252;r die For&#173;derung geltenden Privatrechtsordnung zu beurteilen war. Dies ist franz&#246;sisches Privatrecht.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Es handelt sich n&#228;mlich um einen Kaufvertrag &#252;ber be&#173;wegliche Sachen, die von Frankreich nach Deutschland grenz&#252;berschreitend geliefert werden sollten. - Gleich&#173;wohl ist das einheitliche Gesetz &#252;ber den internationalen Kauf beweglicher Sachen - EKG - nicht anwendbar. Denn nach der in Deutschland geltenden Fassung (vgl. D&#246;lle, Komm. zum EKG, Rdnr. 13 zu Art. 1) gilt es nur f&#252;r Ge&#173;sch&#228;fte, bei denen K&#228;ufer und Verk&#228;ufer beide in Vertragsstaaten des betreffenden Haager Abkommens sitzen. Frankreich geh&#246;rt aber nicht dazu, da es das EKG gerade ablehnt (vgl. Kegel, aa0 S. 392, s. auch Aufz&#228;hlung der am Abkommen betei&#173;ligten L&#228;nder bei Palandt-Putzo, Anm. 5 b vor &#167; 433 BGB).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Das f&#252;r die kaufvertraglichen Beziehungen zwischen Firma K. und der Beklagten ma&#223;gebliche Privatrecht ist so&#173;mit nach deutschen international-privatrechtlichen Grunds&#228;tzen zu ermitteln. Dieses sieht bei schuldrecht&#173;lichen Vertr&#228;gen vor, da&#223; grunds&#228;tzlich das von den Par&#173;teien ausdr&#252;cklich oder stillschweigend vereinbarte Recht oder dasjenige gilt, welches bei Fehlen einer realen Verabredung dem hypothetischen Parteiwillen ent&#173;spricht.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Eine ausdr&#252;ckliche Vereinbarung &#252;ber die Anwendung eines bestimmten nationalen Privatrechts zwischen Firma K. und der Beklagten bei Kaufvertragsschlu&#223; ist nicht be&#173;hauptet und auch nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Eine solche Vereinbarung ergibt sich aber als still&#173;schweigende aus dem gesamten, als Indiz zu wertenden Umst&#228;nden.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Derartige Indizien sind u. a. Verweisungen auf Normen eines bestimmten Rechtsgebietes in den Verabredungen der Parteien. Dies ist vorliegend in den Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen der Firma K. hinsichtlich franz&#246;sischen Rechtes der Fall. Die Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen der Firma K. sind f&#252;r die betreffenden Kaufvertr&#228;ge verbindlich vereinbart gewesen, da die Be&#173;stellungen auf Formularen erfolgten, die darauf ver&#173;wiesen und r&#252;ckseitig die AGB enthielten. Damit sind die Voraussetzungen f&#252;r eine Einziehung dieser AGB im kaufm&#228;nnischen Verkehr gegeben gewesen (vgl. dazu BGH in NJW 1983, 523; Palandt-Heinrichs, Anm. 6 zu &#167; 2 AGBGB). - Weiterhin ist es bedeutsam, wenn die Abreden zwischen den Parteien auf Handelsbr&#228;uche oder Regelungswerke verweisen, die einen erkennbaren Bezug zu einem bestimmten Rechtskreis aufweisen. Dies ist in den AGB der Firma K. der Fall, da dort auf Richtlinien der franz&#246;sischen Damenbekleidungsindustrie verwiesen wird, die ihrerseits im franz&#246;sischen Rechts&#173;gebiet ihre Basis haben. - Ganz allgemein wird auch die Akzeptierung von AGB des Vertragsgegners, die in dessen Sprache gehalten sind und auf sein Rechtssystem Bezug nehmen, als Hinweis f&#252;r eine stillschweigende entspre&#173;chende Rechtswahl zu werten sein (vgl. BGH in NJW 1983, 523). - Ein weiteres bedeutsames Indiz ist die Verein&#173;barung eines einheitlichen Gerichtsstands f&#252;r beide Teile im betreffenden Rechtsgebiet. Dies ist vorliegend der Fall, weil f&#252;r beide Vertragsteile Rechtsstreitig&#173;keiten grunds&#228;tzlich am Sitz der Verk&#228;uferin ausgetra&#173;gen werden sollten. Nur diese besa&#223; das Recht, sich auch ans Wohnsitzgericht des K&#228;ufers zu wenden.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Aus den genannten Umst&#228;nden ist eine stillschweigende Wahl des franz&#246;sischen Rechts bereits zu bejahen. -</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen w&#228;re jedenfalls anzunehmen, da&#223; die Heran&#173;ziehung franz&#246;sischen Privatrechts wenigstens dem hypo&#173;thetischen Parteiwillen entsprochen h&#228;tte. Hierauf h&#228;tten wiederum die genannten Indizien gedeutet sowie die Tatsache, da&#223; die Erf&#252;llung der vertragstypischen Leistung, n&#228;mlich die Lieferung der Kaufsache am Sitz der Verk&#228;uferin, der Firma K., einer Gewerbetreibenden, zu erfolgen hatte. Nach allgemeiner Auffassung im deutschen Privatrecht, die der Senat teilt, entspricht bei grenz&#252;berschreitenden Kauf&#173;vertr&#228;gen die Heranziehung des Rechts am Sitz des Verk&#228;ufers grunds&#228;tzlich dem hypothetischen Parteiwillen (vgl. Kegel, aa0 S. 338; Gerth..; WM 1984, 793; Palandt-Heldrich, Anm. 2 a cc vor Art. 12 EGBGB).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Ergebnis spricht nicht, da&#223; die Parteien im ersten Rechtszug die materielle Berechtigung der Anspr&#252;che unter Betrachtung deutscher Rechtsnormen diskutiert haben. Solche Berufung auf S&#228;tze eines bestimmten Rechtes im Proze&#223; kann im Regelfall Indizwirkung daf&#252;r haben, die Parteien h&#228;tten von Anfang an ihre Rechtsbeziehungen dem betreffenden Rechtskreis unterstellen wollen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Dies ist vorliegend aber nicht der Fall, da die Kl&#228;gerin nicht Partei der urspr&#252;nglichen Kaufvertragsvereinbarung ist und ihr jetziges Verhalten somit keine Indizwirkung besitzt. Die Berufung der Beklagten auf deutsche Rechts&#173;s&#228;tze in der ersten Instanz reicht wiederum f&#252;r sich als Indiz angesichts der zahlreichen und von der Bedeutung her &#252;berwiegenden anderen Gesichtspunkte, die oben genannt wurden, nicht aus, um anzunehmen, Firma K. und die <em>Be&#173;klagte </em>h&#228;tten die Kaufvertr&#228;ge deutschem Recht unter&#173;stellen wollen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Proze&#223;parteien auf Normen eines be&#173;stimmten Privatrechts kann neben der genannten Indiz&#173;wirkung aber nach einhelliger, vom Senat geteilter Auf&#173;fassung grunds&#228;tzlich auch eine wirksame, stillschweigende, nachtr&#228;gliche und r&#252;ckwirkende Vereinbarung beinhalten, die streitige Forderung solle der Rechtsordnung unterstellt werden, zu der die im Verfahren angesprochenen Normen ge&#173;h&#246;ren. Eine solche Abrede w&#228;re dann auch &#252;ber die Instanz hinaus bindend (vgl. BGH in NJW 1981, 1606; Schack, NJW 1984, 2736/7 mit weiteren Nachweisen; Kegel, aa0, S. 381 und Palandt-Heldrich, Anm. 2 a aa vor Art. 12 EGBGB). Vorliegend stellte das Verhalten der Parteien in der ersten Instanz aber keine derartige nachtr&#228;gliche Abrede &#252;ber die Heranziehung deutschen Privatrechtes dar.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Einmal n&#228;mlich ist eine solche stillschweigende Rechtswahl durch prozessuales Verhalten dann nicht der Fall, wenn die Diskussion deutscher Rechtsvorschriften m&#246;glicher&#173;weise nur darauf beruht, da&#223; die Parteien irrig davon ausgehen, deutsches Recht sei ohnehin aufgrund fr&#252;herer ausdr&#252;cklicher, stillschweigender oder hypo&#173;thetischer Wahl oder wegen des Erf&#252;llungsortes an&#8209;wendbar (vgl. BGH in NJW 1959, 1873; RGZ 151, 193 ff, 199 und Schack, NJW 1984, 2738). - Dies war vorliegend der Fall. Denn, wie der Akteninhalt zeigt, ging die Diskussion deutscher Rechtsvorschriften im ersten Rechts&#173;zuge erkennbar nur darauf zur&#252;ck, da&#223; die Kl&#228;gerin in einem Schriftsatz die Auffassung vertreten hatte, es m&#252;sse deutsches Recht deshalb angewandt werden, weil sich dieses mangels entsprechender anders lautender Vereinbarung von selbst allein aus dem Erf&#252;llungsort f&#252;r die Zahlung der Kaufpreisschuld ergebe (BI. 4 GA).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn man im letzten Punkt anderer Auffassung w&#228;re, bliebe das Verhalten der Parteien im ersten Rechtszug aber bedeutungslos f&#252;r die privatrecht&#173;liche Einordnung der Kaufpreisverbindlichkeit. Derar&#173;tige nachtr&#228;gliche Abreden n&#228;mlich k&#246;nnen nur zwischen den Parteien erfolgen, die Inhaber der betreffenden schuldrechtlichen Beziehungen sind. Andernfalls w&#252;rde man dritten Personen gestatten, regelnd in fremde Rechts&#173;verh&#228;ltnisse einzugreifen, also zu lasten Dritter Ver&#173;einbarungen zu treffen. - Vertragspartei f&#252;r den Kaufver&#173;trag waren Firma K. und die Beklagte. Da die Kl&#228;gerin nicht durch Abtretung bereits Inhaberin der betreffenden Forderungen ist, besitzt sie keine Legitimation, die privatrechtliche Einordnung dieser Anspr&#252;che nachtr&#228;glich abweichend von den urspr&#252;nglichen Parteiabreden dem deutschen Recht zu un&#173;terstellen. Eine solche nachtr&#228;gliche Abrede ist der Beklagten und Firma K. vorbehalten.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Nach somit anzuwendenden franz&#246;sischen Recht ist die am 11.6.1979 vorgenommene Abtretung aber unwirksam ge&#173;wesen, da weder die nach Art. 1690 Code Civil erforderliche Benachrichtigung der Beklagten durch den Gerichts&#173;vollzieher erfolgt ist nach die Beklagte die Abtretung in einem authentischen Akt anerkannt hat.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann sich auch nicht darauf berufen, sie sei neben der genannten Abtretung auch durch einen anderen Vorgang, n&#228;mlich die sog. Subrogation nach Art. 1249 ff Code Civil Gl&#228;ubigerin geworden. - Das franz&#246;sische Recht kennt allerdings einen Rechtserwerb in Form der cessio/legis durch Zahlung der Schuldsumme an den Altgl&#228;ubiger (vgl. Ferid, Franz&#246;sisches Zivilrecht, Band 1, S. 566 ff, 570 ff). - Die Kl&#228;gerin hat aber nicht den Nachweis gef&#252;hrt, da&#223; sie tats&#228;chlich die Schuldsumme der streitigen Kaufpreisforderungen entgegen dem Bestreiten der Beklagten an Firma K. gezahlt h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">F&#252;r ihren diesbez&#252;glichen Vortrag der Berufungserwiderung hat sie Beweis nicht angetreten. Die Behauptung, die Zahlung ergebe sich schon daraus, da&#223; in Frankreich nur sog. echtes Factoring vorkomme, bei dem eine Zahlung anden Altgl&#228;ubiger erfolge, reicht nicht aus. Selbst wenn dies so seit sollte, h&#228;tte es der Kl&#228;gerin oblegen, Be&#173;weise daf&#252;r anzutreten, da&#223; sie derart vorliegend t&#228;tig geworden w&#228;re. Irgendwelche nachvollziehbaren und unter Beweis gestellten Einzelheiten daf&#252;r sind nicht vorgebracht. Die bisher vorgetragenen Umst&#228;nde und Unterlagen sprechen vielmehr sogar dagegen. So ist nicht verst&#228;nd&#173;lich, weshalb die Kl&#228;gerin sich auf diese Umst&#228;nde nicht fr&#252;her berufen h&#228;tte, wenn sie zutreffen w&#252;rden, und weshalb sie noch in ersten Instanz ausdr&#252;cklich geltend gemacht hat, man habe die Abtretung nach deutschem Recht gewollt, da&#223; die franz&#246;sische Abtretung zu umst&#228;ndlich sei. Gegen den jetzigen Vortrag der Kl&#228;gerin spricht im &#252;brigen, da&#223; Firma K. in einem Verfahren des Herrn Matt gegen Firma K. auf Provisionszahlung ausweislich eines vorliegenden Teilst&#252;cks eines Urteils des Handelsgerichts Lyon noch 1982 versucht hat, mit den jetzt eingeklagten Forderungen aufzurechnen (vgl. H&#252;lle Bl. 306 GA). Bei einer blo&#223;en Inkassoabtretung zugunsten der Kl&#228;gerin w&#228;re dies vorstellbar; mit einer Subrogation verein&#173;barte es sich hingegen schwerlich.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Es ist f&#252;r den Senat auch nicht ersichtlich, da&#223; die Voraussetzungen f&#252;r eine Abtretung vorliegend durch die Bestimmungen der sog. Loi Dailly vom 02.01.1981 er&#173;leichtert worden w&#228;ren (vgl. dazu die Angaben bei Gert, WM 1984, 793 in Fu&#223;noten 7 und 16 a). Abgesehen davon, da&#223; die Loi Dailly vom 2.1.1981 j&#252;nger ist als der hier fragliche Abtretungsvertrag vom 11.6.1979 w&#228;re Voraus&#173;setzung, da&#223; es sich um eine Abtretung zur Erleichterung der Kreditgew&#228;hrung gehandelt h&#228;tte und eine bestimmte Aufstellung abgetretener Forderungen, ein sog. bordereau aufgestellt und dem Kreditinstitut &#252;bergeben worden w&#228;re. F&#252;r all' dies ist nichts ersichtlich und von den Par&#173;teien auch nichts vorgetragen. Jedenfalls ist, wie be&#173;reits dargelegt, nicht unter Beweis gestellt, da&#223; die Kl&#228;gerin irgendwelche Zahlungen oder Kredite an Firma K. geleistet h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ist die Kl&#228;gerin derzeit nicht aktivlegi&#173;timiert. Die Klage war daher abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Angesichts dessen bedarf es keiner weiteren Ausf&#252;hrun&#173;gen dazu, ob der Senat dem materiellen Ergebnis des angefochtenen Urteils ohne weiteres zu folgen bereit w&#228;re oder ob hier erst, wof&#252;r manches sprechen k&#246;nnte, erg&#228;nzende und wiederholte Beweiserhebungen erforder&#173;lich w&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten folgt aus &#167; 91 ZPO, die &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Wert der Berufung und Beschwer f&#252;r die Kl&#228;gerin: 18.754,60 DM.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Beschwer f&#252;r die Beklagte: 0,-- DM.</p>
315,544
olgham-1986-06-23-18-u-16685
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
18 U 166/85
"1986-06-23T00:00:00"
"2019-03-13T15:07:28"
"2019-03-27T09:42:50"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1986:0623.18U166.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das am 22. M&#228;rz 1985 verk&#252;ndete Schlu&#223;urteil der 4. Zivilkammer des Landgerichts xxx abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Klage wird in dem noch anh&#228;ngigen Umfange abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des ersten Rechtszuges werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens werden der Kl&#228;gerin auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;gerin wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 5.000,-- DM abzuwenden, sofern nicht die Beklagte vorher Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p>Die Sicherheitsleistung kann durch unbefristete selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer in der Bundesrepublik Deutschland ans&#228;ssigen Bank oder eines &#246;ffentlich-rechtlichen Kreditinstitutes erbracht werden.</p> <p></p> <p>Das Urteil beschwert die Kl&#228;gerin um 42.750,-- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin verlangt von der Beklagten Maklerprovision f&#252;r die Vermittlung eines Grundst&#252;cks mit einer Wohnanlage xxx.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Xxx, die fr&#252;here Eigent&#252;merin, hatte der Kl&#228;gerin einen Vermittlungsauftrag erteilt. Als Verk&#228;uferprovision waren 1,5 % der Verkaufssumme zuz&#252;glich Mehrwertsteuer vereinbart. Die Kl&#228;gerin bot dieses Objekt der Beklagten an und vereinbarte dabei f&#252;r den Fall des Kaufabschlusses eine Provision von 3 % zuz&#252;glich Mehrwertsteuer. Bei einer gemeinsamen Besichtigung einigten sich die Grundst&#252;ckseigent&#252;merin und die Beklagte darauf, die urspr&#252;ngliche Kaufpreisforderung von 2.600.000,-- DM um 100.000,- DM zu reduzieren; die Beklagte verpflichtete sich, auch die von der Grundst&#252;ckseigent&#252;merin zu entrichtende Maklerprovision in H&#246;he von 1,5 % zuz&#252;glich Mehrwertsteuer zu &#252;bernehmen. Am 8. Juni 1984 wurde der notarielle Kaufvertrag zwischen der Beklagten und xxx abgeschlossen. &#167; 18 des notariellen Kaufvertrages enth&#228;lt folgende Regelung:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">"Erwerberin zahlt an die xxx eine Maklerprovision von 3% zuz&#252;glich Mehrwertsteuer vom vereinbarten Kaufpreis von 2.500.000,-- DM nach erfolgter Eigentumsumschreibung."</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Xxx zahlte, nachdem die Beklagte bis dahin keine Provision an die Kl&#228;gerin entrichtet hatte, an diese eine Provision von 1,5% zuz&#252;glich Mehrwertsteuer, deren Erstattung die Beklagte inzwischen in einem Verfahren vor dem Landgericht xxx (12 O 526/84) anerkannt hat.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Rechtsstreit hat die Kl&#228;gerin Zahlung der mit der Beklagten als Erwerberin vereinbarten Maklerprovision von 3 % zuz&#252;glich Mehrwertsteuer in H&#246;he von insgesamt 85.000,-- DM nebst 10% Zinsen seit dem 15. August 1984 beantragt. Durch Teilurteil vom 5. Dezember 1984 ist der Klage in H&#246;he von 42.750,-- DM zuz&#252;glich 5 % Zinsen seit dem 15. August 1984 bereits stattgegeben worden (Bl. 43 der Akten).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an sie 85.500,-- DM nebst 10% Zinsen seit dem 15. August 1984 abz&#252;glich des durch Teilurteil vom 5. Dezember 1984 ausgeurteilten Betrages zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Sie hat behauptet, zwischen der Kl&#228;gerin und ihr sei vereinbart worden, da&#223; die zu entrichtende Gesamtprovision, d.h. die Provision einschlie&#223;lich der von xxx &#252;bernommenen Provision 3 % des Kaufpreises zuz&#252;glich Mehrwertsteuer betragen solle. Dies habe der Inhaber der Kl&#228;gerin, xxx, auch in einem Telefonat gegen&#252;ber dem beurkundenden Notar best&#228;tigt. Daraufhin sei die Regelung des &#167; 18 in den notariellen Kaufvertrag aufgenommen worden.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat nach Beweisaufnahme mit dem Schlu&#223;urteil vom 22. M&#228;rz 1985 der Klage in vollem Umfang stattgegeben.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Es hat gemeint:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme habe die Beklagte nicht den Beweis erbracht, da&#223; die urspr&#252;ngliche Provisionsabrede von 3% zuz&#252;glich Mehrwertsteuer nachtr&#228;glich abge&#228;ndert worden sei. Die vernommenen Zeugen h&#228;tten eine derartige Abrede nicht best&#228;tigt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil, auf das wegen der Einzelheiten Bezug genommen wird, richtet sich die Berufung der Beklagten. Diese behauptet erneut, da&#223; es sich bei der in &#167; 18 des notariellen Kaufvertrages umschriebenen Provision um die insgesamt anfallende Provision der K&#228;ufer- und Verk&#228;uferseite handele und nicht etwa nur um die von ihr als K&#228;uferin zu zahlende Provision neben einer weiteren, urspr&#252;nglich von der fr&#252;heren Eigent&#252;merin zu entrichtenden Courtage. Dies ergebe sich bei richtiger W&#252;rdigung der erstinstanzlichen Beweisaufnahme insbesondere aus der Aussage der Zeugin xxx, der Sekret&#228;rin und rechten Hand des Inhabers der Kl&#228;gerin, der Aussage der xxx und dem Schreiben der xxx vom 27. Juni 1984 (Bl. 64, 65, 19, 20 der Akten). Hinsichtlich der Beweislast ist die Beklagte der Auffassung, da&#223; nicht sie eine Ab&#228;nderung der urspr&#252;nglichen Provisionsabrede beweisen m&#252;sse; vielmehr m&#252;sse die Kl&#228;gerin beweisen, da&#223; von vornherein mehr als 3 % geschuldet sein sollten. F&#252;r diese Auffassung spreche, da&#223; die Kl&#228;gerin gegen&#252;ber den xxx nicht die &#252;bliche Provision von 3 %, sondern lediglich 1,5 % geltend gemacht habe. Den Gesamtbetrag von 3 % zuz&#252;glich Mehrwertsteuer habe die Kl&#228;gerin erhalten, n&#228;mlich 1,5 % von der xxx und weitere 1,5 % durch das rechtskr&#228;ftige Teilurteil vom 15. August 1984. Zudem sei der Provisionsanspruch verwirkt, weil die Kl&#228;gerin versucht habe, ihren Provisionsanteil zu erh&#246;hen. Xxx habe n&#228;mlich dem Inhaber der Kl&#228;gerin erkl&#228;rt, da&#223; die Beklagte bereit sei, die Verk&#228;uferprovision von 3 % zu &#252;bernehmen. Daraufhin habe dieser erkl&#228;rt, da&#223; statt der bisher vereinbarten 1,5 % 3 % Verk&#228;uferprovision gelten sollten, zumal der Kaufpreis um 100.000,-- DM erm&#228;&#223;igt worden sei. Die Verk&#228;uferin sei damit einverstanden gewesen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen, soweit ihr durch das Schlu&#223;urteil vom 22. M&#228;rz 1985 stattgegeben worden ist.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt das angefochtene Urteil. Ihrer Auffassung nach ber&#252;hrt der von xxx einger&#228;umte Preisnachla&#223; und die dadurch veranla&#223;te &#220;bernahme der Verk&#228;uferprovision nicht das Rechtsverh&#228;ltnis zwischen den Parteien, wonach eine K&#228;uferprovision von 3 % geschuldet sein sollte. Ein Provisionsnachla&#223; sei in der Folgezeit nicht vereinbart worden. Mit der Beklagten habe sie &#252;berhaupt nicht verhandelt. Was sich der Notar dabei gedacht habe, als er die Vereinbarung in &#167; 18 des notariellen Kaufvertrages protokolliert habe, k&#246;nne sie nicht beurteilen. Vieles spreche daf&#252;r, da&#223; damit nur die Verk&#228;uferprovision gemeint sein sollte. Ihr Inhaber habe n&#228;mlich gegen&#252;ber dem Notar von einer Verk&#228;uferprovision von 3 % gesprochen, weil er davon ausgegangen sei, da&#223; er gegen&#252;ber der die Verk&#228;uferprovision &#252;bernehmenden Beklagten nicht zu einer Reduzierung der 3 %igen Verk&#228;uferprovision verpflichtet sei. Dieser Standpunkt sei zwar nicht gerechtfertigt gewesen. Er k&#246;nne daher nicht dazu f&#252;hren, da&#223; sich die Gesamtprovision auf 3% zuz&#252;glich Mehrwertsteuer reduziert habe.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze und vorgelegten Urkunden Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat sich zwar aufgrund ihres eigenen Provisionsversprechens verpflichtet, der Kl&#228;gerin eine Provision von 3 % zuz&#252;glich Mehrwertsteuer f&#252;r den Nachweis oder die Vermittlung des erworbenen Objektes zu zahlen. Die Kl&#228;gerin hat jedoch diesen Provisionsanspruch entsprechend &#167; 654 BGB verwirkt, da der Inhaber der Kl&#228;gerin nach der &#220;bernahme der Verk&#228;uferprovision durch die Beklagte versucht hat, die Verk&#228;uferprovision zu erh&#246;hen. Der Inhaber der Kl&#228;gerin hat im Senatstermin selbst einger&#228;umt, da&#223; Frau xxx gesagt habe, die Beklagte sei bereit, eine Verk&#228;uferprovision von 3 % zu &#252;bernehmen. Daraufhin habe er erkl&#228;rt, da&#223; die bisher vereinbarte Verk&#228;uferprovision von 1,5 % auf 3 % erh&#246;ht werden sollte, zumal der Kaufpreis um 100.000,-- DM erm&#228;&#223;igt worden sei. Die Verk&#228;uferin sei damit einverstanden gewesen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Mit diesem Verhalten hat die Kl&#228;gerin ihren Provisionsanspruch entsprechend &#167; 654 BGB verwirkt. Es kann dabei dahingestellt bleiben, ob die Parteien nach Abschlu&#223; des Maklervertrages den urspr&#252;nglichen Provisionssatz noch ver&#228;ndert haben. Der BGH steht in st&#228;ndiger Rechtsprechung auf dem Standpunkt, da&#223; der Makler seinen Provisionsanspruch entsprechend &#167; 654 BGB verwirkt, wenn er arglistig, zumindest aber in einer dem Vorsatz nahekommenden grob fahrl&#228;ssigen Weise seine Treuepflichten verletzt (BGHZ 36, 323, BGH WM 1981, 1084). Dies gilt f&#252;r alle subjektiv schwerwiegenden Treuepflichtverletzungen. Das Gewicht der dem Makler vorzuwerfenden Pflichtverletzung bemi&#223;t sich danach nicht so sehr nach der objektiven Seite (Ausma&#223; der Folgen des Versto&#223;es), sondern nach der subjektiven Vorwerfbarkeit der Treuepflichtverletzungen (BGH WM 1981, 1084). Diese Grunds&#228;tze sollen freilich nicht gelten, wenn der Makler seine Treuepflichten nach Abschlu&#223; des Hauptvertrages verletzt (BGH WM 1984, 1536). Ob dieser einschr&#228;nkenden Rechtsprechung zu folgen ist, kann hier dahingestellt bleiben, da die Treuepflichtverletzung sich vor Abschlu&#223; des notariellen Kaufvertrages ereignet hat.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Eine schwerwiegende Treuepflichtverletzung liegt im vorliegenden Zusammenhang sowohl in objektiver als auch in subjektiver Hinsicht vor. Der Inhaber der Kl&#228;gerin hat mit seinem Verhalten versucht, die Beklagte als seine Auftraggeberin hinter ihrem R&#252;cken zu sch&#228;digen, indem er die Verkaufskonditionen zu deren Lasten zu ver&#228;ndern suchte. Es kann dabei dahingestellt bleiben, ob immer dann, wenn der Makler f&#252;r den Verk&#228;ufer als Vermittlungs- und f&#252;r den K&#228;ufer als Nachweismakler t&#228;tig wird, die Treuepflicht im Rahmen des Nachweismaklervertrages nur eingeschr&#228;nkte Geltung beanspruchen kann.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Makler mu&#223; n&#228;mlich stets weiterhin die Interessen des Auftraggebers wahrnehmen. Spiegelt z. B. der Makler vor, da&#223; die Verk&#228;uferin einen h&#246;heren Kaufpreis verlange, so liegt schon darin eine schwere Treuepflichtverletzung, da die H&#246;he des Kaufpreises, den der Verk&#228;ufer fordert, f&#252;r jeden Kaufinteressenten von Bedeutung ist (BGH WM 1985, 1276). Ein besonders unredliches Gebaren liegt vor, wenn der Makler zusammen mit dem Verk&#228;ufer verdeckt eine Verschlechterung der Verkaufskonditionen anstrebt. Gerade so hat sich der Inhaber der Kl&#228;gerin mit seinem Erh&#246;hungsverlangen hinsichtlich der Verk&#228;uferprovision verhalten. Die Berufung mu&#223;te daher Erfolg haben.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 97, 546 Abs. 2, 711 ZPO.</p>
315,545
ag-neuss-1986-06-20-36-c-58585
{ "id": 713, "name": "Amtsgericht Neuss", "slug": "ag-neuss", "city": 473, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
36 C 585/85
"1986-06-20T00:00:00"
"2019-03-13T15:07:29"
"2019-03-27T09:42:50"
Teilurteil
ECLI:DE:AGNE:1986:0620.36C585.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte zu 2) wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 25.000,00 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 31.05.1985 zu zahlen, Y um Y gegen R&#252;cknahme des 1976 geborenen Reitpferdes "K" Geschlecht: Wallach, Farbe: dunkelbraun, Zuchtland: Belgien, eingetragen in die Liste f&#252;r Turnierpferde der Deutschen Reiterlichen Vereinigung in X2 unter der Nr. #####/####.</p> <p></p> <p>Es wird festgestellt, dass sich die Beklagte bez&#252;glich der R&#252;cknahme des Pferdes in Annahmeverzug befindet.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 27.000,00 DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die weiteren Entscheidungen bleiben dem Schlussurteil vorbehalten.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am 31.05.1985 kaufte die Kl&#228;gerin von der Beklagten zu 2) das im Tenor genannte Pferd zum Preis von 25.000,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Kl&#228;gerin verhandelte deren Ehemann, auf seiten der Beklagten verhandelte &#252;berwiegend der Beklagte zu 1) im Beisein der Beklagten zu 2). Die Kl&#228;gerin nahm das Pferd mit Einwilligung der Beklagten bereits am 21.05.1985 probeweise zu sich. Mit der vorliegenden Klage begehrt die Kl&#228;gerin die R&#252;ckzahlung des Kaufpreises.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin behauptet, die Beklagten h&#228;tten ihr bei den Kaufverhandlungen die von dem Zeugen Dr. D im November 1984 bei dem Pferd durchgef&#252;hrte Kehlkopfoperation verschwiegen. Wegen der n&#228;heren Einzelheiten wird auf den Schriftsatz vom 19.08.1985 (Blatt 1 ff d.A.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Beklagten als Gesamtschuldner wie tenoriert zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten behaupten, es sei bei dem Pferd nur eine Fistel entfernt worden. Es habe sich um die Beseitigung eines Sch&#246;nheitsfehlers gehandelt. Bei diversen Gespr&#228;chen h&#228;tten sie wiederholt erkl&#228;rt, dass das Pferd eine Operation hinter sich habe. Jedenfalls habe der Beklagte zu 1) die nach der ersten Untersuchung genannte Diagnose des Veterin&#228;rs dahin verstanden, dass nur eine Fistel am Kehlkopf entfernt werden m&#252;sse, wobei Art und Umfang des Eingriffes ihm unbekannt geblieben seien.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des weitergehenden Sach- und Streitstandes wird auf den Akteninhalt verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Auf das Vernehmungsprotokoll vom 18.03.1986 (Blatt 37, 38 der Akten) wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Da die Klage bereits teilweise entscheidungsreif ist, kann insoweit gem. &#167; 301 ZPO durch Teilurteil entschieden werden. Die Beklagte zu 2) ist gem. &#167;&#167; 812, 818 Abs. 2, 123, 142 Abs. 1, 143 BGB zur R&#252;ckzahlung des Kaufpreises von 25.000,00 DM an die Kl&#228;gerin verpflichtet, denn sie hat ihn ohne Rechtsgrund erlangt. Der Kaufvertrag vom 31.05.1985 ist durch die Anfechtung der Kl&#228;gerin vom 22.07.1985 gem. &#167;&#167; 123, 142 Abs. 1 BGB als von Anfang an nichtig anzusehen. Die Beklagte zu 2) hat die Kl&#228;gerin durch arglistige T&#228;uschung zum Kaufe des Pferde Wotan bewegt, denn sie hat ihr bei den Kaufverhandlungen verschwiegen, dass an dem Pferd in der Tierklinik Wattenscheid am 24.11.1984 eine Ventrikellectum Operation nach Hopdale vorgenommen und anschlie&#223;end eine Kehlkopfplastik nach Mecki Smith eingesetzt worden ist. Der Zeuge Dr. D hat diesbez&#252;glich bekundet, er habe am 19.11.1984 im Beisein des Beklagten zu 1) bei dem Pferd eine Larungoskopie durchgef&#252;hrt und diesem seine Feststellungen im einzelnen erl&#228;utert. Er habe ihm zur Durchf&#252;hrung einer Operation geraten. Als Laie habe er ihm kaum die Einzelheiten der beiden Methoden erl&#228;utern k&#246;nnen, er habe ihn aber &#252;ber die Technik der Operation aufgekl&#228;rt, dar&#252;ber, dass eine Plastik seitlich fixiert und ein Stimmband herausgenommen werde. Aufgrund dieser Aussage des behandelnden Tierarztes steht fest, dass dem Beklagten zu 1) vor Abschluss des Kaufvertrages Art und Ausma&#223; der Operation bekannt waren. Diese Kenntnis des Beklagten zu 1), der nach dem nicht substantiiert widersprochenen Sachvortrag der Kl&#228;gerin f&#252;r die Beklagte zu 2) die Vertragsverhandlungen gef&#252;hrt hat (&#167; 138 Abs. 3 ZPO), muss sich die Beklagte zu 2) gem. &#167;&#167; 166, 278 BGB zurechnen lassen. Die Beklagte zu 2), vertreten durch den Beklagten zu 1), war auch verpflichtet, die Kl&#228;gerin &#252;ber den tats&#228;chlichen Umfang der Operation aufzukl&#228;ren. Der Verk&#228;ufer eines Pferdes ist jedenfalls dann, wenn wie hier Gespr&#228;che &#252;ber die Gesundheit eines Pferdes gef&#252;hrt werden, gehalten, dem Kaufinteressenten alle ihm bekannten Umst&#228;nde mitzuteilen, die die Tauglichkeit des Pferdes betreffen und die geeignet sind, seinen auf Erwerb des Pferdes gerichteten Willen zu beeinflussen. Erfahrungsgem&#228;&#223; ist es f&#252;r den K&#228;ufer eines Pferdes von ma&#223;geblicher Bedeutung, ob dieses lediglich einen altersgem&#228;&#223;en Zustand aufweist oder ob Eingriffe, z.B. eine Operation, von au&#223;en stattgefunden haben. Die Freiheit von Operationen spielt im Pferdehandel eine betr&#228;chtliche Rolle f&#252;r den Wert eines Pferdes, auch dann, wenn die Operation gut verlaufen und die sich ausl&#246;sende Erkrankung behoben ist (&#167; 287 ZPO). Die Offenbarungspflicht der Beklagten zu 2) erforderte danach nicht nur den allgemeinen Hinweis auf einen operativen Eingriff, sondern auch n&#228;here Angaben &#252;ber Art und Ausma&#223; der Operation. Dieser Offenbarungspflicht ist die Beklagte zu 2) nicht nachgekommen. Ihre Behauptung, sie, die Beklagten, h&#228;tten wiederholt erkl&#228;rt, in der Klinik Dr. D sei eine Fistel am Kehlkopf operativ beseitigt worden, ist bereits zeitlich nicht nachvollziehbar. Dem angebotenen Zeugenbeweis ist nicht nachzugehen, da dies auf eine prozessrechtlich nicht zul&#228;ssige Ausforschung hinausliefe. Selbst wenn man aber davon ausgeht, die Beklagte zu 2) h&#228;tte die Kl&#228;gerin auf die operative Entfernung einer Fistel hingewiesen, so hat die Beklagte zu 2) gleichwohl ihre vertragliche Aufkl&#228;rungspflicht verletzt. Gerade weil die Parteien vor Abschluss des Kaufvertrages &#252;ber den Gesundheitszustand des Pferdes gesprochen hatten, durfte die Beklagte zu 2) sich nicht auf den Hinweis beschr&#228;nken, bei dem Pferd sei eine Fistel entfernt worden, zumal dies nicht ihrem Erkenntnisstand entsprach. Sie h&#228;tte die Kl&#228;gerin vielmehr dar&#252;ber unterrichten m&#252;ssen, dass nach der hier bekannten Erkl&#228;rung des Tierarztes Dr. D bei dem Pferd eine Stimmbandentfernung vorgenommen und eine seitliche Kehlkopfplastik eingesetzt worden ist. Macht der Verk&#228;ufer n&#228;mlich - wie hier die Beklagte zu 2) - Angaben &#252;ber den Gesundheitszustand des Pferdes, so kann der K&#228;ufer im redlichen Gesch&#228;ftsverkehr davon ausgehen, dass der Verk&#228;ufer seine Erkl&#228;rung nicht unvollst&#228;ndig und ins Blaue hinein abgibt. Der die Arglist begr&#252;ndende Vorwurf gegen&#252;ber dem Verk&#228;ufer liegt in einem solchen Fall in dem Umstand, dass er die f&#252;r ihn erkennbare Vorstellung des K&#228;ufers &#252;ber den mitgeteilten Gesundheitszustand ausnutzt. Dass der Beklagte zu 1) die Erkl&#228;rung des Tierarztes dahingehend verstanden haben will, dass nur eine Fistel am Kehlkopf entfernt werden m&#252;sse, ist angesichts der eindeutigen Aussage des Zeugen Dr. D unverst&#228;ndlich, entlastet den Beklagten zudem nicht, da diese Schlussfolgerung aus dem ihm mitgeteilten und bekannten Operationsumfang eine Erkl&#228;rung ins Blaue hinein darstellt. Die Arglist des Beklagten zu 1), die sich die Beklagte zu 2) zurechnen lassen muss, liegt nicht in der falschen Schlussfolgerung, sondern darin, dass dieser die ihm erl&#228;uterte Operationstechnik verschwiegen und dementsprechend eine Erkl&#228;rung ins Blaue abgegeben hat. Da die Anfechtung gem. &#167; 123 BGB auch nicht durch die Sonderregelung der &#167;&#167; 481 ff BGB verdr&#228;ngt wird, ist die Beklagte zu 2) zur R&#252;ckzahlung des Kaufpreises verpflichtet. Dass der Kl&#228;gerin Art und Ausma&#223; der Operation aufgrund der Untersuchung des Tierarztes Dr. T bekannt waren, behauptet die Beklagte selbst nicht.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch folgt aus &#167; 849 BGB.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte befindet sich in Annahmeverzug, da sie die R&#252;cknahme des Pferdes mit Schreiben vom 26.07.1985 abgelehnt hat.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 709 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Haftung des Beklagten zu 1) ist noch eine weitere Sachaufkl&#228;rung erforderlich.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Geldmacher</p>
315,546
lg-essen-1986-06-13-3-o-21186
{ "id": 809, "name": "Landgericht Essen", "slug": "lg-essen", "city": 417, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
3 O 211/86
"1986-06-13T00:00:00"
"2019-03-13T15:07:33"
"2019-03-27T09:42:50"
Urteil
ECLI:DE:LGE:1986:0613.3O211.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat die 3. Zivilkammer des Landgerichts Essen auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom </p> <p>13. Juni 1986 durch den Vorsitzenden Richter am Landgericht L., den Richter </p> <p>am Landgericht X. und den Richter am Landgericht T.r</p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung der Beklagten in H&#246;he von </p> <p>2.300,00 DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten um die H&#246;he des zu leistenden Schadensersatzes aus Anla&#223; des Verkehrsunfalles vom 31. Januar 1986 auf der Westerholter Stra&#223;e in Gelsenkirchen-Buer, der allein schuldhaft durch den bei der Beklagten haftpflichtversicherten LKW der Firma HGmbH verursacht wurde. Der Kl&#228;ger ist dabei der Ansicht, da&#223; auf Neuwagenbasis abzurechnen sei, w&#228;hrend die Beklagte dem vorsteuerabzugsberechtigten Kl&#228;ger lediglich die Nettoreparaturkosten zuz&#252;glich eines Betrages f&#252;r merkatile Wertminderung gezahlt hat.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war aufgrund des Leasingvertrages Leasingnehmer des im Klageantrag n&#228;her bezeichneten PKW, der bei dem obengenannten Verkehrsunfall besch&#228;digt wurde, und berechtigt sowie verpflichtet, unfallbedingte Fahrzeugsch&#228;den au&#223;ergerichtlich und gerichtlich geltend zu machen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Fahrzeug war am 30.Januar 1986 erstmals zum &#246;ffentlichen Stra&#223;enverkehr zugelassen worden und zum Unfallzeitpunkt, einen Tag sp&#228;ter, ca. 340 km gelaufen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Reparaturkosten f&#252;r den besch&#228;digten PKW wurden durch den Sachverst&#228;ndigen C. in seinem Gutachten vom 03. Februar 1986 mit netto<b> </b>4.064,45 DM festgestellt und eine merkatile Wertminderung von 900,-- DM ermittelt. Den Restwert des Fahrzeugs kalkulierte der Sachverst&#228;ndige in seinem Erg&#228;nzungsgutachten vom 20. M&#228;rz 1986 mit 20.000,-- DM. Der Neupreis eines vergleichbaren Fahrzeugs betr&#228;gt netto unstreitig 30.638,97 DM.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger nimmt Bankkredit in der geltend gemachten H&#246;he in Anspruch und hat die Beklagte mit Schreiben vom 06. Februar 1986 und 17. Februar 1986 zur Abrechnung auf Neuwagenbasis aufgefordert, was die Beklagte mit Schreiben vom 27. Februar 1986 endg&#252;ltig ablehnte.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 25.673,92 DM nebst 9,5 % Zinsen seit dem 01. M&#228;rz 1986 zu zahlen Zug-um-Zug gegen &#220;bereignung und &#220;bergabe des PKW Ford Scorpio CL, amtliches Kennzeichen xxx, Fahrgestell-Nr.: </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Ansicht, da&#223; die Voraussetzungen f&#252;r eine Abrechnung auf Neuwagenbasis nicht vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Ob dem Kl&#228;ger gegen die Beklagte ein Anspruch auf der Basis einer Neuwagenabrechnung zusteht, h&#228;ngt davon ab, ob es sich bei dem besch&#228;digten Fahrzeug um ein neues oder zumindest neuwertiges, d.h. einem neuen Fahrzeug gleichzustellendes, handelt diese Voraussetzung ist im vorliegenden Fall unstreitig - und die Beschaffung eines Neuwagens unter Zurverf&#252;gungstellung des Unfallfahrzeugs nicht einen unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig hohen Aufwand f&#252;r den Sch&#228;diger bedeuten w&#252;rde (vgl. BGH NJW 1976, 1202 (1203); OLG Hamm NJW 1981, 827; OLG M&#252;nchen NJW 1982, 52 (54). Letzteres wird - orientiert an den in &#167;&#167; 251 Abs. 2, 242 BGB enthaltenen Grunds&#228;tzen - danach zu bewerten sein, ob dem Gesch&#228;digten eine Reparatur und Zuzahlung eines Betrages f&#252;r den verbleibenden Minderwert anstelle der Anschaffung eines Neuwagens zuzumuten ist (vgl. Geigel-Schlegelmilch, Haftpflichtproze&#223; 19. Aufl., Kapitel 4 Rdnr. 52 und 56; Sanden/V&#246;ltz Sachschadensrecht des Kraftverkehrs 4. Aufl. Rdnr. 115; OLG Hamm NJW 1981, 827).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beantwortung der zuletzt genannten Frage h&#228;ngt von einer Reihe anhand des unstreitigen Sachverhalts zu bewertender Gesichtspunkte ab, die darauf hinauslaufen, ob eine erhebliche Besch&#228;digung vorliegt. Denn bei geringf&#252;gigen Sch&#228;den stellt</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">die Reparatur die dem &#167; 249 BGB entsprechende Wiederherstellung des urspr&#252;nglichen Zustands dar. Die Grenze will das OLG M&#252;nchen unter anderem dort ziehen, wo beim Wiederverkauf auch ohne Frage des K&#228;ufers eine Offenbarungspflicht des Verk&#228;ufers &#252;ber Art und Umfang von Unfallsch&#228;den rechtlich gefordert ist (OLG M&#252;nchen NJW 1982, 52 (53), d.h. bei solchen Besch&#228;digungen, die ihrer Art nach beim K&#228;ufer deshalb f&#252;r den Kaufentschlu&#223; ma&#223;gebend sind, weil sie das Risiko unfallbedingter unentdeckter oder unzureichend reparierter Mangel erh&#246;hen. Dabei ist eine technisch einwandfreie Reparatur nicht ma&#223;gebend daf&#252;r, ob auf Neuwagenbasis abgerechnet werden kann, da nicht der tats&#228;chliche objektive Zustand des Fahrzeugs nach der Reparatur von Unfallsch&#228;den f&#252;r die Verkehrsanschauung &#252;ber den Wert des Fahrzeugs bestimmend ist, sondern die Bef&#252;rchtung etwaiger fortbestehender Unfallsch&#228;den (OLG M&#252;nchen NJW 1982, 52 (54)).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Soweit sich die Beklagte deshalb darauf beruft, bei den:Sch&#228;den an dem streitigen PKW handele es sich im wesentlichen um Blechsch&#228;den, die durch den Ersatz von Neuteilen ausgeglichen werden, die nach dem heutigen Stand der Reparaturtechnik eine fehlerfreie Wiederherstellung erlauben, kann sie damit nicht die Offenbarungspflicht wegen dieses Unfallschadens in Zweifel ziehen, da die Bef&#252;rchtung eventuell unzureichend reparierter M&#228;ngel bei einem potentiellen K&#228;ufer auch nach Offenbarung des Unfallschadens verbleibt. Allerdings ist der Beklagten zuzugeben, da&#223; diese Bef&#252;rchtung umso weniger anzunehmen ist, als es sich in dem vorliegenden Fall um die Reparatur reiner Blechsch&#228;den handelt und konstruktive Teile des Fahrzeugs nicht ber&#252;hrt waren.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">In diesem Zusammenhang ist auch auf einen Vergleich der Reparaturkosten im Verh&#228;ltnis zum Anschaffungspreis abzustellen. Dabei hat das OLG M&#252;nchen (allerdings ohne Minderwert und ohne Lackierungskosten) jedenfalls dann eine Abrechnung auf Neuwagenbasis gebilligt, wenn die Reparaturkosten mehr als 30 % der Anschaffungskosten ausmachen (vgl. OLG M&#252;nchen NJW 1982, 52 (54)). Das OLG Hamm dagegen hat in einem obiter dictum eine Abrechnung auf Neuwagenbasis verneint, wenn die Reparaturkosten nur etwa 16 % des Neuwagenpreises ausmachten (OLG Hamm NJW 1981, 827). Im vorliegenden Fall machen die Reparaturkosten nur etwa 13 % des Neuwagenpreises aus.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Will man nicht schon deshalb die Abrechnung auf Neuwagenbasis verneinen, ist sie aber deshalb ausgeschlossen, weil diese Abrechnungsart die Beklagte, in einer den Grunds&#228;tzen von Treu und Glauben widerstreitenden Weise belasten w&#252;rde. (vgl. OLG M&#252;nchen NJW 1982, 52 (54); OLG Hamm NJW 1981 827; BGH NJW 1976, 1202 (1203)).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Denn bei Abrechnung auf Neuwagenbasis m&#252;&#223;te die Beklagte unter Ber&#252;cksichtigung eines Neuwagenpreises von 30.638,27 DM und eines Restwertes des zur Verf&#252;gung gestellten besch&#228;digten PKW von 20.000,-- DM letztlich 10.638,27 DM zur Schadensregulierung aufwenden, der bei Abrechnung auf Reparaturkostenbasis Aufwendungen von 4.964,45 DM einschlie&#223;lich merkatilen Minderwerts gegen&#252;berst&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Eine solche Mehrbelastung von 114 % steht aber in keinem Verh&#228;ltnis zu dem damit erlangten Vorteil, der darin besteht, da&#223; ein Neuwagen einen h&#246;heren Verkaufswert hat als ein fast neuwertiger, aber unfallgesch&#228;digter Wagen des gleichen Typs, zumal im vorliegenden Fall zu ber&#252;cksichtigen ist, da&#223; es sich bei dem unfallgesch&#228;digten Fahrzeug nicht um ein privat genutztes, sondern um ein geleastes Fahrzeug gehandelt hat. (vgl. auch OLG NJW 1981, 827; OLG M&#252;nchen NJW 1982, 52 (54); grunds&#228;tzlich BGH NJW 1976, 1202 (1203)).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung ergibt sich aus &#167;<b> </b>91 ZPO, die &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkejt aus &#167; 709 ZPO</p>