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vg-aachen-1986-06-10-5-k-179285
{ "id": 840, "name": "Verwaltungsgericht Aachen", "slug": "vg-aachen", "city": 380, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
5 K 1792/85
"1986-06-10T00:00:00"
"2019-03-13T15:07:34"
"2019-03-27T09:42:50"
Urteil
ECLI:DE:VGAC:1986:0610.5K1792.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>5 </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> gez. Stamm Verwaltungsgerichtsangestellte als Urkundsbeamter der Gesch&#228;ftstelle</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"> VERWALTUNGSGERICHT AACHEN</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"> IM NAMEN DES VOLKES</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"> U R T E I L</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">In dem Verwaltungsrechtsstreit </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">des Herrn Dr. W., L.------stra&#223;e, 5100 Aachen</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"> - Kl&#228;ger - </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"> g e g e n</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">den Oberstadtdirektor der Stadt Aachen, Postfach 1210, 5100 Aachen - Beklagter -</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Beteiligter: Der Vertreter des &#246;ffentlichen Interesses beim ^ Verwaltungsgericht Aachen</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">wegen Eintragung in die Denkmalliste (Aachen, O.----allee 69) </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">hat</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die 5. Kammer des VERWALTUNGSGERICHTS AACHEN aufgrund der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 3. Juni 1986</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">durch die Vorsitzende Richterin am Verwaltungsgericht St&#228;hler, den Richter am Verwaltungsgericht Domke und den Richter am Verwaltungsgericht Dabelow sowie die ehrenamtliche Richterin Friedeberg und den ehrenamtlichen Richter Frisch</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"> Der Bescheid des Beklagten vom 9. Februar 1984 und der Widerspruchsbescheid des Regierungspr&#228;sidenten K&#246;ln vom 27. August 1985 werden insoweit aufgehoben, als au&#223;er der Fassade auch das &#252;brige Geb&#228;ude Aachen, O.---- allee 69 in die Denkmalliste eingetragen worden ist.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Kosten des Verfahrens tr&#228;gt der Kl&#228;ger zu 3/4 und der Beklagte zu 1/4.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"> Der Kl&#228;ger ist Eigent&#252;mer des Wohnhauses Aachen, O.----allee 69. Das Haus ist Teil einer zusammenh&#228;ngenden, in geschlossener Bauweise errichteten Hausgruppe von sechs H&#228;usern, von denen es im Westen das letzte ist. Ihm folgen weiter nach Westen zwei neuere H&#228;user (Nrn. 71 und 73), und dann wiederum eine Hausgruppe von Geb&#228;uden, die - wie die erste Hausgruppe - unter Denkmalschutz gestellt sind.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 25. Februar 1983 teilte der Beklagte dem Kl&#228;ger mit, da&#223; das Haus die Voraussetzungen f&#252;r die Eintragung in die Denkmalliste der Stadt Aachen erf&#252;lle; es sei daher beabsichtigt, das Haus einzutragen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger antwortete mit Schreiben vom 1. M&#228;rz 1983, bei dem Haus handele es sich offensichtlich nicht um ein schutzw&#252;rdiges Denkmal. In Aachen w&#252;rden H&#228;user in umfangreicher Anzahl in die Denkmalliste eingetragen, leider gebe es eben nicht viele geeignete Denkm&#228;ler.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Am 9. Mai 1983 fand ein Ortstermin in Anwesenheit eines Vertreters des Rheinischen Amtes f&#252;r Denkmalpflege statt, bei dem auch das Innere des Geb&#228;udes besichtigt und Stuckdecken im Erdgescho&#223; festgestellt wurden. Unter dem 29. August 1983 gab das Rheinische Amt f&#252;r Denkmalpflege folgende Stellungnahme ab:</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">"Die O.----allee ist eine Wohnstra&#223;e aus dem fr&#252;hen 20. Jh., die gleichm&#228;&#223;ig mit zwei- bis dreigeschossigen Einfamilienh&#228;usern bebaut wurde. Alle H&#228;user zusammen ergeben ein Ensemble, das die Auffassung von Architektur des b&#252;rgerlichen Wohnbaus in Aachen aus dem fr&#252;hen 20. Jh. ganz anschaulich widerspiegelt. Das Haus Nr. 69 ist ein zweigeschossiges Geb&#228;ude mit den wesentlichen Stilelementen seiner Zeit an der Schwelle zwischen Historismus und Jugendstil. Das Haus ist zweiachsig. Im EG eine Auslucht links und rechts die T&#252;r, OG links ein Austritt. Der glatte Verputz ist im EG durch Quaderandeutung belebt. Die Fenster haben an sp&#228;tgotische und Renaissance-Vorbilder gemahnende Gew&#228;nde; die gro&#223;e T&#252;r des Austritts ist rundbogig &#252;berfangen. Ein geschwungener Zwerchgiebel &#252;berf&#228;ngt links die Fenster des Dachgeschosses. Diesem Giebel fehlt heute die Spitze. Auf der rechten Seite ein Dachfenster in Jugendstilformen. Die Erhaltung des Geb&#228;udes kann - auch im Innern - durchaus als gut bezeichnet werden. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"> Das Haus O.----allee 69 ist insbesondere als Teil einer geschlossenen Baugruppe f&#252;r die Geschichte Aachens, insbesondere der baulichen Entwicklung dieser Stadt, von Bedeutung. F&#252;r die Erhaltung sprechen wissenschaftliche, insbesondere architektur- und ortsgeschichtliche sowie st&#228;dtebauliche Gr&#252;nde." </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 9. Februar 1984 teilte der Beklagte dem Kl&#228;ger mit, da&#223; er das Geb&#228;ude nach &#167; 3 Abs. 1 des Denkmalschutzgesetzes (DSchG) in die Denkmalliste eingetragen habe. Es handele sich bei dem Geb&#228;ude um ein Denkmal im Sinne des &#167; 2 Abs. 1 DSchG, weil es insbesondere als Teil einer geschlossenen Baugruppe f&#252;r die Geschichte Aachens, insbesondere der baulichen Entwicklung der Stadt, von Bedeutung sei. An der Erhaltung und Nutzung des Hauses bestehe aus wissenschaftlichen, insbesondere architektur- und ortsgeschichtlichen sowie st&#228;dtebaulichen Gr&#252;nden ein &#246;ffentliches Interesse.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger legte unter dem 8. M&#228;rz 1984 Widerspruch ein, mit dem er ausf&#252;hrte, die Begr&#252;ndung des Unterschutzstellungsbescheides beziehe sich nur zu einem Teil auf die Frage, weshalb das Haus als denkmalw&#252;rdig betrachtet werde. Nicht jedes Haus sei denkmalw&#252;rdig, das an der Schwelle zwischen Historismus und Jugendstil und mit weiteren Einzelheiten errichtet sei und bei dem man bei der Betrachtung an Sp&#228;tgotik, Renaissance und Jugendstil denken k&#246;nne. Das Haus sei einfach gebaut, es sei auch nicht Teil einer Denkmalgruppe. Die beiden nachfolgenden H&#228;user seien neueren Datums.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Regierungspr&#228;sident K&#246;ln wies den Widerspruch mit Bescheid vom 28. August 1985 zur&#252;ck. Er f&#252;hrte aus, das Haus geh&#246;re zu einem Ensemble zu sch&#252;tzender H&#228;user und sei aus den bereits in dem Bescheid genannten Gr&#252;nden denkmalwert. Entsprechend dem weiten Denkmalbegriff des DSchG k&#246;nnten nicht nur herausragende, den Stadtcharakter pr&#228;gende Einzelbauten st&#228;dtebaulich bedeutend sein, sondern auch einfache Bauwerke, sofern sie einen Ort, Ortsteil oder eine Stra&#223;e r&#228;umlich situativ mit pr&#228;gten.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Mit der am 15. Oktober 1985 erhobenen Klage beruft sich der Kl&#228;ger auf sein Vorbringen im Vorverfahren und macht geltend, er sei vor der Stellungnahme des Rheinisches Amtes f&#252;r Denkmalpflege nicht zugezogen worden. Sachlich w&#252;rden in Aachen zu viele Geb&#228;ude in die Denkmalliste eingetragen. Die Unterschutzstellung belaste den B&#252;rger; es sei fraglich, ob bei der Verwaltung die erforderliche Sachkompetenz vorliege. Es treffe nicht zu, da&#223; in der O.----allee ein sch&#252;tzenswertes Ensemble vorliege. Das Haus selbst sei nicht bedeutend im Sinne des DSchG. Allenfalls komme eine Unterschutzstellung des Dachfensters und der T&#252;r in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">den Bescheid des Beklagten vom 9. Februar 1984 und den Widerspruchsbescheid des Regierungspr&#228;sidenten K&#246;ln vom 27. August 1985 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Er beruft sich auf den Inhalt der angefochtenen Bescheide und macht geltend, die Unterschutzstellung erfolge nicht in zu weitem Umfange. Die Ziele des Denkmalschutzes m&#252;&#223;ten in einem Land, dessen Baubestand durch Kriegseinwirkungen erheblich reduziert sei, anders sein als in L&#228;ndern ohne diese Vorgeschichte</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; Beweisbeschlu&#223; vom 7. Juni 1986 hat die Kammer die &#214;rtlichkeit in Gegenwart eines Vertreters des Rheinischen Amtes f&#252;r Denkmalpflege in Augenschein genommen. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die dar&#252;ber gefertigte Niederschrift vom 3. Juni 1986, hinsichtlich des weiteren Sach- und Streitstandes wird auf die Gerichtsakte und die vom Beklagten sowie vom Regierungspr&#228;sidenten K&#246;ln vorgelegten Verwaltungsvorg&#228;nge Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"> Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Klage ist nur zu einem Teil begr&#252;ndet. Der Kl&#228;ger ist durch die Eintragung seines Hauses O.----allee 69 insoweit in seinen Rechten verletzt, als davon nicht nur die Fassade des Hauses, sondern auch das gesamte &#252;brige Geb&#228;ude betroffen ist. Was die Eintragung der Fassade angeht, ist der Kl&#228;ger durch die angefochtenen Bescheide in seinen Rechten nicht verletzt.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 3 Abs. 1 des Gesetzes zum Schutz und zur Pflege der Denkm&#228;ler im Lande Nordrhein-Westfalen (Denkmalschutzgesetz - DSchG) vom 11. M&#228;rz 1980 (GV NW S. 226) mit nachfolgenden &#196;nderungen sind Baudenkm&#228;ler in die Denkmalliste einzutragen; &#252;ber die Eintragung ist gem&#228;&#223; &#167; 3 Abs. 3 DSchG ein Bescheid zu erteilen. Steht fest, da&#223; es sich bei dem Objekt um ein Baudenkmal handelt, so ist es zwingend in die Denkmalliste einzutragen; ein Ermessensspielraum steht der Denkmalbeh&#246;rde insoweit nicht zu,</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">vgl. Gahlen/Sch&#246;nstein, Denkmalrecht Nordrhein- Westfalen, &#167; 3 Anm. 2; OVG Berlin, Urteil vom 10. Mai 1985 - OVG 2 B 134.83 - in DVBl 1985, S. 1185 und VGH Kassel, Urteil vom 28. November 1984 - 11 UE 134/84 - in NVwZ 1986, S. 237 f&#252;r die Denkmalschutzgesetze des jeweiligen Landes. Ob es sich bei einem Geb&#228;ude um ein eintragungspflichtiges Baudenkmal handelt, bestimmt sich nach &#167; 2 Abs. 1 und 2 DSchG. Danach sind Baudenkm&#228;ler Denkm&#228;ler, die aus baulichen Anlagen oder Teilen baulicher Anlagen bestehen, &#167; 2 Abs. 2 DSchG, und Denkm&#228;ler Sachen, Mehrheiten von Sachen und Teile von Sachen, an deren Erhaltung und Nutzung ein &#246;ffentliches Interesse besteht. Ein &#246;ffentliches Interesse besteht, wenn die Sachen bedeutend f&#252;r die Geschichte des Menschen, f&#252;r St&#228;dte und Siedlungen oder f&#252;r die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverh&#228;ltnisse sind und f&#252;r die Erhaltung und Nutzung k&#252;nstlerische, wissenschaftliche, volkskundliche oder st&#228;dtebauliche Gr&#252;nde vorliegen. Nach dieser Begriffsbestimmung handelt es sich bei der Fassade des Hauses Aachen, O.----allee 69 um ein Baudenkmal, weil an ihrer Erhaltung und Nutzung ein &#246;ffentliches Interesse besteht.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Worin dieses &#246;ffentliche Interesse zu sehen ist, bestimmt sich nach den Kriterien des &#167; 2 Abs. 1 Satz 2 DSchG. Damit ist klargestellt, da&#223; unter "&#246;ffentliches Interesse" nicht das Interesse der gesamten Bev&#246;lkerung zu verstehen ist, auch nicht das von aufgeschlossenen Betrachtern, da&#223; andererseits aber auch nicht das Interesse eines eng begrenzten, aus wirtschaftlichen oder ideellen Gr&#252;nden interessierten Kreis von Einzelpersonen ausreicht. Vielmehr ist ein &#246;ffentliches Interesse dann anzunehmen, wenn die Erhaltung der Sache - unter den Kriterien des &#167; 2 Abs. 1 Satz 2 DSchG - nach dem Wissensstand eines sachverst&#228;ndigen Betrachters, dessen Urteil im Zweifel von einem breiteren Kreis von Sachverst&#228;ndigen getragen wird, f&#252;r notwendig erachtet wird,</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">vgl. Gahlen/Sch&#246;nstein, Denkmalrecht, Nordrhein-Westfalen, 1981, &#167; 2 Anm. 8.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Gleichwohl handelt es sich bei dem hiernach konkretisierten Denkmalbegriff um einen unbestimmten Rechtsbegriff; d. h. der Verwaltung steht hinsichtlich der Einordnung als Denkmal kein Ermessensspielraum zu, w&#228;hrend die Gerichte - gegebenenfalls mit Hilfe von Sachverst&#228;ndigen - nachpr&#252;fen k&#246;nnen, ob ein Geb&#228;ude Denkmaleigenschaft besitzt,</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">vgl. Gahlen/Sch&#246;nstein, a.a.O., &#167; 2 Anm. 15. Im vorliegenden Fall ist, wie die Stellungnahme des Rheinischen Amtes f&#252;r Denkmalpflege vom 29. August 1983 und die Beweisaufnahme mit den sachverst&#228;ndigen Erl&#228;uterungen des Vertreters des Rheinischen Amtes f&#252;r Denkmalpflege ergeben hat, ein &#246;ffentliches Interesse an der Erhaltung und Nutzung der Fassade deshalb gegeben, weil sie bedeutend f&#252;r die Geschichte der Stadt Aachen ist und f&#252;r ihre Erhaltung architektur- und ortsgeschichtliche sowie st&#228;dtebauliche Gr&#252;nde vorliegen. Dabei ist es nicht erforderlich, da&#223; die Fassade einzigartig und ohne Vergleich dasteht; um bedeutend im Sinne des DSchG zu sein, reicht es vielmehr aus, wenn ihr die besondere Eignung zum Aufzeigen oder Erforschen geschichtlicher Entwicklungen nicht abzusprechen ist,</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NW, Urteil vom 25. Januar 1985 - 11 A 1801/84 -.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Hiernach ergibt sich die besondere Bedeutung der Fassade f&#252;r die Geschichte der Stadt Aachen daraus, da&#223; sie wie die der nach Osten anschlie&#223;enden Nachbarh&#228;user ein wohlerhaltenes Beispiel f&#252;r die von dem Aachener Architekten vertretene "malerische Richtung" der Baugesinnung am Ausgang des 19. Jahrhunderts darstellt, die schon in die Richtung zum Funktionalismus geht, also schon schlichter wird, ohne schon ganz auf den fr&#252;her verwendeten Zierat zu verzichten. Auch wenn die Merkmale dieser Baugesinnung am deutlichsten bei dem Dachgescho&#223;fenster und der Haust&#252;r zu Tage treten, so ergibt sich doch &#252;berzeugend aus den Ausf&#252;hrungen des Vertreters des Rheinischen Amtes f&#252;r Denkmalpflege, da&#223; diese Einzelelemente nicht isoliert gesehen und, wie der Kl&#228;ger meint, allein unter Schutz gestellt werden k&#246;nnen. Denn ebenso wie bei den Nachbarfassaden geben diese Einzelelemente der gesamten Fassade ihr Gepr&#228;ge, nur in der Gesamtheit der Fassade ist der Ausdruck der Baugesinnung, die zu dem Denkmalwert f&#252;hrt, ersichtlich. Hinzu kommt, da&#223; der Denkmalwert sich nicht aus der hier in Rede stehenden Fassade allein ergibt, sondern auch im Zusammenhang mit den Nachbarfassaden, die in ihrer Gesamtheit die Baugesinnung noch eindrucksvoller wiedergeben.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Erhaltung und Nutzung der Fassade liegen auch wissenschaftliche, n&#228;mlich architektur- und ortsgeschichtliche sowie st&#228;dtebauliche Gr&#252;nde vor. Architektur- und ortsgeschichtliche Gr&#252;nde ergeben sich daraus, da&#223; die Fassade ein Zeugnis der durch den Aachener Architekten Henrici vertretenen Baugesinnung wiedergibt und anschaulich aufzeigt; st&#228;dtebauliche Gr&#252;nde ergeben sich daraus, da&#223; die Fassade gemeinsam mit den benachbarten Fassaden der O.---- allee eine Wohnstra&#223;e mit einem Ensemble von b&#252;rgerlichen Wohnh&#228;usern des fr&#252;hen 20. Jahrhunderts in Aachen noch in weitgehend geschlossener und gut erhaltener Form vor Augen f&#252;hrt und damit einen Teil Aachener Stadtentwicklung dokumentiert; diese aufgrund der sachkundigen Ausf&#252;hrungen von Vertretern des Rheinischen Amtes f&#252;r Denkmalpflege festgestellten Gesichtspunkte erneut, wie vom Kl&#228;ger vorsorglich beantragt, durch Anh&#246;rung des Leiters dieses Amtes aufzukl&#228;ren, bedurfte es nicht. Denn mit den bereits vorliegenden Ausf&#252;hrungen von Vertretern des Amtes liegt bereits die verbindliche Stellungnahme des Amtes vor, so da&#223; es auf weitere Ausf&#252;hrungen eben derselben Stelle nicht mehr ankommen kann.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die mithin vorliegende Denkmaleigenschaft der Fassade f&#252;hrt dazu, da&#223; diese in die Denkmalliste einzutragen war. Dem steht auch nicht entgegen, da&#223; diese Eintragung Einschr&#228;nkungen in der Dispositionsm&#246;glichkeit des Eigent&#252;mers zur Folge hat. Denn ob eine Sache ein Denkmal - mit der zwingenden Folge der Eintragung - ist, bestimmt sich allein nach &#167; 2 DSchG. Etwaige im Gesetz geregelte Beschr&#228;nkungen und Verpflichtungen des Eigent&#252;mers eines Denkmals haben auf die Denkmalseigenschaft keinen Einflu&#223;. Denn es ist insofern zu unterscheiden zwischen der Feststellung der Denkmaleigenschaft und den sich daraus nach dem DSchG ergebenden Folgen. Eine Abw&#228;gung von Interessen findet bei der Eintragung nicht statt; sie ist vielmehr erst Gegenstand nachfolgender, sich aus dem DSchG ergebender Fragen, vgl. OVG Berlin, Urteil vom 10. Mai 1985 - OVG 2 B 134.83 -, a.a.O., OVG Rheinland-Pfalz, Urteil vom 26. Mai 1983 - 12 A 54/81 - in D&#214;V 1984, S. 75.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Dies ergibt sich auch daraus, da&#223; die durch die Eintragung in die Denkmalliste nach &#167; 3 DSchG hervorgerufenen Folgen noch keine enteignende Wirkung haben, da die gesetzlichen Bindungen noch keinen endg&#252;ltigen Charakter haben.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Eintragung wirkt nur insoweit unmittelbar, als sie das Eigentum einer bestimmten Verfahrenspflicht unterwirft, w&#228;hrend Fragen der Instandhaltung und Ver&#228;nderung Gegenstand besonderer Verfahren sind, wobei noch offen ist, inwieweit die Beh&#246;rde von den Gebots- und Verbotsvorschriften des DSchG Gebrauch macht,</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">vgl. Gahlen/Sch&#246;nstein a.a.O., &#167; 33 Anm. 3.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Klage war daher insoweit, als eine Eintragung der Fassade des Hauses O.----allee 69 in die Denkmalliste erfolgte, abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks"> Hingegen hat die Klage insoweit Erfolg, als der Kl&#228;ger sich gegen die Eintragung auch des &#252;brigen Geb&#228;udes in die Denkmalliste wendet. Die angefochtenen Bescheide verletzen ihn insoweit in seinen Rechten, sie sind daher insoweit aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 3 Abs. 1, &#167; 2 Abs. l und 2 DSchG sind bauliche Anlagen oder Teile baulicher Anlagen dann in die Denkmalliste einzutragen, wenn es sich um Baudenkm&#228;ler handelt. Umgekehrt folgt hieraus, da&#223; eine Eintragung nicht erfolgen kann, wenn es sich bei dem Geb&#228;ude oder Teil des Geb&#228;udes nicht um ein Denkmal handelt. Der Eintragung eines "Nichtdenkmals" steht nicht nur der Sinn des Gesetzes entgegen; das Eintragungsverbot ergibt sich auch aus dem Grundrecht des Eigentumsschutzes (Artikel 14 Abs. 1 und 2 GG), wonach das Eigentum nicht &#252;ber seine Sozialpflichtigkeit hinaus beschr&#228;nkt werden darf. Nach diesen Gesichtspunkten durfte eine Eintragung des Geb&#228;udes mit Ausnahme der Fassade in die Denkmalliste nicht erfolgen, weil insoweit eine Denkmaleigenschaft im Sinne des &#167; 2 Abs. 1 und 2 DSchG nicht im einzelnen feststeht. Wie der Vertreter des Amtes f&#252;r Denkmalpflege bei der Ortsbesichtigung vorgetragen hat, seien die festgestellten Stuckdecken im Erdgescho&#223; erst nachtr&#228;glich vom Mieter angebracht worden, so da&#223; insoweit Gr&#252;nde, das Haus insgesamt unter Schutz zu stellen, nicht gegeben seien. Andere konkrete Gr&#252;nde sind nicht ersichtlich. Da&#223; aufgrund des Alters des Hauses, der Denkmaleigenschaft seiner Fassade und der Tatsache, da&#223; es nicht zerst&#246;rt war, die Wahrscheinlichkeit besteht, da&#223; auch das &#252;brige Geb&#228;ude oder Teile davon Denkmalwert besitzen, reicht f&#252;r eine (dann vorsorgliche) Eintragung im Sinne des &#167; 3 DSchG nicht aus. Denn die - auf der Sozialbindung des Eigentums beruhende - Beschr&#228;nkung des Eigentums in Form der Eintragung ist eben nur dann m&#246;glich, wenn ein Sachverhalt vorliegt, der eine Sozialbindung in dieser Form hervorruft, w&#228;hrend eine prophylaktische Sozialbindung nicht denkbar ist. Geht der Beklagte davon aus, da&#223; die Denkmalseigenschaft weiterer Teile des Hauses vorliegt, dann ist damit zu rechnen, da&#223; ein Denkmal in die Denkmalliste eingetragen wird. In diesem Falle kommt ein vorl&#228;ufiger Schutz gem&#228;&#223; &#167; 4 DSchG in Betracht. Denn &#167; 4 DSchG soll dazu dienen, ein rasches Eingreifen - und damit einen vorsorglichen effektiven Schutz - in den F&#228;llen zu bieten, in denen die Denkmaleigenschaften noch nicht vollst&#228;ndig und in allen Einzelheiten bekannt sind. Erforschung und Ermittlung aller Denkmaleigenschaften kann dann nach dieser Anordnung erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Vgl. Gahlen/Sch&#246;nstein, a.a.O., &#167; 4 Anm. 2. Dadurch, da&#223; die Rechtsfolgen der vorl&#228;ufigen Unterschutzstellung die gleichen (aber eben zeitlich befristet - &#167; 4 Abs. 2 DSchG) sind wie bei der endg&#252;ltigen Eintragung, steht der Denkmalbeh&#246;rde auch das notwendige Instrumentarium - Auskunftspflicht, Betretungsrecht bei dringender Erforderlichkeit (&#167; 28 DSchG) - zur Verf&#252;gung, um die Denkmalseigenschaft im einzelnen abzukl&#228;ren. Die Entscheidung &#252;ber die Kosten ergibt sich aus &#167; 155 Abs. 1 VwGO. Danach sind bei teilweisem Obsiegen und teilweisem Unterliegen einer Partei die Kosten verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig zu teilen. Hiernach ergibt sich, da&#223; der Kl&#228;ger die Kosten zu 3/4 zu tragen hat, da er mit seinem wesentlichen Begehren, jegliche Einschr&#228;nkung seines Eigentums abzuwehren, nicht durchgedrungen ist, w&#228;hrend nach seinem eigenen Bekunden die Frage, wie weit eine Unterschutzstellung erfolgt, f&#252;r ihn von untergeordneter Bedeutung ist. Der Beklagte hat danach nur 1/4 der Kosten zu tragen. </p>
315,548
lagham-1986-06-06-176-sa-59486
{ "id": 794, "name": "Landesarbeitsgericht Hamm", "slug": "lagham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
17(6) Sa 594/86
"1986-06-06T00:00:00"
"2019-03-13T15:07:36"
"2019-03-27T09:42:50"
Beschluss
ECLI:DE:LAGHAM:1986:0606.17.6SA594.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das Urteil des Arbeitsgerichts Rheine vom 23.01.1986 - 1 Ca 903/85 - Wird zur&#252;ckgewiesen .</p> <p>&#160;Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten der Berufung.</p> <p>Der Streitwert wird f&#252;r die Berufungsinstanz auf 8.660,40 DM festgesetzt.</p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten sich dar&#252;ber, ob der Kl&#228;ger f&#252;r die Zeit vom 01.10.1984 bis 31.10.1985 Gehalt nach der Gehaltsgruppe II nach dem 5. Jahr der T&#228;tigkeit des jeweiligen Gehaltstarifvertrages f&#252;r alle Unternehmen des Einzelhandels in Nordrhein-Westfalen ( G1 V Einzelhandel NW) verlangen kann und ob ihm deswegen f&#252;r 1985 eine h&#246;here Sonderzuwendung nach dem Tarifvertrag &#252;ber Sonderzahlungen (TV-Sonderzahlung Einzelhandel NW) zusteht.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der am 01.08.1928 geborene, verheiratete Kl&#228;ger behauptet, Ende 1944 die Ausbildung zum Schlosser erfolgreich abgeschlossen zu haben. Belege hier&#252;ber kann er jedoch unter Berufung auf die Kriegswirren nicht vorlegen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Von 1948 bis zum 01.10.1960 warer als Schlosser bei einer Maschinenbaufirma, vom Gl. 10,1960 bis 0 2 , 12,1965 war er als selbst&#228;ndiger Handelsvertreter f&#252;r eine Ro11adenfabrik t&#228;tig.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Vom 03.12.1965 bis 30.11.1975 betrieb er selbst&#228;ndig eine Tankstelle mit angeschlossener Reparaturwerkstatt. Hierzu</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">wurde ihm gem&#228;&#223; &#167; 3 Abs. 1 des Gesetzes &#252;ber die Berufsaus&#252;bung im Einzelhandel vom 05.08.1957 (BGBl. I S. 1121) die Erlaubnis erteilt, den Einzelhandel mit Waren aller Art, ausgenommen Lebensmittel, Arzneimittel und &#228;rztlicher Hilfsmittel zu betreiben. Der Kl&#228;ger verkaufte dann auch von Beginn an monatlich ca. 1 50000 Liter an Kraftstoff. Am 2 3.05.1969 wurde die Einzelhandelserlaubnis auf den Einzelhandel mit Kraftfahrzeugen, Tabakwaren und Radioger&#228;ten erweitert. Am 24.07.1969 erfolgte eine weitere Erweiterung der Verkaufserlaubnis auf den Einzelhandel mit Lebensmitteln und Waren aller Art mit Ausnahme des Verkaufs von Arzneimitteln und &#228;rztlichen Hilfsmitteln. Zuvor hatte der Kl&#228;ger am 3 0.06.1969 erfolgreich eine Fachkundennachweispr&#252;fung im Einzelhandel mit Lebensmitteln vor der Industrie und Handelskammer zu M&#252;nster abgelegt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger vertrieb dann auch ab 1 969 zus&#228;tzlich zum Kraftstoff als sogenannter "B-H&#228;ndler" Fiat-Neufahrzeuge sowie Honda-Motorr&#228;der nebst Zubeh&#246;r, Des weiteren verkaufte er die in Tankstellen &#252;blicherweise angebotenen Lebensmittel, Dabei war seine Ehefrau mit im Betrieb t&#228;tig. In der Reparaturwerkstatt waren zwei bis drei Schlosser eingesetzt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Vom 01.12.1975 bis 07.07.1981 war der Kl&#228;ger bei einer Holz- und Kunststoffirma als Anlagenf&#252;hrer besch&#228;ftigt, danach &#252;bte er bei einer anderen Firma bis zum 1 1.03.1983 die T&#228;tigkeit eines Betriebsschlossers aus. Danach war er zun&#228;chst arbeitslos.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Am 0 6.06.1984 nahm der Kl&#228;ger dann die T&#228;tigkeit bei der Beklagten auf, das moderne Bauelement in mehreren Baum&#228;rkten an Privatkunden vertreibt. Dabei war der Kl&#228;ger als Fachverk&#228;ufer f&#252;r den Bereich Holz/Bauelemente zun&#228;chst im Baumarkt der Beklagten in Emsdetten, danach bis zur e i n v e r n e h m 1 i c h e n</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Beendigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses zum 17.03.1986 im Baumarkt in Bergkamen eingesetzt. Hierbei leitete er die ihm zugewiesene Abteilung selbst&#228;ndig. Er war f&#252;r seinen Bereich alleinverantwortlich, Er hatte daf&#252;r zu sorgen, da&#223; ausreichend Ware in seiner Abteilung vorhanden war. Stellte er fest, da&#223; ein Artikel nicht mehr da war, wurde dieser Artikel in eine Bestellliste von ihm aufgenommen.- Nach Gegenzeichnung durch den Marktleiter bestellte er dann diese Ware. Kunden- rek1amationen wurden von ihm entgegengenommen. Er f&#252;llte die entsprechenden Belege aus und richtete die Reklamationen selbst&#228;ndig an die zust&#228;ndigen Firmen., Im Rahmen der Ausbildung durchliefen die Auszubildenden alle Verkaufsbereichs eines Baumarktes der Beklagten*. In der Zeit, in der sie der Abteilung des Kl&#228;gers zugeteilt waren, gab er seine Kenntnis an die Auszubildenden weiter. Falls kurzfristig ein anderer Fachverk&#228;ufer ausfiel, mu&#223;te der Kl&#228;ger dessen Abteilung mitbetreuen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Beide Parteien gehen davon aus, da&#223; der Kl&#228;ger mit seiner T&#228;tigkeit bei der Beklagten das T&#228;tigkeitsbeispiel des "Ersten Verk&#228;ufers" der Gehaltsgruppe II des GTV Einzelhandel NW erf&#252;llte. Die Beklagte zahlte jedoch nur das Gehalt nach dtr Gehaltsgruppe II des GTV Einzelhandel NW f&#252;r das 1,. und 2. Jahr der T&#228;tigkeit, w&#228;hrend der Kl&#228;ger der Ansicht ist, ihm stehe wegen seiner fr&#252;heren T&#228;tigkeiten das Gehalt nach der Gehaltsgruppe II nach dem 5, Jahr der T&#228;tigkeit zu.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">In den f&#252;r den Einzelhandel in Nordrhein-Westfalen geltenden Manteltarifvertr&#228;gen (MTV Einzelhandel NW) vom 13,12,1980, in Kraft seit dem 01.Gl. 1981, bzw. vom 15,05,1985, in Kraft seit dem 01.01.1985 und in den Gehaltstarifvertr&#228;gen vom</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">1 8.07.1984, in Kraft seit dem 0 1. 04.1984, bzw. 1 5.05. 1985, in Kraft seit dem 01.04.1985, die s&#228;mtlich gem&#228;&#223; &#167; 5 Abs. 1 TVG vom zust&#228;ndigen Minister f&#252;r Arbeit, Gesundheit und Soziales f&#252;r das Land Nordrhein-Westfa1en f&#252;r allgemeinverbindlich erkl&#228;rt waren bzw. sind und somit gem&#228;&#223; &#167; 5 Abs. 4 auf das zwischen den Parteien bestandene Arbeitsverh&#228;ltnis Anwendung fanden, war bzw. ist, soweit hier von Bedeutung, &#252;bereinstimmend folgendes bestimmt:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">&#187; &#167; 8 MTV Einzelhandel NW Gehalts- und Lohnregelung</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">(1) Die Festsetzung der Geh&#228;lter und L&#246;hne erfolgt in einer besonderen tariflichen Regelung, Der Arbeitnehmer wird in die seiner &#252;berwiegend ausge&#252;bten T&#228;tigkeit entsprechende Gehalts oder Lohngruppe eingeordnet.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">(7) Der Arbeitnehmer mu&#223; sp&#228;testens am Schlu&#223; des</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Kalendermonats &#252;ber sein Entgelt verf&#252;gen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">&#167; 20 MTV Einzelhandel NW Verfallklausel</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">(1) Die Anspr&#252;che aus dem Arbeitsverh&#228;ltnis verfallen wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 3 Monate nach F&#228;lligkeit</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Anspr&#252;che auf Abgeltung der &#220;berstunden;</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; sp&#228;testens 3 Monate nach Ende des Urlaubsjahres bzw. Beendigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses:</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Anspr&#252;che auf Urlaub, Ur1aubsabge11ung und Sonderzahlungen</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">o) 6 Monate nach F&#228;llig alle &#252;brigen aus Tarif Verh&#228;ltnis entstanden Spr&#252;che.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Anspr&#252;che verfallen halb der vorgenannten Geltend gemacht worden sind</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">(3)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Vorstehende Fristen gelt als Ausschlissfristen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">(4)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ...</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">&#167;&#167; 2, 3 GTV Einzelhandel NW</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">&#167; 2 Geha1tsrege1ung</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Angestellten sind nach der von ihnen tats&#228;chlich verrichteten T&#228;tigkeit in eine der nachstehenden Besch&#228;ftigungsgruppen einzugliedern. Die unter den Gehaltsgruppen aufgef&#252;hrten Beispiele gelten als Richtbeispie1e.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Gehaltsgruppe I - IV der Besch&#228;ftigungsgruppen B des &#167; 3 umfassen die kaufm&#228;nnischen T&#228;tigkeiten, f&#252;r die in der Regel eine abgeschlossene kaufm&#228;nnische Berufsausbildung (zwei- bzw. dreij&#228;hrige Ausbildungszeit mit Abschlu&#223;pr&#252;fung) erforderlich ist.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">(3)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Der abgeschlossenen kaufm&#228;nnischen Berufsausbildung (zweij&#228;hrige Ausbildungszeit mit Abschlu&#223;pr&#252;fung "Verk&#228;uferin") werden gleichgesetzt:</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; eine abgeschlossene zweij&#228;hrige Ausbildung als B&#252;ro- oder Gewerbegehilfin mit einem weiteren Jahr kaufm&#228;nnischer T&#228;tigkeit;</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; eine kaufm&#228;nnische Berufst&#228;tigkeit &#252;berwiegend im Verkauf von drei Jahren, im &#252;brigen von vier Jahren;</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">c)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; eine andersartige abgeschlossene dreij&#228;hrige Berufsausbildung. Ist eine Gleichsetzung erfolgt, so werden die in diesem Beruf zur&#252;ckgelegten Berufs- bzw. T&#228;tigkeitsjahre angerechnet, wenn die Besch&#228;ftigung entsprechend dem erlernten Beruf erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">(4)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die festgelegten Gehaltss&#228;tze sind Mindestgeh&#228;lter. Die Verg&#252;tung erfolgt in der Gehaltsgruppe I nach Berufsjahren und in den Gehaltsgruppen II - IV nach T&#228;tigkeitsjahren.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">(5)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; - (7) ...</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">&#167; 3 Besch&#228;ftigungsgruppen</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">A. Angestellte ohne abgeschlossene kaufm&#228;nnische Ausbildung</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">(l) Angestellte ohne abgeschloss Ausbildung oder Angestellte, Setzungen des &#167; 2 Abs. 3 a), erf&#252;llen , erhalten</p> <span class="absatzRechts">41</span><table class="absatzLinks" cellspacing="0" cellpadding="0"><tbody><tr><td><p>im 1.</p> </td> <td><p>Jahr der</p> </td> <td><p>T&#228;tig</p> </td> <td><p>eit</p> </td> <td><p>80</p> </td> <td><p><em>%</em></p> </td> </tr> <tr><td><p>im 2 .</p> </td> <td><p>Jahr der</p> </td> <td><p>T&#228;tig</p> </td> <td><p>eit</p> </td> <td><p>85</p> </td> <td><p><em>%</em></p> </td> </tr> <tr><td><p>im 3.</p> </td> <td><p>Jahr der</p> </td> <td><p>T&#228;tig</p> </td> <td><p>eit</p> </td> <td><p>90</p> </td> <td><p>%</p> </td> </tr> <tr><td><p>im 4.</p> </td> <td><p>Jahr der</p> </td> <td><p>T&#228;tig</p> </td> <td><p>eit</p> </td> <td><p>95</p> </td> <td><p><em>%</em></p> </td> </tr> <tr><td><p>vor</p> </td> <td colspan="2"><p>vollendetem 18.</p> </td> <td><p>Lebensjahr</p> </td> <td><p>&#8226; &#8226; &#8226;</p> </td> <td></td> </tr> <tr><td><p>nach</p> </td> <td colspan="2"><p>vollendetem 16.</p> </td> <td><p>Lebensjahr</p> </td> <td><p>&#8226; &#8226; &#8226;</p> </td> <td></td> </tr> <tr><td><p>nach</p> </td> <td colspan="2"><p>vollendetem 25.</p> </td> <td><p>Lebensjahr</p> </td> <td><p>&#8226; &#8226; &#8226;</p> </td> <td></td> </tr> </tbody> </table> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Mit Beginn des 4. T&#228;tigkeitsjahres der in &#167; 2 Abs. 3a) und 3 c) genannten Arbeitnehmer bzw. mit Beginn des 4. oder 5 . T&#228;tigkeitsjahres</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">der in &#167; 2 Abs. 3 b) genannten Arbeitnehmer erfolgt die Einstufung ir dasjenige Berufsjahr der Gehaltsgruppe B 1, das dem Berufsjahr folgt, von welchem bei Aufnahme der T&#228;tigkeit die bisherigen Abschl&#228;ge errechnet wurden. Die Dauer einer abgebrochenen oder nicht durch bestandene Pr&#252;fung abgeschlossene Ausbildungszeit wird bei der Berechnung der T&#228;tigkeitsjahre ber&#252;cksichtigt. Die dieser Bezahlung entsprechenden Berufsjahre gelten als zur&#252;ckgelegt.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">(3)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; - (4) ...</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks"><strong>(2)</strong></p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">B. Angestellte mit abgeschlossener kaufm&#228;nnischer Ausbildung</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks"><strong>(1) -</strong></p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Gehaltsgruppe I</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Angestellte mit einfacher kaufm&#228;nnischer T&#228;tigkeit</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Beispieles Verk&#228;ufer ...</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Gehaltsgruppe II</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Angestellte mit einer T&#228;tigkeit, die erweiterte Fachkenntnis und eine gr&#246;&#223;ere Verantwortung erfordern.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Beispiele: Erster Verk&#228;ufer &#8226; * &#8226;</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Gehaltsgruppe III</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Angestellte mit selbst&#228;ndiger T&#228;tigkeit im Rahmen allgemeiner Anweisungen und mit entsprechender Verantwortung f&#252;r ihren T&#228;tigkeitsbereich, und zwar in Arbeitsbereichen</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Beispiele: ...</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Erster Verk&#228;ufer mit Einkaufsbefugnis</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Gehaltsgruppe IV</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Angestellte in leitender Stellung mit Anweisungsbefugnissen und mit entsprechender Verantwortung f&#252;r ihren T&#228;tigkeitsbereich, und zwar in Arbeitsbereichen</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Beispiele: Abteilungsleiter Eink&#228;ufer ...</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Verkaufsstellenleiter</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Nach dem GTV Einzelhandel NW vom 18.07.1984 betrug das Gehalt der Gehaltsgruppe II vom 01.04.1984 bis 31.03.1985 im 1. und 2. Jahr der T&#228;tigkeit 1.876,-- DM, nach dem 5. Jahr der</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">T&#228;tigkeit 2.479,-- DM, was den monatlichen Differenzbetrag von 603,-- DM ergibt.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Ab dem 01.04.1985 bis zum 31.03.1986 machte das Gehalt der Gehaltsgruppe II nach dem GTV Einzelhandel NW vom 15.05. 1985 im 1. und 2. Jahr der T&#228;tigkeit den Betrag von 1.923,-- DM, nach dem 5. Jahr der T&#228;tigkeit den von 2.541,-- DM aus, was den Differenzbetrag von monatlich 618,-- DM ausmacht.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Mit vorgericht1ichem Schreiben vom 26.04.1985 machte der Kl&#228;ger zun&#228;chst die Geha1tsdifferenzen f&#252;r die Zeit vom 01.10 1 984 bis 3 1.03. 1985 geltend.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Beklagte jegliche Zahlung verweigert hatte, hat der Kl&#228;ger mit der am 24.06.1985 beim Arbeitsgericht Rheine eingegangenen Klage, die am 2 8.06.1985 der Beklagten zugestellt worden ist, die Gehaltsdifferenzen f&#252;r die Zeit vom 01.10.1984 bis 30.06.1985 geltend gemacht.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 2 0.12.1 985, der Beklagten am 2 7.12.1 985 zugestellt, hat dann der Kl&#228;ger die Klage um die Gehaltsdifferenzen f&#252;r Juli bis Oktober 1985 erweitert. Mit weiterem Schriftsatz vom 09.01.1986, der Beklagten am 1 4.01.1986 zugestellt, hat der Kl&#228;ger schlie&#223;lich die tarifliche Sonderzuwendung geltend gemacht, die er auf 1.036,40 DM berechnet hat.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich der Sonderzuwendung ist im Tarifvertrag &#252;ber Sonder Zahlungen (Urlaubsgeld und Sonderzuwendung) vom 15.05.1985 f&#252;r den Einzelhandel in Nordrhein-Westfa1en, der ebenfalls gem&#228;&#223; &#167; 5 Abs, 1 TVG f&#252;r allgemeinverbindlich erkl&#228;rt worden ist, unter Teil B bestimmt, da&#223; die tarifliche Sonderzuwendung, f&#228;llig sp&#228;testens am 30.11. des laufenden Jahres, 40 % des individuell dem anspruchsberechtigten Arbeitnehmer</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">zustehenden Tarifentgeltes betr&#228;gt, wobei das am 30.11. des laufenden Kalenderjahres zu zahlende Tarifgehalt ma&#223;gebend ist. Die Beklagte hat nur eine Sonderzuwendung von 300,-- DM brutto gezahlt.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat die Ansicht vertreten, aufgrund seiner 15j&#228;hri' gen T&#228;tigkeit als selbst&#228;ndiger Handelsvertreter bzw. Betreiber der Tankstelle sei er bei der Beklagten einem ersten Verk&#228;ufer nach dem 5. Jahr der T&#228;tigkeit gleichzustellen. Damit stehe ihm f&#252;r die Zeit vom 01.10.1984 bis 31.03.1985 eine Gehaitadifferenz von 3.618,-- DM (603,-- DM x 6) und vom 01.G4.1985 bis 31,10.1985 von 4.326,-- DM (618,-- DM x 7) gegen&#252;ber der Beklagten zu,</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Als Sonder Zahlung k&#246;nne er 40 % von 2.541,-- DM brutto von der Beklagten begehren, was den Betrag von 1.036,40 DM brutto ausmache. Unter Anrechnung der von der Beklagten erbrachten 300,-- DM brutto ergebe sich somit die weitere Klageforderung von 736,40 DM brutto.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat zuletzt beantragt,</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 8.680,40 DM brutto nebst 4 % Zinsen jeweils seit Rechtsh&#228;ngigkeit zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Sie hat die Meinung vertreten, es sei schon zweifelhaft, ob der Kl&#228;ger &#252;berhaupt in die Besch&#228;ftigungsgruppe B des</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">GTV Einzelhandel NW geh&#246;re, da er keine abgeschlossene Berufsausbildung nachweisen k&#246;nne. Aus den bisherigen Angaben des Kl&#228;gers ergebe sich nichts Konkretes &#252;ber seine fr&#252;heren tats&#228;chlich verrichteten Arbeiten, weswegen auch insoweit eine Gleichstellung mit einem ausgebildeten Verk&#228;ufer nicht in Betracht komme.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht Rheine hat mit Urteil vom 23.01.1986 der</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Klage bis auf einen Betrag von 20,&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; DM brutto stattgegeben</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">und den Zinsanspruch auf die sich jeweils ergebenden Netto- gehaltsbetr&#228;ge reduziert. Die Kosten des Rechtsstreits hat es gem&#228;&#223; &#167; 92 Abs. 2 ZPO der Beklagten auferlegt. Zur Begr&#252;ndung ist im wesentlichen ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger sei schon gem&#228;&#223; &#167; 2 Abs. 3 b) GTV Einzelhandel NW einem ausgebildeten Verk&#228;ufer gleichzustellen, da er w&#228;hrend seiner T&#228;tigkeit als selbst&#228;ndiger Handelsvertreter von Oktober 1960 bis Dezember 1965 eine kaufm&#228;nnische Berufst&#228;tigkeit von mindestens 4 Jahren ausge&#252;bt habe.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Das sp&#228;tere selbst&#228;ndige Betreiben einer Tankstelle von 1965 bis 1975 habe die in der Gehaltsgruppe II des GTV Einzelhandel NW verlangte T&#228;tigkeit, die erweiterte Fachkenntisse und eine gr&#246;&#223;ere Verantwortung erfordern, erf&#252;llt. Der Kl&#228;ger sei somit bei der Beklagten aus der Gehaltsgruppe II nach dem 5. Jahr der T&#228;tigkeit zu bezahlen. Da&#223; der Kl&#228;ger bei der Beklagten eine T&#228;tigkeit nach der Gehaltsgruppe B II ausge&#252;bt habe, habe die Beklagte selbst zugestanden. Ausgehend hiervon st&#252;nden dem Kl&#228;ger dann von Oktober 1984 bis einschlie&#223;lich Oktober 1985 die rechnerisch richtig bezifferten Gehaltsdifferenzen zu.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Jedoch k&#246;nne der Kl&#228;ger nur eine Sonderzuwendung f&#252;r 1985</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">in H&#246;he von 716,40 DK brutto begehren. Denn 40 % von 2.541,-- DM brutto ergebe den Betrag von 1,016,4 0 DM brutto und nicht die vom Kl&#228;ger eingesetzten 1,036,40 DM brutto. Insofern handele es sich um einen offensichtlichen Rechenfehler des Kl&#228;gers.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Das wegen der sonstigen Einzelheiten hiermit in Bezug genommene Urteil ist der Beklagten am 27.G2.1986 zugestellt worden. Die Beklagte hat hiergegen am 26^03.1986 beim Landesarbeitsgericht Berufung eingelegt, die sie am 16.04.1986 begr&#252;ndet hat.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">In der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 06.06.1986 vor dem Berufungsgericht ist auf ausdr&#252;ckliches gerichtliches Befragen weiter unstreitig geworden, da&#223; der Kl&#228;ger w&#228;hrend seiner T&#228;tigkeit als selbst&#228;ndiger Handelsvertreter vom 01.10.1960 bis 02.12. 1965 Rolll&#228;den der Firma Homann KG an Bauherren verkauft hat. Er hat die Angebote nach Ausmessung abgegeben. Dabei hat er auch auf eigene Rechnung Untervertreter eingesetzt. Die Tankstelle hat der Kl&#228;ger von 1965 bis 1970 als sogenannte freie Tankstelle im eigenen Eigentum betrieben. 1970 ist diese Tankstelle vom Kl&#228;ger an die Westfalen AG verkauft worden, die er dann bi3 1975 von dieser Firma gepachtet hatte. Der Tankstelle ist eine Fiat-Vertragswerkstatt angeschlossen gewesen. Dort hat der Kl&#228;ger nur dann mitgeholfen, wenn die Mitarbeiter nicht weitergekommen sind. &#220;berwiegend ist der Kl&#228;ger jedoch im Bereich der Tankstelle t&#228;tig gewesen, und zwar mit Arbeiten des Betankens von Fahrzeugen, der Bestellung und des Verkaufs von PKW's, Motorr&#228;dern und sontigen Waren.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte greift das angefochtene Urteil in vollem Umfang an. Sie ist der Auffassung, das erstinstanzliche Gericht sei zu Unrecht davon ausgegangen, dem Kl&#228;ger st&#252;nde das Gehalt der Gehaltsgruppe II GTV Einzelhandel NW nach dem 5. Jahr der T&#228;tigkeit, zu. Denn zum einen gehe der Tarifvertrag davon aus, da&#223; die T&#228;tigkeitsjahre in ihrem Betrieb zur&#252;ckzulegen seien. Zum anderen w&#252;rden bei einer Ber&#252;cksichtigung der fr&#252;heren T&#228;tigkeiten des Kl&#228;gers diese die in der Gehaltsgruppe I des GTV Einzelhandel NW aufgef&#252;hrten T&#228;tigkeiten erf&#252;llen.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen sei der gr&#246;&#223;te Teil der Klageforderungen nach den tariflichen Ausschlussfristen verfallen.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte und Berufungskl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">das Urteil des Arbeitsgerichts Rheine vom 23.01.1S86 abzu&#228;ndern und die Klage insgesamt abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger und Berufungsbek1agte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">die Berufung der Beklagten zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Er verteidigt das angefochtene Urteil in allen Punkten. Er ist der Ansicht, aus &#167; 2 Abs. 3 Satz 2 GTV Einzelhandel NW folge, da&#223; die zur&#252;ckgelegten Berufs- bzw. T&#228;tigkeitsjahre anzurechnen seien. Dabei brauchten die fr&#252;heren T&#228;tigkeiten nicht den T&#228;tigkeiter. entsprechen, die in der Gehaltsgruppe II des GTV Einzelhandel NW aufgef&#252;hrt seien.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Wegen der sonstigen Einzelheiten auf den vorgetragenen Inhalt der</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">des Parteivorbringens wird in beiden Instanzen gewechsel-</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">ten Schrifts&#228;tze und der Terminsprotoko11e verwiesen. Auf den Inhalt der zu den Gerichtsakten gereichten Unterlagen wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten ist bereits nach ihrem eigenen Vorbringen unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Dem Arbeitsgericht ist dahingehend zu folgen, da&#223; der Kl&#228;ger aufgrund seiner fr&#252;heren T&#228;tigkeiten als selbst&#228;ndiger Handelsvertreter und Betreiber einer Tankstelle zum einen gem&#228;&#223; &#167; 2 Abs. 3 b) GTV Einzelhandel NW einem ausgebildeten Verk&#228;ufer gleichzusetzen ist. Zum anderen nat er in dieser Zeit mindestens T&#228;tigkeiten der Gehaltsgruppe II des GTV Einzelhandel NW ausge&#252;bt, was dazu f&#252;hrt, da&#223; dem Kl&#228;ger das geltend gemachte Gehalt der Gehaltsgruppe II des GTV Einzelhandel NW nach dem 5. Jahr der T&#228;tigkeit zusteht. Danach sind die vom Kl&#228;ger geforderten Differenzzahlunqen an Gehalt und Sonderzuwendung begr&#252;ndet, zumal der Kl&#228;ger entgegen der Ansicht der Beklagten die Verfa11fristen des &#167; 20 MTV Einzelhandel NW gewahrt hat.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">a) F&#252;r die Auslegung eines Tarifvertrages kommt es in erster Linie auf den Tarifwortlaut und den tariflichen Gesamtzusammenhang an, wobei im Sinne von &#167; 1 &gt; 3 BGB der wirkliche Wille der Tarif Vertragsparteien zu ber&#252;cksichtigen ist, sofern und soweit er in den tariflichen Normen seinen Niederschlag gefunden hat (BAG, Urteil vom 09.07.1980 - 4 AZR 56U/78 - AP Nr. 2 zu &#167; 1 TVG Tarifvertr&#228;ge: Seeschiffahrt).</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">b) Danach ist zun&#228;chst in &#167; 2 Abs. 1 GTU Einzelhandel NW i.V.m. &#167; 8 Abs. 1 MTV Einzelhandel NW klargestellt, da&#223; die &#252;berwiegend ausge&#252;bte T&#228;tigkeit des Angestellten f&#252;r dessen tarifliche Hi ndestverg&#252;tung ma&#223;geblich ist. In &#167; 2 Abs. 2 GTV Einzelhandel NW ist dann bestimmt, da&#223; Voraussetzung f&#252;r die tarifliche Eingruppierung in die Gehaltsgruppe I bis IV GTV Einzelhandel NW in der Regel eine abgeschlossene kaufm&#228;nnische Berufsausbildung ist. In &#167; 2 Abs. 3 GTV Einzelhandel NW ist abschlie&#223;end geregelt, wann eine G1eichsetzung mit der abgeschlossenen Ausbildung zum Verk&#228;ufer erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Aus &#167; 3 A Abs. 1 GTV Einzelhandel NW folgt, da&#223; die Angestellten, die keine Verk&#228;uferausbi1dung und nicht die Gleichsetzungsvoraussetzungen des &#167; 2 Abs. 3 GTV Einzelhandel NW erf&#252;llen, nach dem Willen der T a r i f ver t r a gs par t e i e n w&#228;hrend der ersten vier Jahre ihrer kaufm&#228;nnischen T&#228;tigkeit nicht einmal Verg&#252;tung nach der f&#252;r sie an sich in Betracht kommenden Gehaltsgruppe erhalten sollen, sondern statt dessen eine Verg&#252;tung in niedrigerer H&#246;he nach n&#228;herer tariflicher Spezifizierung (vgl. BAG, Urteil vom 08.02.1984 - 4 AZR 369/83 - AP Nr. 3 zu &#167; 1 TVG Tarifvertr&#228;ge Einzelhandel zu der entsprechenden Regelung im GTV Einzelhandel Rheinland-Pfalz), In &#167; 3 A Abs. 2 Satz 1 GTV Einzelhandel NW ist dann geregelt, wie die in &#167; 2 Abs. 3 GTV Einzelhandel NW genannten Arbeitnehmer zu bezahlen sind.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Dabei ist zwar ausdr&#252;cklich nur eine Einstufung in das Berufsjahr der Gehaltsgruppe I GTV Einzelhandel NW aufgenommen. Aus diesem Umstand kann aber entgegen der Auffassung der Beklagten nicht hergeleitet werden, die von den in &#167; 2 Abs. 3 GTV Einzelhandel NW genannten Arbeitnehmer zur&#252;ckgelegten T&#228;tigkeitsjahre k&#246;nnten nur bei einer Einstufung in die Gehaltsgruppe I GTV Einzelhandel NW ber&#252;cksichtigt werden.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Denn wenn in &#167; 3 A Abs. 2 Satz 1 GTV Einzelhandel NW nur die Einstufung in die Gehaltsgruppe I GTV Einzelhandel NW aufgenommen ist, so beruht das ersichtlich darauf, da&#223; die in &#167; 2 Abs. 3 GTV Einzelhandel NW genannten Arbeitnehmer in der Regel T&#228;tigkeiten ausge&#252;bt haben, die nur einfache kaufm&#228;nnische T&#228;tigkeiten im Sinne der Gehaltsgruppe I GTV Einzelhandel NW sind. Daf&#252;r spricht n&#228;mlich der tarifliche Gesamtzusammenhang, da zum einen nach &#167; 3 A Abs. 1 GTV Einzelhandel NW Arbeitnehmer, m&#246;gen sie einfache oder h&#246;herwertige kaufm&#228;nnische T&#228;tigkeiten aus&#252;ben, nur Anspruch auf eine anteilm&#228;&#223;ige Verg&#252;tung nach der Gehaltsgruppe I GTV Einzelhandel NW haben. Zum anderen stellen die Tarifvertragsparteien in den Gehaltsgruppen II bis IV GTV Einzelhandel NW im Gegensatz zur Gehaltsgruppe I GTV Einzelhandel NW nicht auf Berufsjahre, also auf die blo&#223;e T&#228;tigkeit als Verk&#228;ufer, sondern auf T&#228;tigkeitsjahre , also auf Jahre der h&#246;herwertigen T&#228;tigkeiten, ab. Je l&#228;nger der Angestellte die h&#246;herwertige T&#228;tigkeit ausge&#252;bt hat, desto h&#246;her ist sein Gehalt. Schlie&#223;lich wird diese hier vertretene Auffassung ausdr&#252;cklich durch &#167; 2 Abs. 3 c) GTV Einzelhandel NW gest&#252;tzt, wonach die nach einer andersartigen abgeschlossenen Berufsausbildung zur&#252;ckgelegten Berufs- bzw. T&#228;tigkeitsjahre im Einzelhandelsbereich angerechnet werden, wenn die Besch&#228;ftigung entsprechend dem erlernten Beruf erfolgt. Danach w&#228;re z.B. bei einem gelernten Buchhalter, der in einem anderen Gewerbezweig nach bestandener Pr&#252;fung zun&#228;chst t&#228;tig war, diese T&#228;tigkeitszeit von Beginn an hinsichtlich der Feststellung der T&#228;tigkeitsjahre bei der Einstellung als Buchhalter im Einzelhandel im Rahmen der Gehaltsgruppe II GTV Einzelhandel NW anzurechnen, wenn er als Erste Kraft in der Buchhaltung eingestellt w&#252;rde und diese h&#246;herwertige T&#228;tigkeit bereits im anderen Gewerbezweig ausge&#252;bt h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Die Regelung in &#167; 2 Abs. 3 c) GTV Einzelhandel NW best&#228;tigt des weiteren, da&#223; entgegen der Auffassung der Beklagten die T&#228;tigkeitsjahre nach den Gehaltsgruppen II bis I V GTV Einzelhandel NW nicht in ihrem Betrieb zur&#252;ckgelegt sein m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Dieses wird auch durch &#167; 2 Abs. 3 a) GTV Einzelhandel NW belegt, da die Ausbildung zur B&#252;ro- oder Gewerbegehi1fin &#252;berwiegend nicht in einem Betrieb des Einzelhandels durchgef&#252;hrt wird.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">2. Ausgehend hiervon ergibt sich vorliegend folgendes:</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">a) Der Kl&#228;ger &#252;bte bei der Beklagten die T&#228;tigkeit eines Ersten Verk&#228;ufers aus und war somit in die Gehaltsgruppe II GTV Einzelhandel NW einzugruppieren.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">a a) Nach der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts sind die allgemeinen tariflichen T&#228;tigkeitsmerkmale einer Gehaltsgruppe des GTV als erf&#252;llt anzusehen, wenn ein Angestellter ein in der betreffenden Gehaltsgruppe aufgef&#252;hrtes T&#228;tigkeit s b e i s p i e 1 erf&#252;llt (BAG, Urteil vom 08.02.1984 - 4 AZR 3 69/8 3 - a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Auf die allgemeinen T&#228;tigkeitsmerkma1e mu&#223; allerdings dann zur&#252;ckgegriffen werden, wenn das T&#228;tigkeitsmerkma1 selbst unbestimmte Rechtsbegriffe enth&#228;lt, die nicht aus sich heraus ausgelegt werden k&#246;nnen (BAG, Urteil vom 08.0 2.1984 - 4 AZR 158/83 - AP Nr. 134 zu &#167; 1 TVG Auslegung).</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Nach diesen Grunds&#228;tzen war der Kl&#228;ger in die Gehaltsgruppe II GTV Einzelhandel NW einzugruppieren, weil er das T&#228;tigkeitsbeispiel dieser Gehaltsgruppe Erster Verk&#228;ufer bei der Beklagten erf&#252;llte.</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Zwar folgt dieses nicht bereits daraus, da&#223; die Parteien den Kl&#228;ger &#252;bereinstimmend als Ersten Verk&#228;ufer angesehen haben. Denn die Parteien dieses Rechtsstreits k&#246;nnen tarifliche Rechtsbegriffe nicht unstreitig stellen (BAG, Urteil vom 22.11.1977 - 4 AZR 395/76 - BAG 29, 364 = AP Nr. 2 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Aber nach dem unstreitigen Sachverhalt ist der Kl&#228;ger als Erster Verk&#228;ufer anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Dabei ist der Begriff des Ersten Verk&#228;ufers allerdings aus sich heraus nicht auslegbar. Der Zusatz "Erster" Verk&#228;ufer besagt nur, da&#223; er gegen&#252;ber sonstigen Verk&#228;ufern eine hervorgehobene Stellung haben mu&#223;. Inwiefern er sich aus sonstigen Verk&#228;ufern hervorheben mu&#223;, wird jedoch durch den Zusatz "Erster" nicht n&#228;her bestimmt. Deshalb ist zur n&#228;heren Umschreibung des Begriffs "Erster Verk&#228;ufer" auf die allgemeinen T&#228;tigkeitsmerkma1e zur&#252;ckzugreifen. Allgemeines T&#228;tigkeitsmerkmal der Gehaltsgruppe II GTV Einzelhandel NW ist eine "T&#228;tigkeit, die erweiterte Fachkenntnisse und gr&#246;&#223;ere Verantwortung erfordert". Demgem&#228;&#223; ist unter einem Ersten Verk&#228;ufer ein Verk&#228;ufer zu verstehen, dessen T&#228;tigkeit gegen&#252;ber sonstigen Verk&#228;ufern, die in der Gehaltsgruppe I GTV Einzelhandel NW eingruppiert sind, erweiterte Fachkenntnisse und gr&#246;&#223;ere Verantwortung erfordert (BAG, Urteil vom 07.11.1984 - 4 AZR 286/83 -, bisher nicht ver&#246;ffentlicht).</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Diesen Anforderungen gen&#252;gten die unstreitigen T&#228;tigkeiten des Kl&#228;gers bei der Beklagten. Der Kl&#228;ger war n&#228;mlich f&#252;r den Verkaufsbereich Holz/Bauelemente allein verantwortlich. Er hatte zu kontrollieren, ob Waren nachbestellt werden mussten. Die Bestellungen neuer Waren nahm ei nach allgemeiner Gegenzeichnung des Marktleiters selbst vor. Ebenfalls regelte er Kundenrek1amationen selbst&#228;ndig. Seine T&#228;tigkeit erforderte auch eine erweiterte Fachkenntnis, da er die Preisauszeichnung seines gesamten Sortiments beherrschen musste. Zudem oblag ihm auch noch die Ausbildung der Auszubildenden in seinem Verkaufsbereich,</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">bb) Der Kl&#228;ger war auch ab Beginn seiner T&#228;tigkeit bei der Beklagten in die Gehaltsgruppe II GTV Einzelhandel NW einzugruppieren, da er bereits gem&#228;&#223; &#167; 2 Abs. 3 b) GTV Einzelhandel NW eine kaufm&#228;nnische Berufst&#228;tigkeit &#252;berwiegend im Verkauf von drei Jahren aufwies&#187;</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Mit dem Arbeitsgericht ist n&#228;mlich davon auszugehen, da&#223; hierbei auch Verkaufst&#228;tigkeiten zu ber&#252;cksichtigen sind, die nicht in einem abh&#228;ngigen Arbeitsverh&#228;ltnis angefallen sind. Denn &#167; 2 Abs, 3 b) GTV Einzelhandel NW verlangt nur eine kaufm&#228;nnische Berufst&#228;tigkeit. Bei dem Abstellen auf T&#228;tigkeitsjahre soll die Zeit der Aus&#252;bung h&#246;herwertiger Verkaufst&#228;tigkeiten Einflu&#223; haben.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Danach hat der Kl&#228;ger in der Zeit seiner T&#228;tigkeit als selbst&#228;ndiger Handelsvertreter vom 01,10,1960 bis 02,12,1965, dadurch, da&#223; er Roll&#228;den verkauft hat, ausschlie&#223;lich kaufm&#228;nnische Berufst&#228;tigkeiten im Verkauf ausge&#252;bt. F&#252;r die G1eichsetzung mit einem ausgebildeten Verk&#228;ufer kommt es dabei im Rahmen des &#167; 2 Abs. 3 b) GTV Einzelhandel NW auf die Schwierigkeit der Verkaufst&#228;tigkeit nicht an.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">b) Der Kl&#228;ger war von der Beklagten auch aus der Gehaltsgruppe II GTV Einzelhandel NW nach dem 5. Jahr der T&#228;tigkeit zu bezahlen.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Da n&#228;mlich der Kl&#228;ger schon aufgrund der T&#228;tigkeit als selbst&#228;ndiger Handelsvertreter einem ausgebildeten Verk&#228;ufer gleichzustellen ist, ist die Zeit des Betreibens einer Tankstelle als T&#228;tigkeitszeit bei der Einstufung nach der Gehaltsgruppe II GTV Einzelhandel NW zu ber&#252;cksichtigen. Denn sp&#228;testens seit der Erteilung der Erlaubnis vom 23.05.1969 auf den Einzelhandel mit Kraftfahrzeugen, Tabakwaren und Radioger&#228;ten &#252;bte der Kl&#228;ger eine T&#228;tigkeit aus, die sogar &#252;ber die in der Gehaltsgruppe II GTV Einzelhandel NW verlangte hinausging. Denn der Kl&#228;ger war, was letztlich in der Berufungsinstanz unstreitig geworden ist, fast ausschlie&#223;lich mit dem Verkauf von Kraftstoff, Kraftfahrzeugen, Motorr&#228;dern und sonstigen Waren bis zum 30.11.1975, also &#252;ber sechs Jahre, t&#228;tig. Hierbei hatte er auch den Einkauf selbst&#228;ndig und a11einverantwort1ich zu t&#228;tigen. Seine T&#228;tigkeit ist damit sogar der eines Verkaufsstellenleiters vergleichbar, die als T&#228;tigkeitsbeispie1 in der Gehaltsgruppe IV GTV Einzelhandel NW aufgenommen ist.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">c) War der Kl&#228;ger somit aus der Gehaltsgruppe II GTV Einzelhandel NW nach dem 5. Jahr der T&#228;tigkeit von der Beklagten zu bezahlen, sind die vom Kl&#228;ger geltend gemachten Gehaltsnachforderungen f&#252;r die Zeit vom 01.10.1984 bis 31.10.1985, deren H&#246;he von der Beklagten nicht bestritten werden, begr&#252;ndet. Ebenfalls ist der geltend gemachte Differenzbetrag hinsichtlich der tariflichen Sonderzuwendung begr&#252;ndet, jedoch nur im Umfang des im erstinstanzlichen Urteil zuerkannten Betrages,</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagte sich in der Berufungsinstanz darauf beruft, diese Anspr&#252;che seien wegen Nichtwahrung der tariflichen Ausschluss fristen verfallen, geht dieses Vorbringen ins Leere.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Denn die Gehaltsnachforderungen sind gem&#228;&#223; &#167; 20 Abs. 1 c) MTV Einzelhandel NW sechs Monate nach F&#228;lligkeit schriftlich geltend zu machen. Danach sind die Differenzanspr&#252;che f&#252;r die Zeit vom 01.10.1984 bis 31.03.1985 durch das Vorgericht liehe Geltendmachungsschreiben vom 26.04.1985, die Gehaltsnachforderungen f&#252;r die Zeit vom 01.04. bis 30.0 6.1985 durch die Klageschrift und die Gehaltsdifferenzzahlungen f&#252;r die Zeit vom 01.07. bis 31.10.1985 durch die Klageerweiterung vom 20.12.1985 vom Kl&#228;ger formgerecht und rechtzeitig gegen&#252;ber der Beklagten geltend gemacht worden. Denn auch die Klageerhebung wahrt die schriftliche Geltendmachung.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Der Differenzbetrag auf Zahlung der Sonderzuwendung ist innerhalb der dreimonatigen Frist des &#167; 20 Abs. 1 b) MTV Einzelhandel NW durch die Klageerweiterung vom 09. &#252;l. 1986 vom Kl&#228;ger verlangt worden.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ist aus &#167;&#167; 286, 291 BGB gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">3. Die Kosten ihres erfolglosen Rechtsmittels hat die Beklagte gem&#228;&#223; &#167; 97 ZPO zu tragen.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Die Revision war gem&#228;&#223; &#167; 72 Abs. 2 Ziff. 1 ArbGG zuzulassen, da die Rechtssache eine Rechtsstreitigkeit &#252;ber die Auslegung eines Tarifvertrages betrifft, dessen Geltungsbereich sich &#252;ber den Bezirk des Landesarbeitsgerichts Hamm erstreckt, und zu dessen Auslegung hinsichtlich der Anrechnung von Jahren selbst&#228;ndiger T&#228;tigkeiten bisher das Bundesarbeitsgericht erkennbar nicht Stellung bezogen hat.</p>
315,549
olgham-1986-06-02-8-u-29885
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8 U 298/85
"1986-06-02T00:00:00"
"2019-03-13T15:07:38"
"2019-03-27T09:42:50"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1986:0602.8U298.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 24.09.1985 verk&#252;ndete Urteil der 1. Kammer f&#252;r Handelssachen beim Landgericht Siegen abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger das Bruttogehalt f&#252;r Juli 1984 in H&#246;he von 15.553,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 01.08.1984 zu zahlen. Die Widerklage des Beklagten wird - unter Zur&#252;ckweisung seiner Anschlu&#223;berufung - abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Beklagte.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Beklagte kann die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 26.500,-- DM abwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p>Der Wert der Beschwer f&#252;r den Beklagten betr&#228;gt 46.659,-- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war alleiniger Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Firma xxx, deren Mitgesellschafter er mit einem Anteil von 1,92 % war. Hauptgesellschafter dieser GmbH ist die Firma xxx mit 96,78 % der Gesch&#228;ftsanteile. An der xxx, die ihr gesamtes Anlageverm&#246;gen der xxx verpachtet hat, ist der Kl&#228;ger als deren Alleingesch&#228;ftsf&#252;hrer mit 47,81 % beteiligt. Die Gesch&#228;ftsf&#252;hrerverg&#252;tung des Kl&#228;gers in der xxx, f&#252;r die er fast 40 Jahre t&#228;tig war, betrug monatlich 15.553,-- DM brutto, was einem Nettoauszahlungsbetrag von 8.269,99 DM entspricht. Der Kl&#228;ger ist zu 100 % schwerbehindert im Sinne des SchwerbhG. Diese Behinderung hat er sich bei Auftragsverhandlungen f&#252;r die Firma xxx in xxx zugezogen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 29.06.1984 wurde &#252;ber das Verm&#246;gen der Firma xxx durch Beschlu&#223; des Amtsgerichts xxx - AZ: 11 N 33/84 AG Siegen - der Konkurs er&#246;ffnet, nachdem bereits am 16.05.1984 die Sequestration angeordnet worden war. Konkursverwalter ist der Beklagte. Nach dem derzeitigen Stand des Konkursverfahrens hat der Konkurs einen Ertrag von ca. 8 Mio. DM erbracht, wobei die Konkursquote noch nicht feststeht.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 02.07.1984 k&#252;ndigte der Beklagte den Gesch&#228;ftsf&#252;hrervertrag des Kl&#228;gers mit der Gemeinschuldnerin "mit sofortiger Wirkung". Der Kl&#228;ger hat der K&#252;ndigung durch Schreiben an den Beklagten vom 05.07.1984 widersprochen. Der Konkursverwalter f&#252;hrte die Gesch&#228;fte der Gemeinschuldnerin fort. In dieser Zeit kam es zu Rechtsstreitigkeiten zwischen dem Beklagten und der Verwaltungs-GmbH, die gerichtlich ausgetragen wurden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat den Beklagten auf Zahlung des Bruttogehalts f&#252;r Juli 1984 gerichtlich in Anspruch genommen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Er hat geltend gemacht, es habe f&#252;r die K&#252;ndigung kein wichtiger Grund vorgelegen. Weiterhin sei die K&#252;ndigung wegen Versto&#223;es gegen das SchwerbhG unwirksam, insbesondere auch deshalb, weil er sich die Behinderung bei Diensthandlungen f&#252;r die Gemeinschuldnerin zugezogen habe. Zudem sei er sp&#228;testens mit der Konkurser&#246;ffnung auch abh&#228;ngig Besch&#228;ftigter i.S.d. SchwerbhG geworden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Er hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">den Beklagten zu verurteilen, an ihn das Bruttogehalt f&#252;r Juli 1984 in H&#246;he von 15.553,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 01.08.1984 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat behauptet, der Arbeitsplatz des Kl&#228;gers sei durch den Konkurs weggefallen. F&#252;r die Abwicklung des Konkurses h&#228;tten ihm gen&#252;gend sachkundige Mitarbeiter zur Verf&#252;gung gestanden (Beweis: Zeugnis des Prokuristen xxx). Er hat die Ansicht vertreten, er habe sich von dem Kl&#228;ger ohne weiteres trennen k&#246;nnen, zumal es infolge der Gesch&#228;ftsf&#252;hrert&#228;tigkeit und der Beteiligung des Kl&#228;gers an der Verwaltungs-GmbH zu Interessenkollisionen habe kommen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen. Es ist der Auffassung, die fristlose K&#252;ndigung sei wirksam, weil das SchwerbhG nicht anwendbar sei; f&#252;r die K&#252;ndigung habe ein wichtiger Grund vorgelegen, weil eine Interessenkollision bestanden habe. Auch wegen der H&#246;he des Gehaltes in einem massearmen Konkurs sei die Fortsetzung des Dienstverh&#228;ltnisses nicht zumutbar.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die Berufung des Kl&#228;gers.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger wiederholt sein Vorbringen und die Beweisantritte erster Instanz und behauptet, wenn der Beklagte den Kl&#228;ger ebenso wie andere leitende Angestellte weiterbesch&#228;ftigt h&#228;tte, w&#228;re ein besseres Konkursergebnis erzielbar gewesen. Der Betrieb sei nach Konkurser&#246;ffnung noch monatelang fortgef&#252;hrt worden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und den Beklagten zu verurteilen, an ihn das Bruttogehalt f&#252;r Juli 1984 in H&#246;he von 15.553,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 01.08.1984 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Er behauptet, nach Konkurser&#246;ffnung sei lediglich die Abteilung "Walzengie&#223;erei" bis Ende August 1984 weitergef&#252;hrt worden. Von den leitenden Angestellten der Gemeinschuldnerin sei lediglich der Prokurist xxx bis zum 31.07.1984 weiterbesch&#228;ftigt worden. Der Beklagte meint, es komme nicht darauf an, ob sich der Kl&#228;ger zum Zeitpunkt der K&#252;ndigung Verletzungen seiner arbeitsrechtlichen Treuepflicht habe zu schulden kommen lassen. Ma&#223;geblich sei vielmehr, ob solche Pflichtverletzungen zu erwarten gewesen seien und zu einer Interessenkollision h&#228;tten f&#252;hren k&#246;nnen. Allein die Tatsache der Betriebsaufspaltung bei der Gemeinschuldnerin habe vielf&#228;ltige Streitigkeiten vorprogrammiert. Diesen Streitigkeiten habe die K&#252;ndigung des Kl&#228;gers vorbeugen sollen und den wichtigen Grund f&#252;r die K&#252;ndigung dargestellt. &#220;berdies habe im Zeitpunkt der K&#252;ndigung kein Zweifel daran bestanden, da&#223; der Konkurs massearm sein w&#252;rde. Nur darauf, nicht aber auf das sp&#228;tere Ergebnis sei f&#252;r die Rechtfertigung der K&#252;ndigung abzustellen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat im Wege der Anschlu&#223;berufung Widerklage erhoben.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Widerklagend beantragt er,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">festzustellen, da&#223; die K&#252;ndigung des Beklagten vom 02.07.1984 das Anstellungsverh&#228;ltnis des Kl&#228;gers bei der Gemeinschuldnerin zum 02.07.1984 beendet hat und dem Kl&#228;ger auch kein Anspruch auf Verg&#252;tung der Gesch&#228;ftsf&#252;hrert&#228;tigkeit f&#252;r die Zeit nach dem 31.07.1984 zusteht.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Anschlu&#223;berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers hat Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">1. Die Klage ist zul&#228;ssig. Der Kl&#228;ger verlangt eine Dienstverg&#252;tung f&#252;r die Zeit nach Er&#246;ffnung des Konkurses. Hierbei handelt es sich nicht um eine Konkursforderung i.S. des &#167; 3 KO, was zur Folge h&#228;tte, da&#223; der Kl&#228;ger mit seiner Leistungsklage gegen den beklagten Konkursverwalter ausgeschlossen w&#228;re, weil er seine Forderung dann dem Verfahren nach &#167; 12 i.V.m. &#167;&#167; 138 f KO unterwerfen m&#252;&#223;te, also zur Konkurstabelle anmelden m&#252;&#223;te. Zwar stellt &#167; 3 KO nicht darauf ab, wann eine Forderung f&#228;llig oder durchsetzbar ist (Kuhn-Uhlenbrock, KO, 10. Aufl., &#167; 3 Rn. 11), sondern l&#228;&#223;t es gen&#252;gen, wenn der Rechtsgrund f&#252;r eine demn&#228;chst f&#228;llig werdende Forderung bereits vor Konkurser&#246;ffnung gelegt worden war. Obwohl der Dienstvertrag des Kl&#228;gers bereits vor Konkurser&#246;ffnung bestanden hat, die Forderung, die er geltend macht, also dem Grunde nach schon vor Konkurser&#246;ffnung entstanden war, liegt keine Konkursforderung i.S.d. &#167; 3 KO vor. Vielmehr gelten Anspr&#252;che auf Dienstverg&#252;tungen f&#252;r die Zeit nach Konkurser&#246;ffnung als Masseanspr&#252;che i.S.d. &#167; 59 I Nr. 2 KO (Kuhn-Uhlenbrock, a.a.O, &#167; 3 Rn. 26 und &#167; 59 Rn.12i; B&#246;hle-Stamschr&#228;der/Kilger, KO, 13. Aufl. 1980, &#167; 3 Rn. 4 b). Es handelt sich insoweit um Anspr&#252;che aus zweiseitigen Vertr&#228;gen, deren Erf&#252;llung durch die Konkursmasse kraft Gesetzes geschuldet wird. Das ist bei einem Dienstverh&#228;ltnis der Fall, wenn K&#252;ndigungsfristen einzuhalten sind, solange das Dienstverh&#228;ltnis besteht und nicht etwa fristlos oder gem. &#167; 22 KO wirksam beendet worden ist (RGZ 55, 265). Da&#223; letzteres zwischen den Parteien gerade streitig ist, spielt f&#252;r die Frage der Zul&#228;ssigkeit der Klage keine Rolle. Massegl&#228;ubiger sind nicht gem. &#167; 12 KO gehindert, ihre Anspr&#252;che gegen den Konkursverwalter gerichtlich geltend zu machen. Etwas anderes w&#252;rde nur dann gelten, wenn festst&#252;nde, da&#223; der Konkurs massearm, also zur Befriedigung aller Massegl&#228;ubiger der jeweiligen Rangklasse nicht ausreichend w&#228;re (Kuhn-Uhlenbrock, &#167; 60 KO, Rn, 3 d). Dies ist aber nach dem Sachverhalt nicht der Fall.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist begr&#252;ndet. Dem Kl&#228;ger steht der geltend gemachte Anspruch auf Zahlung des Gehaltes in H&#246;he von brutto 15.553,-- DM f&#252;r den Monat Juli 1984 gem. &#167;&#167; 611, 615 BGB zu. Der Dienstvertrag ist durch die K&#252;ndigung des Beklagten nicht schon am 02.07.1984 beendet worden.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">2.1.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Allerdings steht der Wirksamkeit der K&#252;ndigung seitens des Beklagten nicht das SchwerbhG entgegen. Dieses Gesetz findet nach einhelliger Auffassung keine Anwendung auf die Organe juristischer Personen, namentlich den Gesch&#228;ftsf&#252;hrer einer GmbH, da er nicht als Arbeitnehmer i.S. dieser arbeitsrechtlichen Schutzvorschrift gilt (vgl. BGH DB 1978, 878, 879; Wilrodt/Neumann, SchwerbhG, 6. Aufl., &#167; 6 Rn 25, 26, 47; Z&#246;llner in Baumbach/Hueck, GmbHG, 14. Aufl., &#167; 35 Rn 97, 99). In seiner Funktion als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer nimmt er vielmehr die Aufgaben eines Arbeitgebers wahr; insbesondere &#252;bt er das Direktionsrecht gegen&#252;ber den Besch&#228;ftigten der GmbH aus; er ist insoweit nicht als weisungsgebundener und damit sozial abh&#228;ngig Besch&#228;ftigter anzusehen. Zwar kann nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs im Rahmen des Anstellungsverh&#228;ltnisses die wirtschaftliche Abh&#228;ngigkeit, soweit sie nicht in Widerspruch zu seiner Arbeitgeberfunktion steht und die Organstellung des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers es nicht verbietet, dazu f&#252;hren, arbeitsrechtliche Schutzvorschriften auch auf den Gesch&#228;ftsf&#252;hrer einer GmbH abzuwenden (vgl. Fleck, WM Beilage Nr. 3, 1981, S. 3 ff m.w.N. zur Rspr.). Dies trifft jedoch nicht auf den Schwerbehindertenschutz zu. Der Kl&#228;ger wird auch nicht etwa dadurch zum abh&#228;ngig Besch&#228;ftigten i.S. des &#167; 6 und der &#167;&#167; 12 ff SchwerbhG, da&#223; nunmehr der Konkursverwalter die Verf&#252;gungsbefugnis der Gemeinschuldnerin &#252;bernommen hat (BAG AP Nr. 3 zu &#167; 612 BGB) und er ab diesem Zeitpunkt den Weisungen des Konkursverwalters unterliegt; seine formale Einordnung als Organ der Gemeinschuldnerin bleibt bestehen (Baumbach/Schulze-Osterloh, a.a.O., &#167; 63 GmbHG, Rn. 37) und wandelt sich nicht in ein dem Arbeitsrecht in vollem Umfang unterworfenes Arbeitsverh&#228;ltnis um. Auch die Tatsache, da&#223; sich der Kl&#228;ger diese Behinderung im Rahmen seiner T&#228;tigkeit f&#252;r die Gemeinschuldnerin zugezogen hat, vermag das Ergebnis nicht zu &#228;ndern. F&#252;r den K&#252;ndigungsschutz nach dem SchwerbhG w&#228;re es ohnedies unerheblich, ob die Behinderung w&#228;hrend der Berufst&#228;tigkeit f&#252;r die Firma eingetreten ist (Jung/Cramer &#167; 12 SchwerbhG, Rn 3).</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">2.2.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Frage, ob und in welcher Frist dem Kl&#228;ger gek&#252;ndigt werden konnte, richtet sich allein nach den Regeln des b&#252;rgerlichen Gesetzbuches f&#252;r freie Dienstverh&#228;ltnisse. Eine Beendigung nach &#167; 17 KO scheidet aus. Die rechtliche Streitfrage, ob der Konkursverwalter das Dienstverh&#228;ltnis des Kl&#228;gers automatisch durch die Aus&#252;bung seines Wahlrechtes nach &#167; 17 KO h&#228;tte beenden k&#246;nnen, oder ob es dazu einer K&#252;ndigung gem. &#167; 22 KO bedurfte, ist nach Auffassung des Senats im Sinne der zweiten Alternative zu beantworten. Die in der Literatur vertretene Meinung, im Falle des Konkurses k&#246;nne der Konkursverwalter den Gesch&#228;ftsf&#252;hrervertrag gem. &#167; 17 KO ohne Ausspruch einer K&#252;ndigung unmittelbar jedenfalls dann l&#246;sen, wenn der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer zugleich auch Allein- oder Mehrheitsgesellschafter ("Eigendirektor") ist (so z.B. Heilmann, ZIP 1980, 344, 346 m.w.N.), ist abzulehnen. Selbst f&#252;r den Alleingesellschafter h&#228;lt der BGH die Anwendung des &#167; 22 KO auf das Dienstverh&#228;ltnis des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers f&#252;r zul&#228;ssig (BGHZ 75, 209, 211). Der Senat folgt dem. Denn ansonsten w&#252;rde die Existenz eines Dienstverh&#228;ltnisses zwischen dem Gesch&#228;ftsf&#252;hrer und der rechtlich selbst&#228;ndigen GmbH, die privat- wie steuerrechtlich in der Rechtspraxis anerkannt wird, konkursrechtlich praktisch ausgeschlossen (BGHZ a.a.O.). Zum anderen steht dem der eindeutige Wortlaut des &#167; 22 KO entgegen, der ganz allgemein von Dienstverh&#228;ltnissen i.S. des &#167; 611 BGB spricht und damit sowohl Arbeitsverh&#228;ltnisse als auch die &#252;brigen Dienstverh&#228;ltnisse erfa&#223;t. Zudem ist auch dem GmbHG keine Vorschrift zu entnehmen, die es erforderlich macht, den Gesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer im Konkurs anders zu behandeln als den Nichtgesellschafter-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer, f&#252;r den nach ganz h.M. &#167; 22 KO Anwendung findet (Jaeger/Henckel, &#167; 23 KO, Rn 15).</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">War demnach eine automatische Beendigung infolge des Konkurses nicht m&#246;glich, so konnte gem. &#167; 22 KO eine K&#252;ndigung nur entsprechend den gesetzlichen Fristen erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">2.3.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Allerdings schlie&#223;t &#167; 22 KO eine fristlose Beendigung des Dienstverh&#228;ltnisses nicht aus. Vielmehr bleibt daneben eine K&#252;ndigung gem. &#167; 626 BGB aus wichtigem Grunde m&#246;glich. Eine fristlose K&#252;ndigung scheitert jedoch am Fehlen der Voraussetzungen des &#167; 626 BGB.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Es bestehen schon Bedenken, ob mit der Erkl&#228;rung des Beklagten der Gesch&#228;ftsf&#252;hrervertrag solle "vorsorglich mit sofortiger Wirkung" gek&#252;ndigt sein, hinreichend klar zum Ausdruck gebracht worden ist, da&#223; die K&#252;ndigung eine fristlose sein sollte. Ma&#223;geblich ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 133, 157 BGB die objektive Bewertung der Erkl&#228;rung, wie also der K&#252;ndigungsempf&#228;nger bei W&#252;rdigung aller ihm bekannten Umst&#228;nde nach Treu und Glauben unter Ber&#252;cksichtigung der Verkehrssitte die Erkl&#228;rung auffassen mu&#223;te. Es ist nicht eindeutig klar, da&#223; der Wille des Beklagten dahin ging, eine fristlose K&#252;ndigung auszusprechen und der Kl&#228;ger diese Erkl&#228;rung auch so verstanden hat. Das kann aber letztlich offen bleiben.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen f&#252;r eine fristlos wirksam werdende K&#252;ndigung i.S.d. &#167; 626 BGB sind n&#228;mlich nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">2.4.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Der Konkurs als solcher stellt keinen wichtigen Grund f&#252;r eine fristlose K&#252;ndigung dar (vgl. z.B. BAG AP Nr. 1 zu &#167; 22 KO). Das schlie&#223;t allerdings nicht aus, Umst&#228;nde, die mit der Konkurser&#246;ffnung zusammenh&#228;ngen, als "wichtige Gr&#252;nde" zu ber&#252;cksichtigen, wenn es dem Konkursverwalter mit R&#252;cksicht auf den Konkurszweck unzumutbar w&#228;re, ein Dienstverh&#228;ltnis fortzusetzen. Entgegen der Auffassung des Arbeitsgerichts Stade (BB 1963, 859), der auch das Landgericht gefolgt ist, liegt aber ein solcher Umstand nicht schon dann vor, wenn der Konkurs im Zeitpunkt der K&#252;ndigung aller Wahrscheinlichkeit nach an Massearmut leiden wird, die Konkursmasse also zur Befriedigung aller Massegl&#228;ubiger in der jeweiligen Rangklasse nicht als ausreichend erscheint und jeder dieser Massegl&#228;ubiger nur noch mit einer Quote befriedigt werden kann. Denn die Frage, ob Verg&#252;tungen aus Dienstvertr&#228;gen noch bezahlt werden k&#246;nnen, ist zu trennen von der Frage der Aufl&#246;sung eines Dienstverh&#228;ltnisses. Letzteres ist eben nur nach Ma&#223;gabe des &#167; 22 KO m&#246;glich. Dem steht auch nicht der Konkurszweck, m&#246;glichst alle Gl&#228;ubiger gleichm&#228;&#223;ig zu befriedigen, entgegen. Denn Ziel des Konkurses ist es auch, Dienstverh&#228;ltnisse ordnungsgem&#228;&#223; abzuwickeln und daraus resultierende Forderungen aus der Konkursmasse zu begleichen. Wenn die Konkursordnung bei der Abwicklung in bestimmten F&#228;llen bevorrechtigte Gl&#228;ubiger schafft, so ist eine derartige Bevorzugung als vom Gesetzgeber gewollt zu respektieren. Diese Bevorzugung kann jedoch nicht ohne weiteres durch eine fristlose K&#252;ndigung beiseite geschoben werden (BAG a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">2.5.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die K&#252;ndigung aus wichtigem Grund kann auch nicht darauf gest&#252;tzt werden, da&#223; der Arbeitsplatz des Kl&#228;gers weggefallen ist - wie der Beklagte behauptet - und keine geeignete T&#228;tigkeit im Betrieb mehr zu finden war. Dem KO-Verwalter ist es im Regelfall zuzumuten, die Bez&#252;ge bis zum Vertragsauslauf nach der gesetzlichen K&#252;ndigungsfrist zu zahlen (BGH WM 1978, 319). Schon im allgemeinen rechtfertigen selbst Betriebsstillegungen nicht zur K&#252;ndigung von Arbeitsverh&#228;ltnissen aus wichtigem Grunde (BAG ZIP, 1984, 1517, 1521). Zwar hat das BAG bei Betriebsstillegungen in F&#228;llen tarifvertraglicher Unk&#252;ndbarkeit von Arbeitsvertr&#228;gen eine K&#252;ndigung aus wichtigem Grunde anerkannt (BAG AP Nr. 86 zu &#167; 626 BGB), hat aber an die Stelle der fristlosen Beendigung die gesetzliche bzw. tarifvertragliche K&#252;ndigungsfrist gesetzt. F&#252;r den hier zu entscheidenden Fall l&#228;&#223;t sich daraus aber nichts herleiten, weil die K&#252;ndigung des Dienstvertrages des Kl&#228;gers eben unter Einhaltung einer gesetzlichen Frist m&#246;glich ist und eine Abweichung von dem Grundsatz, da&#223; Betriebsstillegungen selbst und damit auch der Wegfall des Arbeitsplatzes nicht zur K&#252;ndigung aus wichtigem Grund berechtigen, nicht erforderlich erscheint. Da&#223; auch im Falle des Konkurses Arbeitspl&#228;tze wegfallen, d&#252;rfte eher die Regel sein. Daraus aber entgegen der gesetzlichen Norm des &#167; 22 KO, der gerade die konkursbedingte K&#252;ndigung nur unter Einhaltung einer Frist zul&#228;&#223;t, einen wichtigen Grund zur fristlosen K&#252;ndigung herleiten zu wollen, ist nach Auffassung des Senats nicht zu vertreten und daher abzulehnen.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">2.6.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Ein K&#252;ndigungsgrund im Sinne des &#167; 626 BGB liegt auch im &#252;brigen nicht vor. Grunds&#228;tzlich setzt ein wichtiger Grund in diesem Sinne eine Vertragsverletzung des Dienstverpflichteten voraus. Eine solche hat der Beklagte nicht behauptet.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">In diesem Zusammenhang kann allerdings die Tatsache des Konkurses wiederum eine besondere Rolle spielen. Der Konkursverwalter wirtschaftet in dem zeitweilig fortgef&#252;hrten Unternehmen ausschlie&#223;lich im Interesse der Gl&#228;ubiger. Diesem Zweck werden auch die bestehenden Dienstverh&#228;ltnisse untergeordnet mit der Folge, da&#223; gerade in einer Zuwiderhandlung gegen diesen Konkurszweck ein wichtiger Grund f&#252;r eine K&#252;ndigung liegen kann.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die von dem Beklagten bef&#252;rchtete Interessenkollision, in die der Kl&#228;ger hineingeraten w&#228;re, w&#228;re sein Dienstverh&#228;ltnis mit dem Kl&#228;ger bis zum Ablauf der K&#252;ndigungsfrist fortgesetzt worden, vermag aber die fristlose K&#252;ndigung nicht zu rechtfertigen. Bei einem derartigen Interessenwiderstreit, wie er vorliegend m&#246;glicherweise zutage getreten w&#228;re, kann nicht der Schlu&#223; gezogen werden, da&#223; sich der Kl&#228;ger im Rahmen seines Dienstverh&#228;ltnisses vertragswidrig verhalten h&#228;tte, w&#228;re er weiterbesch&#228;ftigt worden. Die Tatsache, da&#223; er in seiner Funktion als gleichzeitiger Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Besitzgesellschaft bereits zu Beginn des Konkurses Rechtsstreitigkeiten mit dem Beklagten durchgef&#252;hrt hat, l&#228;&#223;t jedenfalls diesen Schlu&#223; nicht zu. Es ist vom Beklagten nicht behauptet worden und auch nicht ersichtlich, da&#223; der Kl&#228;ger mit diesen Prozessen die Absicht verfolgt hat, den Konkurszweck zu gef&#228;hrden oder auch nur die Abwicklung des Konkursverfahrens zu behindern. Zudem ist es problematisch, im Rahmen des &#167; 626 BGB auf Prognosen &#252;ber k&#252;nftiges Verhalten abzustellen, weil &#167; 626 an sich konkret gegebene vertragliche Verfehlungen erfordert. Hierzu ist aber von dem Beklagten auch im &#252;brigen nichts vorgetragen. Selbst wenn aber die mutma&#223;liche Interessenkollision als wichtiger Grund anerkannt w&#252;rde, w&#228;re im Rahmen der dann vorzunehmenden Interessenabw&#228;gung dem Beklagten die Fortsetzung des Dienstverh&#228;ltnisses bis zum Ablauf der K&#252;ndigungsfrist durchaus zumutbar gewesen. Denn hier m&#252;&#223;te ber&#252;cksichtigt werden, da&#223; der Kl&#228;ger bereits seit fast 40 Jahren bei der Gemeinschuldnerin besch&#228;ftigt war, ihm w&#228;hrend dieser Zeit keinerlei Vertragsverst&#246;&#223;e zur Last gelegt worden sind und er sich &#252;berdies infolge seines Engagements f&#252;r die Firma eine 100prozentige Schwerbehinderung zugezogen hat. Au&#223;erdem w&#228;re auch die Dauer der Zeitspanne, innerhalb der das Dienstverh&#228;ltnis ordentlich beendbar war, ein bei der Interessenabw&#228;gung zugunsten des Kl&#228;gers zu ber&#252;cksichtigender Faktor. Angesichts dieser besonderen Umst&#228;nde ist das Interesse des Beklagten, sich von dem Kl&#228;ger ohne Einhaltung der gesetzlichen Frist zu trennen, als nachrangig einzuordnen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ist das Dienstverh&#228;ltnis zu dem Kl&#228;ger nicht fristlos zum 02.07.1984 beendet worden. Die fristlose K&#252;ndigung ist umzudeuten in eine ordentliche K&#252;ndigung zu einem sp&#228;teren Zeitpunkt. In diesem Zusammenhang kann dahinstehen, ob die wirksame ordentliche K&#252;ndigung das Dienstverh&#228;ltnis des Kl&#228;gers mit Ablauf des Monats Juli 1984 nach &#167; 621 BGB oder erst sechs Wochen zum Quartalsende nach &#167; 622 BGB zum Erl&#246;schen bringt. Dem Kl&#228;ger steht jedenfalls f&#252;r den Monat Juli 1984 der geltend gemachte Gehaltsanspruch gem. &#167;&#167; 611, 615 BGB zu.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ergibt sich aus &#167;&#167; 288, 284, 242 BGB. Da der Beklagte die Zahlung des Gehaltes eindeutig und endg&#252;ltig verweigert hat, war eine Mahnung entbehrlich.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Die Anschlu&#223;berufung des Beklagten hat keinen Erfolg. Denn seine Widerklage ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Allerdings bestehen keine Bedenken gegen die Zul&#228;ssigkeit der Widerklage. Soweit der Beklagte festgestellt wissen will, da&#223; die K&#252;ndigung den Dienstvertrag des Kl&#228;gers fristlos zum 02.07.1984 beendet hat, handelt es sich um eine Zwischenfeststellungsklage i.S. des &#167; 256 II ZPO, die ohne die besonderen Voraussetzungen des &#167; 530 ZPO auch mit Stellung eines Antrags erst in der Berufungsinstanz ohne weiteres zul&#228;ssig ist (BGHZ 53, 92 f). Entscheidend ist lediglich, ob die Feststellung eines streitigen Rechtsverh&#228;ltnisses begehrt wird, das hinsichtlich der Hauptklage vorgreiflich ist, das hei&#223;t, vom Gericht mu&#223; &#252;ber dieses Rechtsverh&#228;ltnis im Zusammenhang mit der Hauptsache inzidenter entschieden worden sein. &#220;ber die Frage der Wirksamkeit der von dem Beklagten ausgesprochenen fristlosen K&#252;ndigung mu&#223;te im Zusammenhang mit der geltend gemachten Leistungsklage auf Dienstverg&#252;tung gem. &#167; 611 BGB entschieden werden.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Der weitergehende Antrag des Kl&#228;gers auf Feststellung, da&#223; dem Kl&#228;ger kein &#252;ber den 31.07.1986 hinausgehender Anspruch aus dem Dienstverh&#228;ltnis mehr zusteht, war als Feststellungsantrag nach &#167; 256 I ZPO zu werten, f&#252;r den unzweifelhaft das Rechtschutzinteresse besteht.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die Widerklage ist unbegr&#252;ndet. Wie sich aus den Entscheidungsgr&#252;nden zu Ziffer I ergibt, endete das Dienstverh&#228;ltnis des Kl&#228;gers nicht fristlos am 02.07.1984.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Vielmehr war gem. &#167; 22 KO lediglich eine K&#252;ndigung unter Einhaltung der gesetzlichen Frist m&#246;glich. Diese Frist richtet sich f&#252;r das Dienstverh&#228;ltnis des Kl&#228;gers nach &#167; 622 BGB. Nach Abs. 1 der Vorschrift war es also mit sechsw&#246;chiger Frist zum Schlu&#223; des Kalendervierteljahres, d.h. zum 30. September 1984 k&#252;ndbar. Zwar setzt der Wortlaut des &#167; 622 BGB voraus, da&#223; der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer einer GmbH zu dieser in einem Arbeitsverh&#228;ltnis steht. Dieses ist wie ausgef&#252;hrt nicht der Fall. Jedoch kommt vorliegend eine analoge Anwendung des &#167; 622 BGB in Betracht. Von der Rechtsprechung anerkannt ist diese Analogie f&#252;r den Gesch&#228;ftsf&#252;hrer einer GmbH jedenfalls dann, wenn dieser an der GmbH nicht beteiligt ist, da er dem Arbeitnehmer vergleichbar wirtschaftlich abh&#228;ngig sei (BGH ZIP 1981, 368); der Gesetzgeber habe mit dem ersten arbeitsrechtlichen Bereinigungsgesetz nicht beabsichtigt, die bis dahin dem &#167; 622 BGB unterworfenen Anstellungsverh&#228;ltnisse der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer einer GmbH neu zu regeln, sondern das Recht der K&#252;ndigung von Arbeitsverh&#228;ltnissen zu vereinheitlichen und zu bereinigen. Es handele sich insoweit um ein Redaktionsversehen (BGH a.a.O.). Der Senat hat keine Bedenken, dementsprechend &#167; 622 BGB auch auf das Dienstverh&#228;ltnis des Kl&#228;gers entsprechend anzuwenden. Der Kl&#228;ger ist zwar mittelbar und unmittelbar an der Gemeinschuldnerin beteiligter Gesellschafter, seine Beteiligung liegt jedoch unstreitig insgesamt noch unter der 50 %-Grenze, so da&#223; sein Stimmanteil ihm keine beherrschende Stellung einr&#228;umt.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht danach auch &#252;ber den 31.07.1984 hinaus ein Gehaltsanspruch aus dem Dienstverh&#228;ltnis zu. Demnach war die Widerklage als unbegr&#252;ndet abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 97 I, 91, 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Der Wert der Beschwer ist gem&#228;&#223; &#167; 546 Abs. 2 ZPO entsprechend der Summe der dem Kl&#228;ger noch zustehenden drei Brutto-Monatsgeh&#228;lter festgesetzt worden.</p>
315,550
olgk-1986-06-02-2-wx-1186
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Wx 11/86
"1986-06-02T00:00:00"
"2019-03-13T15:07:39"
"2019-03-27T09:42:49"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1986:0602.2WX11.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; und der Beschlu&#223; des Amtsgerichts K&#246;ln vom 6. Januar 1986 (43 VR 4366) werden aufgehoben.</p> <p></p> <p>Das Amtsgericht wird angewiesen, den Antrag auf Eintragung der Bestellung von Herrn C. zum besonderen Vertreter gem&#228;&#223; &#167; 30 BGB nicht aus den Gr&#252;nden der vorgenann&#173;ten Beschl&#252;sse zur&#252;ckzuweisen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Rechtspfleger des Amtsgerichts hat mit Beschlu&#223; vom 6. Januar 1986 den Antrag auf Eintragung eines besonderen Ver&#173;treters gem&#228;&#223; &#167; 30 BGB in das Vereinsregister zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die hiergegen gerichtete, nach Nichtabhilfe als Beschwerde gel&#173;tende Erinnerung des Vereins ist vom Landgericht ebenfalls zu&#173;r&#252;ckgewiesen worden. In den Gr&#252;nden ihres Beschlusses vom 3. Februar 1986 hat die Zivilkammer den Standpunkt des Rechts&#173;pflegers best&#228;tigt, die Bestellung eines besonderen Vertre&#173;ters des Vereins sei nicht eintragungsf&#228;hig. Sie z&#228;hle nicht zu den im Gesetz abschlie&#223;end aufgez&#228;hlten Umst&#228;nden, deren Eintragung zul&#228;ssig sei.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Verein vertritt demgegen&#252;ber mit der weiteren Beschwerde erneut die Ansicht, die Organstellung des besonderen Vertre&#173;ters m&#252;sse im Register verlautbart werden. Im einzelnen wird auf die Beschwerdebegr&#252;ndung vom 5. M&#228;rz 1986 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die weitere Beschwerde ist statthaft (&#167; 27 FGG) und formge&#173;recht eingelegt (&#167; 29 Abs. 1 Satz 3 FGG). Ob sie entsprechend den &#167;&#167; 160 a Abs. 1, 29 Abs. 2 FGG als sofortige Beschwerde fristgebunden ist, wie das Landgericht f&#252;r seine Instanz an&#173;genommen hat, erscheint zweifelhaft. Das kann aber dahinstehen. Die zweiw&#246;chige Frist des &#167; 22 Abs. 1 FGG ist jedenfalls gewahrt. Schlie&#223;lich ist der beteiligte Verein auch beschwerde&#173;berechtigt nach &#167; 20 Abs. 1 FGG (vgl. die Ausf&#252;hrungen zu einer gleichen Fallgestaltung in BayObLGZ 1981, 74 f.).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">In der Sache hat die weitere Beschwerde Erfolg. Der angefoch&#173;tene Beschlu&#223; des Landgerichts beruht auf einer Gesetzesverlet&#173;zung im Sinne der &#167;&#167; 27 FGG, 550 ZPO.</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Meinung der Vorinstanzen ist die satzungsgem&#228;&#223;e Bestellung eines besonderen Vertreters gem&#228;&#223; &#167; 30 BGB in das Vereinsregister einzutragen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Ausgangserw&#228;gung des Landgerichts, Eintragungen in ge&#173;richtliche Register m&#252;&#223;ten auf die daf&#252;r im Gesetz vorgesehenen Tatsachen beschr&#228;nkt bleiben, ist zutreffend. Nach der inso&#173;weit einheitlichen ver&#246;ffentlichen Rechtsprechung ist jedoch durch &#167; 64 BGB &#252;ber dessen blo&#223;en Wortlaut hinaus auch die Ein&#173;tragung des besonderen Vertreters eines Vereins vorgeschrieben (KG JFG 2, 280; OLG Hamm OLGZ 1978, 26; BayObLGZ 1981, 71 ff.). Der Senat tritt dieser Auffassung bei und macht sich die aus&#173;f&#252;hrliche Begr&#252;ndung der angegebenen Entscheidung des Bayeri&#173;schen Obersten Landesgerichts zu eigen. Die demgegen&#252;ber vom Landgericht angef&#252;hrten Gesichtspunkte verm&#246;gen nicht zu &#252;ber&#173;zeugen:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die den besonderen Vertreter einbeziehende Auslegung des &#167; 64 BGB steht nicht im Gegensatz zum Sinn der Bestimmung. Sie tr&#228;gt diesem Sinn vielmehr gerade Rechnung, indem sie die ausdr&#252;ck&#173;lich vorgesehene Eintragung der Vorstandsmitglieder in einer notwendigen Richtung erg&#228;nzt. Kennzeichnend f&#252;r den besonderen Vertreter gem&#228;&#223; &#167; 30 BGB ist ein Gesch&#228;ftskreis, "der eine dem Vorstand &#228;hnliche Selbst&#228;ndigkeit bzw. Verantwortlichkeit ver&#173;langt" (BGH NJW 1977, 2260). Da ferner der besondere Vertreter ebenso wie der Vorstand Organ des Vereins ist, w&#228;re es nicht folgerichtig, die beiden Formen organschaftlicher Vertretung bei der Verlautbarung im Vereinsregister unterschiedlich zu behandeln. Die Eintragung beider Formen entspricht zudem dem Sinn des &#167; 30 BGB. Auch diese Vorschrift soll n&#228;mlich dem Ver&#173;kehrsschutz dienen (BGH a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Beschwerdewert: 300,-- DM.</p>
315,551
olgham-1986-05-29-20-u-18195
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 181/95
"1986-05-29T00:00:00"
"2019-03-13T15:07:41"
"2019-03-27T09:42:49"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1986:0529.20U181.95.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 18. Mai 1995 verk&#252;ndete Urteil der 3. Zivilkammer des Landgerichts Paderborn wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten der Berufung werden dem Kl&#228;ger auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Mit der im M&#228;rz 1993 erhobenen Klage verlangt der Kl&#228;ger Befreiung von Anwaltskosten, die er wegen eines gef&#252;hrten Prozesses vor dem Arbeitsgericht aufwenden mu&#223;. Die Beklagte hatte den im Januar 1990 nachgesuchten Deckungsschutz mit Schreiben vom 30.03.1990 wegen Vorvertraglichkeit abgelehnt. Das Landgericht hat aus diesem Gesichtspunkt die Klage abgewiesen. Die Berufung hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Es kann uner&#246;rtert bleiben, ob die Klage auch aus dem vom Landgericht f&#252;r ma&#223;geblich erachteten Gesichtspunkt des &#167;14 Abs. 3 ARB unbegr&#252;ndet ist. Die Klage kann schon deshalb keinen Erfolg haben, weil die Klageforderung, worauf sich die Beklagte berufen hat, verj&#228;hrt ist.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Anspr&#252;che aus einem Rechtschutzversicherungsvertrag verj&#228;hren nach &#167;12 Abs. 1 VVG in zwei Jahren, beginnend mit dem Schlu&#223; des Kalenderjahres, in welchem die Leistung verlangt werden kann. Der Anspruch des Kl&#228;gers auf Versicherungsschutz konnte, wie zwischen den Parteien auch nicht im Streit ist, 1990 verlangt werden. Der Kl&#228;ger hat Leistungen auch im Jahre 1990 verlangt. Die Beklagte hat im M&#228;rz 1990 Leistungen endg&#252;ltig verweigert. Verj&#228;hrung ist mithin, Klage ist erst 1993 <b>erhoben</b> worden, Ende 1992 eingetreten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger meint, dies gelte nicht f&#252;r die Honoraranspr&#252;che seiner Anw&#228;lte, weil diese erst mit Beendigung des Prozesses vor dem Arbeitsgericht im Jahre 1994 f&#228;llig geworden seien. Die Verj&#228;hrung des Rechtschutzgew&#228;hrungsanspruches und der aus diesem flie&#223;enden einzelnen Zahlungs bzw. Befreiungsanspr&#252;che seien gesondert zu beurteilen. Dem kann der Senat in dieser Allgemeinheit nicht folgen. Eine solche Auffassung wird in Rechtsprechung und Litaratur zwar vertreten (Nachweise bei Harbauer, Rechtschutzversicherung, &#167;18 ARB Rdnr. 3 f.; Pr&#246;lss/Martin &#167;18 ARB, Anm. 2). Der Senat folgt der Auffassung, da&#223; aus einem verj&#228;hrten Anspruch auf Versicherungsschutz keine einer gesonderten Verj&#228;hrung zug&#228;nglichen Zahlungsanspr&#252;che flie&#223;en k&#246;nnen (insbesondere Harbauer a.a.O. Rdnr. 4). Nach &#167;1 ARB ist der Versicherer nach Eintritt des Versicherungsfalles verpflichtet, f&#252;r die Wahrnehmung der rechtlichen Interessen des VN zu sorgen und die hierbei entstehenden Kosten zu tragen. Bei der Sorgerechtsverpflichtung handelt es sich nicht nur um einen Programmsatz, der Verpflichtungen nicht begr&#252;ndet und deshalb einer Verj&#228;hrung nicht zug&#228;nglich ist. Anderenfalls lie&#223;en sich, wie aber allgemein &#252;blich und zul&#228;ssig, Deckungsschutzklagen kaum rechtfertigen. Die Kostentragungspflicht ist zwangsl&#228;ufige Folge des Rechtsschutzgew&#228;hrungsanspruchs, die hier nach Auffassung des Senats in viel engerer Beziehung zueinander stehen als die Verpflichtung des Haftpflichtversicherers zur Rechtschutzgew&#228;hrung und ggf. Zahlung. &#220;berzeugend weist Habauer darauf hin, da&#223; der Versicherer die Befreiung von jedenfalls den Verbindlichkeiten verweigern kann, die nach Ablauf der Verj&#228;hrung des Versicherungsschutzanspruches f&#228;llig und klagbar geworden sind.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">So verh&#228;lt es sich aber hier. Nach eigener Dartellung des Kl&#228;gers sind die mit der Klage zuletzt noch verfolgten Anspr&#252;che erst 1994, <b>also</b> nach Ablauf der Verj&#228;hrung, f&#228;llig geworden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167;97, 708 Nr. 10 ZPO. Die Beschwer des Kl&#228;gers betr&#228;gt 7.489,58 DM.</p>
315,552
ovgnrw-1986-05-27-4-a-39985
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 A 399/85
"1986-05-27T00:00:00"
"2019-03-13T15:07:42"
"2019-03-27T09:42:49"
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1986:0527.4A399.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird ge&#228;ndert.</p> <p>Es wird feStgestellt, da&#223; der Kl&#228;ger berechtigt ist, auf dem Wochenmarkt in U.&#160; in T&#252;ten verpacktes, ausverschiedenen Bestandteilen zusammengesetzes Hundefutter zu verkaufen.</p> <p>Die Kosten beider Rechtsz&#252;ge tr&#228;gt die Beklagte.</p> <p>Das Urteil ist wegen der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Beklagte darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he des beizutreibenden Betrages abwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in derselben H&#246;he leistet.</p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger unterh&#228;lt seit 1980 auf dem Wochenmarkt in S. einen Stand, an dem er unter anderem in Klarsichtt&#252;ten verpacktes Hundefutter, unter der Bezeichnung &#8222;Superdog" verkauft. Das Futter wird in vier Sorten angeboten:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">1. &#8222;Dinner" Alleinfutter f&#252;r Hunde), knuspriges Flockenfertigfutter mit hochverdaulichem Getreide, Trockenfleisch und Gem&#252;se;</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">2. "Brocken", knackige Leckerbrocken mit viel Fleisch, ohne chemische Farb- und Geschmacksstoffe;</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">3&#160; ".Mix", das ideale Alleinfutter f&#252;r alle Hunde, enth&#228;lt Getreide, Trockenfleisch, Gem&#252;se und alle notwendigen Vitamine,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mineralien und Spurenelemente;</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">4. "Naturflecks", gutschmeckende Futterflocken, ideal. zum Beimischen zu Frischfleisch, Dosenfutter und Hundewurst.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 6. Juli 1983 teilte die Beklagte dem Kl&#228;ger mit, das von ihm verkaufte Hundefutter geh&#246;re nicht zu den auf dem Wochenmarkt in zugelassenen Waren. Gegenvorstellungen des Kl&#228;gers blieben ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Daraufhin hat der Kl&#228;ger am 1. September 1983 Klage erhoben mit dem Ziel, seine Berechtigung' zum Verkauf des Hundefutters feststellen zu lassen. Dazu hat er vorgetragen, das von ihm angebotene Hundefutter bestehe aus Haferflocken, Maisflocken, Gem&#252;seflocken, Seealgen sowie getrockneten Fleischbrocken. Er hat die Ansicht vertreten, der Ausschlu&#223; des Hundefutters vom Wochenmarkt stelle</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">einen unzul&#228;ssigen Eingriff in den ausge&#252;bten Gewerbebetrieb dar. Hierf&#252;r gebe es keinen sachlichen Grund. Dies werde best&#228;tigt durch die Tatsache, da&#223; er das Hundefutter drei Jahre lang unbeanstandet habe anbieten k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; er berechtigt sei, auf dem Wochenmarkt in K. in&#160; T&#252;ten verpacktes, aus verschiedenen Bestandteilen zusammengesetztes Hundefutter zu verkaufen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte, hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Sie hat die Ansicht vertreten, der Verkauf des Hundefutters sei weder nach &#167; 67 Abs. 1 der Gewerbeordnung (GewO) noch aufgrund der ordnungsbeh&#246;rdlichen Verordnung &#252;ber die zus&#228;tzliche Zulassung von Waren des t&#228;glichen: Bedarfs auf den Wochenm&#228;rkten in der Stadt</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">vom 24. November 1982 zul&#228;ssig. Die voraufgegangene Verordnung habe HUndefutter ebenfalls nicht aufgef&#252;hrt. Der Verkauf durch den Kl&#228;ger sei lediglich vor&#252;bergehend stillschweigend geduldet worden.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat die Klage durch das angefochtene Urteil abgewiesen. Dazu hat es ausgef&#252;hrt, das Hundefutter des Kl&#228;gers sei kein Produkt des Gartenbaus und der Landwirtschaft, da <em>es</em> durch Vermischung, Beimengung und Verarbeitung aus verschiedenen Urprodukten zu einem eigenst&#228;ndigen Erzeugnis umgewandelt worden sei. Ebenso handle es sich nicht um ein rohes Naturerzeugnis.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Mit der rechtzeitig eingelegten Berufung wiederholt und vertieft der Kl&#228;ger sein fr&#252;heres Vorbringen. Au&#223;erdem beruft er sich auf BestandsschutZ.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und nach</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">dem Klageantrag zu erkennen. Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Sie h&#228;lt das angefochtene Urteil f&#252;r zutreffend.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die Gerichtsakte sowie den beigezogenen Verwaltungsvorgang der Beklagten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist begr&#252;ndet. Das Verwaltungsgericht hat die Klage zu Unrecht abgewiesen. Das vom Kl&#228;ger vertriebene Hundefutter geh&#246;rt zu den Waren, deren Verkauf nach &#167; 67 Abs. 1 GewO auf einem Wochenmarkt ohne weiteres zul&#228;ssig ist.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Das vom Kl&#228;ger verkaufte Hundefutter geh&#246;rt zu den in</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">&#167; 67 Abs. 1 Nr. 2 GewO aufgef&#252;hrten Produkten des Gartenbaus</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">und der Landwirtschaft. Hierunter fallen nicht nur solche Erzeugnisse, die in ihrer verkaufsfertigen Form durch Betriebe der Landwirtschaft und des Gartenbaus gewonnen worden sind. Die Vorschrift erfa&#223;t vielmehr auch Produkte, die durch Bearbeitung oder Verarbeitung aus den Erzeugnissen der Urproduktion hergestellt worden sind.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">5-</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Vgl Fuhr, Gewerbeordnung, Stand: 2. M&#228;rz 1978, &#167; 67 Bem. 3; Landmann-Rohmer, Gewerbeordnung, 13.. Aufl. &#167; 67 Rdnr. 9.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Diese Auslegung findet ihre Grundlage in einem Vergleich mit der bis 1976 geltenden Bestimmung des &#167; 66 der Gewerbeordnung in der Fassung vom 21. Juni 1869, die seinerzeit die auf einem Wochenmarkt zugelassenen Waren regelte. Unter Ziffer 2 dieser Vorschrift waren aufgef&#252;hrte Fabrikate, deren Erzeugung mit der Land- und Forstwirtschaft, dem Garten- und Obstbau oder der Fischerei in unmittelbarer Verbindung steht, oder zu den Nebenbesch&#228;ftigungen der Landleute der Gegend geh&#246;rt, oder durch Tagel&#246;hnerarbeit bewirkt wird, mit Ausnahme der geistigen Getr&#228;nke. Hierunter hatte die Rechtsprechung seit langem auch-solche Erzeugnisse erfa&#223;t, die durch Konservierung leicht verderblicher Ertr&#228;ge der Landwirtschaft sowie des Garten- und Obstbaus in besonderen, nur hierf&#252;r bestimmten. Verarbeitungsbetrieben hergestellt w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Vgl. Bundesverwaltungsgericht (BVerwG), Beschlu&#223; vom 21. M&#228;rz 1956 - I<sup>-</sup>B 5.56 - Buchholz, 451.20</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">&#167; 66 GewO Nr. 1 unter Bezugnahme auf die Recht- sprechung des Preu&#223;ischen Oberverwaltungsgerichts.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Be- oder Verarbeitung in Betrieben, die nicht selbst die Urprodukte erzeugten, war mithin kein Grund, den so gewonnenen Endprodukten die Marktf&#228;higkeit auf Wochenm&#228;rkten abzusprechen. Die Neufassung der Vorschrift &#252;ber den Wochenmarktverkehr sollte</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">an der bis dahin geltenden Regelung keine substantiellen &#196;nderungen vornehmen. Ziel war lediglich, dem modernen Sprachgebrauch Rechnung zu tragen und &#252;berholte Bestimmungen zu streichen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Vgl. Begr&#252;ndung zum Gesetzentwurf der Bundesregierung, BT-Drucks. 7/3859 'Seite 12.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Zu Recht ist daher die Neufassung als BeSt&#228;tigung der von der Rechtsprechung bereits unter der fr&#252;heren Fassung der Vorschrift vertretenen Auffassung angesehen worden.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Vgl. Fuhr, a.a.O. &#167; 67 Bem. 3.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Bei der Auslegung des &#167;.67 Abs. 1 Nr. 2 GewO ist weiter zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; Viehfutter auch in be- und verarbeiteter</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Form seit sehr langer Zeit als typischer Gegenstand des Wochenmarktverkehrs angesehen worden ist. Eine preu&#223;ische Ministerialverf&#252;gung vom 26. Dezember 1847 z&#228;hlte Viehfutter zu den Gegen&#8209;</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">st&#228;nden, welche &#252;berall auf Wochenm&#228;rkten feilgehalten werden d&#252;rfen, und erw&#228;hnte dabei besonders den &#214;lkuchen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Vgl. Landmann-Rohmer, GewO, 11. Aufl. 1956, &#167; 66 Bem. 1.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Angesichts der starken traditionellen Pr&#228;gung des Marktgeschehens mu&#223; davon ausgegangen werden, da&#223; der<sup>.</sup> Gesetzgeber eine seit jeher zum Wochenmarkt geh&#246;rende Warengattung ausdr&#252;cklich angesprochen h&#228;tte, wenn er sie f&#252;r die Zukunft vom Wochenmarktverkehr h&#228;tte ausschlie&#223;en wollen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Auf dieser Grundlage mu&#223; auch das vom Kl&#228;ger verkaufte Hundefutter zu den Produkten der Landwirtschaft und des Gartenbaus im Sinne des &#167; 67 Abs. 1 Nr. 2 GewO gerechnet werden.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Es ist im wesentlichen aus Bestandteilen zusammengesetzt, die diesen Zweigen der Urproduktion entstammen. Dazu geh&#246;ren sowohl das Getreide und das Gem&#252;se als auch die Fleischbrocken. Dar&#252;ber hinaus hat der Kl&#228;ger in der Klageschrift als weiteren Bestandteil Seealgen angegeben. Es kann offen bleiben, ob der Anteil dieser Organismen so gro&#223; ist, da&#223; ihm &#252;berhaupt eine wesentliche Bedeutung f&#252;r die Beurteilung des Endprodukts zukommt. Selbst wenn dies zutreffen sollte, kann das Ernten der Seealgen jedenfalls dem Bereich der Fischerei zugerechnet werden, die in &#167; .67 Abs, 1 Nr. 2 GewO ebenfalls aufgef&#252;hrt ist.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die genannten Ausgangsprodukte sind zwar teilweise einer intensiven Behandlung ausgesetzt und anschlie&#223;end miteinander vermengt worden, um als Hundefutter Verwendung zu finden. Das schlie&#223;t jedoch nach den obigen Ausf&#252;hrungen die Feststellung, da&#223; es sich um Produkte der Landwirtschaft und des Gartenbaus handelt, nicht aus. Auch der vom Verwaltungsgericht in den Vordergrund gestellte Gesichtspunkt', da&#223; das Produkt Hundefutter eine andere Qualit&#228;t habe als seine Bestandteile, weil es so in der Landwirtschaft oder im Gartenbau nicht erzeugt werde, f&#252;hrt nicht zu einer anderen Beurteilung. Auch</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Marmeladen,</span></p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Marmeladen, Konfit&#252;ren und Nudeln werden als solche in der Landwirtschaft oder im Gartenbau nicht erzeugt. Gleichwohl steht au&#223;er Zweifel, da&#223; es sich um Produkte des Gartenbaus und der Landwirtschaft handelt.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Vgl. Fuhr, a.a.O., &#167; 67 Bem.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 1 VwGO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">&#167; 167 VwGO in Verbindung mit &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen des &#167; 132 Abs. 2 VwGO nicht vorliegen.</p>
315,553
olgk-1986-05-27-7-w-2586
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
7 W 25/86
"1986-05-27T00:00:00"
"2019-03-13T15:07:44"
"2019-03-27T09:42:49"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1986:0527.7W25.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde der Antragsteller wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Au&#223;ergerichtliche Kosten werden nicht erstattet.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen fallen die Kosten des Beschwerdeverfahrens den Antragstellern zur Last.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">G r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist zul&#228;ssig (&#167;&#167; 127 Abs. 2 Satz 2, 567 Abs. 1 ZPO). Sie bleibt in der Sache aber ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Recht hat das Landgericht entschieden, da&#223; die von den Antragstellern beabsichtigte Rechtsverfolgung keine hinreichende Aussicht auf Erfolg bietet (&#167; 11 Satz 1 ZPO), weil einem Anspruch aus &#167; 19 Abs. 1 Satz 1 BNotO, der allein in Betracht kommenden Anspruchsgrundlage, &#167;&#167; 19 Abs. 1 Satz 3 BNotO, 839 Abs. 3 BGB entgegenstehen. Dies hat das Landgericht in dem angefochtenen Beschlu&#223; zutreffend begr&#252;ndet; der Se&#173;nat nimmt auf diese Ausf&#252;hrungen Bezug und macht sie sich zueigen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die in der Beschwerdebegr&#252;ndung vorgetragenen Erw&#228;gungen rechtfertigen keine andere Beurteilung. Wer ab Rechtsleben mu&#223; daf&#252;r Sorge tragen, da&#223; er den sich aus der Rechtsordnung ergebenden Pflichten nachkommt; sollte dies ihm selbst - etwa aus gesundheitlichen Gr&#252;nden - nicht m&#246;glich sein, so mu&#223; er sich grunds&#228;tzlich der Hilfe anderer Personen versichern. Im &#252;brigen ergibt sich auch aus dem Beschwerdevorbringen nicht mit der hinreichenden Deutlichkeit, da&#223; der Kl&#228;ger zu 1) infolge Krankheit gehindert war, eingehende Korrespondenz auf ihre Vollst&#228;ndigkeit und Richtig&#173;keit hin zu &#252;berpr&#252;fen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 118 Abs. 1 Satz 4 ZPO, der auch im Beschwerdeverfahren gilt (vgl. Z&#246;ller-Schneider, ZPO 14. Aufl. 3 118 23 m.w.N.), und auf &#167; 11 Abs. 1 GKG in Verbindung mit Nr. 1181 des Kostenverzeichnisses zum Gerichtskostengesetz.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Beschwerdewert : Wert von je drei Gerichts- und Rechtsan&#173;waltsgeb&#252;hren aus einem Streitwert von 336.000,-DM (36.000-- DM f&#252;r Antrag zu 1) und 12, 1/2 x 24.000,-- DM f&#252;r Antrag zu 2) nach &#167; 9 ZPO).</p>
315,554
olgham-1986-05-23-12-uf-31585
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
12 UF 315/85
"1986-05-23T00:00:00"
"2019-03-13T15:07:46"
"2019-03-27T09:42:49"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1986:0523.12UF315.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufungen beider Parteien wird unter Zur&#252;ckweisung beider Rechtsmittel im &#252;brigen das am 15. Oktober 1985 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts - Familiengerichts - Essen-Steele teilweise abge&#228;ndert und insgesamt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, folgende monatliche Unterhaltsrente (nachehelicher Unterhalt) - f&#228;llig am 1. eines jeden Monats - zu zahlen:</p> <p>f&#252;r die Zeit vom 01.04. bis 30.09.1985 in H&#246;he von je 900,-- DM,</p> <p>f&#252;r die Zeit vom 01.10.1985 bis zum 31.12.1993 in H&#246;he von je 200,-- DM.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden der Kl&#228;gerin zu 3/4 und dem Beklagten zu 1/4 auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin, die niederl&#228;ndische Staatsangeh&#246;rige ist, und der Beklagte waren seit dem 16.05.1975 verheiratet und sind seit dem 29.01.1985 geschieden. Kinder sind aus der Ehe nicht hervorgegangen. Die Kl&#228;gerin hat jedoch Kinder aus einer fr&#252;heren Ehe. Die Parteien trennten sich 1983 und lebten zun&#228;chst ab April in der Ehewohnung getrennt; im Oktober 1983 verlie&#223; die Kl&#228;gerin die eheliche Wohnung in xxx und zog nach xxx. Im Juni 1985 &#252;bersiedelte sie in die Niederlande, wo sie l&#228;ngere Zeit in dem dort stehenden Wohnwagen des Beklagten gelebt hat.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit der vorliegenden Klage macht die Kl&#228;gerin nachehelichen Unterhalt gegen den Beklagten geltend. Sie selbst arbeitet nicht und hat auch w&#228;hrend der Ehe abgesehen von einer kurzzeitigen T&#228;tigkeit zu Beginn der Ehe im Betriebe des Beklagten nicht gearbeitet. Vor der Ehe war sie ca. 5 Jahre lang in den Niederlanden als ungelernte Altenpflegehelferin t&#228;tig. Eine Berufsausbildung besitzt sie nicht. Sie behauptet, trotz intensiver Bem&#252;hungen habe sie bisher einen Arbeitsplatz weder in Deutschland noch in den Niederlanden finden k&#246;nnen. Der Beklagte ist Inhaber eines Dreherei- und Apparatebaubetriebes. &#220;ber seine Eink&#252;nfte streiten die Parteien.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil hat das Familiengericht der Kl&#228;gerin monatlichen Unterhalt in H&#246;he von 496,43 DM seit dem 01.04.1985 zuerkannt. Es ist von einem anrechenbaren Monatseinkommen des Beklagten von 4.835,53 DM ausgegangen. Davon hat es f&#252;r Krankenkassenbeitr&#228;ge 552,-- DM und f&#252;r Lebensversicherungspr&#228;mien 325,-- DM abgesetzt. Auf 3/7 der verbleibenden 3.958,33 DM = 1.696,43 DM hat es den Bedarf der Kl&#228;gerin veranschlagt. Darauf - so das Familiengericht - m&#252;sse sich die Kl&#228;gerin ein von ihr erzielbares Einkommen in H&#246;he von 1.200,-- DM anrechnen lassen, weil sie sich nicht hinreichend um einen Arbeitsplatz bem&#252;ht habe.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Dagegen wenden sich beide Parteien mit der Berufung.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin behauptet weiter, da&#223; sie trotz hinreichender Bem&#252;hungen keine Arbeit habe finden k&#246;nnen. Au&#223;erdem sei von einem anrechenbaren Einkommen des Beklagten von 5.500,-- DM nach Abzug der Vorsorgeaufwendungen auszugehen, so da&#223; ihr selbst monatlich 2.014,28 DM zust&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils, den Beklagten zu verurteilen, an sie eine monatliche Unterhaltsrente ab dem 01.04.1985, zahlbar im voraus, in H&#246;he von 2.014,28 DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Berufung der Kl&#228;gerin zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">sowie unter teilweiser Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage der Kl&#228;gerin abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Berufung des Beklagten zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte h&#228;lt einen Unterhaltsanspruch der Kl&#228;gerin f&#252;r verwirkt, weil sie einseitig aus der Ehe ausgebrochen sei, um ein intimes Verh&#228;ltnis mit dem Zeugen xxx einzugehen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte behauptet,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">die Kl&#228;gerin h&#228;tte Arbeit finden k&#246;nnen, wenn sie sich nur hinreichend darum bem&#252;ht h&#228;tte. Im Mai 1985 sei sie von der Zeugin xxx darauf hingewiesen worden, da&#223; im Familien- und Krankenpflegeverein in xxx Pflegekr&#228;fte gesucht w&#252;rden. Schlie&#223;lich r&#252;gt der Beklagte, da&#223; das Familiengericht seine Eink&#252;nfte zu hoch bemessen habe. Insbesondere sei es unzutreffend, da&#223;, wie das Familiengericht gemeint habe, die gesamten steuerlichen Abschreibungen als unterhaltsrechtlich relevantes Einkommen anzusehen seien. Der Beklagte bittet darum, mit R&#252;cksicht auf die Dauer der kinderlos gebliebenen Ehe um eine zeitliche Beschr&#228;nkung des Unterhaltsanspruch.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Es ist Beweis erhoben worden durch Vernehmung von Zeugen; insoweit wird auf den Berichterstattervermerk vom 23. Mai 1986 verwiesen. Wegen der weiteren Einzelheiten des beiderseitigen Parteivorbringens sowie wegen des Inhalts des angefochtenen Urteils wird auf den Inhalt der Akten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Beide Berufungen haben teilweise Erfolg; im &#252;brigen sind beide Rechtsmittel unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">&#220;ber das Unterhaltsbegehren der Kl&#228;gerin ist gem&#228;&#223; EGBGB 17 nach deutschem Recht zu befinden. Der Anspruch auf Unterhalt nach der Scheidung richtet sich nach ganz herrschender Meinung nach dem Scheidungsstatut. Nicht entscheidend ist, nach welchem Recht die Ehe tats&#228;chlich geschieden worden ist, sondern nach welchem Recht sie h&#228;tte geschieden werden m&#252;ssen (Palandt-Heldrich, Anm. 5a EGBGB 17). Da, wie die Parteien erkl&#228;rt haben, beide Scheidungsantrag gestellt haben, w&#228;re gem&#228;&#223; &#167; 17 EGBGB, da der Beklagte die deutsche Staatsangeh&#246;rigkeit besitzt, die Ehe nach deutschem Recht zu scheiden gewesen. Deshalb gilt auch f&#252;r den vorliegenden Unterhaltsrechtsstreit deutsches Recht.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">1.)</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht gegen den Beklagten ein Unterhaltsanspruch zu und zwar aufgrund von &#167; 1573 Abs. 1 BGB f&#252;r die Zeit, f&#252;r die ihr eine Erwerbst&#228;tigkeit nicht zugerechnet werden kann, und aus &#167; 1573 Abs. 2 ab dem Zeitpunkt, ab dem ihr ein fiktives Erwerbseinkommen anzurechnen ist.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Unterhaltsbedarf der Kl&#228;gerin richtet sich ausschlie&#223;lich nach dem Einkommen des Beklagten, da die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse allein durch sein Einkommen bestimmt worden sind. Die Kl&#228;gerin hat nur zu Beginn der Ehe f&#252;r kurze Zeit im Betriebe des Beklagten mitgearbeitet; dadurch sind die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse aber nicht auf Dauer gepr&#228;gt gewesen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte greift die Berechnung des ihm zuzurechnenden Einkommens durch das Familiengericht darin an, da&#223; das Familiengericht die betrieblichen Abschreibungen dem Gewinn hinzugerechnet habe. Der Beklagte h&#228;lt dies deshalb f&#252;r unzutreffend, weil seiner Meinung nach die Abschreibungen in dem Umfang berechtigt sind und deshalb auch unterhaltsrechtlich nicht als Einkommen anzusehen seien, als ihnen Ausgaben f&#252;r Neuanschaffungen zum Betriebsverm&#246;gen gegen&#252;berstehen. In diesem Zusammenhang hat der Beklagte unwidersprochen behauptet, da&#223; in den Jahren 1982 - 1984, die das Familiengericht seiner Einkommensermittlung zutreffend zugrundegelegt hat, der Aufwand f&#252;r Neuanschaffungen zum Betriebsverm&#246;gen nur in den Positionen "Abschreibungen" auf die Jahre verteilt enthalten ist. Der Senat h&#228;lt die von den Beklagten zu diesem Punkt gemachten Ausf&#252;hrungen f&#252;r zutreffend, da im Umfange der Neuanschaffungen zum Betriebsverm&#246;gen ein gewinnschm&#228;lernder Aufwand get&#228;tigt worden ist; dies w&#252;rde keine Ber&#252;cksichtigung finden, falls die Position Abschreibung ganz als Gewinn angerechnet w&#252;rde. Die Berechnung des den Beklagten anzurechnenden Einkommens ergibt folgende Betr&#228;ge:</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Ausweislich der vom Beklagten vorgelegten Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnungen und Erl&#228;uterungen zu beiden betrug im Jahre 1982 der ausgewiesene Gewinn 49.126,44 DM. Die Abschreibungen belaufen sich auf einen Betrag von 19.696,87 DM. Die in diesem Jahre get&#228;tigten Aufwendungen betrugen 2.660,-- DM f&#252;r eine Maschine Iberinex, 7.610,-- DM f&#252;r einen PKW Renault, 3.120,17 DM f&#252;r Werkzeuge und 107,08 DM f&#252;r geringwertige Anlageg&#252;ter. Die Positionen Gewinn und Abschreibungen ergeben unter Abzug des get&#228;tigten Aufwandes eine Summe von 55.326,06 DM.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1983 betrug der Gewinn 46.677,45 DM; die Abschreibungen wurden mit 18.094,91 DM in Ansatz gebracht. Abz&#252;glich des im Jahre 1983 get&#228;tigten Aufwand in H&#246;he von 6.141,22 DM f&#252;r Werkzeuge und 969,69 DM f&#252;r geringwertige Anlageg&#252;ter verbleibt ein anzusetzender Betrag von 57.461,45 DM.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1984 betrug der Gewinn 54.461,02 DM. Die Abschreibung ist mit 16.668,74 DM in Ansatz gebracht worden. Der Aufwand im Jahre 1984 bestand aus 884,-- DM f&#252;r Maschinen, 9.819,99 DM f&#252;r Werkzeuge und 711,75 DM f&#252;r geringwertige Anlageg&#252;ter. Hieraus folgt ein anzurechnender Betrag von 59.714,02 DM.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Gesamtgewinn betrug in den Jahren 1982 - 1984 172.501,53 DM, was einem Jahresdurchschnittsgewinn von 57.500,51 DM entspricht. Hiervon sind gem&#228;&#223; &#167; 10 Abs. 2 S. 3 EStG Vorsorgeaufwendungen in H&#246;he von 3.510,-- DM abzusetzen sowie Spesen in H&#246;he von 2.000,-- DM. Au&#223;erdem sind Verluste aus Vermietung und Verpachtung in H&#246;he von 2.619,-- DM zu ber&#252;cksichtigen. Es ergibt sich daraus ein zu versteuerndes Einkommen von 49.371,51 DM.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das im vorliegenden Proze&#223; relevante Jahr 1985 ergeben sich bei Zugrundelegung eines Einkommens in der durchschnittlichen H&#246;he der Jahre 1982 - 1984 Steuern nach der Grundtabelle in H&#246;he von 14.786,-- DM und Kirchensteuern in H&#246;he von 1.330,74 DM. Diese Steuerbetr&#228;ge sind von dem erzielten Einkommen von 57.500,51 DM abzuziehen. Es verbleiben dann 41.383,77 DM. Dies entspricht einem Monatseinkommen von 3.448,65 DM. Abzuziehen sind davon 552,-- DM f&#252;r Krankenkassenleistungen und 325,20 DM f&#252;r Lebensversicherung. Es verbleiben anrechenbar 2.571,45 DM pro Monat.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">F&#252;r 1986 betragen die Einkommenssteuer 14.235,-- DM und die Kirchensteuer 1.281,15 DM. Zieht man diese Betr&#228;ge von dem Durchschnittseinkommen von 57.500,51 DM ab, verbleiben 41.984,38 DM. Diese entsprechen einem Monatseinkommen von 3.498,70 DM. Abz&#252;glich der Krankenkassenbeitr&#228;ge, die im Jahre 1986 monatlich 572,-- DM betragen, und abz&#252;glich der Lebensversicherungspr&#228;mien von 325,20 DM ergibt sich ein monatlicher Restbetrag von 2.601,50 DM.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Senat bemi&#223;t den Bedarf der Kl&#228;gerin nach den ehelichen Lebensverh&#228;ltnissen aufgrund der vorstehenden Ausf&#252;hrungen mit ca. der H&#228;lfte des Einkommens des Beklagten und veranschlagt ihn auf 1.300,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin, die bisher eine Arbeitsstelle nicht gefunden hat, mu&#223; sich so behandeln lassen, als ob sie durch eigene Erwerbst&#228;tigkeit ihren Bedarf teilweise decken k&#246;nnte bzw. in der Vergangenheit h&#228;tte decken k&#246;nnen. Die Kl&#228;gerin war zwar, da sie w&#228;hrend der Zeit des Zusammenlebens mit dem Beklagten einer Berufst&#228;tigkeit nicht nachgegangen ist, nicht gehalten, unmittelbar nach der Trennung, die r&#228;umlich erst im Oktober 1983 erfolgt ist, sich um eine Arbeitst&#228;tigkeit zu bem&#252;hen. Dieser Grundsatz ist in der Rechtsprechung anerkannt, weil die Aufnahme einer Berufst&#228;tigkeit geeignet sein kann, das Zerw&#252;rfnis zwischen den Eheleuten zu vertiefen, was eine nicht zu billigende Konsequenz der grunds&#228;tzlich in &#167; 1569 BGB normierten Eigenverantwortlichkeit jedes Ehepartners bedeuten w&#252;rde. Der Senat ist aber der Auffassung, da&#223; die Kl&#228;gerin jedenfalls nach Ablauf des Trennungsjahres sich um eine Arbeitsstelle h&#228;tte bem&#252;hen m&#252;ssen und da&#223; sie eine solche auch mit dem Zeitpunkt der Scheidung im Januar 1985 h&#228;tte finden k&#246;nnen. Allerdings kann nicht ausgeschlossen werden, da&#223; die im Jahre 1941 geborene Kl&#228;gerin eine vollzeitige Besch&#228;ftigung in relativ kurzer Zeit von nur wenigen Monaten nicht gefunden h&#228;tte, auch wenn sie sich ausreichend bem&#252;ht h&#228;tte. Die Kl&#228;gerin w&#228;re jedoch bei intensiver Suche sicherlich in der Lage gewesen, etwa durch Aushilfst&#228;tigkeiten im hauswirtschaftlichen Bereich und im Bereich der Altenpflege, in der sie &#252;ber gewisse Erfahrungen verf&#252;gt, Betr&#228;ge bis zur Versicherungsfreigrenze von 400.-- DM zu erzielen. Dar&#252;ber hinaus h&#228;tte die Kl&#228;gerin etwa ab Oktober 1985, somit zwei Jahre nach der Trennung bei intensiver Arbeitsplatzsuche eine Erwerbsstelle finden k&#246;nnen, die sie vollzeitig h&#228;tte aus&#252;ben k&#246;nnen. Die Kl&#228;gerin hat nicht nachgewiesen, da&#223; sie eine solche Stelle nicht h&#228;tte finden k&#246;nnen. Sie hat zwar eine Vielzahl von Bewerbungen vorgelegt; wenige davon liegen aber in einem Bereich, der f&#252;r die Kl&#228;gerin g&#252;nstige Erfolgsaussichten bei der Arbeitsplatzsuche versprochen h&#228;tte, n&#228;mlich auf dem Gebiet der Hauswirtschaftsbetreuung und Altenpflege. Die Kl&#228;gerin ist zwar auf diesem Gebiet nicht ganz unt&#228;tig gewesen; den <u>privaten</u> Bereich hat sie aber vollkommen ausgespart. Dabei zeigt die Erfahrung, da&#223; hilfsbed&#252;rftige Personen gerade &#252;ber eine private Vermittlung Personen wie der Kl&#228;gerin Erwerbschancen bieten. Die Kl&#228;gerin hat auch nicht einmal behauptet, da&#223; sie den Hinweis der Zeugin xxx nachgegangen ist, die die Kl&#228;gerin auf Stellenangebote in diesem Bereich aufmerksam gemacht hat. Dieser Umstand l&#228;&#223;t Zweifel daran aufkommen, ob die Kl&#228;gerin &#252;berhaupt den ernsthaften Willen besessen hat und besitzt, durch eigene T&#228;tigkeit ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die Folge unzureichender Arbeitssuche ist, da&#223; der Kl&#228;gerin ein Einkommen zu unterstellen ist, das sie h&#228;tte erzielen k&#246;nnen. Der Senat hat in vergleichbaren F&#228;llen mehrfach entschieden, da&#223; im Bereich der privaten Hauswirtschaftshilfe und Altenpflege monatliche Nettoeink&#252;nfte von mindestens 1.100,-- DM zu erzielen sind. Von einem fiktiven Einkommen in dieser H&#246;he ab dem 01.10.1985 ist deshalb auszugehen. Der von dem Beklagten auszuf&#252;llende Restunterhaltsbedarf der Kl&#228;gerin betr&#228;gt daher f&#252;r die Zeit vom 01.04. bis zum 30.09.1985 900,-- DM und ab dem 01.10.1985 200,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Unterhaltsanspruch der Kl&#228;gerin ist nicht gem&#228;&#223; &#167; 1579 Nr. 6 BGB verwirkt. Die Vernehmung des Zeugen xxx hat zwar ergeben, da&#223; die Kl&#228;gerin im Oktober 1983 die eheliche Wohnung verlassen hat, um unmittelbar mit dem Zeugen xxx zusammenzuleben, und zwar zun&#228;chst bei Freunden und ab etwa Ende Oktober/Anfang November 1983 in einer von beiden gemeinschaftlich allerdings auf den Namen der Kl&#228;gerin angemieteten Wohnung. Der Zeuge xxx hat ausdr&#252;cklich erkl&#228;rt, er habe st&#228;ndig in dieser Wohnung mit der Kl&#228;gerin bis zur Trennung im Februar 1984 gelebt; weder habe er bei seinen Eltern gewohnt, noch habe er eine andere Wohnung gehabt. Die Kl&#228;gerin hat dies zwar in Abrede gestellt; der Senat glaubt aber dem Zeugen xxx, weil die Kl&#228;gerin selbst in einem Schriftsatz in einer anderen Sache durch ihren Anwalt hat vortragen lassen, sie habe mit dem Zeugen xxx zusammengelebt. Die Kl&#228;gerin hat zwar angegeben, von diesem Schriftsatz wisse sie nichts; es kann jedoch nicht zweifelhaft sein, da&#223; der Inhalt dieses Schriftsatzes nur auf der Information durch die Kl&#228;gerin selbst beruhen kann. Der Senat h&#228;lt jedoch eine Verwirkung deshalb f&#252;r nicht gegeben, weil die Ehe der Parteien auch vor der r&#228;umlichen Trennung und auch schon zu dem Zeitpunkt, als die Parteien sich im April 1983 in der Ehewohnung trennten, erheblich belastet war. Unter diesen Umst&#228;nden kann die Aufnahme ehewidriger Beziehungen der Kl&#228;gerin zu dem Zeugen xxx nicht als so gravierend angesehen werden, als da&#223; dadurch ihr Unterhaltsanspruch verwirkt oder aus Billigkeitsgr&#252;nden zu k&#252;rzen w&#228;re. Beide Parteien haben &#252;bereinstimmend erkl&#228;rt, da&#223; es seit l&#228;ngerem zu gravierenden Unstimmigkeiten im sexuellen Bereich gekommen war. Da&#223; die Kl&#228;gerin unter dem Verhalten des Beklagten auf diesem Gebiete sehr gelitten hat, zeigt die Art und Weise, wie die Kl&#228;gerin &#252;ber diese Dinge im Senatstermin gesprochen hat. Dies konnte dem Beklagten nicht unbekannt geblieben sein. Gleichwohl hat der Beklagte, wie die Kl&#228;gerin unwidersprochen im Termin angegeben hat, auch nach und trotz psychologischer Behandlung sein von der Kl&#228;gerin abgelehntes Verhalten nicht ge&#228;ndert. Der Beklagte hat dar&#252;ber hinaus, aus welchen Gr&#252;nden auch immer, die Kl&#228;gerin dadurch verletzt, da&#223; er, wie die Beklagte ebenfalls unwidersprochen angegeben hat, mit fremden M&#228;dchen durch die Stadt gefahren ist. Schlie&#223;lich hat der Beklagte der Kl&#228;gerin auch die Schl&#252;ssel des von ihr benutzten Pkw genommen, so da&#223; ihr kein Wagen mehr zur Verf&#252;gung stand. Gerade der letzte Umstand zeigt, wie sehr das eheliche Verh&#228;ltnis belastet war und in welcher als kleinlich zu bezeichnenden Weise der Beklagte der Kl&#228;gerin gegen&#252;bergetreten ist. Die Angaben des Beklagten, die Kl&#228;gerin habe zeitweilig mit ihm &#252;berhaupt nicht gesprochen, und die Aussage des Zeugen xxx, in den Sommerferien 1983 seien die Parteien im Urlaub jeweils ihre eigenen Wege gegangen, runden dieses Bild von einer weitgehend gescheiterten Ehe, wie sie schon vor der Trennung bestanden hat, nur noch ab.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat es im vorliegenden Falle als sachangemessen erachtet, da&#223; der Unterhaltsanspruch der Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; &#167; 1573 Abs. 5 BGB zeitlich bis zum Ende des Jahres 1993 begrenzt wird. Die Ehe der Parteien hat etwa 9 1/2 Jahre gedauert und ist kinderlos geblieben. Unter diesen Umst&#228;nden erscheint es billig, wenn der &#252;ber den Zeitpunkt der Scheidung hinausreichende Zeitraum, f&#252;r den der Beklagte der Kl&#228;gerin Unterhalt zu gew&#228;hren hat, auf einen Zeitraum, der in etwa der Dauer der Ehe entspricht, beschr&#228;nkt bleibt. Dies erscheint im Hinblick darauf, da&#223; die Kl&#228;gerin in der Lage ist, ihren Unterhalt selbst zu verdienen, wie ausgef&#252;hrt worden ist, der Kl&#228;gerin auch zumutbar.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 Abs. 1, 92 Abs. 1 ZPO; die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus &#167; 708 Ziff. 10 ZPO.</p>
315,555
olgham-1986-05-23-20-u-32785
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 327/85
"1986-05-23T00:00:00"
"2019-03-13T15:07:47"
"2019-03-27T09:42:49"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1986:0523.20U327.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 4. Juli 1985 verk&#252;ndete Urteil der 3. Zivilkammer des Landgerichts Paderborn wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten der Berufung.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Beklagte darf die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 9.600,-- DM abwenden, sofern nicht der Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger unterh&#228;lt seit 1972 bei der Beklagten eine Krankenhaustagegeldversicherung. Dem Versicherungsvertrag liegen die Musterbedingungen des Verbandes der privaten Krankenversicherungen (MB/KK 76) zugrunde, deren &#167; 1 auszugsweise lautet:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">"1.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Der Versicherer bietet Versicherungsschutz f&#252;r Krankheiten, Unf&#228;lle und andere im Vertrag genannte Ereignisse.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Er gew&#228;hrt im Versicherungsfall</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">a)</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">in der Krankheitskostenversicherung ...</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">b)</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">in der Krankenhaustagegeldversicherung bei station&#228;rer Behandlung ein Krankenhaustagegeld.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">2.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Versicherungsfall ist die medizinisch notwendige Heilbehandlung einer versicherten Person wegen Krankheit oder Unfallfolgen."</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Parteien vereinbarten ein Krankenhaustagegeld von zuletzt 100,-- DM pro Tag.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, von Beruf Polizeibeamter, litt nach dem Tod seiner ersten Frau unter Depressionen und begab sich auf Anraten des von ihm konsultierten Polizeiarztes xxx in die Behandlung des xxx in xxx, das eine Fachabteilung f&#252;r Psychiatrie mit einer sogenannten Tagesklinik unterh&#228;lt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Hier wurde der Kl&#228;ger ab 13.3.1984 an jeweils 5 Tagen der Woche (Montag - Freitag) jeweils von 8.30 bis 16.30 Uhr &#228;rztlich und therapeutisch betreut. W&#228;hrend dieser Zeit befand er sich ununterbrochen in der Klinik und wurde dort auch verpflegt. Den Abend, die Nacht und die Wochenenden verbrachte er hingegen zuhause.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">F&#252;r insgesamt 59 Tage, an denen er in der Zeit vom 13.3. bis zum 7.6.1984 in der Klinik behandelt wurde (vgl. Einzelaufstellung Seite 3, 4 der Klageschrift) verlangt der Kl&#228;ger Zahlung des vereinbarten Krankenhaustagegeldes in H&#246;he von zusammen 5.900,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Er hat nach erfolgloser Zahlungsaufforderung und Fristsetzung bis zum 15.8.1985 beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 5.900,-- DM nebst 4% Zinsen seit dem 16. August 1984 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Sie hat die Auffassung vertreten, der nur stundenweise Aufenthalt in der Klinik erf&#252;lle nicht den Begriff der "station&#228;ren" Behandlung im Sinne ihrer Bedingungen. Zudem sei diese Art der Behandlung auch nicht medizinisch notwendig gewesen, weil sie ambulant h&#228;tte erfolgen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat Beweis erhoben dar&#252;ber, "ob es nach den objektiven medizinischen Befunden vertretbar war, die station&#228;re Behandlung des Kl&#228;gers vom 13. M&#228;rz bis 7. Juni 1984 im xxx als notwendig anzusehen", und hierzu ein Sachverst&#228;ndigengutachten des ehemaligen Leitenden Direktors des Westf&#228;lischen Landeskrankenhauses xxx eingeholt.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Gest&#252;tzt auf dieses Gutachten, das die medizinische Notwendigkeit der durchgef&#252;hrten Behandlung bejaht und eine ambulante Behandlung f&#252;r nicht ausreichend h&#228;lt (Bl. 34 bis 48 GA), hat das Landgericht der Klage antragsgem&#228;&#223; stattgegeben und unter anderem ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den Begriff der station&#228;ren Behandlung sei nicht allein darauf abzustellen, ob der Patient sich tats&#228;chlich w&#228;hrend des ganzen Tages f&#252;r die Dauer von jeweils 24 Stunden im Krankenhaus aufgehalten habe. Bei der begrifflich notwendigen Abgrenzung zur ambulanten Behandlung komme es vielmehr darauf an, ob und inwieweit eine faktisch und organisatorisch feste Aufnahme des Patienten in den Klinikbetrieb des behandelnden Krankenhauses sowie eine Eingliederung in den &#252;ber die eigentliche &#228;rztliche Behandlung hinausgehenden Versorgungsbetrieb erfolge. Nach diesen Kriterien habe eine station&#228;re Behandlung des Kl&#228;gers vorgelegen, weil der Kl&#228;ger w&#228;hrend der Dauer seiner Behandlung seinen "festen" Platz in der Klinik gehabt habe.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Diese Behandlung in der Klinik sei auch medizinisch notwendig gewesen. Da&#223; eine ambulante Behandlung nicht ausreichend gewesen w&#228;re, habe der Sachverst&#228;ndige &#252;berzeugend begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Mit der hiergegen gerichteten Berufung verfolgt die Beklagte ihr Ziel der Klageabweisung weiter. Unter Wiederholung ihrer erstinstanzlichen Ausf&#252;hrungen und unter Hinweis auf Rechtsprechung der Sozial- und Verwaltungsgerichte legt sie mit eingehender Begr&#252;ndung ihre Auffassung dar, da&#223; es sich nicht um eine station&#228;re Behandlung im Sinne der Versicherungsbedingungen gehandelt habe. Sie bestreitet die Notwendigkeit einer vollstation&#228;ren Behandlung des Kl&#228;gers und behauptet, eine ambulante Behandlung w&#228;re ausreichend gewesen. Insoweit h&#228;lt sie das vom Landgericht eingeholte Sachverst&#228;ndigengutachten f&#252;r nicht &#252;berzeugend.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Sie hat ferner ihre Leistungsfreiheit in zweiter Instanz zun&#228;chst auch darauf gest&#252;tzt, da&#223; es sich bei dem xxx um eine sog. gemischte Anstalt handele (&#167; 4 Abs. 5 MB/KK 76), da&#223; dort keine Krankengeschichten gef&#252;hrt w&#252;rden (&#167;4 Abs. 4 MB/KK) und da&#223; der Kl&#228;ger wegen einer Alkoholsucht behandelt worden sei (&#167; 5 Abs. 1 b MB/KK 76).</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Diese Einwendungen hat sie jedoch bis zur m&#252;ndlichen Verhandlung bzw. in der m&#252;ndlichen Verhandlung fallenlassen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Er verteidigt mit n&#228;herer rechtlicher und tats&#228;chlicher Begr&#252;ndung das angefochtene Urteil.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des beiderseitigen Sachvortrags wird auf den Inhalt der Schrifts&#228;tze nebst zu den Akten gereichten Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht f&#252;r die Tage, in denen er sich in der psychiatrischen Abteilung des xxx in xxx aufgehalten hat, das vereinbarte Krankenhaustagegeld in H&#246;he von 100,-- DM pro Tag, insgesamt also 5.900,-- DM, zu.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Behandlung war medizinisch notwendig im Sinne von &#167; 1 Abs. 2 MB/KK 76. Das hat der vom Landgericht hinzugezogene Sachverst&#228;ndige &#252;berzeugend begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Eine Heilbehandlung ist dann medizinisch notwendig, wenn es nach den im Zeitpunkt der &#228;rztlichen Entscheidung vorliegenden &#228;rztlichen Befunden und medizinischen Erkenntnissen zumindest vertretbar war, sie f&#252;r medizinisch notwendig zu halten (BGH VersR 79, 221; OLG Hamm - Senat - VersR 78, 414). Von dieser Definition sind das Landgericht und der Sachverst&#228;ndige zutreffend ausgegangen, wie die Formulierung des Beweisthemas im Beweisbeschlu&#223; vom 8.11.1984 zeigt.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Der Sachverst&#228;ndige hat ausgef&#252;hrt, der Kl&#228;ger habe seinerzeit unter einer reaktiven Depression gelitten; angesichts der von ihm ge&#228;u&#223;erten Selbstmordgedanken w&#228;re eine ambulante Behandlung durch einen niedergelassenen Nervenarzt nicht zu verantworten gewesen, so da&#223; die station&#228;re Behandlung in einer Abteilung der klinischen Psychiatrie ohne Zweifel erforderlich gewesen sei. Soweit der behandelnde Klinikarzt die Selbstmordgefahr nicht sehr hoch eingesch&#228;tzt und den Kl&#228;ger daher nicht in eine geschlossene Abteilung, sondern in die Tagesklinik aufgenommen habe, um auch die Einbeziehung des Kl&#228;gers in sein eigenes soziales Milieu therapeutisch zu verwerten, pflichte er dieser Bewertung bei. Die stattgefundene Behandlung in der Klinik sei daher aus seiner Sicht medizinisch notwendig gewesen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Diese Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen &#252;berzeugen. Der Sachverst&#228;ndige verf&#252;gt als langj&#228;hriger Leiter eines gro&#223;en Landeskrankenhauses &#252;ber die erforderliche klinische Erfahrung zur Beurteilung des Beweisthemas.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte meint, dem Gutachten sei nicht zu entnehmen, da&#223; die Einweisung in eine vollstation&#228;re Behandlung (geschlossene Abteilung) notwendig gewesen sei. Darauf kommt es nicht an. Entscheidend ist allein, ob die tats&#228;chlich durchgef&#252;hrte Behandlung als medizinisch notwendig anzusehen war. Diese Frage hat der Sachverst&#228;ndige bejaht.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Eine andere, von dem Sachverst&#228;ndigen nicht zu beantwortende und auch nicht beantwortete Frage ist, ob die jeweils achtst&#252;ndige Behandlung und Betreuung des Kl&#228;gers in der Klinik als "station&#228;re Behandlung" im Sinne von &#167; 1 Abs. 1 b MB/KK 76 anzusehen ist.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Eine Definition des Begriffs "station&#228;re Behandlung" enthalten die Versicherungsbedingungen nicht. Eine gesetzliche Definition, die den Inhalt des Begriffs umschreibt und gegen andere Behandlungsformen abgrenzt, existiert ebenfalls nicht.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Begriffe "station&#228;re" und "ambulante" Behandlung als Gegensatz verstanden und verwendet. Der eine Begriff schlie&#223;t den anderen aus. F&#252;r den Inhalt des jeweiligen Begriffs ergibt sich daraus jedoch nichts, weil zwar als "station&#228;r" alles das verstanden werden kann, was nicht als "ambulant" anzusehen ist; doch gilt auch die entgegengesetzte &#220;berlegung, da&#223; alles das als "ambulant" angesehen werden kann, was nicht "station&#228;r" ist.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Eine Behandlung ist zweifellos dann eine station&#228;re, wenn der Patient ununterbrochen Tag und Nacht im Krankenhaus "bleibt". Das entspricht dem lateinischen Ursprung des Wortes station&#228;r, das sich von stare (stillstehen, bleiben) bzw. von statio (Stillstand, Aufenthaltsort) ableitet. Der Lebensmittelpunkt des Patienten verlagert sich f&#252;r die Dauer der Behandlung aus seiner gewohnten privaten Umgebung in das Krankenhaus, das er nicht verl&#228;&#223;t. Er wird dort "festgehalten", seine gewohnten Aktivit&#228;ten kommen weitgehend zum Stillstand.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die typische ambulante Behandlung (lateinisch ambulare = gehen, umhergehen, wandern) l&#228;&#223;t den gewohnten Lebensrhythmus hingegen weitgehend unber&#252;hrt; der Patient verl&#228;&#223;t seinen &#252;blichen Lebensmittelpunkt nicht, er kann seiner Arbeit und seinen sonstigen Verrichtungen nachgehen. Er "geht" zum Arzt bzw. zur Behandlung.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">In den letzten 15 - 20 Jahren haben sich jedoch Behandlungsformen herausgebildet, die weder der einen noch der anderen typischen Behandlungsform eindeutig zuzuordnen sind, weil sie Elemente von beiden enthalten.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Hierzu geh&#246;rt die Behandlung in sog. Tageskliniken (der Patient schl&#228;ft nachts zuhause und ist nur tags&#252;ber in der Klinik) bzw. sog. Nachtkliniken (der Patient verbringt nur die Nacht in der Klinik und geht tags&#252;ber seinen gewohnten Verrichtungen nach), die zum Teil auch als teilstation&#228;re oder halbstation&#228;re Behandlung bezeichnet werden.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die Verordnung zur Regelung der Krankenhauspfleges&#228;tze (Bundespflegesatzverordnung) vom 25.4.1973 (Bundesgesetzblatt I Seite 333 ff) bezeichnet in &#167; 2 Ziffer 5 Krankenhausleistungen als "&#228;rztliche Leistungen, Pflege, Verpflegung, Unterkunft, Nebenleistungen und sonstige station&#228;re und halbstation&#228;re Leistungen des Krankenhauses". In &#167; 4 Abs. 1 Ziffer 3 sieht sie die Festsetzung besonderer Pfleges&#228;tze f&#252;r allgemeine Krankenhausleistungen in Sondereinrichtungen vor, die ausschlie&#223;lich oder &#252;berwiegend unter anderem "halbstation&#228;ren Leistungen dienen".</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Der Verordnungsgeber hat damit, ohne den Begriff "halbstation&#228;r" n&#228;her zu definieren, diese Sonderformen der Krankenhausbehandlung erfassen wollen, bei denen der Patient nicht rund um die Uhr im Krankenhaus zu bleiben braucht.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Er hat den hierf&#252;r gebildeten Begriff von dem Wort "station&#228;r" abgeleitet. Das deutet darauf hin, da&#223; diese besondere Behandlungsform als Unterfall einer station&#228;ren Behandlung und nicht als Sonderform einer ambulanten Behandlung gesehen worden ist. Das Motiv f&#252;r diese Betrachtungsweise mag zwar in der besonderen Problematik der Krankenhausfinanzierung zu suchen sein. Gleichwohl bleibt festzustellen, da&#223; es Formen der nur stundenweisen Behandlung im Krankenhaus gibt, die den Patienten in &#228;hnlicher Weise an der Entfaltung seiner &#252;blichen Lebensgewohnheiten hindern wie ein ununterbrochener (vollstation&#228;rer) Krankenhausaufenthalt und die daher eher der "klassischen" station&#228;ren Behandlung als der ambulanten Behandlung vergleichbar sind.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Wer wie der Kl&#228;ger t&#228;glich tags&#252;ber acht Stunden &#228;rztlich bzw. therapeutisch betreut und auch im Krankenhaus bek&#246;stigt wird, kann beispielsweise seinen Beruf nicht mehr aus&#252;ben. Sein Lebensrhythmus wird weitgehend von dem Aufenthalt in der Klinik bestimmt. Es kommt hinzu, da&#223; es bei Behandlungen, wie der Kl&#228;ger sie erfahren hat, Teil der Therapie ist, den Patienten f&#252;r einen Teil des Tages und f&#252;r die Nacht in seinem gewohnten sozialen Milieu zu belassen. Das hat der vom Landgericht zugezogene Sachverst&#228;ndige hier ausdr&#252;cklich hervorgehoben.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Der Patient mu&#223; das tags&#252;ber in der Klinik erlernte Verhalten in der klinikfreien Zeit anzuwenden versuchen. Schl&#228;gt dieser Versuch fehl, kann die teilstation&#228;re Behandlung in eine vollstation&#228;re &#252;bergehen.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Im Falle des Kl&#228;gers ergibt sich aus dem Gutachten des Sachverst&#228;ndigen, da&#223; die damalige Freundin und sp&#228;tere Verlobte des Kl&#228;gers von der Klinik in die Therapie einbezogen wurde. Das zeigt, da&#223; auch das Freizeitverhalten des Kl&#228;gers zumindest teilweise noch von der klinischen Betreuung mitbestimmt wurde.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Behandlungsformen, die Elemente der ambulanten und der station&#228;ren Behandlung enthalten, aber in ihren Auswirkungen auf den Alltag des Patienten eher der "klassischen" station&#228;ren Behandlung vergleichbar sind, k&#246;nnen unter den Begriff der station&#228;ren Behandlung im Sinne von &#167; 1 Abs. 1b MB/KK 76 gefa&#223;t werden. Die Auslegung des nirgendwo eindeutig definierten Begriffs "station&#228;r" l&#228;&#223;t dies zu.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Es steht nicht entgegen, da&#223; der Krankenhausaufenthalt nicht jeweils einen vollen Tag (24 Stunden) dauert. Aus dem Wort Krankenhaustagegeld l&#228;&#223;t sich das Gegenteil nicht herleiten. Denn der Begriff "Tag" ist mehrdeutig und bedeutet im Sprachgebrauch nicht notwendig den Zeitraum von 24 Stunden. Die Sprache l&#228;&#223;t es vielmehr zu, den Zeitabschnitt von 24 Stunden mit "Tag" und "Nacht" zu umschreiben. Begriffe wie "Arbeitstag" oder "8-Stunden-Tag" machen dies deutlich. </p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der Begriff des Krankenhaustagegeldes nicht notwendig den Zeitabschnitt von 24 Stunden voraussetzt, folgt auch aus den beiden Entscheidungen des Bundesgerichtshofs (VersR 84, 675 ff, 677 ff), die - f&#252;r den Fall der sog. Beurlaubung aus (unstreitig) station&#228;rer Behandlung - die Auslegung f&#252;r m&#246;glich halten, da&#223; auch bei nur stundenweisem Aufenthalt in einer Klinik der volle Anspruch auf Krankenhaustagegeld begr&#252;ndet ist.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Der Zweck der Krankenhaustagegeldversicherung steht ebenfalls nicht entgegen.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Die Krankenhaustagegeldversicherung ist keine Schadensversicherung, sondern eine Summenversicherung. Sie dient nicht einer konkreten, sondern einer abstrakten Bedarfsdeckung. Sie soll den Versicherungsnehmer f&#252;r die Zeit, in der er im Krankenhaus gewissen Einschr&#228;nkungen unterliegt, &#252;ber die eigentlichen Behandlungs- und Krankenhauskosten hinaus gewisse Annehmlichkeiten erm&#246;glichen und ggf. die zus&#228;tzlichen Kosten abdecken, die stets mit einem Krankenhausaufenthalt verbunden sind (BGH a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Solche zus&#228;tzlichen Aufwendungen - z.B. f&#252;r die Besch&#228;ftigung einer Haushaltshilfe f&#252;r Kinderbetreuung oder auch f&#252;r Gegenst&#228;nde, mit denen der Aufenthalt im Krankenhaus angenehmer gestaltet werden kann - k&#246;nnen auch bei einem nur mehrere Stunden t&#228;glich dauernden Klinikaufenthalt entstehen, so da&#223; auch insoweit ein berechtigtes Interesse des Versicherungsnehmers an Versicherungsschutz besteht.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">6.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Die Regelung in &#167; 1 Abs. 1 b MB/KK 76 stellt sich danach als auslegungsbed&#252;rftig dar, soweit sie nur den nicht n&#228;her bestimmten Begriff der station&#228;ren Behandlung verwendet. Gem. &#167; 5 AGBG ist zugunsten des Versicherungsnehmers von der ihm g&#252;nstigeren Auslegungsm&#246;glichkeit auszugehen, da&#223; darunter auch die sog. halbstation&#228;re Behandlung f&#228;llt. Eine klarere Abgrenzung w&#228;re schon bei Formulierung dieser Versicherungsbedingungen m&#246;glich und geboten gewesen. Denn die sog. Tages- bzw. Nachtkliniken und das Problem der "teilstation&#228;ren" Behandlung waren schon bei der Neufassung dieser Musterbedingungen im Jahre 1976 bekannt, wie die Bundespflegesatzverordnung aus dem Jahre 1973 zeigt, die bereits den Begriff der halbstation&#228;ren Behandlung verwendet. Die Versicherungswirtschaft h&#228;tte es daher l&#228;ngst in der Hand gehabt, Bedingungen zu formulieren, die diese Behandlungsform, die Elemente der ambulanten und der station&#228;ren Behandlung enth&#228;lt, erfassen und klar bestimmen, ob f&#252;r einen Krankenhausaufenthalt von jeweils weniger als 24 Stunden pro Tag kein oder m&#246;glicherweise ein gek&#252;rztes Krankenhaustagegeld gezahlt wird.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Dem Grundsatz der f&#252;r den Versicherungsnehmer g&#252;nstigsten Auslegungsm&#246;glichkeit steht nicht entgegen, da&#223; nach der Darstellung der Beklagten im Einzelfall bei Gleichstellung der halbstation&#228;ren mit der station&#228;ren Behandlung der Versicherungsnehmer ung&#252;nstiger stehe, n&#228;mlich dann, wenn die Krankheitskostenversicherung nicht die vollen Kosten des Krankenhausaufenthalts deckt, w&#228;hrend sie alle Kosten einer ambulanten Behandlung decken w&#252;rde. Solche auf den Einzelfall abgestellten Erw&#228;gungen sind im Rahmen von &#167; 5 AGBG nicht statthaft. Sie treffen beispielsweise in all den F&#228;llen nicht zu, in denen der Versicherungsnehmer gesetzlich krankenversichert ist und die Krankenhaustagegeldversicherung nur als private Zusatzversicherung abschlie&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten mu&#223; daher mit der Kostenfolge aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO erfolglos bleiben.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Die weiteren Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 708 Ziffer 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Revision zugelassen (&#167; 546 ZPO). Die Beschwer der Beklagten betr&#228;gt 5.900,-- DM.</p>
315,556
olgham-1986-05-23-20-u-32885
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 328/85
"1986-05-23T00:00:00"
"2019-03-13T15:07:49"
"2019-03-27T09:42:49"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1986:0523.20U328.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 10. Juli 1985 verk&#252;ndete Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts Hagen abge&#228;ndert.</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger &#252;ber die zuerkannten 291,07 DM nebst Zinsen hinaus weitere 10.500,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 20.12.1984 zu zahlen.</p> <p>Im &#252;brigen bleibt die Klage abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden der Beklagten auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Beklagten wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung von 18.000,- DM abzuwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, der eine Tankstelle mit Reparaturwerkstatt betreibt, nimmt die Beklagte aus einer seit dem 1.5.1980 bei ihr bestehenden Krankheitskosten- und Krankentagegeldversicherung in Anspruch. Durch die Krankentagegeldversicherung ist ein Tagegeld von 100,- DM versichert, das sich nach 14 Tagen Arbeitsunf&#228;higkeit auf 200,- DM erh&#246;ht.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Den Versicherungen liegen die MB/KK- und MB/KT-Bedingungen zugrunde. In &#167;1 MB/KT hei&#223;t es:</p> <br /><span class="absatzRechts">4</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>"(1)</i> <i>Der Versicherer bietet Versicherungsschutz gegen Verdienstausfall als Folge von Krankheiten oder Unf&#228;llen, soweit dadurch Arbeitsunf&#228;higkeit verursacht wird. Er gew&#228;hrt im Versicherungsfall f&#252;r die Dauer einer Arbeitsunf&#228;higkeit ein Krankentagegeld in vertraglichem Umfang.</i> <i>...</i> <i>(3)</i> <i>Arbeitsunf&#228;higkeit im Sinne dieser Bedingungen liegt vor, wenn die versicherte Person ihre berufliche T&#228;tigkeit nach medizinischem Befund vor&#252;bergehend in keiner Weise aus&#252;ben kann, sie auch nicht aus&#252;bt und keiner anderweitigen Erwerbst&#228;tigkeit nachgeht."</i> <i>...</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">In der Zeit vom 11.7. bis zum 10.8.1984 befand sich der Kl&#228;ger wegen einer schweren Lumboischialgie mit peripherem Wurzelreizsyndrom in ambulanter Behandlung des Arztes ... in .... Dieser stellte f&#252;r seine Bem&#252;hungen unter dem 9.10.1984 298,20 DM in Rechnung.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">In der Zeit vom 1.10. bis zum 10.12.1984 war der Kl&#228;ger wegen einer vereiterten Bronchitis krankgeschrieben. Die Beklagte zahlte das versicherte Krankentagegeld nur f&#252;r die Zeit bis zum 15.10.1984. Weitere Zahlungen lehnte sie auch nach Erhalt des Mahnschreibens des Kl&#228;gers vom 12.12.1984 ab, da er seine Berufst&#228;tigkeit am 16.10.1984 wieder aufgenommen habe.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage begehrt der Kl&#228;ger die Erstattung der an den Arzt Mains gezahlten Behandlungskosten in H&#246;he von 298,20 DM sowie die Zahlung von Krankentagegeld in der unstreitigen H&#246;he von 10.500,- DM f&#252;r die Zeit vom 16.10. bis zum 10.12.1984.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat behauptet, er habe seine berufliche T&#228;tigkeit in der Zeit vom 1.10. bis zum 10.12.1984 nicht ausge&#252;bt. Seine Tankstelle habe er in dieser Zeit nur zum Tanken aufgesucht. Am 16.10.1984 sei er nicht dort gewesen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 10.798,20 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 20.12.1984 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Sie hat die Arbeitsunf&#228;higkeit des Kl&#228;gers in der Zeit vom 16.10. bis zum 10.12.1984 bestritten und behauptet, er habe seine berufliche T&#228;tigkeit als Inhaber einer Tankstelle und Reparaturwerkstatt am 16.10.1984 wieder aufgenommen. An diesem Tage habe er in seinem Tankstellenb&#252;ro hinter dem Schreibtisch gesessen und Vertreter empfangen. Als ihr Mitarbeiter, der Zeuge ..., ihn habe sprechen wollen, sei er pl&#246;tzlich verschwunden gewesen. Am folgenden Tage habe der Kl&#228;ger, wie unstreitig ist, von seiner Tankstelle aus den Zeugen ... angerufen. Auch bei diesem Gespr&#228;ch habe er, so hat die Beklagte behauptet, einen arbeitsf&#228;higen Eindruck gemacht.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung der Zeugen ... und .... Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf den Inhalt der Sitzungsniederschrift vom 5. Juni 1985 (Bl. 43 bis 50 d.A.) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil vom 10. Juli 1985 hat das Landgericht der Klage nur in H&#246;he von 291,07 DM zuz&#252;glich Zinsen stattgegeben und dazu in den Entscheidungsgr&#252;nden, auf die wegen der n&#228;heren Einzelheiten verwiesen wird (Bl. 63 bis 66 d.A.), ausgef&#252;hrt: Der Kl&#228;ger k&#246;nne die von dem Arzt ... in Rechnung gestellten Behandlungskosten nur in H&#246;he von 291,07 DM erstattet verlangen. Ein Anspruch auf Zahlung von Krankentagegeld stehe ihm f&#252;r die Zeit vom 16.10. bis zum 10.12.1984 nicht zu. Der Kl&#228;ger habe nicht den ihm obliegenden Beweis erbracht, da&#223; er seine berufliche T&#228;tigkeit in dieser Zeit nicht ausge&#252;bt habe.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil hat der Kl&#228;ger form- und fristgerecht Berufung eingelegt und begr&#252;ndet. Er behauptet in Wiederholung und Erg&#228;nzung seines erstinstanzlichen Vorbringens, w&#228;hrend seiner Erkrankung in der Zeit vom 1.10. bis zum 10.12.1984 habe der Zeuge ... die anfallenden Reparaturauftr&#228;ge ausgef&#252;hrt und dar&#252;ber Arbeitskarten angelegt. Die erforderlichen Abrechnungen auch in Bezug auf die Tankstelle habe seine Ehefrau, die auch die Tageseinnahmen abgeholt habe, erledigt. Er habe in seinem Betrieb, in dem Aufsichts- und Verwaltungst&#228;tigkeit praktisch nicht anfalle, in der streitigen Zeit auch nicht leitend oder aufsichtf&#252;hrend mitgearbeitet. F&#252;r das Gegenteil, so meint der Kl&#228;ger, sei die Beklagte beweispflichtig. &#167;1 Abs. 3 MB/KT enthalte n&#228;mlich eine sogenannte verh&#252;llte Obliegenheit.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">In der streitigen Zeit habe er sich nur ein - bis zweimal w&#246;chentlich f&#252;r wenige Minuten zum Tanken an seiner Tankstelle aufgehalten. Auch am 16.10.1984 sei er aus diesem Grunde kurz dort gewesen. Der Zeuge ... habe sich w&#228;hrenddessen dort nicht aufgehalten.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Beklagte zu verurteilen, an ihn &#252;ber zuerkannte 291,07 DM nebst Zinsen hinaus weitere 10.500,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 20.12.1984 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt das landgerichtliche Urteil und behauptet in Wiederholung und Erg&#228;nzung ihres erstinstanzlichen Vorbringens unter Vorlage des Berichts des Zeugen ... vom 16.10.1984 (Bl. 117 d.A.), der Kl&#228;ger habe seine Berufst&#228;tigkeit in der Zeit vom 1.10. bis zum 10.12.1984 zumindest zeitweilig ausge&#252;bt. Er habe Auftragseing&#228;nge und Abrechnungen &#252;berpr&#252;ft. Seine h&#228;ufigen Tankstellenbesuche, die zum Auftanken seines Wagens nicht erforderlich gewesen seien, h&#228;tten der Beaufsichtigung seines Mitarbeiters gedient. Auch bei dem Besuch des Zeugen ... am 16.10.1984 habe er sich dort aufgehalten und dann heimlich entfernt.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Da&#223; er seine Berufst&#228;tigkeit w&#228;hrend der streitigen Zeit nicht ausge&#252;bt habe, m&#252;sse, so meint die Beklagte, der Kl&#228;ger beweisen. Bei der sogenannten negativen T&#228;tigkeitsklausel des &#167;1 Abs. 3 MB/KT handele es sich um eine prim&#228;re Risikobegrenzung. Den erforderlichen Beweis habe der Kl&#228;ger nicht erbracht.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des beiderseitigen Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst allen Anlagen und die in den nachstehenden Entscheidungsgr&#252;nden erg&#228;nzend mitgeteilten Tatsachen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung der Zeugen ... und .... Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf den Vermerk des Berichterstatters (Bl. 143 bis 147 d.a.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht der geltend gemachte Anspruch auf Zahlung des versicherten Krankentagegeldes in der unstreitigen H&#246;he von 10.500,- DM f&#252;r die Zeit vom 16.10. bis zum 10.12.1984 zuz&#252;glich Zinsen, auf den sich der Streit in der Berufungsinstanz beschr&#228;nkt, gegen die Beklagte zu. Er war in dieser Zeit arbeitsunf&#228;hig im Sinne des wiedergebenen &#167;1 Abs. 1 und 3 MB/KT.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"><b>1)</b></p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war damals krankgeschrieben und konnte seine berufliche T&#228;tigkeit nach medizinischem Befund des behandelnden Arztes wegen vereiterter Bronchitis in keiner Weise aus&#252;ben (&#167;1 Abs. 3 1. Halbsatz MB/KT). Die Beklagte hat die objektive Richtigkeit der &#228;rztlichen Arbeitsunf&#228;higkeitsbescheinigungen in erster Instanz zwar bestritten. Damit kann sie jedoch nicht durchdringen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Gem. &#167;4 Abs. 7 MB/KT, wonach Eintritt und Dauer der Arbeitsunf&#228;higkeit durch Bescheinigung des behandelnden Arztes nachzuweisen sind, gen&#252;gt der Versicherte der ihm insoweit obliegenden Nachweispflicht durch Vorlage &#228;rztlicher Arbeitsunf&#228;higkeitsbescheinigung(en). An diese ist der Versicherer gebunden, wenn er nicht gem&#228;&#223; &#167;9 Abs. 3 MB/KT verlangt, da&#223; sich der Versicherte durch einen vom Versicherer beauftragten Arzt untersuchen l&#228;&#223;t (vgl. BGH VersR. 1977, 833 (834) und OLG Hamm, VersR, 1976, 554 (555) jeweils f&#252;r die alten AVB f&#252;r die Krankentagegeldversicherung; Bach-Moser, MB/KT, &#167;1 Rdnr. 21; &#167;&#167;9, 10, Rdnr. 2, 7).</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Das ergibt sich aus dem Inhalt und Zweck der &#167;&#167;4 Abs. 7 und 9 Abs. 3 MB/KT. Die Frage der Arbeitsunf&#228;higkeit soll danach zwischen den Beteiligten alsbald gekl&#228;rt werden und nicht etwa bis zur Entscheidung eines k&#252;nftigen Rechtsstreits in der Schwebe bleiben. Das Krankentagegeld soll den Versicherten gegen Verdienstausfall als Folge von Krankheiten und Unf&#228;llen sch&#252;tzen (&#167;1 Abs. 1 MB/KT). Der Zweck, einen Ausgleich f&#252;r den Ausfall der eigenen Arbeitskraft zu bieten und einem Selbst&#228;ndigen etwa die Einstellung eines Krankheitsvertreters zu erm&#246;glichen, ist nur erreichbar, wenn alsbald gekl&#228;rt wird, ob der Versicherte mit der Zahlung des versicherten Krankentagegeldes rechnen kann. Die danach erforderliche alsbaldige Klarheit wird nur geschaffen, wenn der Versicherte den Nachweis seiner Arbeitsunf&#228;higkeit nach medizinischem Befund durch unverz&#252;gliche Vorlage einer &#228;rztlichen Bescheinigung erbringen kann und etwaige Zweifel des Versicherers an deren Richtigkeit ebenfalls unverz&#252;glich gekl&#228;rt werden (BGH VersR. 1977, 833 (834); OLG Hamm, VersR. 1976, 554 (555) jeweils f&#252;r die alten AVB f&#252;r die Krankentagegeldversicherung).</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Durch die vom Kl&#228;ger der Beklagten unstreitig vorgelegten &#228;rztlichen Bescheinigungen &#252;ber seine Arbeitsunf&#228;higkeit in der Zeit vom 1.10. bis zum 10.12.1984, deren Richtigkeit die Beklagte erst im vorliegenden Rechtsstreit bestritten hat, wird danach der Nachweis gef&#252;hrt, da&#223; er seine berufliche T&#228;tigkeit damals nach medizinischem Befund in keiner Weise aus&#252;ben konnte (&#167;1 Abs. 3 1. Halbsatz MB/KT).</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks"><b>2)</b></p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Behauptung der insoweit beweispflichtigen Beklagten, der Kl&#228;ger habe sine berufliche T&#228;tigkeit als Inhaber einer Reparaturwerkstatt und Tankstelle am 16.10.1984 wieder aufgenommen mit der Folge, da&#223; Arbeitsunf&#228;higkeit im Sinne des &#167;1 Abs. 1 und 3 MB/KT seit diesem Tage bei ihm nicht mehr vorgelegen habe, ist unbewiesen geblieben.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzung f&#252;r die Zahlung von Krankentagegeld, da&#223; der nach medizinischem Befund nicht arbeitsf&#228;hige Versicherte seine berufliche T&#228;tigkeit "nicht aus&#252;bt und keiner anderen Erwerbst&#228;tigkeit nachgeht" (&#167;1 Abs. 3 2. Halbs. MB/KT) ist unter dem Gesichtspunkt des Verdienstausfalls und (spiegelbildlich) der Verdiensterzielung sowie der Begrenzung insbesondere des subjektiven Risikos des Versicherers zu sehen. Nach &#167;1 Abs. 1 Satz 1 MB/KT bietet der Versicherer Versicherungsschutz gegen Verdienstausfall als Folge krankheits- oder unfallbedingter Arbeitsunf&#228;higkeit. Die Zahlung eines Krankentagegeldes ist von diesem Zweck her nicht gerechtfertigt, wenn der Versicherte trotz &#228;rztlich festgestellter Arbeitsunf&#228;higkeit tats&#228;chlich in gewissem Umfang arbeitet und dadurch Einkommen erzielt (vgl. OLG Hamm, VersR. 1976, 554 (556)). Der Grund daf&#252;r liegt darin, da&#223; der Versicherer ein berechtigtes Interesse an der Begrenzung insbesondere des subjektiven Risikos hat. Dieses w&#252;rde sich ganz erheblich erh&#246;hen, wenn der nach medizinischem Befund arbeitsunf&#228;hige Versicherte das versicherte Krankentagegeld auch dann verlangen k&#246;nnte, wenn er seine berufliche T&#228;tigkeit trotzdem voll oder teilweise aus&#252;bt. Der Versicherte hat deshalb w&#228;hrend der Zeit, in der er Krankentagegeld bezieht oder beansprucht, jede Art von Erwerbst&#228;tigkeit zu unterlassen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Das bedeutet indes nicht, da&#223; er seinen Betrieb in dieser Zeit nicht kurzzeitig aufsuchen, nicht "nach dem Rechten sehen" und sich &#252;ber den Gang der Gesch&#228;fte nicht informieren darf. Es f&#252;hrt auch noch nicht zum Verlust des Anspruchs auf das versicherte Krankentagegeld, wenn er mehr oder weniger sporadisch bei Gelegenheit untergeordnete Hilfst&#228;tigkeiten erledigt, etwa Abrechnungsunterlagen kurz sichtet und ordnet oder eingegangene Post oder andere Unterlagen f&#252;r die Erstellung der erforderlichen Rechnungen abholt. Von einer - teilweisen - Aus&#252;bung der beruflichen T&#228;tigkeit kann vielmehr erst dann gesprochen werden, wenn der Versicherte mehr oder weniger regelm&#228;&#223;ig Arbeit erledigt, die nach der Verkehrsauffassung als - teilweise - Aus&#252;bung der T&#228;tigkeit anzusehen ist, durch die er sein Einkommen erzielt. Die genaue Festlegung dieser Grenze, bei deren &#220;berschreiten das berechtigte Interesse des Versicherers an einer Begrenzung insbesondere des subjektiven Risikos tangiert wird, kann nur im Einzelfall unter Ber&#252;cksichtigung aller relevanten Umst&#228;nde, insbesondere der Art der Berufst&#228;tigkeit des Versicherten erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, der damals nur den Zeugen ... st&#228;ndig besch&#228;ftigte, erzielt sein Einkommen durch die Ausf&#252;hrung von Reparatur- und Wartungsarbeiten in seiner Reparaturwerkstatt sowie durch das Bedienen von Tankkunden. Die insoweit erforderliche, angesichts der geringen Gr&#246;&#223;e seines Betriebs nicht sehr umfangreiche kaufm&#228;nnische T&#228;tigkeit, das hei&#223;t das Einkaufen von Waren, Ersatzteilen und Material sowie die Verhandlung mit Vertretern, ist ebenso Teil seiner beruflichen T&#228;tigkeit wie die Abrechnung mit Lieferanten und Kunden und der Verkehr mit der Bank oder Sparkasse. Die regelm&#228;&#223;ige Erledigung eines nennenswerten Teils dieser kaufm&#228;nnischen Arbeiten ist nach der Verkehrsauffassung gew&#246;hnlich bereits als teilweise Aus&#252;bung seiner beruflichen T&#228;tigkeit anzusehen und f&#252;hrt zum Verlust des Anspruchs auf das Krankentagegeld. Das gelegentliche kurzzeitige Pr&#252;fen von Auftragseing&#228;ngen und Abrechnungen, das Sichten und Ordnen von Unterlagen sowie ein kurzes Gespr&#228;ch mit einem Vertreter bei Gelegenheit, etwa wenn sich der Kl&#228;ger gerade in seinem Betrieb aufhielt, um zu tanken oder "nach dem Rechten" zu sehen, gen&#252;gt jedoch insoweit noch nicht.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der Kl&#228;ger, gemessen an diesen Ma&#223;st&#228;ben, seine berufliche T&#228;tigkeit in der Zeit vom 16.10. bis zum 10.12.1984 ausge&#252;bt hat, l&#228;&#223;t sich nicht feststellen. Die Zeugen ... und ... haben &#252;bereinstimmend glaubhaft bekundet, da&#223; der Kl&#228;ger in dieser Zeit auch nicht stundenweise in seinem Betrieb gearbeitet hat. Er habe, so hat der Zeuge ... ausgesagt, keine Reparatur- und Wartungsarbeiten in der Werkstatt ausgef&#252;hrt und auch keine Fahrzeuge von Tankkunden betankt. Die anfallenden Abrechnungen seien, so hat die Zeugin Andreas bekundet, von ihr und nicht vom Kl&#228;ger erledigt worden. Die dazu erforderlichen Unterlagen habe sie aus dem Betrieb geholt.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der Kl&#228;ger in der Zeit vom 16.10. bis zum 10.12.1984 Verhandlungen mit Vertretern gef&#252;hrt hat, l&#228;&#223;t sich ebenfalls nicht feststellen. Der Zeuge ... hat dazu nur bekundet, mit Bestellungen und Vertretern habe er nichts zu tun gehabt. Die Verhandlungen mit ihnen h&#228;tten der Kl&#228;ger und seine Ehefrau gef&#252;hrt. Da&#223; der Kl&#228;ger mit bestimmten Vertretern einmal oder mehrfach in dieser Zeit Verhandlungen gef&#252;hrt hat, hat der Zeuge nicht bekunden k&#246;nnen. F&#252;r die Zeit der Anwesenheit des Zeugen ... an der Tankstelle hat er dies ausgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge ... hat den Kl&#228;ger bei seinem Besuch nicht so sicher erkannt, da&#223; er ihn wiedererkennen konnte. Da&#223; der Kl&#228;ger am 16.10.1984 mit einem Vertreter verhandelt und sich auf ungekl&#228;rte Weise heimlich entfernt oder versteckt hat, als er Kenntnis davon erlangte, da&#223; der Zeuge ... im Auftrag der Beklagten eine sogenannten Krankenbesuch durchf&#252;hren wollte, l&#228;&#223;t sich aufgrund er Aussage des Zeugen ... nicht feststellen. Aus der von ihm glaubhaft bekundeten &#252;berraschten Reaktion des Vertreters, der Kl&#228;ger sei nicht mehr da, ergibt sich nur, da&#223; der Vertreter den Kl&#228;ger vorher an der Tankstelle oder im Betrieb gesehen hat. Da&#223; er mit ihm verhandelt hat, l&#228;&#223;t sich daraus nicht schlie&#223;en. Es steht danach aufgrund der Aussagen der Zeugen ... und ... nur fest, da&#223; der Kl&#228;ger seinen Betrieb in der Zeit vom 16.10. bis zum 10.12.1984 zwei - bis dreimal w&#246;chentlich aufgesucht hat, um seinen Wagen aufzutanken oder "nach dem Rechten zu sehen" und da&#223; er gelegentlich eingegangene Post und andere Belege mitgenommen, Auftragseing&#228;nge, Abrechnungen und Tageseinnahmen &#252;berpr&#252;ft und Abrechnungsunterlagen sortiert und geordnet hat.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Dabei handelt es sich nach der Verkehrsauffassung, soweit sich der Kl&#228;ger nicht nur &#252;ber den Gang der Gesch&#228;fte unterrichtet hat, um gelegentliche, kurzzeitige, untergeordnete Hilfst&#228;tigkeit, und nicht die T&#228;tigkeit, mit der er sein Einkommen als Inhaber einer Reparaturwerkstatt und Tankstelle erzielt. Die weitergehende Behauptung der Beklagten, der Kl&#228;ger habe seine berufliche T&#228;tigkeit am 16.10.1984 wieder aufgenommen, ist danach unbewiesen geblieben.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Dies geht zu Lasten der Beklagten, da sie insoweit beweispflichtig ist.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Wortlaut des &#167;1 Abs. 3 MB/KT, wonach Arbeitsunf&#228;higkeit vorliegt, wenn der Versicherte seine berufliche T&#228;tigkeit nach medizinischem Befund vor&#252;bergehend in keiner Weise aus&#252;ben kann <u>und</u> auch nicht aus&#252;bt, kann zwar den Eindruck erwecken, als solle das versicherte Risiko der "Arbeitsunf&#228;higkeit" durch beide Ankn&#252;pfungspunkte beschrieben und <u>prim&#228;r</u> begrenzt werden mit der Folge, da&#223; der Versicherte beide Voraussetzungen nachzuweisen h&#228;tte. Das trifft aber (entgegen der Ansicht von Bach-Moser MB/KT &#167;1 Rdnr. 21) nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Der Bundesgerichtshof (VersR 1977, 833 f) und der Senat (OLG Hamm VersR 1976, 554 (555)) haben die in den alten AVB f&#252;r die Krankentagegeldversicherung enthaltene Definition der Arbeitsunf&#228;higkeit, da&#223; der Versicherte seine berufliche T&#228;tigkeit nach objektivem &#228;rztlichen Urteil in keiner Weise aus&#252;ben kann und auch nicht aus&#252;bt, dahin ausgelegt, da&#223; nur die nach &#228;rztlichem Urteil gegebene krankheits- oder unfallbedingte Arbeitsunf&#228;higkeit eine prim&#228;re Risikobegrenzung ist, w&#228;hrend es sich bei dem Umstand, da&#223; der Versicherte tats&#228;chlich nicht arbeitet, um eine "verh&#252;llte" Obliegenheit handelt, f&#252;r deren Verletzung der Versicherer beweispflichtig ist. Das entscheidende Argument f&#252;r die Annahme einer "verh&#252;llten" Obliegenheit hat der Bundesgerichtshof a.a.O. S. 834 dem &#167;20 Abs. 4 Satz 1 und 2 f und i der alten AVB f&#252;r die Krankentagegeldversicherung entnommen, in dem die Verpflichtung des nach medizinischem Befund arbeitsunf&#228;higen Versicherten, keine auf Erwerb gerichteten Handlungen vorzunehmen, ausdr&#252;cklich als Obliegenheit bezeichnet war.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Eine entsprechende Argumentation ist auf der Grundlage der der Krankentagegeldversicherung hier zugrundeliegenden MB/KT-Bedingungen zwar nicht ohne weiteres m&#246;glich, da &#167;9 MB/KT eine derartig weitreichende Obliegenheit des Versicherten nicht begr&#252;ndet. Er bestimmt insoweit nur, da&#223; der Versicherte alle Handlungen zu unterlassen hat, die der Genesung hinderlich sind (&#167;9 Abs. 4 MB/KT). Dies trifft nicht f&#252;r jede berufliche T&#228;tigkeit zu, sondern ist je nach der Art des Berufes und der Krankheit sowie der habituellen Konstitution des Versicherten individuell sehr verschieden. An der Beweisbelastung des Versicherers f&#252;r den Umstand, da&#223; der nach medizinischem Befund arbeitsunf&#228;hige Versicherte seine berufliche T&#228;tigkeit trotzdem - jedenfalls in gewissem Umfang - ausge&#252;bt hat, &#228;ndert sich dadurch im Ergebnis aber nichts.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Das durch die Krankentagegeldversicherung versicherte, dem Einflu&#223; des Versicherten oft v&#246;llig entzogene Risiko ist seine krankheits- oder unfallbedingte Arbeitsunf&#228;higkeit im medizinischen Sinne. Die Aus&#252;bung der beruflichen T&#228;tigkeit - in gewissem Umfang - trotz medizinisch festgestellter Arbeitsunf&#228;higkeit beruht dagegen auf der freien Willensentscheidung des Versicherten. Schon wegen dieser ganz unterschiedlichen Struktur erscheint es nicht angemessen, beide Bestandteile in gleicher Weise als prim&#228;re Risikobegrenzung zu werten.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Hinzu kommt entscheidend, da&#223; das Merkmal der Nichtaus&#252;bung der beruflichen T&#228;tigkeit in der Definition der Arbeitsunf&#228;higkeit in &#167;1 Abs. 3 MB/KT die <u>Funktion</u> hat, die nach dem Zweck der Krankentagegeldversicherung, den Versicherten gegen Verdienstausfall als Folge krankheits- oder unfallbedingter Arbeitsunf&#228;higkeit zu sch&#252;tzen, zu weit geratene (prim&#228;re) Abgrenzung des versicherten Risikos einschr&#228;nkend zu korrigieren. Der Versicherte soll insbesondere auch zur Begrenzung des subjektiven Risikos des Versicherers das versicherte Tagegeld nur dann erhalten, wenn er seine berufliche T&#228;tigkeit krankheits- oder unfallbedingt tats&#228;chlich nicht aus&#252;bt und deshalb aus eigener T&#228;tigkeit kein Einkommen erzielt. Der Definitionsbestandteil Nichtaus&#252;bung der beruflichen T&#228;tigkeit hat damit die f&#252;r einen sekund&#228;ren Risikoausschlu&#223; typische Funktion (vgl. Hofmann, Privatversicherungsrecht, 2. Aufl., S. 64).</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die Beweisbelastung des Versicherers f&#252;r die Voraussetzungen des danach vorliegenden sekund&#228;ren Risikoausschlusses entspricht auch den berechtigten, schutzw&#252;rdigen Interessen der Parteien. W&#252;rde die Beweislast dem Versicherten auferlegt, w&#252;rde die Krankentagegeldversicherung f&#252;r ihn deutlich entwertet, da er den Beweis, seine berufliche T&#228;tigkeit w&#228;hrend seiner &#228;rztlich bescheinigten Arbeitsunf&#228;higkeit nicht ausge&#252;bt zu haben, eine sogenannte negative Tatsache, h&#228;ufig nicht erbringen k&#246;nnte. Um dem berechtigten Interesse des Versicherers an einer Begrenzung insbesondere des subjektiven Risikos Rechnung zu tragen, ist es &#252;berdies nicht erforderlich, den Versicherten mit dem Beweis f&#252;r die Nichtaus&#252;bung seiner beruflichen T&#228;tigkeit zu belasten. Es reicht vielmehr aus, die Anforderungen an den insoweit vom Versicherer zu f&#252;hrenden Nachweis nicht zu &#252;berspannen.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Welche Anforderungen insoweit im einzelnen zu stellen sind, bedarf hier keiner grunds&#228;tzlichen Entscheidung. Die nach der durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme erwiesene gelegentliche, kurzzeitige Erledigung untergeordneter Hilfst&#228;tigkeiten durch den Kl&#228;ger ist, wie dargelegt, nicht als Aus&#252;bung seiner beruflichen T&#228;tigkeit im Sinne des &#167;1 Abs. 3 MB/KT anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks"><b>3.)</b></p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann daher auch f&#252;r die Zeit vom 16.10. bis zum 10.12.1984 Krankentagegeld in der unstreitigen H&#246;he von 10.500,- DM beanspruchen.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Der geltend gemachte Zinsanspruch ist aus &#167;&#167;286 Abs. 1, 288 Abs. 1 BGB begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks"><b>4.)</b></p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Auf die Berufung des Kl&#228;gers war das angefochtene Urteil daher antragsgem&#228;&#223; abzu&#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus. &#167;92 Abs. 2 ZPO, die &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167;&#167;708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer der Beklagten betr&#228;gt 10.500,- DM.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167;546 Abs. 1 S. 2 Nr. 1 ZPO war die Revision zuzulassen. Die Sache hat insbesondere, was die Frage der Beweislast f&#252;r die Aus&#252;bung beruflicher T&#228;tigkeit im Sinne des &#167;1 Abs. 3 MB/KT angeht, grunds&#228;tzliche Bedeutung.</p>
111,945
lg-kiel-1986-05-16-2-o-2686
{ "id": 1064, "name": "Landgericht Kiel", "slug": "lg-kiel", "city": 632, "state": 17, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
2 O 26/86
"1986-05-16T00:00:00"
"2018-11-27T07:30:12"
"2022-10-18T13:28:18"
Urteil
ECLI:DE:LGKIEL:1986:0516.2O26.86.0A
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tenor<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Klage wird abgewiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Von den Kosten des Rechtsstreits tragen der Kl&#228;ger 77 vom Hundert, die Beklagte 23 vom Hundert.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger darf die Zwangsvollstreckung der Beklagten gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 220,-- DM abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Beklagte darf die Zwangsvollstreckung des Kl&#228;gers gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 80,-- DM abwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger vor der Vollstreckung in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet.</p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tatbestand<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p> Der Kl&#228;ger macht mit der Klage restliche Schadensersatzanspr&#252;che aus einem Verkehrsunfall vom 30. Juli 1985 geltend, bei welchem sein Wohnmobil VW LT 28, Baujahr 1977, amtliches Kennzeichen RD... , erheblich besch&#228;digt wurde. Die Ersatzpflicht der Beklagten aus &#167; 839 BGB ist dem Grunde nach zwischen den Parteien unstreitig. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p> Mit der Klage macht der Kl&#228;ger restliche Wertminderung in H&#246;he von 400,-- DM geltend, nachdem die Beklagte lediglich 100,-- DM als Wertminderung erstattet hat. Ferner verlangt der Kl&#228;ger weiteren Nutzungsausfall f&#252;r 30 Tage &#224; 95,-- DM, worauf die Beklagte lediglich 75,-- DM pro Tag erstattet hat, wobei die Zahlung f&#252;r einen Zeitraum von 10 Tagen erst nach Rechtsh&#228;ngigkeit erfolgt ist. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p> Schlie&#223;lich verlangt der Kl&#228;ger &#252;ber die bereits erstattete Unkostenpauschale in H&#246;he von 30,-- DM hinaus weitere 10,-- DM. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p> Der Kl&#228;ger ist der Meinung, die Wertminderung im Schadensgutachten der DEKRA, die dort mit 100,-- DM ermittelt wurde, sei in Anbetracht des Fahrzeugwertes und des Schadensumfanges zu niedrig. Die Nutzungsausfallentsch&#228;digung f&#252;r das auch f&#252;r die t&#228;glichen Fahrten zur Arbeit benutzte Fahrzeug sei &#252;ber den f&#252;r einen Pkw gleichen Typs ohne Wohnwagenausbau angegebenen Betrag hinaus angemessen zu erh&#246;hen. Wegen des Unfalles sei ihm die Nutzungsm&#246;glichkeit des Fahrzeuges im Sommerurlaub 1985 entgangen; statt dessen habe er mit seiner Familie in der n&#228;heren Umgebung gezeltet. Schlie&#223;lich ist der Kl&#228;ger der Ansicht, dass die Unkostenpauschale von 30,-- DM in Anbetracht der Preissteigerungen unangemessen niedrig sei. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p> Der Kl&#228;ger hatte zun&#228;chst gegen die Beklagte Klage auf Zahlung von 1.760,-- DM erhoben. Nach Zahlung eines Betrages von 750,-- DM haben die Parteien den Rechtsstreit in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p> Der Kl&#228;ger beantragt nunmehr, </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt"> die Beklagte zu verurteilen, an ihn 1.010,-- DM nebst 4 % Zinsen seit 21. Dezember 1985 zu zahlen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p> Die Beklagte beantragt, </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt"> die Klage abzuweisen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p> Sie ist der Auffassung, durch die geleisteten Zahlungen sei die Wertminderung im Hinblick darauf, dass es sich bei dem besch&#228;digten Fahrzeug um ein Wohnmobil handelt und mit R&#252;cksicht auf dessen Alter angemessen ber&#252;cksichtigt. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p> Ein abstrakt berechneter Nutzungsausfall sei entsprechend der Rechtsprechung zu Wohnwagen f&#252;r ein Wohnmobil nicht zu ersetzen; jedenfalls m&#252;sse sich eine Nutzungsausfallentsch&#228;digung aber lediglich nach dem Wert des Fahrzeuges ohne die wohnmobiltypischen Einbauten berechnen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p> Wegen der weiteren Einzelheiten des Vorbringens der Parteien wird auf den vorgetragenen Inhalt ihrer Schrifts&#228;tze Bezug genommen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p> Eine Beweisaufnahme hat nicht stattgefunden. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p> Das Gericht hat auf Antrag der Parteien das schriftliche Verfahren angeordnet. </p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Entscheidungsgr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p>Die Klage ist nicht begr&#252;ndet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger hat &#252;ber den gezahlten Betrag von 100,-- DM hinaus keinen weiteren Anspruch auf Ersatz der Wertminderung. Ein Ersatz merkantiler Wertminderung kommt nur dann in Betracht, wenn trotz ordnungsgem&#228;&#223;er Reparatur damit gerechnet werden muss, dass der urspr&#252;ngliche Zustand nicht wieder hergestellt werden konnte. Mithin entf&#228;llt eine Wertminderung in der Regel bei reinen Blechsch&#228;den (vgl. Palandt-Heinrichs, &#167; 251 Anm. 4 b) aa) ; Landgericht K&#246;ln, VersR 81, 45). Zwar handelt es sich im vorliegenden Fall nicht nur um reine Blechsch&#228;den; das vom Kl&#228;ger vorgelegte Gutachten der DEKRA zeigt jedoch, dass der weit &#252;berwiegende Anteil der Reparaturarbeiten und Ersatzteile auf Karosseriearbeiten entf&#228;llt, die, wie dem Gutachten zu entnehmen ist, deshalb besonders aufwendig waren, weil f&#252;r die notwendigen Schwei&#223;arbeiten ein gro&#223;er Teil der Innenausbauten entfernt werden musste. Die Karosseriearbeiten waren mit einem Austausch von Karosserieteilen in nicht unwesentlichem Umfang verbunden, was zur Folge hatte, dass grade solche Fahrzeugteile, die einem zeitabh&#228;ngigen Verschlei&#223; unterlagen, n&#228;mlich die Karosserieteile, nach rund achtj&#228;hrigem Gebrauch durch Neuteile ersetzt wurden. Schon dies verbietet die Annahme einer Wertminderung. Dem entspricht es, dass die einschl&#228;gigen Berechnungsmethoden zur Ermittlung der Wertminderung regelm&#228;&#223;ig nur von den minderwerterheblichen Reparaturkosten ausgehen, insbesondere also von solchen Reparaturkosten, die am Fahrgestell und tragenden Teilen des Fahrzeuges vorgenommen wurden. Bei Berechnung der Wertminderung ist ferner zu ber&#252;cksichtigten, dass das Fahrzeug des Kl&#228;gers im Zeitpunkt der Reparatur bereits acht Jahre alt war. Bei Fahrzeugen eines solchen Alters kommt eine Wertminderung ohnehin nicht mehr in Betracht, da der K&#228;ufer eines Fahrzeuges der Tatsache, dass Unfallsch&#228;den beseitigt wurden, keine besondere wertbildende Bedeutung mehr beimisst. Dies gilt insbesondere auch bei Wohnmobilen, da ein Anbietermarkt mit einer Mehrzahl gleich ausgestatteter Fahrzeuge nicht vorhanden ist mit der Folge, dass es nur h&#246;chst selten vorkommen kann, dass ein Interessent, dem mehrere Fahrzeuge mit einer Ausstattung, die seinen Vorstellungen entspricht, zur Verf&#252;gung stehen, daneben auch noch die M&#246;glichkeit hat, zwischen einem Unfallfahrzeug und einem Wohnmobil, das noch keinen Unfall hatte, zu w&#228;hlen. Schlie&#223;lich scheitert die Zuerkennung einer Wertminderung auch daran, dass der Zeitwert des Fahrzeuges, den der Sachverst&#228;ndige mit dem unstreitigen Betrag von 24.561,40 DM (ohne Mehrwertsteuer) ermittelt hat, unter 40 % des Listenpreises liegt, den der Kl&#228;ger mit 63.000,-- DM (ohne Mehrwertsteuer) angegeben hat.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p>Unter diesen Umst&#228;nden kann der Kl&#228;ger jedenfalls keine &#252;ber den Betrag von 100,-- DM hinausgehende Wertminderung verlangen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p>Auch Nutzungsausfallentsch&#228;digung kann der Kl&#228;ger nicht beanspruchen. Auf das Wohnmobil des Kl&#228;gers sind weder die von der Rechtssprechung f&#252;r privat genutzte Personenkraftwagen entwickelten Grunds&#228;tze noch die Erw&#228;gungen des Bundesgerichtshofes zur entgangenen Nutzungsm&#246;glichkeit eines Wohnwagens (DAR 1983, 76) uneingeschr&#228;nkt anzuwenden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p>Soweit der Kl&#228;ger, wie er vorgetragen hat, das Wohnmobil insbesondere f&#252;r seine t&#228;glichen Fahrten zur Arbeitsst&#228;tte und sonstigen Familienfahrten wie einen gew&#246;hnlichen Pkw benutzt, stellt die Benutzbarkeit des Fahrzeuges einen selbst&#228;ndigen Verm&#246;genswert neben dessen Substanzwert dar; der Verm&#246;genswert besteht in der st&#228;ndigen Verf&#252;gbarkeit des Fahrzeuges, also in der M&#246;glichkeit, es jederzeit aus Bequemlichkeit und zur Zeitersparnis benutzen zu k&#246;nnen. Dieser geldwerte Verm&#246;gensvorteil rechtfertigt die Zuerkennung eines pauschalen Schadensersatzes im Falle seiner vor&#252;bergehenden Entziehung. Diese Erw&#228;gungen treffen jedoch nicht zu, soweit der Kl&#228;ger das Wohnmobil zu Urlaubszwecken benutzt. Insoweit dient das Fahrzeug - wie ein Wohnwagen - nicht den einem Pkw vergleichbaren Zwecken und Einsatzm&#246;glichkeiten. Die Benutzung des Wohnwagens zu Urlaubszwecken dient nicht der Befriedigung allgemeiner und allt&#228;glicher Bed&#252;rfnisse, sondern dar&#252;ber hinausgehenden besonderen Bed&#252;rfnissen und Luxusbed&#252;rfnissen. Insoweit hat die Fahrzeugnutzung keinen geldwerten Verm&#246;gensvorteil; seine vor&#252;bergehende Entziehung stellt nicht bereits einen Verm&#246;gensschaden dar. Ein Verm&#246;gensschaden ist vielmehr nur dann gegeben, wenn die Entziehung der Benutzbarkeit des Wohnmobils zu Wohnzwecken sonstigen verm&#246;genswerte Aufwendungen oder den Verlust sonstiger verm&#246;genswerter Rechte zur Folge hat. Derartige Aufwendungen h&#228;tten im vorliegenden Fall etwa dann vorgelegen, wenn der Kl&#228;ger zur Durchf&#252;hrung des geplanten Urlaubs ein anderes Wohnmobil angemietet h&#228;tte oder infolge des vor&#252;bergehenden Verlusts seines Fahrzeuges w&#228;hrend der Urlaubsreise erh&#246;hte Kosten f&#252;r Hotelunterk&#252;nfte und dergleichen gehabt h&#228;tte.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_20">20</a></dt> <dd><p>Hieraus ergibt sich f&#252;r den vorliegenden Fall folgendes:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_21">21</a></dt> <dd><p>Soweit dem Kl&#228;ger die Nutzungsm&#246;glichkeit des Wohnmobils f&#252;r seine t&#228;glichen Fahrten zur Arbeit und f&#252;r sonstige Familienfahrten entgangen ist und soweit ihm &#252;berhaupt die Verf&#252;gbarkeit des Fahrzeuges als t&#228;gliches Transportmittel vorenthalten blieb, hat er Anspruch auf Nutzungsausfallentsch&#228;digung. Deren H&#246;he orientiert sich an den Aufwendungen, die der Kl&#228;ger hatte, um ein Fahrzeug f&#252;r seine t&#228;glichen Bed&#252;rfnisse verf&#252;gbar zu haben. Da die den Wohnzwecken dienenden Einbauten im Fahrzeug nicht der Befriedigung dieser t&#228;glichen Bed&#252;rfnisse dienten, k&#246;nnen sie bei der Berechnung der Nutzungsausfallentsch&#228;digung keine Ber&#252;cksichtigung finden. Abzustellen ist vielmehr auf den Wert der Nutzungsm&#246;glichkeit des Fahrzeuges ohne Ber&#252;cksichtigung der allein Urlaubszwecken dienenden Einbauten. Diesen Wert hat die Beklagte zutreffend anhand der f&#252;r das Basisfahrzeug (VW LT 28 D) g&#252;ltigen Tabellens&#228;tzen mit 75,-- DM pro Tag ermittelt. Eine h&#246;here Entsch&#228;digung f&#252;r den blo&#223;en Entzug der t&#228;glichen Benutzbarkeit des Fahrzeuges kann der Kl&#228;ger mithin nicht verlangen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_22">22</a></dt> <dd><p>Soweit dem Kl&#228;ger die Benutzung des Fahrzeuges auch f&#252;r eine geplante Urlaubsreise entgangen ist, war er gehalten, seinen Schaden entsprechend den f&#252;r Wohnwagen geltenden Grunds&#228;tzen konkret zu berechnen. Einen derartigen (&#252;ber 75,-- DM / Tag hinausgehenden) Schaden hat der Kl&#228;ger jedoch nicht geltend gemacht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_23">23</a></dt> <dd><p>Schlie&#223;lich hat der Kl&#228;ger auch keinen Anspruch auf restliche Unkostenpauschale. Die mit dem Schadensereignis verbundenen Verm&#246;gensaufwendungen des Kl&#228;gers f&#252;r Porto, Telefon und Fahrkosten sind mit dem Betrag von 30,-- DM hinreichend abgegolten ( &#167; 287 ZPO). Die &#252;beraus geringen Preissteigerungsraten der vergangenen Jahre rechtfertigen eine Anhebung der von den Gerichten &#252;blicherweise zuerkannten Pauschale um 25 vom Hundert keinesfalls.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_24">24</a></dt> <dd><p>Danach war die Klage abzuweisen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_25">25</a></dt> <dd><p>Die Kostenentscheidung folgt, soweit die Parteien den Rechtsstreit in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt haben, aus &#167; 91 a ZPO. Es entspricht billigem Ermessen, der Beklagten insoweit die Kosten des Rechtsstreits aufzuerlegen, da die f&#252;r die Zuerkennung der Nutzungsausfallentsch&#228;digung ma&#223;gebliche Reparaturdauer von 30 Tagen zwischen den Parteien unstreitig ist, bislang aber nur eine Nutzungsausfallentsch&#228;digung f&#252;r 20 Tage erstattet worden war.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_26">26</a></dt> <dd><p>Im &#252;brigen folgen die Nebenentscheidung aus den &#167;&#167; 91, 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p></dd> </dl> </div></div> <br> </div>
315,557
olgham-1986-05-14-20-u-40185
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 401/85
"1986-05-14T00:00:00"
"2019-03-13T15:07:52"
"2019-03-27T09:42:48"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1986:0514.20U401.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 4. Oktober 1985 verk&#252;ndete Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts Arnsberg wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Dem Kl&#228;ger werden die Kosten der Berufung auferlegt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger unterh&#228;lt bei der Beklagten seit 1974 eine Unfallversicherung. Am 1. Oktober 1978 erlitt der Kl&#228;ger einen Verkehrsunfall. Die Beklagte lehnte die geltend gemachte Invalidit&#228;tsentsch&#228;digung mit Schreiben vom 8. Februar 1979 (Bl. 12 d.A.) ab, weil der Kl&#228;ger zum Unfallzeitpunkt unter Alkoholeinflu&#223; gestanden habe und die Entsch&#228;digungspflicht damit gem. &#167; 3 Abs. 4 der Allgemeinen Unfallversicherungsbedingungen (AU3) entfalle. Bei einer ca. 1 1/2 Stunden nach dem Unfall entnommenen Blutprobe betrug die Blutalkoholkonzentration des Kl&#228;gers 0,57 &#8240;. Die Beklagte wiederholte ihre Ablehnung auf die Gegenvorstellungen des Kl&#228;gers mit Schreiben vom 14. M&#228;rz 1979 (31. 13) und vom 30. Juli 1980 (Bl. 14 d.A.), in denen sie ebenfalls auf die Alkoholbeeinflussung des Kl&#228;gers Bezug nahm.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit der am 14. Juni 1985 eingegangenen und an 23. Juli 1985 zugestellten Klage verlangt der Kl&#228;ger von der Beklagten 50 %<i> </i>der Invalidit&#228;tsentsch&#228;digung. Er hat behauptet: Inzwischen liege eine Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit infolge des Unfalls in H&#246;he von 50 %<i> </i>vor. Das sei erst im Jahre 1984 endg&#252;ltig festgestellt worden. F&#252;r den Unfall sei die Blutalkoholkonzentration nicht urs&#228;chlich gewesen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 30.000,-- DM nebst 4 %<i> </i>Zinsen seit Klagezustellung zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Sie hat behauptet:</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Unfall sei durch die Alkoholeinwirkung verursacht worden. Die Beklagte hat die Einrede der Verj&#228;hrung erhoben und vorgetragen, der Kl&#228;ger habe Anspr&#252;che auf Zahlung einer Invalidit&#228;tsentsch&#228;digung bereits 1979/1980 geltend gemacht. Zumindest, so hat sie gemeint, seien Anspr&#252;che des Kl&#228;gers wegen &#220;berschreitung der Frist es &#167; 8 AUB, wonach eine Invalidit&#228;t als Unfallfolge innerhalb eines Jahres eingetreten und innerhalb weiterer dreier Monate festgestellt und geltend gemacht sein m&#252;sse, ausgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil, auf das im &#252;brigen Bezug genommen wird, hat das Landgericht die Klage abgewiesen. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt, der Klageanspruch sei verj&#228;hrt. Die zweij&#228;hrige Verj&#228;hrungsfrist habe sp&#228;testens mit dem letzten ablehnenden Bescheid der Beklagten an 30. Juli 1980 begonnen und sei vor Klageerhebung abgelaufen gewesen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Darauf komme es jedoch nicht endg&#252;ltig an, weil nach dem eigenen Vortrag des Kl&#228;gers die Invalidit&#228;t weder innerhalb eines Jahres nach dem Unfalltag eingetreten noch sp&#228;testens innerhalb einer weiteren Frist von drei Monaten &#228;rztlich festgestellt und geltend gemacht worden sei.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wendet sich der Kl&#228;ger mit der form- und fristgerecht eingelegten Berufung, mit der er sein erstinstanzliches Vorbringen wiederholt und dieses wie folgt erg&#228;nzt:</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Seine Arbeitsf&#228;higkeit sei infolge des Unfalls auf Dauer um 50 %<i> </i>beeintr&#228;chtigt. Die Prognose der Dauerhaftigkeit der Beeintr&#228;chtigung der Arbeitsf&#228;higkeit sei zwar nicht nach Ablauf des auf den Unfall folgenden Jahres &#228;rztlich festgestellt worden. Die Bestimmung des &#167; 8 Abschnitt II Abs. 1 AUB greife jedoch hier nicht ein. Im &#252;brigen sei die Berufung der Beklagten auf &#167; 8 AUB treuwidrig, weil sie ihre Einstandspflicht in der Vergangenheit ausschlie&#223;lich nur unter Hinweis auf &#167; 3 Abs. 4 AUB abgelehnt habe. Der Anspruch sei auch nicht verj&#228;hrt, weil die F&#228;lligkeit erst nach Beendigung der zur Feststellung n&#246;tigen Erhebungen im Jahre .1984 eingetreten sei.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und die Beklagte zu verurteilen, an ihn 30.000,-- DM nebst 4 %<i> </i>Zinsen seit dem 23. Juli 1985 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholt und erg&#228;nzt ihr erstinstanzliches Vorbringen Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze und der &#252;berreichten Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist nicht begr&#252;ndet. Der Kl&#228;ger kann von der Beklagten aufgrund des Unfalles vom 1. Oktober 1978 keine Invalidit&#228;tsentsch&#228;digung verlangen, weil der Klageanspruch verj&#228;hrt ist.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die gem&#228;&#223; &#167; 12 Abs. 1 VVG zweij&#228;hrige Verj&#228;hrungsfrist beginnt mit dem Schlu&#223; des Jahres, in welchem die Leistung verlangt werden kann. Dies ist grunds&#228;tzlich der Zeitpunkt der F&#228;lligkeit. Die F&#228;lligkeit des Anspruchs tritt gem&#228;&#223; &#167; 11 Abs. 1 VVG mit der Beendigung der zur Feststellung des Versicherungsfalls und des Umfangs der Leistung des Versicherers n&#246;tigen Erhebungen ein, <u>vor</u> diesem Zeitpunkt jedoch mit dem Zugang der - auch unbegr&#252;ndeten - Ablehnung der Leistung durch den Versicherer (st&#228;ndige Rechtsprechung des BGH und des Senats, BGH VersR 66, 627; BGH VersR 55, 305, Senat VersR 81, 727 und 82, 1091 sowie Pr&#246;lss-Martin, 23. Aufl. , &#167; 11 Anm. 1).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Verj&#228;hrung begann daher im vorliegenden Fall mit dem Zugang des Schreibens der Beklagten vom 8. Februar 1979. Aufgrund des Anwaltsschreibens des Kl&#228;gers vom 23. Juli 1980 (Bl. 38 d.A.) und der Antwort der Beklagten vom 30. Juli 1980 (Bl. 14 d.A.) trat allenfalls eine Hemmung der Verj&#228;hrungsfrist von einer Woche ein. Die Verj&#228;hrungsfrist war mithin bei Klageerhebung im Jahre 1985 l&#228;ngst abgelaufen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist nicht nach Treu und Glauben gehindert, sich auf Verj&#228;hrung zu berufen. Das w&#228;re allenfalls dann der Fall, wenn die Beklagte vor Klageerhebung den Eindruck erweckt h&#228;tte, da&#223; sie sich nicht auf die Einrede der Verj&#228;hrung berufen werde. Ausweislich der zu den Akten gereichten Korrespondenz hat diese Beklagte aber zu keiner Zeit einen derartigen Eindruck erweckt. Sie hat den Anspruch des Kl&#228;gers mit ihren Schreiben vom 8. Februar 1979, 14. M&#228;rz 1979 und vom 30. Juli 1980 stets unter Hinweis auf &#167; 3 Abs. 4<i> </i>AUB abgelehnt. Es mag sein, da&#223; die Anwendbarkeit der &#167; 3 IV AUB zweifelhaft ist und von der Beklagten nicht h&#228;tte bewiesen werden k&#246;nnen. Entscheidend ist, da&#223; die Beklagte ihre Leistungspflicht eindeutig ablehnte. Diese Ablehnung war nicht auf den Einwand der Alkoholbeeinflussung begrenzt. Die Beklagte war auch nicht verpflichtet, den Kl&#228;ger auf die drohende Verj&#228;hrung hinzuweisen. Diese Verpflichtung besteht schon allgemein nicht. Hier kommt hinzu, da&#223; der Kl&#228;ger zu einem Zeitpunkt, als die Klageforderung noch nicht verj&#228;hrt war, bereits anwaltlich vertreten war, wie sich aus seinem Anwaltsschreiben vom 23. Juli 1980 (Bl. 38 d.A.) ergibt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO. Eines Ausspruchs &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit bedarf es nicht, weil ein Rechtsmittel gegen dieses Urteil unzweifelhaft nicht statthaft ist.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer des Kl&#228;gers betr&#228;gt 30.000,-- DM.</p>
315,558
ag-blomberg-1986-05-07-3-vi-4286
{ "id": 631, "name": "Amtsgericht Blomberg", "slug": "ag-blomberg", "city": 391, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
3 VI 42/86
"1986-05-07T00:00:00"
"2019-03-13T15:07:53"
"2019-03-27T09:42:48"
Beschluss
ECLI:DE:AGLIP:1986:0507.3VI42.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag der Antragstellerin vom 20.02.1986 auf Erteilung eines Erbscheins, wo-nach sie den Erblasser aufgrund des Erbvertrages vom 12.08.1985 (UR-Nr. 73/85 des Notars G in C) allein beerbt hat, wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Gerichtskosten tr&#228;gt die Antragstellerin. Die au&#223;ergerichtlichen Kosten tr&#228;gt jeder Beteiligte selbst.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Gr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Erblasser hat am 09.07.1969 (UR-Nr. 428/69 des Notars Dr. C2 in E) mit der Antragstellerin und dem Antragsgegner, die damals noch verheiratet waren, mittlerweile jedoch seit dem 19.10.1984 geschieden sind, einen Erbvertrag geschlossen, in dem er die beiden Beteiligten jeweils zu einhalb als Erben eingesetzt hat.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 12.08.1985 hat der Erblaser mit der Antragstellerin einen weiteren Erbvertrag (UR-Nr. 73/85 des Notars G in C) geschlossen, in dem er die Antragstellerin zu seiner alleinigen Erbin eingesetzt hat.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit notarieller Erkl&#228;rung vom 20.08.1985 (UR-Nr. 74/85 des Notars G in C) ist der Erblasser von dem Erbvertrag vom 09.07.1969 zur&#252;ckgetreten. Wegen der Einzelheiten des Inhaltes der Erbvertr&#228;ge und der R&#252;cktrittserkl&#228;rung wird auf die Vertragsunterlagen (13 bis 15 und 16 bis 20 der beigezogenen Akten 3 IV 20/86 Amtsgericht C) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die R&#252;cktrittserkl&#228;rung des Erblassers vom 20.01.1985 ist dem Antragsgegner in Form einer beglaubigten Fotokopie am 21.08.1985 durch den Gerichtsvollzieher zugestellt worden. Die Zustellung der 1. Ausfertigung der notariellen Verhandlung vom 20.09.1985 (R&#252;cktrittserkl&#228;rung) ist dem Antragsgegner am 01.04.1986 zugestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin ist der Auffassung, dass durch die erfolgte Zustellung der R&#252;cktrittserkl&#228;rung des Erblassers der Erbvertrag vom 09.07.1969 wirksam widerrufen worden ist und somit ihrem Antrag auf Erteilung des Erbscheins aufgrund des Erbvertrages vom 12.08.1985 zu entsprechen ist.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner beantragt, den Erbscheinsantrag der Antragstellerin zur&#252;ckzuweisen und ihr die Kosten des Verfahrens einschlie&#223;lich seiner au&#223;ergerichtlichen Kosten aufzuerlegen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Er ist der Auffassung, dass der Erbvertrag vom 09.07.1969 nicht ordnungsgem&#228;&#223; widerrufen worden ist. Damit sei dieser Erbvertrag noch wirksam mit der Folge, dass der Erbvertrag vom 12.08.1985 unwirksam sei und die Antragstellerin daraus keine Rechte herleiten k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Erbscheinsantrag der Antragstellerin vom 20.01.1986 ist zur&#252;ckzuweisen, da der Erbvertrag vom 12.08.1985 gem. &#167; 2289 Abs. 1 Satz 2 BGB unwirksam ist. Der Erblasser war n&#228;mlich aufgrund des Erbvertrages vom 09.07.1969, von dem er nicht wirksam zur&#252;ckgetreten ist, nicht berechtigt, eine weitere Verf&#252;gung von Todes wegen in Form eines Erbvertrages zu treffen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Aufgrund des im Erbvertrag vom 09.07.1969 enthaltenen Widerrufsvorbehaltes konnte der Erblasser zwar grunds&#228;tzlich von diesem Erbvertrag zur&#252;cktreten. Der R&#252;cktritt des Erblassers durch die notarielle Verhandlung vom 20.08.1985 ist dem Antragsgegner jedoch nicht in der gem. &#167; 2296 BGB vorgesehenen Form zugestellt worden. Unstreitig ist dem Antragsgegner lediglich eine beglaubigte Fotokopie der Verhandlung vom 20.08.1985 durch den Gerichtsvollzieher zugestellt worden. Diese Zustellung entspricht nicht den Erfordernissen des &#167; 2296 BGB. Danach ist es n&#228;mlich zwingend erforderlich, den Vertragsparteien eines Erbvertrages entweder den R&#252;ciktritt in Form der Urschrift oder einer Ausfertigung zuzustellen. Eine Abschrift gen&#252;gt auch dann nicht, wenn sie durch einen Rechtsanwalt oder Notar bzw. Gerichtsvollzieher beglaubigt ist (vgl. Palandt &#167; 2296 Anmerkung 1a). F&#252;r einen wirksamen R&#252;cktritt ist es gem. &#167; 2296 BGB erforderlich, dass die beurkundete Erkl&#228;rung dem Empf&#228;nger zugeht oder zugestellt wird. Die beurkundete Erkl&#228;rung liegt in der Urschrift der Beurkundung. Diese wird f&#252;r den Rechtsverkehr ersetzt durch eine Ausfertigung, die denselben &#246;ffentlichen Glauben tr&#228;gt wie die Urschrift, w&#228;hrend eine beglaubigte Abschrift nicht mehr als die &#220;bereinstimmung der Abschrift mit einer Urkunde beweist, also nicht die empfangsbed&#252;rftige Erkl&#228;rung selbst ist (BGHZ 31 Seite 5, 7).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Auch durch die ordnungsgem&#228;&#223;e unstreitige Zustellung der 1. Ausfertigung der Verhandlung vom 20.08.1985 an den Antragsgegner nach dem Tode des Erblassers am 01.04.1986 wird die unwirksame Zustellung vom 21.08.1985 nicht geheilt. Eine unwirksame Zustellung der R&#252;cktrittserkl&#228;rung kann nach dem Tode des Vertragserben nicht mit heilender Wirkung nachgeholt werden. Hat der Notar zun&#228;chst nur eine beglaubigte Abschrift des R&#252;cktritts zustellen lassen, ist aber nach dem Tode des Erkl&#228;renden eine Ausfertiung zugestellt worden, um den jetzt erst erkannten Zustellungsmangel abzuhelfen, ist der R&#252;cktritt unwirksam. Dabei kommt es auch nicht darauf an, ob der Erkl&#228;rende vor seinem Tode alles getan hat, was von seiner Seite aus geschehen musste, damit die Erkl&#228;rung dem anderen Teil zugeht (vgl. Palandt &#167; 2269 Anmerkung 1a, BGHZ 48, Seite 374, 377 ff.). Die zitierte Entscheidung des Bundesgerichtshofes entspricht insofern der vorliegenden Fallkonstellation als darin die notarielle Widerrufsverhandlung zu Lebzeiten des Widerrufenden dem anderen Ehegatten bei einem gemeinschaftlichen Testament lediglich in beglaubigter Abschrift zugegangen ist und erst nach dem Tode des Widerrufenden in Ausfertigung zugestellt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Es bleibt somit festzustellen, dass die R&#252;cktrittserkl&#228;rung des Erblassers dem Antragsgegner nicht zu Lebzeiten gem. der &#167;&#167; 2296 in Verbindung mit &#167; 130 ff. BGB wirksam zugegangen ist. Die Voraussetzungen des &#167; 130 Abs. 2 BGB liegen nicht vor, da diese lediglich den Fall betreffen, dass sich die Willenserkl&#228;rung beim Tode des Erkl&#228;renden auf dem Weg zum Adressaten befindet und die Zustellung alsbald nachfolgt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Es bleibt somit festzustellen, dass der Erblasser gegen&#252;ber dem Antragsgegner nicht wirksam von dem Erbvertrag vom 09.07.1969 zur&#252;ckgetreten ist. Dieser Erbvertrag ist somit immer noch wirksam. Hieraus folgt zwingend, dass der Erbvertrag vom 12.08.1985 unwirksam ist. Die Antragstellerin kann somit aus diesem Erbvertrag keine Rechte herleiten. Der Erbscheinsantrag ist daher zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 13 a Abs. 1 Satz 1 FGG. Aufgrund des Sachverhaltes kann das Gericht nicht feststellen, dass die Antragstellerin durch die Beantragung des Erbscheins dem Antragsgegner aufgrund groben Verschuldens Kosten verursacht hat. Dies w&#228;re nur dann der Fall, wenn die Antragstellerin vors&#228;tzlich oder unter Au&#223;erachtlassung der nach den Umst&#228;nden erforderlichen Sorgfalt in ungew&#246;hnlich gro&#223;em Ma&#223;e unter Nichtachtung dessen, was jedem einleuchten muss, den Erbscheinsantrag gestellt h&#228;tte. Ein derartiges grobes Verschulden kann das Nachlassgericht nicht feststellen. Insofern sind die Gerichtskosten der Antragstellerin aufzuerlegen. Die Beteiligten selbst haben ihre au&#223;ergerichtlichen Kosten selbst zu tragen.</p>
315,559
olgham-1986-05-05-22-u-29787
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
22 U 297/87
"1986-05-05T00:00:00"
"2019-03-13T15:07:54"
"2019-03-27T09:42:48"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1986:0505.22U297.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 30. September 1987 verk&#252;ndete Urteil der 14. Zivilkammer des Landgerichts xxx wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens tr&#228;gt die Beklagte mit Ausnahme der Kosten des Streitverk&#252;ndeten, die dieser selbst zu tragen hat.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Es beschwert die Beklagte in H&#246;he von 6.042,-- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b><u>und</u></b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><u><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b>:</u></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Ehemann der Kl&#228;gerin erwarb durch notariellen Vertrag vom 17.10.1980 von der Beklagten ein Grundst&#252;ck in xxx in einer Gr&#246;&#223;e von 754 qm. Nach &#167; 4 des Vertrages betrug der Kaufpreis 113.100,-- DM. In &#167; 4 ist dar&#252;ber hinaus geregelt:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">In dem Kaufpreis sind die Kosten der Erschlie&#223;ung und Entw&#228;sserung enthalten. Die Verk&#228;uferin erkl&#228;rt, da&#223; diese Betr&#228;ge bereits an die Gemeinde xxx gezahlt sind.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die &#220;bergabe des Grundst&#252;cks erfolgte zum 01.11.1980. Die Beklagte hatte das Grundst&#252;ck durch notariellen Vertrag vom 15.02.1980 von dem Streitverk&#252;ndeten erworben. In diesem Kaufvertrag befindet sich bez&#252;glich der Erschlie&#223;ungskosten eine gleichlautende Klausel wie in dem Vertrag mit dem Ehemann der Kl&#228;gerin.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Ehemann der Kl&#228;gerin hat dieser das Grundst&#252;ck am 11.08.1981 &#252;bertragen. Mit Heranziehungsbescheid der Gemeinde xxx vom 25.11.1986 wurde die Kl&#228;gerin in H&#246;he von 6.987,63 DM mit Erschlie&#223;ungskosten in Anspruch genommen. Hiervon hat sie bisher 6.042,-- DM gezahlt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage verlangt die Kl&#228;gerin, deren Ehemann ihr seine Anspr&#252;che abgetreten hat, Erstattung der Kosten.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat sich auf Verj&#228;hrung berufen und die Ansicht vertreten, &#167; 4 des notariellen Vertrages enthalte die Zusicherung einer Eigenschaft im Sinne des &#167; 459 Abs. 2 BGB.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Klage stattgegeben.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Hiergegen wendet sich die Beklagte mit der Berufung, mit der weiterhin Verj&#228;hrung geltend gemacht wird. Demgegen&#252;ber vertritt die Kl&#228;gerin die Auffassung, &#167; 4 des Vertrages enthalte eine Garantieerkl&#228;rung der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann nach &#167; 398 BGB in Verbindung mit &#167; 4 Abs. 4 des notariellen Kaufvertrages vom 17. Oktober 1980 Erstattung der von ihr an die Gemeinde xxx entrichteten Erschlie&#223;ungskosten verlangen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht der Beklagten beinhaltet &#167; 4 Abs. 4 des Vertrages keine Eigenschaftszusicherung im Sinne des &#167; 459 Abs. 2 BGB, sondern eine von der gesetzlichen Regelung der &#167;&#167; 446, 436, 103 BGB abweichende Bestimmung, wonach die Beklagte als Verk&#228;uferin auch die nach der &#220;bergabe des Grundst&#252;cks f&#228;llig werdenden Erschlie&#223;ungskosten zu tragen hat. Nach &#167; 436 BGB haftet der Grundst&#252;cksverk&#228;ufer nicht f&#252;r die Freiheit von &#246;ffentlichen Lasten, wozu auch die Erschlie&#223;ungskosten geh&#246;ren. Gem&#228;&#223; &#167; 446 in Verbindung mit &#167; 103 BGB hat der Grundst&#252;ckserwerber vom &#220;bergabetag an die danach zu entrichtenden Lasten zu tragen, wobei es sich nach einhelliger Meinung um die "f&#228;lligen" Lasten handelt. Den Parteien ist es jedoch unbenommen, eine von der gesetzlichen Regelung abweichende und ihren Interessen gerecht werdende Vereinbarung zu treffen (vgl. BGH NJW 1982, 1278). Dies haben die Parteien mit der Vereinbarung in &#167; 4 des notariellen Vertrages getan. Nur eine solche Auslegung wird dem &#252;bereinstimmenden Parteiwillen und dem Sinn und Zweck der getroffenen Vereinbarung gerecht. Dagegen spricht nicht der Wortlaut der Vereinbarung, der nur deshalb so gew&#228;hlt wurde, weil die Parteien &#252;bereinstimmend davon ausgingen, da&#223; die Erschlie&#223;ungskosten bereits gezahlt seien. Den Parteien ging es jedoch erkennbar darum, im Innenverh&#228;ltnis den Verk&#228;ufer mit den anfallenden Erschlie&#223;ungskosten zu belasten. Der Preis des Grundst&#252;ckes war danach bemessen worden, da&#223; es sich um erschlossenes Bauland handelte. Danach hat sich aber der Verk&#228;ufer den Erschlie&#223;ungsvorteil zunutze gemacht und in die Preisbemessung einbezogen. Von daher entspricht es der Gerechtigkeit, wenn er dann auch f&#252;r sp&#228;ter anfallende Erschlie&#223;ungskosten aufzukommen hat, zumal diese auch Grundlage der Preisvorstellung des K&#228;ufers waren. Schlie&#223;lich spricht auch die Stellung der Bestimmung im Rahmen der vertraglichen Ausgestaltung f&#252;r die vorgenommene Auslegung. &#167; 4 des notariellen Vertrages betrifft die Zahlung des Kaufpreises, w&#228;hrend die Gew&#228;hrleistungsrechte in &#167; 3 des Vertrages aufgef&#252;hrt sind. Die Annahme einer Zusicherung im Sinne des &#167; 459 Abs. 2 BGB wurde der Interessenlage der Parteien schon deshalb nicht gerecht, weil, schon wegen der kurzen Verj&#228;hrungsfrist, die denkbaren Fallgestaltungen damit nicht hinreichend abgedeckt werden konnten. Es liegt auf der Hand, da&#223; es sonst dem Zufall &#252;berlassen bliebe, ob die Erschlie&#223;ungskosten gerade noch im Rahmen der kurzen Verj&#228;hrungsfrist anfallen w&#252;rden oder nicht. Hier wird die vorgenommene Auslegung mit der Verj&#228;hrungsfrist von 30 Jahren dem Sinn der getroffenen Vereinbarung, da&#223; Erschlie&#223;ungskosten in den Risikobereich des Verk&#228;ufers fallen sollen, besser gerecht.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Aus alledem folgt, da&#223; der Anspruch der Kl&#228;gerin nicht verj&#228;hrt ist.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ergibt sich aus &#167;&#167; 288, 284 BGB.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 ZPO.</p>
315,560
ag-neuss-1986-04-30-30-c-30385
{ "id": 713, "name": "Amtsgericht Neuss", "slug": "ag-neuss", "city": 473, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
30 C 303/85
"1986-04-30T00:00:00"
"2019-03-13T15:07:56"
"2019-03-27T09:42:48"
Urteil
ECLI:DE:AGNE:1986:0430.30C303.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>I.</p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>II.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits einschlie&#223;lich der Kosten des Beweissicherungsverfahrens tragen die Kl&#228;ger als Gesamtschuldner.</p> <p></p> <p>III.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Kl&#228;ger d&#252;rfen die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he von 1.500,00 DM abwenden, wenn nicht die Beklagten vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leisten.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Aufgrund schriftlichen Mietvertrages vom 16.06.84 haben die Beklagten im Hause ..stra&#223;e in Neuss eine Wohnung von den Kl&#228;gern angemietet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben ab April 1985 eine monatliche Mietminderung in H&#246;he von 66,50&#160;DM wegen in der Wohnung befindlicher Feuchtigkeitssch&#228;den vorgenommen. Es fand z wischen den Parteien ein Beweissicherungsverfahren mit der Gesch&#228;ftsnummer .. statt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger tragen vor, dass die Feuchtigkeit nicht auf einem Mangel des Bauwerks, sondern darauf beruhe, dass die Beklagten die Wohnung nicht so heizten und l&#252;fteten, wie es die dicht schlie&#223;enden modernen Fenster verlangten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an sie 865,15 DM nebst 4 % Zinsen von jeweils 66,55 DM ab 04.04.85, 04.05.85, 04. eines jeden folgenden Monats bis einschlie&#223;lich 04.04.86 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen, die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Sie tragen vor, dass die Feuchtigkeit darauf beruhe, dass das Au&#223;enmauerwerk Rissbildungen aufweise und Feuchtigkeit von daher in die Wohnung eindringe.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Es wurde im Rahmen des Beweissicherungsverfahrens Beweis erhoben durch Einholung zweier Sachverst&#228;ndigengutachten; zum Ergebnis der Beweisaufnahme wird auf die schriftlichen Gutachten der Sachverst&#228;ndigen L... vom 16.08.85 und K... vom 15.01.86 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf die wechselseitigen Schrifts&#228;tze und deren Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Klage war mangels eines Anspruchs der Kl&#228;ger gegen die Beklagten abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten waren gem&#228;&#223; &#167; 537 BGB berechtigt, wegen der in ihrer Wohnung vorhandenen Feuchtigkeitserscheinungen die Miete um monatlich 10 % zu mindern.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beweisaufnahme hat zur &#220;berzeugung des Gerichts eindeutig ergeben, dass die Feuchtigkeitserscheinungen nicht bzw. nicht durch ein nicht mietvertragsgem&#228;&#223;es Verhalten der Beklagten hervorgerufen worden sind. Das ohne weiteres nachvollziehbare Gutachten des Sachverst&#228;ndigen K... kommt, was die Feuchtigkeit im Schlafzimmer der Beklagten betrifft, zu dem Ergebnis, dass die Feuchtigkeit zumindest in erheblichem Ma&#223;e durch das Aufbringen einer Styropord&#228;mmung zwischen Wand und Tapete hervorgerufen worden ist. Soweit der Sachverst&#228;ndige dar&#252;ber hinaus, ebenso wie der andere Sachverst&#228;ndige L..., festgestellt hat, dass durch die von den Beklagten aufgestellten M&#246;bel in dem fraglichen Wandbereich nur eine vergleichsweise unzureichende Luftzirkulation m&#246;glich war, ist dies nicht den Beklagten als Mietern anzulasten. Die Beklagten haben die Wohnung als Ganzes zur Nutzung gemietet, und zur Nutzung einer Mietwohnung geh&#246;rt &#252;blicherweise auch das Aufstellen von allgemein gebr&#228;uchlichen M&#246;belst&#252;cken, ohne dass ersichtlich w&#228;re, dass der Mieter dabei gehalten w&#228;re, die M&#246;bel in einer bestimmten Weise oder Anordnung aufzustellen. Entsprechendes m&#252;sste mietvertraglich ausdr&#252;cklich vereinbart werden. Es w&#252;rde allenfalls ohne ausdr&#252;ckliche vertragliche Vereinbarung dem Mietvertrag widersprechen, wenn der Mieter etwa vorhandene Fenster oder L&#252;ftungsklappen mit M&#246;beln zustellen w&#252;rde oder aber Viertelst&#228;be und Fu&#223;leisten entfernen w&#252;rde, um M&#246;belst&#252;cke n&#228;her an die Wand heranzur&#252;cken. Ansonsten muss es einem Mieter jedoch unbenommen sein, seine M&#246;bel nach seinem Gutd&#252;nken in der von ihm angemieteten Wohnung aufzustellen, zumal sich im vorliegenden Fall des Schlafzimmers die fragliche Giebelwand insoweit f&#252;r das Aufstellen des Kleiderschrankes anbietet, als zumindest zwei der anderen W&#228;nde dadurch als Stellfl&#228;che ausscheiden, dass sie mit einem Fenster, bzw. einer T&#252;r versehen sind. Es ist auch keine Verpflichtung des Mieters ersichtlich, an bestimmten W&#228;nden einen gewissen Mindestabstand beim Aufstellen der M&#246;bel zur Wand zu beachten; auch insoweit bedurfte es einer ausdr&#252;cklichen mietvertraglichen Vereinbarung.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen ist nicht ersichtlich, dass die Beklagten gegen eine Verpflichtung zur Beheizung und Bel&#252;ftung des Schlafzimmers versto&#223;en h&#228;tten. So ist von den Kl&#228;gern im Beweissicherungsverfahren selbst vorgetragen worden, dass die Beklagten ge&#228;u&#223;ert h&#228;tten, dass sie auch bei k&#228;ltesten Au&#223;entemperaturen bei ge&#246;ffneten Fenstern schlafen w&#252;rden. Inwieweit von daher eine mangelnde Bel&#252;ftung vorliegen k&#246;nnte, ist f&#252;r das Gericht nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Andererseits ist auch eine Verpflichtung der Beklagten, nach dem Einbau von Isolierfenstern im besonderen Ma&#223;e zu heizen, nicht ersichtlich. Es w&#228;re widersinnig, w&#228;rmed&#228;mmende Fenster mit der Begr&#252;ndung zur Energiesparung einzubauen, wenn dadurch andererseits vom Mieter ein erh&#246;htes Heizen der R&#228;ume verlangt w&#252;rde, um die Bildung von Kondenswasser zu verhindern. Zumindest ist ein solches nicht ohne entsprechende vertragliche Vereinbarung m&#246;glich. Im &#252;brigen kann es auch nicht Sache des Mieters sein, im einzelnen herauszufinden, welches Ma&#223; der Bel&#252;ftung und Beheizung bei den einzelnen von ihm gemieteten R&#228;umen nun erforderlich ist. Vielmehr obliegt es ohne weiteres dem Vermieter, seinem Mieter von vornherein entsprechende Anhaltspunkte zu vermitteln. Dass dies im vorliegenden Falle geschehen w&#228;re, ist nicht ersichtlich. Es geht grunds&#228;tzlich nicht an, den Mieter mit dem Risiko zu belasten, dass nach dem Einbau von Isolierfenstern Feuchtigkeitserscheinungen auftreten.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Was die Feuchtigkeitsbildung im Badezimmer betrifft, so hat der Gutachter K... in &#252;berzeugender Weise dargelegt, dass diese eindeutig auf einer mangelnden W&#228;rmed&#228;mmung des Sturzes &#252;ber dem Badezimmerfenster beruhen. Des weiteren liegt es auf der Hand, dass bei Benutzung der sanit&#228;ren Einrichtungen in einem Badezimmer erh&#246;hte Luftfeuchtigkeit auftritt, ohne dass ersichtlich w&#228;re, dass ein Mieter verpflichtet w&#228;re, die genannten Einrichtungen nur in einem bestimmten Umfang zu nutzen. Im &#252;brigen ist im Hinblick auf das Gutachten des Sachverst&#228;ndigen L... nicht ersichtlich, inwieweit durch den von den Beklagten installierten Kunststoffvorhang eine erh&#246;hte Feuchtigkeit im Bereich des Fensters auftreten sollte. Der Sachverst&#228;ndige hat den Vorhand fotografiert, als dieser ge&#246;ffnet war, und es ist f&#252;r das Gericht nicht ersichtlich, dass dieser Vorhand &#252;blicherweise geschlossen ist, sondern nur dann, wenn hinter ihm, wie es seiner Zweckbestimmung entspricht, geduscht wird. Dass durch die Schlie&#223;ung des Kunststoffvorhangs, die ja allenfalls f&#252;r Minuten stattfindet, im fraglichen Bereich erh&#246;hte Feuchtigkeit auftreten sollte, ist f&#252;r das Gericht nicht nachvollziehbar. Es ist weiterhin f&#252;r das Gericht unverst&#228;ndlich, was der Sachverst&#228;ndige L... unter der "ungew&#246;hnlichen Badegepflogenheit" der Beklagten verstanden hat; soweit der Sachverst&#228;ndige damit das Anbringen des Kunststoffvorhanges an der Badewanne meint, ist darauf hinzuweisen, dass es heutzutage durchaus nicht un&#252;blich ist, bei Wohnungen ohne separate Dusche die Badewanne mit einem solchen Vorhang zu versehen, damit auch in einer Badewanne stehend geduscht werden kann. Zumindest stellt eine solche Ma&#223;nahme nicht ohne weiteres einen vertragswidrigen Gebrauch der Mietsache dar.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ist das Gericht der Auffassung, dass selbst dann, wenn die Beklagten eine gewisse Mitverantwortung f&#252;r die Feuchtigkeitserscheinungen tr&#228;fe, in Anbetracht der durch die Sachverst&#228;ndigengutachten und die Fotos belegten tats&#228;chlichen Sch&#228;den und die zumindest &#252;berwiegende Verantwortlichkeit der Kl&#228;ger eine 10 %ige Mietminderung durchaus angemessen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Klage war daher abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p>
315,561
lg-duisburg-1986-04-29-7-s-36585
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
7 S 365/85
"1986-04-29T00:00:00"
"2019-03-13T15:07:57"
"2019-03-27T09:42:48"
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1986:0429.7S365.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Beklagten zu 1.) wird das am 29. August 1985 verk&#252;n-</p> <p> dete Urteil des Amtsgerichts Wesel teilweise abge&#228;ndert und insgesamt</p> <p> wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p> Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p> Die Kosten des Rechtsstreits erster und zweiter Instanz tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d u n d E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Beklagten zu 1.) ist erfolgreich. Die Kammer ist der Auffassung, da&#223; zwischen den Parteien nicht zwei v&#246;llig unabh&#228;ngige, sondern <u>ein</u> Mischmietverh&#228;ltnis vorliegt. Deswegen war die K&#252;ndigung des Mietverh&#228;ltnisses &#252;ber die vom Beklagten angemietete Garage als Teilk&#252;ndigung unwirksam.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zwar spricht zun&#228;chst der &#228;u&#223;ere Anschein der Vertragsgestaltung f&#252;r zwei isolierte Mietverh&#228;ltnisse, die auch zu unterschiedlichen Zeiten begonnen haben. Doch darf nicht &#252;bersehen werden, da&#223; eine fr&#252;here Vermietung der Garage an den beklagten Ehemann nicht m&#246;glich war, weil die Garagen erst unmittelbar vor Abschlu&#223; des Garagenmietvertrages fertiggestellt worden sind. Auch der Umstand, da&#223; in dem Garagenmietvertrag eine besondere K&#252;ndigungsfrist f&#252;r dieses Mietverh&#228;ltnis vereinbart worden ist, vermag letztlich bei der Wertung nicht den Ausschlag zu geben; denn es sprechen auf der anderen Seite ganz gewichtige Gr&#252;nde daf&#252;r, da&#223; bei Abschlu&#223; des Garagenmietvertrages von beiden Parteien - wenn auch nicht ausdr&#252;cklich - eine Bezugnahme auf den Wohnungsmietvertrag gewollt war. Wichtiges Indiz daf&#252;r ist der Umstand, da&#223; nach dem unwidersprochenen Vortrag des Beklagten vor der Vermietung der Garagen im Jahre 1968 ein &#228;hnliches Schreiben wie das vom 16.08.1984 an die Mieter der Hauses in Wesel gerichtet worden ist, aus dem sich das eigene Interesse des Kl&#228;gers daran ergibt, diese Garagen an Personen zu vermieten, mit denen er bereits Wohnungsmietverh&#228;ltnisses hatte. Bereits dadurch, aber auch durch die r&#228;umliche N&#228;he besteht eine so enge innere Verkn&#252;pfung zwischen diesen beiden Mietvertr&#228;gen, da&#223; es nach Auffassung der Kammer eines ausdr&#252;cklichen Hinweise in dem schriftlichen Garagenmietvertrag bedurft h&#228;tte, der klarstellte, da&#223; dieses Mietverh&#228;ltnis v&#246;llig unabh&#228;ngig von den Wohnraumietverh&#228;ltnis zwischen den Parteien geschlossen werden und bestehen sollte. Da aber alles in allem sichere Anhaltspunkte daf&#252;r fehlen, da&#223; die Vertragsparteien damals einen <u>selbst&#228;ndigen </u>Vertrag &#252;ber die Garage schlie&#223;en wollten, liegt wegen der verbleibenden Zweifel eine nachtr&#228;gliche Einbeziehung der Garage in den Wohnungsmietvertrag im Wege der Vertragserg&#228;nzung vor (vgl. OLG Karlsruhe, Rechtsentscheid vom 30.03.1983 in NJW 1983, 1499).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Wegen Unzul&#228;ssigkeit der Teilk&#252;ndigung ist die K&#252;ndigung insgesamt unwirksam und die Klage deswegen unbegr&#252;ndet, so da&#223; das angefochtene Urteil entsprechend abzu&#228;ndern war.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Als Unterlegener hat der Kl&#228;ger die Kosten des gesamten Rechtsstreits zu tragen, &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 720,00 DM.</p>
315,562
lg-bonn-1986-04-28-6-s-34285
{ "id": 804, "name": "Landgericht Bonn", "slug": "lg-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
6 S 342/85
"1986-04-28T00:00:00"
"2019-03-13T15:07:58"
"2019-03-27T09:42:48"
Urteil
ECLI:DE:LGBN:1986:0428.6S342.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das am 30.07.1985 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Bonn - 6 C 680/84 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Feststellungsklage wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens werden der Berufungskl&#228;gerin auferlegt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Tatbestand</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat den Beklagten, mit dem sie einen Mietvertrag &#252;ber eine mit &#246;ffentlichen Mitteln gef&#246;rderte Altenwohnung geschlossen hat, auf Mietzinszahlung in Anspruch genommen, und zwar 273,42 DM als Nachzahlung aufgrund einer f&#252;r das Jahr 1980 erteilten Nebenkostenabrechnung, in der neben einem - unstreitigen - Betrag von 230,46 DM f&#252;r Heizkosten restliche 42,96 DM aus einer Umlagenabrechnung vom 23.11.1981 enthalten sind, welche einen Ansatz f&#252;r "Hausmeister/Hausreinigung" aufweist. Die Kl&#228;gerin hat ferner einen Betrag von 120,87 DM verlangt, den sie mit Mieterh&#246;hungsverlangen vom 11.06.1982 gem. &#167; 8 a Abs. 4 WoBindG aufgrund eines Genehmigungsbescheides der Stadt C vom 05.04.1982 mit R&#252;ckwirkung ab Mietbeginn berechnet hat. Sie hat schlie&#223;lich f&#252;r die Zeit von Mai 1983 bis Juni 1984 eine in &#167; 3 Abs. 4 des Mietvertrages vereinbarte monatliche Vorauszahlung in H&#246;he von 30,--DM, insgesamt 420,-- DM, als Verg&#252;tung f&#252;r Betreuungsleistungen im Sinne von &#167; 9 Abs. 6 WoBindG i. V. m. , &#167; 27 NMV geltend gemacht, ferner R&#252;ckbelastungskosten von 15,-- DM sowie 5,-- DM vorgerichtliche Kosten.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die Klage abgewiesen. Wegen der Darstellung des Sachvortrages der Parteien sowie der Einzelheiten der Begr&#252;ndung wird auf Tatbestand und Entscheidungsgr&#252;nde des angefochtenen Urteils verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses ihr am 12.08.1985 zugestellte Urteil wendet sich die Kl&#228;gerin mit der am 09.04.1985 eingelegten und am 11.10.1985 begr&#252;ndeten Berufung. Sie tritt den Rechtsausf&#252;hrungen des angefochtenen Urteils entgegen und beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">unter Aufhebung des angefochtenen Urteils den Beklagten zu verurteilen, an sie 829,29 DM zuz&#252;glich 5,-- DM vorgerichtlicher Kosten nebst 4 % Rechtsh&#228;ngigkeitszinsen zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; die Anhebung der Grundmiete ab dem 01.07.1982 gem. Miet&#228;nderungserkl&#228;rung vom 11.06.1982 wirksam geworden ist.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Es ist Beweis erhoben worden durch Zeugenvernehmung.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf das Sitzungsprotokoll vom 07.04.1986 Bezug genommen. Wegen des Vortrages der Parteien im &#252;brigen wird auf die im Berufungsverfahren gewechselten Schrifts&#228;tze verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde</span></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die hinsichtlich ihrer F&#246;rmlichkeit nicht zu beanstandende Berufung hat in der Sache keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die im Berufungsverfahren erhobene Feststellungsklage ist ebenfalls unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat keinen Anspruch auf Zahlung einer erh&#246;hten Miete - welche f&#252;r die Zeit bis Juni 1982 mit dem Betrag von 120,87 DM, f&#252;r die Zeit ab Juli 1982 mit der Feststellungsklage geltend gemacht wird - aufgrund der Miet&#228;nderungserkl&#228;rung vom 11.06.1982. Diese Miet&#228;nderungserkl&#228;rung ist unwirksam, weil sie nicht die nach &#167; 10 WoBindG erforderliche Erl&#228;uterung enth&#228;lt. Sie l&#228;sst n&#228;mlich nicht erkennen, aufgrund welcher Ver&#228;nderung einzelner Kostenpositionen die Mieterh&#246;hung eingetreten ist. Da&#223; eine den Anforderungen des &#167; 10 WoBindG gen&#252;gende Erl&#228;uterung vorliegt, meint auch die Kl&#228;gerin nicht.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung der Berufung sind die Voraussetzungen des &#167; 10 WoBindG jedoch auch im hier vorliegenden Falle der erstmalig endg&#252;ltigen Festsetzung einer zun&#228;chst nur vorl&#228;ufigen Kostenmiete gem&#228;&#223; &#167; 8 a Abs. 4 WoBindG einzuhalten. Denn auch im Falle der zul&#228;ssigen Vereinbarung einer zun&#228;chst nur vorl&#228;ufigen Miete ist der Mieter bis zur endg&#252;ltigen Festsetzung gem. &#167; 8 a WoBindG entsprechend dem Wortlaut von &#167; 10 WoBindG nur zur Entrichtung "eines niedrigeren als des nach diesem Gesetz zul&#228;ssigen Entgelts" verpflichtet gewesen. Die sich aufgrund des Genehmigungsbescheides der Bewilligungsstelle ergebende neue Miete mit der - nicht erl&#228;uterungsbed&#252;rftigen - vertraglichen Eingangsmiete gleichzustellen, verbietet sich schon deswegen, weil eine r&#252;ckwirkende Erh&#246;hung nur unter bestimmten Voraussetzungen und innerhalb bestimmter zeitlicher Grenzen m&#246;glich ist und durchaus nicht immer bis zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses zur&#252;ckreicht.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Da&#223; &#167; 10 WoBindG einzuhalten ist, folgt nach Auffassung der Kammer auch aus der dem &#167; 8 a Abs. 4 WoBindG entsprechenden Regelung in &#167; 4 Abs. 2 NMV, f&#252;r die die Vorschrift des &#167; 10 WoBindG ausdr&#252;cklich in Bezug genommen wird (&#167; 4 Abs. 8 NMV). Die in Bezug auf die aus &#167; 4 NMV zu ziehenden Folgerungen abweichende Auffassung der Kl&#228;gerin &#252;berzeugt nicht. Da&#223; in &#167; 4 Abs. 8 NMV ausdr&#252;cklich auf &#167; 10 WoBindG Bezug genommen wird, w&#228;hrend dies in &#167; 8 a WoBindG nicht der Fall ist, erkl&#228;rt sich dadurch, da&#223; die NMV, die im &#252;brigen gem. &#167; 28 Abs. 1 WoBindG die n&#228;heren Durchf&#252;hrungsvorschriften zur Ermittlung der Kostenmiete als dem nach &#167;&#167; 8 - 8 b WoBindG zul&#228;ssigen Entgelt enth&#228;lt, keine dem &#167; 10 WoBindG entsprechende Regelung enth&#228;lt, w&#228;hrend f&#252;r Miet&#228;nderungen nach dem WoBindG dessen &#167; 10 unmittelbar einschl&#228;gig ist. Da&#223; &#167; 4 Abs. 8 NMV anders als &#167; 8 a Abs. 4 WoBindG nur f&#252;r Mietanhebungen <span style="text-decoration:underline">nach</span> endg&#252;ltiger Festsetzung der Kostenmiete ma&#223;geblich sein soll, wie die Kl&#228;gerin meint, ist den genannten Vorschriften nicht zu entnehmen. Das Gesetz unterscheidet nicht zwischen sogenannten vorl&#228;ufigen und endg&#252;ltigen Kostenmieten, sondern unterwirft lediglich solche Miet&#228;nderungen, die aufgrund Erh&#246;hung laufender Aufwendungen vor Anerkennung der Schlussabrechnung, sp&#228;testens jedoch vor Ablauf von zwei Jahren nach Bezugsfertigung eintreten, dem Erlaubnisvorbehalt der Bewilligungsbeh&#246;rde.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Da die Kammer sich, was die Anwendbarkeit von &#167; 10 WoBindG angeht, soweit ersichtlich in &#220;bereinstimmung mit Literatur und Rechtsprechung befindet (vgl. Fischer-Diskau/Pergande/Schwender, &#167; 8 a WoBindG, Anm. 3.1, &#167; 10 WoBindG, Anm. 1; LG Bochum WUM 84, 332; LG Kiel WUM 84, 333), sah sie keine Veranlassung, einen Rechtsentscheid zu dieser Frage einzuholen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat auch keinen Anspruch auf Bezahlung der in &#167; 3 Abs. 4 des Mietvertrages vereinbarten Verg&#252;tung f&#252;r die dort als "Sonderleistung der Vermieterin (Hausmeister und Reinigung)" bezeichnete Nebenkostenposition, f&#252;r die f&#252;r die Zeit von Mai 1983 bis Juni 1984 die vereinbarten monatlichen Vorauszahlungen von 30,-- DM geltend gemacht werden und die in der Umlagenrechnung f&#252;r 1980 mit einem Betrag abgerechnet worden sind, der die aus dieser Rechnung noch geltend gemachte Forderung von 42,96 DM &#252;bersteigt.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die diesbez&#252;gliche vertragliche Vereinbarung ist wegen Versto&#223;es gegen &#167; 20 NMV in der bis zum 30.04.1984 geltenden Fassung unwirksam, da Hausmeister- und Reinigungskosten nicht zu den dort bezeichneten, neben der Einzelmiete umlagef&#228;higen Betriebskosten z&#228;hlen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Vereinbarung ist nicht gem. &#167; 9 Abs. 6 WoBindG, &#167; 27 S. 2 NMV wirksam, wonach f&#252;r Leistungen zur pers&#246;nlichen Betreuung und Versorgung eine Verg&#252;tung mit Genehmigung der zust&#228;ndigen Beh&#246;rde verlangt werden kann. Als solche einer besonderen Verg&#252;tung zug&#228;ngliche Sonderleistung des Vermieters k&#246;nnen nur T&#228;tigkeiten in Betracht kommen, die &#252;ber die in der Anlage 3 zu &#167; 27, 2. BRV bezeichneten und als Betriebskosten in der Kostenmiete zu ber&#252;cksichtigende Leistungen hinausgehen. Dazu geh&#246;ren die Leistungen, deren gesonderte Verg&#252;tung mit einer Vorauszahlung von 30,-- DM in &#167; 3 Abs. 4 des Mietvertrages vereinbart worden ist, entgegen der Auffassung der Kl&#228;gerin nicht. Die Kammer geht - wie bereits in ihrem Urteil vom 27.06.1985 in dem Verfahren 6 S 104/85 dargelegt - nicht davon aus, da&#223; im Rheinland eine &#252;bliche Regelung hinsichtlich der Reinigung der von allen Mietern gemeinsam benutzten Geb&#228;udeteilen (Treppen, Flure, Keller etc.) des Inhalts besteht, da&#223; die Reinigungst&#228;tigkeit von den Mietern ausgef&#252;hrt wird. Wenn &#252;berhaupt von einer &#220;blichkeit gesprochen werden kann, so geht diese nach der Erfahrung der Kammer jedenfalls bei solchen Objekten, die eine gr&#246;&#223;ere Zahl von Mietwohnungen umfassen, eher dahin, da&#223; die Hausreinigung durch eine vom Vermieter bestellte Reinigungskraft ausgef&#252;hrt und die dadurch entstehenden Kosten als Nebenkosten abgerechnet werden.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die Parteien im vorliegenden Fall &#252;ber die Leistungsbeschreibung des Mietvertrages hinaus die Erbringung weitergehender Leistungen vereinbart haben, die als Betreuungst&#228;tigkeit qualifiziert werden k&#246;nnten, hat die Kl&#228;gerin nicht bewiesen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Aussage der Zeugin Q gibt f&#252;r den hier in Frage stehenden Mietvertrag schon deswegen nichts her, weil die Zeugin sich an ein konkretes Vermietungsgespr&#228;ch mit den Beklagten nicht erinnern konnte. Da&#223; die Gew&#228;hrleistung von Hilfestellung und Betreuung in Notf&#228;llen jeglicher Art f&#252;r viele Mietinteressenten ein sie zum Vertragsschlu&#223; bestimmender Moment gewesen sein mag, kann unterstellt werden. Da&#223; dies auch bei dem Beklagten so gewesen ist, ist lediglich eine Vermutung. Abgesehen davon, da&#223; auch die Zeugin die Hausreinigung in Wiederholung der mietvertraglichen Beschreibung der Sonderleistung als Betreuungst&#228;tigkeit in erster Linie ansprach, was daf&#252;r sprechen k&#246;nnte, da&#223; auch nur diese T&#228;tigkeit in den Vermietungsgespr&#228;chen -entsprechend dem schriftlichen Vertragstext - im Vordergrund gestanden hat, reichen die allgemeinen Ausf&#252;hrungen der Zeugin, selbst wenn sie auch gegen&#252;ber dem Beklagten ge&#228;u&#223;ert worden sein sollten, kaum aus, um entgegen der ausdr&#252;cklichen Leistungsbeschreibung im Mietvertrag &#220;bereinstimmende Willenserkl&#228;rungen beider Parteien bez&#252;glich weiterer von der Verg&#252;tungsvereinbarung umfasster Leistungen annehmen zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Aus den vorstehenden Ausf&#252;hrungen folgt, da&#223; dem Beklagten wegen der von ihm in der Zeit von September 1980 bis April 1983 monatlich geleisteten Vorauszahlungsbetr&#228;gen von 30,-- DM, insgesamt 930,-- DM, ein R&#252;ckzahlungsanspruch gem. &#167; 8 Abs. 2 WoBindG zusteht, mit dem er gegen&#252;ber den unstreitigen Anspr&#252;chen der Kl&#228;gerin auf Bezahlung von Heizkosten in H&#246;he von 230,46 DM und auf Zahlung von 15,-- DM f&#252;r R&#252;ckbelastungskosten aufgerechnet hat. Diese Forderungen sind daher gem. &#167;&#167; 387, 389 BGB erloschen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 97, 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren:</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">1.144,68 DM (829,29 DM + 315,39 DM = (80 % von 0,81 x 40,56 x 12)).</p>
315,563
ag-dusseldorf-1986-04-18-41-c-986
{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
41 C 9/86
"1986-04-18T00:00:00"
"2019-03-13T15:07:59"
"2019-03-27T09:42:48"
Urteil
ECLI:DE:AGD:1986:0418.41C9.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 7. M&#228;rz 1986</p> <p>durch die Richterin am Amtsgericht Z</p> <p>f&#252;r Recht erkannt:</p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">&#160;<span style="text-decoration:underline">Tatbestand</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger unterh&#228;lt bei der Beklagten eine Verkehrsrechtschutzversicherung nach &#167; 21 ARB. Mit der Klage verlangt der Kl&#228;ger Deckungsschutz f&#252;r ein Strafverfahren vor dem Amtsgericht Neuss &#8211; 2 X/85 &#8211; in dem der Kl&#228;ger wegen fahrl&#228;ssiger T&#246;tung in erster Instanz verurteilt worden ist. Der gegen den Kl&#228;ger gerichtete Strafvorwurf beinhaltet, dass der Kl&#228;ger vor dem Einsatz des Kranes nicht f&#252;r eine hinreichende Standsicherheit gesorgt habe und infolge des umgekippten Kranwagens den Tod eines Bauarbeiters auf einer Baustelle verursacht habe.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 19.08.1985 verweigerte die Beklagte den Deckungsschutz mit der Begr&#252;ndung, der Unfall sei nicht beim Betrieb des Kranwagens entstanden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist der Ansicht, er sei in seiner Eigenschaft als Fahrer des Kranwagens betroffen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; in H&#246;he der Geb&#252;hren der Rechtsanw&#228;lte Dr. M. pp. aus X in H&#246;he von DM 953,04 f&#252;r die Verteidigung in dem Strafverfahren vor dem&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Amtsgericht Neuss (Aktenzeichen 2 X/85 bzw. Y/85) freizustellen,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ihn von allen weiteren Rechtsanwalts- und Gerichtskosten aus dem genannten Verfahren freizustellen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">&#160;E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</span></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann von der Beklagten nicht aus unstreitig abgeschlossenem Verkehrsrechtsschutzversicherungsvertrag (&#167; 21 ARB) Deckungsschutz fordern. Entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers ist in seiner Person der Versicherungsfall (&#167;&#167; 14, 21 ARB) nicht eingetreten. Denn der Kl&#228;ger genie&#223;t Versicherungsschutz lediglich als &#8222;Fahrer von Fahrzeugen&#8220; (&#167; 21 Abs. 1 S. 1 letzte Alt. ARB). Sicherlich war der Kl&#228;ger der Fahrer des umgest&#252;rzten Kranwagens. Der Unfall hat sich jedoch nicht in einem funktionellen Zusammenhang mit dem Fahrvorgang des Kranwagens ereignet. Denn das Umst&#252;rzen des Fahrzeuges beim Anheben einer Last ist auf Bedienungsfehler bei der Ausf&#252;hrung des Hebevorgangs zur&#252;ckzuf&#252;hren und hat mit dem Fahrvorgang nichts zu tun. Sinn und Zweck des Verkehrsrechtsschutzes ist, den Versicherungsnehmer kostenm&#228;&#223;ig von Rechtskosten freizuhalten, die ihren Entstehungsgrund in der Beteiligung an Verkehrsvorg&#228;ngen haben. Ein derartiger Verkehrsvorgang ist bei einem Kranwagen sicherlich gegeben, wenn das Fahrzeug von einer Baustelle zur anderen f&#228;hrt. Dabei geh&#246;rt sicherlich das Abstellen des Kranwagens noch zum Verkehrsvorgang. St&#252;rzt ein Kranwagen etwa auf einer Baustelle dadurch um, dass er in eine Baugrube f&#228;hrt, so ist ein funktioneller Zusammenhang zum Fahrvorgang gegeben. Etwas anderes gilt jedoch, wenn der Kranwagen infolge des Ruhens einer Last umst&#252;rzt. Dann liegt der Fall nicht anders, als wenn ein auf der Baustelle befindlicher, nicht mobiler Kran infolge eines Bedienungsfehlers umst&#252;rzt. Dieser Vorgang steht in keinem Funktionszusammenhang mit der Mobilit&#228;t des Fahrzeuges.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p>
315,564
ag-dusseldorf-1986-04-11-41-c-67085
{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
41 C 670/85
"1986-04-11T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:01"
"2019-03-27T09:42:47"
Urteil
ECLI:DE:AGD:1986:0411.41C670.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 14. Februar 1986</p> <p>durch die Richterin am Amtsgericht X</p> <p></p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p> Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin DM 675,-- nebst</p> <p> 4 % Zinsen seit dem 05.04.1985 zu zahlen.</p> <p></p> <p> Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Beklagte.</p> <p></p> <p> Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px"><u>T a t b e s t a n d :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Unstreitig haftet der hinter der Beklagten stehende Haftpflichtversicherer f&#252;r den Schaden, der anl&#228;sslich eines Verkehrsunfalls am 11.03.1985 am gewerblich genutzten PKW &#8211; Mercedes der Kl&#228;gerin entstanden war. Mit der Klage verlangt die Kl&#228;gerin von der Beklagten die Zahlung einer Nutzungsentsch&#228;digung in H&#246;he von DM 675,--.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">die Beklagte zu verurteilen, an sie DM 675,-- nebst 4 % Zinsen</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">seit dem 05.04.1985 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Beklagte ist der Ansicht, bei einem gewerblich genutzten Fahrzeug sei grunds&#228;tzlich nur eine konkrete Ausfallberechnung zul&#228;ssig. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e : </u></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Klage ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Unstreitig kann die Kl&#228;gerin von der Beklagten dem Grunde nach Schadensersatz aus Verkehrsunfall fordern.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der H&#246;he nach kann die Kl&#228;gerin DM 675,-- Nutzungsentsch&#228;digung verlangen. Zu Unrecht meint die Beklagte ein Nutzungsausfallschaden der Kl&#228;gerin komme nicht in Betracht, weil es sich bei dem verunfallten Fahrzeug der Kl&#228;gerin um ein gewerbliches Fahrzeug gehandelt habe, bei welchem ein Ausfallschaden generell nur konkret und nicht abstrakt berechnet werden k&#246;nne. Die Rechtsauffassung der Beklagten ist nur f&#252;r gewerbliche Fahrzeuge zutreffend, die dem Hauptzweck des ausge&#252;bten Gewerbes unmittelbar dienen, etwa im Falle eines Taxi &#8211; oder Leihwagenbetriebes oder bei sonstiger gewerblicher Personen- oder G&#252;terbef&#246;rderung. In diesem Fall bemisst sich der Nutzungsausfall nach dem Entgang des gewerblichen Gewinns. Etwas anderes gilt aber bei Fahrzeugen, die zwar zum Betriebsverm&#246;gen eines Gewerbebetriebes geh&#246;ren, aber nicht den Hauptzweck des Gewerbes ausmachen, sondern nur als Hilfsmittel die Aus&#252;bung der gewerblichen T&#228;tigkeit erleichtern. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">In diesem Falle h&#228;ngt der erwirtschaftete Gewinn von der gewerblichen Hauptt&#228;tigkeit ab, im Falle der Kl&#228;gerin von der Lieferung und Montage von Fassadenverkleidungen. Die Benutzung des Kraftfahrzeuges durch den technischen Leiter zum Besuch der Baustelle erleichtert diesem ledigliche seine berufliche Aufgabe, er k&#246;nnte diese aber auch bei einer Anfahrt mit &#246;ffentlichen Verkehrsmitteln, wenn auch in unpraktischer Form, aus&#252;ben, ohne dass hierdurch der Gewinn des Gewerbetriebes beeinflusst w&#252;rde. Ebenso gut k&#246;nnte er die Baustelle auch mit einem privat gehaltenen PKW anfahren. Letzteres zeigt aber, dass zwischen dem Nutzungsausfall eines privaten Fahrzeuges und einem Firmenfahrzeug, welches nicht unmittelbar zur gewerblichen Gewinnerzielung eingesetzt wird, kein Unterschied besteht. Ebenso wie durch richterliche Rechtsfortbildung einem privaten Autohalter im Falle des Nutzungsausfalles ein abstrakter Schadensersatz zuerkannt worden ist, hat dies auch f&#252;r gewerblich oder freiberuflich gehaltene Fahrzeuge zu gelten, wenn diese nicht dem Hauptzweck des Gewerbes dienen, sondern nur Hilfsfunktionen erf&#252;llen. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Zinsanspruch st&#252;tzt sich auf &#167;&#167; 288, 284 BGB.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Kostenentscheidung ergeht nach &#167; 91 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollsteckbarkeit auf &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p>
315,565
lagk-1986-04-10-8-sa-133885
{ "id": 795, "name": "Landesarbeitsgericht Köln", "slug": "lagk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
8 Sa 1338/85
"1986-04-10T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:02"
"2019-03-27T09:42:47"
Urteil
ECLI:DE:LAGK:1986:0410.8SA1338.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das Urteil des Arbeitsgerichts K&#246;ln vom .25.1o.1985 - 14 Ca 8476/85 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p> <p>Gegenstandswert: unver&#228;ndert.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten dar&#252;ber, ob die Kl&#228;gerin in einem Arbeitsverh&#228;ltnis auf der Basis von 8 Wochenstunden oder - wie die Kl&#228;gerin meint - in einem Umfang von 20 Wochenstunden von der Beklagten zu besch&#228;ftigen ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist seit November 1975 bei der Beklagten als Sprecherin und &#220;bersetzerin besch&#228;ftigt. Bis M&#228;rz 1978 erhielt sie ein monatliches Pauschalhonorar zwischen 2.000,--DM und 2.200,--DM f&#252;r eine Arbeitsleistung von 258 Sendeminuten f&#252;r &#220;bersetzen und 25,8 Sendeminuten f&#252;r Sprechen. Ab 1.4.78 erhielt sie Honorare auf Grund von Honorarscheinen. Nach einer von der Kl&#228;gerin im Berufungsverfahren vorgelegten Aufstellung haben die. Honorare im Jahre 1979 19.912,-- DM, 1980 23.204.--DM, 1981 15.664,&#8212;DM und 1982 9.512,-- DM betragen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Beklagte der Kl&#228;gerin am 17.3.83 mitgeteilt hatte, da&#223; das freie Mitarbeiterverh&#228;ltnis mit sofortiger Wirkung beendet sei, haben die Parteien einen Rechtsstreit gef&#252;hrt, in dem rechtskr&#228;ftig festgestellt wurde, da&#223; die Kl&#228;gerin sich bei der Beklagten in einem unbefristeten Arbeitsverh&#228;ltnis befindet (vgl. LAG Urteil - 1 Sa 647/83 = Bl. 13 ff d.A.). Die Frage des Besch&#228;ftigungsumfanges wurde in diesem Rechtsstreit nicht entschieden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Da die zwischen den Parteien gef&#252;hrten Verhandlungen &#252;ber die Arbeitszeit der Kl&#228;gerin keinen Erfolg hatten, hat die Kl&#228;gerin am 23.9.85 Klage erhoben und den Abschlu&#223; eines Arbeitsvertrages auf der Grundlage von 20 Wochenstunden begehrt. Sie hat die Auffassung vertreten, da&#223; bei der Berechnung des Arbeitsumfanges auf die Gesamtdauer der Besch&#228;ftigung einschlie&#223;lich der Pauschalistenzeit abgestellt werden m&#252;sse.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich ihres Vorbringens im einzelnen wird auf den Tatbestand des Urteils des Arbeitsgerichts Bezug genommen (Bl. 63-70 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat demgem&#228;&#223; beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, mit ihr r&#252;ckwirkend am 7.4.1983 einen Arbeitsvertrag als Sprecherin und &#220;bersetzerin auf der Grundlage von 20 Wochenstunden abzuschlie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt, die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sie hat die Auffassung vertreten, da&#223; sie den Besch&#228;ftigungsumfang der Kl&#228;gerin zutreffend berechnet habe. Selbst wenn man einen Zeitraum von 1 1/2 Jahren vor Erhebung der Statusklage ber&#252;cksichtige, sei ihr Angebot auf den Abschlu&#223; eines Arbeitsvertrages auf der Basis, von. 8 Wochenstunden gro&#223;z&#252;gig. Es bestehe unter keinem rechtlichen Gesichtspunkt das Erfordernis, &#252;ber den Zeitraum von 2 Jahren seit Erhebung der Statusklage in die Vergangenheit zu gehen .</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Auf den Vortrag der Beklagten im einzelnen wird Bezug genommen (Bl.71-72 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht hat die Klage durch Urteil vom 25.10.85 abgewiesen, die Kosten des Rechtsstreits der Kl&#228;gerin auferlegt und den Streitwert auf 42.165,--DM festgesetzt. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt, da&#223; die Kl&#228;gerin keinen Anspruch darauf habe, einen Arbeitsvertrag &#252;ber 20 Wochenstunden zu erhalten. In den Jahren 1979 bis 1981 habe der Besch&#228;ftigungsumfang auch nach den Berechnungen der Kl&#228;gerin pro Woche nur 10,02 Stunden, 11,32 und 6,8 Stunden betragen. Die Einbeziehung der erheblich h&#246;heren Besch&#228;ftigungszeiten in den Jahren vor 1979 sei nicht gerechtfertigt, da in arbeitsgerichtlichen Auseinandersetzungen, in denen es um den Status oder Bestand eines Arbeitsverh&#228;ltnisses gehe, allgemein nur der jeweilige aktuelle Besitzstand ber&#252;cksichtigt werde. Entsprechend sei in den Nachfolgeprozessen nach gewonnenen Statusrechtsstreitigkeiten stets nur ein Referenzzeitraum von maximal 2 Jahren vor Erhebung der Statusklage zugrunde gelegt worden. Dieser Zeitraum erscheine angemessen, um den aktuellen Besitzstand einschlie&#223;lich saisonaler Schwankungen oder sonstiger Zuf&#228;lligkeiten objektiv zu erfassen. Selbst wenn man aber zugunsten der Kl&#228;gerin eine Besch&#228;ftigungszeit seit 1979 zugrunde lege, ergebe sich eine durchschnittliche w&#246;chentliche Arbeitszeit von 7,64 Stunden, so da&#223; das Klagebegehren nicht gerechtfertigt sei.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat gegen das ihr am 29.11.85 zugestellte Urteil am 23.12.85 Berufung eingelegt, die nach Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist bis zum 21.2.86 mit einem an diesem Tag eingereichten Schriftsatz begr&#252;ndet worden ist.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin vertritt die Auffassung, da&#223; der sonst nach der Rechtsprechung zugrunde zu legende Referenzzeitraum von 2 Jahren f&#252;r sie deshalb nicht ma&#223;gend sei, da ihr 1978, als die Beklagte nicht mehr bereit gewesen sei, ihr Pauschalhonorare von zuletzt 2.200,--DM zu zahlen, mitgeteilt worden sei, da&#223; sie zur Wahrung des seit November 1975 erworbenen sozialen Besitzstandes unabh&#228;ngig <em>vom</em> Besch&#228;ftigungsumfang das gleiche Honorar erhalten werde. Auch in einem Gespr&#228;ch mit der zust&#228;ndigen Sachbearbeiterin der Honorar- und Lizenzabteilung habe ihr diese versichert, da&#223; sich in Zukunft der Umfang der T&#228;tigkeit bis zu 50% reduziere, aber der bisherige finanzielle Besitzstand gewahrt werde, indem sie in Zukunft eine erh&#246;hte Verg&#252;tung pro geleisteter Sendeminute erhalten werde. Diese Zusage sei auch bis September 1981 eingehalten worden, so da&#223; sie keine Veranlassung gehabt habe, ihren Besitzstand klageweise durchzusetzen. Das habe sie auch dann nicht getan, als sich nach September 1981 eine erhebliche Reduzierung der Verg&#252;tung ergeben habe. Bei allen Gespr&#228;chen mit dem Redaktionsleiter K&#160;&#160; sei ihr n&#228;mlich immer wieder zugesichert worden, da&#223; sich die finanzielle Situation wieder &#228;ndere. Herr K&#160;&#160; habe insbesondere in Aussicht gestellt, da&#223; mit dem Jahresetat 1983 erneut eine ausreichende Finanzierungsm&#246;glichkeit gegeben sei, um ihr bis September 1981 ein monatliches Honorar von ca. 2.200,--DM zu bezahlen. Unter Ber&#252;cksichtigung dieser Umst&#228;nde k&#246;nne im vorliegenden Verfahren deshalb nicht auf die beiden Jahre vor Erhebung der Statusklage abgestellt werden. Es sei vielmehr auch der Besch&#228;ftigungsumfang in den Jahren 1976 und 1977 von 29,08 Wochenstunden und die H&#246;he der trotz Reduzierung des Besch&#228;ftigungsumfanges gezahlten Honorare zu ber&#252;cksichtigen. Danach ergebe sich eine durchschnittliche Wochenstundenzahl von 23,67. Auf die Einzelberechnung der Kl&#228;gerin im Schriftsatz vom 21.2.86 (81.89 -100 d.A. wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht habe auch zu Unrecht die von ihr zu erbringenden Wartezeiten nicht ber&#252;cksichtigt. Es sei zwar richtig, da&#223; Wartezeiten in dem im Verfahren 2 Sa 685/84 entwickelten Umrechnungsschl&#252;ssel bereits enthalten seien.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Bei ihr seien die Verh&#228;ltnisse aber anders als in dem damals entschiedenen Fall. Trotz der genau vereinbarten Zeit habe sie fast immer aus organisatorischen Gr&#252;nden noch 2 Stunden warten m&#252;ssen, da der von ihr zu &#252;bersetzende Text noch nicht fertiggestellt gewesen sei. Es sei auch vorgekommen, da&#223; Texte versp&#228;tet oder &#252;berhaupt nicht zur Verf&#252;gung gestanden h&#228;tten, so da&#223; sie unverrichteter Dinge wieder habe hach Hause fahren m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, die Kl&#228;gerin ab 7.4.1383 als Sprecherin und &#220;bersetzerin auf der (Grundlage eines Arbeitsvertrages mit 20 Wochenstunden nach Verg&#252;tungsgruppe VI Stufe 4 der Verg&#252;tungsordnung der Beklagten zu besch&#228;ftigen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">die Berufung kostenpflichtig zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Sie beanstandet zun&#228;chst die von der Kl&#228;gerin vorgenommene Klage&#228;nderung. Im &#252;brigen verteidigt sie die Entscheidungsgr&#252;nde des angefochtenen Urteils und bestreitet, da&#223; der Kl&#228;gerin mitgeteilt worden sei, sie solle zur Wahrung des seit November 1975 erworbenen Besitzstandes fortlaufend Honorare von 2.000,--DM - 2.200,--DM erhalten. Abgesehen davon, da&#223; die von der Kl&#228;gerin benannten Zeugen K&#160;&#160; und K&#160;&#160; keinerlei Vollmacht gehabt h&#228;tten, derartige Zusagen zu machen, seien entsprechende Erkl&#228;rungen auch nicht abgegeben worden. Im &#252;brigen seien die von der Kl&#228;gerin behaupteten Erkl&#228;rungen der Zeugen auch nicht geeignet, den Klageantrag, zu rechtfertigen, da es der Kl&#228;gerin um die Zahlung f&#252;r bestimmte Wochenstunden, nicht aber um die Durchsetzung einer Verg&#252;tungszusage gehe. Im &#252;brigen bestreitet die Beklagte, da&#223; die Kl&#228;gerin aus organisatorischen Gr&#252;nden noch 2 Stunden habe warten m&#252;ssen oder unverrichteter Dinge wieder nach Hause habe gehen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des weiteren Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der in beiden Instanzen gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde</span></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;gerin ist statthaft. Sie ist auch form- und fristgerecht eingelegt und begr&#252;ndet worden. Die von der Kl&#228;gerin im Termin vom 10.4.86 vorgenommene Neuformulierung ihres Antrages stellt keine Klage&#228;nderung, sondern lediglich eine pr&#228;zisere Fassung des Klagebegehrens dar, dem - wie im erstinstanzlichen Verfahren - der Streit &#252;ber den Besch&#228;ftigungsumfang zugrunde liegt. Selbst wenn jedoch eine Klage&#228;nderung vorl&#228;ge, w&#228;re dieser als sachdienlich zuzulassen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat jedoch keinen Erfolg. Das Arbeitsgericht ist mit zutreffender Begr&#252;ndung, der sich das Landesarbeitsgericht anschlie&#223;t, zu der Auffassung gekommen , da&#223; die Kl&#228;gerin keinen Anspruch darauf hat, auf der Grundlage eines Arbeitsvertrages mit 20 Wochenstunden besch&#228;ftigt zu werden, weil sich selbst bei Ber&#252;cksichtigung des Besch&#228;ftigungsumfanges seit 1878 nur eine durchschnittliche w&#246;chentliche Arbeitszeit von 7,64 Stunden ergibt.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Vortrag der Kl&#228;gerin im Berufungsverfahren rechtfertigt keine Ab&#228;nderung der Entscheidung. Die Kl&#228;gerin meint zwar, der von der Rechtsprechung in Nachfolgeprozessen angenommene Referenzzeitraum von 2 Jahren k&#246;nne deshalb nicht ma&#223;gebend sein, weil ihr nach Einstellung der Zahlung von Pauschalhonoraren im Jahre 1978 mitgeteilt worden sei, da&#223; sie zur Wahrung des seit November 1375 erworbenen sozialen Besitzstandes unabh&#228;ngig von dem bisherigen Besch&#228;ftigungsumfang das gleiche Honorar erhalten w&#252;rde, was dann auch bis September 1981 geschehen sei . Auch die Sachbearbeiterin der Honorar- und Lizenzabteilung habe ihr in einem Gespr&#228;ch 1978 versichert, da&#223; sich ihre T&#228;tigkeit in Zukunft bis zu 50 % reduzieren werde, aber der bisherige finanzielle Besitzstand gewahrt werde, indem sie in Zukunft eine h&#246;here Verg&#252;tung pro geleistete Sendeminute erhalte.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Abgesehen davon, da&#223; die Kl&#228;gerin nicht substantiiert vorgetragen hat, wer au&#223;er der Sachbearbeiterin K&#160;&#160; ihr gegen&#252;ber entsprechende Erkl&#228;rungen abgegeben hat, sind auch die von ihr behaupteten &#196;u&#223;erungen der Zeugin K&#160;&#160; nicht geeignet, den Klageantrag zu rechtfertigen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Besch&#228;ftigungspflicht der Beklagten f&#252;r die Zukunft richtet sich nicht nach der Hohe der gezahlten Verg&#252;tung und den insoweit gemachten Zusagen, sondern allein danach, welchen tats&#228;chlichen Umfang die T&#228;tigkeit der Kl&#228;gerin in dem Zeitraum hatte, der nach der Rechtsprechung als repr&#228;sentativ zugrunde zu legen ist. Etwas anderes w&#228;re allenfalls dann anzunehmen, wenn der Besch&#228;ftigungsumfang lediglich <span style="text-decoration:underline">vor&#252;bergehend</span> reduziert worden w&#228;re und die Kl&#228;gerin auf Grund von Zusagen durch Bevollm&#228;chtigte der Beklagten h&#228;tte davon ausgehen k&#246;nnen, da&#223; ihre T&#228;tigkeit ab einer bestimmten, ein vernehmlich festgelegten Zeit wieder den vor M&#228;rz 1978 bestehenden Umfang erreichen w&#252;rde. Entsprechende <span style="text-decoration:underline">Zusagen</span> durch bevollm&#228;chtigte Vertreter der Beklagten hat die Kl&#228;gerin jedoch nicht behauptet. Sie liegen weder in der von ihr angegebenen &#196;u&#223;erung der Sachbearbeiterin der Honorar- und Lizenzabteilung, nach in den Erkl&#228;rungen des Redaktionsleiters K&#160;&#160;&#160; , der in Aussicht gestellt habe, da&#223; mit dem Jahresetat 1983 erneut eine ausreichende Finanzierungsm&#246;glichkeit gegeben werde, um der Kl&#228;gerin bis September. 1981 ein monatliches Honorar in H&#246;he von ca. 2.200,--DM zu bezahlen. Abgesehen davon ist auch nicht recht verst&#228;ndlich, aus welchen Gr&#252;nden sich auf Grund des Jahresetats 1983 Finanzierungsm&#246;glichkeiten f&#252;r an die Kl&#228;gerin bis September 1981 zu zahlende Honorare von ca. 2.200,--DM ergeben sollen. Dar&#252;ber hinaus ist nach dem Vertrag der Kl&#228;gerin auch nicht erkennbar, ob die von der Kl&#228;gerin benannten Zeugen &#252;berhaupt bevollm&#228;chtigt gewesen w&#228;ren, der Kl&#228;gerin verbindliche Zusagen hinsichtlich des in Zukunft anfallenden Besch&#228;ftigungsumfanges zu erteilen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Es trifft nach dem Vorbringen der Kl&#228;gerin auch nicht zu, da&#223; die Beklagte nach Umstellung der Verg&#252;tung auf Einzelhonorare trotz eines erheblichen R&#252;ckgangs der w&#246;chentlichen Arbeitszeit das gleiche Honorar gezahlt hat wie 1978. Das Gegenteil ergibt sich aus der eigenen Zusammenstellung der Kl&#228;gerin, die f&#252;r 1979 lediglich Honorarzahlungen von 19.912,--DM (das sind monatlich durchschnittlich 1.659,--DM.) und f&#252;r 1980 solche von 23.204,--DM (das sind monatlich durchschnittlich 1.933,--DM) ausweist. Auch bis September 1981 ergeben sich nach der eigenen Aufstellung der Kl&#228;gerin lediglich Honorarzahlungen von durchschnittlich 1.470,--DM monatlich. Es kann deshalb keine Rede davon sein, da&#223; die Kl&#228;gerin auch aufgrund der ihr bis 1981 gezahlten Verg&#252;tung davon ausgehen konnte, da&#223; der Besch&#228;ftigungsumfang aus der Zeit bis Anfang 1978 wieder erreicht werden w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Es mu&#223; nach alldem dabei verbleiben, da&#223; bei der Frage, in welchem Umfang die Kl&#228;gerin zu besch&#228;ftigen und zu verg&#252;ten ist, der vom Arbeitsgericht angenommene Referenzzeitraum zugrunde zu legen ist. Hiernach ergibt sich jedoch keine durchschnittliche w&#246;chentliche Arbeitszeit, die die von der Beklagten angenommene Zeit von 8 Stunden &#252;berschreitet. Soweit die Kl&#228;gerin im. Berufungsverfahren erneut auf Wartezeiten hingewiesen hat, die nach ihrer Auffassung den Wochenarbeitsstunden zuzurechnen sind, kann ebenfalls auf die Ausf&#252;hrungen des Arbeitsgerichts verwiesen werden. Die Kl&#228;gerin hat im Berufungsverfahren nicht substantiiert vorgetragen, da&#223; bei ihr Wartezeiten angefallen sind, die das Ma&#223; &#252;berschreiten, das bereits im Umrechnungsschl&#252;ssel einkalkuliert ist.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Berufung war deshalb mit der Kostenfolge des &#167;. 97 ZPO zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Gegenstandswert hat sich im Berufungsverfahren nicht ge&#228;ndert.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Rechtsmittelbelehrung</span>: Die Revision wurde nicht zugelassen, weil die Voraussetzungen hierf&#252;r (&#167; 72 Abs. 2 ArbGG) nach Auffassung der Kammer nicht vorliegen. Deshalb ist ein</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Recntsmitt</span>el diese Entscheidung nicht gegeben (.&#167; 9 Abs. 5 ArbGG.).</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; :</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Auf die M&#246;glichkeit der Nichtzulassungsbeschwerde nach &#167;&#167; 72, 72a ArbGG als <span style="text-decoration:underline">Rechtsbehelf</span> wird verwiesen.</p>
315,566
olgham-1986-04-08-3-wf-50885
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
3 WF 508/85
"1986-04-08T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:04"
"2019-03-27T09:42:47"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1986:0408.3WF508.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Verf&#252;gungsbeklagten wird das Urteil des Amtsgerichts Bochum vom 28. August 1985 abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Der Antrag auf Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung vom 31- Juli 1985 wird abgelehnt.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen die Verf&#252;gungskl&#228;gerin zu 1) zu 11/12 und der Verf&#252;gungskl&#228;ger zu 2) zu 1/12.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird abgesehen (&#167; 543 Abs. I ZPO.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung des Beklagten hat in vollem Umfange Erfolg. In Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils des Amtsgerichts Bochum vom 28. August 1985 war der Antrag auf Erla&#223; der einstweiligen Verf&#252;gung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Unterhalt kann im Wege einstweiliger Verf&#252;gung geltend gemacht werden, wenn und soweit eine einstweilige Regelung zur Abwendung wesentlicher Nachteile oder aus anderen Gr&#252;nden n&#246;tig</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">erscheint (&#167; 940 ZPO). Der Unterhaltsberechtigte kann deshalb auf diesem Wege in aller Regel nur f&#252;r eine begrenzte Zeit den Notunterhalt verlangen, wenn und soweit dieser nicht auf</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">eine andere Weise gedeckt ist.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Eine einstweilige Verf&#252;gung auf Zahlung von Unterhalt darf jedoch nur unter den besonderen, f&#252;r eine einstweilige Verf&#252;gung nach &#167;&#167; 940, 936, 920 ZPO bestimmten Voraussetzungen erlassen werden. Nach &#167; 920 ZPO mu&#223; der Antragsteller den Verf&#252;gungsanspruch d.h. den Unterhaltsanspruch, und den Verf&#252;gungsgrund, d.h. den Grund f&#252;r die Dringlichkeit der Regelung, darlegen und beide Voraussetzungen glaubhaft machen. An Darlegung und Glaubhaftmachung sind strenge Anforderungen zu stellen, denn die einstweilige Verf&#252;gung auf Zahlung von Unterhalt f&#252;hrt zur Befriedigung des Gl&#228;ubigers und greift daher besonders stark in die Rechte des Schuldners ein. Auf keinen Fall darf durch eine einstweilige Verf&#252;gung der Schuldner &#252;berrumpelt und in seiner Verteidigung beschr&#228;nkt werden. Zudem ist die einstweilige Verf&#252;gung auf den Notbedarf beschr&#228;nkt, deshalb darf nur der Betrag zugebilligt werden, der zur Befriedigung der grundlegenden Lebensbed&#252;rfnisse an Nahrung, Kleidung und Wohnung dringend erforderlich ist (u.a. Senatsurteile vom 04. Februar 1986-3 UF 383/85 - und vom 24. September 1985 - 3 UF 499/84 -; Baumbach/Hartmann, ZPO, 44. Aufl., 1986, &#167; 940 Anm. 3 B Stichwort "Ehe, Familie"; Thomas - Putzo -, 13. Aufl., 1984, &#167; 940 Anm. a ferner Nr. 48 der "Hammer Leitlinien zum Unterhaltsrecht," FamRZ 1984, 963). F&#252;r den Notbedarf gelten die Bedarfss&#228;tze der "Hammer Leitlinien" grunds&#228;tzlich nicht; er hat sich eher an den Sozialhilfes&#228;tzen zu orientieren. F&#252;r die Darlegung und Glaubhaftmachung der Anspruchsvoraussetzungen in Unterhaltssachen " ist ferner zu beachten, da&#223; die Unterhaltstatbest&#228;nde auf komplexen Sachverhalten beruhen, die im allgemeinen eine umfassende Schilderung der gesamten pers&#246;nlichen, beruflichen und wirtschaftlichen Situation des Unterhaltsgl&#228;ubigers und des Unterhaltsschuldners erforderlich machen. Das bedeutet praktisch, da&#223; eine einstweilige Verf&#252;gung auf Zahlung von Unterhalt im allgemeinen nur bei einfachen und klaren Sachverhalten in Betracht kommt. Die einstweilige Verf&#252;gung ist - worauf der Senat bereits mehrfach hingewiesen hat - f&#252;r die abschlie&#223;ende Kl&#228;rung eines Unterhaltsanspruchs nicht geeignet; hierf&#252;r ist der ordentliche Proze&#223; vorgesehen, der bei z&#252;giger Durchf&#252;hrung - die entscheidend von der Mitwirkung der Parteien abh&#228;ngt - ebenso schnell zum Abschlu&#223; gebracht werden kann, wie ein einstweiliges Verf&#252;gungsverfahren. Die vielfach zu beobachtende Neigung, im Verfahren auf Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung zweifelhafte Rechtsfragen und streitige Sachverhalte abkl&#228;ren zu lassen und gar mit der Entscheidung des Hauptverfahrens bis zur Entscheidung in der Rechtsmittelinstanz Zuzuraten, ist deshalb zu mi&#223;billigen. Auch die unn&#246;tige Verursachung von Kosten (2 Verhandlungen, 4 Anw&#228;lte, Wahrnehmung der Termine durch die Parteien), mit denen fast regelm&#228;&#223;ig im Wege der Proze&#223;kostenhilfe die Staatskasse belastet sind, ist nicht gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall durfte die beantragte einstweilige Verf&#252;gung nicht erlassen werden. Bez&#252;glich der Verf&#252;gungskl&#228;gerin zu 1) sind Verf&#252;gungsanspruch und Verf&#252;gungsgrund nicht hinreichend dargetan und glaubhaft gemacht. Hier bedarf es der Abkl&#228;rung im Hauptverfahren, ob die Verf&#252;gungskl&#228;gerin zu 1) zur Aufgabe ihrer Arbeitsstelle berechtigt war und ob sie nicht durch eigene Erwerbst&#228;tigkeit ihren nach den ehelichen Lebensverh&#228;ltnissen bestehenden Unterhaltsbedarf in der hier fraglichen Zeit von August 1985 bis Januar 1986 h&#228;tte abdecken k&#246;nnen. Denn h&#228;tte die Verf&#252;gungskl&#228;gerin zu 1) ihre Arbeitsstelle verantwortungslos oder zumindest leichtfertig aufgegeben oder h&#228;tte sie es - im Falle einer noch abzukl&#228;renden Erwerbspflicht - unterlassen<b>, geeignete</b> Schritte zu unternehmen, um einen zumutbaren Arbeitsplatz zu finden und sich bietende Erwerbsm&#246;glichkeiten auszunutzen, so m&#252;&#223;ten ihr fiktive Eink&#252;nfte zumindest in H&#246;he des Notbehelfs angerechnet werden. F&#252;r die hier zu treffende Entscheidung ist es wegen des besonderen Charakters des Verfahrens auf Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung auch nicht von Bedeutung, ob der Verf&#252;gungskl&#228;gerin zu 1) letztlich (im Hauptverfahren) Unterhalt in der erstrebten H&#246;he zugesprochen wird. Es kann in diesem Verfahren auch nicht &#252;berpr&#252;ft werden, in welchem Umfange und aus welchen Gr&#252;nden die Eink&#252;nfte des Verf&#252;gungsbeklagten gesunken sind, jedenfalls hat die Verf&#252;gungskl&#228;gerin zu 1) nicht glaubhaft gemacht, da&#223; der Verf&#252;gungsbeklagte mutwillig veranla&#223;t hat, da&#223; er nunmehr niedrigere Eink&#252;nfte erzielt. Im &#252;brigen ist auch der Verf&#252;gungsgrund nicht hinreichend glaubhaft gemacht, weil die Verf&#252;gungskl&#228;gerin zu 1) in dem Verf&#252;gungszeitraum durch Arbeitslosenhilfe (ab 14. Mai 1985 w&#246;chentlich 134,40 DM = 582,40 DM monatlich und erg&#228;nzende Sozialhilfe w&#246;chentlich 36,-- DM = 156,-- DM monatlich) zun&#228;chst &#252;ber monatlich rund 740 ,-- DM verf&#252;gen konnte. Zudem sind ihr im</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">August 1985 vom Finanzamt Bochum im Lohnsteuerjahresaus- gleich f&#252;r das Jahr 1984 insgesamt 1.477,-- DM zugeflossen, die monatlich zu einer Verbesserung des Einkommens f&#252;r den hier fraglichen Zeitraum von weiteren rund 245,-- DM f&#252;hren. Die Verf&#252;gungskl&#228;gerin zu 1) k&#246;nnte deshalb allenfalls noch einen geringen zus&#228;tzlichen Betrag vom Verf&#252;gungsbeklagten .verlangen, der aus den oben genannten Gr&#252;nden ihr in diesem Verfahren jedenfalls nicht zugesprochen werden kann. Einer n&#228;heren Auseinandersetzung mit den Eink&#252;nften der Parteien (Miteigentum an der Grundbesitzung in ) bedarf es aus den angef&#252;hrten Gr&#252;nden deshalb nicht mehr, auch diese Fragen sind im Hauptverfahren abzukl&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Notbedarf des Verf&#252;gungskl&#228;gers zu 2) liegt jedenfalls nicht &#252;ber dem ihm nach der Unterhaltstabelle zu Ziffer 18 der "Hammer Leitlinien" zustehenden Mindestunterhaltsatz der untersten Einkommensstufe und somit nicht &#252;ber (Altersstufe 3 = 327,-- DM zuz&#252;glich der Differenz zur Altersstufe 2 von 51,-- DM) 378,-- DM. Der Verf&#252;gungskl&#228;ger zu 2) erh&#228;lt jedoch eine monatliche Ausbildungsverg&#252;tung von 591,-- DM brutto im Grundbetrag, so da&#223; ihm selbst nach Ber&#252;cksichtigung s&#228;mtlicher Abz&#252;ge monatlich 387,-- DM verbleiben. Auch hier kommt es letzlich nicht darauf an, ob der Verf&#252;gungskl&#228;ger zu 2) in einem Hauptverfahren zu einem Unterhaltsanspruch von weiteren 80,-- DM gelangen kann.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 91, 708 Nr. 10 ZPO.</p>
315,567
olgham-1986-04-02-15-w-17286
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 172/86
"1986-04-02T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:05"
"2019-03-27T09:42:47"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1986:0402.15W172.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben.</p> <p>Auf die erste Beschwerde der Beteiligten vom 18. Februar 1986 wird die Verf&#252;gung des Amtsgerichts B&#252;nde - Rechtspfleger - vom 16. Januar 1986 ebenfalls aufgehoben.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><b>Die Gesellschaft ist seit dem 18. Januar 1978 auf der Grundlage des Gesellschaftsvertrages vom 9. Januar 1978 mit einem Stammkapital von 50.000.-- DM im Handelsregister des Amsgerichts B&#252;nde eingetragen. Ihr alleinvertretungsberechtigter Gesch&#228;ftsf&#252;hrer ist der Kaufmann xxx</b></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><b>Nachdem das Registergericht von den Gesch&#228;ftsf&#252;hrer die f&#252;r Altgesellschaften mit einem Stammkapital von 50.000.-- bis 100.000.-- DM nach Art. 12 &#167; 1 Abs. 2 des Gesetzes zur &#196;nderung des Gesetzes betreffend die Gesellschaften mit beschr&#228;nkter Haftung und anderer handelsrechtlicher Vorschriften vom 4. Juli 1980 (BGBl. I S. 836; GmbH-Novelle) abzugebende Versicherung verlangt hatte, da&#223; auf das Stammkapital mindestens 25.000.-- DM eingezahlt seien, gab der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer unter dem 11. Dezember 1985 die Versicherung in einfacher Schriftform ab. Der Rechtspfleger des Registergerichts sandte sie ihm nach telefonischer R&#252;cksprache am 16. Dezember 1985 mit der Aufforderung zur&#252;ck, sie in notariell beglaubigter Form abzugeben. Der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer widersprach in seinem Schreiben vom 23. Dezember 1985 mit der Begr&#252;ndung, eine besondere Form f&#252;r seine Versicherung, da&#223; er die Stammeinlage in drei Teilbetr&#228;gen am 13. Februar 1973 von 15.000.-- DM, am 15. Februar 1978 von 25.000.-- DM und am 15. M&#228;rz 1973 von 10.000.-- DM eingezahlt habe, sei nicht erforderlich.</b></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><b>Daraufhin hat das Registergericht - Rechtspfleger - mit Verf&#252;gung vom 16. Januar 1986 dem Gesch&#228;ftsf&#252;hrer mitgeteilt, da&#223; die Gesellschaft mit Ablauf des 31. Dezember 1985 aufgel&#246;st sei, weil die Versicherung nicht in der richtigen Form eingereicht worden sei. Der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer ist aufgefordert worden, die Aufl&#246;sung der Gesellschaft und die Liquidatoren oder aber die Fortsetzung unter Nachholung des Vers&#228;umten binnen vier Wochen anzumelden; ihm ist gleichzeitig f&#252;r den Fall des ergebnislosen Fristablaufs die Einleitung eines Zwangsgeldverfahrens und die Festsetzung eines Zwangsgeldes von 500.-- DM angedroht worden.</b></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"><b>Gegen die am 21. Januar 1986 zugestellte amtsgerichtliche Verf&#252;gung hat die Beteiligte "Erinnerung" vom 18. Februar 1986, beim Amtsgericht eingegangen am 19. Februar 1986, eingelegt und sich gegen die angenommene Aufl&#246;sung der Gesellschaft und die Formbed&#252;rftigkeit der Versicherung gewandt. Rechtspfleger und Richter des Amtsgerichts haben diesen Rechtsbehelf als Durchgriffserinnerung behandelt und ihr nicht abgeholfen.</b></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><b>Das Landgericht hat die Erinnerung als Beschwerde gegen die Feststellung &#252;ber die Aufl&#246;sung der Gesellschaft aufgefa&#223;t und das Rechtsmittel durch Beschlu&#223; von 18. M&#228;rz 1986 zur&#252;ckgewiesen.</b></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><b>Gegen die landgerichtliche Entscheidung wendet sich die Beteiligte mit ihrer weiteren Beschwerde vom 7. April 1986.</b></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><b>Die weitere Beschwerde der Beteiligten ist statthaft, in rechter Form und Frist eingelegt und auch sonst zul&#228;ssig (&#167;&#167; 27, 29, 20 FGG). Die Beschwerdebefugnis der Beschwerdef&#252;hrerin folgt schon daraus, da&#223; ihre erste Beschwerde ohne Erfolg geblieben ist (Keidel/Kuntze/Winkler - KKW -, FG, 11. Aufl., Rz. 10 zu &#167; 27 FGG).</b></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><b>Das somit zul&#228;ssige Rechtsmittel ist auch begr&#252;ndet, weil die angefochtene Beschwerdeentscheidung auf einer Verletzung des Gesetzes beruht (&#167; 27 FGG). Das Landgericht hat die besonderen Verfahrensvorschriften der &#167;&#167; 132 ff. FGG zur Erzwingung von Handlungen auf dem Gebiet des Handelsregisters verkannt.</b></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><b>1) Sobald das Registergericht von einem sein Einschreiten u.a. nach &#167; 14 HGB rechtfertigenden Sachverhalt glaubhafte Kenntnis erh&#228;lt, hat es dem Beteiligten unter Androhung eines Zwangsgeldes aufzugeben, innerhalb einer bestimmten Frist seiner gesetzlichen Verpflichtung nachzukommen oder die Unterlassung mittels Einspruchs gegen die Verf&#252;gung zu rechtfertigen (&#167; 132 Abs. 1 FGG). Die Verf&#252;gung des Rechtspflegers vom 16. Januar 1986 kann ihre Grundlage allein in dieser Norm haben. Der Anwendungsbereich dieser Bestimmung ist ausdr&#252;cklich auf die Nichterf&#252;llung einer Anmeldepflicht zum Handelsregister gem&#228;&#223; &#167; 14 HGB erstreckt, wie sie dem Gesch&#228;ftsf&#252;hrer einer GmbH nach &#167;&#167; 39, 65, 67, 78 GmbHG obliegt (KKW, Rz. 5 zu &#167; 132 FGG). Der Rechtspfleger hat dem Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beteiligten aufgegeben, entweder die Aufl&#246;sung der Gesellschaft und die Liquidatoren oder aber die Fortsetzung der Gesellschaft unter Nachholung der Versicherung &#252;ber die Mindesteinzahlung des Stammkapitals zum Handelsregister anzumelden. Inhaltlich bedeutet dies ein Anhalten zur Erf&#252;llung gesetzlicher Anmeldepflichten, wie sie durch die genannten Bestimmungen in Verbindung mit Art. 12 &#167; 1 Abs. 2 der GmbH-Novelle ausgel&#246;st werden. Diese gerichtlichen Auflagen beschwerten den Gesch&#228;ftsf&#252;hrer, weil an sie Zwangsgeldandrohungen gekn&#252;pft sind. Soweit der Rechtspfleger eingangs seiner Verf&#252;gung ausf&#252;hrt, mit Ablauf des 31. Dezember 1985 sei die Gesellschaft aufgel&#246;st, ist dies keine feststellende oder gestaltende Entscheidung, sondern nur der Hinweis auf eine von ihm angenommene, jedoch kraft Gesetzes in Art. 12 &#167; 1 Abs. 2 GmbH-Novelle bei Vorliegen der dort genannten Voraussetzungen eintretende Rechtsfolge und somit nur auf die Kenntniserlangung von einem sein Einschreiten rechtfertigenden Sachverhalt.</b></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><b>2) Mit der Vorschrift des &#167; 132 Abs. 1 FGG steht die an den Gesch&#228;ftsf&#252;hrer erlassene Verf&#252;gung nicht im Einklang. Die nach dieser Bestimmung ergehenden Verf&#252;gungen m&#252;ssen nach der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Kammergerichts (vgl. z.B. CLG 5, 27-; Recht 1906 Nr. 93), der beizupflichten ist, genau den Vorschriften des Gesetzes angepa&#223;t sein, weil sie die Grundlage f&#252;r eine demn&#228;chstige Zwangsgeldfestsetzung gegen den Beteiligten sind. Dieser hat ein Recht darauf, da&#223; die f&#252;r seine Belastung mit Zwangsgeld ma&#223;gebende Verf&#252;gung nur so ergeht, wie das Gesetz dies vorschreibt. Um ein ordnungsm&#228;&#223;iges Zwangsgeldverfahren einzuleiten, mu&#223; daher die Alternativandrohung "entweder der betreffenden Verpflichtung nachzukommen <u>oder</u> die Unterlassung mittels Einspruchs zu rechtfertigen" in der amtsgerichtlichen Verf&#252;gung enthalten sein. Fehlt - wie hier - der Hinweis auf die M&#246;glichkeit des Einspruchs, so ist die Verf&#252;gung mangelhaft, so da&#223; sie nicht zu einer Zwangsgeldfestsetzung f&#252;hren kann (Jansen, FGG, 2. Aufl., Rz. 51 zu &#167; 132 FGG; KKW, Rz. 25 zu &#167; 132 FGG), Wie wesentlich die genaue Alternativandrohung auch in Bezug auf den Einspruch ist, zeigt nicht zuletzt das vorliegende Verfahren, weil der Einspruch vom 18. Februar 1986 nicht die auf vier Wochen bestimmte Frist wahrt und seine Erg&#228;nzung durch einen Antrag auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gem&#228;&#223; &#167; 137 FGG herausgefordert wird.</b></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><b>Die Verf&#252;gung des Registergerichts ist daher schon aus diesem formellen Grunde aufzuheben.</b></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><b>3) Das Landgericht w&#252;rde zudem &#167; 132 Abs. 2 FGG verletzt haben, wenn einmal eine gerichtliche Aufforderung nach Absatz 1 dieser Vorschrift mit dem notwendigen Inhalt unterstellt wird.</b></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><b>Gegen die einleitende Verf&#252;gung des &#167; 132 Abs. 1 FGG findet lediglich der Einspruch an das Registergericht statt; die Beschwerde ist unzul&#228;ssig, wie Absatz 2 dieser Bestimmung zu entnehmen ist. Auch wenn der Rechtspfleger die Verf&#252;gung erlassen hat, ist die Durchgriffserinnerung nicht gegeben.</b></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><b>Dieses eigenartige Verfahren, das bei rechtzeitig erhobener Einspruch, der sich nicht ohne weiteres als begr&#252;ndet anweist, zu einem m&#252;ndlichen Er&#246;rterungstermin f&#252;hrt (&#167; 134 Abs. 1 FGG), dient im wesentlichen &#246;ffentlichen Interessen. Es darf daher vom Registergericht weder aus eigenem Antrieb noch auf Wunsch der Beteiligten anders gestaltet oder durch Einschlagen eines anderen Verfahrens umgangen werden. Durch den besonderen Verfahrensablauf wollte der Gesetzgeber erh&#246;hte Garantien f&#252;r eine gr&#252;ndliche, schleunige und durchgreifende Erledigung derartiger Streitigkeiten schaffen. Das zeigt sich namentlich dadurch, da&#223; die Abhaltung eines Er&#246;rterungstermins vorgeschrieben, als Rechtsmittel nur die sofortige Beschwerde zugelassen und durch &#167; 135 Abs. 2 FGG den Gericht der unges&#228;umte Erla&#223; der Zwangsgeldfestsetzung aufgegeben wurde. An diesen wichtigen Garantien w&#252;rde es fehlen, wenn das Gericht dazu &#252;bergehen k&#246;nnte, &#252;ber einen Streit zur Anmeldepflicht au&#223;erhalb des f&#246;rmlichen Zwangsgeldverfahrens im gew&#246;hnlichen Beschwerdeverfahren zu entscheiden (HGJ 37 A-131 Jansen, Rz. 55 zu &#167; 132 FGG). Durch diese Regelung wird zudem erreicht, da&#223; in einem einheitlichen Verfahren &#252;ber das Bestehen der Verpflichtung und die Zwangsgeldfestsetzung verhandelt und entschieden wird, so da&#223; die Zwangsgeldfestsetzung nicht so lange hinausgeschoben ist, bis eine rechtskr&#228;ftige Entscheidung im Instanzenzuge &#252;ber das Bestehen der zu erzwingenden Verpflichtung vorliegt.</b></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><b>Lediglich in dem Ausnahmefall, da&#223; das Zwangsgeldverfahren von vornherein unzul&#228;ssig war, weil einer der in &#167; 132 FGG genannten F&#228;lle nicht vorgelegen hat und das Registergericht somit ohne gesetzliche Erm&#228;chtigung eingeschritten ist, ist &#167; 132 Abs. 2 FGG nicht anzuwenden; vielmehr ist die Beschwerde dann unbeschr&#228;nkt zul&#228;ssig (Beschlu&#223; des Senats vom 25. Oktober 1978 - 15 II 144/78 - = OLGZ 1979, 1; Jansen, a.a.O.; KKV, Rz. 28 zu &#167; 132 FGG). Hier liegt jedoch ein Anwendungsfall des &#167; 132 FGG vor, wie bereis er&#246;rtert worden ist.</b></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><b>W&#228;re die registergerichtliche Verf&#252;gung nicht schon aus formellen Gr&#252;nden aufzuheben, dann h&#228;tte das Landgericht die "Erinnerung" vom 18. Februar 1986 in den allein zul&#228;ssigen Rechtsbehelf des Einspruchs umdeuten m&#252;ssen, da allenfalls auf diesem Wege das eigentliche Sachanliegen - Formfreiheit der Versicherung nach Art. 14 &#167; 1 Abs. 2 GmbH-Novelle h&#228;tte &#252;berpr&#252;ft werden k&#246;nnen. Es h&#228;tte die Sache zur Entscheidung &#252;ber diesen Rechtsbehelf, der wegen seiner Versp&#228;tung einer Erg&#228;nzung durch einen Wiedereinsetzungsantrag gem&#228;&#223; &#167; 137 FGG bedurfte, an das daf&#252;r allein funktionell zust&#228;ndige Registergericht zur&#252;ckverweisen m&#252;ssen.</b></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><b>4) Auf die weitere Beschwerde der Beteiligten, die dem vom Landgericht eingeschlagenen Instanzenzuge folgen mu&#223;te, ist die Beschwerdeentscheidung daher aufzuheben, weil sie auf der er&#246;rterten Gesetzesverletzung des Landgerichts beruht. Die Erstbeschwerde f&#252;hrt zur Aufhebung der amtsgerichtlichen Verf&#252;gung, weil sie die erforderliche Alternativandrohung nicht vollst&#228;ndig enth&#228;lt.</b></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><b>Eine Entscheidung &#252;ber au&#223;ergerichtliche Kosten das Verfahrens der weiteren Beschwerde gem&#228;&#223; &#167; 13 a Abs. 1 Satz 1 FGG ist ebensowenig veranla&#223;t wie eine Wertfestsetzung des Senats gem&#228;&#223; &#167;&#167; 131 Abs. 2, 30 KostG.</b></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><b>5) Der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der GmbH wird zu &#252;berlegen haben, da er es mit R&#252;cksicht auf die ihm bekanntgewordene gewichtige Ansicht des Beschwerdegerichts und die herrschende Auffassung zur Formd&#252;rftigkeit der Versicherung erneut zu einem Zwangsgeldverfahren kommen l&#228;&#223;t.</b></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><b>Dr. Kuntze</b></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><b>Kamps</b></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><b>Arps</b></p>
315,568
olgk-1986-04-01-ss-16886
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
Ss 168/86
"1986-04-01T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:07"
"2019-03-27T09:42:47"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1986:0401.SS168.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird mit seinen Feststellungen aufgehoben.</p> <p></p> <p>Die Sache wird zur erneuten Verhandlung und Entscheidung, auch &#252;ber die Kosten der Revision, an eine andere Abteilung des Amtsgerichts K&#246;ln zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat den Angeklagten wegen Diebstahls (&#167;&#167; 242, 243 Abs. 1 Nr. 1, 52 StGB) zu einer Freiheitsstrafe von neun Monaten verurteilt. Hiergegen richtet sich die Sprungrevision des Angeklagten, mit der er die Verletzung formellen und materiellen Rechts r&#252;gt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsmittel hat mit der Verfahrensr&#252;ge der Verletzung des &#167; 338 Nr. 5 StPO i.V.m. &#167;&#167; 140 Abs. 2, 145 StPO (vorl&#228;ufigen) Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Revisionsgrund des &#167; 338 Nr. 5 StPO setzt voraus, da&#223; die Hauptverhandlung in Abwesenheit der Staatsanwaltschaft oder einer Person, deren Anwesenheit das Gesetz vorschreibt, stattgefunden hat. Gesetzlich vorgeschrieben ist die Anwesenheit eines Pflichtverteidigers nach &#167;&#167; 14 c Abs. 2, 145 StPO auch dann, wenn wegen der Schwere der Tat oder wegen der Schwierigkeit der Sach- oder Rechtslage die Mitwirkung eines Verteidigers geboten erscheint oder Wenn ersichtlich ist, da&#223; sich der Beschuldigte nicht selbst verteidigen kann. Diese Voraussetzungen sind hier erf&#252;llt. Der Tatrichter hatte dem Angeklagten einen Pflichtverteidiger bestellen m&#252;ssen und nur in dessen Anwesenheit verhandeln d&#252;rfen. Zwar verlangen die in &#167; 140 Abs. 2 StPO verwendeten unbestimmten Rechtsbegriffe teilweise eine Ermessensentscheidung des Tatrichters. Diese ist jedoch nach allgemeinen Grunds&#228;tzen revisibel und f&#252;hrt zum Eingreifen des Revisionsgerichts, wenn das Ermessen - wie in vorliegenden Fall - rechtsfehlerhaft oder irrt&#252;mlich ausge&#252;bt worden ist (vgl. BGH St. 15, 307; SenE vom 3. Oktober 1975 - Ss 277/75 -). Die Schwere der Tat beurteilt sich unter Ber&#252;cksichtigung der eigenen Verteidigungsf&#228;higkeit des Beschuldigten haupts&#228;chlich nach der zu erwartenden Rechtsfolgenentscheidung (vgl. BGH St. 6, 199, 201 = NJW 1954, 1415; KG StV 1982, 412; 1983, 186; OLG Frankfurt StV 1983, 497; 1984, 370; OLG Hamburg StV 1984, 370 = NStZ 1984, 281 = MDR 1984, 689 = AnwBl 1984, 509; OLG Stuttgart StV 1981, 611 = KStZ 1981, 490 = AnwBl 1982, 33 ... = Justiz 1981, 446; OLG Koblenz vistra 1983, 122; SenE NJW 1972 1432; KK-Laufh&#252;tte, StPO, Rdn. 21 zu &#167; 140; Kleinknecht/Meyer, StPO, 37. Aufl., Rdn. 17 zu &#167; 140). Da der Angeklagte bereits in April 1983 sowie im Mai 1985 wegen versuchten Diebstahls im besonders schweren Fall zu Freiheitsstrafen von f&#252;nf und sechs Monaten verurteilt worden war, deren Vollstreckung das Gericht (nach Teilverb&#252;&#223;ung der letzten Strafe) zur Bew&#228;hrung ausgesetzt hatte, drohte ihm nunmehr wegen der ihm zur Last gelegten Diebstahlstat vom 3. November 1985 eine Freiheitsstrafe von deutlich nehr als sechs Monaten ohne Strafaussetzung zur Bew&#228;hrung, deren Bewilligung im Falle der &#220;berf&#252;hrung des Angeklagten wegen dessen zweifachen Bew&#228;hrungsversagens aller Voraussicht nach nicht in Betracht gekommen w&#228;re. Ist die zu erwartende Rechtsfolge schon f&#252;r sich genommen einschneidend, so tritt hier noch erschwerend hinzu, da&#223; aus Gr&#252;nden, die in der Person des Angeklagten liegen, nicht sicher gew&#228;hrleistet ist, da&#223; er in der Lage ist, der Verhandlung zu folgen und alle seiner Verteidigung dienenden Handlungen vorzunehmen. Nach den Feststellungen des Amtsgerichts ist der am 3. April 1950 geborene Angeklagte t&#252;rkischer Staatsangeh&#246;riger, der in der Bundesrepublik Deutschland Asyl erhalten hat und seit etwa zwei Jahren Sozialhilfe von der Stadt K. bezieht. Diese - allerdings sp&#228;rlichen - Angaben zur Person sprechen eher daf&#252;r, da&#223; der in einem anderen Kulturkreis aufgewachsene Angeklagte dem deutschen Rechtswesen weitgehend fremd gegen&#252;bersteht. Hinzu kommt, da&#223; der Angeklagte die deutsche Sprache nicht oder zumindest nicht in hinreichendem Ma&#223;e beherrscht, wie der Umstand zeigt, da&#223; der Tatrichter zur Hauptverhandlung einen Dolmetscher hinzugezogen hat. Bei solchen Gegebenheiten ist regelm&#228;&#223;ig davon auszugehen, da&#223; sich der Beschuldigte nicht selbst verteidigen kann (vgl. OLG Hamm AnwBl 1980, 31; KK-Laufh&#252;tte, a.a.O., Rdn. 24 zu &#167; 140). Schlie&#223;lich ist die Mitwirkung eines Pflichtverteidigers auch wegen der Schwierigkeit der Sachlage erforderlich. Als schwierig ist die Sachlage u.a. dann zu bewerten, wenn die Hauptverhandlung ohne Aktenkenntnis nicht umfassend vorbereitet werden kann. Da nur ein Verteidiger Akteneinsicht erh&#228;lt (&#167; 147 StPO), w&#252;rde die Nichtbeiordnung eines Verteidigers in solchen F&#228;llen dem Gebot eines fairen Verfahrens widersprechen (vgl. BGH LM &#167; 140 StPO Nr. 18; OLG Celle StV 1983, 187; OLG Hamm GA 1971, 25; zur "Schwierigkeit" allgemein; OLG Hamm StV 1984, 66; OLG D&#252;sseldorf StV 1984, 66, 67; OLG Koblenz MDR 1976, 776). Das gilt erst recht, wenn der Beschuldigte als Ausl&#228;nder Verst&#228;ndigungsschwierigkeiten hat (BVerfGE 64, 135, 150 = NJW 1983, 2762, 2764 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall geh&#246;rt die Akteneinsicht bei verst&#228;ndiger Betrachtung zur sachdienlichen Vorbereitung und Durchf&#252;hrung der Verteidigung. Insoweit ist von Bedeutung, da&#223; sich in den Akten zwei schriftliche Sachverst&#228;ndigengutachten befinden. Das eine enth&#228;lt den Untersuchungsbefund &#252;ber die Blutalkoholbestimmung der dem Angeklagten entnommenen Blutprobe, das andere betrifft die Identifizierung und Zuordnung der an den Tatobjekten gefundenen Blutspuren. Da der Beklagte einerseits behauptet, zur Tatzeit v&#246;llig betrunken gewesen zu sein, so da&#223; er sich an nichts mehr erinnern k&#246;nne, andererseits aber leugnet, mit den ihm zur Last gelegten PKW-Aufbr&#252;chen etwas zu tun zu haben, sind die schriftlichen Gutachten und die darin gewonnenen Ergebnisse f&#252;r ihn insofern bedeutsam, als er sie vorab kennen mu&#223;, um in der Hauptverhandlung sachgerechte Vorhalte machen zu k&#246;nnen (Kleinknecht/Meyer, a.a.O., Rdn. 18 zu &#167; 140). Ohne die Unterst&#252;tzung eines Pflichtverteidigers w&#228;re dem Angeklagten als einem Ausl&#228;nder mit Verst&#228;ndigungsschwierigkeiten diese Verteidigungsm&#246;glichkeit verschlossen. Damit w&#228;re sein Rechtsanspruch auf ein faires Verfahren verletzt. Der Tatrichter w&#228;re somit verpflichtet gewesen, dem Angeklagten gem. &#167; 140 Abs. 2 StPO einen Pflichtverteidiger zu bestellen, Der entgegen &#167; 34 StPO nicht mit Gr&#252;nden versehene (vgl. dazu: KK-Maul, a.a.O., Rdn. 7 und 9 zu &#167; 34) Beschlu&#223; des Amtsgerichts vom 29. November 1985, durch den der Antrag des Angeklagten auf Bestellung eines Pflichtverteidigers abgelehnt wurde, ist hiernach rechtsfehlerhaft. Der Pflichtverteidiger, der vom Tatrichter zu bestellen gewesen w&#228;re, h&#228;tte - wie aus &#167; 145 StPO folgt - in der Hauptverhandlung vom 22. und 29. November 1985 anwesend sein m&#252;ssen. Da diese Hauptverhandlung jedoch ohne Mitwirkung eines Pflichtverteidigers stattgefunden hat, liegt ein Versto&#223; gegen die Verfahrensvorschrift des &#167; 338 Nr. 5 StPO vor. Dabei handelt es sich um einen der absoluten Revisionsgr&#252;nde, bei denen das Beruhen des Urteils auf der Gesetzesverletzung unwiderlegbar vermutet wird.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das angefochtene Urteil ist demzufolge aufzuheben, ohne da&#223; es der Er&#246;rterung weiterer Verfahrensr&#252;gen (unterbliebene Ladung des Verteidigers zum Fortsetzungstermin am 29. November 1985, Ablehnung des Aussetzungsantrages ohne Bezeichnung der Gr&#252;nde) bedarf. Die Sache ist zur erneuten Verhandlung und Entscheidung an eine andere Abteilung des Amtsgerichts K&#246;ln zur&#252;ckzuverweisen. F&#252;r die neue Hauptverhandlung weist der Senat auf folgendes hin:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Bei der W&#252;rdigung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens, dem sich der Tatrichter anschlie&#223;t, m&#252;ssen in der Regel, sofern es sich (wie hier) nicht um einfach gelagerte F&#228;lle handelt, die Ankn&#252;pfungstatsachen, die Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen und die eigenen Erw&#228;gungen des Gerichts in den Urteilsgr&#252;nden dargelegt werden, damit das Revisionsgericht in die Lage versetzt wird nachzupr&#252;fen, ob das Gutachten auf eine rechtlich einwandfreie Basis gegr&#252;ndet ist und die Vorinstanz ihm mit rechtsfehlerfreien Erw&#228;gungen zugestimmt hat (vgl. BGH St. 12, 311, 314; BGH StV 1982, 210). Das gilt namentlich f&#252;r Sachverst&#228;ndigengutachten &#252;ber die Bestimmung des Blutalkoholgehalts einschlie&#223;lich seiner R&#252;ckrechnung. Auch hier sind alle wesentlichen Ankn&#252;pfungstatsachen des Gutachtens und die daraus gezogenen Schl&#252;sse soweit mitzuteilen, als sie zum Verst&#228;ndnis des Gutachtens und Urteils erforderlich sind (vgl. BGH VRS 31, 107; OLG K&#246;ln BA 1970, 76 und 159; 1971, 240; VRS 64, 294; 65, 367; NJW 1982, 2613; OLG D&#252;sseldorf VRS 64, 208; OLG Hamburg MDR 1979, 693; OLG Hamm DAR 1971, 274; OLG Koblenz, VRS 51, 115; 56, 360; DAR 1974, 134; OLG Bremen VRS 48, 272; Hentschel/Born, Trunkenheit im Stra&#223;enverkehr, 3. Aufl., Rdn. 120). Solche Ankn&#252;pfungstatsachen sind z.B. das Ergebnis einer Blutuntersuchung, der Zeitpunkt der Blutentnahme, der R&#252;ckrechnungsfaktor, das Trinkende, die Trinkmenge, das K&#246;rpergewicht des Angeklagten usw.</p>
315,569
ag-neuss-1986-03-27-36-c-74585
{ "id": 713, "name": "Amtsgericht Neuss", "slug": "ag-neuss", "city": 473, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
36 C 745/85
"1986-03-27T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:09"
"2019-03-27T09:42:47"
Urteil
ECLI:DE:AGNE:1986:0327.36C745.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Es wird festgestellt, dass die Hauptsache erledigt ist.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen die Beklagten.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Den Beklagten wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung der Kl&#228;ger durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 500,00 DM abzuwenden, wenn nicht die Kl&#228;ger vorab in gleicher H&#246;he Sicherheit leisten.</p> <p>Die Sicherheitsleistung kann auch durch die selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer westdeutschen Gro&#223;bank oder Sparkasse erbracht werden.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten waren Mieter einer Wohnung der Kl&#228;ger in L, Danziger T-Str.. Die Parteien streiten dar&#252;ber, ob die Beklagten verpflichtet waren, einen von den Kl&#228;gern geplanten Austausch zweier Fenster im Wohnraum der Wohnung bis zu ihrem Auszug zu dulden.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Kl&#228;ger zun&#228;chst beantragt hatten, die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, zu dulden, a) dass in ihrer Wohnung zwei Fensteranlagen im Wohnzimmer in der Zeit von 08.00 bis 17.00 Uhr ausgetauscht werden und b) dass zur Durchf&#252;hrung der unter a) genannten Arbeiten die Kl&#228;ger und die beauftragte Firma Y zu ihrer Wohnung in der Zeit von 08. bis 17.00 Uhr erhalten, sofern die Durchf&#252;hrung der Arbeiten den Beklagten zwei Wochen vorher schriftlich angek&#252;ndigt werde,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">beantragen die Kl&#228;ger nunmehr festzustellen, dass die Hauptsache erledigt sei.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten tragen u.a. vor, die von den Kl&#228;gern vorgesehene Ma&#223;nahme sei f&#252;r sie unzumutbar gewesen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Wegen der n&#228;heren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die Schrifts&#228;tze vom 11.11.1985 (Bl. 1 ff. d.A.), 23.12.1985 (Bl. 13 ff d.A.), 23.01.1986 (Bl. 22 ff d.A.), 12.02.1986 (Bl. 65 ff d.A.), 03.03.1986 (Bl. 78 ff d.A.) und 19.02.1986 (Bl. 85 ff d.A.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die nunmehr auf Feststellung der Erledigung der Hauptsache gerichtete Klage ist begr&#252;ndet. Die von den Kl&#228;gern erhobene Duldungsklage hat sich nach Rechtsh&#228;ngigkeit erledigt. Die Erledigung ist vorliegend durch die Beendigung des Mietverh&#228;ltnisses der Parteien zum 28.02.1986, dem Tag der m&#252;ndlichen Verhandlung, eingetreten. Da die Beklagten die K&#252;ndigung fristgerecht zum 28.02.1986 ausgesprochen hatten, endigte das Mietverh&#228;ltnis an diesem Tage, &#167; 564 Abs. 1 BGB. Mit der rechtlichen Beendigung des Mietverh&#228;ltnisses ist aber ein den Kl&#228;gern gegen die Beklagten zustehender Duldungsanspruch entfallen, &#167;&#167; 275 Abs. 1, 541 a BGB, ohne dass es vorliegend darauf ankommt, dass das Mietverh&#228;ltnis erst mit Ablauf des 28.02.1986 (&#167; 188 BGB) endete, denn bereits zur angesetzten Terminsstunde stand den Kl&#228;gern mindestens faktisch gegen die Beklagten kein durchsetzbarer Duldungsanspruch mehr zu. Dieser Rechtslage haben die Kl&#228;ger - da die Beklagten einer Erledigungserkl&#228;rung widersprochen haben - durch den Wechsel von der Duldung - auf die Feststellungsklage in zul&#228;ssiger Weise Rechnung getragen. Soweit die Beklagten demgegen&#252;ber die Auffassung vertreten, das Mietverh&#228;ltnis sei bis zum 15.03.1986 verl&#228;ngert worden, ist ihnen nicht zu folgen. Da infolge der Gestaltungswirkung der K&#252;ndigung die Beendigung des Mietverh&#228;ltnisses zum 28.02.1986 eingetreten ist, konnte eine "Verl&#228;ngerung" nur durch den Abschluss eines neuen Mietvertrages bewirkt werden. Hierzu h&#228;tte es eines auf den Abschluss eines "Verl&#228;ngerungs"-Mietvertrages gerichteten Vertragsangebots der Beklagten und einer entsprechenden Annahmeerkl&#228;rung der Kl&#228;ger bedurft, &#167;&#167; 145 ff BGB. Dem Vorbringen der Beklagten l&#228;sst sich nicht entnehmen, dass zwischen den Parteien in diesem Sinne ein "Verl&#228;ngerungs"-Mietvertrag zustandegekommen ist. Sie haben weder ein entsprechendes Vertragsangebot, noch eine auf den Abschluss eines weiteren (befristeten) Mietvertrages gerichtete Annahmeerkl&#228;rung der Kl&#228;ger schl&#252;ssig dargelegt. Aus der Vorkorrespondenz (vergl. Schreiben der Kl&#228;ger vom 22.08.1985) geht vielmehr eindeutig hervor, dass die Kl&#228;ger den Beklagten lediglich - wie es in derartigen F&#228;llen &#252;blich ist und der Lebenswirklichkeit entspricht - eine R&#228;umungsfrist einger&#228;umt haben. Selbst wenn aber der Auffassung der Beklagten zu folgen sein sollte, so ist die Erledigung der Hauptsache im Zeitpunkt der m&#252;ndlichen Verhandlung eingetreten, denn im Hinblick auf den vom Gericht mitgeteilten Verk&#252;ndungstermin bestand bereits zu diesem Zeitpunkt faktisch f&#252;r die Kl&#228;ger kein realisierbarer Anspruch auf Duldung der geplanten Fensterarbeiten mehr. Dies reicht aber f&#252;r die Annahme der Erledigung des Rechtsstreits aus.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Klage war auch bis zum Eintritt des erledigenden Ereignisses aus &#167; 541 a BGB begr&#252;ndet. Danach hat der Mieter von R&#228;umen Einwirkungen auf die Mietsache zu dulden, die zur Erhaltung der Mietr&#228;ume erforderlich sind. Erhaltungsma&#223;nahmen sind solche, die zur Erhaltung des urspr&#252;nglichen Zustandes der Mietsache notwendig sind, sei es, dass sie der Wiederherstellung oder der Haltung der Substanz dienen, hierunter f&#228;llt insbesondere die Ausbesserung oder Erneuerung schadhafter Teile (vergl. MieWo-Wetekamp, 1985, &#167; 541 a Randnr. 8 m.w.N.). Diese Voraussetzungen sind vorliegend erf&#252;llt. Der von den Kl&#228;gern vorgesehene Austausch der Fenster im Wohnzimmer der den Beklagten vermieteten Wohnung war --ungeachtet etwaiger steuerlicher Auswirkungen - zur Erhaltung der Substanz des Wohnzimmers erforderlich. Hiervon ist nach dem unstreitigen Sachverhalt auszugehen, denn beide Parteien tragen &#252;bereinstimmend vor, dass beide Fenster undicht und m&#228;ngelbehaftet gewesen seien. Nach dem gem&#228;&#223; &#167; 138 Abs. 3 ZPO als zugestanden und unstreitig anzusehenden Sachvortrag der Kl&#228;ger, wies das an das Fenster an der Wetterseite angrenzende Mauerwerk dar&#252;berhinaus erste Feuchtigkeitserscheinungen auf und lie&#223; sich das Fenster nicht mehr ohne Gefahr &#246;ffnen und schlie&#223;en. Dass bei einem derartigen Sachverhalt der Austausch der Fenster ein im Sinne des &#167; 541 a BGB erforderliche Ma&#223;nahme darstellt, liegt auf der Hand (&#167; 287 ZPO). &#167; 541 a BGB legt dem Mieter grunds&#228;tzlich eine unbegrenzte Duldungspflicht f&#252;r s&#228;mtliche im Zusammenhang mit der Durchf&#252;hrung der Erhaltungsma&#223;nahmen notwendigerweise eintretenden Einschr&#228;nkungen und Behindungerungen in dem vertragsgem&#228;&#223;en Gebrauch der Mietsache auf. Diese dem Mieter obliegende uneingeschr&#228;nkte Duldungspflicht stellt das notwendige Korrelat f&#252;r die aus &#167; 536 BGB folgende Verpflichtung des Vermieters dar, die Mietsache jederzeit in einem zum vertragsm&#228;&#223;igen Gebrauch geeigneten Zustand zu erhalten. Dementsprechend ist es auch ohne Bedeutung, wie der zu beseitigende Schaden entstanden ist oder wie lange er schon besteht (vgl. T ZMR 1965, 193, 194). Aus der umfassenden Duldungspflicht folgt zugleich, dass der Mieter die Vornahme der Arbeiten - anders als in &#167; 541 b BGB - nicht von der vorherigen Erkl&#228;rung des Vermieters, er werde f&#252;r etwaige Sch&#228;den aufkommen bzw. die Kosten der Wiederherstellung &#252;bernehmen - abh&#228;ngig machen kann (vergl. T a.a.O.; Ermann-T, 7. Auflage, &#167; 541 a Randnr. 12; BGB-RGRK-Gelhaar, 12. Auflage, &#167; 541 a (A.F.), Randnr. 4-, LG G ZMR 68, 141, 142, 172). Stand den Beklagten danach aber kein Recht zu, den Fensteraustausch bis zur Abgabe etwaiger --die Beseitigung von Sch&#228;den und die &#220;bernahme von Kosten betreffender Gegenerkl&#228;rungen durch die Kl&#228;ger zu verweigern, so kann es dahinstehen, ob den Beklagten nach Durchf&#252;hrung der Arbeiten ein Anspruch aus &#167; 537 BGB oder 538 BGB zugestanden h&#228;tte bzw. in welchem Umfang die Kl&#228;ger verpflichtet gewesen w&#228;ren, den urspr&#252;nglichen Zustand der Mietr&#228;ume wieder herzustellen. Wegen des Fehlens eines Zur&#252;ckbehaltungsrechts bedarf es auch keiner Entscheidung, ob und in welchem Umfang die Beklagten bei der Durchf&#252;hrung der Arbeiten zur Mitwirkung verpflichtet gewesen w&#228;ren. Dar&#252;berhinaus hatte der Kl&#228;ger zu 1) - wie die Beklagte zu 2) im Verhandlungstermin einger&#228;umt hat - den Beklagten angeboten, die Arbeiten selbst zu beaufsichtigen und etwaige Reinigungsarbeiten zu &#252;bernehmen. Dieses Angebot der Kl&#228;ger haben die Beklagten nicht angenommen. Es mag dahinstehen, ob Zumutbarkeitsgesichtspunkte im Rahmen des &#167; 541 a BGB (anders &#167; 541 b BGB) &#252;berhaupt Ber&#252;cksichtigung finden k&#246;nnen, jedenfalls war die Durchf&#252;hrung der Fensterarbeiten f&#252;r die Beklagten nicht unzumutbar. Der Fensteraustausch h&#228;tte nach den Angaben der Kl&#228;ger innerhalb eines halben Tages vorgenommen werden k&#246;nnen. Dies entspricht bei der sich aus der vorgelegten Skizze eingebenden Gr&#246;&#223;e des Wohnraums dem gew&#246;hnlichen M4 der Dinge (&#167; 287 ZPO). Konkrete Angaben zu einer wesentlich l&#228;ngeren Dauer der Arbeiten enth&#228;lt das Vorbringen der Beklagten nicht. Die angesichts des Umfangs und der voraussichtlichen Dauer der Arbeiten eintretende Beeintr&#228;chtigung h&#228;tte sich auf ein Zimmer beschr&#228;nkt und muss angesichts der Gr&#246;&#223;e der Wohnung (4 Zimmer, K&#252;che, Diele, Bad) als unwesentlich angesehen werden. Eine ausdr&#252;ckliche Erkl&#228;rung der Kl&#228;ger, den Handwerkerschmutz und die Reinigung betreffend, war, wie ausgef&#252;hrt, nicht erforderlich, im &#252;brigen haben sich die Kl&#228;ger nach dem Inhalt der vorgelegten Korrespondenz auch nie geweigert, derartige Arbeiten durchzuf&#252;hren bzw. durchf&#252;hren zu lassen. Zu einer schriftlichen Zusage waren sie nach &#167; 541 a BGB nicht verpflichtet. Die Beklagten berufen sich auch zu Unrecht auf Sternel II 201 und die dort zitierte Rechtsprechung. Die Ausf&#252;hrungen von Sternel betreffen allein die Durchf&#252;hrung von Verbesserungsma&#223;nahmen nach &#167; 541 a Abs. 2 a.F. BGB (nunmehr &#167; 541 b BGB), nicht aber &#167; 541 a bzw. &#167; 541 a ABs. 1 a.F. BGB. Eine Unzumutbarkeit war im Hinblick auf die nach Klageerhebung verbleibende Restmietzeit aber auch deshalb nicht gegeben, weil die Beklagten diese "Unzumutbarkeit" durch ihre Hinhaltetaktik und unberechtigte Weigerung, die gleichzeitig eine positive Vertragsverletzung darstellte, selbst herbeigef&#252;hrt haben. Wie sich aus der vorgelegten Korrespondenz ergibt, haben sich die Kl&#228;ger seit August 1985 vergeblich bem&#252;ht, die Zustimmung der Beklagten zu dem geplanten Fensteraustausch zu erlangen. H&#228;tten die Beklagten, wozu sie verpflichtet waren, den Arbeiten bereits zu diesem Zeitpunkt zugestimmt so w&#228;re f&#252;r die Annahme einer Unzumutbarkeit wegen des bevorstehenden Mietendes gleichfalls kein Raum gewesen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus den &#167;&#167; 91, 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 2.000,00 DM.</p>
315,570
ag-neuss-1986-03-21-36-c-73785
{ "id": 713, "name": "Amtsgericht Neuss", "slug": "ag-neuss", "city": 473, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
36 C 737/85
"1986-03-21T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:10"
"2019-03-27T09:42:47"
Urteil
ECLI:DE:AGNE:1986:0321.36C737.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;gerin wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung des Beklagten durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 400,00 DM abzuwenden, wenn nicht der Beklagte vorab in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet.</p> <p></p> <p>Die Sicherheitsleistung kann auch durch die selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer westdeutschen Gro&#223;bank oder Sparkasse erbracht werden.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hatte die Vertretung der Kl&#228;gerin in einem K&#252;ndigungsschutzverfahren vor dem Arbeitsgericht E &#252;bernommen. In Abwesenheit der Kl&#228;gerin schloss der Beklagte am 06.10.1981 einen Vergleich, auf den wegen der Einzelheiten verwiesen wird (Blatt 4 d.A. a) - e)).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit der vorliegenden Klage nimmt die Kl&#228;gerin den Beklagten auf Schadensersatz in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Sie tr&#228;gt vor, der Beklagte habe sie &#252;ber den Inhalt des Vergleichs falsch beraten. Hierdurch sei ihr ein Schaden in H&#246;he von 1893,80 DM entstanden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Wegen der n&#228;heren Einzelheiten wird auf die Schrifts&#228;tze vom 31.10.1985 (Bl. 1 ff d.A.) und 25.02.1986 (Bl. 72 ff d.A.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">den Beklagten zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin 1.893,80 DM nebst 4 % Zinsen seit Klageerhebung zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">der Kl&#228;gerin nachzulassen, die Zwangsvollstreckung gegen Sicherheitsleistung - auch Bank- oder Sparkassenb&#252;rgschaft - abzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte erhebt die Einrede der Verj&#228;hrung. Im &#252;brigen bestreitet er, dass der Kl&#228;gerin infolge einer unrichtigen Mitteilung des Vergleichsinhaltes ein Schaden entstanden sei.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wegen der n&#228;heren Einzelheiten wird auf den Schriftsatz vom 30.01.1986 (Bl. 33 d.A.) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch auf Zahlung von 1.893,80 DM steht der Kl&#228;gerin gegen den Beklagten nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Etwaige aus dem Mandatsverh&#228;ltnis der Parteien herr&#252;hrende Schadensersatzanspr&#252;che der Kl&#228;gerin sind jedenfalls verj&#228;hrt, &#167;&#167; 222 BGB, 51 BRAO. Die dreij&#228;hrige Verj&#228;hrungsfrist des &#167; 51 BRAO war im Zeitpunkt der Klageerhebung bereits abgelaufen. Gem&#228;&#223; &#167; 51 BRAO verj&#228;hren Schadensersatzanspr&#252;che des Auftraggebers gegen den REchtsanwalt in drei Jahren von dem Zeitpunkt an, in dem der Anspruch entstanden ist, sp&#228;testens jedoch in drei Jahren nach der Beendigung des Auftrages. Vorliegend war der von der Kl&#228;gerin behauptete Schaden, die Richtigkeit ihres Sachvortrages unterstellt, mit Rechtskraft des Vergleichs vom 06.10.1981, die am 17.10.1981 eintrat, dem Grunde nach entstanden, denn die in dem Vergleich niedergelegten Daten waren, wie die Sozialgerichtsprozesse gezeigt haben, Grundlage f&#252;r die Bemessung des Arbeitslosen- und Rentenversicherungsentgeltes. Stellt man demgegen&#252;ber auf die Beendigung des Mandats ab, so war auch hier die dreij&#228;hrige Verj&#228;hrungsfrist im Zeitpunkt der Klageerhebung abgelaufen, denn wie die Kl&#228;gerin einr&#228;umt, war das Mandat sp&#228;testens im M&#228;rz 1982 beendet. Die Kl&#228;gerin kann die von dem Beklagten erhobene Verj&#228;hrungseinrede auch nicht mit einem sogenannten "sekund&#228;ren" Schadensersatzanspruch zu Fall bringen. Die Gl&#228;ubigerin eines aus Verletzung des Mandatsvertrages haftenden Anwalts erlangt gegen diesen einen sogenannten Sekund&#228;ranspruch darauf, dass die Einrede der Verj&#228;hrung nach &#167; 51 BRAO nicht erhoben werde, wenn der Anwalt ein w&#228;hrend des Laufs der Verj&#228;hrungsfrist des &#167; 51 BRAO bestehendes Mandatsverh&#228;ltnis erneut dadurch schuldhaft verletzt, dass er trotz gegebenen Anlasses seine Auftraggeberin nicht auf seine Verpflichtung, sie im Wege des Schadensersatzes von ihren Verbindlichkeiten zu befreien, hinweist und nicht &#252;ber die Verj&#228;hrung dieses gegen ihn gerichteten Anspruchs zutreffend belehrt. Auf diese erneuten Pflichtverletzungen muss der Eintritt der Verj&#228;hrung nach &#167; 51 BRAO beruhen, anderenfalls entsteht der Schadensersatzanspruch auf Unterlassung der Einrede nicht (vgl. BGH NJW 1986, 583, 582). Diese Voraussetzung kann nur dann erf&#252;llt sein, wenn der Mandant innerhalb der Verj&#228;hrungsfrist des Prim&#228;ranspruchs &#252;berhaupt keine ausreichende rechtliche Belehrung erh&#228;lt und ihm im &#252;brigen die Haftung des Anwalts auch sonst unbekannt ist. So entspricht es der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs, dass sich der Anwalt trotz vorheriger Vers&#228;umung des Hinweises auf das Leistungsverweigerungsrecht des &#167; 222 BGB berufen kann, wenn die Gl&#228;ubigerin durch einen anderen Rechtsanwalt &#252;ber seine Haftung beraten wird. Das Gleiche muss aber auch dann gelten, wenn die Gl&#228;ubigerin aus einer gerichtlichen Entscheidung entnehmen muss, dass der Anwalt von dem ihm erteilten Auftrag zu Ungunsten seines Mandanten abgewichen ist und sich dementsprechend die Annahme einer Haftung auch f&#252;r einen Laien geradezu aufdr&#228;ngen muss. So liegt der Fall hier. Der Kl&#228;gerin war sp&#228;testens seit dem Urteil des Sozialgerichts E vom 19.08.1983 und dem dieses Urteil best&#228;tigenden Urteil des Landessozialgerichts vom 06.06.1984 bekannt, dass der Beklagte entgegen der von ihr behaupteten Anweisung in dem Vergleich vom 06.10.1981 nicht die von ihr angegebenen Tariferh&#246;hungen ab dem 01.05.1981 ber&#252;cksichtigt hatte und ihr deswegen ein geringeres Arbeitslosengeld und Rentenversicherungsentgelt zuerkannt worden war. Die Kl&#228;gerin hat demnach noch innerhalb der Verj&#228;hrungsfrist des &#167; 51 BRAO von einem m&#246;glichen Fehler des Beklagten Kenntnis erlangt. Der Kl&#228;gerin war aufgrund der Entscheidung des Sozialgerichts E vom 19.08.1983 auch eine Haftung des Beklagten bewusst. Dies ergibt sich eindeutig aus dem Schreiben vom 28.05.1984. Wenn es darin am Ende hei&#223;t: "....d&#252;rfte der schriftlich abgefasste Vergleich vor dem Arbeitsgericht im Wortlaut falsch sein. F&#252;r diesen Fall darf ich Sie bitten, den eingetretenen Schaden Ihrer Haftpflichtversicherung anzuzeigen.", so kann dies nur bedeuten, dass der Kl&#228;gerin eine Haftung des Beklagten bewusst und sie dementsprechend nicht mehr im Sinne der vorgenannten BGH-Rechtsprechung belehrungsbed&#252;rftig war. Dementsprechend kann sich der Beklagte trotz vorheriger Vers&#228;umung des Hinweises auf eine etwaige eigene Haftung auf das Leistungsverweigerungsrecht des &#167; 222 BGB berufen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus den &#167;&#167; 91, 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p>
315,571
lg-bonn-1986-03-17-6-s-48285
{ "id": 804, "name": "Landgericht Bonn", "slug": "lg-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
6 S 482/85
"1986-03-17T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:11"
"2019-03-27T09:42:46"
Urteil
ECLI:DE:LGBN:1986:0317.6S482.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das Urteil des Amtsgerichts Bonn vom 23. Oktober 1985 - 5 C 509/84 - abge&#228;ndert. Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt, an die Kl&#228;gerin 549,95 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 26. Oktober 1984 zu zahlen. </p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Die weitergehende Berufung wird zur&#252;ckgewiesen. </p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen zu 24 % die Kl&#228;gerin, zu 76 % die Beklagten als Gesamtschuldner. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Ohne Tatbestand gem&#228;&#223; &#167; 543 ZPO ,</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e:</u></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat in der Sache teilweise Erfolg. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten schulden der Kl&#228;gerin noch restliche Nebenkosten aus der Abrechnung vom 25.02.1983 betreffend den Zeitraum 1.12.1981 bis 31.5.1982 in H&#246;he von 549,95 DM. Diese Abrechnung, die mit Ausnahme der Heizungskosten unstreitig ist und mit einem mit der Klage geltend gemachten Nachzahlungsbetrag von 724,13 DM endet, ist bei dem verbrauchsabh&#228;ngig berechneten Heizkostenanteil um 174,18 <i>DM </i>zu k&#252;rzen, weil in dieser H&#246;he die auf der Grundlage der Zwischenablesung vom <i>24.11.1981 </i>vorgenommene Verteilung der Kosten zwischen dem Vormieter der Beklagten und den Beklagten zu deren Ungunsten unrichtig ist. Die Verteilung der Verbrauchskosten nach den abgelesenen Werten (62,3 Einheiten von insgesamt 63 Einheiten f&#252;r die Beklagten) ber&#252;cksichtigt nicht die nach DIN 4713 Teil 2, 4.3 bei Heizkostenverteilern nach Verdunstungsprinzip erforderliche sogenannte Kaltverdunstungsvorgabe, durch die die auch in den heizfreien Zeitr&#228;umen aufgrund der Raumtemperatur stattfindende Verdunstung ber&#252;cksichtigt werden soll und die im vorliegenden Fall ausschlie&#223;lich dem Vormieter zugute gekommen ist. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kammer ist mit dem Amtsgericht und dem Sachverst&#228;ndigen T folgend der Auffassung, da&#223; bei Zwischenablesungen infolge Nutzerwechsels jedenfalls dann eine Umrechnung vorzunehmen ist, wenn die Zwischenablesung gegen Anfang oder Ende des Abrechnungszeitraumes vorgenommen wird, weil in diesem Fall die Verteilung allein anhand der abgelesenen Skalenwerte zu gro&#223;e Ungenauigkeiten zu Lasten eines der Nutzer mit sich bringt (so auch B&#246;ttcher/Memmert, Verbrauchsabh&#228;ngige W&#228;rmekostenabrechnung, Beuth Kommentare, i. Auflage 1981, Seite 82, letzter Absatz). Dem kann nicht entgegengehalten werden, dass die vorliegend verwandten, nach dem Verdunstungsprinzip arbeitenden Heizkostenverteiler der DIN 4713 Teil 2-4 gen&#252;gen und deswegen als vom Gesetzgeber in &#167; 5 der Heizkostenverordnung zugelassenes System f&#252;r die Aufteilung von Heizkosten anzusehen sind mit der Folge, da&#223; systemimmanente Ungenauigkeiten von vornherein hinzunehmen w&#228;ren. Die Heizkostenverordnung soll, um das Verbraucherverhalten im Hinblick auf Energieersparnis zu beeinflussen, eine m&#246;glichst gerechte Ber&#252;cksichtigung des tats&#228;chlichen Energieverbrauchs bei der Heizkostenverteilung erm&#246;glichen. Da&#223; die nach dem Verdunstungsprinzip arbeitenden Heizkostenverteiler nach der Vorstellung des Gesetzgebers dazu geeignet. sind, besagt jedoch f&#252;r die im vorliegenden Fall zu entscheidende Frage noch nichts. Denn die VO zielt in erster Linie auf eine m&#246;glichst gerechte Verteilung der Heizkosten zwischen mehreren Wohnungen in identischen Zeitr&#228;umen ab. Ungenauigkeiten in der Verbrauchserfassung durch Nichtber&#252;cksichtigung der Kaltverdunstungsvorgabe k&#246;nnen dabei nicht auftreten, da diese Kaltverdunstungsvorgabe f&#252;r alle Wohnungen gleicherma&#223;en gew&#228;hrleistet ist. F&#252;r die Frage, ob die Zwischenablesung der Heizkostenverteiler eine f&#252;r die Feststellung des Verbrauches bei Mieterwechsel geeignete Grundlage liefern kann, ist dadurch noch nichts gewonnen. Damit scheidet die Zwischenablesung nach Auffassung der Kammer zwar nicht grunds&#228;tzlich als ein brauchbares Mittel der Verbrauchserfassung bei Mieterwechsel aus. Steht jedoch - wie es vorliegend aufgrund des Gutachtens des Sachverst&#228;ndigen T der Fall ist - fest, da&#223; im Einzelfall die Zwischenablesung zu einem grob unrichtigen Ergebnis f&#252;hrt, so kann sie nicht, jedenfalls nicht ohne Korrektur Grundlage einer Abrechnung sein. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Amtsgerichts f&#252;hrt dies jedoch noch nicht zur Abweisung der Klage mangels F&#228;lligkeit. Die Heizkostenabrechnung vom 28.1.1983 enth&#228;lt ausreichende Angaben um notfalls im Wege der Sch&#228;tzung gem&#228;&#223;. &#167; 287 Abs. <i>2 </i>ZPO die Verbrauchskosten der Beklagten zu ermitteln. Als angemessener Verteilungsschl&#252;ssel bei Mieterwechsel kommt - neben der Zwischenablesung - noch die Verteilung nach Gradtagszahlen in Betracht, wie sie f&#252;r die sogenannten Grundkosten der Heizung in der streitigen Heizkostenabrechnung vorgenommen worden ist. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Zumindest in dieser H&#246;he h&#228;tte auch der Verbrauchskostenanteil ber&#252;cksichtigt werden m&#252;ssen. Unabh&#228;ngig davon hat jedoch der Sachverst&#228;ndige T unter Ber&#252;cksichtigung der Kaltverdunstungsvorgabe und des Ergebnisses der Zwischenablesung die Verbrauchsanteile mit 30 <i>% </i>f&#252;r den Vormieter und 70 <i>% </i>f&#252;r die Beklagten gesch&#228;tzt. Die Kammer macht sich diese Sch&#228;tzung, die im Bereich einer Verteilung der Kosten nach Gradtagszahlungen liegt, zu eigen. 70 % der Verbrauchskosten bezogen auf 63 abgelesene Einheiten sind 44,1 Einheiten; multipliziert mit 9,57056 DM/Einheit ergeben sich Verbrauchskosten in H&#246;he von 422,06 DM als von den Beklagten geschuldet. In H&#246;he des Differenzbetrages von 174,18 DM zu den in der Heizkostenabrechnung eingestellten Verbrauchkosten von <i>596,24 </i>DM war die Klage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Zinsforderung beruht auf &#167; 291, 288 BGB. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 92, 97 ZPO. </p>
315,572
olgham-1986-03-14-4-u-19785
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 U 197/85
"1986-03-14T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:12"
"2019-03-27T09:42:46"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1986:0314.4U197.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird - unter Zur&#252;ckweisung der Berufung der Beklagten - das am 9. Mai 1985 verk&#252;ndete Urteil der 8. Zivilkammer des Landgerichts Dortmund im Kostenpunkt und insoweit abge&#228;ndert, als es die Klage abgewiesen hat.</p> <p></p> <p>Die Beklagte wird auch verurteilt, es zu unterlassen, die nachfolgende Bestimmung in ihren Leasinggeber-Vertragsbedingungen mit Nichtkaufleuten aufzunehmen:</p> <p></p> <p>"Der Leasingnehmer stimmt zu, da&#223; der Leasinggeber nach den Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes seine personenbezogene Daten speichern, an entsprechende Auskunftsstellen &#252;bermitteln, ver&#228;ndern oder l&#246;schen kann (Datenverarbeitung)".</p> <p></p> <p>Die in dem angefochtenen Urteil ausgesprochene Androhung von Ordnungsmitteln f&#252;r den Fall einer Zuwiderhandlung gilt auch f&#252;r das vorstehende Verbot.</p> <p></p> <p>Dem Kl&#228;ger wird die Befugnis zugesprochen, auch die Formel der vorstehenden Verurteilung mit der Bezeichnung der Verwenderin auf Kosten der Beklagten im xxx im &#252;brigen auf eigene Kosten bekannt zu machen</p> <p></p> <p>Die gesamten Kosten des Rechtsstreites tr&#228;gt die Beklagte.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he eines Betrages von 30.000,-- DM vorl&#228;ufig vollstreckbar, wenn nicht die Beklagte vor Beginn der Zwangsvollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p>Die Sicherheitsleistungen k&#246;nnen auch durch Beibringung einer unbefristeten selbstschuldnerischen B&#252;rgschaft einer in der Bundesrepublik Deutschland ans&#228;ssigen Gro&#223;bank, &#246;ffentlichen Sparkasse oder Genossenschaftsbank erbracht werden.</p> <p></p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p> <p></p> <p>Die Beschwer der Beklagten betr&#228;gt 24.000,-- DM</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, xxx verfolgt unter Ausschlu&#223; eines wirtschaftlichen Gesch&#228;ftsbetriebes den Zweck, die Interessen der Verbraucher durch Aufkl&#228;rung und Beratung wahrzunehmen und zu f&#246;rdern. In Ziffer 2 seiner Satzung hei&#223;t es hierzu: </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">...</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">2. Zweck und Ziel</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">2.1. Der Verein hat insbesondere die Aufgabe</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">a)</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">sich bei den f&#252;r Gesetzgebung, Verwaltung und Wirtschaftsorganisation zust&#228;ndigen Stellen sowie bei den Anbietern f&#252;r die Interessen der Verbraucher unter Ber&#252;cksichtigung des wirtschaftlichen Allgemeinwohles einzusetzen (Verbrauchervertretung);</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">b)</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">der Allgemeinheit und Einzelpersonen zu sachlicher und unabh&#228;ngiger Beratung, Unterrichtung und Information &#252;ber alle den Verbraucher und seinen Haushalt angehenden Fragen zu verhelfen (Verbraucheraufkl&#228;rung);</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">c)</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">darauf hinzuwirken, da&#223; sich Verbraucher auf kommunaler Ebene zu Vereinigungen mit derselben Zielsetzung zusammenschlie&#223;en, und deren Arbeit zu unterst&#252;tzen (Verbraucherorganisierung);</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">d)</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Rechte der Verbraucher wahrzunehmen und bei der Vertretung von Verbraucherinteressen mitzuwirken (Verbraucherunterst&#252;tzung).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Auf den &#252;brigen Inhalt der Satzung (vgl. Bl. 15 ff. Gerichtsakten) wird wegen der Einzelheiten verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger geht gerichtlich und au&#223;ergerichtlich unter anderem gegen von ihm f&#252;r unzul&#228;ssig gehaltene allgemeine Gesch&#228;ftsbedingungen vor, die gegen&#252;ber Nichtkaufleuten verwendet werden.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte schlie&#223;t mit Kaufleuten und Nichtkaufleuten Leasingvertr&#228;ge f&#252;r vielf&#228;ltige Gegenst&#228;nde, unter anderem f&#252;r Rechenanlagen, Kraftfahrzeuge, Maschinen und Ausr&#252;stungen ab. Sie verwendet dabei auch im Gesch&#228;ftsverkehr mit Nichtkaufleuten ihre "Leasinggeber-Vertragsbedingungen", die sie unter anderem dem Leasingvertrag vom 03. Mai 1984 mit xxx zugrundelegte (vgl. Ablichtungen Bl. 18 bis 20 Gerichtsakten).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Zu diesen "Leasinggeber-Vertragsbedingungen" geh&#246;ren unter anderem folgende Klauseln:</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">In &#167; 1 ist folgende Klausel enthalten</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">"Der Leasingnehmer ist an seinen Antrag 2 Monate ab Eingang beim Leasinggeber gebunden (im folgenden <u>Klausel a)</u>.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Weiter lautet &#167; 1:</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Der Vertrag kommt zustanden, wenn der Leasinggeber die Annahmeerkl&#228;rung innerhalb dieses Zeitraumes zur Post gibt. Der Leasingnehmer verzichtet auf den Zugang der Annahmeerkl&#228;rung" <u>(Klausel b).</u></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">In &#167; 4 Abs. 2 hei&#223;t es:</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">"im Falle des Zahlungsverzuges schuldet der Leasingnehmer dem Leasinggeber Zinsen auf R&#252;ckst&#228;nde bzw. Schadenersatzanspr&#252;che in H&#246;he von 1% im Monat zuz&#252;glich Mehrwertsteuer auf den jeweiligen kontokorrentm&#228;&#223;ig ermittelten R&#252;ckstand. Als Mahngeb&#252;hren werden dem Leasingnehmer ferner in Rechnung gestellt bei R&#252;ckst&#228;nden:</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">bis 100,-- DM = 5,-- DM/ bis 250,-- DM = 10,-- DM </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">bis 500,- DM = 15/bis 1.000,-- DM = 20,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">&#220;ber 1.000,-- DM = 25,-- DM zuz&#252;glich Mehrwertsteuer. Die Geltendmachung dar&#252;ber hinausgehender Mahnkosten bleibt vorbehalten <u>(Klausel c).</u></p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">d) Unter &#167; 8 Abs. 2 ist ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">"Der Leasinggeber kann die H&#246;he der Mietraten angemessen anpassen, wenn sich solche der Preiskalkulation zugrundeliegenden Faktoren gegen&#252;ber dem Stand bei Vertragsabschlu&#223; &#228;ndern, auf deren Bildung der Leasinggeber keinen Einflu&#223; hat, wie z.B. die Zinss&#228;tze auf dem Geld- und Kapitalmarkt <u>(Klausel d)</u>.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">e) &#167; 9 Abs. 1 lautet unter anderem:</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">"Der Vertrag endet mit Ablauf der vereinbarten Leasingdauer. Der Leasinggeber kann jedoch den Leasinggegenstand sicherstellen oder den Vertrag fristlos k&#252;ndigen oder bei Ma&#223;nahmen zusammen ergreifen, wenn:</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">a. der Leasinggegenstand gepf&#228;ndet wird,</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">b. ein Vergleichs- oder Konkursantrag gestellt wird,</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">c. eine wesentliche Verschlechterung der wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse des Leansingnehmers zu bef&#252;rchten ist,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">d. eine Wohn - bzw. Firmensitzverlegung ins Ausland oder eine Betriebsaufl&#246;sung geplant ist.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Bei fristloser K&#252;ndigung ist der Leasinggeber berechtigt, Schadensersatz gem&#228;&#223; &#167; 4, 3 zu verlangen"</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">&#167; 4 Abs. 3 der Bedingungen lautet:</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">"Ist der Leasingnehmer mit mindestens 2 Raten im R&#252;ckstand, ist der Leasinggeber berechtigt, den Leasingvertrag fristlos zu k&#252;ndigen. In diesem Falle kann der Leasinggeber als Schadensersatz die nach der Barwertmethode abgezinsten Leasingraten vom K&#252;ndigungszeitpunkt bis zum Ende der vereinbarten Laufzeit - berechnet auf den 84. Monat - verlangen, abz&#252;glich des von dem Leasinggeber eventuell erzielte Netto-Verwertungserl&#246;ses. Dar&#252;berhinausgehende Schadensersatzanspr&#252;che bleiben unber&#252;hrt."</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(<u>Klausel e</u>)</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">f) </p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Auf der Vorderseite des formularm&#228;&#223;igen Vertragstextes hei&#223;t es unter Ziffer 7 unter der &#220;berschrift "K&#252;ndbare Leasingdauer"</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">"Er beantragt, ihm den Leasinggegenstand w&#228;hrend der genannten Leasingdauer im Rahmen eines Leasingvertrages zu den hier und umstehend aufgef&#252;hrten Leasinggeber-Vertragsbedingungen, von denen er Kenntnis genommen und die er hiermit anerkannt hat, zu &#252;berlassen." <u>(Klausel f).</u></p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">g) </p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Ebenfalls auf der Vorderseite des formularm&#228;&#223;igen Vertragstextes hei&#223;t es unter Ziffer 8 (K&#252;ndigungsfristen):</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">".... Die K&#252;ndigung verpflichtet den Leasingnehmer zu Restzahlungen (Finanzierungs-Aufwandsanteil des Leasingnehmers an der Restforderung, da der Vertrag mit einer Laufzeit von 84 Monaten kalkuliert ist), die am K&#252;ndigungstermin zahlbar sind. Die Restzahlungen berechnen sich - unter Ber&#252;cksichtigung einer bereits erteilten Zinsgutschrift auf die Restlaufzeit - wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Zum Ablauf des 24. Monats = 87%</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">30. Monats = 81%</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">36. Monats = 74%</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">42. Monats = 66%</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">48. Monats = 58%</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">54. Monats = 49%</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">60. Monats = 40%</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">66. Monats = 31%</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">72. Monats = 21%</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">78. Monats = 11%</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">84. Monats = 0%</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">jeweils vom Nettoanschaffungswert zuz&#252;glich gesetzlicher Mehrwertsteuer unter Anrechnung von 75% des Verwertungserl&#246;ses des Leasingobjektes (maximal bis zur H&#246;he der Restzahlung) abz&#252;glich der Verwertungskosten des Leasinggebers."</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks"><u>(Klausel g)</u></p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">h)</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ist auf der Vorderseite unter Ziffer 11 in Fettdruck aufgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">"Der Leasingnehmer stimmt zu, da&#223; der Leasinggeber nach den Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes seine personenbezogene Daten speichern, an entsprechende Auskunftsstellen &#252;bermitteln, ver&#228;ndern oder l&#246;schen kann (Datenverarbeitung). <u>(Klausel h)</u></p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger h&#228;lt die vorgenannten Klauseln zu a) bis h) wegen Versto&#223;es gegen die Regeln des AGB-Gesetzes f&#252;r unwirksam. Mit Schreiben vom 24.07.1984 hat er die Beklagte aufgefordert, die beanstandeten Bedingungen nicht mehr zu verwenden und eine strafbewehrte Unterlassungserkl&#228;rung zu unterzeichnen. Mit Schreiben vom 10.08.1984 hat die Beklagten dem Kl&#228;ger mitgeteilt, da&#223; sie die Bedingungen weiter verwenden werde.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat mit der Klage sein Unterlassungsbegehren weiterverfolgt und beantragt, </p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagte zu verurteilen, bei Vermeidung eines Ordnungsgeldes, bis zur H&#246;he von 500.000,-- DM oder von Ordnungshaft, nachfolgende Bestimmungen in ihren Leasinggeber-Vertragsbedingungen im Verkehr mit Nichtkaufleuten nicht mehr aufzunehmen:</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">a)</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Der Leasingnehmer ist an seinen Antrag zwei Monate ab Eingang bei dem Leasinggeber gebunden.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">b)</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Der Vertrag kommt zustande, wenn der Leasinggeber die Annahmeerkl&#228;rung innerhalb dieses Zeitraumes zur Post gibt. Der Leasingnehmer verzichtet auf den Zugang der Annahmeerkl&#228;rung.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">c)</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Im Falle des Zahlungsverzuges schuldet der Leasingnehmer dem Leasinggeber Zinsen auf R&#252;ckst&#228;nde bzw. Schadensersatzanspr&#252;che in H&#246;he von 1% pro Monat, zuz&#252;gl. MWSt auf den jeweiligen kontokorrentm&#228;&#223;ig ermittelten R&#252;ckstand. Als Mahngeb&#252;hren werden dem Leasingnehmer ferner in Rechnung gestellt bei R&#252;ckst&#228;nden:</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">bis DM 100,-- = 5,-- DM / bis 250,-- DM = 10,-- DM / bis DM 500,-- = 15,-- DM / bis DM 1.000,-- = 20,-- DM / &#252;ber 1.000,-- DM = 25,-- DM zuz&#252;gl. MWSt. Die Geltendmachung dar&#252;berhinausgehender Mahnkosten bleibt vorbehalten.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">d)</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Der Leasinggeber kann die H&#246;he der Mietraten angemessen anpassen, wenn sich solche der Preiskalkulation zugrundelegenden Faktoren gegen&#252;ber dem Stand bei Vertragsabschlu&#223; &#228;ndern, auf deren Bildung der Leasinggeber keinen Einflu&#223; hat, wie z.B. die Zinss&#228;tze auf dem Geld- und Kapitalmarkt.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">e)</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Der Leasinggeber kann jedoch den Leasinggegenstand sicherstellen oder den Vertrag fristlos k&#252;ndigen, oder beide Ma&#223;nahmen zusammenergreifen, wenn:</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">&#8230;</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Bei fristloser K&#252;ndigung ist der Leasinggeber berechtigt, Schadensersatz gem. &#167; 4, 3) zu verlangen.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">f)</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Er beantragt, ihm den Leasinggegenstand w&#228;hrend der genannten Leasingdauer im Rahmen eines Leasingvertrages zu den hier und umstehend aufgef&#252;hrten Leasinggeber-Vertragsbedingungen, von denen er Kenntnis genommen und die er hiermit anerkannt hat, zu &#252;berlassen.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">g)</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Die K&#252;ndigung verpflichtet den Leasingnehmer zu Ratenzahlungen (Finanzierungs-Aufwandsteil des Leasingnehmers an der Restforderung, da der Vertrag mit einer Laufzeit von 84 Monaten kalkuliert ist), die am K&#252;ndigungstermin zahlbar sind. Die Restzahlungen berechnen sich - unter Ber&#252;cksichtigung einer bereits erteilten Zinsgutschrift auf die Restlaufzeit - wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Zum Ablauf des 24. Monats = 87%</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">30. Monats = 81%</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">36. Monats = 74% ...</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">jeweils vom Netto-Anschaffungswert zuz&#252;gl. gesetzl. MWSt unter Anrechnung von 75% des Verwertungserl&#246;ses des Leasingobjektes (max. bis zur H&#246;he der Restzahlung) abz&#252;gl. der Verwertungskosten des Leasinggebers.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">h)</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Der Leasingnehmer stimmt zu, da&#223; der Leasinggeber nach den Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes seine personenbezogenen Daten speichern, an entsprechende Auskunftsstellen &#252;bermitteln, ver&#228;ndern oder l&#246;schen kann (Datenverarbeitung).</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Ferner hat der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">ihm die Befugnis zuzusprechen, die Urteilsformeln mit der Bezeichnung der verurteilten Verwenderin auf Kosten der Beklagten im Bundesanzeiger, im &#252;brigen auf eigene Kosten bekanntzumachen.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Sie hat die Auffassung vertreten, der Antrag des Kl&#228;gers sei schon deshalb in einem gewissem Umfange &#252;berholt, weil sie, die Beklagte, nach dem Abmahnungsschreiben vom 24. Juli 1984 die verwendeten "Leasinggeber-Vertragsbedingungen" teilweise abge&#228;ndert habe und weil sie in Zukunft dieses neue Formular verwende. Im &#252;brigen hat die Beklagte die Beanstandungen des Kl&#228;gers an ihren urspr&#252;nglich verwendeten Leasinggebervertragsbedingungen f&#252;r unberechtigt gehalten.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Klage im wesentlichen stattgegeben.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Es hat den Kl&#228;ger gem&#228;&#223; &#167; 13 Abs. 2 Satz 1 des AGB-Gesetzes f&#252;r klagbefugt gehalten. Es hat unber&#252;cksichtigt gelassen, da&#223; die Beklagte einzelne der beanstandeten Klauseln in ihren neugefa&#223;ten Leasinggebervertragsbedingungen ge&#228;ndert habe, weil die Beklagte nicht vorgetragen und unter Beweis gestellt habe, da&#223; sie die urspr&#252;nglich mit der Klage angegriffenen Klauseln endg&#252;ltig nicht mehr verwende insbesondere nicht dargetan habe, da&#223; sie sich auch bei der Abwicklung der unter Geltung der alten Vertragsbedingungen ausgehandelten Vertr&#228;ge auf diese Leasinggebervertragsbedingungen nicht mehr berufen wolle. Im &#252;brigen hat das Landgericht ausgef&#252;hrt, die eingangs unter a) wiedergegebene Klausel versto&#223;e gegen &#167; 10 Nr. 1 des ABG-Gesetzes, weil die von der Beklagten zuungunsten des Leasingnehmers festgesetzte Frist unangemessen lang sei. Die unter b) dargestellte Klausel versto&#223;e gegen &#167; 9 Abs. 2 Nr. 1 und 2 des ABG-Gesetzes, weil der Kunde hierdurch in seiner wirtschaftlichen Disposition unangemessen lange beschnitten werde. Die unter c) wiedergegebene Klausel versto&#223;e gegen &#167; 11 Nr. 5 b des AGB-Gesetzes, weil es hierbei um eine Pauschalierung eines Schadensersatzanspruches der Beklagten gehe; nach dem Wortlaut der Bestimmung werde dem Kunden der Nachweis abgeschnitten, da&#223; tats&#228;chlich ein geringerer Schaden als der pauschalierte eingetreten sei. Dar&#252;berhinaus versto&#223;e die Staffelung der Mahngeb&#252;hren nach der H&#246;he der geschuldeten Betr&#228;ge gegen &#167; 11 Nr. 5 a des ABG-Gesetzes. Schlie&#223;lich sei die Bestimmung, wonach f&#252;r R&#252;ckst&#228;nde Verzugszinsen von 1% pro Monat vorgesehen seien, wegen Versto&#223;es gegen &#167; 11 Nr. 5 b des AGB-Gesetzes unwirksam. Die unter d) wiedergegebene Klausel versto&#223;e gegen &#167;&#167; 3,9 des AGB-Gesetzes, weil die Beklagte hierdurch ihr Unternehmensrisiko f&#252;r Marktpreisschwankungen in vollem Umfange auf den Kunden abgew&#228;lzt habe, ohne dem Kunden die M&#246;glichkeit zu geben, sich vom Vertrage zu l&#246;sen; im &#252;brigen sei die Klausel nach der Art ihrer Anordnung &#252;berraschend. Die unter e) wiedergegebene Bestimmung versto&#223;e gegen &#167; 9 Abs. 1 des AGB-Gesetzes, denn die Kumulation von fristloser K&#252;ndigung, R&#252;cknahmerecht und Schadensersatz bei Vertragsbeendigung stelle eine einseitige Interessenregelung der Beklagten dar und benachteilige den Kunden unangemessen. Die eingangs mit f) bezeichnete Klausel versto&#223;e als &#252;berraschende Klausel gegen &#167; 3 des AGB-Gesetzes, was selbst unter Ber&#252;cksichtigung der Tatsache gelten m&#252;sse, da&#223; diese Bestimmung in dem Vertragstext teilweise drucktechnisch deutlich herausgehoben sei.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Die eingangs mit g) bezeichnete Klausel versto&#223;e gegen &#167; 9 Abs. 1 des AGB-Gesetzes, weil sich die Beklagte Restzahlung f&#252;r die Zeit nach der ausgesprochenen K&#252;ndigung in bestimmter H&#246;he vorbehalte, darin liege entweder die Vereinbarung, da&#223; trotz wirksamer K&#252;ndigung des Vertrages entweder Nutzungsentsch&#228;digung oder Miete weiter zu zahlen sei, obwohl der Gegenstand vom Leasinggeber sofort zur&#252;ckgenommen werden k&#246;nne, oder aber die Beklagte wolle den ihr etwa verbleibenden Schaden in der genannten H&#246;he pauschalieren. In beiden F&#228;llen liege eine unangemessene Benachteiligung des Kunden vor; zudem schneide diese Regelung dem Kunden den Nachweis eines geringeren Schadens ab.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage lediglich insoweit abgewiesen, als es um die eingangs unter h) wiedergegebene Klausel geht, und hierzu ausgef&#252;hrt, diese Bestimmung versto&#223;e nicht gegen wesentliche Grundgedanken des Datenschutzgesetzes. Die beanstandete Klausel sei drucktechnisch hervorgehoben und befinde sich unmittelbar oberhalb der Stelle, an der der Kunde seine Unterschrift anzubringen habe. Eine &#252;berraschende Klausel liege dann aber nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Auf den Tatbestand und die Entscheidungsgr&#252;nde des landgerichtlichen Urteils wird auch wegen des &#252;brigen Vorbringens der Parteien im ersten Rechtszuge Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richten sich die wechselseitigen Berufungen der Parteien.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verfolgt mit seiner Berufung sein fr&#252;heres Klagbegehren zu der Klausel zu h) weiter; die Beklagte erstrebt insgesamt Klagabweisung.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung seiner Berufung wiederholt der Kl&#228;ger sein fr&#252;heres Vorbringen, das er wie folgt erg&#228;nzt: Das Landgericht sei auf den Inhalt der in dem Klagantrag zu h aufgenommenen Klausel nicht eingegangen; es habe sich nicht mit der Frage befa&#223;t, ob und welche Daten in der Klausel genannt seien m&#252;&#223;ten, und ob nicht der Adressat, an den die Daten weitergegeben w&#252;rden, mit Namen und Anschrift genau zu bezeichnen sei. Die praktisch uneingeschr&#228;nkte Fassung der Klausel - ohne die im Rahmen des &#167; 24 Abs. 1 Satz 1 des Bundesdatenschutzgesetzes gebotenen Interessenabw&#228;gung - mache sie wegen fehlender inhaltlicher Bestimmheit unwirksam; insbesondere lasse sich die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Klausel nicht aus &#167; 3 des Bundesdatenschutzgesetzes herleiten, da - entgegen der Auffassung des Landgerichts - der f&#252;r die Einwilligung erforderliche besondere schriftliche Hinweis fehle. Daran &#228;ndere auch die Plazierung der Klausel unmittelbar &#252;ber den f&#252;r die Unterschrift des Kunden vorgesehen Freiraum nichts. Wenn der Kunde unterschreibe, richte sich sein Augenmerk nicht auf die dar&#252;berstehende Klausel.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">ab&#228;ndernd die Beklagte zu verurteilen, bei Vermeidung eines Ordnungsgeldes bis zur H&#246;he von 500.000,-- DM oder von Ordnungshaft auch die nachfolgende Bestimmung in ihren Leasinggeber-Vertragsbedingungen im Verkehr mit Nichtkaufleuten nicht mehr aufzunehmen:</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Der Leasingnehmer stimmt zu, da&#223; der Leasinggeber nach den Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes seine personenbezogenen Daten speichern, an entsprechende Auskunftsstellen &#252;bermitteln, ver&#228;ndern oder l&#246;schen kann (Datenverarbeitung).</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Berufung des Kl&#228;gers zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte verteidigt das angefochtene Urteil, soweit es die Klausel zu h) f&#252;r wirksam gehalten und die Klage abgewiesen hat. Die Klausel sei nicht zu beanstanden, denn der Kunde habe hiernach Gelegenheit, die Einwilligung mit der Weitergabe der Daten schriftlich zu erteilen. Nichts anderes werde hier gehandhabt. Das Bundesdatenschutzgesetz verlange keinesfalls einen gesonderten schriftlichen Hinweis au&#223;erhalb des Vertragstextes. Die beanstandete Klausel befinde sich - das habe das Landgericht zutreffend herausgearbeitet - an hervorgehobener Stelle unmittelbar &#252;ber der vom Kunden zu leistenden Unterschrift, sei au&#223;erdem grafisch deutlich hervorgehoben und folglich gar nicht zu &#252;bersehen.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen aber greift die Beklagte das landgerichtliche Urteil an, wiederholt hierzu ihr fr&#252;heres Vorbringen, das sie wie folgt erg&#228;nzt:</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Die beanstandete Klausel zu a) versto&#223;e schon deshalb nicht gegen &#167; 10 Nr. 1 des AGB-Gesetzes, weil die Bindungsfrist von 2 Monaten nicht unangemessen lang sei. Zu Unrecht habe das Landgericht zugrundegelegt, da&#223; die Vereinbarkeit der Klausel mit dem AGB-Gesetz daran zu pr&#252;fen sei, ob die Klausel auch f&#252;r das geringwertigste Leasinggut angemessen sei. Das k&#246;nne nicht richtig sein. Sie, die Beklagte, lege die Leasinggebervertragsbedingungen bei allen Leasinggesch&#228;ften zugrunde. Bei Leasinggesch&#228;ften mit erheblichem Gesch&#228;ftvolumen m&#252;sse sie, die Beklagte, notwendigerweise vorher die Bonit&#228;t der Leasingnehmer pr&#252;fen; das brauche Zeit. Der Kl&#228;ger habe als Verbraucherschutzverband keine Befugnis, hier die Benutzung der Vertragsbedingungen auch f&#252;r diese F&#228;lle zu untersagen. Wenn eine Bindungsfrist von 2 Monaten wegen der Geringwertigkeit des Leasinggutes, die Bonit&#228;tspr&#252;fung und Refinanzierungsverhandlungen weitestgehend &#252;berfl&#252;ssig mache, im Einzelfall nicht angemessen sein sollte, sei den Gesichtspunkten des Verbraucherschutzes ausreichend Rechnung getragen, wenn im konkreten Einzelfall die Unangemessenheit der Klausel festgestellt werde.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Auch die beanstandete Klausel zu b) h&#228;lt die Beklagte f&#252;r wirksam. Ein Versto&#223; gegen &#167; 9 des AGB-Gesetzes sieht sie nicht. Von einer Beeintr&#228;chtigung der wirtschaftlichen Dispositionsfreiheit der Kunden k&#246;nne keine Rede sein. Der Kunde habe es in der Hand, sich durch R&#252;ckfragen bei der Beklagten &#252;ber die Annahme seines Angebotes Klarheit zu verschaffen. Schutzw&#252;rdige Interessen des Kunden w&#252;rden nicht ber&#252;hrt, denn ihm werde, sobald die Refinanzierung sichergestellt sei, die Annahme des Leasingvertrages mitgeteilt. Gleichzeitig werde der H&#228;ndler, bei dem sie, die Beklagte, das Leasingobjekt gekauft habe, informiert, da&#223; der Vertrag angenommen worden sei und die Sache ausgeliefert werden k&#246;nne. Der Kunde habe bei Auslieferung des Leasingobjektes eine &#220;bernahmebest&#228;tigung zu unterzeichnen und wisse doch sp&#228;testens dann, da&#223; der Leasingvertrag zustande gekommen sei.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Soweit das Landgericht bez&#252;glich der Klausel zu c) die pauschalierten Mahnkosten in Abh&#228;ngigkeit von der H&#246;he der r&#252;ckst&#228;ndigen Betr&#228;ge f&#252;r unwirksam erkl&#228;rt habe, werde das Urteil allerdings nicht angefochten. Die weitergehende Klausel sei - so meint die Beklagte - indes nicht zu beanstanden. Nach dem Wortlaut dieser Klausel werde dem Kunden der Nachweis eines geringeren Schadens nicht abgeschnitten; eine Verpflichtung zur Erteilung eines solchen Hinweises bestehe nicht. Die Formulierung der Klausel besage nur, da&#223; sie, die Beklagte, im gegebenen Fall die pauschalierten Betr&#228;ge geltend machen werde, sie besage jedoch nichts dar&#252;ber, da&#223; der Einwand eines geringeren Schadens ausgeschlossen sein solle. Das Landgericht habe im &#252;brigen zu Unrecht den Verzugszinsschaden von 1% pro Monat beanstandet.</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Auch die zu d) beanstandete Klausel habe das Landgericht zu unrecht f&#252;r unwirksam erkl&#228;rt. Eine etwaiger Versto&#223; gegen &#167; 3 des AGB-Gesetzes w&#228;re im Bereich der Verbandsklage ohnehin unbeachtlich, denn nach dem klaren Wortlaut des &#167; 13 des AGB-Gesetzes seien im Rahmen einer Verbandsklage lediglich Verst&#246;&#223;e gegen &#167;&#167; 9 bis 11 des AGB-Gesetzes zu pr&#252;fen. Im &#252;brigen komme es darauf auch nicht an, denn tats&#228;chlich handele es sich hier nicht um eine &#252;berraschende Klausel. Der vom Landgericht hervorgehobenen Umstand, da&#223; die Klausel vom fl&#252;chtigen Leser leicht &#252;bersehen werden k&#246;nne, mache die Klausel noch nicht zu einer &#252;berraschenden. Preisanpassungsklauseln seien gerade bei l&#228;ngerfristigen Leasingvertr&#228;gen &#252;blich. Das gelte insbesondere, wenn es - wie im vorliegenden Fall - ihr, der Beklagten, keineswegs erlaubt sei, ihr Unternehmensrisiko f&#252;r Marktpreisschwankungen in vollem Umfange auf den Kunden abzuw&#228;lzen. Eine solche Preisanpassung komme bei dem insoweit eindeutigen Wortlaut der Klausel nur in Betracht, wenn sich solche der Preisbildung zugrundeliegenden Faktoren nach Vertragsschlu&#223; &#228;ndern, auf die sie, die Beklagte, keinen Einflu&#223; habe. Wenn man ihr diesen Weg versperre, w&#252;rde dies dazu f&#252;hren, da&#223; sie, die Beklagte, bereits bei der Ursprungskalkulation etwa bez&#252;glich der unvermeidbaren Zinsschwankungen bei den von ihr zur Refinanzierung aufgenommenen Krediten von der ung&#252;nstigsten Zinsentwicklung ausgehen und den Kunden damit von vornherein wesentlich h&#246;here Leasingraten aufb&#252;rden m&#252;&#223;te. Schlie&#223;lich habe das Landgericht auch verkannt, da&#223; die Klausel nur eine angemessene Anpassung der Leasingraten gestatte, wodurch von vornherein eine unangemessene Benachteilung des Kunden ausgeschlossen sei. Soweit das Landgericht beanstandet habe, da&#223; dem Kunden insoweit keine L&#246;sungsm&#246;glichkeit vom Vertrage einger&#228;umt werde, habe es verkannt, da&#223; das beanstandete Leasingvertragsformular sich ohnehin nur auf k&#252;ndbare Leasingvertr&#228;ge beziehe, wobei eine K&#252;ndigungsm&#246;glichkeit allerdings fr&#252;hestens nach Ablauf von 24 Monaten m&#246;glich sei. Fraglich sei deshalb, ob das Landgericht nicht allenfalls die Verwendung der Klausel ohne K&#252;ndigungsm&#246;glichkeit h&#228;tte verbieten d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht habe schlie&#223;lich das Landgericht die Klausel zu e) beanstandet. Der Leasinggeber sei berechtigt, im Falle des Zahlungsverzuges des Leasingnehmers den Vertrag zu k&#252;ndigen, die Leasingsache zur&#252;ckzunehmen und auch Schadensersatz zu verlangen. Folge der K&#252;ndigung des Mietvertrages sei auch nach dem Leitbild der gesetzlichen Regelung, da&#223; die Sache zur&#252;ckzugeben sei. Auch nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs stehe dem Leasinggeber ein Schadensersatzanspruch zu, wenn er infolge des Verhaltens des Leasingnehmer zur fristlosen K&#252;ndigung berechtigt sei. F&#252;r diesen Fall sei in &#167; 9 Abs. 1 der Leasinggebervertragsbedingungen auf Ziffer 4 Abs. 3 verwiesen, wonach ausdr&#252;cklich eine Abzinsung nach der Barwertmethode sowie Anrechnung der Nettoverkaufserl&#246;se vorgesehen sei.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Auch das nach den Bedingungen bestehende K&#252;ndigungsrecht im Falle einer zu bef&#252;rchtenden Verschlechterung der wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse des Leasingnehmers sei nicht zu beanstanden, denn ihr, der Beklagten, k&#246;nne nicht zugemutet werden, abzuwarten und ihre vertraglichen Verpflichtungen zu erbringen, obwohl nach den Umst&#228;nden davon auszugehen sei, da&#223; der Leasingnehmer wegen Verschlechterung seiner Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse sich nicht vertragstreu verhalten werde.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Auch die Klausel zu f) habe das Landgericht zu unrecht beanstandet. Abgesehen davon, da&#223; die Voraussetzungen einer Verbandsklage insoweit nicht vorl&#228;gen, sei die Klausel schon wegen der Art ihrer Plazierung nicht &#252;berraschend.</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich halte das landgerichtliche Urteil einer &#220;berpr&#252;fung auch nicht stand, soweit es die Klausel zu g) als unwirksam angesehen habe. Auch in allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen seien grunds&#228;tzlich Vereinbarungen &#252;ber die vom Leasingnehmer bei vorzeitiger Vertragsbeendigung weiter zu erbringenden Leistungen grunds&#228;tzlich zul&#228;ssig. Aus dem Wortlaut der hier beanstandeten Klausel ergebe sich im &#252;brigen mit aller Eindeutigkeit auch f&#252;r den Leasingnehmer, da&#223; der dem Leasinggeber entstandene Aufwand nicht allein durch die bewu&#223;t niedrig gehaltenen Raten f&#252;r die Grundmietzeit von 24 Monaten abgedeckt sei; die Klausel ber&#252;cksichtige in angemessener Weise die durch die vorzeitige Beendigung des Vertrages entstehenden Vorteile. Im &#252;brigen werde dem Leasingnehmer nicht nur eine Zinsgutschrift erteilt; ihm werde auch 75% des Verwertungserl&#246;ses des Leasingobjektes abz&#252;glich der Verwertungskosten gutgeschrieben. Schon deshalb seien die in dieser Klausel aufgef&#252;hrten Prozents&#228;tze nicht zu beanstanden.</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt deshalb,</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter teilweise Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage auch insoweit abzuweisen, als sie verurteilt worden ist, in ihren Leasinggebervertragsbedingungen im Verkehr mit Nichtkaufleuten die im Tenor des landgerichtlichen Urteils im einzelnen aufgef&#252;hrten Bestimmungen nicht mehr zu verwenden.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Berufung der Beklagten zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Er verteidigt das landgerichtliche Urteil - soweit es seiner Klage stattgegeben hat - und wiederholt sein fr&#252;heres Vorbringen, das er wie folgt erg&#228;nzt:</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Nach seiner Auffassung verst&#246;&#223;t die Klausel zu a) gegen &#167; 10 Nr. 1 des AGB-Gesetzes. Es komme nicht darauf an, ob der unterschiedliche Wert des Leasinggutes verschiedene Bindungsfristen &#252;berhaupt rechtfertige. Auszugehen sei davon, da&#223; auch bei einem Leasingvertrag &#252;ber ein geringwertiges Leasinggut die zweimonatige Bindungsfrist gelte. Das werde beanstandet. Auf die M&#246;glichkeit der Feststellung der Unangemessenheit im Einzelfall - wie die Beklagte argumentiere - k&#246;nne es nicht ankommen.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen sie eine zweimonatige Bindungsfrist auch bei hochwertigen Leasingg&#252;tern unangemessen lang. Die Beklagte k&#246;nne die Frage der Kreditw&#252;rdigkeit eines Kunden und der Refinanzierung notfalls telefonisch kl&#228;ren; wenn sie nicht in der Lage sei, aufgrund der so gewonnenen Erkenntnisse abschlie&#223;end zu entschieden, m&#252;sse sie eben mit dem Vertragsabschlu&#223; zuwarten.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Die Klausel zu b) versto&#223;e gegen &#167; 9 des ABG-Gesetzes; das habe das Landgericht zutreffend festgestellt. Im &#252;brigen versto&#223;e die Klausel nach seiner, des Kl&#228;gers, Auffassung auch gegen &#167; 10 Nr. 1 ABG-Gesetz, weil der Kunde den Fristbeginn nicht wahrnehmen k&#246;nne, es dem Kunden aber auch nicht zumutbar sei, sich bei der Beklagten zu erkundigen, ob das Angebot angenommen worden sei. Es sei Sache der Beklagten, auf das Angebot des Kunden zu reagieren.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Die Klausel zu c) versto&#223;e gegen &#167; 11 Nr. 5 a, Nr. 5 b des AGB-Gesetzes. Das Landgericht habe das zutreffend festgestellt. Die Klausel werde von dem Kunden so verstanden, da&#223; er auf jeden Fall ohne die M&#246;glichkeit eines Gegenbeweises den pauschalierten Schadensersatz zu zahlen habe. Bei der Auslegung der Klausel sei insbesondere deren dritter Satz bemerkenswert. Mit der Formulierung, da&#223; die Geltendmachung dar&#252;berhinausgehender Mahnkosten vorbehalten bleibe, weise die Beklagte darauf hin, da&#223; sie von den pauschalierten Kosten auf keinen Fall nach unten abweichen wolle. Im &#252;brigen sei die Klausel auch wegen Versto&#223;es gegen &#167; 9 Abs. 1 des AGB-Gesetzes zu beanstanden, denn der Kunde werde wegen der Schadenspauschalierung in aller Regel nichts versuchen, einen geringeren Schaden nachzuweisen und sich auf diese Weise eigener Rechte begeben. Zudem sei der erste Satz der Klausel unverst&#228;ndlich, so da&#223; die Beklagte die Klausel beliebig auslegen und dadurch ihre Kunden unangemessen benachteiligen k&#246;nne. Es sei nicht ersichtlich, von welchen Betr&#228;gen der Kunde 1% Monatszinsen schulde, insbesondere sei nicht klar, ob der kontokorrentm&#228;&#223;ige R&#252;ckstand einschlie&#223;lich oder zuz&#252;glich Mehrwertsteuer zu zahlen sei.</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Die Klausel zu d) versto&#223;e gegen &#167; 9 AGB; entgegen der Auffassung der Beklagten sei er, der Kl&#228;ger auch im Rahmen einer Verbandsklage insoweit klagbefugt. Das Landgericht habe im &#252;brigen die Klausel zu recht f&#252;r unwirksam erkl&#228;rt. Die Beklagte habe hierdurch das gesamte unternehmerische Risiko auf den Kunden verlagert. Das dem Kunden erst nach 24 Monaten zustehende K&#252;ndigungsrecht werde durch die in der Klausel zu g) aufgef&#252;hrten Restzahlungen teuer erkauft und gen&#252;ge insoweit den Kundeninteressen nicht.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Die Klausel zu e) sei vom Landgericht zutreffend f&#252;r unwirksam erkl&#228;rt worden; dieses Ergebnis leite sich nicht nur aus der unzul&#228;ssigen Kumulation von K&#252;ndigungsrecht, R&#252;cknahmerecht und Schadensersatzanspruch her, sondern ergebe sich schon aus dem Recht der Beklagten, den Leasinggegenstand sicherzustellen. Hierdurch sei der Kunde in seiner wirtschaftlichen Dispositionsfreiheit eingeschr&#228;nkt. W&#228;hrend der Kunde aufgrund einer wirksamen fristlosen K&#252;ndigung verpflichtet werde, den Leasinggegenstand endg&#252;ltig zur&#252;ckzugeben, w&#252;rde die Beklagten den Kunden im Rahmen einer blo&#223;en Sicherstellung beliebig lange hinhalten und am Vertrage festhalten k&#246;nnen, bis sich z.B. die wirtschaftliche Situation des Kunden gebessert habe. Der Kunde w&#228;re z.B. daran gehindert, sich mit Hilfe des ihm nun entzogenen Leasinggegenstandes das Kapital zur Tilgung seiner Schulden zu erarbeiten.</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Die Klausel zu f) sei vom Landgericht zutreffend f&#252;r unwirksam erkl&#228;rt worden; sie versto&#223;e gegen &#167; 9 AGB-Gesetz, weil sie &#252;berraschend sei; und diesen Gesichtspunkt habe das Landgericht zutreffend herausgearbeitet.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich versto&#223;e die Klausel zu g) nicht nur - wie das Landgericht gemeint habe - gegen &#167; 9 des AGB-Gesetzes, sondern sei auch mit &#167; 10 Nr. 7 a des AGB-Gesetzes nicht zu vereinbaren. Die Verpflichtung zu gestaffelter Restzahlung sei zu beanstanden, weil die Nutzungsverg&#252;tung, die die Beklagte dann erhalte, unangemessen hoch sei. Im &#252;brigen liege bereits in der beanstandeten Klausel, soweit der Kunde lediglich 75 % des Verwertungserl&#246;ses angerechnet w&#252;rden, ein Versto&#223; nach &#167; 10 Nr. 7 des AGB-Gesetzes vor. Wenn die Beklagte davon noch einmal die Verwertungskosten abziehen wolle, so verlange sie praktisch doppelten Aufwendungsersatz, was den Kunden besonders belaste.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Wegen des &#252;brigen Vorbringens der Parteien wird auf den Inhalt der im zweiten Rechtszuge gewechselten Schrifts&#228;tze verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Beide Berufungen sind zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">W&#228;hrend die Berufung der Beklagten, die hiermit ihre Verurteilung durch das Landgericht bek&#228;mpft, unbegr&#252;ndet ist, war auf die begr&#252;ndete Berufung des Kl&#228;ger der Beklagten die Verwendung auch der - vom Landgericht nicht beanstandeten - Klausel zu h) zu untersagen und auch insoweit die Befugnis zur Ver&#246;ffentlichung auszusprechen.</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Im einzelnen gilt hinsichtlich der streitgegenst&#228;ndlichen Klauseln, die im Folgenden unter Verwendung der von beiden Parteien benutzten Bezeichnungen a) - h) abgehandelt sind, folgendes:</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks"><u>Berufung der Beklagten</u></p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten mu&#223;te ohne Erfolg bleiben.</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">Das landgerichtliche Urteil ist, soweit es auf Unterlassung der Verwendung der von dem Kl&#228;ger im einzelnen ger&#252;gten Klauseln erkannt hat, nicht zu beanstanden. Alle hiergegen von der Beklagten mit ihrer Berufung gef&#252;hrten Angriffe gehen fehl.</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks"><u>1.Klagebefugnis</u></p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist klagbefugt (&#167; 13 AGB-Gesetz), er ist im Vereinsregister eingetragen und verfolgt satzungsgem&#228;&#223; das Ziel, die Interessen der Verbraucher wahrzunehmen, d.h. die Verbraucher aufzukl&#228;ren und zu beraten.</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks"><u>2. Wiederholungsgefahr</u></p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagte im ersten Rechtszuge - allerdings ohne n&#228;here Substantiierung - darauf hingewiesen hat, da&#223; sie einige der Klauseln nicht mehr verwende (diesen Gesichtspunkt hat sie im zweiten Rechtszuge nicht weiter vertieft), und damit die Frage der Wiederholungsgefahr angesprochen ist, brauchte der Senat dieser Frage nicht weiter nachzugehen. Abgesehen davon, da&#223; ohnehin nicht deutlich wird, ob die Beklagte auch die hier streitgegenst&#228;ndlichen "Leasinggebervertragsbedingungen f&#252;r - nach 24 Monaten - k&#252;ndbare Leasingvertr&#228;ge" neugefa&#223;t und einige Klauseln nicht mehr aufgenommen hat, ist diese Darstellung f&#252;r die Frage der Wiederholungsfall ohne Belang. &#196;hnlich wie bei Wettbewerbsverst&#246;&#223;en besteht bei der Verwendung von allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen, die unzul&#228;ssige Klauseln enthalten, eine tats&#228;chliche Vermutung f&#252;r das Vorliegen einer Wiederholungsgefahr. Es liegt im Wesen allgemeiner Gesch&#228;ftsbedingungen, da&#223; sie in einer Vielzahl von F&#228;llen, also wiederholt verwendet werden (&#167; 1 des AGB-Gesetzes). An die Beseitigung der Wiederholungsgefahr sind, wie im Wettbewerbsrecht, strenge Anforderungen zu stellen. Ob nun, wie in der Literatur teilweise angenommen wird (zu vergleichen L&#246;we in BB 1979, 707 m.w.N.) (auch) in Verfahren nach &#167; 13 des AGB-Gesetzes die Wiederholungsgefahr regelm&#228;&#223;ig nur durch Abgabe einer strafbewehrten Unterlassungserkl&#228;rung ausger&#228;umt werden kann oder aber, wie auch bei Wettbewerbsverst&#246;&#223;en, Ausnahmef&#228;lle m&#246;glich sind, in denen die Wiederholungsgefahr ohne &#220;bernahme einer derartigen Verpflichtung beseitigt werden kann (BGHZ 81, 221, 224 m.w.N), kann dies im Ergebnis hier offen bleiben. Eine solche Sachlage l&#228;ge auch nach der dargestellten Rechtsprechung des BGH, der sich der Senat in st&#228;ndiger Rechtsprechung angeschlossen hat, nur vor, wenn sich ein solcher Ausnahmefall unter Ber&#252;cksichtigung der tats&#228;chlichen Umst&#228;nde des Einzelfalles aus dem gesamten Verhalten des Verwenders der allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen auf deren Beanstandung durch den klagenden Verband hin darstellt. Ma&#223;geblich ist, ob der Verwender nach diesem seinem im Zusammenhang gew&#252;rdigten Verhalten selbst hinreichend Gew&#228;hr daf&#252;r bietet, und auch gen&#252;gend daf&#252;r getan hat, da&#223; es zu weiterer Verwendung der beanstandeten allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen nicht mehr kommt (zu vgl. BGHZ a.a.O.). Diese Voraussetzungen liegen hier aber nicht vor. Die Beklagte hat nicht vorgetragen, geschweige denn unter Beweis gestellt, da&#223; sie sich im Falle der Abwicklung von sogenannten "Altvertr&#228;gen", d.h. Vertr&#228;gen, denen die hier streitgegenst&#228;ndlichen "Leasinggebervertragsbedingungen" mit den hier beanstandeten Klauseln zugrunde liegen, nicht mehr auf diese (beanstandeten) Klauseln berufen wird.</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks"><u>&#220;berpr&#252;fung der Klauseln zu a) bis g)</u></p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">Zu Recht hat das Landgericht die Klauseln zu a) bis g) f&#252;r unwirksam erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks"><u>a. Klausel a)</u></p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">Diese Klausel ist wegen Versto&#223;es gegen &#167; 10 Nr. 1 des AGB-Gesetzes unwirksam. Soweit hiernach eine formularm&#228;&#223;ige Vertragsklausel unwirksam ist, durch die sich der Verwender unter anderem eine unangemessen lange Frist f&#252;r die Annahme oder Ablehnung eines Angebotes vorbeh&#228;lt, soll hierdurch sichergestellt werden, da&#223; der Kunde durch formularm&#228;&#223;ige Ausgestaltung der Frist zur Annahme des Angebotes nicht unangemessen benachteiligt wird (zu vgl. L&#246;we - von Westfalen, Kommentar zum AGB-Gesetz, 2. Aufl., 1985, &#167; 10 Nr. 1 Rdn. 11; Ulmer - Brandner - Hensen, Kommentar zum ABG-Gesetz, 4. Aufl., 182, &#167; 10 Rdn. 4). Wann dies zutrifft, ist nach dem Inhalt und der wirtschaftlichen Bedeutung des Vertrages und der Ber&#252;cksichtigung der beiderseitigen Interessen und der Verkehrsanschauung zu entscheiden. Nach Auffassung des Senats hat das Landgericht die beanstandete Klausel hiernach zurecht f&#252;r unwirksam angesehen. Denn auch soweit es hier um die Verwendung dieser Klausel in Vertr&#228;gen mit Nichtkaufleuten geht - nur dies ist Antragsgegenstand -, benachteiligt sie die Kunden in ihrer wirtschaftlichen Dispositionsfreiheit unangemessen. Bei der Beurteilung derartiger Fristen ist zun&#228;chst - bezogen auf das Angemessenheitsurteil - auf die gesetzliche Wertung des &#167; 147 BGB zur&#252;ckzugreifen. Die dort bemessene Frist ist sehr kurz; sie wird nicht ohne weiteres den Besonderheiten eines arbeitsteilig organisierten AGB-Verwenders gerecht. Eine ma&#223;volle &#220;berschreitung der in &#167; 147 BGB verankerten Regelfrist verst&#246;&#223;t - f&#252;r sich allein genommen - nicht gegen &#167; 10 Nr. 1 des ABG-Gesetzes (zu vgl. L&#246;we - von Westfalen a.a.O.). Es sind deshalb insbesondere auch - als unmittelbare Konsequenz des jeweiligen Vertragsgegenstandes - der Umfang der organisatorischen Vorkehrungen bei der Wertung gem&#228;&#223; &#167; 10 Nr. 1 AGB-Gesetz zu ber&#252;cksichtigen, welche der AGB-Verwender vor Abschlu&#223; des Vertrages berechtigterweise anstellen mu&#223;, z.B. Einholung von Ausk&#252;nften und dergleichen. Dies darf allerdings nicht dahin mi&#223;verstanden werden, da&#223; dem AGB-Verwender eine nachl&#228;ssige Arbeitsweise gestattet wird (zu vgl. L&#246;we - von Westfalen a.a.O. Rdn. 12). Das Vorliegen eines sachlich gerechtfertigen Grundes, die Regelfrist des &#167; 147 BGB im Interesse des AGB-Verwenders zu &#252;berschreiten und damit die Dispositionsfreiheit des Kunden einzuschr&#228;nken, erfordert folglich eine den Umst&#228;nden nach ausreichende Organisation des Arbeitsablaufes des AGB-Verwenders und eine z&#252;gige, rasche Erledigung aller dem AGB-Verwender zugehenden, mit einer Vorbehaltsfrist ausgestatteten Angebote eines AGB-Kunden (zu vgl. Ulmer - Brandner - Hensen, a.a.O. &#167; 10 Nr. 1 Rdn. 5). Die Beklagte hat nun schon nicht substantiiert dargelegt, wie die &#252;bliche gesch&#228;ftliche Behandlung derartiger Angebote ihrer Leasingkunden abl&#228;uft, insbesondere welcher Zeitaufwand zur Bearbeitung gerechtfertigter Recherchen und Refinanzierungsverhandlungen &#252;blicherweise erforderlich ist. Nach Auffassung des Senats weicht aber zudem die hier formularm&#228;&#223;ig vereinbarte <u>zweimonatige</u> Bindungsfrist in jedem Fall von der Regelfrist des &#167; 147 BGB derartig weit ab und schr&#228;nkt die Dispositionsfreiheit des Kunden so stark ein, da&#223; sie auf jeden Fall gem&#228;&#223; &#167; 10 Nr. 1 des AGB-Gesetzes unwirksam ist, denn auch der Kunde, der - wie hier - Gebrauchsg&#252;ter des t&#228;glichen Lebens least, kann nicht &#252;ber einen Zeitraum von 8 Wochen im Unklaren gelassen werden, ob sein Angebot angenommen wird oder nicht.</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks"><u>b. Klausel b)</u></p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">Zu Recht hat das Landgericht auch diese Klausel f&#252;r unwirksam gehalten und sich - auch nach Auffassung des Senats insoweit - zutreffend auf &#167; 9 Abs. 2 Nr. 1 des AGB-Gesetzes gest&#252;tzt. Hiernach ist eine Klausel unwirksam, wenn sie den Vertragspartner des Verwenders entgegen den Geboten von Treu und Glauben unangemessen benachteiligt, insbesondere wenn sie mit wesentlichen Grundgedanken der gesetzlichen Regelung, von der abgewichen wird, nicht zu vereinbaren ist. Diese Voraussetzungen liegen hier vor. Die Klausel b) regelt, da&#223; der Vertrag (bereits) zustande kommt, wenn der Leasinggeber die Annahmeerkl&#228;rung (innerhalb der zweimonatigen Frist der Klausel zu a) zur Post gibt; der Leasingnehmer verzichtet auf den Zugang der Annahmeerkl&#228;rung. Diese Klausel weicht entscheidend von der Regelung der &#167;&#167; 147, 148, 151 BGB ab, die nach Auffassung des Senats zu den wesentlichen Grundgedanken des allgemeinen Vertragsrechts geh&#246;ren. Das Vertragsangebot bedarf der Annahme; die Annahmeerkl&#228;rung ist eine empfangsbed&#252;rftige Willenserkl&#228;rung. Auch nach &#167; 151 Abs. 1 BGB kommt ein Vertrag nur durch Annahme des Antrages zustande, wenn auch die Annahmeerkl&#228;rung hier nicht zugehen mu&#223;, u.a. sofern der Antragende auf sie verzichtet hat. Der gesetzliche Grundgedanke der &#167;&#167; 147, 148, 151 BGB besteht nun darin, da&#223; der Vertragspartner &#252;ber die Vertragserkl&#228;rungen des Gegners informiert sein soll, deshalb geht auch &#167; 151 BGB im Grundsatz davon aus, da&#223; ein Vertrag durch die Annahme des Antrages zustande kommt; von diesen dargestellten gesetzlichen Grundgedanken (des &#167; 147, 148 BGB) macht &#167; 151 BGB (nur) insoweit eine Ausnahme, als n&#228;mlich der Zugang der Annahmeerkl&#228;rung gegen&#252;ber dem Antragenden lediglich dann nicht erforderlich ist, wenn eine solche Annahmeerkl&#228;rung nach der Verkehrssitte nicht zu erwarten ist oder der Antragende auf sie verzichtet hat. Die Beklagte tr&#228;gt nun selbst nicht vor, da&#223; nach der Verkehrssitte der Zugang ihrer Annahmeerkl&#228;rung von den Kunden nicht erwartet werde. Ihr Hinweis auf die Praxis der Aush&#228;ndigung der Leasingg&#252;ter ist hier ohne Belang; es kann unterstellt werden, da&#223; die Kunden (nachdem die Vorpr&#252;fungen der Beklagten hinsichtlich der Bonit&#228;t und Refinanzierung abgeschlossen sind) von dem Lieferanten des Leasinggutes dar&#252;ber informiert werden, da&#223; das Leasinggut abgeholt werden k&#246;nne; auch wird der Kunde bei Unterzeichnung der &#220;bernahmeerkl&#228;rung in aller Regel (vern&#252;nftigerweise) davon ausgehen, da&#223; (hiermit) sein Vertragsangebot angenommen ist. Allein durch diesen tats&#228;chlichen Ablauf - der zeitlich von der Beklagten ohnehin nicht pr&#228;zisiert wird - ist den Erfordernissen der &#167;&#167; 147, 148, 151 BGB indessen nicht Rechnung getragen; da eine solche Handhabung doch wohl (noch) nicht auf eine Verkehrssitte schlie&#223;en l&#228;&#223;t, nach der der Zugang der Annahmeerkl&#228;rung in diesem Fall nicht erforderlich ist, ist folglich allein entscheidend, ob der in der Klausel zu b enthaltene formularm&#228;&#223;ige Verzicht auf den Zugang der Annahmeerkl&#228;rung mit &#167; 9 des AGB-Gesetzes zu vereinbaren ist. Das ist zu verneinen. Selbst wenn n&#228;mlich im Einzelfall auf den Zugang der Annahmeerkl&#228;rung verzichtet werden kann, dieser unter Umst&#228;nden sogar stillschweigend erfolgen, sich insbesondere aus den Umst&#228;nden ergeben kann, stellt dies doch den gesetzlichen Ausnahmefall dar. Eine formularm&#228;&#223;ige Erhebung dieses Ausnahmefalls zum Regelfall verst&#246;&#223;t gegen &#167; 9 des AGB-Gesetzes. Die Vertragsklausel zu b) n&#246;tigt dem Kunden einen generellen Verzicht auf den Zugang der Annahmeerkl&#228;rung ab; selbst wenn nun die Beklagte - wie sie auch im zweiten Rechtszuge vortr&#228;gt - tats&#228;chlich bem&#252;ht ist, sicherzustellen, da&#223; der Kunde gleichwohl in jedem Fall Kenntnis von ihrer Annahmeerkl&#228;rung erlangt, &#228;ndert dies nichts an der Tatsache, da&#223; der Kunde nach den Vertragsbedingungen rechtlich an den Vertrag gebunden ist, ohne Kenntnis von der Annahmeerkl&#228;rung der Beklagten zu erlangen. Das ist zu beanstanden. Der Kunde mu&#223; gerade in Anbetracht der langen und eingehenden Pr&#252;fung der Beklagten mit der M&#246;glichkeit rechnen, da&#223; sein Antrag abgelehnt wird; er ist damit - ohne Kenntnis von dem Stand der Entscheidung des Leasinggebers zu erhalten - in seiner wirtschaftlichen Dispositionsfreiheit gleichsam neutralisiert, wohingegen der Leasinggeber (der wirtschaftlich tats&#228;chlich erst betroffen ist, wenn er das Leasinggut finanziert) w&#228;hrend dieses Zeitraumes in seiner (sonst &#252;blichen) wirtschaftlichen Bet&#228;tigung ungehindert fortfahren kann, ohne vertraglich zur besonderer Eile verpflichtet zu sein.</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks"><u>c. Klausel c)</u></p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">Ohne Erfolg greift die Beklagte mit ihrer Berufung das landgerichtliche Urteil weiter insoweit an, als ihr die Verwendung der Klausel c) untersagt wurde. Ohnehin wendet sich die Beklagte nicht (mehr) gegen das Verbot, diese Klausel zu ben&#252;tzen, soweit darin die Berechnung der gestaffelten Mahngeb&#252;hren je nach H&#246;he der R&#252;ckst&#228;nde geregelt ist. Dieses Verbot hat die Beklagte akzeptiert.</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat aber auch keinen Erfolg, soweit die Beklagte das Verbot der Benutzung der Klausel in der verbliebenen Fassung angreift. Soweit hiernach der Kunde im Falle des Zahlungsverzuges dem Leasinggeber Zinsen auf R&#252;ckst&#228;nde bzw. Schadensersatzanspr&#252;che in H&#246;he von 1 % pro Monat zuz&#252;glich Mehrwertsteuer auf die jeweiligen kontokorrentm&#228;&#223;ig ermittelten R&#252;ckst&#228;nde schuldet, handelt es sich, wovon auch das Landgericht ausgeht, um eine Pauschalierung des Verzugsschadens der Beklagten. Solche Abreden &#252;ber eine Pauschalierung des Schadensersatzes k&#246;nnen zwar grunds&#228;tzlich in Formularvertr&#228;gen getroffen werden (zu vgl. BGHZ 63, 256; NJW 1983, 1542). Derartige Klauseln verm&#246;gen jedenfalls dann der erleichterten Abwicklung eines Anspruchs auf Ersatz des Verzugsschadens zu dienen, wenn sich die H&#246;he des pauschalierten Ersatzes an dem gesch&#228;tzten Ausma&#223; des typischer Weise entstehenden Schadens orientiert (BGH NJW 1983, 1542 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 11 Nr. 5 b des AGB-Gesetzes ist aber unter anderem die Vereinbarung eines pauschalierten Anspruches des Verwenders auf Schadensersatz unwirksam, wenn dem anderen Teil der Nachweis abgeschnitten wird, ein Schaden sei &#252;berhaupt nicht oder wesentlich niedriger entstanden als die Pauschale. Diese Voraussetzungen sind hier erf&#252;llt. Zwar verlangt der Wortlaut des &#167; 11 Nr. 5 b des AGB-Gesetz nicht, da&#223; der Verwender dem anderen Teil das Recht zu Gegenbeweis ausdr&#252;cklich vorbehalten mu&#223; (zu vgl. BGH WM 1982, 907); andererseits gen&#252;gt es, da&#223; der nicht rechtskundige Vertragspartner des Verwenders nach der Fassung der Bestimmung davon ausgehen mu&#223;, da&#223; er sich auf einen im Einzelfall wesentlich niedrigeren Schaden nicht mehr berufen kann (OLG Hamburg NJW 1981, 2420). Die beanstandete Bestimmung ist in diesem Sinne zu verstehen. Hierf&#252;r spricht schon - wie das Landgericht zutreffend herausgearbeitet hat -, da&#223; der Verzugsschaden nach dem AGB-Text "geschuldet" und da&#223; er "in Rechnung gestellt" wird. Wenn damit auch die Auslegung, da&#223; der Schaden, der nur pauschal auf 1 % pro Monat festgesetzt ist, weniger betragen kann, noch nicht ausgeschlossen sein mag, so ist diese Auslegung f&#252;r den nicht rechtskundigen Leasingnehmer jedenfalls nicht deutlich genug erkennbar. Soweit nun die Beklagte im zweiten Rechtszuge die Frage aufgeworfen hat, ob die R&#252;ckf&#252;hrung dieser Klausel auf einen zul&#228;ssigen Inhalt in Betracht gezogen werden k&#246;nne in der Weise, da&#223; dem Kunden die M&#246;glichkeit des Nachweises eines geringeren Schadens einger&#228;umt werde, kommt die von der Beklagen hiermit erstrebte geltungserhaltende Reduktion der Klausel auf einen zul&#228;ssigen Inhalt nicht in Betracht (BGH BB 1983, 19 m.w.N). Es ist ausschlie&#223;lich Sache des Verwenders, bedenkenfreie allgemeine Gesch&#228;ftsbedingungen vorzulegen und zu verwenden.</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks"><u>d. Klausel d)</u></p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat diese Klausel zu recht f&#252;r unzul&#228;ssig gehalten. Alle hiergegen von der Berufung gef&#252;hrten Angriffe sind unbeachtlich.</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">Nach Auffassung des Senats verst&#246;&#223;t die beanstandete Klausel gegen &#167; 9 Abs. 2 Nr. 1, 2 des AGB-Gesetzes, weil sie die Kunden unangemessen benachteiligt. Klauseln, die den Verwendern einseitige Preiserh&#246;hungen nach freiem Belieben gestatten, ohne dem Kunden die M&#246;glichkeit einer L&#246;sung vom Vertrage einzur&#228;umen, sind unwirksam (zu vgl.: BGH NJW 1983, 1604). Nach dem Wortlaut der Klausel kann der Leasinggeber die H&#246;he der Raten "angemessen" anpassen, wenn sich solche der Preiskalkulation zugrundeliegenden Faktoren gegen&#252;ber dem Stand des Vertragsschlusses &#228;ndern, auf deren Bildung der Leasinggeber keinen Einflu&#223; hat. Es wird schon nicht deutlich, auf welche Preisbildungsfaktoren der Leasinggeber keinen Einflu&#223; hat; wenn er damit lediglich den Kapitalmarktzins meint - wie es die Beklagte im zweiten Rechtszuge vortr&#228;gt -, h&#228;tte es nahegelegen, diese Tatsache eindeutig und unmi&#223;verst&#228;ndlich in den formularm&#228;&#223;igen Vertragstext aufzunehmen und nicht lediglich insoweit einen Beispielsfall zu bilden, der - jedenfalls aus der Sicht des Kunden - eine Anwendung auf andere Sachverhalte m&#246;glich erscheinen l&#228;&#223;t. Die Klausel verweist generell auf die m&#246;gliche Erh&#246;hung von Preisbildungsfaktoren einer dem Kunden ohnehin nicht mitgeteilten oder offengelegten Kalkulation, so da&#223; es hiernach auch m&#246;glich w&#228;re, bei Ver&#228;nderung anderer Faktoren als Geld- oder Kapitalmarktzinsen eine Erh&#246;hung der Leasingraten zu verlangen. Der Kunde - dem die Einzelheiten der Kalkulation des Leasinggebers, wie gesagt, verborgen bleibt - ist bei einem solchen Ausgangspunkt aber unangemessen benachteiligt, weil ihm keine M&#246;glichkeit gegeben ist, sich von dem Vertrag zu l&#246;sen; die vom Beklagten insoweit in Bezug genommene K&#252;ndigungsm&#246;glichkeit nach 24 Monaten ist insoweit kein geeignetes Aequivalent.</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks"><u>e. Klausel e)</u></p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat auch die Klausel zu e) zu Recht wegen Versto&#223;es gegen &#167; 9 Abs. 2 Nr. 1 des AGB-Gesetzes f&#252;r unwirksam erkl&#228;rt. Soweit der Leasinggeber hiernach den Leasinggegenstand sicherstellen oder den Vertrag fristlos k&#252;ndigen oder beide Ma&#223;nahmen zusammen ergreifen kann, wenn der Leasinggegenstand gepf&#228;ndet, Vergleich- oder Konkursantrag gestellt wird, eine wesentliche Verschlechterung der wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse des Leasingnehmers zu bef&#252;rchten ist oder eine Wohn- bzw. Firmensitzverlegung ins Ausland oder eine Betriebsaufl&#246;sung geplant ist, und der Leasinggeber bei fristloser K&#252;ndigung (sogar) berechtigt ist, Schadensersatz gem&#228;&#223; &#167; 4 Abs. 3 der Leasinggebervertragsbedingungen zu verlangen, h&#228;lt diese Klausel jedenfalls in ihrer <u>Gesamtheit</u> einer &#220;berpr&#252;fung nach dem AGB-Gesetz nicht stand.</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">(1.) Es entspricht allerdings anerkannten Rechts, da&#223; der Leasinggeber als Konsequenz der fristlosen K&#252;ndigung des Leasingvertrages das Leasinggut zur Sicherstellung an sich nehmen kann, um dann vom Leasingnehmer weiterhin Erf&#252;llung des Vertrages zu verlangen, verbunden freilich mit der eindeutigen Festlegung, da&#223; der Leasingnehmer dann wieder gegen&#252;ber dem Leasinggeber zur Gebrauchsbenutzung des Leasinggutes berechtigt ist, wenn und soweit er die r&#252;ckst&#228;ndigen Raten entrichtet hat (BGH WM 1978, 406). Ebenso wurde eine formularm&#228;&#223;ige Klausel, durch die eine fristlose K&#252;ndigung des Leasinggebers bei Zwangsvollstreckung in das Leasingnehmerverm&#246;gen berechtigt ist, nicht beanstandet (zu vgl.: BGH ZIP 1984, 185; NJW 1984, 871); denn die berechtigten Belange des Leasinggebers k&#246;nnen bei solcher Fallgestaltung durch Zwangsvollstreckungsakte nachhaltig beeintr&#228;chtigt werden; kommt es zu Zwangsvollstreckungsma&#223;nahmen gegen den Leasingnehmer, so ist das regelm&#228;&#223;ig ein Anzeichen daf&#252;r, da&#223; er selbst titulierten Leistungspflichten nicht (mehr) nachkommt, Soweit eine fristlose K&#252;ndigung berechtigterweise ausgesprochen wurde, kann der Leasinggeber den konkreten Nichterf&#252;llungsschaden geltend machen (zu vgl.: BGH ZIP 1985, 8868; BB 1985, 1730).</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">(2)</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">Soweit in der Klausel zu e) aber bereits bei "Bef&#252;rchtung des Eintritts wesentlicher Verschlechterung der Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse des Leasingnehmers" der Leasinggeberin das Recht auf Sicherstellung und/oder fristloser K&#252;ndigung und/oder Schadensersatz gem&#228;&#223; &#167; 4 Ziffer 3 der Leasinggebervertragsbedingungen einger&#228;umt wird, ist allerdings fraglich, ob diese Klausel einer Inhaltskontrolle noch standh&#228;lt. Denn diese Klausel steht mit der gesetzlichen Regelung des &#167; 321 BGB nicht in Einklang. Nach &#167; 321 BGB kann der Gl&#228;ubiger zwar bei wesentlicher Verschlechterung der Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse des Schuldners die ihm obliegende Leistung so lange verweigern, bis die Gegenleistung bewirkt oder Sicherheit daf&#252;r geleistet wird; soweit hiernach die Vorleistungspflicht des Gl&#228;ubigers eingeschr&#228;nkt wird, ist dies nach dem gesetzlichen Leitbild des &#167; 321 BGB aber nur unter der Voraussetzung der Fall, da&#223; die wesentliche Verschlechterung der Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse des Schuldners sich (im Rahmen des &#167; 321 BGB) <u>dokumentiert</u> hat, sei es z.B. durch Zwangsvollstreckungsma&#223;nahmen in das Verm&#246;gen des Schuldners; bei Leasingvertr&#228;gen ist hierzu regelm&#228;&#223;ig erforderlich, da&#223; der Leasingnehmer die Zahlungen der Leasingraten einstellt (zu vgl. OLG Frankfurt, NJW 1977, 200). Bei dem - dargestellten - Wortlaut der Klausel zu e) bleibt nun aber schon unklar, ob die Beklagte hier (lediglich) an die in &#167; 321 BGB geforderten tats&#228;chlichen Voraussetzungen ankn&#252;pfen will. Der Fall des Verzuges des Leasingnehmers mit der Zahlung der Leasingraten ist in &#167; 4 Abs. 3 der Leasinggebervertragsbedingungen geregelt; dieser Fall kann hier folglich nicht gemeint sein. Im &#252;brigen aber ist der Wortlaut dieser Klausel aus der Sicht des Kunden so zu verstehen, da&#223; der Beklagten die hierdurch einger&#228;umten Rechte (Sicherstellung, K&#252;ndigung, Schadensersatz) schon zustehen bei der blo&#223;en <u>Bef&#252;rchtung</u>, d.h. bei der bevorstehenden allenfalls drohenden Gefahr einer Verm&#246;gensverschlechterung, die sich - entgegen der Regelung des &#167; 321 BGB - noch nicht tats&#228;chlich dokumentiert haben m&#252;&#223;te. Eine solche Regelung w&#252;rde aber dem gesetzlichen Leitbild der Vorleistungspflicht des Gl&#228;ubigers im Rahmen des Leasingvertrages entgegenstehen. Die diese Vorleistungspflicht einschr&#228;nkende Vorschrift des &#167; 321 BGB ist als Ausnahmetatbestand zu werten; im Gegensatz hierzu w&#252;rde nun aber nach dem Wortlaut der Klausel zu e) die dort geschilderten Rechte des Leasinggebers (auch) schon dann entstehen, wenn der Leasingnehmer zwar die Leasingraten weiter zahlt, folglich sich vertragstreu verh&#228;lt, er sich aber (andererseits) in solchen finanziellen Schwierigkeiten befindet, die die Bef&#252;rchtung einer (bevorstehenden) wesentlichen Verschlechterung seiner wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse rechtfertigen k&#246;nnten. Eine solche Regelung erscheint aus der Sicht des vertragstreuen Kunden unangemessen. Die Frage, ob die Klausel zu e) unter diesem Gesichtspunkt einer Inhaltskontrolle standh&#228;lt, brauchte aber nicht abschlie&#223;end entschieden zu werden.</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">(3) Jedenfalls h&#228;lt n&#228;mlich die Klausel zu e) einer Inhaltskontrolle gem&#228;&#223; &#167; 9 Abs. 2 Nr. 1 des AGB-Gesetzes schon deshalb nicht stand, weil sie kumulativ das Recht auf Sicherstellung, das Recht zur fristlosen K&#252;ndigung und das Recht auf Geltendmachung von Schadensersatz (gem&#228;&#223; &#167; 4 Abs. 3 der Leasinggebervertragsbedingungen) f&#252;r den Leasinggeber aufz&#228;hlt und den Leasingnehmer damit unangemessen benachteiligt. Es entspricht gefestigter Rechtsprechung (zu vgl.: BGH BB 1982, 1078; ZIP 1985, 2063; DB 1985, 1730), da&#223; der Leasinggeber nicht berechtigt ist, im Falle der fristlosen K&#252;ndigung des Leasingvertrages das Leasinggut zur&#252;ckzunehmen und gleichzeitig alle k&#252;nftig anfallenden Leasingraten zur Zahlung f&#228;llig zu stellen. Nach der in der Klausel zu e) in Bezug genommenen Vertragsbedingung des &#167; 4 Abs. 3 (Schadensersatz) soll der Leasinggeber aber berechtigt sein, als Schadensersatz die nach der Barwertmethode abgezinsten Leasingraten vom K&#252;ndigungszeitpunkt bis zum Ende der vereinbarten Laufzeit, berechnet auf den 84. Monat, zu verlangen, abz&#252;glich eines etwaigen Nettoverwertungserl&#246;ses. Diese Regelung ist mit dem Leitbild des Mietvertrages auch in der Sonderform des Leasingvertrages unvereinbar (zu vgl.: BGHZ 71, 196; WM 1980, 150).</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks"><u>f. Klausel f)</u></p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat diese Klausel zu Recht gem&#228;&#223; &#167; 3 des AGB-Gesetzes beanstandet. Hiernach werden Bestimmungen in allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen, die nach den Umst&#228;nden, insbesondere nach dem &#228;u&#223;eren Erscheinungsbild des Vertrages so ungew&#246;hnlich sind, da&#223; der Vertragspartner des Verwenders mit ihnen nicht zu rechnen braucht, nicht Vertragsbestandteil. Durch hier beanstandete Klausel zu f), die sich auf dem Deckblatt des fomularm&#228;&#223;igen Vertragsentwurfes unter der &#220;berschrift "k&#252;ndbare Leasingdauer" im Flie&#223;text (zwar in der grafischen Gestaltungsform des Fettdruckes) befindet, erkennt der Leasingnehmer unter anderem an, da&#223; er "umstehende Leasingbedingungen" zur Kenntnis genommen hat und anerkennt. Dies ist als &#252;berraschende Klausel zu beanstanden. Denn nach &#167; 2 des ABG-Gesetzes werden allgemeine Gesch&#228;ftsbedingungen nur dann Bestandteil des Vertrages, wenn der Verwender bei Vertragsschlu&#223; unter anderem ausdr&#252;cklich darauf hinweist (und die andere Partei mit ihrer Geltung einverstanden ist).</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">Dieser Hinweis kann m&#252;ndlich oder schriftlich erfolgen (BGH NJW 1983, 817); er kann auch in einem vom Verwender vorformulierten Vertragsangebot enthalten sein. Der Hinweis mu&#223; aber - wegen der gesetzlich geforderten Ausdr&#252;cklichkeit - so angeordnet und gestaltet sein, da&#223; er von einem Durchschnittskunden auch bei fl&#252;chtiger Betrachtung nicht &#252;bersehen werden kann. Diesen Anforderungen wird die beanstandete Klausel hier keineswegs gerecht. Zwar ist die Klausel grafisch in Fettdruck gestaltet; sie befindet sich aber - ohne da&#223; insoweit ein besonderer, ausdr&#252;cklicher blickfangm&#228;&#223;iger Hinweis erfolgt ist - im Flie&#223;text der Regelung, die sich mit der Grundmietzeit unter der &#220;berschrift "k&#252;ndbare Leasingdauer" befa&#223;t. Unter dieser Klausel erwartet der fl&#252;chtige Leser nicht auch die Vereinbarung von allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen als Vertragsinhalt.</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagte in diesem Zusammenhang die Frage aufwirft, ob der Kl&#228;ger im Rahmen einer Klage gem&#228;&#223; &#167; 13 ABG-Gesetz nicht lediglich Verst&#246;&#223;e gegen &#167;&#167; 9 bis 11 des AGB-Gesetzes geltend machen kann, geht der Senat davon aus, da&#223; Sinn und Zweck des AGB-Gesetzes insoweit eine erweiterte Auslegung zugunsten des Verbandes rechtfertigt (zu vgl. ebenso Palandt-Heinrichs Kommentar zum BGB, 45. Aufl., AGB-Gesetz &#167; 13 Anm. 2 b m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks"><u>g. Klausel g)</u></p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">Die Klausel zu g) verst&#246;&#223;t gegen &#167; 9 Abs. 1 Nr. 1 des AGB-Gesetzes und ist deshalb unwirksam. Nach dem Wortlaut der Klausel ist der Leasingnehmer im Falle der von ihm ausgehenden K&#252;ndigung - die vertragsgem&#228;&#223; nach Ablauf von 24 Monaten (Grundmietzeit) erstmals vorgesehen ist - verpflichtet, eine sogenannte Restzahlung zu leisten, die f&#252;r den Fall der K&#252;ndigung z.B. nach 24 Monaten mit 87 % des Nettoanschaffungswertes unter Ber&#252;cksichtigung einer bereits erteilten Zinsgutschrift auf die Restlaufzeit zuz&#252;glich der gesetzlichen Mehrwertsteuer unter Anrechnung von 75 % des Verwertungserl&#246;ses, maximal bis zur H&#246;he der Restzahlung abz&#252;glich der Verwertungskosten des Leasinggebers berechnet werden soll. Diese Klausel benachteiligt in der vorliegenden Fassung den Leasingnehmer in unangemessener Weise und ist deshalb unwirksam. Erkennbar hat der Leasinggeber bei dem hier streitgegenst&#228;ndlichen Leasingvertrag die Amortisation seines Kapitaleinsatzes &#252;ber eine Vertragsdauer von 84 Monaten kalkuliert. Werden nun - wie hier - Finanzierungsleasingvertr&#228;ge abgeschlossen, bei denen die fest vereinbarte Vertragsdauer (Grundmietzeit) nicht mit der vom Leasinggeber kalkulierten Amortisationszeit f&#252;r das vom Leasinggeber eingesetzte Kapital &#252;bereinstimmt, so kann das zur Folge haben, da&#223; eine volle Amortisation diese Kapitals innerhalb der tats&#228;chlichen Laufzeit des Finanzierungsleasingvertrages nicht erreicht werden kann. Die Frage ist, wer das Risiko des teilweise Amortisationsausfalls zu tragen hat, wenn es an einer ausdr&#252;cklichen vertraglichen Regelung fehlt, die dazu bestimmt ist, bei derartigen Teilarmotisationsvertr&#228;gen im Ergebnis die Vollarmortisation herbei zu f&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">Ist nun, wie im vorliegenden Streitfall, eine vertragliche <u>individuell</u> ausgehandelte Absprache nicht getroffen, m&#252;&#223;ten die Parteien des Leasingvertrages auf die hier im Streit befindliche vorformulierte Klausel zur&#252;ckgreifen. Die hierf&#252;r vorgesehene Klausel zu g), die durch die vorgesehene Restzahlung den Leasingnehmer mit dem Armortisationsrisiko belastet, ist aber unwirksam (BGHZ 82, 121, 130).</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">Der Senat geht mit dem BGH (<u>zu vgl.:</u> BGH DB 1985, 1730, 1731) davon aus, da&#223; die Unwirksamkeit dieser Klausel daraus folgt, da&#223; die Regelung f&#252;r den Leasingnehmer nicht hinreichend durchschaubar ist. Der Leasingnehmer kann nicht erkennen, welche Ausf&#228;lle und Nachteile die Beklagte in ihre Berechnung einbezogen und ob sie auch die ihr durch eine ordentliche, vertraglich vorgesehen K&#252;ndigung der Vertr&#228;ge durch den Leasingnehmer entstehenden Vorteile ber&#252;cksichtigt hat; Vorteile und Nachteile sind (lediglich) in Prozents&#228;tzen vom Anschaffungswert des Leasingobjektes ausgedr&#252;ckt, die mit fortschreitender - st&#246;rungsfreier - Vertragsdauer gegen null gehen. Auf welcher tats&#228;chlichen Grundlage sie ermittelt worden sind, bleibt dem Leasingnehmer verborgen. Insbesondere kann sich der Leasingnehmer keine Gewi&#223;heit dar&#252;ber verschaffen, ob die jeweiligen Restzahlungen ihn st&#228;rker belasten, als eine konkrete Berechnung des Erf&#252;llungsinteresses des Leasinggebers. Er kann keinerlei Vergleichsrechnungen anstellen. Er kann zwar feststellen, wieviel Leasingraten beim Wirksamwerden der ordentlichen K&#252;ndigung noch zu diesem Zeitpunkt ausstehen, an dem die Restzahlung anfallen w&#252;rde, kennt aber weder die anzuwendende Abzinsungsmethode noch deren Ergebnis.</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">Dasselbe gilt, soweit in dieser Klausel zu g) lediglich die Anrechnung von 75 % des Verwertungserl&#246;ses auf die Restzahlung vorgesehen ist. Der Senat hat bereits in seinem Urteil vom 24.01.1985 (4 U 384/83 - bislang nicht ver&#246;ffentlicht -) ausgesprochen, da&#223; die Anrechnung eines Verwertungserl&#246;ses lediglich in dieser H&#246;he den Leasingnehmer unangemessen benachteiligt. Auch der Bundesgerichtshof hat in seiner Entscheidung (DB 1985, 1730) - unter Hinweis auf diese Senatsentscheidung - zu der hier entscheidenden Problematik ausgef&#252;hrt, da&#223; der Leasingnehmer gerade ein Interesse an einer vollen Anrechnung hat. Er mag allerdings darauf bedacht sein, sich bei der Abwicklung des Vertrages nach ordentlicher K&#252;ndigung den steuerlichen Vorteil des Gesch&#228;fts zu erhalten, d.h. da&#223; es bei der Zuordnung des Leasingobjektes als wirtschaftlichem Eigentum des Leasinggebers bleibt. Der Teilarmortisationserla&#223; des Bundesministers der Finanzen vom 22.12.1975 gew&#228;hrleistet das bei einer Anrechnung von 90 % des Ver&#228;u&#223;erungserl&#246;ses. Die in jenem Erla&#223; in Bezug genommene Abschlu&#223;zahlung besteht aber aus den durch Zahlung von Leasingraten nicht gedeckten <u>Gesamtkosten</u> des Leasinggebers, w&#228;hrend in dem Formularvertrag des vorliegenden Rechtsstreites die Restzahlung vom <u>Anschaffungswert des Leasingobjektes</u> berechnet wird. Der Sinn dieser - nicht erla&#223;konformen - Regelung ist nicht erkennbar. Nicht ersichtlich ist auch, ob diese hier gew&#228;hlte Vertragsgestaltung zu einem f&#252;r den Leasingnehmer g&#252;nstigeren Ergebnis f&#252;hrt; jedenfalls hat die Beklagten f&#252;r einen solchen Ausgangspunkt keinerlei Tatsachen vorgetragen.</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks"><u>II. Berufung des Kl&#228;gers</u></p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;ger ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">Das landgerichtliche Urteil war abzu&#228;ndern. Der Beklagten war - unter Aufrechterhaltung der Ordnungsmittelandrohung - auch die Verwendung der Klausel zu h) zu untersagen.</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">Soweit der Leasingnehmer in dieser Klausel zustimmt, da&#223; der Leasinggeber nach den Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes seine - des Leasingnehmers - personenbezogenen Daten speichern, an entsprechende Auskunftstellen &#252;bermitteln, ver&#228;ndern oder l&#246;schen kann, verst&#246;&#223;t diese Klausel gegen &#167; 9 Abs. 2 Nr. 1 des AGB-Gesetzes.</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">Die Verarbeitung personenbezogener Daten, d.h. deren Speicherung, &#220;bermittlung, Ver&#228;nderung und L&#246;schung ist grunds&#228;tzlich verboten, es sei denn, sie ist gesetzlich erlaubt oder durch Einwilligung des Betroffenen gestattet. Soweit nun die beanstandete Klausel eine Einwilligung des Leasingnehmers in die Speicherung, &#220;bermittlung, Ver&#228;nderung und L&#246;schung der personenbezogenen Daten gem&#228;&#223; &#167; 3 Satz 1 Nr. 2 des Bundesdatenschutzgesetzes enth&#228;lt, kommt es f&#252;r einen Unterlassungsanspruch nach &#167; 13 des AGB-Gesetzes nicht (entscheidend) darauf an, ob die Klausel die f&#246;rmlichen Voraussetzungen des &#167; 3 Satz 2 des Bundesdatenschutzgesetzes erf&#252;llt. Wenn der dort vorgeschriebene besondere Hinweis hier fehlt - worauf der Kl&#228;ger aufmerksam macht - , so macht das allein die Klausel noch nicht materiell unangemessen im Sinne des &#167; 9 des AGB-Gesetzes (zu vgl. BGH NJW 1936, 46). Formelle M&#228;ngel, die ohne inhaltliche &#196;nderung durch eine andere &#228;u&#223;ere Gestaltung der allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen behoben werden k&#246;nnen, rechtfertigen nicht das inhaltsbezogene uneingeschr&#228;nkte Klauselverbot nach &#167; 17 des AGB-Gesetzes (BGH NJW 1986, 46, 47). Andererseits wird die Klausel aber auch dadurch, da&#223; sie aufgrund der gegenw&#228;rtigen Formulargestaltung bereits wegen Versto&#223;es gegen &#167; 3 Satz 3 des Bundesdatenschutzgesetzes unwirksam sein k&#246;nnte, nicht der abstrakten Kontrolle nach &#167;&#167; 9, 13 AGB-Gesetz entzogen und kann wegen der bestehenden Gef&#228;hrlichkeit f&#252;r den Rechtsverkehr Gegenstand einer Klage aus &#167; 13 AGB-Gesetz bleiben (BGH NJW 1986, 46, 47).</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">Materiell f&#252;hrt die streitige Klausel, da sie dem Leasingnehmer eine pauschale Einwilligung in die Speicherung, Weitergabe, L&#246;schung und &#196;nderung aller personenbezogener Daten abverlangt, zu einer unangemessenen Benachteiligung im Sinne des &#167; 9 des AGB-Gesetzes. Eine solche Klausel l&#228;&#223;t sich im Anwendungsbereich des Bundesdatenschutzgesetzes mit wesentlichen Gedanken dieses Gesetzes nicht vereinbaren. Das Bundesdatenschutzgesetz hat sich nun einmal f&#252;r den grunds&#228;tzlichen Schutz aller personenbezogenen Daten entschieden. Es untersagt die Verwendung derartigen Daten zwar nicht schlechthin, macht die Verwendung aber in den &#167;&#167; 24, 32 des Bundesdatenschutzgesetzes von einer Abw&#228;gung der berechtigten Interessen aller Beteiligten abh&#228;ngig. Selbst wenn nun - was allerdings nicht ohne weiteres ersichtlich ist - ein Interesse der Leasinggeberin an der Verarbeitung von Daten des Leasingnehmers (&#252;berhaupt) anerkannt w&#252;rde, kann der Senat nicht sehen, nach welchen Gesichtspunkten die Datenverarbeitung der Leasing<u>geberin</u> (der Beklagten) hier erfolgen soll, insbesondere welche Kriterien die Wahrung der berechtigten Interessen des Leasing<u>nehmers</u> sicherstellen und gegen&#252;ber den Interessen der Beklagten in die Waagschale geworfen werden. Das gilt um so mehr, als die "entsprechenden Auskunftsstellen", an die die &#220;bermittlung erfolgen soll, nicht identifizierbar benannt sind.</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">Alternativ sieht das Bundesdatenschutzgesetz in &#167; 3 Satz 1 Nr. 2 allerdings auch die Einwilligung des Betroffenen als uneingeschr&#228;nkte Rechtfertigung jeder Datenverarbeitung vor. Zweifelhaft ist jedoch, wie weit eine solche Einwilligung formularm&#228;&#223;ig, in allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen, erteilt werden kann. Wenn die Verwender den Abschlu&#223; bestimmter Vertr&#228;ge generell von der formularm&#228;&#223;igen Einwilligung abh&#228;ngig machen, besteht in F&#228;llen, in denen der Kunde auf den Vertragsschlu&#223; angewiesen ist, die Gefahr, da&#223; ihm grunds&#228;tzlich eine echte eigene Entscheidung verwehrt ist und seine Einwilligung zur reinen Formalit&#228;t absinkt (BGH NJW 1986, 46; L&#246;we - von Westfalen, Kommentar zum AGB, a.a.O. Bd. 3 laufende Nr. 38.15 Rdn.6 ). Eine unangemessene Benachteiligung des Leasingnehmers liegt nach Auffassung des Senats jedenfalls vor, wenn - wie im Streitfall - sich die formularm&#228;&#223;ige Einwilligung nicht auf die Verarbeitung bestimmter personenbezogener Daten beschr&#228;nkt, sondern <u>pauschal</u> s&#228;mtliche Gestaltungsm&#246;glichkeiten der Datenverarbeitung (n&#228;mlich Speicherung, &#220;bermittlung, Ver&#228;nderung und L&#246;schung) umfa&#223;t und dem Leasingnehmer damit praktisch das Verf&#252;gungsrecht &#252;ber diese Daten im Einzelfall g&#228;nzlich entzogen wird.</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks"><u>III. Nebenentscheidungen</u></p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">Bei dieser Sachlage war wie geschehen zu entscheiden und dem Kl&#228;ger auch hinsichtlich der Klausel zu h) zu gestatten, die Urteilsformel mit der Bezeichnung der verurteilten Verwenderin auf Kosten der Beklagten im Bundesanzeiger, im &#252;brigen auf eigene Kosten bekannt zu machen (&#167; 18 des AGB-Gesetzes).</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91, 97 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711, 712 ZPO.</p>
315,573
lg-dusseldorf-1986-03-07-21-s-29285
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
21 S 292/85
"1986-03-07T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:14"
"2019-03-27T09:42:46"
Urteil
ECLI:DE:LGD:1986:0307.21S292.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird unter Zur&#252;ckweisung des weitergehenden Rechtsmittels das am 11. Juni 1985 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts D&#252;sseldorf - 37 C 608/84 - teilweise abge&#228;ndert und insgesamt wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p>Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt, an den Kl&#228;ger 551,22 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 25.7.1984 zu zahlen.</p> <p>Der Kl&#228;ger wird verurteilt, an den Beklagten zu 2) 711,20 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 8.1.1985 zu zahlen.</p> <p>Im &#252;brigen werden Klage und Widerklage abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des gesamten Rechtsstreits werden wie folgt verteilt:</p> <p>Von den au&#223;ergerichtlichen Kosten der Beklagten zu 1) tr&#228;gt der Kl&#228;ger 8/10. Die au&#223;ergerichtlichen Kosten der Widerbeklagten zu 2) tr&#228;gt der Beklagte zu 2) in vollem Umfang. Von den au&#223;ergerichtlichen Kosten des Kl&#228;gers tragen die Beklagten zu 1) und 2) als Gesamtschuldner 14/100; der Beklagte zu 2) tr&#228;gt weitere 12/100. Von den au&#223;ergerichtlichen Kosten des Beklagten zu 2) tr&#228;gt der Kl&#228;ger 74/100. Im &#252;brigen tragen die Parteien ihre au&#223;ergerichtlichen Kosten selbst.</p> <p>Von den Gerichtskosten tr&#228;gt der Kl&#228;ger 74/100, die Beklagten zu 1) und 2) tragen als Gesamtschuldner 14/100, der Beklagte zu 2) tr&#228;gt weitere 12/100.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten ist, nachdem sie die Berufung gegen&#252;ber der Widerbeklagten zu 2) zur&#252;ckgenommen haben, in vollem Umfang zul&#228;ssig. Sie ist zum Teil begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Dem Kl&#228;ger steht gegen&#252;ber den Beklagten ein Schadensersatzanspruch in H&#246;he von 551,22 DM zu; auf die Widerklage hin ist der Kl&#228;ger zur Zahlung von Schadensersatz in H&#246;he von 711,20 DM an den Beklagten zu 2) zu verurteilen, &#167;&#167; 7, 17, 18 StVG, 3 PflVG.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Die Beklagten haften grunds&#228;tzlich f&#252;r den dem Kl&#228;ger durch den Unfall entstandenen Schaden gem&#228;&#223; &#167; 7 Abs. 1 StVG, &#167; 3 PflVG. Denn es steht nicht fest, da&#223; der Unfall f&#252;r den Beklagten zu 2) durch ein unabwendbares Ereignis verursacht worden ist.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:3px">Allerdings folgt die Kammer der Aussage der Zeugin Q, da&#223; der Beklagte zu 2) sein Fahrzeug nur leicht abgebremst hat. Die Zeugin hat eine detaillierte Aussage gemacht und insbesondere zwischen eigenen Wahrnehmungen, Informationen durch den Beklagten zu 2) und Schlu&#223;folgerungen unterschieden, so da&#223; keine Veranlassung besteht, der Zeugenaussage nicht zu folgen. Soweit die Zeugin ausgesagt hat, sie sei bei dem Bremsen nicht "gegen den Gurt geschleudert worden", hat sie damit anschaulich geschildert, da&#223; der Beklagte zu 2) das Fahrzeug nur leicht abgebremst hat. Eine allgemeine Lebenserfahrung dahin, da&#223; einer Zeugenaussage der Ehefrau des an dem Unfall beteiligten Fahrers, die in dem Fahrzeug zur Zeit des Unfalls gesessen hat, keine Aussagekraft zukommt, gibt es nicht. Zwar mag die Zeugin am Ausgang des Rechtsstreits interessiert sein, doch macht allein dies die detaillierte Aussage der Zeugin nicht unglaubhaft.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:3px">Allerdings ist dem Beklagten zu 2) anzulasten, da&#223; er wegen des, die Stra&#223;e &#252;berquerenden Hasens oder Kaninchens - wenn auch nur leicht - gebremst hat, ohne sich zuvor zu vergewissern, da&#223; dadurch ein nachfolgendes Fahrzeug nicht gef&#228;hrdet wurde. Da&#223; dieses Bremsen notwendig war, um eine eigene Gef&#228;hrdung auszuschlie&#223;en, ist angesichts des kleinen Tieres nicht &#252;berzeugend. Soweit die Beklagten in zweiter Instanz vortragen, ein Bremsen sei schon wegen der &#246;rtlichen Gegebenheiten erforderlich gewesen, &#252;berzeugt das nicht. Zum einen betrug die zul&#228;ssige Geschwindigkeit am Unfallort 60 km/h und nicht weniger. Zum anderen waren f&#252;r den Beklagten zu 2) nach seinem Vorbringen und seiner Bekundung in dem Termin vor dem Amtsgericht am 24.5.1985 nicht die &#246;rtlichen Gegebenheiten, sondern das die Stra&#223;e &#252;berquerende Tier, Anla&#223; f&#252;r das Abbremsen seines Fahrzeugs.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Dieser dem Beklagten zu 2) anzulastende Umstand ist jedoch im Hinblick auf die gem. &#167; 17 StVG vorzunehmende Abw&#228;gung gegen&#252;ber den, zu Lasten des Kl&#228;gers zu ber&#252;cksichtigenden unfallurs&#228;chlichen Umst&#228;nden derart geringf&#252;gig, da&#223; die Kammer eine Schadensquotelung von 10 zu 90 f&#252;r angemessen h&#228;lt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">Zu Lasten des Kl&#228;gers ist eine erhebliche Betriebsgefahr zu ber&#252;cksichtigen. Denn dieser hat den erforderlichen Sicherheitsabstand nicht eingehalten, so da&#223; es trotz des nur leichten Abbremsens des Pkw's des Beklagten zu 2) zu dem Unfall kam.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">Das Amtsgericht hat zu Gunsten des Kl&#228;gers einen Schaden in H&#246;he von 5.512,19 DM, zu Gunsten des Beklagten in H&#246;he von 4.711,32 DM ber&#252;cksichtigt. Das ist von den Parteien nicht angegriffen worden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">Der Kl&#228;ger kann damit von den Beklagten die Zahlung von 10 % <i> </i>= 551,22 DM verlangen. Der Beklagte zu 2) kann vom Kl&#228;ger 90 <i>% </i>= 4.267,19 DM erstattet verlangen. Der Beklagte zu 2) hat bereits von der Widerbeklagten zu 2) 3.555,99 DM erhalten, so da&#223; ihm noch eine Forderung in H&#246;he von 711,20 DM zusteht.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Die Zinsentscheidung folgt aus &#167;&#167; 286, 288, 291 BGB. Da&#223; dem Beklagten zu 2) eine Zinsforderung bereits seit dem 25.5.1984 (Datum des Unfalltages) zusteht, hat er nicht schl&#252;ssig dargelegt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 92, 515 Abs. 3 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">Der <u>Streitwert</u> wird wie folgt festgesetzt:</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">I. Instanz</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">Zwischen dem Kl&#228;ger und der</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">Beklagten zu 1) 2.917,35 DM,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">zwischen dem Kl&#228;ger und dem</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">Beklagten zu 2) 4.112,68 DM,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:3px">(Klage und Widerklage)</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">zwischen dem Beklagten zu 2)</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">und der Widerbeklagten zu 2) 1.195,33 DM,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">II. Instanz</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">zwischen dem Kl&#228;ger und der</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Beklagten zu 1) 2.756,10 DM,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">zwischen dem Kl&#228;ger und der</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Beklagten zu 2) 3.951,43 DM,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">(Klage und Widerklage)</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">zwischen dem Beklagten zu 2)</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">und der Widerbeklagten zu 2) 1.195,33 DM.</p>
315,574
ag-essen-1986-03-06-12-c-227_85
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12 C 227_85
"1986-03-06T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:15"
"2019-03-27T09:42:46"
Urteil
ECLI:DE:AGE1:1986:0306.12C227.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 500,00 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 22.04.1985 zu zahlen; die weitergehende Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger fordert restlichen Schadensersatz aus einem Verkehrsunfall vom 19.12.1984 etwa um 11.50 Uhr in Essen. Damals verursachte ein bei der Beklagten gegen die Folgen der gesetzlichen Haftpflicht pflichtversicherter Pkw allein einen Schaden am Pkw des Kl&#228;gers. Am Pkw des Kl&#228;gers wurde die Front mit Schwerpunkt links besch&#228;digt, zur Reparatur sind laut einem in den Einzelwerten bis auf den Minderwert zwischen den Parteien nicht streitigen Gutachten vom 21.12.1984 Netto 5597,98 DM, Brutto 6381,70 DM erforderlich. Im vorliegenden Rechtsstreit streiten die Parteien nur noch um die H&#246;he des eingetretenen Minderwertes. In dem vom Kl&#228;ger vorprozessual eingeholten Gutachtens bezifferte der Gutachter den Minderwert auf 800,00 DM. Die Beklagte bezahlte vorprozessual 500,00 DM. Beim Pkw des Kl&#228;gers handelt es sich um einen ###, erstzugelassen am 03.08.84, zum Unfallzeitpunkt gelaufen 15.500 km, in erster Hand und unfallfrei. Zum Zeitpunkt des Unfalles hatte der Pkw einen Wert von 25000,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, an seinem Pkw sei ein Minderwert von mindestens </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">1000,00 DM, eher 1500,00 DM oder 1650,00 DM, eingetreten, n&#228;mlich 5 % der Summe von Fahrzeugwert und Reparaturkosten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit der am 22.04.85 zugestellten Klage begehrte der Kl&#228;ger zun&#228;chst weitere </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">300,00 DM, nunmehr beantragt er,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:85px">die Beklagte zu verurteilen, an den Kl&#228;ger eine in das Ermessen des Gerichts (&#167; 287 ZPO) gestellte Wertminderung zu zahlen, mindestens aber einen Betrag von 1000,00 DM, abz&#252;glich gezahlter 500,00 DM, nebst 4 % Zinsen seit dem Tage der Zustellung, </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:85px">die Beklagte zu verurteilen, an den Kl&#228;ger 500,00 DM nebst 4 % Zinsen seit dem Tage der Klagezustellung zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt, </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:85px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte h&#228;lft daf&#252;r, ein h&#246;herer Minderwert als 500,00 DM, n&#228;mlich der bezahlte Betrag, sei am Pkw des Kl&#228;gers nicht eingetreten.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben durch Einholen eines schriftlichen Gutachtens der Sachverst&#228;ndigen Q, f&#252;r dessen Ergebnis auf Blatt 69 ff. der Akte Bezug genommen wird. Beide Parteien haben es trotz Auflage des Gerichtes unterlassen, etwa vorhandene Lichtbilder des besch&#228;digten Pkw zur Akte zu reichen, oder eine Reparaturrechnung vorzulegen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist im wesentlichen begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte schuldet gem&#228;&#223; &#167;&#167; 7 StVG, 3 Pflichtversicherungsgesetz, 249 Satz 2, 849, 246 BGB, 287 ZPO Zahlung noch weiterer 500,00 DM Minderwert nebst der Zinsen in gesetzlicher H&#246;he aus &#167; 849 BGB. Denn das Gericht sch&#228;tzt, dass insgesamt am Pkw des Kl&#228;gers ein Minderwert in H&#246;he von 1000,00 DM durch den Unfall eingetreten ist, &#167; 287 Absatz 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Das Gericht sah sich nicht in der Lage, den Minderwert anhand eines bestimmten Rechenmodells bestimmen zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">a) </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der BGH hat zurecht, was danach aber n&#228;herer Begr&#252;ndung nicht mehr bedarf, die Rechenmodelle des 13. Verkehrsgerichtstages bzw. die Schweizer Formel der Minderwertberechnung verworfen, BGH Versicherungsrecht 1980, 46, 47.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber hat zwar der BGH die Methoden Ruhkopf/Sahm bzw. die Methode Halbgewachs als geeignet bezeichnet, bei Pkw-Sch&#228;den "eine brauchbare Bewertungsgrundlage" abzugeben (BGH aaO). Diese Auffassung des BGH ist irrig, wie das Oberlandesgericht Hamburg &#252;berzeugend nachgewiesen hat (Versicherungsrecht 81, 1186). Denn beide in dem gleichen Satz vom BGH als geeignet, eine brauchbare Bewertungsgrundlage zu erbringen, bezeichneten Methoden ergeben bei ihrer Anwendung auf denselben Fall h&#246;chst unterschiedliche, um hunderte von Prozenten voneinander abweichende Ergebnisse. Das kann nicht gut brauchbar genannt werden. Auch der vom Gericht bestellte Sachverst&#228;ndige hat nach Diskussion einiger weiterer Verfeinerungen der vorgenannten Theorien ausgef&#252;hrt, dass nach seiner langj&#228;hrigen Erfahrung " es im Prinzip keine festgeschriebene Methode oder Formel gibt, die bei jedem Kraftfahrzeugschaden zur Ermittlung des Minderwerts herangezogen werden" k&#246;nne. Diese Auffassung teilt das erkennende Gericht. Das Gericht ist seit einer Vielzahl von Jahren in einer entsprechenden Spezialabteilung mit Unfallsachen befasst und hat aus der Vielzahl von entsprechenden F&#228;llen, die es inzwischen zu entscheiden hatte, den Schlu&#223; gezogen, dass eine einheitliche, f&#252;r alle F&#228;lle brauchbare Methode nicht aufgestellt werden kann. Es scheint vielmehr so zu sein, dass seit den beiden oben erw&#228;hnten Entscheidungen des BGH und des Oberlandesgerichts Hamburg nicht mehr ernsthaft versucht wird, eine Theorie der Minderwertbestimmung aufzustellen. Zumindest ist die Beschreibung von Heinrichs (Palandt-Heinrichs, 45. Auflage, &#167; 251 Anmerkung 4 ) zutreffend, dass sich eine "allgemein anerkannte Sch&#228;tzungsmethode noch nicht durchgesetzt hat". Vielmehr werden in der Praxis in den verschiedenen Gerichtsbezirken unterschiedliche Methoden mit unterschiedlichem Ausformulierungsgrad und unterschiedlicher Effizienz angewandt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall besteht zwischen den Parteien kein Streit dar&#252;ber, dass der eingetretene Unfallschaden wertrelevant ist. Es handelt sich mit Sicherheit nicht um einen Bagatellunfall oder einen der sonstigen F&#228;lle, f&#252;r die in der Rechtsprechung er&#246;rtert wird, dass &#252;berhaupt kein Minderwert eintreten k&#246;nne. Zwischen den Parteien besteht auch kein Streit dar&#252;ber, dass die Wertminderung sofort mit dem Unfall (BGHZ 35, 396) eingetreten ist. Weiter sind sich die Parteien dar&#252;ber einig, dass die vom Gutachten vorgeschlagene Reparatur zu einer technisch vollst&#228;ndigen Schadensbeseitigung f&#252;hrt. Es verbleibt daher nur eine merkantile Wertminderung. Schon nach dem Begriff dieser Art der Wertminderung handelt es sich um eine solche, die auf den Verkaufswert des Fahrzeugs abstellt. Ein konkreter Verkauf hat nicht stattgefunden, so dass nur eine Sch&#228;tzung der Wertminderung in Betracht kommt. Jede theoretische Berechnung eines solchen Minderwertes kann allenfalls ann&#228;hernde, aber notwendigerweise eben nur irreale Werte durch ein allenfalls in sich stimmiges Schema errechnen. Wirklich geeignet w&#228;re dem Begriff der Wertminderung nach nur eine Marktanalyse durch eine Meinungsumfrage. Der vom Gericht bestellte Gutachter hat die Kosten einer solchen Umfrage auf &#252;ber </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">10.000,00 DM veranschlagt. Beide Parteien haben gem&#228;&#223; Er&#246;rterung in der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung keinen Wert darauf gelegt, dass ein solches &#8211; allein geeignetes &#8211; Marktforschungsgutachten in Auftrag gegeben wird. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hatte aber gem&#228;&#223; der Leitlinie des BGH (Versicherungsrecht 1980, 46, 48) mit sachverst&#228;ndiger Hilfe versucht, den Minderwert f&#252;r den konkreten Fall zu ermitteln. Der BGH h&#228;lt dies "im allgemeinen" f&#252;r geboten, "gelegentlich wohl auch durch Zuziehung eines Gebrauchtwagenh&#228;ndlers". Der vom Gericht beauftragte Sachverst&#228;ndige f&#252;r Kraftfahrzeuge hat das Einschalten eines Gebrauchtwagenh&#228;ndlers f&#252;r ungeeignet gehalten: Der Handel werde sich unter Umst&#228;nden " zu sehr von eigenen kaufm&#228;nnischen Interessen leiten lassen", seine Ausk&#252;nfte k&#246;nnten eventuell nicht mehr objektiv sein. Andererseits hat der Sachverst&#228;ndige auch bezweifelt, dass eine Meinungsumfrage sinnvoll sei. Insbesondere hat der Sachverst&#228;ndige daf&#252;rgehalten, die Befragten w&#252;rden immer nur fiktive Werte angeben k&#246;nnen, es sei ein unrealistisches Antwortverhalten zu erwarten. Das ist zwar sicherlich zu Teilen richtig, verkennt aber, dass die ausgefeilte Technik moderner Umfragen doch zu soweit brauchbaren Ergebnissen f&#252;hren wird, dass sie Grundlage einer Sch&#228;tzung nach &#167; 287 ZPO ohne weiteres sein k&#246;nnen. Das ist in anderen Rechtsgebieten, beispielsweise im gewerblichen Rechtsschutz, nicht zweifelhaft. Auch dort sind Umfragen anzustellen, die in gewissem Sinne irreal sind, weil es bei den Umfragen nicht zu konkreten Gesch&#228;ftsabschl&#252;ssen oder &#228;hnlichen konkreten Vorf&#228;llen kommt.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall sch&#228;tzt das Gericht unter W&#252;rdigung aller Umst&#228;nde den eingetretenen Minderwert auf 1000,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der vorprozessual vom Kl&#228;ger eingeschaltete Gutachter hat den Minderwert mit 800,00 DM veranschlagt. Der Gutachter hat hierzu angegeben, dass er nach der Entschlie&#223;ung des 13. Verkehrsgerichtstages rechnerisch 516,81 DM berechnet habe, dass jedoch diese Formel nicht alle erforderlichen Faktoren ber&#252;cksichtige und nur eine Rechenhilfe sei. Unter Ber&#252;cksichtigung des &#246;rtlichen Marktes und der Einsch&#228;tzung des Gesamtschadens halte er beim Wiederverkauf den Minderwert von 800,00 DM f&#252;r realistisch.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber hat offenbar die Beklagte pr&#228;zise den Betrag zugrunde gelegt, da sich aus der vom Gutachter des Kl&#228;gers erw&#228;hnten rein rechnerischen Berechnung ergab.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der vom Gericht beauftragte Sachverst&#228;ndige wiederum hat nach l&#228;ngerer Diskussion der Untauglichkeit aller Theorien im einzelnen untersucht, welche der Schadenspositionen "wertminderungsrelevant" seien und sodann ohne rechnerisch n&#228;here Darlegung ausgef&#252;hrt, dass der Minderwert durch den Frontschaden "unter Ber&#252;cksichtigung aller beeinflussenden Faktoren" 650,00 DM betrage.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Diese Ausf&#252;hrung des Gutachters haben das Gericht, wie es mit den Parteien er&#246;rtert hat, nicht &#252;berzeugen k&#246;nnen. Es fehlt jede nachvollziehbare Bestimmung des Wertes. Es werden allein die Umst&#228;nde aufgez&#228;hlt, die tats&#228;chlich vorliegen, die auch zwischen den Parteien so nicht streitig sind, und danach wird, ohne argumentativ erkennbare Verkn&#252;pfung, ein Minderwert angegeben. Dieses Verfahren ist nicht geeignet, dem Gericht nachvollziehbar die Bestimmung eines Minderwertes auch nur sch&#228;tzungsweise zu erlauben.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Es war nicht angemessen, nunmehr noch durch weitere Anh&#246;rung des Gutachters oder erg&#228;nzendes Gutachten weitere Kosten zu verursachen. Das w&#228;re nicht mehr verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig im Sinne des &#167; 287 ZPO gewesen. Erst recht gilt dies angesichts der relativen Untauglichkeit aller Wertminderungsbestimmungstheorien.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Das Gericht sah sich daher gezwungen, den Minderwert selbst zu sch&#228;tzen. Hierbei war folgendes ma&#223;gebend. In den Reparaturarbeiten sind erhebliche R&#252;ckverformungsarbeiten der Front enthalten. Diese Arbeiten wie auch die zur Schadensbeseitigung erforderlichen Eingriffe in das selbsttragende Karosseriegef&#252;ge an der Front (Radhaus und Abschlussblech) bedeuten, zusammenh&#228;ngend mit der Notwendigkeit, das Fahrzeug zu richten und zu vermessen, einen erheblichen Eingriff. Nach dem Gutachten sind Sch&#228;den an Gelenkwelle, Lenkgetriebe, Motor und Achse aufgetreten. Insgesamt handelt es sich danach doch um einen ganz erheblichen Schaden. Bei der notwendigen Offenbarung im Verkaufsfalle, von der alle Parteien und die Gutachter &#252;bereinstimmend zu Recht ausgehen, muss dies im Vergleich mit unbesch&#228;digten Fahrzeugen zu einem erheblichen Nachlass f&#252;hren, wenn der Pkw noch verkaufbar sein soll. Es ist weiter zu bedenken, dass der Fahrzeugtyp dem Kaufpreis und Wert nach im oberen Bereich angesiedelt ist. Bei Preisen gebrauchter Pkw von rund 25.000,00 DM k&#246;nnen K&#228;ufer sehr w&#228;hlerisch sein und unter einem breiten Angebot aussuchen. Gebrauchtwagenk&#228;ufer werden sich bei den Verhandlungen &#252;ber den Minderwert auch nicht daran orientieren, was die "minderwertrelevanten" Arbeiten sind. Eine solche, von den Verkehrssachverst&#228;ndigen leider inzwischen allgemein ge&#252;bte Einsch&#228;tzungspraxis verkennt grundlegend, dass der Gebrauchtwagenmarkt nicht auf den Handel unter Sachverst&#228;ndigen beschr&#228;nkt ist. Die &#252;blichen Schadensgutachten erlauben dem normal informierten Gebrauchtwagenk&#228;ufer diese Unterteilung &#252;berhaupt nicht. Die Gutachten sind n&#228;mlich f&#252;r den nicht mit ihnen vertrauten Normalb&#252;rger relativ unleserlich. Es handelt sich um ein Computerprogramm, das mit einer Vielzahl von Abk&#252;rzungen und verwirrend vielen Zahlen arbeitet. Dem Gericht ist aus einer Anzahl von Vernehmungen bekannt, dass bei der Abwicklung von Verk&#228;ufen besch&#228;digter Fahrzeuge regelm&#228;&#223;ig nur das Vorblatt mit den Ergebnissen ber&#252;cksichtigt wird. allenfalls in Einzelf&#228;llen k&#246;nnte ein gut argumentierender Verk&#228;ufer es erreichen, dass einzelne Schadenspositionen bei der Minderwertsch&#228;tzung unber&#252;cksichtigt bleiben. Das setzt aber eine gewisse Marktg&#228;ngigkeit des Fahrzeugs voraus. Demgegen&#252;ber wird n&#228;mlich der K&#228;ufer nicht unverst&#228;ndlich darauf hinweisen, dass auch Arbeiten, die sich auf den Einbau neuer Ersatzteile beschr&#228;nken, in den ordnungsgem&#228;&#223;en Verbund der urspr&#252;nglichen Ganzheit des Autos eingegriffen haben und dass &#8211; je mehr solche Eingriffe vorliegen &#8211; um so h&#246;her ein gewisses Restrisiko zu veranschlagen ist, selbst wenn sich technisch nach Ausf&#252;hrung der Reparatur ein Minderwert nicht ergibt. Au&#223;erdem ist bei der Minderwertberechnung nach Einsch&#228;tzung des Gerichtes nicht etwa von den Nettokosten auszugehen, sondern von den hier auf rund 6400,00 DM zu veranschlagenden Bruttokosten der Reparatur. Selbst wenn hiervon die Lackierung abgezogen wird, verbleibt ein Betrag von rund 5000,00 DM. Das Gericht sch&#228;tz nach alledem, dass 20 % dieses Betrages der eingetretene Minderwert ist.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Wegen der Abweisung des weitergehenden Ermessensantrages beruht die Kostenentscheidung auf &#167; 92 Absatz 2 ZPO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf den &#167;&#167; 708 Nr. 11, 713 ZPO.</p>
315,575
lg-bonn-1986-02-21-17-0-24484
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17 0 244/84
"1986-02-21T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:16"
"2019-03-27T09:42:46"
Urteil
ECLI:DE:LGBN:1986:0221.17.0.244.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt, an den Kl&#228;ger 2.512,84 DM nebst 4 % Zinsen aus 1.318,82 DM seit dem 31.10.1984 und aus weiteren 1.194,02 DM seit , dem 01.01.1985 zu zahlen. </p> <p>Die Beklagten sind als Gesamtschuldner verpflichtet, dem Kl&#228;ger allen zuk&#252;nftig entstehenden materiellen Sch&#228;den aus dem Unfallereignis vom 21.12.1982, soweit, die Anspr&#252;che nicht auf Sozialversicherungstr&#228;ger &#252;bergegangen sind, zu 3/4 zu ersetzen, die Beklagte zu 1) jedoch nur im Rahmen der Haftungssumme aus dem Versicherungsvertrag Nr. ### ####. </p> <p></p> <p>Die Beklagten zu 1) und 3) sind als Gesamtschuldner verpflichtet, dem Kl&#228;ger allen zuk&#252;nftig entstehenden immateriellen Schaden aus dem Unfallereignis vom 21.12.1982 unter Ber&#252;cksichtigung eines Mitverschuldens von 1/4 zu ersetzen, die Beklagte zu 1) jedoch nur im Rahmen der Haftungssumme aus dem Versicherungsvertrag Nr. ### ####. </p> <p></p> <p>Im &#220;brigen wird die Klage abgewiesen. </p> <p></p> <p>Von den Kosten des Rechtsstreits tragen der Kl&#228;ger 87 %, die Beklagten 13 %. </p> <p></p> <p>Das Urteil ist f&#252;r den Kl&#228;ger gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 3.000,-- DM, f&#252;r die Beklagten gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 6.500,-- DM vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Beklagten d&#252;rfen die Sicherheitsleistung auch durch eine selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer westdeutschen Gro&#223;bank oder Sparkasse erbringen. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verlangt Ersatz des vollen Schadens, den er bei einem Verkehrsunfall am 21.12.1982 gegen ##:## Uhr erlitten hat. Er befuhr mit seinem Pkw I B im Gebiet der Stadt C die vorfahrtsberechtigte L ### in Richtung J und stie&#223; mit einem von links aus der Dstra&#223;e in die Fahrtrichtung des Kl&#228;gers einbiegenden Lkw zusammen. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten zu 2) und 3) sind die Halterin bzw. der Fahrer des Lkw, die Beklagte zu 1) deren Haftpflichtversicherer. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hatte bei dem Unfall den Sicherheitsgurt nicht angelegt und stand unter Alkoholeinwirkung. Eine knapp drei Stunden sp&#228;ter entnommene Blutprobe ergab einen Blutalkoholwert von 1,36 0/00 im Mittelwert. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Bei der Kollision der Fahrzeuge erlitt der Kl&#228;ger folgende Verletzungen: </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Tr&#252;mmerfraktur der rechten H&#252;fte mit Ausrenkung des H&#252;ftkopfes, Fraktur der 8. Rippe, Radiusfraktur, Herzquetschung, Gehirnersch&#252;tterung, stumpfes Bauchtrauma, HWS-Schleudertrauma, Knieprellung. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Er befand sich wiederholt in station&#228;rer Behandlung, und zwar vom ##.##.1982 bis ##.##.1983 im Q-Krankenhaus in E sowie vom ##.##. bis ##.##.1984, vom ##.##. bis ##.##.1984 und vom ##.##. bis ##.##.1984 im F-Krankenhaus in L. Anfang des Jahres 1984 wurde ihm dort eine zementlose Judet-Protese implantiert. Wegen unzureichender Stabilit&#228;t der H&#252;ftpfanne erfolgte postoperativ eine Ruhigstellung im Beckenbeingips und sp&#228;ter die Anlegung einer Gipshose, die erst nach dem ##.##.1984 abgenommen werden konnte. Auch heute leidet der Kl&#228;ger insbesondere bei K&#228;lte unter belastungsabh&#228;ngigen Schmerzen der rechten H&#252;fte bis zum Knie. Abends kommt es h&#228;ufig zu einem Anschwellen des rechten Fu&#223;es. Als Dauersch&#228;den werden vor allem ein Beckenschiefstand mit Beinverk&#252;rzung rechts um knapp 2 cm, eine Einschr&#228;nkung der H&#252;ftbeweglichkeit, eine Hyposensibilit&#228;t an der Lateralseite des rechten Ober- und Unterschenkels und der Innenseite des linken Fu&#223;es, eine Gro&#223;zehenheberschw&#228;che rechts sowie Schmerzen bei Wetterumschwung verbleiben. Der Kl&#228;ger war bis zum 04.01.1985 zu 100 % erwerbsunf&#228;hig. Ab diesem Zeitpunkt betr&#228;gt die Erwerbsunf&#228;higkeit 60 %. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die zu den Akten gereichten &#228;rztlichen Gutachten, insbesondere die Stellungnahmen des Dr. med. T vom ##.##.1984 (Bl. 9 d.A.) und vom ##.##.1984 (Bl. 182 d.A.) sowie das den Erstbefund im Q-Krankenhaus betreffende Attest vom ##.##.1985 (Bl. 196 d.A.) verwiesen. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Wegen der erlittenen Verletzungen machte der Kl&#228;ger gegen&#252;ber den Beklagten zu 1) und 3) ein angemessenes Schmerzensgeld von nicht unter 20.000,-- DM geltend. Dar&#252;ber hinaus verlangt er von allen Beklagten Erstattung der durch den Unfall verursachten materiellen Sch&#228;den und der sonstigen Folgekosten in einer Gesamth&#246;he von 35.640,-- DM gem&#228;&#223; Aufstellung Bl. 2 und 3 der Klageschrift. Au&#223;erdem wird f&#252;r die Zeit ab dem ##.##.1983 ein Erwerbsschaden geltend gemacht. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war bis zum Unfall bei einer Maler- und Anstreicherfirma t&#228;tig. Er bezog im Jahre 1982 entsprechend der zu den Akten gereichten Lohnbescheinigung (BI. 44 d.A.) unter Einschluss einer Pr&#228;mie und des Weihnachtsgelds ein Nettogehalt von 20.960,43 DM. Ab dem ##.##.1983 erhielt der Kl&#228;ger folgende Leistungen der LVA bzw. des Arbeitsamtes: F&#252;r die Zeit vom ##.##.1983 bis ##.##.1984 bezog er eine Erwerbsunf&#228;higkeitsrente von insgesamt 27.178,20 DM (vgl. Schreiben LVA vom ##.##.1984 und ##.##.1985 (Bl. 45, 201 d.A.&#187;. In der Zeit vom ##.##.1985 bis zum ##.##.1985 bezog er ein Arbeitslosengeld von 234,60 DM w&#246;chentlich (vgl. Bewilligungsbescheid BI. 97 d.A.). Seit dem ##.##.1985 nimmt er an einer Umschulung zum B&#252;rokaufmann teil und erh&#228;lt von der LVA ein kalendert&#228;giges &#220;bergangsgeld, das bis zum ##.##.1985 pro Tag 46,42 DM, vom ##.##.1986 bis ##.##.1986 kalendert&#228;gig 49,51 DM und ab dem ##.##.1986 kalendert&#228;gig 51,-- DM betr&#228;gt. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben vor Rechtsh&#228;ngigkeit Abschlagzahlungen in H&#246;he von 16.500,-- DM und nach Rechtsh&#228;ngigkeit weitere 5.000,-- DM gezahlt, die der Kl&#228;ger sich auf die vorstehenden Anspr&#252;che anrechnen l&#228;sst. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, der Beklagte zu 3) habe bei dem Unfall trotz Dunkelheit die Scheinwerfer nicht eingeschaltet gehabt. Das Nicht- anlegen der Sicherheitsgurte und der Alkoholgenuss habe sich bei dem Unfall nicht ausgewirkt, weil bei Benutzung der Gurte die gleichen Verletzungen aufgetreten w&#228;ren und ein n&#252;chterner Fahrer den Unfall nicht h&#228;tte vermeiden k&#246;nnen. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt, </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">1. die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an den Kl&#228;ger 24.456,-- DM ( Verdienstausfall vom 22.06.1983 bis 31.12.1984 sowie Sachschaden) nebst 4 % Zinsen ab Rechtsh&#228;ngigkeit zu zahlen; </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">2. die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an den Kl&#228;ger 1.620,-- DM (Verdienstausfall Januar und Februar 1985) sowie ab M&#228;rz 1985 bis zum Ende der auf den Unfallverletzungen vom 21.12.1982 beruhenden Arbeitslosigkeit des Kl&#228;gers alle zwei Wochen jeweils 405,-- DM zu zahlen; </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">3. die Beklagten zu 1) und 3) als Gesamtschuldner zu verurteilen, an den Kl&#228;ger ein angemessenes Schmerzensgeld nebst 4 % Zinsen ab 21.12.1983 zu zahlen; </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">4. festzustellen, dass die Beklagten als Gesamtschuldner, die Beklagte zu 1) jedoch nur im Rahmen der Haftungssumme aus dem Versicherungsvertrag Nr. ### ####, verpflichtet sind, dem Kl&#228;ger allen zuk&#252;nftig entstehenden materiellen Schaden aus dem Unfallereignis vom 21.12.1982 zu ersetzen, soweit die Anspr&#252;che nicht auf Sozialversicherungstr&#228;ger &#252;bergegangen sind; </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">5. festzustellen, dass die Beklagten zu 1) und 3) als Gesamtschuldner, die Beklagte zu 1) jedoch nur im Rahmen der Haftungssumme aus dem Versicherungsvertrag Nr. ### ####, verpflichtet sind, dem Kl&#228;ger allen zuk&#252;nftig entstehenden immateriellen Schaden aus dem Unfallereignis vom 21.12.1982 zu ersetzen. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen, </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen und Sicherheitsleistungen auch durch Bankb&#252;rgschaft erbringen zu d&#252;rfen. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Sie bestreiten f&#252;r einen Teil der geltend gemachten materiellen Sch&#228;den die Unfallurs&#228;chlichkeit. Insoweit wird auf die Ausf&#252;hrungen in der Klageerwiderung Bl. 37-39 d.A. Bezug genommen. Im &#220;brigen sind sie der Ansicht, infolge des Mitverschuldens des Kl&#228;gers und der erbrachten Zahlungen seien die Anspr&#252;che bereits ausgeglichen. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben gem&#228;&#223; Beschluss vom 05.03.1985. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf das schriftliche Gutachten des Sachverst&#228;ndigen R vom 08.05.1985 (Bl. 122 d.A.), das Gutachten des Prof. Dr. K vom 12.08.1985 (Bl. 162 d.A.) sowie die m&#252;ndlichen Erl&#228;uterungen des Dr. X in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 01.10.1985 (Bl. 192 d.A.) Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze und Anlagen verwiesen. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nur zu einem geringen Teil begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger stehen gegen&#252;ber dem Beklagten zu 3) Schadensersatzanspr&#252;che zu gem&#228;&#223; &#167;&#167; 823 I, 11 BGB i.V.m. &#167; 8 StVO, sowie gem&#228;&#223; &#167;&#167; 7, 17, 18 StVG. Zwischen den Parteien ist unstreitig, dass der Beklagte zu 3) den Unfall durch die Vorfahrtsverletzung schuldhaft verursacht hat. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die dar&#252;ber hinaus behauptete fehlende Beleuchtung am Lkw ist der Kl&#228;ger hingegen beweisf&#228;llig geblieben. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Auch den Kl&#228;ger trifft am Unfall jedoch ein Verschulden, weil er infolge des vorangegangenen Alkoholkonsums fahrunt&#252;chtig war und deshalb zu sp&#228;t reagiert hat, w&#228;hrend ein n&#252;chterner Fahrer sein Fahrzeug noch rechtzeitig angehalten h&#228;tte. Aufgrund der &#252;berzeugenden Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen R in seinem Gutachten vom 08.05.1985 (BI. 122 d.A.) steht f&#252;r die Kammer fest, dass der Kl&#228;ger den Unfall durch eine um 0,6 sec. fr&#252;hzeitigere Reaktion h&#228;tte vermeiden k&#246;nnen, da sein Fahrzeug dann noch vor dem Lkw zum Stand gekommen w&#228;re. Die tats&#228;chliche Reaktion lag jedoch erst 1,89 sec. bzw. 2,06 sec. vor dem Ansto&#223;, wobei die Reaktionszeit mit 0,8 sec. ber&#252;cksichtigt ist. Als Folge hiervon konnte die Geschwindigkeit nicht mehr ausreichend abgebaut werden. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Sachverst&#228;ndige R hat sich allerdings aufgrund seiner Feststellungen nicht dazu &#228;u&#223;ern k&#246;nnen, ob der Lkw zu dem Zeitpunkt, zu dem eine Reaktion h&#228;tte erfolgen m&#252;ssen, f&#252;r den Kl&#228;ger bereits erkennbar war. Gleichwohl bedarf es keiner weiteren Untersuchungen im Rahmen der vom Sachverst&#228;ndigen vorgeschlagenen Fahrversuche. Der Sachverst&#228;ndige Dr. X hat bei seiner Vernehmung in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 01.10.1985 (BI. 193 d.A.) nachvollziehbar dargelegt, dass sich ab einer Blutalkoholkonzentration von 1 0/00 aufw&#228;rts die ". Reaktionszeit um mindestens 40 bis 50 % verschlechtert. Eine noch gr&#246;&#223;ere Bedeutung misst der Sachverst&#228;ndige dem Umstand zu, dass ein alkoholisierter Fahrer das Gefahrenmoment einer Verkehrssituation erheblich sp&#228;ter erkennt als ein n&#252;chterner Fahrer. Diese Feststellungen sind f&#252;r den vorliegenden Fall anwendbar, weil die R&#252;ckrechnung des festgestellten Blutalkoholwertes auf die Unfallzeit nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen einen Wert von mindestens 1,43 0/00 ergibt. Zu der Reaktionszeit von 0,8 sec., die der Sachverst&#228;ndige R als Erfahrungswert f&#252;r einen n&#252;chternen Fahrer zugrundegelegt hat, ist somit eine weitere Reaktions- bzw. Wahrnehmungszeit von etwa gleicher L&#228;nge hinzuzurechnen, die der Kl&#228;ger infolge der alkoholbedingten Verlangsamung zus&#228;tzlich ben&#246;tigt hat, um die festgestellten Bremsspuren verursachen zu k&#246;nnen. Das sich aus den Spuren ergebende Bremsman&#246;ver w&#228;re also nicht m&#246;glich gewesen, wenn der Kl&#228;ger das Fahrzeug nicht bereits weitere 0,8 sec. vor dem vom Sachverst&#228;ndigen R errechneten Reaktionszeitpunkt gesehen h&#228;tte. Diese zus&#228;tzliche Zeitspanne h&#228;tte f&#252;r einen n&#252;chternen Fahrer jedoch ausgereicht, um den Unfall zu vermeiden. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Ein weiteres Mitverschulden im Hinblick auf die Verletzung der Anschnallpflicht trifft den Kl&#228;ger hingegen nicht. Nach den Ausf&#252;hrungen des medizinischen Sachverst&#228;ndigen im schriftlichen Gutachten vom 12.08.1985 (Bl. 162 ff d.A.) und den hierzu gegebenen m&#252;ndlichen Erl&#228;uterungen im Termin vom 01.10.1985 (B1. 193 d.A.) steht f&#252;r die Kammer fest, dass gleichschwere Verletzungen auch bei angelegtem Sicherheitsgurt aufgetreten w&#228;ren. Dies gilt insbesondere hinsichtlich der H&#252;ftverletzung. Die Kammer h&#228;lt es aufgrund der aus den Lichtbildern ersichtlichen Fahrzeugsch&#228;den und den Feststellungen im polizeilichen Unfallbericht, nach denen der Kl&#228;ger in seinem Fahrzeug auf dem Fahrersitz eingeklemmt war, f&#252;r erwiesen, dass das Armaturenbrett in den Fahrzeugraum hineingedr&#252;ckt worden ist. Es w&#228;re auch bei einem angegurteten Fahrer zu einem derart starken Anprall auf das Knie und zu einer entsprechenden Kraft&#252;bertragung auf die H&#252;fte gekommen, dass das H&#252;ftgelenk dieser Belastung nicht standgehalten h&#228;tte. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die somit erforderliche Abw&#228;gung nach &#167;&#167; 17, 18 Abs. 3 StVG, &#167; 254 BGB f&#252;hrt zu einer Quote von 1/4:3/4 zugunsten des Kl&#228;gers. Die Nichtbeachtung der Vorfahrt trotz des im Einm&#252;ndungsbereich der Dstra&#223;e aufgestellten Stoppschildes stellt ein besonders grobes verkehrswidriges Verhalten des Beklagten zu 3) dar. Hinzu kommt die gegen&#252;ber einem normalen Pkw gesteigerte Betriebsgefahr des Lkw. Der Ursachenbeitrag und das Verschulden des Kl&#228;gers infolge der versp&#228;teten Bremsreaktion tritt dahinter zur&#252;ck. </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Neben dem Beklagten zu 3) haftet die Beklagte zu 2) als Halterin des Pkw im gleichen Umfang (&#167;&#167; 7, 17 StVG), wobei die immateriellen Sch&#228;den jedoch ausgeklammert sind. Die Beklagte zu 1) haftet jeweils als Gesamtschuldner mit den Beklagten zu 2) bzw. 3) gem&#228;&#223; &#167; 3 Nr. 1, 2 PflVersG als deren Haftpflichtversicherer. </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der H&#246;he des sich daraus ergebenden Schadensersatzanspruchs gilt folgendes: </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">1. Von den geltend gemachten Sach- und Verm&#246;genssch&#228;den (ohne Verdienstausfall) ist nur ein Teilbetrag in H&#246;he von 13.758,42 DM ber&#252;cksichtigungsf&#228;hig. Unter Einbeziehung der Haftungsquote (3/4) ergibt sich ein Betrag von <u>10.318,82 DM</u>. Es sind dabei aus der Schadensaufstellung BI. 2/3 d.A. die Positionen 1. bis 4. und 13. mit einem Betrag von 9.214,82 DM unstreitig. Ebenfalls begr&#252;ndet sind die Positionen 5. bis 8., 10., 14. und 17. mit dem geltend gemachten Gesamtbetrag von 2.586,60 DM (Kleiderschaden, Fahrtkosten, Orthop&#228;dische Schuhe, Zusatzaufwand Krankenhausaufenthalt, Treuepr&#228;mie). Bei der Schwere der vom Kl&#228;ger erlittenen Verletzungen entspricht es dem normalen Verlauf, dass die in diesen Positionen aufgef&#252;hrten Aufwendungen anfallen. </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Bei Position 9. (Ehebett) und Position 11. (Pkw) kommt lediglich ein Teilbetrag von 200,-- DM bzw. 1.000,-- DM in Ansatz, weil der Kl&#228;ger nur die unfallbedingten Mehrkosten verlangen kann, hier also die Kosten f&#252;r einen zus&#228;tzlichen Lattenrost f&#252;r das Bett und den Aufpreis f&#252;r eine Getriebeautomatik. Insoweit hat das Gericht von der M&#246;glichkeit der Schadenssch&#228;tzung gem. &#167; 287 ZPO Gebrauch gemacht. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Bei Position 12. (weitere Fahrtkosten der Ehefrau) ist lediglich ein Teilbetrag von 257,-- DM belegt. Die &#252;brigen Betr&#228;ge betreffen Fahrten des Kl&#228;gers, die in Position 7. geltend gemacht werden und dort voll in Ansatz kommen. </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Bei Position 15. (Stornogeb&#252;hr) ist der Ursachenzusammenhang mit dem Unfall nicht gegeben. Wenn der Kl&#228;ger, wie er vortr&#228;gt, auf etwa 8 Monate im Voraus eine Urlaubsreise gebucht hat in der Hoffnung, bei Reiseantritt gesundheitlich wieder hergestellt zu sein, so geschah dies ausschlie&#223;lich auf eigenes Risiko. </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Bei Position 16. ist lediglich das Weihnachtsgeld 1983 in H&#246;he von 500,-- DM anzusetzen, weil der Anspruch f&#252;r das Jahr 1982 gem&#228;&#223; &#167; 4 LFZG auf den Arbeitgeber &#252;bergegangen ist. Nach dem unwidersprochen gebliebenen Vorbringen der Beklagten hat der Kl&#228;ger von seinem Arbeitgeber 1982 ein Weihnachtsgeld von 500,-- DM erhalten. </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die angef&#252;hrten Einzelbetr&#228;ge ergeben den oben angef&#252;hrten Betrag von 13.758,42 DM, von dem die Mithaftquote abzusetzen ist. </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">2. Bei dem Erwerbsschaden kommt lediglich ein R&#252;ckstand f&#252;r das Jahr 1985 in H&#246;he von 1.194,02 DM in Ansatz. Im &#220;brigen, insbesondere auch f&#252;r die &#252;berschaubare Zukunft, ist der Schaden durch die Leistungen der Sozialversicherungstr&#228;ger ausgeglichen. </p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Einkommenseinbu&#223;en des Kl&#228;gers sind auf der Basis des Nettolohnes zu berechnen. Die Ersparnisse an Sozialabgaben und Steuern sind abzusetzen, weil der Erwerbsschaden zu einem gro&#223;en Teil durch Leistungen der Sozialversicherung abgedeckt ist, die nicht einkommenssteuerpflichtig sind. Dar&#252;ber hinaus braucht der Kl&#228;ger zur Zeit keine eigenen Sozialabgaben zu tragen. W&#252;rden diese Ersparnisse nicht ber&#252;cksichtigt und stattdessen das ungek&#252;rzte Bruttoeinkommen zugrundegelegt, - w&#252;rde der Kl&#228;ger entgegen dem Grundsatz des &#167; 249 S. 1 BGB unangemessen beg&#252;nstigt (vgl. BGH NJW 80, 1788, VersR 1983, 149). </p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Weiterhin sind die erbrachten Renten- bzw. Arbeitslosengeldzahlungen in voller H&#246;he vom Anspruch des Kl&#228;gers abzusetzen, weil insoweit ein Forderungs&#252;bergang auf die Sozialversicherungstr&#228;ger erfolgt ist. Es handelt sich bei dem im Jahre 1982 erfolgten Unfall um einen "Altschaden", bei dem statt des &#167; 116 SGB X die Vorschriften der &#167;&#167; 127 AFG i.d.F. des Gesetzes vom 22.12.1981 bzw. &#167; 1542 RVO und das darin geregelte Quotenvorrecht Anwendung findet. </p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Der Jahresnettolohn des Kl&#228;gers betrug im Jahre 1982 20.960,43 DM. Dies entspricht einem durchschnittlichen monatlichen Nettolohn von 1.746,70 DM. F&#252;r die weitere Schadensberechnung legt die Kammer f&#252;r die Vergangenheit eine j&#228;hrliche Steigerung des Nettolohns von 3 % zugrunde (&#167; 287 ZPO). Dieser Satz entspricht der allgemein bekannten Entwicklung der Arbeitsl&#246;hne, wie sie etwa auch in den Ver&#246;ffentlichungen des Statistischen Bundesamts ihren Niederschlag findet (vgl. z.B. Fachserie 16 Ziffer 312). Eine dar&#252;ber hinausgehende Einkommenssteigerung - etwa auf Grund einer zus&#228;tzlichen beruflichen Qualifikation -, hat der Kl&#228;ger nicht dargelegt. Insbesondere reicht das Vorbringen im Schriftsatz vom 23.01.1986, das ohnehin gem&#228;&#223; &#167; 296 a ZPO als versp&#228;tet zur&#252;ckzuweisen ist, hierf&#252;r nicht aus. </p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das Jahr 1983 gilt nach alledem folgendes: Der anzusetzende Monatsnettolohn betr&#228;gt 1.800,-- DM. F&#252;r die Zeit vom 22.06. bis 31.12.1983 (6 1/4 Monate) folgt hieraus ein Betrag von 11.250,-- DM. F&#252;r das Jahr 1984 betr&#228;gt der anzusetzende Monatslohn 1.854,-- DM. Der zu erwartende Jahresnettolohn betrug 22.248,-- DM. Der Gesamtverlust bis zu diesem Zeitpunkt belief sich damit auf 33.498,-- DM. Unter Ber&#252;cksichtigung der Mithaftquote (1/4) verbleibt der Betrag von 25.123,50 DM. Tats&#228;chlich erhalten hat der Kl&#228;ger jedoch 27.178,20 DM (18.079,80 DM + 9.098,40 DM). </p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1985 betrug der anzusetzende Monatslohn 1.910,-- DM. Dies entspricht einem Jahresnettolohn von 22.920,-- DM. Nach Abzug des Mitverschuldensanteils verbleibt ein Betrag von 17.190,-- DM. Erhalten hat der Kl&#228;ger f&#252;r die Zeit vom 01.01. bis 17.03.1985 2.580,60 DM (11 x 234,60 DM) und f&#252;r die Zeit vom 18.03. bis 31.12.1985 13.415,38 DM (289 x 46,42 DM) somit insgesamt 15.995,98 DM. Es verbleibt ein Erwerbsschaden von <u>1.194,02 DM. </u></p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das Jahr 1986 betr&#228;gt der anzusetzende Monatslohn 1.967,--DM. Bei der vom Kl&#228;ger verlangten zweiw&#246;chigen Zahlungsweise ergibt sich die Summe von 917,93 DM (1.967 : 30 x . 14). Unter Ber&#252;cksichtigung des Mitverschuldens verbleibt ein Betrag von 688,45 DM. Der Kl&#228;ger erhielt bis zum 18.02.1986 pro </p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Tag 49,51 DM und damit f&#252;r den 14-Tages-Zeitraum 693,14 DM. Der Erwerbsschaden ist damit voll ausgeglichen. Ab dem 01.03.1986 liegen die Zahlungen der LVA sogar noch h&#246;her, so dass auch f&#252;r die Zeit danach kein Anspruch verbleibt. </p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">3. Der Schmerzensgeldanspruch des Kl&#228;gers ist bei Ber&#252;cksichtigung aller Umst&#228;nde auf den Betrag von <u>12.500,-- DM</u> zu bemessen. Besonderes Gewicht hatte dabei die Schwere der vom Kl&#228;ger erlittenen Verletzungen. Der Kl&#228;ger musste sich wiederholt langandauernden station&#228;ren Behandlungen unterziehen. Das H&#252;ftgelenk musste prothetisch versorgt werden. Es sind erhebliche Dauersch&#228;den zur&#252;ckgeblieben, insbesondere eine Bewegungseinschr&#228;nkung der H&#252;fte sowie eine Sch&#228;digung des Nervus-Ischiadicus. Der Kl&#228;ger ist bis heute nicht schmerzfrei. </p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Er muss sich einer beruflichen Umschulung unterziehen, wobei die sp&#228;tere Wiedereingliederung in das Berufsleben noch offen ist. </p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Von den weiteren f&#252;r die Bemessung des Schmerzensgeldes ma&#223;gebenden Gesichtspunkten hat die Kammer insbesondere der vom Beklagten zu 3) begangenen groben Vorfahrtsverletzung besonderes Gewicht beigemessen. Andererseits war zu ber&#252;cksichtigen, dass der Kl&#228;ger das Fahrzeug in absolut fahrunt&#252;chtigem Zustand gef&#252;hrt hat und dass ein n&#252;chterner Fahrer den Unfall vermieden h&#228;tte. </p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Bei den vorstehenden Erw&#228;gungen hat die Kammer die Verletzungsfolgen so ber&#252;cksichtigt, wie sie sich zum Schluss der m&#252;ndlichen Verhandlung darstellen. Abgegolten sind damit insbesondere auch die Schmerzen und Beeintr&#228;chtigungen, unter denen der Kl&#228;ger zu leiden haben wird, wenn keine Verschlechterung des Gesundheitszustandes eintritt. Insoweit war eine zeitliche Beschr&#228;nkung des Anspruchs nicht m&#246;glich, weil der Kl&#228;ger die Kenntnis, dass die heute vorhandenen Schmerzen noch in der Zukunft fortdauern werden, nicht aus seinem Bewu&#223;tsein verdr&#228;ngen kann. Dar&#252;ber hinaus w&#252;rde eine ins freie Belieben des Kl&#228;gers gestellte zeitliche Beschr&#228;nkung des Schmerzensgelds im Ergebnis zu einer im vorliegenden Fall nicht gerechtfertigten Schmerzensgeldrente f&#252;hren k&#246;nnen. </p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Nicht in das Schmerzensgeld eingeflossen ist hingegen die M&#246;glichkeit, dass in der Zukunft eine Verschlechterung des Zustands eintreten kann. Zwar mag auch insoweit bereits die M&#246;glichkeit f&#252;r eine medizinische Prognose gegeben sein, so dass an sich auch die m&#246;glicherweise zu erwartenden zuk&#252;nftigen Beeintr&#228;chtigungen grunds&#228;tzlich mit h&#228;tten einbezogen werden k&#246;nnen. Nach dem im Zivilprozess herrschenden Verf&#252;gungsgrundsatz bleibt es dem Kl&#228;ger jedoch insoweit unbenommen, die M&#246;glichkeit von Folgesch&#228;den auszuklammern und damit die weitere Entwicklung abzuwarten. </p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ergibt sich insgesamt ein Zahlungsanspruch des Kl&#228;gers in H&#246;he von 24.012,84 DM (10.318,82 + 1.194,02 + 12.500,--). Hiervon sind die geleisteten Zahlungen in H&#246;he von 21.500,-- DM abzusetzen, so dass ein Betrag von 2.512,84 DM verbleibt. </p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Verrechnung dieser Zahlungen ist zu ber&#252;cksichtigen, dass die Beklagten keine Bestimmungen getroffen haben und dass die vom Kl&#228;ger getroffene Bestimmung einer Verrechnung vornehmlich auf den Erwerbsschaden nicht wirksam ist, weil der Erwerbsschaden nur zu einem geringen Teil gegeben ist und dies auch erst in einem nach Zahlungseingang liegenden Zeitpunkt. </p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die Verrechnung erfolgt daher vornehmlich auf das Schmerzensgeld und danach auf die Sachsch&#228;den. Dies f&#252;hrt dazu, dass hinsichtlich des Restbetrages eine gesamtschuldnerische Haftung der Beklagten verbleibt. </p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Feststellungsantr&#228;ge sind mit der Ma&#223;gabe begr&#252;ndet, dass der Kl&#228;ger 1/4 der zuk&#252;nftigen Sch&#228;den selbst zu tragen hat. Da der weitere Heilungsverlauf noch nicht feststeht, ist das erforderliche Rechtsschutzbed&#252;rfnis f&#252;r die Antr&#228;ge gegeben. </p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch des Kl&#228;gers ist begr&#252;ndet gem. &#167;&#167; 284, 286, 288 BGB. Hinsichtlich eines Teilbetrags von 1.194,02 DM (Erwerbsschaden) war jedoch zu ber&#252;cksichtigen, dass dieser erst im Jahre 1985 entstanden ist. </p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 ZPO. Hier hatte die Kammer zu ber&#252;cksichtigen, dass ein Teilbetrag von 5.000,-- DM erst nach Rechtsh&#228;ngigkeit gezahlt worden ist, und dass die Beklagten ohne diese Zahlung insoweit unterlegen w&#228;ren. </p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167; 709 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 113.870,64 DM (24.456,-- + 54.414,64 + 20.000,-- + " 10.000,-- + 5.000,--) </p>
315,576
olgk-1986-02-13-5-u-18385
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 U 183/85
"1986-02-13T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:18"
"2019-03-27T09:42:46"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1986:0213.5U183.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Unter Abweisung der Klage im &#252;brigen wird die Beklagte verurteilt, an den Kl&#228;ger 23.712,40 DM nebst 10 % Zinsen von 31.606,04 DM vom 9.10. bis 15.11.1984 und von 23.712,40 DM ab dem 16.11.1984 zu zahlen, im &#252;brigen wird die Berufung des Kl&#228;gers zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Beklagte. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Von der Darstellung eines Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die in formeller Hinsicht bedenkenfrei Berufung ist auch sachlich begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1, 49 VVG, &#167; 1 (1) a AFB verpflichtet, dem Kl&#228;ger wegen des Brandschadens vom 27.8.1984 eine Entsch&#228;digung in der zuerkannten H&#246;he zu leisten. Der Brandschaden vom 27.8.1984 an dem von der Beklagten versicherten Geb&#228;ude des Kl&#228;gers ist unstreitig. Auch die H&#246;he des Schadens und damit die zu erbringende Entsch&#228;digung sind nicht in Streit. Die Beklagte verweigert die Zahlung des &#252;ber 7.893,64 DM hinausgehenden Entsch&#228;digungsbetrages lediglich unter Berufung auf &#167; 67 Abs. 1 Satz 3 VVG mit der Begr&#252;ndung, der Kl&#228;ger habe seinen Schadensersatzanspruch gegen das Dachdeckerunternehmen S, dessen Mitarbeiter den Brand fahrl&#228;ssig verursacht haben sollen, durch Erla&#223; oder Verzicht aufgegeben. Dieser auch vom Landgericht geteilten Auffassung vermag sich der Senat indes nicht anzuschlie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Es ist allerdings zuzugeben, da&#223; im Einzelfall die vorbehaltlose Zahlung einer Verg&#252;tung f&#252;r die Schadensbeseitigung an den Sch&#228;diger den Erkl&#228;rungswert eines Verzichts auf die Schadensersatzforderung oder eines Erlasses der selben haben kann. So hat es sich offensichtlich in dem Falle verhalten, der der von der Beklagten herangezogenen Entscheidung des OLG K&#246;ln (VersR 1958 Seite 620 f) zugrunde lag. Ein solcher Erkl&#228;rungswert liegt aber in der Regel dann nicht vor, wenn der Sch&#228;diger haftpflichtversichert ist. Gerade unter juristischen Laien herrscht allgemein die Vorstellung vor, da&#223; die Ersatzleistung in einem solchen Schadensfalle auf der Ebene der Haftpflichtversicherung und des Gesch&#228;digten erfolgt, mag auch der Haftungsproze&#223; zwischen Sch&#228;der und Gesch&#228;digten zu f&#252;hren sein.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Auch im vorliegenden Falle war die Fa. S, wie der Kl&#228;ger unwidersprochen vorgetragen hat, haftpflichtversichert und waren sich S und der Kl&#228;ger dar&#252;ber einig, da&#223; die Schadensersatzleistung durch den Haftpflichtversicherer im Benehmen mit dem Feuerversicherer, also der Beklagten, erfolgen solle. Der Kl&#228;ger hat die Fotokopie eines Schreibens seiner M Anw&#228;lte vom 11.3.1985 vorgelegt, wonach er auch seinerseits Anspr&#252;che bei dem Haftpflichtversicherer, der J Vers.-AG, geltend gemacht hat. Glaubten er und S aber, der Haftpflichtversicherer werde - eventuell in Absprache mit der Beklagten - den Schaden regulieren, ist nicht erkennbar, inwiefern der Kl&#228;ger dann auf einen Schadensersatzanspruch verzichtet oder ihn erlassen hat. Vielmehr hat der Kl&#228;ger sich der Beklagten gegen&#252;ber durchaus loyal verhalten und ist seiner Verpflichtung zur Schadensminderung nachgekommen. Es war den Umst&#228;nden nach zweckm&#228;&#223;ig, die Fa. S mit den Instandsetzungsarbeiten zu beauftragen. Dieses Unternehmen war ortsans&#228;ssig, schnell zur Stelle, bereits am Hause des Kl&#228;gers t&#228;tig gewesen, kannte die Verh&#228;ltnisse und mu&#223;te bestrebt sein, weitere Sch&#228;den zu vermeiden: es erlaubte dem Kl&#228;ger, der dadurch Kosten sparen konnte, seinerseits drei Hilfskr&#228;fte f&#252;r die Arbeiten zur Verf&#252;gung zu stellen. Da&#223; ein anderes Unternehmen besser oder preiswerter gearbeitet h&#228;tte, hat die Beklagte nicht vorgetragen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war dagegen der Beklagten gegen&#252;ber nicht verpflichtet, die Fa. S zur Naturalrestitution zu veranlassen, um der Beklagten die Ersparung einer Entsch&#228;digungszahlung zu erm&#246;glichen. Auf eine solche Naturalrestitution h&#228;tte sich die Fa. S, gerade, weil sie haftpflichtversichert war, nicht eingelassen und sich ihrem Haftpflichtversicherer gegen&#252;ber gem&#228;&#223; &#167; 5, 5 Nr. 5 AHB auch nicht ohne dessen Zustimmung einlassen d&#252;rfen (Verbot der Befriedigung ohne Zustimmung des Versicherers). Um diese Schwierigkeiten zu beheben und die Fa. S zur vergiftungslosen Reparatur zu veranlassen, w&#228;re zumindest so viel Zeit vergangen, da&#223; der Kl&#228;ger gegen seine der Beklagten gegen&#252;ber gem&#228;&#223; &#167; 13 (1) b AFB bestehende Schadensminderungspflicht versto&#223;en h&#228;tte: Nach dem Brand des Dachstuhls mu&#223;ten Witterungssch&#228;den durch baldige Reparaturarbeiten verhindert werden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nicht &#252;berzeugend ist auch der Hinweis der Beklagten, der Kl&#228;ger habe durch sein Verhalten die Durchsetzung eines Regre&#223;anspruchs gegen die Fa. S erschwert. Der regre&#223;nehmende Versicherer ist nie davor gefeit, da&#223; der Sch&#228;diger in einem Proze&#223; offensichtlich unbegr&#252;ndete Einwendungen erhebt und kann daf&#252;r den Versicherungsnehmer nicht verantwortlich machen. Um solche Einwendungen w&#252;rde es sich aber handeln, wenn die Fa. S sich in einem Regre&#223;proze&#223; auf Verzicht oder Erla&#223; seitens des Kl&#228;gers berufen w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ist die Klage bez&#252;glich des Hauptanspruchs begr&#252;ndet. Der Zinsanspruch - auch bez&#252;glich der urspr&#252;nglichen Forderung von 31.606,04 DM - ist aus dem Gesichtspunkt des Verzuges gem&#228;&#223; &#167;&#167; 286 Abs. 1, 288 BGB gerechtfertigt. Die in &#167; 17 AFB geregelte F&#228;lligkeitsverzinsung schlie&#223;t die Geltendmachung eines Verzugsschadens nicht aus (vgl. Pr&#246;lss-Martin, VVG, 23. Aufl., &#167; 11 Anm. 7 bez&#252;glich &#167; 94 VVG). Nach &#167; 17 AFB ist die Versicherungsleistung zwei Wochen nach ihrer vollst&#228;ndigen Feststellung f&#228;llig. Das war im vorliegenden Falle sp&#228;testens am 21.9.1984, als der dem Grunde nach unstreitige Versicherungsfall auch der H&#246;he nach durch Sachverst&#228;ndigensch&#228;tzung festgestellt war. Durch anwaltliches Schreiben vom 1.10.1984 mit Fristsetzung zum 8.10.1984 geriet die Beklagte mit Ablauf des zuletzt genannten Tages in Verzug. Ihre unzutreffende Rechtsauffassung berechtigt sie nicht, die Zahlung zu verweigern. Da&#223; der Kl&#228;ger bez&#252;glich der Klageforderung w&#228;hrend des Verzugszeitraums Bankkredit in H&#246;he von mindestens (der eingeklagten) 10 % in Anspruch genommen hat, ist durch Bankbescheinigung, deren Richtigkeit von der Beklagten nicht angezweifelt wird, dargetan.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen &#252;ber die Kosten und die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruhen auf den &#167;&#167; 92 Abs. 2, 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren und Wert der Beschwer der Beklagten: 23.793,52 DM.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wert der Beschwer des Kl&#228;gers: 8,78 DM.</p>
315,577
olgk-1986-02-04-22-u-15985
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
22 U 159/85
"1986-02-04T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:19"
"2019-03-27T09:42:45"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1986:0204.22U159.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten zu 1) wird das Urteil des Landgerichts K&#246;ln vom 26.April 1985</p> <p>- 5 0 22/84 - teilweise abge&#228;ndert und insgesamt wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p>Die Beklagte zu 1) wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 2.938,36 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 16.12.1983 zu zahlen.</p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Die weitergehende Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits erster Instanz werden wie folgt verteilt: Die Gerichtskosten tragen der Kl&#228;ger zu 43 % und die Beklagte zu 1) zu 57 %.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Dieau&#223;ergerichtlichen Kosten des Kl&#228;gers tragen zu</p> <p>40 % dieser selbst und zu 60 % die Beklagte zu 1); die au&#223;ergerichtlichen Kosten der Beklagten zu 1) tragen zu 60 % diese selbst und zu 40 % der Kl&#228;ger. &#220;ber die au&#223;ergerichtlichen Kosten des Beklagten zu 2) ist im ersten Rechtszug bereits gesondert entschieden.</p> <p>Die Kosten der Berufung tragen die Kl&#228;ger zu 1/3 und die Beklagte zu 2) zu 2/3.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">(ohne Tatbestand gem&#228;&#223; &#167; 543 I ZPO)</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist nur teilweise begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht wegen des Verkehrsunfalls vom 06.08.1983 gem&#228;&#223; &#167;&#167; 7 I, 17 I StVG gegen die Beklagte zu 1) ein Anspruch auf Ersatz von 2/3 des ihm entstandenen Schadens zu.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#167; 7 I StVG findet auch gegen&#252;ber einer &#246;ffentlich-rechtlichen K&#246;rperschaft Anwendung, weil neben einer etwaigen Amtshaftung aus &#167; 839 BGB i.V.m. Art. 34 GG die Haftung nach dem Stra&#223;enverkehrsgesetz konkurrierend eingreift (vgl. BGHZ 29, 44 und Drees-Kuckuk-Werny, Stra&#223;enverkehrsrecht, 5. Auflage 1985, &#167; 7 StVG Rdn. 7 m.w.N.). Dabei wird &#167; 7 StVG auch nicht durch das Verweisungsprivileg des &#167; 839 I 2 BGB verdr&#228;ngt (BGH NJW 79, 2043; vgl. auch Palandt-Thomas, BGB, 45. Aufl. 1986, &#167; 839 Anm. 7 a).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">II.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Bei der nach &#167; 17 I StVG gebotenen Abw&#228;gung, inwieweit der Schaden durch den einen oder anderen Teil verursacht worden ist, ergibt sich zum einen, da&#223; der Unfall f&#252;r keinen der Beteiligten ein unabwendbares Ereignis darstellte, zum anderen, da&#223; auf beiden Seiten ein die Betriebsgefahr erh&#246;hendes schuldhaftes Verhalten der Fahrer der Kraftfahrzeuge vorlag, wobei aber das Verschulden des Fahrers des der Beklagten zu 1) geh&#246;renden Q-LKW deutlich &#252;berwog.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">1. Zur Unfallbeteiligung des Fahrzeugs des Beklagten zu 1) stehtnicht nur fest, da&#223; f&#252;r diese kein unabwendbares Ereignis</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">i. S. des &#167; 7 II StVG vorlag. Es ist vielmehr auch bewiesen, da&#223; dem fr&#252;heren Beklagten zu 2), dem Zeugen G,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">ein Versto&#223; gegen &#167; 7 IV 1 StVO zur Last f&#228;llt, der f&#252;r den Zusammensto&#223; der Fahrzeuge urs&#228;chlich war. Insoweit hat das Landgericht das Ergebnis der Beweisaufnahme zutreffend gew&#252;rdigt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">a) Zwar sind die Aussagen der Zeugen L und C zum eigentlichen Unfallhergang letztlich nicht ergiebig. Auch das Gutachten des Sachverst&#228;ndigen T hat weder das Vorbringen des Kl&#228;gers noch das der Beklagten zum Unfallgeschehen positiv best&#228;tigt, da es nach den nachvollziehbaren und &#252;berzeugenden Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen in technischer Sicht ungekl&#228;rt bleibt, ob die streifende Kollision beider Fahrzeuge bei einem Einscheren des PKW auf die Fahrbahn oder bei einem Fahrbahnwechsel des LKW vom linken auf den rechten Fahrstreifen erfolgte.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">b) Die Richtigkeit der Darstellung des Kl&#228;gers zum Unfallgeschehen ergibt sich aber aus der Bekundung des Zeugen M, welcher der Senat (unter gleichzeitiger W&#252;rdigung der entgegenstehenden Aussage des Zeugen G) ebenso wie das Landgericht folgt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge M hat bekundet, da&#223; der Q-LKW die B Stra&#223;e in L2 auf der linken Fahrbahn befahren habe, als der PKW des Kl&#228;gers vom Parkstreifen auf die rechte Fahrbahn einfuhr , da&#223; dann aber der LKW - als er sich etwa auf gleicher H&#246;he mit dem PKW befand - von der linken auf die rechte Fahrspur her&#252;berlenkte und dabei den PKW erfa&#223;te.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Senat glaubt diesem Zeugen, dessen erstinstanzlich protokollierte Aussage detailliert und in sich schl&#252;ssig ist. DerZeuge hat als unbeteiligter Fu&#223;g&#228;nger eine neutrale Stellunginne. Seine Glaubw&#252;rdigkeit ist auch nicht schon deswegen in Frage gestellt, weil der Kl&#228;ger nach dem Berufungsvorbringen mit dem Zeugen M vor dessen Vernehmung gesprochen hat; auch der m&#246;gliche Beeinflussungsversuch des Kl&#228;gers gegen&#252;ber dem Zeugen L (der inhaltlich im &#252;brigen auch eine richtige Aussage zum Ziel gehabt haben kann) hat in Bezug auf die Person des Zeugen M keine durchgreifende Bedeutung. In sachlicher Hinsicht spricht f&#252;r die Richtigkeit der Bekundung des Zeugen M, da&#223; dieser das Geschehen von einer (nach den Messungen des Sachverst&#228;ndigen T 170 m entfernten) Fu&#223;g&#228;ngerbr&#252;cke aus verfolgte, von wo aus er einen guten Blick auf die Unfallstelle hatte; das ergibt sich so deutlich aus der Fotografie des Sachverst&#228;ndigen T von der &#214;rtlichkeit (81. 80 d.A.), da&#223; auch eine Augenscheinseinnahme durch den Senat entbehrlich ist. Es ist auch nachvollziehbar, da&#223; der Zeuge den Verkehr auf der Fahrbahn beobachtete, da er beim &#220;berqueren der Fu&#223;g&#228;ngerbr&#252;cke innegehalten und sich an das Br&#252;ckengel&#228;nder gestellt hatte. Da&#223; ihm schwindelig gewesen sei, hat der Zeuge entgegen dem Vorbringen der Berufung nicht gesagt, sondern nur, da&#223; er meinte, die Br&#252;cke w&#252;rde wegen starken Windes schwanken. Auch das in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat er&#246;rterte Argument, Passanten w&#252;rden erst nach einem Unfall durch den Knall auf das Geschehen aufmerksam werden, greift im vorliegenden Fall nicht: Der Zeuge M hat nun einmal ausdr&#252;cklich ausgesagt, da&#223; er den Verkehr bereits beobachtet habe, als der PKW den Parkstreifen verlie&#223; und der LKW von weiter hinten angefahren kam. Weiterhin vermag der Senat auch nicht dem Vorbringen der Berufung dazu zu folgen, der Zeuge M m&#252;sse wegen einer leichten Biegung in der Fahrbahn der B Stra&#223;e einer "optischen T&#228;uschung" erlegen sein. Gerade weil n&#228;mlich - wie sich wiederum aus den Fotos des Sachverst&#228;ndigen T anschaulich ergibt - der Knick der Fahrbahnen erst (aus Fahrtrichtung der beteiligten Fahrzeuge gesehen) nach der Kollisionsstelle liegt, spricht nichts f&#252;r einen Irrtum des Zeugen hinsichtlich seiner Beobachtungen zu den Vorg&#228;ngen, die sich noch vor dem betreffenden Knick abspielten, vor allem hinsichtlich seiner Bekundung, der Q-LKW sei schon "weiter hinten" auf der linken Fahrbahn gefahren. Schlie&#223;lich erscheint es gegen&#252;ber der im Kerngeschehen pr&#228;zisen Aussage des Zeugen M auch nicht bedeutsam, da&#223; der Zeuge in einer Einzelheit vom unstreitigen Vortrag der Parteien abweicht: Da&#223; n&#228;mlich der LKW den PKW mit seinem Trittbrett erfa&#223;t habe (statt: Mit dem Kotfl&#252;gel). Zum einen liegen Kotfl&#252;gel und Trittbrett so nahe beieinander, da&#223; eine Verwechslung durch den Zeugen aus 170 m Entfernung verst&#228;ndlich ist.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">c) Den Bekundungen des Zeugen M steht im Ergebnis auch nicht die Aussage des Zeugen G entgegen. Diese begegnet n&#228;mlich ihrerseits so erheblichen Zweifeln, da&#223; ihr der Senat - wie schon das Landgericht - keinen durchgreifenden Beweiswert beizumessen vermag.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge G hat zwar bei seiner Vernehmung so ausgesagt, wie es dem Vortrag der Beklagten zu 1) entspricht. Es ist aber nicht zu verkennen, da&#223; der Zeuge entgegen der Ansicht der Berufung keine neutrale Stellung gegen&#252;ber den Parteien einnimmt. Auch wenn ihm seitens der Beklagten zu 1) kein Regre&#223; droht und wenn auch die Klage gegen ihn zur&#252;ckgenommen worden ist, so war er doch Unfallbeteiligter und ist Arbeitnehmer der Beklagten zu 1). Auch kann die Beklagte zu 1) ihre Darstellung vom Unfallgeschehen, die sie zum Vorbringen im Rechtsstreit macht, ihrerseits nur aus den Angaben des Zeugen G bezogen haben; bei dem Zeugen ist daher sehr wohl - anders als bei dem unbeteiligten Zeugen M - eine gewisse Zwangslage bei seiner sp&#228;teren gerichtlichen Vernehmung nicht auszuschlie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Letztlich braucht allerdings Bedenken gegen die Glaubw&#252;rdigkeit des Zeugen - die nach den zu &#167; 398 1 ZPO entwickelten Grunds&#228;tzen nicht etwa zwingend dessen erneute Vernehmung erforderlich machen w&#252;rden, weil das Erstgericht die Glaubw&#252;rdigkeit gar nicht er&#246;rtert hat und somit der Senat von dessen etwaiger Beurteilung nicht abweichen w&#252;rde (vgl. BGH NJW 72, 584) - nicht weiter nachgegangen zu werden. Denn auch inhaltlich versteht der Senat die protokollierte Aussage des Zeugen G nicht anders als das erstinstanzliche Gericht (hierzu: BGH NJW 82, 1052). Es ist mit dem Landgericht festzuhalten, da&#223; die Aussage des Zeugen G in einem entscheidungserheblichen Punkt nicht richtig sein kann und damit insgesamt in ihrer Verwertbarkeit ersch&#252;ttert ist.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge will eine Vollbremsung get&#228;tigt haben, als er den PKW des Kl&#228;gers aus einem Abstand von ca. 3 m zum ersten Mal als aus dem Parkstreifen herauskommend wahrgenommen haben will. Diese zwei Angaben - 3 m Abstand einerseits, Vollbremsung andererseits - sind aber nach den &#252;berzeugenden Ausf&#252;hrungen des Gutachters T miteinander unvereinbar, da der LKW noch w&#228;hrend der Reaktionszeit des Fahrers 14 - 17 m zur&#252;ckgelegt haben mu&#223;. Entgegen dem Berufungsvorbringen findet sich f&#252;r diesen Widerspruch auch keine zureichende Erkl&#228;rung darin, da&#223; sich der Zeuge mit der Entfernungsangabe von ca. 3 m versch&#228;tzt haben k&#246;nne. Denn auch eine Abstandsangabe von z. B. 5 m oder 10 m w&#228;re angesichts der erforderlichen Reaktionszeit mit der behaupteten Vollbremsung nicht zu vereinbaren; ein noch weiterer Abstand hingegen w&#228;re mit einem Abstand von nur 3 m nicht zu verwechseln gewesen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Auch hat der Zeuge G - wie aus der Aussage des Zeugen Rechtsanwalt H hervorgeht - diese Abstandsangabe von ca. 3 m mehrfach, auch schon als Zeuge im Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen den Kl&#228;ger, bekundet; es kann daher nicht davon ausgegangen werden, da&#223; er sich im Zivilproze&#223; lediglich versch&#228;tzt habe. Andererseits hat er aber - gleichfalls nach der Bekundung des Zeugen Rechtsanwalt H - im Ordnungswidrigkeitsverfahren von einer mehrfachen Vollbremsung gesprochen, w&#228;hrend es nach der Aussage vor dem Landgericht nur eine gewesen sein soll. Auch hieruas erwachsen Zweifel an der Richtigkeit der Angaben des Zeugen G, die sich - gerade weil eine unrichtige Aussage in Rede steht - nicht mit dem Hinweis der Berufung auf eine logische Unvereinbarkeit solcher Zeugenangaben beheben lassen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Bekundungen des Zeugen Rechtsanwalt H wiederum zu dem fr&#252;heren Aussageverhalten des Zeugen G - insbesondere, da&#223; er als Verteidiger des Kl&#228;gers im Ordnungswidrigkeitsverfahren schon damals die Widerspr&#252;che aufgegriffen und dem Zeugen G vorgehalten habe - sind derart bestimmt gewesen, da&#223; auch bei diesem Zeugen gem&#228;&#223; &#167; 398 I ZPO eine erneute Vernehmung durch den Senat nicht erforderlich ist; f&#252;r das von der Berufung vermutete Mi&#223;verst&#228;ndnis oder unzureichende Erinnerungsverm&#246;gen ergeben sich bei dem Zeugen H keine Anhaltspunkte.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Kommt nach alledem der Aussage des Zeugen G kein durchgreifender Beweiswert zu, so bedeutet dies allerdings keineswegs, da&#223; der Zeuge - wie es in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat angeklungen ist - vors&#228;tzlich die Unwahrheit gesagt haben mu&#223; und da&#223; dem der Senat erneut nachgehen m&#252;sse. Es ist g&#228;ngige Erfahrung gerade in Verkehrsunfallsachen, da&#223; sich in einem Beteiligten schon an Ort und Stelle ein vermeintlich richtiges, die eigene Verantwortlichkeit scheinbar minderndes Bild einpr&#228;gen kann, das sich bei sp&#228;teren Aussagen noch verfestigt.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">2. Auch f&#252;r den Kl&#228;ger stellt sich allerdings das Unfallgeschehen nicht als unabwendbares Ereignis i.S. des &#167; 7 II StVG dar. Vielmehr erf&#228;hrt auch bei ihm die Betriebsgefahr seines PKW eine Erh&#246;hung.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">a) Selbst ungeachtet des zweitinstanzlichen Vortrags zur Bet&#228;tigung des Fahrtrichtungsanzeigers ist dem Kl&#228;ger - was das Landgericht nicht er&#246;rtert hat - der Entlastungsbeweis nach &#167; 7 II StVG nicht gelungen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Den - im Rahmen des &#167; 7 II StVG ihm obliegenden - Nachweis, da&#223; er als F&#252;hrer seines Fahrzeugs jede ihm obliegende Sorgfalt beobachtet hat, hat der Kl&#228;ger in Ansehung der besonderen Anforderungen des &#167; 10 StVO nicht f&#252;hren k&#246;nnen. Dabei ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; einerseits der Parkstreifen, von dem der Kl&#228;ger angefahren war, als "anderer Stra&#223;enteil" i.S. des &#167; 10 S. 1 StVO gilt (Jagusch-Hentschel, Stra&#223;enverkehrsrecht, 28. Auflage, &#167; 10 StVO Rdn. 6) und da&#223; andererseits die Sorgfaltspflichten des Einfahrenden r&#228;umlich erst dann enden, wenn jegliche Einflu&#223;nahme des Anfahrvorgangs auf das weitere Verkehrsgeschehen ausgeschlossen ist. Der Anfahrende mu&#223; mit der M&#246;glichkeit eines Fahrstreifenwechsels eines Fahrzeugs, das er im R&#252;ckspiegel auf der &#220;berholspur wahrnimmt, stets rechnen. Der Zusammenhang zwischen dem Einfahren auf die rechte Fahrspur und der - wenn auch auf einem Fahrbahnwechsel des Q-LKW beruhenden - Kollision ist nicht etwa deswegen aufgehoben, weil der Kl&#228;ger nach den Aussagen der Zeugen M und L nachgewiesenerma&#223;en eine gewisse Strecke zur&#252;ckgelegt hatte (nach seinen eigenen Angaben: etwa 10 - 15 m), ehe es zum Zusammensto&#223; kam. Die Strecke von 10 - 15 m ist n&#228;mlich in Ansehung der Beschleunigung eines anfahrenden PKW derart kurz, da&#223; der r&#228;umliche und zeitliche Zusammenhang mit dem Verlassen des Parkstreifens schon deswegen zu bejahen ist, weil auch der Fahrbahnwechsel durch den Q-LKW nicht rechtwinkelig verlief, sondern schr&#228;g erfolgte, wie sich aus den anschlie&#223;enden Kollisionsbild ergibt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die durch den Vorgang des Einfahrens vom Parkstreifen auf die rechte Fahrspur schon erh&#246;hte Betriebsgefahr des PKW erf&#228;hrt noch eine weitere Steigerung dadurch, da&#223; der Kl&#228;ger entgegen &#167; 10 S. 2 StVO den Fahrtrichtungsanzeiger nicht bet&#228;tigte.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der diesbez&#252;gliche zweitinstanzliche Vortrag ist unbestritten geblieben (wobei es ohnehin schon in erster Instanz im Hinblick auf die Darlegungslast zu &#167; 10 II StVG dem Kl&#228;ger ablegen h&#228;tte, eine etwaige tats&#228;chliche Bet&#228;tigung des Blinkers zu behaupten).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Eine weitere, &#252;ber die Erh&#246;hung der Betriebsgefahr hinausgehende Bedeutung unter Verschuldensgesichtspunkten kommt allerdings dem Nichtsetzen des Blinkers nicht zu. Die Beklagte zu 1) hat nicht dargelegt, welche Auswirkungen der nicht erkennbare Fahrtrichtungsanzeiger auf den Fahrer des Q-LKW hatte.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">c)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Ein etwaiger weiterer Versto&#223; des Kl&#228;gers gegen &#167; 10 S. 1 StVO deswegen, weil er den Umfang des bevorrechtigten Verkehrs beim Verlassen des Parkstreifens verkannt h&#228;tte, ist zu verneinen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Zwar hat die Berufung darin recht, da&#223; sich der Vorrang des flie&#223;enden Verkehrs auch auf den linken Fahrstreifen einer mehrspurigen Fahrbahn erstreckt. Da aber der PKW nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme nicht bis auf die linke Fahrbahn gefahren ist, kommt dem hier keine Bedeutung zu.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">3. Die vorstehend festgestellten Verursachungsanteile beider Seiten f&#252;hren zu folgender Abw&#228;gung bei der Ermittlung der Haftungsquote nach &#167; 17 I StVG.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Haftung der Beklagten zu 1) wird schon aus der Betriebsgefahr des Q-LKW begr&#252;ndet. Diese erfuhr schon abstrakt eine Erh&#246;hung dadurch, da&#223; von einem LKW mit Anh&#228;nger eine h&#246;here Gef&#228;hrlichkeit ausgeht als etwa von einem PKW. Zus&#228;tzlich aber wurde die Betriebsgefahr noch erheblich gesteigert nicht nur durch den ohnehin schon nicht risikolosen Fahrstreifenwechsel als solchen, sondern insbesondere durch das konkrete Verkehrsverhalten des Zeugen G, der den Fahrbahnwechsel unter Versto&#223; gegen &#167; 7 IV 1 StVO vornahm.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Zu Lasten des Kl&#228;gers wirkt sich demgegen&#252;ber zwar aus, da&#223; auch in Ansehung der besonderen Sorgfaltsgrunds&#228;tze des &#167; 10 StVO die Betriebsgefahr des PKW bei und unmittelbar nach dem Anfahren auf die rechte Fahrbahn erh&#246;ht war, wobei zus&#228;tzlich die Bet&#228;tigung des Fahrtrichtungsanzeigers entgegen dem Gebot des &#167; 10 S. 2 StVO unterblieb.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Das bei weitem &#252;berwiegende Verursachungselement lag aber in dem auf das Einfahren des PKW in die Fahrbahn erst nachfolgenden Verhalten des Fahrers des Q-LKW. Dieser setzte die gr&#246;&#223;ere Ursache f&#252;r den Zusammensto&#223;, indem er unter Mi&#223;achtung des &#167; 7 IV 1 StVO den Fahrstreifen wechselte.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Demgem&#228;&#223; mu&#223; der Haftungsanteil der Beklagten zu 1) des, des Kl&#228;gers deutlich &#252;bersteigen. Angemessen ist bei Abw&#228;gung aller Umst&#228;nde eine Quotierung von 1/3 zu 2/3 zu Lasten der Beklagten zu 1).</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">III.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Zur H&#246;he der Klageforderung ist zweitinstanzlich nur noch von dem Betrag von 4.407,54 DM auszugehen, der nach dem angefochtenen Urteil den Gesamtschaden des Kl&#228;gers ausmacht. 2/3 hiervon sind 2.938,36 DM.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Dieser dem Kl&#228;ger zustehende Betrag ist gem&#228;&#223; &#167; 288 I 1 BGB mit 4 % zu verzinsen. Der Zeitpunkt des Verzugsbeginns wird mit der Berufung nicht angegriffen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">IV.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 92 Il, 269 III 2 ZPO. Der Ausspruch &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergeht gem&#228;&#223; &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Gegenstandswert</span> der Berufung: 4.407,54 DM</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Beschwer des Kl&#228;gers&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 1.469,18 DM</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Beschwer des Beklagten&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 2.938,36 DM</p>
315,578
olgham-1986-01-22-5-uf-27983
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 UF 279/83
"1986-01-22T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:22"
"2019-03-27T09:42:45"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1986:0122.5UF279.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Beschwerde des Antragstellers wird das am 25. Mai 1983 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts L&#252;nen zu Ziffer II abge&#228;ndert.</p> <p>Vom Versicherungskonto des Antragstellers bei der Bundesknappschaft XXX, VersNr. XXX, werden monatliche Rentenanwartschaften in H&#246;he von 704,21 DM, bezogen auf den 30. November 1982, auf das Versicherungskonto der Antragsgegnerin bei der Landesversicherungsanstalt XXX, VersNr. XXX, &#252;bertragen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Beschwerdeverfahrens werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p></p> <p>Die weitere Beschwerde wird zugelassen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben am 29. August 1953 geheiratet. Aus der Ehe sind keine Kinder hervorgegangen. Der Scheidungsantrag des am 2. Juli 1932 geborenen Ehemanns (Antragstellers) ist der am 28. Mai 1936 geborenen Ehefrau (Antragsgegnerin) am 16. Dezember 1982 zugestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Ehemann hat in der Ehezeit eine Anwartschaft aus der knappschaftlichen Rentenversicherung von monatlich 2.068,63 DM sowie eine Anwartschaft im Sinne des &#167; 1587 a Abs. 2 Nr. 4 c BGB aus der knappschaftlichen Rentenversicherung, die nicht den gesetzlichen Rentenanpassungen unterliegt, in H&#246;he von monatlich 0,07 DM erworben.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Ehefrau bezog zum Ende der Ehezeit eine Erwerbsunf&#228;higkeitsrente in H&#246;he von 656,90 DM monatlich bei der Landesversicherungsanstalt XXX. Sie erhielt au&#223;erdem - wie im Beschwerdeverfahren festgestellt worden ist - am Ende der Ehezeit von der Versorgungsanstalt des Bundes und der L&#228;nder in XXX eine dynamische Versorgungsrente in H&#246;he von 267,-- DM monatlich; der Anspruch auf diese Rente ist unverfallbar.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nach der f&#252;r die Ehefrau erteilten Auskunft der Landesversicherungsanstalt XXX bel&#228;uft sich die Rentenanwartschaft der Ehefrau auf monatlich 448,70 DM und deren - zus&#228;tzliche - Anwartschaft im Sinne des &#167; 1587 a Abs. 2 Nr. 4 c BGB auf monatlich 3,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Auf die gem&#228;&#223; &#167;&#167; 629 a Abs. 2 Satz 1, 621 e Abs. 1, Abs. 3, 621 Abs. 1 Nr. 6 ZPO zul&#228;ssige Beschwerde war die angefochtene Entscheidung des Amtsgerichts hinsichtlich der Regelung des Versorgungsausgleichs abzu&#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Auf seiten des Antragstellers ist ein Betrag von 2.068,65 DM - statt, wie vom Amtsgericht angenommen, von 2.068,63 DM - in den Versorgungsausgleich einzustellen. Zu der Anwartschaft auf ein Altersruhegeld in der knappschaftlichen Rentenversicherung von 2.068,63 DM ist der Wert der H&#246;herversicherung von 0,02 DM zu addieren. Die Umrechnung der nicht dynamischen Anwartschaft auf 0,07 DM in eine dynamische Rente hat mit Hilfe der Barwertverordnung und der Rechengr&#246;&#223;enbekanntmachung zu erfolgen. Bei einem Alter des Ehemanns von 50 Jahren am Ende der Ehezeit betr&#228;gt der Faktor gem&#228;&#223; Tabelle 1 der Barwertverordnung 3,9. Die Multiplikation mit dem Jahresbetrag der H&#246;herversicherung von 0,84 DM ergibt einen Barwert von 3,16 DM. Dieser Barwert ist mit den Faktoren des Jahres 1982 der Tabellen 5 und 2 der Rechnengr&#246;&#223;enbekanntmachung umzurechnen: 3,16 DM x 0,01884197 (Tabelle 5) x 0,4067452 (Tabelle 2) = 0,02 DM.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Auf seiten der Ehefrau ist zun&#228;chst die Erwerbsunf&#228;higkeitsrente mit einem Zahlbetrag von 459,40 DM zu ber&#252;cksichtigen. Das fiktive Altersruhegeld ist im vorliegenden Fall f&#252;r die Berechnung des Versorgungsausgleichs nicht ma&#223;gebend. Bei der Frage, ob dann, wenn ein Ehegatte am Ende der Ehezeit Rente wegen Erwerbsunf&#228;higkeit bezieht, die von dem fiktiv errechneten Altersruhegeld abweicht, die tats&#228;chlich bezogene Erwerbsunf&#228;higkeitsrente oder der fiktive Rentenbetrag f&#252;r die Wertberechnung ma&#223;gebend ist, ist auf die Umst&#228;nde des Einzelfalls abzustellen. Ist die Erwerbsunf&#228;higkeitsrente geringer, ist grunds&#228;tzlich das fiktive Altersruhegeld ma&#223;geblich, weil der Versicherte mit der Erf&#252;llung der Voraussetzungen f&#252;r ein Altersruhegeld einen Anspruch auf Umwandlung der Erwerbsunf&#228;higkeitsrente in ein Altersruhegeld erlangt, &#167; 1254 Abs. 2 RVO (BGH FamRZ 84, 673). Ist dagegen die bezogene Rente - wie hier - h&#246;her, so h&#228;ngt ihre Ber&#252;cksichtigung zun&#228;chst davon ab, ob von einem Fortbestehen des Anspruchs auf diesen Rentenbetrag ausgegangen werden kann. Wenn der Bezieher der Erwerbsunf&#228;higkeitsrente kurz vor Vollendung des 65, Lebensjahres steht, ist jedenfalls - abweichend vom Wortlaut der &#167;&#167; 1587 a Abs. 2 Nr. 2 BGB, 1304 Abs. 1 RVO - der tats&#228;chliche Zahlbetrag ma&#223;gebend (BGH FamRZ 82, 33; BGH FamRZ 84, 673). In diesen F&#228;llen ist mit einem Entzug der Erwerbsunf&#228;higkeitsrente nicht mehr zu rechnen. Das Altersruhegeld wird jedenfalls nicht niedriger als die Erwerbsunf&#228;higkeitsrente sein. Kommt es nach &#167; 1254 Abs. 3 Satz 1 RVO zur Umwandlung der Erwerbunf&#228;higkeitsrente in ein Altersruhegeld, so ist aufgrund der nach &#167; 1254 Abs. 2 Satz 2 RVO entsprechend anwendbaren Besitzstandsregelung des &#167; 1253 Abs. 2 Satz 5 RVO gew&#228;hrleistet, da&#223; das Altersruhegeld nicht niedriger ist als die bisherige Erwerbsunf&#228;higkeitsrente.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall war die Ehefrau am Ende der Ehezeit zwar erst 46 Jahre alt, stand also nicht unmittelbar vor Erreichen des 65. Lebensjahres. Diesem Altersunterschied kann jedoch keine entscheidende Bedeutung zukommen. Aus dem vom Senat eingeholten &#228;rztlichen Gutachten ergibt sich, da&#223; die Erwerbsf&#228;higkeit der Ehefrau mit Sicherheit nicht wieder hergestellt werden wird; sie wird erwerbsunf&#228;hig bleiben und somit die Erwerbsunf&#228;higkeitsrente nicht mehr verlieren k&#246;nnen. Da insoweit eine eindeutige Prognose m&#246;glich ist, ist der Fall nicht anders zu behandeln, als st&#252;nde sie unmittelbar vor dem Erreichen des 65. Lebensjahres; entscheidend ist allein, ob noch mit einem Wegfall der einmal bezogenen Rente wegen Erwerbsunf&#228;higkeit gerechnet werden mu&#223;. Da dies nicht der Fall ist, besteht auch f&#252;r die Ehefrau ein Anspruch auf Wahrung des Besitzstandes gem&#228;&#223; &#167; 1254 Abs. 2 Satz 2 in Verbindung mit &#167; 1253 Abs. 2 Satz 5 RVO; danach ist der errechnete Betrag des fiktiven Altersruhegeldes ggf. bei Erreichung des 65. Lebensjahres auf den tats&#228;chlichen Zahlbetrag anzuheben.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist nicht die bei Ende der Ehezeit tats&#228;chlich bezogene Erwerbsunf&#228;higkeitsrente in den Versorgungsausgleich einzustellen, sondern nur ein Anteil dieser Rente mit den Wertanteilen, die auf die Ehezeit entfallen. Gem&#228;&#223; &#167; 1260 RVO enth&#228;lt die tats&#228;chlich bezogene Rente deshalb, weil die Ehefrau am Ende der Ehezeit noch nicht das 55. Lebensjahr erreicht hatte, eine Zurechnungszeit, n&#228;mlich die Zeit vom urspr&#252;nglichen Versicherungsfall bis zur Vollendung des 55. Lebensjahres. Diese Zurechnungszeit kann nicht in vollem Umfang &#252;bernommen werden, weil sonst Zeiten ber&#252;cksichtigt wurden, die nach dem Ende der Ehezeit liegen. Nach &#167; 1304 Abs. 1 RVO ist deshalb die zu &#252;bernehmende Zurechnungszeit auf die Zeit bis zum Versicherungsfall f&#252;r das fiktive Altersruhegeld - Ende der Ehezeit - zu begrenzen. Die genannten Besitzschutzvorschriften - &#167; 1254 Abs. 2 in Verbindung mit &#167; 1253 Abs. 2 Satz 5 RVO - sind auf diesen Fall nicht anzuwenden; andernfalls w&#252;rde eine Zurechnungszeit, die nach &#167; 1304 Abs. 1 RVO auf die Zeit bis zum Vormonat der Rechtsh&#228;ngigkeit des Scheidungsantrags zu begrenzen ist, voll &#252;ber den besitzgesch&#252;tzten Zahlbetrag in das Altersruhegeld einflie&#223;en (Maier, Versorgungsausgleich in der Rentenversicherung, &#167; 83 AVG Anm. 2.1.5; Bastian/Roth-Stielow-Schmeiduch, 1. EheRG, &#167; 1304 RVO Rdn. 24).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Gedanke des &#167; 1304 Abs. 1 Satz 1 RVO, wonach eine Zurechnungszeit auf die Ehezeit beschr&#228;nkt sein soll, ist deshalb dadurch zu verwirklichen, da&#223; nur die Werteinheiten einzusetzen sind, die auf die Ehezeit entfallen (Soergel/Schmeiduch &#167; 1587 a BGB Rdn. 41 c; vgl. auch BGH FamRZ 82, 36, 41). Dies ist hier der Betrag von 459,40 DM.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Soweit das Oberlandesgericht Karlsruhe in einem &#228;hnlich gelagerten Fall (FamRZ 85, 611) ausgef&#252;hrt hat, da&#223; in F&#228;llen, in denen zum Zeitpunkt des Ehezeitendes, der eine Erwerbsunf&#228;higkeitsrente beziehende Ausgleichspflichtige noch nicht das 55. Lebensjahr vollendet hat, f&#252;r die Ermittlung des Wertunterschiedes im Rahmen des Versorgungsausgleichs nicht von seinem tats&#228;chlichen Rentenzahlbetrag, sondern nur von seinem fiktiv errechneten Altersruhegeld ausgegangen werden k&#246;nne, geht der Senat davon aus, da&#223; diese Auffassung darauf beruht, da&#223; nachdem genannten Entscheidung zugrundeliegenden Sachverhalt nicht feststand, ob die Erwerbsunf&#228;higkeit bis zum Erreichen des 65. Lebensjahrs mit Sicherheit andauern w&#252;rde. Insoweit liegt der hier zu entscheidende Fall anders.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Auf seiten der Ehefrau ist weiter die tats&#228;chlich gezahlte Versorgungsrente der VBL in die Berechnung des Versorgungsausgleichs einzustellen, und zwar mit dem Ehezeitanteil (vgl. BGH FamRZ 82, 33, 35); dies ist der Betrag von 200,83 DM.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Gesamtbetrag der auf seiten der Ehefrau zu ber&#252;cksichtigenden Renten errechnet sich folglich mit 660,23 DM.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Unterschiedsbetrag zwischen den auf beiden Seiten errechneten Betr&#228;gen bel&#228;uft sich auf 1.408,42 DM. Gem&#228;&#223; &#167; 1587 b Abs. 1 BGB sind monatliche Rentenanwartschaften in H&#246;he der H&#228;lfte des Wertunterschiedes auf den Ehegatten zu &#252;bertragen, der geringerwertige Anwartschaften innerhalb der Ehezeit erworben hat. Demnach sind monatliche Rentenanwartschaften in H&#246;he von 704,21 DM vom Versicherungskonto des Ehemanns auf das Versicherungskonto der Ehefrau zu &#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><b>III. </b></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 93 a ZPO.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die weitere Beschwerde wegen der grunds&#228;tzlichen Bedeutung der Sache zugelassen, &#167;&#167; 621 e Abs. 2 Satz 1, 546 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 ZPO.</p>
315,579
olgham-1986-01-17-20-u-18385
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 183/85
"1986-01-17T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:23"
"2019-03-27T09:42:45"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1986:0117.20U183.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das am 21. M&#228;rz 1985 verk&#252;ndete Urteil der Zivilkammer III des Landgerichts ... abge&#228;ndert.</p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin nimmt die Beklagte auf Zahlung r&#252;ckst&#228;ndiger Versicherungspr&#228;mien f&#252;r eine Feuerversicherung in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Versicherungsnehmer der Kl&#228;gerin war seit Januar 1962 eine Firma ..., die sp&#228;ter als ... firmierte und ab Oktober 1977 in den Akten der Kl&#228;gerin als ... gef&#252;hrt wurde.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Unter dem 16.6.1980 erteilte die Kl&#228;gerin - unter derselben Versicherungsnummer wie bisher - einen neuen Versicherungsschein, der auf die ... ausgestellt wurde und in dem aus nicht mehr aufkl&#228;rbaren Gr&#252;nden nachtr&#228;glich der Firmenzusatz ... handschriftlich in ... abge&#228;ndert wurde. In der Folgezeit korrespondierte die Kl&#228;gerin mit der Firma ... der Beklagten, und stellte unter dem 13.4.1983 - wiederum unter derselben Versicherungsnummer - anl&#228;&#223;lich eines von der ... - so die Bezeichung in der Akte der Kl&#228;gerin - gestellten Antrags auf &#196;nderung der Versicherungssummen einen auf die Beklagte lautenden, als Nachtrag Nummer 1 bezeichneten neuen Versicherungsschein aus. Dieser sah mit Wirkung vom 23.3.1983 eine ge&#228;nderte Versicherungssumme und eine entsprechend ge&#228;nderte Pr&#228;mie vor, w&#228;hrend die gegenseitigen Rechte und Pflichten im &#252;brigen "wie bisher" gelten sollten. Die Versicherung sollte mit dem 10.1.1984 ablaufen, was der Handhabung seit 1961 entsprach, wonach das Versicherungsjahr jeweils am 10.1. eines jeden Jahres ablief.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Unstreitig ist, da&#223; neben der beklagten GmbH die ... weiterbesteht, wobei die Beklagte als sogenannte Produktionsgesellschaft und die KG als sogenannte Besitzgesellschaft fungieren.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 29.9.1983 k&#252;ndigte die Beklagte den Feuerversicherungsvertrag "zum n&#228;chstm&#246;glichen Termin, dem 10.1.1984". Die Kl&#228;gerin h&#228;lt diese K&#252;ndigung f&#252;r unwirksam und verlangt die Versicherungspr&#228;mie f&#252;r das mit Ablauf des 10.1.1984 beginnende Versicherungsjahr in H&#246;he von 13.863,20 DM. Sie st&#252;tzt diesen Anspruch auf ihre Versicherungsbedingungen, die "bei mindestens einj&#228;hriger Dauer" die stillschweigende Verl&#228;ngerung des Vertrages "von Jahr zu Jahr" vorsehen, "wenn er nicht sp&#228;testens drei Monate vor dem Ablauf schriftlich gek&#252;ndigt wird".</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Frage der Wirksamkeit der K&#252;ndigung ist folgendes unstreitig:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die ... hatte in den Jahren 1977 bis 1980 mehrere der zur Betriebseinrichtung geh&#246;renden und mit dieser bei der Kl&#228;gerin versicherten Maschinen an Kreditgeber zur Sicherheit &#252;bereignet. Die Kl&#228;gerin hatte daf&#252;r sogenannte Sicherungsscheine und in einem Fall eine sogenannte Sicherungsbest&#228;tigung erteilt. Hierbei handelt es sich um zwei Sicherungsscheine vom 12.10.1977 und vom 20.7.1978 zugunsten der Volksbank ..., einen Sicherungsschein vom 25.6.1979 zugunsten der Volksbank ... und um die Sicherungsbest&#228;tigung vom 2.7.1980 zugunsten der St&#228;dtischen Sparkasse ..., wobei in allen F&#228;llen Formulartexte der Kl&#228;gerin verwendet wurden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Sicherungsscheine und die Sicherungsbest&#228;tigung enthalten auf ihrer Vorderseite jeweils den vom Versicherungsnehmer zu unterschreibenden Antrag an den Versicherer auf Erteilung des Sicherungsscheins bzw. der Sicherungsbest&#228;tigung. Dieser Antrag umfa&#223;t neben der Beschreibung der sicherungs&#252;bereigneten Maschine zun&#228;chst die Erkl&#228;rung, da&#223; der Kreditgeber darauf verzichte, gem&#228;&#223; &#167;69 VVG in den Versicherungsvertrag einzutreten, und da&#223; der Versicherungsnehmer (unter Abweichung von &#167;&#167;12 AFB, 76 VVG) nicht befugt sein solle, &#252;ber die dem Kreditgeber aus dem Versicherungsvertrag zustehenden Rechte im eigenen Namen zu verf&#252;gen. Im Anschlu&#223; daran hei&#223;t es - in allen F&#228;llen gleichlautend -:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">"3.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Versicherungsnehmer darf die Versicherung nicht aufheben, sie auch nicht in ihrem Betrage mindern und mu&#223; sie unvermindert fortsetzen, solange nicht der Kreditgeber schriftlich in ein hiervon abweichendes Verfahren einwilligt und der Versicherungsnehmer diese Einwilligungserkl&#228;rung dem Versicherer eingereicht hat, was mindestens einen Monat vor Ablauf geschehen sein mu&#223;, um g&#252;ltig zu sein. Der Kreditgeber ist zur Zahlung der f&#228;lligen Versicherungspr&#228;mie befugt."</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Es folgt die Erkl&#228;rung des Kreditinstituts, da&#223; es auf den Eintritt in den Versicherungsvertrag verzichte, und im Anschlu&#223; daran die Erkl&#228;rung des Versicherers (der Kl&#228;gerin), da&#223; der Sicherungsschein bzw. die Sicherungsbest&#228;tigung "zu den umseitigen Bedingungen" erteilt werde.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Diese auf der R&#252;ckseite des Formulars abgedruckten Bedingungen sind unterschiedlich formuliert.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">In den drei Sicherungsscheinen aus den Jahren 1977, 1978 und 1979 hei&#223;t es auszugsweise:</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">"4.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Wir haben dem Kreditinstitut unverz&#252;glich Mitteilung zu machen, wenn eine Folgepr&#228;mie nicht rechtzeitig gezahlt und dem Versicherungsnehmer die im Versicherungsvertragsgesetz und in den Allgemeinen Heuerversicherungs-Bedingungen vorgeschriebene Frist f&#252;r die Zahlung der Pr&#228;mie bestimmt ist. Das gleiche gilt, wenn das Vertragsverh&#228;ltnis nach dem Ablauf der Frist wegen unterbliebener Pr&#228;mienzahlung gek&#252;ndigt wird ...</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Wir sind verpflichtet, die Versicherung der Sachen f&#252;r das Interesse des Kreditinstituts unvermindert fortzusetzen, wenn das Kreditinstitut dies bis zum Ablauf der im ersten Absatz genannten Frist bei uns schriftlich beantragt und sich zugleich zur Zahlung der Pr&#228;mie verpflichtet ...</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Eine K&#252;ndigung, ein R&#252;cktritt, ein Ablauf oder eine sonstige Tatsache, welche die Beendigung des Versicherungsverh&#228;ltnisses zur Folge hat, ferner eine Vereinbarung zwischen uns und dem Versicherungsnehmer, durch welche die Versicherungssumme oder der Umfang der Gefahr, f&#252;r die wir haften, eine Minderung erf&#228;hrt, wirkt gegen&#252;ber dem Kreditinstitut erst mit Ablauf von einem Monat, nachdem die Beendigung oder die Minderung und sofern diese noch nicht eingetreten waren, der Zeitpunkt der Beendigung oder der Minderung dem Kreditinstitut durch uns mitgeteilt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Bestimmung der zweiten Absatzes von Ziff. 4 findet entsprechende Anwendung ..."</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Auf der Sicherungsbest&#228;tigung vom 2.7.1980 befindet sich auf der R&#252;ckseite - auszugsweise - folgender Text:</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><i>"Der Kreditgeber erh&#228;lt au&#223;erdem:</i></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">eine Kopie des an den Versicherungsnehmer gerichteten gesetzlichen Mahnschreibens gem&#228;&#223; &#167;39 VVG im Falle nicht rechtzeitiger Pr&#228;mienzahlung,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">eine Mitteilung, wenn das Versicherungsverh&#228;ltnis ganz oder teilweise gek&#252;ndigt wird, abl&#228;uft oder aus sonstigem Grunde vorzeitig endigt, soweit nicht schon gem&#228;&#223; Ziffer 3. der Anzeige bei Aufhebung der Versicherung durch den Versicherungsnehmer die schriftliche Einwilligung des Kreditgebers eingegangen ist und, im Falle der Maschinenversicherung, die Selbstbeteiligung oder sonstige dem Vertrage zugrundeliegende Bedingungen - mit Ausnahme der Pr&#228;mien - sich &#228;ndern ..."</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Nach Erhalt der K&#252;ndigung vom 29.9.1983 schrieb die Kl&#228;gerin mit Formularschreiben vom 4.10.1983 die ... an und best&#228;tigte "das Erl&#246;schen des Vertrages vorbehaltlich Zustimmung des Kreditgebers mit Wirkung vom 10.1.1984". Weiter hei&#223;t es dort:</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><i>"Die Zustimmung mu&#223; bis sp&#228;testens 1 Monat vor Ablauf bei uns eingegangen sein. Erfolgt sie sp&#228;ter oder garnicht, m&#252;ssen wir Sie an den Vertrag gebunden halten."</i></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Mit ebenfalls an die ... gerichtetem Schreiben vom 23.11.1983 erinnerte die Kl&#228;gerin an die Erledigung ihres Schreibens vom 4.10.1983 und wies darauf hin, da&#223; sie sich an den Vertag gebunden halte, wenn die Zustimmung der Kreditgeber nicht bis sp&#228;testens 10.12.1983 vorl&#228;gen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Nachdem innerhalb dieser Frist keine Zustimmungserkl&#228;rungen eingegangen waren, teilte die Kl&#228;gerin mit Schreiben vom 28.12.1983, das sie wiederum an die ... richtete, dessen Erhalt die Beklagte aber ebensowenig bestreitet wie den der beiden vorangegangenen Schreiben, mit, sie m&#252;sse an dem Vertrag festhalten und werde in K&#252;rze die Pr&#228;mienrechnung schicken.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Ende Dezember 1983 ging dann die Zustimmung eines der Kreditgeber ein, der im November 1984 eine zweite Zustimmungserkl&#228;rung eines anderen Kreditgebers folgte.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte, die seit dem 10.1.1983 bei einem anderen Versicherer versichert ist, zahlte die angeforderten Pr&#228;mien nicht und reagierte auch nicht auf die Mahnung der Kl&#228;gerin vom 4.9.1983.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist der Auffassung, die Zustimmung der Kreditgeber sei Voraussetzung f&#252;r die Wirksamkeit der K&#252;ndigung der Beklagten. Die K&#252;ndigung der Beklagten sei mangels dieser Zustimmung unwirksam, so da&#223; sich der Vertrag um ein Jahr verl&#228;ngert habe.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an sie 13.868,20 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 20.10.1984 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Sie hat die Auffassung vertreten, die Zustimmung der Kreditgeber sei nicht Voraussetzung f&#252;r die Wirksamkeit der K&#252;ndigung. Sofern der Versicherungsvertrag ohne diese Zustimmung gek&#252;ndigt werde, liege im Verh&#228;ltnis zum Kreditgeber allenfalls eine u.U. zum Schadensersatz berechtigende Vertragsverletzung vor. Auf den Versicherungsvertrag habe das aber keinen Einflu&#223;. Jedenfalls seien die von der Beklagten formulierten Bedingungen der Sicherungsscheine und der Sicherungsbest&#228;tigung nicht eindeutig, so da&#223; Unklarheiten zu Lasten der Kl&#228;gerin gingen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Klage in H&#246;he von 13.863,20 DM nebst den beantragten Zinsen stattgegeben und die Klage im &#252;brigen wegen 5 DM vorgerichtlicher Mahnkosten abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt, die Zustimmung der Kreditgeber sei Voraussetzung f&#252;r die Wirksamkeit der K&#252;ndigung. Jedenfalls aus der Sicherungsbest&#228;tigung vom 2.7.1980 ergebe sich das mit der erforderlichen Klarheit, w&#228;hrend bei den &#228;lteren Bedingungstexten m&#246;glicherweise Zweifel hieran begr&#252;ndet seien.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Mit der hiergegen gerichteten Berufung verfolgt die Beklagte das Ziel der Klageabweisung weiter. Unter Wiederholung und Vertiefung ihrer erstinstanzlichen Rechtsausf&#252;hrungen bestreitet sie nunmehr, da&#223; sie Versicherungsnehmerin der Kl&#228;gerin sei, und h&#228;lt hilfsweise einen Schadensersatzanspruch gegen die Kl&#228;gerin f&#252;r begr&#252;ndet, weil diese ihrerseits die Kreditnehmer nicht von der K&#252;ndigung unterrichtet habe.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt unter Wiederholung und Vertiefung ihrer erstinstanzlichen Rechtsausf&#252;hrungen das angefochtene Urteil und widerspricht der hilfsweise erkl&#228;rten Aufrechnung mit Schadensersatzanspr&#252;chen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des beiderseitigen Vorbringens wird auf den den Parteien bekannten Inhalt der Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen und im &#252;brigen auf die in den nachstehenden Entscheidungsgr&#252;nden erg&#228;nzend mitgeteilten Tatsachen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten hat Erfolg und f&#252;hrt zur Abweisung der Klage als unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Es mag bereits zweifelhaft sein, ob die Beklagte Versicherungsnehmerin der Kl&#228;gerin geworden ist und ob auch f&#252;r sie die Regelung gegolten hat, da&#223; der Versicherungsvertrag sich bei mindestens einj&#228;hriger Dauer mangels rechtzeitiger K&#252;ndigung automatisch um ein Jahr verl&#228;ngere, obwohl nach dem letzten vorliegenden Versicherungsschein zwischen Versicherungsbeginn und Ablauf der Versicherung weniger als ein Jahr lag. Allerdings spricht einiges daf&#252;r, da&#223; die Beklagte anstelle der ... Versicherungsnehmerin geworden ist und die vertraglichen Rechte und Pflichten so &#252;bernommen hat, wie sie seit 1962 mit der Kl&#228;gerin vereinbart waren. Darauf deutet die Beibehaltung der urspr&#252;nglichen Versicherungsschein-Nummer ebenso hin wie die Tatsache, da&#223; die Beklagte selbst es gewesen ist, die die K&#252;ndigung ausgesprochen hat, und da&#223; sie bis zur Berufungsverhandlung auch nicht in Abrede gestellt hat, Versicherungsnehmerin gewesen zu sein.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Einer Entscheidung dieser Fragen bedarf es jedoch nicht, weil die Beklagte den Versicherungsvertrag jedenfalls fristgerecht und wirksam zum 10.1.1984 gek&#252;ndigt hat, so da&#223; der Kl&#228;gerin weitere Versicherungspr&#228;mien nicht zustehen.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann nicht mit Erfolg einwenden, die K&#252;ndigung sei mangels Zustimmung der Kreditgeber unwirksam. Denn die von der Kl&#228;gerin verwendeten Texte der Sicherungsscheine bzw. der Sicherungsbest&#228;tigung lassen nicht mit der gebotenen Klarheit erkennen, ob die Zustimmung Wirksamkeitserfordernis sein soll oder nicht. Diese Unklarheit mu&#223; gem&#228;&#223; &#167;5 AGBG zu Lasten der Kl&#228;gerin gehen, weil die von ihr verwendeten vorformulierten Sicherungsscheine bzw. -best&#228;tigungen f&#252;r eine Vielzahl von Vertr&#228;gen bestimmt waren und damit als allgemeine Gesch&#228;ftsbedingungen im Sinne von &#167;1 I AGBG zu behandeln sind.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;69 I VVG tritt mit der Ver&#228;u&#223;erung der versicherten Sache grunds&#228;tzlich der Erwerber anstelle des Versicherungsnehmers in den Versicherungsvertrag ein. Diese Rechtsfolge kann jedoch durch entsprechende Vereinbarung ausgeschlossen werden. Dies ist &#252;blicherweise bei Sicherungs&#252;bereignungen der Fall. Diese Handhabung f&#252;hrt dann dazu, da&#223; der Versicherungsnehmer im Verh&#228;ltnis zum Versicherer weiterhin aus dem Versicherungsvertrag verpflichtet bleibt, da&#223; aber das Eigent&#252;merinteresse des Kreditgebers (und Sicherungsnehmers) versichert ist. Die Versicherung wird dadurch zur Versicherung f&#252;r fremde Rechnung im Sinne der &#167;&#167;74 ff VVG (vgl. Bruck-M&#246;ller, VVG, 8. Aufl. 1980, &#167;49 Rdn. 98 ff).</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Auch in den hier verwendeten Sicherungsscheinen und in der Sicherungsbest&#228;tigung hat der Kreditgeber jeweils durch ausdr&#252;ckliche Erkl&#228;rung auf sein Eintrittsrecht nach &#167;69 VVG verzichtet.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Im Falle der Versicherung f&#252;r fremde Rechnung stehen dem Versicherten - im Falle der Sicherungs&#252;bereignung also dem Kreditgeber - nach &#167;75 I VVG zwar grunds&#228;tzlich die Rechte aus dem Versicherungsvertrag zu. Dar&#252;ber hinaus ist hier in den von der Kl&#228;gerin verwendeten Sicherungsscheinen bzw. Sicherungsbest&#228;tigungen auch noch ausdr&#252;cklich vereinbart worden, da&#223; - abweichend von &#167;76 I VVG - der Versicherungsnehmer &#252;ber diese Rechte nicht im eigenen Namen verf&#252;gen d&#252;rfe. Unter den Rechten aus dem Versicherungsvertrag im Sinne der &#167;&#167;75, 76 VVG sind jedoch nur die Rechte zu verstehen, die mit dem Versicherungsfall oder der Entsch&#228;digung zusammenh&#228;ngen, im wesentlichen also die Deckungs- und Leistungsanspr&#252;che (Bruck-M&#246;ller (Sieg) a.a.O. &#167;&#167;75, 76 Rdn. 2, 3; Pr&#246;lss-Martin, VVG, 23. Aufl. 1984, &#167;75 Anm. 2). Alle &#252;brigen, den Bestand und den Inhalt des Versicherungsvertrages betreffenden Rechte - z.B. K&#252;ndigungsrecht, R&#252;cktrittsrecht - verbleiben daher dem Versicherungnehmer (Bruck-M&#246;ller (Sieg) a.a.O. Rdn. 54; Pr&#246;lss-Martin a.a.O. &#167;74 Anm. 2).</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Grunds&#228;tzlich kann daher der Versicherungsnehmer auch im Falle der Versicherung f&#252;r fremde Rechnung den Versicherungsvertrag selbst durch Erkl&#228;rung gegen&#252;ber dem Versicherer k&#252;ndigen, und zwar ohne da&#223; es dazu der Zustimmung des Versicherten (Kreditgebers) bed&#252;rfte.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Eine hiervon abweichende Vereinbarung zwischen Versicherer und Versicherungsnehmer mit dem Inhalt, da&#223; die K&#252;ndigung nur wirksam sein solle, wenn der Kreditgeber zuvor seine Zustimmung erkl&#228;rt habe, ist denkbar, hier aber in den von der Kl&#228;gerin verwendeten Formulartexten nicht eindeutig zum Ausdruck gebracht worden.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Die Verwendung des Wortes "einwilligt" in Ziff. 3 auf der Vorderseite der Sicherungsscheine und der Sicherungsbest&#228;tigung deutet zwar m&#246;glicherweise darauf hin, da&#223; damit entsprechend der gesetzlichen Definition in &#167;183 BGB die vorherige Zustimmung des Kreditgebers, gemeint sein soll, die nach &#167;182 BGB Voraussetzung f&#252;r die Wirksamkeit eines Rechtsgesch&#228;fts sein kann. Andererseits w&#252;rde damit in bestimmten F&#228;llen die Wirksamkeit der K&#252;ndigung von einem im Zeitpunkt der K&#252;ndigungserkl&#228;rung noch Ungewissen k&#252;nftigen Ereignis - der Zustimmungserkl&#228;rung - abh&#228;ngig gemacht. Denn die K&#252;ndigung war hier sp&#228;testens drei Monate vor Ablauf der Versicherung zu erkl&#228;ren, w&#228;hrend die Zustimmung erst sp&#228;testens einen Monat vor dem Ablauf der Versicherung vorliegen mu&#223;te. In diesem Fall w&#228;re die K&#252;ndigung bis zum Vorliegen der Zustimmung schwebend unwirksam, und es l&#228;ge allein im Belieben des Versicherungsnehmers, ob er die Zustimmungserkl&#228;rung noch beibringen und damit den Eintritt der Bedingungen herbeif&#252;hren will oder nicht.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Das widerspr&#228;che dem Grundsatz, da&#223; rechtsgestaltende Rechtsgesch&#228;fte, wie z.B. die K&#252;ndigung, im Interesse der Rechtsklarheit und -sicherheit bedingungsfeindlich sind (Palandt-Heinrichs, BGB, 44. Aufl. 1985, Anm. 5 b vor &#167;158).</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Es ist zwar nicht ausgeschlossen, da&#223; die Parteien etwas anderes vereinbaren und der K&#252;ndigungsempf&#228;nger damit einverstanden ist, da&#223; die Wirksamkeit der ihm zu erkl&#228;renden K&#252;ndigung noch von einem Ungewissen Ereignis abh&#228;ngen soll. Dies bed&#252;rfte jedoch einer klagen und eindeutigen Regelung.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Das Versicherungsvertragsgesetz enth&#228;lt in seinem &#167;106 I eine Bestimmung, wonach in bestimmten F&#228;llen die K&#252;ndigung eines Feuerversicherungsvertrages durch den Versicherungsnehmer davon abh&#228;ngig gemacht wird, da&#223; die Zustimmung der Hypothekengl&#228;ubiger sp&#228;testens einen Monat vor Ablauf des Vertrages nachgewiesen wird. Der Wortlaut dieser Vorschrift besagt aber auch unzweideutig, da&#223; die K&#252;ndigung nur "wirksam" ist, wenn die Zustimmung fristgerecht beigebracht wird.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Der Wortlaut der Sicherungsscheine und der Sicherungsbest&#228;tigung ("Der Versicherungsnehmer darf die Versicherung nicht aufheben, sie nicht in ihrem Betrage mindern und mu&#223; sie unver&#228;ndert fortsetzen, solange nicht ...") l&#228;&#223;t diese Deutlichkeit vermissen. Er kann als lediglich schuldrechtliche Verpflichtung ("darf nicht") zugunsten des Kreditgebers (&#167;328 BGB) verstanden werden.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Bei dieser Auslegung w&#228;re die gegen&#252;ber dem Versicherer erkl&#228;rte K&#252;ndigung unbedingt wirksam und w&#252;rde, falls der Kreditgeber nicht zugestimmt hat, allenfalls Schadensersatzanspr&#252;che des Kreditgebers ausl&#246;sen k&#246;nnen. Was hier gewollt gewesen ist und welche Auslegung danach die zutreffende ist, l&#228;&#223;t sich jedoch nicht sicher feststellen.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Annahme, die Zustimmung solle Wirksamkeitsvoraussetzung f&#252;r die K&#252;ndigung sein, k&#246;nnte es sprechen, wenn dadurch die Interessen des Kreditgebers besser gewahrt w&#252;rden als bei Annahme einer allenfalls Schadensersatzanspr&#252;che ausl&#246;senden schuldrechtlichen Verpflichtung gegen&#252;ber dem Kreditgeber, weil solche Schadensersatzanspr&#252;che u.U. weniger Sicherheit bieten als der mangels wirksamer K&#252;ndigung fortbestehende Versicherungsvertrag. Die Interessen des Kreditgebers werden jedoch auch im Falle der ohne seine Zustimmung wirksamen K&#252;ndigung dadurch hinreichend gewahrt, da&#223; der Versicherer sich in dem Text auf der R&#252;ckseite der Sicherungsscheine verpflichtet hat, den Kreditgeber von der K&#252;ndigung und den anderen den Bestand oder den Inhalt des Versicherungsvertrages betreffenden Vorg&#228;ngen zu unterrichten und ihm damit die M&#246;glichkeit zu geben, den Versicherungsvertrag auf eigene Kosten im urspr&#252;nglichen Umfang fortzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Der Schutz des Kreditgebers ist daher kein geeigneter Gesichtspunkt, aus dem sich sichere Schl&#252;sse darauf ziehen lassen, welche Rechtsfolgen die fehlende Zustimmung zur K&#252;ndigung haben soll.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">e)</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Der Text auf der R&#252;ckseite der Sicherungsscheine und der Sicherungsbest&#228;tigung regelt zwar in erster Linie nur die Rechtsbeziehungen zwischen Versicherer und Kreditgeber. Er ist jedoch zur Auslegung des auf der Vorderseite abgedruckten Textes erg&#228;nzend heranzuziehen, weil er R&#252;ckschl&#252;sse auf das Gewollte zulassen kann.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Der Text der Ziffer 5 auf der R&#252;ckseite der Sicherungsscheine geht erkennbar von einer gegen&#252;ber dem Versicherer wirksamen K&#252;ndigung (oder anderweitigen Vertragsbeendigung bzw. Inhalts&#228;nderung) aus.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Die dort vorgesehene Unterrichtung des Kreditgebers durch den Versicherer w&#228;re aber in den F&#228;llen entbehrlich, in denen die K&#252;ndigung mangels Zustimmung des Kreditgebers unwirksam w&#228;re. Denn entweder hat der Kreditgeber die Zustimmung erteilt, dann ist seine nochmalige Benachrichtigung nicht erforderlich, oder er hat die Zustimmung verweigert; in diesem Fall bedarf es seiner Unterrichtung nicht, weil der Versicherungsvertrag fortbesteht.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Der Text auf der R&#252;ckseite der Sicherungsbest&#228;tigung vom 27.[xxxxx] ist nur scheinbar konsequenter, indem er die Benachrichtigung</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">des Kreditgebers durch den Versicherer nur f&#252;r den Fall vorsieht, da&#223; dem Versicherer nicht bereits die Einwilligung des Kreditgebers vorliegt. Denn wenn die K&#252;ndigung mangels Einwilligung des Kreditgebers nicht wirksam geworden ist, braucht der Kreditgeber nicht &#252;ber die K&#252;ndigung unterrichtet zu werden, weil der Vertrag unver&#228;ndert bleibt und der Versicherungsschutz fortdauert. Gerade der Text der Sicherungsbest&#228;tigung deutet daher darauf hin, da&#223; die fehlende Zustimmung keinen Einflu&#223; auf die Wirksamkeit der K&#252;ndigung haben soll.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks"><b>4.</b></p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Die Zweifel, ob die Zustimmung des Kreditgebers Wirksamkeitsvoraussetzung der K&#252;ndigung ist oder nicht, werden dadurch verst&#228;rkt, da&#223; ausweislich eines von der Beklagten vorgelegten Schreibens eines anderen Sachversicherers aus dem Jahre 1977 auch auf Seiten der Versicherer die Auffassung vertreten worden ist, die Zustimmung sei nicht Wirksamkeitsvoraussetzung; eine K&#252;ndigung ohne Zustimmung l&#246;se allenfalls Schadensersatzanspr&#252;che des Kreditgebers aus.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Auch das von der Kl&#228;gerin vorgelegte Schreiben des Verbandes der Sachversicherer vom 30.7.1984 geht davon aus, da&#223; in den &#228;lteren Formulartexten der Tatbestand "nicht so klar geregelt" war. Inzwischen sind daher auch andere Formulare eingef&#252;hrt worden, die auf der R&#252;ckseite den zus&#228;tzlichen Text enthalten:</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks"><i>"Eine K&#252;ndigung der Versicherung durch den Versicherungsnehmer ist nur wirksam, wenn dieser mindestens einen Monat vor Ablauf des Versicherungsvertrages nachgewiesen hat, da&#223; das Kreditinstitut der K&#252;ndigung zugestimmt hat ..."</i></p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Durch diesen Zusatz ist eine Ann&#228;herung an die Formulierung des &#167;106 I VVG erreicht worden, so da&#223; in den F&#228;llen, in denen diese Bedingung vereinbart ist, jedenfalls f&#252;r den Fall der K&#252;ndigung von einer Wirksamkeitsvoraussetzung ausgegangen werden mag. (Was hinsichtlich der F&#228;lle, in denen Versicherungsnehmer und Versicherer den Versicherungsvertrag einverst&#228;ndlich aufheben oder inhaltlich &#228;ndern - auch das "darf" der Versicherungsnehmer weiterhin nicht -, gelten soll, ist allerdings immer noch nicht klargestellt worden.)</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;91 ZPO. Eines Ausspruchs &#252;ber die Vollstreckbarkeit bedarf es nicht, weil ein Rechtsmittel gegen dieses Urteil nicht statthaft ist. Die Beschwer der Kl&#228;gerin betr&#228;gt 13.868,20 DM.</p>
315,580
olgham-1986-01-16-1-vas-9485
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1 VAs 94/85
"1986-01-16T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:25"
"2019-03-27T09:42:45"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1986:0116.1VAS94.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Es wird festgestellt, da&#223; die Hinzuziehung von Angestellten der ... bei der Durchsuchung der Gesch&#228;ftsr&#228;ume der ... am 15. August 1985 rechtswidrig war.</p> <p>Die Staatskasse tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens und die notwendigen Auslagen des Betroffenen.</p> <p>Der Gesch&#228;ftswert wird auf 20.000,- DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am 29. April 1985 erstattete die Firma ... gegen den Betroffenen Strafanzeige wegen eines Vergehens nach &#167;142 Abs. 1 Ziffer 1 PatG. Sie trug unter n&#228;herer Darlegung vor, der Betroffene habe im Rahmen der von ihm geleiteten und wirtschaftlich beherrschten Firma ... ein Herbizid mit der Bezeichnung ... unter Verletzung eines der Firma ... zustehenden Patents entwickelt, herstellen lassen und in den Verkehr gebracht.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Staatsanwaltschaft K&#246;ln leitete daraufhin ein Ermittlungsverfahren gegen den Betroffenen ein. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft K&#246;ln erlie&#223; das Amtsgericht Kerpen am 28. Mai 1985 einen Durchsuchungs- und Beschlagnahmebeschlu&#223;, in dem das Gericht die Durchsuchung der Wohnr&#228;ume des Beschuldigten und der Gesch&#228;ftsr&#228;ume der Firma ... in ... anordnete zum Zwecke der Auffindung und gegebenenfalls Beschlagnahme folgender Unterlagen:</p> <br /><span class="absatzRechts">4</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="1"> <tr> <td>a)</td> <td>Belege &#252;ber die Zusammensetzung von ... sowie etwa vorhandene Unterlagen betreffend das Patent der Firma ... insbesondere die Patentschrift,</td> </tr> <tr> <td>b)</td> <td>Belege betreffend die Herstellung des Pflanzenschutzmittels, die durch die Firma ... erfolgen soll (Bl. 3 d.A.) d.h. Auftr&#228;ge, Lieferscheine, Rechnungen, Schriftwechsel,</td> </tr> <tr> <td>c)</td> <td>Belege &#252;ber den Absatz des Pflanzenschutzmittels (Autr&#228;ge, Lieferscheine, Rechnungen, Schriftwechsel),</td> </tr> <tr> <td>d)</td> <td>Buchf&#252;hrungsunterlagen (Sachkonten, Gewinn- und Verlustrechnungen, Bilanzen, evtl. Summen- und Saldenlisten),</td> </tr> <tr> <td>e)</td> <td>Unterlagen der Konten des Beschuldigten bei der Kreissparkasse ... und der Raiffeisenbank in ... (vgl. Bl. 2 d.A.).</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Auf die Beschwerde des Betroffenen Hin hob das Landgericht K&#246;ln mit Beschlu&#223; vom 16. Juli 1985 den angefochtenen Beschlu&#223; hinsichtlich der Unterlagen zu d) und e) auf, wies aber im &#252;brigen die Beschwerde zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Am 15. August 1985 f&#252;hrten Beamte der Kreispolizeibeh&#246;rde ... im Auftrag der Staatsanwaltschaft K&#246;ln den Durchsuchungs- und Beschlagnahmebeschlu&#223; aus, durchsuchten die Gesch&#228;ftsr&#228;ume der Firma ... in ... und beschlagnahmten zahlreiche Gesch&#228;ftsunterlagen, insbesondere Kundenlisten, Lieferantenlisten, verschiedene Proze&#223;akten, Akten &#252;ber Verfahren betreffend der Zulassung neuer Chemikalien, Buchhaltungsunterlagen, Kundenkorrespondenz, Steuerunterlagen und ein Telefonverzeichnis. Da die Kriminalbeamten nicht die erforderlichen Fachkenntnisse hatten, um die Verfahrenserheblichkeit der vorgefundenen Unterlagen zu erkennen, zogen sie im Einverst&#228;ndnis mit dem zust&#228;ndigen Dezernenten der Staatsanwaltschaft K&#246;ln sachkundige Angestellte der Firma ... und zwar die Herren ... und ... hinzu. Nach den dienstlichen &#196;u&#223;erungen der die Durchsuchung ausf&#252;hrenden Beamten, Kriminalhauptkommissar ... und Kriminaloberkommissar ..., beschr&#228;nkte sich die T&#228;tigkeit der sachkundigen Herren der Firma ... darauf, da&#223; sie bei der Durchsicht der vielen vorgefundenen Aktenordner die Beamten dahingehend kundig machten, welcher Teil der Unterlagen mit der Produktion und dem Vertrieb der Chemikalie ... zusammenh&#228;ngt. Dabei habe sich nicht vermeiden lassen, da&#223; hin und wieder auch ein Ordner durchgesehen worden sei, der nichts &#252;ber Produktion und Vertrieb enthalten habe.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Betroffene tr&#228;gt dar&#252;ber hinaus unter Beweisantritt vor, die Herren der Firma ... h&#228;tten sich anl&#228;&#223;lich der Untersuchung eifrig Notizen gemacht. Das haben die Kriminalbeamten nach ihrer dienstlichen &#196;u&#223;erung nicht gesehen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Auf Antrag der Firma ... hat das Landgericht D&#252;sseldorf am 27. August 1985 im Wege der einstweiligen Verf&#252;gung der Firma ... untersagt, die Durchsuchung und Beschlagnahme dazu auszunutzen, sich Gesch&#228;fts- und Betriebsgeheimnisse der Firma ... und Gesch&#228;ftsunterlagen zu verschaffen und/oder zu verwerten (4 O 255/85).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Betroffene beantragt mit anwaltlichem Schriftsatz vom 16. September 1985, festzustellen, da&#223; die Hinzuziehung der Angestellten der Firma ... bei der Durchsuchung der Gesch&#228;ftsr&#228;ume der Firma ... in ... rechtswidrig gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die an das Oberlandesgericht K&#246;ln gerichtete Antragsschrift ist von dort an das nach &#167;25 Abs. 2 EGGVG in Verbindung mit dem nordrhein-westf&#228;lischen Gesetz vom 8.11.1960 (GVBl. NW S. 352) zust&#228;ndige Oberlandesgericht Hamm weitergeleitet und hier am 18. September 1985 eingegangen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Antrag ist zul&#228;ssig. F&#252;r die begehrte Feststellung ist der Rechtsweg zum Oberlandesgericht im Verfahren nach den &#167;&#167;23 ff. EGGVG er&#246;ffnet. Da in diesem Verfahren zul&#228;ssigerweise nur die &#220;berpr&#252;fung von Justiz <u>verwaltungs</u>akten auf ihre Rechtm&#228;&#223;igkeit hin begehrt werden kann, kann zwar der Senat die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Durchsuchung und Beschlagnahme als solcher nicht &#252;berpr&#252;fen, da es sich bei ihnen um sogenannte Proze&#223;handlungen handelt, denen ausschlie&#223;lich die Rechtsmittel der Strafproze&#223;ordnung zugeordnet sind. Nach st&#228;ndiger obergerichtlicher Rechtsprechung kann jedoch im Verfahren nach &#167;&#167;23 ff. EGGVG die Art und Weise der Durchf&#252;hrung einer Durchsuchung der gerichtlichen &#220;berpr&#252;fung zug&#228;nglich gemacht werden (vgl. Senatsbeschl&#252;sse vom 12. Juli 1984 - 1 VAs 86/84 - und vom 20. Juni 1985 - 1 VAs 16/85 - m.H. auf die Rechtsprechung). Da der Betroffene die Hinzuziehung bestimmter Personen zur Durchsuchung r&#252;gt, wendet er sich in diesem Sinne gegen die Ausgestaltung der Durchsuchung.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Art und Weise der Durchsuchung ist nicht nur insoweit der &#220;berpr&#252;fung im Verfahren nach &#167;&#167;23 ff. EGGVG unterworfen, als es sich um eine Ma&#223;nahme der Staatsanwaltschaft K&#246;ln handelt, sondern auch, soweit sie eine Ma&#223;nahme der Polizeibeh&#246;rde ... ist. Da die Polizei hier materiell als Strafverfolgungsbeh&#246;rde t&#228;tig geworden ist, ist sie nach der ma&#223;geblichen funktionalen Betrachtungsweise insoweit auch als Justizbeh&#246;rde i.S.v. &#167;23 Abs. 1 Satz 1 EGGVG anzusehen (Kleinknecht/Meyer, StPO, 37. Aufl., &#167;23 EGGVG Rdn. 2).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Antrag ist als rechtzeitig gestellt anzusehen. Nach &#167;26 Abs. 1 EGGVG mu&#223; der Antrag auf gerichtliche Entscheidung bei dem Oberlandesgericht binnen eines Monats nach Zustellung oder schriftlicher Bekanntgabe des Bescheides &#252;ber die beanstandete Ma&#223;nahme eingehen. Diese Frist ist hier nicht durch die &#220;bergabe des Durchsuchungsbeschlusses am 15. August 1985 in Lauf gesetzt worden, da dieser Beschlu&#223; die Durchsuchung als solche anordnet, diese aber im vorliegenden Verfahren nicht angegriffen wird. Die Art und Weise der Durchsuchung, gegen die sich der Betroffene wendet, stellt einen sogenannten Realakt dar, der die Monatsfrist des &#167;26 Abs. 1 EGGVG nicht in Lauf setzt (Senatsbeschlu&#223; vom 1. September 1983 - 7 VAs 17/83 - in MDR 1984, 165; NStZ 1984, 136), so da&#223; auch noch am 18. September 1985 der Antrag auf gerichtliche Entscheidung ohne Fristvers&#228;umnis gestellt werden konnte.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die besonderen Zul&#228;ssigkeitsvoraussetzungen f&#252;r einen Feststellungsantrag nach &#167;28 Abs. 1 Satz 4 EGGVG sind gegeben. Die beanstandete Ma&#223;nahme hat sich insoweit erledigt, als die Durchsuchung unter Zuziehung der sachkundigen Angestellten der Firma Schering AG abgeschlossen ist. Ein berechtigtes Interesse an der Feststellung der Rechtswidrigkeit hat der Betroffene jedenfalls deshalb, weil Wiederholungsgefahr besteht (Kleinknecht/Meyer, a.a.O., &#167;28 EGGVG Rdn. 6). Die Firma ... hat unter dem 26. August 1985 ihren Strafantrag erweitert und bei der Staatsanwaltschaft K&#246;ln Anzeige wegen einer angeblichen weiteren Patentverletzung durch den Betroffenen erstattet. Es ist nicht auszuschlie&#223;en, da&#223; die Staatsanwaltschaft K&#246;ln oder in ihrem Auftrag Kriminalpolizeibeamte wegen dieses neuen Vorwurfs R&#228;ume der Firma ... durchsuchen und, mangels chemischer Fachkenntnisse, wiederum sachkundige Angestellte der Firma ... beiziehen werden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Antrag ist auch begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Nach den Bestimmungen der Strafproze&#223;ordnung ist der Kreis der Personen, die bei einer Durchsuchung zugegen sein d&#252;rfen, nicht abschlie&#223;end fest umrissen. Da&#223; aber im vorliegenden Fall keine Angestellten der Firma ... als sachkundige Helfer von den Ermittlungsbeh&#246;rden herangezogen werden durften, ergibt sich aus Aufgabe und Stellung, die diesen Beh&#246;rden im gesetzlich geordneten Ermittlungs- und Strafverfahren zukommt. Gemeinsam mit den Gerichten erf&#252;llt die Staatsanwaltschaft die Aufgabe der Justizgew&#228;hrung, in deren Rahmen sie an das Legalit&#228;tsprinzip gebunden ist (BVerfGE 9, 223 ff, 228). Aus dieser Stellung folgt, da&#223; die Staatsanwaltschaft zur Unparteilichkeit verpflichtet ist (L&#246;we-Rosenberg (Gollwitzer) StPO, 23. Aufl., &#167;303 Rdn. 1). Es ist von ihr zu fordern, da&#223; sie nicht nur dieses Gebot der Unparteilichkeit nicht verletzt, sondern ihr Handeln auch so einrichtet, da&#223; beim B&#252;rger kein nachvollziehbarer Verdacht dahingehend entstehen kann, die Staatsanwaltschaft habe gegen das Gebot der Unparteilichkeit versto&#223;en. Beauftragt die Staatsanwaltschaft die Polizei, f&#252;r sie Ermittlungshandlungen vorzunehmen, hat das Handeln der Polizei den gleichen Anforderungen zu gen&#252;gen. Erforderlichenfalls hat die Staatsanwaltschaft die Polizei in diesem Sinne anzuleiten, darf aber keineswegs einem geplanten polizeilichen Handeln zustimmen, das den Verdacht der Parteilichkeit aufkommen lassen kann. Hierbei ist insbesondere auch noch zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; sie nach der Wertsetzung des mit Verfassungsrang ausgestatteten Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatzes die berechtigten Belange eines Betroffenen so schonend zu behandeln hat, wie sich das mit dem Zweck der Ermittlungshandlung vertr&#228;gt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall haben die Ermittlungsbeh&#246;rden diesem Gebote nicht Gen&#252;ge getan.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Indem die Kriminalpolizei mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft K&#246;ln vier sachkundige Angestellte der Firma ... bei der Durchsuchung der R&#228;ume der Firma ... hinzugezogen hat, konnte bei dem Betroffenen der verst&#228;ndliche Verdacht entstehen, die Ermittlungsbeh&#246;rden n&#228;hmen in einem fr&#252;hen Stadium des Verfahrens, ohne da&#223; er schuldig gesprochen sei, Stellung zugunsten der Anzeigeerstatterin gegen ihn. Der Betroffene mu&#223;te um so mehr daran Ansto&#223; nehmen, da&#223; vier Angestellte der Firma ... an der Durchsuchung teilgenommen hatten, als seine Firma ... und die Firma ... Mitbewerber auf dem Chemikalienmarkt sind und die sachkundigen Angestellten seiner Mitbewerberin bei Durchsicht seiner Gesch&#228;ftsunterlagen m&#246;glicherweise Gesch&#228;ftsgeheimnisse, die f&#252;r die Firma ... von Interesse sind, wahrnehmen konnten.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Ermittlungsbeh&#246;rden mu&#223;ten um so mehr vermeiden, den Anschein zu erwecken, sie w&#252;rden zum Schaden der Firma ... der Firma ... zu Erkenntnissen &#252;ber ihre Mitbewerberin verhelfen, als in der Rechtsprechung und rechtswissenschaftlichen Literatur anerkannt ist, da&#223; die Unternehmensfreiheit und der eingerichtete und ausge&#252;bte Gewerbebetrieb unter dem besonderen Schutz der Rechtsordnung stehen. Die allgemeine wirtschaftliche Grundfreiheit oder "Unternehmenfreiheit" (Maunz-D&#252;rig, Grundgesetz, Art. 2 Abs. 1 Rdn. 46) ist ein Ausflu&#223; des allgemeinen Pers&#246;nlichkeitsrechtes nach Art. 2 Abs. 1 GG. Eine ihrer Erscheinungsformen ist die "Wettbewerbsfreiheit", die somit grundrechtlich gew&#228;hrleistet ist (Maunz-D&#252;rig a.a.O., Rdn. 48). Die Eigentumsgarantie i.S. des Art. 14 GG erfa&#223;t auch das Recht am eingerichteten und ausge&#252;bten Gewerbebetrieb (BVerfGE 1, 264 ff, 276; Maunz-D&#252;rig, a.a.O., Art. 14 Rdn. 96).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Senat verkennt nicht, da&#223; mitunter bei Durchsuchungen die Zuziehung des Anzeigeerstatters oder von ihm beauftragter Personen nicht nur statthaft, sondern auch geboten ist. Das kann insbesondere der Fall sein, wenn Diebesgut identifiziert werden mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall bestand jedoch eine solche Notwendigkeit nicht. Wenngleich die fehlende Sachkunde der Ermittlungsbeh&#246;rden auf chemischem Gebiet zweifellos die Hinzuziehung sachkundiger Personen erforderte, brauchten die Ermittlungsbeh&#246;rden jedoch nicht auf Angestellte der Firma ... zur&#252;ckgreifen. Die Ermittlungsbeh&#246;rden h&#228;tten hinreichend andere M&#246;glichkeiten gehabt, Sachverst&#228;ndige f&#252;r die Teilnahme an der Durchsuchung zu gewinnen. Naheliegend w&#228;re beispielsweise gewesen, auf Personal des ... - Chemische und Biologische ... - zur&#252;ckzugreifen, das in diesem Verfahren bereits ein Gutachten erstattet hatte. Die Begr&#252;ndung der Staatsanwaltschaft f&#252;r die Nichtbeiziehung von Sachverst&#228;ndigen dieses Instituts, die dahingeht, da&#223; man die Schaffung von Befangenheitsgr&#252;nden habe vermeiden wollen, um ihre Mitwirkung an der Hauptverhandlung nicht in Frage zu stellen, hat durchaus Gewicht. Die Argumente, die gegen die Mitwirkung von Angestellten der Anzeigeerstatterin sprechen, wiegen indessen deutlich schwerer. M&#246;glicherweise h&#228;tten auch weitere Sachverst&#228;ndige beauftragt werden k&#246;nnen. Der Fahndungserfolg w&#228;re dann auch keineswegs dadurch gef&#228;hrdet gewesen, da&#223; diese sich m&#246;glicherweise erst in die Materie h&#228;tten einarbeiten m&#252;ssen. Es kam nicht darauf an, durch &#252;berraschenden Zugriff den Betroffenen daran zu hindern, Beweismittel zu beseitigen. Wie aus der Beschwerde des Betroffenen vom 21. Juli 1985 gegen den Beschlu&#223; des Amtsgerichts Herten vom 28. Mai 1985 ersichtlich ist, wu&#223;te der Betroffene bereits mehrere Wochen vor der Durchsuchung, da&#223; diese Ermittlungsma&#223;nahme geplant war. Er h&#228;tte also reichlich Zeit zur Beseitigung von Beweismitteln gehabt, wenn er dieses gewollt h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Da nach Ansicht des Senats bereits die Hinzuziehung der sachkundigen Angestellten der Firma ... bei der Durchsuchung und erst recht die ihnen einger&#228;umte M&#246;glichkeit, Gesch&#228;ftsunterlagen der Firma ... durchzusehen, rechtswidrig war, konnte im Rahmen dieses Verfahrens dahingestellt bleiben, ob sich diese Personen bei der Durchsuchung Notizen gemacht haben. Deswegen konnte von der Erhebung der angebotenen Beweise Abstand genommen werden.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Demgem&#228;&#223; war antragsgem&#228;&#223; festzustellen, da&#223; die Zuziehung der vier sachkundigen Angestellten der Firma ... bei der Durchsuchung der Gesch&#228;ftsr&#228;ume der Firma ... rechtswidrig war.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Senat weist darauf hin, da&#223; noch aus weiteren Gr&#252;nden Bedenken gegen die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Durchsuchung bestehen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;105 Abs. 2 Satz 1 StPO sind bei einer Durchsuchung, die ohne Beisein eines Richters oder Staatsanwalts stattfindet, nach M&#246;glichkeit ein Gemeindebeamter oder zwei sonstige Zeugen beizuziehen. Das ist nach dem Durchsuchungs- und Beschlagnahmeprotokoll nicht geschehen. Zugegen war in den Gesch&#228;ftsr&#228;umen des Betroffenen nur seine Chefsekret&#228;rin Frau ..., die nicht seine Vertreterin im Rechtssinne ist.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Zuziehung von Durchsuchungszeugen ist eine wesentliche F&#246;rmlichkeit f&#252;r die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Durchsuchung (BayObLG JR 81, 28 mit Anm. Thiele). Es kommt nicht darauf an, ob der Beschuldigte oder sein befugter Vertreter - sofern sie nicht wirksam darauf verzichtet haben - die Zuziehung von Zeugen w&#252;nschen. Vielmehr hat der durchsuchende Beamte nach pflichtgem&#228;&#223;em Ermessen &#252;ber die Zuziehung zu entscheiden (Kleinknecht/Meyer, a.a.O., &#167;105 Rdn. 5). Insbesondere kann er davon absehen, wenn sonst der Erfolg der Durchsuchung gef&#228;hrdet ist oder der Hinzuziehung von Zeugen erhebliche Schwierigkeiten entgegenstehen. Daf&#252;r, da&#223; die durchsuchenden Kriminalbeamten eine solche Ermessensentscheidung getroffen haben, gibt das Protokoll nichts her.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ist rechtlich bedenklich, da&#223; die Kriminalbeamten nach ihren dienstlichen &#196;u&#223;erungen mit Hilfe der sachkundigen Angestellten der Firma ... die vorgefundenen Papiere durchgesehen haben. Nach &#167;110 Abs. 1, 2 StPO steht die Durchsicht nur der Staatsanwaltschaft, anderen Beamten hingegen nur zu, wenn der Inhaber die Durchsicht genehmigt. Daf&#252;r, da&#223; eine solche Genehmigung erteilt worden ist, sprechen weder der Inhalt des Protokolls noch der der dienstlichen &#196;u&#223;erungen der Kriminalbeamten. Der Senat verkennt nicht, da&#223; hier der Zweck der Durchsuchung es erforderte, die Papiere an Ort und Stelle durchzusehen, sofern man vermeiden wollte, weitgehend das gesamte vorgefundene Schriftgut zu beschlagnahmen. Dieser vor der Durchsuchung bekannte Umstand h&#228;tte es nahegelegt, da&#223; der Staatsanwalt die schwierige Durchsuchung selber durchgef&#252;hrt h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167;30 EGGVG, 30, 130 KostO.</p>
315,581
olgham-1986-01-08-20-u-21385
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 213/85
"1986-01-08T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:26"
"2019-03-27T09:42:45"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1986:0108.20U213.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 6. M&#228;rz 1985 verk&#252;ndete Urteil der 10. Zivilkammer des Landgerichts M&#252;nster wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten der Berufung.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war Halter eines beim Beklagten unter anderem gegen Diebstahl versicherten Kraftfahrzeugs (Teilkaskoversicherung). Mit der Behauptung, das Fahrzeug - ein VW-Bus mit dem amtlichen Kennzeichen ... - sei ihm am 29.5.1983 vor dem Autokino in ... entwendet worden, nimmt er den Beklagten auf Ersatz des Zeitwertes des am 8.2.1980 erstmals zum Stra&#223;enverkehr zugelassenen Fahrzeugs in H&#246;he von 12.000,- DM nebst Zinsen in Anspruch. Der Beklagte bestreitet den Diebstahl und h&#228;lt sich au&#223;erdem wegen Verletzung vertraglicher Obliegenheiten f&#252;r leistungsfrei.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage nach Beweisaufnahme mit der Begr&#252;ndung abgewiesen, der Eintritt des Versicherungsfalls sei nicht bewiesen. Die dagegen gerichtete Berufung, mit der der Kl&#228;ger seinen Klageanspruch in vollem Umfang weiterverfolgt, hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Es bedarf keiner Entscheidung, ob der Kl&#228;ger den behaupteten Diebstahl nachgewiesen hat. Denn der Beklagte ist gem&#228;&#223; &#167;7 I 2 Satz 3, V 4 AKB in Verbindung mit &#167;6 Abs. 3 VVG von seiner Verpflichtung, den Schaden zu regulieren, freigeworden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;7 I 2 Satz 3 AKB ist der Versicherungsnehmer unter anderem verpflichtet, alles zu tun, was zur Aufkl&#228;rung des Tatbestandes dienlich sein kann. Die Verletzung dieser Obliegenheit, an der Aufkl&#228;rung des Versicherungsfalls mitzuwirken, f&#252;hrt gem&#228;&#223; &#167;7 V 4 AKB in Verbindung mit &#167;6 Abs. 3 VVG zur Leistungsfreiheit des Versicherers, wenn der Versicherungsnehmer nicht nachweist, da&#223; seine Obliegenheitsverletzung weder auf Vorsatz noch auf grober Fahrl&#228;ssigkeit beruht.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat seine versicherungsvertraglichen Obliegenheiten verletzt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Am 18.1.1984 suchte der Sachbearbeiter des Beklagten den Kl&#228;ger auf, um erg&#228;nzende Informationen &#252;ber den Versicherungsfall zu erhalten. Der Verlauf und der Inhalt des Gespr&#228;chs sind in Einzelheiten streitig. Vom Kl&#228;ger nicht bestritten wird jedoch die Behauptung des Beklagten, er - der Kl&#228;ger - habe bei dieser Gelegenheit angegeben, er sei zur Zeit des Diebstahls mit einem Bekannten zusammengewesen, mit dem gemeinsam er dann auch den Diebstahl entdeckt habe. Danach habe er eine Bekannte angerufen, die sie beide mit ihrem Wagen abgeholt habe. Die Namen der beiden Bekannten habe der Kl&#228;ger aber nicht angegeben.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Aufgrund dieses Gespr&#228;chs schrieb der Beklagte dem Kl&#228;ger unter dem 20.1.1984 unter anderem folgendes:</p> <br /><span class="absatzRechts">14</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>"Gem&#228;&#223; &#167;7 der AKB sind Sie verpflichtet, zur Aufkl&#228;rung alles zu tun, was notwendig ist. Dazu geh&#246;rt es auch, Zeugen, die gegebenenfalls Ihre Aussagen best&#228;tigen k&#246;nnen, bekanntzugeben. Dieses haben Sie gegen&#252;ber unserem Mitarbeiter verweigert. Wir fordern Sie innerhalb von 14 Tagen auf, die Zeugen namentlich mit Anschrift zu benennen ..."</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Hierauf reagierte der Kl&#228;ger nicht.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Im Rechtsstreit hat der Kl&#228;ger dann zun&#228;chst vortragen lassen, er k&#246;nne keinen Zeugen benennen. Dann hat er den Zeugen ... benannt und behauptet, er habe diesen nach der Tat angerufen. In der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Landgericht hat der Kl&#228;ger angegeben, er habe den Zeugen ... nach dem Diebstahl getroffen, was der Zeuge dann auch best&#228;tigt hat.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Mit der Berufungsbegr&#252;ndung hat der Kl&#228;ger schlie&#223;lich f&#252;nf weitere Zeugen benannt, die ihn und sein Fahrzeug vor der Tat vor dem Autokino in ... gesehen haben sollen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger h&#228;tte auf das Schreiben des Beklagten vom 20.1.1984 reagieren m&#252;ssen. Er h&#228;tte entweder die Zeugen, von denen er dem Sachbearbeiter des Beklagten gespr&#228;chsweise erz&#228;hlt hatte, benennen oder - falls er der Auffassung gewesen sein sollte, der Sachbearbeiter habe ihn mi&#223;verstanden - klarstellen m&#252;ssen, inwiefern seine Angaben gegen&#252;ber dem Sachbearbeiter richtigzustellen seien. Auf jeden Fall h&#228;tte er die Zeugen, die er dann sp&#228;ter im Verlaufe des Rechtsstreits benannt hat, namhaft machen k&#246;nnen und m&#252;ssen. Die mit dem Hinweis auf die versicherungsvertragliche Aufkl&#228;rungspflicht verbundene Aufforderung des Beklagten zur Benennung von Zeugen war unmi&#223;verst&#228;ndlich.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;6 Abs. 3 VVG wird vermutet, da&#223; der Kl&#228;ger die Benennung der Zeugen vors&#228;tzlich unterlassen hat. Diese Vermutung ist nicht widerlegt, denn der Kl&#228;ger hat nichts zur Erkl&#228;rung seines Verhaltens vorgetragen. Die M&#246;glichkeit, dies in der m&#252;ndlichen Verhandlung nachzuholen, hat er nicht genutzt. Der Senat hatte sein pers&#246;nliches Erscheinen zum Senatstermin angeordnet. Der Kl&#228;ger ist jedoch ohne Angabe von Gr&#252;nden zum Termin nicht erschienen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><b>4.</b></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Im Falle einer vors&#228;tzlichen Obliegenheitsverletzung kommt es grunds&#228;tzlich nicht darauf an, ob diese auf die Feststellung des Versicherungsfalls oder den Umfang der Leistungspflicht des Versicherers Einflu&#223; gehabt hat (&#167;6 Abs. 3 Satz 2 VVG).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">&#220;ber diese Rechtsfolge ist der Kl&#228;ger bereits im Schadensanzeigeformular des Beklagten ausdr&#252;cklich, belehrt worden.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Unabh&#228;ngig davon hat die unterlassene Benennung von Zeugen aber auch Einflu&#223; auf die Feststellung des Schadensfalles gehabt.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">In der Diebstahlsversicherung kann der Eintritt des Versicherungsfalls in der Regel nicht unmittelbar, d.h. durch Benennung und &#220;berf&#252;hrung des Diebes nachgewiesen werden. Es mu&#223; vielmehr grunds&#228;tzlich gen&#252;gen, da&#223; der Versicherungsnehmer Indizien anf&#252;hrt und nachweist, die mit hinreichender Wahrscheinlichkeit den Schlu&#223; auf den behaupteten Diebstahl zulassen (BGH VersR 84, 29 ff.). Unter Umst&#228;nden m&#252;ssen und k&#246;nnen weitgehend oder sogar allein die Angaben des Versicherungsnehmers, wenn sie glaubhaft erscheinen, zum Nachweis des Versicherungsfalls ausreichen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Das zeigt, da&#223; in der Diebstahlsversicherung der pers&#246;nlichen Glaubw&#252;rdigkeit des Versicherungsnehmers erhebliches Gewicht zukommt. Es ist daher f&#252;r die Entscheidung des Versicherers, ob er den Versicherungsfall als mit hinreichender Wahrscheinlichkeit nachgewiesen ansehen kann, auch von Bedeutung, ob es Zeugen gibt, die jedenfalls das Rahmengeschehen des behaupteten Diebstahls best&#228;tigen und damit die &#220;berzeugungskraft der Darstellung des Versicherungsnehmers st&#252;tzen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Aus der Sicht des Versicherers sind dann aber berechtigte Zweifel an dem behaupteten Diebstahlsgeschehen angebracht, wenn seine Behauptung, der Versicherungsnehmer habe Zeugen angegeben, sich aber geweigert, ihre Namen zu nennen, unwidersprochen bleibt und der Versicherungsnehmer auf die ausdr&#252;ckliche Aufforderung, die Zeugen namhaft zu machen, nicht reagiert, sondern erst im Verlaufe des nachfolgenden Rechtsstreits die Namen von Zeugen angibt. Solche berechtigten Zweifel beeinflussen die Feststellung des Versicherungsfalls.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Wegen der Erfolglosigkeit der Berufung folgt die Kostenentscheidung aus &#167;97 Abs. 1 ZPO. Eines Ausspruchs &#252;ber die Vollstreckbarkeit bedarf es nicht, weil ein Rechtsmittel gegen dieses Urteil unzweifelhaft nicht statthaft ist. Die Beschwer des Kl&#228;gers wird auf 12.000,- DM festgesetzt.</p>
315,582
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20 A 831/83
"1985-12-17T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:27"
"2019-03-27T09:42:45"
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1985:1217.20A831.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird ge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Der Beklagte wird unter Aufhebung seines Bescheides vom 8. Dezember 1980 und des Widerspruchsbescheides des Regierungspr&#228;sidenten xxx vom 9. April 1981 verpflichtet, die Kl&#228;gerin auf deren Antr&#228;ge vom 9. April 1980 unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts zu bescheiden. Im &#252;brigen wird die Berufung zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;gerin und der Beklagte tragen die Kosten des Verfahrens beider Rechtsz&#252;ge je zur H&#228;lfte.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist hinsichtlich der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar. Der jeweilige Vollstreckungsschuldner darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he des jeweils beizutreibenden Betrages abwenden, wenn nicht der jeweilige Vollstreckungsgl&#228;ubiger vor der Vollstreckung entsprechend Sicherheit leistet.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist Eigent&#252;merin mehrerer Wohnkomplexe in xxx mit etwa 850 Wohnungen. Seit 1935 versorgt sie die Bewohner - heute etwa 2.400 - mit Trinkwasser aus eigenen Brunnenanlagen, die sich auf den Grundst&#252;cken Rxxx Stra&#223;e 1 und 2, Gxxxweg 1 und 21 sowie Vxxx Stra&#223;e 198 befinden.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Auf entsprechende Antr&#228;ge vom 20. Juni 1966 erteilte ihr der Beklagte durch Bescheide vom 7. September 1967 die bis zum 31. Dezember 1980 die befristete Erlaubnis, mittels Rohrfilterbrunnen unterirdisches Wasser als Trink- und Brauchwasser auf den genannten Grundst&#252;cken zutagezuf&#246;rdern. Mit Schreiben vom 9. April 1980 beantragte die Kl&#228;gerin die unbefristete Verl&#228;ngerung dieser Erlaubnisse. Dies lehnte der Beklagte durch Bescheid vom 8. Dezember 1980 mit der Begr&#252;ndung ab, die Trinkwasserversorgung k&#246;nne zweckm&#228;&#223;igerweise aus dem &#246;ffentlichen Netz sichergestellt werden; nur die st&#228;ndig &#252;berwachte &#246;ffentliche Wasserversorgung k&#246;nne stets hygienisch einwandfreies Wasser garantieren. Den Widerspruch der Kl&#228;gerin wies der Regierungspr&#228;sident xxx durch Bescheid vom 9. April 1981 zur&#252;ck: Es k&#246;nne offenbleiben, ob von der beabsichtigten Gew&#228;sserbenutzung eine Beeintr&#228;chtigung des Wohls der Allgemeinheit zu erwarten sei; die im Ermessen der Wasserbeh&#246;rde stehende Erlaubnis sei abzulehnen, weil angesichts der Erfahrungen fr&#252;herer Jahre - in denen sich das von der Kl&#228;gerin gef&#246;rderte Trinkwasser nicht immer als einwandfrei erwiesen habe - sowie der im F&#246;rdergebiet bestehenden erheblichen Umweltbelastungen der Bezug von Wasser aus dem &#246;ffentlichen Trinkwassernetz sicherer sei.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am 8. Mai 1981 hat die Kl&#228;gerin Klage erhoben und vorgetragen: &#167; 6 des Gesetzes zur Ordnung des Wasserhaushalts in der Fassung der Bekanntmachung vom 16. Oktober 1976, BGBl. I S. 3017 (Wasserhaushaltsgesetz - WHG -) stehe der Erteilung der beantragten Erlaubnisse nicht entgegen, da diese Bestimmung angebliche Gefahren, die sich erst aus der sp&#228;teren Verwendung des gef&#246;rderten Wassers erg&#228;ben, nicht erfasse. Die Verwendung des in ihren Brunnen gef&#246;rderten Grundwassers als Trinkwasser weise keine gr&#246;&#223;eren Risiken auf als der Bezug von Trinkwasser aus dem Netz der Gas-, Elektrizit&#228;ts- und Wasserwerke xxx AG (GEW).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat sinngem&#228;&#223; beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">den Beklagten unter Aufhebung seines Bescheides vom 8. Dezember 1980 sowie des Widerspruchsbescheides des Regierungspr&#228;sidenten xxx vom 9. April 1981 zu verpflichten, ihr entsprechend ihren Antr&#228;gen vom 9. April 1980 wasserrechtliche Erlaubnisse zu erteilen,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verpflichten, sie auf ihre Antr&#228;ge vom 9. April 1980 unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts zu bescheiden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">weil die Gefahr einer Grundwasserverschmutzung nicht auszuschlie&#223;en, der Bezug von Wasser aus dem &#246;ffentlichen Trinkwassernetz sicherer sei.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Vertreter des &#246;ffentlichen Interesses hat die Auffassung vertreten, die Versagung der begehrten Erlaubnisse sei auch aufgrund der nicht auszuschlie&#223;enden Gefahr einer Gesundheitsbeeintr&#228;chtigung bei der Nutzung des Grundwassers als Trinkwasser gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat die Klage durch das angefochtene Urteil abgewiesen, das der Kl&#228;gerin am 18. Januar 1983 zugestellt worden ist und auf dessen Inhalt Bezug genommen wird.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Hiergegen hat die Kl&#228;gerin am 9. Februar 1983 Berufung eingelegt. Sie vertieft ihr erstinstanzliches Vorbringen und weist insbesondere darauf hin, da&#223; gegen die Verwendung des in ihren Brunnen gef&#246;rderten Grundwassers als Trinkwasser Bedenken aus hygienischer Sicht nicht best&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">unter &#196;nderung des angefochtenen Urteils nach dem Klageantrag zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Er f&#252;hrt erg&#228;nzend aus, Gesundheitsgefahren f&#252;r die Benutzer des Trinkwassers seien in die Entscheidung &#252;ber die Erlaubniserteilung einzubeziehen. Das Grundwasser, dessen F&#246;rderung die Kl&#228;gerin beabsichtige, sei mit einem hohen Gef&#228;hrdungsrisiko behaftet, da ihre Brunnen inmitten eines Stadtgebietes mit vielfach belastetem Boden l&#228;gen und zudem &#196;nderungen der Flie&#223;richtung des Grundwassers, wie sie bei Hochwasserf&#252;hrung des Rheins auftr&#228;ten, die F&#246;rderung verschmutzten Wassers beg&#252;nstigten.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Mit Beschlu&#223; vom 25. November 1983 - erg&#228;nzt durch Beschlu&#223; vom 8. Januar 1985 - hat der Senat ein Sachverst&#228;ndigengutachten zu der Frage eingeholt, ob das von der Kl&#228;gerin in den in ihren Antr&#228;gen bezeichneten Brunnen gef&#246;rderte Grundwasser den in der Verordnung &#252;ber Trinkwasser und &#252;ber Brauchwasser f&#252;r Lebensmittelbetriebe (Trinkwasser-Verordnung) vom 31. Januar 1975, BGBl. I S. 453 an die Beschaffenheit von Trinkwasser gestellten Anforderungen entspricht. Hinsichtlich des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die von Prof. Dr. xxx, Direktor des Hygiene-Instituts der Universit&#228;t xxx, unter dem 22. Juni 1984 und 11. Juni 1985 erstellten schriftlichen Gutachten verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes und des Vorbringens der Beteiligten wird auf den Inhalt der Gerichtsakte und der Akten 14 L 1751/81 (Verwaltungsgericht K&#246;ln) sowie der vom Beklagten und dem Regierungspr&#228;sidenten xxx vorgelegten Verwaltungsvorg&#228;nge Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zum Teil begr&#252;ndet. Die angefochtenen Bescheide sind rechtswidrig und verletzen die Kl&#228;gerin in ihren Rechten; allerdings ist die Sache nicht spruchreif, so da&#223; der Beklagte nur zu verpflichten ist, die Kl&#228;gerin auf deren Antr&#228;ge vom 9. April 1980 unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts zu bescheiden (&#167; 113 Abs. 4 der Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO -).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Das Vorhaben der Kl&#228;gerin, Grundwasser in eigenen Brunnen zutagezuf&#246;rdern, bedarf gem&#228;&#223; &#167;&#167; 2 Abs. 1, 3 Abs. 1, Nr. 6 i.V.m. &#167; 7 WHG einer Erlaubnis. &#167; 33 Abs. 1 Nr. 1 WHG macht die Erlaubnis nicht entbehrlich, weil er nur den eigenen Haushalt des Entnehmenden, nicht aber die Entnahme zur Bedarfsdeckung mehrerer Haushalte freistellen will.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Vgl. Gieseke-Wiedemann-Czychowski, WHG, Komm., 4. Aufl., &#167; 33 WHG, Rdn. 4; Sieder-Zeitler-Dahme, WHG, Komm., Loseblattsammlung, Stand Januar 1985, &#167; 33 WHG, Rdnr. 8.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Den hiernach erforderlichen Erlaubnissen stehen zwingende Versagungsgr&#252;nde nicht entgegen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 6 WHG ist eine Erlaubnis zu versagen, soweit von der beabsichtigten Benutzung eine Beeintr&#228;chtigung des Wohls der Allgemeinheit, insbesondere eine Gef&#228;hrdung der &#246;ffentlichen Wasserversorgung zu erwarten ist, die nicht durch Auflagen verh&#252;tet oder ausgeglichen wird. Zu den Beeintr&#228;chtigungen des Wohls der Allgemeinheit, denen diese Vorschrift begegnen will, geh&#246;ren jedoch nur Beeintr&#228;chtigungen der Wasserwirtschaft.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Beschlu&#223; vom 15. Juli 1981 - 1 BvL 77/78 -, NJW 1982, 745, 752; BVerwG, Urteil vom 10. Februar 1978 - 4 C 25.75 -, BVerwGE 55, 220, 229 und Beschlu&#223; vom 22. November 1979 - 4 B 162.79 -, NJW 1980, 1406; Urteil des Senats vom 30. April 1985 - 20 A 1331/82 -.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">&#167; 6 WHG schlie&#223;t die Erteilung der Erlaubnis aus, wenn von der beabsichtigten Benutzung Beeintr&#228;chtigungen des Wohls der Allgemeinheit zu erwarten sind. Als Benutzung umschreibt das Wasserhaushaltsgesetz in &#167; 7 nur die unmittelbare Einflu&#223;nahme auf ein Gew&#228;sser. Diese erfa&#223;t m&#246;gliche Beeintr&#228;chtigungen nicht, die sich erst aus der weiteren Verwendung des durch die Benutzung gewonnenen Wassers ergeben k&#246;nnen. Bei einer Auslegung, die diese weitere Verwendung in seinen Anwendungsbereich einbez&#246;ge, &#252;berschritte &#167; 6 WHG die dem Bundesgesetzgeber einger&#228;umte Gesetzgebungskompetenz, die nur die Ordnung des Wasserhaushalts umfa&#223;t (vgl. Art. 75 Nr. 4 des Grundgesetzes); damit ist die Bewirtschaftung des in der Natur vorhandenen Wassers nach Menge und G&#252;te gemeint.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Urteil vom 30. Oktober 1962 - 2 BvF 2/60 u.a. -, BVerfGE 15, 1, 15 und Beschlu&#223; vom 15. Juli 1981 - 1 BvL 77/78 -, aaO.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Angesichts dessen betrifft &#167; 6 WHG diejenigen Beeintr&#228;chtigungen des Wohls der Allgemeinheit nicht, die sich aus der beabsichtigten Nutzung gef&#246;rderten Wassers als Trinkwasser ergeben k&#246;nnen. Hierf&#252;r gilt vielmehr der zwingende Versagungsgrund des &#167; 47 des Wassergesetzes f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (Landeswassergesetz - LWG -) vom 4. Juli 1979, GV NW S. 488; danach d&#252;rfen Entnahmen von Wasser, das unmittelbar der &#246;ffentlichen Trinkwasserversorgung dienen soll, nur erlaubt werden, wenn das Wasser den jeweils geltenden hygienischen und chemischen Anforderungen entspricht. Diese Vorschrift steht mit Bundesrecht in Einklang. &#167; 6 WHG erfa&#223;t - wie dargelegt - die Abwehr von Beeintr&#228;chtigungen aus einer beabsichtigten Benutzung von Wasser als Trinkwasser nicht; angesichts dessen ist der Landesgesetzgeber nicht gehindert, wasserrechtliche Bestimmungen au&#223;erhalb des von &#167; 6 WHG geregelten Bereichen der Wasserwirtschaft zu erlassen, die seuchen- und gesundheitspolizeilichen Gesichtspunkten Rechnung tragen (vgl. &#167; 11 des Gesetzes zur Verh&#252;tung und Bek&#228;mpfung &#252;bertragbarer Krankheiten beim Menschen - Bundes-Seuchengesetz - BSeuchenG - in der Fassung der Bekanntmachung vom 18. Dezember 1979, BGBl. I S. 2262).</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Vgl. auch Gieseke-Wiedemann-Czychowski, aaO., &#167; 6 WHG, Rdn. 22.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Das von der Kl&#228;gerin gef&#246;rderte Wasser wird der "&#246;ffentlichen Trinkwasserversorgung" im Sinne des &#167; 47 Abs. 1 LWG zugef&#252;hrt, da es dem allgemeinen Gebrauch dienen soll (&#167; 48 Abs. 1 Satz"1 LWG). Hierf&#252;r reicht es aus, wenn im Gegensatz zu einer privaten und betrieblichen Eigenversorgung (z.B. durch Haus- oder Fabrikbrunnen) Dritte mit Wasser versorgt werden; ist dies der Fall, sind Gr&#246;&#223;e und Bedeutung des Versorgungsgebietes ebenso unerheblich wie die die Rechtsform der Belieferung.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Vgl. BayVGH, Urteil vom 9. Januar 1967 - Nr. 169 VIII 65 -, BayVBl. 1967, 241, 242; Sieder-Zeitler-Dahme, aaO., &#167; 6 WHG, Rdnr. 14 und &#167; 19 WHG, Rdn. 10; Gieseke-Wiedemann-Czychowski, aaO., &#167; 6 WHG, Rdn. 38.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">&#167; 47 Abs. 1 LWG ist Ausdruck einer Risikoabw&#228;gung, die auf eine Pr&#252;fung der Wasserbeschaffenheit nur dort verzichtet, wo sich eine Gefahr aufgrund der G&#252;te des gef&#246;rderten Wassers lediglich beim Entnehmenden selbst verwirklichen kann. Da jedoch die Kl&#228;gerin mit dem von ihr gef&#246;rderten Wasser etwa 2400 Personen versorgen will, mu&#223; dieses Wasser "den jeweils geltenden hygienischen und chemischen Anforderungen" (&#167; 47 Abs. 1 LWG) entsprechen. Ob dies der Fall ist, die begehrten Erlaubnisse also schon aus Rechtsgr&#252;nden nicht erteilt werden d&#252;rfen, ist aufgrund der Sachlage im Zeitpunkt der gerichtlichen Entscheidung zu beurteilen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 13. November 1981 - 1 C 69.78 -, DVBl. 1982, 304, 305 m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Danach sind die geltenden hygienischen und chemischen Anforderungen im Sinne des &#167; 47 Abs. 1 LWG der Trinkwasser-Verordnung in der Fassung der Verordnung vom 1. August 1984 (Mineral- und Tafelwasser-Verordnung), BGBl. I S. 1036 zu entnehmen. Dem stehen Richtlinien des Rates der Europ&#228;ischen Gemeinschaften nicht entgegen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Richtlinie des Rates der Europ&#228;ischen Gemeinschaften vom 16. Juni 1975 &#252;ber die Qualit&#228;tsanforderungen an Oberfl&#228;chenwasser f&#252;r die Trinkwassergewinnung in den Mitgliedstaaten (Amtsblatt der Europ&#228;ischen Gemeinschaften Nr. L 194/34 vom 25. Juli 1975) bezieht sich nicht auf die F&#246;rderung von Grundwasser (Art. 1 der Richtlinie). Die Richtlinie des Rates vom 15. Juli 1980 &#252;ber die Qualit&#228;t von Wasser f&#252;r den menschlichen Gebrauch (Amtsblatt der Europ&#228;ischen Gemeinschaften Nr. L 229/11 vom 30. August 1980) erfa&#223;t hingegen auch Grundwasser, soweit es - wie hier - f&#252;r den menschlichen Gebrauch verwandt wird (Art. 2). Nach Art. 7 der Richtlinie legen die Mitgliedstaaten die f&#252;r Wasser f&#252;r den menschlichen Gebrauch geltenden Parameterwerte gem&#228;&#223; Anhang I der Richtlinie fest; dabei m&#252;ssen u.a. die von den Mitgliedstaaten festzulegenden Werte den in der Spalte "Zul&#228;ssige H&#246;chstkonzentration" aufgef&#252;hrten Werten (Tabellen A bis E des Anhangs I) entsprechen oder darunter liegen. In Art. 18 der Richtlinie ist vorgesehen, da&#223; die Mitgliedstaaten die erforderlichen Verwaltungs- und Rechtsvorschriften in Kraft setzen, um der Richtlinie und ihren Anh&#228;ngen binnen zwei Jahren nach ihrer Bekanntgabe nachzukommen; die erforderlichen Ma&#223;nahmen, damit die Qualit&#228;t des Wassers f&#252;r den menschlichen Gebrauch der Richtlinie entspricht, sollen sie binnen f&#252;nf Jahren nach ihrer Bekanntgabe treffen (Art. 19). Dem ist die Bundesrepublik Deutschland bislang nicht nachgekommen; die am 4. Dezember 1985 im Bundeskabinett behandelte Neufassung der Trinkwasser- Verordnung, die noch der Zustimmung durch den Bundesrat bedarf, soll erst am 1. Oktober 1986 in Kraft treten. Dies bedeutet jedoch nicht, da&#223; bei der Beurteilung, ob den beantragten Erlaubnissen ein zwingender Versagungsgrund im Sinne des &#167; 47 Abs. 1 LWG entgegensteht, bereits jetzt die in den Tabellen A bis E des Anhangs I der Richtlinie vom 15. Juli 1980 enthaltenen Grenzwerte zugrunde zu legen w&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Nach Art. 189 Abs. 3 des EWG-Vertrages ist eine Richtlinie f&#252;r die Mitgliedstaaten, an die sie gerichtet wird, hinsichtlich des Ziels verbindlich; sie &#252;berl&#228;&#223;t jedoch den innerstaatlichen Stellen die Wahl der Form und der Mittel. Der Inhalt der Richtlinie ist demgem&#228;&#223; f&#252;r die Rechtssubjekte in den Mitgliedstaaten kein unmittelbar geltendes Recht; vielmehr wird durch die Richtlinie lediglich der jeweilige Mitgliedstaat verpflichtet, ihren Inhalt in nationales Recht umzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 24. Mai 1984 - 3 C 12.82 -; Bleckmann, Europarecht, 4. Aufl., S. 67, 68.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Gleichwohl kann den EG-Richtlinien Au&#223;enwirkung zukommen: Es entspricht der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Europ&#228;ischen Gerichtshofes, der sich auch das Bundesverwaltungsgericht angeschlossen hat, da&#223; es in F&#228;llen, in denen ein Mitgliedstaat seiner Verpflichtung zur Umsetzung des Inhalts einer EG-Richtlinie in nationales Recht nicht nachgekommen ist, diesem Mitgliedstaat ungeachtet des Art. 189 Abs. 3 des EWG-Vertrages verwehrt ist, eine mit der Richtlinie in Widerspruch stehende nationale Vorschrift zum Nachteil eines Betroffenen anzuwenden; der Betroffene kann sich vielmehr in Ermangelung von fristgem&#228;&#223; erlassenen Durchf&#252;hrungsma&#223;nahmen des Mitgliedstaates auf Bestimmungen einer Richtlinie, die inhaltlich als unbedingt und hinreichend genau erscheinen, gegen&#252;ber allen innerstaatlichen, nicht richtlinienkonformen Vorschriften berufen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Vgl. EuGH, Urteile vom 19. Januar 1982 - Rs 8/81 -, NJW 1982, 499, 500 und vom 10. April 1984 - Rs 14/83 -, NJW 1984, 2021, 2022; BVerwG, Beschlu&#223; vom 24. Mai 1984 - 3 C 12.82 -; s. ferner Everling, Zum Vorrang des EG-Rechts vor nationalem Recht, DVBl. 1985, 1201, 1203, 1204; Klein, Neuere Entwicklungen des Rechts der Europ&#228;ischen Gemeinschaften, D&#214;V 1985, 900, 909 sowie Groeben- Boeckh-Thiesing-Ehlermann, Komm. zum EWG-Vertrag, 2. Band, 3. Aufl., Art. 189, Rdn. 23.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Um eine derartige Au&#223;enwirkung geht es jedoch im vorliegenden Fall nicht. Die Kl&#228;gerin beruft sich nicht auf Bestimmungen der Richtlinie des Rates vom 15. Juli 1980, sondern ist der Ansicht, da&#223; die begehrten Erlaubnisse aufgrund der geltenden Trinkwasser-Verordnung zu erteilen sind, die jedenfalls hinsichtlich einzelner Parameter f&#252;r sie g&#252;nstigere Grenzwerte enth&#228;lt als in der EG-Richtlinie vorgesehen (z.B. im Hinblick auf Nitrat). Die in der EG-Richtlinie enthaltenen strengeren Grenzwerte k&#246;nnen aber vor der - gegenw&#228;rtig nicht erfolgten - Umsetzung der Richtlinie in nationales Recht nicht entgegen der vorgenannten Rechtsprechung zu ihren Lasten heran gezogen werden.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Vgl. auch BVerwG, Beschlu&#223; vom 24. Mai 1984 - 3 C 12.82 -; Seidel, Die Direkt- oder Drittwirkung von Richtlinien des Gemeinschaftsrechts, NJW 1985, 517, 520 ff.; Everling, Zur direkten innerstaatlichen Wirkung der EG-Richtlinien: Ein Beispiel richterlicher Rechtsfortbildung auf der Basis gemeinsamer Rechtsgrunds&#228;tze, in: Festschrift f&#252;r Karl Carstens, 1984, S. 95, 108.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Da die vom Europ&#228;ischen Gerichtshof entwickelte begrenzte Befugnis eines Betroffenen, sich auf eine noch nicht innerstaatlich umgesetzte Richtlinie zu berufen, im F&#228;ll der Kl&#228;gerin nicht einschl&#228;gig ist und eine weitere Au&#223;enwirkung der Richtlinie vom 15. Juli 1980 nicht in Rede steht, kann die - streitige - Frage, ob eine solche Au&#223;enwirkung im innerstaatlichen Recht der Bundesrepublik Deutschland &#252;berhaupt anzuerkennen ist, offenbleiben.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Verneinend BFH, Urteil vom 25. April 1985 - V R 123/84 -, NJW 1985, 2103; vgl. dazu Everling, aaO., DVBl. 1985, 1204; Magiera, Die Rechtswirkungen von EG- Richtlinien im Konflikt zwischen Bundesfinanzhof und Europ&#228;ischem Gerichtshof, D&#214;V 1985, 937 ff. sowie Scheuing, Rechtsprobleme bei der Durchsetzung des Gemeinschaftsrechts in der Bundesrepublik Deutschland, EuR 1985, 229, 264 ff (insb. Fu&#223;note 236a).</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die sonach f&#252;r die Zulassung der Wasserf&#246;rderung der Kl&#228;gerin ma&#223;geblichen hygienischen und chemischen Anforderungen der geltenden Trinkwasser-Verordnung ergeben keinen zwingenden Versagungsgrund.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Nach den Feststellungen des vom Senat eingeholten Gutachtens vom 22. Juni 1984 bestehen - gemessen an den Anforderungen der geltenden Trinkwasser- Verordnung - auf Grund der mikrobiologischen und physikalisch - chemischen Befunde keine Bedenken gegen die Verwendung des in den Brunnen der Kl&#228;gerin gef&#246;rderten Wassers als Trinkwasser. Die in &#167; 1 der Trinkwasser-Verordnung an die Hygiene des Wassers gestellten Anforderungen sind erf&#252;llt. Die gem&#228;&#223; &#167; 3 Satz 1 der Trinkwasser-Verordnung in Verbindung mit der Anlage 1 festgesetzten Grenzwerte f&#252;r chemische Stoffe sind lediglich bei den Brunnen Gxxxweg 1 und 21 in bezug auf Sulfate &#252;berschritten; dies sieht der Gutachter jedoch als unbedenklich an: Der Grenzwert f&#252;r Sulfate nach der Anlage 1 zur Trinkwasser-Verordnung gelte, wie sich aus der Fu&#223;note zur Anlage ergebe, nicht f&#252;r Wasser aus calciumsulfathaltigem - d.h. gipshaltigem - Untergrund; die Wasserproben erg&#228;ben jedoch, da&#223; das Sulfat als Gips vorliege, w&#228;hrend eine gesundheitliche Beeintr&#228;chtigung durch anderen Ionen zugeordnetes Sulfat ausgeschlossen sei. Das Gutachten ist nachvollziehbar und in sich schl&#252;ssig. Es entspricht den seit 1966 vorgenommenen Untersuchungen der Wasserqualit&#228;t der Brunnen seitens des Hygiene-Institutes der Universit&#228;t xxx sowie des Institutes f&#252;r Lebensmittel- und Wasseruntersuchungen der Stadt xxx und stimmt in seiner Bewertung mit der Einsch&#228;tzung des Gesundheitsamtes der Stadt xxx vom 6. Januar 1982 &#252;berein. Der Senat macht sich das Gutachten zu eigen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die vom Beklagten gegen das Gutachten erhobenen Einw&#228;nde f&#252;hren nicht zu einem anderen Ergebnis. Soweit er vortr&#228;gt, die starken Schwankungen in den Konzentrationen der Wasserinhaltsstoffe seien bedenklich, ist dies nicht geeignet, die Feststellungen des Gutachtens zu ersch&#252;ttern; die Inhaltsstoffe werden seit fast 20 Jahren regelm&#228;&#223;ig untersucht, ohne da&#223; sich aus ihrer schwankenden Konzentration durchgreifende Bedenken gegen die Verwendungsf&#228;higkeit des Wassers ergeben h&#228;tten. Im &#252;brigen hat der Gutachter hierzu unter dem 11. Juni 1985 - vom Beklagten unwidersprochen - erg&#228;nzend ausgef&#252;hrt, die Schwankungen der gemessenen Werte seien f&#252;r sich gesehen nicht auff&#228;llig; sie entspr&#228;chen auch der Situation bei anderen xxx Brunnen. Soweit der Beklagte die fehlende Ermittlung des Inhaltsstoffes Hydrogenkarbonat sowie des pH-Wertes und der Leitf&#228;higkeit des Wassers durch den Gutachter, dessen Heranziehung von Werten aus unterschiedlichen Probenreihen und die Nichtangabe der vom Gutachter gew&#228;hlten Analyseverfahren bem&#228;ngelt, hat der Gutachter hierzu unter dem 11. Juni 1985 - nach Auffassung des Senats &#252;berzeugend - Stellung genommen; der Beklagte setzt dem nichts entgegen. Auch die Bedenken des Beklagten hinsichtlich der erh&#246;hten Sulfatwerte in zwei Brunnen greifen nicht durch. Unabh&#228;ngig davon, ob diese erh&#246;hten Werte auf das Vorhandensein calciumsulfathaltigen Untergrundes - so der Gutachter unter dem 15. August 1984 und das Institut f&#252;r Lebensmittel- und Wasseruntersuchungen der Stadt xxx (Beiakte 7 Blatt 14 R&#252;ckseite) - oder auf anthropogene Einfl&#252;sse (z.B. durch Abfallstoffe) - so der Beklagte - zur&#252;ckzuf&#252;hren ist, kann nicht angenommen werden, da&#223; sich aus ihnen ein zwingender Versagungsgrund im Sinne des &#167; 47 Abs. 1 LWG ergibt. Der Gutachter hat unter dem 22. Juni 1984 ausgef&#252;hrt, da&#223; das Sulfat als Gips vorliege und demgem&#228;&#223; - in &#220;bereinstimmung mit der Fu&#223;note in der Anlage 1 zur Trinkwasser-Verordnung - nicht gesundheitssch&#228;dlich sei; dies hat er unter dem 11. Juni 1985 best&#228;tigt. Seine Ansicht wird vom Gesundheitsamt der Stadt xxx uneingeschr&#228;nkt geteilt; dieses h&#228;lt die Grenzwert&#252;berschreitung bei Sulfat hinsichtlich der Anlage 1 zur Trinkwasser- Verordnung f&#252;r zul&#228;ssig, weil es sich offensichtlich um in gesundheitlicher Hinsicht unbedenkliches Calciumsulfat (Gips) handele. Aus den Ausf&#252;hrungen des Beklagten ergibt sich hingegen nicht, welche gesundheitlichen Risiken sich aus den festgestellten Sulfatwerten gleichwohl ergeben sollen. Soweit er auf einen im Jahre 1982 angeblich aufgetretenen Fall einer Durchfallerkrankung nach Genu&#223; von Wasser aus einem Brunnen der Kl&#228;gerin hinweist, kann dies, wie der Gutachter zutreffend ausf&#252;hrt, die verschiedensten Ursachen gehabt haben; im &#252;brigen liegen die Sulfatwerte des betreffenden Brunnens gerade nicht oberhalb des generellen Grenzwertes f&#252;r Sulfat nach der geltenden Trinkwasser-Verordnung.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Eine &#220;berschreitung des Grenzwertes f&#252;r Nitrat nach der Trinkwasser- Verordnung in der geltenden Fassung lie&#223; sich in den Brunnen, f&#252;r die die Kl&#228;gerin eine F&#246;rdererlaubnis begehrt, nicht feststellen. Ein zwingender Versagungsgrund im Sinne des &#167; 47 Abs. 1 LWG folgt auch nicht allein daraus, da&#223; der Nitratgehalt in einzelnen Brunnen innerhalb des Grenzwertes der Anlage 1 zur Trinkwasser- Verordnung (90 mg/l) recht konstant relativ hohe Werte erreicht (50 mg/l). Zwar ist in der bereits genannten EG-Richtlinie vom 15. Juli 1980 f&#252;r Nitrat eine zul&#228;ssige H&#246;chstkonzentration von 50 mg/l vorgesehen; dieser Grenzwert soll auch in die geplante Neufassung der Trinkwasser-Verordnung - jedenfalls grunds&#228;tzlich - &#252;bernommen werden. Dies bedeutet jedoch nicht, da&#223; der gegenw&#228;rtig noch geltende und f&#252;r das Gericht ma&#223;gebliche Grenzwert von 90 mg/l nach der Trinkwasser-Verordnung nicht zugrunde gelegt werden d&#252;rfte. Die Trinkwasser- Verordnung ist zu &#167; 11 Abs. 1 Satz 1 BSeuchenG vom 18. Juli 1961, BGBl. I S. 1012, 1300 ergangen; danach mu&#223;te Trinkwasser so beschaffen sein, da&#223; durch seinen Genu&#223; oder Gebrauch die menschliche Gesundheit nicht gesch&#228;digt werden kann. Dementsprechend sind die Grenzwerte in Anlage 1 der Trinkwasser-Verordnung so festgesetzt, da&#223; auch bei lebenslangem Gebrauch des Wassers eine Sch&#228;digung der menschlichen Gesundheit nicht zu besorgen ist (Bundesratsdrucksache 695/74 zu &#167; 3 der Trinkwasser-Verordnung), so da&#223; sie zugleich &#167; 11 Abs. 1 Satz 1 BSeuchenG in der Fassung der Bekanntmachung vom 18. Dezember 1979 entsprechen; bei der Festsetzung der Grenzwerte ist insbesondere auf die - in der Stellungnahme des Gesundheitsamtes der Stadt xxx vom 6. Januar 1982 angesprochenen - Gefahren abgestellt worden, die sich aus einer zu hohen Nitratkonzentration des Trinkwassers f&#252;r S&#228;uglinge ergeben k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Vgl. Petri, Nitrate und die Trinkwasser-Verordnung, in: Die Trinkwasser- Verordnung, Einf&#252;hrung und Erl&#228;uterungen f&#252;r Wasserversorgungsunternehmen und &#220;berwachungsbeh&#246;rden, 1976, S. 75, 85.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Der vom Gericht beauftragte Gutachter f&#252;hrt in seiner Stellungnahme vom 11. Juni 1985 aus, da&#223; die in dem Wasser aus den Brunnen der Kl&#228;gerin festgestellten Nitratwerte auch nach den derzeit vorliegenden wissenschaftlichen Daten nicht die Feststellung rechtfertigten, der lebenslange Genu&#223; dieses Wassers werde zu Gesundheitssch&#228;den f&#252;hren. Die Existenz gegenteiliger wissenschaftlicher Erkenntnisse, aus denen sich erg&#228;be, da&#223; bis zum Inkrafttreten der neuen Trinkwasser-Verordnung am 1. Oktober 1966 die geltenden Nitratgrenzwerte nicht mehr zugrunde gelegt werden d&#252;rften, hat der Beklagte nicht behauptet. Auch die geplante Neuregelung der Trinkwasser-Verordnung geht davon aus, da&#223; es bis zum 1. Oktober 1986 bei dem gegenw&#228;rtig geltenden Nitratgrenzwert bleiben soll. Die &#220;berschreitung des Chromgrenzwertes f&#252;r den Brunnen Gxxxweg 1 war hingegen ein einmaliges, offenbar auf eine Grundwasserverunreinigung durch ein benachbartes Unternehmen zur&#252;ckzuf&#252;hrendes Ereignis, aus dem sich zwingende Versagungsgr&#252;nde im Sinne des &#167; 47 Abs. 1 LWG ebenfalls nicht herleiten lassen. Auch die Erreichung des Grenzwertes f&#252;r Zink im Brunnen Gxxxweg 21 im Jahre 1981 hat sich offensichtlich nicht wiederholt; im &#252;brigen ist Zink mit den hier in Rede stehenden Werten nach den Ausf&#252;hrungen des Gutachters nicht gesundheitssch&#228;dlich.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">&#220;berschreitungen sonstiger Grenzwerte der Anlagen 1 zur Trinkwasser- Verordnung hat der Gutachter nicht festgestellt. Andere als in der Anlage 1 aufgef&#252;hrte Stoffe darf das Trinkwasser nicht in solchen Konzentrationen enthalten, bei denen feststeht, da&#223; sie in diesen Konzentrationen bei Dauergenu&#223; gesundheitssch&#228;dlich sind (&#167; 3 Satz 2 der Trinkwasser-Verordnung). Der Beklagte f&#252;hrt zwar aus, da&#223; derartige Stoffe in seiner Ansicht nach erh&#246;hten Konzentrationen vorl&#228;gen, tr&#228;gt jedoch nicht vor, da&#223; und in welchem Umfang insoweit eine Gesundheitssch&#228;digung zu besorgen sei. Auch soweit er auf die in der n&#228;heren und weiteren Umgebung der Brunnen der Kl&#228;gerin seiner Ansicht, nach vorhandenen Gebiete verunreinigten Bodens sowie auf die Lage der Brunnen inmitten eines dicht besiedelten, mit Gewerbegebieten durchsetzten Stadtgebietes verweist, ist sein Vortrag nicht geeignet, die Feststellungen des Gutachters in Frage zu stellen; diese - durchgehend langj&#228;hrig bestehenden - Gesichtspunkte haben sich auf die Wasserqualit&#228;t der Brunnen nicht in einer Weise ausgewirkt, die einen Versagungsgrund im Sinne des &#167; 47 Abs. 1 LWG erg&#228;be.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Eine andere Einsch&#228;tzung der gutachtlichen Feststellungen folgt auch nicht aus dem Einwand der Beklagten, der Gutachter habe seinen Untersuchungen keine Werte zugrunde legen k&#246;nnen, die f&#252;r die Wasserqualit&#228;t repr&#228;sentativ seien; es sei zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; die Flie&#223;richtung des Grundwassers nicht einheitlich sei und insbesondere im Zusammenhang mit Hochwassern des Rheins Ver&#228;nderungen erfahre, die Auswirkungen auf die Wasserqualit&#228;t haben k&#246;nnten. Der Senat ist diesem Einwand nachgegangen und hat den Gutachter mit weiteren Untersuchungen in der vom Beklagten als hochwassertr&#228;chtig bezeichneten Zeit beauftragt; diese Untersuchungen rechtfertigen nach den Feststellungen des Gutachters keine abweichende Beurteilung gegen&#252;ber dem Ergebnis seines ersten Gutachtens vom 22. Juni 1984. Hiergegen wendet der Beklagte zwar ein, es habe im Zeitraum dieser weiteren Untersuchungen kein nennenswertes Hochwasser des Rheins gegeben, das eine &#196;nderung der Grundwasserflie&#223;richtung zur Folge h&#228;tte haben k&#246;nnen. Selbst wenn dies zutreffend sein sollte, sieht der Senat keinen Anla&#223;, weitere Untersuchungen zu einem - im &#252;brigen nicht n&#228;her bestimmbaren - Zeitpunkt zu veranlassen, zu dem der Rhein Hochwasser eines Ausma&#223;es f&#252;hrt, das eine weitergehende Richtungsver&#228;nderung der Grundwasserstr&#246;me zur Folge hat. Der Beklagte hat keine substantiierten Angaben dazu gemacht, da&#223; eine solche Ver&#228;nderung eine Wahrscheinlichkeit daf&#252;r begr&#252;ndet, da&#223; das Wasser aus den Brunnen der Kl&#228;gerin die Anforderungen der Trinkwasser-Verordnung nicht mehr erf&#252;llen wird. Konkrete Tatsachen hat er hierf&#252;r nicht vorgetragen; sein Hinweis, die dargestellte Folge sei nicht ausgeschlossen, reicht nicht aus, um seinem Einwand weiter nachgehen zu k&#246;nnen. Aus den im Umfeld der Brunnen vorhandenen Altlasten bzw. Boden- und Grundwasserverunreinigungen und Gewerbebetrieben ergibt sich aus den bereits dargestellten Gr&#252;nden auch in diesem Zusammenhang nichts. Der Gutachter hat hierzu unter dem 11. Juni 1985 angemerkt, da&#223; aufgrund gelegentlicher &#196;nderungen der Grundwasserflie&#223;richtung potentiell von Altlasten ausgehende "Verschmutzungsfahnen" jeden Brunnen im Stadtgebiet xxx aus allen Himmelsrichtungen bedrohen. Diese - denkbare - Beeintr&#228;chtigung f&#252;hrt ihn jedoch nicht zu der Annahme, gegen&#252;ber der Trinkwasserf&#246;rderung aus den Brunnen der Kl&#228;gerin seien gesundheitliche Bedenken angebracht; er weist vielmehr darauf hin, da&#223; bemerkenswert sei, wie selten in den Brunnen der Kl&#228;gerin bislang drastische Me&#223;wertunterschiede oder Grenzwert&#252;berschreitungen beobachtet worden seien. In Ansehung dessen vermag der Hinweis des Beklagten auf die m&#246;gliche &#196;nderung der Grundwasserflie&#223;richtung die Annahme eines zwingenden Versagungsgrundes im Sinne des &#167; 47 Abs. 1 LWG oder das Anstellen weiterer Ermittlungen um so weniger zu rechtfertigen, als eventuellen Gefahren aus einer solchen &#196;nderung gegebenenfalls durch Auflagen (z.B. h&#228;ufigere Wasserproben in der hochwassertr&#228;chtigen Jahreszeit; Einbau von Warnanlagen) entgegengetreten werden k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Sind nach alledem zwingende Versagungsgr&#252;nde nicht gegeben, steht die Erteilung der beantragten Erlaubnisse im Ermessen des Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Vgl. Sieder-Zeitler-Dahme, aaO., &#167; 6 WHG, Rdn. 2 m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Aus&#252;bung des Ermessens darf das Gericht nur unter den einschr&#228;nkenden Voraussetzungen des &#167; 114 VwGO &#252;berpr&#252;fen, wobei es grunds&#228;tzlich die Sach- und Rechtslage zum Zeitpunkt der letzten Verwaltungsentscheidung zugrunde zu legen hat.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 13. November 1981, aaO.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Einer solchen Kontrolle halten die angestellten Ermessenserw&#228;gungen nicht Stand. Die &#220;berlegung des Beklagten, die Kl&#228;gerin k&#246;nne ihren Bedarf "zweckm&#228;&#223;igerweise" aus dem &#246;ffentlichen Trinkwassernetz decken, tr&#228;gt die Ablehnung f&#252;r sich allein nicht. Wie &#167; 19 Satz 1 der Gemeindeordnung f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (GO NW) zeigt, besteht kein genereller Vorrang der gemeindlichen Wasserversorgung; ein solcher ist auch &#167; 47 LWG nicht zu entnehmen.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Vgl. auch Gieseke-Wiedemann-Czychowski, aaO., &#167; 6 WHG, Rdn. 33 m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Tragf&#228;hig wird diese &#220;berlegung auch nicht im Zusammenhang mit dem Hinweis, der Bezug von Trinkwasser aus dem &#246;ffentlichen Trinkwassernetz sei sicherer. Der rechtsstaatliche Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit gebietet, da&#223; eine Beh&#246;rde, bevor sie eine beantragte Erlaubnis vollst&#228;ndig versagt, zun&#228;chst pr&#252;ft, ob die der Erteilung entgegenstehenden Hinderungsgr&#252;nde durch Nebenbestimmungen (&#167; 36 des Verwaltungsverfahrensgesetzes - VwVfG -) ausr&#228;umbar sind.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Vgl. Wolff/Bachof, Verwaltungsrecht, Band 1, 9. Aufl., &#167; 49 II b; Kopp, VwVfG, Komm., 3. Aufl., &#167; 36 Rdn. 16 m.w.N.; Sieder-Zeitler-Dahme, aaO., &#167; 4 WHG, Rdn. 1.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte h&#228;tte in Ansehung dessen Anla&#223; zu der Pr&#252;fung gehabt, ob nicht auch bei den Brunnen der Kl&#228;gerin den von ihm angenommenen Gefahren begegnet und ein - aus seiner Sicht - vergleichbares Ma&#223; an Sicherheit, wie er es beim &#246;ffentlichen Trinkwassernetz annimmt, gew&#228;hrleistet werden kann. Hierzu h&#228;tte ihm neben dem Instrumentarium des &#167; 48 LWG auch die M&#246;glichkeit weiterer Auflagen zur Verf&#252;gung gestanden; zu denken w&#228;re hier neben den bereits erw&#228;hnten Warnanlagen und h&#228;ufigeren Entnahmen von Stichproben in der hochwassertr&#228;chtigen Jahreszeit auch der - von der Kl&#228;gerin angebotene - Einbau von Aktivkohlefiltern oder die sofortige Einstellung der Wasserentnahme bei &#214;lunf&#228;llen oder &#228;hnlichen Vorkommnissen in der Umgebung des Brunnens. Das Unterlassen solcher Erw&#228;gungen f&#252;hrt zur Rechtswidrigkeit der angefochtenen Bescheide.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Anhaltspunkte f&#252;r eine Ermessensbindung dahin, da&#223; die beantragten Erlaubnisse - gem&#228;&#223; dem Hauptantrag - zu erteilen w&#228;ren, bestehen nicht. Sie ergeben sich nicht aus der blo&#223;en Tatsache, da&#223; die Kl&#228;gerin bereits jahrzehntelang Wasser aus den Brunnen gef&#246;rdert hat; ferner ist nicht vom vornherein ausgeschlossen, da&#223; der Beklagte bei erneuter Ermessensaus&#252;bung die M&#246;glichkeit einer Erlaubniserteilung auch unter Nebenbestimmungen mit sachgerechten Gr&#252;nden verneinen kann. Ebensowenig kann jedoch von einer Ermessensbindung im Hinblick auf eine Versagung der Erlaubnisse ausgegangen werden, nachdem die Kl&#228;gerin ihre Mieter bereits seit 50 Jahren ohne gr&#246;&#223;ere Beanstandungen mit Trinkwasser aus ihren Brunnen versorgt. Der Beklagte hat daher die Antr&#228;ge der Kl&#228;gerin unter Beachtung der Rechtsauffassung des Senats, da&#223; der Zutagef&#246;rderung von Grundwasser in eigenen Brunnen zwingende Versagungsgr&#252;nde (derzeit) nicht entgegenstehen, eine pauschale Verweisung der Kl&#228;gerin auf den Anschlu&#223; an die &#246;ffentliche Wasserversorgung nicht zul&#228;ssig ist und eine Ermessensbindung weder im Hinblick auf eine Erteilung noch auf eine Versagung der Erlaubnisse besteht, erneut zu bescheiden.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht - unter teilweiser &#220;bernahme der erstinstanzlichen Kostenentscheidung zu Lasten der Kl&#228;gerin - auf &#167; 155 Abs. 1 Satz 1 VwGO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167; 167 Abs. 2 VwGO i.V.m. &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 der Zivilproze&#223;ordnung (ZPO).</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist nicht zugelassen, weil die Voraussetzungen der &#167;&#167; 132 Abs. 2, 137 Abs. 1 VwGO nicht vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,583
olgk-1985-12-13-ss-75685
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
Ss 756/85
"1985-12-13T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:29"
"2019-03-27T09:42:44"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1985:1213.SS756.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird mit den getroffenen Feststellungen aufgehoben. Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung - auch &#252;ber die Kosten der Rechtsbeschwerde - an das Amtsgericht K&#246;ln zur&#252;ckverwiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat den Betroffenen wegen einer vors&#228;tzlichen Ordnungswidrigkeit gem&#228;&#223; &#167; 18 Abs. 2 StVO zu einer Geldbu&#223;e von 300,- DM verurteilt. Mit der Rechtsbeschwerde r&#252;gt der Betroffene Verletzung formellen und materiellen Rechts.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die auf eine Verletzung des &#167; 338 Nr. 8 StPO gest&#252;tzte Verfahrensr&#252;ge greift durch. Die R&#252;ge ist ordnungsgem&#228;&#223; erhoben. Da&#223; das Protokoll noch nicht fertiggestellt war, als die Verfahrengr&#252;gen erhoben wurden, ber&#252;hrt die Zul&#228;ssigkeit der R&#252;ge nicht (vgl. OLG Karlsruhe NJW 1980, 716). Solange das Protokoll nicht fertiggestellt war, durfte das Urteil nach &#167; 273 Abs. 4 StPO nicht zugestellt werden: eine gleichwohl erfolgte Zustellung konnte die Rechtsbeschwerdebegr&#252;ndungsfrist nicht in Gang setzen (vgl. BGHSt 27, 80 = NJW 1977, 541). Eine vor Fristbeginn formgerecht vorgenommene Rechtsbeschwerdebegr&#252;ndung bleibt aber wirksam (vgl. Kleinknecht/Meyer, StPO, 37. Aufl., &#167; 345 Rdnr. 3).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsbeschwerdebegr&#252;ndung entspricht den Anforderungen des &#167; 344 Abs. 2 S. 2 StPO. Sie tr&#228;gt auch - was bei der R&#252;ge der Verletzung des &#167; 338 Nr. R StPO notwendig ist, (BGH bei Spiegel DAR 1982, 206) - Tatsachen vor, aufgrund welcher die M&#246;glichkeit des Beruhens gepr&#252;ft werden kann.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Bei der Beurteilung der Verfahrensr&#252;ge ist allerdings - entgegen der Auffassung der Rechtsbeschwerde - nicht von dem Wortlaut des Protokolls auszugehen, den die Protokollf&#252;hrerin zun&#228;chst gew&#228;hlt hatte, sondern von der berichtigten Form des Protokolls, da die Sitzungsniederschrift erst in dieser Form fertiggestellt wurde. Die Sitzungsniederschrift ist nicht fertiggestellt, wenn der Vorsitzende den vom Protokollf&#252;hrer verfa&#223;ten und unterschriebenen Entwurf erst unterzeichnet, nachdem er seinerseits ohne Abstimmung mit dem Protokollf&#252;hrer und ohne dessen Wissen daran eine sachliche &#196;nderung vorgenommen hat (BayObLG VRS 69, 139). Bei &#196;nderungen oder Erg&#228;nzungen des vom Urkundsbeamten gefertigen Protokollentwurfs durch den Vorsitzenden ist deren Genehmigung durch den Urkundsbeamten herbeizuf&#252;hren: erst wenn diese Genehmigung, die nach Inhalt und Zeitpunkt aktenkundig gemacht werden mu&#223;, erfolgt ist, ist das Protokoll fertiggestellt (vgl. OLG K&#246;ln, 3. Strafsenat, Beschl. v. 9.6.1980 - 3 Ss. 398-399/80 -, Beschl. v. 17.8.1982 - 3 Ss 588/82 - und Beschl. v. 30.11.1982 - 3 Ss 272/82). Folglich wurde im vorliegenden Fall die Sitzungsniederschrift erst mit der Genehmigung der &#196;nderungen durch den Protokollf&#252;hrer am 5.9.1985 fertiggestellt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">In der fertiggestellten Sitzungsniederschrift hei&#223;t es: "Rechtsanwalt O. m&#246;chte den Beweisantrag zu Protokoll diktieren.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><i>b.u.v.</i></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beweisantrag zu Protokoll des Gerichts wird vom Gericht nicht entgegen genommen. Der Verteidiger wird darauf hingewiesen, da&#223; eine Beweisanregung m&#252;ndlich gestellt werden kann."</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Diese Verfahrensweise des Amtsgerichts war rechtsfehlerhaft und stellte eine unzul&#228;ssige Beschr&#228;nkung der Verteidigung i.S.d. &#167; 338 Nr. 8 StPO dar. Eine unzul&#228;ssige Beschr&#228;nkung der Verteidigung kann auch vorliegen, wenn keine den Schutz des Angeklagten bezweckende besondere Norm des Strafverfahrensrechts verletzt wurde (OLG K&#246;ln NJW 1980, 302). Zwar hat der Verteidiger keinen Anspruch darauf, einen Beweisantrag in das Protokoll der Hauptverhandlung zu diktieren (OLG Hamm JMBINW 1970, 251; BayObLG bei R&#252;th DAR 1979, 240: Alsberg/N&#252;se/Meyer, Der Beweisantrag im Strafproze&#223;, 5. Aufl., Seite 400: Gollwitzer in L&#246;we-Rosenberg, StPO, 23. Aufl., &#167; 244 Rdnr. 82; KMR - Paulus, &#167; 244 Rdnr. 377: Dahs-Dahs, Die Revision im Strafproze&#223;, 3. Aufl., Rdnr. 248). Das Amtsgericht hat aber nicht nur abgelehnt, den Beweisantrag in das Protokoll diktieren zu lassen; es hat vielmehr durch Beschlu&#223; abgelehnt, einen Beweisantrag zu Protokoll des Gerichts entgegen zu nehmen, und darauf hingewiesen, da&#223; lediglich eine Beweisanregung m&#252;ndlich gestellt werden k&#246;nne. Die Ablehnung der Entgegennahme eines m&#252;ndlich vorzutragenden Beweisantrags durch Gerichtsbeschlu&#223; ist eine unzul&#228;ssige Beschr&#228;nkung der Verteidigung, und zwar in einem f&#252;r die Entscheidung wesentlichen Punkt, also ein Revisionsgrund i.S.d. &#167; 338 Nr. B StPO (OLG Hamm a.a.O.). Grunds&#228;tzlich werden Beweisantr&#228;ge in der Hauptverhandlung m&#252;ndlich gestellt (Gollwitzer a.a.O.; KMR-Paulus a.a.O.). Das Gericht darf zwar auf eine schriftliche Formulierung des Beweisantrags hinwirken (Dahs-Dahs a.a.O.). Es darf aber die Entgegennahme eines Beweisantrags nicht von einer schriftlichen Formulierung abh&#228;ngig machen (BayObLG a.a.O.; KK - Herdegen, &#167; 244 Rdnr. 52). Es hat den Beweisantrag mit seinem vollen Inhalt zu protokollieren (Alsberg/N&#252;se/Meyer a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Grunds&#228;tze hat das Amtsgericht versto&#223;en. Es kann nicht ausgeschlossen werden, da&#223; das Urteil auf diesem Fehler beruht, da der Verteidiger m&#246;glicherweise - wie er in der Rechtsbeschwerdebegr&#252;ndung vorgetragen hat - andernfalls einen Beweisantrag zu Protokoll gegeben h&#228;tte, der zu anderen Feststellungen gef&#252;hrt haben k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die neue Hauptverhandlung wird darauf hingewiesen, da&#223; der Tatrichter, wenn er zu Lasten des Betroffenen Voreintragungen verwertet, n&#228;here Angaben zu den Vorverurteilungen machen mu&#223;, damit das Rechtsbeschwerdegericht ihre Verwertbarkeit im Hinblick auf eine m&#246;gliche Tilgungsreife und einen prognostischen Aussagewert &#252;berpr&#252;fen kann (vgl. OLG D&#252;sseldorf VRS 63, 469; 64, 61, 68, 65; OLG Koblenz VRS 64, 215; OLG K&#246;ln, 3. Strafsenat, Beschl. v. 31.8.1983 - 3 Ss 518/83).</p>
315,584
olgham-1985-12-10-15-w-22685
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 226/85
"1985-12-10T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:30"
"2019-03-27T09:42:44"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1985:1210.15W226.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die weitere Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Beteiligte zu 1) hat die dem Beteiligten zu 2) im Verfahren der weiteren Beschwerde entstandenen au&#223;ergerichtlichen Kosten zu erstatten.</p> <p></p> <p>Der Gegenstandswert f&#252;r das Verfahren der weiteren Beschwerde wird auf 5.150,-- DM festgesetzt.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz ihrer erstinstanzlichen Verfahrensbevollm&#228;chtigten vom 16. M&#228;rz 1983 hat die Beteiligte zu 1) beantragt, eine vom Beteiligten zu 2) getroffene Unterhaltsbestimmung vormundschaftsgerichtlich dahingehend zu &#228;ndern, da&#223; der Beteiligte zu 2) der Beteiligten zu 1) r&#252;ckwirkend ab 3. Mai 1982 Unterhalt in Form einer monatlichen Geldrente zu gew&#228;hren habe. Der Antrag ist am 17. M&#228;rz 1983 beim Amtsgericht eingegangen und auf Grund einer Verf&#252;gung vom gleichen Tage dem Beteiligten zu 2) formlos &#252;bermittelt worden. Mit Beschlu&#223; des Rechtspflegers vom 20. Dezember 1983 hat das Amtsgericht diesem Antrag in vollem Umfang entsprochen. Auf das dagegen gerichtete Rechtsmittel des Beteiligten zu 2), dem Rechtspfleger und Richter des Amtsgerichts nicht abgeholfen haben, hat das Landgericht die erstinstanzliche Entscheidung dahingehend ge&#228;ndert, da&#223; Unterhalt in Form einer Geldrente erst ab dem 20. M&#228;rz 1983 zu leisten sei; im &#252;brigen hat es die Beschwerde zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Gegen den landgerichtlichen Beschlu&#223; vom 21. Februar 1985 wendet sich die Beteiligte zu 1) mit ihrer weiteren Beschwerde, mit der sie die Wiederherstellung der erstinstanzlichen Entscheidung erstrebt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das zul&#228;ssige Rechtsmittel ist unbegr&#252;ndet, weil die Entscheidung des Landgerichts nicht auf einer Verletzung des Gesetzes beruht (&#167; 27 FGG). Zu Recht hat das Landgericht die gerichtliche &#196;nderung der vom Beteiligten zu 2) getroffenen Unterhaltsbestimmung auf die Zeit seit der &#220;bermittlung der Antragsschrift beschr&#228;nkt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Da&#223; einer auf &#167; 1612 Abs. 2 Satz 2 BGB gest&#252;tzten Entscheidung des Vormundschaftsgerichts, die eine Bestimmung des Unterhaltspflichtigen &#228;ndert, grunds&#228;tzlich keine R&#252;ckwirkung zukommt, entspricht zumindest der ganz &#252;berwiegenden Auffassung in Rechtsprechung und Literatur (BayObLG, Recht 1909, Nr. 3091; K&#246;hler in M&#252;nchener Kommentar, BGB, Rn. 20; Soergel-Lange, BGB, 11. Aufl., Rn. 17; Staudinger-Gotthardt, BGB, 10./11. Aufl., Rn. 36, jeweils zu &#167; 1612). Gegen eine R&#252;ckwirkung der Entscheidung, die mit gestaltender Kraft die vom Unterhaltspflichtigen getroffene Bestimmung &#228;ndert, nicht etwa ihre Unwirksamkeit feststellt, spricht bereits der Wortlaut des &#167; 1612 Abs. 2 Satz 2 BGB; das Gesetz spricht von einer &#196;nderung, nicht etwa einer Aufhebung der getroffenen Bestimmung. Auch die Voraussetzungen, an die eine Ersetzungsbestimmung gekn&#252;pft ist, zeigen, da&#223; das Gesetz ihr grunds&#228;tzlich keine r&#252;ckwirkende Kraft beimessen will; &#167; 1612 Abs. 2 Satz 2 BGB kn&#252;pft an das Vorliegen besonderer Umst&#228;nde zum Zeitpunkt der vormundschaftsgerichtlichen Entscheidung, nicht etwa an irgendwelche urspr&#252;nglichen rechtlichen M&#228;ngel der Unterhaltsbestimmung an. Neben diesen Erw&#228;gungen sprechen auch die schutzw&#252;rdigen Interessen der unterhaltspflichtigen Eltern gegen die Annahme einer grunds&#228;tzlichen R&#252;ckwirkung. Wenn ihnen das Gesetz in &#167; 1612 Abs. 1 Satz 1 BGB die M&#246;glichkeit einr&#228;umt, die auf Zahlung einer Geldrente gerichtete Verpflichtung durch eine eigene Bestimmung &#252;ber die Art und den Entrichtungszeitraum umzugestalten, so m&#252;ssen sie sich bis zur &#196;nderung dieser Bestimmung durch das Gericht auch darauf einrichten und verlassen k&#246;nnen, da&#223; sie den Unterhalt in der von ihnen bestimmten Form leisten d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Kommt der &#228;ndernden Entscheidung des Vormundschaftsgerichts somit grunds&#228;tzlich keine R&#252;ckwirkung zu, so schlie&#223;t das nach Auffassung des Senats doch nicht aus, da&#223; das Gericht ihr im zeitlichen Rahmen des gerichtlichen Verfahrens r&#252;ckwirkende Kraft durch eine ausdr&#252;ckliche zeitliche Bestimmung beimi&#223;t. Mit Einleitung des Verfahrens unterliegt die Unterhaltsbestimmung der Eltern der Pr&#252;fung und &#196;nderungsbefugnis des Vormundschaftsgerichts. Wie viel Zeit bis zur erstinstanzlichen Entscheidung vergeht, wird vielfach von Umst&#228;nden abh&#228;ngen, auf die das unterhaltsberechtigte Kind keinen oder nur geringen Einflu&#223; nehmen kann. Gerade in denjenigen F&#228;llen, in denen besonders schwerwiegende Gr&#252;nde f&#252;r eine gerichtliche &#196;nderung der elterlichen Unterhaltsbestimmung vorhanden sind, wird es dem unterhaltsberechtigten Kind oft schlechthin unzumutbar sein, w&#228;hrend der Dauer des erstinstanzlichen Verfahrens noch Naturalunterhalt in Anspruch zu nehmen. Vielfach wird es die Zeit bis zur Erlangung von Geldunterhalt mit anderweitiger Hilfe &#252;berbr&#252;cken m&#252;ssen. Es w&#228;re deshalb in hohem Ma&#223;e unbillig, dem unterhaltsberechtigten Kind die M&#246;glichkeit, f&#252;r die Zeit zwischen Einleitung des gerichtlichen Verfahrens und erstinstanzlicher Entscheidung im nachhinein Barunterhalt zu erlangen, von vornherein zu versagen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Entscheidend tritt hinzu, da&#223; mit der &#220;bermittlung der Antragsschrift - bzw. ihrer zu empfehlenden Zustellung - der Unterhaltspflichtige von der gerichtlichen Pr&#252;fung seiner Unterhaltsbestimmung Kenntnis erh&#228;lt und sich auf deren etwaige &#196;nderung durch das Vormundschaftsgericht einrichten kann und mu&#223;. F&#252;r eine &#228;hnliche Interessenlage bestimmt &#167; 323 Abs. 3 ZPO, da&#223; ein rechtskr&#228;ftiges Urteil f&#252;r die Zeit nach Erhebung einer darauf gerichteten Klage abge&#228;ndert werden kann. Dieser Rechtsgedanke kann, mag auch ansonsten die Durchbrechung der Rechtskraft gerichtlicher Entscheidungen mit der gerichtlichen &#196;nderung der elterlichen Bestimmungserkl&#228;rung nicht ohne weiteres vergleichbar sein, auf das Verfahren nach &#167; 1612 Abs. 2 Satz 2 BGB &#252;bertragen werden. Er erm&#246;glicht es dem Vormundschaftsgericht, wenn dies beantragt wird und die vom Gesetz geforderten besonderen Gr&#252;nde bereits bei Einleitung des Verfahrens vorliegen, ausdr&#252;cklich auszusprechen, da&#223; die gerichtliche &#196;nderung der elterlichen Unterhaltsbestimmung bereits ab &#220;bermittlung bzw. Zustellung der Antragsschrift wirkt (so auch BayObLG, FamRZ 1985, 515 f; KG, FamRZ 1970, 415 ff; G&#246;ppinger, Unterhaltsrecht, 4. Aufl., Rn. 3286). Dem steht die eingangs genannte Entscheidung des Bayrischen Obersten Landesgerichts (Recht 1909, Nr. 3091) nicht entgegen, da im dort entschiedenen Fall das Vormundschaftsgericht eine ausdr&#252;ckliche Anordnung der R&#252;ckwirkung gerade nicht ausgesprochen hatte.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Anordnung einer weitergehenden R&#252;ckwirkung auf den Zeitpunkt des Eingangs der Antragsschrift bei Gericht in entsprechender Anwendung des &#167; 270 Abs. 3 ZPO kommt dagegen nach Auffassung des Senats nicht in Betracht. Diese Vorschrift will vor den irreparablen und oft schwerwiegenden Folgen bestimmter Fristvers&#228;umnisse sch&#252;tzen. Sie pa&#223;t nicht, wenn es lediglich darum geht, die Verbindlichkeit einer Regelung von einem bestimmten Zeitpunkt an zu beseitigen. Eben deshalb wird von der ganz herrschenden Meinung auch die entsprechende Anwendung des &#167; 270 Abs. 3 ZPO im Verfahren nach &#167; 323 Abs. 1 bis 3 ZPO abgelehnt (Baumbach-Hartmann, ZPO, 43. Aufl., Anm. 4 B zu &#167; 323 m.w.N.; Rosenberg-Schwab, ZPO, 13. Aufl., &#167; 159 VI 4 Fn. 35). Im vormundschaftsgerichtlichen Verfahren nach &#167; 1612 Abs. 2 Satz 2 BGB, in dem der umgehenden &#220;bermittlung oder Zustellung der eingegangenen Antragsschrift in der Regel nichts im Wege stehen d&#252;rfte, kommt eine entsprechende Anwendung der Vorschrift erst recht nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167; 13 a Abs. 1 S. 2 FGG und den &#167;&#167; 131 Abs. 2, 30 KostO.</p>
315,585
lg-dortmund-1985-12-04-4-o-13785
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 O 137/85
"1985-12-04T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:31"
"2019-03-27T09:42:44"
Urteil
ECLI:DE:LGDO:1985:1204.4O137.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die Beklagte wird verurteilt, an die</p> <p>Kl&#228;gerin ein Schmerzensgeld von 8.000,- DM</p> <p>(i.W. achttausend Deutsche Mark) zu zahlen.</p> <p></p> <p></p> <p>2. Es wird festgestellt, da&#223; die Beklagte ver-</p> <p>pflichtet ist, s&#228;mtliche der Kl&#228;gerin noch</p> <p>entstehenden Sch&#228;den aus dem Unfall vom</p> <p>11.07.1983 zu 2/5 zu ersetzen, soweit diese</p> <p>Anspr&#252;che nicht auf &#246;ffentliche Versicherungs-</p> <p>tr&#228;ger oder sonstige Dritte &#252;bergehen oder</p> <p>&#252;bergegangen sind.</p> <p></p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p></p> <p>Von den Kosten des Verfahrens tr&#228;gt die</p> <p>Kl&#228;gerin 2/5 und die Beklagte 3/5.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar,</p> <p>f&#252;r die Kl&#228;gerin aber nur gegen Sicherheits-</p> <p>leistung von 10.000,&#8212;DM.</p> <p>Die Kl&#228;gerin kann die Vollstreckung der</p> <p>Beklagten gegen sich durch Sicherheitsleistung</p> <p>oder Hinterlegung von 1.200,&#8212;DM abwenden, wenn</p> <p>nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicher-</p> <p>heit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist Eigent&#252;merin des Grundst&#252;cks W-weg # in</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">E, das mit einem Mehrfamilienhaus bebaut ist,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">in dem die Eltern der am ##.##.#### geborenen Kl&#228;gerin eine</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Wohnung von der Beklagten gemietet hatten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Den n&#246;rdlichen Grundst&#252;cksteil bildet eine Wiese, auf der</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">h&#228;ufig die in dem Haus lebenden Kinder unter anderem auch die</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;gerin spielten. Auf der Wiese befindet sich in ca. 8 m</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Entfernung zu der n&#246;rdlichen Grundst&#252;cksgrenze ein Sand-</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">kasten, in den allerdings seit l&#228;ngerer Zeit kein Sand mehr</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">eingef&#252;llt wurde.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Nach Norden hin grenzen Gleisanlagen der E Eisenbahn</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">GmbH an das Grundst&#252;ck W-weg # ebenso wie an die Nach-</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">bargrundst&#252;cke. Die Gleisanlagen dienen einer langsam</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">fahrenden Werksbahn. Zwischen dem Grundst&#252;ck der Beklagten</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">und den Nachbargrundst&#252;cken einerseits und den Gleisanlagen</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">ist ein Zaun errichtet. Streitig zwischen den Parteien ist,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">ob der Zaun noch auf dem Grundst&#252;ck der Beklagten steht oder</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">bereits auf dem Grundst&#252;ck der E Eisenbahn GmbH.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Unbekannt ist auch, von wem der Zaun aufgestellt wurde. Als</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">die Beklagte das Hausgrundst&#252;ck vor einigen Jahren erwarb,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">war er bereits vorhanden.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Zaun wies etwa seit Sommer 1982 ein Loch auf, durch das</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">manchmal spielende Kinder ungehindert von dem Grundst&#252;ck der</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Beklagten auf das Bahngel&#228;nde gelangten, um hierneben den</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Wagons herzulaufen oder auf diese aufzuspringen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Am 11.7.1983 spielte die Kl&#228;gerin, die damals 9 Jahre und 10</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Monate alt war, zusammen mit anderen Kindern auf der Wiese am</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Haus W-weg #. Als ein Werkszug vorbeifuhr, liefen die</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Kinder auf das Bahngel&#228;nde. Die Kl&#228;gerin folgte ihnen</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">zusammen mit ihrer Freundin A, die im selben Haus</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">wohnte. Ob sie dabei durch das Loch im Zaun gingen, ist unter</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">den Parteien streitig. Die Kl&#228;gerin und ihre Freundin wollten</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">auf einen der Wagons des langsam fahrenden Werkszugs steigen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Zu diesem Zweck liefen sie auf dem mit Schotter belegten</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Bahndamm ein St&#252;ck neben dem Zug her. Dabei stolperte die</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;gerin, fiel hin und geriet mit ihrem rechten Fu&#223; auf die</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Schiene. Ein Wagenrad &#252;berrollte ihn und trennte die vordere</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">H&#228;lfte des Fu&#223;es ab, das Sprunggelenk blieb aber noch</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">unversehrt. Die Kl&#228;gerin kam sofort in ein Krankenhaus, wo</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">der Fu&#223; &#228;rztlich versorgt wurde. Sie mu&#223;te ca. 2 Monate in</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">der Klinik bleiben und konnte sich zun&#228;chst nur mit einem</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Rollstuhl fortbewegen. Danach lernte sie mit einer Kr&#252;cke zu</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">gehen. Diese ben&#246;tigt sie heute noch au&#223;erhalb des Hauses.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem mu&#223; sie speziell angefertigte orthop&#228;dische Schuhe</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">tragen. Ihr Gang ist stark hinkend. Die Wunde ist nunmehr</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">abgeheilt, jedoch leidet die Kl&#228;gerin noch an Wetter-</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">f&#252;hligkeit. In der Schule mu&#223;te die Kl&#228;gerin wegen des langen</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Krankenhausaufenthaltes ein Schuljahr wiederholen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin behauptet, der Zaun stehe auf dem Grundst&#252;ck der</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Beklagten. Durch das Loch darin sei sie auf das Bahngel&#228;nde</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">gelangt. Die Kl&#228;gerin ist der Ansicht, da&#223; die Beklagte ihrer</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Verkehrssicherungspflicht im Hinblick auf die Spielwiese</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">nicht nachgekommen sei, indem sie das Loch nicht wieder</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">repariert habe. Die Beklagte sei daher f&#252;r den Unfall mit</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">verantwortlich.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">1) die Beklagte zu verurteilen, an sie</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">ein angemessenes Schmerzensgeld,</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">mindestens 10.000,00 DM, zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">2) festzustellen, da&#223; die Beklagte</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">verpflichtet ist, s&#228;mtliche der Kl&#228;gerin</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">noch entstehende Sch&#228;den aus dem Unfall</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">vom 11.7.1983 zu ersetzen, soweit diese</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Anspr&#252;che nicht auf &#246;ffentlich-</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">rechtliche Versicherungstr&#228;ger &#252;ber-</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">gegangen sind.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte behauptet, der Zaun stehe auf dem Bahngrund-</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">st&#252;ck. Sie bestreitet mit Nichtwissen, da&#223; die Kl&#228;gerin vor</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">dem Unfallgeschehen durch das Loch dorthin gelangt sei. Im</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">&#252;brigen ist sie der Ansicht, da&#223; es nicht zu ihren Ver-</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">kehrssicherungspflichten geh&#246;re, ihr Grundst&#252;ck gegen&#252;ber den</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Gleisanlagen abzuschirmen.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien im einzelnen wird</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Bezug genommen auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">nebst Anlagen sowie auf den Inhalt der Sitzungsniederschrift.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben &#252;ber den Hergang des Unfalls</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">durch Vernehmung der Sch&#252;lerin A als Zeugin.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird Bezug</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">genommen auf den Inhalt der Sitzungsniederschrift vom</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">4.12.1985.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</u></b></p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist teilweise begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist gem. &#167; 847 BGB verpflichtet, an die Kl&#228;gerin</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">ein Schmerzensgeld von 8.000,00 DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat schuldhaft die ihr obliegende Verkehrs-</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">sicherungspflicht bez&#252;glich der auf ihrem Grundst&#252;ck be-</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">findlichen Spielwiese verletzt und dadurch den Unfall der</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;gerin mitverursacht. Zwar besteht f&#252;r einen Grund-</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">st&#252;ckseigent&#252;mer grunds&#228;tzlich keine Verpflichtung, sein</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Grundst&#252;ck einzuz&#228;unen, wie die Beklagte richtig ausf&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Hier gilt aber wegen der Spielfl&#228;che auf dem Grundst&#252;ck und</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">der angrenzenden Werksbahn etwas anderes. Indem die Beklagte</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">duldete, da&#223; die Kinder auf der Wiese st&#228;ndig spielten und</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">auch die Sandkiste weiter dort belie&#223;, stellte sie den</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Kindern diesen Grundst&#252;cksteil in tats&#228;chlicher Hinsicht nach</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">wie vor als Spielfl&#228;che zur Verf&#252;gung, auch wenn sie dies</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">m&#246;glicherweise nicht mehr beabsichtigte. Allein die Nicht-</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">bef&#252;llung des Sandkastens mit Sand reicht nach au&#223;en hin als</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">erkennbare Funktionsaufhebung nicht aus. Die Beklagte war</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">demnach weiter f&#252;r diese von ihr zur Verf&#252;gung gestellte</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Spielwiese verkehrssicherungspflichtig (vgl. BGH NJW 78,</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">1628). Der Inhalt der Verkehrssicherungspflicht bei einer</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Spielfl&#228;che beschr&#228;nkt sich aber nicht auf die Verh&#252;tung von</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Gefahren, die von dem Grundst&#252;ck oder seinen Einrichtungen</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">selbst ausgehen. Vielmehr geh&#246;rt dazu auch die zumutbare</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Abwehr von Gefahren, die f&#252;r die Benutzer, also spielende</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Kinder, aus der Lage der Spielfl&#228;che zu sonstigen Gefahren-</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">quellen entstehen (vgl. BGH NJW 77, 1965). Das Ausma&#223; dieser</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Sicherungspflicht bestimmt sich dabei nach der jeweiligen</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Sachlage. Die Spielfl&#228;che grenzte hier unmittelbar an ein</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Bahngel&#228;nde f&#252;r Werksbahnen. Dies &#252;bt auf spielende Kinder,</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">auch noch im Alter von etwa 10 Jahren, erfahrungsgem&#228;&#223; eine</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">besondere Anziehung aus, zumal die Z&#252;ge hier nur langsam</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">verkehren und daher f&#252;r die Kinder einerseits nicht so</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">gef&#228;hrlich und andererseits leicht zug&#228;nglich erscheinen.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Hinzu kommt die Faszination, die ein Bahnbetrieb schlechthin</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">auf Kinder hat.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist daher im Rahmen ihrer Verkehrssicherungs-</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">pflicht f&#252;r die von ihr zur Verf&#252;gung gestellte Spielfl&#228;che</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">gehalten, Vorkehrungen zu treffen, da&#223; Kinder in ihrem</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Spieltrieb nicht ungehindert die ungef&#228;hrliche Spielwiese</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">verlassen und ihr Spiel auf den gefahrvollen Gleisanlagen</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">fortsetzen k&#246;nnen. Zwar brauchte die Beklagte so lange nicht</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">einzugreifen, wie von dritter Seite ausreichende Schutz-</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">ma&#223;nahmen vorlagen, z.B. durch den vorhandenen Zaun. Die</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Beklagte war aber gehalten, laufend zu &#252;berpr&#252;fen, ob diese</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Ma&#223;nahmen noch bestanden und ausreichend waren, um sie ggf.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">durch eigene zu erg&#228;nzen oder zu ersetzen. Dagegen hat die</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Beklagte versto&#223;en. Sie ist n&#228;mlich nicht t&#228;tig geworden,</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">obwohl der von dritter Seite aufgestellte Zaun seit langem</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">ein gro&#223;es Loch aufwies, durch das Kinder leicht hindurch</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">konnten. Der Beklagten war zumutbar, nunmehr einen eigenen</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Zaun zu errichten, jedenfalls soweit, da&#223; die spielenden</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Kinder das Loch nicht mehr ungehindert passieren konnten.</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">W&#228;re dies geschehen, so kann davon ausgegangen werden, da&#223; es</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">nicht zu dem Unfall gekommen w&#228;re. Die Kl&#228;gerin ist n&#228;mlich</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">durch das Loch auf das Bahngel&#228;nde gelangt, wie die Be-</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">kundungen der Zeugin A ergeben haben. Anhaltspunkte</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">daf&#252;r, da&#223; sich die Kl&#228;gerin auch bei einem intakten Zaun auf</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">die Gleisanlagen begeben h&#228;tte, bestehen nicht und werden</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">auch von der Beklagten nicht vorgetragen.</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">Die fehlenden eigenen Sicherungsma&#223;nahmen der Beklagten, f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">die von ihr in den Verkehr gebrachte Spielfl&#228;che sind somit</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">urs&#228;chlich f&#252;r den Unfall. Bei Anwendung der erforderlichen</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">Sorgfalt h&#228;tte die Beklagte die Erforderlichkeit solcher</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">Ma&#223;nahmen auch erkennen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">Diesem Verschulden steht aber ein erhebliches Mitverschulden</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">(&#167; 254 BGB) der Kl&#228;gerin und ihrer Eltern gegen&#252;ber. Zwar war</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">die Kl&#228;gerin zum Unfallzeitpunkt erst 9 Jahre und 10 Monate</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">und von daher noch einem besonders starken Spieltrieb und</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">einer leichten Beeinflussung durch die Anziehung der Bahn</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">unterworfen. Andererseits aber wu&#223;te sie als normal ent-</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">wickeltes Kind in diesem Alter auch schon - &#167; 828 BGB gilt</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">hier entsprechend (Palandt, 44. Aufl., &#167; 254 Anm. 3 a bb) -</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">da&#223; von dem Bahngel&#228;nde besonders gro&#223;e Gefahren ausgingen</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">und da&#223; das Laufen neben dem fahrenden Zug und das Auf-</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">springen auf einen solchen besonders risikoreich ist. Ferner</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">haben die Eltern ihre Aufsichtspflicht ( &#167;1626 BGB) erheblich</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">verletzt. Sie haben die Kl&#228;gerin unbeaufsichtigt auf der</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">Spielwiese gelassen, obwohl seit langem das Loch im Zaun war</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">und zumindest andere Kinder hierdurch hin und wieder auf das</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">Bahngel&#228;nde gingen, wie die Zeugin A bekundet hat.</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">Dieses Mitverschulden der Eltern mu&#223; sich die Kl&#228;gerin auch</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">im Verh&#228;ltnis zu der Beklagten anrechnen lassen (vgl. BGHZ 9,</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">316), da zwischen der Kl&#228;gerin und der Beklagten bereits vor</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">dem Schadensereignis schuldrechtliche Beziehungen bestanden,</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">weil die Kl&#228;gerin in den Schutz des damals zwischen ihren Eltern und</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">der Beklagten bestehenden Mietverh&#228;ltnisses miteinbezogen war</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">(vgl. BGHZ NJW 68, 1323).</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">Unter Abw&#228;gung all der genannten Umst&#228;nde erscheint das</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">Verschulden der Kl&#228;gerin und ihrer Eltern schwerwiegender als</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">die fahrl&#228;ssige Pflichtverletzung der Beklagten. Nach Ansicht</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">der Kammer stehen die verschiedenen Beitr&#228;ge im Verh&#228;ltnis</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">von 3/5 zu 2/5 zueinander.</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">Bei Ber&#252;cksichtigung dieses Mitverschuldens und den bei dem</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">Unfall erlittenen Verletzungen und dessen Folgen erscheint</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">ein Schmerzensgeld von 8.000,00 DM angemessen. Dabei hat das</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">Gericht auch besonders ber&#252;cksichtigt, da&#223; die Kl&#228;gerin stets</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">auf Hilfsmittel wie Stock oder orthop&#228;dische Schuhe an-</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks">gewiesen sein wird und da&#223; ihr Gang stets stark hinkend</p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks">bleibt. Gerade dies aber stellt f&#252;r ein Kind eine erhebliche</p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks">Beeintr&#228;chtigung der Lebensfreude dar. Hinzu kommt noch der</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks">erfolgte lange ''Krankenhausaufenthalt.</p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks">Aus den oben genannten Gr&#252;nden ist auch dem Feststellungs-</p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks">antrag in dem dargelegten Umfang stattzugeben. Hinzu kommt</p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks">dabei, da&#223; neben dem Anspruch nach &#167; 823 Abs. 1 BGB auch noch</p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks">eine Verpflichtung der Beklagten nach &#167; 538 BGB zum</p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks">Schadensersatz besteht, weil die Kl&#228;gerin in die Schutz-</p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks">wirkungen des Mietvertrages ihrer Eltern mit der Beklagten</p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks">einbezogen war. Zu der Mietsache, f&#252;r deren M&#228;ngel die</p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks">Beklagte nach &#167; 538 BGB einzustehen hat, geh&#246;rt nicht allein</p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks">die Wohnung, sondern auch die damit zur Verf&#252;gung gestellten</p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks">gemeinsam nutzbaren Sachen, wie die Spielwiese. Da&#223; diese</p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks">mangelhaft war und die Beklagte ihrer M&#228;ngelbeseitigungs-</p> <span class="absatzRechts">198</span><p class="absatzLinks">pflicht insoweit nicht nachkam, wurde bereits oben dargelegt.</p> <span class="absatzRechts">199</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten beruht auf &#167; 92 Abs. 1 ZPO,</p> <span class="absatzRechts">200</span><p class="absatzLinks">die &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167;&#167; 708 Ziff.</p> <span class="absatzRechts">201</span><p class="absatzLinks">11, 709, 711 ZPO.</p>
315,586
olgham-1985-12-02-2-u-6285
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 U 62/85
"1985-12-02T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:32"
"2019-03-27T09:42:44"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1985:1202.2U62.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird unter Zur&#252;ckweisung des Rechtsmittels im &#252;brigen das am 9. Januar 1985 verk&#252;ndete Urteil der 10. Zivilkammer des Landgerichts M&#252;nster abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 890,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 25.7.1984 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen die Kl&#228;gerin zu 61/70 und der Beklagte zu 9/70.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Beschwer der Kl&#228;gerin betr&#228;gt 6.056,-- DM, die des Beklagten 890,-- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;gerin ist teilweise begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><b>A.</b></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat gegen den Beklagten aus abgetretenem Recht der xxx einen Kaufpreisanspruch f&#252;r Longdrinks, Cocktails, Kaffee und Zigaretten in H&#246;he von 890,-- DM (&#167;&#167; 305, 433 II, 398 BGB).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Zwischen der xxx, die in xxx den xxx betreibt, und dem Beklagten sind im Juli 1984 bei einem xxx des Beklagten Bewirtungsvertr&#228;ge zustandegekommen. Die Sachbefugnis der Kl&#228;gerin folgt aus den vorgelegten Abtretungsurkunden ohne Datum (Bl. 140 d.A.) und vom 12.8.1985 (Bl. 122, 143 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat - au&#223;er Sekt und Champagner (hierzu vgl. B) - folgende Getr&#228;nke sowie Zigaretten bestellt:</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">13 Longdrinks a 15,-- DM 195,-- DM</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">37 Cocktails a 25,-- DM 925,-- DM</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">5 K&#228;nnchen Kaffee a 10,-- DM 50,-- DM</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">5 P&#228;ckchen Zigaretten a 4,-- DM <u>______ 20,-- DM</u></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">insgesamt 1.190,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Unstreitige Zahlung <u>300,-- DM</u></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Restforderung 890,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die H&#246;he der Bestellungen und die von der Kl&#228;gerin vorgelegten Einzelbelege werden von dem Beklagten, der &#252;ber den Gesamtverzehr einen Scheck in H&#246;he von 7.200,-- DM ausgestellt hat, nicht substantiiert bestritten.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Willenserkl&#228;rungen des Beklagten sind nicht wegen hochgradiger depressiver Pers&#246;nlichkeitsstruktur (&#167; 105 I in Verbindung mit &#167; 104 Nr. 2 BGB; &#167; 105 II BGB) nichtig. Ob am 24./25.7.1984 eine St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit vorlag, als der Beklagte durch die Volksbank entlassen worden war und einen Suicid-Versuch unternommen hatte, kann dahinstehen. Wie unstreitig geworden ist, war der xxx des Beklagten sp&#228;testens am 10.7.1984; da&#223; schon in diesem Zeitpunkt die Voraussetzungen gem&#228;&#223; &#167; 105 I, II BGB vorlagen, ist nicht ersichtlich. F&#252;r eine hochgradige Trunkenheit bei dem xxx sind ebenfalls keine Anhaltspunkte gegeben. Der Beklagte hat einen hohen Alkoholkonsum nur unsubstantiiert behauptet, weshalb die von ihm hierzu angebotenen Beweise nicht zu erheben waren. Er tr&#228;gt im einzelnen nicht vor, welche alkoholischen Getr&#228;nke er in welcher Menge vor dem xxx und w&#228;hrend seines Aufenthalts in der xxx getrunken hat. Die von der xxx berechneten Getr&#228;nke geben hier&#252;ber keinen Aufschlu&#223;, weil der Beklagte die Getr&#228;nke nicht allein, sondern gemeinsam mit Animierdamen verzehrt hat.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Vertr&#228;ge &#252;ber die Bestellung von Longdrinks, Cocktails, Kaffee und Zigaretten sind nicht wegen Wuchers (&#167; 138 II BGB) nichtig, weil die berechneten Einzelpreise (Nr. 2) nicht in einem auff&#228;lligen Mi&#223;verh&#228;ltnis zu den Warenwerten und den Nutzungsm&#246;glichkeiten verschiedener Einrichtungen - Sauna, Schwimmbad, Solarium, Sonnenbank, Hot-Whirlpool - stehen. Eine Sittenwidrigkeit gem&#228;&#223; &#167; 138 I BGB ist ebenfalls zu verneinen, da in dem Getr&#228;nkepreis f&#252;r Longdrinks, Cocktails und Kaffee kein Dirnenlohn enthalten war. Verzehrvertr&#228;ge in einer xxx sind nicht schon deswegen sittenwidrig, weil der Inhaber des Betriebes xxx besch&#228;ftigt und Separees eingerichtet hat (BGH WM 1980, 903).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der zuerkannte Zinsanspruch folgt aus &#167;&#167; 452, 246 BGB. Die Zinsmehrforderung ist nicht begr&#252;ndet (&#167; 286 I BGB). Die Kl&#228;gerin hat einen eigenen Zinsschaden durch Inanspruchnahme von Bankkredit nicht nachgewiesen. Ebenso besteht kein weitergehender Zinsanspruch aus abgetretenem Recht der xxx (&#167;&#167; 286 I, 398 BGB). Ob die xxx Bankkredit in Anspruch genommen hat - hierf&#252;r sprechen die vorgelegten Zinsbescheinigungen der Kreissparkasse xxx vom 7.11. und 26.11.1985 -, ist unerheblich, weil insoweit ein Ursachenzusammenhang zwischen Schuldnerverzug und Zinsschaden fehlt. Nach dem Vorbringen der Kl&#228;gerin und dem Inhalt der Best&#228;tigung der xxx vom 12.8.1985 (Bl. 122 d.A.) liegt die Annahme nahe, da&#223; die Abtretung bereits vor Anh&#228;ngigkeit des Mahnverfahrens und vor der Weigerung des Beklagten vom 25.7.1984, den streitigen Anspruch zu erf&#252;llen, erfolgt war. Jedenfalls hat die Kl&#228;gerin die Voraussetzungen des Schuldnerverzuges im Zeitpunkt der Abtretung nicht dargetan. Auch bei rechtzeitiger Zahlung war die xxx infolgedessen nicht in der Lage, ihren Bankkredit zu verringern. Unter diesen Umst&#228;nden kommt ein Zinsschaden der xxx nur in Frage, wenn sie aufgrund ihres Rechtsverh&#228;ltnisses mit der Kl&#228;gerin an diese zus&#228;tzliche Zinsen zahlen mu&#223;, die bei rechtzeitiger Befriedigung der Kl&#228;gerin nicht angefallen w&#228;ren. Hierzu hat die Kl&#228;gerin jedoch keine ausreichenden Tatsachen vorgetragen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><b>B.</b></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist nicht verpflichtet, den Preis f&#252;r 10 Flaschen Sekt von 2.500,-- DM (10 x 250,-- DM) und f&#252;r 7 Flaschen Champagner von 3.500,-- DM (7 x 500,-- DM) - insgesamt 6.000,-- DM - zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat insoweit keinen Kaufpreisanspruch (&#167;&#167; 433 II, 398 BGB), weil die zugrundeliegenden Bewirtungsvertr&#228;ge nichtig sind. Die Frage, ob Wuchergesch&#228;fte (&#167; 138 II BGB) vorliegen (BayObLG NJW 1985, 873), kann offenbleiben. Jedenfalls versto&#223;en die Vertr&#228;ge &#252;ber die Bestellung von Sekt und Champagner wegen der damit verbundenen Vereinbarung &#252;ber sexuelle Handlungen gegen die guten Sitten. Vertr&#228;ge &#252;ber den Getr&#228;nkeverzehr in einer Separ&#233;e-xxx sind sittenwidrig, wenn der Kaufpreis nicht nur Gegenleistung f&#252;r die Getr&#228;nke und die Separ&#233;e-Benutzung (hierzu vgl. BGH WM 1980, 903), sondern auch die Gegenleistung f&#252;r den sexuellen Verkehr mit Bardamen, also Dirnenlohn ist. Rechtsgesch&#228;fte, die gegen die herrschende Auffassung der Sexualmoral versto&#223;en, sind gem&#228;&#223; &#167; 138 I BGB nichtig; allerdings ist bei der Feststellung dessen, was gegen die guten Sitten verst&#246;&#223;t, auf den Wandel in den Anschauungen R&#252;cksicht zu nehmen (Kr&#252;ger-Nieland/Z&#246;ller, BGB-RGRK, 12. Aufl. 1982, &#167; 138 Rz. 191). Sittenwidrig ist hiernach ein Vertrag, durch den sich eine Prostituierte zur Gew&#228;hrung des Geschlechtsverkehrs gegen Entgelt verpflichtet (BGHZ 67, 119, 122, 125; Kr&#252;ger-Nieland/Z&#246;ller a.a.O., &#167; 138 Rz. 193; Mayer-Maly, M&#252;nchener Kommentar, 2. Aufl., 1984, &#167; 138 Rz. 50). Die gewerbs&#228;hnliche geschlechtliche Hingabe gegen Bezahlung macht in entw&#252;rdigender Weise Intimbereiche zur Ware, die aus moderner psychologischer Sicht mit dem Kern der Pers&#246;nlichkeit auf&#8217;s Engste verkn&#252;pft sind (BGH a.a.O.). Dies gilt unabh&#228;ngig davon, ob die Zahlung des Dirnenlohns durch den Freier unmittelbar an die Prostituierte oder &#252;ber eine Mittelsperson - hier die xxx als xxxinhaberin - erfolgt (vgl. LG D&#252;sseldorf MDR 1975, 661). Die ver&#228;nderte Einstellung weiter Bev&#246;lkerungskreise zu sexualen Fragen l&#228;&#223;t zwar Vertr&#228;ge, die mit Bezug auf die Prostitution abgeschlossen sind, als sittlich wertneutral erscheinen, wenn nur die Lieferung oder Bereitstellung sachlicher Mittel gegen ein Entgelt vorgenommen wird. Voraussetzung ist aber, da&#223; das Entgelt nicht durch seine &#220;berh&#246;hung eine Partizipierung an dem spezifischen Unzuchtserwerb erkennen l&#228;&#223;t (BGHZ 67, 124 f.). Ein xxxinhaber handelt sittenwidrig, wenn er ein &#252;berh&#246;htes Entgelt f&#252;r Getr&#228;nke deswegen fordert, weil sich die G&#228;ste mit den bereitgehaltenen Bardamen in den Separees in geschlechtsbezogener Weise bet&#228;tigen k&#246;nnen (Senat, Urteil vom 9.4.1981 - 2 U 275/80 -; OLG N&#252;rnberg WRP 1978, 314 = MDR 1977, 1016). Das ist hier der Fall. Die Bardamen erhalten vom Sekt- und Champagnerumsatz eine "Umsatzbeteiligung" zwischen 30 % und 50 % je nach Getr&#228;nkepreis. Hierdurch erkl&#228;rt sich der verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig hohe Verkaufspreis f&#252;r eine Flasche Sekt, der je nach Marke 200,-- DM - Einkaufspreis zwischen 6,-- DM und 6,80 DM - und 250,-- DM - Einkaufspreis 13,50 DM - betr&#228;gt. F&#252;r eine Flasche Champagner, die nach dem Vortrag der Kl&#228;gerin im Einkauf 112,-- DM kostet, berechnet die xxx 500,-- DM. Die Tatsache, da&#223; neben dem Dirnenlohn noch andere kostenerh&#246;hende Umst&#228;nde, wie die Bereitstellung von Sauna, Schwimmbad, Solarium, Sonnenbank, Hot-Whirlpool, den Getr&#228;nkepreis beeinflussen, ist in diesem Zusammenhang unerheblich. Jedenfalls ist die "Umsatzbeteiligung" der Bardamen bei der Kalkulation des Sekt- und Champagnerpreises von Bedeutung und f&#252;hrt zu einer wesentlichen Preiserh&#246;hung, wie das Landgericht zutreffend dargelegt hat. Die "Umsatzbeteiligung" ist Entgelt f&#252;r die Bereitschaft der Bardamen, mit dem jeweiligen Gast sexuell zu verkehren und damit Dirnenlohn. Ob diese Bereitschaft stets sexualbezogene Handlungen zur Folge hat, ob also der Gast von der ihm gebotenen M&#246;glichkeit Gebrauch macht, ist nicht entscheidend (Senat a.a.O.), da es nur auf die Sittenwidrigkeit des Vertrages ankommt. Daher kann dahinstehen, ob die Behauptung der Kl&#228;gerin zutrifft, der Beklagte habe w&#228;hrend seines Barbesuchs keine intimen Z&#228;rtlichkeiten mit Bardamen ausgetauscht. Die Sittenwidrigkeit f&#252;hrt zur Nichtigkeit der Verzehrvertr&#228;ge &#252;ber die Bestellung von Sekt und Champagner.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Ein Bereicherungsanspruch aus &#167; 817, 1 BGB oder aus &#167; 812 I, 1 BGB in Verbindung mit &#167; 398 BGB ist gem&#228;&#223; &#167; 817, 2 BGB ausgeschlossen, weil nicht nur der Beklagte, sondern auch die xxx gegen die guten Sitten versto&#223;en hat. &#167; 817, 2 BGB gilt auch im Rahmen des &#167; 812 I, 1 BGB (Lieb, M&#252;nchener Kommentar, 1980, &#167; 817 Rz. 10) und findet auch bei Vorleistungen Anwendung.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist auch nicht aus Art. 12, 40 SchG in Verbindung mit &#167; 398 BGB zur Zahlung verpflichtet, obwohl er unstreitig &#252;ber die Getr&#228;nkerechnung in H&#246;he von 7.200,-- DM unter dem 10.7.1984 einen Scheck unterzeichnet und der xxx gegeben hat. Der Anspruch setzt die rechtzeitige Vorlegung des Schecks voraus (Art. 40 SchG). Wird der Scheck nicht fristgem&#228;&#223; vorgelegt, verliert der Inhaber den R&#252;ckgriff gegen den Aussteller (Baumbach/Hefermehl, Wechsel und Scheckgesetz, 14. Aufl., 1984, Art. 29 SchG Rz. 5). Die xxx hat die Vorlegungsfrist von 8 Tagen vers&#228;umt (Art. 29 I, IV SchG). Die Vorlegungsfrist begann mit dem Tag des Ausstellungsdatums, am 10.7.1984, zu laufen, da unabh&#228;ngig von dem tats&#228;chlichen Ausstellungszeitpunkt der in dem Scheck genannte Ausstellungstag ma&#223;geblich ist (vgl. Baumbach/Hefermehl a.a.O. Art. 29 SchG Rz. 3). Die Vorlage des Schecks am 25.7.1984 war infolgedessen versp&#228;tet.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"><b>4.</b></p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat auch keinen Anspruch aus Art. 58 SchG in Verbindung mit &#167; 398 BGB. Die Vorschrift des Art. 58 SchG erfordert, da&#223; sich der Aussteller mit Schaden des Inhabers bereichert hat. Diese Voraussetzung ist nicht gegeben. Es fehlt an einer Bereicherung des Beklagten. F&#252;r die Bereicherung des Ausstellers entscheidet die materielle Rechtslage, n&#228;mlich das der Scheckbegebung zugrundeliegende Rechtsverh&#228;ltnis (Baumbach/Hefermehl a.a.O. Art. 89 WG Rz. 6). Nach dem Rechtsverh&#228;ltnis zwischen der xxx und der Beklagten war dieser weder aus &#167; 433 II BGB noch aus &#167; 812 I, 1 oder aus &#167; 817, 1 BGB verpflichtet (Nr. 2).</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><b>C.</b></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat der Kl&#228;gerin auch nicht die entstandenen Scheckunkosten von 46,-- DM zu ersetzen. Ein Anspruch aus Art. 45 Nr. 3, 12, 40 SchG in Verbindung mit &#167; 398 BGB ist wegen der versp&#228;teten Scheckvorlegung nicht gegeben. Auch ein - abgetretener - (&#167; 398 BGB) Anspruch aus positiver Verletzung der Verzehrvertr&#228;ge, soweit diese wirksam sind (A), ist zu verneinen, da der Beklagte auch nach den Verzehrvertr&#228;gen nicht verpflichtet war, den erf&#252;llungshalber gegebenen Scheck (&#167; 364 II BGB) nach Ablauf der scheckrechtlichen Vorlegungsfrist einzul&#246;sen. Er hatte das Recht, den Scheck zu widerrufen (Art. 32 I SchG).</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks"><b>D.</b></p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen ergeben sich aus den Vorschriften der &#167;&#167; 92 I, 97 I, 546 II, 708 Nr. 10 ZPO.</p>
315,587
olgham-1985-11-26-27-u-14484
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
27 U 144/84
"1985-11-26T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:34"
"2019-03-27T09:42:44"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1985:1126.27U144.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das am 9. Februar 1984 verk&#252;ndete Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts Essen wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsmittels werden der Kl&#228;gerin auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Es beschwert die Kl&#228;gerin in H&#246;he von 13.581,67 DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage hat die Kl&#228;gerin die Beklagten auf Unzul&#228;ssigkeitserkl&#228;rung der Zwangsvollstreckung in eine Be- und Entl&#252;ft sowie eine K&#252;hlanlage auf dem Gastst&#228;tten- und Kegelcentergrundst&#252;ck in ... in Anspruch genommen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die im Baukastensystem erstellte Be- und Entl&#252;ftungsanlage befindet sich im Restaurant, in der K&#252;che und im Kegelcenter, die K&#252;hlanlage in einem gesonderten Raum hinter der K&#252;che des Restaurants. Die Kl&#228;gerin hatte zun&#228;chst behauptet, sie habe die Anlagen durch Vertrag vom 19.11.1979 von dem Eigent&#252;mer ... erworben. Auf den Inhalt dieses Vertrages (Bl. 6 d.A.) wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Im Laufe des Rechtsstreits hat die Kl&#228;gerin sodann ihren Vortrag ge&#228;ndert und behauptet, sie habe die Anlagen nicht von dem Kaufmann ... sondern von der Firma ... erworben und zwar durch einen weiteren Vertrag vom 19.11.1979. Auf den Inhalt dieses Vertrages (Bl. 81 d.A.) wird ebenfalls Bezug genommen. Die Kl&#228;gerin hat weiter behauptet, die Firma ... ihrerseits habe die Anlagen im Jahre 1978 von dem Kaufmann ... gekauft.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben die Zwangsvollstreckung in das dem Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Kl&#228;gerin, dem Kaufmann ... geh&#246;rende Gastst&#228;ttengrundst&#252;ck betrieben. Mit Beschlu&#223; vom 17.03.1981 hat das Amtsgericht ... die Zwangsversteigerung angeordnet und die Beschlagnahme zu Gunsten der Beklagten ausgesprochen. Inzwischen ist die Zwangsversteigerung durchgef&#252;hrt und das Grundst&#252;ck der Stadt ... zugeschlagen worden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 2) hat dem Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Kl&#228;gerin ein Darlehen gew&#228;hrt, das durch eine am 14.11.1978 im Grundbuch eingetragene Grundschuld &#252;ber 500.000,- DM gesichert worden war. Dem Beklagten zu 1) stehen zwei Sicherungshypotheken vom 25.10.1979 an dem oben bezeichneten Gastst&#228;ttengrundst&#252;ck zu.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Unter Berufung auf ihr Eigentum hat die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <br /><span class="absatzRechts">8</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>1.</td> <td>die Zwangsvollstreckung f&#252;r unzul&#228;ssig zu erkl&#228;ren bez&#252;glich der Be- und Entl&#252;ftungsanlage im Restaurant, in der K&#252;che und im Kegelcenter auf dem Grundst&#252;ck ..., eingetragen im Grundbuch von ... Blatt ... und</td> </tr> <tr> <td>2.</td> <td>bez&#252;glich der K&#252;hlanlage im gesonderten Raum hinter der K&#252;che des Restaurants auf dem vorgenannten Grundst&#252;ck.</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben die Auffassung vertreten, da&#223; es sich bei den Anlagen um wesentliche Bestandteile des Grundst&#252;cks handle, die danach sonderrechtsunf&#228;hig seien. Sie haben im &#252;brigen die Ansicht vertreten, da&#223; es sich in jedem Fall um Zubeh&#246;r des Grundst&#252;cks handle, das der Hypothekenhaftung der &#167;&#167; 1120, 1121 BGB unterliege. Sie haben im &#252;brigen bestritten, da&#223; es zwischen dem Kaufmann ... der Kl&#228;gerin und der Firma ... am 19.11.1979 zu der Bl. 81 d.A. vorgelegten Vereinbarung gekommen sei.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Durch das am 9.2.1984 verk&#252;ndete Urteil hat das Landgericht die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung ist im wesentlichen ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin stehe kein die Ver&#228;u&#223;erung hinderndes Recht im Sinne von &#167; 771 ZPO zu. Sie k&#246;nne &#252;ber die ... bez&#252;glich der Be- und Entl&#252;ftungsanlage im Restaurant, der K&#252;che und im Kegelcenter kein Eigentum erworben haben. Die Be- und Entl&#252;ftungsanlage sei wesentlicher Geb&#228;udebestandteil im Sinne von &#167; 94 Abs. 2 BGB und damit sonderrechtsunf&#228;hig. Bei der K&#252;hlanlage handle es sich um Zubeh&#246;r im Sinne von &#167; 97 Abs. 1 BGB. Da&#223; die Kl&#228;gerin Eigent&#252;merin dieser Anlage geworden sei, k&#246;nne nicht als bewiesen angesehen werden. Die Beklagten h&#228;tten die Echtheit der vorgelegten Urkunden vom 19.11.1979 bestritten, ohne da&#223; dem die Kl&#228;gerin mit substantiierten Darlegungen und Beweisantritten entgegengetreten sei.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten wird auf den Inhalt des angefochtenen Urteils Bezug genommen (&#167; 543 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die Berufung der Kl&#228;gerin. Im Hinblick darauf, da&#223; die Zwangsversteigerung des Grundst&#252;cks ... inzwischen abgeschlossen ist, h&#228;lt sie den Rechtsstreit in der Hauptsache f&#252;r erledigt. Sie wiederholt im &#252;brigen ihr Vorbringen erster Instanz und f&#252;hrt erg&#228;nzend dazu aus:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Klage sei bis zum Eintritt des erledigenden Ereignisses begr&#252;ndet gewesen. Die Be- und Entl&#252;ftungsanlage sei nicht wesentlicher Bestandteil des Geb&#228;udes und damit auch nicht wesentlicher Bestandteil des Grundst&#252;cks. Selbst wenn die Voraussetzungen des &#167; 94 BGB erf&#252;llt sein sollten, handle es sich in jedem Fall nur um einen Scheinbestandteil im Sinne des &#167; 95 BGB, da die Anlage nur zu einem vorr&#252;bergehenden Zweck in das Geb&#228;ude gelangt sei. Eine Einbeziehung der Be- und Entl&#252;ftungsanlage wie auch der K&#252;hlanlage in die Zwangsvollstreckung des Grundst&#252;cks sei unter dem Gesichtspunkt des Zubeh&#246;rs nicht m&#246;glich gewesen. Bei den genannten Gegenst&#228;nden handle es sich nicht um Zubeh&#246;r, weil sowohl die Be- und Entl&#252;ftungsanlage, wie auch die K&#252;hlanlage nicht dazu bestimmt gewesen seien, dem wirtschaftlichen Zweck der Hauptsache auf Dauer zu dienen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils,</p> <br /><span class="absatzRechts">20</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>1.</td> <td>den Rechtsstreit in der Hauptsache f&#252;r erledigt zu erkl&#228;ren,</td> </tr> <tr> <td>2.</td> <td>den Beklagten die Kosten des gesamten Verfahrens aufzuerlegen.</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholen ihr Vorbringen erster Instanz und verteidigen das angefochtene Urteil. Sie vertreten insbesondere die Ansicht, da&#223; keine Erledigung der Hauptsache eingetreten sei, weil die Klage von Anfang an unbegr&#252;ndet gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien wird Bezug genommen auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Akten 27 U 81/84 OLG Hamm waren Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist sachlich nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat im Ergebnis zutreffend die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat nicht nachzuweisen vermocht, da&#223; ihr an der Be- und Entl&#252;ftungsanlage sowie an der K&#252;hlanlage des Gastst&#228;tten- und Kegelcentergrundst&#252;cks ... ein die Ver&#228;u&#223;erung hinderndes Recht im Sinne von &#167; 771 ZPO zusteht.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Soweit die Be- und Entl&#252;ftungsanlage in Frage steht, ist mit dem Landgericht davon auszugehen, da&#223; diese Anlage als wesentlicher Bestandteil (&#167; 94 Abs. 2 BGB) des Gastst&#228;tten- und Kegelcentergrundst&#252;cks anzusehen und damit sonderrechtsunf&#228;hig ist.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Ob eine Sache "zur Herstellung" des Geb&#228;udes eingef&#252;gt ist, h&#228;ngt vom Willen des Einf&#252;genden ab. Der Herstellungswille gen&#252;gt jedoch allein nicht, es mu&#223; sich vielmehr um Sachen handeln, die dem Geb&#228;ude ein bestimmtes Gepr&#228;ge, eine bestimmende Eigenart geben. Dies ist nach der Verkehrsauffassung bei nat&#252;rlicher Auffassung &#252;ber das Wesen, den Zweck und die Beschaffenheit des Geb&#228;udes zu beurteilen (vgl. BGHZ 53, 325). Ohne eine leistungsf&#228;hige Be- und Entl&#252;ftungsanlage ist ein Gastst&#228;ttengro&#223;betrieb und ein Kegelcentrum, wie es hier in Frage steht, nach der Verkehrsauffassung nicht fertig. Eine solche Anlage bestimmt jedenfalls die Eigenart eines solchen Betriebes entscheidend mit. Darauf, ob sie zwingend notwendig ist - wof&#252;r bei den Kegelbahnen alles spricht, da der vorgelegte Grundri&#223; f&#252;r die im Kellergescho&#223; gelegene Kegelanlage keine nat&#252;rlichen Bel&#252;ftungsm&#246;glichkeiten wie etwa Fenster erkennen l&#228;&#223;t -, kommt es nicht entscheidend an (vgl. Reichsgericht 90, 201; 150, 26). Auch eine feste Verbindung ist nicht n&#246;tig (BGHZ 36, 50). Es spielt deshalb keine Rolle, da&#223; die Anlage nach der Behauptung der Kl&#228;gerin im Baukastensystem erstellt worden ist. Die Lichtbilder Bl. 95 ff. d.A. im Zusammenhang mit dem Grundri&#223; (Anlage) zeigen deutlich, da&#223; bei nat&#252;rlicher Betrachtungsweise die Anlage zu dem Gastst&#228;tten- und Kegelcenterbetrieb geh&#246;rt und ihn erst zu einem solchen macht (vgl. dazu u.a. auch OLG Stuttgart NJW 58, 1684). Der beantragten Ortsbesichtigung bedurfte es nicht, da die &#252;berreichten Pl&#228;ne und Lichtbilder eine hinreichend sichere Beurteilungsgrundlage liefern.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Herstellungswille des Einf&#252;genden kann im Hinblick auf die Aufnahme der entsprechenden Kosten in die Aufstellung Bl. 38 ff. d.A. nicht zweifelhaft sein.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Anlage ist auch nicht nur Scheinbestandteil im Sinne von &#167; 95 BGB. Eine Verbindung zu einem vor&#252;bergehenden Zweck liegt nur vor, wenn der Wegfall der Verbindung von vornherein beabsichtigt oder nach der Natur des Zwecks sicher ist. Es gen&#252;gt nicht, da&#223; nach den Vorstellungen der Beteiligten eine Trennung nicht ausgeschlossen ist (vgl. BGHZ 26, 232). Es kommt vielmehr auf den vom Einf&#252;genden erwarteten normalen Lauf der Dinge an (vgl. BGH NJW 70, 896). Danach aber ist im Streitfall schon im Hinblick auf die Dauer des Pachtvertrages (10 Jahre mit automatischer Verl&#228;ngerung um jeweils 1 Jahr) sowie im Hinblick auf die H&#246;he der Investitionen davon auszugehen, da&#223; die Anlage auf Dauer angelegt war.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Aber auch soweit es die K&#252;hlanlage angeht, hat die Kl&#228;gerin den ihr obliegenden Beweis nicht zu erbringen vermocht, an der Anlage - unbelastetes - Eigentum erworben zu haben und damit der Zwangsvollstreckung der Beklagten mit Erfolg widersprechen zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Schon der von der Kl&#228;gerin behauptete Eigentumserwerb ist im Hinblick auf den Wechsel der von ihr dazu gegebenen Darstellungen mehr als zweifelhaft. Die Kl&#228;gerin will nunmehr nur noch den - zweiten - Vertrag vom 19.11.1979 (vgl. das Original Bl. 81 d.A.) gegen sich gelten lassen. Der mit der Klageschrift urspr&#252;nglich &#252;berreichte Vertrag vom selben Tage ist von ihr ausdr&#252;cklich als inhaltlich unrichtig und unwirksam bezeichnet worden.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Eine an Treu und Glauben und der Verkehrssitte (&#167;&#167; 133, 157 BGB) orientierte Auslegung k&#246;nnte bereits ergeben, da&#223; dem - zweiten - Vertrage jedenfalls nicht mit der von einem dinglichen &#220;bereignungsgesch&#228;ft zu fordernden Bestimmtheit die &#220;bereignung der K&#252;hlanlage entnommen werden kann. Die Anlage ist in diesem Vertrage nicht ausdr&#252;cklich aufgef&#252;hrt. Eine Ziffer 2, unter Punkt 2 des Vertrages gibt es nicht. Die Vertragsbestimmung unter Punkt 2 ist unvollst&#228;ndig und f&#252;r sich gesehen unverst&#228;ndlich. Es ist h&#246;chst zweifelhaft und im Ergebnis wohl abzulehnen, da&#223; zur Auslegung auf den nach dem ausdr&#252;cklichen Vortrag der Kl&#228;gerin ung&#252;ltigen - ersten - Vertrag vom 1.9.11.1979 zur&#252;ckgegriffen werden k&#246;nnte. Die Kl&#228;gerin hat diesen Vertrag selbst als inhaltlich unrichtig bezeichnet. Er wird im zweiten Vertrage auch in keiner Weise in Bezug genommen. Es wird durch keinerlei Hinweise deutlich, da&#223; er etwa den ersten Vertrag ab&#228;ndern, erg&#228;nzen oder ersetzen sollte. Unklarheiten aber gehen zu Lasten der darlegungs- und beweispflichtigen Kl&#228;gerin. Nur eine sehr wohlwollende Auslegung k&#246;nnte dazu kommen, da&#223; der - zweite - Vertrag lediglich unvollst&#228;ndig abgeschrieben worden ist und bis auf die Vertragsparteien inhaltlich mit dem ersten Vertrag &#252;bereinstimmen sollte.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Unter diesen Umst&#228;nden ist die Ansicht gut vertretbar, da&#223; bereits eine wirksame &#220;bereignung der K&#252;hlanlage auf die Kl&#228;gerin im Hinblick auf die an eine sachenrechtliche &#220;bereignung zu stellenden Bestimmtheitserfordernisse nicht schl&#252;ssig dargetan ist.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Letztlich aber kann diese Frage offen bleiben, weil die Kl&#228;gerin jedenfalls nur <u>belastetes</u> Eigentum erworben hat. Die K&#252;hlanlage unterliegt als Zubeh&#246;r des Grundst&#252;cks der Haftung des &#167; 1120 BGB. Danach erstrecken sich die Grundpfandrechte auch auf das Zubeh&#246;r des Grundst&#252;cks mit Ausnahme der Zubeh&#246;rst&#252;cke, welche nicht in das Eigentum des Eigent&#252;mers des Grundst&#252;cks gelangt sind.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Den Beklagten stehen Grundpfandrechte an dem Grundst&#252;ck mit Wirkung vom 14.11.1978 (Grundschuld zugunsten der Beklagten zu 2)) bzw. 25.10.1979 (zwei Sicherungshypotheken zugunsten der Beklagten zu D) zu. Grundst&#252;ckseigent&#252;mer war zu diesem Zeitpunkt der Schuldner ... Selbst wenn die Kl&#228;gerin - wie sie behauptet - am 19.11.1979 wirksam Eigentum an den Zubeh&#246;rst&#252;cken erworben haben sollte, so hat sie dieses Eigentum jedenfalls nur belastet mit der Zubeh&#246;rhaftung zugunsten der Beklagten erworben.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Wie der Senat bereits in seiner Entscheidung vom 14.08.1984 (27 U 81/84) im einzelnen ausgef&#252;hrt hat, bestand n&#228;mlich wirtschaftliche Identit&#228;t zwischen dem Kaufmann ... und der Firma .... Die Kl&#228;gerin mu&#223; sich deshalb so behandeln lassen, als habe sie - belastetes - Eigentum vom urspr&#252;nglichen Grundst&#252;ckseigent&#252;mer und Schuldner erworben. Auf die - formale -, Zwischenschaltung der ... als juristische Person kann sie sich im Verh&#228;ltnis zu den Beklagten nicht mit Erfolg berufen. Davon, da&#223; zwischen dem Kaufmann ... und der ... wirtschaftliche Identit&#228;t bestanden hat, ist im Ergebnis f&#252;r den vorliegenden Streitfall als unstreitig auszugehen. Der Senat hat das in seinem oben bezeichneten Urteil, auf das zur Vermeidung von Wiederholungen Bezug genommen wird, im einzelnen, insbesondere unter Bezugnahme auf Urkunden, dargelegt. Dem ist die Kl&#228;gerin vorliegend nicht substantiiert entgegengetreten. Sie hat vielmehr selbst einger&#228;umt (vgl. Bl. 279 d.A.), da&#223; es f&#252;r den - hier allein interessierenden - sog. "Stens-Sachverhalt" Urkunden mit "zugegebenerma&#223;en mi&#223;verst&#228;ndlichem Inhalt" gebe. Sie nimmt damit den sog. "Stens-Sachverhalt" hin und bestreitet die wirtschaftliche Identit&#228;t zwischen dem Kaufmann ... und der ... nicht mehr. Sie geht vielmehr selbst von einer solchen aus, wenn sie vortr&#228;gt (Bl. 118 d.A.), die Anlage sei der Kl&#228;gerin von dem Eigent&#252;mer Untersinger &#252;bergeben worden. Sie setzt damit - ebenso wie der Senat - den Eigent&#252;mer ... und die ... gleich. Vor diesem Hintergrund ist auch der fr&#252;here Vortrag der Kl&#228;gerin (Bl. 59 d.A.) nicht erheblich, die Be- und Entl&#252;ftungsanlage sowie die K&#252;hlanlage seien niemals Eigentum des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers der Kl&#228;gerin pers&#246;nlich, sondern Eigentum der ... gewesen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick darauf, da&#223; die Kl&#228;gerin - wie oben dargelegt - den sog. "Stens-Sachverhalt" hingenommen hat, hat sich der Senat f&#252;r berechtigt gehalten, diesen Sachverhalt als unstreitig zugrunde zu legen und ohne weitere Beweisaufnahme zu entscheiden. Es war vielmehr ohne weiteres vom Ergebnis des Vorprozesses auszugehen, ohne da&#223; es auch einer Verwertung der Akten des "Vorprozesses" im Wege des Urkundenbeweises bedurft h&#228;tte. Im &#252;brigen w&#252;rde eine solche Verwertung auch zu keinem anderen Ergebnis gef&#252;hrt haben. Beweisantr&#228;ge sind seitens der Kl&#228;gerin trotz Hinweises auf die vom Senat vertretene Ansicht im Termin nicht gestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Danach hat unabh&#228;ngig davon, ob am 10.11.1978 oder am 19.11.1979 &#220;bereignungshandlungen stattgefunden haben, die Kl&#228;gerin jedenfalls nur mit der Zubeh&#246;rhaftung zugunsten der Beklagten <u>belastetes</u> Eigentum erworben. Sie mu&#223; daher die Zwangsvollstreckung der Beklagten dulden und kann nicht die Freigabe der streitigen Gegenst&#228;nde verlangen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die K&#252;hlanlage Zubeh&#246;r des Gastst&#228;ttengrundst&#252;cks (&#167; 97 BGB) war, bedarf keiner weiteren Ausf&#252;hrungen. Eine an der Verkehrsauffassung orientierte wirtschaftliche Betrachtungsweise kommt ohne weiteres dazu, da&#223; die Anlage dazu bestimmt war, dem wirtschaftlichen Zweck der Hauptsache zu dienen, d.h. dessen zweckentsprechende Verwendung als Gastst&#228;ttengrundst&#252;ck zu erm&#246;glichen und zu f&#246;rdern. Da&#223; das Zubeh&#246;r dem Zweck der Hauptsache auch auf Dauer zu dienen bestimmt war (&#167; 97 Abs. 2 Satz 1 BGB), ergibt sich bereits aus der Dauer des Pachtvertrages - 10 Jahre mit automatischer Verl&#228;ngerung um jeweils 1 Jahr -.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Eine Enthaftung durch Entfernung der Gegenst&#228;nde (&#167; 1121 BGB) ist unstreitig zu keiner Zeit erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Nach allem war, da die Klage von Anfang an unbegr&#252;ndet war, auch die Erledigungserkl&#228;rung der Kl&#228;gerin ohne Bedeutung.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167;&#167; 708 Ziff. 10, 713 ZPO.</p>
315,588
lagk-1985-11-26-1-sa-97585
{ "id": 795, "name": "Landesarbeitsgericht Köln", "slug": "lagk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
1 Sa 975/85
"1985-11-26T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:35"
"2019-03-27T09:42:44"
Urteil
ECLI:DE:LAGK:1985:1126.1SA975.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das Urteil des Arbeitsgerichts Bonn vom 14.8.1985 - 3 Ga 55/85 - und sein Hilfsantrag werden kostenpflichtig zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Streitwert: 7.000,-- DM.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Tatbestand</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Verf&#252;gungskl&#228;ger ist seit 1979 bei dem Beklagten als Angestellter t&#228;tig. Seine Verg&#252;tung richtet sich nach Verg&#252;tungsgruppe IV b BAT. Sie betr&#228;gt DM 3.500,-- brutto im Monat. Der Verf&#252;gungskl&#228;ger ist mit der Pr&#252;fung von Studienbewerbern aus afrikanischen L&#228;ndern befa&#223;t, die in aller Regel keine Asylberechtigung haben. Seit Mitte Dezember 1984 ist er erkrankt. Sein behandelnder Arzt hat ihn ab 1.8.1985 aufgrund einer Untersuchung vom 11.7.1985 arbeitsf&#228;hig geschrieben. Ob ab 1.8.1985 tats&#228;chlich Arbeitsf&#228;higkeit bestand, ist zwischen den Parteien streitig.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte k&#252;ndigte das Arbeitsverh&#228;ltnis des Verf&#252;gungskl&#228;gers fristgem&#228;&#223; am 26.6.1985 zum 30.9.1985. Der Betriebsrat hat der K&#252;ndigung mit Schreiben vom 13.6.1985 widersprochen (Bl. 4 d.A. 3 Ca 1555/85 Arbeitsgericht Bonn). Begr&#252;ndet wurde die K&#252;ndigung mit dem Gutachten eines Arztes f&#252;r Neurologie und Psychiatrie vom 11.2.1985 und einem weiteren Gutachten des Amtsarztes der Stadt Bonn vom 26.2.1985. Danach war der Verf&#252;gungskl&#228;ger f&#252;r seinen Arbeitsplatz, auf dem er st&#228;ndig mit Fl&#252;chtlingsschicksalen konfrontiert wurde, wegen der Gefahr einer sonst drohenden Fr&#252;hinvalidit&#228;t nicht mehr einsatzf&#228;hig. Ein anderer Arbeitsplatz steht beim Beklagten nach seinem Vortrag nicht zur Verf&#252;gung.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat gegen die K&#252;ndigung K&#252;ndigungsschutzklage erhoben (3 Ca 1555/85 Arbeitsgericht Bonn). &#220;ber die K&#252;ndigungsschutzklage ist noch nicht entschieden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Im K&#252;ndigungsschutz verfahren hat der behandelnde Arzt des Verf&#252;gungskl&#228;gers aufgrund der Untersuchung vom 11.7.1985 am 24.9.1985 best&#228;tigt, der Verf&#252;gungskl&#228;ger sei f&#252;r seine bisherige T&#228;tigkeit st&#228;ndig berufsunf&#228;hig.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Am 19.11.1985 hat derselbe Arzt aufgrund einer erneuten Untersuchung best&#228;tigt, der Verf&#252;gungskl&#228;ger sei f&#252;r seine Arbeit wieder voll einsatzf&#228;hig.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Verf&#252;gungskl&#228;ger hat am 21.8.1985 folgende einstweilige Verf&#252;gung beantragt:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Dem Beklagten aufzugeben, den Kl&#228;ger auch w&#228;hrend des Freistellungszeitraumes bis zu einer rechtskr&#228;ftigen Entscheidung in dem zur Zeit vor dem Arbeitsgericht Bonn rechtsh&#228;ngigen K&#252;ndigungsschutzverfahren - 3 Ca 1555/85 - zu den bisherigen Bedingungen weiter zu besch&#228;ftigen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat Zur&#252;ckweisung dieses Antrages beantragt mit dem Hinweis, der Kl&#228;ger sei nach den fach&#228;rztlichen Gutachten auf seinem Arbeitsplatz nicht mehr einsatzf&#228;hig.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht hat den Antrag am 14.8.1985 zur&#252;ckgewiesen und zur Begr&#252;ndung ausgef&#252;hrt, der Verf&#252;gungskl&#228;ger sei zur Zeit nicht in der Lage, seine vertragliche T&#228;tigkeit auszu&#252;ben. Ein Weiterbesch&#228;ftigungsanspruch w&#228;hrend des laufenden K&#252;ndigungsschutz Verfahrens bzw. ein Besch&#228;ftigungsanspruch bestehe daher nicht.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Verf&#252;gungskl&#228;ger hat gegen das am 24.9.1985 zugestellte Urteil am 2.10.1985 Berufung eingelegt und diese am 30.10.1985 begr&#252;ndet. Er macht weiter geltend, nach &#228;rztlicher Bescheinigung sei er ab 1.8.1985 voll einsatzf&#228;hig, so da&#223; ihn der Beklagte nach seinem Arbeitsvertrag, aber auch nach &#167; 102 Abs. 5 BetrVG weiter zu besch&#228;ftigen habe. Der behandelnde Arzt habe das in einem Gutachten vom 19.11.1985 in der Hauptsache erneut best&#228;tigt. Die unterschiedlichen Beurteilungen vom 24.9.1985 und 19.11.1985 beruhten auf einer falschen Formulierung in der Anfrage des Gerichts.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Verf&#252;gungskl&#228;ger macht hilfsweise geltend, der Beklagte habe ihn auf einem anderen Arbeitsplatz weiter, zu besch&#228;ftigen. Dazu benennt er einen Platz in der Abteilung II "Pr&#252;fung und Beratung", der nach Verg&#252;tungsgruppe III verg&#252;tet wird.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Im Berufungsverfahren hat der Berufungskl&#228;ger folgenden Antrag gestellt:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Auf die Berufung des Berufungskl&#228;gers wird das Urteil des Arbeitsgerichts Bonn vom 14.8,1985 - 3 Ga 55/85 - aufgehoben und dem Berufungsbeklagten aufgegeben, den Berufungskl&#228;ger bis zu einer rechtskr&#228;ftigen Entscheidung in den zur Zeit vor dem Arbeitsgericht Bonn rechtsh&#228;ngigen K&#252;ndigungsschutzverfahren - 3 Ca 1555/85 - zu den bisherigen Bedingungen weiter zu besch&#228;ftigen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Hilfsweise beantragt der Berufungskl&#228;ger:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Berufungsbeklagten aufzugeben, den Berufungskl&#228;ger bis zu einer rechtskr&#228;ftigen Entscheidung in dem zur Zeit vor dem Arbeitsgericht Bonn rechtsh&#228;ngigen K&#252;ndigungsschutzverfahren - 3 Ca 1555/85 - in sonstiger angemessener Weise weiter zu besch&#228;ftigen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Berufungsbeklagte verteidigt das angefochtene Urteil und bittet um Zur&#252;ckweisung auch des Hilfsantrages.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Wegen des Sachvortrages der Parteien im &#252;brigen wird auf den vorgetragenen Inhalt der im Verfahren gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Akten - 3 Ca 1555/85 Arbeitsgericht Bonn - waren Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde</span></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die nach dem Beschwerdewert an sich statthafte, form- und fristgerecht eingelegte, somit zul&#228;ssig Berufung hatte in der Sache keinen Erfolg. Der geltend gemachte Verf&#252;gungsanspruch besteht nicht.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die einstweilige Verf&#252;gung setzt einen Verf&#252;gungsanspruch und einen Verf&#252;gungsgrund voraus. Der Verf&#252;gungskl&#228;ger hat die daf&#252;r notwendigen tats&#228;chlichen Grundlagen glaubhaft zu machen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die ganz &#252;berwiegende Auffassung in der Rechtsprechung ging bis zur Entscheidung des Gro&#223;en Senats zum Weiterbesch&#228;ftigungsanspruch vom 27.2.1985 - GS 1/84 - EzA &#167; 611 BGB Besch&#228;ftigungspflicht Nr. 9 mit Anm. von Gamillscheg = ZIP 1985, 1214 = N ZA 1985, 702) davon aus, da&#223; der Arbeitnehmer unter bestimmten Voraussetzungen einen Weiterbesch&#228;ftigungsanspruch . bis zur rechtskr&#228;ftigen Entscheidung des K&#252;ndigungsschutzverfahrens im Wege der einstweiligen Verf&#252;gung durchsetzen konnte (vgl. LAG Hamburg DB 1974, 2408; DB 1977, 500; DB 1984, 196 und DB 1983,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">126; LAG Frankfurt BB 1979, 1200; LAG Schleswig-Holstein DB 1976, 826; LAG D&#252;sseldorf BB 1979, 991). Daran ist im Grundsatz festzuhalten. Die vom Gro&#223;en Senat statuierten Voraussetzungen f&#252;r den Weiterbesch&#228;ftigungsanspruch, denen sich die Kammer im Verfahren der einstweiligen Verf&#252;gung anschlie&#223;t, haben jedoch einschneidende Folgen f&#252;r die einstweilige Verf&#252;gung <span style="text-decoration:underline">vor Erla&#223;</span> des Urteils im Hauptverfahren. War bisher notwendig und neben dem Verf&#252;gungsgrund auch wohl ausreichend, da&#223; das Obsiegen im Hauptverfahren mit hoher Wahrscheinlichkeit eintrat, so mu&#223; jetzt bereits f&#252;r die Pr&#252;fung des Verf&#252;gungsanspruchs glaubhaft gemacht werden, da&#223; die Interessenabw&#228;gung abweichend von der Regel auch schon vor Erla&#223; eines Urteils in I. Instanz im K&#252;ndigungsschutzverfahren daf&#252;r spricht, einen Weiterbesch&#228;ftigungsanspruch anzuerkennen. Zus&#228;tzlich mu&#223; der Verf&#252;gungsgrund gegeben sein. Dieser ist wohl immer anzunehmen, wenn die Interessenabw&#228;gung auch schon ausnahmsweise vor Erla&#223; des Urteils I. Instanz im K&#252;ndigungsschutzverfahren zugunsten des Arbeitnehmers ausf&#228;llt (so auch Sch&#228;fer MZA 1985, 695).</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Gro&#223;e Senat hat den Weiterbesch&#228;ftigungsanspruch des Arbeitnehmers &#252;ber den Ablauf der ordentlichen K&#252;ndigungsfrist hinaus bis zur rechtskr&#228;ftigen Entscheidung des K&#252;ndigungsschutzprozesses <span style="text-decoration:underline">nur</span> anerkannt, wenn die K&#252;ndigung unwirksam ist und &#252;berwiegende sch&#252;tzwerte Interessen des Arbeitgebers einer solchen Weiterbesch&#228;ftigung nicht entgegenstehen. Von dem Fall einer <span style="text-decoration:underline">offensichtlich unwirksamen</span> K&#252;ndigung abgesehen, begr&#252;ndet nach Auffassung des Gro&#223;en Senats die Ungewi&#223;heit &#252;ber den Ausgang des K&#252;ndigungschutzprozesses ein schutzwertes Interesse des Arbeitgebers an der Nichtbesch&#228;ftigung des Arbeitnehmers. Daraus folgt:</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Ein Besch&#228;ftigungsanspruch besteht erst dann, wenn in der Hauptsache ein Urteil zugunsten des Arbeitsnehmers ergangen ist.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Gro&#223;e Senat hat f&#252;r die Zeit bis zum Erla&#223; des Urteils im K&#252;ndigungsschutzverfahren eine Abw&#228;gung der Interessen des Arbeitgebers und Arbeitnehmers vorgenommen (vgl. C II 3 b der Gr&#252;nde). Dabei hat er aus der Unsicherheit &#252;ber die Wirksamkeit der K&#252;ndigung und aus der damit verbundenen Ungewi&#223;heit des Proze&#223;ausganges mit den daraus folgenden Risiken, die im einzelnen dargelegt worden sind, ein schutzwertes Interesse des Arbeitgebers anerkannt, den gek&#252;ndigten Arbeitnehmer f&#252;r die Dauer des K&#252;ndigungsprozesses nicht zu besch&#228;ftigen. Ber&#252;cksichtigt worden sind bei der Abw&#228;gung zugunsten des Arbeitnehmers vor allem das f&#252;r den Besch&#228;ftigungsanspruch ma&#223;gebliche ideelle Interesse, durch die vertragsm&#228;&#223;ige T&#228;tigkeit die Pers&#246;nlichkeit zu entfalten sowie sich die Achtung und Wertsch&#228;tzung der Menschen seines Lebenskreises zu erwerben oder zu erhalten. Der Gro&#223;e Senat hat die Nachteile des Arbeitgebers im allgemeinen als schwerwiegender angesehen als die, die der Arbeitnehmer durch ein zeitweiliges Unterbleiben der Besch&#228;ftigung erleidet.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Sie bedeuten f&#252;r den Arbeitnehmer noch keine gravierende Beeintr&#228;chtigung der Entfaltungsm&#246;glichkeiten seiner Pers&#246;nlichkeit und seines Ansehens in seiner sozialen Umwelt.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Diese Interessenabw&#228;gung ist nicht absolut, sie trifft den Regelfall. Das wird vom Gro&#223;en Senat klargestellt. Es ist aber zu beachten, da&#223; bis zum Erla&#223; eines Urteils in I. Instanz im K&#252;ndigungsschutzproze&#223; eim Regel-Ausnahmeverh&#228;ltnis besteht. Ein Weiterbesch&#228;ftigungsanspruch bedarf also in der Interessenabw&#228;gung zus&#228;tzlicher Kriterien, die es rechtfertigen, die Interessenabw&#228;gung anders, d. h. zugunsten des Arbeitnehmers vorzunehmen. Nur dann ist ein Weiterbesch&#228;ftigungsanspruch des Arbeitnehmers vor einem Urteil im K&#252;ndigungsschutzproze&#223; I. Instanz anzuerkennen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das einstweilige Verf&#252;gungsverfahren hat das folgende Konsequenzen: Ein Verf&#252;gungsanspruch kann vor Erla&#223; des Urteils I. Instanz im K&#252;ndigungsschutzproze&#223;, von der offensichtlichen Unwirksamkeit der K&#252;ndigung abgesehen, ausnahmsweise nur dann anerkannt werden, wenn der Arbeitnehmer die atypische Interessenlage glaubhaft macht, die zur Anerkennung des Weiterbesch&#228;ftigungsanspruchs des Arbeitnehmers f&#252;hren kann (vgl. auch Sch&#228;fer NZA 1985, 694). Dabei mu&#223; es sich um wirklich gravierende Eingriffe in die Pers&#246;nlichkeitsrechte des Arbeitnehmers handeln, die &#252;ber die Belastungen durch die Tatsache der vor&#252;bergehenden Nichtbesch&#228;ftigung als solche hinausgehen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Sie sind vom Gro&#223;en Senat bereits gewichtet worden. Ob und wann solche Voraussetzungen vorliegen, kann nur im Einzelfall entschieden werden. Als denkbare Gr&#252;nde k&#246;nnen die Erhaltung und Sicherung der Qualifikation des Arbeitnehmers in Betracht kommen. Hier kann gegebenenfalls auch bei einer nur zeitweisen Nichtbesch&#228;ftigung ein so gro&#223;er Nachteil f&#252;r den Arbeitnehmer entstehen, da&#223; eine andere Interessenabw&#228;gung gerechtfertigt sein kann.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Nach diesen Grunds&#228;tzen besteht ein Verf&#252;gungsanspruch des Kl&#228;gers nicht.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die K&#252;ndigung des Verf&#252;gungskl&#228;gers ist nicht offensichtlich unwirksam. Offensichtlich unwirksam ist eine K&#252;ndigung nur dann, wenn sich schon aus dem eigenen Vortrag des Arbeitgebers ohne Beweiserhebung und ohne da&#223; ein Beurteilungsspielraum gegeben w&#228;re, jedem Kundigen die Unwirksamkeit der K&#252;ndigung geradezu aufdr&#228;ngen mu&#223;. Die unwirksame K&#252;ndigung mu&#223; also ohne jeden vern&#252;nftigen Zweifel in rechtlicher und in tats&#228;chlicher Hinsicht offen zutage liegen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Diese Voraussetzungen liegen ersichtlich nicht vor. Der Beklagte hat die K&#252;ndigung mit der Unf&#228;higkeit des Verf&#252;gungskl&#228;gers begr&#252;ndet, seine vertraglichen Dienste weiter zu erbringen. Daf&#252;r hat er sich auf fach&#228;rztliche Gutachten gest&#252;tzt. Zwar sind diese aus Februar 1985 - die K&#252;ndigung wurde im Juni 1985 ausgesprochen - jedoch ist die K&#252;ndigung deswegen keinesfall bereits offensichtlich unwirksam im Sinne der oben aufgef&#252;hrten Definitionen in der Entscheidung des Gro&#223;en Senats des BAG. Zudem hat der Hausarzt des Verf&#252;gungskl&#228;gers noch am 24.9.1984 die Diagnose der fr&#252;heren Gutachten best&#228;tigt, wenn er auch sp&#228;ter aufgrund einer neueren Untersuchung zu einem anderen Urteil kommt. Die irrt&#252;mlich falsche Fragestellung des Gerichts gibt daf&#252;r keine zureichende Erkl&#228;rung, denn der Hausarzt hat den Kl&#228;ger aufgrund einer Untersuchung am 11.7.1985 einerseits per 1.8.1985 f&#252;r arbeitsf&#228;hig befunden, andererseits aufgrund derselben Untersuchung das Gutachten vom 24.9.1985 abgegeben, da&#223; den Kl&#228;ger als st&#228;ndig berufsunf&#228;hig f&#252;r seine vertragliche T&#228;tigkeit bezeichnet.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die augenscheinlichen Divergenzen in diesen &#228;rtzlichen Beurteilungen schlie&#223;en jedenfalls eine offensichtlich unwirksame K&#252;ndigung aus.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Ob der Kl&#228;ger nach den vorliegenden Gutachten die M&#246;glichkeit des Obsiegens bzw. sein Obsiegen die notwendige hohe Wahrscheinlichkeit hat, bedarf keiner Entscheidung, denn der Kl&#228;ger hat nichts daf&#252;r vorgetragen, da&#223; eine der atypischen Interessenlagen anzunehmen w&#228;re, die Voraussetzung f&#252;r den Weiterbesch&#228;ftigungsanspruch bis zum Erla&#223; eines Urteils im K&#252;ndigungsschutzproze&#223; I. Instanz ist. Sein Interesse an der Weiterbesch&#228;ftigung ist das typische ideelle Interesse des Arbeitnehmers, das der Gro&#223;e Senat bei der von ihm vorgenommenen Interessenabw&#228;gung bereits gewichtet hat. Ihm entgegen steht das &#252;berwiegende Interesse des Arbeitgebers wegen des ungewissen Ausgangs des K&#252;ndigungsschutzprozesses .</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der Hilfsantrag des Verf&#252;gungskl&#228;gers ist zul&#228;ssig, aber unbegr&#252;ndet. Die Klage&#228;nderung ist sachdienlich, denn mit der &#196;nderung wird der Streit der Parteien um eine Weiterbesch&#228;ftigung bis zur rechtskr&#228;ftigen Entscheidung im K&#252;ndigungsschutzverfahren endg&#252;ltig behoben und ein neuer Antrag auf Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung vermieden (vgl. Z&#246;ller, &#167; 263 ZPO Anm. 14). Der Antrag ist f&#252;r das Verfahren der einstweiligen Verf&#252;gung auch hinreichend bestimmt, nachdem der Verf&#252;gungskl&#228;ger im Schriftsatz vom 25.11.1985 eine konkrete M&#246;glichkeit der anderweitigen Weiterbesch&#228;ftigung genannt hat.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der Hilfsantrag scheitert aber an denselben Erw&#228;gungen wie der Hauptantrag. Auch f&#252;r eine Besch&#228;ftigung auf einem anderen Arbeitsplatz mu&#223; der Verf&#252;gungskl&#228;ger ein ganz besonderes Besch&#228;ftigungsinteresse darlegen, das es rechtfertigt, von der f&#252;r den Regelfall geltenden Interessenabw&#228;gung des Gro&#223;en Senats abzuweichen. Der Verf&#252;gungskl&#228;ger hat auch insoweit nichts vorgetragen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Weiterbesch&#228;ftigungsanspruch kann schlie&#223;lich nicht auf &#167; 102 Abs. 5 BetrVG gest&#252;tzt werden, denn der Widerspruch des Betriebsrates ist nicht ordnungsgem&#228;&#223;. Im Schreiben vom 13.6.1985 wird nur formelhaft der Gesetzestext wiederholt ohne ausreichende konkrete Hinweise, die den K&#252;ndigungsfall und eine anderweitige Besch&#228;ftigung im Betrieb betreffen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Festsetzung des Streitwertes, die zu erfolgen hatte, nachdem im Berufungsverfahren weitere Antr&#228;ge gestellt wurden, beruht auf &#167; 12 Abs. 7 ArbGG i.V.m. &#167; 19 Abs. 5 GKG.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Gegen das Urteil findet nach &#167; 72 Abs. 4 ArbGG kein Rechtsmittel statt.</p>
315,589
lagk-1985-11-25-6-sa-86285
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6 Sa 862/85
"1985-11-25T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:37"
"2019-03-27T09:42:44"
Urteil
ECLI:DE:LAGK:1985:1125.6SA862.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Beklagten gegen das am 23. April 1985 verk&#252;ndete Urteil des Arbeitsgerichts K&#246;ln - K 11 Ca 94-3/85 -wird auf Kosten des Beklagten zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Streitwert: unver&#228;ndert.</p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist Volljuristin. Sie ist am 1931 geboren und seit dem 13.01.1970 bei dem Beklagten, dem etwa 14.000 niedergelassene &#196;rzte angeh&#246;ren, besch&#228;ftigt. Sie ist Vor&#173;sitzende des bei dem Beklagten gebildeten, aus drei Mitgliedern bestehenden Betriebsrats. In dem "N-Personalbogen" (Bl. 31 d.A.) ist der Aufgabenbereich der Kl&#228;gerin wie folgt beschrieben:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">"T&#228;tigkeit: Mitarbeiterin im Bereich der Rechtsab&#173;teilung</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">In dieser Funktion ist Frau P beauftragt mit der Assistenz des N-Hauptgesch&#228;ftsf&#252;hrers in juristischer Hinsicht. Zur Zeit ist Frau P insbesondere mit der Beratung von N-Mitgliedern in Rechtsangelegenheiten vor allem in Regre&#223;fragen befa&#223;t. Sie ist als Teilzeitkraft mit einer t&#228;glichen Arbeitszeit von 4 Stunden beim N besch&#228;ftigt."</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Auf das ArbeitsVerh&#228;ltnis findet kraft arbeitsvertraglicher Vereinbarung der BAT in seiner jeweils geltenden Fassung Anwendung.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin, die - unstreitig - am 12.1.1985 Unk&#252;ndbarkeit nach &#167; 53 VIII BAT erlangt h&#228;tte, erhielt am 11.1.1985 folgendes K&#252;ndigungsschreiben:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">"Sehr geehrte Frau P,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">mit unserem Schreiben vom 2. Januar 1985 hatten wir Ihnen bereits mitgeteilt, da&#223; wir uns mit &#220;ber&#173;legungen befassen, die Rechtsabteilung zu schliessen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Diese &#220;berlegungen sind nunmehr dahingehend abgeschlossen,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">da&#223; die Schlie&#223;ung der Rechtsabteilung mit Wirkung</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">zum 30. Juni 1985 unter gleichzeitiger &#220;bertragung</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">der Rechtsberatung auf ein externes Anwaltsb&#252;ro erfolgen</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">soll.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Damit f&#228;llt Ihr bisheriger Arbeitsplatz mit Wirkung vom 30. Juni 1985 bei uns ersatzlos weg.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Aus diesem Grunde sprechen wir Ihnen hiermit nach Anh&#246;rung des Betriebsrates die</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">fristgem&#228;&#223;e K&#252;ndigung</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">des Arbeitsverh&#228;ltnisses zu den bisherigen Bedingungen zum 30. September 1985 aus.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Gleichzeitig bieten wir Ihnen die Fortsetzung des ArbeitsVerh&#228;ltnisses zu folgenden Bedingungen an :</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Sie &#252;bernehmen die bisherige Stelle der Frau Kn ab 1.10.1985. Funktion: Sekret&#228;rin des Referenten der Haupt&#173;gesch&#228;ftsf&#252;hrung.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Gehalt: DM 3.116,38; es handelt sich dabei um eine Ganztagst&#228;tigkeit.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">An dieses Angebot halten wir uns drei Wochen ab Zugang dieses Schreibens gebunden.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Sofern uns nicht innerhalb dieser drei Wochen Ihre durch Gegenzeichnung der Durchschrift dieses Schreibens schriftlich erkl&#228;rte Zustimmung zu diesem Angebot &#252;ber die Fortsetzung des Arbeitsverh&#228;ltnisses zu ge&#228;nderten Bedingungen vorliegt, bleibt es bei der Beendigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses mit Wirkung zum 30. September 1985.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Ihrer Nachricht sehen wir entgegen. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Mit freundlichen Gr&#252;&#223;en"</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Vor Ausspruch der K&#252;ndigung hatte der Beklagte unter dem 2.1.1985 folgendes Schreiben an den Betriebsrat gerichtet:</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">"Sehr geehrte Damen, sehr geehrter Herr B,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">hiermit unterrichten wir Sie dar&#252;ber, da&#223; wir derzeit mit einer Planung befa&#223;t sind, die eine &#196;nderung der bisherigen Konzeption der von uns durchgef&#252;hrten Rechtsberatung zum Gegenstand hat.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Wir denken daran, die in unserem Hause bestehende Rechtsabteilung ersatzlos aufzul&#246;sen und die bisher durchgef&#252;hrte Rechtsberatung als "eingekaufte Fremd&#173;leistung" extern durchf&#252;hren zu lassen. Diese externe Durchf&#252;hrung der Rechtsberatung kann durch eine Zu&#173;sammenarbeit mit einem gr&#246;&#223;eren Anwaltsb&#252;ro erfolgen, mit dem ein Beratungsvertrag abgeschlossen wird.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Ziel dieser Ver&#228;nderung ist eine Verbesserung der Kostenstruktur, da wir das Verh&#228;ltnis der durch die Rechtsabteilung insgesamt verursachten Kosten von &#252;ber DM 200.000,-- zu dem Ergebnis der T&#228;tigkeit nicht mehr in einem angemessenen Verh&#228;ltnis sehen und die externe Rechtsberatung von einem Anwaltsb&#252;ro nach unserer Vorabinformation preiswerter angeboten wird.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Eine Aufl&#246;sung der Rechtsabteilung w&#252;rde die</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Freisetzung der dort besch&#228;ftigten Mitarbeiter</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">zur Folge haben, soweit nicht als Ergebnis einer</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">durchzuf&#252;hrenden sozialen Auswahl eine Umsetzung</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">auf einen der anderen Arbeitspl&#228;tze in Betracht kommt.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Bevor wir unsere &#220;berlegungen einer endg&#252;ltigen Entscheidung zuf&#252;hren, geben wir Ihnen hiermit Gelegenheit, dieses Thema ebenfalls zu beraten und uns ggf. Ihre Stellungnahme zukommen zu lassen. Dies erwarten wir allerdings kurzfristig innerhalb einer Woche.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Mit freundlichen Gr&#252;&#223;en"</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">In einem weiteren, ebenfalls an den Betriebsrat gerichteten Schreiben vom 2.1.1985 f&#252;hrte der Beklagte unter anderem aus:</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">"Sehr geehrte Damen, sehr geehrter Herr B,</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">hiermit werden Sie zu von uns eventuell geplanten K&#252;ndigungen angeh&#246;rt und um Ihre Zustimmung gebeten.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Wie Ihnen separat mitgeteilt, verfolgen wir derzeit &#220;berlegungen, die eine Aufl&#246;sung der Rechtsabteilung zum Inhalt haben.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den Fall, da&#223; wir uns entscheiden sollten, dieses Konzept zu verwirklichen, sind folgende K&#252;ndigungs&#173;ma&#223;nahmen geplant:</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">1. K&#252;ndigung der Arbeitnehmerin P</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die pers&#246;nlichen Daten und die Besch&#228;ftigungsdauer ergeben sich aus dem hier beigef&#252;gten Personalbogen.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Frau P ist Mitglied des Betriebsrates. Sie ist jedoch ausschlie&#223;lich in der Rechtsabteilung t&#228;tig. Bei Schlie&#223;ung der Rechtsabteilung erfolgt die fristgem&#228;&#223;e K&#252;ndigung gem&#228;&#223; &#167; 15 Abs. 5 K&#252;ndigungs&#173;schutzgesetz, da Frau P im Falle der Betriebsteilschlie&#223;ung durch ihr Betriebsratsmandat</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">gegen&#252;ber den &#252;brigen Arbeitnehmern nicht privilegiert ist.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Wir halten Frau P f&#252;r geeignet, einen der Arbeitspl&#228;tze der nachfolgend aufgez&#228;hlten Arbeitnehmer zu &#252;bernehmen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Wir haben eine soziale Auswahl durchgef&#252;hrt, in die wir die nachfolgend aufgez&#228;hlten Arbeitnehmer unter Ber&#252;cksichtigung der jeweiligen sozialen Daten einbezogen haben :</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">B, M&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; N, S</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">D, F&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; R, O</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">K, R&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Se, B</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Kn, B&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Z, D.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die Personalb&#246;gen dieser Arbeitnehmer liegen ebenfalls bei. Die Arbeiterin Z ist der Vollst&#228;ndigkeit halber in die Auswahl einbezogen. Der Arbeitsplatz steht wegen der Schwangerschaft von Frau Z jedoch nicht zur &#220;bernahme zur Verf&#252;gung.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Aufgrund des Sonderk&#252;ndigungsschutzes, der Betriebszu&#173;geh&#246;rigkeit und des Lebensalters halten wir Frau P gegen&#252;ber allen diesen Arbeitnehmern f&#252;r sozial st&#228;rker schutzw&#252;rdig.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Am ehesten vergleichbar ist die T&#228;tigkeit des Herrn B. Die anderen Arbeitspl&#228;tze stellen geringere Anforderungen als der bisher von Frau P wahrgenommene Arbeitsplatz, k&#246;nnten jedoch nach Ein&#173;arbeitung von Frau P tats&#228;chlich ausge&#252;bt werden und sollen daher zu Erhaltung des Arbeitsplatzes angeboten werden, sofern Frau P zur &#220;bernahme eines solchen Arbeitsplatzes bereit ist.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Als Ergebnis einer sozialen Auswahl kommen in erster Linie die Arbeitnehmerinnen Kn und S in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Arbeitspl&#228;tze sind ebenfalls in den beigef&#252;gten Personalb&#246;gen beschrieben und im &#252;brigen dem Betriebsrat bekannt. Wir beantragten&#160; vorsorglich die Zustimmung zu den Versetzungen."</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 8.1.1985, wegen dessen Wortlaut auf Blatt 95 der Akten Bezug genommen wird, erwiderte der Betriebsrat unter anderem, er sei angesichts der bislang von dem Beklagten gegebenen Informationen nicht in der Lage, abschlie&#223;end zu den beabsichtigten personellen Ma&#223;nahmen Stellung zu nehmen; er bitte deshalb um n&#228;here Unterrichtung zu sieben weiteren im einzelnen aufgef&#252;hrten Punkten. Darauf antwortete der Beklagte mit Schreiben vom 10.1.1985 (Bl. 99 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat am 1.2.1985 K&#252;ndigungsschutzklage erhoben.Sie hat die Auffassung vertreten, die Anh&#246;rung des Betriebsratssei fehlerhaft, da der Beklagte zum Anh&#246;rungszeitpunkt einenaktuellen K&#252;ndigungsentschlu&#223; noch nicht gefa&#223;t habe; dar&#252;berhinaus sei ein K&#252;ndigungstermin nicht angegeben worden. DieRechtsabteilung stelle auch keine Betriebsabteilung im Sinnedes &#167; 15 KSchG dar. Eine r&#228;umliche Einheit sei nicht erkennbar,da die Sekret&#228;rin,die zugleich f&#252;r eine andere Abteilung Schreib-&#173;arbeiten ausf&#252;hre, an anderer Stelle im Hause sitze; eventuellals Betriebsmittel zu bezeichnende Literatur werde von derGesch&#228;ftsleitung mitbenutzt. Im &#252;brigen berate auch der Referentder Hauptgesch&#228;ftsf&#252;hrung, Herr B, Verbandsmitglieder juristisch. Auch sei die soziale Auswahl nicht gewahrt, da zumindest der Mitarbeiter Sch, der in der Redaktion der Verbandszeitschrift arbeite, eine juristische Ausbildung habe und mit der Kl&#228;gerin vergleichbar sei.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">1)&#160;&#160;&#160;&#160; festzustellen, da&#223; das Arbeitsverh&#228;ltnis der Parteiendurch die ordentliche K&#252;ndigung vom 11.1.1985 nicht auf&#173;gel&#246;st worden ist, sondern &#252;ber den 30. September 1985hinaus ungek&#252;ndigt fortbesteht,</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">2)&#160;&#160;&#160;&#160; den Beklagten zu verurteilen, die Kl&#228;gerin &#252;ber denAblauf der K&#252;ndigungsfrist zu unver&#228;nderten Arbeits&#173;-bedingungen weiter zu besch&#228;ftigen.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Er&#160; hat erwidert, die Aufl&#246;sung der Rechtsabteilung stelle die Schlie&#223;ung einer Betriebsabteilung im Sinne des &#167; 15 KSchG dar.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht K&#246;ln hat der Klage durch Urteil vom 23.4.1985, auf dessen Tatbestand wegen des erstinstanzlichen Vorbringens der Parteien im &#252;brigen Bezug genommen wird, stattgegeben. In den Entscheidungsgr&#252;nden, auf die ebenfalls Bezug genommen wird, hat das Arbeitsgericht dargelegt, da&#223; die Rechtsabteilung schon deshalb keine Betriebsabteilung sei, weil sie keinen organisatorisch abgrenz&#173;baren Teil eines Betriebes darstelle. Eine eigene Abteilungsorganisation sei nicht erkennbar; vielmehr unterstehe die Kl&#228;gerin ebenso wie die weitere Juristin Dr. S unmittelbar der Hauptgesch&#228;fts&#173;f&#252;hrung. Sei man anderer Auffassung, so sei die K&#252;ndigung unwirksam, weil, wie das Arbeitsgericht im einzelnen ausf&#252;hrt, die Anh&#246;rung des Betriebsrats "auf Vorrat" erfolgt sei. Da der Beklagte aus&#173;dr&#252;cklich darauf hingewiesen habe, da&#223; er die Entscheidung , ob die Rechtsabteilung geschlossen werden solle, noch nicht getroffen habe, und es f&#252;r den Betriebsrat nicht absehbar gewesen sei, zu welchem Zeitpunkt eine solche Entscheidung fallen werde, habe erhebliche Unklarheit bestanden, die geeignet gewesen sei, die Stellungnahme des Betriebsrats zu beeinflussen.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte, dem das arbeitsgerichtliche Urteil am 26.7.1985 zuge&#173;stellt worden ist, hat am 26.8.1985 Berufung eingelegt, die er am 26.9.1985 begr&#252;ndet hat.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Er tr&#228;gt im zweiten Rechtszug vor: Er habe aus innerbetrieblichen, organisatorischen Gr&#252;nden den Entschlu&#223; gefa&#223;t, die Betriebsfunktion der rechtsberatenden T&#228;tigkeit zum 30.9.1985 aufzugeben und k&#252;nftig den Bedarf an Rechtsberatung extern im Rahmen eines Beratung-Verh&#228;ltnisses mit einem Anwaltsb&#252;ro abzudecken. Die Rechtsabteilung sei durchaus eine abgrenzbare betriebliche Einheit gewesen. So treffe es nicht zu, da&#223; der Mitarbeiter B juristische Aufgaben wahrgenommen</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">&#160;habe; er besitze keine juristische Ausbildung. Aus der von dem Mitarbeiter B am 25.6.1985 vorgelegten Beschreibung seines Arbeitsplatzes ergebe sich, da&#223; seine T&#228;tigkeit in erster Linie im Rahmen der berufspolitischen, sozialpolitischen und gesundheitspolitischen Aufgabenstellung des Verbandes liege; lediglich am Schlu&#223; und am Rande der Arbeitsplatzbeschreibung werde darauf hingewiesen, da&#223; auch eine Beratung in Randbereichen von Rechtsfragen stattgefunden haben solle. Herrn B sei daraufhin jede Rechtsberatung ausdr&#252;cklich verboten worden. Es treffe auch nicht zu, da&#223; der Beklagte den bei ihm gebildeten Betriebsrat nicht ordnungsgem&#228;&#223; angeh&#246;rt habe. Das Arbeitsgericht habe &#252;bersehen, da&#223; es gerade Sinn und Zweck des Anh&#246;rungsverfahrens sei, da&#223; der Arbeitgeber vor der abschlie&#223;enden Entscheidung &#252;ber die Durchf&#252;hrung einer K&#252;ndigungsma&#223;nahme die Stellungnahme und die Auffassung des Betriebsrats ber&#252;cksichtigen solle. Das Arbeits&#173;gericht habe verkannt, da&#223; der Betriebsrat das Anh&#246;rungsschreiben durchaus korrekt als Anh&#246;rung zu geplanten K&#252;ndigungen verstanden und entsprechend sachlich beantwortet und hierzu Stellung genommen habe. Von einer "Anh&#246;rung auf Vorrat" k&#246;nne nur gesprochen werden, wenn der Arbeitgeber zwischen der Anh&#246;rung des Betriebsrats und dem sp&#228;teren Ausspruch der K&#252;ndigung solange&#160; zugewartet habe, bis sich der K&#252;ndigungssachverhalt ma&#223;geblich ver&#228;ndert&#160; habe. Davon k&#246;nne im Streitfall keine Rede sein, weil s&#228;mtliche &#220;berlegungen und Einzelheiten sowie s&#228;mtliche Konsequenzen der geplanten K&#252;ndigungsma&#223;nahme dem Betriebsrat mitgeteilt worden seien; der Betriebsrat sei daraufhin in eine sachliche Pr&#252;fung eingetreten, habe seinen Widerspruch formuliert und auch begr&#252;ndet. Es sei von vorneherein ausgeschlossen gewesen, da&#223; der Sachverhalt sich k&#252;nftig ver&#228;ndern w&#252;rde. Der Beklagte habe auch nicht mitteilen m&#252;ssen, da&#223; es sich um eine ordentliche, fristgem&#228;&#223;e &#196;nderungs&#173;k&#252;ndigung handeln solle und da&#223; diese zum n&#228;chstzul&#228;ssigen Zeit&#173;punkt nach Eingang der Stellungnahme des Betriebsrates habe erfolgen sollen. Denn aus dem Anh&#246;rungsschreiben ergebe sich ganz offensichtlich, da&#223; eine solche K&#252;ndigung beabsichtigt gewesen sei. Die &#196;nderungsk&#252;ndigung sei auch in der Sache gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Die Aufl&#246;sung der Rechtsabteilung und die Beauftragung eines Anwaltsb&#252;ros bringe, wie der Beklagte im einzelnen darlegt, erhebliche Einsparungen mit sich.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des Urteils des Arbeitsgerichts K&#246;ln 11 Ca 934/85 vom 23.4.1985 die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">die Berufung der Gegenseite in vollem Umfange zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Sie erwidert: Nach der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts (AP Nr. 13 zu &#167; 13 KSchG) liege eine Betriebsabteilung im Sinne des &#167; 15 KSchG nur vor, wenn mehrere Arbeitnehmer zu einer personellen Einheit zum Zwecke der Erledigung bestimmter Aufgaben zusammengezogen seien; es m&#252;sse sich um eine abgrenz&#173;bare organisatorische Arbeitsgruppe handeln. Diese Voraussetzungen seien, wie die Kl&#228;gerin im einzelnen ausf&#252;hrt, bei der Rechts&#173;abteilung nicht erf&#252;llt. Selbst wenn man aber annehme, da&#223; insofern eine Betriebsabteilung gegeben sei, so habe der Beklagte keine Stillegung vorgenommen. Denn die schlichte Ausgliederung unter Beibehaltung der Aufgaben sei keine Stillegung eines Betriebsteils. Im Falle einer Betriebsstillegung sei der Beklagte dar&#252;ber hinaus verpflichtet gewesen, der Kl&#228;gerin einen Arbeitsplatz anzubieten, der ihr nach ihren F&#228;higkeiten und ihrer Stellung im Betrieb habe zugemutet werden k&#246;nnen. Einen solchen Versuch habe der Beklagte nicht einmal ansatzweise gemacht; er habe der Kl&#228;gerin lediglich einen ganzt&#228;gigen Sekret&#228;rinnenposten angeboten, obwohl dieser ihr aufgrund ihrer beruflichen F&#228;higkeiten nicht zuzumuten gewesen sei. Der Beklagte habe den Betriebsrat auch nicht &#252;ber konkrete beabsichtigte K&#252;ndigungen informiert. Denn ausweislich seines Schreibens vom 2.1.1985 habe die Anh&#246;rung des Betriebsrats zu "eventuell ge&#173;planten K&#252;ndigungen" erfolgen sollen. Der Beklagte k&#246;nne auch nicht</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">zu seinen Gunsten einwenden, da&#223; der Betriebsrat das Schreiben</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">vom 2.1.1985 letztlich doch als Anh&#246;rungsschreiben zur beabsichtigten</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">K&#252;ndigung im Sinne des &#167; 102 BetrVG verstanden habe. Denn</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">der auf dieses Schreiben hin vom Betriebsrat verfa&#223;te Widerspruch</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">vom 8.1.1985 sei nach Inanspruchnahme anwaltlicher Beratung</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">lediglich vorsorglich erfolgt. Aus dem Anh&#246;rungsschreiben ergebe</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">sich gerade nicht, da&#223; eine ordentliche fristgem&#228;&#223;e K&#252;ndigung</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">zum n&#228;chstzul&#228;ssigen Zeitpunkt erfolgen solle; weder aus dem</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Anh&#246;rungsschreiben noch aus dem weiteren Schreiben vom 2.1.1985</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">k&#246;nne auch nur ann&#228;hernd entnommen werden, zu welchem Termin</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">die K&#252;ndigungen geplant gewesen seien.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Wegen des Vorbringens der Parteien im &#252;brigen wird auf ihre m&#252;ndlich vorgetragenen Schrifts&#228;tze verwiesen. Auf den Inhalt der Akten wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidung s g r &#252; n d e</u></p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist nach &#167; 64 ArbGG statthaft. Sie ist auch in der richtigen Form und Frist eingelegt und begr&#252;ndet worden und damit zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">In der Sache hat sie keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Nach Auffassung der Berufungskammer ist die von dem Beklagten ausgesprochene K&#252;ndigung jedenfalls deshalb nichtig, weil der Beklagte seine Pflicht, den Betriebsrat ordnungsgem&#228;&#223; anzuh&#246;ren, &#167; 102 Abs. l BetrVG, nicht erf&#252;llt hat. Deshalb l&#228;&#223;t die Kammer es dahinstehen, ob die K&#252;ndigung der Kl&#228;gerin, die Vorsitzende des Betriebsrats ist, bereits nach &#167; 15 KSchG unwirksam ist. Wenn die Rechtsabteilung eine Betriebsabteilung im Sinne des &#167; 15 Abs. 5 KSchG ist und wenn weiter die organisatorische Ma&#223;nahme, die der Beklagte zu ergreifen beabsichtigt, zur Stillegung dieser Betriebsabteilung f&#252;hren w&#252;rde, so mu&#223;te der Betriebsrat wie bei jeder anderen ordentlichen K&#252;ndigung gem&#228;&#223;</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">&#167; 102 BetrVG angeh&#246;rt werden (BAG, Urteil v. 29.3.1977, EzA &#167; 102 BetrVG Nr. 27; Etzel, Gemeinschaftskommentar zum K&#252;ndigungsrecht und anderen k&#252;ndigungsrechtlichen Vorschriften (GK), 2. Auflage 1984, Anm. 95 zu &#167; 15 KSchG m.w.N.). Das hat der Beklagte nicht in der erforderlichen Weise getan. Das Bundesarbeitsgericht (Urteil vom 26.5.1977, EzA &#167; 102 BetrVG Mr. 30) hat zum einen ausgesprochen, da&#223; eine An&#173;h&#246;rung nicht "auf Vorrat" erfolgen d&#252;rfe. Darunter hat das Bundesarbeitsgericht (a.a.O.) verstanden, da&#223; der Arbeitgeber den Betriebsrat nicht wirksam anh&#246;ren kann, ohne bereits einen wirklichen K&#252;ndigungsentschlu&#223; gefa&#223;t zu haben. Der Streitfall bietet Veranlassung, diesen zutreffenden Grundsatz aufzugreifen. In der Literatur ist ausgef&#252;hrt worden, da&#223; f&#252;r die Einleitung des K&#252;ndigungsverfahrens ein aktueller K&#252;ndigungsentschlu&#223; des Arbeitgebers erforderlich ist und der Arbeitgeber dem Betriebsrat nicht bereits zu einem Zeitpunkt unterrichten und damit das Anh&#246;rungsverfahren einleiten kann, zu dem die k&#252;nftige Ent&#173;wicklung, die zu einer K&#252;ndigung f&#252;hren k&#246;nnte, noch nicht sicher abzusehen ist (Etzel a.a.O., Anm. 54 zu &#167; 102). Wenn Etzel (a.a.O.) weiter ausf&#252;hrt, da&#223; der Betriebsrat bei einer solchen Fallgestaltung noch nicht sachgerecht pr&#252;fen k&#246;nne, ob Widerspruchsgr&#252;nde im Sinne des &#167; 102 Abs. 3 BetrVG vorl&#228;gen, so ist dies zutreffend. Es ist aber nach Auffassung der Berufungs&#173;kammer weiter darauf hinzuweisen, da&#223; unabh&#228;ngig von der Frage, ob &#252;berhaupt Widerspruchsgr&#252;nde nach &#167; 102 Abs. 3 BetrVG in Betracht kommen, der Arbeitgeber das Mitwirkungsrecht des Betriebsrats nach &#167; 102 BetrVG erst dann verwirklichen kann, wenn er die Planungsphase, in die der Betriebsrat ebenfalls einzuschalten ist, abgeschlossen hat, &#167; 92 BetrVG. Andernfalls k&#246;nnte die Pflicht des Arbeitgebers, den Betriebsrat &#252;ber seine Personalplanung so rechtzeitig und vollst&#228;ndig zu informieren, da&#223; der Arbeitgeber die Meinung des Betriebsrats noch ber&#252;ck&#173;sichtigen kann, von der Pflicht, den Betriebsrat vor Ausspruch der K&#252;ndigung noch anzuh&#246;ren, nicht mehr klar abgegrenzt werden. Zum anderen w&#228;re auch die Fristbindung, der der Betriebsrat in Anh&#246;rungsverfahren unterworfen ist (&#167; 102 Abs. 2 BetrVG), unverst&#228;ndlich und sachlich ungerechtfertigt, wenn der Arbeit-</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">geber die Anh&#246;rung zu einen Zeitpunkt durchf&#252;hren k&#246;nnte, zu dem er das Planungsstadium noch nicht abgeschlossen hat und die organisatorische Ma&#223;nahme, die zu der K&#252;ndigung f&#252;hrt, &#252;berhaupt erst erw&#228;gt. Der Umstand, da&#223; der Betriebsrat bei einer ordent&#173;lichen K&#252;ndigung Bedenken innerhalb einer Woche, bei einer au&#223;erordentlichen K&#252;ndigung innerhalb von drei Tagen dem Arbeit&#173;geber schriftlich mitzuteilen hat, zeigt, da&#223; nach der Vor&#173;stellung des Gesetzgebers im Zeitpunkt der Anh&#246;rung ein aktueller K&#252;ndigungsentschlu&#223; vorliegen mu&#223;, den der Arbeitgeber tats&#228;chlich auch verwirklichen will. Mag auch aus &#167; 102 Abs. 2 BetrVG nicht hergeleitet werden k&#246;nnen, da&#223; der Arbeitgeber gleichfalls nach der Anh&#246;rung Fristen bei dem Ausspruch der K&#252;ndigung zu beachten hat, so zeigt die Vorschrift doch, da&#223; die Willensbildung des Arbeitsgebers - abgesehen von der Bereitschaft, sich mit Argumenten des Betriebsrats noch auseinanderzusetzen - abgeschlossen sein mu&#223;. Diesen Anforderungen ist der Beklagte nicht gerecht geworden. Dies geht bereits aus der in dem Anh&#246;rungsschreiben verwendeten Formu&#173;lierung hervor "Hiermit werden Sie zu von uns eventuell geplanten K&#252;ndigungen angeh&#246;rt..." und "...F&#252;r den Fall, da&#223; wir uns ent&#173;scheiden sollten, dieses Konzept zu verwirklichen, sind folgende K&#252;ndigungsma&#223;nahmen geplant...". Da&#223; der Beklagte noch keine wirkliche K&#252;ndigungsabsicht hatte, zeigt auch sein weiteres , dem Betriebsrat ebenfalls am 2.1.1985 &#252;bersandten Schreiben, in dem der Betriebsrat dar&#252;ber unterrichtet wird, da&#223; der Beklagte "derzeit mit einer Planung befa&#223;t" sei, die eine &#196;nderung der bisherigen Konzeption der Rechtsberatung zum Gegen&#173;stand habe, der Betriebsrat solle, bevor der Beklagte seine &#220;berlegungen zu einem endg&#252;ltigen Ergebnis f&#252;hre, dieses Thema ebenfalls beraten.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat sich nicht darauf berufen, die Planung sei - ab&#173;weichend von den beiden Schreiben des 2.1.1985 - in Wirklichkeit bereits abgeschlossen gewesen, er sei bereits zu diesem Zeitpunkt endg&#252;ltig entschlossen gewesen, die Rechtsabteilung aufzul&#246;sen. Selbst wenn dies der Fall gewesen sein sollte, mu&#223; der Beklagte sich an den gegenteiligen &#196;u&#223;erungen, die er in seinem Schreiben vom 2.1.1985 dem Betriebsrat gegen&#252;ber gemacht hat, festhalten lassen.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht macht der Beklagte geltend, der Betriebsrat habe die Informationen, die der Beklagte ihm in den Schreiben vom 2.1.1985 gegeben habe, durchaus in dem Sinne verstanden, da&#223; das Anh&#246;rungsverfahren des &#167; 102 BetrVG eingeleitet werden sollte. Denn auch dann, wenn der Betriebsrat sich auf eine solche unzul&#228;ssige "Anh&#246;rung auf Vorrat" einl&#228;&#223;t, kann dies die vorge&#173;schriebene ordnungsgem&#228;&#223;e Anh&#246;rung des Betriebsrats nicht ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Das Anh&#246;rungsverfahren, das der Beklagte durchgef&#252;hrt hat, leidet an einem weiteren Mangel, der ebenfalls zur Unwirksamkeit der K&#252;ndigung f&#252;hrt. Denn der Arbeitgeber mu&#223; nicht nur die Art der K&#252;ndigung, sondern auch den Zeitpunkt, zu dem gek&#252;ndigt werden soll, angeben (Etzel a.a.O. Anm. 59). Mag es auch im allgemeinen gen&#252;gen, wenn der Arbeitgeber dem Betriebsrat mitteilt, er werde demn&#228;chst fristgerecht k&#252;ndigen, und dem Betriebsrat die ma&#223;gebende K&#252;ndigungsfrist bekannt ist (Etzel a.a.O.), so mu&#223; im Streitfall ber&#252;cksichtigt werden, da&#223; der Beklagte den Erkl&#228;rungen nach, die er dem Betriebsrat gegen&#252;ber abgegeben hatte, erst mit Planungen befa&#223;t war, deren Durchf&#252;hrung, wie der Beklagte weiter ausf&#252;hrte, die "Freisetzung der ... Mitarbeiter zur Folge habe w&#252;rde". Auch die in dem Anh&#246;rungs&#173;schreiben selbst enthaltene Einschr&#228;nkung "F&#252;r den Fall, da&#223; wir uns entschlie&#223;en sollten, dieses Konzept zu verwirklichen, sind folgende K&#252;ndigungen geplant", r&#252;ckt den Zeitpunkt, zu dem die K&#252;ndigungen - wenn &#252;berhaupt - erfolgen sollten, in eine so Ungewisse Zukunft, da&#223; der Beklagte damit seiner Pflicht, den Betriebsrat &#252;ber den voraussichtlichen K&#252;ndigungstermin zu informieren, nicht gen&#252;gen konnte.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Ist die K&#252;ndigung unwirksam, so ist der Beklagte verpflichtet, die Kl&#228;gerin zu unver&#228;nderten Arbeitsbedingungen weiterzubesch&#228;ftigen (BAG, Beschl. v. 27.2.1985, DB 1985, 2197). Umst&#228;nde, aus denen sich ein &#252;berwiegendes Interesse des Beklagten daran, die Kl&#228;gerin nicht weiterzubesch&#228;ftigen, ergeben k&#246;nnte , hat der Beklagte nicht vorgetragen.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks"><u>Rechtsmittelbelehrung</u></p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil kann vom Beklagten Revision eingelegt werden. Die Revision mu&#223; innerhalb einer Notfrist (eine Not&#173;frist ist unab&#228;nderlich und kann nicht verl&#228;ngert werden) von einem Monat nach der Zustellung dieses Urteils schriftlich beim Bundesarbeitsgericht, Graf-Bernadotte-Platz 3, 3500 Kassel-Wilhelmsh&#246;he, eingelegt werden. Die Revision ist gleichzeitig oder innerhalb eines Monats nach ihrer Einlegung schriftlich zu begr&#252;nden. Die Revisionsschrift und die Revisions&#173;begr&#252;ndung m&#252;ssen von einem bei einem deutschen Gericht zugelassenen Rechtsanwalt unterzeichnet sein.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">gez. Dr. Klempt&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; gez. Hansen&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; gez. Wilhelm</p>
315,590
olgk-1985-11-21-7-u-7585
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
7 U 75/85
"1985-11-21T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:39"
"2019-03-27T09:42:43"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1985:1121.7U75.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das Urteil der 5. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln vom 21. Februar 1985 - 5 0 283/84 - wird auf seine Kosten zur&#252;ckge&#173;wiesen.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Dem Kl&#228;ger wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 5.500,-- DM abzuwenden, wenn nicht der Beklagte vor der Voll&#173;streckung Sicherheit in dieser H&#246;he leistet. Beiden Parteien wird gestattet, eine Sicherheitsleistung durch B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank, &#246;ffent&#173;lichen Sparkasse oder Genossenschaftsbank zu erbrin&#173;gen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>Tatbestand</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><strong>Am 25.01.1984 befuhr der Kl&#228;ger gegen 8.35 Uhr die Bundes&#173;stra&#223;e 000 aus Richtung F in Richtung M. Der vor ihm fahrende PKW kam in H&#246;he des km 1,6 au&#223;erhalb einer Orts&#173;durchfahrt vor einer Kiesgrube auf eisglatter Stra&#223;e nach rechts von der Fahrbahn ab und &#252;berschlug sich. Der Kl&#228;ger stieg aus, um den verungl&#252;ckten Fahrzeuginsassen zu helfen. Dabei kam er zu Fall. Die Stra&#223;e war vom Beklagten zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgestreut, weil an dem vom Beklagten in diesem Streubezirk eingesetzten Streufahrzeug w&#228;hrend des Einsatzes ab 5.50 Uhr ein Defekt auftrat und ein anderes Streu&#173;fahrzeug erst gegen 7.50 Uhr zum Einsatz kam.</strong></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><strong>Der Kl&#228;ger hat behauptet, der Unfall habe sich auf einer be&#173;sonders anf&#228;lligen Strecke ereignet, auf der sehr oft Glatt&#173;eis und Schneeverwehungen entst&#252;nden.</strong></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><strong>Er hat ferner behauptet, bei dem Sturz habe er die Knie&#173;scheibe gebrochen. Der Kl&#228;ger hat in 1. Instanz ein ange&#173;messenes Schmerzensgeld und Ersatz von 80 % seines materiel&#173;len Schadens begehrt, den er mit 10.000,-- DM beziffert hat.</strong></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><strong>Der Kl&#228;ger hat beantragt,</strong></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"><strong>1.&#160;den Beklagten zu verurteilen, an den Kl&#228;ger ein angemessenes Schmerzensgeld zu zahlen,</strong></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><strong>2.&#160;den Beklagten zu verurteilen, an den Kl&#228;ger 8.000,-- DM nebst </strong>4 % <strong>Zinsen seit dem 28.09. 1984 zu zahlen.</strong></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><strong>Der Beklagte hat beantragt,</strong></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><strong>die Klage abzuweisen.</strong></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><strong>Der Beklagte hat behauptet, die Unfallstelle sei keine be&#173;sonders gef&#228;hrliche, f&#252;r die eine Streupflicht bestehe. Die Unfallstelle weise weder &#246;rtliche noch konstruktionsm&#228;&#223;ige Besonderheiten auf, noch sei sie jemals durch besondere Unfall&#173;tr&#228;chtigkeit zur Winterzeit aufgefallen. Der Beklagte hat die Ansicht vertreten, er sei nicht verpflichtet, ein Ersatzfahr&#173;zeug vorzuhalten f&#252;r den Fall, da&#223; ein Streufahrzeug ausfalle.</strong></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><strong>Das Landgericht hat die Klage durch Urteil vom 21.02.1985 abgewiesen. Zur Begr&#252;ndung hat es unter Darlegung des Begriffs der besonders gef&#228;hrlichen Stelle i.S.d. Rechtsprechung und unter Angabe von Fundstellen eingehend ausgef&#252;hrt, da&#223; der Kl&#228;ger die Voraussetzungen f&#252;r die Ausf&#252;llung dieses Rechts&#173;begriffs nicht substantiiert dargetan habe. Dar&#252;ber hinaus hat das Landgericht einen Organisationsmangel beim Beklagten verneint und diesen nicht f&#252;r verpflichtet gehalten, ein Ersatz&#173;fahrzeug bereitzuhalten, um Stra&#223;en abzustreuen, f&#252;r die keine Streupflicht besteht.</strong></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><strong>Gegen dieses, dem Kl&#228;ger am 26.03.1985 zugestellte Urteil hat dieser am 26.04.1985 Berufung eingelegt, die er nach Verl&#228;nge&#173;rung der Begr&#252;ndungsfrist bis zum 26.06.1985 mit einem am 25.06.1985 eingegangenen Schriftsatz begr&#252;ndet hat.</strong></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><strong>Der Kl&#228;ger r&#252;gt die Rechtsauffassung des Landgerichts zur besonders gef&#228;hrlichen Stelle und meint, wenn ein Fahrzeug verungl&#252;cke und hinterher der Retter sich das Knie breche, m&#252;sse man von einer besonderen Gef&#228;hrlichkeit sprechen; auch aus der Tatsache, da&#223; ein Streuplan f&#252;r die B 000 existiere, folge, da&#223; das Abstreuen der Unfallstelle absolut notwendig gewesen sei. Der Kl&#228;ger legt 19 Lichtbilder vor und meint, daraus ergebe sich, da&#223; die Stra&#223;e abschnittsweise v&#246;llig ungesch&#252;tzt dem Westwind ausgesetzt sei, so da&#223; es an diesen Stellen zu Vereisungen kommen k&#246;nne. Wie er erfahren habe, habe es dort mehrere Unf&#228;lle gegeben, die Polizeistation M habe verschiedene andere Unf&#228;lle erfa&#223;t. Mangels eigener Sachkunde reiche es aus, dies zum Beweis einer be&#173;sonders gef&#228;hrlichen Stelle durch Sachverst&#228;ndigengutachten zu Beweis zu stellen.</strong></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><strong>Der Kl&#228;ger meint ferner, den Beklagten treffe ein Organisa&#173;tionsverschulden, weil er kein Ersatzfahrzeug bereit gehalten habe.</strong></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><strong>Der Kl&#228;ger erweitert sein Begehren wie aus den folgenden Antr&#228;gen ersichtlich. Auf die Ausf&#252;hrungen zur H&#246;he gem. Bl. 81-83, 88-95 und 122-148 GA wird verwiesen.</strong></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><strong>Der Kl&#228;ger beantragt,</strong></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><strong>unter Ab&#228;nderung der angefochtenen Entscheidung die Sache zur erneuten Verhandlung und Entschei&#173;dung an das Landgericht zur&#252;ckzuverweisen;</strong></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><strong>hilfsweise,</strong></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><strong>unter Ab&#228;nderung der angefochtenen Entscheidung den Beklagten zu verurteilen, an den Kl&#228;ger</strong></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><strong>I. 1. ein angemessenes Schmerzensgeld in H&#246;he</strong></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><strong>von mindestens 12.000,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 28.09.1984 zu zahlen;</strong></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><strong>2. eine r&#252;ckst&#228;ndige Schmerzensgeldrente von monatlich 500,-- DM f&#252;r die Zeit vom</strong></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><strong>01.04.1984 bis zum 31.10.1985 nebst 4 % Zinsen auf die R&#252;ckst&#228;nde seit dem 01.07.1985 zu zahlen (8.000,-- DM);</strong></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><strong>3.&#160;ab 01.11.1985 eine monatliche Schmerzensgeldrente von 500,--DM bis zum 31.12.1985 zu zahlen;</strong></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">II.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; <strong>den Beklagten zu verurteilen, an den Kl&#228;ger weitere</strong></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><strong>16.000,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 28.09.1984 zu zahlen,</strong></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><strong>III.&#160; den Beklagten zu verurteilen, an den Kl&#228;ger</strong></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><strong>1.&#160;weitere 13.500,-- DM und</strong></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"><strong>2.&#160;ab 01.11.1985 bis 31.12.1985 monatlich 720,-- DM zu zahlen.</strong></p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"><strong>IV.&#160;Festzustellen, da&#223; der Beklagte dem Kl&#228;ger alle</strong></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"><strong>Nachteile zu ersetzen hat, die &#252;ber die vorstehen&#173;den Antr&#228;ge hinaus auf dem Unfall vom 25.01.1984 beruhen.</strong></p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks"><strong>hilfsweise,</strong></p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><strong>V.&#160;Vollstreckungsnachla&#223; zu bewilligen und zu gestatten,</strong></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks"><strong>eine Sicherheitsleistung durch Bank/Sparkassenb&#252;rg&#173;schaft erbringen zu k&#246;nnen.</strong></p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks"><strong>Der Beklagte beantragt,</strong></p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"><strong>1.&#160;die Berufung zur&#252;ckzuweisen und</strong></p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"><strong>2.&#160;dem Beklagten zu gestatten, Sicherheit auch durch B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank, &#246;ffentlichen Sparkasse oder Volksbank zu leisten.</strong></p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks"><strong>Der Beklagte verteidigt das angefochtene Urteil und meint, die Unfallstelle sei nicht besonders gef&#228;hrlich. Er h&#228;lt sich auch nicht f&#252;r verpflichtet, ein Ersatzfahrzeug bereitzuhalten, um</strong></p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">an Stellen zu streuen, an denen nach seiner &#220;berzeugung keine Streupflicht besteht.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Angaben des Kl&#228;gers zur Gesundheitsverletzung und deren Folgen bestreitet der Beklagte mit Nichtwissen; er h&#228;lt sie f&#252;r unsubstantiiert.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die angefochtene Entscheidung und auf die von den Parteien in dieser Instanz</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">zu den Akten gereichten Schrifts&#228;tzen nebst Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde </u></p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig, aber mit Haupt- und Hilfsantrag nicht begr&#252;ndet. Eine Zur&#252;ckverweisung an das Landgericht kommt nicht in Betracht, weil das Verfahren des ersten Rechts&#173;zuges nicht an einem Mangel leidet (&#167; 539 ZPO), was sich aus den folgenden Ausf&#252;hrungen zur Unbegr&#252;ndetheit des Hilfsan&#173;trages konkludent ergibt.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch des Kl&#228;gers gegen den Beklagten aus Amtspflicht&#173;verletzung - Art. 34 GG, 839 BGB i.V.m. &#167; 9a StrWG NW &#8209;</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">ist nicht begr&#252;ndet. Der Kl&#228;ger hat nicht einmal die vom Be&#173;klagten gem. &#167; 138 Abs. 4 ZPO zul&#228;ssigerweise mit Nichtwissenbestrittene Behauptung unter Beweis gestellt, da&#223; er unmittel&#173;bar nach dem Unfall des vor ihm fahrenden Kraftfahrzeugs auf der B 000 die Kniescheibe gebrochen hat, als er dort zu Fall kam. Dazu reicht nicht der Beweisantrag B1.3 GA, den der Kl&#228;ger Bl. 117 GA wiederholt; denn die Tatsachen, da&#223; es an der Un&#173;fallstelle "spiegelglatt war und da&#223; man sich dort nicht ein&#173;mal als Fu&#223;g&#228;nger auf der Stra&#223;e halten konnte" und da&#223; der Kl&#228;ger dort zu Fall gekommen ist, sind unstreitig. Da&#223; der Kl&#228;ger bei dem Sturz die Kniescheibe gebrochen hat, l&#228;&#223;t sich aus diesen Tatsachen nicht belegen. Ebensowenig hat der Kl&#228;&#173;ger dargelegt, durch welche Stelle der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsakte 1403 Js 500/84 StA K&#246;ln belegt werden soll, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks"><strong>er an der Unfallstelle die behauptete Verletzung erlitten hat. Es fehlt auch am Vortrag und am Beweis gen&#252;gender Hilfstatsachen, die den Schlu&#223; auf die behauptete Haupttatsache zulassen, etwa an Angaben, wann denn der Kl&#228;ger erstmals einen Arzt aufsuchte oder wann er wem gegen&#252;ber &#252;ber Schmerzen im Knie geklagt h&#228;tte. Dazu ergibt sich auch nichts aus der vom Kl&#228;ger vorgelegten &#228;rztlichen Bescheinigung des Dr. P; daraus wird n&#228;mlich nicht deut&#173;lich, ob der darin angegbene Unfalltag auf Angaben des Kl&#228;gers oder auf Feststellungen des Arztes beruht. Der Kl&#228;ger mu&#223; dar&#173;legen und beweisen, wann und wo er die behauptete Verletzung erlitten hat; dazu gen&#252;gt es nicht, da&#223; er die Frage stellt, wie er anderswo verungl&#252;ckt sein sollte. Dies gilt um so mehr, als er mit seinem PKW von der Unfallstelle weggefahren ist&#160;und die Kniescheibenfraktur erst am 31.01.1984 operativ ver&#173;sorgt wurde, ohne da&#223; vorgetragen wird, wann der Kl&#228;ger sich erstmals in &#228;rztliche Behandlung begeben hat. Schon deshalb ist die Klage abzuweisen, ohne da&#223; es eines Hinweises durch den Senat bedurfte, denn bereits das Landgericht hat die vom Kl&#228;ger behauptete Verletzung zu Recht als vom Beklagten be&#173;stritten behandelt.</strong></p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks"><strong>Die Klage ist aber auch unbegr&#252;ndet, weil der Kl&#228;ger nicht substantiiert dargelegt hat, da&#223; der Beklagte verpflichtet war, die Unfallstelle im Rahmen der ihm als Amtspflicht ob&#173;liegenden Streupflicht bei Eisgl&#228;tte abzustreuen. Wie das Landgericht in dem angefochtenen Urteil zutreffend ausge&#173;f&#252;hrt hat, besteht au&#223;erhalb geschlossener Ortslagen nur unter besonderen Voraussetzungen f&#252;r den Tr&#228;ger der Stra&#223;en&#173;baulast eine Streupflicht. Der Kl&#228;ger hat trotz des eindeu&#173;tigen Hinweises auf fehlende Substantiierung in dem ange&#173;fochtenen Urteil die zu fordernden Angaben nicht nachgeholt, die den Schlu&#223; erm&#246;glichen w&#252;rden, die Unfallstelle als eine besonders gef&#228;hrliche Stelle i.S.d. Rechtssprechung anzusehen.</strong></p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks"><strong>Der Kl&#228;ger kann eine besonders gef&#228;hrliche Stelle nicht da&#173;mit begr&#252;nden, da&#223; ein vor ihm fahrender PKW bei Eisgl&#228;tte von der Stra&#223;e abkam und er selbst auf der vereisten Stra&#223;e</strong></p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks"><strong>zu Fall kam. Daraus folgt nur, da&#223; es an der Unfallstelle glatt war; dies ist unstreitig. Es reicht auch nicht, da&#223;</strong></p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks"><strong>der Kl&#228;ger behauptet, an der Unfallstelle h&#228;tten sich bereits mehrere Unf&#228;lle ereignet, die von der zust&#228;ndigen Polizei&#173;station aufgenommen worden seien. Daraus l&#228;&#223;t sich keine Streu&#173;pflicht des Beklagten begr&#252;nden.</strong></p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks"><strong>Der Kl&#228;ger kann sich auch nicht darauf berufen, ihm und seinen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten fehle die besondere Sachkunde, f&#252;r die Unfallstelle Tatsachen vorzutragen, die den R&#252;ckschlu&#223; auf eine besonders gef&#228;hrliche Stelle zulie&#223;en, so da&#223; es gen&#252;&#173;ge, das Vorliegen einer besonders gef&#228;hrlichen Stelle ohne n&#228;heren Tatsachenvortrag durch Sachverst&#228;ndigengutachten unter Beweis zu stellen. Der Senat fordert vom Kl&#228;ger keineswegs</strong></p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks"><strong>die Darlegung naturwissenschaftlicher Fakten, die die Annahme einer besonders gef&#228;hrlichen Stelle begr&#252;nden; wohl aber ist zu fordern, da&#223; ein Kl&#228;ger z.B. vortr&#228;gt, da&#223; andere, ver&#173;gleichbare Stra&#223;enabschnitte nicht vereist gewesen seien und da&#223; die Gefahrenstelle f&#252;r den Kraftfahrer auch bei der gebo&#8209;</strong></p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks"><strong>tenen gesteigerten Aufmerksamkeit nicht zu erkennen war. Nichts von alledem tr&#228;gt der Kl&#228;ger vor, sondern nur, da&#223; es glatt,</strong></p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks"><strong>ja spiegelglatt gewesen sei, also - wie der Kl&#228;ger meint -besonders gef&#228;hrlich. Gef&#228;hrlich ja, aber nicht besonders gef&#228;hrlich i.S.d. Rechtsprechung. Diesen gebotenen Sachvor&#173;trag kann der anwaltlich vertretene Kl&#228;ger auch nicht durch den Antrag auf Ortsbesichtigung ersetzen. Es ist nicht Auf&#173;gabe des Gerichts, durch Besichtigung der Unfallstelle die Tatsachen zu ermitteln, die der Kl&#228;ger vortragen mu&#223;, um die Klage schl&#252;ssig zu machen. Dies gilt um so mehr, weil die vom Kl&#228;ger vorgelegten Lichtbilder - in Verbindung mit seinem Vortrag dazu - keinerlei Anhaltspunkte daf&#252;r geben, da&#223; es</strong></p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks"><strong>sich bei der Unfallstelle um eine besonders gef&#228;hrliche Stelle handelt. Entgegen den Angaben unter den Lichtbildern 11-13 liegt die Kiesgrube nicht gegen&#252;ber der Unfallstelle; die Unfallstelle befindet sich vielmehr unstreitig noch vor der Kiesgrube. Gerade weil die Stra&#223;e - f&#252;r den Kraftfahrer er&#173;kennbar - dem Wind ausgesetzt ist, ist auch erkennbar, da&#223;</strong></p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks"><strong>sie m&#246;glicherweise schneller vereist als gesch&#252;tzt liegende</strong></p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks"><strong>Stra&#223;enabschnitte. Nichts hat der Kl&#228;ger zur Ausf&#252;llung</strong></p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks"><strong>des Rechtsbegriffs "besonders gef&#228;hrliche Stelle" dargelegt. Der Kl&#228;ger irrt auch, wenn er zu seinen Gunsten daraus etwas herleiten will, da&#223; der Beklagte die B 000 &#252;berhaupt nach einem Streuplan abstreute; der Beklagte wird dabei gem. &#167; 9 Abs. 3 StrWG NW t&#228;tig. Die Empfehlung des Gesetzgebers, Stra&#223;en bei Schnee- und Eisgl&#228;tte nach besten Kr&#228;ften zu r&#228;umen und zu streuen, beinhaltet keine Amtspflicht, die dem Beklagten dem Stra&#223;enbenutzer gegen&#252;ber obliegt.</strong></p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks"><strong>Die weitere vom Kl&#228;ger aufgeworfene Frage, ob der Beklagte nicht doch in seinem gesamten Gebiet - wenn auch nicht in jeder Stra&#223;enmeisterei - eine ausreichende Anzahl von Ersatz&#8209;</strong></p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks"><strong>fahrzeugen vorhalten mu&#223;, um jedenfalls die ihm als Amtspflicht obliegende Streupflicht erf&#252;llen zu k&#246;nnen, bedarf keiner Ent&#173;scheidung, weil an der Unfallstelle keine Streupflicht bestand. Die Ausf&#252;hrungen des Kl&#228;gers zur Organisation von Hand- und Spanndiensten liegen neben der Sache.</strong></p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks"><strong>Ausf&#252;hrungen zur H&#246;he des Schmerzensgeldes und zur H&#246;he des materiellen Schadens, die der Kl&#228;ger zu Unrecht als ausreichend substantiiert und nicht utopisch bezeichnet, bedarf es nach alledem ebenfalls nicht.</strong></p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks"><strong>Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergeht nach &#167;&#167; 708 Nr.10, 711 ZPO.</strong></p> <span class="absatzRechts">64</span><table class="absatzLinks" cellpadding="0" cellspacing="0"> <tbody><tr> <td colspan="2"> <p><strong>Gegenstandswert bis 30.10.1985:</strong></p> <p><strong>1.&#160;Schmerzensgeld beziffert:</strong></p> <p><strong>2.&#160;Schmerzensgeldrente (R&#252;ckstand)</strong></p> </td> <td> <p><strong>12.000,-- DM 9.500,-- DM</strong></p> </td> </tr> <tr> <td> <p><strong>3.</strong>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;</p> </td> <td> <p><strong>Schmerzensgeldrente: &#167; 17 Abs.2 GKG</strong></p> </td> <td> <p><strong>30.000,-- DM</strong></p> </td> </tr> <tr> <td> <p><strong>4.</strong>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;</p> </td> <td> <p><strong>Verdienstausfall und Schadensersatz</strong></p> </td> <td> <p><strong>16.000,-- DM</strong></p> </td> </tr> <tr> <td> <p><strong>5.</strong>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;</p> </td> <td> <p><strong>Verdienstausfall (R&#252;ckstand)</strong></p> </td> <td> <p><strong>13.500,-- DM</strong></p> </td> </tr> <tr> <td> <p><strong>6.</strong>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;</p> </td> <td> <p><strong>Verdienstausfallsrente</strong></p> </td> <td> <p><strong>45.000,-- DM</strong></p> </td> </tr> <tr> <td> <p><strong>7.</strong>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;</p> </td> <td> <p><strong>Feststellungsantrag</strong></p> </td> <td> <p><strong><u>5.000,-- DM </u></strong></p> </td> </tr></tbody></table> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks"><strong>Summe: 131.000,-- DM</strong></p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">- 10 -</p> <span class="absatzRechts">67</span><table class="absatzLinks" cellpadding="0" cellspacing="0"> <tbody><tr> <td> <p>Gegenstandswert ab 31.10.1985:</p> <p>1.&#160;&#160; unver&#228;ndert</p> <p>2.&#160;&#160; unver&#228;ndert</p> <p>3.&#160;&#160; 2 x 500,&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; DM</p> <p>4.&#160;&#160; unver&#228;ndert</p> <p>5.&#160;&#160; unver&#228;ndert</p> <p>6.&#160;&#160; 2 x 720,-- DM</p> <p>7.&#160;&#160; 80 % aus Ziff. 3,</p> </td> <td> <p>5 u. 7</p> </td> <td> <p>(S.10)</p> </td> <td> <p>12.000,-- DM</p> <p>9.500,-- DM</p> <p>1.000,-- DM 16.000,-- DM 13.500,-- DM</p> <p>1.440,-- DM 64.000,-- DM</p> </td> </tr> </tbody></table> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Summe:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 117.440,-- DM</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks"><u>Beschwer f&#252;r den Kl&#228;ger: </u>&#160;&#252;ber&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 40.000,-- DM</p>
315,591
olgk-1985-11-19-4-wf-31485
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 WF 314/85
"1985-11-19T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:40"
"2019-03-27T09:42:43"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1985:1119.4WF314.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Kosten des durch R&#252;cknahme des Scheidungsantrags beendeten Verfahrens hat bez&#252;glich des rechtsh&#228;ngigen Scheidungsantrags und der rechtsh&#228;ngigen Folgesache Versorgungsausgleich der Antragsteller zu tragen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Beschwerdeverfahrens haben der Antragsteller zu 1/9, die Antragsgegnerin zu 8/9 zu tragen.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller hat am 14.06.1984 einen Scheidungsantrag bei Gericht eingereicht. Die Antragsgegnerin hat zun&#228;chst eingewandt, das Trennungsjahr sei noch nicht abgelaufen, und sodann am 09. Mai 1985 eine Folgesache Zugewinnausgleich eingereicht mit dem Antrag, den Antragsteller zu verurteilen, an sie Zugewinnausgleich in H&#246;he von 80.000,- DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Familiengericht setzte daraufhin mit Verf&#252;gung vom 10.05.1985 den Streitwert f&#252;r das Verbundverfahren auf 91.500,- DM (Scheidung: 10.500,- DM; Versorgungsausgleich: 1.000,- DM, Zugewinn: 80.000,- DM) fest und forderte einen weiteren Gerichtskostenvorschu&#223; von 562,- DM an, zun&#228;chst irrt&#252;mlich vom Antragsteller (Zugang: 06.06.85) und dann von der Antragsgegnerin als Anspruchstellerin in der Folgesache, nachdem der Antragsteller mit Schriftsatz vom 07.06.1985 auf seine fehlende Vorschu&#223;pflicht hingewiesen hatte.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Bei einer Akteneinsicht aus anderem Anla&#223; Anfang Juni 1985 entnahm der Anwalt des Antragstellers die in der Akte "befindlichen Doppel der Antragsschrift zum Zugewinnausgleich und teilte dem Familiengericht am 05.06.1985 mit: ".. reichen wir die Gerichtsakten zur&#252;ck, nachdem wir aus der Sache 47 F 119/84 G&#252; die wohl f&#252;r uns bestimmten Doppel der Antragsschrift vom 06.05.1985 entnommen haben."</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Am 03.07.1985 wurde von der Antragsgegnerin der geforderte Kostenvorschu&#223; f&#252;r den Zugewinnausgleichsantrag eingezahlt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Schon am 20.06.1985 hatte der Familienrichter Verhandlungstermin auf den 03.09.1985 bestimmt und dazu das pers&#246;nliche Erscheinen der Parteien angeordnet ohne aber sonstige vorbereitende Anordnungen zu treffen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">In der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 03.09.1985 wurde ausweislich des Protokolls zun&#228;chst die Sach- und Rechtslage er&#246;rtert. Sodann beantragte der Anwalt des Antragstellers Vertagung mit R&#252;cksicht auf die fehlende Zustellung des Antrags zum Zugewinnausgleich, zu dem er auch schrifts&#228;tzlich noch keine Stellung genommen hatte und den er nach seinem Vortrag im Beschwerdeverfahren mit dem Antragsteller noch nicht besprochen hatte.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Familiengericht lehnte den Vertagungsantrag ab, weil es sich auf den Standpunkt stellte, durch das Entnehmen der Doppel der Antragsschrift sei auf eine f&#246;rmliche Zustellung verzichtet worden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller erkl&#228;rte daraufhin die R&#252;cknahme des Scheidungsantrags; nach seiner unwidersprochenen Erl&#228;uterung in der Beschwerdeschrift, um zu vermeiden, da&#223; zum G&#252;terrechtsantrag nur auf der Basis der Antragsschrift verhandelt werden m&#252;sse.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Auf Antrag der Antragsgegnerin legte das Familiengericht die Kosten des zur&#252;ckgenommenen Verfahrens dem Antragsteller auf.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Kostenbeschlu&#223; richtet sich die sofortige Beschwerde des Antragstellers, der beantragt die Kosten der Antragsgegnerin aufzuerlegen, hilfsweise sie gegeneinander aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">II.1)</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die nach &#167; 269 Abs. 3 S. 5 ZPO zul&#228;ssige sofortige Beschwerde ist mit der Ma&#223;gabe unbegr&#252;ndet, da&#223; der Antragsteller nur die Kosten des zur&#252;ckgenommenen Scheidungsantrags einschlie&#223;lich der Kosten der Folgesache Versorgungsausgleichs zu tragen hat, nicht aber die Kosten des Antrags in der g&#252;terrechtlichen Folgesache, da diese zum Zeitpunkt der Klager&#252;cknahme noch nicht rechtsh&#228;ngig war.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">2)</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kostentragungspflicht nach &#167; 269 Abs. 3 S. 2 ZPO umfa&#223;t nur die nach der Rechtsh&#228;ngigkeit der Klage oder des Antrags dem Gegner entstandenen Kosten, da die prozessuale Kostentragungspflicht ein Proze&#223;rechtsverh&#228;ltnis zwischen den Parteien voraussetzt, das erst mit der Zustellung der Klage oder des Antrags (&#167; 261 I, 261 II 2. Alternative ZPO) oder mit der Geltendmachung des Anspruchs in der m&#252;ndlichen Verhandlung (&#167; 261 II 1. Alternative ZPO) entsteht (vgl. BGHZ 83, 12 (14); KG NJW 1972, 1054; Baumbach/Hartmann, 43. Aufl., &#167; 269, Anm. 2 A; anders teilweise Thomas/Putzo, 13 Aufl., &#167; 269, Anm. 5 c).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Ebenso wie "bei der Hauptsachenerledigung zwischen Anh&#228;ngigkeit und Rechtsh&#228;ngigkeit (dazu BGHZ 83, 12 (14) fehlt hei der Klager&#252;cknahme vor Rechtsh&#228;ngigkeit ein Proze&#223;rechtsverh&#228;ltnis zwischen den Parteien, das die Basis f&#252;r einen prozessualen Kostenerstattungsanspruch sein k&#246;nnte. Etwaige materiell-rechtliche Kostenerstattungsanspr&#252;che bleiben davon unber&#252;hrt, k&#246;nnen aber auch nicht aus Praktikabilit&#228;tsgr&#252;nden bei der Entscheidung &#252;ber die prozessuale Kostentragungspflicht ber&#252;cksichtigt werden (BGH a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Soweit vorgeschlagen wird (so Thomas/Putzo a.a.O.), bei Klager&#252;cknahme vor Rechtsh&#228;ngigkeit &#167; 93 ZPO entsprechend anzuwenden, ist auch das abzulehnen, weil &#167; 93 ZPO ebenso das Bestehen eines Proze&#223;rechtsverh&#228;ltnisses zwischen den Parteien voraussetzt (vgl. auch OLG Celle AnwBl. 1983, 92; OLG Hamburg MDR 1983, 411).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">3) </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Aus dieser Rechtslage folgt, da&#223; sich im Verbundverfahren die prozessuale Kostentragungspflicht bei R&#252;cknahme des Scheidungsantrags gleichfalls nur auf die zu diesem Zeitpunkt rechtsh&#228;ngigen Verbundsachen beziehen kann.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Im Streitfall ist mit der Zustellung des Scheidungsantrags zwar ein Proze&#223;rechtsverh&#228;ltnis bez&#252;glich der Scheidungssache selbst und der Zwangsfolgesache Versorgungsausgleich entstanden, aber noch kein Proze&#223;rechtsverh&#228;ltnis hinsichtlich der damals noch gar nicht eingereichten Folgesache Zugewinnausgleich.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Dieses die prozessuale Kostenerstattungspflicht voraussetzende Proze&#223;rechtsverh&#228;ltnis ist im Streitfall auch nicht zu einem sp&#228;teren Zeitpunkt vor der R&#252;cknahme des Scheidungsantrags entstanden. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die zivilprozessuale Folgesache Zugewinnausgleich wird nach den allgemeinen Vorschriften der ZPO anh&#228;ngig und rechtsh&#228;ngig gemacht (&#167; 624 Abs. 3 ZPO). Wenn &#167; 623 Abs. 2 ZPO die "Anh&#228;ngigmachung" von Folgesachen bis zum Schlu&#223; der m&#252;ndlichen Verhandlung zul&#228;&#223;t, so ist damit nicht ausgesprochen, da&#223; insoweit f&#252;r Folgesachen mit dieser Anh&#228;ngigkeit auch die Rechtsh&#228;ngigkeit eintrete (ebenso Stein/Jonas/Schlosser, 20. Aufl., &#167; 623 ZPO, Anm. 9). Die Regelung in &#167; 622 Abs. 1, 2 ZPO &#252;ber Anh&#228;ngigkeit und Rechtsh&#228;ngigkeit f&#252;r den Scheidungsantrag selbst zeigt vielmehr in aller Klarheit, da&#223; der Gesetzgeber zwischen diesen beiden Begriffen auch im Bereich der Scheidungsfolgesachen klar unterscheidet (vgl. Thomas/Putzo, a.a.O., &#167; 622, Anm. 1 a). Die Verbundvorschriften nehmen den zivilprozessualen Folgesachen insoweit nicht ihre prozessuale Eigenst&#228;ndigkeit (wie hier Rolland, 1. EheRG, 2. Aufl., &#167; 623, Anm. 6); welche Anforderungen an die ordnungsgem&#228;&#223;e Einreichung zu stellen sind (vgl. zum Streit Z&#246;ller/Philippi, 14. Aufl., &#167; 623, Anm. 25 m.w.N.) kann hier dahinstehen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Abgesehen davon w&#228;re es auch mit dem Grundsatz des rechtlichen Geh&#246;rs (Art. 103 Abs. 1 GG) unvereinbar, den Antragsteller mit den Kosten bereits eingereichter Folgesachen zu belasten, wenn er bei der Erkl&#228;rung der R&#252;cknahme von der Einreichung noch nicht formgerecht unterrichtet war.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Zivilproze&#223;ordnung setzt aber &#252;ber eine blo&#223;e Unterrichtung hinaus voraus, da&#223; zur Begr&#252;ndung des Proze&#223;rechtsverh&#228;ltnisses bestimmte F&#246;rmlichkeiten (&#167; 261 ZPO) gewahrt werden, die hier mangels Zustellung der Antragsschrift zur Folgesachen und mangels Antragstellung in der m&#252;ndlichen Verhandlung nicht gewahrt sind, so da&#223; ein Proze&#223;rechtsverh&#228;ltnis insoweit nicht entstanden ist (vgl. Baumbach/Hartmann, &#167; 269, Anm. II A: formlose Kenntnisnahme gen&#252;gt nicht).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">4) </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Mangel formgerechter Zustellung ist auch nicht gem&#228;&#223; &#167; 187 ZPO geheilt worden. Allerdings ist die Antragsschrift zum Zugewinnausgleich tats&#228;chlich vor dem Verhandlungstermin in den Besitz des Anwalts des Antragstellers gelangt. Voraussetzung f&#252;r die Anwendung des &#167; 187 ZPO ist aber weiter, da&#223; das Gericht zustellen wollte. Die Zustellung mu&#223;te daher vom Gericht mindestens angeordnet oder sonst in die Wege geleitet worden sein (vgl. BGH MJW 1956, 1878; Thomas/Putzo, a.a.O., &#167; 187 Anm. 2 c). Ein solcher Wille l&#228;&#223;t sich nicht hinreichend sicher feststellen, wenn der Proze&#223;bevollm&#228;chtigte von sich aus Doppel der eingereichten Antr&#228;ge der Akte entnimmt. Insoweit gilt nicht anderes als f&#252;r die ohne Anordnung der Zustellung veranla&#223;te formlose Mitteilung (vgl. OLG Celle MDR 1983, 92 m. Anm. Riemer zur formlosen Mitteilung im PKH-Verfahren m.w.N.). Die Formenstrenge des Proze&#223;rechts und zahlreiche an die Zustellung gekn&#252;pfte Rechtsfolgen (Eintritt der Rechtsh&#228;ngigkeit, Rechtsh&#228;ngigkeitszinsen usw.) machen auch bei vorheriger formloser Zusendung - z.B. im Proze&#223;kostenhilfeverfahren - die nachfolgende f&#246;rmliche Zustellung unerl&#228;&#223;lich. Der Anwalt, der, wie hier, wei&#223;, da&#223; der Anspruchsteller den erforderlichen Vorschu&#223; noch nicht eingezahlt hat, hat auch aus Kostengr&#252;nden oftmals noch keinen Anla&#223;, schon bei blo&#223;er Kenntnisnahme zur Sache Stellung zu nehmen. Er darf darauf vertrauen, da&#223; ungeachtet der schon erfolgten Kenntnisnahme noch eine f&#246;rmliche Zustellung veranla&#223;t wird. Insoweit kann eine Entnahme von Schrifts&#228;tzen vor Veranlassung der Zustellung und Vorschu&#223;zahlung auch nicht als vorweggenommene Erkl&#228;rung, die Antragsschrift als zugestellt anzunehmen, angesehen werden. Auch wenn der Anwalt ausdr&#252;cklich best&#228;tigt, die "wohl f&#252;r ihn bestimmten" Doppel der Akte entnommen zu haben, mu&#223; das Gericht, um die Wirkungen der f&#246;rmlichen Zustellung herbeizuf&#252;hren, dem Anwalt mindestens mitteilen, da&#223; es damit die Zustellung als bewirkt ansehe und so seinen Zustellungswillen Kundtun. Hier fehlt es an einer unzweideutigen Kundgabe des Zustellungswillens, denn die interne falsche Vorstellung, es sei angesichts der Entnahme der Doppel nichts mehr zu veranlassen, ist keine eindeutige Kundgabe eines Zustellungswillens. Die nach Angabe des Antragstellers im Termin am 03.09.1985 vom Richter ge&#228;u&#223;erte Ansicht, der Antragsteller habe auf eine f&#246;rmliche Zustellung "verzichtet", l&#228;&#223;t nicht deutlich erkennen, ob der Richter damit einen nachtr&#228;glichen (in seiner Wirkung zweifelhaften) Zustellungswillen &#228;u&#223;erte oder der (irrigen) Rechtsansicht war, auch ohne Zustellungswillen des Gerichts sei die tats&#228;chliche Kenntnisnahme des Antragstellers von der Antragsschrift im Zugewinnausgleichsverfahren ein prozessual beachtlicher Ersatz f&#252;r eine "Zustellung", wie immer sie zustande kommen mag.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">5) </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Auch auf &#167; 93 a ZPO kann eine Kostenentscheidung betreffend die Folgesache Zugewinnausgleich nicht gest&#252;tzt werden. &#167; 93 a ZPO regelt nicht die Kostenentscheidung f&#252;r den Fall der R&#252;cknahme des Scheidungsantrags und der dadurch bedingten Gegenstandslosigkeit von Folgesachen, denn insofern trifft das Gesetz eine Sonderregelung in &#167; 626 Abs. 1 S. 2 ZPO (die Entscheidung OLG Frankfurt FamRZ 1985, 823 betrifft eine andere Sachlage).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">&#167; 626 Abs. 1 S. 2 ZPO besagt aber wiederum nichts dar&#252;ber, ob ein zivilprozessualer Kostenerstattungsanspruch hinsichtlich noch nicht rechtsh&#228;ngiger Folgesachen bestehen kann, sondern das Gesetz verweist insoweit auf dsie allgemeinen Vorschriften (&#167; 624 Abs. 3 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">6) </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung hinsichtlich des Beschwerdeverfahrens beruht auf &#167;&#167; 92, 97 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Beschwerdewert: 5.700,- DM</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">K&#246;ln, den 19. Nov. 1985 </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Oberlandesgericht 4. Zivilsenat - Familiensenat -</p>
315,592
olgk-1985-11-15-6-u-7985
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 U 79/85
"1985-11-15T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:41"
"2019-03-27T09:42:43"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1985:1115.6U79.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 27. Fe&#173;bruar 1985 verk&#252;ndete Urteil der 2. Kammer f&#252;r Handelssachen des Landgerichts Aachen - 42 0 189/84 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten der Berufung werden der Beklagten auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Wert der Beschwer der Beklagten wird auf 15.000,-- DM festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien vertreiben im Einzelhandel Gegenst&#228;nde der Un&#173;terhaltungselektronik und Haushaltsger&#228;te. Die Beklagte warb unter der Firmenbezeichnung S. in der Werbeschrift</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die HS-Woche vom 5. September 1984 unter anderem mit fol&#173;gendem Text:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">"ALT</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">gegen</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">NEU</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Wir zahlen f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Ihr altes Fernseh&#8209;</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Video- u. HiFi-Ger&#228;toder Waschautomat</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">H&#246;chst-Preise. Auch dann, wenn Sie bei uns kein Neuger&#228;t kaufen."</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Hierin haben die Kl&#228;gerinnen eine unzul&#228;ssige Alleinstel&#173;lungswerbung und eine unzul&#228;ssige vergleichende Werbung ge&#173;sehen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerinnen haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">der Beklagten bei Meidung von n&#228;her bezeichneten Ordnungsmitteln zu untersagen, im gesch&#228;ftlichen Verkehr in Zeitungsanzeigen zu Wettbewerbszwecken wie folgt zu werben:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">"Wir zahlen f&#252;r Ihr altes Fernseh-Video- u. HiFi-Ger&#228;t oder Waschvollautomat H&#246;chst-Preise ..."</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Klage mit Urteil vom 27. Februar 1985 stattgegeben.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die gegen dieses Urteil von der Beklagten eingelegte Beru&#173;fung ist zul&#228;ssig. In der Sache bleibt sie ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist begr&#252;ndet. Mit der angegriffenen Werbung macht die Beklagte im gesch&#228;ftlichen Verkehr zu Zwecken des Wett&#173;bewerbs &#252;ber gesch&#228;ftliche Verh&#228;ltnisse - die Preisbemessung von Waren - irref&#252;hrende Angaben, so da&#223; sie von den Kl&#228;gerin&#173;nen gem&#228;&#223; 5&#167; 3, 13 Abs. 1 UWG auf Unterlassung der Angaben</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">in Anspruch genommen werden kann.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Von dem fl&#252;chtigen Durchschnittsleser und damit von einem nicht unerheblichen Teil der mit ihr angesprochenen Verkehrs&#173;kreise (vgl. dazu von Gamm, Gesetz gegen den unlauteren Wett&#173;bewerb, 2. Auflage, 5; 3 Rdnr. 14) wird die Anzeige entspre&#173;chend ihrem Wortlaut dahin verstanden, da&#223; die Beklagte ge&#173;brauchte Fernseh-, Video- und HiFi-Ger&#228;te sowie Waschautoma&#173;ten zu Preisen &#252;bernimmt, die von keinem Mitbewerber &#252;ber&#173;troffen werden. &#196;hnlich wie die Werbung mit Tiefstpreisen (vgl. dazu OLG Hamburg WRP 1977, 651/653) ist in der ger&#252;gten Anzeige nicht nur eine reklamehafte Anpreisung etwa in dem Sinne zu sehen, da&#223; die Beklagte gutes Geld f&#252;r die aufge&#173;f&#252;hrten Altger&#228;te zahle. Anders als marktschreierische &#220;ber&#173;treibungen, allgemeine Redewendungen und suggestive Kaufappelle (vgl. dazu von Gamm, a.a.O., &#167; 1 Rdnr. 54; &#167; 3 Rdnr. 1o) wird die Ank&#252;ndigung eines seri&#246;sen Einzelhandelsunterneh&#173;mens: "Wir zahlen H&#246;chst-Preise" jedenfalls von einem nicht unerheblichen Teil des Verkehrs erst genommen, zumal da die Richtigkeit der Werbeaussage etwa durch die Einholung von Vergleichsangeboten grunds&#228;tzlich einer objektiven Nachpr&#252;f&#173;barkeit zug&#228;nglich ist (vgl. in diesem Zusammenhang Baumbach-&#173;Hefermehl, Wettbewerbsrecht, 14. Auflage, &#167; 3 UWG Rdnr. 74 f.).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Dies alles kann der Senat, dessen Mitglieder zu den angespro&#173;chenen Verkehrskreisen geh&#246;ren, aus eigener Sachkunde und Er&#173;fahrung selbst feststellen, so da&#223; es der von der Beklagten beantragten Einholung eines Verkehrsgutachtens nicht bedarf.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Werbung ist irref&#252;hrend, weil ihr der rechtlichen Beur&#173;teilung zugrundeliegender Bedeutungsgehalt den tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnissen nicht entspricht. Es ist nach der Lebenserfah&#173;rung auszuschlie&#223;en, da&#223; Konkurrenten der Beklagten - auch wenn man nur auf I.und dessen Umgebung abstellt - in keinem Fall h&#246;here Preise f&#252;r Altger&#228;te zahlen als die Be&#173;klagte, und zwar selbst dann, wenn sie gebrauchte Ger&#228;te beim Kauf von Neuger&#228;ten in Zahlung nehmen. Auch die Beklagte scheint diese Folgerung aus dem dargelegten Verst&#228;ndnis der Anzeige nicht in Zweifel ziehen zu wollen, wie ihre Ausf&#252;h&#173;rungen im Schriftsatz vom 23. April 1985 Blatt 3 nahelegen. Soweit sie daraus indessen den Schlu&#223; zieht, das Verst&#228;ndnis der Anzeige sei lebensfremd, weil jedem verst&#228;ndigen Betrach&#173;ter klar sei, da&#223; die Werbung so nicht gemeint sein k&#246;nne, ist ihr nicht beizupflichten. Denn bei der Auslegung der An&#173;zeige, die sich an das breite Publikum wendet, ist entschei&#173;dend nicht auf den verst&#228;ndigen, aufmerksamen und kritischen Betrachter, sondern - wie dargelegt - auf den fl&#252;chtigen Le&#173;ser abzustellen, der keine vertieften Erw&#228;gungen anstellt</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">und die Anzeige ohne besondere Sorgfalt ungezwungen und un&#173;kritisch wahrnimmt (vgl. Baumbach-Hefermehl, a.a.O., &#167; 3 UWG Rdnr. 33).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus 5 97 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die &#252;brigen Nebenentscheidungen finden ihre Rechtsgrundlage in 5 7o8 Nr. 1o, g 713, 546 Abs. 2 Satz 1 ZPO.</p>
315,593
vg-gelsenkirchen-1985-11-14-5-k-101285
{ "id": 843, "name": "Verwaltungsgericht Gelsenkirchen", "slug": "vg-gelsenkirchen", "city": 423, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
5 K 1012/85
"1985-11-14T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:43"
"2019-03-27T09:42:43"
Urteil
ECLI:DE:VGGE:1985:1114.5K1012.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>f&#252;r R e c h t erkannt :</p> <p></p> <p> Das Verfahren wird eingestellt, soweit das Verfahren &#252;bereinstimmend in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt worden ist.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen der Kl&#228;ger zu 7/8 und der Beklagte zu 1/8.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist wegen der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar. Der jeweilige Schuldner darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he des jeweils beizutreibenden Betrages abwenden, wenn nicht der jeweilige Gl&#228;ubiger zuvor in derselben H&#246;he Sicherheit leistet. </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks"> T a t b e s t a n d :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"> Der Kl&#228;ger ist Eigent&#252;mer des in Xxxx gelegenen Grundst&#252;cks Yyyy, das u.a. am Stra&#223;enrand mit einem alten, dreigeschossigen Mehrfamilien-Wohnhaus bebaut ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nachdem er festgestellt hatte, da&#223; an den lotrechten inneren Stirnseiten des Treppenhauses sowie an den Unterseiten der Treppenpodeste und Treppenl&#228;ufe des vorgenannten Hauses Holzverkleidungen aus Profilbrettern angebracht worden waren, erlie&#223; der Beklagte unter dem 27. Juli 1984 eine an den Kl&#228;ger gerichtete Ordnungsverf&#252;gung, mit der er diesem - gest&#252;tzt auf die &#167;&#167; 1 und 14 des Ordnungsbeh&#246;rdengesetzes - OBG - i.V.m. den &#167;&#167; 3 Abs. 1, 18 Abs. 1 und 39 Abs. 2 und 3 der Bauordnung f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen i.d.F. vom 27. Januar 1970 - BauO NW 1970 - aufgab, die baurechtswidrige Holzverkleidung des Treppenraumes in dem dreigeschossigen Vordergeb&#228;ude auf dem Grundst&#252;ck Yyyy innerhalb von drei Wochen zu beseitigen. Zur Begr&#252;ndung dieser Ordnungsverf&#252;gung f&#252;hrte der Beklagte im wesentlichen aus, da&#223; der vorgefundene Zustand aus brandschutztechnischer Sicht nicht geduldet werden k&#246;nne, da es sich bei dem Treppenraum um einen notwendigen Treppenraum handele und somit die Gefahr bestehe, da&#223; bei Ausbruch eines Feuers Personen zu Schaden k&#228;men. Hierdurch werde die &#246;ffentliche Sicherheit und Ordnung erheblich gef&#228;hrdet. Nach den angegebenen Vorschriften der Bauordnung seien bauliche Anlagen so anzuordnen, zu errichten, zu &#228;ndern und instandzuhalten, da&#223; die &#246;ffentliche Sicherheit oder Ordnung, insbesondere Leben oder Gesundheit, nicht gef&#228;hrdet, der Entstehung und Ausbreitung von Schadenfeuer vorgebeugt w&#252;rde und bei einem Brand wirksame L&#246;scharbeiten und die Rettung von Menschen und Tieren m&#246;glich seien, Verschlage und Einbauten aus brennbaren Baustoffen in Treppenr&#228;umen seien unzul&#228;ssig. Wand- und Deckenbekleidungen in Treppenr&#228;umen von Geb&#228;uden mit mehr als zwei Vollgeschossen m&#252;&#223;ten aus nichtbrennbaren Baustoffen bestehen. Eine andere Entscheidung habe nach pflichtgem&#228;&#223;em Ermessen im &#246;ffentlichen Interesse aufgrund der gegebenen Sach- und Rechtslage nicht getroffen werden k&#246;nnen, da eine wirksame Beseitigung der bestehenden Gefahrensituation nur durch Entfernung der Holzverkleidung m&#246;glich sei. F&#252;r den Fall der nicht fristgem&#228;&#223;en Erf&#252;llung dieser Aufforderung drohte der Beklagte dem Kl&#228;ger aufgrund der &#167;&#167; 55? 60 und 63 des Verwaltungsvollstreckungsgesetzes f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen vom 13. Mai 1980 - VwVG NW - die Festsetzung eines Zwangsgeldes in H&#246;he von 500,-- DM an. Abschlie&#223;end stellte der Beklagte in der Ordnungsverf&#252;gung fest, da&#223; aufgrund der bestehenden Gefahrensituation im &#246;ffentlichen Interesse die gem&#228;&#223; &#167; 28 des Verwaltungsverfahrensgesetzes f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen - VwVfG NW - vorgesehene Anh&#246;rung entfalle.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit am 15. August 1984 beim Beklagten eingegangenen Schreiben vom 13. August 1984 legte der Kl&#228;ger gegen die Ordnungsverf&#252;gung vom 27. Juli 1984 Widerspruch ein, zu dessen Begr&#252;ndung er darauf verwies, da&#223; die Aufforderung zur Beseitigung der im Treppenhaus montierten Holzverkleidung f&#252;r ihn eine nicht vertretbare H&#228;rte bedeute. Er habe den Grundbesitz im Jahre 1981/82 erworben und in dem &#252;beralterten Vordergeb&#228;ude erhebliche Sanierungsma&#223;nahmen getroffen und in diesem Zusammenhang u.a. die streitige Holzverkleidung, die der Verkleidung der im Zuge der Renovierung verlegten Installationsleitungen diene, anbringen lassen. Ihm sei dabei nicht bekannt gewesen, da&#223; solche Ma&#223;nahmen bauordnungsrechtlich unzul&#228;ssig seien. Er sei der Auffassung, da&#223; eine erh&#246;hte Brandgefahr im Treppenhaus durch einen nachtr&#228;glichen Brandschutzanstrich vermieden werde. Weiterhin k&#246;nnten im Treppenhaus, an gut sichtbaren Stellen, Trockenfeuerl&#246;scher montiert werden, die in Gefahrensituationen m&#252;helos von jedermann gehandhabt werden k&#246;nnten. Dadurch sei eine wirksame Rettung von Menschen und Tieren gew&#228;hrleistet.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit Widerspruchsbescheid vom 14. M&#228;rz 1985 wies der Regierungspr&#228;sident Zzzz den Widerspruch des Kl&#228;gers zur&#252;ck. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte er im wesentlichen aus, da&#223; die Beseitigungsanordnung des Beklagten zu Recht ergangen sei; auch die f&#252;r die Entfernung der Holzverkleidung gesetzte Frist sei angemessen. Als Eigent&#252;mer des Grundst&#252;ckes sei der Kl&#228;ger f&#252;r den ordnungsgem&#228;&#223;en, baurechtlich einwandfreien Zustand verantwortlich und gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1, 14 und 18 OBG in Anspruch zu nehmen, damit die baurechtswidrigen Zust&#228;nde beseitigt w&#252;rden. Er wiederholt und vertieft die Ausf&#252;hrungen des Beklagten zur bauordnungsrechtlichen Unzul&#228;ssigkeit des vorgenommenen Einbaues der Holzverkleidung und weist erg&#228;nzend darauf hin, da&#223; nach dem Runderla&#223; des Innenministers des Landes Nordrhein-Westfalen vom 29. April 1978 ("Verwendung brennbarer Baustoffe im Hochbau") gem&#228;&#223; Ziff. 8 in Rettungswegen Bekleidungen von W&#228;nden und Decken sowie von Treppenunterseiten in Geb&#228;uden mit mehr als zwei Vollgeschossen aus nicht brennbaren Baustoffen (Klasse A) bestehen m&#252;&#223;ten. Auch nach der Bauordnung f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen vom 26. Juni 1984 - BauO NW 1984 - i.V.m. der hierzu ergangenen Verwaltungsvorschrift vom 29. November 1984 sei zur pr&#228;ventiven Gefahrenabwehr die brennbare Bekleidung im Treppenraum gem&#228;&#223; &#167; 82, unter Beachtung der &#167;&#167; 3, 17 und 33 zu entfernen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Am 27. M&#228;rz 1985 hat der Kl&#228;ger die vorliegende Klage erhoben, mit der er sein Begehren weiterverfolgt. Er h&#228;lt die angefochtene Ordnungsverf&#252;gung f&#252;r rechtswidrig; das Beseitigungsverlangen sei auf keinen Fall gerechtfertigt. Es k&#246;nne n&#228;mlich nicht die Rede davon sein, da&#223; durch den Einbau der streitigen Holzverkleidung die Brandgefahr erh&#246;ht worden sei. Das gesamte Treppenhaus des Altbaus - Treppen, Treppengel&#228;nder, Podeste, Balkenlagen, B&#246;den und T&#252;ren - bestehe aus Holz. Dieser Zustand sei seit Errichtung des Geb&#228;udes, also seit Jahrzehnten, so vorhanden. In diesem Sinne habe auch das angerufene Gericht im zugeh&#246;rigen Verfahren auf Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung des Widerspruchs - 5 L 1090/84 - darauf hingewiesen, da&#223; gegen die Rechtm&#228;&#223;igkeit der angefochtenen Ordnungsverf&#252;gung Bedenken best&#252;nden und nicht ohne weiteres ersichtlich sei, woraus sich eine akute Gefahr ergebe.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat zun&#228;chst beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Ordnungsverf&#252;gung des Beklagten vom 27. Juli 1984 und den Widerspruchsbescheid des Regierungspr&#228;sidenten Zzzz vom 14. M&#228;rz 1985 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Beklagte in der m&#252;ndlichen Verhandlung am 14. November 1985 die Ordnungsverf&#252;gung vom 27. Juli 1984 insoweit ge&#228;ndert hat, als er die darin enthaltene Fristsetzung und Androhung der Festsetzung eines Zwangsgeldes aufgehoben hat, und die Parteien das Verfahren daraufhin insoweit in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt haben, beantragt der Kl&#228;ger nunmehr,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Ordnungsverf&#252;gung des Beklagten vom 27. Juli 1984 und den Widerspruchsbescheid des Regierungspr&#228;sidenten Zzzz vom 14. M&#228;rz 1985 in der Fassung der Erkl&#228;rung des Beklagten vom 14. November 1985 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt, </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung wiederholt er im wesentlichen den Inhalt der angefochtenen Ordnungsverf&#252;gung und des Widerspruchsbescheides des Regierungspr&#228;sidenten Zzzz. Erg&#228;nzend weist er darauf hin, da&#223; eine nachtr&#228;gliche Oberfl&#228;chenbehandlung der Holzverkleidung mit Brandschutzanstrich nicht zu dem vom Gesetzgeber aufgegebenen Ziel der Nichtbrennbarkeit der Bekleidungen f&#252;hrte. Auch sei das Argument, es handele sich bei dem in Frage stehenden Geb&#228;ude um einen ohnehin mit viel Holz verarbeiteten Altbau nicht geeignet, von dem Verlangen nach Beseitigung der Holzverkleidung Abstand zu nehmen. Bei einem alten Haus m&#252;sse erst recht daf&#252;r Sorge getragen werden, da&#223; die Brandgefahr so klein wie m&#246;glich gehalten werde. Selbst wenn Treppengel&#228;nder, Podeste usw. schon aus Holz best&#252;nden, bedeute das nicht, da&#223; diese latente Gefahr durch Anbringen weiterer leicht brennbarer Materialien vergr&#246;&#223;ert werden d&#252;rfe. Eine wirksame Beseitigung der bestehenden Gefahrensituation sei daher, wie auch die Berufsfeuerwehr eindeutig zu erkennen gegeben habe, nur durch Entfernung der Holzverkleidung m&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Auf Beschlu&#223; der Kammer vom 25. September 1985 hat der Berichterstatter am 25. Oktober 1985 eine Ortsbesichtigung durchgef&#252;hrt. Wegen des Besichtigungsergebnisses wird auf die Niederschrift vom selben Tage (Bl. 22 und 23 der GA) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakten (einschlie&#223;lich 5 L 1090/84) und der bei gezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge Bezug genommen. Die Akten sind zum Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gemacht worden. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"> E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"> Soweit die Parteien das Verfahren - nach Aufhebung der in der Ordnungsverf&#252;gung vom 27. Juli 1984 enthaltenen Fristsetzung und Androhung der Festsetzung eines Zwangsgeldes durch den Beklagten - teilweise in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt haben, ist es in sinngem&#228;&#223;er Anwendung des &#167; 92 Abs. 2 der Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO - einzustellen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen ist die Klage zul&#228;ssig, aber nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Ordnungsverf&#252;gung des Beklagten vom 27. Juli 1984 - in der Gestalt des Widerspruchsbescheides des Regierungspr&#228;sidenten Zzzz und der Erkl&#228;rung des Beklagten vom 14. November 1985 - ist rechtm&#228;&#223;ig und verletzt den Kl&#228;ger daher nicht in seinen Rechten (&#167; 113 Abs. 1 Satz 1 VwGO). </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Ordnungsverf&#252;gung findet ihre Rechtsgrundlage in &#167;&#167; 1, 14 OBG i.V.m. &#167; 76 Abs. 1 BauO NW 1970. Danach sind die Bauaufsichtsbeh&#246;rden befugt, in Wahrnehmung der ihnen &#252;bertragenen Aufgaben nach pflichtgem&#228;&#223;em Ermessen in die Rechte nat&#252;rlicher oder/und juristischer Personen einzugreifen, um eine im Einzelfall bestehende Gefahr f&#252;r die &#246;ffentliche Sicherheit oder Ordnung abzuwehren. Der nach dem Einbau der Profilbretterverkleidung im Treppenhaus gegebene Zustand des Geb&#228;udes Yyyy stellt als bereits realisierte Gefahr im dargestellten Sinne eine St&#246;rung der &#246;ffentlichen Sicherheit dar, die den Beklagten nicht nur berechtigte, sondern sogar verpflichtete, in der geschehenen Weise einzuschreiten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Einbau der Profilbretter im Treppenraum verst&#246;&#223;t gegen &#167; 39 Abs. 3 Satz 2 BauO NW 1970, wonach Wand- und Deckenbekleidungen in Treppenr&#228;umen von Geb&#228;uden mit mehr als zwei Vollgeschossen aus nichtbrennbaren Baustoffen bestehen m&#252;ssen, und damit gegen die &#246;ffentliche Sicherheit i.S.d. &#167; 14 Abs. 1 OBG, die den Schutz der staatlichen Rechtsordnung und damit insbesondere des &#246;ffentlichen Baurechts bezweckt. Dieser Versto&#223; ist auch nicht durch eine den Einbau zulassende Baugenehmigung ausger&#228;umt worden; er besteht auch nach Inkrafttreten der Bauordnung f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen vom 26. Juni 1984 - BauO NW 1984 - fort (zu deren Anwendbarkeit in F&#228;llen der vorliegenden Art vgl. &#167; 83 Abs. 3 BauO NW 1984); denn auch nach dem insoweit einschl&#228;gigen &#167; 33 Abs. 3 Satz 3 BauO NW 1984 m&#252;ssen Bekleidungen in Treppenr&#228;umen aus nichtbrennbaren Brennstoffen bestehen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die angefochtene Verf&#252;gung leidet auch nicht an einem Ermessensfehler (vgl. &#167; 114 VwGO). Nach Lage der Dinge war der Beklagte nicht nur berechtigt, sondern sogar verpflichtet, vom Kl&#228;ger die Beseitigung der baurechtswidrig angebrachten Holzverkleidung zu verlangen. Er durfte weder davon absehen einzuschreiten, noch standen ihm weniger beeintr&#228;chtigende Mittel zur Gefahrenbeseitigung (vgl. &#167; 15 Abs. 1 OBG) zur Verf&#252;gung. Angesichts der Gr&#246;&#223;e der drohenden Sch&#228;den f&#252;r das Leben und die k&#246;rperliche Unversehrtheit der Bewohner und Besucher des Hauses Yyyy, die in einem Brandfalle zu bef&#252;rchten sind, durfte der Beklagte den vorhandenen bauordnungswidrigen Zustand des Treppenraumes nicht dulden. Dem kann nicht entgegengehalten werden, da&#223; die Wahrscheinlichkeit eines Schadenfeuers gering sei. Es entspricht der Lebenserfahrung, da&#223; mit der Entstehung eines Brandes praktisch jederzeit gerechnet werden mu&#223;. Der Umstand, da&#223; in vielen Geb&#228;uden jahrzehntelang kein Brand ausbricht, beweist nicht, da&#223; keine Gefahr besteht, sondern stellt f&#252;r die Betroffenen einen Gl&#252;cksfall dar, mit dessen Ende jederzeit gerechnet werden mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">- Vgl. zu diesem Gesichtspunkt etwa Oberverwaltungsgericht - OVG - L&#252;neburg, Urteil vom 23. September 1976 - I A 94/74 -; Thiel/Gelzer, Baurechtssammlung.Band - BRS - 30 Nr. 163 -.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Hinzukommt, da&#223; mit der Gr&#246;&#223;e des drohenden Schadens die Anforderungen an die Wahrscheinlichkeit des Schadenseintritts geringer werden</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">vgl. Bundesverwaltungsgericht - BVerwG -, Urteil vom 26. Juni 1970 - IV C 99.67 -, Neue Juristische Wochenschrift - NJW - 1970, S. 1890 -</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">und da&#223; vorliegend erhebliche zus&#228;tzliche Brandgefahren dadurch geschaffen worden sind, da&#223; der Kl&#228;ger unter der Profilbretterverkleidung zum Teil Installationsleitungen verlegt hat, so da&#223; im Falle eines Kurzschlusses die Bretterverkleidung unmittelbar Feuer fangen kann. Auch der Hinweis des Kl&#228;gers, da&#223; die gesamte Treppenanlage aus Holz bestehe und im Treppenhaus zahlreiche Holzt&#252;ren eingebaut seien, so da&#223; eine Brandgefahr ohnehin von vornherein gegeben gewesen und diese durch den Einbau von Profilbrettern nicht erh&#246;ht worden sei, l&#228;&#223;t nicht zu, die Holzverkleidungen im Treppenraum zu belassen. Zwar ist nicht von der Hand zu weisen, da&#223; die im Treppenhaus vorhandenen Holzeinbauten brennbar sind und somit die Gefahr eines Brandes begr&#252;nden. Das Bestehen einer Brandgefahr rechtfertigt aber nicht, den Treppenraum aus der vorbeugenden Brandkontrolle zu entlassen und die Verantwortung allein dem Hauseigent&#252;mer zu &#252;berlassen. Vielmehr ist es unverzichtbar, auch und gerade in derartigen Treppenr&#228;umen die Gefahr eines Schadenfeuers so weit wie m&#246;glich einzud&#228;mmen. Vor diesem Hintergrund kann nicht &#252;bersehen werden, da&#223; infolge des Einbaus der Profilbretter sowohl die Gefahr, da&#223; im Treppenhaus ein Feuer ausbricht, erh&#246;ht als auch die M&#246;glichkeit, im Brandfalle das Treppenhaus als Rettungsweg zu ben&#252;tzen oder Menschen aus dem Treppenraum zu retten, erheblich erschwert worden ist. Eine Erh&#246;hung der Brandgefahr ergibt sich zum einen aus dem bereits angesprochenen Umstand, da&#223; unter der Verbretterung zum Teil elektrische Leitungen verlegt worden sind, die im Falle eines Defektes ein Feuer erzeugen k&#246;nnen. Sie ergibt sich zum anderen daraus, da&#223; die nur wenige Millimeter starken Profilbretter aus besonders leicht brennbaren weichen Geh&#246;lzen erheblich schneller und leichter Feuer fangen k&#246;nnen als die aus massivem Hartholz hergestellte Treppenanlage. Dies gilt umsomehr, als die Profilverbretterung so aufgebracht worden ist, da&#223; sich zwischen ihr und den Treppenlaufen, den Treppenpodesten und den W&#228;nden an den Stirnseiten des Treppenhauses Hohlr&#228;ume befinden, so da&#223; beidseitig Sauerstoff vorhanden ist und mithin g&#252;nstige Umst&#228;nde f&#252;r einen Brand gegeben sind. Der Einbau der Profilbretter beg&#252;nstigt aber nicht nur das Entstehen eines Brandes; er erleichtert und f&#246;rdert zudem die schnellere Ausdehnung eines Feuers, weil durch die Profilbretter die schwerer entflammbaren Harth&#246;lzer der Treppenanlage in Brand gesetzt werden k&#246;nnen und deren Verbrennung beschleunigt werden kann. Infolge dieser Beschleunigung des Verbrennungsprozesses w&#252;rde sich naturgem&#228;&#223; der Zeitraum, in dem der Treppenraum gefahrlos als Rettungsweg benutzt werden kann, verk&#252;rzen, was angesichts des Umstandes, da&#223; dieser Zeitraum infolge der im Treppenhaus vorhandenen Holzeinbauten und der darin liegenden Brandlast ohnehin knapp bemessen ist, besonders nachteilig ins Gewicht f&#228;llt. Nimmt man schlie&#223;lich hinzu, da&#223; die Rettung von Menschen durch die stra&#223;enabgewandten Fenster des Hauses sowieso schon erschwert ist, weil die Feuerwehr den Hofraum nur durch eine enge Hausdurchfahrt erreichen kann und dort wenig Man&#246;vrierfl&#228;che zur Verf&#252;gung hat, kann nicht ernstlich bezweifelt werden, da&#223; die Profilbretterverkleidung nicht im Treppenraum belassen werden kann, weil andere, den Kl&#228;ger weniger belastende Ma&#223;nahmen zur Beseitigung der Gefahr nicht ergriffen werden k&#246;nnen. So ist insbesondere von dem vom Kl&#228;ger vorgeschlagenen Brandschutzanstrich im Brandfalle keine schadensmindernde oder -begrenzende Wirkung zu erwarten. Auch wird sich ein Brand durch Trockenfeuerl&#246;scher nicht eind&#228;mmen oder gar l&#246;schen lassen, zumal - worauf der Vertreter der Feuerwehr ebenfalls hingewiesen hat - Feuerl&#246;scher sinnvoll nur eingesetzt werden k&#246;nnen, wenn sie nahe genug an das Feuer herangef&#252;hrt werden und dies wiederum betr&#228;chtlichen Mut und Einsatz des Bedienenden erfordert.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich kann der Kl&#228;ger die Aufhebung der streitbefangenen Ordnungsverf&#252;gung auch nicht deshalb beanspruchen, weil der Beklagte ihm nicht zuvor Gelegenheit gegeben hat, sich zu den entscheidungserheblichen Tatsachen zu &#228;u&#223;ern (vgl. &#167; 28 Abs. 1 VwVfG NW). Unabh&#228;ngig von der Frage, ob die Anh&#246;rung - wie der Beklagte meint - aufgrund der bestehenden Gefahrensituation im &#246;ffentlichen Interesse nach &#167; 28 Abs. 2 Nr. 1 VwVfG NW entbehrlich war oder ob ein etwaiger Versto&#223; gegen das Anh&#246;rungsgebot dadurch geheilt ist, da&#223; sich der Kl&#228;ger im Widerspruchsverfahren zur Sache ge&#228;u&#223;ert hat (vgl. &#167; 45 Abs. 1 Nr. 3 VwVfG),</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">vgl. hierzu BVerwG, Urteil vom 17. August 1982 - 1 C 22.81 -, Die &#214;ffentliche Verwaltung 1983, S. 286 -</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">scheidet ein solcher Anspruch nach &#167; 46 VwVfG NW schon deshalb aus, weil das Ermessen des Beklagten - wie ausgef&#252;hrt - angesichts der besonderen Umst&#228;nde des vorliegenden Falles derart geschrumpft war, da&#223; er in der geschehenen Weise einschreiten mu&#223;te und somit keine andere Entscheidung in der Sache h&#228;tte getroffen werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Nach alledem mu&#223; die Klage mit der Kostenfolge aus &#167; 154 Abs. 1 VwGO abgewiesen werden. Soweit das Verfahren sich in der Hauptsache erledigt hat, entspricht es der Billigkeit (vgl. &#167; 161 Abs. 2 VwGO), dem Beklagten die Kosten aufzuerlegen, weil er die Ordnungsverf&#252;gung insoweit aufgehoben hat, um ein drohendes Unterliegen zu vermeiden. Die Quotelung der Kosten entspricht dem am festgesetzten Streitwert orientierten Verh&#228;ltnis des wechselseitigen Obsiegens und Unterliegens (vgl. &#167; 155 Abs. 1 Satz 1 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit der Kosten folgt aus &#167; 167 VwGO i.V.m. &#167;&#167; 708 Nr. 11 und 711 der Zivilproze&#223;ordnung.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,594
olgham-1985-11-11-4-uf-39185
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 UF 391/85
"1985-11-11T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:44"
"2019-03-27T09:42:43"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1985:1111.4UF391.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das Urteil des Amtsgerichts - Familiengericht - Dortmund vom 11. Juli 1985 wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten der Berufung tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b>:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, der in Dortmund ein Gesch&#228;ft f&#252;r Schallplatten und Tontr&#228;ger betreibt, hat gegen die Ehefrau des Beklagten ein Vers&#228;umnisurteil erwirkt, nach dem diese 1.095,-- DM nebst 12,5 % Zinsen seit dem 7. Dezember 1983 an ihn zu zahlen hat.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Zwangsvollstreckung gegen die Ehefrau des Beklagten fruchtlos geblieben ist, hat er am 31. Juli 1984 einen Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschlu&#223; erwirkt, mit dem die angeblichen Anspr&#252;che der Schuldnerin des Kl&#228;gers auf Zahlung von Unterhalt und Taschengeld gegen ihren Ehemann, den Beklagten, gepf&#228;ndet und dem Kl&#228;ger zur Einziehung &#252;berwiesen worden sind. Der Beschlu&#223; ist dem Beklagten am 2. August 1984 zugestellt worden (Ersatzzustellung an die Ehefrau).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">In der Folgezeit gab der Beklagte weder die gem&#228;&#223; &#167; 840 ZPO geforderten Erkl&#228;rungen ab noch leistete er die verlangten Zahlungen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit seiner Klage hat der Kl&#228;ger behauptet, das monatliche Einkommen des Beklagten betrage wenigstens 1.700,-- DM. F&#252;r drei Kinder erhalte er 360,-- DM Kindergeld pro Monat, das Kindergeld sei zu dem Einkommen hinzuzurechnen. Die Unterhaltsanspr&#252;che der 9, 8 und 2 Jahre alten Kinder w&#252;rden zweimal 290,-- DM und einmal 240,-- DM betragen, so da&#223; bei einem Selbstbehalt des Beklagten in H&#246;he von 990,-- DM seiner Ehefrau noch 350,-- DM pro Monat verbleiben w&#252;rden. Davon stehe dieser ein monatliches Taschengeld in H&#246;he von 50,-- DM zu. Dementsprechend habe der Beklagte von August 1984 an monatlich 50,-- DM zu leisten, bis die Forderung getilgt sei. Seit diesem Zeitpunkt sei der Beklagte in Verzug, so da&#223; er 11,5 % Zinsen zu entrichten habe, da er - der Kl&#228;ger - mit Bankkredit arbeite, f&#252;r den er Zinsen in dieser H&#246;he zu entrichten habe.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an ihn 300,-- DM nebst 11,5 % Zinsen von je 50,-- DM seit dem 31. August, 30. September, 31. Oktober, 30. November, 31. Dezember 1984 und 31. Januar 1985 zu zahlen, ferner, beginnend mit dem 1. Februar 1985 monatlich 50,-- DM an ihn zu zahlen, bis die Gesamtschuld von 1.095,-- DM nebst 12,5 % Zinsen seit dem 7. Dezember 1983 zuz&#252;glich 263,29 DM Kosten des Mahnverfahrens nebst 4 % Zinsen seit dem 17. Februar 1984 zuz&#252;glich 127,08 DM Vollstreckungskosten und 77,58 DM Geb&#252;hren f&#252;r den Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschlu&#223; getilgt sei.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht - Familiengericht - hat durch, das angefochtene Urteil vom 11. Juli 1985 bei S&#228;umnis des Beklagten die Klage abgewiesen, da es sie f&#252;r nicht schl&#252;ssig erachtet hat. Es hat im wesentlichen ausgef&#252;hrt, da&#223; ausgehend von den Angaben des Kl&#228;gers der Beklagte nicht hinreichend leistungsf&#228;hig sei, um seiner Ehefrau ein Taschengeld zahlen zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wendet sich der Kl&#228;ger mit seiner Berufung. Er wiederholt sein erstinstanzliches Vorbringen und f&#252;hrt erg&#228;nzend aus, den Kindern des Beklagten stehe nicht einmal der sogenannte Mindesttabellensatz, sondern allenfalls ihnen gemeinsam ein Betrag von 500.-- DM zu. Von dem Restbetrag in H&#246;he von 1.560,-- DM k&#246;nne der Beklagte seiner Ehefrau ein Taschengeld bezahlen, das nach der Entscheidung des OLG Zweibr&#252;cken in FamRZ 1980, 445, 446 5 % des Nettoeinkommens des Beklagten betrage.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 30. Oktober 1985, dessen Abschriften am 4. November 1985 an den Beklagten herausgegangen sind, hat der Kl&#228;ger erg&#228;nzend vorgetragen, das Nettoeinkommen des Beklagten habe sich "infolge zwischenzeitlich eingetretener Lohnsteigerungen" auf 1.900,-- DM erh&#246;ht. Zuz&#252;glich eines Kindergeldes in H&#246;he von 370,-- DM sei also von einem Gesamteinkommen des Beklagten in H&#246;he von 2.270,-- DM auszugehen. Bei einem Bedarf der Kinder von nach wie vor 500,-- DM w&#252;rden dem Beklagten und seiner Ehefrau noch 1.770,-- DM zur Verf&#252;gung stehen, also ausreichend, um einen Taschengeldanspruch der Ehefrau des Beklagten zu bejahen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und nach seinem erstinstanzlich gestellten Antrag zu erkennen, ferner, durch Vers&#228;umnisurteil zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist trotz ordnungsgem&#228;&#223;er Ladung unter dem 12. Oktober 1985 zu dem Senatstermin am 11. November 1985 nicht erschienen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><u><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b>:</u></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig, sachlich aber nicht gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Da der Berufungsbeklagte zum Senatstermin nicht erschienen ist und der Berufungskl&#228;ger gegen ihn das Vers&#228;umnisurteil beantragt hat, war das tats&#228;chliche m&#252;ndliche Vorbringen des Berufungskl&#228;gers als zugestanden anzunehmen. Ausgenommen davon bleibt das Vorbringen, der Berufungsbeklagte verdiene nun netto 1.900,-- DM im Monat, da dieser Vortrag dem Berufungsbeklagten nicht rechtzeitig mittels Schriftsatzes mitgeteilt worden ist (&#167; 335 Abs. 1 Nr. 3 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das damit zugrunde zu legende Vorbringen des Berufungskl&#228;gers rechtfertigt den Berufungsantrag nicht, so da&#223; die Berufung zur&#252;ckzuweisen war (&#167; 542 Abs. 2 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Ehefrau des Beklagten hat gegen diesen seit dem 2. August 1984 - dem Tag, an dem die Pf&#228;ndung gem&#228;&#223; &#167; 829 Abs. 3 ZPO als bewirkt anzusehen ist - zumindest zum derzeitigen Zeitpunkt keinen Anspruch auf Taschengeld gem&#228;&#223; &#167; 1360 a BGB, so da&#223; der Kl&#228;ger auch nicht einen derartigen Anspruch im eigenen Namen gegen den Beklagten geltend machen kann.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Frage, ob ein Taschengeldanspruch &#252;berhaupt pf&#228;ndbar ist (vgl. zum umfangreichen Streitstand Palandt/Diederichsen, BGB-Kommentar, 44. Aufl. 1985, &#167; 1360a BGB Anm. 1, c), braucht hier schon deshalb nicht er&#246;rtert zu werden, da ein solcher Anspruch im vorliegenden Fall nicht besteht, so da&#223; - eine wirksame Pf&#228;ndung unterstellt - der Kl&#228;ger gleichwohl keinen Anspruch haben w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Zwar steht einer nicht berufst&#228;tigen Ehefrau gegen ihren Ehemann im allgemeinen ein Anspruch auf Taschengeld zu, wie es der gefestigten Meinung in Literatur und Rechtsprechung entspricht (vgl. Palandt/Diederichsen a.a.O., Anm. 1, c; Soergel/Lange, BGB-Kommentar, 11. Aufl. 1981, &#167; 1360 a BGB Rn. 8; M&#252;nchener Kommentar zum BGB, Band 5, 1978, &#167; 1360 a BGB Rn. 16; G&#246;ppinger, Unterhaltsrecht, 4. Aufl. 1981, Rn. 462; K&#246;hler, Handbuch des Unterhaltsrechts, 6. Aufl. 1983, Rn. 199; OLG Zweibr&#252;cken FamRZ 1980, 445 f.; OLG Hamm FamRZ 1978, 602 f.; OLG Celle NJW 1962, 1731 f.; RGZ 97, 286 ff., 289), wobei das Taschengeld durchgehend so definiert wird, da&#223; der Anspruchsberechtigte damit seine reinen Privatinteressen befriedigen kann, ohne dem Ehegatten &#252;ber die Art der Verwendung Rechenschaft zu schulden.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Aus dieser Definition des Begriffs "Taschengeld", das danach der Befriedigung der reinen Privatinteressen des jeweiligen Ehepartners dient, folgt aber auch die Begrenzung des Anspruchs auf Taschengeld im Einzelfall. Denn mit dem Hinweis auf die reinen Privatinteressen des Berechtigten h&#228;ngt nicht nur die H&#246;he des Taschengeldanspruchs, sondern auch seine Entstehung &#252;berhaupt davon ab, ob die wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse - das Verm&#246;gen und Einkommen, der Lebensstil und die Zukunftsplanung - der Familie insgesamt eine solche Ausgabe sinnvollerweise zulassen (vgl. Soergel/Lange, a.a.O.; OLG Zweibr&#252;cken FamRZ 1980, 446).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Damit mu&#223; aber jeder Taschengeldanspruch - sei es, da&#223; er prozentual am Nettoeinkommen des Pflichtigen gemessen wird, sei es, da&#223; er in festen Betr&#228;gen ermittelt wird - zumindest an der Grenze scheitern, an der das Einkommen allenfalls dazu ausreicht, da&#223; mit ihm der notwendige Familienunterhalt bestritten werden kann.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Bei der Ermittlung dieser Grenze ist von einem Nettoeinkommen des Beklagten von 1.700,-- DM auszugehen. Denn das Kindergeld ist grunds&#228;tzlich kein unterhaltspflichtiges Einkommen (vgl. BGH FamRZ 1978, 177 f.; 1984, 769.ff.), sondern es dient dazu, aus familienpolitischer Sicht die Unterhaltslasten beider Eltern zu erleichtern, so da&#223; es auch hier au&#223;er Betracht zu bleiben hat.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Ein Nettoeinkommen von 1.700,-- DM f&#252;r eine f&#252;nfk&#246;pfige Familie bedeutet aber, da&#223; die Grenze, von der ab es keinen Taschengeldanspruch mehr gibt, wenigstens erreicht, wenn nicht sogar deutlich &#252;berschritten ist. Denn allein der Bedarf der drei Kinder hat - gemessen an der untersten Bedarfsgrenze gem&#228;&#223; &#167; 1610 Abs. 3 BGB gegen&#252;ber nur <u>einem</u> Elternteil bei einem entsprechenden Naturalunterhalt des anderen Elternteils - 1984 insgesamt wenigstens 709,-- DM und ab 1985 780,-- DM im Monat betragen. Damit verbleiben dem Beklagten und seiner Ehefrau f&#252;r 1984 monatlich 991,-- DM, ab 1985 920,-- DM. Diese Betr&#228;ge decken nicht einmal die Mindestbedarfs&#228;tze der Eheleute ab und reichen kaum dazu aus, den notwendigen Familienunterhalt zu sichern (vgl. dazu auch OLG Zweibr&#252;cken, a.a.O.). F&#252;r einen Taschengeldanspruch der Ehefrau des Beklagten ist bei einer derartigen wirtschaftlichen Lage der Familie kein Raum mehr.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167; 708 Nr. 10 ZPO.</p>
315,595
lg-dusseldorf-1985-11-08-13o17683
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13O176/83
"1985-11-08T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:45"
"2019-03-27T09:42:43"
Urteil
ECLI:DE:LGD:1985:1108.13O176.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>1.</p> <p>Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt,</p> <p>a)</p> <p>an die Volksbank N eG, als Zessionarin zugunsten des Kreditkontos 126o/1754/5 des Kl&#228;gers DM 6.49o,o6 nebst 1,1 % Zinsen aus DM 6.o18,66 monatlich ab dem 14. Juni 1983 zu zahlen;</p> <p>b)</p> <p>an den Kl&#228;ger DM 3o8,74 nebst 4 % Zinsen j&#228;hrlich ab dem 5. Februar 1983 zu zahlen.</p> <p>2.</p> <p>Die Beklagten haben die Kosten des Rechtsstreits als Gesamtschuldner zu tragen.</p> <p>3.</p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von DM 9.ooo,-- vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Sicherheit kann auch in Form einer selbstschuldnerischen B&#252;rgschaft einer in der Bundesrepublik Deutschland zugelassenen Gro&#223;bank oder Sparkasse erbracht werden.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:7px">Der Kl&#228;ger begehrt Schadensersatz aus einem Verkehrsunfall. Er tr&#228;gt dazu vor, da&#223; er am 3. Januar 1983 gegen 21.oo Uhr auf der S Stra&#223;e vor einer Ampel in einen Auffahrunfall verwickelt worden sei. Der Zeuge E habe mit seinem Pkw Ford-Taunus vor dieser Ampel angehalten, nach dem diese auf rot umgeschlagen sei. Der ihm folgende Kl&#228;ger sei mit seinem Pkw Renault R 5 hinter E ebenso zum Stehen gekommen, wie der hinter dem Kl&#228;ger fahrende Zeuge T mit seinem Opel-Senator, von dem der Kl&#228;ger zuvor den Pkw R5 gekauft habe. Einige Sekunden sp&#228;ter sei dann der Erstbeklagte mit dem bei der Zweitbeklagten versicherten Mercedes-Benz Combi auf den Pkw des Zeugen T gefahren und habe diesen gegen den Pkw des Kl&#228;gers geschoben. Dadurch wiederum sei der R 5 des Kl&#228;gers gegen den Pkw des Zeugen E gesto&#223;en worden.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:7px">Der Kl&#228;ger beziffert seinen hierdurch entstandenen Unfallschaden wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:7px">1. Fahrzeugtotalschaden: DM 5.011,-</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:7px">2. Ab- und Anmeldekosten: DM 100,-</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:7px">3. Gutachterkosten: DM 392,70</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:7px">4. Mietwagenkosten abz&#252;glich Eigenersparnis: DM 760,70</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:7px">5. Unkostenpauschale: DM 30,-</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:7px">6. Kosten einer Taxifahrt nach Hause: DM 33,-</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:7px">7. Finanzierungskosten: <u>DM 471,-</u></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:7px">DM 6.798,80</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:7px">Er habe einen Teil dieses Anspruchs in H&#246;he von DM 6.480,06 sicherungshalber unter Beibehalt seiner Einziehungsbefugnis an die im Tenor genannte Bank abgetreten.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:7px">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:102px">wie erkannt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:103px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Erstbeklagte behauptet, es handele sich um einen gestellten Unfall. Die Zweitbeklagte bestreitet dar&#252;ber hinaus, da&#223; sich der vom Kl&#228;ger geschilderte Unfall &#252;berhaupt zugetragen habe. Insbesondere meinen die Beklagten, da&#223; das Schadensbild am Heck des R 5 des Kl&#228;gers und an der Frontpartie des Opel des Zeugen T nicht zusammenpasse.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Au&#223;erdem bestreiten die Beklagten die H&#246;he des geltend gemachten Schadens<b>, </b>insbesondere hinsichtlich der Finanzierung<b>.</b></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Das Gericht hat Beweis erhoben.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme und aller weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Akteninhalt und den Inhalt der beigezogenen Akten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Die Klage ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die grunds&#228;tzliche gesamtschuldnerische Ersatzpflicht der Beklagten<b> </b>f&#252;r den dem Kl&#228;ger anl&#228;&#223;lich des Unfallereignisses vom 3. Januar 1984, von<b> </b>dem das Gericht ausgeht, entstandenen Schaden folgt aus SS 7 Abs. 1 StVG, 823 Abs. 1, 249 Abs. 2 BGB, 3 Nr. 1 und 2 Pflichtversicherungsgesetz. Denn dieser Schaden ist beim Betrieb des bei der Beklagten zu 2. haftpflichtversicherten Kraftfahrzeuges, das der Erstbeklagte zum Unfallzeitpunkt steuerte, eingetreten.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">1.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Nach Durchf&#252;hrung der Beweisaufnahme steht zur &#220;berzeugung des Gerichts fest, da&#223; sich am 3. Januar 1983 gegen 21.oo Uhr auf der S Stra&#223;e vor<i> </i>der die Kreuzung mit dem I Weg sichernden Ampel ein Verkehrsunfall dergestalt ereignet hat, da&#223; der Erstbeklagte mit dem bei der Zweitbeklagten versicherten Kraftfahrzeug Mercedes-Benz auf den Opel-Senator des Zeugen T aufgefahren ist, der seinerseits gegen den Pkw R 5 des Kl&#228;gers prallte und diesen gegen den Pkw Ford-Taunus des Zeugen E schob, und da&#223; dabei der vom Kl&#228;ger geltend gemachte Fahrzeugschaden entstanden ist.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Der Zeuge T best&#228;tigte die Unfallschilderung des Kl&#228;gers ebenso wie der Zeuge E, auf dessen Aussage sich das Gericht bei seiner Urteilsfindung aus Gr&#252;nden, auf die unten eingegangen wird, jedoch nicht st&#252;tzen m&#246;chte. Die Aussage des Zeugen T ist glaubhaft. Das folgt insbesondere daraus, da&#223; diese Aussage in ihren wesentlichen Punkten mit den Angaben des Beklagten zu 1. &#252;bereinstimmt, die dieser anl&#228;&#223;lich seiner informatorischen Anh&#246;rung vor Gericht gemacht hat. Der Erstbeklagte hat dabei n&#228;mlich ausgef&#252;hrt, er sei mit den anderen unfallbeteiligten Fahrzeugen mit ca. 5o km/h Geschwindigkeit in einer Schlange gefahren. Als die fragliche Ampel auf gelb umgesprungen sei, habe er angenommen, da&#223; die drei vor ihm fahrenden Fahrzeuge trotzdem noch &#252;ber die Kreuzung fahren w&#252;rden. Dies sei jedoch nicht der Fall gewesen, vielmehr h&#228;tten alle drei Fahrer pl&#246;tzlich abgebremst. Dadurch sei er auf den letzten Wagen heckseitig aufgefahren und habe den vor ihm befindlichen Opel auf dessen Vordermann- einen Renault - aufgeschoben. Er nehme au&#223;erdem an, da&#223; er dann noch den Renault auf den vor diesem stehenden Ford aufgeschoben habe.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Der Pkw des Kl&#228;gers, der ausweislich der glaubhaften Aussagen der Zeugen N <u>vor</u> dem Unfall am 3. Januar 1983 keinerlei Besch&#228;digungen aufgewiesen habe, erlitt bei dem Unfall einen Totalschaden. Dies folgt aus dem Gutachten des Sachverst&#228;ndigen A vom 7. Januar 1983, das von dem seitens des Gerichts eingeholten Gutachten des Sachverst&#228;ndigen T1 vom 26. November 1984 voll best&#228;tigt wird.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:4px">Da&#223; es sich dabei nicht um einen echten Unfallschaden handelt, sondern um einen<i> </i>sogenannten gestellten Unfall, kann nicht angenommen werden. Zwar besteht der Verdacht, da&#223; der Zeuge E mit seinem Abbremsen einen Auffahrunfall vor der Ampel provozieren wollte. Es sind aber keine Anhaltspunkte daf&#252;r ersichtlich, da&#223; auch der Kl&#228;ger und der Zeuge T diese Absicht hatten, und in bewu&#223;tem und gewollten Zusammenwirken den Unfall "vorbereitet" h&#228;tten. Die Beklagten hatten ihren dahingehenden Verdacht ma&#223;geblich darauf gest&#252;tzt, da&#223; die Frontsch&#228;den des Opel-Senator des Zeugen T und die Hecksch&#228;den des R 5 des Kl&#228;gers ihrer Auffassung nach nicht zusammenpassen. Dieser Verdacht wurde jedoch in der Beweisaufnahme nicht erh&#228;rtet. Der Sachverst&#228;ndige T1 hat n&#228;mlich sowohl in seinem schriftlichen Gutachten vom 26. November 1984 wie auch bei seiner pers&#246;nlichen Anh&#246;rung am 8. November 1985 &#252;berzeugend ausgef&#252;hrt, da&#223; aus <u>technischer Sicht</u> nichts dagegen spricht, da&#223; die Besch&#228;digungen am Fahrzeug des Kl&#228;gers nicht bei dem Unfallereignis vom 3.Januar 1983 von dem Fahrzeug des Beklagten zu 1., also durch Aufschieben des Opel-Senators des Zeugen T verursacht sein k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:5px">Der von dem Beklagten gestellte Parteisachverst&#228;ndige A vermochte die Argumente des Sachverst&#228;ndige T1 nicht zu entkr&#228;ften. Dieser f&#252;hrte n&#228;mlich aus, da&#223; der Umstand, da&#223; einmal der Opel-Senator im Bereich oberhalb der Sto&#223;stange leichter zerst&#246;rbar ist, und da&#223; zum anderen der R 5 mit einem integrierten, sich "regenerierenden" Kunststoffsto&#223;teil ausgestattet ist, dazu f&#252;hren kann, da&#223; die Sch&#228;den so unterschiedlich schwer ausfallen, wie es hier der Sachverst&#228;ndige A beanstandet hat.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:5px">Als einziger Anhaltspunkt daf&#252;r, da&#223; es sich bei dem Unfall nicht um ein zuf&#228;lliges Ereignis gehandelt hat, verbleibt somit der gegen den Zeugen E gerichtete Verdacht. Dieser kann allerdings nicht den Kl&#228;ger belasten, weil f&#252;r eine Absprache zwischen E und dem Kl&#228;ger keinerlei Anhaltspunkte ersichtlich sind.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Dieser Unfall, von dem somit auszugehen ist, war f&#252;r den Beklagten zu 1. nicht unabwendbar (&#167; 7 Abs. 2 StVG). Vielmehr trifft ihn am Zustandekommen des Unfalles ein erhebliches fahrl&#228;ssiges Verschulden. Er hat n&#228;mlich auch seinen eigenen, anl&#228;&#223;lich seiner informatorischen Anh&#246;rung gemachten Angaben trotz des Umsprunges der Ampel auf gelbes Licht nicht mit dem Anhalten der vor ihm fahrenden Personenkraftwagen gerechnet. Er wollte sogar - obwohl an vierter Position vor der Ampel -selbst noch diese passieren und hat sich nicht auf ein Bremsman&#246;ver eingerichtet. Von einem Abbremsen ohne zwingenden Grund ($ 4 Abs. 1 Satz 2 StVO) seiner Vorderleute kann bei dieser Sachlage nicht gesprochen werden. Au&#223;erdem ist davon auszugehen, da&#223; der Beklagte zu 1. dabei nicht den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand zum vor ihm fahrenden Fahrzeuges des Zeugen T eingehalten hat (Versto&#223; gegen &#167; 4 Abs. 1 Satz 1 StVO).</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Dagegen kann sich der Kl&#228;ger nach &#167; 7 Abs. 2 StVG entlasten: Er brauchte nicht mit dem Auffahren des Erstbeklagten und dem dadurch bedingten Aufschieben des Pkw des Zeugen T zu rechnen und konnte es auch nicht durch besondere Vorsicht abwenden. Damit kann der Kl&#228;ger von den Beklagten gem&#228;&#223; &#167;&#167; 7 Abs. 1 StVG, 823 Abs. 1, 249 Satz 2 BGB, 3 Nr. 1 und 2. Pflichtversicherungsgesetz den Ersatz seines gesamten Schadens verlangen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">3.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Die H&#246;he des Fahrzeugschadens wurde vom Sachverst&#228;ndigen T1 best&#228;tigt, die Beklagten haben hiergegen keine Einwendungen erhoben.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Die Kosten f&#252;r Abmeldung des besch&#228;digten Fahrzeuges und f&#252;r Anmeldung eines Ersatzfahrzeuges in H&#246;he von DM 1oo,&#8212; erscheinen ebenso wie die Unkostenpauschale von DM 3o,&#8212; angemessen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Die Gutachterkosten sind ebenso wie die Mietwagen- und die Taxikosten durch Belege nachgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Darlehenskosten sind dem vom Kl&#228;ger vorgelegten Kreditantrag zu entnehmen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Zinsforderung des Kl&#228;gers ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 284, 288, 286 BGB begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO; die Anordnung hinsichtlich der vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit ergeht gem&#228;&#223; &#167; 7o9 ZPO.</p>
315,596
olgk-1985-10-31-12-u-5585
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
12 U 55/85
"1985-10-31T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:46"
"2019-03-27T09:42:43"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1985:1031.12U55.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Unter Zur&#252;ckweisung der Berufung des Kl&#228;gers im &#252;brigen wird das am 6. Februar 1985 verk&#252;ndete Urteil der 23. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln - 23 0 662/83 - teilweise abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 12.434,54 DM (i.W.: zw&#246;lftausendvierhundertvierunddrei&#223;ig 54/100 Deutsche Mark) nebst 4 % Zinsen seit dem 20. Juli 1983 Zug um Zug gegen Herausgabe des Gebrauchtfahrzeugs xxx Fahrge&#8209;</p> <p>stell-Nr. xxx zu zahlen.</p> <p>Die weitergehende Klage wird abgewiesen.</p> <p>Von den Kosten des Rechtsstreits tragen der Kl&#228;ger 15/l00 und der Beklagte 85/100.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>- Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen. -</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">&#160;Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig; sie ist auch zum &#252;berwiegenden</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Teil begr&#252;ndet. Der Beklagte ist dem Kl&#228;ger aus dem Gebrauchtwagenkauf zum Schadensersatz verpflichtet. Der Schadensersatzanspruch ist allerdings nicht in der vollen, geltend gemachten H&#246;he begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann von dem Beklagten im Wege des Schadensersatzes gem&#228;&#223; &#167; 463 Satz 2 BGB den Kaufpreis von 14.500,--- DM zur&#252;ckverlangen Zug um Zug gegen Herausgabe des gekauften Fahrzeuges; denn der Beklagte hat dem Kl&#228;ger einen Mangel des Wagens arglistig verschwiegen, da er ihn nicht dar&#252;ber aufgekl&#228;rt hat, da&#223; das Fahrzeug vor der Zeit der einj&#228;hrigen Benutzung durch ihn - den Beklagten - bereits fast l0.000 km als Testwagen bei der Firma xxx eingesetzt worden war.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Angesichts der Gesamtfahrleistung des Fahrzeuges von rund 20.000 km bei &#220;bergabe kam dem Umstand, da&#223; der Wagen davor rund 10.000 km als Testwagen gelaufen war, besondere Bedeutung zu, ohne da&#223; hier die Frage entschieden werden mu&#223;, ob der Einsatz eines Wagens als Testfahrzeug grunds&#228;tzlich einen aufkl&#228;rungsbed&#252;rftigen Mangel darstellt. Denn die atypische und nach der allgemeinen Lebenserfahrung ein Fahrzeug mehr als gew&#246;hnlich strapazierende Art der Vorbenutzung als Testfahrzeug wirkt sich jedenfalls bei einem insgesamt nur wenig benutzten Fahrzeug ganz besonders aus. Der Verk&#228;ufer eines solchen Wagens mu&#223; den K&#228;ufer redlicherweise davon in Kenntnis setzen, um ihm die M&#246;glichkeit zu geben, dies bei der Preisgestaltung mit einzubringen. Dabei kommt es nicht darauf an, da&#223; die Testfahrten nur zur Erprobung des F&#252;nf-Gang-Getriebes gedient haben und da&#223; der Wagen hinterher einer gr&#252;ndlichen Inspektion unterzogen worden ist. Denn entscheidend ist nicht, ob der Wagen durch den Einsatz als Testwagen</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">- hier immerhin auf Fahrten bis Spanien - konkret eine Einbu&#223;e erlitten hat, sondern vielmehr darauf, da&#223; nach der allgemeinen Verkehrsanschauung ein sogenanntes Testfahrzeug wertm&#228;&#223;ig geringer eingesch&#228;tzt wird als ein Fahrzeug, das von privater Hand normal benutzt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Haftung des Beklagten entf&#228;llt hier auch weder nach &#167; 460 BGB noch nach &#167; 464 BGB.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich &#167; 460 BGB, wonach der Verk&#228;ufer nicht haftet, wenn der K&#228;ufer den Mangel bei Abschlu&#223; des Kaufvertrages kennt, behauptet der Beklagte selbst nicht, da&#223; der Kl&#228;ger bereits bei Vertragsabschlu&#223; am 20. Juli 1983 die Vorbenutzung des Wagens als Testfahrzeug positiv gekannt habe. Entgegen den Ausf&#252;hrungen des Landgerichts reicht f&#252;r einen Haftungsausschlu&#223; in einem Falle des arglistigen Verschweigens eines Mangels grob fahrl&#228;ssige Unkenntnis nicht aus, &#167; 460 Satz 2 BGB.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Aber auch ein Haftungsausschlu&#223; nach &#167; 464 BGB wegen Kenntnis des K&#228;ufers vom Mangel der Sache bei deren Annahme scheidet aus. Denn als Ergebnis der vom Senat durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme ist nicht davon auszugehen, da&#223; der Kl&#228;ger bei &#220;bergabe des Wagens am 22. Juli 1983 wu&#223;te, da&#223; der Wagen als Testfahrzeug eingesetzt worden war. Die vom beweisbelasteten Beklagten benannte Zeugin xxx die Ehefrau desBeklagten, hat nichts bekundet, was im Ergebnis darauf schlie&#223;en l&#228;&#223;t, da&#223; der Kl&#228;ger positive Kenntnis von diesem Umstand hatte.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Zwar ergibt ihre Aussage, die insoweit auch glaubhaft wirkte, da&#223; dem Kl&#228;ger noch vor &#220;bergabe <em>des</em> Wagens das Service-Heft &#252;bergeben worden, da&#223; dabei &#252;ber die Inspektion vor Zulassung des Wagens gesprochen worden ist und da&#223; der Beklagte in diesem Zusammenhang auch darauf hingewiesen hat, da&#223; das F&#252;nfGang-Getriebe &#252;berpr&#252;ft worden sei. Die Zeugin hat jedoch selbst einger&#228;umt, da&#223; das Wort "Testwagen" nicht gefallen und da&#223; keine Rede davon gewesen sei, wie lange der Wagen im Rahmen der Pr&#252;fung des F&#252;nf-Gang-Getriebes gefahren worden sei. Angesichts dessen ist <em>eine</em> positive Kenntnis von der Tatsache des Testwagens nicht nachgewiesen. Nach der Schilderung der Zeugin ist zumindest <strong>nicht</strong> auszuschlie&#223;en, da&#223; das Gespr&#228;ch f&#252;r den Kl&#228;ger nur in dem Sinne zu verstehen war, da&#223; speziell das F&#252;nf-Gang-Getriebe des von ihm erworbenen Wagens einer besonderen Pr&#252;fung unterzogen worden ist, nicht aber, da&#223; der Wagen ganz allgemein als Testwagen eingesetzt worden war. Auch der Umstand, da&#223; der Kl&#228;ger noch w&#228;hrend dieses Gespr&#228;chs versucht haben soll, einen Preisnachla&#223; zu erzielen, l&#228;&#223;t nicht den sicheren Schlu&#223; zu, er habe um die Testwagenbenutzung gewu&#223;t. Die Eigenschaft als Testwagen w&#228;re f&#252;r den Kl&#228;ger ein &#252;berzeugendes Argument f&#252;r eine Preisreduzierung gewesen - dies w&#228;re in dem Gespr&#228;ch mit Sicherheit deutlich zum Ausdruck gekommen. Indessen hat die Zeugin, die sichtlich bem&#252;ht war, alles ihr wesentlich Erscheinende zu bekunden, dazu aber nichts sagen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Ist demnach nicht nachgewiesen, da&#223; der Kl&#228;ger auf die Testwagenbenutzung hingewiesen worden ist, so kann ihm eine entsprechende Kenntnis auch nicht deshalb unterstellt werden, weil ihm das Service-Heft vorgelegen und er sich dieses auch angesehen hat. Denn eine solche positive Kenntnis vermag das Service-Heft nicht zu vermitteln. Aus ihm geht zwar hervor, da&#223; der Wagen schon am 5. Mai 1982 - also vierzehn Monate vor Verkauf an den Kl&#228;ger - 8.975 km gefahren war. Dies h&#228;tte den Kl&#228;ger stutzig machen k&#246;nnen, der den Wagen als sogenannten Jahreswagen - laut Kaufvertrag mit Erstzulassung am 1. Juli 1982 - vom Beklagten gekauft hatte. Jedoch ist offen, ob der Kl&#228;ger diese Eintragung &#252;berhaupt wahrgenommen hat, weil es ihm bei Einsicht in das Service-Heft in erster Linie um die 20.000 km-Inspektion <em>ging,</em> die der Beklagte ihm zugesagt hatte; im &#252;brigen h&#228;tte der Kl&#228;ger damit noch immer nicht gewu&#223;t, da&#223; diese km-Leistung von 8.975 km im Rahmen von Testfahrten erfolgt ist. Der Frage grob fahrl&#228;ssiger Unkenntnis des Kl&#228;gers mangels Nachfrage bzw. Bitte um Aufkl&#228;rung braucht auch insoweit nicht nachgegangen zu werden, da diese f&#252;r einen Haftungsausschlu&#223; nach &#167; 464 BGB in keinem Fall ausreicht.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Kann der Kl&#228;ger mithin dem Grunde nach Schadensersatz wegen Nichterf&#252;llung infolge arglistigen Verschweigens eines Fehlers verlangen, so hat im Rahmen des sogenannten gro&#223;en Schadensersatzes ein Austausch der erbrachten Leistungen stattzufinden. Der Kl&#228;ger kann also den Kaufpreis von 14.500,-- DM Zug um Zug gegen Herausgabe des Wagens verlangen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat weiterhin Anspruch auf Ersatz von Mangelfolgesch&#228;den, die hier in den</p> <span class="absatzRechts">14</span><table class="absatzLinks" cellspacing="0" cellpadding="0"><tbody><tr><td><p>Radlager- und Achsschenkelreparaturkosten (Rechnung vom 6. September 1983) von Bremsbackenreparaturkosten (Rechnung vom 9. September 1983) von</p> <p>Mietkosten f&#252;r die Reparaturzeit von Kosten f&#252;r die Schadensfeststellung von</p> </td> <td><p>270,41 DM</p> <p>148,09 DM 186,91 DM 25,-- DM</p> </td> </tr> </tbody> </table> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">liegen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat den Eintritt dieser Sch&#228;den als Folge der Vorbenutzung des Fahrzeuges als Testwagen nicht substantiiert bestritten. Ihr Eintritt bereits sechseinhalb Wochen nach Fahrzeug&#252;bergabe bei einem im &#252;brigen wenig gefahrenen Fahrzeug l&#228;&#223;t dar&#252;ber hinaus auf einen Kausalzusammenhang schlie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Nicht als Mangelfolgesch&#228;den sind demgegen&#252;ber Kosten f&#252;r eine elektrische Antenne von 107,73 DM und f&#252;r die Anmeldung von 50,-- DM zu ersetzen. Infolge der langen Gebrauchszeit des Wagens durch den Kl&#228;ger (&#252;ber zwei Jahre) kann insoweit nicht mehr von nutzlosen Aufwendungen, die grunds&#228;tzlich ersetzbar sind (vgl. Reinking-Eggert, Der Autokauf, 2. Auflage, Rz 1047), gesprochen werden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat aber weiterhin Anspruch auf Verwendungsersatz der w&#228;hrend der Gebrauchszeit durch ihn gemachten <span style="text-decoration:underline">notwendigen</span> Verwendungen, &#167;&#167; 467, 347 Satz 2, 994 Abs. 2, 683 BGB. Notwendige Verwendungen sind alle Aufwendungen, die die Kaufsache in ihrer Substanz erhalten, nicht aber die gew&#246;hnlichen Erhaltungskosten, die durch normalen Gebrauch und damit verbundenen Verschlei&#223; verursacht sind (vgl. Staudinger-Gursky, BGB, 12. Auflage, &#167; 994 Rz 27). Als notwendige Verwendungen sind hier zu ersetzen:</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Z&#252;ndschlo&#223;stecker (Rechnung vom 11. April 1984)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 68,51 DM</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Auspuff (Rechnung vom 8. Februar 1985) &#160; &#160; &#160; &#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 1.030,07 DM</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Temperaturschalter (Rechnung vom 11. Juni 1985)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 70,09 DM.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Nicht ersatzf&#228;hige gew&#246;hnliche Erhaltungskosten sind demgegen&#252;ber die Kosten f&#252;r Reifen (224,58 DM und 339,-- DM) und T&#220;V-Kosten (31,36 DM).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Als Mangelfolgesch&#228;den und Verwendungsersatz verbleiben mithin ingesamt 1.799,08 DM. Dieser Betrag ergibt zusammen mit dem Kaufpreis</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">von&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; <span style="text-decoration:underline">14.500,-- DM</span></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">einen Betrag von 16.299,08 DM,von dem im Wege der Vorteilsausgleichung die vom Kl&#228;ger infolge Gebrauchs gezogenen Nutzungsvorteile abzuziehen sind. Diese sind vom Kl&#228;ger - vom Beklagten nicht angegriffen -mit 1 % des Kaufpreises / 1.000 km berechnet. Der vom Kl&#228;ger in der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung angegebene km-Stand betr&#228;gt 47.097 km, laut Service-Heft hat er den Wagen am 22. Juli 1983 mit einem km-Stand von 20.445 km &#252;bernommen, er ist also 26.652 km gefahren, so da&#223; <span style="text-decoration:underline">26.652 x 145,-- DM</span> _ 3.864,54 DM als Nutzungsentsch&#228;digung 1.000 anzurechnen sind; der an sich bestehende Schadensersatzanspruch von 16.299,08 DM reduziert sich also um den Betrag von 3.864,54 DM auf 12.434,54 DM.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die in H&#246;he von 14.563,14 DM erhobene Klage ist damit in der Hauptsache in H&#246;he von 12.434,54 DM begr&#252;ndet. Entsprechendes gilt f&#252;r den Erfolg der Berufung; in H&#246;he von 2.128,60 DM sind Klage und Berufung mithin unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch von 4 % ab 20. Juli 1983 ist gem&#228;&#223; g 467, 347 Satz 3 BGB begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 92 ZPO, die Entscheidung zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit aus g 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r die zweite Instanz:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 14.563,14 DM</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Beschwer f&#252;r den Kl&#228;ger:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160; &#160; &#160; &#160; &#160; &#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160; 2.128,60 DM</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Beschwer f&#252;r den Beklagten:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160; &#160; &#160;&#160; 12.434,54 DM.</p>
315,597
lg-aachen-1985-10-30-7-s-20085
{ "id": 800, "name": "Landgericht Aachen", "slug": "lg-aachen", "city": 380, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
7 S 200/85
"1985-10-30T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:48"
"2019-03-27T09:42:42"
Urteil
ECLI:DE:LGAC:1985:1030.7S200.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Beklagten und Widerkl&#228;gers gegen das am 17. Mai 1985 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Aachen - 15 C 81/85 - wird zur&#252;ckgewiesen. </p> <p></p> <p>Der Beklagte und Widerkl&#228;ger hat die Kosten des Berufungsverfahrens zu tragen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Absatz 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e:</u></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Beklagten und Widerkl&#228;gers ist zul&#228;ssig. Sie ist an sich statthaft sowie form-- und fristgerecht eingelegt und begr&#252;ndet worden. In der Sache selbst hat sie jedoch keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die Widerklage des Beklagten zu Recht abgewiesen, mit der dieser Ersatz des Schadens geltend gemacht hat und im Berufungsrechtszug weiterhin geltend macht, der ihm durch den Verkehrsunfall vom 27. Mai 1984 um 2.25 Uhr auf der L Stra&#223;e in B in H&#246;he des Hauses Nr. ## entstanden ist. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Es kann dahingestellt bleiben, ob die Voraussetzungen der &#167;&#167; 7 Stra&#223;enverkehrsgesetz - StVG -, 3 Pflichtversicherungsgesetz f&#252;r eine Haftung der Widerbeklagten gegeben sind oder ob der Unfall sich f&#252;r sie als unabwendbar darstellt, so dass eine Haftung bereits nach &#167; 7 Absatz 2 StVG ausscheidet. Jedenfalls folgt aus &#167; 17 StVG, dass der Beklagte seinen Schaden allein zu tragen hat, weil er ihn so &#252;berwiegend verschuldet hat, dass daneben die von den Widerbeklagten zu vertretenden Unfallursachen ohne Gewicht sind.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dem Beklagten ist ein Versto&#223; gegen &#167; 10 Satz 1 Stra&#223;enverkehrsordnung - StVO- anzulasten, wonach derjenige, der vom Fahrbahnrand anfahren will, sich so zu verhalten hat, dass eine Gef&#228;hrdung anderer Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen ist. Bereits die blo&#223;e Tatsache des Zusammensto&#223;es rechtfertigt hier nach den Regeln des Anscheinsbeweises (vergleiche hierzu Jagusch-Henschel, Stra&#223;enverkehrsrecht, Einleitung, Randnummer 157 a mit weiteren Nachweisen) die Annahme, dass der Beklagte und Widerkl&#228;ger seiner Verpflichtung, sich so zu verhalten, dass eine Gef&#228;hrdung - und erst recht eine Sch&#228;digung - anderer Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen war, nicht nachgekommen ist. Der Anscheinsbeweis ist auch nicht ersch&#252;ttert. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Widerbeklagte zu 2), welche als Teil des flie&#223;enden Verkehrs die L Stra&#223;e befuhr, war gegen&#252;ber dem Beklagten bevorrechtigt und durfte darauf vertrauen, dass der Beklagte diesen Vorrang beachten werde (vergleiche BGH, Beschluss vom 06.12.1978, VRs 56 Seite 202 f., Randnummer 96 mit weiteren Nachweisen). Allerdings weist der Beklagte in der Berufungsbegr&#252;ndung zutreffend daraufhin, dass der Bundesgerichtshof in der angef&#252;hrten Entscheidung auch darauf hingewiesen hat, dass der flie&#223;ende Verkehr trotz seines Vorrangs auf einen Anfahrenden R&#252;cksicht nehmen muss, seine ungehinderte Weiterfahrt nicht erzwingen darf und gegebenenfalls das Ein- oder Anfahren durch Verringern seiner Geschwindigkeit erleichtern muss, da sonst im Stra&#223;enverkehr jedes Ein- oder Anfahren zum Erliegen komme. Im vorliegenden Falle </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">gebot die R&#252;cksichtnahme auf das durch Blinkzeichen angek&#252;ndigte Vorhaben des Beklagten, auf die L Stra&#223;e auszuparken, jedoch kein Abbremsen oder Ausweichen der Widerbeklagten zu 2), vielmehr konnte der Beklagte die Widerbeklagte zu 2) vorbeifahren lassen und sich danach in den flie&#223;enden Verkehr begeben, denn zu der Nachtzeit, zu der der Unfall sich ereignete, ist auf der L Stra&#223;e nur wenig Verkehr.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beruft sich ohne Erfolg darauf, die Widerbeklagte zu 2) sei zun&#228;chst auf der linken Fahrspur der L Stra&#223;e gefahren und ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, als er in die rechte Fahrspur einfuhr, in diese hin&#252;bergewechselt. Ein solcher Fahrspurwechsel ist, wie sich insbesondere dem Inhalt der beigezogenen Akten 56 OW 63 Js 1543/84 370/84 des Amtsgerichts Aachen ergibt - von der Widerbeklagten zu 2 ) stets nachdr&#252;cklich bestritten und nicht bewiesen worden. Es wird hierzu auch kein Beweisantritt von dem beweispflichtigen Beklagten gebracht.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Den Widerbeklagten kann der Alkoholgenuss der Widerbeklagten zu 2) nicht angelastet werden, obwohl er recht erheblich gewesen ist. Es l&#228;sst sich nicht feststellen, dass der Alkoholgenuss der Widerbeklagten zu 2) f&#252;r den Unfall urs&#228;chlich gewesen sei. Ein Anscheinsbeweis daf&#252;r, dass ein Unfall eines unter Alkoholeinfluss stehenden Kraftfahrers auf der Beeinflussung durch Alkohol beruht, kommt nur dann in Betracht, wenn der Unfall sich in einer Verkehrslage und unter Umst&#228;nden ereignet hat, die ein n&#252;chterner Fahrer h&#228;tte meistern k&#246;nnen, (vergleiche BGH, Urteil vom 20.10.1964, Versicherungsrecht 1965, Seite 81 f. mit weiteren Nachweisen; BGH Urteil vom 04.11.1966, Versicherungsrecht 1967, Seite 82 mit weiteren Nachweisen). Die genannten Voraussetzungen f&#252;r die Anwendung des Anscheinsbeweises zu Lasten der Widerbeklagten liegen nicht vor. Die Kammer teilt nicht die in der Berufungsbegr&#252;ndung ge&#228;u&#223;erte Auffassung des Beklagten. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">W&#228;re die Widerbeklagte zu 2) n&#252;chtern gewesen, so h&#228;tte sie rechtzeitig das Blinkzeichen des Beklagten erkannt und entsprechend reagiert, sie habe also in einer Lage versagt, die ein n&#252;chterner Fahrer gemeistert h&#228;tte. Auch ein n&#252;chterner Fahrer h&#228;tte nach Auffassung der Kammer darauf vertrauen d&#252;rfen, (vergleiche BGH, Beschluss vom 06.12.1978, a.a.O.) und wohl auch darauf vertraut, der Beklagte werde ihm auf der schnellen L Stra&#223;e den Vorrang lassen und erst anfahren, wenn ein </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">flie&#223;ender Verkehr mehr behindert oder gef&#228;hrdet werden k&#246;nne. Auch ein n&#252;chterner Fahrer h&#228;tte m&#246;glicherweise den Zusammensto&#223; durch ein Ausweichen nach links nicht verhindern k&#246;nnen. Der Schaden am Fahrzeug des Kl&#228;gers ist rechts hinter dem vorderen rechten Kotfl&#252;gel eingetreten. Dies legt die Annahme nahe, dass die Widerbeklagte zu 2) sich bereits in unmittelbarer H&#246;he des Fahrzeuges des Beklagten zu 1) befand, als dieser die Parkl&#252;cke verlie&#223;, und also auch f&#252;r einen n&#252;chternen Fahrer kaum gen&#252;gend Zeit bestand, um nach links auszuweichen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 97, 515 Absatz 3 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><u>Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren:</u> bis zum 10. Juli 1985:</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">5.464,87 DM,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">seit dem 10. Juli 1985:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">2.156,10 DM</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Dr. T N T1</p>
315,598
olgk-1985-10-29-ss-30185
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
Ss 301/85
"1985-10-29T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:49"
"2019-03-27T09:42:42"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1985:1029.SS301.85.00
<h2>Tenor</h2> <p><strong>Die Revision der Angeklagten wird verworfen.</strong></p> <p><strong>Die Angeklagte tr&#228;gt die Kosten der Revision einschlie&#223;lich der den Nebenkl&#228;gern entstandenen notwendigen Auslagen.</strong></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>Gr&#252;nde:</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><strong>Das Amtsgericht hat die Angeklagte wegen fahrl&#228;ssiger T&#246;tung zu einer Geldstrafe von 30 Tagess&#228;tzen zu je 80,- DM verurteilt.</strong></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><strong>Das Landgericht hat die Berufung der Angeklagten verworfen. Es hat im wesentlichen folgende Feststellungen getroffen:</strong></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><strong>Die Angeklagte ist Lehrerin an einer Hauptschule. Zur Tatzeit war sie Klassenlehrerin einer Klasse 6; die Klasse bestand aus 30 Kindern, darunter 10 oder 11 t&#252;rkischen Kindern. Zu diesen geh&#246;rte auch die damals 14j&#228;hrige H. Am 9.7.1982 unternahm die Angeklagte mit ihrer Klasse einen Tagesausflug zu einem Badesee, wo man baden und grillen wollte. Bei diesem See handelt es sich um <em>eine</em> ehemalige Kiesgrube; das Baden und Schwimmen in jenem See ist im Rahmen des &#246;ffentlich-rechtlichen Gemeingebrauchs zul&#228;ssig, Schilder weisen</strong></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><strong>darauf hin, da&#223; das Baden im See auf eigene Gefahr erfolgt. Bei sch&#246;nem Wetter ist das Gebiet um den See herum manchmal von mehreren tausend Badeg&#228;sten bev&#246;lkert. Eine Badeaufsicht besteht nicht.</strong></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"><strong>Die Angeklagte hatte einige Vorbereitungen f&#252;r diesen Ausflug getroffen: Bereits anl&#228;&#223;lich eines fr&#252;heren Ausflugs (vom 22.06.1982) hatte sie die Sch&#252;ler darauf hingewiesen, da&#223; das Schwimmen im Baggersee wegen des Auftretens von kalten und warmen Str&#246;mungen nicht</strong> ungef&#228;hrlich <strong>sei, auch werde der Untergrund pl&#246;tzlich tiefer. Nichtschwimmer sollten deshalb nur im knietiefen Wasser plantschen d&#252;rfen. Gegen Vorlage einer schriftlichen Einverst&#228;ndniserkl&#228;rung der Eltern sollten schwimmkundige Kinder im brusttiefen Wasser schwimmen d&#252;rfen. Drei Kinder hatten seinerzeit eine solche Erlaubnis vorlegen k&#246;nnen, nicht aber die sp&#228;ter Gesch&#228;digte. Jener Ausflug vom 22.06. 1982 war ohne Zwischenf&#228;lle verlaufen. Vor dem nunmehr anstehenden Ausflug am 09.07.1982 hatte die Angeklagte ihre Sch&#252;ler erneut auf die ihnen fr&#252;her gegebenen Verhaltensma&#223;regeln hingewiesen. Diesmal konnte sie <em>neun</em> oder zehn schriftliche Erkl&#228;rungen von Sch&#252;lereltern einsammeln, die best&#228;tigten, da&#223; ihr Kind schwimmen k&#246;nne und auch zustimmten, da&#223; ihr Kind bei dem Ausflug im See schwimmen d&#252;rfe. Auch. H legte eine solche Erkl&#228;rung vor. Sie war jedoch gef&#228;lscht: Eine Mitsch&#252;lerin hatte den Text aufgesetzt, H selbst hatte ihn mit dem Namenszug ihres Vaters unterschrieben. Die Angeklagte verlie&#223; sich darauf, da&#223; die Bescheinigung von den Eltern ausgestellt sei und da&#223; diese den Sinn der Erkl&#228;rung auch verstanden h&#228;tten. Sie kannte Hs Mutter; in einem Gespr&#228;ch mit ihr hatte sie feststellen k&#246;nnen, da&#223; man sich mit ihr in der deutschen Sprache halbwegs verst&#228;ndigen konnte, teilweise war H als Dolmetscherin eingesprungen. Ob die Mutter der sp&#228;ter Gesch&#228;digten die deutsche Sprache auch lesen konnte, wu&#223;te die Angeklagte nicht, den Vater kannte sie nicht. Die Angeklagte hatte die Sch&#252;ler auch darauf hingewiesen, da&#223; Luftmatratzen zum See mitgenommen werden durften; auf dem Wasser durften sie jedoch nur nach vorheriger Absprache mit ihr benutzt werden. Der Klassenausflug war der Schulleitung angek&#252;ndigt worden. Die Angeklagte, die nicht im Besitz eines Rettungsschwimmerzeugnisses ist, hatte sich bei der Schulleitung nicht um eine zweite Aufsichtsperson bem&#252;ht, da sie aus der Vergangenheit wu&#223;te, da&#223; solchen Antr&#228;gen aus Gr&#252;nden des Personalmangels ohnehin nicht stattgegeben wurde.</strong></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><strong>Am Morgen des 09.07.1982 fuhren die Angeklagte und ihre Klasse mit einem Bus zum See; es herrschte hochsommerliches, sch&#246;nes Wetter. Dort angekommen, trennte man sich von einer Klasse des 8. Schuljahres, die in Begleitung eines m&#228;nnlichen Kollegen der Angeklagten mitgefahren war, und lagerte in der N&#228;he des Ufers; die andere Klasse begab sich zu einer nahegelegenen Landzunge, wo sie sich niederlie&#223;.</strong></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><strong>Wie schon beim Ausflug zuvor wies die Angeklagte ihren an diesem Tage 26 Sch&#252;lern eine Stelle am Ufer zu, wo der vorangegangenen Absprache gem&#228;&#223; im knietiefen Wasser geplantscht bzw. im brusttiefen Wasser gebadet werden durfte. Die Angeklagte hatte diese Stelle bei einem fr&#252;heren Besuch ausgesucht: Sie hatte vom Ufer aus das Treiben anderer Badeg&#228;ste beobachtet und glaubte nun einsch&#228;tzen zu k&#246;nnen, an welcher Stelle das Wasser wie tief sei. In der Folgezeit vergn&#252;gten sich die Kinder teils im Wasser, teils am Ufer, wo die Vorbereitungen f&#252;r das Grillen getroffen wurden. Zwei Sch&#252;lerinnen machten sich mit Zustimmung der Angeklagten daran, um den <em>See</em> zu wandern, kehrten jedoch bereits kurze Zeit sp&#228;ter wieder zur Lagerstelle zur&#252;ck. Im Verlaufe des Vormittags lie&#223; die Angeklagte f&#252;r einen kurzen Zeitraum ihre Sch&#252;ler allein und begab sich in Begleitung der sp&#228;ter Gesch&#228;digten und einer anderen t&#252;rkischen Mitsch&#252;lerin, der Zeugin B, zu der nahegelegenen Landzunge; die Angeklagte erkl&#228;rt dies heute unwiderlegt damit, sie habe den zwischen den Lagerpl&#228;tzen der beiden Klassen liegenden Ufersaum abgehen wollen, um nach Sch&#252;lern zu sehen, die sich m&#246;glicherweise von ihren Klassen entfernt hatten. Nach einem kurzen Gespr&#228;ch mit ihrem Kollegen trat die Angeklagte in Begleitung von B den R&#252;ckweg an, H blieb zun&#228;chst zur&#252;ck.</strong></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><strong>Wieder am Lagerplatz ihrer Klasse angelangt, setzte sich die Angeklagte in die N&#228;he des Ufers und schaute dem Treiben der Kinder zu. Es herrschte an diesem hei&#223;en Sommertag reger Badebetrieb, auch in unmittelbarer N&#228;he der Gruppe der Angeklagten hielten sich viele Badeg&#228;ste auf, es wurde geschwommen und auf Surfbrettern gesegelt. Das nun folgende Geschehen blieb von der Angeklagten <span style="text-decoration:underline">unbemerkt:</span> H war vom Lagerplatz der anderen Klasse zur&#252;ckgekehrt. Zusammen mit ihrer Freundin B nahm sie eine Luftmatratze, die zuvor an Land gelegen hatte, und lie&#223; sie zu Wasser. Beide M&#228;dchen paddelten - auf der Luftmatratze einander gegen&#252;bersitzend - auf den See hinaus, nur wenige Meter abseits des f&#252;r die Kinder freigegebenen Badeplatzes. Dort geschah in geringer Entfernung vom Ufer gegen 10.40 Uhr das Ungl&#252;ck: H verlor das Gleichgewicht und</strong> kippte <strong>von der Luftmatratze ins <em>Wasser. Sie,</em> die (entgegen der gef&#228;lschten Bescheinigung) nicht oder nur wenig schwimmen konnte, ging sofort unter. B hatte sich auf der Luftmatratze halten k&#246;nnen. Sie paddelte zum Ufer zur&#252;ck und rannte auf die Angeklagte zu, die noch immer ahnungslos am Ufer sa&#223;, ihrer nicht widerlegten Einlassung zufolge nur 15 bis 20 Meter vom Ungl&#252;cksort entfernt. Von B &#252;ber das Ungl&#252;ck informiert, rannte sie zu dem an die Ungl&#252;cksstelle grenzenden Seeufer, im Laufen entledigte sie sich ihres T-Shirts und ihrer Armbanduhr. Als sie dort ankam, hatten bereits zwei andere, fremde Badeg&#228;ste die Suche nach der Verungl&#252;ckten aufgenommen; von den Hilferufen Bs aufmerksam gemacht, versuchten sie vergeblich, nach der Verungl&#252;ckten zu tauchen. Die Angeklagte selbst bieb vor Aufregung zitternd in oder am Wasser stehen.</strong></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><strong>F&#252;r H kam jede Hilfe zu sp&#228;t: Erst gegen 11.31 Uhr</strong> (50 <strong>Minuten sp&#228;ter) wurde sie durch eine an den Ungl&#252;cksort gerufene Tauchergruppe ca. 5 m vom Ufer entfernt in einer Tiefe von etwa 3 m gefunden. Sofort eingeleitete Wiederbelebungsversuche durch den Notarzt blieben erfolglos. Die drei Tage sp&#228;ter durchgef&#252;hrte Obduktion ergab eindeutig, da&#223; die organisch gesunde H den Ertrinkungstod gestorben war.</strong></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><strong>Das Landgericht hat die Ansicht vertreten, schon die Auswahl <em>des</em> Ausflugsziels sei pflichtwidrig gewesen, da der Baggersee f&#252;r derartige Schulveranstaltungen v&#246;llig ungeeignet sei; die Angeklagte habe auch nicht auf die von den Sch&#252;lern vorgelegten Erkl&#228;rungen der Eltern vertrauen d&#252;rfen; schlie&#223;lich habe die Angeklagte im Zeitpunkt des Ungl&#252;cksfalls ihre Pflicht zu einer ausreichenden Beaufsichtigung der Kinder vernachl&#228;ssigt; alle aufgezeigten</strong></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><strong>Pflichtverst&#246;&#223;e seien f&#252;r den Ungl&#252;cksfall kausal gewesen.</strong></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><strong>Die Revision der Angeklagten, mit der Verletzung materiellen Rechts ger&#252;gt wird, ist nicht begr&#252;ndet.</strong></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><strong>Die Feststellungen des Landgerichts tragen den Schuldspruch.</strong></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><strong>Rechtsfehlerfrei hat das Landgericht schon die Auswahl des Ausflugsziels als pflichtwidrig angesehen.</strong></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><strong>Dem Urteil kann allerdings nicht entnommen werden, ob die Auswahl des Ausflugsziels den Richtlinien f&#252;r Schulwanderungen und Schulfahrten entsprach - wie die Revision behauptet - oder ob schon die Richtlinien mi&#223;achtet worden sind. Richtlinien des Kultusministers sind keine Rechtsnormen, sondern sind - ebenso wie z.B. Verwaltungsanordnungen, Dienstvorschriften der Bundesbahn oder Unfallverh&#252;tungsvorschriften der Berufsgenossenschaften - <em>Gegenstand</em> tats&#228;chlicher, das Revisionsgericht bindender Feststellungen des Tatrichters (vgl. RGSt 52,42; 53,134; BGH VRS 16,53; OLG Hamburg NStZ 1984,273; Meyer in L&#246;we/Rosenberg, StPO, 23.Aufl., &#167; 337 Rdnr.8; KK-Pikart, StPO &#167; 337 Rdnr.14; Dahs/Dahs, Die Revision im Strafproze&#223;, 3.Aufl., Rdnr.22). Der Senat kann daher nicht selbst die zur Tatzeit geltenden Richtlinien feststellen und auslegen. F&#252;r die Entscheidung kommt es aber im vorliegenden Fall <em>auf</em> den Inhalt der Richtlinien nicht an. H&#228;tte die Angeklagte schon nach den Richtlinien den Ausflug zu dem Baggersee nicht ausf&#252;hren d&#252;rfen, k&#246;nnte dies zwar zur Begr&#252;ndung der Pflichtwidrigkeit der Angeklagten herangezogen werden. Die Nichter&#246;rterung dieses Umstands belastet sie aber nicht. W&#252;rde dagegen die Auswahl des Ausflugsziels noch nicht gegen die Richtlinien versto&#223;en, so st&#228;nde dies nicht der Annahme einer Pflichtwidrigkeit im konkreten Fall entgegen (vgl. RGST 52,42; 33,134; Dreher/Tr&#246;ndle, StGB, 42.Auf1., &#167; 15 Rdnr.16). Erfordern die Umst&#228;nde erkennbar &#252;ber die Richtlinien hinausgehende Schutzvorkehrungen, so mu&#223; der Lehrer sie treffen (vgl. Heckel/Seipp, Schulrechtskunde, 4.Auf1., S.235).</strong></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><strong>Jedem Lehrer obliegt die Amtspflicht, die ihm anvertraute Schuljugend im Schulbetrieb vor gesundheitlichen Sch&#228;den zu bewahren; er ist verpflichtet, die Gefahren so niedrig wie den Umst&#228;nden nach m&#246;glich und geboten zu halten; er mu&#223; die entsprechenden Vorsichtsma&#223;nahmen ergreifen und gegebenenfalls, wenn sich ausreichende Vorkehrungen nicht treffen lassen, von einer gef&#228;hrlichen Ma&#223;nahme Abstand nehmen (BGH LM &#167; 839 BGB Fd. Nr.6; vgl. auch BGH VersR 1955,742 und 1960,994). Danach ist das Landgericht zutreffend davon ausgegangen, da&#223; im vorliegenden Fall die Auswahl des Ausflugsziels pflichtwidrig war.</strong></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><strong>Auch wenn in dem Baggersee das Baden im Rahmen des Gemeingebrauchs erlaubt war, so war er als Ziel f&#252;r den Badeausflug dieser Schulklasse ungeeignet, da die Sicherheit der Kinder, die nicht oder nicht gut schwimmen konnten, nicht in dem erforderlichen Ma&#223;e gew&#228;hrleistet war. Insbesondere</strong> das <strong>pl&#246;tzliche Abfallen des Untergrundes stellte f&#252;r solche Kinder eine erhebliche Gefahr dar. Wie im angefochtenen Urteil festgestellt ist, sank die Wassertiefe schon in einer Entfernung von 5 m vom Ufer auf 3 m ab. Der f&#252;r Nichtschwimmer geeignete Teil des Sees war nicht durch Seile oder Balken abgetrennt, auch fehlte eine Aufsicht durch einen Bademeister. Da von 26 Kindern nur 9 oder 10 Kinder eine Best&#228;tigung der Eltern mitgebracht hatten, nach der sie schwimmen konnten und ihre Eltern mit dem Schwimmen im See einverstanden waren, mu&#223;te die Angeklagte davon ausgehen, da&#223; unter den Kindern eine gr&#246;&#223;ere Anzahl Nichtschwimmer war. Diese Nichtschwimmer waren beim Baden in ihrer Sicherheit erheblich gef&#228;hrdet. Auch Kinder, die nach der Erkl&#228;rung der Eltern schwimmen konnten, konnten gef&#228;hrdet sein. Nach den beigebrachten Erkl&#228;rungen blieb unklar, wie gut die Kinder schwimmen konnten. Da nicht nach dem Freischwimmerzeugnis gefragt wurde, war nicht auszuschlie&#223;en, da&#223; auch solchen Kindern Schwimmf&#228;higkeit best&#228;tigt wurde, die tats&#228;chlich nur wenige Z&#252;ge schwimmen konnten und daher gef&#228;hrdet waren, wenn sie pl&#246;tzlich keinen Grund mehr unter den F&#252;&#223;en hatten. Diesen Gefahren konnte die Angeklagte allein nicht mit der erforderlichen Sicherheit begegnen. Sie war nicht im Besitz eines Rettungsschwimmerzeugnisses; sie war au&#223;erdem bei der Beaufsichtigung von 26 Kindern an dem Seeufer, an dem reger Badebetrieb herrschte, &#252;berfordert, da bei dem hochsommerlichen Wetter das Wasser auf die Kinder der am Ufer lagernden Klasse eine gro&#223;e Anziehungskraft aus&#252;bte, so da&#223; damit zu rechnen war, da&#223; stets zumindest einzelne Kinder im Wasser waren, und da die Angeklagte nicht st&#228;ndig die gesamte in Betracht kommende Seefl&#228;che im Auge halten konnte, zumal sie auch die Vorbereitungen zum Grillen &#252;berwachen mu&#223;te. Unter diesen konkreten Umst&#228;nden h&#228;tte sie von einem Ausflug zu dem Badesee absehen m&#252;ssen.</strong></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><strong>Zu Recht hat das Landgericht eine Pflichtwidrigkeit der Angeklagten auch darin gesehen, da&#223; sie sich auf die vom den Sch&#252;lern vorgelegten Erkl&#228;rungen der Eltern verlie&#223; und</strong> ohne weitere Pr&#252;fung davon <strong>ausging, da&#223; insbesondere</strong> H schwimmen konnte. <strong>Der Angeklagten kann zwar nicht vorgeworfen werden, da&#223; sie nicht an die M&#246;glichkeit einer F&#228;lschung gedacht hat. Einem Lehrer ist nicht zuzumuten, ohne das Vorliegen besonderer Umst&#228;nde seinen Sch&#252;lern ein derartiges Mi&#223;trauen entgegenzubringen. Auch brauchte die Angeklagte nicht mit der M&#246;glichkeit zu rechnen, da&#223; ein Elternteil bewu&#223;t wahrheitswidrig die Schwimmf&#228;higkeit seines Kindes best&#228;tigte. Gleichwohl durfte sie sich nicht auf die Erkl&#228;rung verlassen, weil sie inhaltlich unklar war Wie oben schon ausgef&#252;hrt, war nicht danach gefragt worden, ob das Kind Freischwimmer sei.</strong> Die <strong>blo&#223;e Erkl&#228;rung, ein Kind k&#246;nne schwimmen, ist nicht eindeutig, da dies auch blo&#223; bedeuten kann, da&#223; ein Kind einige Z&#252;ge schwimmen kann, was aber f&#252;r ein Baden in einem Baggersee sicher nicht ausreichen w&#252;rde. Die Angeklagte konnte im &#252;brigen bei den t&#252;rkischen Kindern nicht ohne weiteres annehmen, die Eltern seien imstande, die Schwimmf&#228;higkeit ihrer Kinder hinreichend zu beurteilen, zumal die Eltern nicht ausdr&#252;cklich &#252;ber die Gefahren <em>des</em> Badens in einem nicht &#246;ffentlich beaufsichtigten Baggersee belehrt worden waren und m&#246;glicherweise die Tragweite ihrer Erkl&#228;rung nicht erkennen konnten. Zum Nachweis der ausreichenden Schwimmf&#228;higkeit konnte die Angeklagte aber auf die angebliche Erkl&#228;rung der Eltern des verungl&#252;ckten M&#228;dchens nicht verlassen. Sie mu&#223;te daher auch H und die anderen Kinder, die eine Best&#228;tigung der Eltern vorgelegt hatten, ebenso wie die Nichtschwimmer beaufsichtigen, jedenfalls solange sie sich nicht auf andere Weise Gewi&#223;heit von der ausreichenden Schwimmf&#228;higkeit der Sch&#252;ler verschafft hatte, z.B. durch Vorlage eines Freischwimmerzeugnisses oder indem sie sich selbst ein Urteil &#252;ber die Schwimmf&#228;higkeit der Kinder bildete.</strong></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><strong>Zutreffend ist das Landgericht auch von einer Pflichtwidrigkeit bei der Aufsicht am Badeplatz ausgegangen. Wenn die Angeklagte schon mit ihrer Klasse ein ungeeignetes - weil gef&#228;hrliches - Ausflugsziel aufsuchte, war sie zu erh&#246;hter Sorgfalt verpflichtet. Die Aufsichtspflicht eines Lehrers geht zwar in der Regel nicht soweit, da&#223; jeder Sch&#252;ler st&#228;ndig im Auge behalten werden mu&#223;. "Eine ununterbrochene Aufsicht &#252;ber alle Sch&#252;ler l&#228;&#223;t sich nicht gew&#228;hrleisten, sie erscheint auch unzumutbar und ist nicht geboten. Es gen&#252;gt vielmehr eine Aufsicht, die so beschaffen ist, da&#223; die Sch&#252;ler das Gef&#252;hl haben, beaufsichtigt zu wenden" (OLG Bremen, Urteil vom 07.0l.1976 - 3 U 68/75, SPE VI F I Seite 23). Es ist einem Lehrer noch nicht als Verschulden anzurechnen, wenn er nicht jede Bewegung eines Kindes verfolgt und nicht in jeder Bewegung Unheil wittert (BGH VersR 1957,612). Er darf darauf vertrauen, da&#223; ausdr&#252;ckliche Verbote, deren Sinn den Sch&#252;lern mit konkreten Gefahren erl&#228;utert werden, von 13j&#228;hrigen Kindern auch dann beachtet werden, wenn sie kurze Zeit nicht beaufsichtigt sind (BGH VersR 1961, 1091). Bei Schulausfl&#252;gen erf&#252;llt der Lehrer im allgemeinen seine Pflicht, wenn er Stichproben vornimmt und von Zeit zu Zeit seinen Platz wechselt, so da&#223; bei den Sch&#252;lern niemals das Gef&#252;hl aufkommen kann, sie seien v&#246;llig unbeaufsichtigt und k&#246;nnten machen, was sie wollten (vgl. Heckel/Seipp a.a.O. Seite 235).</strong></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><strong>Was von dem Lehrer im Einzelfall verlangt werden mu&#223;, ergibt sich aus den jeweiligen Umst&#228;nden. Im vorliegenden Fall hatte die Angeklagte durch die Auswahl des Ausflugsziels eine Gefahrenlage geschaffen, die sie zu gesteigerter Aufsichtspflicht zwang. Solange sie nicht durch entsprechende klare Anweisungen sicherstellte, da&#223; kein Kind ihrer Klasse sich im Wasser aufhielt, mu&#223;te sie st&#228;ndig die Wasserfl&#228;che und ihre sich dort aufhaltenden Sch&#252;ler im Auge behalten. Diese erh&#246;hte Sorgfaltspflicht bestand nicht nur gegen&#252;ber den Nichtschwimmern, sondern auch gegen&#252;ber den Schwimmern, da auch diese durch leichtsinniges Verhalten, z.B. durch zu weites Hinausschwimmen in den See, gef&#228;hrdet waren und die Angeklagte zudem die Schwimmf&#228;higkeit dieser Sch&#252;ler nicht sicher beurteilen konnte. Die Angeklagte hat ihre Pflicht, die Wasserfl&#228;che st&#228;ndig aufmerksam im Auge zu halten, verletzt, da ihr andernfalls - wie das Landgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat - nicht entgangen w&#228;re, da&#223; zwei M&#228;dchen - unter ihnen die sp&#228;ter Ertrunkene - auf einer Luftmatratze in den See hinaus paddelten, und zwar bis zu einer Stelle, an dem die Wassertiefe schon 3 m betrug, obwohl nach den Anweisungen der Angeklagten auch schwimmkundige Kinder nur ins brusttiefe Wasser durften und obwohl die Benutzung einer Luftmatratze im Wasser ausdr&#252;cklich nur nach vorheriger Absprache mit der Angeklagten erlaubt war.</strong></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><strong>Rechtsfehlerfrei ist das Landgericht davon ausgegangen, da&#223; die Pflichtverst&#246;&#223;e f&#252;r den eingetretenen Ungl&#252;cksfall kausal waren und da&#223; sich bei dem Ungl&#252;cksfall gerade die den Pflichtverst&#246;&#223;en anhaftenden Risiken konkretisiert haben.</strong></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><strong>Im Rechtsfolgenausspruch l&#228;&#223;t das angefochtene Urteil ebenfalls keinen Rechtsfehler erkennen.</strong></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><strong>Die Kosten- und Auslagenentscheidung beruht auf &#167; 473 Abs.1 StPO.</strong></p>
315,599
ovgnrw-1985-10-23-1-a-4884
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
1 A 48/84
"1985-10-23T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:50"
"2019-03-27T09:42:42"
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1985:1023.1A48.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird ge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Der Erla&#223; des Bundesministers des Innern vom 16. Dezember 1981 und die Ernennung vom 18. Dezember 1981 sowie der Widerspruchsbescheid vom 8. Februar 1982 werden aufgehoben.</p> <p></p> <p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am xxx geborene Kl&#228;ger wurde nach dem Besuch einer staatlichen Ingenieurschule und dem Studium an einer p&#228;dagogischen Hochschule f&#252;r Gewerbelehrer sowie an einer technischen Hochschule im Jahre 1963 zum Gewerbeoberlehrer z.A. ernannt. Im Jahre 1966 wurde ihm die Eigenschaft eines Beamten auf Lebenszeit verliehen. Seit 1969 war er Studienrat an einer berufsbildenden Schule und wurde im Jahre 1972 zum Oberstudienrat ernannt. Seit dem 1. Juli 1973 war er Leiter der Grenzschutzfachschule xxx. Am 8. Oktober 1974 wurde er zum Studiendirektor ernannt. Seit dem 28. Oktober 1975 f&#252;hrte er die Amtsbezeichnung "Direktor einer Fachschule". Aufgrund des Gesetzes &#252;ber die Personalstruktur des Bundesgrenzschutzes vom 3. Juni 1976, BGBl. I 1357, wurde durch Erla&#223; des Bundesministers des Innern vom 9. September 1981 - P II 1 630 334/1 - neben weiteren Grenzschutzfachschulen auch die Grenzschutzfachschule xxx zum 1. Januar 1982 aufgel&#246;st. Im Hinblick auf die bevorstehende Aufl&#246;sung dieser Fachschule bewarb sich der Kl&#228;ger bereits im August 1981 um die zum 1. Dezember 1981 freiwerdende Stelle des Leiters der Grenzschutzfachschule xxx. Seine Bewerbung wurde jedoch durch Erla&#223; des Bundesministers des Innern vom 27. November 1981 abgelehnt. Sp&#228;ter wurde die Stelle dem Leiter der ebenfalls zum 1. Januar 1982 aufgel&#246;sten Grenzschutzfachschule xxx Direktor einer Fachschule xxx &#252;bertragen. Nachdem der Bundesgrenzschutz-Hauptpersonalrat zugestimmt hatte, versetzte der Bundesminister des Innern den Kl&#228;ger durch Erla&#223; vom 16. Dezember 1981 gem&#228;&#223; &#167; 26 Abs. 2 BBG in ein anderes Amt mit geringerem Endgrundgehalt, &#252;bertrug ihm mit Wirkung vom 1. Januar 1982 das Amt eines Oberstudienrats beim Grenzschutzkommando West und wies ihn mit Wirkung vom gleichen Tage in eine Planstelle der Besoldungsgruppe A 14 ein. Gleichzeitig versetzte er ihn zur Grenzschutzfachschule xxx. Zur Begr&#252;ndung hei&#223;t es in dem fraglichen Erla&#223; u.a.:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">"Da eine Ihrem bisherigen Amt entsprechende Weiterverwendung nicht m&#246;glich ist, mu&#223; von der in &#167; 26 Abs. 2 Bundesbeamtengesetz vorgesehenen M&#246;glichkeit Gebrauch gemacht werden, Sie in ein anderes Amt Ihrer Laufbahn zu versetzen.... Ich m&#246;chte noch einmal ausdr&#252;cklich betonen, da&#223; diese Ma&#223;nahmen ausschlie&#223;lich auf der Neuorganisation des Grenzschutzfachschulwesens beruhen und als deren gesetzliche Folgen leider unvermeidlich sind."</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Erla&#223; und die Urkunde &#252;ber die Ernennung zum Oberstudienrat vom 18. Dezember 1981 wurden dem Kl&#228;ger am 24. Dezember 1981 zugestellt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Den Widerspruch des Kl&#228;gers, mit dem er geltend machte, er habe auf der freigewordenen Stelle des Leiters der Grenzschutzfachschule seinem bisherigen Amt entsprechend weiter verwendet werden k&#246;nnen, wies der Bundesminister des Innern durch Widerspruchsbescheid vom 8. Februar 1982 als unbegr&#252;ndet zur&#252;ck. Zur Begr&#252;ndung hei&#223;t es in dem fraglichen Erla&#223; u.a.:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">"Eine Ihrem bisherigen Amt als Leiter einer GS-Fachschule entsprechende Verwendung war nicht m&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Ihrer Forderung, da&#223; bei der Besetzung von Schulleiterstellen vorrangig ehemalige Schulleiter ber&#252;cksichtigt werden sollen, ist bei der Wiederbesetzung der Stelle des Leiters der GS-Fachschule xxx Rechnung getragen worden. Bekanntlich ist der Direktor einer Fachschule xxx zum Leiter der Schule in xxx bestellt worden; Herr xxx war vorher Leiter der GS-Fachschule xxx, die ebenfalls zum 1.1.1982 aufgel&#246;st worden ist.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Herr xxx ist gleichzeitig mit Ihnen zum Leiter einer GS-Fachschule bestellt worden. Da&#223; er erst durch das 2. BesVNG mit Wirkung vom 1.7.1975 nach BesGr. A 15 BBesO h&#246;hergestuft worden ist, w&#228;hrend Sie bereits durch Urkunde vom 8.10.1974 zum Studiendirektor ernannt worden sind, konnte bei der Besetzung der Stelle in xxx keine Rolle spielen, da Ihr besoldungsm&#228;&#223;iger Besitzstand erhalten bleibt (&#167; 13 Abs. 1 BBesG)."</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Gleichzeitig ordnete der Bundesminister des Innern die sofortige Vollziehung an. Der Erla&#223; wurde dem Kl&#228;ger am 11. Februar 1982 ausgeh&#228;ndigt, die dazugeh&#246;rige Rechtsmittelbelehrung jedoch erst am 26. Februar 1982.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat die am 18. M&#228;rz 1982 erhobene Klage mit dem Antrag,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">den Bescheid des Bundesministers des Innern vom 16. Dezember 1981 und die Ernennung vom 18. Dezember 1981 sowie den Widerspruchsbescheid vom 8. Februar 1982 aufzuheben,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">mit im wesentlichen folgender Begr&#252;ndung abgewiesen: Nach &#167; 26 Abs. 2 BBG k&#246;nne u.a. bei Aufl&#246;sung einer Beh&#246;rde ein Beamter, dessen Aufgabengebiet von der Aufl&#246;sung ber&#252;hrt werde, auch ohne seine Zustimmung in ein anderes Amt derselben oder einer gleichwertigen Laufbahn mit geringerem Endgrundgehalt versetzt werden, wenn eine seinem bisherigen Amt entsprechende Verwendung nicht m&#246;glich sei. Die Voraussetzungen dieser Vorschrift seien im Falle des Kl&#228;gers erf&#252;llt. Entgegen seiner Auffassung handele es sich hei der aufgel&#246;sten Grenzschutzfachschule um eine Beh&#246;rde im Sinne der fraglichen Vorschrift. Unter einer Beh&#246;rde sei insoweit jede organisatorisch verselbst&#228;ndigte Verwaltungseinheit zu verstehen, die - mit pers&#246;nlichen und s&#228;chlichen Mitteln ausgestattet - einen &#246;rtlich und gegenst&#228;ndlich abgrenzbaren Aufgabenbereich versehe. Diese Voraussetzungen erf&#252;lle auch eine Grenzschutzfachschule. Eine seinem bisherigen Amt entsprechende Verwendung des Kl&#228;gers sei nicht m&#246;glich gewesen. Die Frage der "entsprechenden Verwendung" sei sowohl aufgrund der objektiven Gegebenheiten in der Verwaltung als auch aufgrund der in der Person des Beamten gegebenen Umst&#228;nde zu pr&#252;fen, wobei ein gewisser Entscheidungsspielraum des Dienstherrn anzuerkennen sei. Der Kl&#228;ger k&#246;nne sich auf die M&#246;glichkeit einer anderweitigen Verwendung im Bereich anderer Ministerien, namentlich in denen des Bundesministers der Verteidigung sowie des Bundesministers f&#252;r Arbeit und Sozialordnung, nicht berufen. Es komme vielmehr lediglich eine anderweitige Verwendung im Gesch&#228;ftsbereich des Bundesministers des Innern in Betracht. Die vom Kl&#228;ger genannte M&#246;glichkeit einer Verwendung als Leiter der Grenzschutzfachschule xxx scheide im vorliegenden Zusammenhang aus. Wenn sich der Kl&#228;ger darauf berufe, er - nicht der dienst- und lebensj&#252;ngere Direktor einer Fachschule xxx - h&#228;tte als Leiter der Grenzschutzfachschule ausgew&#228;hlt werden m&#252;ssen, sei zu beachten, da&#223; insoweit eine gewisse Parallele zur - unzul&#228;ssigen - beamtenrechtlichen Konkurrentenklage bestehe. Angebliche Fehler des Dienstherrn bei der Auswahl zwischen verschiedenen Bewerbern k&#246;nne der tats&#228;chlich oder vermeintlich benachteiligte Mitbewerber ausschlie&#223;lich im Wege des Schadensersatzes oder des Folgenbeseitigungsanspruchs geltend machen. Mangels einer unstreitig nicht vorhandenen weiteren Stelle eines Leiters einer Grenzschutzfachschule sei eine seinem bisherigen Amt entsprechende Verwendung objektiv nicht m&#246;glich gewesen. Die ihm hieraus entstehenden Nachteile rechtfertigten keine andere Beurteilung. Denn diese w&#252;rden durch die ihm gem&#228;&#223; &#167; 13 Abs. 1 BBesG gew&#228;hrte Zulage ausgeglichen. Einen weiteren Ausgleich k&#246;nne der Beamte auch unter Ber&#252;cksichtigung der F&#252;rsorgepflicht des Dienstherrn nicht verlangen. Namentlich k&#246;nne der Kl&#228;ger nicht die Beibehaltung seiner bisherigen Amtsbezeichnung beanspruchen, etwa um bei seinen Bem&#252;hungen um einen Dienstposten der Besoldungsgruppe A 15 bessere Chancen zu haben. Denn &#167; 26 Abs. 2 BBG solle dem Beamten nur eine seinem Status entsprechende Verwendung im Rahmen des M&#246;glichen sichern, nicht hingegen seinen Status selbst. Deswegen stelle auch die vom Kl&#228;ger angesprochene M&#246;glichkeit, lediglich einen "Ku-Vermerk" auszubringen keine L&#246;sung dar. Wollte man mit Hilfe dieses haushaltsrechtlichen Mittels den Status des Kl&#228;gers erhalten, um die sich aus der Vorschrift des &#167; 26 Abs. 2 BBG ergebenden berufshemmenden Folgen zu vermeiden, w&#228;re die Vorschrift insgesamt &#252;berfl&#252;ssig. Da die Voraussetzungen des &#167; 26 Abs. 2 BBG erf&#252;llt gewesen seien, habe die Entscheidung &#252;ber die Versetzung des Kl&#228;gers in ein anderes Amt mit geringerem Endgrundgehalt im Ermessen der Beklagten gestanden. Deren Entscheidung lasse Ermessensfehler jedoch nicht erkennen. Insbesondere habe diese alle zumutbaren Bem&#252;hungen unternommen, um dem Kl&#228;ger eine seinem bisherigen Amt entsprechende Verwendung zu erm&#246;glichen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses ihm am 29. November 1983 zugestellte Urteil hat der Kl&#228;ger am 27. Dezember 1983 Berufung eingelegt und zur Begr&#252;ndung unter Bezugnahme auf sein bisheriges Vorbringen im wesentlichen vorgetragen: Die Entscheidung, ihn in ein anderes Amt mit geringerem Endgrundgehalt zu versetzen, sei ermessensfehlerhaft getroffen worden. Insbesondere habe ihm der Direktor einer Fachschule nicht vorgezogen werden d&#252;rfen, da er im Gegensatz zu jenem bereits im Jahre 1974 zum Studiendirektor bef&#246;rdert worden sei. Das Verwaltungsgericht habe auch nicht beachtet, da&#223; er beantragt habe, die angefochtenen Bescheide &#252;berhaupt, nicht lediglich zum Zeitpunkt ihres Erlasses aufzuheben. Sein Klageantrag umfasse daher auch das Begehren, die angefochtenen Bescheide zumindest ex nunc aufzuheben. Die Bescheide h&#228;tten nicht aufrechterhalten werden d&#252;rfen, da inzwischen mehrere Schulleitersteilen an Grenzschutzfachschulen frei geworden w&#228;ren und er daher wieder zum Direktor einer Fachschule h&#228;tte ernannt werden k&#246;nnen und m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und nach seinem im ersten Rechtszug gestellten Antrag zu erkennen,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">hilfsweise - sinngem&#228;&#223; -,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; die angefochtenen Bescheide rechtswidrig gewesen sind und der Kl&#228;ger berechtigt ist, die Amtsbezeichnung "Direktor einer Fachschule" zu f&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat f&#252;r den Fall, da&#223; das Begehren des Kl&#228;gers, die angefochtenen Bescheide zumindest ex nunc aufzuheben, eine Klage&#228;nderung darstellen sollte, dieser widersprochen. Im &#252;brigen beantragt sie,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Sie h&#228;lt das angefochtene Urteil f&#252;r zutreffend und tr&#228;gt erg&#228;nzend vor: Bei der Entscheidung, die zum 1. Dezember 1981 frei gewordene Stelle des Leiters der Grenzschutzfachschule xxx mit dem Leiter der ebenfalls aufgel&#246;sten Grenzschutzfachschule xxx, Direktor einer Fachschule xxx, zu besetzen, h&#228;tten die Gesichtspunkte, die gem&#228;&#223; Art. 33 Abs. 2 GG, &#167; 8 Abs. 1 BBG allgemein bei Personalentscheidungen zu beachten seien, den Ausschlag gegeben. Dem Kl&#228;ger h&#228;tten, soweit es hierauf &#252;berhaupt ankomme, auch nicht die sp&#228;ter frei gewordenen Schulleiterstellen von Grenzschutzfachschulen &#252;bertragen werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts und des Vorbringens der Beteiligten wird auf die Gerichtsakten und die beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 113 Abs. 1 S. 1 VwGO hebt das Gericht, soweit der angefochtene Verwaltungsakt rechtswidrig und der Kl&#228;ger dadurch in seinen Rechten verletzt ist, den Verwaltungsakt und den etwaigen Widerspruchsbescheid auf. Soweit die Verwaltungsbeh&#246;rde erm&#228;chtigt ist, nach ihrem Ermessen zu handeln, pr&#252;ft das Gericht gem&#228;&#223; &#167; 114 VwGO auch, ob der Verwaltungsakt oder die Ablehnung oder Unterlassung des Verwaltungsaktes rechtswidrig ist, weil die gesetzlichen Grenzen des Ermessens &#252;berschritten oder von dem Ermessen in einer dem Zweck der Erm&#228;chtigung nicht entsprechenden Weise Gebrauch gemacht ist. Letzteres ist hier der Fall.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Als Rechtsgrundlage, aufgrund deren der Kl&#228;ger in ein Amt mit geringerem Endgrundgehalt versetzt werden konnte, kommt allein &#167; 26 Abs. 2 BBG in Betracht. Nach der genannten Vorschrift kann bei Aufl&#246;sung einer Beh&#246;rde oder bei einer auf gesetzlicher Vorschrift oder Verordnung der Bundesregierung beruhenden wesentlichen &#196;nderung des Aufbaus oder Verschmelzung einer Beh&#246;rde mit einer anderen ein Beamter dieser Beh&#246;rde, dessen Aufgabengebiet von der Aufl&#246;sung oder Umbildung ber&#252;hrt wird, auch ohne seine Zustimmung in ein anderes Amt derselben oder einer gleichwertigen Laufbahn mit geringerem Endgrundgehalt versetzt werden, wenn eine seinem bisherigen Amt entsprechende Verwendung nicht m&#246;glich ist. Durch die genannte Vorschrift ist der zust&#228;ndigen Beh&#246;rde eine Ermessensentscheidung einger&#228;umt. Von einer Ermessenentscheidung spricht man, wenn der Gesetzgeber mehrere Entscheidungen als rechtm&#228;&#223;ig ansieht und die Entscheidung im Einzelfall daher der Verwaltung &#252;berl&#228;&#223;t. Wann eine Beh&#246;rde nach ihrem Ermessen befinden kann, ergibt sich aus Wortlaut, Sinn und Zweck der jeweils in Betracht kommenden verwaltungsrechtlichen Vorschrift.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Vgl. Eyermann-Fr&#246;hler, VwGO, 8 Aufl., &#167; 114 RdNrn. 7 und 10.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die Verwaltung zur Regelung eines bestimmten Sachverhalts die Wahl zwischen mehreren verschiedenen Entscheidungen und somit eine Ermessensentscheidung zu treffen hat, wird besonders deutlich, wenn es sich um eine "Kann"-Vorschrift handelt.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Vgl. Redeker/von Oertzen, VwGO, 8. Aufl., &#167; 114 RdNr. 5.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die Beklagte unter Ber&#252;cksichtigung der genannten Grunds&#228;tze hinsichtlich der Versetzung des Kl&#228;gers in ein anderes Amt mit geringerem Endgrundgehalt gem&#228;&#223; &#167; 26 Abs. 2 BBG erm&#228;chtigt war, nach ihrem Ermessen zu handeln, unterliegt keinem Zweifel und wird auch von der Beklagten nicht bestritten.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Bei Rechtsvorschriften, die die Beh&#246;rden erm&#228;chtigen, nach ihrem Ermessen zu handeln, ist zwischen der Tatbestands- und der Rechtsfolgenseite zu unterscheiden. Eine Erm&#228;chtigung ohne jede Bindung ist mit dem Rechtsschutzgedanken des Art. 19 Abs. 4 GG unvereinbar. Nur soweit die Tatbestandsvoraussetzungen einer Vorschrift erf&#252;llt sind, kann die Beh&#246;rde nach ihrem Ermessen handeln. Ob die Tatbestandsvoraussetzungen erf&#252;llt sind, unterliegt der vollen Nachpr&#252;fung durch das Gericht. Nur die Ermessensentscheidung als solche kann im Rahmen des &#167; 114 VwGO lediglich auf Ermessensfehler &#252;berpr&#252;ft werden.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Vgl. Redeker/von Oertzen, a.a.O., &#167; 114 RdNr. 6.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Ob die Voraussetzungen des &#167; 26 Abs. 2 BBG &#252;berhaupt vorgelegen haben und die Beklagte daher grunds&#228;tzlich den Kl&#228;ger in ein Amt mit geringerem Endgrundgehalt versetzen konnte, kann dahingestellt bleiben. Insbesondere kommt es nicht darauf an, was unter einer Beh&#246;rde im Sinne des &#167; 26 Abs. 2 BBG zu verstehen ist und unter welchen Voraussetzungen eine seinem bisherigen Amt entsprechende Verwendung des Beamten nicht m&#246;glich ist. Denn die angefochtenen Bescheide mu&#223;ten unabh&#228;ngig hiervon bereits deshalb aufgehoben werden, weil die Beklagte ihr Ermessen nicht ordnungsgem&#228;&#223; ausge&#252;bt hat. Da es sich im vorliegenden Fall um eine Anfechtungsklage handelt, ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 79 Abs. 1 Nr. 1, 113 f VwGO Gegenstand der Klage und der &#220;berpr&#252;fung durch das Gericht der urspr&#252;ngliche Verwaltungsakt in der Gestalt, die er durch den Widerspruchsbescheid gefunden hat. Dabei ist der Erla&#223; des letzteren der f&#252;r die Entscheidung ma&#223;gebliche Zeitpunkt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Vgl. Redeker/von Oertzen, a.a.O., &#167; 108 RdNr. 17.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Eine ordnungsgem&#228;&#223;e Ermessenentscheidung setzt voraus, dass die Beh&#246;rde den Sachverhalt zutreffend und vollst&#228;ndig ermittelt und unter Ber&#252;cksichtigung des Zwecks der Erm&#228;chtigung das F&#252;r und Wider der f&#252;r die eine oder andere Entscheidung sprechenden Gr&#252;nde gegeneinander abw&#228;gt. Im &#252;brigen ist auch die Vorschrift des &#167; 39 Abs. 1 VwVfG zu beachten. Danach ist ein schriftlicher oder schriftlich best&#228;tigter Verwaltungsakt schriftlich zu begr&#252;nden. In der Begr&#252;ndung sind die wesentlichen tats&#228;chlichen und rechtlichen Gr&#252;nde mitzuteilen, die die Beh&#246;rde zu ihrer Entscheidung bewogen haben. Die Begr&#252;ndung von Ermessensentscheidungen soll auch die Gesichtspunkte erkennen lassen, von denen die Beh&#246;rde bei der Aus&#252;bung ihres Ermessens ausgegangen ist. Danach sind grunds&#228;tzlich auch Ermessensentscheidungen zu begr&#252;nden. Auf eine Begr&#252;ndung kann lediglich in Ausnahmef&#228;llen verzichtet werden. Angesichts des hohen rechtsstaatlichen Ranges, den die Begr&#252;ndungspflicht gerade bei Ermessensentscheidungen hat, m&#252;ssen - was hier nicht zutrifft - die Gr&#252;nde f&#252;r die Ausnahme ebenfalls von gro&#223;em Gewicht f&#252;r die Allgemeinheit oder den Einzelnen sein.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Vgl. Stelkzens/Bonk/Leonhardt, VwVfG, 2. Aufl., &#167; 39 RdNrn. 14 und 17.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Eine Ermessensentscheidung ist danach insbesondere dann rechtswidrig, wenn eine Beh&#246;rde ihr Ermessen &#252;berhaupt nicht ausge&#252;bt hat oder die Begr&#252;ndung nicht den Mindestanforderungen des &#167; 39 VwVfG entspricht.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Vgl. Redeker/von Oertzen, a.a.O., &#167; 108 RdNr. 28a und &#167; 114 RdNr. 9; Kopp, VwGO, 6. Aufl., &#167; 114 RdNr. 14.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Dies ist hier aber der Fall. Aufgrund der Begr&#252;ndung des angefochtenen Erlasses des Bundesministers des Innern vom 16. Dezember 1981 mu&#223; man davor ausgehen, da&#223; der Beklagten nicht bewu&#223;t gewesen ist, da&#223; sie gem&#228;&#223; &#167; 26 Abs. 2 BBG eine Ermessensentscheidung zu treffen hatte. Insoweit hei&#223;t es in dem fraglichen Erla&#223; n&#228;mlich lediglich: "Da eine Ihrem bisherigen Amt entsprechende Weiterverwendung nicht m&#246;glich ist, mu&#223; von der in &#167; 26 Abs. 2 Bundesbeamtengesetz vorgesehenen M&#246;glichkeit Gebrauch gemacht werden, Sie in ein anderes Amt ihrer Laufbahn zu versetzen" und an anderer Stelle: "Ich m&#246;chte noch einmal ausdr&#252;cklich betonen, da&#223; diese Ma&#223;nahmen ausschlie&#223;lich auf der Neuorganisation des Grenzschutzfachschulwesens beruhen und als deren gesetzliche Folgen leider unvermeidlich sind." Aber selbst wenn man einmal unterstellt, die Beklagte habe hiermit eine Ermessensentscheidung treffen wollen, fehlt es an jeglicher Begr&#252;ndung daf&#252;r, weshalb sie den Kl&#228;ger sofort mit der Aufl&#246;sung der Grenzschutzfachschule xxx in ein Amt mit geringerem Endgrundgehalt versetzt und ihn nicht zun&#228;chst in seinem bisherigen Amt belassen hat, um ihn so lange auf einem geringer bewerteten Dienstposten zu verwenden, bis er wieder als Leiter einer Fachschule h&#228;tte eingesetzt werden k&#246;nnen oder endg&#252;ltig festgestanden h&#228;tte, da&#223; eine derartige Verwendung nicht mehr in Betracht kam. Entgegen der im Erla&#223; des Bundesministers des Innern vom 16. Dezember 1981 zum Ausdruck kommenden Auffassung l&#228;&#223;t &#167; 26 Abs. 2 BBG gerade f&#252;r den Fall, da&#223; ein Beamter nicht seinem bisherigen Amt entsprechend verwendet werden kann, diese M&#246;glichkeit zu. Da&#223; eine seinem bisherigen Amt entsprechende Verwendung nicht m&#246;glich ist, geh&#246;rt zu den Tatbestandsvoraussetzungen des &#167; 26 Abs. 2 BBG. So lange eine Verwendung noch m&#246;glich ist, sind die Tatbestandsvoraussetzungen der genannten Vorschrift nicht erf&#252;llt und kommt eine Versetzung in ein Amt mit geringerem Endgrundgehalt nicht in Betracht. Erst wenn eine seinem bisherigen Amt entsprechende Verwendung des Beamten nicht m&#246;glich ist, kann die Beh&#246;rde ihn in ein Amt mit geringerem Endgrundgehalt versetzen, mu&#223; dies jedoch nicht, sondern hat vielmehr gegeneinander abzuw&#228;gen, f&#252;r welche der beiden M&#246;glichkeiten sie sich entscheiden will. Sodann hat sie ihre Entscheidung, die selbstverst&#228;ndlich auch dahin lauten kann, da&#223; der Beamte sofort in ein Amt mit geringerem Endgrundgehalt versetzt werden soll, zu begr&#252;nden. Dies ist jedoch - wie ausgef&#252;hrt - weder in dem urspr&#252;nglichen Erla&#223; des Bundesministers des Innern noch im Widerspruchsbescheid geschehen. Auch die Begr&#252;ndung des Widerspruchsbescheides geht, wie sich aus dem ersten Satz der eigentlichen Begr&#252;ndung ergibt, im Kern dahin, da&#223; eine dem bisherigen Amt des Kl&#228;gers als Leiter einer Grenzschutzfachschule entsprechende Verwendung nicht m&#246;glich gewesen sei. Wie bereits erw&#228;hnt, geh&#246;rt jedoch die Unm&#246;glichkeit einer dem bisherigen Amt entsprechenden Weiterverwendung eines Beamten zur Tatbestandsseite des &#167; 26 Abs. 2 BBG. Erst wenn diese Voraussetzung neben weiteren erf&#252;llt ist, kann und mu&#223; die Beh&#246;rde ihr Ermessen im Rahmen des &#167; 26 Abs. 2 BBG bet&#228;tigen. Auch soweit die Beklagte im Widerspruchsbescheid ausgef&#252;hrt hat, weshalb sie den Kl&#228;ger nicht zum Leiter der Grenzschutzfachschule xxx bestellt habe, hat sie damit lediglich dargelegt, da&#223; die Voraussetzungen des &#167; 26 Abs. 2 BBG erf&#252;llt sind. Die Beklagte durfte sich hiermit jedoch nicht begn&#252;gen. Sie h&#228;tte - vorausgesetzt, da&#223; die &#252;brigen Tatbestandsvoraussetzungen des &#167; 26 Abs. 2 BBG erf&#252;llt waren - nunmehr ihr Ermessen bet&#228;tigen und begr&#252;nden m&#252;ssen, weshalb sie, nachdem die einzige freie Schulleitersteile vergeben war, den Kl&#228;ger in ein anderes Amt mit geringerem Endgrundgehalt versetzt und ihn nicht - wenigstens vorerst - in seinem bisherigen Amt belassen hat. Irgendwelche Erw&#228;gungen in dieser Hinsicht fehlen jedoch auch im Widerspruchsbescheid v&#246;llig.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Ob die fehlende Ermessensentscheidung noch w&#228;hrend des laufenden Verwaltungsstreitverfahrens nachgeholt werden oder ob eine Nachholung der fehlenden Ermessensentscheidung nunmehr gem&#228;&#223; &#167; 45 Abs. 1 Nr. 2 i.V.m. &#167; 45 Abs. 2 VwVfG nur noch bis zum Abschlu&#223; eines Vorverfahrens erfolgen kann,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">so Redeker/von Oertzen, a.a.O., &#167; 108 RdNr. 24a; zu &#167; 56 Abs. 4 S. 2 SG: Urteil des Senats vom 11. M&#228;rz 1981 - 1 A 1897/79 -, D&#214;D 1981, 26,</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">kann vorliegend offenbleiben. Denn die Beklagte hat auch w&#228;hrend des Verwaltungsstreitverfahrens keine Ermessensentscheidung getroffen, die den dargelegten Anforderungen gen&#252;gt.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Da die angefochtenen Bescheide von Anfang an rechtswidrig gewesen sind und deshalb ohne Einschr&#228;nkung aufgehoben werden mu&#223;ten, kann dahingestellt bleiben, ob der Kl&#228;ger im vorliegenden Verfahren ohne Einwilligung der Beklagten in eine etwaige Klage&#228;nderung h&#228;tte geltend machen k&#246;nnen, nach seiner Versetzung in ein anderes Amt mit geringerem Endgrundgehalt seien verschiedene Schulleiterstellen an Grenzschutzfachschulen, auf denen er wieder als Schulleiter h&#228;tte verwendet werden k&#246;nnen, frei geworden, die angefochtenen Bescheide m&#252;&#223;ten daher auf jeden Fall ab diesem Zeitpunkt aufgehoben werden. Schlie&#223;lich brauchte auch nicht mehr &#252;ber den Hilfsantrag entschieden zu werden, da bereits dem Hauptantrag stattgegeben worden ist.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 1 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Revision war nicht zuzulassen, da die Voraussetzungen der &#167;&#167; 132 Abs. 2 VwGO, 127 BRRG nicht vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,600
olgk-1985-10-21-7-u-5085
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
7 U 50/85
"1985-10-21T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:53"
"2019-03-27T09:42:42"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1985:1021.7U50.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Beklagten gegen das Urteil der 13. Zivilkammer des Landgerichts Bonn vom 6. Dezember 1984 - 13 0 29/84 - wird auf seine Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat in der Sache keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht, dessen Begr&#252;ndung sich der Senat gem&#228;&#223; &#167; 543 ZPO zu eigen macht, hat den Beklagten mit Recht zur Zahlung des durch Beihilfe und Versicherung nicht gedeckten Anteils an der in der H&#246;he unstrittigen Rechnung f&#252;r prothetische Leistungen der Zahnklinik des Kl&#228;gers verurteilt. Dem Beklagten steht kein Schadensersatzanspruch zu wegen angeblicher Verletzung von Aufkl&#228;rung- oder Beratungspflichten durch Klinikmitarbeiter und auch nicht wegen der Wahl einer Abrechnungsmethode, welche dem Beklagten nicht die g&#252;nstigste Erstattung von Kosten durch die Beihilfe sicherte.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">1. Die Klinikmitarbeiter hatten entgegen der Meinung des Beklagten nicht die Pflicht, ihn darauf hinzuweisen, da&#223; bei der gew&#228;hlten Behandlungsart ein Anteil von mehreren Tausend DM nicht erstattungsf&#228;hig sein k&#246;nnte. Es ist nicht Sache des Zahnarztes, sich &#252;ber die Absicherung des Patienten gegen Zahnbehandlungskosten zu unterrichten und entweder die Behandlung danach auszurichten oder dem Patienten entsprechende Hinweise zu geben.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die wirtschaftliche Beratungspflicht des Zahnarztes geh&#246;rt allenfalls zu den Neben- und Schutzpflichten des Beratungsvertrages, die nicht &#252;berspannt werden d&#252;rfen (vgl. hierzu im einzelnen F&#252;llgraf, Zur wirtschaftlichen Aufkl&#228;rungspflicht des Arztes, NJW 1984, 2619 f, 2620). Die F&#228;lle, in denen von der Rechtsprechung eine Schadensersatzpflicht bejaht worden ist, weil der Arzt nicht auf kosteng&#252;nstigere Behandlungsmethoden hingewiesen hatte, betreffen bisher im wesentlichen Krankheitsbilder, bei denen ambulante oder station&#228;re Behandlung mit entsprechend unterschiedlicher Kostenbelastung zur Wahl standen.(BGH NJW 1983, 2630; LG K&#246;ln VersR 1983, 960;. LG. Saarbr&#252;cken NJW 1984, 2632). In diesen F&#228;llen waren die &#196;rzte jeweils bereits zur Wahrung der Selbstbestimmung. des Patienten gehalten, diesem die Behandlungsalternativen aufzuzeigen. Der Hinweis auf die m&#246;glichen finanziellen Folgen f&#252;r den Patienten - etwa da&#223; eine Privatkrankenversicherung den Krankenhauspflegesatz nicht erstatten werde, weil nur notwendige station&#228;re Behandlung ersetzt wird - war ohne zus&#228;tzliche &#220;berlegungen des Arztes aus der Erf&#252;llung der ihm ohnehin obliegenden Aufkl&#228;rungspflicht abzuleiten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die von dem Beklagten den mit seiner Beratung und Behandlung befa&#223;ten Zahn&#228;rzten oder sonstigen Mitarbeitern in der Zahnklinik zugemutete Hinweispflicht auf seinen jeweiligen Selbstbehalt w&#228;re wesentlich weiter gegangen: Sie setzte jedenfalls voraus, da&#223; die Mitarbeiter &#252;ber die Absicherung des Patienten genau Bescheid wu&#223;ten, die auch bei einem Beamten vielf&#228;ltig denkbar ist. Ob bei einer solchen Kenntnis eine Hinweispflicht besteht, ist umstritten (bejahend AG K&#246;ln, zitiert nach F&#252;llgraf, a.a.O. S. 2619; ablehend F&#252;llgraf a.a.O. S. 2620). Sich diese Kenntnis aber selbst zu verschaffen, ist keinesfalls die Aufgabe des Zahnarztes. Vielmehr mu&#223; der Patient, falls er eine auf diese Einzelheiten abgestimmte Beratung durch den Zahnarzt w&#252;nscht, jedenfalls diesem zun&#228;chst einmal die Einzelheiten seiner Versicherung und/oder der Beihilferegeln unterbreiten.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der Beklagte dies getan h&#228;tte, hat er nicht substantiiert behauptet. Er hat zwar wiederholt ausgef&#252;hrt, in der Klinik, in welcher er seit Jahren Patient gewesen sei, habe man die Einzelheiten der Beihilferegelung gekannt. Jedoch hat er keine Tatsachen vorgetragen, aus denen sich die vom Kl&#228;ger bestrittene Kenntnis ableiten lie&#223;e. Vor allem folgt sie nicht daraus, da&#223; seine Stellung als Oberamtsrat in einem Bundsesministerium auf der Karteikarte verzeichnet gewesen sein mag, denn daraus ergab sich nicht, inwieweit der Beklagte etwa noch Zusatzversicherungen abgeschlossen hatte, um die von der Beihilfe nicht gedeckten Kosten zu decken. Die vom Beklagten gew&#228;hlte Versicherungsart, durch die nur von den beihilfef&#228;higen Kosten ein bestimmter Prozentsatz ersetzt wird, ist nur eine von vielen denkbaren Versicherungsarten. Ebenso h&#228;ufig sind zum Beispiel Versicherungen, durch die Kosten bis zu einem j&#228;hrlichen H&#246;chstbetrag oder in bestimmten Anteilen vom Rechnungsbetrag ersetzt werden. Ohne Mitteilung dieser Einzelheiten, die der Beklagte selbst nicht behauptet, h&#228;tten die Klinikmitarbeiter den Beklagten mithin &#252;ber die ihn treffenden Selbstbehaltsbetr&#228;ge nicht einmal zutreffend unterrichten k&#246;nnen. Da dem Beklagten dies auch h&#228;tte klar sein m&#252;ssen, konnte er nicht davon ausgehen, da&#223; sie diese Frage bei der Behandlung bedacht h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">2. Die Zahn&#228;rzte und sonstigen Mitarbeiter der Klinik des Kl&#228;gers haben auch keine allgemeinere wirtschaftliche Beratungs- oder Hinweispflicht gegen&#252;ber dem Beklagten verletzt, so da&#223; auch insoweit ein Schadensersatzanspruch nicht in Betracht kommt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Es ist denkbar, ohne da&#223; dies f&#252;r den Streitfall entschieden zu werden braucht, da&#223; ein Zahnarzt seinen Patienten auf Bedenken gegen die Erstattungsf&#228;higkeit besonders kostspieliger Ausf&#252;hrungen von Zahnersatz hinweisen mu&#223;, wenn dem Arzt diese Bedenken, vom Einzelfall und dessen Versicherungsgestaltung abgesehen, ohne weiteres gel&#228;ufig sind, w&#228;hrend der Patient in diesen Fragen erkennbar unbewandert ist. Der Beklagte geh&#246;rte jedoch nicht zu einem-solchen Personenkreis, vielmehr konnte bei ihm vorausgesetzt werden, da&#223; er die allgemein verbreitete Kenntnis besa&#223;, da&#223; die Kostenerstattung bei prothetischer Zahnbehandlung Probleme bereiten k&#246;nnte und da&#223; deshalb die Klinik Kostenvoranschl&#228;ge anbot, die vor Ausf&#252;hrung der Arbeiten durch Beihilfe und Versicherung gepr&#252;ft werden konnten. Da&#223; dem Beklagten diese M&#246;glichkeit bekannt war, er aber wegen der Nichterstattungsf&#228;higkeit der Kosten eines solchen Voranschlages darauf verzichtet hatte, ergibt sich aus seinem Schreiben vom 8. November 1981 an den Kl&#228;ger. Das Landgericht bewertet diesen Verzicht mit Recht als Risiko&#252;bernahme der Erstattungsf&#228;higkeit der Kosten durch den Beklagten, denn wer eine ihm gegen ein geringes Entgelt angebotene genaue Kontrollm&#246;glichkeit ausschl&#228;gt, kann nicht die behandelnden Zahn&#228;rzte mit einer au&#223;erhalb ihrer medizinischen &#220;berlegungen liegenden Wahrung seiner Verm&#246;gensinteressen belasten.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">3. Dem Beklagten ist auch nicht die Wahl kosteng&#252;nstiger Behandlungsalternativen mangels ausreichender medizinischer Aufkl&#228;rung abgeschnitten worden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Zeugen Dr. S-B und Dr. R haben glaubw&#252;rdig bekundet, da&#223; eingehend &#252;ber Behandlungsalternativen gesprochen worden ist. Wenn der Beklagte hierzu erkl&#228;rt, er habe die Gespr&#228;che-der beiden Zeugen nur als Er&#246;rterungen in fachtechnischer Hinsicht angesehen, so kann dies jedenfalls nicht f&#252;r die ersten Sitzungen gelten, die bei dem Zeugen Dr. S-B stattgefunden haben und bei denen der Gang der Behandlung erst festgelegt worden ist. Dieser Zeuge hat auch erkl&#228;rt, da&#223; er bei der einen oder anderen Ausf&#252;hrungsart darauf hingewiesen habe, da&#223; diese teurer sei, ohne sich insoweit allerdings auf eine bestimmte H&#246;he festzulegen. Um diese zu erfahren, h&#228;tte der Beklagte jedoch von der ihm-- bekannten M&#246;glichkeit, einen Kostenvoranschlag einzuholen, Gebrauch machen k&#246;nnen und m&#252;ssen, wenn es ihm darauf angekommen w&#228;re. Die Zeugin Dr. R&#160; welche die zahn&#228;rztlichen Arbeiten bei dem Beklagten im wesentlichen ausgef&#252;hrt hat, empfahl dem Beklagten nach ihrer Aussage aus zahn&#228;rztlicher Sicht wegen einer Parodontose die prothetische Versorgung durch Metallkeramik und Edelmetallkronen. Sie hatte zu Beginn der Behandlung einen Kostenvoranschlag f&#252;r die Unterkieferbehandlung eingeholt, der am 14. April 1980 vorlag, aber vom Beklagten dann aus Kostengr&#252;nden nicht abgefordert worden ist, womit er das Risiko der Erstattungsf&#228;higkeit der Arbeiten endg&#252;ltig &#252;bernommen hat.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Zeugin hat nicht best&#228;tigt, dem Beklagten jemals die Summe von 6.000,-- - 6.000,-- CM f&#252;r die Gesamtbehandlung genannt zu haben. Damit in &#220;bereinstimmung hat der Zeuge Dr. S bekundet, der mit den Kostenvoranschl&#228;gen befa&#223;t war, da&#223; er der Zeugin Dr. R einmal einen Betrag von ca. 7.000,-- DM nur f&#252;r die Unterkieferarbeiten genannt habe. Auch insoweit hat mithin der Beklagte den Mitarbeitern des Kl&#228;gers keinen Beratungsfehler in wirtschaftlicher Hinsicht nachgewiesen. Hierf&#252;r tr&#228;gt jedoch der Beklagte die Beweislast, denn die Beratungspflicht &#252;ber Kosten einer &#228;rztlichen Behandlung ist eine vertragliche Nebenpflicht, deren Verletzung nach allgemeinen Grunds&#228;tzen derjenige zu beweisen hat, der Anspr&#252;che daraus ableitet.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">4. Dem Beklagten steht auch kein Schadensersatzanspruch deshalb zu, weil der Kl&#228;ger nicht alle denkbaren Ziffern der Geb&#252;hrenordnung f&#252;r Zahn&#228;rzte in die Abrechnung aufgenommen und deshalb m&#246;glicherweise bewirkt hat, da&#223; die Gesamterstattungssumme f&#252;r den Beklagten durch Beihilfe und Privatversicherung geringer ausgefallen ist, als dies bei anderer Abrechnung der Fall gewesen w&#228;re. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Senat braucht in diesem Zusammenhang nicht zu entscheiden, ob die Klinik verpflichtet ist, alle ihre Leistungen auch tats&#228;chlich zu berechnen. Auch eine solche Pflicht w&#228;re allenfalls dann schuldhaft verletzt, wenn die Klinikverwaltung vor Ausstellung der Rechnung auf die Notwendigkeit einer solchen Abrechnung vom Beklagten hingewiesen worden w&#228;re, was unstreitig nicht geschehen ist. Auch in diesem Zusammenhang ist es Sache des Patienten, rechtzeitig zu kl&#228;ren, welche Art von Abrechnung er zur Inanspruchnahme von Beihilfe und Versicherungsleistungen braucht, nicht dagegen diejenige der Klinik, zumal diese die Einzelheiten der Beihilfeberechnung und insbesondere der Privatversicherungsleistung nicht einmal feststellen kann, weil sie deren Bedingungen nicht kennt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">5. Das Landgericht hat dem Kl&#228;ger mit Recht Rechtsh&#228;ngigkeitszinsen in H&#246;he von 3 % &#252;ber dem Diskontsatz der Deutschen Bundesbank zuerkannt. Der-Kl&#228;ger hat nachgewiesen, da&#223; der Kreditsatz f&#252;r Landeskredite, durch welche sich auch die Zahnklinik des Kl&#228;gers finanziert, im Jahre 1984 durchschnittlich bei 7,9 % gelegen hat, so da&#223; der Verzugsschaden des Kl&#228;gers sich im Bereich der vorgenannten Zinss&#228;tze bewegt hat (&#167; 287 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">6. Die Nebenentscheidungen des Rechtsstreits folgen aus den Vorschriften der &#167;S 97, 708 Nr. 10, 713 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Beschwer des Kl&#228;gers und Streitwert f&#252;r die Berufungsinstanz: 7.009,59 DM.</p>
315,601
ag-dusseldorf-1985-10-17-47-c-39185
{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
47 C 391/85
"1985-10-17T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:54"
"2019-03-27T09:42:42"
Urteil
ECLI:DE:AGD:1985:1017.47C391.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 2. Sept. 1985</p> <p>durch den Richter am Amtsgericht X</p> <p></p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p></p> <p> 1. Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p> 2. Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p> 3. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beauftragte am 29. September 1983 den Kl&#228;ger, einen Zahnarzt, ein zahn&#228;rztliches Privatgutachten zu erstellen, da sie mit der Behandlung durch ihren Zahnarzt Herrn X in Y nicht einverstanden war.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 30. September 1983 erstellte der Kl&#228;ger das Gutachten. Die Beklagte zahlte den Restbetrag aus der Rechnung des Kl&#228;gers vom 30. September 1983 &#252;ber insgesamt DM 577,-- abz&#252;glich 500,-- DM Vorschuss nicht. Sie erstattete Strafanzeige gegen den Kl&#228;ger, da er das Gutachten dem Zahnarzt X zugeleitet hatte, ohne dass sie den Kl&#228;ger zuvor von der Schweigepflicht entbunden hatte.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verlangt Bezahlung des restlichen Honorars &#252;ber DM 77,-- und tr&#228;gt vor, das von ihm erstattete Gutachten sei ordnungsgem&#228;&#223; und sachlich richtig. Die Weitergabe des Gutachtens an den Zahnarzt X sei durch &#167; 7 der Berufsordnung f&#252;r Zahn&#228;rzte geboten gewesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, DM 77,-- nebst 4 % Zinsen seit dem 1. Dezember </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">1983 an den Kl&#228;ger zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte h&#228;lt das Gutachten des Kl&#228;gers f&#252;r falsch und ist der Ansicht, durch die unbefugte Weitergabe des Gutachtens an den Sachverst&#228;ndigen X habe der Kl&#228;ger gegen seine Schweigepflicht versto&#223;en. Der Kl&#228;ger habe hierdurch dem Zahnarzt X in dem von ihr angestrengten Prozessverfahren in Y unerlaubt Sch&#252;tzenhilfe geleistet, da in dem dortigen Verfahren der Zahnarzt X nunmehr das Gutachten des Kl&#228;gers vorgelegt habe. Hierdurch sei ihr ein Schaden entstanden mit dem sie hilfsweise gegen die Forderung des Kl&#228;gers aufrechne.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten wird auf den vorgetragenen Inhalt der von den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><u> E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e : </u></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><b> I.</b></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Es kann offen bleiben, ob das von dem Kl&#228;ger erstattete Privatgutachten mangelfrei ist. Die Beklagte kann jedenfalls mit einem Schadenersatzanspruch aus positiver Vertragsverletzung und gem&#228;&#223; &#167;&#167; 823 Abs. 2 BGB in Verbindung mit &#167; 203 Abs. 1 Nr. 1 StGB gegen den Honoraranspruch des Kl&#228;gers aufrechnen. Der Kl&#228;ger hat durch die Weitergabe des Gutachtens an den Zahnarzt X seine &#228;rztliche Schweigepflicht verletzt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger wurde unstreitig von der Beklagten nicht von seiner &#228;rztlichen Schweigepflicht entbunden. Der zwischen den Parteien geschlossene Werkvertrag &#252;ber die Erstattung eines Privatgutachtens (vergl.BGH NJW 1967, 719) enthielt weder ausdr&#252;cklich noch konkludent die Befreiung von der &#228;rztlichen Schweigepflicht. Der Kl&#228;ger war beauftragt als Privatgutachter ein Gutachten ausschlie&#223;lich zur eigenen Information der Beklagten zu erstellen. Damit diente der Auftrag lediglich den Zweck, sachverst&#228;ndige Feststellungen f&#252;r die Beklagte nicht jedoch f&#252;r Dritte - wie hier den behandelnden Zahnarzt X - zu treffen. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Auf &#167; 7 der Berufsordnung und Weiterbildungsordnung der Zahn&#228;rztekammer Nordrhein vom 1. April 1979 kann sich der Kl&#228;ger nicht berufen. Abs. 1 dieser Vorschrift hat folgenden Wortlaut:</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">"Bei der Ausstellung zahn&#228;rztlicher Gutachten...</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">hat der Zahnarzt mit der notwendigen Sorgfalt zu verfahren und im </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Rahmen des Gutachtenauftrages nach </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">bestem Wissen seine zahn&#228;rztliche &#220;berzeugung zu &#228;u&#223;ern...</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Dem behandelnden Zahnarzt ist, mit Ausnahme der im gerichtlichen</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">und amtlichen Auftrage erstatteten Gutachten, eine Durchschrift des</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Gutachtens unaufgefordert. zu &#252;bersenden..."</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Damit geht &#167; 7 Abs. 1 der Berufsordnung &#252;ber den Erm&#228;chtigungsrahmen des Gesetzes &#252;ber die Kammern, die Berufsaus&#252;bung, die Weiterbildung und die Berufsgerichtsbarkeit der &#196;rzte, Apotheker, Tier&#228;rzte und Zahn&#228;rzte vom 30. Juli 1975 (GVBI 1975, 520) hinaus. In &#167; 23 dieses Gesetzes wird folgendes bestimmt:</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">"Die Kammerangeh&#246;rigen sind verpflichtet, ihren Beruf gewissenhaft</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">auszu&#252;ben und dem ihnen im Zusammenhang mit dem Beruf </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">entgegengebrachten Vertrauen zu entsprechen."</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">In &#167; 26 des Kammergesetzes wird dann ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">" Die Berufsordnung kann im Rahmen des &#167; 23 weitere Vorschriften &#252;ber</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Berufspflichten enthalten, insbesondere ... hinsichtlich</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">1. </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">der Einhaltung der Schweigepflicht und der sonst f&#252;r die Berufsaus-</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">&#252;bung geltenden Rechtsvorschriften ..."</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Damit bezieht sich die gesetzliche Erm&#228;chtigung lediglich auf die <b>Einhaltung </b>der Schweigepflicht nicht aber - wie durch &#167; 7 der Berufsordnung geregelt - auf die Ausweitung der Befreiung von der Schweigepflicht. Die Berufsordnung darf jedoch nicht mehr und nichts anderes regeln, als in dem Kammergesetz Raum gelassen wird (vergl. NARR, &#196;rztliches Berufsrecht, 2. Aufl. Randnummer 715).</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Dies findet auch seinen Niederschlag in &#167; 2 MuBO, der folgt lautet:</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">" (1) Der Arzt hat &#252;ber das, was ihm in seiner Eigenschaft als Arzt </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">anvertraut oder bekannt geworden ist, zu schweigen ...</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">(4) Der Arzt ist zur Offenbarung befugt, aber nicht verpflichtet, </p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">soweit er von der Schweigepflicht entbunden worden ist oder</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">soweit die Offenbarung zum Schutz eines h&#246;heren Rechtsgutes</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">erforderlich ist. Letzteres gilt auch f&#252;r Aussagen in gerichtlichen</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Verfahren.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">(5) Der Arzt ist auch dann zur Verschwiegenheit verpflichtet, wenn</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">er im amtlichen oder privaten Auftrag eines Dritten T&#228;tig wird, es sei </p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">denn, dass dem Betroffenen vor der Untersuchung oder Behandlung</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">bekannt ist oder er&#246;ffnet wurde, inwieweit die von dem Arzt getroffen-</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">en Feststellungen zur Behandlung an Dritte bestimmt sind. </p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">(6) Wenn mehrere &#196;rzte gleichzeitig oder nacheinander den selben</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Patienten behandeln, so sind sie untereinander von der Schweige-</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">pflicht insoweit befreit, als der Patient nicht etwas anderes bestimmt."</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">&#167; 2 Abs. 6 MuBO ist insoweit im vorliegenden Fall nicht einschl&#228;gig, da der Kl&#228;ger nicht als behandelnder Zahnarzt sondern als Gutachter beauftragt worden war. Aus der Vorschrift des &#167; 2 Abs. 1 MuBO und dem Sinngehalt der Vorschrift des &#167; 2 Abs. 5</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">MuBO folgt vielmehr, dass der Kl&#228;ger die Beklagte zumindest mit Annahme des Gutachterauftrages h&#228;tte darauf hinweisen m&#252;ssen, dass er das Gutachten dem Zahnarzt X weiterleiten werde. Dieser Hinweis ist jedoch unstreitig durch den Kl&#228;ger nicht erfolgt. </p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Abgesehen von der fehlenden Erm&#228;chtigungsgrundlage zu der Regelung in &#167; 7 der Berufsordnung k&#246;nnen Standesregeln den Arzt in seiner Rolle als medizinischer Sachverst&#228;ndiger nicht einengen, vielmehr steht er insoweit unter einem besonderen Recht, dass &#228;rztliche Standesregeln und Satzungen weder einschr&#228;nken wollen noch k&#246;nnen (vergl. Laufs, Arztrecht, 3. Aufl. 1984, Randnummer 395/396). Die Befugnis zur Offenbarung eines zum pers&#246;nlichen Lebensbereich geh&#246;renden Geheimnisses kann vielmehr nur durch eine ausdr&#252;ckliche gesetzliche Regelung, wonach der Arzt zur Offenbarung verpflichtet ist, geregelt werden (vergl. BVerfGE 65, 44; OVG L&#252;neburg NJW 1975, 2263/2264; Dreher/Tr&#246;ndle StGB 42. Aufl. &#167; 203 Randnummer 27; Sch&#246;nke/Schr&#246;der StGB 21. Aufl. Randnummer 28 zu &#167; 203).</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den &#228;rztlichen Sachverst&#228;ndigen gilt insoweit nichts anderes, zumal dann, wenn er wie hier als Privatgutachter t&#228;tig wird. Er ist im Rahmen und bis zur Grenze des ihm erteilten Auftrages der &#228;rztlichen Schweigepflicht unterworfen (vergl. NARR a.a.O. Randnummer 750; Rieger, Lexikon des Arztrechtes 1984 Randnummer 1537). Damit war er jedoch auch ohne Zustimmung der Beklagten nicht berechtigt, seine eigenen Erkenntnisse einem anderen Arzt mitzueilen (vergl. OVG L&#252;neburg a.a.O. S. 22 64).</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks"><b> II.</b></p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Durch die unbefugte Weiterleitung des Gutachtens an den Zahnarzt X hat der Kl&#228;ger schuldhaft gegen seine Vertragsverpflichtungen versto&#223;en. Auch ist er gem&#228;&#223; &#167;&#167; 823 Abs. 2 BGB in Verbindung mit &#167; 203 Abs. 1 Nr. 1 StGB zum Schadensersatz verpflichtet. Auf einen Verbotsirrtum kann sich der Kl&#228;ger nicht berufen, da dieser vermeidbar gewesen w&#228;re. Hierauf hat bereits die Staatsanwaltschaft D&#252;sseldorf (Aktenzeichen 810 Js 36/84) in ihrem mit Zustimmung des Amtsgerichts erfolgten Einstellungsbeschluss hingewiesen. Der Kl&#228;ger h&#228;tte sich - zumal da er auch h&#228;ufig als gerichtlich bestellter Sachverst&#228;ndiger zugezogen wird - zuvor eindeutig &#252;ber die Rechtslage informieren m&#252;ssen, zumindest w&#228;re es ihm jedoch ein leichtes gewesen, die Annahme des Privatgutachtens davon abh&#228;ngig zu machen, ob die Beklagte ihn ausdr&#252;cklich von der Schweigepflicht befreit. </p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks"><b> III.</b></p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Den der Beklagten durch die unbefugte Weitergabe des Gutachtens entstandenen Schadens sch&#228;tzt das Gericht auf mindestens den Klagebetrag von DM 77,--. Das Gutachten sollte ausschlie&#223;lich der Information der Beklagten dienen nicht jedoch ihrem Prozessgegner in dem Verfahren in Y, dem Zahnarzt X. Durch die Handlungsweise des Kl&#228;gers war dieser vielmehr in der Lage, das Gutachten des Kl&#228;gers in dem dortigen Proze&#223; einzuf&#252;hren. Damit wurde f&#252;r die Beklagte das Gutachten des Kl&#228;gers zumindest teilweise entwertet, da ihr die freie Entscheidung, ob sie das Gutachten des Kl&#228;gers in dem Prozess in Y vorlegt oder nicht, genommen war. Im Rahmen des den Zivilprozess beherrschenden Dispositionsgrundsatzes musste es allein Sache der Beklagten sein, den Prozess in Y zu gestalten, zumal die Beauftragung eines Privatgutachters im vorprozessualen Bereich lediglich den Zweck hat, dem Auftraggeber die sachgerechte Entscheidung &#252;ber ihr sp&#228;teres Prozessverhalten zu erleichtern.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Indem der Kl&#228;ger dieses Anliegen der Beklagte durch die Weitergabe des Gutachtens unterlaufen hat waren die Aufwendungen f&#252;r das Gutachten - selbst wenn diese sachlich richtig sein sollte - teilweise zwecklos. Ob das Gutachten v&#246;llig wertlos wurde kann dahinstehen, da lediglich &#252;ber den Teil der Klageforderung in H&#246;he von 77,-- DM zu entscheiden ist. </p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 708 Nr. 11, 713 ZPO. </p>
315,602
lg-aachen-1985-10-16-7-s-9085
{ "id": 800, "name": "Landgericht Aachen", "slug": "lg-aachen", "city": 380, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
7 S 90/85
"1985-10-16T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:55"
"2019-03-27T09:42:42"
Urteil
ECLI:DE:LGAC:1985:1016.7S90.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Beklagten gegen das am 01. M&#228;rz 1985 verk&#252;ndete Urteils des Amtsgerichts Aachen -14 C 619/85- wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Beklagte hat die Kosten des Berufungsverfahrens zu tragen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird 'gem&#228;&#223; &#167; 53 Absatz 1 ZPO abgesehen,</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Beklagten ist zul&#228;ssig. Sie ist an sich statthaft sowie form- und fristgerecht eingelegt und begr&#252;ndet worden. In der Sache selbst ist sie jedoch nicht begr&#252;ndet. Das Amtsgericht hat den Beklagten zu Recht verurteilt, dem Kl&#228;ger die R&#246;ntgenaufnahmen herauszugeben, die der Beklagte anl&#228;&#223;lich der Behandlung des Kl&#228;gers gefertigt hat,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann seinen Anspruch allerdings nicht auf &#167; 810 BGB st&#252;tzen. Eine R&#246;ntgenaufnahme stellt keine Urkunde im Sinne der genannten Vorschrift dar (vergleiche BGH Urteil vom 06.11.62, NJW 1963, Seite 389 ff.; BGH Urteil vom 23.11.1982, NJW 1983, Seite 328 ff. IV a). Im &#252;brigen geht der Anspruch aus &#167; 810 BGB nur auf Einsichtnahme in die Urkunden, also nicht auf endg&#252;ltige Herausgabe, wie sie im vorliegenden Rechtsstreit geltend gemacht wird.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch auf Herausgabe nach &#167; 985 BGB scheidet aus, weil der Kl&#228;ger nicht Eigent&#252;mer der R&#246;ntgenaufnahmen ist( vergleiche BGH, Urteil vom 06.11.1962, a.a.O.). Die R&#246;ntgenaufnahme sind vielmehr von dem Beklagten aus eigenem Material hergestellt worden und dessen Eigentum.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Ein werkvertraglicher Anspruch auf Herausgabe scheidet aus, weil ein auf Herstellung der R&#246;ntgenaufnahmen gerichteter Vertrag nicht abgeschlossen worden ist. Der Vertrag hatte vielmehr die Untersuchung des Kl&#228;gers wegen R&#252;ckenschmerzen zum Gegenstand, und die R&#246;ntgenaufnahmen sind nur gemacht worden, um die diagnostische Grundlage hierf&#252;r zu gewinnen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der<i> </i>Vertrag der Parteien stellt sich auch nicht als Gesch&#228;ftsbesorgungsvertrag, im Sinne des &#167; 675 BGB dar, der den Beklagten nach &#167; 667 zur Herausgabe der R&#246;ntgenaufnahmen verpflichten w&#252;rde (vgl. BGH, Urteil vom 6.11.1962, a.a.O.). &#167; 667 BGB betrifft nur wirtschaftliche T&#228;tigkeiten (vgl. Palandt-Thomas, BGB 43. Aufl., &#167; 675, Anm. 2a), und die T&#228;tigkeit des Beklagten war keine solche wirtschaftliche T&#228;tigkeit.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Es kann auch nicht angenommen werden, da&#223; die Parteien sich bei Vertragsschlu&#223; stillschweigend dahin geeinigt h&#228;tten, der Beklagte habe die R&#246;ntgenaufnahmen bei Beendigung des Vertrages dem Kl&#228;ger herauszugeben. Zumindest der Beklagte hatte bei Vertragsschlu&#223; nicht die Absicht, die R&#246;ntgenaufnahmen bei Vertragsbeendigung dem Kl&#228;ger zu &#252;berlassen, und er hat einen auf Herausgabe gerichteten Willen auch nicht bei Vertragsschlu&#223; zum Ausdruck gebracht. Der Kl&#228;ger konnte das Verhalten des Beklagten bei Vertragsschlu&#223; insbesondere unter Ber&#252;cksichtigung der Verkehrsanschauung nicht gem&#228;&#223; &#167;&#167; 133, 157, 242 BGB dahin auslegen, er werde nach Beendigung des Vertrages ohne weiteres die R&#246;ntgenaufnahmen erhalten. In der Regel beh&#228;lt der behandelnde Arzt n&#228;mlich die R&#246;ntgenaufnahmen, und hiervon mu&#223;te auch der Kl&#228;ger bei Vertragsschlu&#223; ausgehen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Den Beklagten trifft jedoch nach dem Grundsatz von Treu und Glauben (&#167; 242 BGB) eine vertragliche Nebenpflicht, auf das ausdr&#252;ckliche Verlangen des Kl&#228;gers hin diesem die R&#246;ntgenaufnahmen herauszugeben, denn dieser hat ein erhebliches Interesse hieran und Gr&#252;nde f&#252;r die Verweigerung liegen nicht vor (vgl. BGH, Urt. vom 23.11.82 a.a.O., wo darauf hingewiesen wird, vieles spreche daf&#252;r, einem Patienten einen Anspruch aus &#167; 242 BGB auf Einsicht in Behandlungsunterlagen zu gew&#228;hren, wenn er ein Interesse daran haben und Gr&#252;nde f&#252;r die Verweigerung nicht vorl&#228;gen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Interesse des Kl&#228;gers an der Herausgabe der R&#246;ntgenaufnahmen ergibt sich daraus, da&#223; er sie f&#252;r die Fortsetzung seiner Behandlung durch einen anderen Arzt. braucht. Die Anfertigung neuer R&#246;ntgenaufnahme durch den Arzt, von dem der Beklagte sich weiter behandeln lassen will, w&#252;rde nicht nur zus&#228;tzliche Kosten verursachen, vielmehr den Kl&#228;ger auch einer vermeidbaren erneuten Belastung mit R&#246;ntgenstrahlen und damit einer gesundheitlichen Sch&#228;digung aussetzen. Zudem k&#246;nnen die neuen R&#246;ntgenbilder nicht den k&#246;rperlichen Zustand des Kl&#228;gers zur Zeit der Fertigung der ersten Aufnahme wiedergeben. Der Vertrag der Parteien diente der Gesundung des Kl&#228;gers. Dies hatte der Beklagte nicht nur w&#228;hrend der Vertragsdauer, vielmehr nach Treu und Glauben auch noch bei Vertragsbeendigung zu beachten.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist allerdings bereit, dem genannten Interesse des Kl&#228;gers dadurch Rechnung zu tragen, da&#223; er die Aufnahmen dem Arzt herausgibt, der die Behandlung des Kl&#228;gers fortsetzt, sobald dieser ihm den Namen des Arztes nennt. Hierauf braucht der Kl&#228;ger sich jedoch nicht verweisen zu lassen. Seine personale W&#252;rde und sein Selbstbestimmungsrecht verbieten es, ihm die Rolle eines blo&#223;en Objektes zuzuweisen (vgl. BGH, Urt. vom 23.11.82, a.a.O.). Er mu&#223; seine eigenen Angelegenheiten auch selbst in die Hand nehmen k&#246;nnen, wenn er dies w&#252;nscht. Dem l&#228;&#223;t sich nicht entgegenhalten, ein Patient sei gar nicht in der Lage, R&#246;ntgenaufnahmen zu verstehen. Abgesehen davon, da&#223; dies nicht auf alle Patienten zutrifft, ist es gegebenenfalls Sache des Patienten sich sachkundig von einer Person seines Vertrauens beraten zu lassen, und keine Rechtfertigung f&#252;r die Verweigerung der Herausgabe der R&#246;ntgenaufnahmen durch den Arzt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Durchgreifende Gr&#252;nde f&#252;r die Verweigerung der Herausgabe der R&#246;ntgenaufnahmen an den Kl&#228;ger liegen nicht vor. Die Urheber und Eigentumsrechte an den R&#246;ntgenaufnahmen m&#252;ssen hinter dem Pers&#246;nlichkeitsrecht des Kl&#228;gers zur&#252;cktreten. Dies gilt umsomehr, als der Beklagte nicht vorgetragen hat, er ben&#246;tigte die R&#246;ntgenbilder aus irgendeinem Grunde, zum Beispiel zu wissenschaftlichen Zwecken. Der Beklagte beruft sich vielmehr lediglich auf eine vermeintliche Verpflichtung zur Aufbewahrung aus &#167; 29 Abs. 5 der Bestimmungen der Verordnung &#252;ber den Schutz vor Schaden durch R&#246;ntgenstrahlen - R&#246;V - vom.1.3.1973, Bundesgesetzblatt 1973, Seite 173 ff., wo es hei&#223;t:</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">"Wer eine Person mit R&#246;ntgenstrahlen untersucht oder mit R&#246;ntgenstrahlen oder sonstigen ionisierenden Strahlen behandelt hat, hat demjenigen, der sp&#228;ter eine R&#246;ntgenuntersuchung oder R&#246;ntgenbehandlung vornimmt, auf dessen Verlangen Auskunft &#252;ber die Aufzeichnungen nach Abs. 1 oder 2 zu erteilen und die sich hierauf beziehenden Unterlagen vor&#252;bergehend zu &#252;berlassen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die genannte Bestimmung des &#167; 29 Abs. 5 R&#246;V bekr&#228;ftigt aber, wenn man sie &#252;berhaupt auf die R&#246;ntgenaufnahmen bezieht und sie nicht auf die anl&#228;&#223;lich der R&#246;ntgenuntersuchung gefertigten Aufzeichnungen &#252;ber die Strahlenbelastung der Patienten beschr&#228;nkt, (vgl. Daniels, NJW 1976, 345, Fu&#223;note 6), nur das Recht des Patienten, Herausgabe an einen anderen Arzt zu verlangen*, unmittelbar an sich selbst zu verlangen. Die Pflicht des Arztes, R&#246;ntgenaufnahmen aufzubewahren, dient ausschlie&#223;lich dem Interesse des Patienten. Er soll vor einer vermeidbaren Strahlenbelastung infolge neuer R&#246;ntgenaufnahmen dadurch gesch&#252;tzt werden, da&#223; die alten Aufnahmen aufbewahrt werden. Dieser Zweck der Pflicht des Arztes zur Aufbewahrung wird durch eine Herausgabe der R&#246;ntgenaufnahmen an den Patienten selbst nicht gef&#228;hrdet, vielmehr erst recht erreicht. Nach Herausgabe der Aufnahmen an den Patienten kann dieser sie verwerten, w&#228;hrend er bei einer Verweigerung der Herausgabe neue Aufnahmen fertigen lassen und sich dadurch einer erneuten Strahlenbelastung aussetzen wird.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Bundesgerichtshof hat (Urteil vom 23.11.1982, a.a.O.) in dem Fall, da&#223; ein Patient nicht durch einen Arzt, sondern durch seinen Rechtsanwalt Einsichtnahme in die ihn betreffenden Krankenunterlagen begehrt, den Anspruch insoweit zuerkannt, als es sich um Aufzeichnungen &#252;ber naturwissenschaftlich, objektivierbare Befunde handelt. Eine R&#246;ntgenaufnahme unterf&#228;llt danach zweifelsfrei dem Recht des Patienten auf eigene Einsichtnahme. Nach Auffassung der Kammer ist der Patient aber nicht nur zur Einsichtnahme berechtigt, vielmehr kann er auch Herausgabe verlangen. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Dabei kann dahingestellt bleiben, ob der Arzt berechtigt ist, Fotokopien zu fertigen und diese anstelle der Originale herauszugebenr denn Fotokopien, bietet der Beklagte nicht an.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><u>Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren:</u> 1.000,- DM.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Dr. T. Dr. N T1</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">* schlie&#223;t jedoch nicht sein Recht aus, stattdessen Herausgabe</p>
315,603
ag-essen-1985-10-07-12-c-46385
{ "id": 657, "name": "Amtsgericht Essen", "slug": "ag-essen", "city": 417, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
12 C 463/85
"1985-10-07T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:57"
"2019-03-27T09:42:41"
Urteil
ECLI:DE:AGE1:1985:1007.12C463.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 368,85 DM &#150;dreihundertachtundsechzig 85/100- nebst 4 % Zinsen seit dem 28.07. 1985 zu zahlen. </p> <p></p> <p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits. </p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand: </u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Ein Wohngeb&#228;ude des Kl&#228;gers ist bei der Beklagten unter anderem gegen Leitungswassersch&#228;den versichert, dem Versicherungsverh&#228;ltnis der Parteien liegen die VGB 1968 zugrunde. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Im Februar 1985 trat an einer Verbindungsstelle der Abflu&#223;leitungen von Waschbecken und Badewanne unterhalb des Fu&#223;bodens des nicht unterkellerten Bades im versicherten </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Haus ein Defekt auf. Die Abflu&#223;leitung verl&#228;uft dort unmittelbar unter dem Fu&#223;boden, innerhalb der Grundmauern. Die Reparatur kostete 368,85 DM. Die Beklagte wurde zum 28.06.1985 vergeblich zur Zahlung gemahnt. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger h&#228;lt daf&#252;r, die Beklagte schulde Versicherungschutz f&#252;r den Schadenfall. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt, </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">wie erkannt. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt, </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte h&#228;lt daf&#252;r, Abflu&#223;leitungen unerhalb der Geb&#228;ude (wenn auch innerhalb derGrundmauern) verliefen nicht in einem geschlossenen Raum und seien nach den Bedingungen nicht versichert. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde: </u></b></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist begr&#252;ndet. Die Beklagte schuldet gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1 Absatz 1 Satz 1 VVG, 2, 4 <i>VGB, </i>284 ff BGB den Ersatz der Reparaturkosten der Abwasserleitungen nebst Verzugszinsen in gesetzlicher H&#246;he. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">A. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Zwischen den Parteien ist unstreitig, da&#223; abgesehen von der Frage, ob die Schadens stelle versichert ist, ein versicherter Schaden aufgetreten ist, mithin <i>ein </i>Rohrbruch vorgelegen hat. Die<i> </i>Beklagte hat die Schadensstelle besichtigt. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der H&#246;he nach ist der Schaden zwischen den Parteien ebenfalls unstreitig. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">B. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die konkrete Schadensstelle f&#228;llt unter den Deckungsumfang des Versicherungsvertrages der Parteien. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">1. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; den ma&#223;gebenden VGB sind die im Versicherungsschein aufgef&#252;hrten Geb&#228;ude mit ihren Bestandteilen (&#167; 2) und nach Ma&#223;gabe der Regelungen &#252;ber den Umfang der Leitungswasserversicherung (&#167; 4 VGB) versichert. &#167; 4 Nummer 2 VGB bestimmt, da&#223; unter die Leitungswasserversicherung Sch&#228;den durch Rohrbruch fallen, die an Ableitungsrohren "innerhalb der versicherten Geb&#228;ude" (a) auftreten, w&#228;hrend "au&#223;erhalb der versicherten Geb&#228;ude" solche Sch&#228;den im wesentlichen nur an Zuleitungs rohren in den Versicherungsschutz einbezogen werden. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">2. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind sich einig, da&#223; der Schaden an Abflu&#223;rohren unterhalb des Fu&#223;bodens eines nicht unterkellerten Bades eingetreten ist, da&#223; aber diese Schadensstelle in der Waagerechten zwischen tragenden Fundamenten liegt. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">3. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Diese Schadensstelle f&#228;llt nach Auffassung des erkennenden Gerichts unter den Deckungsumfang des Versicherungsvertrages. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">a) </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Es ist nicht zweifelhaft, da&#223; Abflu&#223;leitungen unmittelbar unter dem Fu&#223;boden eines Wohngeb&#228;udes noch zu den ( wesentlichen, &#167; 93 f BGB ) Bestandteilen des versicherten Geb&#228;udes gem&#228;&#223; &#167; 2 VGB zu z&#228;hlen sind (so auch LG K&#246;ln (nicht Hamburg), RUS 1977,263 f). </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">b) </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Schadens stelle liegt dar&#252;ber hinaus "innerhalb" des versicherten Geb&#228;udes. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Bei einer W&#252;rdigung des Wortlauts der Versicherungsbedingungen mu&#223; in erster Linie darauf abgestellt werden, welches der objektive Erkl&#228;rungsinhalt f&#252;r den verst&#228;ndigen Leser ist (&#167;&#167; 133, 157 BGB). F&#252;r den Benutzer eines nicht unterkellerten Geb&#228;udes liegen aber Leitungen, die unmittelbar unter der Fu&#223;bodenoberfl&#228;che liegen, "innerhalb" und nicht au&#223;erhalb des Geb&#228;udes. Anders liegt der Fall sicherlich nach dem Austritt der Abwasserleitungen aus dem seitlich-&#228;u&#223;eren Umri&#223; des Geb&#228;udes. Von dieser Stelle an d&#252;rfte kein Zweifel dar&#252;ber bestehen, da&#223; sich die Leitung au&#223;erhalb des Geb&#228;udes befindet. Hingegen sind Leitungen, die man nur von innerhalb des Geb&#228;udes erreicht, die nur tats&#228;chlich zug&#228;nglich werden,wenn innerhalb des Geb&#228;udes gearbeitet wird, eher als auch im Sinne der Versicherungsbedingungen innerhalb gelegen anzusehen. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Kein Zweifel wird daran bestehen k&#246;nnen, da&#223; Leitungen, die sich mindestens teilweise in Mauern befinden, noch inner- halb des Geb&#228;udes liegen (so auch LG K&#246;ln a.a.O.). </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Fraglich kann daher nur sein, ob die Leitungsteile, die zwar in der Waagerechten zwischen tiefer als der Kellerboden reichenden Fundamenten liegen, die aber unterhalb des Kellerbodens liegen, als innerhalb oder au&#223;erhalb des Geb&#228;ude liegend anzusehen sind. Zwar hat die Rechtsprechung verschiedentlich die Unterkante des Kellerbodens als Grenze des Geb&#228;udes angesehen, also das in der Waagerechten zwischen den Fundamentmauern liegende Erdreich und die dort liegenden Rohre nicht mehr dem Geb&#228;udeinneren zugerechnet (LG K&#246;ln a.a.O.; seinerseits wieder gest&#252;tzt auf LG Hamburg, VersReCht 70, 1004). Beide Entscheidungen &#252;berzeugen aber nicht. </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Bei der Auslegung ist der technisch &#252;bliche Sachverhalt, der erfa&#223;t und geregelt werden soll, zu ber&#252;cksichtigen. Abflu&#223;leitungen sind in aller Regel, praktisch durchg&#228;ngig, so verlegt, da&#223; die Falleitungen bis zur Unterkante des Kellerfu&#223;bodens gef&#252;hrt werden, um sodann dort durch waagerecht verlaufende Rohre gesammelt und nach au&#223;en gef&#252;hrt zu werden. Gem&#228;&#223; dem typischen Grundri&#223;plan von H&#228;usern bedeutet dieser Sachverhalt, da&#223; die Abflu&#223;leitungen unterhalb des Kellerfu&#223;- bodens waagerecht an verschiedenen Stellen durch die bei Hausbauten &#252;blichen Fundamente (Streifenfundamente) hindurchgef&#252;hrt werden. Die Auffassung der vorerw&#228;hnten Gerichte m&#252;&#223;te dazu f&#252;hren, da&#223; die Abflu&#223;leitungen, soweit sie innerhalb der Fundamente und damit sicherlich innerhalb des Geb&#228;udes liegen, von den gleich angrenzenden Teilen, die nunmehr unterhalb des Kellerfu&#223;bodens liegen, rechtlich getrennt werden. </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Entsprechende rechtliche Unterschiede m&#252;&#223;ten mit R&#252;cksicht auf das mehrfache Durchbrechen von Streifenfundamenten, wie es h&#228;ufig bis &#252;blich vorkommt, bei einer Abwasserrohrleitung \ eines Hauses gleich mehrfach auftreten. Vor allem aber der Bereich, in dem die Abwasserleitung schlie&#223;lich durch das umgrenzende &#228;u&#223;ere Fundament hindurch nach au&#223;en gef&#252;hrt wird, w&#228;re wiederum als innerhalb des Geb&#228;udes liegend anzusehen, w&#228;hrend die St&#252;cke davor unter dem Kellerfu&#223;boden au&#223;erhalb des Geb&#228;udes im Sinne der Versicherungsbedingungen l&#228;gen. Dieses Ergebnis erscheint willk&#252;rlich und dem normalen Leser der Versicherungsbedingungen auch. kaum verst&#228;ndlichzu machen. Ein derartiger Unterschied l&#228;&#223;t sich auch nicht durch die &#252;brigen Begr&#252;ndungen der beiden vorerw&#228;hnten Urteile rechtfertigen. Abflu&#223;leitungen unmittelbar unterhalb der Kellersohle beinhalten keineswegs zwingend ein h&#246;heres technisches Schadenrisiko. </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Leitungen befinden sich an diesen Stellen regelm&#228;&#223;ig besonders gesch&#252;tzt. Sie werden n&#228;mlich durch die &#228;u&#223;eren Fundamentringe der Geb&#228;ude eingegrenzt. &#220;blicherweise sind Geb&#228;ude heute so beschaffen, da&#223; durch die Kellerau&#223;enw&#228;nde keinerlei Wasser oder sonstige sch&#228;digende Einfl&#252;sse mehr eindringen und auf die Rohre einwirken. Unterhalb des Kellerfu&#223;bodens pflegt es deshalb regelm&#228;&#223;ig trockener zu sein als au&#223;erhalb der Geb&#228;ude. Ersch&#252;tterungen k&#246;nnen unterhalb des Kellerfu&#223;bodens auch weniger einwirken als au&#223;erhalb des &#228;u&#223;eren Umrisses des Geb&#228;udes. Ohne dies unterliegen die im Erdreich regelm&#228;&#223;ig zu verlegenden Ton- oder Hartplastikrohre praktisch keiner Verwitterung oder Abnutzung. </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Es ist f&#252;r den Normalfall auch keineswegs so, da&#223; bei Sch&#228;den unterhalb des Kellerfu&#223;bodens mit h&#246;herem Reparaturaufwand zu rechnen ist als bei Sch&#228;den au&#223;erhalb des &#228;u&#223;eren seitlichen Umrisses von Geb&#228;uden. Das Aufstemmen eines Kellerfu&#223;bodens ist in der Regel nicht schwierig. Es d&#252;rfte im allgemeinen einfacher sein als das Aufstemmen von unter Umst&#228;nden tragenden Hausw&#228;nden, in denen Abflu&#223;leitungen in der Senkrechten meistens verlegt sind. Demgegen&#252;ber ist ein Zugang zu seitlich au&#223;erhalb des Geb&#228;udes befindlichen Abflu&#223;leitungen regelm&#228;&#223;ig nur mit erheblichem Aufwand m&#246;glich. Es mu&#223; eine Grube ausgehoben werden., was wegen der notwendigen Vorsicht meist nur von Hand erfolgen darf, die Grube mu&#223; zum Arbeiten hinreichend gro&#223; werden und mu&#223; entspreChend abgeb&#246;scht und/oder gesichert werden. Das ist im Ansatz weitaus aufwendiger, als das Aufstemmen eines normalen Kellerfu&#223;bodens. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Zumindest bleibt zu erw&#228;gen, da&#223; die auf die Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen der Beklagten anzuwendende Unklar- heitenregel (&#167; 5 AGBG) dazu fUhren mu&#223;, die Abflu&#223;leitungen unmittelbar unterhalb des untersten Hausfu&#223;bodens, aber noch in der Waagerechten zwischen den Fundamenten, als innerhalb des Geb&#228;udes anzusehen. Dieses Auslegungsprinzip konnte 1969 (Landgericht Hamburg, Versicherungsrecht 1970, 1004) und Anfang 1976 (Landgericht K&#246;ln, RuS 1977, Seite 263) noch nicht bedacht werden, da das Gesetz &#252;ber die Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen im wesentlichen erst am 01.04. 1977 in Kraft getreten ist. Unklar aber ist die Versicherungsbedingung zumindest deshalb, weil sie bei der Auslegung, die die Beklagte vornimmt, die Abflu&#223;leitung unterhalb des Kellerfu&#223;bodens in der Regel in verschiedene Abschnitte einteilt, die versichert sind, weil sie zum Beispiel das Fundament kreuzen, oder nicht versichert sind, weil sie zwischen den Fundamenten aber unterhalb des Kellerfu&#223;bodens liegen. Eine solche Art "gest&#252;ckelter" Versicherung von Abflu&#223;leitungen erschlie&#223;t sich dem verst&#228;ndigen Leser der VGB sicherlich nicht ohne weiteres, sie ist unklar. Hinzu kommt, da&#223; derartige Auslegung die Grundsatzvorschrift des &#167; 2 VGB beschr&#228;nkt, weshalb sie als Ausnahmeregelung nach allgeIlrl.nen Auslegungsgrunds&#228;tzen eng auszulegen ist. Denn die Abflu&#223;leitung ist zumindest bis zum seitlichen Austritt aus dem Geb&#228;ude wesentlicher Bestandteil des Geb&#228;udes und damit grunds&#228;tzlich vom Versicherungsschutz umfa&#223;t, &#167; 2 VGB. Auch wenn man die Abflu&#223;leitungen nicht nur in den Fundamentdurchf&#252;hrungen, sondern auch unterhalb des Kellerbodens einschlie&#223;t, bleibt der Regelungsgehalt des &#167; 4 Nummer 2 VGB noch sinnvoll. </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Es werden dann n&#228;mlich nur die seitlich au&#223;erhalb des Geb&#228;udes austretenden Abflu&#223;leitungen vom Versicherungsumfang nicht eingeschlossen. Nicht mehr in diesem Sinne eng &#150; sondern zu Unrecht extensiv - ist aber eine Auslegung, die Leitungen unterhalb des Geb&#228;udes in verschiedene Abschnitte zerlegen mu&#223;, die teils innerhalb (Fundamentdurchbr&#252;che), teils au&#223;erhalb (Zwischenfundamenten) liegen. </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 91, 708 Nummer </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">11,713 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">C</p>
315,604
olgham-1985-10-01-10-u-8684
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
10 U 86/84
"1985-10-01T00:00:00"
"2019-03-13T15:08:58"
"2019-03-27T09:42:41"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1985:1001.10U86.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das am 3. Februar 1984 verk&#252;ndete Urteil der 21. Zivilkammer des Landgerichts ... wird, soweit der Rechtsstreit sich nicht durch den vor dem Senat geschlossenen Vergleich vom 4.12.1984 erledigt hat, zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden zu 2/3 der Kl&#228;gerin und zu 1/3 dem Beklagten auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die jetzt 75 j&#228;hrige Kl&#228;gerin ist die Mutter des Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Beide leben auf dem landwirtschaftlichen Anwesen ... in ... das bis zu seinem Tod am 25. November 1966 im Eigentum des Landwirts ... dem Ehemann der Kl&#228;gerin und Vater des Beklagten stand.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dieser hatte am 1. April 1966 ein Testament errichtet und die Kl&#228;gerin als Erbin eingesetzt. Nachdem das Amtsgericht ... diesem Testament die landwirtschaftsgerichtliche Zustimmung erteilt hatte, hob der Senat durch Beschlu&#223; vom 5.8.1980 diese Entscheidung auf und versagte dem Testament die landwirtschaftsgerichtliche Zustimmung. Diese Entscheidung ist in Rechtskraft erwachsen. Wegen der Einzelheiten wird auf den Inhalt der beigezogenen Akten ... verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Ende 1981 erhobenen Klage der Kl&#228;gerin auf Feststellung, dsid der streitbefangene Hof Ehegattenhof geworden ist sowie auf Erteilung eines Hoffolgezeugnisses mit einer ihr einger&#228;umten Stellung als Hofvorerbin ist durch rechtskr&#228;ftige Entscheidung des Senats vom 19.4.1983 entsprochen worden ....</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit der vorliegenden Klage begehrt die Kl&#228;gerin vom Beklagten die Unterlassung s&#228;mtlicher der Hofwirtschaft zuzuordnenen T&#228;tigkeiten, sowie die Herausgabe eines dem Beklagten bzw. seiner Familie vor&#252;bergehend &#252;berlassenen Raumes.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Sie hat hierzu wie folgt vorgetragen:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Bis zum Tode ihres Ehemannes habe sie mit diesem zusammen den Hof bewirtschaftet. Danach habe sie die Bewirtschaftung &#252;bernommen. Der Beklagte, der seit 1961 einer ganzt&#228;tigen Besch&#228;ftigung nachgehe, habe ihr bei der Bewirtschaftung des Hofes geholfen. Etwa 1976/1977 habe sie ihm gestattet, einige Rinder auf eigene Rechnung auf dem Hof zu halten. Ihre krankheitsbedingte Abwesenheit im Jahre 1978 habe der Beklagte dazu benutzt, die Bewirtschaftung des Hofes an sich zu rei&#223;en. Er verweigere sowohl die R&#252;ckgabe eines nur vor&#252;bergehend &#252;berlassenen Zimmers als auch die Wiederaufnahme der Bewirtschaftung durch sie. Vertragliche Beziehungen, etwa in Form eines Pachtvertrages best&#252;nden nicht. Der gellend gemachte Anspruch sei aus &#167; 1004 BGB begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen,</p> <br /><span class="absatzRechts">11</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>1.</td> <td>bez&#252;glich des im Grundbuch von ... verzeichneten Hofes der Kl&#228;gerin alle Bewirtschaftungsma&#223;nahmen zu unterlassen, insbesondere Saat und Ernte,</td> </tr> <tr> <td>2.</td> <td>die Stallungen des im Klageantrag zu 1) genannten Hofes in ... zu r&#228;umen,</td> </tr> <tr> <td>3.</td> <td>das ihm &#252;berlassene Zimmer im Hause ... (Durchgangszimmer vor dem Schlafzimmer der Kl&#228;gerin) zu r&#228;umen und an die Kl&#228;gerin herauszugeben.</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat Klageabweisung beantragt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung dieses Antrages hat er vorgetragen:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Zeit seines Lebens habe er auf dem streitbefangenen Hof seines Vaters gelebt und seit seiner Kindheit dort unentgeltlich gearbeitet. 1962 habe er auf dem Hof geheiratet und gleichzeitig, um seine Familie besser unterhalten zu k&#246;nnen, eine Schichtarbeit bei der Firma ... in ... angenommen. Sowohl seine aus der Landwirtschaft stammende Ehefrau als auch die Kinder h&#228;tten, soweit ihnen m&#246;glich, anfallende Arbeiten auf dem Hof mitverrichtet. W&#228;hrend die Kl&#228;gerin in f&#252;r sie sehr gro&#223;z&#252;gig bemessenen Wohnverh&#228;ltnissen lebe, m&#252;sse er sich mit seiner vierk&#246;pfigen Familie mit 3 Zimmer, davon 2 in einem umgebauten K&#228;lberstall gegn&#252;gen. Im &#252;brigen sei die Kl&#228;gerin nicht zuletzt aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters unter Ber&#252;cksichtigung einer ebenfalls betagten Hilfe nicht als wirtschaftsf&#228;hig anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat durch das angefochtene Urteil die Klage abgewiesen. Es hat das Eigentum der Kl&#228;gerin am Hof nicht in Frage gestellt, ist jedoch der Meinung, da&#223; dem an sich gegebenen Unterlassung- und Herausgabeanspruch der Einwand unzul&#228;ssiger Rechtsaus&#252;bung entgegen stehe. Im einzelnen f&#252;hrt das Landgericht folgende Gesichtspunkte an:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Wie der Senat bereits in seinen Beschlu&#223; vom 5.8.1980 festgestellt habe, versto&#223;e es gegen Treu und Glauben, dem Beklagten die M&#246;glichkeit zu nehmen, Hofnacherbe zu werden. Das gelte auch f&#252;r die Klage. Die Kl&#228;gerin sei relativ betagt. Daher bestehe die realistische M&#246;glichkeit, da&#223; der Nacherbfall in wenigen Jahren eintrete. Es bestehe aber, da die Schwestern des Beklagten verheiratet seien, die gr&#246;&#223;ere Wahrscheinlichkeit, da&#223; der Beklagte tats&#228;chlich Nacherbe werde und nicht eine seiner Schwestern. W&#252;rde der Beklagte den Hof verlassen m&#252;ssen, k&#246;nnte er den Hof auch nicht mehr bewirtschaften, was bedeuten w&#252;rde, da&#223; &#252;ber Jahrzehnts verfestigte Gegebenheiten au&#223;er Kraft gesetzt w&#252;rden. Das versto&#223;e aber gegen Treu und Glauben.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wendet sich die Kl&#228;gerin mit ihrer Berufung.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholt ihr erstinstanzliches Vorbringen und stellt nochmals heraus, da&#223; die Entscheidung des Landgerichts in letzter Konsequenz bedeute, da&#223; ihr Eigentumsrecht praktisch ausgeh&#246;hlt werde und sie - obwohl sie als Vorerbin bis zum Tode voller Eigent&#252;mer sei (&#167; 2100 BGB) - tats&#228;chlich rechtlos gestellt werde. Das Urteil verfestige auch die Stellung des Beklagten als Hofnacherbe, die ihm nicht zukomme. Bereits der verstorbene Ehemann habe zum Ausdruck gebracht, da&#223; der Beklagte nicht Hoferbe werden sollte. Im &#252;brigen sei zumindest eine der T&#246;chter wirtschaftsf&#228;hig und in der Lage, den Hof zu &#252;bernehmen. Die Frage des Nacherben sei daher v&#246;llig offen und durch nichts pr&#228;judiziert worden. Neben seiner beruflichen T&#228;tigkeit sei der Beklagte ihr bei der Hofbewirtschaftung lediglich zur Hand gegangen. Auch sei kein Pachtvertrag geschlossen worden, wozu sie durchaus bereit gewesen sei, was aber an dem Verhalten das Beklagten gescheitert sei.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat unter Wiederholung seines Vorbringens und des landgerichtlichen Urteils die Zur&#252;ckweisung des Rechtsmittels beantragt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Im Laufe des Verfahrens haben die Parteien den Rechtsstreit teilweise im Vergleichswege beendet. Insoweit wird auf das Protokoll vom 4.12.1984 Bezug genommen. Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen verwiesen. Gleiches gilt f&#252;r das vom Senat eingeholte und bei den Akten befindliche Gutachten des Sachverst&#228;ndigen ....</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Rechtsstreit ist vergleichsweise beendet worden, soweit er die Herausgabe des dem Beklagten &#252;berlassenen Zimmers zum Gegenstand hatte.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen ist die Berufung zwar zul&#228;ssig, aber unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Dem Landgericht ist im Ergebnis dahin zu folgen, da&#223; das Klagebegehren der Kl&#228;gerin rechtsmi&#223;br&#228;uchlich ist.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Zwar stehen der Kl&#228;gerin als Eigent&#252;merin grunds&#228;tzlich die Rechte aus &#167; 1004 bzw. 985 BGB zu.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Dem steht jedoch ein Recht des Beklagten, zum Besitz entgegen, das aus der Besonderheit des H&#246;ferechts herr&#252;hrt, und zwar in Anwendung der Grunds&#228;tze der h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung zu formlosen Hoferbenbestimmung (vgl. BGHZ 12, 286 ff). Diese haben zwischenzeitlich ihren gesetzlichen Niederschlag in &#167; 6 H&#246;feO der am 1.7.1976 in Kraft getretenen Fassung gefunden, der vorliegend jedoch keine Anwendung findet, da der Nacherbe nicht Erbe des Vorerben, sondern des Erblassers ist und somit auf die Rechtslage zum Zeitpunkt des Erbfalls abzustellen ist.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsprechung des BGH bejaht eine formlos bindende Vereinbarung &#252;ber die Hofnachfolge dann, wenn der Hofeigent&#252;mer durch Art, Umfang und Dauer der Besch&#228;ftigung eines Abk&#246;mmlings auf dem Hof zu erkennen gegeben hat, da&#223; dieser den Hof &#252;bernehmen soll und der Abk&#246;mmling sich darauf eingestellt hat, wobei diese Vereinbarung rechtlich als Hofvererbungszusage bewertet wird.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Vom tats&#228;chlichen Geschehensablauf ist vorliegend folgendes festzustellen:</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat seit seiner Kindheit ununterbrochen auf dem Hof gelebt. Er hat 1953/1954 die Landwirtschaftsschule in ... bzw. ... besucht. Dieser Schulbesuch hatte aber nur dann einen Sinn, wenn er sp&#228;ter einmal in der Landwirtschaft t&#228;tig sein w&#252;rde. Gedacht sein konnte dabei in erster Linie nur an eine sp&#228;tere &#220;bernahme des elterlichen Hofes. Im Jahr 1964 beabsichtigte der Erblasser, mit dem Beklagten einen Hof&#252;bergabevertrag zu schlie&#223;en. Ein Vertragsentwurf war unter Hilfestellung der Landwirtschaftskammer bereits erstellt worden. Daraus folgt, da&#223; der Erblasser jedenfalls zu diesem Zeitpunkt nicht mehr daran festhielt, da&#223; der Beklagte den Hof verlassen sollte, so wie es die Kl&#228;gerin f&#252;r die 50er Jahre behauptet hat.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat bereits in seinen Beschlu&#223; vom 5.8.1980 ... ausgef&#252;hrt, da&#223; nicht festgestellt werden k&#246;nne, da&#223; der Erblasser triftige Gr&#252;nde gehabt habe, den Beklagten in seiner letztwilligen Verf&#252;gung zu &#252;bergehen. T&#228;tlichkeiten zwischen ihnen seien nicht nachgewiesen, Meinungsverschiedenheiten rechtfertigten die &#220;bergehung eines Abk&#246;mmlings zugunsten der Ehefrau nicht. Die tats&#228;chliche Entwicklung auf dem Hof hat den Senat bereits in seinem vorgenannten Beschlu&#223; zu der Feststellung veranla&#223;t, da&#223; "hinzukommt, da&#223; der Antragsgegner (Beklagte) auf dem Hof gewirtschaftet und sich unstreitig darauf eingerichtet hat, den Hof sp&#228;ter einmal &#252;bernehmen zu k&#246;nnen".</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">An dieser Rechtsposition des Beklagten hat sich seitdem nichts ge&#228;ndert. Sie erf&#228;hrt auch keine Einschr&#228;nkung dadurch, da&#223; der Senat seinerzeit keine Feststellung getroffen hat, da&#223; der Beklagte Hofnacherbe ist. Diese Feststellung ist auch heute nicht zu treffen, da sie - worauf die Kl&#228;gerin zutreffend hinweist - voraussetzt, da&#223; der Beklagte die Kl&#228;gerin &#252;berlebt, &#252;berlebt er sie, dann allerdings kann die Nacherbfolge des Beklagten aus dem Gesichtspunkt der formlos bindenden Hoferbenbestimmung nicht zweifelhaft sein.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die somit bestehende Rechtsposition des Beklagten verdient einen gegen&#252;ber den Interessen der Kl&#228;gerin vorrangigen Schutz. Dabei verkennt der Senat nicht, da&#223; der Vorerbe voller Eigent&#252;mer ist, das Eigentum das st&#228;rkste Recht ist und Einschr&#228;nkungen nur in besonderen F&#228;llen in Betracht k&#246;nnen k&#246;nnen, etwa bei Bestehen eines Besitzrechts. Dabei kann es keinen Zweifel unterliegen, da&#223; die Position des Vorerben auch das Recht zur Bewirtschaftung des Hofes umfasst.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Vorliegend hat die Kl&#228;gerin bei ihrer Anh&#246;rung durch den Senat jedoch unmi&#223;verst&#228;ndlich zum Ausdruck gebracht, da&#223; sie den Hof <u>nicht</u> selbst bewirtschaften wolle. Will sie den Hof jedoch im Wege der Verpachtung nutzen, so bietet sich eine Verpachtung des Hofes an den Beklagten an. Zur Vorbereitung eines solchen Pachtvertrages war letztlich auch das Gutachten durch den Senat eingeholt worden. F&#252;r ihre Behauptung, durch eine parzellierte Verpachtung h&#246;here Erl&#246;se erzielen zu k&#246;nnen, hat die Kl&#228;gerin keinen Beweis angetreten. Nach dem Gutachten des Sachverst&#228;ndigen ... dr&#228;ngt sich diese Annahme auch nicht auf. Die von Nachbarn angeblich erzielten Pachterl&#246;se sind als Vergleich ungeeignet, da die Umst&#228;nde der Verpachtung (Qualit&#228;t der Fl&#228;chen, Pachtdauer, P&#228;chterinteresse) nicht bekannt sind.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;gerin darauf abstellt, da&#223; ein mit den Beklagten abgeschlossener Pachtvertrag nur zu neuen Mi&#223;f&#228;lligkeiten f&#252;hren w&#252;rde, ist festzustellen, da&#223; zugegebenerma&#223;en das Zusammenleben der Parteien auf dem Hof zu st&#228;ndigen Reibereien und damit Auseinandersetzungen f&#252;hren kann. Die Kl&#228;gerin denkt jedoch, wie sie bei ihrer Anh&#246;rung ebenfalls bekundet hat, nicht daran, dem Beklagten zum Auszug vom Hof zu veranlassen. Dabei kann dahinstehen, inwieweit sie ein solches Verlangen rechtlich durchsetzen k&#246;nnte; dies wird sich danach beantworten, wer die Ursache f&#252;r die Meinungsverschiedenheit zu vertreten hat. Gibt es also keinen stichhaltigen Grund, bei nichtgewollter Eigenbewirtschaftung den Hof nicht an den Beklagten zu verpachten, so ist die Berufung der Kl&#228;gerin, auf die formale Rechtsposition als Eigent&#252;merin und die daraus hergeleiteten Anspr&#252;che rechtsmi&#223;br&#228;uchlich. Ihr Rechtsmittel mu&#223; daher erfolglos bleiben.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Kosten des Verfahrens waren in dem aus dem Tenor ersichtlichen Verh&#228;ltnis zu quoteln, da der Beklagte sich im Vergleichswege zur Herausgabe des Zimmers verpflichtet hat. In diesem Umfang w&#228;re allerdings auch die Berufung der Kl&#228;gerin erfolgreich gewesen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 708 Nr. 10 ZPO.</p>
315,605
lg-duisburg-1985-09-26-1-11-o-43784
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1 (11) O 437/84
"1985-09-26T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:00"
"2019-03-27T09:42:41"
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1985:0926.1.11O437.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p>Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt, an die Kl&#228;gerin 3.911,07 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 10. April 1984 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreites tragen die Kl&#228;gerin zu 54 % und die Beklagten gesamtschuldnerisch zu 46 %.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar, und zwar f&#252;r die Kl&#228;gerin gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 5.400,00 DM und f&#252;r die Beklagten gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 1.200,00 DM.</p> <p></p> <p> T a t b e s t a n d : </p> <p></p> <p>Die Kl&#228;gerin, die sich gewerblich mit der Abfallentsorgung befasst, nimmt die Beklagten wegen eines Verkehrsunfalls auf Schadenersatz in Anspruch, der sich 25. Januar 1984 auf der Bundesautobahn A 2 in Duisburg in Fahrtrichtung Essen in H&#246;he einer Autobahneinfahrt ereignet hat.</p> <p></p> <p>Der Zeuge befuhr mit einem Entsorgungsfahrzeug der Kl&#228;gerin den rechten Fahrstreifen der dreispurigen Autobahn. Vor ihm auf den gleichen Fahrstreifen fuhr die Zweitbeklagte mit dem PKW des Erstbeklagten, der bei der Drittbeklagten haftpflichtversichert ist.</p> <p></p> <p>Der LKW der Kl&#228;gerin geriet ins Schleudern, drehte sich und kippte um, wobei er Totalschaden erlitt. Die Kl&#228;gerin macht f&#252;r diesen Schaden die Beklagten verantwortlich. </p> <p></p> <p>Sie behauptet zum Unfallhergang:</p> <p></p> <p>Die Zweitbeklagte habe den PKW bis zum Stillstand abgebremst, um einen anderen LKW die Auffahrt auf die Autobahn zu erm&#246;glichen. eine Notwendigkeit dazu habe nicht bestanden, denn dieser LKW habe am Ende der Beschleunigungsspur angehalten, bevor die Zweitbeklagte bis zum Stillstand abgebremst habe.</p> <p></p> <p>Der Zeuge , der mit ca. 70 km/h in einem Abstand von 100 Metern hinter der Zweitbeklagten gefahren sei, sei von deren unvorhersehbarem Verhalten &#252;berrascht worden und habe das Fahrzeug der Kl&#228;gerin voll abbremsen m&#252;ssen, um nicht aufzufahren. Infolge Fahrbahnn&#228;sse sei der LKW der Kl&#228;gerin dabei ins Schleudern geraten. </p> <p></p> <p>Die Kl&#228;gerin macht folgenden Schaden geltend:</p> <p></p> <p>Abschleppkosten 866,25 DM</p> <p>Sachverst&#228;ndigengeb&#252;hren 912,00 DM</p> <p>und 379,13 DM</p> <p>Fahrzeugschaden 15.800,00 DM</p> <p>Mehraufwand f&#252;r &#220;berstunden 1.239,88 DM</p> <p></p> <p>Nachdem die Kaskoversicherung der Kl&#228;gerin auf den Fahrzeugschaden 13.800,00 DM gezahlt hat, sowie die Abschleppkosten erstattet hat, hat die Kl&#228;gerin die Klage insoweit zur&#252;ckgenommen, des gleichen wegen eines urspr&#252;nglich verlangten Verdienstausfalles.</p> <p></p> <p>Zu dem Mehraufwand f&#252;r &#220;berstunden behauptet die Kl&#228;gerin:</p> <p></p> <p>Um nach dem Ausfall des verunfallten Fahrzeuges ihre Auftr&#228;ge ausf&#252;hren zu k&#246;nnen, h&#228;tten ihre Fahrer insgesamt 35,75 &#220;berstunden leisten m&#252;ssen, wof&#252;r ihnen 1.239,88 DM verg&#252;tet worden seien.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <p></p> <p>die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilten, an sie 4.531,01 DM nebst 10 % Zinsen seit dem 10. April 1984 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Die Beklagten beantragen,</p> <p></p> <p>die Klage abzuweisen.</p> <p></p> <p>Sie behaupten, die Zweitbeklagte habe ihre Geschwindigkeit lediglich verlangsamt, um einem LKW die Auffahrt zu erm&#246;glichen. Sie habe nicht zum Stillstand abgebremst.</p> <p></p> <p>Der Zeuge habe den erforderlichen Sicherheitsabstand nicht eingehalten und das Umst&#252;rzen des LKW durch eine fehlerhafte, abrupte Lenkbewegung nach links verursacht. Dabei sei der mittlere Fahrstreifen frei gewesen, so dass er gefahrlos habe &#220;berholen k&#246;nnen.</p> <p></p> <p>Unfallbedingte &#220;berstunden seien bei der Kl&#228;gerin nicht angefallen. Die auf dem ausgefallenen Fahrzeug eingesetzten Fahrer h&#228;tten die zus&#228;tzlichen Touren auf den anderen LKW&#8217;s fahren k&#246;nnen. </p> <p></p> <p>Das Gericht hat Beweis erhoben. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf den Inhalt der Sitzungsniederschriften vom 20.02.1985 (Bl. 73 &#8211; 79 d. A.) und 08.08.1985 (Bl. 92 &#8211; 95 d. A.) sowie auf die Sitzungsniederschrift des Amtsgerichts N&#252;rnberg (Rechtshilfegericht) vom 19.04.1985 (Bl. 85 &#8211; 87 d. A.) Bezug genommen.</p> <p></p> <p>Die Bu&#223;geldakten 946/4/829/7 Stadt Duisburg waren Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung. Auf ihren Inhalt wird auf Bezug genommen. </p> <p></p> <p>Wegen weiterer Einzelheiten des Parteivorbringen wird auf den vorgetragenen Akteninhalt Bezug genommen.</p> <p></p> <p> E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e : </p> <p></p> <p>Die Klage ist teilweise begr&#252;ndet.</p> <p></p> <p>Dem Grunde nach sind die Beklagten gem&#228;&#223; &#167;&#167; 7, 17, 18 StVG, 3 PflVG verpflichtet, der Kl&#228;gerin die H&#228;lfte ihres Unfallschadens zu ersetzen.</p> <p></p> <p>Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme steht fest, dass die Zweitbeklagte den Unfall verschuldet hat, weil sie ihr Fahrzeug ohne hinreichenden Grund bis zum Stillstand abgebremst hat. Die Zeugen und haben &#252;bereinstimmend ausgesagt, die Zweitbeklagte habe auf der Autobahn angehalten, obwohl der vom Zeugen </p> <p> gesteuerte Lastzug sich auf der Beschleunigungsspur befunden habe.</p> <p></p> <p>Beide Zeugen sind allerdings als Unfallbeteiligte nicht unvoreingenommen, aber es gibt bez&#252;glich des Zeugen Haas dennoch keinen Grund, seinen Angaben zu misstrauen. Die Beklagten behaupten in diesen Rechtsstreit selbst nicht, der Zeuge </p> <p> habe die Zweitbeklagte gef&#228;hrdet. Aus der Sicht des Zeugen ist es auch belanglos, ob die Zweitbeklagte angehalten oder lediglich ihre Fahrt stark verlangsamt hat.</p> <p></p> <p>Unstreitig wollte die Zweitbeklagte dem Zeugen die Auffahrt erm&#246;glichen. Soweit der Zeuge im Bu&#223;geldverfahren einmal angegeben hat, der Zeuge</p> <p>habe die Zweitbeklagte gef&#228;hrdet, hat er das bei seiner Vernehmung vor der Kammer richtig gestellt. Hier hat er ausgesagt, er habe nicht gesehen, dass der LKW des Zeugen in die Fahrbahn hineingetreten sei. Er habe das lediglich deshalb angenommen, weil er sich anders das pl&#246;tzliche starke Abbremsen der Zweitbeklagten nicht habe erkl&#228;ren k&#246;nnen. Mit dieser Aussage hat der Zeuge nun im Kern die Darstellung der Zeugen und best&#228;tigt.</p> <p></p> <p>Das beschriebene Verhalten der Zweitbeklagten stellt sich rechtlich als schwerer Versto&#223; gegen die &#167;&#167; 4 Abs. 1 Satz 2 und 18 Abs. 7 StVO dar. </p> <p></p> <p>Die verbreitete &#220;bung, auffahrenden Fahrzeugen das Auffahren zu erleichtern, ist nicht zu beanstanden. Dabei darf auch die Fahrtgeschwindigkeit verringert werden. Das geht aber nur unter der Voraussetzung, dass der nachfolgende Verkehr nicht gef&#228;hrdet wird. Ein pl&#246;tzliches Bremsen bis zum Stillstand ist &#8211; au&#223;er im Fall der hier nicht gegebenen Notlage &#8211; auf der Autobahn schlechthin verboten. </p> <p></p> <p>Die Beweisaufnahme hat aber auch ergeben, dass der Zeuge den Unfall mitverschuldet hat. Bereits der erste Anschein spricht daf&#252;r, dass der von ihm gesteuerte LKW infolge eines Fahrfehlers au&#223;er Kontrolle geraten ist. </p> <p></p> <p>Nach den eigenen Angaben des Zeugen betrug der Abstand zum Fahrzeug der Beklagten immerhin noch 20 bis 30 Meter, als er nach links ausweichen konnte. Bei einem sachgerecht ausgef&#252;hrten Lenkman&#246;ver nach links h&#228;tte dabei nichts passieren k&#246;nnen, weil ein abruptes Herumrei&#223;en des Lenkrades nicht erforderlich war. Das Gericht glaubt dem Zeugen nicht, dass die Fahrbahn eisglatt war. Keiner der anderen Zeugen hat das best&#228;tigt. Auch die polizeiliche Unfallaufnahme enth&#228;lt keine derartige Feststellung. Wenn auch auff&#228;llt, dass die unfallaufnehmenden Polizeibeamten die vorgesehenen Angaben &#252;ber den Stra&#223;enzustand im Fallaufnahmeprotokoll &#252;berhaupt unterlassen haben, so ist doch davon auszugehen, dass sie eine bei diesem Unfallgeschehen geradezu ins Auge springende Besonderheit wie Eisgl&#228;tte auf der Fahrbahn bei der Unfallaufnahme ber&#252;cksichtigt h&#228;tten. </p> <p></p> <p>Hinzu kommt noch, dass der Zeuge schon fr&#252;her auf den mittleren Fahrstreifen h&#228;tte ausweichen k&#246;nnen, wie das der unbeteiligte Zeuge , dem das Gericht folgt, bekundet hat.</p> <p></p> <p>Bei der Abw&#228;gung der beiderseitigen Unfallverursachung gem&#228;&#223; &#167; 17 StVG f&#228;llt vor allem ins Gewicht, dass die vom LKW der Kl&#228;gerin ausgehende Betriebsgefahr betr&#228;chtlich h&#246;her war, als die vom PKW der Beklagten ausgehende. Die mit der Gr&#246;&#223;e und dem Gewicht des kl&#228;gerischen LKW verbundenen Gefahren haben sich hier besonders ausgewirkt, weil das Fahrzeug wegen dieser Merkmale bei dem Schleudervorgang umgekippt ist, was allein den Schaden herbeigef&#252;hrt hat. </p> <p></p> <p>Deshalb h&#228;lt das Gericht eine gleichm&#228;&#223;ige Schadensverteilung f&#252;r angemessen, obwohl ein pl&#246;tzlich auf der Autobahn anhaltendes Fahrzeug zu den schwerwiegendensten Gefahrenquellen zu rechnen ist. </p> <p></p> <p>Der H&#246;he nach ist das Klagebegehren nicht zu beanstanden. Der Fahrzeugschaden, die Abschleppkosten und die Sachverst&#228;ndigengeb&#252;hren sind nicht in Streit.</p> <p></p> <p>Es ist bewiesen, dass die Kl&#228;gerin unfallbedingte Mehraufwendungen f&#252;r &#220;berstundenverg&#252;tung in H&#246;he von 1.239,88 DM hatte. Der Zeuge hat einleuchtend und glaubhaft erkl&#228;rt, dass die Kl&#228;gerin den Ausfall des Unfallfahrzeuges nur durch den Einsatz der &#220;berstunden ausgleichen konnte. Es ist nachvollziehbar, dass die Kl&#228;gerin den Ausfall des Fahrzeuges des Zeugen nicht dadurch ausgleichen konnte, dass sie diesen Zeugen auf anderen Wagen einsetzte. Die anderen Wagen standen w&#228;hrend der regelm&#228;&#223;igen Arbeitszeit nicht frei zur Verf&#252;gung.</p> <p></p> <p>Bei der Abrechnung des Schadens ist zu beachten, dass der Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; &#167; 67 Abs. 1 Satz 2 VVG gegen&#252;ber ihrer Kaskoversicherung ein Quotenvorrecht zusteht. Zu dem von der Kaskoversicherung erfassten Schadensbereich geh&#246;ren der Fahrzeugschaden, die Abschleppkosten und die Sachverst&#228;ndigengeb&#252;hren. In diesem Umfang betr&#228;gt der Gesamtschaden: </p> <p></p> <p>Fahrzeugschaden: 15.800,00 DM</p> <p>Abschleppkosten 866,25 DM</p> <p>Sachverst&#228;ndigengeb&#252;hren: 912,00 DM</p> <p> &#8222; 379,13 DM</p> <p> 17.957,38 DM</p> <p></p> <p>Darauf hat der Kaskoversicherer</p> <p>gezahlt: 13.800,00 DM</p> <p> 866,25 DM</p> <p> 14.666,25 DM</p> <p></p> <p>Restschaden: 3.291,13 DM</p> <p></p> <p>Die Beklagten haben 50 % von 17.957,38 = 8.978,69 DM zu regulieren. Der Kl&#228;gerin stehen wegen ihres Quotenvorrechts 3.291,13 DM zu und nur wegen des verbleibenden Restes von 8.978,69 &#8211; 3.291,13 = 5.687,56 DM ist die Forderung auf den Kaskoversicherer &#252;bergegangen.</p> <p></p> <p>Von den Mehraufwendungen f&#252;r &#220;berstunden kann die Kl&#228;gerin die H&#228;lfte von 1.239,88 DM, also 619,94 DM ersetzt verlangen.</p> <p></p> <p>Ihr stehen insgesamt zu 3.291,13 DM </p> <p> + 619,94 DM</p> <p> 3.911,07 DM.</p> <p></p> <p>Die geforderten Verzugszinsen kann die Kl&#228;gerin nur in der gesetzlichen H&#246;he beanspruchen. Die bestrittene Inanspruchnahme von Bankkredit hat sie nicht belegt.</p> <p></p> <p>Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 92, 267 Abs. 3, 709 ZPO.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">(Hier Freitext: Tatbestand, Gr&#252;nde etc.)</p>
315,606
lg-duisburg-1985-09-26-11-o-43784
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
11 O 437/84
"1985-09-26T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:02"
"2019-03-27T09:42:41"
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1985:0926.11O437.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt, an die Kl&#228;gerin 3.911,07 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 10. April 1984 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreites tragen die Kl&#228;gerin zu 54 % und die Beklagten gesamtschuldnerisch zu 46 %.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar, und zwar f&#252;r die Kl&#228;gerin gegen Sicher-heitsleistung in H&#246;he von 5.400,00 DM und f&#252;r die Beklagten gegen Sicher-heitsleistung in H&#246;he von 1.200,00 DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px"><u>T a t b e s t a n d : </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin, die sich gewerblich mit der Abfallentsorgung befasst, nimmt die Beklagten wegen eines Verkehrsunfalls auf Schadenersatz in Anspruch, der sich 25. Januar 1984 auf der Bundesautobahn A 2 in Duisburg in Fahrtrichtung Essen in H&#246;he einer Autobahneinfahrt ereignet hat.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge befuhr mit einem Entsorgungsfahrzeug der Kl&#228;gerin den rechten Fahrstreifen der dreispurigen Autobahn. Vor ihm auf den gleichen Fahrstreifen fuhr die Zweitbeklagte mit dem PKW des Erstbeklagten, der bei der Drittbeklagten haftpflichtversichert ist.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der LKW der Kl&#228;gerin geriet ins Schleudern, drehte sich und kippte um, wobei er Totalschaden erlitt. Die Kl&#228;gerin macht f&#252;r diesen Schaden die Beklagten verantwortlich. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Sie behauptet zum Unfallhergang:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Die Zweitbeklagte habe den PKW bis zum Stillstand abgebremst, um einen anderen LKW die Auffahrt auf die Autobahn zu erm&#246;glichen. eine Notwendigkeit dazu habe nicht bestanden, denn dieser LKW habe am Ende der Beschleunigungsspur angehalten, bevor die Zweitbeklagte bis zum Stillstand abgebremst habe.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Der Zeuge , der mit ca. 70 km/h in einem Abstand von 100 Metern hinter der Zweitbeklagten gefahren sei, sei von deren unvorhersehbarem Verhalten &#252;berrascht worden und habe das Fahrzeug der Kl&#228;gerin voll abbremsen m&#252;ssen, um nicht aufzufahren. Infolge Fahrbahnn&#228;sse sei der LKW der Kl&#228;gerin dabei ins Schleudern geraten. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Die Kl&#228;gerin macht folgenden Schaden geltend:</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">Abschleppkosten 866,25 DM</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">Sachverst&#228;ndigengeb&#252;hren 912,00 DM</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">und 379,13 DM</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">Fahrzeugschaden 15.800,00 DM</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">Mehraufwand f&#252;r &#220;berstunden 1.239,88 DM</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Kaskoversicherung der Kl&#228;gerin auf den Fahrzeugschaden 13.800,00 DM gezahlt hat, sowie die Abschleppkosten erstattet hat, hat die Kl&#228;gerin die Klage insoweit zur&#252;ckgenommen, des gleichen wegen eines urspr&#252;nglich verlangten Verdienstausfalles.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Zu dem Mehraufwand f&#252;r &#220;berstunden behauptet die Kl&#228;gerin:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Um nach dem Ausfall des verunfallten Fahrzeuges ihre Auftr&#228;ge ausf&#252;hren zu k&#246;nnen, h&#228;tten ihre Fahrer insgesamt 35,75 &#220;berstunden leisten m&#252;ssen, wof&#252;r ihnen 1.239,88 DM verg&#252;tet worden seien.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilten, an sie 4.531,01 DM nebst 10 % Zinsen seit dem 10. April 1984 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Sie behaupten, die Zweitbeklagte habe ihre Geschwindigkeit lediglich verlangsamt, um einem LKW die Auffahrt zu erm&#246;glichen. Sie habe nicht zum Stillstand abgebremst.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge habe den erforderlichen Sicherheitsabstand nicht eingehalten und das Umst&#252;rzen des LKW durch eine fehlerhafte, abrupte Lenkbewegung nach links verursacht. Dabei sei der mittlere Fahrstreifen frei gewesen, so dass er gefahrlos habe &#220;berholen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Unfallbedingte &#220;berstunden seien bei der Kl&#228;gerin nicht angefallen. Die auf dem ausgefallenen Fahrzeug eingesetzten Fahrer h&#228;tten die zus&#228;tzlichen Touren auf den anderen LKW&#8217;s fahren k&#246;nnen. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf den Inhalt der Sitzungsniederschriften vom 20.02.1985 (Bl. 73 &#8211; 79 d. A.) und 08.08.1985 (Bl. 92 &#8211; 95 d. A.) sowie auf die Sitzungsniederschrift des Amtsgerichts N&#252;rnberg (Rechtshilfegericht) vom 19.04.1985 (Bl. 85 &#8211; 87 d. A.) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Bu&#223;geldakten 946/4/829/7 Stadt Duisburg waren Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung. Auf ihren Inhalt wird auf Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten des Parteivorbringen wird auf den vorgetragenen Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><u> E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e : </u></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist teilweise begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Dem Grunde nach sind die Beklagten gem&#228;&#223; &#167;&#167; 7, 17, 18 StVG, 3 PflVG verpflichtet, der Kl&#228;gerin die H&#228;lfte ihres Unfallschadens zu ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme steht fest, dass die Zweitbeklagte den Unfall verschuldet hat, weil sie ihr Fahrzeug ohne hinreichenden Grund bis zum Stillstand abgebremst hat. Die Zeugen und haben &#252;bereinstimmend ausgesagt, die Zweitbeklagte habe auf der Autobahn angehalten, obwohl der vom Zeugen </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">gesteuerte Lastzug sich auf der Beschleunigungsspur befunden habe.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Beide Zeugen sind allerdings als Unfallbeteiligte nicht unvoreingenommen, aber es gibt bez&#252;glich des Zeugen dennoch keinen Grund, seinen Angaben zu misstrauen. Die Beklagten behaupten in diesen Rechtsstreit selbst nicht, der Zeuge </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">habe die Zweitbeklagte gef&#228;hrdet. Aus der Sicht des Zeugen ist es auch belanglos, ob die Zweitbeklagte angehalten oder lediglich ihre Fahrt stark verlangsamt hat.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Unstreitig wollte die Zweitbeklagte dem Zeugen die Auffahrt erm&#246;glichen. Soweit der Zeuge im Bu&#223;geldverfahren einmal angegeben hat, der Zeuge</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">habe die Zweitbeklagte gef&#228;hrdet, hat er das bei seiner Vernehmung vor der Kammer richtig gestellt. Hier hat er ausgesagt, er habe nicht gesehen, dass der LKW des Zeugen in die Fahrbahn hineingetreten sei. Er habe das lediglich deshalb angenommen, weil er sich anders das pl&#246;tzliche starke Abbremsen der Zweitbeklagten nicht habe erkl&#228;ren k&#246;nnen. Mit dieser Aussage hat der Zeuge nun im Kern die Darstellung der Zeugen und best&#228;tigt.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Das beschriebene Verhalten der Zweitbeklagten stellt sich rechtlich als schwerer Versto&#223; gegen die &#167;&#167; 4 Abs. 1 Satz 2 und 18 Abs. 7 StVO dar. </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die verbreitete &#220;bung, auffahrenden Fahrzeugen das Auffahren zu erleichtern, ist nicht zu beanstanden. Dabei darf auch die Fahrtgeschwindigkeit verringert werden. Das geht aber nur unter der Voraussetzung, dass der nachfolgende Verkehr nicht gef&#228;hrdet wird. Ein pl&#246;tzliches Bremsen bis zum Stillstand ist &#8211; au&#223;er im Fall der hier nicht gegebenen Notlage &#8211; auf der Autobahn schlechthin verboten. </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Beweisaufnahme hat aber auch ergeben, dass der Zeuge den Unfall mitverschuldet hat. Bereits der erste Anschein spricht daf&#252;r, dass der von ihm gesteuerte LKW infolge eines Fahrfehlers au&#223;er Kontrolle geraten ist. </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Nach den eigenen Angaben des Zeugen betrug der Abstand zum Fahrzeug der Beklagten immerhin noch 20 bis 30 Meter, als er nach links ausweichen konnte. Bei einem sachgerecht ausgef&#252;hrten Lenkman&#246;ver nach links h&#228;tte dabei nichts passieren k&#246;nnen, weil ein abruptes Herumrei&#223;en des Lenkrades nicht erforderlich war. Das Gericht glaubt dem Zeugen nicht, dass die Fahrbahn eisglatt war. Keiner der anderen Zeugen hat das best&#228;tigt. Auch die polizeiliche Unfallaufnahme enth&#228;lt keine derartige Feststellung. Wenn auch auff&#228;llt, dass die unfallaufnehmenden Polizeibeamten die vorgesehenen Angaben &#252;ber den Stra&#223;enzustand im Fallaufnahmeprotokoll &#252;berhaupt unterlassen haben, so ist doch davon auszugehen, dass sie eine bei diesem Unfallgeschehen geradezu ins Auge springende Besonderheit wie Eisgl&#228;tte auf der Fahrbahn bei der Unfallaufnahme ber&#252;cksichtigt h&#228;tten. </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Hinzu kommt noch, dass der Zeuge schon fr&#252;her auf den mittleren Fahrstreifen h&#228;tte ausweichen k&#246;nnen, wie das der unbeteiligte Zeuge , dem das Gericht folgt, bekundet hat.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Bei der Abw&#228;gung der beiderseitigen Unfallverursachung gem&#228;&#223; &#167; 17 StVG f&#228;llt vor allem ins Gewicht, dass die vom LKW der Kl&#228;gerin ausgehende Betriebsgefahr betr&#228;chtlich h&#246;her war, als die vom PKW der Beklagten ausgehende. Die mit der Gr&#246;&#223;e und dem Gewicht des kl&#228;gerischen LKW verbundenen Gefahren haben sich hier besonders ausgewirkt, weil das Fahrzeug wegen dieser Merkmale bei dem Schleudervorgang umgekippt ist, was allein den Schaden herbeigef&#252;hrt hat. </p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Deshalb h&#228;lt das Gericht eine gleichm&#228;&#223;ige Schadensverteilung f&#252;r angemessen, obwohl ein pl&#246;tzlich auf der Autobahn anhaltendes Fahrzeug zu den schwerwiegendensten Gefahrenquellen zu rechnen ist. </p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Der H&#246;he nach ist das Klagebegehren nicht zu beanstanden. Der Fahrzeugschaden, die Abschleppkosten und die Sachverst&#228;ndigengeb&#252;hren sind nicht in Streit.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Es ist bewiesen, dass die Kl&#228;gerin unfallbedingte Mehraufwendungen f&#252;r &#220;berstundenverg&#252;tung in H&#246;he von 1.239,88 DM hatte. Der Zeuge hat einleuchtend und glaubhaft erkl&#228;rt, dass die Kl&#228;gerin den Ausfall des Unfallfahrzeuges nur durch den Einsatz der &#220;berstunden ausgleichen konnte. Es ist nachvollziehbar, dass die Kl&#228;gerin den Ausfall des Fahrzeuges des Zeugen nicht dadurch ausgleichen konnte, dass sie diesen Zeugen auf anderen Wagen einsetzte. Die anderen Wagen standen w&#228;hrend der regelm&#228;&#223;igen Arbeitszeit nicht frei zur Verf&#252;gung.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Bei der Abrechnung des Schadens ist zu beachten, dass der Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; &#167; 67 Abs. 1 Satz 2 VVG gegen&#252;ber ihrer Kaskoversicherung ein Quotenvorrecht zusteht. Zu dem von der Kaskoversicherung erfassten Schadensbereich geh&#246;ren der Fahrzeugschaden, die Abschleppkosten und die Sachverst&#228;ndigengeb&#252;hren. In diesem Umfang betr&#228;gt der Gesamtschaden: </p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Fahrzeugschaden: 15.800,00 DM</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Abschleppkosten 866,25 DM</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Sachverst&#228;ndigengeb&#252;hren: 912,00 DM</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">" <u> 379,13 DM</u></p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">17.957,38 DM</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Darauf hat der Kaskoversicherer</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">gezahlt: 13.800,00 DM</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks"><u> 866,25 DM</u></p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">14.666,25 DM</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Restschaden: 3.291,13 DM</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben 50 % von 17.957,38 = 8.978,69 DM zu regulieren. Der Kl&#228;gerin stehen wegen ihres Quotenvorrechts 3.291,13 DM zu und nur wegen des verbleibenden Restes von 8.978,69 &#8211; 3.291,13 = 5.687,56 DM ist die Forderung auf den Kaskoversicherer &#252;bergegangen.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Von den Mehraufwendungen f&#252;r &#220;berstunden kann die Kl&#228;gerin die H&#228;lfte von 1.239,88 DM, also 619,94 DM ersetzt verlangen.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Ihr stehen insgesamt zu 3.291,13 DM </p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks"><u> + 619,94 DM</u></p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">3.911,07 DM.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die geforderten Verzugszinsen kann die Kl&#228;gerin nur in der gesetzlichen H&#246;he beanspruchen. Die bestrittene Inanspruchnahme von Bankkredit hat sie nicht belegt.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 92, 267 Abs. 3, 709 ZPO.</p>
315,607
olgham-1985-09-25-20-u-4285
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 42/85
"1985-09-25T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:03"
"2019-03-27T09:42:41"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1985:0925.20U42.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das am 8. November 1984 verk&#252;ndete Urteil der 15. Zivilkammer des Landgerichts Dortmund wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten der Berufung werden der Kl&#228;gerin auferlegt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am 7.1.1981 holte der Beklagte als Aushilfsfahrer mit einem Lkw seines Arbeitgebers Mobiliar von der Musikschule der Stadt ... . Ihn begleitete der Zeuge ... als Beifahrer. Um m&#246;glichst nahe an das Geb&#228;ude heranzukommen, befuhr der Beklagte mit dem Lkw einen Plattenweg, der erkennbar nur f&#252;r Fu&#223;g&#228;nger vorgesehen war. Er wurde dabei von dem Zeugen ... eingewiesen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Dabei - es ist streitig ob schon bei der Hin- oder erst bei der beladenen R&#252;ckfahrt - wurden die Platten besch&#228;digt. Die Kl&#228;gerin ersetzte als Haftpflichtversicherer des Arbeitgebers des Beklagten der Stadt ... einen Betrag von 6.346,58 DM, den sie vom Beklagten ersetzt verlangt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Sie behauptet, der Beklagte habe den Schaden vors&#228;tzlich herbeigef&#252;hrt. Es sei offensichtlich gewesen, da&#223; der mit Platten belegte Weg zum Befahren mit einem Lkw nicht geeignet gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte behauptet, er habe nicht mit einem Zerbrechen der Platten gerechnet. Im &#252;brigen sei die Forderung der Stadt ... auch erheblich &#252;bersetzt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wendet sich die Kl&#228;gerin mit der Berufung.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Beide Parteien wiederholen und vertiefen ihren erstinstanzlichen Vortrag.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch Vernehmung des Zeugen ... Dieser gab an: Es ist richtig, da&#223; ich den Beklagten als Beifahrer begleitete, als wir an der Musikhochschule Mobiliar abholten. Meines Erachtens sind die Platten erst zerbrochen, als wir zur&#252;ckfuhren. Ich sah da&#223; sie dabei zerbrachen, habe aber nichts gesagt da ich ja nun doch nichts mehr &#228;ndern konnte. Im &#252;brigen war das auch eine Sache des Arbeitgebers oder der Versicherung. Unser Chef hat immer gesagt, wir sollten so nah wie m&#246;glich fahren. Deshalb habe ich, als ich bemerkte, da&#223; bei der R&#252;ckfahrt der Schaden eintrat, auch nichts gemacht. Ich selbst bin nur mit kleineren Lkw's bisher &#252;ber diesen Weg gefahren.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat keinen Erfolg. Das Landgericht hat die Regre&#223;klage der Kl&#228;gerin zu Recht abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den Beklagten besteht Versicherungsschutz, da er als Angestellter des Versicherungsnehmers berechtigter und damit mitversicherter Fahrer ist (&#167;10 Nr. 2 c AKB).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Dieser Versicherungsschutz entf&#228;llt nach &#167;152 VVG, der &#167;61 VVG ab&#228;ndert, nur bei Vorsatz und nicht schon bei grober Fahrl&#228;ssigkeit, wie die Kl&#228;gerin meint. &#167;61 VVG gilt n&#228;mlich schon von seiner Stellung im Gesetz her nur f&#252;r die Schadensversicherung.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Vorsatz nach &#167;152 VVG verlangt das vors&#228;tzliche Herbeif&#252;hren des Schadensereignisses (vgl. Pr&#246;lss-Martin, 23. Aufl., &#167;152, Anm. 1; OLG Hamm - 20 U 434/82 - Urteil vom 3.4.1983 - VersR 83, 1124 (L). Dies ist nicht das Befahren des Gehweges selbst, sondern erst das Zerbrechen der Platten. Das erstere geschah hier eindeutig vors&#228;tzlich. Der Beklagte hat erkannt, da&#223; es sich um einen Gehweg handelte, der nicht zum Befahren mit einem Lkw gedacht war. Der Plattenbelag war erkennbar und nicht durch Eis und Schnee verdeckt. Erforderlich ist daneben aber auch weiterhin, da&#223; die eingetretene Schadensfolge als m&#246;glich vorausgesehen und wenigstens billigend in Kauf genommen wird. Dagegen spricht nach Auffassung des Senats ein allgemeiner Erfahrungssatz. Schon wegen der dann zu erwartenden Scherereien und Schwierigkeiten wird ein Lkw-Fahrer, auch wenn er mit seinem Fahrzeug einen daf&#252;r an sich erkennbar nicht geeigneten Weg bef&#228;hrt, nicht mit eventuell auftretenden Sch&#228;den wenigstens bedingt einverstanden sein. Vieln&#228;her liegt die Annahme, da&#223; er meinte und hoffte, es werde schon gut gehen. Dies gab auch der Kl&#228;ger bei seiner pers&#246;nlichen Anh&#246;rung an. Das aber ist gerade das Kennzeichen f&#252;r grobe (bewu&#223;te) Fahrl&#228;ssigkeit und nicht f&#252;r Vorsatz.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Angaben des Kl&#228;gers sind auch nicht von vornherein deshalb als unglaubw&#252;rdige Schutzbehauptung auszuschlie&#223;en, weil das Befahren von Wegen, die mit Sandsteinplatten belegt sind, notwendigerweise den Schaden herbeif&#252;hren mu&#223;te. Auch nach der Darstellung der Kl&#228;gerin kam als zus&#228;tzliches Moment der Umstand hinzu, da&#223; der Boden gefroren war. Dies mu&#223; der Beklagte nicht bedacht haben. Er war nur Aushilfsfahrer und hatte als Lkw-Fahrer keine lange Praxis. Er gibt unwidersprochen an, damals seit acht Jahren keinen Lkw mehr gefahren zu haben. Daraus folgt, da&#223; der Beklagte nur geringe praktische Erfahrung hatte. Das macht es auch verst&#228;ndlich, da&#223; er der Einweisung des Zeugen ..., die dieser als Zeuge best&#228;tigte, folgte und dessen Angaben vertraute. Da&#223; der Beklagte die Einstellung des Zeugen ... teilte, der sich bei Sch&#228;den keine weiteren Gedanken machte und auf das Bestehen der Versicherung zu vertrauen schien - dann l&#228;ge in der Tat bedingter Vorsatz sehr nahe -, ist nicht festzustellen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Damit besteht Versicherungsschutz. Die Regre&#223;klage ist abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;97 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Da der Rechtsstreits nach Auffassung des Senats nicht revisibel ist, er&#252;brigt sich ein Ausspruch &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Wert der Beschwer betr&#228;gt 6.346,58 DM.</p>
315,608
lg-dortmund-1985-09-23-9-t-56085
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
9 T 560/85
"1985-09-23T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:05"
"2019-03-27T09:42:41"
Beschluss
ECLI:DE:LGDO:1985:0923.9T560.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die sofortige Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Beschwerdeverfahrens tr&#228;gt die</p> <p>Beschwerdef&#252;hrerin nach einem Gegenstandswert</p> <p>von 30.000,-- DM.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 25.07.1985 hat der seinerzeitige Gesch&#228;fts-</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">f&#252;hrer der Firma Q GmbH, S, beantragt, das</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Konkursverfahren &#252;ber das Verm&#246;gen der Gesellschaft wegen</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Zahlungseinstellung und &#220;berschuldung zu er&#246;ffnen. Mit</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Schreiben vom 29.07.1985 der Gesellschafter wurde der</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gesch&#228;ftsf&#252;hrer entlassen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vorn 05.08.1985 meldete sich als neuer Ge-</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">sch&#228;ftsf&#252;hrer der Firma Q Herr F und</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">erkl&#228;rte gegen&#252;ber dem Amtsgericht, der Konkursantrag werde</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">von ihm mit sofortiger Wirkung zur&#252;ckgezogen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 06.08.1985 legte der fr&#252;here Gesch&#228;fts-</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">f&#252;hrer S entsprechend einer Aufforderung des Amts-</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">gerichts vom 30.07.1985 eine &#220;bersicht &#252;ber die Verm&#246;gens-</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">masse der Gesellschaft im Zeitpunkt seines Antrags auf</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Konkurser&#246;ffnung vor.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat am 16.08.1985 mit dem angefochtenen</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Beschlu&#223; ein allgemeines Ver&#228;u&#223;erungsverbot &#252;ber das Verm&#246;gen</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">der Firma Q erlassen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Mit seinem "Einspruch" vom 29.08.1985 gegen diesen Beschlu&#223;</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">beruft sich der neue Gesch&#228;ftsf&#252;hrer auf die von ihm erkl&#228;rte</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">R&#252;cknahme des Konkursantrags.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der als sofortige Beschwerde geltende "Einspruch" ist gem&#228;&#223; &#167;</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">73 Abs. 3 KO zul&#228;ssig, aber nicht begr&#252;ndet. Der angefochtene</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Beschlu&#223; ist gem&#228;&#223; &#167; 106 Abs. 1 Satz 3 KO zu Recht ergangen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist Voraussetzung f&#252;r ein Ver&#228;u&#223;erungsverbot im</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Rahmen von &#167; 106 KO, da&#223; ein zul&#228;ssiger Konkursantrag</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">-noch-vorliegt (vgl. B&#246;hle-Stamschr&#228;der-Kilger, &#167; 106 Anm.1).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Diese Voraussetzung ist aber durch den Antrag des fr&#252;heren</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Gesch&#228;ftsf&#252;hrers S gegeben und duch die Erkl&#228;rung des</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">neuen Gesch&#228;ftsf&#252;hrers nicht weggefallen. Zwar kann der</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Antrag auf Konkurser&#246;ffnung bis zum Zeitpunkt der Konkurser-</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">&#246;ffnung zur&#252;ckgenommen werden (vgl. B&#246;hle-Stamschr&#228;der-</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Kilger, &#167; 103 Anm. 2 m.w.N.). Auch wird der Antrag durch den</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Gesch&#228;ftsf&#252;hrer f&#252;r die GmbH gestellt (vgl. Scholz-Schmidt,</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">GmbH-Gesetz, &#167; 63 Anm. 18 und 20) und kann demzufolge f&#252;r die</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">GmbH nur vom Gesch&#228;ftsf&#252;hrer zur&#252;ckgenommen werden.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der von einem Gesch&#228;ftsf&#252;hrer gestellte Konkursantrag kann</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">aber nicht von einem sp&#228;teren Gesch&#228;ftsf&#252;hrer zur&#252;ckgenommen</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">werden.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den Fall, da&#223; einer von mehreren Gesch&#228;ftsf&#252;hrern den</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Konkursantrag stellt und ein anderer gleichzeitig amtierender</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Gesch&#228;ftsf&#252;hrer diesen Antrag zur&#252;cknehmen will, ist aner-</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">kannt, da&#223; der Antragsr&#252;cknahme keine Wirkung zukommt (vgl.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">LG T&#252;bingen, KTS 1961, 158; Scholz-Schmidt, &#167; 63 Anm. 20;</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Jaeger KO, 8. Aufl., &#167;&#167; 207, 208 Anm. 22).</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Gleiches gilt, wenn der den Konkursantrag stellende Ge-</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">sch&#228;ftsf&#252;hrer abgel&#246;st wird und sein Nachfolger den Antrag</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">zur&#252;cknehmen will.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Das Kammergericht hat diese Frage in einem Beschlu&#223; vom</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">13.05.1965 offengelassen (KG NJW 1965, 2157 ff., 2159).</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Jaeger (KO, 8. Aufl., &#167;&#167; 207, 208 Anm. 22) meint, da&#223; mit dem</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Widerruf der Bestellung des antragstellenden Gesch&#228;ftsf&#252;hrers</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">eine R&#252;cknahme des Konkursantrags durch die &#252;brigen Ge-</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">sch&#228;ftsf&#252;hrer m&#246;glich werde.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Nach Ansicht der Kammer ist dagegen weder durch die Ab-</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">berufung des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers,der den Konkursantrag gestellt</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">hat, noch durch die Neubestellung eines anderen Gesch&#228;fts-</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">f&#252;hrers die M&#246;glichkeit geschaffen, den Konkursantrag eines</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Gesch&#228;ftsf&#252;hrers durch einen anderen (neuen) Gesch&#228;ftsf&#252;hrer</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">zur&#252;ckzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Die Pflicht zur Stellung des Konkursantrags besteht f&#252;r den</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Gesch&#228;ftsf&#252;hrer nach &#167; 64 GmbH-Gesetz pers&#246;nlich und auch im</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">&#246;ffentlichen Interesse (vgl. Hachenburg-Ulmer, &#167; 64 Anm. 1).</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Selbst entgegenstehende Weisungen k&#246;nnen den Gesch&#228;ftsf&#252;hrer</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">nicht von dieser pers&#246;nlichen Verpflichtung befreien (vgl.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Hachenburg-Ulmer, GmbH-Gesetz, &#167; 64 Anm. 7 und 32; Mentzel-</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Kuhn-Uhlenbruck, 9. Aufl., Vorbemerkung D 14 vor &#167; 207;</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Jaeger KO, 8. Aufl., &#167;&#167; 207, 208 Anm. 22).</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Deshalb kann der Wechsel im Amt des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers nicht</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">die M&#246;glichkeit der R&#252;cknahme des Konkursantrags durch einen</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">neuen Gesch&#228;ftsf&#252;hrer begr&#252;nden. Der durch &#167; 64 GmbH-Gesetz</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">angestrebte Zweck w&#252;rde gef&#228;hrdet, wenn man die R&#252;cknahme des</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Konkursantrags durch den Nachfolgegesch&#228;ftsf&#252;hrer f&#252;r wirksam</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">halten wollte.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Der neue Gesch&#228;ftsf&#252;hrer kann im Rahmen der Pr&#252;fung des</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Konkursgerichts nach &#167; 105 Abs. 2 KO, ob Konkursreife gegeben</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">ist, darlegen, da&#223; die sonstigen Voraussetzungen der Konkurs-</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">er&#246;ffnung nicht gegeben sind. Diese M&#246;glichkeiten f&#252;r den</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">neuen Gesch&#228;ftsf&#252;hrer im Rahmen der Amtsermittlung des</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Konkursgerichts sind als ausreichend anzusehen. Denn mit dem</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Bestand des Konkursantrags ist noch nicht &#252;ber die Konkurs-</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">er&#246;ffnung entschieden und die Erf&#252;llung der gesetzlichen</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Verpflichtung aus &#167; 64 GmbH-Gesetz durch einen Gesch&#228;fts-</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">f&#252;hrer darf nicht durch den Wechsel der Person des Ge-</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">sch&#228;ftsf&#252;hrers und gegenteilige Erkl&#228;rungen eines sp&#228;teren</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Gesch&#228;ftsf&#252;hrers hinf&#228;llig werden.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Die sofortige Beschwerde war deshalb zur&#252;ckzuweisen. Die</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 97 Abs. 1 ZPO, 35 GKG,</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">3 ZPO.</p>
315,609
olgham-1985-09-13-11-u-2185
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
11 U 21/85
"1985-09-13T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:06"
"2019-03-27T09:42:40"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1985:0913.11U21.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Beklagten, die im &#252;brigen zur&#252;ckgewiesen wird, wird das am 22. November 1984 verk&#252;ndete Urteil der 6. Zivilkammer des Landgerichts Essen teilweise abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Der Vollstreckungsbescheid des Amtsgerichts Hamburg vom 17. Mai 1984 - 77 Bc 7902/84 - wird in H&#246;he von 15.374,37 DM nebst 9 % Zinsen seit dem 26. April 1984 aufrechterhalten.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird der Vollstreckungsbescheid aufgehoben und die Klage abgewiesen, soweit diese nicht zur&#252;ckgenommen ist.</p> <p></p> <p>Es verbleibt bei der Kostenentscheidung erster Instanz.</p> <p></p> <p>Die Kosten der Berufung tr&#228;gt der Beklagte.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Es beschwert den Beklagten in H&#246;he von 15.374,37 DM.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Beklagten ist, nachdem die Kl&#228;gerin die Klage in H&#246;he von 283,94 DM zur&#252;ckgenommen und den geltend gemachten Zinsanspruch im Wege teilweiser Klager&#252;cknahme auf 9 % erm&#228;&#223;igt hat, bis auf die geltend gemachten Zinsen f&#252;r den Zeitraum vom 6.4.1984 bis 25.4.1984 einschlie&#223;lich unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann von dem Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 607 BGB die Zahlung von 15.374,37 DM verlangen. Dieser Betrag setzt sich zusammen aus der Bruttokreditsumme (urspr&#252;nglicher Kredit </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">ohne Prolongationen) 30.922,-- DM</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich unstreitig gezahlter 13.672,35 DM </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">sowie abz&#252;glich des Rediskontes von <u>1.875,28 DM</u></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">= 15.374,37 DM.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Zwar ist das Darlehen nicht an den Beklagten, sondern an die Darlehensnehmerin xxx ausgezahlt worden. Der Beklagte haftet jedoch als Mitdarlehensnehmer f&#252;r die R&#252;ckzahlung des Darlehens aus dem von ihm mitunterzeichneten Darlehensvertrag vom 26.7./1.8.1979.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Darlehensvertrag vom 26.7./1.8.1979 ist nicht wegen Sittenwidrigkeit (&#167; 138 Abs. 1 BGB) nichtig.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Bei der Pr&#252;fung der Frage der Sittenwidrigkeit ist auf den Zeitpunkt des Vertragsschlusses abzustellen; die zwischen der Darlehensnehmerin xxx und der Kl&#228;gerin nach Vertragsschlu&#223; hinsichtlich der Prolongationen getroffenen Vereinbarungen haben hierbei au&#223;er Betracht zu bleiben. Danach fehlt es schon an der ersten Voraussetzung f&#252;r die Annahme eines wucher&#228;hnlichen Ausbeutungsgesch&#228;fts in Sinne des &#167; 138 Abs. 1 BGB, n&#228;mlich einem auff&#228;lligen Mi&#223;verh&#228;ltnis zwischen den Leistungen der Kl&#228;gerin und den Gegenleistungen des Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Nettokreditsumme belief sich nach den Vertrag auf 20.000,-- DM </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">zuz&#252;glich der Kreditgeb&#252;hr von 0,73 % p. Mt. 10.512,-- DM </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">zuz&#252;glich einer Bearbeitungsgeb&#252;hr von 2 % <u>410,-- DM</u></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Gesamtkredit mithin 30.922,-- DM</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><b>a)</b></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Nach der sogenannten Uniformmethode errechnet sich daraus f&#252;r Juli 1979, ausgehend von einem von der xxx mitgeteilten Schwerpunktzins von 0,40 % p. Mt., und f&#252;r August 1979, ebenfalls ausgehend von einem von der xxx mitgeteilten Schwerpunktzins von 0,43 % p. Mt. eine &#220;berschreitung des markt&#252;blichen Zinses um 77,20 % bzw. 65,59 %. Auszugehen ist dabei von einem vereinbarten effektiven Jahreszins von </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><u>10.922 x 2.400</u> = 17,95 %,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">20.000 x 73</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">dem ein markt&#252;blicher effektiver Jahreszins von</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><u>(400 + 5.760) x 2.400</u> = 10,13 % f&#252;r Juli 1979 bzw. von</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">20.000 x 73</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><u>(400 + 6.192) x 2.400</u> = 10,84 % f&#252;r August 1979 gegen&#252;bersteht.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">20.000 x 73 </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><b>b)</b></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Legt man, da es sich um einen Kredit mit l&#228;ngerer Laufzeit handelt, die sogenannte Annuit&#228;tenmethode unter Zuhilfenahme der Gillardon Tabelle zugrunde, ergibt sich ein vereinbarter effektiver Jahreszins von </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">30.922:72 =</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"><u>429,47 x 1.000</u> = 21,47 = 16,85 %.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">20.000</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der markt&#252;bliche effektive Jahreszins belief sich demgegen&#252;ber </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">im Juli 1979 auf </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">(20.000 + 400 + 5.760):72 =</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks"><u>363,33 x 1.000</u> = 18,17 = 9,71 %</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">20.000 </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">und im August 1979 auf</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">(20.000 + 400 + 6.192):72 = </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks"><u>369,33 x 1.000</u> = 18,47 = 10,38 %</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">20.000 </p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Daraus ergeben sich Marktzins&#252;berschreitungen von 73,53 % (Juli 1979) bzw. 62,33 % (August 1979).</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks"><b>c)</b></p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Danach kann von einem auff&#228;lligen Mi&#223;verh&#228;ltnis nicht gesprochen werden, wobei folgende Umst&#228;nde zu ber&#252;cksichtigen sind:</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Zwar mu&#223; davon ausgegangen werden, da&#223; der Kreditvertrag noch im Juli 1979 durch Einbuchung des Kreditbetrages am 31.7.1979 in das Soll auf das Konto der Kreditnehmerin xxx zustande gekommen ist. Nach Ziffer 2 Abs. 6 Satz 1 AGB der Kl&#228;gerin wird der Kreditantrag n&#228;mlich durch Zahlung des Kreditbetrages angenommen. Im &#252;brigen war die Kreditnehmerin xxx an den Antrag auch gebunden (&#167;&#167; 145, 146, 147 Abs. 2, 148 BGB in Verbindung mit Ziffer 2 Abs. 4 der AGB der Kl&#228;gerin). Zu ber&#252;cksichtigen ist jedoch, da&#223; der Kreditantrag und seine Annahme am Ende des Monates Juli 1979 erfolgt sind. Dies ist vorliegend insofern von Bedeutung, als der Kredit, wie die Mitteilungen der xxx zeigen, in einer Phase steigender Schwerpunktzinsen gew&#228;hrt worden ist (M&#228;rz 1979: 0,33 % p. Mt.; April 1979: 0,36 % p. Mt.; Mai 1979: 0,37 % p. Mt.; Juni 1979: 0,38 % p. Mt.; Juli 1979: 0,40 % p. Mt.; August 1979: 0,43 % p. Mt.; September 1979: 0,44 % p. Mt.; Dezember 1979: 0,48 % p. Mt.). Da&#223; die Kreditzinsen steigen w&#252;rden, war f&#252;r die Kl&#228;gerin auch voraussehbar. Der Diskontsatz war im M&#228;rz 1979 von 3 % auf 4 % erh&#246;ht worden, was sich in der Steigerung des Schwerpunktzinses von M&#228;rz auf April 1979 von 0,33 % auf 0,36 p. Mt. ausgewirkt hatte. Er war nochmals am 13. Juli 1979 von 4 % auf 5 % erh&#246;ht worden, was sich nochmals auf die Verteuerung der Kredite auswirken sollte und auch ausgewirkt hat (vgl. bezgl. der Diskontsatzerh&#246;hungen den Gesch&#228;ftsbericht der xxx f&#252;r das Jahr 1979 S. 85). Es kommt hinzu, da&#223; die Mehrwertsteuer am 1. Juli 1979 um 1 % heraufgesetzt worden war. Wenn in einer derartigen Situation bei einem Kredit mit einer Laufzeit von 72 Monaten in Vorgriff auf die von der xxx beabsichtigte und in K&#252;rze zu erwartende Entwicklung des allgemeinen Kreditzinsniveaus ein h&#246;herer Zinssatz in Rechnung gestellt wird, ist dies zumindest unter dem Gesichtspunkt der Sittenwidrigkeit nicht zu beanstanden. Auch die sich ergebenden Zinsdifferenzen (jeweils unter Zugrundelegung der sogenannten Annuit&#228;tenmethode ermittelt) von 7,14 % (Juli 1979) und 6,47 % (August 1979) sind nicht so gravierend, da&#223; von einem auff&#228;lligen Mi&#223;verh&#228;ltnis gesprochen werden kann.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Da mithin schon die erste Voraussetzung des &#167; 138 Abs. 1 BGB - auff&#228;lliges Mi&#223;verh&#228;ltnis - nicht vorliegt, ist der Darlehensvertrag wirksam und der Beklagte verpflichtet, an die Kl&#228;gerin 15.374,37 DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die von dem Beklagten gegen die von der Kl&#228;gerin vorgenommene Berechnung des Rediskontes vorgebrachten Bedenken sind unbegr&#252;ndet. Gegen die Berechnung des Rediskontes aufgrund der in den AGB der Kl&#228;gerin unter Ziffer 7 Abs. 2 enthaltenen Formel ist nichts einzuwenden. Die Kl&#228;gerin ist von einer Gesamtlaufzeit von 90 Monaten (dabei sind die Prolongationen ber&#252;cksichtigt worden - 1.9.1979 bis 15.2.1987 = 87 Monate -) ausgegangen und hat 34 Restmonate berechnet (F&#228;lligstellung 6.4.1984 bis 15.2.1987 = 34 Monate). Dann ergibt sich ein Betrag von </p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks"><u>20.000 x 34 x 34 x 0,73</u> = 1.875,28 DM</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">90 x 100</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">als Rediskont, der seitens der Kl&#228;gerin auch in Ansatz gebracht worden ist.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks"><b>4.</b></p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Auf die von dem Beklagten schrifts&#228;tzlich vorgetragene Hilfsaufrechnung einzugehen, besteht kein Anla&#223;, da der Beklagte sie nach einer entsprechenden Er&#246;rterung im Termin fallengelassen hat.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ist in H&#246;he von 9 % ab 26.4.1984 begr&#252;ndet. Da die Kl&#228;gerin f&#252;r die Zeit vor der Zustellung des Mahnbescheides an den Beklagten f&#252;r eine Mahnung nichts vorgetragen hat, k&#246;nnen Verzugszinsen von dem Beklagten erst ab 26.4.1984, dem Datum der Zustellung des Mahnbescheides, verlangt werden. Im Hinblick darauf, da&#223; die Kl&#228;gerin ihren Zinsanspruch auf 9 % erm&#228;&#223;igt hat, ist es nicht erforderlich, auf die Bedenken gegen die Verzugszinsenregelung in Ziffer 8 der AGB der Kl&#228;gerin, die sich aus &#167; 289 BGB in Verbindung mit &#167;&#167; 9, 11 Nr. 5 a AGBG ergeben, einzugehen. Denn die Kl&#228;gerin kann gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 284, 286 BGB Verzugszinsen in H&#246;he eines markt&#252;blichen und tragbaren Wiederanlagezinses verlangen. Der Senat pflegt diesen Zins in st&#228;ndiger Rechtsprechung in Anlehnung an die in den Monatsberichten der xxx ausgewiesenen Zinss&#228;tze f&#252;r Kontokorrentkredite zu sch&#228;tzen (&#167; 287 ZPO). Danach kommt f&#252;r den fraglichen Zeitraum ein Zins von 9 % in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus den &#167;&#167; 91, 92, 97 Abs. 1 ZPO. Dabei ist es gerechtfertigt, die Kosten der Berufungsinstanz insgesamt dem Beklagten gem&#228;&#223; &#167;&#167; 97 Abs. 1, 92 Abs. 2 ZPO aufzuerlegen. Denn soweit die Kl&#228;gerin die Klage zur&#252;ckgenommen hat bzw. mit ihrer Klage abgewiesen worden ist, war ihre Zuvielforderung verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig geringf&#252;gig. Sie hat auch keine besonderen Kosten verursacht, da Kostenstufen weder nach der Gerichtskostentabelle noch nach der Geb&#252;hrentabelle f&#252;r Rechtsanw&#228;lte in Frage komme. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus den &#167;&#167; 708 Ziffer 10, 711, 713 ZPO.</p>
315,611
ovgnrw-1985-09-05-2-a-249983
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
2 A 2499/83
"1985-09-05T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:09"
"2019-03-27T09:42:40"
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1985:0905.2A2499.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird ge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Eigent&#252;mer des Grundst&#252;ckes W. N.stra&#223;e 14 a. Durch Grundbesitzabgabenbescheid vom 25. August 1981 zog ihn der Beklagte u.a. zu Kanalbenutzungsgeb&#252;hren f&#252;r das Jahr 1981 in H&#246;he von 100,- DM heran. Diese Heranziehung ist gest&#252;tzt auf &#167;10 Abs. 7 der Beitrags- und Geb&#252;hrensatzung zur Entw&#228;sserungssatzung der Stadt W. vom 22. M&#228;rz 1978 in der Fassung der Ersten &#196;nderungssatzung vom 23. Dezember 1980 (BGS). Hiernach betr&#228;gt der Geb&#252;hrensatz 1,90 DM je cbm Abwasser und es ist eine j&#228;hrliche Mindestabwassermenge von 80 cbm je Wohneinheit festgelegt. Als Abwassermenge gilt die dem Grundst&#252;ck aus der Wasserversorgungsanlage zugef&#252;hrte Frischwassermenge. Da der Kl&#228;ger das Grundst&#252;ck erst ab 1. Mai 1981 bewohnt, ist in dem Bescheid der auf den Zeitraum von acht Monaten entfallende Anteil der Jahresmindestabwassermenge in Ansatz gebracht; der Kl&#228;ger hat in diesem Zeitraum 8 cbm Frischwasser bezogen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Dsr nach erfolglosem Widerspruchsverfahren (Widerspruchsbescheid vom 16. April 1982) erhobenen Klage mit dem Antrag,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">den Grundbesitzabgabenbescheid des Beklagten vom 25. August 1981 betreffend Kanalbenutzungsgeb&#252;hren f&#252;r das Grundst&#252;ck N.stra&#223;e 14 a in W. in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom 16. April 1982 aufzuheben,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">hat das Verwaltungsgericht durch das angefochtene Urteil stattgegeben. Es hat die in &#167;10 Abs. 7 BGS getroffene Bestimmung als ung&#252;ltig erachtet: Die dieser Satzungsregelung zugrunde liegende Geb&#252;hrenkalkulation lasse nicht hinreichend erkennen, welcher Anteil der Gesamtkosten durch das Aufkommen aus der Mindestgeb&#252;hr und welcher durch das Aufkommen aus der (variablen) Verbrauchsgeb&#252;hr gedeckt werde. Wenn sich der Satzungsgeber wie hier daf&#252;r entscheide, die Gesamtkosten der Gemeindlichen Anlage durch verschiedene Geb&#252;hrenarten f&#252;r jeweils verschiedene Kostenbereiche abzudecken, dann erfordere dies eine deutliche kalkulatorische Trennung zwischen den durch die Mindestgeb&#252;hr zu deckenden (verbrauchsunabh&#228;ngigen) invariablen Kosten der Vorhalteleistung einerseits und den variablen Kosten, die durch die (verbrauchsabh&#228;ngige) variable Geb&#252;hr gedeckt werden sollen andererseits. Der Rat der Stadt W. habe zwar ein Jahr sp&#228;ter durch Ratsbeschlu&#223; vom 22. Oktober 1981 diese kalkulatorische Aufschl&#252;sselung nachgeholt. Ein Neuerla&#223; der unwirksamen Satzungsbestimmung mit r&#252;ckwirkender Kraft sei jedoch unterblieben, so da&#223; die formellen Erfordernisse einer Heilung des Satzungsmangels nicht erf&#252;llt seien. Aber selbst wenn dieser Mangel behoben sei, best&#252;nden Bedenken gegen die materielle G&#252;ltigkeit des &#167;10 Abs. 7 BGS. Hiernach diene die Wohneinheit als Vervielf&#228;ltigungsfaktor der Mindestgeb&#252;hr (in H&#246;he der Mindestabwassermenge von 80 cbm/pro Jahr), ohne da&#223; sich die geb&#252;hrenrechtlich relevante Gegenleistung des Beklagten (Bereitstellen eines oder mehrerer Kanalanschl&#252;sse f&#252;r das Grundst&#252;ck) dementsprechend vervielf&#228;ltige. Auch unter Ber&#252;cksichtigung eines weiten ortsgesetzgeberischen Ermessens erscheine eine derartige Regelung nicht mehr mit dem &#196;quivalenzprinzip, vereinbar. Davon abgesehen scheine auch der Gleichheitssatz verletzt, wenn &#167;10 Abs. 7 Buchst. c. BGS bei gewerblich genutzten Geb&#228;uden eine h&#246;henm&#228;&#223;ige Begrenzung der Mindestgeb&#252;hr auf die Anrechnung von h&#246;chstens f&#252;nf Wohneinheiten vorsehe, w&#228;hrend andererseits eine solche h&#246;henm&#228;&#223;ige Begrenzung f&#252;r nicht gewerblich genutzte Geb&#228;ude entfalle, zu denen insbesondere Wohnungseigentumsanlagen z&#228;hlten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses dem Beklagten am 21. Juli 1983 zugestellte Urteil richtet sich die am 6. August 1983 eingelegte Berufung, zu dessen Begr&#252;ndung der Beklagte geltend macht: Um die vom Verwaltungsgericht ge&#228;u&#223;erten Bedenken gegen die formelle G&#252;ltigkeit der Beitrags- und Geb&#252;hrensatzung auszur&#228;umen, habe der Rat der Stadt W. in seiner Sitzung vom 21. Juli 1983 den Beschlu&#223; gefa&#223;t, die in dieser Ratssitzung vorliegende "Kalkulation zur Erhebung der Kanalbenutzungsgeb&#252;hren ab 1.01.1981 anzuerkennen und zum Beschlu&#223; zu erheben." Entgegen der Ansicht des Verwaltungsgerichts sei die streitige Satzungsregelung auch materiell g&#252;ltig. Da&#223; die Benutzungsgeb&#252;hr in eine verbrauchsunabh&#228;ngige Grundgeb&#252;hr und eine verbrauchsabh&#228;ngige Zusatzgeb&#252;hr aufgespalten werden d&#252;rfe, sei anerkannt. Nach erfolgter Anschlu&#223;nahme entst&#252;nden f&#252;r jeden Anschlu&#223; weitgehend gleiche Vorhaltekosten, die jedoch bei Anwendung des Wasserverbrauchsma&#223;stabes unterschiedlich verteilt w&#252;rden. Die Stadt W. habe in den letzten zehn Jahren f&#252;r ihr Abwassernetz besondere Aufwendungen f&#252;r das Errichten sog. Feriensiedlungen leisten m&#252;ssen, zu denen vor allem Wohnungseigentumsanlagen geh&#246;rten. Diese seien erfahrungsgem&#228;&#223; h&#246;chstens zweimal im Jahr f&#252;r insgesamt etwa 6 bis 8 Wochen w&#228;hrend der Urlaubszeit voll belegt. Deshalb werde in einer Vielzahl derartiger Wohnungen nur ein verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig geringer Frischwasserverbrauch gemessen; oftmals liege dieser unter 10 cbm pro Jahr. Wegen des Frischwasserma&#223;stabes sei diese geringe Menge auch als Abwassermenge zugrunde zu legen. Gleichwohl m&#252;sse wegen der starken Belegung derartiger Ferienwohnungen in den Urlaubszeiten das Kanalnetz so dimensioniert, insbesondere der Durchmesser der Stra&#223;ensammler so gro&#223; bemessen sein, da&#223; die bei voller Belegung der Ferienwohnungen anfallende Abwassermenge entsprechend der ortsrechtlichen Verpflichtung der Stadt st&#246;rungsfrei abgeleitet werden k&#246;nne. Au&#223;erhalb der Urlaubszeit bleibe das Abwassernetz in den Bereichen dieser Ferienwohnungen weitgehend ungenutzt. Infolgedessen werde das Rohrnetz nicht gen&#252;gend durchgesp&#252;lt; die anfallenden Reinigungskosten seien in diesen Ortsbereichen h&#246;her als in anderen Ortsteilen mit st&#228;ndig genutzten Wohnungen. Durch den Ansatz einer Mindestabwassennenge von 80 cbm pro Jahr erfolge ein Ausgleich der effektiv entstehenden Kosten. Au&#223;er von Ferienwohnungen werde diese Mindestmenge von nahezu allen Haushalten im Stadtgebiet erreicht. Die Mindestabwassermenge sei auf 80 cbm je Wohneinheit festgelegt, wobei als Wohneinheit jede selbst&#228;ndige Wohnung gelte (&#167;10 Abs. 7 Satz 3 Buchst. a). Nach Buchst. c a.a.O. habe bei gewerblich oder anders genutzten Geb&#228;uden jede Fl&#228;che von angefangenen 200 qm als Wohnungseinheit zu gelten, wobei jedoch h&#246;chstens f&#252;nf Wohnungseinheiten angerechnet w&#252;rden; diese Sonderregelung versto&#223;e nicht gegen den Gleichheitsgrundsatz. Denn einmal werde jede Fl&#228;che von angefangenen 200 qm als Wohnungseinheit angerechnet. Zum anderen w&#252;rden Hotelbetriebe die f&#252;r ihr Grundst&#252;ck anzusetzende Abwassermenge stets erreichen, weil sie anders als Ferienwohnungen, st&#228;ndig so stark belegt seien, da&#223; regelm&#228;&#223;ig Schmutzwasser von ihnen abgeleitet werde.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"> "das Urteil des Verwaltungsgerichts Arnsberg in dem Rechtsstreit 3 K 1307/83 abzu&#228;ndern und die Klage abzuweisen."</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Er vertieft sein erstinstanzliches Vorbringen und macht erg&#228;nzend geltend: Dem Beklagten sei zuzugeben, da&#223; die Vorhaltekosten je Anschlu&#223; weitgehend gleich seien. Es sei jedoch nicht einsichtig, da&#223; ein Anschlu&#223; von 20 Wohneinheiten doppelt so hohe Vorhaltekosten verursache wie ein Anschlu&#223; f&#252;r 10 Wohneinheiten. Je gr&#246;&#223;er die Zahl der angeschlossenen Wohneinheiten sei, um so mehr verschiebe sich das Verh&#228;ltnis zwischen der vom Beklagten erhobenen Grundgeb&#252;hr und den tats&#228;chlich entstehenden Vorhaltekosten. Wenn in einer Wohneinheit eine Abwassermenge von 10 cbm anfalle, dann sei die unter zugrunde legen von 80 cbm bemessene Grundgeb&#252;hr achtmal so hoch als es der tats&#228;chlichen Inanspruchnahme durch diesen Geb&#252;hrenschuldner entspreche. Auch die vom Beklagten geltend gemachte Notwendigkeit, nur zeitweilig ausgelastete Sammelkan&#228;le durchsp&#252;len zu m&#252;ssen, rechtfertige keinesfalls den in einer solchen Mehrbelastung liegenden Versto&#223; gegen das &#196;quivalenzprinzip. Im &#252;brigen habe das Einleiten von verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig kleinen Jahresabwassermengen eine entsprechend geringere Kostenbelastung f&#252;r andere Anlagenteile, wie etwa die Kl&#228;ranlagen, zur Folge. Die in &#167;10 Abs. 7 Buchst. c BGS enthaltene Differenzierung zwischen gewerblich und nicht gewerblich genutzten Geb&#228;uden versto&#223;e gegen den Gleichheitssatz. Denn wenn - wie der Beklagte behaupte - die Vorhaltekosten f&#252;r jeden Anschlu&#223; in etwa gleich seien, dann fehle ein sachlicher Grund daf&#252;r, nur bei gewerblich genutzten Geb&#228;uden die Anrechnung der Mindestgeb&#252;hr auf f&#252;nf Wohneinheiten zu begrenzen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Vertreter des &#246;ffentlichen Interesses hat erkl&#228;rt, er beabsichtige keine Stellungnahme abzugeben.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakten sowie der Verwaltungsvorg&#228;nge und Satzungsunterlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten haben sich mit einer Entscheidung ohne m&#252;ndliche Verhandlung einverstanden erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Berufung, &#252;ber die der Senat mit Einverst&#228;ndnis der Beteiligten gem&#228;&#223; &#167;101 Abs. 2 VwGO ohne m&#252;ndliche Verhandlung entscheiden kann, ist begr&#252;ndet. Die Klage mu&#223; in Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils abgewiesen werden, weil die Heranziehung des Kl&#228;gers zu Kanalbenutzungsgeb&#252;hren durch den Bescheid des Beklagten vom 25. August 1981 rechtm&#228;&#223;ig ist.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Diese Heranziehung beruht auf g&#252;ltigem Ortsrecht. Entgegen der Auffassung des Verwaltungsgerichts gilt dies auch hinsichtlich der Vorschrift des &#167;10 Abs. 7 BGS. Danach betr&#228;gt die Geb&#252;hr je cbm Abwasser 1,90 DM; die j&#228;hrliche Mindestabwassermenge wird auf 80 cbm pro Jahr und Wohneinheit festgelegt; als Wohneinheit gilt jede Wohnung unabh&#228;ngig von ihrer Gr&#246;&#223;e (a), zus&#228;tzlich jedes private Schwimmbad (b) und bei gewerblich, &#246;ffentlich und &#228;hnlich genutzten Geb&#228;uden jede angefangene Nutzfl&#228;che von 200 qm, jedoch h&#246;chstens f&#252;nf Wohneinheiten gerechnet (c).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Festsetzung des Geb&#252;hrensatzes von 1,90 DM je cbm Abwasser liegt eine vom Rat der Stadt W. gebilligte Geb&#252;hrenkalkulation zugrunde. Der Rat hat sich mit der Ermittlung des Geb&#252;hrensatzes aufgrund der vom Beklagten vorgenommenen Berechnungen bei der Beschlu&#223;fassung &#252;ber die &#196;nderungssatzung vom 23. Dezember 1980 am 18. Dezember 1980 befa&#223;t. Eine neue Geb&#252;hrenkalkulation f&#252;r die Zeit ab dem 1. Januar 1981 (dem Zeitpunkt des Inkrafttretens der &#196;nderungssatzung, &#167;2 a.a.O.), die eine Gegen&#252;berstellung der variablen und der invariablen Kosten der Abwasseranlage enth&#228;lt, hat der Rat durch Beschlu&#223; vom 21. Juli 1983 gebilligt. Soweit damit Fehler der am 18. Dezember 1980 gebilligten Geb&#252;hrenkalkulation geheilt werden sollten, ist dies in einem nicht zu beanstandenden Verfahren geschehen. Eine r&#252;ckwirkende &#196;nderung der Satzung (durch eine weitere &#196;nderungssatzung) war nicht erforderlich.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"> Vgl. das Urteil des Senats vom 26. Februar 1982 - 2 A 1667/79 -, St&#228;dte- und Gemeinderat (StGR) 1982, 240 f = Der Gemeindehaushalt (Gemht) 1983, 113 = Hessische St&#228;dte- und Gemeindezeitung (HSGZ) 1982, 267 (268) sowie die dort angef&#252;hrten Entscheidungen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Mit der Festlegung einer Mindestabwassermenge auf 80 cbm pro Jahr und Wohneinheit hat der Ortsgesetzgeber eine Mindestgeb&#252;hr eingef&#252;hrt: Die Benutzungsgeb&#252;hr f&#252;r die Inanspruchnahme der Abwasseranlage ist mindestens so zu bemessen, wie wenn der Abwasseranlage von jeder Wohneinheit des angeschlossenen Grundst&#252;cks 80 cbm Abwasser im Jahr zugef&#252;hrt werden, d.h. die Jahresgeb&#252;hr betr&#228;gt mindestens (1,90 &#215; 80 =) 152,- DM, Diese Regelung begegnet keinen Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Erhebung einer Mindestgeb&#252;hr ist in &#167;6 Abs. 3 Satz 3 KAG ausdr&#252;cklich erw&#228;hnt. Nach dieser Bestimmung ist die Erhebung einer Grundgeb&#252;hr neben der Geb&#252;hr nach Satz 1 oder 2 a.a.O. sowie die Erhebung einer Mindestgeb&#252;hr zul&#228;ssig. Nach &#167;6 Abs. 3 Satz 1 und 2 KAG ist f&#252;r die Bemessung der Geb&#252;hr grunds&#228;tzlich (beim Wirklichkeitsma&#223;stab ebenso wie beim Wahrscheinlichkeitsma&#223;stab) die Inanspruchnahme der ganzen Leistung ma&#223;gebend, welche die &#246;ffentliche Einrichtung bestimmungsgem&#228;&#223; erbringen soll (Arbeits- oder Verbrauchsgeb&#252;hr). Grundgeb&#252;hr, und Mindestgeb&#252;hr dienen dem Zweck, die invariablen Kosten der in Anspruch genommenen Vorhalteleistungen zu decken, wenn und soweit diese nicht durch die Arbeits- oder Verbrauchsgeb&#252;hr nach Satz 1 oder 2 des &#167;6 Abs. 3 KAG gedeckt werden. Die Vorhalteleistung besteht in der Aufrechterhaltung der Betriebsbereitschaft der &#246;ffentlichen Einrichtung, die aktiv - bei leitungsgebundenen Einrichtungen durch Nehmen und Behalten eines Anschlusses - in Anspruch genommen wird; davon zu unterscheiden ist die f&#252;r Anschlu&#223;beitr&#228;ge ausreichende, passiv hingenommene Benutzungsm&#246;glichkeit (die schon vor dem tats&#228;chlichen Anschlu&#223; bestehen kann).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Bauernfeind/Zimmermann, Kommunalabgabengesetz f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen, 2. Auflage &#167;6 Rdnr. 46; ferner Dahmen. Driehaus. K&#252;ffmann. Wiese, Kommentar zum Kommunalabgabengesetz f&#252;r das Land Nordrhein- Westfalen, 3. Auflage, &#167;6 Rdnr. 130.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Grundgeb&#252;hr dient ausschlie&#223;lich der Deckung der invariablen Kosten. Sie kann auch entstehen, wenn nur die Vorhalteleistung in Anspruch genommen wird und die Arbeits- oder Verbrauchsgeb&#252;hr daher nicht zur Entstehung gelangt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"> Vgl. das Urteil des Senats vom 23. April 1980 - 2 A 2186/79 -, Gemht 1980, 242 = HSGZ 1980, 442 = Kommunale Steuerzeitschrift (KStZ) 1980, 233 = Deutsche Wohnungswirtschaft (DWW) 1981, 21 = Verwaltungsrechtsprechung in Deutschland (VerwRspr) 32, 356.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber dient die Mindestgeb&#252;hr nicht nur der Deckung der Kosten der Vorhalteleistungen. Sie entsteht erst, wenn die Einrichtung entsprechend ihrer Bestimmung uneingeschr&#228;nkt, wenn auch nur geringf&#252;gig, in Anspruch genommen wird, wenn also z.B. wenigstens 1 cbm Abwasser in die Kanalisation eingeleitet wird. Insofern dient die Mindestgeb&#252;hr im Rahmen der ihr zugeordneten Ma&#223;stabseinheiten (hier: 80 cbm Abwasser pro Jahr und Wohnungseinheit) jedenfalls in geringem Umfang auch der Deckung der sonstigen, variablen Kosten der Einrichtung. Die Mindestgeb&#252;hr stellt sich somit als eine f&#252;r den unteren Bereich pauschalierte Arbeits- oder Verbrauchsgeb&#252;hr dar, die als Mindestgeb&#252;hr nicht mehr in Erscheinung tritt, wenn der Mindestbetrag bei entsprechender Inanspruchnahme &#252;berschritten wird.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"> Vgl. hierzu Bauernfeind/Zimmermann a.a.O., &#167;6 Rdnr. 48; ferner Dahmen. Driehaus. K&#252;ffmann. Wiese. a.a.O. &#167;6 Rdnr. 132.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">W&#228;hrend f&#252;r die von der Arbeits- oder Verbrauchsgeb&#252;hr deutlicher abgegrenzte Grundgeb&#252;hr ein besonderer Geb&#252;hrensatz auf der Grundlage der Vorhaltekosten ermittelt werden mu&#223;, k&#246;nnen Mindestgeb&#252;hr und Arbeits- oder Verbrauchsgeb&#252;hr auf der Grundlage desselben Geb&#252;hrensatzes bemessen werden. In diesem Falle ist eine Trennung der verbrauchsunabh&#228;ngigen Kosten der Vorhalteleistungen von den sonstigen, Verbrauchs abh&#228;ngigen Kosten in der Geb&#252;hrenkalkulation nur erforderlich, um darzulegen, da&#223; die festgesetzte Mindestgeb&#252;hr im wesentlichen der Deckung der Vorhaltekosten dient. Im vorliegenden Falle entspricht jedenfalls die durch Beschlu&#223; des Rates vom 21. Juli 1983 gebilligte Geb&#252;hrenkalkulation diesen Anforderungen. Der einheitliche Geb&#252;hrensatz von 1,90 DM je cbm Abwasser ist auf der Grundlage aller ansatzf&#228;higen Kosten ermittelt worden. Von den Gesamtkosten in H&#246;he von 1.893.000,- DM sind 423.000,- DM verbrauchsabh&#228;ngige und 1.470.000,- DM verbrauchsunabh&#228;ngige Kosten (Verzinsung des Eigenkapitals, Abschreibungen). Durch das veranschlagte Mindestgeb&#252;hrenaufkommen werden 1.002.136,- DM, also 68,17 % der invariablen Kosten gedeckt.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Es bestehen auch keine Bedenken gegen die Bemessung der Mindestgeb&#252;hr in der Weise, da&#223; die Veranlagung von einer Mindestabwassermenge von 80 cbm pro Jahr und Wohneinheit ausgeht.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Bemessung der Mindestgeb&#252;hr erfolgt aus der Natur der Sache nach den f&#252;r Wahrscheinlichkeitsma&#223;st&#228;be geltenden Gesichtspunkten.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Bauernfeind/Zimmermann, a.a.O., &#167;6 Rdnr. 46.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der Ortsgesetzgeber ist demnach in der Auswahl der Bemessungsart frei mit der einzigen Einschr&#228;nkung, da&#223; der Ma&#223;stab nicht in einem offensichtlichen Mi&#223;verh&#228;ltnis zur Inanspruchnahme stehen darf. Die Wahrscheinlichkeit des von der Ma&#223;stabsregelung vorausgesetzten Zusammenhanges braucht nicht bewiesen zu werden. Der Ortsgesetzgeber hat lediglich zu pr&#252;fen, ob dieser Zusammenhang denkbar und nicht offensichtlich unm&#246;glich ist.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks"> Vgl. die Urteile des Senats vom 22. M&#228;rz 1982 - 2 A 1584/79 -, Gemht 1983, 69 (70) = ZMR 1982, 255 (256) = HSGZ 1982, 267 und vom 5. Juli 1982 - 2 A 1440/81 -, StGR 1983, 142 = Gemht 1983, 214.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Es ist denkbar und nicht offensichtlich unm&#246;glich, da&#223; mit einer Geb&#252;hrenbemessung auf der Grundlage von mindestens 80 cbm pro Jahr und Wohneinheit der Inanspruchnahme der Vorhalteleistung in angemessener Weise Rechnung getragen wird. Nach den glaubhaften Angaben des Beklagten wird eine j&#228;hrliche Abwassermenge von 80 cbm von nahezu allen Haushalten in st&#228;ndig bewohnten Wohneinheiten erreicht. Bei Unterschreitungen k&#246;nnen zur Vermeidung von H&#228;rtef&#228;llen Billigkeitsregelungen getroffen werden. Demgegen&#252;ber weist der Kl&#228;ger zu Unrecht darauf hin, da&#223; bei einer Abwassermenge von 10 cbm je Wohneinheit die Geb&#252;hr achtmal h&#246;her sei, als es der tats&#228;chlichen Inanspruchnahme der Abwasseranlage entspreche. Der Kl&#228;ger stellt hierbei auf die Inanspruchnahme der Abwasseranlage durch das Einleiten von Abwasser ab. Bei Einleitungen bis zu 80 cbm Abwasser ist die Geb&#252;hr aber im wesentlichen die Gegenleistung f&#252;r die Inanspruchnahme der verbrauchsunabh&#228;ngigen Vorhalteleistung, also der Aufrechterhaltung der Betriebsbereitschaft der gesamten Abwasseranlage (an dieser Anschlu&#223;stelle); die Geb&#252;hr dient insoweit der Deckung der Kosten, die unabh&#228;ngig vom Umfang der Benutzung entstehen. Die H&#246;he der Mindestgeb&#252;hr h&#228;ngt daher nicht - wie es die Bestimmungen des &#167;6 Abs. 3 Satz 1 und 2 KAG f&#252;r die Arbeits- oder Verbrauchsgeb&#252;hr vorschreiben - vom Umfang der Inanspruchnahme durch Einleiten einer bestimmten Abwassermenge ab. Daher verst&#246;&#223;t die Regelung entgegen der Ansicht des Kl&#228;gers auch nicht gegen das &#196;quivalenzprinzip.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Mindestgeb&#252;hrenregelung des &#167;10 Abs. 7 BGS ist auch mit dem Gleichheitssatz (Art. 3 Abs. 1 GG) vereinbar.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Zwar werden diejenigen Grundst&#252;ckseigent&#252;mer, die je Wohneinheit weniger als 80 cbm Abwasser im Jahr einleiten, relativ h&#246;her belastet als diejenigen, die 80 cbm und mehr einleiten. Diese Ungleichbehandlung ist jedoch sachlich gerechtfertigt, weil die Mindestgeb&#252;hr die verbrauchsunabh&#228;ngigen Vorhaltekosten decken soll und daher - wie bereits ausgef&#252;hrt - gerade nicht nach dem Umfang der Inanspruchnahme der vollen Leistung bemessen wird.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"> Vgl, hierzu Bundesverwaltungsgericht (BVerwG), Beschlu&#223; vom 12. August 1981 - 8 B 20.82 -, KStZ 1982, 31 a Monatsschrift f&#252;r Deutsches Recht (MDR) 1982, 431.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Es bestehen auch keine Bedenken dagegen, da&#223; die Mindestgeb&#252;hr auf die Wohneinheit und nicht auf den Grundst&#252;cksanschlu&#223; abstellt. Dem Satzungsgeber ist bei der Gestaltung der Wahrscheinlichkeitsma&#223;st&#228;be ein weites Ermessen einger&#228;umt.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks"> Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 12. August 1981, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Art. 3 Abs. 1 GG l&#228;&#223;t ihm die Freiheit, selbst zu entscheiden, welche Sachverhalte er im Rechtssinne "gleich" behandeln will; die getroffene Regelung mu&#223; nur auf sachgerechten Erw&#228;gungen beruhen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks"> Vgl. BVerwG, Urteil vom 10. Oktober 1975 - VII C 64.74 -, KStZ 1976, 50 (51).</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Das Abstellen auf Wohneinheiten beruht auf sachgerechten Erw&#228;gungen. Der Beklagte weist mit Recht daraufhin, da&#223; es (f&#252;r die Inanspruchnahme der Vorhalteleistungen und die Verursachung der Vorhaltekosten) ein gravierender Unterschied ist, ob sich hinter einem Hausanschlu&#223; eine Wohnung oder 20, 50 oder gar mehr als 100 Wohnungen befinden. Da&#223; die Wohneinheiten nach &#167;10 Abs. 7 a BGS trotz unterschiedlicher Gr&#246;&#223;e untereinander gleich behandelt werden, ist unter dem Gesichtspunkt der Praktikabilit&#228;t gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ist der Gleichheitssatz auch nicht durch die in &#167;10 Abs. 7 c BGS getroffene Bestimmung verletzt, nach der bei gewerblich, &#246;ffentlich und &#228;hnlich genutzten Geb&#228;uden h&#246;chstens f&#252;nf Wohneinheiten gerechnet werden, w&#228;hrend eine solche Beschr&#228;nkung f&#252;r die unter a) fallenden Wohnh&#228;usern nicht besteht. Wie der Beklagte unwiderlegt vortr&#228;gt, werden von Hotelanlagen und gewerblich genutzten Grundst&#252;cken, die &#252;ber das gesamte Jahr hinweg Abwasser produzieren, regelm&#228;&#223;ig gen&#252;gend gro&#223;e Mengen eingeleitet, so da&#223; die vorgehaltene Kapazit&#228;t der Abwasseranlage im wesentlichen ausgenutzt wird. Die Stadt W. stellt demnach diese gewerblich, &#246;ffentlich und &#228;hnlich genutzten Geb&#228;ude im Ergebnis den Geb&#228;uden mit st&#228;ndig bewohnten Wohneinheiten gleich, bei denen sich die Mindestgeb&#252;hr im allgemeinen nicht als zus&#228;tzliche Belastung auswirkt, weil die Mindestabwassermenge in der Regel erreicht wird. Dies l&#228;&#223;t sich unter Ber&#252;cksichtigung des weiten Ermessens des Ortsgesetzgebers rechtfertigen. Es ist nicht zu beanstanden, wenn durch die besondere Ber&#252;cksichtigung von Vorhaltekosten in der Geb&#252;hrenbemessung nur diejenigen unabh&#228;ngig vom Umfang der bestimmungsgem&#228;&#223;en Benutzung belastet werden, denen die Abwasseranlage zwar st&#228;ndig mit voller Kapazit&#228;t zur Verf&#252;gung steht, die sie aber nur im geringem Umfange, insbesondere nur zeitweise, durch Einleiten von Abwasser in Anspruch nehmen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Da die streitige Heranziehung des Kl&#228;gers zu Kanalbenutzungsgeb&#252;hren demnach rechtm&#228;&#223;ig ist, mu&#223;te die Klage in Ab&#228;nderung des erstinstanzlichen Urteils abgewiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;154 Abs. 1 VwGO. F&#252;r eine Zulassung der Revision liegen die gesetzlichen Voraussetzungen (&#167;&#167;132 Abs. 2, 137 Abs. 1 VwGO) nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,612
olgham-1985-08-28-25-u-27384
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
25 U 273/84
"1985-08-28T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:11"
"2019-03-27T09:42:40"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1985:0828.25U273.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 10. Oktober 1984 verk&#252;ndete Urteil der 4. Zivilkammer des Landgerichts Detmold wird auf Kosten des Kl&#228;gers zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger kann die Zwangsvollstreckung abwenden durch eine Sicherheitsleistung in H&#246;he von 8.200,-- DM, die auch durch eine unbefristete und unbedingte, selbstschuldnerische B&#252;rgschaft der Volksbank Hannover erbracht werden kann, sofern nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verlangt von der Beklagten die Bezahlung eines Steuerberaterresthonorars in H&#246;he von 45.290,-- DM nebst Zinsen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1976 beabsichtigte die Rechtsvorg&#228;ngerin der heutigen Beklagten, ein Familienunternehmen, das damals als Firma xxx firmierte, eine Umwandlung dieser Firma in eine andere Gesellschaftsform, wobei insbesondere eine &#196;nderung der bestehenden Haftungsverh&#228;ltnisse, das Ausscheiden eines Familienzweigs sowie steuerliche Gesichtspunkte von Bedeutung waren. Der Kl&#228;ger, ein Steuerberater, wurde mit der Durchf&#252;hrung dieser Angelegenheit beauftragt. Bereits im Herbst 1976 kam es zu ersten Kontakten zwischen Vertretern der Firma xxx und dem Kl&#228;ger. Am 8. Januar 1977 fand im Haue der Firma xxx eine Besprechung statt, an der neben dem Kl&#228;ger auch Rechtsanwalt xxx aus xxx teilnahm. Die Einzelheiten der Auftragserteilung sowie der Inhalt der geschuldeten Leistungen sind zwischen den Parteien streitig.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">In der Folgezeit f&#252;hrte der Kl&#228;ger mit den Beteiligten bzw. den Vertretern der Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten Verhandlungen. Er legte sodann mit Schreiben vom 25. Oktober 1977 einen Gesellschaftsvertragsentwurf &#252;ber die Errichtung einer GmbH &amp; Co. KG, den Entwurf eines Gesellschaftsvertrages f&#252;r eine Familien-GmbH und den Entwurf eines Betriebs&#252;berlassungs- und Pachtvertrages vor und nahm die Firma xxx zur Grundlage Seminardarstellung. Ferner erstattete er ein Gutachten &#252;ber die Frage, ob anstelle der Gr&#252;ndung einer GmbH &amp; Co. KG eher eine Betriebsaufspaltung sinnvoll sei. Von letzterer riet er ab.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 11. M&#228;rz 1978 bot der Kl&#228;ger der Firma xxx folgende "Honorarvereinbarung" an:</p> <br /><span class="absatzRechts">6</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td valign="top">"Umwandlung der Gesellschaft in eine GmbH &amp; Co. KG (eingeschlossen die bis jetzt geleisteten Arbeitern):</td> <td valign="top">60.000,-- DM.</td> </tr> <tr> <td valign="top">Kostenauslagen pp.</td> <td valign="top">6.000,-- DM.</td> </tr> <tr> <td valign="top">Pauschalvereinbarung</td> <td valign="top">66.000,-- DM.</td> </tr> <tr> <td valign="top">Die Mitarbeit Herrn Rechtsanwalt xxx ist in der Vereinbarung .... enthalten. Die Umsatzsteuer (6 %) ist besonders auszuweisen und zu erheben."</td> <td valign="top"></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Firma xxx nahm dieses Angebot mit Schreiben vom 30. M&#228;rz 1978 an und zahlte einen Abschlag auf die Honorarvereinbarung von 25.000,-- DM. Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die Schreiben vom 11. M&#228;rz 1978 und 30. M&#228;rz 1978 (Bl. 12 und 11 d.A.) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">In der Folgezeit kam es zu Verz&#246;gerungen, die zun&#228;chst darauf beruhten, da&#223; einer der Komplement&#228;re der xxx KG, xxx Ende 1973 erkrankte und verstarb, im &#252;brigen Streitigkeiten innerhalb der verbliebenen Familienzweige aufbrachen. Insbesondere ging es um den Zweig der Familie xxx, der von den &#252;brigen Firmeninhabern abgefunden werden sollte. Auch insoweit ist der Kl&#228;ger im Auftrag der Firma xxx beratend t&#228;tig geworden. Sein Honoraranspruch ist Gegenstand des Verfahrens 9 O 277/84 LG Detmold. Der den vorliegenden Rechtsstreit betreffende Vertrag zwischen dem Kl&#228;ger und der xxx KG wurde mit Schreiben der Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten vom 5. Mai 1981 gek&#252;ndigt. In der Folgezeit kam es aufgrund eines Vertrages vom 15. Januar 1982 zur Abfindung der Familie xxx und zur rechtlichen Umbildung des gesamten Unternehmens in eine GmbH &amp; Co. KG in der besonderen Form der Betriebsaufspaltung.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat behauptet, die Firma xxx habe mit ihm und mit Rechtsanwalt xxx am 8. Januar 1977 zwei unabh&#228;ngig voneinander zu bewertende Vertr&#228;ge abgeschlossen und zwar habe er die Verpflichtung &#252;bernommen, die Gesellschaft hinsichtlich der geplanten Firmenumwandlung in betriebswirtschaftlichen und steuerrechtlichen Fragen zu beraten, w&#228;hrend Rechtsanwalt xxx die rechtliche Ausgestaltung der Umwandlung habe &#252;bernehmen sollen. Bei den von ihm vorgelegten Vertragsentw&#252;rfen handele es sich lediglich um Beispiele, er habe nicht die Absicht gehabt, der xxx KG bereits fertige Entw&#252;rfe zu liefern. Dies sei n&#228;mlich Aufgabe von Rechtsanwalt xxx gewesen. Zu der Honorarvereinbarung sei es gekommen, weil die Gesamtkosten der Firmenumwandlung, also einschlie&#223;lich der Kosten von Rechtsanwalt xxx bei ihm abgefragt worden seien (Zeugnis des Prokuristen xxx). Er habe daraufhin nach B&#252;cksprache mit Rechtsanwalt xxx und mit dessen Einverst&#228;ndnis ein Pauschalhonorar von 60.000,-- DM + 6.000,-- DM Auslagen f&#252;r die Gesamtleistungen eingesetzt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen stehe ihm das gesamte Honorar zu, da er seine Leistungen im Zeitpunkt der K&#252;ndigung bereits vollst&#228;ndig erbracht habe. Auf den von ihm geschaffenen Unterlagen h&#228;tten die nachfolgenden Berater der Beklagten aufbauen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat die Abweisung der Klage beantragt unter Hinweis darauf, da&#223; der Vertrag mit dem Kl&#228;ger wegen eines Versto&#223;es gegen das Rechtsberatungsgesetz nichtig sei. Der Versto&#223; gegen das Rechtsberatungsgesetz liege darin, da&#223; der Kl&#228;ger die allgemeine rechtliche Beratung der Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten im Zusammenhang mit der Unternehmensumwandlung &#252;bernommen habe. Insbesondere zeige sich die Rechtsberatung darin, da&#223; der Kl&#228;ger und nicht etwa Rechtsanwalt xxx bereits Vertragsentw&#252;rfe fertiggestellt und zur Diskussion gestellt habe. Mit Rechtsanwalt xxx habe sie keinen Vertrag abgeschlossen, dieser sei allenfalls interner Berater des Kl&#228;gers gewesen. Ihre nachfolgenden Berater, die die Unternehmensumwandlung sodann durchgef&#252;hrt h&#228;tten, h&#228;tten mit den Arbeiten des Kl&#228;gers nicht anfangen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat den Versto&#223; gegen das Rechtsberatungsgesetz bejaht und die Klage abgewiesen. Anspr&#252;chen aus &#167; 812 BGB st&#252;nde im &#252;brigen &#167; 817 BGB entgegen. Au&#223;erdem habe der Kl&#228;ger nicht dartun k&#246;nnen, da&#223; die Beklagte wertm&#228;&#223;ig in H&#246;he eines Betrages bereichert sei, der den bereits gezahlten Abschlagsbetrag von 25.000,-- DM &#252;berschreite.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die Berufung des Kl&#228;gers, der erneut darauf hinweist, da&#223; zwei gesonderte Vertr&#228;ge, einer mit ihm, einer mit Rechtsanwalt xxx abgeschlossen worden sei, ferner die vorgelegten Vertragsentw&#252;rfe lediglich beispielhaften Charakter gehabt h&#228;tten und - aus Fachb&#252;chern entnommen - zum Zwecke der besseren Information der Komplement&#228;re der Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten sinnvoll und erforderlich gewesen seien. Im &#252;brigen weist er daraufhin, da&#223; Rechtsanwalt xxx ihm den ihm zustehenden Anteil am Gesamthonorar in H&#246;he von 1/5 abgetreten habe.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 45.290,-- DM nebst 8 1/4 % Zinsen seit dem 20. Juli 1983 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Sie bestreitet die Abtretung des Honoraranteils von Rechtsanwalt xxx und beruft sich hinsichtlich des jenem eventuell zustehenden Geb&#252;hrenanteils auf die Einrede der Verj&#228;hrung. Im &#252;brigen h&#228;lt sie die angefochtene Entscheidung f&#252;r zutreffend.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch Vernehmung des Zeugen Behrendt. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme und der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Tatbestand des angefochtenen Urteils, die in der Berufungsinstanz gewechselten Schrifts&#228;tze, den Vermerk des Berichterstatters vom 28. August 1985 und die den Schrifts&#228;tzen beigef&#252;gten Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht ein vertraglicher Anspruch auf Entrichtung seines Resthonorars aus den &#167;&#167; 612 oder 632 BGB nicht zu, da der zwischen der Firma Gebr&#252;der xxx und dem Kl&#228;ger geschlossene Beratervertrag wegen Versto&#223;es gegen das Rechtsberatungsgesetz nichtig ist (&#167; 134 BGB).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der in zweiter Instanz durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme steht zur &#220;berzeugung des Senats fest, da&#223; der Kl&#228;ger von der Firma xxx den Auftrag erhalten hatte, f&#252;r sie die Unternehmensumwandlung durchzuf&#252;hren. Bereits der Umstand, da&#223; zwischen der Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten und dem Kl&#228;ger schon im Herbst 1976 erste diesbez&#252;gliche Kontakte angekn&#252;pft worden sind, spricht f&#252;r eine solche Bewertung. Denn zu jenem Zeitpunkt war von der Mitwirkung durch Rechtsanwalt xxx noch nicht die Rede. Dieser ist erstmalig auf Bitten des Kl&#228;gers bei der Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten am 8. Januar 1977 erschienen. Bis zu diesem Zeitpunkt konnten vertragliche Beziehungen allenfalls mit dem Kl&#228;ger allein gekn&#252;pft worden sein.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Aber auch in der Verhandlung am 8. Januar 1977 ist es nicht zu einer vertraglichen Aufspaltung der im Zusammenhang mit einer beabsichtigten Firmenumwandlung erforderlichen Beratung gekommen. Der Zeuge xxx hat zwar bekundet, er sei davon ausgegangen, da&#223; er selbst einen eigenst&#228;ndigen Honoraranspruch gegen die Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten aufgrund der Auftragserteilung anl&#228;&#223;lich dieser Verhandlung erhalten habe, er mu&#223;te jedoch einr&#228;umen, da&#223; von einer Trennung der Beratung in allgemeinrechtlicher Hinsicht einerseits oder betriebswirtschaftlich steuerrechtlicher Hinsicht andererseits nicht die Rede gewesen sei. Aus der Sicht der Firma xxx mu&#223;te das alleinige Initiative des Kl&#228;gers zur&#252;ckzuf&#252;hrende Erscheinen des Zeugen xxx in der fraglichen Verhandlung lediglich den Eindruck erwecken, als sei dieser Gehilfe des Kl&#228;gers und stehe diesem beratend zur Verf&#252;gung. Denn nicht die Firma xxx hatte um das Erscheinen des Zeugen xxx gebeten, sondern der Kl&#228;ger hat den Zeugen, als seinen Freund, um Mitarbeit gebeten.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Auch das Verhalten in der Folgezeit spricht in eindeutiger Weise daf&#252;r, da&#223; nur zwischen dem Kl&#228;ger und der Firma xxx vertragliche Beziehungen entstehen sollten und entstanden sind. Anders ist n&#228;mlich auch nicht die sogenannte Honorarvereinbarung vom 11. M&#228;rz 1978 zu verstehen, in der der Kl&#228;ger ebenfalls deutlich zum Ausdruck bringt, da&#223; das dem Zeugen xxx zustehende Honorar nicht von der Firma xxx diesem gesondert auszuzahlen ist sondern in der vereinbarten Gesamtsumme enthalten sein soll. Auch das spricht deutlich daf&#252;r, da&#223; Rechtsanwalt xxx lediglich beratend f&#252;r den Kl&#228;ger, nicht jedoch f&#252;r die Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten t&#228;tig werden sollte.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Dieser zwischen dem Kl&#228;ger und der Firma xxx geschlossene Beratervertrag war jedoch wegen eines Versto&#223;es gegen das Rechtsberatungsgesetz gem&#228;&#223; &#167; 13 BGB nichtig. Dies hat bereits das Landgericht &#252;berzeugend dargestellt. Der Kl&#228;ger hat sich durch diesen Vertrag verpflichtet, den Auftraggeber nicht nur in betriebswirtschaftlichen und steuerrechtlichen Aspekten zu beraten, sondern hat die gesamte zivilrechtliche, im speziellen gesellschaftsrechtliche Beratung in eigener Verantwortung &#252;bernommen. Hierzu war er gem&#228;&#223; Art. 1 &#167; 1 Rechtsberatungsgesetz nicht berechtigt.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">In Vollziehung dieses Vertrages hat er nicht etwa allein sich auf steuerliche Vorfragen beschr&#228;nkt, sondern insbesondere auch Vertr&#228;ge &#252;ber die beabsichtigte Unternehmensumgestaltung entworfen und diese mit seinen Auftraggebern mit dem Ziel der endg&#252;ltigen Erarbeitung der Vertragstexte besprochen. Gerade darin sieht jedoch die ganz &#252;berwiegende Auffassung einen Versto&#223; gegen das Rechtsberatungsgesetz (so OLG K&#246;ln in Der Steuerberater 1981, S. 224; OLG Hamburg in AnwBl. 1971, S. 15; LG T&#252;bingen MDR 1978, S. 668; OLG Koblenz in Bonner Handbuch der Steuerberatung Rnr. 3031.2; Schorn NJW 1961, S. 993 ff.; Kampmann NJW 1968 S. 137 ff.; einschr&#228;nkend Paulick in Der Steuerberater 1983, S. 1 ff.).</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet zwar, die von ihm vorgelegten Vertragsentw&#252;rfe seien lediglich als Beispiele aufzufassen und h&#228;tten den Sinn gehabt, die von ihm ins Auge gefa&#223;te steuerliche Umgestaltung zu verdeutlichen. Damit kann sieh der Kl&#228;ger von dem Vorwurf unerlaubter Rechtsberatung jedoch nicht l&#246;sen. So hat er im ersten Absatz seines Schreibens vom 25. Oktober 1977 (Bl. 136) zwar darauf hingeweisen, da&#223; die vorgelegten Entw&#252;rfe lediglich als Diskussionsgrundlage dienen sollten, jedoch hinzugef&#252;gt, da&#223; diese in gemeinsamer Arbeit (zwischen ihm und seinen Auftraggebern) erg&#228;nzt, ge&#228;ndert und in eine von den Gesellschaftern gew&#252;nschte Fassung gebracht werden sollten. Dadurch hat er zum Ausdruck gebracht, da&#223; die Vertr&#228;ge gerade keinen beispielhaften Charakter haben, sondern anhand der Entw&#252;rfe der endg&#252;ltige Vertragstext ausgehandelt werden sollte.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Dies wird auch deutlich im letzten Absatz desselben Schreibens (Bl. 158 d.A.), wo es hei&#223;t: "Einen Entwurf &#252;ber einen GmbH-Vertrag, einen Gesch&#228;ftsf&#252;hrervertrag sowie einen Pensionsvertrag werde ich, soweit es meine Zeit erlaubt, zu unserer gemeinsam angesetzten Besprechung .... mitbringen. Es sollte nicht zum Schlu&#223; &#252;bersehen werden, da&#223; auch der zur Zeit g&#252;ltige KG-Vertrag einer &#196;nderung aus grunds&#228;tzlichen Erw&#228;gungen, bedarf; eine Neufassung aber auch aus Gr&#252;nden der Haftungsbeschr&#228;nkung heraus notwendig erscheint".</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Es trifft auch nicht zu, wenn der Kl&#228;ger darauf hinweist, da&#223; die von ihm vorgelegten Vertragsentw&#252;rfe lediglich aus allgemeinen Fachb&#252;chern stammen und daher nur abstrakt zur Diskussion gestellt werden sollten. Denn bereits der Gesellschaftsvertragsentwurf &#252;ber die Errichtung einer GmbH &amp; Co. KG (Bl. 160 ff.) weist1in, seiner Einleitung derartig spezifische Details der Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten auf, die in keinem Formularbuch zu finden sind. Einen Gesellschaftsvertrag f&#252;r eine Familien-GmbH hat der Kl&#228;ger lediglich auszugsweise entworfen. Aber auch die von ihm der Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten vorgelegten einzelnen Vertragspunkte betreffen nicht etwa allein steuerrechtliche Gesichtspunkte, vielmehr sind dort allgemein gesellschaftsrechtliche und zivilrechtliche Fragen angesprochen. Der Entwurf &#252;ber einen Betriebs&#252;berlassungs- und Pachtvertrag ist derart detailiert erarbeitet, da&#223; er mit Ausnahme der H&#246;he des Pachtzinses und des Beginns seines Inkrafttretens s&#228;mtliche notwendige Regelungen enth&#228;lt.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Zwar mag es sein, da&#223; sich der Kl&#228;ger seinerseits des Zeugen xxx als seines Beraters bedient hat, dies ist jedoch nicht entscheidungserheblich. Zum einen steht aufgrund der Aussage des Zeugen xxx fest, da&#223; die Vertragsentw&#252;rfe gerade nicht von ihm stammten. Zum anderen kann eine rechtliche Beratung des Kl&#228;gers selbst durch einen Rechtsanwalt diesen, nicht von dem Vorwurf eines Versto&#223;es gegen das Rechtsberatungsgesetz befreien, da der Kl&#228;ger selbst alleiniger Vertragspartner seiner Auftraggeberin, damit allein die gegen das Rechtsberatungsgesetz versto&#223;ende beratenden T&#228;tigkeit schuldete und f&#252;r sie verantwortlich war (vgl. auch OLG K&#246;ln a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Ein solcher Vertrag ist - wie bereits ausgef&#252;hrt - gem&#228;&#223; &#167; 13 BGB wegen Versto&#223;es gegen ein Verbotsgesetz nichtig (so BGHZ 50, S. 90 ff. und 70, S. 17 ff.). Gem&#228;&#223; &#167; 139 3GB erstreckt sich diese Nichtigkeit auch auf den Vertragsteil, der die zul&#228;ssige Beratung in steuerrechtlichen und betriebswirtschaftlichen Fragen betrifft (BGHZ a.a.O.). Vertragliche Anspr&#252;che stehen dem Kl&#228;ger somit nicht mehr zu.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">B.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann sein Klagebegehren aber auch nicht aus dem Gesichtspunkt der ungerechtfertigten Bereicherung herleiten.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Dabei kann es dahinstehen, ob einem R&#252;ckforderungsanspruch im vorliegenden Fall die Vorschrift des &#167; 817 BGB entgegensteht, ob insbesondere, wie dies vom Landgericht in der angefochtenen Entscheidung bejaht wurde, der Kl&#228;ger vors&#228;tzlich gegen Art. 1 &#167; 1 Rechtsberatungsgesetz versto&#223;en hat. Denn im vorliegenden Fall hat weder die an sich, erlaubte Beratung in steuerrechtlichen Sachen, die gem&#228;&#223; BGHZ 50, S. 92 sowieso nicht von der Verbotsnorm des &#167; 817 Satz 2 erfa&#223;t w&#228;re, noch die verbotene allgemeine Rechtsberatung zu einer bereicherungsrechtlichen Ausgleichsverpflichtung gef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Zwar kommt als Verm&#246;gensvorteil, der im Sinne des &#167; 812 BGB erlangt sein k&#246;nnte, jegliche Vermehrung eines fremden Verm&#246;gens in Betracht, hier insbesondere die Ersparung anderweitiger Aufwendungen. Die Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten hatte damals den Wunsch nach einer Unternehmensumgestaltung. Diesem Wunsch konnte sie nur nach einer entsprechenden Beratung nachkommen, die ihr vom Kl&#228;ger geliefert worden ist. Sie brauchte also w&#228;hrend der Zeit, in der sie vom Kl&#228;ger beraten worden ist, keinen anderen Berater und hat insoweit Aufwendungen f&#252;r rechtliche und steuerliche Beratungen erspart.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Jedoch ist jedenfalls der in der Rechtsberatung liegende Verm&#246;gensvorteil wieder dadurch weggefallen, da&#223; die Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten den Vertrag mit dem Kl&#228;ger gek&#252;ndigt hat und mit einem anderem Beratungsb&#252;ro, in dem ein Rechtsanwalt und ein Steuerberater assoziiert sind, andere Beratungsvertr&#228;ge abgeschlossen hat. Diese neuen Berater haben dann - wie unstreitig ist - zu einer anderen Unternehmensform geraten, so da&#223; auch nicht festgestellt werden kann, da&#223; die sp&#228;ter eingesetzten Berater auf der allgemeinen rechtlichen Beratung durch den Kl&#228;ger aufgebaut haben. Auch die von dem Kl&#228;ger vorgelegten Vertragsentw&#252;rfe waren unter diesem Aspekt nicht mehr zu gebrauchen. Au&#223;erdem hat der Kl&#228;ger selbst darauf hingewiesen, da&#223; sich zwischenzeitlich die Rechtslage wesentlich ge&#228;ndert hatte und schon deshalb seine Ausf&#252;hrungen nicht mehr verwertbar waren. Schlie&#223;lich ist auch zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; sich die Firma xxx im Ergebnis nicht f&#252;r die Unternehmensform entschieden hat, die von dem Kl&#228;ger vorgeschlagen worden war.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann sich auch nicht darauf berufen, da&#223; die Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten Aufwendungen f&#252;r eine anderweitige Beratung in steuerrechtlicher und betriebswirtschaftlicher Hinsicht deshalb erspart h&#228;tte, weil diese Beratung bereits von ihm erledigt worden sei. Denn es l&#228;&#223;t sich nicht mit der erforderlichen Sicherheit feststellen, welche Aufwendungen tats&#228;chlich von der Firma xxx erspart worden sein k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Gegen&#252;berstellung der verschiedenen Unternehmenseinsatzformen und ihre steuerrechtliche Behandlung in der Aufstellung des Kl&#228;gers Bl. 84 d.A. hat jedenfalls nicht zur Einsparung von weiteren Aufwendungen gef&#252;hrt. Denn die Beklagte hat unwidersprochen vorgetragen, da&#223; die Firma xxx ihrerseits von ihren erstinstanzlichen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten, die die weitere Beratung &#252;bernommen hatten, selbst eine steuerliche Gegen&#252;berstellung der einzelnen Unternehmenseinsatzformen der Beklagten erhalten hat.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Es mag dann als verbleibender Wert bei der Beklagten allenfalls noch die Darstellung des Kl&#228;gers &#252;ber die Unternehmensaufspaltung (Bl. 136 ff.) verbleiben. Es ist jedoch zweifelhaft, ob diese Darstellung noch im Rahmen von ersparten Aufwendungen ber&#252;cksichtigt werden kann. Denn der Kl&#228;ger hat die Darstellung so gefa&#223;t, da&#223; er von der Unternehmensaufspaltung abgeraten hat, w&#228;hrend die sp&#228;teren Berater der Beklagten geradezu eine solche Aufspaltung empfohlen haben. Auch hier ist dar&#252;berhinaus zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; nach dem detailierten Vorbringen des Kl&#228;gers sich die Rechtslage inzwischen dergestalt gewandelt hat, da&#223; nunmehr tats&#228;chlich eine Unternehmensaufspaltung die geeignetere Gesellschaftsform im Vergleich zu der von ihm vorgeschlagenen konventionellen L&#246;sung einer GmbH &amp; Co. KG gewesen ist. Zwar mag es sein, da&#223; die Beratung der Firma xxx durch die Nachfolger des Kl&#228;gers insgesamt weniger intensiv sein mu&#223;te und daraus die niedrigere pauschale Honorarvereinbarung von 35.000,-- DM nebst Mehrwertsteuer resultiert. Es l&#228;&#223;t sich jedoch nicht feststellen, inwieweit die Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten oder die Beklagte selbst tats&#228;chlich eigene Aufwendungen im Ergebnis erspart hat. Schlie&#223;lich hat der Kl&#228;ger bereits eine Abschlagszahlung in H&#246;he von 25.000,-- DM f&#252;r bislang erfolgte Leistungen erhalten. Eine irgendwie geartete weitergehende Bereicherung auf Seiten der Beklagten durch die zul&#228;ssigen Beratungsma&#223;nahmen des Kl&#228;gers ist nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Nach alledem kann die Berufung keinen Erfolg haben.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167; 708 Nr. 10 und 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer des Kl&#228;gers bel&#228;uft sich auf 45.290,-- DM.</p>
315,613
olgk-1985-08-23-ss-46585
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
Ss 465/85
"1985-08-23T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:12"
"2019-03-27T09:42:40"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1985:0823.SS465.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird mit den getroffenen Feststellungen aufgehoben. Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung - auch &#252;ber die Kosten der Revision - an eine andere Abteilung des Amtsgerichts Bergisch-Gladbach zur&#252;ckverwiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat den Angeklagten wegen fahrl&#228;ssiger K&#246;rperverletzung zu einer Geldstrafe verurteilt. Die Revision des Angeklagten, mit der Verletzung formellen und materiellen Rechts ger&#252;gt wird, f&#252;hrt auf die Verfahrensr&#252;ge zur Aufhebung des angefochtenen Urteils und zur Zur&#252;ckverweisung der Sache an das Amtsgericht.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Verletzung formellen Rechts sieht die Revision u.a. in der zweimaligen Zur&#252;ckweisung des Verteidigers und in der Ablehnung von zwei Unterbrechungsantr&#228;gen. Aufgrund der ordnungsgem&#228;&#223; erhobenen Verfahrensr&#252;gen ist insoweit von folgendem Sachverhalt auszugehen:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Hauptverhandlung wurde am 11.1.1985 um 11.00 Uhr unterbrechen und um 14.00 Uhr desselben Tages fortgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Bei Beginn der Fortsetzung wies die Amtsrichterin den Verteidiger darauf hin, da&#223; er nicht ordnungsgem&#228;&#223; gekleidet und weder in Robe noch in wei&#223;em Hemd und mit wei&#223;er Krawatte erschienen sei; ohne Robe werde er zur&#252;ckgewiesen. Der Verteidiger erkl&#228;rte darauf, er sei mit dem Angeklagten gefahren und habe leider die Robe in seinem Auto vergessen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht wies daraufhin durch Beschlu&#223; den Verteidiger f&#252;r diesen Verhandlungstermin zur&#252;ck. Einen Unterbrechungsantrag des Angeklagten wies das Amtsgericht mit der Begr&#252;ndung zur&#252;ck, die Abwesenheit des Verteidigers sei kein Unterbrechungsgrund. W&#228;hrend der anschlie&#223;enden Zeugenvernehmung kehrte der Verteidiger in Robe, jedoch mit blauem Hemd und "bunter Krawatte" in den Sitzungssaal zur&#252;ck. Das Amtsgericht wies ihn erneut zur&#252;ck, weil er nicht, ordnungsgem&#228;&#223; gekleidet sei. Einen darauf gestellten Antrag des Angeklagten auf Unterbrechung der Verhandlung wies das Amtsgericht ebenfalls zur&#252;ck. Es f&#252;hrte dann die Hauptverhandlung in Abwesenheit des Verteidigers zu Ende.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Es bedarf keiner Entscheidung, ob das Amtsgericht den Verteidiger zur&#252;ckweisen durfte, weil er nicht ordnungsgem&#228;&#223; gekleidet war. In der Rechtsprechung ist zwar anerkannt, da&#223; ein Rechtsanwalt bei <u>grunds&#228;tzlicher</u> Weigerung, in Robe aufzutreten, vom Gericht f&#252;r die betreffende Sitzung zur&#252;ckgewiesen werden kann (vgl. BVerfGE 28, 21; ... BGHSt 27, 34, 38; BayVerfGH AnwBl 1972, 228; KG NJW 1970, 482 und JR 1977, 172; OLG Karlsruhe NJW 1977, 309). Im vorliegenden Fall weigerte sich der Verteidiger aber nicht grunds&#228;tzlich, in Robe aufzutreten. Dies ergibt sich sowohl aus seiner Erkl&#228;rung, er habe die Robe in seinem Auto vergessen, als auch daraus, da&#223; er sich sofort um die Beschaffung einer Robe bem&#252;hte, und alsbald mit Robe wiederum im Sitzungssaal erschien.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Ein Verfahrensversto&#223; liegt jedenfalls darin, da&#223; das Amtsgericht sowohl den ersten als auch den zweiten Antrag des Angeklagten auf Unterbrechung der Hauptverhandlung abgelehnt hat.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht h&#228;tte aufgrund der sich aus &#167; 265 Abs. 4 StPO ergebenden F&#252;rsorgepflicht auf die beiden Antr&#228;ge des Angeklagten hin die Verhandlung jedenfalls f&#252;r kurze Zeit unterbrechen m&#252;ssen, um dem Angeklagten Gelegenheit zu geben, mit dem Verteidiger die durch dessen Zur&#252;ckweisung entstandene neue Situation zu besprechen. Wenn auch die Verhinderung eines Verteidigers au&#223;er in F&#228;llen notwendiger Verteidigung dem Angeklagten kein Recht gibt, die Aussetzung der Verhandlung zu verlangen (&#167; 228 Abs. 2 StPO), so gebietet die prozessuale F&#252;rsorgepflicht doch, auf eine pl&#246;tzliche und f&#252;r den Angeklagten unvorhersehbare Verhinderung seines Verteidigers R&#252;cksicht zu nehmen (vgl. BayObLG VRS 64, 129 = Strafverteidiger 1983, 270; OLG D&#252;sseldorf VRS 63, 458 = Strafverteidiger 1983, 270; OLG Hamm NJW 1973, 381 und GA 1977, 310; OLG Zweibr&#252;cken, Strafverteidiger 1984, 148; Kleinknecht-Meyer, StPO, 37. Aufl., &#167; 265 Rdnr. 19). Eine Aussetzung des Verfahrens wird zwar nur erforderlich sein, wenn dem Angeklagten wegen der Schwierigkeit der Sach- und Rechtslage oder wegen Besonderheiten, die in seiner Person liegen, die Durchf&#252;hrung der Hauptverhandlung in Abwesenheit des Verteidigers nicht zuzumuten ist (vgl. OLG D&#252;sseldorf VRS 63, 458; OLG Hamm GA 1977, 310). Es bedarf keiner Entscheidung ob diese Voraussetzungen hier vorlagen. Zumindest war aber eine kurze Unterbrechung notwendig, um dem Angeklagten Gelegenheit zu geben, die neue Situation, der er sich pl&#246;tzlich gegen&#252;ber sah und die er nicht zu vertreten hatte, mit seinem Verteidiger zu besprechen, zumal dieser seine. Stellung als Verteidiger durch die Zur&#252;ckweisung nicht verlor (vgl. OLG Karlsruhe NJW 1977, 309, 311) und gegen die Zur&#252;ckweisung des Verteidigers der Beschwerdeweg offenstand (OLG Karlsruhe NJW 1977, 309), so da&#223; dem Angeklagten die M&#246;glichkeit gegeben werden mu&#223;te, mit seinem Verteidiger auch die Frage eines Rechtsmittels gegen den Zur&#252;ckweisungsbeschlu&#223; zu er&#246;rtern (vgl. OLG Hamm NJW 1973, 381).</p>
315,614
olgham-1985-08-16-10-w-8085
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
10 W 80/85
"1985-08-16T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:14"
"2019-03-27T09:42:40"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1985:0816.10W80.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Beschwerde der Antragstellerin vom 16.09.1985 wird das Landgericht angewiesen, von seinen Bedenken gegen die Erfolgsaussichten der Klage Abstand zu nehmen. Die Entscheidung ergeht gerichtsgeb&#252;hrenfrei; au&#223;ergerichtliche Kosten werden nicht erstattet.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin ist die am 18.09.1981 geborene nicht eheliche Tochter des am 07.11.1981 t&#246;dlich verungl&#252;ckten xxx (Erblasser). Auf die unter dem 23.02.1982 anh&#228;ngig gemachte Klage stellte das zust&#228;ndige Kreisgericht xxx mit Urteil vom 13.10.1983 die Vaterschaft des Erblassers fest.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegner sind die Kinder des Erblassers aus dessen geschiedener Ehe.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit dem beim Landgericht M&#252;nster am 20.03.1985 eingegangenen Antrag bittet die Antragstellerin um Bewilligung von Proze&#223;kostenhilfe zur Verfolgung ihrer Erbersatzanspr&#252;che nach dem Erblasser und der zur selben Zeit t&#246;dlich mitverungl&#252;ckten Mutter des Erblassers.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat das Proze&#223;kostenhilfegesuch zur&#252;ckgewiesen und ausgef&#252;hrt, etwaige Erbersatzanspr&#252;che der Antragstellerin seien gem. &#167; 1934 b Abs. 2 S. 2 BGB verj&#228;hrt. Der gesetzliche Vertreter der Antragstellerin, das zust&#228;ndige Jugendamt, habe unmittelbar nach dem t&#246;dlichen Verkehrsunfall vom 07.11.1981 Kenntnis von dem Erbfall erlangt. Das Amt habe dar&#252;ber hinaus sp&#228;testens am 23.02.1982 mit Zustellung des Antrages auf Feststellung der Vaterschaft beim Kreisgericht xxx Kenntnis der Umst&#228;nde gehabt, aus denen sich das Bestehen des Erbersatzanspruches ergebe. Die Kenntnis der Abstammung und der Familienverh&#228;ltnisse reichten nach dem eindeutigen Wortlaut des Gesetzes aus, ohne da&#223; die Vaterschaft zu diesem Zeitpunkt bereits anerkannt oder rechtskr&#228;ftig festgestellt sein m&#252;sse.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die hiergegen eingelegte- Beschwerde der Antragsteller in ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Es erscheint bereits zweifelhaft, ob dem Landgericht darin zu folgen ist, da&#223; es zur Kenntnis von den Umst&#228;nden, aus denen sich das Bestehen des Anspruchs ergibt, ausreicht, wenn Tatsachen bekannt sind, aus denen sich die Abstammung und die Familienverh&#228;ltnisse ergeben (vgl. Palandt-Edenhofer, 44. Aufl., Anm. 1 c zu &#167; 1934 a; Soergel-Stein, 11. Aufl., Am. 17 zu &#167; 1934 b; Odersky, Kommentar zum Nichtehelichen Gesetz, 4. Aufl., &#167; 1934 b Anm. V 3 c). Vielmehr d&#252;rfte viel daf&#252;r sprechen, da&#223; f&#252;r den Verj&#228;hrungsbeginn nicht die Kenntnis der nat&#252;rlichen Vaterschaft oder der Vermutungsvoraussetzungen nach &#167; 1600 o Abs. 2 ausreicht, sondern stets nur auf die Kenntnis der Anerkennung oder der rechtskr&#228;ftigen Feststellung der nichtehelichen Vaterschaft abzustellen ist (vgl. M&#252;nchener Kommentar - Leipold, &#167; 1934 c Rdn. 44, Staudinger - Werner, 12. Aufl. &#167; 1934 b Randziff. 34).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung dieser Streitfrage kann vorliegend jedoch dahinstehen, da der Lauf der Verj&#228;hrung des Erbersatzanspruches f&#252;r die Dauer des gerichtlichen Verfahrens auf Feststellung der Vaterschaft des Erblassers gem. &#167;&#167; 202, 205 BGB gehemmt war (vgl. Odersky, a.a.O. &#167; 1934 b, Anm. V 3 c). Vor Anerkennung oder rechtskr&#228;ftiger Feststellung der Vaterschaft kann der Erbersatzanspruch gem. &#167; 1600 a S. 2 BGB nicht geltend gemacht werden. Hiervon will &#167; 1934 c Abs. 1 S. 2 BGB keine Ausnahme machen, sondern nur den Kreis der erbersatzberechtigten nichtehelichen Kinder &#252;ber &#167; 1934 a BGB hinaus erweitern. F&#252;r die Geltendmachung des Erbersatzanspruches ist jedoch auch in den Sonderf&#228;llen des &#167; 1934 c Abs. 1 S. 2 vorausgesetzt, da&#223; der Verstorbene als Vater des nichtehelichen Kindes rechtskr&#228;ftig festgestellt ist. Bis zur gerichtlichen Feststellung der Vaterschaft kommen lediglich Ma&#223;nahmen des Nachla&#223;gerichtes nach &#167; 1960 Abs. 1 S. 2 in Betracht (vgl. Palandt/Edenhofer, a.a.O. &#167; 1934 c Anm. 2 c a. E.; Palandt/Diederichsen, a.a.O. &#167; 1600 o Anm. 4). Vorliegend durfte der gesetzliche Vertreter der Antragstellerin zumindest den Ausgang des gerichtlichen Verfahrens auf Feststellung der Vaterschaft des Erblassers abwarten. Bis zur Vorlage des Statusurteils waren die Antragsgegner berechtigt gewesen, etwaige von der Antragstellerin bereits geltend gemachte Erbersatzanspr&#252;che zu verweigern. Gem. &#167; 202 Abs. 1 BGB war der Lauf der Verj&#228;hrung des Erbersatzanspruches bis zur Vorlage des Statusurteils f&#252;r mehr als ein Jahr gehemmt. Das unter dem 20.03.1985 beim zust&#228;ndigen Landgericht M&#252;nster eingehende Proze&#223;kostenhilfegesuch der Antragstellerin ist eindeutig in nicht verj&#228;hrter Zeit eingegangen. Die Einrede der Verj&#228;hrung kann der Antragstellerin nicht entgegen gehalten werden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">In welcher H&#246;he die Antragstellerin Erbersatzanspr&#252;che gegen&#252;ber den Antragsgegnern im Wege der Proze&#223;kostenhilfe geltend machen kann, bleibt der Entscheidung des Landgerichts vorbehalten.</p>
315,615
olgk-1985-08-13-4-uf-15485
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 UF 154/85
"1985-08-13T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:15"
"2019-03-27T09:42:39"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1985:0813.4UF154.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerden werden zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Beschwerdeverfahrens werden dem Antragsteller und der Beteiligten zu 2) jeweils zur H&#228;lfte auferlegt, ihre eigenen au&#223;ergerichtlichen Kosten tragen der Antragsteller und die Beteiligte zu 2) jedoch selbst in vollem Umfang.</p> <p>Die weitere Beschwerde wird zugelassen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I. Die Ehe der Parteien ist durch das nur im Ausspruch zum Versorgungsausgleich angefochtene Urteil vom 06.05.1985 geschieden worden. Die Ehezeit im Sinne der Vorschriften &#252;ber den Versorgungsausgleich (5 1587 Abs. 28GB) dauerte vom 01.08.1946 bis 31.03.1978.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin hat in der Ehezeit keine Anwartschaften erworben.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller war bis zum 31.03.1979 beamteter Professor an der Universit&#228;t Bonn. Nach Auskunft des Rektors der Universit&#228;t Bonn vom 10.07.1978 hatte der Antragsteller in diesem Beamtenverh&#228;ltnis in der Ehezeit monatlich 3.718.45 DM Versorgungsanwartschaften erworben, bezogen auf den 31.03.1978.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller, der am 05.09.1922 geboren ist, ist zum 01.04.1979 auf eigenen Antrag aus dem Beamtenverh&#228;ltnis ausgeschieden. Er ist jetzt mit privatrechtlichem Vertrag als Arzt in S&#252;ddeutschland t&#228;tig.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nach seinem Ausscheiden aus dem Beamtenverh&#228;ltnis ist er bei der &#196;rztekammer Nordrhein in D&#252;sseldorf nachversichert worden. Nach der Auskunft der &#196;rztekammer betr&#228;gt die durch die Nachversicherung f&#252;r die Ehezeit erworbene Rentenanwartschaft</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">des Antragstellers monatlich 2.433,21 DM, bezogen auf den 31.03.1978.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Parteien und Beteiligten haben dar&#252;ber gestritten, welcher Wert f&#252;r den Versorgungsausgleich ma&#223;gebend ist und gegen&#252;ber welchem Versorgungstr&#228;ger er durchzuf&#252;hren ist.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">II. Durch die angefochtene Entscheidung hat das Familiengericht zu Lasten der f&#252;r den Antragsteller bei der &#196;rztekammer bestehenden Versorgungsanwartschaften Rentenversicherungsanwartschaften der Antragsgegnerin bei der BfA in H&#246;he von</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">1.710,40 DM, bezogen auf den 31.03.1978, begr&#252;ndet und hinsichtlich eines monatlichen Rentenbetrages von 148,83 DM, bezogen auf den 31.03.1978, den schuldrechtlichen Versorgungsausgleich vorbehalten.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung hat es im Wesentlichen ausgef&#252;hrt, da&#223; der gesetzliche Versorgungsausgleich auf der 8asis der zum Ehezeitende bestehenden Versorgungsanwartschaften von 3.718,45 DM zu erfolgen habe und da&#223; die &#196;rztekammer - &#196;rzteversorgung - der</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Versorgungstr&#228;ger sei, dem gegen&#252;ber der Versorgungsausgleich durchzuf&#252;hren sei, da f&#252;r die <u>H&#246;he</u> des Ausgleichsanspruchs bei Ver&#228;nderungen nach Ehezeitende der Zeitpunkt des Ehezeitendes ma&#223;gebend sei, f&#252;r die <u>Form</u> des Versorgungsausgleichs aber der Zeitpunkt der gerichtlichen Entscheidung. Trotz der Verminderung der Anwartschaften infolge der Nachversicherung erleide der neue Versorgungstr&#228;ger durch dieses "Super-Quasi-Splitting" keinen Nachteil, da er die dem Antragsteller sp&#228;ter zuflie&#223;ende</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Rente entsprechend k&#252;rzen k&#246;nne. Wegen des schuldrechtlichen Versorgungsausgleichs hat das Amtsgericht auf &#167; 1587 f Nr. 2 BGB verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdef&#252;hrer meinen, f&#252;r das vom Familiengericht durchgef&#252;hrte "Super-Quasi-Splitting" fehle die gesetzliche Grundlage.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdef&#252;hrer beantragen sinngem&#228;&#223;,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Ziff. 2 des Urteils des Familiengerichts vom 06.05.1985 dahin abzu&#228;ndern, da&#223; nur Rentenanwartschaften in H&#246;he von 1.216,61 DM bezogen auf den 31.03.1978, begr&#252;ndet werden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Wegen des Sach- und Streitstandes im &#252;brigen wird auf den Akteninhalt verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">III. Die gem&#228;&#223; &#167; 621 e ZPO zul&#228;ssige Beschwerde ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die vom Amtsgericht durchgef&#252;hrte Ausgleichung der Versorgungsanwartschaften</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">entspricht den gesetzlichen Vorschriften.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">1) Das Amtsgericht ist mit Recht davon ausgegangen, da&#223; die zum Ehezeitende im versorgungsrechtlichen Sinne, also zum 31.03.1978, bestehenden Versorgungsanwartschaften die Grundlage f&#252;r die Errechnung des Umfangs der zu begr&#252;ndenden Rentenanwartschaften des Ausgleichsberechtigten sind .</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Richtigkeit dieses Ausgangspunkts folgt daraus, da&#223; der Gesetzgeber in &#167;&#167; 1587 Abs. I und 11 BGB den Ausgleich der <u>in der Ehezeit</u> erworbenen Anwartschaften anordnet. Dementsprechend sind Erh&#246;hungen der Versorgungsanwartschaften, die durch Beitragszahlungen <u>nach </u>dem Ehezeitende erfolgt sind, von der Rechtsprechung des BGH, der der Senat folgt, f&#252;r unbeachtlich erkl&#228;rt worden (In-Prinzip: BGH FamRZ 1881, 1169</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">(1170); best&#228;tigt u.a. durch BGH FamRZ 1985, 887). Zur Begr&#252;ndung hat der BGH im Wesentlichen ausgef&#252;hrt, da&#223; diese Betrachtungsweise in Einklang mit der Grundkonzeption des Versorgungsausgleichs stehe, da das f&#252;r die Nachentrichtung von Beitr&#228;gen erforderliche Kapital dem Verm&#246;gen des Versicherten erst zu einem Zeitpunkt entzogen werden, zu dem nach dem gesetzgeberischen Willen die Versorgungsgemeinschaft der</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Ehegatten nicht mehr bestehe. Dem entspricht auch die Entscheidung des BGH zum Versorgungsausgleich bei Zeitsoldaten (FamRZ 1981, 856 (861), wo f&#252;r die Beschr&#228;nkung des alternativen Versorgungsanspruchs auf die Hbhe der (fiktiven) Nachversicherung ausgef&#252;hrt wird, da&#223; der regelm&#228;&#223;ig h&#246;here beamtenrechtliche Versorgungswert nicht zugrundegelegt werden k&#246;nne, da sein Entstehen bei Ende der Ehezeit noch nicht</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">feststehe. Auch insoweit sind nur solche Anwartschaften auszugleichen, die in der Zeit der Versorgungsgemeinschaft schon mit Sicherheit erreicht waren.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsprechung des BGH zur Ber&#252;cksichtigung von Gesetzes&#228;nderungen nach Ende der Ehezeit, die sich auf die H&#246;he der in der Ehezeit erworbenen Anwartschaften auswirken (BGH FamRZ 1984, 565 und 992), steht dazu nicht im Gegensatz, denn mit der Ankn&#252;pfung an das Ehezeitende stellt der Gesetzgeber nur auf die bis dahin erreichten <u>tats&#228;chlichen individuellen Verh&#228;ltnisse</u> im Hinblick auf die Versorgungsanrechte ab, wie jedoch diese Ber&#252;cksichtigung rechtlich erfolgt, richtet sich nach der <u>Gesetzeslage</u> zur Zeit der Entscheidung.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Ausgehend von diesem Grundverst&#228;ndnis der Funktion des Versorgungsausgleichs</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">mu&#223; nach Auffassung des Senats auch die Frage beantwortet werden, wie sich Ver&#228;nderungen der H&#246;he der Versorgung durch eigene Handlungen des Verpflichteten nach</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Ehezeitende auswirken. Wenn die Versorgungsgemeinschaft der Eheleute nach dem Willen des Gesetzgebers mit dem Ehezeitende gleichfalls ihr Ende findet, verselbst&#228;ndigt sich schon in diesem Augenblick die Ausgleichsanwartschaft des Ausgleichsberechtigten und kann dann auch nicht mehr mit Rechtswirkung zu Lasten des Ausgleichsberechtigten durch Handlungen des Verpflichteten geschm&#228;lert werden. Sp&#228;ter eintretende <u>Verschlechterungen</u> des Versorgungsanspruchs aufgrund solcher individueller Handlungen rn&#252;ssen daher ebenso wie entsprechende Verbesserungen durch individuelle Handlungen (=Nachentrichtung von Beitr&#228;gen) au&#223;er Betracht bleiben (vgl. auch GGH FamRZ 1982, 1003 (1004)).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Daraus folgt, da&#223; ein Beamter, der nach dem Ehezeitende aber vor der Entscheidung &#252;ber den Versorgungsausgleich aus dem Dienst auf eigenen Antrag ausscheidet und in der gesetzlichen Rentenversicherung nachversichert wird, sich so behandeln lassen mu&#223;, als bestehe Jie (h6here) Beamtenversorgungsanwartschaft noch (ebenso OLG Stuttgart, FamRZ 1984, 801 m.w.N. zum Streitstand, dem folgend nach Erla&#223; der Entscheidung: Soergel/Vonwerk, Nachtr&#228;ge zur 11. Aufl., &#167; 1587, Rz. 23; a.M. weiterhin Minz/Kern, FamRZ 1984, 909 (911) in Anm. zu OLG Frankfurt FamRZ 1984, 909 unter Hinweis auf die unver&#246;ffentlichte Entscheidung KG vom 17.02.1981 (15 UF 450/79);</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">unklar OLG Bamberg FamRZ 1984, 803, weil in der Entscheidung auf den ma&#223;geblichen Umstand des Ausscheidens nach Ende der Ehezeit nicht eingegangen wird - vgl. auch Red.anm. FamRZ). Die Begr&#252;ndung von Minz/Kern a.a.O. daf&#252;r, da&#223; ein nach Ehezeitende bewirkter &#220;bergang von einem Alterssicherungssystem in ein anderes im Rahmen des Versorgungsausgleichs zu ber&#252;cksichtigen sei, da die nachzuentrichtenden Beitr&#228;ge als rechtzeitig entrichtete Pflichtbeitr&#228;ge gelten (&#167;&#167; 1402 IV RVO, 124 IV AVG), vermag nicht zu &#252;berzeugen. Aus dieser rein rentenrechtlichen Fiktion ergibt sich nichts daf&#252;r, da&#223; sich auch der Ausgleichsberechtigte diese Ver&#228;nderungen, die auf</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">eigenen Handlungen des Ausgleichsverpflichteten beruhen, entgegenhalten lassen mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Richtigkeit dieses Ergebnisses spricht auch die gesetzliche Regelung in &#167; 1587 c Abs. 28GB, wonach ein Versorgungsausgleich nicht stattfindet, wenn der <u>Berechtigte</u></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">in Erwartung der Scheidung durch Handeln oder Unterlassen bewirkt hat, da&#223; ausgleichspflichtige Anwartschaften nicht entstanden sind. Zwar kann nach &#252;berwiegender Auffassung diese Vorschrift nicht auf den Verpflichteten entsprechend angewandt</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">werden (vgl. BGH FamRZ 1985, 687 (688) m.w.N.), aus der Vorschrift kann aber auch nicht der Schlu&#223; gezogen werden, da&#223; der Verpflichtete noch nach Ehezeitende mit Nachteilswirkung f&#252;r den Verpflichteten Dispositionen treffen kannte. Sie ist vielmehr</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">so zu verstehen, da&#223; der Gesetzgeber wegen der Fixierung der H&#246;he der Ausgleichspflicht durch das Ehezeitende insoweit einen Schutz vor nachtr&#228;glichen Manipulationen nicht f&#252;r erforderlich hielt. Bei anderem Verst&#228;ndnis m&#252;&#223;ten auch Bedenken gegen die Vereinbarkeit der Norm mit Art. 3 GG erhoben werden. Durch diese Ankn&#252;pfung der H&#246;he der Ausgleichspflicht an die H&#246;he der Beamtenversorgungsanspr&#252;che wird entgegen der Meinung des Beschwerdef&#252;hrers zu 1) auch nicht gegen Art. 12 GG versto&#223;en,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">denn der Ausgleichsverpflichtete ist ungehindert, seinen Beruf zu wechseln, kann das aber nicht mit Nachteil f&#252;r die wohlerworbenen Versorgungsanwartschaften des Berechtigten tun.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Ob etwas anderes gilt, wenn nach Lage der Dinge mit einer Aufgabe der T&#228;tigkeit als Beamter zu rechnen war, kann hier dahinstehen, denn der Antragsteller war bei Auscheiden aus dem Beamtenverh&#228;ltnis bereits 57 Jahre alt und daf&#252;r, da&#223; der Berufswechsel schon l&#228;nger vorgesehen oder eheplangem&#228;&#223; gewesen w&#228;re, ist nichts vorgetragen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Das Familiengericht hat in diesem Zusammenhang auch mit Recht darauf hingewiesen, da&#223; der Berufswechsel vermutlich wegen wesentlich h&#246;herer laufender Eink&#252;nfte erfolgt ist, die den Versorgungsverlust u.U. ausgleichen k&#246;nnen, an denen der Berechtigte aber in aller Regel nicht partizipiert.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">IV. F&#252;r die <u>Form</u> des Versorgungsausgleichs ist dagegen entsprechend der Rechtsprechung des BGH auf den Zeitpunkt der Entscheidung des Gerichts &#252;ber den Versorgungsausgleich abzustellen (BGH FamRZ 1981, 861; SoergeI/Vorwerk, 11. AufI., Nachtr&#228;ge zu &#167; 1587, Rz. 24, 25 m.w.N. zur Rspr.).</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Das bedeutet hier, da&#223; der Versorgungsausgleich gem&#228;&#223; &#167; 1587 Beklagte Abs. 2 BGB i.V.m. &#167; 1 Abs. 3 HRG im Wege des Quasi-Splitting zu Lasten der jetzt bei der &#196;rzteversorgung bestehenden Versorgungsanwartschaften vorzunehmen ist.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Mit der Ankn&#252;pfung an das Ehezeitende f&#252;r die H&#246;he des Ausgleichsanspruchs hat der Gesetzgeber es dabei in Kauf genommen, da&#223; m&#246;glicherweise h&#246;here Rentenanwartschaften zu begr&#252;nden sind als sie der H&#228;lfte der vorhandenen Anwartschaften entsprechen. Das Amtsgericht weist auch mit Recht darauf hin, da&#223; dem Versorgungstr&#228;ger kein Nachteil geschieht, wenn er die Versorgung des Verpflichteten entsprechend mindern kann.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Es ist im Streitfall nichts daf&#252;r vorgetragen, da&#223; dies nicht m&#246;glich ware. Ein (teilweiser) R&#252;ckgriff auf den fr&#252;heren Versorgungstr&#228;ger scheidet nach Auffassung des Senats aus, da dieser mit der gesetzlich vorgesehenen Nachversicherung in vollem Umfang als Versorgungstr&#228;ger gegen&#252;ber dem Beamten ausgeschieden ist und die an die damalige Versorgungsanwartschaft ankn&#252;pfende Ausgleichspflicht nur das Innenverh&#228;ltnis der Ehegatten betrifft. Sie kann nicht erloschene Versorgungsanwartschaften mit Wirkung gegen den alten Versorgungstr&#228;ger wieder aufleben lassen, sondern f&#252;hrt nur zu einer entsprechend anderen Aufteilung der bestehenden Versorgungsanwartschaften.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">V. Die Anordnung des schuldrechtlichen Versorgungsausgleichs gem&#228;&#223; &#167; 1587 f Nr. 2 BGB begegnet keinen Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">VI. Demnach mu&#223;ten die Beschwerden mit der Kostenfolge aus &#167; 97 ZPO zur&#252;ckgewiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die weitere Beschwerde wegen der grunds&#228;tzlichen Bedeutung der aufgeworfenen Rechtsfrage zugelassen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Beschwerdewert: 7.711,-- DM (12 x 642,62)</p>
315,616
olgham-1985-07-12-11-w-6484
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
11 W 64/84
"1985-07-12T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:17"
"2019-03-27T09:42:39"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1985:0712.11W64.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Das Landgericht wird angewiesen, von seinen Bedenken gegen die Erfolgsaussicht der beabsichtigten Klage Abstand zu nehmen.</p> <p></p> <p>Der Beschwerdewert betr&#228;gt 2.500,- DM.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller beantragte am 30.12.1977 bei der Antragsgegnerin einen Ratenkredit zu folgenden Konditionen:</p> <br /><span class="absatzRechts">4</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="1"> <tr> <td valign="top">Antragssumme</td> <td valign="top">22.003,00 DM</td> </tr> <tr> <td valign="top">Vermittlungsgeb&#252;hr</td> <td valign="top">1.097,00 DM</td> </tr> <tr> <td valign="top"></td> <td valign="top">23.100,00 DM</td> </tr> <tr> <td valign="top">Kreditgeb&#252;hr 0,85 % p.M.</td> <td valign="top">11.880,00 DM</td> </tr> <tr> <td valign="top">RSV-Pr&#228;mie</td> <td valign="top">1.733.00 DM</td> </tr> <tr> <td valign="top">Bearbeitungsgeb&#252;hr 3 %</td> <td valign="top">693,00 DM</td> </tr> <tr> <td valign="top">Bruttokredit</td> <td valign="top">37.406,00 DM</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kredit sollte ab 15.2.1978 in 60 Monatsraten zu je 624 DM (1. R. 590 DM) zur&#252;ckgezahlt werden. Die Antragsgegnerin nahm den Antrag mit Schreiben vom 4.1.1978 an. Sie zahlte 3.070,90 DM an den Antragsteller aus; der Rest der Antragssumme wurde weisungsgem&#228;&#223; zur Abdeckung eines Vorkredits verwendet.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller kam den Ratenzahlungen von Anfang an nur schleppend nach, er wurde deshalb von der Antragsgegnerin mehrfach gemahnt. Mit Anwaltsschreiben vom 8.8.1978 berief er sich gegen&#252;ber der Antragsgegnerin darauf, da&#223; der Ratenkreditvertrag wegen Sittenwidrigkeit nichtig sei; zugleich erkl&#228;rte er die Anfechtung wegen arglistiger T&#228;uschung. Die Antragsgegnerin erwiderte darauf mit Schreiben vom 15.8.1978, der Vertrag sei wirksam, auch die Anfechtung greife nicht durch.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller zahlte bis Ende 1978 insgesamt 2.668,71 DM an die Antragsgegnerin. Anfang 1979 leitete die Antragsgegnerin nach Vertragsk&#252;ndigung das Mahnverfahren ein. Durch Vollstreckungsbescheid vom 27.2.1979 (103 B 78/79 AG K&#246;ln) wurde der Antragsteller zur Zahlung von 26.733,49 DM nebst Zinsen verurteilt. Der Vollstreckungsbescheid wurde rechtskr&#228;ftig. Nach dem Vortrag des Antragstellers hat die Antragsgegnerin inzwischen aus dem Vollstreckungsbescheid im Wege der Lohnpf&#228;ndung mehr als 30.000 DM beigetrieben.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller will nunmehr gegen die Antragsgegnerin Klage erheben mit dem Antrag, die Antragsgegnerin zu verurteilen, die Zwangsvollstreckung aus dem Vollstreckungsbescheid zu unterlassen und den Vollstreckungsbescheid an ihn herauszugeben. Das Landgericht hat die erbetene Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r diese Klage verweigert. Hiergegen richtet sich die Beschwerde des Antragstellers.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde hat Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">In der Rechtsprechung ist anerkannt, da&#223; der rechtskr&#228;ftig verurteilte Schuldner gem&#228;&#223; &#167; 826 BGB vom Gl&#228;ubiger die Unterlassung der Zwangsvollstreckung verlangen kann, wenn der Titel sachlich unrichtig ist und der Gl&#228;ubiger den Titel entweder in sittenwidriger Weise erwirkt hat oder ihn in sittenwidriger Weise ausnutzt (BGHZ 50, 115; BGH NJW 1983, 2317; jeweils m.w.H.). Es erscheint nicht ausgeschlossen, da&#223; dem Antragsteller ein derartiger Unterlassungsanspruch zusteht.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der hier in Rede stehende Titel - der Vollstreckungsbescheid vom 27.2.1979 - ist sachlich unrichtig. Er verh&#228;lt sich &#252;ber vertragliche Anspr&#252;che der Antragsgegnerin. Tats&#228;chlich standen ihr aber nur erheblich niedrigere Bereicherungsanspr&#252;che gegen den Antragsteller zu. Denn der Ratenkreditvertrag vom 22.12.1977/4.1.1978 ist gem&#228;&#223; &#167; 138 Abs. 1 BGB wegen Sittenwidrigkeit nichtig.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Nach der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs, der der Senat folgt, ist ein Ratenkreditvertrag als wucher&#228;hnliches Ausbeutungsgesch&#228;ft dann sittenwidrig, wenn zwischen den vereinbarten Leistungen und Gegenleistungen ein auff&#228;lliges Mi&#223;verh&#228;ltnis besteht und wenn ferner besondere Umst&#228;nde vorliegen, die dem Vertrag ein sittenwidriges Gesamtgepr&#228;ge geben. Diese Voraussetzungen sind hier erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">a) Das auff&#228;llige Mi&#223;verh&#228;ltnis ergibt sich aus einem Vergleich zwischen dem vereinbarten und dem damals markt&#252;blichen Zins.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Vereinbart war ein Zins von</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">13.670 x 2.400/22.003 x 61 = 24,44 %</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Damals markt&#252;blich war ein Zins von</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">(0,32 x 60 x 220,03 + 440,06) x 2.400/22.003 x 61 = 8,34 %</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Daraus ergibt sich eine Marktzins&#252;berschreitung von 193 %. Der Bundesgerichtshof hat ein auff&#228;lliges Mi&#223;verh&#228;ltnis bereits bei einer Marktzins&#252;berschreitung von mehr als 90% bejaht. Um nicht Ungleiches zu vergleichen, hat der Senat die HSV-Kosten bei der Vergleichsberechnung nicht ber&#252;cksichtigt. Die Vermittlungskosten sind dagegen im weitaus &#252;berwiegenden Interesse der Antragsgegnerin angefallen und deshalb nicht abgesetzt worden.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">b) Ein derart krasses Mi&#223;verh&#228;ltnis deutet bereits auf ein wucherisches Ausbeutungsgesch&#228;ft hin. Zudem enthalten die weiteren Vertragsbedingungen der Antragsgegnerin eine ganze Reihe weiterer Erschwerungen und Belastungen zum Nachteil des Kreditnehmers. Es kann kein Zweifel daran bestehen, da&#223; der Antragsteller, von Beruf Chemiefacharbeiter, das volle Ausma&#223; der auf ihn zukommenden Belastungen nicht erkannt hat und da&#223; er sich nur deshalb auf diesen unbilligen Vertrag eingelassen hat, w&#228;hrend die Antragsgegnerin gewu&#223;t, zumindest sich aber der Erkenntnis verschlossen hat, da&#223; mit einem derartigen Vertrag die durch &#167; 138 Abs. 1 BGB gezogene Grenze der Vertragsfreiheit &#252;berschritten worden ist.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Zwar kann der Antragsteller allein aufgrund der sachlichen Unrichtigkeit des Titels noch nicht die Unterlassung der Zwangsvollstreckung und die Herausgabe des Titels fordern. Wie bereits ausgef&#252;hrt, setzt ein solcher Unterlassungsanspruch vielmehr voraus, da&#223; die Antragsgegnerin den Vollstreckungsbescheid in sittenwidriger Weise erwirkt hat oder da&#223; sie ihn jedenfalls in sittenwidriger Weise ausnutzt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Frage, wann diese Voraussetzungen vorliegen, ist in der Rechtssprechung umstritten. Der Senat hat die Voraussetzungen des &#167; 826 BGB in fr&#252;heren Entscheidungen bei &#228;hnlichen Fallgestaltungen verneint (u.a. in ZIP 1983, 677). Andere Oberlandesgerichte haben &#228;hnlich entschieden (OLG D&#252;sseldorf, 6. ZS, NJW 1985, 74-8; OLG Hamburg, NJW 1985, 749). Zahlreiche andere Oberlandesgerichte haben aber inzwischen die Voraussetzungen des &#167; 826 BGB bei &#228;hnlichen Fallgestaltungen bejaht (OLG D&#252;sseldorf, 17. ZS, NJW 1985, 153; OLG Karlsruhe, NJW 1985, 744; OLG Frankfurt, NJW 1985, 745; OLG Stuttgart, Beschlu&#223; vom 25.3.1985 - 6 W 14/85; Schleswig-Holst. OLG, Beschlu&#223; vom 13.12.1984 - 11 W 44/84 - ). Angesichts dieser Divergenzen in der Rechtsprechung erscheint es nicht gerechtfertigt, dem Antragsteller die beantragte Proze&#223;kostenhilfe mangels Erfolgsaussicht der beabsichtigten Klage zu versagen. Ihm mu&#223; vielmehr Gelegenheit gegeben werden, die anstehenden Rechtsfragen im ordentlichen Streitverfahren kl&#228;ren zu lassen. Zwar mag hier die Annahme, die Antragsgegnerin habe den Titel in sittenwidriger Weise erwirkt, schon die eingangs erw&#228;hnte Vorkorrespondenz entgegenstehen; der Antragsteller wu&#223;te bei Einleitung des Mahnverfahrens, da&#223; hier Bedenken gegen die Wirksamkeit des Vertrages bestanden, gleichwohl hat er den Vollstreckungsbescheid rechtskr&#228;ftig werden lassen. Es bleibt aber auch dann die Frage, ob nicht jedenfalls der Tatbestand einer sittenwidrigen Ausnutzung des Titels gegeben ist. Nach seinem nicht bestrittenen Vorbringen hat der Antragsteller inzwischen mehr als 32.000 DM an die Antragsgegnerin gezahlt. Gleichwohl ist die offene Restforderung, deretwegen die Antragsgegnerin weiterhin aus dem Titel vollstreckt, heute h&#246;her als zum Zeitpunkt der Erwirkung des Titels. Selbst wenn man ber&#252;cksichtigt, da&#223; die Antragsgegnerin bereicherungsrechtlich nicht nur das Kapital und die halbe HSV-Pr&#228;mie, sondern ab Verzugseintritt gem&#228;&#223; &#167;&#167; 819 Abs, 1, 818 Abs. 4, 284, 286 BGB auch noch Verzugszinsen fordern konnte, d&#252;rfte der Antragsteller inzwischen weit mehr gezahlt haben, als er tats&#228;chlich geschuldet hat.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Bedenken des Landgerichts gegen die Zust&#228;ndigkeit greifen nicht durch. Die Zust&#228;ndigkeit ergibt sich aus &#167; 32 ZPO. Wenn, die Antragsgegnerin den Titel in sittenwidriger Weise ausnutzt, ist die unerlaubte Handlung jedenfalls auch dort begangen, wo die Antragsgegnerin den Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschlu&#223; erwirkt hat. Es kann davon ausgegangen werden, da&#223; dieses im Bezirk des Landgerichts xxx geschehen ist (&#167; 828 Abs. 2 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Frage der pers&#246;nlichen Leistungsf&#228;higkeit ist noch nicht abschlie&#223;end gekl&#228;rt. Offenbar ist der Antragsteller unterhaltspflichtig. Angaben hierzu fehlen in der Erkl&#228;rung &#252;ber die pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse. Diese Pr&#228;ge hat deshalb der Senat dem Landgericht zur Entscheidung vorbehalten.</p>
315,617
olgk-1985-07-12-6-u-1985
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 U 19/85
"1985-07-12T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:18"
"2019-03-27T09:42:39"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1985:0712.6U19.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 16. Januar 1985 verk&#252;ndete Urteil der 3. Kammer f&#252;r Handelssachen des Landgerichts Bonn - 14 0 156/84 - teilweise abge&#228;ndert.</p><p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 5.000,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 6. Juli 1984 :zu zahlen.</p><p>Im &#252;brigen wird die Berufung zur&#252;ckgewiesen.</p><p>Die Kosten des Rechtsstreits werden der</p><p>Beklagten auferlegt mit Ausnahme von 18,-- DM der in erster Instanz angefallenen Gerichtskosten; diese hat der</p><p>Kl&#228;ger zu tragen.</p><p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar,</p><p>Der Wert der Beschwer der Beklagten wird auf 5.000,-- DM festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die form- und fristgerecht eingelegte und begr&#252;ndete Berufung hat bis auf einen geringen Teil der geltend gemachten Zinsforderung Erfolg.</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht gegen die Beklagte ein Anspruch auf Zahlung einer Vertragsstrafe in H&#246;he von 5.000,- DM zu.</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist zur Durchsetzung dieses Anspruchs legitimiert. Da&#223; er nach der Rechtsprechung des Senats die Voraussetzungen des &#167; 13 Abs. 1 UWG nicht mehr erf&#252;llt, steht dem nicht entgegen. Solange der Kl&#228;ger als juristische Person besteht, ist er zur Geltendmachung von vertraglichen Anspr&#252;chen, um die es hier allein geht, befugt.</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat schuldhaft gegen ihre Verpflichtung aus der von ihr unter dem Datum des 27. M&#228;rz 1984 abgegebenen und von dem Kl&#228;ger gem. &#167; 151 BGB angenommenen strafbewehrten Unterlassungsverpflichtungserkl&#228;rung versto&#223;en. Da&#223; die Anzeige, die Anla&#223; f&#252;r die strafbewehrte Unterwerfungserkl&#228;rung der Beklagten war, im C Anzeigenblatt vom 20./21. Juni 1984 erneut erschien, ist auch der Beklagten unmittelbar anzulasten. Nach Abgabe der Unterwerfungserkl&#228;rung hat sie entgegen ihrer sich daraus ergebenden Verpflichtung (vgl. OLG K&#246;ln, WRP 1981, 600; WRP 1983, 452; Magazindienst 1983, Heft 7/8, S. 55; GRUR 1984, 674/675; OLG D&#252;sseldorf, GRUR 1985, 81 = WRP 1985, 30/31) nicht alles Erforderliche und ihr Zumutbare getan, um ein nochmaliges Erscheinen der Anzeige zu verhindern. Sie hat sich damit begn&#252;gt, den in zweiter Instanz als Zeugen benannten Mitarbeiter der C Anzeigenblatt GmbH &amp; Co. KG N telefonisch dar&#252;ber zu unterrichten, da&#223; die Anzeige nicht mehr erscheinen d&#252;rfe. Damit hat sie ihrer Verpflichtung aus dem Unterwerfungsvertrag, ein Wiedererscheinen der ger&#252;gten Werbung zu verhindern, auch dann nicht Gen&#252;ge getan, wenn sie - wie sie erstmals im zweiter Instanz behauptet - dem Zeugen N geschildert hat, da&#223; sie gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger wegen der beanstandeten Anzeige eine Unterlassungsverpflichtung habe eingehen m&#252;ssen, da&#223; im Fall eines Versto&#223;es eine Vertragsstrafe in H&#246;he von 5.000,-- DM gezahlt werden m&#252;sse und da&#223; sie die C Anzeigenblatt GmbH &amp; Co, KG f&#252;r den Fall eines erneuten Erscheinens der Anzeige regre&#223;pflichtig machen werde. Selbst wenn man die Richtigkeit dieser Behauptung unterstellt, durfte die Beklagte sich nicht ohne weiteres darauf verlassen, da&#223; aufgrund eines fernm&#252;ndlichen Gespr&#228;chs des Zeugen N2 mit dem Zeugen N sichergestellt war, die angegriffene Anzeige werde nicht mehr erscheinen.</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Wenn die Beklagte ihr Begehren, in Zukunft eine Schaltung der Anzeige mit dem beanstandeten Text (Nettopreise bzw. knallharte Nettopreise) zu unterlassen, der C Anzeigenblatt GmbH &amp; Co. KG schon nicht schriftlich unterbreitete, h&#228;tte sie zumindest auf einer schriftlichen Best&#228;tigung ihres Anliegens durch die C Anzeigenblatt GmbH &amp; Co. KG (und die &#252;brigen Anzeigenblattredaktionen) und einer Mitteilung dar&#252;ber bestehen m&#252;ssen, welche Ma&#223;nahmen ergriffen worden waren, um eine erneute Schaltung der Anzeige auszuschlie&#223;en (zur &#252;berpr&#252;fungspflicht vgl. OLG D&#252;sseldorf, GRUR 1985, 81 = WRP 1985, 30/31), Nur so w&#228;re sie im Streitfall imstande gewesen, sich davon zu &#252;berzeugen, da&#223; diese Ma&#223;nahmen ausreichten, um ein erneutes Erscheinen der Anzeige zu verhindern. Ohne eine Beschreibung dessen, was die C Anzeigenblatt GmbH &amp; Co. KG (und die &#252;brigen Redaktionen) insoweit unternommen hatte(n), konnte und durfte die Beklagte nicht davon ausgehen, da&#223; eine Beachtung ihres telefonisch ge&#228;u&#223;erten Verlangens sichergestellt war. Aus dem Umstand allein, da&#223; die Anzeige f&#252;nfmal ohne die beanstandeten Textteile erschienen war, bevor sie in der Ausgabe des C Anzeigenblattes vom 20./21. Juni 1984 erneut in der angegriffenen Form geschaltet wurde, konnte und durfte die Beklagte nicht entnehmen, da&#223; die C Anzeigenblatt GmbH &amp; Co. KG mit den Druckunterlagen f&#252;r diese Anzeige in einer Weise verfahren war, die eine erneute Verwendung, insbesondere durch neueingestellte Mitarbeiter oder Hilfskr&#228;fte, ausschlo&#223;.</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><img width="1" height="32" src="6_U_19_85_Urteil_19850712_0.png" alt="Die Entscheidung enth&#228;lt an dieser Stelle ein Bild oder eine Grafik." />F&#228;llt der Beklagten an der erneuten Schaltung der beanstandeten Anzeige ein eigenes Verschulden zu Last, so bedarf es im Streitfall einer Heranziehung des &#167; 278 BGB nicht (vgl. insoweit OLG K&#246;ln GRUB 1985, 148/150 = WRP 1985, 175/176 f. einerseits, OLG Karlsruhe WRP 1985, 354/355 f. andererseits).</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Eine Herabsetzung der mit der Klage verlangten Vertragsstrafe kommt nicht in Betracht. Da die Beklagte Kaufmann ist und die Vertragsstrafe "im Betriebe ihres Handelsgewerbes versprochen" hat, kann die Vertragsstrafe nicht aufgrund der Vorschrift des &#167; 343 BGB herabgesetzt werden (&#167; 348 HGB). Daf&#252;r, da&#223; die Kl&#228;gerin mit dem Verlangen des von der Beklagten f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung versprochenen Betrages von 5.000,--DM im Streitfall gegen Treu und Glauben verstie&#223;e (vgl. insoweit OLG K&#246;ln WOPR 1985, 108/110), sind hinreichende Anhaltspunkte nicht ersichtlich.</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der geltend gemachte Zinsanspruch steht dem Kl&#228;ger erst vom 6. Juli 1984 an zu, weil er mit Schreiben vom 27. Juni 1984 der Beklagten zur Zahlung der Vertragsstrafe eine Frist bis zum 5. Juli 1984 gesetzt hat (&#167; 284 Abs. 1 Satz 1, &#167; 288 Abs. 1 Satz 1 BGB).&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten der ersten Instanz beruht auf &#167; 92 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die Kosten der zweiten Instanz auf &#167; 91 ZPO.</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die &#252;brigen Nebenentscheidungen finden ihre Rechtsgrundlage in &#167;&#160; 708 Nr. l0, &#167;&#167; 713, 546 Abs. 2 Satz 1ZPO.</p>
315,618
olgham-1985-06-27-3-ss-68885
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
3 Ss 688/85
"1985-06-27T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:20"
"2019-03-27T09:42:39"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1985:0627.3SS688.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird mit den Feststellungen aufgehoben.</p> <p>Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung, auch &#252;ber die Kosten der Revision, an eine andere kleine Strafkammer des Landgerichts ... zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am 16. Mai 1984 erlie&#223; das Amtsgericht ... gegen den Angeklagten einen Strafbefehl wegen fahrl&#228;ssiger Trunkenheit im Stra&#223;enverkehr.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Bereits im Ermittlungsverfahren hatten sich f&#252;r den Angeklagten die Rechtsanw&#228;lte ... und ... unter Beif&#252;gung einer auf beide Anw&#228;lte lautenden Strafproze&#223;vollmacht als Verteidiger gemeldet. In dieser Vollmacht vom 09. M&#228;rz 1984 werden die Verteidiger unter Ziffer 1) unter anderem zur Verteidigung und Vertretung in Bu&#223;geldsachen und Strafsachen in allen Instanzen, auch f&#252;r den Fall der Abwesenheit, Vertretung gem&#228;&#223; &#167; 411 Abs. 2 StPO und unter Ziffer 4) zur &#220;bertragung der Vollmacht ganz oder teilweise auf andere erm&#228;chtigt. Schon im n&#228;chsten Schriftsatz vom 13. April 1984 und in zahlreichen weiteren Schrifts&#228;tzen w&#228;hrend des Strafverfahrens war im Briefkopf Rechtsanwalt ... als Sozius verzeichnet. Nach rechtzeitigem Einspruch gegen den Strafbefehl wurde der Angeklagte vom Amtsgericht in der Hauptverhandlung vom 30. Oktober 1984 zu einer Geldstrafe von 30 Tagess&#228;tzen verurteilt. Au&#223;erdem wurde ihm die Fahrerlaubnis entzogen und eine Sperrfrist von noch vier Monaten festgesetzt. In dieser Hauptverhandlung trat im Beisein des Angeklagten Rechtsanwalt ... als Verteidiger auf und stellte f&#252;r den Angeklagten auch Antr&#228;ge. Gegen das Urteil des Amtsgerichts legte der Angeklagte rechtzeitig Berufung ein. Sowohl die Berufung als auch ein Antwortschreiben an die Strafkammer, in welchem der Sinn der Berufung erl&#228;utert wird, waren von Rechtsanwalt ... unterzeichnet. Der Berufungshauptverhandlung vom 13. M&#228;rz 1985 blieb der Angeklagte ohne Angabe von Gr&#252;nden fern, es erschien jedoch Rechtsanwalt .... Dieser beantragte, die Berufung nicht zu verwerfen, sondern die Sache zu vertragen. Entgegen diesem Antrag verwarf das Landgericht die Berufung gem&#228;&#223; &#167; 329 Abs. 1 Satz 1 StPO und f&#252;hrte in den Gr&#252;nden des Verwerfungsurteils u.a. aus, der Angeklagte sei ohne gen&#252;gende Entschuldigung ausgeblieben und auch nicht in zul&#228;ssiger Weise vertreten worden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wendet sich der Angeklagte mit seiner form- und fristgerecht eingelegten Revision, mit welcher er u.a. r&#252;gt, der Angeklagte sei entgegen den Feststellungen des Urteils in zul&#228;ssiger Weise vertreten gewesen. Der erschienene Verteidiger Rechtsanwalt ... sei in der erstinstanzlichen Hauptverhandlung zu Protokoll bevollm&#228;chtigt worden. In dieser Bevollm&#228;chtigung seitens des Angeklagten h&#228;tte auch die Erkl&#228;rung gelegen, da&#223; der Verteidiger als Vertreter bevollm&#228;chtigt sein sollte. Da es sich um ein Verfahren nach Einspruch gegen einen Strafbefehl gehandelt habe, h&#228;tte das Landgericht &#167; 412 StPO anwenden und ohne den Angeklagten verhandeln m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte war in der Berufungshauptverhandlung durch Rechtsanwalt ... in zul&#228;ssiger Weise vertreten, so da&#223; gem&#228;&#223; &#167; 411 Abs. 2 StPO, der nach einhelliger Ansicht in der Rechtsprechung (OLG D&#252;sseldorf NStZ 1984, 524 m.z.N. aus Rechtsprechung und Literatur) auch im Berufungsverfahren gilt, die Verwerfung der Berufung nach &#167; 329 Abs. 1 Satz 1 StPO nicht zul&#228;ssig war.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Zwar fordert &#167; 411 Abs. 2 StPO f&#252;r die ordnungsgem&#228;&#223;e Vertretung des Angeklagten eine schriftliche Vertretungsvollmacht, die vorliegend f&#252;r Rechtsanwalt ... nicht vorlag, weil die schriftliche Proze&#223;vollmacht mit der Vertretungsvollmacht lediglich auf die Rechtsanw&#228;lte ... und ... ausgestellt war. Es bedurfte auch hier nicht der Entscheidung, ob die geforderte Schriftlichkeit der Vertretungsvollmacht dann entbehrlich ist, wenn der sichere Nachweis, da&#223; der in der Hauptverhandlung auftretende Verteidiger von dem Angeklagten mit seiner Vertretung auch tats&#228;chlich beauftragt worden ist, auf andere Weise gef&#252;hrt werden kann. Dies hat das OLG D&#252;sseldorf in einem Fall bejaht, in welchem der urspr&#252;nglich schriftlich auch zur Vertretung bevollm&#228;chtigte Verteidiger in einem Strafbefehlsverfahren das Mandat noch vor der Hauptverhandlung beim Amtsgericht niedergelegt, dann aber in der Hauptverhandlung beim Amtsgericht in Gegenwart des Angeklagten f&#252;r diesen aufgetreten war und auch namens und in Vollmacht des Angeklagten f&#252;r diesen gegen das Urteil des Amtsgerichts Berufung eingelegt hat (OLG D&#252;sseldorf a.a.O.). Diese Frage konnte hier offenbleiben, weil Rechtsanwalt ... zweifelsfrei zumindest von den zur Vertretung bevollm&#228;chtigten Rechtsanw&#228;lten ... und ... Untervollmacht erhalten hatte, f&#252;r die es auch im Rahmen des &#167; 411 Abs. 2 StPO eines schriftlichen Nachweises nicht bedarf (OLG Hamm NJW 1963, 1793; OLG K&#246;ln VRS 60, 441; OLG Karlsruhe Die Justiz 1982, 274; M&#252;ller in KK, &#167; 411 Rdn. 7; Kleinknecht/Meyer StPO, 37. Aufl., &#167; 411 Rdn. 5). Der Sinn f&#252;r das gesetzliche Erfordernis der Schriftlichkeit der Vertretungsvollmacht ist darin zu sehen, da&#223; dem Gericht die sichere &#220;berzeugung vom Einverst&#228;ndnis des Angeklagten verschafft wird, sein Verteidiger sei dazu befugt, so wichtige Verfahrensrechte wie Anwesenheit, rechtliches Geh&#246;r u.a. an seiner Stelle wahrzunehmen. Wenn dieses Einverst&#228;ndnis des Angeklagten aufgrund des schriftlichen Nachweises durch die Hauptvollmacht einmal feststeht, w&#252;rde es eine &#220;berspannung des Schutzgedankens bedeuten, auch noch einen schriftlichen Nachweis f&#252;r die Untervollmacht zu verlangen. Dies gilt vor allem dann, wenn - wie hier - der Verteidiger zur &#220;bertragung auch der Vertretungsvollmacht ausdr&#252;cklich erm&#228;chtigt worden ist (OLG Hamm NJW a.a.O.). Das Bestehen der Untervollmacht von Rechtsanwalt ... ergibt sich eindeutig aus der Tatsache, da&#223; er schon w&#228;hrend des Ermittlungsverfahrens als Sozius in die Anwaltsgemeinschaft ... und ... aufgenommen worden ist, da&#223; er als solcher Schrifts&#228;tze f&#252;r den Angeklagten gefertigt hat und insbesondere auch in Gegenwart des Angeklagten in der Hauptverhandlung beim Amtsgericht aufgetreten ist und anschlie&#223;end f&#252;r diesen gegen das amtsgerichtliche Urteil Berufung eingelegt hat. Damit kommt es auch nicht darauf an, da&#223; ausweislich des Sitzungsprotokolls entgegen den Darlegungen der Revision eine ausdr&#252;ckliche Bevollm&#228;chtigung von Rechtsanwalt ... durch Erkl&#228;rung des Angeklagten zu Protokoll in der Hauptverhandlung beim Amtsgericht nicht erfolgt ist.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat damit zu Unrecht das Vorliegen der Voraussetzungen des &#167; 329 Abs. 1 Satz 1 StPO angenommen, weshalb das Urteil mit den Feststellungen aufzuheben und die Sache gem&#228;&#223; &#167; 354 Abs. 2 StPO an eine andere kleine Strafkammer des Landgerichts ... zur neuen Verhandlung und Entscheidung, auch &#252;ber die Kosten der Revision, zur&#252;ckzuverweisen war.</p>
315,619
olgham-1985-06-26-13-u-27782
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
13 U 277/82
"1985-06-26T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:21"
"2019-03-27T09:42:39"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1985:0626.13U277.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten und die Anschlu&#223;berufung der Kl&#228;gerin wird unter Zur&#252;ckweisung der Rechtsmittel im &#252;brigen das am 13. August 1982 verk&#252;ndete Urteil der 10. Zivilkammer des Landgerichts M&#252;nster abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Die Beklagten werden verurteilt, als Gesamtschuldner an die Kl&#228;gerin 5.453,87 DM (in Worten: f&#252;nftausendvierhundertdreiundf&#252;nfzig 87/100 Deutsche Mark) nebst 4 % Zinsen seit dem 14. April 1982 und 7,5 % Zinsen seit dem 1. Januar 1983 zu zahlen, die Beklagten zu 1 ) und 2) dar&#252;ber hinaus als Gesamtschuldner nebst 4 % Zinsen f&#252;r die Zeit vom 4. M&#228;rz 1982 bis zum 13. April 1982, der Beklagte zu 1) weiterhin nebst 4 % Zinsen f&#252;r die Zeit vom 21. M&#228;rz 1981 bis zum 3. M&#228;rz 1982.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden den Beklagten als Gesamtschuldnern zu 3/4 und der Kl&#228;gerin zu 1/4 auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Es beschwert die Parteien um weniger als 40.000,-- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am Abend des 12. September 1980 kam der Beklagte zu 3), der keine Fahrerlaubnis besa&#223;, bei xxx auf der xxx in einer scharfen Linkskurve infolge &#252;berh&#246;hter Geschwindigkeit mit dem bei dem Beklagten zu 1) haftpflichtversicherten xxx der Beklagten zu 2) nach links von der Fahrbahn ab. Die nichtangegurtete Beifahrerin xxx erlitt Schnittwunden am Kopf und einen Oberschenkelbruch.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die klagende Ortskrankenkasse hat f&#252;r ihr Mitglied xxx Heilbehandlungskosten in H&#246;he von insgesamt 17.271,82 DM aufgebracht. Aufgrund eines mit dem Beklagten zu 1) am 1./13. M&#228;rz 1984 geschlossenen Teilungsabkommens (Bl. 134 ff GA), wonach der Beklagte verpflichtet war, der Kl&#228;gerin bis zu einem Gesamtbetrag in H&#246;he von 10.000 DM 55 % der Heilbehandlungskosten zu ersetzen, hat der Beklagte zu 1) der Kl&#228;gerin vorprozessual 5.500 DM gezahlt. Den die Grenze von 10.000 DM &#252;berschie&#223;enden Betrag, also 7.271,82 DM, hat die Kl&#228;gerin mit der Klage von dem Beklagten ersetzt verlangt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Klage stattgegeben.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer Berufung wollen die Beklagten die Abweisung der Klage erreichen, w&#228;hrend die Kl&#228;gerin mit ihrer Anschlu&#223;berufung eine h&#246;here Verzinsung des ausgeurteilten Betrages erstrebt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes im &#252;brigen wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen. Insoweit und auch wegen des Ergebnisses der erst- <u>und</u> zweitinstanzlichen Beweisaufnahme wird auf den Inhalt der Akten und der beigezogenen Akten 4 Ds 32 Js 2117/80 und 15 Js 2866/80 StA M&#252;nster verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten und die Anschlu&#223;berufung der Kl&#228;gerin haben zum Teil Erfolg. Die Klage ist in dem aus dem Urteilsausspruch ersichtlichen Umfange gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten sind dem Grunde nach verpflichtet, der Kl&#228;gerin 3/4 des mit der Klage geltend gemachten Schadens zu ersetzen. Den restlichen Schaden mu&#223; die Kl&#228;gerin wegen eines ihr anzurechnenden Mitverschuldens der verletzten xxx selbst tragen (&#167;&#167; 254 Abs. 1, 412, 404 BGB).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Verpflichtung des Beklagten zu 3) zum Schadensersatz ergibt sich aus &#167; 823 Abs. 1 BGB in Verbindung mit &#167; 1542 RVO. Die Beklagte zu 2) haftet als Halterin gem&#228;&#223; &#167;&#167; 823 Abs. 2 BGB in Verbindung mit &#167; 14 Abs. 2 Satz 2 StVO. Der Beklagte zu 1) haftet gem&#228;&#223; &#167; 1, 3 PflVersG. Insoweit kann im einzelnen gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO auf die zutreffenden Ausf&#252;hrungen im angefochtenen Urteil Bezug genommen werden. Hinsichtlich der Haftung der Beklagten zu 2) als Halterin des Fahrzeuges wird noch erg&#228;nzend auf folgendes hingewiesen:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wie sich aus dem Bericht des Jugendamtes des xxx vom 13.2.1981 (Bl. 42 ff der oben zuerst genannten Strafakten) ergibt, befand sich der Beklagte zu 3) nach l&#228;ngerer Abwesenheit erst seit Juli 1980 wieder im Haushalt der Beklagten zu 2). Bis zum Unfall am 12. September 1980 war also erst ein kurzer Zeitraum verstrichen, so da&#223; die Beklagte zu 2) von der absoluten Zuverl&#228;ssigkeit des Beklagten zu 3) auch unter Ber&#252;cksichtigung des jugendlichen Alters des Letzteren und dessen vorangegangenem, doch recht unsteten Lebenswandels (vgl. den genannten Bericht) noch nicht ausgehen konnte. Die Gefahr, da&#223; ein solcher ungefestigter Jugendlicher der Versuchung unterliegen w&#252;rde, heimlich Schwarzfahrten mit dem Pkw der Beklagten zu 2) zu machen, lag nicht fern. So hat die Beklagte zu 2) bei ihrer Anh&#246;rung vor dem Senat selbst recht anschaulich geschildert, da&#223; "alle" - also auch der Beklagte zu 3) - "scharf auf den Wagen" gewesen seien. Auch die von ihr schon vor dem Unfall festgestellte Beule an ihrem Fahrzeug h&#228;tte sie stutzig machen m&#252;ssen. Sie h&#228;tte sich nicht mit der &#220;berlegung, diese Beule k&#246;nnten Handwerker verursacht haben, zufrieden geben d&#252;rfen. Das Landgericht hat unter diesen Umst&#228;nden zu Recht von der Beklagten zu 2) gefordert, da&#223; sie den Schl&#252;ssel zumindest nachts an einer zus&#228;tzlich gesicherten Stelle h&#228;tte aufbewahren m&#252;ssen und nicht, wie geschehen, an dem f&#252;r den Beklagten zu 3) zug&#228;nglichen Schl&#252;sselbrett in der Kochk&#252;che. Indem sie dies unterlie&#223; hat sie fahrl&#228;ssig gegen &#167; 14 Abs. 2 Satz 2 StVO versto&#223;en. Der erforderliche Ursachenzusammenhang zwischen dem Fehlverhalten der Beklagten zu 3) und dem sp&#228;teren Unfall als einem geradezu typischen Unfallgeschehen bei einer solchen Schwarzfahrt durch einen Jugendlichen kann nicht zweifelhaft sein.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht des Landgerichts trifft die verletzte xxx aber ein Mitverschulden im Sinne des &#167; 254 Abs. 1 BGB, das sich die Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; &#167;&#167; 406, 404 BGB entgegenhalten lassen mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Vorwurf eines Mitverschuldens l&#228;&#223;t sich zwar nicht darauf st&#252;tzen, da&#223; xxx - wie jetzt unstreitig ist - nicht angeschnallt war, und sie somit gegen &#167; 21 a Abs. 1 StVO versto&#223;en hat.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Ein pflichtwidriges Nichtanlegen des vorhandenen Sicherheitsgurtes f&#252;hrt nicht stets zu einer Minderung der Schadensersatzanspr&#252;che im Rahmen des &#167; 254 Abs. 1 BGB, da sich das Nichtanschnallen je nach der Art des Unfalles und der dabei vom Gesch&#228;digten erlittenen Verletzungen verschieden auswirken kann. Der Sch&#228;diger, der sich auf ein solches Mitverschulden beruft, mu&#223; zun&#228;chst beweisen, da&#223; das Nichtanlegen des Sicherheitsgurtes die entstandenen Verletzungen mitverursacht hat, wobei es in der Regel gen&#252;gt, da&#223; er einen typischen Geschehensablauf beweist, aufgrund dessen der Anscheinsbeweis f&#252;r die Ursachlichkeit spricht (BGH VersR 1980, 824, Weber DAR 1981, 161, 165). Das gilt hier f&#252;r die Beklagten. Erst dann m&#252;&#223;te die Kl&#228;gerin ihrerseits als Replike auf diesen Mitverschuldenseinwand den Beweis daf&#252;r erbringen, da&#223; xxx &#228;hnlich schwere Verletzungen auch dann davongetragen h&#228;tte, wenn sie angeschnallt gewesen w&#228;re (BGH und Weber a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Unter Ber&#252;cksichtigung dieser Grunds&#228;tze m&#252;ssen die Beklagten im vorliegenden Fall beweisen, da&#223; der Oberschenkelbruch, den xxx bei dem Unfall erlitten hat und der die hier geltend gemachten Krankenhausbehandlungskosten verursacht hat, nicht eingetreten w&#228;re, wenn xxx angeschnallt gewesen w&#228;re. Diesen Beweis haben die Beklagten nach den &#252;berzeugenden Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen xxx, die dieser vor allem bei seiner Anh&#246;rung vor dem Senat gemacht hat, nicht erbracht. Nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen ist es zwar m&#246;glich, da&#223; sich xxx den Oberschenkelbruch zugezogen hat, als sie durch die Windschutzscheibe aus dem Fahrzeug geschleudert wurde. Ein solches Herausschleudern w&#228;re vermieden worden, wenn sie angeschnallt gewesen w&#228;re. Es ist aber durchaus auch m&#246;glich, da&#223; sich xxx die Verletzung zugezogen hat, als sie sich noch im Fahrzeug befand und als das Fahrzeug mit seiner rechten Seite gegen den Pfahl im Stra&#223;engraben prallte. Der Sachverst&#228;ndige hat &#252;berzeugend ausgef&#252;hrt, da&#223; in dieser Phase des Unfallgeschehens auch eine angegurtete Beifahrerin sich eine solche Verletzung h&#228;tte zuziehen k&#246;nnen:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das Fahrzeug hatte im Graben, als es sich unmittelbar vor dem Pfahl befand, noch eine hohe Geschwindigkeit von &#252;ber 70 km/h. Das Fahrzeug begann sich in dieser Situation zu &#252;berschlagen, und dieser Vorgang wurde zus&#228;tzlich - so der Sachverst&#228;ndige - von einer gleichzeitigen Rotation des Wagens &#252;berlagert. Das Fahrzeug wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in einer &#252;ber 30 Grad liegenden Winkelstellung zum Pfahl befunden haben. Als es in dieser Situation auf den Pfahl aufprallte, wurden Karosserieteile nach innen gedr&#252;ckt. In dieser Unfallphase w&#228;re auch ein angegurteter Beifahrer nicht mehr vom Gurt gehalten worden. Er konnte seitlich aus dem Gurt herausgleiten und gegen die nach innen eindringende Beifahrerseite prallen. Die Bewegungsabl&#228;ufe eines angegurteten und auch eines nichtangegurteten Beifahrers lassen sich in einer solchen Situation nicht mehr im einzelnen nachvollziehen. Es ist nicht ausgeschlossen, da&#223; es auch bei einem angegurteten Beifahrer zu erheblichen Verletzungen wie Bein- oder Beckenbr&#252;chen in dieser Situation gekommen w&#228;re. Ist somit die ernsthafte M&#246;glichkeit, da&#223; auch ein angegurteter Beifahrer anstelle der xxx sich schon in dieser Phase des Unfallgeschehens ebenfalls einen Oberschenkelbruch h&#228;tte zuziehen k&#246;nnen, nicht auszuschlie&#223;en, haben die Beklagten den ihnen obliegenden Beweis des Ursachenzusammenhanges zwischen Versto&#223; gegen die Anschnallpflicht und eingetretener Verletzung nicht erbracht. Auch kann bei einem solchen Unfallgeschehen nicht mehr wie etwa bei einem Frontalaufprall eines Fahrzeuges bei geringer Geschwindigkeit von einem typischen Geschehensablauf gesprochen werden, bei dem der Anscheinsbeweis f&#252;r die Urs&#228;chlichkeit zwischen Versto&#223; gegen die Anschnallpflicht und eingetretener Verletzung spricht. Der Sachverst&#228;ndige weist in diesem Zusammenhang &#252;berzeugend darauf hin, da&#223; die Gurte so entwickelt worden sind, da&#223; sie Schutz bei F&#228;llen von Frontalaufprall und auch bei &#220;berschlagsunf&#228;llen, bei dem das sich &#252;berschlagende Fahrzeug <u>nicht</u> gegen ein Hindernis prallt, bieten k&#246;nnen, da&#223; sie aber nicht dahin entwickelt worden sind, den Insassen auch bei Unf&#228;llen der vorliegenden Art zu sch&#252;tzen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Weiter haben die Beklagten zur St&#252;tzung ihres Mitschuldeinwandes nicht bewiesen, da&#223; xxx positiv <u>gewu&#223;t</u> hat, da&#223; der Beklagte zu 3) keine Fahrerlaubnis gehabt hat, und/oder da&#223; der Beklagte zu 3) ohne die Erlaubnis der Beklagten zu 2) das Fahrzeug fuhr. Es spricht zwar vieles daf&#252;r, da&#223; die mit dem Beklagten zu 3) befreundete xxx von beiden Umst&#228;nden gewu&#223;t hat. Beweisen l&#228;&#223;t sich dies jedoch nicht. Sie selbst hat auch bei ihrer Vernehmung vor dem Senat abgestritten, insoweit positive Kenntnis gehabt zu haben. Der xxx hat zwar in dem gegen die Beklagte zu 2) gerichteten Strafverfahren bei seiner polizeilichen Vernehmung am 5. April 1981 ausgesagt, xxx habe ihm einmal erz&#228;hlt, da&#223; der Beklagte zu 3) ihr gegen&#252;ber ge&#228;u&#223;ert habe, er habe den Schl&#252;ssel ohne Erlaubnis der Beklagten zu 2) an sich genommen zu haben. Bei seiner Vernehmung vor dem Senat hat der Zeuge demgegen&#252;ber aber bekundet, da&#223; xxx ihm dies nicht erz&#228;hlt habe.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Es kann dahingestellt bleiben, ob xxx, bevor sie als Beifahrerin mitfuhr, den Beklagten zu 3) h&#228;tte fragen m&#252;ssen, ob er befugt war, das Fahrzeug zu nutzen. Aus einem solchen Unterlassen l&#228;&#223;t sich m&#246;glicherweise noch kein Mitverschuldensvorwurf herleiten. Dieser Vorwurf ist aber gerechtfertigt, insoweit xxx unterlassen hat, nachzufragen, ob der Beklagte bereits im Besitz einer g&#252;ltigen Fahrerlaubnis war. Bei xxx musste sich n&#228;mlich der Verdacht aufdr&#228;ngen, da&#223; dies bei dem Beklagten zu 3) noch nicht der Fall war. Sie war seit l&#228;ngerem mit ihm befreundet. Der am 21.10.1961 geborene Beklagte zu 3) war zur Unfallzeit (12.9.1980) noch keine 19 Jahre alt. H&#228;tte er nach Vollendung des 18. Lebensjahres bis zum Unfall die zur Erlangung der Fahrerlaubnis notwendige Pr&#252;fung gemacht, h&#228;tte er dies sicherlich der xxx als seiner Freundin erz&#228;hlt. Aus dem Umstand, da&#223; der Beklagte zu 3) ihr gegen&#252;ber nie eine derartige &#196;u&#223;erung gemacht hatte, mu&#223;te sich xxx der Verdacht geradezu aufdr&#228;ngen, da&#223; der Beklagte zu 3) noch nicht im Besitz einer solchen Fahrerlaubnis war. Dieser Verdacht h&#228;tte sich bei ihr weiter erh&#228;rten m&#252;ssen, nachdem sie - wie sie bei ihrer Vernehmung vor dem Senat ausgesagt hat - vor dem Unfall bereits einmal miterlebt hatte, wie der Beklagte zu 3) mit dem von ihm gelenkten Fahrzeug beinahe aus einer Kurve hinausgetragen worden w&#228;re. Indem sie unter diesen Umst&#228;nden nicht nachgefragt hat, ob der Beklagte zu 3) die erforderliche Fahrerlaubnis besa&#223;, hat sie gegen die Sorgfaltspflicht versto&#223;en, die jeder vern&#252;nftige Mensch an ihrer Stelle angewandt h&#228;tte, um sich vor Schaden bei einer Fahrt mit einem jugendlichen Fahrzeugf&#252;hrer wie dem Beklagten zu 3) zu bewahren. Dies allein rechtfertigt den Vorwurf eines Mitverschuldens, den der Senat unter Ber&#252;cksichtigung des wesentlich schwereren Verschuldens auf der anderen Seite mit nur einem Viertel bewertet hat.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Zur Schadensh&#246;he:</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Wortlaut, Sinn und Zweck des &#167; 6 Abs. 1 des zwischen der Kl&#228;gerin und dem Beklagten zu 1) geschlossenen Teilungsabkommens vom 1. /13. M&#228;rz 1984 gebieten es, nur den mit der Klage geltend gemachten restlichen Schaden in H&#246;he von 7.271,82 DM um die Mitverschuldensquote von einem Viertel auf den zuerkannten Betrag von 5.453,87 DM zu k&#252;rzen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Wie der Schaden bis zum Gesamtbetrag von 10.000,-- DM zu verteilen war, bestimmte sich nach &#167; 1 des Vertrages. Danach war unter Verzicht auf eine Pr&#252;fung der Haftungsfrage und somit auch des Grades eines etwaigen Mitverschuldens 55 % des Schadens bis 10.000,-- DM zu ersetzen. Das waren hier 5.500,-- DM. Dieser Betrag ist auch vor Klageerhebung gezahlt worden. Die restlichen 4.500,-- DM mu&#223; die Kl&#228;gerin selbst tragen. Nur der die Summe von 10.000,-- DM &#252;bersteigende Teil - hier also der Betrag von 7.271,35 DM sollte unter W&#252;rdigung der Sach- und Rechtslage geregelt werden. Eine solche Regelung ist vorproze&#223;ual nicht getroffen. Der Senat ist somit gehalten, &#252;ber den genannten Betrag unter Ber&#252;cksichtigung der Sach- und Rechtslage, sowie sie sich ihm jetzt darstellt, zu entscheiden. Die 7.271,82 DM sind daher um die festgestellte Mitverschuldensquote in H&#246;he von einem Viertel auf den zuerkannten Betrag zu k&#252;rzen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Eine andere Berechnung unter Einbeziehung des Schadens bis 10.000,-- DM w&#252;rde zu einem von den Parteien auch nach dem Vertrage nicht gewollten unbilligen Ergebnis f&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die zuerkannten Zinsen sind gem&#228;&#223; &#167;&#167; 291, 284 Abs. 1, 281 Abs. 1 und 2 BGB gerechtfertigt. Der &#252;ber den gesetzlichen Zinssatz von 4 % hinausgehenden mit der Anschlu&#223;berufung geltend gemachte Zinsschaden ist f&#252;r die Zeit ab dem 1. Januar 1983 durch die vorgelegte Bescheinigung der Stadtsparkasse Bocholt vom 17. August 1984 (Bl. 143 GA) hinreichend belegt. F&#252;r die Zeit davor fehlt ein solcher Beleg.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 92, 708 Nr. 10, 711, 713 und 546 Abs. 2 ZPO.</p>
315,620
olgham-1985-06-25-5-uf-62085
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 UF 620/85
"1985-06-25T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:23"
"2019-03-27T09:42:39"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1985:0625.5UF620.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Beklagten wird das am 3. Oktober 1985 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Iserlohn wie folgt teilweise abge&#228;ndert:</p> <p></p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin die folgenden monatlichen Unterhaltsbetr&#228;ge zu zahlen</p> <p></p> <p>a)</p> <p>f&#252;r die Zeit von Januar bis Mai 1985 jeweils 465,-- DM;</p> <p></p> <p>b)</p> <p>f&#252;r die Zeit von Juni 1985 bis M&#228;rz 1986 jeweils 513,09 DM und</p> <p></p> <p>c)</p> <p>f&#252;r die Zeit von April 1986 bis Dezember 1988 jeweils 250,-- DM.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Beklagte kann die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 15.000,-- DM abwenden, wenn nicht die Kl&#228;gerin zuvor in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet.</p> <p></p> <p>Beiden Parteien wird gestattet, die Sicherheitsleistung durch eine unbedingte, unbefristete und selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer westdeutschen Gro&#223;bank oder Sparkasse zu erbringen.</p> <p></p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die am 9.9.1930 geborene Kl&#228;gerin und der am 24.3.1933 geborene Beklagte haben am 24.3.1980 geheiratet. Beide Parteien waren zuvor bereits einmal verheiratet. Die erste Ehefrau des Beklagten ist verstorben. Die erste Ehe der Kl&#228;gerin ist geschieden worden. Nachdem sie bereits im Sommer 1982 etwa vier Wochen getrennt gelebt hatten, trennten sich die Parteien am 1.2.1983 endg&#252;ltig. Auf den Antrag des Beklagten vom 1.7.1983, zugestellt am 3.7.1983, ist die Ehe der Parteien durch Urteil des Amtsgerichts Iserlohn vom 29.11.1984 - 13 a F 57/83 -, rechtskr&#228;ftig seit dem 11.1.1985, geschieden worden.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist von Beruf Warmwalzwerker. Er bezieht ein monatliches Nettoeinkommen von 2.509,10 DM. Dieselbe Arbeitsstelle hatte er auch vor und w&#228;hrend der Ehe inne.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin arbeitet - wie bereits vor und w&#228;hrend der Ehe - im Evangelischen Krankenhaus xxx in xxx und erzielt dort ein monatliches Nettoeinkommen von 1.311,90 DM. Bis Mai 1985 erzielte sie zus&#228;tzliche Eink&#252;nfte aus einer Putzt&#228;tigkeit in H&#246;he von etwa 110,-- DM monatlich. Weitere Eink&#252;nfte erzielte sie auch vor der Ehe mit dem Beklagten nicht; insbesondere erhielt sie keine Unterhaltszahlungen von ihrem ersten Ehemann.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Durch privatschriftliche Erkl&#228;rung vom 1.6.1982 verpflichtete sich der Beklagte, an die Kl&#228;gerin monatlich 250,-- DM auf Lebenszeit zu zahlen. Anschlie&#223;end - am 22. Juni 1982 - schlossen die Parteien einen notariell beurkundeten Vertrag (Nr. 48/82 der Urkundenrolle des Notars xxx in xxx, in dem sich der Beklagte verpflichtete, f&#252;r die Dauer des Getrenntlebens der Parteien, beginnend mit dem 1. Juli 1982, monatlich 250,-- DM an die Kl&#228;gerin zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin nimmt den Beklagten auf Zahlung von nachehelichem Unterhalt in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Sie hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an sie folgenden Unterhalt zu zahlen:</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die Monate Januar und Februar 1985 r&#252;ckst&#228;ndigen Unterhalt in H&#246;he von 1.026,18 DM;</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">ab 1.3.1985 eine am Ersten eines jeden Monats im voraus f&#228;llige Unterhaltsrente von 513,09 DM.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt, </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Er hat die Ansicht vertreten, er sei zu Unterhaltszahlungen nicht verpflichtet, denn die Ehe sei daran gescheitert, da&#223; die Kl&#228;gerin ehewidrige Beziehungen zu andern M&#228;nnern aufgenommen habe; ihr Unterhaltsanspruch sei deshalb verwirkt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat den Zeugen xxx zu der Frage, in welcher H&#246;he die Kl&#228;gerin Eink&#252;nfte durch die Aus&#252;bung einer Putzt&#228;tigkeit erzielt hat, vernommen. Es hat sodann durch das angefochtene Urteil den Beklagten verurteilt, an die Kl&#228;gerin folgende Unterhaltsbetr&#228;ge zu zahlen:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die Monate Januar und Februar 1985 r&#252;ckst&#228;ndigen Unterhalt von 930,-- DM;</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die Zeit vom 1.3.1985 bis 31.5.1985 einen monatlichen Unterhaltsbetrag von 465,-- DM;</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">ab 1.6.1985 eine am Ersten eines jeden Monats im voraus f&#228;llige Unterhaltsrente von 513,09 DM.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung hat das Amtsgericht ausgef&#252;hrt, die Klage sei im wesentlichen gem&#228;&#223; &#167; 1569, 1573 Abs. 2 BGB begr&#252;ndet. Der Kl&#228;gerin stehe 3/7 des Differenzbetrages zwischen beiden Eink&#252;nften als Unterhalt zu. Die Kl&#228;gerin habe in der Zeit von Januar bis Mai 1985 unter Ber&#252;cksichtigung der Eink&#252;nfte aus der Putzt&#228;tigkeit von 110,-- DM monatlich ein monatliches Nettoeinkommen von insgesamt 1.421,90 DM erzielt und in der Zeit ab 1.6.1985 - nach Wegfall dieser Nebeneink&#252;nfte - ein solches von 1.311,90 DM. 3/7 des Differenzbetrages (zu 2.509,10 DM) ergebe die ausgeurteilten Betr&#228;ge. Der Unterhaltsanspruch sei nicht gem&#228;&#223; &#167; 1579 Abs. 1 Nr. 1 oder Nr. 4 (jetzt Nr. 6 BGB) ausgeschlossen. Die Ehe sei nicht von kurzer Dauer gewesen, da zwischen Eheschlie&#223;ung und der Zustellung des Scheidungsantrages mehr als drei Jahre l&#228;gen. Das Scheitern der Ehe sei auch nicht darauf zur&#252;ckzuf&#252;hren, da&#223; die Kl&#228;gerin aus der Ehe ausgebrochen sei. Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf Tatbestand und Entscheidungsgr&#252;nde des angefochtenen Urteils (Bl. 54 bis 57 d.A.) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wendet sich der Beklagte mit der Berufung. Er tr&#228;gt unter Wiederholung seines erstinstanzlichen Vorbringens vor, der Unterhaltsanspruch der Kl&#228;gerin sei verwirkt, und zwar in erster Linie gem&#228;&#223; &#167; 1579 Abs. 1 Nr. 1 BGB, da die Ehe von kurzer Dauer gewesen sei. Im &#252;brigen seien auch die Voraussetzungen des &#167; 1579 Abs. 1 Nr. 6 BGB erf&#252;llt; die Kl&#228;gerin habe die intakte Ehe der Parteien dadurch zerst&#246;rt, da&#223; sie Beziehungen zu anderen M&#228;nnern aufgenommen habe.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen sei das Amtsgericht von einem zu geringen Einkommen der Kl&#228;gerin ausgegangen. Sie k&#246;nne n&#228;mlich ein h&#246;heres Einkommen erzielen, wenn sie sich gegen eine Reduzierung der Arbeitszeit von 40 auf 35 Stunden zur Wehr gesetzt h&#228;tte. Demgegen&#252;ber sei bei ihm von einem geringeren Einkommen auszugehen. F&#252;r die Anschaffung eines Pkw am 29.4.1981 habe er einen Kredit in H&#246;he von 8.500,-- DM aufgenommen, den er nach wie vor in Raten von monatlich 503,-- DM bei der xxx in xxx abtrage. Mehr als monatlich 250,-- DM Unterhalt k&#246;nne die Kl&#228;gerin ohnehin nicht verlangen; dies ergebe sich aus den getroffenen Vereinbarungen vom 1. und 22.6.1982.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich sei der Unterhaltsanspruch der Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1578 Abs. 1, Satz 2, 1573 Abs. 5 BGB zeitlich und der H&#246;he nach zu begrenzen. Nachdem er die zun&#228;chst unbeschr&#228;nkt eingelegte Berufung teilweise zur&#252;ckgenommen hat, beantragt der Beklagte, </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil insoweit abzu&#228;ndern, wie er verurteilt worden ist, f&#252;r die Zeit ab einem Jahr nach Rechtskraft des Scheidungsurteils mehr als 250,-- DM und f&#252;r die Zeit ab drei Jahre nach Rechtskraft des Scheidungsurteils &#252;berhaupt Unterhalt zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt das Urteil des Amtsgerichts und f&#252;hrt insbesondere aus, Gr&#252;nde f&#252;r einen Ausschlu&#223; ihres Anspruchs nach &#167; 1579 Abs. 1 Nr. 1 oder 6 BGB seien nicht vorhanden. Auch eine Begrenzung ihres Anspruchs nach &#167; 1578 Abs. 1 Satz 2 oder &#167; 1573 Abs. 5 BGB komme nicht in Betracht, denn sie sei in ihrer Gesundheit beeintr&#228;chtigt und deshalb nur noch eingeschr&#228;nkt erwerbsf&#228;hig, wie sich aus dem Bescheid des Versorgungsamtes xxx vom 21.05.1986 ergebe.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Vorbringens der Parteien wird auf die von ihm gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Beklagten ist zul&#228;ssig und hat in der Sache teilweise Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat an die Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1573 Abs. 2, 1569 BGB sogenannten Aufstockungsunterhalt in dem aus dem Tenor dieses Urteils ersichtlichen Umfang zu leisten.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die vom Beklagten zu zahlenden Betr&#228;ge von monatlich 465,-- DM (f&#252;r die Zeit von Januar bis Mai 1985) und von 513,09 DM (f&#252;r die Zeit ab Juni 1985) zutreffend ermittelt. Auf Seiten der Kl&#228;gerin ist nicht von einem fiktiven h&#246;heren Einkommen auszugehen. Es ist nicht ersichtlich, da&#223; sich die Kl&#228;gerin mit Erfolg gegen eine Reduzierung ihrer Arbeitsstundenzahl von 40 auf 35 und den damit verbundenen Einkommensr&#252;ckgang h&#228;tte wehren k&#246;nnen. Auf Seiten des Beklagten ist vom unterhaltsrechtlich zu ber&#252;cksichtigenden Einkommen nicht der Betrag von 503,-- DM abzuziehen, den er nach seinen Angaben monatlich an die xxx in xxx zur Abtragung eines Kredits zahlt. Bei ordnungsgem&#228;&#223;er Tilgung w&#228;re der Gesamtkredit in H&#246;he von 8.500,-- DM, den der Beklagte im April 1981 aufgenommen hat, l&#228;ngst zur&#252;ckgezahlt.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Unterhaltsanspruch der Kl&#228;gerin ist nicht gem&#228;&#223; &#167; 1579 BGB (teilweise) ausgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat nicht substantiiert vorgetragen, da&#223; der Kl&#228;gerin ein offensichtlich schwerwiegendes, eindeutig bei ihr liegendes Fehlverhalten ihm gegen&#252;ber zur Last f&#228;llt (&#167; 1579 Mr. 6 BGB). Die Aufnahme ehewidriger Beziehungen f&#252;hrt im &#252;brigen noch nicht zur Verwirkung des Unterhaltsanspruchs; lediglich das einseitige mutwillige Ausscheiden aus einer intakten Ehe durch Zuwendung zu einem anderen Partner kann im Einzelfall zur Anwendung der H&#228;rteklausel f&#252;hren (vgl. BGH FamRZ 1983, 564, 571). Hierzu fehlt es an n&#228;heren Darlegungen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der Unterhaltsanspruch der Kl&#228;gerin ist auch nicht gem&#228;&#223; &#167; 1579 Nr. 1 BGB ausgeschlossen; die Inanspruchnahme des Beklagten ist nicht wegen kurzer Ehedauer grob unbillig. Angesichts einer Ehedauer von mehr als 3 1/4 Jahren kann grunds&#228;tzlich nicht mehr von einer Ehe von kurzer Dauer gesprochen werden (Urteil des Senats vom 16.12.1983 - 5 UF 478/82 - FamHZ 84, 903). Darauf, da&#223; die Parteien zeitweise getrennt gelebt haben, kommt es nicht an. Zwar mag im Einzelfall auf Grund besonderer Umst&#228;nde auch eine Ehedauer von mehr als 3 Jahren noch als kurz angesehen werden k&#246;nnen (vgl. OLG K&#246;ln FamRZ 85, 1046). Dann m&#252;ssen indes besondere Umst&#228;nde vorliegen, die die Inanspruchnahme des Unterhaltspflichtigen gleichwohl als grob unbillig erscheinen lassen. Da&#223; die Ehepartner ihre Lebensdispositionen in der Ehe nicht wesentlich aufeinander eingestellt haben und keine wechselseitigen Abh&#228;ngigkeiten eingegangen sind, spricht dagegen (s. hierzu auch unten).</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Unterhalt der Kl&#228;gerin war indes in dem aus dem Tenor dieses Urteils ersichtlichen Umfang zu begrenzen. Die Voraussetzungen der &#167;&#167; 1578 Abs. 1 Satz 2, 1573 Abs. 5 BGB, die nach Inkrafttreten des Unterhalts&#228;nderungsgesetzes vom 22. Februar 1986 (BGBl. I S. 301) eine Beschr&#228;nkung des nachehelichen Unterhaltsanspruchs zulassen, sind erf&#252;llt. Ein zeitlich unbegrenzter und in der H&#246;he unbeschr&#228;nkter Unterhaltsanspruch der Kl&#228;gerin w&#228;re unbillig.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist weder durch eheliche Nachwirkung noch durch ehebedingt erlittene berufliche Nachteile an der Fortf&#252;hrung einer angemessenen Erwerbst&#228;tigkeit gehindert. Ebenso wie der Beklagte war die Kl&#228;gerin vor und w&#228;hrend der Ehe und nach der Ehe berufst&#228;tig; sie arbeitet auch weiterhin. W&#228;hrend des gesamten Zeitraums hat sie weder den Arbeitgeber gewechselt noch hat sich ihre berufliche Position ver&#228;ndert. Da&#223; sie seit Anfang 1984 statt 40 nur noch 35 Stunden in der Woche arbeitet, ist bedingt durch die Verh&#228;ltnisse bei ihrem Arbeitgeber, dem Evangelischen Krankenhaus xxx in xxx; keineswegs hat sie ihre Arbeitst&#228;tigkeit mit R&#252;cksicht auf die Ehe mit dem Beklagten eingeschr&#228;nkt.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben auch im &#252;brigen ihre Lebensdispositionen in der Ehe kaum auf den Partner eingestellt. Mit Ausnahme einer Kreditaufnahme sind keine gemeinsamen Verpflichtungen eingegangen worden; gemeinsame Anschaffungen oder sonstigen Verm&#246;gensdispositionen sind nicht gemacht worden. Kinder sind ohnehin nicht aus der Ehe hervorgegangen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Zwar mag die Kl&#228;gerin einen Unterhaltsanspruch gegen ihren ersten Ehemann dadurch, da&#223; sie den Beklagten geheiratet hat, verloren haben (&#167;&#167; 1586 Abs. 1 BGB, 67 EheG). Auch hierin liegt indes kein ehebedingter Nachteil, denn tats&#228;chlich hat sie auch vor der Eheschlie&#223;ung mit dem Beklagten keine Unterhaltszahlungen von ihrem fr&#252;heren Ehemann erhalten.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Da&#223; ihr Erwerbsf&#228;higkeit laut Bescheid des Versorgungsamts xxx vom 21.05.1986 um 30% gemindert ist, ist ebenfalls nicht ehebedingt; in Anbetracht des vorger&#252;ckten Alters beider Parteien stellen gesundheitliche Beeintr&#228;chtigungen der von der Kl&#228;gerin aufgef&#252;hrten Art, die im wesentlich als altersbedingt anzusehen sind, ohnehin keine Besonderheit dar. Zwar kann im Einzelfall etwa der schlechte Gesundheitszustand des Unterhaltsberechtigten auch ohne kausale Verkn&#252;pfung mit der Ehe im Rahmen der zutreffenden Billigkeitsabw&#228;gung daf&#252;r sprechen, von der Unterhaltsbegrenzung abzusehen (Diederichsen NJW 86, 1283, 1287; Hahne FamRZ 86, 305, 308) und dem Gesichtspunkt der nachwirkenden Mitverantwortung der geschiedenen Ehegatten den Vorrang einzur&#228;umen. Wie ausgef&#252;hrt, sind die gesundheitlichen Beeintr&#228;chtigungen der Kl&#228;gerin jedoch keineswegs gravierend. Insbesondere ist nicht ersichtlich, da&#223; die Gefahr bestehen k&#246;nnte, da&#223; die Kl&#228;gerin etwa in absehbarer Zeit ihre derzeitige T&#228;tigkeit nicht mehr oder nicht mehr in dem derzeitigen Umfang aus&#252;ben k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Als wesentlich tritt schlie&#223;lich hinzu, da&#223; die Ehe der Parteien von relativ kurzer Dauer war; sie hat nur drei Jahre, drei Monate und 2 Wochen vom Tage der Eheschlie&#223;ung bis zum - auch hier ma&#223;geblichen (Hahne FamRZ 86, 305, 306) - Zeitpunkt der Rechtsh&#228;ngigkeit des Scheidungsantrags gedauert; aus dem Wortlaut der Vorschriften (&#167;&#167; 1573 Abs. 5 Satz 1, 1578 Abs. 1 Satz 2 BGB) folgt, da&#223; bei der Billigkeitsabw&#228;gung die Ehedauer von ma&#223;geblicher Bedeutung ist.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Unter diesen Umst&#228;nden w&#228;re es deshalb unangemessen, einen Ehegatten - hier die Kl&#228;gerin -, der in seinem beruflichen Fortkommen durch die Ehe nicht benachteiligt wurde, selbst dann zu beg&#252;nstigen, wenn die Ehe nicht lange gedauert hat. Jedenfalls dann, wenn die Ehe - wie hier - deutlich k&#252;rzer als 10 Jahre gew&#228;hrt hat, ist es gerechtfertigt, den Anspruch auf Unterhalt zu begrenzen, ohne da&#223; es hier im einzelnen einer Bestimmung der Dauer der Ehe, bei der eine Anwendung der genannten Vorschriften in Betracht kommt, bedarf. Jedenfalls dann, wenn eine kurze Ehe im Sinne des &#167; 1579 Abs. 1 Nr. 1 BGB vorgelegen hat oder wenn die Ehedauer - wie hier - nicht wesentlich &#252;ber den von &#167; 1579 Nr. 1 BGB erfa&#223;ten Zeitraum hinausgegangen ist, w&#228;re eine zeitlich unbegrenzte Lebensstandardgarantie in der Regel unbillig.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Der Senat h&#228;lt es f&#252;r gerechtfertigt, in Anwendung beider Vorschriften den Aufstockungsunterhalt zun&#228;chst f&#252;r eine &#220;bergangszeit bis Ende M&#228;rz 1986 unbeschr&#228;nkt zu lassen (also f&#252;r 15 Monate), den Anspruch sodann f&#252;r die Zeit ab 1. April 1986 auf monatlich 250,-- DM zu beschr&#228;nken und schlie&#223;lich auf die Zeit bis Ende 1988 (also f&#252;r die Zeit von etwa vier Jahren nach Scheidung der Ehe) zu begrenzen, so da&#223; die Kl&#228;gerin ab Januar 1989 keinen Unterhaltsanspruch mehr gegen den Beklagten hat.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Eine Begrenzung des Unterhaltsanspruchs schon f&#252;r einen vor dem 1. April 1986 liegenden Zeitraum scheidet im Hinblick auf Artikel 6 Nr. 1 des Unterhalts&#228;nderungsgesetzes aus. Der Senat h&#228;lt es f&#252;r der Billigkeit entsprechend, da&#223; der Beklagte den ungek&#252;rzten Unterhalt bis zu dem Zeitpunkt weiterzahlt, zu dem die Gesetzes&#228;nderung in Kraft getreten ist. W&#228;re n&#228;mlich &#252;ber den Anspruch der Kl&#228;gerin bereits rechtskr&#228;ftig entschieden, k&#246;nnte sich der Beklagte auf Umst&#228;nde, die vor dem Inkrafttreten des Unterhaltsrechts&#228;nderungsgesetzes entstanden sind, nur berufen, wenn die Aufrechterhaltung des Titels f&#252;r ihn unzumutbar w&#228;re, was nicht der Fall ist, er h&#228;tte deshalb den ungek&#252;rzten Unterhalt auf Dauer zu zahlen. Es entspricht deshalb der Billigkeit, da&#223; er den ungek&#252;rzten Unterhalt bis zur Rechts&#228;nderung zahlt, denn ohne diese h&#228;tte seine Berufung insgesamt keinen Erfolg gehabt.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">In Anbetracht der kurzen Ehedauer, die nicht wesentlich &#252;ber die einer kurzen Ehe im Sinne des &#167; 1579 Nr. 1 BGB hinausgeht, h&#228;lt der Senat eine l&#228;ngere "Schonfrist" als den Zeitraum von ca. 15 Monaten (von Januar 1985 bis M&#228;rz 1986), in dem der Unterhalt noch nach den ehelichen Lebensverh&#228;ltnissen geschuldet wird, andererseits nicht f&#252;r vertretbar. Innerhalb dieses Zeitraums hatte die Kl&#228;gerin ausreichend Gelegenheit, sich auf die Herabsetzung des Unterhalts einzustellen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die sich darin anschlie&#223;ende Zeit bis Ende 1988, also f&#252;r die folgenden 2 3/4 Jahre, hat der Senat den Unterhalt der Kl&#228;gerin auf monatlich 250,-- DM gem&#228;&#223; &#167; 1578 Abs. 1 Satz 2 BGB gesenkt. Der Senat h&#228;lt es f&#252;r gerechtfertigt, da&#223; die Kl&#228;gerin w&#228;hrend dieses Zeitraums nur &#252;ber ein monatliches Einkommen (einschlie&#223;lich der genannten 250,-- DM) verf&#252;gt, das in etwa ihren vorehelichen Lebensstandard entspricht; bei der Beantwortung der Frage, wie der angemessene Lebensstandard im Sinne des &#167; 1578 Abs. 1 Satz 2 BGB zu bestimmen ist, wird in erster Linie darauf abzustellen sein, welchen Lebensstandard der Unterhaltsberechtigte kurz vor Eingehung der Ehe hatte (Diederichsen a.a.O. Seite 1288; Hahne a.a.O. Seite 309). Die Beklagte erzielte seinerzeit ein - relativ - h&#246;heres Einkommen als derzeit, da sie noch 40 statt jetzt 35 Stunden w&#246;chentlich arbeitete und nebenher einer Putzt&#228;tigkeit nachging. Der Senat sch&#228;tzt ihr Einkommen gem&#228;&#223; &#167; 287 ZPO - bezogen auf heutige Verh&#228;ltnisse - auf etwa 1.550,-- bis 1.600,-- DM. Dies entspricht einem Mehrbetrag in etwa der H&#246;he der genannten 250,-- DM. Die Zubilligung eines Unterhaltsbeitrages von 250,-- DM erscheint dar&#252;ber hinaus auch deshalb als angemessen, weil die Parteien selbst in zwei Vereinbarungen diesen Betrag als vom Beklagten zu zahlenden Unterhalt bestimmt haben; die Parteien sind folglich selbst davon ausgegangen, da&#223; es der Billigkeit entspricht, wenn der Beklagte diesen Betrag - jedenfalls noch f&#252;r einen gewissen Zeitraum - an die Kl&#228;gerin zahlt.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Der Senat h&#228;lt es schlie&#223;lich f&#252;r geboten, den Unterhaltsanspruch der Kl&#228;gerin auf insgesamt vier Jahre, also bis zum 31.12.1988, zu begrenzen.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Ma&#223;gebend f&#252;r die Bemessung dieses Zeitraums ist in erster Linie die relativ kurze Ehedauer. Dieses Kriterium ist in &#167; 1573 Abs. 5 Satz 1 BGB - wie auch in &#167; 1578 Abs. 1 Satz 2 BGB - besonders hervorgehoben, hat also bei der Bemessung im Vordergrund zu stehen. Zwar findet keine Ankn&#252;pfung an die Ehedauer in der Weise statt, da&#223; die Befristung des Unterhaltszeitraums der Anzahl der Ehejahre zu entsprechen hat; hat die Ehe jedoch - wie hier - nur etwa drei Jahre gedauert, so da&#223; fast noch von einer kurzen Ehe im Sinne des &#167; 1579 Nr. 1 BGB gesprochen werden kann, so erscheint es gerechtfertigt, da&#223; die Zeit, in der Unterhalt zu zahlen ist, jedenfalls nicht wesentlich l&#228;nger andauert, als die Ehe selbst gew&#228;hrt hat. Bei relativ kurzer Ehe f&#228;llt es dem Berechtigten in aller Regel leichter, sich auf die ge&#228;nderte - der vorehelichen gleichenden - Situation einzustellen. Dies gilt im vorliegenden Fall besonders, da die Kl&#228;gerin erwerbst&#228;tig geblieben ist. F&#252;r den Beklagten w&#228;re die zeitlich unbegrenzte Zahlung angesichts seines kaum durchschnittlichen Einkommens eine erhebliche H&#228;rte.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Auf der anderen Seite w&#228;re eine dar&#252;ber hinaus gehende Abk&#252;rzung des Unterhaltszeitraums nicht angezeigt. In Anbetracht des bereits fortgeschrittenen Alters der Kl&#228;gerin sind ihre M&#246;glichkeiten, etwa durch einen Wechsel des Arbeitsplatzes und/oder Wiederaufnahme einer Nebent&#228;tigkeit den Einkommensr&#252;ckgang zu kompensieren, nicht als sonderlich g&#252;nstig einzusch&#228;tzen.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Da&#223; sich der Beklagte in der Erkl&#228;rung vom 01.06.1982 verpflichtet hat, auf Lebenszeit an die Kl&#228;gerin monatlich 250,-- DM zu zahlen, steht der Befristung nicht entgegen. Durch den nachfolgenden notariell beurkundeten Vertrag ist die vorausgegangene Vereinbarung insgesamt aufgehoben worden. Der Notar hat darauf hingewiesen, da&#223; nur eine Regelung bez&#252;glich des Trennungsunterhalts getroffen werden sollte; demensprechend ist der Vertrag abgefa&#223;t worden. Daraus folgt, da&#223; die Parteien hinsichtlich des nachehelichen Unterhalts keine Regelung mehr treffen wollten. Das haben sie doch &#252;bereinstimmend vor dem Senat so erkl&#228;rt. Auf den Vermerk des Berichterstatters wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 92 Abs. 1, 97 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Revision zugelassen, weil die Rechtssache grunds&#228;tzliche Bedeutung hat, &#167; 546 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 i.V.m. &#167; 621 d Abs. 1 ZPO.</p>
315,621
olgd-1985-06-20-i-6-u-1585
{ "id": 820, "name": "Oberlandesgericht Düsseldorf", "slug": "olgd", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
I-6 U 15/85
"1985-06-20T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:24"
"2019-03-27T09:42:39"
Urteil
ECLI:DE:OLGD:1985:0620.I6U15.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 19.12.1984 verk&#252;ndete Urteil der 16. Zivilkammer des Landgerichts D&#252;sseldorf unter Zur&#252;ckweisung des weitergehenden Rechtsmittels teilweise ge&#228;ndert und insgesamt wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 9.084,80 DM nebst 4 % Zin-sen von 1.277,10 DM seit dem 09.05.1984 und von 7.807,70 DM seit dem 30.03.1985 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Es wird festgestellt, da&#223; der Beklagten aus dem zwischen den Parteien geschlossenen Darlehensvertrag A-3000 630/8 vom 3. April 1978 ge-gen&#252;ber dem Kl&#228;ger lediglich R&#252;ckzahlungsanspr&#252;che in H&#246;he von 27.000 DM zugestanden haben.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Von den Kosten des ersten Rechtszuges tragen der Kl&#228;ger 1/18 und die Beklagte 17/18.</p> <p></p> <p>Die Kosten des zweiten Rechtszuges werden dem Kl&#228;ger zu 1/22 und der Beklagten zu 21/22 auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Beklagten wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung gegen Si-cherheitsleistung in H&#246;he von 18.000 DM abzuwenden, falls nicht der Kl&#228;ger vor der Zwangsvollstreckung Sicherheit in derselben H&#246;he leis-tet.</p> <p></p> <p>Die Sicherheiten k&#246;nnen auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaften einer im Bundesgebiet ans&#228;ssigen deutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlich-rechtlichen Sparkasse erbracht werden.</p> <p></p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p> <p></p> <p>Die Beschwer betr&#228;gt f&#252;r den Kl&#228;ger 1.277,10 DM und f&#252;r die Beklagte 27.564,80 DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><span style="text-decoration:underline;">T a t b e s t a n d</span></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger - von Beruf Postbote bei der Bundespost im Beamtenverh&#228;ltnis - schlo&#223; mit der Beklagten am 03.04.1978 einen Darlehensvertrag zu folgenden Konditionen:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"> Nettodarlehenssumme 27.000 DM Vermittlungsgeb&#252;hr 908 DM Restschuldversicherungspr&#228;mie <span style="text-decoration:underline;"> 505 DM </span>Antragssumme 28.413 DM Kreditgeb&#252;hr 0,70 % pro Monat f&#252;r die Lauf- zeit von 120 Monaten 23.867 DM 2 % Bearbeitungsgeb&#252;hr 570 DM Antragsgeb&#252;hr <span style="text-decoration:underline;"> 12 DM </span>Gesamtschuld 52.862 DM.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der effektive Jahreszins wurde mit 18,28 % p. a. angegeben.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Auf das in 120 Monatsraten r&#252;ckzahlbare Darlehen zahlte der Kl&#228;ger bis einschlie&#223;lich Dezember 1984 34.382 DM.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Auf die gleichzeitig abgeschlossene Restschuldversicherung bei der C. Lebensversicherung mit einer Laufzeit von 10 Jahren und einer j&#228;hrlichen Pr&#228;mie von 425,70 DM leistete der Beklagte bisher Pr&#228;mienzahlungen von insgesamt 2.554,20 DM.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Rechte aus dieser Risikolebensversicherung sowie den pf&#228;ndbaren Teil seiner Dienstbez&#252;ge trat der Kl&#228;ger an die Beklagte ab.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Wegen der Darlehensbedingungen im &#252;brigen wird auf den Darlehensvertrag und die Zusatzerkl&#228;rung f&#252;r Beamtenkredite vom 03.04.1978 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat geltend gemacht:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Darlehensvertrag sei wegen eines &#252;berh&#246;hten Vertragszinses in Verbindung mit unangemessen belastenden Vertragsbedingungen sittenwidrig. Deshalb schulde er nur die Nettokreditsumme zuz&#252;glich 4 % Zinsen f&#252;r die Zeit vom 01.05.1978 bis 30.04.1984.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat entsprechende Feststellung begehrt (Antrag zu 1).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem habe er Anspruch darauf, da&#223; die Beklagte die an sie abgetretene Risikolebensversicherung k&#252;ndige und ihm zudem die H&#228;lfte der geleisteten Lebensversicherungspr&#228;mien zur&#252;ckerstatte.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat deshalb ferner begehrt, die Beklagte zur K&#252;ndigung des Lebensversicherungsvertrages (Antrag zu 2) sowie zur Zahlung von 1.277,10 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 09.05.1984 (Antrag zu 3) zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat um Klageabweisung gebeten.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Sie hat die Auffassung vertreten, eine Vergleichsrechnung nach der Annuit&#228;ten-Methode ergebe kein auff&#228;lliges Mi&#223;verh&#228;ltnis zwischen Leistung und Gegenleistung. Au&#223;erdem k&#246;nne der von der Deutschen Bundesbank mitgeteilte Schwerpunktzins nicht als Vergleichsma&#223;stab herangezogen werden, weil sie mit dem streitigen Beamtendarlehen einen Sondermarkt bediene. Auch ihre Darlehensbedingungen seien nicht unangemessen belastend.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil vom 19.12.1984 hat das Landgericht dem Feststellungsantrag des Kl&#228;gers stattgegeben und die Klage im &#252;brigen abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Hiergegen wenden sich beide Parteien mit ihren form- und fristgem&#228;&#223; eingelegten sowie rechtzeitig begr&#252;ndeten Berufungen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger erweitert seine Klage, indem er Zahlung weiterer 7.382 DM nebst 4 % Zinsen seit Zustellung der Berufungsbegr&#252;ndung sowie eine Ab&#228;nderung des Feststellungsausspruchs dahingehend begehrt, da&#223; der Beklagten &#252;ber den Nettokreditbetrag hinaus keine 4 % Zinsen seit dem 01.05.1978 zustehen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Seinen urspr&#252;nglichen Antrag zu 2 auf K&#252;ndigung der an die Beklagten abgetretenen Lebensversicherung verfolgt der Kl&#228;ger uneingeschr&#228;nkt weiter.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Seinen urspr&#252;nglichen Antrag zu 3 auf Erstattung der H&#228;lfte der von ihm geleisteten Versicherungspr&#228;mien erweitert der Kl&#228;ger um einen Betrag von 425,70 DM und verlangt nunmehr Zahlung von 1.702,80 DM.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger macht geltend: Die Beklagte habe wegen der Nichtigkeit des Darlehensvertrages nur Anspruch auf R&#252;ckzahlung der Nettokreditsumme von 27.000 DM ohne Zinsen. Da er bis einschlie&#223;lich Dezember 1984 insgesamt 34.382 DM an die Beklagte gezahlt habe, k&#246;nne er 7.382 DM zur&#252;ckfordern.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte habe ein berechtigtes Interesse an der Restschuldversicherung nur bis zur R&#252;ckzahlung des Nettokreditbetrages von 27.000 DM. Dieser Betrag sei im Sommer 1983 zur&#252;ckgezahlt gewesen. Danach habe die Beklagte die Versicherung k&#252;ndigen m&#252;ssen, so da&#223; die Pr&#228;mienzahlungen mit Ablauf der Versicherungsperiode zum 31.03.1984 beendet gewesen seien. Der R&#252;ckforderungsanspruch errechne sich demnach aus der H&#228;lfte der Beitr&#228;ge f&#252;r die Zeit von April 1978 bis M&#228;rz 1984 in H&#246;he von 1.277,10 DM (2.554,20 DM : 2) zuz&#252;glich der f&#252;r das Versicherungsjahr 1984/1985 entrichteten Pr&#228;mie von 425,70 DM.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px"> unter teilweiser Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px"> <span style="text-decoration:underline;">1. </span>die Beklagte zu verurteilen, an ihn 7.382 DM nebst 4 % Zinsen seit Zustellung der Berufungsbegr&#252;ndung zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px"><span style="text-decoration:underline;">2. </span>den Feststellungsausspruch des landgerichtlichen Urteils dahingehend zu fassen, da&#223; der Zusatz: "...nebst 4 % Zinsen seit dem 1. Mai 1978 ...", entf&#228;llt;</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px"><span style="text-decoration:underline;">3.</span></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagte zu verurteilen, den an sie abgetretenen Versicherungsvertrag zwischen dem Kl&#228;ger und der C. Lebensversicherungs-AG, ....,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Vers.Nr...... mit sofortiger Wirkung zu k&#252;ndigen;</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px"><span style="text-decoration:underline;">4.</span></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagte ferner zu verurteilen, an ihn 1.702,80 DM nebst 4 % Zinsen von 1.277,10 DM seit dem 9. Mai 1984 und von 425,70 DM seit Zustellung der Berufungsbegr&#252;ndung zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"> das Urteil des Landgerichts D&#252;sseldorf vom 19.02.1984 abzu&#228;ndern und die Klage insgesamt abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks"> Die Beklagte wiederholt und erg&#228;nzt ihr erstinstanzliches Vorbringen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Beide Parteien beantragen zudem wechselseitig, die Berufung der Gegenseite zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Vorbringens der Parteien wird auf den vorgetragenen Inhalt der in beiden Rechtsz&#252;gen gewechselten Schrifts&#228;tze nebst den &#252;berreichten Unterlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"> <b>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</b></span></p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"> </span>Die Berufungen beider Parteien sind zul&#228;ssig. Jedoch hat nur das Rechtsmittel des Kl&#228;gers &#252;berwiegend Erfolg. Sein Rechtsmittel ist nur insoweit unbegr&#252;ndet, als er die Verurteilung der Beklagten begehrt, den Lebensversicherungsvertrag bei der C. Lebensversicherung zu k&#252;ndigen. Insoweit hat das Landgericht die Klage zu Recht abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;">1. </span>Die Zul&#228;ssigkeit des Feststellungsantrages hat das Landgericht zutreffend bejaht (&#167; 256 ZPO). Die in zweiter Instanz gem&#228;&#223; dem Antrag zu 2 begehrte Feststellung ist in dem erweiterten Umfang, n&#228;mlich ohne 4 % Zinsen von 27.000 DM seit dem 01.05.1978, weiterhin als Zwischenfeststellungsantrag zul&#228;ssig. Denn der Kl&#228;ger hat ein berechtigtes Interesse an der Feststellung, da&#223; der Beklagten &#252;ber den Nettokreditbetrag von 27.000 DM hinaus keine weitere Forderung zusteht. Die Beklagte ber&#252;hmt sich einer Gesamtforderung aus Darlehen von 52.862 DM, worauf der Kl&#228;ger bereits 34.382 DM gezahlt hat. Auch wenn mit dem Zahlungsantrag zu 1) incidenter entschieden wird, da&#223; der Beklagten die restlichen 18.480 DM nicht zustehen, erw&#228;chst dies nicht in Rechtskraft, wenn der Kl&#228;ger nur den Zahlungsantrag zu 1) zur Entscheidung stellt.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der Antrag des Kl&#228;gers auf R&#252;ckzahlung von 7.382 DM, die er &#252;ber die Nettokreditsumme von 27.000 DM hinaus an die Beklagte gezahlt hat, ist begr&#252;ndet. Desgleichen ist der Feststellungsantrag begr&#252;ndet, da&#223; die Beklagte nur Anspruch auf R&#252;ckzahlung der Darlehensvaluta ohne Zinsen hat, ihr also &#252;ber den gezahlten Betrag von 34.382 DM hinaus keine weiteren 18.480 DM zustehen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Der R&#252;ckzahlungsanspruch beruht auf ungerechtfertigter Bereicherung gem&#228;&#223; &#167; 812 Abs. 1 Satz 1 BGB. Die Beklagte hat die Zahlungen, welche &#252;ber den Nettokreditbetrag von 27.000 DM hinausgehen, ohne rechtlichen Grund erhalten, weil der zwischen den Parteien abgeschlossene Darlehensvertrag gem&#228;&#223; &#167; 138 Abs. 1 BGB wegen Versto&#223;es gegen die guten Sitten nichtig ist.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Sittenwidrigkeit und Nichtigkeit des Darlehnsvertrages unter Ber&#252;cksichtigung der h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes zutreffend bejaht. Nach inzwischen st&#228;ndiger Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes, welcher der Senat folgt, ist ein Darlehensvertrag wegen Versto&#223;es gegen die guten Sitten nichtig, wenn zwischen den Leistungen des Darlehensgebers und den durch einseitige Vertragsgestaltung festgelegten Gegenleistungen des Darlehensnehmers ein auff&#228;lliges Mi&#223;verh&#228;ltnis besteht und der Darlehensgeber die wirtschaftlich schw&#228;chere Lage des Darlehensnehmers und dessen daraus folgende Unterlegenheit bei der Festlegung der Darlehensbedingungen bewu&#223;t zu seinem Vorteil ausnutzt.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Dem steht es gleich, wenn sich der Darlehensgeber als objektiv sittenwidrig Handelnder zumindest leichtfertig der Einsicht verschlie&#223;t, da&#223; sich der Darlehensnehmer nur aufgrund seiner wirtschaftlich schw&#228;cheren Lage auf die ihn beschwerenden Darlehensbedingungen einl&#228;&#223;t. Ob diese Voraussetzungen der Sittenwidrigkeit vorliegen, ist anhand des Inhaltes und des Zweckes des Darlehensgesch&#228;ftes und der gesamten sonstigen Umst&#228;nde zusammenfassend zu w&#252;rdigen. F&#252;r diese Gesamtw&#252;rdigung sind die vertraglich festgelegten Leistungen und Gegenleistungen sowie die sonstigen vertraglichen Regelungen, auch die der allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen des Darlehensgebers, heranzuziehen. Besonderes Gewicht kommt dabei dem Verh&#228;ltnis zwischen der Belastung des Kreditnehmers und der Gegenleistung des Kreditgebers, die in der &#220;bertragung der Kapitalnutzungsm&#246;glichkeit auf Zeit liegt, zu (vgl. BGH WM 81, 353; 82, 919; 82, 929; 82, 1021; 82, 1023; 83, 115; und 83, 951). Ergibt sich danach ein objektiv auff&#228;lliges Mi&#223;verh&#228;ltnis zwischen Leistung und Gegenleistung, werden die subjektiven Voraussetzungen der Sittenwidrigkeit auf Seiten des Darlehensgebers vermutet mit der Folge, da&#223; dieser sich insoweit entlasten mu&#223; (BGH WM 84, 1046, 1048).</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Bei der in erster Linie vorzunehmenden Pr&#252;fung, ob zwischen Leistung und Gegenleistung ein auff&#228;lliges Mi&#223;verh&#228;ltnis besteht, ist die effektive Gesamtbelastung des Darlehensnehmers unter Zugrundelegung des Vertragszinses mit der effektiven Gesamtbelastung unter Zugrundelegung des markt&#252;blichen Zinses zu vergleichen. Hierbei kann der in den Monatsberichten der Deutschen Bundesbank ausgewiesene Schwerpunktzins als Vergleichsma&#223;stab herangezogen werden. Dies hat der Bundesgerichtshof in nunmehr st&#228;ndiger Rechtsprechung anerkannt. Grunds&#228;tzliche Bedenken gegen die Aussagekraft der von der Deutschen Bundesbank herausgegebenen Zinsstatistik lassen sich weder daraus herleiten, da&#223; diese Statistik sich nur auf Kredite bis zu 5.000 DM mit einer Laufzeit bis zu 24 Monaten beschr&#228;nkt, noch damit begr&#252;nden, da&#223; sie wesentlich durch die Meldungen der Universalbanken und Sparkassen bestimmt wird. Zwar unterscheiden sich diese Institute in ihrer Kosten- und Risikostruktur von den Teilzahlungskreditbanken, zu denen die Kl&#228;gerin geh&#246;rt. Diese Unterschiede begr&#252;nden aber keinen Sondermarkt, sondern sind nur bei der W&#252;rdigung zu ber&#252;cksichtigen, wann im Einzelfall bei einer Teilzahlungsbank ein &#220;berschreiten des Schwerpunktzinses zu einem groben Mi&#223;verh&#228;ltnis zwischen Leistung und Gegenleistung f&#252;hrt (vgl. BGH WM 1982, 1023, 1024).</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">In seinen bisherigen Entscheidungen hat der BGH den von der Deutschen Bundesbank mitgeteilten Schwerpunktzins als Vergleichsma&#223;stab auch bei einem Ratenkredit mit einer Laufzeit von 60 Monaten herangezogen (BGH WM 82, 1021), ferner bei Nettokreditbetr&#228;gen bis &#252;ber 44.000 DM (BGH WM 84, 1046, 1048). Dies zeigt, da&#223; der BGH die Monatsberichte der Deutschen Bundesbank zur Ermittlung des Vergleichswertes auch dann zum Ma&#223;stab nimmt, wenn der Nettokreditbetrag ein Mehrfaches von 5.000 DM betr&#228;gt und die Laufzeit deutlich &#252;ber 24 Monate liegt. Dies ist auch gerechtfertigt; denn es geht um einen allgemeinen Marktvergleich, nicht aber um einen Vergleich von bestimmten Gruppen von Ratenkrediten. Ein Sondermarkt f&#252;r Teilzahlungskreditbanken ist generell nicht anzuerkennen (BGH WM 83, 115), weil anderenfalls die vergleichbaren Belastungen, die Ratenkreditnehmer zu tragen haben, nicht zuverl&#228;ssig festgestellt werden k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Ebensowenig kann aber ein Sondermarkt "Spezialdarlehn mit 10-j&#228;hriger Laufzeit f&#252;r die Festbesoldete im &#246;ffentlichen Dienst" anerkannt werden. Die Beklagte behauptet selbst nicht, sie habe andere Ratenkredite als diese "Spezialdarlehn" zu niedrigen monatlichen Kreditgeb&#252;hren gew&#228;hrt. Hierf&#252;r bestehen auch keine Anhaltspunkte. Deshalb ist davon auszugehen, da&#223; der dem Kl&#228;ger gew&#228;hrte Ratenkredit genauso formularm&#228;&#223;ig behandelt wurde wie andere Ratenkredite. Dies zeigt gerade die Zusatzerkl&#228;rung zum Kreditvertrag (Bl. 63 GA.), die in Nr. 1 den vereinbarten Zinssatz bei dem 120-monatigen Beamtenkredit nur f&#252;r die erste H&#228;lfte der Gesamtlaufzeit, also f&#252;r 5 Jahre garantiert. Danach sollten Erh&#246;hungen des Vertragszinses durch die Beklagte bei &#196;nderungen der Refinanzierungskosten oder des Diskontsatzes m&#246;glich sein. Diese Zusatzvereinbarung regelt als nicht etwas Spezielles f&#252;r den Zinssatz selbst sondern nur f&#252;r dessen Ver&#228;nderbarkeit. Wenn die Beklagte aber f&#252;r den dem Kl&#228;ger gew&#228;hrten Ratenkredit dieselben Kreditgeb&#252;hren verlangte und vereinbarte wie f&#252;r jeden anderen Ratenkredit mit einem erheblich geringeren Nettokreditbetrag und erheblich geringerer Laufzeit, dann mu&#223; sie es sich gefallen lassen, da&#223; auch dieser Kredit mit denjenigen Krediten verglichen wird, die die Grundlage f&#252;r den Schwerpunktzins in den Monatsberichten der Deutschen Bundesbank bilden.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Zudem weist das Landgericht auf Seite 14 des angefochtenen Urteils zutreffend darauf hin, da&#223; der Darlehenszins nur f&#252;r eine Laufzeit von 60 Monaten festgeschrieben worden ist und danach Anpassungen seitens der Beklagten m&#246;glich sein sollten, so da&#223; auch nur ein Zeitabschnitt von 60 Monaten zu-</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">grundezulegen ist, wenn es um die Frage der Vergleichbarkeit des Vertragszinses mit dem Vergleichszins der Deutschen Bundesbank geht. Wie bereits erw&#228;hnt hat der BGH auch bei einem Ratenkredit mit einer Laufzeit von 60 Monaten den von der Deutschen Bundesbank mitgeteilten Schwerpunktzins als Vergleichsma&#223;stab herangezogen. </p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte kann sich auch nicht mit Erfolg darauf berufen, sie habe den Kredit in einer Niedrigzinsphase gew&#228;hrt und deshalb ber&#252;cksichtigen m&#252;ssen, da&#223; das Zinsniveau k&#252;nftig wieder steigen w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Es kommt nicht darauf an, da&#223; und aus welchen Gr&#252;nden die Beklagte die Anfang 1978 herrschende Niedrigzinsphase bei dem vorliegenden Ratenkredit nicht ber&#252;cksichtigen konnte oder wollte. F&#252;r die Beurteilung der Sittenwidrigkeit sind die Wertvorstellungen im Zeitpunkt des Vertragsabschlusses ma&#223;gebend (BGH WM 83, 951). Die Entwicklung der Zinsphasen spiegelt sich in den Monatsberichten der Deutschen Bundesbank wider. Wenn die Kl&#228;gerin sich dieser Marktsituation nicht anpa&#223;te, vereinbarte sie Zinsen (Kreditgeb&#252;hren), die &#252;ber dem markt&#252;blichen Niveau lagen. Ob dieses Niveau dadurch zustande kam, da&#223; die Universalbanken und -sparkassen Ratenkredite zu nicht kostendeckenden Zinsen anboten, kann dahinstehen, weil es in dem hier zu beurteilenden Zusammenhang nur darauf ankommt, wie sich der Ratenkreditmarkt tats&#228;chlich den Ratenkreditsuchenden darstellte. Im &#252;brigen hat die Beklagte auch nicht in nachvollziehbarer Weise dargelegt, wie sie nach einer im April 1978 schon etwa 3 Jahre andauernden Niedrigzinsphase voraussehen konnte, da&#223; diese etwa 1 1/2 Jahre sp&#228;ter enden und etwa 2 Jahre sp&#228;ter in eine Hochzinsphase umschlagen w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte wird auch nicht in ihren Grundrechten verletzt, wenn der Ratenkreditvertrag von April 1978 an Wertvorstellungen gemessen wird, die die Rechtsprechung erst sp&#228;ter f&#252;r diese zur&#252;ckliegende Zeit feststellt (Bundesverfassungsgericht NJW 84, 2345).</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Somit ist nicht zu beanstanden, da&#223; das Landgericht seiner Vergleichsrechnung, ob zwischen der effektiven Belastung aufgrund des vertraglich vereinbarten Zinses (sogenannter Vertragszins) und der effektiven Belastung aufgrund der zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses markt&#252;blichen Zinsen (sogenannter Marktzins) ein auff&#228;lliges Mi&#223;verh&#228;ltnis besteht, den f&#252;r den Monat April 1978 in den Monatsberichten der Deutschen Bundesbank ausgewiesenen Schwerpunktzins von 0,31 % (Streubreite 0,28 - 0,60 %) je Monat zugrundegelegt ist.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Ferner ist nicht zu beanstanden, da&#223; das Landgericht bei seiner Vergleichsrechnung weder die Restschuldversicherungspr&#228;mien noch die Kreditvermittlerkosten ber&#252;cksichtigt hat. Zwar hat der Bundesgerichtshof wiederholt entschieden, da&#223; ein Kredit mit Restschuldversicherung, wie er vorliegend gew&#228;hrt worden ist, mit Krediten ohne Restschuldversicherung, wie sie in den Markberichten der Deutschen Bundesbank erfa&#223;t sind, nur in der Weise verglichen werden kann, da&#223; entweder die anrechenbare Restschuldversicherungspr&#228;mie bei dem zu &#252;berpr&#252;fenden Kredit abgesetzt oder bei dem Marktzins zugeschlagen wird (BGH WM 1981, 353 und WM 1982, 922). In der zuletzt zitierten Entscheidung hat der BGH jedoch ferner ausgesprochen, da&#223; ein Ratenkreditvertrag, bei dem ohne Ber&#252;cksichtigung der Restschuldversicherung ein auff&#228;lliges Mi&#223;verst&#228;ndnis zwischen Leistung und Gegenleistung besteht, im Rahmen des &#167; 138 Abs. 1 BGB nicht milder beurteilt werden kann, wenn sich unter Einschlu&#223; der Restschuldversicherung ein f&#252;r den Kreditgeber g&#252;nstigeres Leistungsverh&#228;ltnis ergibt. Deshalb kann der Vergleich der vereinbarten Belastung des Kl&#228;gers mit der markt&#252;blichen Belastung unter Au&#223;erachtlassung der Restschuldversicherung erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die Kreditvermittlerkosten sind in aller Regel nicht in gleicher Weise wie die Restschuldversicherungskosten zu behandeln. In aller Regel liegt die Einschaltung eines Kreditvermittlers im weitaus &#252;berwiegenden Interesse der darlehensgew&#228;hrenden Bank (BGH WM 1981, 356; Olshausen NJS 1982, 909, 910, 912 zu II und V). Der erkennende Senat hat sich in seinen nicht ver&#246;ffentlichten Entscheidungen 6 U 145/82, 6 U 133/82 und 6 U 13/82 jeweils auf den Standpunkt gestellt, da&#223; die Kosten des Kreditvermittlers bei einem Marktvergleich voll zu Lasten der darlehensgew&#228;hrenden Bank zu ber&#252;cksichtigen sind, wenn nicht ersichtlich ist, da&#223; dessen T&#228;tigkeit ausnahmsweise nicht &#252;berwiegend im Interesse der Bank lag. Im vorliegenden Fall ergibt sich weder aus dem Parteivortrag noch aus den unstreitigen Umst&#228;nden, da&#223; der eingeschaltete Kreditvermittler &#252;berwiegend im Interesse des Kl&#228;gers t&#228;tig geworden ist.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen kann f&#252;r die Kreditvermittlerkosten im Ergebnis nichts anderes gelten als f&#252;r die Kosten einer Restschuldversicherung. Ergibt sich bei der Vergleichsrechnung bereits ohne Ber&#252;cksichtigung der Kreditvermittlerkosten ein auff&#228;lliges Mi&#223;verh&#228;ltnis zwischen Leistung und Gegenleistung, kann der Ratenkreditvertrag im Rahmen des &#167; 138 Abs. 1 BGB nicht milder beurteilt werden, wenn sich unter Einschlu&#223; der Kreditvermittlerkosten sowohl bei dem Vertragszins als auch bei dem Marktzins ein f&#252;r den Kreditgeber g&#252;nstigeres Leistungsverh&#228;ltnis ergibt. </p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Letztlich aber kann dahinstehen, ob die Kosten der Kreditvermittlung au&#223;er Betracht bleiben k&#246;nnen oder ob sie bei der Vergleichsberechnung sowohl zu Lasten der darlehensgew&#228;hrenden Bank als auch zu Lasten des Darlehensnehmers zu ber&#252;cksichtigen sind. Denn auch wenn man auf beiden Seiten die Kreditvermittlerkosten ber&#252;cksichtigt, ergibt sich ein auff&#228;lliges Mi&#223;verh&#228;ltnis zwischen der vertraglich vereinbarten Belastung und der markt&#252;blichen Belastung, wie nachstehend n&#228;her ausgef&#252;hrt werden wird.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Zutreffend hat es das Landgericht dahinstehen lassen, ob die Vergleichsrechnung nach der sogenannten Uniformmethode oder nach der bei l&#228;ngerfristigen Darlehen genaueren sogenannten Annuit&#228;ten-Methode vorzunehmen ist. Da der vorliegend zu beurteilende Ratenkredit mit 120 Monaten Laufzeit l&#228;ngerfristig ist, d&#252;rfte der finanzmathematischen Annuit&#228;ten-Methode wegen ihrer gr&#246;&#223;eren Genauigkeit der Vorzug zu geben sein. Letztlich braucht dies jedoch nicht entschieden zu werden, denn nach beiden Berechnungsformeln ergibt sich ein auff&#228;lliges Mi&#223;verh&#228;ltnis zwischen der vereinbarten Belastung und der markt&#252;blichen Belastung, und zwar auch dann, wenn die Kreditvermittlerkosten zugunsten der Beklagten ber&#252;cksichtigt werden.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Nach der Uniform-Methode berechnet sich die effektive Belastung des Kl&#228;gers aufgrund des Vertragszinses unter Einbeziehung der Kreditvermittlerkosten wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;">2400 x Kreditkosten</span> (Laufzeit + 1) x Nettokreditsumme =</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;">2400 x (23.867 DM + 570 DM + 12 DM + 908 DM)</span> = 18,63 % (120 + 1) x 27.000 DM</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die effektive Belastung des Kl&#228;gers unter Zugrundelegung des Schwerpunktzinssatzes von 0,31 % je Monat errechnet sich wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Nettokredit 27.000 DM 0,31 % je Monat f&#252;r 120 Monate 10.044 DM 2 % Bearbeitungsgeb&#252;hr 570 DM Kreditvermittlerkosten <span style="text-decoration:underline;"> 908 DM</span> 38.522 DM.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Die Gesamtbelastung h&#228;tte dann 11.522 DM betragen. Nach der vorgenannten Formel der Uniform-Methode h&#228;tte sich daraus eine effektive Gesamtbelastung von</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;">2400 x 11.522</span> = 8,46 % (12 + 1) x 27.000 DM</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">ergeben.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Nach der Uniform-Methode &#252;bersteigt somit die vereinbarte Belastung einschlie&#223;lich der Vermittlerkosten die seinerzeit mark&#252;bliche Belastung um 115,6 %.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">L&#228;&#223;t man die Kreditvermittlerkosten au&#223;er Betracht, ergibt sich eine vereinbarte effektive Belastung von 17,96 % gegen&#252;ber einer markt&#252;blichen Belastung von 7,8 %, so da&#223; die markt&#252;bliche Belastung um 130,26 % &#252;berschritten wird.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die Vergleichsrechnung nach der von der Beklagten &#252;berreichten Zinstabelle der Annuit&#228;ten-Methode , errechnet nach dem Gillardon-Ratenkreditprogramm, auf welches sich die Beklagte beruft, ergibt folgendes:</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Vertraglich vereinbarte Belastung: Kreditgeb&#252;hr 0,70 % f&#252;r 120 Monate = 14,51 % Bearbeitungsgeb&#252;hr 2 % bezogen auf 120 Monate = 0,39 % 908 DM Vermittlungskosten entsprechen 3,36 % vom Nettokredit = <span style="text-decoration:underline;">0,77 %</span> Gesamtbelastung 7,98 % Belastung ohne Vermittlungsprovision 7,21 %.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Die prozentuale Belastung f&#252;r eine Kreditgeb&#252;hr von 0,31 % je Monat ergibt sich aus der Interpolierung des in der Zinstabelle f&#252;r 0,30 % je Monat ausgeworfenen Wertes. Entsprechendes gilt f&#252;r die Vermittlungsprovision.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Somit &#252;bersteigt die vereinbarte Belastung ohne Vermittlungsprovision und Restschuldversicherung die markt&#252;bliche Belastung um 7,69 %-Punkte (14,9 % abz&#252;glich 7,21 %), das sind 106,65 %.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Unter Ber&#252;cksichtigung der Vermittlungskosten ergibt sich ein Unterschied von 7,85 % (15,83 % abz&#252;glich 7,98 %), das sind 98,37 %.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Auch der letztgenannte, f&#252;r die Beklagte g&#252;nstigste Wert, liegt nur geringf&#252;gig unter 100 % und bedeutet ein auff&#228;lliges Mi&#223;verh&#228;ltnis zwischen der vereinbarten Belastung und der markt&#252;blichen Belastung. Der BGH hat in seinem Urteil vom 8.7.1982 (WM 1892, 921) bereits Sittenwidrigkeit angenommen, weil der von der Bank verlangte effektive Jahreszins den Marktzins um 91 % &#252;berstieg und die Darlehensbedingungen im &#252;brigen weitere unangemessen belastende Regelungen enthielten.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Auch die Darlehensbedingungen der Beklagten enthalten zahlreiche, teilweise auch gegen das AGB-Gesetz versto&#223;ende, den Kreditnehmer unangemessen belastende Bedingungen. Dies hat das Landgericht auf den Seiten 15 - 18 des angefochtenen Urteils zutreffend im einzelnen ausgef&#252;hrt. Der Senat macht sich diese Ausf&#252;hrungen zu eigen.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat ferner zutreffend ausgef&#252;hrt, da&#223; neben den objektiven Voraussetzungen f&#252;r eine Sittenwidrigkeit des Darlehensvertrages auch die subjektiven Voraussetzungen des &#167; 138 Abs. 1 BGB gegeben sind. Auf diese Ausf&#252;hrungen des Landgerichts, welche sich der Senat ebenfalls zu eigen macht, kann verwiesen werden. Die von der Beklagten in ihrer Berufungsbegr&#252;ndung auf den Seiten 13 - 16 (136 - 139 GA) erhobenen Einwendungen sind nicht begr&#252;ndet und geben dem Senat keine Veranlassung, das subjektive Tatbestandsmerkmal der Sittenwidrigkeit anders als das Landgericht zu beurteilen. </p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Da somit der Darlehensvertrag nichtig ist, schuldete der Kl&#228;ger nur die R&#252;ckzahlung des Darlehenskapitals, jedoch keine Zinsen. Die Bank kann auch nicht &#252;ber &#167; 818 BGB die Verzinsung der mit der Bereicherungsklage r&#252;ckverlangten Darlehensvaluta verlangen. Die sittenwidrige Leistung des Kreditgebers besteht in der Kapital&#252;berlassung auf Zeit zu wucherischen Zinsen. Deshalb mu&#223; er entsprechend &#167; 817 Satz 2 BGB dem Kreditnehmer den Kredit auf die - rechtsunwirksam - vereinbarte Zeit &#252;berlassen. &#167; 817 Satz 2 BGB findet auch im vorliegenden Fall eines wucher&#228;hnlichen Rechtsgesch&#228;ftes nach &#167; 138 Abs. 1 BGB Anwendung. Wie bei einem wucher&#228;hnlichen Tatbestand ist auch im Rahmen des &#167; 817 Satz 2 BGB ein leichtfertiges Handeln einem vors&#228;tzlichen Tun gleichzusetzen. Denn wer vor den Folgen seines Tuns oder vor dessen Bewertung geradezu die Augen verschlie&#223;t, mu&#223; es sich gefallen lassen, wie ein bewu&#223;t Handelnder behandelt zu werden. Die Beklagte hat deshalb wegen &#167; 817 Satz 2 BGB keinen Wertersatzanspruch in H&#246;he der zum Zeitpunkt des Abschlusses des Kreditvertrages markt&#252;blichen Kreditzinsen (BGH WM 1983, 115, 118 = NJW 1983, 1420).</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Deshalb kann der Kl&#228;ger alle Betr&#228;ge, die er &#252;ber den Nettokreditbetrag hinaus auf das nichtige Darlehen an die Beklagte gezahlt hat, von dieser gem&#228;&#223; &#167; 812 Abs. 1 Satz 1 BGB zur&#252;ckverlangen. Da der Kl&#228;ger bis einschlie&#223;lich Dezember 1984 unstreitig insgesamt 34.382 DM an die Beklagte gezahlt hat, betr&#228;gt sein R&#252;ckforderungsanspruch 7.382 DM (34.382 abz&#252;glich 27.000).</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Gegen&#252;ber diesem R&#252;ckzahlungsanspruch kann sich die Beklagte nicht mit Erfolg auf die Einrede der Verj&#228;hrung berufen.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Die vierj&#228;hrige Verj&#228;hrungsfrist des &#167; 197 BGB findet auf Bereicherungsanspr&#252;che, die wegen der Nichtigkeit des Ratenkreditvertrages auf R&#252;ckzahlung zu Unrecht gezahlter Zinsen gerichtet sind, keine Anwendung. Teilweise ist die Anwendung des &#167; 197 BGB auf derartige Bereicherungsanspr&#252;che von der Rechtsprechung der Oberlandesgerichte und im Schrifttum bejaht worden (vgl. Canaris WM 1881, 989). Dieser Meinung vermag sich der erkennende Senat jedoch nicht anzuschlie&#223;en. </p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die sogenannten Ersatz- und Nebenanspr&#252;che, die an die Stelle eines vertraglichen Anspruchs treten oder ihn erg&#228;nzen, gilt nach herrschender Rechtsprechung dieselbe Verj&#228;hrungsfrist wie f&#252;r den vertraglichen Anspruch (BGHZ 48, 125, 127; 50, 25, 29; 70, 389, 3989; 72, 229, 233, 234; 73, 266, 269; 89, 82, 97; BGH NJW 1984, 793, 794). Bei dem Anspruch auf Herausgabe der geleisteten Kreditgeb&#252;hren fehlt es an diesem entscheidenden Kriterium. Der Kl&#228;ger h&#228;tte bei G&#252;ltigkeit des Kreditvertrages einen vertraglichen Kapital&#252;berlassungsanspruch gehabt. Sein Bereicherungsanspruch ist nicht an dessen Stelle getreten, sondern durch seine - rechtsgrundlos erbrachten - Leistungen, n&#228;mlich die Zinszahlungen, entstanden, die eine Verg&#252;tung darstellen, selbst aber nicht wieder verg&#252;tet werden sollten. Bei der Abwicklung des nichtigen Ratenkreditvertrages geht es um die R&#252;ckgew&#228;hr beiderseits erbrachter Leistungen. Die Beklagte erh&#228;lt das ausgezahlte Kapital zur&#252;ck (wenn auch grunds&#228;tzlich nur in Raten), um das der Kl&#228;ger bereichert ist, der Kl&#228;ger erh&#228;lt die gezahlten Zinsen, um die die Beklagte bereichert ist. Der Bereicherungsanspruch der Beklagten unterliegt der regelm&#228;&#223;igen Verj&#228;hrung des &#167; 195 BGB. Nichts anderes kann f&#252;r den Bereicherungsanspruch des Kl&#228;gers gelten.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Der BGH hat es in seinem Urteil vom 30. Juni 1983 (WM 1983, 951, 953) ausdr&#252;cklich offen gelassen, "ob einem berechtigten Bed&#252;rfnis nach Rechtsfrieden nicht durch eine kurze Verj&#228;hrung Rechnung getragen werden kann", wie vereinzelt vom Schrifttum gefordert wird (Canaris WM 1981, 978, 989; Soergel/Augustin 11. Aufl. &#167; 197 BGB Rdn. 6; vgl. zum Stand der Meinungen ferner Kote NJW 1984, 2316). Der vom Bundesgerichtshof gew&#228;hlten Formulierung ist nicht eindeutig zu entnehmen, da&#223; er dieser Forderung positiv gegen&#252;bersteht. Die Anwendung der kurzen Verj&#228;hrungsfrist w&#228;re allenfalls zu rechtfertigen unter den Gesichtspunkten der schnellen Kl&#228;rung und der Rechtssicherheit und damit des Rechtsfriedens. Dem ist jedoch entgegenzuhalten, da&#223; den Ratenkreditbanken dann etwas zur&#252;ckgegeben w&#252;rde, was man ihnen durch die Rechtsprechung zum wucher&#228;hnlichen Rechtsgesch&#228;ft und zu den &#167;&#167; 812, 817, 818 BGB versagt. Deshalb ist allein darauf abzustellen, da&#223; der Bereicherungsanspruch des Kreditnehmers nicht an die Stelle des Zinsanspruchs getreten ist. Er ist auch kein Anspruch auf eine wiederkehrende Leistung im weitesten Sinne. Der Schuldner soll durch &#167; 197 BGB vor einem Auflaufen von Anspr&#252;chen gesch&#252;tzt werden, die zun&#228;chst einmal in ihrem sich immer wieder fortsetzenden Entstehen zeitlich nicht beschr&#228;nkt sind. Gerade dieser Gesichtspunkt pa&#223;t auf den Anspruch auf Herausgabe geleisteter Kreditgeber droht kein Auflaufen von Verbindlichkeiten. Es mu&#223; daher bei der 30-j&#228;hrigen Verj&#228;hrungsfrist des &#167; 195 BGB f&#252;r den Bereicherungsanspruch auf R&#252;ckzahlung ohne Rechtsgrund gezahlter Kreditgeb&#252;hren verbleiben. </p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;">2.</span> Entgegen der Auffassung des Landgerichts kann der Kl&#228;ger ferner R&#252;ckzahlung der H&#228;lfte der von ihm bisher geleisteten Restschuldversicherungs-Pr&#228;mien verlangen. Dies sind unstreitig 1.277,10 DM (6 x 425,70 DM = 2.554,20 DM : 2). Auch dieser Anspruch beruht auf &#167; 812 Abs. 1 Satz 1 BGB (BGH WM 1983, 115, 117). Allerdings ist hier nicht - wie in jenem vom BGH entschiedenen Fall - die Bank sondern der Kreditnehmer - der Kl&#228;ger - der Versicherungsnehmer der Risikolebensversicherung. Jedoch ist auch im vorliegenden Fall Ziel der Versicherung, die Erben des Kl&#228;gers bei Eintritt des Versicherungsfalles durch die Zahlung des Versicherers von ihren Leistungsverpflichtungen zu befreien. Zugleich erhielt dadurch die Beklagte, worauf es ihr im Zweifel alleine ankam, eine zus&#228;tzliche Sicherung (BGH WM 1981, 353). Die Risikolebensversicherung bezeiht sich zwar in erster Linie auf die vertraglichen Zahlungsverpflichtungen des Kl&#228;gers aus dem Darlehen. In der Regel entspricht es jedoch dem mutma&#223;lichen Willen der Parteien und des Versicherers, da&#223; die Versicherung bei Nichtigkeit des Darlehensvertrags auch die bereicherungsrechtlichen Anspr&#252;che der Bank gegen den Kreditnehmer umfassen soll. Mangels entgegenstehenden Vortrags der Parteien ist hiervon auch im vorliegenden Falle auszugehen.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Durch den Abschlu&#223; des Versicherungsvertrages und die Zahlung der Pr&#228;mien hat die Beklagte durch Leistung des Kl&#228;gers eine zus&#228;tzliche Sicherung und damit einen Verm&#246;gensvorteil erlangt, dessen Wert die Beklagte nach &#167;&#167; 812 Abs. 1 Satz 1, 818 Abs. 2 BGB ersetzen mu&#223;. Dieser Wert ist f&#252;r die Beklagte nicht mit der vollen Versicherungspr&#228;mie gleichzusetzen, weil auch der Kl&#228;ger als Darlehensnehmer von der Versicherung einen Vorteil hat. Der BGH hat wiederholt anerkannt, da&#223; der Wert einer Restschuldversicherung grunds&#228;tzlich f&#252;r den Darlehensgeber in etwa gleichgewichtig gegen&#252;ber dem Wert ist, den die Restschuldversicherung f&#252;r den Darlehensnehmer hat (BGH WM 1981, 353; 1983, 115, 117). Deshalb ist der Bereicherungsanspruch unter Anwendung des &#167; 287 Abs. 2 ZPO auf die H&#228;lfte der angemessenen Restschuldversicherungspr&#228;mie zu begrenzen.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Solange der Kl&#228;ger das von hm geschuldete Darlehenskapital noch nicht an die Beklagte zur&#252;ckgezahlt hatte, bestand noch ein Sicherungsbed&#252;rfnis und war die Beklagte nur um die H&#228;lfte der bis zu diesem Zeitpunkt geleisteten Versicherungspr&#228;mien ungerechtfertigt bereichert. Unstreitig hatte der Kl&#228;ger bis Sommer 1983 durch seine regelm&#228;&#223;igen Zahlungen an die Beklagte deren Anspruch auf R&#252;ckzahlung des Darlehenskapitals getilgt. F&#252;r die Folgezeit bestand deshalb kein Sicherungsbed&#252;rfnis mehr, weil der Kl&#228;ger der Beklagten nichts mehr schuldete. Dennoch hat die Beklagte auch f&#252;r das Versicherungsjahr 1984/1985 noch einmal die j&#228;hrliche Versicherungspr&#228;mie von 425,70 DM durch Gehaltsabtretung von dem Kl&#228;ger erhalten. Um diesen Betrag ist die Beklagte in voller H&#246;he bereichert, weil sie kein Sicherungsbed&#252;rfnis mehr hatte.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Somit schuldet die Beklagte aus dem Gesichtspunkt der ungerechtfertigten Bereicherung die Erstattung von Pr&#228;mien in H&#246;he von insgesamt 1.702,80 DM (1.277,10 + <span style="text-decoration:underline;">425,70 DM).</span></p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;">3.</span> Der Kl&#228;ger hat gegen&#252;ber der Beklagten keinen Anspruch darauf, da&#223; diese den Lebensversicherungsvertrag k&#252;ndigt. Ein vertraglicher Anspruch scheidet aus, weil der Darlehensvertrag nichtig ist und hiervon gem&#228;&#223; &#167; 139 BGB auch die Abtretungserkl&#228;rungen des Kl&#228;gers erfa&#223;t werden. Da die Abtretung der Rechte aus dem Lebensversicherungsvertrag an die Beklagte nichtig ist, stehen dem Kl&#228;ger s&#228;mtliche Rechte aus dem Versicherungsverh&#228;ltnis selbst zu. Er ist daher selbst in der Lage, den Vertrag zu k&#252;ndigen. Insoweit hat das Landgericht die Klage im Ergebnis zu Recht abgewiesen, so da&#223; der Berufung des Kl&#228;gers in diesem Punkt der Erfolg zu versagen ist.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Die zuerkannten Zinsen sind aus Verzug gem&#228;&#223; &#167;&#167; 284, 288 BGB begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 91, 92 Abs. I, 97 I, 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Revision zugelassen, weil die Frage, ob auf Bereicherungsanspr&#252;che, die auf R&#252;ckzahlung zu Unrecht gezahlter Kreditgeb&#252;hren gerichtet sind, die vierj&#228;hrige Verj&#228;hrungsfrist des &#167; 197 BGB anzuwenden ist, von rechtsgrunds&#228;tzlicher Bedeutung ist.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Der Streitwert der Berufungsinstanz wird wie folgt festgesetzt:</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Antrag zu 1) = 7.382,-- DM Antrag zu 2) = 18.480,-- DM Antrag zu 3) = 1.277,10 DM Antrag zu 4) = 1.702,80 DM</p>
315,622
ovgnrw-1985-06-10-11-a-96084
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
11 A 960/84
"1985-06-10T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:27"
"2019-03-27T09:42:38"
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1985:0610.11A960.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.: Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten desBerufungsverfahrens.</p> <p>Die Kostenentscheidung, ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Tatbestand</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">2</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin geh&#246;rt die ehemals landwirtschaftlich genutzte Hofanlage&#160;&#160;&#160; stra&#223;e im Ortssteil -&#160;&#160;&#160;, der Stadt. Die Anlage besteht aus einem ger&#228;umigen Bauernhaus, einem westlichen massiven Stallanbau mit anschlie&#223;ender massiver Kornscheune und einem freistehenden Nebengeb&#228;ude. Das Bauernhaus ist im vorigen Jahrhundert als Vierst&#228;nderbau mit Kniestock errichtet worden. Es ist mit schwarzen Pfannen eingedeckt. Der Bauk&#246;rper ist mit seiner n&#246;rdlichen Giebelseite zum Hofraum und zur Stra&#223;e hin angeordnet. Beide Giebel sind im Obergescho&#223; vorkragend. Die obersten Giebeldrittel sind zweifach gestaffelt und verbrettert. Das Rahmenwerk des Hauses besteht aus Eichenholz. Die regelm&#228;&#223;igen kleinformatigen Gefache sind mit sichtbarem Backsteinmauerwerk ausgef&#252;llt. Im Bereich des Nordgiebels weisen die Einfassung des Deelentores, die Knaggen, der Gescho&#223;r&#228;hm und die Verbretterung Schnitzwerk - unter anderem die Jahreszahl 1Q63 - und Reste von Bemalung auf. Die Gefache der beiden Traufseiten sind verputzt und wei&#223; gestrichen. Das n&#246;rdliche Drittel der westlichen Traufenwand ist bei der Errichtung des Stallanbaues beseitigt worden. Teile der Holzkonstruktion sind - vor allem im Bereich S&#252;dgiebel schadhaft und stellenweise nicht fachgerecht ausgebessert worden. An einigen Stellen sind nachtr&#228;glich Fenster- und T&#252;r&#246;ffnungen unter Verk&#252;rzung vorhandener Streben und St&#228;nder eingebaut bzw. vergr&#246;&#223;ert worden. Im Innern des Hauses ist das Kammerfach zweigeschossig ausgebildet. Davor ist nachtr&#228;glich ein Flur durch eine massive Querwand vom Deelenbereich abgetrennt worden. Die beiden Seitenschiffe links und rechts der Deele sind ebenfalls nachtr&#228;glich massiv abgemauert worden. Teile des Kammerfachs werden z.Zt. von einem Mieter bewohnt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">3</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ordnete durch Ordnungsverf&#252;gung vom 15. M&#228;rz 1981 im Benehmen mit dem&#160;Amt f&#252;r Denkmalpflege an, da&#223; der Hof&#160;&#160; stra&#223;e 9 von 1863 vorl&#228;ufig als in die Denkmal&#8209;liste eingetragen gelte. In der Begr&#252;ndung der auf &#167;&#167; 2, 4 DSchG NW gest&#252;tzten Ordnungsverf&#252;gung hei&#223;t es u.a.: Diese Anordnung verliert ihre Wirksamkeit sp&#228;testens am 1.1.1985. Den von der Kl&#228;gerin erhobenen Widerspruch wies der Oberkreisdirektor des Kreises&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; mit Bescheid vom 21. Februar 1983 zur&#252;ck. Der Widerspruchsbescheid wurde am. 23. Februar als Einschreiben zur -Post gegeben.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">4</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat am 23. M&#228;rz 1983 bei dem Verwaltungsgericht Klage erhoben. Zur Begr&#252;ndung hat sie im wesentlichen ausgef&#252;hrt: Die Voraussetzungen f&#252;r eine vorl&#228;ufige Unterschutzstellung seien nicht erf&#252;llt. Der in Rede stehende Hof stelle mangels &#246;ffentlichen. Interesses kein Denkmal im Sinne des Denkmalschutzgesetzes dar. Dar&#252;ber hinaus bedeute die Anordnung der vorl&#228;ufigen Unterschutzstellung eine unzul&#228;ssige echte Eigentumsbeschr&#228;nkung, die sich als Teilenteignung darstelle. Das Objekt befinde sich in einem denkbar schlechten baulichen Zustand. Wegen der akuten Einsturzgefahr sei grunds&#228;tzlich ein Abri&#223; beabsichtigt. F&#252;r notwendige Renovierungs- bzw. Erhaltungsma&#223;nahmen fehlten ihr erhebliche finanzielle Mittel. Die Kosten f&#252;r eine grundlegende Renovierung betr&#252;gen nach grober Sch&#228;tzung ca. 100.000 DM. Dem Beklagten sei bei der Auswahl des Geb&#228;udes ein Ermessensfehler unterlaufen, da andere Fachwerkh&#228;user in der Nachbarschaft nicht in die Denkmalliste aufgenommen worden seien.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">5</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">6</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Ordnungsverf&#252;gung des Beklagten vom 15. M&#228;rZ 1981 und den Widerspruchsbescheid des Oberkreisdirektors des Kreises&#160;vom 21. Februar 1983 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">7</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">8</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">9</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Er hat erwidert: Der H&#246;f der Kl&#228;gerin befinde sich in der Dorfmitte des Ortsteils&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und bilde mit den ebenfalls unter Schutz gesteilten umstehenden Geb&#228;uden ein Ensemble, an dessen Erhaltung ein &#246;ffentliches Interesse im Sinne von &#167; Abs. 1 DSchG NW bestehe. Die Denkmalw&#252;rdigkeit sei durch die zust&#228;ndigen Fachbeh&#246;rden ausdr&#252;cklich best&#228;tigt worden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">10</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat die Klage durch Urteil vom 28. Februar 1984 abgewiesen. Auf die Entscheidungsgr&#252;nde wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">11</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Gegen das ihr am 23. M&#228;rz 1984 zugestellte Urteil hat die Kl&#228;gerin am 19. April Berufung eingelegt. Sie macht im wesentlichen geltend: Das streitige Geb&#228;ude sei weder aufgrund besonderer bauk&#252;nstlerischer Leistungen noch aufgrund eines Dokumentar- und Symbolwertes als schutzw&#252;rdig anzuerkennen. Insofern habe sich das angefochtene Urteil mit der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts zum Denkmalbegriff nicht auseinandergesetzt. Das Gericht habe auch nicht ber&#252;cksichtigt, da&#223; die beiden Giebel des Hauses sich in einem schlechten Zustand bef&#228;nden und einsturzgef&#228;hrdet seien. Schlie&#223;lich sei &#252;bersehen worden, da&#223; einschneidende Bauma&#223;nahmen an einer Ver&#228;nderung des Gesamtkomplexes und des Gesamtbildes gef&#252;hrt h&#228;tten. Allein der massive Anbau an der Westseite ver&#228;ndere den Gesamteindruck des Geb&#228;udes derartig, da&#223; es weder stattlich noch als in seinen Proportionen ausgeglichen wirke. Ferner seien an der Westseite des Giebels eine Stallt&#252;r und an der &#246;stlichen Traufenseite eine neuzeitliche H&#228;ust&#252;r eingebaut worden. Entscheidend sei auch, da&#223; die urspr&#252;ngliche Breite der Deele verkleinert worden sei. Das&#160;vorgefundene Schnitzwerk und die Reste von Bemalungen geh&#246;rten nicht zur urspr&#252;nglichen Ausstattung sondern seien erst um 1930 angebracht worden. Das Fachwerk der beiden Giebelseiten sei insgesamt morsch&#160;und m&#252;sse bei einer Restaurierung insgesamt ausgetauscht werden.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">12</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">13</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und nach dem erstinstanzlichen Klageantrag zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">14</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">15</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">16</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Er bezieht sich auf eine Stellungnahme des Amtes f&#252;r Denkmalpflege vom 10. Juli 1984.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">17</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Berichterstatter hat die &#214;rtlichkeit am 17. September 1984 besichtigt. Auf die hier&#252;ber gefertigte Niederschrift wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">18</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts wird auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze und der beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge des Beklagten verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">19</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">20</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat keinen Erfolg. Die Anfechtungsklage ist zul&#228;ssig, aber nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">21</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsschutzinteresse f&#252;r die Anfechtung ist gegeben. Die angefochtene Ordnungsverf&#252;gung hat sich nicht etwa durch Zeitablauf erledigt. Zwar sieht &#167; 4 Abs. 2 Satz 2 DSchG NW vor, da&#223; die vorl&#228;ufige Unterschutzstellung ihre Wirksamkeit verliert, wenn nicht innerhalb von sechs Monaten das Verfahren zur Eintragung in die Denkmalliste eingeleitet wird. Jedoch gilt dies bis zum 1. Januar 1985 mit der Ma&#223;gabe, da&#223; die Frist von sechs Monaten entf&#228;llt(&#167; 4 Abs. 3 DSchG NW). Das bedeutet, da&#223; vorl&#228;ufige Schutzma&#223;nahmen, die vor dem genannten Stichtag getroffen werden, erst mit Ablauf der an diesem Tag beginnenden 6-Monats-Frist unwirksam werden, und zwar nur dann, wenn nicht bis zum Fristablauf (d.h. bis zum Ablauf des 30. Juni 1985) das Eintragungsverfahren eingeleitet worden ist.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">22</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Vgl. Urteil des Senats vom 25. Januar 1985- 11 A 1801/84 -, zur Ver&#246;ffentlichung bestimmt.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">23</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Der Zusatz in der angefochtenen Ordnungsverf&#252;gung selbst, da&#223; die Wirksamkeit der Anordnung sp&#228;testens am 1. Januar 1985 ende, ist nicht etwa als selbst&#228;ndige Fristbestimmung, sondern als sprachlich nicht ganz gegl&#252;ckter Hinweis auf die Gesetzeslage zu verstehen. Das ergibt sich schon daraus, da&#223; der Hinweis in die Begr&#252;ndung, nicht aber in den regelnden Teil der Ordnungsverf&#252;gung aufgenommen worden ist. Im &#252;brigen h&#228;tte der Beklagte keine Veranlassung gehabt,' von sich aus eine k&#252;rzere Geltungsda&#252;er der Unterschutzstellung festzulegen. Die angefochtene Ma&#223;nahme ist daher zur Zeit (noch) wirksaM, so da&#223; das Anfechtungsinteresse der Kl&#228;gerin fortbesteht.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">24</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die somit zul&#228;ssige Klage ist nicht begr&#252;ndet. Die angefochtene Ordnungsverf&#252;gung ist rechtlich nicht zu beanstanden. Gegenstand,der Unterschutzstellung ist das in St&#228;nderbauweise ausgef&#252;hrte ehemalige Bauernhaus. Zwar ist der Wortlaut des regelnden Teils der Ordnungsverf&#252;gung nicht eindeutig. Unter der Bezeichung 'Hof' kann man, den baulichen Mittelpunkt des landwirtschaftlichen Betriebs, also s&#228;mtliche Geb&#228;ude der Hofstellepals Einheit verstehen. Der Begriff schlie&#223;t aber auch nicht aus, da&#223; lediglich das ehemalige Bauernhaus als Zentrum des Hofkomplexes angesprochen sein sollte. Dieser letzteren Auslegung ist der Vorzug zu geben, wenn man die Begr&#252;ndung der angefochtenen Ordnungsverf&#252;gung mit heranzieht. Die Begr&#252;ndung stellt ausschlie&#223;lich auf das Vierst&#228;nderhaus ab, dessen bautechnische Besonderheiten eingehender geschildert werden. Der "moderne Massivanbau, dessen Denkmalwert nicht n&#228;her dargetan wird, wird lediglich am Rande erw&#228;hnt. Die &#252;brigen Teile des Hofkomplexes sind &#252;berhaupt nicht angesprochen worden. Auch der Widerspruchsbescheid befa&#223;t sich ausschlie&#223;lich mit dem Hauptgeb&#228;ude. Das in den Verwaltungsvorg&#228;ngen befindliche Bildmaterial und die Inventarisationsliste des Landeskonservators, die bei der Unterschutzstellung verwertet worden sind, beziehen sich ebenfalls auf das eigentliche Bauernhaus. All dies l&#228;&#223;t den Schlu&#223; zu, da&#223; nur das ehemalige Bauernhaus vorl&#228;ufig als eingetragen gelten sollte. Der Beklagte hat in der Berufungsverhandlung best&#228;tigt, da&#223; dies das Ziel der angefochtenen Ordnungsverf&#252;gung und ist.&#160;Die tatbestandlichen Voraussetzungen f&#252;r eine vorl&#228;ufige Unter- schutzstellung des ehemaligen Bauernhauses gem&#228;&#223; &#167; 4 Abs..1 DSchG sind erf&#252;llt. Nach dieser Vorschrift soll die untere Denkmalbeh&#246;rde - wenn damit zu rechnen ist, da&#223; ein Denkmal in die Denkmalliste eingetragen wird - anordnen, da&#223; das Denkmal vorl&#228;ufig als eingetragen gilt: Nach Zweck und Wortlaut dieser Vorschrift ist mit der Eintragung dann zu rechnen, wenn die Beurteilungsgrundlagen, die die Denkmalbeh&#246;rde in angemessener Zeit und mit angemessenem Verwaltungsaufwand beschaffen kann, den Schlu&#223; zulassen, da&#223; das Objekt die Eigenschaft (u.a.) eines Baudenkmals im Sinne von &#167; 2 DSchG NW besitzt.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">25</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Der Gesetzeswortlaut deutet auf eine Prognoseentscheidung hin, die ein gewisses Ma&#223; an Unsicherheit &#252;ber die objektive Denkmaleigenschaft zul&#228;&#223;t. Das bedeutet, da&#223; eine Denkmaleigenschaft nicht in allen Einzelheiten zuverl&#228;ssig feststehen mu&#223;, wenn die vorl&#228;ufige Sicherstellung ausgesprochen werden soll. Dieser Auslegung entsprechen auch die gesetzliche Konstruktion der Ma&#223;nahme als Fiktion ("... als eingetragen gilt"), ihre Kennzeichnung als "vorl&#228;ufig", sowie die amtliche &#220;berschrift "vorl&#228;ufiger Schutz". Wenn &#167; 4 Abs. 1 DSchG NW das vorl&#228;ufig zu sch&#252;tzende Objekt im Vorgriff -auf dessen endg&#252;ltige Klassifizierung als "Denkmal" bezeichnet,soll damit nicht etwa zwingend vorausgesetzt werden, da&#223; Gewi&#223;heit &#252;ber die Denkmaleigenschaft besteht. Der Begriff "Denkmal" wird hier gesetzestechnisch nicht als Tatbestandsmerkmal verwandt. Tatbestandsvoraussetzung f&#252;r die vorl&#228;ufige Unterschutzstellung ist, da&#223; mit der Eintragung zu rechnen ist. Der Begriff "Denkmal" wird hingegen im Zusammenhang mit der angeordneten Rechtsfolge benutzt. Er bezeichnet insoweit - anstelle einer sachlich angemesseneren neutralen Wendung - lediglich allgemein das zu sch&#252;tzende Objekt.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">26</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Diese Auslegung entspricht dem Schutzzweck des &#167; 4 DSchG NW, der aus der Gesamtsystematik des Denkmalschutzgesetzes abzulesen ist, Steht n&#228;mlich fest, da&#223; eine Sache den Anforderungen gem&#228;&#223; &#167; 2 DSchG NW entspricht, sind zugleich die Voraussetzungen f&#252;r eine (endg&#252;ltige) Eintragung in die Denkmalliste gem&#228;&#223; &#167; 3 Abs. 1 Satz 1 des genannten Gesetzes erf&#252;llt. Insoweit besteht (von den&#160;weniger bedeutsamen-beweglichen Denkm&#228;lern abgesehen) sogar eine Eintragungspflicht. Die Wirkungen der Eintragung sind zeitlich nicht begrenzt. Demgegen&#252;ber steht der Erla&#223; von Anordnungen nach &#167; 4 im Ermessen der Denkmalbeh&#246;rde; die Geltungsdauer der Ma&#223;nahme ist gesetzlich auf h&#246;chstens sechs Monate beschr&#228;nkt. F&#252;r diese unterschiedliche Regelung best&#252;nde keine Rechtfertigung, wenn beide Ma&#223;nahmen im Prinzip an die gleiche Voraussetzung - das gesicherte Vorliegen der Denkmaleigenschaft - gebunden w&#228;ren. In diesem Falle best&#252;nde auch aus der Sicht der Denkmalbeh&#246;rde kein Anla&#223;, der ohnehin unabweisbaren Eintragung eine befristete Ma&#223;nahme nach &#167; 4 DSchG NW "vorzuschalten". Die vorl&#228;ufige Unterschutzstellung erh&#228;lt jedoch dann eine eigenst&#228;ndige Bedeutung, wenn sie als Sicherungsma&#223;nahme zu verstehen ist die getroffen werden kann, bevor die Denkmaleigenschaft des Objekts endg&#252;ltig und in allen Einzelheiten festgestellt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">27</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">In dem letzteren Sinne wollte auch der Gesetzgeber die Regelung des &#167; 4 DSchG NW verstanden wissen. Nach der Begr&#252;nd&#252;ng des Regierungsentwurfs soll die Vorschrift der unteren Denkmalbeh&#246;rde ein rasches Eingreifen erm&#246;glichen. Insbesondere f&#252;r den Zeitraum zwischen dem Inkrafttreten des Gesetzes bis zur Aufstellung der Denkmallisten sollte eine einfach zu handhabende &#220;bergangsl&#246;sung zur Verf&#252;gung stehen. Vgl. LT. NW. Drucks. 8/5625 S. 46.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">28</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Dieses Ziel w&#252;rde verfehlt, wenn die Denkmalbeh&#246;rde gehalten w&#228;re, sich bereits im Verfahren zur vorl&#228;ufigen Unterschutzstellung Gewi&#223;heit &#252;ber die Denkmaleigenschaft einer Sache zu ver7 schaffen. Die n&#246;tige Sachaufkl&#228;rung w&#252;rde dann h&#228;ufig so viel Zeit und Wartungskraft in Anspruch nemen, da&#223; die anschlie&#223;ende Ma&#223;nahme nach &#167; 4 DSchG NW m&#246;glicherweise zu sp&#228;t angeordnet w&#252;rde. All dies spricht daf&#252;r, der Denkmalbeh&#246;rde auch bei einem geringeren Erkenntnisstand dle M&#246;glichkeit zum Erla&#223; von vorl&#228;ufigen Schutzma&#223;nahmen einzur&#228;umen.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">29</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Diese M&#246;glichkeiten sind allerdings durch den Tatbestand des&#167; 4 DSchG NW beschr&#228;nkt. Die Denkmalbeh&#246;rde ist nicht etwa berechtigt, die ihr geeignet erscheinenden Objekte gewisserma&#223;en "auf Verdacht" unter vorl&#228;ufigen Schutz zu stellen. Gegen einenderart weiten Handlungsspielraum der Beh&#246;rde best&#252;nden im &#252;brigen auch verfassungsm&#228;&#223;ige Bedenken. Die zu treffende Prognoseentscheidung erfordert vor allem, da&#223; die Beh&#246;rde sich zun&#228;chst die notwendigen Beurteilungsgrundlagen beschafft. Der dabei zu treffende Verwaltungsaufwand hat sich insbesondere an der Eilbed&#252;rftigkeit des jeweiligen Falles&#8226; und an der Verwaltungskraft der Beh&#246;rde zu orientieren. Erst wenn das hiernach gewonnene Tatsachenmaterial den Schlu&#223; zul&#228;&#223;t, da&#223; das Objekt die Eigenschaft eines Denkmals besitzt, ist im Sinne des &#167; 4 Abs. 1 DSchG NW mit der Eintragung "zu rechnen".</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">30</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Das ist hier der Fall. Aufgrund des Eindrucks in der &#214;rtlichkeit, den das streitbefangene Hofgeb&#228;ude vermittelt, sowie der verschiedenen fachlichen &#196;u&#223;erungen des Westf&#228;lischen Amtes f&#252;r Denkmalpflege ist der Schlu&#223; gerechtfertigt, da&#223; das Geb&#228;ude ein (Bau-)Denkmal darstellt. &#167; 2 Abs. 1 Satz 1 DSchG NW definiert als "Denkm&#228;ler" (u.a.) Sachen, an deren Erhaltung und Nutzung ein &#246;ffentliches Interesse besteht. Ein solches &#246;ffentliches Interesse ist gegeben, wenn die Sachen bedeutend (u.a.) f&#252;r St&#228;dte und Siedlungen sind und wenn f&#252;r die Erhaltung und Nutzung k&#252;nstlerische, wissenschaftliche, volkskundliche oder st&#228;dtebauliche Gr&#252;nde vorliegen (Abs. 1 Satz 2 der genannten Vorschrift). Gem&#228;&#223; &#167; 2 Abs. 2 Satz 1 DSchG NW sind "Baudenkm&#228;ler" Denkm&#228;ler, die aus baulichen Anlagen oder Teilen baulicher Anlagen bestehen.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">31</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Das streitige Bauernhaus ist als Baudenkmal in diesem Sinne einzustufen. Es ist bedeutend f&#252;r die Siedlungst&#228;tigkeit im Raum Porta<sup>.</sup>Westfalica. Das Geb&#228;ude pr&#228;gt aufgrund seiner stattlichen Gr&#246;&#223;e und seiner exponierten Lage an der Zufahrtsstra&#223;e zum Gut Rothenhoff den Gesamtcharakter des l&#228;ndlichen Ortsteil "&#160;&#160;und seiner Umgebung. Auch aufgrund seiner f&#252;r die vergangenen Jahrhunderte typischen St&#228;nderbauweise hebt es sich von der sonstigen Bebauung des Ortsteils ab. Desweiteren ist das Geb&#228;ude bedeutend f&#252;r die Entwicklung der landwirtschaftlichen Arbeits- und Produktionsverh&#228;ltnisse. Es repr&#228;sentiert den Typ des niederdeutschen Hallenhauses, das in fr&#252;heren Zeiten Wohnen, Arbeiten und Viehhaltung "unter einem Dach" erm&#246;glichte. Aufgrund seines Zuschnitts und seiner aufwendigen Ausf&#252;hrung stellt es sich als Sitz eines gr&#246;&#223;eren landwirtschaftlichen Betriebes dar. Die Ausstattung mit einem zweigeschossigen Kammerfach hat - nach den &#252;berzeugenden fachlichen Ausf&#252;hrungen des&#160;Amtes f&#252;r Denkmalpflege besonderen Bezug zum Raum&#160;und der damaligen Errichtungszeit.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">32</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Das Netzwerk der kleinformatigen Gefache in den Giebelseiten ist kennzeichnend f&#252;r die Sp&#228;tform des Baustils. Unter diesen, Umst&#228;nden sprechen f&#252;r eine Erhaltung (und Nutzung) des Bauk&#246;rpers st&#228;dtebauliche Gr&#252;nde. Der dargelegte Zeugniswert ginge bei einer v&#246;lligen oder teilweisen Beseitigung der Bausubstanz unwiederbringlich verloren.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">33</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">H&#246;here Anforderungen sind hinsichtlich der Kriterien des &#167; 2 Abs. 2 DSchG NW nicht zu stellen. Insbesondere ist nicht zu verlangen, da&#223; das Geb&#228;ude sich in st&#228;dtebaulicher oder volkskundlicher Hinsicht als einzigartig oder herausragend erweist. Vgl. das bereits zitierte Urteil des Senats vom 25. Januar 1985 - 11 A 1801/84 -.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">34</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Ferner ist nicht erforderlich,; da&#223; die handwerkliche Ausf&#252;hrung insgeberat oder im Detail das &#228;sthetische Empfinden im besonderen Ma&#223;e anspricht. K&#252;nstlerische Besonderheiten k&#246;nnen die Denkmaleigenschaft einer Sache gem&#228;&#223; &#167; 2 Abs. 1 Satz 2 DSchG NW selbst&#228;ndig begr&#252;nden, m&#252;ssen aber nicht notwendigerweise zu den st&#228;dtebaulichen oder sonstigen Kriterien hinzutreten.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">35</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Vgl. Urteil des Senatsvom 19. Oktober 1984 - 11 A 1350/83 -.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">36</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Der Tatbestand des &#167; 2 DSchG NW folgt n&#228;mlich nicht dem klassischen" Denkmalbegriff; sondern ist umfassender. Die von der Kl&#228;gerin zitierte Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts Urteil vom 24. Juni 1960 - VII C 205.59 Amtliche Sammlung Bd. 11 S. 32 -bezieht sich auf die von Wortlaut und Zielsetzung her wesentlich anders lautende Regelung des &#167; 26 a Nr. 2 GrStG.1951. Sie kann daher f&#252;r den vorliegenden Fall nicht herangezogen werden. Dies gilt erst recht f&#252;r die weitere von der Kl&#228;gerin angesprochene Entscheidung - Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 1. Dezember 1972 - IV C: 6.71 -, Amtliche Sammlung Bd. 41 S. 227 -,die eine g&#228;nzlich andere Problematik betrifft.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">37</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen des &#167; 2 Abs. 2 DSchG NW sind auch unter Ber&#252;cksichtigung der sp&#228;ter vorgenommenen Eingriffe in die Bausubstanz und die &#228;u&#223;ere Gestaltung sowie des allgemeinen Erhaltungszustandes des Bauernhauses erf&#252;llt. Es mag richtig sein, da&#223; ein Teil der Verzierung und Bemalung des Vordergiebels erst in den 30er Jahren angebracht worden ist. Die hierdurch bewirkte Stilmischung l&#228;&#223;t die Denkmaleigenschaft jedoch nicht notwendigerweise entfallen. Die hierf&#252;r relevanten Begriffe "bedeutend" und "st&#228;dtebauliche Gr&#252;nde" sind verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig umfassend. Sie beziehen sich nicht nur auf Objekte, die in ihrer Bausubstanz und &#228;u&#223;eren Gestalt im Urzustand bestehen geblieben sind. Sp&#228;tere Zus&#228;tze und &#196;nde22. rungen, die dem jeweiligen Zeitgeschmack entsprechen, werden gerade bei &#228;lteren Geb&#228;uden h&#228;ufig auftreten. Sie pr&#228;gen dann in aller Regel das Erscheinungsbild des Denkmals mit. So ist es auch im vorliegenden Fall. Die in den 30er Jahren hinzugef&#252;gten "Versch&#246;nerungen" sind Ausdruck einer gerade damals vorherrschenden konservativen Zeitstr&#246;mung, wie dem Senat aus einem fr&#252;heren denkmalrechtlichen Verfahren bekannt ist. Sie pr&#228;gen daher als Ausdruck des wechselnden Formempfindens den st&#228;dtebaulichen Wert des ehemaligen Bauernhauses mit.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">38</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Durch die Ver&#228;nderungen im Innern und den Anbau des massiven Stalles ist das typische Erscheinungsbild des Hauses sicherlich beeintr&#228;chtigt worden. Mit der Beseitigung der St&#228;nder im Bereich der Deele und der westlichen Traufenwand sind Teile der Struktur- und Gestaltungsmerkmale weggefallen. Andererseits beschr&#228;nken sich diese Ver&#228;nderungen auf abgrenzbare Teile des Hauses. Sie sind nicht so bestimmend, da&#223; sie den oben dargestellten st&#228;dtebaulichen und volkskundlichen Wert des Hauses aufgehoben h&#228;tten. Die sonstigen Eingriffe, wie etwa die Vergr&#246;&#223;erung von Fenstern und der Einbau von T&#252;ren sind insgesamt unbedeutend und k&#246;nnen ohne allzu gro&#223;en. baulichen Aufwand wieder r&#252;ckg&#228;ngig gemacht werden.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">39</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich entf&#228;llt der Denkmalwert nicht aufgrund der sonstien durch nat&#252;rlichen Verfall und durch Abnutzung bewirkten Sch&#228;den der Bausubstanz. Die Renovierungsbed&#252;rftigkeit einer Sache schlie&#223;t nicht von vornherein die Denkmaleigenschaft aus. Vielmehr ist im Einzelfall nach dem Umfang der notwendigen Erneuerungsma&#223;nahmen zu differenzieren. Die besondere "Bedeutung" im Sinne des &#167; 2 Abs. 2 DSchG NW entf&#228;llt nur dann, wenn die Sache insgesamt nur noch eine Kode des Originals darstellt. Ein Auswechseln und Erg&#228;nzen von einzelnen M&#228;terialteilen, das den Gesamteindruck der Sache, unber&#252;hrt l&#228;&#223;t, ist, hingegen f&#252;r die Bewertung der Denkmaleigenschaft unerheblich.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">40</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">So ist es auch im vorliegenden Fall. &#252;berzeugende Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; das streitige Bauernhaus in seinenwesentlichen, die besondere Bedeutung Im Sinne des &#167; 2 Abs. 2 DSchG verk&#246;rpernden Teilen erneuert werden mu&#223;t sind nicht gegeben. Die oben dargelegte besondere Bedeutung des Geb&#228;udes beruht, auf der st&#228;nderbauweise (Fachwerkbauweise),die ein Holzrahmenwerk als tragende Konstruktion verwendet. Diese Bauweise sichert ein hohes Ma&#223; an Standfestigkeit, vor allem weil das verwendete Material Holz elastisch ist, die Verbindung durch Zapfen dauerhaft ist &#252;nd die einzelnen Bauteile sich gegenseitig st&#252;tzen. Dieses konstruktive Gef&#252;ge ist hier dem &#228;u&#223;eren Anschein nach im wesentlichen erhalten geblieben. Wie die Ortsbesichtigung ergeben hat und die vorhandenen Lichtbilder best&#228;tigen, stehen die St&#228;nder der Traufenw&#228;nde und des S&#252;dgiebels im Lot. Das Holz des Rahmenwerks (d.h. die Schwellh&#246;lzer, St&#228;nder und R&#228;hme) weist keine &#228;u&#223;erlich erkennbaren Sch&#228;den auf. Ob eine intensive Unter suchung durch einen Sachverst&#228;ndigen zu einem anderen Ergebnis gelangen w&#252;rde offen bleiben. Die Begutachtung der erhaltungsf&#228;higen Bausubstanz durch einen Fachmann w&#228;re im Rahmen des Verfahrens zur vorl&#228;ufigen Unterschutzstellung, nicht angemessen. Sie mu&#223; vielmehr den Eintragungsverfahren vorbehalten bleiben. Die&#160; z.Zt.pr&#228;senten Urteilungsgrundlagen lassen jedenfalls den Schlu&#223; zu, da&#223; das streitige Bauernhaus objektiv ein Denkmal ist, so da&#223; mit seiner Eintragung zu rechnen ist.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">41</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung des Beklagten, das Denkmal vorl&#228;ufig. unter Schutz zu stellen, ist nicht ermessensfehlerhaft. Insbesondere ist ein Versto&#223; gegen das Gleichbehandlungsgebot nicht gegeben. Der Beklagte hat in erster Instanz ausf&#252;hrlich und, &#252;berzeugend dargelegt, aus welchen Gr&#252;nden er in.den drei von der Kl&#228;gerin angef&#252;hrten Berufungsf&#228;llen von einer Unterschutzstellung abgesehen hat. Dem ist die Kl&#228;gerin nicht mehr, substantiiert entgegengetreten.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">42</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist nach alledem mit der Kostenfolge aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO-zur&#252;ckzuweisen. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;5 167 Abs. 1 VwGO, 708 Nr. 10, 711, , 713 ZFO, die Voraussetzungen f&#252;r die Zulassung der Revision gem&#228;&#223; &#167; 132 Abs. 2 VwG() sind nicht erf&#252;llt, da es hier um die Auslegung von Landesrecht geht.</p>
315,623
olgham-1985-06-10-15-w-13185
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 131/85
"1985-06-10T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:28"
"2019-03-27T09:42:38"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1985:0610.15W131.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; - mit Ausnahme der Wertfestsetzung - sowie die Beschl&#252;sse des Amtsgerichts Hagen vom 21. Dezember 1984 - Richter - und vom 3. Oktober 1984 - Rechtspfleger - werden aufgehoben.</p> <p></p> <p>Die Sache wird zur erneuten Behandlung und Entscheidung an das Amtsgericht Hagen - Rechtspfleger - zur&#252;ckverwiesen, das angewiesen wird, den mit Schriftsatz der Beteiligten zu 1) vom 27. Juni 1984 beantragten Erbschein zu erteilen.</p> <p></p> <p>Eine Erstattung au&#223;ergerichtlicher Kosten findet in den drei Instanzen nicht statt.</p> <p></p> <p>Der Wert des Gegenstandes der weiteren Beschwerde wird auf 1.500.-- DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Gr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der am xxx in xxx verstorbene Erblasser xxx war mit der am 11. Dezember 1979 vorverstorbenen Frau xxx geb. xxx verheiratet. Dieser Ehe entstammt als einziges Kind die Beteiligte zu 2). Ihre Eltern haben weder einzeln noch gemeinsam letztwillig verf&#252;gt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten zu 1) haben gegen den Erblasser das am 1. Juni 1982 verk&#252;ndete R&#228;umungsurteil des Amtsgerichts Hagen (15 C 764/ 81) erstritten. Sie forderten mit Schreiben ihres Verfahrensbevollm&#228;chtigten vom 11. April 1984 von der Beteiligten zu 2) in ihrer Eigenschaft als gesetzlicher Erbin ihres Vaters die Bezahlung der in dem R&#228;umungsrechtsstreit festgesetzten Kosten nebst Zinsen sowie Vollstreckungskosten zum Gesamtbetrage von 1.417,84 DM. In einem Telefongespr&#228;ch, das zwischen dem 12. und 30. April 1984 stattfand, unterrichtete der Verfahrensbevollm&#228;chtigte der Beteiligten zu 1) den Ehemann der Beteiligten zu 2) davon, da&#223; seine Ehefrau mangels rechtzeitiger Ausschlagung der Erbschaft innerhalb der sechsw&#246;chigen Frist Erbin ihres Vaters geworden sei und daher f&#252;r dessen Verbindlichkeiten hafte; auf die M&#246;glichkeit, die Vers&#228;umung der Ausschlagungsfrist anzufechten, wies er dabei nicht hin.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 27. Juni 1984 haben die Beteiligten zu 1) unter Hinweis auf &#167; 792 ZPO und mit Vorlage der Vollstreckungsunterlagen beim Nachla&#223;gericht Hagen die Erteilung eines Erbscheins dahin beantragt, da&#223; der Erblasser von der Beteiligten zu 2) allein beerbt worden sei. Der Rechtspfleger hat die Beteiligte zu 2) am 23. August 1984 pers&#246;nlich angeh&#246;rt und ihre eidesstattliche Versicherung zu Protokoll genommen, wonach sie noch an diesem Tage die Vers&#228;umung der Ausschlagungsfrist anfechten und in diesem Zusammenhang die Erbschaft nachtr&#228;glich ausschlagen werde; ihr seien Ausschlagungs- bzw. Anfechtungsfrist nicht bekannt gewesen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Durch &#246;ffentlich beglaubigte Erkl&#228;rung vom 23. August 1984 hat die Beteiligte zu 2) die in dem Verstreichen der Ausschlagungsfrist eventuell liegende Annahme der Erbschaft angefochten und die Erbschaft nach ihrem Vater ausgeschlagen (Urkundenrolle Nr. xxx des Notars xxx in xxx), da sie sich angesichts der wertlosen Hinterlassenschaft ihres Vaters bisher nicht als Erbin betrachtet und erst jetzt erfahren habe, da&#223; ihr Vater noch Mietschuldner sei. Mit einer weiteren &#246;ffentlich beglaubigten Erkl&#228;rung vom 28. August 1984 (Urkundenrolle Nr. xxx des Notars xxx) hat die Beteiligte zu 2) dargelegt, da&#223; sie einige Monate nach dem Ableben ihres Vaters durch den Verfahrensbevollm&#228;chtigten der Beteiligten zu 1) von den Mietschulden und ihrer Haftung als Erbin erfahren habe; zu dieser Zeit sei die sechsw&#246;chige Ausschlagungsfrist schon l&#228;ngst abgelaufen gewesen; von der M&#246;glichkeit, die Vers&#228;umung der Ausschlagungsfrist anzufechten, habe sie erst der Rechtspfleger unterrichtet. Diese Erkl&#228;rungen der Beteiligten zu 2) sind am 24. und 30. August 1984 beim Nachla&#223;gericht Hagen eingegangen (7 VI 498/84).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten zu 1) haben im Erbscheinsverfahren vor dem Nachla&#223;gericht die Ansicht vertreten, die Frist zur Anfechtung der Fristvers&#228;umnis, die sechs Wochen ab Kenntnis vom Ablauf der Ausschlagungsfrist gelaufen sei, sei verstrichen. Ihr Verfahrensbevollm&#228;chtigter habe den Ehemann der Beteiligten zu 2) darauf hingewiesen, da&#223; die M&#246;glichkeit bestanden habe, die Erbschaft auszuschlagen, die Frist hierf&#252;r jedoch im Zeitpunkt des Telefonats in der zweiten Aprilh&#228;lfte 1984 sehr wahrscheinlich bereits vers&#228;umt gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Durch Beschlu&#223; vom 3. Oktober 1984 hat das Amtsgericht - Rechtspfleger - den Erbscheinsantrag der Beteiligten zu 1) vom 27. Juni 1984 zur&#252;ckgewiesen, weil die Anfechtung der Fristvers&#228;umnis f&#252;r die Ausschlagung begr&#252;ndet sei und die Ausschlagung durchgreife.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Erinnerung der Beteiligten zu 1) vom 11. Oktober 1984, die darauf gest&#252;tzt worden ist, da&#223; die Beteiligte zu 2) seit Ende April 1984 den Ablauf der Ausschlagungsfrist als Anfechtungsrund kenne, haben Rechtspfleger und Nachla&#223;richter nicht abgeholfen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die als Beschwerde geltende Erinnerung ist vom Landgericht durch Beschlu&#223; vom 7. M&#228;rz 1985 zur&#252;ckgewiesen worden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die weitere Beschwerde der Beteiligten zu 1) vom 22. M&#228;rz 1985, der<i> </i>die Beteiligte zu 2) entgegengetreten ist.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die statthafte weitere Beschwerde der Beteiligten zu 1) ist formgerecht eingelegt und auch sonst zul&#228;ssig (&#167;&#167; 27, 29 FGG). Den Beschwerdef&#252;hrern steht die Beschwerdebefugnis schon deshalb zu, weil ihre erste Beschwerde ohne Erfolg geblieben ist (Keidel/Kuntze/Winkler - KKW -, FG, 11. Aufl., RZ 10 zu &#167; 27 FGG).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das somit zul&#228;ssige Rechtsmittel hat auch in der Sache Erfolg, weil die angefochtene Beschwerdeentscheidung auf einer Verletzung des Gesetzes, der &#167;&#167; 1956, 1954 Abs. 2 BGB, beruht (&#167; 27 FGG). Es f&#252;hrt zur Aufhebung der Entscheidungen beider Vorinstanzen und zur Zur&#252;ckverweisung der Sache an das Amtsgericht, das den beantragten Erbschein zu erteilen haben wird.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">1) Das Landgericht war mit einer zul&#228;ssigen Erstbeschwerde der Beteiligten zu 1) gegen den ihren Erbscheinsantrag ablehnenden Beschlu&#223; des Amtsgerichts - Rechtspflegers - vom 3. Oktober 1984 befa&#223;t, nachdem Rechtspfleger und Nachla&#223;richter der Erinnerung nicht abgeholfen hatten (&#167; 11 Abs. 2 RpflG). Das Erstbeschwerderecht der Beteiligten zu 1) folgte aus &#167; 20 Abs. 1 und 2 FGG. Ihr Antragsrecht f&#252;r das Erbscheinsverfahren konnten sie als Gl&#228;ubiger innerhalb einer Zwangsvollstreckung gegen den Erblasser und dessen Rechtsnachfolgerin aus &#167; 792 ZPO ableiten. &#220;ber den Antrag auf Erteilung eines Erbscheins auf Grund gesetzlicher Erbfolge hatte gem&#228;&#223; &#167;&#167; 3 Nr. 2 c, 16 Abs. 1 Nr. 6 RpflG der Rechtspfleger des Nachla&#223;gerichts zu entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">2) In der Sache selbst hat das Landgericht zun&#228;chst zutreffend ausgef&#252;hrt, da&#223; die Beteiligten zu 1) ihre Mitwirkungspflichten im Erbscheinsverfahren durch Angaben und Nachweise f&#252;r die gesetzliche Erbfolge der Beteiligten zu 2) im Sinne des &#167; 2354 BGB erf&#252;llt h&#228;tten. Danach sei die Beteiligte zu 2) jedenfalls erst einmal alleinige gesetzliche Erbin ihres Vaters gem&#228;&#223; &#167; 1924 Abs. 1 BGB geworden, weil sie die Erbschaft nicht ausgeschlagen habe (&#167;&#167; 1942, 1943 BGB). Soweit die Beschwerdekammer des weiteren ausf&#252;hrt, die Beteiligte zu 2) habe die Vers&#228;umung der Ausschlagungsfrist wirksam nach &#167; 1956 BGB angefochten und durch die Ausschlagung ihre Erbenstellung r&#252;ckwirkend beseitigt, h&#228;lt dies jedoch der rechtlichen Nachpr&#252;fung nicht stand.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 1956 BGB kann die Vers&#228;umung der Ausschlagungsfrist in gleicher Weise wie die Erbschaftsannahme angefochten werden. Diese Vorschrift ist aus Billigkeitsgr&#252;nden geschaffen worden. Die Vers&#228;umung der Ausschlagungsfrist (&#167;&#167; 1943, 1944 BGB) wird als ein Kundgebungsverhalten des Erben gegen&#252;ber den Nachla&#223;beteiligten angesehen und als Erkl&#228;rung der Annahme fingiert (&#167; 1943 Halbsatz 2 BGB). Sie ist daher wie die (ausdr&#252;ckliche oder schl&#252;ssige) Annahme anfechtbar. Der vorl&#228;ufige Erbe, der die Erbschaft am Tag vor Ablauf der Ausschlagungsfrist annimmt, soll hinsichtlich der Anfechtung nicht besser gestellt werden als wenn er durch Fristablauf endg&#252;ltiger Erbe wird. Deshalb wird auch bei der Vers&#228;umung der Ausschlagungsfrist die Anfechtung wegen jeden Irrtums im Sinne von &#167; 119 BGB zugelassen. Die uneingeschr&#228;nkte Zulassung der Irrtumsanfechtung gef&#228;hrdet das gesetzgeberische Ziel, die Nachla&#223;verh&#228;ltnisse beschleunigt zu kl&#228;ren, nicht wesentlich, weil auch diese Anfechtung durch die Bezugnahme auf &#167; 1954 Abs. 1 BGB kurz befristet ist (vgl. z.B. Erman/W. Schl&#252;ter, BGB, 7. Aufl., Rz. 1 zu &#167; 1956 BGB).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die in der Fristvers&#228;umung liegende Annahme kann wegen Irrtums nicht nur angefochten werden, wenn der Erbe den Lauf der Ausschlagungsfrist kennt und die Erbschaft demgem&#228;&#223; wissentlich nicht ausschl&#228;gt (so noch RGZ 58, 81), sondern nach jetzt einhelliger Rechtsauffassung auch dann, wenn der als Erbe Berufene die Erbschaft in Wirklichkeit nicht hat annehmen wollen und die Frist nur vers&#228;umt hat, <u>weil er &#252;ber, ihr Bestehen, ihren Lauf oder die Rechtsfolgen ihres Ablaufs in Unkenntnis gewesen ist</u> oder geglaubt hat, wirksam ausgeschlagen zu haben, wie etwa durch die Annahme, Schweigen sei Ausschlagung (RGZ 143, 419; BayObLG, MittRhNotK 1979, 159; Erman/W. Schl&#252;ter, Rz. 2 zu &#167; 1956 BGB; M&#252;nchKomm-Leipold, BGB, Rz. 7 zu &#167; 1956 BGB; Palandt/Edenhofer, BGB, 44. Aufl., Anm. 1 zu &#167; 1956 BGB; Soergel/Stein, BGB, 11. Aufl., Rz. 2 zu &#167; 1956 BGB). Stets m&#252;ssen hierbei auch die &#252;brigen Voraussetzungen f&#252;r eine Irrtumsanfechtung vorliegen, also z.B. ein Irrtum &#252;ber die &#220;berschuldung des Nachlasses und die Kausalit&#228;t dieses Irrtums (vgl. z.B. BayObLG, a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Gemessen an diesen Rechtsgrunds&#228;tzen hat das Landgericht seine Pr&#252;fung mit Recht auf die zuletzt erw&#228;hnte Fallgestaltung beschr&#228;nkt, da&#223; die Beteiligte zu 2) &#252;ber den Eintritt des Fristablaufs und seine Rechtsfolgen in Unkenntnis war und nicht den Willen hatte, die Erbschaft endg&#252;ltig zu behalten. Insoweit hat es zu Unrecht die sechsw&#246;chige Anfechtungsfrist der &#167;&#167; 1956, 1954 Abs. 1 BGB als gewahrt angesehen, die im Falle der Irrtumsanfechtung nach &#167; 1954 Abs. 2 2. Alternative BGB mit dem Zeitpunkt beginnt, in welchem der Anfechtungsberechtigte von dem Anfechtungsgrunde Kenntnis erlangt. Diese Ansicht hat das Landgericht im wesentlichen so begr&#252;ndet:</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Anfechtungsgrund im Sinne von &#167; 1956 BGB sei nicht allein die Kenntnis vom Anfall der Erbschaft bzw. des Ablaufs der Ausschlagungsfrist. Es geh&#246;re auch die positive Kenntnis des Anfechtungsberechtigten &#252;ber Bestehen, Lauf und Rechtsfolgen des Ablaufs der Ausschlagungsfrist hierzu, weil nur diese Merkmale zusammengenommen die Fiktion des &#167; 1943 2. Halbsatz BGB bewirkten. Die Beteiligte zu 2) habe die Erbschaft nach ihrem Vater nicht annehmen wollen, weil sie davon ausgehen konnte und ausgegangen sei, nichts "geerbt zu haben". Sie habe den Haushalt ihres Vaters aufgel&#246;st und haupts&#228;chlich zum M&#252;ll gegeben, weil er wertlos gewesen sei und sich deswegen gar nicht als Erbin betrachtet. Diesen Irrtum in der Erkl&#228;rungshandlung erfasse &#167; 1956 BGB. Es<i> </i>sei auch davon auszugehen, da&#223; die Beteiligte zu 2) die im Verstreichenlassen der Ausschlagungsfrist liegende Annahmeerkl&#228;rung bei Kenntnis der Sachlage nicht abgegeben h&#228;tte; denn auch unter Ber&#252;cksichtigung einer Forderung des Erblassers gegen xxx in xxx in H&#246;he von 1.276,98 DM &#252;berstiegen die hier geltend gemachten Nachla&#223;verbindlichkeiten diesen Betrag. Von der M&#246;glichkeit der Ausschlagung, der Tatsache der Fristvers&#228;umung hierf&#252;r und der M&#246;glichkeit, die Fristvers&#228;umung anfechten zu k&#246;nnen, habe die Beteiligte zu 2) erstmals am 23. August 1984 erfahren, wie sich aus dem Anh&#246;rungsprotokoll des Rechtspflegers ergebe. Das Schreiben des Verfahrensbevollm&#228;chtigten der Beteiligten zu 1) vom 11. April 1984 habe ihr diese Kenntnis nicht vermittelt, weil der Anwalt davon ausgegangen sei, da&#223; sie Erbin des Erblassers sei und ihr nur das mitgeteilt habe. &#220;ber die M&#246;glichkeit, die Fristvers&#228;umnis f&#252;r die Ausschlagung anzufechten und wie das gegebenenfalls zu geschehen habe, verhalte sich das Schreiben nicht. Dar&#252;ber sei auch nicht in dem Telefonat zwischen Rechtsanwalt xxx und dem Ehemann der Beteiligten zu 2) gesprochen worden, so da&#223; sie pers&#246;nlich aus diesem Gespr&#228;ch keine positive Kenntnis von dem Bestehen des Anfechtungsgrundes erlangt habe.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Soweit das Landgericht f&#252;r die Kenntnis vom Anfechtungsgrunde bei einer Anfechtung nach &#167; 1956 BGB auch das Bewu&#223;tsein von der bestehenden Anfechtungsm&#246;glichkeit und die Art und Weise der Anfechtung fordert, vermag ihm der Senat nicht zu folgen. F&#252;r den ihr sch&#228;dlichen Fristbeginn mu&#223;te die Beteiligte zu 2) nur alle ihr Anfechtungsrecht begr&#252;ndenden <u>Tatsachen</u> zuverl&#228;ssig erfahren haben. Dazu geh&#246;rten auch - wie ausgef&#252;hrt - an Rechtstatsachen das Bestehen der Ausschlagungsfrist, ihr Lauf und die Rechtsfolgen ihres Ablaufs. Diese Kenntnis konnte ihr fehlen, wenn sie sich in einem Irrtum befand, also in einem auf Unkenntnis der entsprechenden Vorschriften beruhendem Rechtsirrtum. Dieser Irrtum mu&#223;te aber immer die Unkenntnis einer die Anfechtung begr&#252;ndenden Tatsache zur Folge haben, und es durfte sich nicht lediglich um eine rechtsirrt&#252;mliche Beurteilung des Anfechtungstatbestandes selbst handeln. Denn schon die Kenntnis des Anfechtungstatbestandes setzt die Anfechtungsfrist in Lauf, w&#228;hrend es nicht erforderlich ist, da&#223; der Anfechtende von seinem Anfechtungsrecht unterrichtet ist (so f&#252;r &#167; 2082 BGB: RGZ 132, 1, 4; Palandt/Edenhofer, Anm. 2 zu &#167; 2082 BGB). Falls die Beteiligte zu 2), wie das Landgericht nach dem gegebenen Sachverhalt lediglich annehmen konnte, nur die Anfechtungsm&#246;glichkeit und -art nach &#167; 1956 BGB nicht gekannt hat, h&#228;tte das die Ingangsetzung der Anfechtungsfrist nicht gehindert.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Diese Frist ist schon vor dem Er&#246;rterungstermin des Rechtspflegers in Lauf gesetzt worden, so da&#223; die am 23. August 1984 erkl&#228;rte Anfechtung der Vers&#228;umung der Ausschlagungsfrist versp&#228;tet war und die Beschwerdeentscheidung auf dem vorstehend er&#246;rterten Gesetzesversto&#223; beruht. Die vorliegend f&#252;r den Beginn der sechsw&#246;chigen Anfechtungsfrist ausschlaggebende Kenntnis von Ausschlagungsfrist, Lauf und Rechtsfolgen des Ablaufs (Fiktion der Annahme der Erbschaft) ist der Beteiligten zu 2) allerdings noch nicht durch das Schreiben des Verfahrensbevollm&#228;chtigten der Beteiligten zu 1) vom 11. April 1984 vermittelt worden, weil sie darin nur als Tochter des Erblassers und damit als Erbin bezeichnet wird, die f&#252;r die Verbindlichkeiten des Verstorbenen hafte. Ihr Irrtum, sie sei deshalb nicht Erbin geworden, weil der Nachla&#223; ihres Vaters wertlos gewesen sei, ist aber durch das Telefongespr&#228;ch ihres Ehemannes mit dem Anwalt der Beteiligten zu 1) beseitigt worden, das etwa Mitte bis Ende April 1984 stattgefunden hat. Wie von der Beteiligten zu 2) in ihrer Anfechtungserl&#228;uterung vom 28. August 1984 und auch im Erbscheinsverfahren einger&#228;umt worden ist, hat sie durch dieses Gespr&#228;ch &#252;ber ihren Ehemann erfahren, da&#223; sie als Erbin und n&#228;chste Verwandte des Erblassers f&#252;r die Nachla&#223;verbindlichkeiten hafte. Diese eingetretene Rechtsfolge hat der Anwalt dabei n&#228;her erkl&#228;rt und mitgeteilt, da&#223; die gesetzlich vorgeschriebene Ausschlagungsfrist von sechs Wochen seit dem bekanntgewordenen Tode des Erblassers inzwischen sehr wahrscheinlich verstrichen und eine zur Verhinderung des Anfalls notwendige Erbschaftsausschlagung nicht erkl&#228;rt sei. Damit hatte die gesetzliche Erbin alle Tatsachen erfahren, die ihr Anfechtungsrecht begr&#252;ndeten. Der Anwalt der Beteiligten zu 1) war als deren Interessenvertreter nicht gehalten, auch noch &#252;ber eine m&#246;gliche Anfechtung der Fristvers&#228;umung f&#252;r die Ausschlagung der Erbschaft aufzukl&#228;ren. Sache der Beteiligten zu 2) w&#228;re es vielmehr gewesen, sich nunmehr unverz&#252;glich &#252;ber die ihr noch verbliebenen Rechte, den Anfall der Erbschaft zu vermeiden, zu erkundigen. Die sechsw&#246;chige Frist nach diesem Telefongespr&#228;ch war aber l&#228;ngst verstrichen, als die gesetzliche Erbin schlie&#223;lich durch den Rechtspfleger aufgekl&#228;rt wurde.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">3) Der angefochtene Beschlu&#223; ist daher wegen Verletzung der &#167;&#167; 1956, 1954 BGB aufzuheben. Auf die erste Beschwerde sind auch die erstinstanzlichen Entscheidungen aufzuheben, die ebenfalls diesen Rechtsversto&#223; aufweisen. Die Zur&#252;ckverweisung der Sache an das Amtsgericht ist hier geboten, weil infolge der Begr&#252;ndetheit der weiteren Beschwerde Ma&#223;regeln notwendig sind, deren Vornahme dem Gericht erster Instanz zukommt. Das ist erforderlich, wenn die Zur&#252;ckweisung des Antrags auf Erteilung eines Erbscheins vom Gericht der weiteren Beschwerde aufgehoben wird (KKW, Rz. 66 c zu &#167; 27 FGG). Da die Nachweise im Sinne des &#167; 2354 BGB vorliegen und das gesetzliche Erbrecht der Beteiligten zu 2) gem&#228;&#223; &#167; 2359 BGB festgestellt ist, ist das Nachla&#223;gericht anzuweisen, den von den Gl&#228;ubigern beantragten Erbschein zu erteilen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Eine Erstattung au&#223;ergerichtlicher Kosten aus Billigkeitsgr&#252;nden findet gem&#228;&#223; &#167; 13 a Abs. 1 Satz 1 FGG in den drei Instanzen nicht statt. Die Wertfestsetzung des Senats beruht auf &#167;&#167; 131 Abs. 2, 30 KostO.</p>
315,624
olgham-1985-06-04-15-w-39384
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 393/84
"1985-06-04T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:29"
"2019-03-27T09:42:38"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1985:0604.15W393.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die weitere Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Gegenstandswert der ersten - insoweit in Ab&#228;nderung des angefochtenen Beschlusses - und der weiteren Beschwerde wird auf je 264,-- DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Grundst&#252;ck Gemarkung XXX Flur XXX Flurst&#252;ck XXX grenzte fr&#252;her an einen nordwestlich gelegenen Weg neben dem parallel zu ihm und der nordwestlichen Grenze des Grundst&#252;cks der XXX verlief. Bei dem Bach handelt es sich um ein Gew&#228;sser zweiter Ordnung im Sinne des Wassergesetzes f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Durch eine k&#252;nstliche Verlegung des Baches sind der Weg und ein Teil des Baches in nord&#246;stlicher Richtung in die urspr&#252;ngliche Fl&#228;che des Flurst&#252;cks XXX hineinverlegt worden. Der Beteiligte hat eine Neuvermessung durchgef&#252;hrt, bei der aus dem urspr&#252;nglichen Flurst&#252;ck XXX in seinem nord&#246;stlichen Teil das Flurst&#252;ck XXX gebildet worden ist, sich nordwestlich anschlie&#223;end mit dem neuen Weg bis zur Mittellinie des Baches das Flurst&#252;ck und am nordwestlichen Ende schlie&#223;lich das Flurst&#252;ck XXX. Dieses letzte Grundst&#252;ck hat die Form eines langen schmalen Keils, der jenseits der neuen Bachmitte bis zum s&#252;dlichen Teil der urspr&#252;nglichen Nordwestgrenze des alten Flurst&#252;cks XXX reicht. Diese neue Parzelle XXX liegt vollst&#228;ndig im neuen Bachbett und hat eine Fl&#228;che von 120 qm.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit einer Mitteilung &#252;ber die Fortf&#252;hrung des Liegenschaftskatasters Nr. XXX vom 15. November 1983 hat der Beteiligte die Berichtigung des Grundbuchs und dabei insbesondere den Vermerk eines (der Parzelle XXX entsprechenden) Fl&#228;chenabgangs von 120 qm beantragt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Den Grundbuchberichtigungsantrag hat das Amtsgericht XXX - Rechtspflegerin - durch Beschlu&#223; vom 20. Juni 1984 mit der Begr&#252;ndung zur&#252;ckgewiesen, es handele sich neben der Ver&#228;nderung der geometrischen Form um eine Berichtigung rechtlicher Art, die nach den &#167;&#167; 7 Abs. 1 a, 8 Abs. 1 der Allgemeinen Verf&#252;gung &#252;ber die Erhaltung - der &#220;bereinstimmung zwischen Grundst&#252;ck und Kataster vom 20. Januar 1940 (DJ S. 214) nicht ohne weiteres in das Grundbuch &#252;bernommen werden k&#246;nne, sondern der Entscheidung bed&#252;rfe; bei der k&#252;nstlichen Ver&#228;nderung eines Bachlaufes k&#246;nne eine Fortf&#252;hrungsmitteilung grundbuchm&#228;&#223;ig nur erledigt werden, wenn sich das neue Gew&#228;sserbett bereits vorher im Eigentum der Anlieger befunden habe oder von diesen durch Auflassung und Grundbucheintragung oder aber Enteignung erworben worden sei. Vorliegend sei das nicht der Fall, so da&#223; bei einer Eintragung der anliegende Eigent&#252;mer von Flur XXX Flurst&#252;ck XXX Rechtsverluste an seinem Eigentum erleide.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschlu&#223; der Rechtspflegerin hat der Beteiligte Erinnerung vom 28. Juni 1984 mit der Begr&#252;ndung eingelegt, da&#223; bei der k&#252;nstlichen Verlegung des Bachbettes eines Gew&#228;ssers zweiter Ordnung gem&#228;&#223; &#167; 5 Abs. 1 des Wassergesetzes f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen vom 4. Juli 1979 (LWG; GV NW S. 488/SGV NW 77) das Eigentum kraft Gesetzes &#252;bergehe. Dieser Erinnerung haben Rechtspflegerin und Grundbuchrichter nicht abgeholfen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die als Beschwerde behandelte Erinnerung durch Beschlu&#223; vom 17. August 1984 zur&#252;ckgewiesen, da die Auffassung des Beschwerdef&#252;hrers von einem Rechts&#252;bergang kraft Gesetzes nicht zutreffe.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Hiergegen wendet sich der Beteiligte mit seiner weiteren Beschwerde vom 1. Oktober 1984.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die weitere Beschwerde des Beteiligten ist statthaft, formgerecht eingelegt und auch sonst zul&#228;ssig (&#167;&#167; 78, 80 GBO). Der Beschwerdef&#252;hrer ist zur Einlegung dieses Rechtsmittels berechtigt, weil seine erste Beschwerde ohne Erfolg geblieben ist (KEHE-Kuntze, Grundbuchrecht, 3. Aufl., Rz. 27 zu &#167; 78 GBO).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das somit zul&#228;ssige Rechtsmittel ist aber unbegr&#252;ndet, weil die angefochtene Beschwerdeentscheidung nicht auf einer Verletzung des Gesetzes beruht (&#167; 78 GBO).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><b>1.)</b></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht war mit einer zul&#228;ssigen Erstbeschwerde des Beteiligten gegen den Beschlu&#223; des Amtsgerichts - Rechtspflegerin - vom 20. Juni 1984 befa&#223;t, durch den eine Zur&#252;ckf&#252;hrung des Grundbuchs auf das Liegenschaftskataster gem&#228;&#223; Mitteilung vom 15. November 1983 abgelehnt worden ist, nachdem Rechtspflegerin und Grundbuchrichter der Erinnerung nicht abgeholfen hatten (&#167;&#167; 11 Abs. 2 RpflG, 71 Abs. 1 GBO).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Beschwerdef&#252;hrer kann seine Beschwerdeberechtigung aus &#167; 8 der &#220;bereinstimmungsverordnung vom 20. Januar 1940 (DJ 1940, 214; teilweise ge&#228;ndert durch AV vom 31. Oktober 1967 = JMBl. NW 1967, 253) ableiten, die auf der Grundlage von &#167; 1 Abs. 3 GBO ergangen ist. Danach ist er als Vermessungsbeh&#246;rde berechtigt, das Grundbuchamt gem&#228;&#223; &#167; 38 GBO zu ersuchen, aufgrund der Ausz&#252;ge aus dem Ver&#228;nderungsnachweis die Bestandsangaben des Grundbuchs zu berichtigen. Beh&#246;rden sind beschwerdebefugt, soweit sie das Grundbuchamt nach &#167; 38 GBO kraft gesetzlicher Vorschrift um eine Eintragung ersuchen d&#252;rfen (KEHE-Kuntze, Rz. 77 zu &#167; 71 GBO). Um den Unterfall einer derartigen Eintragung handelt es sich bei Vermerken &#252;ber die Berichtigung der Bestandsangaben bei der Zur&#252;ckf&#252;hrung der Grundb&#252;cher auf das Kataster (vgl. dazu KEHE-Eickmann, Rz. 17 zu &#167; 6 GBVfg).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><b>2.)</b></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">In sachlicher Hinsicht unterliegt die Beschwerdeentscheidung ebenfalls keinen durchgreifenden rechtlichen Bedenken. Zutreffend hat das Landgericht den Zur&#252;ckweisungsantrag des Amtsgerichts best&#228;tigt, mit dem dieses die Eintragung in das Grundbuch abgelehnt hat, weil kein Fall einer Berichtigung tats&#228;chlicher Bestandsangaben vorliege, sondern eine nachtr&#228;gliche Rechts&#228;nderung ohne materielle Grundlage eingetragen werden solle.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Da f&#252;r den Rechts&#252;bergang des hier betroffenen Flurst&#252;cks 392 weder eine Auflassung noch eine Enteignung herangezogen werden k&#246;nnen, verbleibt f&#252;r einen solchen Eigentums&#252;bergang allenfalls ein rechtfertigendes Gesetz. Mit Recht hat das Landgericht der Ansicht des Beteiligten nicht zugestimmt, eine solche gesetzliche Grundlage sei im Landeswassergesetz enthalten.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 5 Abs. 1 LWG geh&#246;ren die Gew&#228;sser zweiter Ordnung, denen der Geiersgrundbach zuzuordnen ist, den Eigent&#252;mern der Ufergrundst&#252;cke. Geh&#246;ren die Ufer verschiedenen Eigent&#252;mern, so ist nach Absatz 2 dieser Vorschrift Eigentumsgrenze f&#252;r gegen&#252;berliegende Ufergrundst&#252;cke eine durch die Mitte des Gew&#228;ssers bei Mittelwasserstand zu ziehende Linie, f&#252;r nebeneinanderliegende Ufergrundst&#252;cke die Senkrechte von dem Endpunkt der Landgrenze auf die vorstehend bezeichnete Mittellinie. Dieser Eigentumsbegriff geht von Privateigentum an den oberirdischen Gew&#228;ssern im Sinne des B&#252;rgerlichen Rechts aus. Er schlie&#223;t nicht aus, da&#223; die Grundst&#252;ckseigent&#252;mer andere Regelungen hinsichtlich des Eigentums an Gew&#228;ssern vereinbaren k&#246;nnen, die zu ihrer Wirksamkeit der Auflassung und der Eintragung im Grundbuch bed&#252;rfen (Honert/R&#252;ttgers, LWG NW, Erl. zu &#167; 5 LWG). Der vorstehend zitierte &#167; 5 LWG enth&#228;lt nach der Auffassung des Senats nur die Eigentumsabgrenzung eines bestehenden Zustands bei unver&#228;ndertem Gew&#228;sserbett. Dagegen wird bei (nat&#252;rlichen oder k&#252;nstlichen) Ver&#228;nderungen des Gew&#228;sserbetts das Eigentum an den Anliegergrundst&#252;cken nicht ver&#228;ndert, wie nicht nur die &#252;brigen Bestimmungen des Landeswassergesetzes zeigen (a), sondern auch die verfassungskonforme Auslegung des &#167; 5 LWG selbst (b).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><b>a)</b></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Hat nach &#167; 11 LWG ein Gew&#228;sser zweiter Ordnung infolge <u>nat&#252;rlicher Ereignisse</u> sein bisheriges Bett verlassen und sich ein neuen Bett geschaffen, so sind diejenigen Grundeigent&#252;mer und Nutzungsberechtigten, die von der Ver&#228;nderung betroffen werden, insgesamt oder einzeln innerhalb der dreij&#228;hrigen Frist des Absatzes 2 berechtigt, den fr&#252;heren Zustand auf ihre Kosten wiederherzustellen. Dieses gesetzlich verankerte Recht zur Wiederherstellung zeigt deutlich auf, da&#223; das Grundeigentum der Gew&#228;sseranlieger bei nat&#252;rlichen Ver&#228;nderungen des Gew&#228;sserbettes unber&#252;hrt bleibt und die volle Nutzungsm&#246;glichkeit mit dem &#246;rtlichen Umfang dieses Rechts nach der Vorstellung des Gesetzgebers m&#246;glichst einhergehen soll.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 12 Abs. 1 LWG wird das Eigentum auch dann nicht ver&#228;ndert, wenn sich im Gew&#228;sser eine Insel bildet oder ein Gew&#228;sserbett vollst&#228;ndig vom Wasser verlassen wird. Auch diese Vorschrift zeigt eindeutig auf, da&#223; Ver&#228;nderungen des Gew&#228;sserbettes das private Grundeigentum der Anlieger unangetastet lassen. Sie entspricht bis in den Wortlaut dem &#167; 11 der alten Fassung des Landeswassergesetzes und teilt deshalb auch seinen Inhalt. Zu &#167; 11 LWG a.F, war es anerkannt, da&#223; diese Bestimmung sowohl bei nat&#252;rlichen als auch bei k&#252;nstlichen Ver&#228;nderungen des Gew&#228;sserbettes anzuwenden war, w&#228;hrend der fr&#252;here &#167; 10 LWG der dem jetzigen &#167; 11 LWG entsprach, seinem Wortlaut nach nur zum Zuge kam, wenn das Wasser infolge nat&#252;rlicher Ereignisse sein Bett verlassen und sich ein neues Bett geschaffen hatte. F&#252;r die alte Gesetzeslage, die der neuen im Wortlaut glich, wurde die Auffassung vertreten, da&#223; dann, wenn das neue Gew&#228;sserbett k&#252;nstlich geschaffen werden sollte, das hierf&#252;r erforderliche Grundeigentum vorher im Wege des Privatvertrages oder notfalls der Enteignung erworben werden mu&#223;te (Burghartz, WHG und LWG, 2. Aufl., Anm. 1 zu &#167; 10 LWG a.F.). Geringere Anforderungen sind auch nach der neueren Gesetzeslage nicht zu stellen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><b>b)</b></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">&#167; 5 LWG enth&#228;lt keinen unmittelbaren Eingriff in das Privateigentum mit der Folge, da&#223; jede k&#252;nstliche Verlegung eines Gew&#228;sserbettes (geringeren oder gr&#246;&#223;eren Umfangs) das Grundeigentum der Anlieger im Sinne dieser Bestimmung (Mittellinie des Gew&#228;ssers als neue Eigentumsgrenze) ver&#228;ndert oder gestaltet. Denn diese Vorschrift umschreibt ihrem Wortlaut nach nur den bestehenden Zustand eines Gew&#228;sserbettes. Diese Wortinterpretation entspricht auch dem bei den Gesetzesberatungen erkennbar gewordenen Willen des Gesetzgebers. Die dem neuen Gesetzentwurf beigegebene Begr&#252;ndung, da&#223; dann, wenn einem Gew&#228;sser k&#252;nstlich ein neues Bett geschaffen werden solle, das erforderliche Grundeigentum vorher durch Vereinbarung oder notfalls im Wege der Enteignung erworben werden m&#252;sse, belegt dies (Regierungsvorlage vom 20. Juni 1959 - Landtagsdrucksache Nr. 156, S. 72). Dieser historische Wille des Gesetzgebers wird nicht dadurch in Frage gestellt, da&#223; bei interministeriellen Besprechungen des Gesetzesentwurfs die Beif&#252;gung einer besonderen Gesetzvorschrift f&#252;r eine Eigentums&#228;nderung bei der k&#252;nstlichen Verlegung eines Gew&#228;sserbettes mit der Begr&#252;ndung abgelehnt wurde, da&#223; das angestrebte Ziel bereits mit dem Wortlaut des &#167; 5 LWG gesetzlich begr&#252;ndet sei, diese vernunftgem&#228;&#223;e Auslegung jedoch in der Praxis (Katasterbeamte und Grundbuchrichter) leider nicht die Regel bilde.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Da&#223; &#167; 5 LWG keinen Eingriffscharakter in das Eigentumsrecht besitzt, zeigt auch &#167; 7 LWG. Nach dieser Vorschrift bleibt das Eigentum aufrechterhalten, soweit es bei Inkrafttreten des Landeswassergesetzes an Gew&#228;ssern zweiter Ordnung einem anderen als den Eigent&#252;mern der Ufergrundst&#252;cke zusteht. Dieser Vorschrift wird zwar in der Praxis keine gro&#223;e Bedeutung beigemessen, da in der Regel die Eigentumsverh&#228;ltnisse an den Gew&#228;ssern zweiter Ordnung am Tage des Inkrafttretens des neuen Wassergesetzes am 26. Juli 1979 geregelt waren (Honert/R&#252;ttgers, Erl. zu &#167; 7 LWG). Immerhin bringt sie das Fehlen einer eigentumsver&#228;ndernden Bedeutung von &#167; 5 LWG zum Ausdruck. Die den &#167;&#167; 5 und 7 LWG entsprechenden Vorschriften des alten Landeswassergesetzes fanden sich in &#167;&#167; 4 und 6 a.F. Auch in ihnen zeigte sich die fehlende Eingriffswirkung. Wenn nach &#167; 4 Abs. 1 LWG a.F. die Gew&#228;sser zweiter Ordnung den Eigent&#252;mern der Ufergrundst&#252;cke geh&#246;rten, so wurde das nur als eine Regel bezeichnet, von der &#167; 6 LWG a.F. abweichende bisherige Regelungen ausnahm, und von der der Gew&#228;ssereigent&#252;mer im Rahmen seines Rechts abweichen konnte, das Gew&#228;ssergrundst&#252;ck als solches zu ver&#228;u&#223;ern oder das Gew&#228;ssereigentum aufzugeben (&#167; 928 BGB; Burghartz, Anm. 1 zu &#167; 4 LWG a.F.).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die restriktive Auslegung des &#167; 5 LWG ist im &#252;brigen auch verfassungskonform. H&#228;tte diese Bestimmung regelnde, rechtsver&#228;ndernde Bedeutung, so w&#252;rde dies bei der k&#252;nstlichen Verlegung eines Gew&#228;sserbettes einen Eingriff in das Eigentum des davon nachteilig betroffenen Anliegers im Sinne eines Rechtsverlustes bedeuten. Eine Enteignung zum Wohle der Allgemeinheit ist jedoch nur durch ein Gesetz oder durch Verwaltungsakt aufgrund eines Gesetzes m&#246;glich, das Art und Ausma&#223; der Entsch&#228;digung regelt (vgl. Art. 14 Abs. 3 S&#228;tze 1 bis 3 GG). Dieser Junctimklausel unterliegen also Legal- und Administrativenteignung (zur Abgrenzung: BVerfG, NJW 1977, 2349) aufgrund eines nachkonstitutionellen Gesetzes. Ein Enteignungsgesetz, das die Entsch&#228;digung nicht gem&#228;&#223; Art. 14 Abs. 3 S&#228;tze 2 und 3 GG regelt, wird als nichtig angesehen und darf nicht durch die Rechtsprechung erg&#228;nzt werden (BVerfG, NJW 1982, 745; Palandt/Bassenge, BGB, 44. Aufl., Anm. 5 B b bb zu &#167; 903 BGB).</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><b>3.)</b></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die weitere Beschwerde ist unter diesen Umst&#228;nden zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Eine Kostenentscheidung des Senats gem&#228;&#223; &#167; 13a Abs. 1 S. 2 FGG ist wegen des Fehlens Beteiligter mit entgegengesetzten Interessen nicht veranla&#223;t. Die Wertfestsetzung des Senats beruht auf &#167;&#167; 131 Abs. 2, 30 Abs. 1 KostO. Sie ist an dem Wert des hier betroffenen Grundst&#252;cks ausgerichtet. Der Fl&#228;chenabgang an das Gew&#228;sserflurst&#252;ck 392 betr&#228;gt 120 qm. Da der Beteiligte den im Zuge der Bachverlegung f&#252;r Eigentumsverluste gezahlten Entsch&#228;digungsbetrag mit 2,20 DM/qm angegeben hat, ist der Gegenstandswert auf 264,-- DM zu sch&#228;tzen. Die anderweite Festsetzung des Landgerichts f&#252;r den Beschwerderechtszug ist gem&#228;&#223; &#167; 31 Abs. 1 S. 2 KostO von Amts wegen zu &#228;ndern.</p>
315,625
olgk-1985-05-24-3-u-21484
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
3 U 214/84
"1985-05-24T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:31"
"2019-03-27T09:42:38"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1985:0524.3U214.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 8. Oktober 1984 verk&#252;ndete Urteil der 1. Zivilkammer des Landgerichts Aachen teilweise wie folgt abge&#228;ndert:</p><p>Die Beklagten werden verurteilt, als Gesamtschuldner an den Kl&#228;ger 9.738,12 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 1. Juni 1984 abz&#252;glich am 8. Juni 1984 gezahlter 7.266,89 DM zu zahlen.</p><p>Die weitergehende Klage wird abgewiesen.</p><p>Im &#252;brigen wird die Berufung des Kl&#228;gers zur&#252;ckgewiesen.</p><p>Die Kosten des Rechtsstreits 1. Instanz tragen der Kl&#228;ger zu 2/5 und die Beklagten als Gesamtschuldner zu 3/5.</p><p>Die Kosten der Berufungsinstanz fallen dem Kl&#228;ger zu 2/3 und den Beklagten als Gesamtschuldner zu 1/3 zur Last.</p><p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><p>Von der Darstellung des Tatbestandes wird nach &#167; 543 ZPO abgesehen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die in prozessualer Hinsicht bedenkenfreie Berufung des Kl&#228;gers mu&#223;te in der Sache einen Teilerfolg haben.</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Nach dem zu den Aktengereichten Empfangsbekenntnis der Rechtsanw&#228;lte W und C in A ist Ihnen dasangefochtene Urteil bereits am 15. Oktober 1984 zugestellt worden, so da&#223; die erst am 16. November 1985 eingegangene Berufung versp&#228;tet w&#228;re. Der Kl&#228;ger hat jedoch nachgewiesen, da&#223; der Datenstempel auf dem Empfangsbekenntnis unrichtig und die Zustellung tats&#228;chlich erst am 16. Oktober 1984 erfolgt ist. Da der Beweis der Unrichtigkeit des Empfangsbekenntnisses zul&#228;ssig ist (BGH NJW 1979, 2566; 1980, 998; BGH VersR 1982, 160), bestehen unter den hier <span style="text-decoration:underline">gegebenen</span> Umst&#228;nden keine Bedenken gegen die Rechtzeitigkeit der Berufurg. Den vom Bundesgerichtshof gestellten besonderen Anforderungen an den Nachweis hat der Kl&#228;ger durch die vorgelegten eidesstattlichen Versicherungen gen&#252;gt.</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Der Kl&#228;ger kann von den Beklagten nach den &#167;&#167; 823, 249 BGB, 7, 18, 17 StVG, 1, 3 PflVersG 2/3 seines Schadens aus dem Unfall vom 15.1.1983 gegen 16.50 Uhr auf der BAB D - A bei Km 10,99 ersetzt verlangen. Seine weitergehendeForderung ist unbegr&#252;ndet.</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Diese &#220;berzeugung st&#252;tzt der Senat auf folgende Erw&#228;gungen:</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat mit &#252;berzeugender Begr&#252;ndung ausgef&#252;hrt, da&#223; der Unfall auf einem Verschulden des Beklagten zu 1. beruht, weil er mit einer den Witterungsverh&#228;ltnissen nicht angepa&#223;ten Geschwindigkeit die Bundesautobahn befahren hat. Wie das Landgericht mit Recht angenommen hat, ist der Beklagte zu 1.) mit seinem PKW ins Schleudern geraten, weil er entweder einen Fahrfehler gemacht oder infolge seiner &#252;berh&#246;hten Geschwindigkeit die Gewalt &#252;ber sein Fahrzeug verloren hat. In jedem Falle gereicht ihm das zum Verschulden.</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Auch dem Kl&#228;ger ist eine f&#252;r die zur Unfallzeit herrschende Witterung &#252;berh&#246;hte Geschwindigkeit vorzuwerfen, weil er dem Beklagten mit etwa gleich hoher Geschwindigkeit folgte. Dar&#252;ber hinaus lassen die Angaben der Zeugin B, die Insassin des Fahrzeugs des Kl&#228;gers gewesen ist, erkennen, da&#223; der Kl&#228;ger zun&#228;chst wegen Glatteis keine Bremswirkung erzielte und sein Wagen zun&#228;chst nicht langsamer wurde, nachdem er die sich ihm abzeichnende Unfallgefahr erkannte. Um der Glatteisbildung Rechnung zu tragen, h&#228;tte der Kl&#228;ger von vornherein seine Geschwindigkeit so herabsetzen m&#252;ssen, da&#223; er in der Lage war, rechtzeitig vor einem Hindernis anzuhalten.</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus kann dem Kl&#228;ger allerdings nicht vorgeworfen werden, gegen das Rechtsfahrgebot versto&#223;en und hierdurch den Unfall verschuldet zu haben. Es kann auf sich beruhen, ob der Kl&#228;ger nach dem von ihm unmittelbar vor dem Unfall ausgef&#252;hrten &#220;berholman&#246;ver schon wieder auf die Normalspur h&#228;tte einscheren k&#246;nnen; denn jedenfalls dient das Rechtsfahrgebot nicht dem Schutz von Hindernissen auf der &#220;berholspur der Bundesautobahn. Das Rechtsfahrgebot soll den Gegenverkehr und &#220;berholer sch&#252;tzen.</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger kann auch nicht zus&#228;tzlich vorgeworfen werden, ein Ausweichman&#246;ver unterlassen zu haben, um den Zusammensto&#223; zu vermeiden. Selbst wenn der Kl&#228;ger den Schleudervorgang des Fahrzeugs des Beklagten zu 1.) auf eine gr&#246;&#223;ere Entfernung erkannt h&#228;tte, l&#228;&#223;t sich nicht sicher absch&#228;tzen, ob er zumutbarerweise h&#228;tte ausweichen k&#246;nnen. Denn zun&#228;chst war f&#252;r ihn noch nicht erkennbar, wie die Schleuderbewegung des Fahrzeugs des Beklagten verlief und wie dieses Fahrzeug zum Stehen kommen w&#252;rde. Au&#223;erdem sprachen zun&#228;chst, wie ausgef&#252;hrt, die Bremsen des Fahrzeugs des Kl&#228;gers nicht an. Ber&#252;cksichtigt man des weiteren, da&#223; gerade wegen der Glatteisgefahr eine Lenkbewegung auch das eigene Fahrzeug in Gefahr bringen konnte, wenn schon die eigenen Bremsen infolge Glatteisbildung nicht normal ansprachen, konnte eine Ausweichbewegung nach rechts auf die Normalspur als untunlich und gef&#228;hrlich erscheinen, zumal die eigene Geschwindigkeit &#252;berh&#246;ht war. Da schon die &#252;berh&#246;hte Geschwindigkeit einen Schuldwurf zu Lasten des Kl&#228;gers rechtfertigt, k&#246;nnen die sich daraus ergebenden Folgen nicht als selbst&#228;ndiger Worwurf angesehen werden.</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><strong>Bei dieser Sachlage ist davon auszugehen, da&#223; beide beteiligten Fahrer durch Verschulden die Betriebgefahr ihrer Fahrzeuge erh&#246;ht haben. Bei Ber&#252;cksichtigung aller Umst&#228;nde des Falles erachtet aber der Senat die Betriebsgefahr eines Fahrzeugs, das auf der Bundesautobahn infolge Glatteis ins Schleudern ger&#228;t und dann auf der &#220;berholspur gegen die Fahrtrichtung zum Stehen kommt, als wesentlich gr&#246;&#223;er als die die eines Fahrzeugs, das infolge &#252;berh&#246;hter Geschwindigkeit auf dieses, ein Hindernis bildende Fahrzeug auff&#228;hrt. Der Senat ist daher der &#220;berzeugung, da&#223; die Beklagten 2/3 des dem Kl&#228;ger entstandenen Schadens zu tragen</strong> haben. Im &#252;brigen mu&#223; der Kl&#228;ger seinen Schaden selbst tragen. Die Addition der Schadenspositionen ergibt 14.607,18 DM. Was die Schadensh&#246;he im &#252;brigen angeht, streiten die Parteien dar&#252;ber, ob die dem Kl&#228;ger <strong>von der Firma Autohaus K &amp;</strong> K berechneten Zinsen <strong>von463,80</strong> DM eine verzinsliche Forderung darstellen. <strong>Da</strong> der Kl&#228;ger diese Zinsforderung selbst bezahlen mu&#223;te, handelt es sich um einen selbst&#228;ndigen Schadensposten, f&#252;r den der Kl&#228;ger seinerseits Verzugszinsen verlangen kann. Entgegen <strong>der vom Landgericht</strong> vertretenen Auffassung verstie&#223; der Kl&#228;ger mit <strong>der Geltendmachung seiner Forderung nicht gegen das Zinseszinsverbot des &#167;</strong> 248 Abs. 1 BGB, weil in seiner Hand noch keine Zinsforderung gegen die Beklagten erwachsen <strong>war.</strong></p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Nach alledem war, <strong>wie geschehen, zu erkennen.</strong></p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><strong>Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;</strong> 92 <strong>ZPO.</strong></p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><strong>Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich</strong> aus den &#167;&#167; 708 Ziff. 10, 713 ZPO.</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Streitwert der Berufung:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 7.381,29 DM</p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Beschwer der Parteien:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; unter&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 40.000,-- DM.</p>
315,626
ag-aachen-1985-05-21-14-c-29284
{ "id": 620, "name": "Amtsgericht Aachen", "slug": "ag-aachen", "city": 380, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
14 C 292/84
"1985-05-21T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:32"
"2019-03-27T09:42:38"
Urteil
ECLI:DE:AGAC1:1985:0521.14C292.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Es wird festgestellt, dass der Beklagte der Vater der Kl&#228;ge-rin ist.</p> <p></p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, der Kl&#228;gerin zu H&#228;nden des je-weiligen gesetzlichen Vertreters vom Tage der Geburt, dem 23.11.1978 an bis zum vollendeten 18. Lebensjahre den Regelunterhalt monatlich im voraus zu zahlen, die r&#252;ckst&#228;n-digen Betr&#228;ge sofort.</p> <p></p> <p>Der Beklagte hat die Kosten des Rechtsstreits zu tragen.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist am 23.11.1978 von der I nichtehelich geboren worden.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin behauptet, der Beklagte habe ihrer Mutter w&#228;hrend der gesetzlichen Empf&#228;ngsniszeit (vom 25.01.1978 bis zum 26.05.1978) beigewohnt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:142px">festzustellen, dass der Beklagte ihr Vater sei und den Beklagten zu verurteilen, an sie zu H&#228;nden des jeweiligen gesetzlichen Vertreters vom Tage der Geburt, dem 23.11.1978 an bis zum vollendeten 18. Lebensjahre, den Regelunterhalt monatlich im voraus zu zahlen, die r&#252;ckst&#228;ndigen Betr&#228;ge sofort.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist trotz ordnungsgem&#228;&#223;er Ladungen zu den angesetzten Gerichtsterminen nicht erschienen und hat sich in der m&#252;ndlichen Verhandlung auch nicht vertreten lassen. Im Schriftsatz vom 09.02.1981 der Rechtsanw&#228;lte L2 und C aus L, die den Beklagten seinerzeit anwaltlich vertreten haben, wurde der Antrag auf Klageabweisung angek&#252;ndigt. In diesem Schriftsatz hat der Beklagte vortragen lassen:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Er habe die Mutter der Kl&#228;gerin Ende Februar / Anfang M&#228;rz 1978 in Q kennengelernt. Er habe sie als Anhalterin in seinem Lastkraftwagen mitgenommen. Bereits am 1. Tag sei es zum Geschlechtsverkehr gekommen. F&#252;r die Schwangerschaft sei der Beklagte jedoch nicht verantwortlich. Die Mutter der Kl&#228;gerin habe vor dem Verkehr mit dem Beklagten und auch danach mit wechselnden M&#228;nnern geschlechtlichen Verkehr ausge&#252;bt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird Bezug genommen auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben durch Vernehmung der Mutter der Kl&#228;gerin als Zeugin.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Wegen des Ergebnisses dieser Beweisaufnahme wird Bezug genommen auf die Sitzungsniederschriften vom 30.06.1981 und 15.04.1985.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Desweiteren hat das Gericht durch Beschlu&#223; vom 12.11.1981 die Einholung eines Blutgruppengutachtens zur Kl&#228;rung der Vaterschaft angeordnet. Der mit der Erstellung des Gutachtens beauftragte Dr. med. T1, hat das staatliche Gesundheitsamt in P, Au&#223;enstelle L, gebeten, den Beklagten zur Entnahme einer Blutprobe vorzuladen. Trotz mehrerer Ladungen des staatlichen Gesundheitsamtes P ist der Beklagte nicht erschienen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat den Beklagten sodann mit Schreiben vom 19.11.1982 auf die nachteiligen Folgen hingewiesen, die sich f&#252;r den Beklagten aus der Verweigerung der Blutentnahme ergeben k&#246;nnten. Daraufhin ist der Beklagte durch das staatliche Gesundheitsamt P, Au&#223;enstelle L, nochmals zur Blutentnahme geladen worden. Der Beklagte ist jedoch auch diesmal trotz dreimaliger Aufforderung nicht erschienen. Mit Datum vom 12.07.1984 hat das Gericht sodann ein Rechtshilfeersuchen an die zust&#228;ndigen franz&#246;sischen Beh&#246;rden gerichtet mit der Bitte, bei dem Beklagten durch einen Arzt eine Blutentnahme durchf&#252;hren zu lassen. Das Tribunal de Grande Instance in D hat sodann die Medizinerin/Biologin Dr. I in D ersucht, bei dem Beklagten eine Blutentnahme durchzuf&#252;hren. Der Beklagte ist jedoch auch bei Frau Dr. I nicht zur Blutentnahme erschienen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die vorliegende Klage sind die deutschen Gerichte international zust&#228;ndig. Nach &#167; 641 a Zivilprozessordnung ist f&#252;r einen Rechtsstreit, der, wie hier, die Feststellung des Bestehens der nichtehelichen Vaterschaft zum Gegenstand hat, ausschlie&#223;lich das Amtsgericht zust&#228;ndig, bei dem die Vormundschaft oder Pflegschaft f&#252;r das Kind anh&#228;ngig ist. F&#252;r die Kl&#228;gerin wird beim Amtsgericht B eine Amtspflegschaft gef&#252;hrt. Danach ist dieses Gericht f&#252;r die vorliegende Klage &#246;rtlich zust&#228;ndig. Aus dieser &#246;rtlichen Zust&#228;ndigkeit ergibt sich zugleich auch die internationale Zust&#228;ndigkeit dieses Gerichts. Nach allgemeiner Ansicht in Rechtsprechung und Schrifttum ist die internationale Zust&#228;ndigkeit, soweit nicht etwas anderes bestimmt ist, an die Regeln &#252;ber die &#246;rtliche Zust&#228;ndigkeit gekn&#252;pft.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das Begehren der Kl&#228;gerin ist, obgleich der Beklagte in Frankreich wohnt und auch die franz&#246;sische Staatsangeh&#246;rigkeit besitzen d&#252;rfte, nach den Sachnormen des deutschen Rechts zu beurteilen. Nach inzwischen gefestigter Rechtsprechung, der sich auch das erkennende Gericht anschlie&#223;t, ist seit dem Inkrafttreten des Nichtehelichengesetztes &#252;ber die Feststellung der Vaterschaft nach deutschem Recht zu entscheiden, wenn das deutsche Recht f&#252;r die Unterhaltspflicht des Vaters ma&#223;gebend ist (so zuletzt: Bundesgerichtshof, Beschlu&#223; vom 15.02.1984 &#8211; IV b ZB 701/81 in Neue Juristische Wochenschrift 1984, Seiten 1299 folgende, insbesondere Seite 1301). Nach Artikel 1 des Haager &#220;bereinkommens &#252;ber das Unterhaltsverpflichtungen gegen&#252;ber Kindern anzuwendende Recht vom 24.10.1956 bestimmt sich die Frage, b und in welchem Ausma&#223; der Beklagte der Kl&#228;gerin Unterhalt zu leisten hat, nach dem Recht des Staates, in dem die Kl&#228;gerin ihren gew&#246;hnlichen Aufenthalt hat, also nach deutschem Recht. Folglich ist auch &#252;ber die Feststellungsklage nach deutschem Recht zu entscheiden. Nach &#167; 1600 o Absatz 2 des B&#252;rgerlichen Gesetzbuches ist der Beklagte als Vater der Kl&#228;gerin festzustellen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat einger&#228;umt, dass er mit der Mutter der Kl&#228;gerin w&#228;hrend der gesetzlichen Empf&#228;ngniszeit Geschlechtsverkehr gehabt hat. Dies ergibt sich sowohl aus dem Schriftsatz der damaligen Prozessbevollm&#228;chtigten des Beklagten vom 09.02.1981, als auch aus den Erkl&#228;rungen des Beklagten selbst vor dem Amtsgericht B am 24.02.1981. Im &#252;brigen hat auch die Mutter der Kl&#228;gerin bei ihrer zweimaligen Vernehmung als Zeugin bekundet, mit dem Beklagten w&#228;hrend der gesetzlichen Empf&#228;ngniszeit Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. Die Mutter der Kl&#228;gerin hat diese Aussage auch beeidet. Unter W&#252;rdigung aller Umst&#228;nde des vorliegenden Falles, sowie unter Ber&#252;cksichtigung des pers&#246;nlichen Eindrucks von der Zeugin bestehen auch keine Bedenken, die Richtigkeit der Aussage der Zeugin in Zweifel zu ziehen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Da somit feststeht, dass der Beklagte und die Mutter der Kl&#228;gerin w&#228;hrend der gesetzlichen Empf&#228;ngniszeit Geschlechtsverkehr miteinander hatten, wird gem&#228;&#223; &#167; 1600 o Absatz 2 Satz 1 B&#252;rgerliches Gesetzbuch vermutet, dass der Beklagte der Erzeuger der Kl&#228;gerin ist. Schwerwiegende Zweifel, die geeignet w&#228;ren, diese Vermutung auszur&#228;umen, bestehen nicht.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Mutter der Kl&#228;gerin hat nach ihren eigenen Angaben w&#228;hrend der gesetzlichen Empf&#228;ngniszeit au&#223;er mit dem Beklagten, noch mit einem Mann aus T Geschlechtsverkehr gehabt. Bei ihrer zweiten Vernehmung am 15.04.1985 hat die Kindesmutter auf Befragen noch zus&#228;tzlich erkl&#228;rt, sie habe nach dem Geschlechtsverkehr mit dem Mann aus T und vor dem ersten Geschlechtsverkehr mit dem Beklagten noch ihre Periode gehabt. Dieser Umstand w&#228;re als Hinweis gegen die Vaterschaft des Mannes aus T und f&#252;r die Vaterschaft des Beklagten zu werten. Im &#252;brigen kommt es darauf aber nicht entscheidend an. Denn unter Umst&#228;nden des vorliegenden Falles h&#228;tten sich schwerwiegende Zweifel an der Vaterschaft des Beklagten im Sinne des &#167; 1600 o Absatz 2 Satz 2 B&#252;rgerliches Gesetzbuch nur aus dem Blutgruppengutachten ergeben k&#246;nnen, dessen Einholung das Gericht angeordnet hatte. Die Erstellung dieses Blutgruppengutachtens hat der Beklagte jedoch dadurch vereitelt, dass er sich keine Blutprobe hat entnehmen lassen. Der Beklagte hat sich auch nachdem er auf die f&#252;r ihn nachteiligen Folgen hingewiesen worden war, nicht zur Blutentnahme eingefunden. Dadurch hat der Beklagte bewusst eine weitere Beweiserhebung vereitelt. Dieses Verhalten des Beklagten geht zu seinen Lasten. Denn die Last der fehlgeschlagenen Feststellung, ob sich aus dem Blutgruppengutachten noch schwerwiegende Zweifel an der Vaterschaft des Beklagten erg&#228;ben, ist derjenigen Partei aufzuerlegen, die die f&#252;r diese Feststellung erforderliche Beweisaufnahme auf treuwidrige Weise vereitelt hat. Dies gilt auch dann, wenn der als Vater in Anspruch genommene Mann immer im Ausland gewohnt hat und dort geblieben ist, wenn das Kind auch dort gezeugt wurde und wenn das Heimatrecht des Beklagten diesem ein Recht zur Verweigerung seiner Mitwirkung bei der Beweisaufnahme gibt. Wesentlich ist dabei, dass das Verfahren sich nach deutschem formellen und materiellen Recht richtet.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Es kommt daher darauf an, ob der Beklagte f&#252;r seine Weigerung, sich eine Blutprobe entnehmen zu lassen, Gr&#252;nde vorweisen kann, die seine Weigerung nach deutschem Recht als berechtigt oder wenigstens verst&#228;ndlich und anerkennenswert erscheinen lassen. Dies ist hier nicht der Fall. Die Weigerung des Beklagten, sich eine Blutprobe entnehmen zu lassen, ist vielmehr im vorliegenden Falle besonders unverst&#228;ndlich, da der Beklagte am 24.02.1981 gegen&#252;ber dem Gericht noch erkl&#228;rt hatte, er sei in jedem Fall bereit, sich eine Blutprobe entnehmen zu lassen um die Vaterschaft zu kl&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Da die Vaterschaft des Beklagten festzustellen ist, ist er gleichzeitig gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1600 a, 1601, 1615 a, 1615 f, B&#252;rgerliches Gesetzbuch , 643 Zivilprozessordnung zur Zahlung des Regelunterhaltes vom Tage der Geburt der Kl&#228;gerin an zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 Zivilprozessordnung. Der Gegenstandswert wird auf 4.000,00 Deutsche Mark festgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Stritzel</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Richter am Amtsgericht</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Schneiders</p>
315,627
lg-duisburg-1985-05-07-4-t-12685
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 T 126/85
"1985-05-07T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:34"
"2019-03-27T09:42:38"
Beschluss
ECLI:DE:LGDU:1985:0507.4T126.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die als sofortige Beschwerde zu behandelnde Durchgriffs-erinnerung des Antragstellers vom 11.3.1985 gegen den Beschluss des Amtsgerichts Wesel vom 21.2.1985 wird zur&#252;ckgewiesen. Die Kosten des Beschwerdeverfahrens hat der Antragsteller zu tragen.</p> <p>Beschwerdewert: 300,-- DM.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>G r &#252; n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller hat nach der durch die Bundesregierung vorgenommenen Erh&#246;hung des Regelbedarfs beantragt, den Regelunterhalt neu festzusetzen und den Standpunkt vertreten, dass eine Anrechnung von Kindergeld nicht m&#246;glich sei, da der Antragsgegner f&#252;r j&#252;ngere Kinder ein erh&#246;htes Kindergeld erh&#228;lt. F&#252;r den Antragsteller werden 50,-- DM Kindergeld gezahlt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat durch den angefochtenen Beschluss den Regelunterhalt auf 203,-- DM monatlich festgesetzt und ist damit um 25,-- DM unter dem beantragten Betrag geblieben. Es ist der Auffassung, dass das dem Antragsteller ausgezahlte Kindergeld zur H&#228;lfte auf den Regelunterhalt anzurechnen sei.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Hiergegen hat der Antragsteller form- und fristgerecht Erinnerung eingelegt, mit der er die Anrechnung von 25,-- DM beanstandet. Das Amtsgericht hat der Erinnerung nicht abgeholfen und die Sache dem Landgericht vorgelegt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><u>1.</u></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die als sofortige Beschwerde zu behandelnde Durchgriffserinnerung ist zul&#228;ssig, insbesondere statthaft.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 641 p Abs. 3 ZPO ist die sofortige Beschwerde gegen den &#196;nderungsbeschluss nur in den dort genannten F&#228;llen statthaft, u.a. mit der Einwendung, der &#196;nderungsbetrag sei falsch errechnet. Um eine solche Einwendung handelt es sich hier. Denn die tats&#228;chlichen Grundlagen der Berechnung stehen au&#223;er Streit. Es geht ausschlie&#223;lich um die Frage, ob aufgrund der feststehenden Tatsachen der &#196;nderungsbetrag richtig errechnet ist.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><u>2.</u></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die sofortige Beschwerde ist jedoch nicht begr&#252;ndet. Das Amtsgericht hat in Ansehung des f&#252;r den Antragsteller ausgezahlten Kindergeldes von 50,-- DM zu Recht 25,-- DM auf den Regelunterhalt angerechnet. Diese Anrechnung findet ihre Rechtsgrundlage in &#167; 1615 g Abs. 1 Satz 1 BGB. Danach ist das auf das Kind entfallende Kindergeld, das einem anderen als dem Vater zusteht, auf den Regelbedarf zur H&#228;lfte anzurechnen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><u>a)</u></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht macht der Antragsteller geltend, &#167; 4 RegU VO stehe einer Anrechnung entgegen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Nach dieser Vorschrift ist, wenn eine Leistung f&#252;r das Kind sowohl dem Vater (hier: Antragsgegner) als auch einem anderen (hier: Mutter bzw. Pflegeeltern) zusteht, die dem anderen zustehende Leistung nicht auf den Regelbedarf anzurechnen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen dieser Norm liegen hier nicht vor: Lediglich "der andere" im Sinne dieser Vorschrift (n&#228;mlich Mutter bzw. Pflegeeltern) erh&#228;lt f&#252;r den Antragsteller Kindergeld (n&#228;mlich in H&#246;he von 50,-- DM). Der Vater (hier: Antragsgegner) erh&#228;lt f&#252;r den Antragsteller keine Leistung. Eine solche Leistung kann insbesondere nicht in dem Umstand gesehen werden, dass er mit R&#252;cksicht auf den Antragsteller f&#252;r seine weiteren Kinder ein erh&#246;htes Kindergeld erh&#228;lt (Z&#228;hlkindvorteil). Denn dieses erh&#246;hte Kindergeld erh&#228;lt er ausschlie&#223;lich f&#252;r seine weiteren Kinder. Er erh&#228;lt es aber nicht <u>f&#252;r</u> den Antragsteller; allenfalls <u>wegen</u> des Antragstellers ist das Kindergeld f&#252;r seine weiteren Kinder erh&#246;ht (vgl. Mertes, Rpfl 1982, 129).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Dieses Ergebnis tr&#228;gt den von dem BGH herausgestellten Grunds&#228;tzen Rechnung, dass der Kindergeldausgleich nicht das Rechtsverh&#228;ltnis zwischen einem Elternteil und seinen unterhaltsberechtigten Kindern, sondern ausschlie&#223;lich die Rechtsbeziehungen zwischen den Elternteilen betrifft (BGH NJW 81, 170) und dass im Innenverh&#228;ltnis der Elternteile demjenigen, der eine zus&#228;tzliche Unterhaltslast hat, auch der damit verbundene Z&#228;hlkindervorteil <u>allein</u> zugute kommt (BGH MDR 85, 215).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><u>b)</u></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Einwand des Antragstellers, diese Rechtsprechung des BGH beziehe sich nur auf den Kindergeldausgleich bei ehelichen Kindern, f&#252;r nichteheliche Kinder sei in zahlreichen Entscheidungen von Gerichten unterschiedlicher Instanz der Z&#228;hlkindervorteil stets als Leistung <u>f&#252;r</u> das nichteheliche Kind angesehen worden, vermag die Kammer nicht zu &#252;berzeugen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Ein Grund f&#252;r eine Differenzierung zwischen Elternteilen, die in Ansehung von ehelichen und solchen, die in Ansehung von nichtehelichen und/oder ehelichen Kindern Kindergeld erhalten, ist nicht ersichtlich. Die Ausf&#252;hrungen des BGH der letztgenannten Entscheidung (MDR 85, 216) sprechen gegen eine solche Differenzierung.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der BGH hat dort n&#228;mlich betont, dass er es "nicht zuletzt wegen der F&#252;lle von verschiedenartigen Fallgestaltungen, in denen sich f&#252;r einen oder beide Ehegatten ein Z&#228;hlkindervorteil ergeben kann, f&#252;r geboten h&#228;lt, an dem Grundsatz der Nichtanrechenbarkeit dieses Vorteils festzuhalten". Dieser die Entscheidung tragende Gesichtspunkt gilt gleicherma&#223;en f&#252;r den Z&#228;hlkindervorteil bei nichtehelichen Kindern.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Zutreffend weist der Antragsteller zwar auf die Vielzahl von Entscheidungen hin, in denen eine Anrechnung des Z&#228;hlkindervorteils auch bei nicht gemeinsamen Kindern vorgenommen worden ist. Diesen Entscheidungen vermag die Kammer jedoch mit R&#252;cksicht auf den hier zugrundegelegten neuesten Stand der BGH-Rechtsprechung nicht zu folgen. Im &#220;brigen beruhen diese Entscheidungen je nach Fallgestaltung auf Billigkeitserw&#228;gungen; abgesehen davon, dass diesen im &#8211; summarisch ausgestalteten &#8211; Festsetzungs- bzw. Neufestsetzungsverfahren nach den &#167;&#167; 642 a, 642 b ZPO keine entscheidende Bedeutung beigemessen werden kann, ist nach Auffassung der Kammer auch nicht einzusehen, dass es unter Gesichtspunkten der Billigkeit angemessen w&#228;re, den "Z&#228;hlkindervorteil", den der Antragsgegner wegen seiner Vaterschaft &#252;ber den Antragsteller genie&#223;t, als eine ihm im Sinne von &#167; 4 RegUVO f&#252;r den Antragsteller zustehende Leistung anzusehen. H&#228;tte der Antragsgegner keine weiteren Kinder, m&#252;sste sich der Antragsteller die H&#228;lfte des seiner Mutter oder seinen Pflegeeltern gew&#228;hrten Kindergeldes auf seinen Unterhaltsanspruch anrechnen lassen. Dass dies billigerweise anders sein m&#252;sste, nur weil der Antragsgegner weitere, eheliche Kinder hat, vermag die Kammer nicht zwingend erkennen. Weder hat sich dadurch der Unterhaltsbedarf des Antragstellers oder die seiner Mutter bzw. seinen Pflegeeltern obliegende Unterhaltslast erh&#246;ht, noch hat sich dadurch die den Antragsgegner treffende Unterhaltslast und &#8211;pflicht vermindert, oder seine Leistungsf&#228;higkeit nachhaltig erh&#246;ht.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 I ZPO.</p>
315,628
ovgnrw-1985-04-30-20-a-133182
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
20 A 1331/82
"1985-04-30T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:35"
"2019-03-27T09:42:37"
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1985:0430.20A1331.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist wegen der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar. Der Beklagte darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he des beizutreibenden Betrages abwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger zuvor in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, der Landwirtschaft und eine Gastst&#228;tte mit Pension betreibt, ist Eigent&#252;mer eines Wiesengrundst&#252;cks Gemarkung xxx, Flur xxx Flurst&#252;ck xxx. Das Grundst&#252;ck befindet sich in einem vom xxx durchflossenen Tal. Es handelt sich um ein Hanggrundst&#252;ck, das talseits bis zum xxx reicht. Es ist teilweise stark durchfeuchtet, weil auf ihm einige Quellen m&#252;nden. Quer durch das Grundst&#252;ck - vom Hang her kommend und in den xxx einm&#252;ndend - flie&#223;t der Bach xxx.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beabsichtigt, auf dem Grundst&#252;ck eine Fischteichanlage zu errichten, die aus einem Hauptteich mit einer Gr&#246;&#223;e von 60 x 22 m sowie einem vorgelagerten kleineren Teich mit einer Gr&#246;&#223;e von 10 x 5 m bestehen soll; der Teichinhalt soll etwa 1.100 cbm betragen. Der Kl&#228;ger m&#246;chte den Teich mit Forellen besetzen. Den dazu erforderlichen Wasserdurchlauf will er erreichen, indem er hangseitig aus dem Bach xxx Wasser entnehmen, es mit einer Rohrleitung in die Teichanlage leiten und es nach Durchflu&#223; durch die Teichanlage talseits wieder in den xxx einleiten will.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 30. Mai 1980 beantragte der Kl&#228;ger beim Beklagten die wasserrechtliche Erlaubnis, 3,0 L Wasser pro Sekunde aus dem xxx ableiten und es nach Durchflu&#223; durch die Fischteiche wieder in den xxx einleiten zu d&#252;rfen. Diesen Antrag lehnte der Beklagte durch Bescheid vom 3. November 1980 ab. In der Begr&#252;ndung hei&#223;t es u.a.: Gem&#228;&#223; &#167; 6 des Gesetzes zur Ordnung des Wasserhaushalts (WHG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 16. Oktober 1976, BGBl. I S. 3017, sei eine wasserrechtliche Erlaubnis zu versagen, soweit von der beabsichtigten Benutzung eine Beeintr&#228;chtigung des Wohls der Allgemeinheit zu erwarten sei, die nicht durch Auflagen oder durch Ma&#223;nahmen einer K&#246;rperschaft des &#246;ffentlichen Rechts verh&#252;tet oder ausgeglichen werde. Hinsichtlich des Wohl der Allgemeinheit k&#246;nnten dabei auch andere Belange als die des Gew&#228;sserschutzes ausschlaggebend sein. Eine besondere Rolle spielten in diesem Zusammenhang die Bestimmungen der &#167;&#167; 4 und 6 des Gesetzes zur Sicherung des Naturhaushalts und zur Entwicklung der Landschaft (LG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 26. Juni 1980, GV NW S. 734. Nach &#167; 4 Abs. 5 LG sei ein Eingriff zu untersagen, wenn die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege bei Abw&#228;gung aller Anforderungen an Natur und Landschaft vorgingen und die Beeintr&#228;chtigung nicht zu vermeiden oder nicht im erforderlichen Ma&#223;e auszugleichen sei. Nach &#167; 4 Abs. 1 LG seien Eingriffe in Natur und Landschaft im Sinne des Landschaftsgesetzes Ver&#228;nderungen der Gestalt oder Nutzung von Grundfl&#228;chen, die die Leistungsf&#228;higkeit des Naturhaushalts oder das Landschaftsbild erheblich oder nachteilig beeintr&#228;chtigen k&#246;nnten. Durch die vorgesehene Teichanlage w&#252;rde die Gestalt und Nutzung der jetzt als Feuchtwiese unbewirtschafteten Grundfl&#228;che ver&#228;ndert, gleichzeitig w&#252;rde die Leistungsf&#228;higkeit des Naturhaushalts nachhaltig beeintr&#228;chtigt. Es handele sich um ein Feuchtgebiet mit einer an dieses &#214;kosystem gebundenen Fauna und Flora. Naturr&#228;ume dieser Art erf&#252;llten eine wesentliche Funktion innerhalb des Naturhaushalts. Sie seien im Laufe der letzten Jahrzehnte im &#252;berdurchschnittlichen Ma&#223;e anderweitig in Anspruch genommen worden, so da&#223; der Erhaltung der letzten verbliebenen Feuchtgebiete besondere &#246;kologische Bedeutung zukomme. Die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege seien im Falle des Kl&#228;gers h&#246;her zu bewerten als dessen Eigeninteresse an der Errichtung einer Fischteichanlage. Das Vorhaben sei daher gem&#228;&#223; &#167; 4 Abs. 5 und &#167; 6 LG abzulehnen gewesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger legte Widerspruch ein und machte unter anderem geltend: er betreibe Landwirtschaft und k&#246;nne aus wirtschaftlichen Gr&#252;nden nicht f&#252;r die Allgemeinheit Feuchtbiotope vorhalten; durch die Errichtung der Fischteichanlage werde die umliegende Wiesenfl&#228;che wieder in einen Zustand versetzt, der ihre Bearbeitung mit normalen landwirtschaftlichen Maschinen und Ger&#228;ten erm&#246;gliche.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Regierungspr&#228;sident Arnsberg wies den Widerspruch des Kl&#228;gers mit Widerspruchsbescheid vom 22. Juni 1981 zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat am 14. Juli 1981 Klage erhoben mit dem Antrag,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">den Beklagten unter Aufhebung seines Bescheides vom 3. November 1980 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides des Regierungspr&#228;sidenten xxx vom 22. Juni 1981 zu verpflichten, &#252;ber seinen Antrag vom 30. Mai 1980 auf Erteilung einer wasserrechtlichen Erlaubnis unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts erneut sachlich zu entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt, </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat der Klage nach Durchf&#252;hrung eines Augenscheinstermins durch das angefochtene Urteil, auf das Bezug genommen wird, stattgegeben.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat gegen das ihm am 10. Mai 1982 zugestellte Urteil am 8. Juni 1982 Berufung eingelegt. Zur Begr&#252;ndung tr&#228;gt er u.a. vor: Die Fischteichanlage stelle einen Eingriff in Natur und Landschaft im Sinne des &#167; 4 LG dar. Die Teiche sollten innerhalb einer naturnahen Waldsimsen-Feuchtwiese geschaffen werden, die sich in der N&#228;he des xxxbaches als M&#228;hwiese und im bachfernen Bereich als Brachwiese ausgebildet habe. Insbesondere stelle die M&#228;hwiese eine &#246;kologisch hochwertige, naturnahe Magerwiese dar. Hier habe sich bisher nicht nur die seit 30 Jahren im xxx Kreis immer seltener gewordenere Wiesensegge erhalten k&#246;nnen, hier komme auch das breitbl&#228;ttrige Knabenkraut vor, das nach der Roten Liste der in Nordrhein-Westfalen gef&#228;hrdeten Arten von Farn- und Bl&#252;tenpflanzen als gef&#228;hrdet eingestuft werde. Auch bilde die Feuchtwiese in ihrer Gesamtheit einen Lebensraum f&#252;r den Aurorafalter und den Dukatenfalter, die beide in der Roten Liste der in Nordrhein-Westfalen gef&#228;hrdeten Gro&#223;schmetterlinge als gef&#228;hrdet bezeichnet w&#252;rden. Im Gegensatz zur &#246;kologischen Bedeutung der Feuchtwiese stehe der geringe wirtschaftliche Nutzen der geplanten Fischteiche. Angesichts der fehlenden wirtschaftlichen Bedeutung der Teiche sei den Belangen des Naturschutzes der Vorrang zu geben.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat durch den Berichterstatter das Grundst&#252;ck und seine Umgebung in Augenschein genommen. Wegen des Ergebnisses der Augenscheinseinnahme wird auf die Niederschrift vom 21. Mai 1984 und die anl&#228;&#223;lich des Termins gefertigten Fotos (Blatt 102, 103 der Gerichtsakte) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Sachverhalts und des Vorbringens der Beteiligten im einzelnen wird auf die Verfahrensakte sowie auf die beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge .des Beklagten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat den Beklagten zu Recht verpflichtet, &#252;ber die beantragte wasserrechtliche Erlaubnis unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts erneut zu entscheiden. Die angefochtenen Bescheide sind rechtswidrig, weil in ihnen die gebotene Ermessensentscheidung nicht getroffen worden ist.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die beabsichtigte Entnahme von Wasser aus dem xxx und die Wiedereinleitung nach Durchflu&#223; durch die geplanten Tischteiche ben&#246;tigt der Kl&#228;ger gem&#228;&#223; &#167; 2 Abs. 1 i.V.m. &#167; 3 Abs. 1 Nr. 1 und &#167; 7 WHG eine wasserrechtliche Erlaubnis. Die Entscheidung &#252;ber die wasserrechtliche Erlaubnis ist, soweit nicht zwingende Versagungsgr&#252;nde eingreifen, eine Ermessensentscheidung.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Vgl. Sieder-Zeitler, Wasserhaushaltsgesetz, Loseblattkommentar, Stand: Oktober 1983, &#167; 2 Rdnr. 6a; Gieseke-Wiedemann-Czychowski, Wasserhaushaltsgesetz, Kommentar, 4. Aufl., &#167; 6 Rdnr. 2 f.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Annahme des Beklagten und des Regierungspr&#228;sidenten stehen hier der wasserrechtlichen Erlaubnis keine zwingenden Versagungsgr&#252;nde entgegen. Insbesondere greift &#167; 6 WHG nicht ein, wonach eine wasserrechtliche Erlaubnis zu versagen ist, soweit von der beabsichtigten Nutzung eine Beeintr&#228;chtigung des Wohls der Allgemeinheit, insbesondere eine Gef&#228;hrdung der &#246;ffentlichen Wasserversorgung zu erwarten ist, die nicht durch Auflagen oder durch Ma&#223;nahmen einer K&#246;rperschaft des &#214;ffentlichen Rechts verh&#252;tet oder ausgeglichen wird.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die in Rechtslehre und Rechtsprechung nicht einhellig beantwortete Frage, ob unter Gefahren f&#252;r das Wohl der Allgemeinheit im Sinne des &#167; 6 WHG nur solche zu verstehen sind, die speziell die Wasserwirtschaft nachteilig betreffen, oder ob Gefahren f&#252;r andere &#246;ffentliche Belange miterfa&#223;t werden,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">vgl. Sieder-Zeitler, a.a.O., &#167; 6 Rdnr. 6 f m.w.N.,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">ist dahin zu entscheiden, da&#223; nur Gefahren f&#252;r die Wasserwirtschaft gemeint sind.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Beschlu&#223; vom 15. Juli 1981 - 1 BvL 77/78 -, NJW 1982, 745 (752); BVerwG, Urteil vom 10. Februar 1978 - 4 C 25.75 -, BVerwGE 55, 220 (229) = NJW 1978, 2308; Beschlu&#223; vom 22. November 1979 - 4 B 162.79 -, NJW 1980, 1406.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Dem entspricht es, da&#223; das von &#167; 6 WHG letzter Satzteil i.V.m. &#167; 4 WHG zur Verf&#252;gung gestellte Instrumentarium zur Abwehr solcher Gefahren nicht pa&#223;t, die sich au&#223;erhalb des von &#167; 1 Abs. 1 WHG umschriebenen Bereichs verwirklichen. &#167; 6 WHG schlie&#223;t die Erlaubnis aus, wenn von der beabsichtigten Benutzung Gefahren zu erwarten sind. Als Benutzung umschreibt das Gesetz in &#167; 7 WHG nur die unmittelbare Einflu&#223;nahme auf ein Gew&#228;sser. Die Bestimmung sagt daher nichts zu Gefahren, die nicht aus der Benutzung des Gew&#228;ssers, sondern erst aus der weiteren Verwendung des durch die Benutzung gewonnenen Wassers resultieren. Bei einer weitergehenden Auslegung &#252;berschritte &#167; 6 WHG zudem die dem Bundesgesetzgeber zur Verf&#252;gung stehende Gesetzgebungskompetenz, die nur die Ordnung des Wasserhaushalts umfa&#223;t (vgl. Art. 75 Nr. 4 des Grundgesetzes - GG -); damit ist die Bewirtschaftung des in der Natur vorhandenen Wassers nach Menge und G&#252;te gemeint.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Urteil vom 30. Oktober 1962 - 2 BvF 2/60 u.a. -, BVerfGE 15, 1 (15); Beschlu&#223; vom 15. Juli 1981 - 1 BvL 77/78 -, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Da&#223; hier keine Gr&#252;nde der Wasserwirtschaft gegeben sind, die eine Versagung nach &#167; 6 WHG erfordern, hat das Verwaltungsgericht zutreffend dargelegt; auch der Beklagte h&#228;lt insoweit seine Bedenken nicht aufrecht.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Auch andere Gr&#252;nde, die die Versagung der wasserrechtlichen Erlaubnis gebieten k&#246;nnten, greifen nicht ein. Insoweit kam hier allerdings eine Versagungsm&#246;glichkeit nach &#167; 8 Abs. 2 und 3 des Gesetzes &#252;ber Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz - BnatSchG -) vom 20. Dezember 1976, BGBl. I S. 3574 und &#167; 4 Abs. 4 und 5 und &#167; 6 LG in Betracht. Durch diese Bestimmungen wird den Fachbeh&#246;rden, die aufgrund ihres speziellen Fachrechts &#252;ber Eingriffe in Natur und Landschaft auf bestimmten Sachgebieten zu entscheiden haben - etwa die Wasserbeh&#246;rden auf dem Gebiete des Wasserrechts -, aufgegeben, &#252;ber ihren speziellen Fachzust&#228;ndigkeitsbereich hinaus die gesetzlichen Naturschutzziele zu verwirklichen. Damit werden den Fachbeh&#246;rden zus&#228;tzlich zu ihren normalen Kompetenzen weitere Handlungsaufgaben - die Gew&#228;hrleistung der Naturschutzziele - mit auferlegt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Vgl. Gassner, NuR 1984, 81 ("Huckepackverfahren")</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Dieses Verfahren greift nach &#167; 8 Abs. 2 Satz 2 BNatSchG und &#167; 6 Abs. 1 LG Platz, wenn ein qualifizierter Eingriff in Natur und Landschaft im Sinne der genannten Gesetze gegeben und f&#252;r diesen Eingriff nach anderen - au&#223;erhalb des Bundesnaturschutzgesetzes und des Landschaftsgesetzes normierten - Rechtsvorschriften eine beh&#246;rdliche Bewilligung, Erlaubnis, Genehmigung, Zustellung, Planfeststellung, sonstige Entscheidung oder eine Anzeige an eine Beh&#246;rde f&#252;r den Eingriff vorgeschrieben ist. Dann hat die betreffende Beh&#246;rde, die die in Frage stehende Entscheidung zu treffen oder eine Anzeige entgegenzunehmen hat, zugleich die Kompetenz, gegen&#252;ber dem in Frage stehenden Eingriff die Natur- und Landschaftsschutzinteressen geltend zu machen. Das kann ihr unter Umst&#228;nden gebieten, eine erforderliche Erlaubnis, &#252;ber deren Erteilung sie nach ihren Fachzust&#228;ndigkeiten zu entscheiden hat (wie etwa die untere Wasserbeh&#246;rde &#252;ber die Erteilung der wasserrechtlichen Erlaubnis nach &#167; 7 WHG), unter Berufung auf entgegenstehende Grunds&#228;tze des Naturschutzes und der Landschaftspflege gem&#228;&#223; &#167; 8 Abs. 3 BNatSchG und &#167; 4 Abs. 5 LG zu versagen, wenn gegen&#252;ber dem Eingriff die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege bei der Abw&#228;gung aller Anforderungen an Natur und Landschaft im Rang vorgehen und die Beeintr&#228;chtigungen nicht zu vermeiden oder nicht in erforderlichem Ma&#223;e auszugleichen sind.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Eine solche Versagungspflicht nach den genannten Vorschriften des Bundesnaturschutzgesetzes und des Landschaftsgesetzes greift f&#252;r die hier in Frage stehende wasserrechtliche Erlaubnis jedoch nach der konkreten Sachlage dieses Falles nicht durch. Der Eingriff, der hier Gegenstand der wasserrechtlichen Erlaubnis ist, beeintr&#228;chtigt die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege nicht in qualifizierter Weise. Als derjenige Eingriff, auf den sich die wasserrechtliche Erlaubnis bezieht, kommt nur das in Betracht, was durch die Erlaubnis gestattet werden soll. Das aber ist nicht die Herstellung und der Betrieb der Teiche - hierzu bedarf es keiner wasserrechtlichen Erlaubnis -, sondern lediglich die Ableitung einer begrenzten Menge von Wasser aus dem xxx und die Wiedereinleitung in diesen nach Benutzung f&#252;r die Zwecke des Teiches. Dieses blo&#223;e Ab- und Wiedereinleiten einer begrenzten Wassermenge aber ver&#228;ndert die nat&#252;rlichen Verh&#228;ltnisse auf der Wiese nicht. Eine Gef&#228;hrdung f&#252;r die Naturgegebenheiten auf der Wiese - wenn eine solche Gef&#228;hrdung &#252;berhaupt gegeben sein sollte - kann vielmehr nur von dem Anlegen und den Betrieb der Fischteiche selbst ausgehen. Das Anlegen und der Betrieb der Fischteiche selbst aber ist gerade nicht Gegenstand der wasserrechtlichen Erlaubnis.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">L&#228;&#223;t sich somit mit dem Verwaltungsgericht feststellen, da&#223; die Ermessensbefugnis des Beklagten zur Entscheidung &#252;ber die wasserrechtliche Erlaubnis nicht ausgeschaltet ist, so bleibt der Beklagte gehalten, sein Ermessen zu bet&#228;tigen. Die Versagungsbescheide sind ermessensfehlerhaft, weil das Ermessen nicht bet&#228;tigt worden, vielmehr der Beklagte von einer zwingenden Versagungspflicht ausgegangen ist, die nicht bestand. Die Nichtbet&#228;tigung des Ermessens beeintr&#228;chtigt den Kl&#228;ger auch in seinen Rechten - zumindest in seinem Recht auf pflichtgem&#228;&#223;en Ermessensgebrauch. Andererseits l&#228;&#223;t sich nicht feststellen, da&#223; der Beklagte aufgrund einer Reduzierung seines Ermessens verpflichtet ist, die beantragte Erlaubnis zu erteilen. Ein Ermessensspielraum bleibt ihm erhalten, zumindest bleibt es ihm unbenommen, die wasserrechtliche Erlaubnis nach Ermessen durch Nebenbestimmungen wie Auflagen oder Bedingungen n&#228;her auszugestalten.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 2 VwGO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit wegen der Kosten auf &#167; 167 VwGO i.V.m. &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen der &#167;&#167; 132 Abs. 2, 137 Abs. 1 VwGO nicht vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,629
olgk-1985-04-26-24-w-5484
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
24 W 54/84
"1985-04-26T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:37"
"2019-03-27T09:42:37"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1985:0426.24W54.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die sofortige Beschwerde der Antragsgegnerin wird der am 3.Dezember 1984 ver&#173;k&#252;ndete Beschlu&#223; der 11. Kammer f&#252;r Han&#173;delssachen des Landgerichts K&#246;ln - 91 0 139/84 - unter, Zur&#252;ckweisung des weitergehenden Rechtsmittels teilweise ab&#173;ge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>1) Die Antragsgegnerin hat dem Antragsteller in ihren Gesch&#228;ftsr&#228;umen Einsicht in die Gesch&#228;ftsunterlagen zu gew&#228;hren, die &#252;ber die Ertr&#228;ge der L aus deren Finanzmitteln des Jahres 1983 Auskunft gibt. Sie hat dem Antragsteller auf dessen Verlangen zu gestatten, da&#223; er diese Unterlage fotokopiert.</p> <p></p> <p>2) Die Antragsgegnerin hat dem Antragsteller Auskunft &#252;ber die Tantiemer&#252;ckstellungen in dem Jahresabschlu&#223; 1983 der L zu erteilen, jedoch nur in folgendem Umfang: Die Antragsgegnerin hat die Betr&#228;ge zu nennen, die insgesamt f&#252;r die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer und die insgesamt f&#252;r die &#252;brigen Mitarbeiter ausgewiesen sind.</p> <p></p> <p>Sie hat dar&#252;berhinaus im einzelnen anzugeben, welche Betr&#228;ge f&#252;r die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer Dr. H und S in diesen R&#252;ckstellungen als Tantieme enthalten sind.</p> <p></p> <p>3) Die Antragsgegnerin hat dem Antragsteller Auskunft &#252;ber die festen monatlichen Bez&#252;ge zu geben, die derzeit an die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer Dr. H und S zahlbar sind.</p> <p></p> <p>4) Die Antragsgegnerin hat dem Antragsteller in ihren Gesch&#228;ftsr&#228;umen Einsicht zu gew&#228;hren in die Tantiemeberechnung f&#252;r die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer f&#252;r das Gesch&#228;ftsjahr 1983, die im Anschlu&#223; an die Gesellschafterversammlung vom 14. Juni 1984 von Herrn Dr. J unterzeichnet worden ist. Sie hat dem Antragsteller ferner zu gestatten, da&#223; er bei dieser Gelegenheit die Berechnung fotokopiert.</p> <p></p> <p>5) Die Antragsgegnerin hat dem Antragsteller zu gestatten, in ihren Gesch&#228;ftsr&#228;umen das Unternehmenskonzept und die derzeitige Finanz&#173;planung in der zuletzt fortgeschriebenen Fassung einzusehen. Sie hat dem Antragsteller ferner zu gestatten, da&#223; er bei dieser Gele&#173;genheit die genannten Unterlagen fotokopiert.</p> <p></p> <p>6) Die weitergehenden Antr&#228;ge werden zur&#252;ckge&#173;wiesen.</p> <p></p> <p>7)Von den Kosten des Verfahrens haben der Antrag&#173;steller 1/4 und die Antragsgegnerin 3/4 zu tragen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><u>Gr&#252;nde: </u></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><strong>A.</strong></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><strong>Der Antragsteller ist Gesellschafter der Antragsgegnerin, einer GmbH. Er h&#228;lt Gesch&#228;ftsanteile im Nennwert von 5.120.000,--DM - 34 % des Stammkapitals. Die Antragsgegnerin ist die H der S, zu der 18 weitere Gesellschaften im In- - und Ausland z&#228;hlen. An 7 dieser Gesellschaften ist die Antragsgegnerin mit 100 % beteiligt. An 3 weiteren dieser Gesellschaften ist die L (zuk&#252;nftig: L), an der ihrerseits wieder die Antragsgegnerin mit 100 % beteiligt ist zu 100 % beteiligt.</strong></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><strong>Die Antragsgegnerin hat mit ihrer Tochter L am 13. Dezember 1972 einen Organschaftsvertrag geschlossen. Danach ist die L verpflichtet, an die Antragsgegnerin vor Feststellung der eigenen Bilanz ihren Gesamtgewinn abzuf&#252;hren. Die Antragsgegnerin ist verpflichtet, einen bei der L entstehenden Jahresfehlbetrag auszugleichen. Aus einem erzielten Jahres&#252;berschu&#223; kann die L Zuf&#252;hrungen in offene Reserven vornehmen, sofern die Antragsgegnerin zustimmt (&#167; 1 des Organschaftsvertrages). Nach &#167; 4 des Vertrages ist die Antragsgegnerin berechtigt, der L Einzelanweisungen zur Durchf&#252;hrung bestimmter Arten von Gesch&#228;ften oder einzelner Gesch&#228;fte zu geben. Um die Durchf&#252;hrung dieser Weisungen sicher zu stellen, hat nach &#167; 5 zwischen mindestens einem Mitglied der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung der Antragsgegnerin und der L Personenidentit&#228;t zu bestehen. Tats&#228;chlich sind die beiden Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Antragsgegnerin zugleich Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der L die Gesch&#228;ftsf&#252;hrung der L besteht aus insgesamt 5 Personen.</strong></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><strong>Der Antragsteller begehrt mit seinen auf &#167; 51 a GmbH--Gesetz gest&#252;tzen Antr&#228;gen von der Antragsgegnerin Ausk&#252;nfte, die</strong> <strong>Aush&#228;ndigung von fotokopierten Gesch&#228;ftsunterlagen, hilfs&#173;weise die Einsichtnahme in bestimmte Gesch&#228;ftsunterlagen. Diese Begehren betreffen zum Teil (jedenfalls auch) Angele&#173;genheiten der L. Der Streit der Parteien geht darum, inwieweit es sich dabei zugleich um Angelegenheiten auch der Antragsgegnerin als Muttergesellschaft handelt.</strong></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"><strong>Das Landgericht hat dem Auskunftsbegehren in vollem Umfang stattgegeben. Mit der - zugelassenen - sofortigen Beschwerde verfolgt die Antragsgegnerin ihr Ziel der Antragszur&#252;ckweisung weiter.</strong></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><strong>Wegen s&#228;mtlicher weiterer Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die Schrifts&#228;tze der Parteien, die von ihnen &#252;berreichten Unterlagen und das angefochtene Urteil Bezug genommen.</strong></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><strong>B.</strong></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><strong>Die von der Antragsgegnerin form- und fristgerecht eingelegte Beschwerde ist nach &#167; 51b GmbH-Gesetz in Verbindung mit &#167; 132 Abs. 3 Satz 2 Aktiengesetz statthaft.</strong></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><strong>Die sofortige Beschwerde hat teilweise Erfolg. Soweit der Antragsteller mit seinen Hauptantr&#228;gen zu 1, 4 + 5 die Aush&#228;ndigung von fotokopierten Gesch&#228;ftsunterlagen verlangte, war sein Antrag zur&#252;ckzuweisen. Mit den &#252;brigen Antr&#228;gen - insbe&#173;sondere auch mit den im Beschwerdeverfahren formulierten Hilfsantr&#228;gen - hat der Antragsteller aber &#252;berwiegend Erfolg. Im einzelnen ist zu den Antr&#228;gen folgendes auszuf&#252;hren:</strong></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><strong>1)a) Mit seinem Hauptantrag zu 1) begehrt der Antragsteller, ihm eine Fotokopie der Gesch&#228;ftsunterlage auszuh&#228;ndigen, die &#252;ber die Ertr&#228;ge der L aus deren Finanzmitteln des Jahres 1983 Auskunft gibt. Die L verf&#252;gte im Jahre 1983 &#252;ber erhebliche liquide Mittel. Der Antragsteller will in Erfahrung bringen, auf welche Weise und mit welchem Erfolg das verf&#252;gbare Geld angelegt worden ist: Er glaubt, das cash - Management sei nicht so erfolgreich wie m&#246;glich gewesen.</strong></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Hauptantrag ist unbegr&#252;ndet. Nach &#167; 51 a GmbH-Gesetz <strong>kann der Gesellschafter von der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung Auskunft &#252;ber die Angelegenheiten der Gesellschaft verlangen und in den Gesch&#228;ftsr&#228;umen der Gesellschaft Einsicht in die B&#252;cher und Schriften nehmen. Die Vorschrift gew&#228;hrt dem Gesellschafter aber keinen Anspruch darauf, da&#223; die Ge&#173;sch&#228;ftsf&#252;hrung Teile der B&#252;cher und Schriften f&#252;r ihn fotokopiert und die Fotokopien &#252;bersendet.</strong></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><strong>Wenn ein Gesellschafter Auskunft &#252;ber Angelegenheiten der Gesellschaft verlangt hat, kann die Gesch&#228;ftsf&#252;hrung die gestellten Fragen damit beantworten, da&#223; sie dem Ge&#173;sellschafter Fotokopien der einschl&#228;gigen Unterlagen &#252;ber&#173;reicht. Dem Auskunftsbegehren des Gesellschafters wird so mitunter besser Gen&#252;ge getan als durch eine zusammen&#173;fassende Wiedergabe dessen, was das Gesch&#228;ftspapier im einzelnen enth&#228;lt. Aus dem Umstand, da&#223; die Gesch&#228;ftsf&#252;hrung die Wahl hat, begehrte Ausk&#252;nfte durch Fotokopien von Unterlagen zu erteilen, folgt aber nicht, da&#223; umgekehrt der Gesellschafter auf die &#220;bersendung der Fotokopien einen Anspruch hat.</strong></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><strong>Wenn der Gesellschafter in den Gesch&#228;ftsr&#228;umen der Gesellschaft gem&#228;&#223; &#167; 51 a GmbH-Gesetz Einsicht in deren B&#252;cher und Schriften nimmt, ist ihm Gelegenheit zur Anfertigung von Fotokopien zu geben (vgl. Karsten Schmidt in Scholz, GmbH-Gesetz, &#167; 51 a, 14). Zu diesem Recht des Gesellschafters, sich Fotokopien anzufertigen, wird der Senat weiter unten </strong>noch zu sprechen kommen. Es handelt <strong>sich dabei aber um ein Recht zu fotokopieren und nicht um einen Anspruch, sich Fotokopien &#252;bersenden zu lassen. Dieser Unterschied ist wesentlich. &#167; 51 a GmbH-Gesetz gew&#228;hrt </strong>einen <strong>Anspruch, die B&#252;cher und Schriften der Gesellschaft in deren Gesch&#228;ftsr&#228;umen einzusehen. Als A dieses Rechtes kann die Anfertigung von Fotokopien</strong><strong>gestattet werden. Die Vorschrift kann aber nicht dahin umgedeutet werden, da&#223; der Gesellschafter die &#220;bersendung von Fotokopien der B&#252;cher und Schriften verlangen kann. </strong>Nehmen <strong>die Gesellschafter in den Gesch&#228;ftsr&#228;umen der Gesellschaft Einsicht in die dortigen B&#252;cher und Schriften, so stehen dem anzuerkennende Interessen der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer im allgemeinen nicht entgegen. Die Gesellschafter k&#246;nnen auf diese Weise ihr Informationsbed&#252;rfnis befriedigen, ohne da&#223; es die Gesch&#228;ftsf&#252;hrung zeitlich, personell und finanziell belastet. Hat dagegen der Gesellschafter einen Anspruch auf Aush&#228;ndigung von fotokopierten Gesch&#228;ftsunter&#173;lagen, so kann der Aufwand der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung erheblich sein, wenn mehrere Gesellschafter dieses Recht intensiv geltend machen.</strong></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><strong>W&#252;rde dem Gesellschafter der vom Antragsteller begehrte Fotokopie&#252;bersendungsanspruch einger&#228;umt, so w&#228;re auch eine unn&#252;tze Ansammlung vervielf&#228;ltigter Akten der Gesellschaft im Besitz der einzelnen Gesellschafter die Folge. Vor der Einsichtnahme in die B&#252;cher vermag der Gesellschafter im allgemeinen nicht abzusch&#228;tzen, welche Unterlagen f&#252;r ihn von gesteigertem Interesse sind. Da er ohne vorherige Einsichtnahme kein eigenes Urteil dar&#252;ber hat, welche Teile der vorhandenen Schriften f&#252;r ihn belanglos sind, wird er regelm&#228;&#223;ig die &#220;bersendung der gesamten fotokopierten Akte verlangen. Er wird dies umso eher tun k&#246;nnen, als es auf seiner Seite - anders als bei der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung - mit keiner M&#252;he verbunden ist. Das Informationsrecht des Gesellschafters k&#246;nnte in einem derartigen Fall leicht mi&#223;braucht werden. Ein Fotokopie&#252;bersendungsrecht findet daher nicht nur im Wortlaut des &#167;51 a GmbH-Gesetz keine St&#252;tze; ein derartiges Recht kann auch aus dem Sinn der Regelung nicht abgeleitet werden. Es w&#228;re auch nicht w&#252;nschenswert.</strong></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><strong>b) Mit seinem in der m&#252;ndlichen Verhandlung gestellten Hilfs&#173;antrag begehrt der Antragsteller, da&#223; ihm die Einsicht&#173;nahme in die oben unter a) n&#228;her beschriebene Unterlage gestattet werde. Dieser Antrag ist begr&#252;ndet:</strong></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><strong>aa) Der Hilfsantrag ist wirksam gestellt. Um den Streit der Parteien beizulegen, ist es sachdienlich, da&#223; im vorliegenden Verfahren auch &#252;ber das hilfsweise gestellte Begehren entschieden wird. Eine derartige Entscheidung ist m&#246;glich, ohne da&#223; neuer Streitstoff tats&#228;chlicher oder rechtlicher Art in das Verfahren eingef&#252;hrt wird.</strong></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><strong>Etwas anderes folgt entgegen der Auffassung der Antragsgegnerin auch nicht aus den Besonderheiten des Auskunfts&#173;verfahrens gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 51 a) und b) GmbH-Gesetz. Die Antragsgegnerin meint, jedes einzelne Auskunftsbegehren m&#252;sse zun&#228;chst vorprozessual gegen&#252;ber der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung gestellt und von dieser abgelehnt worden sein, bevor der Gesellschafter den Antrag auf eine gerichtliche Entscheidung nach &#167; 51 b) GmbH-Gesetz stellen k&#246;nne. Insbesondere sei es der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung nicht zuzumuten, jedes - im gestellten Umfang unbegr&#252;ndete - Auskunftsbegehren darauf zu &#252;berpr&#252;fen, ob es jedenfalls in Teilen oder als "Minus" berechtigt sei.</strong></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><strong>Ob aus diesen &#220;berlegungen Bedenken gegen eine unver&#228;nderte &#220;bernahme der &#167;&#167; 263 ff. ZPO in das Auskunftsverfahren nach dem GmbH-Gesetz herzuleiten sind, bedarf hier keiner abschlie&#223;enden Entscheidung. Ein gegen&#252;ber dem zun&#228;chst allein gestellten Hauptantrag eingeschr&#228;nkter Hilfsantrag ist jedenfalls dann verfahrensrechtlich zul&#228;ssig, wenn die Gesch&#228;ftsf&#252;hrung auf das gestellte Hilfsbegehren bereits vorprozessual eingegangen ist, oder wenn die grundlegenden Erw&#228;gungen, mit denen die Gesch&#228;ftsf&#252;hrung das gestellte Hauptbegehren abgewiesen hat, ebenso auch zur Zur&#252;ck&#173;weisung des Hilfsbegehrens f&#252;hren m&#252;&#223;ten. Es w&#228;re eine sinnlose F&#246;rmelei, in einem derartigen Fall den auskunfts&#173;suchenden Gesellschafter darauf zu verweisen, er m&#252;sse sich zun&#228;chst au&#223;erprozessual die mit Gewissheit ab&#173;sehbare - Ablehnung bei der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung einholen. Ob Besonderheiten zu gelten haben, wenn die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer nach &#167; 51 a Abs. 2 GmbH-Gesetz Auskunft oder Einsicht verweigern m&#246;chten und deshalb eines Beschlusses der Gesellschafter bed&#252;rfen, kann hier gleichfalls offenbleiben; auf die Vorschrift des &#167; 51 a Abs. 2 GmbH-Gesetz wird hier die Verweigerung der Auskunft oder Einsichtnahme nicht gest&#252;tzt.</strong></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><strong>Nach den genannten Grunds&#228;tzen bestehen gegen den Hilfs&#173;antrag zu 1) keine verfahrensrechtlichen Bedenken. Mit der Frage, ob der Antragsteller in die Unterlage &#252;ber die Ertr&#228;ge der L aus den Finanzmitteln des Jahres 1983 Einsicht nehmen k&#246;nnte, hat sich die Gesch&#228;ftsf&#252;hrung der Antragsgegnerin vorprozessual bereits befa&#223;t. Sie hat n&#228;mlich am 17. Juli 1984 dem Antragsteller diese Einsichtnahme ausdr&#252;cklich angeboten und dieses Angebot im Schreiben vom 19. Juli 1984 wiederholt. Das Angebot ist seinerzeit von dem Antragsteller nicht angenommen worden,</strong>' <strong>weil er zun&#228;chst auf der &#220;bersendung einer Fotokopie be&#173;stand. Die Antragsgegnerin h&#228;tte daher den in der m&#252;nd&#173;lichen Verhandlung gestellten Hilfsantrag des Antragstellers mit der entsprechenden Kostenfolge gem&#228;&#223; &#167; 93 ZPO anerkennen k&#246;nnen. Stattdessen hat die Antragsgegnerin - und damit die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer als ihre Vertreter - das fr&#252;here Angebot nicht mehr aufrecht erhalten und sich <em>in </em>ihren schrifts&#228;tzlichen &#196;u&#223;erungen nach der m&#252;ndlichen Verhandlung darauf gest&#252;tzt, die Unterlage &#252;ber die Ertr&#228;ge aus den Finanzmitteln sei von der L aufbereitet worden. Daher habe der Antragsteller kein Recht auf Einsichtnahme. Es gibt keinen verfahrensrechtlichen Sinn, den Antragsteller darauf zu verweisen, er m&#252;sse sich diese jetzige Auffassung der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung der Antragsgegnerin au&#223;erhalb des Verfahrens zun&#228;chst noch einmal best&#228;tigen lassen, um dann das Begehren prozessual verfolgen zu k&#246;nnen.</strong></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><strong>bb) Die Berechtigung des Hilfsbegehrens, Einsicht in die Unter&#173;lage zu nehmen, folgt unmittelbar aus &#167; 51 <em>a </em>GmbH-Gesetz. Danach hat die Gesellschaft Einsicht in ihre B&#252;cher und Schriften zu gestatten. Dabei handelt es sich um alle Unterlegen, &#252;ber die die Gesellschaft <em>verf&#252;gt.</em></strong></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><strong>Hier mu&#223; davon ausgegangen werden, da&#223; Bestandteil der bei der Antragsgegnerin gef&#252;hrten Akten auch die Gesch&#228;fts&#173;unterlage ist, die &#252;ber die Ertr&#228;ge der L aus deren Finanzmitteln des Jahres 1983 Auskunft gibt. In ihrem bereits erw&#228;hnten Schreiben vom 19. Juli 1984 hat die An&#173;tragsgegnerin dem Antragsteller mitgeteilt, die Unterlage stehe in ihrem Hause zur Einsichtnahme zur Verf&#252;gung. Die Antragsgegnerin behauptet selbst nicht, da&#223; sie seither die Unterlage aus ihren Schriften wieder entfernt habe.</strong></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><strong>Demgegen&#252;ber kommt es entgegen der Auffassung der Antrags&#173;gegnerin nicht darauf an, da&#223; die fragliche Unterlage m&#246;glicherweise f&#252;r die L erstellt worden ist. Entscheidend ist allein, da&#223; sie jetzt Bestandteil der bei der Antrags&#173;gegnerin gef&#252;hrten "B&#252;cher und Schriften" ist. Darin darf der Antragsteller Einsicht nehmen.</strong></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><strong>c) Mit seinem Hilfsantrag zu 1) verlangt der Antragsteller weiterhin, da&#223; ihm auf sein Verlangen gestattet werde, im Zuge der Einsichtnahme die oben bezeichnete Unterlage auch zu fotokopieren. Auch insoweit ist sein Antrag be&#173;gr&#252;ndet:</strong></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"> <strong>aa) Der Hilfsantrag ist auch mit diesem Teil verfahrensrechtlich</strong>. <strong>zul&#228;ssig. Die Antragsgegnerin vertritt den grunds&#228;tzlichen Standpunkt, da&#223; ein Gesellschafter kein Recht habe, allgemein die von ihm eingesehenen Unterlagen zu fotoko&#173;pieren. Allenfalls d&#252;rfe er einmal zwei oder drei Seiten besonders wichtiger Schriftst&#252;cke vervielf&#228;ltigen. Sie hat diesen Standpunkt auch in ihren Schrifts&#228;tzen nach der m&#252;ndlichen Verhandlung, nachdem der Hilfsantrag gestellt war, aufrecht erhalten und bekr&#228;ftigt. Es w&#228;re daher wieder eine blo&#223;e F&#246;rmelei, den Antragsteller darauf zu verweisen, er m&#252;sse dieses Auskunftsbegehren zun&#228;chst noch einmal au&#223;erhalb des Verfahrens an die Gesch&#228;fts&#173;f&#252;hrer richten.</strong></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><strong>bb) Der Senat teilt die auch im Schrifttum vertretene Auf&#173;fassung, da&#223; sich der Gesellschafter bei der Einsichtnahme in die B&#252;cher und Schriften der Gesellschaft Notizen und Fotokopien anfertigen darf. Das Einsichtsrecht dient dazu, da&#223; sich der Gesellschafter zuverl&#228;ssig &#252;ber seine Ge&#173;sellschaft ins Bild setzen kann. Eine sinnvolle Aus&#252;bung des Einsichtsrechtes ist oft ohne Anfertigung von Notizen nicht denkbar. Mu&#223; danach dem Gesellschafter die Anfer&#173;tigung handschriftlicher Notizen gestattet sein, so mu&#223; er auch die M&#246;glichkeit haben, stattdessen bereitstehende Fotokopierger&#228;te zu benutzen.</strong></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><strong>Nach Auffassung der Antragsgegnerin besteht ein Recht des Gesellschafters, sich Notizen und Fotokopien anzufer&#173;tigen, nur in Ausnahmef&#228;llen, wenn die entsprechenden Passagen aus den Schriften der Gesellschaft von ganz be&#173;sonderer Wichtigkeit f&#252;r den Gesellschafter sind oder aber derart komplexe Informationen enthalten, da&#223; sie die Auf&#173;fassungsgabe und Ged&#228;chtnisleistung &#252;berfordern. Dem ist zuzugeben, da&#223; das gerechtfertigte Informationsbed&#252;rfnis des Gesellschafters in aller Regel nicht erfordert, die B&#252;cher und Schriften der Gesellschaft in ihrer Gesamtheit zu fotokopieren, um sich auf diese Weise zu Hause gleich&#173;sam eine doppelte Buchf&#252;hrung aufbauen zu k&#246;nnen. Es w&#228;re indessen kein praktikabler Weg, das Recht des Gesell&#173;schafters, sich Fotokopien von den eingesehenen Schriften anzufertigen, auf die besonders wichtigen oder besonders komplizierten Gegenst&#228;nde von vornherein zu beschr&#228;nken. K&#246;nnten sich Gesellschafter und Gesellschaft &#252;ber das Ausma&#223; des Fotokopierrechts nicht einigen, m&#252;&#223;ten notfalls die Gerichte dar&#252;ber entscheiden, welche Seiten der bei der Gesellschaft gef&#252;hrten Akten im einzelnen fotokopiert werden d&#252;rften oder nicht. Ein derartiges Ergebnis h&#228;lt der Senat f&#252;r unertr&#228;glich.</strong></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><strong>Der Gesellschafter hat daher grunds&#228;tzlich das Recht, sich nach seinen Vorstellungen Notizen und Fotokopien der eingesehenen B&#252;cher und Schriften anfertigen zu lassen. Der Gefahr eines Mi&#223;brauchs wird schon dadurch vorgebeugt, da&#223; er bei der Anfertigung von Notizen und Fotokopien nicht die Hilfe der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung beanspruchen kann. Ebensowenig, wie er verlangen kann, da&#223; ihm Mitarbeiter der Gesellschaft bei der Anfertigung von Notizen helfen, kann er erwarten, da&#223; sie ihm bei der Anfertigung von Fotokopien zur Verf&#252;gung stehen. Auch die Kostenlast trifft den Gesellschafter.</strong></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"><strong>Dar&#252;berhinaus gilt die Vorschrift des &#167; 51 a Abs. 2 GmbH-Gesetz auch f&#252;r das Fotokopierrecht. Die Gesch&#228;fts&#173;f&#252;hrer d&#252;rfen daher unter den dort genannten Voraus&#173;setzungen dem Gesellschafter die Anfertigung von Fotoko&#173;pien verweigern. Dabei mag auch eine &#252;berm&#228;&#223;ige, mit dem objektiven Informationsbed&#252;rfnis eines Gesellschafters nicht mehr vereinbare Vielzahl von Kopiervorg&#228;ngen die Vermutung rechtfertigen, da&#223; der Gesellschafter die so verschaffte doppelte Aktenf&#252;hrung zu gesellschaftsfremden Zwecken verwenden und der Gesellschaft Nachteil zuf&#252;gen wird. Das bedarf hier keiner Entscheidung. Objektive Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; der Antragsteller sein Einsichts&#173;recht mi&#223;brauchen wird, sind nicht ersichtlich. Im Gegenteil spricht einiges daf&#252;r, da&#223; es sinnvoll ist,</strong><strong>die Unterlage &#252;ber die Ertr&#228;ge aus den Finanzmitteln des Jahres 1983 zu fotokopieren, da sie eine Vielzahl von Finanzdaten enthalten d&#252;rfte.</strong></p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"><strong>cc) Die hier dargelegte Auffassung des Senats weicht nicht von der Rechtsauffassung des Bundesgerichtshofs in der "H" - Entscheidung BGHZ 85, 293 ab. Dort hat der Bundesgerichtshof einem Aufsichtsratsmitglied in einer GmbH das Recht abgesprochen, zum Studium des Abschlu&#223;&#173;pr&#252;fungsberichtes in den R&#228;umen des Unternehmers einen Sachverst&#228;ndigen mitzubringen. Dadurch k&#246;nne nicht nur die Vertraulichkeit leiden, sondern es bestehe die Ge&#173;fahr, da&#223; die vom Aufsichtsrat in eigener Verantwortung zu treffenden Entscheidungen zu stark nach au&#223;en verlagert w&#252;rden (a.a.O. Seite 296). In dem dort entschiedenen Fall kam hinzu, da&#223; der Aufsichtsrat zuvor beschlossen hatte, die Abschlu&#223;pr&#252;fungsberichte seinen Mitgliedern nicht auszuh&#228;ndigen, sondern nur zur Einsichtnahme f&#252;r sie auszulegen. Mit der hier zu entscheidenden Frage, ob sich ein Gesellschafter im Zuge der Einsichtnahme nach 51 a GmbH-Gesetz Fotokopien anfertigen - und diese dann auch mit nach Hause nehmen kann - hat die Entscheidung des Bundesgerichtshofs nichts zu tun.</strong></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"><strong>Der Hilfsantrag zu 1 ist daher insgesamt begr&#252;ndet.</strong></p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks"><strong>2) Mit dem Antrag zu - der Antrag zu 2 wird aus Darstellungsgr&#252;nden im Anschlu&#223; behandelt - begehrt der Antragsteller Auskunft &#252;ber die festen monatlichen Bez&#252;ge, die derzeit an die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer zahlbar sind. Dieser Antrag ist begr&#252;ndet.</strong></p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><strong>a) Die Frage, welches Gehalt die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer einer Gesellschaft erhalten, ist eine "Angelegenheit" der Ge&#173;sellschaft (vgl. zu &#167; 112 Abs. 1 Aktiengesetz 1937 OLG Koblenz, DB 1967, 1844). Im Aktienrecht ist aller<em>dings </em>streitig, ob ein Anspruch auf Auskunftserteilung aufgeschl&#252;sselt &#252;ber die Bez&#252;ge der einzelnen Vorstands&#173;mitglieder oder nur &#252;ber die Gehaltssummen insgesamt besteht. Die Frage ist im BGHZ 36, 121 ff. ausdr&#252;cklich offengelassen worden. Im Aktienrecht bestehen, wie auch das OLG Koblenz a.a.O. im einzelnen ausgef&#252;hrt hat, Be&#173;denken gegen eine aufgeschl&#252;sselte Mitteilung der Vor&#173;standsgeh&#228;lter, weil die Auskunft in der Hauptversammlung zu erteilen ist. Da bei einer aufgeschl&#252;sselten Mitteilung das Gehalt des einzelnen Vorstandsmitglieds auf diese Weise der &#214;ffentlichkeit bekannt wird, stellt sich die Frage, ob unter dem Gesichtspunkt des allgemeinen Pers&#246;nlichkeitsrechtes des einzelnen Vorstandsmitgliedes das Auskunftsrecht des Aktion&#228;rs einzuschr&#228;nken ist. Diese Problematik stellt sich im vorliegenden Fall in&#173;dessen nicht. Hier macht der Antragsteller als Gesellschafter einen Individualanspruch auf Erteilung der Aus&#173;kunft an sich geltend. Aus dem gesellschaftsrechtlichen Treueverh&#228;ltnis heraus ist er zur Verschwiegenheit ver&#173;pflichtet. Bedenken aus dem Pers&#246;nlichkeitsrecht der einzelnen Gesch&#228;ftsf&#252;hrer gegen eine Bekanntgabe der an sie auszuzahlenden Geh&#228;lter bestehen daher nicht.</strong></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks"><strong>b) Etwas anderes gilt hier auch nicht deswegen, weil der Antragsteller zun&#228;chst in der Gesellschafterversammlung vom 14. Juni 1984 offenbar eine Auskunft "an alle Ge&#173;sellschafter" erbeten hat. In der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat hat der Antragsteller wiederholt, da&#223; ihm seiner Meinung nach ein Anspruch auf Auskunftserteilung an die Adresse aller Gesellschafter zustehe. Darauf kommt es aber hier nicht an. Der Antragsteller hat nach der Gesellschafterversammlung im vorprozessualen Schrift&#173;verkehr ebenso wie im vorliegenden Verfahren Auskunft allein an sich verlangt. Dem hat die Antragsgegnerin nicht entsprochen. Auf diese individuelle Auskunftserteilung hat der Antragsteller aber einen Anspruch.</strong></p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks"><strong>c)&#160;&#160; Der Auskunftsanspruch ist entgegen der Auffassung der Antragsgegnerin auch nicht "erledigt". Der Antragsteller hat in der Gesellschafterversammlung bereits die Vermutung ge&#228;u&#223;ert, da&#223; sich die Bez&#252;ge der beiden Gesch&#228;ftsf&#252;hrer in einer bestimmten Gr&#246;&#223;enordnung <em>bewegen </em>k&#246;nnten. Diese Vermutungen hat die Antragsgegnerin im Laufe des Ver&#173;fahrens als zutreffend bezeichnet. Der Antragsteller hat aber Anspruch auf Bekanntgabe der genauen Gesch&#228;fts&#173;f&#252;hrergeh&#228;lter; er mu&#223; es nicht bei der Kenntnis von Gr&#246;&#223;enordnungen, bei denen auf sechsstellige Zahlen abgerundet wird, bewenden lassen.</strong></p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"><strong>d) Die Antragsgegnerin vertritt zu Unrecht die Auffassung, die Frage der festen Bez&#252;ge der beiden Gesch&#228;ftsf&#252;hrer sei keine Angelegenheit der Antragsgegnerin, sondern eine Angelegenheit der L. Sie beruft sich darauf, da&#223; die beiden Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Antragsgegnerin, die zugleich auch Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der L sind, unstreitig ein Gehalt nur seitens der L beziehen. Das macht die Frage nach ihren Bez&#252;gen aber nicht zu einer Angelegen&#173;heit allein der L. Die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Antrags&#8209;</strong><strong>gegnerin &#252;ben ihre Funktion aus, f&#252;r die Muttergesell&#173;schaft die gesamte Unternehmensgruppe zu leiten. Dazu sind sie aufgrund eines Anstellungsvertrages mit der An&#173;tragsgegnerin verpflichtet. Andererseits steht ihnen f&#252;r diese Leistung auch ein Entgelt zu. Wenn aus praktischen oder steuerrechtlichen Gr&#252;nden die Regelung so getroffen ist, da&#223; die Gehaltszahlungen an die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer nur bei der L verbucht werden, so kommt dem f&#252;r die hier zu entscheidende Frage keine rechtliche Bedeutung zu.</strong></p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"><strong>Es &#228;ndert nichts daran, da&#223; der Antragsteller hier nach den Bez&#252;gen seiner Gesch&#228;ftsf&#252;hrer fragt. Das alles gilt hier umso mehr, als die LCS nach &#167; 1 des mit der Antragsgegnerin geschlossenen Organschaftsvertrages ihren gesamten Gewinn vor Feststellung ihrer eigenen Bi&#173;lanz an die Antragsgegnerin abzuf&#252;hren hat. Es kann von daher keinen entscheidenden Unterschied ausmachen, ob zun&#228;chst die L das gesamte Gesch&#228;ftsf&#252;hrergehalt zahlt und den auf diese Weise verminderten Gewinn an die An&#173;tragsgegnerin abf&#252;hrt, oder ob vor Zahlung der Gesch&#228;fts&#173;f&#252;hrerbez&#252;ge ein h&#246;herer Gewinn abgef&#252;hrt wird, der sich alsdann erst bei der Antragsgegnerin durch die auszu&#173;zahlenden Bez&#252;ge wieder vermindert.</strong></p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks"><strong>Der Antrag zu 3) ist infolgedessen begr&#252;ndet.</strong></p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks"><strong>3) Mit dem Antrag zu 2) erstrebt der Antragsteller Auskunft &#252;ber die Tantiemer&#252;ckstellungen in dem Jahresabschlu&#223; 1983 der L, insbesondere f&#252;r welche Personen welche Betr&#228;ge als Tantieme in diesen R&#252;ckstellungen enthalten sind. Dieses Auskunftsbegehren ist teilweise begr&#252;ndet:</strong></p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks"><strong>a)&#160;&#160;&#160;&#160; Der Antragsteller kann Auskunft dar&#252;ber verlangen, welche Betr&#228;ge als Tantieme <em>in </em>den R&#252;ckstellungen f&#252;r die beiden Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Antragsgegnerin enthalten sind. Der Auskunftsanspruch erstreckt sich auf die von der Ertragslage abh&#228;ngigen Bez&#252;ge ebenso wie auf <em>die </em>festen Bez&#252;ge der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer. Das Auskunftsverlangen wird auch nicht dadurch ber&#252;hrt, da&#223; die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Antragsgegnerin wiederum die Tantiemen von der L beziehen. Das oben unter 2) ausgef&#252;hrte gilt hier entsprechend.</strong></p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks"><strong>b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Der Antragsteller kann dar&#252;berhinaus Auskunft verlangen &#252;ber die Summe der Betr&#228;ge, die <u>insgesamt</u> f&#252;r die &#252;brigen Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der L </strong>sowie &#252;ber die Summe <strong>der Bez&#252;ge, die <u>insgesamt</u> f&#252;r die &#252;brigen Mitarbeiter der L als Tantieme in den R&#252;ckstellungen enthalten ist. Hin&#173;gegen erstreckt sich sein Auskunftsanspruch nicht darauf, auch zu erfahren, f&#252;r welche dieser Personen welche Einzelbetr&#228;ge als Tantieme ausgewiesen sind. Dazu ist im einzelnen folgendes auszuf&#252;hren:</strong></p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks"><strong>aa) Die Frage nach den Tantiemer&#252;ckstellungen in dem Jahres&#173;abschlu&#223; 1983 der L betrifft - soweit es nicht um die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Antragsgegnerin geht - in erster Linie Angelegenheiten der L. Damit stellt sich die Frage, inwieweit in einem GmbH-Konzern das Auskunftsrecht eines Gesellschafters der Muttergesellschaft im Zusammen&#173;hang mit Angelegenheiten von Tochtergesellschaften reicht. Das GmbH-Gesetz enth&#228;lt dazu keine ausdr&#252;ckliche Regelung. &#167; 51 a GmbH-Gesetz ist im Zuge der Novelierung des Gesetzes im Jahre 1980 eingef&#252;gt worden. Der Re&#173;gierungsentwurf hatte in Abs. 2 Satz 1 des &#167; 51 a den ausdr&#252;cklichen Hinweis enthalten, da&#223; die rechtlichen und gesch&#228;ftlichen Beziehungen der Gesellschaft zu einem verbundenen Unternehmen zu den Angelegenheiten der Ge&#173;sellschaft im Sinne des Absatzes 1 geh&#246;rten. Diese Be&#173;stimmung ist vom Rechtsausschu&#223; des deutschen Bundestages als &#252;berfl&#252;ssig gestrichen worden (Ausschu&#223;bericht Seite 75, Drucksache 8/3908 des deutschen Bundestages). Im Schrifttum ist streitig, inwieweit sich das Informa&#173;tionsrecht des Gesellschafters &#252;ber die Beziehungen seiner Gesellschaft zu einem verbundenen Unternehmen hinaus auch auf Vorg&#228;nge bei dem verbundenen Unternehmen er&#173;strecken kann (vgl. Robert Fischer, GmbH-Gesetz, &#167; 51 a. 2; Karsten Schmidt in Scholz, GmbH-Gesetz, &#167; 51 a, 9 sowie Anhang &#167; 51, 21 ff., 33; von Bitter, MP, 1981, 825,827; Grunewald, ZHR, 211, 233).</strong></p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks"><strong>bb) Die Antragsgegnerin vertritt die Auffassung, aus der Entstehungsgeschichte des &#167; 51 a GmbH-Gesetz folge, da&#223; sich das Auskunftsrecht eines Gesellschafters der Mutter&#173;gesellschaft im GmbH-Konzern nur auf die rechtlichen und gesch&#228;ftlichen Beziehungen der Gesellschaft zu einem Tochterunternehmen erstrecke. Das Auskunftsrecht k&#246;nne daher nicht weiter reichen als das eines Aktion&#228;rs gem&#228;&#223; &#167; 131 Aktiengesetz. Dieser Ansicht vermag der Senat nicht zu folgen. Indem der im Regierungsentwurf vorgesehene &#167; 51 Abs. 2 Satz 1 als &#252;berfl&#252;ssig gestrichen worden ist, hat der Gesetzgeber den Umfang der Informationsrechte im GmbH-Konzern dem Begriff "Angelegenheiten der Gesell&#173;schaft" und seiner Auslegung durch die Rechtsprechung &#252;berlassen. Es k&#246;nnen daher auch Angelegenheiten bei einem verbundenen Unternehmen Angelegenheiten der Ober&#173;gesellschaft sein, wenn sie in ihrer Bedeutung und in ihren Auswirkungen auch f&#252;r die Muttergesellschaft von objektiver Wichtigkeit sind. Angesichts dessen mu&#223; je&#173;weils im Einzelfall untersucht werden, wieweit das Informationsrecht reicht.</strong></p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks"><strong>cc) Angesichts der vollst&#228;ndigen Gewinnabf&#252;hrungspflicht der L an die Antragsgegnerin vor Aufstellung der eigenen Bilanz ist die Frage, inwieweit die bei der L erwirtschafteten Ertr&#228;ge als Tantieme an die dortigen Mitarbeite ausgezahlt und infolgedessen aus dem an die Antragsgegnerin abzuf&#252;hrenden Gewinn herausgenommen werden, im Kern auch eine "Angelegenheit" der Antragsgegnerin selbst. Das gilt aber nur insoweit, als es die Eckdaten der Tantieme&#173;r&#252;ckstellungen betrifft. Dazu z&#228;hlt der Senat die Summe der Bez&#252;ge, die an die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer und die Summe der Bez&#252;ge, die an die &#252;brigen Mitarbeiter auszuzahlen sind. Dagegen sind weitere Einzelheiten nicht mehr "Angelegen&#173;heiten" auch der Antragsgegnerin selbst. An welche Mitarbeiter die L im einzelnen eine Tantieme vergibt und wie hoch die Tantiemenbez&#252;ge der einzelnen Mitarbeiter sind, ist eine personalpolitische Entscheidung der L und nur deren Angelegenheit.</strong></p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks"><strong>dd) Danach war dem mit dem Antrag zu 2) verfolgten Auskunfts&#173;begehren des Antragstellers nur teilweise stattzugeben. Entgegen der Auffassung der Antragsgegnerin war der Senat an einer entsprechenden teilweisen Verurteilung der An&#173;tragsgegnerin nicht gehindert. Soweit der Senat dem Aus&#173;kunftsbegehren stattgegeben hat, war er in dem umfassend gestellten Antrag als Minus enthalten. Es w&#228;re auch wieder eine sinnentleerte F&#246;rmelei gewesen, den Antragsteller zun&#228;chst darauf zu verweisen, au&#223;erhalb des Verfahrens eine Stellungnahme der Antragsgegnerin einzuholen, ob sie dem Auskunftsbegehren in dem jetzt zuerkannten Umfang entsprechen wolle. Die Antragsgegnerin steht seit der Gesellschafterversammlung vom 14. Juni 1984 vorprozessual und im Verfahren auf dem grunds&#228;tzlichen Standpunkt, da&#223; sie &#252;ber Angelegenheiten der L keine Auskunft zu geben brauche und es sich dabei nie um Angelegenheiten handeln k&#246;nne, die im Sinne des &#167; 51 a GmbH-Gesetz auch sie selbst betreffen. Das mu&#223; sich der Antragsteller nicht au&#223;erhalb des gegenw&#228;rtigen Verfahrens bei der Antragsgegnerin ein weiteres Mal best&#228;tigen lassen.</strong></p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks"><strong>4 a) Mit den Hauptantr&#228;gen zu 4) und 5) verlangt der Antragsteller die Aush&#228;ndigung von Kopien bestimmter Gesch&#228;ftsunterlagen. Diese Antr&#228;ge sind unbegr&#252;ndet, weil ein Anspruch auf &#220;ber&#173;sendung oder Aush&#228;ndigung von Fotokopien nach &#167; 51 a GmbH-Gesetz nicht besteht. Das hat der Senat oben unter 1) bereits ausgef&#252;hrt.</strong></p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks"><strong>b) Mit den in der m&#252;ndlichen Verhandlung gestellten Hilfsan&#173;tr&#228;gen zu 4) und 5) verlangt der Antragsteller, Einsicht in Gesch&#228;ftsunterlagen nehmen zu k&#246;nnen. Dabei handelt es sich einmal um die Tantiemeberechnung f&#252;r die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer f&#252;r das Gesch&#228;ftsjahr 1983 (Antrag zu 4)) und zum anderen um das Unternehmenskonzept und die derzeitige Finanzplanung in der zuletzt fortgeschriebenen Fassung (Antrag zu 5). </strong></p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks"><strong>Der Antragsteller hat nach &#167; 51 a GmbH-Gesetz einen Anspruch, diese "Schriften" der Antragsgegnerin einzusehen. Dem steht nicht entgegen, da&#223; beide Unterlagen im Auftrag der L erstellt worden sind und sich die Originale dieser Unterlagen m&#246;glicherweise bei der L befinden. Zu den "B&#252;cher und Schriften" einer Gesellschaft geh&#246;ren auch die bei der Ge&#173;sellschaft befindlichen Abschriften von Dokumenten; es verschl&#228;gt nichts, wenn das Original nicht im Besitz der Gesellschaft ist.</strong></p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks"><strong>Die schrifts&#228;tzlichen Ausf&#252;hrungen der Antragsgegnerin nach der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat lassen es als m&#246;glich erscheinen, da&#223; in den B&#252;chern und Schriften der Antragsgegnerin selbst sich nicht einmal Abschriften der genannten Unterlagen befinden. Das kann angesichts der hier vorliegenden Besonderheiten offen bleiben. Grunds&#228;tzlich gew&#228;hrt &#167; 51 a GmbH-Gesetz allerdings nur ein Recht, in die B&#252;cher und Schriften der eigenen Gesellschaft Einsicht zu nehmen. Ein Einsichtsrecht bei der Tochtergesellschaft hat der Gesellschafter der Muttergesellschaft nicht. Hier liegen aber folgende Besonderheiten vor:</strong></p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks"><strong>Die Antragsgegnerin und die L haben einen gemeinsamen Sitz. Die Antragsgegnerin verf&#252;gt als Holdinggesellschaft &#252;ber keine nennenswerten eigenen personellen und r&#228;umlichen Mittel; sie bedient sich insoweit der Kapazit&#228;ten der L Angesichts dessen, da&#223; die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Antragsgegnerin zugleich Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der L sind, st&#246;&#223;t diese Handhabe auf keine praktischen Schwierigkeiten. Es mag daher dazu kommen, da&#223; die L &#252;ber Unterlagen verf&#252;gt, die bei einer weniger engen Vern&#252;pfung zwischen den beiden Ge&#173;sellschaften jedenfalls auch bei der Antragsgegnerin vor&#173;handen sein m&#252;&#223;ten, wenn diese ihre F&#252;hrungsaufgaben inner&#173;halb der Unternehmensgruppe sinnvoll wahrnehmen m&#246;chte. Fallen diese Voraussetzungen zusammen, so haben die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Muttergesellschaft daf&#252;r zu sorgen, da&#223; ein ihr angeh&#246;render Gesellschafter in den R&#228;umen seiner Gesellschaf Einsicht in diese Unterlagen nehmen kann, wenn sie ihm den Zutritt zu den R&#228;umen der Tochtergesellschaft nicht ge&#173;statten wollen. Diese M&#246;glichkeit k&#246;nnen die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer dem Gesellschafter auch ohne weiteres verschaffen: Weder praktische noch rechtliche Schwierigkeiten stehen dem im Wege.</strong></p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks"><strong>Im Streitfall handelt es sich bei den Unterlagen, die der Antragsteller nach seinen Antr&#228;gen zu 4) und 5) einsehen m&#246;chte, um solche Unterlagen, &#252;ber die die Antragsgegnerin unbedingt verf&#252;gen mu&#223;, sofern sie ihren Leitungsaufgaben innerhalb der Unternehmensgruppe ordnungsgem&#228;&#223; nachkommen will. Die Tantiemeberechnung (Antrag zu 4) zieht s&#228;mtliche Betriebsergebnisse aller 18 Gesellschaften der S in ihre Rechnung ein. Das zeigt deutlich, da&#223; es sich um eine Unterlage handelt, &#252;ber welche die Antrags&#173;gegnerin verf&#252;gen mu&#223;. Nur sie hat n&#228;mlich als Ober&#173;gesellschaft 18 Tochtergesellschaften. Die L in deren Namen und Auftrag formal die Tantiemenberechnung erstellt ist, hat innerhalb der S selbst wiederum nur 10 Tochtergesellschaften. Mit den &#252;brigen Gesellschaften der S ist sie nur insoweit verbunden, als sie mit der Antragsgegnerin eine gemeinsame Obergesellschaft haben. In dem Unternehmenskonzept und der Finanzplanung (Antrag zu 5)wird schlie&#223;lich die langfristige Unter&#173;nehmens- und Finanzpolitik der S festgeschrieben. Dieses Konzept wird in Abst&#228;nden von mehreren Jahren jeweils fortgeschrieben und herausgegeben. Es bedarf keiner weiteren Ausf&#252;hrungen dar&#252;ber, da&#223; es sich dabei um eine Unterlage handelt, &#252;ber die die Antragsgegnerin ver&#173;f&#252;gen mu&#223;, wenn sie ihre Leitungsaufgaben wahrnehmen will.</strong></p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks"><strong>Nach allem steht dem Antragsteller auch insoweit das gel&#173;tend gemachte Einsichtsrecht zu.</strong></p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks"><strong>c) Mit seinen Hilfsantr&#228;gen zu 4) und 5) begehrt der Antrag&#173;steller, da&#223; ihm im Zuge der Einsichtnahme die Anfertigung von Fotokopien gestattet wird. Auch dieses Begehren ist begr&#252;ndet. Auf die Ausf&#252;hrungen oben unter 1) wird verwiesen</strong></p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks"><strong>6) Der Senat konnte wie ausgesprochen in der Sache selbst entscheiden, ohne sie nach &#167; 28 Abs. 2 FGG, &#167; 51 b GmbH-Gesetz und &#167;&#167; 132 Abs. 3 Satz 1, 99 Abs. 3 Satz 5 Aktienge&#173;setz dem Bundesgerichtshof zur Entscheidung vorlegen zu m&#252;ssen.</strong></p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks"><strong>Der Senat weicht mit seiner Entscheidung n&#228;mlich nicht von der Entscheidung eines anderen Oberlandesgerichtes oder einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs ab. Es ist nicht ersichtlich, da&#223; andere Oberlandesgerichte oder der Bundesgerichtshof zu der Frage, inwieweit das Auskunftsrecht des Gesellschafters in einem GmbH-Konzern reicht, bereits Entscheidungen getroffen haben. Die von der Antragsgegnerin f&#252;r die Anwendung des &#167; 28 Abs. 2 FGG angef&#252;hrten Entscheidungen betreffen jeweils andere Fallgestaltungen. Zu der Entscheidung BGHZ 85, 293 hat der Senat bereits oben unter 1) Stellung genommen. Die Entscheidungen des OLG Koblenz in DB 1967, 1844 und des OLG Bremen in AG 1981, 229 betreffen Fragen des Auskunftsrechts in einer Aktiengesellschaft. Das Aktienrecht enth&#228;lt differenzierte Regelungen zum Aus&#173;kunftsrecht, die von &#167; 51 a GmbH-Gesetz abweichen und auch nicht entsprechend angewendet werden k&#246;nnen. Schlie&#223;lich hatte sich das OLG Karlsruhe in BB 84.2016 mit der Frage zu befassen, ob der Gesellschafter einer Besitzgesellschaft des b&#252;rgerlichen Rechts - die ihrerseits Gesellschafterin einer GmbH ist &#8209; unmittelbar Einsicht in die B&#252;cher der GmbH nehmen kann.</strong></p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks"><strong>Das hat das OLG verneint, weil der Gesellschafter der Besitzgesellschaft nicht selbst Gesellschafter der GmbH sei. Um eine derartige Frage geht es im vorliegenden Fall nicht.</strong></p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks"><strong>Nach allem war auf die sofortige Beschwerde der Antragsgegnerin der angefochtene Beschlu&#223; teilweise abzu&#228;ndern; teilweise war das Rechtsmittel zur&#252;ckzuweisen.</strong></p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks"> <strong>Bei der Kostenentscheidung hat der Senat nach billigem Ermessen den jeweiligen Verfahrenserfolg der Parteien ber&#252;cksichtigt (&#167; 132 Abs. 5 Satz 7 Aktiengesetz in Ver&#173;bindung mit &#167; 51 b GmbH-Gesetz).</strong></p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks"><strong> Der Streitwert des Verfahrens wird f&#252;r beide Instanzen auf 20.000,-- DM festgesetzt. Angesichts der Bedeutung, den die Parteien erkennbar dem Verfahren beide beigemessen haben, sah es der Senat f&#252;r geboten an, den Regelstreitwert von 10.000,-- DM (&#167; 132 Abs. 5 Satz 6 Aktiengesetz in Verbindung mit &#167; 51 b GmbH-Gesetz) zu verdoppeln.</strong></p>
315,630
olgham-1985-04-17-11-u-25184
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
11 U 251/84
"1985-04-17T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:38"
"2019-03-27T09:42:37"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1985:0417.11U251.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 18. Juni 1984 verk&#252;ndete Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts Essen wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten der Berufung tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Es beschwert den Kl&#228;ger in H&#246;he von 8.000,-- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung des Kl&#228;gers hat keinen Erfolg. Das Landgericht hat dem Feststellungsbegehren des Kl&#228;gers mit Recht nicht stattgegeben. Denn der zwischen der Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten einerseits und dem Kl&#228;ger und seiner Ehefrau andererseits geschlossenen Ratenkreditvertrag ist wirksam zustande gekommen. Er ist insbesondere nicht nach &#167; 138 Abs. 1 BGB wegen Sittenwidrigkeit nichtig. Gegen&#252;ber dem Anspruch der Beklagten auf Darlehnsr&#252;ckzahlung (&#167; 607 Abs. 1 BGB) kann der Kl&#228;ger auch nicht mit Erfolg einwenden, ihm stehe wegen Verletzung vorvertraglicher Aufkl&#228;rungspflichten ein Schadensersatzanspruch aus Verschulden bei Vertragsschlu&#223; zu.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes, der der Senat folgt, ist ein Darlehnsvertrag wegen Versto&#223;es gegen die guten Sitten nichtig (&#167; 138 Abs. 1 BGB), wenn zwischen den Leistungen des Darlehnsgebers und den durch einseitige Vertragsgestaltung festgelegten Gegenleistungen des Darlehnsnehmers ein auff&#228;lliges Mi&#223;verh&#228;ltnis besteht und der Darlehnsgeber die wirtschaftlich schw&#228;chere Lage des Darlehnsnehmers, dessen Unterlegenheit, bei der Festlegung der Darlehnsbedingungen bewu&#223;t zu seinem Vorteil ausnutzt. Dem steht es gleich, wenn sich der Darlehnsgeber als objektiv sittenwidrig Handelnder zumindest leichtfertig der Einsicht verschlie&#223;t, da&#223; sich der Darlehnsnehmer nur aufgrund seiner wirtschaftlich schw&#228;cheren Lage auf die ihn beschwerenden Darlehnsbedingungen einl&#228;&#223;t. Das Landgericht hat zutreffend angenommen, da&#223; diese Voraussetzungen im vorliegenden Falle nicht gegeben sind.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">1. Ein auff&#228;lliges Mi&#223;verh&#228;ltnis zwischen Leistung und Gegenleistung liegt entgegen der Ansicht der Berufung nicht vor. Ohne Ber&#252;cksichtigung der Kosten der Restschuldversicherung (Pr&#228;mie, anteilige Kreditkosten), die des besseren Vergleichs wegen auszuscheiden sind, errechnet sich nach der sog. Annuit&#228;tenmethode anhand der Gillardon-Tabelle ein effektiver Jahreszins von 27,82 %. Demgegen&#252;ber betrug der markt&#252;bliche effektive Jahreszins zur damaligen Zeit - Juli 1981 -, wenn man die Annuit&#228;tenmethode anwendet, 17,2 %. Der vereinbarte effektive Jahreszins &#252;bersteigt also den Marktzins um rd. 62 %. Das Ergebnis ist nicht wesentlich anders, wenn man f&#252;r die Vergleichsrechnung die sog. Uniformmethode zugrundelegt. Dann ergibt sich ein effektiver Vertragszins von 28,26 % und ein Marktzins von 17,45 %. Danach liegt eine Marktzins&#252;berschreitung von 61,95 % vor. Diese rechtfertigt nicht die Annahme eines auff&#228;lligen Mi&#223;verh&#228;ltnisses zwischen Leistung und Gegenleistung. Damit fehlt eine wesentliche Voraussetzung, um ein wucher&#228;hnliches Rechtsgesch&#228;ft annehmen zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">2. Sonstige gravierende Umst&#228;nde, die dem Darlehnsvertrag ein sittenwidriges Gepr&#228;ge geben, sind weder dargetan noch sonst erkennbar.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">a) Insbesondere reicht es nicht aus, da&#223; m&#246;glicherweise einzelne in den Darlehnsbedingungen enthaltene Klauseln einer Inhaltskontrolle nach dem AGB-Gesetz nicht standhalten. Grunds&#228;tzlich rechtfertigt auch die Unwirksamkeit einer einzelnen oder einiger vertraglicher Regelungen noch nicht die Annahme einer Gesamtnichtigkeit des Vertrages (&#167; 6 Abs. 1 AGB-Gesetz). Nur wenn zahlreiche Vertragsbestimmungen unwirksam sind <u>und</u> der Vertrag durch entsprechende Auslegung und Fortfall dieser Bestimmungen einen wesentlich anderen Inhalt erhielte, kann der gesamte Vertrag nichtig sein (BGH NJW 1985, 53, 54 mit weiteren Nachweisen). Letzteres ist hier nicht der Fall.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">b) Auch der Umstand, da&#223; ein zinsg&#252;nstigerer Kredit der Kreissparkasse xxx aus der Darlehnsvaluta umgeschuldet werden sollte, rechtfertigt - auch in Verbindung mit der aufgezeigten Marktzins&#252;berschreitung - nicht die Annahme der Sittenwidrigkeit des Darlehnsvertrages. Das geht schon deshalb nicht an, weil die Abl&#246;sesumme nur 28,84 % der Darlehnssumme ausmachte. Dar&#252;ber hinaus kann die Umschuldung nicht als ein so schwerwiegender Umstand angesehen werden, der den Vorwurf der Sittenwidrigkeit des Darlehnsvertrages st&#252;tzen k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">c) Schlie&#223;lich k&#246;nnen auch die bei dem Kl&#228;ger zur Zeit des Vertragsschlusses bestehenden wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse den Vorwurf der Sittenwidrigkeit des Darlehnsvertrages nicht rechtfertigen. Wie der von der Beklagten vorgelegten "Best&#228;tigung &#252;ber telefonische R&#252;ckfrage beim Arbeitgeber" zu entnehmen ist, hat die Kreditvermittlerin vor Vertragsschlu&#223; die Einkommensverh&#228;ltnisse des Kl&#228;gers gekl&#228;rt. Danach war, wie der Kl&#228;ger im Darlehnsantrag auch selbst angegeben hat, mit monatlichen Nettoeink&#252;nften von DM 1.900,-- zu rechnen. Die wirtschaftlichen Umst&#228;nde waren zwar beengt, gleichwohl kann nicht davon ausgegangen werden, da&#223; dem Kl&#228;ger (und seiner Ehefrau) von vornherein die Aufbringung der laufenden Raten unm&#246;glich war. Entscheidend ist insofern auch die eigene Einsc<u>h&#228;tzung</u> der Leistungsf&#228;higkeit des Kreditbewerbers.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht der Berufung kann dem Anspruch der Beklagten auf Darlehnsr&#252;ckzahlung auch nicht ein Schadensersatzanspruch aus Verschulden bei Vertragsschlu&#223; entgegengesetzt werden. Denn hier fehlt jeder hinreichende Anhalt daf&#252;r, da&#223; die Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten oder die Kreditvermittlerin Aufkl&#228;rungs- und Hinweispflichten gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger und seiner Ehefrau verletzt hat. Zwar k&#246;nnen einem Darlehnsgeber unter bestimmten Voraussetzungen vorvertragliche Aufkl&#228;rungspflichten gegen&#252;ber dem Darlehnsbewerber obliegen, deren Inhalt und Umfang sich nach der Art des Darlehns und nach dem Aufkl&#228;rungs- und Schutzbed&#252;rfnis des Darlehnsbewerbers richten (BGH WM 1979, 1035, 1037; vgl. auch neuerdings BGH WM 1985, 221, 224). Hier bestand aber f&#252;r den Kl&#228;ger kein Aufkl&#228;rungsbed&#252;rfnis, als er das Darlehn beantragte und sp&#228;ter in Anspruch nahm. Welche finanziellen Belastungen f&#252;r ihn und seine Ehefrau mit der Darlehnsaufnahme verbunden waren, ergab sich zweifelsfrei aus dem Darlehnsantrag, von dem die beiden eine Durchschrift erhalten haben. Insbesondere war dem Darlehnsantrag eindeutig zu entnehmen, da&#223; sie eine erste Rate von DM 306,-- und Folgeraten von monatlich DM 443,-- aufbringen mu&#223;ten. Ferner waren sie sich bewu&#223;t, da&#223; der Vorkredit bei der Kreissparkasse xxx abgel&#246;st werden w&#252;rde. Zwar war die vorgesehene Umschuldung wirtschaftlich nicht sinnvoll, weil der Sparkassenkredit wesentlich zinsg&#252;nstiger als der neue Kredit war. Es w&#252;rde jedoch eine &#220;berspannung der vorvertraglichen Pflichten bedeuten, w&#252;rde man verlangen, da&#223; der Darlehnsgeber oder der Kreditvermittler den Kreditbewerber vor solchen Umschuldungen warnen m&#252;&#223;te.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Nach alledem sind der Kl&#228;ger und seine Ehefrau verpflichtet, das Gesamtdarlehn nach Ma&#223;gabe des Darlehnsantrages zur&#252;ckzuzahlen. Die begehrte Feststellung kann deshalb nicht getroffen werden. Es mu&#223; bei der Abweisung der Klage verbleiben. Die Berufung war somit mit der Kostenfolge aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen ergeben sich aus &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711, 713, 546 Abs. 2 Satz 1 ZPO.</p>
315,631
olgham-1985-04-15-15-w-7585
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 75/85
"1985-04-15T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:39"
"2019-03-27T09:42:37"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1985:0415.15W75.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die sofortige weitere Beschwerde wird auf Kosten der Beteiligten zu 2. zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Gesch&#228;ftswert f&#252;r das Verfahren der sofortigen weiteren Beschwerde wird auf DM 14.600,--festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Durch rechtskr&#228;ftigen Beschlu&#223; vom 3. September 1984 ist der Beteiligten zu 1. der oben bezeichnete Grundbesitz f&#252;r den durch Zahlung zu berichtigenden Betrag von 196.000,-- DM zugeschlagen worden. Nach den Versteigerungsbedingungen bleiben keine in Abteilung III des Grundbuchs eingetragenen Rechte bestehen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Im Grundbuch ist f&#252;r die Beteiligte zu 2. in Abteilung III Nr. 2 eine Grundschuld u.a. wie folgt eingetragen:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">"Einhundertsechsundvierzigtausend Deutsche Mark Grundschuld mit 16 vom Hundert Jahreszinsen und einer einmaligen, f&#228;lligen Nebenleistung von 10 vom Hundert f&#252;r die XXX in XXX."</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Durch notarielle Urkunde vom 29. Oktober 1984 (Angebot der Beteiligten zu 1.) und Zustimmungerkl&#228;rung der Beteiligten zu 2. vom 31. Oktober 1984) vereinbarten die Beteiligten zu 1) und 2 gem&#228;&#223; &#167; 91 Abs. 2 ZVG das Bestehenbleiben dieser Grundschuld "zu den eingetragenen Bedingungen ab dem Zuschlagstermin, dem 3.9.1984." Zugleich &#252;bernahmen die Beteiligten zu 1. und ihre Gesch&#228;ftsf&#252;hrer gesamtschuldnerisch die pers&#246;nliche Haftung f&#252;r die Zahlung eines dem Kapitalbetrag sowie 16%<i> </i>Zinsen ab dem 3. September 1984 sowie einmalige f&#228;llige Nebenleistung von 10 vom Hundert des Grundschuldbetrages entsprechenden Geldbetrages und unterwarfen sich insoweit der sofortigen Zwangsvollstreckung in ihr gesamtes Verm&#246;gen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Im Verteilungstermin vom 23. November 1984 wurde ein Verteilungsplan bekannt gegeben, wonach sich die Teilungsmasse aus dem Bargebot von 196.000,-- DM und den Zinsen gem&#228;&#223; &#167; 49 Abs. 2 ZVG in H&#246;he von 1.742,22 DM zusammensetzt, also insgesamt 197.742,22 DM betr&#228;gt. Im Hinblick auf die Liegenbelassungsvereinbarung hat der Rechtspfleger festgestellt, da&#223; die Teilungsmasse sich um das Grundschuldkapital von 146.000,-- DM sowie 16% Zinsen hieraus vom 3. September bis 22. November 1984 (5.191,11 DM) insgesamt somit um 151.191,11 DM auf 46.551,11 DM verringere. Die in der Grundschuldseintragung und der Liegenbelassungsvereinbarung genannte einmalige f&#228;llige Nebenleistung in H&#246;he von 14.600,-- DM ist nicht von der Teilungsmasse in Abzug gebracht worden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Einen dahingehenden Abzug hat die Beteiligte zu 1. mit ihrer am 19. Dezember 1984 bei Gericht eingegangenen Erinnerung gegen den am 23. November 1984 verk&#252;ndeten und den Beteiligten nicht zugestellten Verteilungsbeschlu&#223; angestrebt. Das Amtsgericht hat der Erinnerung nicht abgeholfen und sie dem Landgericht als sofortige Beschwerde vorgelegt. Mit Beschlu&#223; vom 15. Januar 1985 hat das Landgericht den am 23. November 1984 beschlossenen Teilungsplan dahingehend abge&#228;ndert, da&#223; die Teilungsmasse sich um den Betrag von 14.600,-- DM auf 31.951,11 DM verringert.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschlu&#223;, dessen Zustellung an die Beteiligte zu 2. anhand der Akten nicht feststellbar ist, richtet sich deren sofortige weitere Beschwerde, die mit Schriftsatz vom 31. Januar 1985 eingelegt und am 4. Februar 1985 beim Landgericht eingegangen ist.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die sofortige weitere Beschwerde der Beteiligten zu 2. ist zul&#228;ssig gem&#228;&#223; &#167; 96 ZVG in Verbindung mit &#167; 568 Abs. 2 ZPO, da das Landgericht auf die Erinnerung der Beteiligten zu 1. den Teilungsplan ge&#228;ndert und die Teilungsmasse abweichend vom Amtsgericht festgesetzt und zu Lasten der Beteiligten zu 2. gek&#252;rzt hat. Von der Rechtzeitigkeit der sofortigen weiteren Beschwerde ist schon deshalb auszugehen, weil die Zustellung der Beschwerdeentscheidung nicht festgestellt werden kann (&#167;&#167; 577 Abs. 2 S. 1, 329 Abs. 3 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">In der Sache hat das Rechtsmittel keinen Erfolg. Mit Recht hat das Landgericht die befristete Erstbeschwerde gegen die Feststellung der Verteilungsmasse f&#252;r statthaft (BGH, WM 1972, 1032; allgemeine Meinung) und die Einlegung f&#252;r fristgerecht angesehen. Entgegen der mit der weiteren Beschwerde vertretenen Auffassung ist der Lauf der Frist nicht mit der Verk&#252;ndung des angefochtenen Teilungsplans am 23. November 1984 in Gang gesetzt worden. Dazu h&#228;tte es nach dem unmi&#223;verst&#228;ndlichen Wortlaut des &#167; 577 Abs. 2 Satz 1 ZPO einer - auch von &#167; 329 Abs. 3 ZPO in der geltenden Fassung geforderten - f&#246;rmlichen Zustellung bedurft. Eine der im Gesetz genannten Ausnahmen liegt nicht vor; insbesondere betrifft &#167; 98 ZVG nicht die Beschwerde gegen den Teilungsplan, sondern allein diejenige gegen die Versagung oder Erteilung des Zuschlags. Die von der weiteren Beschwerde unter Berufung auf Zeller (ZVG, 11. Aufl., Anm. 11 c zu &#167; 113) vertretene Gegenmeinung verkennt, da&#223; die genannten Bestimmungen in ihrer seit dem 1. Juli 1977 geltenden Fassung - abweichend vom fr&#252;heren Recht - grunds&#228;tzlich die f&#246;rmliche Zustellung auch verk&#252;ndeter Beschl&#252;sse voraussetzen, sofern sie der sofortigen Beschwerde oder der befristeten Erinnerung unterliegen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">In der Sache hat das Landgericht zutreffend festgestellt, da&#223; die sogenannte einmalige f&#228;llige Nebenleistung in H&#246;he von 10%<i> </i>des Grundschuldkapitals gem&#228;&#223; &#167; 91 Abs. 3 S. 1 ZVG vom Bargebot abzuziehen ist. Nach dieser Bestimmung vermindert sich im Falle einer Liegenbelassungsvereinbarung der durch Zahlung zu berichtigende Teil des Meistgebots um den Betrag, welcher sonst dem Berechtigten geb&#252;hren w&#252;rde. Das ist derjenige Betrag, der, h&#228;tten Erwerber und Berechtigter die Liegenbelassungsvereinbarung nicht getroffen, dem Berechtigten aus der Teilungsmasse ausgezahlt worden w&#228;re. So wird erreicht, da&#223; die Liegenbelassungsvereinbarung, wie es allein sachgerecht ist, Auswirkungen ausschlie&#223;lich im Verh&#228;ltnis zwischen Erwerber und Berechtigtem entfaltet und die Rechte der &#252;brigen Beteiligten g&#228;nzlich unber&#252;hrt l&#228;&#223;t. Zutreffend hat das Landgericht unter Hinweis auf Entscheidungen des Bundesgerichtshofs (BGHZ 53, 327 = NJW 1970, 1188 = DNotZ 1970, 413 sowie BGH, Rpfleger 1974, 148) und im Anschlu&#223; an den Beschlu&#223; des Senats vom 5. November 1984 im Verfahren 15 W 303/84, das einen gleichgelagerten Sachverhalt betraf und an dem sowohl die Beteiligte zu 1. als auch die Beteiligte zu 2. beteiligt waren, ausgef&#252;hrt, da&#223; zu diesem K&#252;rzungsbetrag neben Grundschuldkapital und den zwischen Zuschlagserteilung und Erl&#246;sverteilung angefallenen Zinsen auch grunds&#228;tzlich alle anderen Nebenleistungen im Sinne des &#167; 12 Nr. 2 ZVG und damit auch einmalige f&#228;llige Nebenleistungen der hier vorliegenden Art geh&#246;ren. Denn h&#228;tten die Beteiligten zu 1. und 2. nicht vereinbart, da&#223; die im Grundbuch Abteilung III Nr. 2 eingetragene Grundschuld zu den eingetragenen Bedingungen und mithin auch bez&#252;glich der Nebenleistung bestehen bleiben sollte, so w&#228;re der von der Beteiligten zu 2. zum Versteigerungsverfahren angemeldete Betrag der Nebenleistung aus der Teilungsmasse an die Beteiligte zu 2. zu zahlen gewesen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wie der Senat in der genannten Entscheidung (a.a.O., S. 6) bereits ausgef&#252;hrt hat, ist es in F&#228;llen der vorliegenden Art f&#252;r die Absetzung der Nebenleistung von der Teilungsmasse ohne Belang, ob es sich bei dem bestehenbleibenden Recht um eine Grundschuld oder eine Hypothek handelt. Die Ausf&#252;hrungen in der sofortigen weiteren Beschwerde geben dem Senat keinen Anla&#223;, diesen Standpunkt aufzugeben. Weder die Regelung des &#167; 91 Abs. 3 ZVG noch die Einbeziehung der f&#228;lligen Nebenleistung finden ihre Rechtfertigung im akzessorischen Charakter der Hypothek; erreicht werden soll allein, da&#223; die zwischen Gl&#228;ubiger und Erwerber getroffene Vereinbarung &#252;ber das Bestehenbleiben eines Rechts weder zu einer ungerechtfertigten Besser- noch zu einer Schlechterstellung der &#252;brigen Beteiligten f&#252;hrt. Insoweit aber sind, wie die weitere Beschwerde gerade selbst hervorhebt, vollstreckungsrechtliche Gesichtspunkte ma&#223;geblich, unter denen sich in F&#228;llen der vorliegenden Art Grundschuld und Hypothek eben nicht unterscheiden. Die der Vereinbarung &#252;ber das Bestehenbleiben eines Rechts m&#246;glicherweise zugrunde liegenden sonstigen Absprachen zwischen Gl&#228;ubiger und Ersteher sind insoweit ohne Belang. Soweit die weitere Beschwerde zur St&#252;tzung ihres gegenteiligen Standpunkts auf eine m&#246;gliche Benachteiligung des fr&#252;heren Eigent&#252;mers und pers&#246;nlichen Schuldners verweist, &#252;bersieht sie offensichtlich die Bestimmung des &#167; 91 Abs. 3 S. 2 ZVG, nach der die Vereinbarung "im &#252;brigen" wie die Befriedigung des Berechtigten aus dem Grundst&#252;ck wirkt. Dadurch ist sichergestellt, da&#223; Anspr&#252;che des Gl&#228;ubigers gegen andere Beteiligte einschlie&#223;lich des fr&#252;heren Eigent&#252;mers bei Vereinbarung des Bestehenbleibens eines Rechts, sei es nun eine Hypothek oder eine Grundschuld, im selben Umfang erl&#246;schen, wie dies bei entsprechender Zahlung aus der Teilungsmasse der Fall w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 ZPO.</p>
315,632
lg-duisburg-1985-04-03-3-o-53884
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
3 O 538/84
"1985-04-03T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:41"
"2019-03-27T09:42:37"
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1985:0403.3O538.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 32.763,13 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 26. November 1984 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Beklagte.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 35.400,-- DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">T a t b e s t a n d :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin, eine &#252;berparteiliche politische Organisation mit Sitz in N, beabsichtigte in der Zeit vom 6. April bis zum 12. April 1984 in sieben verschiedenen St&#228;dten Vortragsveranstaltungen durchzuf&#252;hren, auf denen der britische Historiker </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">sprechen sollte bzw. sprach. Die erste Veranstaltung dieser Reihe fand am 6. April 1984 in Bonn statt. Die zweite Veranstaltung sollte am 7. April 1984, 14.00 Uhr, im Auditorium der in stattfinden. Am 31. Januar 1984 schlo&#223; die Kl&#228;gerin mit der Beklagten zun&#228;chst telefonisch einen Mietvertrag f&#252;r das Auditorium in der in . Die Beklagte &#252;bersandte der Kl&#228;gerin einen schriftlichen Mietvertrag unter dem Datum des 15. M&#228;rz 1984 mit der Angabe eines Mietzinses von insgesamt 615,28 DM. Mit Schreiben vom 20. M&#228;rz 1984 sandte die Kl&#228;gerin der Beklagten eine unterschriebene Ausfertigung des Mietvertrages mit einem Verrechnungsscheck &#252;ber 615,28 DM zur&#252;ck. Gem&#228;&#223; den Bedingungen in dem Mietvertrag auf Abschlu&#223; einer Versicherung zur Abdeckung eventueller Sch&#228;den an der Halle und Anspr&#252;che von Personen schlo&#223; die Kl&#228;gerin mit der AG am 26. M&#228;rz 1984 eine Haftpflichtversicherung ab und &#252;bersandte der Beklagten eine Kopie des Versicherungsscheins.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">In dem Mietbedingungen f&#252;r die GmbH ist unter der Ziffer IV folgende Regelung enthalten:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">"Die Vermieterin ist berechtigt, vom Vertrag zur&#252;ckzutreten, wenn</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">durch die beabsichtigte Veranstaltung eine St&#246;rung der &#246;ffentlichen Sicherheit und Ordnung oder eine Sch&#228;digung des Ansehens der Stadt oder zu bef&#252;rchten ist,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die verlangte Vorauszahlung nicht bis zu dem im Mietvertrag vereinbarten F&#228;lligkeitszeitpunkt bei der Vermieterin eingegangen ist oder der verlangte vorherige Abschlu&#223; einer Versicherung bzw. die Zahlung einer Sicherheitsleistung nicht termingerecht erfolgte...&#8221;</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Am 6. April 1984 um 15.50 Uhr ging bei der Kl&#228;gerin ein Fernschreiben der Beklagten mit folgendem Wortlaut ein:</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">"Wegen angek&#252;ndigter ernstzunehmender Demonstrationen der und der Gefahr von Zerst&#246;rungen und Besch&#228;digungen wird die f&#252;r den 7. April 1984 vorgesehene Veranstaltung abgesagt.&#8221;</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte erkl&#228;rte gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin die K&#252;ndigung des Mietvertrages und die Kl&#228;gerin war gezwungen, von der Veranstaltung in Abstand zu nehmen. Aufgrund der kurzfristigen K&#252;ndigung vom 6. April 1984 war es der Kl&#228;gerin nicht mehr m&#246;glich, die &#220;berlassung des Versammlungsraumes durch Stellung eines Antrages auf Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung durchzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">F&#252;r alle sieben Veranstaltungen der Veranstaltungsreihe wandte die Kl&#228;gerin 202.084,48 DM auf, wovon sie 1/7 (28.869,21 DM) als Schaden gegen&#252;ber der Beklagten geltend macht. Desweiteren hat die Kl&#228;gerin f&#252;r die Veranstaltung in Honorare und Verg&#252;tungen von 1.740,- DM sowie &#220;bernachtungs-, Verzehr- und Fahrtkosten von 703,72 DM gezahlt. Durch entgangenen Gewinn aus Druckschriftenverkauf ist ihr ein Schaden von 721,17 DM und aus entgangenen Spendeneinnahme ein solcher von 729,03 DM entstanden. Insgesamt beziffert die Kl&#228;gerin ihren Schaden auf 32.763,13 DM.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist der Auffassung, da&#223; die Beklagte nicht zu einem R&#252;cktritt von dem Mietvertrag berechtigt gewesen sei und daher zum Ersatz der durch diesen Vertragsbruch entstandenen Kosten verpflichtet sei.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagte zu verurteilen, an sie 32.763,13 DM nebst 4 % Zinsen seit Klagezustellung zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Ansicht, aufgrund der Ziffer IV der Mietbedingungen zum R&#252;cktritt von dem Vertrag berechtigt gewesen zu sein, weil die Demokraten kurz vor der Veranstaltung protestiert habe und es unvorstellbar sei, da&#223; in einer st&#228;dtischen Einrichtung , die den Namen der verstorbenen Oberb&#252;rgermeisterin trage, eine Veranstaltung stattfinde, die f&#252;r die Rechtfertigung und Verharmlosung von Verbrechen und Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft dienen solle. Mit R&#252;cksicht darauf habe die Stadt sie, die Beklagte, angewiesen, von dem R&#252;cktrittsrecht Gebrauch zu machen. Schadensersatzanspr&#252;che seien wegen der Aus&#252;bung des R&#252;cktrittsrechts vertraglich ausgeschlossen. Im &#252;brigen reiche es nicht aus, da&#223; die Kl&#228;gerin ihre gesamten Aufwendungen kurzer Hand quotiere und in pauschaler Form geltend mache.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="h2 absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist begr&#252;ndet. Der Kl&#228;gerin steht gem&#228;&#223; &#167; 325 Absatz 1 Satz 1 BGB ein Anspruch auf Schadensersatz gegen&#252;ber der Beklagten zu.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">F&#252;r eine Anwendung des &#167; 325 BGB ist einmal erforderlich, da&#223; zwischen der Kl&#228;gerin und der Beklagten ein gegenseitiger Vertrag vorliegt. Diese Voraussetzung ist hier erf&#252;llt, da zwischen der Kl&#228;gerin und der Beklagten ein Mietvertrag geschlossen wurde. Weiterhin ist erforderlich, da&#223; die der Beklagten obliegende Leistung aus diesem Vertrag unm&#246;glich geworden ist. Da die Beklagte der Kl&#228;gerin f&#252;r den 7. April 1984 nicht, wie vertraglich vereinbart war, das Auditorium der Halle in f&#252;r ihre Vortragsveranstaltung zur Verf&#252;gung stellte, ist die Leistungspflicht aus der vertraglichen Vereinbarung f&#252;r die Beklagte unm&#246;glich geworden. Bei dem zwischen den Parteien geschlossenen Mietvertrag handelte es sich um ein absolutes Fixgesch&#228;ft, d. h. die Beklagte konnte die ihr obliegende Leistung nur in der vertraglich vereinbarten Zeit, d. h. am 7. April 1984 von 13.00 bis 17.00 Uhr erbringen. Mit dem Verstreichen dieser Zeit ist es der Beklagten nicht mehr m&#246;glich, die von ihr geschuldete Leistung zu erbringen; insbesondere kann die Leitung nicht etwa dadurch nachgeholt werden, da&#223; der Kl&#228;gerin die Stadthalle zu einem sp&#228;teren Zeitpunkt zur Verf&#252;gung gestellt wird.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Anwendung des &#167; 325 BGB ist ferner erforderlich, da&#223; die Beklagte die Unm&#246;glichkeit zu "vertreten&#8221; hat. Grunds&#228;tzlich ist Vorsatz und Fahrl&#228;ssigkeit zu vertreten (&#167;&#167; 276 Absatz 1 Satz 1 BGB). Wer - wie die Beklagte - Vertragsbruch begeht, handelt vors&#228;tzlich.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Anwendung des &#167; 325 BGB ist nicht etwa deshalb ausgeschlossen, weil die Beklagte wirksam von dem Vertrag mit der Kl&#228;gerin zur&#252;ckgetreten ist. Der Beklagten stand kein Recht zum R&#252;cktritt von dem mit der Kl&#228;gerin geschlossenen Vertrag zu. Ein R&#252;cktrittsgrund f&#252;r die Beklagte kann sich insbesondere nicht aus der Ziffer IV. 1 a der Mietbedingungen ergeben. Diese Regelung der Mietbedingungen kann dann keine Anwendung finden, wenn die Gefahr einer Sch&#228;digung des Ansehens der Stadt bzw. der Beklagten aus Umst&#228;nden herr&#252;hrt, die bereits bei Vertragsschlu&#223; offen zutage lagen. Wer in Kenntnis eines Risikos eine Leistung verspricht, kann sich von der vertraglichen Bindung nicht dadurch l&#246;sen, da&#223; er sich wegen desselben Risikos den R&#252;cktritt vorbeh&#228;lt. Der Beklagten war bei Vertragsschlu&#223; bekannt, da&#223; es bei der Kl&#228;gerin um einen Verein mit einer rechtsradikalen Ausrichtung handelt. Die Beklagte rechnete bei der Veranstaltung der Kl&#228;gerin sogar mit gewaltt&#228;tigen St&#246;rungen und sich dabei ergebenden erheblichen Sch&#228;den, denn sie verlangte von der Kl&#228;gerin den Nachweis einer Schadensversicherung in H&#246;he von 2.000.000,-- DM. Dieser Nachweis ist nicht etwa in den Mietbedingungen vorgesehen, sondern es handelt sich dabei um einen im konkreten Fall getroffene vertragliche Vereinbarung. Es ist bei dieser Sachlage geradezu widerspr&#252;chlich, wenn die Beklagte die R&#252;cktrittsklausel auch f&#252;r solche Beeintr&#228;chtigungen des Ansehens der Stadt oder der Beklagten gedacht hat, die von vornherein als offenkundig m&#246;glich erscheinen mu&#223;ten. Die Beklagte kann nicht vern&#252;nftigerweise einerseits ein Beeintr&#228;chtigungsrisiko durch Abschlu&#223; des Mietvertrages &#252;bernehmen und andererseits im selben Atemzug eben dieses Risiko als R&#252;cktrittsrecht ausgestalten. H&#228;tte die Beklagte das Risiko nicht eingehen wollen, so h&#228;tten sie es gar nicht zum Vertragsschlu&#223; kommen lassen d&#252;rfen. Die Umst&#228;nde, auf die die Beklagte ihr R&#252;cktrittsrecht st&#252;tzt, waren ihr aber bereits vor Vertragsschlu&#223; bekannt.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die R&#252;cktrittsklausel in den Mietbedingungen der Kl&#228;gerin verst&#246;&#223;t auch gegen &#167; 9 Absatz 2 Satz 2 AGBG, falls sie auch eine von Anfang an offenkundig m&#246;gliche Ansehensbeeintr&#228;chtigung umfassen soll. Es mu&#223; noch einmal hervorgehoben werden, da&#223; hier allein die Frage zu beurteilen ist, ob sich die Beklagte auch f&#252;r den Fall ein R&#252;cktrittsrecht vorbehalten kann, da&#223; der R&#252;cktrittsgrund schon bei Vertragsschlu&#223; offen zutage liegt. Wer in Kenntnis eines Risikos einen Vertrag abschlie&#223;t, kann sich nicht wegen eben dieses Risikos ein R&#252;cktrittsrecht vorbehalten. Dadurch w&#252;rde die vertragliche Bindung praktisch dem Belieben einer Partei unterstellt. Die Interessenlage entspricht der in &#167; 9 Absatz 2 Nr. 2 AGBG geregelten. Wenn es dort hei&#223;t, da&#223; es eine unangemessene Benachteiligung des Kunden darstellt, wenn wesentliche Rechte oder Pflichten, die sich aus der Natur des Vertrages ergeben, so eingeschr&#228;nkt werden, da&#223; die Erreichung des Vertragszwecks gef&#228;hrdet ist, so liegt dem die Erw&#228;gung zugrunde, da&#223; die eine Hand des AGBG-Verwenders nicht in Gestalt einer vertraglichen Zusage etwas gew&#228;hren darf, was dem Kunden mit der anderen Hand sofort wieder genommen wird. Wer in Kenntnis eines Risikos eine Leistung verspricht, kann sich von der vertraglichen Bindung nicht dadurch l&#246;sen, da&#223; er sich wegen desselben Risikos den R&#252;cktritt vorbeh&#228;lt (vgl. Grunsky 63 bis 70 der Akte).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat den ihr aufgrund der Nichterf&#252;llung des Mietvertrages entstandenen Schaden ausreichend dargelegt. Sie hat im einzelnen vorgetragen, welche Kosten ihr f&#252;r diese Veranstaltung in entstanden sind. Es ist nicht zu beanstanden, wenn sie als Schaden 1/7 der im einzelnen dargelegten Kosten geltend macht. Hierbei handelt es sich auch nicht etwa um eine abstrakte Schadensberechnung, da sie den ihr entstandenen Schaden nachvollziehbar darlegt. Eine andere Art der Schadensberechnung ist auch nicht m&#246;glich, da die Kl&#228;gerin im einzelnen nicht vortragen kann, welchen Personenkreis die Veranstaltung in angesprochen h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Zinsforderung ist gem&#228;&#223; der &#167;&#167; 284, 286, 288 I BGB begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Kosten des Rechtsstreits waren der Beklagten als dem unterliegenden Teil aufzuerlegen (&#167; 91 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 709 ZPO.</p>
315,633
lg-bonn-1985-03-25-6-s-285
{ "id": 804, "name": "Landgericht Bonn", "slug": "lg-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
6 S 2/85
"1985-03-25T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:43"
"2019-03-27T09:42:37"
Urteil
ECLI:DE:LGBN:1985:0325.6S2.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Beklagten gegen das Urteil des Amtsgerichts </p> <p>Bonn vom 06.12.1984 - 8 C 100/84 - wird kostenpflichtig zur&#252;ckgewiesen. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">- Ohne Tatbestand gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO - </p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Beklagten ist zul&#228;ssig, hat in der Sache indes keinen Erfolg. Zu Recht hat das Amtsgericht in den zutreffenden Gr&#252;nden der angefochtenen Entscheidung, denen die Kammer vollinhaltlich folgt, ausgef&#252;hrt, dass dem Beklagten ein Mietminderungsrecht wegen des Baul&#228;rms auf den Nachbargrundst&#252;cken nicht zusteht. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Auszugehen ist zwar davon, dass f&#252;r den hier streitigen Zeitraum (Februar bis Juni 1984) grunds&#228;tzlich die Voraussetzungen des &#167; 537 BGB vorgelegen haben, n&#228;mlich eine ganz erhebliche Minderung des Gebrauchswerts der Wohnung des Beklagten durch Ger&#228;uschimmissionen von den Nachbargrundst&#252;cken. Jedoch hat das Amtsgericht mit R&#252;cksicht auf &#167; 539 BGB ( Voraussehbarkeit der- m&#246;glichen Bebauung eines nichtbebauten Nachbargrundst&#252;cks ohne Vorbehalt einer Mietminderungsm&#246;glichkeit bei Vertragsschlu&#223; f&#252;r den Fall einer baubedingten Immission, vgl. Emmerich-Sonnenschein, 2. Bearbeitung, Rdn. 33 zu &#167; 537; OLG Frankfurt am Main in ZMR 64, 271 f.) zu Recht die Minderungsm&#246;glichkeit nach &#167; 537 BGB davon abh&#228;ngig gemacht, ob der Eigent&#252;mer gem&#228;&#223; &#167; 906 BGB die Immission entsch&#228;digungslos hinzunehmen hat oder ob die Immission die orts&#252;bliche Nutzung des Grundst&#252;cks &#252;ber das - objektiv- - zumutbare Ma&#223; hinaus beeintr&#228;chtigt (&#167; 9O6 IV s. 2 BGB), so dass eine Entsch&#228;digung zu zahlen ist. Ob eine Immission entsch&#228;digungslos hinzunehmen ist, ist dabei vom Standpunkt eines durchschnittlichen Grundst&#252;cknutzers aus zu bestimmen (vgl. BGH in NJW 77, 894 m. w. N.), wobei eine Entsch&#228;digung nur ausnahmsweise bei besonders schweren Beeintr&#228;chtigungen in Betracht kommt. Insoweit kann auf die Ausf&#252;hrungen des Amtsgerichts in der angefochtenen Entscheidung, Seite 8, verwiesen werden; die dort gefundene Begr&#252;ndung erscheint zumindest solange richtig, als es sich um ein &#252;berschaubares Bauvorhaben mit absehbarer Dauer der Beeintr&#228;chtigungen handelt. F&#252;r einen &#252;berschaubaren Zeitraum hat es ein Nachbar entsch&#228;digungslos hinzunehmen, dass Baul&#228;rm auf sein Grundst&#252;ck dringt. Vorliegend ist dies im Zeitraum Januar bis Juni 19## der Fall gewesen. Einen Zeitraum von sechs Monaten entsch&#228;digungslos hinzunehmen h&#228;lt die Kammer noch f&#252;r zumutbar.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">An diesem Ergebnis verm&#246;gen die Ausf&#252;hrungen im Schriftsatz des Beklagten vom 12.03.1985 nichts zu &#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dass anl&#228;sslich der Bauarbeiten die zul&#228;ssigen Immisionsrichtwerte &#252;berschritten worden sind - siehe Me&#223;protokoll des Gewerbeaufsichtsamts vom 08.06.1984 - f&#252;hrt nicht zu einem Unterlassungsanspruch des Eigent&#252;mers eines Nachbargrundst&#252;cks. Denn da, wie die Beweisaufnahme - ebenfalls ergeben hat, eine geringere Ger&#228;uschentwicklung nicht erreicht werden konnte (&#167; 22 b ImSchG), lag lediglich eine wahrscheinliche, aber orts&#252;bliche und daher zu duldende Nutzung des Nachbargrundst&#252;cks vor.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht des Beklagten wird er durch die von der Kammer vertretene Auffassung auch nicht rechtlos gestellt. Die Kammer hat, wie oben bereits ausgef&#252;hrt, lediglich den Fall zu entscheiden, ob eine Entsch&#228;digung zu zahlen ist, wenn auf einem Nachbargrundst&#252;ck ein der sonstigen Bebauung entsprechendes Bauvorhaben in einem &#252;berschaubaren, Zeitraum abgewickelt wird. Nur f&#252;r diesen Fall, den sie vorliegend noch f&#252;r gegeben h&#228;lt,. bejaht sie eine Verpflichtung zu entsch&#228;digungsloser Hinnahme, ohne dass vorliegend entschieden werden m&#252;sste, ab welcher Gr&#246;&#223;enordnung und Dauer eines Bauprojekts der Ausgleich widerstreitender nachbarlicher Interessen eine Entsch&#228;digungszahlung erfordert. Dass dies auch unter Ber&#252;cksichtigung des Umstands, dass die Immissionen eines umfangreichen Bauvorhabens in einem Wohngebiet entstehen, der Fall sein k&#246;nnte mit der Folge, dass dann ein Mieter auch zur Minderung berechtigt sein k&#246;nnte, ist nicht von der Hand zu weisen mit der Folge, dass nicht die Rede davon sein kann der Mieter werde rechtlos gestellt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung der nach allem unbegr&#252;ndeten Berufung folgt aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><u>Berufungsstreitwert: </u>862,50 DM. </p>
315,634
ag-witten-1985-03-13-10-f-10885
{ "id": 748, "name": "Amtsgericht Witten", "slug": "ag-witten", "city": 508, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
10 F 108/85
"1985-03-13T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:44"
"2019-03-27T09:42:36"
Urteil
ECLI:DE:AGWIT:1985:0313.10F108.85.00
<h2>Tenor</h2> <p></p> <p>Der Antragsgegner wird im Wege der einstweiligen Verf&#252;gung verurteilt, der Antrag-stellerin vom 1. Februar bis 31. Juli 1985 eine monatliche Unterhaltsrente von 1.500,-- DM zu zahlen.</p> <p></p> <p>Der weitergehende Antrag wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt zu &#190; der Antragsgegner, zu &#188; die Antragstellerin.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks">T a t b e s t a n d</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind verheiratet. Sie leben seit dem 1. Januar 1985 getrennt. Inzwischen hat der Antragsgegner Scheidungsantrag gestellt (10 F 88/85 &#8211; Familiengericht Witten). Die Antragstellerin ist ohne Einkommen. Der Antragsgegner ist praktizierender Arzt. Sein Jahresumsatz betr&#228;gt mehr als 400.000,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin behauptet, der Antragsgegner habe ein monatliches Nettoeinkommen von mindestens 9.000,-- DM. Mit Schreiben vom 08.01.1985 hat sie ihn ohne Erfolg zur Zahlung von Trennungsunterhalt aufgefordert. Daraufhin hat sie unter 10 F 84/85 beim Familiengericht Witten Klage auf Zahlung eines monatlichen Trennungsunterhalts von 3.850,-- DM, beginnend ab 01.01.1985 eingereicht.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit vorliegender einstweiliger Verf&#252;gungssache beantragt die Antragstellerin,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">den Antragsgegner zu verurteilen, an sie ab dem 01.02.1985 einen monatlichen vorl&#228;ufigen Notunterhalt von 2.000,-- DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">den Antrag abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Er behauptet, die Antragstellerin verf&#252;ge &#252;ber finanzielle Barmittel in H&#246;he von etwa 100.000,-- DM. Dar&#252;ber hinaus k&#246;nne sie aber auch ihren Unterhalt durch eigene Erwerbst&#228;tigkeit sicherstellen. Sie sei gelernte Chemotechnikerin. Bis zur Trennung habe sie als Hauptkraft in seiner Praxis mitgearbeitet. Schlie&#223;lich sei er bei seinen derzeitigen wirtschaftlichen Verh&#228;ltnissen aber auch gar nicht in der Lage, den verlangten Unterhalt zu zahlen. Er lebe zu Zeit auf Kredit.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin bestreitet die Angaben des Antragsgegners zu seinen finanziellen Verh&#228;ltnissen. Weiter gibt sie an, sich um eine Erwerbst&#228;tigkeit bem&#252;hen zu wollen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze und die Erkl&#228;rungen im Verhandlungstermin Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat weiter den vom Antragsgegner gestellten Zeugen Steuerberater x zu den wirtschaftlichen Verh&#228;ltnissen des Antragsgegners geh&#246;rt. Wegen des Ergebnisses der Zeugenvernehmung wird auf die Sitzungsniederschrift Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="h2 absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der auf &#167;&#167; 940, 935 ZPO, 1361 BGB gest&#252;tzte Antrag ist zul&#228;ssig und in H&#246;he von 1.500,-- DM begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Zul&#228;ssigkeit steht das laufende Scheidungsverfahren, das eine Entscheidung nach &#167; 620 ZPO erm&#246;glichen w&#252;rde, nicht entgegen. Zwar wird in der Rechtsprechung die Auffassung vertreten, das Verfahren nach &#167;&#167; 620 ff. ZPO stelle eine Sonderregelung dar, die die Vorschriften &#252;ber die einstweilige Verf&#252;gung verdr&#228;nge (BGH, FamRZ 1979, 473; OLG Zweibr&#252;cken, FamRZ 1983, 621; OLG D&#252;sseldorf, FamRZ 82, 408). Das kann sinnvollerweise aber nur dann in Betracht kommen, wenn der Antragsteller des einstweiligen Verf&#252;gungsverfahrens bei Einreichung des Antrages Kenntnis vom Scheidungsverfahren hat. Das war hier nicht der Fall. Bei Einreichung des einstweiligen Verf&#252;gungsantrages am 25.02.1985 war der Antragstellerin der Scheidungsantrag noch nicht zugestellt. Das ist erst am 27.02.1985 geschehen. W&#252;rde die Antragstellerin bei dieser Sachlage sich gleichwohl auf das Verfahren nach &#167; 620 ZPO verweisen lassen m&#252;ssen, w&#252;rde von ihr verlangt, unter gleichzeitiger Kostenmehrbelastung eine Verz&#246;gerung der Entscheidung &#252;ber ihr Unterhaltsbegehren hinzunehmen, obgleich ihr bei der Anbringung des Antrages auf Erlass der einstweiligen Verf&#252;gung die Wahl einer anderen Verfahrensm&#246;glichkeit gar nicht offenstand. Sie bleibe belastet mit den im einstweiligen Verf&#252;gungsverfahren bislang entstandenen Kosten. Eine einfache &#220;berleitung des einstweiligen Verf&#252;gungsverfahrens in das einstweilige Anordnungsverfahren ist nicht m&#246;glich. Dem steht &#8211; von den damit verbundenen kostenrechtlichen Schwierigkeiten (vgl. OLG Hamburg, FamRZ 82/4008) abgesehen &#8211; entgegen, dass auf Seiten des Antragsgegners ein Anwaltswechsel stattfinden m&#252;sste. Das mit &#167; 620 ZPO verfolgte Ziel einer vereinfachten Eilentscheidung w&#252;rde damit ins Gegenteil verkehrt. W&#252;rde eine Entscheidung &#252;ber eine einstweilige Verf&#252;gung schon dann nicht mehr f&#252;r zul&#228;ssig erachtet, sobald ein Antrag nach &#167; 620 ZPO gestellt werden kann, w&#252;rde damit auch dem Gegner die M&#246;glichkeit er&#246;ffnet, jederzeit schon durch die blo&#223;e Anbringung eines PKH-Gesuches im Sinne des &#167; 620 a ZPO jedes einstweilige Verf&#252;gungsverfahren zu unterlaufen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Weiter erscheint der Verweis auf das einstweilige Anordnungsverfahren nur dann gerechtfertigt, wenn dieses Verfahren der Interessenlage der Antragstellerin in gleicher Weise gerecht wird wie das einstweilige Verf&#252;gungsverfahren. Die Antragstellerin erstrebt eine vorl&#228;ufige Regelung f&#252;r die n&#228;chsten Monate, deren Bestand unabh&#228;ngig ist vom Ausgang des von ihr als abweisungsreif beurteilten gegnerischen Scheidungsantrages. &#167; 620 ZPO erm&#246;glicht eine &#252;ber das Scheidungsverfahren hinauswirkende einstweilige Unterhaltsanordnung nur f&#252;r den Fall der Scheidung. In allen anderen F&#228;llen verliert die einstweilige Anordnung gem&#228;&#223; &#167; 620 f ZPO mit Abschluss des Scheidungsverfahrens ihre Wirkung, ganz abgesehen davon, dass der Antragsgegner durch die R&#252;cknahme des Scheidungsantrages jederzeit selbst die Anordnung nach &#167; 620 ZPO au&#223;er Kraft setzen kann. Eine einstweilige Verf&#252;gung hingegen gew&#228;hrt der Antragstellerin eine Entscheidung mit einer von dem prozessualen Verlauf des Scheidungsverfahrens unabh&#228;ngigen Bestandskraft. In F&#228;llen, in denen wie hier der Antragsteller sich gegen das gegnerische Scheidungsbegehen selbst wendet, erm&#246;glicht das einstweilige Anordnungsverfahren keine seinem Rechtsschutzbed&#252;rfnis und seiner Interessenlage gerecht werdende Entscheidung. Hier muss deshalb das einstweilige Verf&#252;gungsverfahren weiterhin zul&#228;ssig sein.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">W&#252;rde die Weiterf&#252;hrung des einstweiligen Verf&#252;gungsverfahrens in F&#228;llen der vorliegenden Art f&#252;r unzul&#228;ssig erachtet, w&#252;rde der Partei abverlangt, zur Herbeif&#252;hrung einer vorl&#228;ufigen Regelung unter Umst&#228;nden &#252;ber den bereits gestellten Antrag hinaus noch zwei weitere anh&#228;ngig zu machen, n&#228;mlich den auf Erlass einer einstweiligen Anordnung und nach deren Erledigung erneut einen solchen auf Erlass einer einstweiligen Verf&#252;gung, obgleich alles im ersten Verfahren h&#228;tte entschieden werden k&#246;nnen. Das widerspricht den Grunds&#228;tzen der Prozess&#246;konomie.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Dem Antrag konnte nur in H&#246;he eines Betrages von 1.500,-- DM entsprochen werden. Das einstweilige Verf&#252;gungsverfahren dient lediglich der kurzfristigen Beseitigung einer Notlage bis zur Entscheidung in dem regelm&#228;&#223;ig nachfolgenden Hauptverfahren. Um ihren dringendsten Unterhaltsbedarf sicherzustellen, bedarf die Antragstellerin eines Betrages von lediglich etwa 1.500,-- DM monatlich. An Miete und Nebenkosten muss sie f&#252;r ihre 80 qm und damit ihren Verh&#228;ltnissen angemessene gro&#223;e Wohnung monatlich 915,-- DM zahlen. Ihr verbleiben dann noch fast 600,-- DM, also 150,-- DM w&#246;chentlich zur Bestreitung ihrer dringendsten sonstigen Lebenshaltungskosten, zumal sie nach ihren eigenen Angaben noch &#252;ber ein Guthaben von etwa 2.000,-- DM verf&#252;gt.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner ist ohne weiteres in der Lage, den Betrag von 1.500,-- DM zu zahlen. Bei einem Jahresumsatz von mehr als 400.000,-- DM kann kein vern&#252;nftiger Zweifel aufkommen, dass er nicht in der Lage sein sollte, den monatlichen Betrag von 1.500,-- DM f&#252;r seine Ehefrau aufzubringen. Zwar mag es sein, dass er gegenw&#228;rtig zur Finanzierung von Lebenshaltungskosten einen Kredit in Anspruch nimmt. Wesentlich f&#252;r die hier zu entscheidende Frage ist aber seine wirtschaftliche Situation insgesamt. Diese rechtfertigt ohne weiteres die Annahme der Leistungsf&#228;higkeit. Es folgt schon daraus, dass er bei Trennung der Parteien &#252;ber die von Januar bis September 1984 hinaus eingenommenen 308.000,-- DM noch Au&#223;enst&#228;nde in H&#246;he von etwa 150.000,-- DM gegen&#252;ber der Krankenkasse und der Privatpatienten hatte. Diese brauchen nur realisiert zu werden, soweit sie nicht inzwischen schon beglichen sind. Soweit der Antragsgegner darauf verweist, sein Einkommenssteuerbescheid f&#252;r 1983 weise ein Negativeinkommen von 123.000,-- DM aus, ist dem entgegenzuhalten, dass dieser Betrag wesentlich bedingt ist durch den mit fast 165.000,-- DM bezifferten Verlust aus Vermietung und Verpachtung. Dieser wiederum ist aber nur bedingt durch die Inanspruchnahme erheblicher Abschreibungswerte, die unterhaltsrechtlich nicht relevant sind. Selbst das mit 60.000,-- DM bezifferte Einkommen aus der Praxis, ist, wie im Termin festgestellt worden ist, wesentlich darauf zur&#252;ckzuf&#252;hren, dass bei der Gewinnermittlung des Einkommens aus der Praxis ein Betrag von etwa 110.000,-- DM vorweg abgeschrieben worden ist f&#252;r Afa und Verlust aus Anlagen. Das hat der Zeuge x best&#228;tigt. Die Werte des Einkommenssteuerbescheides f&#252;r 1983 k&#246;nnten also f&#252;r die Beurteilung der unterhaltsrechtlichen Leistungsf&#228;higkeit nicht als ma&#223;gebend erachtet werden. Die dort festgestellten Werte rechtfertigen vielmehr, wenn die nur steuerrechtlich bedeutsamen Betr&#228;ge f&#252;r Abschreibung und Verlust aus Anlagen au&#223;er Betracht bleiben, die Feststellung, dass Einkommen in erheblicher H&#246;he erzielt worden ist. Immerhin war der Antragsgegner 1983 ohne weiteres in der Lage, seiner Ehefrau zum Geburtstag f&#252;r 24.000,-- DM einen C-Pkw zu schenken. Nach seinen Angaben im Termin sind seine Einkommensverh&#228;ltnisse 1984 nicht anders gewesen als 1983. Sie sind also gleich gut gewesen. Es ist nicht vorgetragen worden, dass sich daran in der Zwischenzeit wesentliches ge&#228;ndert hat.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner kann nicht einwenden, die Antragstellerin habe 100.000,-- DM zur Bestreitung ihrer eigenen Lebenshaltungskosten zur Verf&#252;gung. Soweit er behauptet, die Antragstellerin habe ein Guthaben von 40.000,-- DM bei der Sparkasse in C, hat dieser durch Vorlage der Bankausz&#252;ge glaubhaft gemacht, dass das Konto vor der Trennung ein Guthaben von etwa 21.000,-- DM aufgewiesen hat, dass es inzwischen aber um etwa 10.000,-- DM &#252;berzogen ist. Sie hat durch Vorlage einer Liste dargelegt, dass das Geld zum gro&#223;en Teil im Zusammenhang mit dem Umzug nach E, der Anmietung und Einrichtung der Wohnung und zum Lebensunterhalt verbraucht ist. Bei der L Bank hat die Antragstellerin zwar Sparbriefe &#252;ber 10.000,-- DM. Die Sparsumme wird aber erst f&#228;llig im Januar 1986. Geld aus einem Totalschaden, das von dem Antragsgegner mit einem Betrag von 20.000,-- DM beziffert wird, hat die Antragstellerin nicht erhalten. Sie bestreitet, &#252;berhaupt einen Unfall mit ihrem Pkw gehabt zu haben und irgendwelche Schadensersatzbetr&#228;ge bekommen zu haben. Der Antragsgegner hat seine anderslautende Behauptung nicht n&#228;her spezifiziert. Soweit der Antragsgegner behauptet, die Antragstellerin habe vor der Trennung noch 10.000,-- DM von einem seiner Konten abgehoben, hat die Antragstellerin dargelegt, es habe sich hierbei lediglich um einen Betrag von 4.000,-- DM gehandelt, den sie zur Regulierung von Verbindlichkeiten aus der Praxis verwendet habe. Seine weitere Behauptung, die Antragstellerin habe auch Zahlungen von Patienten vereinnahmt, hat der Antragsgegner im Termin nicht n&#228;her konkretisiert.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner kann dem Unterhaltsbegehren der Antragstellerin nicht entgegenhalten, sie k&#246;nne ihren Lebensunterhalt aus eigener Erwerbst&#228;tigkeit sicherstellen. Zwar ist die Antragstellerin gehalten, sich um eine angemessene Erwerbst&#228;tigkeit zu bem&#252;hen. Bei der gegenw&#228;rtigen Arbeitsmarktlage kann aber nicht erwartet werden, dass sie sofort nach der Trennung eine Anstellung findet. Die Antragstellerin kann in diesem Zusammenhang nicht vorbringen, sie m&#252;sse sich erst einmal orientieren und zur Ruhe kommen. Die Verpflichtung, sich um eine angemessene Besch&#228;ftigung zu bem&#252;hen, besteht schon jetzt.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Nach allem muss davon ausgegangen werden, dass die Antragstellerin ihren unmittelbaren Lebensbedarf f&#252;r die n&#228;chste Zeit nicht selbst sicherstellen kann und sie deshalb zur Bestreitung der notwendigsten Lebenshaltungskosten auf Unterhaltszahlungen durch den Antragsgegner angewiesen ist. Die Tatsache, dass sie nach eigenem Bekunden noch ein Guthaben von etwa 2.000,-- DM hat, steht ihrem Anspruch nicht entgegen. Dieses Geld wird in K&#252;rze aufgezehrt sein.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 ZPO.</p>
315,635
olgk-1985-02-08-6-u-22084
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 U 220/84
"1985-02-08T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:47"
"2019-03-27T09:42:36"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1985:0208.6U220.84.00
<h2>Tenor</h2> <p></p> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 4. Juli 1984 verk&#252;ndete Urteil der 20. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln - 20 (70) O 291/80 - abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p>Unter Abweisung der Klage im &#252;brigen wird der Beklagte verurteilt, an den Kl&#228;ger 8.177,50 DM nebst 4% Zinsen seit dem 15.8.1980 zu zahlen, und zwar Zug um Zug gegen Herausgabe des Pkw Porsche 911 E, Fahrgestell-Nr. xxx</p> <p></p> <p>Von den Gerichtskosten des Rechtsstreits (erster und zweiter Instanz) hat der Kl&#228;ger insgesamt 90,- DM zu tragen.</p> <p>Die &#252;brigen Gerichtskosten beider Instanzen und die au&#223;ergerichtlichen Kosten beider Parteien werden dem Beklagten auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Beschwer des Beklagten wird auf 8.177,50 DM. die des Kl&#228;gers auf 99,- DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers ist zul&#228;ssig, sie hat auch &#252;berwiegend in der Sache Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann vom Beklagten Zug um Zug gegen Herausgabe des Pkw Porsche 911 E, Fahrgestell-Nr. xxx, als Schadensersatz wegen Nichterf&#252;llung gem&#228;&#223; &#167; 46 3 BGB die Zahlung von 8.177,50 DM verlangen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Aufgrund des Vortrags beider Parteien in diesem Rechtsstreit, aufgrund der von den Parteien zu den Akten gereichten Urkunden, ferner aufgrund des Inhalts der Strafakten 22 Js 394/80 StA K&#246;ln und 80 Js 518/82 StA K&#246;ln sowie aufgrund der Beweisaufnahme vor dem Senat in der Sitzung am 18.1.1985 ist der Senat davon &#252;berzeugt, da&#223; zwischen den Parteien sp&#228;testens am 16.04.1980 ein m&#252;ndlicher Kaufvertrag &#252;ber den hier in Rede stehenden Pkw Porsche 911 E geschlossen wurde. Die &#220;berzeugung des Senats beruht im einzelnen auf folgenden Umst&#228;nden:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nach Aussagen der Zeugen Lxxx. und Rxxx im Termin vor dem Senat war der Beklagte mitanwesend, als der Kl&#228;ger zusammen mit seiner Mutter bei der Wxxx Bxxx einen Kredit zur Finanzierung des Kaufpreises f&#252;r den Pkw Porsche beantragte. Der Beklagte ist damals jedenfalls als Kreditvermittler aufgetreten. Nach Angaben des Zeugen R bei seiner Vernehmung ist der Beklagte regelm&#228;&#223;ig nur dann als Kreditvermittler aufgetreten, wenn er selbst der Verk&#228;ufer der Autos war, die finanziert werden sollten. Im Darlehensantrag vom 16.4.1980 (Bl. 46 GA), den der Kl&#228;ger in Anwesenheit des Beklagten bei der WKG eingereicht hat, ist unten der Beklagte ausdr&#252;cklich als Verk&#228;ufer aufgef&#252;hrt. In der Auszahlungsvollmacht, die der Kl&#228;ger am 18.4.1980 bei der Wxxx Bxxx unterschrieben hat, ist ausdr&#252;cklich um Auszahlung an "Firma Bxxx;" gebeten worden, nicht etwa an eine andere Firma vertreten durch Herrn Bxxx pers&#246;nlich. Die Auszahlungsquittung (Fotokopie in H&#252;lle Bl. 83 GA) ist vom Beklagten pers&#246;nlich unterschrieben; davon ist nach &#167; 138 Abs.4 ZPO auszugehen; denn der Beklagte hat vor dem Senat mit Nichtwissen bestritten, da&#223; er das Geld am 18.4.1980 erhalten und die Quittung hierf&#252;r unterschrieben habe. Ein Bestreiten mit Nichtwissen ist nach der genannten Vorschrift aber unzul&#228;ssig und f&#252;hrt nach &#167; 138 Abs.3 ZPO dazu, da&#223; die Tatsache als unstreitig behandelt werden mu&#223;. Hinzu kommt vorliegend, da&#223; der Zeuge Rxxx bei seiner polizeilichen Vernehmung in den Strafakten 80 Js 518/82 StA K&#246;ln, die den damaligen Vorg&#228;ngen zeitlich erheblich n&#228;her lag, ausdr&#252;cklich bekundet hat, da&#223; er sich an die Auszahlung an den Beklagten pers&#246;nlich genau erinnere (Bl.53,54 dieser Beiakten). Nach den eigenen Angaben des Beklagten im Termin vor dem Senat am 18.1.1985 geh&#246;rte der fragliche Porsche im April 1980 dem Beklagten, nicht etwa der Firma Wxxx, Nach dem von ihm zu den Akten gereichten angeblichen Kaufvertrag vom 6.6.1980 will der Beklagte erst unter diesem Datum dem Zeugen W den Porsche verkauft haben.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte, der gegen&#252;ber der Wxxx Bxxx am 16.4.1980 als Verk&#228;ufer auftrat, der sich als Verk&#228;ufer in dem von ihm vermittelten Darlehensvertrag aufnehmen lie&#223;, der am 18.4.1980 den Kaufpreis in Empfang nahm, der jedenfalls am 16.4.1980 noch Eigent&#252;mer des Pkw Porsche war und der sich auch heute noch im Besitz des Originals des Kaufvertrages, den angeblich die Firma Wxxx am 13.6. 1980 mit dem Beklagten geschlossen haben soll, befindet, wie die &#220;bergabe dieses Originals an den Senat im Termin am 18.1.1985 zeigt, konnte nicht plausibel erkl&#228;ren, wieso er im April 1980 ein ihm geh&#246;riges Fahrzeug f&#252;r die Firma W<i> </i>verkauft haben will, das er dieser Firma Wxxx erst zwei Monate sp&#228;ter im Juni 1980 verkauft haben will. Auch die vom Beklagten im Termin am 18.1.1985 &#252;berreichte Urkunde vom 13.6.1980, in der der Kl&#228;ger bescheinigt, einen Preisnachla&#223; von 4.000,- DM auf den Porsche erhalten zu haben, die sich bei den Gesch&#228;ftspapieren der Firma Wxxx befinden m&#252;&#223;te, wenn diese Verk&#228;uferin des Porsche w&#228;re, befand sich im Besitz des Beklagten, der mit dem Kaufvertrag nichts zu tun haben will. Auch sie ist f&#252;r den Senat ein weiterer Beweis daf&#252;r, da&#223; es sich bei dem Verkauf des Porsche um ein Gesch&#228;ft des Beklagten handelte, da&#223; dieser also Vertragspartner des Kl&#228;gers war.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Vertragsurkunde vom 13.6.1980, die die Firma W als Verk&#228;uferin des Porsche ausweist, steht diesem Beweisergebnis nicht entgegen. Zun&#228;chst datiert diese Urkunde ca. 2 Monate nach dem Zeitpunkt, an dem der Beklagte bereits den Kaufpreis f&#252;r den Porsche erhalten hatte. Es ist v&#246;llig ungew&#246;hnlich, da&#223; der Kaufpreis so lange vor Vertragsschlu&#223; in vollem Umfange ausgezahlt wird. Dar&#252;berhinaus ergibt der Sicherungs&#252;bereignungsvertrag zwischen dem Kl&#228;ger und der WKG vom 18.4.1980, (Bl.26 der Strafakten 80 Js 518/82 StA K&#246;ln), da&#223; der Kl&#228;ger zu diesem Zeitpunkt bereits im Besitz des Kraftfahrzeugbriefes f&#252;r den Porsche war, was auch nicht erkl&#228;rlich w&#228;re, wenn zu diesem Zeitpunkt nicht der Kaufvertrag bereits endg&#252;ltig abgeschlossen gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der im April 1980 zwischen den Parteien geschlossene Vertrag ist auch nicht durch den Formularvertrag vom 13.6.1980 inhaltlich ge&#228;ndert worden. Der Wille der Parteien, den Vertrag inhaltlich im Sinne eines Einwendungsausschlusses hinsichtlich aller M&#228;ngel abzu&#228;ndern, m&#252;&#223;te vom Beklagten, der sich auf diese f&#252;r ihn g&#252;nstige Abweichung des urspr&#252;nglichen Vertrages beruft, bewiesen werden. Dieser Beweis ist dem Beklagten nicht gelungen. Der Beklagte hat sich Insoweit ausschlie&#223;lich auf das Zeugnis des Zeugen Wxxx berufen; dieser hat bei seiner Vernehmung vor dem Senat am 18.1.19 85 zwar keinen &#252;berzeugenden Eindruck gemacht, jedoch ist der Senat auch nicht aufgrund des pers&#246;nlichen Eindrucks der Vernehmung davon &#252;berzeugt, da&#223; der Zeuge in jedem Falle die Unwahrheit gesagt haben m&#252;&#223;te. Der Zeuge hat aber, wie schon bei seinen polizeilichen Vernehmungen, mit Entschiedenheit bekundet, da&#223; er das Vertragsformular den Parteien nur aus Kulanz zur Verf&#252;gung gestellt habe, da&#223; er nicht genau wisse, warum die Parteien noch nachtr&#228;glich ein solches Vertragsformular ausgef&#252;llt h&#228;tten, da&#223; er sich nur gedacht habe, da&#223; dies wohl zur Auszahlung des Kreditbetrages erforderlich sei. Der Kl&#228;ger seinerseits hat eine vertrags&#228;ndernde Vereinbarung ganz entschieden bestritten. Nach seiner Behauptung ist das Formular nur unterzeichnet worden, damit er f&#252;r die Zukunft etwas Schriftliches in der Hand habe. Eine der urspr&#252;nglich m&#252;ndlich getroffenen Vereinbarungen habe dadurch nicht abge&#228;ndert werden sollen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Da&#223; zum Zeitpunkt des Verkaufs des Porsche an den Kl&#228;ger die gef&#228;lschte T&#220;V-Plakette bereits vorhanden war, ist zwischen den Parteien unstreitig. Darauf, ob der Beklagte die T&#220;V-Plakette selbst gef&#228;lscht hat oder ob einer seiner Voreigent&#252;mer sie hat anbringen lassen, kommt es f&#252;r den vorliegenden Rechtsstreit nicht an. Im Verkauf eines Pkw mit einer T&#220;V-Plakette liegt immer die Zusicherung, da&#223; der Pkw bis zum auf der Plakette angegebenen Zeitpunkt vom T&#220;V abgenommen ist, da&#223; er also unter normalen Umst&#228;nden bis zu diesem Zeitpunkt dem T&#220;V nicht vorgef&#252;hrt zu v/erden braucht. Diese Zusicherung ist f&#252;r jeden Kraftfahrzeugk&#228;ufer von erheblicher Bedeutung. Ist ein Fahrzeug nicht T&#220;V-abgenommen oder mu&#223; es alsbald dem T&#220;V vorgef&#252;hrt werden, so wei&#223; der K&#228;ufer, da&#223; m&#246;glicherweise erhebliche Aufwendungen auf ihn zukommen, um eine neue T&#220;V-Plakette zu erhalten. Hat die auf dem Fahrzeug befindliche T&#220;V-Plakette dagegen noch eine lange Laufzeit, so braucht der K&#228;ufer zun&#228;chst nicht davon auszugehen, da&#223; er ein betriebsunsicheres Fahrzeug erwirbt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Haftung f&#252;r das Fehlen zugesicherter Eigenschaften besteht auch dann, wenn dem Zusichernden nicht bekannt ist, da&#223; seine Zusicherung unrichtig ist. Es handelt sich insoweit um keine Verschuldens-, sondern um eine Garantiehaftung.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 463 BGB kann der Kl&#228;ger vom Beklagten Schadensersatz wegen Nichterf&#252;llung verlangen; er ist also so zu stellen, wie er sich st&#252;nde, wenn der Beklagte ihm ein ordnungsgem&#228;&#223; T&#220;V-abgenommenes Fahrzeug ver&#228;ussert h&#228;tte. In diesem Falle h&#228;tte der Kl&#228;ger f&#252;r seinen Kaufpreis einen entsprechenden Gegenwert, w&#228;hrend das Fahrzeug in Wirklichkeit nach den Ausf&#252;hrungen, des Sachverst&#228;ndigen P in seinem Gutachten im Beweissicherungsverfahren 70 O 291/80 SH I v&#246;llig wertlos ist (Bl.40 der genannten Akten). Dar&#252;berhinaus h&#228;tte der Kl&#228;ger die An- und Abmeldungskosten f&#252;r das wertlose Fahrzeug erspart. Ferner w&#228;ren dem Kl&#228;ger die Kosten f&#252;r die Entziehung der Betriebserlaubnis durch das Stra&#223;enverkehrsamt erspart geblieben.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Dagegen kann der Kl&#228;ger nicht unter dem Gesichtspunkt des &#167; 463 BGB die Kosten f&#252;r das Abschleppen des Porsche nach dem Unfall vom 28.6.1980 verlangen. Aufgrund der Akte 642 OWi 681/80 jug. AG K&#246;ln sowie aufgrund der Untersuchungen des Sachverst&#228;ndigen Pxxx in der Beweissicherungsakte 70 O 291/80 SH I LG K&#246;ln steht nicht zur &#220;berzeugung des Senates fest, da&#223; der Unfall auf den Zustand des Fahrzeugs selbst zur&#252;ckzuf&#252;hren war. Es handelt sich insoweit also nicht um eine ad&#228;quate Folge des Fehlens der zugesicherten Eigenschaft des vom Beklagten an den Kl&#228;ger verkauften Pkw Porsche.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der Kl&#228;ger mit dem Pkw Porsche einige Zeit bis zur Stillegung des Fahrzeugs gefahren ist, also Nutzungen aus dem Fahrzeug gezogen hat, konnte bei der vorliegenden Entscheidung ebensowenig ber&#252;cksichtigt werden, wie die an sich unstreitige Tatsache, da&#223; das Fahrzeug nach dem Verkauf in einen Unfall verwickelt war. Die sich hieraus m&#246;glicherweise f&#252;r den Beklagten ergebenden Ersatzanspr&#252;che gegen den Kl&#228;ger sind nicht von Amts wegen zu ber&#252;cksichtigen, sie h&#228;tten nur im Wege der Aufrechnung geltend gemacht werden k&#246;nnen. Hierzu h&#228;tte der Beklagte nicht nur die Aufrechnung erkl&#228;ren m&#252;ssen, er h&#228;tte auch die vom Kl&#228;ger gefahrenen Kilometer benennen und den Unfallschaden beziffern m&#252;ssen. Dies alles ist nicht geschehen. Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 91 Abs.1, 92 Abs.1 und Abs.2 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Betrag, mit dem der Kl&#228;ger unterlegen ist, ist an sich gering. Er hat jedoch hinsichtlich der Gerichtskosten einen Geb&#252;hrensprung verursacht. Diese geringf&#252;gigen Mehrkosten mu&#223; der Kl&#228;ger tragen. Im &#252;brigen waren die Kosten des Rechtsstreits dem Beklagten, der ganz wesentlich in der Sache unterlegen ist, aufzuerlegen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die nach &#167; 546 Abs.2 ZPO festzusetzende Beschwer f&#252;r beide Parteien entspricht dem Wert ihres Unterliegens im Rechtsstreit.</p>
315,636
olgham-1985-02-06-20-u-29284
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 292/84
"1985-02-06T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:48"
"2019-03-27T09:42:36"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1985:0206.20U292.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 28. Juni 1984 verk&#252;ndete Urteil der 20. Zivilkammer des Landgerichts Bielefeld abge&#228;ndert.</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 36.801,56 DM nebst 4 % Zinsen von 29.601,56 DM seit dem 1.3.1984 und von weiteren 7.200,- DM seit dem 1.7.1984 zu zahlen.</p> <p>Im &#252;brigen bleibt die Klage abgewiesen.</p> <p>Die weitergehende Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Von den Kosten des ersten Rechtszuges tragen die Beklagten 90 % und der Kl&#228;ger 10 %.</p> <p>Von den Kosten der Berufung tragen die Beklagte 93 % und der Kl&#228;ger 7 %.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger nimmt die Beklagte aus der bei ihr bestehenden Krankenversicherung auf Ersatz der Kosten station&#228;rer und ambulanter Heilbehandlung und wegen Zahlung eines Krankentagegeldes in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, der bis 1982 durch die Innungskrankenkasse krankenversichert war, interessierte sich 1982 f&#252;r den Abschlu&#223; einer privaten Krankenversicherung bei der Beklagten, bei der er schon seit 1969 eine Krankentagegeldversicherung unterhielt. Seine Verhandlungen mit einem Vertreter der Beklagten f&#252;hrten zu einem von dem Vertreter ausgef&#252;llten, vom Kl&#228;ger unterzeichneten Krankenversicherungsantrag vom 28.9.1982, der eine Krankheitskostenversicherung und die Erh&#246;hung der bereits bestehenden Krankentagegeldversicherung um 60,- DM pro Tag vorsah. In diesem Antrag wurden die sogenannten Gesundheitsfragen nach Beschwerden, Krankheiten oder Unfallfolgen aus den vorausgegangenen f&#252;nf Jahren, nach station&#228;ren Behandlungen und nach Gebrechen, Anomalien oder chronischen Leiden s&#228;mtlich mit "nein" beantwortet. Nach seiner unbestrittenen Darstellung k&#252;ndigte der Kl&#228;ger schon bei dieser Antragstellung dem Versicherungsvertreter an, er werde sich noch von seinem Hausarzt untersuchen und der Beklagten das Untersuchungsergebnis zukommen lassen. Am 3.11.1982 lie&#223; sich der Kl&#228;ger von dem Facharzt f&#252;r innere Medizin ... der den Kl&#228;ger seit 1978 &#228;rztlich betreut, untersuchen. Dr. ... fertigte "zur Vorlage bei der Versicherung" unter dem 4.11.1982 einen zweiseitigen &#228;rztlichen Befundbericht.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Diesen Befundbericht h&#228;ndigte der Kl&#228;ger dem Versicherungsvertreter ungelesen in einem verschlossenen - das ist in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat unstreitig geworden - Briefumschlag aus, und der Vertreter leitete ihn an die Beklagte weiter.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Aus diesem Bericht ergab sich da&#223; der Kl&#228;ger seit 1978 in regelm&#228;&#223;iger &#228;rztlicher Betreuung Dr. ... stand, da&#223; 1973 und 1977 station&#228;re Behandlungen wegen "schnellen Herzrasens" stattgefunden hatten, da&#223; 1981 eine orthop&#228;dische. Behandlung wegen Verspannungen im Schulterbereich vorgenommen worden war und da&#223; das EKG und Belastungsuntersuchungen in den Jahren 1981 und 1982 unauff&#228;llig gewesen waren. Aus dem Bericht ergab sich hingegen nicht, da&#223; der Kl&#228;ger seit Jahren schwerh&#246;rig ist und seit 1981 eine H&#246;rbrille tr&#228;gt. Ferner ergab sich aus dem Bericht nicht, da&#223; der Kl&#228;ger 1978 nervenfach&#228;rztlich untersucht worden war und da&#223; im selben Jahr wegen des Verdachts auf neurologische St&#246;rungen ein Computer-Tomogramm angefertigt worden war, obwohl Dr. ... - wie sich sp&#228;ter herausstellte - im Besitz der zugeh&#246;rigen Arztberichte aus dem Jahre 1978 war.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nach Kenntnis des Befundberichts Dr. ... vom 4.11.1982 nahm die Beklagte den Versicherungsantrag uneingeschr&#228;nkt an und stellte unter dem 10.12.1982 den Versicherungsschein aus.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Ab Juni 1983 mu&#223;te der Kl&#228;ger sich mehrfach in station&#228;re Behandlung - unter anderem wegen des Verdachts auf einen sogenannten "H&#246;rsturz" - und in fach&#228;rztliche ambulante Behandlung begeben. Die auf Ersatz der hierdurch verursachten Kosten in Anspruch genommene Beklagte erfuhr im Zuge der Pr&#252;fung ihrer Leistungspflicht von der bereits seit Jahren bestehenden Schwerh&#246;rigkeit des Kl&#228;gers und von den nervenfach&#228;rztlichen Untersuchungen im Jahre 1978. Mit Schreiben vom 15.8.1983 und vom 28.9.1983 erkl&#228;rte sie den R&#252;cktritt vom Vertrage, weil der Kl&#228;ger bei Stellung des Krankenversicherungsantrags falsche Angaben &#252;ber seinen Gesundheitszustand gemacht habe.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat die Beklagte mit n&#228;herer Begr&#252;ndung und unter Vorlage entsprechender Belege auf Zahlung von 32.973,04 DM in Anspruch genommen und dar&#252;ber hinaus die Feststellung begehrt, da&#223; die R&#252;cktrittserkl&#228;rungen der Beklagten unwirksam seien.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat sich auf Leistungsfreiheit wegen ihres R&#252;cktritts vom Vertrage berufen und hilfsweise geltend gemacht, da&#223; ihre R&#252;cktrittserkl&#228;rungen notfalls in eine K&#252;ndigung nach &#167;41 Abs. 2 VVG umzudeuten seien. Sie hat die Auffassung vertreten, es entlaste den Kl&#228;ger nicht, da&#223; er nach der falschen Beantwortung der Gesundheitsfragen im Versicherungsantrag einen &#228;rztlichen Befundbericht vorgelegt habe, denn es sei ihm jedenfalls vorzuwerfen, da&#223; er den Inhalt dieses Berichtes nicht auf seine Richtigkeit und Vollst&#228;ndigkeit &#252;berpr&#252;ft habe. Ferner hat die Beklagte die H&#246;he der eingeklagten Forderung bestritten, weil sie die vereinbarten Tarifbedingungen hinsichtlich der Kosten ambulanter Behandlungen nicht ber&#252;cksichtige. Hilfsweise hat die Beklagte mit Pr&#228;mienanspr&#252;chen f&#252;r die Zeit von September 1983 bis Mai 1984 in H&#246;he von 3.816,63 DM aufgerechnet.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage ohne Beweisaufnahme abgewiesen. Es hat den R&#252;cktritt als begr&#252;ndet angesehen, weil der Kl&#228;ger die Antragsfragen schuldhaft falsch beantwortet habe. Der Kl&#228;ger sei f&#252;r den Inhalt des von ihm unterschriebenen Antrages verantwortlich. Der nachgereichte Befundbericht des Arztes entlaste ihn nicht, weil er ihn nicht auf seine inhaltliche Richtigkeit &#252;berpr&#252;ft habe. Der Kl&#228;ger habe auch nicht darzulegen vermocht, da&#223; die der Beklagten unbekannt gebliebenen fr&#252;heren Krankheiten und Behandlungen auf den Eintritt des Versicherungsfalls keinen Einflu&#223; gehabt h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Mit der Berufung macht der Kl&#228;ger im wesentlichen geltend, ihm sei kein Schuldvorwurf zu machen; jedenfalls k&#246;nne die Beklagte sich auf eine m&#246;gliche Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht nicht berufen, weil sie bei Annahme des Versicherungsantrages aufgrund des ihr bekannten Befundberichtes Dr. ... gewu&#223;t habe, da&#223; die Gesundheitsfragen s&#228;mtlich falsch, n&#228;mlich verneinend beantwortet worden waren. Im &#252;brigen h&#228;lt der Kl&#228;ger die Beklagte nach &#167;21 VVG wegen fehlender Kausalit&#228;t zwischen den nicht angegebenen fr&#252;heren Krankheiten und dem Versicherungsfall f&#252;r leistungspflichtig.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat zun&#228;chst die Feststellung begehrt, da&#223; der Versicherungsvertrag nicht durch R&#252;cktritt unwirksam geworden sei, seinen Zahlungsanspruch unter Ber&#252;cksichtigung der Tarifbedingungen auf 32.741,18 DM erm&#228;&#223;igt und - wegen eines weiteren station&#228;ren Aufenthalts von Februar bis Juni 1984 - weitere 7.200,- DM Krankentagegeld verlangt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte verteidigt mit n&#228;herer Begr&#252;ndung das angefochtene Urteil. Die vorsorglich zur Aufrechnung gestellten Pr&#228;mienanspr&#252;che hat sie auf 7.633,26 DM beziffert.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">In der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat haben die Parteien die seit 1969 bestehende Krankentagegeldversicherung einverst&#228;ndlich aufgehoben und die ab 1982 bestehende, um 60,- DM pro Tag erh&#246;hte Krankentagegeldversicherung f&#252;r den Fall, da&#223; der R&#252;cktritt bzw. die K&#252;ndigung der Beklagten unwirksam seien, zum 30.6.1984 einverst&#228;ndlich f&#252;r beendet erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat sodann die r&#252;ckst&#228;ndige Pr&#228;mie in H&#246;he von unstreitig gewordenen 1.651,62 DM (f&#252;r die Krankheitskostenversicherung) und 1.488,- DM (f&#252;r die Krankentagegeldversicherung) anerkannt und seinen Zahlungsanspruch auf insgesamt 36.801,56 DM nebst Zinsen erm&#228;&#223;igt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Den Feststellungsantrag haben beide Parteien &#252;bereinstimmend mit wechselseitigen Kostenantr&#228;gen f&#252;r erledigt erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des beiderseitigen Vorbringens wird auf den Inhalt der Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat im wesentlichen Erfolg und f&#252;hrt - mit Ausnahme der Zinsforderung - zur Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils entsprechend dem zuletzt gestellten Klageantrag.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die von der Beklagten vertragsgem&#228;&#223; zu ersetzenden Krankheitskosten und das Krankentagegeld belaufen sich zusammen auf insgesamt 39.941,18 DM. Diese Summe ist unstreitig. Der Kl&#228;ger hat mit seiner Berufungsbegr&#252;ndung den in erster Instanz erhobenen Einw&#228;nden der Beklagten Rechnung getragen und bei den Kosten der ambulanten Behandlung den tariflichen Selbstbehalt von 20 % abgezogen. Der neuen Berechnung der Klageforderung ist die Beklagte nicht mehr entgegengetreten.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Von der vorstehenden Summe sind die in der m&#252;ndlichen Verhandlung unstreitig gewordenen und vom Kl&#228;ger anerkannten r&#252;ckst&#228;ndigen Pr&#228;mien in H&#246;he von insgesamt 3.139,62 DM abzuziehen, so da&#223; sich die ausgeurteilte Summe von 36.801,56 DM ergibt.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Dieser Betrag ist gem&#228;&#223; &#167;&#167;284, 286 BGB mit 4 % zu verzinsen. Denn die Beklagte befindet sich sp&#228;testens seit ihrer endg&#252;ltigen Leistungsverweigerung mit Schreiben vom 28.9.1983 in Verzug. Der Kl&#228;ger verlangt Zinsen ab 1.3.1984 bzw. f&#252;r die erst 1984 f&#228;llig gewordenen und mit der Berufungsbegr&#252;ndung geltend gemachten 7.200,- DM Krankentagegeld ab 1.7.1984. Die auf die Klageforderung zu verrechnenden Pr&#228;mienr&#252;ckst&#228;nde sind gem&#228;&#223; &#167;366 Abs. 2 BGB auf die &#228;lteren Anspr&#252;che verrechnet worden, so da&#223; 29.601,56 DM ab 1.3.1984 und weitere 7.200,- DM ab 1.7.1984 zu verzinsen sind.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger gem&#228;&#223; &#167;&#167;286, 288 Abs. 2 BGB einen &#252;ber 4 % hinausgehenden Zinsschaden behauptet (12 %), sind Klage und Berufung unbegr&#252;ndet, weil ein solcher Schaden des Kl&#228;gers nicht dargetan und nicht belegt ist. Die zu den Akten gereichte Zinsbescheinigung ist an eine Kommanditgesellschaft gerichtet, deren pers&#246;nlich haftender Gesellschafter der Kl&#228;ger ist oder gewesen ist. Inwieweit dem Kl&#228;ger selbst durch Kreditaufnahme dieser Kommanditgesellschaft ein Schaden entstanden ist, ist nicht erl&#228;utert oder gar belegt worden.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist durch den von ihr erkl&#228;rten R&#252;cktritt von dem 1982 geschlossenen Versicherungsvertrag nicht leistungsfrei geworden. Der auf &#167;&#167;16 Abs. 1 und 2, 17 VVG gest&#252;tzte R&#252;cktritt ist unwirksam.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Nach diesen Vorschriften ist der Versicherer zum R&#252;cktritt vom Vertrage berechtigt, wenn der Versicherungsnehmer beim Abschlu&#223; des Vertrages schuldhaft Umst&#228;nde nicht oder unrichtig angegeben hat, die f&#252;r die &#220;bernahme der zu versichernden Gefahr erheblich sind.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"><b>a)</b></p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die sogenannten Gesundheitsfragen im Antragsformular sind unzweifelhaft falsch beantwortet worden, weil sie s&#228;mtlich verneint worden sind, obwohl der Kl&#228;ger in dem erfragten Zeitraum von f&#252;nf Jahren in &#228;rztlicher Behandlung war, obwohl er 1973 und 1977 in station&#228;rer Behandlung gewesen war und obwohl er an einem Gebrechen (Schwerh&#246;rigkeit) litt. Insoweit entlastet es den Kl&#228;ger nicht, da&#223; nicht er selbst, sondern der Versicherungsvertreter den Antrag ausgef&#252;llt hat. Denn der Kl&#228;ger hat den Antrag unterschrieben und damit die Verantwortung f&#252;r die inhaltliche Richtigkeit &#252;bernommen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"><b>b)</b></p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Besonderheit liegt hier jedoch darin, da&#223; der Kl&#228;ger, wie bei Antragstellung bereits angek&#252;ndigt, alsbald einen &#228;rztlichen Befundbericht vorgelegt hat, den die Beklagte zur Grundlage ihrer Entscheidung, ob sie den Versicherungsantrag annehme oder nicht, gemacht hat, obwohl durch diesen Bericht klar wurde, da&#223; der Kl&#228;ger die Gesundheitsfragen des Versicherungsantrags eindeutig falsch beantwortet hatte.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Ob der Auffassung des Kl&#228;gers, die Beklagte k&#246;nne sich schon deshalb nicht auf eine Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht berufen, weil sie den Antrag in Kenntnis der offensichtlich falsch beantworteten Antragsfragen angenommen habe, uneingeschr&#228;nkt zu folgen ist, ist zweifelhaft, bedarf hier aber keiner abschlie&#223;enden Entscheidung. Allerdings wird die Auffassung vertreten, der Versicherer k&#246;nne sich auf die Verletzung der Anzeigepflicht dann nicht berufen, wenn er den Versicherungsantrag annehme, obwohl die Antragsfragen erkennbar unvollst&#228;ndig oder mi&#223;verst&#228;ndlich beantwortet worden sind. In diesem Fall wollen Pr&#246;lss-Martin (VVG, 23 Aufl. 1984, &#167;17 Anm. 8 b, Anm. 2) und Oberlandesgericht Frankfurt (NJW 67, 680) den nicht angegebenen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Umstand als nicht gefahrerheblich ansehen, w&#228;hrend Bruck-M&#246;ller (VVG, &#167;18 Anm. 3 und &#167;16 Anm. 30, 53) die Berufung des Versicherers auf die unrichtigen Angaben wohl als treuwidrig ansehen wollen. Ob diese Rechtsgedanken auf den vorliegenden Sachverhalt anzuwenden sind, erscheint deshalb nicht unzweifelhaft, weil die Beklagte zwar - wie noch auszuf&#252;hren sein wird - bei Annahme des Antrags keine Gew&#228;hr daf&#252;r hatte, da&#223; die Angaben des Kl&#228;gers zu seinem Gesundheitszustand nunmehr vollst&#228;ndig und richtig seien, es f&#252;r sie aber andererseits auch nicht ohne weiteres erkennbar war, da&#223; und in welchem Umfang die Angaben noch unvollst&#228;ndig waren.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Jedoch treten im vorliegenden. Fall besondere Umst&#228;nde hinzu, die den Kl&#228;ger jedenfalls als entschuldigt erscheinen lassen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Versicherungsnehmer, der bei Antragstellung unrichtige Angaben gemacht hat, kann seine Angaben bis zur Annahme des Antrages durch den Versicherer noch richtigstellen. Wenn der Versicherer den Antrag in Kenntnis der korrigierten Angaben annimmt, sind die urspr&#252;nglich unzutreffenden Angaben ohne Einflu&#223; auf den Versicherungsvertrag. Dem Kl&#228;ger w&#228;re daher eine Verletzung der Anzeigepflicht dann nicht vorzuwerfen, wenn der von ihm nachgereichte Befundbericht Dr. ... vom 4.11.1982 sein Gesundheitsbild vollst&#228;ndig und richtig wiedergegeben h&#228;tte. Dieser Bericht war jedoch nicht vollst&#228;ndig, weil er die nervenfach&#228;rztliche Untersuchung und das Computer-Tomogramm aus dem Jahre 1978 und die Schwerh&#246;rigkeit des Kl&#228;gers nicht erw&#228;hnte. Soweit die Beklagte danach bei Annahme des Versicherungsantrags objektiv noch immer unvollst&#228;ndig &#252;ber das Gesundheitsbild des Kl&#228;gers und damit &#252;ber die zu &#252;bernehmende Gefahr unterrichtet war, trifft den Kl&#228;ger gleichwohl kein Verschulden (&#167;16 Abs. III VVG).</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">F&#252;r fremdes Verschulden - seines Hausarztes Dr. Crasemann - hat der Kl&#228;ger nicht einzustehen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Im Rahmen versicherungsrechtlicher Obliegenheiten gilt &#167;278 BGB nicht (BGH VersR 81, 321 = NJW 81, 1098; Bruck-M&#246;ller &#167;6 Anm. 73-76; a.A. Pr&#246;lss-Martin &#167;6 Anm. 7). Die vorvertragliche Anzeigepflicht nach &#167;&#167;16, 17 VVG geh&#246;rt zu den gesetzlichen Obliegenheiten des Versicherungsnehmers (BGH VersR 58, 533; Pr&#246;lss-Martin &#167;17 Anm. 4). Danach ist &#167;278 BGB auch hier nicht anwendbar.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Bruck-M&#246;ller (&#167;19 Anm. 12) meinen allerdings, da&#223; dann, wenn der Versicherungsnehmer einen Dritten mit der Erf&#252;llung der Anzeigepflicht beauftragt, das Verschulden des Dritten dem des Versicherungsnehmers gleichstehe (sogenannter Wissensvertreter, &#228;hnlich Bruck-M&#246;ller &#167;6 Anm. 87). Worin der Unterschied zu der - auch von Bruck-M&#246;ller f&#252;r nicht durchgreifend gehaltenen - Haftung aus &#167;278 BGB bestehen soll, wird allerdings nicht recht klar, bedarf aber keiner abschlie&#223;enden Entscheidung. Denn jedenfalls fehlt es am Verschulden Dr. Crasemanns. Dieser war n&#228;mlich bei Abfassung seines Befundberichtes in seiner Entscheidung frei, welche Angaben er f&#252;r mitteilungsbed&#252;rftig hielt und welche nicht. Unstreitig lag ihm n&#228;mlich das Antragsformular der Beklagten nicht vor, so da&#223; ihm die Antragsfragen unbekannt waren.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Den Kl&#228;ger trifft auch kein eigenes Verschulden, denn er durfte darauf vertrauen, da&#223; die Beklagte nach Vorlage des Berichtes seines Hausarztes in der Lage sein werde, das Risiko der mit der Krankenversicherung zu &#252;bernehmenden Gefahr zutreffend zu beurteilen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">(1)</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der Versicherungsnehmer, der seinen Hausarzt bittet, zum Zwecke des Abschlusses einer Krankenversicherung einen Bericht &#252;ber seinen Gesundheitszustand zu fertigen, kann jedenfalls dann darauf vertrauen, da&#223; der Versicherer vollst&#228;ndig und richtig informiert wird, wenn der Hausarzt - aufgrund langj&#228;hriger Behandlung und durch Kenntnis der Berichte zugezogener Fach&#228;rzte - &#252;ber seinen Gesundheitszustand umfassend unterrichtet ist. Diese Voraussetzung war hier erf&#252;llt, weil der Kl&#228;ger bereits seit rd. f&#252;nf Jahren in der Behandlung von Dr. ... war und weil - wie der Befundbericht zeigt - Dr. ... auch die fr&#252;here Krankengeschichte kannte. Ferner war Dr. ... auch &#252;ber die nervenfach&#228;rztlichen Untersuchungen im Jahre 1978 informiert. Der Kl&#228;ger brauchte daher nicht zu bef&#252;rchten, die Beklagte werde schon deshalb unvollst&#228;ndig informiert, weil Dr. ... seine Krankheitsgeschichte nicht vollst&#228;ndig kenne. Im &#252;brigen durfte der Kl&#228;ger davon ausgehen, da&#223; Dr. ... auch seine Schwerh&#246;rigkeit nicht verborgen geblieben war.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Mit der Vorlage eines solchen Arztberichtes leistet der Versicherungsnehmer mehr, als der Versicherer von ihm im Regelfall verlangt. Im Normalfall gen&#252;gt es, wenn der Versicherungsnehmer die Antragsfragen (laienhaft, aber vollst&#228;ndig) beantwortet. Es ist sodann Aufgabe des Versicherers, diese Angaben medizinisch zu bewerten und erforderlichenfalls erg&#228;nzende Erkundigungen - z.B. beim Hausarzt - einzuholen. Die medizinische Bewertung seines Gesundheitszustandes nimmt der Versicherungsnehmer dem Versicherer durch Vorlage eines. Befundberichtes seines Hausarztes weitgehend ab. Aufgabe des Versicherers kann es dann nur noch sein, zu pr&#252;fen, ob ihm dieser Befundbericht zur Beurteilung des Risikos ausreicht oder nicht.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">(2)</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Allerdings war der Befundbericht Dr. ... frei formuliert und nicht an dem im Versicherungsantrag enthaltenen Fragenkatalog der Beklagten ausgerichtet. Insoweit ist der Sachverhalt nicht mit dem Fall zu vergleichen, in dem der Arzt (etwa f&#252;r eine Lebensversicherung) das "gro&#223;e &#228;rztliche Zeugnis" des Versicherers ausf&#252;llt und dabei Angaben, die er f&#252;r unwesentlich h&#228;lt, unterl&#228;&#223;t (BGH VersR 68, 41).</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Gleichwohl kann nicht unber&#252;cksichtigt bleiben, da&#223; die Beklagte den Arztbericht Dr. ... so wie er ihr vorgelegt worden ist, akzeptiert und weder beim Kl&#228;ger noch bei Dr. ... R&#252;ckfrage gehalten oder um nochmalige Beantwortung ihres Fragenkatalogs nachgesucht hat. Hierzu h&#228;tte aber Anla&#223; bestanden, weil mit Vorlage des Befundberichts offenbar wurde, da&#223; der Kl&#228;ger die Antragsfragen falsch beantwortet hatte.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">H&#228;tte der Kl&#228;ger die Gesundheitsfragen des Antragsformulars von vornherein offengelassen oder mit einem Hinweis auf einen noch folgenden Arztbericht beantwortet und h&#228;tte die Beklagte sich darauf eingelassen, w&#228;re damit die Beantwortung der Antragsfragen abbedungen und der Kl&#228;ger - bis auf entsprechende Anforderung der Beklagten - von der Pflicht entbunden gewesen, noch eigene Angaben zu machen. In diesem Fall h&#228;tte der Kl&#228;ger sich allein auf die Auskunft seines Arztes verlassen und abwarten d&#252;rfen, ob die Beklagte noch weitere Angaben w&#252;nsche.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Es kann keinen grunds&#228;tzlichen Unterschied machen, da&#223; der Kl&#228;ger hier die Antragsfragen zun&#228;chst falsch beantwortet hat. Denn diese falsche Beantwortung war nach Vorlage des Befundberichts Dr. ... f&#252;r die Beklagte ohne weiteres erkennbar. Die Beantwortung der Antragsfragen durch den Kl&#228;ger hatte f&#252;r die Beklagte keinen sachlichen Informationswert mehr. F&#252;r die Beklagte bestand auch kein Grund zu der Annahme, die Angaben in dem Befundbericht seien vollst&#228;ndig. Aus der Tatsache, da&#223; der Kl&#228;ger die Gesundheitsfragen s&#228;mtlich verneint hatte, durfte sie diesen Schlu&#223; nicht ziehen, weil die Beantwortung der Antragsfragen offensichtlich falsch war. Dar&#252;ber hinaus hat der Kl&#228;ger keine Erkl&#228;rungen abgegeben, da&#223; der Inhalt des &#228;rztlichen Befundberichts auch aus seiner Sicht vollst&#228;ndig und richtig sei. Der Kl&#228;ger hat den Befundbericht unstreitig in einem verschlossenen Umschlag dem Versicherungsvertreter ausgeh&#228;ndigt, der ihn der Beklagten weitergegeben hat. Aus der Sicht der Beklagten war damit erkennbar, da&#223; der Kl&#228;ger die Einzelheiten dieses Berichts nicht kannte. Bei dieser Sachlage h&#228;tte die Beklagte Anla&#223; gehabt, beim Kl&#228;ger Nachfrage zu halten, wie es zu den offensichtlich widerspr&#252;chlichen Angaben zu seiner gesundheitlichen Entwicklung gekommen sei, wenn sie eine zweifelsfreie und vollst&#228;ndige tats&#228;chliche Grundlage f&#252;r ihre Risikobeurteilung haben wollte.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">(3)</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Auch der Kl&#228;ger durfte darauf vertrauen, die Beklagte werde ihn erforderlichenfalls um weitere Ausk&#252;nfte bitten, wenn sie den von ihm vorgeschlagenen Weg der Risikobeurteilung anhand des &#228;rztlichen Befundberichts f&#252;r nicht ausreichend hielt. Er hat, als er sich zum Zwecke des Abschlusses einer Krankenversicherung &#228;rztlich untersuchen lie&#223;, mehr getan, als die Beklagte von ihm verlangt hatte.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Er hat der Beklagten damit zu erkennen gegeben, da&#223; er besonders sorgf&#228;ltig vorgehen und um m&#246;glichst genaue Unterrichtung der Beklagten besorgt sein wolle. Die Tatsache, da&#223; die Antragsfragen zun&#228;chst s&#228;mtlich verneint und damit offensichtlich falsch beantwortet worden waren, kann daran nichts &#228;ndern. Sie lie&#223; aus der Sicht der Beklagten nur den Schlu&#223; zu, da&#223; der Kl&#228;ger diesen Fragen keine eigenst&#228;ndige Bedeutung beigemessen hatte, weil er die &#228;rztliche Untersuchung, die er unwidersprochen ja schon dem Versicherungsvertreter angek&#252;ndigt hatte, als die bessere Beurteilungsgrundlage f&#252;r die Risikobewertung ansah. Diese vom &#252;blichen Verfahren abweichende Art der Risikobeurteilung, hat die Beklagte dadurch stillschweigend akzeptiert, da&#223; sie den Versicherungsantrag uneingeschr&#228;nkt angenommen hat, ohne auf nochmalige Beantwortung der unzweifelhaft und erkennbar falsch beantworteten Antragsfragen zu bestehen. Sie hat auf eine richtige Beantwortung der Antragsfragen keinen Wert mehr gelegt und den &#228;rztlichen Befundbericht zur alleinigen Grundlage ihrer Risikobeurteilung gemacht. Das kann sie dem Kl&#228;ger nicht vorwerfen.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">(4)</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte kann dem Kl&#228;ger auch nicht vorwerfen, da&#223; dieser sich darauf verlassen hat, sein Arzt werde schon wissen, welche tats&#228;chlichen Angaben f&#252;r die Beklagte von Bedeutung sein w&#252;rden. Der Kl&#228;ger durfte darauf vertrauen, da&#223; ein Arzt die Beklagte umfassender und medizinisch korrekter auf m&#246;gliche Gesundheitsrisiken hinweisen k&#246;nne und hinweisen werde, als er selbst dies als Laie tun k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks"><b>4.</b></p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Der mangels Verschuldens des Kl&#228;gers unbegr&#252;ndete R&#252;cktritt der Beklagten kann nicht in eine K&#252;ndigung des Versicherungsverh&#228;ltnisses nach &#167;41 Abs. 2 VVG umgedeutet werden. Eine solche Umdeutung wird zwar grunds&#228;tzlich f&#252;r zul&#228;ssig gehalten (Pr&#246;lss-Martin &#167;17 Anm. 8 c am Ende). Die Behauptung der Beklagten, sie habe in Unkenntnis des wahren Gesundheitszustands des Kl&#228;gers ein h&#246;heres Risiko &#252;bernommen, als sie habe &#252;bernehmen wollen, gen&#252;gt aber nicht, um eine solche K&#252;ndigung zu rechtfertigen. Denn die &#220;bernahme eines h&#246;heren Risikos berechtigt nach &#167;41 Abs. 1 VVG lediglich zur Pr&#228;mienanpassung.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Es gen&#252;gt auch nicht, da&#223; die Beklagte den Antrag des Kl&#228;gers bei Kenntnis des richtigen Risikos nicht angenommen h&#228;tte. F&#252;r eine K&#252;ndigung nach &#167;41 Abs. 2 VVG m&#252;&#223;te vielmehr dargetan werden, da&#223; die Beklagte "nach den f&#252;r den Gesch&#228;ftsbetrieb ... ma&#223;gebenden Grunds&#228;tzen" das h&#246;here Risiko <u>grunds&#228;tzlich</u> und <u>generell</u> nicht h&#228;tte &#252;bernehmen k&#246;nnen. (Pr&#246;lss-Martin &#167;41 Anm. 2 am Ende). An dieser Darlegung fehlt es.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks"><b>5.</b></p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;92 ZPO und - soweit die Parteien den Feststellungsantrag in der Hauptsache &#252;bereinstimmend f&#252;r erledigt erkl&#228;rt haben - auf &#167;91 a ZPO. Die durch den Feststellungsantrag verursachten Kosten hat die Beklagte zu &#252;bernehmen, weil sie auch insoweit unterlegen w&#228;re. Zu Lasten des Kl&#228;gers war bei der Kostenentscheidung zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; auch sein erstinstanzlicher Zahlungsantrag wegen des zu ber&#252;cksichtigenden Selbstbehalts bei den Kosten der ambulanten Behandlung und wegen der zu verrechnenden Pr&#228;mienr&#252;ckst&#228;nde nur teilweise Erfolg h&#228;tte haben k&#246;nnen und da&#223; der Kl&#228;ger im Hinblick auf die zu verrechnenden Pr&#228;mienr&#252;ckst&#228;nde seine Berufung teilweise zur&#252;ckgenommen hat. Au&#223;erdem f&#228;llt seine &#252;berh&#246;hte Zinsforderung ins Gewicht.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Eines Ausspruchs &#252;ber die Vollstreckbarkeit bedarf es nicht, weil ein Rechtsmittel gegen dieses Urteil unzweifelhaft nicht statthaft ist. Die Beschwer der Beklagten betr&#228;gt 36.801,56 DM.</p>
315,637
olgham-1985-02-04-5-u-6584
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 U 65/84
"1985-02-04T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:50"
"2019-03-27T09:42:36"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1985:0204.5U65.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das am 26. Januar 1984 verk&#252;ndete Urteil der 4. Zivilkammer des Landgerichts Hagen abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;gerin wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 5.000,-- DM abzuwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet.</p> <p></p> <p>Beiden Parteien wird nachgelassen, die Sicherheitsleistung durch eine unbedingte, unbefristete und selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer in der Bundesrepublik Deutschland ans&#228;ssigen Gro&#223;bank, &#246;ffentlichen Sparkasse oder Genossenschaftsbank zu erbringen.</p> <p></p> <p>Die Beschwer der Kl&#228;gerin betr&#228;gt 25.000,-- DM.</p> <p></p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">(Hier Freitext: Tatbestand, Gr&#252;nde etc.)</p>
315,638
olgham-1985-01-21-22-u-28384
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
22 U 283/84
"1985-01-21T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:51"
"2019-03-27T09:42:36"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1985:0121.22U283.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Anschlu&#223;berufung der Beklagten wird unter Zur&#252;ckweisung der Berufung der Kl&#228;gerin das am 5. Juni 1984 verk&#252;ndete Urteil der 22. Zivilkammer des Landgerichts Bielefeld teilweise abge&#228;ndert und so neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Beschwer der Kl&#228;gerin betr&#228;gt 31.425,30 DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Durch notariellen Vertrag vom 20.9.1982 kaufte die Kl&#228;gerin von den Beklagten deren Hausgrundst&#252;ck unter Gew&#228;hrleistungsausschlu&#223; jedoch mit der Vereinbarung, da&#223; den Verk&#228;ufern verborgene M&#228;ngel nicht bekannt seien, zum beurkundeten Preis von 300.000,-- DM. Tats&#228;chlich war ein Betrag von 340.000,-- DM vereinbart und ist auch in dieser H&#246;he gezahlt worden. Beiden Parteien war positiv bekannt, da&#223; deshalb der Vertrag zun&#228;chst - bis zur Eintragung der Erwerberin im Grundbuch (10.11.1982) - unwirksam war.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Bei den Geb&#228;ulichkeiten handelt es sich um ein im Jahre 1931 errichtetes Wohnhaus, um ein fr&#252;heres Stallgeb&#228;ude, das beim Errichten eines Anbaues im Jahre 1964 in diesen einbezogen worden ist sowie um eine Garage. Nur das alte, einfach strukturierte Wohnhaus ist unterkellert. Garage und Wohnraum im Anbau besitzen ein Flachdach und haben eine gemeinsame Wand. Vor Beurkundung des Vertrages waren mehrfache Besichtigungen durch die Kl&#228;gerin und von ihr beauftragte sachkundige Personen, insbesondere ihrem Lebensgef&#228;hrten, dem xxx, sowie einem weiteren Bausachverst&#228;ndigen, dem xxx vorangegangen. Dabei hatten die Beklagten wunschgem&#228;&#223; die bei ihnen vorhandenen Unterlagen &#252;ber das Haus ausgeh&#228;ndigt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin macht nunmehr aus den rechtlichen Gesichtspunkten der Minderung bzw. des Schadensersatzes wegen Nichterf&#252;llung R&#252;ckzahlungsanspr&#252;che in H&#246;he von zusammen 31.425,30 DM nebst Zinsen geltend. Sie behauptet, sie habe erst unmittelbar nach &#220;bergabe des Grundst&#252;ckes (1.10.1982) festgestellt, da&#223; der Keller feucht sei. Das m&#252;&#223;ten auch die Beklagten gewu&#223;t haben, weil an einigen Stellen schadhafter Putz im Zementputz ausgebessert worden sei. Das sei bei den Besichtigungen nicht aufgefallen, weil damals verschiedene Dinge im Keller herumgestanden h&#228;tten. Feucht sei auch die Trennwand Wohnraum/Garage. Dort seien besch&#228;digte Stellen der Fu&#223;leisten im Wohnraum ausgebessert und ferner sei eine Styroportapete angebracht worden. Das Regenwasser w&#252;rde, was ihr bei Vertragsschlu&#223; allerdings bekannt gewesen sei, in Tonnen aufgefangen; die Regenrinnen seien nicht an die Abfl&#252;sse angeschlossen. Das gelte auch f&#252;r K&#252;che und Waschk&#252;che, deren Abfl&#252;sse in der Drainage endeten. An Kosten fielen f&#252;r das au&#223;enseitige Abdichten der Kellerw&#228;nde 15.162,06 DM, f&#252;r die Dachabdichtung im Bereich Anbau/Garage 5.547,24 DM und f&#252;r die Herstellung einer ordnungsgem&#228;&#223;en Schmutz- und Regenwasserinstallation weitere 10.716,-- DM, zusammen die Klageforderung von 31.425,30 DM, an.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben die M&#228;ngel und ihre Kenntnis davon bestritten und darauf verwiesen, da&#223; das Haus vor Vertragsschlu&#223; mehrfach durch Sachverst&#228;ndige besichtigt worden sei und sie bereitwilligst alle Unterlagen ausgeh&#228;ndigt h&#228;tten. Von Arglist k&#246;nne deshalb keine Rede sein. Au&#223;erdem sei wegen der Reparaturbed&#252;rftigkeit der Geb&#228;ude eine Kaufpreisreduzierung vorgenommen worden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat nach Einholung von zwei Gutachten eines Sachverst&#228;ndigen xxx der Klage unter Abweisung im &#252;brigen wegen der M&#228;ngel im Anbau stattgegeben. Es hat in der vertraglichen Erkl&#228;rung der Beklagten, da&#223; ihnen keine verborgenen M&#228;ngel bekannt seien, eine Zusicherung dahin gesehen, da&#223; solche nicht vorl&#228;gen und hat mit dem Sachverst&#228;ndigen angenommen, da&#223; die Durchn&#228;ssung der Trennwand den Beklagten bekannt gewesen sein m&#252;sse. Die Durchfeuchtungserscheinungen im Keller hat das Landgericht als altersgerecht bezeichnet und deshalb einen Mangel verneint. Hinsichtlich der Entw&#228;sserung hat das Landgericht Sachvortrag zur Arglist der Beklagten vermi&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer Berufung verfolgt die Kl&#228;gerin ihren erstinstanzlichen Anspruch in vollem Umfang weiter. Sie meint, auch geringf&#252;gige Kellerfeuchtigkeit sei immer als ein Mangel anzusehen, zumal 1931 auch schon trockene Keller gebaut worden seien. Die Kenntnis der Beklagten bez&#252;glich der mangelhaften Entw&#228;sserung ergebe sich daraus, da&#223; diese von den Beklagten selbst angelegt worden sei. Gleichwohl h&#228;tten die Beklagten, so behauptet die Kl&#228;gerin weiter, auf Frage erkl&#228;rt, die Entw&#228;sserungspl&#228;ne g&#228;ben den tats&#228;chlichen Zustand der Hausentw&#228;sserung wieder.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben sich der Berufung angeschlossen und bitten darum, die Klage in vollem Umfange abzuweisen. Sie behaupten, es sei allenfalls eine Dachrinne zu richten. Sch&#228;den an der Dachhaut m&#252;&#223;ten die Beauftragten der Kl&#228;gerin wohl selbst herbeigef&#252;hrt haben. Die Styroportapete sei schon vor Jahren und zwar ausschlie&#223;lich zum Zwecke der W&#228;rmed&#228;mmung angebracht worden. Auch die Ausbesserungen des Putzes m&#252;&#223;ten schon viele, vielleicht sogar schon 50 Jahre, zur&#252;ckliegen; jedenfalls h&#228;tten sie, die Beklagten, daran keine konkrete Erinnerung mehr. Letztlich h&#228;tten sie auch keine Erkl&#228;rungen zur Entw&#228;sserung abgegeben.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist unbegr&#252;ndet, die Anschlu&#223;berufung begr&#252;ndet. Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;che stehen der Kl&#228;gerin nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">1. Nach Auffassung des Senats scheiden solche Anspr&#252;che schon nach &#167; 460 Satz 1 BGB aus. Nach dieser Vorschrift hat der Verk&#228;ufer einen Mangel der verkauften Sache nicht zu vertreten, wenn der K&#228;ufer den Mangel bei dem Abschlu&#223; des Kaufes kennt. Nach der Darstellung der Kl&#228;gerin hat sie die von ihr ger&#252;gten M&#228;ngel zwar nicht am 20.9.1982, aber unmittelbar nach &#220;bergabe (1.10.1982) und damit vor ihrer Eintragung als Eigent&#252;merin im Grundbuch erfahren. Wegen der unstreitigen Schwarzgeldabrede war der Vertrag vom 20.9.1982, wie beiden Parteien aufgrund der ausdr&#252;cklichen Belehrung des Notars positiv bekannt war, zun&#228;chst nichtig, &#167;&#167; 313 Satz 1, 125 BGB. Er ist erst durch die Eintragung der Kl&#228;gerin am 10.11.1982, und zwar ohne R&#252;ckwirkung, wirksam geworden. Dieser Tag ist dem Abschlusse des Kaufes, auf den &#167; 460 BGB abstellt, gleichzusetzen. Ein fr&#252;herer Zeitpunkt kommt nicht in Betracht, weil erst ein vollwirksamer Vertrag Gew&#228;hrleistungsrechte, auf die die Klage gest&#252;tzt ist, &#252;berhaupt zur Entstehung bringen lassen kann. Damit in &#220;bereinstimmung stehend ist anerkannt, da&#223; etwa bei einem Kauf unter einer aufschiebenden Bedingung es f&#252;r die Frage der Kenntnis von einem Mangel nicht auf den Zeitpunkt des Vertragschlusses, sondern auf den des Eintritts der Bedingung ankommt (Erman-Weitnauer, &#167; 460 BGB Rdn. 3; Palandt-Putzo, &#167; 460 BGB, Anm. 2).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung der Beklagten steht der Grundgedanke der Vorschrift des &#167; 460 BGB einer solchen Auslegung nicht entgegen. Zweck dieser Vorschrift ist, da&#223; der Schutz des strengen Gew&#228;hrleistungsrechts f&#252;r den K&#228;ufer nur gerechtfertigt erscheint, wenn er durch die Leistung in seinen berechtigten Erwartungen entt&#228;uscht wird. Dementsprechend schlie&#223;t &#167; 460 BGB eine Haftung des Verk&#228;ufers bez&#252;glich dem K&#228;ufer bekannter M&#228;ngel auch dann aus, wenn der Verk&#228;ufer diese arglistig verschwiegen hat. Ein Interessent kann in einem solchen Falle nur von dem Abschlusse des Vertrages ganz absehen oder er kann versuchen, mit R&#252;cksicht auf die ihm bekannten M&#228;ngel einen Preisnachla&#223; herauszuhandeln. Dabei kommt es nicht darauf an, ob der K&#228;ufer den Regelungsinhalt der Vorschrift des &#167; 460 BGB kennt. Erforderlich aber auch ausreichend ist, da&#223; er die Umst&#228;nde, die den Mangel darstellen, kennt und wei&#223;, da&#223; dadurch der Wert oder die Tauglichkeit des Kaufobjektes beeintr&#228;chtigt wird (vgl. auch BGH NJW 1981, 2640, 2641).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Diese gesetzliche Wertung trifft auf den Fall der Heilung eines zun&#228;chst formunwirksamen Vertrages nach &#167; 313 Satz 2 BGB jedenfalls dann zu, wenn, wie hier, die Parteien die Unwirksamkeit der geschlossenen Vereinbarung kennen, diese aber gleichwohl der Heilung zuf&#252;hren. Vor Eintritt der Heilungswirkung sind die Parteien an den Vertrag nicht gebunden. Ihnen steht es frei, sich davon loszusagen und den Eintritt der Heilungswirkung zu verhindern. Ihnen steht es ebenso frei, mit R&#252;cksicht auf zwischenzeitlich bekannt gewordene M&#228;ngel einen abweichenden Kaufpreis zu vereinbaren. Die Situation ist deshalb, soweit es um die Folgen der Kenntnis von Sachm&#228;ngeln bei Abschlu&#223; des Vertrages geht, nicht anders zu beurteilen, sieht man einmal von nicht sch&#252;tzenswerten Kosteninteressen ab, als wenn dem K&#228;ufer der Mangel schon vor Abschlu&#223; des Vertrages bekannt gewesen ist.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Eine andere Entscheidung ist auch nicht deshalb gerechtfertigt, weil nach Auffassung des Bundesgerichtshofes (NJW 1982, 759, 761) trotz fehlender R&#252;ckwirkung des Zeitpunktes der Heilung auf den Vertragsschlu&#223; eine tats&#228;chliche Vermutung daf&#252;r spricht, da&#223; die Vertragspartner, die den zun&#228;chst formunwirksam geschlossenen Vertrag der Heilung zuf&#252;hren, einander das gew&#228;hren wollen, was sie bei Abschlu&#223; des Vertrages einander zu gew&#228;hren beabsichtigten. Dies gilt nach Auffassung des BGH nur f&#252;r vereinbarte Vertragsleistungen, nicht jedoch f&#252;r solche Rechte, die auf einem selbst&#228;ndigen Anspruchsgrund beruhen. Darum handelt es sich aber, nicht anders als beim Ersatz von Verzugssch&#228;den, hier. Schadensersatz wegen Nichterf&#252;llung geh&#246;rt, wenn man der eher formalen Begr&#252;ndung des Bundesgerichtshofes folgen wollte, nicht zu den vereinbarten Vertragsleistungen. Im &#252;brigen besteht (vgl. hierzu Reinicke/Tiedtke NJW 1982, 1430, 1434 ff.) f&#252;r den Schuldner kein Anla&#223;, einen Schaden zu ersetzen, weil der K&#228;ufer in Kenntnis des Mangels weiterhin am Vertrage festgehalten hat. Dem steht, wie bereits erw&#228;hnt, der Gesetzeszweck des &#167; 460 BGB entgegen. Anderenfalls w&#252;rde dem K&#228;ufer, wenn er, wie hier, aus Steuerersparnisgr&#252;nden eine Falschbeurkundung veranla&#223;t, nicht nur auch nach Abschlu&#223; der notariellen Beurkundung eine weitere &#220;berlegungs- und Pr&#252;fungsfrist einger&#228;umt, ob er am Vertrag festhalten will. Er k&#246;nnte auch - entgegen &#167; 460 BGB - trotz erkannter M&#228;ngel am Vertrag festhalten und den Verk&#228;ufer nachtr&#228;glich mit Schadensersatzforderungen &#252;berziehen, die im Ergebnis einer Kaufpreisreduzierung gleichkommen, &#252;ber die die Vertragschlie&#223;enden gar nicht verhandelt haben.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">2. Sachm&#228;ngelanspr&#252;che stehen der Kl&#228;gerin aber auch unabh&#228;ngig von den vorstehenden &#220;berlegungen nicht zu. Die vertraglich vereinbarte Versicherung, da&#223; den Verk&#228;ufern verborgene M&#228;ngel nicht bekannt seien, beinhaltet keine Zusicherung dahin, da&#223; solche nicht vorliegen. Anderenfalls m&#252;&#223;ten die Beklagten f&#252;r verborgene M&#228;ngel auch ohne Arglist haften, weil der Gew&#228;hrleistungsausschlu&#223; sich dann nur auf offene M&#228;ngel beziehen w&#252;rde. Tats&#228;chlich haben die Parteien aber einen umfassenden Gew&#228;hrleistungsausschlu&#223; vereinbart. Die Beklagten haften deshalb nur im Falle der Arglist, &#167; 476 BGB.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">a) Das Landgericht hat zutreffend einen Minderungs- bzw. Schadensersatzanspruch wegen der vorhandenen Kellerfeuchtigkeit f&#252;r ausgeschlossen erachtet. Auch nach Auffassung des Senates l&#228;&#223;t sich nicht feststellen, da&#223; wegen der jetzt vorhandenen Feuchtigkeitserscheinungen im Keller dessen Tauglichkeit zu dem gew&#246;hnlichen oder nach dem Vertrage vorausgesetzten Gebrauch nicht unerheblich gemindert ist, &#167; 459 Abs. 1 BGB. Wie der Sachverst&#228;ndige xxx ausgef&#252;hrt hat, entspricht Kellerfeuchtigkeit mit R&#252;cksicht auf Alter und Bauart des Hauses einer normalen Entwicklung. Das Kellerau&#223;enmauerwerk besteht aus Ziegeln und ist nur teilweise verputzt. Wenn deshalb Sickerwasser in das Mauerwerk eindringt (und durch L&#252;ften daraus wieder entfernt werden mu&#223;), ist das bei H&#228;usern dieses Alters nicht ungew&#246;hnlich. Es ist nichts daf&#252;r ersichtlich, da&#223; bei gen&#252;gendem L&#252;ften die Kellerr&#228;ume nicht als solche benutzt werden k&#246;nnen. Unstreitig sollten die Kellerr&#228;ume auch nicht etwa als Wohnr&#228;ume benutzt werden; sie brauchen deshalb die <u>daran</u> zu stellenden Qualifikationsmerkmale nicht aufzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Senat kann auch nicht feststellen, da&#223; die Beklagten arglistig gehandelt haben. Dazu ist zwar keine betr&#252;gerische Absicht erforderlich aber notwendig, da&#223; der Verk&#228;ufer neben dem Mangel wei&#223; oder damit rechnet, da&#223; dem K&#228;ufer der Fehler unbekannt ist und er bei Kenntnis des Fehlers den Kauf nicht abschlie&#223;en werde. Dar&#252;ber hinaus ist er zur ungefragten Offenbarung nachteiliger Umst&#228;nde allenfalls dann verpflichtet, wenn diese den Vertragszweck des K&#228;ufers vereiteln k&#246;nnten und daher f&#252;r diesen von wesentlicher Bedeutung sind, sofern er die Mitteilung nach der Verkehrsauffassung erwarten durfte (BGH NJW 1979, 2243). Hier konnte die Kl&#228;gerin ungefragte Mitteilungen schon nach der Verkehrsauffassung nicht erwarten. Sie hatte das Haus mehrfach mit verschiedenen Sachverst&#228;ndigen eingehend untersucht. Da die Kl&#228;gerin gleich mehrfach sachverst&#228;ndig beraten war, durften die Beklagten davon ausgehen, da&#223; der Kaufgegenstand ausreichend besichtigt worden war und weitere Ausk&#252;nfte nicht notwendig waren.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">b) Entgegen der Auffassung des Landgerichts kann der Senat auch nicht feststellen, da&#223; die Kl&#228;gerin bez&#252;glich der von ihr behaupteten M&#228;ngel an der Trennwand Anbau/ Garage arglistig get&#228;uscht worden ist. Es sind keine Tatsachen bewiesen, die die Annahme rechtfertigen k&#246;nnten, die Beklagten h&#228;tten von der gelegentlichen Durchn&#228;ssung dieser Wand Kenntnis gehabt und diese dar&#252;ber hinaus deswegen verschwiegen, um die Kl&#228;gerin zum Vertragsschlu&#223; zu bewegen. Die Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen zur Kenntnis der Beklagten, die sich das Landgericht zu eigen gemacht hat, sind weder eindeutig noch &#252;berhaupt nachvollziehbar: Da offen ist, wann die Reparaturen am Putz und an der Fu&#223;leiste vorgenommen worden sind, l&#228;&#223;t sich aus einem solchen Umstand allenfalls schlie&#223;en, da&#223; fr&#252;her einmal Sch&#228;den bestanden haben m&#246;gen. Da&#223; diese in der Zeit vor dem Vertragsschlu&#223; noch akut waren, folgt daraus nicht. Hinzu kommt, da&#223; auch die Styroportapete schon vor l&#228;ngerer Zeit angebracht worden ist und da&#223; diese auch nach Darstellung der Kl&#228;gerin die Feuchtigkeit aus dem Wohnzimmer fernh&#228;lt. Ursache der Sch&#228;den sind nach den Feststellungen des Sachverst&#228;ndigen Sch&#228;den in der Dachhaut. Dabei handelt es sich jedoch nicht um versteckte M&#228;ngel. Auch insoweit fehlt es im Hinblick auf die sachverst&#228;ndige Beratung und die eingehende Untersuchung des Hauses durch die Kl&#228;gerin an einem aufkl&#228;rungspflichtigen Tatbestand.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">c) Letztlich kann die Kl&#228;gerin auch nicht die Kosten f&#252;r die Neuinstallation einer Grundst&#252;cksentw&#228;sserungsleitung und f&#252;r weitere Aufwendungen im Installationsbereich verlangen. Soweit sie die Kosten f&#252;r die Einleitung des Regenwassers in den Abwasserkanal verlangt, scheitert dieser Anspruch schon an der Vorschrift des &#167; 460 BGB. Nach ihrem eigenen Vortrag in der Klagebegr&#252;ndung war ihr dieser Umstand bekannt. Der Umstand, da&#223; das Auffangen des Regenwassers in Tonnen m&#246;glicherweise dem anl&#228;&#223;lich des Umbaues gestellten Entw&#228;sserungsantrag nicht entspricht, rechtfertigt eine abweichende Beurteilung nicht. Da die Kl&#228;gerin Kenntnis vom tats&#228;chlichen Zustand und den Pl&#228;nen hatte, war ihr bez&#252;glich des Regenwassers eine etwaige Abweichung positiv bekannt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Soweit es um die behauptete Entw&#228;sserung von K&#252;che und Waschk&#252;che in die Drainage geht, ist schon nicht ersichtlich, wie die Darstellung, es fehle an einer Drainage, mit der Darstellung, die Entw&#228;sserung erfolge in die Drainage, in &#220;bereinstimmung zu bringen ist. Das kann aber letztlich offen bleiben. Entgegen der Auffassung der Kl&#228;gerin liegt in der &#220;bergabe der Entw&#228;sserungspl&#228;ne des Hauses nicht eine Zusicherung dahin, da&#223; die Entw&#228;sserung entsprechend der Planung ausgef&#252;hrt worden sei. Zusicherungen sind formbed&#252;rftig. Der notarielle Vertrag enth&#228;lt in dieser Richtung aber nichts. Mit R&#252;cksicht auf die Besonderheiten des notariellen Vertrages hat der Senat auch keinen Zweifel daran, da&#223; etwaige Zusicherungen beurkundet worden w&#228;ren, wenn die Beklagten f&#252;r die &#220;bereinstimmung von Pl&#228;nen und den Gegebenheiten am Haus h&#228;tten einstehen sollen. Es l&#228;&#223;t sich ferner auch nicht feststellen, da&#223; die Beklagten ein etwaiges Abweichen von Plan und Wirklichkeit verschwiegen haben, um die Kl&#228;gerin zum Vertragsschlu&#223; zu bewegen. Dabei kann unterstellt werden, da&#223; die Beklagten in Nachbarschaftshilfe auch die Entw&#228;sserungsanlagen errichtet haben. Das lag viele Jahre zur&#252;ck und l&#228;&#223;t nicht den Schlu&#223; zu, da&#223; ihnen die Anforderungen der Planung und die unterschiedliche Bauausf&#252;hrung bewu&#223;t waren. Anderes w&#252;rde sich dann ergeben, wenn es bez&#252;glich der Entsorgung in der Vergangenheit Schwierigkeiten gegeben h&#228;tte. Das behauptet aber auch die Kl&#228;gerin nicht.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Insgesamt kommt deshalb die mit der Klage erstrebte Herabsetzung des Kaufpreises &#252;ber die unstreitig vertraglich vereinbarte Kaufpreisreduzierung wegen der modernen Anforderungen nicht entsprechenden baulichen Substanz des Geb&#228;udes nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">3. Der Senat hat entgegen der Anregung der Kl&#228;gerin die Revision nicht zugelassen. Zwar mag der oben 1 entschiedenen Rechtsfrage grunds&#228;tzliche Bedeutung zukommen, &#167; 546 ZPO; darauf beruht das Urteil aber nicht.</p>
315,639
lagk-1985-01-16-2-sa-68584
{ "id": 795, "name": "Landesarbeitsgericht Köln", "slug": "lagk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
2 Sa 685/84
"1985-01-16T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:52"
"2019-03-27T09:42:36"
Urteil
ECLI:DE:LAGK:1985:0116.2SA685.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 9.5.1984 verk&#252;ndete Urteil des Arbeitsgerichts K&#246;ln - 7 Ca 6300/83 - wird kostenpflichtig zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Streitwert: unver&#228;ndert.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist jugoslawischer Staatsangeh&#246;riger. Seit 1975 ist er im Mazedonischen Sprachdienst der S&#252;dosteur&#246;pa-Redaktion der Beklagten als Sprecher und &#220;bersetzer t&#228;tig.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Zun&#228;chst arbeitete der Kl&#228;ger auf der Basis von Einzelhonoraren. Dabei wurde er als freier Mitarbeiter angesehen. Auf seine Klage vom 9.12.1981 stellte das Arbeitsgericht in K&#246;ln durch rechtskr&#228;ftiges Urteil vom 2.9.1982 fest, da&#223; zwischen den Parteien ein unbefristetes Arbeitsverh&#228;ltnis besteht. Daraufhin bot die Beklagte dem Kl&#228;ger einen Arbeitsvertrag &#252;ber zun&#228;chst 12, zuletzt &#252;ber 20 Wochenstunden an, den der Kl&#228;ger nicht annahm. Er ist der Auffassung, er m&#252;sse einen Arbeitsvertrag &#252;ber 40 Wochenstunden haben.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte strahlt vormittags und nachmittags Nachrichten- bzw. Kommentarsendungen in mazedonischer Sprache aus. Die Vormittagssendung dauert 5 Minuten, die Nachmittagssendung 10 Minuten. Samstags dauert die Vormittagssendung 10 Minuten. Sonntags wird vormittags nicht gesendet.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, der von Februar 1978 bis 12.10.1979 in seinem Heimatland Milit&#228;rdienst leistete, war in der Zeit danach wie folgt eingesetzt:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1980:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Vormittags:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#220;bersetzen:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 758 Sendeminuten</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Sprechen:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 758 Sendeminuten</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Nachmittags: &#220;bersetzen:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 1349 Sendeminuten</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Sprechen:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 1305 Sendeminuten.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1981:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Sprechen:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 1082 Sendeminuten</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">&#220;bersetzen:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 358 Sendeminuten</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Nachrichten-Sprechen</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">und. &#220;bersetzen:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 533 Sendeminuten.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Innerhalb des Jahres 1981 sah die T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers <em>von</em> Januar bis September wie folgt aus:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Sprechen:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 386 Sendeminuten</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">&#220;bersetzen:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 230 Sendeminuten</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Nachrichten- Sprechen und</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">&#220;bersetzen:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 374 Sendeminuten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">im Jahre 1982:</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Sprechen:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 1445 Sendeminuten</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">&#220;bersetzen&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 1328 Sendeminuten.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat behauptet, ein durchschnittlicher &#220;bersetzer ben&#246;tige f&#252;r das &#220;bersetzen des Textes f&#252;r eine Sendeminute 30 Minuten Arbeitszeit. Um eine Sendeminute zu sprechen brauche er eine Vorbereitungszeit von 5 Minuten. Er, der Kl&#228;ger, habe an Vormittags- und Nachmittagssendungen mitgewirkt und sei stets von 8.oo bis 16.3o Uhr im Hause der Beklagten anwesend gewesen. Bei der Berechnung seiner Arbeitszeit m&#252;&#223;ten auch gem&#228;&#223; Ziffer 318.1 des einheitlichen Manteltarifvertrages vom 6.12.1979 (eMTV) bis zu zwei Stunden Unterbrechnung der Arbeitszeit hinzugerechnet werden. Unter Ber&#252;cksichtigung dieser Werte ergebe sich, da&#223; der Kl&#228;ger 1980 94,8 <em>%</em> der Arbeitszeit eines vollbesch&#228;ftigten Mitarbeiters abgeleistet habe, wobei von einem Jahresarbeitsstundensoll von 1760 auszugehen sei.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1981 und 1982 sei <em>er</em> weniger besch&#228;ftigt worden. Der Bewertung im vorliegenden Rechtsstreit sei jedoch allein das. Jahr 1980 zugrunde zulegen, weil er 1981 gegen die Beklagte Statusklage erhoben habe und danach relativ selten eingesetzt worden sei.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat dar&#252;ber hinaus vorgetragen, seine Arbeitskollegin S&#160;&#160; arbeite nicht 1760 Stunden im Jahr. Sie sei nicht &#246;fter eingesetzt als der Kl&#228;ger. Im Hinblick auf den Gleichbehandlungsgrundsatz m&#252;sse die Beklagte ihm daher einen Arbeitsvertrag &#252;ber 40 Wochenstunden geben.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, ihn ab 9.12.81 als &#220;bersetzer und Sprecher auf der Basis eines Arbeitsvertrages mit 40 Stunden w&#246;chentlich nach der Verg&#252;tungsgruppe V, Stufe 3 und ab 1.6.1982 nach Verg&#252;tungsgruppe V,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Stufe 4 des Verg&#252;tungsvertrags der Deutschen Welle zu besch&#228;ftigen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat Klageabweisung beantragt und dazu vorgetragen, ein Einsatztag des Kl&#228;gers sei nicht mit einem Arbeitstag eines vollbesch&#228;ftigten Mitarbeiters gleichzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger habe die Zeit vor und nach, seinen Sendungen zur freien Verf&#252;gung gehabt. Er lege seiner Berechnung viel zu hohe Vorbereitungszeiten zugrunde. Zur Vorbereitung einer F&#252;nfminutensendung ben&#246;tige ein &#220;bersetzer maximal 30 bis 60 Minuten. F&#252;r das Sprechen eines F&#252;nfminuten-Text es seien nur f&#252;nf Minuten Vorbereitungszeit erforderlich.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht hat nach Vernehmung der Zeugen W&#160;&#160; , Steinmann und S&#160;&#160; die Klage durch Urteil vom 9.5.1984 abgewiesen, die Kosten des Rechtsstreits dem Kl&#228;ger auferlegt und den Streitwert auf 72.000,&#8212; DM festgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Auf die Entscheidungsgr&#252;nde, Bl. 206 ff.d.A., wird verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses ihm am 28.6.1984 zugestellte Urteil hat der Kl&#228;ger am 9.7.1984 Berufung eingelegt und das Rechtsmittel am 8.8.1984 begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Er macht geltend, das Arbeitsgericht habe die Arbeitszeit falsch berechnet. Es habe sich nicht allein auf die Bekundung des Zeugen S&#160;&#160; st&#252;tzen d&#252;rfen, der zu geringe Vorbereitungszeiten angegeben habe.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Richtigkeit der Berechnung des Kl&#228;gers werde deutlich, wenn ber&#252;cksichtigt werde, da&#223; die Beklagte bei Ihren Planungen</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">davon ausgehe, da&#223; f&#252;r jeweils 10 Minuten Programm ein Mitarbeiter erforderlich sei. Der Mazedonische Dienst strahle t&#228;glich 15 Minuten aus, am Samstag 20 Minuten. W&#228;re die Berechnung des Zeugen S&#160;&#160; zutreffend, m&#252;sse angenommen werden, da&#223; festangestellte Mitarbeiter nur drei Stunden t&#228;glich tats&#228;chlich arbeiten m&#252;&#223;ten. In Wahrheit seien auch andere T&#228;tigkeiten zu erledigen, so m&#252;sse der Mitarbeiter Zeitungen in seiner Muttersprache lesen, an den Gespr&#228;chen f&#252;r die Programmgestaltung teilnehmen, die Bibliothek aufsuchen, Wege zur&#252;cklegen und dergleichen mehr. Die Beklagte m&#246;ge die Leistungsnachweise vergleichbarer festangestellter Mitarbeiter vorlegen, dann werde sich ergeben, da&#223; der Kl&#228;ger in gleicher Weise wie sie im Einsatz gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">das arbeitsgerichtliche Urteil abzu&#228;ndern und die Beklagte zu verurteilen, ihn ab 9.12.1981 als &#220;bersetzer und Sprecher auf der Basis eines Arbeitsvertrages mit 40 Stunden w&#246;chentlich nach der Verg&#252;tungsgruppe V, Stufe 3 und ab 1.6.1982 nach der Verg&#252;tungsgruppe V, Stufe 4 des Verg&#252;tungstarifvertrages der Deutschen Welle zu besch&#228;ftigen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">In der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Berufungsgericht hat der Kl&#228;ger erl&#228;uternd dazu erkl&#228;rt, hilfsweise mache er damit geltend, da&#223; ihm ein Arbeitsvertrag mit weniger als 40 Wochenstunden, aber mehr als 20 Wochenstunden zustehe.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Sie h&#228;lt das angefochtene Urteil f&#252;r zutreffend und meint wiederum, die vom Kl&#228;ger eingesetzten Vorbereitungszeiten seien &#252;berh&#246;ht. Der Kl&#228;ger ber&#252;cksichtige nicht, da&#223; festangestellte Mitarbeiter zus&#228;tzliche Aufgaben zu erledigen h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Sie w&#252;rden mit redaktionellen und sonstigen Arbeiten befa&#223;t, die dem Kl&#228;ger niemals &#252;bertragen worden seien. Die Anrechnung zus&#228;tzlicher Zeiten zu seinen Gunsten nach dem Tarifvertrag komme nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Es stimme nicht, da&#223; der Kl&#228;ger mit R&#252;cksicht auf die Statusklage in geringerem Umfang, als vorher besch&#228;ftigt worden sei. F&#252;r eine solche Annahme habe der Kl&#228;ger keinerlei Anhaltspunkte.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Das Landesarbeitsgericht hat erg&#228;nzend Beweis erhoben nach Ma&#223;gabe, der Beschl&#252;sse vom 17.10. und 14.11.1984 durch&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Vernehmung der Zeugen Z&#160;&#160; , B&#160;&#160; , K&#160;&#160; , A&#160;&#160; , K&#160;&#160;&#160; und S&#160;&#160; . Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Sitzungsniederschrift vom 14.11.1984 verwiesen. Wegen aller weiterer Einzelheiten des beiderseitigen Vorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der in beiden Rechtsz&#252;gen gewechselten Schrifts&#228;tze der Parteien Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</span></p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers ist nach dem Wert des Beschwerdegegenstandes an sich statthaft. Das Rechtsmittel, ist form- und fristgerecht eingelegt und begr&#252;ndet worden. Mithin ist es zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">In der Sache Hatte die Berufung jedoch keinen Erfolg. Das Landesarbeitsgericht schlie&#223;t, sich im Ergebnis dem arbeitsgerichtlichen Urteil an.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten im vorliegenden Verfahren nicht um die tarifgerechte Einstufung des Kl&#228;gers, sondern ausschlie&#223;lich um die Frage, wieviel Stunden w&#246;chentlich die Beklagte den</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;ger als Angestellten besch&#228;ftigten mu&#223;, nachdem im vorangegangenen Statusverfahren rechtskr&#228;ftig festge- stellt wurde, da&#223; sich der Kl&#228;ger als Angestellter in einem unbefristeten Arbeitsverh&#228;ltnis zur Beklagten befindet.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Mit Recht ist das Arbeitsgericht davon ausgegangen, da&#223; sich die Besch&#228;ftigungspflicht der Beklagten f&#252;r die Zukunft nach dem Umfang der T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers in der Vergangenheit richtet. Allerdings ist das Landesarbeitsgericht der Meinung, da&#223; das Jahr 1980 allein nicht repr&#228;sentativ ist. Es sollen vielmehr die Besch&#228;ftigungszeiten des Kl&#228;gers in den Jahren 1980 bis 1982 zugrunde gelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht hat davon abgesehen, auf die Jahre 1981 und 1982 zur&#252;ckzugreifen, weil der Kl&#228;ger im Jahre 1981 die Status klage erhoben hat und weil nicht auszuschlie&#223;en sei, da&#223; die Besch&#228;ftigung des Kl&#228;gers mit R&#252;cksicht darauf reduziert worden sei. Daf&#252;r bietet aber der Sachverhalt keinerlei Anhaltspunkte. Zwar ist der Kl&#228;ger 1980 in gr&#246;&#223;erem Umfang t&#228;tig gewesen als 1981 und 1982, Aus der vor dem Arbeitsgericht durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme ergibt sich jedoch, da&#223; dies deshalb geschah, weil die im Mazedonischen Sprachdienst t&#228;tige Sprecherin und &#220;bersetzerin S&#160;&#160; in jenem Jahr mehrere Monate wegen der Mutterschutzfristen und wegen Mutterschaftsurlaub nicht im Dienst war. 1981 ging demgem&#228;&#223; die Besch&#228;fitung des Kl&#228;gers zur&#252;ck, weil die Zeugin S&#160;&#160; durchgehend gearbeitet hat, von ihrem Erholungsurlaub abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der R&#252;ckgang, der T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers mit der Erhebung der Statusklage nicht Zusammenh&#228;ngen kann, geht auch daraus- hervor, da&#223; die Klage erst im Dezember i98.1 eingereicht wurde. Im Jahre 1982 nahm die T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers gegen&#252;ber 1981 sogar zu. Wie sich aus dem Schriftsatz des Kl&#228;gers vom 15.10. 1984 ergibt, war auch die Besch&#228;ftigung des Kl&#228;gers in den letzten drei Monaten des Jahres 1981 keineswegs geringer als im ersten Dreivierteljahr 1981. Eher l&#228;&#223;t sich schon im letzten Quartal 1981 ein Ansteigen der T&#228;tigkeit gegen&#252;ber den ersten 9 Monaten des Jahres 1981 feststellen. Die Klageerhebung, die sich im letzten Vierteljahr des Jahres 1981 angebahnt haben d&#252;rfte, hat mithin erkennbar keinen Einflu&#223; auf den Umfang der Besch&#228;ftigung des Kl&#228;gers gehabt.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Mach allem bestehen keine Bedenken, die letzten drei vollendeten Jahre vor dem Jahr der Einleitung des vorliegenden Rechtsstreits f&#252;r die Entscheidung zugrunde zu legen. Das Gericht hatte im Verlauf des Berufungsverfahrens zu erkennen gegeben, da&#223; m&#246;glicherweise die Zeit vom 1.1.1980 bis 30.9.1981 (Zeitraum vor der Erhebung der Klage im Statusverfahren) ma&#223;geblich sein k&#246;nnte. Dagegen hat der Kl&#228;ger keine Einwendungen erhoben. Die jetzige Betrachtungsweise ist wegen des Anstiegs der Besch&#228;ftigung des Kl&#228;gers im Jahre 1982 f&#252;r ihn sogar noch g&#252;nstiger.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Danach ist von folgenden Werten auszugehen:</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1980 hat der Kl&#228;ger Honorar erhalten f&#252;r folgende Sendeminuten:</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Sprechen;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; =&#8226;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 2063 Minuten</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">&#220;bersetzen&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; =&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 2107 Minuten</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">1981</span></p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Sprechen&#160;&#160;&#160;&#160; =&#160;&#160;&#160;&#160; 1082 Minuten</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">&#220;bersetzen&#160; =&#160;&#160;&#160; 891 Minuten.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">1445 Minuten</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">1328 Minuten.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">1982</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Sprechen</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">&#220;bersetzen</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Freilich l&#228;&#223;t sich nicht mehr exakt feststellen, welche Arbeitszeit der Kl&#228;ger in den Jahren 1980 bis 1982 tats&#228;chlich aufgewendet hat, um diese Leistungen zu erbringen. Mit dem Arbeitsgericht ist allerdings davon auszugehen, da&#223; der Kl&#228;ger nicht verpflichtet war, w&#228;hrend des gesamten Arbeitstages anwesend zu sein. Das ergibt sich eindeutig aus der Bekundung des Zeugen W&#160;&#160; , der vor dem Arbeitsgericht bekundet hat, nach der Vormittagssendung habe der freie Mitarbeiter tun und lassen k&#246;nnen, was er gewollt habe. Da&#223; der Kl&#228;ger entsprechend der Darstellung dieses Zeugen regelm&#228;&#223;ig um 11.15 Uhr anwesend war, um nach Beendigung der Redaktionskonferenz in Erfahrung zu bringen, ob er einen Auftrag f&#252;r die Nachmittagssendung erhalten werde, spielt dabei keine Rolle. Denn aus der eindeutigen Bekundung des Zeugen geht hervor, da&#223; der Kl&#228;ger zur Anwesenheit nicht verpflichtet war. Er war eben daran</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">interessiert, f&#252;r weitere Sendungen eingesetzt zu werden.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der Bekundungen der vor dem Arbeitsgericht und; vor dem Landesarbeitsgericht vernommenen Zeugen kann das Berufungsgericht jedoch gem&#228;&#223; &#167; 287 ZPO den Zeitaufwand absch&#228;tzen, der erforderlich war, um die oben angef&#252;hrten Sendeminuten vorzubereiten.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Danach ergibt sich folgendes:</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Vorbereitung einer Sprechminute sind entsprechend dem Vortrag des Kl&#228;gers f&#252;nf Minuten zugrunde zu legen. Das bedeutet, da&#223; f&#252;r das f&#252;nf Minuten lange Sprechen eines Textes insgesamt 30 Minuten zu veranschlagen sind (f&#252;nf Minuten sprechen und 25 Minuten Vorbereitung).</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Zwar haben die Zeugen S&#160;&#160; und B&#160;&#160; bekundet, nach ihrer Erfahrung ben&#246;tige ein Sprecher zur Vorbereitung f&#252;r das Sprechen eines F&#252;nf-Minuten-Textes 15 Minuten, die Zeugen &#288;&#160; , K&#160;&#160;&#160; und S&#160;&#160; haben die Zeit mit 10 bis 15 Minuten, angegeben.. Nur die Zeugen Z&#160;&#160; und K&#160;&#160; haben erkl&#228;rt, 30 Minuten seien notwendig, um einen solchen Text vorzubereiten. Die Kammer geht davon aus, da&#223; der Kl&#228;ger tats&#228;chlich nicht mehr als 10 bis 15 Minuten an Vorbereitungszeit im Durchschnitt aufwenden</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">mu&#223;te, weil, wie seine Aufstellung im Schriftsatz vom 15.10.1984 ausweist, er weitgehend diejenigen Texte zu sprechen hatte, die er zuvor &#252;bersetzt hatte. Aus den Bekundungen der Zeugen B&#160;&#160; , K&#160;&#160; , K&#160;&#160; und S&#160;&#160; geht hervor, da&#223; die Vorbereitungszeit zum Sprechen eines Textes, den der Sprecher selbst &#252;bersetzt hat, wesentlich geringer ist als die Zeit, die zur Vorbereitung auf das Sprechen eines fremden Textes n&#246;tig ist.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Das leuchtet ohne weiteres ein. Denn der Sprecher braucht sich in den Text nicht erst hineinzudenken. Inhalt und Wortfolge, sind ihm aufgrund der vorangegangenen &#220;bersetzung gel&#228;ufig.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Wenn das Gericht gleichwohl eine l&#228;ngere Vorbereitungszeit zugrunde legt, so ist dabei ber&#252;cksichtigt worden, da&#223; entsprechend den Bekundungen des Zeugen A&#160;&#160; auch Wartezeiten im Studio anfallen.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Danach ergibt sich, da&#223; als Arbeitszeit, des Kl&#228;gers, hinsichtlich des Sprechens f&#252;r 1980 12.378 Minuten. (2063 x 6,) = 206,3 Stunden zugrunde zu legen sind. F&#252;r 1981 sind es 6492 Minuten (1082 x 6) = 108,2 Stunden, und f&#252;r 1982 8670 Minuten (1445 x. 6) = 144,5 Stunden.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Innerhalb des Dreijahreszeitraumes hat der Kl&#228;ger f&#252;r das Sprechen von Texten mithin 459 Stunden verwendet. Das sind im Jahresschnitt 153 St&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">In Bezug auf die &#220;bersetzungst&#228;tigkeit legt das Gericht eine Vorbereitungszeit von 2 Stunden zugrunde f&#252;r einen Text, der in 5 Minuten gesprochen ist. Es handelt sich dabei entsprechend dem Ergebnis der Beweisaufnahme um einen Text, der 60 bis 70 Schreibmaschinenzeilen umfa&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Zwar haben die Zeugen S&#160;&#160; , B&#160;&#160; , K&#160;&#160; , A&#160;&#160; ,</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">K&#160;&#160; und S&#160;&#160; geringere Zeiten als &#252;bliche &#220;bersetzungszeit angegeben, n&#228;mlich der Zeuge S&#160;&#160; ca. 1 1/2 Stunden, der Zeuge B&#160;&#160; f&#252;r Nachrichtentexte 1 bis 1 1/2 Stunden, nur f&#252;r Kommentartexte zwei Stunden, der Zeuge K&#160;&#160; etwa 1 1/2 Stunden, der Zeuge A&#160;&#160;&#160; 1 bis 1 1/2 Stunden, die Zeugin K&#160;&#160; 1 1/2 Stunden und der Zeuge S&#160;&#160; 1 Stunde und 40 Minuten. Der Zeuge W&#160;&#160; hat vor dem Arbeitsgericht bekundet, f&#252;r einen Beitrag der Nachmittagssendung , die 10 Minuten dauert und in der drei Beitr&#228;ge gebracht werden, sei ca. 1 Stunde notwendig. Daraus folgt, da&#223; f&#252;r die Vorbereitung eines F&#252;nf-Minuten-Textes nach der Erfahrung dieses Zeugen 1 1/2 Stunden zu veranschlagen sind.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Nur der Zeuge Z&#160;&#160; hat erkl&#228;rt, f&#252;r einen solchen Text seien rund drei Stunden aufzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Mit R&#252;cksicht darauf, da&#223; entsprechend dem Ergebnis der Beweisaufnahme im Zusammenhang mit dem &#220;bersetzen auch Phasen der Rekreation notwendig sind, und da&#223; &#252;blicherweise auch einmal Pausen zum Lesen von Zeitungen und zum H&#246;ren von Nachrichten w&#228;hrend der Arbeitszeit eingelegt werden, geht das</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Gericht zu Gunstne des Kl&#228;gers von einer &#220;bersetzungszeit von 120 Minuten f&#252;r 5 Minuten gesprochenen Text aus.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Das sind 24 Minuten pro Sprechminute.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Danach ergibt sich f&#252;r die Jahre 1980 bis 1982 folgende Berechnung:</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1980 hat der Kl&#228;ger &#220;bersetzungen f&#252;r 2017 Minuten gesprochenen Text geliefert. Das erforderte einen Zeitaufwand von 50.568 Minuten (2107 x 24) = 842,8 Stunden.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">1981&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; hat der Kl&#228;ger &#220;bersetzungen gefertigt f&#252;r Texte, die in 891 Minuten gesprochen wurden. Die Zeit daf&#252;r betrug 21.384 Minuten ( 891 x 24) = 356,4 Stunden.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">1982&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; hat der Kl&#228;ger &#220;bersetzungen geliefert, die in 1328 Minuten gesprochen waren. Der Zeitaufwand betrug danach 31.872 Minuten (1328 x 24) = 531,2 Stunden.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Insgesamt hat der Kl&#228;ger in den drei Jahren mithin 1730,4 Stunden f&#252;r &#220;bersetzungen aufgewendet. Das sind im Jahresdurchschnitt 576,8 Stunden.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Wird die Arbeitszeit f&#252;r Sprechen und &#220;bersetzen im Jahresdurchschnitt zusammengerechnet, so ergeben sich 729,8 Stunden (576,8 Stunden + 153 Stunden).</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat unbestritten vorgetragen, 1760 Stunden seien</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">pro Jahr von einem vollbesch&#228;ftigten Mitarbeiter unter Ber&#252;cksichtigung von Sonn-, Feiertagen und Urlaubszeit geleistet worden. Die Arbeitszeit des Kl&#228;gers blieb mithin unter 50 % eines vollbesch&#228;ftigten Mitarbeiters.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann auch nicht eine zweist&#252;ndige Zurechnungszeit je Arbeitstag nach dem Tarifvertrag verlangen. Denn aus der Bekundung des Zeugen W&#160;&#160; ergibt sich eindeutig, da&#223; der Kl&#228;ger regelm&#228;&#223;ig vormittags oder nachmittags eingesetzt wurde, wenn die Zeugin, die als &#220;bersetzerin und Sprecherin in der Mazedonischen Redaktion t&#228;tig ist, im Dienst war. Der Kl&#228;ger ist dann vor- und nachmittags eingesetzt worden, wenn die Zeugin in Urlaub oder aus sonstigen Gr&#252;nden abwesend war, was im Jahre 1980 wegen der Mutterschutzfristen &#252;ber mehrere Monate der Fall gewesen ist.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Aus der Stellenplanung der Beklagten kann der Kl&#228;ger nichts zu seinen Gunsten herleiten. Aus dem Umstand, da&#223; die Beklagte f&#252;r eine Sendezeit von 10 Minuten t&#228;glich einen Mitarbeiter einplant, kann der Kl&#228;ger nicht ableiten, da&#223; ihm der Arbeitsvertrag eines vollbesch&#228;ftigten Mitarbeiters ausgefertigt werden m&#252;&#223;te. Im &#252;brigen werden im Durchschnitt im Mazedonischen Sprachdienst t&#228;glich 15 Minuten ausgestrahlt. Unstreitig ist die Zeugin S&#160;&#160; dort als vollbesch&#228;ftigte Mitarbeiterin eingesetzt. Wenn dar&#252;ber hinaus der Kl&#228;ger halbtags t&#228;tig wird, entspricht das im Prinzip den Planungen der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich kann der Kl&#228;ger nicht aus dem Grundsatz der Gleichbehandlung herleiten, ihm m&#252;sse deswegen ein Arbeitsvertrag mit 40 Wochenstunden gegeben werden, weil Mitarbeiter der Beklagten mit entsprechenden Vertr&#228;gen auch nicht mehr an Arbeitsleistung bringen als der Kl&#228;ger in den drei relevanten Jahren. Wenn andere Mitarbeiter der Beklagten nicht ausgelastet sein sollten, begr&#252;ndet das keine Verpflichtung, den Kl&#228;ger mit einer w&#246;chentlichen Arbeitszeit von 40 Stunden zu &#252;bernehmen, die er zur Erledigung derjenigen Aufgaben, die ihm auch in den Jahren 1980 bis 1982 &#252;bertragen waren, nicht ben&#246;tigt.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Nach allem war die Berufung des Kl&#228;gers gegen das arbeitsgerichtliche Urteil zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Die Kastenentscheidung folgt aus &#167; 97 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Rechtsmittelbelehrung</span></p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Da der Rechtsstreit nicht von grunds&#228;tzlicher Bedeutung ist, wurde die Revision nicht zugelassen. Auf die M&#246;glichkeit der Nichtzulassungsbeschwerde nach &#167; 72 a ArbGG wird hingewiesen.</p>
315,640
olgham-1985-01-15-1-uf-21984
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 UF 219/84
"1985-01-15T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:53"
"2019-03-27T09:42:35"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1985:0115.1UF219.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die befristete Beschwerde der Antragstellerin wird unter Zur&#252;ckweisung des Beschwerde im &#252;brigen und Abweisung des Hauptantrages und 1. Hilfsantrages als unzul&#228;ssig der angefochtene Beschlu&#223; auf den 2. Hilfsantrag der Beschwerde aufgehoben und die Sache an das Amtsgericht - Familiengericht - ... zu ... abgegeben, das auch &#252;ber die Kosten zu befinden hat; jedoch bleiben die Gerichtskosten der Beschwerde au&#223;er Ansatz.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind getrennt lebende Eheleute. Das Scheidungsverfahren ist anh&#228;ngig - ... AG ... -. In diesem Scheidungsverfahren hat die Antragstellerin erfolglos versucht, eine einstweilige Anordnung nach &#167; 620 Nr. 7 ZPO zu erlangen, die ihr einstweilen die Ehewohnung zur alleinigen Benutzung zuweist. Der Antrag ist durch Beschlu&#223; vom 21.11.1983 zur&#252;ckgewiesen worden.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden isolierten Verfahren hat die Antragstellerin die Zuweisung der Ehewohnung an sich als alleinige Mieterin angestrebt, da ihr Begehren im Wege der einstweiligen Anordnung erfolglos geblieben und dagegen eine Beschwerde nicht gegeben sei. Der Antragsgegner sei seit September 1982 arbeitslos und trinke in erheblichem Umfang alkoholische Getr&#228;nke; er r&#228;ume nicht auf. Schon nachmittags, wenn sie von ihrer Arbeit bei der Firma ... zur&#252;ckkomme, sei er meist betrunken. Sp&#228;t abends stehe er dann auf und r&#252;ttele an ihrer T&#252;r und lasse sie nicht schlafen. Die Vermieterin wolle mit ihr allein den Mietvertrag abschlie&#223;en. Das Amtsgericht hat nach Anh&#246;rung der Vermieterin und der Parteien durch den angefochtenen Beschlu&#223; den Antrag zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer befristeten Beschwerde wendet sich die Antragstellerin gegen diese Entscheidung. Der Antragsgegner beleidige, bedrohe und beschimpfe sie. Er verfolge sie mit Eifersucht und sei auch schon mit dem Messer auf sie losgegangen. Auch lasse er seine Mieth&#228;lfte, die er direkt an die Vermieterin zu zahlen hat, oft r&#252;ckst&#228;ndig werden. Sie beantragt,</p> <br /><span class="absatzRechts">5</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>1)</td> <td>ab&#228;ndernd die eheliche Wohnung in ... der Antragstellerin als alleiniger Mieterin zuzuweisen,</td> </tr> <tr> <td>2)</td> <td>hilfsweise die eheliche Wohnung der Antragstellerin zur alleinigen Benutzung bis zur Rechtskraft der Scheidung zuzuweisen,</td> </tr> <tr> <td>3)</td> <td>&#228;u&#223;erst hilfsweise den Antrag auf Zuweisung der Ehewohnung an die Antragstellerin ab Rechtskraft der Scheidung als alleiniger Mieterin an das Familiengericht ... zu dem dort anh&#228;ngigen Scheidungsverfahren zu verweisen.</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Beschwerde zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Er bestreitet das Vorbringen der Antragstellerin und wendet ein, er k&#246;nne sich keine andere Wohnung leisten. Im &#252;brigen sei der Antrag unzul&#228;ssig, da die Unanfechtbarkeit der Ablehnung des Antrages nach &#167; 620 Nr. 7 ZPO gem&#228;&#223; &#167; 620 c ZPO andernfalls umgangen w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die befristete Beschwerde ist zul&#228;ssig. Sie ist jedoch mit dem Haupt- und dem 1. Hilfsantrag erfolglos, weil beide Antr&#228;ge unzul&#228;ssig sind. Lediglich der &#228;u&#223;erst hilfsweise gestellte Antrag auf Verweisung des umgestellten Antrages f&#252;hrt zur Aufhebung der angefochtenen Entscheidung und Abgabe an das Gericht der Scheidungssache.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><b>1)</b></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Hauptantrag auf abschlie&#223;ende Wohnungszuweisung einschlie&#223;lich Mietrechtsregelung ab sofort ist unzul&#228;ssig. Nach &#167; 1 HVO ist es die Aufgabe des Richters, nach der Scheidung &#252;ber Ehewohnung, und Hausrat mangels Einigung der Eheleute nach der HVO zu entscheiden. Er konnte insoweit nach fr&#252;herem Recht erst <u>nach</u> der Scheidung angerufen werden (vgl. Palandt-Diederichsen 42. Aufl., Anhang &#167; 1587 p BGB &#167; 1 HVO Anm. 1, BGH NJW 78, 1529). Durch das 1. EheRG ist zus&#228;tzlich die M&#246;glichkeit er&#246;ffnet worden, diese Punkte auch als Scheidungsfolgesache bereits im Verbund geltend zu machen (vgl. Palandt-Diederichsen a.a.O., Einleitung vor &#167; 1 HVO Anm. 2). Der Gesetzeswortlaut ist angepa&#223;t worden, und zwar nunmehr auf Regelung "anl&#228;&#223;lich der Scheidung" statt fr&#252;her "nach" der Scheidung. Die von der Antragstellerin angestrebte Regelung einschlie&#223;lich richterlicher Gestaltung des Mietverh&#228;ltnisses mit Drittwirkung gegen&#252;ber dem Vermieter (&#167; 5 HVO) ist im isolierten Verfahren nach der HVO daher nur f&#252;r die Zeit ab Rechtskraft der Scheidung und auch im Verbund als Folgesache nur f&#252;r die Zeit ab Rechtskraft der Scheidung zugelassen (vgl. OLG Karlsruhe FamRZ 84, 51-52 -). Das Scheidungsverfahren ist zwar anh&#228;ngig, sein Abschlu&#223; aber nicht abzusehen. Die von der Antragstellerin angestrebte sofortige endg&#252;ltige Wohnungszuweisung einschlie&#223;lich Mietrechtsregelung ist daher nicht zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><b>2)</b></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Auch der 1. Hilfsantrag auf sofortige Zuweisung der ehelichen Wohnung zu alleinigen Benutzung nach &#167;&#167; 18 a HVO, 1361 a BGB analog ist nicht zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Eine entsprechende Anwendung der genannten Vorschriften k&#228;me als Grundlage f&#252;r das Begehren der Antragstellerin nur in Betracht, wenn im Zuge der gesetzlichen Neuregelung mit dem 1. EheRG eine gesetzliche Regelungsl&#252;cke entstanden w&#228;re, die einer Ausf&#252;llung durch analoge Anwendung anderer Vorschriften zug&#228;nglich w&#228;re. Diese Frage ist zwar umstritten und wird teilweise bejaht, wobei im wesentlichen darauf abgestellt wird, dass auch schon vor Anh&#228;ngigkeit der Scheidung ein entsprechendes Regelungsbed&#252;rfnis bestehen kann (vgl. KG FamRZ 82, 272; OLG Zweibr&#252;cken FamRZ 81, 259 und FamRZ 80, 252; OLG D&#252;sseldorf FamRZ 81, 872; OLG Celle FamRZ 80, 252; AG Schwetzingen FamRZ 83, 589, Bosch FamRZ 80, 6 u.v.m.). Ein tats&#228;chlich m&#246;glicherweise auftretendes Regelungsbed&#252;rfnis begr&#252;ndet aber nicht die Annahme einer ausf&#252;llbaren Gesetzesl&#252;cke.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Nach fr&#252;herem Recht gab es nur nach Anh&#228;ngigkeit einer Ehesache die M&#246;glichkeit &#252;ber &#167;&#167; 19 HVO a.F. und 627 ff ZPO a.F. f&#252;r Hausrat und Ehewohnung <u>einstweilige</u> Regelungen der <u>Benutzung</u> zu beantragen. Das entspricht den jetzigen M&#246;glichkeiten gem&#228;&#223; &#167; 620 Nr. 7 ZPO. Einem etwa dringenden Regelungsbed&#252;rfnis kann auch ohne Anh&#228;ngigkeit der Scheidung dadurch Rechnung getragen werden, da&#223; eine Klage auf Feststellung des Rechts zum Getrenntleben erhoben wird, die ebenfalls die M&#246;glichkeiten nach &#167; 620 Nr. 7 ZPO er&#246;ffnet. Darauf hat der Senat wiederholt (zuletzt 1 WF 33/84) hingewiesen. Soweit der Gesetzgeber mit dem 1. EheRG durch &#167;&#167; 18 a HVO, 1361 a BGB eine zus&#228;tzliche M&#246;glichkeit er&#246;ffnet hat, wegen der Benutzung des Hausrats - ohne Auswirkung auf die Eigentumsverh&#228;ltnisse gem&#228;&#223; &#167; 1361 a IV BGB - eine Regelung in einem isolierten Hauptverfahren nach HVO, FGG zu erreichen, und zwar nicht nur vor Anh&#228;ngigkeit einer Scheidungssache, sondern auch bei anh&#228;ngiger Scheidungssache als isoliertes Hauptverfahren mit der M&#246;glichkeit nicht einer sofortigen, sondern der befristeten Beschwerde einschlie&#223;lich einer etwaigen Zulassung der weiteren Beschwerde, kann diese Verfahrensausweitung jedenfalls nach Anh&#228;ngigkeit einer Scheidungssache gerade im Hinblick auf die nach &#167; 1361 a IV BGB gegebene Vorl&#228;ufigkeit fraglich sein und hat auch in der Rechtsprechung bereits zu Versuchen, die Zul&#228;ssigkeit der befristeten Beschwerde einzugrenzen, gef&#252;hrt (vgl. OLG Zweibr&#252;cken FamRZ 83, 1122). Darauf kommt es indes nicht an. Diese Regelung der &#167;&#167; 18 a HVO und 1361 a. BGB ist auf beweglichen Hausrat beschr&#228;nkt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Da zudem nach &#167; 1361 a IV BGB die Eigentumsverh&#228;ltnisse unber&#252;hrt bleiben, ist auch eine Auswirkung auf Dritte im Regelfall auszuschlie&#223;en. Das ist jedoch bei Regelungen bez&#252;glich der Ehewohnung nicht gesichert. Hier sind Auswirkungen auf die Position des Vermieters und seine M&#246;glichkeiten der Realisierung von Mietanspr&#252;chen denkbar. Als Beispiel mag insoweit der vom OLG Celle entschiedene Fall in FamRZ 81, 958 dienen. Das OLG Celle verneint die Zul&#228;ssigkeit eines Antrages auf Zuweisung der Ehewohnung im isolierten Verfahren bei entsprechender Anwendung von &#167;&#167; 18 a HVO, 1361 a BGB, wenn der Antrag nur dazu dienen soll, dem Ehegatten, der die Wohnung nicht beansprucht, diese zum Zwecke der Haftung f&#252;r die Mietzahlung zuzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das allein zeigt, welche Auswirkungen auf die Realisierung der Anspr&#252;che auf Mietzinszahlung m&#246;glich sind.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus ist der Eingriff in das Recht auf Wohnung und Obdach weit einschneidender als der in das Recht auf Benutzuung von Hausrat. Jeder Ehegatte hat, solange die h&#228;usliche Gemeinschaft besteht, nach &#167; 1353 BGB ein Recht auf Mitbesitz an der Ehewohnung auch dann, wenn er nicht Mieter ist (vgl. BGH NJW 78, 1529; Palandt-Diederichsen, 42. Aufl., BGB &#167; 1353 Anm. 2 b) bb). Im &#252;brigen gilt vor der Scheidung der Mietvertrag (vgl. Palandt-Diederichsen &#167; 1 HVO Anm. 1). Der Senat folgt insoweit der Ansicht des OLG Karlsruhe (vgl. FamRZ 84, 51-52 -), da&#223; ein Eingriff in das Recht eines Ehegatten auf Mitbesitz an der Ehewohnung und damit in sein Recht auf Wohnung &#252;berhaupt schwerwiegt und einer besonderen gesetzlichen Grundlage bed&#252;rfte, die derzeit nicht besteht. Die mit &#167;&#167; 18 a HVO, 1361 a BGB geschaffene gesetzliche Regelung bez&#252;glich des Hausrats ist eine Ausnahmeregelung, die einer ausdehnenden analogen Anwendung auf die Benutzung der Ehewohnung nicht zug&#228;nglich ist (gegen die Zul&#228;ssigkeit der entsprechenden Anwendung u.a. auch OLG K&#246;ln FamRZ 83, 1123; OLG Hamm FamRZ 79, 805; OLG Hamm FamRZ 80, 999; OLG Karlsruhe FamRZ 80, 998).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Alle Ansichten aber, die wie die vorstehend genannten die entsprechende Anwendung von &#167;&#167; 18 a HVO, 1361 a BGB auf die Ehewohnung <u>vor</u> Anh&#228;ngigkeit einer Ehesache verneinen, verneinen sie damit auch f&#252;r ein isoliertes Verfahren nach den genannten Vorschriften <u>nach</u> Anh&#228;ngigkeit der Ehesache, soweit es sich um ein zus&#228;tzliches Verfahren nach diesen Vorschriften <u>neben</u> der der dann er&#246;ffneten M&#246;glichkeit aus &#167; 620 Nr. 7 ZPO handelt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Umstand, da&#223; die M&#246;glichkeit, eine einstweilige Anordnung zu erwirken, das Rechtsschutzinteresse f&#252;r ein parallel zugelassenes Hauptverfahren regelm&#228;&#223;ig nicht entfallen l&#228;&#223;t (vgl. BGH FamRZ 79, 472 und FamRZ 82, 788; OLG Saarbr&#252;cken FamRZ 80, 277, OLG Hamm FamRZ 80, 708), er&#246;ffnet nicht ein gesetzlich nicht vorgesehenes Hauptverfahren.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Da&#223; es sich bei der bestehenden Regelung nach &#167;&#167; 18 a HVO, 1361 a BGB um eine Ausnahme handelt, zeigt auch der Entwurf der Bundesregierung zum U&#196;ndG (Bundestagsdrucksacke 501/84 Seite 17). Dort wird in der Begr&#252;ndung zu dem vorgeschlagenen &#167; 1361 b BGB hervorgehoben, da&#223; die auf Endg&#252;ltigkeit abzielenden Regelungen der HVO nicht auf F&#228;lle erstreckt werden sollten, in denen kein Scheidungsverfahren anh&#228;ngig ist. Ferner wird nach dem Entwurf die Eintrittsschwelle hoch angesetzt und eine vorgezogene Regelung der Benutzung der Ehewohnung auch nur unter eingeschr&#228;nkten Voraussetzungen &#228;hnlich wie in &#167; 3 HVO &#252;berhaupt in Betracht gezogen. Vorgeschlagen ist daher nur eine Regelungsm&#246;glichkeit, die eingeengte Voraussetzungen hat und nur zur Vermeidung unbilliger H&#228;rten zugelassen werden soll. Dabei ist in der Begr&#252;ndung auch hervorgehoben, da&#223; Mi&#223;brauch vorliegen kann, wenn sich der Ehegatte, der aus der Ehe strebt, auch noch die f&#252;r ihn vorteilhafte Beibehaltung der Ehewohnung sichern will. Der Entwurf verdeutlicht, da&#223; nicht eine entsprechende Anwendung von &#167;&#167; 18 a HVO, 1361 a BGB auf die Ehewohnung in Betracht gezogen wird, sondern eine Regelung mit engeren Voraussetzungen. Das aber best&#228;tigt, da&#223; derzeit keine ausf&#252;llbare Regelungsl&#252;cke besteht, sondern da&#223; die genannten Vorschriften der &#167;&#167; 18 a HVO, 1361 a BGB derzeit Ausnahmeregelungen sind, die ausdehnender Auslegung und Anwendung nicht zug&#228;nglich sind (so auch Kalthoener, FamRZ 84, 436; a.A. Bruderm&#252;ller, NJW 84, 2560). Auf die materiell-rechtliche Lage kommt es angesichts der Unzul&#228;ssigkeit des Haupt- und 1. Hilfsantrags nicht an.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Hilfsantrag der Antragstellerin, der als Hauptantrag auf Benutzung der Ehewohnung im isolierten Verfahren gerichtet ist, ist daher unzul&#228;ssig. Auf die Problematik einstweiliger Anordnungen kommt es insoweit nicht an.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><b>3)</b></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Soweit die Antragstellerin in der Verhandlung vor dem Senat &#228;u&#223;erst hilfsweise Verweisung bzw. Abgabe beantragt, hat sie diesen Antrag m&#252;ndlich dahin erl&#228;utert, da&#223; eine abschlie&#223;ende Wohnungszuweisung einschlie&#223;lich Mietrechtsregelung ab Rechtskraft der Scheidung gemeint sei und da&#223; insoweit ein Antrag auf Regelung dieses Punktes als Folgesache gemeint sei.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Dieser Antrag ist zul&#228;ssig und f&#252;hrt zur Aufhebung der angefochtenen Entscheidung, da diese verfahrensfehlerhaft darauf beruht, da&#223; nicht auf entsprechende Antragstellung schon in erster Instanz hingewiesen worden ist.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen war mangels Zust&#228;ndigkeit des Senats der Antrag auf Regelung als Folgesache an das Amtsgericht der Scheidungssache zu dem Scheidungsverfahren abzugeben, das zugleich &#252;ber die Kosten des Verfahrens zu entscheiden hat, soweit nicht der Senat gem&#228;&#223; &#167; 16 KostO die Gerichtskosten des Beschwerdeverfahrens ausgenommen hat.</p>
315,641
olgham-1985-01-09-11-u-14484
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
11 U 144/84
"1985-01-09T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:56"
"2019-03-27T09:42:35"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1985:0109.11U144.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das am 22. Februar 1984 verk&#252;ndete Urteil der 8. Zivilkammer des Landgerichts Bielefeld wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten der Berufung.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Es beschwert die Kl&#228;gerin in H&#246;he von 6.000,- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin verlangt von dem beklagten Konkursverwalter Auszahlung einer zur Konkursmasse eingezogenen Werklohnforderung in H&#246;he eines Teilbetrages von 6.000,- DM.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kreissparkasse ... deren Rechtsnachfolgerin die Kl&#228;gerin ist, stand mit der Firma ... in ... in Gesch&#228;ftsverbindung und gew&#228;hrte ihr Kredite. Rechtsnachfolgerin der Firma ... ist die Firma ... sanit&#228;re Anlagen KG, &#252;ber deren Verm&#246;gen im Jahre 1981 der Konkurs er&#246;ffnet wurde. Zum Konkursverwalter wurde der Beklagte bestellt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Firma ... rat mit schriftlicher Erkl&#228;rung vom 27. M&#228;rz 1968 "die ihr zustehenden gegenw&#228;rtigen und k&#252;nftigen Forderungen aus Lieferungen und Leistungen einschlie&#223;lich noch nicht abgerechneter Auftr&#228;ge gegen alle Kunden mit den Anfangsbuchstaben A bis Z" an die Kreissparkasse ... sicherungshalber ab. Sie verpflichtete sich, weitere Forderungen an die Kreissparkasse abzutreten, wenn die abgetretenen Forderungen insgesamt einen Mindestbetrag von 200.000,- DM unterschreiten sollten. In einer am 5. Mai 1969 getroffenen Vereinbarung wurde, der Mindestbetrag auf 40.000,- DM erh&#246;ht. Hinsichtlich der Einzelheiten der Forderungsabtretung vom 27. M&#228;rz 1968 und der Erg&#228;nzung vom 5. Mai 1969 wird auf die &#252;berreichten Ablichtungen Bezug genommen (Bl. 7-11 d.A.). Unter dem 29. Oktober 1979 erhielt die Firma ... sanit&#228;re Anlagen KG von dem Krankenhaus ... in ... den Auftrag zur Ausf&#252;hrung der sanit&#228;ren Installation f&#252;r das Bauvorhaben ... Dem Auftrag lagen, wie die Kl&#228;gerin erstinstanzlich zugestanden hat, unter anderem die Zus&#228;tzlichen Vertragsbedingungen EVM (B) ZBV (1978) zugrunde. Darin ist in Nr. 23 bestimmt:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><i>"23. Abtretung (zu &#167; 16)</i></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"><i>23.1 Forderungen des Auftragnehmers gegen den Auftraggeber k&#246;nnen ohne Zustimmung des Auftraggebers nur unter folgenden Bedingungen abgetreten werden:</i></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><i>a) Die Abtretung erstreckt sich auf alle Forderungen - ausschlie&#223;lich des darin enthaltenen Umsatzsteuerbetrages - aus einem genau zu bezeichnenden Auftrag. Sie umfa&#223;t au&#223;er diesem Auftrag auch etwaige Nachtr&#228;ge, die als solche bezeichnet sind.</i></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><i>Abgetreten ist der noch ausstehende Betrag in voller H&#246;he.</i></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><i>b) Eine weitere Abtretung durch den neuen Gl&#228;ubiger ist ausgeschlossen.</i></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><i>c) Die Abtretung wirkt gegen&#252;ber dem Auftraggeber - und zwar vom angezeigten Abtretungsdatum ab - erst, wenn sie dem Auftraggeber vom alten Gl&#228;ubiger (Auftragnehmer) und vom neuen Gl&#228;ubiger unter genauer Bezeichnung der auftraggebenden Stelle und des Auftrags unter Verwendung des vorgeschriebenen Formblattmusters - EFB-Abtr 1 - schriftlich angezeigt worden ist. Sind Anspr&#252;che aus mehreren Auftr&#228;gen abgetreten worden, so mu&#223; jede Abtretung auf einem gesonderten Formblatt angezeigt werden.</i></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><i>23.2 Abtretungen, die nicht unter Nr. 23.1 fallen (z.B. Teilabtretungen), sind nur mit schriftlicher Zustimmung des Auftraggebers wirksam. F&#252;r diese Abtretungen gilt Nr. 23.1 insoweit, als nichts anderes vereinbart ist.</i></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><i>..."</i></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Eine schriftliche Abtretungsanzeige gem&#228;&#223; Nr. 23.1 Buchstabe c) wurde dem Krankenhaus St. Matth&#228;us nie zugeleitet. Im Zeitpunkt der Konkurser&#246;ffnung &#252;ber das Verm&#246;gen der Firma ... sanit&#228;re Anlagen KG belief sich die Restforderung aus der Ausf&#252;hrung des Auftrages auf 106.415,31 DM. Davon verblieben nach Verrechnung verschiedener Gegenforderungen des Auftraggebers und nach Abzug weiterer Posten 48.585,81 DM, die das Krankenhaus an den Beklagten zahlte.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beansprucht als Rechtsnachfolgerin der Kreissparkasse Minden aufgrund der Globalabtretung der Firma ... aus dem Jahre 1968 vom Beklagten den vom Krankenhaus ... gezahlten Betrag von 48.585,81 DM. Mit der Klage begehrt sie einen erstrangigen Teilbetrag dieser Summe in H&#246;he von 6.000,- DM nebst Zinsen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen und zur Begr&#252;ndung im wesentlichen ausgef&#252;hrt, da&#223; die Globalzession die Forderung gegen das Krankenhaus nicht erfa&#223;t habe, weil in den vereinbarten Zus&#228;tzlichen Vertragsbedingungen ein Abtretungsverbot enthalten gewesen sei und, weil die darin bestimmten Erfordernisse f&#252;r eine wirksame Abtretung nicht eingehalten worden seien.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil, auf das wegen aller Einzelheiten Bezug genommen wird, richtet sich die Berufung der Kl&#228;gerin, mit der sie ihren Klageanspruch weiterverfolgt. Sie meint, da&#223; Nr. 23 der Zus&#228;tzlichen Vertragsbedingungen dem &#220;bergang der Forderung auf sie nicht entgegengestanden habe. Sie bestreitet nunmehr, da&#223; die Zus&#228;tzlichen Vertragsbedingungen wirksam in den von der Firma ... mit dem Krankenhaus geschlossenen Vertrag einbezogen worden seien. Sie bezweifelt auch, da&#223; die Zus&#228;tzlichen Vertragsbedingungen, bei denen es sich um Allgemeine Gesch&#228;ftsbedingungen handele der Inhaltskontrolle nach dem Gesetz zur Regelung des Rechts der Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen (AGB-Gesetz) standhielten. Sie behauptet, nach der Konkurser&#246;ffnung h&#228;tten die Parteien vereinbart, da&#223; eine Anzeige der Abtretung an das Krankenhaus unterbleiben und da&#223; das Inkasso &#252;ber die Gemeinschuldnerin oder &#252;ber den Beklagten erfolgen solle. Dabei seien die Parteien &#252;bereinstimmend davon ausgegangen, da&#223; die Restforderung aus dem Auftrag ihr, der Kl&#228;gerin, zustehe. Der Beklagte habe erst nach dem Eingang des Geldes die Wirksamkeit der Forderungsabtretung bestritten.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des Urteils des Landgerichts Bielefeld vom 22. Februar 1984 nach dem zuletzt gestellten Antrag erster Instanz zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">die gegnerische Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Er verteidigt das angefochtene Urteil. Er h&#228;lt die Globalzession wegen Versto&#223;es gegen die guten Sitten und mangels hinreichender Bestimmtheit oder Bestimmbarkeit f&#252;r rechtsunwirksam. Ferner meint er, die Kl&#228;gerin habe nicht hinreichend dargetan, da&#223; die streitige Forderung von der Globalzession erfa&#223;t gewesen sei. Im &#252;brigen weist er auf das in den Zus&#228;tzlichen Vertragsbedingungen enthaltene eingeschr&#228;nkte Abtretungsverbot hin und macht dazu geltend, da&#223; die in Nr. 23 dieser Bedingungen bestimmten Erfordernisse f&#252;r die Wirksamkeit einer Abtretung nicht eingehalten worden seien. Hilfsweise beruft sich der Beklagte darauf, da&#223; in dem mit der Klage geltend gemachten Teilbetrag ein Mehrwertsteueranteil von 2.478,28 DM enthalten sei, den die Kl&#228;gerin nach Nr. 23.1 Buchstabe a) der Zus&#228;tzlichen Vertragsbedingungen nicht verlangen k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstands wird auf die im Berufungsverfahren gewechselten Schrifts&#228;tze der Parteien Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung der Kl&#228;gerin hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat im Ergebnis zutreffend angenommen, da&#223; die Forderung der Gemeinschuldnerin gegen das Krankenhaus ... von der Globalzession nicht erfa&#223;t war, so da&#223; der Kl&#228;gerin auch kein Bereicherungsanspruch gegen den Beklagten zusteht.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Es kann auf sich beruhen, ob die Globalabtretung wegen Versto&#223;es gegen die guten Sitten (&#167; 138 Abs. 1 EGE) oder mangels ... Bestimmtheit oder Bestimmbarkeit ihres Inhalts rechtsunwirksam ist. Denn auch wenn die Globalabtretung grunds&#228;tzlich rechtswirksam sein sollte, steht der Kl&#228;gerin der geltend gemachte Anspruch nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat erstinstanzlich zugestanden, da&#223; die Zus&#228;tzlichen Vertragsbedingungen - im folgenden ZVB - Inhalt des zwischen der Gemeinschuldnerin und dem Krankenhaus ... geschlossenen Werkvertrages geworden sind. Im &#252;brigen nutzt der Kl&#228;gerin nichts, da&#223; sie die Einbeziehung der ZVB im Berufungsverfahren bestreitet. Sie ist darlegungs- und beweispflichtig daf&#252;r, da&#223; der Konkursverwalter als Nichtberechtigter die Forderung eingezogen hat. Dazu geh&#246;rt auch, da&#223; sie die Tatsachen und Umst&#228;nde vortr&#228;gt, aus denen sich ergibt, da&#223; die Zus&#228;tzlichen Vertragsbedingungen - entgegen dem Auftragsschreiben des Beratenden Ingenieurs ... vom 29. Oktober 1979 (Bl. 12 d.A.) - nicht wirksam in den Vertrag einbezogen worden sind. Insofern fehlt jedoch jeder n&#228;here Vortrag.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Nr. 23 der ZVB enth&#228;lt ein <u>eingeschr&#228;nktes</u> Abtretungsverbot. Entgegen der Ansicht der Kl&#228;gerin h&#228;lt dieses eingeschr&#228;nkte Abtretungsverbot der Inhaltskontrolle nach &#167; 9 AGB-Gesetz stand. Der Bundesgerichtshof hat in der Vergangenheit Abtretungsausschlu&#223;klauseln wiederholt gebilligt (BGHZ 51, 113, 117; 56, 173, 175; vgl. auch BGHZ 77, 274, 275). Auch in dem vom Bundesgerichtshof in WM 1977, 819 entschiedenen Fall, der dem vorliegenden weitgehend vergleichbar ist, hat er das eingeschr&#228;nkte Abtretungsverbot nicht beanstandet. Der Auftraggeber hat ein berechtigtes Interesse daran, den Abrechnungsverkehr klar und &#252;bersichtlich zu gestalten und zu verhindern, da&#223; ihm eine im voraus nicht &#252;bersehbare Zahl von Gl&#228;ubigern gegen&#252;bertritt. Die in Nr. 23 der ZVB enthaltene Regelung verbietet Abtretungen nicht generell. Sie l&#228;&#223;t Abtretungen bei Einhaltung bestimmter Erfordernisse ohne Zustimmung des Auftraggebers zu. Diese Erfordernisse dienen dazu, den Abrechnungsverkehr klar und &#252;bersichtlich zu gestalten, und vermeiden, da&#223; sp&#228;ter Unklarheiten dar&#252;ber entstehen, wer Gl&#228;ubiger der abgetretenen Forderung ist. Hiernach kann in der Klausel Nr. 23 der ZVB keine Bestimmung gesehen werden, die den Vertragspartner des Verwenders entgegen den Geboten von Treu und Glauben unangemessen benachteiligt. Auch eine &#252;berraschende Klausel kann darin nicht gesehen werden, zumal es weitgehend &#252;blich ist, da&#223; die Abtretung von Forderungen im Interesse der Klarheit und &#220;bersichtlichkeit des Abrechnungsverkehrs an bestimmte Voraussetzungen gekn&#252;pft oder von der Zustimmung des Schuldners abh&#228;ngig gemacht wird.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Da dem Vortrag der Kl&#228;gerin nicht entnommen werden kann, da&#223; das Krankenhaus zu irgendeinem Zeitpunkt der Abtretung der Forderung an die Kl&#228;gerin oder deren Rechtsvorg&#228;ngerin zugestimmt hat (Nr. 23.2 der ZVB), kommt es darauf an, ob die in Nr. 23.1 Buchstabe a) und c) der ZVB genannte Erfordernisse eingehalten worden sind. Nach dem eigenen Vortrag der Kl&#228;gerin ist dies nicht der Fall.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Globalzession l&#228;&#223;t nicht erkennen, da&#223; von ihr auch die Forderungen der Gemeinschuldnerin erfa&#223;t wurden. Nr. 23.1 Buchstabe a) der ZVE stellt bestimmte Anforderungen an den Inhalt der Abtretung. Der Auftrag, aus dem die Forderungen resultieren, mu&#223; genau bezeichnet werden. Daran fehlt es vorliegend. Nach dem Wortlaut der Abtretungserkl&#228;rung erstreckt sich die Abtretung auf alle gegenw&#228;rtigen und zuk&#252;nftigen Forderungen aus Lieferungen und Leistungen gegen alle Kunden mit den Anfangsbuchstaben A bis Z. Die Abtretung l&#228;&#223;t nicht erkennen, da&#223; damit auch die Forderung der Gemeinschuldnerin aus dem Auftrag vom 29. Oktober 1979 erfa&#223;t sein sollte. Eine Globalzession gen&#252;gt nicht den Anforderungen der Nr. 23.1 Buchstabe a) der ZVE.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Ferner haben die Kl&#228;gerin und die Gemeinschuldnerin die Abtretung der Forderungen dem Krankenhaus nicht gem&#228;&#223; Nr. 23.1 Buchstabe c) der ZVB f&#246;rmlich angezeigt. Die Formulierung, da&#223; die Abtretung "gegen&#252;ber dem Auftraggeber" erst wirke, wenn sie nach n&#228;herer Bestimmung dem Auftraggeber schriftlich angezeigt worden sei, bedeutet nicht blo&#223; eine relative Unwirksamkeit, wenn die Anzeige unterblieben ist. Das macht der Eingangssatz der Nr. 22.1 der ZVB deutlich, in dem es hei&#223;t, da&#223; Forderungen "nur unter folgenden Bedingungen" ohne Zustimmung des Auftraggebers abgetreten werden k&#246;nnten. Das Erfordernis der schriftlichen Abtretungsanzeige unter Verwendung eines bestimmten Formblattmusters bestimmt - wie in den vom BGH entschiedenen F&#228;llen BGHZ 40, 156 und BGH WM 1977, 819 - den Inhalt der Forderung als solcher. Die Klausel f&#252;gt der Forderung nicht etwa ein nur ihrem Wesen fremdes Ver&#228;u&#223;erungsverbot hinzu, wie es &#167; 137 BGB voraussetzt.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Da die restliche Werklohnforderung der Gemeinschuldnerin von der Globalabtretung nicht erfa&#223;t wurde, hat der Konkursverwalter die Forderung als Berechtigter eingezogen, so da&#223; das Landgericht die Klage mit Recht abgewiesen hat. Deshalb mu&#223; auch die Berufung mit der Kostenfolge aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO zur&#252;ckgewiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die weiteren Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711, 713, 546 Abs. 2 Satz 1 ZPO.</p>
315,642
olgham-1984-12-21-9-u-11284
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
9 U 112/84
"1984-12-21T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:58"
"2019-03-27T09:42:35"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1984:1221.9U112.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 8. Februar 1984 verk&#252;ndete Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts Bochum wird zur&#252;ckgewiesen, soweit nicht die Parteien die Hauptsache in H&#246;he von 4.470,20 DM f&#252;r erledigt erkl&#228;rt haben.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Beschwer des Kl&#228;gers betr&#228;gt 8.214,16 DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">(Gem&#228;&#223; &#167;543 Abs. 1 ZPO)</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verlangt f&#252;r gewerbliche R&#228;ume, die er den Herren ... vermietet hatte und die diese ihrerseits an die Firma ... untervermietet hatten, nach Konkurser&#246;ffnung &#252;ber das Verm&#246;gen der letzteren Firma von dem Beklagten, der als Konkursverwalter bestellt ist, pers&#246;nlich Ersatz des Nutzungsausfalls, der durch nicht sofortige R&#228;umung der Mietr&#228;ume entstanden ist.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hatte den Mietvertrag mit seinen Hauptmietern zum 15. August 1982 gek&#252;ndigt. Er hat sich auf eigenm&#228;chtige Nutzung der R&#228;ume durch den Beklagten zur Abwicklung des Konkursverfahrens der Untermieterin berufen. Er hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zur Zahlung von 12.684,86 DM nebst Zinsen an ihn zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat Klageabweisung beantragt mit der Begr&#252;ndung: Er sei nicht pers&#246;nlich, sondern nur als Konkursverwalter t&#228;tig geworden. Eine sofortige R&#228;umung der Gesch&#228;ftsr&#228;ume der Gemeinschuldnerin sei wegen des umfangreichen Lagers und des Aktenmaterials nicht m&#246;glich gewesen. Er habe sich bereit erkl&#228;rt, die anteiligen Raumkosten als Masseschulden zu behandeln. Der Kl&#228;ger habe auch seine Forderung zum Konkursverfahren angemeldet, sp&#228;ter aber seine Meinung ge&#228;ndert.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil hat das Landgericht die Klage abgewiesen mit der Begr&#252;ndung: Der Kl&#228;ger habe gegen den Beklagten keinen Vertragsanspruch aus einem Mietverh&#228;ltnis, weil der Beklagte erkennbar nur als Konkursverwalter aufgetreten sei. Auch ein Schadensersatzanspruch aus &#167;82 KO komme nicht in Betracht, weil der Kl&#228;ger eine schuldhafte Pflichtverletzung des Beklagten nicht dargelegt habe.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Dagegen richtet sich die Berufung des Kl&#228;gers, der zun&#228;chst seinen erstinstanzlichen Antrag weiterverfolgt hat.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger meint nach wie vor, einen Anspruch aus &#167;82 KO gegen den Beklagten zu haben. Der Beklagte habe n&#228;mlich nur seiner Bequemlichkeit halber die R&#228;ume nicht ger&#228;umt, sondern eigenm&#228;chtig in Anspruch genommen. Der Beklagte habe auch pflichtwidrig nicht auf eine Ablehnung des Konkursantrages hingewirkt, obwohl die Masse zur R&#228;umung der Gesch&#228;ftsr&#228;ume und Kostendeckung f&#252;r eine anderweitige Unterbringung nicht ausgereicht habe. Schlie&#223;lich habe der Beklagte ihn von einer Klage durch deren Darstellung als sinnlos abgehalten, obwohl er gewu&#223;t habe, da&#223; er, der Kl&#228;ger, mit seiner Masseforderung ausfallen werde, weil nicht einmal Transport- und Lagerkosten gedeckt gewesen seien.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Aufgrund seines noch nachzuweisenden Eigentums k&#246;nne er auch eine Nutzungsentsch&#228;digung nach &#167;&#167;987, 990 BGB verlangen, da der Beklagte nicht gutgl&#228;ubig gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">In der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat haben die Parteien hinsichtlich eines bezahlten Teilbetrages von 4.470,20 DM die Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">ab&#228;ndernd den Beklagten zu verurteilen, an ihn 12.684,36 DM nebst 12 % Zinsen seit dem 10. M&#228;rz 1983 - abz&#252;glich des erledigten Teilbetrages von 4.470,20 DM - zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">und hinsichtlich des erledigten Teilbetrages die Kosten dem Beklagten aufzuerlegen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">bez&#252;glich des erledigten Teilbetrages die Kosten dem Kl&#228;ger aufzuerlegen und im &#252;brigen die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte tr&#228;gt vor: Ein Anspruch aus &#167;82 KO komme nicht in Betracht. Er habe inzwischen den Konkurs abgewickelt und den Kl&#228;ger als Massegl&#228;ubiger bez&#252;glich der Mietforderungen befriedigt, wobei er allerdings einen Teil der Forderung nicht anerkannt und bez&#252;glich eines anderen Teil mit Gegenforderungen der Gemeinschuldnerin aufgerechnet habe. Den Saldo von 4.470,20 DM zugunsten des Kl&#228;gers habe er an diesen &#252;berwiesen. Den Differenzbetrag habe er vorsichtshalber zur&#252;ckbehalten f&#252;r den Fall, da&#223; der Kl&#228;ger in einem anderen Verfahren gegen ihn als Konkursverwalter der Gemeinschuldnerin mit seinen Rechtsansichten durchdringen sollte.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Eigent&#252;meranspr&#252;che bestreite er vorsorglich, da&#223; der Kl&#228;ger im November 1982 Grundst&#252;ckseigent&#252;mer gewesen sei. Anspr&#252;che des Kl&#228;gers aus den &#167;&#167;987 ff. BGB m&#252;&#223;ten schon daran scheitern, da&#223; der Kl&#228;ger nach &#167;986 BGB nur Herausgabe an den Mieter habe verlangen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers hat keinen Erfolg. Die Klage ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Vertragliche Anspr&#252;che kommen mangels vertraglicher Beziehungen zwischen den Parteien nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Schadensersatzanspr&#252;che aus &#167;82 KO sind nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Mangels mietvertraglicher Beziehungen zwischen dem Kl&#228;ger als Vermieter und der Gemeinschuldnerin als Untermieterin findet &#167;19 KO (K&#252;ndigung des Mietvertrages) keine Anwendung. Vielmehr hat der Kl&#228;ger bei Beendigung des Hauptmietvertrages durch seine K&#252;ndigung gegen&#252;ber den Mietern Knaak und Host zum 15. August 1982 einen quasivertraglichen Herausgabeanspruch gegen die Gemeinschuldnerin erlangt (&#167;556 Abs. 3 BGB). Er h&#228;tte gegen den Konkursverwalter (als Partei kraft Amtes f&#252;r die Gemeinschuldnerin) auf Herausgabe der Mietr&#228;ume klagen k&#246;nnen und eventuell m&#252;ssen. Insoweit ist dem Beklagten vom Kl&#228;ger angelastete &#196;u&#223;erung: Der Kl&#228;ger m&#246;ge ihn auf R&#228;umung verklagen; bis der Kl&#228;ger einen R&#228;umungstitel gegen ihn erlangt habe, sei der Konkurs ohnehin abgewickelt - sachlich nicht falsch.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Allerdings h&#228;tte der Beklagte als Konkursverwalter mit den zur Konkursmasse geh&#246;rigen Gesch&#228;ftsunterlagen und Waren der Gemeinschuldnerin das Gesch&#228;ftslokal alsbald r&#228;umen und an den Kl&#228;ger zur&#252;ckgeben m&#252;ssen. Eine schuldhafte Verz&#246;gerung dieser R&#252;ckgabe k&#246;nnte eine Pflichtverletzung gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger als Beteiligten darstellen. Daf&#252;r hat der Kl&#228;ger aber nichts vorgetragen. Der Umstand, da&#223; bei Konkurser&#246;ffnung keine fl&#252;ssigen Mittel f&#252;r einen Auszug und anderweitige Einlagerung der Sachen vorhanden waren, beruht auf der Zahlungsunf&#228;higkeit (&#167;102 KO), die Voraussetzung f&#252;r die Konkurser&#246;ffnung im Zweifel Anla&#223; f&#252;r den Konkursantrag gewesen ist (&#167;64 GmbHG). Das hei&#223;t aber noch nicht, da&#223; eine den Kosten des Verfahrens entsprechende Konkursmasse nicht vorhanden gewesen ist, was zur Abweisung des Er&#246;ffnungsantrages h&#228;tte f&#252;hren k&#246;nnen (&#167;107 As. 1 KO). Vielmehr mu&#223;te der Warenbestand erst verwertet werden. Das ist unstreitig inzwischen geschehen und hat zur teilweisen Befriedigung des Kl&#228;gers in H&#246;he von 4.470,20 DM und zu R&#252;ckstellungen gef&#252;hrt, die zu einer Befriedigung des Kl&#228;gers als Massegl&#228;ubigers ausreichen f&#252;r den Fall, da&#223; die vom Beklagten f&#252;r die Gemeinschuldnerin erkl&#228;rte Aufrechnung mit Gegenforderungen der Gemeinschuldnerin an den Kl&#228;ger nicht durchgreift.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">F&#252;r eine schuldhafte Verletzung der Pflichten des Beklagten als Konkursverwalter gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger bestehen danach keine Anhaltspunkte.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Anspr&#252;che aus den &#167;&#167;985 ff. BGB gegen den Beklagten pers&#246;nlich liegen nicht vor, da der Beklagte nur als Konkursverwalter und mithin als Partei kraft Amtes die R&#228;ume des Kl&#228;gers besessen hat (&#167;117 Abs. 1 KO). Etwaige Anspr&#252;che des Kl&#228;gers richten sich mithin nur gegen die Konkursmasse.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Auch Anspr&#252;che aus &#167;823 ff. BGB oder Bereicherungsanspr&#252;che gegen den Beklagten pers&#246;nlich kommen nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus den &#167;&#167;91 a, 97, 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p>
315,643
ag-dusseldorf-1984-12-19-36-c-63584
{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
36 C 635/84
"1984-12-19T00:00:00"
"2019-03-13T15:09:59"
"2019-03-27T09:42:35"
Urteil
ECLI:DE:AGD:1984:1219.36C635.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 28. November 1984</p> <p>durch den Richter am Amtsgericht X</p> <p></p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p> Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 355,16 DM nebst</p> <p> Zinsen seit dem 18.10.1984 zu zahlen.</p> <p> Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p> Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Kl&#228;gerin zu 14/24, der </p> <p> Beklagte zu 10/24.</p> <p></p> <p> Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px"><u>T a t b e s t a n d :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Kl&#228;gerin nimmt den Beklagten auf Erstattung von Anwaltsgeb&#252;hren in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Mitte des Jahres 1983 betrieb die Kl&#228;gerin aus mehreren Grundschulden die Zwangsvollstreckung des Grundeigentums der Frau P aus X. Unter dem 12.06.1984 wurden der Kl&#228;gerin zwei Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschl&#252;sse, die der Beklagte gegen seine Mandantin, n&#228;mlich Frau P, erwirkt hatte, zugestellt. Der Beschlu&#223; vom 01.06.1984 erging aufgrund eines Kostenfestsetzungsbeschlusses in H&#246;he von 18.048,14 DM, der Beschlu&#223; vom 04.06.1984 wegen eines Kostenfestsetzungsbeschlusses in H&#246;he von 1.476,63 DM.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Durch die Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschl&#252;sse pf&#228;ndete der Beklagte f&#252;r die Soziet&#228;t der Anw&#228;lte XXX:</p> <span class="absatzRechts">5</span><ol class="absatzLinks"><li>die auf den Teileigentumseinheiten in X, XStra&#223;e xxx, der </li></ol> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Schuldnerin lastenden Eigent&#252;mergrundschulden, die anstelle der im Grundbuch des Amtsgerichts X, Blatt xxxx, xxxx, xxxx und xxxx, Abteilung II laufende Nr. xx und xx eingetragenen Briefgrundschulden getreten sind;</p> <span class="absatzRechts">7</span><ol class="absatzLinks" start="2"><li> den Anspruch der Schuldnerin gegen die Grundschuldgl&#228;ubigerin auf Erteilung der Zustimmung zur Umschreibung der genannten Grundschulden auf den Namen der Schuldnerin;</li></ol> <span class="absatzRechts">8</span><ol class="absatzLinks" start="3"><li>den Anspruch der Schuldnerin gegen die Grundschuldgl&#228;ubigerin auf Vorlegung der &#252;ber die genannten Grundschulden erteilten Grundschuldbriefe an das Grundbuchamt zur Berichtigung des Grundbuches durch Umschreibung der Grundschuld auf die Eigent&#252;merin und Herstellung eines Teilbriefes &#252;ber die gepf&#228;ndeten Eigent&#252;mergrundschulden;</li></ol> <span class="absatzRechts">9</span><ol class="absatzLinks" start="4"><li>den Anspruch der Schuldnerin auf Berichtigung des Grundbuches durch Umschreibung der gepf&#228;ndeten Grundschuld auf die Eigent&#252;merin.</li></ol> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Kl&#228;gerin beauftragte ihren Anwalt mit der Erteilung der angeforderten Auskunft. Da dieser ger&#252;chteweise vom Konkurs &#252;ber das Verm&#246;gen der Schuldnerin P geh&#246;rt hatte, holte er zuerst Erkundigungen beim Amtsgericht &#8211;Proze&#223;gericht- in X ein. Anschlie&#223;end beantwortete er die Anfrage.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Kl&#228;gerin ist der Ansicht, ihre stehe gegen den Beklagten ein Anspruch in H&#246;he der von ihr vorausgezahlten Anwaltskosten bez&#252;glich dieser Auskunft zu. Sie ist weiterhin der Ansicht, ihr Anwalt &#8211; der jetzige Proze&#223;bevollm&#228;chtigte &#8211; habe zu Recht eine 7,5/10 &#8211; Geb&#252;hr liquidiert.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">den Beklagten zu verurteilen, an sie 830,94 DM nebst 4% Zinsen seit </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Klagezustellung (18.10.1984) zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird &#8211; soweit erforderlich &#8211; in den Entscheidungsgr&#252;nden auf den Inhalt der Akten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px"><u> E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e : </u></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Klage ist zul&#228;ssig und zum Teil begr&#252;ndet. Die Kl&#228;gerin hat gegen den Beklagten einen Anspruch auf Zahlung von 355,16 DM. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Bei Abgabe einer Erkl&#228;rung nach &#167; 840 ZPO hat der Gl&#228;ubiger dem Drittschuldner die diesem dadurch entstandenen Auslagen zu ersetzen (vgl. Z&#246;ller-Scher&#252;bl, ZPO, 12. Aufl. 1979, &#167; 840, Anm. V). Diese Auslagen waren auch erforderlich, denn bei dem Sachverhalt handelte es sich um Gegebenheiten, die Grundkenntnisse des Immobiliarrechts und des Insolvenzrechts verlangen. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Inanspruchnahme des Beklagten steht auch nicht entgegen, da&#223; Gl&#228;ubiger des gepf&#228;ndeten Anspruchs die Soziet&#228;t X &amp; Partner ist. F&#252;r die Rechtsform der Anwaltssoziet&#228;t gelten die Grunds&#228;tze der BGB-Gesellschaft, so da&#223; auch der einzelne Gesellschafter wegen Schulden der Gesellschaft verklagt werden kann.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Kl&#228;gerin kann aber nur 3/10 &#8211; Geb&#252;hren gelten machen. F&#252;r den Ersatz der Auslagen ist nicht entscheidend, was die Kl&#228;gerin u.U. tats&#228;chlich gezahlt hat, sondern was ihr Rechtsanwalt h&#228;tte fordern d&#252;rfen. F&#252;r die Erkl&#228;rung nach &#167; 840 ZPO erh&#228;lt ein Rechtsanwalt die 3/10 Geb&#252;hr aus &#167; 57 BRAGO (Z&#246;ller-Scher&#252;bl, aaO, &#167; 840, Anm. VI 2).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Klageforderung war daher in folgender H&#246;he berechtigt:</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px"><u>Streitwert: 1.476,63 DM</u></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">3/10 Geb&#252;hr 30,90 DM</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Unkostenpauschale <u> 4,64 DM</u> </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">35,54 DM</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">14 % Mehrwertsteuer <u> 4,98 DM</u></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">40,52 DM<u> </u></p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">======== </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px"></p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px"></p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px"><u>Streitwert: 18.048,14 DM</u></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">3/10 Geb&#252;hr 240,- - DM</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Unkostenpauschale <u> 36,- - DM</u> </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">276,- - DM</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">14 % Mehrwertsteuer <u> 38,64 DM</u></p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">insgesamt 314,64 DM<u> </u></p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">+ Summe 1 <u> 40,52 DM</u></p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">355,16 DM</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">=========</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Entscheidung &#252;ber die Nebenkosten folgt aus &#167;&#167; 284 ff BGB, 92, 708 Nr. 11 ZPO.</p>
315,644
ag-dusseldorf-1984-12-17-47-c-64784
{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
47 C 647/84
"1984-12-17T00:00:00"
"2019-03-13T15:10:01"
"2019-03-27T09:42:35"
Urteil
ECLI:DE:AGD:1984:1217.47C647.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf</p> <p>im schriftlichen Verfahren am 26. November 1984</p> <p>durch den Richter am Amtsgericht X</p> <p></p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p> 1. Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p> 2. Die Kl&#228;ger tragen die Kosten des</p> <p> Rechtsstreits.</p> <p></p> <p> 3. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger buchten bei der Beklagten f&#252;r den Zeitraum vom 8. Mai 1984 bis zum 29. Mai 1984 eine Reise an die XX zum Gesamtpreis von DM 2.130,--. Noch am Urlaubsort wurde am 26. Mai 1984 ein Reklamationsprotokoll aufgenommen, in dem vermerkt war, dass abweichend von der Prospektbeschreibung verschiedene Einrichtungen nicht vorhanden waren. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 27. Juni 1984, das am 28. Juni 1984 bei der Post in X abgestempelt wurde - es handelt sich um einen Donnerstag - und das am 2. Juli 1984 - einem Montag - bei der Beklagten in Y einging, machten die Kl&#228;ger Wertminderung gegen&#252;ber der Beklagten geltend.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger sind der Ansicht, ihre Anspr&#252;che seien rechtzeitig innerhalb der Frist des &#167; 651 g Abs. 1 BGB angemeldet worden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, DM 230,-- nebst 10 % </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Zinsen seit dem 15. August 1984 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist der Ansicht, die Kl&#228;ger h&#228;tten die Frist des &#167; 651 g BGB vers&#228;umt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet:</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Anspr&#252;che der Kl&#228;ger aus dem Reisevertrag sind gem&#228;&#223; &#167; 651 g Abs. 1 BGB ausgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Vertraglich vorgesehene Beendigung der Reise war der 29. Mai 1984. Bei der Fristberechnung im Rahmen des &#167; 651 g Abs. 1 BGB muss dieser Tag mitgerechnet werden. Es handelt sich im Sinne des &#167; 187 Abs. 2 BGB um den f&#252;r den Anfang der Frist ma&#223;gebenden Zeitpunkt. Der abweichenden Meinung von Thomas (Palandt-Thomas 43. Auflage, BGB, &#167; 651 g Anm. 1 b), der die Vorschrift des &#167; 187 Abs. 1 BGB f&#252;r anwendbar h&#228;lt, kann das Gericht nicht folgen. Diese Auslegung widerspricht Wortlaut und Sinn des &#167; 651 g BGB. Der Wortlaut stellt ab auf die "vertraglich vorgesehene Beendigung der Reise", also vorliegend den 29. Mai1984. Verdeutlicht wird dies durch &#167; 651 g Abs. 2 BGB, in dem f&#252;r den Verj&#228;hrungsbeginn ebenfalls auf den "Tag, an dem die Reise dem Vertrage nach enden sollte" abgestellt wird. Der Gesetzgeber wollte zur Geltendmachung von Anspr&#252;chen aus dem Reisevertrag eine starre Fristberechnung festsetzen, um f&#252;r alle Beteiligten einen eindeutigen und klaren Ausgangspunkt zu schaffen und Unwagsamkeiten im Reiseverlauf auszuschalten. Die Frist beginnt deshalb nicht mit dem dem Reiseende folgenden Tag, sondern mit dem Tag zu laufen, an dem der Vertrag enden sollte (ebenso Eberle DB 1979, Seite 345; Bartl, Reiserecht, 2. Auflage RdNr: 105; Staudinger /Schwerdtner, 12. Auflage, &#167; 651 g RdNr: 7). Von dieser Ansicht ist auch der Gesetzgeber ausgegangen (vergl. Bundestagsdrucksache 8-2343 Seite 11 zu &#167; 651 g Abs. 1).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Bei Fristbeginn am 29. Mai 1984 war Fristende gem&#228;&#223; &#167; 188 Abs. 2 2. Alternative BGB - da es sich um einen Fall des &#167; 187 Abs. 2 Satz 1 BGB handelt - der Ablauf des vorhergehenden Tages, also der 28. Juni 1984. An diesem Tag haben die Kl&#228;ger das Schreiben vom 27. Juni 1984 erst zur Post gegeben, wie der Poststempel - 28. Juni1984 - beweist (Bl. 19 GA). Die Kl&#228;ger konnten nicht mehr damit rechnen, dass das in X aufgegebene Schreiben noch am selben Tag in Y bei der Beklagten eintrifft.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Rechtsansicht der Kl&#228;gerin, die unstreitig am Urlaubsort erfolgte Aufnahme eines Reklamationsprotokolls habe die Geltendmachung der Anspr&#252;che nach &#167; 651 g BGB entbehrlich gemacht, kann aus den zutreffenden Gr&#252;nden des Urteils des Bundesgerichtshofs vom 22. M&#228;rz 1984 - VII ZR 189/83 - (NJW 1984, 1753 = WM 1984, 871 = EBE 1984, 204) nicht gefolgt werden.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 708 Nr. 11, 713 ZPO.</p>
315,645
ag-essen-1984-12-06-12-c-697_84
{ "id": 657, "name": "Amtsgericht Essen", "slug": "ag-essen", "city": 417, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
12 C 697_84
"1984-12-06T00:00:00"
"2019-03-13T15:10:02"
"2019-03-27T09:42:35"
Urteil
ECLI:DE:AGE1:1984:1206.12C697.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Unter Abweisung der Klage im &#252;brigen wird die Beklagte verurteilt, an den Kl&#228;ger 226,20 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 27.02.1984 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt &#190;, die Beklagte &#188; der Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger fordert restlichen Schadensersatz aus einem Verkehrsunfall vom 07.02.1983 in Essen auf der I-Stra&#223;e. Damals fuhr ein bei der Beklagten gegen die Folgen der gesetzlichen Haftpflicht versichertes Fahrzeug auf ein verkehrsbedingt haltendes Fahrzeug des Kl&#228;gers auf. Bei dem Fahrzeug des Kl&#228;gers handelt es sich um einen Kleinbus der Marke E mit dem amtlichen Kennzeichen ##-###.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind sich dar&#252;ber einig, dass die Beklagte dem Grunde nach zu vollen Schadensersatz verpflichtet ist. Der Schaden des Kl&#228;gers ist reguliert, jedoch ohne Zahlung f&#252;r den reparaturbedingten Ausfall von 15 Tagen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Wagen des Kl&#228;gers wurde von diesem f&#252;r seinen Gewerbebetrieb, &#252;berwiegend zur Ausf&#252;hrung von Kundendienstarbeiten, eingesetzt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger macht pro Tag pauschal 65,00 DM als Nutzungsausfall geltend und fordert hilfsweise den Ersatz der Vorhaltekosten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:85px">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 840,00 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 28.10.1983 sowie weitere 12,80 DM Zinsen zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt, </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:85px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte h&#228;lt daf&#252;r, ein Ersatz eines Nutzungsausfallbetrages komme bei gewerblich genutzten Fahrzeugen nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist, gest&#252;tzt auf die &#167;&#167; 7, 17 StVG, 3 Pflichtversicherungsgesetz, 249 Satz 2, 251, 284 ff BGB teilweise begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Zwar steht dem Kl&#228;ger nicht Ersatz von Nutzungsausfall zu, wohl aber Ersatz der Vorhaltekosten.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Bei gewerblich eingesetzten, der Gewinnerzielung dienenden Fahrzeugen kann nach &#252;berwiegender Rechtsprechung Nutzungsausfall nicht abstrakt berechnet werden, vielmehr ist es erforderlich, einen etwaigen Gewerbeminderertrag darzulegen und ggf. zu beweisen (der dann andererseits aber auch wesentlich h&#246;her liegen k&#246;nnte als ein normaler Nutzungsausfallsatz). Dieser Grundsatz gilt f&#252;r den Regelfall (BGH Versicherungsrecht 78 374/375). Anders mag es sein, wenn infolge besonderer Umst&#228;nde eine bezifferbare Auswirkung des Ausfalls des gesch&#228;digten Fahrzeugs f&#252;r die Reparaturdauer oder eine anders begr&#252;ndete Zeit der unfallbedingten Nichtnutzbarkeit nicht mehr feststellbar ist (BGH a. a. O.). Dieser Grundsatzentscheidung des BGH folgt die seit dem ver&#246;ffentlichte Rechtsprechung &#252;berwiegend, wenn auch nicht verkannt werden kann, dass die Eingrenzung eines abstrakten Nutzungsausfallersatzes auf privat genutzte Pkw und z. B. nicht Wohnwagen (BGHZ 86, 128) dogmatisch nicht problemlos begr&#252;ndbar ist (OLG Stuttgart, Versicherungsrecht 81, 361 f; OLG D&#252;sseldorf, Zff 81, 168; Schneider, MDR 83,20; Schacht, NJW 81, 1350). Dogmatisch stellt sich allerdings hier eher die Frage, wieso abstrakter Nutzungsausfall bei Pkw-Sch&#228;den zuzubilligen ist, als dass es einer Rechtfertigung bed&#252;rfte, abstrakten Ausfall bei gewerblich genutzten Fahrzeugen nicht zuzusprechen, so dass im Zusammenhang des vorliegenden Rechtsstreits auf eine n&#228;here Er&#246;rterung verzichtet werden kann.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber ist aber durch den Ausfall des Fahrzeugs der Betrag, der seitens des Kl&#228;gers als Vorhaltekosten notwendigerweise weiter entstanden ist, als t&#228;glicher Schaden berechenbar entstanden (sogenannte frustrierte Aufwendungen). Ein Sch&#228;tzungshilfsmittel konkret f&#252;r das Fahrzeug des Kl&#228;gers steht nicht zur Verf&#252;gung, die Beklagte hat aber der Analogie des Kl&#228;gers zur Tabelle des X-Kleinbusses nicht widersprochen. Es kann auch davon ausgegangen werden, dass ein E-Kleinbus nicht weniger an t&#228;glichen Vorhaltekosten verursacht als ein X-Kleinbus. Nach der f&#252;r den Unfall anzuwendenden Tabelle (Sanden/Danner, Versicherungsrecht 82, 527, 540) betragen die Vorhaltekosten f&#252;r den VW-Bus 15,08 DM t&#228;glich, so dass sich, multipliziert mit 15 Tagen, ein Ausfallbetrag von 226,20 DM ergibt (vgl. auch BGH Versicherungsrecht 78, 374).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">F&#252;r einen h&#246;heren Zinsschaden als den seit Zustellung des Mahnbescheides ist seitens des Kl&#228;gers nichts dargelegt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 92, 708 Nr. 11, 713 ZPO.</p>
315,646
lg-duisburg-1984-12-06-6-o-12784
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
6 O 127/84
"1984-12-06T00:00:00"
"2019-03-13T15:10:03"
"2019-03-27T09:42:34"
Schlussurteil
ECLI:DE:LGDU:1984:1206.6O127.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagten zu 1.), 2.) und 3.) werden als Gesamtschuldner verurteilt, an den Kl&#228;ger 1.026,35 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 19. Juli 1983 zu zahlen abz&#252;glich am 20. M&#228;rz 1984 gezahlter 370,09 DM.</p> <p></p> <p>Die Beklagten zu 1.) und 3.) werden weiter als Gesamtschuldner verurteilt, an den Kl&#228;ger 4 % Zinsen von 2.500 DM f&#252;r die Zeit vom 19. Juli 1983 bis zum 20. M&#228;rz 1984 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden zu 7/10 dem Kl&#228;ger, zu 3/10 den Beklagten als Gesamtschuldnern auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. Den Parteien wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung von 900 DM (Kl&#228;ger) bzw. 1.200 DM (Beklagte) abzuwenden, wenn nicht die jeweilige Gegenpartei vor der Vollstreckung Sicherheit in derselben H&#246;he leistet. Als Sicherheiten sind Bankb&#252;rgschaften zugelassen.</p> <p></p> <p>Tatbestand:</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger macht mit der Klage Schadensersatzanspr&#252;che aus einem Verkehrsunfall geltend, der sich am ereignet hat und an dem der Kl&#228;ger mit seinem Krad und der Erstbeklagte mit dem von dem Zweitbeklagten gehaltenen und bei der Drittbeklagten haftpflichtversicherten beteiligt waren. Der Kl&#228;ger befuhr die in Richtung der Erstbeklagte kam ihm auf der entgegen und wollte nach links in die einbiegen. Hierbei kam es zum Zusammensto&#223; der beiden Fahr&#172;zeuge.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger behauptet, der Erstbeklagte habe sein Fahrzeug zun&#228;chst abgestoppt, sei aber dann pl&#246;tzlich doch nach links eingebogen. Er, der Kl&#228;ger, habe sein Krad noch abgebremst, habe aber den Unfall nicht mehr vermeiden k&#246;nnen, da er schon viel zu dicht an das Fahrzeug des Erstbeklagten herangekommen gewesen sei. Der Kl&#228;ger beziffert den ihm durch den Unfall entstandenen materiellen Schaden auf insgesamt 8.285,13 DM. Hierauf hat der Drittbeklagte vor Klageerhebung unstreitig 5.000 DM gezahlt. Der Kl&#228;ger hat mit der Klage zun&#228;chst den danach verbliebenen Betrag von 7.285,13 DM geltend gemacht, auf den die Drittbeklagte sodann nach Rechtsh&#228;ngigkeit weitere 370,07 DM geleistet hat. Wegen der Einzelheiten der Schadensberechnung des Kl&#228;gers wird auf die Schadensaufstellung in der Klage-schrift (Blatt 3 und 4 der Akten) Bezug genommen.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger hat mit der Klage au&#223;erdem ein Schmerzensgeld in H&#246;he von 4.000 DM geltend gemacht, auf welches die Drittbeklagte nach Rechtsh&#228;ngigkeit 2.500 DM gezahlt hat. Der Kl&#228;ger tr&#228;gt zur Begr&#252;ndung seines Schmerzensgeldanspruchs vor, er habe infolge des Unfalls einen Strecksehnenabri&#223; des f&#252;nften Fingers links, eine kn&#246;cherne Absprengung der rechten Kniescheibe, eine Defektwunde am rechten Unterschenkel sowie mehrere Platz- und Sch&#252;rfwunden erlitten. Er habe sich wegen der Unfallverletzungen in der Zeit vom 1. Juni bis zum 17. Juli 1982 in station&#228;rer Krankenhausbehandlung und sodann in der Zeit vom 19. Juli bis zum 28. Juli 1982 in ambulanter Behandlung befunden. Auch nach Abschlu&#223; der ambulanten Behand&#172;lung habe er noch bis etwa Juli/August 1983 erhebliche Schmerzen im rechten Knie versp&#252;rt, die ihn insbesondere bei seiner beruflichen T&#228;tigkeit als Kfz-Mechaniker sehr behindert h&#228;tten. Auch die Strecksehnendurchtrennung des f&#252;nften Fingers habe noch monatelange Beschwerden verursacht. </p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <p></p> <p>1. die Beklagten zu 1.), 2.) und 3.) als Gesamtschuldner zu verurteilen, an ihn 3.285,13 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 18. Juli 1983 zu zah-len abz&#252;glich am 20. M&#228;rz 1984 gezahlter 370,09 DM;</p> <p>2. die Beklagten zu 1.) und 3.) als Gesamtschuldner zu verurteilen, an ihn ein Schmerzensgeld in H&#246;he von 4.000 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 18. Juli 1983 zu zahlen abz&#252;glich am 20. M&#228;rz 1984 gezahlter 2.500 DM. </p> <p></p> <p>Die Beklagten erkennen den Klageantrag zu 1.) in H&#246;he von weiteren 656,26 DM an und beantragen im &#252;brigen,</p> <p></p> <p>die Klage abzuweisen.</p> <p></p> <p>Die Beklagten behaupten, den Kl&#228;ger treffe ein erhebliches Mitverschulden am Zu-standekommen des Unfalls, da er viel zu schnell, n&#228;mlich zwischen 80 und 100 km/h gefahren sei. Die Beklagten halten im &#252;brigen den geltend gemachten Nut-zungsausfall in H&#246;he von 250 DM f&#252;r nicht gerechtfertigt. Bez&#252;glich des Schmer-zensgeldes sind die Beklagten der Auffassung, da&#223; das von ihnen gezahlte Schmer&#172;zensgeld in H&#246;he von 2.500 DM ausreichend und angemessen ist. </p> <p></p> <p>Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf den vorgetragenen Inhalt der wechselseitigen Schrifts&#228;tze mit den &#252;berreichten Anlagen Bezug genommen.</p> <p></p> <p>Das Gericht hat gem&#228;&#223; Beschlu&#223; vom 27. Juni 1984 Beweiserhebung &#252;ber den Her&#172;gang des Unfalls angeordnet. Der Beweisbeschlu&#223; ist nicht ausgef&#252;hrt worden, nachdem die Beklagten weitere 656,26 DM anerkannt haben.</p> <p></p> <p>Die Strafakten 86 Js 1002/82 der StA Duisburg waren zur Information Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung. </p> <p></p> <p>Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <p></p> <p>Die Klage ist nur teilweise begr&#252;ndet.</p> <p></p> <p>Soweit die Beklagten den Klageanspruch anerkannt haben, waren sie gem&#228;&#223; &#167; 307 ZPO entsprechend dem Anerkenntnis zur Zahlung von weiteren 656,26 DM zu ver-urteilen. Dar&#252;ber hinaus stehen dem Kl&#228;ger Schadensersatzanspr&#252;che gegen die Beklagten nicht zu.</p> <p></p> <p>Die Beklagten sind zwar dem Kl&#228;ger gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 7, 18 StVG, &#167; 823 Abs. 1 und 2 BGB in Verbindung mit &#167; 230 StGB und den &#167;&#167; 1, 9 Abs. 3 Satz 1 StVO, &#167; 847 BGB, &#167; 3 Pflichtversicherungsgesetz zum Schadensersatz verpflichtet. Der Unfall war f&#252;r die Beklagten nicht unabwendbar, weil der Erstbeklagte sich beim Linksabbiegen offensichtlich hinsichtlich der Geschwindigkeit des entgegenkommenden Kl&#228;gers versch&#228;tzt und damit die n&#246;tige Sorgfalt au&#223;er acht gelassen hat, was ihm als Ver-schulden anzulasten ist. Der Unfall war aber schon nach dem eigenen Vortrag des Kl&#228;gers auch f&#252;r ihn selbst nicht unabwendbar. Zwar hat der Kl&#228;ger behauptet, er habe die zul&#228;ssige inner&#246;rtliche Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern nicht &#252;berschritten. Es fehlt jedoch jeder substantiierte Vortrag des Kl&#228;gers dazu, wo &#8211; das hei&#223;t in welcher Entfernung von der sp&#228;teren Unfallstelle &#8211; er sich befand, als sich der Beklagte zu 1.) zum Linksabbiegen anschickte. Wenn der Kl&#228;ger, wie er vorgetragen hat, die Blockierspur von 29,5 Metern, die in der in der Strafakte befind-lichen Skizze Blatt 4 eingezeichnet ist, als nicht richtig betrachtet, so h&#228;tte er n&#228;her darlegen m&#252;ssen, wie gro&#223; nach seiner Auffassung die Entfernung von der sp&#228;teren Unfallstelle war, als der Erstbeklagte sich zum Linksabbiegen anschickte. Das Gericht hat hierauf in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 8. November 1984 aus&#172;dr&#252;cklich hingewiesen, gleichwohl konnte der Kl&#228;ger hierzu nichts n&#228;heres vortragen. Damit hat der Kl&#228;ger nicht dargetan, da&#223; der Unfall f&#252;r ihn unabwendbar war. Die somit vorzunehmende Abw&#228;gung gem&#228;&#223; &#167; 17 StVG f&#252;hrt somit bereits aufgrund des unstreitigen Sachverhalts zu einer Haftungsverteilung von einem Viertel zu Lasten des Kl&#228;gers und von drei Vierteln zu Lasten der Beklagten; hierbei ist die h&#246;here Betriebsgefahr des PKWs gegen&#252;ber dem von dem Kl&#228;ger gefahrenen Motorrads sowie der Umstand ber&#252;cksichtigt, da&#223; den Erstbeklagten wegen seines unacht&#172;samen Abbiegens trotz entgegenkommenden Gegenverkehrs an dem Unfall ein Verschulden trifft. Da der Kl&#228;ger unter Ber&#252;cksichtigung des von den Beklagten abgegebenen Teilanerkenntnisses bereits drei Viertel seines unfallbedingten mate&#172;riellen Schadens zugesprochen bekommen hat, stehen ihm weitere Anspr&#252;che auf Ersatz seines materiellen Schadens nicht zu. Der Kl&#228;ger hat seinen unfallbe&#172;dingten Gesamtschaden mit 8.285,13 DM angegeben. Der in diesem Betrag enthal&#172;tene Teil&#172;betrag von 250 DM f&#252;r Nutzungsausfall ist jedoch keine unfallbedingte Schadenspo&#172;sition. Der Kl&#228;ger befand sich wegen der unfallbedingten Verletzungen in der Zeit vom 1. Juni bis zum 17. Juli 1982 in station&#228;rer Krankenhausbehandlung, er h&#228;tte das Krad in dieser Zeit also ohnehin nicht nutzen k&#246;nnen (BGH, st&#228;ndige Recht&#172;sprechung, Palandt, Anm. 2 b) bb) vor &#167; 249 BGB). Etwas anderes k&#246;nnte nur gel&#172;ten, wenn der Kl&#228;ger so schwer verletzt gewesen w&#228;re, da&#223; er w&#228;hrend sei&#172;ner Krankheit Reparatur bzw. Ersatzbeschaffung nicht h&#228;tte in die Wege leiten k&#246;n&#172;nen; dies trifft aber im vorliegenden Fall nicht zu. Der unfallbedingte Gesamtschaden des Kl&#228;gers bel&#228;uft sich demnach lediglich auf 8.035,13 DM. Der dem Kl&#228;ger hier&#172;von zustehende Ersatzanspruch in H&#246;he von drei Vierteln bel&#228;uft sich auf 6.026,35 DM. Hierauf hat der Kl&#228;ger vorprozessual 5.000 DM und nach Rechtsh&#228;ngigkeit, am 20. M&#228;rz 1984, 370,09 DM, insgesamt also 5.370,09 DM erhalten. Es verbleibt damit ein restlicher Anspruch des Kl&#228;gers auf Ersatz seines materiellen Schadens in H&#246;he von 656,26 DM, den die Beklagten anerkannt haben. &#220;ber den Betrag des Teilaner&#172;kenntnisurteils hinaus stehen dem Kl&#228;ger Anspr&#252;che somit nicht mehr zu.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger hat auch keinen Anspruch auf Zahlung von Schmerzensgeld &#252;ber die nach Rechtsh&#228;ngigkeit erhaltenen 2.500 DM hinaus. Unter Ber&#252;cksichtigung aller Umst&#228;nde, insbesondere der Art und Schwere der Verletzungen und der Behand-lungsdauer sowie weiter unter Ber&#252;cksichtigung des Umstandes, da&#223; die dem Schmerzensgeld innewohnende Genugtuungsfunktion bereits dadurch abgegolten ist, da&#223; der Erstbeklagte durch rechtskr&#228;ftigen Strafbefehl wegen fahrl&#228;ssiger K&#246;r-per&#172;verletzung mit einer Geldstrafe von 20 Tagess&#228;tzen zu je 20 DM belegt wor&#172;den ist, ist das von der Drittbeklagten geleistete Schmerzensgeld in H&#246;he von 2.500 DM als ausreichend und angemessen anzusehen.</p> <p></p> <p>Die Zinsanspr&#252;che rechtfertigen sich in der zugesprochenen H&#246;he gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 284 Abs. 1, Satz 1, 288 Abs. 1 BGB.</p> <p></p> <p>Die Nebenentscheidungen folgen aus den &#167;&#167; 91 a, 92, 708 Ziffer 1 und 11, 711 ZPO.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">(Hier Freitext: Tatbestand, Gr&#252;nde etc.)</p>