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lg-dortmund-1983-05-04-6-o-76082
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
6 O 760/82
"1983-05-04T00:00:00"
"2019-03-13T15:12:59"
"2019-03-27T09:42:19"
Urteil
ECLI:DE:LGDO:1983:0504.6O760.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p> Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die</p> <p> Kl&#228;gerin.</p> <p></p> <p> Das Urteil ist wegen der Kosten gegen Sicherheitsleistung</p> <p> in H&#246;he von 2.400,-- DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>T a t b e s t a n d</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kaufte am 7.11.1980 bei der Firma Daimler Benz</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">AG in E einen fabrikneuen Mercedes Benz Combiwagen</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Typ 230 TE nebst Zubeh&#246;r zum Nettopreis von 30.438,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Wagen wurde von der Beklagten zur Versicherungs-Nummer</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">############ diebstahlsversichert.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit Schadensanzeige vom 7.10.1981 meldete die Kl&#228;gerin den</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Wagen als am 3.10.1981 auf der L-stra&#223;e in X</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">gestohlen. Die Beklagte lehnte unter dem 19.8.1982 einen</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Versicherungsschutz unter anderem mit der Begr&#252;ndung ab, die</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;gerin habe bisher einen Diebstahl des Fahrzeugs nicht</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">nachgewiesen. Wegen des weiteren Inhalts des Schreibens wird</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">auf Blatt 16 der Akten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin, die den Kaufpreis f&#252;r den Mercedes bei der</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">C in E finanziert hat, wurde</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">von dieser mit rechtskr&#228;ftigem Vollstreckungsbescheid</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">unbekannten Datums auf Zahlung von 17.777,00 DM nebst 18 %</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Verzugszinsen von 16.264,05 DM seit dem 21.12.1981 in</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Anspruch genommen. Den etwaigen Ersatzanspruch im Falle eines</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Diebstahls hat die Kl&#228;gerin an die Kreditbank abgetreten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin behauptet unter n&#228;herer Darlegung, der vorbestrafte</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">I habe den Wagen gestohlen. Die Originalfahrzeugschl&#252;ssel</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">habe die Beklagte erst deshalb am</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">11.12.1981 zugesandt erhalten, weil zwei der drei Originalschl&#252;ssel</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">zu sorgf&#228;ltig weggelegt worden seien. Die Kl&#228;gerin</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">ist im &#252;brigen der Auffassung, die Beklagte habe ihr nicht</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">nur den Sch&#228;tzwert des Wagens, den die Beklagte angesichts</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">der Kilometerleistung von ca. 45.000 zu niedrig veranschlagt</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">habe, sondern den Neuwert zu erstatten, da sie sich ein</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">gleichwertiges Neufahrzeug anschaffen wolle.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">1) an die C, E zu</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">dem Aktenzeichen ########## f&#252;r sie 17.777,00 DM nebst 18 % Zinsen von</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">16.264,05 DM seit dem 10.2.1982 und</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">2) an sie weitere 12.661,00 DM nebst</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">5 % Zinsen seit dem 14.1.1983 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Sie stellt ihre Leistungspflicht in Abrede und behauptet</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">unter Bezugnahme unter anderem auf eine polizeiliche Aussage</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">des I, der Mercedes Combi sei im Einverst&#228;ndnis mit</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">den Gesellschaftern der Kl&#228;gerin, Frau B und Herrn</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">T, am Abend des 2.10.1981 Herrn I &#252;bergeben worden,</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">damit dieser das Fahrzeug nach Polen &#252;berf&#252;hre. Im &#252;brigen</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">habe die Kl&#228;gerin auch vors&#228;tzlich falsche Angaben bez&#252;glich</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">des Kilometerstandes des Fahrzeuges, gemacht, weshalb ihr der</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Versicherungsschutz zu versagen sei. Schlie&#223;lich ist die</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Beklagte der Auffassung, gem. &#167; 61 VVG von ihrer Leistungspflicht</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">freigeworden zu sein, da die Kl&#228;gerin durch das</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">unstreitige Zur&#252;cklassen des Fahrzeugscheins im Handschuhfach</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">grob fahrl&#228;ssig den Versicherungsfall herbeigef&#252;hrt habe.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten des beiderseitigen Parteivorbringens</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Ein Zahlungsanspruch aus der bei der Beklagten abgeschlossenen</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Diebstahlsversicherung steht der Kl&#228;gerin nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin ist der Versicherungsschutz zwar nicht wegen</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">bewu&#223;t falscher Angaben in der Schadensanzeige hinsichtlich</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">des Kilometerstandes zu versagen. Nach den von ihr zu den</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Akten gereichten Inspektionsrechnungen kann nicht davon</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">ausgegangen werden, da&#223; die Kl&#228;gerin bei der Schadensmeldung</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">vors&#228;tzlich falsche Angaben zu Kilometerleistung ihres</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Fahrzeuges gemacht hat.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist jedoch gem. &#167; 61 VVG von ihrer Leistungsverpflichtung</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">freigeworden, da die Kl&#228;gerin</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">- unterstellt, es hat tats&#228;chlich ein Fahrzeugdiebstahl</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">stattgefunden - den Versicherungsfall grob fahrl&#228;ssig</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">herbeigef&#252;hrt hat. Die Kl&#228;gerin hat n&#228;mlich den Fahrzeugschein</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">im Handschuhfach des Mercedes Combi verwahrt. Wenn</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">dadurch auch der Diebstahl an sich nicht beg&#252;nstigt oder</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">provoziert worden ist, so wurde aber der eingetretene Schaden</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">durch das Zur&#252;cklassen des Fahrzeugscheins im Wagen erheblich</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">vergr&#246;&#223;ert. Bei Fahrzeugkontrollen wird, jedenfalls so lange</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">das Fahrzeug noch nicht als gestohlen gemeldet und zur</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Fahndung ausgeschrieben ist, der Dieb ungehindert weiterfahren</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">k&#246;nnen, da er aufgrund der Tatsache, da&#223; er den</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Kfz-Schein bei sich f&#252;hrt, als zum F&#252;hren des Fahrzeugs</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">berechtigt angesehen wird. Es ist daher f&#252;r einen Dieb ein</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Leichtes, das Fahrzeug &#252;ber die Grenze zu bringen, wo es dem</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">unmittelbaren Zugriff der Deutschen Polizei entzogen ist und</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">es in dritte L&#228;nder zu schaffen. Der Absatz des Fahrzeuges</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">wird dem Dieb dabei aufgrund des vorhandenen Kfz-Scheines</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">erleichtert.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Das Zur&#252;cklassen des Kfz-Scheins im abgestellten Wagen</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">begr&#252;ndet den Vorwurf der groben Fahrl&#228;ssigkeit im Sinne des</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">&#167; 61 VVG. Grob fahrl&#228;ssig im Sinne der vorgenannten Bestimmung</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">handelt derjenige Versicherungsnehmer, der wu&#223;te</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">oder doch wissen mu&#223;te, da&#223; sein Verhalten geeignet war, den</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Eintritt des Versicherungsfalles oder die Vergr&#246;&#223;erung des</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Schadens zu f&#246;rdern (vgl. Pr&#246;ls/Martin &#167; 61 VVG, Anm. 4).</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin mu&#223;te mit der M&#246;glichkeit rechnen, da&#223; ihr</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">abends unbewacht abgestelltes Fahrzeug von einem Dieb</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">aufgebrochen werden konnte und da&#223; dieser den Kfz-Schein im</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Handschuhfach finden und benutzen w&#252;rde. Das Kennenm&#252;ssen der</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;gerin bzw. ihres gesetzlichen Vertreters wird auch nicht</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">dadurch ausgeschlossen, da&#223; der Kfz-Schein im angeblich</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">verschlossenen Handschuhfach aufbewahrt worden sein soll. Es</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">d&#252;rfte jedem Fahrzeughalter bekannt sein, da&#223; sich ein</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Handschuhfach ohne gr&#246;&#223;ere Schwierigkeiten aufbrechen l&#228;&#223;t,</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">wobei sichtbare und auff&#228;llige Besch&#228;digungen in der Regel</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">nicht auftreten.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat daher durch das Zur&#252;cklassen des Kfz-Scheins</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">einem m&#246;glichen Dieb die Arbeit besonders leicht gemacht und</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">mu&#223;te auch wissen, da&#223; eine solche Verhaltensweise geeignet</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">ist, die Vergr&#246;&#223;erung des Schadens zu bewirken (vgl.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Landgericht M&#252;nchen VersR. 81, 545 f).</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat sich somit zu Recht auf den Wegfall ihrer</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Leistungsverpflichtung gem. &#167; 61VVG berufen. Die Klage war</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">demnach mit der Kostenfolge des &#167; 91 ZPO abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">auf &#167; 709 ZPO.</p>
315,748
olgham-1983-05-03-2-uf-20082
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 UF 200/82
"1983-05-03T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:00"
"2019-03-27T09:42:19"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1983:0503.2UF200.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Antragsgegnerin wird das am 16. M&#228;rz 1982 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts - Familiengerichts - Essen (XXX) Ziffer IV und V abge&#228;ndert:</p> <p>Der Antragsteller wird verurteilt, an die Antragsgegnerin eine monatliche Unterhaltsrente von 4.283,41 DM zu zahlen und zwar monatlich im voraus, beginnend mit dem auf die Rechtskraft des Scheidungsausspruchs folgenden Monats abz&#252;glich monatlich freiwillig gezahlter 3.160,- DM.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Unterhaltsklage bleibt abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des ersten Rechtszuges werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens werden zu 9/10 dem Antragsteller und zu 1/10 der Antragsgegnerin auferlegt.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien, beide XXX Jahre alt, sind seit XXX miteinander verheiratet. Sie haben drei erwachsene Kinder im Alter von XXX, XXX und XXX Jahren.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller arbeitete zu Beginn der Ehe als Assistent bei der Firma XXX. Sp&#228;ter war er bei der Firma XXX besch&#228;ftigt. Seit XXX ist der Antragsteller bei der Firma XXX ordentlichem Vorstandsmitglied er mit Wirkung vom XXX bestellt wurde.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin ist gelernte B&#252;rogehilfin. Sie war w&#228;hrend der Ehe - mit Ausnahme weniger Monate nach Eheschliessung bis November 1952 - nicht berufst&#228;tig.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Verbundurteil, auf dessen Tatbestand im &#252;brigen und auf dessen Entscheidungsgr&#252;nde Bezug genommen wird, hat das Amtsgericht die Ehe geschieden, den Versorgungsausgleich geregelt und die Unterhaltsklage der Antragsgegnerin abgewiesen; mit ihr wurde ein Mehrbetrag von 1.340 DM &#252;ber freiwillig gezahlte 3.160 DM hinaus geltend gemacht.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dagegen richtet sich die Berufung der Antragsgegnerin. Soweit sie gegen den Versorgungsausgleich gerichtet war, hat sie das Rechtsmittel zur&#252;ckgenommen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">den Antragsteller zu verurteilen, an sie ab Rechtskraft des Scheidungsausspruchs folgenden monatliche Unterhaltsbetr&#228;ge zu zahlen:</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Elementarunterhalt 3.000,- DM</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Kosten einer angemessenen</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Versicherung f&#252;r den Fall</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">der Krankheit 469,43 DM</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Kosten einer angemessenen</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Versicherung f&#252;r den Fall</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">des Alters 813,98 DM</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">insgesamt monatlich 4.283,41 DM</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">freiwillig gezahlter monatlich 3-160,- DM.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Parteien wiederholen und erg&#228;nzen ihren erstinstanzlichen Vortrag. Hierzu wird auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin hat Anspruch auf nachehelichen Unterhalt in H&#246;he von insgesamt 4.283,41 DM.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Anspruchsgrundlage f&#252;r die Unterhaltsforderung sind &#167;&#167; 1569, 1571, 1578 BGB.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;&#167; 1569, 1571 BGB kann ein geschiedener Ehegatte von dem anderen Unterhalt verlangen, sobald von ihm im Zeitpunkt der Scheidung wegen seines Alters eine Erwerbst&#228;tigkeit nicht mehr erwartet werden kann. Eine Erwerbst&#228;tigkeit kann der 57 Jahre alten Antragsgegnerin, die w&#228;hrend der &#252;ber 30-j&#228;hrigen Ehe - mit Ausnahme weniger Monate zu Beginn - nicht berufst&#228;tig war, nicht zugemutet werden. Hierzu bedarf es keiner weiteren Ausf&#252;hrungen. F&#252;r die Beurteilung der ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse sind nach der Rechtsprechung des BGH (vgl. FamRZ 82/575 m.w.N.) alle Tatsachen einzubeziehen, die die Einkommens- und Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse bis zur Aufl&#246;sung der Ehe (&#167; 1564 Satz 2 BGB) beeinflu&#223;t haben. Demgem&#228;&#223; hat der Bundesgerichtshof bereits mehrfach entschieden, da&#223; f&#252;r den nachehelichen Unterhalt regelm&#228;&#223;ig die Eink&#252;nfte im Zeitpunkt der Scheidung ma&#223;gebend sind. Die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse waren gepr&#228;gt von der beruflichen Stellung und den Eink&#252;nften des Antragsstellers zuletzt als Vorstandsmitglied bei der XXX. Soweit er geltend macht, da&#223; die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse von den mit der Bestellung zum Vorstandsmitglied verbundenen wesentlich erh&#246;hten Bez&#252;gen nur noch in zeitlich untergeordnetem Umfang beeinflu&#223;t worden seien, ist dem entgegenzuhalten, da&#223; bereits seit den 70iger Jahren - wie die vorgelegten Einkommenssteuerbescheide und die von der Antragsgegnerin gefertigte Aufstellung, die der Antragsteller nicht spezifiziert bestritten hat, ergeben - ein verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig hohes Einkommen mit regelm&#228;&#223;ig steigender Tendenz zu verzeichnen ist. Die wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse hatten zunehmend eine g&#252;nstige Weiterentwicklung erfahren, deren Voraussetzungen bereits vor der Trennung vom 1. Juli 1978 begr&#252;ndet waren. Der Antragsteller errechnet - bezogen auf das Jahr 1981 - nach Abzug von Steuern und Kirchengeld XXX von Unterhaltsleistungen an die Antragsgegnerin in H&#246;he von monatlich 3.160,- DM und an die drei Kinder in H&#246;he von monatlich 600,- DM f&#252;r die Tochter XXX und je 750,-- DM f&#252;r die S&#246;hne XXX und XXX weiter nach Abzug eigener Krankenversicherungs- und Altersvorsorgeversicherungsbeitr&#228;ge sonstiger Versicherungsbeitr&#228;ge sowie Zinszahlungen und Zahlungen an Bausparkassen einen ihm verbleibenden Betrag von 7.500,- DM monatlich. Es kann unterstellt werden, da&#223; die Parteien - wie der Antragsteller vortr&#228;gt - gemessen an seinen Einkommens- und Verm&#246;gensverh&#228;ltnissen einen verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig bescheidene jedenfalls keinen aufwendigen Lebensstil gepflegt und den monatlichen Bedarf f&#252;r den Lebensunterhalt, was Nahrung und Bekleidung - mit Ausnahme derjenigen des Antragstellers - und dergleichen angeht, f&#252;r einen 4-Per-sonen-Haushalt noch im Jahre 1978 mit rund 3.600,- DM bestritten haben. Berechnet man die Kosten f&#252;r Wohnung die Parteien bewohnten ein ihnen je zu 1/2-Miteigentumsanteil geh&#246;rendes Einfamilienwohnhaus - f&#252;r Winter- und Sommerurlaube den Privatgebrauch eines Pkw - die Antragsgegnerin verf&#252;gte &#252;ber einen eigenen Pkw - und f&#252;r diverse Hobbys des Antragstellers wie Fliegen und Segeln hinzu, d&#252;rfte ein Betrag von 6.000,- bis 7.000,-- DM monatlich f&#252;r die Lebenshaltung insgesamt, bezogen auf den 4-Personen-Haushalt, nicht &#252;bersetzt sein. Um einen an der bisherigen Lebensf&#252;hrung orientierten angemessenen Unterhalt der Antragsgegnerin sicherzustellen, h&#228;lt der Senat deswegen als Elementarunterhalt einen Betrag von 3.000,- DM monatlich f&#252;r notwendig. Im Verh&#228;ltnis zu dem f&#252;r die fr&#252;here gemeinsame</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Lebens- und Haushaltsf&#252;hrung -anzusetzenden Betrag mag diese Summe f&#252;r die Antragstellerin allein zwar nicht gering erscheinen. Es ist jedoch eine Erfahrungstatsache, da&#223; getrennt zu finanzierende Haushalte und Lebensbed&#252;rfnisse h&#246;here Kosten verursachen. Von dem Betrag von monatlich 3.000,- DM ist im Hinblick auf die ihr zugeflossene Summe von tats&#228;chlich rund 275.000,- DM im Rahmen der Verm&#246;gens- und Zugewinnauseinandersetzung zu Lasten der Antragsgegnerin ein Abzug nicht vorzunehmen. Der Antragsgegnerin es nicht verwehrt, eine Eigentumswohnung zu erwerben. Hierf&#252;r das gesamte Kapital einzusetzen, war sie nicht gehalten. Vielmehr war ihr unbenommen, den Kauf - wie geschehen - nur zum Teil mit Eigenmitteln, im &#252;brigen mit einem Bauspardarlehen zu finanzieren, und einen weiteren Teil des ihr vom Antragsteller gezahlten Kapitals f&#252;r sonstige mit der Einrichtung eines neuen Hausstandes verbundene Unkosten zu verwenden. Da&#223; sie im Zusammenhang mit dem Umzug aus einer nach der Trennung zun&#228;chst angemieteten Wohnung in die Eigentumswohnung und mit der Einrichtung des neuen Hausstandes insgesamt Ausgaben in einer Gr&#246;&#223;enordnung um 50.000,-- DM gehabt und dar&#252;ber hinaus 10.000,- DM f&#252;r die Anschaffung eines Pkw ausgegeben hat, bestreitet der Antragsteller nicht. Diese Ausgaben sind auch nicht als unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig hoch anzusehen. Der Antragstellerin ist dar&#252;berhinaus eine gewisse R&#252;cklagenbildung zuzubilligen. Nach ihren vom Antragsteller nicht spezifiziert bestrittenen Angaben im Termin sind ihr nach Abzug der vorstehenden Ausgaben einschlie&#223;lich derjenigen f&#252;r die Eigentumswohnung etwa 50.000,- DM verblieben. Soweit der Antragstellerin daraus Kapitaleink&#252;nfte zuflie&#223;en, stehen diesen Eink&#252;nften Zins- und Tilgungsleistungen f&#252;r das Bauspardarlehen in H&#246;he von 150.000,- DM gegen&#252;ber, die sich monatlich auf 1.000,- DM belaufen. Zwar ist einzur&#228;umen, da&#223; die Tilgungsleistungen der Verm&#246;gensbildung dienen. Auf Seiten des Antragstellers fallen nach seinem Vortrag aber ebenfalls neben Zinszahlungen XXX Leistungen XXX zur Kapitalbildung an, die seinen angemessenen Unterhalt nicht tangieren. Da die Antragsgegnerin f&#252;r die Eigentumswohnung Zinszahlungen sowie Betriebskosten und Instandhaltungsr&#252;cklagen monatlich aufzubringen hat, ist auch kein den Elementarunterhalt mindernder Wohnwert f&#252;r die Eigentumswohnung zu veranschlagen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">&#220;ber die Unterhaltsrente von 3.000,- DM monatlich hinaus, die als erforderlich aber auch ausreichend anzusehen ist, um ihr eine den bisherigen Lebenszuschnitt angepa&#223;te Lebensf&#252;hrung zu gew&#228;hrleisten, stehen der Antragsgegnerin die Kosten einer angemessenen Versicherung f&#252;r den Fall der Krankheit zu (&#167; 1578 II BGB). Die von ihr hierf&#252;r beanspruchten 469,43 DM monatlich hat der Antragsteller der H&#246;he nach nicht bestritten. Dar&#252;berhinaus kann die Antragsgegnerin auch die Kosten einer angemessenen Versicherung f&#252;r den Fall des Alters gem&#228;&#223; &#167; 1578 III BGB verlangen. Die hierf&#252;r geforderten 813,98 DM monatlich entsprechen einem Bruttoeinkommen von 4.399,89 DM monatlich. Sie liegen somit unter dem h&#246;chstm&#246;glichen Betrag f&#252;r die Einzahlung in die gesetzliche Rentenversicherung f&#252;r das Jahr 1983.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die Antragsgegnerin mit diesem Betrag einem Rentenanspruch in der gesetzlichen Rentenversicherung oder in einer Lebensversicherung nicht mehr begr&#252;nden kann, der auch nur ann&#228;hernd die H&#246;he des derzeitigen Elementarunterhaltsanspruchs erreicht, enthebt den Antragsteller nicht von seiner Zahlungsverpflichtung.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 97, 515 ZPO; diejenige &#252;ber die Anordnung der vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit auf &#167; 708 Nr. 10 ZPO.</p>
315,749
olgham-1983-04-22-20-u-32982
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 329/82
"1983-04-22T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:02"
"2019-03-27T09:42:19"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1983:0422.20U329.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das am 23. Juni 1982 verk&#252;ndete Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts Bochum abge&#228;ndert.</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 12.200,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 15. M&#228;rz 1982 zu zahlen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden der Beklagten auferlegt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hatte f&#252;r ihren Pkw Mercedes 230 bei der Beklagten eine Kaskoversicherung abgeschlossen, aus der sie die Beklagte wegen eines Unfalls in Anspruch nimmt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 8.3.1981 gegen 4.00 Uhr morgens erlitt die Kl&#228;gerin mit diesem Pkw in ... einen Unfall. Nach einer Betriebsfeier wollte die Kl&#228;gerin nach Hause fahren; beim Einbiegen von der ... in die ...geriet der Pkw ins Rutschen, stie&#223; gegen die Bordsteinkante und danach gegen einen Laternenmast.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin wurde um 4.50 Uhr eine Blutprobe entnommen, die eine Blutalkoholkonzentration von 0,97 %o erg&#228;be. In dem &#246;rtlichen Bericht zur Entnahme der Blutprobe hei&#223;t es unter anderem:</p> <br /><span class="absatzRechts">5</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>"Gans (geradeaus): sicher, pl&#246;tzliche Kehrtwendung nach vorherigem Gehen: sicher, Sprache: deutlich, Denkablauf: geordnet, Verhalten: beherrscht."</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hatte seit dem 22.8.1980 die Fahrerlaubnis.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der von der Kl&#228;gerin gefahrene Pkw hatte Winterreifen. Die Stra&#223;e war na&#223;, in dem Stra&#223;enbett befanden sich Stra&#223;enbahnschienen und im Bereich der Schienen war Kopfsteinpflaster verlegt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin 12.200,- DM nebst 4 % Zinsen seit Rechtsh&#228;ngigkeit zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat die Ansicht vertreten, die Kl&#228;gerin habe den Versicherungsfall grob fahrl&#228;ssig herbeigef&#252;hrt, so da&#223; die Beklagte gem&#228;&#223; &#167;61 VVG von der Leistungspflicht frei sei. Dies ergebe sich auch aus dem Urteil des Amtsgerichts Bochum vom 14.7.1981, das die Kl&#228;gerin wegen fahrl&#228;ssiger Trunkenheit im Verkehr zu einer Geldstrafe von 25 Tagess&#228;tzen zu je 25,- DM verurteilt und in den Gr&#252;nden ausgef&#252;hrt hat, die Kl&#228;gerin habe infolge ihrer alkoholischen Beeinflussung die Gewalt &#252;ber das Fahrzeug verloren.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Weiterhin hat sich die Beklagte darauf berufen, da&#223; sie von der Pflicht zur Leistung frei sei, weil die Kl&#228;gerin in der Schadensanzeige vors&#228;tzlich falsche Angaben gemacht habe: In der Rubrik Blutprobe sei anstelle des K&#228;stchens vor dem Ja das Wort Nein durchgestrichen und in der dazugeh&#246;rigen Rubrik "Ergebnis" ein Strich gemacht worden.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat demgegen&#252;ber geltend gemacht, sie habe keine falschen Angaben gemacht; beim Ausf&#252;llen der Schadensanzeige sei ihr ein Bekannter, der ..., behilflich gewesen, der f&#252;r sie das Formular ausgef&#252;llt habe.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen und in den Gr&#252;nden ausgef&#252;hrt, die Beklagte sei aufgrund von &#167;61 VGG frei, weil die Kl&#228;gerin den Versicherungsfall grob fahrl&#228;ssig herbeif&#252;hrt habe. Im einzelnen wird auf das angefochtene Urteil Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Mit der Berufung wendet sich die Kl&#228;gerin gegen die Annahme der grob fahrl&#228;ssigen Herbeif&#252;hrung des Versicherungsfalls und wiederholt ihr Vorbringen aus erster Instanz.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin 12.200,- DM nebst 4 % Zinsen seit Zustellung der Klage zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">die Berufung der Kl&#228;gerin zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Auch sie wiederholt ihr Vorbringen aus erster Instanz.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat im Senatstermin vom 22.4.1983 pers&#246;nlich nach &#167;141 ZPO erkl&#228;rt:</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Schadensanzeige habe der ... geschrieben, sie selber habe nur unterschrieben. Sie sei zuvor bei dem Vertreter der Beklagten, dem Versicherungsvertreter Palm, gewesen, habe den Schaden gemeldet und dem Versicherungsvertreter erkl&#228;rt, da&#223; sie auf der R&#252;ckfahrt von einer Betriebsfeier gewesen sei. ... habe ihr erkl&#228;rt, f&#252;r Betrunkene zahle die Versicherung sowieso nicht. Sie habe das Formular von diesem Vertreter mit nach Hause genommen und den ... aufgesucht, der ihr bei der Ausf&#252;llung geholfen habe. Sie habe dem Zeugen Kost sogleich gesagt, da&#223; ihr eine Blutprobe entnommen worden sei, da sie von einer Betriebsfeier auf dem Weg nach Hause gewesen sei. Bei der Ausf&#252;llung des Formulars sei ziemlich viel Betrieb im B&#252;ro des ... gewesen. Sie habe nicht gemerkt, da&#223; das Formular m&#246;glicherweise mi&#223;verst&#228;ndlich ausgef&#252;llt worden sei.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der ... hat im Senatstermin vom 22.4.1983 ausgesagt: Er sei seit drei bis vier Jahren mit der Kl&#228;gerin bekannt, diese sei mit einem Formular zu ihm gekommen und er habe nach Angaben der Kl&#228;gerin die Schadensanzeige ausgef&#252;llt. Die Kl&#228;gerin habe ihm erkl&#228;rt, da&#223; ihr eine Blutprobe entnommen worden sei. Er wisse nicht, weshalb in der Rubrik Blutprobe nicht das K&#228;stchen vor dem "Ja" durchgestrichen worden sei, sondern das Wort "Nein". Er habe die Art der Ausf&#252;llung des Fragebogens nicht gew&#228;hlt, um zu vertuschen, da&#223; der Kl&#228;gerin eine Blutprobe entnommen worden sei. M&#246;glicherweise sei dies darauf zur&#252;ckzuf&#252;hren, da&#223; im B&#252;ro ziemlich viel Betrieb gewesen sei und deshalb nicht die n&#246;tige Sorgfalt auf die Ausf&#252;llung der Schadensanzeige verwendet worden sei.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist begr&#252;ndet, weil die Kl&#228;gerin gegen die Beklagte einen Anspruch aus der Kaskoversicherung hat. Die Beklagte ist weder nach &#167;61 VVG noch nach den &#167;&#167;7 Abs. 5 Nr. 4 AKB in Verbindung mit &#167;6 Abs. 3 VVG von der Leistungspflicht frei.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat nicht den ihr obliegenden Beweis erbracht, da&#223; die Kl&#228;gerin den Versicherungsfall grob fahrl&#228;ssig herbeigef&#252;hrt hat.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Zwar w&#228;re grobe Fahrl&#228;ssigkeit der Kl&#228;gerin zu bejahen, wenn sie den Unfall durch den Alkoholgenu&#223; verursacht h&#228;tte. Die Kl&#228;gerin hatte 0,97 %o Alkohol im Blut.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Ansicht des Landgerichts, aus dem Unfallverlauf ergebe sich, da&#223; eine typische alkoholbedingte Enthemmung zu der unfallurs&#228;chlichen Fahrweise gef&#252;hrt habe, kann aber nicht gefolgt werden. Es lagen n&#228;mlich eine Reihe von weiteren Risikofaktoren vor, die die Urs&#228;chlichkeit des Alkoholgenusses f&#252;r den Unfall zweifelhaft erscheinen lassen. Da die von der Kl&#228;gerin befahrene Stra&#223;e na&#223; war, Stra&#223;enbahnschienen mit Kopfsteinpflaster vorhanden und der Pkw der Kl&#228;gerin, ein Mercedes 230, mit Winterreifen versehen war, war die Rutschgefahr besonders gro&#223;. Wenn die Kl&#228;gerin dies nicht in ausreichendem Ma&#223;e bei ihrer Fahrweise ber&#252;cksichtigt hat, mu&#223; dieser Fehler nicht auf den Alkoholgenu&#223; zur&#252;ckzuf&#252;hren sein. Die Kl&#228;gerin hatte n&#228;mlich erst seit gut 7 Monaten die Fahrerlaubnis. Au&#223;erdem war die Kl&#228;gerin zur Zeit des Unfalls vermutlich &#252;berm&#252;det, da sie nach einer Betriebsfeier um 4.00 Uhr morgens nach Hause fuhr. Gegen die Annahme der Verursachung des Unfalls durch den Alkoholgenu&#223; kann schlie&#223;lich auch das Ergebnis des Untersuchungsberichts des Arztes sprechen, der die Blutprobe entnommen hat: Danach sind keine Ausfallserscheinungen im Verhalten der Kl&#228;gerin festgestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Insgesamt ist somit angesichts der nicht gekl&#228;rten Frage, worauf der Unfall sicher zur&#252;ckzuf&#252;hren ist, nicht bewiesen, da&#223; die Kl&#228;gerin den Versicherungsfall grob fahrl&#228;ssig herbeigef&#252;hrt hat.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist von ihrer Pflicht zur Leistung auch nicht nach den &#167;7 Abs. 5 Nr. 4 AKB in Verbindung mit &#167;6 Abs. 3 VVG frei geworden.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die von der Kl&#228;gerin unterschriebene Schadensanzeige ist zwar m&#246;glicherweise insofern mi&#223;verst&#228;ndlich, als in der Rubrik Blutprobe das Wort "Nein" durchgestrichen ist, w&#228;hrend in anderen F&#228;llen in diesem Fragebogen das K&#228;stchen vor dem "Ja" durchgekreuzt ist.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Eine vors&#228;tzliche Obliegenheitsverletzung der Kl&#228;gerin selbst scheidet aber aus, weil die Kl&#228;gerin die Schadensanzeige nicht selbst ausgef&#252;llt, sondern nur unterschrieben hat.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Nach ihren glaubw&#252;rdigen Angaben im Senatstermin vom 22.4.1983 hat die Kl&#228;gerin den Zeugen ... einen befreundeten Versicherungsvertreter, gebeten, die Anzeige auszuf&#252;llen und dabei auch erkl&#228;rt, da&#223; eine Blutprobe entnommen worden sei. Dies hat der Zeuge ... best&#228;tigt. Da&#223; die Kl&#228;gerin bei dem Unterschreiben der Schadensanzeige nicht bemerkt hat, da&#223; die Frage nach der Blutprobe m&#246;glicherweise mi&#223;verst&#228;ndlich beantwortet worden war, kann allenfalls den Vorwurf der Fahrl&#228;ssigkeit begr&#252;nden, der jedoch wegen Folgenlosigkeit nicht zur Leistungsfreiheit der Beklagten f&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Auch in der Person des Zeugen ... der der Kl&#228;gerin beim Ausf&#252;llen der Schadensanzeige behilflich war, kann kein Vorsatz festgestellt werden: Er hat in glaubw&#252;rdiger Weise geschildert, wie es zu der Ausf&#252;llung der Schadensanzeige gekommen ist; da&#223; er die Absicht gehabt h&#228;tte, zugunsten der Kl&#228;gerin falsche Angaben zu machen, kann danach nicht angenommen werden. Einleuchtend war insbesondere die Erkl&#228;rung des Zeugen, da&#223; ihm als Versicherungsvertreter nat&#252;rlich bekannt sei, da&#223; die Versicherung insbesondere bei mi&#223;verst&#228;ndlichen Angaben sofort die Ermittlungsakten beiziehen w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen brauchte die Kl&#228;gerin, die dem Zeugen Kost zutreffende Angaben gemacht hat, sich nicht dessen davon vors&#228;tzlich abweichende Ausf&#252;llung der Schadensanzeige zurechnen zu lassen, da der ... nicht als Vertreter aus eigenem Wissen Erkl&#228;rungen abgab, sondern Hilfsperson der Kl&#228;gerin war (vgl. BGH Versicherungsrecht 1968, 185; NJW 1981, 1952).</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Zinsen waren der Kl&#228;gerin aufgrund von &#167;291 BGB zuzusprechen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Wert der Beschwer betr&#228;gt 12.200,- DM.</p>
315,750
olgk-1983-04-12-21-uf-19382
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
21 UF 193/82
"1983-04-12T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:04"
"2019-03-27T09:42:19"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1983:0412.21UF193.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Antragsgegners und die Anschlu&#223;berufung der Antragstellerin wird das am 14. Juli 1982 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts - Familiengericht - K&#246;ln (305 F 305/81) unter Zur&#252;ckweisung der Rechtsmittel im &#252;brigen teilweise abge&#228;ndert und insgesamt wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Die Scheidungsantr&#228;ge beider Parteien werden zur&#252;ckgewiesen. Den Parteien wird die Trennung von Tisch und Bett gestattet.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits beider Instanzen werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T A T B E S T A N D :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin, Jugoslawin, und der Antragsgegner, Italiener,</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">haben am 21. Juli 1972 in M. die Ehe geschlossen,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">aus der keine Kinder hervorgegangen sind. Ihr letzter gemeinsamer</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Wohnsitz war M.. Seit dem 31. Dezember 1976 leben</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Parteien nach ihrem &#252;bereinstimmenden Vorbringen ununterbrochen</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">getrennt. W&#228;hrend sich die Antragstellerin seit drei</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Jahren st&#228;ndig in U. aufh&#228;lt und dort einer Erwerbst&#228;tigkeit</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">nachgeht, lebt der Antragsgegner in L.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die am 21. Juli 1972 vor dem Standesbeamten M. geschlossene Ehe der Parteien zu scheiden;</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">1) das Getrenntleben von Tisch und Bett zu gestatten,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">2) die Schuld an der Trennung dem Antragsgegner anzulasten.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die am 21. Juli 1972 vor dem Standesbeamten in M. - Heiratsregister Nr. 377/1972 - geschlossene Ehe der Parteien zu scheiden;</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">das Getrenntleben von Tisch und Bett zu gestatten und die Schuld an der Trennung der Antragstellerin anzulasten.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Durch das hiermit in Bezug genommene Urteil vom 14. Juli 1982</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">hat das Amtsgericht die Scheidungsantr&#228;ge beider Parteien</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">zur&#252;ckgewiesen, und zwar im wesentlichen mit der Begr&#252;ndung,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">die Scheidungsantr&#228;ge beider Parteien seien unzul&#228;ssig, weil</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">die nach &#167; 70 Ziffer 2 der italienischen Zivilproze&#223;ordnung unverzichtbare</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Beteiligung der Staatsanwaltschaft am Verfahren</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">aus Rechtsgr&#252;nden unm&#246;glich sei und demzufolge die Anerkennung</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">eines deutschen Trennungsurteils in Italien nicht erwartet werden</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">k&#246;nne (&#167; 606 b Nr. 1 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses - beiden Parteien am 23. Juli 1982 zugestellte -</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Urteil haben beide Parteien Berufung eingelegt, und zwar der</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Antragsgegner am 19. August 1982 und die Antragstellerin am 23.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">August 1982. W&#228;hrend der Antragsgegner sein Rechtsmittel nach</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Verl&#228;ngerung der Begr&#252;ndungsfrist bis zum 15. November 1982 am</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">11. November 1982 begr&#252;ndet hat, ist die Berufungsbegr&#252;ndung</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">der Antragstellerin nach Verl&#228;ngerung der Begr&#252;ndungsfrist bis</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">zum 15. November 1982 am 12. November 1982 bei Gericht eingegangen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner beantragt,</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils nach den erstinstanzlichen Schlu&#223;antr&#228;gen des Antragsgegners, jedoch ohne Schuldausspruch, zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Antragsstellerin stellt keinen Gegenantrag und beantragt ihrerseits,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Ab&#228;nderung des Urteils des Familiengerichts nach den erstinstanzlichen Antr&#228;gen der Antragstellerin, jedoch ohne Schuldausspruch, zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Auch der Antragsgegner stellt keinen Gegenantrag.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Generalstaatsanwaltschaft K&#246;ln zu der m&#252;ndlichen</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Verhandlung am 1<b>. </b>M&#228;rz 1983 geladen. Der zur m&#252;ndlichen</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Verhandlung erschienene Vertreter des Generalstaatsanwalts hat</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">keine Antr&#228;ge gestellt.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Parteien angeh&#246;rt und einen S&#252;hneversuch unternommen,</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">der gescheitert ist. Hinsichtlich der Erkl&#228;rungen</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">der Parteien wird auf die Sitzungsniederschrift vom 1. M&#228;rz</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">1983 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks"><b><u>E N T S C H E I D U N G S G R &#220; N D E:</u></b></p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Die in formeller Hinsicht einwandfreien Rechtsmittel beider</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Parteien sind teilweise begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">I.)</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die haupt- und hilfsweise gestellten Antr&#228;ge beider Parteien</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">sind zul&#228;ssig. Ihre Zul&#228;ssigkeit scheitert nicht an der Vorschrift</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">in &#167; 606 b Nr. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Dabei kann uner6rtert bleiben, ob diese Vorschrift, indem sie</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">lediglich an das Heimatrecht des Mannes ankn&#252;pft, gegen Art. 3</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Abs. 2 GG verst&#246;&#223;t und daher nichtig ist (vgl. hierzu Baumbach/</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Lauterbach/Albers/Hartmann, ZPO, Anm. 2 B a zu &#167; 606 b).</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Die deutsche Entscheidung wird sowohl in der Heimat des Antragsgegners</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">(Italien) als auch in der Heimat der Antragstellerin</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">(Jugoslawien) anerkannt werden, so da&#223; sich ein etwaiger</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Versto&#223; gegen Art. 3 Abs. 2 GG im vorliegenden Fall nicht auswirken</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">w&#252;rde (vgl. BGH in FamRZ 1983/255).</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">1) Die Anerkennung in Italien ergibt sich aus dem deutsch/italienischen</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Abkommen &#252;ber die Anerkennung und Vollstreckung</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">9. M&#228;rz 1936 (RGBl. 1937 II 145), das seit dem 1. Oktober</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">1952 wieder anwendbar ist (BGBl. II 986). Nach Art. 1 und 3</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">dieses Abkommens ist die Anerkennung eines deutschen Trennungs-</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">oder Scheidungsurteils in Italien grunds&#228;tzlich gew&#228;hrleistet,</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">wenn die Parteien ihren Wohnsitz in Deutschland</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">hatten. Das ist hier der Fall. Jedenfalls seit ihrer Eheschlie&#223;ung</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">am 21. Juli 1972, also seit mehr als zehn Jahren,</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">halten sich beide Parteien st&#228;ndig ln der Bundesrepublik</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Deutschland auf und gehen hier einer Erwerbst&#228;tigkeit nach.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Dieser Umstand rechtfertigt die Feststellung, da&#223; sich sowohl</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">die Antragstellerin als auch der Antragsgegner in</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Deutschland "in der Absicht st&#228;ndiger Niederlassung" aufhalten</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">(Art. 13 Nr. 1 des Abkommens).</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Allerdings w&#228;re die Anerkennung in Italien gef&#228;hrdet, wenn</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">das deutsche Urteil gegen den italienischen ordre public</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">verstie&#223;e (Art. 4 Abs. 1 des Abkommens, Art. 796f. Cpc). In</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">diesem Punkte stellt sich hier die Frage, ob die Beteiligung</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">der Staatsanwaltschaft am Verfahren unabdingbare Voraussetzung</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die Anerkennung ist und ob die Beteiligung der</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">deutschen Staatsanwaltschaft an einem Eheverfahren vor dem</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Familiengericht zul&#228;ssig ist und f&#252;r die Anerkennung in Italien</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">ausreicht. Diese Frage ist zu bejahen.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">In Rechtssprechung und Schrifttum wird &#252;berwiegend die Auffassung</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">vertreten, da&#223; die Staatsanwaltschaft am Ehetrennungs-</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">oder Ehescheidungsverfahren beteiligt werden mu&#223;, um</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">die Anerkennung der deutschen Entscheidung in Italien zu gew&#228;hrleisten</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">(vgl. OLG D&#252;sse1dorf in FamRZ 1981/146; OLG Hamm</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">in NJW 1981/2649; OLG M&#252;nchen in IPRax 1982/204; OLG Stuttgart</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">in IPRax 1982/204; AG M&#252;nchen in FamRZ 1979/815; AG Besigheim</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">in NJW 1981/2647 = IPRax 1982/73; AG Frankfurt in</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">IPRax 1982/79; AG K&#246;ln in IPRax 1982/204; Staudinger-Gamillscheg,</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">10./11. Auflage 1973, RdNr. 494 zu &#167; 606 b ZPO;</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">M&#252;nchKomm-Lorenz, Art. 17 EGBGB, RdNr. 170; Palandt-Heldrich,</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">BGB,42. Auflage, Anm. 6 a zu Art. 17 EGBGB; Baumbach/</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Lauterbach/Albers/Hartmann, ZPO, 41. Auflage, Anm. 3 B</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Stichwort "Italien"; Fleig, Die Ehescheidung im italienischen</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Recht, S. 235; Grunsky, Italienisches Familienrecht,</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">2. Auflage 1978, S. 88; Jayme in NJW 1973/934 f.; Hausmann</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">in FamRZ 1979/816 ff.; Luther in NJW 1981/2605 ff.; A.A.: AG</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">M&#252;nchen in IPRax 1982/204; OLG Karlsruhe in IPRax 1982/75</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">f&#252;r den Fall der gerichtlichen Best&#228;tigung einer einverst&#228;ndlichen</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Trennung von Tisch und Bett). Dieser Auffassung</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">ist zuzustimmen. Daf&#252;r sprechen insbesondere Ausk&#252;nfte, welche</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">das italienische Justizministerium im Rahmen des Europ&#228;ischen</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Rechtsauskunfts&#252;bereinkommens vom 7. Juni 1968 (BGB1.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">1974 11 937) deutschen Gerichten erteilt hat (vgl. AG Besig-</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">heim in NJW 1981/2647 IPRax 1982/73). Zutreffend weist</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Jayme (IPRax 1982/56 ff.) darauf hin, da&#223; es im Interesse</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">einer Anerkennung deutscher Trennungs- und Scheidungsurteile</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">in Italien geboten ist, von der Notwendigkeit der Beteiligung</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">der Staatsanwaltschaft auszugehen, solange die italienischen</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Gerichte &#252;ber die Frage der Mitwirkung eines</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">ausl&#228;ndischen Staatsanwaltes noch nicht entschieden haben.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Die hiernach gebotene Beteiligung der Staatsanwaltschaft am</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Ehetrennungs- oder Ehescheidungsverfahren ist auch vor den</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">deutschen Familiengerichten zul&#228;ssig, obwohl die Vorschrift</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">in &#167; 607 ZPO a.F.<b>, </b>welche die fakultative Beteiligung der</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Staatsanwaltschaft am Eheverfahren vorsah, durch das 1.</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">EheRG ersatzlos gestrichen worden ist. Der Grundsatz, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">jeder Richter das Proze&#223;recht seines Staates, die lex fori,</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">anzuwenden hat, kennt zahlreiche Ausnahmen (vgl. hierzu</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Stein-Jonas-Schumann, ZPO, 20. Auflage, Einleitung, RdNr.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">737; Z&#246;ller-Geimer, IZPR, Anm. C &#8211;S. 30-42-). Die kraft internationalen</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Privatrechts angeordnete Anwendbarkeit ausl&#228;ndischen</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">materiellen Rechts kann den deutschen Richter zwingen,</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">auch Proze&#223;institute dieses fremden Rechts anzuwenden,</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">wenn vergleichbare deutsche Proze&#223;vorschriften fehlen und</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">sonst das ausl&#228;ndische Recht nicht vollzogen werden k&#246;nnte;</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">denn der Grundsatz der lex fori darf nicht zur Rechtsverweigerung</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">im materiellen Recht f&#252;hren (Stein-Jonas-Schumann,</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">a.a.O.,<b> </b>RdNr. 743). Das gilt auch, wenn ausl&#228;ndisches Eherecht</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">anzuwenden ist. Deshalb d&#252;rfen deutsche Gerichte, obwohl</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">im deutschen Proze&#223;recht nicht oder nicht mehr vorgesehen,</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">die Trennung von Tisch und Bett aussprechen oder die</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">Schuld an der Scheidung feststellen, wenn das fremde Recht</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">diese Entscheidungsformen vorsieht (vgl. BGRZ 47/324 = NJW</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">1967/2109; OLG M&#252;nchen in NJW 1978/1117; OLG Ramm in FamRZ</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">1978/511; OLG Ramm in NJW 1978/2452; OLG Frankfurt in FamRZ</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">1979/813; OLG Frankfurt in IPRax 1982/22 mit zustimmender</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">Besprechung von Henrich in IPRax 1982/9 ff.; Stein-JonasSchlosser,</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">ZPO, 20. Auflage, RdNr. 16 vor &#167; 606; Z&#246;ller-Geimer,</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">ZPO, Anm. IX 2 zu &#167; 606 b). In seinem Urteil vom 22.</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">M&#228;rz 1967 hat der Bundesgerichtshof (NJW 1967/2109) entgegen</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">der bisherigen Praxis die Klage auf Trennung von Tisch und</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">Bett mit den Wirkungen des jeweiligen ausl&#228;ndischen Rechts</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">f&#252;r zul&#228;ssig erachtet und diese Entscheidung &#252;berzeugend mit</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">der Erw&#228;gung begr&#252;ndet, da&#223; die zunehmenden internationalen</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">Verflechtungen und die fortschreitende Fluktuation der Bev&#246;lkerung</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">der verschiedenen L&#228;nder sowie die Achtung fremder</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">Rechtsanschauungen und die Notwendigkeit, Ausl&#228;ndern im Inland</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">Rechtsschutz zu gew&#228;hren, es gebieten, Ausl&#228;ndern ihre</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">eigenen Rechtseinrichtungen auch im Inland so weit wie m&#246;glich zur Verf&#252;gung zu stellen; die Grenze liege dort, wo</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">solche Rechtseinrichtungen den deutschen Rechtsvorstellungen</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">so fremd seien, da&#223; durch deren Anerkennung oder Verwirklichung</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">als untragbar empfundene Zust&#228;nde rechtlich sanktioniert</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">w&#252;rden (Art. 30 EGBGB), oder wo die damit deutschen</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">Gerichten aufgegebene T&#228;tigkeit von den sonstigen richterlichen</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">Aufgaben so wesensverschieden w&#228;re, da&#223; sie v&#246;llig aus</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">dem in Deutschland dem Richter obliegenden Aufgabenbereich</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">heraus fiele. Die Verwirklichung dieser Grunds&#228;tze einerseits und andererseits die Notwendigkeit, die Anerkennung</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">des inl&#228;ndischen Urteils im Heimatstaat des Ausl&#228;nders zu</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">gew&#228;hrleisten, rechtfertigen es, ausl&#228;ndisches Verfahrensrecht,</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">welches dem ausl&#228;ndischen ordre public angeh&#246;rt, im</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">deutschen Verfahren zu beachten und anzuwenden, soweit dem</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">nicht im Einzelfall der deutsche ordre public entgegensteht</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">(vgl. Grasmann in ZZP 83 &lt;1970&gt; 214 ff., 220). Im Blick darauf</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">bestehen nach Auffassung des Senates keine durchgreifenden</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">Bedenken, die Staatsanwaltschaft an Verfahren in einer</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">Ehesache zu beteiligen, wenn das Heimatrecht einer Partei</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">dies erfordert (ebenso OLG D&#252;sseldorf in FamRZ 1981/146;</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">OLG Hamm in NJW 1981/2648; OLG M&#252;nchen in IPRax 1982/204;</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">OLG Stuttgart in IPRax 1982/204j AG M&#252;nchen in FamRZ 1979/</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks">815; Ad L&#252;neburg in NdsRpfl 1980/ll0~ AG Frankfurt in IPRax</p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks">1982/79; M&#252;nchKomm-Lorenz, Art. 17 EGBGB, RdNr. 170; Hausmann</p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks">in FamRZ 1979/816 ff.; Luther in NJW 1981/2605 ff.;</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks">Jayme in IPRax 1982/56 ff.; A.A.: AG Besigheim in NJW 1981/</p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks">2647 = IPRax 1982/73; AG M&#252;nchen in IPRax 1982/204; AG K&#246;ln</p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks">in IPRax 1982/204; Rahm-Liermann-Breuer, VIII. Kap. RdNr.</p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks">180). Wie die bis 30. Juli 1977 g&#252;ltige Vorschrift in &#167; 607</p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks">ZPO a.F. sowie die unver&#228;ndert geltenden Vorschriften in &#167;&#167;</p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks">632, 634 ZPO und in &#167; 24 EheG erkennen lassen, ist die Beteiligung</p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks">der Staatsanwaltschaft an Verfahren in einer Ehesache</p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks">dem deutschen Recht nicht so fremd, da&#223; einer solchen</p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks">Beteiligung in einem Ehetrennungs- oder Ehescheidungsverfahren</p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks">vor den deutschen Familiengerichten der deutsche ordre</p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks">public entgegen st&#252;nde (vgl. OLG M&#252;nchen und OLG Stuttgart</p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks">in IPRax 1982/204 mit zustimmender Anmerkung von Jayme; vgl.</p> <span class="absatzRechts">198</span><p class="absatzLinks">auch Jayme in IPRax 1982/56 ff., 58). Eine derartige Beteiligung</p> <span class="absatzRechts">199</span><p class="absatzLinks">verbietet sich entgegen den Ausf&#252;hrungen des Familienrichters</p> <span class="absatzRechts">200</span><p class="absatzLinks">in dem angefochtenen Urteil auch nicht mit</p> <span class="absatzRechts">201</span><p class="absatzLinks">R&#252;cksicht auf die Vorschrift in &#167; 170 Satz 1 GVG. Die an</p> <span class="absatzRechts">202</span><p class="absatzLinks">diese Vorschrift gekn&#252;pfte Schlu&#223;folgerung des Familienrichters, die Staatsanwaltschaft k&#246;nne schon deshalb nicht an</p> <span class="absatzRechts">203</span><p class="absatzLinks">der m&#252;ndlichen Verhandlung in einer Ehesache beteiligt werden,</p> <span class="absatzRechts">204</span><p class="absatzLinks">weil diese nicht &#246;ffentlich sei, setzt voraus, was erst</p> <span class="absatzRechts">205</span><p class="absatzLinks">bewiesen werden soll die Unzul&#228;ssigkeit der Beteiligung</p> <span class="absatzRechts">206</span><p class="absatzLinks">der Staatsanwaltschaft - und erweist sich so als Trugschlu&#223;</p> <span class="absatzRechts">207</span><p class="absatzLinks">(petitio principii): Ob die Beteiligung des Staatsanwaltes an</p> <span class="absatzRechts">208</span><p class="absatzLinks">der Verhandlung einer Ehesache gegen das Gebot der Nicht&#246;ffentlichkeit</p> <span class="absatzRechts">209</span><p class="absatzLinks">in &#167; 170 Satz 1 GVG verst&#246;&#223;t, h&#228;ngt von der Beantwortung</p> <span class="absatzRechts">210</span><p class="absatzLinks">der vorrangigen Frage ab, ob die Beteiligung der</p> <span class="absatzRechts">211</span><p class="absatzLinks">Staatsanwaltschaft an Verfahren in einer Ehesache &#252;berhaupt</p> <span class="absatzRechts">212</span><p class="absatzLinks">zul&#228;ssig ist; ist eine solche Beteiligung - wie dargelegt -</p> <span class="absatzRechts">213</span><p class="absatzLinks">zul&#228;ssig, so geh&#246;rt der Staatsanwaltschaft wie jeder andere</p> <span class="absatzRechts">214</span><p class="absatzLinks">Verfahrensbeteiligte auch nicht zur &#214;ffentlichkeit im Sinne</p> <span class="absatzRechts">215</span><p class="absatzLinks">von &#167; 170 Satz 1 GVG.</p> <span class="absatzRechts">216</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligung der deutschen Staatsanwaltschaft ist f&#252;r die</p> <span class="absatzRechts">217</span><p class="absatzLinks">Anerkennung einer deutschen Entscheidung in Italien auch</p> <span class="absatzRechts">218</span><p class="absatzLinks">ausreichend. Das folgt aus der von Luther (NJW 1981/2605 ff.</p> <span class="absatzRechts">219</span><p class="absatzLinks">Fu&#223;noten 7 und 29) mitgeteilten Entscheidung des italienischen</p> <span class="absatzRechts">220</span><p class="absatzLinks">Kassationshofes vom 22. Dezember 1978 (Cass.</p> <span class="absatzRechts">221</span><p class="absatzLinks">6152/1978). In diesem Fall war vom Generalstaatsanwalt beim</p> <span class="absatzRechts">222</span><p class="absatzLinks">Oberlandesgericht Triest vergeblich ger&#252;gt worden, da&#223; vom</p> <span class="absatzRechts">223</span><p class="absatzLinks">Delibationsgericht ein deutsches Scheidungsurteil anerkannt</p> <span class="absatzRechts">224</span><p class="absatzLinks">worden ist, obwohl von der deutschen Staatsanwaltschaft im</p> <span class="absatzRechts">225</span><p class="absatzLinks">Eheverfahren keine Antr&#228;ge gestellt worden waren. Daraus mu&#223;</p> <span class="absatzRechts">226</span><p class="absatzLinks">man schlie&#223;en, da&#223; die italienische Rechtssprechung die Beteiligung</p> <span class="absatzRechts">227</span><p class="absatzLinks">der deutschen Staatsanwaltschaft am Verfahren f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">228</span><p class="absatzLinks">eine Anerkennung gen&#252;gen l&#228;&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">229</span><p class="absatzLinks">Der Anerkennung der deutschen Entscheidung in Italien steht</p> <span class="absatzRechts">230</span><p class="absatzLinks">schlie&#223;lich nicht entgegen, da&#223; der Vertreter des General-</p> <span class="absatzRechts">231</span><p class="absatzLinks">staatsanwaltes in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat</p> <span class="absatzRechts">232</span><p class="absatzLinks">keine Antr&#228;ge gestellt hat. Wie sich ebenfalls aus der vorbezeichneten</p> <span class="absatzRechts">233</span><p class="absatzLinks">Entscheidung des Kassationshofes vom 22. Dezember</p> <span class="absatzRechts">234</span><p class="absatzLinks">1978 ergibt, gen&#252;gt es nach der st&#228;ndigen Rechtssprechung</p> <span class="absatzRechts">235</span><p class="absatzLinks">dieses Gerichtes, wenn der Staatsanwalt die M&#246;glichkeit</p> <span class="absatzRechts">236</span><p class="absatzLinks">gehabt hat, seine gesetzlichen Aufgaben zu erf&#252;llen,</p> <span class="absatzRechts">237</span><p class="absatzLinks">wobei es weder auf den Inhalt seiner Antr&#228;ge und auf seine</p> <span class="absatzRechts">238</span><p class="absatzLinks">Anwesenheit in den Sitzungen noch darauf ankommt, da&#223; er</p> <span class="absatzRechts">239</span><p class="absatzLinks">m&#252;ndlich oder schriftlich irgendwelche Antr&#228;ge gestellt hat</p> <span class="absatzRechts">240</span><p class="absatzLinks">(vgl. Luther in NJW 1981/2605 ff., 2607 f.;i ebenso Grunsky,</p> <span class="absatzRechts">241</span><p class="absatzLinks">Italienisches Familienrecht, 2. Auflage 1978, S. 88, Fu&#223;note</p> <span class="absatzRechts">242</span><p class="absatzLinks">80). Dem entspricht die Rechtsauskunft, welche das Ministerium</p> <span class="absatzRechts">243</span><p class="absatzLinks">f&#252;r Gnadenwesen und Justiz der Republik Italien nach</p> <span class="absatzRechts">244</span><p class="absatzLinks">dem Europ&#228;ischen &#220;bereinkommen vom 7. Juni 1968 mit Schreiben</p> <span class="absatzRechts">245</span><p class="absatzLinks">vom 6. Juli 1981 auf ein entsprechendes Auskunftsersuchen</p> <span class="absatzRechts">246</span><p class="absatzLinks">des Oberlandesgerichts Ramm (5 UF 192/80 = 15 F 211/79</p> <span class="absatzRechts">247</span><p class="absatzLinks">AG Iserlohn) erteilt hat. Darin hei&#223;t es u.a.:</p> <span class="absatzRechts">248</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">"Das Einschreiten der Staatsanwaltschaft kann sowohl in schriftlicher als auch m&#252;ndlicher Form erfolgen, und</p> <span class="absatzRechts">249</span><p class="absatzLinks">zwar je nach Ma&#223;gabe der Notwendigkeit. Dazu k&#246;nnen Beweismittel,</p> <span class="absatzRechts">250</span><p class="absatzLinks">Unterlagen und Antr&#228;ge im Rahmen der von den</p> <span class="absatzRechts">251</span><p class="absatzLinks">Parteien eingebrachten Antr&#228;ge vorgebracht werden. Die</p> <span class="absatzRechts">252</span><p class="absatzLinks">Staatsanwaltschaft braucht jedoch nicht solche Beweismittel</p> <span class="absatzRechts">253</span><p class="absatzLinks">bei Fehlen von Antr&#228;gen der Parteien vorlegen.</p> <span class="absatzRechts">254</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ist noch darauf hinzuweisen, da&#223; aufgrund</p> <span class="absatzRechts">255</span><p class="absatzLinks">der bestehenden italienischen Rechtssprechung der Gesetzeswille</p> <span class="absatzRechts">256</span><p class="absatzLinks">(&#167; 70 Abs. 2 ZPO) bereits durch die Anwesenheit</p> <span class="absatzRechts">257</span><p class="absatzLinks">der Staatsanwaltschaft in dem Verfahren erf&#252;llt</p> <span class="absatzRechts">258</span><p class="absatzLinks">ist; auf der anderen Seite ist es jedoch nicht erforderlich,</p> <span class="absatzRechts">259</span><p class="absatzLinks">da&#223; sie im Falle einer Teilnahme am Verfahren</p> <span class="absatzRechts">260</span><p class="absatzLinks">irgendwelche Antr&#228;ge vorbringt oder eigene Antr&#228;ge auf</p> <span class="absatzRechts">261</span><p class="absatzLinks">s&#228;mtliche Antr&#228;ge und Begehren der Parteien vorbringt</p> <span class="absatzRechts">262</span><p class="absatzLinks">(Urteil des Kassationshofes Nr. 188 vom l7.l.l978)."</p> <span class="absatzRechts">263</span><p class="absatzLinks">Die dem widersprechende Auskunft des italienischen Justizministeriums</p> <span class="absatzRechts">264</span><p class="absatzLinks">vom 21. Februar 1981, auf welche das Amtsgericht</p> <span class="absatzRechts">265</span><p class="absatzLinks">Besigheim (NJW 1981/2647 = IPRax 1982/73) seine Entscheidung</p> <span class="absatzRechts">266</span><p class="absatzLinks">gest&#252;tzt hat, vermag nicht zu &#252;berzeugen, weil sich diese</p> <span class="absatzRechts">267</span><p class="absatzLinks">Auskunft ohne jede Begr&#252;ndung &#252;ber die st&#228;ndige Rechtssprechung</p> <span class="absatzRechts">268</span><p class="absatzLinks">des Kassationshofes hinwegsetzt (vgl. Luther in NJW</p> <span class="absatzRechts">269</span><p class="absatzLinks">1981/2605 ff., 2608; Jayme in IPRax 1982/56 ff.).</p> <span class="absatzRechts">270</span><p class="absatzLinks">2) Die Anerkennung in Jugoslawien ergibt sich aus dem am 1. Januar</p> <span class="absatzRechts">271</span><p class="absatzLinks">1983 in Kraft getretenen jugoslawischen IPR-Gesetz (Gesetz</p> <span class="absatzRechts">272</span><p class="absatzLinks">zur L&#246;sung von Gesetzeskollisionen mit den Bestimmungen</p> <span class="absatzRechts">273</span><p class="absatzLinks">&#252;ber das Verh&#228;ltnis zu ausl&#228;ndischen Staaten, deutsche &#220;ber-</p> <span class="absatzRechts">274</span><p class="absatzLinks">setzung in IPRax 1983/6 ff.). Danach werden ausl&#228;ndische</p> <span class="absatzRechts">275</span><p class="absatzLinks">Entscheidungen in Jugoslawien grunds&#228;tzlich anerkannt, es</p> <span class="absatzRechts">276</span><p class="absatzLinks">sei denn, da&#223; eine ausschlie&#223;liche Zust&#228;ndigkeit der jugos-</p> <span class="absatzRechts">277</span><p class="absatzLinks">lawischen Gerichte besteht (Art. 89 Abs. 1 des IPR-Gesetzes).</p> <span class="absatzRechts">278</span><p class="absatzLinks">Eine solche ausschlie&#223;liche Zust&#228;ndigkeit besteht</p> <span class="absatzRechts">279</span><p class="absatzLinks">f&#252;r Ehestreitigkeiten nur, wenn der beklagte Ehegatte die</p> <span class="absatzRechts">280</span><p class="absatzLinks">jugoslawische Staatsangeh&#246;rigkeit besitzt und seinen Wohnsitz</p> <span class="absatzRechts">281</span><p class="absatzLinks">in Jugoslawien hat (Art. 61 Abs. 2 des 1PR-Gesetzes).</p> <span class="absatzRechts">282</span><p class="absatzLinks">Dieser Ausnahmetatbestand liegt hier nicht vor, weil das</p> <span class="absatzRechts">283</span><p class="absatzLinks">vorliegende Verfahren von der Antragstellerin eingeleitet</p> <span class="absatzRechts">284</span><p class="absatzLinks">worden ist, diese also nicht als "beklagter Ehegatte" im</p> <span class="absatzRechts">285</span><p class="absatzLinks">Sinne von Art. 61 Abs. 2 des IPR-Gesetzes angesehen werden</p> <span class="absatzRechts">286</span><p class="absatzLinks">kann.</p> <span class="absatzRechts">287</span><p class="absatzLinks">II)</p> <span class="absatzRechts">288</span><p class="absatzLinks">In der Sache selbst sind nur die von beiden Parteien hilfsweise</p> <span class="absatzRechts">289</span><p class="absatzLinks">gestellten Antr&#228;ge auf Gestattung des Getrenntlebens begr&#252;ndet,</p> <span class="absatzRechts">290</span><p class="absatzLinks">w&#228;hrend die beiderseits gestellten Hauptantr&#228;ge auf Ehescheidung</p> <span class="absatzRechts">291</span><p class="absatzLinks">unbegr&#252;ndet sind und abgewiesen werden mu&#223;ten.</p> <span class="absatzRechts">292</span><p class="absatzLinks">1) Die Sachantr&#228;ge der Parteien sind nach italienischem Recht</p> <span class="absatzRechts">293</span><p class="absatzLinks">zu beurteilen.</p> <span class="absatzRechts">294</span><p class="absatzLinks">Folgt man der bisherigen Rechtssprechung des Bundesgerichtshofes,</p> <span class="absatzRechts">295</span><p class="absatzLinks">wonach Art. 17 Abs. 1 EGBGB nicht gegen Art. 3 Abs. 2</p> <span class="absatzRechts">296</span><p class="absatzLinks">GG verst&#246;&#223;t (vgl. NJW 1954/837, 1964/2013 und 1967/2109), so</p> <span class="absatzRechts">297</span><p class="absatzLinks">ergibt sich die Anwendbarkeit italienischen Rechts unmittelbar</p> <span class="absatzRechts">298</span><p class="absatzLinks">aus der Vorschrift in Art. 17 Abs. 1 EGBGB, weil der Antragsgegner</p> <span class="absatzRechts">299</span><p class="absatzLinks">die italienische Staatsangeh&#246;rigkeit besitzt.</p> <span class="absatzRechts">300</span><p class="absatzLinks">Nichts anderes gilt, wenn man mit dem Urteil des Bundesgerichtshofes</p> <span class="absatzRechts">301</span><p class="absatzLinks">vom 8. Dezember 1982 (FamRZ 1983/255 = IPRax</p> <span class="absatzRechts">302</span><p class="absatzLinks">1983/81 mit Anmerkung von Firsching) davon ausgeht, da&#223; Art.</p> <span class="absatzRechts">303</span><p class="absatzLinks">17 Abs. 1 EGBGB wegen Versto&#223;es gegen das Gleichberechtigungsgebot</p> <span class="absatzRechts">304</span><p class="absatzLinks">in Art. 3 Abs. 2 GG verfassungswidrig ist, soweit</p> <span class="absatzRechts">305</span><p class="absatzLinks">f&#252;r das anzuwendende Recht in einer gemischt-nationalen Ausl&#228;nderehe</p> <span class="absatzRechts">306</span><p class="absatzLinks">an die Staatsangeh&#246;rigkeit des Mannes angekn&#252;pft</p> <span class="absatzRechts">307</span><p class="absatzLinks">wird. Die hiernach gebotene verfassungskonforme Auslegung</p> <span class="absatzRechts">308</span><p class="absatzLinks">der Vorschriften in Art. 17 EGBGB f&#252;hrt dazu, da&#223; sich</p> <span class="absatzRechts">309</span><p class="absatzLinks">Scheidung und Scheidungsfolgen einer solchen Ausl&#228;nderehe</p> <span class="absatzRechts">310</span><p class="absatzLinks">nach dem Recht des Staates bestimmen, dem die Ehegatten gemeinsam</p> <span class="absatzRechts">311</span><p class="absatzLinks">angeh&#246;ren oder dem sie w&#228;hrend der Ehe zuletzt gemeinsam</p> <span class="absatzRechts">312</span><p class="absatzLinks">angeh&#246;rt haben und dem einer von ihnen weiterhin angeh&#246;rt</p> <span class="absatzRechts">313</span><p class="absatzLinks">(vgl. BGH in FamRZ 1983/255). Danach ist hier ebenfalls</p> <span class="absatzRechts">314</span><p class="absatzLinks">italienisches Recht anzuwenden, weil die Antragstellerin</p> <span class="absatzRechts">315</span><p class="absatzLinks">durch die Eheschlie&#223;ung mit dem Antragsgegner dessen</p> <span class="absatzRechts">316</span><p class="absatzLinks">italienische Staatsangeh&#246;rigkeit gem&#228;&#223; Art. 10 Abs. 2 Satz 1</p> <span class="absatzRechts">317</span><p class="absatzLinks">des Gesetzes Nr. 555 vom 13. Juni 1912 &#252;ber die italienische</p> <span class="absatzRechts">318</span><p class="absatzLinks">Staatsangeh&#246;rigkeit erworben hat, also beide Parteien (auch)</p> <span class="absatzRechts">319</span><p class="absatzLinks">die italienische Staatsangeh&#246;rigkeit besitzen.</p> <span class="absatzRechts">320</span><p class="absatzLinks">2) Nach italienischem Recht ist das beiderseitige Scheidungsbegehren</p> <span class="absatzRechts">321</span><p class="absatzLinks">der Parteien unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">322</span><p class="absatzLinks">Als Scheidungstatbestand kommt nach dem Parteivorbringen nur</p> <span class="absatzRechts">323</span><p class="absatzLinks">die Vorschrift in Art. 3 Nr. 2 b des Gesetzes Nr. 898 vom 1.</p> <span class="absatzRechts">324</span><p class="absatzLinks">Dezember 1970 &#252;ber die Regelung der F&#228;lle der Eheaufl&#246;sungen</p> <span class="absatzRechts">325</span><p class="absatzLinks">in Betracht. Danach kann eine Ehe nur geschieden werden,</p> <span class="absatzRechts">326</span><p class="absatzLinks">wenn eine gerichtliche Trennung zwischen den Ehegatten durch</p> <span class="absatzRechts">327</span><p class="absatzLinks">rechtskr&#228;ftiges Urteil ausgesprochen oder eine einverst&#228;ndliche</p> <span class="absatzRechts">328</span><p class="absatzLinks">Trennung gerichtlich best&#228;tigt worden ist oder wenn</p> <span class="absatzRechts">329</span><p class="absatzLinks">eine tats&#228;chliche Trennung besteht, sofern diese tats&#228;chliche</p> <span class="absatzRechts">330</span><p class="absatzLinks">Trennung wenigstens zwei Jahre vor dem Inkrafttreten des</p> <span class="absatzRechts">331</span><p class="absatzLinks">Gesetzes (18. Dezember 1970) begonnen hat, und wenn in allen</p> <span class="absatzRechts">332</span><p class="absatzLinks">vorgenannten F&#228;llen die Trennung zwischen den Ehegatten ununterbrochen</p> <span class="absatzRechts">333</span><p class="absatzLinks">mindestens f&#252;nf Jahre bestanden hat, wobei diese</p> <span class="absatzRechts">334</span><p class="absatzLinks">F&#252;nfjahresfrist in den beiden ersten F&#228;llen mit dem Erscheinen</p> <span class="absatzRechts">335</span><p class="absatzLinks">der Ehegatten vor dem Vorsitzenden des Gerichts im</p> <span class="absatzRechts">336</span><p class="absatzLinks">Trennungsverfahren und im dritten Fall mit der tats&#228;chlichen</p> <span class="absatzRechts">337</span><p class="absatzLinks">Beendigung des Zusammenlebens der Ehegatten beginnt. Keiner</p> <span class="absatzRechts">338</span><p class="absatzLinks">dieser Scheidungstatbest&#228;nde liegt hier vor, weil bisher weder</p> <span class="absatzRechts">339</span><p class="absatzLinks">die gerichtliche Trennung der Parteien ausgesprochen</p> <span class="absatzRechts">340</span><p class="absatzLinks">noch eine einverst&#228;ndliche Trennung gerichtlich best&#228;tigt</p> <span class="absatzRechts">341</span><p class="absatzLinks">worden ist und die faktische Trennung der Parteien auch</p> <span class="absatzRechts">342</span><p class="absatzLinks">nicht zwei Jahre vor dem Inkrafttreten des Scheidungsgesetzes</p> <span class="absatzRechts">343</span><p class="absatzLinks">(18. Dezember 1970), sondern erst am 31. Dezember</p> <span class="absatzRechts">344</span><p class="absatzLinks">1976 begonnen hat.</p> <span class="absatzRechts">345</span><p class="absatzLinks">Entgegen den Rechtsausf&#252;hrungen der Parteien kann ihr beiderseitiges</p> <span class="absatzRechts">346</span><p class="absatzLinks">Scheidungsbegehren nach italienischem Recht</p> <span class="absatzRechts">347</span><p class="absatzLinks">nicht allein damit gerechtfertigt werden, da&#223; die Parteien</p> <span class="absatzRechts">348</span><p class="absatzLinks">inzwischen l&#228;nger als f&#252;nf Jahre von einander getrennt leben.</p> <span class="absatzRechts">349</span><p class="absatzLinks">Eine rein faktische Trennung, die ohne Mitwirkung des</p> <span class="absatzRechts">350</span><p class="absatzLinks">Gerichts eingetreten ist, stellt nach italienischem Recht</p> <span class="absatzRechts">351</span><p class="absatzLinks">prinzipiell keinen hinreichenden Scheidungsgrund dar, und</p> <span class="absatzRechts">352</span><p class="absatzLinks">zwar auch dann nicht, wenn am Gescheitertsein der Ehe keine</p> <span class="absatzRechts">353</span><p class="absatzLinks">Zweifel bestehen (vgl. Grunsky, a.a.O., S. 75). Eine Ausnahme</p> <span class="absatzRechts">354</span><p class="absatzLinks">von diesem Grundsatz gilt nach dem insoweit eindeutigen</p> <span class="absatzRechts">355</span><p class="absatzLinks">Wortlaut des Gesetzes sowie nach dessen Sinn und Zweck</p> <span class="absatzRechts">356</span><p class="absatzLinks">nur f&#252;r Ehegatten, die sich bereits am 18. Dezember 1968</p> <span class="absatzRechts">357</span><p class="absatzLinks">oder fr&#252;her getrennt haben (vgl. Jayme in FamRZ 1971/221</p> <span class="absatzRechts">358</span><p class="absatzLinks">ff., 222). Da getrennt lebende Ehegatten vor diesem Zeitpunkt</p> <span class="absatzRechts">359</span><p class="absatzLinks">wegen des damals geltenden Grundsatzes der Unaufl&#246;slichkeit</p> <span class="absatzRechts">360</span><p class="absatzLinks">der Ehe h&#228;ufig keinen Grund f&#252;r die Legalisierung</p> <span class="absatzRechts">361</span><p class="absatzLinks">ihrer Trennung sahen, war in Italien die Zahl derjenigen</p> <span class="absatzRechts">362</span><p class="absatzLinks">Ehegatten, die ohne gerichtliche Mitwirkung getrennt lebten,</p> <span class="absatzRechts">363</span><p class="absatzLinks">seinerzeit au&#223;ergew&#246;hnlich gro&#223;. Lediglich um diesen Ehegatten,</p> <span class="absatzRechts">364</span><p class="absatzLinks">die teilweise schon sehr lange getrennt gelebt hatten,</p> <span class="absatzRechts">365</span><p class="absatzLinks">eine Scheidung ihrer Ehe ohne vorheriges Trennungsverfahren</p> <span class="absatzRechts">366</span><p class="absatzLinks">zu erm&#246;glichen, hat der italienische Gesetzgeber die faktische</p> <span class="absatzRechts">367</span><p class="absatzLinks">Trennung als Scheidungsgrund f&#252;r eine &#220;bergangszeit anerkannt</p> <span class="absatzRechts">368</span><p class="absatzLinks">(vgl. Fleig, a.a.O., S. 171; Grunsky, a.a.O., S.</p> <span class="absatzRechts">369</span><p class="absatzLinks">75). Da dieser Scheidungsgrund mithin eine Ausnahmeregelung</p> <span class="absatzRechts">370</span><p class="absatzLinks">darstellt, ist er einer erweiternden Anwendung nicht f&#228;hig.</p> <span class="absatzRechts">371</span><p class="absatzLinks">3) Dagegen sind die hilfsweise gestellten Antr&#228;ge beider</p> <span class="absatzRechts">372</span><p class="absatzLinks">Parteien gem&#228;&#223; Art. 151 Abs. 1 des italienischen Zivilgesetzbuches</p> <span class="absatzRechts">373</span><p class="absatzLinks">(cc) vom 16. M&#228;rz 1942 in der Fassung des Reformgesetzes</p> <span class="absatzRechts">374</span><p class="absatzLinks">vom 19. Mai 1975 begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">375</span><p class="absatzLinks">Nach dieser Vorschrift kann jeder Ehegatte die gerichtliche</p> <span class="absatzRechts">376</span><p class="absatzLinks">Trennung von Tisch und Bett beantragen, wenn sich - auch unabh&#228;ngig</p> <span class="absatzRechts">377</span><p class="absatzLinks">vom Willen eines oder beider Ehegatten eingetretene</p> <span class="absatzRechts">378</span><p class="absatzLinks">- Tatsachen ergeben, welche die Fortsetzung des Zusammenlebens</p> <span class="absatzRechts">379</span><p class="absatzLinks">unertr&#228;glich gestalten. Danach ist ein Antrag auf Trennung</p> <span class="absatzRechts">380</span><p class="absatzLinks">von Tisch und Bett begr&#252;ndet, wenn die Ehe unheilbar</p> <span class="absatzRechts">381</span><p class="absatzLinks">zerr&#252;ttet ist, ohne da&#223; es auf ein Verschulden des einen</p> <span class="absatzRechts">382</span><p class="absatzLinks">oder des anderen Ehegatten oder beider Ehegatten ankommt</p> <span class="absatzRechts">383</span><p class="absatzLinks">(vgl. Grunsky, a.a.O., S. 59 f.). Diese Voraussetzungen f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">384</span><p class="absatzLinks">eine gerichtliche Trennung liegen hier vor. Die Parteien haben</p> <span class="absatzRechts">385</span><p class="absatzLinks">sich am 31. Dezember 1976 im Streit getrennt und seitdem</p> <span class="absatzRechts">386</span><p class="absatzLinks">keinerlei eheliche Kontakte mehr miteinander gepflogen, le-</p> <span class="absatzRechts">387</span><p class="absatzLinks">ben also inzwischen l&#228;nger als sechs Jahre endg&#252;ltig voneinander</p> <span class="absatzRechts">388</span><p class="absatzLinks">getrennt. W&#228;hrend sich die Antragstellerin seit drei</p> <span class="absatzRechts">389</span><p class="absatzLinks">Jahren st&#228;ndig in U. aufh&#228;lt und dort bei der Firma</p> <span class="absatzRechts">390</span><p class="absatzLinks">G. N. GmbH einer Erwerbst&#228;tigkeit nachgeht,</p> <span class="absatzRechts">391</span><p class="absatzLinks">lebt der Antragsgegner in L.. Der Versuch des Senates, die</p> <span class="absatzRechts">392</span><p class="absatzLinks">Parteien wieder zu vers&#246;hnen, ist gescheitert. Beide Parteien</p> <span class="absatzRechts">393</span><p class="absatzLinks">haben erkl&#228;rt, da&#223; sie es schon mit R&#252;cksicht auf die inzwischen</p> <span class="absatzRechts">394</span><p class="absatzLinks">eingetretene tiefgreifende Entfremdung ablehnten,</p> <span class="absatzRechts">395</span><p class="absatzLinks">die eheliche Lebensgemeinschaft wieder aufzunehmen. Angesichts</p> <span class="absatzRechts">396</span><p class="absatzLinks">all dieser Umst&#228;nde ist der Senat davon &#252;berzeugt,</p> <span class="absatzRechts">397</span><p class="absatzLinks">da&#223; die Ehe der Parteien gescheitert ist.</p> <span class="absatzRechts">398</span><p class="absatzLinks">Einer Entscheidung gem&#228;&#223; Art. 151 Abs. 2 cc dar&#252;ber, welcher</p> <span class="absatzRechts">399</span><p class="absatzLinks">Partei wegen ihres mit den ehelichen Pflichten nicht zu vereinbarenden</p> <span class="absatzRechts">400</span><p class="absatzLinks">Verhaltens die Trennung anzulasten ist, bedurfte</p> <span class="absatzRechts">401</span><p class="absatzLinks">es nicht, da beide Parteien ihre Schuldantr&#228;ge in der Berufungsinstanz</p> <span class="absatzRechts">402</span><p class="absatzLinks">fallen gelassen haben.</p> <span class="absatzRechts">403</span><p class="absatzLinks">Ob die gerichtliche Trennung von einem deutschen Familiengericht</p> <span class="absatzRechts">404</span><p class="absatzLinks">nur ausgesprochen werden darf, wenn nach deutschem</p> <span class="absatzRechts">405</span><p class="absatzLinks">Recht auf Scheidung erkannt werden k&#246;nnte (Art. 17 Abs. 4</p> <span class="absatzRechts">406</span><p class="absatzLinks">EGBGB; vgl. hierzu OLG Frankfurt in FamRZ 1979/813), kann</p> <span class="absatzRechts">407</span><p class="absatzLinks">uner&#246;rtert bleiben, weil die Voraussetzungen f&#252;r eine Scheidung</p> <span class="absatzRechts">408</span><p class="absatzLinks">der Parteien nach deutschem Recht angesichts der</p> <span class="absatzRechts">409</span><p class="absatzLinks">mehr als drei Jahre w&#228;hrenden Trennung ohne weiteres zu bejahen</p> <span class="absatzRechts">410</span><p class="absatzLinks">sind (&#167;&#167; 1565 Abs. 1, 1566 Abs. 2 BGB).</p> <span class="absatzRechts">411</span><p class="absatzLinks">Demnach mu&#223;te das angefochtene Urteil in dem aus dem Tenor ersichtlichen</p> <span class="absatzRechts">412</span><p class="absatzLinks">Umfang abge&#228;ndert werden.</p> <span class="absatzRechts">413</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 93 a ZPO.</p> <span class="absatzRechts">414</span><p class="absatzLinks"><u>Geb&#252;hren-Streitwert des Berufungsverfahrens: 4.000,-- DM.</u></p>
315,751
olgk-1983-03-25-3-ss-51182
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
3 Ss 511/82
"1983-03-25T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:05"
"2019-03-27T09:42:18"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1983:0325.3SS511.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>I. Der Zulassungsantrag wird als offensichtlich unbegr&#252;ndet verworfen.</p> <p></p> <p>II. Die Rechtsbeschwerde gilt damit als zur&#252;ckgenommen.</p> <p></p> <p>III. Die Kosten des Verfahrens vor dem Beschwerdegericht tr&#228;gt die Betroffene.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Zulassung der Rechtsbeschwerde ist weder zur Fortbildung des Rechts noch zur Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung geboten (&#167; 80 Abs. 1 OWiG). Der Einzelfall gibt keine Veranlassung, Leits&#228;tze f&#252;r die Auslegung von Gesetzesbestimmungen des materiellen Rechts oder des Verfahrensrechts aufzustellen, Gesetzesl&#252;cken rechtsch&#246;pferisch auszuf&#252;llen oder schwer ertr&#228;glichen Unterschieden in der Rechtsprechung entgegenzuwirken (BGH VRS 40, 134, 137).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die durch das angefochtene Urteil und den Zulassungsantrag aufgeworfenen Rechtsfragen sind in der Rechtsprechung gekl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Es ist anerkannt, da&#223; auch die Zeugenaussage eines Polizeibeamten, er k&#246;nne sich an den von ihm angezeigten Vorfall nicht mehr erinnern, er schlie&#223;e aber einen Irrtum aus, der freien Beweisw&#252;rdigung des Tatrichters unterliegt (BGHSt 23, 213; BGH NJW 1970, 1558). Der Zeuge mu&#223; aber bereit sein, die Verantwortung f&#252;r die Richtigkeit des Inhalts seiner Anzeige zu &#252;bernehmen; in der Regel wird es auch geboten sein, die n&#228;heren Umst&#228;nde zu kl&#228;ren, unter denen der Vorgang beobachtet und zur Anzeige gebracht worden ist (st. Senatsrechtsprechung, vgl. Beschlu&#223; vom 26. Mai 1981 - 3 Ss 360/81 - m.w.N.; ferner: OLG K&#246;ln, 1. Strafsenat, VRS 61, 360 und NStZ 1981, 76; OLG D&#252;sseldorf VRS 62, 282 und ZfS 1981, 387; OLG Hamm JMBl NW 1979, 150). Wird ein Polizeibeamter vernommen, der nicht Anzeigenerstatter ist, der insbesondere als Beobachtungs- und nicht als Anhalteposten bei der Feststellung einer Verkehrsordnungswidrigkeit t&#228;tig war, so kann er allerdings f&#252;r die Richtigkeit des Inhalts der Anzeige nur dann die Verantwortung &#252;bernehmen, wenn er an der Anzeigenerstattung mitgewirkt hat; es mu&#223; sichergestellt sein, da&#223; seine Beobachtungen mit dem Inhalt der Anzeige &#252;bereinstimmen (st. Senatsrechtsprechung, vgl. Beschlu&#223; vom 5.11.1982 - 3 Ss 506/82 - und vom 26.5.1981 - 3 Ss 360/81 -; vgl. ferner OLG K&#246;ln, 1. Strafsenat, VRS 60, 205; OLG Hamm VRS 52, 431; 53, 40; 54, 138; 55, 134). Dies kann z.B. der Fall sein, wenn der Beobachtungsposten beim Abfassen der Anzeige mitgewirkt hat oder sie sp&#228;ter durchgelesen und auf ihre Richtigkeit &#252;berpr&#252;ft hat (vgl. OLG K&#246;ln, 1. Strafsenat, Beschlu&#223; vom 9.1.1981 - 1 Ss 1107/80 -).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Dem angefochtenen Urteil kann nicht entnommen werden, ob der Polizeibeamte, der als Anhalteposten t&#228;tig war und die Anzeige aufgenommen hat, die Verantwortung f&#252;r die Richtigkeit der Anzeige &#252;bernommen hat. Es fehlt auch die Feststellung, ob die beiden Beamten, die als Beobachtungsposten eingesetzt waren, an der Anzeigenerstattung mitgewirkt haben, und was sie &#252;berhaupt konkret ausgesagt haben.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Insoweit kommen aber nur Rechtsfehler im Einzelfall in Betracht, die die Zulassung der Rechtsbeschwerde nicht gebieten.</p>
315,752
olgham-1983-03-24-7-wf-12583
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
7 WF 125/83
"1983-03-24T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:07"
"2019-03-27T09:42:18"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1983:0324.7WF125.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind seit dem ... rechtskr&#228;ftig geschieden. In dem vorliegenden Verfahren verfolge die Kl&#228;gerin einen Anspruch auf Ausgleich des Zugewinns. Sie ber&#252;hmt sich einer Ausgleichsforderung in H&#246;he von 10.000,- DM.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit dem angefochtenen Beschlu&#223; hat das Familiengericht Proze&#223;kostenhilfe in der Annahme versagt, da&#223; eine rechtskr&#228;ftige Scheidung noch nicht vorliege. In der Nichtabhilfeentscheidung hat das Familiengericht die Versagung damit gerechtfertigt, da&#223; im vorliegenden Fall eine Ausgleichsforderung im Hinblick auf &#167; 1378 Abs. 2 BGB ausscheide.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist gem. &#167; 127 ZPO zul&#228;ssig, aber nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 1378 Abs. 2 BGB wird die H&#246;he der Ausgleichsforderung durch den Wert des Verm&#246;gens begrenzt, das nach Abzug der Verbindlichkeiten bei Beendigung des G&#252;terstandes vorhanden ist. Das Familiengericht geht zu Recht davon aus, da&#223; der G&#252;terstand der Zugewinngemeinschaft im vorliegenden Fall mit der Rechtskraft der Scheidung aufgehoben worden ist (vgl. allgemein hierzu Palandt-Diederichsen, 42. Aufl., &#167; 1372 BGB Anm. 2). Dieser Zeitpunkt ist im Rahmen von &#167; 1378 Abs. 2BGB auch dann ma&#223;geblich, wenn f&#252;r die Berechnung der Ausgleichsforderung gem. &#167; 1384 BGB auf den Zeitpunkt der Rechtsh&#228;ngigkeit des Scheidungsantrags abzustellen ist. Das entspricht der nahezu einhellig vertretenen Auffassung (vgl. hierzu die Nachweise bei Gernhuber, Familienrecht, 3. Aufl., S. 516, 517 sowie M&#252;nchener Kommentar - Gernhuber, &#167; 1378 Anm. 7; abweichend vor Inkraftreten des 1. Eherechtsgesetzes im wesentlichen nur Ziege NJW 1964, 2394). Dies folgt nach der vom Senat geteilten herrschenden Meinung daraus, da&#223; &#167; 1378 Abs. 2 BGB eine Schutzvorschrift zugunsten der Gl&#228;ubiger darstellt. Nur in besonders gelagerten F&#228;llen geht nach dem Willen des Gesetzes das Recht auf Zugewinnausgleich anderen Forderungen vor (vgl. hierzu &#167; 1390 BGB). Auf der Grundlage des 1. Eherechtsgesetzes hat allerdings D. Schwab (Handbuch des Scheidungsrechts, Randnummer 785) die Auffassung vertreten, aus dem Wesen des Verbundes sei abzuleiten, da&#223; der Stichtag gem. &#167; 1384 BGB auch ma&#223;geblicher Stichtag im Sinne von &#167; 1378 Abs. 2 BGB sein m&#252;sse. Anderenfalls k&#246;nne im Verbund die Zugewinnforderung nicht zutreffend festgestellt werden. Mit dieser Argumentation &#252;bersieht Schwab aber, da&#223; die von ihm aufgezeigte Schwierigkeit nicht nur dann besteht, wenn &#252;ber den Zugewinn im Verbund zu entscheiden ist. &#196;hnliche Schwierigkeiten ergaben sich schon vor 1977 (und auch jetzt) dann, wenn vorzeitiger Zugewinn gem. &#167;&#167; 1385, 1386 BGB vorzeitig begehrt wird. Dann endet der G&#252;terstand der Zugewinngemeinschaft gem. &#167; 1388 BGB mit Rechtskraft des Urteils, das den vorzeitigen Zugewinnausgleich regelt. Auch in derartigen Verfahren kann sich also die Notwendigkeit ergeben, eine Verschuldung, die in der Zeit zwischen dem Berechnungszeitpunkt f&#252;r die Ausgleichsforderung und dem zuk&#252;nftigen Zeitpunkt der Beendigung des G&#252;terstandes entstanden ist, zu ber&#252;cksichtigen. Die Einf&#252;hrung des Verbundprinzips durch das 1. Eherechtsgesetz gibt daher keine Veranlassung, die bisherige Rechtsprechung zu &#167; 1378 Abs. 2 BGB aufzugeben.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Stichtag gem. &#167; 1384 BGB ist im vorliegenden Fall der 10. Oktober 1980. Der Antragsgegner hat im Scheidungsverfahren eingehend dazu vorgetragen, da&#223; nach dem Stichtag eine erhebliche Verschuldung daraus erwachsen ist, da&#223; er versucht hat, zusammen mit Arbeitskollegen die zusammengebrochene Firma ihres Arbeitgers fortzuf&#252;hren (vgl. nierzu den Schriftsatz vom 1.12.1981, GA Bl. 56, 57 des Scheidungsverfahrens, sowie das Protokoll vom 16.12.1981, GA Bl. 59 des Scheidungsverfahrens). Diesem Vortrag ist die Antragstellerin weder in dem fr&#252;heren Scheidungsverfahren noch im jetzigen Verfahren entgegengetreten. Es ist deshalb davon auszugehen, da&#223; bei dem Antragsgegner nach dem 10.10.1980, aber vor dem 2.12.1982 eine Verschuldung eingetreten ist, die die H&#246;he des behaupteten Ausgangsverm&#246;gens von 20.000,- DM weit &#252;bersteigt. Bei dieser Sachlage hat das Familiengericht Proze&#223;kostenhilfe wegen mangelnder Erfolgsaussichten zu Recht versagt.</p>
315,753
olgk-1983-03-21-2-w-1383
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 W 13/83
"1983-03-21T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:08"
"2019-03-27T09:42:18"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1983:0321.2W13.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die sofortige Beschwerde des Kl&#228;gers vom 21. Januar 1983 gegen den Beschlu&#223; des Land&#173;gerichts K&#246;ln vom 21. Dezember 1982 wird zu&#173;r&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten der sofortigen Beschwerde tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind geschiedene Eheleute und waren zu je 1/2 Mit&#173;eigent&#252;mer eines Grundst&#252;cks. Die Beklagte lie&#223; auf dem Anteil des Kl&#228;gers eine Sicherungshypothek in H&#246;he von 9.133,-- DM eintragen, um auf diese Weise Unterhaltsanspr&#252;che gegen den Kl&#228;ger zu sichern.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Kurz darauf tilgte der Kl&#228;ger seine Verbindlichkeiten und bat die Beklagte, die L&#246;schung der Sicherungshypothek in die Wege zu leiten. Die Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Beklagten erkl&#228;rten dazu ihre grunds&#228;tzliche Bereitschaft, wiesen aber darauf hin, da&#223; der Kl&#228;ger die Kosten f&#252;r die notarielle L&#246;schungsbewilli&#173;gung zu tragen habe.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Parteien anschlie&#223;end &#252;ber zwei Jahre in dieser Sa&#173;che keinen Kontakt mehr gehabt hatten, forderte der Proze&#223;be&#173;vollm&#228;chtigte erster Instanz des Kl&#228;gers die Beklagte unter Fristsetzung und Androhung gerichtlicher Schritte auf, in ge&#173;h&#246;riger Form in die L&#246;schung des Grundpfangrechts <strong>einzuwilligen. </strong>Demgegen&#252;ber berief sich die Beklagte auf andere, angeblich of&#173;fenstehende Forderungen gegen den Kl&#228;ger.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Daraufhin hat der Kl&#228;ger mit Schriftsatz vom 21. September 1981, eingegangen bei Gericht am 24. September 1981, Klage erhoben mit dem Antrag, die Beklagte zu verurteilen, in die L&#246;schung der Sicherungshypothek einzuwilligen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Beklagte mitgeteilt hat, da&#223; ihr durch Beschlu&#223; vom 22. September 1981 das Grundst&#252;ck in der Teilungsversteige&#173;rung zugeschlagen worden ist, hat der Kl&#228;ger andere Klageantr&#228;ge angek&#252;ndigt. Zuletzt hat er beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; die Sicherungshypothek eine Eigent&#252;mergrundschuld ist, die ihm zu&#173;steht,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, zu bewilligen und zu beantragen, da&#223; die Sicherungshypothek als Eigent&#252;mergrundschuld f&#252;r ihn eingetragen wird.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt, die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Sie hat sich bereit erkl&#228;rt, falls der Kl&#228;ger einen Grundbuchbe&#173;richtigungsantrag stellen sollte, diesen anzuerkennen, aller&#173;dings unter Verwahrung gegen die damit verbundenen Kosten. W&#228;hrend des Rechtsstreits hat die Beklagte es abgelehnt, die Bewilligung in einer vom Kl&#228;ger vorbereiteten notariellen Ur&#173;kunde zu erteilen, da die Kosten f&#252;r die Urkunde und deren Durch&#173;f&#252;hrung nach dem Entwurf von den Parteien gesamtschuldnerisch getragen werden sollten.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Beklagte im Termin vom 25. November 1982 eine no&#173;tarielle Berichtigungsbewilligung vorgelegt hat, wonach der Kl&#228;ger die Kosten der Bewilligung zu tragen hat, haben die Par&#173;teien den Rechtsstreit in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt, und wechselseitige Kostenantr&#228;ge gestellt. Das Landgericht hat durch Beschlu&#223; vom 21. Dezember 1982, zugestellt am 14. Januar 1983, dem Kl&#228;ger die Kosten des Rechtsstreits auferlegt mit der Begr&#252;ndung, er habe den Rechtsstreit veranla&#223;t, da er nicht bereit <em>gewesen </em><strong><em>sei, </em></strong>die Kosten der Bewilligung zu tragen, obwohl er dazu gem&#228;&#223; &#167; 897 BGB verpflichtet gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschlu&#223; hat der Kl&#228;ger mit einem am 22. Januar 1983 eingegangenen Schriftsatz vom 21. Januar 1983 sofortige Beschwerde eingelegt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Er beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">den Beschlu&#223; des Landgerichts aufzuheben und die Kosten der Beklagten aufzuerlegen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die sofortige Beschwerde zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die sofortige Beschwerde ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat den Kl&#228;ger zu Recht mit den Kosten des in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rten Rechtsstreits belastet (&#167; 91 a Abs. 1 ZPO). Bei Ber&#252;cksichtigung des bisherigen Sach&#173;und Streitstandes sind die Kosten nach billigem Ermessen dem Kl&#228;ger aufzuerlegen, da er bei dem voraussichtlichen Ausgang des RechtsstreitS unterlegen w&#228;re (Gedanke des &#167; 91 Abs. 1 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Feststellungsantrag war unzul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Diesem Klageantrag fehlte das Rechtsschutzbed&#252;rfnis, da er voll im Leistungsantrag enthalten war. Zwar h&#228;tte der Kl&#228;ger wegen &#167; 22 GBO anstelle der Leistungsklage eine Feststellungsklage erheben k&#246;nnen, da er mit dem Feststellungsurteil ohne weiteres die Grundbuchberichtigung h&#228;tte bewirken k&#246;nnen. Es bestand je&#173;doch kein berechtigtes Interesse des Kl&#228;gers daran, die Fest&#173;stellungsklage <u>zugleich</u> mit der weitergehenden Leistungsklage zu erheben.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Leistungsantrag w&#228;re - nach berichtigender Auslegung dahin&#173;gehend, da&#223; der Kl&#228;ger die Eintragung der Sicherungshypothek als Fremdgrundschuld erstrebte- erfolglos gewesen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte durfte gegen&#252;ber dem Anspruch des Kl&#228;gers auf Ab&#173;gabe der Berichtigungsbewilligung ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht geltend machen wegen der Pflicht des Kl&#228;gers, die Kosten der Bewilligung zu tragen. Nur dar&#252;ber stritten die Parteien.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger konnte von der Beklagten gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1167, 1144 BGB die Abgabe der Berichtigungsbewilligung verlangen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 1144 BGB kann der Grundst&#252;ckseigent&#252;mer vonm Gl&#228;ubiger Zug um Zug gegen Befriedigung die zur Berichtigung des Grund&#173;buchs erforderlichen Urkunden verlangen. Dazu z&#228;hlt auch die nach Grundbuchrecht erforderliche Bewilligung. Sofern der Grundst&#252;ckseigent&#252;mer oder der pers&#246;nliche Schuldner den Gl&#228;u&#173;biger bereits befriedigt hat, gew&#228;hrt &#167; 1144 BGB das Recht, auf Aush&#228;ndigung der dort bezeichneten Urkunden zu klagen (Eichmann im M&#252;nchener Kommentar zum BGB, &#167; 1144 Anm. 30; Staudinger&#173;Scher&#252;bl, BGB, 12. Auflage, &#167; 1144 Anm. 17).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte durfte die von ihr geschuldete Bewilligung der Grundbuchberichtigung gem&#228;&#223; &#167; 273 Abs. 1 BGB verweigern.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Sie hatte aus demselben rechtlichen Verh&#228;ltnis, auf dem ihre Verpflichtung beruhte, einen Anspruch <em>gegen </em>den Kl&#228;ger auf Er&#173;stattung der Kosten der Berichtigungsbewilligung nach &#167; 897 BGB, der mit Erbringung ihrer eigenen Leistung entstanden w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Aus&#252;bung des Zur&#252;ckbehaltungsrechts gegen&#252;ber dem Anspruch aus &#167; 1144 BGB war auch nicht ausgeschlossen. Grunds&#228;tzlich kann sich zwar der Hypothekengl&#228;ubiger gegen&#252;ber dem Anspruch aus &#167; 1144 BGB nicht wegen anderer als der durch die Hypothek ge&#173;sicherten Forderungen auf ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht berufen (BGHZ 71, 19 ff, 22 f; Soergel-Baur, BGB, 11. Auflage, &#167; 1144 Anm. 4; Erman-R&#228;fle, BGB, 7. Auflage, &#167; 1144 2umn. 3). Die Vor&#173;schrift des &#167; 1144 BGB soll dem Grundst&#252;ckseigent&#252;mer ein un&#173;eingeschr&#228;nktes Recht auf Aush&#228;ndigung der bezeichneten Urkunden gew&#228;hren, weil die Geltendmachung eines Zur&#252;ckbehaltungsrechtes tats&#228;chlich bewirken w&#252;rde, da&#223; der Gl&#228;ubiger sonst wegen an&#173;derer pers&#246;nlicher Anspr&#252;che durch die Hypothek gesichert w&#228;re. Zu den durch ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht nicht sicherungsf&#228;higen Anspr&#252;chen z&#228;hlen jedoch nicht die Anspr&#252;che wegen der Bewilli&#173;gungskosten. Diese Kosten stehen im unmittelbaren und notwendi&#173;gen Zusammenhang mit der Bewilligung der Grundbuchberichtigung. Sie sind gem&#228;&#223; &#167; 897 BGB, wenn nichts anderes vereinbart ist, von demjenigen zu tragen, der die Berichtigung verlangt. Es ist daher sachgerecht, wenn der Hypothekengl&#228;ubiger die Abgabe der Berichtigungsbewilligung bis zur Erstattung der damit verbun&#173;denen Kosten verweigern kann. Das grunds&#228;tzlich uneingeschr&#228;nkte Recht auf Aush&#228;ndigung der in &#167; 1144 BGB genannten Urkunden wird insoweit durch die besondere Vorschrift des &#167; 897 BGB einge&#173;schr&#228;nkt.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte war auch nicht verpflichtet, die Grundbuchberich&#173;tigung zu beantragen. Zu einem solchen Antrag w&#228;re sie zwar nach Grundbuchrecht berechtigt gewesen. Es fehlt aber eine Rechts&#173;vorschrift, nach der sie einen solchen Antrag h&#228;tte stellen m&#252;s&#173;sen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidung beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Beschwerdewert: Die Summe der gerichtlichen und au&#223;ergerichtli&#173;chen Kosten des Rechtsstreits erster Instanz.</p>
315,754
lg-essen-1983-03-17-16-o-4483
{ "id": 809, "name": "Landgericht Essen", "slug": "lg-essen", "city": 417, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
16 O 44/83
"1983-03-17T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:10"
"2019-03-27T09:42:18"
Urteil
ECLI:DE:LGE:1983:0317.16O44.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat die 16. Zivilkammer des Landgerichts Essen </p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 17. M&#228;rz 1983</p> <p>durch den Vorsitzenden Richter am Landgericht Dr. O.</p> <p>den Richter am Landgericht C. </p> <p>und die Richterin am Landgericht W.</p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p>Die Beklagten werden verurteilt, als Gesamtschuldner an die Kl&#228;gerin</p> <p></p> <p>1. 229,32 DM (i. W&#8226; zweihundertneunundzwanzig 32/100 Deutsche Mark) nebst 4 % Zinsen seit 11. April 1982 zu zahlen.</p> <p></p> <p>2. ein weiteres Schmerzensgeld von l.000,-- DM</p> <p>(i. W. eintausend Deutsche Mark) zu zahlen.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits haben die Kl&#228;gerin zu 2/3 und die Beklag-ten zu 1/3 zu tragen.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Beklagten k&#246;nnen die Vollstreckung gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 1.300,--DM abwenden, wenn nicht die Kl&#228;gerin zuvor in glei-cher H&#246;he Sicherheit leistet, die Kl&#228;gerin ist wegen der Kostenvoll-</p> <p>streckung der Beklagten bei Sicherheitsleistung in H&#246;he von 500,-- DM in gleicher Weise befugt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin, die Eigent&#252;merin des Pkw Renault R 5 mit dem amtlichen Kennzeichen: war, hatte ihr Fahrzeug am 29.06.81 auf dem Parkstreifen der dort 5,40 m breiten Fischerstra&#223;e in Gelsenkirchen-Horst etwa 10 m n&#246;rdlicher der Einm&#252;ndung Rothemannstra&#223;e geparkt. Als sie nach Beendigung ihres Dienstes in der &#228;rztlichen Praxis Dr. Q. nach Hause fahren wollte, stie&#223; ihr Fahrzeug kurz nach dem Anfahren mit dem entgegenkommenden Pkw BMW des Beklagten zu 1) mit dem amtlichen Kennzeichen zusammen, der bei der Beklagten zu 2) haftpflichtversichert ist. Das Fahrzeug der Kl&#228;gerin drehte sich infolge des Unfalls um die eigene Achse und stand nachher in der Fahrtrichtung des Beklagten zu 1). Der Kl&#228;gerin entstand bei dem Unfall unstreitig Sachschaden in H&#246;he von 1.375,91 DM. Hierauf hat die Beklagte zu 2) nach Klageerhebung 458,64 DM (1/3) gezahlt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin, die erst seit dem 25.04.81 in Besitz einer Fahrerlaubnis ist und zum Unfallzeitpunkt keinen Sicherheitsgurt angelegt hatte, wurde bei dem Unfall verletzt. Sie erlitt eine ausgedehnte skalpierende Stirnplatzwunde, beginnend in der Schl&#228;fe und durch die Augenbraue bis &#252;ber die Nasenwurzel hinauslaufend. Wegen der weiteren Schnittverletzungen im einzelnen, die s&#228;mtlich Stirn und Augenoberlid der Kl&#228;gerin be-treffen, wird auf den vorgetragenen Inhalt des Arztberichtes von Dr. K. vom 22.05.82 (Bl. 6 und 7 d. Gerichtsakten) verwiesen. Die Kl&#228;gerin befand sich mehrere Wochen in station&#228;rer und operativer Behandlung. Sie war bis zum 03.08.81 erwerbsunf&#228;hig. W&#228;hrend die Schnittwunden zwischenzeitlich verheilt sind, ist es im obersten Abschnitt des Wundgebietes zu Keloidbildungen gekommen, so da&#223; eine chirurgische Narbenkorrektur zur Verbesserung des kosmetischen Ergebnisses angezeigt ist.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zur Ausgleichung des von der Kl&#228;gerin begehrten Ersatzes des immateriellen Schadens hat die Beklagte zu 2) im Laufe des Rechtsstreits 2.000,--DM gezahlt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin behauptet, sie sei im spitzen Winkel vom Parkstreifen nach links auf die Fahrbahn gefahren, um die Fahrt geradeaus fortzusetzen; dabei sei sie nicht &#252;ber die Fahrbahnmitte hinausgeraten. Der Wagen des Beklagten zu<b> </b>1) sei mit &#252;berh&#246;hter Geschwindigkeit entgegengekommen, der Beklagte zu 1) habe dann spontan gebremst, sein Wagen sei &#252;ber die Fahrbahnmitte hinausgeraten und habe dort das Fahrzeug der Kl&#228;gerin erfa&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Parteien den Rechtsstreit &#252;bereinstimmend in H&#246;he von 485,64 DM und 2.000,-- DM f&#252;r erledigt erkl&#228;rt haben, beantragt die Kl&#228;gerin,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:85px">1. die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an sie 1.375,91 DM nebst 4&#160;% Zinsen seit dem 11.04.82 abz&#252;glich 458,64 DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:85px">2. ein in das Ermessen des Gerichts gestelltes Schmerzensgeld zu zahlen, abz&#252;glich 2.000,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Klage abzuweisen, soweit sie nicht f&#252;r erledigt erkl&#228;rt wurde.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Sie machen geltend, die Kl&#228;gerin sei beim Verlassen des Parkstreifens &#252;ber die Fahrbahnmitte hinausgeraten, der Zusammensto&#223; habe sich auf der Fahrbahnh&#228;lfte des Beklagten zu 1), die dieser nicht verlassen habe, ereignet, der Beklagte zu 1) sei auch nicht schneller als 50 km/h gefahren.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze und ihrer Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung der Zeugen I. und Q. Das Gesicht der Kl&#228;gerin ist in Augenschein genommen worden. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wegen des Inhalts der Aussagen und des Ergebnisses der Augenscheinseinnahme wird auf die Sitzungsniederschrift vom 17.03.83 (Bl. 31&#8212;39 der Gerichtsakten) Bezug genommen. Die Strafakte 17 Ds 32 Js 11O7/81) Staatsanwaltschaft Essen (Amtsgericht Gelsenkirchen-Buer) war Gegenstand des Beweises der m&#252;ndlichen Verhandlung. Auf ihren Inhalt wird verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u>:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Klageantrag zu 1) ist in H&#246;he des erkannten Betrages begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann die Beklagten gem&#228;&#223; der &#167;&#167; 7, 17 StVG, 3 Pflichtversicherungsgesetz in H&#246;he der H&#228;lfte des ihr entstandenen Schadens in Anspruch nehmen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Beide Parteien haben den Unfall verschuldet.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Zwar kann nicht festgestellt werden, welches der beteiligten Fahrzeuge &#252;ber die Fahrbahnmitte hinausgeraten ist. Der Zeuge Q. konnte keine Angaben dazu machen, ob der Beklagte zu 1) die gedachte Mittellinie &#252;berfahren hat. Die Aussage der Zeugin I.,sie meine, da&#223; sich die beiden linken R&#228;der des BMW bereits auf der Fahrbahnh&#228;lfte der Kl&#228;gerin befunden h&#228;tten, reicht f&#252;r eine diesbez&#252;gliche Feststellung nicht aus. Die Fahrbahnmitte ist nicht mit einer Mittellinie markiert, die Beurteilung, ob die Mitte &#252;berschritten wurde, ist mithin besonders schwer. Demgem&#228;&#223; hat die Zeugin auch nur bekundet, da&#223; dies ihr Eindruck gewesen sei, als feststehend hat sie es nicht dargestellt. Da die Zeugin auch in dem polizeilichen Anh&#246;rungsbogen hierzu nichts geschildert hat, reicht ihre Aussage mehr als 1 1/2 Jahre nach dem Unfall in diesem Punkt zur &#220;berzeugungsbildung des Gerichts nicht aus.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Desgleichen kann nicht festgestellt werden, da&#223; die Kl&#228;gerin beim Anfahren aus der Parkl&#252;cke die gedachte Mittellinie der Fahrbahn &#252;berschritten hat. Der Zeuge Q.hat das Fahrzeug der Kl&#228;gerin vor dem Unfall nicht wahrgenommen. Die Zeugin I. hat zwar bei ihrer polizeilichen Anh&#246;rung 4 Tage nach dem Unfall erkl&#228;rt, der Wagen der Kl&#228;gerin sei zu weit vom Parkplatz ausgeschert; sie hat dies im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung auf einen entsprechenden Vorhalt des Proze&#223;bevollm&#228;chtjgten der Beklagten mit einer Handbewegung verdeutlicht, die ein &#220;berschreiten der Fahrbahn der Kl&#228;gerin anzeigen k&#246;nnte. Bei ihrer zusammenh&#228;ngenden Unfallschilderung zu Beginn ihrer Aussage hat die Zeugin aber bekundet, die Kl&#228;gerin sei ganz spitzwinklig vom Parkstreifen abgefahren, ihr Wagen sei bereits eingeordnet gewesen und habe sich auch schon geradeausbewegt, als sich der Wagen des Beklagten zu 1) gen&#228;hert habe. Da auch die polizeiliche Unfallskizze keinen eindeutigen Schlu&#223; zul&#228;&#223;t, kann nicht festgestellt werden, da&#223; ein &#220;berschreiten der Fahrbahnmitte durch die Kl&#228;gerin unfallurs&#228;chlich geworden ist.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Dagegen hat die Beweisaufnahme ergeben, da&#223; der Beklagte zu 1) unter Versto&#223; gegen &#167; 3 Abs. 3 und &#167; 2 Abs. 2 StVO mit &#252;berh&#246;hter Geschwindigkeit gefahren ist und sich dabei auch nicht soweit rechts wie m&#246;glich gehalten hat. Er hat damit zur Verursachung des Unfalls nicht unerheblich beigetragen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Zeugin I. und der Zeuge Q. sch&#228;tzen die von ihm gefahrene Geschwindigkeit unabh&#228;ngig voneinander nahezu &#252;bereinstimmend auf 70&#8212;80 km/h bzw. 80 km/h. Zwar ist einzur&#228;umen, da&#223; die Geschwindigkeit vorbeifahrender Fahrzeuge ohne technische Hilfsmittel von Passanten nur schwer zu sch&#228;tzen ist und solchen Passanten, die nicht selbst im Besitz einer Fahrerlaubnis sind, h&#228;ufig die Erfahrungswerte f&#252;r eine Sch&#228;tzung fehlen werden.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Vorliegend wird aber die nahezu &#252;bereinstimmende Beurteilung der Zeugen dadurch gest&#252;tzt, da&#223; sie, wie sie &#252;bereinstimmend bekundet haben, ein lautes Fahrger&#228;usch vom BMW wahrgenommen haben, wodurch der Zeuge Q. auf den Wagen &#252;berhaupt aufmerksam geworden ist. Desgleichen steht nach den glaubhaften Bekundungen der Zeugen I. und Q. fest, da&#223; der Beklagte zu 2) nicht so weit rechts gefahren ist, wie es m&#246;glich gewesen und angesichts der nur 5,40 m breiten Stra&#223;e auch erforderlich gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Auch die Kl&#228;gerin trifft an dem Unfall ein Verschulden. Wer von einem Parkstreifen auf die Fahrbahn einfahren will, hat sich dabei so zu verhalten, da&#223; eine Gef&#228;hrdung anderer Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen ist, &#167; 10 StVO. Die Kl&#228;gerin mu&#223;te sicherstellen, da&#223; auch entgegenkommende Fahrzeuge nicht gef&#228;hrdet w&#252;rden, dazu h&#228;tte sie den entgegenkommenden Wagen des Beklagten zu 1) erforderlichenfalls passieren lassen m&#252;ssen, bevor sie mit dem Ausscheren begann.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Das Ma&#223; der beiderseitigen Verursachung wiegt in etwa gleich schwer, so da&#223; das Gericht eine Schadensteilung auf h&#228;lftiger Grundlage f&#252;r gerechtfertigt erachtet. Der Beklagte zu 1), der im Strafverfahren selbst einger&#228;umt hat, die Kl&#228;gerin aus einer Entfernung von etwa 50 m gesehen zu haben, h&#228;tte sein Fahrzeug fr&#252;her abbremsen m&#252;ssen, um einen Zusammensto&#223; zu vermeiden; demgegen&#252;ber war die Kl&#228;gerin beim Anfahren vom Parkstreifen zu besonderer Vorsicht verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Von dem unstreitig in H&#246;he von 1.375,91 DM entstandenen materiellen Schaden haben die Beklagten somit 687,95 DM zu tragen. Abz&#252;glich des Betrages von 458,64 DM, um den die Parteien den Rechtsstreit &#252;bereinstimmend in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt haben, ergab sich der auf den Klageantrag zu 1) erkannte Betrag von 229,32 DM, den die Beklagten gem&#228;&#223; der &#167;&#167; 288 I, 284 I BGB mit 4 % zu verzinsen haben.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Schmerzensgeldanspruch der Kl&#228;gerin ist gem. &#167; 847 BGB in H&#246;he von weiteren 1.000,-- DM begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die zum Unfallzeitpunkt 18 Jahre alte Kl&#228;gerin ist bei dem Unfall erheblich verletzt worden, so da&#223; sie mehrere Wochen station&#228;r &#8212; auch operativ &#8212; behandelt werden mu&#223;te und 7 Wochen arbeitsunf&#228;hig war. Wie die Augenscheinseinnahme ergeben hat, sind die Narben im Gesicht der Kl&#228;gerin im Bereich der Stirn und der linken Augenbraue noch deutlich sichtbar. Sie bedeuten eine f&#252;hlbare Beeintr&#228;chtigung ihrer k&#246;rperlichen Integrit&#228;t und lassen ihren Wunsch nach operativer Behandlung verst&#228;ndlich erscheinen, selbst wenn die Kl&#228;gerin bei der von ihr derzeit gew&#228;hlten Haartracht einen Teil der Narben bedeckt h&#228;lt. Unter weiterer Ber&#252;cksichtigung der Einbu&#223;e an Lebensfreude und der Heftigkeit der Schmerzen h&#228;lt das Gericht einen Schmerzensgeldbetrag von 8.000,-- DM f&#252;r angemessen, der jedoch wegen des mitwirkenden Verschuldens der Kl&#228;gerin zu mindern ist, &#167; 254 BGB. Dabei war zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; die Verletzungen der Klagerin, die unstreitig unter Zuwiderhandlung gegen &#167; 21 a StVO die Sicherheitsgurte nicht angelegt hatte, dem typischen Verlauf nach dadurch entstanden sind, da&#223; sie mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe geriet. Dies ergibt sich auch aus dem von der Kl&#228;gerin eingereichten Arztbericht des Dr.K. vom 22.05.82. Insoweit h&#228;lt das Gericht einen Abzug von 25 % f&#252;r gerechtfertigt. Von den verbleibenden 6.000,-- DM ist die H&#228;lfte wegen des bereits er&#246;rterten Mitverschuldens der Kl&#228;gerin bei dem Zustandekommen des Unfalls abzuziehen, so da&#223; sich abz&#252;glich des &#252;bereinstimmend f&#252;r erledigt erkl&#228;rten Betrages von 2.000,-- DM eine noch zu zahlende Summe von </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">1.000,-- DM ergibt.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus den &#167;&#167; 708 Ziff. 11, 711 ZPO.</p>
315,755
lg-bonn-1983-03-17-5-t-3583
{ "id": 804, "name": "Landgericht Bonn", "slug": "lg-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
5 T 35/83
"1983-03-17T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:11"
"2019-03-27T09:42:18"
Beschluss
ECLI:DE:LGBN:1983:0317.5T35.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>1.)</p> <p>Die Zwischenverf&#252;gung des Grundbuchamtes vom 25. Januar 1983 wird aufgehoben.</p> <p>2.)</p> <p>Das Grundbuchamt wird angewiesen, die beantragte L&#246;schung nicht aus den Gr&#252;nden der Zwischenverf&#252;gung zu versagen.</p> <p>3.)</p> <p>Die Entscheidung ergeht gerichtsgeb&#252;hrenfrei.</p> <p>4.)</p> <p>Au&#223;ergerichtliche Kosten werden nicht erstattet.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e :</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><strong>I.</strong></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdef&#252;hrer haben mit Schreiben vom 24. Januar 1983 unter Vorlage einer L&#246;schungsbewilligung des C die L&#246;schung der zu Lasten der betroffenen Grundst&#252;cke unter lfd. Nr. 2 in Abteilung 2 des Grundbuchs eingetragenen Grundschuld beantragt. Dieser L&#246;schungsantrag ist durch den Ortsb&#252;rgermeister der Gemeinde T, einer in Rheinland Pfalz gelegenen Verbandsgemeinde, beglaubigt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Durch Verf&#252;gung vom 25. Januar 1983 hat die zust&#228;ndige Rechtspflegerin die Beschwerdef&#252;hrer gebeten, den Antrag in einer durch einen Notar beglaubigten Form vorzulegen. Eine Fristbestimmung enth&#228;lt diese Verf&#252;gung nicht. Durch Schreiben vom 11. Februar 1983 hat der Beschwerdef&#252;hrer zu 1.) f&#252;r beide Antragsteller "Beschwerde" eingelegt und sich auf das Gesetz f&#252;r die Beglaubigungsbefugnis vom 21. Juli 1978 des Landes Rheinland Pfalz und darauf berufen, da&#223; er in der Gemeinde T Grundbesitz habe.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die zust&#228;ndige Rechtspflegerin und der Abteilungsrichter haben der Erinnerung nicht abgeholfen. Die Rechtspflegerin hat in ihrer Entscheidung ausgef&#252;hrt, die Beglaubigung reiche zur L&#246;schung der Grundschuld nicht aus, weil die Beschwerdef&#252;hrer nicht in der Gemeinde T wohnen bzw. dort ihren st&#228;ndigen Aufenthaltsort haben.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"><strong>II.</strong></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die als "Beschwerde" bezeichnete Eingabe des Beschwerdef&#252;hrers zu 1.) ist als Erinnerung beider beteiligten Antragsteller gegen die Zwischenverf&#252;gung des Grundbuchamtes vom 25. Januar 1983 anzusehen. Es ist davon auszugehen, da&#223; der Beschwerdef&#252;hrer zu 1.) auch f&#252;r seine Ehefrau die Erinnerung einlegen wollte.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die seit Vorliegen der Nichtabhilfeentscheidungen des Amtsgerichts gem&#228;&#223; &#167; 11 Abs. 2 Rechtspflegergesetz nunmehr als Beschwerde anzusehende Erinnerung ist gem&#228;&#223; &#167; 71 Abs. 1 GBO zul&#228;ssig und auch begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Verf&#252;gung war bereits deswegen aufzuheben, weil sie in der Sache eine Zwischenverf&#252;gung gem&#228;&#223; &#167; 18 GBO darstellt, ohne deren Formanforderungen zu gen&#252;gen. Es fehlt an dem gem&#228;&#223; &#167; 18 Abs. 1 Satz 1 GBO zwingend vorgesehenen Erfordernis der Fristsetzung.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Aber auch in der Sache ist die Verf&#252;gung zu Unrecht erfolgt, weil die vorliegende Beglaubigung der Unterschrift beider Beschwerdef&#252;hrer zur L&#246;schung der Grundschuld ausreicht. Dies ergibt sich aus &#167;&#167; 129 Abs. 1 BGB i.V.m. &#167;&#167; 39 ff, 63 Beurkundungsgesetz und dem Landesgesetz f&#252;r die Beglaubigungsbefugnis des Landes Rheinland Pfalz, Gesetz und Verordnungsblatt f&#252;r das Land Rheinland Pfalz 1978, Seite 597.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Bei Vorliegen einer auf &#167; 63 Beurkundungsgesetz beruhenden einschl&#228;gigen landesrechtlichen Bestimmung f&#252;r die Zust&#228;ndigkeit bei &#246;ffentlichen Beglaubigungen sind neben den in &#167; 129 Abs. 1 BGB erw&#228;hnten Notaren auch die in dem Landesgesetz aufgef&#252;hrten Stellen in den gesetzlich vorgesehenen F&#228;llen zur &#246;ffentlichen Beglaubigung befugt. Dies ist daraus herzuleiten, da&#223; die Verfahrensweise der &#246;ffentlichen Beglaubigung im einzelnen im Beurkundungsgesetz geregelt ist (&#167;&#167; 39, 40 Beurkundungsgesetz) und das Beurkundungsgesetz in &#167; 63 die M&#246;glichkeit anderweitiger Zust&#228;ndigkeitsverteilung durch die L&#228;nder vorgesehen hat. Entsprechend wird in der Literatur zum Teil ausdr&#252;cklich auf die M&#246;glichkeit der anderweitigen Zust&#228;ndigkeit im Falle des &#167; 129 BGB hingewiesen (z. B, Jansen, FGG, 2. Aufl., Band III, &#167; 63 Beurkundungsgesetz Anm. 1 und 2, Staudinger- Dilches, BGB, 12. Aufl., &#167; 129 Anm. 9) und im &#252;brigen in der Kommentierung zu &#167; 129 Abs. 1 BGB regelm&#228;&#223;ig ausgef&#252;hrt, da&#223; "grunds&#228;tzlich" der Notar zust&#228;ndig sei und sich die Einzelheiten aus dem Beurkundungsgesetz ergeben (z. B, RGRK-Kr&#252;ger- Nieland, BGB, 12. Aufl., &#167; 129 Anm. 3; Soergel-Hefermehl, BGB, 11. Aufl., &#167; 129 Anm. 5, der ausdr&#252;cklich andere Zust&#228;ndigkeiten erw&#228;hnt; Palandt-Heinrichs, BGB, 42. Aufl., &#167; 129 Anm. 2; anders anscheinend M&#252;nchener Kommentar F&#246;rschler, BGB, &#167; 129 Anm. 7 und 8; unerw&#228;hnt bei Erman-Brox, BGB, 7. Aufl. &#167; 129 Anm. 3).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der L&#246;schung der Grundschuld steht nicht entgegen, da&#223; keiner der Antragsteller in der Gemeinde T seinen Wohnsitz oder st&#228;ndigen Aufenthaltsort hat. Die Regelung des &#167; 4 in dem vorerw&#228;hnten Landesgesetz, wonach nur bei Vorliegen dieser Voraussetzung eine Beglaubigung erfolgen "soll", stellt sich als Ordnungsvorschrift dar, deren m&#246;glicher Versto&#223; der Wirksamkeit der im &#252;brigen ordnungsgem&#228;&#223; erfolgten Beglaubigung nicht entgegensteht.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die auf rheinland pf&#228;lzischem Landesrecht beruhende &#246;ffentliche Beglaubigung ist auch nicht etwa nur zur Vorlage in Rheinland Pfalz geeignet. Vielmehr muss davon ausgegangen werden, da&#223; &#246;ffentliche Beglaubigungen, die gem&#228;&#223; &#167; 63 Beurkundungsgesetz auf landesrechtlichen Regelungen beruhen, im ganzen Bundesgebiet den gesetzlichen Anforderungen an eine &#246;ffentliche Beglaubigung gen&#252;gen. Der Gesetzeswortlaut des Beurkundungsgesetzes gibt f&#252;r eine Einschr&#228;nkung der Verwendungsm&#246;glichkeit der auf diese Weise erlangten &#246;ffentlichen Beglaubigung nichts her. Auch dem vorrangigen Sinn der gesetzlichen Regelung, n&#228;mlich in erster Linie den L&#228;ndern die M&#246;glichkeit zu geben, &#252;berkommene Zust&#228;ndigkeiten aufrechtzuerhalten (vgl. Jansen a.a.O. Anm. 3 mit Nachweisen) entspricht es, die Verwendbarkeit der auf diese Weise &#246;ffentlich beglaubigten Urkunden nicht auf die Landesgrenzen zu beschr&#228;nken.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Eine Kostenentscheidung war nicht veranlasst, weil an der Angelegenheit nicht "mehrere Personen" im Sinne des &#167; 13 a Abs. 1 FGG beteiligt sind.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Gerichtsgeb&#252;hrenfreiheit beruht auf &#167; 131 Abs. 1 Satz 1 KostO.</p>
315,756
lg-essen-1983-03-16-1-s-5783
{ "id": 809, "name": "Landgericht Essen", "slug": "lg-essen", "city": 417, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
1 S 57/83
"1983-03-16T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:12"
"2019-03-27T09:42:18"
Urteil
ECLI:DE:LGE:1983:0316.1S57.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat die 1. Zivilkammer des Landgerichts Essen</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 16. M&#228;rz 1983 </p> <p>durch den Vorsitzenden Richter am Landgericht Dr. H.,</p> <p>den Richter am Landgericht Dr. N. und den Richter </p> <p>am Landgericht X. f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das am 23. Dezember 1982 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Essen - 10 C 698/82 - abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Absatz 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:161px"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u>:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Grunds&#228;tzlich ist anerkannt, da&#223; der Unfallgesch&#228;digte von dem Unfallsch&#228;diger auch den Schaden nach &#167; 823 Absatz 1 BGB ersetzt verlangen kann, der ihm aufgrund der Inanspruchnahme seiner Kaskoversicherung in Form des Verlustes des Schadensfreiheitsrabatts entsteht. Denn dieser Schaden geh&#246;rt - anders als bei der Haftpflichtversicherung - zu dem aus der Verletzung des Eigentums des Unfallgesch&#228;digten resultierenden Sachfolgeschadens (BGH VersR 1976, 1066,(1067); LG Gie&#223;en, DAR 1975, 268; Geigel- Schlegelmilch, Haftpflichtproze&#223;, 18. Auflage, Kapitel 13, Rdn. 74; Jagusch, Stra&#223;enverkehrsrecht, 26. Auflage, &#167; 12 StVG, Rdn.29; Klimke, Versicherungsrecht 1977, 134 (135); Weyert, Versicherungsrecht 1968, 133 (134))</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Unter dem Gesichtspunkt der Schadensminderungspflicht nach &#167; 254 BGB wird allerdings die Berechtigung der Inanspruchnahme der Kaskoversicherung dann zu pr&#252;fen sein, wenn der Sch&#228;diqer dem Gesch&#228;digten voll haftet (vgl. BGH Versicherungsrecht 1976, 1066 (1067); Geigel-Schlegelmilch, a. a. 0.; Klimke a. a. 0.). Hierbei ist anerkannt, da&#223; dem Gesch&#228;digten ein Versto&#223; gegen seine Schadensminderungspflicht jedenfalls nicht vorzuwerfen ist, wenn der Sch&#228;diger bzw. seine Versicherung den Schaden nicht unverz&#252;glich reguliert. Davon ist aber im vorliegenden Fall nicht auszugehen. Vielmehr hat der Kl&#228;ger seine Kaskoversicherung nur deshalb in Anspruch genommen, weil durch die besondere Gestaltung seines Versicherungsvertrages er mehr ersetzt erhielt, als ihm aufgrund der haftungsrechtlichen Bestimmungen gegen&#252;ber der Haftpflichtversicherung zustand. Dadurch hat er dann den Verlust des Schadensfreiheitsrabattes bewirkt. Dies kann aber nicht dem Sch&#228;diger angelastet werden, der auch nicht durch die Inanspruchnahme g&#252;nstiger gestellt wird. Denn nach &#167; 67 VVG geht der Anspruch des Gesch&#228;digten auf seine Kaskoversicherung &#252;ber, die von dem Sch&#228;diqer, da dieser insoweit voll haftet, zumindest den Wiederheschaffungswert zur&#252;ckverlangen k&#246;nnte. Dazu k&#228;me dann noch der Rabattverlust, ohne da&#223; der Sch&#228;diger zu einer solchen Verfahrensweise Anla&#223; gegeben h&#228;tte. Deshalb kann in diesem Fall der Gesch&#228;digte, hier der Kl&#228;ger, von der gegnerischen Haftpflichtversicherung den Schadensfreiheitsrabattverlust in der Kaskoversicherung nicht ersetzt verlangen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO.</p>
315,757
olgham-1983-03-14-15-w-2083
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 20/83
"1983-03-14T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:14"
"2019-03-27T09:42:17"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1983:0314.15W20.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die sofortige weitere Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Beteiligte zu 2) hat dem Beteiligten zu 3) die au&#223;ergerichtlichen Kosten des Verfahrens der sofortigen weiteren Beschwerde zu erstatten.</p> <p>Der Gegenstandswert der sofortigen ersten - insoweit in Ab&#228;nderung des angefochtenen Beschlusses - und der sofortigen weiteren Beschwerde wird auf je 5.000,- DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><b>1)</b></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 3) ist am 27. April 1933 als ... und Kind des Landwirts ... und der ... geb. ... geboren worden. Seine Geburt ist in dem Geburtseintrag Nr. 21/1933 des Standesamts ... (jetzt ...) beurkundet.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Witwe ... geb. ... in ... und der Beteiligte zu 3) haben mit notarieller Verhandlung vom 28. August 1980 (Urkundenrolle Nr. 666/1980 des Notars ... in ... beim Vormundschaftsgericht Wenden gem&#228;&#223; &#167; 1768 Abs. 1 BGB beantragt, die Annahme des vollj&#228;hrigen Beteiligten zu 3) durch die Witwe ... auszusprechen. In der Verhandlung, an der auch die Ehefrau des Beteiligten zu 3) teilgenommen hat, hei&#223;t es, da&#223; Frau ... beabsichtige, ihrem Adoptivsohn den in ... gelegenen Hof, dessen Hoferbin sie sei, zu &#252;bertragen. Die Urkunde enth&#228;lt sodann den Satz:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"><i>"Mit Zustimmung aller Erschienenen f&#252;hrt Herr ... den Namen ...."</i></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Ausdr&#252;cklich ist in der Verhandlung gegen&#252;ber dem Vormundschaftsgericht nur der Antrag formuliert, die Annahme Herrn ... als Kind der Frau ... auszusprechen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der beurkundende Notar hat diesen Annahmeantrag nebst anderen Unterlagen mit Begleitschreiben vom 23. Dezember 1980 beim Vormundschaftsgericht Menden eingereicht. Nach Anh&#246;rung des Jugendamts der Stadt Menden hat das Vormundschaftsgericht mit Beschlu&#223; vom 11. Februar 1981 - wirksam seit dem 13. Februar 1981 - die Annahme des Beteiligten zu 3), der als ... bezeichnet wird, durch Frau ... ausgesprochen (6 XVI 84). Eine zus&#228;tzliche Aussage &#252;ber die Familiennamensf&#252;hrung des Beteiligten zu 3) enth&#228;lt dieser Beschlu&#223; nicht.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 1) hat in der Folgezeit die Auffassung vertreten, da&#223; die in den Annahmeantr&#228;gen gew&#228;hlte Namensf&#252;hrung unzul&#228;ssig sei, und am 27. Februar 1981 einen Randvermerk im Geburtsregister eingetragen, wonach der Beteiligte zu 3) nunmehr den Geburtsnamen ... f&#252;hre. Mit einer Antragsschrift zum Amtsgericht Arnsberg vom 14. Januar 1982 hatte der Beteiligte zu 3) die &#196;nderung dieser Beischreibung dahin begehrt, da&#223; der Name ..., hilfsweise ... laute (11 III 5/82 AG Arnsberg), diesen Antrag jedoch mit Schriftsatz vom 27. August 1982 ... zur&#252;ckgenommen, nachdem eine andere Entwicklung eingetreten war.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Inzwischen hatte der Beteiligte zu 3) n&#228;mlich mit Schriftsatz vom 5. Mai 1982 beim Amtsgericht Menden beantragt, gem&#228;&#223; &#167; 1757 Abs. 2 BGB die &#196;nderung des Namens in ... zu beschlie&#223;en. Das Amtsgericht Menden hatte daraufhin mit seiner rechtskr&#228;ftigen Entscheidung vom 24. Juli 1982 den die Annahme aussprechenden Beschlu&#223; dieses Gerichts vom 11. Februar 1981 dahin erg&#228;nzt, da&#223; der Angenommene k&#252;nftig den Familiennamen "Stratmann-Holte" f&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><b>2)</b></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Unter Einschaltung des Beteiligten zu 2) hat der Beteiligte zu 1) im vorliegenden Verfahren am 16. September 1982 gem&#228;&#223; &#167; 45 Abs. 2 PStG um gerichtliche Entscheidung gebeten, ob der Inhalt des Erg&#228;nzungsbeschlusses des Amtsgerichts Menden vom 24. Juli 1982 als Randvermerk zum Geburtseintrag des Beteiligten zu 3) beigeschrieben werden k&#246;nne. Er hat hieran Zweifel, weil er meint, die in dem Antrag auf Annahme als Kind vom 28. August 1980 vorgesehene Doppelnamensf&#252;hrung des Angenommenen k&#246;nne nicht als Antrag im Sinne von &#167; 1757 Abs. 2 BGB gewertet werden. Mit dem Annahmebeschlu&#223; vom 11. Februar 1981 habe das Vormundschaftsgericht den Namen des Beteiligten zu 3) konstitutiv und f&#252;r jedes Gericht bindend festgelegt. Der Gesetzeswortlaut "mit dem Ausspruch der Annahme" schlie&#223;e in Verbindung mit &#167; 56 e Satz 3 FGG eine nachtr&#228;gliche, d.h. au&#223;erhalb des Annahmedekrets vollziehbare Namens&#228;nderung des Angenommenen aus. Die vom Angenommenen gew&#252;nschte Namens&#228;nderung k&#246;nne nur auf &#246;ffentlich-rechtlichem Wege erreicht werden.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Durch Beschlu&#223; vom 23. November 1982 hat das Amtsgericht Arnsberg verf&#252;gt, da&#223; dem Geburtseintrag des Beteiligten zu 3) folgender Randvermerk beizuschreiben sei:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><i>"Auf Anordnung des Amtsgerichts Arnsberg vom 23. November 1982 - 11 III 73/82 - wird der Randvermerk vom 27. Februar 1981 dahin berichtigt, da&#223; das Kind nunmehr den Familiennamen ... f&#252;hrt."</i></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die dagegen eingelegte sofortige Beschwerde des Beteiligten zu 2) vom 10. Dezember 1982 ist durch Beschlu&#223; des Landgerichts vom 20. Dezember 1982 zur&#252;ckgewiesen worden.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Hiergegen wendet sich der Beteiligte zu 2) mit seiner sofortigen weiteren Beschwerde vom 29. Dezember 1982.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsmittel der Aufsichtsbeh&#246;rde ist form- und fristgerecht eingelegt und auch sonst zul&#228;ssig (&#167;&#167; 48 Abs. 1, 45 Abs. 2 Satz 2, 49 Abs. 1 Satz 1, Abs. 2 FStG, 22 Abs. 1, 27, 29 FGG). Sachlich bleibt es indessen ohne Erfolg, weil die angefochtene Beschwerdeentscheidung nicht auf einer Verletzung des Gesetzes beruht (&#167;&#167; 48 Abs. 1 PStG, 27 FGG).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><b>1)</b></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 45 Abs. 2 PStG kann der Standesbeamte "in Zeifelsf&#228;llen" von sich aus die Entscheidung des Amtsgerichts dar&#252;ber herbeif&#252;hren, ob eine Amtshandlung vorzunehmen ist. F&#252;r das weitere Verfahren gilt dies als Ablehnung der Amtshandlung, ein Fall, in dem nach Absatz 1 derselben Vorschrift den Beteiligten und der Aufsichtsbeh&#246;rde gleichfalls das Recht zur Anrufung des Amtsgerichts einger&#228;umt ist.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Falle hat der Standesbeamte in ... das Amtsgericht zur Entscheidung dar&#252;ber angerufen, ob auf Grund des erw&#228;hnten Erg&#228;nzungsbeschlusses vom 24. Juli 1982 dessen Inhalt als Randvermerk zum Geburtseintrag des Beteiligten zu 3) beigeschrieben werden kann. Er hat damit die Ablehnung einer Amtshandlung im Sinne des &#167; 45 Abs. 2 PStG zum Ausdruck gebracht. Zu dieser Ablehnung war er aber nicht berechtigt, weil seine Zweifel unbegr&#252;ndet sind.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><b>2)</b></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 30 Abs. 1 Satz 1 PStG hat der Standesbeamte einen Randvermerk im Geburtenbuch (&#167; 21 PStG) einzutragen, wenn der Name des Kindes ge&#228;ndert wird. Eine solche Namens&#228;nderung ist durch den Beschlu&#223; des Vormundschaftsgerichts Wenden vom 24. Juli 1982 auf der Grundlage des &#167; 1757 Abs. 2 BGB vorgenommen worden. Eine Nichtigkeit dieses Beschlusses, die ausnahmsweise seine Bindungswirkung beseitigt und ein Pr&#252;fungsrecht des Standesbeamten er&#246;ffnet, ist nicht feststellbar. Die Voraussetzungen, unter denen das BayObLG (StAZ 1980, 65 = BayObLGZ 1979, 346) die Nichtigkeit eines Erg&#228;nzungsbeschlusses festgestellt hat, der auf Grund eines <u>nach</u> dem Wirksamwerden des Annahmebeschlusses gestellten Antrags ergangen war, liegen hier nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Mit dem BayObLG (a.a.O.; vgl. auch Senatsbeschlu&#223; vom 21. Mai 1979 - 15 W 74/79; von Bar, StAZ 1980, 67) ist davon auszugehen, da&#223; das Vormundschaftsgericht durch den Annahmebeschlu&#223; den Namen des Adoptivkindes nach &#167; 1757 Abs. 2 BGB konstitutiv und bindend f&#252;r jedes Gericht festlegt. Eine solche Bindung tritt demgem&#228;&#223; auch f&#252;r jedes andere Gericht der freiwilligen Gerichtsbarkeit und damit f&#252;r die Gerichte des gegenw&#228;rtigen Rechtszuges ein. Die Bindung entf&#228;llt nur dann, wenn der die Namensfrage regelnde Beschlu&#223; nichtig ist (Keidel/Kuntze/Winkler, FG, 11. Aufl., Rz. 13 a zu &#167; 1 FGG). Das Vormundschaftsgericht best&#228;tigt unter der Herrschaft des Dekretsystems nicht mehr lediglich einen Adoptionsvertrag der Beteiligten, sondern spricht die Annahme als Kind selbst aus. Teil des Annahmebeschlusses ist die Festlegung des Namens f&#252;r das Adoptivkind nach Antrag, wie &#167; 1757 Abs. 2 BGB deutlich zu erkennen gibt. Denn nach dieser Vorschrift kann das Vormundschaftsgericht nur <u>mit dem Ausspruch der Annahme</u> dem neuen Familiennamen, den das Adoptivkind gem&#228;&#223; &#167; 1757 Abs. 1 Satz 1 BGB kraft Gesetzes vom Annehmenden erh&#228;lt, den bisherigen Familiennamen hinzuf&#252;gen. Damit ist gesetzlich festgelegt, da&#223; &#252;ber einen Antrag auf Namens&#228;nderung nur im Zusammenhang mit dem Ausspruch der Annahme entschieden werden kann (KG, OLGZ 1978, 135 = StAZ 1978, 182). Im Zusammenwirken mit &#167; 56 e Satz 3 Halbsatz 2 FGG, wonach das Gericht den Beschlu&#223; &#252;ber die Annahme als Kind nicht &#228;ndern kann, ergibt sich, da&#223; eine nachtr&#228;gliche Namensgebung durch das Vormundschaftsgericht unzul&#228;ssig ist. Denn sie w&#252;rde eine inhaltliche Abweichung vom Annahmebeschlu&#223; bedeuten und damit entgegen &#167; 56 e Satz 3 Halbsatz 2 FGG seine &#196;nderung bewirken (von Bar, a.a.O.). Soweit das OLG K&#246;ln (StAZ 1982, 278) die Bindungswirkung des Annahmebeschlusses nicht zugleich auf die mit ihm geregelte Namensf&#252;hrung des Kindes erstreckt, weil es die Namensbestimmung als keinen deranwesentlichen Bestandteil des Annahmeverh&#228;ltnisses beurteilt, da&#223; der Ausspruch &#252;ber die Kindesannahme und die Namensgestaltung nur durch einen einheitlichen Beschlu&#223; vorgenommen werden k&#246;nnte, kann dieser Ansicht nicht zugestimmt werden. Denn das Gesetz weist in &#167; 1757 Abs. 2 BGB die Namensregelung dem Inhalt des Annahmebeschlusses zu, die "mit dem Ausspruch der Annahme" geschehen soll. Eine vergleichbare gesetzliche Regelung ist in &#167; 1355 Abs. 2 BGB enthalten, wonach die Ehegatten "bei der Eheschlie&#223;ung" durch Erkl&#228;rung gegen&#252;ber dem Standesbeamten zum Ehenamen den Geburtsnamen des Mannes oder der Frau bestimmen k&#246;nnen, und bei unterbliebener Bestimmung der Geburtsname des Mannes Ehename wird. Dieses Wahlrecht f&#252;r den Ehenamen ist an den Zeitpunkt der Eheschlie&#223;ung gebunden. Eine Erkl&#228;rung erst nach Vollzug der Eheschlie&#223;ung ist nach anerkannter Auffassung nicht mehr zul&#228;ssig (vgl. z.B. M&#252;nch-Komm-Wacke, Rz. 11 zu &#167; 1355 BGB; Palandt/Diederichsen, BGB, 42. Aufl., Anm. 2 c bb zu &#167; 1355 BGB; Soergel/Hermann Lange, BGB, 11. Aufl., Rz. 12 zu &#167; 1355 BGB).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Ausgehend von diesen Rechtsgrunds&#228;tzen kann vorliegend die fehlende Verbindlichkeit des Erg&#228;nzungsbeschlusses vom 24. Juli 1982 nicht festgestellt werden. Dabei kann dahingestellt bleiben, ob tats&#228;chlich die Nichtigkeitsfolge eintritt, wie sie das BayObLG (a.a.O.) bei einem Erg&#228;nzungsbeschlu&#223; angenommen hat, der auf einen erst nach Wirksamwerden des Annahmebeschlusses gestellten Namensantrag gem&#228;&#223; &#167; 1757 Abs. 2 BGB ergangen war. Gegen ein derart weitgehendes Urteil in diesem Falle werden gewichtige Bedenken angemeldet (von Bar, a.a.O.). Die Nichtigkeitsfolge hat das BayObLG angenommen, weil es allgemein an einer gesetzlichen Erm&#228;chtigung f&#252;r eine solche nachtr&#228;gliche erg&#228;nzende Gestaltung des Annahmebeschlusses fehle; ein derartiger Erg&#228;nzungsbeschlu&#223; k&#246;nne daher den Standesbeamten nicht binden. Dem wird entgegengehalten (von Bar, a.a.O.; vgl. auch KKW, Rz. 40 ff. zu &#167; 7 FGG), da&#223; es bei der Nichtigkeitsfolge nicht darauf ankomme, ob die Entscheidung in concreto einer gesetzlichen Grundlage entbehre - das sei bei jeder rechtswidrigen Entscheidung so -, sondern darauf, ob der Vormundschaftsrichter etwas verf&#252;gt habe, was v&#246;llig au&#223;erhalb der ihm vom Gesetzgeber zugewiesenen Kompetenzen liege. Eine falsche Auslegung der Worte "mit dem Ausspruch der Annahme" in &#167; 1757 Abs. 2 BGB und "&#228;ndern" in &#167; 56 e FGG erscheine nicht zwingend als offenkundig falsche Kompetenzanma&#223;ung mit Nichtigkeitsfolge, sondern deute eher auf eine schlichte unrichtige Rechtsanwendung. Einer Stellungnahme des Senats zu diesem Streitpunkt bedarf es nicht, weil vorliegend der Antrag des &#167; 1757 Abs. 2 BGB nicht erst <u>nach</u> Wirksamwerden des Annahmebeschlusses gestellt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Mit einer verbreiteten Meinung (OLG D&#252;sseldorf, DAVorm. 1983, 87; AG Kaiserslautern, StAZ 1983, 17; AG K&#246;ln, StAZ 1982, 178; Bassenge/Herbst, FGG, 3. Aufl., Anm. 1 c zu &#167; 56 e FGG; KKW, Hz. 27 zu &#167; 56 e FGG; dahingestellt von BayObLG, a.a.O.), der der Senat zustimmt, ist es als zul&#228;ssig anzusehen, die auf Antrag vorzunehmende Bestimmung nach &#167; 1757 Abs. 2 BGB, die im Annahmebeschlu&#223; trotz rechtzeitigen Antrags fehlerhafterweise unterblieben ist, in einem sp&#228;teren Beschlu&#223; nachzuholen, wobei die Namenswirkungen erst ab Wirksamwerden des sp&#228;teren Beschlusses eintreten und der Ausspruch der Annahme hiervon unber&#252;hrt bleibt. Eine derart fortwirkende Entscheidungszust&#228;ndigkeit des Vormundschaftsgerichts ist er&#246;ffnet, weil es im Annahmebeschlu&#223; &#252;ber den ihm zugefallenen Teil des Verfahrensgegenstandes keinen Ausspruch getroffen, diesen Verfahrensantrag also nicht beschieden hat. Wenn dergestalt eine Entscheidung &#252;ber den Antrag auf Namensbeif&#252;gung noch nicht vorliegt, ist der Annahmebeschlu&#223; in diesem Punkte in entsprechender Anwendung des &#167; 321 ZPO zu erg&#228;nzen (OLG D&#252;sseldorf, a.a.O. mit Nachweisen).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Ein Verfahrensantrag gem&#228;&#223; &#167; 1757 Abs. 2 BGB (KKW, Rz. 3 zu &#167; 12 FGG) ist in der notariellen Verhandlung vom 28. August 1980 &#252;ber die Annahmeantr&#228;ge gestellt worden. Zu diesem auch von der Vorinstanz vertretenen Ergebnis gelangt der Senat auf Grund der ihm als Rechtsbeschwerdegericht zustehenden Befugnis, verfahrensrechtliche Erkl&#228;rungen der Beteiligten, die (wie die Antr&#228;ge) verfahrensgestaltende Wirkung haben, uneingeschr&#228;nkt nachpr&#252;fen und auslegen zu k&#246;nnen (Jansen, FGG, 2. Aufl., Rz. 22 zu &#167; 27 FGG; KKW, Rz. 49 zu &#167; 27 FGG). Der in der Annahmeverhandlung enthaltene Satz, da&#223; der Beteiligte zu 3) mit Zustimmung aller Erschienenen den Namen ... f&#252;hre, bringt hinreichend deutlich den von der Zustimmung des Beteiligten zu 3) getragenen Willen der Annehmenden zum Ausdruck, dem neuen Familiennamen des Adoptivsohnes den bisherigen Familiennamen beizuf&#252;gen. M&#246;gen die Beteiligten vielleicht sogar irrt&#252;mlich davon ausgegangen sein, da&#223; ein eigenst&#228;ndiges Recht f&#252;r die Wahl des Doppelnamens wie nach altem Rechtsvorstand (vgl. &#167; 1758 Abs. 4 BGB) gegeben sei, so mu&#223;te das Adoptionsgericht diesen ge&#228;u&#223;erten Willen doch als Begehren f&#252;r eine Regelung auffassen, die nach neuem Recht allein dem Gericht obliegt. Unter den gegebenen Umst&#228;nden hatte es einen vorliegenden Antrag als Voraussetzung f&#252;r sein T&#228;tigwerden in einer Antragssache gem&#228;&#223; &#167; 1757 Abs. 2 BGB (Verfahrensantrag) anzunehmen (KKW, Rz. 9 zu &#167; 12 FGG). Auf den ihm zugefallenen Verfahrensantrag h&#228;tte es der Antragstellerin Gelegenheit geben m&#252;ssen, die nach seiner Meinung bestehenden M&#228;ngel des Antrags zu beseitigen und einen sachentsprechenden Antrag zu stellen (KKW, Rz. 13 zu &#167; 12 FGG). Hierzu geh&#246;rten auch M&#228;ngel des vom Verfahrensantrag unterscheidbaren Sachantrags, n&#228;mlich &#252;ber die Sache in einem bestimmten Sinne zu entscheiden. Angesprochen ist hiermit die immer noch umstrittene Frage, ob das Wort "hinzuf&#252;gen" in &#167; 1757 Abs. 2 Satz 1 BGB sowohl voran- als auch nachstellen oder aber nur nachstellen bedeuten kann (vgl. dazu: LG Regensburg, StAZ 1978, 247; von Bar, StAZ 1979, 318; Fachausschu&#223; Bundesverband der Standesbeamten, StAZ 1978, 191; M&#252;nch-Komm-L&#252;deritz, Erg&#228;nzung zu &#167; 1757 BGB Rz. 9; Palandt/Diederichsen, Anm. 2 zu &#167; 1757 BGB; Soergel/Roth-Stielow, BGB, 11. Aufl., Rz. 16 zu &#167; 1757 BGB). Einer Sachentscheidung zu dieser Streitfrage bedurfte es im Erg&#228;nzungsbeschlu&#223; des Vormundschaftsgerichts vom 24. Juli 1982 schlie&#223;lich nicht mehr, nachdem die Annehmende ihren Sachantrag dahin ge&#228;ndert hatte, da&#223; der bisherige Familienname des Angenommenen, wie es jedenfalls zul&#228;ssig ist, nachgestellt werde. Da der Annahmebeschlu&#223; hier keinerlei Andeutung &#252;ber einen gestellten Antrag auf Namensbeif&#252;gung enth&#228;lt, konnte aus dem Umstand, da&#223; die Namensbeif&#252;gung nicht ausgesprochen worden ist, als Hindernis f&#252;r einen sp&#228;teren Erg&#228;nzungsbeschlu&#223; nicht geschlossen werden, da&#223; &#252;berhaupt eine Entscheidung &#252;ber den Antrag im Annahmebeschlu&#223; getroffen werden sollte (OLG D&#252;sseldorf, a.a.O.). Die unterbliebene Erw&#228;hnung des &#167; 1757 BGB im Annahmebeschlu&#223; (im Gegensatz zu den zitierten &#167;&#167; 1767, 1768, 1770 BGB) ist im Gegenteil ein deutlicher Hinweis daf&#252;r, da&#223; dieser Antrag &#252;bergangen worden ist.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 3) f&#252;hrt mithin auf Grund des Erg&#228;nzungsbeschlusses vom 24. Juli 1982 den Familiennamen ... Entgegen der Auffassung des Beteiligten zu 2) ergeben sich daraus keine Schwierigkeiten f&#252;r die Ehenamensf&#252;hrung. Die Ehefrau des Beteiligten zu 3) hat in der notariellen Verhandlung vom 28. August 1980 ausdr&#252;cklich sowohl der Namens&#228;nderung ihres Ehegatten als auch dem Hinzuf&#252;gen seines bisherigen Familiennamens zugestimmt. Ist aber der Angenommene verheiratet und ist sein urspr&#252;nglicher Geburtsname - wie hier - Ehename geworden, so &#228;ndert sich der Ehename (mit Wirkung f&#252;r die Ehefrau; f&#252;r die Kinder vgl. &#167;&#167; 1757 Abs. 1 Satz 4, 1617 Abs. 1-4 BGB) nur, wenn der Ehegatte gerade hierin einwilligt (&#167; 1757 Abs. 1 Satz 3 i.V. mit &#167; 1749 Abs. 2 BGB). Diese Einwilligung, die neben dem neuen Familiennamen des Ehemannes selbstverst&#228;ndlich als das Weniger auch die Hinzuf&#252;gung des bisherigen Familien- und Ehenamens umfa&#223;t, liegt hier vor. Der vom Amtsgericht gew&#228;hlte Inhalt des Randvermerks ist mit der Verwendung des Begriffes "Familienname" nicht zu beanstanden. Auch unterliegt die ausgesprochene Anweisung zur Berichtigung des bisherigen Randvermerks keinen rechtlichen Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">e)</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Senat war befugt, die &#167;&#167; 1757 Abs. 2 Satz 1 BGB, 56 e Satz 3 Halbsatz 2 FGG in der geschehenen Weise auszulegen, ohne gem&#228;&#223; &#167; 28 Abs. 2 FGG zur Vorlage der weiteren Beschwerde an den Bundesgerichtshof verpflichtet zu sein. Er weicht in der entscheidungserheblichen Rechtsfrage, da&#223; dem bereits mit dem Annahmeantrag gestellten und im Annahmebeschlu&#223; nicht beschiedenen Antrag auf Namensbestimmung gem&#228;&#223; &#167; 1757 Abs. 2 BGB sp&#228;ter noch in einem Erg&#228;nzungsbeschlu&#223; stattgegeben werden k&#246;nne, von keinem anderen Oberlandesgericht ab. Die Entscheidung des BayObLG vom 12. Oktober 1979 (a.a.O.) befa&#223;t sich nur mit der Frage, ob dem <u>nach</u> Wirksamwerden des Annahmebeschlusses gestellten Antrag die Unanfechtbarkeit dieses Beschlusses entgegensteht. In der Entscheidung des BayObLG vom 1. Dezember 1978 (StAZ 1979, 121) wird der vom Senat geteilte Standpunkt vertreten, da&#223; der vormundschaftsgerichtliche Beschlu&#223; &#252;ber den Namen des Kindes - mag er richtig sein oder nicht - den Standesbeamten bindet. Der Entscheidung des OLG K&#246;ln vom 18. Dezember 1981 (StAZ 1982, 278), die die Bindungswirkung des Annahmebeschlusses nicht auf die Festlegung des Vor- und/der Familiennamens des Kindes erstrecken l&#228;&#223;t, weil sie die Namensbestimmung entgegen dem Wortlaut des &#167; 1757 Abs. 2 BGB nicht als Inhaltsbestandteil des Annahmebeschlusses ansieht, kann der Senat zwar nicht zustimmen. Aber auch dieser oberlandesgerichtliche Beschlu&#223; betrifft nicht die hier entschiedene Frage, ob der schon vor Wirksamwerden des Annahmedekrets aus &#167; 1757 Abs. 2 BGB gestellte und im Dekret nicht beschiedene Antrag nachtr&#228;glich noch vom Vormundschaftsgericht bearbeitet werden kann.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks"><b>3)</b></p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die sofortige weitere Beschwerde ist unter diesen Umst&#228;nden zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der Ausspruch des Senats &#252;ber die au&#223;ergerichtlichen Kosten des Rechtsbeschwerdeverfahrens folgt aus &#167; 13 a Abs. 1 Satz 2 FGG. Nach dieser Vorschrift sind einem Beteiligten die au&#223;ergerichtlichen Kosten aufzuerlegen, wenn er sie durch ein unbegr&#252;ndetes Rechtsmittel <u>oder</u> durch grobes Verschulden veranla&#223;t hat. Au&#223;er im Falle groben Verschuldens ordnet das Gesetz demnach bei unber&#252;ndetem Rechtsmittel die Auferlegung der Kosten zwingend an. F&#252;r diesen Kostenausspruch kommt es allein auf die Erfolglosigkeit des Rechtsmittels an; keinesfalls braucht das Rechtsmittel offensichtlich unbegr&#252;ndet zu sein (Jansen, Rz. 12 und 14 zu &#167; 13 a FGG; KKW, Rz. 33 zu &#167; 13 a FGG). Sowohl die sofortige weitere als auch die sofortige erste Beschwerde des Beteiligten zu 2) sind erfolglos geblieben, so da&#223; allein diese Ergebnisse der Rechtsmittelverfahren die Kostenentscheidungen der beiden Rechtsmittelgerichte auf der Grundlage des &#167; 13 a Abs. 1 Satz 2 FGG rechtfertigen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Wertfestsetzung f&#252;r die Rechtsbeschwerdeinstanz beruht auf &#167;&#167; 131 Abs. 2, 30 Abs. 3, 2 KostO. Mangels hinreichender tats&#228;chlicher Anhaltspunkte f&#252;r einen niedrigeren oder h&#246;heren Wert, die besonderer Darlegung bed&#252;rften, legt der Senat den Ausgangswert des &#167; 30 Abs. 2 Satz 1 KostO zugrunde. Der ohne Begr&#252;ndung vom Landgericht f&#252;r seine Instanz niedriger angenommene Wert ist gem&#228;&#223; &#167; 31 Abs. 1 Satz 2 KostO von Amts wegen zu &#228;ndern.</p>
315,758
olgk-1983-03-03-5-u-20182
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 U 201/82
"1983-03-03T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:15"
"2019-03-27T09:42:17"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1983:0303.5U201.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin und unter Zur&#252;ck&#173;weisung der Berufung im &#252;brigen wird das am 21. Juli 1982 verk&#252;ndete Urteil der 24. Zivilkammer des Land&#173;gerichts K&#246;ln - 24 0 110/82 - teilweise abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Es wird festgestellt, da&#223; das Versicherungsver&#173;h&#228;ltnis zwischen den Parteien (Krankenhaustage-</p> <p></p> <p>geld und Krankenhauskostenversicherung, Versicherungs&#173;schein-Nr. 205 7305 xxx.x vom 9.1.1981) mit Wirkung vom 9.11.1981 fortbesteht und durch die R&#252;cktritts&#173;erkl&#228;rung der Beklagten vom 1.12.1981 nicht aufge&#173;hoben worden ist.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Von den Kosten des Rechtsstreits tragen die Kl&#228;gerin 45/100, die Beklagte 55/100.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Von der Darstellung eines Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs.1 ZPO abgesehen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die in formeller Hinsicht bedenkenfreie Berufung ist bez&#252;g&#173;lich des Feststellungsantrages weitgehend begr&#252;ndet, im &#252;brigen unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Versicherungsverh&#228;ltnis der Parteien (Behandlungskosten-und Krankenhaustagegeldversicherung) besteht mit Wirkung vom 9.11.1981 fort. Die Kl&#228;gerin hat gem&#228;&#223; &#167; 256 ZPO ein recht&#173;liches Interesse an der Feststellung dieses Rechtsverh&#228;ltnis&#173;ses; der Urteilsausspruch stellt ein sich streitwertm&#228;&#223;ig &#173;nicht auswirkendes "Minus" zu ihrem urspr&#252;nglichen Antrag dar.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist zun&#228;chst von dem am 16.12.1980/9.1.1981 geschlossenen Versicherungsvertrag mit Schreiben vom 28.10. 1981 wirksam zur&#252;ckgetreten, weil die Kl&#228;gerin im Antrag vom 16.12.1980 gefahrerhebliche Umst&#228;nde - st&#228;ndige &#228;rztliche Behandlung mit regelm&#228;&#223;iger Medikamenteneinnahme wegen einer Schilddr&#252;senerkrankung - verschwiegen hat. Es handelt&#160; sich bez&#252;glich dieser Krankheit um einen gefahrerh&#246;henden erheb&#173;lichen Umstand im Sinne von &#167; 16 VVG, und zwar nach &#167; 16 Abs. 1 Satz 3 VVG allein deshalb, weil die Beklagte im For&#173;mularantrag ausdr&#252;cklich nach allen Krankheiten und Beschwerden, die in den letzten f&#252;nf Jahren bestanden haben, gefragt hat. Die Kl&#228;gerin bestreitet nicht, da&#223; sie an der Schilddr&#252;senerkrankung (jedenfalls an einem "Kropf") gelitten hat und dies nicht in den Antrag aufgenommen worden ist. Sie beruft Sich lediglich darauf, der Versicherungsvertreter der Beklag&#173;ten, I., habe ihr gesagt, sie brauche diese Krankheit nicht anzugeben. Da die Kenntnis des Vermittlungsagenten I. gem&#228;&#223; &#167; 44 VVG der Beklagten nicht zuzurechnen ist, kann diese Behauptung nur insoweit erheblich sein, als, ihre Rich&#173;tigkeit unterstellt, mangelndes Verschulden der Kl&#228;gerin im Sinne von &#167; 16 Abs. 2 VVG in Betracht kommt. Die Kl&#228;gerin, die f&#252;r mangelndes Verschulden beweispflichtig ist, hat indes keinen Beweis f&#252;r eine solche Auskunft des Agenten I. angetreten. Die unter Beweis gestellte Tatsache, der Zeuge C. , ein anderer Vertreter der Beklagten, habe mit R&#252;ck&#173;sicht auf den sichtbaren "Kropf" die Aufnahme des Antrags ab&#173;gelehnt, beweist nicht, da&#223; der Zeuge I. der Kl&#228;gerin gesagt hat, sie brauche die Krankheit nicht anzugeben. Selbst wenn er dies getan h&#228;tte, w&#228;re die Kl&#228;gerin nicht entschuldigt, weil der Zeuge C. ihr das Gegenteil erkl&#228;rt hatte und sie dies in dem eindeutig formulierten Antragsformular be&#173;st&#228;tigt gefunden hat. Unter diesen Umst&#228;nden durfte sie einer unrichtigen Auskunft des Zeugen I. nicht ver&#173;trauen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist auch rechtzeitig binnen der in &#167; 20 VVG ge&#173;nannten Monatsfrist ab Kenntnisnahme von dem verschwiegenen Umstand zur&#252;ckgetreten. Die Beklagte hat von der Schilddr&#252;senerkrankung der Kl&#228;gerin durch Schreiben des M. vom 10.10.1981, eingegangen bei der Beklagten am 12.10.1981, erfahren. Die R&#252;cktrittserkl&#228;rung vom 28.10.1981 ist also rechtzeitig erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nach Aufl&#246;sung des Vertrages durch den R&#252;cktritt vom 28.10. 1981 haben die Parteien jedoch die Fortsetzung des Versicherungsverh&#228;ltnisses vereinbart. In dem R&#252;cktrittsschreiben vom 28.10.1981 hat die Beklagte der Kl&#228;gerin ein unter Bezug&#173;nahme auf ein m&#252;ndliches Angebot ihres Mitarbeiters I. dahingehendes Angebot unterbreitet, welches die Kl&#228;gerin mit Erkl&#228;rung vom 6.11.1981, der Beklagten zugegangen am 9.1101981, angenommen hat. Die Erkl&#228;rung der Beklagten vom 28.10.1981 ist trotz des scheinbar anders lautenden Wortlauts Fortf&#252;hrung des Vertrags dahin auszulegen, da&#223; das Versicherungsverh&#228;ltnis mit Wirkung ex nunc (9.11.1981) zu unver&#228;nderten Bedingungen zu&#173;standekommen sollte, unter Einschlu&#223; des Schilddr&#252;senleidens, aber ohne da&#223; die Beklagte f&#252;r die Erkrankung vom 24.7. -18.8.1981 die (hier eingeklagte) Versicherungsleistung erbringen sollte.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Denn beide Parteien vertreten die Vereinbarung vom 6./9.11.1981 &#252;bereinstimmend dahin, da&#223; die Beklagte f&#252;r den Klinikaufenthalt in X. keine Leistungen erbringen sollte, das Versicherungsverh&#228;ltnis aber fortzuf&#252;hren sei. Bez&#252;glich der Kl&#228;gerin ergibt sich dies aus dem Klagevorbringen, mit dem vorgetragen ist, das Angebot der Beklagten habe dahin gelautet, der Vertrag solle in unver&#228;ndertem Zustand fortlaufen, wenn die Kl&#228;gerin auf Leistungen f&#252;r den Klinikaufenthalt verzichte. Was die Beklagte angeht, so sprechen Interessenlage und ihr Verhalten daf&#252;r, da&#223; sie die Vereinbarung ebenfalls so gewollt hat: Wenn sie f&#252;r die Zeit vor dem 9.11.1981 h&#228;tte Leistungen erbringen wollen, h&#228;tte es eines R&#252;cktritts nicht bedurft, andererseits waren f&#252;r die Zukunft wegen der erfolgreichen Strumaoperation keine weiteren Schilddr&#252;senerkrankungen zu erwarten, die Fort&#173;setzung des Versicherungsverh&#228;ltnisses also unbedenklich. Das von beiden Parteien &#252;bereinstimmend gewollte Ergebnis lie&#223; sich nach erfolgtem R&#252;cktritt durch eine Neubegr&#252;ndung des Versicherungsverh&#228;ltnisses zu den bisher geltenden Bedingungen erreichen. Als solche ist die Vereinbarung der Parteien vom</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">6./9.11.1981 aufzufassen, ein vom gemeinsam Gewollten abweichender Wortlaut ( "falsa demonnstratio" ) steht dem nicht entgegen (Palandt, BGB, 41. Auflage, &#167; 155 Anm. 2 b).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Leistungen wegen des Krankenhausaufenthaltes in X. standen nach dem R&#252;cktritt der Beklagten vom 28.10.1981 der Kl&#228;gerin nicht zu (&#167; 20 VVG), den Kausalit&#228;tsgegenbeweis nach &#167; 21 VVG kann die Kl&#228;gerin angesichts des engen medizinischen Zusammenhangs zwischen Schilddr&#252;senleiden und Strumaoperation mit Sicherheit nicht f&#252;hren. Diese Feststellung kann der Senat aufgrund eigener Sachkunde aus zahlreichen &#228;hnlich gelagerten F&#228;llen treffen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ist das Versicherungsverh&#228;ltnis der Parteien mit Wirkung vom 9.11.1981 fortgesetzt worden und ist der von der Kl&#228;gerin geltend gemachte Zahlungsanspruch unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der abermalige R&#252;cktritt der Beklagten vom 1.12.1981 war nicht berechtigt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat im Schreiben vom 1.12.1981 die R&#252;cktritts&#173;erkl&#228;rung darauf gest&#252;tzt, da&#223; die Kl&#228;gerin, wie sie im Schreiben vom 6.11.1981 mitgeteilt habe, seit 1976 an Gallensteinen leide. Sicherlich ist auch das Vorhandensein von Gallensteinen ein gefahrerheblicher Umstand im Sinne von &#167; 16 VVG, welcher der Anzeigepflicht unterliegt. Objektiv liegt, weil die Kl&#228;gerin im Antragsformular keine Gallensteine erw&#228;hnt hat, eine Verletzung der Anzeigepflicht vor. Nach &#167; 16 Abs. 2 VVG ist jedoch der R&#252;cktritt ausgeschlossen, wenn die Anzeige ohne Verschulden des Versicherungsnehmers unterblieben ist. Im zu entscheidenden Falle hat die Kl&#228;gerin unwidersprochen vorgetragen, da&#223; sie wegen der Gallensteine niemals Beschwerden gehabt habe und nie &#228;rztlich behandelt worden sei. Wenn ihr bei irgendeiner Gelegenheit vier Jahre vor Antragstellung einmal mitgeteilt worden ist, sie habe Gallensteine und wenn sie&#160; deswegen nie Beschwerden hatte, konnte sie als medizinischer Laie der Meinung sein, es l&#228;gen keine Krankheiten bzw. Beschwerden vor, die der Beklagten anzugeben seien. Es erscheint &#252;berdies glaubhaft, da&#223; die Kl&#228;gerin, wie von ihr vorgetragen, im Augenblick der Antragstellung <em>gar </em>nicht an die Gallensteine, die ihr keine Beschwerden bereiteten, gedacht hat.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidungen &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit und die Versagung von Vollstreckungsschutz beruhen auf den &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Streitwert <em>f&#252;r </em>das Berufungsverfahren:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 8.623,80 DM</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Wert der Beschwer der Kl&#228;gerin:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 3.960,-- DM</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Wert der Beschwer der Beklagten:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 4.663,80 DM</p>
315,759
olgham-1983-02-21-15-w-8782
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 87/82
"1983-02-21T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:16"
"2019-03-27T09:42:17"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1983:0221.15W87.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben.</p> <p>Auf die - erste - Beschwerde der Beteiligten zu 1) und 2) vom 26. Januar 1981 wird der Beschlu&#223; des Amtsgerichts - Rechtspflegers - vom 19. Januar 1981 aufgehoben. Das Amtsgericht wird angewiesen, die Befreiung des pers&#246;nlich haftenden Gesellschafters ... und des Prokuristen ... von den Beschr&#228;nkungen des &#167; 181 BGB antragsgem&#228;&#223; in das Handelsregister einzutragen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Durch Urkunde vom 4. Juni 1980 haben die Beteiligten zu 1) und 2) sowie der zum 31.12.1980 aus der Gesellschaft ... ausgeschiedene weitere Komplement&#228;r ... zum Handelsregister des Amtsgerichts ... Abteilung Nr. ..., unter anderem angemeldet, da&#223; - mit Wirkung ab 1. Januar 1981 - der nunmehrige alleinige pers&#246;nlich haftende Gesellschafter, der Beteiligte zu 1), und der Prokurist (zugleich Kommanditist) ..., der Beteiligte zu 2), von den Beschr&#228;nkungen des &#167; 181 BGB befreit seien.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Notar ..., der u.a. die Unterschriften der drei Genannten beglaubigt hat, hat die gesamte Anmeldung am 20. Dezember 1980 beim Registergericht zum Vollzug eingereicht.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Registergericht - Rechtspfleger - hat die &#252;brigen angemeldeten Ver&#228;nderungen im Handelsregister eingetragen, jedoch durch Beschlu&#223; vom 19. Januar 1981 die beantragte Eintragung der Befreiung des Komplement&#228;rs und des Prokuristen von den Beschr&#228;nkungen nach &#167; 181 BGB abgelehnt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der hiergegen durch den Notar eingelegten Erinnerung naben der Rechtspfleger und der Richter des Amtsgerichts nicht abgeholen. Das mit der Vorlage als Beschwerde geltende Rechtsmittel ist durch Beschlu&#223; des Landgerichts vom 10. Februar 1982 als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckgewiesen worden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die vom Notar unter dem 17. Februar 1982 eingelegte weitere Beschwerde.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><b>1.)</b></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die weiters Beschwerde ist formgerecht eingelegt worden und auch sonst zul&#228;ssig nach &#167;&#167; 27, 29 FGG. Als Beschwerdef&#252;hrer sind die Beteiligten zu 1) und 2) anzusehen. Da der Notar n&#228;mlich bei Einlegung des Rechtsmittels nicht ausdr&#252;cklich erkl&#228;rt hat, in wessen Namen er handele, ist mangels gegenteiliger Anhaltspunkte davon auszugehen, da&#223; er die weitere Beschwerde namens aller Beschwerdeberechtigten eingelegt hat (Keidel/Kuntze/Winkler, Freiwillige Gerichtsbarkeit, 11. Aufl. - k&#252;nftig: KKW -, &#167; 129 FGG Rdnr. 6; Jansen, FGG, 2. Aufl., &#167; 129 Rdnr. 10). Das Beschwerderecht steht in Handelsregistersachen den Anmeldeberechtigten bzw. Anmeldeverpflichteten zu (Jansen, &#167; 128 FGG, Rdnr. 33). Anmeldeberechtigte sind im vorliegenden Fall, der - wie noch zu zeigen sein wird - eine &#196;nderung in der Vertretungsmacht des Komplement&#228;rs wie auch des Prokuristen betrifft, gem&#228;&#223; &#167;&#167; 161 Abs. 2, 125 Abs. 4, 49-53 HGB s&#228;mtliche Gesellschafter der KG, also hier seit dem 1.1.1981 nur noch der Beteiligte zu 1) und der Beteiligte zu 2) in seiner Eigenschaft als einziger Kommanditist.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><b>2.)</b></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die weitere Beschwerde hat auch in der Sache Erfolg, weil die angefochtene Beschwerdeentscheidung und gleicherma&#223;en der Beschlu&#223; des Registergerichts vom 19.1.1981 auf einer Verletzung des Gesetzes beruhen, &#167; 27 FGG. Die Befreiung des pers&#246;nlich haftenden Gesellschafters und des Prokuristen von den Beschr&#228;nkungen des &#167; 181 BGB ist - entgegen der Rechtsauffassung der Vorinstanzen - als eine eintragungsf&#228;hige Tatsache anzusehen und daher im vorliegenden Falle antragsgem&#228;&#223; in das Handelsregister einzutragen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Von einer nach &#167;&#167; 19, 20 FGG zul&#228;ssigen Erstbeschwerde ist das Landgericht - ohne diese Voraussetzung zu er&#246;rtern - zutreffend ausgegangen. Als Beschwerdef&#252;hrer waren auch bei diesem Rechtsmittel, wie bei der weiteren Beschwerde, die Beteiligten zu 1) und 2) anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Soweit es sich um die Befreiung eines <u>Prokuristen</u> von den Beschr&#228;nkungen des &#167; 181 DGB handele, ist dem Beschwerdegericht zuzugeben, da&#223; die Eintragungsf&#228;higkeit dieser Tatsache im Gesetz - HGB - nicht ausdr&#252;cklich normiere, ist. Mag daraus auch gefolgert werden k&#246;nnen, da&#223; eine Eintragungspflicht mangels ausdr&#252;cklicher Vorschrift nicht besteht, so l&#228;&#223;t sich doch damit allein die Eintragungsf&#228;higkeit noch nicht ausschlie&#223;en (vgl. dazu Kirstein, Rpfleger 1964, 82, der in seiner Anmerkung zur dort abgedruckten Entscheidung des OLG Karlsruhe, S. 81/82, zutreffend, hervorhebt, da&#223; das HGB beispielsweise in den &#167;&#167; 3 Abs. 2, 25 Abs. 2, 174 und 175 die Eintragung bestimmter Tatsachen erlaubt, aber nicht vorschreibt). Der Senat folgt vielmehr der eingehend und &#252;berzeugend begr&#252;ndeten Auffassung des Bayerischen Obersten Landesgerichts (Beschlu&#223; vom 14.7.1980, ver&#246;ffentlicht in BayObLGZ 1980, 195 = Rpfleger 1980, 428 = GmbH-Rdsch 1981, 14), da&#223; die einem Prokuristen in dieser Eigenschaft erteilte allgemeine Befreiung vom Verbot des Selbstkontrahierens (&#167; 181 BGB) auf geh&#246;rige Anmeldung hin in das Handelsregister einzutragen sei.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Diese Rechtsauffassung, deren tragende Gr&#252;nde an dieser Stelle nur in knapper Zusammenfassung wiederholt werden sollen, geht zun&#228;chst von dem allgemein anerkannten Grundsatz aus, da&#223; nur diejenigen Eintragungen in das Handeisregister zul&#228;ssig sind, die das Gesetz entweder ausdr&#252;cklich anordnet oder wenigstens zul&#228;&#223;t. Sie ber&#252;cksichtigt sodann, da&#223; das Gesetz auch ohne besondere Anordnung erkennbar die Prokura so eingetragen wissen will, wie sie erteilt wurde, also mit einer rechtlich zul&#228;ssigen Beschr&#228;nkung oder Erweiterung. Dies ergibt sich bereits daraus, da&#223; in &#167; 50 Abs. 3 HGB die Beschr&#228;nkung der Prokura auf den Betrieb einer von mehreren Niederlassungen f&#252;r zul&#228;ssig erkl&#228;rt, gleichwohl aber weder in &#167; 53 HGB noch an anderer Stelle ausdr&#252;cklich angeordnet ist, da&#223; eine solche Beschr&#228;nkung der Prokura anzumelden und in das Handelsregister einzutragen ist. Ferner besteht in der obergerichtlichen Rechtsprechung seit langem Einigkeit dar&#252;ber, da&#223; die Prokura, auch in der Weise erteilt werden kann, da&#223; der Prokurist im Rahmen der Prokuragesch&#228;fte an die Mitwirkung einer Persongehunden wird, die dem gesetzlichen Vertretungsorgan der Gesellschaft angeh&#246;rt oder dieses allein repr&#228;sentiere. Hierbei handelt es sich nicht um eine Gesamtprokura i.S. des &#167; 48 Abs. 2 HGB, sondern um eine <u>besondere Art</u> der Prokura, die zwar im Gesetz nicht ausdr&#252;cklich geregelt ist, deren Zul&#228;ssigkeit aber insbesondere aus den &#167;&#167; 48 Abs. 2 und 50 HGB hergeleitet wird. Obwohl das Gesetz keine ausdr&#252;ckliche Vorschrift enth&#228;lt, welche die Anmeldung dieser modifizierten Prokura ausdr&#252;cklich anordnet, wird die Zul&#228;ssigkeit einer solchen Anmeldung und Eintragung bejaht. Schlie&#223;lich wird - nunmehr nahe zu einhellig - von Rechtsprechung und Schrifttum auch die Eintragung der Befugnis des Prokuristen zur Ver&#228;u&#223;erung und Belastung von Grundst&#252;cken (&#167; 49 Abs. 2 HGB) f&#252;r zul&#228;ssig erachtet, obwohl das Gesetz auch insoweit keine ausdr&#252;ckliche Anordnung enth&#228;lt.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Auch die allgemeine Befreiung vom Verbot des Selbstkontrahierens nach &#167; 181 BGB stellt eine Inhalts&#228;nderung der Prokura dar, und zwar eine Erweiterung der Befugnis des Prokuristen. Die Beschr&#228;nkungen des &#167; 181 BGB sind einer jeden Vertretungsmacht immanent; das Verbot des Selbstkontrahierens gilt also f&#252;r Vertretungen jeglicher Art, sowohl f&#252;r gewillk&#252;rte als auch f&#252;r gesetzliche und damit auch f&#252;r die Prokura, deren Umfang im &#252;brigen in den &#167;&#167; 49 ff. HGB gesetzlich geregelt ist. Wird nun das Verbot des &#167; 181 BGB durch die allgemeine Gestattung des Selbstkontrahierens beseitigt, so bedeutet dies eine inhaltliche Erweiterung der Vertretungsmacht, und zwar in der Weise, da&#223; der Bevollm&#228;chtigte - hier: der Prokurist - f&#252;r den Vollmachtgeber diejenigen Rechtsgesch&#228;fte, zu denen er im Ranmen der ihm erteilten Vertretungsmacht (Prokura) befugt ist, aufgrund der Befreiung von den Beschr&#228;nkungen des &#167; 181 BGB nunmehr auch mit sich selbst im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten wirksam vornehmen kann. Die allgemeine Gestattung des Selbstkontrahierens ist mithin keine besondere Vollmacht neben einer anderen Vollmacht, sondern Teil ihres Inhalts, wenn nicht im konkreten Einzelfalle etwas anderes gewollt ist.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Demnach mu&#223; die Eintragung der allgemeinen Befreiung eines Prokuristen von den Beschr&#228;nkungen des &#167; 181 BGB ebenso wie die anderen, oben erw&#228;hnten Erweiterungen bzw. Beschr&#228;nkungen der Prokura auch ohne ausdr&#252;ckliche gesetzliche Anordnung als zul&#228;ssig erachtet werden.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Mag auch das Verbot des Selbstkontrahierens weder dazu bestimmt noch &#252;berhaupt geeignet sein, Gl&#228;ubiger vor den durch Insichgesch&#228;fte drohenden Nachteilen zu bewahren, so kann die Eintragung der allgemeinen Befreiung von diesem Verbot dem Gesch&#228;ftspartner und Gl&#228;ubiger doch zumindest wesentliche Aufschl&#252;sse vermitteln und ihn mittelbar sch&#252;tzen, worauf das Bayerische Oberste Landesgericht. (vgl. Rpfleger 1980, S. 429, letzter Absatz) zutreffend hingewiesen hat (vgl. auch LG Augsburg, Rpfleger 1983, 28).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Falle sind keine Anhaltspunkte daf&#252;r gegeben, da&#223; dem Prokuristen etwa eine Sondervollmacht f&#252;r Insichgesch&#228;fte, die den Rahmen der Prokura sprengen w&#252;rden, erteilt werden sollte. Vielmehr kann aufgrund der eingereichten Anmeldung davon ausgegangen werden, da&#223; dem Prokuristen ausschlie&#223;lich in dieser seiner Rechtstellung das Selbstkontrahieren gestattet worden ist.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Da s&#228;mtliche Gesellschafter der eingangs bezeichneten Gesellschaft die hier er&#246;rterte Anmeldung in notariell beglaubigter Form bewirkt haben, womit den Erfordernissen der &#167;&#167; 161 Abs. 1, 108 Abs. 1 und 12 Abs. 1 HGB gen&#252;gt ist, und da auch sonst kein Eintragungshindernis zu erkennen ist, waren die Entscheidungen der Vorinstanzen in diesem Punkte aufzuheben und das Amtsgericht anzuweisen, die beantragte Eintragung vorzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Das gleiche gilt f&#252;r die Befreiung des pers&#246;nlich haftenden Gesellschafters, des Beteiligten zu 1), vom Verbot des Selbstkontrahierens.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Zu der Rechtsfrage, ob die Befreiung eines Komplement&#228;rs bei der Kommanditgesellschaft (oder der offenen Handelsgesellschaft) von den Beschr&#228;nkungen des &#167; 181 BGB in das Handelsregister eingetragen werden kann oder nicht, ist eine obergerichtliche Entscheidung, soweit ersichtlich, bisher nicht ergangen. Das Landgericht Berlin hat die Frage verneint (Rpfleger 1982, 427), das Landgericht Augsburg hat sie bejaht (Rpfleger 1983, 28). Der Senat h&#228;lt die letztgenannte Auffassung f&#252;r zutreffend.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Auszugehen ist davon, da&#223; eine Kommanditgesellschaft gem&#228;&#223; &#167;&#167; 161 Abs. 2, 170 i.V.m. &#167;&#167; 125-127 HGB von ihren pers&#246;nlich haftenden Gesellschaftern vertreten wird, soweit diese nicht durch den Gesellschaftsvertrag von der Vertretung ausgeschlossen sind. Auch diese gesetzliche (organschaftliche) Vertretungsmacht des Komplement&#228;rs unterliegt, wie jede andere gesetzliche oder vertragliche, dem Verbot des Selbstkontrahierens. Die Befreiung von dieser Beschr&#228;nkung erweitert die Vertretungsmacht; sie geh&#246;rt zu deren Inhalt und ist keine daneben erteilte rechtsgesch&#228;ftliche Sondervollmacht. Insoweit besteht kein Unterschied zwischen den vom Bayerischen Obersten Landesgericht &#252;berzeugend dargelegten, oben er&#246;rterten Rechtsfolgen der Befreiung beim Prokuristen einerseits und beim Komplement&#228;r andererseits.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Das Gesetz (HGB) enth&#228;lt zwar - wie bez&#252;glich der Prokura - keine ausdr&#252;ckliche Regelung dar&#252;ber, ob <u>diese</u> Erweiterung der Vertretungsmacht in das Handelsregister einzutragen ist. Immerhin bestimmt es aber in &#167; 125 Abs. 4 HGB, der gem&#228;&#223; &#167; 161 Abs. 2 auch f&#252;r die Kommanditgesellschaft gilt, unter anderem, da&#223; "jede &#196;nderung in der Vertretungsmacht eines Gesellschafters" zur Eintragung in das Handelsregister von s&#228;mtlichen Gesellschaftern anzumelden ist. Mag hierbei auch prim&#228;r an andere &#196;nderungen, etwa die in &#167; 125 Abs. 2 und 3 geregelten, gedacht sein, so kann es doch keinem Zweifel unterliegen, da&#223; die Befreiung eines Komplement&#228;rs vom Verbot des Selbstkontrahierens unter den Begriff "&#196;nderung in seiner Vertretungsrecht" f&#228;llt. Daher l&#228;&#223;t sich nach Auffassung des Senats die Eintragungsf&#228;higkeit der in Rede stehenden Befreiung eines Komplement&#228;rs unmittelbar aus &#167; 125 Abs. 4 HGB herleiten.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Diese Auffassung steht auch im Einklang mit dem allgemein anerkannten Grundsatz, da&#223; das Registerrecht die Eintragung einer der gesetzlichen Regel entsprechenden Vertretungsmacht eines Gesellschafters als &#252;berfl&#252;ssig verbietet und lediglich die Eintragung der zul&#228;ssigen <u>Ausnahmen</u> von der Regel der Vertretung gestattet (vgl. etwa KGJ 37 A 138 ff., 141; Fischer in Gro&#223;Komm. HGB, 3. Aufl., &#167; 125, Rdnr. 28). Die Befreiung eines Vertretungsberechtigten von den Beschr&#228;nkungen nach &#167; 181 BGB stellt eine derartige Ausnahme von der gesetzlichen Regel dar. Daraus, da&#223; der genannte Grundsatz des nationalen deutschen Registerrechts im Interesse der Koordinierung des Gesellschaftsrechts in den Europ&#228;ischen Gemeinschaften bei Kapitalgesellschaften nunmehr durchbrochen ist (auch die gesetzliche Regelvertretung mu&#223; offengelegt werden, vgl. dazu bez&#252;glich des GmbH-Rechts: EuGH, Rpfleger 1975, 15), ist f&#252;r die hier er&#246;rterte Frage nichts zu entnehmen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Wie beim Prokuristen, so kann auch beim Komplement&#228;r die Eintragung der allgemeinen Befreiung vom Verbot des Selbstkontrahierens sinnvoll und n&#252;tzlich f&#252;r den Handelsverkehr sein, indem sie dem Gesch&#228;ftspartner und Gl&#228;ubiger zumindest wesentliche Aufschl&#252;sse vermittelt und ihn mittelbar sch&#252;tzt.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Hinzu kommt, da&#223; die Eintragungen im Handelsregister &#252;ber die Vertretungsverh&#228;ltnisse zugleich der <u>Legitimation</u> der Vertreter der Gesellschaft, besonders im Grundbuchverkehr, dienen, &#167; 9 Abs. 3 Satz 2 HGB, &#167;&#167; 32 und 34 GBO. Der Nachweis der Vertretungsbefugnis kann durch ein Zeugnis des Gerichts &#252;ber die Eintragung oder durch eine beglaubigte Abschrift des Handelsregisters gef&#252;hrt werden. Ist das Gericht: (das Grundbuchamt) zugleich das Registergericht, so gen&#252;gt die Bezugnahme auf die Registerakten. (vgl. dazu Fischer, a.a.O., &#167; 125 HGB Rdnr. 31; Schlegelberger-Ge&#223;ler, HGB, 3. Aufl., &#167; 125 Rdnr. 30). So kann sich beispielsweise ein Komplement&#228;r (oder Prokurist), solange seine Befreiung von den Beschr&#228;nkungen des &#167; 181 BGB im Handelsregister eingetragen ist, dem Grundbuchamt gegen&#252;ber durch das Handelsregister legitimieren, wenn er eine Grunabucheintragung aufgrund eines Insichgesch&#228;fts unter Beteiligung der Gesellschaft beantragt.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Durchgreifende Bedenken gegen die hier vertretene Auffassung vermag der Senat nicht zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Soweit der Bundesgerichtshof in seinem Urteil vom 6.10.1960 (NJW 1960, 2285, 2286) ausgef&#252;hrt hat, die Befreiung vom Verbot des &#167; 181 BGB werde nicht ins Handelsregister eingetragen und nicht &#246;ffentlich bekanntgemacht, gibt diese Entscheidung keine Veranlassung f&#252;r eine Vorlegung der hier zu entscheidenden Sache an den BGH nach &#167; 28 FGG. Abgesehen davon, da&#223; der BGH die Ansicht in seinem sp&#228;teren Urteil vom 19.4.1971 (NJW 1971, 1355) nicht wiederholt hat, ist sie im Urteil vom 6.10.1960 nur <u>beil&#228;ufig</u> und lediglich im Hinblick auf den Gesch&#228;ftsf&#252;hrer einer <u>GmbH</u> ge&#228;u&#223;ert worden, wogegen im vorliegenden Falle die Rechtslage bei einer Personenhandelsgesellschaft zur Beurteilung stand (vgl. auch BayObLG Rpfleger 1979, 310, 311, zu Ziff. 2 c letzter Absatz).</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung des OLG Karlsruhe vom 2.10.1963 (Rpfleger 1964, 81), wonach die Befreiung des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers einer GmbH von den Beschr&#228;nkungen des &#167; 181 BGB nicht in das Handelsregister eingetragen werden kann, begr&#252;ndet ebenfalls schon deswegen keine Vorlagepflicht aus &#167; 28 FGG im vorliegenden Falle, weil sie nicht die Rechtsverh&#228;ltnisse bei einer Kommanditgesellschaft zum Gegenstande hat. Sie Vermag auch im &#252;brigen nicht zu &#252;berzeugen, wie bereits das Baverische Oberste Landesgericht (Rpfleger 1979, 310 ff.) dargelegt hat.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Argumentation mit ungew&#246;hnlichen, als unangemessen angesehenen Folgerungen aus &#167; 15 HGB, die sp&#228;ter das LG Berlin (a.a.O.) auch in Bezug auf den Komplement&#228;r einer Kommanditgesellschaft angestellt hat, l&#228;&#223;t - wie bereits Zirstein (a.a.O.) zutreffend dargelegt hat - den Unterschied zwischen eintragungspflichtigen und lediglich eintragungsf&#228;higen Tatsachen au&#223;er acht. Da das Gesetz die Eintragung der allgemeinen Befreiung vom Verbot des Selbstkontrahierens an keiner Stelle ausdr&#252;cklich anordnet, ist nach Auffassung des Senats zwar die Eintragungsf&#228;higkeit, aber keine Eintragungspflicht f&#252;r diese Tatsache zu bejahen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Da schlie&#223;lich auch hinsichtlich der vorstehend er&#246;rterten Anmeldung die Erfordernisse nach den &#167;&#167; 161 Abs. 1, 108 Abs. 1 und 12 Abs. 1 HGB erf&#252;llt und keine sonstigen Eintragungshindernisse ersichtlich sind, mu&#223;ten die Entscheidungen der Vorinstanzen insoweit gleichfalls aufgehoben und das Registergericht zur Vornahme der beantragten Eintragung angewiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Eine Kostenerstattungsanordnung (nach &#167; 13 a Abs. 1 Satz 1 FGG) und eine Festsetzung des Gegenstandswertes (nach &#167;&#167; 131 Abs. 2, 30 KostO) waren unter den hier gegebenen Umst&#228;nden nicht veranla&#223;t.</p>
315,760
olgk-1983-02-17-5-u-19082
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 U 190/82
"1983-02-17T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:18"
"2019-03-27T09:42:17"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1983:0217.5U190.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das am 9. Juni 1982 verk&#252;ndete Urteil der 24. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln - 24 0 576/81 - abge&#228;ndert und die Klage abgewiesen.</p> <p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">- Von der Darstellung des TATBESTANDES wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs.1 ZPO abgesehen. -</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</span></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die in formeller Hinsicht bedenkenfreie Berufung ist auch in der Sache selbst begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Landgerichts stehen der Kl&#228;gerin Anspr&#252;che aus dem von ihrem verstorbenen Ehemann im Jahre 1964 abgeschlossenen Lebensversicherungsvertrag nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Eine Bezugsberechtigung der Kl&#228;gerin aus diesem Vertrag ist nicht gegeben. Im Antrag vom 1.2.1964 hat der verstorbene Ehemann, der damals noch mit einer anderen Frau verheiratet war, unter Ziffer 6 (Beg&#252;nstigung) angegeben: "Im Todesfall Ehefrau". Zutreffend ist das Landgericht davon ausgegangen, da&#223; diese Beg&#252;nstigungsklausel nicht dahin ausgelegt werden kann<sub>,</sub> die jeweilige Ehefrau, d.h. diejenige, mit der der Versicherungsnehmer im Zeitpunkt seines Todes verheiratet ist, sei bezugsberechtigt. Dies gilt auch dann, wenn - wie im Streitfall - die erste Ehe des Versicherungsnehmers inzwischen geschieden worden ist.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Benennt ein Versicherungsnehmer in einer Lebensversicherung seinen Ehegatten als Bezugsberechtigten, so ist dessen Bezugsrecht nicht ohne weiteres aufl&#246;send bedingt durch die Scheidung der Ehe. Auch &#167; 2077 BGB findet im Fall der Scheidung keine analoge Anwendung (vgl. BGH VersR 1975, 1020; OLG D&#252;sseldorf, VersR 1975, 918; OLG Hamm, VersR 1981, 228; Pr&#246;lls-Martin<sub>,</sub> VVG, 22.Aufl. Anm.3 zu &#167; 167 m.w.Nachw.).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Entscheidend ist der bei der Festlegung des Bezugsberechtigten vorhandene und der Versicherung gegen&#252;ber zum Ausdruck gekommene Wille des Versicherungsnehmers, wobei es keine Rolle spielt, ob der Bezugsberechtigte namentlich benannt oder wie hier lediglich allgemein mit "Ehefrau" umschrieben ist (vgl. BGH aa0.). Unter den gegebenen Umst&#228;nden ist die Erkl&#228;rung des Versicherungsnehmers im Antrag vom 1.2.1964 eindeutig dahin auszulegen, da&#223; er nicht die Kl&#228;gerin, sondern seine damalige Ehefrau als Beg&#252;nstigte eingesetzt hat. Eine gegenteilige Auslegung hie&#223;e dem Willen des Versicherungsnehmers Gewalt antun, der sich in der Regel bei der Festlegung des Bezugsberechtigten &#252;berhaupt keine Gedanken &#252;ber den Fortbestand seiner Ehe macht (vgl. BGH aaO.). Da&#223; hier ausnahmsweise etwas anderes gilt, daf&#252;r ist nichts vorgetragen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Es ist schlie&#223;lich auch ohne Bedeutung, wenn die fr&#252;here Ehefrau des Versicherungsnehmers in einem im Zusammenhang mit der Scheidung geschlossenen Vergleich auf Unterhalt, auch auf Notunterhalt<sub>,</sub> und den Ausgleich des Zugewinns verzichtet hat, wie dies vorliegend der Fall ist (vgl. dazu LG D&#252;sseldorf aa0.<sub>,</sub> 919). Da&#223; die fr&#252;here Ehefrau dar&#252;ber hinaus auch auf die Anwartschaft f&#252;r das Bezugsrecht verzichtet h&#228;tte, daf&#252;r sind im Streitfall keinerlei Anhaltspunkte ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Entgegen der in der Berufungserwiderung vertretenen Auffassung kann die Kl&#228;gerin aus der Entscheidung des Bundesgerichtshofs 79,295 VersR 1981,326 eine f&#252;r sie g&#252;nstigere Beurteilung hinsichtlich der Bezugsberechtigung nicht herleiten. Der dortige Sachverhalt ist mit demjenigen im Streitfall nicht vergleichbar. Er weist entscheidungserhebliche Besonderheiten und Unterschiede auf, so da&#223; die dortige Entscheidung nicht auf den vorliegenden Fall &#252;bertragen werden kann.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Es handelte sich in dem vom BGH entschiedenen Fall um eine Lebensversicherung im Rahmen der Alters- und Hinterbliebenenversorgung der selbst&#228;ndigen hauptberuflichen Versicherungsvertreter eines Versicherers. Anders als hier war die Bezugsberechtigung dort unwiderruflich festgelegt, weil sich der Versicherungsnehmer den entsprechenden Bedingungen unterworfen hatte, in denen von vorneherein der Kreis und die Reihenfolge der Bezugsberechtigten bestimmt war (vgl. BGH aaO).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Vorliegend konnte der Versicherungsnehmer hingegen die Bezugsberechtigung nach &#167; 14 Nr.1 der Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB) bis zum Eintritt des Versicherungsfalles widerrufen. Die Allgemeinen Versicherungsbedingungen sind im Antrag vom 1.2.1964 ausdr&#252;cklich in Bezug genommen und Vertragsbestandteil geworden. Der Widerruf ist nach &#167; 14 Nr.4 AVB der Gesellschaft gegen&#252;ber nur und erst dann wirksam, wenn ihn der bisherige Verf&#252;gungsberechtigte dem Vorstand schriftlich angezeigt hat. Weiter ist in &#167; 13 Nr.3 AVB bestimmt, da&#223; Willenserkl&#228;rungen und Anzeigen gegen&#252;ber der Gesellschaft der Schriftform bed&#252;rfen und von ihr nur dann als rechtswirksam angesehen zu werden brauchen, wenn sie dem Vorstand der Gesellschaft zugegangen sind. Rechtliche Bedenken gegen die Wirksamkeit der genannten Regelungen bestehen nicht.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Im Streitfall ist ein schriftlicher Widerruf des Bezugsrechts der fr&#252;heren Ehefrau des Versicherungsnehmers unstreitig nicht erfolgt. Ebensowenig ist dem Vorstand der Beklagten eine schriftliche Erkl&#228;rung des Versicherungsnehmers zugegangen des Inhalts, die Kl&#228;gerin sei nunmehr Bezugsberechtigte aus dem im Jahre 1964 geschlossenen Vertrag.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht hat das Landgericht angenommen, der Versicherungsnehmer habe die Bezugsberechtigung seiner fr&#252;heren Ehefrau rechtswirksam durch konkludente Erkl&#228;rung gegen&#252;ber dem Versicherungsvertreter T widerrufen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn man einmal den Standpunkt der Berufungserwiderung verfolgt, es sei fraglich, ob der Versicherungsnehmer die in &#167;&#167; 13 Nr.3, 14 Nr.4 AVB liegende Beschr&#228;nkung der nach &#167; 43 Nr.2 VVG bestehenden Vertretungsmacht des Versicherungsvertreters gegen sich gelten lassen m&#252;sse (vgl. &#167; 47 WG) und auch ein m&#252;ndlich erkl&#228;rter Widerruf gegen&#252;ber dem Versicherungsvertreter m&#246;glich sei, liegt im Streitfall ein rechtswirksam erkl&#228;rter Widerruf der Bezugsberechtigung der fr&#252;heren Ehefrau des Versicherungsnehmers nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat einen Widerruf schon nicht schl&#252;ssig behauptet. Das Vorbringen in Zusammenhang mit dem Besuch des Versicherungsvertreters T am 26.1.1976 und der Abschlu&#223; einer weiteren Lebensversicherung reichen hierf&#252;r nicht aus. Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt selbst vor, da&#223; der Versicherte die damalige Beg&#252;nstigung der Ehefrau nicht ausdr&#252;cklich und w&#246;rtlich widerrufen hat. Auch von einem konkludenten Widerruf kann vorliegend nicht ausgegangen werden. Ein solcher k&#228;me &#252;berhaupt nur dann in Betracht, wenn der Versicherungsvertreter T bei der Verhandlung im Januar 1976 gewu&#223;t h&#228;tte, da&#223; der Versicherungsnehmer geschieden und die Kl&#228;gerin seine zweite Ehefrau war. Davon kann ebenfalls nicht ausgegangen werden. Dem Vorbringen der Beklagten, der Versicherungsvertreter T sei von der Wiederverheiratung nicht unterrichtet gewesen, ist die Kl&#228;gerin nicht substantiiert entgegengetreten<sub>,</sub> sondern hat lediglich vorgetragen, dies treffe "in dieser Formulierung" nicht zu. Ein substantiiertes Vorbringen, in welcher Form der Versicherungsvertreter T unterrichtet worden ist, fehlt, geschweige denn ist der Gespr&#228;chsverlauf zu diesem Punkt konkret wiedergegeben. Die Kl&#228;gerin beschr&#228;nkt sich auf das Vorbringen, die Beteiligten seien als selbstverst&#228;ndlich davon ausgegangen, da&#223; die Kl&#228;gerin aus beiden Versicherungen im Todesfall des Versicherten berechtigt gewesen sei, also auch aus dem im Jahre 1964 geschlossenen Vertrag. Dieses Vorbringen reicht nicht aus, einen konkludenten Widerruf anzunehmen. Deshalb kommt eine Vernehmung des Zeugen T hierzu nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">L&#228;&#223;t sich aber nicht feststellen, da&#223; der Zeuge T von der Wiederverheiratung des Versicherungsnehmers gewu&#223;t hat, kann aus dem Umstand, da&#223; eine Erh&#246;hung der Versicherung Gegenstand des Gespr&#228;chs am 26.1.1976 gewesen ist, ein konkludenter Widerruf der Bezugsberechtigung der fr&#252;heren Ehefrau des Versicherungsnehmers nicht hergeleitet werden.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Klage m&#252;&#223;te aber auch aus einem weiteren Gesichtspunkt der Erfolg versagt bleiben.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 47 VVG mu&#223; der Versicherungsnehmer die durch &#167;&#167; 13 Nr.3, 14 Nr.4 AVB vorgegebene Beschr&#228;nkung der Vollmacht des Versicherungsagenten, n&#228;mlich da&#223; der Widerruf schriftlich zu erkl&#228;ren sei und dem Vorstand der Beklagten zugehen mu&#223;, nur dann gegen sich gelten lassen, wenn er die Beschr&#228;nkung bei der Vornahme des Rechtsgesch&#228;fts kannte oder infolge grober Fahrl&#228;ssigkeit nicht kannte. Letzteres ist hier jedenfalls gegeben.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Grob fahrl&#228;ssig handelt, wer die im Verkehr erforderliche Sorgfalt gr&#246;blich, in hohem Grade au&#223;er Acht l&#228;&#223;t. Das ist zu bejahen, wenn schon einfachste, ganz naheliegende &#220;berlegungen nicht angestellt werden und das nicht beachtet wird, was unter den gegebenen Umst&#228;nden jedem einleuchten mu&#223;te (RGZ 141<sub>,</sub> 131; BGHZ 10, 16). Im Versicherungsantrag ist auf die AVB ausdr&#252;cklich Bezug genommen. Es h&#228;tte nichts n&#228;her gelegen, da&#223; der Versicherungsnehmer, wollte er die Bezugsberechtigung seiner fr&#252;heren Ehefrau widerrufen, sich zun&#228;chst in den Allgemeinen Versicherungsbedingungen informierte, wie und in welcher Form der Widerruf zu erkl&#228;ren war. Das war auch unschwer m&#246;glich, umfassen doch die Allgemeinen Versicherungsbedingungen im Streitfall nur 4 Seiten. Sie sind somit weder besonders umfangreich noch un&#252;bersichtlich. Die Regelung der &#167;&#167; 13 Nr.3 und 14 Nr.4 AVB ist klar und unmi&#223;verst&#228;ndlich gefa&#223;t und in den Allgemeinen Versicherungsbedingungen unschwer aufzufinden. Der Versicherungsnehmer handelte grob fahrl&#228;ssig, wenn er sich nicht vor Erkl&#228;rung des Widerrufs in den Allgemeinen Versicherungsbedingungen &#252;ber die einschl&#228;gigen Bestimmungen informierte.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Dem Umstand, da&#223; der Versicherungsschein des Vertrages von 1964 nicht bei der fr&#252;heren Ehefrau, sondern bei der Kl&#228;gerin lag, kommt unter den vorliegenden Umst&#228;nden keine entscheidungserhebliche Bedeutung zu. In der Regel verbleibt der Versicherungsschein beim Versicherungsnehmer. Es war nur nat&#252;rlich, da&#223; sich die Kl&#228;gerin als Ehefrau des Versicherungsnehmers nach dessen Tod im Besitz des Versicherungsscheins befand.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167; 708 Nr.10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">6.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Anregung der Kl&#228;gerin, die Revision zuzulassen, ist der Senat nicht gefolgt, weil die gesetzlichen Voraussetzungen hierf&#252;r nicht vorliegen, &#167;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 546 Abs.1 Satz 2 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren und Wert der Beschwer der Kl&#228;gerin:</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">3.500,-- DM.</p>
315,761
olgham-1983-02-02-6-uf-52482
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 UF 524/82
"1983-02-02T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:20"
"2019-03-27T09:42:17"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1983:0202.6UF524.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Beklagten gegen das am 16. September 1982 verk&#252;ndete Teilurteil des Amtsgerichts - Familiengericht - Lemgo wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Auf die Anschlu&#223;berufung der Kl&#228;gerin wird der Beklagte weiter verurteilt, der Kl&#228;gerin den am 27. M&#228;rz 1980 g&#252;ltigen Soziet&#228;tsvertrag der Anwaltssoziet&#228;t ... und ... vorzulegen.</p> <p>Die Kosten der Berufungsinstanz werden dem Beklagten auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die am 24. Februar 1967 geschlossene Ehe der Parteien ist durch Urteil des Familiengerichts Lemgo vom 31. M&#228;rz 1981 rechtskr&#228;ftig geschieden worden. Der Scheidungsantrag ist am 27. M&#228;rz 1980 zugestellt worden. Die Kl&#228;gerin ist Lehrerin, der Beklagte Rechtsanwalt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Kl&#228;gerin zun&#228;chst einen Antrag auf Zahlung von 150.000,- DM Zugewinnausgleich schrifts&#228;tzlich angek&#252;ndigt hatte, hat sie in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Familiengericht zun&#228;chst lediglich noch beantragt,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zur Erteilung der Auskunft &#252;ber sein Endverm&#246;gen am 27. M&#228;rz 1980 unter Einschlu&#223; der auf seinen Soziet&#228;tsanteil entfallenden Sachwerte sowie des in den Jahren 1978, 1979 und 1980 (bis 27. M&#228;rz 1980) auf seinen Soziet&#228;tsanteil entfallenden Anteils an Umsatz, Kosten und Gewinn zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Familiengericht hat dem Auskunftsantrag durch das angefochtene Teilurteil vom 16. September 1982 stattgegeben. Es hat den Beklagten insbesondere f&#252;r verpflichtet erachtet, im Rahmen seiner Auskunftspflicht &#252;ber das Endverm&#246;gen auch &#252;ber den Wert des Soziet&#228;tsanteils an der von ihm und Rechtsanwalt ... betriebenen Anwaltssoziet&#228;t Auskunft zu erteilen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses am 20. September 1982 zugestellte Urteil hat der Beklagte am 15. Oktober 1982 Berufung eingelegt und diese nach Verl&#228;ngerung der Begr&#252;ndungsfrist bis zum 6. Dezember 1982 an diesem Tage begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist der Meinung, f&#252;r eine gesonderte Auskunftsklage fehle der Kl&#228;gerin das Rechtsschutzinteresse, da sie bereits schrifts&#228;tzlich einen Zahlungsantrag erhoben und den Soziet&#228;tsanteil unter Beweisantritt selbst beziffert habe. Er habe au&#223;erdem vollst&#228;ndig Auskunft erteilt. Der Streit &#252;ber die Wertangaben k&#246;nne nicht im Auskunftsverfahren gekl&#228;rt werden. Nach den mit seinem Sozius getroffenen Vereinbarungen habe der Soziet&#228;tsanteil jedenfalls zu Lebzeiten des Sozius keinen realen Wert. W&#228;re er am Stichtag f&#252;r die Berechnung des Zugewinnausgleichs aus der Praxis ausgeschieden, h&#228;tte ihm kein Abfindungsguthaben zugestanden. Folglich falle der Soziet&#228;tsanteil nicht in den Zugewinn, so da&#223; auch insoweit eine Auskunftspflicht nicht bestehe. Die Einbeziehung der Mitgliedschaft in einer Anwaltssoziet&#228;t in den Zugewinnausgleich ber&#252;hre letztlich die wirtschaftliche Existenzgrundlage des Anwalts und seine anwaltliche Unabh&#228;ngigkeit. Au&#223;erdem st&#252;nden die schutzw&#252;rdigen Interessen seines Sozius einem Auskunftsbegehren entgegen. Sollte jedoch eine Auskunftspflicht bestehen, mache er ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht geltend, solange die Kl&#228;gerin ihrerseits nicht vollst&#228;ndig Auskunft erteilt habe.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des Teilurteils die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Im Wege der Anschlu&#223;berufung beantragt sie,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, den am 27. M&#228;rz 1980 g&#252;ltigen Soziet&#228;tsvertrag vorzulegen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Den weitergehenden Antrag auf Vorlage einer Fotokopie des Soziet&#228;tsvertrages hat die Kl&#228;gerin zur&#252;ckgenommen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die Anschlu&#223;berufung der Kl&#228;gerin zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin weist darauf hin, da&#223; der Soziet&#228;tsanteil des Beklagten sehr wohl in den Zugewinnausgleich falle, da sowohl der Mandantenstamm als auch das Praxisinventar einen realen Wert darstellten. Au&#223;erdem sei auch der innere Wert des Anteils an der Rechtsanwaltspraxis zu ber&#252;cksichtigen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig, nachdem der Senat den Wert f&#252;r die Berufung auf 7.000,- DM festgesetzt hat. Sie ist jedoch sachlich nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat gem. &#167; 1379 Abs. 1 BGB einen Anspruch auf Auskunft &#252;ber das Endverm&#246;gen des Beklagten zum Zeitpunkt der Zustellung des Scheidungsantrags. Dieser Anspruch besteht auch dann, wenn gleichzeitig eine Leistungsklage angek&#252;ndigt wird. In der Leistungsklage kann die Kl&#228;gerin zum Beispiel einen Mindestbetrag geltend machen und eine Klageerweiterung von dem Ergebnis der gleichzeitig beantragten Auskunft abh&#228;ngig machen. Selbst wenn sie in einer Leistungsklage den nach ihrer Ansicht zutreffenden Wert des Endverm&#246;gens sch&#228;tzt und beziffert, bleibt die Auskunftsklage zul&#228;ssig, soweit die Kl&#228;gerin &#252;ber den genauen Wert des Endverm&#246;gens keine Gewissheit hat.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Auskunftsanspruch ist auch noch nicht teilweise erf&#252;llt, da eine geordnete und &#252;bersichtliche Zusammenstellung in Form eines Verm&#246;gensverzeichnisses (&#167; 260 Abs. 1 BGB; vgl. BGH in FamRZ 1982, 683 und OLG Hamm in MDR 1979, 1022) bisher nicht &#252;bergeben worden ist. Es reicht insbesondere nicht aus, da&#223; der Beklagte in verschiedenen Schrifts&#228;tzen verstreut Einzelangaben &#252;ber den Wert bestimmter Verm&#246;gensgegenst&#228;nde gemacht hat. Insbesondere fehlen Angaben &#252;ber den Wert des Soziet&#228;tsanteils. Dabei geht es nicht nur um einen Streit &#252;ber die H&#246;he des Wertes, sondern darum, da&#223; der Beklagte erst einmal Verm&#246;gensgegenst&#228;nde, wie etwa Inventar, Au&#223;enst&#228;nde usw. nennt, die am Stichtag den Wert seines Soziet&#228;tsanteils ausmachten. Da&#223; die Unterzeichnung der Steuererkl&#228;rung f&#252;r das Jahr 1979 nicht gleichzeitig bedeutet, da&#223; die Kl&#228;gerin die zum Endverm&#246;gen des Beklagten geh&#246;renden Verm&#246;gensgegenst&#228;nde kennen mu&#223;, bedarf keiner weiteren Er&#246;rterung.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Auffassung des Beklagten, angesichts der vertraglichen Vereinbarungen habe sein Soziet&#228;tsanteil am Stichtag f&#252;r die Berechnung des Endverm&#246;gens keinen realen Wert gehabt, teilt der Senat nicht. Der Soziet&#228;tsanteil hat ganz sicher f&#252;r den Fall einen Wert, da&#223; der Beklagte seinen Sozius &#252;berlebt. Ob eine Wertminderung deshalb anzunehmen ist, weil bei einem vorzeitigen Ausscheiden des Beklagten ein Abfindungsguthaben angeblich nicht ausgezahlt wird, braucht im vorliegenden Auskunftsverfahren nicht gekl&#228;rt zu werden.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Neben den beim Stichtag vorhandenen Sachwerten f&#228;llt auch der &#252;ber den reinen Substanzwert hinausgehende innere Wert der Beteiligung, der sogenannte "good will" in den Zugewinnausgleich. Ein solcher innerer Wert ist nicht nur bei Unternehmensbeteillgungen gegeben (BGH FamRZ 1980, 37 ff.) Auch bei einer freiberuflichen Praxis ist es denkbar, da&#223; der Verkehrswert den reinen Substanz- oder Liquidationswert &#252;bersteigt, weil der Wert der Praxis im Verkehr h&#246;her eingesch&#228;tzt wird als es dem reinen Sachwert der zur Praxis geh&#246;renden Verm&#246;gensgegenst&#228;nde entspricht (vgl. BGH in NJW 1973, 98, 100 f&#252;r eine Rechtsanwaltspraxis; BGH FamRZ 1977, 38 ff. f&#252;r die Praxis eines Vermessungsingenieurs und OLG Koblenz, FamRZ 1982, 280, 281 f&#252;r eine Zahnarztpraxis). Zur Berechnung dieses inneren Werts der Soziet&#228;tsbeteiligung kann die Kl&#228;gerin entgegen der Auffassung des Beklagten auch Auskunft &#252;ber den Anteil des Beklagten in den Jahren 1978 bis zum Stichtag an Umsatz Kosten und Gewinn der Anwaltssoziet&#228;t verlangen (BGH NJW 1973, 98, 100).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Inwiefern Rechtsanw&#228;lte im Gegensatz zu anderen B&#252;rgern der Auskunftspflicht gem. &#167; 1379 Abs. 1 BGB nicht unterliegen sollten, vermag der Senat nicht zu erkennen. Er vermag ebenso wenig nachzuvollziehen, da&#223; die Erteilung einer Auskunft &#252;ber seinen Soziet&#228;tsanteil den Beklagten in seiner wirtschaftlichen Existenz gef&#228;hrdet oder gar seine anwaltliche Unabh&#228;ngigkeit ber&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Anschlu&#223;berufung, mit der die Kl&#228;gerin in Erweiterung ihrer Klage nunmehr auch die Vorlage des Gesellschaftsvertrages begehrt, ist begr&#252;ndet. An sich besteht im Zugewinnausgleichsverfahren im Gegensatz zum Unterhaltsverfahren gem. den &#167;&#167; 1379, 260 BGB keine Pflicht zur Vorlage von Belegen. Es ist jedoch in der Rechtsprechung allgemein anerkannt, da&#223; der Ausgleichsberechtigte auch im Zugewinnausgleichsverfahren dann die Vorlage, von Gesch&#228;ftsunterlagen verlangen kann, wenn er anderenfalls nicht in der Lage ist, den Wert des Endverm&#246;gens selbst zu berechnen (BGH FamRZ 1980, 37, 38; OLG Koblenz FamRZ 1982, 279 ff.). Normalerweise geh&#246;ren hierzu die Unterlagen, aus denen die Ertragslage der Gesellschaft hervorgeht. Wenn aber - wie im vorliegenden Fall - der Ausgleichsberechtigte die Absprachen &#252;ber die Beteiligung des Beklagten am Gewinn und Verlust der Gesellschaft nicht kennt und au&#223;erdem der Ausgleichsverpflichtete hieraus ein Geheimnis macht, in dem er einerseits behauptet, der Gesellschaftsvertrag sei nicht mehr vorhanden, andererseits aber Bruchst&#252;cke aus diesem Vertrages zitiert, geh&#246;rt zur ordnungsgem&#228;&#223;en Unterrichtung der ausgleichsberechtigten Kl&#228;gerin auch die Vorlage des vollst&#228;ndigen Gesellschaftsvertrages, aus dem sich die Beteiligung des Beklagten ergibt (vgl. das Urteil des erkennenden Senats in MDR. 1979, 1022).</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Interessen des Sozius des Beklagten haben hinter den vorrangigen Belangen der Kl&#228;gerin zur&#252;ckzustehen. Im Rahmen einer Beweisaufnahme &#252;ber den Wert der Gesellschaftsbeteiligung m&#252;&#223;ten sowohl das Beteiligungsverh&#228;ltnis wie auch die Ertragslage der Gesellschaft ohnehin offengelegt werden. Es ist daher nicht einzusehen, warum die Kl&#228;gerin nicht bereits im vorbereitenden Auskunftsverfahren einen Anspruch auf Erteilung der entsprechenden Ausk&#252;nfte haben soll. Entgegen der Ansicht des Beklagten hat der Bundesgerichtshof (FamRZ 1982, 680, 682) die Offenbarung der Gesellschaftsverh&#228;ltnisse und die Vorlage von Gesch&#228;ftsunterlagen nicht nur f&#252;r gewerbliche Unternehmensbeteiligungen bejaht, bei denen ohnehin eine Pflicht zur Offenlegung ihrer Jahresabschl&#252;sse besteht. Er hat vielmehr festgestellt, da&#223; die Pflicht zur Auskunft und zur Vorlage von Belegen grunds&#228;tzlich f&#252;r jeden Gesellschafter gilt und da&#223; eine Einschr&#228;nkung f&#252;r eine GmbH umso weniger gelten k&#246;nne, als diese bereits kraft Gesetzes zur Offenlegung ihrer Jahresabschl&#252;sse verpflichtet sei.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht des Beklagten besteht nicht. Es kann dahingestellt bleiben, ob man gegen die Pflicht zur Auskunftserteilung &#252;berhaupt ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht geltend machen kann (verneinend: RG 102, 110; BGH in WPM 1969, 591; 1978, 461 ff., 465; OLG Hamm FamRZ 1976, 633; Palandt-Heinrichs, BGB, 42. Aufl., Anm. 5 c zu &#167; 273; bejahend: OLG Stuttgart FamRZ 1982, 282, 283; M&#252;nchKommGernhuber, RdNr. 32 zu &#167; 1379). Im vorliegenden Fall hat Jedenfalls die Kl&#228;gerin in der Klageschrift eine geordnete Zusammenstellung der zu ihrem Endverm&#246;gen geh&#246;renden Gegenst&#228;nde geliefert. Hinsichtlich der noch fehlenden Gegenst&#228;nde hat sie Ihre Auskunft im Verhandlungstermin vor dem Senat erg&#228;nzt. Damit ist die Kl&#228;gerin Ihrer Auskunftspflicht vollst&#228;ndig nachgekommen, so da&#223; ein Auskunftsanspruch des Beklagten, mit dem er ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht Begr&#252;nden k&#246;nnte, nicht mehr besteht, und zwar ohne R&#252;cksicht darauf, ob er die Richtigkeit der Auskunft der Kl&#228;gerin &#252;berpr&#252;fen konnte oder nicht.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 91, 92 Abs. 2, 97 Abs. 1, 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO. Die R&#252;cknahme des Antrags der Kl&#228;gerin auf Vorlage einer Kopie des Gesellschaftsvertrages hat keine besonderen Kosten verursacht.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat entgegen der Anregung des Beklagten die Revision gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 621 d, 546 Abs. 1, Satz 2, 3 ZPO nicht zugelassen. F&#252;r den Senat ist die Pflicht eines Rechtsanwalts, auch &#252;ber seine Soziet&#228;tsbeteiligung im Rahmen des Zugewinnausgleichsverfahrens Auskunft zu erteilen, eine Selbstverst&#228;ndlichkeit und keine Rechtsfrage von grunds&#228;tzlicher Bedeutung. Das Urteil weicht auch nicht von einer Entscheidung des Bundesgerichtshof ab.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Verk&#252;ndet am 2. Februar 1983</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Reisdorf, Justizobersekret&#228;rin als Urkundsbeamter der Gesch&#228;ftsstelle des Oberlandesgerichts</p>
315,762
lg-duisburg-1983-02-02-4-t-37182
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 T 371/82
"1983-02-02T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:21"
"2019-03-27T09:42:17"
Beschluss
ECLI:DE:LGDU:1983:0202.4T371.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die sofortige Beschwerde der Drittschuldnerin gegen den Beschluss</p> <p> des Amtsgerichts Wesel vom 18.11.1982 wird als unbegr&#252;ndet zur&#252;ck-</p> <p> gewiesen.</p> <p></p> <p> Das Beschwerdevorbringen gibt zu einer anderen Beurteilung des</p> <p> Sachverhalts keinen Anla&#223;.</p> <p></p> <p> Die Kosten der Beschwerde hat die Drittschuldnerin zu tragen.</p> <p></p> <p> Wert des Beschwerdeverfahrens: 5.201,00 DM.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Gr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Gl&#228;ubiger hat die Pf&#228;ndung des Kindesgeldanspruches des Schuldners in H&#246;he des Z&#228;hlkindvorteils gegen&#252;ber dem Arbeitsamt beantragt. Das Amtsgericht hat die Pf&#228;ndung in H&#246;he eines monatlichen Betrages von 52,50 DM f&#252;r zul&#228;ssig erkl&#228;rt. Hiergegen richtet sich die sofortige Beschwerde der Drittschuldnerin.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die sofortige Beschwerde der Drittschuldnerin ist zul&#228;ssig, aber unbegr&#252;ndet. Das Amtsgericht hat den pf&#228;ndbaren Teil der Forderung zutreffend berechnet. Die Kammer verbleibt bei ihrer schon in den Beschl&#252;ssen - 4 T 53/81, 4 T 163/81, 4 T 309/81, 4 T 312/82 und 4 T 320/82 - vertretenen Auffassung, da&#223; dem Schuldner so viel zu belassen ist als er zur gleichm&#228;&#223;igen Befriedigung aller gleichrangig berechtigten Gl&#228;ubiger ben&#246;tigt (vgl. OLG M&#252;nchen NJW 1980, 894 f. mit weiteren Rechtsprechungsnachweisen). Auch nach &#220;berpr&#252;fung der Entscheidungen des Bundessozialgerichts vom 25.03.1982 - 10/ 8 b RKg 17/80 und 10/8 b RKg 22/80 - sowie der Entscheidung des Bundesgerichtshofes in DER Rechtspfleger 1981, 347, 348 h&#228;lt die Kammer an ihrer Rechtsprechung fest. Diese Entscheidungen stehend der Rechtsauffassung der Kammer nicht entgegen. Denn sie hatten sich nicht mit der Frage auseinanderzusetzen, ob der Z&#228;hlkindvorteil gem&#228;&#223; &#167; 54 Abs. 3 Nr. 1 SGB I gepf&#228;ndet werden kann.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Bundesgerichtshof (Rpfleger 1981, 347,348) hatte &#252;ber die Frage zu entscheiden, in welchem Umfang der Z&#228;hlkindvorteil beim Ausgleich der Unterhaltsverpflichtungen zu ber&#252;cksichtigen ist. Das Bundessozialgericht hatte &#252;ber die Frage zu entscheiden, ob der Kindergeldanspruch des Schuldners an den Gl&#228;ubiger abgetreten werden kann und ob gem&#228;&#223; &#167; 48 Abs. 1 SGB I bei Verletzung der Unterhaltspflicht eine Auszahlung an unterhaltsberechtigte Kinder des Leistungsberechtigten in Betracht kommt. Auf die Frage der Pf&#228;ndbarkeit des Z&#228;hlkindvorteils ist weder der Bundesgerichtshof noch das Bundessozialgericht in den zitierten Entscheidungen eingegangen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kammer h&#228;lt deshalb nach wie vor an ihrer st&#228;ndigen Rechtsprechung fest, wonach der Kindergeldanspruch des Schuldners von gleichrangig Berechtigten Unterhaltsgl&#228;ubigern so weit gepf&#228;ndet werden kann, da&#223; alle gleichrangig berechtigten Gl&#228;ubiger gleichm&#228;&#223;ig befriedigt werden. Die Tatsache, da&#223; Kindergeld nach den Vorschriften des Bundeskindergeldgesetzes nur an Zahlkinder gezahlt wird, steht der Pf&#228;ndbarkeit des Kindergeldanspruches durch ein Z&#228;hlkind nicht entgegen. Kindergeld ist gem&#228;&#223; &#167; 25 Abs. 1 SGB I eine Sozialleistung, die gem&#228;&#223; &#167; 54 Abs. 3 Nr. 1 SGB I f&#252;r Unterhaltsgl&#228;ubiger wie Arbeitseinkommen gepf&#228;ndet werden kann. Auf die Zweckbestimmung der Leistung kommt es dabei nicht an. In der Zwangsvollstreckung sind Z&#228;hlkinder wie Zahlkinder zu behandeln und k&#246;nnen deshalb den Kindergeldanspruch des Schuldners so weit pf&#228;nden, da&#223; sie den &#252;brigen Kindern gleichstehen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Gesamtkindergeldbetrag von 610,00 DM ergibt f&#252;r jedes Kind des Schuldners einen Kindergeldbetrag von 152,50 DM. Nach Abzug der Kindergeldzahlungen, die der Gl&#228;ubiger bereits erh&#228;lt (100,00 DM), verbleibt deshalb noch eine pf&#228;ndbare Forderung von 52,50 DM.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die sofortige Beschwerde der Drittschuldnerin war daher zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Landgericht, 4. Zivilkammer</p>
315,763
lagk-1983-02-02-5-sa-112282
{ "id": 795, "name": "Landesarbeitsgericht Köln", "slug": "lagk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
5 Sa 1122/82
"1983-02-02T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:22"
"2019-03-27T09:42:16"
Urteil
ECLI:DE:LAGK:1983:0202.5SA1122.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der beklagten B&#160;&#160; gegen das Urteil des Arbeitsgerichts Bonn vom 29.9.1982 -3 Ca 2145/82 - wird auf ihre Kosten zur&#252;ckgewiesen. Streitwert: unver&#228;ndert.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand</p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten um die Verpflichtung der Beklagten zur Urlaubsabgeltung f&#252;r 6 Urlaubstage (346,48 DM brutto), w&#228;hrend der die Kl&#228;gerin arbeitsunf&#228;hig erkrankt war und die nach der Vorstellung der Kl&#228;gerin nicht als Krankheitstage auf den Urlaub nach &#167; 47 BAT angerechnet werden sollen</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Ende 1982 aus den Diensten der Beklagten ausgeschiedene Kl&#228;gerin befand sich in der Zeit vom 3. bis 25. 6. 1982 in genehmigtem Erholungsurlaub in Griechenland. Dort erkrankte die Kl&#228;gerin unwidersprochen in der Zeit vom 8. bis 17. 6. 1982 bettl&#228;gerig laut &#228;rztlicher Bescheinigung eines griechischen Arztes aus dem Ort Skiathos vom 14. 6. 1982 (Bl. 3 d.A.). Nach Wiederantritt ihrer Arbeit beantragte die Kl&#228;gerin unter Vorlage dieser &#228;rztlichen Bescheinigung die Nichtanrechnung der Krankheitszeit auf den Urlaub, was die Beklagte mit der Begr&#252;ndung ablehnte, die Kl&#228;gerin habe ihre Erkrankung nicht unverz&#252;glich im Sinne des &#167; 47 Abs. 6 BAT mitgeteilt.</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren unstreitigen Tatbestandes, der von beiden Parteien in erster Instanz vorgetragenen und der von ihnen gestellten Antr&#228;ge wird auf den Tatbestand des Urteils des Arbeitsgerichts Bonn vom 29. 9. 1982 verwiesen, &#167;&#167; 64 Abs. 6 ArbGG, 543 ZPO.</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Durch das erw&#228;hnte Urteil hat das Arbeitsgericht die Beklagte zur Zahlung von 346,48 DM brutto verurteilt und im &#252;brigen die Berufung zugelassen. Zur Begr&#252;ndung hat das Arbeitsgericht ausgef&#252;hrt, bei der Auslegung des Begriffs "unverz&#252;glich" in &#167; 47 BAT sei nicht von der Legaldefinition in &#167; 121 Abs. 1 BGB auszugehen, sondern</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">es sei auf Sinn und Zweck der Tarifbestimmung des &#167; 4? BAT abzustellen und das Interesse des Arbeitgebers an einer unverz&#252;glichen Mitteilung der Erkrankung w&#228;hrend des Urlaubs auszuloten. Danach solle die tariflich vorgesehene Sanktion der Nichtanrechnung der Krankheitstage dann nicht durchgreifen, wenn sich die Erkrankung auf den Wiederantritt der Arbeit nicht auswirke, weil etwa der Arbeitnehmer rechtzeitig bei Urlaubsende wieder die Arbeit antrete.</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses der Beklagten am 4. 11. 1982 zugestellte Urteil ist mit einer am 2. 12. 1982 beim Landesarbeitsgericht eingegangenen Schrift Berufung eingelegt und diese mit einem weiteren am 3. 1. 1983 beim LAG eingegangenen Schriftsatz begr&#252;ndet worden.</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit der Berufung macht die Beklagte zun&#228;chst geltend, entgegen der Auffassung des Arbeitsgerichts sei der Begriff "unverz&#252;glich" in Anlehnung an die Legaldefinition in &#167; 121 BGB auszulegen. Demnach m&#252;sse die Kl&#228;gerin "ohne schuldhaftes Z&#246;gern" ihre Arbeitsunf&#228;higkeit mitteilen, wie dies hier nicht geschehen sei. Der Sinn des &#167; 47 Abs. 6 BAT ersch&#246;pfe sich auch nicht darin, als Arbeitgeber gegebenenfalls andere Dispositionen treffen zu k&#246;nnen, sondern der Arbeitgeber solle so fr&#252;h als m&#246;glich &#252;ber die Krankheit des Arbeitnehmers Bescheid wissen. Genau dies sei hier nicht der Fall gewesen, denn die Kl&#228;gerin habe ohne weiteres telefonisch oder telegrafisch von ihrer Erkrankung Mitteilung machen k&#246;nnen. Da sie dies nicht getan habe, habe sie auch keinen Anspruch auf Abgeltung der den Krankheitstagen entsprechenden Urlaubstage.</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des arbeitsgerichtlichen Urteils die Klage abzuweisen.</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt die Entscheidungsgr&#252;nde des angefochtenen Urteils und meint, es sei eine &#220;berforderung, einen telefonischen oder telegrafischen Anruf aus Anla&#223; einer Erkrankung zu fordern, die sich auf den Wiederantritt der Arbeit nicht auswirke. Ein solches Begehren sei z.B. bei Fernreisen nicht m&#246;glich; so habe sie zun&#228;chst Schwierigkeiten gehabt, von dem behandelnden Arzt ein Attest zu erlangen, das sie im &#252;brigen unmittelbar nach Wiederantritt der Arbeit dem Arbeitgeber vorgelegt habe.</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des weiteren Parteivorbringens wird auf den Inhalt der in beiden Instanzen gewechselten Schrifts&#228;tze ebenso verwiesen wie auf die zu den Akten gereichten Urkunden und Fotokopien.</p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten ist an sich kraft Zulassung durch das Arbeitsgericht statthaft; sie ist auch form- und fristgerecht eingelegt sowie begr&#252;ndet worden, damit zul&#228;ssig. In der Sache selbst konnte die Berufung keinen Erfolg haben.</p><span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das Berufungsgericht tritt der Rechtsfindung des Arbeitsgerichts im Ergebnis bei; allerdings ist der Beklagten darin Recht zu geben, da&#223; f&#252;r den in &#167; 47 Abs. 6 BAT verwendeten Begriff "unverz&#252;glich" die Legaldefinition in &#167; 121 BGB gilt.Das Gesetz bestimmt in dieser Anfechtungsvorschrift den Begriff "unverz&#252;glich" als Klammerzusatz</p><span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">dahin, da&#223; er f&#252;r "ohne schuldhaftes Z&#246;gern" steht. Diese Legaldefinition gilt f&#252;r das gesamte b&#252;rgerliche und &#246;ffentliche Recht, wie die Vorschriften der &#167;&#167; 377 Abs. 1 und Abs. 3 HGB, 92 Abs. 1 AktG, 216 Abs. 2 ZPO, 68b Abs. I Nr. 8 StGB und 23 Abs. 21 1,3 VwVfG zeigen. Es ist anerkannt (vgl. Palandt-Heinrichs, BGB-Komm., 42. Aufl., Anm. 2 zu &#167; 121), da&#223; diese Legaldefinition im Zweifel auch dann ma&#223;geblich ist, wenn der Begriff in einem anderen rechtsgesch&#228;ftlichen Zusammenhang verwandt wird. Das mu&#223; nach Auffassung der Berufungskammer auch f&#252;r die tarifliche Vorschrift des &#167; 47 Abs. 6 BAT gelten, und zwar nicht zuletzt deshalb, weil dessen Tarifpartner dem &#246;ffentlichen Dienst nahestehen und deshalb davon auszugehen ist, da&#223; sie die allgemein bekannte Legaldefinition des &#167; 121 BGB kannten. So legt auch die einschl&#228;gige BAT-Kommentar-Literatur diese Legaldefinition zugrunde (vgl. u.a. Clemens-Scheuring-Steingen, BAT, Bd. l, Anm. 9b zu &#167; 47). Demgem&#228;&#223; ist auch das LAG N&#252;rnberg in einem Urteil vom 31. 8. 1981 - 6 Sa 67/79 -gleichsam als selbstverst&#228;ndlich davon ausgegangen, da&#223; der Begriff "unverz&#252;glich" im Sinne des &#167; 47 Abs. 6 BAT in Anlehnung an die Legaldefinition des &#167; 121 BGB auszulegen ist. Dem tritt das erkennende Gericht bei.</p><span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Demnach ist die unverz&#252;gliche Anzeige der Erkrankung notwendige Voraussetzung f&#252;r die Rechtsfolge, da&#223; die nachgewiesenen Krankheitstage nicht auf den Urlaub angerechnet werden. Entgegen der Auffassung der Beklagten ist das Gericht hier Jedoch der Auffassung, da&#223; die Kl&#228;gerin ihre Erkrankung "ohne schuldhaftes Z&#246;gern" mitgeteilt hat. In dem erw&#228;hnten Fall des LAG N&#252;rnberg lagen zwischen der Erkrankung der dortigen Kl&#228;gerin ab 21. 9. 1978 und der entsprechenden Mitteilung hier&#252;ber an den Arbeitgeber am 27. 11. 1978 mehr als zwei Monate. Damit ist der vorliegende Fall nicht zu vergleichen: Die Kl&#228;gerin ist -</p><span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">wie unstreitig ist - am 8. 6. 1982 erkrankt, hat hier&#252;ber am 14. 6. 1982 ein Attest ausgestellt erhalten und hat dieses unmittelbar nach Antritt der Arbeit bei Beendigung des Urlaubs am 25. 6. 1982 dem Arbeitgeber vorgelegt. Es kann hier nach Auffassung des Gerichts uner&#246;rtert bleiben, ob die Zeitspanne seit dem ersten Tag der Erkrankung (8. 6. 1982) oder seit Vorliegen des Attestes (14. 6. 1982) bis zur Mitteilung der Arbeitsunf&#228;higkeit ma&#223;gebend ist. Denn die verz&#246;gerliche Mitteilung mu&#223; nach dem Inhalt der Legaldefinition schuldhaft sein. Davon geht das Gericht im vorliegenden Fall nicht aus, weil dem Anfechtungsberechtigten in Anwendung der Legaldefinition eine angemessene &#220;berlegungsfrist zusteht, zumal unverz&#252;glich nicht gleichbedeutend mit "sofort" ist (vgl. Palandt-Heinrichs, Anm. 2 aaO.). Bei der Fristberechnung sind allerdings die Interessen des Gegners (Arbeitgebers) zu ber&#252;cksichtigen. Diese bestehen nach Auffassung des Gerichts nicht nur darin, da&#223; der Arbeitgeber im Hinblick auf die Mitteilung &#252;ber die Erkrankung soll disponieren k&#246;nnen, sondern es w&#228;re auch denkbar, da&#223; der Arbeitgeber Zweifel an der behaupteten Arbeitsunf&#228;higkeit hat und wegen deren Nachpr&#252;fung rechtliehezul&#228;ssige Schritte unternehmen will. Hier spricht zun&#228;chst einiges daf&#252;r, da&#223; die Kl&#228;gerin die rechtzeitige Mitteilung ihrer Erkrankung verz&#246;gert hat, denn die Kl&#228;gerin hat w&#228;hrend dieser Zeit auch eine Eigenk&#252;ndigung zum 31. 8. 1982 ausgesprochen, wobei allerdings mangels n&#228;herer Angaben der Proze&#223;bevollm&#228;chtigten nicht aufzukl&#228;ren war, wann genau und von welchem Ort aus diese K&#252;ndigung schriftlich ausgesprochen worden ist. Das Gericht h&#228;lt aber der Kl&#228;gerin eine Verz&#246;gerung wegen der Krankheitsmitteilung wegen eines Irrtums dar&#252;ber zugute, da&#223; sie ihre Erkrankung nicht vom Urlaubsort aus der Beklagten mitgeteilt hat, sondern davon ausging, dies gen&#252;ge bei Wiederantritt der Arbeit nach Ablauf des genehmigten Urlaubs.</p><span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Einen solchen Irrtum h&#228;lt das Gericht jedenfalls dann f&#252;r entschuldbar, wenn diese Mitteilung so kurzfristig - wie hier - nach Ablauf der Erkrankung erfolgt. Die Kl&#228;gerin war hier bis zum 17. 6. 1982 bettl&#228;gerig krankgeschrieben - dies hat die Beklagte nicht bestritten -, so da&#223; sie unmittelbar nach Beendigung des Urlaubs am 25. 6. 1982, also eine knappe Woche sp&#228;ter, ihre Arbeitsunf&#228;higkeit mitgeteilt hat. Nach Auffassung des Berufungsgerichts ist auch der Irrtum der Kl&#228;gerin dar&#252;ber entschuldbar, daBQsie eine Absendung des Attestes von Skiathos/ Griechenland aus f&#252;r nicht so sicher wie die eigene &#220;berbringung des Attestes hielt. Angesichts der knappen Zeitdifferenz mag der Kl&#228;gerin ein entsprechender Irrtum in diesem Falle als entschuldbar zugute gehalten werden. Deshalb geht das Gericht nicht von einem <span style="text-decoration:underline">schuldhaften</span> Z&#246;gern aus. Demnach durften die nachgewiesenen Krankheitstage nicht auf den Urlaub angerechnet werden.</p><span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 ZPO; der Streitwert ist unver&#228;ndert geblieben (&#167;69 Abs. 2 ArbGG). Die Voraussetzungen fUr eine Zulassung der Revision (&#167;72 ArbGG) lagen nach Auffassung der Kammer nicht vor, weil das Gericht von der anerkannten Legaldefinition des &#167; 121 BGB ausgeht und daran ankn&#252;pfend nur eine Einzelfallentscheidung getroffen hat.</p><span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Rechtsmittelbelehrung:</span> Die Revision wurde nicht zugelassen weil die Voraussetzungen hierf&#252;r (&#167; 72 Abs. 2 ArbGG) nach Auffassung der Kammer nicht vorliegen. Deshalb ist ein <span style="text-decoration:underline">Rechtsmittel</span> gegen diese Entscheidung nicht gegeben (&#167; 9 Abs. 5 ArbGG). Auf die M&#246;glichkeit der Nichtzulassungsbeschwerde nach &#167;&#167; 72, 72a ArbGG als <span style="text-decoration:underline">Rechtsbehelf</span> wird hingewiesen.</p>
315,764
lg-dortmund-1983-01-26-4-o-64382
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 O 643/82
"1983-01-26T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:23"
"2019-03-27T09:42:16"
Urteil
ECLI:DE:LGDO:1983:0126.4O643.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden dem Kl&#228;ger auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Dem Kl&#228;ger bleibt nachgelassen, die Vollstreckung</p> <p>gegen Sicherheitsleistung oder Hinterlegung von 1.300.&#8212;DM</p> <p>abzuwenden, wenn nicht der Beklagte</p> <p>Sicherheit in dieser H&#246;he leistet.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><u>Ta t b e s t a n d</u></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien schlossen am 29.7.1982 einen Kaufvertrag &#252;ber</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">den Wallach N den der Beklagte bislang als Spring- </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">pferd genutzt hatte und der Kl&#228;ger als Springpferd weiterbenutzen</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">wollte. Der Kaufpreis wurde mit 8.000,-- DM vereinbart.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">In den Vertrag, der schriftlich abgefa&#223;t wurde, wurde der</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Satz aufgenommen:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">"Das Pferd ist fehlerfrei."</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kaufpreis wurde noch am 29.7.1982 gezahlt und das Pferd</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">an diesem Tag dem Kl&#228;ger &#252;bergeben.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Im September 1982 zeigte sich bei dem Pferd eine St&#252;tzbeinlahmheit</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">am rechten Vorderbein, worauf der Kl&#228;ger durch</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Schreiben seiner Bevollm&#228;chtigten vom 23.9.1982 die Wandelung</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">des Kaufvertrages erkl&#228;rte.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, die Lahmheit des Pferdes sei eine</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">chronische Erkrankung und habe bereits bei Abschlu&#223; des</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Kaufvertrages vorgelegen. Damit sei eine zugesicherte</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Eigenschaft, die Fehlerfreiheit des Tieres, nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der vollzogenen Wandelung m&#252;sse der Beklagte den</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Kaufpreis zur&#252;ckerstatten und zudem Schadensersatz f&#252;r die</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">tier&#228;rztliche Behandlung sowie die entstandenen Transport- ,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Telefon- und F&#252;tterungskosten leisten.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an ihn</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">8.428,71 DM nebst 14% Zinsen seit dem</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">24.9.1982 zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Er beruft sich auf eingetretene Verj&#228;hrung eventueller</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Anspr&#252;che des Kl&#228;gers und ist im &#252;brigen der Ansicht, da&#223; das</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Pferd bei &#220;bergabe gesund und fehlerfrei gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Wegen des Vorbringens der Parteien im einzelnen wird auf den </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Inhalt der beiderseitig gewechselten Schrifts&#228;tze nebst</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks"><strong><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</u></strong></p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Klage war als nicht begr&#252;ndet abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Es kann dahinstehen, ob die Lahmheit des Pferdes bereits bei</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Abschlu&#223; des Kaufvertrages und bei der &#220;bergabe vorgelegen hat,</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">in jedem Fall w&#252;rden Anspr&#252;che des Kl&#228;gers -voraus- </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">gesetzt sie h&#228;tten bestanden - nicht mehr bestehen, weil die</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Einrede der Verj&#228;hrung durchgreift.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Bei der Vertragsinhalt gewordenen Formulierung "Das Pferd ist</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">fehlerfrei" handelt es sich um eine zugesicherte Eigenschaft,</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">n&#228;mlich um die Zusicherung der Abwesenheit eines Fehlers,</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">wovon im &#252;brigen auch der Kl&#228;ger selbst ausgeht. Nicht nur</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">weil das Pferd als Reit- und Springpferd Verwendung finden</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">sollte, ist die Hervorhebung der Fehlerfreiheit als Zusicherung</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">einer Eigenschaft zu sehen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">(vgl. Staudinger-Honsell, &#167; 459&#160; Anm. 51,60 ff)</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Da es sich bei dem behaupteten Mangel des Pferdes nicht um</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">einen Hauptmangel im Sinne von &#167; 482 Abs. 2 BGB handelt,</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">gelten f&#252;r die Verj&#228;hrung die &#167;&#167; 492 Satz 1 und Satz 2, 490</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Abs. 1 Satz 1 BGB. Eine Gew&#228;hrfrist war nicht vereinbart,</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">so da&#223; die Verj&#228;hrung mit der Ablieferung des Pferdes am</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">29.7.1982 begann. Die Verj&#228;hrungsfrist betr&#228;gt 6 Wochen von</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">diesem Zeitpunkt an gerechnet, was auch der herrschenden</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Meinung entspricht (vgl. Staudinger-Honsell, &#167; 492 Anm. 10).</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Der von Westermann vertretenen Auffassung (vgl. M&#252;nchener</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Kommentar, &#167; 490 Anm. 3), da&#223; bei Nichtvereinbarung einer</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Gew&#228;hrfrist die 6-monatige- Verj&#228;hrung gem&#228;&#223; &#167;&#167; 490 Abs. 1</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Satz 2, 477 BGB gelten solle, vermag sich die Kammer nicht</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">anzuschlie&#223;en, wobei anzumerken ist, da&#223; Westermann</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">in seiner Kommentierung zu &#167; 492 Anm. 8 die M&#246;glichkeit</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">der kurzen 6-w&#246;chigen Verj&#228;hrung bei Nebenm&#228;ngeln ohne</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Vereinbarung einer Gew&#228;hrfrist durchaus offen l&#228;&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Da die Klage erst am 4.11.1982 eingereicht worden ist, greift</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">die Einrede der Verj&#228;hrung somit durch.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit und</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">die Abwendungsbefugnis folgt aus &#167;&#167; 708 Ziffer 11, 711 ZPO.</p>
315,765
olgham-1983-01-11-10-u-15882
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
10 U 158/82
"1983-01-11T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:25"
"2019-03-27T09:42:16"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1983:0111.10U158.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das am 7. Mai 1982 verk&#252;ndete Urteil der 3. Zivilklammer des Landgerichts Dortmund wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten der Berufung.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind die einzigen Kinder des am 9. Juli 1980 verstorbenen Erblassers xxx und dessen am 30. November 1979 vorverstorbenen Ehefrau xxx. Der Erblasser, dessen Ehefrau und der Beklagte hatten am 7.1.1978 einen notariellen &#220;bertragungsvertrag &#252;ber ein Grundst&#252;ck in xxx geschlossen. In &#167; 11 dieses Vertrages haben der Erblasser und seine Ehefrau letztwillig und wechselseitig f&#252;r den Fall ihres Ablebens unter anderem bestimmt, da&#223; der &#220;berlebende den Vorversterbenden allein und unbeschr&#228;nkt beerben und Erbe des Letztversterbenden der Beklagte sein solle.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In &#167; 12 des notariellen Vertrages haben der Erblasser und seine Frau unter anderem Ausf&#252;hrungen dazu gemacht, da&#223; die Kl&#228;gerin vom elterlichen Verm&#246;gen abgefunden sei und haben dabei die ihr zugeflossenen Leistungen im einzelnen aufgef&#252;hrt. Sie haben angeordnet, da&#223; die Kl&#228;gerin sich die erhaltenen Leistungen anrechnen lassen m&#252;sse, falls sie eventuelle Pflichtteilsanspr&#252;che geltend mache. &#167; 12 dieses Vertrages enth&#228;lt dann die folgende Erkl&#228;rung, die den Streitpunkt des vorliegenden Rechtsstreits bildet:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">"Unsere Tochter f&#252;hrt gegen unseren Willen und trotz unserer wiederholten Ermahnungen einen ehrlosen und unsittlichen Lebenswandel. Trotz bestehender Ehe lebt sie mit einem anderen Mann zusammen und begeht mit diesem st&#228;ndig Ehebruch. Wir entziehen deshalb unserer Tochter xxx den Pflichtteil nach uns, den Erschienenen zu 1) und 2)."</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin verlangt mit der vorliegenden Klage von dem Beklagten Auskunft &#252;ber den Bestand des Nachlasses des Vaters. Sie hat die Ansicht vertreten, sie sei Pflichtteilsberechtigte geworden, die Entziehung des Pflichtteils sei unwirksam. Sie hat hierzu behauptet, sie habe mit ihrem fr&#252;heren Ehemann, dem Zeugen xxx bis zu dessen Auszug aus der ehelichen Wohnung Mitte 1979 zusammengelebt. Sie habe zwar Beziehungen zu einem anderen Mann, dem Zeugen xxx unterhalten, mit dem sie sich ab und zu getroffen habe. Diese Beziehungen seien von ihrem damaligen Ehemann wohl als belastend, aber nicht als ehezerst&#246;rend empfunden worden. Die Beziehungen zu dem Zeugen xxx seien im &#252;brigen nur von kurzer Dauer und wenige Zeit vor dem Tod des Erblassers so weit eingeschr&#228;nkt gewesen, da&#223; man sie als beendet habe betrachten k&#246;nnen. Der Entziehungsgrund, da&#223; sie trotz bestehender Ehe mit einem anderen Mann zusammengelebt und mit diesem st&#228;ndig Ehebruch begangen habe, sei daher unrichtig. Ende 1980 sei es dann - das ist zwischen den Parteien unstreitig - zur Scheidung von dem Zeugen xxx gekommen. Die Kl&#228;gerin hat bestritten, seitens des Erblassers wegen ihres Verhaltens abgemahnt worden zu sein. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt, </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">den Beklagten zu verurteilen, Auskunft &#252;ber den Bestand des Nachlasses des am 9.7.1980 verstorbenen Vaters der Parteien xxx zu erteilen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt, </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Er hat behauptet, die Kl&#228;gerin habe trotz elterlicher Ermahnungen und Abmahnungen bis Januar 1981 mit dem Zeugen xxx in ehe&#228;hnlicher und ehebrecherischer Gemeinschaft zusammengelebt. Das Verh&#228;ltnis habe bis Januar 1981 angedauert, bis der Zeuge xxx aus der Ehewohnung der Kl&#228;gerin ausgezogen sei. Der Beklagte hat weiterhin behauptet, da&#223; der Zeuge sich noch w&#228;hrend der bestehenden Ehe der Kl&#228;gerin wiederholt in deren Wohnung aufgehalten habe. So sei im November 1978, als der Zeuge xxx in einen Kurzurlaub gereist sei, der Zeuge xxx unverz&#252;glich in die Wohnung der Kl&#228;gerin gezogen. Obwohl er - der Beklagte - seinerzeit sofort mit dem Erblasser zur Wohnung der Kl&#228;gerin gefahren sei, um dieser Vorhalte zu machen, habe diese jedes Gespr&#228;ch abgelehnt, den Erblasser vielmehr mit Hilfe von Polizeibeamten aus dem Haus weisen lassen. Der Beklagte hat bestritten, da&#223; es im Zeitpunkt des Todes des Erblassers Anhaltspunkte f&#252;r eine Abkehr der Kl&#228;gerin von der vom Erblasser beanstandeten Lebensf&#252;hrung gegeben habe. Der Beklagte hat die Ansicht vertreten, da&#223; die Pflichtteilsentziehung wirksam sei.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat durch das angefochtene Urteil die Klage abgewiesen. Es hat den Entziehungsgrund des &#167; 2333 Nr. 5 BGB f&#252;r gegeben erachtet, wonach der Lebenswandel der Kl&#228;gerin als ehrlos und unsittlich i.S. dieser Vorschrift bewertet werden m&#252;sse. Der Pflichtteilsentzug sei auch nicht gem&#228;&#223; &#167; 2336 Abs. 4 BGB unwirksam geworden, weil nicht gen&#252;gend Anhaltspunkte daf&#252;r erkennbar seien, da&#223; die Kl&#228;gerin zum Zeitpunkt des Erbfalls von dem ehrlosen oder unsittlichen Lebenswandel sich dauernd abgewandt habe.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer Berufung verfolgt die Kl&#228;gerin ihren urspr&#252;nglichen Klageantrag weiter. Sie stellt in Abrede, ein fortgesetzt ehebrecherisches Verh&#228;ltnis zu dem Zeugen xxx unterhalten zu haben, zu dem vielmehr eine lose Beziehung mit gelegentlichem Ehebruch bestanden habe. Sie behauptet, ihr fr&#252;herer Ehemann, der Zeuge xxx habe diese Beziehungen zwar als eine Belastung, jedoch nicht als ehezerst&#246;rend angesehen. Die Beziehungen h&#228;tten sich grunds&#228;tzlich au&#223;erhalb der ehelichen Wohnung abgespielt und seit Mitte 1979 an Intensit&#228;t verloren. Seit dieser Zeit habe sie sich nur noch gelegentlich mit dem Zeugen xxx getroffen. In Anbetracht der Wandlung der moralischen Vorstellungen und der rechtlich durchsetzbaren Sittlichkeitsnormen k&#246;nne ein solches Verhalten nicht mehr unter &#167; 2333 Nr. 5 BGB subsumiert werden. Im &#252;brigen seien die Beziehungen im Januar 1980 beendet worden.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte bittet um Zur&#252;ckweisung des Rechtsmittels. Er verteidigt das angefochtene Urteil und h&#228;lt unter Wiederholung seines erstinstanzlichen Vorbringens an seiner Auffassung fest, da&#223; das Verhalten, das von der Kl&#228;gerin weitgehend einger&#228;umt werde, die Entziehung des Pflichtteils durch die Eltern der Parteien nach &#167; 2333 Nr. 5 BGB rechtfertige.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des beiderseitigen Parteivorbringens wird auf die in der Berufungsinstanz gewechselten Schrifts&#228;tze verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat zur Frage, ob die Kl&#228;gerin im Zeitpunkt des Todes des Vaters (9.7.1980) die Beziehungen zum Zeugen xxx endg&#252;ltig aufgegeben gehabt habe, die Kl&#228;gerin selbst befragt, die die Beendigung des Verh&#228;ltnisses im Januar 1980 behauptet hat, und sodann den Zeugen xxx uneidlich vernommen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge xxx hat bekundet:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beziehungen zur Kl&#228;gerin haben bis zum 17.1.1981 gedauert. An diesem Tage bin ich in den Urlaub gefahren. Auf Vorhalt: Es war nicht 1980, sondern 1981. Ich wei&#223; das deshalb genau, weil ich damals in Urlaub gefahren bin. Ich hatte damals eine Fahrt nach xxx gebucht.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat au&#223;erdem die Akten 178 F 221/78 AG Dortmund zum Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gemacht.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;gerin ist zul&#228;ssig, jedoch nicht begr&#252;ndet. Ein Anspruch der Kl&#228;gerin auf Auskunft &#252;ber den Bestand des Nachlasses nach &#167; 2314 BGB besteht nicht, da der Kl&#228;gerin ein Pflichtteilsanspruch nicht zusteht.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Zutreffend hat das Landgericht festgestellt, da&#223; der Kl&#228;gerin der Pflichtteil nach &#167; 12 des &#220;bertragungsvertrages vom 7.11.1978 wirksam entzogen worden ist. Die von der Kl&#228;gerin mit ihrer Berufung gegen die vom Landgericht vorgenommene Wertung des Entziehungsgrundes des &#167; 2333 Nr. 5 BGB gerichteten Angriffe, da&#223; sich die Moralvorstellungen ge&#228;ndert h&#228;tten und da&#223; die Entscheidungsfreiheit des Individuums den moralischen und sozialen Interessen der gesamten Familie vorgehe, greifen nicht durch. Zwar ist nicht zu leugnen, da&#223; der Gesetzgeber aus durchaus anerkennenswerten Motiven zunehmend bem&#252;ht ist, die Gestaltung der Beziehungen von Ehepartnern untereinander und auch zu Dritten m&#246;glichst diesen, ohne gesetzgeberische Regelungen, zu &#252;berlassen. So mag auch das ehe&#228;hnliche Zusammenleben unverheirateter Partner nach heutigen Wertvorstellungen der Mehrheit der Bev&#246;lkerung nicht mehr zu beanstanden sein. Aus dieser Liberalisierung kann jedoch nicht auf eine Sanktionierung des Ehebruchs geschlossen werden. Der Hinweis der Kl&#228;gerin auf Art. 2 des Grundgesetzes, der ihr das Recht auf freie Entfaltung ihrer Pers&#246;nlichkeit einr&#228;ume, geht fehl, da andererseits nach Art. 6 des Grundgesetzes die Ehe und Familie unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung steht. Es kann letztlich dahinstehen, inwieweit bei der weitgehenden Liberalisierung der sexuellen Beziehungen im allgemeinen auch Beziehungen von verheirateten Ehepartnern mit Dritten vom Staat und der Gesellschaft toleriert werden, da nicht au&#223;er Betracht bleiben kann, da&#223; &#167; 2333 Nr. 5 BGB nicht so sehr auf das Wertgef&#252;hl der Allgemeinheit zu beziehen ist, sondern in erster Linie nach den f&#252;r den Lebenskreis des Erblassers geltenden Ehe- und Sittengesetzen zu beurteilen ist. Dabei ist darauf abzustellen, da&#223; es um Verm&#246;genswerte geht, die der Erblasser erworben hat, und die er im Erbfall nach seinen Vorstellungen verteilt sehen will. In diesem Zusammenhang gesehen beschr&#228;nkt sich die Aufgabe des Gesetzgebers darauf, durch entsprechende gesetzliche Regelungen Ungerechtigkeiten zu vermeiden. Das kann aber nicht dazu f&#252;hren, da&#223; die Bewertung eines Verhaltens als ehrlos und sittenwidrig, das auch heutzutage noch nicht als die Regel, sondern als ein mi&#223;billigter Ausnahmefall angesehen wird, dem Erblasser genommen wird. Es unterliegt nach Auffassung des Senats keinem Zweifel, da&#223; ein ehebrecherisches Verh&#228;ltnis einen ehrlosen oder unsittlichen Lebenswandel im Sinne des &#167; 2333 Nr. 5 BGB darstellt, wobei die Intensit&#228;t dieses Verh&#228;ltnisses dahinstehen kann, da vorliegend bereits aufgrund der langen Zeitdauer von einem fortgesetzten ehebrecherischen Verh&#228;ltnis gesprochen werden mu&#223;. Dabei kann nicht au&#223;er Betracht bleiben, da&#223; der Ehemann der Kl&#228;gerin bereits im September 1978 die Ehe-Scheidungsklage erhoben hat und er durch Schreiben vom 20.9.1978 den Zeugen xxx sich aufgefordert hat, das Grundst&#252;ck und das Haus der Parteien nicht mehr zu betreten. Allein dieses Schreiben zwingt zu dem Schlu&#223;, da&#223; die Beziehungen der Kl&#228;gerin zum Zeugen xxx nicht nur au&#223;erhalb der Ehewohnung abgespielt haben und da&#223; dar&#252;ber hinaus, entgegen der anderslautenden Behauptung der Kl&#228;gerin, ihre Beziehungen zum Zeugen xxx ihren Ehemann durchaus belastet haben.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Entziehung ist auch nicht nach &#167; 2336 Abs. 4 BGB unwirksam geworden, da die Kl&#228;gerin im Zeitpunkt des Erbfalles ihre Beziehungen zu dem Zeugen xxx noch nicht aufgegeben hatte. Der Zeuge hat bei seiner Vernehmung unmi&#223;verst&#228;ndlich und absolut glaubw&#252;rdig bekundet, da&#223; das Verh&#228;ltnis zur Kl&#228;gerin bis zum 17. Januar 1981 angedauert habe.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Nach alledem konnte die Berufung keinen Erfolg haben.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167; 708 Nr. 10 ZPO</p>
315,766
lg-essen-1983-01-10-42-ho-22376
{ "id": 809, "name": "Landgericht Essen", "slug": "lg-essen", "city": 417, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
42 HO 223/76
"1983-01-10T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:26"
"2019-03-27T09:42:16"
Urteil
ECLI:DE:LGE:1983:0110.42HO223.76.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 355.728,00 DM (i.W.: dreihundertf&#252;nfundf&#252;nfzigtausendsiebenhundertachtundzwanzig Deutsche Mark) nebst 5 % Zinsen seit dem 10. November 1975 zu zahlen. </p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen die Kl&#228;gerin zu 2/5 und die Beklagte zu 3/5. </p> <p></p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung der Kl&#228;gerin in H&#246;he von 485.000,00 DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Inhaber der Kl&#228;gerin ist ein bei dem zust&#228;ndigen Handelsministerium der Volksrepublik J (im folgenden "J" genannt) registrierter Handelsvertreter. Er ist ferner als "Kaufmann" in das Register der Handelskammer C eingetragen. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Durch Telefonanruf vom 10.9.1975 aus M wies der Inhaber der Kl&#228;gerin die Beklagte auf ein Beschaffungsprojekt der staatlichen Elektrizit&#228;tsorganisation des J (im folgenden "T" genannt) hin. Dieses Projekt, das der Beklagten bereits aufgrund der fernschriftlichen Anfrage der T vom 19.8.1975 (Referenz-Nr. .........) bekannt war, sah die Lieferung von 8 Gasturbinen zur Elektrizit&#228;tserzeugung mit einer Leistung von 5 -10 Megawatt (MW) je Turbine vor. Da Turbinen dieser Leistungsst&#228;rke nicht zu ihrem Herstellungsprogramm geh&#246;rten, hatte die Beklagte keine T&#228;tigkeit zur Erlangung eines entsprechenden Auftrags entfaltet. Als der Inhaber der Kl&#228;gerin ihr bei dem vorerw&#228;hnten Telefonat vom 10.9.1975 und mit anschlie&#223;endem FS vom gleichen Tage mitteilte, dass Turbinen bis zu 20 MW akzeptiert werden k&#246;nnten - letztere geh&#246;rten zum Herstellungsprogramrn der Beklagten und waren von ihr bereits f&#252;r das Projekt N an die T geliefert worden -, vereinbarten die Parteien einen Besprechungstermin f&#252;r den 12.9.1975 im Hause der Beklagten. Hier &#252;bergab die Beklagte dem Inhaber der Kl&#228;gerin ein von ihr unter dem 12. 9. 1975 erstelltes Angebot &#252;ber die Lieferung von 2 Gasturbinen Modell PG 5341 (P) zur Einreichung bei der T. Gleichzeitig &#252;bergab sie dem Inhaber der Kl&#228;gerin unter der Referenz-Nr. ....... eine schriftliche Provisionszusage, die in der &#220;bersetzung wie folgt lautet: </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">"F&#252;r das oben erw&#228;hnte Projekt sind 3 % des Wertes von Material und Ausr&#252;stung FOB Nordseehafen als Provision f&#252;r Ihre Gesellschaft eingeschlossen." </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Inhaber der Kl&#228;gerin reichte das Angebot der Beklagten am 16. 9. 1975, dem letzten Tag der Ausschreibungsfrist, bei der T in C ein. Daraufhin kam es am 22. 9. 1975 zu Besprechungen zwischen der T und Vertretern der Beklagten in C mit der Folge, dass die Beklagte der T unter dem 23.9.1975 ein neues Angebot unterbreitete, welches nunmehr neben der Lieferung auch die schl&#252;sselfertige Aufstellung von zwei 20 MW-Gasturbineneinheiten, Modell PG 5341 (P), beinhaltete. Mit FS vorn 29.9.1975 k&#252;ndigte die Kl&#228;gerin der Beklagten die baldige Bestellung von 2 Turbineneinheiten an und teilte mit dem weiteren FS vom 1. 10. 1975 mit, die T werde den Kauf von 2 Einheiten unmittelbar best&#228;tigen. Die Beklagte beantwortete die beiden letztgenannten FS mit der am 3. 10. 1975 aufgegebenen telegrafischen Mitteilung, die T habe mittels FS vom 16.9.1975 erkl&#228;rt, dass das Angebot der Beklagten (vom 10.9.1975) nicht geeignet sei; bez&#252;glich der jetzigen Verhandlungen &#252;ber andere Projekte auf Schl&#252;sselfertig-Basis bestehe keine Vereinbarung mit der Kl&#228;gerin. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Am 10. 11. 1975 wurde zwischen der T und der Beklagten ein verbindlicher Vertrag &#252;ber die Herstellung, Lieferung, Montage und Indienststellung einer aus zwei 20 MW-Gasturbinen, Modell PG 5341 (P), bestehenden Anlage auf der Grundlage des Angebots der Beklagten vorn 23.9.1975 und des erg&#228;nzenden Angebotes vom 18.10.1975 &#252;ber zus&#228;tzliche Materiallieferungen und Dienstleistungen geschlossen. Der Auftragswert bel&#228;uft sich auf insgesamt 23.236.000,00 DM. Der Vertrag ist inzwischen von beiden Seiten erf&#252;llt worden. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin verlangt die Zahlung der vereinbarten Vermittlungsprovision von 3 %. Sie legt ihrem Provisionsanspruch den Lieferwert der von der Beklagten gelieferten Turbinen und sonstigen Gegenst&#228;nde auf der Basis FOB Nordseehafen zugrunde. Diesen Wert sch&#228;tzt sie, ausgehend von dem Angebotspreis f&#252;r 2 Turbinen in H&#246;he von 14.822.000,00 DM auf mindestens 19 Mio DM, so da&#223; sich ein Provisionsbetrag von 570.000,00 DM ergibt. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt demgem&#228;&#223;, </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zur Zahlung von 570.000,00 DM nebst 5 % Zinsen seit dem 10.11.1975 zu verurteilen. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Hilfsweise beantragt sie ferner, </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zur Rechnungslegung dar&#252;ber zu verurteilen, welcher Betrag bei dem mit der T geschlossenen Vertrag vom 10.11.1975 als Wert von Material und Ausr&#252;stung FOB Nordseehafen anzusetzen ist, </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">sowie die Beklagte zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin die dieser nach der Rechnungslegung zustehende Leistung - 3 % des Wertes von Material und Ausr&#252;stung FOB Nordseehafen - zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt, </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Ansicht, dass auf die Rechtsbeziehungen der Parteien die Bestimmungen des J- Rechts anzuwenden seien. Danach unterliege jeder J- Handelsvertreter, Agent oder sonstige Vermittler, um rechtswirksam Vertr&#228;ge mit ausl&#228;ndischen Firmen schlie&#223;en zu k&#246;nnen, dem Erfordernis der Genehmigung und Registrierung durch die zust&#228;ndige staatliche Beh&#246;rde. Dar&#252;ber hinaus bed&#252;rfe im J auch jeder Vertrag eines J- Handelsvertreters oder Maklers mit einer ausl&#228;ndischen Firma der Genehmigung und Registrierung durch die staatliche Genehmigungsbeh&#246;rde, was hier ebenfalls nicht gegeben sei. Nur aus einem in dieser Weise registrierten Vertrag k&#246;nne nach J- Recht ein Anspruch auf Provisionszahlung geltend gemacht werden. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Im &#220;brigen stehe der Kl&#228;gerin sowohl nach deutschem als auch nach J- Recht eine Provision nur zu, wenn sie den zwischen der Beklagten und der T abgeschlossenen Projektvertrag vermittelt h&#228;tte. Dies sei jedoch nicht der Fall, da der Vertrag vom 10.11.1975 &#252;ber die Lieferung, Montage und schl&#252;sselfertige &#220;bergabe der von der T bestellten Turbinenanlage unabh&#228;ngig von den Bem&#252;hungen der Kl&#228;gerin allein aufgrund von Verhandlungen der Beklagten mit der T zustande gekommen sei. Demgegen&#252;ber habe sich die Provisionszusage an die Kl&#228;gerin im Schreiben der Beklagten vom 12.9.1975 ausdr&#252;cklich auf die Lieferung von 8 Gasturbinen von je 5 - 10 MW bezogen, wie sich aus dem "Betreff" des Schreibens ergebe. Da ein solches Gesch&#228;ft nicht zustande gekommen, sondern von der T wegen der zu langen Lieferzeit f&#252;r Turbinen dieser Art ausdr&#252;cklich abgelehnt worden sei, komme ein Provisionsanspruch der Kl&#228;gerin nicht in Betracht. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Aber selbst wenn man davon ausgehe, dass die Kl&#228;gerin der Beklagten den Nachweis der Gelegenheit zum Abschluss des sp&#228;teren Projektvertrages erbracht habe, so stehe ihr im Hinblick darauf, dass sie keinerlei T&#228;tigkeit f&#252;r das Zustandekommen des Vertrages entfaltet habe, nach J- Recht nicht die vertraglich ausbedungene, sondern nur eine auf einen angemessenen Satz reduzierte Provision zu. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin widerspricht den Ausf&#252;hrungen der Beklagten. Sie vertritt insbesondere die Auffassung, das Gesch&#228;ft, mit dessen Vermittlung die Beklagte sie beauftragt habe, sei mit dem tats&#228;chlich zustande gekommenen und ausgef&#252;hrten Vertrag zwischen der Beklagten und der T wirtschaftlich identisch. Letzeres enthalte gegen&#252;ber dem urspr&#252;nglichen Angebot der Beklagten vorn 12.9.1975 lediglich zus&#228;tzliche Leistungen der Beklagten, n&#228;mlich den Transport und die schl&#252;sselfertige Erstellung der Turbinenanlage einschlie&#223;lich der Lieferung weiterer Ausr&#252;stungsteile.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Wegen der sonstigen Einzelheiten des beiderseitigen Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze und der damit &#252;berreichten Unterlagen verwiesen. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Es ist Beweis erhoben worden durch Einholung eines Rechtsgutachtens des Prof. Dr. L, Institut f&#252;r Internationales und ausl&#228;ndisches Privatrecht der Universit&#228;t L (Blatt 362 a -406). Auf den Inhalt des Gutachtens im Einzelnen wird Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nur in H&#246;he des zuerkannten Betrages von <i><b>355.728,00 DM</b></i> begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Beklagten ist zun&#228;chst insoweit zu folgen, als sie die Anwendung J- Rechts f&#252;r die Beurteilung des Streitverh&#228;ltnisses der Parteien f&#252;r geboten h&#228;lt. Unbestritten haben die Parteien bei Abschluss des Provisionsvertrages, der seiner Rechtsnatur nach als <i><b>Maklervertrag</b></i> anzusehen ist, keine ausdr&#252;ckliche Bestimmung dar&#252;ber getroffen, welcher Rechtsordnung das Vertragsverh&#228;ltnis unterliegen soll. Es fehlt auch an erkennbaren Anhaltspunkten, aus denen auf eine stillschweigende Vereinbarung der Parteien &#252;ber die Wahl des anzuwendenden Rechtes geschlossen werden k&#246;nnte. L&#228;sst sich demnach insoweit ein realer Parteiwille &#252;ber die Anwendbarkeit J- oder deutschen Rechts nicht feststellen, so ist im Wege der erg&#228;nzenden Vertragsauslegung (&#167;&#167; 157, 242 BGB) der mutma&#223;liche oder "hypothetische Parteiwille" zu ermitteln (Palandt BGB, Vorbem. vor Art. 12 EGBGB Anm. 2 a, cc). Dabei ist zu untersuchen, ob sich nach der Eigenart des Sachverhalts ein <i><b>Schwerpunkt</b></i> des Schuldverh&#228;ltnisses bestimmen l&#228;sst, der auf eine bestimmte Rechtsordnung hinweist, insbesondere ob die verschiedenen r&#228;umlichen Beziehungen des Vertrages ein so verschiedenes Gewicht haben, dass eine von ihnen den Ausschlag gibt (Palandt a.a.O. m. w. N.). Eine solche Untersuchung f&#252;hrt im vorliegenden Fall zu der Feststellung, dass der Schwerpunkt des Schuldverh&#228;ltnisses im J liegt. Dies ergibt sich nach der Auffassung der Kammer zwingend aus dem Umstand, dass der der Kl&#228;gerin erteilte Maklerauftrag seinem Zweck und Inhalt nach allein auf die Vermittlung der Kl&#228;gerin beim Zustandekommen des in Aussicht stehenden Projektvertrages der T, insbesondere zun&#228;chst auf die rechtzeitige Einreichung des Angebots der Beklagten innerhalb der am 16.09.75 auslaufenden Ausschreibungsfrist, dar&#252;ber hinaus aber auch auf die etwa erforderliche weitere Vermittlert&#228;tigkeit der Kl&#228;gerin ausgerichtet war. Dass dabei die berufliche Stellung des Inhabers der Kl&#228;gerin, als in C ans&#228;ssiger Handelsvertreter (manufacture's agent) und Makler (commission agent) mit internationalen Handelsverbindungen sowie seine offenbar guten gesch&#228;ftlichen Kontakte zur T eine wesentliche Rolle gespielt haben, liegt auf der Hand. Gegen&#252;ber dieser das Vertragsverh&#228;ltnis beherrschenden Leistung der Kl&#228;gerin, die ausschlie&#223;lich am Sitz der T, also im J zu erbringen war, treten alle &#252;brigen r&#228;umlichen Bezugspunkte, die sich im Zusammenhang mit dem Provisionsvertrag anf&#252;hren lassen, deutlich in den Hintergrund. Das gilt sowohl f&#252;r den Abschlussort des Maklervertrages, die Tatsache, dass die Beklagte die wirtschaftlich st&#228;rkere Partei ist, als auch f&#252;r die Frage, welchem Recht der sp&#228;ter zwischen der T und der Beklagten geschlossene <i><b>Hauptvertrag</b></i> unterworfen worden ist. Nach allem ist damit von der Anwendung J- Rechts auf das streitige Vertragsverh&#228;ltnis auszugehen. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Gegen das rechtswirksame Zustandekommen des zwischen den Parteien geschlossenen Maklervertrages bestehen keine Bedenken. Die Kammer schlie&#223;t sich zu dieser Frage den Ausf&#252;hrungen im Rechtsgutachten Prof. Dr. L an, wonach der Vertrag der Parteien <i><b>nicht</b></i> gegen die zurzeit des Vertragsschlusses geltenden J-registergesetzlichen Bestimmungen verstie&#223;. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Ebenso wenig l&#228;sst sich eine Nichtigkeit des Vertrages nach Art. 137 Ziff. 2 J.- ZGB (wegen Rechtswidrigkeit der causa) feststellen. Es mag dahingestellt bleiben, inwieweit die von der Beklagten zitierte Entscheidung des J.- OGH vom 12.11.1968, in welcher die Abweisung des Provisionsanspruchs eines J- Kl&#228;gers gegen das ausl&#228;ndische Unternehmen u. a. mit dem Hinweis auf die Verletzung der "fiskalischen Interessen des Staates" und der "Redlichkeit der &#246;ffentlichen Ausschreibungen oder Versteigerungen" begr&#252;ndet wird, vom tats&#228;chlichen Geschehen her mit dem hier vorliegenden Sachverhalt vergleichbar ist. Jedenfalls kann aus dem zitierten Urteil kein allgemeines Verbot f&#252;r den Abschluss von Vermittlervertr&#228;gen zwischen J- Vertretern oder Vermittlern und ausl&#228;ndischen Unternehmen auf Provisionsbasis hergeleitet werden. Zumindest im Gesch&#228;ftsbereich des Ministeriums f&#252;r Industrie des J war im September 1975 die T&#228;tigkeit solcher Vermittler auf der Grundlage der damals geltenden gesetzlichen Bestimmungen durchaus rechtens, wie in dem eingeholten Rechtsgutachten dargelegt wird. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Nach Art. 227 Ziff. 1 J.- HGB hat der Makler Anspruch auf Provision, wenn seine T&#228;tigkeit zum Abschluss des Vertrages gef&#252;hrt hat. Dies ist hier der Fall. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">In diesem Zusammenhang ist zun&#228;chst klarzustellen, dass die schriftliche Provisionszusage der Beklagten vom 12.09.75 f&#252;r den Fall des Vertragsschlusses zwischen der T und der Beklagten &#252;ber die Lieferung von zwei 20 MW-Gasturbinen, Modell PG 5341/P, nach Ma&#223;gabe des Angebots der Beklagten vom gleichen Tage gegeben worden ist. Die abweichende Darstellung der Beklagten mit dem Hinweis, aus dem "Betreff" der Provisionszusage sei zu erkennen, dass der Kl&#228;gerin die Provision f&#252;r ein anderes Gesch&#228;ft, n&#228;mlich f&#252;r den Fall eines Auftrags der T &#252;ber die Lieferung von 8 Gasturbinen von <i><b>je 5-10 MW</b></i> St&#228;rke versprochen worden sei, ist nicht haltbar. Denn der gleiche "Betreff" befindet sich in dem Angebot der Beklagten vom 12.09.75 welches der Inhaber der Kl&#228;gerin bis zum 16.09.75 der T zu &#252;berbringen hatte. Dieses Angebot, auf welches sich ohne Zweifel die Provisionszusage der Beklagten bezog, hatte aber die Lieferung von zwei 20 MW-Turbinen der oben bezeichneten Art zum Gegenstand. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Entstehung des Provisionsanspruchs der Kl&#228;gerin ist es gleichg&#252;ltig, ob der Beklagten die Gelegenheit zum Abschluss des Vertrages mit der T schon aus anderer Quelle bekannt war, bevor sie von der Kl&#228;gerin durch deren Telefonanruf und FS vom 10.09.75 einen entsprechenden Hinweis enthielt. Denn wenn sie trotz der fr&#252;heren Kenntnis von der Auftragsm&#246;glichkeit die Dienste der Kl&#228;ger in Anspruch nahm und ihr f&#252;r den Fall des Erfolges ihrer Bem&#252;hungen die Zahlung der Provision versprach, so hat sie mit dem wirksamen Zustandekommen des Hauptvertrages ihr Provisionsversprechen einzul&#246;sen. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die auftragsgem&#228;&#223;e Einreichung des Angebotes der Beklagten vom 12.09.75 durch die Kl&#228;gerin war auch urs&#228;chlich f&#252;r den sp&#228;teren Abschluss des Projektvertrages zwischen der T und der Beklagten. Denn erst aufgrund der Einreichung des Angebots innerhalb der bestehenden Ausschreibungsfrist kam es zu den anschlie&#223;enden unmittelbaren Verhandlungen der Beklagten mit der T, die schlie&#223;lich am 10.11.75 zur verbindlichen Unterzeichnung des Hauptvertrages durch beide Partner f&#252;hrten. Dass die Kl&#228;gerin selbst bei diesen Verhandlungen nicht beteiligt war, vermag den Ursachenzusammenhang zwischen der &#220;berbringung des Angebots und dem sp&#228;teren Vertragsschluss mit der T nicht zu l&#246;sen. Im &#220;brigen war eine besondere Mitwirkungspflicht der Kl&#228;gerin bei den weiteren Verhandlungen in C zwischen den Parteien nicht vereinbart worden. Dabei ist auch zu ber&#252;cksichtigen, dass die ma&#223;geblichen Vertragsverhandlungen mit der T ohnehin von den technischen und kaufm&#228;nnischen Spezialisten der Beklagten gef&#252;hrt werden mussten, da nur sie &#252;ber die hierf&#252;r erforderliche Sachkunde verf&#252;gten. Dies mag auch der Grund daf&#252;r gewesen sein, dass die Beklagte die Hinzuziehung der Kl&#228;gerin zu den Besprechungen und Verhandlungen mit der T nicht f&#252;r notwendig erachtete. Jedenfalls hat die Beklagte nicht dargetan, dass die Kl&#228;gerin ihre Teilnahme an solchen Verhandlungen trotz Aufforderung durch die Beklagte verweigert habe. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich steht der Entstehung des Provisionsanspruchs der Kl&#228;gerin auch nicht entgegen, dass der am 10.11.75 unterzeichnete Hauptvertrag seinem Umfang nach &#252;ber die urspr&#252;nglichen Angebotsleistungen der Beklagten erheblich hinausging. Zwar hat die Beklagte &#252;ber die zun&#228;chst von ihr vorgesehene und der T angebotene Lieferung von zwei 20 MW-Turbinen nebst Zubeh&#246;r FOB Nordseehafen hinaus im sp&#228;teren Hauptvertrag den Transport des gesamten Materials zur Kundin sowie die schl&#252;sselfertige Montage und Indienststellung der Turbinenanlage &#252;bernommen. Es bedarf hier keiner besonderen Begr&#252;ndung, dass diese Erweiterung des Auftragsvolumens, da sie bei Abschluss der Provisionsvereinbarung der Parteien nicht ins Auge gefasst worden war und allein durch die Verhandlungen der Beklagten mit der T zustande kam, im rechtlichen Sinne des Kausalzusammenhangs nicht mehr der Vermittlert&#228;tigkeit der Kl&#228;gerin zuzuordnen ist. Insoweit macht die Kl&#228;gerin auch keine Provisionsforderung gegen die Beklagte geltend. Hiervon wird jedoch die Provisionspflicht der Beklagten f&#252;r die in ihrem Schreiben vom 12.09.75 angebotene Lieferung der beiden Turbinen nebst Zubeh&#246;r (FOB Nordseehafen), die in dem Hauptvertrag vom 10.11.75 als ein wesentlicher Teil desselben enthalten ist, nicht ber&#252;hrt. Denn gerade f&#252;r den Fall des Vertragsschlusses &#252;ber diese Leistungen hat die Beklagte ihr Provisionsversprechen an die Kl&#228;gerin gegeben. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die der Kl&#228;gerin zustehende Provision berechnet sich nach dem Wert der im Angebot der Beklagten vom 12.09.75 enthaltenen und in den Hauptvertrag &#252;bernommenen Leistungen. Dieser Wert bel&#228;uft sich auf 2 x 7.411.000,-- DM = 14.822.000,-- DM. Damit erg&#228;be sich auf der Grundlage des vereinbarten Provisionssatzes von 3 % ein Betrag von 444.660,-- DM. Die H&#246;he der Maklerprovision unterliegt jedoch der gerichtlichen &#220;berpr&#252;fung. Nach Art. 229 J- HGB kann das Gericht die Provision des Maklers herabsetzen, wenn sie im Verh&#228;ltnis zu der von ihm erbrachten T&#228;tigkeit unproportional hoch ist. Die Kammer hat im vorliegenden Fall eine Herabsetzung der vereinbarten Provision um 20 %, d. h. um 88.932,-- DM auf <i><b>355.728,-- DM</b></i>, f&#252;r angemessen gehalten. F&#252;r die Bemessung dieses Abzuges war einerseits ma&#223;gebend, dass die Kl&#228;gerin, wie sie selbst einr&#228;umt, abgesehen von der Einreichung des schriftlichen Angebots der Beklagten bei der T nur in ganz geringem Ma&#223;e f&#252;r die Beklagte t&#228;tig geworden ist, da alle weiteren Besprechungen und Verhandlungen mit der T ohne Mitwirkung der Kl&#228;gerin von den Vertretern der Beklagten gef&#252;hrt worden sind. Andererseits darf nicht &#252;bersehen werden, da&#223; nach Lage der Dinge eine wesentliche, d. h. eine bei der Festlegung der technischen und kaufm&#228;nnischen Einzelpunkte des Hauptvertrages ma&#223;gebliche Beteiligung der Kl&#228;gerin an den Verhandlungen von vornherein nicht zu erwarten war, wie bereits oben ausgef&#252;hrt worden ist. Hier&#252;ber konnte auch die Beklagte bei Abgabe ihres Provisionsversprechens nicht im Zweifel sein. Immerhin hatte die Kl&#228;gerin jedoch, ihrem eigenen Vortrag zufolge, mit einer weiteren Inanspruchnahme als Beraterin der Beklagten bei bestimmten, in ihre Kompetenz fallenden Fragen und wegen ihrer Kenntnis der besonderen Verh&#228;ltnisse am Verhandlungsort gerechnet. Da der Kl&#228;gerin solche Beraterdienste bis zur verbindlichen Vertragsunterzeichnung am 10.11.75 nicht abverlangt worden sind, hielt die Kammer eine Verminderung der vereinbarten Provision um 20 % f&#252;r gerechtfertigt und angemessen. </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Damit war der Klage in H&#246;he des zuerkannten Betrages stattzugeben, im &#220;brigen dagegen abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Abweisung erstreckt sich auch auf die hilfsweise geltend gemachten Anspr&#252;che auf Rechnungslegung und Zahlung des sich aus der Rechnungslegung ergebenden Betrages. Hier &#252;bersieht die Kl&#228;gerin, dass der in dem Angebot der Beklagten vorn 12.09.75 enthaltene Gesamtpreis von 7.411.000,-- DM f&#252;r die Lieferung <i><b>einer</b></i> Gasturbine FOB Nordseehafen bereits die dazugeh&#246;rige Ausstattung und Ausr&#252;stung umfasst. F&#252;r die Annahme, dass diese Leistung im Hauptvertrag vom 10.11.1975 (kalkulatorisch) eine h&#246;here Bewertung erfahren habe, fehlt jeder Anhaltspunkt. Die sp&#228;ter mit der T vereinbarte Lieferung <i><b>zus&#228;tzlicher</b></i> Ger&#228;te und Materialien ist, soweit ersichtlich, durch die &#220;bernahme der schl&#252;sselfertigen Montage der Gesamtanlage durch die Beklagte veranlasst worden und hat daher keinen Einfluss auf die Provisionsforderung der Kl&#228;gerin. </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">&#220;ber Grund und H&#246;he der von der Kl&#228;gerin erhobenen Zinsforderung herrscht kein Streit zwischen den Parteien. </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die sonstigen Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 91, 709 ZPO.</p>
315,767
ag-essen-1983-01-10-105-f-4982
{ "id": 657, "name": "Amtsgericht Essen", "slug": "ag-essen", "city": 417, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
105 F 49/82
"1983-01-10T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:27"
"2019-03-27T09:42:16"
Urteil
ECLI:DE:AGE1:1983:0110.105F49.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die am 17.07.1970 vor dem Standesamt Essen III Heiratsregisternummer ###/### geschlossene Ehe der Parteien wird geschieden.</p> <p>2. Die elterliche Sorge f&#252;r das aus der Ehe der Parteien hervorgegangene Kind N. geb. am **.**.****, wird der Antragstellerin &#252;bertragen.</p> <p>3. Der Versorgungsausgleich wird wie folgt durchgef&#252;hrt: Von dem Versicherungskonto des Antragsgegners bei der Bundesknappschaft&#8211; Versicherungsnummer: +++++++++ &#8211; wird auf das Versicherungskonto der Antragstellerin bei der LVA Rheinprovinz &#8211; Versicherungsnummer: &#176;&#176;&#176;&#176;&#176;&#176; eine Rentenanwartschaft der gesetzlichen Rentenversicherung in H&#246;he von 211,35 DM monatlich, bezogen auf die Ehezeit vom 01.07.1970 bis zum 31.05.1982, &#252;bertragen.</p> <p>4. Die Kosten des Verfahrens werden gegeneinander aufgehoben.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><u>Tatbestand und Entscheidungsgr&#252;nde: </u></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben am 17.07.1970 die Ehe geschlossen. Aus dieser Ehe ist das im Urteilstenor aufgef&#252;hrte minderj&#228;hrige Kind hervorgegangen. Die Parteien leben seit M&#228;rz 1981 getrennt. Die Antragstellerin verlangt unter Bezugnahme auf diese Trennung die Scheidung der Ehe mit der Begr&#252;ndung, dass diese gescheitert sei, und beantragt, die Ehe der Parteien zu scheiden. Der Antragsgegner beantragt deshalb ebenfalls, die Ehe der Parteien zu scheiden. Das Familiengericht hat die Parteien gem&#228;&#223; &#167; 613 ZPO geh&#246;rt. Ferner hat es das Kind N. L. pers&#246;nlich angeh&#246;rt. Insoweit wird auf die Sitzungsniederschrift hingewiesen. Das Scheidungsbegehren ist begr&#252;ndet, denn die Ehe der Parteien ist gescheitert, weil die Lebensgemeinschaft der Ehegatten seit &#252;ber einem Jahr nicht mehr besteht und nicht erwartet werden kann, dass diese sie wiederherstellen (&#167; 1565 Abs. 1 BGB). Das hat die Anh&#246;rung der Parteien ergeben. Die Parteien haben bei ihrer Anh&#246;rung glaubhaft und &#252;bereinstimmend erkl&#228;rt, dass sie schon seit M&#228;rz 1981 voneinander getrennt leben und dass es zwischen ihnen wiederholt zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen ist. Im &#252;brigen hat sich die Antragstellerin inzwischen einem anderen Mann zugewandt, mit dem sie zusammenlebt. Unter diesen Umst&#228;nden ist nach der &#220;berzeugung des Gerichts mit der Wiederherstellung einer auf Liebe, Achtung und F&#252;rsorge gegr&#252;ndeten ehelichen Lebensgemeinschaft nicht mehr zu rechnen. In der Folgesache betreffend die elterliche Sorge, &#252;ber die nach &#167; 623 ZPO gleichzeitig mit der Scheidung zu befinden ist, schlagen die Parteien &#252;bereinstimmend vor, die elterliche Sorge f&#252;r ihre Tochter N. der Mutter &#252;bertragen. Eine von diesem Vorschlag abweichende Regelung ist zum Wohle des Kindes nicht erforderlich (&#167; 1671 BGB). N. befindet sich seit der Trennung der Parteien in der Obhut der Antragstellerin. Sie wird dort &#8211; wie auch aus dem eingeholten Bericht des Jugendamtes Essen hervorgeht &#8211; verantwortungsbewusst erzogen und versorgt. Das Jugendamt Essen hat deshalb die &#220;bertragung der elterlichen Sorge auf die Antragstellerin bef&#252;rwortet. Auch N. selbst hat sich bei ihrer Anh&#246;rung f&#252;r diese Regelung ausgesprochen und unter anderem erkl&#228;rt, sie f&#252;hle sich bei der Antragstellerin wohl und wolle auch weiterhin bei ihr bleiben; auch mit dem Bekannten der Antragstellerin verstehe sie sich gut. Gem&#228;&#223; &#167; 623 ZPO ist gleichzeitig mit der Scheidung zwischen den Parteien auch der Versorgungsausgleich nach den Vorschriften der &#167;&#167; 1587 ff BGB durchzuf&#252;hren. Aufgrund der eingegangenen Ausk&#252;nfte hat das Gericht die Anwartschaften und Aussichten der Parteien auf Altersversorgung f&#252;r die Ehezeit vom 01.07.1970 bis 31.05.1982 &#252;berpr&#252;ft. Danach hat in dieser Zeit nur der Ehemann Anwartschaften auf Altersversorgung in der gesetzlichen Rentenversicherung im Sinne des &#167; 1587 a Absatz 2 Nr. 2 BGB erworben, und zwar in H&#246;he von monatlich 422,70 DM. Die H&#228;lfte hiervon, also eine Anwartschaft in H&#246;he von monatlich 211,35 DM, wird deshalb auf das Versicherungskonto der Ehefrau &#252;bertragen (&#167;&#167; 1587 a Absatz 1, 1587 b Absatz 1 BGB). Wie sich aus der Auskunft der LVA Rheinprovinz vom 10.08.1982 ergibt, hat die Antragstellerin w&#228;hrend der Ehezeit keine f&#252;r die Rentenversicherung erheblichen Zeiten zur&#252;ckgelegt. Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 93 a ZPO. </p>
315,768
olgk-1982-12-30-21-wf-20782
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
21 WF 207/82
"1982-12-30T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:28"
"2019-03-27T09:42:16"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1982:1230.21WF207.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde der Antragstellerin gegen den Beschlu&#223; des Amtsgerichts - Familiengericht - K&#246;ln vom 11. November 1982 - 321 F 1/81 - wird verworfen. Die Antragstellerin hat die Kosten des Beschwerdeverfahrens zu tragen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Gr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde mu&#223;te verworfen werden, weil sie nicht statthaft ist; der Beschlu&#223; des Familiengerichts vom 11.11.1982 ist unanfechtbar.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Er beinhaltet eine in sinngem&#228;&#223;er Anwendung des &#167; 620 e ZPO ergangene Vollziehungsaussetzung. Hat das Familiengericht eine einstweilige Anordnung (&#167; 620 ZPO) erlassen, und wird deren Ab&#228;nderung gem&#228;&#223; &#167; 620 b ZPO beantragt, dann kann das Gericht die Vollziehung der einstweiligen Anordnung bis zur Entscheidung &#252;ber den Ab&#228;nderungsantrag aussetzen. Gleiches mu&#223; gelten, wenn es nicht um die Ab&#228;nderung einer einstweiligen Anordnung, sondern um die Ab&#228;nderung eines im Verfahren der einstweiligen Anordnung geschlossenen Vergleichs gem&#228;&#223; &#167; 620 b ZPO analog geht.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">So liegt es hier. Die Antragstellerin hat mit Schriftsatz vom 11.06.1982 den Erla&#223; einer einstweiligen Anordnung gegen den Antragsgegner nachgesucht, durch die ihm aufgegeben werden sollte, an sie und das Kind der Parteien monatlichen Unterhaltsrenten in H&#246;he von insgesamt 1.510,45 DM zu zahlen. Mit Schriftsatz vom 17.08.1982 hat sie im gleichen Verfahren auf die Zuerkennung monatlicher Unterhaltsrenten in H&#246;he von insgesamt 1.593,90 DM angetragen. Zu einer Entscheidung des Familiengerichts &#252;ber diese Antr&#228;ge ist es noch nicht gekommen. Im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung vom 02.09.1982 haben die Parteien einen gerichtlich protokollierten Zwischenvergleich geschlossen, durch den der Antragsgegner sich verpflichtet hat, f&#252;r die Zeit von September bis einschlie&#223;lich Dezember 1982 f&#252;r die Antragstellerin und das Kind der Parteien monatliche Unterhaltsrenten von insgesamt 1.200,- DM zu zahlen. Dieser Zwischenvergleich ist nach Auffassung des Senats nur zur - teilweisen - Beilegung des Verfahrens der einstweiligen Anordnung geschlossen worden. Er beinhaltet eine lediglich f&#252;r 4 Monate ergangene Regelung und das Protokoll &#252;ber die m&#252;ndliche Verhandlung vom 02.09.1982, in der dieser Vergleich geschlossen worden ist, tr&#228;gt das Aktenzeichen des Verfahrens der einstweiligen Anordnung. Wird nun, wie das hier der Fall ist, im Verfahren der einstweiligen Anordnung zum Zwecke seiner ganzen oder teilweisen Beilegung ein Vergleich geschlossen, dann k&#246;nnen die Parteien eine Ab&#228;nderung dieses Vergleichs im Wege der einstweiligen Anordnung nach Ma&#223;gabe des &#167; 620 b ZPO analog nicht schrankenlos, sondern nur bei wesentlicher Ver&#228;nderung derjenigen Verh&#228;ltnisse verlangen, die bei dem Abschlu&#223; des Vergleichs ma&#223;geblich gewesen sind (vgl. Z&#246;ller-Philippi ZPO, 12. Auflage, &#167; 620 b Anm. II 1 b mit Rechtsprechungsnachweisen). Auf diesen Grundsatz ist bei dem Abschlu&#223; des Vergleichs klarstellend Bedacht genommen worden, indem beiden Parteien das Recht vorbehalten worden ist, die - auch r&#252;ckwirkende - Ab&#228;nderung des Vergleichs zu verlangen, falls die vom Gericht noch einzuholende Lohnauskunft der Arbeitgeberin des Antragsgegners ein h&#246;heres oder niedrigeres Einkommen und demzufolge ver&#228;nderte Unterhaltsanspr&#252;che der Antragstellerin und des Kindes der Parteien ergeben sollte. In Ankn&#252;pfung an diesen Vorbehalt hat der Antragsgegner kurze Zeit sp&#228;ter beantragt, den Vergleich mit sofortiger Wirkung dahin abzu&#228;ndern, da&#223; eine Unterhaltszahlung f&#252;r die Monate Oktober und November 1982 entfalle. Zur Begr&#252;ndung hat er haupts&#228;chlich geltend gemacht, wegen &#196;nderung seiner Steuerklasse von bisher III/2 in I/O sei er von seiner Arbeitgeberin im Monat September 1982 mit einer &#220;berzahlung von 362,09 DM belastet worden und werde in den Monaten Oktober und November 1982 kein volles Gehalt ausgezahlt bekommen. Seinem Antrage, die Zwangsvollstreckung aus dem Zwischenvergleich bis zur Entscheidung &#252;ber den Ab&#228;nderungsantrag einstweilen einzustellen, hat das Familiengericht durch den von der Antragstellerin angefochtenen Beschlu&#223; stattgegeben. Dieser Beschlu&#223; ist indessen, wie bereits eingangs der Gr&#252;nde ausgef&#252;hrt wurde, weder mit der einfachen noch mit der sofortigen Beschwerde anfechtbar, was f&#252;r den Fall, da&#223; das Familiengericht bis zur Entscheidung &#252;ber einen Ab&#228;nderungsantrag gem&#228;&#223; &#167; 620 b ZPO die Vollziehung einer von ihm erlassenen einstweiligen Anordnung einstweilen aussetzt, einhellige Meinung ist (vgl. KG NJW 1971, 473; FamRZ 1981, 65; OLG Hamm FamRZ 1980, 174; OLG Schleswig SchHA 1978, 102; Stein-Jonas-Schlosser, ZPO, 20. Bearbeitung, &#167; 620 e Anm. 2; Rolland, 1. EheRG, 2. Aufl., &#167; 620 e Rz 1; Z&#246;ller-Philippi a.a.O., &#167; 620 e Anm. 3; Thomas-Putzo, ZPO, 12. Aufl., Anm. zu &#167; 620 e). Genau das Gleiche mu&#223; aber in sinngem&#228;&#223;er Anwendung des &#167; 620 e ZPO gelten, wenn es, wie hier, darum geht, die Vollziehung eines im Verfahren der einstweiligen Anordnung geschlossenen Vergleichs bis zur Entscheidung &#252;ber den Antrag, die vergleichsweise getroffene Regelung abzu&#228;ndern, geht. Denn es geht nicht an, f&#252;r Zwischenentscheidungen des Familiengerichts wie bei der Anordnung der einstweiligen Vollzugsaussetzung im Verfahren der einstweiligen Anordnung den Beschwerdeweg zu er&#246;ffnen, w&#228;hrend die eigentliche Entscheidung - einstweilige Anordnung - abgesehen von den hier nicht einschl&#228;gigen Sonderf&#228;llen des &#167; 620 c ZPO unanfechtbar ist. Nach alledem mu&#223;te die Beschwerde der Antragstellerin mit der Kostenfolge aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO verworfen worden. Beschwerdewert: 3.600,- DM.</p>
315,769
lg-dusseldorf-1982-12-29-2-o-40882
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
2 O 408/82
"1982-12-29T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:30"
"2019-03-27T09:42:15"
Urteil
ECLI:DE:LGD:1982:1229.2O408.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:3px">Der Kl&#228;ger macht gegen&#252;ber der Beklagten Ersatz von Kreditnebenkosten und Zinsen geltend, die er zur Finanzierung seines Schadens aus einem Verkehrsunfall vom 30.10.1980 aufgewendet hat. Zwischen den Parteien ist unstreitig, da&#223; die Beklagte den unfallbedingten Schaden des Kl&#228;gers zu ersetzten hat. Mit Schreiben vom 14.11.1980 meldeten die Proze&#223;bevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers dessen Schadensersatzanspruch bei der Beklagten an und wiesen gleichzeitig darauf hin, da&#223; der Kl&#228;ger nicht in der Lage sei, die unfallbedingten Aufwendungen aus eigenen Mitteln aufzubringen. Mit Schreiben vom 20.11.1980 erkannte die Beklagte ihre Ersatzpflicht an. Mit Schreiben vom 2.12.1980 bezifferten die Proze&#223;bevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers gegen&#252;ber der Beklagten die Schadenersatzanspr&#252;che des Kl&#228;gers, setzten eine Zahlungsfrist bis zum 12.12.1980 und wiesen darauf hin, da&#223; der Kl&#228;ger nach Ablauf der Frist Bankkredit in Anspruch nehmen m&#252;sse.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Am 15.12.1980 nahm der Kl&#228;ger in H&#246;he der ihm entstandenen Schadenersatzforderung f&#252;r Reparaturkosten, Mietwagen und Sachverst&#228;ndigenkosten einen Kredit auf. Am 22.12.1980 &#252;berwies die Beklagte die Schadenssumme entsprechend der Aufforderung der Proze&#223;bevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers auf deren Konto. Diese leiteten den Betrag am 12.1.1981 an den Darlehensgeber des Kl&#228;gers weiter.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das Darlehen mu&#223;te der Kl&#228;ger Nebenkosten in H&#246;he von 59,-- DM und Zinsen in H&#246;he von 42,27 DM aufwenden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, die Reparaturkosten habe er mittels eines zinslosen Darlehens des Inhabers der Mietwagenfirma G gezahlt. Die R&#252;ckzahlung des Darlehens sowie die Forderungen der Mietwagenfirma und des Sachverst&#228;ndigen seien ihm gestundet worden, nachdem er durch seine Unterschrift unter den Kreditantrag der D-Bank in E verbindlich erkl&#228;rt habe, da&#223; er im Falle des Eintritts des Zahlungsverzuges bei der Beklagten die Anspr&#252;che durch Inanspruchnahme von Bankkredit abdecken werde.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:53px">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 102,27 DM nebst 4 % Zinsen von 59,-- DM seit dem 13.4.1981 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:53px">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Beklagte behauptet, eine Kreditaufnahme seitens des Kl&#228;gers sei nicht notwendig gewesen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Wegen weiterer Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der vorbereitenden Schrifts&#228;tze, sowie auf die zu den Akten gereichten Unterlagen, die Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung waren, Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:22px">Entscheidungsgr&#252;nde :</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:22px">Die Klage ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Grunds&#228;tzlich hat zwar die Beklagte dem Kl&#228;ger die Mittel f&#252;r diejenigen Ma&#223;nahmen zur Schadensbeseitigung zur Verf&#252;gung zu stellen, die ein verst&#228;ndiger Fahrzeugeigent&#252;mer in der besonderen Lage des Kl&#228;gers machen w&#252;rde (vgl. BGH NJW197o, 1454). Zum Herstellungsaufwand im Sinne von &#167; 249 Satz 2 BGB z&#228;hlen neben den Instandsetzungskosten auch die Kosten f&#252;r die Inanspruchnahme eines Kredits zur Finanzierung der Instandsetzung des Unfallfahrzeugs und zur Anmietung eines Ersatzwagens f&#252;r die Dauer seines Ausfalles, soweit dem Gesch&#228;digten die Herstellung nur durch Aufnahme von Fremdmitteln m&#246;glich oder zuzumuten ist (BGH NJW 1974, 34, 35; Palandt-Heinrichs, BGB, 41. Aufl., S 249 Anm. 2 b).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Der Gesch&#228;digte ist auch nicht verpflichtet, mit der Reparatur abzuwarten, bis der Sch&#228;diger die erforderlichen Mittel zur Verf&#252;gung stellt. Insbesondere gebietet das Interesse des Sch&#228;digers an der Geringhaltung der Herstellungskosten (zum Beispiel die Dauer der Anmietung eines Ersatzfahrzeugs), da&#223; Aufwendungen zur Beseitigung oder Minderung des Schadens schon gemacht werden, bevor etwa die dem Sch&#228;diger einzur&#228;umende angemessene Frist zur Pr&#252;fung der Einstandspflicht verstrichen ist (vgl. BGH a.a.O.) Dem entspricht es auch, da&#223; die Kosten einer solchen Finanzierung gem&#228;&#223; &#167; 249 Satz 2 BGB dem Sch&#228;diger anzulasten sind, ohne da&#223; der Gesch&#228;digte das Vorliegen der besonderen Voraussetzungen f&#252;r einen Schuldnerverzug dartun m&#252;&#223;te.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Ein hiernach grunds&#228;tzlich m&#246;glicher Anspruch des Kl&#228;gers scheitert jedoch daran, da&#223; der Kl&#228;ger gegen die ihm obliegende Schadensminderungspflicht (&#167; 254 Abs. 2 Satz 1 BGB) versto&#223;en hat. Da es dem Gesch&#228;digten grunds&#228;tzlich zuzumuten ist, die Kosten der Instandsetzung u.s.w. ohne R&#252;ckgriff auf einen Bankkredit aus eigenen Mitteln vorzustrecken, wenn dies ohne besondere Einschr&#228;nkung der gewohnten Lebensf&#252;hrung m&#246;glich ist, sind f&#252;r die Frage der Erforderlichkeit der Kreditaufnahme strenge Anforderungen angebracht. Das zunehmende Angebot von Organisationen und sonstigen Personen oder Firmen, sich der Finanzierung und Regulierung von Unfallsch&#228;den anzunehmen, ist kein Grund, die Inanspruchnahme derartiger Finanzierungshilfe von Rechts wegen als &#252;bliche Ma&#223;nahme der Schadensbeseitigung anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">Zwar ist zugunsten des Kl&#228;gers zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; die von ihm in Anspruch genommenen Unternehmen nicht verpflichtet waren, ihre Forderung gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger zu stunden. Selbst wenn diese aber im Hinblick auf die erwartete Kreditaufnahme ihre Forderungen gestundet haben, vermag dies gleichwohl die erst am 15.12.1980 erfolgte Kreditaufnahme nicht zu rechtfertigen. Dem insoweit ungenauen Vorbringen des Kl&#228;gers ist zu entnehmen, da&#223; er entweder mit den betroffenen Gl&#228;ubigern bereits von Anfang an eine Stundung bis zum 15.12.1980 oder aber eine Stundung bis zur Leistungserbringung durch die Beklagte vereinbart hat. Was der Kl&#228;ger insoweit tats&#228;chlich vereinbart hat, kann jedoch dahingestellt bleiben. Im ersten Fall (Stundung bis zum 15.12.1980) ist dem Kl&#228;ger vorzuhalten, da&#223; er den Anspruch gegen&#252;ber der Beklagten erst mit Schreiben vom 2.12.1980 beziffert hat, obwohl er ausweislich der von der Beklagten vorgelegten Kopie der Reparaturrechnung diese bereits am 18.11.1980 bezahlt hat. Es w&#228;re ihm daher m&#246;glich und auch zuzumuten gewesen, seinen Schaden bereits zwei Wochen fr&#252;her bei der Beklagten geltend zu machen. Ber&#252;cksichtigt man, da&#223; die Beklagte auf die Aufforderung des Kl&#228;gers vom 2.12.1980 die Schadenssumme am 22.12.1980 angewiesen hat, so zeigt sich, da&#223; bei einer dem Kl&#228;ger m&#246;glichen fr&#252;heren Anmeldung seines bezifferten Anspruches eine Zahlung durch die Beklagte bis zum 15.12.1980 ohne weiteres h&#228;tte erfolgen k&#246;nnen. Soweit eine weitere Zahlungsverz&#246;gerung dadurch eingetreten ist, da&#223; das Geld zun&#228;chst einer entsprechenden Aufforderung der Proze&#223;bevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers noch auf deren Konto &#252;berwiesen worden ist, geht dies - ebenfalls unter dem Gesichtspunkt des Verstosses gegen die Schadensminderungspflicht -zu Lasten des Kl&#228;gers. Es war von vornherein erkennbar, da&#223; eine derartige Vorgehensweise den Zahlungseingang beim Kl&#228;ger und damit die Tilgung seiner Verbindlichkeiten nur verz&#246;gern konnte.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">Hat der Kl&#228;ger dagegen mit den von ihm beauftragten Unternehmern eine Stundung bis zur Leistung durch die Beklagte vereinbart, so war die Kreditaufnahme erst recht nicht erforderlich. Nachdem die Beklagte bereits mit Schreiben vom 20.11.1980 gegen&#252;ber den Proze&#223;bevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers ihre Schadensersatzpflicht anerkannt und um Vorlage der entsprechenden Unterlagen gebeten hatte, konnte der Kl&#228;ger von einer ungehinderten Schadensabwicklung ausgehen. Dabei mu&#223;te er aber mit einer &#220;berschreitung der von ihm auf den 15.12.1980 gesetzten Frist rechnen. Diese erst mit Schreiben vom 2.12.198o gesetzte Frist war zu kurz bemessen. Dabei war nicht nur zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; der Beklagten eine angemessene Frist zur Pr&#252;fung der Unterlagen einzur&#228;umen war, sondern auch, da&#223; es sich bei der Beklagten um eine Gro&#223;beh&#246;rde mit verschiedenen Zust&#228;ndigkeitsbereichen handelt. Der Kl&#228;ger h&#228;tte daher bei der Fristsetzung ber&#252;cksichtigen m&#252;ssen, da&#223; Pr&#252;fung und &#220;berweisung der Schadenssumme verschiedenen Zust&#228;ndigkeitsbereichen der Beklagten unterfallen w&#252;rden und damit zwangsl&#228;ufig eine verz&#246;gerte Erledigung zu erwarten war. Diesen Gesichtspunkten hat die Fristsetzung des Kl&#228;gers nicht gen&#252;gt.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Hieraus folgt zugleich, da&#223; der Kl&#228;ger die verlangten Aufwendungen auch nicht als Verzugsschaden nach S 286 BGB geltend machen kann. Infolge der unangemessenen Fristsetzung seitens des Kl&#228;gers mangelt es an einem Verschulden der Beklagten (S 285 BGB). Verzug tritt erst nach Ablauf einer angemessenen Frist ein.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 91, 713 ZPO.</p>
315,770
olgk-1982-12-29-24-u-17282
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
24 U 172/82
"1982-12-29T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:31"
"2019-03-27T09:42:15"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1982:1229.24U172.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 18. Juni 1982 verk&#252;ndete Grundurteil der 30. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln 30 0 551/81 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens tr&#228;gt die Beklagte.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird abgesehen (&#167; 543 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat in der Sache keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist verpflichtet, aufgrund des zwischen den Parteien bestehenden Wasserlieferungsvertrages ein Entgelt daf&#252;r zu entrichten, , da&#223; die Kl&#228;gerin L&#246;schwasser f&#252;r die geb&#228;udeinterne L&#246;schanlage der Beklagten vorhielt (&#167;&#167; 305, 241 BGB). Die Parteien haben einen Wasserlieferungsvertrag geschlossen, der nach Darstellung der Beklagten dem von ihr &#252;berreichten Vertragsmuster entspricht. Nach diesem Vertrag verpflichtet sich die Kl&#228;gerin, der Beklagten gegen&#173;&#252;ber bestimmte Wassermengen als Gebrauchswasser und zu Feuerl&#246;schzwecken vorzuhalten und zu liefern (&#167; 1 Nr. 1 - 3 des Vertrags), und zwar gegen Zahlung des Wasserpreises, der sich nach &#167; 2 des Vertrages aus </p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">dem Grundpreis, </p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">dem Bereitstellungspreis f&#252;r L&#246;schwasser, dem Arbeitspreis und</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">dem Schwachlastrabatt</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">zusammensetzt. Die Wasserlieferung erfolgt nach &#167; 1 Nr. 5 des Vertrages zu den jeweils geltenden allgemeinen Versor&#173;gungsbedingungen der Kl&#228;gerin, die ihrerseits in &#167; 10 Abs.2 vorsehen, da&#223; "f&#252;r die Vorhaltung von Reserve-, Zusatz- und Feuerl&#246;schwasserversorgung. Bereitstellungspreise nach der jeweils g&#252;ltigen Anlage B erhoben werden". Diese Anlage B setzt f&#252;r die Bereitstellung von L&#246;schwasser je m3/h H&#246;chst&#173;menge j&#228;hrlich einen Preis von 36,-- DM fest.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Wasserlieferungsvertrag ist, soweit er einen L&#246;schwasservorhaltepreis festsetzt, nicht wegen Versto&#223;es gegen ein gesetzliches Verbot (&#167; 134 BGB, &#167; 1, 35 FSHG NW) nichtig. Zwar weist &#167; 1 Abs. 1 FSHG NW den Gemeinden die Schadfeuer&#173;bek&#228;mpfung als Aufgabe zu, verpflichtet diese, die L&#246;sch&#173;wasservorsorge zu treffen und auferlegt den Gemeinden und Kreisen die Kosten hierf&#252;r (&#167; 35 FSHG NW). Gleichwohl ent&#173;halten die vorgenannten Normen des &#246;ffentlichen Rechts keinzwingendes Verbot f&#252;r eine juristische Person des Privat&#173;rechts, einer andern juristischen Person des Privatrechts aufgrund zivilrechtlicher Vereinbarung gegen Entgelt L&#246;schwas&#173;ser zu liefern oder vorzuhalten.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte kann der Kl&#228;gerin auch nicht unmittelbar ent&#173;gegenhalten, da&#223; das Vorhalten von L&#246;schwasser Aufgabe der Gemeinde sei, die diese unentgeltlich f&#252;r den B&#252;rger durch&#173;zuf&#252;hren habe, denn die Vorschriften des Feuerschutzhilfegesetzes f&#252;r Nordrhein-Westfalen (&#167; 1 und &#167; 3 ), aus denen sich die Kostentragungspflicht der Gemeinden &#252;ber die L&#246;sch&#173;wasservorsorge ergibt, sind Normen des &#246;ffentlichen Rechts, die die Gemeinde als Hoheitstr&#228;ger verpflichten. Diese Normen wirken nicht zwischen Personen des Zivilrechts wie den Parteien dieses Rechtsstreits, die durch eine zivilrechtliche Vereinbarung das Vorhalten von L&#246;schwaser gegen Bezahlung vereinbart haben.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Vereinbarung &#252;ber die zu entrichtenden L&#246;schwasservorbehaltspreise verst&#246;&#223;t auch nicht gegen die guten Sitten (&#167; 138 BGB) oder den Grundsatz von Treu und Glauben (&#167; 242 BGB). Zwar k&#246;nnten sich aus den vorgenannten rechtlichen Gesichtspunkten Bedenken gegen die Vereinbarung eines L&#246;sch&#173;wasservorhaltepreises der Kl&#228;gerin dann ergeben, wenn sie - als juristische Person des Zivilrechts, die von der Stadt L. beherrscht wird oder deren Anteile sich &#252;berwiegend in der Hand der Stadt L. befinden die Wasserbezieher auf diesem Umwege zur Finanzierung der L&#246;schwasservorsorge heranz&#246;ge, die die Stadt L. kraft gesetzlichen Auftrags unter Bezuschussung durch das Land NordrheinWestfalen (vgl. &#167; 35 Abs. 4 FSHG NW) dem einzelnen B&#252;rger bzw. der Allgemeinheit unentgeltlich zu leisten hat. So liegen die Dinge im vorliegenden Fall aber nicht. Die Stadt L. erf&#252;llt ihre Aufgabe zur L&#246;schwasservorsorge und Brandbek&#228;mpfung durch die von ihr unterhaltenen L&#246;scheinrichtungen und die von ihr unterhaltene Feuerwehr. Sie gew&#228;hrleistet eine allge&#173;meine Brandbek&#228;mpfung. Daneben bleibt es jedem einzelnen B&#252;rger &#252;berlassen, wie auf andern Gebieten &#246;ffentlicher Daseinsvorsorge, zus&#228;tzliche Vorsorgema&#223;nahmen und Vorkeh&#173;rungen zu treffen. Hierzu geh&#246;rt u.a. der Abschlu&#223; von zivilrechtlichen Vertr&#228;gen, um den Brandschutz zu verbessern oder zu optimieren, weil die der Gemeinde zur Verf&#252;gung stehenden Mittel begrenzt sind und die Gew&#228;hrleistung des Brandschutzes durch die Gemeinde nicht auf allerh&#246;chstem Niveau m&#246;glich ist. Von dieser M&#246;glichkeit privater Brand&#173;schutzvorsorge hat die Beklagte Gebrauch gemacht, als sie den L&#246;schwasseranschlu&#223; nahm und die Kl&#228;gerin vertraglich verpflichtete, L&#246;schwaser vorzuhalten und im Bedarfsfall zu liefern. Von einer &#220;berb&#252;rdung der von der Stadt L. zu tragenden L&#246;schwasservorhaltekosten auf Wasserbezieher der Kl&#228;gerin kann daher keine Rede sein.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Aber auch aus einem weiteren Grunde kann sich die Beklagte nicht ihrer vertraglich &#252;bernommenen Zahlungsverpflichtung unter Berufung auf &#167;&#167; 1, 35 FSHG NW entziehen. Die Verpflich&#173;tung zur unentgeltlichen L&#246;schwasservorsorge nach den ge&#173;nannten Vorschriften des Feuerschutzhilfegesetzes ist n&#228;m&#173;lich kein Monopolrecht oder eine Monopolverpflichtung der Gemeinden und St&#228;dte, sondern sie kann, wie sich aus den Vorschriften der Bauordnung des Landes Nordrhein-Westfalen ergibt, ebenso Aufgabe des Grundst&#252;ckseigent&#252;mers und Bau&#173;herren sein.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">So sind nach &#167; 18 BauO NW</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">bauliche Anlagen so anzuordnen, zu errichten und instandzuhalten, da&#223; der Entstehung und Ausbrei&#173;tung von Schadfeuer vorgebeugt wird und bei einem Brand wirksame L&#246;scharbeiten und die Rettung von Menschen und Tieren m&#246;glich sind.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">&#167; 4 Abs. 1 der Ausf&#252;hrungsverordnung zur BauO NW, legt fest, da&#223; Hochh&#228;user mindestens eine Steigleitung haben m&#252;ssen</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">und da&#223; auch eine nasse Steigleitung von der Baubeh&#246;rde verlangt werden kann.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">In Abs. 5 der gleichen Ausf&#252;hrungsverordnung ist dann be&#173;stimmt</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">"je nach Art, Nutzung und Beschaffenheit des Hochhauses k&#246;nnen weitere Feuerl&#246;scheinrich&#173;tungen, wie selbstt&#228;tige Feuerl&#246;schanlagen,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Ringwasserleitungen, Hydranten, Schlauchanschl&#252;sse und Feuerl&#246;scher sowie Feuermelde- und Alarmeinrichtungen, Rettungsger&#228;te, Rauchabzugseinrichtungen und Nachrichtenverbindungen, zu den</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Anschl&#252;ssen der Steigleitungen im Freien verlangt werden."</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 69 Abs. 1 Nr. 5 -bau0 NW k&#246;nnen f&#252;r bauliche Anlagen besonderer Art oder Nutzung zur Beseitigung von Gefahren besondere Anforderungen an den Brandschutz gestellt werden.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">&#167; 51 Abs. 1 BauO NW bestimmte da&#223; Geb&#228;ude mit Aufenthalts&#173;r&#228;umen nur errichtet werden d&#252;rfen,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">"wenn die Versorgung mit hygienisch einwandfreiem Trinkwasser dauernd gesichert ist. Zur Brandbek&#228;mpfung mu&#223; eine ausreichende Wassermenge zur Verf&#252;gung stehen; Ausnahmen k&#246;nnen ... gestattet werden."</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Werden aufgrund der vorgenannten Vorschriften dem Bauherren und Grundeigent&#252;mer von der Baubeh&#246;rde Auflagen zur Brand- -bek&#228;mpfung gemacht, so geschieht dies nicht in Erf&#252;llung der kommunalen Aufgabe zur Brandbek&#228;mpfung sondern deshalb, weil der durch eine oftmals extreme bauliche Grundst&#252;cks&#173;nutzung entstandenen erh&#246;hten Brandgef&#228;hrlichkeit eines Geb&#228;udes durch den Eigent&#252;mer, dem auch die Vorteile der Grundst&#252;cksnutzung zuflie&#223;en, begegnet werden mu&#223;. Es ver&#173;steht sich daher von selbst, da&#223; die Kosten der baulich veranla&#223;ten Brandschutzanlagen und Einrichtungen ebenso wie ihre Unterhaltung vom Eigent&#252;mer zu tragen sind. Zu den Unterhaltskosten z&#228;hlen aber nicht nur die Aufwendungen f&#252;r die Wartung und Pflege der SprinkIeranlage sowie weiterer Einrichtungen, sondern auch die Kosten f&#252;r das Vorhalten eines Wasservorrats. Dabei ist es unerheblich, ob dieser Wasservorrat durch eigene Wasserbecken und genehmigte Brunnen oder durch eine vertragliche Absprache mit einem Wasserliefe&#173;ranten sichergestellt wird. Zutreffend hat daher die Beklag&#173;te selbst ausgef&#252;hrte da&#223; dann, wenn einem Bauherrn die Errichtung weiterer selbst&#228;ndiger Feuerl&#246;schanlagen auf&#173;erlegt wird, diesen nicht nur die Installations- sondern auch die Folgekosten zur Last fallen. Dies bedeutet, auch nach Ansicht der Beklagten, in der Konsequenz, da&#223; der Eigen&#173;t&#252;mer, in dessen Geb&#228;ude sich eine Sprinkleranlage befindet, selbst f&#252;r eine ausreichende L&#246;schwasserversorgung Sorge zu tragen hat, d.h. die anteiligen Vorhaltekosten auf ihn abgew&#228;lzt werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte, die sich mit den in ihrem Geb&#228;ude befindlichen Brandbek&#228;mpfungsanlagen, u.a. einer Sprinkleranlage, an das Leitungsnetz der Kl&#228;gerin angeschlossen hat und f&#252;r die von der Kl&#228;gerin vereinbarungsgem&#228;&#223; bestimmte L&#246;sch&#173;wasservormengen vorgehalten werden, mu&#223; daher grunds&#228;tzlich diese Sonderleistung, wie vertraglich vereinbart, verg&#252;ten.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die getroffene Preisabsprache hinsichtlich der L&#246;schwasser&#173;vorhaltekosten ist auch nicht deshalb gem. &#167; 138 BGB nichtig oder gem. &#167; 315 Abs. 3 BGB unwirksam, weil Vorhaltekosten der Kl&#228;gerin nicht entstehen. Zwar hat die Beklagte vorge&#173;tragen, besondere Kosten entst&#252;nden der Kl&#228;gerin durch das. Vorhalten ausreichender Wassermengen f&#252;r einen m&#246;glichen Brandfall im Hause der Beklagten nicht. Darauf kommt es aber nicht entscheidend an. Auch wenn keine besonderen bau&#173;lichen Ma&#223;nahmen oder andere Investitionen auf seiten der Kl&#228;gerin f&#252;r den Anschlu&#223; der Abnehmer mit Sprinkleranlagen erforderlich waren, so entstehen der Kl&#228;gerin gleichwohl zus&#228;tzliche Aufwendungen dadurch, da&#223; sie entsprechend den von ihr &#252;bernommenen Lieferverpflichtungen f&#252;r L&#246;schwasser gr&#246;&#223;ere Mengen von Wasser vorhalten, entsprechend dimensi&#173;onierte Wasserrohre verlegen und unter Sicherstellung eines hinreichenden Wasserdrucks unterhalten mu&#223;. Diese zus&#228;tz&#173;lichen Aufwendungen sind Vorhaltekosten. Soweit die Beklagte r&#252;gt, die Kl&#228;gerin habe ihre Wasservorhalteanlagen durch den Anschlu&#223; der Sprinkleranlage der Beklagten nicht erwei&#173;tern m&#252;ssen, ist ihr Vorbringen unerheblich. Die Tatsache, da&#223; die Kl&#228;gerin vorausschauend so geplant hat, da&#223; ohne Netzerweiterung Sprinkleranlagen angeschlossen werden k&#246;nnen, kann der Beklagten nicht zum Vorteil gereichen, weil f&#252;r die Preisfestsetzung eben nur ma&#223;geblich ist, ob eine Gegen&#173;leistung vertraglich zu gew&#228;hren ist und gew&#228;hrt wird. Dies ist aber, wie oben ausgef&#252;hrte der Fall.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Wasserlieferungsvertrag und die Preisvereinbarung ist auch nicht wegen Versto&#223;es gegen &#167; 9 AGBG unwirksam. Eine gegen Treu und Glauben versto&#223;ende Benachteiligung des Kun&#173;den l&#228;&#223;t sich in dem Vertragswerk nicht feststellen. Es besteht nach dem Wasserlieferungsvertrag zwar die Verpflich&#173;tung des Wasserbeziehers, seinen gesamten Wasserbedarf bei der Kl&#228;gerin zu decken (&#167; 1 Nr. 4 des Vertrages). Die Kl&#228;&#173;gerin hat aber zu erkennen gegeben( auf der Einhaltung die&#173;ser Bezugsverpflichtung jedenfalls f&#252;r den Bereich der L&#246;sch&#173;wasserversorgung nicht bestehen zu wollen. Sie hat der Be&#173;klagten freigestellt, ihr L&#246;schwasser aus anderer Quelle beziehen zu k&#246;nnen, ein Angebot, auf das die Beklagte nicht eingegangen ist. H&#228;lt aber die Beklagte ihren L&#246;schwasser&#173;anschlu&#223; bei der Kl&#228;gerin aufrecht, so ist es nicht unangemessen, wenn sie sich an den L&#246;schwasservorhaltekosten be&#173;teiligen mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich widerspricht die Preisvereinbarung hinsichtlich der Vorhaltekosten f&#252;r das L&#246;schwasser nicht der in &#167; 3 des Wasserlieferungsvertrages getroffenen Regelung? nach der &#196;nderungen des Vertrages nur unter besonderen Voraus&#173;setzungen zul&#228;ssig sind. Die Verpflichtung zur Entrichtung des Vorhaltepreises ist nicht neu entstanden, sondern war schon im Vertrage selbst (&#167; 2 des Vertrages) begr&#252;ndet. Allein aus der Tatsache, da&#223; dieser Anspruch m&#246;glicherweise eine Zeitlang nicht verfolgt worden ist, l&#228;&#223;t sich nicht herleiten? da&#223; insoweit eine stillschweigende Vertrags&#228;nderung des Wasserlieferungsvertrages eingetreten ist, deren erneute Korrektur nur im Rahmen und unter den Voraussetzungen des &#167; 3 des Vertrages m&#246;glich w&#228;re. Lediglich das zeitweise Nichtgeltendmachen einer Forderung stellt ohne Hinzutreten besonderer Umst&#228;nde keinen Verzicht &#252;ber die nicht mehr weiterverfolgten Forderungen hinaus dar. Solche besonderen Umst&#228;nde sind aber nicht dargetan noch ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 ZPO, die Anordnung der vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit aus &#167;&#167; 708 Ziff. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Wert des Berufungsverfahrens und Beschwer der Beklagten:&#160; 12.404,96 DM,</p>
315,771
olgham-1982-12-14-4-u-15582
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 U 155/82
"1982-12-14T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:34"
"2019-03-27T09:42:15"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1982:1214.4U155.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das am 28. Januar 1982 verk&#252;ndete Urteil der 3. Kammer f&#252;r Handelssachen des Landgerichts Essen abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden der Kl&#228;gerin auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;gerin wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he von 10.000,&#8212; DM abzuwenden, sofern die Beklagte vor der Vollstreckung nicht Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p>Die Beschwer der Kl&#228;gerin - zugleich Streitwert f&#252;r den Berufungsrechtszug - betr&#228;gt 75.000,-- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist ein Verein, der satzungsgem&#228;&#223; u.a. Wettbewerbsverst&#246;&#223;e verfolgt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte, eine Kreissparkasse, ver&#246;ffentlichte am 21.5.1981 in der Ausgabe xxx einer Tageszeitung die folgende Anzeige:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">"Verkauf von Sicherungsgut. In der 1. Etage unseres</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Hauses xxx werden am 22. und 25. Mai 1981 Orientteppiche, Br&#252;cken und L&#228;ufer fast aller orientalischen Provenienzen und Ma&#223;e verkauft.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">&#214;ffnungszeiten</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">von 9 bis 16 Uhr Kreissparkasse</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">xxx</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Telefon xxx - "</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger h&#228;lt die Ank&#252;ndigung eines Verkaufs von Sicherungsgut in der oben dargelegten Weise wie den Verkauf selbst unter den in den Entscheidungsgr&#252;nden des vorliegenden Urteils behandelten rechtlichen Gesichtspunkten f&#252;r wettbewerbswidrig.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat deshalb beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beklagten wird bei Vermeidung von vom Gericht festzusetzenden Ordnungsgeldern bis zu 500.000,&#8212; DM, ersatzweise Ordnungshaft bis zu 6 Monaten f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung untersagt, k&#252;nftig im gesch&#228;ftlichen Verkehr f&#252;r den Verkauf von Sicherungsgut (Orient-Teppiche, Br&#252;cken und L&#228;ufer) an Letztverbraucher in den R&#228;umen in der Kreissparkasse xxx an bestimmten Tagen zu werben bzw. an diesen Tagen einen solchen Verkauf durchzuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Sie h&#228;lt das von ihr angek&#252;ndigte Verhalten nicht f&#252;r wettbewerbswidrig.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Klage stattgegeben.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil, auf das verwiesen wird, hat die Beklagte rechtzeitig Berufung eingelegt.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholt ihren Vortrag erster Instanz und erg&#228;nzt ihn.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Er verteidigt das angefochtene Urteil.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich der Einzelheiten des Vortrages der Parteien wird auf deren Schrifts&#228;tzen, auf die zu den Gerichtsakten &#252;berreichten Unterlagen, sowie auf die unten folgenden Entscheidungsgr&#252;nde verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Es ist entgegen der Ansicht des Landgerichts unter wettbewerbsrechtlichen Gesichtspunkten nicht zu beanstanden, wenn die Beklagte Sicherungsgut auf die im vorliegenden, Rechtsstreit in Rede stehende Weise verkauft.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">I. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Ein Versto&#223; gegen &#167; 1 UWiC; 1 EHG (Ges. &#252;ber die Berufsaus&#252;bung im Einzelhandel vom 5.8.1957, BGBl. I 1121) kommt entgegen der Ansicht des Landgerichts schon deshalb nicht in Betracht, weil das Gesetz &#252;ber die Berufsaus&#252;bung im Einzelhandel gem. Art. 9 Mr. 3 des Gesetzes zur Neuordnung des Arzneimittelrechts vom 24.8.1976 (BGBl. I, 2445) au&#223;er Kraft getreten ist, soweit es sich nicht auf &#228;rztliche Hilfsmittel bezieht.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">II. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht des Landgerichts verst&#246;&#223;t die im vorliegenden Rechtsstreit behandelte T&#228;tigkeit der Beklagten auch nicht gegen &#167; 1 UWG in Verbindung mit &#167; 3 Sparkassengesetz MW vom 10.7.1970 (GVBl NRW 1970/604). Wenn in &#167; 3 des Sparkassengesetzes die "kreditwirtschaftliche Versorgung der Bev&#246;lkerung" als Aufgabe der Sparkassen in den Vordergrund gestellt wird, sagt diese Umschreibung nichts dar&#252;ber, wie die Sparkasse ihr Sicherungsgut zu verwerten hat.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">III. </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Auch &#167; 34 b GewO und in Sonderheit Abs. 6 Mr. 5 a) und b) dieser Vorschrift st&#252;tzen nicht die Ansicht des Landgerichts, die Beklagte handele auf die im vorliegenden Rechtsstreit behandelte Weise wettbewerbsrechtlich anst&#246;&#223;ig. Diese Vorschrift befa&#223;t sich mit demjenigen (vgl. Abs. 1), der gewerbsm&#228;&#223;ig fremde bewegliche Sachen oder Rechte versteigern will (Versteigerungsgewerbe). Gem&#228;&#223; Abs. 6 Mr. 5 a) und b) dieser Vorschrift ist es dem Versteigerer verboten, Sachen zu versteigern, an denen er ein Pfandrecht besitzt oder soweit sie zu den Waren geh&#246;ren, die in offenen Verkaufsstellen feilgeboten werden und die ungebraucht sind oder deren bestimmungsgem&#228;&#223;er Gebrauch in ihrem Verbrauch besteht. Diese Vorschriften regeln Tatbest&#228;nde, welche hier offensichtlich nicht vorliegen, und zwar schon deshalb nicht, weil die Beklagte nicht gewerbsm&#228;&#223;ig damit befasst ist, fremde bewegliche Sachen oder Rechte zu versteigern, weil sie ferner im vorliegenden Fall unstreitig nicht zu versteigern angek&#252;ndigt hat, d.h. nicht dazu auffordern wollte, nach (Meist-) Gebot Sachen zu erwerben, sondern unstreitig ihr zur Sicherheit anvertraute Teppiche in ihren Gesch&#228;ftsr&#228;umen lediglich "normal" verkaufen wollte. Aber auch die entsprechende Anwendung der genannten Vorschriften oder darin zum Ausdruck kommender einzelner. Rechtsgedanken ist nicht geboten. Diese Vorschriften regeln, wie bereits angedeutet worden ist, innerhalb der Gewerbeordnung eine besondere gewerbliche T&#228;tigkeit, n&#228;mlich die des Versteigerers. In Sonderheit Abs. 6 Mr. 5 a dieser Vorschrift will m&#246;gliche wirtschaftliche Konfliktsituationen des Versteigerers vermeiden (vgl. Landmann-Rohmer/Meindaus, GewO, 13. Aufl., &#167; 34 b Rn 35); durch &#167; 34 b Abs. 6 Nr. 5 b sollen Wettbewerbsnachteile f&#252;r den Einzelhandel verhindert werden, die auftreten k&#246;nnten, wenn Waren, die in offenen Verkaufsstellen feilgehalten werden und die ungebraucht sind, in unkontrollierbaren Mengen auf dem Wege der Versteigerung abgesetzt werden (vgl. BGH NJW 1973, 246). &#167; 34 b Gewerbeordnung wendet sich also im allgemeinen Ansatz wie in den bezeichneten Einzelregelungen an einen bestimmten Gewerbetreibenden und regelt u.a. dessen Wettbewerbsverh&#228;ltnis zum Einzelhandel. Die in &#167; 34 b Gewerbeordnung geregelten besonderen Tatbest&#228;nde lassen sich angesichts ihres allgemeinen Zwecks wie auch wegen ihrer wie oben dargestellten besonderen Zielrichtung nicht zu Lasten der Beklagten bei Tatbest&#228;nden wie dem hier behandelten verallgemeinern. Hinzu kommt schlie&#223;lich, da&#223; in dem hier behandelten Fall Waren nicht versteigert, sondern verkauft werden sollten. Auch dies bezeichnet einen Umstand, welcher den hier behandelten Fall von den er&#246;rterten Tatbest&#228;nden der Gewerbeordnung wesentlich unterscheidet. Denn es geht doch bei dem freih&#228;ndigen Verkauf von Sicherungsgut um eine andere Form der Verwertung als durch Versteigerung, f&#252;r die wie f&#252;r die M&#246;glichkeit der Versteigerung ein Bed&#252;rfnis bestehen kann (wie vergleichsweise etwa beim freih&#228;ndigen Verkauf von Pfandst&#252;cken nach Ma&#223;gabe von &#167; 1245 BGB), f&#252;r die sich aber wegen einer anderen Ausgangssituation die f&#252;r eine Versteigerung geltenden Regelungen nicht ohne weiteres &#252;bertragen lassen, auch nicht (siehe den Fall &#167; 34 b Abs. 6 Nr. 5 b Gewerbeordnung) die den Wettbewerb zwischen dem Versteigerer und anderen Gewerbetreibenden regelnde Vorschrift. Weil deshalb &#167; 34 b Gewerbeordnung f&#252;r den im vorliegenden Rechtsstreit in Rede stehenden Fall schon im Ansatz nichts hergibt, braucht auf &#167; 12 Abs. 1 Ziff. 3 VersteigerungsVO, eine Ausnahmevorschrift zu &#167; 34 b Abs. 6 Nr. 5 b Gewerbeordnung, welche von den Parteien im vorliegenden Verfahren er&#246;rtert worden ist, nicht eingegangen zu werden.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">IV. </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Ein Versto&#223; gegen &#167; 9 a UWG in Verbindung mit &#167;&#167; 1, 2 AO RWM vom 4.7.1935 liegt ebenfalls nicht vor. &#167; 1 AO bezieht sich, das ergibt sich bereits aus dem Wortlaut der Vorschrift, auf Verkaufsveranstaltungen im Einzelhandel. Einzelhandel im &#252;berkommenen Sinn betreibt die Beklagte aber nicht. Die Beschr&#228;nkung der genannten Normen auf T&#228;tigkeiten im Einzelhandel l&#228;&#223;t sich auch aus der Entstehungsgeschichte der Vorschrift erschlie&#223;en: Es kam dem Verordnungsgeber darauf an, besondere im Einzelhandel aufkommende Verkaufsveranstaltungen bestimmter Art wie "wei&#223;e Wochen", "Aussteuertage" etc. zu verhindern (Baumbach-Hefermehl, UWG &#167; 9 a Rn 1). Angesichts dessen kann nicht davon ausgegangen werden, nach dem Willen des Gesetzgebers habe etwa jedwede Warenumsatzgesch&#228;fte betreffende T&#228;tigkeit, und zumal auch eine solche, die lediglich der Verwertung von Sicherungsgut au&#223;erhalb von Einzelhandelsgesch&#228;ften oder -veranstaltungen) dient, in den Anwendungsbereich der hier er&#246;rterten Normen aufgenommen werden sollen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">V. </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Es bleibt deshalb allein die Frage, ob das Verhalten der Beklagten unter dem Gesichtspunkt eines etwaigen durch die T&#228;tigkeiten der Beklagten bewirkten ruin&#246;sen Wettbewerbs gegen &#167; 1 UWG verst&#246;&#223;t. Diese Frage ist zu verneinen. Ein solcher Versto&#223; gegen &#167; 1 UWG wird nicht deutlich.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Mit Gesch&#228;ften der vorliegenden Art, mit denen sie im sachlichen Ergebnis als Konkurrentin von Teppichh&#228;ndlern auftritt, handelt die Beklagte allerdings in einem weiteren Sinn zu Zwecken des Wettbewerbs (&#167; 1 UWG).</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Aus ihrer Aufgabenstellung versteht es sich von selbst, da&#223; die Beklagte, die eine K&#246;rperschaft des &#246;ffentlichen Rechts ist (&#167; 2 Sparkassengesetz NW), als eine solche K&#246;rperschaft nicht ohne weiteres von privatwirtschaftlichen T&#228;tigkeiten ausgeschlossen ist; im Gegenteil besteht ihre Aufgabe zu einem gro&#223;en Teil gerade auch darin, mit "wirtschaftlich schw&#228;cheren Bev&#246;lkerungskreisen" (&#167; 3 Sparkassengesetz MW) auf dem Gebiet des Kreditwesens privatwirtschaftlich t&#228;tig zu sein.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben indes (im Anschlu&#223; an die Entscheidung des BGH zu "Brillenselbstabgabestellen" von xxx vgl. BGH GRUR 82, 425) er&#246;rtert, ob das Verhalten der Beklagten als einer K&#246;rperschaft des &#246;ffentlichen Rechts etwa deshalb wettbewerbsrechtlich anst&#246;&#223;ig ist, weil sie bei dem Verkauf von Sicherungsgut nicht den gleichen Wettbewerbsbedingungen wie ein Einzelh&#228;ndler unterliegt, ob man im Zusammenhang mit der T&#228;tigkeit der Beklagten insgesamt von einem ruin&#246;sen Wettbewerb sprechen mu&#223;. Die Frage ist jedoch zu verneinen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Es ist zun&#228;chst klarzustellen, da&#223; man die Fragestellung ohne sachliche Rechtfertigung verk&#252;rzt und verzerrt, wenn man das Augenmerk und den Schwerpunkt der Argumentation auf den Umstand legen wollte, da&#223; es sich bei der Beklagten um eine K&#246;rperschaft des &#246;ffentlichen Rechts handelt; denn in Wahrheit stellt sich die hier behandelte Frage f&#252;r alle &#246;ffentlich-rechtlichen wie privatrechtlichen Kreditinstitute gleicherma&#223;en, welche privatwirtschaftlich t&#228;tig sind und Sicherungsgut zu verwerten haben.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Will man nach Ma&#223;gabe dessen dennoch mit dem oben gekennzeichneten Denkansatz fortfahren: Die Wettbewerbsbedingungen der Beklagten einerseits und von Einzelh&#228;ndlern der jeweiligen Branche andererseits lassen sich mangels &#252;bereinstimmender kennzeichnender Grundmuster ihrer T&#228;tigkeiten nur schwer vergleichen; nach Ma&#223;gabe dessen mag man jedoch im vorliegenden Zusammenhang von ungleichen Wettbewerbsbedingungen sprechen und anf&#252;hren, das "unternehmerische Risiko" der Beklagten sei anders als beim Einzelhandel dadurch begrenzt, da&#223; ihr Hauptziel in der R&#252;ckf&#252;hrung ihrer Kredite begr&#252;ndet liege, da&#223; sie h&#228;ufig ferner keinen Regre&#223; zu f&#252;rchten brauche, wenn sie den Verkauf nicht mit &#228;u&#223;erster Anstrengung und mit dem Ziel hoher Verkaufserl&#246;se betreibe, sondern nur solche Preise ansetze und akzeptiere, die ihre Kreditforderungen abdecken. Auch wenn man dies alles in Rechnung stellt, wird ein Versto&#223; gegen &#167; 1 UWG indes schon deshalb nicht deutlich, weil durch das Verhalten der Beklagten die Freiheit des Wettbewerbs nicht beeintr&#228;chtigt wird, weil ferner ein ruin&#246;ser Konkurrenzkampf nicht zu erwarten ist: f&#252;r ein Unternehmen wie eine Sparkasse, aber auch f&#252;r andere Kreditinstitute, welche regelm&#228;&#223;ig in erster Linie daran interessiert ist, an der Prosperit&#228;t ihrer Kunden teilzunehmen, bedeutet das hier behandelte Verwertungsgesch&#228;ft trotz derzeit angespannter Wirtschaftslage mit deutlichem Akzent nur eine Ausnahme. Die Branche, deren Produkte im Einzelfall als Sicherungsgut verwertet werden, wird angesichts der geschilderten theoretischen wie praktischen Ausnahmesituation nach den Beobachtungen des Senats nur unwesentlich beeintr&#228;chtigt; das ist u.a. auch auf die Zur&#252;ckhaltung (im Interesse ihrer anderen gewerbetreibenden Kunden) der Kreditinstitute zur&#252;ckzuf&#252;hren, Sicherungsgut auf die hier behandelte Weise zu verwerten. Solche Verwertung dient andererseits der Erhaltung und der Leichtigkeit des Kreditverkehrs und damit letzten Endes auch den Interessen des Einzelhandels selbst. Insgesamt ist in keiner Weise eine Aush&#246;hlung des Leistungswettbewerbs oder ein ruin&#246;ser Wettbewerb bei einer Verhaltensweise wie der hier er&#246;rterten zu bef&#252;rchten. Auf die strukturellen Unterschieden zwischen den im vorliegenden Rechtsstreit ins Auge gefassten Branchen (siehe oben) braucht deshalb hier nicht n&#228;her eingegangen zu werden. Den von der Kl&#228;gerin ge&#228;u&#223;erten Verdacht, hier werde manipuliert, der Verkauf von Sicherungsgut werde - durch Nichtzahlung provoziert - nur vorgeschoben, um einen verschleierten Hausverkauf abzuhalten, hat die Beklagte substantiiert zur&#252;ckgewiesen und betont, sie verkaufe das Sicherungsgut nur soweit und so lange, bis ihre Forderung- gedeckt sei. Beweis f&#252;r ihren gegenteiligen Verdacht hat die Kl&#228;gerin nicht angeboten.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167; 708 Mr. 10 ZPO.</p>
315,772
ag-bonn-1982-12-14-11-c-19182
{ "id": 634, "name": "Amtsgericht Bonn", "slug": "ag-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
11 C 191/82
"1982-12-14T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:35"
"2019-03-27T09:42:15"
Urteil
ECLI:DE:AGBN:1982:1214.11C191.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p><p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p><p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">T a&#160; t b&#160; e&#160; s&#160; t a&#160; n d</span></strong></p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger erwarb f&#252;r die Auff&#252;hrung der B&#252;hnen der Stadt C vom 24.10.1981 zwei Eintrittskarten zum Preis von je 18,-- DM. Mit seiner Klage fordert er diesen Eintrittspreis zur&#252;ck.</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 24.10.1981 wurde das Drama."Penthesilea, Trauerspiel von Heinrich von Kleist" gespielt.</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist der&#183; Ansicht, die Inszenierung des St&#252;ckes habe sich so stark vom Original unterschieden, da&#223; es nicht wie oben wiedergegeben h&#228;tte angek&#252;ndigt werden d&#252;rfen. Vielmehr h&#228;tte man einen Zusatz machen m&#252;ssen, der auf die vom Original abweichende Bearbeitung hingewiesen h&#228;tte.</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 36,-- DM zu zahlen. &#183;</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf den vorgetragenen Inhalt der zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</span></strong></p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Klage ist unbegr&#252;ndet&#183;.</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der zwischen den Parteien abgeschlossene Theaterbesuchvertrag ist in seinen wesentlichen Elementen als Werkvertrag anzusehen (vgl. die Entscheidung des Reichsgerichts RG 133, 388). Daher k&#246;nnte der Kl&#228;ger gem. &#167;&#167; 633, 634 BGB R&#252;ckzahlung des Eintrittspreises verlangen, wenn der Auff&#252;hrung eine zugesicherte Eigenschaft gefehlt h&#228;tte oder wenn die Auff&#252;hrung mit Fehlern behaftet gewesen w&#228;re, die den Wert der Auff&#252;hrung aufgehoben h&#228;tten. Dies ist jedoch nicht der Fall.</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Unstreitig ist in der vorliegenden Inszenierung der Penthesilea der Originaltext von Heinrich von Kleist rezitiert worden. Die vom Regisseur vorgenommenen K&#252;rzungen und Regieanweisungen m&#252;ssen dabei als zul&#228;ssig angesehen werden.</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Nach dem heutigen Kunstverst&#228;ndnis ist n&#228;mlich die Regiearbeit als k&#252;nstlerische Arbeit anzusehen. Hierbei mu&#223; dem Regisseur eine gewisse Gestaltungsfreiheit einger&#228;umt werden, die seiner k&#252;nstlerischen Eigenart entspricht und es ihm erlaubt, in seinem Werk seine individuelle Sch&#246;pferkraft und sein Sch&#246;pfenwollen zum Ausdruck zu bringen (vgl. die Entscheidung des Bundesgerichtshof BGH 19, 382).</p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Unverkennbar hat sich auf den deutschen B&#252;hnen der Gegenwart eine starke Neigung zu einer aktualisierenden und kritischen Auff&#252;hrungsweise von St&#252;cken der Klassiker herausgestellt. Diese auch dem Kl&#228;ger bekannte Tendenz bewirkt eine "Umfunktionierung" (B. Brecht) eines Textes, wobei unter neu zu bestimmenden ideologischen oder &#228;sthetischen Gesichtspunkten neue Schwerpunkte gesetzt werden.</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn es sich bei der Auff&#252;hrung der Penthesilea vom 24.10.981 um eine solche kritische Umfunktionierung gehandelt haben sollte -dies wird von der Beklagten bestritten<img height="21" width="3" src="11_C_191_82_Urteil_19821214_0.png" alt="Die Entscheidung enth&#228;lt an dieser Stelle ein Bild oder eine Grafik." />- k&#246;nnte hierin kein rechtlicher Mangel gesehen werden. Denn anders als bei St&#252;cken moderner Autoren, die noch urheberrechtlich gesch&#252;tzt sind, deckt das heutige Regieverst&#228;ndnis f&#252;r Klassiker selbst umfunktionierte Auff&#252;hrungen.</p><span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Diese vom erkennenden Gericht vertretene Auffassung verst&#246;&#223;t auch nicht gegen den vom Kl&#228;ger vorgetragenen Gedanken des Verbraucherschutzes. Der interessierte Theaterbesucher hat n&#228;mlich vielf&#228;ltige Informationsm&#246;glichkeiten, insbesondere durch die Tagespresse. Wenn er von diesen M&#246;glichkeiten Gebrauch macht, wird er durch eine solche umfunktionierte Auff&#252;hrung sicherlich nicht &#252;berrascht sein und notfalls, falls er mit solchen Auff&#252;hrungen nicht einverstanden ist, diese auch nicht besuchen.</p><span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Klage war daher mit der Kostenfolge des &#167; 91 ZPO abzuweisen.</p>
315,773
olgham-1982-12-01-5-uf-18382
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 UF 183/82
"1982-12-01T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:37"
"2019-03-27T09:42:15"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1982:1201.5UF183.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das am 25. M&#228;rz 1982 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Hagen teilweise abge&#228;ndert und wie folgt neu gefasst:</p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin ab 1. Januar 1982 monatlich 666,00 DM Unterhalt zu zahlen.</p> <p>Im &#220;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Die weitergehende Berufung und die Anschlussberufung werden zur&#252;ck-gewiesen.</p> <p></p> <p>Von den Kosten des ersten Rechtszuges tr&#228;gt die Kl&#228;gerin 29 %, der Beklagte 71 %; von den Kosten des zweiten Rechtszuges tr&#228;gt die Kl&#228;gerin 26 %, der Beklagte 74 %.</p> <p></p> <p>Der Beklagte kann die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 19.000,00 DM abwenden, wenn nicht die Kl&#228;gerin in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet.</p> <p>Die Kl&#228;gerin kann die Vollstreckung (wegen der Kosten) durch Sicherheits-leistung in H&#246;he von 1.500,00 DM abwenden, wenn nicht der Beklagte in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet.</p> <p></p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die am 27.02.1947 geborene Kl&#228;gerin und der am 09.12.1938 geborene Beklagte hatten am 17.11.1967 geheiratet. Die Ehe ist - nachdem die Parteien sich bereits im September 1977 durch den Wegzug der Kl&#228;gerin getrennt hatten - durch Urteil vom 13.10.1981, rechtskr&#228;ftig seit dem 22.12.1981, geschieden worden.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Sorgerecht f&#252;r das gemeinsame Kind X, geboren am 26.02.1971, ist der Kl&#228;gerin &#252;bertragen worden. Sie hat ein weiteres Kind - X2, geboren 1966 -, das seit dem Sommer 1981 bei der Mutter der Kl&#228;gerin lebt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Im Scheidungsverfahren ist der Beklagte durch einstweilige Anordnung verpflichtet worden, an die Kl&#228;gerin ab 01.11.1981 monatlichen Unterhalt von 780,00 DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit der vorliegenden Klage verlangt die Kl&#228;gerin nachehelichen Unterhalt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat ihr durch das angefochtene Urteil von (noch) begehrten 942,00 DM monatlich ab 01.01.1982 500,00 DM zugesprochen. Es ist von einem - nach Abzug des Kindesunterhalts - anrechenbaren Einkommen des Beklagten von 2.120,00 DM ausgegangen. Von einem 3/7-Anspruch von rd. 910,00 DM hat es 410,00 DM als Versorgungsentgelt f&#252;r den Zeugen T2 abgezogen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten wird auf den Tatbestand nebst Verweisungen und die Entscheidungsgr&#252;nde des amtsgerichtlichen Urteils Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit der Berufung begehrt die Kl&#228;gerin (insgesamt, einschlie&#223;lich des ausgeurteilten Betrages) f&#252;r die Zeit vom 01.01. bis zum 31.03.1982 monatlich 800,00 DM, ab 01.04.1982 910,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sie tr&#228;gt vor: Sie habe bisher keine angemessene T&#228;tigkeit gefunden, obwohl sie sich intensiv bem&#252;ht habe. F&#252;r die Monate Januar bis M&#228;rz 1982 lasse sie sich monatlich 110,00 DM f&#252;r die Versorgung des Zeugen T2 anrechnen (nur W&#228;sche waschen). Ab 01.04.1982 habe sie die Versorgung eingestellt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">ab&#228;ndernd</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an sie f&#252;r die Zeit vom 01.01. - 31.03.1982</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">eine Unterhaltsrente von monatlich 800,00 DM </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">und ab 01.04.1982 von 910,00 DM zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">ferner,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">die Anschlussberufung des Beklagten zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">auf die Anschlussberufung</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">ab&#228;ndernd die Klage insgesamt abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte erstrebt den v&#246;lligen Wegfall seiner Unterhaltspflicht mit folgender Begr&#252;ndung:</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin habe im Fr&#252;hjahr/Sommer 1977 hinter seinem R&#252;cken ehebrecherische Beziehungen zu dem Zeugen T2 aufgenommen. Bis zu ihrer R&#252;ckkehr nach Hagen (Ende April 1980) habe sie sich um die Kinder &#252;berhaupt nicht gek&#252;mmert. Dann habe sie gemeinsam mit T2 in Hagen eine Wohnung bezogen und X zu sich genommen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte bestreitet die Bem&#252;hungen der Kl&#228;gerin um einen Arbeitsplatz.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Wegen des Vorbringens der Parteien im Berufungsrechtszuge im Einzelnen wird auf ihre inhaltlich vorgetragenen Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Akten 57 F 11/81 Amtsgericht Hagen waren informatorisch Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandung.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Parteien gem&#228;&#223; &#167; 141 ZPO angeh&#246;rt sowie den Zeugen T2 und die Kl&#228;gerin als Partei eidlich vernommen. Dazu wird auf den Berichterstattervermerk verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist form- und fristgerecht eingelegt und begr&#252;ndet worden; sie ist mithin zul&#228;ssig. Sachlich ist sie zum Teil gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die (unselbst&#228;ndige) Anschlussberufung ist dagegen nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte schuldet der Kl&#228;gerin nachehelichen Unterhalt in H&#246;he von 666,00 DM monatlich, &#167; 1570 BGB. Der Anspruch ist nicht wegen grober Unbilligkeit ausgeschlossen, &#167; 1579 Abs. 1, Nr. 4, Abs. 2 BGB.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Da die Kl&#228;gerin den gemeinsamen, inzwischen 11 (fast 12) Jahre alten Sohn X betreut, kann sie vom Beklagten nachehelichen Unterhalt verlangen (&#167; 1570 BGB), solange und soweit von ihr wegen der Pflege und der Erziehung des Kindes eine Erwerbst&#228;tigkeit nicht erwartet werden kann.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Ein Unterhaltsanspruch besteht allerdings nicht, soweit die Inanspruchnahme des Beklagten grob unbillig w&#228;re (hier: nach &#167; 1579 Abs. 1 Ziffer 4 BGB), es sei denn, dass Abs. 2 der genannten Vorschrift eingreift.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">In diesem Zusammenhang (&#167; 1579 Abs. 1 Nr. 4 BGB) ist unter Umst&#228;nden ein schweres Fehlverhalten des Unterhalt beanspruchenden Ehegatten zu ber&#252;cksichtigen. Es kann insbesondere dann vorliegen, wenn sich ein Ehegatte gegen den Willen seines Ehepartners einem anderen Partner zuwendet und mit diesem in ehe&#228;hnlicher Gemeinschaft zusammenlebt (BGH, u.a. FamRZ 1980, 665 ff.). Insoweit gen&#252;gt indessen nur ein schwerwiegendes und klar bei <u>einem</u> der Ehegatten liegendes Fehlverhalten (BGH, u.a. FamRZ 1982, 463, 464, mit weit. Nachw.). F&#252;r die Frage der Einseitigkeit und Schwere ist das Verhalten des anderen, auf Unterhalt in Anspruch genommenen Ehegatten nicht ohne Bedeutung. Liegen Verfehlungen des unterhaltspflichtigen Ehegatten von einigem Gewicht vor, die dem Unterhalt begehrenden Gatten das Festhalten an der Ehe erheblich erschwert haben und dessen eigenes Fehlverhalten in einem milderen Licht erscheinen lassen, so f&#252;hrt das zur Unanwendbarkeit des &#167; 1579 Abs. 1 Ziffer 4 BGB (vgl. u.a. BGH, FamRZ 1982, 779 ff.). Aus der grunds&#228;tzlichen Abkehr des Gesetzgebers vom Schuldprinzip ist indessen zu folgern (so auch: BGH, FamRZ 1982, 463, 464), dass im Rahmen der Pr&#252;fung der Einseitigkeit des Fehlverhaltens nicht jeglichen Vorw&#252;rfen nachzugehen ist, die gegen den unterhaltspflichtigen Ehegatten erhoben werden, sondern dass nur <u>konkret vorgebrachte</u> Verfehlungen <u>von einigem Gewicht</u> Bedeutung erlangen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Betrachtet man unter diesen Gesichtspunkten das Verhalten der Parteien, das zu ihrer Trennung gef&#252;hrt hat, so ergibt sich zur &#220;berzeugung des Senats Folgendes:</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist aus einer im Wesentlichen intakten oder jedenfalls wieder intakt gewordenen Ehe ausgebrochen. Das folgt aus dem Vorbringen der Parteien im Zusammenhang mit dem Ergebnis ihrer Anh&#246;rung und der vom Senat durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme. Anlass f&#252;r die Trennung war, dass die Kl&#228;gerin einige Zeit zuvor den Zeugen T2 kennengelernt hatte. Wenn es zwischen ihnen in dieser Zeit auch noch nicht zu ehewidrigen oder gar ehebrecherischen Beziehungen gekommen war, so war die Kl&#228;gerin doch von der "Welt", in welcher der Zeuge lebte, fasziniert. Das kommt darin zum Ausdruck, dass die Kl&#228;gerin sich sagte, was der Zeuge (als Lkw-Fahrer) mache, das wolle sie auch machen. Sie war (vor der Trennung vom Beklagten) mit T2 auch schon gelegentlich 1 - 2 Tage im Lkw unterwegs gewesen. So war es - aus dieser Faszination heraus - folgerichtig, dass die Kl&#228;gerin nach der Trennung vom Beklagten zu dem Zeugen T2 in den Wohnwagen zog und - wie sie vor dem Senat erkl&#228;rt hat - in derselben Firma wie er Arbeit, ebenfalls als Kraftfahrerin, fand.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Dass die Kl&#228;gerin mit T2 nicht sogleich auch intime Kontakte aufnahm, steht - f&#252;r sich gesehen - der Anwendung des &#167; 1579 Abs. 1 Ziff. 4 BGB nicht entgegen; denn sie lebten im unmittelbaren Anschluss an die Trennung der Parteien ehe&#228;hnlich zusammen (BGH, FamRZ 1980, 665); sie boten nach au&#223;en ganz das Bild eines wie Eheleute zusammenlebenden Paares (vgl. OLG Hamm, 4. FamS, FamRZ 1981, 162).</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Parteien lebten in der Zeit vor der Trennung im Wesentlaichen harmonisch zusammen. Sie boten nach au&#223;en (Aussage des Zeugen T den Eindruck, dass sie sich immer gut verstanden. Dass es ab und zu Streit wegen der Kinder gab, wenn es z.B. um den Zeitpunkt ihres Zubettgehens ging, liegt innerhalb eines normalen Eheverlaufs. Dass dieser Streit, sei es auch nur bisweilen, heftig geworden w&#228;re, hat die Kl&#228;gerin nicht behauptet.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">St&#246;rungen ernsterer Art sind ersichtlich im sexuellen Bereich aufgetreten. Diese hatten ihre Ursache darin, dass die Parteien hinsichtlich der Ausf&#252;hrung des Geschlechtsverkehrs unterschiedliche Vorstellungen hatten. Die Kl&#228;gerin hat jedoch einger&#228;umt, dass der Beklagte sie insoweit zu keinem bestimmten Verhalten gezwungen hat. Somit kann diesbez&#252;glich nicht von einer <u>Verfehlung</u> des Beklagten die Rede sein; die Parteien hatten hierzu unterschiedliche <u>Auffassungen</u>. Es ist nicht hervorgetreten, dass die Auffassung einer der Parteien, etwa die des Beklagten, abnorm gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich wirft die Kl&#228;gerin dem Beklagten noch sein Verhalten anderen Frauen gegen&#252;ber vor. Insoweit hat sie erkl&#228;rt, dass er mit X3 "&#246;fter was gehabt" habe, auch noch nach 1973. Der Beklagte hat einen Vorfall unter Alkoholeinfluss einger&#228;umt, diesen zeitlich aber mit 1972/1973 eingeordnet und hinzugef&#252;gt, dass er jedenfalls in den letzten <u>drei</u> Jahren vor der Trennung nichts mit anderen Frauen gehabt habe.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Immerhin wird bei Beachtung der beiden letzten Gesichtspunkte (St&#246;rungen im sexuellen Bereich und - wenn auch zeitlich zur&#252;ckliegende - au&#223;ereheliche Kontakte des Beklagten) deutlich, dass die Kl&#228;gerin jedenfalls nicht ohne jeden Anlass sich von dem Beklagten abgewandt hat. Hinzu kommt, dass die Kl&#228;gerin aufgrund gemeinsamen Vorschlags der Parteien und gerichtlicher Sorgerechtsentscheidung das Kind der Parteien betreut.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Deshalb kann gegenw&#228;rtig im Ergebnis dahinstehen, ob die Voraussetzungen des &#167; 1579 Abs. 1 Nr. 4 BGB als erf&#252;llt anzusehen sind oder nicht, weil n&#228;mlich nach &#167; 1579 Abs. 2 BGB der Abs. 1 nicht anwendbar ist, solange und soweit von dem Berechtigten wegen der Pflege oder Erziehung eines gemeinschaftlichen Kindes eine Erwerbst&#228;tigkeit nicht erwartet werden kann. Die Anwendung dieser Vorschrift auf den hier zu entscheidenden Fall ist nicht verfassungswidrig. Denn es liegt nach &#220;berzeugung des Senats kein "besonders gelagerter H&#228;rtefall" i.S. der Entscheidung des BVerfG vom 14.07.1981 (FamRZ 1981, 745) vor. Das w&#228;re nur dann der Fall, wenn die Interessen des Beklagten, keinen Unterhalt zahlen zu m&#252;ssen, deutlich die Interessen der Kl&#228;gerin zum Erhalt des vollen Unterhalts &#252;berw&#246;gen und die vollst&#228;ndige oder teilweise Versagung des Unterhaltsanspruchs nach dem Gerechtigkeitsempfinden auch unter Ber&#252;cksichtigung der Belange des Kindeswohls dringend geboten w&#228;re (so zutreffend das KG, Urteil vom 01.10.1982 - 17 UF 144/82 -; die Entscheidung ist zur Ver&#246;ffentlichtung in der FamRZ bestimmt). Davon kann unter den gegebenen Umst&#228;nden nicht die Rede sein. Die Wahrung der Interessen des Beklagten macht es nicht dringend erforderlich, dass er auf jeden Fall von der Verpflichtung zur Zahlung von Unterhalt (ganz oder teilweise) freigestellt wird.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist n&#228;mlich auf den Betrag von monatlich 666,00 DM angewiesen, damit sie das gemeinsame Kind hinreichend betreuen und versorgen kann und nicht ihren Unterhalt insgesamt durch eigene Arbeitsanstrengungen sicherstellen muss, was zu einer Gef&#228;hrdung des Kindeswohls f&#252;hren k&#246;nnte. Der Beklagte andererseits beh&#228;lt nach Abzug der 666,00 DM einen Betrag, der mit (2.120,00 DM - 666,00 DM =) 1.454,00 DM &#252;ber seinem Eigenbedarf (angemessener Selbstbehalt = in der Regel 1.200,00 DM) liegt.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Hinzu kommt, dass - wie dargelegt - die Kl&#228;gerin sich nicht ohne jeden Anlass vom Beklagten abgewandt hat. Somit ist - mag auch die grobe Unbilligkeit i.S. des &#167; 1579 Abs. 1 BGB zu bejahen sein - jedenfalls ein "besonders gelagerter H&#228;rtefall" (BVerfG, FamRZ 1981, 745) nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Mangels besonders gelagerten H&#228;rtefalles ist &#167; 1579 Abs. 2 BGB nach Auffassung des Senats weiterhin voll anwendbar, weil er insoweit nicht verfassungswidrig ist und auch vom BVerfG insoweit nicht f&#252;r verfassungswidrig erkl&#228;rt worden ist (so auch: KG, a.a.O.; Soergel/H&#228;berle, 11. Aufl., Anm. 21 zu &#167; 1579 BGB; vgl. auch: Bosch, FamRZ 752 und 1064). Soweit der Senat fr&#252;her (in seiner in FamRZ 1982, 492 abgedruckten Entscheidung) eine andere Auffassung (bei Verneinung eines besonders gelagerten H&#228;rtefalles Abw&#228;gung im Rahmen des &#167; 1579 Abs. 1 Nr. 4 BGB) vertreten hat, h&#228;lt er daran nicht fest.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht somit Unterhalt nach &#167; 1570 BGB zu. Der ausgeurteilte Betrag von monatlich 666,00 DM entspricht dem Ausma&#223; der Bed&#252;rftigkeit der Kl&#228;gerin und der Leistungsf&#228;higkeit des Beklagten. Der Bedarf der Kl&#228;gerin wird mit dem Betrag von 666,00 DM nicht voll gedeckt. Sie ist aber in dem mit dem Kindeswohl zu vereinbarenden Ma&#223;e gehalten, durch eigene T&#228;tigkeit hinzuzuverdienen. Das mag teilweise durch Versorgung des Zeugen T2 geschehen (insoweit ist die Kl&#228;gerin in ihrer Disposition frei), im &#220;brigen durch Aufnahme einer Teilzeitbesch&#228;ftigung. Diese ist angesichts des Alters des Kindes zumutbar (vgl. BGH, u.a. FamRZ 1981, 17), unter den gegebenen Umst&#228;nden nach Auffassung des Senats auch in Form einer - wenigstens vor&#252;bergehenden - Putzt&#228;tigkeit, die die Kl&#228;gerin zu Unrecht als unzumutbar ablehnt. Sie hat den Beruf eines Tankwarts erlernt und war in der Zeit nach der Trennung vom Beklagten l&#228;ngere Zeit ganzt&#228;gig als Kraftfahrer besch&#228;ftigt. Es erscheint zumutbar, dass sie wenigstens bis zum Finden einer von ihr gesuchten Stelle (Halbtagst&#228;tigkeit als Tankwart oder Kraftfahrer) als Putzfrau arbeitet. Eine solche Stelle h&#228;tte sie nach der &#220;berzeugung des Senats l&#228;ngst finden k&#246;nnen; es ist davon auszugehen, dass ihr eine solche Besch&#228;ftigung einen Betrag von etwa 500,00 DM monatlich netto eingebracht h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Auf Seiten des Beklagten ist von dem vom Amtsgericht mit - nach Abzug des Kindesunterhalts - 2.120,00 DM zugrunde gelegten Betrag auszugehen. Dieses Durchschnittseinkommen f&#252;r 1982 bestimmte auch bereits die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse im Zeitpunkt der Rechtskraft der Scheidung (22.12.1981); jedenfalls ist nichts daf&#252;r ersichtlich, dass es in diesem kurz vor Beginn des Jahres 1982 liegenden Zeitpunkt wesentlich nach unten abgewichen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Wegen der grunds&#228;tzlich gebotenen gleichm&#228;&#223;igen Teilhabe beider Ehegatten an dem die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse bestimmenden Einkommen ist von einem Bedarf der Kl&#228;gerin - f&#252;r die hier zu beurteilende Zeit - in H&#246;he von monatlich 1.166,00 DM auszugehen. Dieser Betrag ergibt sich, indem wegen der notwendigen Mehraufwendungen durch Trennung und Scheidung (getrennte Haushaltsf&#252;hrung u.a.) ein Zuschlag auf die an sich h&#228;lftige Beteiligung am Einkommen gemacht wird. Diesen hat der Senat unter den gegebenen Umst&#228;nden so vorgenommen, dass er als Bedarf der Kl&#228;gerin 55 % von 2.120,00 DM zugrunde gelegt hat (= 1.166,00 DM). Das ist angemessen. Die Kl&#228;gerin hat zwar jetzt eine relativ hohe Miete von 590,00 DM, wie sie im Senatstermin angegeben hat. An dieser muss sich der Zeuge T2, der die Wohnung jedenfalls an den Wochenenden mitbenutzt, jedoch beteiligen. Sonstiger Mehraufwand ist von der Kl&#228;gerin nicht konkret vorgetragen worden. Deshalb ist ein h&#246;herer Zuschlag hier nicht angebracht.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Von dem Betrag von 1.166,00 DM hat der Senat den der Kl&#228;gerin (fiktiv) zuzurechnenden Ertrag einer zumutbaren Arbeit in H&#246;he von 500,00 DM abgesetzt und ist so zu dem Unterhalt von 666,00 DM gelangt. Da die Kl&#228;gerin im Zeitpunkt der Rechtskraft der Scheidung nicht erwerbst&#228;tig war und wohl auch noch nicht sein musste, hat der Senat zur Ermittlung des Urteilsbetrages vorliegend die Anrechnungs-(Subtraktions-)Methode, nicht die sog. Differenzmethode f&#252;r richtig gehalten.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Soweit der Beklagte im Senatstermin geltend gemacht hat, seine Leistungsf&#228;higkeit werde durch Fortfall von Sonntagsfahrten vermindert, hat er noch keine zuverl&#228;ssigen Angaben &#252;ber eine evtl. Einbu&#223;e machen k&#246;nnen. Solche konnten deshalb bei der Entscheidung noch nicht ber&#252;cksichtigt werden. Sollten sie eintreten und wesentlich sein, mag der Beklagte nach &#167; 323 ZPO vorgehen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Der nachgereichte Schriftsatz der Kl&#228;gerin vom 29.11.1982 gibt keinen Anlass, die m&#252;ndliche Verhandlung wiederzuer&#246;ffnen.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 91, 92 Abs. 1, 97 Abs. 1, 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Wegen der grunds&#228;tzlichen Bedeutung der im Zusammenhang mit &#167; 1579 BGB stehenden Rechtsfragen hat der Senat die Revision zugelassen.</p>
315,774
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14 (II) Qs 22/82
"1982-11-24T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:38"
"2019-03-27T09:42:15"
Beschluss
ECLI:DE:LGDO:1982:1124.14II.QS22.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird dahin abge&#228;ndert, da&#223; gegen</p> <p>den Zeugen C -Beschwerdef&#252;hrer- ein Ordnungsgeld von</p> <p>100, --DM, ersatzweise 2 Tage Ordnungshaft, festgesetzt wird.</p> <p>Die weitergehende Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Beschwerdef&#252;hrer tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</p> <p></p> <p>Von den notwendigen Auslagen des Beschwerdef&#252;hrers tr&#228;gt die</p> <p>Staatskasse 3/4; 1/4 tr&#228;gt der Beschwerdef&#252;hrer selbst.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.)</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In dem Strafverfahren 9 Ls 11Js 66/81 ist der Drogenabh&#228;ngige</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">E am 1.6.1981 vom Amtsgericht -Sch&#246;ffengericht- Unna wegen fortgesetzten Erwerbs von Heroin zum Eigenverbrauch, in zwei </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Einzelf&#228;llen i n Tateinheit mit</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Handeltreiben mit Heroin in besonders schwerem Fall, zu einer</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Freiheitsstrafe von 1 Jahr verurteilt worden. Die Vollstreckung</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">der Strafe wurde zur Bew&#228;hrung ausgesetzt. Als</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Bew&#228;hrungsauflage hat das Amtsgericht dem Verurteilten</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">aufgegeben, sich bei der Drogenhilfe in I zu melden und</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">jeder Anweisung der Drogenberater Folge zu leisten. Bei der</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Drogenhilfe I handelt es sich um den Arbeitskreis f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Jugendhilfe e.V., Beratungsstelle f&#252;r Drogenfragen und</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Krisenhilfe, I. Zwischenzeitlich</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">sind Anerkennungsverfahren f&#252;r Drogenberatungsstellen</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">durchgef&#252;hrt worden, denen auch die Drogenhilfe I unterworfen</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">worden ist. Als Betreuer f&#252;r den Verurteilten wurde</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">der Beschwerdef&#252;hrer, von Beruf Sozialarbeiter, eingesetzt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Da der Amtsrichter sich ein Bild &#252;ber das Bew&#228;hrungsverhalten</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">des Verurteilten machen wollte, forderte er von der Drogenhilfe</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">I im Rahmen der Bew&#228;hrungs&#252;berwachung einen Bericht</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">an. Mehrere Aufforderungen zur Abgabe dieses Berichts blieben</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">jedoch erfolglos.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Erst mit Schreiben vom 10.2.1982 &#252;bersandte der Verurteilte</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">an den Amtsrichte r ein Schreiben folgenden Inhalts: </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">"Am 2.11.1981 habe ich meine Therapie bei C</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">nach knapp 3 Monaten abgebrochen, weil ich mich nicht richtig</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">in die<i> </i>Gruppe integrieren konnte. Ich f&#252;hlte mich dort als</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Au&#223;enseiter. Trotzdem meine ich, da&#223; die Therapie mir einiges</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">gebracht hat, weil ich seitdem nicht wieder r&#252;ckf&#228;llig</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">geworden bin.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Ich habe am 19.11.1981 eine Arbeitsbeschaffungsma&#223;nahme vom</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Arbeitsamt beim Kreis Unna bekommen, die aber schon am</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">8.1.1982 auslief. Seitdem bem&#252;he ich mich beim Arbeitsamt um</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">eine Umschulung bzw. Lehrstelle. Da aber die Lehrstellen zur</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Zeit sehr knapp sind und mein Antrag f&#252;r die Umschulung noch</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">nicht endg&#252;ltig bearbeitet ist, kann ich dar&#252;ber noch nichts</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">genaueres sagen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Auch im privaten Bereich komme ich gut klar. Ich habe eine</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">neue Freundin und einen neuen Freundeskreis, mit<i> </i>denen ich</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">&#246;fter Sport treibe. Au&#223;erdem habe ich noch regelm&#228;&#223;igen</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Kontakt mit der Drogenberatungsstelle in I."</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Dieses vom Verurteilten unterschriebene Schreiben ist vom</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Beschwerdef&#252;hrer mitunterzeichnet worden.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Da dem Amtsrichter nach eigenen Angaben der Inhalt dieses</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Schreibens zur Beurteilung des Bew&#228;hrungsverhaltens des</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Verurteilten nicht ausreichte, beraumte er einen Vernehmungstermin</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">an, indem der Beschwerdef&#252;hrer f&#246;rmlich, als</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Zeuge vernommen werden sollte.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Der Beschwerdef&#252;hrer erschien zu diesem Termin in seiner</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Eigenschaft als Zeuge. Er weigerte sich jedoch, zur Sache</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Auszusagen. Insbesondere lehnte er es ab, selbst die Frage zu</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">beantworten, ob der Verurteilte &#252;berhaupt Kontakt mit dem</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Arbeitskreis f&#252;r Jugendhilfe aufgenommen habe. Der Beschwerdef&#252;hrer</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">erkl&#228;rte vielmehr, grunds&#228;tzlich zur Sache</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">nichts aussagen zu wollen. In diesem Zusammenhang berief er</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">sich auf eine Schweigepflicht, die sich die Mitarbeiter der</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Beratungsstelle selbst auferlegt h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht erlie&#223; daraufhin den angefochtenen Ordnungsgeldbeschlu&#223;,</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">durch den dem Beschwerdef&#252;hrer wegen seiner</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Weigerung, als Zeuge auszusagen, die Kosten auferlegt wurden,</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">die durch seine Weigerung entstanden sind. Zugleich wurde</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">gegen den Zeugen ein Ordnungsgeld in H&#246;he von 4oo,--DM,</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">ersatzweise 8 Tage Ordnungshaft festgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Mit dem zul&#228;ssigen Rechtsmittel der Beschwerde wendet sich</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">der Zeuge als Beschwerdef&#252;hrer gegen den vorerw&#228;hnten</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Beschlu&#223;. Zur Begr&#252;ndung tr&#228;gt er vor, ihm habe ein Zeugnisverweigerungsrecht</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">zugestanden. Dazu f&#252;hrt der Beschwerdef&#252;hrer</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">aus, die Vorschriften &#252;ber das Zeugnisverweigerungs-</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">recht aus &#167;&#167; 53, 54 StPO w&#252;rden zwar nicht ausdr&#252;cklich</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Sozialarbeiter und Drogenberater nennen; hier komme jedoch</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">eine analoge Anwendung in Betracht. Interessenlage und</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Schutzzweck seien vergleichbar mit den in &#167; 53 Abs. I Ziffer 3</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">a StPO aufgef&#252;hrten Mitarbeitern von Beratungsstellen nach &#167;</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">218 b Abs. II Ziffer 1 StGB.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Er ist im &#252;brigen der Auffassung, da&#223; ihm ein Zeugnisverweigerungsrecht</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">direkt aus den verfassungsrechtlichen</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Prinzipien des Pers&#246;nlichkeitsschutzes aus Artikel 1 in</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Verbindung mit Artikel 1 Abs. I GG sowie nach dem Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatz</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">zustehe. Beide Artikel des Grundgesetzes</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">w&#252;rden sowohl die Einrichtung und das bestimmungsgem&#228;&#223;e</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Wirken von Drogenberatungs-und Therapieeinrichtungen wie auch</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">die Intim-und Privatsph&#228;re der Personen sch&#252;tzen, die diese</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Einrichtungen aufsuchen w&#252;rden. Ergebe eine Abw&#228;gung der</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">beiderseitigen Interessen im konkreten Fall einen unverh&#228;ltnism&#228;&#223;igen</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Eingriff des Staates in den Schutzbereich des</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Betroffenen bei &#252;berwiegenden Interessen des Betroffenen, so</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">werde die Durchsetzung der Zeugnisverpflichtung unzul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">In diesem Zusammenhang weist der Beschwerdef&#252;hrer auf die</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts in BVerfGE 44, 372</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">ff. hin.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick auf die in dieser Entscheidung niedergelegten</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Grunds&#228;tze vertritt er die Ansicht, da&#223; durch die Nichtabgabe</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">des Zeugnisses die Ermittlung und Strafverfolgung erkennbar</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">nicht beeintr&#228;chtigt werde. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrt er an, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">das Strafverfahren in dem vorliegenden Fall bereits zu einem</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">rechtskr&#228;ftigen Abschlu&#223; gekommen sei. Im &#252;brigen, so f&#252;hrt</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">der Beschwerdef&#252;hrer weiter aus, habe das Amtsgericht</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">wissentlich auf die M&#246;glichkeit der Zeugniserlangung durch</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">die<i> </i>Bew&#228;hrungshilfe verzichtet. Schlie&#223;lich weist der</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Beschwerdef&#252;hrer darauf hin, da&#223; das Amtsgericht mi t dem</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Schreiben des Probanden vom 10.2.1982 &#252;ber den Bew&#228;hrungs-</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">verlauf unterrichtet gewesen sei. Er folgert hieraus, da&#223; aus</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">diesem Grund kein Anla&#223; f&#252;r die Erzwingung des Zeugnisses</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">&#252;ber die Beweisgegenst&#228;nde gegeben sei.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Der Beschwerdef&#252;hrer ist erg&#228;nzend durch den Berichterstatter</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">der Kammer zu den Gr&#252;nden, die ihn veranla&#223;t haben, das</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Zeugnis vor dem Amtsgericht zu verweigern, geh&#246;rt worden. Er</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">hat hierzu u.a. angegeben, von vornherein den Klienten, die</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">zu ihnen in die Drogenberatung k&#228;men, absolute Verschwiegenheit</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">zuzusichern. Dies gelte auch dann: wenn ein Proband die</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Drogenberater von der Schweigepflicht entbinden w&#252;rde. Auch</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">in diesem Fall w&#252;rden keine Informationen herausgegeben. Der</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Beschwerdef&#252;hrer &#228;u&#223;erte in diesem Zusammenhang seine</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Hoffnung, da&#223; bei Bekanntwerden von Zeugnisverweigerungsf&#228;llen</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">der vorliegenden Art m&#246;glicherweise ein Gesetzentwurf</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">zur Normierung eines Zeugnisverweigerungsrechts auch f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Drogenberater eingebracht werden wird.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Der Verurteilte hat in der vorerw&#228;hnten Anh&#246;rung erkl&#228;rt,</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">sein schriftlicher Bericht vom 10.2.1982 entspreche den</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Tatsachen. Insbesondere habe er nichts verschwiegen. Er sei</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">zwar nicht damit einverstanden gewesen, da&#223; sein Drogenberater</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">im Termin vor dem Amtsgericht eine Aussage mache.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Dies habe jedoch darauf beruht, da&#223; er nicht habe Veranlassung</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">geben wollen, da&#223; Angelegenheiten von fr&#252;her aufgedeckt</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten dieser Anh&#246;rung wird auf den</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Inhalt der Sitzungsniederschrift vom 18. November 1982 (Blatt</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">179 bis Blatt 182 der Akten) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">II.)</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist nur aus dem, sich aus dem Tenor der</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Entscheidung ergebenden Umfang begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Die generelle Weigerung des Beschwerdef&#252;hrers in seiner</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Eigenschaft als Zeuge, jegliche Angaben &#252;ber das Bew&#228;hrungsverhalten</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">des Verurteilten zu verweigern, ist ohne gesetz-</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">lichen Grund im Sinne des &#167; 70 Abs. I Satz 1 StPO erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Dies hat die zwingende gesetzliche Folge, da&#223; dem Beschwerdef&#252;hrer</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">gem. &#167; 70 Abs. I StPO ein Ordnungsgeld aufzuerlegen war.</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">Es kann dahingestellt bleiben, ob dem Beschwerdef&#252;hrer ein</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">Zeugnisverweigerungsrecht hinsichtlich bestimmter, das</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">Pers&#246;nlichkeitsrecht des Verurteilten tangierender Fragen</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">zusteht . Eine pauschale Verweigerung jeglicher Angaben ist</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">jedenfalls weder durch ein ausdr&#252;ckliches Zeugnisverweigerungsrecht</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">noch auf Grund verfassungsrechtlicher Grunds&#228;tze im vorliegenden Falle gedeckt.</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">Die vorab erw&#228;hnte Auffassung der Kammer beruht auf folgenden</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">Erw&#228;gungen :</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">A.)</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">1.) Der Beschwerdef&#252;hrer geh&#246;rt nicht zu dem Personenkreis,</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">dem in &#167; 53 StPO ein Zeugnisverweigerungsrecht zugebilligt</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">wird, Weder sein Beruf als Sozialarbeiter noch seine konkrete</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">T&#228;tigkeit als Drogenberater begr&#252;nden f&#252;r den Beschwerdef&#252;hrer</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">ein generelles Zeugnisverweigerungsrecht im Sinne der</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">vorgenannten Vorschrift. Dabei ist in diesem Zusammenhang</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">insbesondere zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; nach der grundlegenden</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 19.7.1972</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">(Band 33 Seite 367) die Nichtaufnahme von Sozialarbeitern in</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">den Katalog des &#167; 53 StPO nicht verfassungswidrig ist. Die</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">Kammer schlie&#223;t sich dieser Auffassung an.</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">2.) Es kann dahingestellt bleiben, ob der Beschwerdef&#252;hrer in</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">seiner Eigenschaft als Drogenberater unter den Personenkreis</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">des &#167; 203 Abs. I Nr. 4 StGB f&#228;llt. Selbst wenn der Beschwerdef&#252;hrer</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">ein Geheimnistr&#228;ger im Sinne dieser Vorschrift sein</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">w&#252;rde, so ist anerkannt, da&#223; derartigen Personen ohne das</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">Hinzutreten weiterer Umst&#228;nde ein Zeugnisverweigerungsrecht</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">nicht zusteht. (vgl. auch Kleinknecht, Kommentar zur StPO</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">34. Aufl., Anm. 20 zu &#167;53). Ein den "Mitgliedern oder</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">Beauftragten einer anerkannten Beratungsstelle nach &#167; 218 b</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">Abs.II Nr. 1 des Strafgesetzbuches" in &#167; 53 Abs. I Nr. 3 a</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">StPO einger&#228;umtes Zeugnisverweigerungsrecht ist den Drogenberatern,</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">die ihrerseits Geheimnistr&#228;ger im Sinne von &#167; 203</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">Abs. I Nr. 4 StGB sind, gerade nicht einger&#228;umt. Grunds&#228;tzlich</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">m&#252;ssen daher derartige Geheimnistr&#228;ger trotz ihrer</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">Verschwiegenheitspflicht aussagen ( so auch Dreher-Tr&#246;ndle,</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">Kommentar zum StGB, 40 . Auflage, &#167; 203 Anm. 30). Es kann</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">somit auch offenbleiben, ob die Drogenhilfe I eine</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">&#246;ffentlich anerkannte Institution im Sinne von &#167; 203 Abs. I</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">Nr. 4 StGB ist .</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">3.) Eine analoge Anwendung des &#167; 53 StPO auf den Beschwerdef&#252;hrer</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">kommt nicht in Betracht. Eine Analogie setzt eine</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">Gesetzl&#252;cke voraus. Eine solche besteht aber nicht, denn dem</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">Gesetzgeber ist die vorstehende Problematik seit l&#228;ngerem</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">bekannt. Dies geht aus der Bundestagsdrucksache 7/2989</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks">hervor. Danach sind die Beratungen im Rechtsausschu&#223; &#252;ber den</p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks">Entwurf der Bundesregierung vom 10.5.1974 (Bundestagsdruck-</p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks">sache 7/2526), nach dem der zur Zeugnisverweigerung berech-</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks">tigte Personenkreis des &#167; 53 Abs . I Nr . 3 auf Sozialarbeiter,</p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks">Sozialp&#228;dagogen und Psychologen mit staatlich anerkannter</p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks">Ausbildung ausgedehnt werden sollte, zur&#252;ckgestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks">Aus einer schriftlichen Auskunft der Bundesregierung vom</p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks">12.8.1977 (Bundestagsdrucksache<i>) </i>geht &#252;berdies hervor,</p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks">da&#223; nicht beabsichtigt ist, die Beratungen &#252;ber den Regierungsentwurf</p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks">vom 10.5.1974 im Hinblick auf eine Erweiterung</p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks">des zur Zeugnisverweigerung berechtigten Personenkreise s nach</p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks">&#167; 53 Abs. I Ziff. 3 a StPO wieder aufzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks">Es mag in diesem Zusammenhang zwar widerspr&#252;chlich erscheinen,</p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks">da&#223; Zeugen, die unter Umst&#228;nden von der T&#246;tung</p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks">ungeborenen Lebens in ihrer Eigenschaft als Berater gem. &#167;</p> <span class="absatzRechts">198</span><p class="absatzLinks">218 b StGB Kenntnis haben, ein Zeugnisverweigerungsrecht</p> <span class="absatzRechts">199</span><p class="absatzLinks">zusteht, Drogenberatern hingegen dieses Recht nicht einger&#228;umt</p> <span class="absatzRechts">200</span><p class="absatzLinks">wird. Das allein aber reicht zur Annahme einer Gesetzesl&#252;cke</p> <span class="absatzRechts">201</span><p class="absatzLinks">nicht aus. Vielmehr ist gerade im Hinblick auf</p> <span class="absatzRechts">202</span><p class="absatzLinks">die Neufassung des Bet&#228;ubungsmittelgesetzes vom 1.1.1982</p> <span class="absatzRechts">203</span><p class="absatzLinks">davon auszugehen, da&#223; der Gesetzgeber diese Problematik</p> <span class="absatzRechts">204</span><p class="absatzLinks">gekannt hat und gleichwohl den Drogenberatern bewu&#223;t kein</p> <span class="absatzRechts">205</span><p class="absatzLinks">generelles Zeugnisverweigerungsrecht einger&#228;umt hat. </p> <span class="absatzRechts">206</span><p class="absatzLinks">4.) Der Beschwerdef&#252;hrer geh&#246;rt in seinem konkreten T&#228;tig-</p> <span class="absatzRechts">207</span><p class="absatzLinks">keitsbereich auch nicht zum Kreis der in &#167; 53 a StPO ge</p> <span class="absatzRechts">208</span><p class="absatzLinks">nannten "Berufshelfer " ,da nicht ersichtIich ist, da&#223; er bei</p> <span class="absatzRechts">209</span><p class="absatzLinks">seiner Beratung als Mitarbeiter einer Person t&#228;tig geworden</p> <span class="absatzRechts">210</span><p class="absatzLinks">ist, die ihrerseits zu den in &#167; 53 StPO gesch&#252;tzten Berufsgruppen</p> <span class="absatzRechts">211</span><p class="absatzLinks">z&#228;hlt.</p> <span class="absatzRechts">212</span><p class="absatzLinks">5.) Der Beschwerdef&#252;hrer f&#228;llt auch nicht unter den in &#167; 54</p> <span class="absatzRechts">213</span><p class="absatzLinks">StPO gesch&#252;tzten Personenkreis. Er ist Angeh&#246;riger eines</p> <span class="absatzRechts">214</span><p class="absatzLinks">eingetragenen Vereins und damit nicht Angeh&#246;riger des</p> <span class="absatzRechts">215</span><p class="absatzLinks">&#246;ffentlichen Dienstes. Zwar ist nach herrschender Meinung</p> <span class="absatzRechts">216</span><p class="absatzLinks">(vgl. die Nachweise bei L&#246;we-Rosenberg-Meyer StPO 23. Aufl., &#167;</p> <span class="absatzRechts">217</span><p class="absatzLinks">54 Randnummer 9) davon auszugehen, da&#223; auch nicht dem</p> <span class="absatzRechts">218</span><p class="absatzLinks">&#246;ffentlichen Dienst angeh&#246;rige Personen unter &#167; 54 StPO</p> <span class="absatzRechts">219</span><p class="absatzLinks">fallen k&#246;nnen, wenn nur ihre Amtsfunktion mit der einer</p> <span class="absatzRechts">220</span><p class="absatzLinks">Beh&#246;rde im weitesten Sinne in Zusammenhang steht. Dies mag</p> <span class="absatzRechts">221</span><p class="absatzLinks">f&#252;r eine Drogenberatungsstelle, die in gewissem Ma&#223;e mit</p> <span class="absatzRechts">222</span><p class="absatzLinks">Strafvollstreckungsbeh&#246;rden zusammenarbeitet, noch bejaht</p> <span class="absatzRechts">223</span><p class="absatzLinks">werden k&#246;nnen. Erforderlich ist jedoch auf jeden Fall, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">224</span><p class="absatzLinks">der Verein seinerseits beh&#246;rdlich oder zumindest beh&#246;rden&#228;hnlich</p> <span class="absatzRechts">225</span><p class="absatzLinks">organisiert ist. Dies aber l&#228;&#223;t sich f&#252;r die Drogenhilfe</p> <span class="absatzRechts">226</span><p class="absatzLinks">I nicht feststellen.</p> <span class="absatzRechts">227</span><p class="absatzLinks">B.) Da kein ausdr&#252;ckliches gesetzliches Zeugnisverweigerungsrecht</p> <span class="absatzRechts">228</span><p class="absatzLinks">f&#252;r den Beschwerdef&#252;hrer besteht, kommt nur ein solches</p> <span class="absatzRechts">229</span><p class="absatzLinks">aus verfassungsrechtlichen Grunds&#228;tzen (Artikel 1 und 2 <i>GG)</i></p> <span class="absatzRechts">230</span><p class="absatzLinks">in Betracht. Da&#223; im Einzelfall ein sich aus dem Grundgesetz</p> <span class="absatzRechts">231</span><p class="absatzLinks">ergebendes Zeugnisverweigerungsrecht gegeben sein kann, hat</p> <span class="absatzRechts">232</span><p class="absatzLinks">das Bundesverfassungsgericht bereits in seiner Entscheidung</p> <span class="absatzRechts">233</span><p class="absatzLinks">vom 19.7.1.972 angedeutet und in der Entscheidung vom</p> <span class="absatzRechts">234</span><p class="absatzLinks">24.5.1977 (Band 44 Seite 372 ff.) grundlegend dargelegt.</p> <span class="absatzRechts">235</span><p class="absatzLinks">Danach ist von folgenden Grunds&#228;tzen auszugehen.</p> <span class="absatzRechts">236</span><p class="absatzLinks">I.) Artikel 1 Abs. 1 Grundgesetz gew&#228;hrleistet dem eingetragenen</p> <span class="absatzRechts">237</span><p class="absatzLinks">Verein der Drogenhilfe I den Schutz seiner</p> <span class="absatzRechts">238</span><p class="absatzLinks">allgemeinen Handlungsfreiheit (vgl. BVerfGE 29<i>, </i>260 ff.).</p> <span class="absatzRechts">239</span><p class="absatzLinks">Dieser Schutz umfa&#223;t nicht nur die Einrichtung der Beratungsstelle</p> <span class="absatzRechts">240</span><p class="absatzLinks">als solche, sondern auch deren bestimmungsgem&#228;&#223;es</p> <span class="absatzRechts">241</span><p class="absatzLinks">Wirken im Rahmen der Gesetze. Den Klienten der</p> <span class="absatzRechts">242</span><p class="absatzLinks">Beratungsstelle, zu denen auch der Beschwerdef&#252;hrer z&#228;hlt,</p> <span class="absatzRechts">243</span><p class="absatzLinks">steht das Grundrecht auf Achtung ihrer Intim-und Privatsph&#228;re</p> <span class="absatzRechts">244</span><p class="absatzLinks">zu (Artikel 2 Abs. I i.V. mit Artikel 1 Abs. I GG<i>). </i>Die</p> <span class="absatzRechts">245</span><p class="absatzLinks">Gespr&#228;che, Tests, therapeutischen Ma&#223;nahmen und die eigenen</p> <span class="absatzRechts">246</span><p class="absatzLinks">Schriftlichen &#196;u&#223;erungen des Klienten betreffen zwar nicht</p> <span class="absatzRechts">247</span><p class="absatzLinks">die unantastbare Intimssph&#228;re , wohl aber den privaten</p> <span class="absatzRechts">248</span><p class="absatzLinks">Bereich. Sie nehmen damit teil an dem Schutz, den das</p> <span class="absatzRechts">249</span><p class="absatzLinks">Grundrecht aus Artikel 2 Abs. I i.V. mit Artikel 1 Abs. 1 GG</p> <span class="absatzRechts">250</span><p class="absatzLinks">dem einzelnen vor dem Zugriff der &#246;ffentlichen Gewalt gew&#228;hrt</p> <span class="absatzRechts">251</span><p class="absatzLinks">(vgl. BVerfG 32, 373).</p> <span class="absatzRechts">252</span><p class="absatzLinks">Staatliche Eingriffe in den Schutzbereich der vorgenannten</p> <span class="absatzRechts">253</span><p class="absatzLinks">Grundrechte sind dagegen nicht schlechthin. ausgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">254</span><p class="absatzLinks">Insbesondere kann grunds&#228;tzlich dem schutzw&#252;rdigen Interesse</p> <span class="absatzRechts">255</span><p class="absatzLinks">drogenabh&#228;ngiger Personen an der Geheimhaltung von Informationen</p> <span class="absatzRechts">256</span><p class="absatzLinks">aus ihrem Intim-oder Privatbereich kein Vorrang vor</p> <span class="absatzRechts">257</span><p class="absatzLinks">anderen Interessen, insbesondere denjenigen des Staates</p> <span class="absatzRechts">258</span><p class="absatzLinks">zuerkannt werden (BVerfG Entscheidung a.a.O. Seite 378).</p> <span class="absatzRechts">259</span><p class="absatzLinks">Andererseits &#252;berwiegen die Belange einer funktionst&#252;chtigen</p> <span class="absatzRechts">260</span><p class="absatzLinks">Strafrechtspflege im Bereich der Bek&#228;mpfung des Drogenmi&#223;brauchs</p> <span class="absatzRechts">261</span><p class="absatzLinks">und das &#246;ffentliche Interesse an der Suchtkrankenberatung</p> <span class="absatzRechts">262</span><p class="absatzLinks">ebenfalls nicht generell. W&#228;re ein &#220;berwiegen strafrechtlicher</p> <span class="absatzRechts">263</span><p class="absatzLinks">Belange und damit Eingriffe des Staates in dem</p> <span class="absatzRechts">264</span><p class="absatzLinks">Bereich der Suchtkrankenberatungsstellen unter den in der</p> <span class="absatzRechts">265</span><p class="absatzLinks">Strafproze&#223;ordnung normierten Voraussetzungen stets zul&#228;ssig,</p> <span class="absatzRechts">266</span><p class="absatzLinks">so w&#252;rde dies im Regelfall die f&#252;r die Arbeit der betroffenen</p> <span class="absatzRechts">267</span><p class="absatzLinks">Stellen notwendige Vertrauensbasis zerst&#246;ren und zugleich die</p> <span class="absatzRechts">268</span><p class="absatzLinks">T&#228;tigkeit aller anderen Beratungsstellen gef&#228;hrden. Dies kann</p> <span class="absatzRechts">269</span><p class="absatzLinks">im Interesse einer leistungsf&#228;higen Gesundheitsf&#252;rsorge auf</p> <span class="absatzRechts">270</span><p class="absatzLinks">dem Gebiet der Suchtkrankenberatung nicht hingenommen werden.</p> <span class="absatzRechts">271</span><p class="absatzLinks">Die generelle Abw&#228;gung beider Interessen ergibt vielmehr, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">272</span><p class="absatzLinks">das zum Gew&#228;hrleistungsbereich des Staates geh&#246;rende Interesse</p> <span class="absatzRechts">273</span><p class="absatzLinks">an einer leistungsf&#228;higen Strafjustiz in den vorstehenden</p> <span class="absatzRechts">274</span><p class="absatzLinks">Interessen eines Drogenabh&#228;ngigen zumindest gleichwertig ist.</p> <span class="absatzRechts">275</span><p class="absatzLinks">2.) Eine Verletzung von Grundrechten der Betroffenen kann in</p> <span class="absatzRechts">276</span><p class="absatzLinks">diesem Zusammenhang nur dann angenommen werden, wenn durch</p> <span class="absatzRechts">277</span><p class="absatzLinks">den staatlichen Eingriff die gesundheitsf&#252;rsorgerischen</p> <span class="absatzRechts">278</span><p class="absatzLinks">Belange in einem solchen Ma&#223;e beeintr&#228;chtigt werden, da&#223; der</p> <span class="absatzRechts">279</span><p class="absatzLinks">durch den Eingriff verursachte Schaden au&#223;er Verh&#228;ltnis zu</p> <span class="absatzRechts">280</span><p class="absatzLinks">dem mit dem Eingriff angestrebten und erreichbaren Erfolg</p> <span class="absatzRechts">281</span><p class="absatzLinks">steht. Bei dieser Abw&#228;gung unter dem Gesichtspunkt des</p> <span class="absatzRechts">282</span><p class="absatzLinks">Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatzes ist allgemein zu ber&#252;cksichtigen:</p> <span class="absatzRechts">283</span><p class="absatzLinks">a.) das generelle Interesse der Allgemeinheit an der</p> <span class="absatzRechts">284</span><p class="absatzLinks">ordnungsgem&#228;&#223;en Durchsetzung von Strafanspr&#252;chen des Staates,</p> <span class="absatzRechts">285</span><p class="absatzLinks">b.) die M&#246;glichkeit zur Erlangung desselben Beweisergebnisses</p> <span class="absatzRechts">286</span><p class="absatzLinks">&#252;ber andere Beweismittel</p> <span class="absatzRechts">287</span><p class="absatzLinks">c.) der Wert des angestrebten Beweismittels f&#252;r das weitere</p> <span class="absatzRechts">288</span><p class="absatzLinks">Verfahren</p> <span class="absatzRechts">289</span><p class="absatzLinks">d.) die Erheblichkeit des dem Verfahren zugrundeliegenden</p> <span class="absatzRechts">290</span><p class="absatzLinks">Delikts und das konkrete Strafverfolgungsinteresse der</p> <span class="absatzRechts">291</span><p class="absatzLinks">zust&#228;ndigen Beh&#246;rde und</p> <span class="absatzRechts">292</span><p class="absatzLinks">e<i>.) </i>die Schutzw&#252;rdigkeit der Institutionen, von der das</p> <span class="absatzRechts">293</span><p class="absatzLinks">Beweismittel abgefordert wird.</p> <span class="absatzRechts">294</span><p class="absatzLinks">II.) Unter Zugrundelegung der Vorstehend ,aufgef&#252;hrten</p> <span class="absatzRechts">295</span><p class="absatzLinks">Grunds&#228;tze war f&#252;r die Entscheidung der Kammer im vorliegenden</p> <span class="absatzRechts">296</span><p class="absatzLinks">Fall folgendes zu ber&#252;cksichtigen:</p> <span class="absatzRechts">297</span><p class="absatzLinks">1.) Der Verurteilte ist wegen fortgesetzten Erwerbes von</p> <span class="absatzRechts">298</span><p class="absatzLinks">Heroin zum Eigenverbrauch in zwei F&#228;llen in Tateinheit mit</p> <span class="absatzRechts">299</span><p class="absatzLinks">Handeltreiben mit Heroin in besonders schwerem Fall zu einer</p> <span class="absatzRechts">300</span><p class="absatzLinks">Freiheitsstrafe von 1 Jahr verurteilt worden. Der Strafanspruch</p> <span class="absatzRechts">301</span><p class="absatzLinks">des Staates ist von daher gesehen, auch wenn es sich</p> <span class="absatzRechts">302</span><p class="absatzLinks">bei dem Delikt bereits um eine Verwirklichung eines gesetzlichen</p> <span class="absatzRechts">303</span><p class="absatzLinks">Qualifikationsmerkmales handelt, vielleicht noch als</p> <span class="absatzRechts">304</span><p class="absatzLinks">verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig gering anzusehen, zumal es hier nicht vorwiegend</p> <span class="absatzRechts">305</span><p class="absatzLinks">um die Verfolgung eines Dealers, sondern eines</p> <span class="absatzRechts">306</span><p class="absatzLinks">Drogenabh&#228;ngigen ging.</p> <span class="absatzRechts">307</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht h&#228;tte au&#223;erdem zur Erlangung des erstrebten</p> <span class="absatzRechts">308</span><p class="absatzLinks">Beweisergebnisses sich anderer Mittel bedienen k&#246;nnen. Es</p> <span class="absatzRechts">309</span><p class="absatzLinks">h&#228;tte einen Bew&#228;hrungshelfer einschalten k&#246;nnen; auch w&#228;re</p> <span class="absatzRechts">310</span><p class="absatzLinks">es m&#246;glich gewesen, den Verurteilten selbst zu h&#246;ren und</p> <span class="absatzRechts">311</span><p class="absatzLinks">dadurch den Informatinsstand, wie er sich aus dem Schreiben</p> <span class="absatzRechts">312</span><p class="absatzLinks">vom 10.2.1982 ergab, zu &#252;berpr&#252;fen.</p> <span class="absatzRechts">313</span><p class="absatzLinks">Auf der anderen Seite war jedoch zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; der</p> <span class="absatzRechts">314</span><p class="absatzLinks">Wert des angestrebten Beweismittels ist aber f&#252;r das weitere</p> <span class="absatzRechts">315</span><p class="absatzLinks">Verfahren durchaus bedeutend gewesen ist. Der Beschwerdef&#252;hrer</p> <span class="absatzRechts">316</span><p class="absatzLinks">h&#228;tte aufschlu&#223;reiche Angaben &#252;ber das Bew&#228;hrungsverhalten</p> <span class="absatzRechts">317</span><p class="absatzLinks">des Verurteilten abgeben k&#246;nnen. Zwar haben sich keine</p> <span class="absatzRechts">318</span><p class="absatzLinks">Anhaltspunkte f&#252;r ein Bew&#228;hrungsversagen des Verurteilten</p> <span class="absatzRechts">319</span><p class="absatzLinks">ergeben. Das Amtsgericht war jedoch gehalten, in regelm&#228;&#223;igen</p> <span class="absatzRechts">320</span><p class="absatzLinks">Abst&#228;nden von amtswegen das Bew&#228;hrungsverhalten des Verur-</p> <span class="absatzRechts">321</span><p class="absatzLinks">teilten zu &#252;berpr&#252;fen. Im &#252;brigen hat die Anh&#246;rung des</p> <span class="absatzRechts">322</span><p class="absatzLinks">Beschwerdef&#252;hrers vor der Kammer gezeigt, da&#223; es ihm kaum um</p> <span class="absatzRechts">323</span><p class="absatzLinks">eine Konfliktl&#246;sung im Einzelfall ging, sondern ganz &#252;ber-</p> <span class="absatzRechts">324</span><p class="absatzLinks">wiegend um eine politische Aktion, zur Erstreitung eines</p> <span class="absatzRechts">325</span><p class="absatzLinks">generellen Zeugnisverweigerungsrechts f&#252;r bestimmte Berufsgruppen.</p> <span class="absatzRechts">326</span><p class="absatzLinks">So hat er bei der Anh&#246;rung vor dem Berichterstatter</p> <span class="absatzRechts">327</span><p class="absatzLinks">der Kammer darauf hingewiesen, da&#223; er sich ziemlich sicher</p> <span class="absatzRechts">328</span><p class="absatzLinks">sei, da&#223; bei einer vermehrten Anzahl von Beschwerdeverfahren</p> <span class="absatzRechts">329</span><p class="absatzLinks">der vorliegenden Art ein neuer Gesetzentwurf zur Erweiterung</p> <span class="absatzRechts">330</span><p class="absatzLinks">des Zeugnisverweigerungsrechts f&#252;r bestimmte Berufsgruppen</p> <span class="absatzRechts">331</span><p class="absatzLinks">eingebracht werden w&#252;rde. Mit seiner Unterschrift unter das</p> <span class="absatzRechts">332</span><p class="absatzLinks">Schreiben vom 10.2.1982 hat er sich bereits in Widerspruch zu</p> <span class="absatzRechts">333</span><p class="absatzLinks">dem von ihm selbst geschilderten Prinzip, grunds&#228;tzlich keine</p> <span class="absatzRechts">334</span><p class="absatzLinks">Angaben &#252;ber das Klientenverhalten zu machen, gesetzt.</p> <span class="absatzRechts">335</span><p class="absatzLinks">2.) Es kann dahingestellt bleiben, ob Fragen des Amtsgerichts</p> <span class="absatzRechts">336</span><p class="absatzLinks">&#252;ber die in dem Schreiben vom 10.2.1982 angegebenen Daten</p> <span class="absatzRechts">337</span><p class="absatzLinks">hinaus bereits in den schutzw&#252;rdigen Intim-und Privatbereich</p> <span class="absatzRechts">338</span><p class="absatzLinks">des Verurteilten eingegriffen h&#228;tten. Eine Abw&#228;gung ergibt</p> <span class="absatzRechts">339</span><p class="absatzLinks">jedenfalls, da&#223; ein schutzw&#252;rdiges Interesse des Betroffenen</p> <span class="absatzRechts">340</span><p class="absatzLinks">sowie des Beschwerdef&#252;hrers an der Geheimhaltung von</p> <span class="absatzRechts">341</span><p class="absatzLinks">"Rahmendaten der Therapie" (wie z.B. Beginn, Umwandlung in</p> <span class="absatzRechts">342</span><p class="absatzLinks">eine Therapieform, Ende und Nachbetreuung) nicht vorliegt.</p> <span class="absatzRechts">343</span><p class="absatzLinks">Der staatliche Eingriff zur Erlangung derartiger Daten sowie</p> <span class="absatzRechts">344</span><p class="absatzLinks">dar&#252;ber hinaus zur Erlangung der in dem Schreiben vom</p> <span class="absatzRechts">345</span><p class="absatzLinks">10.2.1982 niedergelegten Angaben ist derart geringf&#252;gig , da&#223;</p> <span class="absatzRechts">346</span><p class="absatzLinks">ein unverh&#228;ltnism&#228;&#223;iger Eingriff in die Interessen des</p> <span class="absatzRechts">347</span><p class="absatzLinks">Betroffenen bzw. des Beschwerdef&#252;hrers nicht gegeben ist.</p> <span class="absatzRechts">348</span><p class="absatzLinks">Derartige Angaben liegen &#252;berdies in der gegebenen Situation</p> <span class="absatzRechts">349</span><p class="absatzLinks">auch im dringenden Interesse gerade des Betroffenen, denn</p> <span class="absatzRechts">350</span><p class="absatzLinks">eine pauschale Verweigerung jeglicher Auskunft h&#228;tte zur</p> <span class="absatzRechts">351</span><p class="absatzLinks">Folge, da&#223; Strafverfolgungsbeh&#246;rden mangels einer Kenntnis</p> <span class="absatzRechts">352</span><p class="absatzLinks">dar&#252;ber, ob beispielsweise eine Therapie &#252;berhaupt abge-</p> <span class="absatzRechts">353</span><p class="absatzLinks">schlossen wurde, gegebenenfalls h&#228;rtere Ma&#223;nahmen ergreifen</p> <span class="absatzRechts">354</span><p class="absatzLinks">m&#252;&#223;ten.</p> <span class="absatzRechts">355</span><p class="absatzLinks">3.) Damit steht fest, da&#223; dem Beschwerdef&#252;hrer ein Zeugnisver-</p> <span class="absatzRechts">356</span><p class="absatzLinks">we igerungsrecht jedenfalls insoweit nich t zustand, als von</p> <span class="absatzRechts">357</span><p class="absatzLinks">ihm Angaben &#252;ber &#228;u&#223;ere Therapiedaten und dar&#252;ber, ob die</p> <span class="absatzRechts">358</span><p class="absatzLinks">Therapie erfolgreich abgeschlossen werden kann, begehrt</p> <span class="absatzRechts">359</span><p class="absatzLinks">wurden.</p> <span class="absatzRechts">360</span><p class="absatzLinks">Der Umstand, da&#223; dem Amtsgericht aus dem vorgenannten</p> <span class="absatzRechts">361</span><p class="absatzLinks">Schreiben bereits Informationen zugegangen waren, rechtfertigt</p> <span class="absatzRechts">362</span><p class="absatzLinks">keine andere Beurteilung; denn es steht nicht im</p> <span class="absatzRechts">363</span><p class="absatzLinks">Ermessen eines Zeugen zu bestimmen, welche Fragen an ihn</p> <span class="absatzRechts">364</span><p class="absatzLinks">gestellt werden. Dem Amtsgericht steht es frei, bereits</p> <span class="absatzRechts">365</span><p class="absatzLinks">beantwortete Fragen gegebenenfalls zu wiederholen. Auf welche</p> <span class="absatzRechts">366</span><p class="absatzLinks">Art und Weise dies erfolgt, ob durch schriftlichen Bericht</p> <span class="absatzRechts">367</span><p class="absatzLinks">oder durch eine Zeugenaussage, liegt allein im Ermessen des</p> <span class="absatzRechts">368</span><p class="absatzLinks">Gerichts.</p> <span class="absatzRechts">369</span><p class="absatzLinks">Der Beschwerdef&#252;hrer handelte auch schuldhaft. Der Gesamtzusammenhang</p> <span class="absatzRechts">370</span><p class="absatzLinks">des Verhaltens des Zeugen wie auch die insoweit</p> <span class="absatzRechts">371</span><p class="absatzLinks">zu beachtenden Stellungnahmen der Berufskollegen des Beschwerdef&#252;hrers</p> <span class="absatzRechts">372</span><p class="absatzLinks">ergeben vielmehr, da&#223; er hier -in Kenntnis</p> <span class="absatzRechts">373</span><p class="absatzLinks">der derzeitigen gesetzlichen Regelung- ein allgemeines</p> <span class="absatzRechts">374</span><p class="absatzLinks">Zeugnisverweigerungsrecht reklamieren will, welches in der</p> <span class="absatzRechts">375</span><p class="absatzLinks">geltend gemachten generellen Form und insbesondere in dem</p> <span class="absatzRechts">376</span><p class="absatzLinks">Umfang nicht besteht.</p> <span class="absatzRechts">377</span><p class="absatzLinks">4.) Bei der H&#246;he des festzusetzenden Ordnungsgeldes war zu</p> <span class="absatzRechts">378</span><p class="absatzLinks">ber&#252;cksichtigen, da&#223; der Beschwerdef&#252;hrer erstmals das</p> <span class="absatzRechts">379</span><p class="absatzLinks">Zeugnis verweigert hat und da&#223; die Kammer den Ordnungsversto&#223;</p> <span class="absatzRechts">380</span><p class="absatzLinks">des Beschwerdef&#252;hrers vorliegend ausschlie&#223;lich auf die</p> <span class="absatzRechts">381</span><p class="absatzLinks">generelle Verweigerung und auf die Nichtabgabe von Rahmendaten</p> <span class="absatzRechts">382</span><p class="absatzLinks">der Therapie gest&#252;tzt hat. Bei dieser Sachlage erschien</p> <span class="absatzRechts">383</span><p class="absatzLinks">es angemessen, das festgesetzte Ordnungsgeld in der erkannten</p> <span class="absatzRechts">384</span><p class="absatzLinks">Form zu reduzieren.</p> <span class="absatzRechts">385</span><p class="absatzLinks">5.) Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 473 Abs.IV StPO.</p>
315,775
olgk-1982-11-24-13-u-3982
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
13 U 39/82
"1982-11-24T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:39"
"2019-03-27T09:42:15"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1982:1124.13U39.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des beklagten Landes wird das am 27. Januar 1982 verk&#252;ndete Urteil der 4. Zivilkammer des Landgerichts Aachen -4 0 560/81- abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Anschlu&#223;berufung der Kl&#228;gerin wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits beider Instanzen tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;gerin darf die Vollstreckung durch Sicherheits&#173;leistung oder Hinterlegung von 3.300,-- DM abwenden, wenn nicht das beklagte Land vor der Vollstreckung Sicherheit in der selben H&#246;he leistet. Dem beklagten Land wird gestattet, die Sicherheitsleistung auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse, die ihren Sitz in der Bundesrepublik Deutschland hat, zu erbringen.</p> <p></p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks">T a t b e s t a n d </p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">In den Jahren 1979/1980 errichtete das beklagte Land den Neu&#173;bau eines Parkhauses an der X.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Bauschein f&#252;r diesen Neubau enthielt u. a. folgende Forderung:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">"Im Bereich der Einfahrt ist ein &#220;berflurhydrant.... erforderlich. Die f&#252;r den &#220;berflurhydranten erfor&#173;derliche Druckstufe.... ist mit der T. abzustimmen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der genaue Aufstellungsort des &#220;berflurhydranten ist mit dem Amt f&#252;r Feuerschutz und Rettungsdienst B..... und mit den sonstigen zust&#228;ndigen &#196;mtern vor Inbetrieb&#173;nahme der Garage festzulegen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Wasserlieferung des Hydranten mu&#223; mindestens 1200 l pro Minute betragen."</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 15. August 1979 wandte sich das Staatshoch&#173;bauamt X.(im folgenden: Staatshochbauamt) an die Kl&#228;gerin und bat diese darum, "sicherzustellen, da&#223; die notwendigen Rohrverlegungsarbei&#173;ten f&#252;r o. a. Zweck im Zusammenhang mit dem Stra&#223;enbau.... rechtzeitig durchgef&#252;hrt werden". Unter dem Datum des 20. Februars 1980 &#252;bersandte die Kl&#228;gerin dem Staatshochbauamt ein "Angebot zur Herstellung der L&#246;schwasseranschlu&#223;leitung f&#252;r den bauseits zu stellenden &#220;berflurhydranten". Zugleich wies die Kl&#228;gerin darauf hin, da&#223; j&#228;hrliche Bereitstellungs&#173;kosten von damals 360,-- DM f&#252;r die noch zu erstellende Anschlu&#223;leitung zur ungemessenen Entnahme von L&#246;schwasser zu zahlen seien. Mit Schreiben vom 5. M&#228;rz 1980 teilte das Staatshochbauamt der Kl&#228;gerin mit, da&#223; bez&#252;glich der Zahlung eines Baukostenzuschusses und der j&#228;hrlichen Bereitstellungs&#173;geb&#252;hr eine &#220;berpr&#252;fung durch die vorgesetzte Dienststelle erforderlich sei. Nach dem Gesetz &#252;ber den Feuerschutz und die Hilfeleistung bei Ungl&#252;cksf&#228;llen und &#246;ffentlichen Not&#173;st&#228;nden (FSHG) vom 25. Februar 1975 (G\1131NW 1975, Seite 213) seien derartige Kosten von den Gemeinden zu tragen. Am 18. April 1980 lehnte das Staatshochbauamt sowohl eine Beteili&#173;gung des beklagten Landes an den Rohrnetzkosten f&#252;r die An&#173;lage des &#220;berflurhydranten als auch eine Zahlung von j&#228;hr&#173;lichen Bereitstellungsbetr&#228;gen f&#252;r die L&#246;schwasserversorgung unter Hinweis auf das FSHG ab. In ihrem Schreiben vom 14. Mai 1980 bestand die Kl&#228;gerin, die im April 1980 den L&#246;sch&#173;wasseranschlu&#223; zum Anschlu&#223; eines &#220;berflurhydranten erstellt hatte, auf der Zahlung beider Betr&#228;ge seitens des beklagten Landes und teilte mit, da&#223; die Inbetriebsetzung der Anlage erst nach Bezahlung der ermittelten Kosten erfolgen werde. Am 28. Mai 1980 wies das Staatshochbauamt u. a. darauf hin, da&#223; "s&#228;mtliche Sch&#228;den, die nach Inbetriebnahme des Park&#173;hauses durch das Nichtvorhandensein von L&#246;schwasser in diesem Hydranten auftreten," zu Lasten der Kl&#228;gerin gehen m&#252;&#223;ten. Zugleich wiederholte es die Bitte, den &#220;berflurhydranten in Betrieb zu setzen. Dies geschah Anfang Juni 1980. Im September 1980 leistete das beklagte Land f&#252;r die Herstellung des direkten Hausanschlusses an die Kl&#228;gerin eine Abschlagszah&#173;lung von 2.500,-- DM. Weitere Zahlungen erfolgten nicht. Am 3. Dezember 1980 stellte die Kl&#228;gerin die von ihr ausgef&#252;hr&#173;ten Arbeiten mit insgesamt 8.785,44 DM in Rechnung, so da&#223; nach Abzug der Abschlagszahlung ein Restbetrag von 6.285,44 DM verblieb.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat die Auffassung vertreten, das beklagte Land sei zur Zahlung des restlichen Baukostenzuschusses zuz&#252;glich des anteiligen Bereitstellungsbetrages f&#252;r das Jahr 1980 von 210,-- DM verpflichtet. Die Vorschriften des FSHG k&#246;nnten keine Anwendung finden, weil dort lediglich die Kostentra&#173;gungspflicht zwischen Gemeinden, Kreis und Land geregelt sei. Im vorliegenden Falle sei jedoch zwischen den Parteien eine b&#252;rgerlich-rechtlicher Versorgungsvertrag zustande ge&#173;kommen, auf den die Regelungen des FSHG nicht anwendbar seien. Die Kl&#228;gerin hat behauptet, die von ihr geltend ge&#173;machten Kosten seien tats&#228;chlich entstanden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; das beklagte Land zu verurteilen, an sie 6.495,44 DM nebst 9,5 % Zinsen seit dem 24. Februar 1981 zu zah&#173;len;</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; festzustellen, da&#223; das beklagte Land verpflichtet ist, jeweils am 1. Januar eines Jahres f&#252;r das zur&#252;cklie&#173;gende Jahr, beginnend mit dem 1. Januar 1982 f&#252;r 1981, f&#252;r die Dauer von 20 Jahren, f&#252;r die Bereitstellung von L&#246;schwasser f&#252;r das Parkhaus X.Stra&#223;e in B. die jeweils allgemein festgesetzten Bereitstellungsbetr&#228;ge an sie zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Es hat sich auf die &#167;&#167; 1 Abs. 2, 35 FSHG berufen und gemeint, eine Zahlungsverpflichtung der Kl&#228;gerin gegen&#252;ber bestehe nicht. Bereitstellungskosten f&#252;r L&#246;schwasser seien nicht ent&#173;standen; der Anschlu&#223; des Hydranten an das Wasserrohrnetz habe ebenfalls keine besonderen Aufwendungen verursacht.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstan&#173;des wird auf die in I. Instanz gewechselten Schrifts&#228;tze sowie auf die von den Parteien &#252;berreichten Unterlagen Be&#173;zug genommen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil hat das Landgericht der Klage stattgegeben. Es hat einen vertraglichen Zahlungsanspruch gem. &#167; 433 Abs. 2 BGB sowie ein Feststellungsinteresse der Kl&#228;gerin bejaht und ist von der Billigkeit der geforderten Betr&#228;ge im Sinne der &#167;&#167; 315, 316 BGB ausgegangen. Die An&#173;wendbarkeit des FSHG hat es verneint. Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die Entscheidungsgr&#252;nde des Urteils verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Gegen das am 27. Januar 1982 verk&#252;ndete und ihm am 8. Fe&#173;bruar 1982 zugestellte Urteil hat das beklagte Land am 8. M&#228;rz 1982 Berufung eingelegt und diese nach zweimaliger Ver&#173;l&#228;ngerung der Begr&#252;ndungsfrist, zuletzt bis zum 8. Juni 1982, am 8. Juni 1982 begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land bestreitet nach wie vor die H&#246;he des geltend gemachten Anspruchs und ist der Meinung, zwischen den Parteien sei ein Vertrag nicht zustande gekommen. F&#252;r einen Vertragsschlu&#223; habe auch keine Veranlassung bestanden, weil die Gemeinde nach &#167; 1 Abs. 2 FSHG verpflichtet sei, eine ausreichende L&#246;schwasserversorgung zu gew&#228;hrleisten und die dadurch entstehenden Kosten zu tragen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">hilfsweise ihm f&#252;r den Fall der m&#246;glichen Sicherheits&#173;leistung zu gestatten, diese auch durch selbstschuld&#173;nerische B&#252;rgschaft einer Westdeutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse zu erbringen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholt ihren erstinstanzlichen Sachvortrag, tritt den Behauptungen und Rechtsansichten des beklagten Landes entgegen und schlie&#223;t sich den Ausf&#252;hrungen des angefoch&#173;tenen Urteils an. Dar&#252;berhinaus macht sie im Wege der An&#173;schlu&#223;berufung geltend, sie k&#246;nne teilweise h&#246;here Zinsen als die vom Landgericht zugesprochenen 9,5 % verlangen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin stellt den Antrag,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">unter teilweiser Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160; das beklagte Land zu verurteilen, an sie 6.495,44 DM sowie folgende Zinsen auf diesen Betrag zu zahlen: 9,5 % vom 24.2.1981 bis zum 31.8.1981,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">10,25 % vom 1.9.1981 bis zum 31.7.1982 und 9,75 % seit dem 1.8.1982;</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160; festzustellen, da&#223; das beklagte Land verpflichtet ist, jeweils am 1. Januar eines Jahres f&#252;r das zur&#252;cklie&#173;gende Jahr, beginnend mit dem 1. Januar 1982 f&#252;r 1981, f&#252;r die Dauer von 20 Jahren, f&#252;r die Bereitstellung von L&#246;schwasser f&#252;r das Parkhaus X.Stra&#223;e in B. die jeweils allgemein festgesetzten Bereitstellungsbetr&#228;ge an sie zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land beantragt,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">die Anschlu&#223;berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Es ist der Auffassung, die von der Kl&#228;gerin vorgelegten Zins&#173;bescheinigungen seien nicht geeignet, den Zinsanspruch zu rechtfertigen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze erg&#228;nzend Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks"><img src="13_U_39_82_Urteil_19821124_0.png" alt="Die Entscheidung enth&#228;lt an dieser Stelle ein Bild oder eine Grafik." height="18" width="613" /></p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="h2 absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e:</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Berufung und Anschlu&#223;berufung sind zul&#228;ssig. Die Berufung des beklagten Landes hat auch in der Sache Erfolg, w&#228;hrend die Anschlu&#223;berufung der Kl&#228;gerin unbegr&#252;ndet ist.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Landgerichts steht der Kl&#228;gerin weder ein Zahlungsanspruch noch ein Feststellungsanspruch gegen das beklagte Land zu, so da&#223; die Klage abzuweisen war. </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Es kann dahinstehen, ob zwischen den Parteien einen Vertrag &#252;ber die Versorgung mit Wasser aus dem Versorgungsnetz der Kl&#228;gerin zustandegekommen ist, so da&#223; diese ihren Anspruch auf die &#167;&#167; 3 Nr. 5 und 9 ihrer Allgemeinen Vertragsbedingun&#173;gen st&#252;tzen k&#246;nnte, oder ob zwischen den Parteien ein ver&#173;tragsloser Zustand bestanden hat, in dem sich die von ihnen erbrachten und zu erbringenden Leistungen nur nach den Vorschriften der &#167;&#167; 812 ff. BGB &#252;ber die Herausgabe einer un&#173;gerechtfertigten Bereicherung beurteilen w&#252;rden. Jedenfalls stehen dem Anspruch der Kl&#228;gerin die Vorschriften des FSHG entgegen mit der Folge, da&#223; sie von dem beklagten Land we&#173;der einen Baukostenzuschu&#223; zu den Rohrnetzkosten noch Be&#173;reitstellungskosten f&#252;r die Vorhaltung von L&#246;schwasser ver&#173;langen kann.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">&#167; 1 Abs. 2 FSHG bestimmt u. a., da&#223; die Gemeinden f&#252;r eine ausreichende L&#246;schwasserversorgung sorgen. Gem. &#167; 35 Abs. 1 FSHG haben die Gemeinden und Kreise die Kosten f&#252;r die ihnen nach dem FSHG obliegenden Aufgaben zu tragen. Damit hat der Gesetzgeber nach der Auffassung des Senats eine eindeutige Regelung dahingehend getroffen, da&#223; f&#252;r Ma&#223;nahmen der vor&#173;liegenden Art keine Kosten von dem einzelnen Anschlu&#223;neh&#173;mer verlangt werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Verpflichtung der Gemeinde, eine "ausreichende" L&#246;sch&#173;wasserversorgung sicherzustellen, beinhaltet - entgegen der Auffassung der Kl&#228;gerin - au&#223;er der Bereitstellung des so&#173;genannten Grundschutzes auch den &#252;ber den Grundschutz hin&#173;ausgehenden, objektbezogenen Brandschutz, den sogenannten Objektschutz. Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; eine ausreichende L&#246;schwasserversorgung allein den Grundschutz umfassen soll, lassen sich dem Wortlaut des FSHG nicht entnehmen. Viel&#173;mehr ist &#167; 36 FSHG, der den Kostenersatz bei Eins&#228;tzen der &#246;ffentlichen Feuerwehren regelt, zu entnehmen, da&#223; der Ge&#173;setzgeber sich durchaus bewu&#223;t gewesen ist, da&#223; es F&#228;lle gibt, in denen auch eine Kostenersatzpflicht von Privatpersonen in Betracht kommen kann. Wenn der Gesetzgeber gleich&#173;wohl in &#167; 1 Abs. 2 FSHG nicht zwischen Grundschutz und Ob&#173;jektschutz unterschieden hat, dann macht dies nach der Auf&#173;fassung des Senats deutlich, da&#223; er eine Beteiligung pri&#173;vater Anschlu&#223;nehmer an den Kosten der ausreichenden L&#246;sch&#173;wasserversorgung - sei es f&#252;r den Grundschutz, sei es f&#252;r den Objektschutz - nicht gewollt hat.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann sich zur St&#252;tzung ihrer Rechtsmeinung nicht auf den Inhalt des von ihr vorgelegten Arbeitsblattes W 405 berufen. Denn dieses Arbeitsblatt enth&#228;lt lediglich technische Regeln des. Deutschen Vereins des Gas- und Was&#173;serfaches e. V. (DVGW), mithin eines privaten Vereins, und ist bereits aus diesem Grunde mangels eines entsprechenden erkennbaren Willens des Gesetzgebers nicht geeignet, einer im Sinne der Kl&#228;gerin einschr&#228;nkenden Auslegung von &#167; 1 Abs. 2 FSHG als Grundlage zu dienen. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, da&#223; die Gemeinde nach dem FSHG eben&#173;falls verpflichtet ist, entsprechend den &#246;rtlichen Verh&#228;lt&#173;nissen eine leistungsf&#228;hige Feuerwehr zu unterhalten. Die insoweit entstehenden Kosten fallen der Gemeinde selbst dann zu Last, wenn sie infolge der Errichtung von Objekten mit erh&#246;htem Brand- und/oder Personenrisiko (wie z. B. von Parkh&#228;usern, Krankenh&#228;usern, Hotels, Hochh&#228;usern) gezwun&#173;gen ist, die bereits vorhandene Feuerwehr auszubauen. Denn das FSHG sieht eine Kostenbeteiligung der jeweiligen Inha&#173;ber oder Eigent&#252;mer der betreffenden Objekte nicht vor. Ist eine Gemeinde jedoch finanziell nicht in der Lage, die Kosten f&#252;r die ihr nach dem FSHG obliegenden Aufgaben zu tragen, dann mag sie ihre Bauleitplanung so anlegen, da&#223; sie mit der Erf&#252;llung ihrer &#246;ffentlich-rechtlichen Aufgaben Schritt halten kann. Jedenfalls kann sie die ihr nach dem FSHG entstehenden Kosten nicht -auch nicht teilweise- auf die privaten Anschlu&#223;nehmer abw&#228;lzen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Diese Kosten mu&#223; die Gemeinde selbst tragen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Da&#223; das FSHG unmittelbar die Aufgabenverteilung und die Kostentragungspflicht zwischen Gemeinden, Kreisen und dem Land regelt, vermag den von der Kl&#228;gerin geltend gemachten Anspr&#252;che nicht zum Erfolg zu verhelfen. Vielmehr ist die Kl&#228;gerin als das einzige Wasserversorgungsunternehmen in B. gehalten, die Vorschriften des FSHG gegen sich gel&#173;ten zu lassen. Denn der Stadt B. als der nach dem FSHG ansich zust&#228;ndigen Gemeinde ist es verwehrt, sich der An&#173;wendbarkeit dieses Gesetzes dadurch zu entziehen, da&#223; sie die ihr gesetzlich zugewiesenen Aufgaben und Kostenlasten auf eine privatrechtliche Aktiengesellschaft &#252;bertr&#228;gt, deren Gesellschafterin sie zudem ist.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die von der Kl&#228;gerin angef&#252;hrte Entscheidung des OLG Hamm vom 26. Juni 1978 - 2 U 350/77 - vermag eine andere Beur&#173;teilung nicht zu rechtfertigen. Dieses Urteil enth&#228;lt zu 1 Abs. 2 FSHG lediglich eine - vom erkennenden Senat nicht geteilte - Feststellung, ohne indes eine n&#228;here Begr&#252;ndung hierf&#252;r zu geben.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Besteht mithin kein Zahlungsanspruch der Kl&#228;gerin gegen das beklagte Land, so k&#246;nnen die mit der Anschlu&#223;berufung ver&#173;langten weiteren Zinsen ebenfalls nicht zuerkannt werden. Das Anschlu&#223;rechtsmittel war daher zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 91, 97, 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat nach &#167; 546 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 ZPO die Revi&#173;sion zugelassen, weil die Rechtssache grunds&#228;tzliche Bedeu&#173;tung hat. Es ist zu erwarten, da&#223; die Frage nach der Ausle&#173;gung von &#167; 1 Abs. 2 FSHG, auf der dieses Urteil beruht, auch k&#252;nftig wiederholt auftreten wird. Im &#252;brigen hat das OLG Hamm in der oben genannten Entscheidung eine von der Auffas&#173;sung des Senats abweichende Meinung ge&#228;u&#223;ert.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Streitwert der Berufung und Wert der Beschwer der Kl&#228;gerin: 13.695,44 DM&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 6.495,44 DM + 7.200,-- DM).</p>
315,776
olgk-1982-11-19-1-ss-49582
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 Ss 495/82
"1982-11-19T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:41"
"2019-03-27T09:42:14"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1982:1119.1SS495.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird mit seinen Feststellungen aufgehoben.</p> <p></p> <p>Die Sache wird zur erneuten Verhandlung und Entscheidung - auch &#252;ber die Kosten der Revision - an eine andere Abteilung des Amtsgerichts K&#246;ln zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat den Angeklagten wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis in Tateinheit mit Urkundenf&#228;lschung, Vergehens nach dem Pflichtversicherungsgesetz und Hinterziehung von Kraftfahrzeugsteuer zu einer Geldstrafe verurteilt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach den Feststellungen befuhr der Angeklagte am 19.5.1980, gegen. 23.30 Uhr, mit einem nicht zugelassenen Pkw-Opel, an dem f&#252;r einen anderen Pkw des Angeklagten ausgegebene amtliche Kennzeichen befestigt waren, in K. die M.stra&#223;e, als er beim Einbiegen in die G. Stra&#223;e wegen seiner Fahrweise der Besatzung eines Funkstreifenwagens auffiel. Bei der anschlie&#223;enden Verfolgung gelang es den Polizeibeamten nicht, das Fahrzeug mit dem Angeklagten als Fahrer zu stellen. Das Amtsgericht hat seine &#220;berzeugung von der Identit&#228;t des Angeklagten mit dem Fahrer des Pkw-Opel u.a. auf die Aussage von Polizeibeamten gest&#252;tzt, wonach der Angeklagte, als er in der Nacht zum 20.5.1980 in der Wohnung seiner Eltern abgeholt wurde, ebenso wie der Fahrer des Pkw-Opel einen roten Pullover getragen hatte. Der Verteidiger hat in der Hauptverhandlung vor seinem Schlu&#223;vortrag beantragt, eine Ortsbesichtigung zum Nachweis daf&#252;r vorzunehmen, da&#223; eine von einem Polizeibeamten f&#252;r den Tatort bekundete Entfernungsangabe unrichtig war. Au&#223;erdem hat er noch die Vernehmung einer Zeugin (S.) beantragt. Zu beiden Antr&#228;gen hei&#223;t es im Hauptverhandlungsprotokoll:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><i>"Der Verteidiger wird darauf hingewiesen, da&#223; &#252;ber die Beweisantr&#228;ge durch Urteil entschieden wird."</i></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">In den Urteilsgr&#252;nden wurden die Antr&#228;ge sodann abgelehnt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Revision des Angeklagten hat aufgrund der Verfahrensr&#252;ge, das Amtsgericht habe den Antrag auf Ortsbesichtigung nicht in der Hauptverhandlung beschieden, (vorl&#228;ufig) Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Verfahren des Amtsgerichts stellt sich hinsichtlich des Antrages auf Ortsbesichtigung als Versto&#223; gegen &#167; 244 Abs. 6 StPO dar, wonach es zur Ablehnung eines Beweisantrages eines in der Hauptverhandlung zu verk&#252;ndenden und zu begr&#252;ndenden Gerichtsbeschlusses bedarf (&#167;&#167; 34, 35 Abs. 1 StPO; SenE VRS 49, 183, 184; Herdegen in KK, &#167; 244 StPO Rn. 64). Etwas anderes gilt nur f&#252;r Hilfsbeweisantr&#228;ge, &#252;ber die nach dem Willen des Antragstellers erst im Zusammenhang mit der Urteilsfindung entschieden werden soll, bei denen also auf die Mitteilung der Ablehnungsgr&#252;nde vor der Urteilsverk&#252;ndung verzichtet wird (vgl. Gollwitzer in L&#246;we-Rosenberg, 23. Aufl., &#167; 244 StPO Rn. 131 f., Herdegen a.a.O. Rn. 54, je m.w.N.). Diese Voraussetzung lag bei dem Antrag auf Ortsbesichtigung schon wegen seiner Bezeichnung als "Haupt-Beweisantrag" nicht vor. Zudem war der Beweisantrag nicht im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Antrag auf Freisprechung oder sonst im Rahmen der Schlu&#223;ausf&#252;hrungen gestellt, so da&#223; auch deswegen seine Behandlung als Hilfsbeweisantrag nicht gerechtfertigt war (vgl. OLG Hamm GA 72, 59 m.w.N.; BGH NJW 68, 1339 = BGHSt 22, 124). Allein der Umstand, da&#223; ein Beweisantrag noch nach Schlu&#223; der Beweisaufnahme gestellt wird, gen&#252;gt nicht f&#252;r die Annahme, da&#223; &#252;ber ihn nach dem Willen des Antragstellers erst im Zusammenhang mit der Urteilsfindung entschieden werden soll, zumal Hauptbeweisantr&#228;ge bis zur Urteilsverk&#252;ndung gestellt werden k&#246;nnen (KG JR 54, 192; RGSt 3, 116, 117; RG JW 1912, 946; Herdegen a.a.O. Rn. 52; KMR-Paulus, 7. Aufl., &#167; 244 StPO Rn. 408). Der Mangel, der in der fehlenden Bekanntgabe der Ablehnungsgr&#252;nde noch in der Hauptverhandlung besteht, kann durch die ablehnende Bescheidung in den Urteilsgr&#252;nden nicht geheilt werden, auch wenn die Ablehnung nach &#167; 244 Abs. 3, 5 StPO nicht zu beanstanden gewesen w&#228;re; denn ein solches Verfahren nimmt dem Antragsteller die M&#246;glichkeit, sein weiteres Proze&#223;verhalten entsprechend den Ablehnungsgr&#252;nden einzurichten (BGHSt 19, 24 = NJW 63, 1788; BGH NJW 51, 368; Gollwitzer a.a.O. Rn. 120, 142; KMR-Paulus a.a.O. Rn. 408 m.w.N.). Auf diesem Mangel kann das Urteil auch beruhen (s. BGH bei Dallinger MDR 71, 18; Herdegen a.a.O. Rn. 69).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Soweit der Verteidiger ferner die Vernehmung der Zeugin S. dazu beantragt hat, da&#223; der Angeklagte "am 19.5.1980 bzw. 20.5.1980 nicht einen roten sondern einen wei&#223;en Pullover getragen hat", gibt dies Anla&#223;, auf folgendes hinzuweisen: Ein Beweisantrag setzt das Verlangen eines Verfahrensbeteiligten voraus, da&#223; zum Nachweis einer <u>bestimmten</u> Tatsache (durch Gebrauch eines bestimmten Beweismittels) Beweis erhoben wird und die Tatsache die Grundlage des Sachurteils betrifft (BGHSt 6, 128, 129; Herdegen a.a.O. Rn. 48; Gollwitzer a.a.O. Rn. 72 f.; KMR-Paulus a.a.O. Rn. 371), wobei eine <u>bestimmte</u> Beweistatsache lediglich behauptet zu sein braucht. Hier enthielt der Antrag auf Vernehmung der Zeugin S. nicht die Behauptung einer <u>bestimmten</u> Beweistatsache, denn die Formulierung, da&#223; der Angeklagte "am 19.5.1980 bzw. 20.5.1980" nicht wie angegeben gekleidet war, lie&#223; offen, ob die Behauptung f&#252;r den 19.5.1980 oder f&#252;r den 20.5.1980 oder f&#252;r beide Tage zusammen aufgestellt werden sollte. Selbst wenn die Behauptung nur auf den 19.5.1980, den Tattag, bezogen wurde, fehlte dem Antrag die Behauptung einer die Grundlage des Schuldspruchs <u>konkret</u> betreffenden Tatsache. Denn es blieb unklar, ob die Beweistatsache f&#252;r die von den Zeugen bekundete Tatzeit (gegen 23.30 Uhr am 19.5.1980) oder f&#252;r eine sonstige Zeit des Tattages behauptet wurde, der Antragsteller sich also m&#246;glicherweise schon daraus Schl&#252;sse gegen eine Identit&#228;t des Angeklagten mit dem von den Zeugen beobachteten Fahrer des Pkw-Opel erhoffte. Die in der Unklarheit oder Mehrdeutigkeit der Beweisbehauptung begr&#252;ndete Mangelhaftigkeit eines Beweisantrages rechtfertigt allerdings nicht schon ohne weiteres seine Ablehnung. Vielmehr obliegt es grunds&#228;tzlich dem Gericht (&#167; 244 Abs. 2 StPO), durch Befragung des Antragstellers zu kl&#228;ren, ob er den Inhalt des Antrages klarstellen oder die Beweisbehauptung in tats&#228;chlicher Hinsicht erg&#228;nzen kann (RG JW 28, 2988 Nr. 24 u. JW 32, 3102 Nr. 55; BGH NJW 59, 396 und GA 60, 315; OLG Celle GA 62, 216, 217; Herdegen a.a.O. Rn. 50; Gollwitzer a.a.O. Rn. 93; KMR-Paulus a.a.O. Rn. 371). Die Verpflichtung des Gerichts zur Nachfrage ergibt sich insbesondere in F&#228;llen, in denen der Sachverhalt die Vermutung nahelegt, da&#223; der Antragsteller aus Ungeschick, ungen&#252;gender &#220;berlegung, infolge eines Versehens oder aus &#228;hnlichen Gr&#252;nden den Beweissatz nicht so genau und vollst&#228;ndig gefa&#223;t hat, als er dazu in der Lage sein w&#252;rde (RG HRR 1932 Nr. 407; Alsberg-N&#252;se, Der Beweisantrag im Strafproze&#223;, 2. Aufl., S. 402; Herdegen a.a.O. Rn. 50; Gollwitzer a.a.O. Rn. 94). F&#252;hrt die Nachfrage nicht zu einer Behebung des Mangels, so kann der Antrag durch zu begr&#252;ndenden Beschlu&#223; (&#167; 34 StPO) abgelehnt werden.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><b>IV.</b></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die neue Hauptverhandlung wird darauf hingewiesen, da&#223; ein Fall notwendiger Verteidigung (&#167; 140 Abs. 2 StPO) nicht vorliegt; die insoweit wegen zeitweiliger Abwesenheit des Verteidigers auf den absoluten Revisionsgrund des &#167; 338 Nr. 5 StPO gest&#252;tzte R&#252;ge ist daher unbegr&#252;ndet. Wegen der Schwere der Tat, die sich haupts&#228;chlich nach der zu erwartenden Rechtsfolgenentscheidung richtet (vgl. SenE NJW 72, 1432; Laufh&#252;tte in KK, &#167; 140 StPO Rn. 21 m.w.N.), war die Mitwirkung eines Verteidigers nicht geboten, da nach Lage der Sache lediglich eine Geldstrafe in Betracht kam. Eine "Schwere der Tat" ergab sich hier auch nicht aus der M&#246;glichkeit, Sicherungsma&#223;regeln nach &#167;&#167; 69, 69 a StGB zu verh&#228;ngen. Abgesehen davon war die Verh&#228;ngung einer solchen Ma&#223;regel auch nicht zu erwarten, da die Anklage eine solche nicht beantragt hat und auch in der Hauptverhandlung kein entsprechender Hinweis erfolgt ist (&#167; 265 Abs. 1 StPO, vgl. Kleinknecht, StPO, 35. Aufl., hierzu Rn. 8). Der Umstand, da&#223; das Gericht bei den Akten befindliche Urkunden zu Beweiszwecken oder zu Vorhalten verwertet, begr&#252;ndet f&#252;r sich allein noch keine "Schwierigkeit der Sachlage" (vgl. auch Laufh&#252;tte a.a.O. Rn. 22). Die "Rechtslage" bietet nicht schon deswegen besondere Schwierigkeiten, weil die dem Angeklagten zur Last gelegte Tat tateinheitlich gegen mehrere Strafvorschriften verstie&#223;.</p>
315,777
olgham-1982-11-15-3-u-14982
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
3 U 149/82
"1982-11-15T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:42"
"2019-03-27T09:42:14"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1982:1115.3U149.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 26. Februar 1982 verk&#252;ndete Urteil der 21. Zivilkammer des Landgerichts Bielefeld wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Rechtsmittels.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am ... geborene Kl&#228;ger litt seit 1965 an einer Hiatushernie. Wegen ausgepr&#228;gter Magenbeschwerden begab er sich 1972 in die Behandlung der &#196;rztin f&#252;r Allgemeinmedizin Dr. ... in ... Eine R&#246;ntgenuntersuchung vom September 1974 best&#228;tigte den schon 1965 erhobenen Befund einer Hiatushernie. Wegen verst&#228;rkter Beschwerden wies Frau Dr. ... den Kl&#228;ger am 7. November 1975 in des von der Beklagten zu 1) getragene St&#228;dtische Krankenhaus ... ein. Dort diagnostizierte der Beklagte zu 2), Chefarzt der chirurgischen Abteilung, eine "axiale Hiatushernie" und entschlo&#223; sich, wie von der Haus&#228;rztin des Kl&#228;gers empfohlen, zu einem operativen Eingriff im Sinne Hiatoplastik (Verengung des Hiatus) mittels einer sog. Ventiloperation. Zweck des Eingriffes war es nicht nur, den Eintritt des Magens in den Brustraum, sondern vor allem, den R&#252;ckflu&#223; von Speisen aus dem Magen in die Speiser&#246;hre zu verhindern. Die Operation wurde vom Beklagten zu 2) am 24. November 1975 ausgef&#252;hrt und wird vom Beklagten zu 2) ebenso wie der postoperative Verlauf als komplikationslos geschildert, &#252;ber das Ergebnis einer R&#246;ntgenkontrolluntersuchung vom 5. Dezember 1975 kam es zwischen dem Beklagten zu 2) und dem R&#246;ntgenologen Dr. ... zu einer Kontroverse. W&#228;hrend Dr. ... auf den R&#246;ntgenaufnahmen eine Resthernie oder gar ein Hernierezidiv festzustellen glaubte, meinte der Beklagte zu 2), die R&#246;ntgenuntersuchung lasse nur eine kleine epiphrenische Glocke erkennen. Weder dem Kl&#228;ger noch seiner Haus&#228;rztin wurde eine Mitteilung von dieser unterschiedlichen Deutung gemacht, vielmehr wurde ihnen erkl&#228;rt, da&#223; die Operation erfolgreich verlaufen sei. Das traf auch insoweit zu, als der Kl&#228;ger beschwerdefrei blieb, bis er Ende Januar 1976 die Schonkost aufgab. Sodann suchte er wegen der gleichen Beschwerden wie vor der Operation wieder Frau Dr. ... auf, die ihn konservativ mit Magentherapeutica wie Maaloxan behandelte. Im September 1978 wurde bei dem Kl&#228;ger anl&#228;&#223;lich einer r&#246;ntgenologischen Untersuchung ein Hiathushernierezidiv festgestellt. Frau Dr. ... &#252;berwies den Kl&#228;ger wieder in die chirurgische Abteilung des St&#228;dtischen Krankenhauses ..., wo w&#228;hrend einer station&#228;ren Behandlung die Diagnose abgesichert werden sollte. Dazu kam es aber nicht, weil der Kl&#228;ger das Vertrauen zu dem Beklagten zu 2) verloren hatte. Der Kl&#228;ger suchte im Fr&#252;hjahr 1979 ein anderes Krankenhaus auf. Dort wurde ihm von einer erneuten Operation abgeraten. Der Kl&#228;ger hat bis heute keine Operation zur Linderung seiner Beschwerden ausf&#252;hren lassen, sondern nimmt regelm&#228;&#223;ig das Medikament Maaloxan forte.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit der im August 1980 erhobenen Klage hat der Kl&#228;ger von beiden Beklagten ein angemessenes Schmerzensgeld verlangt (urspr&#252;chliche Vorstellung 10.000,- DM, berichtigt sp&#228;ter auf 5.000,- DM). Er hat es als Behandlungsfehler bezeichnet, da&#223; ihm nicht bei seiner Entlassung aus der station&#228;ren Behandlung im Dezember 1975 Mitteilung &#252;ber das Ergebnis der R&#246;ntgenuntersuchung gemacht worden sei. Er hat behauptet, diese habe eindeutig den Mi&#223;erfolg der von dem Beklagten zu 2) durchgef&#252;hrten Operation erkennen lassen. Damals sei eine unverz&#252;gliche Nachoperation erforderlich und mit viel weniger Risiko sowie Schmerzen durchf&#252;hrbar gewesen als sp&#228;ter, da nunmehr mit Verwachsungen zu rechnen und er &#228;lter geworden sei. Hatte er den Mi&#223;erfolg der Operation gekannt, so w&#228;re er in der Folgezeit anders &#228;rztlich behandelt worden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben das Auftreten eines Hernierezidivs vor 1978 ebenso bestritten wie die Notwendigkeit einer Nachoperation und gr&#246;&#223;ere Schwierigkeiten bei deren zeitlich sp&#228;terer Durchf&#252;hrung. Sie haben behauptet, die Operation habe den mit ihr bezweckten Erfolg gehabt, n&#228;mlich den R&#252;ckflu&#223; von Speisen in die Speiser&#246;hre zu verhindern. Sie haben weiter die Ansicht vertreten, eine Verpflichtung zur Aufkl&#228;rung des Kl&#228;gers &#252;ber den R&#246;ntgenbefund vom 5. Dezember 1975 habe nicht bestanden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die 21. Zivilkammer des Landgerichts Bielefeld hat Beweis erhoben durch Einholung eines schriftlichen Sachverst&#228;ndigengutachtens von Prof. Dr. ... von der Chirurgischen Klinik ... vom 9. M&#228;rz 1981 (Bl. 56 f. d.A.) nebst Erg&#228;nzungen vom 26. Mai 1981 (Bl. 75 f. d.A.) und vom 3. November 1981 (Bl. 104 f. d.A.), die sie von Dr. ... noch hat m&#252;ndlich erl&#228;utern lassen; die Kammer hat au&#223;erdem den R&#246;ntgenologen Dr. ... als Zeugen vernommen und Kl&#228;ger sowie Beklagten zu 2) pers&#246;nlich geh&#246;rt. Sodann hat das Landgericht die Klage abgewiesen mit der Begr&#252;ndung, zwar sei der Beklagte verpflichtet gewesen, den Kl&#228;ger &#252;ber den Befund und m&#246;gliche Zweifel vollst&#228;ndig aufzukl&#228;ren, aber der Kl&#228;ger habe den ihm obliegenden Beweis nicht gef&#252;hrt, da&#223; der unterlassene Hinweis urs&#228;chlich f&#252;r seine weiteren Beschwerden gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil, auf das im &#252;brigen gem&#228;&#223; &#167; 543 ZPO Bezug genommen wird, richtet sich die Berufung des Kl&#228;gers, mit der er seinen Schmerzensgeldanspruch weiter verfolgt. Er greift das Sachverst&#228;ndigengutachten an und bezieht sich dabei auf schriftliche &#196;u&#223;erungen des R&#246;ntgenologen Prof. Dr. Dr. ... von den St&#228;dtischen Kliniken in ... Mit dem Landgericht ausgehend von einer Verletzung der nach operativen Mitteilungspflicht des Beklagten zu 2) meint der Kl&#228;ger, es sei nicht seine Aufgabe, den Beweis der Kausalit&#228;t zwischen dem Unterlassen der Mitteilung und der Fortdauer seiner Beschwerden zu f&#252;hren. Der Kl&#228;ger wiederholt seine Behauptung, er h&#228;tte die Operation sofort noch einmal vornehmen lassen, wenn er alsbald von ihrem Mi&#223;erfolg in Kenntnis gesetzt worden sei.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Beklagten gesamtschuldnerisch zu verurteilen, an ihn ein angemessenes Schmerzensgeld zu zahlen, dessen H&#246;he in das Ermessen des Gerichts gestellt wird, und eine Verzinsung des ausgeurteilten Betrages von 4 % seit Klagezustellung auszusprechen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die gegnerische Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigen das Ergebnis des landgerichtlichen Urteils, wehren sich aber gegen die Feststellung der postoperativen Aufkl&#228;rungspflicht.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Vorbringens der Parteien wird auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst den &#252;berreichten Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat den Kl&#228;ger erg&#228;nzend gem&#228;&#223; &#167; 141 ZPO geh&#246;rt, dabei hat er erkl&#228;rt:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Er habe sich bis heute nicht nachoperieren lassen und nehme seither etwa eine 3/4 Stunde nach jeder Mahlzeit - er m&#252;sse f&#252;nfmal am Tage etwas essen eine Tablette Maaloxan forte. Wenn er die Tabletten nicht nehme, m&#252;sse er mit furchtbaren Schmerzen rechnen, obwohl sein Magen nachweislich in Ordnung sei. Er leide unter Mundgeruch und m&#252;sse nachts mit Ausflu&#223; aus dem Mund rechnen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus am 6. Dezember 1975 sei er mit der Kost zun&#228;chst vorsichtig gewesen. Da habe er keine Beschwerden gehabt. Als er Ende Januar 1976 nicht mehr di&#228;t gelebt habe, seien die Beschwerden, n&#228;mlich Sodbrennen und Erbrechen wie fr&#252;her gewesen. Daraufhin sei er wieder zu seiner Haus&#228;rztin gegangen, die die Krankenunterlagen (Operationsbericht) habe anfordern wollen. Sp&#228;ter habe sie ihm erkl&#228;rt, nach den Berichten sei bei ihn alles in Ordnung.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Senat hatte die Krankenunterlagen vorliegen, hat zusammen mit dem Sachverst&#228;ndigen Dr. ... die R&#246;ntgenaufnahmen in Augenschein genommen und den Sachverst&#228;ndigen Dr. ... erg&#228;nzend vernommen:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">der Sachverst&#228;ndige erkl&#228;rte:</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Bei Operationen der Art, wie sie am 24. November 1975 bei dem Kl&#228;ger vorgenommen worden ist, kommt es bei etwa 10 % zu Rezidiven. Bei der Auswertung der R&#246;ntgenaufnahmen vom 5. Dezember 1975 l&#228;&#223;t sich die unterschiedliche Beurteilung durch die beiden &#196;rzte daraus erkl&#228;ren, da&#223; der &#220;bergang der Schleimh&#228;ute von Magen und Speiser&#246;hre oft schwierig abzugrenzen ist. Ich bleibe bei meiner Diagnose der epiphrenische Glocke.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Nach Sch&#228;tzungen leiden 30-50 % der Bev&#246;lkerung an einer Hiatushernie, wobei die meisten Meschen keine Beschwerden klagen. Die Indikation zur Operation ist gering und wird durch eine endoskopische Untersuchung abgekl&#228;rt. Das von dem Kl&#228;ger geschilderte Sodbrennen ist typisch f&#252;r ein Refluxleiden. Das Erbrechen deutet mehr auf Gastritis oder Ulcus hin.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Bei der Hiatushernie kennt man drei Schweregrade. Die erste und zweite Stufe werden erfolgreich mit Medikamenten konservativ behandelt, w&#228;hrend nur die letzte Stufe in der Regel operiert wird. Bei dem vom Kl&#228;ger geschilderten langj&#228;hrigen Tablettenkonsum sind Nebenwirkungen nicht zu erwarten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Diagnostisch sicher ist im Falle des Kl&#228;gers nur eine endoskopische Untersuchung. Nur wenn die Beschwerdefreiheit nicht konservativ erreicht werden k&#246;nnte, w&#252;rde ich zur Operation raten. Dieses Wohlbefinden scheint der Kl&#228;ger mit Maaloxan erreichen zu k&#246;nnen, was angesichts der nicht unbetr&#228;chtlichen Lebenserwartung des Kl&#228;gers auf Dauer anzustreben ist.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick auf die M&#246;glichkeit von Verwachsungen kam keine generell Aussage gemacht werden, denn Verwachsungen k&#246;nnen schon alsbald nach der Erstoperation entstehen oder auch fehlen. Bei einer Hiatusoperation, besteht auch die M&#246;glichkeit der Umgehung &#252;ber den Brustraum, die zum Teil von den Patienten sogar besser vertragen wird.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung des Kl&#228;gers ist nicht begr&#252;ndet. Das Landgericht hat die Klage zutreffend abgewiesen, da der Kl&#228;ger keinen Anspruch auf Schmerzensgeld nachgewiesen hat.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 2) hat zwar pflichtwidrig unterlassen, dem Kl&#228;ger oder dessen Haus&#228;rztin von der nicht eindeutigen Beurteilung der R&#246;ntgenaufnahmen vom 5. Dezember 1975 Mitteilung zu machen; der Kl&#228;ger hat Jedoch nicht nachgewiesen, da&#223; ihn infolge dieses Unterlassens ein Schaden entstanden ist.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 2) schuldete dem Kl&#228;ger keinen bestimmten Heilerfolg, sondern nur bestes Bem&#252;hen hierum unter Beachtung der allgemein anerkannten Regeln der medizinischen Wissenschaft. Mi&#223;lingt bei einem Chirurgen wie dem Beklagten zu 2) der Eingriff oder bestehen Zweifel an seinem Erfolg, so ist der Arzt verpflichtet, davon dem Patienten oder dessen (einweisenden) Hausarzt zu unterrichten, damit der weiterbehandelnde Arzt Hinweise f&#252;r die anschlie&#223;ende sachgerechte Beratung und Therapie erh&#228;lt. Dieses Vers&#228;umen der gesundheitlichen Aufkl&#228;rungspflicht steht einem Behandlungsfehler gleich (Nachweise bei Laufs in NJW 1978, 1181; Wittmann in Baumg&#228;rtel, Handbuch der Beweislast im Privatrecht, Band 1, 1982, Rdnr. 42 zu &#167; 823 [xxxxx] BGB). Die Beweislastverteilung richtet sich nach den Grunds&#228;tzen, die f&#252;r Behandlungsfehler entwickelt worden sind, das hei&#223;t grunds&#228;tzlich keine Beweislastumkehr zugunsten des Patienten (Nachweis bei Franzki, Die Beweisregeln im Arzthaftungsproze&#223;, 1982. S. 40 f.). Unstreitig ist bei der R&#246;ntgenkonferenz am 11. Dezember 1975 die Auswertung der R&#246;ntgenaufnahmen zwischen dem Beklagten zu 2) und dem R&#246;ntgenarzt Dr. ... kontrovers er&#246;rtert worden, und hat der Beklagte zu 2) weder die Hausarzt in Dr. ... noch den Kl&#228;ger hiervon unterrichtet. Dieses Geschehen bietet aber keinen Anla&#223;, einen groben Behandlungsfehler des Beklagten zu 2) anzunehmen oder in entsprechender Anwendung der Grunds&#228;tze, die der Senat beim Unterdr&#252;cken von Krankenunterlagen anwendet, dem Kl&#228;ger als Patienten Beweiserleichterung zukommen zu lassen. Ein besonders gewichtiger Versto&#223; gegen die &#228;rztlichen Pflichten liegt nicht vor. Der Zeuge Dr. ... hat bei seiner Vernehmung vor dem Landgericht bekundet, er habe bei dem Gespr&#228;ch mit dem Beklagten zu 2) nicht ausdr&#252;cklich von einem Mi&#223;erfolg der Operation gesprochen, sondern lediglich gesagt, es erfolge zwar kein R&#252;ckflu&#223; vom Magen in die Speiser&#246;hre mehr und die Verlagerung des Magens in den Thoraxbereich sei verhindert, doch sei eine Resthernie verblieben. Der Sachverst&#228;ndige Dr. ... hat konstant die Ansicht vertreten, auf den R&#246;ntgenaufnahmen vom 5. Dezember 1975 sei kein krankhafter Befund einer Resthernie festzustellen, zu erkennen sei vielmehr eine sog. epiphrenische Glocke, die keinen Krankheitswert besitze. Dazu hat er erg&#228;nzend erkl&#228;rt, eine sichere Diagnose sei nur mittels einer endoskopischen Untersuchung gew&#228;hrleistet; denn die Abgrenzung in dem Bereich Magen/Speiser&#246;hre sei auf einem R&#246;ntgenbild recht schwierig auszumachen. Bei diesem Sachverhalt kann nur ein geringer Versto&#223; gegen die &#228;rztliche Sorgfaltspflicht angenommen werden, der auch von der Interessenlage nicht mit dem bewu&#223;ten Vorenthalten von &#228;rztlicher Dokumentation gleichgesetzt werden kann.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Das rechtswidrige Unterlassen ist aber nicht Ursache des Wiederauflebens der Beschwerden beim Kl&#228;ger. Ein Unterlassen ist in der Regel dann urs&#228;chlich, wenn mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit bei einem pflichtgem&#228;&#223;en Tun die Schadensentstehung verhindert worden w&#228;re und wenn die erste Ursache generell geeignet ist, die Sch&#228;digung herbeizuf&#252;hren. Der Sachverst&#228;ndige Dr. ... hat vor dem Senat ausgef&#252;hrt, da&#223; bei Operationen der Art, wie sie beim Kl&#228;ger am 24. November 1975 ausgef&#252;hrt worden ist, eine Rezidivrate von etwa 10 % besteht. Demgem&#228;&#223; ist es nicht unwahrscheinlich, da&#223; bei dem Kl&#228;ger ein Fall in diesem Risikobereich vorliegt, wie durch die Diagnose vom September 1978 nahegelegt wird. Das bei dieser Untersuchung festgestellte Hiatushernierezidiv hat der Kl&#228;ger bisher nicht operativ behandeln lassen; vielmehr ist er mit konservativer Behandlung so beschwerdefrei gewesen und geblieben, da&#223; er vortragen l&#228;&#223;t, er habe sich mit seiner Situation abgefunden.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Aber auch f&#252;r die Zeit von Februar 1976 bis September 1978 hat der Kl&#228;ger keine urs&#228;chlichen Nachteile bewiesen. Das Unterlassen der Mitteilung <u>kann</u> zwar Einflu&#223; auf die weitere Behandlung und die Entschlie&#223;ung des Kl&#228;gers sowie seiner Haus&#228;rztin gehabt haben, mu&#223; es aber nicht. Bei einer Aufkl&#228;rung &#252;ber den kontroversen Befund will der Kl&#228;ger nach seiner Behauptung zwar einer sofortigen Operation den Voerzug gegen&#252;ber dem weiteren Medikamentenkonsum einger&#228;umt haben, das weitere Geschehen, n&#228;mlich keine &#196;nderung seines Verhaltens trotz der Diagnose im September 1978, spricht aber dagegen. Dieser Entschlu&#223; zur Operation im Fr&#252;hjahr 1976 wird noch dadurch unwahrscheinlich, weil der Befund des Zeugen Dr. ... nur eine Resthernie auswies, die Operation im &#252;brigen, insbesondere dem Prim&#228;rzweck erfolgreich verlaufen war. Letztlich ist trotz der vergangenen Zeit nach den &#252;berzeugenden Angaben des Sachverst&#228;ndigen Dr. ... das Operationsrisiko beim Kl&#228;ger nicht nennenswert gestiegen, so da&#223; auch hier kein urs&#228;chlicher Nachteil anzunehmen ist.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Nach alledem war die Berufung des Kl&#228;gers mit den Nebenentscheidungen aus &#167;&#167; 97 Abs. 1, 708 Nr. 10, 713, 546 ZPO zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Das Urteil beschwert den Kl&#228;ger mit 5.000,- DM.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Verk&#252;ndet am 15. November 1982</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">, Justizangestellte als Urkundsbeamter der Gesch&#228;ftsstelle des Oberlandesgerichts</p>
315,778
olgham-1982-11-13-15-w-15181
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 151/81
"1982-11-13T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:43"
"2019-03-27T09:42:14"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1982:1113.15W151.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die weitere Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">A</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die jetzt 23 Jahre alte Beteiligte zu 2), ... wurde am 30. Juni 1959 von ihrer jetzigen Vorm&#252;nderin nichtehelich geboren. Ihr Vater ist ... der die Vaterschaft urkundlich anerkannt hat. ... lebt seit dem 2. August 1966 im Haushalt ....</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligte zu 2) ist durch Beschlu&#223; des Amtsgerichts ... vom 22. Mai 1978 (11 C 173/78) wegen Geistesschw&#228;che entm&#252;ndigt worden. Der Entm&#252;ndigung liegt u.a. ein Gutachten des nerven&#228;rztlichen ... zugrunde, wonach bei ... eine Geistesschw&#228;che vom Grade einer Debilit&#228;t als Folge einer fr&#252;hkindlichen Hirnsch&#228;digung festgestellt wurde.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kindesmutter, die am 7. November 1978 zum Vormund ihrer ... bestellt wurde, hat am 30. Oktober 1980 beim Vormundschaftsgericht beantragt, die Durchf&#252;hrung einer Tubenunterbindung bei ihrer ... zu genehmigen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung dieses Antrages hat sie ein &#228;rztliches Attest des Arztes f&#252;r Allgemeinmedizin Dr. med. ... vom 13. Oktober 1980 vorgelegt. Darin hei&#223;t es, da&#223; bei ... ein fr&#252;hkindlicher Hirnschaden mit Schwachsinn und h&#228;ufigen epileptischen Anf&#228;llen bestehe und &#228;rztlicherseits eine Sterilisierung f&#252;r erforderlich gehalten werde, weil ... sicher nicht in der Lage sei, ein Kind zu erziehen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Vormundschaftsrichter hat zun&#228;chst die Ansicht vertreten, im vorliegenden Falle seien die Vorschriften des Gesetzes &#252;ber die freiwillige Kastration und andere Behandlungsmethoden vom 15. August 1969 (k&#252;nftig: Kastrationsgesetz) entsprechend anzuwenden (so auch: LG Berlin, FamRZ 1971, 668 und Henke, NJW 1976, 1773, <u>1776</u>). Er hat dementsprechend die Einholung eines medizinischen Gutachtens der Gutachterstelle (&#167; 5 des Kastrationsgesetzes) beschlossen. Die damit befa&#223;te &#196;rztekammer Westfalen-Lippe in M&#252;nster hat jedoch die Auffassung vertreten, die Vorschriften des Kastrationsgesetzes k&#246;nnten auf Sterilisationen nicht entsprechend angewandt werden; sie hat deshalb die Erstattung eines Gutachtens abgelehnt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat daraufhin durch Beschlu&#223; vom 21. April 1981 den Antrag der Vorm&#252;nderin auf Erteilung der vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung zur Sterilisierung des M&#252;ndels zur&#252;ckgewiesen. Es hat dazu mit ausf&#252;hrlicher Begr&#252;ndung dargelegt, da&#223; eine Rechtsgrundlage f&#252;r die beantragte vormundschaftsgerichtliche Genehmigung weder ausdr&#252;cklich im Gesetz normiert sei, noch aus allgemeinen Rechtsgrunds&#228;tzen hergeleitet werden k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Gegen die Entscheidung hat die Vorm&#252;nderin mit ihrer Eingabe vom 11. Mai 1981 Beschwerde eingelegt, der das Amtsgericht nicht abgeholfen hat. Eine weitere Eingabe der Vorm&#252;nderin hat folgenden Inhalt:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><i>"Da ich meine Beschwerde n&#228;her begr&#252;nden soll, mu&#223; ich sagen, wie kann ein M&#228;del, die nichts verdient und nie verdienen wird, sowie morgens sehr oft selbst angezogen werden mu&#223;, Tage nicht ansprechbar ist, epileptische Anf&#228;lle bekommt und geistig nicht mitkommt, wie soll so ein M&#228;del ein Kind bekommen und erziehen. Sie hat jetzt die Spirale, mu&#223; aber entfernt werden, da sie die Spirale nicht vertr&#228;gt. Tabletten kommen nicht in Frage, da sie ihre nicht nimmt. Ich bitte Sie, sagen Sie mir, wie es weitergehen soll."</i></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Mit Beschlu&#223; vom 5. Juni 1981 hat sich das Landgericht der Rechtsauffassung des Amtsgerichts in jeder Hinsicht angeschlossen und die Beschwerde der Vorm&#252;nderin als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Hiergegen wendet sich die Vorm&#252;nderin mit ihrer weiteren Beschwerde, die zun&#228;chst am 20. Juli 1981 nicht formgerecht eingelegt, jedoch durch Anwaltsschriftsatz vom 24. August 1981 n&#228;her begr&#252;ndet worden ist.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts wird auf die Gr&#252;nde der vorinstanzlichen Entscheidungen und auf den sonstigen Akteninhalt verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">B</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die nicht fristgebundene weitere Beschwerde der Vorm&#252;nderin ist - da die Begr&#252;ndung durch Anwaltsschriftsatz einer formgerechten Neueinlegung gleichkommt - in geh&#246;riger Weise eingelegt worden und auch sonst zul&#228;ssig nach &#167;&#167; 27, 29 FGG. In der Sache bleibt sie jedoch ohne Erfolg, weil die angefochtene Beschwerdeentscheidung nicht auf einer Verletzung des Gesetzes beruht, &#167; 27 FGG.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht, das mit einer ebenfalls zul&#228;ssigen Erstbeschwerde der Beteiligten zu 1) befa&#223;t war, hat sich in rechtlich nicht zu beanstandener Weise den Erw&#228;gungen angeschlossen, mit denen das Amtsgericht die Zur&#252;ckweisung des Antrages der Vorm&#252;nderin im einzelnen begr&#252;ndet hat.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Sterilisation einer Frau - d.h. die Ausschlie&#223;ung der Empf&#228;ngnisf&#228;higkeit durch Unterbindung der Eileiter (Tubenligatur) - stellt (unbeschadet ihrer strafrechtlichen Beurteilung, vgl. BGHSt 20, 81; Sch&#246;nke/Schr&#246;der/Eser, StGB, 21. Aufl., &#167; 223 Rnr. 59 bis 62, m.w.N.) einen Eingriff in die k&#246;rperliche Integrit&#228;t und damit <u>zivilrechtlich</u> tatbestandsm&#228;&#223;ig eine K&#246;rperverletzung im Sinne von &#167; 823 BGB dar, f&#252;r deren Rechtm&#228;&#223;igkeit es auf einen besonderen Rechtfertigungsgrund ankommt (BGH NJW 1976, 1790 m.w.N.). Als Rechtsfertigungsgrund kommt insbesondere eine wirksame Einwilligung des Betroffenen in Frage (BGH NJW 1976, 1790). Bei der Einwilligung zu einem Eingriff in die k&#246;rperliche Integrit&#228;t handelt es sich nicht um eine Einwilligung im Sinne des &#167; 183 BGB, nicht um die Zustimmung zu einem <u>Rechtsgesch&#228;ft</u>, also nicht um eine rechtsgesch&#228;ftliche Willenserkl&#228;rung, sondern um die Gestattung oder Erm&#228;chtigung zur Vornahme tats&#228;chlicher Handlungen, die in den Rechtskreis des Gestattenden eingreifen (BGHZ 29, 33, <u>36</u> m.w.N.). Die Vorschriften der &#167;&#167; 107 ff BGB, die rechtsgesch&#228;ftliche Willenserkl&#228;rungen betreffen, sind daher auf die Einwilligung zu einem &#228;rztlichen Eingriff nicht unmittelbar anzuwenden. Es kommt deshalb weder auf die Vollj&#228;hrigkeit noch auf die zivilrechtliche Gesch&#228;ftsf&#228;higkeit, sondern darauf an, ob der Betroffene die nat&#252;rliche Einsichts- und Urteilsf&#228;higkeit besitzt, d.h. ob er nach seiner geistigen und sittlichen Reife aufgrund einer entsprechenden Risiko- und Folgenaufkl&#228;rung die Bedeutung und tragweite des k&#246;rperlichen Eingriffs - hier der Sterilisation - hinreichend zu erkennen und seinen Willen danach zu bestimmen vermag (BGHZ 29, 36; Sch&#246;nke/Schr&#246;der/Eser, a.a.O., m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Falle ergibt sich somit - wie das Amtsgericht zutreffend dargelegt hat - aus der durch die Entm&#252;ndigung wegen Geistesschw&#228;che gem&#228;&#223; &#167; 114 BGB folgenden beschr&#228;nkten Gesch&#228;ftsf&#228;higkeit der Beteiligten zu 2) unmittelbar noch nichts f&#252;r die Frage, ob letztere in die Sterilisation wirksam einwilligen kann oder nicht. Es ist Sache des behandelnden Arztes zu &#252;berpr&#252;fen, ob die Beteiligte zu 2) bei entsprechender Aufkl&#228;rung &#252;ber das Risiko und die Folgen einer Sterilisation - insbesondere auch im Hinblick auf die m&#246;glichen psychischen Auswirkungen und auf die Tatsache, da&#223; sich eine Unfruchtbarmachung nur in relativ wenigen F&#228;llen wieder r&#252;ckg&#228;ngig machen l&#228;&#223;t - die Bedeutung und Tragweite dieses k&#246;rperlichen Eingriffs hinreichend abzusch&#228;tzen und ihren Willen danach zu bestimmen vermag. Kommt der Arzt dabei zu dem Ergebnis, da&#223; die erforderliche volle nat&#252;rliche Einsichtsf&#228;higkeit vorliegt, so kann die Beteiligte zu 2) selbst wirksam in die Sterilisation einwilligen. F&#252;r eine vormundschaftsgerichtliche Genehmigung ist dann kein Raum.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Allerdings mag manches daf&#252;r sprechen, da&#223; die Beteiligte zu 2) wegen eines fr&#252;hkindlichen Hirnschadens mit Schwachsinn vom Grade einer Debilit&#228;t die erforderliche Einsichts- und Urteilsf&#228;higkeit <u>nicht</u> besitzt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Ob es in einem solchen Falle erg&#228;nzend der Zustimmung des gesetzlichen Vertreters zur Sterilisation und zus&#228;tzlich der vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung dazu bedarf oder nicht, und ob der M&#252;ndel zumindest nach seinem nat&#252;rlichen Willen mit dem Eingriff einverstanden sein mu&#223;, dar&#252;ber gehen die Meinungen in Rechtsprechung und Schrifttum weit auseinander (vgl. etwa Sch&#246;nke/Schr&#246;der/Eser, a.a.O.; Henke, a.a.O.; R&#246;hmel, JA 1977, 183, 184 ff; LG Berlin, LG Zweibr&#252;cken, MDR 1979, 758; LG D&#252;sseldorf FamRZ 1981, 95 und AG Kaiserslautern, MDR 1981, 229).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Eine gesetzliche Regelung hat diese Problematik bisher nicht gefunden. Sie war zwar vorgesehen im Regierungsentwurf eines F&#252;nften Gesetzes zur Reform des Strafrechts (BT-Dr. VI/3434 sowie 7/1981 und 7/1982), betreffend den Schwangerschaftsabbruch und die freiwillige Sterilisation. Der Entwurf sah vor, die freiwillige Sterilisation von Personen, die das 25. Lebensjahr vollendet haben, strafrechtlich freizugeben und sie f&#252;r Personen unter 25 Jahren an Beschr&#228;nkungen (entweder medizinische oder genetische Indikation oder Vorhandensein von 4 Kindern, au&#223;erdem Beratung durch eine Beraterstelle) zu kn&#252;pfen. Der Entwurf ist aber seinerzeit zur&#252;ckgestellt worden und bisher nicht Gesetz geworden.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht Berlin hat (a.a.O.) die Auffassung vertreten, die Sterilisation einer geistesschwachen Frau zur Verh&#252;tung weiterer Schwangerschaften sei auch gegen ihren Willen zul&#228;ssig, und der Wirkungskreis des Gebrechlichkeitspflegers "Zustimmung zur Heilbehandlung" umfasse auch das Recht, einer Sterilisation zuzustimmen. Es hat in der entsprechenden Anwendung des &#167; 4 Abs. 2 in Verbindung mit &#167; 6 des Kastrationsgesetzes die Rechtsgrundlage f&#252;r eine unter bestimmten Voraussetzungen zu erteilende vormundschaftsgerichtliche Genehmigung der Zustimmung des Pflegers gesehen. Das Landgericht Zweibr&#252;cken hat (a.a.O.) gleichfalls eine entsprechende Anwendung des Kastrationsgesetzes - allerdings des &#167;<u>3</u> (in Verbindung mit &#167; 6) - als zul&#228;ssig erachtet, um unter bestimmten Voraussetzungen die Einwilligung eines Pflegers in die Sterilisation einer Frau vormundschaftsgerichtlich zu genehmigen, wenn die Sterilisation aus medizinischen oder eugenischen Gr&#252;nden vorgenommen werden soll, die Frau aber nicht f&#228;hig ist, die Bedeutung des Eingriffs voll einzusehen und ihren Willen hiernach zu bestimmen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber vertritt das Landgericht D&#252;sseldorf (a.a.O.) die Ansicht, der medizinische Eingriff der Sterilisation sei im gegenw&#228;rtigen Recht nicht von der Erteilung einer vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung abh&#228;ngig. Es hat zur Begr&#252;ndung u.a. ausgef&#252;hrt: Zun&#228;chst lasse sich die Notwendigkeit einer vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung nicht aus dem Kastrationsgesetz herleiten. W&#228;hrend dessen &#167;&#167; 1 bis 3 die Kastration, d.h. die Unfruchtbarmachung des <u>Mannes</u>, zum Gegenstand h&#228;tten, befasse sich die Vorschrift des &#167; 4 ("andere Behandlungsmethoden") auch mit der Behandlung einer <u>Frau</u>. Dabei d&#252;rfe es sich allerdings nur um eine gegen die Auswirkungen eines abnormen Geschlechtstriebes gerichtete &#228;rztliche Behandlung einer Frau handeln, mit der nicht beabsichtigt sei, die Keimdr&#252;sen dauernd funktionsunf&#228;hig zu machen, die aber eine solche Folge haben <u>k&#246;nne</u> (&#167; 4 Abs. 1 Satz 1 des Kastrationsgesetzes). Demgem&#228;&#223; stelle die Sterilisation einer Frau, mit der ihre dauernde Unfruchtbarmachung gerade <u>beabsichtigt</u> sei, keine "andere Behandlungsmethode" dar; unter diesem Begriff seien z.B. insbesondere medikament&#246;se Behandlungen zu verstehen. Dar&#252;ber hinaus scheide aber auch eine <u>analoge</u> Anwendung der Vorschriften des Kastrationsgesetzes aus. Denn eine Analogie liefe dem eindeutigen Willen des Gesetzgebers zuwider, die Sterilisation der Frau in einem besonderen Gesetz zu regeln. W&#228;hrend die beabsichtigte Unfruchtbarmachung des Mannes durch das Gesetz vom 15. August 1969 geregelt worden sei, l&#228;gen zur Frage der Sterilisation bisher lediglich Entw&#252;rfe und Gesetzesvorschl&#228;ge vor. Wenn der Gesetzgeber die Voraussetzungen f&#252;r die Durchf&#252;hrung des medizinischen Eingriffs der Sterilisation so wie bei der Kastration h&#228;tte regeln wollen, so h&#228;tte er dies im Kastrationsgesetz zum Ausdruck gebracht. Es k&#246;nne nicht Sache der Rechtsprechung sein, den andersartigen Vorstellungen des Gesetzgebers im Bereich der Sterilisation durch eine analoge Anwendung des Kastrationsgesetzes entgegenzuwirken.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Dieser Auffassung, der sich beide Vorinstanzen angeschlossen haben, stimmt auch der Senat zu. Die eng begrenzte Zweckrichtung des Kastrationsgesetzes - auch in &#167; 4 -, die Auswirkungen eines <u>abnormen Geschlechtstriebes</u> eines Mannes oder einer Frau durch &#228;rztliche Behandlung zu beheben oder zu vermindern, l&#228;&#223;t eine Ausdehnung im Wege der Analogie auf k&#246;rperliche Eingriffe zu ganz anderen Zwecken, insbesondere zur beabsichtigten Unfruchtbarmachung, nicht als zul&#228;ssig erscheinen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Dies gilt um so mehr, als in der Rechtsprechung und im Schrifttum mit beachtlichen Gr&#252;nden die Ansicht vertreten wird, ein so "h&#246;chstpers&#246;nlicher Eingriff" wie die Unfruchtbarmachung d&#252;rfe einem Menschen niemals ohne oder gar gegen seinen nat&#252;rlichen Willen aufgezwungen werden, es sei denn, da&#223; die Sterilisation zur Abwehr einer <u>lebensbedrohlichen Gefahr</u> geboten erscheine; weitergehende Zwangseingriffe m&#252;&#223;ten dem Gesetzgeber vorbehalten bleiben (so z.B. LG D&#252;sseldorf und Sch&#246;nke/Schr&#246;der/Eser, jeweils a.a./.). Selbst nach dem schon erw&#228;hnten <u>Gesetzentwurf</u> zur Regelung der Sterilisation sollten derartige weitergehende Zwangseingriffe nicht erlaubt sein, sondern die Unfruchtbarmachung ohne oder gar gegen den nat&#252;rlichen Willen der betroffenen Frau nur zugelassen werden, wenn die Behandlung notwendig ist, um von der Frau eine anders nicht abwendbare Gefahr des Todes "oder des v&#246;lligen Verfalls ihrer Gesundheit" abzuwenden. Die amtliche Begr&#252;ndung f&#252;hrt hierzu u.a. aus:</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><i>"Aus der &#228;rztlichen und gerichtlichen Praxis sowie der Sozialarbeit ist der Wunsch nach einer Vorschrift laut geworden, die die Sterilisation schwachsinniger Frauen auch dann zul&#228;&#223;t, wenn die strafrechtliche Einwilligungsf&#228;higkeit infolge des Schwachsinns ausgeschlossen ist. Schwachsinnige Frauen werden nicht selten von Fremden geschw&#228;ngert; es gibt eindrucksvolle Berichte &#252;ber die Probleme, die sich in solchen F&#228;llen f&#252;r die Schwangere, ihrer Angeh&#246;rigen und das aus der Schwangerschaft hervorgehende Kind stellen. Das Kind ist meist auf Heimerziehung angewiesen; vielfach ist es aufgrund Erbschadens in seiner psychischen Gesundheit gesch&#228;digt ...</i></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><i>Unter Umst&#228;nden kann die Zul&#228;ssigkeit der Sterilisation Einwilligungsunf&#228;higer auch Schwierigkeiten bereiten, wenn zwei psychisch schwer gesch&#228;digte Patienten verschiedenen Geschlechts den Wunsch bekunden, zusammen zu leben: F&#252;r den Vormund der Frau und den Anstaltsleiter stellt sich dann die Frage, ob diese an sich positiv bewertete Beziehung nicht deswegen gel&#246;st werden mu&#223;, weil sie die Gefahr einer schwer gesch&#228;digten Nachkommenschaft begr&#252;ndet.</i></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><i>Der Entwurf untersagt trotzdem die Sterilisation Einwilligungsunf&#228;higer in allen F&#228;llen, in denen die Gesundheitsgefahr nicht die Voraussetzungen des &#167; 226 b Abs. 4 Nr. 1 (n&#228;mlich Gefahr des Todes oder des v&#246;lligen Gesundheitsverfalls) erf&#252;llt. ... Zwar besteht ein Unterschied zwischen der gegen den Willen des Betroffenen durchgef&#252;hrten Zwangssterilisation und der Sterilisation eines Einwilligungsunf&#228;higen. Beiden F&#228;llen gemeinsam ist aber der Umstand, da&#223; die Sterilisation nicht auf dem freien Willen des Betroffenen, sondern auf fremdem Entschlu&#223; beruht. ... In der Bundesrepublik besteht jedoch angesichts der Erinnerung an die nationalsozialistische Herrschaft eine besondere, mit den Verh&#228;ltnissen in anderen L&#228;ndern nicht vergleichbare Situation. Es kann auch nicht verkannt werden, da&#223; eine Zulassung der Sterilisation Einwilligungsunf&#228;higer die Gefahr des Mi&#223;brauchs begr&#252;ndet. ... Gegen eine Zulassung der Sterilisation Einwilligungsunf&#228;higer spricht schlie&#223;lich auch die Erw&#228;gung, da&#223; hinsichtlich des Schwachsinns zur Zeit neue Methoden der &#228;rztlichen Behandlung entwickelt werden, die m&#246;glicherweise manchen Patienten die heute noch fehlende Einwilligungsf&#228;higkeit zur&#252;ckgeben oder neu verschaffen k&#246;nnen. Es empfiehlt sich nicht, in einer solchen Zeit des &#220;bergangs die Sterilisation Schwachsinniger in gr&#246;&#223;erem Umfang zuzulassen. ...</i></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"><i>Nach &#167; 3 Abs. 3 des Kastrationsgesetzes ist f&#252;r Zust&#228;nde, die zwischen voller und fehlender Einwilligungsf&#228;higkeit liegen, eine Sonderregelung vorgesehen. Sie eignet sich nicht dazu, f&#252;r die Sterilisation &#252;bernommen zu werden. Das besondere Interesse, das Betroffener und Gesellschaft an der Kastration haben m&#252;ssen, besteht im Falle des &#167; 226 b nicht. Um so schwerer wiegt dann das Argument, da&#223; jeder, der nicht &#252;ber die volle Einwilligungsf&#228;higkeit verf&#252;gt, fremden Einfl&#252;ssen ausgeliefert ist. Mag eine derartige Einflu&#223;nahme auch das Wohl des Betroffenen anstreben: Sie stellt jedenfalls die Selbstbestimmung dessen, der unter einem solchen Einflu&#223; mit einer Sterilisation einverstanden ist, in Frage ..."</i></p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Diese Erw&#228;gungen haben zwar, da der Entwurf nicht Gesetz geworden ist, bisher keinen Niederschlag im geltenden Recht gefunden. Sie lassen es aber geboten erscheinen, gro&#223;e Zur&#252;ckhaltung sowohl hinsichtlich einer analogen Anwendung des Kastrationsgesetzes als auch bei der Heranziehung allgemeiner Rechtsgrunds&#228;tze als Grundlage f&#252;r die hier in Rede stehende vormundschaftsgerichtliche Genehmigung zu &#252;ben.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Ob diese Genehmigung zu erteilen w&#228;re, wenn die Sterilisation der Beteiligten zu 2) zur Abwendung einer <u>lebensbedrohlichen</u> Gefahr erforderlich w&#228;re, bedarf keiner Entscheidung. Denn f&#252;r eine derartige Gefahr bietet der Sachverhalt, wie er sich nach dem Akteninhalt darstellte, keinen Anhaltspunkt.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Ohne Rechtsfehler haben die Vorinstanzen des weiteren - ebenso wie das LG D&#252;sseldorf (a.a.O.) - angenommen, auch die Vorschriften &#252;ber das Personensorgerecht des Vormundes (&#167; 1793 in Verbindung mit &#167; 1631 BGB) stellten keine geeigneten Rechtsgrundlage f&#252;r die hier beantragte vormundschaftsgerichtliche Genehmigung dar. Allerdings kann das Vormundschaftsgericht nach &#167; 1631 Abs. 3 die Eltern (oder den Vormund) auf Antrag bei der Aus&#252;bung der Personensorge in geeigneten F&#228;lle unterst&#252;tzen. Die Unterst&#252;tzung ist aber im wesentlichen f&#252;r Ma&#223;nahmen im Rahmen der Erziehung, Beaufsichtigung und Aufenthaltsbestimmung gedacht (vgl. dazu M&#252;Ko/Hinz, BGB, &#167; 1631, Rnr. 30, 31 sowie Erg&#228;nzungsband Rnr. 22 ff, m.w.N.). In diesen Bereich f&#228;llt die Zustimmung zu einer medizinischen Behandlung nicht; sie geh&#246;rt vielmehr zur "Pflege" des Kindes bzw. M&#252;ndels, die als Bestandteil der Personensorge in &#167; 1631 Abs. 1 BGB besonders genannt ist und die <u>k&#246;rperliche Betreuung</u> betrifft (Palandt/Diederichsen, BGB, 40. Aufl., &#167; 1631 Anm. 2 am Ende). Ob eine vormundschaftsgerichtliche Unterst&#252;tzungsma&#223;nahme nach &#167; 1631 Abs. 3 BGB im Bereich der <u>k&#246;rperlichen Betreuung</u> (Pflege) &#252;berhaupt in Betracht kommt, kann schon zweifelhaft erscheinen. Jedenfalls w&#252;rde eine vormundschaftsgerichtliche Genehmigung der Zustimmung des Vormundes zur Sterilisation des M&#252;ndels nach Ansicht des Senats den Rahmen blo&#223;er Unterst&#252;tzungsma&#223;nahmen im Sinne des &#167; 1631 Abs. 3 BGB &#252;berschreiten, zumal das Gesetz auch sonst f&#252;r vormundschaftsgerichtliche Genehmigungen <u>ausdr&#252;ckliche Normen</u> aufstellt, z.B. in &#167; 1631 b f&#252;r eine mit Freiheitsentziehung verbundene Unterbringung des Kindes oder M&#252;ndels und in den &#167;&#167; 3, 4 und 6 des Kastrationsgesetzes f&#252;r eine Kastration oder eine "andere Behandlungsmethode".</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die von der Vorm&#252;nderin begehrte vormundschaftsgerichtliche Genehmigung l&#228;&#223;t sich auch sonst keine rechtliche Grundlage finden, wie das Amts- und das Landgericht zutreffend angenommen haben.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsprechung ist - zumindest in den F&#228;llen, in denen keine lebensbedrohliche Gefahr abgewendet werden mu&#223;- nicht berufen, dem Gesetzgeber vorzugreifen in der &#228;u&#223;erst umstrittenen Frage, unter welchen Voraussetzungen bei einer nicht voll einsichtsf&#228;higen, unter Vormundschaft stehenden Frau eine Sterilisation ohne oder gar gegen ihren nat&#252;rlichen Willen zul&#228;ssig sein soll. Der von Henke (a.a.O., S. 1775) bereits 1976 ge&#228;u&#223;erten Bemerkung, da&#223; ein Nichteinschreiten des Gesetzgebers nicht l&#228;nger vertretbar erscheine, kann der Senat nur beipflichten. Der Gesetzgeber ist aufgefordert, den unbefriedigenden Rechtszustand durch Verabschiedung eines entsprechenden Gesetzes m&#246;glichst bald zu regeln.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Da die angefochtene Beschwerdeentscheidung auch sonst, insbesondere hinsichtlich des vom Landgericht eingehaltenen Verfahrens, nicht auf einer Gesetzesverletzung beruht, mu&#223;te die weitere Beschwerde zur&#252;ckgewiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Zu einer Kostenerstattungsanordnung nach &#167; 13 a Abs. 1 Satz 2 FGG bestand keine Veranlassung, zumal die Beteiligten zu 1) und 2) im vorliegenden Verfahren keine einander widerstreitenden Interessen verfolgt haben.</p>
315,779
olgham-1982-11-08-4-uf-34182
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 UF 341/82
"1982-11-08T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:45"
"2019-03-27T09:42:14"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1982:1108.4UF341.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Au&#223;ergerichtliche Kosten des Beschwerdeverfahrens werden nicht erstattet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin erstrebt Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r eine Klage, mit der sie den Beklagten verpflichten m&#246;chte, auf seine Kosten eine notarielle, mit Vollstreckungsunterwerfungsklausel versehene Urkunde &#252;ber seine im &#252;brigen unstreitige Unterhaltsverpflichtung herstellen zu lassen. Das Amtsgericht hat dieses Proze&#223;kostenhilfegesuch mit der Begr&#252;ndung abgewiesen, ein Anspruch f&#252;r die erstrebte Verurteilung bestehe nicht, zudem sei die erhobene Klage mutwillig, weil eine wirtschaftlich denkende Partein angesichts der freiwilligen Unterhaltsleistungen des Beklagten diesen Rechtsstreit nicht f&#252;hren w&#252;rde. Gegen diese Proze&#223;kostenhilfeverweigerung richtet sich die Beschwerde der Kl&#228;gerin. Zur Begr&#252;ndung des Rechtsmittels f&#252;hrt sie aus, der Beklagte habe nach Aufforderung vom 26. April 1982 den Unterhalt f&#252;r Mai nur mit erheblicher Versp&#228;tung, n&#228;mlich Ende Mai 1982 geleistet und hierdurch Grund zu der Annahme gegeben, er werde auch in Zukunft den Unterhalt nicht p&#252;nktlich zahlen. Zudem sei zu bedenken, da&#223; sie den denkbar billigsten Weg einer Titulierung ihrer Unterhaltsrechte gew&#228;hlt habe. Demgegen&#252;ber weist der Beklagte darauf hin, da&#223; er in der Vergangenheit immer p&#252;nktlich Unterhalt gezahlt habe, der Unterhalt f&#252;r Mai nur deshalb versp&#228;tet geleistet worden sei, weil der Zahlbetrag nach dem Erh&#246;hungsverlangen der Kl&#228;gerin vom 26. April 1982 zun&#228;chst nicht ziffernm&#228;&#223;ig festgestanden habe, und da&#223; er im &#252;brigen schon durch Schreiben seiner Anw&#228;lte vom 2. Juni 1982 seine Bereitschaft erkl&#228;rt habe, an der von der Kl&#228;gerin gew&#252;nschten Titulierung mitzuwirken, wenn die Kl&#228;gerin bereit sei, die hierdurch entstehenden Kosten zu tragen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde der Kl&#228;gerin ist nach &#167; 127 ZPO zul&#228;ssig. In der Sache ist sie jedoch unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zwar ist der Kl&#228;gerin nach Rechtsprechung des Senats grunds&#228;tzlich ein Anspruch auf Titulierung ihrer Unterhaltsrechte nicht zu versagen, insbesondere das Rechtsschutzbed&#252;rfnis f&#252;r eine solche Klage selbst bei p&#252;nktlichen Zahlungen des Unterhaltsschuldners nicht zu verneinen, weil der Unterhaltsgl&#228;ubiger ein berechtigtes Bed&#252;rfnis hat, eine verl&#228;&#223;liche Grundlage f&#252;r seine Unterhaltsberechtigung mit jederzeitiger Vollstreckbarkeit in der Hand zu haben. Ein solcher Anspruch besteht jedoch nicht <u>auf Kosten des Unterhaltsschuldners</u>, wenn dieser im &#252;brigen seine Unterhaltspflichten zuverl&#228;ssig erf&#252;llt. In diesem Falle hat vielmehr der Unterhaltsgl&#228;ubiger die Kosten selbst zu tragen, wenn er &#252;ber die zuverl&#228;ssige Erf&#252;llung der Unterhaltspflichten hinaus in &#228;u&#223;erster Vorsorge auch noch f&#252;r den Fall der Nichterf&#252;llung eine vollstreckbare Urkunde in H&#228;nden haben m&#246;chte. Das Unterhaltsrecht verpflichtet den Unterhaltsschuldner nur zur regelm&#228;&#223;igen Zahlung von Unterhalt und nicht auch noch, falls er diese Pflichten erf&#252;llt, zur Tragung der f&#252;r die Titulierung erforderlichen Kosten. Auch aus sonstigen Rechtsgr&#252;nden ergibt sich keine Anspruchsgrundlage zur &#220;berb&#252;rdung dieser Kosten auf den Unterhaltsschuldner. Vorliegend hat der Beklagte - wie zwischen den Parteien unstreitig ist - in der Vergangenheit im wesentlichen regelm&#228;&#223;ig seine Unterhaltspflichten erf&#252;llt. Er hat dar&#252;ber hinaus mit Ausnahme des Einzelmonats Mai 1982, in dem es nach Aufforderungsschreiben der Kl&#228;gerin vom 26. April 1982 zu einer Neuberechnung des Unterhalts gekommen ist, auch in der j&#252;ngsten Vergangenheit regelm&#228;&#223;ig Unterhalt gezahlt. Allein der Umstand, da&#223; der Beklagte im Zeitpunkt der Korrespondenz &#252;ber die Erh&#246;hung der Unterhaltsanspr&#252;che kurzfristig den Erh&#246;hungsbetrag zur&#252;ckgehalten hat, gibt der Kl&#228;gerin noch keinen Anla&#223; zur Titulierung ihrer Anspr&#252;che <u>auf Kosten des Beklagten.</u> Das Amtsgericht hat daher zutreffend Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r die erhobene Klage mangels Erfolgsaussicht verweigert.</p>
315,780
olgham-1982-11-08-4-wf-34182
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 WF 341/82
"1982-11-08T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:46"
"2019-03-27T09:42:14"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1982:1108.4WF341.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Au&#223;ergerichtliche Kosten des Beschwerdeverfahrens werden nicht erstattet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin erstrebt Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r eine Klage, mit der sie den Beklagten verpflichten m&#246;chte, auf seine Kosten eine notarielle, mit Vollstreckungsunterwerfungsklausel versehene Urkunde &#252;ber seine im &#252;brigen unstreitige Unterhaltsverpflichtung herstellen zu lassen. Das Amtsgericht hat dieses Proze&#223;kostenhilfegesuch mit der Begr&#252;ndung abgewiesen, ein Anspruch f&#252;r die erstrebte Verurteilung bestehe nicht, zudem sei die erhobene Klage mutwillig, weil eine wirtschaftlich denkende Partein angesichts der freiwilligen Unterhaltsleistungen des Beklagten diesen Rechtsstreit nicht f&#252;hren w&#252;rde. Gegen diese Proze&#223;kostenhilfeverweigerung richtet sich die Beschwerde der Kl&#228;gerin. Zur Begr&#252;ndung des Rechtsmittels f&#252;hrt sie aus, der Beklagte habe nach Aufforderung vom 26. April 1982 den Unterhalt f&#252;r Mai nur mit erheblicher Versp&#228;tung, n&#228;mlich Ende Mai 1982 geleistet und hierdurch Grund zu der Annahme gegeben, er werde auch in Zukunft den Unterhalt nicht p&#252;nktlich zahlen. Zudem sei zu bedenken, da&#223; sie den denkbar billigsten Weg einer Titulierung ihrer Unterhaltsrechte gew&#228;hlt habe. Demgegen&#252;ber weist der Beklagte darauf hin, da&#223; er in der Vergangenheit immer p&#252;nktlich Unterhalt gezahlt habe, der Unterhalt f&#252;r Mai nur deshalb versp&#228;tet geleistet worden sei, weil der Zahlbetrag nach dem Erh&#246;hungsverlangen der Kl&#228;gerin vom 26. April 1982 zun&#228;chst nicht ziffernm&#228;&#223;ig festgestanden habe, und da&#223; er im &#252;brigen schon durch Schreiben seiner Anw&#228;lte vom 2. Juni 1982 seine Bereitschaft erkl&#228;rt habe, an der von der Kl&#228;gerin gew&#252;nschten Titulierung mitzuwirken, wenn die Kl&#228;gerin bereit sei, die hierdurch entstehenden Kosten zu tragen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde der Kl&#228;gerin ist nach &#167; 127 ZPO zul&#228;ssig. In der Sache ist sie jedoch unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zwar ist der Kl&#228;gerin nach Rechtsprechung des Senats grunds&#228;tzlich ein Anspruch auf Titulierung ihrer Unterhaltsrechte nicht zu versagen, insbesondere das Rechtsschutzbed&#252;rfnis f&#252;r eine solche Klage selbst bei p&#252;nktlichen Zahlungen des Unterhaltsschuldners nicht zu verneinen, weil der Unterhaltsgl&#228;ubiger ein berechtigtes Bed&#252;rfnis hat, eine verl&#228;&#223;liche Grundlage f&#252;r seine Unterhaltsberechtigung mit jederzeitiger Vollstreckbarkeit in der Hand zu haben. Ein solcher Anspruch besteht jedoch nicht <u>auf Kosten des Unterhaltsschuldners</u>, wenn dieser im &#252;brigen seine Unterhaltspflichten zuverl&#228;ssig erf&#252;llt. In diesem Falle hat vielmehr der Unterhaltsgl&#228;ubiger die Kosten selbst zu tragen, wenn er &#252;ber die zuverl&#228;ssige Erf&#252;llung der Unterhaltspflichten hinaus in &#228;u&#223;erster Vorsorge auch noch f&#252;r den Fall der Nichterf&#252;llung eine vollstreckbare Urkunde in H&#228;nden haben m&#246;chte. Das Unterhaltsrecht verpflichtet den Unterhaltsschuldner nur zur regelm&#228;&#223;igen Zahlung von Unterhalt und nicht auch noch, falls er diese Pflichten erf&#252;llt, zur Tragung der f&#252;r die Titulierung erforderlichen Kosten. Auch aus sonstigen Rechtsgr&#252;nden ergibt sich keine Anspruchsgrundlage zur &#220;berb&#252;rdung dieser Kosten auf den Unterhaltsschuldner. Vorliegend hat der Beklagte - wie zwischen den Parteien unstreitig ist - in der Vergangenheit im wesentlichen regelm&#228;&#223;ig seine Unterhaltspflichten erf&#252;llt. Er hat dar&#252;ber hinaus mit Ausnahme des Einzelmonats Mai 1982, in dem es nach Aufforderungsschreiben der Kl&#228;gerin vom 26. April 1982 zu einer Neuberechnung des Unterhalts gekommen ist, auch in der j&#252;ngsten Vergangenheit regelm&#228;&#223;ig Unterhalt gezahlt. Allein der Umstand, da&#223; der Beklagte im Zeitpunkt der Korrespondenz &#252;ber die Erh&#246;hung der Unterhaltsanspr&#252;che kurzfristig den Erh&#246;hungsbetrag zur&#252;ckgehalten hat, gibt der Kl&#228;gerin noch keinen Anla&#223; zur Titulierung ihrer Anspr&#252;che <u>auf Kosten des Beklagten.</u> Das Amtsgericht hat daher zutreffend Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r die erhobene Klage mangels Erfolgsaussicht verweigert.</p>
315,781
ag-dusseldorf-1982-11-05-265-f-14782
{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
265 F 147/82
"1982-11-05T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:47"
"2019-03-27T09:42:14"
Urteil
ECLI:DE:AGD:1982:1105.265F147.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht &#8211; Familiengericht &#8211; D&#252;sseldorf</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 1. Oktober 1982</p> <p>durch den Richter am Amtsgericht X</p> <p></p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p>1) Der Beklagte wird verurteilt,</p> <p>a) an die Kl&#228;gerin zu 1) 476,-- DM nebst 4 % Zinsen von 178,-- DM </p> <p>seit dem 15. M&#228;rz 1982 und ab 1. Oktober 1982 &#252;ber die bisher</p> <p>gezahlten 243,-- DM hinaus weitere 59,50 DM, insgesamt also</p> <p>302,50 DM, monatlich als Unterhalt zu zahlen;</p> <p></p> <p>b) an den Kl&#228;ger zu 2) 364,-- DM nebst 4 % Zinsen von 136,50 DM seit </p> <p>dem 15. M&#228;rz 1982 und ab 1. Oktober 1982 &#252;ber die bisher gezahlten </p> <p>207,-- DM hinaus weitere 45,50 DM, insgesamt also 252,50 DM, monatlich</p> <p>als Unterhalt zu zahlen.</p> <p> </p> <p> Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>2) Die Gerichtskosten tragen zu je 1/20 die Kl&#228;gerin zu 1) und der Kl&#228;ger zu 2) und zu 9/10 der Beklagte.</p> <p>Der Beklagte tr&#228;gt zu je 9/10 die au&#223;ergerichtlichen Kosten der Kl&#228;gerin zu 1) und des Kl&#228;gers zu 2) und zu 9/10 seiner eigenen au&#223;ergerichtlichen Kosten. </p> <p>Die Kl&#228;gerin zu 1) und der Kl&#228;ger zu 2) tragen zu je 1/20 ihre eigenen au&#223;ergerichtlichen Kosten und zu je 1/20 die des Beklagten.</p> <p></p> <p>3) Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar</p> <p>Der Beklagte kann die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung von 1.200,-- DM abwenden, es sei denn die Kl&#228;ger erbringen diese Sicherheit.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;ger k&#246;nnen die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 150,-- DM abwenden, es sei denn der Beklagte erbringt diese Sicherheit.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px"><u>T a t b e s t a n d :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Kl&#228;ger sind die ehelichen Kinder des Beklagten. Die Ehe der Eltern ist geschieden. Die Kl&#228;ger leben im Haushalt ihrer Mutter, die Inhaberin der elterlichen Sorge ist. Im Haushalt der Mutter, die wieder verheiratet ist, leben zwei weitere Kinder.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Kl&#228;ger lie&#223;en mit Schreiben ihrer Prozessbevollm&#228;chtigten vom 8. Januar 1982 den Beklagten auffordern, an sie einen monatlichen Unterhaltsbetrag von 340,-- DM bzw. 250,-- DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Beklagte hat unstreitig im Januar 1982 einen Unterhaltsbetrag von 370,-- DM ab Februar 1982 einen solchen von 450,-- DM gezahlt, von denen die Kl&#228;gerin zu 1) 54 % auf sich und der Kl&#228;ger zu 2) 46 % auf sich verrechnet.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Parteien gehen &#252;bereinstimmend von einem unterhaltsrelevanten Einkommen des Beklagten von ca. 2.000,--DM aus. Sie streiten &#252;ber die H&#246;he des Kindergeldes und der Anrechnungsbetr&#228;ge. Das Kindergeld wird an die Mutter der Kl&#228;ger bzw. den Ehemann gezahlt. Strittig ist weiter der evtl. R&#252;ckstand f&#252;r den Monat Januar 1982 (Verzug?).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Kl&#228;ger beantragen, </p> <span class="absatzRechts">7</span><ol class="absatzLinks"><li>den Beklagten zu verurteilen, jeweils zu H&#228;nden der Mutter</li> <li>an die Kl&#228;gerin zu 1) 102,70 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 10.1.1982,</li> <li>an den Kl&#228;ger zu 2) 82,30 DM, nebst 4 % Zinsen seit dem 10.1.1982,</li> <li>an die Kl&#228;gerin zu 1) 178,50 DM nebst 4 % Zinsen, und zwar jeweils auf einen Betrag von 59,50 DM seit dem 1.2., 1.3. und 1.4.1982, </li> <li>an den Kl&#228;ger zu 2) 136,50 DM nebst 4 % Zinsen, und zwar jeweils auf einen Betrag von 45,50 DM seit dem 1.2., 1.3. und 1.4.82 zu zahlen;</li></ol> <span class="absatzRechts">8</span><ol class="absatzLinks" start="2"><li> den Beklagten zu verurteilen, zu H&#228;nden der Mutter </li> <li>an die Kl&#228;gerin zu 1) zum 28.5.82 &#252;ber den bisher gezahlten Unterhaltsbetrag von 243,-- DM hinaus einen weiteren Betrag von 59,50 DM f&#252;r Mai 1982,</li> <li>an den Kl&#228;ger zu 2) zum 28.5.1982 &#252;ber den bisher gezahlten Unterhaltsbetrag von 207,-- DM hinaus f&#252;r den laufenden Monat Mai 1982 einen weiteren Betrag von 45,50 DM zu zahlen; </li></ol> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:92px"></p> <span class="absatzRechts">10</span><ol class="absatzLinks" start="3"><li>den Beklagten zu verurteilen, zu H&#228;nden der Mutter</li> <li>an die Kl&#228;gerin zu 1) &#8211; beginnend mit dem 1.6.82 &#8211; als monatliche Unterhaltsrente &#252;ber die bisherigen gezahlten Betr&#228;ge von 243,-- DM weitere Betr&#228;ge von 59,50 DM monatlich im voraus,</li> <li>an den Kl&#228;ger zu 2) &#8211; beginnend mit dem 1.6.1982 &#8211; als monatliche Unterhaltsrente &#252;ber die bisher gezahlten Betr&#228;ge von 207,-- DM weitere Betr&#228;ge von 45,50 DM monatlich im voraus zu zahlen; </li></ol> <span class="absatzRechts">11</span><ol class="absatzLinks" start="4"><li> hilfsweise wird zu Ziff. 3a) und b) f&#252;r den Fall, dass der Beklagte im Mai 1982 noch keine Zahlung an die Kl&#228;gerin geleistet hat, beantragt, </li></ol> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:74px">diesen zu verurteilen, zu H&#228;nden der Mutter</p> <span class="absatzRechts">13</span><ol class="absatzLinks" type="a"><li>an die Kl&#228;gerin zu 1) zum 28.5.1982 einen Unterhaltsbetrag f&#252;r den laufenden Monat Mai 1982 in H&#246;he von 302,50 DM,</li> <li>an den Kl&#228;ger zu 2) zum 28.5.1982 f&#252;r den laufenden Monat Mai 1982 einen Unterhaltsbetrag von 252,50 DM,</li></ol> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:92px">zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Wegen des Vorbringens der Parteien im einzelnen wird auf den Akteninhalt verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Klage ist bis auf den r&#252;ckst&#228;ndigen Unterhalt f&#252;r den Monat Januar 1982 begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Kl&#228;ger haben gegen den Beklagten, ihren Vater, Unterhaltsanspr&#252;che nach &#167;&#167; 1601 ff, 1610 BGB. Beide Parteien gehen von einem unterhaltsrechtlich relevanten Einkommen des Beklagten von etwas &#252;ber 2.000,-- DM aus und kommen entsprechend der "D&#252;sseldorfer Tabelle" (Gruppe 3) &#252;bereinstimmend zu folgenden Unterhaltsbetr&#228;gen f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">die Kl&#228;gerin zu 1) 340,-- DM (3. Altersstufe),</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">den Kl&#228;ger zu 2) 290,-- DM (2. Altersstufe).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Hierauf ist das anteilige Kindergeld anzurechnen, &#252;ber dessen H&#246;he und Anrechnungsweise die Parteien streiten:</p> <span class="absatzRechts">24</span><ol class="absatzLinks" type="a"><li>Nach dem BKGG i.d.F. vom 21. Januar 1982 (BGBI I S. 13) - &#167; 10 &#8211; betr&#228;gt das Kindergeld f&#252;r das 1. Kind 50,-- DM, f&#252;r das 2. Kind 100,-- DM, f&#252;r das 3. Kind 220,-- DM und f&#252;r das 4. Kind sowie jedes weitere Kind 240,-- DM.</li> <li>Unstreitig wird an die Mutter der Kl&#228;ger bzw. deren Ehemann Kindergeld f&#252;r 4 Kinder, also 610,-- DM (und nicht 650,-- DM bzw. 720,-- DM) gezahlt. In Bezug auf den Beklagten kann jedoch nur ein Kindergeldbetrag von 50&#8212;DM + 100,-- DM = 150,-- DM anteilig mit je 37,50 DM ber&#252;cksichtigt werden; nur dieser Betrag ist von dem monatlichen Unterhaltsbetrag abzuziehen, so dass sich f&#252;r </li></ol> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">die Kl&#228;gerin zu 1) 307,50 DM als Unterhalt und f&#252;r </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">den Kl&#228;ger zu 2) 252,50 DM</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">ergeben.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Denn nach gefestigter h&#246;chstrichterlicher Rechtsprechung partizipiert der Beklagte nicht an dem Zahlkindervorteil (vgl. u.a. BGH, FamRZ 1981, 26 u. 651; OLG D&#252;sseldorf, FamRZ 1982, 82; AmtsVorm. 1982, 913). Der BGH hat in den vorgenannten Entscheidungen ausgesprochen, dass das anteilige Kindergeld sich ausschlie&#223;lich auf das f&#252;r diejenigen Kinder beschr&#228;nkt, denen gegen&#252;ber die Eltern gemeinsam unterhaltspflichtig und &#8211; vorbehaltlich der Rangfolge des &#167; 3 BKGG &#8211; bezugsberechtigt sind. Das sind aber nur die beiden Kl&#228;ger. &#8211; Es kann daher dahingestellt bleiben, ob die weiteren Kinder j&#252;nger oder &#228;lter als die Kl&#228;ger sind (evtl. Kinder aus der 1. Ehe des Ehemannes der Mutter). &#8211; </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Das Gericht vermag sich der Ansicht des 5. Familiensenates des OLG D&#252;sseldorf (AmtsVorm. a.a.O.) nicht anschlie&#223;en. Dieser folgt zwar im Grundsatz der Rechtsprechung des BGH, will jedoch die effektiv f&#252;r die gemeinsamen Kinder gezahlten Kindergeldbetr&#228;ge aufteilen. &#8211; W&#228;re dies richtig, so k&#246;nnte die Frage, </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">ob die beiden anderen Kinder j&#252;nger oder &#228;lter als die Kl&#228;ger sind, nicht offen bleiben. &#8211; </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Das f&#252;hrt aber im Ergebnis dazu, dass doch ein Z&#228;hlkindervorteil ber&#252;cksichtigt wird. Das gerade soll aber nach der Rechtsprechung des BGH nicht geschehen. der Hinweis des 5. Senates, dass dann eine doppelte Ber&#252;cksichtigung des Z&#228;hlkindervorteils stattfinde &#8211; einmal vom Staat; ein weiteres mal durch den Beklagten wegen des h&#246;heren Unterhaltes -, ist nicht &#252;berzeugend. Die von dem 5. Senat insoweit angef&#252;hrten Beispiele zur Begr&#252;ndung eienr Unbilligkeit k&#246;nnen das Gegenteil nicht erweisen:</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Rechnet man nach der Meinung des 5. Senates f&#252;r den Fall, dass die Kl&#228;ger die j&#252;ngeren Kinder sind, so erg&#228;be sich: 220,-- DM + 240,-- DM = 460,-- DM; also ein Anteil von je 115,-- DM. Dabei wird aber au&#223;er acht gelassen, dass die h&#246;heren Kindergeldbetr&#228;ge f&#252;r das 3. und 4. Kind vom Staat gezahlt werden, um den Eltern von 4 Kindern die Unterhaltslast zu erleichtern; der Beklagte ist aber nur 2 Kindern zum Unterhalt verpflichtet, w&#228;hrend die Mutter der Kl&#228;ger diese Verpflichtung f&#252;r 4 Kinder trifft.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Rechnet man &#8211; wie nach n. M. vor den Entscheidungen des BGH &#8211; den Kindergeldanteil nach Kopfteilen aus, so erg&#228;be sich hier ein Betrag von je 76,25 DM (50,-- DM + 100,-- DM + 220,-- DM +240,-- DM = 610,-- DM : 8). Aber gerade diese Berechnungsmethode ist von dem BGH wegen der Ber&#252;cksichtigung eines Z&#228;hlkindervorteils abgelehnt worden. W&#228;re die Meinung des 5. Familiensenates des OLG D&#252;sseldorf richtig, so st&#252;nde sich der Beklage noch besser als nach der vom BGH abgelehnten Berechnungsmethode.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Dar&#252;berhinaus w&#228;ren die Ergebnisse, errechnet entsprechend der Meinung des 5. Familiensenates des OLG D&#252;sseldorf rein zuf&#228;llig, denn sie h&#228;ngen davon ab, welche Stelle die gemeinsamen Kinder in der Rangfolge aus verschiedenen Verbindungen einnehmen. Je nach Lage des Falles h&#228;tte der unterhaltspflichtige Elternteil einen Anteil an der Progression des Kindergeldes oder nicht.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Es w&#228;re daher unbillig und mit dem Sinn und Zweck des Kindergeldes nicht vereinbar, wenn der Beklagte dadurch entlastet und besser gestellt w&#252;rde, dass die Mutter der Kl&#228;ger f&#252;r zwei weitere Kinder zu sorgen hat. Vielmehr w&#252;rden die Kl&#228;ger einen Nachteil haben, dass infolge des Vorhandenseins weiterer Geschwister bzw. Stiefgeschwister weniger Unterhalt vom Beklagten erhalten w&#252;rden, als wenn sie allein mit ihrer Mutter lebten. Lebten die Kl&#228;ger noch bei dem Beklagten und ihrer Mutter &#8211; als w&#228;ren diese nicht geschieden &#8211; so w&#252;rden an diese auch nur ein Kindergeldbetrag von insgesamt 150,-- DM zur Entlastung ihrer Unterhaltspflicht zur Verf&#252;gung gestellt. Das muss im Grundsatz beibehalten bleiben.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Kl&#228;ger k&#246;nnen die Mehrbetr&#228;ge, d.h. die h&#246;heren Unterhaltsbetr&#228;ge von 305,50 DM bzw. 252,50 DM erst ab Februar 1982 fordern (&#167; 1613 BGB). Der Beklagte ist erst mit dem Schreiben vom 8. Januar 1982 zur Zahlung der Mehrbetr&#228;ge aufgefordert worden, so dass er erst nach Zugang dieses Schreibens in Verzug gekommen ist (&#167; 284 BGB). Zu diesem Zeitpunkt war der Unterhalt f&#252;r Januar 1982 bereits f&#228;llig.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Beklagte verschuldet daher:</p> <span class="absatzRechts">38</span><ol class="absatzLinks"><li> ab 1. Oktober 1982 den laufenden Unterhalt von 302,50 DM bzw. 252,50 DM;</li></ol> <span class="absatzRechts">39</span><ol class="absatzLinks" start="2"><li> f&#252;r die Zeit davor, d.h. 1. Februar 1982 bis 30. September 1982 r&#252;ckst&#228;ndigen Unterhalt. Er hat in diesem Zeitraum statt insgesamt 555,-- DM nur 450,-- DM gezahlt. Der Beklagte hat die von den Kl&#228;gern vorgenommene Aufteilung der 450,-- DM nicht beanstandet, n&#228;mlich 54 % f&#252;r die Kl&#228;gerin zu 1) (= 243,-- DM) und 46 % f&#252;r den Kl&#228;ger zu 2) (= 207,-- DM). Das Gericht sieht daher keinen Grund von dieser Aufteilung abzuweisen. </li></ol> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Kl&#228;ger hatte daher zu zahlen an:</p> <span class="absatzRechts">41</span><ol class="absatzLinks" type="a"><li>die Kl&#228;gerin zu 1) 8 x 302,50 DM = 2.420,-- DM</li></ol> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:41px">8 x 243,-- DM = <u>1.944,-- DM</u></p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:41px">Rest 476,-- DM</p> <span class="absatzRechts">44</span><ol class="absatzLinks" type="a" start="2"><li>den Kl&#228;ger zu 2) 8 x 252,50 DM = 2.020,-- DM</li></ol> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:41px">8 x 207,-- DM = <u>1.656,-- DM</u></p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:41px">Rest 364,-- DM</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Entsprechend dem Antrag hat er diese Restbetr&#228;ge f&#252;r die Monate Februar, M&#228;rz und April 1982 zu verzinsen (&#167;&#167; 284, 288 BGB). Das Gericht hat einen mittleren Zinstag angenommen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 92, 708 Nr. 8, 1, 711 ZPO.</p>
315,782
olgham-1982-10-28-28-u-14982
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
28 U 149/82
"1982-10-28T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:49"
"2019-03-27T09:42:14"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1982:1028.28U149.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das am 12. M&#228;rz 1982 verk&#252;ndete Urteil der 3. Zivilkammer des Landgerichts Dortmund wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten der Berufung.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Beschwer f&#252;r die Kl&#228;gerin betr&#228;gt 14.390,- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung der Kl&#228;gerin ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Im Ergebnis zu Recht hat das Landgericht die Klage abgewiesen. Die Kl&#228;gerin kann von der Beklagten Zahlung des Kaufpreises und Abnahme des angebotenen Fahrzeuges gem&#228;&#223; &#167; 433 Abs. 2 BGB nicht verlangen, da die Beklagte von ihrer Verpflichtung aus dem auf der Bestellung mit Datum vom 11. April 1981 beruhenden Kaufvertrag freigeworden ist.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Leistungsverweigerungsrecht kann die Beklagte allerdings nicht auf die in der Ablehnung der Abnahme des angebotenen Fahrzeuges zusehende R&#252;cktrittserkl&#228;rung st&#252;tzen. Denn ein R&#252;cktrittsrecht gem&#228;&#223; Ziff. VI Abs. 4 der zwischen den Parteien vereinbarten Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen f&#252;r den Verkauf von fabrikneuen Kraftfahrzeugen und Anh&#228;ngern (AGB der Kl&#228;gerin) in Verbindung mit &#167; 326 BGB hat der Beklagten nicht zugestanden. Die Beklagte hat den ihr obliegenden Beweis daf&#252;r, da&#223; sie der in Verzug befindlichen Kl&#228;gerin zur Bewirkung der Leistung eine angemessene Nachfrist mit der Erkl&#228;rung gesetzt hat, da&#223; sie die Annahme der Leistung nach Ablauf der gesetzten Frist ablehne, nicht erbracht. Deshalb kann dahinstehen, ob der vereinbarte Liefertermin "Mitte Juli 1981" als verbindlich vereinbart worden ist. Denn die Vereinbarung als verbindlich bedeutet nach der Auslegungsregel des &#167; 192 BGB (Palandt-Heinrichs, BGB 40. Aufl. &#167; 192 Anm. 1), da&#223; unter Mitte des Monats der f&#252;nfzehnte des Monats Juli 1981 zu verstehen ist. Somit endete mit Ablauf dieses Tages die Frist f&#252;r die Lieferung (&#167; 188 Abs. 1 BGB) mit der Folge, da&#223; die Kl&#228;gerin mit Ablauf des 15. Juli 1981 in Verzug geriet, da f&#252;r ihre Leistung eine Zeit nach dem Kalender bestimmt war (&#167; 284 Abs. 2 Satz 1 BGB). Die Nachfristsetzung mit Ablehnungsandrohung hat jedenfalls bei einer kalenderm&#228;&#223;ig bestimmten Frist f&#252;r die Leistung nach Ablauf der Frist zu erfolgen, weil in diesem Fall die Leistung &#252;berhaupt auch erst an dem Kalendertag f&#228;llig wird. Anders ist es nur dann, wenn eine Zeit f&#252;r die Leistung weder bestimmt noch aus den Umst&#228;nden zu entnehmen ist. In diesem Fall kann der Gl&#228;ubiger die Leistung sofort verlangen (&#167; 271 Abs. 1 BGB), d.h. auf Leistung klagen und durch Mahnung den Verzug herbeif&#252;hren (Palandt-Heinrichs a.a.O. &#167; 271 Anm. 1 d). Deshalb kann es auch nur bei der sofortigen F&#228;lligkeit der Leistung ausnahmsweise zugelassen werden, die den Verzug begr&#252;ndende Mahnung mit der Fristsetzung zu verbinden (Palandt-Heinrichs a.a.O. &#167; 326 Anm. 5 a bb).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Von der Richtigkeit der erstmals in der m&#252;ndlichen Verhandlung aufgestellten Behauptung der Beklagten, sie habe am 17. Juli 1981 die Kl&#228;gerin zur Lieferung sp&#228;testens bis zum 28. August 1981 aufgefordert und f&#252;r die Vers&#228;umung der Frist die Abnahmeverweigerung angedroht, vermag sich der Senat nach der Aussage des Zeugen ... nicht zu &#252;berzeugen. Der Zeuge hat zwar die Daten 16. bzw. 17. Juli 1981 genannt. Er hat aber weiter bekundet, der Anruf seitens der Kl&#228;gerin sei erfolgt, als er gerade von der Arbeit nach Hause gekommen sei. Das Ende der Arbeitszeit am Freitag hat der Zeuge ... mit 13.15 Uhr angegeben. Gegen 17 Uhr sei angerufen worden. Noch am gleichen Tage habe man die Kl&#228;gerin aufgesucht. Der Zeuge hat dann nach Hinweis auf die zeitliche Unstimmigkeiten - insoweit nicht im Berichterstattervermerk festgehalten - einger&#228;umt, die Aufforderung zur Lieferung bis sp&#228;testens 28. August 1981 k&#246;nne nicht am Freitag, dem 17. Juli 1981 erfolgt sein. Dies zeigt die Unsicherheit im Erinnerungsverm&#246;gen des Zeugen an einen bestimmten Tag. Deshalb kann auch nicht mit der erforderlichen Sicherheit angenommen werden, die entscheidende Fristsetzung durch die Beklagte sei am 16. Juli 1981 erfolgt. Hat danach die Beklagte den ihr obliegenden Beweis der Nachfristsetzung mit Ablehnungsandrohung nach dem 15. Juli 1981 nicht gef&#252;hrt, so hat ihr ein R&#252;cktrittsrecht nicht zugestanden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist aber deshalb von ihrer vertraglichen Verpflichtung frei geworden, weil der Kl&#228;gerin die ihr obliegende Leistung auf Lieferung der vertraglich vereinbarten Kaufsache gem&#228;&#223; &#167; 275 BGB unm&#246;glich geworden ist. Dies hat zur Folge, da&#223; die Kl&#228;gerin den Anspruch auf die Gegenleistung, n&#228;mlich auf Zahlung und Abnahme des Fahrzeuges verloren hat (&#167; 323 Abs. 1 1. Halbsatz BGB). Unstreitig war vereinbart, da&#223; die Kl&#228;gerin an die Beklagte das Fahrzeug in der Farbe "t&#252;rkis, Code 34" zu liefern hatte, wobei allerdings die Parteien &#252;bereinstimmend ersichtlich davon ausgehen, da&#223; auch die Farbe "t&#252;rkis metallic, Code 31" als der vertraglich vereinbarten Farbe entsprechend anzusehen ist. Zur Lieferung eines solchen Fahrzeuges ist die Kl&#228;gerin unstreitig nicht in der Lage. Da sie weder nach ihren AGB berechtigt war, eine Leistungsbestimmung dahin zu treffen, das Fahrzeug in der Farbe "silbergr&#252;n metallic, Code 41" als vertragsgerecht zu liefern noch den Beweis einer nachtr&#228;glich erfolgten Vereinbarung &#252;ber die Farb&#228;nderung gef&#252;hrt hat, ist es bei ihrer Verpflichtung zur Lieferung des Fahrzeuges in der urspr&#252;nglich vereinbarten Farbe geblieben. Die Folge ist die Unm&#246;glichkeit der ihr obliegenden Leistung.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Frage der vertragsm&#228;&#223;igen Beschaffenheit, somit der Festlegung des Leistungsinhalts ist ma&#223;gebend der Vertragsinhalt sowie die in den Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen erw&#228;hnten Angaben (Reinking/Eggert Der Autokauf 1979 Rdn. 124). H&#228;lt sich danach der Verk&#228;ufer im Rahmen der ihm durch seine Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen einger&#228;umten Rechte zu Abweichungen im Leistungsinhalt, so bleibt auch die abge&#228;nderte Leistung die vertraglich geschuldete. Die Beurteilung hat vorliegend gem&#228;&#223; Ziff. VI Abs. 6 und 7 der AGB der Kl&#228;gerin zu erfolgen. Beide Bestimmungen greifen nicht ein. Ziff. VI Abs. 7 AGB ist nicht anwendbar. Die Ausgestaltung der Farbe wird vom Begriff "Ann&#228;herungswert" nicht erfa&#223;t. Denn diese Bezeichnung bezieht sich lediglich auf technisch bedingte Schwankungen der industriellen Serienfertigung, nicht aber auf die vom Hersteller gewollten &#196;nderungen (Reinking/Eggert a.a.O. Rdn. 143 3. Abs.).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Dem tr&#228;gt Ziff VI Abs. 6 der AGB der Kl&#228;gerin Rechnung. Diese Bestimmung verh&#228;lt sich nicht &#252;ber die Zul&#228;ssigkeit von Ann&#228;herungswerten, sondern enth&#228;lt einen &#196;nderungsvorbehalt hinsichtlich nicht erheblicher <u>und</u> dem K&#228;ufer zumutbarer &#196;nderungen. Die Konsequenz ist, da&#223; in diesem Rahmen &#196;nderungen der Leistung noch die dem Verk&#228;ufer obliegende vertragliche Leistung darstellen. Ziff. VI Abs. 6 der AGB trifft somit eine Interessenabw&#228;gung zwischen dem H&#228;ndler als Verk&#228;ufer und dem K&#228;ufer. An Hand der konkreten Umst&#228;nde des Einzelfalles ist zu entscheiden, ob durch die &#196;nderung die Grenze der Erheblichkeit erreicht und die der Zumutbarkeit f&#252;r den K&#228;ufer &#252;berschritten wird. Eine erhebliche &#196;nderung - auch wenn zumutbar - braucht der K&#228;ufer nicht hinzunehmen, eine unerhebliche nur dann, wenn diese ihm zugemutet werden kann (Reinking/Eggert a.a.O. Rdn. 144, 184).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Darlegungs- und Beweislast f&#252;r die in diesem Sinne vorgenommene Interessenabw&#228;gung trifft den Verwender der AGB. Auszugehen ist dabei vom Interesse des Kunden an der versprochenen Leistung (vgl. Ulmer-Brandner-Hensen, AGB 3. Aufl. &#167; 9 Rdn. 53, &#167; 10 Nr. 4 Rdn. 9). Der Verwender der AGB mu&#223; ein erhebliches Interesse darlegen, die versprochene Leistung zu &#228;ndern oder von ihr abweichen zu d&#252;rfen. Grunds&#228;tzlich ist dieses Interesse nur beachtlich, wenn und soweit die &#196;nderung oder Abweichung f&#252;r einen vertragstreuen Schuldner im Hinblick auf die Besonderheit des Leistungsgegenstandes oder auf sonstige Umst&#228;nde unvermeidbar ist oder den Vertragspartner besserstellt (z.B. technische Verbesserungen). Gr&#252;nde der Kalkulation und der Kostensteigerung sind unbeachtlich. Selbst bei Vorliegen eines beachtlichen Interesses des Verwenders der AGB ist die &#196;nderung nicht zumutbar, wenn dadurch das &#196;quivalenzverh&#228;ltnis der beiderseitigen Leistungen nicht nur ganz unwesentlich gest&#246;rt wird oder der ge&#228;nderte Leistungsgegenstand bei verst&#228;ndiger W&#252;rdigung dem Interesse des Vertragspartners nicht entspricht. Je geringer die &#196;nderung das Interesse des Vertragspartners beeintr&#228;chtigt, desto eher greift das Interesse des Verwenders der AGB durch (Ulmer-Brandner-Hensen a.a.O. &#167; 10 Nr. Rdn. 9).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Ausgehend von diesen Erw&#228;gungen greift zu Gunsten der Kl&#228;gerin Ziff. VI Abs. 6 ihrer AGB nicht ein. Es kann dahinstehen, ob die Berufung hierauf der Kl&#228;gerin nicht schon deshalb verwehrt istf weil ihrem Vortrag nicht zu entnehmen ist, warum die Farb&#228;nderung erfolgt ist, ob sie also &#252;berhaupt eine Interessenabw&#228;gung vorgenommen hat. Denn nach Ansicht des Senats ist die Farb&#228;nderung jedenfalls erheblich mit der Folge, da&#223; die Interessenabw&#228;gung zu Gunsten der Beklagten zu erfolgen hat. Die Augenscheinseinnahme der zu den Akten &#252;berreichten Farbmuster zeigt, da&#223; die Farbe gem&#228;&#223; der Bestellung der Farbpalette "Blau" angeh&#246;rt, die gem&#228;&#223; der Ab&#228;nderung der Farbpalette "Gr&#252;n". Die Enscheidung eines K&#228;ufers wird im Regelfall von seinem bestimmten Farbwunsch f&#252;r ein Fahrzeug ausschlaggebend beeinflu&#223;t. Mag auch die Farb&#228;nderung, die nur graduell unterschiedlich in derselben Farbpalette verbleibt, unerheblich und zumutbar sein. Eine andere Farbe entspricht aber bei verst&#228;ndiger W&#252;rdigung nicht mehr dem Interesse des K&#228;ufers an dem vereinbarten Leistungsgegenstand.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich kann die Kl&#228;gerin auch nicht mit Erfolg geltend machen, die Beklagte habe sich am 15. Juli 1981 mit der Farb&#228;nderung einverstanden erkl&#228;rt. Denn die Kl&#228;gerin hat nicht bewiesen, da&#223; diese nachtr&#228;gliche Vertrags&#228;nderung gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 241, 305 BGB nur die Farb&#228;nderung zum Inhalt hatte und nicht auch unter der Bedingung erfolgt ist, da&#223; die Auslieferung des Fahrzeuges mit der anderen Farbe sp&#228;testens am 28. August 1981 zu erfolgen hatte. Zu Gunsten der Kl&#228;gerin ist allerdings davon auszugehen, da&#223; sich die Beklagte mit der angebotenen Vertrags&#228;nderung einverstanden erkl&#228;rt hat. Denn die Beklagte r&#228;umt ein, da&#223; sie dem Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagten gegen&#252;ber die Lieferung sp&#228;testens bis zum 28. August 1981 verlangt hat. Nach Treu und Glauben sowie der Verkehrssitte war daher die Beklagte aus der Sicht der Kl&#228;gerin, auf dies es ankommt (&#167;&#167; 133, 157 BGB), mit der Farb&#228;nderung einverstanden. Jedoch behauptet die Beklagte weiter die Vereinbarung eines bestimmten Liefertermins als Bedingung f&#252;r ihr Einverst&#228;ndnis. Dies hat im &#252;brigen nicht nur der Zeuge ... bekundet. Auch der Zeuge ... hat angegeben, wegen der Lieferzeit habe er die Beklagte an die Gesch&#228;ftsf&#252;hrung verwiesen, da er selbst verbindliche Absprachen nicht habe treffen k&#246;nnen. Hieraus folgt im &#252;brigen, da&#223; das Gespr&#228;ch zwischen dem Zeugen ... und der Beklagten &#252;ber die Farb&#228;nderung und zwischen dieser und dem Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagten &#252;ber den Liefertermin Bestandteile einer einheitlichen Vereinbarung gewesen sind. Ihre Behauptung, die Beklagte sei mit der Farb&#228;nderung einverstanden gewesen ohne Lieferfrist bis sp&#228;testens 28. August 1981, hat die Kl&#228;gerin nicht bewiesen. Sie ist danach beweisf&#228;llig. Denn wer aus einem Rechtsgesch&#228;ft Rechte herleitet, tr&#228;gt die Beweislast daf&#252;r, da&#223; das Rechtsgesch&#228;ft ohne aufschiebende Bedingung vorgenommen worden ist (Palandt-Heinrichs a.a.O. vor &#167; 157 Anm. 7 m.w.N.), somit sofort vollwirksam geworden ist. Entsprechendes gilt wegen der Verweisung in &#167; 163 BGB auch f&#252;r eine Zeitbestimmung.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Nach alledem konnte die Berufung keinen Erfolg haben.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 97 Abs. 1, 708 Ziff. 10 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Verk&#252;ndet am 28. Oktober 1982</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Nettebrock, Justizangestellte als Urkundsbeamtin der Gesch&#228;ftsstelle des Oberlandesgerichts</p>
315,783
olgham-1982-10-18-2-w-2982
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2 W 29/82
"1982-10-18T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:50"
"2019-03-27T09:42:13"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1982:1018.2W29.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben.</p> <p>Der Wert des Beschwerdeverfahrens betr&#228;gt 10.000,- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In den Jahren 1977-1980 unterhielt die Beklagte - eine belgische Firma - mit den Rechtsvorg&#228;ngern der Kl&#228;gerin und sp&#228;ter mit der Kl&#228;gerin eine Gesch&#228;ftsverbindung. Die Beklagte wurde mit T&#252;rzargen beliefert und erhielt aufgrund des Schreibens vom 25.5.1977 f&#252;r Belgien und Luxemburg das Alleinvertretungsrecht, wobei das Jahr 1977 als Probejahr dienen sollte. Bei ihren Bestellungen verwendete die Beklagte Auftragsformulare, die die Rechtsvorg&#228;nger der Kl&#228;gerin in Abstimmung mit der Beklagten gedruckt hatten. Die Vordrucke waren mit dem Zusatz versehen: "F&#252;r diesen Auftrag gelten unsere allgemeinen Verkaufs-, Lieferungs- und Zahlungsbedingungen". Dieser Hinweis bezog sich auf die AGB der Rechtsvorg&#228;nger der Kl&#228;gerin. Nachdem die Beklagte jeweils die Auftragsformulare ausgef&#252;llt, unterzeichnet und &#252;bersandt hatte, wurden die Formulare von der Kl&#228;gerin - oder ihren Rechtsvorg&#228;ngern - gegengezeichnet und ein &#220;berst&#252;ck mit den beigef&#252;gten AGB an die Beklagte zur&#252;ckgesandt. Auf den f&#252;r die einzelnen Lieferungen erteilten Rechnungen sind im &#252;brigen die AGB der Kl&#228;gerin abgedruckt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage hat die Kl&#228;gerin rein rechnerisch unstreitige Kaufpreisrestanspr&#252;che in H&#246;he von 119.780,40 DM nebst Zinsen geltend gemacht. Demgegen&#252;ber hat die Beklagte M&#228;ngel eingewendet und den Kaufpreis in H&#246;he von 23.240,- DM und 2.785,- DM gemindert. Daraufhin hat die Kl&#228;gerin die Klage um beide Teilbetr&#228;ge auf 93.755,40 DM erm&#228;&#223;igt. Zwischen den Parteien ist nur noch eine von der Beklagten zur Aufrechnung gestellte Gegenforderung von 940.000,- DM im Streit. In dieser H&#246;he hat die Beklagte am 29.1.1981 gegen die Rechtsvorg&#228;nger der Kl&#228;gerin beim Handelsgericht Br&#252;ssel Zahlungsklage mit der Begr&#252;ndung erhoben, ihr stehe nach fristloser K&#252;ndigung des Eigenh&#228;ndlervertrages und nach Entzug des Alleinvertriebsrechtes gem&#228;&#223; dem Belgischen Vertragsh&#228;ndlergesetz ein Ausgleichsanspruch zu. Die Kl&#228;gerin, die die Voraussetzungen eines Ausgleichsanspruchs bestreitet, h&#228;lt den in diesem Rechtsstreit erhobenen Aufrechnungseinwand schon deswegen f&#252;r unbegr&#252;ndet, weil ihre AGB (Ziff. 5) folgende Klausel enthalten:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><i>"Die Aufrechnung ist nur mit unstreitigen Gegenforderungen zul&#228;ssig ...."</i></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat durch den angefochtenen Beschlu&#223; den Rechtsstreit gem&#228;&#223; Art. 22 EuG-&#220;bK bis zur rechtskr&#228;ftigen Entscheidung des beim Handelsgericht Br&#252;ssel anh&#228;ngigen Verfahrens ausgesetzt und zur Begr&#252;ndung unter anderem ausgef&#252;hrt, die in den AGB der Kl&#228;gerin enthaltene Aufrechnungsklausel versto&#223;e gegen &#167; 11 Nr. 3 AGBGB.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die hiergegen eingelegte Beschwerde der Kl&#228;gerin ist zul&#228;ssig (&#167;&#167; 252, 567 ZPO) und begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen f&#252;r eine Aussetzung gem&#228;&#223; Art. 22 EuG-&#220;bK liegen nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das EuG-&#220;bK ist allerdings anwendbar. Das &#220;bereinkommen gilt f&#252;r die sechs urspr&#252;nglichen EWG-Staaten, also auch f&#252;r Belgien und die Bundesrepublik Deutschland, wo die Parteien ihren Sitz haben. Gem&#228;&#223; Art. 22 EuG-&#220;bK i.V.m. &#167; 148 ZPO (vgl. Baumbach/Lauterbach/Albers/Hartmann, Kurzkommentar zur ZPO, 40. Aufl. 1982, Bem. zu Art. 21-23 EuG-&#220;bK) mu&#223; die fremde Entscheidung - hier des Handelsgerichts Br&#252;ssel - aber vorgreiflich sein. An dieser Voraussetzung fehlt es.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Eine Vorgreiflichkeit ist schon dann zu verneinen, wenn die Klage als unzul&#228;ssig abgewiesen werden mu&#223; (vgl. Baumbach/Lauterbach/Albers/Hartmann a.a.O. &#167; 148 Bem. 1 E). Die Klage ist indessen zul&#228;ssig. Die internationale Zust&#228;ndigkeit deutscher Gericht ist gegeben. Dies folgt aus Ziff. 7 AGB - Gerichtsstand f&#252;r die entstehenden Streitigkeiten ist M&#252;nster in Westfalen - i.V.m. Art. 17 EuG-&#220;bK. Ob das Schriftformerfordernis des Art. 17 Abs. 1 EuG-&#220;bK gewahrt ist, kann in diesem Zusammenhang offenbleiben. Jedenfalls kann sich die Beklagte nach Treu und Glauben auf eine fehlende Schriftform nicht berufen. Diese ist bei einer laufenden Gesch&#228;ftsverbindung zwischen Kaufleuten entbehrlich (EuGH NJW 1977, 495; OLG Stuttgart AWD 1980, 365). Das belgische Vertragsh&#228;ndlergesetz steht einer Zust&#228;ndigkeitsvereinbarung in AGB hinsichtlich der zwischen den Vertragspartnern geschlossenen Einzellieferungsvertr&#228;ge nicht entgegen (Martiny, Deutsch-belgische Vertriebsvertr&#228;ge, AWD 1973, 375).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die beantragte Entscheidung des Handelsgerichts Br&#252;ssel ist jedoch deswegen nicht vorgreiflich, weil der von der Beklagten geltend gemachte Gegenanspruch wegen des Aufrechnungsausschlusses in den AGB der Kl&#228;gerin in diesem Rechtsstreit unber&#252;cksichtigt bleiben mu&#223; und somit die Gefahr widersprechender Entscheidungen der belgischen und deutschen Gerichte nicht besteht.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die AGB der Kl&#228;gerin sind Vertragsbestandteil geworden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Diese Frage richtet sich nach deutschem Recht, wenn die Rechtsbeziehungen der Parteien - auch ohne Anwendung der AGB - dem deutschen Recht unterstehen (vgl. Erman/Hefermehl, Kommentar zum BGB, 7. Aufl., 1981, &#167; 2 AGBG Rnr. 7). Das ist nach dem hypothetischen Parteiwillen zu bejahen. Haben die Parteien - wie hier - nur Vorschriften des deutschen Rechts angef&#252;hrt und er&#246;rtert und sich auch nicht dagegen gewendet, da&#223; das Landgericht nach deutschem Recht entschieden hat, so kann hierin ein entscheidender Anhaltspunkt f&#252;r die Annahme gesehen werden, die Anwendung deutschen Rechts entspreche dem mutma&#223;lichen Willen der Vertragspartner (vgl. BGH NJW 1962, 1005; WM 1977, 478; VersR 1978, 177; OLG VersR 1978, 918; Senat, Urteil vom 31.1.1980 - 2 U 185/79 -). Nur die Gegenforderung wird hier von der Beklagten (vgl. Schriftsatz vom 4.2.1982, S. 8) nach belgischem Recht beurteilt. Ob insoweit die belgische Rechtsordnung gilt (vgl. Martiny a.a.O. AWD 1973, 375), kann hier offenbleiben. Die Voraussetzungen der Aufrechnung und ihre Wirkung sind nach dem Recht zu bestimmen, dem die Forderung, gegen die aufgerechnet wird, untersteht (Palandt/Heldrich, Kurzkommentar zum BGB, 41. Aufl. 1982, Art. 12 EGGBG, Vorb. 4). Nach den allgemeinen Grunds&#228;tzen des deutschen Rechts f&#252;r die Einbeziehung von AGB unter Kaufleuten (dazu vgl. Palandt/Heinrichs a.a.O. &#167; 2 AGBGB Bem. 6) sind die AGB der Kl&#228;gerin Inhalt des Vertragsverh&#228;ltnisses geworden. In den Bestellformularen, die die Beklagte selbst verwendet und unterzeichnet hat, wird auf die AGB hingewiesen. Diese wurden dem jeweils von der Kl&#228;gerin - oder ihren Rechtsvorg&#228;ngern - zur&#252;ckgesandten Formular beigef&#252;gt. Die Kl&#228;gerin hat im Rahmen der laufenden Gesch&#228;ftsbeziehungen der Parteien hinreichend ihren Willen zum Ausdruck gebracht, die Einzellieferungsvertr&#228;ge nur zu ihren AGB abzuschlie&#223;en. Damit hat sich die Beklagte einverstanden erkl&#228;rt, und zwar schon durch ihr Angebot, im &#252;brigen aber auch durch die widerspruchslose Annahme des zur&#252;ckgesandten Formulars und durch die Annahme und weitere Verwendung der gelieferten Ware. Der bei Vertr&#228;gen mit Auslandsber&#252;hrung im Interesse des Ausl&#228;nders n&#246;tige verst&#228;ndliche Hinweis auf die AGB (Hefermehl a.a.O.) ist deswegen zu bejahen, weil die Verhandlungssprache der Parteien - wie der Schriftwechsel, die Bestellformulare und Rechnungen zeigen - deutsch war. F&#252;r die Einbeziehung der AGB sind allerdings vorrangig die Sonderregeln des EKG und des EAG zu beachten. Die Anwendbarkeit der einheitlichen Kaufgesetze wird durch die Vereinbarung von AGB nicht ohne weiteres ausgeschlossen. Dies gilt auch im Falle einer in AGB enthaltenen Gerichtsstandklausel (LG M&#252;nster AWD 1977, 647). Die Voraussetzungen des Art. 1 Abs. 1 a EKG sind erf&#252;llt. Damit ist auch das EAG (&#167; 1) anzuwenden. Der Umstand, da&#223; die Verk&#228;uferin nicht nur Verpflichtungen aus einem Kaufvertrag eingegangen ist, sondern dar&#252;berhinaus auch ein Eigenh&#228;ndlervertrag infrage kommt, &#228;ndert daran nichts (vgl. Dolle/von Caemmerer, Kommentar zum Einheitlichen Kaufrecht, Art. 56 EKG Rnr. 7). F&#252;r die Frage der Einbeziehung von AGB gehen nach Einheitlichem Kaufrecht die Art. 4, 6, 7 EAG vor (H&#252;bner NJW 1980, 2607). Hieraus folgt aber im vorliegenden Fall keine abweichende Beurteilung. Inhalt der Angebote der Beklagten (Art. 4 Abs. 1 EAG) waren auch die in Bezug genommenen AGB. Die Kl&#228;gerin und ihre Rechtsvorg&#228;nger haben die jeweiligen Angebote angenommen. Selbst wenn davon ausgegangen wird, die Annahmeerkl&#228;rung der Verk&#228;uferin enthalte wegen der beigef&#252;gten AGB eine Abweichung und damit ein neues Angebot (Art. 7 Abs. 1 EAG). So hat die Beklagte dieses jeweilige Angebot schl&#252;ssig angenommen (Art. 6 Abs. 2 EAG), indem sie nicht widersprach, die Ware entgegennahm und weiterverkaufte.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die AGB der Kl&#228;gerin sind aber auch dann Vertragsbestandteil geworden, wenn entgegen der Auffassung des Senats ein f&#252;r die Anwendung des deutschen Rechts sprechender hypothetischer Parteiwille verneint und die dann infrage kommende Regelung des deutschen internationalen Privatrechts angewandt wird, wonach f&#252;r die g&#252;ltige Rechtsordnung beim Vertragsh&#228;ndlervertrag (Palandt/Heldrich a.a.O. Art. 12, EGBGB Vorbem. 6 g), und auch hinsichtlich der zugrundeliegenden Einzellieferungsvertr&#228;ge (Palandt/Heldrich a.a.O.; Martiny AWD 1972, 168 f) der Sitz des Vertragsh&#228;ndlers entscheidend ist. In dem Fall beurteilt sich die Frage der Einbeziehung der AGB nach belgischem Recht (vgl. bei einem Auslandsgesch&#228;ft mit einem franz&#246;sischen Vertragsh&#228;ndler: BGH NJW 1972, 391 ff), da f&#252;r die Einbeziehung auf das Recht des Sitzes des Annehmenden abzustellen ist, wenn die Parteien nichts anderes vereinbart haben (BGH a.a.O.; H&#252;bner NJW 1980, 2607); es gelten wiederum die Einheitlichen Kaufgesetze, wonach die AGB der Kl&#228;gerin Vertragsgrundlage sind. Bestandteil des belgischen Rechts ist auch das EAG, dessen Art. 4, 6, 7 der allgemeinen nationalen Regelung vorgehen (H&#252;bner a.a.O.; vgl. oben Ziffer 3 a). Wird demgegen&#252;ber das allgemeine nationale belgische Recht zugrundegelegt, so ist die Rechtslage im Ergebnis nicht anders. F&#252;r die dann auch anzunehmende Einbeziehung der AGB ist deren Abdruck auf den von der Kl&#228;gerin und ihren Rechtsvorg&#228;ngern im Rahmen der laufenden Gesch&#228;ftsbeziehung erteilten Rechnungen ma&#223;geblich. Anders als nach deutschem Recht sind Vermerke auf Rechnungen f&#252;r den Inhalt des Vertrages und dessen Auslegung von entscheidender Bedeutung (De Vel, Vereinbarung und Inhalt von Lieferbedingungen in Belgien, AWD 1973, 184). Die widerspruchslose Annahme von Rechnungen mit aufgedruckten Gesch&#228;ftsbedingungen ist unter Kaufleuten im Rahmen einer laufenden Gesch&#228;ftsverbindung nach belgischem Recht grunds&#228;tzlich als Einverst&#228;ndniserkl&#228;rung des K&#228;ufers zu werten, besonders wenn die AGB - wie hier - schon in vorangegangenen Rechnungen enthalten waren; einmal als g&#252;ltig vereinbarte Lieferbedingungen sind ohne weitere Erkl&#228;rung auch sp&#228;teren Lieferungen zugrundezulegen (De Vel a.a.O.). Allerdings d&#252;rfen die Klauseln weder &#252;berraschend noch in einer f&#252;r den K&#228;ufer unverst&#228;ndlichen Sprache abgefa&#223;t sein (De Vel a.a.O.). Diese Ausnahmen kommen hier nicht in Betracht. Die Verhandlungssprache der Parteien war deutsch. Die Aufrechnungsklausel ist weder nach ihrem Inhalt noch nach ihrem &#228;u&#223;eren Erscheinungsbild - sie ist Bestandteil der Zahlungsbedingungen in Ziffer 5 - ungew&#246;hnlich.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><b>4.</b></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die mithin Vertragsbestandteil gewordene Aufrechnungsklausel in den AGB der Kl&#228;gerin ist wirksam.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Wirksamkeitskontrolle gilt das Recht der Forderung, gegen&#252;ber der die Aufrechnung erkl&#228;rt wird, also das deutsche Recht (Ziff. 3 a). Die Anwendung der deutschen Rechtsordnung ergibt sich aus dem hypothetischen Parteiwillen (dazu vgl. Ziff. 3 a). Sie ist im &#252;brigen, nachdem die vertragliche Einbeziehung der AGB der Kl&#228;gerin bejaht worden ist (Ziff. 3 b), aus der Anwendung der deutschen AGB herzuleiten. Die Bestellung des ausl&#228;ndischen K&#228;ufers auf einem vom deutschen Verk&#228;ufer gestalteten Formular und die Billigung der Verk&#228;ufer-AGB gestatten den Schlu&#223; auf eine stillschweigend erkl&#228;rte Vereinbarung deutschen Rechts als Vertragsstatut (OLG Karlsruhe AWD 1979, 642). Dies gilt insbesondere dann, wenn - wie hier - ein ausl&#228;ndischer Vollkaufmann als Besteller auf einem Formular mit dem Hinweis, da&#223; dem Auftrag die AGB das Verk&#228;ufers zugrundeliegen, unterschreibt, auch wenn die AGB nicht auf der R&#252;ckseite des Bestell-Formulars aufgedruckt sind, aber von dem Verk&#228;ufer seiner Annahmeerkl&#228;rung beigef&#252;gt werden (OLG Karlsruhe a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Unter Zugrundelegung der deutschen Rechtsordnung und der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes (BB [xxxxx] 814) vor Geltung des AGBG ist die in den AGB der Kl&#228;gerin enthaltene Aufrechnungsklausel unter Kaufleuten zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Seit dem Inkrafttreten des AGBG - dem 1.4.1977 - m&#252;ssen aber Aufrechnungsklauseln den Anforderungen des &#167; 11 Nr. 3 AGBG entsprechen. Sie d&#252;rfen dem Vertragsgegner nicht die Befugnis nehmen, mit einer unbestrittenen oder rechtskr&#228;ftig festgestellten Forderung aufzurechnen (&#167; 11 Nr. 3 AGBG). Dies gilt seit der Geltung des AGBG auch im kaufm&#228;nnischen Gesch&#228;ftsverkehr. &#167; 11 Nr. 3 AGBG ist wegen &#167; 24 Nr. 1 AGBG zwar nicht unmittelbar, aber gem&#228;&#223; &#167; 9 AGBG entsprechend anwendbar (Hensen in Ulmer/Brandner/Hensen, Kommentar zum AGBG, 4. Aufl. 1982, &#167; 11 Nr. 3 Rnr. 12; Coester-Waltjen in Schlosser/Coester-Waltjen/Graba, Kommentar zum AGBG, 1977, &#167; 11 Nr. 3 Rnr. 21; Palandt/Heinrichs a.a.O. &#167; 11 AGBG, Bem. 3 a).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Wird unter Anwendung dieser Grunds&#228;tze (Ziffer 4 b) entsprechend der Ansicht der Beklagten die Aufrechnungsklausel als teilunwirksam angesehen, weil sie nicht die Aufrechnung mit rechtskr&#228;ftig festgestellten Gegenanspr&#252;chen zulasse, so ist die gesamte Klausel nichtig. Die neuere Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes (NJW 1982, 2309 = Betrieb 1982, 1821; NJW 1982, 2311; zu beiden Entscheidungen vgl. auch Bunte, Zur Teilunwirksamkeit von AGB-Klauseln, NJW 1982, 2298) hat der bislang streitig gewesenen (BGH a.a.O. m.w.Nachw.) geltungserhaltenden Reduktion eine Absage erteilt (Bunte a.a.O.). Die Teilunwirksamkeit hat die Unwirksamkeit der gesamten Klausel zur Folge. Das Gericht darf, um eine teilweise gegen das AGBG versto&#223;ende Klausel auf bestimmte Fallgestaltungen zu beschr&#228;nken, durch Zus&#228;tze weder den Wortlaut noch den Sinn einer AGB-Klausel ver&#228;ndern (BGH NJW 1982, 2311).</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Ansicht der Beklagten, die Aufrechnungsklausel in den AGB der Kl&#228;gerin enthalte teilweise einen Versto&#223; gegen &#167; 11 Nr. 3 AGBG, kann indessen nicht gefolgt werden. Es fehlt zwar ein ausdr&#252;cklicher Hinweis auf die M&#246;glichkeit einer Aufrechnung mit rechtskr&#228;ftig festgestellten Gegenanspr&#252;chen. Diese M&#246;glichkeit sollte aber dem Vertragsgegner nicht genommen werden, wie die auch bei AGB zul&#228;ssige (BGH NJW 1981, 2257) Auslegung - hiervon ist die sog. erg&#228;nzende Vertragsauslegung zur L&#252;ckenausf&#252;llung zu unterscheiden, die bei AGB allenfalls in begrenztem Umfang infrage kommt (BGH NJW 1982, 2309 = Betrieb 1982, 1821; Bunte a.a.O.) - ergibt. Die Klausel gestattet die Aufrechnung mit unstreitigen Gegenforderungen. Dazu geh&#246;ren auch solche, die Inzwischen unstreitig geworden sind. Dabei ist unerheblich, ob den Gegenanspr&#252;chen &#252;berhaupt keine Einwendungen entgegengehalten werden oder ob diese grundlos und unsubstantiiert sind (Staudinger/Schlosser, Kommentar zum BGB, 12. Aufl., &#167; 11 Nr. 3 AGBG Rnr. 5). Eine weitere M&#246;glichkeit kommt bei rechtskr&#228;ftig festgestellten Forderungen ohnehin nicht infrage, weshalb sie letztlich nur ein Sonderfall unstreitiger Anspr&#252;che sind. Etwaige Einwendungen, die den durch das Urteil festgestellten Gegenanspruch selbst betreffen, sind im Wege einer Vollstreckungsabwehrklage geltend zu machen und der Pr&#252;fung des hierf&#252;r ausschlie&#223;lich zust&#228;ndigen Proze&#223;gerichtes des ersten Rechtszuges vorbehalten (&#167;&#167; 767 Abs. 1, 802 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><b>5.</b></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der wirksamen Aufrechnungsklausel greift die von der Beklagten erkl&#228;rte Aufrechnung mit dem streitigen Ausgleichsanspruch nicht durch. Damit fehlt die f&#252;r eine Aussetzung n&#246;tige Vorgreiflichkeit. Auf das Bestehen der Gegenforderung kommt es nicht an. Dies kann sich zwar im Falle einer rechtskr&#228;ftigen Entscheidung des Handelsgerichts Br&#252;ssel &#228;ndern; f&#252;r eine Aussetzung gem&#228;&#223; &#167; 148 ZPO - und dementsprechend gem&#228;&#223; Art. 22 EuG-&#220;bK - gen&#252;gt aber nicht, da&#223; der an sich entscheidungsreife Rechtsstreit durch den anderen Proze&#223; gegenstandslos werden k&#246;nnte (Thomas/Putzo, Kommentar zur ZPO, 11. Aufl. 1981, &#167; 148 Anm. 2 a).</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der angefochtene Beschlu&#223; war daher aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"><b>6.</b></p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Eine Kostenentscheidung im Beschwerdeverfahren war nicht zu treffen, da ein sogenanntes Zwischenverfahren vorliegt (Z&#246;ller/Schneider, Kommentar zur ZPO, 13. Aufl. 1981, &#167; 575 Anm. VIII 2; Senat, Beschlu&#223; vom 8.3.1982 - 2 W 2/82 -).</p>
315,784
olgham-1982-10-15-19-u-17082
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
19 U 170/82
"1982-10-15T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:52"
"2019-03-27T09:42:13"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1982:1015.19U170.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Unter Zur&#252;ckweisung der Berufung des Beklagten wird auf die Anschlu&#223;berufung der Kl&#228;gerin das am 1. Februar 1982 verk&#252;ndete Urteil der 5. Zivilkammer des Landgerichts Essen teilweise abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 14.848,07 DM nebst 21 % Zinsen f&#252;r die Zeit vom 1. Juli 1981 bis 20.12.1981,</p> <p>20 % f&#252;r die Zeit vom 21.12.1981 bis 16.3.1982,</p> <p>19,5 % f&#252;r die Zeit vom 19.3. bis 5.5.1982,</p> <p>19 % vom 6.5.1982 bis 31.8.1982</p> <p>sowie 18,5 % ab 1.9.1982 abz&#252;glich am 10.9.1981 gezahlter 400,- DM zuz&#252;glich 5,- DM vorgerichtliche Mahnkosten zu zahlen.</p> <p>Es wird ferner festgestellt, da&#223; der Rechtsstreit in H&#246;he von 400,- DM mit R&#252;cksicht auf die Zahlung vom 10.9.1981 erledigt ist.</p> <p>Der Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreit.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Berufung der Beklagten mu&#223;te der Erfolg versagt bleiben.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Vergeblich r&#252;gt der Beklagte, die Kl&#228;gerin habe entgegen &#167; 289 BGB Zinseszinsen berechnet. Er &#252;bersieht dabei den schon vom Landgericht angewendeten &#167; 355 HGB, der es den Banken erlaubt, vom Periodenabschlu&#223;saldo wieder Zinsen zu erheben. Es gen&#252;gt, da&#223; auch nur eine Partei Kaufmann ist, hier die Kl&#228;gerin (Palandt, 40. Aufl., Anm. 1 b zu &#167; 248 BGB; Baumbach-Duden, 20. Aufl., Anm. 5 C zu &#167;&#167; 355 ff HGB). Im Grundsatz ist das v&#246;llig unumstritten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Es gibt auch keinen Anhaltspunkt daf&#252;r, da&#223; die f&#252;r das 1. und 2. Quartal 1981 berechneten Zinsen &#252;berh&#246;ht waren. Es ist zwar kein guter Stil, da&#223; Angaben &#252;ber die Zinsh&#246;he in den vom Beklagten vorgelegten Kontoausz&#252;gen fehlen. Wenn man aber die geschuldeten Betr&#228;ge mit den berechneten Zinsen vergleicht, kommt man zu dem Ergebnis, da&#223; f&#252;r das 1. Quartal etwa 14 % und f&#252;r das 2. Quartal etwa 16 % Zinsen berechnet worden sind. Das war der damals &#252;bliche Satz.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat auch ab 1.7.1981 keine &#252;berh&#246;hten Zinsen berechnet. Die Gesamtzinsen setzen sich zusammen aus dem &#252;blicherweise verlangten Prozentsatz, der etwa im September 1981 in der gesamten Bundesrepublik seinen H&#246;chststand erreicht hat und dann allm&#228;hlich wieder gefallen ist, und aus der gem&#228;&#223; Ziff. 18 i.V.m. Ziff. 14 Abs. 3 der Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen der Banken verlangten &#220;berziehungsprovision von zus&#228;tzlich 4,5 %. Wegen der H&#246;he der &#220;berziehungsprovision beruft sich die Kl&#228;gerin auf ein Leistungsbestimmungsrecht gem&#228;&#223; &#167; 315 BGB. Mit diesem Leistungsbestimmungsrecht haben sich Rechtsprechung und Literatur schon wiederholt befa&#223;t. Statt vieler sei hier zitiert Ulmer-Brandner-Hansen, AGB-Kommentar, 4. Aufl., Rn. 163 des Anhangs zu &#167;&#167; 9-11 AGB-Gesetz und dort die Fu&#223;note 37. Die Rechtsprechung hat diese Klauseln in den Gesch&#228;ftsbedingungen der Banken der Inhaltskontrolle unterzogen und nicht beanstandet, weil die Bank im Streitfall beweisen mu&#223;, da&#223; ihre Leistungsbestimmung der Billigkeit entspricht. Der Senat sieht eine &#220;berziehungsprovision in H&#246;he von 4,5 % j&#228;hrlich nicht als unbillig an. Diese Provision, die in Wirklichkeit einen Anspruch auf h&#246;here Zinsen darstellt, ist aus zwei Gr&#252;nden gerechtfertigt. Einmal hat sie eine Warnfunktion. Der Bankkunde soll wissen, da&#223; er einen h&#246;heren Zins zu zahlen hat, wenn er einen ungenehmigten Kredit in Anspruch nimmt. Diese Funktion erf&#252;llt schon dann ihren Zweck, wenn der Kunde den Kreditrahmen nur vor&#252;bergehend &#252;berschreitet. Die &#220;berziehungsprovision wird dann allerdings nur von dem Betrag erhoben, der &#252;ber den Kreditrahmen hinausgeht. Ist dann der gesamte Kredit gek&#252;ndigt, wird die Provision vom vollen geschuldeten Betrag berechnet. Die weitere Bedeutung liegt darin, da&#223; der Schuldner, der sich nicht im Rahmen des ihm zugebilligten Kredits h&#228;lt, als weniger sicher gilt als der Normalkunde. F&#252;r ein erh&#246;htes Sicherheitsrisiko wird allgemein auch ein h&#246;herer Zins verlangt, wie dem Senat aus seiner Praxis insbesondere mit ungesicherten Teilzahlungskrediten bekannt ist. Die Ausfallquote der Gl&#228;ubiger ist bei solchen Kunden besonders hoch.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer Anschlu&#223;berufung hat die Kl&#228;gerin ihren Zins teilweise noch etwas erh&#246;ht, teilweise aber auch um bis zu 1 1/2 % j&#228;hrlich erm&#228;&#223;igt. In der Erm&#228;&#223;igung sieht der Senat eine Klager&#252;cknahme. Die Erh&#246;hung im Wege der Anschlu&#223;berufung ist berechtigt, weil der Normalzins f&#252;r Kontokorrentkredite bis zum 20.12.1981 bei 16,5 % gelegen hat.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Auch die Zubilligung von 5,- DM f&#252;r vorgerichtliche Mahnkosten ist berechtigt. Die Mahnkosten sind entstanden, weil sich der Beklagte in Verzug befunden hat. Der Verzugsschaden ist dem Gl&#228;ubiger gem&#228;&#223; &#167; 286 Abs. 1 BGB zu ersetzen. Die Absetzung und Versendung eines kurzen Schreibens, wie es die Kl&#228;gerin in Ablichtung eingereicht hat, kostet leider unter Ber&#252;cksichtigung des Materialwerts, des Portos und der anteiligen Personalkosten nicht weniger als 5,- DM.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Auf die Anschlu&#223;berufung mu&#223;te daher das Urteil, wie aus der Urteilsformel ersichtlich, abge&#228;ndert werden.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 91, 97 ZPO. In der Hauptsache hat der Beklagte mit seinem Rechtsmittel keinen Erfolg gehabt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 708 Ziff. 10 ZPO ist das Urteil f&#252;r vorl&#228;ufig vollstreckbar erkl&#228;rt worden. Der Wert der Beschwer betr&#228;gt 1.067,41 DM.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Verk&#252;ndet am 15. Oktober 1982</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">, Justizassistentin als Urkundsbeamtin der Gesch&#228;ftsstelle</p>
315,785
olgk-1982-10-12-1-ss-55382-273
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 Ss 553/82 (273)
"1982-10-12T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:53"
"2019-03-27T09:42:13"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1982:1012.1SS553.82.273.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Revision des Angeklagten wird auf seine Kosten verworfen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">G&#160; r&#160; &#252; n d e :</p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Sch&#246;ffengericht und Landgericht haben den Angeklagten wegen Betruges zu einer Geldstrafe von 90 Tagess&#228;tzen zu je 30,-- DM verurteilt. Die Revision des Angeklagten, mit der die Verletzung formellen und sachlichen Rechts ger&#252;gt wird, hat keinen Erfolg.</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">I.</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat u.a. folgende Feststellungen getroffen:</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte trat im Jahre 1973 als Studienreferendar - Beamter auf Widerruf - in den Schuldienst des Landes Nordrhein-Westfalen ein. Mit dem Bestehen der 2. Staatspr&#252;fung endete das Beamtenverh&#228;ltnis am 31.1.1975. Anschlie&#223;end fand der Angeklagte an einem Gymnasium eines kirchlichen Ordens eine Anstellung als Lehrer, die er seitdem inne hat. Bereits im Februar 1975 teilte die Schulbeh&#246;rde die Beendigung des Beamtenverh&#228;ltnisses des Angeklagten dem Landesamt f&#252;r Besoldung und Versorgung NordrheinWestfalen mit. Dort verf&#252;gte die zust&#228;ndige Sachbearbeiterin in den Akten, da&#223; die weitere Zahlung der Bez&#252;ge des Angeklagten zu "stoppen" sei. Diese Verf&#252;gung gelangte aus nicht mehr zu kl&#228;renden Gr&#252;nden nicht in die computergesteuerte Datenverarbeitung, so da&#223; dem Angeklagten durch das Landesamt bis einschlie&#223;lich April 1978 die Bez&#252;ge eines Beamten auf Widerruf weitergezahlt wurden. Der Angeklagte bemerkte sp&#228;testens mit dem Weihnachtsgeld 1975 den unberechtigten fortlaufenden Gehaltsempfang. Er f&#252;hlte sich zwar verpflichtet, die bisherigen &#220;berzahlungen dem Landesamt f&#252;r Besoldung mitzuteilen, unterlie&#223; die Aufdeckung aber, weil er bef&#252;rchtete, bei den schon in betr&#228;chtlicher H&#246;he angesammelten Betr&#228;gen nicht nur in finanzieller Hinsicht zur Rechenschaft gezogen zu werden. Erst im Fr&#252;hjahr 1978 wurden die unberechtigten Zahlungen bei einer Sonderkontrolle im Landesamt f&#252;r Besoldung und Versorgung aufgedeckt.</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat angenommen, da&#223; der Angeklagte sich des Betruges zum Nachteil des Landes Nordrhein-Westfalen durch Unterlassen schuldig gemacht habe, indem er durch Verschweigen der unberechtigten Weiterzahlung den bei dem Landesamt f&#252;r Besoldung und Versorgung bestehenden Irrtum, an ihn werde wegen seines Ausscheidens aus dem Beamtenverh&#228;ltnis nichts mehr gezahlt, aufrecht erhalten habe.</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Unbegr&#252;ndet ist die Aufkl&#228;rungsr&#252;ge, mit der beanstandet wird, das Landgericht habe es unterlassen, die zust&#228;ndige Sachbearbeiterin zu vernehmen, die seinerzeit f&#252;r die Datenverarbeitung die Einstellung der weiteren Zahlungen verf&#252;gt habe. Selbst wenn n&#228;mlich diese, wie mit der Verfahrensbeschwerde behauptet wird, die Weiterleitung der Verf&#252;gung "vergessen" h&#228;tte, w&#228;re die Weiterzahlung auf Grund eines bestehenden und vom Angeklagten bewu&#223;t aufrechterhaltenen Irrtums erfolgt (vgl. dazu Abschnitt III).</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Auch die Sachr&#252;ge greift nicht durch.</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die getroffenen Feststellungen des Landgerichts tragen den Schuldspruch und lassen Rechtsfehler zum Nachteil des Angeklagten nicht erkennen.</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dies gilt zun&#228;chst f&#252;r die Feststellung, da&#223; aufgrund eines Irrtums an den Angeklagten weitergezahlt und damit zum Schaden des Landes Nordrhein-Westfalen &#252;ber dessen Verm&#246;gen verf&#252;gt wurde. In dem vom Landgericht der Schuldfeststellung zugrunde gelegten Zeitraum ab Dezember 1975 konnte die Verm&#246;gensverf&#252;gung, je nach der Verfahrensorganisation bei dem Landesamt f&#252;r Besoldung und Versorgung, einmal dadurch erfolgen, da&#223; der zust&#228;ndige Sachbearbeiter, in dessen Verantwortungsbereich Besoldungszahlungen an den Angeklagten fielen, es unterlie&#223;, die Einstellung der Weiterzahlung anzuordnen. In Rechtsprechung und Lehre ist anerkannt, da&#223; die Verm&#246;gensverf&#252;gung auch in einem Unterlassen bestehen kann, wobei sich der Verf&#252;gende des Eingriffs in das Verm&#246;gen nicht bewu&#223;t zu sein braucht (vgl. Lackner in LK, 10.Aufl., &#167; 263 StGB, Rn. 97, 98, Dreher/Tr&#246;ndle, 40. Aufl., &#167; 263 StGB Rn. 25, je m.Nw.). Zum anderen konnte die Verm&#246;gensverf&#252;gung aber auch in der jeweiligen Anordnung bestehen, die Zahlungsanweisungen entsprechend den in der EDV-Anlage gespeicherten Daten auszuf&#252;hren, wenn die Zahlung der Bez&#252;ge noch eine solche besondere, monatlich zu erneuernde Anordnung voraussetzte.</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">2. &#160;</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Keinen rechtlichen Bedenken begegnet die Feststellung des Landgerichts, da&#223; die Weiterzahlung der Bez&#252;ge an den Angeklagten durch einen Irrtum veranla&#223;t worden ist. Das Landgericht erblickt den - m&#246;glicherweise unbewu&#223;ten - Irrtum in der Fehlvorstellung, da&#223; an den Angeklagten wegen seines Ausscheidens aus dem Beamtenverh&#228;ltnis nichts mehr gezahlt werde. Darin ist nach dem Zusammenhang der Urteilsgr&#252;nde die Feststellung inbegriffen, da&#223; die Weiterzahlung der Bez&#252;ge an den Angeklagten durch die Fehlvorstellung des zust&#228;ndigen Sachbearbeiters veranla&#223;t worden ist, die Zahlung der Bez&#252;ge an die seinem Verantwortungsbereich unterstehenden Besoldungsempf&#228;nger erfolge entsprechend der Rechtslage. Bezogen auf die Person des Angeklagten hat das Landgericht insoweit mit Recht einen unbewu&#223;ten Irrtum als ausreichend angesehen. Denn f&#252;r den Irrtum als Widerspruch zwischen Vorstellung und Wirklichkeit ist nicht ein aktuelles Bewu&#223;tsein des Vorstellungsinhalts erforderlich, vielmehr reicht dazu auch ein unreflektierter Bewu&#223;tseinsinhalt aus (vgl. Cramer in Sch&#246;nke/Schr&#246;der, 21. Aufl., Rn. 39, Lackner aa0. Rn. 77, 84, Dreher/Tr&#246;ndle, Rn. 18 a, je zu &#167; 263 StGB).</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Entscheidung ohne Bedeutung ist, ob die Sachbearbeiterin, die urspr&#252;nglich die Einstellung der Weiterzahlung in den Akten verf&#252;gte, mit dem Sachbearbeiter identisch ist, der je nach der konkreten Verfahrensorganisation bei dem Landesamt f&#252;r Besoldung und Versorgung die die Weiterzahlung der Bez&#252;ge bewirkende Verm&#246;gensverf&#252;gung durch Tun oder Unterlassen getroffen hat. Im Falle der Identit&#228;t w&#228;re die Sachbearbeiterin von der ordnungsgem&#228;&#223;en Ausf&#252;hrung der Einstellungsverf&#252;gung ausgegangen, h&#228;tte sich also bereits insoweit in einem Irrtum befunden. Hatte die Nichtausf&#252;hrung der urspr&#252;nglichen Einstellungsverf&#252;gung ihren Grund in einem "Vergessen" der Sachbearbeiterin, wie mit der Aufkl&#228;rungsr&#252;ge behauptet wird, w&#228;re das "Vergessen" lediglich die Ursache der auf den Angeklagten bezogenen Fehlvorstellung gewesen, die Zahlung der Bez&#252;ge entspreche der Rechtslage. An der Tatsache der Fehlvorstellung und ihrer Kausalit&#228;t f&#252;r die Verm&#246;gensverf&#252;gung hingegen h&#228;tte das "Vergessen" nichts ge&#228;ndert.</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Keinen Rechtsfehler weist auch die Feststellung des Landgerichts auf, da&#223; der Angeklagte durch Unterlassen den f&#252;r die Verm&#246;gensverf&#252;gung urs&#228;chlichen Irrtum unterhalten hat, indem er einer bestehenden Aufkl&#228;rungspflicht zuwider die unberechtigte Weiterzahlung der Bez&#252;ge gegen&#252;ber dem Landesamt f&#252;r Besoldung in der Zeit ab Dezember 1975 verschwiegen hat. Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung kann die T&#228;uschungshandlung auch durch Unterlassen einer Aufkl&#228;rung begangen werden, wenn der T&#228;ter eine Rechtspflicht zur Aufkl&#228;rung hat (vgl. Senatsentscheidung NJW 1980, 2366; Cramer in: Sch&#246;nke/Schr&#246;der, &#167; 263 StGB Rn. 18 ff. m.w. N.), wobei es gen&#252;gt, da&#223; der Garant, wie im vorliegenden Fall, lediglich einen bereits bestehenden Irrtum nicht beseitigt (vgl. die Rechtsprechungsnachweise bei Lackner a.a.O., &#167; 263 StGB, Rn. 58).</p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht ist mit Recht davon ausgegangen, da&#223; den Angeklagten eine Garantenpflicht zur Aufdeckung der unberechtigten Weiterzahlung aufgrund seiner fr&#252;heren Stellung als Beamter traf. Die Aufkl&#228;rungspflicht ergab sich hier f&#252;r den Angeklagten als Nachwirkung der Treuepflicht aus dem fr&#252;heren Beamtenverh&#228;ltnis. F&#252;r ein bestehendes Beamtenverh&#228;ltnis ist anerkannt, da&#223; durch das Treueverh&#228;ltnis eine Verpflichtung des Beamten begr&#252;ndet wird, seinen Dienstherren auf &#220;berzahlungen hinzuweisen, die von dem Beamten als solche klar erkannt sind und auf einem Berechnungsirrtum beruhen. So sieht es das Bundesverwaltungsgericht (BVerwG. 32, 228, 231) als mit der beamtenrechtlichen Treuepflicht f&#252;r unvereinbar an, wenn der Empf&#228;nger von Dienst- oder Versorgungsbez&#252;gen einen von ihm erkannten, sich zu Lasten der &#246;ffentlichen Kassen auswirkenden Berechnungsfehler dem Dienstherren vorenth&#228;lt. &#196;hnlich verh&#228;lt es sich beim Erhalt einer Beihilfeleistung, wenn nachtr&#228;glich der Rechnungsbetrag gemindert wird oder der Arzt auf einen Teil der Forderung verzichtet; hier ist der Beamte aufgrund der ihm dem Dienstherren gegen&#252;ber obliegenden Treuepflicht verpflichtet, schon den teilweisen nachtr&#228;glichen Wegfall des Rechtsgrundes der Beihilfeleistung anzuzeigen (OLG Hamm in OLG St S. 169 zu &#167; 263 StGB). Nichts anderes gilt, wenn der Beamte nach seinem Ausscheiden auf Grund seiner fr&#252;heren Dienststellung zu Unrecht Gehaltszahlungen in Empfang nimmt, die ihm nicht und nunmehr erstmals zur Aufkl&#228;rung verpflichtet war. Hinsichtlich der in der Vergangenheit zu Unrecht erhaltenen Bez&#252;ge lag noch kein strafbares Unterlassen der Aufkl&#228;rung vor. Soweit der Angeklagte in der Folgezeit die Aufkl&#228;rung unterlassen hat, entf&#228;llt die Zumutbarkeit deswegen nicht, weil er sich selbst in die Gefahr der Strafverfolgung durch Unterlassen der bereits fr&#252;her m&#246;glichen Aufkl&#228;rung gebracht hat (vgl. BGH NJW 1964, 731, 732 u. BGHSt 11, 353, 355; Street a.a.O., vor &#167;&#167; 13 ff. Rn. 155).</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">5. &#160;</p><span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Mit Recht ist das Landgericht schlie&#223;lich davon ausgegangen, da&#223; das Unterlassen der Aufkl&#228;rung hier einer T&#228;uschungshandlung, also der Verwirklichung des Betrugstatbestandes durch ein Tun, entsprach (&#167; 13 Abs. 1 StGB). Wegen der besonderen Handlungsmodalit&#228;ten des Betrugstatbestandes mu&#223; das Unterlassen der Aufkl&#228;rung denselben sozialen Sinngehalt aufweisen wie das im Tatbestand beschriebene positive Tun, ihm dadurch im Handlungsunwert entsprechen (vgl. Rudolphi in SK, Rn. 18, Stree in Sch&#246;nke/Schr&#246;der, Rn. 4, Lackner, 14.Aufl., Anm. 4, je zu &#167; 13 StGB; &#228;hnlich Dreher/Tr&#246;ndle, hierzu Rn. 17). Angesichts der speziellen Aufkl&#228;rungspflicht, die unberechtigte Weiterzahlung der Bez&#252;ge dem Landesamt f&#252;r Besoldung und Versorgung gegen&#252;ber aufzudecken und dadurch auf die Beseitigung des dort bestehenden Irrtums hinzuwirken, entsprach das Verschweigen der Weiterzahlung in seinem Unrechtsgehalt einer T&#228;uschungshandlung durch positives Tun.</p><span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">6. &#160;</p><span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Soweit das Landgericht f&#252;r den der Schuldfeststellung zugrunde-liegenden, die Weiterzahlungen ab Januar 1976 erfassenden Zeitraum einen <span style="text-decoration:underline">fortgesetzten</span> Betrug annimmt, geht es ohne Rechtsfehler davon aus, da&#223; den Angeklagten jeweils monatlich er neut die Verpflichtung traf, dem Landesamt f&#252;r Besoldung und Versorgung die unberechtigte Weiterzahlung anzuzeigen. Durch sein Unterlassen hat der Angeklagte den monatlich jeweils folgenden mit der Weiterzahlung bewirkten Schaden herbeigef&#252;hrt. Soweit im angefochtenen Urteil n&#228;here Feststellungen zu einem Gesamtvorsatz des Angeklagten fehlen (zum Gesamtvorsatz vgl. Stree in Sch&#246;nke/Schr&#246;der, Rn. 47 f., 58 vor &#167;&#167; 52 ff. StGB), ist der Angeklagte nicht beschwert. Die Verj&#228;hrungsfrist von 5 Jahren (&#167; 78 Abs. 3 Nr. 4 i.Verb. m. 263 Abs. 1 StGB) ist durch die Anordnung der verantwortlichen Vernehmung des Angeklagten durch die Staatsanwaltschaft vom 5.11.1980 unterbrochen worden, &#167; 78 c Abs. 1 Nr. 1 StGB (B1. 17 R&#252;cks. d.A.). Durch die Verj&#228;hrungsunterbrechung wird daher bereits der Zeitraum umfa&#223;t, in dem erstmals - Januar 1976 - ein tatbestandsm&#228;&#223;iger Erfolg eingetreten ist.</p><span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">7.</p><span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Auch die Strafzumessung des Landgerichts, bei der von der Milderungsm&#246;glichkeit nach &#167; 13 Abs. 2 StGB Gebrauch gemacht ist, gibt keinen Anla&#223; zu rechtlichen Beanstandungen. Insbesondere hat das Landgericht dem Umstand Rechnung getragen. - und dies zugunsten des Angeklagten ber&#252;cksichtigt -, da&#223; die Hauptursache f&#252;r die Weiterzahlung der Bez&#252;ge im Verantwortungsbereich des Landesamtes f&#252;r Besoldung und Versorgung lag.</p><span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 473 Abs. 1 StPO.</p><span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung entspricht dem Antrag des Sitzungsvertreters der Generalstaatsanwaltschaft.</p>
315,786
olgham-1982-10-07-27-u-16182
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
27 U 161/82
"1982-10-07T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:54"
"2019-03-27T09:42:13"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1982:1007.27U161.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 5. M&#228;rz 1982 verk&#252;ndete Urteil des Einzelrichters der 15. Zivilkammer des Landgerichts Dortmund wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird unter Zur&#252;ckweisung des Rechtsmittels im &#252;brigen das oben bezeichnete Urteil so abge&#228;ndert:</p> <p>Die Beklagten werden verurteilt, als Gesamtschuldner an den Kl&#228;ger 4.481,59 DM, nebst 13 % Zinsen seit dem 21. April 1981 sowie 13 % Mehrwertsteuer auf die Zinsen zu zahlen.</p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Von den Kosten des Rechtsstreits der 1. Instanz tragen der Kl&#228;ger 25 % und die Beklagten 75 %.</p> <p>Von den Kosten des Berufungsverfahrens tragen der Kl&#228;ger 8 % und die Beklagten 92 %. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Es beschwert den Kl&#228;ger in H&#246;he von 369,36 DM und die Beklagten um 4.481,59 DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verlangt von den Beklagten Schadensersatz auf Grund eines Verkehrsunfalls, der sich am 14. M&#228;rz 1981 gegen 14.35 Uhr auf der ... in ... innerhalb geschlossener Ortschaft zugetragen hat.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger befuhr mit seinem Pkw Porsche 930 die 7,30 m breite ... in westlicher Richtung. Die Beklagte zu 1) parkte mit dem bei der Beklagten zu 3) haftpflichtversicherten Pkw Mini Cooper der Beklagten zu 2) auf dem ... stra&#223;e in H&#246;he des Hauses Nr. 41 und wollte sich in den flie&#223;enden Verkehr einordnen, um die ... stra&#223;e in westlicher Richtung zu befahren. Hierbei kam es zu einer Kollision zwischen beiden Fahrzeugen, bei der das Fahrzeug der Beklagten zu 1) vorne und an der linken Seite total besch&#228;digt und der Pkw des Kl&#228;gers rechtsseitig besch&#228;digt und eingedr&#252;ckt wurde.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat vollen Schadensersatz verlangt. Nachdem er zun&#228;chst einen Betrag in H&#246;he von 6.359,45 DM geltend gemacht hatte, hat er seine Anspr&#252;che sp&#228;ter auf 5.910,15 DM berechnet. Im einzelnen hat er folgende Schadenspositionen geltend gemacht:</p> <br /><span class="absatzRechts">5</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>1.)</td> <td>Kasko-Selbstbeteiligung</td> <td>1.000,-</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>2.)</td> <td>Sachverst&#228;ndigenkosten</td> <td>613,35</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>3.)</td> <td>Mietwagenkosten</td> <td>6.271,69</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>4.)</td> <td>merkantile Wertminderung</td> <td>3.552,-</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>5.)</td> <td>Anwaltsgeb&#252;hren f&#252;r die Inanspruchnahme des Kasko-Versicherers</td> <td>1.124,24</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>6.)</td> <td>Abschleppkosten</td> <td>123,45</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>7.)</td> <td>Anwaltskosten f&#252;r die Inanspruchnahme des Haftpflichtversicherers</td> <td>1.161,30</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>8.)</td> <td>Allgemeine Unkostenpauschale</td> <td><u>30,-</u></td> <td><u>DM</u></td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> <td>13.876,03</td> <td>DM</td> </tr> </table><br /> <br /><span class="absatzRechts">6</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>abz&#252;glich vorprozessual gezahlter</td> <td><u>7.965,88</u></td> <td><u>DM</u></td> </tr> </table><br /> <br /><span class="absatzRechts">7</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> <td>5.910,15</td> <td>DM.</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat behauptet: Die Beklagte zu 1) sei auf die Fahrbahn der ... stra&#223;e aufgefahren, als er sich unmittelbar hinter ihr befunden habe. Dabei habe sie nicht einmal den Fahrtrichtungsanzeiger bet&#228;tigt. Ihm sei es nicht mehr m&#246;glich gewesen, rechtzeitig abzubremsen. Auch ein Ausweichen sei nicht in Betracht gekommen, da auf dem s&#252;dlichen Teil der ... stra&#223;e Fahrzeuge abgestellt gewesen seien.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben behauptet, die Beklagte zu 1) habe zun&#228;chst den Fahrtrichtungsanzeiger nach links bet&#228;tigt und sich vergewissert, da&#223; der r&#252;ckw&#228;rtige Bereich der ... stra&#223;e frei gewesen sei, soweit sie im Hinblick auf die abknickende F&#252;hrung der ... stra&#223;e habe eingesehen werden k&#246;nnen. Erst danach sei die Beklagte zu 2) langsam vom Bordstein heruntergefahren. Der Unfall sei vielmehr auf die &#252;berh&#246;hte Geschwindigkeit des Kl&#228;gers zur&#252;ckzuf&#252;hren. Der Kl&#228;ger habe zudem auch auf die s&#252;dliche Fahrbahn ausweichen k&#246;nnen, da sich dort keine geparkten Fahrzeuge befunden h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der H&#246;he nach haben sich die Beklagten gegen die Berechtigung der Anwaltskosten f&#252;r die Inanspruchnahme des Kasko-Versicherers und des Haftpflichtversicherers sowie gegen die Abschleppkosten gewandt. Bei den Mietwagenkosten haben sie einen Abzug in H&#246;he einer 15 %-igen Eigenersparnis verlangt und von der geltend gemachten Wertminderung nur 1.500,- DM anerkannt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat zwei Zeugen vernommen. Es hat der Klage in H&#246;he von 1.674,71 DM stattgegeben und sie im &#252;brigen abgewiesen. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt: Die Beklagte zu 1) habe den Unfall allein verschuldet. Ihr falle ein Versto&#223; gegen &#167; 10 StVO zur Last, indem sie ohne die Vorfahrt des Kl&#228;gers zu beachten vom Gehweg auf die Fahrbahn der ... stra&#223;e gefahren sei. Ein Mitverschulden des Kl&#228;gers, insbesondere eine zu hohe Geschwindigkeit sei nicht bewiesen. Aus der Aussage des Zeugen ... ergebe sich vielmehr, da&#223; der vor dem Zeugen fahrende Kl&#228;ger mit etwa 40 km/h gefahren sei. Eine etwaige Betriebsgefahr trete bei der Abw&#228;gung zur&#252;ck, da die vom Fahrzeug der Beklagten ausgehende Betriebsgefahr durch das grobe Verschulden der Beklagten zu 1) erh&#246;ht sei. Hinsichtlich der H&#246;he hat das Landgericht bei den Mietwagenkosten einen Abzug von 15 % vorgenommen, die Wertminderung hat es gem&#228;&#223; &#167; 287 ZPO auf 1.500,- DM gesch&#228;tzt. Die Abschleppkosten und die Anwaltskosten wegen der Inanspruchnahme des Kasko-Versicherers hat es nicht anerkannt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil, auf dessen vorgetragenen Inhalt gem&#228;&#223; &#167; 543 ZPO Bezug genommen wird, wendet sich die Berufung des Kl&#228;gers und die Berufung der Beklagten. Der Kl&#228;ger wendet sich dagegen, da&#223; das Landgericht die Rechtsverfolgungskosten gegen&#252;ber der Kasko-Versicherung nicht und die Wertminderung nicht in der geltend gemachten H&#246;he von 3.552,- DM anerkannt hat. Er macht geltend: Die Kosten, die ihm durch die Inanspruchnahme eines Rechtsanwalts f&#252;r die Durchsetzung seiner Anspr&#252;che gegen&#252;ber dem Kasko-Versicherer entstanden seien, seien als Sachfolgesch&#228;den zu ersetzen, weil ihn die Beklagte selbst aufgefordert habe, die Kasko-Versicherung in Anspruch zu nehmen. Zu Unrecht habe das Landgericht ohne jede n&#228;here Begr&#252;ndung lediglich eine Wertminderung in H&#246;he von 1.500,- DM angenommen. Da sich der Pkw Porsche 930 im zweiten Zulassungsjahr befunden habe, betrage der Minderwert 4 % der Summe aus Zeitwert und Reparaturkosten. Da der Zeitwert des Porsche 65.500,- DM und die Reparaturkosten 15.882,11 DM betragen h&#228;tten, belaufe sich die Wertminderung auf 3.552,- DM.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <br /><span class="absatzRechts">14</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td>1.)</td> <td>das Urteil des Landgerichts Dortmund vom 5. M&#228;rz 1982 teilweise abzu&#228;ndern und die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an ihn weitere 3.176,21 DM nebst 13 % Zinsen seit dem 21. April 1981 sowie 13 % Mehrwertsteuer auf die Zinsen zu zahlen,</td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>2.)</td> <td>die Berufung der Beklagten zur&#252;ckzuweisen.</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <br /><span class="absatzRechts">16</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td>1.)</td> <td>die Berufung des Kl&#228;gers zur&#252;ckzuweisen,</td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>2.)</td> <td>das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und die Klage in vollem Umfang abzuweisen.</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Sie sind der Auffassung, der Kl&#228;ger habe den Unfall mitverschuldet, zumindestens aber m&#252;sse er sich die Betriebsgefahr seines Wagens mit einer Quote von 25 % anrechnen lassen. Der Kl&#228;ger sei zur Unfallzeit mit einer f&#252;r die Verkehrslage &#252;berh&#246;hten Geschwindigkeit gefahren. Au&#223;erdem habe er auch nach links ausweichen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Sachvorbringens der Parteien im einzelnen wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen. Die Akten 80 Js 841/81 Staatsanwaltschaft Dortmund lagen dem Senat vor und waren Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung. Der Senat hat den Kl&#228;ger und die Beklagte zu 1) gem&#228;&#223; &#167; 111 ZPO geh&#246;rt. Wegen des Ergebnisses der Anh&#246;rung wird auf den Inhalt des der Sitzungsniederschrift vom 7. Oktober 1982 als Anlage beigef&#252;gten Vermerks des Berichterstatters Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers hat zum &#252;berwiegenden Teil Erfolg. Sie f&#252;hrt zur Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils dahin, da&#223; die Beklagten dem Kl&#228;ger 4.481,59 DM nebst 13 % Zinsen seit dem 13. April 1981 sowie 13 % Mehrwertsteuer auf die Zinsen zu ersetzen haben. Dagegen ist der Berufung der Beklagten der Erfolg zu versagen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der zum Schaden des Kl&#228;gers f&#252;hrende Verkehrsunfall hat sich beim Betrieb des Kraftfahrzeugs der Beklagten zu 2) ereignet. Daraus ergibt sich deren Haftung gem&#228;&#223; &#167; 7 Abs. 1 StVG. Die Beklagte zu 1) haftet als Fahrzeugf&#252;hrerin gem&#228;&#223; &#167; 18 Abs. 1 Satz 1 StVG in Verbindung mit &#167; 7 Abs. 1 StVG, w&#228;hrend die Beklagte zu 3) als Haftpflichtversicherer gem&#228;&#223; &#167; 3 Pflichtversicherungsgesetz f&#252;r die Unfallfolgen einzustehen hat. Seitens des Kl&#228;gers sind die Voraussetzungen des &#167; 7 Abs. 1 StVG ebenfalls erf&#252;llt, da auch sein Fahrzeug an dem Unfall beteiligt war. Der Unfall stellt sich f&#252;r keinen der beteiligten Fahrzeugf&#252;hrer als ein unabwendbares Ereignis im Sinne von &#167; 7 Abs. 2 StVG dar. Da der dem Kl&#228;ger entstandene Schaden durch mehrere Kraftfahrzeuge verursacht worden ist, h&#228;ngt die Verpflichtung zum Ersatz sowie der Umfang des zu leistenden Ersatzes von den Umst&#228;nden, insbesondere davon ab, inwieweit der Unfall von dem einen oder dem anderen Teil verursacht worden ist (&#167; 17 Abs. 1 StVG). Die danach gebotene Abw&#228;gung der beiderseitigen Verursachungsbeitr&#228;ge ergibt, da&#223; der Kl&#228;ger seinen gesamten Schaden ersetzt verlangen kann.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Unfall ist n&#228;mlich durch ein schuldhaft verkehrswidriges Verhalten der Beklagten zu 1) verursacht worden. Ihr f&#228;llt ein Versto&#223; gegen &#167; 10 StVO zur Last. Nach dieser Vorschrift hat sich derjenige, der von anderen Stra&#223;enteilen auf die Fahrbahn einfahren will, dabei so zu verhalten, da&#223; eine Gef&#228;hrdung anderer <u>ausgeschlossen</u> ist. Diesen Sorgfaltsanforderungen ist die Beklagte zu 1) nicht gerecht geworden, weil sie beim Anfahren vom B&#252;rgersteig der ... stra&#223;e den Vorrang des flie&#223;enden Verkehrs nicht in ausreichendem Ma&#223;e beachtet hat. Da&#223; sich der Unfall beim Einfahren auf die Fahrbahn ereignet hat, ergibt sich aus der Aussage des Zeugen ..., nach der sich das Heck des Fahrzeugs der Beklagten im Zeitpunkt der Kollision noch auf dem B&#252;rgersteig befand. Dies wird im &#252;brigen auch belegt durch die Unfallsch&#228;den am Mini Cooper der Beklagten. Der Ansto&#223; erfolgte n&#228;mlich gegen die Fahrert&#252;r des Mini Coopers.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Dagegen ist ein schuldhaftes Fehlverhalten des Kl&#228;gers nicht bewiesen. Eine &#252;berh&#246;hte Geschwindigkeit kann nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme nicht festgestellt werden. Zwar hat die Beklagte zu 1) bei ihrer Anh&#246;rung vor dem Senat angegeben, da&#223; sie den Unfall nur darauf zur&#252;ckf&#252;hren k&#246;nne, da&#223; der Kl&#228;ger zu schnell gefahren sei. Da die Beklagte zu 1) den Kl&#228;ger nicht hat herankommen sehen, beruht ihre Schlu&#223;folgerung auf einer Vermutung, die schon deshalb falsch sein kann, weil die Beklagte zu 1) ihren Angaben zufolge wegen der geringen Bodenfreiheit des Chassis des Mini Coopers sehr langsam vom B&#252;rgersteig heruntergefahren ist. Dar&#252;berhinaus stehen den Angaben der Beklagten zu 1) die Aussage des Zeugen ... und die Angaben des Kl&#228;gers gegen&#252;ber. Der Zeuge ... der die ... stra&#223;e hinter dem Kl&#228;ger in der gleichen Richtung befuhr, hat bekundet, da&#223; der Kl&#228;ger wie er selbst eine Geschwindigkeit von ca. 40 km/h gefahren sei. Es besteht kein Anhaltspunkt, der Aussage dieses neutralen Zeugen nicht zu folgen. Auch der Kl&#228;ger hat eine h&#246;here Geschwindigkeit als 50 km/h ausgeschlossen, einmal weil er gerade erst eine Wegstrecke von ca. 150 m zur&#252;ckgelegt hatte und zum anderen kurz hinter der Unfallstelle die Vorfahrt einer von rechts einm&#252;ndenen Stra&#223;e zu achten hatte. Da sich kein Anhaltspunkt f&#252;r eine &#252;berh&#246;hte Geschwindigkeit des Kl&#228;gers ergeben hat, die Beklagte zu 1) den Kl&#228;ger nicht einmal hat herankommen sehen, sind die Voraussetzungen f&#252;r eine Parteivernehmung der Beklagten zu 1) von Amts wegen gem&#228;&#223; &#167; 448 ZPO nicht gegeben. Dem Kl&#228;ger kann auch nicht vorgeworfen werden, da&#223; er nicht auf die Gegenfahrbahn ausgewichen ist. Es steht schon nicht fest, da&#223; die Gegenfahrbahn frei war. Dar&#252;berhinaus fehlt jeglicher Anhaltspunkt daf&#252;r, da&#223; das Man&#246;ver der Beklagten zu 1) f&#252;r den Kl&#228;ger so fr&#252;hzeitig erkennbar war, da&#223; der Kl&#228;ger &#252;berhaupt h&#228;tte reagieren k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Dagegen hat der Kl&#228;ger nicht bewiesen, da&#223; der Unfall f&#252;r ihn ein unabwendbares Ereignis im Sinne von &#167; 7 Abs. 2 StVG gewesen ist, da&#223; der Unfall also auch bei Anwendung h&#246;chst m&#246;glicher Sorgfalt nicht zu vermeiden gewesen w&#228;re. Die nach &#167; 17 Abs. 1 StVG vorzunehmende Abw&#228;gung der beiderseits gesetzten Verursachungsbeitr&#228;ge ergibt, da&#223; der Unfall in erster und &#252;berwiegender Weise von der Beklagten zu 1) verursacht worden ist. Der durch das gravierende Verschulden der Beklagten zu 1) gesteigerten Betriebsgefahr steht die normale Betriebsgefahr des Wagens des Kl&#228;gers gegen&#252;ber. Der Unfall hat seine wesentliche Ursache in dem Fehlverhalten der Beklagten zu 1). Demgegen&#252;ber beh&#228;lt die vom Fahrzeug des Kl&#228;gers ausgehende Betriebsgefahr kein anspruchminderndes Eigengewicht. Die Beklagten haben daher f&#252;r den Schaden voll einzustehen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht entgegen der Auffassung des Landgerichts auch ein Anspruch auf Erstattung der durch die Inanspruchnahme der Kasko-Versicherung entstandenen Anwaltskosten zu. Die Schadensersatzpflicht der Beklagten erstreckt sich nicht nur auf die Sachsch&#228;den selbst, sondern auch auf die Folgesch&#228;den, die mit dem sch&#228;digenden Ereignis in einem ad&#228;quaten Zusammenhang stehen. Dies gilt insbesondere f&#252;r die Kosten der Rechtsverfolgung. Hierunter fallen zun&#228;chst die Kosten, die dem Gesch&#228;digten durch die Beauftragung eines Rechtsanwalts f&#252;r die Verhandlung mit dem Sch&#228;diger oder dessen Haftpflichtversicherer entstanden sind. Diese Ersatzpflicht gilt grunds&#228;tzlich auch f&#252;r die Kosten der Inanspruchnahme anwaltlicher Hilfe f&#252;r die Verhandlungen mit dem Kasko-Versicherer; denn auch diese Kosten sind ad&#228;quat auf das Schadensereignis zur&#252;ckzuf&#252;hren (Palandt-Heinrichs, 40. Aufl., &#167; 249 Anm. 2 e; KG-Versicherungsrecht 73, 927). Diese Auffassung rechtfertigt sich daraus, da&#223; der Gesch&#228;digte nicht mit h&#246;heren, jedenfalls nicht mit wesentlich h&#246;heren Kosten belastet wird, als in den F&#228;llen, in denen der Kasko-Versicherer nicht eingeschaltet wird. In diesen F&#228;llen ist, da die Entsch&#228;digung des Kasko-Versicherers entf&#228;llt, der Streitwert f&#252;r die Geb&#252;hrenrechnung des f&#252;r die Verhandlungen mit dem Sch&#228;diger oder dessen Haftpflichtversicherer beauftragten Rechtsanwalt entsprechend h&#246;her. Daraus folgt, da&#223; es keinesfalls unbillig ist, den Sch&#228;diger mit diesen Kosten zu belasten. Bei der Einnahme eines gegenteiligen Standpunktes w&#252;rde der Haftpflichtversicherer aus dem Abschlu&#223; der Kasko-Versicherung durch den Gesch&#228;digten sogar Vorteile ziehen. Grunds&#228;tzlich ist daher eine Erstatungspflicht auch f&#252;r solche Kosten zu bejahen. Zwar greift diese Begr&#252;ndung hier nicht ein, da der Kl&#228;ger zun&#228;chst die Beklagte zu 3) auf Ersatz des vollen Schadens in Anspruch genommen hat, da er seine eigene Kasko-Versicherung zur Schadensregulierung gar nicht heranziehen wollte. Er hat demgem&#228;&#223; das Anwaltshonorar f&#252;r den au&#223;ergerichtlichen regulierten Schadensersatzanspruch - sei es durch die Beklagte zu 3), sei es durch die Kaskoversicherung - geltend gemacht und vom Landgericht zugesprochen erhalten. Erst auf Veranlassung der Beklagten zu 3) wurde der reine Fahrzeugschaden gegen&#252;ber dem Kasko-Versicherer geltend gemacht. Auch die insoweit entstandenen Anwaltskosten sind als ad&#228;quate Folge des Schadensereignisses anzusehen. Eine Erstattungspflicht ist zu bejahen, weil die Inanspruchnahme des Kasko-Versicherers auf Veranlassung der Beklagten zu 3) erfolgte. Da&#223; der Kl&#228;ger sich hierzu anwaltlicher Hilfe bedient hat, kann ihm nicht vorgeworfen werden. Dar&#252;berhinaus handelte es sich geb&#252;hrenrechtlich um eine andere Angelegenheit.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Geb&#252;hrenrechnung ist nicht zu beanstanden; insbesondere ist die in Ansatz gebrachte 7,5/10-Geb&#252;hr in H&#246;he von 507,80 DM berechtigt, da seit dem 1. Januar 1981 neue Geb&#252;hrens&#228;tze gelten. Auch aus &#167; 12 Abs. 2 BRAGO ergeben sich keine Bedenken. Zwar handelt es sich um eine Rahmengeb&#252;hr; die Beklagten wenden sich jedoch nur gegen die Erstattungspflicht als solche, nicht gegen die in Ansatz gebrachten Mittelgeb&#252;hren von 7,5/10. Allerdings kann der Kl&#228;ger die Mehrwertsteuer nicht ersetzt verlangen, da er vorsteuerabzugsberechtigt ist. Demgem&#228;&#223; kann er nur einen Betrag von 1.055,60 DM erstattet verlangen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht ferner ein merkantiler Minderwert in H&#246;he von 3.255,28 DM. Der Senat folgt bei der nach &#167; 287 ZPO vorzunehmenden Sch&#228;tzung der Methode von Ruhkopf-Sahm (Versicherungsrecht 62, 539, abgedruckt bei Palandt, 40. Aufl., &#167; 251 Anm. 4 b). Danach ist der Minderwert &#215;-Prozent der Summe von Wiederbeschaffungswert und Reparaturkosten, wobei &#215; tabellarisch festgelegt ist unter Ber&#252;cksichtigung des Alters des Fahrzeugs und des Verh&#228;ltnisses von den Reparaturkosten zum Wiederbeschaffungswert. Nach dieser Berechnungsmethode ergibt sich vorliegend ein Minderwert von 3.255,28 DM (Zeitwert 65.500,- DM + Herstellungskosten 15.882,14 DM = 81.382,14 DM &#215; 4 %). Soweit der Kl&#228;ger einen Betrag von 3.552,- DM verlangt, ist ihm offensichtlich ein Rechenfehler unterlaufen. Der Bundesgerichtshof hat die Berechnungsmethode von Ruhkopf-Sahm in der Entscheidung NJW 80, 281 jedenfalls f&#252;r den Normalfall ausdr&#252;cklich gebilligt. Eine &#220;berpr&#252;fung nach der Methode des OLG Hamburg (DAR 81, 388) ergibt ein &#228;hnliches Ergebnis. Nach dieser Berechnungsmethode wird ein nach der Kilometerleistung abgestufter Prozentsatz von 10-30 % der Reparaturkosten zugrundegelegt. Danach w&#252;rde sich ein Minderwert von 3.176,43 DM (15.882,14 DM &#215; 20 %) ergeben. Dagegen sind die Bemessungsvorschl&#228;ge des 13. Deutschen Verkehrsgerichtstages, wonach bei jeder Reparaturrechnung in minderwerterhebliche und minderwertunerhebliche Kostenteile zu trennen ist, vom BGH mangels Praktikabilit&#228;t verworfen worden (BGH a.a.O.). Nach alledem ist die Methode von Ruhkopf-Sahm jedenfalls bei einer normalen j&#228;hrlichen Kilometerleistung wie im vorliegenden Fall eine geeignete Sch&#228;tzungsgrundlage. Danach ergibt sich ein Minderwert in H&#246;he von 3.255,28 DM.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Schadensersatzanspruch des Kl&#228;gers errechnet sich nach alledem wie folgt:</p> <br /><span class="absatzRechts">29</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>1.)</td> <td>Selbstbeteiligung</td> <td>1.000,-</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>2.)</td> <td>Gutachterkosten</td> <td>613,35</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>3.)</td> <td>Mietwagenkosten</td> <td>5.330,94</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>4.)</td> <td>Wertminderung</td> <td>3.255,28</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>5.)</td> <td>Anwaltskosten f&#252;r die Inanspruchnahme</td> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>des Haftpflichtversicherers</td> <td>1.161,30</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>6.)</td> <td>Anwaltskosten f&#252;r die Inanspruchnahme</td> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>der Vollkasko-Versicherung</td> <td>1.056,60</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>7.)</td> <td>Allgemeine Unkostenpauschale</td> <td><u>30,-</u></td> <td><u>DM</u></td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> <td>12.447,47</td> <td>DM</td> </tr> </table><br /> <br /><span class="absatzRechts">30</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>abz&#252;glich gezahlter</td> <td><u>7.965,88</u></td> <td><u>DM</u></td> </tr> </table><br /> <br /><span class="absatzRechts">31</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> <td>4.481,59</td> <td>DM</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ergibt sich aus den &#167;&#167; 286, 288 BGB.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 ZPO; die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf den &#167;&#167; 708 Ziffer 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Verk&#252;ndet am 7.10.1982</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">, Justizobersekret&#228;rin as Urkundsbeamter der Gesch&#228;ftsstelle</p>
315,787
olgham-1982-09-29-15-w-27482
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 274/82
"1982-09-29T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:55"
"2019-03-27T09:42:13"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1982:0929.15W274.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die sofortigen weiteren Beschwerden werden zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Gegenstandswert dieses Rechtszuges betr&#228;gt 5.000,- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das eingangs bezeichnete Kind wurde am 3. Mai 1980 von der ledigen Beteiligten zu 2) in ... geboren. Amtspfleger dieses Kindes ist das Jugendamt der Stadt .../Westfalen. Die Kindesmutter hat nach ihren Angaben innerhalb der gesetzlichen Empf&#228;ngniszeit nur mit dem G&#228;rtnermeister ..., geboren am 15. M&#228;rz 1953, geschlechtlich verkehrt. Dieser ist am 30. M&#228;rz 1980 in Hamm t&#246;dlich verungl&#252;ckt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Verfahren hat die Beteiligte zu 1) beim Amtsgericht - Vormundschaftsgericht - ... die Feststellung Beantragt, da&#223; der verstorbene ... ihr Vater sei. Die Mutter des Verstorbenen, die Beteiligte zu 3), ist dem Antrage entgegengetreten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat Beweis erhoben durch uneidliche Anh&#246;rung der Kindesmutter - der Beteiligten zu 2) - und durch Einholung eines Blutgruppengutachtens, das von dem Sachverst&#228;ndigen Dr. med. ... in ... am 11.6.1981 erstattet worden ist und in welches die Beteiligten zu 1) bis 4) sowie ein weiterer Bruder des Verstorbenen, n&#228;mlich der inzwischen ebenfalls verstorbene ... einbezogen wurden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Durch Beschlu&#223; vom 7. Dezember 1981 hat das Amtsgericht antragsgem&#228;&#223; festgestellt, da&#223; der am 15. M&#228;rz 1953 in ... geborene, am 30. M&#228;rz 1980 in ... verstorbene G&#228;rtnermeister ... der Vater der Beteiligten zu 1) ist.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschlu&#223; ist den Verfahrensbevollm&#228;chtigten der Beteiligten zu 3) am 14. Dezember 1981 gem. &#167; 212 a ZPO f&#246;rmlich zugestellt worden. Mit Schriftsatz vom 22. Januar 1982, beim Amtsgericht ... eingegangen am folgenden Tage, haben die genannten Verfahrensbevollm&#228;chtigten namens der Beteiligten zu 3) und 4) sofortige Beschwerde gegen den Beschlu&#223; vom 7.12.1981 eingelegt und gleichzeitig beantragt, der Beteiligten zu 3) die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen die Vers&#228;umung der Beschwerdefrist zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung des Wiedereinsetzungsantrages haben sie geltend gemacht: Dem am 14.12.1981 zugestellten Vaterschaftsfeststellungsbeschlu&#223; sei eine ausdr&#252;ckliche Rechtsmittelbelehrung nicht beigef&#252;gt gewesen. Deshalb sei als Rechtsmittelfrist "die &#252;bliche Beschwerdefrist" mit Ablauf zum 14.1.1982 notiert worden. Bei der Wiedervorlage am 12.1.1982 sei dann anhand eines Kommentars die Fristvers&#228;umnis bemerkt worden. Unter den gegebenen Umst&#228;nden liege ein Verschulden nicht vor, weil es sich um ein abgelegenes Rechtsgebiet handele, welches so ohne weiteres nicht bekannt gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht ist zun&#228;chst von der Zul&#228;ssigkeit der sofortigen Beschwerde des Beteiligten zu 4) ausgegangen und hat weitere Ermittlungen angestellt. Alsdann hat es durch Beschlu&#223; von 21. Juli 1982 den Antrag der Beteiligten zu 3) auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zur&#252;ckgewiesen und die sofortigen Beschwerden beider Beschwerdef&#252;hrer als unzul&#228;ssig verworfen. Hinsichtlich des Beteiligten zu 4) hat es die erforderliche Beschwerdebefugnis verneint.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Gegen diese, ihren Verfahrensbevollm&#228;chtigten am 29. Juli 1982 zugestellte Beschwerdeentscheidung wenden sich die Beteiligten zu 3) und 4) mit ihrer durch Anwaltsschriftsatz vom 9. August 1982 eingelegten sofortigen weiteren Beschwerde. Sie sind der Ansicht, das Landgericht habe zu Unrecht hinsichtlich der Beteiligten zu 3) einen Wiedereinsetzungsgrund nach &#167; 22 Abs. 2 FGG und hinsichtlich des Beteiligten zu 4) die Beschwerdebefugnis verneint.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin ist dem Rechtsmittel entgegengetreten.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die sofortigen weiteren Beschwerden der Beteiligten zu 3) und 4) sind form- und fristgerecht eingelegt worden und auch sonst zul&#228;ssig. Zur Einlegung der sofortigen weiteren Beschwerde berechtigt ist der Beteiligte zu 4) schon deswegen, weil seine Erstbeschwerde, einerlei aus welchem Grunde, erfolglos geblieben ist.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">In der Sache bleiben jedoch beide Rechtsmittel ohne Erfolg, weil die angefochtene Beschwerdeentscheidung auf keiner Verletzung des Gesetzes beruht, &#167; 27 FGG.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Erstbeschwerde der Beteiligten zu 3) mit Recht als versp&#228;tet und daher unzul&#228;ssig verworfen. Der angefochtene Beschlu&#223; legt im einzelnen und ohne Rechtsfehler dar, da&#223; die hier gegebene Rechtsmittelfrist von 2 Wochen bei Eingang der sofortigen Erstbeschwerde am 23.1.1982 bereits verstrichen, da&#223; die Vers&#228;umung der Frist nicht unverschuldet in Sinne des &#167; 22 Abs. 2 S. 1 FGG war und da&#223; der Beteiligten zu 3) das Verschulden ihres bevollm&#228;chtigten anwaltlichen Vertreters zuzurechnen ist (&#167; 22 Abs. 2 S. 2 FGG). Unverschuldet im Sinne dieser Vorschrift w&#228;re die Fristvers&#228;umnis hier nur, wenn die Verfahrensbevollm&#228;chtigten der Beteiligten zu 3) diejenige Sorgfalt angewandt h&#228;tten, die man nach den Umst&#228;nden dieses Falles verst&#228;ndigerweise von ihnen erwarten konnte. Das ist jedoch nicht geschehen, weil die Bevollm&#228;chtigten es unterlassen haben, sich unverz&#252;glich Gewi&#223;heit &#252;ber das in Betracht kommende Rechtsmittel zu verschaffen und die Einhaltung der Rechtsmittelfrist sicherzustellen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsbeschwerde des Beteiligten zu 4) bleibt in der Sache gleichfalls erfolglos; der Senat teilt die Rechtsansicht des Landgerichts &#252;ber das fehlende Beschwerderecht dieses Beschwerdef&#252;hrers.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 55 b Abs. 3 FGG steht die Beschwerde gegen eine Verf&#252;gung, durch die das Vormundschaftsgericht - wie hier - die Vaterschaft feststellt, "den nach Absatz 1 zu h&#246;renden Personen und dem Kinde" zu. Als zu h&#246;rende Personen nennt Abs. 1 "die Mutter des Kindes sowie, wenn der wann gestorben ist, dessen Ehefrau, Eltern und eheliche Kinder"; war der Mann nichtehelich, so braucht dessen <u>Vater</u> nicht geh&#246;rt zu werden. Hiernach erstreckt sich also die Anh&#246;rungspfllcht - und damit das Beschwerderecht aus Abs. 3 - auch dann nicht auf <u>Geschwister</u> des verstorbenen Mannes, wenn solche wegen des Wegfalls anderer Personen als dessen gesetzliche Erben in Betracht kommen. Mit dem Landgericht und der auch sonst &#252;berwiegend vertretenen Meinung sieht der Senat in &#167; 55 b Abs. 3 FGG eine abschlie&#223;ende und eng auszulegende Regelung des Beschwerderechts unter Ausschlu&#223; der allgemeinen Vorschrift des &#167; 20 Abs. 1 FGG. Daf&#252;r spricht Insbesondere, da&#223; eine auf Feststellung lautende Verf&#252;gung des Vormundschaftsgerichts gem&#228;&#223; Abs. 2 erst mit der Rechtskraft wirksam wird, da&#223; die Rechtskraft bez&#252;glich eines jeden Beteiligten vom Fristablauf nach f&#246;rmlicher Zustellung abh&#228;ngt und da&#223; es deshalb dem Interesse der Rechtssicherheit dient, den Kreis der Beteiligten eng zu begrenzen, zumal andernfalls beispielsweise auch noch Testamentserben des Verstorbenen am Verfahren zu beteiligen w&#228;ren. Auch erscheint das Interesse derjenigen Personen, die - wie die Erben des Verstorbenen - von der Entscheidung betroffen werden, durch die Herrschaft des Untersuchungsgrundsatzes in diesem Feststellungsverfahren gen&#252;gend gewahrt. Die hier vertretene Ansicht wird geteilt von: Jansen, FGG, 2. Aufl., &#167; 55 b Rn. 9 und 18; Keidel/Kuntze/Winkler, PO, 11. Aufl., &#167; 55 b FGG Rn. 9: Bassenge/Herbst, FGG, &#167; 55 b Anm. 3 a; Oderski, Nichtehelichengesetz, 4. Aufl., &#167; 55 b FGG Anm. IV 2 d; B&#246;kelmann, JR 1973, 204; LG L&#252;beck, JR 1973, 203; wohl auch: BGB-RGRK/B&#246;ckermann, 12. Aufl., &#167; 1600 n BGB Rn. 39; Soergel/Gaul, BGB, 11. Aufl., &#167; 1600 n Rn. 27 c: M&#252;Ko/Mutschler, BGB, &#167; 1600 n Rn. 22.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Den Bedenken der Gegenmeinung (Kollhosser, FamRZ 1970, 625, 627: Bumiller/Winkler, FG, 3. Aufl., &#167; 55 b FGG Anm. 5; Br&#252;hl/G&#246;ppinger/Mutschler, Unterhaltsrecht, Bd. TT 1976, Rn. 1842) vermag der Senat nicht au folgen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat somit die sofortigen Erstbeschwerden beider Beschwerdef&#252;hrer ohne Rechtsfehler als unzul&#228;ssig verworfen. Da die angefochtene Beschwerdenentscheidung auch sonst, insbesondere im Hinblick auf das vom Landgericht eingehaltene Verfahren, nicht auf einer Gesetzesverletzung beruht, mu&#223;ten die sofortigen weiteren Beschwerden der Beteiligten zu 3) und 4) zur&#252;ckgewiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Eine Kostenentscheidung nach &#167; 13 a Abs. 1 S. 2 FGG war aus tats&#228;chlichen Gr&#252;nden nicht veranla&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Festsetzung des Gegenstandswertes beruht auf &#167; 131 Abs. 2 i.V.m. &#167; 30 KostO.</p>
315,788
olgham-1982-09-28-27-u-25381
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
27 U 253/81
"1982-09-28T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:57"
"2019-03-27T09:42:13"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1982:0928.27U253.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Anschlu&#223;berufung des Beklagten gegen das am 11. Juni 1981 verk&#252;ndete Urteil der 6. Zivilkammer des Landgerichts Essen wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird unter Zur&#252;ckweisung des Rechtsmittels im &#252;brigen das genannte Urteil so abge&#228;ndert:</p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 10.000,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 15. Mai 1981 zu zahlen.</p> <p>Es wird festgestellt, da&#223; der Beklagte verpflichtet ist, dem Kl&#228;ger den gesamten k&#252;nftigen Schaden zu ersetzen, der ihm - dem Kl&#228;ger - daraus entstehen kann, da&#223; ihm der Beklagte am 1. April 1980 eine Bleikugel in den rechten Augenraum geschossen hat.</p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des ersten Rechtszuges hat der Beklagte zu tragen.</p> <p>Von den Kosten des zweiten Rechtszuges werden dem Kl&#228;ger 54 % und dem Beklagten 45 % auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Es beschwert den Kl&#228;ger in H&#246;he von 10.000,- DM und den Beklagten um 8.600,- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger begehrt vom Beklagten die Zahlung eines Schmerzensgeldes und die Feststellung der Ersatzpflicht des Beklagten f&#252;r zuk&#252;nftig auftretende Sch&#228;den aus einem Vorfall vom 4.4.1980.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind befreundet. Am Abend des 4.4.1980 hielt sich der Kl&#228;ger, der damals gerade 17 Jahre alt war, mit mehreren befreundeten Jugendlichen in der Wohnung der Familie ... auf. Gegen 20.25 Uhr kam auch der damals 16 Jahre und 9 Monate alte Beklagte hinzu. Er brachte seine CO 2 Gasdruck-Pistole ... Kaliber 4,5 mm, mit, die er einige Monate zuvor k&#228;uflich erworben hatte. Als er das Zimmer betrat, richtete er die Pistole auf den Kl&#228;ger und forderte diesen auf und heraus, "feige" zu sagen. Dabei lachte der Beklagte. Der Kl&#228;ger ging darauf ein und sagte: "feige". Daraufhin dr&#252;ckte der Beklagte ab. Er war der Annahme, die Pistole sei nicht geladen. Der Kl&#228;ger wurde von dem "..." einer Bleikugel, im Bereich des rechten Augenraumes getroffen. Die Kugel drang durch das rechte Oberlid in die Augenh&#246;hle, schlug schl&#228;fenw&#228;rts auf den Augapfel und drang, von diesem abgelenkt, in die Spitze der kn&#246;chernen Augenh&#246;hle ein, wo sie heute noch steckt. Vom 4. bis zum 17.4.1980 wurde der Kl&#228;ger station&#228;r in der Augenklinik ... behandelt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat behauptet:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Sehkraft auf dem rechten Auge sei durch den Vorfall auf 35 % der Norm vermindert. Das im Augenraum steckende Bleigescho&#223;, dessen Entfernung zu riskant sei, k&#246;nne jederzeit weiteren Schaden verursachen. Insbesondere sei zu bef&#252;rchten, da&#223; eine Entz&#252;ndung des rechten Auges auf das gesunde linke Auge &#252;bergreifen k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat behauptet, der Kl&#228;ger dramatisiere die Folgen der Schu&#223;verletzung. Eine nennenswerte Sichtbehinderung sei nicht eingetreten. Die in der Augenh&#246;hle verbliebene Kugel k&#246;nne auch keinen weiteren Schaden anrichten. Au&#223;erdem m&#252;sse sich der Kl&#228;ger ein erhebliches Mitverschulden anlasten lassen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat den Beklagten unter Annahme einer Haftungsquote von 80 % zur Zahlung eines Schmerzensgeldes von 4.800,- DM verurteilt und festgestellt, da&#223; der Beklagte verpflichtet sei, dem Kl&#228;ger 4/5 aller Sch&#228;den zu ersetzen, die dieser in Zunkunft dadurch erleiden werde, da&#223; sich durch den im Augenraum verbliebenen Bleik&#246;rper die Sehf&#228;higkeit weiter vermindere, insbesondere durch den Verlust der Sehf&#228;higkeit des linken Auges, aus welchen Gr&#252;nden dies auch immer eintreten m&#246;ge.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil, auf dessen vorgetragenen Inhalt gem&#228;&#223; &#167; 543 ZPO Bezug genommen wird, hat der Kl&#228;ger Berufung eingelegt, mit der er nunmehr die Zahlung eines Schmerzensgeldes von insgesamt 20.000,- DM und die Feststellung begehrt, da&#223; der Beklagte verpflichtet ist, ihm - dem Kl&#228;ger - allen zuk&#252;nftigen Schaden aus dem Vorfall vom 4.4.1980 zu ersetzen. Der Beklagte hat Anschlu&#223;berufung eingelegt, mit der er eine Reduzierung des zuerkannten Schmerzensgeldes anstrebt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger wiederholt sein erstinstanzliches Vorbringen. Er behauptet, geltend, da&#223; nach der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung in erster Instanz sich weitere Komplikationen ergeben h&#228;tten. Es sei ein Wundstar aufgetreten, der zu einer Tr&#252;bung der Linse gef&#252;hrt habe, die immer weiter fortschreite und bef&#252;rchten lasse, da&#223; die Sehkraft auf dem rechten Auge vollst&#228;ndig ausfalle.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger wendet sich ferner gegen die Feststellung eines Mitverschuldens. Er habe niemals damit rechnen k&#246;nnen, da&#223; der Beklagte den Ausl&#246;ser bet&#228;tigen w&#252;rde, erst recht nicht damit, da&#223; der Beklagte sich zuvor nicht 100-prozentig dar&#252;ber vergewissert haben k&#246;nnte, da&#223; die Pistole ungeladen sei. Auch wenn entgegen seiner Auffassung ein Mitverschulden anzunehmen sei, so sei dies doch so gering zu veranschlagen, da&#223; es hinter dem leichtsinnigen Verhalten des Beklagten v&#246;llig zur&#252;cktreten m&#252;sse.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das vom Landgericht zugebilligte Schmerzensgeld sei bei Augenverletzungen der hier vorliegenden Art unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig gering. Angesichts seiner Jugend und des Umstandes, sein ganzes Leben mit dieser Behinderung, insbesondere der Gefahr der v&#246;lligen Erblindung, leben zu messen und der damit verbundenen st&#228;ndigen seelischen Beeintr&#228;chtigung sei ein Schmerzensgeld von mindestens 20.000,- DM angemessen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils</p> <br /><span class="absatzRechts">14</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td>1.)</td> <td>den Beklagten zu verurteilen, an ihn - den Kl&#228;ger - ein angemessenes Schmerzensgeld zu zahlen, mindestens aber insgesamt 20.000,- DM nebst 1 % Zinsen seit Rechtsh&#228;ngigkeit,</td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>2.)</td> <td>festzustellen, da&#223; der Beklagte verpflichtet ist, ihm - dem Kl&#228;ger - den gesamten Schaden zu ersetzen, der ihm daraus entstehen kann, da&#223; der Beklagte ihm am 4.4.1980 eine Bleikugel in das rechte Auge geschossen hat,</td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>3.)</td> <td>die Anschlu&#223;berufung zur&#252;ckzuweisen.</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <br /><span class="absatzRechts">16</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td>1.)</td> <td>die Berufung zur&#252;ckzuweisen,</td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>2.)</td> <td>im Wege der Anschlu&#223;berufung das angefochtene Urteil teilweise abzu&#228;ndern und die Klage insoweit abzuweisen, als er zur Zahlung eines Schmerzensgeldes von mehr als 3.000,- DM verurteilt worden ist.</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist der Auffassung, der vom Landgericht zugrunde gelegte Betrag von 6.000,- DM als volles Schmerzensgeld f&#252;r die vom Kl&#228;ger davongetragene Verletzung sei weit &#252;bersetzt. Er behauptet: Die Sehkraft auf dem rechten Auge sei nicht gemindert. Eine Verschlechterung des Zustandes sei nicht zu erwarten. Ein Wandern der Kugel, die im &#220;brigen von qualifizierten Fach&#228;rzten ohne Risiko entfernt werden k&#246;nne, sei ausgeschlossen. Au&#223;erdem meint der Beklagte: Eine Mitschuld des Kl&#228;gers k&#246;nne nicht wegdiskutiert werden. Statt "feige" zu sagen, h&#228;tte die sachgerechte Reaktion des Kl&#228;gers in der Gegenaufforderung bestehen m&#252;ssen, den "Ouatsch zu lassen" oder "das Ding wegzunehmen".</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheit des Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch Einholung eines schriftlichen augenfach&#228;rztlichen Gutachtens durch den Direktor der Abteilung f&#252;r Mikrochirurgie und Traumatologie der Augenklinik der ... Wegen des Ergebnisses wird auf das Gutachten vom 17.5.1982 verwiesen. Die Strafakten Ls 61 Js 551/80 jug. Staatsanwaltschaft Essen waren Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat teilweise Erfolg. Sie f&#252;hrt zur Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils dahin, da&#223; der Beklagte dem Kl&#228;ger 10.000,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 15.5.1981 zu zahlen hat und zur Feststellung, da&#223; der Beklagte verpflichtet ist, dem Kl&#228;ger den gesamten zuk&#252;nftigen Schaden aus dem Vorfall vom 4.4.1980 zu ersetzen. Der Anschlu&#223;berufung des Beklagten ist dagegen der Erfolg zu versagen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch des Kl&#228;gers ergibt sich aus den &#167;&#167; 823 Abs. 1, 847 Abs. 1 S. 1 BGB. Der Beklagte hat rechtswidrig und fahrl&#228;ssig eine K&#246;rperverletzung begangen, indem er die Pistole auf den Kl&#228;ger richtete, abdr&#252;ckte und dadurch die schwere Augenverletzung des Kl&#228;gers verursachte. Anhaltspunkte f&#252;r eine vors&#228;tzliche Tat sind nicht vorhanden. Dem Beklagten ist aber grobe Fahrl&#228;ssigkeit anzulasten, da er die im Verkehr erforderliche Sorgfalt in besonders schwerem Ma&#223;e verletzt hat. Es ist offenkundig und leuchtet jedermann ohne weiteres ein, da&#223; der Beklagte die Schu&#223;waffe auf keinen Fall ohne besondere Nachpr&#252;fung f&#252;r ungeladen halten, da&#223; er auch nicht zum Scherz in Richtung von Menschen zielen und da&#223; er schon gar nicht abdr&#252;cken durfte. Diese selbstverst&#228;ndlichen Vorsichtsma&#223;nahmen im Umgang mit Schu&#223;waffen waren dem am 1.4.1953 geborenen Beklagten bewu&#223;t, der vorher schon Schie&#223;&#252;bungen mit der Waffe durchgef&#252;hrt hatte, und bei seiner verantwortlichen Vernehmung durch die Polizei einger&#228;umt hat, da&#223; ihm sogar bekannt gewesen sei, da&#223; schon bei einer ungeladenen Waffe allein durch den Gasdruck eine Verletzungsgefahr gegeben ist. Der Beklagte hat nicht in Abrede gestellt, die Schu&#223;waffe vorher nicht untersucht zu haben. Er ist davon ausgegangen, da&#223; die Waffe ungeladen gewesen sei, obwohl er nicht mehr wu&#223;te, ob er die Waffe in ungeladenen Zustand weggelegt hatte.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Allerdings trifft den Kl&#228;ger ein Mitverschulden, da er diejenige Sorgfalt au&#223;er Acht gelassen hat, die ein ordentlicher und verst&#228;ndiger Mensch unter den gegebenen Umst&#228;nden zur Vermeidung eigenen Schadens anzuwenden gehalten ist. War die gro&#223;e Gef&#228;hrlichkeit des Abdr&#252;ckens einer auf einen Menschen gerichteten Pistole auch offenkundig, mag es deshalb nicht wahrscheinlich gewesen sein, da&#223; der Beklagte die Ank&#252;ndigung abzudr&#252;cken wahr machen werde und ganz unwahrscheinlich, da&#223; er dergleichen ank&#252;ndigen und tun k&#246;nne, ohne sich zuverl&#228;ssig vergewissert zu haben, da&#223; die Pistole ungeladen war, so bedeutete es gleichwohl eine Eigengef&#228;hrdung des Kl&#228;gers, auf dieses b&#246;se Spiel einzugegangen zu sein, denn ausgeschlossen war das bewiesene Versagen des Beklagten nicht und der Kl&#228;ger gab sich so ohne weiteres eigene &#220;berpr&#252;fungs-, Kontroll-, Abhilfem&#246;glichkeit ganz in die H&#228;nde des Beklagten. Die richtige Reaktion h&#228;tte anders ausgesehen. Sie h&#228;tte darin bestanden, da&#223; der Kl&#228;ger den Beklagten etwa mit den Worten: "Mach keinen Quatsch! Da&#223; den Unsinn! Leg die Pistole weg!" von dem Schu&#223;waffengebrauch abgehalten h&#228;tte. Dies stellt keine unangemessene Anforderung an den zur Vorfallzeit 16 Jahre und 9 Monate alten Kl&#228;ger dar. Ihm war die Gef&#228;hrlichkeit von Schu&#223;waffen allgemein und der Gasdruck-Pistole speziell bekannt, da er mit dieser Schu&#223;waffe schon selbst Schie&#223;&#252;bungen durchgef&#252;hrt hatte. Es ist auch nicht zu verkennen, da&#223; die Wiederholung des Wortes "feige" eine gewisse Aufforderung zum Abdr&#252;cken war und dadurch die Hemmschwelle beim Beklagten herabgesetzt werden konnte.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Bei der haftungsbestimmenden Abw&#228;gung nach &#167; 254 BGB ist darauf abzustellen, inwieweit der Schaden vorwiegend von dem einen oder dem anderen Teil verursacht worden ist. Hierbei ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; die Initiative f&#252;r den Wortwechsel vom Beklagten ausgegangen war, und da&#223; bei ihm auch die eigentliche Tatherrschaft lag. Der Verursachungsbeitrag des Kl&#228;gers erscheint demgegen&#252;ber sehr gering. Er ging zwar auf das Spiel des Beklagten ein, glaubte aber arglos, sich auf den Beklagten verlassen zu d&#252;rfen. Diesem Beitrag kommt gegen&#252;ber dem grob leichtsinnigen Fehlverhalten des Beklagten kein anspruchsminderndes Eigengewicht zu. Der Beklagte hat daher dem Grunde nach f&#252;r den Schaden voll einzustehen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 847 Abs. 1 S. 1 BGB kann der Kl&#228;ger f&#252;r die erlittenen immateriellen Sch&#228;den eine billige Entsch&#228;digung in Geld verlangen. Ausgangspunkt f&#252;r die Bemessung der H&#246;he des angemessenen Schmerzensgeldes sind die Verletzungen des Kl&#228;gers, Art, Dauer und Heftigkeit der Schmerzen, Ausma&#223; einer etwaigen dauernden Beeintr&#228;chtigung und die Sorgen vor der Zukunft. Nach dem ausf&#252;hrlichen Gutachten des Sachverst&#228;ndigen ... vom 17.5.1982 k&#246;nnen insoweit folgende Festsellungen getroffen werden:</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war aufgrund der Schu&#223;verletzung vom 4. bis zum 17.4.1980 in station&#228;rer Behandlung in der Augenklinik der ... Danach wurde er noch mehrfach ambulant untersucht, letztmalig am 11.8.1980. Bei der Einlieferung befand sich ein erheblicher Blutergu&#223; am Ober- und Unterlid des rechten Auges. Die Bindehaut zur Schl&#228;fe war erheblich geschwollen, w&#228;hrend die Hornhaut unverletzt war. In der Vorderkammer befand sich etwas Blut. Die leicht entrundete Pupille reagierte tr&#228;ge auf Licht. Am Augenhintergrund befand sich zur Schl&#228;fe hin eine gro&#223;e Blutung vor der Netzhaut, ferner befand sich zur Schl&#228;fe hin ein Netzhaut&#246;dem. Bei der operativen Wundversorgung wurde lediglich die Hautwunde versorgt. Das Gescho&#223; ist schl&#228;fenw&#228;rts auf den Augapfel geschlagen und von diesem in den tieferen Teil der Augenh&#246;hle abgelenkt worden.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Bei der Einlieferung betrug das Sehverm&#246;gen auf dem rechten Auge nur 10 %. Durch eine Aufklarung der Glask&#246;rperblutung und R&#252;ckbildung des Netzhaut&#246;dems verbesserte sich das Sehverm&#246;gen bis zur Entlassung am 17.4.1980 auf 40 % wobei Tr&#252;bungen im Glask&#246;rper vor der Netzhaut als Folge der Blutung veranwortlich f&#252;r die Begrenzung des Sehverm&#246;gens waren. Bis zum August 1980 verbesserte sich das Sehverm&#246;gen mit einer Korrektur durch ein Glas auf 80 %. Wegen dieser Besserung wurde auf eine operative Entfernung des Blutes aus dem Auge verzichtet. Die Entfernung des Geschosses aus der Augenh&#246;hle unterblieb wegen eines mit einer derartigen Oparation verbundenen hohen Risikos.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Bei der Untersuchung am 13.5.1982 wurde eine Sehkraftminderung von 50 % festgestellt; dies entspricht einer Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit um 5 %. Diese Sehkraftminderung beruht auf einer unfallbedingten Linsentr&#252;bung. Es ist eine Zunahme des grauen Stars zu erwarten, der dann aber operiert werden kann. Danach ist mit Korrektur durch eine Kontaktlinse ein gutes Sehverm&#246;gen auf dem verletzten Auge zu erwarten. Zur&#252;ckgeblieben sind ferner ein nicht entstellender Verlust eines sehr geringen Teils der Wimpern des Oberlids, eine Netzhaut und Aderhautnarbe in der Netzhautperipherie und eine Glask&#246;rpertr&#252;bung schl&#228;fenw&#228;rts und unten in der Peripherie. Nach den Feststellungen des Gutachters ist davon auszugehen, da&#223; das nach wie vor in der Augenh&#246;hle befindliche Gescho&#223; fest vernarbt ist und f&#252;r die Zukunft unsch&#228;dlich in der Spitze der Augenh&#246;hle liegt. Das &#252;bergreifen einer Entz&#252;ndung auf das unverletzte Auge kann nicht eintreten, weil das prim&#228;r gesch&#228;digte Auge durch die Verletzung nicht er&#246;ffnet wurde. Eine operative Entfernung des Geschosses ist nur unter gro&#223;em Risiko m&#246;glich und kann nur in einer entsprechenden Fachklinik in Amsterdam oder London durchgef&#252;hrt werden.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Nach den &#252;berzeugenden Feststellungen des Sachverst&#228;ndigen ... steht fest, da&#223; die Unfallfolgen ganz betr&#228;chtlich sind und das k&#246;rperliche und seelische Wohlbefinden des Kl&#228;gers erheblich beeintr&#228;chtig haben und beeintr&#228;chtigen. Hier sind an erster Stelle die k&#246;perlichen Schmerzen zu nennen, die der Kl&#228;ger aufgrund der Verletzung mit der Folge eines 14-t&#228;gigen station&#228;ren Krankenhausaufenthalts davongetragen hat und die sich nach den glaubhaften Angaben des Kl&#228;gers anl&#228;&#223;lich der Untersuchung am 13.5.1982 heute noch in Form von zeitweisen Kopfschmerzen und einer gr&#246;&#223;eren Empfindlichkeit der linken Augenpartie bemerkbar machen. Weiter f&#228;llt ins Gewicht, da&#223; die Sehkraft auf dem gesch&#228;digten Auge deutlich herabgesetzt ist. Nach der Schu&#223;verletzung betrug die Sehkraft nur noch 10 %; sie verbesserte sich im Laufe der Zeit von zun&#228;chst 40 % auf 30 %. Inzwischen ist es jedoch aufgrund eines fortschreitenden Wundstars zu einer Herabsetzung des Sehverm&#246;gens auf 50 % gekommen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Beachtlich ist weiterhin die seelische Beeintr&#228;chtigung des Kl&#228;gers. Die Sorge und die Angst, insbesondere in der ersten Zeit nach der Verletzung, das Augenlicht auf dem rechten Auge v&#246;llig zu verlieren, ein &#220;bergreifen der Entz&#252;ndung auf das gesunde, rechte Auge bef&#252;rchten zu messen und die latente Gefahr, da&#223; von dem in der Augenh&#246;hle verbliebenen Gescho&#223; weitere Komplikationen ausgehen kannten, f&#228;llt bei der Bemessung des Schmerzensgeldes ins Gewicht. Bedeutsam ist zudem, da&#223; der noch jugendliche Kl&#228;ger einen fortwirkenden Schaden infolge einer unfallbedingten Linsentr&#252;bung davongetragen hat, der sich zur Zeit mit einer Sehkraftminderung von 50 % bemerkbar macht. Die Linsentr&#252;bung macht nur noch ein unklares und vernebeltes Sehen m&#246;glich. Eine weitere Zunahme der Linsentr&#252;bung ist zu erwarten, die dann eine Operation am sogenannten Grauen Star erforderlich machen wird. So ist allein die Erwartung, sich einer derartigen Operation unterziehen zu m&#252;ssen, eine Belastung f&#252;r den Kl&#228;ger. Auch ist nach einer solchen Operation nur noch mit Hilfe der Korrektur durch eine Kontaktlinse ein verwertbares Sehverm&#246;gen auf diesem Auge zu erwarten.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich mu&#223; der Kl&#228;ger voraussichtlich Zeit seines Lebens mit dem 4,5 mm Gescho&#223; in der rechten Augenh&#246;hle leben. Eine Entfernung dieses Fremdk&#246;rpers scheidet wohl wegen des Risikos, durch einen solchen Eingriff Schaden anzurichten, aus. Wenn auch nach dem Gutachten von ... davon auszugehen ist, da&#223; die Bleikugel fest vernarbt ist und in Zukunft keine Sch&#228;den mehr verursachen wird, sind Komplikationen damit doch nicht v&#246;llig ausgeschlossen. Dies bedeutet f&#252;r den heute 10 Jahre alten Kl&#228;ger eine seelische Belastung und legt ihm trotz der g&#252;nstigen Prognose des Gutachters Zur&#252;ckhaltung bei vielen Bet&#228;tigungen sportlicher und sonstiger Art auf, verringert also mit anderen Worten die Lebensfreude. Dabei schm&#228;lert die Erwartung, da&#223; die Entz&#252;ndung nicht auf das linke, gesunde Auge &#252;bergreifen wird, die H&#246;he des Schmerzensgeldes nicht wesentlich.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Unter Ber&#252;cksichtigung all dieser Erw&#228;gungen, auch des Umstandes, da&#223; der Beklagte in hohem Ma&#223;e leichtsinnig gehandelt hat, h&#228;lt der Senat ein Schmerzensgeld von 10.000,- DM f&#252;r erforderlich aber auch f&#252;r ausreichend, um die immateriellen Verletzungsfolgen f&#252;r den Kl&#228;ger angemesen zu entsch&#228;digen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Auch der Feststellungsantrag ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet. Die Zul&#228;ssigkeit ergibt sich aus &#167; 256 ZPO. Der Kl&#228;ger hat ein rechtliches Interesse an der Feststellung, da&#223; der Beklagte verpflichtet ist, auch den in der Zukunft entstehenden Schaden zu ersetzen. Der in zweiter Instanz umfassender formulierte Feststellungsantrag ist vom Senat als sachdienlich zugelassen worden. Er ist auch begr&#252;ndet, da nach dem Ergebnis des &#228;rztlichen Gutachtens in Zukunft noch Sch&#228;den eintreten werden.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ergibt sich aus den &#167;&#167; 284, 288, 291 BGB.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Aus alledem folgt, da&#223; die Anschlu&#223;berufung zur&#252;ckzuweisen ist.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf den &#167;&#167; 91, 92 ZPO; die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf den &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Verk&#252;ndet am 28. September 1982</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">, Justizobersekret&#228;rin als Urkundsbeamtin der Gesch&#228;ftsstelle</p>
315,789
olgk-1982-09-23-1-u-1382
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 U 13/82
"1982-09-23T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:58"
"2019-03-27T09:42:13"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1982:0923.1U13.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das am 22. Dezember 1981 verk&#252;ndete Urteil der 1. Kammer f&#252;r Handelssachen des Landgerichts</p> <p></p> <p>Bonn - 11 0 251/81 - wie folgt abge&#228;ndert und neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 25.000,-- DM nebst 11 3/4 % Zinsen seit dem 1. Juli 198o zu zahlen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Verfahrens beider Rechtsz&#252;ge werden dem Beklagten auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Dem Beklagten wird die Ausf&#252;hrung seiner Rechte im Nachverfahren vorbehalten.</p> <p></p> <p>Zur Durchf&#252;hrung des Nachverfahrens wird die Sache an das Landgericht zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p> <p>Von der Darstellting des Tatbestandes wird gem&#228;&#223;</p> <p></p> <p>&#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die keinen f&#246;rmlichen Bedenken begegnende Berufung der Kl&#228;&#173;gerin hat Erfolg. Ihre Klage ist im Urkundenproze&#223; statthaft. Sie ist auch begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">A.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat s&#228;mtliche Tatsachen, die zur Begr&#252;ndung ihres gegen den Beklagten aus &#167;&#167; 778, 765 BGB hergeleiteten, schl&#252;ssig begr&#252;ndeten Anspruchs auf Zahlung von 25.ooo,-- DM nebst 11 3/4 % Zinsen seit dem 1.7.198o erforderlich sind, durch Urkunden bewiesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat die Voraussetzungen einer Haftung des Be&#173;klagten nach &#167;&#167; 778, 765, 767 BGB schl&#252;ssig dargetan.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nach ihrem Vortrag hat ihr der Beklagte, vertreten durch Herrn Q. C. , durch Schreiben vom 5.2.198o den Auftrag erteilt, diesem einen Kredit in H&#246;he von 29.800,-- DM zu den gesondert mit Herrn Q. C. vereinbarten Bedingungen zu</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">gew&#228;hren. Zur Abgabe dieses auf Abschlu&#223; eines Kreditauftrags&#173;vertrages im Sinne von &#167; 778 BGB gerichteten Angebots war</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Herr Q. C. nach dem Vortrag der Kl&#228;gerin durch einen zwischen ihm und dem Beklagten unter dem Datum vom 5.2.198o geschlossenen Gesellschaftsvertrag bevollm&#228;chtigt. In &#167; 11 dieses Vertrages hatte der Beklagte Herrn Q. C. aus&#173;dr&#252;cklich "erm&#228;chtigt" und damit bevollm&#228;chtigt, in seinem - des Beklagten-Namen der Kl&#228;gerin einen Kreditauftrag des</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Inhalts zu erteilen, da&#223; sie einen Kredit bis zum Betrag von 29.800,-- DM an Herrn Q. C. zu bank&#252;blichen Zinsen ge&#173;w&#228;hrt. Das eigene wirtschaftliche Interesse des Beklagten</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">an der Kreditgew&#228;hrung ergibt sich bereits daraus, da&#223; er sich in dem Vertrage in dem er Herrn. Q. C. zur Erteilung eines Kreditauftrages bevollm&#228;chtigte, mit diesem in einer</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">- 24 -</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">stillen Gesellschaft verband, aus der er finanzielle Vorteile ziehen sollte.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Verbindlichkeit des von Herrn Q. C. abgegebenen Ver&#173;tragsangebots f&#252;r den Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 164 Abs. 1 BGB steht nicht das Verbot des Selbstkontrahierens (&#167; 181 BGB) entgegen. Unabh&#228;ngig von der Frage, ob &#167; 181 BGB auf den hier zu ent&#173;scheidenden Fall wenigstens entsprechend Anwendung findet, kann sich der Beklagte auf das darin ausgesprochene Verbot nicht berufen, da die Bevollm&#228;chtigung des Herrn Q. C. zugleich die Gestattung des Selbstkontrahierens enth&#228;lt. Nach dem Wortlaut des &#167; 11 des nach der Behauptung der Kl&#228;gerin zwischen dem Beklagten und Herrn Q. C. geschlossenen Ge&#173;sellschaftsvertrages sollte dieser Vertreter bei der Erteilung des Kreditauftrages und zugleich Kreditnehmer sein. In der Billigung dieser Regelung durch den Beklagten liegt zugleich eine Gestattung im Sinne von &#167; 181 BGB.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Bei der Erteilung des Kreditauftrages ist Herr Q. C. auch nicht &#252;ber die ihm erteilte Vollmacht hinausgegangen. Der im Kreditauftrag genannte Betrag von 29.800,-- DM ent&#8209;</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">spricht dem Betrag, der in &#167; 11 des Gesellschaftsvertrages ge&#173;nannt ist. Das Angebot erstreckt sich auch nicht auf h&#246;here als bank&#252;bliche Zinsen. In ihm wird auf gesondert mit Herrn Q. C. vereinbarte Kreditbedingungen Bezug genommen, die sich nach dem Vortrag der Kl&#228;gerin aus ihrem an Herrn Q. C. gerichteten Best&#228;tigungsschreiben vom 24.1.198o ergeben. Darin wird auf ihre Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen verwiesen, die bank&#252;bliche Zinsregelungen enthalten. Weitere Ein&#173;schr&#228;nkungen enth&#228;lt die Bevollm&#228;chtigung des Herrn Q. C. nicht. Die nach dem Schreiben vom 24.1.198o vereinbarten Bedingungen gehen nicht &#252;ber das hinaus, was er nach dem Ge&#173;sellschaftsvertrag als angemessen ansehen durfte.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat auch schl&#252;ssig dargelegt, da&#223; sie das Angebot zum Abschlu&#223; eines Kreditauftragsvertrages gegen&#252;ber dem Be&#173;klagten angenommen hat. Danach hat sie in einem an den Be&#173;klagten gerichteten Schreiben vom 7.2.198o erkl&#228;rt, da&#223; sie</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">5</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">den Kreditauftrag &#252;ber 29.800,-- DM angenommen habe.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn man davon ausgeht, da&#223; Herr Q. C. vom Be&#173;klagten zur Abgabe des der Kl&#228;gerin gemachten Angebots auf Abschlu&#223; eines Kreditauftragsvertrages nicht bevollm&#228;chtigt war, hat die Kl&#228;gerin dennoch schl&#252;ssig das wirksame Zustande&#173;kommen eines Kreditauftragsvertrages zwischen ihr und dem Be&#173;klagten dargelegt. Ihr an den Beklagten gerichtetes Schreiben vom 7.2.198o, das sie zum Gegenstand ihres Vortrages gemacht hat, stellt zugleich hinsichtlich der zwischen ihr und Herrn Q. C. gef&#252;hrten Vertragsverhandlungen ein kaufm&#228;nni&#173;sches Best&#228;tigungsschreiben dar. In ihm hat die Kl&#228;gerin aus&#173;dr&#252;cklich unter Bezugnahme auf den zwischen dem Beklagten</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">und Herrn Q. C. geschlossenen Gesellschaftsvertrag die Erteilung und Annahme eines Kreditauftrages &#252;ber 29.800,-- DM gem&#228;&#223; einer beigef&#252;gten Durchschrift best&#228;tigt, bei der es sich nach der Behauptung der Kl&#228;gerin um eine solche des von</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Herrn Q. C. erteilten Kreditauftrages vom 5.2.198o gehan&#173;delt haben soll. Da der Beklagte, der ebenso wie die Kl&#228;gerin Kaufmannseigenschaft hat (&#167; 1 Abs. 2 Nr. 1, &#167; 6 HGB), hierauf nach dem Vortrag der Kl&#228;gerin geschwiegen haben soll, mu&#223; er sich an den Inhalt des Schreibens als Vertragsinhalt fest&#173;halten lassen und zwar auch dann, wenn die Verhandlungen durch einen vollmachtlosen Vertreter gef&#252;hrt worden oder die von einem bevollm&#228;chtigten Vertreter abgegebenen Erkl&#228;rungen &#252;ber die ihm erteilte Vollmacht hinausgegangen sein sollten (OLG Karlsruhe WPM 1976, 887; OLG Gelle MDR 1967, 1o16; Schlegel&#173;bergere HGB, 5. Aufl., 1973, Rdnr. 111 zu &#167; 346). Da&#223; die nach dem Kreditauftragsschreiben vom 5.2.198o zwischen der Kl&#228;gerin und Herrn Q. C. vereinbarten Kreditbedingungen dem Best&#228;tigungsschreiben nicht beigef&#252;gt waren, hindert nicht, da&#223; sie ebenfalls Vertragsinhalt geworden sind, zumal sich der Beklagte die Kenntnis des Herrn Q. C. , dessen Auftreten als sein Vertreter er nicht widersprochen hat, zurechnen lassen mu&#223; (&#167; 166 BGB in entsprechender Anwendung).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">trages im eigenen Namen und auf eigene Rechnung Herrn Q. C. einen Kredit &#252;ber 29.800,-- DM gew&#228;hrt hat. Nach ihrem Vortrag hat sie einen entsprechenden Betrag auf Anweisung des Herrn Q. C. unter Bezugnahme auf den Kreditauftrag an die Firma R. KG &#252;berwiesen. Darlehensnehmer im Sinne von &#167; 6o7 Abs. 1 BGB ist auch derjenige, auf dessen Weisung und in dessen Interesse die Auszahlung des Darlehensbetrages an einen Dritten erfolgt ist (BGH NJW 1977, 38 f; NJW 1978, 2294 f; Palandt-Heinrichs, BGB, 41. Aufl., Anm. 1 c zu &#167; 6o7). Dies gilt auch f&#252;r einen Kreditauftrag im Sinne von &#167; 778 BGB. Das Darlehen ist dem Dritten gew&#228;hrt, wenn der Auftragsnehmer auf dessen Anweisung die Valuta an eine andere Person &#252;berwiesen hat. Im hier zu entscheidenden Fall sahen die zwischen dem Be&#173;klagten und Herrn Q. C. getroffenen Vereinbarungen inso&#173;weit keine Beschr&#228;nkung f&#252;r die Verwendung des Kredits vor. Eine Zweckbindung ist nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich hat die Kl&#228;gerin auch dargetan, da&#223; eine noch offene Kreditforderung in H&#246;he von 25.000,-- DM f&#228;llig ist. Nach ihrem Vortrag hat sie den Restkredit gegen&#252;ber Herrn Q. C. vor Er&#246;ffnung des Konkurses &#252;ber sein Verm&#246;gen durch Schreiben vom 8.8.198o, nach der Konkurser&#246;ffnung gegen&#252;ber dem Konkursver&#173;walter durch Schreiben vom 16.1o.1981 zur sofortigen R&#252;ckzah&#173;lung gek&#252;ndigt, und behauptet, da&#223; die K&#252;ndigungsschreiben die&#173;sen Personen zugegangen sind. Der sich aus der Konkurser&#246;ffnung ergebende Verm&#246;gensverfall des Herrn Q. C. rechtfertigt nach allgemeinen Grunds&#228;tzen, im &#252;brigen aber auch nach Ziffer I Nrn. 17, 18 der Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen der Kl&#228;gerin, auf die sowohl das Kreditauftragsangebot als auch die Best&#228;ti&#173;gung der von ihr gegen&#252;ber Herrn Q. C. gegebenen Kredit&#173;zusage durch Schreiben vom 24.1.198o Bezug nehmen, die soforti&#173;ge K&#252;ndigung des Kredites.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Ihr Zinsbegehren hat die Kl&#228;gerin ebenfalls schl&#252;ssig begr&#252;ndet. Nach ihrem Vortrag sind auf den Restkreditbetrag von 25.000,-- DM seit dem 1.7.198o keine Zinsen mehr bezahlt worden. Unter Be&#173;rufung auf ihr an Herrn Q. C. gerichtetes Schreiben vom</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">7</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">5.5.198o behauptet <em>sie, </em>da&#223; der vereinbarte Zinssatz von die&#173;sem Zeitpunkt an bis zur K&#252;ndigung des Kredites 11 3/4 Prozent betragen habe. Mit diesem Schreiben, in dem sie Herrn Q. C. die Erh&#246;hung des Zinssatzes auf 11 3/4 Prozent mitteilt, hat die Kl&#228;gerin von ihrem in Ziffer I Nr. 14 Abs. 2 ihrer Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen hinsichtlich der Zinsh&#246;he geregelten Leistungsbestimmungsrecht nach &#167; 315 BGB Gebrauch gemacht. Mindestens diese vertraglich vereinbarten Zinsen kann sie gem&#228;&#223; Ziffer I. Nr. 18 in Verbindung mit Nr. 14 Abs. 3 ihrer Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen auch f&#252;r die Zeit nach der durch die K&#252;ndigung herbeigef&#252;hrten Beendigung der Ge&#173;sch&#228;ftsverbindung zu Herrn Q. C. verlangen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat s&#228;mtliche zur Begr&#252;ndung des Anspruchs. erfor&#173;derlichen Tatsachen durch Urkunden bewiesen, soweit diese Tat&#173;sachen nicht unstreitig oder zugestanden sind; insoweit unter&#173;liegen sie nicht der Beweisf&#252;hrung nach &#167; 592 ZPO (HGZ 142,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">306; BGHZ 62, 286; Zoller, ZPO, 12. Aufl., Anm. III 3 a zu</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">&#167; 592 mit weiteren Rechtssprechungs- und Literaturnachweisen).</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Echtheit der von der Kl&#228;gerin &#252;berreichten Urkunden einmal unterstellt, sind alle klagebegr&#252;ndenden Tatsachen, soweit die&#173;se beweisd&#252;rftig sind, urkundlich beweisbar und bewiesen. Zwar hat die Kl&#228;gerin nur Ablichtungen der Urkunden vorgelegt. Da sich der Beklagte jedoch r&#252;gelos zum Inhalt der vorgelegten Ablichtungen erkl&#228;rt hat, kann davon ausgegangen werden, da&#223; die Existenz der Originale und die &#220;bereinstimmung der Ablich&#8209;</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">tungen mit ihnen von ihm nicht bestritten wird (Baumbach-Lauter&#173;bach-Albers-Hartmann, ZPO, 4o. Aufl., Anm. 2 zu &#167; 42o).</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Urkundenbeweis kann mdt allen Schriftst&#252;cken gef&#252;hrt wer&#173;den, die Gedanken&#228;u&#223;erungen in Schriftzeichen enthalten, gleichg&#252;ltig, ob die Urkunden &#246;ffentlich, privat, unterschrie&#173;ben oder nicht unterschrieben, gedruckt, maschinengeschrieben</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">8</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">oder handgeschrieben sind (Zoller, Anm. IV 1 b zu &#167; 592). Dabei begr&#252;nden Privaturkunden, die von den Ausstellern unterschrie&#173;ben oder mittels beglaubigten Handzeichens unterzeichnet sind, gem&#228;&#223; &#167; 416 ZPO den vollen Beweis daf&#252;r, da&#223; die in ihnen ent&#173;haltenen Erkl&#228;rungen von den Ausstellern abgegeben worden</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">sind. Nicht unterschriebene Privaturkunden unterliegen insoweit der freien Beweisw&#252;rdigung gem&#228;&#223; &#167; 286 ZPO (Zoller, Anm. 5</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">zu &#167; 416).</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Abgabe des Angebots auf Abschlu&#223; eines Kreditauftragsver&#173;trages gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin ergibt sich aus dem von der Kl&#228;&#173;gerin vorgelegten Schreiben vom 5.2.1980. In diesem Schreiben, das den von der Kl&#228;gerin vorgetragenen Inhalt hat, wird er&#173;kl&#228;rt, da&#223; der Kl&#228;gerin vom Beklagten, vertreten durch Herrn Q. C. , der Auftrag erteilt wird, an letzteren einen Kre&#173;dit in H&#246;he von 29.800,-- DM zu gew&#228;hren. Als Aussteller die&#173;ses mit einer Unterschrift versehenen Schreibens wird Herr Q. C. bezeichnet. Die Bevollm&#228;chtigung des Herrn Q. C. zur Abgabe des Vertragsangebotes wird urkundlich belegt durch den Gesellschaftsvertrag vom 5.2.1980, den der Beklagte unstreitig unterzeichnet hat und der dort, wo die Unterschrift des Unternehmers vorgesehen ist, den Namenszug "C. " tr&#228;gt. In der Gesellschaftsvertragsurkunde ist entsprechend dem Vor&#173;trag der Kl&#228;gerin unter &#167; 11 die Erm&#228;chtigung des in dem Ver&#173;trag als Unternehmer bezeichneten Herrn Q. C. zur Ertei&#173;lung eines Kreditauftrages des Inhalts enthalten, da&#223; die Kl&#228;&#173;gerin ihm, Herrn Q. C. , einen Kredit bis zum Betrag von 29.800,-- DM zu bank&#252;blichen Zinsen gew&#228;hrt. Der Zugang des Kreditauftragsangebots bei der Kl&#228;gerin wird bewiesen durch ihr an den Beklagten gerichtetes Schreiben vom 7.2.1980. In ihm best&#228;tigt die Kl&#228;gerin. den Erhalt des Kreditauftrages &#252;ber 29.800,-- DM. Dieses Schreiben beweist zugleich die Annahme des Angebots auf Abschlu&#223; eines Kreditauftragsvertrages, denn in ihm hei&#223;t es weiter, da&#223; die Kl&#228;gerin den Kreditauftrag an&#173;genommen habe. Selbst wenn hierin nicht die Annahmeerkl&#228;rung</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">selbst, sondern lediglich eine Mitteilung dar&#252;ber liegen sollte, ist die Annahme des Angebots auf Abschlu&#223; eines Kreditauftrags&#8209;</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">9</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">vertrages durch dieses Schreiben bewiesen, denn es gen&#252;gt, wenn die Beweisurkunde zu streitigen Fragen nur Indizien enth&#228;lt (Stein-Jonas, ZPO, 19./2o. Aufl., Rdnr. 15 zu &#167; 592; Wieczorek, ZPO, 2. Aufl., Anm. C IV b zu &#167; 592). Das Schrei&#173;ben vom 7.2.198o, das als Ausstellerin die Kl&#228;gerin bezeich&#173;net, tr&#228;gt zwei Unterschriften. Da&#223; es ihm zugegangen ist, wird vom Beklagten nicht in Abrede gestellt, vielmehr sogar zugestanden.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Auch die Darlehensgew&#228;hrung ist durch Urkunden mit hinreichen&#173;der Gewi&#223;heit belegt, wobei zun&#228;chst weiterhin deren Echtheit unterstellt wird. Durch das mit zwei Unterschriften versehene Schreiben der Kl&#228;gerin vom 24. Januar 198o ist bewiesen, da&#223; die Kl&#228;gerin Herrn Q. C. zur Zwischenfinanzierung der noch ausstehenden Einlagen der Apotheker auf die mit ihnen jeweils vertraglich vereinbarten stillen Unterbeteiligungen</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">am Gesellschaftskapital der Firma R. KG Barkredite bis zum Betrag von 25 Millionen DM zugesagt hat, wobei die Aus&#173;zahlung der einzelnen Kredite in H&#246;he der jeweiligen Kredit&#173;auftr&#228;ge der Apotheker &#252;ber Einzelkonten erfolgen sollte, die auf den Namen von Herrn Q. C. lauten sollten. Dement&#173;sprechend ist die Kl&#228;gerin durch ein Schreiben vom 5.2.198o, das als Aussteller Herrn Q. C. benennt und mit "C. " unterschrieben ist, angewiesen worden, Darlehen aus gleichzei&#173;tig &#252;bersandten 16 Kreditauftr&#228;gen der Firma R. KG gutzuschreiben. Ausweislich einer Anlage zu diesem Schreiben geh&#246;rt auch der Kreditauftrag des Beklagten dazu.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die den Kreditauftrag des Beklagten betreffende Darlehenssumme ist auch in. dem "Sammler f&#252;r &#220;berweisungseing&#228;nge" vom 7.2.198o, der als Aussteller die Firmenbezeichnung der Kl&#228;gerin enth&#228;lt, aufgef&#252;hrt. Der Gesamtbetrag des Sammlers deckt sich mit dem Gesamtvolumen der 16 Kreditauftr&#228;ge abz&#252;glich eines Betrages</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">von 80.000,-- DM, Der &#220;berweisungssammler beweist in Verbindung mit dem Auszug des Kontos Nr. 300000 der Firma R. KG vom 7.2.198o, da&#223; der im &#220;berweisungssammler genannte Gesamtbe&#173;trag, der den hier streitigen Darlehensbetrag enth&#228;lt, dem</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">- l0 -</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Konto der Firma C. mit Wert vom 7.2.198o anweisungsgem&#228;&#223; gutgeschrieben wurde. Ausweislich des Auszugs des auf den Namen Q. C. lautenden Kontos Nr. 650000 wurde unter diesem Da&#173;tum das genannte Konto mit einem Betrag von 29.800,-- DM be&#173;lastet. Die Verbindung zwischen dieser Belastung und der Gut&#173;schrift auf dem Konto Nr. 300000 wird hergestellt durch einen &#220;berweisungstr&#228;ger der Kreditabteilung der Kl&#228;gerin vom 7.2.198o, der zwei Unterschriften tr&#228;gt. Der &#220;berweisungstr&#228;ger, der auf einen Betrag von 29.800,-- DM lautet, hat ausdr&#252;cklich zum Inhalt, da&#223; der Auftraggeber Q. C. von. seinem Konto Hr. 65o000 auf das Konto der Firma R. KG <em>Nr. </em>300000, jeweils bei der Kl&#228;gerin, gem&#228;&#223; Kreditauftrag vom 5.2.198o und Schreiben vom 5.2.198o einen Betrag von 29.800,-- DM &#252;berweist. In dem &#220;berweisungstr&#228;ger ist ausdr&#252;cklich auch der Name des Beklagten erw&#228;hnt.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Angesichts der eindeutigen, l&#252;ckenlosen Verzahnung der Ur&#173;kunden ist, der Beweis gef&#252;hrt, da&#223; die Kl&#228;gerin aufgrund des durch den Beklagten erteilten Kreditauftrages Herrn Q. C. einen Kredit gew&#228;hrt hat, dessen Valuta entsprechend seiner Anweisung an die Kl&#228;gerin der Firma R. KG zugeflossen sind. Zweifel daran, da&#223; die Darlehensgew&#228;hrung tats&#228;chlich stattgefunden hat, ergeben sich nicht daraus, da&#223; in dem das Konto 65o000 des Herrn Q. C. betreffenden Auszug vom 7.2.198o das Datum "04.o2." erw&#228;hnt ist. Zwar bleibt unklar, worauf sich dieses Datum bezieht. Angesichts der auf dem Konto&#173;auszug vermerkten Wertstellung per 7.2.198o sowie der &#252;brigen Urkunden ergeben sich daraus jedoch keine durchgreifenden Be&#173;denken gegen eine Darlehensgew&#228;hrung aufgrund des Kreditauf&#173;trages des Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die K&#252;ndigung des Darlehens ist durch das an den Konkursver&#173;walter &#252;ber das Verm&#246;gen des Herrn Q. C. , Rechtsanwalt Dr. T., gerichtete Schreiben der Kl&#228;gerin vom 16.1o.1981 bewiesen. Die K&#252;ndigung nimmt Bezug auf die Darlehenszusage der Kl&#228;gerin an Herrn Q. C. vorn 24.1.1980. Der Zugang dieses Schreibens beim Konkursverwalter wird durch einen von ihm unterschriebenen Vermerk bewiesen. Daraus, da&#223; sich</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Rechtsanwalt Dr. T. darin als Konkursverwalter &#252;ber das Verm&#246;gen des Q. C. bezeichnet, ergibt sich, da&#223; zu die&#173;sem Zeitpunkt &#252;ber dessen Verm&#246;gen der Konkurs er&#246;ffnet war (vgl. &#167; 110 KO). Dies macht auch die von der Kl&#228;gerin &#252;ber&#173;reichte Zeitungsanzeige deutlich. Im &#252;brigen bestreitet der Beklagte im Berufungsverfahren nicht mehr, da&#223; &#252;ber das Ver&#173;m&#246;gen des Herrn Q. C. das Konkursverfahren er&#246;ffnet war.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Der Nachweis der anspruchsbegr&#252;ndenden Tatsachen f&#252;r den gel&#173;tend gemachten Zinsanspruch ist durch Vorlage des an Herrn Q. C. gerichteten Schreibens der Kl&#228;gerin vom 24.1.198o, des an ihn gerichteten Schreibens der Kl&#228;gerin vom 5.5.1980 sowie der Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen der Kl&#228;gerin ge&#173;f&#252;hrt. Die Kreditzusage der Kl&#228;gerin vom 24.1.198o, die Herr Q. C. ausweislich seines Schreibens vom 5.2.198o an&#173;genommen hat, nimmt Bezug auf ihre Allgemeinen Gesch&#228;ftsbe&#173;dingungen. Durch das an Herrn. Q. C. gerichtete Schreiben der Kl&#228;gerin vom 5.5.198o wird bewiesen, da&#223; sie f&#252;r das Kre&#173;ditverh&#228;ltnis f&#252;r die Zeit sp&#228;testens ab Zugang dieses Schrei&#173;bens den Zinssatz auf 11 3/4 Prozent gem&#228;&#223; dem ihr durch I Nr. 14 Abs. 2 ihrer Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen einge&#173;r&#228;umten Leistungsbestimmungsrecht festgesetzt hat. Da&#223; dieses Schreiben Herrn Q. C. vor dem 1.7.198o, von dem an die Kl&#228;gerin Zinsen begehrt, zugegangen ist, wird vom Beklagten nicht bestritten.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Es kann davon ausgegangen werden, da&#223; alle von der Kl&#228;gerin vorgelegten Urkunden echt sind, das hei&#223;t, da&#223; sie von den&#173;jenigen herr&#252;hren&gt; die die Urkunden nach der Behauptung der Kl&#228;gerin ausgestellt haben.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Echtheit der Unterschriften unter dem an den Konkursver&#173;walter gerichteten Schreiben der Kl&#228;gerin vom 16.10.1981 hat sie ebenso wie die Echtheit der Unterschrift des Konkursver&#173;walters &#252;ber den Zugang des Schreibens durch notarielle Unter&#173;schriftsbeglaubigungen vom 16.10.1981 bewiesen.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">- 12 -</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Soweit der Beklagte die Echtheit der &#252;brigen von der Kl&#228;gerin vorgelegten Urkunden bestreitet, l&#228;&#223;t sich aufgrund einer Ge&#173;samtw&#252;rdigung der Urkunden in ihrem Verh&#228;ltnis zueinander und zum unstreitigen Sachverhalt gem&#228;&#223; &#167; 286 ZPO ohne Beweiserhe&#173;bung feststellen, da&#223; sie von den jeweils in ihnen angegebenen Ausstellern herr&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Zwar ist die Urkundenechtheit, sofern sie der Gegner nicht anerkennt, grunds&#228;tzlich zu beweisen (&#167;&#167; 439, 44o Abs. 1 ZPO), wobei die hierf&#252;r zul&#228;ssigen Beweismittel im Urkundenverfahren einer Einschr&#228;nkung unterliegen (&#167; 595 Abs. 2 ZPO). Indessen ist auch in der besonderen Proze&#223;art des Urkundenverfahrens der allgemeine Grundsatz des &#167; 286 Abs. 1 ZPO zu beachten, wo&#173;nach die Wahrheit eines streitigen Umstandes auch ohne Beweis&#173;aufnahme anhand einer umfassenden W&#252;rdigung des gesamten Sach&#173;und Streitstandes festgestellt werden kann. Dies gilt auch f&#252;r die bestrittene Echtheit einer vorgelegten Urkunde. Auch inso&#173;weit kann sich das Gericht ohne R&#252;cksicht auf die Art des Pro&#8209;</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">zesses von dem ihm durch &#167; 286 ZPO zugebilligten freien Ermessen leiten lassen (RGZ 72, 291, 292; Sydow-Busch-Krantz, ZPO, 22. Aufl., Anm. 3 zu &#167; 595; Baumbach-Lauterbach-Albers-Hartmann, Anm. 2 I zu &#167; 44o; Wieczorek, Anm. C I b zu &#167; 595; Z&#246;ller,</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Anm. 2 zu &#167; 44&#246;; Stein-Jonas, ZPO, 2o. Aufl., Rdnr. 5 zu</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">595; Rosenberg-Schwab, Zivilproze&#223;recht, 13. Aufl., &#167; 122 III 1). Dem stehen weder der Wortlaut des &#167; 595 Abs. 2 ZPO noch die besondere Verfahrenslage des Urkundenprozesses ent&#173;gegen. Aus &#167; 595 Abs. 2 ZPO wird deutlich, da&#223; sich der Norm&#173;bereich dieser Vorschrift in einer Beweismittelbeschr&#228;nkung</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">f&#252;r den Fall einer etwa erforderlichen Beweisf&#252;hrung ersch&#246;pft. Die Frage, oh eine Gesamtw&#252;rdigung gem&#228;&#223; &#167; 286 Abs. 1 ZPO eine Beweisf&#252;hrung entbehrlich macht, liegt jedoch auf einer dem Normbereich des &#167; 595 Abs. 2 ZPO vorgelagerten Ebene.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Auch der besondere Verfahrenszweck des Urkundenprozesses, der darin besteht, dem Kl&#228;ger mittels Beschr&#228;nkung der zul&#228;ssigen Beweismittel einen beschleunigten Rechtsschutz zu gew&#228;hren, (Stein-Jonas, Rdnr. 2 vor &#167; 592), gebietet keine Einschr&#228;nkung des Anwendungsbereichs des &#167; 286 Abs. 1 ZPO). Der Urkundenpro&#8209;</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">- 13 -</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">ze&#223; erleidet dadurch, da&#223; eine freie &#220;berzeugungsbildung gem&#228;&#223;</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">&#167; 286 ZPO auch in Bezug auf die Echtheit der Urkunden zugelassen wird, keine Verz&#246;gerung. Kommt das Gericht auf diese Weise</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">zur &#220;berzeugung von der Urkundenechtheit, werden auch weder L&#252;cken in der Beweiskette durch blo&#223;e Wahrscheinlichkeiten ge&#173;schlossen, noch wird dem Kl&#228;ger die ihm obliegende Beweisf&#252;h&#173;rung abgenommen. Die &#220;berzeugungsbildung setzt voraus, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">ein sehr hoher Grad an Wahrscheinlichkeit f&#252;r die festzu&#173;stellende Tatsache besteht. Ist dieser Grad erreicht, hat eine Beweiserhebung nicht mehr stattzufinden.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Im hier zu entscheidenden Fall kann unter Ber&#252;cksichtigung des gesamten Streit- und Sachstandes und der einzelnen Urkunden</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">an der Echtheit der nicht anerkannten Urkunden kein Zweifel bestehen.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat sich vor dem Proze&#223; nicht auf die Unechtheit der Urkunden berufen. Er hat au&#223;erdem vorgetragen, da&#223; Herr C. mit einer gr&#246;&#223;eren Anzahl von Apothekern Gesellschafts&#173;vertr&#228;ge mit einem Inhalt abgeschlossen hat, der demjenigen entsprach, den die Kl&#228;gerin hier vorgelegt hat, und da&#223; auf&#173;grund dieser Gesellschaftsvertr&#228;ge von ihm Kreditauftr&#228;ge</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">an die Kl&#228;gerin erteilt wurden, deren Abwicklung wie im hier zu entscheidenden Fall erfolgte. Es ist keinerlei Anhaltspunkt daf&#252;r gegeben, da&#223; die Unterschriften unter den entsprechenden</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Urkunden gef&#228;lscht worden sind. Dagegen, da&#223; ein au&#223;enstehender Dritter die Unterschriften, die von Herrn Q. C. stammen sollen, gef&#228;lscht hat, spricht, da&#223; kein nachvollziehbares Motiv f&#252;r eine F&#228;lschung ersichtlich ist. Kein anderer als Herr Q. C. oder die Kl&#228;gerin konnten aus dem Auftrag einen Vorteil ziehen. Nach dem eigenen Vortrag des Beklagten war Herr Q. C. um den Abschlu&#223; und die Abwicklung von derartigen Ge&#173;sellschaftsvertr&#228;gen mit Apothekern bem&#252;ht. Er beruft sich sogar auf ein diesbez&#252;gliches Zusammenwirken zwischen Herrn. C. und der Kl&#228;gerin. Wenn aber Herr Q. C. zum Abschlu&#223; und zur</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Durchf&#252;hrung der Vertr&#228;ge zur Verf&#252;gung stand und hieran dringend interessiert war, erscheint es unwahrscheinlich, da&#223; ein Dritter oder gar die Kl&#228;gerin die Unterschriften unter den Urkunden gef&#228;lscht haben, in denen Herr Q. C. als Aussteller bezeichnet ist. Ins Gewicht f&#228;llt auch, da&#223; der Beklagte die Echtheit der Urkunden nicht mit substantiierten Einwendungen bestritten hat (vgl. RGZ 72, 292 und die hieran ankn&#252;pfenden, oben zitierten Literaturstellen).</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Auch bei den Schriftst&#252;cken, die die Kl&#228;gerin als Ausstellerin bezeichnen, ist davon auszugehen, da&#223; sie von ihr bzw. ihren Sachbearbeitern unterzeichnet worden sind. Sie stehen in v&#246;lliger &#220;bereinstimmung mit der Abwicklung der in &#167; 11 des unstreitig nicht erst zu Proze&#223;zwecken gefertigten Gesell&#173;schaftsvertrages getroffenen Regelung sowie den gesamten die Gew&#228;hrung des Kredits betreffenden, vorgelegten Unterlagen. Hinzu kommt, da&#223; das Schreiben der Kl&#228;gerin vom 16.10.1981, dessen Unterschriften notariell beglaubigt worden sind, aus&#173;dr&#252;cklich auf das Schreiben vom 24.1.1980 Bezug nimmt. Auch bez&#252;glich der zur banktechnischen Abwicklung der Darlehensge&#173;w&#228;hrung vorgelegten bankinternen Urkunden ist von deren Echt&#173;heit nach dem ersten Anschein auszugehen. Es besteht kein ver&#173;n&#252;nftiger Zweifel daran, da&#223; die Buchungsvorg&#228;nge in Ausf&#252;h&#173;rung der zwischen Herrn Q. C. und der Kl&#228;gerin getroffe&#173;nen Vereinbarungen von Sachbearbeitern der Kl&#228;gerin vorgenommen worden sind. Auch hier ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; nach dem eigenen Vortrag des Beklagten die Kl&#228;gerin an der Abwicklung entsprechender Kreditauftr&#228;ge interessiert war.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">B.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">- 15 -</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Beklagten ist die in &#167; 11 des Gesellschaftsvertrages getroffene Regelung nicht wegen Ver&#173;sto&#223;es gegen &#167; 3 AGBG nichtig, wonach Bestimmungen in Allge&#173;meinen Gesch&#228;ftsbedingungen nicht Vertragsbestandteil werden, die nach den Umst&#228;nden, insbesondere nach dem &#228;u&#223;eren Er&#173;scheinungsbild des Vertrages so ungew&#246;hnlich sind, da&#223; der Vertragspartner mit ihnen nicht zu rechnen brauchte. Gem&#228;&#223;</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">&#167; 23 Abs. 1 AGBG findet dieses Gesetz keine Anwendung bei Vertr&#228;gen auf dem Gebiet des Gesellschaftsrechts. Nach herr&#173;schender Auffassung gilt dies auch f&#252;r Vertr&#228;ge, die - wie im hier zu entscheidenden Fall - die Gr&#252;ndung einer stillen</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Gesellschaft betreffen (Schlosser-Coester-Waltjen-Graba, AGBG, Rdnr. 5 zu &#167; 23; L&#246;we-Graf-v.Westphalen-Trinkner, AGBG,</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Rdnr. 5 zu &#167; 23; M&#252;nchKomm., Rdnr. 5 zu &#167; 23 AGBG; Palandt, Anm. 2 a cc zu &#167; 23 AGBG). Auch eine Inhaltskontrolle gem&#228;&#223; &#167; 242 BGB, die auch bei Unanwendbarkeit des AGBG offensteht,</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">f&#252;hrt nicht zur Nichtigkeit des &#167; 11 des Gesellschaftsvertrages, da diese Klausel weder eine unangemessene wirtschaftliche Be&#173;nachteiligung des Beklagten noch sonst eine unzumutbare Be&#173;eintr&#228;chtigung erkennen l&#228;&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Die Behauptung des Beklagten, er habe den Gesellschaftsver&#173;trag ohne Kenntnisnahme von der in &#167; 11 getroffenen Rege&#173;lung unterschrieben, die im &#252;brigen hinsichtlich des Kredit&#173;betrages nicht ausgef&#252;llt gewesen, vielmehr nachtr&#228;glich er&#173;g&#228;nzt worden sei, &#228;ndert nichts daran, da&#223; von einer wirk&#173;samen Vollmachtserteilung auszugehen ist.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Sollte &#167; 11 des Gesellschaftsvertrages bei der Vertragsunter&#173;zeichnung durch den Beklagten unvollst&#228;ndig ausgef&#252;llt ge&#173;wesen sein, so mu&#223; sich dieser den dadurch erzeugten Rechts&#173;schein einer Bevollm&#228;chtigung des Herrn Q. C. entspre&#173;chend der vollst&#228;ndig ausgef&#252;llten Klausel nach &#167; 172 Abs. 2 BGB in entsprechender Anwendung gegen sich gelten lassen. Er m&#252;&#223;te sich so behandeln lassen, als ob die - wenn auch abrede-widrige bzw. mi&#223;br&#228;uchliche - Ausf&#252;llung von ihm oder einem</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">- 16 -</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">dazu Erm&#228;chtigten herr&#252;hrt (BGHZ 4o, 68; 4o, 304; M&#252;nchKomm. Rdnr. 22 zu &#167; 172). Da&#223; die Kl&#228;gerin selbst die Vervollst&#228;ndi&#173;gung vorgenommen hat, kann der hierf&#252;r darlegungspflichtige Beklagte - wie er selbst einr&#228;umt - nicht behaupten, ge&#173;schweige denn mit den zul&#228;ssigen Beweismitteln beweisen.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat auch nicht mit zul&#228;ssigen Beweismitteln be&#173;wiesen, da&#223; die Kl&#228;gerin von einer etwaigen abredewidrigen bzw. mi&#223;br&#228;uchlichen Vervollst&#228;ndigung der Urkunde durch Herrn Q. C. Kenntnis hatte.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Im Urkundenproze&#223; kann nicht davon ausgegangen werden, da&#223; der Beklagte den Gesellschaftsvertrag bzw. den Kreditauftrag wirk&#173;sam angefochten oder gek&#252;ndigt hat.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat den von der Kl&#228;gerin bestrittenen Sachver&#173;halt, den er zur Begr&#252;ndung der von ihm behaupteten arg&#173;listigen T&#228;uschung (&#167; 123 BGB) &#252;ber das mit dem Abschlu&#223; die&#173;ser Vertr&#228;ge f&#252;r ihn verbundene Risiko vorgetragen hat, nicht durch im Urkundenproze&#223; zul&#228;ssige Beweismittel zu Beweis ge&#173;stellt.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Sollte der Beklagte seine Unterschrift unter den Gesellschafts&#173;vertrag gesetzt haben, ohne zuvor die in &#167; 11 getroffenen Re&#173;gelung gelesen zu haben, w&#252;rde er hierauf mit Erfolg keine An-fechturig wegen Inhaltsirrtums (c 119 BGB) st&#252;tzen k&#246;nnen. Nach seinem eigenen Vortrag hat er diese Regelung gar nicht wahrge&#173;nommene sich dar&#252;ber keine, insbesondere keine unrichtigen Vorstellungen gemacht. Im &#252;brigen kann sich der Beklagte wegen der durch seine Unterschrift gesetzten Rechtsscheinwirkungen gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin nicht auf eine etwaige Unwirksamkeit</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">der in &#167; 11 des Gesellschaftsvertrages enthaltenen Bevollm&#228;ch&#173;tigung des Herrn C. berufen (vgl. oben B b).</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Die nachtr&#228;gliche fristlose K&#252;ndigung des Gesellschaftsver&#173;trages l&#228;&#223;t den der Kl&#228;gerin erteilten Kreditauftrag unbe&#173;r&#252;hrt. Soweit die Anfechtungs- bzw. K&#252;ndigungserkl&#228;rung des</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">- 17 -</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Beklagten als Widerruf des Kreditauftrages angesehen werden kann, hat dieser keine Wirkung, weil er erst nach der Darlehens&#173;gew&#228;hrung erkl&#228;rt worden ist (Palandt, Anm. 1 c zu &#167; 778).</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Dem Beklagten steht auch nicht die Einrede der Vorausklage gem&#228;&#223; &#167; 773 Ziff. 3 BGB zu. Sollte das Konkursverfahren ent&#173;sprechend der Behauptung des Beklagten im Berufungsverfahren inzwischen beendet worden sein, w&#252;rde die Einrede der Voraus&#173;klage nicht ohne weiteres wieder aufleben (BGB-RGRK, 12. Aufl., Rdnr. 4 zu &#167; 773; Erman-Seiler, 6. Aufl., Rdnr. 4 zu &#167; 773; S&#246;rgel-Schmidt, 10. Aufl., Rdnr. 3 zu &#167; 773). Der Konkurs</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">f&#252;hrt in der Regel zu einem anhaltenden Verm&#246;gensfall des Ge&#173;meinschuldners. Der Beklagte hat nicht dargetan, geschweige den bewiesen, da&#223; Herr Q. C. nach Konkursbeendigung wieder zu Verm&#246;gen gekommen ist. Da&#223; die Firma R. Handels-GmbH oder eine Auffanggesellschaft zwischenzeitlich wieder als Liquidationsunternehmen t&#228;tig ist, gibt hierf&#252;r nichts her.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen ist die Einrede der Vorausklage auch gem&#228;&#223;</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">&#167; 349 HGB ausgeschlossen. Beide Parteien sind Kaufleute. Der Kreditauftrag stellt sich f&#252;r jede von ihnen als Handelsge&#173;sch&#228;ft (&#167;&#167; 343, 344 HGB) dar. Das kann f&#252;r die Kl&#228;gerin als Kreditinstitut nicht zweifelhaft sein, gilt aber auch f&#252;r den Beklagten. Daf&#252;r spricht bereits die Vermutung des &#167; 344 HGB. Im &#252;brigen steht der Gesellschaftsvertrag, der die Grundlage f&#252;r den Kreditauftrag bildet, in einem engen Zusammenhang</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">mit dem Arzneihandel des Beklagten. Die Anwendbarkeit des</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">&#167; 349 HGB ist nicht gem&#228;&#223; &#167; 351 HGB ausgeschlossen. Der Be&#8209;</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">klagte hat nicht vorgetragen oder gar bewiesen, da&#223; er zu den in &#167; 4 HGB bezeichneten Gewerbetreibenden geh&#246;rt. Insoweit obliegt ihm die Darlegungs- und Beweislast (Staub-Br&#252;ggemann, HGB, 3. Aufl., Anm. 1 zu&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 351; Schlegelberger, HGB, 5. Aufl.,Rdnr. 4 zu &#167; 351; Baumbach-Duden, HGB, 24. Aufl., Anm. zu</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">&#167; 351)</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">- 18-</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">e)</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Soweit der Beklagte Gegenrechte daraus herleitet, da&#223; die Kl&#228;gerin den Kreditauftrag in Kenntnis einer hohen Verschul&#173;dung der C. -Firmengruppe angenommen und ein entsprechendes Darlehen gew&#228;hrt habe, ist davon auszugehen, da&#223; er sie erst im Nachverfahren geltend machen will, da er sich hierf&#252;r in einzelne gehende Ausf&#252;hrungen vorbehalten, im &#252;brigen auch keine im Urkundenverfahren zul&#228;ssigen Beweismittel angeboten hat.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">C.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 599 Abs. 1 ZPO ist dem Beklagten die Ausf&#252;hrung seiner Rechte im Nachverfahren vorzubehalten.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">In entsprechender Anwendung des &#167; 538 Nr. 4 ZPO ist die Sache zur Durchf&#252;hrung des Nachverfahrene an das Landgericht - Kammer f&#252;r Handeissachen &#174; zur&#252;ckzuverweisen, um f&#252;r den Beklagten</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">die sachlich nicht gerechtfertigte Folge des Verlustes einer Tatsacheninstanz zu vermeiden (vgl. hierzu OLG M&#252;nchen OLGZ 66, 36; Stein-Jonas, Rdnr. 26 zu &#167; 538; Zoller, Anm. VI 4 zu &#167; 538).</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">D.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf IH. 91, 7o8 Nr. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Der Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren und die sich aus diesem Urteil f&#252;r den Beklagten ergebende Beschwer betragen 25.000,-- DM.</p>
315,790
olgk-1982-09-21-4-uf-25482
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4 UF 254/82
"1982-09-21T00:00:00"
"2019-03-13T15:13:59"
"2019-03-27T09:42:12"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1982:0921.4UF254.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die sofortige Beschwerde wird auf Kosten des Beschwerdef&#252;hrers zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>G r &#252; n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien, die seit 1968 miteinander verheiratet sind, leben seit dem 21.03.1982 voneinander getrennt. Der Antragsgegner hat die Ehewohnung verlassen und eine neue Wohnung mit Frau I. T. bezogen, die ihrerseits von ihrem Ehemann getrennt lebt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die gemeinsamen Kinder der Parteien, D. N. (geb. 06.04.74) und J-S. K. (geb. 01.04.76), sind in der Ehewohnung, einem Einfamilienhaus, mit der Antragstellerin verblieben.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner beabsichtigt nach seiner Erkl&#228;rung die Einreichung eines Scheidungsantrags nach Ablauf der Trennungsfrist. Ferner beabsichtigt er nach seiner Erkl&#228;rung, sp&#228;ter &#8211; nach beiderseitiger Scheidung von den jetzigen Ehepartnern &#8211; Frau I. T. zu heiraten. Die Antragstellerin erkl&#228;rt, einem Scheidungsantrag widersprechen zu wollen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nachdem urspr&#252;nglich beide Parteien f&#252;r die Zeit des Getrenntlebens eine Sorgerechts&#252;bertragung auf sich beantragt hatten, hat der Antragsgegner nach Anh&#246;rung der Kinder im Termin des Familiengerichts vom 21.07.1982 diesen Antrag nicht aufrechterhalten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nach Durchf&#252;hrung eingehender Ermittlungen (Einholung mehrerer Jugendamtsberichte &#252;ber die jeweiligen h&#228;uslichen Verh&#228;ltnisse, Anh&#246;rung der Kinder und der Beteiligten, Durchf&#252;hrung eines Hausbesuches in der fr&#252;heren Ehewohnung und Anh&#246;rung der Kinder dort) hat das Familiengericht am 04.08.82 die elterliche Sorge f&#252;r die Zeit des Getrenntlebens der Antragstellerin &#252;bertragen und gleichzeitig das Umgangsrecht f&#252;r den Antragsgegner geregelt. Dabei hat es ausdr&#252;cklich angeordnet, da&#223; der Antragsgegner mit den Kindern alle 14 Tage sonntags von 10.00 &#8211; 18.00 Uhr zusammen sein d&#252;rfe, "zun&#228;chst <u>aber ohne Anwesenheit seiner jetzigen Partnerin</u>". Eine Entscheidung &#252;ber den Zeitpunkt des Wegfalls der Beschr&#228;nkung des Umgangsrechtes hat es sich vorbehalten. In den Entscheidungsgr&#252;nden ist daf&#252;r eine Zeitspanne "etwa bis November 1982" genannt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kosten des Verfahrens hat es dem Antragsgegner auferlegt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung seiner Entscheidung hat das Familiengericht ausgef&#252;hrt, da&#223; es das Wohl der Kinder derzeit gebiete, sie nicht mit der jetzigen Partnerin des Vaters zusammentreffen zu lassen. Angesichts der f&#252;r die Kinder pl&#246;tzlichen und nicht voll erfa&#223;baren Entwicklung der Ehe seien derzeit weitere Belastungen der Kinder durch Konfrontation mit der neuen Partnerin des Vaters gegen den Willen der Mutter zu vermeiden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Beschr&#228;nkung des Umgangsrechtes richtet sich die Beschwerde des Antragsgegners, der beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><ol class="absatzLinks"><li>Den angefochtenen Beschlu&#223; insoweit aufzuheben, als dem Antragsgegner nach Ziff II. ein Umgangsrecht nur mit der Ma&#223;gabe bewilligt wird, da&#223; die Besuche nicht in Anwesenheit seiner jetzigen Partnerin durchgef&#252;hrt erden,</li> <li>Die Kosten des Verfahrens, einschlie&#223;lich der au&#223;ergerichtlichen Kosten, beiden Parteien (zu gleichen Teilen) aufzuerlegen.</li></ol> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrt er aus: Eine Einschr&#228;nkung des Umgangsrechts durch Ausschlu&#223; dritter Personen k&#246;nne nur dann zum Wohl der Kinder erfolgen, wenn Tatsachen in dieser Person oder in ihrem Verhalten einen solchen Ausschlu&#223; gebieten. Daf&#252;r gebe es hier keinerlei Anhaltspunkte. Die Erkenntnis der Trennungsfolgen k&#246;nnte den Kinder nicht erspart bleiben (OLG Hamm FamRZ 82, 94). Es sei (auch) Aufgabe der Antragstellerin, den Kindern diese Realit&#228;tserkenntnis zu vermitteln. Sie sei aber im Gegenteil bestrebt, den gegenw&#228;rtigen Zustand als mi&#223;billigenswert darzustellen und die Existenz der neuen Lebensgef&#228;hrtin m&#246;glichst zu verdr&#228;ngen. Diese Haltung habe schon dazu gef&#252;hrt, da&#223; die Kinder die neue Lebensgef&#228;hrtin ablehnten. Wenn "die neue Lebensgef&#228;hrtin zur Strafe f&#252;r ihre Existenz keinen Kontakt zu den Kindern aufnehmen d&#252;rfe, w&#252;rden die Beziehungen (der Kinder) zum Vater auf Dauer Sch&#228;den erleiden". V&#246;llig unzumutbar sei es, da&#223; der Vater infolge der Einschr&#228;nkung des Besuchsrechts gezwungen sei, "aus seiner ger&#228;umigen neuen Wohnung mit den Kindern &#252;ber Land zu ziehen und seine Kontakte bei ausw&#228;rtigem Essen und auf Spielpl&#228;tzen zu pflegen". Nach der Rechtsprechung (BGH Z 51, 224) lie&#223;en sich aber menschliche Beziehungen am unbefangensten im famili&#228;ren Raum pflegen und das sei nun einmal die Wohnung des Antragsgegners und seiner Lebensgef&#228;hrtin. Ein zuwarten bis November 1982 werde an den Trennungsfolgen nicht das geringste &#228;ndern, es werde aber die Chancen verringern, "da&#223; die Kindern einigerma&#223;en vorbehaltslos der Lebensgef&#228;hrtin und damit auch dem neuen Lebensbereich des Antragsgegners gegen&#252;bertreten."</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdegegnerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Beschwerde zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige und rechtzeitig eingelegte und begr&#252;ndete Beschwerde (&#167; 621 e ZPO) ist in der Sache in vollem Umfang unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die vom Familiengericht verf&#252;gte Einschr&#228;nkung des Umgangsrechtes (&#167; 1634 BGB) war geboten, da sie zum Wohl der Kinder erforderlich ist. Zwar ist das Umgangsrecht des nicht sorgeberechtigten Elternteils ein selbst&#228;ndiges Recht, so da&#223; die Aus&#252;bung grunds&#228;tzlich nicht an Bestimmungen des sorgeberechtigten Elternteils gebunden ist (BGHZ 51, 219 ff.). Dem steht aber nicht entgegen, da&#223; das Wohl der Kinder sachgem&#228;&#223;e Anordnungen &#252;ber Ort, Zeit und Art des Umfangs erfordern kann (BGH NJW 1980, 454). Dabei ist es m&#246;glich, da&#223; es zum Wohl der Kinder erforderlich ist, bestimmte berechtigte W&#252;nsche des sorgeberechtigten Elternteils hinsichtlich der Ausgestaltung des Umgangsrechts zu ber&#252;cksichtigen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Hier ist es ein berechtigtes und zum Wohl der Kinder bei der Umgangsregelung zu ber&#252;cksichtigendes Anliegen der Mutter, die Kinder jedenfalls vorerst nicht mit der neuen Partnerin des Vaters zusammenzubringen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Ein wesentlicher Gesichtspunkt ist dabei zun&#228;chst, da&#223; dem Wohl der Kinder in erster Linie die Wiederherstellung der Lebensgemeinschaft der Eltern dient und sie soweit wie m&#246;glich aus dem Streit der Eltern herausgehalten werden sollen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Gesetzgeber sieht das Recht auf Fortbestand und Ungest&#246;rtheit der ehelichen Lebensgemeinschaft als eine gegen&#252;ber Dritten rechtlich gesch&#252;tzte Sph&#228;re an (vgl. BGHZ 57, 229 (231)). Er hat weiter mit der Schaffung der Jahresfrist des &#167; 1565 Abs. 2 BGB zum Ausdruck gebracht, da&#223; sich beide Ehegatten gen&#252;gend Zeit nehmen m&#252;ssen, um die Folgen ihrer Trennung &#8211; auch im Verh&#228;ltnis zu den Kindern &#8211; zu &#252;berdenken (vgl. Soergel-Roth-Stielow, 11. Aufl., &#167; 1565, Anm. 323 m.w.N.). Der Gesetzgeber setzt damit auch einen zeitlichen Rahmen, der in erster Linie die vorschnelle Schaffung neuer Tatsachen verhindern und Raum f&#252;r eine Wiederann&#228;herung der Ehegatten schaffen soll.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Es ist daher in gar keiner Weise Sache der verlassenen sorgeberechtigten Mutter, daf&#252;r zu sorgen, da&#223; die Kinder eine positive Einstellung zur neuen Lebensgef&#228;hrtin des Vaters gewinnen, sondern im Gegenteil ihr gutes Recht, alles zu tun, was zur Wiederherstellung der bestehenden Ehe dienen kann. Demgem&#228;&#223; ist es ein berechtigtes und dem Wohl der Kindern dienendes Anliegen, nichts zu tun oder zu dulden, was der Festigung der neuen Partnerschaft und damit der Zerr&#252;ttung der Ehe dient. Da&#223; das Bem&#252;hen, ein endg&#252;ltiges Scheitern der Ehe zu verhindern, aber auf eine Widerherstellung einer ehelichen Lebensgemeinschaft hinzuwirken in besonderem Ma&#223;e dem Wohl der Kinder dient, bedarf keiner n&#228;heren Begr&#252;ndung. Die vom Vater zur Rechtfertigung seines Beschwerdevorbringens auch angestellte Erw&#228;gung, "der fr&#252;here Familienverband ist aufgehoben und <u>beide</u> Eltern haben nunmehr die Freiheit gewonnen &#8230;, sich einem anderen Partner zuzuwenden beruht offensichtlich auf einer tiefgreifenden Verletzung des Wesens der Ehe auch nach neuem Familienrecht. Die Ehe wird auf Lebenszeit geschlossen" und die Ehegatten sind "einander zur ehelichen Lebensgemeinschaft verpflichtet": &#167; 1353 Absatz 1 BGB. Demnach &#228;ndert die tats&#228;chliche Aufl&#246;sung des Familienverbandes bis zur Rechtskraft der Scheidung nichts an den Pflichten (Ausnahme &#167; 1353 Absatz 2 BGB) und Bindungen der aus der Ehe folgen. Von einer "Freiheit", sich einem anderen Partner zuzuwenden, kann im Rechtssinne also schlechthin nicht die Rede sein. Da&#223; die tats&#228;chliche M&#246;glichkeit besteht, unter Mi&#223;achtung ehelicher Pflichten sich anderen Partnern zuzuwenden, ist selbstverst&#228;ndlich, jedoch keine von Recht gesch&#252;tzte Freiheit und schon gar kein Ereignis, das bei Betrachtung des Wohls der Kinder eine sozusagen wertfreie Beachtung finden darf.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Solange eine Wiederherstellung der ehelichen Lebensgemeinschaft noch in Betracht kommt &#8211; innerhalb der Jahresfrist des &#167; 1565 Abs. 2 BGB ist das zu vermuten &#8211; kann auch keine Rede davon sein, da&#223; es dem Wohl der Kinder diene, mit der Realit&#228;t der Trennungsfolgen vertraut gemacht zu werden.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung des OLG Hamm (FamRZ 1982, 93 f.), auf die der Beschwerdef&#252;hrer sich beruft, bezieht sich auf die Regelung des Umgangsrechtes <u>nach</u> rechtskr&#228;ftiger Scheidung. Es ist verfehlt, ja v&#246;llig abwegig, aus der Entscheidung zu schlie&#223;en, die Erw&#228;gungen des OLG Hamm m&#252;ssten auch f&#252;r die Zeit vor der Scheidung oder gar f&#252;r die Zeit vor Einreichung des Scheidungsantrags gelten. Der Leitsatz der Entscheidung mag insoweit mi&#223;verst&#228;ndlich sein, aus der Entscheidung geht aber mit unmi&#223;verst&#228;ndlicher Klarheit hervor, da&#223; es um die Regelung des Umgangsrechts <u>nach</u> der Scheidung geht. Wenn das OLG Hamm &#8211; &#252;berzeugend &#8211; ausf&#252;hrt, da&#223; den Kindern die Erkenntnis der Scheidungsfolgen nicht erspart werden k&#246;nne und die <u>nach</u> der Scheidung beiderseits gewonnenen Freiheit, sich anderen Partnern zuzuwenden, respektiert werden m&#252;sse, so liegt auf der Hand, da&#223; das alles vor Ablauf des Trennungsjahres und Einreichung des Scheidungsantrags nicht gilt. Um Gegenteil soll nach dem Willen des Gesetzgebers die "neue Realit&#228;t" nicht vorschnell gefestigt und die bisherige Ehe aufgegeben werden.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Es kann dann auch nicht dem Wohl der Kinder im Alter von 8 und 6 Jahren dienen, wenn sie sich gegen den ausdr&#252;cklichen Willen der Mutter mit der neuen Partnerin des Vaters befassen m&#252;ssen. Die daraus folgende seelische Belastung der Mutter wirkt sich zwangsl&#228;ufig auch auf die Kinder aus. Und anders als nach der Scheidung oder sonst feststehender Zerr&#252;ttung der Ehe nach Einreichung des Scheidungsantrags ist es der Mutter keineswegs zumutbar, ihre und der Kinder Interessen hinter die Interessen des Vaters zur&#252;ckzustellen. Es ist auch nicht zu verkennen, da&#223; bei Kindern im Alter von 6 und 8 Jahren schon das Zusammentreffen mit der neuen Partnerin als solches zu seelischen Konflikten und Belastungen f&#252;hrt. Sie sind noch nicht in der Lage, sich eine eigene Meinung zu bilden. Die ihrem Wunsch, Vater und Mutter gleicherma&#223;en nicht zu verletzen, k&#246;nnen sie in ihrem Verhalten zur neuen Partnerin des Vaters in einen seelischen Zwiespalt geraten, da der Vater erwartet, da&#223; die Kinder der neuen Partnerin freundlich und aufgeschlossen gegen&#252;bertreten, was die Kinder angesichts der Haltung der Mutter als "Verrat" an ihr empfinden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Soweit in der Literatur (vgl. Weber, FamRZ 1973, 286 aber auch einschr&#228;nkend) die Auffassung vertreten wird, der Ausschlu&#223; Dritter beim Umgangsrecht komme nur in Betracht, wenn Tatsachen in dieser Person oder in ihrem Verhalten einen Ausschlu&#223; gebieten, kann dem f&#252;r Sachlagen der geschilderten Art nicht gefolgt werden. Hier kann schon die Belastung, die die objektive Situation des Zusammentreffend mit dem neuen Partner mit sich bringt, die Einschr&#228;nkung des Umgangsrechts rechtfertigen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Zu ber&#252;cksichtigen ist dabei allerdings das Alter der Kinder (vgl. KG FamRZ 1978, 729, OLG D&#252;sseldorf, FamRZ 1979, 858), die Dauer der Trennung und das Verhalten des sorgeberechtigten Ehepartners. Nimmt er seinerseits Beziehungen zu einem anderen Partner auf, ist die Sachlage anders zu beurteilen, da sich dann in der Regel nicht die geschilderte Konfliktsituation f&#252;r die Kinder ergibt. Daf&#252;r, da&#223; auch die Antragstellerin Beziehungen zu einem anderen Mann aufgenommen h&#228;tte, ist aber nichts substantiiertes vorgetragen und es bestehen auch keine sonstigen Anhaltspunkte daf&#252;r.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die vom Familiengericht verf&#252;gte Einschr&#228;nkung des Umgangsrechts beschneidet das Recht des Vaters auch keineswegs unzumutbar. Die neue Partnerin des Vaters kann sich w&#228;hrend der Besuche der Kindern an einem anderen Ort aufhalten. Es ist dem Vater zumutbar, entsprechend auf sie einzuwirken. Von einer Notwendigkeit, das Umgangsrecht "im Umherziehen auszu&#252;ben", kann folglich ernsthaft keine Rede sein.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Auch die Kostenentscheidung des Familiengerichts ist zutreffend. Es kann dahinstehen, ob die Antragstellerin Verm&#246;genseink&#252;nfte hat. Die Billigkeit nach &#167; 13 a FGG folgt schon daraus, da&#223; der Vater Anla&#223; f&#252;r das Verfahren gegeben hat. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Kosten des Beschwerdeverfahrens waren dem Beschwerdef&#252;hrer gem&#228;&#223; &#167; 13 a Abs. 1 S. 2 FGG aufzuerlegen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><u>Beschwerdewert:</u> 5.000,-- DM.</p>
315,791
olgk-1982-09-14-4-wf-17382
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 WF 173/82
"1982-09-14T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:00"
"2019-03-27T09:42:12"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1982:0914.4WF173.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Beschlusses wird der Kl&#228;gerin Proze&#223;kostenhilfe ohne Ratenzahlungen f&#252;r die I.Instanz unter Beiordnung von Rechtsanwalt T., C., bewilligt.</p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die am 4.November 1943 geschlossene Ehe der Parteien, die im gesetzlichen G&#252;terstand lebten, wurde durch Urteil des Landgerichts Bonn vom 23.November 1976 geschieden (9 R 92/76).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Bereits im Jahr 1950 hatte der Beklagte das im Grundbuch von C.-Q. (Bd.67, Bl.1446) eingetragene Hausgrundst&#252;ck U. 100 a gekauft. Zum Notartermin war nur der Beklagte erschienen, der in der notariellen Kaufvertragsurkunde als "K. D., Ehemann von B. D."</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">bezeichnet ist.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Am 12.09.1951 wurde der Beklagte als Alleineigent&#252;mer im Grundbuch eingetragen. Im Gegensatz zu dieser tats&#228;chlichen Rechtslage gingen die Parteien in der Folgezeit aber immer (ohne Zweifel) davon aus, da&#223; sie Miteigent&#252;mer zu je 1/2 seien. So trug der Beklagte in der Erwiderung auf die Scheidungsklage vor: "Es trifft auch zu, da&#223; die Parteien zu je 1/2 Eigent&#252;mer des Hauses C., U.loo a, sind . .. " .</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nach Beendigung des Scheidungsverfahrens kam es 1977 zu einem Unterhaltsrechtsstreit (24 F 108/77 AG Bonn), der am 11.10.1977 durch Proze&#223;vergleich beendet wurde. In diesem Vergleich ist unter Ziff.2) - 5) ausf&#252;hrlich Verwaltung, Nutzung und Ausbau</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">des "gemeinsamen" Hausanwesens geregelt und in der Folgezeit wurden die anteiligen Hauseink&#252;nfte monatlich an die Kl&#228;gerin ausgezahlt. Unter dem 28.03.1978 fertigten die Parteien ein von beiden Parteien eigenh&#228;ndig unterschriebenes handschriftliches</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Testament, in dem es u.a. hei&#223;t: "Wir verf&#252;gen im Todesfall folgendes, da&#223; der gemeinsame Besitz aus dem Hause und das Haus U. Nr.100 a jeweils an den &#220;berlebenden</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">&#252;bergeht ... " Die sechs gemeinschaftlichen Kinder der Parteien waren sodann als Nacherben eingesetzt. Bis Ende 1981 zahlte der Beklagte regelm&#228;&#223;ig den h&#228;lftigen Anteil an den Mieteinnahmen an die Kl&#228;gerin aus.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Im Herbst 1981 erbat der Sohn der Parteien L. D. Finanzierungshilfe f&#252;r den Kauf eines Hauses. Der Beklagte wollte eine entsprechende Grundschuld bestellen und bat die Kl&#228;gerin um ihre Mitwirkung. Als die Parteien sich gemeinsam im Notariat einfanden, erfuhren sie zu ihrer &#220;berraschung, da&#223; nur der Beklagte als Alleineigent&#252;mer im Grundbuch eingetragen war. Anschlie&#223;end ist das Grundst&#252;ck vom Beklagten mit Grundschulden in H&#246;he von insgesamt 200.000,-- DM belastet worden. Die Kl&#228;gerin</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">begehrt nunmehr Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r eine Zugewinnausgleichsklage; der Beklagte beruft sich auf Verj&#228;hrung der Anspr&#252;che. Er h&#228;lt die Berufung auf die Verj&#228;hrung nicht f&#252;r rechtsmi&#223;br&#228;uchlich, da es Sache der im Scheidungsverfahren anwaltlich vertretenen Kl&#228;gerin gewesen sei, sich &#252;ber die tats&#228;chlichen Rechtsverh&#228;ltnisse Gewi&#223;heit zu verschaffen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat den Proze&#223;kostenhilfeantrag der Kl&#228;gerin mangels Erfolgsaussicht zur&#252;ckgewiesen, da die Klage infolge der erhobenen Verj&#228;hrungseinrede keine Aussicht auf Erfolg habe. Wegen der Einzelheiten der ausf&#252;hrlichen Begr&#252;ndung wird auf den</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">angefochtenen Beschlu&#223; Bezug genommen. Im Kern geht die Begr&#252;ndung dahin, da&#223; der Arglisteinwand gegen&#252;ber der Erhebung der Verj&#228;hrungseinrede voraussetze, da&#223; der Verpflichtete Einflu&#223; auf die Bildung falscher Vorstellungen beim Berechtigten genommen habe. Bei schlichtem beiderseitigem Irrtum k&#246;nne dagegen die rechtlich erm&#246;glichte Verj&#228;hrungseinrede nicht mit Billigkeitserw&#228;gungen ausgeschlossen werden.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige (&#167; 127 Abs.2 S.2 ZPO) Beschwerde hat Erfolg, da nach Auffassung des Senats die Erfolgsaussicht der Klage nicht verneint werden kann und die Bed&#252;rftigkeit der Kl&#228;gerin nach den vorliegenden Unterlagen - ein Proze&#223;kostenvorschu&#223;anspruch besteht nach der Rechtsprechung des Senats zwischen geschiedenen Ehegatten nicht - bejaht werden mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Angesichts der gem&#228;&#223; &#167; 1378 Abs.4 BGB unzweifelhaft eingetretenen Verj&#228;hrung der Ausgleichsforderung ist die einzige Frage, ob der Berufung auf die Verj&#228;hrung der Gegeneinwand der unzul&#228;ssigen Rechtsaus&#252;bung entgegensteht. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">In Rechtsprechung und Literatur wird dazu einhellig die Auffassung vertreten, da&#223; unzul&#228;ssige Rechtsaus&#252;bung dann zu bejahren ist, wenn der Verpflichtete den Berechtigten durch ein Verhalten von der rechtzeitigen Klageerhebung abgehalten hat, das dem Berechtigten nach verst&#228;ndigem Ermessen ausreichenden Anla&#223; bot, die Klageerhebung aufzuschieben (vgl.BGHZ 9, 1 (5); BGHVersR 1977, 617 (619); BGHZ 71, 86 (96); Soergel-Augustin, 11.Aufl., &#167; 222 Anm.6; Erman-Hefermehl, 7.Aufl., &#167; 222, Anm.11;</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Erman-Sirp, 7.Aufl., &#167; 242, A 156; Palandt-Heinrichs, 41.Aufl., vor &#167; 194, Anm.3 a). Allgemein anerkannt ist aber auch, da&#223; der Einwand der unzul&#228;ssigen Rechtsaus&#252;bung auch dann durchgreifen kann, wenn der Verpflichtete den Berechtigten nur <u>unabsichtlich</u> an der rechtzeitigen Verj&#228;hrungsunterbrechung gehindert hat (BGB VersR 1977, 617 (619); MK - von Feldmann, &#167; 194, Anm. 10; Enneccerus-Nipperdey, Allg.Teil BGB, 2.Halbband, S.1431 m.w.N.). Es kommt n&#228;mlich nicht darauf an, ob das Verhalten des Verpflichteten, das zum Zuwarten des Berechtigten gef&#252;hrt hat, arglistig war, sondern darauf, ob seine jetzige Berufung auf den Ablauf der Verj&#228;hrungsfrist angesichts seines</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">damaligen objektiven Verhaltens als Versto&#223; gegen Treu und Glauben anzusehen ist (vgl. RGRK, 12.Aufl., &#167; 222, Anm. 11). Ma&#223;gebend dabei ist aber, da&#223; die Unt&#228;tigkeit des Berechtigten gerade auf das Verhalten des Schuldners zur&#252;ckzuf&#252;hren ist (BAG NJW 1967, 174).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Den in Rechtsprechung und Literatur behandelten F&#228;llen liegen dabei zumeist Sachverhalte zugrunde, in denen das Verhalten des Verpflichteten dazu gef&#252;hrt hat, da&#223; der Berechtigte im Irrtum &#252;ber den Zeitablauf war oder sonst davon ausgehen k&#246;nnte,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">der Verpflichtete werde sich auf Zeitablauf nicht berufen. Hier handelt es sich dagegen um einen Fall, in dem aufgrund eines beiderseitigen Irrtums &#252;ber den Anspruch selbst die rechtzeitige Geltendmachung vers&#228;umt wurde.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Bejahung einer unzul&#228;ssigen Rechtsaus&#252;bung k&#246;nnte dabei zun&#228;chst entgegenstehen, da&#223; es hier an einem Verhalten des Schuldners, das zur Unt&#228;tigkeit des Gl&#228;ubigers gef&#252;hrt hat, fehlt und der Einwand der unzul&#228;ssigen Rechtsaus&#252;bung nicht auf ein nur passives Verhalten des Schuldners gegr&#252;ndet werden kann (vgl.Staudinger-Weber, 11.Aufl., &#167; 242, Anm.D 489 m.w.N.), sondern der Schuldner irgendetwas tun mu&#223;, was nach der Lebenserfahrung auf den Gl&#228;ubiger einwirkt mit dem Ergebnis, da&#223; er von</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">der Klage Abstand nimmt. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Dem ist an sich zuzustimmen, weil der Einwand der unzul&#228;ssigen Rechtsaus&#252;bung ein widerspr&#252;chliches Verhalten (venire contra factum proprium) verlangt, an dem es bei blo&#223;er Passivit&#228;t fehlt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Im Streitfall ist aber in Betracht zu ziehen, da&#223; der Beklagte w&#228;hrend des Scheidungsrechtsstreits, im Unterhaltsrechtsstreit und auch in der gesamten Folgezeit hinsichtlich</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">der Anspr&#252;che der Kl&#228;gerin nicht blo&#223; passiv geblieben ist, sondern diese mehrfach ausdr&#252;cklich anerkannt hat und die Kl&#228;gerin auch finanziell so gestellt hat als sei sie Miteigent&#252;merin des Grundst&#252;cks. Der Beklagte war es auch, der beim Notar war, um den Kaufvertrag seinerzeit zu beurkunden und er mu&#223; derjenige gewesen sein, der nach Vollzug des Kaufs die Grundbuchnachricht erhielt, da&#223; nur er als Eigent&#252;mer eingetragen war. Und er - schlie&#223;lich - mu&#223; es gewesen sein, der der ihm vertrauenden Kl&#228;gerin, wenn auch unabsichtlich, die falsche Vorstellung von den Eigentumsverh&#228;ltnissen vermittelt hat. Diese Handlungen haben die Kl&#228;gerin objektiv davon abgehalten,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Anspr&#252;che aus ihrem Miteigentum gerichtlich geltend zu machen. Dabei war es Ausflu&#223; der beiderseitigen Fehlvorstellung &#252;ber die Eigentumslage, da&#223; die Kl&#228;gerin ohne freiwillige Einr&#228;umung der Miteigentumsrechte durch den Beklagten diese vermeintlichen</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Rechte geltend gemacht h&#228;tte, nicht aber Anspr&#252;che auf Zugewinnausgleich.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Dennoch hat sich das Verhalten des Beklagten mittelbar auch auf die Geltendmachung des Zugewinnausgleichsanspruchs ausgewirkt. W&#228;re er passiv geblieben, h&#228;tte die Kl&#228;gerin bei einer auf Miteigentum gest&#252;tzten Klage alsbald erfahren, da&#223; ihr diese Rechtsposition nicht zustand mit der sich daraus ergebenden Folge, da&#223; sie dann Zugewinnausgleichsanspr&#252;che geltend gemacht h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Wegen dieser urs&#228;chlichen Verkn&#252;pfung handelt es sich auch in bezug auf den Zugewinnausgleichsanspruch nur um eine scheinbare Passivit&#228;t des Beklagten. Sein Verhalten in bezug auf die vermeintlichen Miteigentumsrechte hat auch das Zuwarten der Kl&#228;gerin hinsichtlich ihrer Zugewinnausgleichsanspr&#252;che entscheidend beeinflu&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Das Erfordernis, da&#223; die Unt&#228;tigkeit des Berechtigten gerade auf das Verhalten des Schuldners zur&#252;ckzuf&#252;hren sein mu&#223;, ist auch bei einer derartigen mittelbaren Verursachung der Unt&#228;tigkeit zu bejahen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Dem Einwand der unzul&#228;ssigen Rechtsaus&#252;bung steht schlie&#223;lich auch nicht entgegen, da&#223; der Kl&#228;ger hier nur den Irrtum &#252;ber den Anspruch selbst, nicht aber einen Irrtum &#252;ber die Notwendigkeit der rechtzeitigen Geltendmachung mitverursacht hat.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Vorwurf des widerspr&#252;chlichen Verhaltens trifft denjenigen, der den Irrtum &#252;ber den Anspruch selbst hervorruft ebenso wie denjenigen, der (nur) den Irrtum &#252;ber die Notwendigkeit alsbaldiger Geltendmachung hervorruft. Das gilt jedenfalls dann, wenn, wie hier, die Irrtumserregung unmittelbar die Vers&#228;umung der rechtzeitigen Geltendmachung des wirklich bestehenden Anspruchs zur Folge hatte. Entscheidend ist insoweit, da&#223; der Entschlu&#223;, den Anspruch nicht geltend zu machen, aufgrund' eines vom Anspruchsgegner jedenfalls ma&#223;geblich mitzuverantwortenden Irrtums nach Treu und Glauben verst&#228;ndlich erscheint oder gar - so liegt der Fall hier - notwendige Folge rechtlich vern&#252;nftiger &#220;berlegung war. Die Richtigkeit dieses Ergebnisses ergibt sich auch aus dem Rechtsgedanken, den der Gesetzgeber in &#167; 208 BGB zum Ausdruck gebracht hat. Danach wird die Verj&#228;hrung unterbrochen, wenn der Verpflichtete dem Berechtigten gegen&#252;ber den Anspruch durch Abschlagszahlung, Zinszahlung, Sicherheitsleistung</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">oder in anderer Weise anerkennt. Wenn der Verpflichtete &#8211; wie hier - durch derartige Handlungen das weitergehende Miteigentumsrecht laufend anerkannt hat, verst&#246;&#223;t es gegen Treu und Glauben, wenn er sich nach Aufdeckung des Irrtums auf die Verj&#228;hrung</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">des Zugewinnausgleichsanspruchs, der im Grunde nur ein Surrogat der Mitberechtigung ist, berufen will, da die Kl&#228;gerin darauf vertrauen durfte, da&#223; ihr im Ergebnis der h&#228;lftige Wert des Grundst&#252;cks, ohne weitere Rechtshandlungen vornehmen</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">zu m&#252;ssen, zust&#252;nde. Da&#223; der Beklagte das Haus inzwischen belastet hat, &#228;ndert an der rechtlichen Beurteilung nichts, da die Belastung in Kenntnis m&#246;glicher Anspr&#252;che der Kl&#228;gerin erfolgt ist. Unbeachtlich ist es auch, ob die Kl&#228;gerin bei der Wahrnehmung ihrer Rechte alle Objektiv zu erwartende Sorgfalt (Pr&#252;fung des Grundbuchinhalts nach Scheidung?) beobachtet hat, da dem Beklagten selbst, dem von Beginn an bessere Erkenntnism&#246;glichkeiten in bezug auf die Eigentumssituation am Grundst&#252;ck eigneten, zumindest ein gleich gewichtiger Versto&#223; in der Wahrnehmung seiner eigenen Angelegenheiten zur Last f&#228;llt. Wenn zudem bedacht wird, da&#223; dieser objektive Mangel in der</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Wahrung eigener Rechte gerade durch das eheliche Vertrauen auf damalige Darstellungen des Beklagten und das nacheheliche Vertrauen auf Rechtshandlungen des Beklagten ausgel&#246;st worden ist, liegt es auf der Hand, da&#223; ein solches Versagen der Kl&#228;gerin</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">nach Treu und Glauben jedenfalls nicht dem Beklagten zu seinen Gunsten ausschlagen darf.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Dem Proze&#223;kostenhilfeantrag war daher stattzugeben; das gilt auch f&#252;r die Auskunftsklage, die zur Feststellung der genauen H&#246;he des Zugewinnausgleichsanspruches erforderlich ist.</p>
315,792
olgham-1982-09-13-1-ws-30282
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 Ws 302/82
"1982-09-13T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:01"
"2019-03-27T09:42:12"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1982:0913.1WS302.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Bestellung der Rechtsanw&#228;ltin ... in ... zur Verteidigerin des Angeklagten wird aufgehoben. Insoweit wird der angefochtene Beschlu&#223; aufgehoben.</p> <p>Die weitergehende Beschwerde wird verworfen.</p> <p>Der Beschwerdef&#252;hrer tr&#228;gt die Kosten der Beschwerde; jedoch wird die Geb&#252;hr auf die H&#228;lfte erm&#228;&#223;igt.</p> <p>Die notwendigen Auslagen des Beschwerdef&#252;hrers tragen dieser und die Staatskasse je zur H&#228;lfte.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Dem in Untersuchungshaft befindlichen Beschwerdef&#252;hrer wird in der Anklage vom ... vorgeworfen, sich des unerlaubten Handels mit Heroin und der r&#228;uberischen Erpressung zur Erlangung von Heroin schuldig gemacht zu haben. Nachdem sich Rechtsanw&#228;ltin ... aus ... bereits im Ermittlungsverfahren mit Vollmacht vom 03. Januar 1982 als seine Verteidigerin gemeldet hatte und danach vom Amtsgericht zur Verteidigerin bestellt worden war, wurde ihre Beiordnung in der erstinstanzlichen Hauptverhandlung vor der Strafkammer am 25. Juni 1982 wiederholt. An der f&#252;r den 02. Juli 1982 vorgesehenen Fortsetzung der Hauptverhandlung konnte sie wegen einer pl&#246;tzlichen Erkrankung nicht teilnehmen. Der Fortsetzungstermin wurde deswegen aufgehoben. Mit Schriftsatz vom 08.07.1982 meldete sich Rechtsanwalt ... unter &#220;berreichung einer Vollmacht des Beschwerdef&#252;hrers vom 07.07.1982 als dessen Verteidiger. Der Beschwerdef&#252;hrer selbst beantragte mit Schreiben vom 08.07.1982, ihm Rechtsanwalt ... unter Aufhebung der Bestellung von Rechtsanw&#228;ltin ... als Verteidiger beizuordnen, da seine Verteidigungsansichten und diejenigen von Rechtsanw&#228;ltin ... nicht mehr in Einklang zu bringen seien und eine Verteidigung durch sie deswegen nicht mehr m&#246;glich sei, weil das n&#246;tige Vertrauensverh&#228;ltnis nicht mehr gegeben sei. In ihrem Schriftsatz vom 21.07.1982 best&#228;tigte Rechtsanw&#228;ltin ... da&#223; keine gemeinsame Verteidigungslinie herzustellen sei, wobei ihr eine n&#228;here Schilderung der divergierenden Ansichten &#252;ber die Verteidigung nicht m&#246;glich sei, ohne die Schweigepflicht zu brechen und dem Beschwerdef&#252;hrer Schaden zuzuf&#252;gen; sie halte deswegen den Widerruf ihrer Verteidigerbestellung f&#252;r zul&#228;ssig, da aus der ma&#223;geblichen Sicht des Beschwerdef&#252;hrers eine Verteidigung durch sie nicht mehr m&#246;glich sei, weil das dazu erforderliche Vertrauensverh&#228;ltnis nicht mehr bestehe.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Durch den angefochtenen Beschlu&#223; hat der Vorsitzende der Strafkammer den Antrag, die Verteidigerbestellung von Rechtsanw&#228;ltin ... aufzuheben, mit der Begr&#252;ndung zur&#252;ckgewiesen, der unsubstantiiert vorgetragene Hinweis auf das Fehlen eines Vertrauensverh&#228;ltnisses reiche daf&#252;r nicht aus. Insbesondere sei der nicht n&#228;her begr&#252;ndete Hinweis, die unterschiedlichen Verteidigungsansichten seien nicht mehr in Einklang zu bringen und eine gemeinsame Verteidigungslinie sei nicht herzustellen, unbeachtlich; denn der Verteidiger sei ein auch von den Auffassungen seines Mandanten unabh&#228;ngiges Organ der Rechtspflege und w&#252;rde in vielen F&#228;llen die ihm obliegenden Pflichten gr&#246;blich verletzen, wenn er sich die in aller Regel laienhaften Vorstellungen eines Beschuldigten &#252;ber die Rechtslage oder die zu w&#228;hlende Verteidigungsstrategie zu eigen machen w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit seiner dagegen gerichteten Beschwerde macht der Angeklagte geltend, der Zweck der Pflichtverteidigung sei wegen des fehlenden Vertrauensverh&#228;ltnisses zu Rechtsanw&#228;ltin ... nicht erf&#252;llt und im &#252;brigen stehe der beantragten Auswechselung der Pflichtverteidiger wegen des ausdr&#252;cklich erkl&#228;rten Einverst&#228;ndnisses der Rechtsanw&#228;lte ... und ... nichts im Wege.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist begr&#252;ndet, soweit der Vorsitzende der Strafkammer die R&#252;cknahme der Verteidigerbestellung von Rechtsanw&#228;ltin ... abgelehnt hat. Die StPO regelt die R&#252;cknahme der Bestellung nur f&#252;r den Fall, da&#223; ein anderer Verteidiger gew&#228;hlt wird und dieser die Wahl annimmt (&#167; 143 StPO). Die Beiordnung des Pflichtverteidigers ist jedoch nach allgemeinen Rechtsgrunds&#228;tzen dann aufzuheben, wenn ein wichtiger Grund daf&#252;r vorliegt (BVerfGE 39, 238, 243 = NJW 1975, 1015, 1016; Kleinknecht, StPO, 35. Aufl., Rz 22 zu &#167; 140 und Rz 3 zu &#167; 143). Das kann dann der Fall sein, wenn zwischen dem Verteidiger und dem Angeklagten kein Vertrauensverh&#228;ltnis mehr besteht (D&#252;nnebier in L&#246;we-Rosenberg, 23. Aufl., Rz 20; KK-Laufh&#252;tte, Rz 9 unter Hinweis auf BGH 2 StR 398/79 vom 07.11.1979; KMR-M&#252;ller, 7. Aufl., Rz 6, jeweils zu &#167; 142; OLG Karlsruhe in NJW 1978, 1172 = AnwBl. 1978, 241; OLG Hamburg in MDR 1972, 799; OLG Frankfurt in NJW 1971, 1857; OLG Hamm in MDR 1967, 856). Dazu reicht allerdings der blo&#223;e Hinweis auf das Fehlen eines Vertrauensverh&#228;ltnisses nicht aus (Laufh&#252;tte a.a.O. im Anschlu&#223; an BGH bei Holtz in MDR 1979, 108).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dagegen kann die Aufhebung der Bestellung dann angezeigt und geboten sein, wenn zwischen dem bestellten Verteidiger und dem Angeklagten eine auf bestimmte Tatsachen begr&#252;ndete, nicht mehr zu behebende und die sachgerechte Verteidigung dauernd hindernde Vertrauenskrise entstanden ist, die dazu f&#252;hrt, da&#223; der bestellte Verteidiger oder der Angeklagte die Aufhebung der Bestellung beantragen (Laufh&#252;tte a.a.O. unter Hinweis auf BGH 2 StR 398/79 vom 07.11.1979).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Annahme einer solchen Vertrauenskrise steht hier nicht entgegen, da&#223; der Beschwerdef&#252;hrer in einem an die Zeugin ... gerichteten Schreiben vom 18.05.1982 sinngem&#228;&#223; zum Ausdruck gebracht haben soll, da&#223; er von der Rechtsanw&#228;ltin ... ganz gut verteidigt werde. Dieses Schreiben befindet sich, wie die Generalstaatsanwaltschaft in ihrer Stellungnahme unter Bezugnahme auf eine fernm&#252;ndliche Auskunft des amtierenden Vorsitzenden der Strafkammer vom heutigen Tage mitteilt, bei den Sachakten, die der Strafkammer wegen des morgigen Hauptverhandlungstermins vorliegen. Wegen dieser &#196;u&#223;erung des Beschwerdef&#252;hrers in dem bezeichneten Schreiben ist nach Auffassung der Generalstaatsanwaltschaft die geltend gemachte Zerst&#246;rung des Vertrauensverh&#228;ltnisses des Beschwerdef&#252;hrers zur Rechtsanw&#228;ltin ... lediglich als Vorwand anzusehen. Demgegen&#252;ber ist aber zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; inzwischen die Hauptverhandlung am 25. Juni 1982 stattgefunden hat, die wegen der Erkrankung der Verteidigerin nicht abgeschlossen werden konnte und mit der deswegen morgen von neuem begonnen werden soll. Ma&#223;gebend f&#252;r die Frage, ob es inzwischen zu einer nachhaltigen St&#246;rung des Vertrauensverh&#228;ltnisses gekommen ist, welches sicher einmal bestanden hat, ist der gegenw&#228;rtige Stand des Verfahrens.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Insoweit liegt nicht nur eine einseitige Behauptung des Beschwerdef&#252;hrers vor, da&#223; dieses Vertrauensverh&#228;ltnis nicht mehr bestehe, sondern auch die Best&#228;tigung der Rechtsanw&#228;ltin ..., da&#223; sie das Vertrauen des Beschwerdef&#252;hrers nicht mehr habe, weil ihre Vorstellung dar&#252;ber, wie die Verteidigung gef&#252;hrt werden sollte, mit der diesbez&#252;glichen Vorstellung des Beschwerdef&#252;hrers nicht in Einklang zu bringen sei. Der dem angefochtenen Beschlu&#223; zugrundeliegenden Auffassung, da&#223; derartige Meinungsverschiedenheiten &#252;ber die Verteidigungslinie f&#252;r die hier zu treffende Entscheidung grunds&#228;tzlich unbeachtlich seien, vermag der Senat in dieser Allgemeinheit nicht zu folgen. Richtig ist zwar, da&#223; der bestellte Verteidiger an Weisungen des Beschuldigten, dessen Verteidigung ihm &#252;bertragen worden ist, nicht gebunden ist, sondern die Verteidigung in eigener Verantwortung nach seinem pflichtgem&#228;&#223;en Ermessen in Einklang mit dem Gesetz und Standespflichten zu f&#252;hren hat (BGH bei Dallinger in MDR 1967, 727; OLG Frankfurt NJW 1971, 1851; OLG Bremen in AnwBl. 1964, 288). Das besagt jedoch noch nicht, da&#223; Meinungsverschiedenheiten &#252;ber das Verteidigungskonzept schlechthin kein Anla&#223; f&#252;r eine Auswechslung der Pflichtverteidiger sein k&#246;nnen. Weigert sich der bestellte Verteidiger, die Verteidigung nach den W&#252;nschen des Angeklagten zu f&#252;hren, so ist dies stets Ausdruck unterschiedlicher Auffassungen &#252;ber die unter den gegebenen Umst&#228;nden sachgerechte Verteidigung und zugleich Ausdruck einer Vertrauenskrise, weil der Angeklagte nicht oder nicht mehr darauf vertraut, da&#223; sein Verteidiger seine Belange in der gebotenen Weise wahrnimmt. Die dem angefochtenen Beschlu&#223; zugrundeliegende Auffassung liefe aber darauf hinaus, da&#223; eine aus solchen Gr&#252;nden im Laufe des Verfahrens eingetretene St&#246;rung des Vertrauensverh&#228;ltnisses niemals ein wichtiger Grund zur Aufhebung der Beiordnung und zur Bestellung eines neuen Pflichtverteidigers sein k&#246;nnte. Das entspricht nicht den bereits dargelegten und in der Rechtsprechung sowie im Schrifttum anerkannten Grunds&#228;tzen. Dabei ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; das Vertrauen, welches ein Angeklagter zu seinem Verteidiger nach M&#246;glichkeit haben soll, nicht davon abh&#228;ngt, ob dieser nach seinen anwaltlichen Vorstellungen &#252;ber die F&#252;hrung der Verteidigung die Interessen des Angeklagten objektiv am besten vertreten hat und auch weiter vertreten w&#252;rde. Entscheidend ist vielmehr, ob vom Standpunkt eines vern&#252;nftigen und verst&#228;ndigen Beschuldigten aus das Vertrauensverh&#228;ltnis zu dem bisherigen Pflichtverteidiger ernsthaft gest&#246;rt ist (OLG Hamburg in MDR 1972, 799; OLG Hamm in MDR 1967, 856). Davon ist hier auszugehen, nachdem die Rechtsanw&#228;ltin ... best&#228;tigt hat, da&#223; es zwischen ihr und dem Beschwerdef&#252;hrer zu einer ernsthaften Vertrauenskrise gekommen ist. Ihren Ausf&#252;hrungen ist nicht nur zu entnehmen, da&#223; zwischen ihr und dem Beschwerdef&#252;hrer Meinungsverschiedenheiten &#252;ber das Verteidigungskonzept entstanden sind, sondern auch, da&#223; diese Meinungsverschiedenheiten die grundlegende Verteidigungskonzeption betreffen und der Beschwerdef&#252;hrer ihr deswegen das Vertrauen, das er ihr zun&#228;chst als Anw&#228;ltin seines Vertrauens gewisserma&#223;en vorschu&#223;weise geschenkt hatte, nicht mehr entgegenbringt und aus seiner Sicht auch nicht mehr entgegenzubringen vermag. Zwar handelt es sich dabei um eine nicht durch n&#228;here Tatsachenangaben belegte Beurteilung aus der Sicht der bisherigen Pflichtverteidigerin, deren Schweigepflicht sich auch auf die Umst&#228;nde bezieht, auf denen die unterschiedlichen Auffassungen &#252;ber die sachgerechte Verteidigung beruhen. Bei der gegebenen Sachlage sieht jedoch der Senat keine Veranlassung, dieser Beurteilung der Pflichtverteidigerin nicht zu folgen. Greifbare Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; der Beschwerdef&#252;hrer aus sachfremden Gr&#252;nden Meinungsverschiedenheiten provoziert hat, um einen sachlich nicht gebotenen Verteidigerwechsel zu erzwingen, sind nicht vorhanden und auch im angefochtenen Beschlu&#223; nicht dargelegt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Soweit der Vorsitzende der Strafkammer es ferner abgelehnt hat, Rechtsanwalt ... als neuen Pflichtverteidiger zu bestellen, war dies zwar die zwangsl&#228;ufige Folge der Ablehnung des vorgreiflichen Antrags, Rechtsanw&#228;ltin ... als Pflichtverteidigerin abzuberufen. Gleichwohl kann die Beschwerde mit dem Ziel der Beiordnung von Rechtsanwalt ... keinen Erfolg haben. Aus den dazu im angefochtenen Beschlu&#223; dargelegten Hilfserw&#228;gungen ergibt sich, da&#223; Rechtsanwalt ... Verteidiger der Zeugin ... ist, die wegen fortgesetzten Erwerbs von Heroin durch ein noch nicht rechtskr&#228;ftiges Urteil des Sch&#246;ffengerichts ... zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden ist, und da&#223; im vorliegenden Verfahren der Frage nachzugehen sein wird, ob diese Zeugin m&#246;glicherweise vom Angeklagten Heroin erworben hat. Es k&#246;nnte deswegen die Situation eintreten, da&#223; Rechtsanwalt ... die Interessen des Beschwerdef&#252;hrers nicht ohne Verletzung der ihm als Verteidiger der Zeugin ... dieser gegen&#252;ber bestehenden Pflicht, deren Interessen wahrzunehmen, vertreten kann.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Allein diese M&#246;glichkeit rechtfertigt es, bei der nach &#167; 142 Abs. 1 StPO zu treffenden Auswahl dem Begehren des Beschwerdef&#252;hrers nicht zu folgen, Rechtsanwalt ... als seinen nunmehrigen Anwalt seines Vertrauens beizuordnen. Dabei kommt es nicht darauf an, wie stark der durch Vernehmung der Zeugin ... zu kl&#228;rende Verdacht ist und ob die Bekundungen der Zeugin ... die zu dem Verdacht Anla&#223; geben, aus verfahrensrechtlichen Gr&#252;nden unverwertbar sein sollen, wie Rechtsanwalt ... in der erg&#228;nzenden Beschwerdebegr&#252;ndung dargelegt hat. Ferner ist unerheblich, ob die Zeugin ... die in diesem Zusammenhang gegen sie erhobenen Vorw&#252;rfe bereits als unwahr bezeichnet hat. "Unsinnig" i.S.d. Ausf&#252;hrungen der erg&#228;nzenden Beschwerdebegr&#252;ndung ist es sicherlich nicht, da&#223; beabsichtigt ist, die Frage durch eine Vernehmung der Zeugin ... vor der Strafkammer zu kl&#228;ren. Deswegen kann der aufgezeigte Interessenwiderstreit nicht ausgeschlossen werden, der eine Beiordnung von Rechtsanwalt ... als untunlich erscheinen l&#228;&#223;t, obwohl es regelm&#228;&#223;ig geboten ist, dem Beschuldigten den Anwalt seines Vertrauens als Pflichtverteidiger beizuordnen, wenn nicht besondere Gr&#252;nde dagegen sprechen. Letzteres ist hier der Fall.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kosten- und Auslagenentscheidung folgt aus &#167; 473 Abs. 4 StPO.</p>
315,793
sg-duisburg-1982-09-13-s-21-kr-581
{ "id": 834, "name": "Sozialgericht Duisburg", "slug": "sg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
S 21 KR 5/81
"1982-09-13T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:04"
"2019-03-27T09:42:12"
Urteil
ECLI:DE:SGDU:1982:0913.S21KR5.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen. Die Beteiligten haben einander keine Kosten zu erstatten.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten streiten dar&#252;ber, ob die Beklagte von der Kl&#228;gerin Sozialversicherungsbeitr&#228;ge aufgrund einer Sch&#228;tzung nachfordern darf.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist eine Firma, die im Baubereich von Januar bis September 1980 t&#228;tig war. Die Anzahl der bei der Beklagten gemeldeten Besch&#228;ftigten stieg in der Zeit von Januar bis Juli 1980 von 2 auf ca. 160. Es handelte sich dabei bis auf einige deutsche Angestellte ausschlie&#223;lich um holl&#228;ndische Arbeitnehmer. Maschinen- oder Bauger&#228;te mit Ausnahme einiger Kfz zur Bef&#246;rderung der Arbeitnehmer, besa&#223; die Kl&#228;gerin nicht.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Berechnung der Beitr&#228;ge zur Sozialversicherung f&#252;r die Besch&#228;ftigten wurde vom Steuerberater der Kl&#228;gerin vorgenommen. Dem Steuerberater wurden daf&#252;r Angaben &#252;ber die Anschrift der Besch&#228;ftigten, den gezahlten Stundenlohn und die Zahl der gearbeiteten Stunden gemacht. Die Angaben &#252;ber Stundenlohn und Zahl der gearbeiteten Stunden wurden auf Stundenzetteln gemacht, die jeweils die Angaben f&#252;r einen Monat nachweisen. Auf den Stundenzetteln ist au&#223;erdem - &#252;berwiegend im Monat nur einmal - eine Baustelle eingetragen sowie h&#228;ufig ein Ausl&#246;sungsbetrag vermerkt. Die vorliegenden Stundenzettel sind alle mit der gleichen Handschrift ausgef&#252;llt. Sie tragen keine Anzeichen davon, dass sie auf Baustellen ausgef&#252;llt wurden und tragen auch keinen Vermerk, wer sie ausgef&#252;llt hat.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die L&#246;hne der gewerblichen Arbeitnehmer wurden durchgehend bar ausgezahlt. Quittungen &#252;ber die gezahlten L&#246;hne liegen nicht vor. Von dem Konto der Firma wurden f&#252;r Lohnzahlungen jeweils gr&#246;&#223;ere Betr&#228;ge - zwischen 25 000,- und 50000,- DM - als Vorschusszahlungen abgebucht. Unterlagen dar&#252;ber, wie die Vorschusszahlungen mit dem vom Steuerberater errechneten tats&#228;chlichen Monatsl&#246;hnen verrechnet wurden, liegen nicht vor. Es liegen ebenso keinerlei Nachweise &#252;ber die auf den einzelnen Baustellen ausgef&#252;hrten Arbeiten vor.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin besch&#228;ftigte in der ganzen Zeit einen Meister, der die Arbeiten auf s&#228;mtlichen Baustellen zu &#252;berwachen hatte. Arbeiten der Kl&#228;gerin wurden auf zahlreichen Baustellen ausgef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte pr&#252;fte im September 1980 die vorgelegten Lohnunterlagen der Kl&#228;gerin f&#252;r die Zeit vom 10.01. bis 31.07.1980. Sie ging davon aus, dass die Kl&#228;gerin - nicht genehmigten - Arbeitnehmerverleih betrieben habe.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Sie stellte anhand der Unterlagen einen Umsatz der Kl&#228;gerin von 2 799 920,- DM fest. Von diesem Umsatz sah sie 66 2/3 % oder 1 866 613,33 DM als Lohnkosten an. Als Gesamtsozialversicherungsbeitr&#228;ge setzte sie 638 381,76 DM fest. Unter Ber&#252;cksichtigung bereits gezahlter Gesamtsozialversicherungsbeitr&#228;ge in H&#246;he von 331 198,30 DM an die Beklagte und 22 100,88 DM an Ersatzkassen forderte sie mit Bescheid vom 17.09.1980 von der Kl&#228;gerin 285 082,58 DM Gesamtsozialversicherungsbeitr&#228;ge nach.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Bescheid legte die Kl&#228;gerin am 09.10.1980 Widerspruch ein. Die Kl&#228;gerin trug vor, dass sie nicht, wie von der Beklagten behauptet werde, als Verleihunternehmen t&#228;tig gewesen sei. Die Beitragsforderungen der Beklagten seien unspezifiziert und deshalb unberechtigt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mit Widerspruchsbescheid vom 05.12.1980 wies die Beklagte den Widerspruch zur&#252;ck. Die Beklagte f&#252;hrte zur Begr&#252;ndung aus, dass die Kl&#228;gerin Hauptunternehmern Arbeitskr&#228;fte anbiete. Bei derartigen Unternehmen sei ein Lohneinsatz von 2/3 des Gesamtumsatzes anzunehmen. Das bei der Kl&#228;gerin bestehende Missverh&#228;ltnis zwischen den nachgewiesenen L&#246;hnen und tats&#228;chlich erzielten Umsatz sei von ihr nicht gekl&#228;rt worden. Eine weitere Aufkl&#228;rung sei nicht m&#246;glich gewesen, da nur der Steuerberater der Kl&#228;gerin erreichbar gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Gegen den am 11.12.1980 zugestellten Bescheid hat die Kl&#228;gerin am 12.01.1981 Klage erhoben.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor, dass sie keinen Arbeitnehmerverleih betreibe wie es die Beklagte behaupte. Sie f&#252;hre mit eigenen Kr&#228;ften Dienst- und Werkvertr&#228;ge f&#252;r Dritte durch. Im &#252;brigen gebe es keinen Erfahrungssatz, dass bei Arbeitnehmer&#252;berlassung 2/3 des Umsatzes als Lohneinsatz anzusehen sei. Die Lohnunterlagen seien von ihr ordnungsgem&#228;&#223; gef&#252;hrt worden. Eine Aufteilung der Stundenabrechnungen nach Baustellen, wie sie die Beklagte fordere, sei nicht notwendig. Die Auszahlung von L&#246;hnen ohne Quittungen sei im Baugewerbe &#252;blich. Dies k&#246;nne der Steuerberater der Kl&#228;gerin als Zeuge best&#228;tigen. Die von ihr gef&#252;hrten Lohnkonten seien korrekt gef&#252;hrt worden. Weitere L&#246;hne seien nicht gezahlt worden. Die Beklagte k&#246;nne nicht die Vorlage von weiteren Unterlagen verlangen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">den Bescheid der Beklagten vom 17.09.1980 in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom 15.12.1980 Aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte tr&#228;gt vor, dass die Kl&#228;gerin zu geringe L&#246;hne bei den einzelnen Arbeitnehmern als gezahlte L&#246;hne angegeben habe. Sie habe dies bei einer Befragung von einigen der holl&#228;ndischen Arbeitnehmern, die von der Kl&#228;gerin gemeldet worden seien, erfahren. Diese h&#228;tten ihr mitgeteilt, dass sie weit h&#246;here L&#246;hne erhalten h&#228;tten, als die von der Kl&#228;gerin der Beklagten gemeldeten L&#246;hne. Es sei auch un&#252;blich, L&#246;hne ohne Quittungen auszuzahlen, wie es von der Kl&#228;gerin jetzt vorgetragen werde. Die von der Kl&#228;gerin vorgelegten Unterlagen reichten nicht zum Nachweis daf&#252;r aus, dass nur L&#246;hne in der tats&#228;chlich angegebenen H&#246;he gezahlt worden seien. Die Differenz zwischen dem von der Kl&#228;gerin tats&#228;chlich erzielten Umsatz und den nachgewiesenen L&#246;hnen sei von der Kl&#228;gerin durch Vorlage von Rechnungen von Subunternehmern erkl&#228;rt worden. Die - die Beklagte - habe festgestellt, dass die Kl&#228;gerin zum Beispiel mit 2 Firmen Ums&#228;tze in H&#246;he von insgesamt &#252;ber 1 000 000,- DM get&#228;tigt habe. Eine dieser Firmen h&#228;tte bei einem Umsatz von 700 000,- DM mit der Kl&#228;gerin nach Meldung der zust&#228;ndigen AOK in der Zeit von Januar bis Juli 1980 insgesamt nur 23 Arbeitnehmer, davon allein 11 Arbeitnehmer ausschlie&#223;lich im Juli 1980 gemeldet gehabt. Die andere Firma, mit der im Juni und Juli 1980 angeblich ein Umsatz von 330 000,- DM get&#228;tigt worden sei, h&#228;tte bei der zust&#228;ndigen AOK &#252;berhaupt keinen Arbeitnehmer gemeldet gehabt. Die angegebenen Ums&#228;tze h&#228;tten somit mit den genannten Firmen nicht erzielt werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Als Zeugen hat das Gericht den Steuerberater der Kl&#228;gerin, Herrn Q zur Frage der Erstellung durch Abrechnungen und der f&#252;r die Kl&#228;gerin gef&#252;hrten Unterlagen geh&#246;rt. Wegen des Inhalts seiner Aussage wird auf die Sitzungsniederschrift vom 03.06.1982 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Dem Gericht haben 12 Aktenordner mit den vom Steuerberater erstellten Lohnabrechnungen und den Stundenlohnnachweisen sowie ein Aktenordner mit dem Personalkostenkonto der Firma sowie den Meldebest&#228;tigungen der niederl&#228;ndischen Meldebeh&#246;rden f&#252;r die einzelnen Arbeitnehmer vorgelegen. Auf den Inhalt dieser Akten wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Von der Kl&#228;gerin sind 3 Nachunternehmervertr&#228;ge mit 3 verschiedenen Bauunternehmen &#252;ber die Durchf&#252;hrung von Bauarbeiten durch die Kl&#228;gerin vorgelegt worden. Auf den Inhalt dieser Vertr&#228;ge (Bl. 37 ff. d. Gerichtsakte) wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf das schrifts&#228;tzliche Vorbringen der Beteiligten sowie den Inhalt der beigezogenen Verwaltungsakte der Beklagten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die beigezogenen Akten sind zum Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gemacht worden.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Klage ist unbegr&#252;ndet. Die Kl&#228;gerin ist durch den angefochtenen Bescheid nicht rechtswidrig beschwert, denn die Beklagte hat zu Recht Sozialversicherungsbeitr&#228;ge in H&#246;he von 285 082,58 DM nacherhoben. Die Beklagte ist als Einzugsstelle nach &#167;&#167; 393, 1399 RVO bzw. &#167; 176 AFG zur Festsetzung der Gesamtsozialversicherungsbeitr&#228;ge - d. h. der Beitr&#228;ge zur Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung - befugt. Die H&#246;he der von der Beklagten errechneten Gesamtsozialversicherungsbeitr&#228;ge unter Ber&#252;cksichtigung der von ihr angenommenen Lohnsummen ist rechnerisch richtig und auch von der Kl&#228;gerin insoweit nicht beanstandet worden.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist auch befugt, von der Kl&#228;gerin Gesamtsozialversicherungsbeitr&#228;ge aufgrund einer gesch&#228;tzten Gesamtlohnsumme von nachgewiesenen Umsatz zu erheben.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Zwar d&#252;rfen Beitr&#228;ge zur Sozialversicherung grunds&#228;tzlich nur erhoben werden, soweit die Beitragspflicht eines einzelnen Besch&#228;ftigten nachgewiesen ist und auch die Lohnh&#246;he nachgewiesen ist.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Dieser Grundsatz gilt aber dann nicht, wenn vom Arbeitgeber die Aufzeichnungen &#252;ber die bei ihm Besch&#228;ftigten und die gezahlten L&#246;hne unrichtig oder unvollst&#228;ndig sind (vgl. BSG Urteil vom 28.04.1977 - 12 RK 25/76 - Urteilssammlung f&#252;r die gesetzliche Krankenversicherung (USK) 77, 38). Das BSG hat es in der angegebenen Entscheidung f&#252;r zul&#228;ssig erkl&#228;rt, dass dann, wenn Aufzeichnungen schuldhaft unrichtig gef&#252;hrt wurden, die Beitr&#228;ge allein anhand der H&#246;he der tats&#228;chlich gezahlten L&#246;hne festgesetzt werden k&#246;nnen, ohne dass in jedem einzelnen Fall die Beitragspflicht des besch&#228;ftigten Arbeitnehmers zus&#228;tzlich festgestellt werden muss. Nach &#220;berzeugung der Kammer muss in Erweiterung dieser Rechtsprechung die Einzugsstelle nicht nur die M&#246;glichkeit haben, unter Ber&#252;cksichtigung der tats&#228;chlich zweifelsfrei nach den Unterlagen nachgewiesenen Lohnsummen die Sozialversicherungsbeitr&#228;ge bei unrichtiger Aufzeichnung der Besch&#228;ftigten zu sch&#228;tzen. Die Einzugsstelle muss vielmehr auch die M&#246;glichkeit haben, bei unvollst&#228;ndig und unrichtig gef&#252;hrten Buchern auch die H&#246;he der tats&#228;chlich gezahlten sozialversicherungspflichtigen L&#246;hne zu sch&#228;tzen. Diese Befugnis der Beklagten ergibt sich daraus, dass der Arbeitgeber verpflichtet ist, die Aufzeichnungen f&#252;r die Ermittlung der Sozialversicherungspflicht auch hinsichtlich der Lohnh&#246;he vollst&#228;ndig und richtig zu f&#252;hren. Eine Beschr&#228;nkung der Beklagten hinsichtlich der Nachforderung von Sozialversicherungsbeitr&#228;gen auf die tats&#228;chlich im Einzelfall nachgewiesenen Lohnsummen bevorteilte den Arbeitgeber, der v&#246;llig unzureichende Aufzeichnungen hat. Dieser Arbeitgeber brauchte n&#228;mlich nur die Betriebsausgaben nicht zu belegen, um somit jeden Nachweis dar&#252;ber, ob und in welcher H&#246;he Lohnkosten entstanden sind, zu vereiteln. Die Einzugsstelle muss deshalb befugt sein, auch die H&#246;he der tats&#228;chlich entstandenen Lohnkosten zu sch&#228;tzen, soweit die Aufzeichnungen des Arbeitgebers &#252;ber die tats&#228;chlich entstandenen Lohnkosten unvollst&#228;ndig und unrichtig sind, die erzielten Ums&#228;tze mit den behaupteten Lohnkosten nicht in &#220;bereinstimmung zu bringen sind und die Differenz zwischen den behaupteten Lohnkosten und den erzielten Ums&#228;tzen nicht durch andere Ausgaben nachgewiesen ist.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Diese Voraussetzungen sind im vorliegenden Fall gegeben.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Zum einen sind die Unterlagen &#252;ber die Lohnzahlungen so unvollst&#228;ndig, dass sich daraus nicht ergibt, ob die L&#246;hne nur in der behaupteten H&#246;he tats&#228;chlich gezahlt worden sind. Einmal sind schon die Unterlagen f&#252;r die Lohnberechnung nicht ausreichend beweiskr&#228;ftig. Grundlage f&#252;r die Lohnberechnung durch den Steuerberater waren ausschlie&#223;lich die Stundenzettel. Damit sind diese Stundenzettel die einzigen beweiskr&#228;ftigen Unterlagen f&#252;r die H&#246;he der L&#246;hne. An der Richtigkeit dieser Stundenzettel bestehen erhebliche Zweifel, die von der Beklagten trotz der vom Gericht gegebenen Hinweise nicht ausger&#228;umt worden sind. Die Stundenzettel k&#246;nnen nicht auf den einzelnen Baustellen ausgef&#252;llt worden sein. Dies ergibt sich zum einen schon daraus, dass sie alle mit der gleichen Handschrift ausgef&#252;llt worden sind. Zum anderen sind sie so sauber, dass es unwahrscheinlich ist, dass sie auf Baustellen ausgef&#252;llt wurden. Dar&#252;ber hinaus ist aus diesen Lohnzetteln &#252;berhaupt nicht ersichtlich, wer sie ausgef&#252;llt hat und damit f&#252;r die Richtigkeit der Ausf&#252;llung verantwortlich ist.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem kann die Lohnzahlung nicht in der von der Kl&#228;gerin behaupteten Art erfolgt sein. Von der Kl&#228;gerin sind, wie sich aus den Abbuchungen vom Lohnkonto ergibt, zun&#228;chst an die Arbeitnehmer Lohnvorsch&#252;sse gezahlt worden. Es ist unverst&#228;ndlich, wie die Kl&#228;gerin dann den endg&#252;ltigen Lohn ausgezahlt hat, da nach ihrem eigenen Vorbringen keinerlei Quittungen &#252;ber die Vorschusszahlungen erteilt wurden. Da die endg&#252;ltige H&#246;he der L&#246;hne f&#252;r einen Monat erst am Anfang des n&#228;chsten Monats nach Berechnung durch das B&#252;ro des Steuerberaters feststand, musste aber jeweils zur Mitte des n&#228;chsten Monats eine endg&#252;ltige Abrechnung der L&#246;hne erfolgen. Selbst wenn man unterstellen wollte, dass es im Baugewerbe nicht &#252;blich sei, Lohne nur gegen Quittungen zu zahlen, w&#228;re der Kl&#228;gerin bei bis zu 160 besch&#228;ftigten Arbeitnehmern eine &#220;bersicht &#252;ber die bereits gezahlten Abschlagzahlungen und die H&#246;he der tats&#228;chlich zu zahlenden L&#246;hne ohne Beleg dar&#252;ber nicht m&#246;glich gewesen. Dar&#252;ber hinaus ist es auch unwahrscheinlich, dass die Kl&#228;gerin L&#246;hne f&#252;r 160 Besch&#228;ftigte ohne Quittung auszahlen lie&#223;. Ein solches Verfahren mag im Baugewerbe bei kleinen Betrieben mit einer Stammbelegschaft &#252;blich sein. In diesen F&#228;llen kann ein Vertrauensverh&#228;ltnis zwischen Gesch&#228;ftsleitung und den einzelnen Arbeitnehmern bestehen, so dass die Unterzeichnung einer Quittung entbehrlich erscheint. Diese Voraussetzungen sind bei der Kl&#228;gerin nicht gegeben gewesen, denn sie hat innerhalb weniger Monate ihre Besch&#228;ftigtenzahl praktisch von 0 auf 160 erh&#246;ht. Eine Vernehmung des Steuerberaters der Kl&#228;gerin als sachverst&#228;ndigen Zeugen zur Frage, ob im Baubereich &#252;blicherweise ohne Quittungen ausgezahlt wird, bedurfte es bei dieser Sachlage nicht. Die von der Kl&#228;gerin erzielten Ums&#228;tze sind - obwohl Ausgaben f&#252;r Sachaufwendungen praktisch nicht anfielen - weit h&#246;her als die behaupteten Lohnkosten.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die f&#252;r die Differenz zwischen den behaupteten L&#246;hnen und dem tats&#228;chlich er- zielten Umsatz vorgebrachte Erkl&#228;rung ist ebenfalls nicht &#252;berzeugend. Wenn man die Erkl&#228;rung der Kl&#228;gerin als wahr unterstellt, so h&#228;tte sie einen Umsatz mindestens in H&#246;he der tats&#228;chlich gezahlten L&#246;hne auch noch einmal mit Fremdunternehmen gehabt haben m&#252;ssen. Dies bedeutet, dass auch noch einmal bis zu ca. 160 Besch&#228;ftigte f&#252;r die Kl&#228;gerin im Rahmen von Werkvertr&#228;gen oder als Leiharbeitnehmer - wobei die Kl&#228;gerin Entleiher gewesen w&#228;re - gearbeitet haben m&#252;ssten. Die Kl&#228;gerin hat aber nach ihren eigenen Angaben lediglich einen Meister besch&#228;ftigt. Bei Richtigkeit der Angaben der Kl&#228;gerin h&#228;tte dieser Meister nicht nur die ordnungsgem&#228;&#223;e Erf&#252;llung der von der Kl&#228;gerin mit ihren eigenen Arbeitnehmern durchgef&#252;hrten Werkvertr&#228;gen &#252;berpr&#252;fen m&#252;ssen, sondern auch noch die ordnungsgem&#228;&#223;e Erf&#252;llung von anderen Werkvertr&#228;gen, an denen auch ca. 160 Besch&#228;ftigte beteiligt gewesen seien m&#252;ssen. Es ist nicht erkl&#228;rlich, wie ein Meister die Arbeit von ca. 300 Besch&#228;ftigten &#252;berwachen kann. Dies muss insbesondere gelten, weil die Kl&#228;gerin sich angeblich zu einer Vielzahl von v&#246;llig unterschiedlichen Arbeiten im Baugewerbe verpflichtete, wie aus den vorgelegten Subunternehmervertr&#228;gen hervorgeht. Nach einem Vertrag hatte die Kl&#228;gerin zum Beispiel Maurer-, Putz-, Schalungs-, Beton- und Abbrucharbeiten zu erbringen und au&#223;erdem Ger&#252;ste aufzustellen (vgl. Bl. 37 ff. d. G.-Akte). Der Umstand, dass 2 der Betriebe, mit denen die Kl&#228;gerin haupts&#228;chlich Fremdums&#228;tze get&#228;tigt hat, selbst entweder keinerlei oder aber Arbeitnehmer in einem sehr geringen Umfang gemeldet habe, beweist nur, dass die mit diesen Firmen angeblich get&#228;tigten Ums&#228;tze nicht im Rahmen von normalen Werkvertr&#228;gen get&#228;tigt worden seien k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Dem Gericht erscheint demgegen&#252;ber die Erkl&#228;rung der Beklagten f&#252;r die Differenz zwischen behaupteten L&#246;hnen und tats&#228;chlich erzielten Umsatz &#252;berzeugend. Die Kl&#228;gerin hat den Angaben der Beklagten, dass Arbeitnehmer der Kl&#228;gerin der Beklagten gegen&#252;ber angegeben h&#228;tten, sie h&#228;tten weit mehr Lohn erhalten, als die Kl&#228;gerin gegen&#252;ber der Beklagten angegeben h&#228;tte, nicht widersprochen. Wenn dieser Umstand zutrifft, so ist die Differenz zwischen behaupteter H&#246;he und tats&#228;chlich erzielten Umsatz ohne weiteres zu erkl&#228;ren. Eine andere Erkl&#228;rung f&#252;r diese Differenzen gibt es auch nicht. Insbesondere hat die Kl&#228;gerin Materialkosten nicht im nennenswerten Umfang gehabt. Dies ergibt sich auch schon aus den von ihr vorgelegten Werkvertr&#228;gen. Nach diesen Werkvertr&#228;gen wurden Material und Bauger&#228;te von dem Hauptunternehmer gestellt und die Kl&#228;gerin stellte lediglich die Arbeitnehmer zur Durchf&#252;hrung der Werkvertr&#228;ge. Es kann offen bleiben, ob die Kl&#228;gerin &#252;berhaupt im Rahmen von Werkvertr&#228;gen gearbeitet hat oder ob es sich bei den von der Kl&#228;gerin durchgef&#252;hrten Arbeiten nicht um Arbeitnehmerverleih gehandelt hat. In beiden F&#228;llen ist die Kl&#228;gerin jedenfalls zur Abf&#252;hrung von Sozialversicherungsbeitr&#228;gen f&#252;r die bei ihr besch&#228;ftigten Arbeitnehmer verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die H&#246;he der von der Beklagten aufgrund des Umsatzes gesch&#228;tzten Gesamtsozialversicherungsbeitr&#228;ge ist nicht zu beanstanden. Die Annahme der Beklagten, dass bei einem Betrieb, der lediglich Arbeitnehmer f&#252;r die Durchf&#252;hrung von Bauarbeiten zur Verf&#252;gung stellt, 2/3 des Gesamtumsatzes als Lohnsumme anzusehen sei, ist richtig. Es sind keine wesentlichen Unkosten neben den Lohnkosten zu erkennen, die der Kl&#228;gerin entstanden sein k&#246;nnten. Der Umstand, dass keine wesentlichen Unkosten der Kl&#228;gerin entstanden sind, ergibt sich auch schon daraus, dass vom Steuerberater als Unkosten neben den Lohnkosten z.B. Portokosten erw&#228;hnt worden sind. Es ist offensichtlich, dass Portokosten bei einem Gesamtumsatz von 2,7 Millionen DM kein wesentlicher Betrag sein k&#246;nnen. Der Kl&#228;gerin verbleibt bei einer Lohnquote von 66 2/3 % auch unter Ber&#252;cksichtigung der von ihr zu tragenden Sozialversicherungsbeitr&#228;gen von ca. 16% ein Anteil von ca. 17% vom Umsatz f&#252;r die Unkosten, die bei der Lohnabrechnung entstehen und als Gewinnanteil. Wenn ber&#252;cksichtigt wird, dass die Lohnquote von 66 2/3 % sich zu einem gro&#223;en Teil auf Nettol&#246;hne beziehen muss, ist die Annahme der Beklagten sogar ausgesprochen g&#252;nstig f&#252;r die Kl&#228;gerin. An sich m&#252;ssten bei Nettol&#246;hnen die Gesamtsozialversicherungsbeitr&#228;ge und der Steueranteil hinzugerechnet werden, was theoretisch sogar einen Bruttolohn ergeben k&#246;nnte, der h&#246;her als der Umsatz ist.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Eine Beiladung der von der Kl&#228;gerin bei der Beklagten gemeldeten Arbeitnehmer nach &#167; 75 Abs. 2 SGG zum Verfahren war nicht erforderlich. Die Beklagte hat nicht die H&#246;he der sozialversicherungspflichtigen Bez&#252;ge f&#252;r einzelne Arbeitnehmer festgestellt, sondern Gesamtsozialversicherungsbeitr&#228;ge nach dem Umsatz gesch&#228;tzt. Diese Sch&#228;tzung ist, wie das Gericht eben ausgef&#252;hrt hat, zul&#228;ssig. F&#252;r die Feststellung der f&#252;r die einzelnen Arbeitnehmer tats&#228;chlich zu entrichtenden Gesamtsozialversicherungsbeitr&#228;ge ist bei diesem Verfahren kein Anlass gegeben.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 193 SGG.</p>
315,794
lg-dusseldorf-1982-08-18-2-o-3182
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2 O 31/82
"1982-08-18T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:05"
"2019-03-27T09:42:12"
Urteil
ECLI:DE:LGD:1982:0818.2O31.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 41.114,50 DM nebst 10,25 % Zinsen seit dem 1.12.1981 bis 9.3.1982 und 9,75 %Zinsen seit dem 10.3.1982 zu zahlen &#8226; </p> <p>2. </p> <p>Von den Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Beklagte 2/3, die Kl&#228;ge&#173;rin 1/3. </p> <p></p> <p>3. </p> <p>Das Urteil ist f&#252;r die Kl&#228;gerin gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 46.400,--DM vorl&#228;ufig voll&#173;streckbar. Der Kl&#228;gerin wird ferner nachgelassen, die Vollstreckung wegen der Kosten durch die Beklagte gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 1.000,--DM abzuwenden, wenn die Beklagte nicht zuvor Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet. </p> <p></p> <p></p> <p>Die Sicherheitsleistungen k&#246;nnen auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer im Bundesgebiet ans&#228;ssigen Gro&#223;bank oder &#246;ffent&#173;lich-rechtlichen Sparkasse erfol&#173;gen. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tat b e s t a n d </p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist Eigent&#252;merin der Bundeswasserstra&#223;e Rhein. Die Beklagte betreibt im Stadtgebiet D&#252;ssel&#173;dorf Lande-und Ladeerrichtungen unter Benutzung dieser Bundeswasserstra&#223;e, n&#228;mlich: </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">a) ( &#8230; ) </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">b) ( &#8230; ) </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">F&#252;r diese Anlagen sind der Beklagten von der Wasser&#173;&#8226; und Schiffahrtsverwaltung des Bundes die notwendigen strom-und schiffahrtspolizeilichen Genehmigungen bis 1995, teilweise sogar bis zum Jahre 2000, er&#173;teilt worden. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 25. November 1974 forderte die </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;gerin die Beklagte zur Zahlung eines Entgeltes f&#252;r die Inanspruchnahme des Eigentums der Kl&#228;gerin im Rahmen der oben genannten Lande-und Ladeeinrich&#173;tungen auf. Zwischen den Parteien kam es daraufhin zum Abschlu&#223; eines schriftlichen Nutzungsvertrages f&#252;r die Zeit ab dem 1.7.1980. F&#252;r die Zeit ab dem 1.1.1975 bis zum 30.6.1980 lehnte die Beklagte die Zahlung eines Nutzungsentgeltes ab. Mit der Klage machte die Kl&#228;gerin urspr&#252;nglich Nutzungsentgelt f&#252;r diesen Zeitraum geltend: </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 8.2.1982 hat die Kl&#228;gerin bean&#173;tragt, die Beklagte zu verurteilen, an sie 61.694,50 DM nebst 10,25 %Zinsen seit dem 1.12.1981 zu zah&#173;len. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">&#8226; </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 22.6.1982 hat sie die Klage in H&#246;he von 20.580,--DM zur&#252;ckgenommen und macht nun&#173;</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">mehr nur noch Nutzungsentgelt f&#252;r die Zeit vom 1.1.1977 bis 30.6.1980 geltend. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist der Ansicht, die Beklagte sei zur Zahlung eines Nutzungsentgeltes verpflichtet, da ihr </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">in der Zeit vom 1.1.1975 bis zum 30.6.1980 weder ein vertragliches noch ein gesetzliches Nutzungsrecht zugestanden habe. Die Beklagte k&#246;nne sich auch nicht auf den Gemeingebrauch berufen, denn der Gemeinge&#173;brauch sei auf das Befahren der Bundeswasserstra&#223;e mit Fahrzeugen beschr&#228;nkt. Eine hafenm&#228;&#223;ige Nutzung stelle sich als eine &#252;ber den Gemeingebrauch hinaus&#173;gehende Sondernutzung dar, f&#252;r die der Gew&#228;sserei&#173;gent&#252;mer ein Entgelt verlangen k&#246;nne. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt, </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an sie 41.114,50 DM nebst 10,25 %Zinsen seit dem 1.12.1981 bis zum 9.3.1982 und 9,75 % Zinsen seit dem 10.3.1982 zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt, </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte meint, es handele sich um Gemeinge&#173;brauch, den die Kl&#228;gerin unentgeltlich zu dulden </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">habe. Dar&#252;ber hinaus ergebe sich aus dem zwischen den Parteien geschlossenen schriftlichen Nutzungs&#173;vertrag, da&#223; Nachforderungen der Kl&#228;gerin f&#252;r die Zeit vor dem 1.7.1980 ausgeschlossen seien. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheit~n des Sach-und Streit&#173;standes wird auf den Inhalt der vorbereitenden Schrifts&#228;tze, sowie auf die zu den Akten gereichten Unterlagen, die Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhand&#173;lung waren, Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="h2 absatzLinks">E n t s c h eid u n g s g r &#252; n d e </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist begr&#252;ndet. Der Kl&#228;gerin steht der geltend gemachte Anspruch gem. &#167;&#167; 812 Abs. 1 Satz 1 </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">2. Alternative, 818 Abs. 2 BGB zu. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat die zur Errichtung der Lande-und Ladeeinrichtungen benutzten Teile der Bundeswasser&#173;stra&#223;e Rhein ohne rechtlichen Grund auf Kosten der Kl&#228;gerin erlangt. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Eine Bereicherung liegt bei der Erlangung von Ge&#173;brauchsvorteilen immer dann vor, wenn Aufwendungen erspart worden sind. Die Beklagte h&#228;tte bei ord&#173;nungsgem&#228;&#223;em Vorgehen, n&#228;mlich bei Abschlu&#223; des ihr angetragenen Nutzungvertrages, der Kl&#228;gerin das in diesem Vertrag festgesetzte Nutzungsentgelt zahlen m&#252;ssen. Dieses hat sie erspart und damit zugleich der Kl&#228;gerin entzogen (vgl. BGHZ 60, 365, 370; 20, 270, 275; RGZ 97, 310, 312). </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht der Beklagten geb&#252;hren die aus der Nutzung des Rheins f&#252;r Lande-und Ladeeinrich&#173;tungen gezogenen Vorteile der Kl&#228;gerin. Ein be&#173;reicherungsrechtlich gesch&#252;tztes Rechtsgut liegt immer dann vor, wenn und soweit dem Berechtigten hinsichtlich des betreffenden Gutes ein Unterlas&#173;sungsanspruch gegen&#252;ber Zugriffen Dritter zusteht (vgl. Reeb, Grundprobleme des Bereicherungsrechts, Seite 40). Diese Voraussetzung ist im vorliegenden Fall erf&#252;llt. Die Kl&#228;gerin kann von der Beklagten verlangen, die Nutzung des Rheines als Lande-und Ladeplatz zu unterlassen, &#167; 1004 Abs. 1 BGB. Die </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;gerin ist -unstreitig -Eigent&#252;merin der hier von der Beklagten genutzten Teile der Bundeswasser&#173;stra&#223;e Rhein, Art. 89 GG. Dieses Eigentumsrecht der Kl&#228;gerin ist privatrechtlicher Natur (vgl. BGHZ 28, 34, 37; 49, 68; Soergel-Siebert-Hartmann, BGB, 10. AufI., Art. 65 EGBGB Rdn. 7; Model-M&#252;ller, GG. 9. AufI., Art. 89 Anm. 1). </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist nicht gern. &#167; 1004 Abs. 2 BGB ver&#173;pflichtet, die entsch&#228;digungslose Nutzung hinzuneh&#173;men. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Zwar schlie&#223;en sich Duldung kraft Gemeingebrauch und vertragsgem&#228;&#223;e Gestattung gegen Verg&#252;tung gegensei&#173;tig aus (vgl. RGZ 132, 398 402; BGHZ 19, 85, 92). Die von der Beklagten in Anspruch genommene Be&#173;nutzung des Rheines ist aber nicht durch den Gemein&#173;gebrauch gedeckt. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Dabei kann es weder auf die Vorschriften aus dem Wasserhaushaltsgesetz (WHG) vom 16.10.1976 noch auf die Bestimmungen der landesrechtlichen Wassergesetze ankommen, und zwar auch nicht, soweit in diesen </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Gesetzen der Gemeingebrauch am Wasser geregelt ist. Denn im Wasserhaushaltsgesetz des Bundes und den </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Landeswassergesetzen ist die Materie "Wasser" ledig&#173;lich in ihrer Bedeutung f&#252;r den menschlichen Ge&#173;brauch und Verbrauch, also unter dem Gesichtspunkt der Wasserwirtschaft und der Landeskultur geregelt (vgl. Bundesverfassungsgerichts 21, 312, 321; OLG Bremen VersR 1977, 327, 328). Das Wasserhaushaltsge&#173;setz und die landesrechtlichen Wassergesetze befas&#173;sen sich nicht mit der Materie "Wasser" in ihrer Bedeutung als "Wasserstra&#223;e und Verkehrsweg". In dem hier zu entscheidenden Fall kommt es jedoch bei der Beurteilung des Gemeingebrauchs an der Bundeswasser&#173;stra&#223;e "Rhein" durch die Beklagte ausschlie&#223;lich auf deren Bedeutung als "Wasserstra&#223;e und Verkehrsweg" an; denn es geht um die Benutzung der Wasserstra&#223;e "Rhein" als Verkehrsweg. Aus diesem Grund ist f&#252;r die Bestimmung des Umfangs des Gemeingebrauchs am Rhein allein das Bundeswasserstra&#223;engesetz (BWassStrG) ma&#223;gebend (vgl. OLG Bremen a.a.O.). </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">In den &#167;&#167; 5 und 6 BWassStrG ist das Befahren der Bundeswasserstra&#223;en mit Wasserfahrzeugen und der </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Gemeingebrauch an ihnen geregelt. Danach darf jeder&#173;</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">mann im Rahmen der Vorschriften des Schiffahrts&#173;rechts einschlie&#223;lich des Schiffahrtsabgabenrechts sowie der Vorschriften des Bundeswasserstra&#223;enge&#173;setzes die Bundeswasserstra&#223;en mit Wasserfahrzeugen befahren. Nach &#167; 5 BWassStrG ergibt sich, da&#223; der sogenannte Gemeingebrauch zur Schiffahrt begrifflich auf das Befahren mit Wasserfahrzeugen beschr&#228;nkt ist, er schlie&#223;t also nicht etwa die Errichtung von Lande-oder Ladeeinrichtungen in ihren Betrieb ein (Frieseke, BWassStrG, 2. Aufl. 1981, &#167; 5 Rndr. 3). Ein besonderer Anliegergebrauch, wie ihn die Landes&#173;wasserstra&#223;engesetze und das Wasserhaushaltsgesetz kennen, findet nach dem Bundeswasserstra&#223;engesetz nicht statt (vgl Frieseke, a.a.O., &#167; 6 Rdnr. 2). Da es in dem hier zu entscheidenden Fall in Bezug auf den Rhein lediglich auf dessen Eigenschaft als Was&#173;serstra&#223;e und als Verkehrsweg ankommt, k&#246;nnen hier auch lediglich die Bestimmungen des Bundeswasser&#173;stra&#223;engesetzes und nicht diejenigen der Landeswas&#173;sergesetze und des Wasserhaushaltsgesetzes Anwendung finden. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Beklagten steht auch nicht ein im geltenden </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">&#246;ffentlichen Recht wurzelndes Benutzungsrecht an der </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Bundeswasserstra&#223;e Rhein zu, aus dem die Beklagte den Einwand der Verwirkung gegen&#252;ber den Anspr&#252;chen der Kl&#228;gerin herleiten k&#246;nnte. Die Beklagte behaup&#173;tet selbst nicht, da&#223; ihr ausdr&#252;cklich ein derarti&#173;ges Benutzungsrecht am Rhein verliehen worden sei. Die Beklagte beruft sich in diesem Zusammenhang lediglich darauf, da&#223; ihr die erforderlichen strom&#173;und schiffahrtspolizeilichen Genehmigungen erteilt worden seien. Eine solche Gebrauchserlaubnis schafft aber kein b&#252;rgerliches Recht auf Wassernutzung; Privatrecht und verwaltungsrechtliche Genehmigung sind wie im Wegerecht so auch hier streng auseinan&#173;derzuhalten (vgl. BGHZ 28, 34, 40). Die Beklagte kann aus dem Umstand, da&#223; ihr die vorgenannten Ge&#173;nehmigungen erteilt worden sind, nicht herleiten, da&#223; ihr auch ein Benutzungsrecht an dem Rhein ver&#173;liehen worden ist, welches sie einem auf &#167; 1004 BGB gest&#252;tzten Eigentumsfreiheitsanspruch mit Erfolg entgegensetzen k&#246;nnte. </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Dem von der Kl&#228;gerin geltend gemachten Anspruch </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">&#8226; </p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">steht auch der Grundsatz der Sozialpflichtigkeit des Eigentums nicht entgegen. Zwar unterscheidet sich das Gew&#228;ssereigentum nach Inhalt und Umfang vom Eigentum an anderen Grundst&#252;cken durch eine wesent&#173;lich st&#228;rkere inhaltliche Beschr&#228;nkung sowohl hin&#173;sichtlich der positiven Sachherrschaft als auch hinsichtlich des Rechts, andere von jeder Einwirkung auszuschlie&#223;en. Diese st&#228;rkere inhaltliche Beschr&#228;n&#173;kung des Gew&#228;ssereigentums ist geboten und gerecht&#173;fertigt, weil das nat&#252;rliche Angebot an Wasser nach Menge und Qualit&#228;t f&#252;r die wirtschaftliche Entwick&#173;lung eines Landes und f&#252;r die Erhaltung des Lebens &#252;berhaupt von entscheidender Bedeutung ist, und zwar mit der weiteren technischen Entwicklung und den steigenden Bed&#252;rfnissen eines jeden einzelnen im </p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">zunehmenden Ma&#223;e (vgl. BGHZ 49, 68, 72). </p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">In dem ihr als Eigent&#252;merin verbleibenden Verf&#252;&#173;gungsbereich darf und mu&#223; die Kl&#228;gerin aber auch die verm&#246;gensrechtlichen Belastungen der ihr obliegenden Unterhaltung der Bundeswasserstra&#223;en (&#167; 7 Abs. 1 Bundeswasserstra&#223;engesetz) in Betracht ziehen. Die Geltendmachung eines Nutzungsentgeltes steht daher </p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">&#8226; </p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">tA </p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">13 </p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">&#8226; </p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">dem Grundsatz, da&#223; die Kl&#228;gerin aus ihrem Gew&#228;sser&#173;eigentum kein privatwirtschaftlichen Nutzen ziehen soll (vgl. BGHZ 49, 68, 76), nicht entgegen. Die Kl&#228;gerin ist durch die Sozialpflichtigkeit des Ei&#173;gentums nicht gehalten, eine &#252;ber den in &#167;&#167; 5, 6 Bundeswasserstra&#223;engesetz geregelten Gebrauch hin&#173;ausgehende zus&#228;tzliche Nutzung ihres Eigentums ent&#173;sch&#228;digungslos hinzunehmen. </p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Gem. &#167; 818 Abs. 2 BGB hat die Beklagte Wertersatz f&#252;r die von ihr erlangte Nutzung fremden Eigentums zu leisten. Dabei kommt es auf die Behauptung der Beklagten, sie habe keinen Nutzen aus der Inan&#173;spruchnahme des Eigentums der Kl&#228;gerin gezogen, nicht an. An einer Bereicherung bei der Inanspruch&#173;nahme fremder Sachen fehlt es nur dann, wenn keine Aufwendungen erspart worden sind. Dies ist hier jedoch nicht der Fall. Die Kl&#228;gerin ist nicht ver&#173;pflichtet, die Inanspruchnahme ihres Eigentums in der hier geschehenen Art und Weise entsch&#228;digungslos zu dulden, so da&#223; die Beklagte bei ordnungsgem&#228;&#223;em Vorgehen -Abschlu&#223; eines ihr angetragenen Nutzungs&#173;vertrages -f&#252;r die Benutzung eine Entsch&#228;digung </p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">.. </p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">.. </p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">h&#228;tte zahlen m&#252;ssen. </p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Gegen die Berechnung und die H&#246;he des geltend ge&#173;</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">machten Nutzungsentgeites hat die Beklagte Einw&#228;nde </p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">nicht erhoben. </p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Sie kann sich ferner auch nicht mit Erfolg darauf </p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">berufen, da&#223; der zwischen den Parteien geschlossene </p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Vertrag &#252;ber die Nutzung ab dem 1.7.1980 Nutzungs&#173;</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">forderungen f&#252;r die davor liegenden Zeitr&#228;ume aus&#173;</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">schlie&#223;t. Insoweit reicht ihr Vorbringen nicht f&#252;r </p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">die Feststellung aus, da&#223; die Kl&#228;gerin mit Abschlu&#223; </p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">dieses Vertrages ausdr&#252;cklich oder stillschweigend </p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">auf die Geltendmachung von Forderungen aus der Zeit </p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">vor dem 1.7.1980 verzichtet hat. </p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ergibt sich aus &#167;&#167; 284, 286, 288 </p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">BGB. </p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentsche\idungen beruhen auf &#167;&#167; 91, 269 Abs. </p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">3 Satz 2, 709 ZPo. </p>
315,795
olgk-1982-08-10-21-uf-16981
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21 UF 169/81
"1982-08-10T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:06"
"2019-03-27T09:42:12"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1982:0810.21UF169.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Beschwerde des Antragsgegners wird das am 24. September 1981 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts - Familiengericht - K&#246;ln - 306 F 1262/79 - unter Aufrechterhaltung seines Tenors im &#252;brigen zu Ziffer 3. seines Tenors ge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p>Die elterliche Sorge &#252;ber das am 7. Juli 1973 geborene Kind Kat ja der Parteien wird dem Antragsgegner &#252;bertragen.</p> <p>Die Kosten des Beschwerdeverfahrens werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben am 12.5.1972 vor dem Standesamt K&#246;ln-Ost - Heiratsregister-Nr. 591/1972 - miteinander die Ehe geschlossen. Aus ihrer Ehe ist ein Kind, die am 7.7.1973 geborene Tochter L. hervorgegangen. Die Antragstellerin besitzt die deutsche Staatsangeh&#246;rigkeit; der Antragsgegner ist jugoslawischer Staatsangeh&#246;riger. Die Antragstellerin ist seit ihrem 13. Lebensjahr Vollwaise. Anschlie&#223;end lebte sie</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">im Haushalt ihrer kinderlos verheirateten Tante &#8211; einer Schwester ihrer verstorbenen Mutter <b>-, </b>der die Vormundschaft &#252;ber sie &#252;bertragen worden war. Im Alter von knapp 18 Jahren schlo&#223; sie ihre erste Ehe, womit es gem&#228;&#223; ihrer Darstellung folgende Bewandtnis hatte: die Antragstellerin war ab ihrem 15. Lebensjahr von ihrem Onkel - Ehemann ihrer vorgenannten Tante - fortw&#228;hrend unsittlich bel&#228;stigt worden und hatte zun&#228;chst nicht den Mut, dies ihrer Tante mitzuteilen. Als ihr Bruder heiratete, vertraute sie sich ihm an und bat ihn um Hilfe. Er vermittelte ihr die Bekanntschaft seines Freundes, der ihr nach Kenntnisnahme von dem Vorgefallenen seinen Beistand</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">versprach. Daraufhin fa&#223;te sie Mut und unterrichtete ihre Tante, worauf diese ihr zur Heirat mit dem Freund ihres Bruders riet. Diese Ehe wurde nach kurzer Zeit u. a.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">deshalb geschieden, weil ihr Ehemann, was sie erst nach der Heirat entdeckte, ein nichteheliches Kind hatte und die Beziehungen zur Mutter jenes Kindes auch nach seiner Verehelichung mit der Antragstellerin fortsetzte. Im Jahre 1964 heiratete die Antragstellerin ein zweites mal. Ein Jahr sp&#228;ter legt ihr zweiter Ehemann die Meisterpr&#252;fung ab und beide gingen nach S&#252;dafrika, wobei abgesprochen war, da&#223; man</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">nach zwei- bis dreij&#228;hrigem Auslandaufenthait in die Bundesrepublik Deutschland zur&#252;ckkehren werden. Da ihr Ehemann in der Folgezeit auf Dauer in S&#252;dafrika bleiben wollte und die Antragstellerin ihr Heimweh nicht &#252;berwinden konnte, trennten</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Eheleute sich vereinbarungsgem&#228;&#223; vor&#252;bergehend; die Antragstellerin kehrte allein nach Deutschland zur&#252;ck, wobei im Verlaufe eines sog. Probejahres festgestellt werden sollte, ob die Ehe aufrechterhalten werden k&#246;nne oder nicht. Kurz</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">vor Ablauf jenes Trennungsjahres kam ihr Ehemann in die Bundesrepublik Deutschland. Aufgrund einer Aussprache kamen beide &#252;berein, gemeinsam nach S&#252;dafrika zur&#252;ckzugehen und dort die Ehe miteinander forzusetzen. Die Antragstellerin k&#252;ndigte ihre Wohnung und ihr Arbeitsverh&#228;ltnis und buchte den R&#252;ckflug. Anl&#228;&#223;lich einer Abschiedsfeier mit ihren Freundinnen lernte sie den Antragsgegner kennen, der zun&#228;chst nur mit dem Ziel in die Bundesrepublik Deutschland gekommen war, so lange hier zu bleiben und zu arbeiten, bis er das f&#252;r die Anschaffung eines PKW ben&#246;tigte Geld zusammengespart haben werde. Nachdem die Parteien ihre Bekanntschaft gemacht hatten, verfestigten sich .ihre Beziehungen. Die zweite Ehe der Antragstellerin wurde geschieden und die Parteien heirateten. In der ersten Zeit lebten sie, auch nach der Geburt des Kindes im norddeutschen Raum, wo der Antragsgegner als Holzkaufmann besch&#228;ftigt war. Etwa ab Dezember 1974 bis etwa Mitte des Jahres 1975 war er vornehmlich im s&#252;ddeutschen Raum berufst&#228;tig, w&#228;hrend die Antragstellerin mit dem Kind weiterhin in Norddeutschland lebte. Sodann wechselte er seine Arbeitsstelle und ist seitdem als Leiter der Au&#223;enstelle Westerwald der Fa. I., des gr&#246;&#223;ten deutschen Holzexportunternehmens in J. t&#228;tig und ans&#228;ssig. Ende des Jahres 1975 &#252;bersiedelte die Antragstellerin mit dem Kind nach J., wo die Parteien fortan in einer Mietwohnung zusammenlebten.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Seit dem 26.12.1977 leben sie infolge des Auszuges der Antragstellerin aus der ehelichen Wohnung dauernd voneinander getrennt. L. befindet sich seitdem in der Obhut ihrer Mutter.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">In der ersten Zeit der Trennung lebte die Antragstellerin mit dem Kind in M., wo sie eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit K&#252;che, Diele und Bad angernietet hatte. Gleichzeitig nahm sie ihren nach der Heirat der Parteien nicht mehr ausge&#252;bten Beruf als Sekret&#228;rin wieder auf. W&#228;hrend ihrer ganzt&#228;gigen T&#228;tigkeit war Kat ja in einem nahe gelegenen Kinderhort untergebracht. In der Folgezeit machte die Antragstellerin die</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Bekanntschaft der Zeugin T., woraus sich ein freundschaftliches Verh&#228;ltnis entwickelte. Etwa im September 1979 &#252;bersiedelte sie mit L. von M. nach Q.-E., wo sie im Hause der Familie T. eine DreiZimmer-Wohnung mit K&#252;che, Diele und Bad bezog. Am 5.8.1980 wurde L. eingeschult. Nach Schulschlu&#223; besuchte sie weiterhin einen Kinderhort. Ansonsten wurde sie von ihrer zun&#228;chst noch voll berufst&#228;tigen Mutter, im Bedarfsfalle auch von der Zeugin T. betreut. Im Sp&#228;tsommer 1981 verzog die Antragstellerin mit L. von Q.-E. nach N.-X., wo sie im sog. W. Zentrum, einem Hochhausikomplex eine im 14. Stock gelegene Drei-Zimmer-Wohnung mit K&#252;che, Diele und Bad angernietet hat, in der L. ein eigenes, kindgerecht eingerichtetes Zimmer zur Verf&#252;gung steht. Zur Zeit besucht L. die 2. Klasse der Albert-Schweitzer-Grundschule in X.. Im Anschlu&#223; an den Schulbesuch geht sie in einen Kinderhort, von wo aus sie in einer benachbarten Mensa ,das Mittagessen einnimmt. Die Antragstellerin hat die Dauer ihrer beruflichen T&#228;tigkeit auf die Zeit von 8,30 Uhr bis 14,30 Uhr reduziert und holt L. nach Arbeitsschlu&#223; im Hort :ab. Etwa im Jahre 1980 hatte die Antragstellerin einen damals verheirateten Tunesier namens N., Angeh&#246;rigen der Botschaft seines Landes in der Bundesrepublik Deutschland kennen, gelernt. Diese Beziehung ist gem&#228;&#223; ihren Angaben inzwischen beendet. Gegenw&#228;rtig unterh&#228;lt sie ein ehe&#228;hnliches Verh&#228;ltnis zu einem verheirateten &#196;gypter namens G., der in der Bundesrepublik Deutschland als Versicherungskaufmann t&#228;tig ist, und den sie ggffls. nach dem Ausspruch der Scheidung seiner Ehe heiraten will.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Seitdem die Parteien dauernd voneinander getrennt leben, bestehen zwischen dem Antragsgegner und L. h&#228;ufige Besuchskontakte, wobei die einzelnen Besuchszeiten einschlie&#223;lich regelm&#228;&#223;iger gemeinsamer Urlaubszeiten des Antragsgegners und des Kindes bislang ohne gerichtliche Regelung nach jeweiliger Absprache der Eltern erfolgen. Im Juli 1979 hatte die Antragstellerin bei dem Familiengericht K&#246;ln - 307 F 1173/79 - den Antrag gestellt, ihr f&#252;r die Dauer des Getrenntlebens gem&#228;&#223; &#167; 1672 BGB die elterliche Sorge &#252;ber L. zu &#252;bertragen. Nachdem in der Folgezeit das von beiden Parteien betriebene Ehescheidungsverfahren anh&#228;ngig geworden war, ist das vorgenannte Verfahren als Verfahren der einstweiligen Anordnung im Rahmen des Ehescheidungsverfahrens - 307 F 1269/79 EA - So - fortgef&#252;hrt worden. Im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung vom 17.12.1979 hat der Antragsgegner i sich damit einverstanden erkl&#228;rt, da&#223; der Antragstellerin f&#252;r die Dauer des Getrenntlebens die elterliche Sorge &#252;ber L. &#252;bertragen werde, worauf das Familiengericht mit Beschlu&#223; vom gleichen Tage zu ihren Gunsten eine auf jene Vereinbarung gest&#252;tzte einstweilige Anordnung erlassen hat. Etwa ein Jahr sp&#228;ter hat der Antragsgegner beantragt, nunmehr ihm f&#252;r die Dauer des Getrenntlebens die elterliche Sorge &#252;ber das Kind zu &#252;bertragen. Das Familiengericht hat diesen Antrag als Ab&#228;nderungsantrag gem&#228;&#223; &#167; 620 b ZPO aufgefa&#223;t und durch Beschlu&#223; vom 13.7.1981 - 306 F 1269/79 b EA - So <b>-,</b> dessen Inhalt hiermit in Bezug genommen wird, zur&#252;ckgewiesen. Die vom Antragsgegner gegen diesen Beschlu&#223; eingelegte sofortige Beschwerde ist durch Senatsbeschlu&#223; vom 10.9.1981- 21 WF 107/81 OLG K&#246;ln <b>-, </b>dessen Inhalt hiermit ebenfalls in Bezug genommen wird, verworfen worden. Im Verfahren betreffend die Regelung der nachehelichen elterlichen Sorge (Scheidungsfolgesache) haben beide Parteien mit einander widerstreitenden Antr&#228;gen die &#220;bertragung der elterlichen Sorge zu ihren Gunsten erstrebt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Das Familiengericht hat den Sachverhalt von Amts wegen aufgekl&#228;rt und zu diesem Zweck u<b>. </b>a. die Eltern und das Kind angeh&#246;rt, Berichte der verfahrensbeteiligten Jugend&#228;mter eingeholt und &#252;ber die Frage, bei welchem Elternteil die Entwicklung</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">und Erziehung des Kindes auf Dauer besser gew&#228;hrleistet ist, Beweis erhoben durch Einholung eines schriftlichen psychologischen Sachverst&#228;ndigengutachtens, mit dessen Erstattung der Direktor des Psychologischen Instituts der Universit&#228;t N., Professor Dr. rer. nat. V. beauftragt worden ist, der das Sachverst&#228;ndigengutachten am</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">11.3.1981 erstattet hat.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Durch am 24.9.1981 verk&#252;ndetes Verbundurteil hat das Familiengericht die Ehe der Parteien geschieden, den &#246;ffentlich rechtlichen Versorgungsausgleich durchgef&#252;hrt und die elterliche Sorge f&#252;r L. f&#252;r die Zeit nach rechtskr&#228;ftiger Ehescheidung der Antragstellerin &#252;bertragen. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung der nachehelichen Sorgerechtsentscheidung hat das Familiengericht im wesentlichen ausgef&#252;hrt, da nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme nicht festgestellt werden k&#246;nne, da&#223; einer der beiden Elternteile die eindeutig bessere Gew&#228;hr f&#252;r das Kindeswohl biete, habe zugunsten der Antragstellerin das sog. Kontinuit&#228;tsprinzip den Ausschlag geben m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben in Ansehung dieses Verbundurteils mit Ausnahme der Sorgerechtsentscheidung auf die Einlegung von Rechtsmitteln, Anschlu&#223;rechtsmitteln und das Antragsrecht nach &#167; 629 c ZPO verzichtet.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner hat gegen das ihm am 12.10.1981 zugestellte Urteil bez&#252;glich der Sorgerechtsentscheidung, deren weiterer Inhalt hiermit in Bezug genommen wird, mit einer am 15.10.1981 bei dem Oberlandesgericht eingegangenen Schrift</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Beschwerde eingelegt und das Rechtsmittel am 16.11.1981 - Montag - begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner beantragt,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter teilweiser Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils vom 24.9.1981 die elterliche Sorge &#252;ber das Kind L.auf ihn zu &#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">die Beschwerde zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">:Wegen des Vorbringens der Parteien wird auf den in der m&#252;ndlichen Verhandlung vorgetragenen Inhalt der zwischen ihnen gewechselten Schrifts&#228;tze nebst s&#228;mtlichen Anlagen erg&#228;nzend Bezug genommen. Der Senat hat weitere Amtsermittlungen durchgef&#252;hrt. Zu diesem Zweck hat er erg&#228;nzende Berichte der verfahrensbeteiligten Jugend&#228;mter eingeholt, die Parteien, das Kind sowie die Vertreterin des Jugendamtes der Stadt N. angeh&#246;rt, die Zeuginnen T. und B. - letztere ist die derzeitige Lebensgef&#228;hrtin des Antragsgegners - vernommen und den Sachverst&#228;ndigen Professor Dr. V. um Erl&#228;uterung seines schriftlichen Gutachtens gebeten, die im Termin zur</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">m&#252;ndlichen Verhandlung vom 16.2.1982 erfolgt ist. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Ferner hat der Senat auf der Grundlage der hiermit in Bezug genommenen Beschl&#252;sse vom 2.3. und vom 22.6.1982 Beweiserhebung durch Einholung weiterer psychologischer Sachverst&#228;ndigengutachten (Hauptgutachten und Erg&#228;nzungsgutachten) angeordnet, mit deren Erstattung der Leiter des Gerichtspsychologischen</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Instituts der Universit&#228;t C., Dr. D. oder dessen Vertreter im Amt beauftragt worden ist. Diese Gutachten, auf deren Inhalt verwiesen wird, sind am 12.5. und 20.7.1982 erstattet und von der Verfasserin, der am vorgenannten Institut t&#228;tigen Dipl. Psychologin Dr. U. in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 27.7.1982 erl&#228;utert worden.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Wegen des Ergebnisses der sonstigen, im zweiten Rechtszuge durchgef&#252;hrten Amtsermittlungen wird auf die Berichte der verfahrensbeteiligten Jugend&#228;mter vom 26.1. und vom 5.2.1982 nebst Anlagen und den Inhalt der Sitzungsniederschrift vom</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">27.7.1982 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde des Antragsgegners ist zul&#228;ssig (&#167;&#167; 629 a Abs. 2 Satz 1,621 Abs. 1 Nr. 1, 621 e Abs. 1, Abs. 3,516, 519 Abs. 1, Abs. 2 ZPO) und sachlich gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung der Frage, welcher der beiden inzwischen rechtskr&#228;ftig geschiedenen Parteien die elterliche Sorge &#252;ber L. zu &#252;bertragen ist, beurteilt sich nach deutschem materiellen Recht. Das ergibt sich aus den Bestimmungen des &#220;bereinkommens &#252;ber die Zust&#228;ndigkeit der Beh&#246;rden und das anzuwendende Recht auf dem Gebiet des Schutzes von Minderj&#228;hrigen - MSA - vom 5.10.1961 (BGBI 1971 11 217), wonach sich die internationale Entscheidungszust&#228;ndigkeit der Gerichte und ebenso das von ihnen anzuwendende Recht bez&#252;glich der Ma&#223;nahmen zum Schutz der Person und des Verm&#246;gens des Minderj&#228;hrigen danach bestimmen, wo der Minderj&#228;hrige seinen gew&#246;hnlichen Aufenthalt hat; Art. 1,2 MSA. Das Kind der Parteien hat seinen gew&#246;hnlichen Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland, wo es seit seiner Geburt st&#228;ndig lebt. Zu den Ma&#223;nahmen im Sinne des vorgenannten Abkommens rechnet auch die Entscheidung &#252;ber die Regelung der nachehelichen</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">elterlichen Sorge (vergI. BGHZ 60, 68; BayOblGE 1974, 106; 1978, 115; KG FamRZ 1974, 144).</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Da die geschiedenen Eltern des Kindes L. keinen gemeinsamen, inhaltlich &#252;bereinstimmenden Vorschlag gemacht haben, mu&#223; der Senat von sich aus diejenige Regelung treffen, die dem Wohle des Kindes am besten entspricht, wobei seine Bindungen, insbesondere seine Bindungen an die Eltern zu ber&#252;cksichtigen sind; &#167; 1671 Abs. 2 BGB. Ferner bestimmt &#167; 1671 Abs. 4 BGB, da&#223; die nacheheliche elterliche Sorge abgesehen von dem hier nicht einschl&#228;gigen Sonderfall ihrer Aufteilung</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">(Aufspaltung) in Personen- und Verm&#246;genssorge einem Elternteil &#252;bertragen werden mu&#223;. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Ausgehend von diesen Rechtsgrunds&#228;tzen mu&#223;te die nacheheliche elterliche Sorge dem Antragsgegner &#252;bertragen werden. Diese Regelung wird auf grund des Ergebnisses der gesamten Amtsermittlungen, vornehmlich der in beiden Instanzen eingeholten Sachverst&#228;ndigengutachten dem Wohle des minderj&#228;hrigen Kindes L. gegenw&#228;rtig am besten gerecht.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Bereits die &#228;u&#223;eren Lebensumst&#228;nde des Vaters - Wohnlage und n&#228;heres Umfeld - sind dem Wohlergehen des Kindes dienlicher als die entsprechenden Lebensverh&#228;ltnisse der Mutter, wenngleich diesem Gesichtspunkt bei der zu treffenden Entscheidung keineswegs ein ausschlaggebender Stellenwert beigemessen</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">werden kann, er hierf&#252;r vielmehr allenfalls von sekund&#228;rer Bedeutung ist. Der Antragsgegner bewohnt seit Juni 1981 ein von ihm am Stadtrand von J. neu erbautes</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Einfamilienhaus, zu dem ein Garten geh&#246;rt, und das nahe am Wald liegt. Deshalb ist es gerechtfertigt, von mehr l&#228;ndlichen als st&#228;dtischen Wohn- und Umweltverh&#228;ltnissen auf seiten des Antragsgegners auszugehen. Demgegen&#252;ber hat die Antragstellerin gegenw&#228;rtig eine im sog. Hochhauszentrum in N.-X. im 14. Stock gelegene Wohnung inne, so da&#223; ihre Wohnverh&#228;ltnisse einschlie&#223;lich des n&#228;heren Umfeldes</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">von ausgesprochen st&#228;dtischen Charakter sind. Diese unterschiedlichen &#228;u&#223;eren Lebensverh&#228;ltnisse beider Eltern m&#246;gen jeweils f&#252;r sich eine Reihe einzelner Vor- und Nachteile bieten, die indessen im vorliegenden Fall keiner n&#228;heren Er&#246;rterung</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">und Abw&#228;gung bed&#252;rfen. Denn entscheidend ist, da&#223; L. gem&#228;&#223; den gutachtlichen Feststellungen der Sachverst&#228;ndigen Dr. U. - vergI. etwa S. 11, 15 des Gutachtens</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">vom 12.5.1982 -, die sich gleicherma&#223;en auf Beobachtungen des kindlichen Verhaltens und das Ergebnis etlicher psychologischer Testverfahren gr&#252;nden, von ihrer gesamten Interessenlage her weit mehr ein Landkind als ein Stadtkind ist. Ihre Vorliebe</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">geh&#246;rt der Besch&#228;ftigung mit allem Lebendigen - Tiere, B&#228;ume, Blumen - in freier Natur, wo sie sich viel lieber aufh&#228;lt und entsprechend besch&#228;ftigt als in der Wohnung. Da&#223; so gesehen die &#228;u&#223;eren Lebensverh&#228;ltnisse des Antragsgegners dem Kind die ungehinderte Entfaltung und Bet&#228;tigung seiner Neigungen besser erm&#246;glichen, bedarf keiner weiteren Begr&#252;ndung. </p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Ausschlaggebendes Gewicht f&#252;r die zu treffende Entscheidung kommt indessen der Beantwortung der Frage zu, welcher Elternteil angesichts seiner gesamten Pers&#246;nlichkeit, vornehmlich seiner charakterlichen Veranlagung und Bef&#228;higung voraussichtlich in besserer Weise die Gew&#228;hr f&#252;r die Bef&#246;rderung des geistig-seelischen Teilbereiches des kindlichen Wohlergehens zu bieten vermag. Diese Frage ist nach Ansicht des Senats dahin zu beantworten, da&#223; hierf&#252;r zur Zeit der Antragsgegner die bessere Gew&#228;hr bietet. Um diese f&#252;r die Entscheidung letztlich ausschlaggebende Feststellung treffen zu k&#246;nnen, mu&#223;te vornehmlich ergr&#252;ndet werden, wie die wechselseitigen Neigungen und Bindungen des Kindes und des jeweiligen Elternteils in quantitativer und qualitativer Hinsicht beschaffen sind und ob sich bei vergleichender Gegen&#252;berstellung sp&#252;rbare Unterschiede erkennen lassen. Art, Umfang und Intensit&#228;t dieser wechselseitigen Neigungen und Bindungen, denen auch der Gesetzgeber gem&#228;&#223; &#167; 1671 Abs. 2 BGB besonderes Gewicht zuerkannt hat, kommt f&#252;r die Entscheidung aus dem Grunde ma&#223;gebliche Bedeutung zu, weil ein Kind nach gesicherten psychologischen Erkenntnissen und Erfahrungen jedenfalls auf Dauer gesehen nur dann von Sch&#228;den oder ernstlicher Gef&#228;hrdung seines Wohlergehens bewahrt bleiben kann, wenn es sich in einer wechselbez&#252;glichen, gen&#252;gend tragf&#228;higen und vor allem stetigen Bindung zu dem betreffenden Elternteil beh&#252;tet und geborgen wei&#223; und verm&#246;ge dieser Grundlage zu einem f&#252;r die erfolgreiche Bew&#228;ltigung, aller Probleme und Konflikte des Daseins gen&#252;gend ger&#252;steten,</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">lebenstauglichen Menschen heranwachsen kann. Gleicherma&#223;en ist auch eine erfolgreiche, f&#252;r die Gew&#228;hrleistung des Kindeswohls unerl&#228;&#223;lich wichtige Erziehung ohne Erf&#252;llung der vorgenannten Voraussetzungen auf Dauer nicht m&#246;glich; jede</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Erziehung, die dem Kind vornehmlich die f&#252;r seine ordnungsgem&#228;&#223;e, ungest&#246;rte Entwicklung notwendige F&#228;higkeit zur Integration in vielf&#228;ltige soziale Gemeinschaften - Kindergarten, Hort, Schule, Spielgemeinschaften etc. - durch eigenes Verhalten vorleben und auf diese Weise vermitteln mu&#223;, weil sich ein Leben in unserem Kulturkreis nur innerhalb solcher Gemeinschaften bei notwendiger Befolgung der damit an den Einzelnen vorgegebenen Anforderungen in sinnvoller Weise vollziehen kann, ist f&#252;r das Kind, soll sie von ihm angenommen und befolgt werden, mit Verzichtenm&#252;ssen verbunden.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Diese Verzichtsleistungen wiederum werden vom Kind in jungen Lebensjahren zun&#228;chst nur aus Liebe und Zuneigung zur Erziehungsperson erbracht; die rationale Best&#228;tigung oder Ablehnung schlie&#223;t sich erst in sp&#228;teren Lebensjahren an Kinder,</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">die ohne stetige und gen&#252;gend stabile wechselseitige Zuneigungen und Bindungen zwischen ihnen und dem erziehenden Elternteil aufwachsen, sind zur Erbringung derartiger Verzichtsleistungen nicht bereit, k&#246;nnen es notwendigerweise auch nicht sein, weil ihnen die daf&#252;r erforderliche Liebe und Zuwendung der Erziehungsperson fehlt, die sich im steten Wechselspiel mit ihrer Annahme und Erwiderung durch das Kind vollziehen mu&#223;. Besteht ein solches Defizit, dann k&#246;nnen diese Kinder die Bildung von Normen und Werten, vornehmlich Ein- und Unterordnung bez&#252;glich der Anforderungen des Lebens in der Gemeinschaft, das ohne intakte ElternKind-</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Beziehung als gewisserma&#223;en kleinster Nenner menschlicher Gemeinsamkeit nicht erfahren und erlebt werden kann, sp&#228;ter auf rationalem Wege allein nicht mehr ausgleichen, was geradezu zwangsl&#228;ufig zu Gef&#228;hrdungen und letztlich auch Sch&#228;den des Kindeswohls bis hin zu schwerwiegenden Verhaltensst&#246;rungen f&#252;hren mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Aus allen diesen Gr&#252;nden spielen Art, Umfang und Intensit&#228;t der wechselseitigen emotionalen Bindungen und Neigungen zwischen dem Kind und dem betreffenden Elternteil f&#252;r die Sorgerechtsentscheidung eine besonders bedeutsame Rolle.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Aufgrund des ausf&#252;hrlichen, eingehend und sorgf&#228;ltig begr&#252;ndeten Gutachtens der Sachverst&#228;ndigen Dr. U., das in seinem Kern mit den von dem Sachverst&#228;ndigen Professor Dr. V. getroffenen Feststellungen in Einklang steht, ist der Senat davon &#252;berzeugt, da&#223; die wechselseitigen emotionalen Bindungen zwischen dem Antragsgegner und L. ebenso wie die beiderseitigen Neigungen st&#228;rker und auch stabiler sind als das auf Seiten und gegen&#252;ber der Antragstellerin der Fall ist. Da&#223; es sich - jedenfalls zur Zeit - so verh&#228;lt, ist das Ergebnis bestimmter Entwicklungsprozesse und der in ihrem Verlauf von Kat ja gewonnenen Erfahrungen, die durch die ihnen</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">zugrundeliegenden, unterschiedlichen Veranlagungen ihrer Eltern bestimmt worden sind. Der Antragsgegner hat eine au&#223;erordentlich enge Beziehung zu L., mit der er sich, nachdem das Kind dem Babyalter entwachsen war, gem&#228;&#223; den &#252;bereinstimmenden Angaben der Parteien gegen&#252;ber der Sachverst&#228;ndigen Dr. U. in vielf&#228;ltiger Weise eingehend besch&#228;ftigt hat, was bei ihm im Laufe der Zeit zu einem besonders engen Verbundenheits- und Zusammengeh&#246;rigkeitsgef&#252;hl mit dem Kind gef&#252;hrt hat, welches von dem Kind vorbehaltlos angenommen und in gleicher Weise erwidert wird. F&#252;r die intensive Besch&#228;ftigung des Antragsgegners mit dem Kind und ihre positiven Auswirkungen im vorgenannten Sinne legt abgesehen von</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">allem anderen insbesondere die Tatsache beredtes Zeugnis ab, da&#223; L. von ihm die slowenische Sprache derart weitgehend erlernt hat, da&#223; sie diese inzwischen perfekt beherrscht, wobei beide dieses spezifische Kommunikationsmittel gelegentlich ganz bewu&#223;t einsetzen, um einen nur ihnen verst&#228;ndlichen und folglich nur von ihnen erlebbaren Umgang miteinander pflegen zu k&#246;nnen; von der Sachverst&#228;ndigen Dr. U. sehr anschaulich als sog. inselgleiche Kommunikation umschrieben. Ausflu&#223; der sehr engen Vater-Kind-Bindung ist weiter, da&#223; L. f&#252;r den Antragsgegner eine geradezu dominierende Rolle spielt: zum einen findet er sich mit seinen Pers&#246;nlichkeitsanlagen</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">und seinen Interessenschwerpunkten in seiner Tochter gleichsam widergespiegelt, was ein Erleben h&#246;her &#220;bereinstimmung und Verbundenheit nach sich zieht. Zum anderen spielte das Kind f&#252;r ihn in der Vergangenheit, nachdem die Ehe der Parteien bereits vor ihrem endg&#252;ltigen Scheitern nicht mehr harmonisch verlaufen war, eine bedeutsame Rolle als Partnerersatz, was allerdings eine gewisse Gef&#228;hrdung des angesichts seines Lebensalters mit dieser Rolle &#252;berforderten und hierdurch in eine zu starke Abh&#228;ngigkeit vom Antragsgegner gedr&#228;ngten Kindes besorgen lie&#223;. Inzwischen ist diese Gefahr indessen ausger&#228;umt, nachdem der Antragsgegner, wie noch in anderweitigem Zusammenhang n&#228;her darzulegen sein wird, eine ehe&#228;hnliche Beziehung zu einer anderen Frau, die er in K&#252;rze heiraten wird, aufgebaut hat, was wiederum zur Folge haben wird, da&#223; er das Kind aus der drohenden zu starken Bindung zu entlassen vermag. Die enge Bindung des Antragsgegners an das Kind wird von L. vorbehaltlos angenommen und erwidert, was nach den gutachtlichen Feststellungen nicht zuletzt auch darauf zur&#252;ckzuf&#252;hren ist, da&#223; L.das an geltenden Normen ausgerichtete, konservativer Einstellung entsprechende Erziehungsverhalten</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">des von ihr als echter Autorit&#228;tsperson erlebten und empfundenen Vaters voll akzeptiert. Nach alledem m&#252;ssen die engen und stabilen wechselbez&#252;glichen, zwischen dem Antragsgegner und dem Kind bestehenden emotionalen Bindungen und Neigungen und die Art der Erziehung, wie sie der Antragsgegner entsprechend seinen Vorstellungen und seiner gesamten Mentalit&#228;t dem Kinde angedeihen l&#228;&#223;t, als dem Kindeswohl f&#246;rderlich und g&#252;nstig bezeichnet werden: L. findet bei ihrem Vater Halt, Geborgenheit und Sicherheit; sie wei&#223; sich ihm in gegenseitiger, liebevoller und vertrauender Zuwendung verbunden und empfindet ihn als Vorbild und Autorit&#228;tsperson, wobei er ihr verm&#246;ge seiner ausgeglichenen, gen&#252;gend selbstsicheren Pers&#246;nlichkeit und seines Festhaltens an bestimmten Wertvorstellungen und Prinzipien eine stete, konsequent durchgef&#252;hrte Erziehung vermitteln kann.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Andererseits ist der Senat schon aufgrund des pers&#246;nlichen Eindrucks, den er von der Antragstellerin gewonnen hat, davon &#252;berzeugt, da&#223; auch sie dem Kind von Herzen zugetan und willens ist, sein Wohlergehen in der erforderlichen, vorstehend</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">n&#228;her beschriebenen Weise nach besten Kr&#228;ften zu bef&#246;rdern. Zur Erreichung dieses Ziels ist sie jedoch, bedingt durch ihre andersartige, letztlich schicksalhaft gepr&#228;gte Pers&#246;nlichkeit nicht in gleichem Ma&#223;e bef&#228;higt wie der Antragsgegner. Davon, da&#223; es sich so unterschiedlich verh&#228;lt, mu&#223; nach Ansicht des Senats auf grund des Ergebnisses der gesamten Amtsermittlungen, vornehmlich aufgrund des Ergebnisses</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">der in beiden Rechtsz&#252;gen erstatteten Sachverst&#228;ndigengutachten ausgegangen werden. Das Erziehungsverhalten der Antragstellerin gegen&#252;ber dem Kind wird eher durch Nachgiebigkeit und gew&#228;hrende Haltung bestimmt. Dies wiederum erm&#246;glicht es L. nicht gen&#252;gend, die Mutter als echte Autorit&#228;tsperson zu empfinden, gibt dem Kind das Gef&#252;hl des gelegentlichen Alleingelassenseins, der nicht immer gen&#252;gend vorhandenen m&#252;tterlichen Zuwendung, wobei hinzukommt, da&#223; L. in der Angst lebt, die Mutter zu verlieren: das Kind ist sich, auf einen kurzen Nenner gebracht, im Gegensatz zum Vater der Mutter nicht ganz sicher. Die ma&#223;gebliche Ursache dieses dem Kindeswohl in vergleichender Gegen&#252;berstellung zur Gew&#228;hrleistung dieser Voraussetzung durch den Antragsgegner weniger g&#252;nstigen Umstandes d&#252;rfte nach den gutachtlichen Feststellungen beider Sachverst&#228;ndiger in der letztlich schicksalhaft gepr&#228;gten Pers&#246;nlichkeit der Antragstellerin geIegen sein, die einerseits nicht ohne einen Partner leben kann, andererseits aber Schwierigkeiten hat, im pers&#246;nlichen Lebensbereich auf Dauer angelegte Partnerschaftsbeziehungen einzugehen</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">und durchzustehen. Dies zeigt sich unter notwendiger Zugrundelegung der zur Beurteilung ihrer Eignung als Tr&#228;gerin der nachehelichen elterlichen Sorge gebotenen Gesamtschau und Gesamtwertung ihrer Pers&#246;nlichkeit nicht nur an der Tatsache</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">ihrer drei gescheiterten Ehen, insbesondere daran, da&#223; sie bei der au&#223;erehelichen Partnersuche und Partnerwahl solche Konstellationen bevorzugt, denen gleichsam von vornherein nur wenig Verl&#228;&#223;lichkeit auf Bestandskraft beigemessen werden kann. Nach der Trennung der Parteien hat sie unter Zugrundelegung ihres eigenen Vorbringens nacheinander ehe&#228;hnliche Beziehungen zu zwei jeweils verheirateten Ausl&#228;ndern angekn&#252;pft, was mit Blick auf die Ungewi&#223;heit eines Ehescheidungsverfahrens und des dauernden Verbleibs des jeweiligen Partners in der Bundesrepublik Deutschland bzw. die im Falle von der Antragstellerin beabsichtigter Eheschlie&#223;ung mit einem solchen Partner ggffls. bestehende Notwendigkeit,</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">den insk&#252;nftigen Lebensmittelpunkt ins Ausland verlagern zu m&#252;ssen, nicht unproblematisch ist. Soweit es die daraus erwachsenen Auswirkungen auf das Kindeswohl angeht, gilt im weiteren folgendes: L. hat die Mutter als den Elternteil erlebt und in Erinnerung behalten, der die Familie verlassen hat. Daraus und aus dem Verlauf der sp&#228;teren Partnerschaften der Antragstellerin hat sich die Angst des Kindes entwickelt, es k&#246;nne die Mutter verlieren. Um dieses Angstgef&#252;hl verdr&#228;ngen zu k&#246;nnen, hat L. bestimmte Abwehrmechanismen entwickelt, sie hat sich den W&#252;nschen und Erwartungen der Mutter derart weitgehend angepa&#223;t, da&#223; die Antragstellerin in ihrer</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">subjektiven Vorstellung davon &#252;berzeugt ist, es handle sich jeweils um die eigenen Vorstellungen und W&#252;nsche des Kindes, sie bewege sich, bildlich ausgedr&#252;ckt, mit ihm auf einer Ebene, w&#228;hrend aber das Kind in Wirklichkeit, von der Mutter unbemerkt, aus den angef&#252;hrten Gr&#252;nden seine wahren W&#252;nsche und Vorstellungen nicht &#228;u&#223;ert. Wie wenig dienlich dieser Anpassungsproze&#223; dem kindlichen Wohlergehen ist, haben die psychologischen Feststellungen deutlich ergeben: L. vermeidet</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">mit &#228;ngstlicher Sorgfalt jede Konfliktsituation, ist nie agressiv und vermittelt so aller Welt den - t&#228;uschenden - Eindruck eines unbeschwerten, fr&#246;hlichen, allezeit ausgeglichenen und rundum zufriedenen Kindes. Daraus ist ein Unverm&#246;gen des Kindes zu bef&#252;rchten, sich Konflikten erforderlichenfalls zu stellen, sich mit ihnen in der gebotenen Weise auseinanderzusetzen und sie auf diese Weise erfolgreich bew&#228;ltigen zu k&#246;nnen. Die Bindungsschwierigkeiten der Mutter bedeuten f&#252;r das Kind desweiteren, da&#223; ihm ein Vorbild fehlt, welches ihm die Bef&#252;rwortung stetiger Bindungen mit dem erkennbaren Vorteil des eigenen Halts in derartigen Bindungen vermittelt. L. hat an ihrer Mutter keine solche St&#252;tze, wie sie eine auf Dauer angelegte, in sich gefestigte Gemeinschaft ihren Mitgliedern zuteil werden l&#228;&#223;t. Das Kind hat kein Vertrauen in die Dauerhaftigkeit von Bindungen zu entwickeln vermocht und kann sich der Unterst&#252;tzung anderer nicht sicher f&#252;hlen - auch insoweit erkl&#228;rt sich seine st&#228;ndige Angst, die Mutter zu verlieren <b>-, </b>weil es in seinem unmittelbaren</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">kindlichen Lebensbereich derartige, auf Dauer angelegte Bindungen noch nicht erlebt und erfahren hat. Endlich wird auch der Wert derartiger dauerhafter Bindungen in den Augen des Kindes herabgesetzt, weil die Antragstellerin als die f&#252;r seine bisherige Entwicklung ma&#223;gebliche Bezugsperson ihm diese nicht als ein erstrebenswertes Ziel vorzuleben vermocht hat. Aus den im pers&#246;nlichen Bereich folgenden</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Unsicherheiten resultiert verst&#228;ndlicherweise auch ihre nachgiebige, gew&#228;hrende Erziehungshaltung dem Kind gegen&#252;ber, was seinem Wohlergehen schon deshalb nicht f&#246;rderlich sein kann, weil es auf diese Weise derjenigen Lenkung und Leitung</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">ermangelt, die es nach dem Ergebnis des vom Senat eingeholten Sachverst&#228;ndigengutachtens voll akzeptiert und auf sich angewendet wissen will: konsequente, gen&#252;gend autorit&#228;re Erziehung durch den ma&#223;geblichen Elternteil. Daf&#252;r, da&#223; im</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">pers&#246;nlichen Lebensbereich der Mutter und ihrem gesamten Verhalten dem Kinde gegen&#252;ber in n&#228;herer Zukunft ein grundlegender Wandel eintreten k&#246;nnte, ist gegenw&#228;rtig nichts ersichtlich. Eher mu&#223; nach den sachverst&#228;ndigen Feststellungen der Gutachter bef&#252;rchtet werden, da&#223; sie weiterhin auf der Suche nach Bindungen bleiben, hierauf einen nicht unerheblichen Teil ihrer Emotionalit&#228;t und Lebensenergie verwenden, weiterhin Unruhe in das Leben des Kindes hineintragen und insbesondere seine Angst vor dem Verlust der Mutter nicht abbauen k&#246;nnen wird.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Diese Verlustangst wiederum ist es, welche die Bindungen und Neigungen des Kindes gegen&#252;ber der Mutter jedenfalls zur Zeit ma&#223;geblich bestimmt, verbunden mit seiner Hoffnung, da&#223; die von L. bislang nicht immer als zureichend empfundene</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Beachtung und Erf&#252;llung ihrer Vorstellungen und W&#252;nsche ihr durch die Antragstellerin doch nocht zuteil werden w&#252;rde, wenn die Beziehung zur Mutter aufrechterhalten wird. </p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Nach alle dem ist zur &#220;berzeugung des Senats die Folgerung gerechtfertigt, da&#223; die wechselseitigen Neigungen und Bindungen zwischen dem Kind und seinem Vater st&#228;rker, insbesondere erheblich stabiler, weil nicht mit &#196;ngsten und Unsicherheiten</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">des Kindes belastet sind, wobei der Antragsgegner auch die bessere Gew&#228;hr f&#252;r stetiges, konsequentes Erziehungsverhalten zu bieten vermag.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Dabei verkennt der Senat nicht, da&#223; gerade bei noch j&#252;ngeren Kindern dem sog. Kontinuit&#228;tsprinzip, d. h. dem Grundsatz der Gew&#228;hrleistung stetiger gedeihlicher Entwicklung und Erziehung eine ganz besondere Bedeutung zukommt. Gemessen daran wird bei solchen Kindern ein Wechsel der Person des sorgeberechtigten Elternteils ihrem Wohle in aller Regel abtr&#228;glich und deshalb nur beim Vorliegen triftiger Gr&#252;nde gerechtfertigt sein (OLG K&#246;ln, OLGZ 1973, 181; Farn RZ 1976, 32, 33 ff; Hinz im M&#252;nchener Kommentar zum BGB, &#167; 1671, Rz 35; Palandt-Diederichsen, BGB, 41. AufI., &#167; 1671 Anm. 3 b; Simitis, Kindeswohl, eine interdisziplin&#228;re Untersuchung &#252;ber seine Verwirklichung in der vormundschaftsgerichtlichen Praxis, S. 266; vergI. auch die amtl. Begr&#252;ndung des Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung des Rechts der elterlichen Sorge, BT-Drucks. 8/2788, S. 61).</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Auch unter diesem bedeutsamen Aspekt konnte der Beschwerde des Antragsgegners der sachliche Erfolg entgegen der Ansicht der Antragstellerin indessen nicht versagt bleiben. Der Umstand, da&#223; L. sich seit der endg&#252;ltigen Trennung ihrer</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Eltern (26.12.1977), also inzwischen seit &#252;ber 4 1/2 Jahren abgesehen von ihren h&#228;ufigen Besuchen beim Antragsgegner in der st&#228;ndigen Obhut der Antragstellerin befindet, ist zun&#228;chst nur rein &#228;u&#223;erlicher Natur und l&#228;&#223;t sich vornehmlich nicht als Kontinuit&#228;tsprinzip in die Waagschale werfen, weil von diesem Prinzip und seiner Entscheidungserheblichkeit nur ausgegangen werden kann, wenn der betreffende</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Elternteil innerhalb einer l&#228;ngerfristigen Zeitspanne dem Kind eine stetige Entwicklung, Geborgenheit und konsequent durchgef&#252;hrte Erziehung hat angedeihen lassen, die allein um ihrer Stetigkeit willen f&#252;r das Wohl des Kindes f&#246;rderlich und aus diesem Grunde nach M&#246;glichkeit bei Bestand zu belassen ist. Gerade das ist hier aber nicht der Fall, vielmehr sind die Entwicklung und die Erziehung, die der Antragsgegner dem Kind angesichts seiner Pers&#246;nlichkeit und LebenseinsteIlung</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">vermitteln kann, dem Wohlergehen des Kindes aus allen dargelegten Gr&#252;nden dienlicher, wobei hinzukommt, da&#223; L. mit ihrem Vater und seinem gesamten Lebensbereich bestens vertraut ist.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich hatte der Senat zu erw&#228;gen, wie es sich voraussichtlich auf das Wohlergehen des Kindes auswirken wird, da&#223; der Antragsgegner inzwischen eine ehe &#228;hnliche Partnerschaft mit der Zeugin B. eingegangen ist, wobei beide Ende Oktober 1982 die Ehe miteinander schlie&#223;en wollen und ferner vorgesehen ist, da&#223; die beiden minderj&#228;hrigen, aus der geschiedenen Ehe der Zeugin hervorgegangenen Kinder fortan mit ihr und dem Antragsgegner in h&#228;uslicher Gemeinschaft leben sollen, wie es auch derzeit schon der Fall ist. Da&#223; der Antragsgegner und die Zeugin B. sich ernstlich entschlossen haben, eine dauernde, auf alsbaldige Heirat angelegte und durch sie best&#228;rkte Partnerschaft einzugehen, kann nach Ansicht des Senats nicht bezweifelt werden. Sie haben sich gem&#228;&#223; ihren inhaltlich &#252;bereinstimmenden, glaubhaften Angaben im Januar 1982 kennengelernt und leben seit Ende Juni 1982 mit den beiden Kindern der Zeugin im Hause des Antragsgegners. Da&#223; es sich dabei um eine auf Dauer angelegte Wohn- und Lebensgemeinschaft handelt, ergibt sich nicht zuletzt auch daraus, da&#223; die als Volksschullehrerin t&#228;tige Zeugin ausweislich der zu den Akten &#252;berreichten Bescheinigung der Bezirksregierung O. vom 26.7.1982 um die Versetzung ihres bisherigen T&#228;tigkeitsortes X. nach P./Y. eingekommen ist und da&#223; von der Bezirksregierung beabsichtigt ist, sie nach dort zu versetzen und zum n&#228;chstm&#246;glichenZeitpunkt mit der Schulleitung zu betrauen.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Die Zeugin hat anl&#228;&#223;lich ihrer Vernehmung durch den Senat einen positiven Eindruck hinterlassen. Nach Ansicht des Senats ist sie eine energische, lebensbejahende Frau, die genau wei&#223;, was sie will, und welche die mit dem Erfordernis, an L. demn&#228;chst Mutterstelle vertreten zu m&#252;ssen, zweifellos verbundenen Probleme bewu&#223;t annimmt und sie nach menschlichem Ermessen auch erfolgreich zum Wohle des Kindes bew&#228;ltigen wird. Mit diesem Eindruck deckt sich das Ergebnis der sachverst&#228;ndigen Begutachtung der Zeugin. Danach verf&#252;gt sie &#252;ber die Spontaneit&#228;t und Flexibilit&#228;t, die beim Antragsgegner nicht so ausgepr&#228;gt ist, so da&#223; beide sich voraussichtlich gut erg&#228;nzen k&#246;nnen. Ihre Beziehung zu L. ist von einer sehr positiven Einstellung getragen; die Zeugin B. ist kinderlieb, hat ein offenes und unbeschwertes, auch bei ihrer Vernehmung deutlich zu Tage getretenes Auftreten und ist, zumal sie in einem harmonischen Elternhaus aufgewachsen ist, zum kindgerechten Umgang mit Kindern gut bef&#228;higt. Wenngleich L. zur Zeit jeglicher Zuwendung ihrer</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Eltern an einen anderen Partner ablehnend gegen&#252;bersteht und der Zeugin B. aus diesem Grunde gegenw&#228;rtig noch reserviert begegnen mag, steht gleichwohl zu erwarten, da&#223; es angesichts der sehr engen, gefestigten Bindung des Kindes an seinen Vater und der nat&#252;rlichen Kontaktf&#228;higkeit und Anpassungsbereitschaft der Zeugin B. alsbald gelingen wird, dem Kind den bleibenden R&#252;ckhalt einer echten famili&#228;ren Gemeinschaft zu vermitteln. Bei alledem kann es f&#252;r L. voraussichtlich auch nur von Vorteil sein, da&#223; in diese Gemeinschaft zwei weitere Kinder integriert worden sind, weil auch dies dazu beitragen d&#252;rfte, da&#223; einer zu starken Abh&#228;ngigkeit</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">des Kindes von seinem Vater im Sinne einer zu starken Fixierung auf seine Person und seine Pers&#246;nlichkeit vorgebeugt wird.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Die Versorgung, Beaufsichtigung und Betreuung des Kindes im v&#228;terlichen Haushalt bringt keine Schwierigkeiten mit sich, weil die Zeugin B. nur noch halbtags berufst&#228;tig sein wird und sich deshalb nach Schulschlu&#223; hinreichend um L. k&#252;mmern kann. Au&#223;erdem h&#228;lt sich auch der Antragsgegner unbeschadet seiner beruflichen Obliegenheiten, die er zu einem nicht geringen Teil von seinem im Hause gelegenen B&#252;ro aus</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">erledigt, relativ viel zu Haus auf. Mit der &#220;bersiedlung in den v&#228;terlichen Haushalt ist f&#252;r L. ein neuerlicher Schulwechsel allerdings unumg&#228;nglich erforderlich. Daraus</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">erwachsen dem Kind nach Ansicht des Senats aber schon deshalb keine ernstlichen Schwierigkeiten, weil es gem&#228;&#223; dem Sachverst&#228;ndigengutachten &#252;ber eine sehr gute Begabung verf&#252;gt, aufgeschlossen und wi&#223;begierig ist, und nicht zuletzt auch von der als Lehrerin t&#228;tigen Zeugin B. in der erforderlichen Weise gef&#246;rdert werden kann.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Nach alledem konnte der Beschwerde des Antragsgegners der sachliche Erfolg nicht versagt bleiben. </p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Abschlie&#223;end sieht der Senat Veranlassung, die Parteien mit Nachdruck auf folgendes hinzuweisen:</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Beide Eltern m&#252;ssen unbedingt darauf achten - dasselbe gilt nat&#252;rlich in gleicher Weise f&#252;r die Zeugin B. <b>-, </b>da&#223; L. mit dem Inhalt und dem Ausgang des vorliegenden Verfahrens, insbesondere mit den eingeholten Sachverst&#228;ndigengutachten nicht vertraut gemacht wird, weil das in dem sehr sensiblen Kind gegenw&#228;rtig und auch in n&#228;herer Zukunft seinem Wohlergehen mit Sicherheit sehr abtr&#228;gliche Schuldgef&#252;hle erzeugen w&#252;rde, so g&#228;nzlich unangebracht diese objektiv auch sind.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Ferner mu&#223; der Antragsgegner der Antragstellerin ein ebenso gro&#223;z&#252;gig bemessenes Umgangsrecht mit dem Kind einr&#228;umen und gew&#228;hrleisten, wie es ihm bislang zuteil geworden ist. Darauf, da&#223; dies geschieht, ist L., die sehr an ihrer Mutter h&#228;ngt, aus Gr&#252;nden ihres kindlichen Wohlergehens unerl&#228;&#223;lich angewiesen. Der Antragsgegner mag sich schon jetzt vor Augen halten, da&#223; es ein Grund f&#252;r die Ab&#228;nderung der vom Senat getroffenen Entscheidung bedeuten kann, wenn er der Antragstellerin dieses Recht aus von ihm zu vertretenden Gr&#252;nden streitig machen oder dessen regelm&#228;&#223;ige Aus&#252;bung in sonstiger Weise vereiteln oder nachhaltig erschweren sollte.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin sollte ihrerseits die Aus&#252;bung des Umgangsrechts mit dem Kind vornehmlich dazu nutzen, dem Kind die Angst vor dem Verlust der Mutter durch unbeschwertes, nat&#252;rliches Verhalten und Verst&#228;ndnis und liebevolles Eingehen auf seine Vorstellungen und W&#252;nsche nehmen. Auf diese Weise k&#246;nnen beide Eltern nach Ansicht des Senats, wozu sie hiermit besonders aufgerufen sind, das zuk&#252;nftige Wohlergehen ihres Kindes voraussichtlich am besten bef&#246;rdern.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf der entsprechenden Anwendung des &#167; 93 a ZPO.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Beschwerdewert: 5.000,-- DM.</p>
315,796
olgk-1982-08-05-21-wf-13582
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21 WF 135/82
"1982-08-05T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:08"
"2019-03-27T09:42:11"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1982:0805.21WF135.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Beschwerde der Antragsgegnerin wird der Beschlu&#223; des Familiengerichts Wermelskirchen vom 4. Juni 1982 - 2 F 7/82 - aufgehoben.</p> <p></p> <p>Das Verfahren wird zur neuerlichen Entscheidung &#252;ber das Proze&#223;kostenhilfegesuch der Antragsgegnerin an das Familiengericht Wermelskirchen zur&#252;ckverwiesen, wobei das Familiengericht angewiesen wird, der Antragsgegnerin Proze&#223;kostenhilfe nicht aus den Gr&#252;nden des aufgehobenen Beschlusses zu versagen.</p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist zul&#228;ssig (&#167;&#167; 127 Abs. 2, 569 ZPO) und sachlich gerechtfertigt; sie f&#252;hrt gern. &#167; 575 ZPO unter Aufhebung des mit ihr angefochtenen Beschlusses</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">zur Zur&#252;ckverweisung des Verfahrens zwecks neuerlicher Entscheidung &#252;ber das Proze&#223;kostenhilfegesuch der Antragsgegnerin an das Familiengericht Wermelskirchen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dem Familiengericht ist allerdings zuzugeben, da&#223; der angefochtene Beschlu&#223; zumindest teilweise zu Recht ergangen w&#228;re, sofern im vorliegenden Verfahren nur auf die Erf&#252;llung der in &#167; 114 ZPO normierten Voraussetzung abzustellen w&#228;re, wonach einer Partei Proze&#223;kostenhilfe u.a. dann nur bewilligt werden darf, wenn die von ihr beabsichtigte Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung hinreichende Aussicht auf Erfolg bietet.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Diese Voraussetzung ist bez&#252;glich der Antragsgegnerin, soweit es um das Ehescheidungsverfahren als solches geht, nicht erf&#252;llt. Ihre Rechtsverteidigung ist auf die Abweisung des Ehescheidungsantrages des Antragstellers ausgerichtet, dem aber, gemessen am bisherigen Sach- und Streitstand, voraussichtlich stattzugeben sein wird:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Scheitern der Ehe wird gern. &#167; 1566 Abs. 2 BGB unwiderleglich vermutet, weil die Parteien seit drei Jahren dauernd voneinander getrennt leben, und die Antragsgegnerin hat bislang nicht vorgetragen, was die Anwendung der sogenannten H&#228;rteklausel gern. &#167; 1568 Abs. 1 BGB zu rechtfertigen verm&#246;chte.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Bei seiner Entscheidung hat das Familiengericht indessen die Besonderheiten des Ehescheidungsverfahrens und die Auswirkungen dieser Besonderheiten auf die</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Bewilligung nachgesuchter Proze&#223;kostenhilfe unbeachtet gelassen. Unter gebotener Bedachtnahme auf diese Besonderheiten mu&#223; es f&#252;r die Bewilligung der Proze&#223;kostenhilfe - soweit es dabei um das Erfordernis hinreichender Erfolgsaussicht i.S. d. &#167; 114 ZPO geht &#8211; letztlich ausreichen, wenn ein von der Rechtsordnung vorgesehenes</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Verfahrensziel verfolgt wird. Zu dieser Sicht, die auf eine einschr&#228;nkende Interpretation des &#167; 114 ZPO im dargelegten Sinne hinausl&#228;uft, n&#246;tigen folgende Erw&#228;gungen:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Ehescheidungsverfahren wird unter der Geltung des jetzigen, neuen Rechts ma&#223;geblich vom sogenannten Verbundprinzip gepr&#228;gt und beherrscht; soweit in Familiensachen des &#167; 621 Abs. 1 ZPO (sog~ Scheidungsfolgesachen) eine Entscheidung zu treffen ist und dies von einem der Ehegatten rechtzeitig begehrt wird, ist hier&#252;ber gleichzeitig und zusammen mit dem Scheidungsantrag zu verhandeln und, sofern dem Scheidungsantrag stattgegeben wird, zu entscheiden; &#167; 623 Abs. 1 Satz 1 ZPO. Soweit es</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">sich dabei um die Scheidungsfolgesachen der Regelung der nachehelichen elterlichen Sorge &#252;ber ein eheliches, minderj&#228;hriges Kind und der Durchf&#252;hrung des Versorgungsausgleichs in den F&#228;llen des &#167; 587 b BGB handelt - eben diese beiden Scheidungsfolgesachen sind zur Zeit bei dem Familiengericht anh&#228;ngig -, besteht sogenannter Zwangsverbund, der dadurch gekennzeichnet ist, da&#223; es sich dabei um antragsunabh&#228;ngige Scheidungsfolgesachen handelt; &#167; 623 Abs. 3 Satz 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Nun bestimmt &#167; 624 Abs. 2 ZPO, da&#223; sich die Bewilligung der Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r die Scheidungssache (automatisch) auf die (in diesem Zeitpunkt bei dem Familiengericht</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">anh&#228;ngigen) Scheidungsfolgesachen erstreckt, sofern diese nicht ausdr&#252;cklich von der Bewilligung ausgenommen werden. W&#252;rde es dabei bewenden, da&#223; Proze&#223;kostenhilfe <u>f&#252;r das Scheidungsverfahren </u>zu versagen ist, wenn die insoweit beabsichtigte Rechtsverteidigung - hier: Stellung des Abweisungsantrages - keine hinreichende Aussicht auf</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Erfolg verspricht, dann h&#228;tte dies ein Ergebnis zur Folge, das ersichtlich nicht zu befriedigen verm&#246;chte: Der Antragsgegnerin m&#252;&#223;te unter der Voraussetzung ihrer sogenannten Proze&#223;armut i.3. d. &#167; 114 ZPO f&#252;r die beiden zur Zeit anh&#228;ngigen Scheidungsfolgesachen Proze&#223;kostenhilfe bewilligt werden, weil sich<u> insoweit</u> die hinreichende Erfolgsaussicht ihrer Rechtsverteidigung (besser: Rechtsverfolgung) nicht bezweifeln l&#228;&#223;t. Dabei ist klarstellend darauf hinzuweisen, da&#223; eine Partei, die -wie hier die Antragsgegnerin-Abweisung des gegnerischen Ehescheidungsantrages verlangt, nach Ansicht des Senats f&#252;r den Fall, da&#223; diesem Antrage stattgegeben wird, gewisserma&#223;en hilfsweise darauf antr&#228;gt, da&#223; in diesem Falle gleichzeitig liber die jeweils anh&#228;ngigen Scheidungsfolgesachen mitentschieden wird, wie es im vorliegenden Fall bez&#252;glich der beiden zur Zeit anh&#228;ngigen Scheidungsfolgesachen gern. &#167; 623 Abs. 3 ZPO ja ohnehin schon von</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Amts wegen zu geschehen hat. Also m&#252;&#223;te der Antragsgegnerin f&#252;r diese beiden Scheidungsfolgesachen in jedem Falle Proze&#223;kostenhilfe bewilligt werden. Da diese Verfahren gern. &#167; 78 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 ZPO dem Anwaltszwang unterliegen und da ferner das Familiengericht dem Antragsteller unter Beiordnung seines Proze&#223;bevollm&#228;chtigten Proze&#223;kostenhilfe bewilligt hat, m&#252;&#223;te der Antragsgegnerin aus diesen beiden, voneinander unabh&#228;ngigen Gr&#252;nden, gern. &#167; 121 ZPO mit der Bewilligung der Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r die beiden Scheidungsfolgesachen ferner ihre Proze&#223;bevollm&#228;chtigte als anwaltliche Vertreterin beigeordnet werden, die alsdann lediglich im Bereich des eigentlichen Ehescheidungsverfahrens f&#252;r sie nicht t&#228;tig werden, f&#252;r sie nicht auftreten,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">keine Antr&#228;ge stellen und nicht zur Sache verhandeln k&#246;nnte, obwohl &#252;ber die Scheidung und die Scheidungsfolgesachen im Verbund (hier: Zwangsverbund) zu verhandeln</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">und zu entscheiden ist. Da&#223; dieses Ergebnis untragbar ist, liegt auf der Hand.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">W&#252;rde ferner die Antragsgegnerin in erster Linie Abweisung des gegnerischen Scheidungsantrages und hilfsweise den Ausspruch der Scheidung auf eigenen Antrag hin beantragen , dann lie&#223;e sich bez&#252;glich des Hilfsantrages die hinreichende Erfolgsaussicht der beabsichtigten Rechtsverfolgung auch im Bereich des eigentlichen Ehescheidungsverfahrens nicht bezweifeln und es m&#252;&#223;te ihr alsdann, wieder unter der Voraussetzung ihrer Proze&#223;armut, gemessen am wirtschaftlichen Endergebnis,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">uneingeschr&#228;nkt Proze&#223;kostenhilfe bewilligt werden, weil dem Antrag auf Abweisung des Scheidungsantrages kein h&#246;herer Streitwert zukommt als dem hilfsweise</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">gestellten Scheidungsantrag. Damit hinge die Bewilligung von Proze&#223;kostenhilfe letztlich von Zuf&#228;lligkeiten ab, n&#228;mlich davon, ob nur der Scheidungsabweisungsantrag</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">oder zus&#228;tzlich auch ein Hilfsantrag im vorgenannten Sinne gestellt worden ist, was gleichfalls nicht befriedigen kann.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Letztlich w&#228;re es auch ein mit dem Eheschutz des Art. 6 GG nicht zu vereinbarendes Ergebnis, dem der hilfsweise der Scheidung zustimmt, eine anwaltliche Vertretung zu bewilligen, dem dagegen, der sich gegen die Scheidung wehrt, nicht. Aus allen diesen Gr&#252;nden darf einem Ehegatten nach nahezu einhelliger, auch vom Senat vertretener Auffassung Proze&#223;kostenhilfe nicht mit der Begr&#252;ndung versagt werden, seine Verteidigung gegen den Scheidungsantrag des anderen Ehegatten verspreche keine hinreichende Aussicht auf Erfolg (vgl. OLG Hamm, MDR 1978,499: OLG K&#246;ln, NJW 1978, 2303; OLG Braunschweig, FamRZ 1979, 731; OLG Bamberg, Jur.R&#252;ro 1980, 766; OLG Frankfurt, FamRZ 1980, 716; Z&#246;ller-Schneider, ZPO, 13. Aufl., &#167; 114 Anm. VII,2 b.)</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Da aus den dargelegten Gr&#252;nden der angefochtene BeschluI&#223; einerseits nicht bestehen bleiben konnte, das Familiengericht aber andererseits &#252;ber die Frage der f&#252;r die Bewilligung von Proze&#223;kostenhilfe zus&#228;tzlich erforderlichen Proze&#223;armut der Antragsgegnerin noch nicht entschieden hat, war das Verfahren unter Aufhebung der ergangenen Entscheidung zum Zwecke neuerlicher Entscheidung an das Familiengericht zur&#252;ckzuverweisen, das dem Antrag stattzugeben haben wird, wenn es zu dem Ergebnis kommt, da&#223; die Antragsgegnerin arm im Sinne des Gesetzes ist.</p>
315,797
olgk-1982-08-02-21-wf-12882
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
21 WF 128/82
"1982-08-02T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:09"
"2019-03-27T09:42:11"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1982:0802.21WF128.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beschlu&#223; des Amtsgerichts - Familiengericht - K&#246;ln vom 28. April 1982 - 313 F 170/81 - wird, soweit darin &#252;ber die Beiordnung eines Verkehrsanwaltes</p> <p>entschieden worden ist, abge&#228;ndert und insoweit wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Der Antragsgegnerin wird im Wege ratenfreier Proze&#223;kostenhilfe Rechtsanwalt K. in 0000 N. als Verkehrsanwalt f&#252;r das Scheidungsverfahren einschlie&#223;lich des Versorgungsausgleichs-Verfahrens beigeordnet.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien, beide deutsche Staatsangeh&#246;rige, haben am 13. September 1977 die Ehe geschlossen, aus der keine Kinder hervorgegangen sind. Jedenfalls seit April 1981 leben die Parteien getrennt. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 1. Oktober 1981 hat der Antragsteller bei dem Amtsgericht K&#246;ln die Scheidung seiner Ehe beantragt. Mit Schriftsatz vom 16. M&#228;rz 1982 hat die Antragsgegnerin, die nach wie vor in XXXX M. (Amtsgerichtsbezirk 0X0X F.) wohnt, ihrerseits die Ehescheidung beantragt und zugleich um Proze&#223;kostenhilfe zur Durchf&#252;hrung des Scheidungsverfahrens unter Beiordnung von Rechtsanw&#228;ltin C. T. in O. als Proze&#223;bevollm&#228;chtigt.e und von Rechtsanwal-t K. in 0000 Moormerland als Verkehrsanwalt nachgesucht. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Durch den hiermit in Bezug genommenen Beschlu&#223; vom 28. April 1982 hat das Amtsgericht der Antragsgegnerin Proze&#223;kostenhilfe unter Beiordnung von Rechtsanw&#228;ltin C. T. bewilligt, die beantragte Beiodnung eines Verkehrsanwaltes jedoch abgelehnt,und</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">zwar mit der Begr&#252;ndung, die Sach- und Rechtslage sei einfach. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dagegen richtet sich die Beschwerde der Antragsgegnerin vom 9. Juli 1982, mit der sie ihren Antrag auf Beiordnung eines Verkehrsanwaltes weiter verfolgt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Familienrichter hat der Beschwerde nicht abgeholfen und die Akten am 22. Juli 1982 dem Senat zur Entscheidung &#252;ber die Beschwerde vorgelegt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die gem&#228;&#223; &#167; 127 Abs. 2 Satz 2 ZPO zul&#228;ssige Beschwerde ist begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht hat der Familienrichter es abgelehnt, der Antragsgegnerin gem&#228;&#223; ihrem Antrag auch einen Verkehrsanwalt im Wege der Proze&#223;kostenhilfe beizuordnen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 121 Abs. 3 ZPO kann einer hilfsbed&#252;rftigen Partei auf ihren Antrag ein zur Vertretung bereiter Anwalt ihrer Wahl zur Vermittlung des Verkehrs mit dem Proze&#223;bevollm&#228;chtigten beigeordnet werden, wenn besondere Umst&#228;nde dies erfordern. Das ist</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">hier der Fall.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Dabei kann uner&#246;rtert bleiben, ob die Beiordnung eines Verkehrsanwaltes in einer Scheidungssache im allgemeinen notwendig ist (so Baumbach-Hartmann, ZPO, Anm. 4 B b zu &#167; 121 unter Hinweis auf OLG D&#252;sseldorf in FamRZ 1980/390; ebenso Z&#246;ller-Schneider, ZPO, Anm. IV, 3 c zu &#167; 121). Die Beiordnung eines Verkehrsanwaltes ist wegen der gebotenen Gleichbehandlung von bemittelten und unbemittelten Parteien jedenfalls dann erforderlich, wenn die von einer bemittelten Partei f&#252;r einen Verkehrsanwalt aufgewandten Kosten als zur zweckentsprechenden Rechtsverfolgung notwendig im Sinne von &#167; 91 Abs. 1 ZPO anzusehen sind (vgl. OLG K&#246;ln in NJW 1975/1607). Diese Voraussetzungen sind hier erf&#252;llt. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Auch eine gesch&#228;fts- und schreibgewandte Partei mu&#223; Gelegenheit haben, ihren zum Proze&#223;bevollm&#228;chtigten bestellten Anwalt pers&#246;nlich aufzusuchen, um ihm die zur F&#252;hrung des Prozesses erforderlichen Informationen zu erteilen und mit ihm den Sach- und</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Streitstand des Prozesses sowie die sich daraus ergebende Rechtslage eingehend m&#252;ndlich zu er&#246;rtern. Kosten, die eine ausw&#228;rtige Partei f&#252;r solche Informationsreisen zu ihrem Anwalt aufwendet, sind regelm&#228;&#223;ig als zur zweckentsprechenden Rechtsverfolgung notwendig anzusehen und daher gem&#228;&#223; &#167; 91 Abs. 1 ZPO erstattungsf&#228;hig (vgl. Stein-Jonas-Leipold, ZPO, RdNr. 67 zu &#167; 91). Verzichtet die Partei auf die an sich notwendigen Informationsreisen und bedient sich statt dessen eines Verkehrsanwaltes, so sind dessen Kosten jedenfalls in H&#246;he der ersparten Reisekosten der Partei als zur zweckentsprechenden Rechtsverfolgung notwendig anzusehen. Dabei ist ma&#223;gebend f&#252;r die Anzahl der fiktiven Informationsreisen die vorausschauende Beurteilung im Zeitpunkt der Beauftragung des Verkehrsanwalts. Die volle Verkehrsanwaltsgeb&#252;hr</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">nach &#167; 52 BRAGO ist als zur zweckentsprechenden Rechtsverfolgung notwendig anzuerkennen, wenn die Partei vorausschauend damit rechnen konnte, da&#223; die Kosten einer unmittelbaren Information ihres Proze&#223;bevollm&#228;chtigten die Kosten des Verkehrsanwalts nahezu erreichen oder gar &#252;bersteigen w&#252;rden (vgl. Stein-Jonas-Leipold, zPO, RdNr. 71 zu &#167; 91). So liegt die Sache hier. Ob die Kosten f&#252;r eine oder f&#252;r mehrere Reisen der Partei zu ihrem Proze&#223;bevollm&#228;chtigten als notwendig angesehen werden k&#246;nnen, h&#228;ngt von der Eigenart des Streitstoffes ab. Gerade Ehesachen sind dadurch gekennzeichnet, da&#223; im Laufe des Verfahrens h&#228;ufig Ver&#228;nderungen auftreten, die eine wiederholte anwaltliche Beratung erforderlich machen, so da&#223; sich die Zahl der notwendigen Informationsreisen im voraus schlecht &#252;bersehen l&#228;&#223;t (vgl. OLG Koblenz in MDR 1977/233 und OLG D&#252;sseldorf in FamRZ 1980/390). Nach Auffassung des Senates wird man selbst in einer verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig einfach gelagerten Scheidungssache jedenfalls zwei Informationsreisen als erforderlich ansehen m&#252;ssen, die erste zu Beginn des Verfahrens und die zweite vor dem eigentlichen Scheidungstermin, etwa wenn die zur Durchf&#252;hrung</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">des Versorgungsausgleiches ben&#246;tigten Ausk&#252;nfte der Versorgungstr&#228;ger vorliegen und von der Partei mit ihrem Anwalt besprochen werden m&#252;ssen. Durfte die Antragsgegnerin demzufolge davon ausgehen, da&#223; sie mindestens zweimal zu ihrer Proze&#223;bevollm&#228;chtigten nach O. w&#252;rde reisen m&#252;ssen, um ihr Scheidungsverfahren</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">ordnungsgem&#228;&#223; f&#252;hren zu k&#246;nnen, so diente es durchaus einer zweckentsprechenden Rechtsverfolgung, wenn die Antragsgegner in von vornherein die Dienste eines Verkehrsanwaltes in Anspruch nahm; denn dessen Kosten belaufen sich bei dem ma&#223;gebenden Streitwert von 5.000,-- DM (4.000,-- DM Scheidungssache + 1.000,-- DM Versorgungsausgleichssache) lediglich auf 344,36 DM (265,-- DM 10/10-Geb&#252;hr nach &#167; 52 BRAGO + 39,75 DM Auslagenpauschale nach &#167; 26 BRAGO + 13 % Mehrwertsteuer), auf einen Betrag also, den die Antragsgegnerin f&#252;r zwei Reisen nach O. einschlie&#223;lich unvermeidbarer Zehr- und &#252;bernachtungskoster sch&#228;tzungsweise aufwenden m&#252;&#223;te. Ist demnach die Beauftragung eines Verkehrsanwaltes auf seiten der Antragsgegnerin als notwendig im Sinne von &#167; 91 Abs. 1 ZPO anzuerkennen, so kann der Antragsgegnerin auch die Beiordnung eines Verkehrsanwaltes gem&#228;&#223; &#167; 121 Abs. 3 ZPO nicht versagt werden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Dabei verkennt der Senat nicht, da&#223; die Notwendigkeit, einen Verkehrsanwalt zu beauftragen, verneint werden mu&#223;, wenn wegen der besonderen Einfachheit des Streitfalles oder wegen besonderer F&#228;higkeiten der Partei ausnahmsweise nicht einmal eine</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Informationsreise zu dem Proze&#223;bevollm&#228;chtigten als notwendig angesehen werden kann. Selbst eine einverst&#228;ndliche Scheidungssache stellt indessen nach Auffassung des Senates schon wegen der mit ihr verbundenen Rechtsfolgen, darunter stets der rechtlich komplizierte Versorungsausgleich, grunds&#228;tzlich keinen Streitfall von solcher Einfachheit dar, da&#223; einem Ehegatten angesonnen werden k&#246;nnte, &#252;ber seinen Scheidungsproze&#223; mit seinem Anwalt lediglich einen Schriftwechsel zu f&#252;hren. Im &#252;brigen kann in diesem Zusammenha.ng auch nicht unber&#252;cksichtigt bleiben, da&#223; eine Ehescheidung in der Regel erst einverst&#228;ndlich durchgef&#252;hrt wird, nachdem die Parteien ihre Ehesache sowie alle Folgen einer Scheidung mit den Anw&#228;lten ihres Vertrauens</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">eingehend er&#246;rtert haben.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Demnach mu&#223;te der angefochtene Beschlu&#223; in dem aus dem Tenor ersichtlichen Umfang abge&#228;ndert werden. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Eine Kostenentscheidung ist nicht veranla&#223;t (&#167; 118 Abs. 1 Satz 4 ZPO) .</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Beschwerdewert <b>: </b>344,36 DM.</p>
315,798
lg-duisburg-1982-07-30-10-o-7081
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
10 O 70/81
"1982-07-30T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:11"
"2019-03-27T09:42:11"
Teilurteil
ECLI:DE:LGDU:1982:0730.10O70.81.00
<h2>Tenor</h2> <p> Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt, an den Kl&#228;ger 275,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 22. April 1981 zu zahlen.</p> <p> Es wird festgestellt, da&#223; die Beklagten als Gesamtschuldner ver- pflichtet sind, dem Kl&#228;ger den weiteren Schaden zu ersetzen, der ihm aus der Minderung einer Erwerbsf&#228;higkeit entstanden ist und k&#252;nftig entstehen wird, soweit diese Anspr&#252;che nicht auf &#246;ffent- lich-rechtliche Versicherungstr&#228;ger &#252;bergegangen sind. Der Beklagte zu 1) wird verurteilt, an den Kl&#228;ger ein Schmerzensgeld in H&#246;he von 40.000,-- DM zu zahlen. nebst 4 % Zinsen seit dem 17.4.1981 abz&#252;glich am 15.7.1980 gezahlter 2.000,-- DM, ab- z&#252;glich am 15.7.1980 gezahlter 2.000,-- DM, abz&#252;glich am 3.10.1980 gezahlter 5.000,-- DM und abz&#252;glich weiterer am 5.11.1980 gezahlter 3.000 DM. Wegen des weitergehenden Schmerzensgeldantrages wird die Klage abgewiesen, ebenso hinsichtlich der unfallbedingten Mehrauf- wendungen. Die Kostenentscheidung bleibt dem Schlu&#223;urteil vorbehalten. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar, gegen&#252;ber dem Beklagten zu 1) jedoch nur gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 42.000,-- DM.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger befuhr am 23.4.1980 mit dem Motorrad seines Freundes gegen 22.30 Uhr die Stra&#223;e in in &#246;stlicher Richtung. Ihm entgegen kam der Beklagte zu 1) mit seinem PKW, der bei der Beklagten zu 2) haftpflichtversichert ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 1) wollte nach links in die Stra&#223;e "" abbiegen. Hierbei kam es zum Zusammensto&#223; mit dem ihm entgegenkommenden Motorrad.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Durch den Zusammenprall wurde der Kl&#228;ger durch die Luft geschleudert. Er hat folgende Verletzungen davongetragen:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">1) Bruch des rechten Unterschenkels,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">2) Bruch des linken Fu&#223;gelenks,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">3) Abri&#223; Au&#223;enkn&#246;chel/Fu&#223; links</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">4) Tr&#252;mmerbruch Kniescheibe links</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">5) Sternbruch Kniescheibe rechts</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">6) Schock und Polytrauma</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">7) Handgelenksfraktur.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger befand sich vom 23.4.80 - 25.6.1980, vom 2.12.1980 - 18.12.1980 und vom 27.2.1981 - 10.3.1981 in station&#228;rer Krankenhausbehandlung. Bis zum 31.1.1981 war der Kl&#228;ger zu 100 % arbeitsunf&#228;hig. Die dem Beklagten zu 1) entnommene Blutprobe ergab f&#252;r den Unfallzeitpunkt eine mittlere Blutalkoholkon-zentration von 2,35 &#137;.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Unstreitig ist zwischen den Parteien der Unfallhergang sowie der Umstand, da&#223; der Kl&#228;ger die Stra&#223;e mit &#252;berh&#246;hter Geschwindigkeit befahren hat.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beziffert seinen Schaden wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Motorradhelm 75,-- DM</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Unkostenpauschale 200,-- DM</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">unfallbedingte Mehraufwendungen 200,-- DM</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Verdienstausfall <u>14.688,42 DM</u></p> <span class="absatzRechts">19</span><ol class="absatzLinks" type="a"><li><u> 15.163,42 DM</u></li></ol> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet: ohne den Unfall h&#228;tte er im April 1980 sein Fachabitur bestanden und sofort den von ihm erw&#228;hlten Beruf eines Elektroingenieurs ergreifen k&#246;nnen. Durch den Unfall habe er das Abitur erst sp&#228;ter machen k&#246;nnen, so da&#223; der geltend gemachte Dienstausfall entstanden sei. Durch Fahrten zum Anwalt, Tele-fonate etc. seien Unkosten entstanden, die mit 200 DM zu veranschlagen seien.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger meint: ein Schmerzensgeldbetrag von 60.000 DM sei unter Ber&#252;cksich-tigung aller Umst&#228;nde angemessen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"> </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"> die Beklagten zu verurteilen, an ihn als Gesamtschuldner</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"> 15.163,42 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 22.4.1981 zu zahlen</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"> sowie festzustellen, da&#223; die Beklagten als Gesamtschuldner ver-</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"> pflichtet sind, dem Kl&#228;ger den weiteren Schaden zu ersetzen, der </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"> aus der Minderung seiner Erwerbsf&#228;higkeit, soweit noch nicht be-</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"> ziffert, entstanden ist und k&#252;nftig entstehen wird, </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"> sowie den Beklagten zu 1) zu verurteilten, an ihn ein Schmerzensgeld</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"> von 60.000 DM nebst 4 % Zinsen seit Klagezustellung zu zahlen abz&#252;glich</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks"> am 15.7.80 gezahlter 2.000 DM, abz&#252;glich am 3.10.1980 gezahlter </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"> 5.000 DM und weiterer am 5.11.1980 gezahlter 3.000 DM.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks"> die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Sie behaupten: ein Verdienstausfall sei beim Kl&#228;ger nicht eingetreten. Aufgrund seiner Noten w&#228;re er nicht in der Lage gewesen, einen Arbeitsplatz zu finden, m&#246;glicherweise h&#228;tte er das Abitur im April 1980 nicht bestanden. Dauersch&#228;den seien nicht zur&#252;ckgeblieben.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Sie meinen: die geltend gemachte Unkostenpauschale sei &#252;berh&#246;ht, unfallbedingte Mehraufwendungen nicht gegeben, da sich der Kl&#228;ger ersparte Aufwendungen anrechnen lassen m&#252;sse. Die Genugtuungsfunktion des Schmerzensgeldes entfalle, da der Beklagte zu 1) wegen des Unfalls strafrechtlich verurteilt worden sei.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der vorbereitend gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben gem&#228;&#223; den Beweisbeschl&#252;ssen vom 27.5.81 </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">(Bl. 67 d. A.) und 24.11.1981 (Bl. 86 - 87 d A.). Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Sitzungsniederschrift vom 13.4.1982 (Bl. 120 - 126 </p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">d. A.) sowie auf das Sachverst&#228;ndigengutachten vom 15.1.1982 (Bl. 100 - 106 d. A.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist im zuerkannten Umfang entscheidungsreif und begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die grunds&#228;tzliche Eintrittspflicht der Beklagten ergibt sich aus den &#167;&#167; 823, 847 BGB, 7 Abs. 1 StGV und 3 Pflichtversicherungsgesetz.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Nach Abschlu&#223; des Verfahren 5 C 374/80 AG Duisburg ist der Grund der Haftung der Beklagten unstreitig. Das Gericht hat sich in einer weiteren Anh&#246;rung des Sachverst&#228;ndigen davon &#252;berzeugt, da&#223; in Erg&#228;nzung zu dem Gutachten des Sachverst&#228;ndigen in dem Verfahren 5 C 374/80 AG Duisburg der Unfall nicht auf die vom Sachverst&#228;ndigen festgestellte &#252;berh&#246;hte Geschwindigkeit des Kl&#228;gers zur&#252;ckzuf&#252;hren ist. Der Unfall h&#228;tte sich nach den Feststellungen des Sachverst&#228;n-digen, denen das Gericht folgt, auch bei einem verkehrsgerechten Verhalten des Kl&#228;gers ereignet. Die Beklagten haben dann auch ihre Angriffe gegen den Sachver-st&#228;ndigen fallengelassen, so da&#223; die Einholung eines weiteren Gutachtens nicht erforderlich war.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">War danach der Unfall f&#252;r den Kl&#228;ger unvermeidbar, so entf&#228;llt eine Haftungsvertei-lung nach &#167; 17 StVG.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben danach zun&#228;chst den materiellen Schaden des Kl&#228;gers zu ersetzen. Den Zeitwert des Helms sch&#228;tzt das Gericht auf 75,-- DM, Einwendungen gegen diesen schon vom Kl&#228;ger angegebenen Wert haben die Beklagten nicht vorgebracht. Des weiteren kann der Kl&#228;ger eine Unkostenpauschale geltend machen, deren H&#246;he das Gericht gem. &#167; 287 ZPO auf 200 DM sch&#228;tzt. Zwar hat der Kl&#228;ger konkrete Nachweise zur H&#246;he insofern nicht erbracht. Der Kl&#228;ger befand sich jedoch &#252;ber einen langen Zeitraum in &#228;rztlicher Behandlung, so da&#223; zahlreiche Fahrten zur Heilgymnastik und zu den Rehabilitationsma&#223;nahmen erforderlich waren.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der geltend gemachten Mehraufwendungen war die Klage abzuweisen. Es kann zwar als richtig unterstellt werden, da&#223; der Kl&#228;ger Mehraufwendungen in H&#246;he von 200 DM gehabt hat. Der Kl&#228;ger hat aber w&#228;hrend seiner station&#228;ren Krankenhausaufenthalte die &#252;blichen Aufwendungen f&#252;r die Verpflegung zu Hause erspart und mu&#223; sich diese Ersparnis anrechnen lassen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des Schmerzensgeldes h&#228;lt das Gericht unter Ber&#252;cksichtigung aller Faktoren ein solches von 40.000 DM f&#252;r angemessen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Ber&#252;cksichtigt worden sind dabei die erheblichen Verletzungen, die der Kl&#228;ger erlitten hat, sowie der Umstand, da&#223; es sich bei dem Kl&#228;ger um einen jungen Mann handelt, f&#252;r den die erlittenen Verletzungen mit den noch heute verbliebenen und auch in Zukunft verbleibenden Einschr&#228;nkungen besonders bedeutsam sind. Bei der Ausgleichsfunktion des Schmerzensgeldanspruches war weiter zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; beim Kl&#228;ger ein Dauerschaden zur&#252;ckgeblieben ist. Schon im Gutachten des Prof. Dr. vom 25.8.1980 ist davon die Rede, da&#223; anzunehmen ist, da&#223; ein Dauer-schaden zur&#252;ckbleiben werde. In dem vom Gericht eingeholten Gutachten der Universit&#228;tsklinik kommt der Sachverst&#228;ndige zu dem Schlu&#223;, da&#223; an Unfallfolgen </p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">u. a. zu erkennen sind: Bewegungseinschr&#228;nkung der rechten Hand, erhebliche Beugebehinderung am linken Knie mit Gelenkreiben und erheblicher Verformung der linken Kniescheibe, Formver&#228;nderungen an der rechten Kniescheibe und Beugebe-hinderung am rechten Knie sowie Gangbehinderung. Bei den dargestellten Beein-tr&#228;chtigungen handelt es sich um Dauersch&#228;den, ohne da&#223; es dazu der Einholung eines weiteren Gutachtens bedurfte. Die Angriffe der Beklagten gegen das Gutach-ten der Universit&#228;tsklinik gehen fehl, der Dauerschaden ist eindeutig und zweifelsfrei festgestellt.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Bei der Bemessung des Schmerzensgeldes war weiter zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; der Kl&#228;ger sich insgesamt ungef&#228;hr 3 Monate in station&#228;rer Behandlung befunden hat. Allerdings haben sich gr&#246;&#223;ere Komplikationen nicht ergeben, nach dem eigenen Vortrag des Kl&#228;ger ist vielmehr davon auszugehen, da&#223; der Heilungsproze&#223; rei-bungslos verlaufen ist.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Bei einem besonderen Verschuldensgrad ist eine Erh&#246;hung des Schmerzensgeldes vorzunehmen (vgl. BGHZ 18, 249). Hier fuhr der Beklagte zu 1) mit 2,35 &#137; im &#246;ffent-lichen Stra&#223;enverkehr. Damit ist ein erhebliches Verschulden gegeben. Demgegen-&#252;ber k&#246;nnen sich die Beklagten in diesem Zusammenhang nicht darauf berufen, da&#223; bei einer Bestrafung des T&#228;ters die Genugtuungsfunktion des Schmerzensgeldes entfalle. Das ist zwar grunds&#228;tzlich richtig (vgl. OLG D&#252;sseldorf NJW 74, 1289). Nach der Auffassung des Gerichts kann dies aber bei einem Verhalten wie dem des Beklagten zu 1) angesichts der Schwere des Verkehrsversto&#223;es nicht gelten.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Eine Erh&#246;hung des Schmerzensgeldes war auch unter dem Gesichtspunkt der verz&#246;gerlichen Behandlung der Angelegenheit durch die Beklagten vorzunehmen. Die Beklagten haben unzureichende Vorschu&#223;zahlungen erbracht, obwohl die Schwere der Verletzungen und auch der Unfallhergang schnell abgekl&#228;rt waren. Nat&#252;rlich konnten die Beklagten eine gerichtliche Kl&#228;rung des Vorfalls und der damit verbundenen Anspr&#252;che abwarten. Dies kann sich jedoch lediglich auf die endg&#252;ltige Abrechnung mit dem Kl&#228;ger beziehen, nicht auf angemessene Vorschu&#223;zahlungen.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger kann nicht darin beigepflichtet werden, da&#223; seine Verletzungen mit denen vergleichbar sind, die sich aus den von ihm zitierten Beispielen aus der Schmerzensgeldtabelle von Hacks-Ring-B&#246;hm ergeben. In den aufgef&#252;hrten Beispielen handelt es sich um wesentlich schwerwiegendere Verletzungen, die zu h&#246;heren Schmerzensgeldbetr&#228;gen gef&#252;hrt haben.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Der Feststellungsantrag des Kl&#228;gers ist ebenfalls begr&#252;ndet. Ein Dauerschaden ist eingetreten, bei dem noch nicht abzusehen ist, ob er auch noch in der Zukunft Auswirkungen auf die Erwerbst&#228;tigkeit haben wird.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger Ersatz von Verdienstausfall begehrt, ist die Sache noch nicht entscheidungsreif. Es bedarf noch weiterer Beweiserhebung.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ist aus &#167; 291 BGB begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus &#167; 709 ZPO.</p>
315,799
olgk-1982-07-29-4-uf-21082
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 UF 210/82
"1982-07-29T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:12"
"2019-03-27T09:42:11"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1982:0729.4UF210.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Beschlusses wird der Antrag der Antrag-stellerin vom 02. Juli 1982 zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Verfahrens werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der angefochtene Beschlu&#223; ist zu Unrecht ergangen. Der Antrag der Antragstellerin, ihr den pers&#246;nlichen Umgang mit den Kindern B. und G in den Sommerferien f&#252;r die</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Dauer von 4 Wochen zwischen dem 17. Juli 1982 und 13. August 1982 zu gestatten, ist unbegr&#252;ndet. Dem Antrag steht offensichtlich schon die Einigung der Eltern &#252;ber den pers&#246;nlichen Umgang in den Sommerferien entgegen. Entsprechend &#167; 1671 III</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">BGB k&#246;nnen Eltern auch eine Einigung &#252;ber Art und Umfang des Umgangs des nicht sorgeberechtigten Elternteils mit den Kindern treffen, die eine vergleichbare Bindungswirkung hat (vgl. Senatsbeschlu&#223; vom 02.10.1978 - 4 UF 194/78 OLG K&#246;ln). Wenn</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">n&#228;mlich den Eltern ein mit Bindungswirkung ausgestatteter Vorschlag in Bezug auf das elterliche Sorgerecht gestattet ist, mu&#223; ihnen diese M&#246;glichkeit auch f&#252;r das Umgangsrecht, dem geringere Bedeutung beikommt, offenstehen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Eltern haben sich darauf geeinigt, das Besuchsrecht f&#252;r die Sommerferien mit "mindestens drei Wochen" festzulegen. Der Zusatz "mindestens" bedeutet freilich nicht, da&#223; die Mutter jederzeit einen l&#228;ngeren Sommerferienumgang ggf. gerichtlich sollte durchsetzen k&#246;nnen. Dieser Passus ist vielmehr im Zweifel dahin auszulegen, da&#223; es ihr freisteht, beim Vater um eine einverst&#228;ndliche Ausdehnung des Ferienumgangs nachzusuchen. Kommt dar&#252;ber eine Einigung nicht zustande, bleibt es bei den drei Wochen, die ja an der oberen Grenze des &#252;blichen Sommerferienumgangsrechts liegen. Ob und welche Umst&#228;nde -"dringende" Gr&#252;nde des Kindeswohls - eine gerichtliche Erweiterung</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">des Umgangs f&#252;r die Sommerferien zul&#228;ssig erscheinen lassen, bedarf hier keiner allgemeinen Er&#246;rterung.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Im hier zu entscheidenden Fall n&#228;mlich tritt zu der <u>allgemeinen</u> zwischen den Eltern vereinbarten Besuchsregelung eine <u>konkrete </u>Absprache der Eltern vom Juni 1982 &#252;ber den Besuch der Kinder bei der Mutter in den Sommerferien 1982. Die Begr&#252;ndung, mit der das Familiengericht glaubt, sich &#252;ber diese Einigung der Eltern hinwegsetzen zu k&#246;nnen, um "im Einzelfall" eine Regelung f&#252;r alle Beteiligten, insbesondere aber f&#252;r die Kinder zu treffen, die lI akzeptabel ll erscheint, ist im Grunds&#228;tzlichen Ansatzpunkt und in der fallbezogenen Ausf&#252;hrung unhaltbar.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Dem Familiengericht steht entgegen seiner Darlegung gerade <u>nicht</u> die Befugnis zu, trotz Einigung der Eltern &#252;ber den Umgang der Kinder im Einzelfall eine andere Regelung zu treffen, die <u>ihm</u> "akzeptabel" erscheint. Aus &#167; 1671 III BGB, der entsprechend anwendbar ist, wie dargelegt, folgt, da&#223; eine abweichende gerichtliche Regelung <u>nur</u> statthaft sein soll, wenn dies zum Wohl der Kinder "erforderlich" ist. Es gen&#252;gt also</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">nicht, da&#223; eine bessere L&#246;sung, als die von den Eltern getroffene, an sich oder auch konkret denkbar ist, sie mu&#223; im Interesse des Kindeswohls "erforderlich" sein, also notwendig, um eine <u>erhebliche</u> Benachteiligung der Kinder abzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Eltern selbst sind an die Umgangsregelung gebunden ohne das Recht einseitiger L&#246;sung von der Vereinbarung zu haben. Ein solches Recht besteht nur, wenn erhebliche Gr&#252;nde des Kindeswohls an einem Festhalten an der Einigung entgegenstehen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Grunds&#228;tzlich jedoch entfaltet eine Einigung Bindungswirkung, vor allem im Interesse der von der Einigung betroffenen Kinder, denen es im allgemeinen zum Wohle gereicht, auch im Umgang mit dem nicht sorgeberechtigten Elternteil eine verl&#228;&#223;liche und kontinuierliche Gestaltung zu erfahren. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Erhebliche Gr&#252;nde f&#252;r eine L&#246;sung von der Einigung mit dem Vater, sind von der Mutter auch in der Beschwerdeerwiderung nicht geltend gemacht worden. Da&#223; zur Hochsommerzeit reges Treiben auf Flugh&#228;fen zumal in Feriengebieten herrscht, ist allgemein bekannt. Die Kinder sind dadurch jedoch in keiner Weise gef&#228;hrdet, da sie ja individuell von Stewardessen, denen alle Umst&#228;nde des Flugverkehrs auch im Hochsommer bekannt sein d&#252;rften, betreut werden.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Eingriffe des Staates in elterliche Umgangsregelungen sind nur gestattet, wenn anderenfalls das Kindeswohl erheblich gef&#228;hrdet w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Aus Artikel 6 II 1 ff folgt, da&#223; Pflege und Erziehung "zuv&#246;rderst" eine den <u>"Eltern"</u> obliegende Pflicht ist. Dem Staat steht - Artikel 6 II 2 ff - nur ein "W&#228;chteramt" zu, also keineswegs eine prim&#228;re, der Pflicht der Eltern vergleichbare Bet&#228;tigung. Der Staat "wacht" nur &#252;ber die Bet&#228;tigung der Eltern in Bezug auf ihre Kinder. Die "prim&#228;re Entscheidungszust&#228;ndigkeit" der Eltern beruht auf der Erw&#228;gung, da&#223; die Eltern die Interessen des Kindes regelm&#228;&#223;ig am besten wahrnehmen k&#246;nnen, wobei die M&#246;glichkeit in Kauf genommen wird, da&#223; das Kind durch den Entschlu&#223; der Eltern wirkliche oder vermutliche "Nachteile" erleidet (BVG, FamRZ 1982, 567 (570) zu &#167; 1666 BGB). Daraus folgt, da&#223; es nicht zu den W&#228;chteraufgaben und Befugnissen des Staates - im zu entscheidenden Falle wahrzunehmen durch die Familiengerichtsbarkeit - geh&#246;rt, schon dann an Stelle der Eltern t&#228;tig zu werden, um eine "bestm&#246;gliche" F&#246;rderung des Kindes sicherzustellen (BVG a.a.O.). Der Staat hat insoweit vielmehr erst dann einzugreifen, wenn</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">die Gefahr besteht, da&#223; vorrangiges Elternhandeln das Wohl der Kinder erheblich zu beeintr&#228;chtigen geeignet ist. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Von einer das Kindeswohl erheblich beeintr&#228;chtigenden Wirkung der Reisegestaltung (R&#252;ckflug am 9.8.82 von Italien aus) gem&#228;&#223; dem urspr&#252;nglichen Plan (Einigung) der Eltern (siehe Brief Mutter vorn 16.6.82 BI. 17 d.A.) kann jedoch begr&#252;ndet nicht einmal die Rede sein, wenn man nur die "Beeintr&#228;chtigung" pr&#252;ft.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Mutter hat in ihrem best&#228;tigenden Brief vom 16.6.1982 mit keinem Wort eine Gef&#228;hrdung des Kindeswohls durch eine Flugreise mit der C. auch nur angedeutet, im Gegenteil verst&#228;rkend (<u>zugunsten</u> einer Flugreise) noch darauf hingewiesen, da&#223; die Kinder ab 5 Jahren auch mit der M. "alleine fliegen" k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Ebenso enth&#228;lt die eidesstattliche Versicherung der Mutter vom 14. 07. 1982 keinerlei Gr&#252;nde, die einen R&#252;ckflug der Kinder mit der C. am 09. 08. 1982 - und nur darum geht es letztlich - irgendwie gef&#228;hrdend erscheinen l&#228;&#223;t. Die in der eidesstattlichen Versicherung angegebenen Gr&#252;nde f&#252;r ein Abweichen von der verbindlichen Elterneinigung sind in Bezug auf das Wohl der Kinder v&#246;llig belanglos. Das gilt sowohl f&#252;r die Verhinderung des Ehemannes der Mutter - die Kinder besuchen die Mutter, nicht deren Ehemann - als auch f&#252;r die Verhinderung der Begleitperson, die ja ab 17. 07. 1982 zur Verf&#252;gung steht</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">und sich 3 Wochen lang - das ist die vereinbarte Ferienzeit - auch f&#252;r die Kinder t&#228;tig sein kann.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Antragsschrift legt die Vermutung nahe, da&#223; ein der Elternvereinbarung vom Juni 1982 widersprechender <u>vierw&#246;chiger</u> Urlaub der Kinder mit der Mutter nicht zuletzt deshalb regellos wird, um dieser eine mit Lasten verbindenden R&#252;ckkehr der Kinder vor deren Urlaubsende der Mutter,zu ersparen. Da&#223; sie bei vorzeitiger R&#252;ckkehr der Kinder, die <u>nur</u> deshalb erforderlich wird, weil der Ehemann am rechtzeitigen Antritt des geplanten Urlaubs verhindert war (und eine Begleitperson gleichfalls), eine "1 1 /2 st&#252;ndige Fahrt" zum Flughafen machen mu&#223;, ist eine Bagatell-Last ohne jede Erheblichkeit f&#252;r die hier zu entscheidende Frage.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Wieso - gem&#228;&#223; Vortrag in der Antragsschrift, ohne da&#223; dort mehr dazu gesagt w&#252;rde - f&#252;r die Kinder "dieser Flug mit einer 80 min&#252;tigen Zwischenlandung nicht zu vertreten" ist, ist nicht verst&#228;ndlich, wenn man bedenkt, da&#223; sie 2 Wochen zuvor, ohne da&#223; sich am Flugablauf und seinen Bedingungen oder im Befinden der Kinder irgendetwas ge&#228;ndert h&#228;tte, den R&#252;ckflug zum 09.08.1982 ohne jeden Vorbehalt zugestimmt hat. Da der Senat davon ausgeht, da&#223; die Mutter bei ihren Ferienabsprachen mit dem Vater in erster Linie das Wohl der Kinder im Auge hatte und darauf auch ihr Schreiben vom 16. 06. 1982 beruht, spricht vieles daf&#252;r, da&#223; die sp&#228;tere (lapidare) Behauptung, der Flug sei "nicht zu vertreten",ohne da&#223; konkret ausgef&#252;hrt wird warum nicht, eine eher vorgeschobene Begr&#252;ndung ist, um den Ferienbesuch der Kinder der infolge der Verhinderung vor allem des Ehemannes ver&#228;nderten zeitlichen Urlaubsplanung anzupassen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Ob die mit der Beschwerdeerwiderung erstmals schrifts&#228;tzlich vorgetragenen konkreten Bedenken wirklich Hauptgrund der L&#246;sung von der Urlaubsvereinbarung waren, kann letztlich aber dahinstehen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Objektiv unbegr&#252;ndet sind jedenfalls die Argumente, mit denen das Familiengericht die behaupteten "Bedenken" teilt. Wenn &#252;berhaupt, kann keinesfalls von einer erheblichen Gef&#228;hrdung des Kindeswohls bei einer Flugreise ausgegangen werden. Wieso es das Kindeswohl ber&#252;hren soll, wenn die Kinder in einem "fremden" Land die Flugmaschine besteigen und im "Ausland" jeweils individuell betreut von einer Stewardess die Maschine wechseln m&#252;ssen, ist unerfindlich. Gerade eine der Landessprache kundige, auf solche Dienste vorbereitete, mit dem Flugbetrieb vertraute Stewardess der international t&#228;tigen und anerkannten italienischen Fluggesellschaft bietet alle Gew&#228;hr f&#252;r eine angemessen gute Betreuung der Kinder w&#228;hrend des Fluges und des Umsteigens. Da der sorgeberechtigte Vater erkl&#228;rt, da&#223; die Kinder "flugerfahren" sind und er die alleinige</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Verantwortung insoweit tr&#228;gt, ist nicht ersichtlich, welche Bedenken sich &#252;berhaupt gegen eine solche Flugreise &#8211; abgesehen von der allgemeinen Unfallgefahr, die im Luftverkehr bekanntlich ungleich geringer als z.B. im Kraftfahrzeugverkehr ist - unter dem Gesichtspunkt des Kindeswohls in <u>diesem</u> Fall ergeben k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Es geht nicht an, da&#223; das Familiengericht eine Reiseentscheidung des sorgeberechtigten Vaters mit seinen subjektiven Erw&#228;gungen und Bedenken, die unzul&#228;ssigerweise an die Stelle der Entscheidung des Vaters gesetzt werden, zunichte macht. Das Familiengericht hat nicht zu pr&#252;fen, wie es selbst, h&#228;tte es f&#252;r die Kinder eine Reiseentscheidung treffen m&#252;ssen, aus seiner Sicht entschieden h&#228;tte. Es hat lediglich zu fragen, ob die Vater-Entscheidung dem Wohl der Kinder <u>erheblich </u>widerspricht. Davon kann hier nicht entfernt die Rede sein. Die, wie anzunehmen ist, vom Vater &#252;berlegt und in voller</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Verantwortung f&#252;r das Kindeswohl <u>im Einvernehmen mit der Mutter</u> im Juni 1982 getroffene Entscheidung zugunsten einer (betreuten) Flugreise der Kinder, verliert auch nicht dadurch an ihrer (f&#252;r die Gerichte bindenden) Beachtlichkeit, da&#223; das Familiengericht die <u>Tatsachen</u>mitteilung des Vaters, die Kinder seien "flugerfahren", mit der Bemerkung abqualifiziert "Kinder sind kein Frachtgut, das in eine Maschine verladen wird". Eine solche Feststellung (die inhaltlich Selbstverst&#228;ndliches wiedergibt) liegt offensichtlich und eindeutig jenseits dessen, was bei Aus&#252;bung des "W&#228;chteramts" des Staates an herabsetzender Wertung, zu der hier keinerlei Anla&#223; bestand, von Rechts wegen gerichtlich verantwortungsbewu&#223;ten Eltern gesagt werden darf.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Auch der letzte Absatz des angefochtenen Beschlusses l&#228;&#223;t erkennen, da&#223; das Familiengericht seine grunds&#228;tzlichen Befugnisse bei der Pr&#252;fung <u>vereinbarter</u> elterlicher Ferienma&#223;nahmen verkannt hat. Es war und ist das gute Recht des Vaters, in einem nicht von ihm eingeleiteten gerichtlichen Verfahren unbegr&#252;ndeten Versuchen Elternvereinbarungen &#252;ber den Ferienumgang der Kinder ohne zureichenden Grund die Wirkung zu nehmen, entgegenzutreten. Es ist deshalb nicht rechtens, dieses erlaubte Vaterverhalten abwertend als "Behauptung rechtlicher Positionen" herabzumindern und ihm gegen&#252;berzustellen einem vom Gericht f&#252;r sich in Anspruch genommenes "Verst&#228;ndnis" und</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">"Einf&#252;hlungsverm&#246;gen" f&#252;r die Kinder. Der Senat hat keinen Zweifel, da&#223; im Regelfall Verst&#228;ndnis und Einf&#252;hlungsverm&#246;gen, das leibliche Eltern ihren ihnen aufs engste vertrauten Kindern gegen&#252;ber zu entwickeln imstande sind, naturgem&#228;&#223; Verst&#228;ndnis und Einf&#252;hlungsverm&#246;gen von Staatsorganen, denen als Fremde und Dritte lediglich &#220;berwachungsaufgaben obliegen, deutlich &#252;berlegen sind. Das gilt ersichtlich auch f&#252;r diesen Fall. Das Wohl der Kinder ist durch das einverst&#228;ndliche Elternhandeln im Rahmen der Ferienregelung so gut gewahrt, da&#223; familiengerichtliche Anordnungen an Stelle elterlicher Ma&#223;nahmen ungesetzlich und-deshalb dem Kindeswohl nicht dienlich sind. Die Mutter wird deshalb zuverl&#228;ssig daf&#252;r zu sorgen haben, da&#223; die Kinder am 09. 08. 1982 zum Vater zur&#252;ckkehren. Sie konnte nicht davon ausgehen, da&#223; die angefochtene Entscheidung bestand haben w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 13 c FGG</p>
315,800
vg-munster-1982-06-25-2-k-207081
{ "id": 846, "name": "Verwaltungsgericht Münster", "slug": "vg-munster", "city": 471, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
2 K 2070/81
"1982-06-25T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:14"
"2019-03-27T09:42:11"
Gerichtsbescheid
ECLI:DE:VGMS:1982:0625.2K2070.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p> Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</p> <p></p> <p> Der Gerichtsbescheid ist wegen der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar. Der Kl&#228;ger darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung abwenden, wenn nicht der Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit leistet. </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks"> T a t b e s t a n d :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Eigent&#252;mer des Grundst&#252;cks Gemarkung B. Flur 00 Flurst&#252;ck 000, das er nebst einem darauf zu errichtenden Wohnhaus mit Garage von der Firma U. GmbH erworben hat. Wohnhaus und Garage sind inzwischen fertiggestellt. Mit Bescheid vom 21. Juli 1981 forderte der Beklagte den Kl&#228;ger unter Bezugnahme auf &#167; 10 des Vermessungs- und Katastergesetzes auf, die Einmessung der errichteten Geb&#228;ude bei einem &#246;ffentlich bestellten Vermessungsingenieur oder dem zust&#228;ndigen Katasteramt innerhalb von sechs Monaten zu beantragen. Mit Schreiben vom 24. August 1981 wandte sich der Kl&#228;ger gegen diesen Bescheid mit der Begr&#252;ndung, nicht er, sondern die Firma U. GmbH sei f&#252;r die Einmessung zust&#228;ndig, da diese das Geb&#228;ude errichtet habe. Nachdem der Beklagte den Kl&#228;ger unter dem 28. August 1981 &#252;ber die nach seiner Ansicht gegenteilige Rechtslage unterrichtet und der Kl&#228;ger dazu mit Schreiben vom 2. September 1981 erneut Stellung genommen hatte, wies der Regierungspr&#228;sident M&#252;nster mit Bescheid vom 28. September 1981 den Widerspruch des Kl&#228;gers als unbegr&#252;ndet zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 28. Oktober 1981 hat der Kl&#228;ger gegen die Einmessungsaufforderung des Beklagten Klage erhoben. Er ist der Auffassung, der Bescheid sei rechtswidrig, da die Einmessungspflicht nach &#167; 10 Abs. 2 des Vermessungs- und Katastergesetzes demjenigen obliege, der das einzumessende Geb&#228;ude errichtet habe, denn dieser habe eventuelle Grenzverletzungen zu vertreten. Das &#246;ffentliche Interesse an der Richtigkeit des Liegenschaftskatasters sei gering, seit die Grundsteuer nicht mehr auf Grund des Katasters erhoben werde. Im &#252;brigen seien im Kreis Borken viele in den Jahren 1980 errichteten Geb&#228;ude noch nicht eingemessen, so dass seine Heranziehung zur Einmessung eines sp&#228;ter errichteten Geb&#228;udes gegen das Gleichheitsgebot versto&#223;e.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt sinngem&#228;&#223;,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">den Bescheid des Beklagten vom 21. Juli 1981 und den Widerspruchsbescheid des Regierungspr&#228;sidenten M&#252;nster vom 25. September 1981 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"> Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"> die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Er tr&#228;gt im wesentlichen vor, zur Einmessung sei nach dem Gesetz derjenige verpflichtet, der im Zeitpunkt der Aufforderung durch das Katasteramt Grundst&#252;ckseigent&#252;mer oder Erbauberechtigter sei.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten wurden durch Verf&#252;gung der Berichterstatterin am 1. M&#228;rz 1982 bzw. 13. April 1982 auf die M&#246;glichkeit der Entscheidung durch Gerichtsbescheid hingewiesen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"> Die Kammer konnte &#252;ber die Klage gem&#228;&#223; Art. 2 &#167; 1 des Gesetzes zur Entlastung der Gerichte in der Verwaltungs- und Finanzgerichtsbarkeit vom 31. M&#228;rz 1978 - BGBl. I S. 446 - durch Gerichtsbescheid entscheiden, da sie einstimmig der Auffassung ist, dass die Sache keine besonderen Schwierigkeiten tats&#228;chlicher und rechtlicher Art aufweist und der Sachverhalt gekl&#228;rt ist.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Klage zu zul&#228;ssig, aber unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die angefochtene Verf&#252;gung des Beklagten vom 21. Juli 1981 ist rechtm&#228;&#223;ig und verletzt den Kl&#228;ger nicht in seinen Rechten (vgl. &#167; 113 Abs. 1 Satz 1 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Ordnungsverf&#252;gung ist in einem ordnungsgem&#228;&#223;en Verfahren ergangen. Der Kl&#228;ger ist zwar vor Erla&#223; der Ordnungsverf&#252;gung vom 21. Juli 1981 nicht, wie es &#167; 28 des Verwaltungsverfahrensgesetzes f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen VwVfG NW - vom 21. Dezember 1976 (GVNW S. 438) vorschreibt, angeh&#246;rt worden; dieser Verfahrensfehler ist jedoch gem&#228;&#223; &#167; 45 Abs. 1 Ziffer 3 VwVfG NW geheilt worden, da der Beklagte dem Kl&#228;ger mit Schreiben vom 28. August 1981 nach Einlegung des Widerspruchs und unabh&#228;ngig von der Widerspruchsbegr&#252;ndung Gelegenheit zur Stellungnahme in der Sache gegeben hat. Der Kl&#228;ger hat diese M&#246;glichkeit auch mit Schreiben vom 2. September 1981 wahrgenommen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Ordnungsverf&#252;gung vom 21. Juli 1980 ist auch in der Sache rechtm&#228;&#223;ig. Die an den Kl&#228;ger gerichtete Aufforderung des Beklagten, sein neu errichtetes Geb&#228;ude vermessen zu lassen, findet seine Rechtsgrundlage in &#167; 10 Abs. 2 Satz 1 des Gesetzes &#252;ber die Landesvermessung und das Liegenschaftskataster vom 11. Juli 1972 (GVNW S. 193) - VermKatG -, wonach der Eigent&#252;mer auf seine Kosten die f&#252;r die Fortf&#252;hrung des Liegenschaftskatasters erforderlichen Unterlagen zu beschaffen und der Katasterbeh&#246;rde einzureichen hat, wenn auf seinem Grundst&#252;ck ein Geb&#228;ude errichtet wird. Die Voraussetzungen dieser Vorschrift - Errichtung eines Geb&#228;udes auf dem Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers - sind erf&#252;llt. Der Beklagte hat die Einmessung auch zu Recht vom Kl&#228;ger und nicht von dessen Rechtsvorg&#228;ngerin, der U. GmbH gefordert. Nach &#167; 10 Abs. 2 VermKatG obliegt die Verpflichtung, ein neuerstelltes Geb&#228;ude einmessen zu lassen, dem jeweiligen Grundst&#252;ckseigent&#252;mer. Ist also - wie hier - im Zeitpunkt des Eigentums&#252;bergangs auf den K&#228;ufer diese noch nicht erfolgt, so geht die Verpflichtung zur Einmessung auf den Erwerber &#252;ber.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"> Vgl. das Urteil der Kammer vom 29. September 1982 - Az: 2 K 1934/80 -</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Etwas anderes ergibt sich - im Gegensatz zur Auffassung des Kl&#228;gers - auch nicht aus dem Wortlaut des &#167; 10 Abs. 2 Satz 1 VermKatG; denn danach ist nicht der Bauherr, sondern - unabh&#228;ngig von der Bauherreneigenschaft - der Eigent&#252;mer zur Einmessung verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Anhaltspunkte daf&#252;r, dass die den Kl&#228;ger danach grunds&#228;tzlich treffende Verpflichtung zur Vermessung im vorliegenden Fall ausnahmsweise nicht besteht, fehlen. Nach &#167; 10 Abs. 2 Satz 2 VermKatG besteht diese Verpflichtung dann nicht, wenn der Vorlage der Unterlagen bei der Beh&#246;rde &#252;berwiegende private Interessen entgegenstehen. Solche Interessen, bei denen es sich z.B. um betriebliche Geheimhaltungsinteressen handeln kann, sind vom Kl&#228;ger jedoch weder genannt noch sonst ersichtlich. Die Aufforderung zur Einmessung verst&#246;&#223;t auch nicht gegen Art. 3 des Grundgesetzes, da es auf die sich aus dem Gesetz ergebende Verpflichtung des Kl&#228;gers zur Einmessung ohne Einflu&#223; ist, ob andere Grundst&#252;ckseigent&#252;mer dieser Verpflichtung nachkommen oder nicht.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die dem Kl&#228;ger vom Beklagten gem. &#167; 10 Abs. 3 Satz 1 VermKatG einger&#228;umte Frist von sechs Monaten ist, da innerhalb dieses Zeitraums die Einmessung regelm&#228;&#223;ig durchgef&#252;hrt werden kann, angemessen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Klage konnte nach allem keinen Erfolg haben.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 1 VwGO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167; 708 Nr. 11, 711 i.V.m. &#167; 173 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,801
olgk-1982-06-24-25-wf-5182
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
25 WF 51/82
"1982-06-24T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:16"
"2019-03-27T09:42:11"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1982:0624.25WF51.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die gem. &#167; 127 Abs. 2 ZPO statthafte Beschwerde hat keinen Erfolg, weil das Familiengericht der Antragstellerin im Ergebnis richtig gem. &#167; 114 ZPO die Bewilligung von Proze&#223;kostenhilfe wegen mangelnder Erfolgsaussicht ihres Scheidungsbegehrens</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">versagt hat.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Ein Scheidungsantrag gem. &#167; 1565 Abs. 1 ZPO kann derzeit keinen Erfolg haben, weil die Parteien noch kein Jahr getrennt voneinander leben. Die Parteien haben sich im Februar 1982 getrennt, nachdem die zuvor gut 4 Monate lang nach Einreichung eines</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Scheidungsantrags Ende August 1981 zumindest in Vers&#246;hnungsabsicht in der Ehewohnung zusammenlebten. Dieses Zusammenleben hat die zuvor eingeleitete Trennungszeit unterbrochen, so da&#223; seit Februar 1982 eine neue Trennungsfrist zu laufen beginnt. Ohne da&#223; es darauf ankommt, ob eine wirkliche Vers&#246;hnung Ursache f&#252;r das Zusammenleben der Parteien warp was f&#252;r die Anwendung des &#167; 1567 Abs. 2 BGB von vornherein keinen Raum lie&#223;e, greift diese Ausnahmeregelung hier schon darum nicht ein, weil mehr als vier Monate hier nicht mehr als "k&#252;rzere Zeit" im Sinne des &#167; 1567 Abs. 2 BGB angesehen werden k&#246;nnen. Mit R&#252;cksicht auf die Bedeutung des Trennungsjahres als Indikator f&#252;r das Scheitern einer Ehe kann nicht auf <i>ein </i>Drittel dieser Zeit<i> </i>wegen eines Vers&#246;hnungsversuchs verzichtet werden. Das gilt auch unter <i>Be</i>r&#252;cksichtigung des Zwecks der Vorschrift des &#167; 1567 Abs. 2, die Ehegatten nicht aus Angst vor einer Unterbrechung des Fristablaufs von jeglichen Vers&#246;hnungsversuchen abzuhalten. Ehegatten, die einen solchen Versuch mehr als zwei bis drei Monate lang</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">unternehmen, geben in ihrer Lebensf&#252;hrung doch noch so viel Anla&#223; zur Annahme, da&#223; ihre Abwendung voneinander nicht ernsthaft und gefestigt ist, als da&#223; diese Zeit des Vers&#246;hnungsversuchs bei der Verwertung der Trennungszeit als entscheidendes</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Indiz f&#252;r das Scheitern einer Ehe vernachl&#228;ssigt ."werden k&#246;nnte. Diese<i> </i>Wertung stimmt mit den Ergebnissen der &#252;berwiegenden Literaturmeinung &#252;berein (vgl. Gernhuber, Familienrecht, &#167; 27 VII 6; M&#252;nchKomm-Wolf &#167; 1567 Rdn. 60; Pal.-Diederichsen &#167; 1567</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Anm. 3; Schwab, Handbuch des Scheidungsrechts, Rdn. 124 ff).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die abweichende - weitere - Auffassung von OLG K&#246;ln (21.Z.S.) FamRZ 79, 236 beruht auf einer besonderen Einzelfallkonstellation.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Es kann auch dahinstehen, ob das Vorbringen der Antragstellerin in ihrem Schriftsatz vom 18.3.82 und der Beschwerdebegr&#252;ndung schl&#252;ssig ist fUr eine Scheidung gem. &#167; 1565 Abs. 2 BGB. Die Antragstellerin hat jedenfalls durch ihr Verhalten in diesem</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Beschwerdeverfahren gezeigt, da&#223; ihr die Fortsetzung der Ehe w&#228;hrend eines Trennungsjahres nicht unzumutbar ist. Die Antragstellerin ist von ihrem Proze&#223;bevollm&#228;chtigten zwei Mal zur Angabe notwendiger Tatsachen zur F&#246;rderung des Beschwerdeverfahrens aufgefordert worden, ohne darauf zu antworten. Selbst wenn dieses Unt&#228;tigsein nicht Folge eines erneuten Vers&#246;hnungsversuchs ist, zeigt es doch, da&#223; die Antragstellerin durch das von ihr behauptete Verhalten des Antragsgegners nicht so betroffen</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">ist, da&#223; ihr eine Nichtfortf&#252;hrung des Scheidungsverfahrens unertr&#228;glich erschiene.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Beschwerdewert: 1.544,-- DM</p>
315,802
lg-dusseldorf-1982-06-18-11-o-67881
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
11 O 678/81
"1982-06-18T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:17"
"2019-03-27T09:42:10"
Urteil
ECLI:DE:LGD:1982:0618.11O678.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits und des Streithelfers tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist f&#252;r den Beklagten gegen Leistung einer Sicherheit in H&#246;he von 2.200,00 DM, f&#252;r den Streithelfer ohne Sicherheitsleistung vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;gerin wird gestattet, die Zwangsvollstreckung des Streithelfers gegen sie durch Leistung einer Sicherheit in H&#246;he von 1.200,00 DM abzuwenden, falls der Streithelfer nicht zuvor in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet.</p> <p></p> <p>Die Sicherheiten k&#246;nnen auch durch die selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer in der Bundesrepublik Deutschland ans&#228;ssigen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlich-rechtlichen Sparkasse erbracht werden.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Ehemann der Kl&#228;gerin war Inhaber des Reiseb&#252;ros X in K&#246;ln. Dieses Reiseb&#252;ro hat er am 16. Mai 1980, was der Beklagte bestreitet, an die Kl&#228;gerin &#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Der Ehemann der Kl&#228;gerin beauftragte sp&#228;testens Ende 1975 - der genaue Zeitpunkt ist unter den Parteien streitig - den Beklagten mit der Buchf&#252;hrung, Finanzierung und Steuerberatung f&#252;r das Reiseb&#252;ro, und zwar f&#252;r den Zeitraum vom 24. Mai 1974 bis 31. Dezember 1975.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte begann mit den ihm &#252;bertragenen Arbeiten im Jahre 1976 und schlo&#223; sie im Jahre 1977 ab.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Bereits mit Schreiben vom 8. September 1977 r&#252;gte der Ehemann der Kl&#228;gerin, da&#223; der Beklagte nach stichprobenhaften &#220;berpr&#252;fungen mangelhaft gearbeitet habe. Er k&#252;ndigte bereits in diesem Schreiben an, den Beklagten f&#252;r etwaige Sch&#228;den in Anspruch zu nehmen und f&#252;hrte aus, da&#223; erhebliche und zahlreiche Buchf&#252;hrungsm&#228;ngel zu verzeichnen seien. Insbesondere sei die als Anhang zur Bilanz gefertigte Liste mit Kundenanzahlungen gr&#246;&#223;tenteils unzutreffend und weise als Abschlu&#223;summe eine falsche Zahl aus. Wegen des n&#228;heren Inhaltes dieses Schreibens wird auf Bl. 10 d. A. verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">In der Zeit vom 17. November bis 17. Dezember 1980 fand in dem Reiseb&#252;ro X eine Betriebspr&#252;fung f&#252;r die Jahre 1974 bis 1978/79 statt. Diese Betriebspr&#252;fung f&#252;hrte zu Beanstandungen der gesamten, unter anderem auch von dem Beklagten erstellten Buchf&#252;hrung. Die Ursachen f&#252;r die fehlerhafte und unvollst&#228;ndige Buchf&#252;hrung in den Jahren 1974 und 1975 sind unter den Parteien streitig.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Die Kl&#228;gerin verlangt mit der unter dem 15. Dezember 1981 erhobenen Klage von dem Beklagten Schadensersatz wegen mangelhafter Buchf&#252;hrungsarbeiten. Sie behauptet, der Beklagte habe eine nicht brauchbare Leistung erbracht, so da&#223; ihr Ehemann im Rahmen der Au&#223;enpr&#252;fung die gesamte Buchf&#252;hrung habe &#252;berarbeiten m&#252;ssen. Hierdurch sei ihr ein Schaden von 17.487,-- DM entstanden, weil ihr Ehemann etwa 200 Stunden ben&#246;tigt habe, um die f&#252;r die Steuerpr&#252;fung erforderlichen Unterlagen ordnungsgem&#228;&#223; zu erg&#228;nzen und aufzuarbeiten. Mit eingeschaltet gewesen sei der Steuerberater X, der f&#252;r die Nacharbeiten ein Honorar von 2.396,25 DM verlangt habe. Weiterer Schaden sei schlie&#223;lich dadurch entstanden, da&#223; das Finanzamt f&#252;r die Jahre 1974 und 1975 eine Steuersch&#228;tzung vorgenommen habe, die zu einer Steuernachzahlung von 4.587,95 DM gef&#252;hrt habe. Bei richtigter Arbeitsweise des Beklagten, so meint die Kl&#228;gerin, w&#228;re es nicht zu einer solchen Sch&#228;tzung gekommen. Da die Steuersch&#228;tzung noch nicht bestandskr&#228;ftig sei, weil sie, die Kl&#228;gerin, gegen den Steuerbescheid Widerspruch erhoben habe, k&#246;nne zun&#228;chst insoweit nur auf Feststellung geklagt werden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:96px">1 .</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:96px">den Beklagten zu verurteilen, an sie DM 19.883,25 nebst 15 <i>% </i>Zinsen zuz&#252;glich 13 <i>% </i>Mehrwertsteuer auf die Zinsen seit dem 15. Dezember 1981 zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:96px">2.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:96px">festzustellen, da&#223; der Beklagte verpflichtet ist, ihr den &#252;ber den im Klageantrag unter 1 . aufgef&#252;hrten Betrag hinausgehenden Schaden aus dem von ihm mangelhaft ausgef&#252;hrten Auftrag als Steuerbevollm&#228;chtigter zu ersetzen, insbesondere sich daraus ergebende Mehrsteuern f&#252;r die Jahre 1974 und 1975.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt, und diesem Antrag hat sich der Streithelfer Volk angeschlossen,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:95px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Er beruft sich in erster Linie unter Hinweis auf &#167; 68 Steuerberatungsgesetz auf die Einrede der Verj&#228;hrung und vertritt hierzu die Auffassung, als Beginn der dreij&#228;hrigen Verj&#228;hrungszeit sei das Schreiben vom 8. September 1977 anzusetzen. Es komme im vorliegenden Fall nicht darauf an, ob die Betriebspr&#252;fung erst sp&#228;ter stattgefunden habe, da aus dem genannten Schreiben eindeutig zu ersehen sei, da&#223; die Kl&#228;gerin bereits im Jahre 1977 von der angeblich mangelhaften Arbeit Kenntnis erlangt habe. Dies ergebe sich auch daraus, da&#223; der Ehemann der Kl&#228;gerin, wie die Kl&#228;gerin selbst behaupte, so sachkundig gewesen sei, die etwaigen M&#228;ngel der Buchf&#252;hrung im Rahmen der Au&#223;enpr&#252;fung zu beseitigen. Aus diesen Gr&#252;nden komme es nicht darauf an, ob der Ehemann der Kl&#228;gerin als fr&#252;herer Gesch&#228;ftsinhaber &#252;ber die technischen M&#246;glichkeiten verf&#252;gt h&#228;tte, etwaige Fehlerquellen genauestens festzustellen. Hierzu habe die Kl&#228;gerin sp&#228;testens nach dem Schreiben vom 8. September 1977 nach ihrem eigenen Standpunkt Anla&#223; gehabt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den vorgetragenden Inhalt der zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Die Klage ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Die Kl&#228;gerin kann Schadensersatzanspr&#252;che wegen etwaiger Vertragsverletzungen des Beklagten aus dem Steuerberatungsvertrag nicht mehr geltend machen. Gegen&#252;ber solchen Schadensersatzanspr&#252;chen der Kl&#228;gerin greift die von dem Beklagten erhobene Einrede der Verj&#228;hrung durch.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 68 Steuerberatungsgesetz in Verbindung mit &#167; 198 BGB verj&#228;hren Schadensersatzanspr&#252;che gegen den Steuerberater in drei Jahren, beginnend mit der Entstehung des Anspruchs. Dabei kommt es auf die Kenntnis des Auftraggebers von der Schadensursache und dem Schadensfall grunds&#228;tzlich nicht an.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Nach einhelliger Auffassung ist ein Anspruch dann entstanden, wenn er klageweise geltend gemacht werden kann. Dabei reicht die M&#246;glichkeit aus, eine Feststellungsklage zu erheben. Nicht erforderlich ist also, da&#223; der eingetretene Schaden bereits genau beziffert werden kann. Es gen&#252;gt, wenn die zu erwartenden Schadensfolgen vorhersehbar sind. Dies war hier sp&#228;testens am 8. September 1977 der Fall. Aus dem Schreiben vom 8. September 1977 ergibt sich eineutig, da&#223; die Kl&#228;gerin und der fr&#252;here Inhaber des Reiseb&#252;ros X, der Zeuge Xl, zu diesem Zeitpunkt bereits davon ausgingen, da&#223; der Beklagte die Buchf&#252;hrungs- und Bilanzarbeiten nicht zu ihrer Zufriedenheit erbracht hatte. Der Zeuge X rechnete auf Grund der von ihm beanstandeten Arbeitsweise des Beklagten schon zum damaligen Zeitpunkt, wie sich aus seinem Schreiben eindeutig ergibt, mit Nachforderungen durch das Finanzamt. Den Vorwurf der ungenauen Arbeitsweise konnte er bereits nach "anf&#228;nglichen stichprobenartigen &#220;berpr&#252;fungen" erheben. Schon in dem genannten Schreiben bezeichnete er die Buchf&#252;hrungsm&#228;ngel als erheblich und zahlreich. Er r&#252;gte ferner konkret die Liste mit "Kundenanzahlungen" als gr&#246;&#223;tenteils unzutreffend und als in der Abschlu&#223;summe falsch. Bei diesen ins einzelne gehenden Vorw&#252;rfen, die der Zeuge X nach nur stichprobenartigen &#220;berpr&#252;fungen festgestellt hat, stand der klageweisen Geltendmachung von Schadenersatzanspr&#252;chen, sei es auch nur im Rahmen einer Feststellungsklage, nichts entgegen. Der Zeuge X w&#228;re vielmehr, nachdem er dem Beklagten schwerwiegende Pflichtverletzungen vorgeworfen hatte, gehalten gewesen, die Buchf&#252;hrung insgesamt zu &#220;berpr&#252;fungen und das genaue Ausma&#223; etwaiger Nachforderungen festzustellen. Innerhalb der dreij&#228;hrigen Verj&#228;hrungsfrist h&#228;tte er gen&#252;gend Zeit gehabt, sich die entsprechenden Hilfsmittel, etwa ein Datensichtger&#228;t, zu beschaffen und die notwendigen Pr&#252;fungen anzustellen. Dies gilt umsomehr, als der Zeuge X nach der Behauptung der Kl&#228;gerin so sachkundig ist, da&#223; er selbst sp&#228;ter die Buchf&#252;hrung des Beklagten korrigieren konnte.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin durfte mit der gerichtlichen Geltendmachung ihrer Schadensersatzanspr&#252;che auch nicht bis zu der Au&#223;enpr&#252;fung im Jahre 198O abwarten. Der Bundesgerichtshof vertritt zwar f&#252;r den Fall, da&#223; erst im Rahmen der Au&#223;enpr&#252;fung die mangelhafte Arbeit eines Steuerberaters erkennbar wird, wegen der Besonderheiten, die mit der &#252;blichen Abwicklung von Steueranspr&#252;chen verbunden sind, die Auffassung, da&#223; die Verj&#228;hrung von Schadensersatzanspr&#252;chen gegen den Steuerberater erst mit der Schlu&#223;besprechung im Rahmen der Au&#223;enpr&#252;fung beginne (vgl. grundlegend BGH NJW 1979, 1550 ff; ferner BGH NJW 1979, 2211). Im vorliegenden Fall kommen die auf einer grunds&#228;tzlichen Abw&#228;gung der Interessen des Auftraggebers gegen&#252;ber dem Steuerberater beruhenden Grunds&#228;tze nicht zur Anwendung. Denn hier steht fest, da&#223; der Zeuge X als fr&#252;herer Inhaber des Reiseb&#252;ros schon lange vor der Betriebspr&#252;fung die behaupteten Fehler und ihre nachteiligen Auswirkungen erkannt hat und gerichtlich durchsetzen konnte. Bei dieser Sachlage sind seine Interessen und die der Kl&#228;gerin nicht in besonderem Ma&#223;e sch&#252;tzenswert.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin konnte auch nicht mit der gerichtlichen Geltendmachung ihrer Anspr&#252;che gegen den Beklagten deshalb bis zur Au&#223;enpr&#252;fung abwarten, weil der Beklagte etwa noch die M&#246;glichkeit einer Berichtigung bis zum Abschlu&#223; der Au&#223;enpr&#252;fung gehabt h&#228;tte. In den F&#228;llen, in denen ein Steuerberater bis zur Beendigung des Vertragsverh&#228;ltnisses etwaige Fehler noch berichtigen kann, entsteht der Schadensersatzanspruch stets neu mit der Folge, da&#223; die Verj&#228;hrung erst mit Abschlu&#223; der Au&#223;enpr&#252;fung beginnt (BGH WM 1982, 515, 516). Dies gilt aber naturgem&#228;&#223; nur solange, als das Vertragsverh&#228;ltnis zwischen dem Auftraggeber und dem Steuerberater zum Zeitpunkt der Au&#223;enpr&#252;fung noch besteht. Diese Vorausetzung liegt hier nicht vor, da das Vertragsverh&#228;ltnis zwischen den Parteien bereits im Jahre 1977 endete.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 91 Abs. 1 Satz 1, 101 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#167; 708 Nr. 11, 709 Satz 1, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Streitwert:</p> <span class="absatzRechts">27</span><ol class="absatzLinks"><li>bis zum 11. Mai 1982 DM 24.471,20;</li> <li>ab dem 12. Mai 1982 DM: ----</li> <li>f&#252;r den Antrag zu 1. 19.883,25 DM</li> <li>f&#252;r den Antrag zu 2. 6.000,&#8212; DM.</li></ol>
315,803
olgk-1982-06-11-16-wx-2982
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
16 Wx 29/82
"1982-06-11T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:20"
"2019-03-27T09:42:10"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1982:0611.16WX29.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die sofortige weitere Beschwerde des Jugendamts der Stadt Aachen als Vor-mund der Betroffenen vom 19.3.1982 gegen den Beschlu&#223; des Landgerichts K&#246;ln vom 2.3.1982 - 1 T 118/81 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Entscheidung ergeht gerichtsgeb&#252;hrenfrei.</p> <p></p> <p>Eine Erstattung au&#223;ergerichtlicher Kosten findet nicht statt.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G R &#220; N D E :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Betroffene wurde als j&#252;ngstes Kind der Beteiligten zu 3) und 4), der Eheleute X. geboren. Sie und ihre Geschwister sind weitgehend in Kinderheimen aufgewachsen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Bereits seit 1967 war die Familie X. dem zust&#228;ndigen Stadtjugendamt B. wegen massiver h&#228;uslicher Probleme aufgefallen. Im Hinblick darauf ist den Beteiligten zu 3) und mit Beschlu&#223; des Vormundschaftsgerichts Aachen vom 26.11.1971 - W VIII 5087 - f&#252;r die beiden &#228;lteren Geschwister der Betroffenen das Aufenthaltsbestimmungsrecht gem&#228;&#223; &#167; 1666 Abs. 1 BGB vorl&#228;ufig entzogen und dem Stadtjugendamt B. als Pfleger &#252;bertragen worden. In der nachfolgenden Zeit haben die Beteiligten</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">zu 3) und 4) mehrfach versucht, eine Aufhebung dieser Entscheidung zu erreichen; ihre diesbez&#252;glichen Antr&#228;ge sind jedoch mit der Begr&#252;ndung abgelehnt worden, da&#223; eine R&#252;ckkehr der Kinder in die weiter bestehenden schlechten H&#228;uslichen Verh&#228;ltnisse nicht verantwortet werden k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Ehe der Beteiligten zu 3) und 4) wurde im Jahre 1976 aus ihrem beiderseitigen Verschulden geschieden. Im Anschlu&#223; daran ist die "elterliche Gewalt" &#252;ber s&#228;mtliche Kinder, auch &#252;ber die Betroffene, dem Stadtjugendamt B. als Vormund durch</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Beschlu&#223; des Amtsgerichts Aachen vom 13.4.1976 - W VIII 5087 - &#252;bertragen worden. Eine sp&#228;ter von den Beteiligten zu 3) und 4) beantragte Ab&#228;nderung dieser Entscheidung wurde ihnen mit der Begr&#252;ndung verweigert, da&#223; sie nicht in der Lage seien, ihre Kinder selbst zu erziehen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1979 kam die Betroffene zu Pflegeeltern, den Beteiligten zu 5).<b> </b>Diese haben haben am 17.4.1980 beim zust&#228;ndigen Vormundschaftsgericht Y. beantragt, die</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Adoption der Betroffenen durch sie auszusprechen. Die Beteiligten zu 3) und 4) haben dazu ihre Zustimmung ohne n&#228;here Begr&#252;ndung verweigert. Das Vormundschaftsgericht Y.hat daraufhin die Einwilligung beider Kindeseltern, der Beteiligten zu 3) und 4), zu der Adoption der Betroffenen mit Beschlu&#223; vom 15.4.1981 - 6 XVI 4/80 - vormundschaftsgerichtlich ersetzt. In der Begr&#252;ndung dieses Beschlusses hei&#223;t</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">es u. a.: Die Kindeseltern h&#228;tten sich kaum um das Wohl der Betroffenen gek&#252;mmert, so da&#223; die Voraussetzungen f&#252;r eine Ersetzung der Einwilligung in eine Adoption gem&#228;&#223; &#167; 1748 Abs.1 2. Alternative gegeben seien. Durch ein Unterbleiben der beabsichtigten Adoption w&#252;rde der Betroffenen ein unverh&#228;ltnism&#228;&#223;iger Nachteil entstehen. Wegen der weiteren Begr&#252;ndung wird auf den vorgenannten Beschlu&#223; (Bl. 35, 36 d. A.) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Gegen diese, den Beteiligten zu 3) und 4) jeweils am 29.4.1981 zugestellte Entscheidung hat der Beteiligte zu 3) am 4.5.1981 Beschwerde eingelegt. Diesem Rechtsmittel hat sich die Beteiligte zu 4) am 20.11.1981 angeschlossen. Das Landgericht hat dieses Rechtsmittel der Beteiligten zu 4) mit Beschlu&#223; vom 2.3.1982 - 1 T 118/81 - aus Fristgr&#252;nden als unzul&#228;ssig verworfen, auf die Beschwerde des Beteiligten zu 3) dagegen den Beschlu&#223; des Amtsgerichts Wipperf&#252;rth vom 15.4.1981 - 6 XVI 4/80 - aufgehoben. In den Gr&#252;nden hat das Landgericht sowohl</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">eine besonders schwere als auch eine anhaltend grobe Pflichtverletzung des Beteiligten zu 3) im Sinne des &#167; 1748 Abs. 1 Satz 2 und Satz 1 BGB verneint. Hinsichtlich des vom Amtsgericht herangezogenen Gesichtspunktes der Gleichg&#252;ltigkeit des Beteiligten zu 3)<b> </b>gegen&#252;ber der Betroffenen hat das Landgericht ausgef&#252;hrt, da&#223; bei Aussch&#246;pfung aller Ermittlungsm&#246;glichkeiten nicht mit der n&#246;tigen Sicherheit festgestellt werden k&#246;nne, da&#223; die von ihm ge&#228;usserte gef&#252;hlsm&#228;ssige Bindung zur Betroffenen ein reines Lippenbekenntnis sei.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschlu&#223;, der dem Stadtjugendamt B. als Vormund der Betroffenen nicht f&#246;rmlich zugestellt worden ist, richtet sich seine am 20.3.1982 beim Landgericht eingegangene weitere Beschwerde. Hierin r&#252;gt er vor allem, da&#223; das Landgericht zu Unrecht eine anhaltende Pflichtverletzung und Vernachl&#228;ssigung seitens des Beteiligten zu 3) verneint habe.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten der Beschwerdebegr&#252;ndung wird auf BI. 85 - 88 d. A. verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des Sach- und Verfahrensstandes im &#252;brigen wird auf den weiteren Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsmittel ist zul&#228;ssig. Statthaft war bei der hier gegebenen Sachlage gem&#228;&#223; &#167; 29 Abs. 2 FGG die befristete "sofortige" weitere Beschwerde, weil durch die erstinstanzliche Entscheidung die zur Adoption notwendige Einwilligung des Beteiligten ersetzt wurde und hiergegen nach &#167;&#167; 53 Abs.1 Satz 2, 53 Abs. 1 Satz 1 in Verbindung mit &#167; 60 Abs. 1 Nr. 6 FGG nur die sofortige Beschwerde gegeben war (vgl. Keidel-Winkler, FGG, 10. Aufl. &#167; 53 Rdz. 6).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Da die Rechtsmittelfrist mangels einer f&#246;rmlichen Zustellung des angefochtenen Beschlusses nicht in Lauf gesetzt wurde, ist das Rechtsmittel rechtzeitig eingegangen. Es wahrt auch die vorgeschriebene Form; denn das Jugendamt der Stadt B.- eine Beh&#246;rde im Sinne von &#167; 29 Abs. 1 Satz 3 FGG &#8211; ist als Amtsvormund befugt, die sofortige Beschwerde namens des M&#252;ndels durch den mit der Wahrnehmung der vormundschaftsgerichtlichen Obliegenheiten betrauten Beamten ohne Zuziehung</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">eines Rechtsanwaltes einzulegen (vgl. KG FamRZ 1966, 375).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Zur Einlegung der sofortigen weiteren Beschwerde berechtigt ist das Jugendamt nicht im eigenen Namen, sondern nur namens des von ihm vertretenen Kindes. Kraft eigenen Rechts h&#228;tte es deswegen kein Beschwerderecht, weil diese Befugnis, soweit eine Verf&#252;gung nur auf Antrag erlassen werden darf und der Antrag - wie hier in 2. Instanz - zur&#252;ckgewiesen worden ist, gem&#228;&#223; &#167; 20 Abs. 2 FGG nur dem Antragsteller zusteht, hier also gem&#228;&#223; &#167; 1748 Abs. 1 Satz 1 BGB dem Kind selbst. Da die</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Betroffene indessen das 14. Lebensjahr noch nicht vollendet hat, kann der Vormund das Beschwerderecht f&#252;r sie aus&#252;ben (&#167; 59 Abs. 3 FGG). Da&#223; die sofortige weitere Beschwerde im vorliegenden Falle namens des Kindes eingelegt sein soll, ist zwar nicht ausdr&#252;cklich erkl&#228;rt worden, kann aber nach den gesamten Umst&#228;nden angenommen werden.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Das somit zul&#228;ssige Rechtsmittel bleibt jedoch in der Sache ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Zwar mag der angefochtene Beschlu&#223; nicht rechtsfehlerfrei zustande gekommen sein; denn m&#246;glicherweise hat das Landgericht seine Aufkl&#228;rungspflicht gem&#228;&#223; &#167; 12 FGG verletzt, da es weder das Kind angeh&#246;rt noch ein jugendpsychologisches</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Gutachten eingeholt hat, um so alle Ermittlungsm&#246;glichkeiten hinsichtlich der Feststellung der Gleichg&#252;ltigkeit des Beteiligten zu 4) gegen&#252;ber der Betroffenen auszusch&#246;pfen. Doch stellt sich die Entscheidung des Landgerichts selbst aus anderen Gr&#252;nden im Ergebnis als richtig dar (&#167; 27 FGG in Verbindung mit &#167; 563 ZPO). Denn das Landgericht hat insgesamt rechtsfehlerfrei die Voraussetzungen des &#167; 1748 BGB verneint.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">In der Sache selbst darf der Senat als Rechtsbeschwerdegericht die angefochtene Entscheidung nur darauf nachpr&#252;fen, ob sie auf einer Verletzung des Gesetzes beruht oder beruhen kann (&#167; 27 FGG); das Gesetz ist verletzt, wenn eine Rechtsnorm nicht oder nicht richtig angewendet worden ist (&#167; 550 ZPO); die Nachpr&#252;fung tats&#228;chlicher Umst&#228;nde ist grunds&#228;tzlich ausgeschlossen; nach &#167; 561 ZPO sind f&#252;r die Entscheidung im Rechtsbeschwerdeverfahren die in der angefochtenen Entscheidung festgestellten Tatsachen ma&#223;gebend (Keidel-Winkler, a.a.O., &#167; 27 FGG Rdz. 42).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die in diesem Rahmen vorgenommene Nachpr&#252;fung ergibt hinsichtlich der Rechtsanwendung des &#167; 1748 BGB keinen Rechtsfehler der angefochtenen Entscheidung. Das Landgericht hat mit Recht ein grobes Fehlverhalten des Beteiligten zu 3)<b> </b>im Sinne dieser Bestimmung nicht angenommen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Ein einmaliger, besonders schwerer Pflichtenversto&#223; des Beteiligten zu 3) gem&#228;&#223; &#167; 1748 Abs. 1 Satz 2 BGB liegt schon deshalb nicht vor, weil hierf&#252;r nur ein Fehlverhalten von besonders schwerem Ausma&#223; in Betracht kommt, das einem kriminellen</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Vergehen gleichkommt. Zu denken ist dabei insbesondere an die Gr&#252;nde, die fr&#252;her gem&#228;&#223; &#167; 1676 BGB a. F. zur Verwirkung der elterlichen Gewalt gef&#252;hrt haben, sofern das Kind voraussichtlich nicht mehr der Obhut des Elternteiles anvertraut werden kann (vgl. Palandt-Diederichsen, 41. Aufl. &#167; 1748 Anm. 2 a aa). Anhaltspunkte f&#252;r einen solchen Pflichtenversto&#223; seitens des Beteiligten zu 3) sind nach den Feststellungen des Landgerichts nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Auch eine anhaltend grobe Pflichtverletzung des Beteiligten zu 3) gegen&#252;ber seiner Tochter, der Betroffenen, im Sinne von &#167; 1748 Abs. 1 Satz 1 BGB ist nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der erw&#228;hnte Rechtsbegriff mu&#223; im Hinblick auf das verfassungsm&#228;&#223;ig gesch&#252;tzte Eltern-Kind-Verh&#228;ltnis (Art. 6 des Grundgesetzes) so ausgelegt werden, da&#223; er nur F&#228;lle eines besonders schwerwiegenden, vollst&#228;ndigen Versagens der Eltern in ihrer Verantwortung dem Kind gegen&#252;ber erfa&#223;t (vgl. Bundesverfassungsgericht FamRZ</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">1968, 578 f). "Grob" ist eine in besonderem Ma&#223;e anst&#246;&#223;ige Verletzung der EIternpflichten (vgl. Kammergericht FamRZ 1966, 267). Eine grobe Pflichtverletzung liegt vor bei schwerer leiblicher oder seelischer Vernachl&#228;ssigung, bei st&#228;ndiger</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Mi&#223;handlung oder grob liebloser Behandlung des Kindes (vgl. Palandt-Diederichsen &#167; 1748 Anm. 2 a aa; OLG Frankfurt FamRZ 1971, 322, 323; LG Mannheim, DAVorm. 1973, 370). "Anhaltend" bedeutet, da&#223; die Pflichtverletzung von gewisser Dauer, nicht aber auch f&#252;r die Zukunft zu erwarten sein mu&#223; (vgl. BayObLG FamRZ 1976, 234 f, 238; OLG Hamm FamRZ 1976, 462 f).</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat zu Recht diese Voraussetzungen auf grund des von ihm festgestellten Sachverhalts verneint. Eine Vernachl&#228;ssigung der Betroffenen ist nicht ersichtlich, da sie ordnungsgem&#228;&#223; in einer Pflegefamilie untergebracht und versorgt</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">ist, womit sich der Beteiligte zu 3) ausdr&#252;cklich einverstanden erkl&#228;rt hat. Eine Verletzung der Unterhaltspflicht durch den Beteiligten zu 3) hat das Landgericht nicht festgestellt. Ein m&#246;glicher Alkoholmi&#223;brauch des Beteiligten zu 3) dagegen reicht alleine nicht aus, eine grobe Vernachl&#228;ssigung oder einen schwerwiegenden Sorgerechtsmi&#223;brauch gegen&#252;ber der Betroffenen zu begr&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Auch die Voraussetzungen des &#167; 1748 Abs. 3 BGB sind nicht erf&#252;llt, wie das Landgericht rechtsfehlerfrei entschieden hat; denn es hat nicht festgestellt, da&#223; der Beteiligte zu 3) wegen besonders schwerer geistiger Gebrechen zur Pflege und Erziehung der Betroffenen dauernd unf&#228;hig w&#228;re. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich hat das Landgericht im Ergebnis ohne Rechtsfehler die Voraussetzungen des vom Amtsgericht allein herangezogenen Gesichtspunktes der Gleichg&#252;ltigkeit im Sinne des &#167; 1748 Abs. 1 Satz 1 2.<b> </b>Alternative BGB als nicht erf&#252;llt angesehen. Auch wenn das Landgericht m&#246;glicherweise bei der Feststellung des insoweit ma&#223;geblichen Sachverhaltes seinen Ermittlungspflichten gem&#228;&#223; &#167; 12 FGG nicht in ausreichendem Ma&#223;e nachgekommen sein sollte, wie bereits ausgef&#252;hrt wurde, so k&#246;nnte auf die Gleichg&#252;ltigkeit des Beteiligten zu 3) gegen&#252;ber der Betroffenen ohnehin nur dann die Ersetzung seiner Einwilligung in die Adoption der Betroffenen gest&#252;tzt werden, wenn die weiteren, in &#167; 1748 Abs. 2 BGB aufgestellten Voraussetzungen erf&#252;llt</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">w&#228;ren. Nach dieser Vorschrift darf wegen Gleichg&#252;ltigkeit, die nicht zugleich eine anhaltende gr&#246;bliche Pflichtverletzung ist, die Einwilligung nur ersetzt werden, wenn der Elternteil, dessen Einwilligung ersetzt werden soll, vom Jugendamt vorher</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">&#252;ber die M&#246;glichkeit der Ersetzung belehrt und nach &#167; 51 a Abs. 1 des Gesetzes f&#252;r Jugendwohlfahrt beraten worden ist und seit der Belehrung wenigstens 3 Monate verstrichen sind.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Da&#223;<b> </b>dies geschehen w&#228;re, haben das Amts- und Landgericht nicht festgestellt. Nicht einmal der Beteiligte zu 3), das Jugendamt Aachen, hat dies behauptet.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Nach allem fehlt es an der gesetzlichen Voraussetzung f&#252;r die Ersetzung der Einwilligung des Beteiligten zu 3) in die Adoption der Betroffenen, so da&#223; die sofortige weitere Beschwerde des Amtsvormundes zur&#252;ckzuweisen ist. Erst wenn er die vorgenannten Voraussetzungen erf&#252;llt hat, mag er erw&#228;gen, ob er einen neuen Antrag auf Ersetzung der Einwilligung des Beteiligten zu 3) beim zust&#228;ndigen Vormundschaftsgericht stellen will.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 131 Abs. 3 KostO, &#167; 13 a FGG.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Beschwerdewert: 5.000,-- DM (&#167; 30 Abs. 3 Satz 2 KostO).</p>
315,804
ovgnrw-1982-06-09-4-a-85281
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 A 852/81
"1982-06-09T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:22"
"2019-03-27T09:42:10"
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1982:0609.4A852.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird ge&#228;ndert.</p> <p>Die Ordnungsverf&#252;gung des Beklagten vom 11. Juli.1978 in der Fassung des Widerspruchsbescheides des Regierungspr&#228;sidenten vom 15. M&#228;rz 1979 wird aufgehoben.</p> <p>Der Beklagte tr&#228;gt die Kosten beider Rechtsz&#252;ge.</p> <p>Das Urteil ist wegen der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Beklagte darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he des beizutreibenden Betrages abwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger vor der Vollstreckung<sub>.</sub> Sicherheit in derselben H&#246;he leistet.</p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Tatbestand:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist seit Oktober 1977 auf dem Grundst&#252;ck &#160;&#160;&#160; Stra&#223;e in&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; mit dem Gewerbe "An- und Verkauf von gebrauchten Kraftfahrzeugen, Kfz.-Ersatzteilen" gemeldet. Bei dem Betriebsgrundst&#252;ck handelt es sich um ein ehemaliges Tankstellengel&#228;nde mit einer Wartungshalle in einer Gr&#246;&#223;e von ca. 8 m x 4 m und einem anschlie&#223;enden B&#252;ro- und Verkaufsraum.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Anl&#228;&#223;lich verschiedener &#220;berpr&#252;fungen des Betriebes seit Januar 1978 wurde festgestellt; da&#223; der Kl&#228;ger an den von ihm gehandelten Fahrzeugen vor dem Verkauf Reparaturen vornahm und Lackierarbeiten ausf&#252;hrte. Der Beklagte teilte dem Kl&#228;ger. mehrfach in pers&#246;nlichen Gespr&#228;chen mit, da&#223; es sich dabei um handwerkliche T&#228;tigkeiten handele, die er ohne Eintragung in die Handwerksrolle nicht ausf&#252;hren d&#252;rfe, und wies ihn auf die Folgen einer Fortsetzung der T&#228;tigkeit hin. Da der Kl&#228;ger darauf bestand, diese Arbeiten vornehmen zu d&#252;rfen, untersagte der Beklagte ihm durch Ordnungsverf&#252;gung vom 11. Juli 1978 unter Anordnung der sofortigen Vollziehung ab sofort die Fortsetzung eines selbst&#228;ndigen<sup>.</sup>Betriebes des Kraftfahrzeugmechaniker- sowie des Maler- und Lackiererhandwerks auf dem genannten Grundst&#252;ck. Gleichzeitig drohte er ihm f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung ein Zwangsgeld in H&#246;he von 1.000,-- DM an. Den dagegen eingelegten Widerspruch wies der Regierungspr&#228;sident &#160;&#160;&#160; durch Widerspruchsbescheid vom 15. M&#228;rz 1979 mit der Ma&#223;gabe zur&#252;ck, da&#223; dem Kl&#228;ger neben der Fortsetzung des Kraftfahrzeugmechanikerhandwerksbetriebes nicht die Fortsetzung eines Maler- und Lackiererhandwerksbetriebes, sondern nur die tats&#228;chlich ausge&#252;bte Teilt&#228;tigkeit, Lackierung von Fahrzeugen, untersagt werde.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">&#160; Mit der am 22. M&#228;rz 1979 erhobenen Klage hat der Kl&#228;ger geltend gemacht: Er f&#252;hre die anfallenden handwerklichen T&#228;tigkeiten nicht unberechtigt aus, weil er sie im Rahmen eines Hilfsbetriebes aus&#252;be. Im Hauptbetrieb handele er. mit Gebrauchtwagen. Bei etwa 95 % der von ihm weiterver&#228;u&#223;erten Gebrauchtwagen handele es sich um in Zahlung gegebene Kraftfahrzeuge, die er von einer Opel-Niederlassung beziehe. Hin und wieder kaufe er auch Gebrauchtwagen aus privater Hand oder nehme solche beim Verkauf eines Gebrauchtwagens in Zahlung. Der Anteil an unfallbesch&#228;digten Wagen sei gering. An Reparaturen f&#252;hre er mangeis entsprechender Einrichtungen und Ger&#228;tschaften nur technisch einfache aus. im &#252;brigen nehme er an einem Teil der gekauften Fahrzeuge Lackier- und Versch&#246;nerungsarbeiten vor und &#252;bernehme im Rahmen seiner vertraglichen und gesetzlichen Gew&#228;hrleistungspflicht aus dem Gebrauchtwagengesch&#228;ft noch Arbeiten einfacher Art aus Reklamationen. Die Reparaturkosten machten nur einen Bruchteil des sp&#228;teren Verkaufspreises aus. Reparaturarbeiten im Auftrag bestimmter Kunden nehme er mit Ausnahme von Gew&#228;hrleistungsarbeiten nicht vor. Er mache die Fahrzeuge lediglich f&#252;r seinen Hauptbetrieb verkaufsfertig. Auch der Wert der Lackierarbeiten sei gegen&#252;ber dem sp&#228;teren Verkaufspreis unbedeutend. Sollte der Betrieb nicht als Hilfsbetrieb eingestuft werden k&#246;nnen, so W&#228;re er zumindest als eintragungsfreier Nebenbetrieb zu behandeln, weil die handwerklichen T&#228;tigkeiten als unerheblich zu betrachten seien. Da die Leistungen nicht Dritten gegen&#252;ber abgerechnet w&#252;rden, gebe es f&#252;r sie keine gesonderten Umsatzaufzeichnungen. Er arbeite handwerklich an f&#252;nf Tagen in der Woche jeweils vier Stunden. Bei einem Arbeitslohn von 25,-- DM je. Stunde und 48 Arbeitswochen im Jahr errechne sich somit fiktiv ein Jahresumsatz von 24.000,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Ordnungsverf&#252;gung des Beklagten vom 11.&#160;Juli 1978 in der Fassung des Widerspruchsbescheides des Regierungspr&#228;sidenten &#160;&#160;&#160;&#160; vom 15. M&#228;rz 1979 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt, die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Er hat vorgetragen: Die Annahme eines Hilfs- oder Nebenbetriebes scheitere bereits an dem Fehlen einer gewissen Eigenst&#228;ndigkeit innerhalb des Gesamtunternehmens. Von einem Hilfsbetrieb k&#246;nne auch deshalb nicht gesprochen werden, weil der Kl&#228;ger die Arbeiten f&#252;r einen zuk&#252;nftigen noch unbekannten Dritten, n&#228;mlich den K&#228;ufer, ausf&#252;hre, um sp&#228;ter einen h&#246;heren Verkaufswert zu erzielen. Der Einwand des Kl&#228;gers, die handwerklichen T&#228;tigkeiten fielen unter die Unerheblichkeitsgrenze, m&#252;sse als Schutzbehauptung gewertet werden. Bereits aus den eigenen Angaben des Kl&#228;gers m&#252;sse entnommen werden, da&#223; dieser in der Regel an einem Drittel der verkauften Fahrzeuge Arbeiten vornehme.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat die Klage durch das angefochtene Urteil abgewiesen und zur Begr&#252;ndung ausgef&#252;hrt: Ein Hilfs- oder Nebenbetrieb liege im Hinblick auf die handwerklichen T&#228;tigkeiten nicht vor, weil es an der organisatorischen Trennung der verschiedenen Betriebsteile fehle. Da der Kl&#228;ger nicht in der Handwerksrolle eingetragen sei, &#252;be er die handwerklichen T&#228;tigkeiten somit unbefugt aus und sei ihm ihre Fortsetzung zu Recht untersagt worden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Gegen die ihm am 18. M&#228;rz 1981 zugestellte Entscheidung hat der Kl&#228;ger am 11. April 1981 Berufung eingelegt. Er wiederholt und vertieft seinen bisherigen Vortrag und f&#252;hrt erg&#228;nzend aus: Mit Wirkung vom 1. M&#228;rz 1981 habe er seinen Sohn als Verk&#228;ufer f&#252;r den Bereich des Gebr&#228;uchtwagenhandels eingestellt. Damit entfalle die Argumentation des Verwaltungsgerichts, bei einem EinMann-Betrieb sei die Trennung in Haupt- oder Hilfsbetrieb nicht m&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und nach dem Klageantrag zu. erkennen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Er verweist im wesentlichen auf sein bisheriges Vorbringen</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">und das von ihm f&#252;r zutreffend erachtete Urteil des Verwaltungsgerichts.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Wegen des Sach- und Streitstandes im einzelnen wird auf den Inhalt-der Gerichtsakten sowie der Verwaltungsvorg&#228;nge des Beklagten und des Regierungspr&#228;sidenten D&#252;sseldorf erg&#228;nzend Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die angefochtenen<sup>.</sup>Bescheide sind rechtswidrig und verletzen den Kl&#228;ger in seinen Rechten (&#167; 113 Abs. 1 der Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO)).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">&#167;&#160;16 Abs. 3 der Handwerksordnung idF vom 28. Dezember 1965, BGBl 1966 I 2 (Hw0), auf den der Beklagte die Untersagungsverf&#252;gung gest&#252;tzt hat, kann nicht als Rechtsgrundlage herangezogen werden. Dessen Voraussetzungen sind nicht gegeben. Der Kl&#228;ger &#252;bt den selbst&#228;ndigen Betrieb eines Kraftfahrzeugmechanikershandwerks und eines Maler- und Lackiererhandwerks (Teilt&#228;tigkeit: Lackierung von Fahrzeugen) nicht entgegen den Vorschriften der Handwerksordnung aus.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Zwar hat der Kl&#228;ger im Zeitpunkt des Erlasses der angefochtenen Verf&#252;gungen handwerksm&#228;&#223;ig Arbeiten ausgef&#252;hrt, die wesentliche Teilt&#228;tigkeiten der genannten HandWerkszweige darstellten (vgl. &#167; 1 Abs. 2 Hw0). Wegen der Begr&#252;ndung im einzelnen kann insoweit auf das Urteil des Verwaitungsgerichts verwiesen werden. Soweit ersichtlich, ist diesbez&#252;glich bis heute keine wesentliche &#196;nderung eingetreten.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wegen des ma&#223;geblichen Zeitpunkts bei Untersagungsverf&#252;gungen nach &#167; 16 Abs. 3 HwO vgl. Bundesverwaltungsgericht (BVerwG), Urteil vom 18.&#160;Oktober 1979 - 5 C 12.79 -.Gewerbearchiv (GewArch) 1980, 61.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Letztlich stellt der Kl&#228;ger auch nicht in Abrede, da&#223; er insoweit einen Handwerksbetrieb f&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist jedoch berechtigt, diese Arbeiten entgegen &#167; 1 Abs. 1 HwO ohne Eintragung in die Handwerksrolle vorzunehmen. Insoweit handelt es sich n&#228;mlich entgegen der Ansicht des Verwaltungsgerichts um einen Hilfsbetrieb im Sinne von &#167; 3 Abs. 3 HwO.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Nach dieser Vorschrift sind Hilfsbetriebe unselbst&#228;ndige, der wirtschaftlichen Zweckbestimmung des Hauptbetriebes dienende Handwerksbetriebe, wenn sie Arbeiten f&#252;r den Hauptbetrieb oder f&#252;r andere dem Inhaber des Hauptbetriebes ganz oder &#252;berwiegend geh&#246;rende Betriebe ausf&#252;hren (Nr. 1) oder im einzelnen aufgef&#252;hrte Leistungen an Dritte bewirken (Nr. 2). Diese Voraussetzungen treffen hier zu. Der vom Kl&#228;ger betriebene Handel mit gebrauchten Kraftfahrzeugen und Kfz-Teilen war und ist als Hauptbetrieb gegen&#252;ber der Handwerkst&#228;tigkeit anzusehen,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">a.A. in einem offenbar &#228;hnlich gelagerten Fall: Bayer. VGH, Urteil vom.I7. Dezember. 1979&#160;- 177 XXII 78&#160;- GewArch 1981, 208 (nur Leitsatz).</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Ihm kommt unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten im Rahmen des Gesamtunternehmens die &#252;berwiegende Bedeutung,zu. Nach dem Vortrag des Kl&#228;gers - insoweit sind keine hinreichenden Anhaltspunkte vorhanden, an dessen Richtigkeit zu zweifeln, zumal auch der Beklagte hierzu nichts Konkretes vorgebracht hat - nimmt er im wesentlichen Arbeiten nur an solchen Kraftfahrzeugen vor, die sp&#228;ter im Rahmen seines Gebrauchtwagenhandels verkauft werden. Insoweit bearbeitet der Kl&#228;ger jedoch weniger als die H&#228;lfte der Autos vor dem Weiterverkauf. Hinzu kommt, da&#223; das Ausma&#223; der Arbeiten sehr unterschiedlich ist, unter Umst&#228;nden also nur geringe Handwerkst&#228;tigkeiten erforderlich werden. Soweit dar&#252;ber hinaus Handwerkst&#228;tigkeit im Rahmen von Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;chen anfallen, sind sie f&#252;r die Frage des wirtschaftlichen &#220;bergewichts unber&#252;cksichtigt zu lassen, weil sie unentgeltlich sind und somit nicht unmittelbar zum wirtschaftlichen Ergebnis beitragen. Unter diesen Umst&#228;nden ist davon auszugehen, da&#223; wirtschaftlich beim Handel das Schwergewicht liegt, w&#228;hrend die Handwerkst&#228;tigkeit demgegen&#252;ber zur&#252;cktritt. Das kommt im &#252;brigen auch in der Firmenbezeichnung zum Ausdruck, in der es lediglich hei&#223;t "GebrauchtWagen - An- und Verkauf".</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Qualifikation als Haupt- und Hilfsbetrieb scheitert nicht an einer fehlenden organisatorischen Trennung. Zwar wird man eine gewisse betriebliche Eigenst&#228;ndigkeit auch des Hilfsbetriebes f&#252;r notwendig erachten m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Vgl. Baudisch, Zum Begriff des handwerklichen Nebenbetriebes GewArch 1965, 217, 218.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Jedoch hat das Verwaltungsgericht die Anforderungen insoweit &#252;berspannt. Bestehen bereits f&#252;r die Abgrenzung zwischen Haupt--und Nebenbetrieb Bedenken dagegen, eine organisatorische Trennung f&#252;r erforderlich zu halten, so gilt das im Hinblick auf die im Gesetz vorgesehene Unselbst&#228;ndigkeit des Hilfsbetriebes erst recht. Jedenfalls mu&#223; eine gewisse Eigenst&#228;ndigkeit der im Hilfsbetrieb zu erbringenden Leistungen oder Erzeugnisse als ausreichend angesehen werden.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Vgl. Baudisch aa0 S. 218, 219.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Dem wird hier Gen&#252;ge getan. Die Leistungen beider T&#228;tigkeitsbereiche sind in diesem Sinne hinreichend verschieden und rechtfertigen nicht die Annahme, bei dem einen handele es sich nur um eine unselbst&#228;ndige Filiale oder Abteilung des anderen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die handwerkliche T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers dient auch dem wirtschaftlichen Zweck des Hauptbetriebes, des Gebrauchtwagenhandels. Sie soliden sp&#228;teren Verkauf der Fahrzeuge erleichtern, dazu beitragen, da&#223; wegen des besseren Zustandes ein h&#246;herer Preis erzielt werden kann, und die Einschaltung anderer Handwerksbetriebe, die notwendigerweise die eigenen Unkosten vermehren und voraussichtlich eine Gewinnschm&#228;lerung mit sich bringen w&#252;rde, &#252;berfl&#252;ssig machen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Auch die &#252;brigen Voraussetzungen des &#167; 3 Abs. 3 HwO sind erf&#252;llt. Soweit der Kl&#228;ger angekaufte Kraftfahrzeuge repariert oder lackiert, bevor er sie seinen Kunden wieder zum Verkauf an-</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">bietet, fallen die Arbeiten unter &#167; 3 Abs. 3 Nr. 1 HwO. Insofernwerden sie n&#228;mlich f&#252;r den Hauptbetrieb und nicht f&#252;r Dritte ausgef&#252;hrt. Ma&#223;gebend ist insoweit in erster Linie die Feststellung, ob der handwerkliche Betriebsteil unmittelbaren Zugang zum Markt hat oder ob er nicht selbst am Wirtschaftsverkehr teilnimmt, sondern nach der gesamten Betriebsstruktur ausschlie&#223;lich der wirtschaftlichen Zweckbestimmung des Hauptbetriebes zu dienen hat. Letzteres ist auch dann anzunehmen, wenn die Leistungen letztlich &#252;ber den Hauptbetrieb einem- Dritten zugute kommen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 11. Mai 1979&#160;&#8209;&#160;5 C 16.79&#160;&#8209;&#160;&#160;GewArch 1979, 305, 307.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">So liegt der Fall hier. Zwar kommen die handwerklichen Leistungen des Kl&#228;gers den sp&#228;teren K&#228;ufern der Wagen zugute, sie werden jedoch nicht unmittelbar ihnen gegen&#252;ber erbracht. Nicht mit der handwerklichen Leistung tritt der Kl&#228;ger seinen Kunden gegen&#252;ber, sondern als Verk&#228;ufer eines gegebenenfalls vorher reparierten und (teilweise) neu lackierten Fahrzeuges.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Soweit die handwerklichen Leistungen des Kl&#228;gers unmittelbar Dritten gegen&#252;ber bewirkt werden, aber auf einer vertraglichen oder gesetzlichen Gew&#228;hrleistungspflicht aus dem Verkauf des Kraftfahrzeuges beruhen, fallen sie unter&#160;&#167; 3 Abs. 3 Nr. 2 d HwO und damit ebenfalls unter die f&#252;r einen Hilfsbetrieb erlaubten Handwerkst&#228;tigkeiten.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Sonstige Arbeiten, die nicht den in &#167; 3 Abs. 3 Nr. 2 a bis d HwO aufgef&#252;hrten Leistungen zuzurechnen sind, hat der Kl&#228;ger nach seinen Angaben vor Erla&#223; der angefochtenen Verf&#252;gungen nicht ausgef&#252;hrt. Gegenteilige Hinweise sind weder aus den Verwaltungsvorg&#228;ngen noch sonst ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Da der Handwerksbetrieb als Hilfsbetrieb im Sinne des &#167; 3 Abs.3 HwO anzusehen ist; bedarf die Frage der erzielten Ums&#228;tze und der f&#252;r die handwerkliche T&#228;tigkeit aufgewendeten Arbeitszeit keiner weiteren Er&#246;rterung.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 1 VwG0. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 167 VwGO, &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 der Zivilproze&#223;ordnung.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist zur weiteren Kl&#228;rung der Abgrenzung von Haupt- und Hilfsbetrieb nach &#167; 132 Abs. 2 Nr. 1 VwGO zugelassen worden.</p> <span class="absatzRechts">44</span><table class="absatzLinks" cellpadding="0" cellspacing="0"><tbody><tr><td></td> <td colspan="2"></td> </tr> <tr><td></td><td></td><td></td></tr> </tbody> </table>
315,805
olgk-1982-06-08-21-wf-7882
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
21 WF 78/82
"1982-06-08T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:23"
"2019-03-27T09:42:10"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1982:0608.21WF78.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Beschwerde des Antragstellers werden der Beschlu&#223; des Amtsgerichts - Familiengericht - K&#246;ln vorn 11. Dezember 1981 und der Abhilfebeschlu&#223;</p> <p>dieses Gerichts vom 5. Mai 1982 - 303 F 330/80 PKH - unter Zur&#252;ckweisung des Rechtsmittels im &#252;brigen teilweise abge&#228;ndert und insgesamt wie folgt neu</p> <p>gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>In teilweiser Ab&#228;nderung des Beschlusses des Amtsgerichts - Familiengericht - K&#246;ln vom 24. April 1981 - 303 F 330/80 PKH - werden die von dem Antragsteller zu zahlenden Monatsraten auf 40,-- DM, beginnend mit dem 1. Juli 1982, festgesetzt.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien, beide deutsche Staatsangeh&#246;rige, haben am 30. April 1970 die Ehe geschlossen, aus der als einziges Kind der am 23. November 1970 geborene Sohn G. hervorgegangen ist. Seit Januar 1980 leben die Parteien getrennt, nachdem der Antragsteller damals die eheliche Wohnung verlassen hatte. Der Sohn G. lebt seit der Trennung der Parteien bei der Antragsgegnerin.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 16. Dezember 1980 hat der Antragsteller bei dem Amtsgericht K&#246;ln die Scheidung seiner Ehe beantragt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zugleich hat der Antragsteller um Bewilligung des Armenrechts f&#252;r das Scheidungsverfahren nachgesucht.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Antragsteller mit Schriftsatz vom 3. April 1981 die formularm&#228;&#223;ige Erkl&#228;rung &#252;ber seine pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse sowie eine Gehaltsbescheinigung f&#252;r die Zeit vom 1. Januar bis 31. M&#228;rz 1981 vorgelegt hatte, ist ihm durch Beschlu&#223; vom 24. April 1981 unter Beiordnung von Rechtsanw&#228;ltin Dr. I. Proze&#223;kostenhilfe ohne Ratenzahlungen bewilligt worden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Durch den hiermit in Bezug genommenen Beschlu&#223; vom 11. Dezember 1981 hat das Amtsgericht in Ab&#228;nderung des Beschlusses vom 24. April 1981 gem&#228;&#223; &#167; 120 Abs. 1 ZPO angeordnet, da&#223; der Antragsteller ab 1. Januar 1982 monatliche Raten von 240,-- DM zu zahlen hat.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschlu&#223; hat der Antragsteller mit Schriftsatz vom3. M&#228;rz 1982 Beschwerde eingelegt mit dem Antrag,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Aufhebung des Beschlusses vom 11. Dezember 1981 dem Antragsteller die R&#252;ckzahlung der gew&#228;hrten Proze&#223;kostenhilfe zu erlassen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Durch Beschlu&#223; vom 5. Mai 1982, auf den ebenfalls Bezug genommen wird, hat das Amtsgericht der Beschwerde des Antragstellers nur insoweit abgeholfen, als die von dem Antragsteller zu zahlenden Monatsraten auf 120,-- DM erm&#228;&#223;igt worden sind.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die gem&#228;&#223; &#167; 127 Abs. 2 Satz 2 ZPO zul&#228;ssige Beschwerde ist teilweise begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Nach den pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnissen des Antragstellers ist es gerechtfertigt, den Beschlu&#223; des Amtsgerichts vom 24. April 1981, durch welchen dem Antragsteller Proze&#223;kostenhilfe ohne Ratenzahlungen bewilligt worden ist, gem&#228;&#223; &#167; 124 Nr. 3 ZPO dahin abzu&#228;ndern, da&#223; der Antragsteller nunmehr monatliche Raten von 40,-- DM, beginnend mit dem 1. Juli 1982, zu zahlen hat.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 124 Nr. 3 ZPO kann die Bewilligung von Proze&#223;kostenhilfe aufgehoben oder zu Lasten der Partei abge&#228;ndert werden, wenn die pers&#246;nlichen oder wirtschaftlichen Voraussetzungen f&#252;r die Proze&#223;kostenhilfe nicht vorgelegen haben. Dieser Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">ist hier erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wie sich aus der bereits mit Schriftsatz vom 3. April 1981 vorgelegten Verdienstbescheinigung des Antragstellers f&#252;r die Zeit vom 1. Januar bis 31. M&#228;rz 1981 ergibt (BI. 11 d.A.), hat der Antragsteller damals im Monatsdurchschnitt rd. 2.155,-DM netto verdient. Daraus errechnet sich ein Einkommen im Sinne der Vorschrift des &#167; 115 Abs. 1 ZPO in H&#246;he von 1.163,-DM, selbst wenn man die monatlichen Raten von rd. 567,-- DM, die der Antragsteller zur Tilgung des bei der W. AG in J. aufgenommenen Darlehens zu zahlen hat (BI. 27 d.A.), in vollem Umfang einkommensmindernd ber&#252;cksichtigt (2.155,-- DM Nettoeinkommen ./. 255,-- DM Kinderunterhalt ./. 170,-- DM Ehegattenunterhalt ./. 567,-- DM Darlehensrate) . Dem Antragsteller h&#228;tte also von vornherein Proze&#223;kostenhilfe nur unter Festsetzung von monatlichen Raten in H&#246;he von mindestens 120,-- DM bewilligt werden d&#252;rfen. Die Bewilligung in dem Beschlu&#223; vom .24. April 1981 entspricht demnach nicht den wirklichen pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnissen des Antragstellers.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Allerdings waren dem Amtsgericht die wirklichen Einkommensverh&#228;ltnisse des Antragstellers bei Erla&#223; des Beschlusses vom 24. April 1981 bekannt, da der Antragsteller seine Verdienstbescheinigung f&#252;r die Zeit vom 1. Januar bis 31. M&#228;rz 1981 bereits mit Schriftsatz vom 3. April 1981 (BI. 11 der Scheidungsakten) vorgelegt hat. Obwohl sich deshalb eine Aufhebung der urspr&#252;nglichen Bewilligung als eine Ab&#228;nderung wegen blo&#223;er Ver&#228;nderung in der rechtlichen Beurteilung darstellt, ist eine solche Ab&#228;nderung gem&#228;&#223; &#167; 124 Nr. 3 ZPO zul&#228;ssig, weil diese Vorschrift nach ihrem Wortlaut und Zweck auch die F&#228;lle erfa&#223;t, in denen das Gericht Proze&#223;kostenhilfe aufgrund einer rechtlich fehlerhaften Beurteilung der objektiven Sachlage bewilligt hat (vgl. Baumbach/Lauterbach/Albers/Hartmann, ZPO, Anm. 1 zu &#167; 124). Die gegenteilige Auffassung von Schneider, der ohne n&#228;here Begr&#252;ndung meint, dem Gericht bei Bewilligung von Proze&#223;kostenhilfe bekannte, aber nicht zu Lasten des Hilfsbed&#252;rftigen ber&#252;cksichtigte</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Bewertungsumst&#228;nde k&#246;nnten eine Aufhebung der Bewilligung nicht rechtfertigen (vgl. Z&#246;ller-Schneider, ZPO, Anm. III, 3 e zu &#167; 124), findet im Gesetz keine hinreichende St&#252;tze. Soweit es um die Hilfsbed&#252;rftigkeit der Partei im Zeitpunkt der Bewilligung</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">geht, stimmt die Vorschrift in &#167; 124 Nr. 3 ZPO fast w&#246;rtlich mit der Vorschrift des &#167; 121 ZPO a.F. &#252;berein. Nach dieser Vorschrift konnte das Armenrecht zu jeder Zeit entzogen werden, wenn sich ergibt, "da&#223; eine Voraussetzung der Bewilligung nicht vorhanden war ... "Dabei war nicht zweifelhaft, da&#223; das Armenrecht auch entzogen werden konnte, wenn das Gericht bei einer neuerlichen Pr&#252;fung des gleichgebliebenen Sachverhalts die</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Voraussetzungen f&#252;r die Bewilligung des Armenrechts nunmehr anders beurteilte als zur Zeit der urspr&#252;nglichen Bewilligung (vgl. Stein-Jonas-Leipold, ZPO, RdNr. 1 und 6). Da&#223; sich an dieser Rechtslage durch die insoweit fast gleichlautende Vorschrift in &#167; 124 Nr. 3 ZPO etwas &#228;ndern sollte, ist nicht ersichtlich. Unzutr&#228;glichkeiten bei der Entziehung des Armenrechts wegen einer anderweitigen rechtlichen Beurteilung haben sich auch unter</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">der Geltung des &#167; 121 ZPO a.F. nur ergeben, soweit die Voraussetzung der Erfolgsaussicht oder der fehlenden Mutwilligkeit infrage stand (vgl. hierzu Stein-Jonas-Leipold, ZPO, RdNr. 5 und 6). Diese Unzutr&#228;glichkeiten hat der Gesetzgeber dadurch beseitigt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">da&#223; eine<i> </i>Aufhebung der Bewilligung von Proze&#223;kostenhilfe wegen Fehlens ihrer sachlichen Voraussetzungen jetzt nur noch zul&#228;ssig ist, wenn die Partei durch unrichtige Darstellung des Streitverh&#228;ltnisses die f&#252;r die Bewilligung der Proze&#223;kostenhilfe ma&#223;gebenden Voraussetzungen vorget&#228;uscht hat (&#167; 124 Nr. 1 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die hiernach zul&#228;ssige Ab&#228;nderung des Beschlusses vom 24. April 1981 f&#252;hrt nach Lage des Falles zur Festsetzung von monatlichen Raten von 40,-- DM, beginnend mit dem 1. Juli 1982.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 124 ZPO "kann" das Gericht unter den in dieser Vorschrift im einzelnen beschriebenen Voraussetzungen die Bewilligung der Proze&#223;kostenhilfe aufheben. Damit wird die Aufhebung in das pflichtgem&#228;&#223;e Ermessen des Gerichts gestellt. Bei seiner Entscheidung hat das Gericht die Besonderheiten des jeweiligen Falles zu beachten und insbesondere die schutzw&#252;rdigen Interessen der hilfsbed&#252;rftigen Partei zu ber&#252;cksichtigen (vgl. Schuster, Proze&#223;kostenhilfe, RdNr. 3 zu &#167; 124 ZPO; Z&#246;ller, ZPO, Anm. IV, 1 zu &#167; 124). Der davon abweichenden Auffassung, wonach das Wort "kann" in &#167; 124 ZPO ebenso wie in &#167; 121 ZPO a.F. nicht die Einr&#228;umung eines Ermessens, sondern blo&#223;e Zust&#228;ndigkeitsregelung bedeutet (so Baumbach/Lauterbach/Albers/Hartmann, ZPO, Anm. 2 zu &#167; 124), vermag der Senat nicht zu folgen. Abgesehen davon, da&#223; schon die Vorschrift <i>in </i>&#167; 121 ZPO a.F. auch im Sinne einer Ermessensvorschrlft verstanden worden ist (vgl. SteinJonas-Leipold, ZPO, RdNr. 4 zu &#167; 121), ergibt sich die Deutung der Vorschrift in &#167; 124 ZPO als einer Ermessensvorschrift unzweifelhaft aus der mit dem Gesetzeswortlaut &#252;bereinstimmenden amtlichen Begr&#252;ndung des Gesetzes (vgl. BT-Drucksache 8/3068 Seite 31). Wenn Hartmann (a.a.O.) demgegen&#252;ber darauf hinweist, da&#223; die Auslegung der Vorschrift in &#167; 124 ZPO als Ermessensvorschrift den berechtigten Belangen des Proze&#223;gegners und insbesondere der Staatskasse zuwiderlaufe, mu&#223; er sich entgegenhalten lassen, da&#223; in den F&#228;llen des &#167; 124 ZPO nur eine Ermesserisvorschrift den Richter in die Lage versetzt, im jeweiligen Einzelfall den Belangen aller Beteiligten gerecht zu werden. Nur wenn der Richter bei seiner Entscheidung auch die schutzw&#252;rdigen Interessen der hilfsbed&#252;rftigen Partei angemessen ber&#252;cksichtigen kann, wird der Zweck der Proze&#223;kostenhilfe im Einzelfall gew&#228;hrleistet. Dieser Zweck besteht darin, die prozessuale Stellung von Bemittelten und Unbemittelten weitgehend anzugleichen und auf diese Weise den verfassungsrechtlichen Gleichheitssatz (Art. 3 Abs. 1 GG) sowie das Sozialstaatsprinzip der Verfassung (Art. 20 Abs. 1 GG) zu verwirklichen (vgl. BVerfG in NJW 1959/715 und 1960/331). Angesichts dessen gebietet auch der Grundsatz, Gesetze verfassungskonform auszulegen, die Vorschrift in &#167; 124 ZPO als eine Ermessensvorschrift zu verstehen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Hier ist zu Gunsten des Antragstellers zun&#228;chst zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; sich seine Einkommensverh&#228;ltnisse seit Bewilligung der Proze&#223;kostenhilfe verschlechtert haben. W&#228;hrend der Antragsteller in den ersten drei Monaten des Jahres 1981 noch nach der</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Lohnsteuer-Klasse III/1 besteuert worden ist, ist er im sp&#228;teren Verlauf des Jahres 1981 r&#252;ckwirkend in die Lohnsteuer-Klasse I eingestuft worden. Das hat dazu gef&#252;hrt, da&#223; sein monatliches Nettoeinkommen im Durchschnitt des gesamten Kalenderjahres 1981</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">nur rd. 1.898,-- DM betragen hat, wie sich im einzelnen aus seinem Lohnzettel f&#252;r das Kalenderjahr 1981 ergibt (BI. 34 d.A.). Im &#252;brigen kann nicht unber&#252;cksichtigt bleiben, da&#223; der Familienrichter dem Antragsteller zun&#228;chst Proze&#223;kostenhilfe ohne Ratenzahlungen bewilligt und damit einen Tatbestand geschaffen hat, auf den der Antragsteller nach Lage des Falles vertrauen durfte. Denn wenn einer hilfsbed&#252;rftigen Partei, die - wie hier der Antragsteller - ihre pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse vollst&#228;ndig und wahrheitsgem&#228;&#223; angegeben hat, Proze&#223;kostenhilfe bewilligt worden ist, darf die Partei grunds&#228;tzlich auf den Bestand der erfolgten Bewilligung vertrauen und ihre finanziellen Dispositionen darauf einrichten. Angesichts dessen h&#228;lt es der Senat f&#252;r angemessen, die von dem Antragsteller zu entrichtenden Darlehensraten in vollem Umfang</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">als besondere Belastung in Rechnung zu stellen (&#167; 115 Abs. 1 Satz 3 Halbsatz 2 ZPO), zumal der Antragsteller das zugrundeliegende Darlehen in dem bereits mit seinem Schriftsatz vorn 3. April 1981 &#252;berreichten Vordruck nach &#167; 117 ZPO angegeben hatte (BI. 9 d.A.). Demnach verf&#252;gt der Antragsteller gegenw&#228;rtig &#252;ber ein gem&#228;&#223; &#167; 115 Abs. 1 ZPO zu ber&#252;cksichtigendes Einkommen von 906,-- DM (1.898,-- DM Nettoeinkommen ./. 255,-- DM Kinderunterhalt ./. 170,-- DM Ehegattenunterhalt ./. 567,-- DM Darlehensrate) , so da&#223; er nach der Tabelle in Anlage 1 zu &#167; 114 ZPO an sich monatliche Raten von 60,-- DM zahlen m&#252;&#223;te. Mit R&#252;cksicht darauf, da&#223; der Antragsteller sich inzwischen einer zahn&#228;rztlichen Behandlung unterziehen mu&#223;te und von den Kosten daf&#252;r einen Betrag von 1.400,-- DM selbst zu tragen hat, erscheint eine Herabsetzung der monatlichen Raten auf 40,-- DM geboten.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Demnach mu&#223;te der angefochtene Beschlu&#223; in dem aus dem Tenor ersichtlichen Umfang abge&#228;ndert werden.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Eine Kostenentscheidung ist nicht vera:n.la&#223;t (&#167; 118 Abs. 1 Satz 4 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Wert der Beschwerde, soweit sie zur&#252;ckgewiesen worden ist: 100,-- DM.</p>
315,806
olgk-1982-06-05-4-wf-8482
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 WF 84/82
"1982-06-05T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:25"
"2019-03-27T09:42:10"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1982:0605.4WF84.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Beschwerde wird der Aussetzungsbeschlu&#223; des Amtsgerichts</p> <p>- Familiengericht - Bonn vom 14.04.1982 (47 F 43/82) aufgehoben.</p> <p></p> <p>Die Beklagte hat die Kosten des Beschwerdeverfahrens zu tragen.</p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Durch Verbundurteil des Familiengerichts Bonn vom 06.10.1981 wurde die Ehe der Parteien geschieden (47 F 5/81AG Bonn). Das Urteil ist noch nicht rechtskr&#228;ftig, da gegen die Entscheidung zum Versorgungsausgleich, wonach der Kl&#228;ger DM 39.626,11 zugunsten der Beklagten an die Bundesversicherungsanstalt f&#252;r Angestellte zu zahlen hat,</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Berufung eingelegt ist.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Parteien waren gemeinschaftliche Inhaber zweier bei der Sparkasse C. errichteten Sparkonten, wobei Verf&#252;gungsberechtigung jedes Ehepartners in Einzelzeichnung</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">vereinbart war. Seit Aufhebung der h&#228;uslichen Gemeinschaft im Januar 1980 befanden sich die Sparb&#252;cher im Alleinbesitz der Beklagten. Ohne Einverst&#228;ndnis des Kl&#228;gers hob die Beklagte davon folgende Betr&#228;ge ab: am 04.08.1981 DM 10.000,--; am 05.08.1981: DM 33.000,--; am 02.09.1981: DM 520,--; am 14.10.1981: DM 2.000,-- und am 10.11.1981: DM 3.360,--. Danach verblieb auf beiden Sparb&#252;chern zusammen nur ein Restbetrag von DM1 48,89. Seit Januar 1980 waren au&#223;er Zinsgutschriften keine Einzahlungen mehr erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit der am 02.12.1981 beim Landgericht Bonn eingereichten Klage nimmt der Kl&#228;ger die Beklagte auf Zahlung von DM 24.400,-- (= die H&#228;lfte der Abhebungen) in Anspruch</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">unter Berufung auf &#167; 430 BGB.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat nicht bestritten, da&#223; hinsichtlich der Sparkonten nichts anderes als die Berechtigung zu gleichen Teilen vereinbart war. Sie erkl&#228;rt aber die Aufrechnung mit einer ihr zustehenden Zugewinnausgleichsforderung in H&#246;he von DM 14.270,23 und macht ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht wegen der Versorgungsausgleichsanspr&#252;che geltend. Der Kl&#228;ger bestreitet das Bestehen einer Zugewinnausgleichsforderung und macht geltend, da&#223; wegen des eigenm&#228;chtigen Verhaltens der Beklagten auch Aufrechnung und Geltendmachung eines Zur&#252;ckbehaltungsrechts ausgeschlossen seien.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">In der m&#252;ndlichen Verhandlung vorn 10.02.1982 erkl&#228;rte sich das Landgericht Bonn f&#252;r unzust&#228;ndig und verwies den Rechtsstreit auf Antrag der Parteien "zu dem Verfahren 47 F 5/81 AG Bonn", nachdem die Beklagte schon fr&#252;her geltend gemacht hatte, das Familiengericht sei zust&#228;ndig, da es sich um Zugewinnausgleichs- bzw. Versorgungsausgleichsfragen handele.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Familiengericht Bonn &#252;bernahm den Rechtsstreit sodann unter dem Az. 47 F 43/82.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Nach Anh&#246;rung der Parteien setzte das Familiengericht das Verfahren gem&#228;&#223; &#167; 148 ZPO aus bis zur Entscheidung des OLG in der Ehesache, da die Entscheidung des</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Rechtsstreits davon abh&#228;ngig sei, in welcher H&#246;he der Beklagten gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger ein Anspruch aus dem Versorgungsausgleich zustehe, demgegen&#252;ber die Beklagte</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Zahlung infolge Aufrechnung oder eines Zur&#252;ckbehaltungsrechts verweigern k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Entscheidung richtet sich die Beschwerde des Kl&#228;gers.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die gem&#228;&#223; &#167; 252 ZPO zul&#228;ssige Beschwerde ist begr&#252;ndet, da die Voraussetzungen einer Aussetzung nach &#167; 148 ZPO nicht erf&#252;llt sind.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Senat ist zur sachlichen Entscheidung &#252;ber die Beschwerde befugt, obgleich es sich materiell nicht um eine Familiensache handelt. Der vom Kl&#228;ger geltend gemachte Anspruch ist kein Anspruch aus dem ehelichen G&#252;terrecht, sondern ein allgemeiner verm&#246;gensrechtlicher Anspruch (&#167;&#167; 741 ff., 428, 430 BGB oder &#167;&#167; 687, 823, 812 BGB) , der nicht dem abschlie&#223;enden Katalog des &#167; 23 b Abs. 1 S. 2 GVG zugeordnet werden kann. Ungeachtet dessen ist die Zust&#228;ndigkeit des Familiengerichts aber durch die Verweisung des Landgerichts begr&#252;ndet worden (&#167; 281 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Es kann zun&#228;chst keinem Zweifel unterliegen, da&#223; das Landgericht den Rechtsstreit an das <u>Familien</u>gericht verwiesen hat, da die Verweisung ausdr&#252;cklich zu einem familiengerichtlichen Aktenzeichen erfolgte und eine Verweisung an das Amtsgericht als allgemeines Zivilgericht schon wegen des Streitwerts nicht in Betrachtkam.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Nach der Rechtssprechung des BGH (FamRZ, 1980, 558)<i> </i>besteht die Bindung nach &#167; 281 II S. 2 ZPO allerdings nur f&#252;r das <u>Gericht</u>, an das verwiesen wird, nicht dagegen auch f&#252;r Abteilungen und Spruchk&#246;rper innerhalb dieses Gerichts, wie es die Familiengerichte sind.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Dieser Entscheidung vermag der Senat nicht zu folgen. Er bejaht die Bindungswirkung der Verweisung an das Familiengericht mit der Folge der Rechtsmittelzust&#228;ndigkeit des</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Famillensenats (ebenso vor Erla&#223; der Entscheidung des BGH: OLG D&#252;sseldorf, Rpfl 1979, 431 und FamRZ 80, 139; OLG Stuttgart FamRZ 1980, 607; OLG Frankfurt FamRZ 1980, 471; OLG Karlsruhe FamRZ 1980, 139 und - unter Ablehnung der</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">BGH-Entscheidung - Kissel, GVG / &#167; 23 b, Anm. 32).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Entscheidend ist, ob unter "Gericht" im Sinne des &#167; 281 ZPO auch das Familiengericht zu verstehen ist.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Interpretiert werden mu&#223; der Begriff nach dem gesetzgeberischen Zweck des &#167; 281 ZPO, Verz&#246;gerungen und Verteuerungen des Prozesses zu vermeiden und ohne R&#252;cksicht auf die Richtigkeit der Verweisungsentscheidung dar&#252;ber keinen Streit aufkommen zu lassen. Insoweit stellt der Gesetzgeber die Proze&#223;wirtschaftlichkeit &#252;ber die Ermittlung der wahren Zust&#228;ndigkeit (vgl. auch BGHZ 63, 217).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Diesem Interesse an einer alsbaldigen und abschlie&#223;enden Kl&#228;rung der Zust&#228;ndigkeit ist Gen&#252;ge getan, wenn das Gericht, an das verwiesen wird, gebunden ist. Die interne</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Zust&#228;ndigkeit innerhalb dieses Gerichts kann vom abgebenden Gericht regelm&#228;&#223;ig nicht zuverl&#228;ssig gekl&#228;rt werden und ein Eingriff in die interne Gesch&#228;ftsverteilung ist zum Beschleunigungszweck weder geboten noch zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Ob das Familiengericht "Gericht" im Sinne des &#167; 281 ZPO ist, mu&#223; danach entschieden werden, ob der Beschleunigungszweck eine derartige Reichweite der Verweisung deckt.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Anders als zwischen den einzelnen Abteilungen des Amtsgerichts kann ein Zust&#228;ndigkeitsstreit zwischen Familiengericht und Zivilabteilung nicht durch das Pr&#228;sidium des Amtsgerichts entschieden werden, sondern es bedarf einer Entscheidung durch das Oberlandesgericht nach &#167; 36 Nr. 6 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Anders als bei der Verweisung an eine bestimmte Zivilabteilung beruht auch die Verweisung selbst nicht auf eventuell fehlerhaften und jedenfalls &#252;berfl&#252;ssigen &#220;berlegungen zur internen Zust&#228;ndigkeit, sondern auf einer rechtlichen Qualifikation als Familiensache. Das der Gesetzgeber derartigen Qualifikationen des Streitgegenstands</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">grunds&#228;tzlich Bindungswirkung beimi&#223;t, zeigt auch die Regelung dos &#167; 17 GVG f&#252;r die Verweisung zwischen den Gerichtsbarkeiten.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Mit Recht hebt Kissel weiter hervor, da&#223; die Familiengerichte als Abteilungen der Amtsgerichte weitgehend verselbst&#228;ndigt sind (z.B<b>. </b>&#167; 23 b Abs. 2 S. 2 und Abs. 3 GVG, 23 c GVG - gemeinsames Familiengericht mehrer AG-Bezirke <b>-, </b>621, 621 a,628 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Entscheidend unter dem Aspekt der Verfahrensbeschleunigung ist weiter, da&#223; der Rechtsmittelzug gegen Entscheidungen der Zivilabteilung und der Familiengerichte verschieden ist. Dieser unterschiedliche Rechtsmittelzug f&#252;hrt bei einer Verneinung der Bindung zu Schwierigkeiten und Verz&#246;gerungen, die dem Zweck des &#167; 281 ZPO zuwiderlaufen. Der vorliegende Fall zeigt das deutlich. Angesichts der unbestrittenen Bindung jedenfalls des Amtsgerichts insgesamt an die Verweisung kann bei einer Verneinung der Bindung der Verweisung an das Familiengericht eine Entscheidung des wirklich zust&#228;ndigen Gerichts ohnehin nicht mehr erreicht werden (vgl. auch Kissel a.a.O.)<b>. </b>Die Verneinung der Bindung f&#252;hrt aber dazu, da&#223; das Rechtsmittelgericht nicht in der Sache selbst entscheiden kann, sondern die Sache an die nach der materiellen Rechtsnatur der Sache zust&#228;ndige Beschwerdezivilkammer abgeben mu&#223;. Auch die kann aber auf die Beschwerde hin nicht etwa einen m&#246;glicherweise eintretenden negativen Kompetenzkonflikt zwischen Familiengericht und Zivilabteilung kl&#228;ren, sondern daf&#252;r w&#228;re wiederum ein anderer als der erkennende Senat des Oberlandesgerichts zust&#228;ndig. Mit Recht hat Bosch (FamRZ 1980, 1 (9)) in &#228;hnlichem Zusammenhang hervorgehoben, da&#223; das rechtsuchende Publikum f&#252;r solche "prozessuale Finessen" kein Verst&#228;ndnis aufbringen kann.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Das Argument des BGH, das Gesetz habe die Familiengerichte nach &#167; 23 b Abs. 1 S.<b> </b>1 GVG nur als Abteilungen der Amtsgerichte ausgestaltet, kann demgegen&#252;ber nicht &#252;berzeugen. Diese gerichts<u>organisatorische</u> Einbindung der Familiengerichte besagt nichts f&#252;r den Willen des Gesetzgebers, einer Verweisung keine bindende Wirkung zuzusprechen. Dies zeigt sich deutlich an der Neufassung des &#167; 18 HausratsVO, in dem ausdr&#252;cklich von einer Verweisung an das Familiengericht die Rede ist (daher bejaht das OLG Frankfurt die Bindung f&#252;r diesen Fall, vgl. FamRZ 1981, 479). Da&#223; der Gesetzgeber in diesem Fall anders aIs im Fall des &#167; 281 7PO entscheiden wollte, kann</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">nicht angenommen werden. Das durch &#167;&#167; 281 ZPO, 18 HausratsVO gleicherma&#223;en gesch&#252;tzte Interesse an der Proze&#223;wirtschaftlichkeit verlangt hier wie da die Bindung. Ob auch im umgekehrten Fall - Verweisung einer Familiensache durch das Familiengericht an das allgemeine Zivilgericht - diese Bindung zu bejahen ist, braucht hier nicht entschieden zu werden. Nur in diesem Fall kann sich die Frage stellen, ob wegen der besonderen funktionalen Zust&#228;ndigkeit der Familiengerichte etwas anderes gelten kann.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist begr&#252;ndet, weil eine Entscheidung des Oberlandesgerichts &#252;ber den Versorgungsausgleich nicht vorgreiflieh ist. Zugewinnausgleichsanspr&#252;che begr&#252;nden</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">schon deshalb keine Vorgreiflichkeit, weil solche gar nicht anh&#228;ngig sind.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Soweit sich die Beklagte auf Gegenanspr&#252;che aus dem Versorgungsausgleich beruft, ist eine Aufrechnung ausgeschlossen, da im Rahmen des Versorgungsausgleichs 1ceine</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Barleistungen an die Beklagte selbst zu erbringen sind. Aber auch die Geltendmachung eines Zur&#252;ckbehaltungsrechts (&#167; 273 BGB) ist insoweit ausgeschlossen. Zwischen den</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Parteien ist unstreitig, da&#223; die Kl&#228;gerin nach dem hier ma&#223;gebenden Innenverh&#228;ltnis zwischen den Parteien (&#167; 430 EGB) nur zur H&#228;fte aus vorhandenen Guthaben berechtigt war (vgl. auch KG NJW 1976, 807). Sinn und Zweck der "Oder-Konten" ist es allerdings, da&#223; w&#228;hrend der Ehe jeder Ehegatte jederzeit in beliebiger H&#246;he Abhebungen soll vornehmen k&#246;nnen, so da&#223; normalerweise bei zusammenlebenden Eheleuten eine Ausgleichspflicht nicht entsteht (insoweit ebenso OLG D&#252;sseldorf, FamRZ 1982,</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Heft 6). Dies folgt aber nicht aus dem Bestehen der Ehe, sondern aus der Vereinbarung der Berechtigten des Oder-Kontos, die insoweit eine Regelung im Innenverh&#228;ltnis</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">der Gemeinschaft (&#167;&#167; 741 ff., 747 BGB) vorgenommen haben. Diese Vereinbarung &#252;ber das Innenverh&#228;ltnis besteht nach Auffassung des Senats (a.A. insoweit OLG</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">D&#252;sseldorf a.a.O.) aber in der Regel nicht mehr fort, wenn die Parteien getrennt leben und der Scheidungsantrag gestellt ist. Die Zweckbestimmung des Oder-Kontos liegt</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">in der Finanzierung der gemeinsamen Lebensf&#252;hrung; wenn diese gemeinsame Lebensf&#252;hrung - wie hier &#8211; endg&#252;ltig aufgehoben ist, besteht eben dieser Zweck nicht mehr. Die Vereinbarung im Innenverh&#228;ltnis ist daher so auszulegen, da&#223; auf Ausgleichsanspr&#252;che nur insoweit verzichtet ist, als Abhebungen w&#228;hrend des Zusammenlebens erfolgen. Je nach den Umst&#228;nden kann allerdings auch dann etwas anderes vereinbart sein.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Dem Ausgleichsanspruch des Kl&#228;gers gegen&#252;ber kann sich die Beklagte nicht auf ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht (&#167; 273 BGB) berufen.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des dem Kl&#228;ger zustellenden H&#228;lfteanteils (&#167;&#167; 430, 747 BGB) hat die Beklagte (im Innennverh&#228;ltnis) ein Gesch&#228;ft des Kl&#228;gers gef&#252;hrt, obgleich sie wu&#223;te, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">sie dazu nicht (mehr) befugt war. Der Kl&#228;ger kann daher auch nach &#167;&#167; 687 Abs. 2, 681, 666 BGB Herausgabe des aus der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung Erlangten verlangen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Gegen&#252;ber dem Anspruch auf Herausgabe des durch die unberechtigte Gesch&#228;ftsf&#252;hrung Erlangten ist die Geltendmachung eines Zur&#252;ckbehaltungsrechts aber aus der Natur des Rechtsverh&#228;ltnisses ausgeschlossen (vgl. RGZ 160, 59; BGH LM &#167; 313 Nr. 15). Das beruht darauf, da&#223; die eigenm&#228;chtige Befriedigung (oder Sicherung) ihrer Anspr&#252;che rechtlich nicht gesch&#252;tzt ist.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Das Familiengericht ist daher ungehindert, &#252;ber den Anspruch des Kl&#228;gers ohne R&#252;cksicht auf Versorgungsausgleichsanspr&#252;che der Beklagten zu entscheiden. Ihr etwa</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">zustehende Anspr&#252;che auf Sicherung des Versorgungsausgleichsanspruchs mu&#223; die Beklagte in der gesetzlich vorgesehenen Weise durchsetzen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Beschwerdewert: DM 4.880,-- (1/5 des Hauptsachwerts,</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">vgl. OLG Frankfurt JurB&#252;ro, 1072 (1073) m.w.N.).</p>
315,807
olgk-1982-06-03-25-uf-22081
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
25 UF 220/81
"1982-06-03T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:27"
"2019-03-27T09:42:10"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1982:0603.25UF220.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das Vers&#228;umnis-Urteil des Senats vom 4.M&#228;rz 1982 bleibt aufrecht</p> <p>erhalten.</p> <p></p> <p>Der Antragstellerin werden auch die weiteren Kosten des Berufungsverfahrens</p> <p>auferlegt .</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben im April 1964 geheiratet. Aus ihrer Ehe ist die am 15. Mai 1971 geborene Tochter N.. hervorgegangen. Der Antragsgegner betreibt selbst&#228;ndig einen Handwerksbetrieb als Installationsmeister und Heizungs- und L&#252;ftungsbaumeister. Die Antragstellerin ist im B&#252;ro des Gesch&#228;fts t&#228;tig. Beide Parteien leben bis heute in der Ehewohnung in dem der Antragstellerin geh6renden Hause T. 3 in E..</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Seit 1980 unterh&#228;lt die Antragstellerin ein intimes Verh&#228;ltnis zu einem anderen Mann, von dem der Antragsgegner im Januar 1981 erfahren hat. Der Antragsgegner hat erkl&#228;rt, er sei bereit, der Antragstellerin zu verzeihen und die Ehe mit ihr fortzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin hat im Februar 1981 Scheidungsantrag gestellt. Etwa um die gleiche Zeit hat sie das eheliche Schlafzimmer verlassen und n&#228;chtigt seitdem im Wohnzimmer der Ehewohnung. Dieses wird jedoch weiterhin auch von dem Antragsgegner als Wohnzimmer benutzt. Die Antragstellerin ist der Auffassung, die Parteien lebten seit Februar 1981 innerhalb der Ehewohnung getrennt. Dazu ist folgendes unstreitig:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin ist an den Wochenenden fast regelm&#228;&#223;ig nicht in der Ehewohnung, sondern verbringt diese Zeit bei ihrem Bekannten. Die t&#228;gliche Freizeit verbringen die Parteien weitgehend getrennt voneinander. Es ist jedoch seit Februar 1981 auch vorgekommen, da&#223; die Antragstellerin gemeinsam mit Freunden und dem Antragsgegner Festlichkeiten besucht hat. Die Antragstellerin arbeitet weiterhin im B&#252;ro des Gewerbebetriebs des Antragsgegners. Sie erh&#228;lt daf&#252;r ein Gehalt. Die Parteien nehmen die Mahlzeiten w&#228;hrend der Woche weitgehend gemeinsam ein. Die Antragstellerin bereitet das Essen und Getr&#228;nke dazu vor. Zur Vorbereitung des Mittagessens hat sie sich dahin eingelassen, sie habe schon immer sehr reichlich gekocht, um dann am n&#228;chsten Tag noch Essen vorbereitet zu haben, so da&#223; sie nur alle zwei Tage kochen m&#252;sse. Davon mache der Antragsgegner regelm&#228;&#223;ig Gebrauch, indem er sich von dem vorbereiteten Essen nehme, so da&#223; sie dann am n&#228;chsten Tag wieder neu kochen m&#252;sse. Auch die Abendmahlzeit nehmen die Parteien gemeinsam ein, wenn der Antragsgegner zu den Essenszeiten n Hause ist. Ob die Antragstellerin das Gedeck f&#252;r den Antragsgegner hinstellt, oder ob dies die gemeinsame Tochter tut, konnte nicht</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">gekl&#228;rt werden. Der Antragsgegner findet jedenfalls einen auch f&#252;r ihn gedeckten Tisch vor. Auch f&#252;t die Abendmahlzeit sind immer gen&#252;gend Frischwurst und Brotvorr&#228;te f&#252;r den Antragsgegner mit vorhanden. Die Parteien haben eine Vereinbarung getroffen, wonach die Antragstellerin einen Betrag von 220,-DM im Monat zur Verf&#252;gung gestellt bekommt, f&#252;r den sie dem Antragsgegner Lebensmittel mit elnkaufen kann. Die Antragstellerin besorgt auch die W&#228;sche des Antragsgegners. Dieser legt seine schmutzige W&#228;sche in den W&#228;schekorb. Die Antragstellerin w&#228;scht die W&#228;sche, sie bereitet sie schrankfertig zu und legt sie wieder in den Schrank. Der Antragsgegner schl&#228;ft mit der Tochter der Parteien in dem ehelichen Schlafzimmer. Es steht ein Kinderzimmer in der Ehewohnung zur Verf&#252;gung. Die Antragstellerin putzt dieses Eheschlafzimmer. Sie bezieht auch regelm&#228;&#223;ig das Bett des Antragsgegners mit frischer W&#228;sche.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner ist dem Scheidungsantrag entgegengetreten. Er hofft, da&#223; die Ehe der Parteien wieder zu retten sei. Nachdem die Antragstellerin ihm erkl&#228;rt habe, da&#223; sie darum ein Verh&#228;ltnis zu einem anderen Mann aufgenommen habe, weil er selbst niemals Zeit f&#252;r sie gehabt habe, da er beruflich stark in Anspruch genommen gewesen sei durch den Aufbau des Gesch&#228;ftes und er auch durch Mitgliedschaft im Handballverein und Kegelclub h&#228;ufiger die Freizeit nicht mit der Antragstellerin gemeinsam verbracht hab,. sehe er ein, da&#223; er seine Freizeitgestaltung &#228;ndern m&#252;sse. Er sei bereit, diese Verpflichtungen aufzugeben und sich mehr der Antragstellerin zu widmen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Famlilengericht hat durch Urteil vom 9. Oktober 1981 den Scheidungsantrag abgewiesen, weil die Parteien noch nicht ein Jahr getrennt leben und auch nicht festgestellt werden k&#246;nne, da&#223; die Ehe der Parteien gescheitert w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer Berufung verfolgt die Antragstellerin ihr Scheidungsbegehren weiter. In der ersten m&#252;ndlichen Verhandlung hat sie keine Antr&#228;ge gestellt, so da&#223; Vers&#228;umnis-Urteil gegen sie ergangen ist. Dagegen wurde form. und fristgerecht Einspruch eingelegt. In der darauf stattgefundenen Verhandlung hat der Senat die Parteien vernommen. Es wird dazu auf die Sitzungsniederschrift vom 13. Mai 1982 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die statthafte und auch im &#252;brigen zul&#228;ssige Berufung der Antragstellerin hat keinen Erfolg. Die Ehe der Parteien kann derzeit gem&#228;&#223; &#167; 1565 BGB nicht geschieden werden, weil die Parteien noch nicht ein Jahr in der in &#167; 1561 BGB vorgeschriebenen Form getrennt leben.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Trennung der Eheleute hat nach der Konzeption des 1. EheRG f&#252;r Begr&#252;ndung, Darlegung, Ausschlu&#223; und Verwirklichung eines Scheidungsrechts mit den &#167;&#167; 1555 Abs. 2, 1566, 1568 Abs. 2 BGB und &#167; 614 Aba. 2 und 4 ZPO zentrale Bedeutung. Aus</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">&#167; 1565 Abs. 1 und 2 BGB folgt unbestritten, da&#223; eine Ehe ohne mindestens einj&#228;hrige Trennung nicht scheidbar ist, wenn nicht der Antragsgegner Zerr&#252;ttungsgr&#252;nde veranla&#223;t hat, die dem Antragsteller das Abwarten des Trennungsjahres unzumutbar sein</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">lassen. Solche Gr&#252;nde des &#167; 1565 Abs. 2 BGB macht die Antragstellerin im Berufungsverfahren nicht mehr geltend; sie kann sie auch schon darum nicht darlegen, weil sie selbst durch Aufnahme intimer Beziehungen zu einem anderen Mann gegen die</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Pflicht zur ehelichen Treue versto&#223;en hat und sie selbst damit erst durch diese Eheverfehlung die Aufhebung der ehelichen Lebensgemeinschaft der Parteien herbeigef&#252;hrt hat. Mag auch der Antragsgegner durch berufliche Inanspruchnahme und Engagement</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">f&#252;r den Sportverein zu wenig auf die Interessen der Antragstellerin eingegangen sein, so rechtfertigt oder entschuldigt dies doch nicht die Aufgabe der ehelichen Gesinnung auf der Seite der Antragstellerin durch Aufnahme des auf Dauer angelegten intimen Verh&#228;ltnisses zu einem anderen Mann. Die Antragstellerin w&#252;rde bei einer solchen Situation aus eigener Rechtsverletzung Rechte herleiten. wenn sie ohne Einhaltung eines Trennungsjahres die Scheidung durchsetzen k&#246;nnte. Solchen Rechtsmi&#223;brauoh will gerade die Regelung des &#167; 1565 Abs. 2 BGB - jedenfalls zeitlich befristet - ausschalten (vgl. BGH FamRZ 81, 127, 129 m.N.).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Parteien leben noch nicht im Sinne des &#167; 1567 BGB getrennt voneinander. Das steht aufgrund der eigenen Aussage der Antragstellerin bei ihrer Parteivernehmung fest.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 1567 Abs. 1 Satz 1 BGB leben Ehegatten getrennt, wenn zwischen ihnen keine h&#228;usliche Gemeinschaft besteht und einer der Ehegatten sie auch nicht herstellen will, weil er die eheliche Lebensgemeinschaft ablehnt. Das Fehlen der h&#228;uslichen Gemeinschaft kann nach Satz 2 auch durch eine Trennung innerhalb derselben Wohnung ersetzt werden.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Hier liegen zwar die subjektiven Merkmale dieses Getrenntlebens vor, was schon allein darin zum Ausdruck kommt, da&#223; die Antragstellerin mit ihrem schon im Februar 1981 gestellten Scheidungsantrag zeigt, da&#223; sie eine eheliche Lebensgemeinschaft mit dem Antragsgegner ablehnt und sie von diesem auch den Auszug aus der Ehewohnung verlangt hat.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Eine Trennung innerhalb der Ehewohnung haben die Parteien bisher aber nicht herbeigef&#252;hrt. Dieses &#228;u&#223;ere, Objektiv bewertbare Merkmal des Trennungsbegriffs ist nach dem Wortlaut des &#167; 1561 BGB und der Bedeutung der Trennung f&#252;r die Erkenntnis des Scheiterns einer Ehe au&#223;er der subjektiven Komponente des Getrenntlebens unerl&#228;&#223;liche zus&#228;tzliche Voraussetzung (vgl. auch BGR FamRZ 1981, 127, 128).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Nach ganz &#252;berwiegender h&#246;chstrichterlicher Rechtsprechung und Literatur leben die Ehegatten innerhalb der Ehewohnung im Sinne des &#167; 1567B1GB nur dann getrennt, wenn sie dabei das H&#246;chstma&#223; einer Trennung in allen Lebensbereichen herbeigef&#252;hrt haben, das nach den realen M&#246;glichkeiten des Einzelfalles erreichbar ist ( BGH NJW 78, 1810 == FamRZ 78, 671; NJW 79, 105 == FamRZ 78, 884; FamRZ 79, 469 ==NJW 79, 1360; Br&#252;ggemann FamRZ 78. 91, 92; Palandt-Diederichsen &#167; 1567 Bem. 2: Soergel-Siebert-Roth-Stielow Kommentar zum BGB &#167; 1567 Bem. 3, 11, 21).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Nach der Funktion des Getrenntlebens f&#252;r die Feststellung des Scheiterns einer Ehe ist dabei entscheidend das &#228;u&#223;ere, objektive Erscheinungsbild der Absonderung von Lebensbereichen. Auch fortbestehende Gemeinsamkeiten m&#252;ssen sich aus den objektiv erkennbaren &#228;u&#223;eren Umst&#228;nden erkl&#228;ren lassen. Auf Beweggr&#252;nde f&#252;r solche fortbestehenden Gemeinsamkeiten kommt es nicht entscheidend an (BGH NJW 78, 1810, NJW 79; 105).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Es ist allerdings nur abzustellen auf die Trennung in allen den Lebensbereichen, die in dem r&#228;umlich gegenst&#228;ndlichen Lebensmittelpunkt der Ehewohnung befriedigt zu werden pflegen, so da&#223; es unerheblich ist, da&#223; die Parteien noch im Handwerksbetrieb des Antragsgegners zusammenarbeiten und dazu auch noch gemeinsam den in der Ehewohnung eingerichteten B&#252;roraum nutzen (vgl. dazu Palandt Dederichsen &#167; 1561Bem. 2; Gernhuber, Familienrecht, &#167; 27 VII 5; Erman &#8211; Roth-Stielow &#167; 1567 Bem. 3 a).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Innerhalb der Lebensbereiche haben die Parteien hier lediglich eine teilweise Trennung im Wohnbereich durchgef&#252;hrt, indem die AntragsteIlerin nicht mehr im ehelichen Schlafzimmer, sondern im Wohnzimmer schl&#228;ft. Dieses Wohnzimmer wird im &#252;brigen aber</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">auch noch von dem Antragsgegner als Wohnzimmer genutzt. Hier steht das von beiden Parteien noch genutzte Fernsehger&#228;t. Schon insofern liegt daher noch eine Gemeinsamkeit im Wohnbereich vor, die auch nicht bedingt ist durch beengte Wohnm&#246;glichkelten in dem dreigeschossigen Wohnhaus.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">In den anderen Lebensbereichen des Haushaltens und Wirtschaftens liegt nur eine Einschr&#228;nkung bisheriger gemeinsamer Haushaltsf&#252;hrung, keinesfalls aber eine Aufhebung vor; dies reicht aber f&#252;r &#167; 1567 Aba. 1 Satz 2 BGB nicht aus (vgl. BGH 79, 105). Die Antragstellerin versorgt den Antragsgegner auch noch zum Zeitpunkt der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung, indem sie f&#252;r ihn mitkocht, einkauft, seine W&#228;sche bereitet und putzt. Es sind dabei auch keinesfalls nur Reflexe eigener Haushaltsf&#252;hrung der Antragstellerin fur sich und das Kind, an denen der Antragsgegner profitiert, indem er sich von den</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">vorbereiteten Speisen und Getr&#228;nken nimmt und keine Sorge f&#252;r W&#228;sche und Wohnungspflege tragen mu&#223;. Selbst wenn n&#228;mlich die Antragstellerin in der ersten Zeit der von ihr gewollten Verwirklichung einer Trennung nur an Wochentagen darum so reichlich gekocht hat, um f&#252;r sich und das Kind am n&#228;chsten Tag nicht wieder kochen zu m&#252;ssen, so h&#228;tte sie, wenn allein dies das Motiv f&#252;r<i> </i>das reichliche Kochen gewesen w&#228;re, dieses Verhalten mit Sicherheit eingestellt, nachdem sie bemerkt hat, da&#223; dieser Plan sich regelm&#228;&#223;ig nicht verwirklichen lie&#223;, weil auch der Antragsgegner sich von dem Essen nahm. Die Antragstellerin hat durch die Fortsetzung ihrer Kochgewohnheiten zumindestens stillschweigend zu erkennen gegeben, da&#223; sie f&#252;r den Antragsgegner weiterhin absichtlich kocht. Gleiches gilt f&#252;r die Eink&#228;ufe, die sie regelm&#228;&#223;ig so<i> </i>t&#228;tigte, da&#223; auch f&#252;r den Antragsgegner gen&#252;gend Vorr&#228;te da waren. Da&#223; dies im gegenseitigen Zusammenwirken geschah, und nicht nur der Antragsgegner sich gegen den Willen der Antragstellerin von diesen Vorr&#228;ten nahm, wird daran deutlich, da&#223; die Antragstellerin daf&#252;r sogar vom Antragsgegner Geldmittel erhielt. Auch im Bereich der W&#228;schepflege entlastet die Antragstellerin den Antragsgegner in vollem Umfang von eigener Sorge, indem sie nicht nur seine W&#228;sche mitw&#228;scht, sondern sie auch noch Schrankfertig bereitet und wegr&#228;umt. Andererseits partizipiert auch die Antragstellerin</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">von Eink&#228;ufen des Antragsgegners f&#252;r den Haushalt, indem sie insbesondere Getr&#228;nke, die dieser kauft, mitverwendet.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Hier liegt nach allem ein Erscheinungsbild des Zusammenlebens von Ehegatten in der Ehewohnung vor, das nicht nur noch Restbest&#228;nde einer fr&#252;heren gemeinsamen Haushaltsf&#252;hrung erkennen l&#228;&#223;t. Die Parteien nutzen die Ehewohnung nicht nur in einer</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Weise, die deutlich macht, da&#223; sie bem&#252;ht sind, sieh einander aus dem Weg zu gehen. Ihre Gemeinsamkeiten stellen sich auch nicht nur dar als gelegentliches Zusammentreffen aufgrund blo&#223;en r&#228;umlichen Nebeneinanderseins. Allein ein solches Zusammentreffen st&#228;nde einer Trennung innerhalb der Wohnung nicht entgegen. (BGH FamRZ78, 671, 672; FamRZ 79. 4.69,. 470).</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Es handelt sich bei den noch bestehenden Gemeinsamkeiten der Haushaltsf&#252;hrung auch nicht ausschlie&#223;lich um solche Gemeinsamkeiten der Lebensf&#252;hrung, die zum Wohl des im Haushalt der Parteien lebenden 11-j&#228;hrigen Kindes einzuhalten w&#228;ren und</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">die daher im Rahmen des &#167; 1567 Abs. 1 Satz 2 zu tolerieren sein k&#246;nnten ( offengelassen von BGH FamRZ 78, 884, 885; solche Gemeinsamkeiten werden zugelassen von OLG Karlsruhe FamRZ 80, 52; M&#252;nchener Kommentar - Wolf &#167; 1567 Bem. 30;</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Palandt-Diederichsen &#167; 1567 Bem. 2; Erman- Ronke, &#167; 1560 Bem. 3 a; Gernhuber Familienrecht &#167; 27 VII 5; ablehnend: Soergel- Siebert-Roth - Stilow &#167; 1567 Bem. 23). Es mag gute Gr&#252;nde daf&#252;r geben, da&#223; Gemeinsamkeiten, die Ehegatten - auch einem objektiven Beurteiler nachvollziehbar &#8211; nur darum noch haben, weil damit R&#252;cksicht auf die Erziehung eines Kindes genommen wird, der Annahme eines Getrenntlebens in der Ehewohnung nicht entgegenstehen, wenn die Ehegatten daf&#252;r in anderen Lebensbereichen eindeutige Trennungskonturen gezogen haben (zu letzterem vgl. auch BGH FamRZ 79, 469). Es kann n&#228;mlich auch im Rahmen ~ von &#167; 1567 kaum von einern</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">verantwortungsbewu&#223;ten Elternteil verlangt werden, da&#223; er gegen seine Wertvorstellung und moralisches Empfinden das Kind miterleben l&#228;&#223;t, wie etwa der Vater nach der Erwerbst&#228;tigkeit nach Hause kommt, sich selbst seine warme Mahlzeiten zu kochen hat, deren Zutaten er nicht von den h&#228;uslichen Vorr&#228;ten nehmen darf, w&#228;hrend Mutter und Kinder die in Ruhe und Sorgfalt von der Mutter vorbereitete Mahlzeit einnehmen. Es wird einem Kind in einer Weise, die dessen Wertvorstellungen nicht verbiegen kann, kaum klarzumachen sein, da&#223; dies Verhalten aus rechtlichen Gr&#252;nden erforderlich sein soll.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Abgesehen davon, da&#223; die Antragstellerin bei ihrer Anh&#246;rung hier gar nicht ihre weitere Haushaltsf&#252;hrung f&#252;r den Antragsgegner ausschlie&#223;lich mit diesen Motiven der R&#252;cksichtnahme auf die Erziehung des Kindes erkl&#228;rt hat, erfordern solche Beweggr&#252;nde auch nicht den gesamten Umfang der noch .fortbestehenden Gemeinsamkeiten. Es fehlt auch an zum Ausgleich daf&#252;r umso deutlicher gezogenen Trennungskonturen in anderen Lebensbereichen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die W&#228;schepflege zum Beispiel w&#228;re nicht n&#246;tig, um das Kind vor negativen Eindr&#252;cken zu bewahren. Da die Parteien in guten Einkommensverh&#228;ltnissen leben, ist es auch nicht wirtschaftliche Not, die sie daran hindert, andere Lebensbereiche v&#246;llig voneinander zu trennen. So h&#228;tte die Antragstellerin zum Ausgleich daf&#252;r, da&#223; sie im Interesse des Kindes den Antragsgegner nicht vom gemeinsamen Kochen und Essen ausschlie&#223;en will, eine deutlichere Trennung im Wohnbereich durchf&#252;hren k&#246;nnen, indem sie einen der R&#228;ume des Hauses ausschlie&#223;lich f&#252;r sich als Wohn- und Schlafraum nutzte. Eine solche Regelung h&#228;tte sie auch im Wege des &#167; 620<i> </i>Nr. 7 ZPO gegen den Willen des Antragsgegners durchsetzen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Nach allem kann die Ehe der Parteien derzeit nicht geschieden werden, auch wenn die Lebensgemeinschaft der Parteien nun schon &#252;ber ein Jahr lang aufgehoben ist, was dokumentiert wird durch den Scheidungsantrag und den Betrieb dieses Verfahrens. Das Gesetz mutet es n&#228;mlich den Eheleuten mit Regelung des &#167; 1565 Aba. 1 und 2 auch in F&#228;llen, in denen die Ehe bereits mit Sicherheit gescheitert ist, die Partner aber noch nicht ein Jahr lang die h&#228;usliche Gemeinschaft aufgehoben haben, grunds&#228;tzlich zu, ein Trennungsjahr herbeizuf&#252;hren (vgl. BGH FamRZ 81, 121, 129) . Die entsprechend lange Aufhebung der Lebensgemeinschaft kann diese in &#167;&#167; 1565 Abs. 2:, 1567 BGB vorausgesetzte Aufhebung der h&#228;uslichen Gemeinschaft nicht ersetzen (vgl. auch BGH aaO Seite 128). Bei letzterer handelt es sich um einen &#228;u&#223;eren, f&#252;r einen objektiven Beurteiler bewertbaren tats&#228;chlichen Zustand (BGH FamRZ 1978, 671), der nach der Konzeption des 1. EheRG und seiner Bewertung der Trennung f&#252;r das materielle Scheidungsrecht unerl&#228;&#223;liche Voraussetzung f&#252;r das Fundament der zur Beurteilung des Scheiterns einer Ehe erforderlichen Prognose ist (vgl. dazu auch OLG Schleswig FamRZ 77,t 805;<i> </i>OLG Frankfurt NJW 78, 892, 893; OLG Hamm FamRZ 79, 511, 512; Br&#252;ggemann FamRZ 78, 95, Schwab FamRZ 79, 19, 20; M&#252;nchener Kommentar - Erg&#228;nzungsband &#8211; Wolf &#167; 1565 Rdn. 73). Nur die Aufhebung der h&#228;uslichen Gemeinschaft, nicht aber die Aufhebung der ehelichen Lebensgemeinschaft, bei der vorwiegend abzustellen ist auf das subjektive Merkmal des Verbundenseins der Eheleute in ehelicher Gesinnung kann nach der Wertung des Gesetzes den notwendigen &#228;u&#223;eren, einem objektiven Beurteiler zug&#228;nglichen Bewertungsrahmen abgeben f&#252;r die Sichtbarmachung der Ernsthaftigkeit des Scheidungsbegehrens.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Diese Wertung des Gesetzes beh&#228;lt auch dann ihren Sinn, wenn die eheliche Lebensgemeinschaft in Ausnahmef&#228;llen eindeutig seit mehr als einem Jahr aufgehoben ist, was auch nach au&#223;en durch das Betreiben des Scheldungsverfahrens und die Lebensf&#252;hrung der Parteien trotz eingeschr&#228;nkter fortbestehender h&#228;uslicher Gemeinschaft dokumentiert wird. Schon darum kann nicht etwa - wie im Senat zun&#228;chst erwogen worden ist &#8211; in einer solchen Ehesituation durch erweiternde Auslegung des &#167; 1565 BGB der gem&#228;&#223; &#167; 1564 Satz 3 BGB 1. V. m. Art. 6 GG ohnehin richterlicher ausdehnender Anwendung nur eingeschr&#228;nkt zug&#228;nglich sein d&#252;rfte, auf das Trennungsjahr verzichtet werden.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Zum einen k&#246;nnte damit Rechtsmi&#223;br&#228;uchen nicht begegnet werden, weil der sich rechtswidrig, einseitig aus der Ehe l&#246;sende Ehegatte durch alsbaldige Stellung des Scheidungsantrages dann ohne die materielle und immaterielle Belastung durch die Herbeif&#252;hrung der Trennung doch genau das erreichen k&#246;nnte, was er anstrebt.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Zum anderen werden in einer solchen Ehe, in der noch eine, wenn auch in eingeschr&#228;nktem Umfang praktizierte h&#228;usliche Gemeinschaft besteht,. doch noch &#228;u&#223;ere Funktionen einer Ehe erf&#252;llt, die im Einzelfall unter anderem f&#252;r Kinder noch sinnvoll und</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">n&#252;tzlich sein k&#246;nnen (nur darum ist zum Beispiel die Kinderschutzklausel des &#167; 1568 BGB, die ja erst bei gescheiterten Ehen aktuell wird, zu erkl&#228;ren). Wenn das Gesetz im Regelfall ein Scheidugsrecht erst bei Aufhebung der h&#228;uslichen Gemeinschaft gibt, w&#228;re es ungerechtfertigt, eine Ehe, in der noch diese Funktionen einer h&#228;uslichen Gemeinschaft vewirkklicht werden, vorzeitig ohne die Voraussetzungen des &#167; 1565 Abs. 2</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">zu scheiden. Es handelt sich dann nicht einmal um eine sinnentsteIlte, inhaltslose, &#228;u&#223;ere Fassade einer Ehe. Es gibt eine gro&#223;e Zahl von Ehen, die ohne innere Bindung der Ehegatten nur noch funktional intakt sind ( Battes, FamRZ 77, 433, 439).</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brlgen bleibt die Wertung des Gesetzes, nur die mindestens einj&#228;hrige Aufhebung der h&#228;uslichen Gemeinschaft sei sichere Erkenntnisgrundlage f&#252;r die Prognose, auch sinnvoll, wenn im Einzelfall schon die einj&#228;hrige Aufhebung der ehelichen Lebensgemeinschaft feststeht.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Ob ein Ehegatte sich endg&#252;ltig und ernsthaft aus der Ehe l&#246;sen will und nicht mehr in eine Form des ehelichen Verbundenseins zur&#252;ckfinden kann, kann mit gr&#246;&#223;erer Zuverl&#228;ssigkeit jedenfalls erst dann beurteilt werden, wenn er gezeigt hat, da&#223; er auch die &#228;u&#223;eren Erscheinungsformen einer Lebensgemeinschaft abzubrechen bereit ist und er es seelisch "verkraften" kann, den Partner in Zukunft sich selbst in seiner Sorge um die Bew&#228;ltigung des Alltags und seiner pers&#246;nlichen Lebensbereiche zu &#252;berlassen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Berufungsstreitwert: 9.900,-- DM</p>
315,808
olgham-1982-05-28-4-re-miet-1181
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 RE Miet 11/81
"1982-05-28T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:28"
"2019-03-27T09:42:10"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1982:0528.4RE.MIET11.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das von einem Bevollm&#228;chtigten des (Wohnraum-) Vermieters (schriftlich) vorgebrachte Mieterh&#246;hungsverlangen nach &#167; 2 MHG ist gem&#228;&#223; &#167; 174 S. 1 BGB unwirksam, wenn der Bevollm&#228;chtigte eine Vollm&#228;chtsurkunde nicht vorlegt und der Mieter aus diesem Grunde das Erh&#246;hungsbegehren unverz&#252;glich zur&#252;ckweist.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht Duisburg hat dem Senat folgende Frage gem&#228;&#223; Art. III Abs. 1 des 3. MietR&#196;ndG zum Rechtsentscheid vorgelegt:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><i>Ist das Erh&#246;hungsverlangen des Vermieters nach &#167; 2 MHG (Art. 3 des zweiten Gesetzes &#252;ber K&#252;ndigungsschutz f&#252;r Mietverh&#228;ltnisse &#252;ber Wohnraum) ein einseitiges Rechtsgesch&#228;ft mit der Folge, da&#223; das von einem Bevollm&#228;chtigten vorgenommene Erh&#246;hungsverlangen gem&#228;&#223; &#167; 174 BGB unwirksam ist, wenn der Bevollm&#228;chtigte eine Vollmachtsurkunde nicht vorlegt und der Mieter das Erh&#246;hungsverlangen aus diesem Grunde unverz&#252;glich zur&#252;ckweist?</i></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Vorlage liegt folgender Sachverhalt zugrunde:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die beklagten Eheleute sind Mieter des Kl&#228;gers. Der vermietete Wohnraum ist nicht preisgebunden. Mit Schreiben vom 12. September 1980 forderte der ... die Beklagten im Namen des Kl&#228;gers unter Hinweis auf den &#214;rtlichen Mietspiegel auf, einer Erh&#246;hung des Grundmietpreises von 6,30 DM/qm ab 1. Januar 1981 zuzustimmen. Eine Vollmachtsurkunde lag diesem Schreiben nicht bei. Die Beklagten wiesen das Erh&#246;hungsverlangen mit Schreiben vom 17. September 1980 unter Hinweis auf &#167; 174 BGB wegen Nichtvorlage einer Vollmachtsurkunde zur&#252;ck. Das Amtsgericht hat die Beklagten auf die am ... bei Gericht eingegangene Klage gem&#228;&#223; &#167; 2 MHG mit der Begr&#252;ndung verurteilt, der vom Kl&#228;ger begehrten Mieterh&#246;hung ab 1. Januar 1981 zuzustimmen, &#167; 174 BGB greife nicht Platz, weil es sich bei dem Aufforderungsschreiben des Vermieters nach &#167; 2 MHG nicht um ein einseitiges Rechtsgesch&#228;ft handele. Gegen dieses Urteil haben die beklagten Eheleute Berufung eingelegt. Das Landgericht m&#246;chte sich dem Rechtsstandpunkt des Amtsgerichts anschlie&#223;en und demgem&#228;&#223; die Berufung zur&#252;ckweisen, hat aber die Sache mit R&#252;cksicht darauf, da&#223; der in der Literatur nicht einheitlich beantworteten Vorlagefrage grunds&#228;tzliche Bedeutung zukomme, dem Senat zum Rechtsentscheid vorgelegt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><b>1.)</b></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Vorlage ist zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die zweifelsfrei entscheidungserhebliche Vorlagefrage ergibt sich aus einem Mietverh&#228;ltnis &#252;ber Wohnraum. Ihr kommt grunds&#228;tzlich Bedeutung zu; sie ist - soweit ersichtlich - bislang von keinem Oberlandesgericht durch Rechtsentscheid beantwortet worden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><b>2.)</b></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Vorlagefrage ist wie aus der Entscheidungsformel ersichtlich zu bescheiden.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">a.)</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Frage, ob das Erh&#246;hungsverlangen des Vermieters nach &#167; 2 MHG ein einseitiges Rechtsgesch&#228;ft im Sinne des &#167; 174 BGB ist, wird in der Literatur unterschiedlich beantwortet. W&#228;hrend Staudinger-Emmerich (Komm. z. BGB, 12. Aufl., 2. Bearb., &#167; 2 MHG Rz. 46ff., insb. Rz. 48) &#167; 174 GBG auf ein derartiges Begehren f&#252;r unanwendbar halten, lassen andere (Barthelmess, Zweites Wohnraumk&#252;ndigungsschutzgesetz). Mieth&#246;hegesetz, 2. Aufl., &#167; 2 Rz. 54; Schmidt-Futterer/Blank, Wohnraumschutzgesetze, 4. Aufl, (C 81; Sternel, Mietrecht, 2. Aufl., III 143 + 146) insoweit &#167; 174 BGB - allerdings ohne n&#228;here Begr&#252;ndung - Platz greifen. Der Senat schlie&#223;t sich im Ergebnis der letzteren Meinung an.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Senat geht mit Staudinger-Emmerich (a.a.O., &#167; 2 MHG Rz. 47 + 97) davon aus, da&#223; das Erh&#246;hungsverlangen des Vermieters nach &#167; 2 MKG ein (besonders formalisierter) Antrag im Sinne des &#167; 145 BGB ist (im Ergebnis ebenso: Palandt-Putzo, BGB, 41. Aufl., &#167; 2 MHG Bern. 3; Schmidt- Futterer/Blank, a.a.O., C 85; denn &#167; 2 MHG hat die Verwirklichung eins Erh&#246;hungsverlanges immerhin als Mieterh&#246;hungs<u>vereinbarung</u> konzipiert (Sternel, a.a.O., III 143)), mag deren Abschlu&#223; auch, sofern die Erh&#246;hungsvoraussetzungen gegeben sind, im Klagewege erzwungen werden k&#246;nnen. Vertragsantr&#228;ge als solche - wie demgem&#228;&#223; auch das Erh&#246;hungsverlangen als Antrag auf Abschlu&#223; eines Mieterh&#246;hungsvertrages - sind zwar empfangsbed&#252;rftige Willenserkl&#228;rungen, sie sind Jedoch nach der Vertr&#228;gskonstruktion des Gesetzes keine selbst&#228;ndigen einseitigen Rechtsgesch&#228;fte; sie sind vielmehr als Stufe zu dem (zweiseitigen) Rechtsgesch&#228;ft "Vertrag" und als ein wesentlicher Bestandteil desselben anzusehen. Denn die vertraglichen Rechtsfolgen werden erst durch den vollen Vertragstatbestand - also durch das Hinzukommen der Angebotsannahme - ausgel&#246;st (Enneccerus-Nipperdey, Allg. Teil des B&#252;rgerl. Rechts, 15. Aufl., &#167; 146 Fu&#223;n. 2 = S. 909; Staudinger-Dilcher, BGB, 12. Aufl., &#167; 145 Rz. 1; Soergel-Lange/Hefermehl, BGB, 11. Aufl., &#167; 145 Rz. 2). Demgem&#228;&#223; wird der blo&#223;e Vertragsantrag von &#167; 174 BGB grunds&#228;tzlich nicht erfa&#223;t (Staudinger-Dilcher, a.a.O., &#167; 174 Rz. 2.).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das Erh&#246;hungsverlangen nach &#167; 2 MHG erlangt auch nicht dadurch die Qualit&#228;t eines selbst&#228;ndigen (einseitigen) Rechtsgesch&#228;fts, da&#223; sein Zugang eine &#220;berlegungsfrist f&#252;r den Mieter nebst anschlie&#223;ender Klagefrist f&#252;r den Vermieter (&#167; 2 Abs. 3 S. 1 MHG) und letztlich bei ungenutztem Ablauf der Klagefrist eine Sperrfrist f&#252;r ein erneutes Erh&#246;hungsverlangen ausl&#246;st (&#167; 2 Abs. 3 S. 2 MHG). Denn diese Rechtsfolgen werden nicht, was allein die Annahme eines selbst&#228;ndigen Rechtsgesch&#228;ftes rechtfertigen k&#246;nne, durch den Willen des Handelnden, sondern (&#228;hnlich wie bei gesch&#228;fts&#228;hnlichen Handlungen auch, vgl. hierzu: BGHZ 47, 352/357) durch das Gesetz bestimmt, mag das Erh&#246;hungsverlangen auch im Bewu&#223;tsein der eintretenden Rechtsfolgen und in der Absicht, zumindest einen Teil davon (Ablauf der &#220;berlegungsfrist als Proze&#223;voraussetzung f&#252;r die Erh&#246;hungsklage) hervorzurufen, gestellt worden sein.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">b.)</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Gilt mithin &#167; 174 BGB f&#252;r das Erh&#246;hungsverlangen nach &#167; 2 MHG - weil es kein selbst&#228;ndiges und damit auch kein einseitiges Rechtsgesch&#228;ft ist - nicht unmittelbar, so ist doch diese Bestimmung auf die durch das Erh&#246;hungsverlangen ausgedr&#252;ckte Willenserkl&#228;rung entsprechend anwendbar. Denn in Bezug auf diese Erkl&#228;rung ist die vom Gesetzgeber f&#252;r &#167; 174 BGB vorausgesetzte Interessenlage in gleicher Weise gegeben wie im Regelfall dieser Gesetzesnorm.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Es ist allgemein anerkannt, da&#223; &#167; 174 BGB wegen Gleichheit der Interessenlage auf einseitige Rechtshandlungen (z.B. Mahnung) und auf bestimmte Willenserkl&#228;rungen, die nur ein Teil eines aus mehrere Willenserkl&#228;rungen bestehenden Rechtsgesch&#228;fts sind (z.B. Vertragsannahme), entsprechend anwendbar ist, weil in diesen F&#228;llen f&#252;r den Gegner - obgleich &#167; 180 S. 1 BGB nicht Platz greift - dieselbe Ungewi&#223;heit besteht, vor der &#167; 174 S. 1 BGB sch&#252;tzen soll (Enneccerus Nipperdey, a.a.O., &#167; 185 Fu&#223;n. 17 = S. 1141; Soergel-Schultze - v. Lasaulx, a.a.O. &#167; 174 Rz. 5; Staudinger-Dilcher, a.a.O., &#167; 174 Rz. 2). Dies gilt allerdings nicht f&#252;r das blo&#223;e Vertragsangebot, da dieses frei abgelehnt werden kann und somit das f&#252;r eine analoge Anwendung des &#167; 174 BGB erforderliche Klarstellungsbed&#252;rfnis fehlt (Soergel-Schultze- v. Lasaulx u. Staudinger-Dilcher, jeweils wie vor). Das Mieterh&#246;hungsverlangen nach &#167; 2 MHG l&#246;st indes, obwohl es der Konstruktion nach auch nur ein Vertragsangebot ist (das freilich von vornherein nicht in dem vorstehend aufgezeigten Sinne "frei" abgelehnt, sondern im Klagewege durchgesetzt werden kann), abweichend von der normalen Vertragsofferte aufgrund Gesetzes besondere Rechtsfolgen aus (&#167; 2 Abs. 3 S. 1 u. 2 MHG). Diese gesetzlichen Rechtsfolgen sind - jedenfalls auch - f&#252;r den Erkl&#228;rungsgegner, den Mieter, von besonderer Bedeutung. Er hat n&#228;mlich ein starkes Interesse daran zu wissen, ob mit dem Zugang des Erh&#246;hungsschreibens nach &#167; 2 MHG tats&#228;chlich die zweimonatige &#220;berlegungsfrist des &#167; 2 Abs. 3 S. 1 MHG l&#228;uft, ob er sich also bei Ablauf dieser Frist einer zul&#228;ssigen Erh&#246;hungsklage aussetzt (&#167; 2 Abs. 3 S. 1 MHG), und ob bei ungenutztem Ablauf der sich an die &#220;berlegungsfrist anschlie&#223;enden ebenfalls zweimonatigen Klagefrist die neunmonatige Sperrfrist des &#167; 2 Abs. 3 S. 2 MHG l&#228;uft, er mithin in dieser Zeit nicht mit Erfolg mit einem erneuten Erh&#246;hungsverlangen des Vermieters &#252;berzogen werden kann. Da der Mieter - anders als der Vermieter - an der Ausl&#246;sung dieser ihn treffenden Rechtsfolgen nicht mitwirkt, mu&#223; er, wenn das Erh&#246;hungsschreiben von einem Bevollm&#228;chtigten stammt, wenigstens Gewi&#223;heit dar&#252;ber verlangen k&#246;nnen, da&#223; der Vertreter des Vermieters befugt gehandelt hat. Sonst n&#228;mlich w&#228;re er im unklaren, ob die Erkl&#228;rung im Verh&#228;ltnis der Parteien des Mietvertrages Wirkung &#196;u&#223;ert. Damit besteht bez&#252;glich des Mieterh&#246;hungsverlangens nach &#167; 2 MHG die gleiche Interessenlage, namentlich das gleiche Klarstellungsbed&#252;rfnis des Erkl&#228;rungsgegners wie bei einem durch einen Bevollm&#228;chtigten vorgenommenen (vollendeten) einseitigen Rechtsgesch&#228;ft, so da&#223; es nach Ansicht des Senats gerechtfertigt und geboten ist, dem Mieter die M&#246;glichkeit zu geben, sich in entsprechender Anwendung von &#167; 174 BGB schnell, einfach und sicher Klarheit dar&#252;ber zu verschaffen, ob f&#252;r dieses Begehren Vollmacht des Vermieters vorliegt.</p>
315,809
olgk-1982-05-24-16-wx-1982
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16 Wx 19/82
"1982-05-24T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:30"
"2019-03-27T09:42:09"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1982:0524.16WX19.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>I. Die weitere Beschwerde des Beteiligten zu 3) gegen den Beschlu&#223; des Land-gerichts K&#246;ln vom 4.12.1981 - 1 T 277/81 - wird auf seine Kosten als unzul&#228;ssig</p> <p>verworfen.</p> <p></p> <p>II. Der Proze&#223;kostenhilfeantrag der Beschwerdegegner wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Durch Beschlu&#223; des Amtsgerichts Bergisch Gladbach vom 13.10.1980 - 4 VIII S 945 - ist den Beteiligten zu 3) gem. &#167; 1629 Abs. 2, 1796 BGB die elterliche Sorge &#252;ber die Betroffenen entzogen worden, soweit die Wahrnehmung ihrer Interessen und ihrer Vertretung in der Firma der I. T. KG betroffen war; gleichzeitig ist f&#252;r die Betroffenen eine Erg&#228;nzungspflegschaft mit diesem Wirkungskreis angeordnet worden.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Beteiligten zu 2), der Mutter der Betroffenen durch Beschlu&#223; des Familiengerichts Bergisch Gladbach vom 10.3.1981 - 28 F 507/80 - im zwischenzeitlich anh&#228;ngig gemachten Scheidungsverfahren das elterliche Sorgerecht f&#252;r die Betroffenen &#252;bertragen worden war, hat das Landgericht K&#246;ln die Beschwerde des Beteiligten zu 3) gegen die Pflegschaftsanordnung des Amtsgerichts Bergisch -Gladbach vom 13.10.1980 mit Beschlu&#223; vom 3.August 1981 - 1 T 326/80 - als unzul&#228;ssig verworfen~ da ihm ein eigenes Beschwerderecht nicht zustehe. In den Gr&#252;nden hat das Landgericht ferner zum Ausdruck gebracht, da&#223; damit noch keine Entscheidung &#252;ber das Fortbestehen der materiellen Voraussetzungen der Pflegschaftsanordnung getroffen sei,<i> </i>die vielmehr dem Amtsgericht obliege.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Darauf gest&#252;tzt hat der Beteiligte zu 3) beantragt, den Beschlu&#223; des Amtsgerichts Bergisch Gladbach vom 13.10,1981 aufzuheben. Mit Beschlu&#223; vom 14.10.1981- 4 VIII S 945 - hat das Amtsgericht Bergisch Gladbach den Antrag des Beteiligten zu 3) zur&#252;ckgewiesen und in den Gr&#252;nden ausgef&#252;hrt, der Antrag sei lediglich als Anregung f&#252;r eine von Amts wegen zu treffende Entscheidung zu werten, der nicht entsprochen werden k&#246;nne,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">weil die materiellen Voraussetzungen f&#252;r eine Pflegschaftsanordnung nach wie vor best&#228;nden. Wegen der weiteren Einzelheiten der Begr&#252;ndung wird auf den Beschlu&#223; des Amtsgerichts Bergisch Gladbach vom 14.10,1981 - 4 VIII S 945 - Bl. 160-162 d. A. verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die hiergegen gerichtete Beschwerde des Beteiligten zu 3) hat das Landgericht K&#246;ln mit Beschlu&#223; vom 4.12.1981 - 1 T 277/81 - als unzul&#228;ssig verworfen, da es dem Beschwerdef&#252;hrer an der erforderlichen Beschwerdebefugnis fehle. Hinsichtlich der weiteren</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Begr&#252;ndung wird auf den vorgenannten Beschlu&#223; (Bl.181 bis 183 d. A.) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschlu&#223; hat der Beteiligte zu 3) weitere Beschwerde erhoben, mit der er geltend macht, da&#223; ihm entweder gem&#228;&#223; &#167; 20 FGG oder gem&#228;&#223; &#167; 57 Abs. 1 Nr. 9</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">FGG eine Beschwerdebefugnis zustehe. Auch ohne Sorgerecht habe er als Vater der Betroffenen ein Beschwerderecht, zumal er als Unterhaltspflichtiger ein eigenes</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Interesse daran habe, da&#223; nicht unn&#246;tige Kosten durch die Pflegerbestellung verursacht w&#252;rden. Das Rechtsmittel sei auch begr&#252;ndet, weil die Voraussetzungen f&#252;r die Pflegschaftsanordnung nicht erf&#252;llt seien; denn die Beteiligte zu 2) habe aufgrund ihrer fr&#252;heren T&#228;tigkeit in der Firma I. T. KG gen&#252;gend Erfahrung, um selbst die Interessen und die Vertretung der Betroffenen in der Firma wahrnehmen zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdegegner haben f&#252;r ihre Rechtsverteidigung Proze&#223;ostenhilfe beantragt. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Verfahrensstandes wird auf den Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">II..</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die weitere Beschwerde gegen den Beschlu&#223; des Landgerichts ist zwar an sich gem&#228;&#223; &#167; 27 FGG statthaft und formgerecht gern.&#167; 29 FOG eingelegt worden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Sie ist dennoch als unzul&#228;ssig zu verwerfen, weil es dem Beteiligten zu 3), wie auch das Landgericht entschieden hat, an der erforderlichen Beschwerdebefugnis fehlt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Eine Beschwerdeberechtigung des Beteiligten zu 3) gem. &#167; 20 FGG scheidet aus, weil ihm ein eigenes Recht im Sinne dieser Vorschrift nicht zusteht. Nachdem das elterliche Sorgerecht f&#252;r die Betroffenen durch Beschlu&#223; des Familiengerichts Bergisch- Gladbach vom 10.3.1981 allein auf die Beteiligte zu 2), die Mutter der Betroffenen, &#252;bertragen worden ist, besitzt der Beteiligte zu 3), der Vater der Betroffenen, grunds&#228;tzlich kein eigenes materielles Recht mehr an der elterlichen Sorge gem&#228;&#223; &#167; 1626 BGB. Da das Recht auf Aufhebung der Erg&#228;nzungspflegschaft ausser dem Pflegebefohlenen</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">und dem Pfleger selbst nur dem Inhaber des Sorgerechts zustehen kann, entf&#228;llt eine selbst&#228;ndige Beschwerdebefugnis des Beteiligten zu 3) gem&#228;&#223; &#167; 20 FGG Schutzw&#252;rdige Interessen der Beteiligten alleine reichen insoweit nicht aus, ein selbst&#228;ndiges Beschwerderecht zu begr&#252;nden (vgl. Bassenge -Herbst, 3. Aufl. &#167; 20 Anm. 2 b ).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Wenn der Beschwerdef&#252;hrer meint, da&#223; sich die Pflegschaft gerade auch auf seine Stellung als Komplement&#228;r in der Firma T. KG auswirke, so bandelt es sich hierbei allein um solche wirtschaftlichen Interessen des Beschwerdef&#252;hrers, die nicht als Recht im Sinne</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">des &#167; 20 FGG angesehen werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Auch ist der Beteiligte zu 3) nicht gem&#228;&#223; 57 Abs. 1 Nr. 3 FGG zur Beschwerde befugt; denn im vorliegenden Falle richtet sich seine Beschwerde nicht gegen die <u>Ablehnung</u> oder die Aufhebung einer Pflegschaftsanordnung, sondern gegen die Anordnung einer Pflegschaft gem&#228;&#223; &#167; 1909 BGB. Eine Pflegschaftsanordnung selbst wird indes vorn Beschwerderecht des &#167; 57 Abs. 1 Ziff. 3 FGG nicht erfa&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich kann der Beteiligte zu 3) auch keine Beschwerdeberechtigung aus &#167; 57 Abs. 1 Nr. 9 FGG herleiten.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Diese Vorschrift r&#228;umt das Beschwerderecht gegen eine Verf&#252;gung, die eine Entscheidung &#252;ber eine die Sorge f&#252;r die Person des Pfleglings betreffende Angelegenheit enth&#228;lt, jedem ein, der ein berechtigtes Interesse hat, diese Angelegenheit wahrzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall sind diese Voraussetzungen jedoch nicht erf&#252;llt. Zum einen geht es dem Beschwerdef&#252;hrer ausschlie&#223;lich um verm&#246;gensrechtliche Belange; denn sein Ziel ist es, fremde Einfl&#252;sse von der Firma T. KG fernzuhalten, nicht dagegen um Fragen, die die Personensorge f&#252;r die betroffenen Kinder ber&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Auch wenn er in seiner Beschwerdeschrift als Begr&#252;ndung seiner Beschwerdebefugnis anf&#252;hrt, als UnterhaItspflichtiger habe er ein eigenes Interesse, da&#223; nicht unn&#246;tige Kosten, die auch den Kindesinteressen zuwiderliefen, verursacht w&#252;rden, so geht es auch hierbei allein um verm&#246;gensrechtliche Belange.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Auch nicht nebenbei oder zumindest mittelbar sind hierbei Fragen betroffen, die die Sorge f&#252;r die Person der Kinder ber&#252;hren. Es geht vielmehr ausschlie&#223;lich um Verm&#246;gensangelegenheiten, sei es der Kinder, sei es des Beschwerdef&#252;hrers selbst. Das ergibt sich vor allem auch aus dem Wirkungskreis der hier angeordneten Erg&#228;nzungspflegschaft, die nur die Wahrnehmung der Interessen und der Vertretung der Kinder in der Firma T. KG umfa&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Soweit es sich aber ausschlie&#223;lich um die Wahrnehmung verm&#246;gensrechtlicher Belange handelt, kann ein Beschwerderecht nicht auf &#167; 57 Abs. 1 Nr. 9 FGG gestutzt werden (vgl. OLG Hamm JMB1. NRW 1963, 121; Keidl&#183;~Winkler, 11.Aufl., &#167; 57 FGG Rdn. 35; Bassenge-Herbst, 3.Aufl., &#167; 57 FGG Anm. 8 b ).</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Hinzu kommt, da&#223; der Beschwerdef&#252;hrer nicht mehr Inhaber des Personensorgerechts f&#252;r die Betroffenen ist. Durch die &#252;bertragung des elterlichen Sorgerechts auf die Beteiligte zu 2), die Mutter der Betroffenen, im Rahmen des Ehescheidungsverfahrens ist ihm die Wahrnehmung der pers&#246;nlichen Interessen der Kinder und damit auch die Befugnis, diese Interessen im Rechtsmittelweg zu verfolgen, genommen. Zwar hat der Bundesgerichtshof in der vom Beschwerdef&#252;hrer zitierten Entscheidung in NJW 1956, 1755 (1756) dies ausdr&#252;cklich nur f&#252;r die Entziehung der Personensorge gem&#228;&#223; &#167; 1666 BGB entschieden. Nach den dort aufgestellten Grunds&#228;tzen ist jedoch kein vern&#252;nftiger Grund ersichtlich, den vorliegenden Fall anders zu beurteilen, da auch hier dem Beschwerdef&#252;hrer das elterliche Sorgerecht durch die &#220;bertragung auf die Beteiligte zu 2) im Rahmen des Ehescheidungsverfahrens jedenfalls vor&#252;bergehend entzogen worden ist. Da&#223; das Familiengericht diese Entscheidung zu s:einen Gunsten ge&#228;ndert h&#228;tte, ist weder vorgetragen noch sonst ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich dient das Beschwerderecht gem&#228;&#223; &#167; 57 Abs. 1 Ziff. 9 FGG ausschlie&#223;lich dazu, die Interessen der Kinder wahrzunehmen (vgl. BGH NJ~ 1956, 1756; Josef Hess.Rechtsprechung 16, 223). Davon kann aber bei der vorliegenden Beschwerde des Beteiligten zu 3) nicht ausgegangen werden, da er mit ihr allein eigene vem&#246;gensrechtliche Interessen verfolgt.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Nach allem ist seine weitere Beschwerde als unzul&#228;ssig zu verwerfen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 13 a Abs. 1 Satz 2 FGG, &#167;&#167; 2, 131 KostO.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Das Proze&#223;kostenhilfegesuch der Beschwerdegegner hatte keinen Erfolg, weil die Beschwerdegegner trotz gerichtlicher Auflage keine Unterlagen &#252;ber ihre wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse, nicht einmal das vorgesehene Proze&#223;kostenhilfeforrnular ausgef&#252;llt</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">&#252;berreicht haben, &#167;&#167; 14 FGG, 114, 117 Abs. 2 und Abs.4, 118 Ab s. 2 Z PO .</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks"><u>Beschwerdewert: 3.000,-- DM.</u></p>
315,810
lg-dusseldorf-1982-05-19-2-o-50281
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
2 O 502/81
"1982-05-19T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:32"
"2019-03-27T09:42:09"
Urteil
ECLI:DE:LGD:1982:0519.2O502.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>1.Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>2.Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <p>3. Dieses Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. Der Kl&#228;gerin wird nachgelassen, die Vollstreckung wegen der Kosten durch die Beklagte gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 75o,&#8212; DM abzuwenden, wenn nicht die Beklagte zuvor Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet. Die Sicherheitsleistung kann auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer im Bundesgebiet ans&#228;ssigen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlich-rechtlichen Sparkasse erbracht werden.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin benutzte am 26. o1. 1981 gegen 1o:45 Uhr einen Bus der Beklagten von E nach I. Nach dem L&#246;sen einer Fahrkarte wollte die Kl&#228;gerin, die zwei Einkaufstaschen bei sich hatte, einen Sitzplatz im hinteren Bereich des Busses aufsuchen. Noch bevor die Kl&#228;gerin einen Sitzplatz erreichte, kam sie beim Anfahren des Busses zu Fall.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Bei dem Sturz zog die Kl&#228;gerin sich eine Prellung des linken Handgelenkes zu und mu&#223;te sich deswegen in &#228;rztliche Behandlung begeben.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Sie behauptet, der Fahrer des Busses der Beklagten sei mit so starkem Ruck angefahren, da&#223; sie trotz Festhaltens mit einer Hand hingefallen sei. Auch habe weder die M&#246;glichkeit bestanden, sich an einem Griff am Sitz, noch an der Lehne des Sitzes, noch an einem Haltegriff an der Decke des Busses ordnungsgem&#228;&#223; festzuhalten.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Durch die bei dem Sturz erlittenen Verletzungen sei sie gehindert gewesen ihren Haushalt zu versorgen, so da&#223; sie 490 DM f&#252;r eine Haushaltshilfe habe aufwenden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Sie beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">1. Die Beklagte zu verurteilen, an sie 49o,&#8212; DM nebst Zinsen seit Klage Zustellung zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">2. die Beklagte zu verurteilen, an sie ein in das Ermessen des Gerichts gestelltes Schmerzensgeld zu zahlen, welches den Betrag von 2.5oo,&#8212; DM nicht unterschreiten sollte.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:83px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">Die Beklagte behauptet, der Fahrer des Busses sei ganz normal angefahren. Die Kl&#228;gerin sei nur zu Fall gekommen, weil sie zwei volle Einkaufstaschen bei sich getragen habe und sich daher &#252;berhaupt nicht habe festhalten k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Das Gericht hat Beweis erhoben durch die Vernehmung von Zeugen. Auf die Sitzungsniederschrift vom 16. 3. 1982 (Bl. 69 ff d.A.) wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Wegen weiterer Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der vorbereitenden Schrifts&#228;tze, sowie auf die zu den Akten gereichten Unterlagen, die Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung waren, verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Die Klage ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch der Kl&#228;gerin gegen&#252;ber der Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 839 BGB in Verbindung mit Art. 34 GG ist nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beweisaufnahme hat nicht den Nachweis erbracht, da&#223; die Kl&#228;gerin durch ein besonders ruckartiges Anfahren des Busses der Beklagten zu Fall gekommen ist.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Keiner der von den Parteien benannten Zeugen konnte in der Vernehmung am 16. 3. 1982 best&#228;tigen, da&#223; der Fahrer des Busses der Beklagten unsorgf&#228;ltig und mit einem besonders starken Ruck angefahren ist.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Allein die Tatsache, da&#223; die Zeuginnen T und H zu einem fr&#252;heren Zeitpunkt in schriftlichen &#196;u&#223;erungen -die allerdings nicht einmal von den Zeuginnen selbst verfa&#223;t worden sind - einen anderen Sachverhalt dargestellt haben, erbringt keinen Beweis f&#252;r die Richtigkeit der Behauptung der Kl&#228;gerin, sondern erweckt allenfalls Zweifel an der Glaubw&#252;rdigkeit der Zeuginnen T und H. Sind diese Zeuginnen aber unglaubw&#252;rdig - wovon bei der Widerspr&#252;chlichkeit ihrer jetzigen Aussagen im Vergleich zu ihren schriftlichen &#196;u&#223;erungen auszugehen ist -, so verm&#246;gen ihre Bekundungen nicht die &#196;u&#223;erung des Busfahrers der Beklagten, des Zeugen C, zu widerlegen. Dieser hat bei seiner Vernehmung in Abrede gestellt, mit einem besonders starken Ruck angefahren zu sein. Diese Aussage erscheint dem Gericht auch glaubhaft; denn der Zeuge hat dargelegt, da&#223; er zum Zeitpunkt des Unfalles keine Anschl&#252;sse mehr erreichen mu&#223;te und daher auch nicht mehr unter Zeitdruck stand, so da&#223; f&#252;r ein schnelles und ruckartiges Anfahren kein Anla&#223; bestand.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Ein Amtshaftungsanspruch ist auch nicht deshalb gegeben, weil der Fahrer des Busses angefahren ist, ohne sich zu vergewissern, ob die Kl&#228;gerin bereits einen Sitzplatz eingenommen hatte. Allein die Tatsache, da&#223; beim Anfahren eines Busses ein leichter Ruck unvermeidbar ist, verpflichtet den Fahrer grunds&#228;tzlich nicht, sich vor dem Anfahren zu vergewissern, ob alle Fahrg&#228;ste Sitzpl&#228;tze eingenommen oder zumindest einen festen Halt gefunden haben (vergl. BGH VersR 1972, 152; OLG Stuttgart VersR 1971, 674). Eine so weit gefa&#223;te generelle Verpflichtung w&#252;rde die Anforderungen an die Sorgfaltspflichten eines im Liniendienst eingesetzten Busfahrers in unangemessener Weise &#252;berspannen. Der Fahrer eines Linienbusses, der seinen Fahrplan einhalten mu&#223;, darf darauf vertrauen, da&#223; die Fahrg&#228;ste ihrer Verpflichtung, sich im Fahrzeug stets einen festen Halt zu verschaffen - diese Verpflichtung ergibt sich im Postreisedienst aus &#167; 4 Abs. 3 Nr. 3 der Postreiseordnung - nachkommen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Etwas anderes k&#246;nnte nur gelten, wenn auf Seiten der Kl&#228;gerin ganz besondere Umst&#228;nde - etwa eine jedem Dritten ohne weiteres auffallende k&#246;rperliche Behinderung - vorgelegen h&#228;tten (vergl. BGH a.a.O. 153; LG Aachen VersR 1977, 66). Hierzu tr&#228;gt die Kl&#228;gerin aber selbst nichts vor.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Allein der Umstand, da&#223; die Kl&#228;gerin zwei schwere Einkaufstaschen bei sich trug, was der Fahrer des Busses auch wahrgenommen hat, rechtfertigt keine andere rechtliche Beurteilung, Es war allein Sache der Kl&#228;gerin, sich vor dem Anfahren des Busses einen sicheren Halt zu verschaffen und die Gefahr eines Sturzes zu vermeiden. Da&#223; sie nicht in der Lage gewesen w&#228;re, sich bereits vor dem Anfahren - mit dem sie jederzeit rechnen mu&#223;te &#8211; im vorderen Teil des Busses nach Abstellen ihrer beiden Taschen durch Festhalten an den in diesem Teil des Busses unstreitig vorhandenen Haltegriffen einen sicheren Halt zu verschaffen, kann schon aufgrund des Vorbringens der Kl&#228;gerin nicht festgestellt werden.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">Dabei kommt es nicht auf die umstrittene Frage an, ob im vorderen Teil des Busses noch Sitzpl&#228;tze frei waren oder nicht. Der zusteigende Fahrgast mu&#223; stets damit rechnen, da&#223; er vor der Abfahrt keinen Sitzplatz mehr erreichen kann, sondern den unvermeidlichen Ruck beim Anfahren stehend &#252;berwinden mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">Die Beklagte haftet auch nicht nach &#167; 7 Abs. 1 StVG. Diese Vorschrift findet hier zwar gem&#228;&#223; &#167;&#167; 14 Postreiseordnung, 18 PostG, 8 a Abs. 1 StVG Anwendung, weil es sich um die Verletzung der Kl&#228;gerin w&#228;hrend eines entgeltlichen gesch&#228;ftsm&#228;&#223;igen Bef&#246;rderungsvorgangs durch die Beklagte gehandelt hat. Sie f&#252;hrt aber nicht zu einer Haftung der Beklagten, da selbst dann, wenn man das Vorliegen eines unabwendbaren Ereignisses f&#252;r die Beklagte verneint, das eigene Verschulden der Kl&#228;gerin die von der Beklagten zu vertretende Betriebsgefahr so sehr &#252;berwiegt, da&#223; eine Schadensteilung zu Lasten der Beklagten nicht mehr gerechtfertigt ist (&#167; 254 BGB).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">Die Beklagte belastet lediglich die Betriebsgefahr eines anfahrenden Omnibusses. Ein Verschulden des Fahrers ist nicht feststellbar.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">Demgegen&#252;ber steht ein Verschulden der Kl&#228;gerin kraft Anscheinsbeweises fest. Wenn jemand in einem normal anfahrenden Bus - ein ruckartiges Anfahren ist nicht bewiesen - zu Fall kommt, so ist dies in aller Regel auf den Mangel an Vorsicht des Fahrgastes zur&#252;ckzuf&#252;hren, zumal dann, wenn dieser - wie im vorliegenden Fall - versucht, einen Sitzplatz im hinteren Teil des Busses zu erreichen, statt sich sofort festen Halt zu verschaffen. Diesen gegen sie sprechenden Anscheinsbeweis hat die Kl&#228;gerin nicht auszur&#228;umen vermocht.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">H&#228;tte die Kl&#228;gerin sich - wie sie selbst vortr&#228;gt - mit einer Hand festgehalten, ist damit noch nicht nachgewiesen, da&#223; sie dies in der geh&#246;rigen Weise, notfalls unter Anlehnen an den Sitz und Anstemmen gegen den unvermeidbaren Ruck beim Anfahren getan hat.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Sie kann sich insoweit auch nicht mit der Behauptung entlasten, es seien keine Haltem&#246;glichkeiten vorhanden gewesen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Aus den insoweit &#252;bereinstimmenden Aussagen der Zeugen C und T folgt, da&#223; auch im hinteren Bereich des Busses Haltem&#246;glichkeiten an den Sitzen vorhanden waren. Da&#223; diese Haltegriffe auch f&#252;r einen Fahrgast, der sich auf den unvermeidlichen Ruck beim Anfahren eingestellt hat, keine hinreichende Haltem&#246;glichkeit darstellen, kann allein aufgrund des Vorbringens der Kl&#228;gerin nicht festgestellt werden.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Werden diese die Parteien jeweils belastenden Umst&#228;nde gegeneinander abgewogen, so ergibt sich, da&#223; der Unfall ausschlaggebend auf unzureichende Vorsichtsma&#223;nahmen der Kl&#228;gerin zur&#252;ck zuf&#252;hren ist. Auf Seiten der Beklagten stehen dem an feststellbaren Schadensursachen lediglich Umst&#228;nde gegen&#252;ber, die einmal &#252;ber das &#252;bliche Ma&#223;, das der Fahrgast eines derartigen Verkehrsmittels einkalkulieren mu&#223;, nicht hinausgehen, und die zum anderen im Bereich derjenigen Gefahrenmomente liegen, die abzufangen einem Fahrgast zugemutet werden mu&#223; (vergl. OLG D&#252;sseldorf v. 1o. 7. 1978 - 1 U 26/78). Andere Anspruchsgrundlagen zugunsten der Kl&#228;gerin sind nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 91, 7o8 Nr. 11, 711 ZPO.</p>
315,811
olgk-1982-05-13-24-u-1982
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
24 U 19/82
"1982-05-13T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:33"
"2019-03-27T09:42:09"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1982:0513.24U19.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 20. November 1981 verk&#252;ndete Urteil der 16. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln - 16 0 44/81 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird abgesehen (&#167; 543 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat in der Sache keinen Erfolg. Ein Schadensersatzanspruch gegen die Beklagte, der nur aus positiver Forderungsverletzung hergeleitet werden k&#246;nnte, steht dem Kl&#228;ger nicht zu. Zwar ist sein Pkw in der von der Beklagten betriebenen Waschanlage im Dezember 1980 besch&#228;digt worden. Es l&#228;&#223;t sich aber nicht feststellen, da&#223; die Beklagte hieran ein Verschulden trifft.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Darlegungs- und Beweislast f&#252;r eine schuldhafte Schadensverursachung tr&#228;gt die Kl&#228;gerin. Zwar ist in Rechtsprechung und -lehre (vgl. Palandt-Heinrichs BGB 40. Aufl. &#167; 282 Anm. 2 m.w.N.) allgemein anerkannt, da&#223; dann, wenn aus einem dem Werkunternehmer zuzuordnenden Gefahrenkreis dem Besteller Sch&#228;den entstehen k&#246;nnen, letzterem nicht zugemutet werden kann, Dinge darzulegen und zu beweisen, die seinem Gefahrenbereich und seiner Kenntnis entzogen sind. Vielmehr ist es in diesen F&#228;llen Sache des Werkunternehmers darzutun und den Beweis daf&#252;r zu f&#252;hren, da&#223; ihn bzw. seinen Bediensteten kein Verschulden trifft. Diese Grunds&#228;tze der gefahrenbereichsbezogenen "Umkehr" der Darlegungs- und Beweislast finden aber im vorliegenden Fall keine Anwendung, weil das Fahrzeug des Kl&#228;gers, das dieser selbst zur automatischen Waschanlage der Beklagten gebracht und, wenn auch angeblich nach Weisung eines Bediensteten der Beklagten, auf die Transportschiene der Waschanlage gesetzt hat, sich nicht im alleinverantwortlichen Gefahrenbereich der Beklagten befunden hat. Der Kl&#228;ger behielt eine gewisse Einwirkungsm&#246;glichkeit auf das Fahrzeug. Sein Handeln, z. B. das Abstellen des Fahrzeuges, konnte auf den sp&#228;teren Unfall in der Waschanlage von Einflu&#223; sein, ebenso die konstruktionsbedingten Besonderheiten seines Fahrzeugs. Die Anwendung der genannten Beweisregel (Umkehr der Beweislast) auf Sachverhalte der vorliegenden Art, erscheint jedenfalls dann nicht sachgerecht, wenn die beiderseitigen Gefahrenbereiche des Unternehmers wie des Bestellers bzw. Benutzers der Waschanlage sich in der Weise &#252;berlagern, da&#223; der Schaden entweder aus dem Gefahrenbereich des einen wie auch aus dem Gefahrenbereich des anderen stammen kann. Hinzu kommt, da&#223; nach den Feststellungen des Sachverst&#228;ndigenb&#252;ros T im Gutachten vom 28. September 1981 mit gro&#223;er Wahrscheinlichkeit davon auszugehen ist, da&#223; der Wagen des Kl&#228;gers deshalb aus der F&#252;hrungsschiene gesprungen und hierbei besch&#228;digt worden ist, weil die Konstruktion des P-Fahrzeugs unter Verwendung der gr&#246;&#223;ten im Handel erh&#228;ltlichen Reifen sowie die Ausstattung des Fahrzeugs mit einer Servolenkung zu Reibungen. und Pressungen an der F&#252;hrungsschiene gef&#252;hrt haben. Diese Kr&#228;fte sind pl&#246;tzlich bei einem Sprung des Fahrzeugs aus der F&#252;hrungsschiene freigeworden, wodurch der Wagen besch&#228;digt wurde.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der konkrete Schadensverlauf steht damit fest, so da&#223; mithin nur zu pr&#252;fen ist, ob der Beklagten aus dem Betrieb oder der Bedienung der Anlage ein Schuldvorwurf anzulasten ist. Dies ist zu verneinen, nachdem das Sachverst&#228;ndigenb&#252;ro T einen Fehler in der technischen Arbeitsweise der Waschanlage nicht feststellen konnte und auch keine Anhaltspunkte daf&#252;r erkennbar sind, da&#223; die Waschanlage falsch bedient worden sein k&#246;nnte. Wegen der Einzelheiten wird insoweit auf das Gutachten des Sachverst&#228;ndigenb&#252;ros T verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Ein Verschulden der Beklagten k&#246;nnte nur damit begr&#252;ndet werden, da&#223; sie den Kl&#228;ger vor der Gefahr des Herausspringens seines Wagens aus der F&#252;hrungsschiene nicht gewarnt hat. Ein solcher Schuldvorwurf setzt aber voraus, da&#223; die Gef&#228;hrlichkeit der Waschanlage allgemein oder dem Beklagten im besonderen bekannt oder doch f&#252;r ihn erkennbar war. Das ist nicht erwiesen. Es kann zwar davon ausgegangen werden, da&#223;, wie der Kl&#228;ger behauptet,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">&#61485;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; bereits im Januar 1980 ein P E-Fahrzeug aus dem F&#252;hrungskanal der Waschanlage herausgesprungen ist und hierbei besch&#228;digt wurde (vgl. Verfahren 135 C 361/80 AG K&#246;ln) und</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">&#61485;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; da&#223; es zu einem &#228;hnlichen Unfall am 22. Dezember 1979 in der Waschanlage der Beklagten mit einem P B-Fahrzeug (vgl. Verfahren 135 C 215/80 AG K&#246;ln)</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">gekommen ist. Hieraus kann aber nicht geschlossen werden, da&#223; der Beklagten bereits im Dezember 1980 die Ursache f&#252;r diese Vorf&#228;lle bekannt oder doch erkennbar war, und sie somit verpflichtet war, auf die Gef&#228;hrlichkeit der Waschanlage f&#252;r P-E/P-B-Fahrzeuge hinzuweisen. Die Schadensursache der vorgenannten beiden Unf&#228;lle war zun&#228;chst unbekannt. Erstmals im Gutachten des Sachverst&#228;ndigen Dipl.-Ing. T2 vom 19. Februar 1981 (vgl. Akten 135 C 215/80 AG K&#246;ln) wurde die Beteiligung von P B-Fahrzeugen an Waschstra&#223;enunf&#228;llen als signifikant erkannt, ohne da&#223; es gelungen w&#228;re, die Schadensursache exakt oder doch wahrscheinlich in dem dortigen konkreten Einzelfall festzustellen. Negativ konnte vom Sachverst&#228;ndigen jedoch ermittelt werden, da&#223; M&#228;ngel in der Anlage oder Bedienung der Waschstra&#223;e als Unfallursache nicht in Betracht kamen. Zu dem gleichen Ergebnis kommt das Gutachten des Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. A2 vom 19. November 1981 (vgl. Akten 135 C 215/80 AG K&#246;ln), das die Unfallursache nicht kl&#228;ren kann, M&#228;ngel der Waschanlage als Schadensursache aber verneint. Dementsprechend ist die Schadensersatzklage im Verfahren 135 C 215/80 des AG K&#246;ln abgewiesen worden. Im Verfahren 135 C 361/80 des Amtsgerichts K&#246;ln, das den Unfall vom Januar 1980 betraf, ist nach dem insoweit nicht substantiiert bestrittenen Vortrag der Beklagten ein Gutachten &#252;ber die Schadensursache erst am 9. Juni 1981 erstattet worden, das die Grundlage f&#252;r die Klageabweisung aus den gleichen Gr&#252;nden bildete, auf die die Entscheidung im Verfahren 135 C 215/80 AG K&#246;ln gest&#252;tzt ist. Unter Ber&#252;cksichtigung dieser Sachlage h&#228;tte die Beklagte daher fr&#252;hestens nach Kenntnisnahme des Gutachtens vom 19. Februar 1981 erkennen k&#246;nnen, da&#223; gro&#223;e P-Kraftfahrzeuge vom Typ E oder Typ B in der von ihr betriebenen Waschanlage beim normalem Betrieb Schaden nehmen konnten. Im Dezember 1980 war weder die Schadensursache noch die Schadensaffinit&#228;t dieser P-Fahrzeuge in der Waschanlage f&#252;r die Beklagte aufgrund der vorgenannten Einzelf&#228;lle erkennbar.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger erstmals im Berufungsverfahren generell die Behauptung aufstellt, es sei von je her allgemein bekannt gewesen, da&#223; Fahrzeuge des Typs P E dazu neigen, aus dem F&#252;hrungskanal der Waschanlage herauszuspringen, ist sein Vorbringen ohne ausreichende Substanz. So hat der Sachverst&#228;ndige T2 in seinem Gutachten vom 19. Februar 1981 ausgef&#252;hrt, da&#223; Unf&#228;lle der hier in Rede stehenden Art nicht sehr h&#228;ufig sind, da&#223; aber P B-Fahrzeuge signifikant h&#228;ufig an diesen Vorf&#228;llen beteiligt seien. Das Gutachten von Prof. Dr. A2 vom 19. November 1981 enth&#228;lt hierzu keine klaren Feststellungen. Das Gutachten des Sachverst&#228;ndigenb&#252;ros T vom 28. September 1981 spricht lediglich von anderen Unf&#228;llen gleicher Art, in die P E-Fahrzeuge verwickelt waren. Angesichts dieser differenzierten Aussage h&#228;tte der Kl&#228;ger n&#228;her darlegen m&#252;ssen, weshalb die Schadensneigung von P E-Fahrzeugen in Waschstra&#223;en im Dezember 1980 schon allgemein bekannt war, obwohl den sachgebietsspezifischen Sachverst&#228;ndigen nur Einzelf&#228;lle oder eine Unfallh&#228;ufigkeit des P-B - Wagens zur Kenntnis gelangt waren.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn aber das Vorbringen des Kl&#228;gers, es sei generell bekannt gewesen, da&#223; P E-Fahrzeuge in Waschanlagen dazu neigen, aus dem F&#252;hrungskanal zu springen, als hinreichend konkret angesehen w&#252;rde, so w&#228;re dieser neue Vortrag als versp&#228;tet zur&#252;ckzuweisen (&#167;, 523 Abs. 2 ZPO). Die&#228;e Behauptung ist von der Beklagten bestritten worden. Eine erforderliche Beweisaufnahme zu dieser Frage, die die Vernehmung von zwei Zeugen und die Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens notwendig macht, w&#252;rde die Entscheidung des Rechtsstreits verz&#246;gern. Die Versp&#228;tung im Kl&#228;gervortrag beruht auch nach Ansicht des Senats auf grober Nachl&#228;ssigkeit, denn wenn die Unfallanf&#228;lligkeit von P E-Fahrzeugen in Waschanlagen zumindest in Fachkreisen allgemein bekannt war, h&#228;tte der Kl&#228;ger dies eher feststellen und vortragen k&#246;nnen. Umst&#228;nde, die die Versp&#228;tung im Klagevortrag rechtfertigen oder entschuldigen k&#246;nnten, sind nicht ersichtlich noch behauptet.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 ZPO, die Anordnung der vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit aus &#167;&#167; 708 Ziff. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wert des Berufungsverfahrens und Beschwer des Kl&#228;gers: 3.007,50 DM.</p>
315,812
olgk-1982-05-13-7-u-14181
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
7 U 141/81
"1982-05-13T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:35"
"2019-03-27T09:42:09"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1982:0513.7U141.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung gegen das am 13. Mai 1981 verk&#252;ndete Urteil der 1. Zivilkammer des Landgerichts Bonn - 1 0 86/81 - wird zur&#252;ckgewiesen, soweit sie sich gegen den Grund des von der Beklagten geltend gemachten Entsch&#228;digungsanspruchs richtet.</p> <p>Es wird festgestellt, da&#223; die Kl&#228;gerin verpflichtet ist, der Beklagten Entsch&#228;digung zu leisten wegen der Sch&#228;den, die an deren Haus C, F 18, durch Ersch&#252;tterungen infolge der Bauarbeiten an der Autobahn B XX und infolge Bodensenkungen aufgrund der Errichtung der Autobahn entstanden sind.</p> <p>Das angefochtene Urteil wird aufgehoben, soweit &#252;ber die H&#246;he dieses Entsch&#228;digungsanspruchs und der Rechtsvertretungskosten erkannt ist. Insoweit wird der Rechtsstreit zur erneuten Verhandlung und Entscheidung an das Landgericht zur&#252;ckverwiesen, dem auch die Entscheidung &#252;ber die Kosten des Berufungsverfahrens vorbehalten bleibt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist Eigent&#252;merin eines am F im Naturschutzgebiet F2 - T gelegenen gr&#246;&#223;eren bebauten Grundbesitzes. Die Kl&#228;gerin ben&#246;tigte hieraus zum Bau der hangaufw&#228;rts gelegenen Autobahn B XX planfestgestellt 1973 - eine Teilfl&#228;che von 1.265 qm. Zur Vermeidung einer Enteignung schlossen die Parteien am 20.12.1974 einen Kaufvertrag, in dem sich die Kl&#228;gerin zur Zahlung eines Abschlags von 250.000,-- DM auf die noch festzustellende Gesamtentsch&#228;digung verpflichtete. Im anschlie&#223;enden Entsch&#228;digungsfeststellungsverfahren nahm sie eine Aufteilung dieser - im Januar 1975 erfolgten - Zahlung auf verschiedene Entsch&#228;digungspositionen vor, die im vorliegenden Rechtsstreit keine Rolle spielen. Durch Teil-Entsch&#228;digungsfeststellungsbeschlu&#223; vom 10.6.1978 setzte der Regierungspr&#228;sident die Entsch&#228;digung f&#252;r alle Positionen mit Ausnahme von:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Wertminderung;</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Instandsetzungsarbeiten wegen angeblich durch den Bau der - inzwischen fertiggestellten - Autobahn hervorgerufenen Sch&#228;den am Wohnhaus der Beklagten;</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">auf 243.276,88 DM nebst darauf entfallender 7.95o,-- DM Rechtsvertretungskosten fest.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Durch inzwischen rechtskr&#228;ftiges Urteil des Landgerichts Bonn vom 18.9.1979 wurde der Hauptbetrag auf 235.664,49 DM (darauf anzurechnender Teil der Abschlagszahlung: 206.000,-- DM), die Vertretungskosten auf 7.568,4o DM herabgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit Beschlu&#223; vom 28.8.1980, auf den wegen aller Einzelheiten verwiesen wird (Bl. 11 bis 38 GA), setzte der Regierungspr&#228;sident die Entsch&#228;digung f&#252;r Wertminderung (ohne Immissionen) auf 41.338,29 DM sowie f&#252;r Sicherungs- und Sanierungsma&#223;nahmen wegen Bodensenkungen, die zu Sch&#228;den am Haus gef&#252;hrt haben, auf 126.032,76 DM fest. &#220;ber den letztgenannten Betrag streiten die Parteien, ferner &#252;ber einen Teil der vom Regierungspr&#228;sidenten mit 3.421,30 DM in Ansatz gebrachten weiteren Vertretungskosten.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Autobahn ist im hier interessierenden Bereich in einem gegen&#252;ber dem urspr&#252;nglichen Gel&#228;ndeverlauf ca. 7 bis l0 m tiefen Einschnitt angelegt. Etwa in der Mitte der zum Grundst&#252;ck der Beklagten hin gelegenen B&#246;schung wurde bis zu einer Tiefe von ca. 15 m - gemessen am urspr&#252;nglichen Gel&#228;ndeverlauf - eine Bohrpfahlwand errichtet.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Regierungspr&#228;sident hat sich bez&#252;glich der Bodensenkungen, was den Anspruchsgrund angeht, auf die vom Landschaftsverband eingeholte ingenieurgeologische Beurteilung der Ri&#223;sch&#228;den des Dr. E vom 23.11.1978 (B1. 39 bis 43 GA) gest&#252;tzt, in der nach Darstellung der Untergrundverh&#228;ltnisse im Bereich des Hauses im wesentlichen ausgef&#252;hrt wird:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Ein geschlossener Grundwasserspiegel befinde sich erst in sehr tiefem Niveau. Geotechnisch bedeutsam sei jedoch eine Sickerwasserf&#252;hrung an der Basis des Basaltschutts (d.h. in ca. 5 m Tiefe) infolge einer Versickerung von Oberfl&#228;chenwasser in den oberen Hangbereichen. Das Sickerwasser habe vor Beginn des Autobahnbaus zu einer st&#228;ndigen Durchfeuchtung der unterlagernden bindigen Schichtenfolge gef&#252;hrt. Mit dem Bodenaushub im Bereich Trasse sei die Schichtenfolge vom Sickerwasserzuflu&#223; abgeschnitten worden. Die betreffenden Schichten h&#228;tten infolge des Wasserentzugs im Lauf der Zeit eine Konsistenz&#228;nderung mit Schrumpfungserscheinungen erfahren, die zu Setzungen und Setzungsdifferenzen unter den Geb&#228;udefundamenten gef&#252;hrt h&#228;tten. Zus&#228;tzliche ung&#252;nstige Auswirkungen auf die Schadensentwicklung h&#228;tten wegen der geringen Entfernung des Hauses von der Trasse die Ersch&#252;tterungen w&#228;hrend der Bauarbeiten gehabt. Der darauf zur&#252;ckzuf&#252;hrende Anteil an den Geb&#228;udesch&#228;den sei jedoch nicht zuverl&#228;ssig abzusch&#228;tzen. Aus der Tatsache, da&#223; sich die Geb&#228;udesetzungen und Ri&#223;bildungen auch nach Beendigung der besonders ersch&#252;tterungsintensiven Rammarbeiten bei Herstellung der Pfahlwand verst&#228;rkt fortgesetzt h&#228;tten, k&#246;nne jedoch geschlossen werden, da&#223; im wesentlichen die Schrumpfungssetzungen infolge Ver&#228;nderung der hydrogeologischen Verh&#228;ltnisse im Gr&#252;ndungsbereich f&#252;r die Geb&#228;udesch&#228;den verantwortlich seien.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Zur H&#246;he der Sicherungs- und Sanierungskosten hat sich der Regierungspr&#228;sident dem von ihm eingeholten Gutaachten des Sachverst&#228;ndigen L vom 18.10.1979 (in der beigezogenen Akte 27.1.1-600/73-829 RF K&#246;ln) angeschlossen, auf das wegen aller Einzelheiten verwiesen wird. Die dort genannten Betr&#228;ge f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Sicherungskosten&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 46.662,25 DM;</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Sanierungskosten&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 65.867,-- DM;hat er wegen einer zw&#246;lfprozentigen Kostensteigerung in der Zeit zwischen Gutachtenerstattung und seiner Entsch&#228;digungsfeststellung am 28.8.1980 auf 52.261,72 DM bzw. 73.771,04 DM, insgesamt also 126.032,76 DM erh&#246;ht.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Den ihr am 2.9.198o zugestellten Entsch&#228;digungsfeststellungsbeschlu&#223; hat die Kl&#228;gerin mit ihrer am 20.2.1981 bei Gericht eingegangenen und am 28.2.1981 zugestellten Klage angefochten. Sie hat geltend gemacht, die Geb&#228;udesch&#228;den seien nicht auf die Beeintr&#228;chtigung einer durch Art. 14 GG gesch&#252;tzten Rechtsposition der Beklagten zur&#252;ckzuf&#252;hren. Wie sich aus der - oben wiedergegebenen - Stellungnahme des Dr. E ergebe, sei dem Grundst&#252;ck der Beklagten kein dort fr&#252;her vorhandenes Wasser entzogen worden, vielmehr sei durch den Bau der Autobahn der Zuflu&#223; des Sickerwassers unterbunden worden. Auf diesen Zuflu&#223; habe die Beklagte keinen Anspruch gehabt, auch nicht unter Ber&#252;cksichtigung des &#167; 909 BGB, denn auch diese Vorschrift setze - bei Beeintr&#228;chtigung der Standfestigkeit durch &#196;nderung der Wasserverh&#228;ltnisse - den Entzug von vorher auf dem betroffenen Grundst&#252;ck vorhandenem Wasser voraus.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Ferner hat sie geltend gemacht, das Haus der Beklagten sei nicht nach den anerkannten Regeln der Technik errichtet worden; dies habe schon vor dem Autobahnbau zu Ri&#223;bildungen gef&#252;hrt. Hierzu hat sie sich auf das von ihr eingeholte Gutachten des Sachverst&#228;ndigen T2 vom 11.7.1975 bezogen; auf dieses wird verwiesen (Bl. 46 bis 61 GA).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich hat sie die H&#246;he der zuerkannten Entsch&#228;digung angegriffen, insbesondere mit der Erw&#228;gung, der Sachverst&#228;ndige L habe seine Berechnung selbst mit der Einschr&#228;nkung versehen, da&#223; eine Festlegung auf eine bestimmte Summe nicht m&#246;glich sei und Wesentliches erst bei Durchf&#252;hrung der Arbeiten selbst angegeben und bestimmt werden k&#246;nne, und eine Herabsetzung der Rechtsvertretungskosten verlangt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Sie hat beantragt (soweit in der Berufungsinstanz noch interessierend),</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die in dem Entsch&#228;digungsfeststellungsErg&#228;nzungsbeschlu&#223; des Regierungspr&#228;sidenten K&#246;ln vom 28.8.198o - 27.1.1-600/73-829 - festgesetzten Entsch&#228;digungen wie folgt herabzusetzen:</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">a)&#160;&#160; F&#252;r Sicherungs- bzw. Sanierungsma&#223;nahmen wegen Bodensenkungen auf 0,-- DM;</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">b)&#160;&#160;&#160;&#160; f&#252;r Vertretungskosten auf 804,30 DM.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Sie hat vorgetragen, die aufgetretenen Sch&#228;den seien allein Folge des Autobahnhaus; das Haus sei vorher v&#246;llig einwandfrei gewesen. Verantwortlich f&#252;r die Sch&#228;den seien die Ersch&#252;tterungen durch die Bauarbeiten und die sich aus der Stellungnahme des Dr. E ergebenden hydrogeologischen Ver&#228;nderungen, die dazu gef&#252;hrt h&#228;tten, da&#223; das Grundst&#252;ck seine "Wasserstabilit&#228;t" und damit seine St&#252;tze verloren habe. Es k&#246;nne keine Rede davon sein, da&#223;, die Kl&#228;gerin durch ihre Bauma&#223;nahme nur den Zuflu&#223; von Oberfl&#228;chenwasser unterbunden habe, vielmehr habe sie nachteilig auf das Grundwasser eingewirkt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die vom Sachverst&#228;ndigen L ermittelten und vom Regierungspr&#228;sidenten unter Ber&#252;cksichtigung der Baupreissteigerungen hochgerechneten Kosten seien zur Beseitigung der Sch&#228;den und zur Sicherung der Standfestigkeit des Hauses erforderlich. Hinzu k&#228;men sogar noch erhebliche Folgekosten, weil w&#228;hrend der Arbeiten, die mindestens mehrere Wochen in Anspruch nehmen w&#252;rden, das Haus nicht bewohnt werden k&#246;nne und teilweise von Einrichtungsgegenst&#228;nden ger&#228;umt werden m&#252;sse.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Mit dem angefochtenen und hiermit in Bezug genommenen Urteil, das der Kl&#228;gerin am 26.5.1981 zugestellt worden ist, hat das Landgericht die Klage abgewiesen, soweit es den oben wiedergegebenen Antrag betrifft. Hiergegen richtet sich die am 25.6.1981 eingelegte und nach entsprechender Fristverl&#228;ngerung mit Schriftsatz vom 12.10.1981, bei Gericht eingegangen am 26.10.1981 (einem Montag), begr&#252;ndete Berufung der Kl&#228;gerin. Sie wiederholt und vertieft ihr erstinstanzliches Vorbringen. Insbesondere macht sie geltend, das Sickerwasser, dessen Zuflu&#223; auf das Grundst&#252;ck der Beklagten durch den Autobahnbau unterbunden worden sei, sei als wild abflie&#223;endes Niederschlagswasser, nicht als Grundwasser zu qualifizieren. Davon abgesehen habe die Beklagte auch keinen Anspruch auf den weiteren Zuflu&#223; von Grundwasser, weil der Schutz des Eigentums an der Grundst&#252;cksgrenze ende.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Zur Entsch&#228;digungsh&#246;he tr&#228;gt sie erg&#228;nzend vor, Sicherungskosten k&#246;nnten schon deshalb nicht verlangt werden, weil nach den letzten Me&#223;ergebnissen des Dr. E laut dessen Stellungnahmen vom 18.8.1980 und 20.2.1981 (Bl. 176 bis 178 GA) die Setzungen inzwischen zur Ruhe gekommen und in Zukunft keine weiteren Setzungen zu erwarten seien. Sicherungsma&#223;nahmen seien daher &#252;berfl&#252;ssig. Dar&#252;ber hinaus seien die vom Sachverst&#228;ndigen L vorgeschlagenen Sicherungsma&#223;nahmen ungeeignet. Bei der Berechnung der Sanierungskosten habe der Sachverst&#228;ndige L s&#228;mtliche Risse ber&#252;cksichtigt, also einschlie&#223;lich derer, die nicht durch die Stra&#223;enbauma&#223;nahme entstanden, sondern schon vorher vorhanden gewesen seien. Diese Altsch&#228;den seien erheblich.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils nach ihren - oben wiedergegebenen - erstinstanzlichen Antr&#228;gen zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen und ihr</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">zu gestatten, zul&#228;ssige oder erforderliche Sicherheiten auch durch B&#252;rgschaft einer im W&#228;hrungsgebiet ans&#228;ssigen Bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse zu erbringen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Auch sie wiederholt und vertieft ihr erstinstanzliches Vorbringen. Erg&#228;nzend tr&#228;gt sie vor, der f&#252;r die Bodenstabilit&#228;t erforderliche Zuflu&#223; von Sickerwasser = Grundwasser sei nicht nur durch den den F auf einer L&#228;nge von 400 m durchquerenden Autobahneinschnitt unterbunden worden, sondern auch deshalb, weil im Bereich der die B&#246;schung abst&#252;tzenden Pfahlwand Drainagerohre oder sonstige der Entw&#228;sserung des angrenzenden Erdreichs dienende Einrichtungen verlegt worden seien.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Sie h&#228;lt daran fest, da&#223; Sicherungsma&#223;nahmen, wie vom Sachverst&#228;ndigen L vorgeschlagen, erforderlich seien und die Kosten f&#252;r Sicherung und Sanierung des Geb&#228;udes mindestens den zuerkannten Betrag ausmachen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Erg&#228;nzend wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen sowie auf den Inhalt der beigezogenen Akten 27.1.1-600/73-829 des Regierungspr&#228;sidenten L2 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat hinsichtlich des Anspruchsgrundes keinen Erfolg. Bez&#252;glich der Entsch&#228;digungsh&#246;he ist das angefochtene Urteil wegen eines dem Landgericht unterlaufenen Verfahrensfehlers aufzuheben und die Sache in die erste Instanz zur&#252;ckzuverweisen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der Bau der Autobahn - eine hoheitliche Ma&#223;nahme - hat zu erheblichen Sch&#228;den am Haus der Beklagten gef&#252;hrt. Das steht aufgrund der im Entsch&#228;digungsfeststellungsverfahren eingeholten Gutachten des Sachverst&#228;ndigen L vom 10.3.1978 und 18.10.1979 sowie der gutachtlichen Stellungnahme des Dr. E vom 23.11.1978 fest, wird von der Kl&#228;gerin auch nicht bestritten. Die Frage, ob das Haus schon vor Beginn der Bauarbeiten ins Gewicht fallende Sch&#228;den aufwies, betrifft nur die Anspruchsh&#246;he. Au&#223;er Zweifel steht jedenfalls, da&#223; sich infolge des Autobahnbaus neue Risse gebildet und alte, sofern sie entsprechend der Behauptung der Kl&#228;gerin vorhanden waren, vergr&#246;&#223;ert haben. Die Kl&#228;gerin hat einger&#228;umt, da&#223; der Stra&#223;enbau im naturwissenschaftlichen Sinn urs&#228;chlich bzw. miturs&#228;chlich f&#252;r Risse am Haus war (Schriftsatz vom 20.2.1979 im Entsch&#228;digungsfeststellungsverfahren, Erkl&#228;rung des Herrn C2, Fernstra&#223;enneubauamt C, im Termin vor dem Regierungs pr&#228;sidenten vom 15.1.1980, Seite 6 oben des Protokolls). Hiervon ist sie auch im Rechtsstreit nicht abger&#252;ckt. Der Streit der Parteien geht bez&#252;glich des Anspruchsgrundes darum, ob die Beklagte in einer durch Art. 14 GG gesch&#252;tzten Rechtsposition betroffen ist. Das ist entgegen der Ansicht der Kl&#228;gerin zu bejahen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Aus der Stellungnahme des Dr. E vom 23.11.1978, die beide Parteien zum Ausgangspunkt ihrer Argumentation machen, ergibt sich, da&#223; der Autobahnbau in doppelter Weise Sch&#228;den am Haus bewirkt hat:</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Durch Ersch&#252;tterungen w&#228;hrend der Bau-, insbesondere Rammarbeiten;</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">durch die Unterbrechung des fr&#252;her vorhandenen Zuflusses von Sickerwasser, das die tieferen Bodenschichten st&#228;ndig durchfeuchtete und ihnen so Stabilit&#228;t verlieh.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Eine exakte Aufteilung des jeweiligen Ursachenbeitrags hat Dr. E f&#252;r ausgeschlossen gehalten; sie erscheint aber &#252;berfl&#252;ssig, weil die Kl&#228;gerin f&#252;r beide Ursachen einzustehen hat.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich der Ersch&#252;tterungen geht die Beeintr&#228;chtigung der Beklagten deutlich &#252;ber das hinaus, was sie nachbarrechtlich (&#167; 906 BGB) entsch&#228;digungslos hinzunehmen h&#228;tte. Das zeigt der vom Sachverst&#228;ndigen L festgestellte Schweregrad der Sch&#228;den. Die Beklagte h&#228;tte diese Beeintr&#228;chtigung nicht einmal dann entsch&#228;digungslos hinnehmen m&#252;ssen, wenn die Autobahn entlang der urspr&#252;nglichen Grundst&#252;cksgrenze gebaut worden w&#228;re. Um so mehr gilt das deshalb, weil wegen der Teilinanspruchnahme von 1.265 qm die Autobahn ca. 16 m n&#228;her zum Wohnhaus liegt, als das ohne Inanspruchnahme des Grundbesitzes der Beklagten der Fall gewesen w&#228;re (S. l0 des Beschlusses des Regierungspr&#228;sidenten vom 28.8.1980, Bl. 20 GA). Die Kl&#228;gerin erhebt gegen ihre Entsch&#228;digungspflicht wegen "Ersch&#252;tterungssch&#228;den" auch keine Einwendungen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Problematisch ist nur die Entsch&#228;digungspflicht wegen der durch die Unterbrechung des Sickerwasserzuflusses hervorgerufenen Sch&#228;den. Insoweit ist der Kl&#228;gerin zuzugeben, da&#223; die im Beschlu&#223; des Regierungspr&#228;sidenten und im angefochtenen Urteil zum Ausdruck kommende Ansicht, sie habe dem Grundbesitz der Beklagten Grundwasser "entzogen" und damit den Tatbestand des &#167; 909 BGB verwirklicht, nicht zweifelsfrei erscheint. Denn es geht nicht darum, da&#223; durch den Autobahnbau dem Nachbargrundst&#252;ck dort befindliches Wasser entzogen worden ist, vielmehr ist dessen weiterer Zuflu&#223; durch den Bau der Autobahn, insbesondere durch den hierzu erforderlichen tiefen Hangeinschnitt, unterbunden worden. Der Unterlieger hat jedoch grunds&#228;tzlich keinen Anspruch auf ungehinderten Wasserzuflu&#223;, gleichg&#252;ltig, ob es sich um Oberfl&#228;chen- oder Grundwasser handelt (BGH NJW 1977, 1700 ff.). Da&#223; &#167; 909 BGB in einem Fall der vorliegenden Art einschl&#228;gig ist, ergibt sich auch nicht aus der im Beschlu&#223; des Regierungspr&#228;sidenten und im angefochtenen Urteil zitierten Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs, zumindest nicht hinreichend klar.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Andererseits hebt die genannte Vorschrift nicht auf einen "Entzug" von Wasser, speziell Grundwasser, ab, sondern auf eine Grundst&#252;cksvertiefung, durch die der Boden des Nachbargrundst&#252;cks die erforderliche St&#252;tze verliert - ein Tatbestand, der hier unter Zugrundelegung der &#252;berzeugenden und von den Parteien akzeptierten Ausf&#252;hrungen des Dr. E dem Wortlaut nach verwirklicht ist. Die in der zitierten Entscheidung des Bundesgerichtshofs vertretene Ansicht, das Grundst&#252;ckseigentum umfasse auch das zum Erdk&#246;rper im Sinne des &#167; 905 BGB zu rechnende Grundwasser, der Eigent&#252;mer, der auf seinem Grundst&#252;ck Grundwasser f&#246;rdere oder ableite, k&#246;nne schon wegen seiner ausschlie&#223;lichen Befugnis, &#252;ber das auf seinem Grundst&#252;ck befindliche Wasser zu verf&#252;gen, nicht fremdes Eigentum verletzen, auch wenn seine Ma&#223;nahmen dazu f&#252;hren, da&#223; dem Grundst&#252;ck eines anderen Grundwasser entzogen wird, ist durch die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 15.7.1981 (NJW 1982, 745 ff.) &#252;berholt. Danach unterstellt das Wasserhaushaltsgesetz (WHG) - verfassungsrechtlich zul&#228;ssig - das Grundwasser einer vom Grundeigentum losgel&#246;sten &#246;ffentlich-rechtlichen Benutzungsordnung; diese gibt dem Grundst&#252;ckseigent&#252;mer prinzipiell kein Recht, auf das Grundwasser zuzugreifen, sondern ordnet es der Allgemeinheit zu. &#252;bertragen auf den vorliegenden Fall bedeutet das, da&#223; einerseits zwar der Wasserzuflu&#223; von den oberen Hanggrundst&#252;cken kein "Eigentum" der Beklagten im Sinne des Art. 14 GG darstellte, andererseits aber die Kl&#228;gerin auch nur aufgrund besonderen Titels, nicht schon aufgrund ihres Eigentums am h&#246;hergelegenen Grundst&#252;ck berechtigt gewesen w&#228;re, auf das Grundwasser einzuwirken. Es liegt nicht fern, unter diesen Umst&#228;nden &#167; 909 BGB entsprechend seinem Wortlaut dahin auszulegen, da&#223; es unabh&#228;ngig von einem Recht auf Wasserzuflu&#223; des Unterliegers allein darauf ankommt, da&#223; durch Vertiefung des Nachbargrundst&#252;cks sein Grundst&#252;ck die erforderliche St&#252;tze verliert.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Einer abschlie&#223;enden Entscheidung dieser Frage bedarf es nicht, denn die Entsch&#228;digungspflicht der Kl&#228;gerin folgt jedenfalls daraus, da&#223; sie durch den Bau der Autobahn nachteilig auf das Grundwasser eingewirkt hat und hierzu einer wasserrechtlichen Bewilligung bedurft h&#228;tte, im Rahmen derer gem&#228;&#223; &#167;&#167; 8 Abs. 3, 4 WHG, 17 LWG a.F. die Beklagte f&#252;r die durch die Unterbrechung des Grundwasserzuflusses entstehenden Nachteile h&#228;tte entsch&#228;digt werden m&#252;ssen, obwohl ihr kein eigentliches Recht auf Wasserzuflu&#223; zustand. Im einzelnen gilt folgendes:</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Das Sickerwasser, das nach den Ausf&#252;hrungen des Dr. E durch den Bau der Autobahn abgeschnitten wurde und sich nun einen anderen Weg suchen mu&#223;te, eventuell - so die Beklagte in ihrer Berufungserwiderung - ganz oder teilweise durch Drainage abgeleitet wurde, ist als Grundwasser zu qualifizieren. Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwGE 27, 176 ff.; D&#214;V 1969, 755) ist unter Grundwasser das gesamte unterirdische Wasser zu verstehen, gleichg&#252;ltig, in welcher Tiefe es sich befindet (vgl. ferner Gieseke-WiedemannCzychowski, WHG, 3. Aufl., &#167; 1 Rdnr. 9; Sieder-Zeitler, WHG &#167; 1 Rdnr. 12). Diese weite Begriffsbestimmung mag zweifelhaft erscheinen, soweit es um das unmittelbar unter der Erdoberfl&#228;che befindliche, auf dem Grundst&#252;ck niedergegangene und "auf dem Weg nach unten" befindliche Niederschlagswasser geht. Darauf kommt es hier indes nicht an, denn angesichts der von Dr. E festgestellten Tiefe der Sickerwasserf&#252;hrung kann von unmittelbar unter der Erdoberfl&#228;che befindlichem Niederschlagswasser schlechterdings keine Rede mehr sein. Das gilt nicht nur f&#252;r die Verh&#228;ltnisse im Untergrund des Grundst&#252;cks der Beklagten, sondern auch des "Autobahngrundst&#252;cks". Die Sickerwasserf&#252;hrung befindet sich an der Basis des Basaltschutts, d.h. in ca. 5 m Tiefe. Wie die von Dr. E gefertigte Skizze (Anlage 1 zu seiner Stellungnahme vom 23.11.1978, Bl. 44 GA) zeigt, lagerte der Basaltschutt im Bereich des Autobahngrundst&#252;cks gegen&#252;ber dem urspr&#252;nglichen Gel&#228;ndeverlauf eher in noch gr&#246;&#223;erer Tiefe als im Bereich des Grundst&#252;cks der Beklagten. Danach kann ausgeschlossen werden, da&#223; das Sickerwasser, das fr&#252;her auf den Grundbesitz der Beklagten gelangte und dort die Standfestigkeit des Wohnhauses gew&#228;hrleistete, ganz oder auch nur zu einem nennenswerten Teil aus dem auf dem (sp&#228;teren) Autobahngrundst&#252;ck niedergegangenen und wenige Zentimeter in das Erdreich eingesickerten Regenwasser stammte. Daf&#252;r tr&#228;gt im &#252;brigen die Kl&#228;gerin auch nichts vor.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Offensichtlich stammte das Sickerwasser entweder allein oder doch zum ganz &#252;berwiegenden Teil aus Niederschlagswasser in den oberen Hangbereichen des F2. Dieses war im Bereich des Autobahngrundst&#252;cks schon in Grundwasser &#252;bergegangen. Da&#223; sich ein geschlossener Grundwasserspiegel erst in tieferem Niveau befindet (Seite 2 unten der Stellungnahme des Dr. E vom 23.11.1978, Bl. 40 GA), ist belanglos, ebenso, da&#223; das Wasser im oberen Teil der F2 als Regen niedergegangen, urspr&#252;nglich also Oberfl&#228;chenwasser war - das entspricht dem nat&#252;rlichen Wasserkreislauf.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Durch den Bau der Autobahn, der mit einem tiefen Einschnitt in den F verbunden war, wirkte die Kl&#228;gerin auf dieses Grundwasser ein. Hierzu bedurfte sie gem&#228;&#223; &#167;5 2, 3 WHG einer Erlaubnis oder Bewilligung. Zwar scheidet eine Benutzung im Sinne des &#167; 3 Abs. 1 Nr. 6 WHG (Entnehmen, Zutagef&#246;rdern, Zutageleiten und Ableiten von Grundwasser) aus, denn wie die &#252;brigen Alternativen des &#167; 3 Abs. 1 WHG setzt Nr. 6 ein auf das Wasser zweckgerichtetes Verhalten voraus (Gieseke-Wiedemann-Czychowski, &#167; 3 Rdnr. 2 und 9; Sieder-Zeitler, &#167; 3 Rdnr. 3 a) an dem es hier fehlt. Die Einwirkung auf das Grundwasser war zuf&#228;llige, von der Kl&#228;gerin nicht gewollte Folge ihres Handelns.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Einschl&#228;gig ist aber &#167; 3 Abs. 2 Nr. 1 WHG. Danach gilt als Benutzung auch das Aufstauen, Absenken und Umleiten von Grundwasser durch Anlagen, die ... hierf&#252;r geeignet sind. Die mit einem tiefen Hangeinschnitt verbundene Autobahn ist eine solche Anlage. Sie war geeignet, das Sickerwasser = Grundwasser umzuleiten und hat das auch tats&#228;chlich getan, wie die Ausf&#252;hrungen des Dr. E zeigen. Ob der blo&#223;e Hangeinschnitt im Sinne einer Vertiefung / Abgrabung als "Anlage" im Sinne des &#167; 3 Abs. 2 Nr. 1 WEG zu qualifizieren w&#228;re, kann dahingestellt bleiben, denn der Einschnitt ist Teil der einheitlichen Bauma&#223;nahme. Es w&#228;re lebensfremd, diese in den - die Grundwasserzufuhr unterbrechenden - Hangeinschnitt und die - f&#252;r die Grundwasserzufuhr m&#246;glicherweise bedeutungslose - Errichtung der Fahrbahn aufzuspalten. Ohne den Bau der Autobahn war der Hangeinschnitt sinnlos.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Entgegen der im Schreiben des Regierungspr&#228;sidenten vom 22.2.1974 (B1. 191, 192 GA) vertretenen Ansicht, der sich die Kl&#228;gerin angeschlossen hat, war eine Erlaubnis oder Bewilligung nicht entbehrlich, weil in &#167;&#167; 35 WHG, 44 LWG a.F. Erdaufschl&#252;sse besonders geregelt sind und nur einer Anzeigepflicht unterliegen. Diese Ansicht beruht auf einer Verkennung des Verh&#228;ltnisses von &#167;&#167; 35 WHG, 44 LWG a.F. zu &#167;&#167; 2, 3 WHG. Die in den erstgenannten Vorschriften geregelten Erdaufschl&#252;sse sind anzeigepflichtig, damit die Wasserbeh&#246;rde die Arbeiten &#252;berwachen kann, um negative Auswirkungen auf den Wasserhaushalt rechtzeitig zu verhindern. Die Befugnisse der Wasserbeh&#246;rde werden also erweitert. &#167;&#167; 35 WHG, 44 LWG a.F. besagen dagegen nicht, da&#223; ein als "Anlage" im Sinne des &#167; 3 Abs. 2 WHG oder als Benutzung im Sinne des &#167; 3 Abs. 1 WHG zu qualifizierender Erdaufschlu&#223; (was keineswegs f&#252;r jeden Erdaufschlu&#223; zutrifft) nur anzeigepflichtig ist, jedoch keiner wasserrechtlichen Erlaubnis oder Bewilligung bedarf (vgl. Sieder-Zeitler, WHG &#167; 35 Rdnr. 1, 14; Gieseke-Wiedemann-Czychowski, WHG &#167; 35 Rdnr. 1; Burghartz, WHG und Wassergesetz f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen, 2. Aufl., Anm. 1 zu &#167; 44 LWG).</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Ebensowenig zutreffend ist die Seite 2 des genannten Schreibens des Regierungspr&#228;sidenten vertretene Ansicht, Bewilligung oder Erlaubnis seien nach &#167; 3 Abs. 3 WHG entbehrlich gewesen, da die geplante Stra&#223;enentw&#228;sserung eine Ausbauma&#223;nahme sei. Entscheidend ist hier nicht die Stra&#223;enentw&#228;sserung, wobei das auf der Autobahn niedergehende Wasser nicht einmal dem Anwendungsbereich des WHG unterf&#228;llt (&#167; 1 WHG), sondern die Unterbrechung und Umleitung des aus den oberen Hangbereichen stammenden und unterirdisch zum Rhein hinstr&#246;menden Grundwassers durch die infolge des Gel&#228;ndeeinschnitts in den tieferliegenden Bodenschichten verlegte Autobahn. Deren Bau stellte keinen Ausbau eines oberirdischen Gew&#228;ssers im Sinne der &#167;&#167; 3 Abs. 3, 31 WHG dar.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die demnach erforderliche Erlaubnis oder Bewilligung ist der Kl&#228;gerin nicht erteilt worden. Die 1973 erfolgte stra&#223;enrechtliche Planfeststellung ersetzte sie nicht. Dabei kommt es auf die sogenannte Konzentrationswirkung der Planfeststellung nach &#167; 18 b FStrG nicht an, denn diese Vorschrift ist erst 1974</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">in Kraft getreten. Zwar sah auch schon &#167; 17 Abs. 1 Satz 2 FStrG vom 6.8.1953 eine Konzentrationswirkung vor ("Die Planfeststellung ersetzt alle nach anderen Rechtsvorschriften notwendigen &#246;ffentlich-rechtlichen Genehmigungen, Verleihungen, Erlaubnisse und Zustimmungen"), das erst sp&#228;ter erlassene WHG enthielt jedoch in &#167; 14 Abs. 1, 3 WHG eine Sonderregelung des Inhalts, da&#223; bei Durchf&#252;hrung eines Planfeststellungsverfahrens die Planfeststellungsbeh&#246;rde &#252;ber die Erteilung der wasserrechtlichen Erlaubnis oder Bewilligung im Einvernehmen mit der f&#252;r das Wasser zust&#228;ndigen Beh&#246;rde entscheidet. Danach implizierte die stra&#223;enrechtliche Planfeststellung nicht die etwa erforderliche wasserrechtliche Bewilligung oder Erlaubnis, vielmehr statuierte &#167; 14 WHG nur eine besondere Zust&#228;ndigkeit (so offenbar auch, allerdings nicht ganz klar, Marschall, Bundesfernstra&#223;engesetz 3. Aufl., &#167; 17 Rdnr. 3.5 und 10). Wenn heute mit R&#252;cksicht auf den 1974 in Kraft getretenen &#167; 18 b FStrG die Ansicht vertreten wird, die stra&#223;enrechtliche Planfeststellung mache die Erteilung einer wasserrechtlichen Erlaubnis oder Bewilligung entbehrlich, so beruht das darauf, da&#223; &#167; 18 b FStrG die gegen&#252;ber &#167; 14 WEG j&#252;ngere Regelung ist (vgl. Gieseke-Wiedemann-Czychowski, WEG &#167; 14 Rdnr. 2 c). Gerade das traf auf das 1973 ma&#223;gebende Verh&#228;ltnis von &#167; 17 Abs. 1 Satz 2 FStrG zu &#167; 14 WHG nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat einger&#228;umt, da&#223; ihr eine wasserrechtliche Bewilligung oder Erlaubnis nicht erteilt worden ist (S. 1, 2 des Schriftsatzes vom 2.2.1982, Bl. 185, 186 GA)</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Wie noch auszuf&#252;hren sein wird, k&#246;nnte ihr eine Bewilligung nur gegen Entsch&#228;digung der Beklagten f&#252;r die durch die Umleitung des Grundwassers bewirkten Nachteile gem&#228;&#223; &#167;&#167; 8 Abs. 3, 4 WEG, 17 LWG a.F. erteilt werden. Das bisherige Fehlen der Bewilligung f&#252;hrt nicht dazu, da&#223; die Beklagte zun&#228;chst bis zum Abschlu&#223; eines etwaigen Bewilligungsverfahrens zuwarten mu&#223;, bevor sie Entsch&#228;digung beanspruchen kann. Nicht erst die Bewilligung beeintr&#228;chtigt sie, sondern der Bau der Autobahn, der l&#228;ngst abgeschlossen ist. Die ihr entstandenen Nachteile sind unabh&#228;ngig davon, ob die Autobahn mit oder ohne wasserrechtliche Bewilligung errichtet worden ist. Eine Abh&#228;ngigkeit der Entsch&#228;digung von der Erteilung der Bewilligung w&#252;rde sie zudem unter Umst&#228;nden rechtlos stellen, denn aus dem Vorbringen der Kl&#228;gerin ergibt sich, da&#223; sie und die mit der Sache bisher befa&#223;ten Beh&#246;rden eine wasserrechtliche Bewilligung nicht f&#252;r erforderlich gehalten haben. Wenn die Kl&#228;gerin an dieser Ansicht festh&#228;lt und auch in Zukunft von der Einleitung eines Bewilligungsverfahrens absieht, erhielte die Beklagte nie einen Ausgleich f&#252;r die ihr entstandenen Nachteile, denn sie kann die Kl&#228;gerin nicht zu einem Bewilligungsantrag zwingen. Unter diesen Umst&#228;nden ist sie so zu stellen, als ob seinerzeit der Kl&#228;gerin eine Bewilligung erteilt worden w&#228;re. Gegen eine entsprechende Anwendung der in &#167; 8 Abs. 3 WHG getroffenen Entsch&#228;digungsregelung, auf die in &#167; 8 Abs. 4 WHG Bezug genommen wird, bestehen um so weniger Bedenken, als seinerzeit die Einwirkung auf das Grundwasser offenbar nicht vorausgesehen wurde, sondern sich erst - und das zun&#228;chst noch unerkannt - im Zuge der Bauarbeiten ergab, d.h. zu einer Zeit, als der die Beklagte treffende Nachteil bereits manifest war.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">In einem Bewilligungsverfahren h&#228;tte die Beklagte sowohl nach &#167; 8 Abs. 3 WHG, als auch nach &#167; 8 Abs. 4 WHG in Verbindung mit &#167; 17 Abs. 1 Nr. 3 LWG a.F. Einwendungen gegen die Umleitung des Grundwassers erheben k&#246;nnen. Da&#223; diese Einwendungen den Bau der Autobahn verhindert oder wenigstens zu einer anderen Ausf&#252;hrungsart, durch die das Grundwasser nicht beeintr&#228;chtigt worden w&#228;re, gef&#252;hrt h&#228;tten, kann nach Lage der Dinge ausgeschlossen werden. Im &#252;brigen gen&#252;gt es, da&#223; jedenfalls jetzt, nachdem die Autobahn fertiggestellt ist, keine reale Aussicht darauf besteht, sie so zu ver&#228;ndern, da&#223; der urspr&#252;ngliche Grundwasserzuflu&#223; wiederhergestellt wird. Davon abgesehen k&#246;nnte eine solche &#196;nderung die inzwischen eingetretenen Bodensenkungen nicht ungeschehen machen.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Eine zur Entsch&#228;digung verpflichtende Rechtsbeeintr&#228;chtigung im Sinne des &#167; 8 Abs. 3 WHG durch Beeintr&#228;chtigung des Wasserzuflusses als solchem scheidet allerdings aus, da die Beklagte, wie oben ausgef&#252;hrt, keinen Anspruch auf weiteren Zuflu&#223; des Grundwassers hatte und hat. Unabh&#228;ngig hiervon ist eine Rechtsbeeintr&#228;chtigung im Sinne des &#167; 8 Abs. 3 WHG jedoch dann zu bejahen, wenn die Einwirkung auf das Grundwasser seitens der Kl&#228;gerin die Beklagte "schwer und unertr&#228;glich" beeintr&#228;chtigt; insoweit gew&#228;hrt Art. 14 GG einen Mindestschutz gegen eine nachteilige Ver&#228;nderung der vorgegebenen Situation, auch wenn der Betroffene kein subjektives Recht auf den Zuflu&#223; von Wasser hat (vgl. BVerwGE 36, 248 ff.; 41, 58, 66; Sieder-Zeitler, WHG &#167; 8 Rdnr. 27 und &#167; 2 Rdnr. 10 b; Gieseke-Wiedemann-Czychowski, WHG &#167; 8 Rdnr. 13 am Ende).Unter Ber&#252;cksichtigung der erheblichen Sch&#228;den, die durch das Abschneiden der Grundwasserzufuhr am Haus der Beklagten entstanden sind, ist eine "schwere und unertr&#228;gliche" Beeintr&#228;chtigung zu bejahen. Dr. E hat in seiner Stellungnahme vom 11.1.1980 (in der beigezogenen Akte des Regierungspr&#228;sidenten) ausgef&#252;hrt, es seien Setzungen zwischen 26 mm und 35 mm aufgetreten. Da&#223; Setzungen dieses Umfangs zu erheblichen Geb&#228;udesch&#228;den f&#252;hren, liegt auf der Hand. Der gravierende Umfang ergibt sich aus den Feststellungen des Sachverst&#228;ndigen L in seinen Gutachten vom 10.3.1978 und 18.10.1979. Dr. E hat Seite 1 seiner erw&#228;hnten Stellungnahme vom 11.1.1980 ausgef&#252;hrt, da&#223; seine Feststellung bez&#252;glich des Umfangs der Setzungen mit den beobachteten Geb&#228;udesch&#228;den &#252;bereinstimmt. Der der Beklagten zugef&#252;gte Nachteil geht deutlich &#252;ber das hinaus, was ihr billigerweise entsch&#228;digungslos zugemutet werden kann.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Es kann dahingestellt bleiben, ob sie nach &#167; 8 Abs. 3 in Verbindung mit &#167; 20 WHG wegen aller Geb&#228;udesch&#228;den einen angemessenen Ausgleich ihres Verm&#246;gensschadens verlangen kann oder nur insoweit, als die Grenze der "schweren und unertr&#228;glichen" Beeintr&#228;chtigung &#252;berschritten ist. Denn es liegen gleichzeitig die Voraussetzungen des &#167; 8 Abs. 4 WHG in Verbindung mit &#167; 17 Abs. 1 Nr. 3 LWG a.F. vor. Durch &#167; 17 LWG a.F. hat der Landesgesetzgeber von der ihm in &#167; 8 Abs. 4 WHG erteilten Erm&#228;chtigung Gebrauch gemacht. Danach kann gegen die Erteilung einer Bewilligung auch derjenige Einwendungen erheben, der, ohne in einem Recht beeintr&#228;chtigt zu sein, dadurch Nachteile zu erwarten hat, da&#223; durch die Gew&#228;sserbenutzung die bisherige Benutzung seines Grundst&#252;cks beeintr&#228;chtigt wird (&#167; 17 Abs. 1 Nr. 3 LWG a.F., heute: &#167; 27 Abs. 1 Nr. 3 LWG). Der Bundesgerichtshof hat in seiner Entscheidung vom 22.12.1976 (NJW 1977, 1770 ff.) ausgef&#252;hrt, &#167;&#167; 8 Abs. 4 WHG, 17 LWG regelten nicht allein das bei der Erteilung einer Bewilligung zu beobachtende Verfahren, sondern enthielten auch materielle Vorschriften zum Schutz des betroffenen Dritten, sie seien insoweit als Schutzgesetze im Sinne des &#167; 823 Abs. 2 BGB anzusehen (aa0, S. 1774). Diese Entscheidung hat in der Kommentarliteratur Zustimmung gefunden (vgl. Sieder-Zeitler, WHG &#167; 8 Rdnr. 21 a; Gieseke-Wiedemann-Czychowski, WHG &#167; 8 Rdnr. 9 und 13). Der Senat schlie&#223;t sich dem an. Gew&#228;hren &#167;&#167; 8 Abs. 4 WHG, 17 LWG a.F. eine materielle Fechtstellung und haben sie Schutzgesetzcharakter zugunsten des Betroffenen, so bestehen keine Bedenken, sie auch entsch&#228;digungsrechtlich und nicht nur schadensersatzrechtlich - mit dem letzteren hatte sich der Bundesgerichtshof in der genannten Entscheidung zu befassen - zu ber&#252;cksichtigen. Im &#252;brigen wird dies unmittelbar best&#228;tigt durch &#167; 8 Abs. 4 WEG, denn nach dessen Satz 2 gilt in den vom Landesgesetzgeber bestimmten F&#228;llen, in den nachteilige Wirkungen einen anderen zu Einwendungen berechtigen, &#167; 8 Abs. 3 WHG entsprechend, d.h. auch die in &#167; 8 Abs. 3 Satz 2 WHG letzter Halbsatz getroffene Entsch&#228;digungsregelung.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Angesichts der durch die Bodensenkungen hervorgerufenen erheblichen Geb&#228;udesch&#228;den bestehen keine Bedenken dagegen, da&#223; die bisherige Benutzung des Grundst&#252;cks der Beklagten durch die Umleitung des Grundwassers im Sinne des &#167; 17 Abs. 1 Nr. 3 LWG a.F. beeintr&#228;chtigt worden ist. Da&#223; das Haus einsturzgef&#228;hrdet und unbewohnbar ist, ist nicht Voraussetzung f&#252;r die Anwendung der genannten Vorschrift.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Unter den vorliegenden Umst&#228;nden kann offenbleiben, ob auch die Tatbest&#228;nde nach &#167; 17 Abs. 1 Nr. 1 bzw. Nr. 2 LWG a.F. verwirklicht sind.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Ebenso kann - wie in dem vom Bundesgerichtshof am 22.12.1976 entschiedenen Fall - offen bleiben, ob &#167;&#167; 8 Abs. 3, 4 WHG, 17 LWG a.F. bei Erteilung einer wasserrechtlichen Erlaubnis - statt einer Bewilligung - entsprechend anzuwenden sind. Da die Autobahn auf Dauer angelegt ist, kam und kommt ernsthaft nur die Erteilung einer Bewilligung im Sinne des &#167; 8 WHG in Betracht, nicht einer Erlaubnis, denn diese gew&#228;hrt nur die widerrufliche Befugnis, ein Gew&#228;sser zu einem bestimmten Zweck in einer nach Art und Ma&#223; bestimmten Weise zu benutzen (&#167; 7 WHG). Eine solche widerrufliche Befugnis w&#252;rde den Interessen der Kl&#228;gerin nicht gen&#252;gen, wobei hinzukommt, da&#223; nur die Bewilligung, nicht die Erlaubnis gegen&#252;ber Dritten wirkt und damit Gew&#228;hr daf&#252;r bietet, da&#223; gegen den Bau und Betrieb der Autobahn nicht privatrechtlich vorgegangen werden kann (&#167; 11 WHG). Die Beantragung einer den Interessen der Kl&#228;gerin offenbar nicht gen&#252;genden Erlaubnis statt einer Bewilligung k&#246;nnte nur den Zweck haben, die in &#167; 8 Abs. 3 WEG vorgesehene Entsch&#228;digung zu umgehen. Eine solche Absicht kann der Kl&#228;gerin nicht unterstellt werden. Im &#252;brigen w&#228;re alsdann die entsprechende Anwendung der &#167;&#167; 8 Abs. 3, 4 WEG, 17 LWG a.F. geboten.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Der Umfang der Entsch&#228;digung bemi&#223;t sich nach &#167; 2o WHG. Danach kann die Beklagte einen angemessenen Ausgleich f&#252;r ihren Verm&#246;gensschaden verlangen. Entgegen der Ansicht der Kl&#228;gerin braucht die Beklagte sich kein Mitverschulden wegen angeblich nicht ordnungsgem&#228;&#223;er Gr&#252;ndung ihres Hauses entgegenhalten zu lassen. Ob schon vor Beginn des Autobahnbaues einige Risse vorhanden waren, ist eine Frage, die lediglich die H&#246;he des Anspruchs betrifft, nicht aber dazu f&#252;hrt, da&#223; die gesamte Entsch&#228;digung der Beklagten wegen der in Rede stehenden Position um einen bestimmten Prozentsatz zu k&#252;rzen ist. Der Rechtsvorg&#228;nger der Beklagten, der in den zwanziger oder drei&#223;iger Jahren das Haus errichtete, brauchte bei dessen Gr&#252;ndung nicht in Betracht zu ziehen, da?, oberhalb des Grundst&#252;cks sp&#228;ter einmal eine Autobahn vorbeigef&#252;hrt werden w&#252;rde. Vor deren Bau war die Statik in Ordnung. Dies hat der Sachverst&#228;ndige L im Termin vor dem Regierungspr&#228;sidenten am 15.1.198o &#252;berzeugend ausgef&#252;hrt unter Hinweis darauf, da&#223; vorher kleine Risse vorhanden gewesen seien, aber selbst Kriegseinwirkungen durch eine Granate keinen statischen Schaden verursacht h&#228;tten (S. 5 unten des Protokolls). Da der Sachverst&#228;ndige L schon Ende 1974, d.h. vor Beginn des Autobahnbaus, das Grundst&#252;ck besichtigt hatte, wie aus seinem Gutachten vom 21.11.1974 hervorgeht, war er zu einer solchen Beurteilung durchaus in der Lage.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Entsch&#228;digunush&#246;he beruht das angefochtene Urteil auf einem wesentlichen Verfahrensmangel. Das Landgericht hat sich insoweit mit einer Bezugnahme auf den Beschlu&#223; des Regierungspr&#228;sidenten vom 28.8.198o begn&#252;gt (S. 14 des Urteils). Dessen Ausf&#252;hrungen sind aus sich heraus aber nicht verst&#228;ndlich, sondern setzen die Kenntnis des Gutachtens des Sachverst&#228;ndigen L vom 18.10.1979 voraus. Dieses Gutachten hat dem Landgericht ersichtlich nicht vorgelegen, so da&#223; es zu einer Beurteilung der Entsch&#228;digungsh&#246;he &#252;berhaupt nicht in der Lage war. Die Akten des Regierungspr&#228;sidenten, in denen sich das Gutachten befindet, sind ausweislich des Sitzungsprotokolls vom 8.4.1981 (Bl. 89 GA) nicht zum Gegenstand der Verhandlung gemacht worden. Sie haben offenbar auch tats&#228;chlich nicht vorgelegen. Zwar ist in der Terminsverf&#252;gung vom 20.2.1981 (B1. 67 GA) die Beiziehung der Akten angeordnet worden. Die Beiziehung ist aber unterblieben, weil vermutlich die Gesch&#228;ftsstelle vermerkte, die betreffenden Akten seien bereits in dem fr&#252;heren Rechtsstreit 1 0 447/78 beigezogen (B1. 67 GA). Die in jenem Rechtsstreit begezogenen Akten des Regierungspr&#228;sidenten, die im Zeitpunkt der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Landgericht im &#252;brigen l&#228;ngst dem Bundesgerichtshof zur Entscheidung &#252;ber die Revision gegen das Senatsurteil vom 22.12.198o (7 U 2o9/79 - 1 0 447/78 LG Bonn) vorgelegen haben d&#252;rften, enthielten das Gutachten des Sachverst&#228;ndigen L vom 18.10.1979 jedoch nicht. Dieses befindet sich in der vom Regierungspr&#228;sidenten nach seinem fr&#252;heren Teil- Entsch&#228;digungsfeststellungsbeschlu&#223; vom 10.6.1978 fortgef&#252;hrten Akte 27.1.1-600/73-829, die der Senat unter dem 25.1.1982 beigezogen hat (B1. 184 R GA), nachdem sich herausgestellt hatte, da&#223; die zum Verhandlungstermin vom 14.12.1981 (B1. 172 GA) vom Bundesgerichtshof beigezogene Akte des Regierungspr&#228;sidenten weder das Gutachten vom 18.10.1979 noch das Verhandlungsprotokoll vom 15.1.1980 enthielt.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Der Senat ist nicht in der Lage, aufgrund des ihm jetzt vorliegenden Gutachtens vom 18.10.1979 die Entsch&#228;digungsh&#246;he abschlie&#223;end zu beurteilen. Der Sachverst&#228;ndige L hat auf Seite 11 des Gutachtens ausgef&#252;hrt, er habe die aufgef&#252;hrten Arbeiten nur nach Erfahrungswerten angeben k&#246;nnen; zur Festlegung tats&#228;chlich zu ergreifender Ma&#223;nahmen sei nicht nur ein geologisch-statisches Gutachten notwendig, sondern auch das &#214;ffnen der Konstruktion; Wesentliches k&#246;nne erst bei Durchf&#252;hrung der Arbeiten selbst angegeben und bestimmt werden, da das Ausma&#223; der Sch&#228;den zum Teil gar nicht sichtbar sei; eine Festlegung auf eine bestimmte Summe sei daher nicht m&#246;glich; seine Kostenaufstellung k&#246;nne nur eine ungef&#228;hre Gr&#246;&#223;enordnung darstellen. Auch im Termin vor dem Regierungspr&#228;sidenten vorn 15.1.1980 hat er erkl&#228;rt, eine exakte Schadensbeurteilung setze eine statische Berechnung voraus (S. 5 unten des Protokolls). Zu Recht hat die Kl&#228;gerin schon Seite 8 der Klageschrift (B1. 8 GA) wegen dieses vom Sachverst&#228;ndigen gemachten Vorbehalts geltend gemacht, das Gutachten reiche f&#252;r die abschlie&#223;ende Ermittlung der Entsch&#228;digungsh&#246;he nicht aus. Der Senat ist nicht in der Lage, aufgrund eigener Sachkunde festzustellen, da&#223; die vom Sachverst&#228;ndigen in Anschlag gebrachten Sanierungskosten das Minimum dessen darstellen, was f&#252;r die Beseitigung des Schadens erforderlich ist. Aus dem Gutachten ergibt sich nicht, da&#223; der erw&#228;hnte Vorbehalt nur dahin zu verstehen ist, da&#223; die Schadensbeseitigungskosten eventuell h&#246;her, keinesfalls aber niedriger als veranschlagt sein k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">In der Berufungsinstanz hat die Kl&#228;gerin zudem geltend gemacht, die Setzungen seien inzwischen zur Ruhe gekommen, Sicherungsma&#223;nahmen, die der Regierungspr&#228;sident im Anschlu&#223; an das Gutachten des Sachverst&#228;ndigen L mit 52.261,72 DM angesetzt hat, seien deshalb &#252;berfl&#252;ssig. Auch hierzu bedarf es der Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens. Der Sachverst&#228;ndige L konnte das angebliche Ende der Setzungen nicht ber&#252;cksichtigen, denn er hat ausweislich seines Gutachtens vom 18.10.1979 die &#214;rtlichkeit am 17.10.1979 besichtigt; nach der Behauptung der Kl&#228;gerin, die sich hierbei auf die Stellungnahmen des Dr. E bezieht, sollen die Setzungen jedoch erst im Dezember 1979 zur Ruhe gekommen sein.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Da in erster Instanz eine Kl&#228;rung der Entsch&#228;digungsh&#246;he praktisch vollst&#228;ndig unterblieben ist, h&#228;lt es der Senat f&#252;r sachgerecht, wegen des o.g. Verfahrensmangels die Sache zur erneuten Entscheidung &#252;ber die H&#246;he des Entsch&#228;digungsanspruchs an das Landgericht zur&#252;ckzuverweisen, zumal unter Umst&#228;nden auch noch eine Beweisaufnahme durch Vernehmung von Zeugen erforderlich sein kann zu der Frage, ob das Haus vor Beginn des Autobahnbaus gewisse Sch&#228;den aufgewiesen hat (Die Behauptung der Kl&#228;gerin, der Sachverst&#228;ndige L habe in vollem Umfang die Altsch&#228;den in seine Berechnung einbezogen, ist allerdings falsch, wie ein Vergleich seines Gutachtens vom 28.10.1979 mit dem vom l0.3.1978 zeigt; so sind die von ihm als alt angesehenen Sch&#228;den an der S&#252;d- und Westseite des Hauses in der Berechnung vom 18.10.1979 nicht ber&#252;cksichtigt).</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Da die H&#246;he der zu entsch&#228;digenden Rechtsvertretungskosten davon abh&#228;ngt, welcher Entsch&#228;digungsbetrag der Beklagten letztlich f&#252;r Sanierungs- und (evtl.) Sicherungskosten zuzuerkennen ist, ist auch diese Entscheidung dem Landgericht vorzubehalten. In diesem Zusammenhang sei jedoch darauf hingewiesen, da&#223; bislang eine hinreichende Grundlage f&#252;r die Anerkennung von 316,60 DM Honorar an Rechtsanwalt T3 (S. 27 d. Beschlusses des Regierungspr&#228;sidenten vom 28.8.1980, Bl. 37 GA) nicht zu erkennen ist. Der Regierungspr&#228;sident ist davon ausgegangen, da&#223; ein notwendiger Anwaltswechsel vorgelegen habe, weil Rechtsanwalt T3 verstorben sei. Dies hat die Kl&#228;gerin bestritten (S. 9 der Klageschrift, Bl. 9 GA). Auch dem Senat ist von einem Tod des Rechtsanwalts T3 nichts bekannt.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten des Berufungsverfahrens wird dem Landgericht &#252;berlassen.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Eine Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit er&#252;brigt sich, da dieses Urteil keinen vollstreckungsf&#228;higen Inhalt hat.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Streitwert zweiter Instanz und Wert der Beschwer f&#252;r beide Parteien:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 126.032,76 DM.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">(Die streitigen Vertretungskosten bleiben gem&#228;&#223; &#167; 4 ZPO au&#223;er Ansatz)</p>
315,813
olgham-1982-05-12-6-wf-19282
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 WF 192/82
"1982-05-12T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:36"
"2019-03-27T09:42:09"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1982:0512.6WF192.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Kosten werden nicht erstattet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Familiengericht hat durch den angefochtenen Beschlu&#223; den Antragsgegner die beantragte Proze&#223;kostenhilfe verweigert mit der Begr&#252;ndung, es liege erst ein Klageentwurf vor; dieser werde erst im Proze&#223;kostenhilfeverfahren gepr&#252;ft, f&#252;r das jedoch die Bewilligung von Proze&#223;kostenhilfe nicht in Betracht komme.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Entscheidung richtet sich die Beschwerde des Antragsgegners.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die nach &#167; 127 ZPO zul&#228;ssige Beschwerde ist sachlich ohne Erfolg. Das Familiengericht hat zu Recht die Bewilligung vor Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r die Anh&#246;rung des Antragsgegners im Proze&#223;kostenhilfeverfahren abgelehnt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">In &#167; 114 ZPO ist die Gew&#228;hrung von Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r die beabsichtigte Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung vorgesehen. Zur Rechtsverteidigung im Sinne von &#167; 114 ZPO geh&#246;rt nach ganz &#252;berwiegender Meinung in Literatur und Rechtsprechung nicht die Anh&#246;rung des Gegners im Proze&#223;kostenhilfeverfahren (vgl. OLG N&#252;rnberg NJW 1982, S. 288 mit weiteren zahlreichen Hinweisen). Der Senat vertritt daher in &#220;bereinstimmung mit der herrschenden Ansicht die Rechtsauffassung, da&#223; es f&#252;r die Bewilligung von Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r das Proze&#223;kostenhilfepr&#252;fungsverfahren keine Rechtsgrundlage gibt (so auch der 8. Senat f&#252;r Familiensachen des OLG Hanna Beschl. v. 1.3.1982, 8 WF 93/82), gegen die j&#252;ngst ver&#246;ffentlichte abweichende Meinung des 1. Senats f&#252;r Familiensachen des OLG Hamm NJW 1982 S. 287.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Auffassung des Senats galt f&#252;r &#167; 114 ZPO alter Fassung und gilt fort auch nach dem Inkrafttreten des Proze&#223;kostenhilfegesetzes. Der Gesetzgeber hat n&#228;mlich in Kenntnis der fr&#252;heren Streitfrage, ob das Armenrecht f&#252;r das Armenrechtspr&#252;fungsverfahren bewilligt werden kann, keine von der herrschenden Meinung abweichende gesetzliche Regelung getroffen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Ebensowenig l&#228;&#223;t sich aus den Gesichtspunkt, wie er in &#167; 121 Abs. II Satz 1, 2. Alternative ZPO zum Ausdruck kommt, wonach auch dem Gegner ein Anwalt beizuordnen ist, wenn der Antragsteller anwaltlich vertreten ist, ein zwingendes Argument f&#252;r die Bewilligung von Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r das Proze&#223;kostenhilfepr&#252;fungsverfehren herleiten. Denn &#167; 121 ZPO regelt nur die Beiordnung eines Anwalts, verlangt zun&#228;chst aber unabh&#228;ngig davon, da&#223; die allgemeinen Voraussetzungen f&#252;r die Bewilligung von Proze&#223;kostenhilfe gegeben sind.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Von vorstehenden Erw&#228;gungen abgesehen war der Antragsgegner ohne weiteres in der Lage, such ohne anwaltliche Beratung sich zur Sache zu &#228;u&#223;ern. Seine Kinder machen Unterhaltsanspr&#252;che geltend, gegen die der Antragsgegner sich mit dem Einwand der Leistungsunf&#228;higkeit wendet. Diese dazulegen d&#252;rfte im Hinblick auf die Arbeitslosigkeit kaum Schwierigkeiten bereitet haben, zumal hierf&#252;r die Hilfe der Gesch&#228;ftsstelle des Familiengerichts in Anspruch genommen werden konnte (&#167; 118 Abs. 1, Satz 2 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidung folgt aus. &#167; 118 Abs. I S. 4 ZPO.</p>
315,814
olgham-1982-05-06-20-u-36482
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 364/82
"1982-05-06T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:39"
"2019-03-27T09:42:09"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1982:0506.20U364.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 29. Juli 1982 verk&#252;ndete Urteil der 8. Ferienzivilkammer des Landgerichts Dortmund wird mit der Ma&#223;gabe zur&#252;ckgewiesen, da&#223; das Urteil im Zinsausspruch abge&#228;ndert wird. Auf die Anschlu&#223;berufung des Kl&#228;gers wird das Urteil abge&#228;ndert.</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 5.304,59 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 22.9.1980 zu zahlen.</p> <p>Die Beklagte wird weiter verurteilt, an den Kl&#228;ger f&#252;r die Zeit vom 20.8.1980 bis 23.2.1981 Zinsen von 18.600,- DM in H&#246;he von 1 % unter dem Bundesbankdiskontsatz, mindestens 4 %, h&#246;chstens 6 % zu zahlen.</p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Die weitergehende Anschlu&#223;berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits erster Instanz tragen der Kl&#228;ger zu 4 % und die Beklagte zu 96 %. Die Kosten der Berufungsinstanz werden dem Kl&#228;ger zu 2 % und der Beklagten zu 98 % auferlegt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, der bei der Beklagten eine Geb&#228;ude- und eine Hausratsversicherung abgeschlossen hat, f&#252;r die die Bestimmungen der VGB und die der VHB 74 gelten, nimmt die Beklagte wegen eines Brandschadens am 20.1.1980, bei dem Haus und Hausrat weitgehend zerst&#246;rt wurden, in Anspruch. Die Parteien hatten sich beim Hausrat auf einen Neuwertanteil von 38.193,75 DM und bez&#252;glich des Geb&#228;udeschadens auf einen solchen von 48.600,- DM geeinigt.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist der Ansicht, diese Betr&#228;ge seien versp&#228;tet von der Beklagten gezahlt worden. Er macht insoweit Zinsanspr&#252;che geltend.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Obwohl wegen des Hausrats die Ersatzbeschaffungsrechnungen am 23.12.1980 bzw. am 3.3.1981 der Beklagten zugeleitet worden seien, sei das Geld erst am 2.3. bzw. 24.3.1981 bei ihm eingegangen. Er verlangt danach Zinsen f&#252;r die Zeit vom 24.12.80 bis 2.3.81 und vom 4.-24.3.1981 in H&#246;he von insgesamt 169,32 DM und 74,71 DM.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich des Neuwertanteils f&#252;r den Geb&#228;udeschaden begehrt der Kl&#228;ger Zinsen f&#252;r den Zeitraum vom 20.8.1980 bis 23.2.1981 in H&#246;he von 1.482,30 DM. Hierzu ist folgendes unstreitig:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nach der Zerst&#246;rung des 1949 errichteten Fertighauses (Nordmarkhaus) hatte der Kl&#228;ger am 6.2.1980 eine Bauvoranfrage an die Bauaufsichtsbeh&#246;rde (Stadt ...) gerichtet. Mit Bescheid vom 17.3.1980 stellte die Bauaufsichtsbeh&#246;rde die Baugenehmigung in Aussicht. Am 4.6.1980 unterzeichnete der Kl&#228;ger den Kaufvertrag &#252;ber ein neues Fertighaus.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Insoweit wird auf die Fotokopie Bl. 100 ff. d.A. verwiesen. Die Bauanzeige vom 25.8.1980 wurde mit Bescheid vom 1.10.1980 genehmigt. Am 17.11.1980 erhielt die Beklagte die Mitteilung, da&#223; die Baustelle f&#252;r den Wiederaufbau des Hauses eingerichtet, die Ausschachtung der Kellerverbreiterung fertiggestellt und mit den Fundamentarbeiten begonnen worden sei. Das Fundament wurde am 22.12.1980 fertiggestellt. Mit der Aufstellung des Hauses wurde am 1.2.1980 begonnen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger macht weiter Bewachungskosten in H&#246;he von 5.304,59 DM geltend. Diese Kosten sind unstreitig bei der Bewachung des Grundst&#252;cks, auf dem sich noch die unzerst&#246;rte Sauna und ein unzerst&#246;rter &#252;berdachter Swimming Pool befanden, angefallen. Au&#223;erdem befanden sich in dem Keller des Hauses, der von dem Feuer nicht ber&#252;hrt war, noch Einrichtungsgegenst&#228;nde und Ger&#228;te wie M&#246;bel, zwei K&#252;hltruhen, zwei Herde, ein Solarium, eine Sp&#252;lmaschine und eine dort eingebaute K&#252;che. Weiterhin waren die Geb&#228;udereste einsturzgef&#228;hrdet, so da&#223; insbesondere wegen eines benachbarten Kinderspielplatzes Dritte gef&#228;hrdet waren. Um dies zu vermeiden und um die verbleibenden Verm&#246;genswerte zu sichern, habe er, so behauptet der Kl&#228;ger, ein Bewachungsunternehmen beauftragt. Dies sei au&#223;erdem auch von den Beauftragten der Beklagten, dem Zeugen ... und ..., verlangt worden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 7.033,72 DM nebst 12 % Zinsen aus einem Betrag von 5.304,59 DM ab 22.9.1980 sowie 12 % Zinsen f&#252;r einen Betrag von 1.729,13 DM ab dem 17.5.1982 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat den Antrag gestellt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Zu den Zinsen des Neuwertanteils der Hausratsversicherung behauptet sie, der erste Nachweis &#252;ber einen Teilbetrag von 14.940,34 DM sei erst am 9.2.1981 bei ihr eingegangen. Sie vertritt dar&#252;ber hinaus die Auffassung, da&#223; f&#252;r die Rechtzeitigkeit ihrer Zahlung auf den Zeitpunkt ihrer Anweisung und nicht auf den des Eingangs beim Kl&#228;ger abzustellen sei. Die Anweisungen sind unstreitig am 23.2. und 10.3.1981 erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich des Neuwertanteils f&#252;r den Geb&#228;udeschaden sei die Wiederherstellung des Geb&#228;udes im Sinne des &#167;19 VGB erst nach dem tats&#228;chlichen Beginn der Aufstellung des Hauses am 11.2.1981 sichergestellt gewesen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Auch die Bewachungskosten k&#246;nnten nicht verlangt werden. Aus ihrer Sicht habe dazu kein Anla&#223; bestanden, da ein versichertes Risiko nicht mehr bestanden habe. Eine entsprechende &#196;u&#223;erung ihrer Schadensbearbeiter sei nur als unverbindlicher Ratschlag gemeint gewesen und habe auch nur als ein solcher vom Kl&#228;ger verstanden werden k&#246;nnen. Ratsam sei eine Bewachung allein deshalb gewesen, weil auf den Kl&#228;ger wegen des Zustandes der Brandstelle und insbesondere der N&#228;he des Kinderspielplatzes Haftpflichtanspr&#252;che h&#228;tten zukommen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Klage weitgehend stattgegeben, sie aber abgewiesen, soweit Zinsen wegen des Neuwertanteils der Hausratversicherung verlangt wurden, da die Beklagte nicht erst nach F&#228;lligkeit gezahlt habe. Bei der Geb&#228;udeversicherung und Zinsen f&#252;r die Zeit vom 01.12.80 bis 23.02.1981 zuerkannt wurden. Das Landgericht geht davon aus, da&#223; die Wiederherstellung am 17.11.1980 sichergestellt gewesen sei. Die Bewachungskosten hat das Landgericht zugesprochen, weil der Kl&#228;ger den Hinweis so habe verstehen k&#246;nnen, da&#223; die Bewachung von der Beklagten verlangt w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die form- und fristgerecht eingelegte und begr&#252;ndete Berufung der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholt ihr erstinstanzliches Vorbringen und beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Im Wege der unselbst&#228;ndigen Anschlu&#223;berufung beantragt er weiterhin,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung der angefochtenen Entscheidung die Beklagte weiterhin zu verurteilen, an ihn weitere 939,23 DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verlangt damit erneut die vom Landgericht abgewiesenen Zinsanteile. Zu den Bewachungskosten tr&#228;gt er erg&#228;nzend vor, die Zeugen ... und ... h&#228;tten eine Bewachung anl&#228;&#223;lich einer Begehung der Brandstelle unmittelbar nach dem Brand, an der von seiner Seite sein Beauftragter Rechtsanwalt ... teilgenommen habe, die Bewachung verlangt. Rechtsanwalt ... habe dann bei seinem Sohn und seiner Ehefrau angerufen - er selbst habe sich wegen der Verletzungen im Krankenhaus befunden - und auf die Notwendigkeit der Bewachung mit den Bemerken hingewiesen, die Versicherung verlange das.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte stellt den Antrag,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">die Anschlu&#223;berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch Vernehmung des Zeugen .... Dieser hat bekundet:</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><i>"Ich habe die Brandstelle erstmals bereits am Brandtage gesehen. Einen Tag sp&#228;ter haben wir uns dort mit dem Zeugen ... und dem Zeugen Rechtsanwalt ... getroffen. Das Geb&#228;ude war einsturzgef&#228;hrdet, und es lagen auf dem Grundst&#252;ck auch Medikamente herum. Da ein Kinderspielplatz in der N&#228;he war, sah ich die Gefahr, da&#223; hier der Kl&#228;ger eventuell haftpflichtig werden k&#246;nnte. Ich habe deshalb darauf hingewiesen, da&#223; irgendetwas geschehen m&#252;sse. Ich habe eine Bewachung angeraten, dabei aber nicht an Interessen des Hausrats- oder Geb&#228;udeversicherers, sondern an die Vermeidung von Haftpflichtanspr&#252;chen gegen den Kl&#228;ger gedacht. Auf Bestehen der Haftpflichtanspr&#252;che habe ich meines Erachtens auch hingewiesen. Was im einzelnen mit dem Zeugen ... &#252;ber die Hausratsversicherung gesagt worden ist, kann ich nicht angeben. Ich selbst war nur f&#252;r die Geb&#228;udeversicherung zust&#228;ndig."</i></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist unbegr&#252;ndet, die Anschlu&#223;berufung weitgehend begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"><b>1)</b></p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des Neuwertanteils bei der Hausratsversicherung steht dem Kl&#228;ger kein Zinsanspruch zu. Die Beklagte hat diese Betr&#228;ge nicht erst nach Eintritt der F&#228;lligkeit bezahlt. Es besteht kein Zinsanspruch nach &#167;17 I 4 und 5 VHB 74.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Entscheidend f&#252;r die Rechtzeitigkeit der Zahlung ist der Zeitpunkt, zu dem das Geld abgesandt wird, da die Zeitgefahr nicht unter &#167;270 I BGB f&#228;llt. Ausreichend ist damit, da&#223; die Beklagte die ihr obliegende Leistungshandlung rechtzeitig vornahm (OLG Hamm, VersR 76, 102/33; Palandt-Heinrichs, &#167;270 Anm. 2 c; Martin, Sachversicherungsrecht, Y II 2). Diese Voraussetzungen sind hier eingehalten. Die Sicherstellung der Wiederbeschaffung bzw. der Wiederherstellung war gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin am 9.2.1981 (die behauptete fr&#252;here Zustellung der Ersatzrechnungen am 24.12.1980 hat der Kl&#228;ger nicht bewiesen) und am 4.3.1981 nachgewiesen. Unstreitig hat die Beklagte am 23.2. und 10.3.1981 den Betrag angewiesen. Die Fristen w&#228;ren am 23.2. und am 18.3.1981 verstrichen, so da&#223; die Zahlungen insgesamt ... rechtzeitig waren.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die materiell-rechtliche Erf&#252;llung nach &#167;362 BGB erst mit der Verbuchung auf dem Konto des Kl&#228;gers eintritt, ist zutreffend, aber unerheblich. Die Regelung des &#167;17 VHB 74, die die F&#228;lligkeit um 14 Tage hinausschiebt, will damit dem Versicherer die M&#246;glichkeit zu Erhebungen und eine &#220;berlegungsfrist geben. Diese Frist w&#252;rde erheblich und zudem kaum vorhersehbar verk&#252;rzt, wenn die Zeitgefahr zu Lasten des Versicherers ginge und die Zeit f&#252;r den &#220;berweisungsweg, der in der Regel nicht im Einflu&#223;bereich des Versicherers steht, von der Frist abginge. Deshalb reicht die Vornahme der Leistungshandlung bis zum Eintritt der F&#228;lligkeit aus.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><b>2.)</b></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Nach Auffassung des Senats ist der unstreitige Neuwertanteil bei dem Geb&#228;udeschaden ab 20.8. bis zur Zahlung vom 23.2.1981 gem. &#167;&#167;19 I, 7 III a VGB zu verzinsen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Verzinsung des Neuwertanteils bei der Geb&#228;udeversicherung ist nach diesen Vorschriften erheblich, zu welchem Zeitpunkt die Verwendung des Geldes zur Wiederherstellung des Geb&#228;udes sichergestellt ist. Dabei kommt es nicht auf Verwendung gerade der Versicherungsleistungen an. Es reicht aus, wenn sichergestellt wird, da&#223; das zerst&#246;rte Geb&#228;ude wiederhergestellt wird und da&#223; dabei Kosten in H&#246;he der Versicherungsleistungen anfallen. Bei der Aufegung des Begriffes "Sicherstellung" ist davon auszugehen, da&#223; an sich jede Neuwertversicherung ein Versto&#223; gegen das versicherungsrechtliche Bereicherungsverbot (&#167;55 VVG) ist. Der Verm&#246;gensschaden durch den Brand entsteht an sich nur in H&#246;he des Zeitwertes. Dennoch ist die Zul&#228;ssigkeit einer Neuwertversicherung in Verbindung mit einer Wiederherstellungsklausel anerkannt (Pr&#246;lss-Martin, &#167;55, Anm. 1 B m.w.N.). Deshalb ist es das Motiv der Wiederherstellungsklauseln, das durch die Neuwertversicherung erh&#246;hte subjektive Risiko zu mindern, indem die Bereicherung zumindest nicht unmittelbar in Form von Bargeld, sondern m&#246;glichst nur in Sachwerten eintritt (Martin, a.a.O., R IV 5). Nach Martin (R IV 14), dem der Senat zustimmt, gen&#252;gt es, wenn der Versicherungsnehmer die Wiederherstellung so vorbereitet hat, da&#223; bei wirtschaftlich normalem Verlauf die Wiederherstellung in vollem Umfang erfolgen wird. Dieser Zeitpunkt ist mit dem Abschlu&#223; des Kaufvertrages vom 4.6.1980 gegeben. Dieser Vertrag war bindend. Der Kl&#228;ger hatte nach Ziffer 3 der Leistungs- und Zahlungsbedingungen dieses Vertrages nur ein R&#252;cktrittsrecht f&#252;r den Fall der Versagung der Baugenehmigung. Diese M&#246;glichkeit war im konkreten Fall fernliegend, da der Bauplatz nicht im Bauau&#223;enbereich lag, das abgebrannte Haus schon an der gleichen Stelle stand und zudem auch ein Fertighaus war. Die Versagung der Baugenehmigung war auch deshalb ausgeschlossen, weil bereits eine Bauvoranfrage ohne wesentliche Vorbehalte positiv beschieden war. Die Genehmigung ist dann auch erwartungsgem&#228;&#223; erteilt worden. Die Beklagte hat auch nichts f&#252;r erhebliche Zweifel an der Baugenehmigung vorgetragen. Bei normalem Ablauf f&#252;hrte damit der Kaufvertrag &#252;ber das Fertighaus zwingend zur Wiedererrichtung des Hauses, da auch die wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse des Kl&#228;gers keine Zweifel begr&#252;nden. Nat&#252;rlich besteht immer die M&#246;glichkeit, da&#223; ein Bauherr trotz abgeschlossener bindender Vertr&#228;ge von seinem Bauplan Abstand nimmt. Zu erwarten war das hier aber nicht, da der Kl&#228;ger dann erheblichen Schadensersatzanspr&#252;chen der Verk&#228;uferin ausgesetzt gewesen w&#228;re (5.500,- DM + 13.896,34 DM). Deshalb reicht der Abschlu&#223; des Kaufvertrages zur Sicherstellung aus (so auch: Martin (R IV 14) f&#252;r den Abschlu&#223; eines Bauvertrages).</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Folgt man der entgegengesetzten Auffassung der Beklagten, die Zahlung werde erst mit Aufstellung des Hauses f&#228;llig, wird praktisch die Sicherstellung der Wiederherstellung erst mit der Wiederherstellung selbst erreicht. Das widerspricht aber dem Wortlaut des &#167;7 III a VGB, wo ausdr&#252;cklich diese beiden M&#246;glichkeiten als Alternativen angef&#252;hrt sind.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Soweit Pr&#246;lss-Martin (&#167;97 VVG, Anm. 5 unter Hinweis auf OLG Kiel in OLGE 8, 139) den Abschlu&#223; eines Bauvertrages nicht als ausreichend ansieht, kann der Senat diese Auffassung, die zudem von Pr&#246;lss-Martin nicht begr&#252;ndet wird, nicht folgen. Die Entscheidung des OLG Kiel betrifft einen anderen Fall. Dort wird auf das Interesse des Hypothekars abgestellt, das bei dem Neuwertanteil nicht ber&#252;hrt wird.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen entspricht das Ergebnis auch der herrschenden Meinung zu &#167;13 X AKB, wo ebenfalls der Abschlu&#223; eines Reparatur- oder Kaufvertrages als ausreichende Sicherstellung angesehen wird (Stiefel-Hofmann, &#167;13 AKB, Rn. 40; Pr&#246;lss-Martin, nach &#167;&#167;149 ff. VVG, &#167;13 AKB, Anm. 2 b; OLG Hamm, VersR 81, 273; LG Frankfurt, VersR 71, 617; LG M&#252;nchen I VersR 75, 1142).</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Danach war die Wiederherstellung des Geb&#228;udes am 4.6.1980 sichergestellt. Zumindest vom verlangten Zeitpunkt des 20.8.1980 an war damit das Verlangen von Zinsen gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks"><b>3.)</b></p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die unstreitig entstandenen Bewachungskosten hat die Beklagte dem Kl&#228;ger gem. &#167;63 VVG zu ersetzen, da der Kl&#228;ger die Bewachung f&#252;r geboten halten durfte.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Es ist schon nicht unzweifelhaft, ob die Bewachung des Grundst&#252;cks nicht auch objektiv im Interesse der Beklagten als des Hausrats- und Geb&#228;udeversicherers lag. Insoweit &#252;berzeugt ihre Argumentation nicht, es habe f&#252;r sie kein versichertes Risiko mehr bestanden. Da das Grundst&#252;ck nicht mehr bewohnt und gesichert war, w&#228;ren der &#252;berdachte Swimming Pool und das getrennt liegende Saunageb&#228;ude, die beide von dem Brand nicht ber&#252;hrt worden waren, den Zugriffen Dritter in erh&#246;htem Ma&#223;e ausgesetzt gewesen. Gef&#228;hrdet waren auch die unbesch&#228;digten Gegenst&#228;nde im Keller des verbrannten Hauses. Es mag sein, da&#223; diese, da Dritte ungehindert Zugang hatten, nicht mehr durch Einbruch, sondern nur noch im Wege einfachen Diebstahls h&#228;tten entwendet werden k&#246;nnen, der an sich nicht mehr unter die versicherte Gefahr nach &#167;1 I b VHB 74 zu z&#228;hlen ist. Es liegt jedoch nahe, da&#223; die Beklagte f&#252;r einen solchen Diebstahl, bei dem die Folgen eines Brandes und der dadurch entstehende Zustand ausgenutzt wurde, nach &#167;1 II a VHB 74 einstandspflichtig gewesen w&#228;re. Jedoch braucht diese Frage nicht endg&#252;ltig entschieden zu werden. F&#252;r einen Ersatzanspruch nach &#167;63 kommt es nicht auf die objektive Notwendigkeit, sondern darauf an, ob sie der Versicherungsnehmer vern&#252;nftigerweise f&#252;r geboten halten durfte. Das liegt schon wegen der objektiven Lage hier nahe. Daf&#252;r spricht auch, da&#223; die Regulierungsbeauftragten der Beklagten, die Zeugen ... und ... eine Bewachung angeraten haben. Es mag dabei sein, da&#223; diese Zeugen mehr an Interessen des Kl&#228;gers wegen der Gefahr eventueller Haftpflichtanspr&#252;che und nicht an die Interessen der Beklagten gedacht haben. Jedenfalls haben sie aber nicht klar und eindeutig erkl&#228;rt, da&#223; die Beklagte die Kosten der von ihnen angeratenen Bewachung nicht &#252;bernehmen werde. Das folgt schon aus der Darstellung des Kl&#228;gers, ihm sei von seinem Vertreter, dem Rechtsanwalt ..., erkl&#228;rt worden, die Beklagte verlange eine Bewachung des Grundst&#252;cks. Diese Behauptung wird durch den schriftlichen Bericht des Rechtsanwalts ... &#252;ber die Verhandlung vom 12.2.1981 (es handelt sich dabei nicht um die hier fragliche erste Begehung) best&#228;tigt, nachdem die Zeugen ... und ... eine Bewachung des Grundst&#252;cks zumindest angeraten h&#228;tten. Wenn aber im Rahmen einer Brandregulierung von den Beauftragten des Versicherers Ratschl&#228;ge zur Bewachung des Grundst&#252;cks gegeben werden, mu&#223; der Versicherer auch f&#252;r die dann entstehenden Kosten wenigstens dann eintreten, wenn nicht von Anfang an eindeutig gekl&#228;rt wird, da&#223; diese Bewachung nicht auf Kosten des Versicherers erfolgen soll, und wenn die Auffassung, die Bewachung diene auch dem Interesse des Versicherers nicht unverst&#228;ndlich und fernliegend ist. Gesichtspunkte der Klarheit und Eindeutigkeit verlangen, da&#223; der Versicherer sich Erkl&#228;rungen seiner Regulierungsbeamten zurechnen lassen mu&#223;, soweit sie sich im Rahmen der Regulierungsverhandlungen halten und dabei in der Regel anzusprechende Frage betreffen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks"><b>4.)</b></p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Zinsen beruhen auf Verzug. Der Kl&#228;ger hat die Inanspruchnahme von Bankkredit und damit die Berechtigung h&#246;herer Zinsen als 4 % nicht nachgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;92 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Ein Ausspruch &#252;ber die Vollstreckbarkeit er&#252;brigt sich, da der Rechtsstreit nach &#220;berzeugung des Senats nicht revisibel ist.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Wert der Beschwer betr&#228;gt f&#252;r die Beklagte 6.786,89 DM und f&#252;r den Kl&#228;ger 128,01 DM.</p>
315,815
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4 UF 311/81
"1982-04-30T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:41"
"2019-03-27T09:42:09"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1982:0430.4UF311.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das am 26. November 1981 verk&#252;ndete Urteil</p> <p>des Amtsgerichts - FamiliengerichtsEuskirchen - 14 F 2/81 - wie folgt abge&#228;ndert:</p> <p></p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin folgenden Unterhalt zu zahlen:</p> <p></p> <p>a) f&#252;r den Zeitraum von Oktober 1980 bis April 1981 monatlich weitere 58,11 DM &#252;ber die zuerkannten 30,29 DM hinaus (= SaG je 88,40 DM) und f&#252;r Mai bis Juli 1981 je 88,40 DM;</p> <p></p> <p>b) f&#252;r den Zeitraum von August 1981 monatlich je 130,65 DM;</p> <p></p> <p>c) ab Januar 1982 monatlich je 162,22 DM, </p> <p></p> <p>f&#228;llig jeweils am dritten Werktag eines</p> <p>jeden Monats, jeweils zuz&#252;glich 4% Zinsen seit F&#228;lligkeit.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Kl&#228;gerin mit der Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Von den Kosten des Rechtsstreits in erster Instanz tragen die Kl&#228;gerin 1/4 und die Beklagte 3/4,</p> <p>von denjenigen des Rechtsstreits in zweiter Instanz tragen die Kl&#228;gerin 1/5 und die Beklagte 4/5.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die am 31. Januar 1962 geborene Kl&#228;gerin ist die eheliche Tochter der Beklagten. Die Ehe der Beklagten mit dem Vater der Kl&#228;gerin ist geschieden. Bis kurz nach Erreichen ihrer Vollj&#228;hrigkeit wohnte die Kl&#228;gerin zusammen mit der Beklagten und ihren beiden j&#252;ngeren Geschwistern V. (geboren 1965) und K. (geboren 1963) im Haushalt der Beklagten. Im Sommer 1980 zog sie dort aus und lebt seitdem mit ihrem Freund T.i zusammen in S.. Dort besucht sie seit dem 1. Juli 1980 die Glasfachschule. Ihre dortige Ausbildung wird sie im Sommer 1982 beenden. Die Kl&#228;gerin beabsicht.igt, danach</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">ihre Ausbildung durch ein Fachhochschulstudium fortzusetzen. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Bis Juli 1981 bezog die Kl&#228;gerin BAF&#214;G in H&#246;he von 518,- DM je Monat. Seit August 1981 betr&#228;gt der BAF&#214;G-Betrag, den sie erh&#228;lt, monatlich 430,--. DM. W&#228;hrend eines Praktikums in der Zeit von Juli 1980 bis Januar 1981 erhielt sie monatlich 100,-- DM, sowie dreimal je 100,-- DM f&#252;r zus&#228;tzliche Messearbeiten. Im August/September 1980, sowie zu Ostern 1981 verdiente die Kl&#228;gerin als Aushilfe im Krankenhaus 208,80 DM und 201,60 DM.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Vater der Kl&#228;gerin verdient seit dem 1. Januar 1981 monatlich 1. 799,15 DM netto. Er leistet der Kl&#228;gerin Barunterhalt. Weiter zahlt er f&#252;r die Tochter V. monatlich 200,--DM und f&#252;r den Sohn K. ebenfalls monatlich 200,-- DM, bis auf die Zeit von April bis Oktober 1981, in der er monatlich nur 100,-- DM gezahlt hat.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte verdiente bis Anfang Mai 1981 als Angestellte bei der Gemeinde monatlich 1.703,25 DM; danach bezog sie infolge einer Herzerkrankung Krankengeld in H&#246;he von monatlich 1.794,60 DM, ab M&#228;rz 1932 in H&#246;he von monatlich 1.834,50 DM.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Unter dem 15. September 1980 forderte die Kl&#228;gerin die Beklagte auf, ihr Barunterhalt zu leisten.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Unter dem 7. Mai 1981 erkl&#228;rte die Beklagte ihre Bereitschaft, der Kl&#228;gerin in ihrem Haushalt. Naturalunterhalt zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat die Auffassung vertreten, die Beklagte schulde ihr seit Juli 1980 Unterhalt in H&#246;he von monatlich 105,85 DM und hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagte zu verurteilen, an sie einen Unterhaltsr&#252;ckstand von 740,95 DM f&#252;r die Zeit von Juli 1980 bis einschlie&#223;lich Januar 1981 und ab 1. Februar 1981 einen monatlichen Unterhaltsbeitrag in HBhe von 105,85 DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat geltend gemacht, sie sei finanziell nicht in der Lage, der Kl&#228;gerin Barunterhalt zu leisten, deshalb habe sie ihr die Leistung von Naturalunterhalt angeboten.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Mit dem angefochten Urteil hat das Amtsgericht &#8211; Familiengericht - Euskirchen die Beklagte unter Klageabweisung im &#252;brigen verurteilt, an die Kl&#228;gerin einen Unterhaltsr&#252;ckstand in H&#246;he von 212,03 DM zu zahlen und hat dabei die Auffassung</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">vertreten, die Erkl&#228;rung der Beklagten vom 7.<b> </b>Mai 1981 beinhalte eine wirksame unterhaltsrechtliche Bestimmung der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses ihr am 30. November 1981 zugestellte Urteil hat die Kl&#228;gerin mit einer am 30. Dezember 1981 eingegangenen Schrift Berufung eingelegt und diese innerhalb der ihr gew&#228;hrten Fristverl&#228;ngerung mit einem am 1. M&#228;rz 1982 eingegangenen Schriftsatz begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Beide Parteien wiederholen ihr erstinstanzliches Vorbringen und Beweiserbieten.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Kl&#228;gerin zun&#228;chst beantragt hatte, die Beklagte zu verurteilen, an sie seit dem 1.<b> </b>Oktober 1980 monatlich 105,85 DM,<i> </i>ab August 1981 insgesamt monatlich 156,98 DM und ab 1<b>. </b>Januar 1982 insgesamt monatlich 194,77 DM an Unterhalt zu zahlen, hat sie sp&#228;ter - entsprechend der ihr gew&#228;hrten Proze&#223;kostenhilfe - den Antrag gestellt, </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter teilweiser Ab&#228;nderung des amtsgerichtlichen Urteils die Beklagte zu verurteilen, an sie f&#252;r die Zeit von Oktober 1980 bis April 1981 monatlich je 88,40 DM, f&#252;r die Zeit von August bis Dezember 1981 monatlich je 130,65 DM und f&#252;r die Zeit ab Januar 1982 monatlich je 162,22 DM zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">f&#228;llig jeweils am dritten Werktag eines jeden Monats, jeweils zuz&#252;glich 4 % Zinsen seit der F&#228;lligkeit</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wegen des Parteivorbringens im einzelnen wird auf den vorgetragenen Inhalt der zwischen den Parteien gewechselten, vorbereitenden Schrifts&#228;tze erg&#228;nzend Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u ng s g r &#252; n d e:</u></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;gerin ist an sich zul&#228;ssig, sowie in der rechten Form und Frist eingelegt und begr&#252;nde worden.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">In der Sache hat die Kl&#228;gerin Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Gern. &#167;&#167; 1601 ff. DGB kann die Kl&#228;gerin als eheliche Tochter der Beklagten von dieser Unterhalt verlangen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Unterhaltspflicht der Beklagten besteht auch f&#252;r die Vergangenheit, und zwar ab Oktober 1980, da sie insoweit von der Kl&#228;gerin durch deren Schreiben vom 15. September 1980 in Verzug gesetzt worden ist (&#167; 1613 Abs. 1 DGB). Die Kl&#228;gerin ist derzeit Sch&#252;lerin auf einer Fachschule. Sie beabsichtigt, nach dem Abschlu&#223; dieser Schulausbildung eine Fachhochschule zu besuchen. Es steht damit fest, da&#223; sie aufgrund ihrer noch andauernden Berufsausbildung unterhaltsbed&#252;rftig ist (&#167; 1602 Abs. 1 BGB); sie ist nicht verpflichtet, neben ihrer schulischen Ausbildung noch eine entgeltliche Arbeit aufzunehmen, um ihren Lebensunterhalt ganz oder teilweise selbst zu bestreiten.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der der Kl&#228;gerin zustehende Unterhalt ist von der Beklagten durch Entrichtung einer Geldrente zu gew&#228;hren (&#167; 1612 Abs. 1 Satz 1 BGB). Die Beklagte kann sich nicht darauf berufen, sie brauche der Kl&#228;gerin statt Barunterhalt nur Naturalunterhalt zu leisten. Die von der Kl&#228;gerin am 7. Mai 1981 allein ausgesprochene Erkl&#228;rung, sie wolle der Kl&#228;gerin Naturahmterhalt bieten, stellt keine wirksame Unterhaltsbestimmung iSd &#167; 1612 Abs. 2 Satz 1 BGB dar. Zwar gibt diese Gesetzesbestimmung den Eltern auch gegen&#252;ber einem unverheirateten, vollj&#228;hrigen Kind grunds&#228;tzlich ein Bestimmungsrecht &#252;ber die Art und Weise der Unterhaltsgew&#228;hrung. Dabei geht das Gesetz jedoch, wie schon der Wortlaut zeigt, vom Normalfall des Zusammenlebens der Eltern aus. Aber auch im Fall des Getrenntlebens oder Geschiedenseins beider Elternteile k&#246;nnen</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">diese ihr Bestimmungsrecht nur gemeinsam aus&#252;ben,<i> </i>jedenfalls dann, wenn sie - wie hier - beide f&#252;r den Unterhalt des Kindes aufzukommen haben (vgl. hierzu: OLG Hamm in FamRZ 80, 192 und 81, 997, Erman-K&#252;chenhoff BGB 7.Aufl., 2 zu &#167; 1612; Br&#252;hl-G&#246;ppinger-Mutschler, Unterhaltsrecht, 4.Aufl., Rz.383; OLG K&#246;ln, Urteil vom 27.9.79 - 21 UF 39/79 -; <u>anders:</u> KG JW 1934,2999; in FamRZ 70, 415 (416); Korn in FamRZ 66,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">392 (393); Palandt, 40.Aufl., 2 zu &#167; 1612). Der Sinngehalt der Regelung in &#167; 1612 Abs. 2 Satz 1 BGB besteht darin, den Eltern als Ausnahme vom Grundsatz des Barunterhalts das Bestimmungsrecht zur Sicherung ihres Einflusses auf die Lebens- und Handlungsweise des Kindes einzur&#228;umen (vgl. KG JW 1934, 2999; BGB FamRZ 1969,205 (207); G&#246;ppinger, Unterhaltsrecht, 4. Aufl., Rdn. 378) und ihnen die Unterhaltsleistung zu erleichtern. Freilich ist bei getrenntlebenden oder geschiedenen Elternteilen eine solche Einflu&#223;nahme jedenfalls dann nicht schutzw&#252;rdig, wenn sie mit dem Ziel ausge&#252;bt wird, das Kind der Einflu&#223;nahme des anderen, ebenfalls bestimmungsberechtigten Elternteils zu entziehen. Genau diesen Grund aber macht die Beklagte in ihrer Erkl&#228;rung vom 7. Mai 1981geltend. Dar&#252;berhinaus ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; der dem Bestimmungsrecht ma&#223;geblich zugrundeliegende Gedanke der elterlichen Einflu&#223;nahme bei vollj&#228;hrigen Kindern nicht oder nicht mehr allein im Vordergrund stehen kann. Vielmehr ist die Eigenst&#228;ndigkeit des vollj&#228;hrigen Kindes zu ber&#252;cksichtigen (vgl. dazu: Mutschler JR 1981,203 f; Schwerdtner JZ 1981,399). Dies gilt auch hier, insbesondere im Hinblick</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">auf das Vorbringen der Kl&#228;gerin, sie k&#246;nne in Rheinbach ungest&#246;rt von den zwischen den Eltern bestehenden Spannungen und nahe ihrer Ausbildungsst&#228;tte eigenst&#228;ndiger leben und besser arbeiten. Soweit eine Naturalunterhaltsleistung f&#252;r die Beklagte weniger belastender w&#228;re als eine Geldleistung, geht diesem Interesse das Interesse des Unterhaltsgl&#228;ubigers vor, nicht in einen Streit &#252;ber die Art der Unterhaltung verwickelt</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">zu werden. Demzufolge vertritt auch Palandt a.a.O mit der wohl &#252;berwiegenden Meinung (vgl. Schwerdtner JZ 1981, 399; Erman-K&#252;chenboff aaO; KG JW 1934,2999) die Ansicht., da&#223; die Bestimmung jedenfalls den "gesamten Lebensbedarf" umfassen m&#252;sse. Das aber ist unstreitig bei der Bestimmung der Beklagten nicht der Fall.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Das von der Beklagten zitierte BGH-Urteil (in NJN 81, 574) geht von einem anderen Sachverhalt aus; dort lebte nur noch ein Elternteil, der deshalb alleine unterhaltsverpflichtet war und damit auch nur alleine bestimmungsberechtigt sein</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">konnte. &#196;hnlich war es in dem vom OLG Hamm,, FamRZ 81,997 2. Familiensenat entschiedenen Fall. Dort wurde die Bestimmung auch durch einen Elternteil f&#252;r ausreichend erachtet, weil dieser bereit und imstande war, den gesamten Unterhalt dem vollj&#228;hrigen Kind in seiner Wohnung zu leisten (ebenso: OLG K&#246;ln, <i> </i>21. Zivilsenat,<i> </i>aaO). Im Gegensatz dazu kommt vorliegend auch der Vater der Kl&#228;gerin f&#252;r deren Unterhalt auf und ist somit an der Bestimmung zu beteiligen. Er hat der Bestimmung der Beklagten vom 7. Mai 1981 nicht zugestimmt. Diese ist daher nicht wirksam geworden.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Das Ma&#223; der von der Beklagten zu entrichtenden Geldrente bestimmt sich nach &#167;&#167; 1610 Abs.1 und 2, 1606 Abs. 3 Satz 1 BGB. Der Mindestbedarf der Kl&#228;gerin als Sch&#252;lerin betr&#228;gt monatlich 700,-- DM und ab 1. Januar 1982 monatich 765,--DM (so die K&#246;lner Unterhaltsrichtlinien). Von diesen Bedarfss&#228;tzen sind die der Kl&#228;gerin als verlorene Zusch&#252;sse monatlich geleisteten BAF&#214;G-Betr&#228;ge von 518,-- DM bis Juli 1981 und 430,-- DM ab August 1981 abzuziehen. Die Eink&#252;nfte der Kl&#228;gerin w&#228;hrend des von ihr abgeleisteten Praktikums und f&#252;r die im Krankenhaus geleisteten Aushilfsarbeiten sind</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">als geringer, unregelm&#228;&#223;iger Verdienst aus Nebenarbeiten unber&#252;cksichtigt zu lassen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Auf Seiten der Kl&#228;gerin ergibt sich damit ein Fehlbedarf von monatlich 182,--&#183; DM f&#252;r die Zeit von Oktober 1980 bis Juli 19B1, von monatlich 270,-- DM f&#252;r die Zeit von August</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">1981 bis Dezember 1981 und von monatlich 335,-- DM seit Januar 1982. Diese Fehlbetr&#228;ge sind nach &#167; 1606 Abs. 3 Satz 1 BGB anteilig nach den Erwerbs- und Verm&#246;gensverh&#228;ltnissen zwischen der Beklagten und dem Vater der Kl&#228;gerin aufzuteilen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Bei der danach vorzunehmenden Berechnung ist von den Bareink&#252;nften beider Elternteile auszugehen. Dabei hat der Senat auf Seiten der Beklagten den Verm&#246;genswert des Hausbesitzes und die ersparten Mietaufwendungen au&#223;er Ansatz gelassen und mit den Zinsbelastungen und Aufwendungen der Beklagten f&#252;r die Geschwister der Kl&#228;gerin verrechnet.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Zeit von Oktober 1980 bis April 1981 standen sich somit Eink&#252;nfte der Beklagten von monatlich 1.703,25 DM und des Vaters der Kl&#228;gerin von monatlich 1.799,15 DM gegen&#252;ber, was einem Anteil der Beklagten von etwa 17/35 am errechneten Gesamteinkommen beider Elternteile entspricht. Dieser Anteil &#228;ndert sich f&#252;r die Zeit von Mai 1981 bis einschlie&#223;lich Februar 1982 trotz einer Steigerung der Eink&#252;nfte</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">(Krankengeld) der Beklagten auf monatlich 1.734,60 DM nicht grundlegend, so da&#223; es bei der Quotelung von 17/35 bleiben kann.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">In Bezug auf den weiter oben errechneten Fehlbedarf der Kl&#228;gerin ergeben sich somit folgende Unterhaltsanspr&#252;che gegen die Beklagte:</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Zeit von Oktober 1980 bis Juli 1981 </p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">17/35 von monatlich 182, -- DM monatlich 88,40 DM;</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">von August. bis Dezember 198 81</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">17/35 von monatlich 270,-- DM = monatlich 131,14 DM;</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die Monate ab Januar 1982</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">17/35 von monatlich 335,-- DM = monatlich 162,71 DM.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Dementsprechend war der Kl&#228;gerin entsprechend ihrem erm&#228;&#223;igten Antrag Unterhalt zuzusprechen. Mit diesem erm&#228;&#223;igten Antrag hat die Kl&#228;gerin ihren zuvor angek&#252;ndigten h&#246;heren Zahlungsanspruch anteilm&#228;&#223;ig zur&#252;ckgenommen.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf den &#167;&#167; 92 Abs. 1 Satz 1,97 Abc. 1, 269 Abs. 3 Satz 2 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergeht nach &#167; 708 Nr. 8 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Berufungsstreitwert: 3.100,-- DM</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">ab 2. April 1982: 2.700,-- DM</p>
315,816
lg-bonn-1982-04-21-12-o-15481
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12 O 154/81
"1982-04-21T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:42"
"2019-03-27T09:42:08"
Schlussurteil
ECLI:DE:LGBN:1982:0421.12O154.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das Vers&#228;umnisurteil vom 7.0ktober 1981 wird aufrechterhalten. </p> <p>Die weiteren Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Beklagte. </p> <p>Das Urteil ist gegen eine Sicherheitsleistung von DM 12.500.-- vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p> <p>Die Vollstreckung aus dem Vers&#228;umnisurteil darf nur gegen Leistung der Sicherheit fortgesetzt werden. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien standen in Gesch&#228;ftsbeziehungen. Die Kl&#228;gerin nimmt die Beklagte auf Zahlung f&#252;r Warenlieferungen in Anspruch. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor, sie sei eine Einzelfirma Jschen Rechts. Aufgrund einer vorausgegangenen Bestellung habe sie aus ihrem Sortiment Textilien an die Beklagte ausgeliefert und unter dem 9.September 1980 mit DM 7.480,00 in Rechnung gestellt. Der Betrag sei vereinbarungsgem&#228;&#223; binnen zehn Tagen zur Zahlung f&#228;llig gewesen, bei einem Skonto von 4 %. Dieser Abzug sei bei der Rechnungssumme bereits ber&#252;cksichtigt. Der volle Rechnungsbetrag laute &#252;ber 7791,60 DM Trotz wiederholter Aufforderung habe die Beklagte keine Zahlung geleistet. Mit Schreiben vom 19.Dezember 1980 habe sie einen au&#223;erordentlichen Vergleich auf der Basis von 40 - 45 % angestrebt, was sie, die Kl&#228;gerin, allerdings abgelehnt habe. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Auf die Beziehungen der Parteien finde das Einheitliche Kaufgesetz Anwendung. Demgem&#228;&#223; komme der Abnehmer ohne besondere Mahnung in Verzug. Die Ware sei sp&#228;testens am 15.September 1980 bei der Beklagten eingetroffen, so da&#223; der Verzug mit dem 29. September 1980 eingetreten sei. Als Verzugsschaden k&#246;nne sie 1 % &#252;ber dem geltenden Jschen Diskontsatz verlangen. Zur Vorbereitung des Rechtsstreits h&#228;tten Erkundigungen eingezogen werden m&#252;ssen. Dabei seien Auslagen von DM 11, -- entstanden. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Am 7.0ktober 1981 erwirkte die Kl&#228;gerin ein Vers&#228;umnisurteil, durch das die Beklagte verurteilt wurde, </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:14px">an die Kl&#228;gerin DM 7.791,60 nebst 17,5 % Zinsen vom 29. September 1980 bis zum 22.M&#228;rz 1981 und 20 % Zinsen seit dem 23.M&#228;rz 1981 sowie DM 11,-- vorgerichtliche Mahnkosten zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nach Einlegung des Einspruchs durch die Beklagte beantragt die Kl&#228;gerin, das Vers&#228;umnisurteil vom 7.0ktober 1981 aufrecht zu erhalten. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt, </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:14px">unter Aufhebung des Vers&#228;umnisurteils die Klage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte tr&#228;gt vor, das angerufene Gericht sei international und &#246;rtlich unzust&#228;ndig. Auf der Auftragsbest&#228;tigung vom 9.Januar 1980 sei vermerkt, da&#223; Erf&#252;llungsort und Gerichtsstand der Ort der Niederlassung der Lieferfirma sei. Selbst bei Bejahung der Zust&#228;ndigkeit des Landgerichts Bonn geh&#246;re der Rechtsstreit vor eine Zivilkammer. Bei der Kl&#228;gerin handele es sich nicht um ein kaufm&#228;nnisches Unternehmen. F&#252;r einen solchen Fall m&#252;sse n&#228;mlich die vom Jschen Recht vorgeschriebene Nummer des Registergerichts der Firmenbezeichnung beigef&#252;gt werden. Das sei nicht der Fall. Im &#252;brigen finde auf das Rechtsverh&#228;ltnis der Parteien nicht das EKG Anwendung. In der Auftragsbest&#228;tigung sei die Anwendbarkeit Jschen Rechts f&#252;r verbindlich erkl&#228;rt worden. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin sei nicht aktiv legitimiert. Es handele sich n&#228;mlich um ein Kommissionsgesch&#228;ft, das von der Q als Kommission&#228;r ausgef&#252;hrt worden sei. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin habe im &#252;brigen die Ware im Laufe des Monats Juli 1980, also sp&#228;testens bis zum 31.Juli 1980 zu liefern gehabt. Tats&#228;chlich sei die Ware erst Ende September 1980 eingetroffen. Es habe sich um Ware f&#252;r das Herbstgesch&#228;ft 1980 gehandelt. Die Ware sei bereits vorher weiterver&#228;u&#223;ert gewesen. Mit ihren Abnehmern habe sie Lieferung der Pullover bis Juli 1980 vereinbart gehabt. Als die Ware nicht eingetroffen sei, habe sie billigere Ersatzartikel anbieten m&#252;ssen. In mindestens 5 F&#228;llen sei von den Kunden die Lieferung von 246 Pullovern zur&#252;ckgewiesen und die Zahlung des vereinbarten Kaufpreises verweigert worden. So habe sie den Weiterverkaufspreis von je DM 22,-- nicht erzielen k&#246;nnen, was zu einem Schaden von DM 5.412,-- (22 x 246) gef&#252;hrt habe. Die versp&#228;tet eingetroffenen Pullover seien im regul&#228;ren Gesch&#228;ftsgang nicht mehr abzusetzen gewesen. Sie habe die Ware in kleinen und kleinsten Partien an Markth&#228;ndler zum Einkaufspreis "verh&#246;kert". Somit sei ihr ein Gewinn von DM 3.484,-- entgangen. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Umleitung der Sendung, die zus&#228;tzliche Zusammenstellung von kleinen und kleinsten Lieferungen sowie die Abwicklung von Ersatzlieferungen bei den Kunden seien weitere Aufwendungen von mindestens DM 3.000.-- entstanden. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kammer hat Beweis erhoben durch Vernehmung des Zeugen I. Der Zeuge L wurde mangels eingezahlten Vorschusses nicht geladen. Die Vernehmung des Herrn X als Zeugen verbot sich, weil er Mitgesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagten ist. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme und hinsichtlich des Vorbringens der Parteien im &#252;brigen wird auf den Inhalt der Proze&#223;akten nebst den &#252;berreichten Urkunden verwiesen. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist zul&#228;ssig und auch begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Einrede der internationalen Unzust&#228;ndigkeit des Landgerichts Bonn greift nicht durch. Es kann dahingestellt bleiben, ob zwischen den Parteien dieses Rechtsstreits unter Hinweis auf Ziffer 5 der Verkaufsbedingungen, welche der Auftragsbest&#228;tigung vom 9.Januar 1980 auf der R&#252;ckseite aufgedruckt waren, die Zust&#228;ndigkeit des Gerichts am Sitz der Kl&#228;gerin wirksam vereinbart worden ist. Selbst wenn eine derartige Zust&#228;ndigkeit von den Parteien vereinbart gewesen sein sollte, w&#252;rden sich deren Wirksamkeit und deren Folgen nach dem &#220;bereinkommen der Europ&#228;ischen Gemeinschaft &#252;ber die gerichtliche Zust&#228;ndigkeit und die Vollstreckungsgerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom 27. September 1968 richten. Es handelt sich insoweit um ein Spezialgesetz, das den nationalen Bestimmungen vorgeht (vgl. L&#246;we NJW 74, 473/475). Es findet auch auf die Parteien dieses internationalen Rechtsstreits Anwendung, da sowohl J als auch die Bundesrepublik Deutschland Vertragspartner des &#220;bereinkommens sind. Nach Art.17 Absatz 1 EuG- &#220;bk w&#252;rde es sich bei der vereinbarten Zust&#228;ndigkeit um eine ausschlie&#223;liche handeln. Art. 17 Absatz 3 EuG-&#220;bk sieht jedoch ausdr&#252;cklich vor, da&#223; auch jedes andere Gericht angerufen werden kann, das auf Grund des &#220;bereinkommens zust&#228;ndig ist, sofern die Gerichtsstandsvereinbarung nur zugunsten einer Partei getroffen wurde. So liegt der Fall hier. Die Gerichtsstandsvereinbarung in Ziffer 5 der Verkaufsbedingungen beg&#252;nstigte nur die Kl&#228;gerin. Der Kl&#228;gerin steht es deshalb frei, in Anwendung des Art.2 des &#220;bereinkommens die Beklagte vor ihrem Wohnsitzgericht zu verklagen (vgl .LG Trier vom 30.10.1975, zitiert bei O, Internationales Zivilproze&#223;recht, 1980, Rdnr. 81 zu Ziffer 111; Samtleben NJW 74,1590). </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen ergibt sich die &#246;rtliche Zust&#228;ndigkeit des Landgerichts Bonn aus &#167; 12 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Zust&#228;ndigkeit der Kammer f&#252;r Handelssachen folgt aus &#167; 95 Absatz 1 Ziffer 1 GVG. Es bestehen keine durchgreifenden Bedenken gegen die Kaufmannseigenschaft der Kl&#228;gerin, da es sich nach der Firmenbezeichnung auf der Rechnung um eine Strickwarenfabrik (N) handelt. Auch die Angabe der Steuernummer auf der Rechnung spricht f&#252;r den gewerblichen Charakter der Kl&#228;gerin. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist auch zur Geltendmachung der Klageforderung aktiv legitimiert. Wie sich aus dem Text der Auftragsbest&#228;tigung, die von der Kl&#228;gerin rechts unten unstreitig unterzeichnet ist, ergibt, wurde der streitige Auftrag Nr.5181 an die Kl&#228;gerin erteilt. Die Firma Q ist lediglich als Vermittlerin des Auftrages aufgetreten. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist auch in der Sache selbst begr&#252;ndet. Die Beklagte ist auf Grund der an sie gem&#228;&#223; der Bestellung vom 9.<b> </b>Januar 1980 erbrachten Warenlieferung verpflichtet, an die Kl&#228;gerin den Betrag von <u>DM 7.791,60</u> zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Zwischen den Parteien findet das Einheitliche Gesetz &#252;ber den internationalen Kauf beweglicher Sachen (EKG) Anwendung. Dieses Gesetz gilt nach Art.1 Absatz 1 a EKG bei einem Kaufvertrag &#252;ber bewegliche Sachen zwischen Parteien, die ihre Niederlassung im Gebiet verschiedener Vertragsstaaten haben, und wenn nach dem Vertrag die verkaufte Sache zur Zeit des Vertragsabschlusses oder sp&#228;ter aus dem Gebiet eines Staates in das Gebiet eines anderen Staates bef&#246;rdert wird. Diese Voraussetzungen liegen hier vor. Es trifft zwar zu, da&#223; die Anwendung des Gesetzes ausdr&#252;cklich oder stillschweigend ausgeschlossen werden kann (Art. 3 EKG). Ein ausdr&#252;cklicher Ausschlu&#223; ist jedoch nicht vereinbart worden. Auch aus der Bestimmung in Ziffer 6 der Verkaufsbedingungen ("F&#252;r das Zustandekommen und f&#252;r die Auslegung dieses Vertrages gilt das Recht der internationalen Republik") ergibt sich kein stillschweigender Ausschlu&#223;. Denn das EKG ist selbst Jsches Recht durch den Beitritt Js zu dem &#220;bereikommen. Gerade die Klausel "es gilt Jsches Recht" f&#252;hrt zur Anwendbarkeit des EKG (vgl. St&#246;tter, Internationales Einheits-Kaufrecht, 1975, Anm.2 c zu Art.3 EKG ; D&#246;lle, Komm. z.<b> </b>EKG, Rdnr. 9 zu Art. 3 EKG; BGH NJW 79, 1779). </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Zahlungsverpflichtung der Beklagten ergibt sich aus Art. 56 EKG, wonach der K&#228;ufer gehalten ist, den Kaufpreis zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme steht der Beklagten ein Schadensersatzanspruch nicht zu. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Wie sich aus der von der Kl&#228;gerin unterzeichneten Auftragsbest&#228;tigung vom 9.Januar 1980 ergibt, sollte die Lieferung ab Fabrik im Juli 1980 erfolgen. Mit dieser Regelung war der Zeitpunkt der Lieferung sp&#228;testens zum 31.Juli 1980 festgesetzt, so da&#223; die Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; Artikel 20 EKG auch verpflichtet war, zu diesem Zeitpunkt die Auslieferung vorzunehmen. Nach dem eigenen Vorbringen der Kl&#228;gerin hat die von der Beklagten gekaufte Ware J aber erst am 9.September 1980 verlassen und hat die Beklagte fr&#252;hestens Mitte September 1980 erreicht. Zufolge dieser versp&#228;teten Anlieferung er- &#246;ffnete die Vorschrift des Artikel 24 EKG zugunsten der Beklagten vom Grundsatz her einen Schadensersatzanspruch. Nach dieser Bestimmung kann der K&#228;ufer n&#228;mlich auch Schadensersatz verlangen, wenn der Verk&#228;ufer seine Pflichten hinsichtlich der Zeit der Lieferung nicht erf&#252;llt. Anders als nach deutschem Recht setzt der Schadensersatzanspruch nicht voraus, da&#223; sich der Verk&#228;ufer etwa in Verzug befindet. Dar&#252;ber- hinaus besteht der Schadensersatzanspruch auch dann, wenn der K&#228;ufer am Vertrage festh&#228;lt (vgl. D&#246;lle, aaO., Rdnr. 19 ff. zu Art.24 EKG; St&#246;tter, aaO., Anm. zu Art. 24 EKG). Grunds&#228;tzlich hat in einem solchen Falle der Verk&#228;ufer den der anderen Partei entstandenen Verlust und den ihr entgangenen Gewinn zu ersetzen (Art. 82 EKG). </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Im konkreten Falle hat die Beklagte jedoch nicht den ihr obliegenden Beweis erbracht, da&#223; ihr der behauptete Schaden infolge der versp&#228;teten Anlieferung der Ware tats&#228;chlich auch entstanden ist. Die Beklagte vermag einen Schadensersatzanspruch nicht mit der Behauptung begr&#252;nden, mit ihren Abnehmern sei die Lieferung der Pullover f&#252;r Juli 1980 vereinbart gewesen. Angesichts der mit der Kl&#228;gerin getroffenen Regelung einer Lieferung ab Fabrik im Laufe des Monats Juli 1980 w&#228;re es leichtfertigt gewesen, mit den eigenen Kunden bereits den Monat Juli als eigenen Liefertermin zu vereinbaren. Ein dadurch eintretender Schaden w&#228;re auch f&#252;r die Kl&#228;gerin nicht voraussehbar gewesen, so da&#223; insoweit eine Haftung entf&#228;llt (Art.82 EKG). Aber selbst wenn man mit dem Zeugen I davon ausginge, die Pullover h&#228;tten an die Kunden der Beklagten im August 1980 ausgeliefert werden sollen, ergeben sich aus der Bekundung dieses Zeugen im &#252;brigen keine &#252;berzeugenden Anhaltspunkte f&#252;r einen tats&#228;chlichen Schadenseintritt bei der Beklagten. Dieser Zeuge vermochte keinerlei konkrete Angaben &#252;ber abgeschlossene Gesch&#228;fte mit Drittabnehmern zu machen. Nach seiner Aussage will er nach Mitteilung &#252;ber ein versp&#228;tetes Eintreffen der Ware mit der Firma H telefonische R&#252;cksprache genommen haben, worauf diese die Abwicklung des Gesch&#228;ftes &#252;ber die Lieferung von 32 bis 48 Pullover abgelehnt habe. Diese Firma soll auch mit R&#252;cksicht auf diesen Vorgang die Gesch&#228;ftsbeziehungen zu der Beklagten &#252;berhaupt abgebrochen haben. Angesichts des geringen streitigen Gesch&#228;ftsumfanges erscheint der Kammer eine derartige Reaktion der Firma H als wenig wahrscheinlich. Jedenfalls aber reicht die Bekundung des Zeugen I nicht aus, &#252;berzeugende Anhaltspunkte f&#252;r einen der Beklagten dadurch im Ergebnis entstandenen Schaden zu gewinnen. Der Zeuge vermochte n&#228;mlich weder &#252;ber sonstige Gesch&#228;ftsbeeintr&#228;chtigungen Angaben zu machen noch konnte er best&#228;tigen, da&#223; die Beklagte Pullover der Kl&#228;gerin nur unter Gewinnverlust hat absetzen k&#246;nnen. Schlie&#223;lich vermochte er auch den angeblichen Mehraufwand der Beklagten nicht zu best&#228;tigen. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist damit beweisf&#228;llig geblieben. Der weiterhin von ihr benannte Zeuge L konnte nicht vernommen werden, weil seine Ladung mangels eingezahlten Vorschusses unterblieben war. Der als "Zeuge" benannte Herr X konnte nicht vernommen werden, da sich zu Beginn seiner Anh&#246;rung herausstellte, da&#223; er als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagten den Status einer Partei hat. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Es verbleibt deshalb bei dem Kaufpreisanspruch der Kl&#228;gerin. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch folgt aus Art.<b> </b>83 EKG und ist der H&#246;he nach belegt durch die Mitteilung der E Cbank vom 25. M&#228;rz 1981. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 91, 344, 709 ZPo. </p>
315,817
olgk-1982-04-21-2-wx-1382
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Wx 13/82
"1982-04-21T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:44"
"2019-03-27T09:42:08"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1982:0421.2WX13.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die weitere Beschwerde der Antragsteller gegen den Beschlu&#223; der 3. Zivilkammer des Landgerichts Aachen vom 3.12.1981 -3 T 348/81 -wird zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Antragsteller haben die Eintragung von Wohnungseigentumsrechten entsprechend der unter UR- Nr. 1xxx/81 von Notar T. in B. beurkundeten Teilungserkl&#228;rung beantragt. Der Rechtspfleger des Grundbuchamtes hat durch Zwischenver&#173;f&#252;gung in einer Reihe von Punkten Beanstandungen erhoben, die sich durch das weitere Verfahren &#252;berwiegend erledigt haben. Zur Entscheidung des Senats stehen nur noch die Beanstandungen der Zwischenverf&#252;gung des Rechtspflegers zu d) und g). Es geht dabei um die Rechtsfragen,</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">zu d):</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">ob eine plattierte Terrassenfl&#228;che ohne jedwede Abgrenzung nach &#167;&#167; 3, 5 Abs. 1 WEG, sondereigen&#173;tumsf&#228;hig ist, und</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">zu g):</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">ob bei der Begr&#252;ndung von Wohnungseigentum mit dinglicher Wirkung, also durch Grundbucheintra&#173;gung, festgelegt werden darf, da&#223; die Teilungs&#173;erkl&#228;rung und die Gemeinschaftsordnung zuk&#252;nftig</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">durch Mehrheitsbeschlu&#223; der Eigent&#252;merversammlung, ge&#228;ndert werden kann.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat beide Fragen verneint. Mit der dagegen gerichteten weiteren Beschwerde verfolgen die Beschwerde&#173;f&#252;hrer ihren Eintragungsantrag insoweit weiter.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die weitere Beschwerde ist unbegr&#252;ndet. Die Entscheidung des Landgerichts beruht nicht auf einer Verletzung des Gesetzes (&#167; 78 GBO &#167; 550 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Dem Landgericht ist darin zuzustimmen, da&#223; eine Terrasse mit Plattenbelag ohne jedwede horizontale Abgrenzung kein Raum im Sinne der &#167;&#167; 5, 3 WEG ist und deshalb auch kein Sondereigentum daran begr&#252;ndet werden kann. Nach &#167; 3 Abs. 2 Satz 1 WEG soll Sondereigentum nur einger&#228;umt werden, wenn "R&#228;ume in sich abgeschlossen sind". Eine Ausnahme davon ist im Gesetz lediglich f&#252;r Garagenstellpl&#228;tze vorgesehen, die nach &#167; 3 Abs. 2 Satz 2 WEG als abgeschlossene R&#228;ume fingiert werden ("gelten als...."), wenn ihre Fl&#228;chen durch dauerhafte Markierungen ersichtlich sind. Diese Ausnahme erkl&#228;rt sich durch die Zweckbestimmung von Garagenstellpl&#228;tzen, bei denen horizontale Abgrenzungen hinderlich w&#228;ren. Zum Begriff des Raumes geh&#246;rt die erkennbare Abgrenzung mach L&#228;nge, Breite und H&#246;he. Fehlt die vertikale Abgrenzung schlechthin, dann kann nicht mehr von einem Raum gesprochen werden, sondern nur noch von einer Fl&#228;che. Aus diesem Grunde werden auch im Schrifttum ebenerdige Terrassen ohne jede H&#246;henabgrenzung nicht als sondereigentumsf&#228;hige R&#228;ume im Sinne des WEG angesehen (vgl. Ermann/Ganten, BGB, 7. Aufl. 1981, &#167; 5 WEG, Anm. 10; R&#246;ll im M&#252;nch. Komm., &#167; 5 WEG Anm.5). Ein Platten&#173;belag kann eine Fl&#228;che entgegen der Annahme der Beschwerde&#173;f&#252;hrer nicht zum Raum machen. Diese Fl&#228;che steht vielmehr nach &#167; 1 Abs. 5 WEG als "das Grundst&#252;ck" zwingend im Ge&#173;meinschaftseigentum.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">II.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Zuzustimmen ist dem Landgericht auch darin, da&#223; &#196;nderungen der Teilungserkl&#228;rung und der Gemeinschaftsordnung stets dem Einstimmungskeitsprinzip unterworfen sind, also auch dann, wenn sie nachtr&#228;glich ge&#228;ndert werden sollen. Diese Regelung ist zwingend und unterliegt nicht der Vertrags&#173;freiheit des Wohnungseigent&#252;mers. Die Eintragung der Regelung in &#167; 11 der Gemeinschaftsordnung, wonach die Teilungserkl&#228;rung und die Gemeinschaftsordnung zuk&#252;nftig mit 3/4-Mehrheit der Wohnungseigent&#252;mer ab&#228;nderbar sei, ist deshalb zu Recht abgelehnt worden. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">In Schrifttum und Rechtsprechung wird einhellig aus dem Gesetz die Unterscheidung zwischen Vereinbarungen und Be&#173;schl&#252;ssen abgeleitet. Diese Formen der inneren Gestaltung unterscheiden sich dadurch, da&#223; mit dem Begriff der Verein&#173;barung die Einstimmigkeit, mit dem des Beschlusses das Mehrheitsprinzip verbunden wird.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Nach einhelliger Meinung m&#252;ssen erstmals getroffene Verein&#173;barungen stets einstimmig gefa&#223;t werden. Es ist weiter einhellige Meinung, da&#223; Vereinbarungen jedenfalls dann, wenn keine abweichende Regelung getroffen worden ist, auch f&#252;r die Zukunft nur einstimmig abge&#228;ndert werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Zweifelhaft kann daher nur sein, ob bei der ersten einstimmig getroffenen Vereinbarung festgelegt werden kann, da&#223; sp&#228;tere &#196;nderungen dieser Vereinbarung mehrheitlich vorgenommen werden k&#246;nnen. Diese Rechtsfrage ist hier ent&#173;scheidungserheblich, weil die Grundordnung und die Teilungs&#173;erkl&#228;rung Regelungsgegenst&#228;nde zum Inhalt haben, die erstmals immer nur durch Vereinbarung und damit einstimmig geregelt werden k&#246;nnen. W&#252;rde die zuk&#252;nftige &#196;nderung von Vereinbarungen durch Mehrheitsbeschlu&#223; zugelassen, w&#228;re das gleichbedeutend damit, da&#223; der Begriff der Vereinbarung nicht mehr vom sachlichen Inhalt der Regelung her zu bestimmen w&#228;re, sondern durch den Reglungswillen der Beteiligten. Diese k&#246;nnten einstimmig vereinbaren, da&#223; sp&#228;tere &#196;nderungen der Gemein&#173;schaftsordnung und der Teilungserkl&#228;rung ihres Charakters als Vereinbarungen entkleidet und in die Gestaltungsform von Beschl&#252;ssen der Wohnungseigent&#252;mer &#252;bergef&#252;hrt w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">In der ver&#246;ffentlichten Judikatur zum WEG ist diese Rechtsfrage bislang nicht behandelt worden. Auch das BayObLG hat in BayObLGZ 1978, 377 nur entschieden, da&#223; zur Eintragung einer Vereinbarung oder deren Ab&#228;nderung oder Aufhebung in das Grundbuchamt die Bewilligung aller Wohnungseigent&#252;mer in der Form des &#167; 29 Abs. 1 Satz 1 GBO erforderlich ist. Mit der Rechtsfrage, ob einstimmige Ver&#173;einbarungen zuk&#252;nftig ohne R&#252;cksicht auf ihren Inhalt dem Mehrheitsprinzip unterstellt werden k&#246;nnen, hat sich das BayObLG nicht befa&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das Schrifttum behandelt diese Frage &#252;berwiegend &#252;berhaupt nicht. Er&#246;rtert wird sie von R&#246;ll im M&#252;nch.Komm., &#167; 10 WEG, Anm. 22 sowie von Weitnauer in dessen Kommentar zum WEG bei &#167; 10 Anm. 17 c. Beide Kommentatoren tendieren dahin, die &#196;nderung von Gemeinschaftsordnung und Teilungserkl&#228;rung durch Mehrheitsbeschlu&#223; zuzulassen. Der Senat vermag dieser Auffassung nicht zu folgen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">R&#246;lls Ausf&#252;hrungen sind in mehrfacher Hinsicht unvollst&#228;ndig und sogar widerspr&#252;chlich. Die Interessenlage wird von R&#246;ll nicht er&#246;rtert. Statt dessen argumentiert er unmittelbar mit dem "Grundsatz der Vertragsfreiheit". Hierin liegt, methodisch gesehen, indessen eine petitio principii. Denn zweifelhaft ist ja gerade, ob die grunds&#228;tzlich gegebene Vertragsfreiheit nicht ausgeschlossen ist, weil Vereinbarungen ihrem Wesen nach nur einstimmig getroffen und ge&#228;ndert werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">R&#246;lls Ausf&#252;hrungen sind auch in sich widerspr&#252;chlich. Er f&#252;hrt zun&#228;chst aus, da&#223; es zul&#228;ssig sei, in der Gemeinschaftsordnung vorzuschreiben, eine &#196;nderung der Gemeinschaftsordnung k&#246;nne mit qualifizierter Mehrheit durch einen Wohnungseigent&#252;mer&#173;beschlu&#223; erfolgen. Abweichend hiervon hei&#223;t es dann am Ende der Anmerkung, eine &#196;nderung der Gemeinschaftsordnung durch Mehrheitsbeschlu&#223; sollte wegen der Benutzung des Sondereigen&#173;tums nicht m&#246;glich sein. R&#246;ll st&#252;tzt diese abweichende Auffassung mit Recht auf den Hinweis, da&#223; ein Mehrheitsbeschlu&#223; bez&#252;glich einer &#196;nderung der Grundordnung folgenschwere Nachteile f&#252;r einen einzelnen Wohnungseigent&#252;mer mit sich bringen kann<strong> </strong>und da&#223; auch die Beleihungsf&#228;higkeit von Eigen&#173;tumswohnungen gef&#228;hrdet w&#228;re, wenn Banken f&#252;rchten m&#252;&#223;ten, da&#223; die Eigent&#252;mer durch Mehrheitsbeschlu&#223; ihre Rechte verlieren k&#246;nnten. Das alles ist zutreffend, spricht aber nur daf&#252;r, die zuk&#252;nftige &#196;nderung der Gemeinschaftsordnung durch Mehrheitsbeschl&#252;sse nicht zuzulassen. Soweit R&#246;ll sich f&#252;r seine zu Beginn der Anmerkung vertretene ab&#173;weichende Ansicht auf Belege beruft (in Fu&#223;note 28), handelt es sich um Literaturstellen, die nicht einschl&#228;gig sind.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Ausf&#252;hrlich er&#246;rtert wird die hier zur Entscheidung stehende Rechtsfrage in dem Kommentar von Weitnauer. Auch er h&#228;lt es f&#252;r zul&#228;ssig, da&#223; die Gemeinschaftsordnung sp&#228;tere &#196;nderungen durch Mehrheitsbeschlu&#223; vorsieht. Alle sodann folgenden Er&#173;&#246;rterungen enthalten jedoch nur Argumente gegen diese Zulas&#173;sung. Weitnauer weist mit Recht auf die Wichtigkeit des Ein&#173;stimmigkeitsprinzips hin. Er bef&#252;rwortet, von der M&#246;glichkeit, zuk&#252;nftige &#196;nderungen dem Mehrheitsprinzip zu unterstellen, "nur mit gr&#246;&#223;ter Vorsicht Gebrauch" zu machen; praktische Gesichtspunkte sprechen "f&#252;r &#228;usserste Zur&#252;ckhaltung, weil schon die M&#246;glichkeit von Mehrheitsbeschl&#252;ssen Anla&#223; zu st&#228;ndiger Unruhe in Wohnungseigent&#252;mergemeinschaften und zur Benachtei&#173;ligung von Minderheiten f&#252;hren kann, zu deren Lasten sich leicht eine Mehrheit finden l&#228;&#223;t". Dem stimmt der Senat zu; nur folgt daraus, da&#223; von der Interessenlage her die Bedenken dagegen, Vereinbarungen zuk&#252;nftig hinsichtlich der Willens&#173;bildung zur Disposition der Mehrheit zu stellen, so gewichtig sind, da&#223; diese Dispositionsfreiheit zu verneinen ist.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Diese Auffassung wird f&#252;r die entsprechende Regelung im Schweizer Recht auch vom schweizerischen Bundesgerichtshof vertreten. Dieser hat (Entscheidungen des schweizerischen Bundesgerichtshofs, Band 1o3, 76 ff.) das Einstimmigskeits&#173;prinzip f&#252;r Vereinbarungen durchgehend dem zwingenden Recht zugeordnet. Eine Revisionsklausel, wonach das Reglement, dem s&#228;mtliche Miteigent&#252;mer zugestimmt hatten, zuk&#252;nftig mit einer Mehrheit abge&#228;ndert werden k&#246;nne, hat der schweizerische Bundesgerichtshof als unzul&#228;ssig angesehen. Ma&#223;gebend war auch f&#252;r ihn die Interessenlage. Diese verbietet es auch, Regelungen des Rechts der Handelsgesellschaften auf Wohnungs&#173;eigent&#252;mergemeinschaften zu &#252;bertragen. Grundordnung und Teilungserkl&#228;rung sind so wichtige und fundamentale Voraus&#173;setzungen f&#252;r den Entschlu&#223; eines Einzelnen, Wohnungseigentum zu erwerben, das jedem Erwerber Bestandsschutz gesichert werden mu&#223;. Jeder Wohnungseigent&#252;mer mu&#223; darauf vertrauen k&#246;nnen, da&#223; sich am Grundstatut der Gemeinschaft gegen seinen Willen nichts &#228;ndert. Damit steht auch in Einklang, da&#223; die Eintragung von &#196;nderungen der Grundordnung und der Teilungserkl&#228;rung grundbuchrechtlich der Bewilligung aller Miteigent&#252;mer bedarf (BayObLGZ 1978, 377).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Bedenken in der Hinsicht, da&#223; das Festhalten am Einstimmig&#173;keitsprinzip auch f&#252;r zuk&#252;nftige &#196;nderungen die Gefahr einer Erstarrung mit sich bringen k&#246;nnte, greifen nicht durch. Weitnauer (a.a.O. &#167; lo Anm.17 d) hat n&#228;mlich mit Recht darauf hingewiesen, da&#223; eindeutig verfehlte Bestimmungen in der Gemeinschaftsordnung unter Wahrung des Einstimmigkeitsprinzip korrigiert werden k&#246;nnen, weil aus der Treuepflicht der Wohnungseigent&#252;mer die Pflicht abgeleitet werden kann, einer &#196;nderung der Gemeinschaftsordnung zuzustimmen, wenn diese dringend geboten ist und die Versagung der Zustimmung gegen Treu und Glauben verstossen w&#252;rde. Damit sind auch bei Beibehaltung des Einstimmigkeitsprinzips f&#252;r zuk&#252;nftige &#196;nde&#173;rungen die Interessen aller Wohnungseigent&#252;mer hinreichend gewahrt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Senat schlie&#223;t sich deshalb den vorstehend dargelegten Gr&#252;nden der Auffassung des Landgerichts an mit der Folge, da&#223; die weitere Beschwerde insgesamt zur&#252;ckzuweisen ist.</p>
315,818
lg-duisburg-1982-04-01-9-o-2682
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
9 O 26/82
"1982-04-01T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:45"
"2019-03-27T09:42:08"
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1982:0401.9O26.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beklagte wird verurteilt, gegen&#252;ber der zu erkl&#228;ren, da&#223; er in die &#220;bertragung der dort gespeicherten Daten der Firma in auf den Kl&#228;ger oder einen von ihm zu bestimmenden Steuerberater einwilligt.</p> <p> Die Kosten des Rechtsstreits werden dem Beklagten auferlegt.</p> <p> Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 16.800 DM,</p> <p> welche auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer in der </p> <p> Bundesrepublik Deutschland oder West-Berlin ans&#228;ssigen Gro&#223;bank erbracht werden kann, vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Konkursverwalter &#252;ber das Verm&#246;gen der Firma in , deren Steuerberater der inzwischen verstorbene Steuerbevollm&#228;chtigte aus gewesen ist. Die Stammdaten der Gemeinschuldnerin sind bei der , welcher der Steuerbevollm&#228;chtigte angeschlossen war, gespeichert. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit seiner Klage macht der Kl&#228;ger nunmehr einen Anspruch auf Einwilligung in die &#220;bertragung der Daten gegen den Beklagten geltend. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zwar ist zwischen den Parteien streitig, ob der Beklagte die Praxis des verstorbenen Steuerbevollm&#228;chtigten fortgef&#252;hrt hat bzw. von der zust&#228;ndigen Berufskammer zum Abwickler der Praxis bestellt worden ist. Unstreitig ist jedoch, da&#223; die -Nummer des verstorbenen Steuerbevollm&#228;chtigten von dem Beklagten fortgef&#252;hrt werden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger vertritt die Auffassung, da&#223; der Beklagte verpflichtet sei, in die &#220;bertragung der -Daten auf ihn einzuwilligen, nachdem feststehe, da&#223; diese -Nummern auf ihn &#252;bertragen worden seien.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"> den Beklagten zu verurteilen, gegen&#252;ber der zu erkl&#228;ren, da&#223; er in die </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"> &#220;bertragung der dort gespeicherten Daten der Fa. in auf den Kl&#228;ger</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"> oder einen von ihm zu bestimmenden Steuerberater einwilligt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"> die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Er vertritt die Auffassung, nicht passiv legitimiert zu sein. Soweit er die -Nummern des Erblassers fortf&#252;hre, besitze er hiermit lediglich eine formell rechtliche Position nach aussen hin, die es ihm erm&#246;gliche, die erlangte Erkl&#228;rung gegen&#252;ber der abzugeben. Sachlich berechtigt seien indes die Erben des verstorbenen Steuerberaters als dessen Rechtsnachfolger. Diese w&#252;rden indessen die Zustimmung wegen noch ausstehender Honoraranspr&#252;che des Erblassers gegen die Gemeinschuldnerin nicht erteilen. Dies f&#252;hre dazu, da&#223; der Kl&#228;ger die Erben auf Abgabe einer entsprechenden Zustimmungserkl&#228;rung verklagten m&#252;sse.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wegen des Parteivorbringens im einzelnen wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen erg&#228;nzend verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></b></p> <br /><span class="absatzRechts">15</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td valign="top"></td> <td valign="top"></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch des Kl&#228;gers folgt aus &#167; 117 KO.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Diese Vorschrift ist Anspruchsnorm f&#252;r den Konkursverwalter, nach Er&#246;ffnung des Konkursverfahrens das gesamte zur Konkursmasse geh&#246;rige Verm&#246;gen des Gemeinschuldners in Besitz und Verwaltung zu nehmen und begr&#252;ndet daher einen Herausgabeanspruch des Konkursverwalters gegen besitzende Dritte (vgl. B&#246;hle-Stamschr&#246;der/Kilger 13. Aufl., &#167; 117 Anm. 2).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Eine solche Position des besitzenden Dritten hat der Beklagte in Bezug auf die </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">-Nummern, unter welchen die Stammdaten der Gemeinschuldnerin gespeichert sind, weil er sie unstreitig nach dem Tode des fr&#252;heren Steuerbevollm&#228;chtigten der Gemeinschuldnerin &#252;bernommen hat.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Diese unter den entsprechenden -Nummern gespeicherten Stammdaten geh&#246;ren auch zum konkursbefangenen Verm&#246;gen der Gemeinschuldnerin, denn ihr Stand nach der K&#252;ndigung des Mandatsverh&#228;ltnisses durch ihren damaligen Steuerberater ein Anspruch auf Herausgabe gem. &#167;&#167; 675, 667 BGB zu, weil dieser alles herausgeben mu&#223;te, was er zur Ausf&#252;hrung seines Auftrages erhalten bzw. aus seiner Gesch&#228;ftsbesorgung erlangt hatte. Hierzu geh&#246;rten indes auch die in einem Gro&#223;computer gespeicherten Daten der Gemeinschuldnerin.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Einwand des Beklagten, dieser fr&#252;her gegen den Steuerberater gerichtete Anspruch sei nunmehr nach dessen Tod gegen&#252;ber seinen Erben geltend zu machen, geht fehl, weil diese unstreitig die Verf&#252;gungsgewalt &#252;ber die streitigen Daten nicht besitzen, nachdem der Beklagte selbst einr&#228;umt, da&#223; die -Nummern auf ihn &#252;bertragen worden sind. Dies bringt ihn in die Stellung des besitzenden Dritten, demgegen&#252;ber gem. &#167; 117 KO der Anspruch auf Herausgabe - hier auf Abgabe einer Einwilligungserkl&#228;rung gegen&#252;ber der - begr&#252;ndet ist.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Diesem Anspruch des Kl&#228;gers steht auch ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht des Beklagten nicht entgegen. Ein solches Recht scheitert zum einen schon daran, da&#223; dem Beklagten Honorarforderungen gegen&#252;ber der Gemeinschuldnerin nicht zustehen und zum anderen daran, da&#223; solche Forderungen nach herrschender Meinung ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht gegen&#252;ber dem Herausgabeanspruch des Konkursverwalters nicht begr&#252;nden. (vgl. Mentzel-K&#252;hn-Uhlenbruck, 9. Aufl., &#167; 117 Rdnr. 8).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO; die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167; 709 ZPO.</p>
315,819
ag-solingen-1982-03-29-16-f-100080
{ "id": 733, "name": "Amtsgericht Solingen", "slug": "ag-solingen", "city": 493, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
16 F 1000/80
"1982-03-29T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:47"
"2019-03-27T09:42:08"
Beschluss
ECLI:DE:AGSG:1982:0329.16F1000.80.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag der Mutter, ihr die elterliche Sorge &#252;ber ihre Kinder</p> <p>M , geboren am , und</p> <p>R , geboren am ,</p> <p>zu &#252;bertragen, wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Verfahrens tr&#228;gt jeder Elternteil zur H&#228;lfte.</p> <p></p> <p>Die au&#223;ergerichtlichen Kosten tr&#228;gt jeder Elternteil selbst.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die streitenden Elternteile sind &#228;gyptische Staatsangeh&#246;rige. Der Antragsgegner lebt und arbeitet seit 1962 in der Bundesrepublik. Aus der am mit der Antragstellerin christlich eingegangenen Ehe sind zwei Kinder hervorgegangen: M , geboren am und R , geboren am . Die Eheleute lebten nach der Heirat bis zum August 1977 mit kurzen Unterbrechungen gemeinsam in der Bundesrepublik, wo auch die Kinder geboren und zun&#228;chst aufgewachsen sind. Bei einem Aufenthalt in &#196;gypten kam es im August 1977 zur Trennung der Familie. W&#228;hrend der Vater nach Deutschland zur&#252;ckkehrte, bleiben die Mutter und die Kinder in Kairo. Der Vater hatte nach &#228;gyptischem Recht zun&#228;chst durchsetzen k&#246;nnen, da&#223; der Mutter und den Kindern keine Ausreisegenehmigung erteilt wurde. W&#228;hrend des Aufenthalts in &#196;gypten wurden die Kinder von der Mutter versorgt. 1980 &#252;bergab die Mutter ihre Kinder zun&#228;chst der Familie des Vaters, als dieser sich vor&#252;bergehend in &#196;gypten aufhielt. Im Juni 1980 folgten die Kinder dem Vater nach Deutschland, wo sie seither in seinem Haushalt leben und von ihm und seiner jetzigen Lebenspartnerin versorgt werden. Im November 1980 reise die Mutter ebenfalls in die Bundesrepublik ein. Sie beabsichtigt, hier zu bleiben und hat, zur Zeit in Dortmund lebend, eine Aufenthaltserlaubnis beantragt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Bereits 1978 hatte der Antragsgegner, der zun&#228;chst zum protestantischen Glauben konvertierte, versucht, in &#196;gypten die Scheidung der Ehe herbeizuf&#252;hren. Der ersten, nach islamischem Ritus erfolgten Versto&#223;ung, versagte das Amtsgericht K in einem sich anschlie&#223;enden Rechtsstreit die Anerkennung. Nachdem der Antragsgegner zum Islam &#252;bergetreten war, sprach er am erneut eine Versto&#223;ung aus, die in das standesamtliche Scheidungsregister der Stadt K eingetragen wurde. Auf die Rechtsmittel der Ehefrau hat das Landgericht K am in zweiter Instanz die Scheidung best&#228;tigt. Wie aus einer Bescheinigung der &#228;gyptischen Justizbeh&#246;rden hervorgeht, ist bei diesen gegen dieses Urteil keine Revision eingelegt worden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die praktische Versorgung von M und R ist jetzt tags&#252;ber in der Form geregelt, da&#223; der Vater und seine Lebenspartnerin die Kinder morgens im Wagen mit nach D nehmen, wo R die Kindertagesst&#228;tte der Firma (Arbeitgeber des Vaters) besucht und M die Hauptschule. Nach Unterrichtsschlu&#223; besucht auch M die Kindertagesst&#228;tte, die in der N&#228;he der Schule liegt. Beide Kinder essen dort zu Mittag; M erh&#228;lt Hausaufgabenbetreuung.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Mutter bewohnt zur Zeit in D eine aus einer Wohnk&#252;che und einem Schlafzimmer bestehende 2-Zimmer-Altbauwohnung. Falls sie die elterliche Sorge &#252;ber die Kinder erh&#228;lt, will sie eine gr&#246;&#223;ere Wohnung anmieten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Wegen der vorl&#228;ufigen und endg&#252;ltigen Regelung des Umgangsrechts der Mutter mit ihren Kindern laufen vor dem hiesigen Gericht weitere Verfahren, die noch nicht abgeschlossen sind. Ein weiteres Verfahren ist wegen geltend gemachten Unterhalts hier anh&#228;ngig.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin bringt vor: sie sei f&#252;r beide Kinder die prim&#228;re Bezugsperson; dies gelte besonders f&#252;r R , die ihren Vater &#8211; als er sie in die Bundesrepublik mitgenommen habe &#8211; noch nicht gekannt habe; die Bindung der Kinder an ihren Vater sei nicht besonders stark. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Sie beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">ihr &#252;ber beide Kinder die elterliche Sorge zu &#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Vater beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">diesen Antrag zur&#252;ckzuweisen, hilfsweise</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">ihm die elterliche Sorge zuzusprechen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Er macht geltend: Die Mutter sei nach &#228;gyptischem Recht nicht berechtigt, die elterliche Sorge f&#252;r sich zu beanspruchen; nach &#228;gyptischem Recht st&#252;nde die elterliche Sorge allein ihm, dem Vater, zu.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat die Eltern wie die Kinder richterlich geh&#246;rt. Es hat ferner Berichte der Jugend&#228;mter und eingeholt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Antrag der Antragstellerin ist zur&#252;ckzuweisen, weil das Familiengericht Solingen nicht international zust&#228;ndig ist.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die internationale Zust&#228;ndigkeit richtet sich &#8211; wie unter Bezugnahme auf das Gutachten des Instituts f&#252;r internationales und ausl&#228;ndisches Privatrecht der Universit&#228;t zu K&#246;ln vom und die dort zitierte Literatur jetzt und weiterhin ausgef&#252;hrt sei &#8211; nach dem MSA. Nach Artikel 13 Absatz I MSA ist das Abkommen auf alle Minderj&#228;hrigen anzuwenden, die wie M und R ihren gew&#246;hnlichen Aufenthalt in einem der Vertragsstaaten haben. Da die Bundesrepublik von dem Vorbehalt des Artikel 13 Absatz III MSA keinen Gebraucht gemacht hat, kommt es auf die Staatsangeh&#246;rigkeit der Minderj&#228;hrigen nicht an.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Nach Artikel 1 MSA sind die Gerichte des Aufenthaltsstaates f&#252;r Ma&#223;nahmen zum Schutz der Person und des Verm&#246;gens der Minderj&#228;hrigen international zust&#228;ndig. Dabei ist der Begriff der Schutzma&#223;nahmen weit auszulegen. Er umfa&#223;t alle Ma&#223;nahmen, die im Interesse des Kindes erforderlich sind. Dazu z&#228;hlt auch die &#220;bertragung der elterlichen Sorge nach Scheidung.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Nach Artikel 3 MSA haben die Gerichte des Aufenthaltsstaates Gewaltverh&#228;ltnisse indes anzuerkennen, die nach dem Heimatrecht der Minderj&#228;hrigen kraft Gesetzes bestehen. Dabei wird nach herrschender und zutreffender Meinung die Aufenthaltszust&#228;ndigkeit durch ein gesetzliches Gewaltverh&#228;ltnis nach dem Heimatrecht der Minderj&#228;hrigen ausgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Ein solches gesetzliches Gewaltverh&#228;ltnis, in das aufgrund der Aufenthaltszust&#228;ndigkeit nach Artikel 1 MSA nicht eingegriffen werden darf und auf das die Ehescheidung keinen Einflu&#223; hat, besteht hier nach religi&#246;sem islamischem Recht hanefitischer Schule, das nach &#228;gyptischem Recht ma&#223;gebend ist. Nach diesem Recht steht auch nach Scheidung die sogenannte "wil&#180;`aya" das Recht f&#252;r die Kinder alle rechtlich bedeutsamen Entscheidungen zu treffen, dem Vater zu, w&#228;hrend der Mutter auch nach Scheidung allein die "had&#180;`ana" zusteht, die tats&#228;chliche Personensorge, die das Aufenthaltsbestimmungsrecht nicht umfa&#223;t. Dabei endet die "had&#180;`ana" bei M&#228;dchen mit Vollendung des 12. Lebensjahres, sofern sie nicht &#8211; was m&#246;glich ist &#8211; bis zur Heirat verl&#228;ngert wird.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Anwendung des &#228;gyptisch-muslimischen Rechts ist gerechtfertigt, weil beide Kinder &#196;gypter sind und als Muslime gelten. &#196;gypter sind sie nach Artikel 2 Nr. 1 des Staatsangeh&#246;rigkeitsgesetzes Nr. 26/1975 der VAR. Hiernach haben sie als eheliche Kinder eines &#228;gyptischen Vaters &#228;gyptische Staatsangeh&#246;rigkeit erworben. Als Muslime gelten die Kinder nach Artikel 130 Absatz II des "Gesetzbuches &#252;ber das Personensorgerecht und die Erbfolge nach hanefitischem Ritus" infolge &#220;bertritt des Vaters zum Islam. Im Verh&#228;ltnis zur koptisch-orthodoxen Antragstellerin gilt ebenfalls muslimisches Recht, da nicht-muslimische religi&#246;se Rechte nur anzuwenden sind, wenn alle Beteiligten derselben Religion und demselben Ritus angeh&#246;ren, was hier nicht der Fall ist.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Das gesetzliche Gewaltverh&#228;ltnis islamischen Rechts ist von dem Gericht zu beachten und widerspricht nicht offensichtlich der deutschen Ordnung, dem sogenannten deutschen ordre public. Wie unter Bezugnahme auf BGH in NJW 70, 2161 und das schon genannte Gutachten ausgef&#252;hrt sei, stellt die Regelung des islamischen Rechts, nach der die elterliche Sorge von einem bestimmten Alter der Kinder ab stets und uneingeschr&#228;nkt dem Vater zusteht, als solche keinen Versto&#223; gegen den deutschen ordre public dar. Ein Versto&#223; gegen den ordre public w&#228;re nur zu bejahen, wenn die Anwendung &#228;gyptisch-islamischen Rechts unter den besonderen Umst&#228;nden zu einem Ergebnis f&#252;hren w&#252;rde, das der deutschen Rechtsordnung in eklatanter Weise widerspr&#228;che. Davon kann hier offensichtlich nicht die Rede sein und dies macht auch keine Seite geltend, zumal ein solcher Versto&#223; bei der &#228;gyptischen Staatsangeh&#246;rigkeit der Eltern wie der Kinder generell nur sehr selten anzunehmen ist. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Auch eine Gef&#228;hrdungszust&#228;ndigkeit nach Artikel 8 MSA ist nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Nach Artikel 8 MSA sind trotz eines bestehenden Gewaltverh&#228;ltnisses im Sinne des Artikel 3 MSA Schutzma&#223;nahmen zugunsten Minderj&#228;hriger zul&#228;ssig, wenn die Minderj&#228;hrigen in ihrer Person oder ihrem Verm&#246;gen gef&#228;hrdet sind. Dabei sprechen die Anforderungen f&#252;r eine Gef&#228;hrdung denen, die das deutsche Recht nach den &#167;&#167; 1666 &#8211; 1669 BGB stellt. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">F&#252;r eine solche Gef&#228;hrdung bestehen hier keinerlei Anhaltspunkte. Nach den getroffenen Ermittlungen, insbesondere der Anh&#246;rung der Kindere und den Ermittlungen der beteiligten Jugend&#228;mter, werden die Kinder bei dem Vater gut betreut und ist der Vater emotional sehr mit ihnen verbunden. Dagegen haben sich bei Besuchen der Kinder bei der Mutter massive Schwierigkeiten ergeben. Diese Schwierigkeiten sind bei der &#228;lteren M so erheblich, da&#223; das Kind seine Mutter am liebsten nicht einmal mehr besuchen m&#246;chte und jedenfalls ein &#220;berwechseln in den m&#252;tterlichen Haushalt entschieden ablehnt. Da der Wille M&#8217;s bei ihrem Alter und ihrer Reife bei Entscheidung &#252;ber die elterliche Sorge sehr eingehend zu ber&#252;cksichtigen ist, w&#228;re ohnehin nur ein &#220;berwechseln der j&#252;ngeren R zur Mutter denkbar &#8211; wie dies die Mutter in ihrem Schriftsatz vom denn auch angeregt hat. Hiergegen spricht aber wiederum, da&#223; dann die Kinder getrennt werden &#8211; was bei der innigen Geschwisterliebe schwerlich hinzunehmen ist. Fr&#252;her hat die Mutter sich gegen ein solches Auseinandertrennen der Geschwister denn auch ausdr&#252;cklich ausgesprochen (siehe Bericht des Jugendamtes D vom ). Gegen einen Wechsel zur Mutter spricht schlie&#223;lich der Grundsatz der Kontinuit&#228;t der Erziehung: Eine Aufnahme in den Haushalt der Mutter w&#252;rde einen erneuten Umgebungswechsel verursachen mit all seinen sch&#228;dlichen Folgen f&#252;r beide Kinder.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Soweit das gesetzliche Gewaltverh&#228;ltnis nach &#228;gyptisch-muslimischen Rechts durch den Aufenthalt der Mutter in D und den Aufenthalt des Vaters in S zu Unzutr&#228;glichkeiten f&#252;hrt und das Wohl der Kinder beeintr&#228;chtigt, kommen als gebotene Ma&#223;nahmen vor allem eine Regelung des Umgangsrechts in Betracht, das der Vater der Mutter indes grunds&#228;tzlich zusteht. Eventuell ist auch an eine Verl&#228;ngerung der "had&#180;`ana" zu denken. Hier&#252;ber ist jedoch in diesem Verfahren noch nicht zu entscheiden. Da wegen des Umgangsrechts ein weiteres Verfahren anh&#228;ngig ist, kann auch nicht davon ausgegangen werden, da&#223; in diesem Verfahren hilfsweise entsprechende Ma&#223;nahmen beantragt sind.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Da das Gericht f&#252;r eine Regelung der elterlichen Sorge somit international nicht zust&#228;ndig ist, konnte dahingestellt bleiben, ob eine Entscheidung des Gerichts auch deshalb nicht zul&#228;ssig ist, weil bereits bei einem &#228;gyptischem Gericht ein entsprechendes Verfahren anh&#228;ngig ist, was in diesem Verfahren nicht sicher aufzuhellen war und auch durch das eingeholte Gutachten nicht aufgekl&#228;rt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 94 Abs. III Satz 2 KostO. F&#252;r eine Anordnung nach &#167; 13 a Absatz I FGG war kein hinreichender Anla&#223;.</p>
315,820
olgham-1982-03-26-20-u-27781
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 277/81
"1982-03-26T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:48"
"2019-03-27T09:42:07"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1982:0326.20U277.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 24. Juni 1981 verk&#252;ndete Urteil der 8. Zivilkammer des Landgerichts Bielefeld abge&#228;ndert.</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 4.063,30 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 9. April 1981 zu zahlen.</p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Die weitergehende Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden zu 1/5 dem Kl&#228;ger und zu 4/5 der Beklagten auferlegt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat 1975 bei der Beklagten eine Familien-Vielschutz-Versicherung, die auch eine Reisegep&#228;ck-Neuwertversicherung enth&#228;lt, abgeschlossen. Bestandteil des Versicherungsvertrages waren die "Allgemeinen Bedingungen f&#252;r die Reisegep&#228;ck-Neuwertversicherung (AVBR)". Wegen deren Inhalts wird auf die Fotokopie (Bl. 7 d.A.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 30.6.1980 fuhr der Kl&#228;ger mit seiner Ehefrau und seinen zwei Kindern nach ... um dort den Sommerurlaub zu verbringen. In der ersten Nacht &#252;bernachtete der Kl&#228;ger in dem Hotel .... Da ihm diese Unterkunft nicht zusagte, zog er am n&#228;chsten Morgen wieder aus und suchte im Laufe des n&#228;chsten Tages ein neues Quartier.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat behauptet, wahrend dieser Zeit habe sein Pkw Golf auf dem Bahnhofsplatz in ... von 10.00 bis 17.30 Uhr ordnungsgem&#228;&#223; abgeschlossen und gesichert geparkt. Den Koffer, den er abends mit auf das Hotelzimmer genommen habe, habe er auf dem Vordersitz abgestellt. Als er um 17.30 Uhr zur&#252;ckgekehrt sei, sei der Wagen aufgebrochen gewesen. Der Koffer und das Autoradio nebst Zubeh&#246;r seien entwendet worden. In dem Koffer h&#228;tten sich die gesamten Urlaubsgarderobe und eine Fotoausr&#252;stung mit einem Wert von etwa 1.500,- DM befunden. Insgesamt habe der Schaden 5.018,- DM betragen. Hinsichtlich des Kofferinhalts habe er noch am Abend nach dem Diebstahl eine Aufstellung zusammen mit seiner Ehefrau gefertigt. Die eingesetzten Preise habe er sp&#228;ter anhand von Katalogen nachgetragen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat den Diebstahl bestritten. Zumindest sei davon auszugehen, da&#223; er w&#228;hrend der Nachtzeit stattgefunden habe. Au&#223;erdem ist sie der Auffassung, leistungsfrei zu sein, weil der Kl&#228;ger den Diebstahl grob fahrl&#228;ssig herbeigef&#252;hrt habe. Er habe n&#228;mlich den gro&#223;en Koffer nicht im Rahrgastraum unterbringen, sondern ihn im Kofferraum einschlie&#223;en m&#252;ssen. Die Beklagte hat au&#223;erdem den Inhalt dieses Koffers und den Wert der gestohlenen Gegenst&#228;nde bestritten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen. Es h&#228;lt es f&#252;r grob fahrl&#228;ssig, den Koffer offen im Fahrgastraum w&#228;hrend einer l&#228;ngeren Parkdauer unterzubringen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Dagegen richtet sich der Kl&#228;ger mit der Berufung. Beide Parteien wiederholen und erg&#228;nzen ihren erstinstanzlichen Vortrag in der Berufungsinstanz.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger stellt den Antrag,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und die Beklagte zu verurteilen, an ihn 5.018,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 9.4.1981 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch Vernehmung der Ehefrau als Zeugin. Diese hat bekundet:</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wir haben in der Nacht vom 30.6. zum 1.7.1980 im Hotel ... in ... &#252;bernachtet. Wir haben abends den Koffer mit auf das Zimmer genommen, da wir einige Sachen ben&#246;tigten, die sich in dem Koffer befanden. Da uns dieses Hotes nicht gefiel, haben wir es am n&#228;chsten Morgen wieder verlassen und das Zimmer ger&#228;umt. Mein Mann hat den Koffer nach drau&#223;en getragen und ihn zum Wagen gebracht. Den Wagen hat er auf einem Parkplatz abgestellt. Dies habe ich beides nicht gesehen, er hat es mir aber so gesagt. Im Laufe des Nachmittags dieses Tages haben wir dann eine Pension, ich glaube sie trug den Namen ..., gefunden. Mein Mann ist dann zum Parkplatz gegangen, um den Wagen und den Koffer zu holen. Dabei hat er festgestellt, da&#223; der Koffer gestohlen war. Noch an diesem Abend haben mein Mann und ich eine Aufstellung &#252;ber den Inhalt des Koffers gemacht. Dabei sind wir nach bestem Wissen und Gewissen vorgegangen. Wir haben nichts hinzugetan. &#220;ber den Inhalt des Koffers wu&#223;te ich damals sehr genau Bescheid, da ich selbst gepackt hatte. Die Wertangaben sind sp&#228;ter dazugeschrieben worden. Hierzu wei&#223; ich nichts mehr genaues. Ich nehme an, das hat mein Mann anhand von Katalogen und Sch&#228;tzungen gemacht. Von Fotosachen verstehe ich an sich nichts. Es ist ein Hobby meines Mannes. Ich wei&#223; aber, da&#223; er seine Fotosachen und auch Wechselobjektive eingepackt hatte. Er hatte nat&#252;rlich auch seinen Rasierapparat mitgenommen. Bei den Kleidungsst&#252;cken handelte es sich um relativ neuwertige Gegenst&#228;nde, die alle noch nicht mehr als 1-2 Jahre alt waren.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat teilweise Erfolg. Die Beklagte ist zur Zahlung von 4.062,70 DM aus dem abgeschlossenen Versicherungsvertrag verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Versicherungsfall ist eingetreten. In dem Pkw des Kl&#228;gers ist am 1.7.1980 zwischen 10.00 und 17.30 Uhr in ... eingebrochen worden. Bei dieser Gelegenheit ist ein Koffer mit dem vom Kl&#228;ger behaupteten Inhalt gestohlen worden, der sich im Innenraum des Wagens befand.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Da&#223; sich ein solcher Diebstahl ereignete, ist bewiesen. Die vorgefundenen Besch&#228;digungen an dem Auto (zertr&#252;mmertes Ausstellfenster, Zustand nach Herausrei&#223;en einer Radioanlage) sind typische Hinweise auf einen Diebstahl. Daf&#252;r sprechen auch die vorgefundenen Spuren, d.h. die Splitter, die im Auto und auch auf dem Parkplatz dort vorgefunden wurden, wo nach Angaben des Kl&#228;gers der Pkw gestanden habe soll. Weiterhin spricht f&#252;r einen Diebstahl auch der Umstand, da&#223; der Kl&#228;ger und seine Familie den Urlaub abgebrochen haben. Es gibt auch keine Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; der Diebstahl nicht tags&#252;ber, sondern nachts ereignet hat, wie die Beklagte in zweiter Instanz argw&#246;hnt. Dies wird durch die Aussage der Ehefrau widerlegt, der Koffer sei mit auf das Hotelzimmer genommen worden. Das liegt auch deshalb nahe, weil besonders bei zwei kleinen Kindern nach einem Reisetag gew&#246;hnlich frische Kleidungsst&#252;cke, die im Koffer verpackt sind, gebraucht werden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Gegenargumente der Beklagten sind nicht &#252;berzeugend. Der Kl&#228;ger hat in der Klageschrift und auch schon in der Anzeige bei der Polizei am 2.7.1980 angegeben, da&#223; er allein zu dem Auto zur&#252;ckgekommen sei. Demgegen&#252;ber ist der Gebrauch des Wortes "wir" in der Schadensanzeige bei der Beklagten vom 27.9.1980 kaum bedeutsam. Auch der andere von der Beklagten aufgezeigte Widerspruch des Kl&#228;gers wirkt konstruiert. In der ersten Schilderung vom 2.7.1980 vor der Polizei stehen keine Angaben dazu, wo sich der Koffer befunden haben soll. Weshalb dann in dem Ermittlungsvermerk der Polizei ... vom 2.7.1980 gesagt wird, der Koffer habe sich im Gep&#228;ckraum befunden, ist unklar. M&#246;glicherweise ist der Verfasser des Vermerkes ohne n&#228;here Nachfrage stillschweigend davon ausgegangen. Jedenfalls wurde bei der polizeilichen Vernehmung vom 9.9.1980 von dem Kl&#228;ger von Anfang an angegeben, der Koffer habe sich auf dem Vordersitz befunden. Da&#223; nach dem Schreiben der Kriminalpolizei ... vom 26.8.1980 der Kl&#228;ger "trotz eindringlicher Fragen" das Bestehen einer Reisegep&#228;ckversicherung verneint hat, ist ebenfalls nicht bedenklich. Das war zwar objektiv falsch; es ist aber durchaus m&#246;glich da&#223; der Kl&#228;ger in dieser Situation nicht mehr daran gedacht hat, da&#223; eine Reisegep&#228;ckversicherung in der f&#252;nf Jahre zuvor abgeschlossenen Familienversicherung enthalten war. Der Hinweis der Beklagten, der Kl&#228;ger habe auch seine Kraftfahrzeugversicherung nicht angegeben, liegt neben der Sache. Danach scheint der Kl&#228;ger nicht gefragt worden zu sein. Im &#252;brigen wird von dem Bestehen einer Teilkaskoversicherung wohl auch als dem Regelfall ausgegangen werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger genie&#223;t f&#252;r diesen Diebstahl auch Versicherungsschutz. Ihm ist keine grobe Fahrl&#228;ssigkeit vorzuwerfen (&#167;&#167; 61 VVG, 8 Ziff. 1 AVBR). Nach der Fassung der AVBR konnte er sein Verhalten, den Koffer im Fahrgastraum und nicht im Kofferraum unterzubringen, f&#252;r erlaubt ansehen. Nach &#167; 5 I AVBR ist n&#228;mlich Reisegep&#228;ck dann gegen Diebstahl versichert, wenn es im Innenraum oder im verschlossenen Kofferraum untergebracht ist und das Fahrzeug selbst ordnungsgem&#228;&#223; gesichert und verschlossen ist. Wenn dann in &#167; 5 II AVBR f&#252;r die Nachtzeit besondere Einschr&#228;nkungen gemacht werden, kann nach zumindest vertretbarer Auslegung dieser Bestimmung das Verhalten des Kl&#228;gers als gestattet angesehen werden. Es ist daher nicht grob fahrl&#228;ssig (vgl. OLG Hamm, VersR 81, 276). Im &#252;brigen w&#228;re im konkreten Fall aber auch sonst die Annahme grober Fahrl&#228;ssigkeit bedenklich. Immerhin handelt es sich um eine belebte Gegend, von der die Polizei und ihr folgend die Beklagte sogar annahmen, da&#223; hier ein Diebstahl ausgeschlossen erscheine. Wenn man dieser Annahme auch nicht folgen kann, so scheint dieser Parkplatz doch einen recht sicheren Eindruck vermittelt zu haben. Dies w&#228;re ein Umstand, der ebenfalls grobe Fahrl&#228;ssigkeit ausschlie&#223;en d&#252;rfte.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht aber nur ein Anspruch in der zugesprochenen H&#246;he zu.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Senat h&#228;lt f&#252;r bewiesen, da&#223; sich in dem gestohlenen Koffer die einzeln aufgef&#252;hrten Gegenst&#228;nde befanden. Die Ehefrau hat als Zeugin best&#228;tigt, da&#223; sie die Schadensaufstellung noch am Abend nach dem Diebstahl richtig und zutreffend gefertigt habe. Gegen die Richtigkeit der Angaben bestehen keine Bedenken. Die Zeugin hatte den Koffer kurze Zeit vorher selbst gepackt und kannte dessen Inhalt daher. Soweit die Beklagte bis zum Senatstermin behauptete, es sei tats&#228;chlich unm&#246;glich, die angegebenen Sachen in einem Koffer zu verpacken, hat sie diese Bedenken nicht mehr aufrecht erhalten. Anders ist ihre Erkl&#228;rung, sie verzichte darauf, da&#223; der Kl&#228;ger diese M&#246;glichkeit vor dem Senat demonstriere, nicht auszulegen. Auch der Wert der Gegenst&#228;nde d&#252;rfte richtig angegeben sein. Wenn der Kl&#228;ger und seine Ehefrau sie aus Katalogen ermittelt haben, ist das nicht zu beanstanden. Eine andere M&#246;glichkeit wird in der Regel f&#252;r einen Versicherungsnehmer kaum bestehen, da Rechnungen f&#252;r Waren dieser Art nicht aufbewahrt zu werden pflegen. Im &#252;brigen hat die Beklagte die Wertangaben auch nicht substantiiert angegriffen, obwohl ihr dies zumindest bei den Fotoger&#228;ten, die detailliert bezeichnet sind, nach eigenen Ermittlungen durchaus m&#246;glich gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Es ist keine 20 %-ige Selbstbeteiligung nach &#167; 6 IV AVBR abzuziehen. Bei dem gestohlenen Koffer handelt es sich entgegen der Auffassung der Beklagten nicht um "lose mitgef&#252;hrte (oder am K&#246;rper getragene) Gegenst&#228;nde". Darunter sind bei verst&#228;ndiger Auslegung und unter Ber&#252;cksichtigung des Umstandes, da&#223; es sich hier um eine Reisegep&#228;ckversicherung handelt, Gegenst&#228;nde geringeren Umfanges zu verstehen, bei denen die Gefahr eines Verlustes oder eines Zugriffs Dritter relativ gro&#223; ist, da sie nur wenig gesichert sind. Dazu d&#252;rften Fotoapparate, Handtaschen, Schirme und andere Dinge dieser Art z&#228;hlen. Keinesfalls kann das f&#252;r einen im Auto verbleibenden schweren Koffer gelten. Diesen f&#252;hrt der Versicherungsnehmer nicht lose mit sich. Bei einer solchen Auslegung w&#252;rde bis auf wenige Ausnahmen bei diesem Versicherungsverh&#228;ltnis eine generelle Selbstbeteiligung von 20 % gelten, die nach der Fassung der Bedingung erkennbar nicht beabsichtigt ist.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch mindert sich aber nach &#167; 6 I AVBR. Versicherungswert ist nur dann der Neuwert (Wiederbeschaffungswert), wenn der Zeitwert um nicht mehr als die H&#228;lfte geringer ist. Dies ist bei dem geringen Verkaufswert getragener Kleidungsst&#252;cke zumindest bei der geringerwertigen Kleidung naheliegend, auch wenn sie relativ kurz vor dem Versicherungsfall gekauft worden sein mag. Dagegen ist ein solcher Wertverlust bei der Fotoausr&#252;stung, dem Koffer selbst, dem Elektrorasierer, dem Haartrockner und der Toilettentasche kaum anzunehmen. Insoweit rechtfertigt sich der Ansatz des Neuwertes von 1.824,- DM. Dieser Betrag ist noch um 69,30 DM zu erh&#246;hen, da das Teleobjektiv 519,30 DM und nicht 450,- DM gekostet hat, wie der Kl&#228;ger zun&#228;chst in seiner Liste angab. Dies folgt aus der im Proze&#223; vorgelegten Rechnung. Die wertvolleren und erfahrungsgem&#228;&#223; l&#228;nger zu tragenden Kleidungsst&#252;cke, die nach Angaben des Kl&#228;gers und seiner Ehefrau ebenfalls kurz zuvor gekauft wurden, d&#252;rften nach Sch&#228;tzung des Senats ebenfalls noch keinen 50 %-igen Wertverlust erlitten haben. Dies gilt f&#252;r R&#246;cke, Hosen, Pollover und Strickjacken in H&#246;he von 1.420,- DM. Die restlichen Kleidungsst&#252;cke machen einen Neuwert von 1.774,- DM aus. Der Senat sch&#228;tzt ihren Zeitwert nach &#167; 287 ZPO auf 750,- DM.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Gesamtbetrag, der von der Beklagten dem Kl&#228;ger zu ersetzen ist, bel&#228;uft sich damit auf 4.063,30 DM.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die verlangten Zinsen sind nach &#167; 291 BGB zuzusprechen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 ZPO. Ein Ausspruch &#252;ber die Vollstreckbarkeit er&#252;brigt sich, weil der Rechtsstreit nicht revisibel ist.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Wert der Beschwer betr&#228;gt f&#252;r die beklagte 4.063,30 DM und f&#252;r den Kl&#228;ger 956,- DM.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Verk&#252;ndet am 26. M&#228;rz 1982</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">,Justizhauptsekret&#228;rin als Urkundsbeamter der Gesch&#228;ftsstelle des Oberlandesgerichts</p>
315,821
olgham-1982-03-26-20-u-30481
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 304/81
"1982-03-26T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:50"
"2019-03-27T09:42:07"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1982:0326.20U304.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 19. Juni 1981 verk&#252;ndete Urteil der 4. Zivilkammer des Landgerichts Dortmund abge&#228;ndert.</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 4.431,50 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 31. Juli 1980 zu zahlen. Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Die weitergehende Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger unterhielt seit dem 1. Juli 1973 bei der Beklagten eine Hausratsversicherung. Gegenstand des Versicherungsvertrages waren die Allgemeinen Bedingungen f&#252;r die Neuwertversicherung des Hausrats (VHB 66). Am 19. Januar 1980 brannte ein Holzschuppen des Kl&#228;gers, in dem dieser gerade Reparaturarbeiten am Kraftfahrzeug eines Bekannten ausf&#252;hrte, ab.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat vorgetragen: Er habe Spachtelarbeiten an dem Fahrzeug ausgef&#252;hrt. Um die Trocknung der Spachtelmasse zu beschleunigen, habe er die reparierte Stelle mit einer Heizsonne angestrahlt. Versehentlich sei er an die Zuleitung geraten und habe den Heizstrahler umgerissen. Dadurch m&#252;sse der Teppichboden in Brand geraten sein. Bei dem Brand seien Werkzeug und sonstige Gegenst&#228;nde im Wert von insgesamt 4.470,50 DM zerst&#246;rt worden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 4.806,47 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 31. Juli 1980 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Sie hat vorgetragen: Sie sei aus verschiedenen Gr&#252;nden leistungsfrei. Zun&#228;chst habe der Kl&#228;ger seine Anzeigepflicht verletzt, denn er habe bei der Antragstellung nicht angegeben, da&#223; seine Garage aus Holz gebaut sei. Au&#223;erdem liege eine Gefahrerh&#246;hung vor. Der Kl&#228;ger habe die Garage als Kfz.-Werkstatt genutzt und er habe in ihr feuergef&#228;hrliche Materialien aufbewahrt (Nitroverd&#252;nnung, Teroson, Gasflaschen). Schlie&#223;lich habe der Kl&#228;ger den Schaden auch grob fahrl&#228;ssig herbeigef&#252;hrt. Es sei ein unerh&#246;rter Versto&#223; gegen Sorgfaltspflichten, unter solchen Umst&#228;nden mit einer Heizsonne zu arbeiten.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen, weil der Kl&#228;ger den Brand grob fahrl&#228;ssig herbeigef&#252;hrt habe.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Hiergegen hat der Kl&#228;ger form- und fristgerecht Berufung eingelegt. Er wiederholt im wesentlichen sein Vorbringen erster Instanz und beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">das Urteil des Landgerichts abzu&#228;ndern und die Beklagte zu verurteilen, an ihn 4.806,47 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 31. Juli 1980 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte nimmt auf ihr erstinstanzliches Vorbringen Bezug und beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Erg&#228;nzend wird auf die Schrifts&#228;tze der Parteien Bezug genommen. Die Ermittlungsakten 30 UJs 267/80 StA Bochum waren Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung. Der Senat hat den Kl&#228;ger pers&#246;nlich geh&#246;rt und die Zeugin ... uneidlich vernommen. Wegen des Ergebnisses der Anh&#246;rung und der Beweisaufnahme wird auf den Berichterstattervermerk vom 5. M&#228;rz 1982 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist im wesentlichen auch sachlich gerechtfertigt. Dabei geht der Senat davon aus, da&#223; der Kl&#228;ger lediglich die Zahlung eines Betrages von 4.470,50 DM begehrt. Der in beiden Instanzen verlesene Zahlungsantrag in H&#246;he von 4.806,47 DM ist offensichtlich unrichtig und mu&#223; daher einschr&#228;nkend ausgelegt werden; er kommt dadurch zustande, da&#223; der Kl&#228;ger die Kosten des Mahnverfahrens in H&#246;he von 335,97 DM zur Klagesumme hinzurechnet.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann von der Beklagten aus der Hausratversicherung die Zahlung eines Betrages von 4.431,50 DM verlangen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist nicht wegen einer Anzeigepflichtverletzung des Kl&#228;gers leistungsfrei. Zum einen hat der Kl&#228;ger nicht, wie die Beklagte meint, bei der Antragstellung verschwiegen, da&#223; seine Garage aus Holz gebaut sei, denn er hat den Schuppen, den er im &#252;brigen unwiderlegt gar nicht als Garage nutzt, erst im Jahre 1977 errichtet. Zum anderen ist die Beklagte nicht binnen Monatsfrist (&#167;&#167;7 I VHB, &#167;&#167;16 ff VVG) vom Vertrage zur&#252;ckgetreten.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist ferner nicht wegen Gefahrerh&#246;hung leistungsfrei (&#167;&#167;7 II VHB, 23 ff VVG).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Gefahrerh&#246;hung ist eine nachtr&#228;gliche &#196;nderung der bei Vertragsschlu&#223; vorhandenen gefahrerheblichen Umst&#228;nde, die den Eintritt des Versicherungsfalls oder eine Vergr&#246;&#223;erung des Schadens wahrscheinlicher macht (Pr&#246;lss-Martin, 22. Aufl., &#167;23 Anm. 2 A). Gefahrerh&#246;hung sind nach herrschender Meinung nur solche Gef&#228;hrdungsvorg&#228;nge, die nicht die Gefahr als solche alsbald verwirklichen, sondern ihrer Natur nach geeignet sind, einen neuen Gefahrenzustand von so langer Dauer zu schaffen, da&#223; er die Grundlage eines neuen nat&#252;rlichen Schadensverlaufs bilden kann und damit den Eintritt des Versicherungsfalls generell zu f&#246;rdern geeignet ist. Ma&#223;gebend f&#252;r die Frage, ob ein Dauerzustand zu bejahen ist, sind subjektive Kriterien, entscheidend ist die Willensrichtung des Versicherungsnehmers (Pr&#246;lss-Martin, 22. Aufl., &#167;23 Anm. 2 A c). Ob die &#196;nderung eines Umstandes die Gefahr (erheblich: &#167;29 S. 1 VVG) erh&#246;ht, mu&#223; vom Standpunkt sachgem&#228;&#223;er vern&#252;nftiger Versicherungstechnik beurteilt werden; es kommt darauf an, ob die Ver&#228;nderung dem Versicherer vern&#252;nftigerweise h&#228;tte Anla&#223; bieten k&#246;nnen, die Versicherung aufzuheben oder nur gegen eine erh&#246;hte Pr&#228;mie fortzusetzen (Pr&#246;lss-Martin, 22. Aufl., &#167;23 Anm. 2 A d).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Bei Anwendung dieser Grunds&#228;tze l&#228;&#223;t sich im vorliegenden Fall keine Gefahrerh&#246;hung feststellen. Der Umstand, da&#223; der Kl&#228;ger sein Werkzeug in einem Holzschuppen verwahrt und dort auch verschiedene sperrige Gegenst&#228;nde (Fahrrad, Skier, Campingliegen usw) untergebracht hat, stellt f&#252;r sich allein keine Gefahrerh&#246;hung dar, und zwar auch dann nicht, wenn der Kl&#228;ger den Schuppen als Heimwerker-Werkstatt benutzt hat. Vom Standpunkt sachgem&#228;&#223;er vern&#252;nftiger Versicherungstechnik ist die dadurch verursachte Gefahr jedenfalls nicht erheblich h&#246;her, als wenn der Kl&#228;ger - wie vermutlich vor der Errichtung des Schuppens - den Keller seiner Wohnung entsprechend genutzt h&#228;tte. Auch die Aufbewahrung von 5 lt. Verd&#252;nnung und Teroson, das im &#252;brigen nicht feuergef&#228;hrlich ist, &#228;ndert an dieser Betrachtung nichts, denn das Vorhandensein dieser Materialien wird vom Versicherer vern&#252;nftiger Weise von vornherein einkalkuliert. Ob in der Aufbewahrung der Gasflaschen eine Gefahrerh&#246;hung lag, ist zweifelhaft, weil ungekl&#228;rt ist, um welches Gas und welche Mengen es sich gehandelt hat. Diese Frage kann jedoch dahinstehen, denn eine eventuelle Gefahrerh&#246;hung hat sich nicht ausgewirkt, da die Gasflaschen unstreitig nicht explodiert sind (&#167;25 III VVG). Eine Gefahrerh&#246;hung w&#228;re allerdings wohl dann anzunehmen, wenn der Kl&#228;ger den Schuppen dauernd als Kfz.-Werkstatt genutzt h&#228;tte. Das l&#228;&#223;t sich jedoch nicht feststellen; nach seinen Angaben hat der Kl&#228;ger selbst sein eigenes Fahrzeug in aller Regel nicht in dem Schuppen repariert. Auch die Benutzung des Heizstrahlers stellt keine Gefahrerh&#246;hung dar; es handelte sich - soweit sich feststellen l&#228;&#223;t - lediglich um einen einmaligen Vorgang, denn der Kl&#228;ger hatte sich das Ger&#228;t nur f&#252;r dieser Fahrzeugreparatur von seiner Ehefrau ausgeliehen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist schlie&#223;lich auch nicht dadurch leistungsfrei geworden, da&#223; der Kl&#228;ger den Schadensfall grob fahrl&#228;ssig herbeigef&#252;hrt hat (&#167;&#167;16 I VHB, 61 VVG).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Grobe Fahrl&#228;ssigkeit liegt vor, wenn der Versicherungsnehmer in grober, geradezu unerh&#246;rter Weise gegen die im Verkehr erforderlichen Sorgfaltspflichten versto&#223;en hat. Diese Sorgfaltsverletzung mu&#223; sich auf einen konkreten, vom Versicherer zu beweisenden Geschehensablauf beziehen. Hier ist auf Grund der unwiderlegten Schilderung des Kl&#228;gers davon auszugehen, da&#223; der Brand dadurch entstanden ist, da&#223; der Kl&#228;ger versehentlich gegen das Zuleitungskabel des Heizstrahlers geraten ist und diesen dadurch umgerissen hat. An dem umgest&#252;rzten Heizstrahler hat sich dann der Teppichboden entz&#252;ndet, wobei m&#246;glicherweise eine Rolle gespielt haben mag, da&#223; der Kl&#228;ger das Unf&#228;llen des Ger&#228;tes nicht sofort bemerkt hat. Alle anderen von der Beklagten aufgef&#252;hrten Geschehensabl&#228;ufe, wie z.B. die Entz&#252;ndung explosiver D&#228;mpfe, beruhen auf reinen Spekulationen. Diese Feststellungen reichen nicht aus, um das Verhalten des Kl&#228;gers als grobe Fahrl&#228;ssigkeit zu charakterisieren. Es ist weder grob fahrl&#228;ssig, da&#223; der Kl&#228;ger den Heizstrahler auf den Teppichboden gestellt hat, noch da&#223; er - vielleicht unbemerkt - gegen das Kabel gesto&#223;en ist. Dabei ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; der Heizstrahler zur Verwendung in Wohnr&#228;umen, also auch in mit Teppichen ausgelegten R&#228;umen, vorgesehen war. Irgendwelche Feststellungen dazu, da&#223; der Kl&#228;ger die Zuleitung besonders gefahrtr&#228;chtig verlegt hatte, liegen nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger ist durch den Brand ein von der Beklagten zu ersetzender Schaden in H&#246;he von insgesamt 4.431,50 DM entstanden.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Auf Grund der glaubhaften Aussage der Zeugin ... ist davon auszugehen, da&#223; bei dem Brande die Gegenst&#228;nde zerst&#246;rt worden sind, die die Zeugin in der Anlage zur Schadensanzeige aufgef&#252;hrt hat. Dabei hat der Senat auch keine Bedenken, bei der Bestimmung des Ersatzwertes den Wertangaben der Zeugin zu folgen, soweit diese im wesentlichen mit dem schrifts&#228;tzlichen Vortrag des Kl&#228;gers &#252;bereinstimmen und sich in der m&#252;ndlichen Verhandlung keine Abweichungen ergeben haben. Die Zeugin hat &#252;berzeugend dargelegt, da&#223; sie die Anschaffungspreise, die bei den fast ausschlie&#223;lich noch ziemlich neuen Sachen ma&#223;gebend sind (vgl. &#167;4 VHB), sorgf&#228;ltig ermittelt hat. Im &#252;brigen hat sie die Zeitwerte, soweit diese ausnahmsweise zu Grunde zu legen sind, ersichtlich ma&#223;voll gesch&#228;tzt. Danach sind folgende Schadenspositionen zu ersetzen:</p> <br /><span class="absatzRechts">26</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="1"> <tr> <td>Fahrrad</td> <td>280,- DM</td> </tr> <tr> <td>Angelausr&#252;stung (inkl. Gummianzug)</td> <td>180,- DM</td> </tr> <tr> <td>Schl&#252;sselsatz (60 St&#252;ck)</td> <td>75,- DM</td> </tr> <tr> <td>Schleifmaschine</td> <td>156,- DM</td> </tr> <tr> <td>Spritzpistole</td> <td>170,- DM</td> </tr> <tr> <td>Werkbank</td> <td>499,- DM</td> </tr> <tr> <td>Spaten</td> <td>20,- DM</td> </tr> <tr> <td>Schaufel</td> <td>20,- DM</td> </tr> <tr> <td>2 Rollen Schleifpapier</td> <td>125,- DM</td> </tr> <tr> <td>Gummistiefel</td> <td>50,- DM</td> </tr> <tr> <td>3 Wasserkr&#228;ne/2 elektr. Pumpen</td> <td>120,- DM</td> </tr> <tr> <td>Radio Blaupunkt</td> <td>40,- DM</td> </tr> <tr> <td>Autobatterie</td> <td>98,- DM</td> </tr> <tr> <td>Vorsatzkreiss&#228;ge</td> <td>55,- DM</td> </tr> <tr> <td>Kabelbox</td> <td>24,- DM</td> </tr> <tr> <td>Fu&#223;luftpumpe</td> <td>26,50 DM</td> </tr> <tr> <td>Reservered neu</td> <td>55,- DM</td> </tr> <tr> <td>Werkstattlampe</td> <td>23,- DM</td> </tr> <tr> <td>Abst&#252;tzb&#246;cke</td> <td>32,- DM</td> </tr> <tr> <td>Sicherheitsgurte</td> <td>90,- DM</td> </tr> <tr> <td>L&#246;tpistole</td> <td>54,- DM</td> </tr> <tr> <td>Eckrohrzange</td> <td>26,- DM</td> </tr> <tr> <td>2 Schraubenzwingen</td> <td>65,- DM</td> </tr> <tr> <td>Spannungspr&#252;fer</td> <td><u>18,- DM</u></td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>2.301,50 DM</td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Bei den nachfolgenden Schadenspositionen haben sich in der m&#252;ndlichen Verhandlung Abweichungen gegen&#252;ber dem schrifts&#228;tzlichen Vortrag des Kl&#228;gers ergeben.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Ansatz von 45,- DM f&#252;r Schwei&#223;armaturen im Schriftsatz vom 6. Mai 1981 beruht offenbar auf einem Schreibfehler. Auf Grund der Aussage der Zeugin ..., die die Armaturen in &#220;bereinstimmung mit den jetzigen Angaben des Kl&#228;gers in der Schadensanzeige mit 450,- DM bewertet hat, ist von einem Anschaffungspreis in dieser H&#246;he auszugehen. Auch bei dem Werkzeugschrank geht der Senat im Hinblick auf die Angaben der Zeugin in der Schadensanzeige von einem Anschaffungspreis von 499,- DM aus. Aus dem gleichen Grunde geht der Senat ferner davon aus, da&#223; zwei Gartenliegen im Werte von 170,- DM verbrannt sind. Der Senat geht mit der dementsprechenden Verurteilung der Beklagten schon deshalb nicht in unzul&#228;ssiger Weise &#252;ber die Antr&#228;ge des Kl&#228;gers hinaus, weil davon auszugehen ist, da&#223; dieser die in der m&#252;ndlichen Verhandlung eingehend er&#246;rterten h&#246;heren Betr&#228;ge jedenfalls hilfsweise zur Auff&#252;llung des eingeklagten Betrages geltend macht.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Beweisaufnahme hat nicht ergeben, da&#223; dem Kl&#228;ger mehrere Bohrmaschinen geh&#246;rt haben. Der Anschaffungspreis der Bohrmaschine des Kl&#228;gers ist mit 180,- DM anzunehmen, da die Zeugin, deren Angaben der Senat - wie erw&#228;hnt - eine hohe Zuverl&#228;ssigkeit beimi&#223;t, diesen Preis in der Schadensanzeige angegeben hat. Aus diesem Grunde k&#246;nnen die beiden Wagenheber auch nur - statt mit 90,- DM - mit 36,- DM bewertet werden. Aus dem gleichen Grunde bemi&#223;t der Senat den Anschaffungspreis des Werkzeugkastens - statt mit 250,- DM - mit 19,- DM, zumal der Kl&#228;ger in der m&#252;ndlichen Verhandlung selbst erkl&#228;rt hat, der Kasten sei nicht teuer gewesen. Auf Grund der Angaben der Zeugin in der Schadensanzeige geht der Senat schlie&#223;lich auch davon aus, da&#223; die 2 Paar Skier 280,- DM gekostet haben.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Preis des Winkelschleifers hat der Kl&#228;ger in der m&#252;ndlichen Verhandlung selbst mit 268,- DM angegeben. Den Preis des gebraucht gekauften Philips-Autoradios hat er mit 80,- DM angegeben, das Universum-Autoradio hat er als wertlos bezeichnet.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Den Zeitwert des ca. 20 Jahre alten Heizstrahlers, der neu - wie sich aus der Aussage der Zeugin ... ergibt - 300,- DM gekostet hat, sch&#228;tzt der Senat auf 30,- DM.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167;2 II VHB kann der Kl&#228;ger auch Ersatz f&#252;r die Gegenst&#228;nde verlangen, die im Eigentum der Kirchengemeinde standen. Hierbei handelt es sich um einen Handrasenm&#228;her und 20 m Schlauch. Der Senat sch&#228;tzt den Wiederbeschaffungspreis dieser Sachen in &#220;bereinstimmung mit den Angaben des Kl&#228;gers auf 98,- DM und 20,- DM. Hinsichtlich der ferner im Eigentum der Kirchengemeinde stehenden Bohrmaschine fehlt jede Wertangabe.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Damit ergibt sich folgende Zusammenstellung des von der Beklagten zu leistenden Ersatzes:</p> <br /><span class="absatzRechts">34</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="1"> <tr> <td>&#220;bertrag</td> <td>2.301,50 DM</td> </tr> <tr> <td>Schwei&#223;armaturen</td> <td>450,- DM</td> </tr> <tr> <td>Werkzeugschrank</td> <td>499,- DM</td> </tr> <tr> <td>2 Gartenliegen</td> <td>170,- DM</td> </tr> <tr> <td>Bohrmaschine</td> <td>180,- DM</td> </tr> <tr> <td>2 Wagenheber</td> <td>36,- DM</td> </tr> <tr> <td>Werkzeugkasten</td> <td>19,- DM</td> </tr> <tr> <td>2 Paar Skier</td> <td>280,- DM</td> </tr> <tr> <td>Winkelschleifer</td> <td>268,- DM</td> </tr> <tr> <td>Autoradio</td> <td>80,- DM</td> </tr> <tr> <td>Heizstrahler</td> <td>30,- DM</td> </tr> <tr> <td>Rasenm&#228;her</td> <td>98,- DM</td> </tr> <tr> <td>Schlauch</td> <td><u>20,- DM</u></td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>4.431,50 DM</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beruft sich vergeblich darauf, der Kl&#228;ger sei unterversichert gewesen. Ihr Vortrag, ein Versicherungsnehmer, der seinen Hausrat im Jahre 1973 mit 30.000,- DM zum Neuwert versichere, m&#252;sse heute unterversichert sein, ist nicht hinreichend substantiiert. Es l&#228;&#223;t sich insbesondere nicht feststellen, welches Ausma&#223; die m&#246;glicherweise tats&#228;chlich gegebene Unterversicherung erreicht. Die Beklagte w&#228;re gut beraten gewesen, wenn sie seinerzeit. Wert und Umfang der zerst&#246;rten Sachen sowie des gesamten versicherten Hausrats hatte an Ort und Stelle &#252;berpr&#252;fen lassen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die zugesprochenen Zinsen ergeben sich aus den &#167;&#167;288, 284 BGB.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;91 ZPO. Eine Entscheidung zur sofortigen Vollstreckbarkeit ist nicht erforderlich, weil die Revisionssumme nach dem Ermessen des Senats unzweifelhaft nicht erreicht wird.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer der Beklagten betr&#228;gt 4.431,50 DM, die Beschwer des Kl&#228;gers 39,- DM.</p>
315,822
ovgnrw-1982-03-22-2-a-158479
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
2 A 1584/79
"1982-03-22T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:51"
"2019-03-27T09:42:07"
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1982:0322.2A1584.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin wird auf ihre Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Die Kl&#228;gerin ist Eigent&#252;merin des mit einem Wohnhaus bebauten Grundst&#252;cks R. in .... Das Grundst&#252;ck ist an einen Regenwasserkanal angeschlossen. Auf diese Weise wird ein Teil des Daches - es handelt sich um eine Fl&#228;che von 44 qm - entw&#228;ssert. Im &#252;brigen wird das Regenwasser zusammen mit dem Schmutzwasser in eine genehmigte Kl&#228;rgrube abgeleitet, soweit es nicht auf die Stra&#223;e l&#228;uft. Der Beklagte veranlagt die Kl&#228;gerin zu Kanalbenutzungsgeb&#252;hren f&#252;r die Regenwasserableitung. In einem Rechtsstreit &#252;ber die Veranlagung f&#252;r die Jahre 1976 und 1977 (9 K 1207/77 VG K&#246;ln) schlossen die Parteien einen Vergleich, nach dem der Beklagte f&#252;r diesen Veranlagungszeitraum die H&#228;lfte der jeweiligen Geb&#252;hren fordern kann. Dementsprechend setzte der Beklagte die Geb&#252;hren f&#252;r 1976 und 1977 durch Bescheid vom 5. Dezember 1977 endg&#252;ltig fest. Au&#223;erdem bestimmte er mit diesem Bescheid, da&#223; die von der B. Licht-, Kraft- und Wasserwerke GmbH (B.) f&#252;r das Jahr 1978 zu erhebenden Geb&#252;hren auf der Grundlage des halbierten Geb&#252;hrensatzes in H&#246;he von 0,21 DM vorl&#228;ufig festgesetzt werden. Gegen diese Bestimmung erhob die Kl&#228;gerin Widerspruch, den der Beklagter durch Widerspruchsbescheid vom 13. Januar 1978 zur&#252;ckwies.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Mit der am 13. Februar 1978 erhobenen Klage hat die Kl&#228;gerin geltend gemacht, die Geb&#252;hr f&#252;r die Ableitung des Regenwassers sei nach einem unzul&#228;ssigen Ma&#223;stab berechnet worden; der sogenannte Frischwasserma&#223;stab sei jedenfalls im Fall der ausschlie&#223;lichen Ableitung von Niederschlagswasser kein geeigneter Wahrscheinlichkeitsma&#223;stab.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">den Bescheid des Beklagten vom 5. Dezember 1977 und seinen Widerspruchsbescheid vom 13. Januar 1978 insoweit aufzuheben, als hierdurch die Benutzungsgeb&#252;hr f&#252;r das Jahr 1978 vorl&#228;ufig festgesetzt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat sich auf die Billigung des Frischwasserma&#223;stabs durch die Rechtsprechung auch f&#252;r die Bemessung der Oberfl&#228;chenentw&#228;sserungsgeb&#252;hr berufen und beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat die Klage durch Urteil vom 2. Mai 1979 abgewiesen, das den Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin am 28. Mai 1979 zugestellt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Am 8. Juni 1979 hat die Kl&#228;gerin die vom Verwaltungsgericht zugelassene Berufung eingelegt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Durch Bescheid vom 10. Juli 1979 setzte der Beklagte die Kanalbenutzungsgeb&#252;hren f&#252;r das Jahr 1978 endg&#252;ltig auf 61,74 DM fest; dabei legte er eine dem Grundst&#252;ck zugef&#252;hrte Wassermenge von 294 cbm und einen Geb&#252;hrensatz von 0,21 DM zugrunde. Die Kl&#228;gerin erhob mit Schreiben vom 14. Juli 1979 Gegenvorstellungen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Im Berufungsverfahren &#228;nderte die Kl&#228;gerin die Klage dahin, da&#223; nunmehr der endg&#252;ltige Bescheid f&#252;r das Jahr 1978 vom 10. Juli 1979 (an Stelle des Bescheides vom 5. Dezember 1977) angefochten werde. Der Beklagte hat in die Klage&#228;nderung eingewilligt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung der Berufung wiederholt die Kl&#228;gerin ihr erstinstanzliches Vorbringen und tr&#228;gt erg&#228;nzend vors Sie k&#246;nne schon nach der in der Beitrags- und Geb&#252;hrensatzung getroffenen Regelung nicht zu Geb&#252;hren herangezogen werden; danach sei zwar auch f&#252;r die Bemessung des in die Kanalisation eingeleiteten Regenwassers die dem Grundst&#252;cks zugef&#252;hrte Frischwassermenge ma&#223;gebend; hiervon sei aber die nicht der Kanalisation zugef&#252;hrte Wassermenge abzusetzen; Demnach sei in ihrem Falle (wegen der Ableitung des Schmutzwassers in die Kl&#228;rgrube) die gesamte Frischwassermenge abzusetzen. Im &#252;brigen gehe das angefochtene Urteil zu Unrecht davon aus, da&#223; in der Stadt B. ein einigerma&#223;en gesichertes Verh&#228;ltnis zwischen der Inanspruchnahme der Schmutzwasser- und der Regenkanalisation bestehe. Dem vom Verwaltungsgericht hervorgehobenen Gesichtspunkt der Praktikabilit&#228;t des Frischwasserma&#223;stabes k&#246;nne keine Bedeutung zukommen, da die Stadt B. fr&#252;her einen besonderen Ma&#223;stab f&#252;r die Bemessung des eingeleiteten Regenwassers gehabt habe.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">unter &#196;nderung des angefochtenen Urteils den Heranziehungsbescheid des Beklagten vom 10. Juli 1979 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Vertreter des &#246;ffentlichen Interesses hat auf eine Beteiligung an allen Proze&#223;handlungen mit Ausnahme des Rechts auf Einlegung von Rechtsmitteln verzichtet.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Alle Beteiligten haben auf m&#252;ndliche Verhandlung verzichtet.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die Gerichtsakten dieses Verfahrens sowie der Verfahren 9 K 1207/77 und 9 K 1208/77 VG K&#246;ln sowie auf die Verwaltungsvorg&#228;nge des Beklagten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Berufung, &#252;ber die der Senat gem&#228;&#223; &#167; 101 Abs. 2 der Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) ohne m&#252;ndliche Verhandlung entscheidet, ist unbegr&#252;ndet. Die Klageabweisung durch das Verwaltungsgericht ist auch unter Ber&#252;cksichtigung der im Berufungsverfahren erfolgten Klage&#228;nderung aufrechtzuerhalten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Klage&#228;nderung ist allerdings zul&#228;ssig. Der Beklagte hat ihr zugestimmt. Damit ist den Anforderungen des &#167; 91 Abs. 1 der Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) gen&#252;gt. Die Einwilligung des Vertreters des &#246;ffentlichen Interesses ist nicht erforderlich, da er (auch) auf die Beteiligung an dieser Proze&#223;handlung verzichtet hat.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist auch nach ihrer &#196;nderung zul&#228;ssig. Es bedurfte nicht der Durchf&#252;hrung eines erneuten Vorverfahrens, da der endg&#252;ltige Bescheid vom 10. Juli 1979 hinsichtlich der Begr&#252;ndung der Geb&#252;hrenzahlungspflicht an die Stelle des Bescheides vom 5. Dezember 1977 getreten ist; Grundlage der Verwirklichung des Geb&#252;hrenanspruchs im Sinne des &#167; 12 Abs. 1 Nr. 5 lit. a) des Kommunalabgabengesetzes in der Fassung des A.O.-Anpassungsgesetzes vom 21. Dezember 1976, GV NW 473, (KAG) in Verbindung mit &#167; 118 Abs. 1 der Abgabenordnung (AO 1977) und damit Rechtsgrund f&#252;r die Geb&#252;hrenzahlung ist nicht mehr der Bescheid des Beklagten vom 5. Dezember 1977 (i.V.m. dem entsprechenden Folgebescheid der B.), sondern der Bescheid vom 10. Juli 1979. Das vor Erhebung der Anfechtungsklage gegen den Bescheid vom 5. Dezember 1977 durchgef&#252;hrte Vorverfahren hatte dem Beklagten Gelegenheit gegeben, die Rechtm&#228;&#223;igkeit der, vorl&#228;ufigen Geb&#252;hrenfestsetzung unter den gleichen rechtlichen Gesichtspunkten zu pr&#252;fen, die nunmehr f&#252;r die Beurteilung der Rechtm&#228;&#223;igkeit des endg&#252;ltigen Bescheides ma&#223;gebend sind. Ein erneutes Vorverfahren ist unter diesen Umst&#228;nden ebenso entbehrlich wie in den F&#228;llen, in denen ein Verwaltungsakt einen im Klagewege angefochtenen Verwaltungsakt ersetzt (aufhebt), und an seiner Stelle im Wege der Klage&#228;nderung angefochten wird.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu, das Urteil des Senats vom 8. Dezember 1966 - II A 295/60 -, Entscheidungen der Oberverwaltungsgerichte in M&#252;nster und L&#252;neburg (OVGE) 22, 125.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist aber nicht begr&#252;ndet, da der Bescheid des Beklagten vom 10. Juli 1979 rechtm&#228;&#223;ig ist.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Ma&#223;gebend f&#252;r die. Erhebung der Kanalbenutzungsgeb&#252;hren f&#252;r das Jahr 1978 ist die Beitrags- und Geb&#252;hrensatzung zur Satzung &#252;ber die Entw&#228;sserung der Grundst&#252;cke und den Anschlu&#223; an die &#246;ffentlichen Abwasseranlagen - Entw&#228;sserungssatzung - in der Stadt B. vom 18. Dezember 1975, die am 1. Januar 1976 in Kraft getreten ist (BGS 1976). Diese Satzung ist formell g&#252;ltig. Sie enth&#228;lt auch eine rechtswirksame Festsetzung der Geb&#252;hrens&#228;tze.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu das Urteil des Senats vom 26. Februar 1982 - 2 A 1667/79 - (zur Ver&#246;ffentlichung bestimmt).</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die im vorliegenden Verfahren ma&#223;geblichen Regelungen sind in &#167; 8 BGS 1976 wie folgt getroffen:</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">(1) Die Geb&#252;hr wird nach der Menge der Abw&#228;sser berechnet, die der &#246;ffentlichen Abwasserananlage von den angeschlossenen Grundst&#252;cken zugef&#252;hrt wird. Berechnungseinheit f&#252;r Schmutz- und Regenwassergeb&#252;hr ist der cbm Abwasser.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">(2) Als geb&#252;hrenpflichtige Abwassermenge gelten die dem Grundst&#252;ck aus &#246;ffentlichen und privaten Wasserversorgungsanlagen zugef&#252;hrte und auf ihm gewonnene Wassermenge abz&#252;glich 20 %. Dieser Abzug ist die Wassermenge, die &#252;blicherweise auf dem Grundst&#252;ck verbraucht oder zur&#252;ckgehalten und deshalb der Kanalisation nicht zugef&#252;hrt wird. Ein dar&#252;ber hinaus gehender Abzug kann von dem Geb&#252;hrenpflichtigen nur verlangt werden, wenn mit dem Antrag auf Erm&#228;&#223;igung die durch anerkannte Me&#223;vorrichtungen nachgewiesenen zur&#252;ckgehaltenen Wassermengen der Stadt angezeigt werden.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">...</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">(3) ...</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">(4) ...</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">(5) Die Benutzungsgeb&#252;hr betr&#228;gt je cbm Abwasser:</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">a) beim Mischsystem 1,70 DM</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">b) beim Trennsystem </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"> aa) f&#252;r die Einleitung in den Schmutzwasserkanal 1,28 DM</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"> bb) f&#252;r die Einleitung in den Regenwasserkanal 0,42 DM</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">(6) ...</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">(7) Die Benutzungsgeb&#252;hr f&#252;r Abnehmer die j&#228;hrlich mehr als 1.800 cbm &#252;ber einen Z&#228;hler bezogenes. Frischwasser ableiten (Gro&#223;verbraucher) erm&#228;&#223;igt sich wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">...</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung der Kl&#228;gerin werden von diesen Bestimmungen auch F&#228;lle der vorliegenden Art erfa&#223;t, in denen nur Regenwasser in die Kanalisation abgeleitet wird. Zwar gelangt das gesamte dem Grundst&#252;ck zugef&#252;hrte Frischwasser nicht in die Kanalisation, wenn das Schmutzwasser (das zu Schmutzwasser gewordene Frischwasser) nicht in die Kanalisation, sondern in eine Kl&#228;rgrube abgeleitet wird. Dieses Schmutzwasser ist aber nicht "die Wassermenge, die ... auf dem Grundst&#252;ck verbraucht oder zur&#252;ckgehalten und deshalb nicht der Kanalisation zugef&#252;hrt wird."</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">"Verbraucht" wird das Frischwasser im Hinblick auf den Zweck dieser Bestimmung nur dann, wenn es bei seiner Verwendung im Rahmen der Grundst&#252;cksnutzung so ver&#228;ndert wird, da&#223; es nicht mehr in einer Leitung abflie&#223;en und daher nicht mehr abgeleitet werden kann, wenn es also insbesondere beim Besprengen des Rasens im Gartenboden versickert oder beim Kochen verdampft. Wird das Frischwasser dagegen nur so verwendet, da&#223; es zu Schmutzwasser wird, welches noch in einer Leitung abflie&#223;en kann, so liegt kein Verbrauch im Sinne des &#167; 8 Abs. 2 BGS 1976 vor. Dabei kommt es nicht darauf an, ob das Schmutzwasser tats&#228;chlich in die Kanalisation oder in die Kl&#228;rgrube abgeleitet wird. Entscheidend ist, da&#223; es &#252;berhaupt abgeleitet werden kann. Liegt aber kein Verbrauch im dargelegten Sinne vor, so unterbleibt die Einleitung in die Kanalisation nicht - worauf die Satzung abstellt - "deshalb", weil das Frischwasser auf dem Grundst&#252;ck verbraucht wird.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">"Zur&#252;ckgehalten" wird auf dem Grundst&#252;ck nur die Wassermenge, die f&#252;r einen sp&#228;teren Verbrauch bestimmt ist, also die Wassermenge, die sp&#228;ter so ver&#228;ndert werden soll, da&#223; der Abflu&#223; in einer Leitung nicht mehr m&#246;glich ist.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Nur diese Auslegung der zitierten Vorschrift wird der erkennbaren Absicht des Ortsgesetzgebers gerecht, auch die Geb&#252;hr f&#252;r die alleinige Einleitung von Regenwasser in die Kanalisation nach der dem Grundst&#252;ck zugef&#252;hrten Frischwassermenge (abz&#252;glich der auf dem Grundst&#252;ck verbrauchten oder zur&#252;ckgehaltenen Wassermenge) zu bemessen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Diese Bemessungsregelung ist entgegen der Ansicht der Kl&#228;gerin rechtlich unbedenklich. Sie entspricht &#167; 6 Abs. 3 KAG. Nach Satz 1 dieser Vorschrift ist die Benutzungsgeb&#252;hr nach der Inanspruchnahme der Einrichtung zu bemessen (Wirklichkeitsma&#223;stab). Ist dies jedoch besonders schwierig oder wirtschaftlich nicht vertretbar, kann nach Satz 2 a.a.O. ein Wahrscheinlichkeitsma&#223;stab gew&#228;hlt werden, der nicht in einem offensichtlichen Mi&#223;verh&#228;ltnis zu der Inanspruchnahme stehen darf.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Der Frischwasserma&#223;stab ist auch f&#252;r die Bemessung der Oberfl&#228;chenentw&#228;sserungs- oder Regenwassergeb&#252;hr ein zul&#228;ssiger Wahrscheinlichkeitsma&#223;stab. Dies hat der Senat in st&#228;ndiger Rechtsprechung erkannt.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Vgl. u.a. die Urteile vom 12. M&#228;rz 1973 - II A 28/70 -, OVGE 28, 253 (274), vom 14. Dezember 1977 - II A 235/76 -, (insoweit nicht ver&#246;ffentlicht) und vom 31. August 1978 - II A 1369/76 (insoweit n.v.).</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Der Anwendung dieses Ma&#223;stabs liegt die Wahrscheinlichkeitsannahme zugrunde, da&#223; zwischen den Mengen des abgeleiteten Schmutzwassers und des Niederschlagswassers eine gewisse Relation besteht. Soweit diese Relation gest&#246;rt ist, weil einem verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig kleinen Grundst&#252;ck sehr viel Frischwasser zugef&#252;hrt wird, kann die Satzung die Benachteiligung solcher Grundst&#252;ckseigent&#252;mer durch eine Geb&#252;hrendegression ausgleichen, an dieser durch das</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Bundesverwaltungsgericht, Beschlu&#223; vom 25. Februar 1972 - VII B 92.70 - Kommunale Steuerzeitschrift (KStZ) 1972, 111 (112),</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">gebilligten Rechtsprechung h&#228;lt der Senat fest, soweit sich die Zul&#228;ssigkeit von Wahrscheinlichkeitsma&#223;st&#228;ben allein nach &#167; 6 Abs. 3 Satz 2 KAG beurteilt. Eine &#220;berpr&#252;fung erscheint jedoch angebracht, wenn &#252;ber die G&#252;ltigkeit eines Ma&#223;stabs zur Abw&#228;lzung von Abwasserabgaben gem&#228;&#223; &#167; 65 des Landeswassergesetzes vom 4. Juli 1979, GV NW 488 (LWG) zu entscheiden sein wird, weil in diesem Falle die - m&#246;glicherweise bei Schmutz- und Regenwasser unterschiedliche - Sch&#228;dlichkeit des Abwassers von Bedeutung ist (&#167; 65 Abs. 3 LWG).</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Im sachlichen Anwendungsbereich des &#167; 6 Abs. 3 Satz 2 KAG erscheint jedoch die Annahme, es bestehe eine gewisse Relation zwischen den Mengen des abgeleiteten Schmutzwassers und des Niederschlagswassers, gerechtfertigt. Die Menge des abgeleiteten Regenwassers h&#228;ngt von der Menge des auf dem befestigten Teil der Grundst&#252;cksfl&#228;che niedergehenden Regens ab. Die Gr&#246;&#223;e des befestigten Teils der Grundst&#252;cksfl&#228;che steht (noch) in einem gewissen Zusammenhang mit der Zahl der Bewohner des Grundst&#252;cks, von der die Menge des dem Grundst&#252;ck zugef&#252;hrten Frischwassers abh&#228;ngt, die f&#252;r die Bemessung des abgeleiteten Schmutzwassers ma&#223;gebend ist. Soweit die Kritik an dieser Rechtsprechung die Annahme einer gewissen Relation zwischen den Mengen des Schmutzwassers und des Regenwassers als eine nicht bewiesene Behauptung bezeichnet,</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">- so Dahmen/Driehaus/K&#252;fmann/Wiese, Kommentar zum Kommunalabgabengesetz f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen, 3. Aufl., &#167; 4 RdNr. 72 (S. 195) -</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">wird offenbar vorausgesetzt, die Wahrscheinlichkeit, da&#223; mit der Menge des abgeleiteten Schmutzwassers auch die Menge des abgeleiteten Regenwassers steige oder falle, m&#252;sse bewiesen werden. Das ist jedoch nicht der Fall. Es gen&#252;gt, da&#223; ein solcher Zusammenhang in der dargelegten Weise denkbar und nicht offensichtlich unm&#246;glich ist. Die in &#167; 6 Abs. 3 Satz 2 KAG getroffene Regelung ist die Reaktion des Gesetzgebers auf die vom erkennenden Senat zum fr&#252;heren Recht vertretene Auffassung, die Gemeinde m&#252;sse unter mehreren sich anbietenden Wahrscheinlichkeitsma&#223;st&#228;ben denjenigen w&#228;hlen, der der Wirklichkeit am n&#228;chsten kommt.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Vgl. das Urteil des Senats vom 14. Mai 1969 - II A 687/67 -, KStZ 1969, 160.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Nach dem Willen des Gesetzgebers, der im Wortlaut der Vorschrift mit hinl&#228;nglicher Deutlichkeit zum Ausdruck gekommen ist, sollte die Gemeinde demgegen&#252;ber auch einen weniger wirklichkeitsnahen Ma&#223;stab w&#228;hlen k&#246;nnen mit der einzigen Einschr&#228;nkung, da&#223; er nicht in einem offensichtlichen Mi&#223;verh&#228;ltnis zu der Inanspruchnahme stehen darf.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Vgl. zur Entstehungsgeschichte des &#167; 6 Abs. 3 Satz 2 KAG das Urteil des Senats vom 20. November 1979 - II A 1269/79 -, St&#228;dte- und Gemeinderat (StGR) 1980, 117 (118 f).</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Mit diesem Willen des Gesetzgebers ist es nicht zu vereinbaren, f&#252;r die Annahme der Wahrscheinlichkeit eines von der Ma&#223;stabsregelung vorausgesetzten Zusammenhangs Beweise, etwa in Form von Sachverst&#228;ndigengutachten, zu verlangen. Es ist lediglich (vom Ortsgesetzgeber) zu pr&#252;fen, ob kein offensichtliches Mi&#223;verh&#228;ltnis zur Inanspruchnahme vorliegt. Diese Pr&#252;fung hat die &#246;rtlichen Gegebenheiten zu ber&#252;cksichtigen. Ein offensichtliches Mi&#223;verh&#228;ltnis zur Inanspruchnahme mu&#223; auch von technischen Laien, die sich eingehend mit der Frage befassen (also auch von den Mitgliedern des Rates), ohne weiteres erkannt werden k&#246;nnen. L&#228;&#223;t sich ein Mi&#223;verh&#228;ltnis zur Inanspruchnahme erst aufgrund eines Sachverst&#228;ndigengutachtens oder aufgrund umfangreicher oder komplizierter Ermittlungen und Berechnungen feststellen, so ist das Mi&#223;verh&#228;ltnis nicht offensichtlich im Sinne des &#167; 6 Abs. 3 Satz 2 KAG.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Falle durfte der Rat der Stadt B. demnach als Bemessungsgrundlage auch f&#252;r die sogenannte Regenwassergeb&#252;hr den Frischwasserma&#223;stab einf&#252;hren; er war nicht verpflichtet, an dem von der fr&#252;heren Stadt B. gew&#228;hlten Ma&#223;stab der befestigten Grundst&#252;cksfl&#228;che, der wirklichkeitsn&#228;her erscheint, festzuhalten. Ein offensichtliches Mi&#223;verh&#228;ltnis des Frischwasserma&#223;stabs zur Inanspruchnahme der Kanalisation hat der Ortsgesetzgeber nur bei solchen Abnehmern angenommen, die j&#228;hrlich mehr als 1.800 cbm Frischwasser ableiten. F&#252;r diese Benutzer der Kanalisation hat er eine Geb&#252;hrendegression vorgesehen. Dies entspricht der Rechtsprechung des Senats. Es besteht bei Zugrundelegung dieser Rechtsprechung keine Veranlassung, die Richtigkeit der vom Ortsgesetzgeber vorgenommenen Beurteilung der Verh&#228;ltnisse in der Stadt B. durch ein Sachverst&#228;ndigengutachten &#252;berpr&#252;fen zu lassen. Mit ihrem hierauf gerichteten Verlangen geht die Kl&#228;gerin offenbar davon aus, die Stadt m&#252;sse einen der Wirklichkeit am weitesten entgegenkommenden Ma&#223;stab statuieren, und Schmutzwassermengen und Regenwassermengen m&#252;&#223;ten in einem (in diesem Sinne) ann&#228;hernd gesicherten Verh&#228;ltnis zueinander stehen (vgl. den Schriftsatz ihres Proze&#223;bevollm&#228;chtigten vom 3. April 1978). Diese Auffassung ist mit dem Willen des Gesetzgebers nicht vereinbar, den Gemeinden innerhalb der &#228;u&#223;ersten Grenzen, die sich aus dem &#196;quivalenzprinzip und dem Gleichheitssatz ergeben, die freie Wahl des Ma&#223;stabs zu &#252;berlassen. Soweit in Einzelf&#228;llen ein offensichtliches Mi&#223;verh&#228;ltnis des angewandten Ma&#223;stabs zur Inanspruchnahme der Kanalisation vorliegt, braucht die Ma&#223;stabsregelung dies nicht zu ber&#252;cksichtigen. Vielmehr ist in solchen F&#228;llen zur Vermeidung einer Verletzung des &#196;quivalenzprinzips und des Gleichheitssatzes gem&#228;&#223; &#167; 12 Abs. 1 Nr. 4 lit. b) KAG i.V.m. &#167; 163 Abs. 1 Satz 1 AO 1977 eine abweichende Festsetzung aus Billigkeitsgr&#252;nden vorzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Eine solche abweichende Festsetzung der Geb&#252;hr war im Falle der Kl&#228;gerin geboten, da nicht das gesamte auf dem befestigten Teil ihres Grundst&#252;cks niedergehende Regenwasser in die Kanalisation abgeleitet wird. Der Beklagte ist davon ausgegangen, da&#223; etwa die H&#228;lfte des Regens der Kanalisation zugef&#252;hrt wird. Er hat daher der Veranlagung die H&#228;lfte des f&#252;r die Einleitung in den Regenwasserkanal vorgesehenen. Geb&#252;hrensatzes von 0,42 DM, mithin 0,21 DM zugrundegelegt. Die Ermessenserw&#228;gungen des Beklagten orientieren sich rechtlich unbedenklich an dem im Vorproze&#223; 9 K 1207/77 abgeschlossenen Vergleich &#252;ber die Kanalbenutzungsgeb&#252;hren f&#252;r die Jahre 1976 und 1977, bei dem beide Parteien davon ausgingen, da&#223; die H&#228;lfte der f&#252;r die Regenwasserableitung bestimmten Geb&#252;hr als angemessene Gegenleistung f&#252;r die Inanspruchnahme der Regenwasserkanalisation anzusehen sei.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Unter diesen Umst&#228;nden konnte die Berufung der Kl&#228;gerin keinen Erfolg haben. Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 2 VwGO. Die Voraussetzungen f&#252;r eine Zulassung der Revision (&#167;&#167; 132 Abs. 2, 137 Abs. 1 VwGO) liegen nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,823
olgham-1982-03-12-20-u-34081
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 340/81
"1982-03-12T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:54"
"2019-03-27T09:42:07"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1982:0312.20U340.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 31. August 1981 verk&#252;ndete Urteil der 11. Zivilkammer des Landgerichts M&#252;nster wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten der Berufung werden dem Kl&#228;ger auferlegt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger wurde wegen eines Wirbels&#228;ulensyndroms von seinem Hausarzt ... am 14. Januar 1980 in das ... zur station&#228;ren Behandlung eingewiesen. Zur Behandlung wurden physikalische Ma&#223;nahmen (Bestrahlung, W&#228;rme usw.) eingesetzt, die die aufgetretenen Schmerzen nach einer Woche so weit besserten, da&#223; eine Entlassung aus der station&#228;ren Behandlung h&#228;tte erfolgen k&#246;nnen. Da der Kl&#228;ger aber stark &#252;bergewichtig war - er wog 127 kg - war ihm von der zust&#228;ndigen Krankenhaus&#228;rztin angeraten worden, den station&#228;ren Aufenthalt zur Reduzierung des K&#246;rpergewichts zu nutzen und zu verl&#228;ngern, zumal als Folge des starken &#220;bergewichts erh&#246;hte Fett- und Cholesterinwerte im Serum festgestellt wurden. Aufgrund dieses Rates setzte der Kl&#228;ger die nun zur Gewichtsreduzierung verordnete 800-Kalorien-Di&#228;t in station&#228;rer Krankenhausbehandlung bis zum 13. Februar 1980 fort. Bis zu diesem Zeitpunkt verringerte er sein K&#246;rpergewicht um 10 kg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Aufgrund des zwischen den Parteien bestehenden Krankenhaustagegeldversicherungsvertrages hat der Kl&#228;ger von der Beklagten, die mit Schreiben vom 21. April 1980 gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger Leistungen ablehnte, die Zahlung von (31 &#215; 100,- DM =) 3.100,- DM verlangt. Das Landgericht hat die Beklagte verurteilt, an den Kl&#228;ger 700,- DM nebst 12,5 % Zinsen vom 25. April 1980 bis zum 6. Mai 1980 und nebst 13 % Zinsen seit dem 7. Mai 1980 zu zahlen, im &#252;brigen hat es die Klage abgewiesen. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt, eine station&#228;re Heilbehandlung sei lediglich f&#252;r die Dauer einer Woche medizinisch notwendig gewesen, um das Wirbels&#228;ulensysdrom zu behandeln. Hingegen sei es medizinisch nicht notwendig gewesen, die anschlie&#223;end durchgef&#252;hrte 800-Kalorien-Di&#228;t im Krankenhaus vorzunehmen. Zur n&#228;heren Darstellung des Sach- und Streitstandes erster Instanz wird auf dieses Urteil Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wendet sich der Kl&#228;ger mit der Berufung.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, die station&#228;re Heilbehandlung sei auch w&#228;hrend der letzten 24 Tage medizinisch notwendig gewesen. Sein &#220;bergewicht habe Krankheitswert gehabt, zur Vermeidung von Sp&#228;tsch&#228;den sei eine sofortige Reduzierung des K&#246;rpergewichts erforderlich gewesen. Seine in den letzten Jahren unter &#228;rztlicher Aufsicht vorgenommenen ambulanten Abmagerungsversuche seien jeweils ohne Wirkung geblieben, dagegen h&#228;tten in den Jahren 1973 und 1975 durchgef&#252;hrte station&#228;re Di&#228;tbehandlungen jeweils zur Reduzierung des K&#246;rpergewichts um 8 kg gef&#252;hrt. Wegen der gescheiterten ambulanten Di&#228;tbehandlungen sei nur eine station&#228;re Behandlung erfolgversprechend gewesen, weil nur dabei die M&#246;glichkeit gegeben gewesen sein ihn durch st&#228;ndige Gespr&#228;che seitens der behandelnden &#196;rzte und des Pflegepersonals zur strikten Einhaltung der Di&#228;t zu motivieren.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Beklagte zu verurteilen, an ihn weitere 2.400,- DM nebst 12,5 Zinsen vom 25. April 1980 bis zum 6. Mai 1980 und 13 % Zinsen seit dem 7. Mai 1980 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Ansicht, da&#223; die dem Kl&#228;ger verordnete 800-Kalorien-Di&#228;t ebensogut ambulant h&#228;tte durchgef&#252;hrt werden k&#246;nnen, weil sie mit k&#246;rperlichen Risiken im Gegensatz zur sog. Nulldi&#228;t nicht verbunden sei und der Erfolg in der Kur nicht von der Art ihrer Durchf&#252;hrung, sondern allein vom Durchhaltewillen und Durchhalteverm&#246;gen des Kl&#228;gers abh&#228;ngig gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat den Kl&#228;ger gem. &#167;141 ZPO geh&#246;rt und den Sachverst&#228;ndigen ... zur Erl&#228;uterung seines in erster Instanz schriftlich und m&#252;ndlich erstatteten Gutachtens geh&#246;rt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, gem. &#167;141 ZPO geh&#246;rt, hat erkl&#228;rt: "1973 bin ich wegen einer Magenblutung station&#228;r in der Klinik behandelt worden. Ich habe bei der Gelegenheit die Stationsschwester von mir aus gebeten, mich f&#252;r die Dauer der station&#228;ren Heilbehandlung auf eine 1000-Kalorien-Di&#228;t zu setzen. Das entsprach dem Vorschlag des Stationsarztes, ich solle doch die Gelegenheit des Krankenhausaufenthaltes benutzen, um etwas abzunehmen. Ich habe damals 8 kg abgenommen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Nach dem Krankenhausaufenthalt habe ich dann zuhause versucht, das Gewicht zu halten. Im Laufe der folgenden Jahre habe ich dann aber wieder voll zugenommen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">1975 bin ich wegen einer Handverletzung station&#228;r in der Klinik behandelt worden. Bei dieser Gelegenheit habe ich mich erneut einer 800-Kalorien-Di&#228;t unterzogen und 8 kg abgenommen. Daheim habe ich dann aber das alte Gewicht nach einiger Zeit wieder gehabt. Das lag an meiner damaligen besonderen Situation. Meine Frau war unheilbar an Leuk&#228;mie erkrankt und ist seit 1975 &#252;ber 3 1/2 Jahre hin langsam und qualvoll gestorben. Das hat mich psychisch so stark belastet, da&#223; ich fortgesetzt Magenbeschwerden hatte. Wenn ich aber Magenschmerzen habe, mu&#223; ich zwischendurch immer eine Kleinigkeit essen, sonst halte ich es nicht aus.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Ich bin in der Gastronomie t&#228;tig und trinke seit 10 Jahren zu Hause gar keinen und in der Gastwirtschaft nur ganz selten etwas Alkohol, z.B., wenn ein Gast aus besonderem Anla&#223; eine Runde gibt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Nach dem letzten Krankenhausaufenthalt in Greven, aus dem der hier zu verhandelnde Streit entstanden ist, habe ich mein reduziertes Gewicht behalten, weil ich seither nicht mehr so sehr unter psychischem Druck stehe."</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Sachverst&#228;ndige ... hat erkl&#228;rt:</p> <br /><span class="absatzRechts">18</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>"Adipositas ist eine Krankheit und mu&#223; behandelt werden. Ob station&#228;r oder ambulant, ist Frage der Einzelfallentscheidung. Eine einheitliche wissenschaftliche Meinung &#252;ber den jeweils richtigen Weg gibt es nicht. F&#252;r die "0-Di&#228;t" wird von verschiedenen Seiten die Meinung vertreten, sie solle im Regelfall station&#228;r durchgef&#252;hrt werden, weil mit ihr organische Risiken verbunden sind, die sorgf&#228;ltiger und st&#228;ndiger fachlicher Kontrolle bed&#252;rffen.</i> <i>F&#252;r die 800-Kalorien-Di&#228;t sind im Regelfall solche organischen Risiken nicht zu bef&#252;rchten, so da&#223; dieser Grund f&#252;r eine station&#228;re Behandlung im Regelfall nicht gegeben ist. Deswegen wird medizinisch auch nicht vertreten, da&#223; aus diesem Grund eine station&#228;re Behandlung im Regelfall erforderlich sei. Jedenfalls kann ich daf&#252;r keine namhaften Stimmen nennen.</i> <i>Allerdings kann es bei einer 800-Kalorien-Di&#228;t aus psychologischen Gr&#252;nden vertretbar sein, eine station&#228;re Behandlung nicht nur f&#252;r medizinisch n&#252;tzlich, sondern auch f&#252;r medizinisch notwendig zu halten. Adipositas ist, wie ich schon sagte, eine Krankheit und mu&#223; behandelt werden. Das ist in der Regel eine Langzeitbehandlung Nur langfristig kontrollierte Nahrungsaufnahme kann helfen. Langfristig kann daher die Adipositas nur ambulant durch Eigenbehandlung des Patienten, gegebenenfalls unter Beratung durch den Hausarzt, bek&#228;mpft werden. Es kann aber n&#252;tzlich, im Einzelfall vertretbarer weise sogar als medizinisch notwendig erscheinen, da&#223; dieser langfristigen Eigenbehandlung ein station&#228;rer Aufenthalt mit einer 800-Kalorien-Di&#228;t vorgeschaltet wird, um den Patienten f&#252;r die ambulante Weiterbehandlung richtig "einzuschw&#246;ren" und zu motivieren, damit er sie dann nachher durchh&#228;lt, also aus psychologischen Gr&#252;nden."</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Streitig ist unter den Parteien nur noch der Anspruch des Kl&#228;gers auf Zahlung von Krankenhaustagegeld wegen der station&#228;ren Behandlung in der Zeit vom 21. Januar bis zum 13. Februar 1980. Ein solcher Anspruch steht dem Kl&#228;ger gegen die Beklagte nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Gem. &#167;1 Abs. 1 b der Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB) der Beklagten (die in allen hier interessierenden Punkten den MB/KK entsprechen) gew&#228;hrt diese im Versicherungsfall in der Krankenhaustagegeldversicherung bei station&#228;rer Behandlung ein Krankenhaustagegeld. Nach &#167;1 Abs. 2 AVB ist Versicherungsfall die medizinisch notwendige Heilbehandlung einer versicherten Person wegen Krankheit oder Unfallfolgen. Nach der von dem Senat geteilten Rechtsprechung des BGH (Versicherungsrecht 1979, 221 ff.) liegt eine notwendige Heilbehandlung in diesem Sinne jedenfalls auch dann vor, wenn es nach den objektiven medizinischen Befunden und Erkenntnissen im Zeitpunkt der Vornahme der &#228;rztlichen Ma&#223;nahmen vertretbar war, sie als notwendig anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall war es nicht vertretbar, eine station&#228;re Behandlung des Kl&#228;gers in der Zeit vom 21. Januar bis zum 13. Februar 1980 f&#252;r medizinisch notwendig zu erachten.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><b>1)</b></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist w&#228;hrend dieser Zeit wegen Adipositas behandelt worden. Adipositas ist - jedenfalls wenn ein solches Ausma&#223; wie hier vorliegt - nach dem den Senat &#252;berzeugenden Gutachten des Sachverst&#228;ndigen ... eine Krankheit und mu&#223; behandelt werden. Damit ist jedoch nicht die Frage beantwortet, ob eine station&#228;re Behandlung medizinisch notwendig oder ob eine nur ambulante Behandlung der Adipositas ausreichend ist. Diese Frage ist nicht generell zu entscheiden, sondern mu&#223; in jedem Einzelfall im Hinblick auf die konkret anzuwendende Therapie gepr&#252;ft werden.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><b>2)</b></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Ob bei der sog. Nulldi&#228;t im Regelfall eine station&#228;re Behandlung erforderlich gewesen w&#228;re, um die damit verbundenen organischen Risiken unter &#228;rztlicher Kontrolle zu halten, ist, hier nicht zu entscheiden, da bei dem Kl&#228;ger lediglich eine eingeschr&#228;nkte (800-Kalorien) Di&#228;t angewendet wurde. Eine solche eingeschr&#228;nkte Di&#228;t birgt in der Regel - so auch im vorliegenden Fall - keine so gro&#223;en Risiken in sich, da&#223; diese Risiken station&#228;r st&#228;ndig kontrolliert werden m&#252;&#223;ten.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><b>3)</b></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">In einem solchen Regelfall kann bei einer 800-Kalorien-Di&#228;t eine station&#228;re Behandlung daher allenfalls aus psychologischen Gr&#252;nden medizinisch notwendig werden, um den Patienten richtig "einzustimmen", d.h. um ihn gen&#252;gend zu motivieren, damit er anschlie&#223;end die station&#228;r erprobte richtige Ern&#228;hrung in Eigenbehandlung - gegebenenfalls unter Kontrolle des Hausarztes - ambulant fortsetzt und auch durchh&#228;lt Sie ist dann gewisserma&#223;en als Initialz&#252;ndung f&#252;r den Beginn der nachfolgenden langfristigen Eigenbehandlung anzusehen. Dabei wird es sich aber immer um Ausnahmef&#228;lle handeln. Denn im Regelfall gilt folgendes:</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Wenn ein Patient trotz mehrfacher station&#228;rer Behandlungen anschlie&#223;end die erforderliche Eigenbehandlung nicht durchgehalten hat, wird es im allgemeinen sinnlos erscheinen, einen weiteren Versuch zu unternehmen, den Patienten bei station&#228;rem Krankenhausaufenthalt auf eine langfristige ambulante Weiterbehandlung richtig "einzuschw&#246;ren". Ein solcher erneuter station&#228;rer Versuch w&#228;re angesichts der durch die fr&#252;heren Fehlschl&#228;ge erwiesenen Disziplinlosigkeit des Patienten vergeblich und darum auch medizinisch nicht mehr notwendig.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Wenn dagegen ein Patient zum ersten Mal eine 800-Kalorien-Di&#228;t durchf&#252;hren soll, so wird es regelm&#228;&#223;ig medizinisch noch nicht geboten und deshalb auch noch nicht notwendig sein, sogleich eine station&#228;re "Motivationsphase" vorzuschalten. Vielmehr wird es aus wirtschaftlichen Gr&#252;nden geboten sein, eine solche Di&#228;t zun&#228;chst einmal ambulant - ggfs. unter Kontrolle des Hausarztes vorzunehmen. Denn unter zwei medizinisch zun&#228;chst m&#246;glichen Wegen der Behandlung wird in der Regel der weniger aufwendige zu w&#228;hlen sein.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks"><b>4)</b></p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Allerdings k&#246;nnen nach mehrfachen vergeblichen ambulanten Di&#228;tversuchen zur dauerhaft richtigen Ern&#228;hrung weitere &#228;rztliche Verordnungen f&#252;r eine ambulante Di&#228;t sinnlos sein, weil sich gezeigt hat, da&#223; der Patient allein nicht die n&#246;tige Willenskraft aufbringt, um die Di&#228;t durchzuhalten. Nach solchen mehrfachen ambulanten Fehlschlagen kann es m&#246;glicherweise angezeigt und jedenfalls vertretbar sein, eine station&#228;re Behandlung mit einer 800-Kalorien-Di&#228;t als vorgeschaltete Motivationsphase f&#252;r eine langfristige ambulante Weiterbehandlung als medizinisch notwendig anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Diese Voraussetzungen haben sich jedoch hier nicht feststellen lassen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Ein "Motivations-Versuch" erschien allerdings nicht schon deshalb sinnlos, weil der Kl&#228;ger schon zweimal station&#228;r eine 100- bzw. 800-Kalorien-Di&#228;t erhalten und danach alsbald doch jeweils wieder bis zu seinem alten Gewicht zugenommen hatte. Denn die erste beschr&#228;nkte Di&#228;t 1973 hatte der Kl&#228;ger auf eigenen Wunsch und m&#246;glicherweise ohne hinreichende zus&#228;tzliche &#228;rztliche Einstimmung erhalten. Negative R&#252;ckschl&#252;sse auf die Erfolgsaussicht der hier streitigen station&#228;ren Behandlung k&#246;nnen daraus demnach nicht gezogen werden. Da&#223; der Kl&#228;ger nach der zweiten station&#228;ren beschr&#228;nkten Di&#228;t wiederum offenbar nach kurzer Zeit in seine alten, falschen Ern&#228;hrungsgewohnheiten verfiel, hat er bei seiner Anh&#246;rung glaubhaft damit erkl&#228;rt, da&#223; er damals und in den folgenden Jahren unter starkem psychischem Druck gestanden habe. Seine Ehefrau sei n&#228;mlich an Leuk&#228;mie erkrankt gewesen, und er habe von 1975 bis 1979 mit ansehen m&#252;ssen, wie seine Ehefrau langsam eines qualvollen Todes gestorben sei. Dieses Leiden seiner Ehefrau hat den Kl&#228;ger verst&#228;ndlicherweise derart seelisch belastet und in Anspruch genommen, da&#223; er nicht noch zus&#228;tzlich die f&#252;r eine Beschr&#228;nkung der Nahrungsmittelaufnahme notwendige Willensst&#228;rke aufbringen konnte. Als der Kl&#228;ger in dem hier streitigen Fall station&#228;r auf eine beschr&#228;nkte Di&#228;t gesetzt wurde, lag der Tod seiner Ehefrau schon eine Zeit lang zur&#252;ck, so da&#223; der durch das Leiden seiner Ehefrau ausgel&#246;ste psychische Druck inzwischen entfallen war. Deshalb gab auch der zweite mi&#223;lungene Versuch, den Kl&#228;ger zun&#228;chst station&#228;r mit einer Di&#228;tkur zu behandeln, um ihn dann auf die nachfolgende ambulante Weiterbehandlung einzustimmen, keinen Anla&#223; zu der Annahme, auch der hier streitige dritte Versuch werde wie der vorangegangene und der 1973 unternommene vergeblich sein. Vielmehr mu&#223;ten zugunsten des Kl&#228;gers die bisherigen station&#228;ren Abmagerungsversuche au&#223;er Acht bleiben, weil sie aus den genannten Gr&#252;nden R&#252;ckschl&#252;sse auf den Durchhaltewillen und das Durchhalteverm&#246;gen des Kl&#228;gers nicht zulassen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Andererseits belegten aber auch die beiden 1978 und 1979 vom Kl&#228;ger erfolglos unternommenen ambulanten Versuche, sein Gewicht durch beschr&#228;nkte Di&#228;tkuren zu reduzieren, noch nicht, da&#223; der Kl&#228;ger allein aus eigener Willenskraft ohne die "Initialz&#252;ndung" einer station&#228;ren Di&#228;tkur eine ambulante Di&#228;tkur nicht durchstehen konnte. Denn konsequenterweise mu&#223; insoweit ebenfalls ber&#252;cksichtigt werden, diesmal jedoch zu Lasten des Kl&#228;gers, da&#223; er die beiden ambulanten Abmagerungsversuche zu einer Zeit unternommen hat, als er unter sehr starkem psychischem Druck stand und seine gesamte Willenskraft brauchte, um die mit der Krankheit seiner Ehefrau einhergehenden Belastungen durchzustehen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Somit waren bei der Beurteilung der Frage, ob die notwendige Di&#228;t gleich mit einer station&#228;ren Initialz&#252;ndung beginnen oder zun&#228;chst einmal ambulant versucht werden sollte, die vorangegangenen Di&#228;tkuren des Kl&#228;gers - ambulant und station&#228;r - gleicherma&#223;en au&#223;er Acht zu lassen. Die Sachlage war somit derjenigen vergleichbar, in der jemand zum ersten Mal eine 800-Kalorien-Di&#228;t einhalten soll. In einem solchen Fall ist es aber - wie oben ausgef&#252;hrt - in aller Regel nicht vertretbar, die kostenintensive station&#228;re Behandlung f&#252;r medizinisch notwendig zu erachten, weil die weniger aufwendige M&#246;glichkeit einer ambulanten Eigenbehandlung nach Weisung und unter Aufsicht des Hausarztes noch nicht ausgesch&#246;pft ist. Bei der Beurteilung der medizinischen Notwendigkeit hat der Arzt n&#228;mlich auch wirtschaftliche Gesichtspunkte zu ber&#252;cksichtigen. Sind f&#252;r die Behandlung einer Krankheit zwei gleichwertige Behandlungsmethoden m&#246;glich und kann beim Fehlschlagen der einen Methode ohne Nachteile f&#252;r den Patienten anschlie&#223;end die andere noch erprobt werden (z.B. ambulante oder station&#228;re Behandlung nacheinander), so ist es in der Regel nicht vertretbar, die wesentlich teuerere Methode sogleich als medizinisch notwendig anzusehen, solange die wesentlich kosteng&#252;nstigere Methode nicht erprobt worden ist. Da relevante besondere Umst&#228;nde beim Kl&#228;ger nicht vorliegen, die eine Ausnahme von dem oben dargelegten Regelfall gerechtfertigt erscheinen lassen, war es auch im vorliegenden Fall nicht vertretbar, f&#252;r die Durchf&#252;hrung der beschr&#228;nkten Di&#228;t eine station&#228;re Behandlung des Kl&#228;gers als notwendig anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers konnte daher keinen Erfolg haben. Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;97 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Einer Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit bedurfte es nicht, da die Revisionssumme unzweifelhaft nicht erreicht ist.</p>
315,824
lg-dortmund-1982-03-12-3-o-54381
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
3 O 543/81
"1982-03-12T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:56"
"2019-03-27T09:42:07"
Urteil
ECLI:DE:LGDO:1982:0312.3O543.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 3.041,73 DM</p> <p>(i.W.: dreitausendeinundvierzig 73/100 Deutsche Mark) nebst 4 %</p> <p>Zinsen seit dem 26. M&#228;rz 1981 zu zahlen.</p> <p></p> <p>2. Es wird festgestellt, da&#223; die Beklagte verpflichtet ist, der</p> <p>Kl&#228;gerin 2/3 der k&#252;nftig notwendigen Leistungen f&#252;r die Versicherte</p> <p>U wegen der am 4. November 1978 erlittenen Hundebi&#223;-</p> <p>verletzungen zu erstatten.</p> <p></p> <p></p> <p>3. Die Kosten des Rechtsstreits werden der Beklagten auferlegt.</p> <p></p> <p>4, Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 3.900,-- DM</p> <p>vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin macht gegen die Beklagte als Tierhalterin</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">einen nach &#167; 1542 RVO &#252;bergegangenen Anspruch des</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">pflichtversicherten Kindes U geltend, und</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">zwar mit einem Zahlungs- und Feststellungsantrag.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dem Rechtsstreit liegt folgender Sachverhalt zugrunde:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Am 4. November 1978 &#252;bergab die Beklagte der damals noch</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">nicht ganz 8 Jahre alten U wieder: einmal den</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">ihrem damaligem Lebensgef&#228;hrten C geh&#246;renden und im</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">gemeinsamen Haushalt gehaltenen schwarzen Pudel namens</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">"B" zum Ausf&#252;hren. W&#228;hrend dieses Ausf&#252;hrens wurde</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Diana von einem schwarzen Hund namens B am Arm und</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Oberschenkel gebissen. Infolge dieser Bisse wurde sie</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">vom 4. bis 24.11.1978 station&#228;r im Krankenhaus und an-</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">schlie&#223;end ambulant behandelt. Von den dadurch ent-</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">standenen und von ihr aufgewendeten Kosten von insgesamt</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">4.562,60 DM macht die Kl&#228;gerin mit dem Bezahlungs- und Feststellungs-</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">antrag jeweils 2/3 geltend, weil die Beklagte in dem Recht-</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">streit des verletzten Kindes gegen sie - 4 0 176/79 LG Dortmund</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">im Vergleich vom 08.05.1980 vor dem OLG Hamm 2/3 der An-</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Spr&#252;che des Kindes anerkannt und insoweit die Zahlung &#252;ber-</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">nommen hat.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor, zu den Bi&#223;verletzungen durch den</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">auch von der Beklagten gehaltenen Pudel sei es dadurch</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">gekommen, da&#223; ein griechischer Junge das Tier abgeleint</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">und auf Diana gehetzt habe. Den Feststellungsantrag be-</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">gr&#252;ndet die Kl&#228;gerin mit ihrer Leistungspflicht f&#252;r etwa</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">noch erforderliche Narbenkorrekturen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">1 .) die Beklagte zur Zahlung von</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">3.041,73 DM nebst 4 % Zinsen</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">seit dem 26. M&#228;rz 1981 zu verurteilen;</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">2.) festzustellen, da&#223; die Beklagte</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">verpflichtet sei, 2/3der jeweils zuk&#252;nftigen </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">notwendigen Leistungen f&#252;r die versicherte</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">U wegen der am</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">04.11.1973 erlittenen Hundebi&#223;-</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">verletzungen zu erstatten.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Sie hat nach der am 13.10.81 zugestellten Verf&#252;gung gem&#228;&#223;</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">&#167;276 ZPO mit einer Stellungnahmefrist von weiteren 4 Wochen</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">zwar rechtzeitig ihre Verteidigungsabsicht angezeigt, jedoch</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">erstmals mit dem am 24.02.1982 bei Gericht eingegangenen</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Schriftsatz zur Sache Stellung genommen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Sie will nicht bestreiten, Halterin des Pudels gewesen zu</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">sein, stellt das aber in die &#220;berpr&#252;fung des Gerichts. Sie</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">bestreitet sodann "die Kausalit&#228;t zwischen der &#220;bergabe</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">des Hundes an U und dem eingetretenen Schaden ", und</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">zwar mit der Begr&#252;ndung, da&#223; der Hund nicht leichtfertig</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">an U &#252;bergeben worden sei. Sie, die Beklagte, sei von</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">der Zustimmung der gesetzlichen Vertreter ausgegangen.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Das &#252;berlassen sei auch nicht Schadensursache. Es m&#252;sse</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">vielmehr von der ersten Schilderung U gegen&#252;ber den</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Polizeibeamten in dem Ermittlungsverfahren -22 Js 3154/78</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">StA Dortmund- ausgegangen werden. Dort habe U die -un-</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">vollst&#228;ndig wiedergegebene- Darstellung des im Schriftsatz</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">vom 22.02.1982 auf Seite 3 ( Blatt 27 der Akten ) angef&#252;hrten</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Inhalts gegeben.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Der dort geschilderte Vorgang falle nicht unter die Tier-</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">halterhaftung.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen werde ausdr&#252;cklich bestritten, da&#223; die Bisse von</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">ihrem Tier stammten.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Vorsorglich erhebt die Beklagte die Einrede der Verj&#228;hrung</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">und den Einwand der Verwirkung. </p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich meint sie, U m&#252;sse sich als Ausflu&#223; der</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Schadensminderungspflicht w&#228;hrend des Krankenhausaufenthaltes</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">die ersparten Unterhaltskosten ihrer Eltern anrechnen lassen.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den Feststellungsantrag fehlt nach Ansicht der Beklagten</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">das Feststellungsinteresse. </p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde </u></b></p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Die von der Kl&#228;gerin geltend gemachten Anspr&#252;che sind nach</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">&#167;&#167; 1542 RVO, 833 BGB schl&#252;ssig und begr&#252;ndet. Das Fest-</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">stellungsinteresse ( &#167; 256 ZPO ) ist gegeben.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Das Vorbringen der Beklagten ist , unabh&#228;ngig von der</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Frage der Nichtzulassung nach &#167; 296 Abs. 1 ZPO, nicht ge-</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">eignet, den Vortrag der Kl&#228;gerin zu ersch&#252;ttern.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist Tierhalterin im Sinne von &#167; 833 BGB.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Tierhalter ist, wer aus eigenem Interesse mit Besitzstellung</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">&#252;ber die Betreuung und Existenz des Tieres entscheiden kann</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">( OLG Hamm, Versicherungsrecht, 63/1054 ). Ehepaare, die</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">gemeinsam ein Tier in der gemeinsamen Wohnung halten und</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">betreuen, sind beide Halter ( OLG D&#252;sseldorf, Versicherungs-</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">recht 72/403 ). Gleiches gilt f&#252;r die Partner einer freien</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Lebensgemeinschaft, mag auch der Hund rechtlich nur einem</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px">der beiden Partner geh&#246;ren. Die Tierhaltereigenschaft wird</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">durch das tats&#228;chliche Verhalten begr&#252;ndet und nicht</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">durch rechtliche Verh&#228;ltnisse. Dieses tats&#228;chliche Ver-</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">halten ist bei der Beklagten, die w&#228;hrend der Abwesenheit</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">des Lebenspartners den Hund allein versorgt und &#252;ber eine Aus-</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">h&#228;ndigung an Dritte entscheiden kann, gegeben.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Das blo&#223;e Bestreiten der Beklagten, da&#223; der von ihr mit-gehaltene</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Hund dem Kinde U die Bisse zugef&#252;gt habe, reicht zu</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">einem geh&#246;rigen Bestreiten jetzt nicht mehr aus. Denn es ist</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">unstreitig, da&#223; ein schwarzer Hund Bi&#223;verursacher war.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Der von der Beklagten mitgehaltene Pudel hat eine schwarze</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Farbe. Unstreitig ist ferner, da&#223; dieser Pudel "B"</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">hei&#223;t. Unstreitig ist auch, da&#223; die Beklagte in dem Hause</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">"auf der gegen&#252;berliegenden Seite" wohnte, so wie U</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">es bei ihrer ersten polizeilichen Anh&#246;rung bekundet hatte.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Die weitere dort gemachte Angabe des Kindes, dass ein Junge sich</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">seinerzeit den Hund ausgeliehen habe, ist nach dem eigenen</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Vorbringen der Beklagten falsch und tr&#228;gt deutlich die Tendenz</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">etwaiges Mitverschulden oder eine Mitverursachung von vornherein</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">von sich abzuwenden. Denn die Beklagte selbst hat nie be-</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">stritten, an jenem Tage dem Kinde U den Hund zum Aus-</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">f&#252;hren &#252;berlassen zu haben. Hinzu kommt, da&#223; die Beklagte</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">an ihr eigenes vorprozessuales Vorbringen im Schriftsatz</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">ihrer Proze&#223;bevollm&#228;chtigten vom 15.12.1978 ( Blatt 34 der</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Beiakten 4 0 176/79 LG Dortmund ) gehalten werden mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich hat sie im Termin vom 16.11.79 in dem dortigen</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Verfahren ( Blatt 37 der o.a. Beiakten ) nicht bestritten, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">B U gebissen hat, wie die Gr&#252;nde des dortigen</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Urteils ( Blatt 38 a.a.O. ) ausweisen .</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Hundebisse durch Aufhetzen seitens eines anderen Kindes</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">geh&#246;ren, auch wenn das andere Kind den Hund zun&#228;chst ab-</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">leint, zu den typischen und zurechenbaren Tiergefahren</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">im Sinn von &#167;&#167; 833 BGB, f&#252;r die der Halter einzustehen</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">hat. &#196;u&#223;ere Anreize auf K&#246;rper oder Sinne des Tieres</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">r&#228;umen die Haftung des Tierhalters f&#252;r die Tiergefahr</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">regelm&#228;&#223;ig nicht aus, wenn das Tier den Anreizen folgt.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Die Grenze ist lediglich dort zu ziehen, wo ein Tier</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">nicht mehr selbstt&#228;tig handelt, oder wo es unter menschlicher</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Leitung lediglich dem Willen des Leiters gehorcht. ( vgl.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">hierzu BGH NJW 52/1329 ). Ein solcher Fall liegt nicht</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">vor, wenn ein Junge aus &#220;bermut den Hund von der Leine</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">l&#246;st, die ein M&#228;dchen h&#228;lt, und den Hund dann auf das</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">M&#228;dchen hetzt. Denn ein solcher Junge ist nicht "Leiter"</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">des Tieres im Sinne der Rechtsprechung.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Die weiteren Ausf&#252;hrungen der Beklagten sind f&#252;r die</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Entscheidung des Rechtstreits unerheblich. Auf ihr</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">mangelndes Verschulden kommt es nicht an, weil die</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Tierhalterhaftung eine Gef&#228;hrdungshaftung ist.</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Die Tatsache der &#220;bergabe an das Kind U beseitigt</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">weder die Gef&#228;hrdungshaftung, noch hat sie etwas mit</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">der Kausalit&#228;t zu tun. Die &#220;bergabe zum Ausf&#252;hren ist</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">weder eine Leihe noch ein Aufsichtsvertrag im Sinne von</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">&#167; 834 BGB, sondern von beiden Seiten eine Gef&#228;lligkeits-</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">handlung ohne rechtliche Bindungswirkung und Bindungs-</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">willen.</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">Ein Mitverschulden des Kindes nach &#167; 254 Abs. 1 BGB in</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">Verbindung mit &#167; 828 Abs. 2 BGB ist selbst dann nicht er-</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">sichtlich, wenn sie den Hund dem griechischen Jungen frei-</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">willig &#252;berlassen haben sollte. Sie brauchte jedenfalls im</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">Sinne einer zurechenbaren Ver&#228;ntwortlichkeit nach &#167; 828 Abs.2</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">BGB, nicht damit zu rechnen, da&#223; der Junge dann den Hund auf</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">sie hetzte und da&#223; das ansonsten friedliche Tier nun ausgerechnet</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">sie selbst, die es kennt, bei&#223;t. Im &#252;brigen w&#228;re mit der</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">Verminderung der Anspr&#252;che auf 2/3 einem -hier nicht gege-</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">benen- Mitverschulden mehr als ausreichend Rechnung ge-</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">tragen worden.</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">Die Einrede der Verj&#228;hrung greift nicht durch ( &#167; 852 BGB ),</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">weil die Klage schon am 13. Oktober 1981 zugestellt worden</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">ist, die Verj&#228;hrung aber fr&#252;hestens am 04.11.1978 beginnen</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">und am 04.11.1981 ablaufen konnte.</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den Einwand der Verwirkung fehlt es an jeglichem Sach-</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">vortrag.</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">Die H&#246;he ist nicht bestritten worden.</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">Eine Anrechnung der ersparte Eigenaufwendungen aus dem Ge-</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">sichtspunkt der Vorteilsausgleichung kommt nach Ansicht der</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">Kammer nicht in Betracht. Das Kind U ist verm&#246;genslos</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">und hat keine eigenen Aufwendungen f&#252;r den eigenen Unter-</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">halt. Es konnte folglich auch keine eigenen Ersparnisse</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">machen. Der vom OLG Celle ( NJW 69/1765 ff. ) vertretenen</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">Ansicht einer Anrechenbarkeit kann nicht gefolgt werden.</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">Das OLG geht von einem nicht zutreffenden Ausgangsargument</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">aus. Es ber&#252;cksichtigt nicht, da&#223; es sich hier um Unter-</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">haltsleistungen Dritter handelt. Solche Leistungen Dritter</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">sollen in der Regel einem Sch&#228;diger nicht zugute kommen.</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">Dann kann aber auch ein Ersparnis Dritter nicht zur Vorteils-</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">ausgleichung herangezogen werden. Gesch&#228;digter infolge</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">der K&#246;rperverletzung ist und bleibt das Kind. Die Eltern</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">als Unterhaltsverpflichtete sind allenfalls mittelbar Ge-</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">sch&#228;digte, die keinen eigenen Anspruch gegen die Sch&#228;diger</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">haben.</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">Das Feststellungsinteresse ist gegeben, weil f&#252;r die</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">k&#252;nftige Beseitigung von Bi&#223;narben eine schon jetzt be-</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">gr&#252;ndete Pflicht der Kl&#228;gerin besteht, die dazu erforder-</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">lichen Kosten zu begleichen. Da Narben verblieben sind,</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">ist von der Beklagten nicht bestritten worden. Damit hat</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">die Kl&#228;gerin nicht nur ein Interesse an der Feststellung,</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">sondern auch eine sachliche Berechtigung, denn der Anspruch</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks">nach &#167; 1542 RVO geht bereits mit der gegenseitigen oder</p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks">k&#252;nftigen Leistungspflicht des Versicherungstr&#228;gers &#252;ber.</p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 284 Abs. 1, 288 Abs. 1,</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks">BGB gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 91, 709 ZPO.</p>
315,825
vg-munster-1982-03-10-6-k-81681
{ "id": 846, "name": "Verwaltungsgericht Münster", "slug": "vg-munster", "city": 471, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
6 K 816/81
"1982-03-10T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:58"
"2019-03-27T09:42:07"
Urteil
ECLI:DE:VGMS:1982:0310.6K816.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Es wird festgestellt, da&#223; die Ordnungsverf&#252;gung des Beklagten vom 9. Februar 1981 und der Widerspruchsbescheid des Regierungspr&#228;sidenten M&#252;nster vom 27. M&#228;rz 1981 rechtswidrig gewesen sind. Der Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits. Die Kostenentscheidung ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Viehh&#228;ndler. Am 11. Dezember 1980 untersuchte der Beklagte 6 K&#228;lber des zu diesem Zeitpunkt insgesamt 16 Tiere umfassenden Bestandes des Kl&#228;gers stichprobenweise auf &#214;strogen, wobei sich bei einem Tier ein positiver Befund ergab. Bei den 16 K&#228;lbern handelte es sich um sogen. Starterk&#228;lber im Alter von ca. 8 Wochen, die der Kl&#228;ger aus den Niederlanden importiert hatte. Am 18. Dezember 1980 verh&#228;ngte der Beklagte &#252;ber den Bestand m&#252;ndlich eine Entfernungs- und Ver&#228;u&#223;erungssperre, die er durch Bescheid vom 23. Dezember 1980 schriftlich best&#228;tigte. Bei einer Nachuntersuchung wies das Kalb, bei dem ein positiver Befund festgestellt worden war, einen negativen Befund auf. Daraufhin wurden Ende Januar dieses Kalb und die 5 weiteren K&#228;lber, die zuvor untersucht worden waren, freigegeben. Vier weitere K&#228;lber wurden nach erfolgter R&#252;ckstandsuntersuchung mit negativem Ergebnis im Schlachthof Bocholt geschlachtet. Sodann erlie&#223; der Beklagte am 9. Februar 1981 die mit der vorliegenden Klage angegriffene Ordnungsverf&#252;gung, in der es hei&#223;t:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">"In Ab&#228;nderung meiner m&#252;ndlichen Ordnungsverf&#252;gung vom 18.12.1980, schriftlich abgefa&#223;t am 23.12.1980, wird hiermit auf der Grundlage der &#167;&#167; 14, 18 des Ordnungsbeh&#246;rdengesetzes NW und des &#167; 15 Abs. 3 Nr. 1 Buchst. b) und c) des Lebensmittel- und Bedarfsgegenst&#228;ndegesetzes i.V.m. der Verordnung &#252;ber Stoffe mit pharmakologischer Wirkung vom 3.8.1977 (BGBl. I Nr. 53 vom 10.8.1977, S. 1479) folgendes verf&#252;gt:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">1. Die aus dem am 11.12.1980 untersuchten Bestand von insgesamt 16 K&#228;lbern verbliebenen 6 K&#228;lber mit den Ohrmarken Nr. 152946, 152947, 152948, 152949, 152950 und 152945 d&#252;rfen nur mit Zustimmung des Veterin&#228;ramtes des Kreises von ihrem Standort in XXX entfernt werden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Sofern die K&#228;lber zur Schlachtung abgegeben werden sollen, ist die Schlachtst&#228;tte anzugeben. An der Schlachtst&#228;tte unterliegen die Tiere der R&#252;ckstandsuntersuchung auf &#246;strogenwirksame Stoffe nach n&#228;herer Anweisung des zust&#228;ndigen Veterin&#228;ramtes. Nur bei einem negativen Ergebnis der R&#252;ckstandsuntersuchung wird das Fleisch f&#252;r den menschlichen Verzehr freigegeben.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die R&#252;ckstandsuntersuchung im Schlachtbetrieb kann dadurch entfallen, da&#223; auf Ihren Antrag hin R&#252;ckstandsuntersuchungen vor der Schlachtung im Bestand vorgenommen werden und deren Ergebnisse die Unbedenklichkeit des Bestandes ergeben. Auch diese Untersuchungen sind nach weiterer Ma&#223;gabe des Veterin&#228;ramtes des Kreises Borken durchzur&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kosten dieser Untersuchungen sind von Ihnen zu tragen. Die K&#228;lber k&#246;nnen mit Genehmigung des Veterin&#228;ramtes des Kreises in andere Best&#228;nde zur Mast bis zur Schlachtreife als Schlachtbullen bzw. als Schlachtrinder oder zu sonstigen Nutzzwecken verbracht werden, wenn sichergestellt wird, da&#223; der Verbleib der Tiere durch das Veterin&#228;ramt &#252;berwacht und erforderlichenfalls R&#252;ckstandsuntersuchungen eingeleitet werden k&#246;nnen. Biese Genehmigung wird Ihnen ggf. auf Antrag hin erteilt."</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung hei&#223;t es u.a.: F&#252;r die verbliebenen 6 K&#228;lber rechtfertigt sich die Ordnungsverf&#252;gung aus dem Gesichtspunkt einer Gefahr f&#252;r die &#246;ffentliche Sicherheit gem&#228;&#223; &#167; 14 OBG. Wenn in einem Bestand zumindest ein &#246;strogenverseuchtes Tier angetroffen wird, so besteht der dringende Verdacht, da&#223; auch andere K&#228;lber des Bestandes verseucht sind. Hieran &#228;ndert auch nichts der Umstand, da&#223; bei weiteren Tieren ein negativer Befund erhoben worden ist oder da&#223; die Tiere nicht beim M&#228;ster, sondern bei einem Viehh&#228;ndler stehen. Eine Gefahr f&#252;r die &#246;ffentliche Sicherheit in Form der Gesundheit der Verbraucher und zu bef&#252;rchtender Verst&#246;&#223;e gegen das Lebensmittel- und Bedarfsgegenst&#228;ndegesetz sowie die Verordnung &#252;ber Stoffe mit pharmakologischer Wirkung ergibt sich daraus, da&#223; solche Tierbest&#228;nde, in denen positive Befunde erhoben werden sind, als verd&#228;chtig angesehen werden m&#252;ssen. Da auch der Abbau von &#214;strogen bzw. die Zeitdauer dieses Abbaues einerseits von der Medikamentation andererseits auch von der Dosierung und der Eigenart des jeweiligen Tieres abh&#228;ngt, ist auch stets der Negativnachweis durch eine konkrete R&#252;ckstandsuntersuchung am jeweiligen Tier zu fordern.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Nachdem die 6 K&#228;lber geschlachtet worden waren, wobei &#214;strogen nicht festgestellt wurde, und nach erfolglosem Widerspruch ("Widerspruchsbescheid des Regierungspr&#228;sidenten M&#252;nster vom 27. M&#228;rz 1981, zugestellt am 31. M&#228;rz 1981) hat der Kl&#228;ger am 30. April 1981 Klage erhoben, zu deren Begr&#252;ndung er im wesentlichen geltend macht:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Ordnungsverf&#252;gung vom 9. Februar 1981 sei rechtswidrig gewesen, weil eine Gefahr f&#252;r die &#246;ffentliche Sicherheit oder Ordnung nicht vorgelegen habe. Ihm sei durch die Verf&#252;gung ein Schaden (Stall- und F&#252;tterungskosten, entgangener Gewinn) entstanden, dessen Ersatz er vom Beklagten verlangen wolle.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt, festzustellen, da&#223; die Ordnungsverf&#252;gung des Beklagten vom 9. Februar 1981 und der Widerspruchsbescheid des Regierungspr&#228;sidenten M&#252;nster vom 27. M&#228;rz 1981 rechtwidrig gewesen sind.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt, die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung wiederholt und vertieft er die Ausf&#252;hrungen in den angefochtenen Bescheiden.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Vertreter des &#246;ffentlichen Interesses beteiligt sich am Verfahren, &#228;u&#223;ert sich aber nicht zur Sache.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wegen des Vorbringens der Beteiligten im einzelnen und des Sachverhalts im &#252;brigen wird auf die Gerichtsakte, nebst Beiakte, Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Klage ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">I. Das nach &#167; 113 Abs. 1 Satz 4 VwGO erforderliche berechtigte Interesse des Kl&#228;gers an der begehrten Feststellung, da&#223; der durch die Schlachtung der 6 K&#228;lber erledigte Verwaltungsakt des Beklagten vom 9. Februar 1981 rechtswidrig gewesen ist, ergibt sich aus der konkret dargetanen Absicht des Kl&#228;gers, den Beklagten auf Ersatz des durch die F&#252;tterung entstandenen Schadens (Stall- und F&#252;tterungskosten, entgangener Gewinn) in Anspruch zu nehmen, sowie aus Gr&#252;nden der Wiederholungsgefahr und des Rehabilitationsinteresses.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">II. Nach &#167; 14 Abs. 1 OBG NW, worauf die angegriffene Ordnungsverf&#252;gung im Kern gestutzt ist, k&#246;nnen die Ordnungsbeh&#246;rden die notwendigen Ma&#223;nahmen treffen, um eine im einzelnen Falle bestehende Gefahr f&#252;r die &#246;ffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abzuwehren. Von dieser Vorschrift wird die Verf&#252;gung des Beklagten vom 9. Februar 1981 nicht gedeckt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">1) Eine Gefahr im Sinne des &#167; 14 Abs. 1 OBG NW liegt vor, wenn eine Sachlage oder ein Verhalten bei ungehindertem Ablauf des objektiv zu erwartenden Geschehens mit Wahrscheinlichkeit die &#246;ffentliche Sicherheit oder Ordnung sch&#228;digen wird (Wolff, Verwaltungsrecht III, 3. Auflage, &#167; 125 III a). F&#252;r diese Wahrscheinlichkeit gen&#252;gen einerseits nicht blo&#223;e Vermutungen oder die entfernte M&#246;glichkeit eines Schadens; andererseits ist nicht erforderlich, da&#223; der Eintritt des Schadens gewi&#223; ist oder unmittelbar bevorsteht (Wolff, aaO, &#167; 125 III b 1). Dabei sind die Anforderungen an die Feststellung der Wahrscheinlichkeit geringer, wenn besonders hochwertige Schutzg&#252;ter auf dem Spiel stehen (BVerwG, Urteil vom 26.6.1970 - IV C 99.67 - , NJW 1970, 1890, 1892; Wolff, aaO; Drews/ Wacke/ Vogel/ Martens, Gefahrenabwehr, 1.Bd., 8.Auflage, S. 178 f.).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Hier kann die vom Beklagten in seiner Ordnungsverf&#252;gung vom 9. Februar 1981 angenommene "Gefahr f&#252;r die &#246;ffentliche Sicherheit in Form der Gesundheit der Verbraucher" nur dann vorgelegen haben, wenn die 6 verbliebenen K&#228;lber mit &#214;strogen behandelt worden waren. Da&#223; dies der Fall war, steht nicht fest. Vielmehr spricht der Umstand, da&#223; diese K&#228;lber bei ihrer Schlachtung kein &#214;strogen aufwiesen, daf&#252;r, da&#223; zum entscheidenden Zeitpunkt des Erlasses der Ordnungsverf&#252;gung objektiv eine Gesundheitsgefahr f&#252;r die Verbraucher nicht vorlag.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">2) Allerdings k&#246;nnten die &#246;ffentliche Sicherheit und Ordnung nicht aufrechterhalten werden, wenn die Beh&#246;rde stets erst und nur dann zu einem Einschreiten berechtigt w&#228;re, nachdem sie das objektive Vorhandensein einer Gefahr mit v&#246;lliger Sicherheit festgestellt hat. Bei Zugrundelegen solch strenger Ma&#223;st&#228;be k&#246;nnten h&#228;ufig Abwehrma&#223;nahmen nicht mehr rechtzeitig getroffen werden. Deshalb ist anerkannt, da&#223; in den F&#228;llen der sogen. Anscheinsgefahr ein Einschreiten erfolgen kann. Eine Anscheinsgefahr ist gegeben, wenn im Zeitpunkt des ordnungsbeh&#246;rdlichen Einschreitens bei verst&#228;ndiger W&#252;rdigung objektive Anhaltspunkte f&#252;r eine Gefahr vorliegen, sich aber nachtr&#228;glich ergibt, da&#223; eine Gefahr in Wirklichkeit nicht vorlag (OVG NW, Urteil vom 7.6.1976 - IV A 330/77 - DVBl. 1979, 733, 734; Wolff, aaO,; Hoffmann-Riem, Anscheingefahr und Anscheinverursachung im Polizeirecht, in: Festschrift f&#252;r Wacke, 1972, S. 327 ff.; Schleberger, Polizei- und Ordnungsrecht NW, 2. Auflage, S. 26 f.). Nach den Umst&#228;nden des vorliegenden Falles konnte aber bei verst&#228;ndiger W&#252;rdigung nicht auf das Vorliegen, sondern nur auf die M&#246;glichkeit einer Gefahr geschlossen werden.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Als die Ordnungsverf&#252;gung vom 9. Februar 1981 erging, waren von den 16 urspr&#252;nglich im Bestand vorhandenen K&#228;lbern 10 untersucht worden, wobei nur bei einem Kalb zun&#228;chst ein positiver, bei einer Nachuntersuchung dann ebenfalls ein negativer Befund festgestellt worden war. Der vom Beklagten in dieser Situation im Anschlu&#223; an den Erla&#223; des Ministers f&#252;r Ern&#228;hrung, Landwirtschaft und Forsten des Landes Nordrhein-Westfalen vom 20.Dezember 1979 (I C 4 - 3011 - 8587) gezogene Schlu&#223;, sofern bei einem Tier eines Bestandes &#214;strogen festgestellt werde, bestehe die Gefahr, da&#223; der Bestand insgesamt mit &#214;strogen behandelt worden sei, mag zwar bei einem Mastbetrieb gerechtfertigt sein. Denn wenn ein M&#228;ster Stoffe mit &#246;strogener Wirkung mit dem Ziel einer Gewichtszunahme bei Tieren verwendet, tut er dies nach der Lebenserfahrung nicht nur bei einem Tier, sondern bei s&#228;mtlichen Tieren des Bestandes, oder doch jedenfalls bei den im Vergleich zum Durchschnitt untergewichtigen Tieren. Diese Erw&#228;gungen greifen aber nicht bei einem Viehh&#228;ndler, der die Tiere nur kurze Zeit in seinem Besitz hat und geltend macht, die Tiere seines Bestandes stammten aus verschiedenen Herkunftsbest&#228;nden. So lag der Fall hier.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hatte vor Erla&#223; der angegriffenen Ordnungsverf&#252;gung in seinem Widerspruch vom 9. Januar 1981 gegen die Ordnungsverf&#252;gung vom 23. Dezember 1980 u.a. ausgef&#252;hrt (S. 2, 3):</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">"Auf dem Geh&#246;ft befinden sich jedoch regelm&#228;&#223;ig in einem Verkaufsstall aus den Niederlanden importierte oder aus anderen Gebieten der Bundesrepublik Deutschland angelieferte K&#228;lber, die in der Regel am Tage der Anlieferung oder im H&#246;chstfalle mit einer Aufstallungszeit von ein bis drei Tagen weiter verkauft werden. Wie bereits ausgef&#252;hrt, betreibt Herr XXX ausschlie&#223;lich einen Viehhandel und keinen K&#228;lbermastbetrieb. Es liegt daher in dem beruflichen Interesse des Herrn XXX f&#252;r eine m&#246;glichst kurzfristige Aufstallungszeit Sorge zu tragen, um die anfallenden Futterkosten der K&#228;lber so niedrig wie m&#246;glich zu halten.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Da bei der Vielzahl der angelieferten K&#228;lber im Einzelfall auch Tiere mit minderer Qualit&#228;t festgestellt und geliefert werden, k&#246;nnen diese von Herrn XXX nicht mit der &#252;brigen einwandfreien Ware gemeinsam zu gleichen Preisen weiter verkauft werden, sondern m&#252;ssen kurzfristig in einem hierf&#252;r vorgesehenen besonderen Stall aufgestallt werden. Sobald mehrere Tiere zusammengekommen sind, werden diese dann zu einem Minderpreis ver&#228;u&#223;ert. Bei dem von dem Veterin&#228;ramt am 11. oder 12. Dezember 1980 &#252;berpr&#252;ften K&#228;lberbestand handelt es sich um derartige Tiere von minderer Qualit&#228;t.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Auch diese Tiere verbleiben zumeist jedoch nur &#252;ber das Wochenende in dem Stall und haben eine H&#246;chstverweildauer von im H&#246;chstfall 4 bis 5 Tagen, da auch insoweit nur ein Verkaufsaufenthalt im Stall gegeben ist."</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Diese Angaben hatte er in seiner dem Beklagten am 2. Februar 1981 zugestellten Antragsschrift wie folgt erg&#228;nzt (S. 4):</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">"Die dort aufgestallten K&#228;lber sind, wie sich aus der Widerspruchsbegr&#252;ndungsschrift ergibt, nahezu zuf&#228;llig dort zusammengestellt worden. Es handelt sich um K&#228;lber der verschiedensten Lieferungen, die dort nur wenige Tage bis zum Weiterverkauf aufgestallt wurden."</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Bei dieser Sachlage war die Annahme des Beklagten, es bestehe die Gefahr, den verbliebenen 6 K&#228;lbern seien &#246;strogenwirksame Stoffe verabreicht worden, nicht gerechtfertigt. Es bestand vielmehr nur die M&#246;glichkeit, da&#223; die 6 K&#228;lber mit &#214;strogen behandelt worden w&#228;ren. Denn der Kl&#228;ger hatte unwiderlegt vorgetragen, da&#223; die K&#228;lber im H&#246;chstfall 4 - 5 Tage in seinem Besitz verbleiben. Da kaum davon ausgegangen werden kann, da&#223; eine &#214;strogenbehandlung innerhalb einer so kurzen Zeitspanne zu einer sp&#252;rbaren Gewichtszunahme f&#252;hrt, war eine &#214;strogenbehandlung der K&#228;lber durch den Kl&#228;ger selbst unwahrscheinlich. Bei verst&#228;ndiger W&#252;rdigung konnte eine &#214;strogenbehandlung der 6 K&#228;lber also nur vor Ankauf durch den Kl&#228;ger im Herkunftsbestand vorgenommen worden sein. Deshalb war die Annahme des Beklagten, wenn einem Tier &#214;strogen verabreicht wurde, bestehe die Gefahr, da&#223; auch die &#252;brigen Tiere mit &#214;strogen behandelt wurden, nur gerechtfertigt, wenn die 6 verbliebenen K&#228;lber aus demselben Bestand stammten, wie dasjenige Kalb, bei dem &#214;strogen festgestellt worden war. Hier hatte der Kl&#228;ger jedoch unwidersprochen dargelegt, es handele sich um "K&#228;lber der verschiedensten Lieferungen", so da&#223; nicht sicher und nicht wahrscheinlich war, die 6 K&#228;lber stammten aus demselben Herkunftsbetrieb wie das mit &#214;strogen behandelte Kalb. Dies war nur m&#246;glich, nicht mehr. Deshalb war auch das Vorliegen einer Gesundheitsgefahr, die von den 6 K&#228;lbern ausgehen konnte, nicht wahrscheinlich.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">3) Besteht die blo&#223;e M&#246;glichkeit (der Verdacht) einer Gefahr, so ist die Ordnungsbeh&#246;rde nicht zur Unt&#228;tigkeit verurteilt, sondern kann eingreifen. Allerdings mu&#223; sich das Einschreiten der Ordnungsbeh&#246;rde auf vorl&#228;ufige Ma&#223;nahmen f&#252;r die Zeitspanne beschr&#228;nken, bis &#252;ber das Vorliegen oder Nichtvorliegen einer Gefahr Klarheit geschaffen ist (BVerwG, Urteil vom 16.12.1971 - 1 C 60.67 -, BVerwGE 39, 190 ff., OVG NW, aaO.; Wolff, aaO., &#167; 125 III a 2; Rietdorf/Heise/B&#246;ckenf&#246;rde/Strehlau, Ordnungs- und Polizeirecht in NW, 2. Auflage, &#167; 1 OBG Rdnr. 13). Nur dann, wenn nach den Umst&#228;nden einstweilige Ma&#223;nahmen nicht in Betracht kommen und anders ein zu bef&#252;rchtender schwerer Schaden f&#252;r die Allgemeinheit nicht abgewendet werden kann, mu&#223; sich die Ordnungsbeh&#246;rde nicht darauf beschr&#228;nken, ein in der Entwicklung begriffenes Geschehen durch ihre Ma&#223;nahmen einstweilen zu unterbrechen, um weitere Feststellungen treffen zu k&#246;nnen, sondern kann auch endg&#252;ltig wirkende Eingriffe vornehmen (BVerwGE 39, 190, 196; Brews/Wacke, Vogel/Martens aaO., S. 179). Hier waren aber vorl&#228;ufige Ma&#223;nahmen zur Feststellung, ob die 6 "verd&#228;chtigen" K&#228;lber tats&#228;chlich mit &#214;strogen behandelt worden waren, m&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist der Behauptung des Kl&#228;gers, die K&#228;lber stammten aus den verschiedensten niederl&#228;ndischen Herkunftsbetrieben, nicht nachgegangen, obwohl Nachforschungen &#252;ber die Herkunft der K&#228;lber - etwa mit Hilfe der niederl&#228;ndischen Ohrmarken, die die K&#228;lber trugen und/oder der vom Kl&#228;ger vorgelegten Grenzdokumente - m&#246;glich waren. Es h&#228;tte auf diese Weise gekl&#228;rt werden k&#246;nnen, ob die 6 verbliebenen K&#228;lber aus demselben Herkunftsbetrieb stammten wie das Kalb, bei dem &#214;strogen festgestellt worden war. Vor allem aber bestand die M&#246;glichkeit, kurzfristig durch Untersuchung der 6 verbliebenen K&#228;lber seitens des Beklagten zu kl&#228;ren, ob tats&#228;chlich von diesen Tieren f&#252;r die Gesundheit der Verbraucher eine Gefahr ausging. Eine Inanspruchnahme des Kl&#228;gers w&#228;re deshalb etwa in der Weise gerechtfertigt gewesen, da&#223; er Untersuchungen der 6 K&#228;lber durch die Beh&#246;rde und ein Verbot, die K&#228;lber von ihrem Standort zu entfernen, f&#252;r die notwendige Dauer der Untersuchungen durch die Beh&#246;rde h&#228;tte dulden m&#252;ssen. Demgegen&#252;ber geht die angegriffene Verf&#252;gung, die ein endg&#252;ltiges Entfernungsverbot und R&#252;ckstandsuntersuchungen der 6 K&#228;lber auf &#246;strogenwirksame Stoffe auf Kosten des Kl&#228;gers anordnet, zu weit. Sie verletzt das &#220;berma&#223;verbot, weil sie sich nicht auf einstweilige Ma&#223;nahmen zur Feststellung des Vorliegens einer tats&#228;chlichen Gesundheitsgefahr beschr&#228;nkt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">III. Nach alledem war die Rechtswidrigkeit der angefochtenen Verwaltungsakte festzustellen, wobei zur Klarstellung darauf hingewiesen sei, da&#223; diese Feststellung sich nicht auf den Teil des Bescheids vom 9. Februar 1981 bezieht, der die Ordnungsverf&#252;gung vom 23. Dezember 1980 - zu Recht - aufhebt.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 1 VwGO; die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167; 167 VwGO i.V.m. &#167;&#167; 708 Nr. 11 ZPO. </p>
315,826
olgk-1982-03-01-16-wx-982
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
16 Wx 9/82
"1982-03-01T00:00:00"
"2019-03-13T15:14:59"
"2019-03-27T09:42:07"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1982:0301.16WX9.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die weitere Beschwerde der Beteiligten zu 2) gegen den Beschlu&#223; der 1. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln vom 11. November 1981 - 1 T 250/81 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des weiteren Beschwerdeverfahrens tragen die Beschwerdef&#252;hrer.</p> <p></p> <p>Eine Erstattung der au&#223;ergerichtlichen Kosten findet nicht statt.</p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Antrag des Notars Dr. D. aus M. vom 1. Juli 1981 - UR-Nr. 1226/81 - beantragten die Beteiligten zu 2), die Eheleute C., die Adoption der vollj&#228;hrigen Koreanerin K. N..</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Ehemann C. ist am 00.00.1944 und seine Ehefrau am 00.00.1935 geboren. Die anzunehmende Koreanerin, die Beteiligte zu 1), ist lt. Eintragung in das koreanische Familienregister am 0.00.1947 geboren, ledig und kinderlos.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Aus der Ehe der Beteiligten zu 2) stammt der am 14.7.1967 geborene Sohn T. C..</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die anzunehmende Frau K. N. lebt seit 1979 mit kurzen Unterbrechungen im Haushalt der Beteiligten zu 2). Sie hat dem Adoptionsantrag der Beteiligten zu 2) zugestimmt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Auf Anforderung des Vormundschaftsgerichts Wipperf&#252;rth haben die Beteiligten zu 2) ihren Antrag wie folgt begr&#252;ndet: Die Beteiligte zu 1) habe ihren Aufenthalt im Haushalt der Beteiligten zu 2) mehrfach unterbrechen m&#252;ssen, da sie sich als Besucherin lediglich maximal drei Monate ununterbrochen in der Bundesrepublik Deutschland habe aufhalten d&#252;rfen. Die Bem&#252;hungen, eine l&#228;ngerfristige Aufenthaltserlaubnis zu erhalten, seien leider erfolglos geblieben. Die Beteiligte zu 1) habe sich zwischenzeitlich sehr gut in die Familie der Beteiligten zu 2) integriert und geh&#246;re praktisch zu der Familie. Da die immer wieder erforderliche Unterbrechung ihres Aufenthaltes sehr unbefriedigend sei und zu immer gr&#246;&#223;eren Schwierigkeiten f&#252;hre, h&#228;tten sich die Beteiligten zu 2) entschlossen, die Beteiligte zu 1) als Kind anzunehmen, da sie ohnehin wie ihr Kind in ihrer Familie lebe. Nur hierdurch sei es m&#246;glich, da&#223; sie ununterbrochen bei der Familie der Beteiligten zu 2) bleiben k&#246;nne und diese ihr die erforderliche Hilfe f&#252;r ihr weiteres Leben geben k&#246;nne. Au&#223;erdem sei nur hierdurch sichergestellt, da&#223; das zwischenzeitlich</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">entstandene "Eltern-Kind-Verh&#228;ltnis" und die bereits entstandene geschwisterliche Beziehung zum leiblichen Sohn der Beteiligten zu 2) nicht unterbrochen werde.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit Beschlu&#223; vom 25. September 1981 hat das Amtsgericht - Vormundschaftsgericht - Wipperf&#252;rth den Antrag auf Adoption mit der Begr&#252;ndung zur&#252;ckgewiesen, die Voraussetzungen des &#167; 1767 BGB seien nicht erf&#252;llt; denn bei dem Alter der zu Adoptierenden und der Beteiligten zu 2) k&#246;nne nicht von einem Eltern-Kind-Verh&#228;ltnis gesprochen werden und die beabsichtigte Adoption sei sittlich nicht gerechtfertigt, weil erkennbar eine</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Umgehung des Ausl&#228;nderrechts beabsichtigt sei.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Mit der am 20.10.1981 beim Landgericht K&#246;ln eingegangenen Beschwerde haben die Beteiligten zu 2) ihr Adoptionsbegehren weiterverfolgt. Insbesondere haben ihre Verfahrensbevollm&#228;chtigten ger&#252;gt, da&#223; das Amtsgericht nicht die vorgetragene Tatsache ber&#252;cksichtigt habe, da&#223; zwischen den Eheleuten C. und Frau N. bereits ein Eltern-Kind-Verh&#228;ltnis entstanden und Frau N. in die Familie C. integriert sei. Sie haben sich ausdr&#252;cklich eine weitere Begr&#252;ndung vorbehalten.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Ohne da&#223; die Beteiligten zu 2) eine weitere Begr&#252;ndung ihrer Beschwerde eingereicht haben, hat das Landgericht mit Beschlu&#223; vom 11.11.1981 - 1 T 250/81 - die Beschwerde der Beteiligten zu 2) zur&#252;ckgewiesen. In seiner Begr&#252;ndung hat das Landgericht ausgef&#252;hrt, es k&#246;nne das objektive Vorliegen eines Eltern-Kind-Verh&#228;ltnis zwischen den Beteiligten zu 2) und der Beteiligten zu 1) und damit eine sittliche Rechtfertigung der beabsichtigten Adoption nicht feststellen. Dar&#252;ber hinaus k&#246;nne mangels Angaben nicht gepr&#252;ft werden, ob &#252;berwiegende Interessen des ehelichen Kindes einer Adoption gem&#228;&#223; &#167; 1769 BGB entgegenstehen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die weitere Beschwerde der Beteiligten zu 2), mit der sie die Verletzung des rechtlichen Geh&#246;rs und der richterlichen Aufkl&#228;rungspflicht gem&#228;&#223; &#167; 12 FGG r&#252;gen. Ferner tragen sie vor, da&#223; die Beteiligte zu 1), wie sich aus der beigef&#252;gten eidesstattlichen Versicherung ihrer Schwester ergebe, erst am 00.00.1949 geboren sei; eine Korrektur des Familienregisters habe bislang nicht durchgesetzt werden k&#246;nnen. Auch sei ihr Sohn T. C. mit der Adoption einverstanden, wie er in seinem eigenh&#228;ndig verfa&#223;ten Schreiben zum Ausdruck gebracht habe. Schlie&#223;lich haben die Beteiligten zu 2) insgesamt sechs Zeugenerkl&#228;rungen eingereicht, darunter eine Erkl&#228;rung des Oberpfarrers, L., wonach die Zeugen den Eindruck gewonnen haben, da&#223; zwischen den Beteiligten zu 2) und der Beteiligten zu 1) ein Eltern-Kind-Verh&#228;ltnis und zwischen dem Sohn T. C. und der Beteiligten zu 1) ein geschwisterliches Verh&#228;ltnis entstanden sei.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Verfahrensstandes wird auf den Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die weitere Beschwerde der Beteiligten zu 2) ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 19, 27 FGG statthaft. Sie ist auch im &#252;brigen zul&#228;ssig, insbesondere in der Form des &#167; 29 Abs. 1 FGG eingelegt worden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeberechtigung der Beteiligten zu 2) ergibt sich aus &#167; 20 Abs. 2 FGG.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Sachlich ist das Rechtsmittel jedoch unbegr&#252;ndet. Das Landgericht hat die zul&#228;ssige Erstbeschwerde der Beteiligten zu 2) gegen den Beschlu&#223; des Amtsgerichts Wipperf&#252;rth zu Recht zur&#252;ckgewiesene Amts- und Landgericht sind zutreffend davon ausgegangen, da&#223; im vorliegenden Fall die Voraussetzungen des &#167; 1767 Abs. 1 BGB nicht erf&#252;llt sind. Denn gem&#228;&#223; dieser Vorschrift ist die Adoption eines Vollj&#228;hrigen nur zul&#228;ssig, wenn sie sittlich gerechtfertigt ist. Davon ist nach dem Gesetz insbesondere dann auszugehen, wenn zwischen dem Annehmenden und dem Anzunehmenden ein Eltern-Kind-Verh&#228;ltnis entstanden ist. Bei der Beurteilung dieser Frage kann die es nicht auf die subjektive Ansichten und Einsch&#228;tzungen der Beteiligten selbst ankommen; das Vormundschaftsgericht hat vielmehr aufgrund objektiver Kriterien eine solche geistig-seelische Dauerverbundenheit, wie sie zwischen Eltern un Kindern normalerweise besteht, bei den Beteiligten festzustellen. Dabei hat es eingehend zu pr&#252;fen, aus welchen Gr&#252;nden das Annahmeverh&#228;ltnis zu einem Vollj&#228;hrigen begr&#252;ndet werden soll; denn die Herstellung familienrechtlicher Beziehungen zwischen Vollj&#228;hrigen durch Adoption kann nicht der freien Disposition der Beteiligten &#252;berlassen bleiben (vgl. Bundestagsdrucksache 7/3061 S. 52).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Falle haben das Amts- und Landgericht eine solche eingehende Pr&#252;fung vorgenommen und haben zu Recht begr&#252;ndete Zweifel gehabt, ob die Beteiligten die Absicht haben, eine solche Beziehung untereinander zu schaffen, die der zwischen Eltern und Kindern gleichkommt. Denn bei einem nur geringen Altersunterschied zwischen der anzunehmenden Beteiligten zu 1) und dem annehmenden Ehemann von etwas mehr als drei Jahren und der annehmenden Ehefrau von eben 12 Jahren m&#252;ssen die Beteiligten besondere Gr&#252;nde dartun, die eine solche enge familienrechtliche Beziehung als sittlich gerechtfertigt erscheinen lassen. Dazu reicht der blo&#223;e Hinweis der Beteiligten auf einen zweij&#228;hrigen - noch dazu mehrfach unterbrochenen - Aufenthalt der anzunehmenden Beteiligten zu 1) im Haushalt der Beteiligten zu 2) und eine angeblich</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Integration in die Familie der Beteiligten zu 2) nicht aus. Dies gilt insbesondere, da die Beteiligten zu 2) als Grund f&#252;r die Adoption u.a. angegeben haben, da&#223; man sich zur Adoption auch deshalb entschlossen habe, weil die immer wieder erforderliche Unterbrechung des Aufenthalts der anzunehmenden Beteiligten zu 1). in der Familie der Beteiligten zu 2) sehr unbefriedigend sei und zu immer gr&#246;&#223;eren Schwierigkeiten f&#252;hre. Gerade dies l&#228;&#223;t zumindest den Verdacht aufkommen, da&#223; worauf das Amtsgericht zu Recht hingewiesen hat, zumindest auch Gr&#252;nde des Ausl&#228;nderrechts bei dem Adoptionsentschlu&#223; der Beteiligten zu 2) eine Rolle gespielt haben. Solche Gr&#252;nde sind jedoch nicht geeignet, eine Erwachsenenadoption gem&#228;&#223; &#167; 1767 Abs. 1 BGB zu rechtfertigen (vgl. Palandt-Diederichsen, 41. Aufl. 1982, &#167; 1767 BGB Anm. 2; BayObLG DAVo-rni.SO, 503 und FamRZ 80, 1158; LG Hanau DAVorm 76, 526).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Obwohl die Beteiligten zu 2) zumindest nach der Entscheidung des Amtsgerichts Wipperf&#252;rth die M&#246;glichkeit hatten, diesen Verdacht auszur&#228;umen, haben sie dazu keinerlei neue Tatsachen vorgetragen; sie haben nicht einmal ihrer Ank&#252;ndigung zufolge eine weitere Begr&#252;ndung ihrer Erstbeschwerde eingereicht, obwohl sie dazu ausreichend</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Zeit gehabt h&#228;tten; denn das Landgericht hat erst knapp einenMonat nach Eingang der Beschwerdeschrift &#252;ber die Beschwerde der Beteiligten 2) entschieden. Waren die Beteiligten zu 2) nicht in der Lage, in der &#252;blichen Frist von drei Wochen ihre angek&#252;ndigte Beschwerdebegr&#252;ndung nachzureichen, so h&#228;tten sie beim Beschwerdegericht um eine entsprechende l&#228;ngere Frist nachsuchen m&#252;ssen. Dies haben sie unterlassen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Weder das Amts- noch das Landgericht haben den Grundsatz des rechtlichen Geh&#246;rs gem&#228;&#223; Art.103 Abs.1 GG verletzt. Die Beteiligten zu 2) hatten vielmehr in erster und zweiter Instanz ausreichend Gelegenheit, sich zur Sache zu &#228;u&#223;ern. Aus dem Recht auf rechtliches Geh&#246;r folgt dagegen keineswegs notwendig ein Anspruch auf m&#252;ndliche Anh&#246;rung. Soweit nicht das Gesetz ein solches Verfahren ausdr&#252;cklich vorschreibt, steht es im pflichtgem&#228;&#223;en Ermessen des Gerichts, ob es eine m&#252;ndliche Anh&#246;rung der Beteiligten f&#252;r erforderlich h&#228;lt (vgl. Keidl-Winkler, FGG, 10. Aufl. 1972, &#167; 12 Rdnr. 74 a). Im Annahmeverfahren einer Erwachsenenadoption gem&#228;&#223; &#167; 1767 Abs. 1 BGB ist eine m&#252;ndliche Anh&#246;rung der Beteiligten anders als im Verfahren, das die Aufhebung eines Annahmeverh&#228;ltnis zum Gegenstand hat (vgl. &#167; 56 f Abs. 1 FGG)/nicht vorgesehen. Auch besteht im vorliegenden Fall keine sonstige Pflicht zur m&#252;ndlichen Anh&#246;rung der Beteiligten; sie kann sich u.U. im Einzelfall aus der besonderen Sachlage ergeben, z.B. bei Gesch&#228;ftsunf&#228;higen oder in der Gesch&#228;ftsf&#228;higkeit beschr&#228;nkten Personen, bei nicht vertretenen oder bei mangelnder F&#228;higkeit, sich schriftlich zu &#228;u&#223;ern. Ein solcher Ausnahmefall liegt hier jedoch nicht vor, zumal die Beteiligten zu 2) auch in erster Instanz durch einen Notar rechtkundig vertreten waren.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Dagegen k&#246;nnen die<i> </i>Beteiligten zu 2) im weiteren Beschwerdeverfahren nicht mehr mit ihrem neuen Tatsachenvortrag und den entsprechenden Beweismitteln in ihrem Schriftsatz vom 23.2.1982 geh&#246;rt werden. Denn im weiteren Beschwerdeverfahren k&#246;nnen grunds&#228;tzlich keine neuen Tatsachen mehr vorgebracht und ermittelt werden, es sei denn, sie w&#252;rden eine Wiederaufnahme rechtfertigen (vgl. Keidl-Winkler a.a.O. &#167; 27 Rdnr. 43). So liegt es hier jedoch nicht; denn die Beteiligten zu 2) h&#228;tten den neuen Tatsachenvortrag und die Beweismittel bereits im Verfahren vor dem Amtsgericht, sp&#228;testens jedoch vor dem Landgericht vorbringen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Abgesehen davon k&#246;nnten jedoch der neue Tatsachenvortrag und die entsprechenden Beweismittel in der Sache selbst auch zu keinem anderen Ergebnis f&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beteiligten zu 2) geltend machen, da&#223; die anzunehmende Beteiligte zu 1) nicht 1947, sondern erst 1949 geboren sei, was die Schwester der Beteiligten zu 1) eidesstattlich versichert hat, so liegen keinerlei amtliche Unterlagen vor, die das im koreanischen Familienregister eingetragene Geburtsdatum als unrichtig erscheinen lassen. Die eidesstattliche Versicherung der Schwester der Beteiligten zu 1)w&#252;rde allein zum Beweis f&#252;r die Unrichtigkeit der amtlichen Eintragung ins koreanische Familienregister nicht ausreichen. Auch w&#252;rde der Umstand, da&#223; nach der eidesstattlichen Versicherung die Beteiligte zu 1) zwei Jahre j&#252;nger w&#228;re, allein die Bedenken gegen die sittliche Rechtfertigung der beabsichtigten Adoption nicht ausr&#228;umen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Wenn die Beteiligten zu 2) nunmehr eine handschriftliche Einverst&#228;ndniserkl&#228;rung ihres Sohnes mit der beabsichtigten Adoption vorlegen, so vermag diese die vom Landgericht erhobenen Bedenken gegen die Adoption aus dem Gesichtspunkt des &#167; 1769 BGB nicht zu entkr&#228;ften, da nicht das pers&#246;nliche Einverst&#228;ndnis des leiblichen Kindes der Anzunehmenden ma&#223;geblich ist; es d&#252;rfen vielmehr die objektiven Interessen des Kindes der beabsichtigten Adoption nicht entgegenstehen, deren Feststellung dem Vormundschaftsgericht selbst obliegt. &#220;berdies stellen die Gr&#252;nde aus &#167; 1769 BGB im angefochtenen Beschlu&#223; lediglich Hilfserw&#228;gungen des Landgerichts dar; die tragenden Gr&#252;nde beruhen auf &#167; 1767 AbS.1 BGB.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Auch die von den Beteiligten zu 2) vorgelegten Zeugenerkl&#228;rungen sind nicht geeignet, objektive Anhaltspunkte daf&#252;r zu geben, da&#223; zwischen den Beteiligten tats&#228;chlich ein Eltern-Kind-Verh&#228;ltnis i.S. des &#167; 1767 Abs. 1 Satz 2 BGB bereits entstanden ist oder zumindest eine dahingehende Absicht der Beteiligten besteht. Die Zeugen haben vielmehr in ihren Erkl&#228;rungen lediglich eigene pers&#246;nliche Eindr&#252;cke wiedergegeben, ohne konkrete, f&#252;r das Vormundschaftsgericht nachpr&#252;fbare Tatsachen zu schildern, auf denen ihre Eindr&#252;cke beruhen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ist auch kein Versto&#223; gegen &#167; 12 FGG festzustellen. Denn es oblag den Beteiligten zu 2), alle Gr&#252;nde und tats&#228;chlichen Umst&#228;nde, auf denen sie ihren Adoptionsantrag st&#252;tzen <i>I </i>so rechtzeitig vorzubringen, da&#223; sp&#228;testens das Beschwerdegericht als Tatsachengericht erforderlichenfalls hieran anzukn&#252;pfende Ermittlungen h&#228;tte einleiten k&#246;nnen. Weder das Vormundschaftsgericht noch das Beschwerdegericht waren gehalten, von sich aus, ohne jeden konkreten Anhaltspunkt Amtsermittlungen quasi "in's Blaue hinein" einzuleiten. Denn dem Vormundschaftsgericht obliegt im Rahmen des Genehmigungsverfahrens nach &#167; 1767 Abs. 1 BGB lediglich die Mi&#223;brauchskontrolle (vgl. Palandt-Diederichsen a.a.O. &#167; 1767 Anm. 3). Es ist nicht erforderlich, die fehlende Absicht der Beteiligten, Beziehungen zu schaffen, die denen zwischen Eltern und Kindern gleichkommen, nachzuweisen; es gen&#252;gen vielmehr begr&#252;ndete Zweifel hieran (vgl. RGZ 147, 220; BGH NJW 1957, 673; Palandt-Diederichsen a.a.O. &#167; 1767 Anm. 2).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Solche begr&#252;ndeten Zweifel haben die Beteiligten zu 2) durch den geringen Altersunterschied zwischen ihnen und der anzunehmenden Beteiligten zu 1) und durch ihre gegen&#252;ber dem Amtsgericht abgegebene Begr&#252;ndung ihres Adoptionsantrages selbst in das Verfahren eingef&#252;hrt. Sie haben dagegen nicht rechtzeitig tats&#228;chliche Gr&#252;nde dargetan, die eine sittliche Rechtfertigung der beabsichtigten Adoption ergeben k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Nach allem hat die weitere Beschwerde der Beteiligten zu 2) keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 13 a FGG.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><u>Beschwerdewert:</u> 5.000,-- DM</p>
315,827
ag-hagen-1982-02-26-6-c-46181
{ "id": 670, "name": "Amtsgericht Hagen", "slug": "ag-hagen", "city": 430, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
6 C 461/81
"1982-02-26T00:00:00"
"2019-03-13T15:15:00"
"2019-03-27T09:42:06"
Urteil
ECLI:DE:AGHA:1982:0226.6C461.81.00
<h2>Tenor</h2> <p> Die Klage wird abgewiesen. </p> <p></p> <p> Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p> Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte wohnt als Mieterin in einem Haus der Kl&#228;gerin. Seit Februar 1981 k&#252;rzt sie die monatliche Miete um stark 20,00 DM. Bis Juni 1981 ist ein R&#252;ckstand von 104,50 DM aufgelaufen. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Kl&#228;gerin zun&#228;chst 163,90 DM eingeklagt hatte, hat sie sp&#228;ter beantragt,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagte zur Zahlung von 104,50 DM und 11 % Zinsen ab 16.07.1981 zu verurteilen. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Sie meint, zur Mietminderung von etwa 10 % berechtigt zu sein. Sie behauptet, seit Jahren lie&#223;en sich s&#228;mtliche Oberlichter in ihrer Wohnung nicht &#246;ffnen und putzen. Die Kl&#228;gerin sei unter Ank&#252;ndigung der Mietminderung aufgefordert worden, die Oberlichter wieder in Ordnung zu bringen. Trotz einer entsprechenden Zusage habe sie ihr Versprechen nicht eingehalten. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin behauptet, sie habe einen Schreinermeister beauftragt, die Oberlichter wieder gangbar zu machen. Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf den Inhalt der beiderseitigen Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die auf &#167; 535 BGB gest&#252;tzte Klage ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat zwar unstreitig seit etlichen Monaten nicht die volle Miete gezahlt. Die Kl&#228;gerin hat aber keinen Anspruch auf Zahlung des Differenzbetrages, denn der Beklagten steht ein Mietminderungsanspruch zu. Unstreitig lassen sich die Oberlichter in der Wohnung der Beklagten seit Jahren nicht &#246;ffnen. Die Beklagte hat dies abgemahnt; die Kl&#228;gerin hat die Beseitigung des Mangels zugesagt, ihr Versprechen aber nicht eingehalten. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Zu einer ordnungsgem&#228;&#223; vermieteten Wohnung geh&#246;rt, dass alle Fenstern, und zwar auch die Oberlichter, zu &#246;ffnen und zu schlie&#223;en sind. Die Oberlichter brauchen zwar nicht unbedingt zum L&#252;ften ge&#246;ffnet zu werden, sie m&#252;ssen aber auf alle F&#228;lle geputzt werden k&#246;nnen. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wenn ein Vermieter trotz entsprechenden Abmachungen des Mieters und der Ank&#252;ndigung einer Mietminderung derartige M&#228;ngel nicht beheben l&#228;sst, kann der Mieter dann monatlich Mietzins mindern. Eine von der Beklagten vorgenommene Mietminderung von etwa 10 % ist f&#252;r diesen Fall angemessen. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 708, 713 ZPO.</p>
315,828
olgk-1982-02-25-10-uf-9081
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
10 UF 90/81
"1982-02-25T00:00:00"
"2019-03-13T15:15:02"
"2019-03-27T09:42:06"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1982:0225.10UF90.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 12. Mai 1981 verk&#252;ndete</p> <p>Urteil des Amtsgerichts (Familiengericht) Aachen - 26 F 285/80 -</p> <p>wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens werden der Beklagten auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T A T B E S T A N D</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben 1970 geheiratet. Sie haben bis 1974 zusammengelebt. Im Juli 1974 ist die Beklagte wieder nach Gut W., dem Farniliensitz ihres 1962 verstorbenen</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">ersten Ehemannes zur&#252;ckgekehrt. Sie wohnt dort mietfrei und lebte zun&#228;chst von Wertpapierertr&#228;gen, die zwischen ca. 13.000,-- DM im Jahre 1975 und knapp 10.000,-- DM im Jahre 1979 betrugen, sowie von Zuwendungen ihres &#228;ltesten Sohnes in H&#246;he von monatlich 500,-- DM. Der Kl&#228;ger leistete anf&#228;nglich - au&#223;er einer einmaligen Zahlung von 10.000,-- DM im Jahre 1976 und geringer Steuerbetr&#228;ge &#8211; keine Unterhalt. Durch Urteil des Senats vorn 24. Januar 1980 - 10 UF 101/79 - wurde der Beklagten ab Oktober 1978 Getrenntlebenden-Unterhalt in H&#246;he von monatlich 1.000,-- DM zuerkannt. Daraufhin verzichtete die Beklagte ab Oktober 1980 auf die Zuwendungen ihres &#228;ltesten Sohnes. Die Ehe der Parteien wurde durch Urteil des Familiengerichts Aachen vorn 3. Juni 1980 - 20 F 102/79 - geschieden; das Urteil ist seit dem 29. Juli 1980 rechtskr&#228;ftig.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit der Widerklage - die Klage ist in der Hauptsache erledigt - hat die Beklagte den Kl&#228;ger, gest&#252;tzt auf &#167;&#167; 1571, 1572 BGB, auf Geschiedenen-Unterhalt in H&#246;he von monatlich 1.000,-- DM ab Dezember 1980 in Anspruch genommen. Sie hat geltend gemacht, der Kl&#228;ger schulde ihr Unterhalt mindestens in dem seinerzeit zuerkannten Umfange. Er verdiene inzwischen &#252;ber 8.000,-- DM netto. Ihre Einnahmen aus Wertpapierbesitz seien dagegen auf 802,50 DM im Jahre 1979 gesunken. Hiervon m&#252;sse sie 256,60 DM monatlich an Versicherungen zahlen, so da&#223; ihr nur ein Betrag von monatlich 545,90 DM verbleibe. Es k&#246;nne ihr weder eigene Erwerbst&#228;tigkeit noch die Ver&#228;u&#223;erung des ihr geh&#246;renden Inventars von Gut V. zugemutet werden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">den Kl&#228;ger zu verurteilen, an sie einen monatlichen Unterhalt von 1.000,-- DM ab dem 1. Dezember 1980 zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">und zwar die Unterhaltsr&#252;ckst&#228;nde sofort, die zuk&#252;nftig f&#228;llig werdenden Betr&#228;ge monatlich im voraus nebst 4 % Zinsen von jeweils 1.000,-- DM ab dem jeweiligen Monatsersten von den jeweils bis zum Zeitpunkt der letzten m&#252;ndlichen</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Verhandlung f&#228;llig werdenden R&#252;ckst&#228;nden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Widerklage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Er hat vorgetragen, die Beklagte sei nicht unterhaltsbed&#252;rftig. Ihr geh&#246;re die gesamte Einrichtung des Gutes, die zum Teil museumswerten Charakter habe, so z. B. ein antiker Teppich im Werte von 100.000,-- DM, ein fl&#228;mischer Gobelin im Werte von 50.000,-- DM, ferner Bilder, von denen allein ein &#214;lbild von Charles H. J. Leickert einen Erl&#246;s von 100.000,-- DM verspreche, antike M&#246;bel, Silberger&#228;te im Werte von mindestens 250.000,-- DM usw. Die Kl&#228;gerin k&#246;nne ihren verst&#228;ndlichen Wunsch, den Familienbesitz f&#252;r ihre Kinder zu bewahren, nicht dadurch verwirklichen, da&#223; sie ihn, den Kl&#228;ger, zu Unterhaltszahlungen heranziehe. Vielmehr m&#252;sse sie ihren Lebensbedarf dadurch sicherstellen, da&#223; sie Teile des Inventars verkaufe.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen stelle sie die Einrichtung ihrem &#228;ltesten Sohn f&#252;r repr&#228;sentative Zwecke zur Verf&#252;gung. Der Wert dieser Leistung sei mit 500,-- DM gering bemessen. Ferner</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">habe die Beklagte ihren Abfindungsanspruch wegen Wegfalls ihres Altenteilanspruchs bisher nicht geltend gemacht.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Durch das am 12. Mai 1981 verk&#252;ndete Urteil, welches der Beklagten am 19. Mai 1981 zugestellt worden ist, hat das Amtsgericht Aachen die Widerklage abgewiesen</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">mit der Begr&#252;ndung, die Beklagte habe ihre Bed&#252;rftigkeit nicht hinreichend dargetan. Sie habe nicht in Abrede gestellt, da&#223; sie sich durch den Verkauf von Teilen des Inventars und durch die Anlegung des Erl&#246;ses selbst unterhalten k&#246;nne. Die Verwertung dieses Verm&#246;gens sei nicht unbillig i.S.d. &#167; 1577 Abs. 3 BGB.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Entscheidung, auf deren weitere Ausf&#252;hrungen vollinhaltlich Bezug genommen wird, hat die Beklagte am 11. Juni 1981 Berufung eingelegt und das Rechtsmittel nach Verl&#228;ngerung der Frist bis zum 1. August 1981 an diesem Tage begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Sie tr&#228;gt vor, es sei - wie der Senat bereits in seinem Urteil vom 24. Januar 1980 ausgef&#252;hrt habe - unbillig, wenn man sie f&#252;r verpflichtet halten wollte, nach und nach</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">den einen oder anderen Einrichtungsgegenstand zu ver&#228;u&#223;ern, um damit ihren Unterhalt selbst zu verdienen. Sie verlange von dem Kl&#228;ger lediglich ein Drittel des ihr an sich zustehenden Unterhalts. Es treffe daher nicht zu, da&#223; der Kl&#228;ger durch eine Unterhaltszahlung von 1.000,-- DM monatlich den Erhalt ihres Verm&#246;gens f&#252;r ihre Kinder sicherstellen w&#252;rde. Im &#252;brigen sei die Einrichtung l&#228;ngst nicht so wertvoll, wie der Kl&#228;ger angegeben habe.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter teil weiser Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils den Kl&#228;ger zu verurteilen, an sie ab 1. Dezember 1980 einen monatlichen Unterhalt von 1.000,-- DM zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">f&#228;llig jeweils am ersten Werktag eines jeden Monats im voraus nebst 4 % Zinsen seit dem jeweiligen F&#228;lligkeitstag,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Revision zuzulassen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Er wiederholt und erg&#228;nzt sein erstinstanzliches Vorbringen nach Ma&#223;gabe seiner Berufungserwiderung.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der in beiden Rechtsz&#252;gen gewechselten Schrifts&#228;tze sowie der beigezogenen Akten 20 F 102/79<i> </i>- AG Aachen - und 20 F 36/79 - AG Aachen - = 10 UF 101/79<i> </i>OLG K&#246;ln verwiesen, welche Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung waren.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><b><u>E N T S C H E I D U N G S G R &#220; N D E</u></b></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die in formeller Hinsicht nicht zu beanstandende Berufung der Beklagten kann sachlich keinen Erfolg haben.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Beklagten steht gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger ein Unterhaltsanspruch weder aus &#167; 1571 BGB, dessen pers&#246;nliche Voraussetzungen von dem Familiengericht mit zutreffenden Erw&#228;gungen bejaht worden sind und die auch der Kl&#228;ger nicht in Zweifel zieht, noch nach der Vorschrift des &#167; 1572 BGB zu, auf welche sich die Beklagte hilfsweise st&#252;tzt; denn gem. &#167; 1569 BGB kann nach diesen Vorschriften ein Unterhaltsanspruch nur dann erhoben werden, wenn der geschiedene Ehegatte nicht selbst f&#252;r seinen Unterhalt sorgen kann. Diese Unterhaltsbed&#252;rftigkeit ist von dem den Unterhalt Fordernden, hier also von der Kl&#228;gerin, darzulegen und zu beweisen. Diesen Beweis hat die Beklagte jedoch nicht erbracht; vielmehr bestehen Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; die Beklagte &#252;ber Eink&#252;nfte, geldwerte Anspr&#252;che und verwertbares Verm&#246;gen in einem solchem Umfange verf&#252;gt, da&#223; sie ihren angemessenen Lebensbedarf davon bestreiten kann.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat nach ihren eigenen Angaben Eink&#252;nfte aus wertpapierbesitz in H&#246;he von derzeit rund 800.-- DM monatlich. Soweit diese Wertpapiere nicht nur ihrem Nie&#223;brauch unterliegen, sondern in ihrem Eigentum stehen, handelt es sich um Verm&#246;gen, welches nach &#167; 1577 Abs. 1 BGB, zur Deckung des Unterhalts heranzuziehen ist.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Als Eink&#252;nfte zu behandeln sind auch das mietfreie Wohnen der Beklagten auf Gut V. sowie der Betrag von monatlich <i>500,-- </i>DM, dessen Zahlung -der &#228;lteste Sohn der Beklagten nach ihren eigenen Angaben erst auf ihre Veranlassung hin eingestellt hat. Es handelt sich dabei &#8211; wie der Senat schon in seinem Urteil vom 24. Januar 1980 ausgef&#252;hrt hat - um ein Entgelt daf&#252;r, da&#223; die Beklagte mit ihrer Mutter in dem Gut wohnt und damit dessen wertvolle Einrichtungsgegenst&#228;nde verwahrt und erh&#228;lt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Sie erbringt hierdurch f&#252;r ihren &#228;ltesten Sohn eine geldwerte Leistung, indem sie das Haus bewohnbar erh&#228;lt, seinen gegenw&#228;rtigen Repr&#228;sentationsbed&#252;rfnissen dient und die Einrichtung f&#252;r den k&#252;nftigen Erbfall bewahrt.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Beklagten steht ferner ein Abfindungsanspruch nach &#167; 14 Abs. 2 Satz 3 H&#246;feO gegen ihren &#228;ltesten Sohn als Hoferben zu. Nachdem ihr Altenteilsrecht durch die Eheschlie&#223;ung mit dem Kl&#228;ger erloschen ist, kann sie nach dieser Bestimmung die Zahlung eines Kapitals verlangen, das dem Wert des Altenteils entspricht. Unzutreffend ist demgegen&#252;ber die Auffassung der Beklagten, da&#223; ein derartiger Anspruch nicht mehr bestehe, weil ihr Sohn sie wieder unentgeltlich in dem Gut wohnen lasse; denn hierdurch ist der Wert des Altenteilsrechts nicht abgegolten. Fehl geht auch der im Termin vom 21. Januar 1982 erneut vorgebrachte Hinweis der Beklagten aus dem Verfahren 10 UF 101/79 (BI. 152 der Beiakten), der Abfindungsanspruch werde dadurch begrenzt, da&#223; er den Wert des Erbanteils der Beklagten nicht &#252;bersteigen d&#252;rfe; dieser betrage nach &#167; 1933 BGB i.V.m. &#167; 12 H&#246;feO ein Viertel von 7/10 des Einheitswertes von 66.300,-- DM, also nur 11.570,-- DM. Nach &#167; 12 Abs. 2 Satz 3 H&#246;feO k&#246;nnen n&#228;mlich Zuschl&#228;ge zu dem nachdem Einheitswert berechneten Hofeswert verlangt werden, wenn die besonderen Umst&#228;nde in dem Hofeswert nicht gen&#252;gend zum Ausdruck gekommen sind. Davon ist hier aber auszugehen; denn der Wert des Hofes ist um ein Vielfaches h&#246;her als der Einheitswert. Nach der Verkaufsbeschreibung vorn 30. November 1970 (BI. 182 a.a.O.), die eine Verhandlungsbasis von 550.000,-- DM nennt, hat allein der Park zu dem Schlo&#223; V. eine Gr&#246;&#223;e von 13.380 qm. Daneben besteht nach den eigenen Angaben der Beklagten noch unbelasteter Grundbesitz von 280 ha, der teils mit Nadelh&#246;lzern, teils mit hundertj&#228;hrigem Laubwald bewachsen ist. Danach erscheint die Angabe des Kl&#228;gers, das Gut habe einen Verkehrswert von ca. 2,5 Mio. DM, jedenfalls der Gr&#246;&#223;enordnung nach als zutreffend. Danach mu&#223; aber von einem wesentlich h&#246;heren Abfindungsanspruch der Beklagten ausgegangen werden.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Das der Beklagten selbst geh&#246;rende Grundst&#252;ck von ca. 1.800 qm bis 2.000 qm ist letztlich ebenfalls als verwertbares Verm&#246;gen anzusehen; denn auch wenn es wegen einer Ver&#228;nderungssperre derzeit nicht ver&#228;u&#223;erlich sein sollte, steht der Kl&#228;gerin jedenfalls ein Entsch&#228;digungsanspruch zu.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Zu Recht hat das Familiengericht weiterhin festgestellt, da&#223; die Beklagte auch auf das Verm&#246;gen zur&#252;ckgreifen mu&#223;, das in dem der Kl&#228;gerin geh&#246;renden Inventar des GutesV. besteht.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat unter Hinweis auf die von der Beklagten erstellte Inventarliste im einzelnen dargelegt, da&#223; die Beklagte - au&#223;er einer gehobenen Wohnungseinrichtung, welche ihr nach &#167; 1578 Abs. 1 Satz 1 BGB zur Aufrechterhaltung ihres Lebenszuschnitts ohnedies verbleiben mu&#223; - Sammlerst&#252;cke an Teppichen, Gem&#228;lden, M&#246;beln, Porzellan, Silber usw. von so betr&#228;chtlichem Wert besitzt, da&#223; die Beklagte aus dem Erl&#246;s, m&#246;glicherweise sogar aus den Ertr&#228;gnissen des Erl&#246;ses aus dem Verkauf eines Teiles dieser Gegenst&#228;nde, ihren Lebensunterhalt bis an ihr Lebensende bestreiten kann. Dies hat die Beklagte - wie das Familiengericht hervorhebt - im ersten Rechtszug trotz Hinweises nicht in Abrede gestellt. Soweit sie nunmehr im Berufungsverfahren die Wertangaben des Kl&#228;gers als &#252;bertrieben bezeichnet, gen&#252;gt sie damit ihrer Darlegungslast nicht. Die Argumentation der Beklagten, da&#223; der Preis f&#252;r ein Kilogramm verarbeitetes Silber auf 667,40 DM gesunken sei, so da&#223; sich f&#252;r 30 kg Silberger&#228;te nur ein Gegenwert von rund 22.000,-- ergebe, geht am Kern der Sache vorbei; denn es kommt nicht auf den Materialwert der Gegenst&#228;nde, sondern auf den m&#246;glichen Ver&#228;u&#223;erungswert an. Auch ihre Behauptung, der Kl&#228;ger habe den antiken Teppich, dessen Wert er jetzt mit 100.000,-- DM angebe, fr&#252;her selbst nur auf 20.000,-- DM gesch&#228;tzt, sagt nichts dar&#252;ber, wie hoch der m&#246;gliche Verkaufserl&#246;s ist. Hierzu hat die Beklagte eigene Angaben weder gemacht noch unter Beweis gestellt. Es ist daher nach wie vor von dem Vorhandensein eines betr&#228;chtlichen Sachverm&#246;gens auszugehen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die zumindest teilweise Verwertung dieses Verm&#246;gens ist auch nicht unbillig i.S.d. &#167; 1577 Abs. 3 BGB. Zu Unrecht bezieht sich die Beklagte f&#252;r ihre gegenteilige Auffassung auf die Entscheidung des Senats in dem fr&#252;heren Unterhaltsverfahren. Damals war lediglich &#252;ber den Unterhaltsanspruch der Beklagten f&#252;r die Dauer des Getrenntlebens nach &#167; 1361 BGB zu entscheiden. Nur f&#252;r diesen Anspruch hat der Senat eine Verwertung des Sachverm&#246;gens als unbillig bezeichnet. Das ergibt sich aus der Begr&#252;ndung der Entscheidung in der es u.a. hei&#223;t: "Denn einerseits ist der Beklagte verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig gut situiert und andererseits w&#252;rde ein Angreifen des Verm&#246;gensstammes dem vorl&#228;ufigen Charakter der Unterhaltsregelung nach &#167; 1361 BGB</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">widersprechen. Denn es w&#252;rde den bisherigen Status nachteilig ver&#228;ndern und die Spannungen zwischen den Ehegatten vertiefen". Diese Wertung entspricht dem Grundsatz, da&#223; w&#228;hrend des Getrenntlebens der bisherige Lebenszuschnitt auch deshalb aufrechterhalten werden soll, um eine m&#246;gliche Auss&#246;hnung der Eheleute nicht zu erschweren (vgl. OLG Stuttgart, FamRZ 1978, 681 unter Hinweis auf den Regierungsentwurf, BJM-Brosch&#252;re, S. 12). Die Frage, ob ein vorhandenes Verm&#246;gen zu verwerten ist, ist jedoch nach erfolgter Scheidung anders zu beurteilen, weil dieser f&#252;r den Unterhaltsanspruch aus &#167; 1361 BGB entscheidende Gesichtspunkt weggefallen ist. Nunmehr geht das Gesetz <i>von </i>dem Grundsatz aus, da&#223; jeder Ehegatte sich selbst unterhalten und dabei auch sein Verm&#246;gen einsetzen mu&#223;. Der Stamm des Verm&#246;gens ist nur insoweit nicht anzugreifen, als die Verwertung unwirtschaftlich oder unter Ber&#252;cksichtigung der beiderseitigen wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse unbillig w&#228;re. Diese Frage hat das Amtsgericht mit zutreffenden Erlw&#228;gungen verneint. F&#252;r eine Unwirtschaftlichkeit der Verwertung bestehen keinerlei Anhaltspunkte. Aber auch die Abw&#228;gung der beiderseitigen wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse l&#228;&#223;t eine Verwertung des Verm&#246;gensstammes nicht als unbillig erscheinen. Zwar verf&#252;gt der Kl&#228;ger &#252;ber eine &#252;berdurchschnittlich hohes Einkommen. Andererseits mu&#223; jedoch auch die Beklagte als verm&#246;gend bezeichnet werden. Soweit die Beklagte meint, die Aufl&#246;sung dieses Verm&#246;gens sei unbillig, weil der Kl&#228;ger ihren Unterhalt aus seinen laufenden Eink&#252;nften ohne Schwierigkeiten aufbringen k&#246;nne, weist der Kl&#228;ger mit Recht darauf hin, da&#223; es auf die Form der Verm&#246;gensanlage nicht ankommen kann. Auch das eigene Affektionsinteresse der Beklagten und ihr Wunsch, das Inventar von Gut V. f&#252;r ihre Kinder zu erhalten, l&#228;&#223;t eine Verwertung nicht als unbillig erscheinen; denn es ist nicht einzusehen, warum dem Kl&#228;ger eine Verm&#246;genserhaltung f&#252;r die Nachkommen der Beklagten zu Lasten der Verm&#246;gensbildung f&#252;r seine eigenen Nachkommen zugemutet werden soll. Demgegen&#252;ber kommt es auf die Dauer der </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Ehe bzw. des Zusammenlebens nicht an; denn dieses Kriterium ist bei der Abw&#228;gung nach &#167; 1577 Abs. 3 BGB nach dem eindeutigen Wortlaut des Gesetzes nicht zu ber&#252;cksichtigen. Es mag der Beklagten &#252;berlassen bleiben, einen Verkauf des Inventars an Dritte dadurch zu verhindern, da&#223; ihr &#228;ltester Sohn, der offenbar in guten wirtschaftlichen Verh&#228;ltnissen lebt, ihren Unterhalt &#252;bernimmt oder Verm&#246;gensgegenst&#228;nde von besonderem Erinnerungswert zu Lebzeiten erwirbt.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten war danach zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 97, 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Zur Zulassung der Revision besteht kein Anla&#223;. Die Rechtssache hat keine grunds&#228;tzliche Bedeutung und weicht auch nicht von der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs ab.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren: 12.000,-- DM.</p>
315,829
lg-duisburg-1982-02-24-10-o-17781
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
10 O 177/81
"1982-02-24T00:00:00"
"2019-03-13T15:15:03"
"2019-03-27T09:42:06"
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1982:0224.10O177.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat die 10. Zivilkammer des Landgerichts Duisburg</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 03. Februar 1982 </p> <p>durch den Vorsitzenden Richter am Landgericht</p> <p>den Richter am Landgericht und</p> <p>die Richterin</p> <p></p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;ger als Gesamtgl&#228;ubiger 20.000,00 DM zu zahlen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden dem Beklagten auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 23.600,00 DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(Hier Freitext: Tatbestand, Gr&#252;nde etc.) <u>T a t b e s t a n d </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger machen gegen den Beklagten einen Schadensersatzanspruch geltend, den sie darauf st&#252;tzten, da&#223; der Beklagte es vers&#228;umt habe, einen Schmerzensgeldanspruch des verstorbenen Ehemannes der Kl&#228;gerin zu 1) und des Vaters der Kl&#228;ger zu 2) und 3) rechtzeitig von der Versicherung anerkennen zu lassen oder rechtsh&#228;ngig zu machen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Ehemann bzw. Vater der Kl&#228;ger befuhr am 23.09.1979 gegen 14.45 Uhr mit dem PKW seiner Arbeitgeberin die Schnellstra&#223;e in Richtung. Hinter ihm folgte als zweites Fahrzeug ein PKW des Fabrikats , an dritter Stelle fuhr ein Polizeibeamter mit dem PKW . Als der Ehemann bzw. Vater der Kl&#228;ger sich fast in H&#246;he eines entgegenkommenden blauen Fahrzeuges des Fabrikats befand, kam hinter diesem pl&#246;tzlich ein rotes Fahrzeug mit dem polizeilichen Kennzeichen hervor, dessen Fahrer </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">beabsichtigte, den " " zu &#252;berholen. Der rote PKW stie&#223; sodann frontal mit dem vom Ehemann bzw. Vater der Kl&#228;ger gesteuerten Fahrzeug zusammen, prallte zur&#252;ck und schleuderte gegen den " ". Der Fahrer und der Ehemann bzw,. Vater der Kl&#228;ger wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert, wo der Fahrer bereits am 23.09.1979 um 16.50 Uhr verstarb. Der schwer verletzte Ehemann der Kl&#228;gerin zu 1) wurde im</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Hospital 6 Stunden lang operiert und befand sich sodann bis zu seinem Todestag am 15.11.1979, also etwa 7 1/2 Wochen auf der Intensivstation dieses Krankenhauses. Durch den Unfall trug er entsprechend der Bescheinigung des Hospitals vom 30.10.1980 folgende Verletzungen und Verletzungsfolgen davon:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">"Polytrauma, Schocklunge, Ellenbogentr&#252;mmerfraktur links, Zustand nach Pneumothorax und Dauerbeatmung, mehrfache Pneumonien beiderseits, Zwerchfellruptur, Milzruptur, deutliche Hautabsch&#252;rfungen im Bereich des Thorax und des Beckengebietes".</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger behaupten, die Kl&#228;gerin zu 1) habe bei der Mandatserteilung im B&#252;ro des Beklagten am 24.09.1979 klar und unmi&#223;verst&#228;ndlich darauf hingewiesen, da&#223; f&#252;r ihren Ehemann nach dem am 23.09.1979 erlittenen Verkehrsunfall Lebensgefahr bestehe. Der Zeuge habe im B&#252;ro des Beklagten Bilder, die er unmittelbar nach dem Unfall von dem zerst&#246;rten Fahrzeug gemacht habe, vorgelegt, um auf die Schwere des Unfalles hinzuweisen. Der Beklagte h&#228;tte sich daher aufgrund der Unfallschilderung, der vorgelegten Bilder und des Gutachtens des Kfz.-Sachverst&#228;ndigen zumindest mit der Versicherung umgehend in Verbindung setzen und sich von dieser einen Verzichtet auf den Einwand der Rechtsh&#228;ngigkeit bzgl. des Schmerzensgeldanspruches best&#228;tigen lassen m&#252;ssen. F&#252;r den Fall, da&#223; dieser Verzicht nicht schriftlich von der Versicherung erkl&#228;rt worden w&#228;re, w&#228;re es seine Pflicht gewesen, Klage zu erheben. Dadurch, da&#223; der Beklagte den Schmerzensgeldanspruch nicht geltend gemacht habe, habe er fahrl&#228;ssig gehandelt; er sei ihnen- den Kl&#228;gern - zum Ersatz des Schadens verpflichtet, den sie dadurch erlitten h&#228;tten, da&#223; das Schmerzensgeld , welches andernfalls auf sie als Erben &#252;bergegangen w&#228;re, nicht gezahlt worden sei.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Ihr verstorbene Ehemann bzw. Vater sei auch bis zu seinem Tode ansprechbar und bei Bewu&#223;tsein gewesen. Es w&#228;re mit Sicherheit sein Wille gewesen, da&#223; der Schmerzensgeldanspruch geltend gemacht und seiner Familie zugute gekommen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick auf die erlittenen Verletzungen des Erblassers sei ein Schmerzensgeld angemessen, das in einem vergleichbaren Falle mit 20.000,00 DM bemessen worden sei.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">den Beklagten zu verurteilen, an sie als Gesamtgl&#228;ubiger als Schadensersatz ein der H&#246;he nach in das Ermessen des Gerichts gestelltes Schmerzensgeld zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Er behauptet: Die Kl&#228;gerin zu 1) und ihr Begleiter, der Zeuge h&#228;tten bei ihrer Vorsprache am 24.09.1979 auf ernsthafte Verletzungsfolgen nicht hingewiesen. Es sei lediglich erw&#228;hnt worden, da&#223; der sp&#228;ter verstorbene Ehemann der Kl&#228;gerin zu 1) im Gegensatz zu dem t&#246;dlich verungl&#252;ckten Unfallverursache Gl&#252;ck gehabt habe, er l&#228;ge im Hospital in . Der Erblasser sei bis zu seinem Tode testurf&#228;hig gewesen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte behauptet weiter, die Versicherung des Unfallverursachers</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">, die , h&#228;tte gegen einen Anspruch nach &#167; 847 BGB Einwendungen nicht erhoben, wenn die Schadensakte in seinem B&#252;ro geblieben w&#228;re. Unter dem6.8.1981 habe er sich hinsichtlich der Abwicklung von Gro&#223;sch&#228;den mit der auf folgende Formel geeinigt: "Wir sind uns dar&#252;ber einig geworden, da&#223; von uns aus subjektiv der Eindruck entstehen konnte, jedenfalls uns gegen&#252;ber werde sich in derartigen F&#228;llen auf &#167; 847 BGB nicht berufen."</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte tr&#228;gt weiter vor: Der Vortrag der Kl&#228;ger, der Erblasser sei "an den Unfallfolgen" gestorben, reiche zur Geltendmachung des vorliegenden Schadensersatzanspruches nicht aus. Streng kausalistisch betrachtet sterbe jemand immer dann "an den Unfallfolgen", wenn er wegen der Unfallfolgen im Krankenhaus liege und ihn dann - aus welchen Gr&#252;nden auch immer - der Tod ereile. Angenommen, der Erblasser w&#228;re an einer Thrombose wegen der langen Liegezeit gestorbenen, dann k&#246;nnte man von ihm als Anwalt nicht verlangen, mit R&#252;cksicht auf diese Entwicklung vorgreiflich beispielsweise einen Schmerzensgeldanspruch von 100.000,00 DM rechtsh&#228;ngig zu machen. Mit einer Feststellungsklage sei im Hinblick auf &#167; 847 BGB nichts gewonnen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des beiderseitigen Parteivortrags wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze und die vorgelegten Unterlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben durch Vernehmung der Zeugen , , und sowie durch Einholung einer schriftlichen Auskunft des Arztes . Bez&#252;glich des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Sitzungsniederschrift vom 07.12.1981 (Bl. 80 - 86 d. A.) und auf die schriftliche Auskunft (Bl. 78 d.A.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Akten 40 Js 540/79 StA Duisburg lagen vor und waren Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><u> E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Klage ist sachlich gerechtfertigt. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme steht fest, da&#223; die Kl&#228;ger als Erben des verstorbenen von dem Beklagten Schadensersatz in H&#246;he von 20.000,00 DM aus positiver Verletzung des zwischen dem Erblasser und dem Beklagten geschlossenen Gesch&#228;ftsbesorgungsvertrag (&#167; 675 BGB) verlangen k&#246;nnen. Der Beklagte hat dadurch, da&#223; er den dem Erblasser gegen den Sch&#228;diger</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">und dessen Haftpflichtversicherung zustehenden Schmerzensgeldanspruch nach &#167;&#167; 823, 847 BGB nicht rechtzeitig von der hat anerkennen lassen oder rechtsh&#228;ngig gemacht hat, die ihm durch das Mandat &#252;bertragenen Pflichten als Rechtsanwalt in fahrl&#228;ssiger Weise verletzt.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte bzw. seine beiden Angestellten und sind bei der Mandatserteilung am 24.09.1979 darauf hingewiesen worden, da&#223; f&#252;r den Erblasser nach dem am 23.09.1979 erlittenen Verkehrsunfall Lebensgefahr bestand. Dies folgt aus der klaren und glaubhaften Aussage des Zeugen , der bekundet hat, den Zeuginnen und seien Unfallhergang und Tragweite des Unfalls geschildert worden. Der Zeuge hat ausgef&#252;hrt, er habe noch am Unfalltage sofort nach der Operation des Erblassers im Beisein der Kl&#228;gerin zu 1) mit dem Oberarzt gesprochen. Dieser habe ihnen wenig Hoffnung gemacht und gesagt, Herr habe schwere innere Verletzungen und einen Tr&#252;mmerbruch des linken Armes erlitten und dadurch bedingt, eine schwere Infektion; es bestehe Lebensgefahr. Mit dem Eindruck der Lebensgefahr seien die Kl&#228;gerin und er - der Zeuge - am n&#228;chsten Tage zur Besichtigung des Unfallfahrzeuges und sodann direkt zum B&#252;ro des Beklagten gefahren. Den Angestellten sei dieser Eindruck vermittelt worden; sie seien darauf hingewiesen worden, da&#223; Lebensgefahr bestehe, und seien selbst auch &#252;ber die Tragweite des Unfalls entsetzt gewesen. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber haben die Zeuginnen und zwar bekundet, die Kl&#228;gerin zu 1) und der Zeuge h&#228;tten Sie beim Eintragen der entsprechenden Daten in einem Unfallaufnahmebogen nicht darauf hingewiesen, dass Lebensgefahr bestehe; von einer Lebensgefahr sei nicht die Rede gewesen. Ob das Wort "Lebensgefahr" bei der Besprechung am 24.09.1979 gefallen ist oder nicht, kann aber dahingestellt bleiben. Aus den Aussagen der beiden Zeuginnen ergibt sich n&#228;mlich, dass ihnen jedenfalls die Schwere des vom Erblasser erlittenen Unfalls und der dadurch bedingten Verletzungen mitgeteilt worden ist. Wie u. a. auch aus dem von den Zeuginnen </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">und ausgef&#252;llten Unfallaufnahmebogen hervorgeht, sind beide Zeuginnen darauf hingewiesen worden, da&#223; es sich bei dem Unfall um einen Frontalzusammensto&#223; gehandelt hat. Beide Zeuginnen haben entsprechend ihrer eigenen Aussage gewu&#223;t, da&#223; sich der Erblasser im Hospital in befand und der andere Fahrer t&#246;dliche Verletzungen erlitten hatte. Die Zeugin hat au&#223;erdem bekundet, es sei ihnen von Frau oder Herrn gesagt worden, da&#223; sich der Erblasser auf der Intensivstation befinde. Dar&#252;ber hinaus sind den Angestellten und nach den Bekundungen des Zeugen </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">auf Bilder vom Unfallfahrzeug des Ehemannes und Vater der Kl&#228;ger vorgelegt worden, aus denen ebenfalls auf die Schwere des Unfalls und der von Herrn </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">erlittenen Verletzungen geschlossen werden konnte. Zwar haben die Zeuginnen und nach Vorlage der vom Zeugen aufgenommenen Bilder bei ihrer Vernehmung ausgesagt, sie k&#246;nnten sich nicht mehr daran erinnern, da&#223; ihnen die Bilder am 24.09.1979 gezeigt worden seien. Diese Bekundung steht jedoch nicht in Widerspruch zu der glaubhaften Darstellung des Zeugen </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">denn keine der beiden Angestellten des Beklagten hat positiv ausgeschlossen, da&#223; Bilder bei dem Gespr&#228;ch vorgelegt worden sind.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Ist demnach aber davon auszugehen, da&#223; den Zeuginnen und aufgrund der vorgelegten Bilder und der vom Zeugen und der Kl&#228;gerin zu 1) abgegebenen Unfalldarstellung sowohl Unfallhergang als auch der Umstand bekannt waren, da&#223; der Vater und Ehemann der Kl&#228;ger auf der Intensivstation im Hospital in</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">lag, so h&#228;tten sie sich angesichts der Schwere des Unfalls nicht mit der unter dem Punkt Schmerzensgeld gemachten Angabe im Unfallaufnahmebogen " </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Hospital" begn&#252;gen d&#252;rfen. Vielmehr h&#228;tten sie den Verkehrsunfall hinsichtlich der vom Erblasser erlittenen Verletzungen in allen Einzelheiten aufnahmen m&#252;ssen, so da&#223; der Beklagte bei der Durchsicht des Unfallaufnahmebogens auf die Tragweite des Unfalls und der Verletzungen sowie die Notwendigkeit der sofortigen Geltendmachung eines Schmerzensgeldanspruches hingewiesen wurde. Dadurch, da&#223; die Zeuginnen und von einer detaillierten Schilderung der Verletzungen des Fahrers abgesehen haben, haben sie die dem Mandanten gegen&#252;ber bestehenden Sorgfaltspflichten zur umfassenden Sachverhaltsaufkl&#228;rung verletzt, wobei ihr Verschulden gem&#228;&#223; &#167; 278 BGB dem Beklagten zuzurechnen ist.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat dar&#252;ber hinaus auch selbst gegen die ihm aus der Mandatserteilung ergebenden Verpflichtungen versto&#223;en. Der Beklagte h&#228;tte n&#228;mlich, wenn er schon seinen Angestellten die Aufnahme von Unf&#228;llen &#252;bertragen hat, entweder diese eindringlich dar&#252;ber belehren m&#252;ssen, da&#223; in Hinblick auf &#167; 847 Abs. 1 S. 2 BGB Art und Umfang der erlittenen Verletzungen aufzunehmen sind, oder er h&#228;tten den Unfallaufnahmebogen so fassen und sicherstellen m&#252;ssen, da&#223; die Angaben &#252;ber Verletzungen von den Angestellten derart erfragt und niedergelegt wurden, wie es f&#252;r seine Entscheidung hinsichtlich einer etwaigen sofortigen Geltendmachung eines Schmerzensgeldanspruches notwendig war. Der im Unfallaufnahmebogen angekreuzte Hinweis darauf, da&#223; ein Attest nachzureichen ist, vermag demgegen&#252;ber insbesondere in F&#228;llen, in denen - wie hier - ersichtlich Eilbed&#252;rftigkeit besteht, nicht die sofortige umfassende Sachverhaltsaufkl&#228;rung ersetzen. </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Zumindest aber h&#228;tte der Beklagte, nachdem er aus dem Unfallaufnahmebogen immerhin entnehmen konnte, dass es sich um einen schweren Verkehrsunfall, und zwar um einen Frontalzusammensto&#223; handelte und der Fahrer im Krankenhaus lag, als erfahrener Anwalt weitere R&#252;ckfragen stellen m&#252;ssen, um entscheiden zu k&#246;nnen, ob die Notwendigkeit bestand, m&#246;glichst schnell Schmerzensgeldanspr&#252;che zu stellen. Dies gilt umsomehr, als der Erblasser nicht sofort verstorben ist, dem Beklagten daher noch gen&#252;gend Zeit verblieben ist, um entsprechende Schritte zu ergreifen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">In diesem Zusammenhang kann nicht unber&#252;cksichtigt bleiben, da&#223; der Beklagte seinen ersten Schriftsatz an die Kl&#228;gerin zu 1) ein Schreiben beigef&#252;gt hat, in dem gebeten wird, von zwischenzeitlichen Telefonaten Abstand zu nehmen und wichtige Fragen schriftlich einzureichen. Der Beklagte mu&#223;te deshalb damit rechnen, da&#223; nach der Aufnahme des Unfalls die Kl&#228;gerin zu 1) keine weiteren Ma&#223;nahmen ergreifen, sie sich vielmehr darauf verlassen w&#252;rde, da&#223; entsprechend dem Schreiben die Angelegenheit nach fachm&#228;nnischen Gesichtspunkten und unter dem Bestreben, den gr&#246;&#223;tm&#246;glichen wirtschaftlichen Erfolg zu erzielen, bearbeitet werde.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte h&#228;tte bei Beachtung der von ihm als Rechtsanwalt zu erwartenden Sorgfaltspflicht im Hinblick auf die Art und die Schwere der Verletzungen sowie die bestehende Lebensgefahr entweder den Schmerzensgeldanspruch des sp&#228;ter verstorbenen Herrn von der Versicherung des Unfallverursachers </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">schriftlich anerkennen lassen oder aber Klage zur Herbeif&#252;hrung der Rechtsh&#228;ngigkeit erheben m&#252;ssen. Eine derartige Klage w&#228;re auch in der Form einer Leistungsklage m&#246;glich gewesen. Selbst wenn der Beklagte den Schmerzensgeldanspruch nicht sofort der H&#246;he nach h&#228;tte beziffern k&#246;nnen, so h&#228;tte es ausgereicht, wenn er zun&#228;chst Unfallhergang und Art der Verletzungen dargelegt und die Schmerzensgeldforderung der H&#246;he nach in das Ermessen des Gerichts gestellt h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte kann sich nicht darauf berufen, da&#223; die dann, wenn die Schadensakte in seinem B&#252;ro geblieben w&#228;re, gegen einen Anspruch aus &#167; 847 BGB Einwendungen nicht erhoben h&#228;tte. Vielmehr ist durch das unter dem 09.03.1981 an die Prozessbevollm&#228;chtigten der Kl&#228;ger gerichtete Schreiben des f&#252;r die t&#228;tigen Prokuristen best&#228;tigt worden, da&#223; der Versicherer die Zahlung eines Schmerzensgeldes ablehnt. In diesem Schreiben des zun&#228;chst vom Beklagten benannten Zeugen, auf dessen Vernehmung dann verzichtet wurde, ist ausgef&#252;hrt, nach der &#252;berwiegenden Praxis der Haftpflichtversicherer gen&#252;ge die -. meistens telefonisch - mit dem Anwalt getroffene Vereinbarung, den Schmerzensgeldanspruch als rechtsh&#228;ngig anzusehen, wenn der Verletzte zum Zeitpunkt dieser Vereinbarung noch lebe; im vorliegenden Fall stelle sich das Problem der mangelnden Rechtsh&#228;ngigkeit jedoch nicht, da eine Vereinbarung in der aufgezeigten Form nicht getroffenen worden sei. Der Beklagte h&#228;tte sich deshalb wenigstens telefonisch mit der Versicherung des Unfallgegners &#252;ber das Schmerzensgeld abstimmen m&#252;ssen. Nur in diesem Fall h&#228;tte er damit rechnen k&#246;nnen, dass eine Klageerhebung sich er&#252;brigte.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte kann sich auch nicht entlastend auf die mit der im Jahre 1981 getroffene Einigungsformel berufen, es habe von ihm aus subjektiv der Eindruck entstehen k&#246;nnen, jedenfalls ihm gegen&#252;ber werde sich die Versicherung in derartigen F&#228;llen nicht aus &#167; 847 BGB berufen. Insoweit liegt n&#228;mlich nur ein Irrtum im Beweggrund vor, der aber nicht geeignet ist, sich gegen&#252;ber Dritten, und damit gegen&#252;ber den Kl&#228;gern als Erben des Verstorbenen aus der Haftung zu befreien.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Das Vers&#228;umnis des Beklagten, den Schmerzensgeldanspruch von der </p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">anerkennen zu lassen bzw. diesen rechtsh&#228;ngig zu machen, ist urs&#228;chlich f&#252;r den Verlust der Forderung geworden. Da der Erblasser laut Auskunft des Arztes ,</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">an dessen Sachkunde keine Zweifel bestehen, bis zu seinem Todestag wach und ansprechbar gewesen ist, hatte der Beklagte ausreichend Zeit, sich eine ausdr&#252;ckliche pers&#246;nliche Vollmacht f&#252;r das Geltendmachen der Schmerzensgeldforderung geben zu lassen bzw. die Kl&#228;gerin zu 1) dahingehend zu belehren, da&#223; der Erblasser eine entsprechende Erkl&#228;rung abgeben m&#252;sse. Da&#223; der Erblasser in diesem Fall einen derartigen Willen ge&#228;u&#223;ert h&#228;tte, entspricht der Lebenserfahrung, zumal die Kl&#228;gerin zu 1) bereits am Tage nach dem Unfall das Anwaltsb&#252;ro des Beklagten aufgesucht und diesen mit der Vertretung ihres Ehemannes in dessen Namen beauftragt hat.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Das Unterlassen des Beklagten ist auch urs&#228;chlich f&#252;r den Verlust des Schmerzensgeldanspruches. Der Ehemann bzw. Vater der Kl&#228;ger ist entsprechend der Auskunft des Arztes "an den Unfallfolgen" gestorben. Selbst wenn man diese an sich klare Formulierung dahin deuten wollte, da&#223; sie die M&#246;glichkeit mitumfa&#223;t, der Erblasser sei nicht unmittelbar an den Folgen des Verkehrsunfalls, sondern z.B. wegen der langen Liegezeit an einer Thrombose gestorben, so w&#228;re nach der herrschenden Ad&#228;quanztheorie der Unfall immer noch - mittelbar - urs&#228;chlich f&#252;r den sp&#228;ter eingetretenen Tod (vgl. Palandt-Heinrichs, Vorbem. vor &#167; 249 BGB, Anm. 5).</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Durch das Vers&#228;umnis der Beklagten ist den Kl&#228;gern ein Schaden in H&#246;he in H&#246;he von 20.000,00 DM entstanden. Dies ergibt sich daraus, da&#223; die Kl&#228;ger als Erben des Verstorbenen im Falle des Anerkenntnisses oder der Rechtsh&#228;ngigmachung des Schmerzensgeldanspruchs eine entsprechende Forderung gegen den Unfallgegner und dessen Versicherung gehabt h&#228;tten. Der Fahrer hat n&#228;mlich durch &#252;berholen trotzt Gegenverkehrs in grob fahrl&#228;ssiger Weise gegen die Vorschrift des &#167; 5 StVO versto&#223;en und durch Verletzung von K&#246;rper und Gesundheit des Erblassers eine unerlaubte Handlung nach &#167; 823 Abs. 1 und 2 BGB begangen. Die Kl&#228;ger h&#228;tten vom Unfallverursacher bzw. von dessen Versicherung auch ein Schmerzensgeld in H&#246;he von 20.000,00 DM gem&#228;&#223; &#167; 847 BGB verlangen k&#246;nnen. Bei der Bemessung dieses Schmerzensgeldes war zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; der verstorbene Vater bzw. Ehemann der Kl&#228;ger durch den Unfall entsprechend der Bescheinigung des Hospitals vom 30.10.1980 schwerste innere Verletzungen erlitten und bis zu seinem Tode etwa 7 1/2 Wochen im Krankenhaus behandelt worden ist. Er ist laut Auskunft des Arztes bis zu seinem Todestag wach und ansprechbar gewesen und konnte selbst allein aus dem Umstand, da&#223; er sich w&#228;hrend der gesamten Behandlungszeit auf der Intensivstation des Krankenhauses befunden hat, auf die Gefahr eines nahen Todes schlie&#223;en. Er mu&#223;te in den letzten Taten vor seinem Ableben von einem Respirator beatmet werden und war schlie&#223;lich nur noch in der Lage, auf Fragen schriftlich Auskunft zu geben. Es war weiter zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; der Unfall vom Sch&#228;diger in grob fahrl&#228;ssigerweise herbeigef&#252;hrt worden ist. Als Ausgleich f&#252;r die infolge der erheblichen Verletzungen erlittenen Schmerzen, die lange Verweildauer auf der Intensivstation des Krankenhauses und die Beeintr&#228;chtigung des seelischen Wohlbefindens des Erblassers war ein Schmerzensgeldbetrag von 20.000,00 DM angemessene, den er bzw. seine Erben vom Unfallverursache und von dessen Versicherung h&#228;tten fordern k&#246;nnen. Den Kl&#228;gern ist daher ein Schaden in dieser H&#246;he entstanden, f&#252;r den der Beklagte aus dem Gesichtspunkt der positiven Vertragsverletzung einzustehen hat.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167; 709 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 20.000,00 DM.</p>
315,830
olgk-1982-02-16-1-ss-73881
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 Ss 738/81
"1982-02-16T00:00:00"
"2019-03-13T15:15:06"
"2019-03-27T09:42:06"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1982:0216.1SS738.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Revision des Angeklagten wird auf seine Kosten verworfen.</p> <p></p> <p>Die Revision der Staatsanwaltschaft wird auf Kosten der Staatskasse verworfen, der auch die insoweit entstandenen Mehrauslagen des Angeklagten zur Last fallen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Gr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Strafrichter hat den Angeklagten wegen Hausfriedensbruchs (&#167; 123 StGB) zu einer Geldstrafe von 30 Tagess&#228;tzen zu je 20,-- DM verurteilt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nach den Feststellungen schlo&#223; sich der Angeklagte am 18.August 1980 den "Besetzern" des Hauses L.-F., M. Str. 2 d, an. Das seit acht Jahren leerstehende Wohnhaus war von der Stadt L. erworben und zum Abri&#223; bestimmt worden. Als nachmittags Polizei und eine Abbruchfirma anr&#252;ckten, versammelte sich der Angeklagte mit den &#252;brigen jungen Leuten auf dem Dach des Hauses. Aufforderungen der Polizei &#252;ber Lautsprecher, das Haus zu r&#228;umen, lie&#223;en sie unbeachtet. Daraufhin wurde das Haus zwangsweise ger&#228;umt. Hierbei lie&#223; sich der Angeklagte von der Polizei widerstands&#173;los vom Dach holen und aus dem Haus f&#252;hren. Eine Erlaubnis der Stadt L., das Haus zu betreten und sich dort aufzuhalten, hatte der Angeklagte nicht.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil hat der Angeklagte Berufung eingelegt, die er vor Eintritt in die Hauptverhandlung vor dem Berufungsgericht auf das Strafma&#223; beschr&#228;nkt hat. Die Strafkammer hat den Angeklagten des Hausfriedensbruchs schuldig gesprochen, ihn verwarnt und seine Verurteilung zu einer Geldstrafe von 30 Tagess&#228;tzen zu je 20,-- DM vorbehalten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richten sich die Revisionen des Angeklagten und der Staatsanwaltschaft. W&#228;hrend der Angeklagte mit einer Verfahrensr&#252;ge geltendgemacht, da&#223; ein wirksamer Strafantrag fehle, r&#252;gt die Staatsanwaltschaft die Anwendung der Ver&#173;warnung mit Strafvorbehalt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">A.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><u>Revision des Angeklagten</u></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Eine Oberpr&#252;fung des <u>Schuldspruchs</u> war dem Senat schon deshalb entzogen, weil der Angeklagte seine Berufung auf die Straffrage beschr&#228;nkt hatte (BGHSt 24, 185,188;</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">BGHSt 29, 359). Diese Beschr&#228;nkung war wirksam, weil die Feststellungen des erstinstanzlichen Urteils insgesamt den Unrechts- und Schuldgehalt der Tat erkennen lassen und eine ausreichende Grundlage f&#252;r die Beurteilung der Straffrage bilden. Der Senat hatte daher auf materiell-rechtliche Fragen zur Strafbarkeit von Hausbesetzungen</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">als Hausfriedensbruch von vornherein nicht mehr einzugehen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">II.&#160;&#160;&#160; &#160;</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Revision des Angeklagten mu&#223;te erfolglos bleiben, weil der zur Ahndung der Tat als Hausfriedensbruch gem&#228;&#223;</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">&#167; 123 Abs. 2 StGB erforderliche <u>Strafantrag</u> vorliegend wirksam gestellt ist.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">1. Verfahrenshindernisse sind von dem Revisionsgericht selbst&#228;ndig zu pr&#252;fen, und zwar nach den Grunds&#228;tzen des Freibeweises (BGHSt 16,164,166; 21,81; BGH bei Dallinger, NDR 1955, 143). Dabei w&#228;re ein Fehlen eines Strafantrages trotz der Beschr&#228;nkung der Berufung auf die Straffrage noch zu beachten gewesen (Paulus in KMR, 7.Aufl., &#167; 318 StPO Rn. 20,22 m.weit.Nachw. ).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">2. Wie der Senat bereits durch Urteil vom 22. Dezember 1981 - 1 Ss 739/81 - in anderer Sache (die aber den&#173;selben Vorfall betraf) entschieden hat, ist der von der Stadt L. mit Schreiben vom 13. Oktober 1980 gestellte Strafantrag rechtswirksam. Dem am 23. Oktober 1980, also rechtzeitig, bei der Staatsanwaltschaft K&#246;ln eingegangenen Schreiben ist eine Namensliste beigef&#252;gt, unter deren Nummer 26 der Angeklagte aufgef&#252;hrt ist.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">3.&#160; Die Stadt L. war berechtigt, Strafantrag zu stellen. Sie war zur Tatzeit Eigent&#252;merin des Grundst&#252;cks und damit Inhaberin des Hausrechts.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">4.&#160; Der Strafantrag ist rechtswirksam gestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">a)&#160; Juristische Personen &#252;ben ihr Antragsrecht durch ihre Organe aus, die ihren Willen innerhalb der ihnen zugewiesenen Aufgaben bilden (M&#246;sl LK, 9.Aufl., &#167; 61 Rn. 18; Stree in Sch&#246;nke/Schr&#246;der, 20.Aufl., &#167; 77 Rn. 14 m.weit.Nachw.). Verfassungsm&#228;&#223;ig berufe&#173;nes Organ zur Vertretung der Stadt L. nach au&#223;en in Rechts- und Verwaltungsangelegenheiten ist der Oberstadtdirektor. Dies folgt aus &#167; 55 GemO NW, der die &#228;u&#223;ere Vertretungsmacht der Gemeinde regelt (vgl. VVO zu &#167; 55 sowie Anm. 1 bei Rauball/Pappermann/Roters, 3.Aufl.; s.a. Kottenberg/Rehn, GO NW zu &#167; 55 Anm. I; OLG K&#246;ln DVBl 1960, 816).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">b)&#160; Hatte der Oberstadtdirektor das Strafantragsrecht f&#252;r die Stadt L. auszu&#252;ben, so brauchte er doch einen dahin&#173;gehenden Antrag nicht pers&#246;nlich zu unterzeichnen. Die Zu&#173;l&#228;ssigkeit einer Aus&#252;bung des Strafantragsrechts durch Be&#173;dienstete folgt verwaltungsrechtlich aus dem in &#167; 53 Abs. 1 Satz 1 GemO NW verankerten Organisationsrecht des Oberstadt&#173;direktors und ist auch strafrechtlich stets zugelassen worden</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">(RGSt 41, 195; 67, 47 49; RG GA 65, 116; OLG Karlsruhe OLGSt 1 zu &#167; 303 StGB, S. 11; OLG Celle NStZ 1981,223;OLG Karlsruhe OLGSt &#167; 303 StGB, Bl. 4).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">c)&#160;&#160;&#160;&#160; Da&#223; vorliegend der Sachbearbeiter X. beauftragt und erm&#228;chtigt war, f&#252;r den Oberstadtdirektor den Strafan&#173;trag der Beh&#246;rde zu stellen, folgt f&#252;r den Senat an sich schon aus den Schreiben des Oberstadtdirektors vom 8. und 22. Oktober 1981 (Bl. 116, 120 ff d.A.). In den pers&#246;nlich unterzeichneten Schreiben erkl&#228;rt der Oberstadtdirektor, da&#223; jedenfalls nach langj&#228;hriger Verwaltungs&#252;bung "das Rechts- &#173;und Versicherungsamt verwaltungsintern beauftragt und damit auch nach au&#223;en berechtigt ist, Strafanzeigen zu erstatten und gegen Nichtbedienstete der Stadt L. Strafantrag zu stellen". Dementsprechend war vorliegend auch der Bearbeiter des Gesch&#228;ftsvorfalles "Herr X. berechtigt, den Straf&#173;antrag vom 13.10.1980 zu unterzeichnen". An der Wahrheit dieser dienstlichen Erkl&#228;rungen bestehen keine Zweifel.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">d)&#160; Die Richtigkeit der Erkl&#228;rungen des Oberstadtdirektors wird zudem durch die bei den Akten befindlichen Zeichnungs&#173;- und Gesch&#228;ftsverteilungspl&#228;ne der Stadt L. best&#228;tigt:</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Aus 4.5.3 Abs. 1 Satz 2 der Allgemeinen Dienst- und Gesch&#228;fts&#173;anweisung der Stadt L. (AGA, -vgl. Bl. 135 d.A.) i.V.m.Nr. 4 der Zeichnungsregelung f&#252;r das Rechts- und Versicherungs&#173;amt vom 30.8.1979 (Bl. 138 ff d.A.) folgt, da&#223; - sofern nicht h&#246;here Zeichnungsregelungen eingreifen, was vorliegend nicht ersichtlich ist - der "Bearbeiter des Gesch&#228;ftsvorfalls" nach au&#223;en unterschriftsberechtigt ist. Die Vertretungsbefugnis nach au&#223;en folgt damit der verwaltungsinternen Zust&#228;ndigkeit.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Sachbearbeiter des Rechts- und Versicherungsamtes X. war aber auch innerdienstlich zust&#228;ndig.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Zun&#228;chst handelt es sich bei der Stellung eines Strafantrages f&#252;r die Gemeinde um ein "einfaches Gesch&#228;ft der laufenden Verwaltung" i.S.v. &#167; 28 Abs. 3 GemO NW, das im Verh&#228;ltnis zwischen Rat und Gemeindedirektor als auf den Gemeindedirektor &#252;bertragen gilt, soweit nicht der Rat sich oder einem Ausschu&#223; die Entscheidung vorbehalten hat.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Vorliegend geh&#246;rte die Stellung des Strafantrages f&#252;r die Stadt L. auch zu den "einfachen Gesch&#228;ften der laufenden Verwaltung". Insoweit war allerdings mitzuber&#252;cksichtigen, da&#223; sich der Strafantrag insgesamt gegen 59 meist j&#252;ngere Personen richtete und die Hausbesetzung vorliegend auch eine gewisse kommunalpolitische Bedeutung gehabt hat. Andererseits fiel ins Gewicht, da&#223; es sich bei der Stadt L. um eine Gro&#223;&#173;stadt mit hoher Einwohnerzahl, Finanzkraft und Bedeutung han&#173;delt (vgl. zu diesen Kriterien BGH NJW 1980, 117 m.w.N.; Rauball/Pappermann/Roters aa0 &#167; 28 Rn. 30). F&#252;r sie geh&#246;rt die Stellung eines Strafantrages zur Sicherung ihrer Liegen&#173;schaften zu den regelm&#228;&#223;ig vorkommenden Verwaltungsgesch&#228;ften, deren Entscheidung keine gr&#246;&#223;eren Schwierigkeiten bereitet und im Rahmen der kommunalen Verwaltungs&#252;bung erledigt wird (s.a. BayObLGSt 53, 185 zur Stellung des Strafantrages nach der BayGemO bei einer kleinen Gemeinde).</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">e) Kommt es danach allein noch darauf an, ob innerhalb der Beh&#246;rde des Oberstadtdirektors die Aufgabe der Stellung eines Strafantrages <em>gegen </em>Nichtbedienstete dem Rechtsamt &#252;bertragen war, so folgt dies aus Nr. 3.5.4.5. AGA.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Nach dieser Vorschrift ist das Rechtsamt f&#252;r die Stadt L. zust&#228;ndig f&#252;r die Stellung von Strafantr&#228;gen. Zwar besagt Absatz 1 Satz 1 w&#246;rtlich nur, da&#223; das Rechtsamt befugt sei, Strafanzeigen zu erstatten.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Aus Absatz 1 Satz 2 folgt aber, da&#223; das Rechtsamt grund&#173;s&#228;tzlich die Dienststelle sein soll, der Anzeigesachen von anderen Dienststellen &#252;bersandt werden m&#252;ssen. Dort sollen die Vorg&#228;nge ersichtlich tats&#228;chlich und rechtlich gepr&#252;ft und dann unter Federf&#252;hrung des Rechtsamtes von dort aus nach au&#223;en weitergeleitet werden. Schon diese Kompetenz schlie&#223;t eine Zust&#228;ndigkeit auch daf&#252;r ein, in diesen Sachen nach au&#223;en Erkl&#228;rungen f&#252;r die Stadt L. abzugeben.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Ausgenommen sind allerdings die F&#228;lle, in denen wegen K&#246;rper&#173;verletzung oder Beleidigung eines Amtstr&#228;gers gem&#228;&#223; &#167; 194 Abs. und &#167; 232 Abs. 2 auch der Dienstvorgesetzte einen eigenen Strafantrag stellen kann. Hier sind die Vorg&#228;nge dem Personalamt vorzulegen, das dann (gleichfalls) nicht nur f&#252;r eine Strafanzeige, sondern ausdr&#252;cklich auch f&#252;r den Straf&#173;antrag zust&#228;ndig ist ("mit einem Strafantrag ... verbunden werden k&#246;nnen"). Die Kompetenzen sind danach zwischen Personal&#173;amt und Rechtsamt aufgeteilt. Die Art der Aufteilung l&#228;&#223;t den R&#252;ckschlu&#223; zu, da&#223; sowohl das Personalamt als auch das Rechts&#173;amt in den ihnen zugewiesenen Sachen zur Stellung von Straf&#173;anzeigen und Strafantr&#228;gen zust&#228;ndig sind.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Dem steht die Regelung in Absatz 1 Satz 2 nicht entgegen. Hier kommen Taten in Betracht, in denen zugleich sowohl ein Bediensteter der Stadt L. als auch diese selbst unmittel&#173;bar verletzt worden sind und daher beide ein Antragsrecht haben. Schlie&#223;lich gibt die Vorschrift auch f&#252;r die F&#228;lle einen Sinn, in denen lediglich der Bedienstete ein Straf&#173;antragsrecht hat, die Tat aber gleichwohl dienstliche Be&#173;lange ber&#252;ht und daher eine Strafanzeige durch die Stadt L. in Betracht kommt. Jedenfalls geht auch diese Vorschrift dahin, da&#223; das Rechtsamt die Stelle ist, die innerhalb der Stadtverwaltung f&#252;r die Anzeigensachen abschlie&#223;end zust&#228;ndig ist und unter deren Federf&#252;hrung Erkl&#228;rungen nach au&#223;en abgegeben werden sollen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Letztlich besagt Absatz 2, da&#223; das Rechtsamt zur Erkl&#228;rungeiner Zur&#252;cknahme des Strafantrages zust&#228;ndig ist. Zusammen mit den vorgenannten Regelungen l&#228;&#223;t dies wie&#173;derum erkennen, da&#223; das Rechtsamt bei den ihm zugewiesenen F&#228;llen die umfassende Zust&#228;ndigkeit f&#252;r die Bearbeitung von Strafantr&#228;gen nach au&#223;en hat, - eine Kompetenz, die nicht nur die R&#252;cknahme, sondern erst recht schon die Stellung derartiger Strafantr&#228;ge einschlie&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Lediglich ein erg&#228;nzendes Indiz war danach, da&#223; der Aufgabengliederungsplan der Stadtverwaltung nach der Tat f&#252;r das Rechts- und Versicherungsamt in Nr. 14 "zur Klarstellung" dahin neugefa&#223;t worden ist, da&#223; jetzt die Erstattung von Strafantr&#228;gen dort auch w&#246;rtlich genannt ist.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">5. Im &#252;brigen wird auf die zur Ver&#246;ffentlichung bestimmte Senatsentscheidung vom 22. Dezember 1981 - 1 Ss 759/81 -Bezug genommen, die dem Verteidiger in vorliegender Sache bereits l&#228;ngere Zeit vor dem Verhandlungstermin &#252;bersandt worden war (Bl. 143, 144 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">B.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"><u>Revision der Staatsanwaltschaft </u></p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Auch die Revision der Staatsanwaltschaft hat keinen Erfolg. Es ist rechtlich nicht zu beanstanden, da&#223; die Strafkammer den Angeklagten unter Strafvorbehalt verwarnt hat (&#167; 59 StGB).</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">1.&#160; Die formellen Voraussetzungen des &#167; 59 StGB hat die Strafkammer beachtet. Ohne Rechtsfehler hat sie ferner die begr&#252;ndete Erwar&#173;tung erlangt, der Angeklagte werde k&#252;nftig auch ohne Verurteilung zu Strafe keine Straftaten mehr begehen (&#167; 59 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 StGB).</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">2.&#160; Auch soweit die Strafkammer "besondere Umst&#228;nde, die in der Tat und der Pers&#246;nlichkeit des T&#228;ters liegen", (&#167; 59 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 StGB) bejaht hat, ist sachliches Recht nicht ver&#173;letzt.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Verwarnung mit Strafvorbehalt ist statthaft, wenn mildernde Umst&#228;nde von besonderem Gewicht vorliegen, welche die Tat jedenfalls in einer Hinsicht aus dem Kreis vergleichbarer, ge&#173;w&#246;hnlich vorkommender Durchschnittsf&#228;lle so deutlich heraus&#173;heben, da&#223; Verschonung von Strafe angezeigt ist (BayObLG JR 1976,511 m.Anm.Zipf). Es handelt sich um eine Ausnahmevorschrift, die eng auszulegen ist, gew&#246;hnliche Strafmilderungsgr&#252;nde gen&#252;gen insoweit nicht (s.a. BGH bei Dallinger,MDR 1976,14; OLG KoblenZ BA 1978,207; SenE OLGSt &#167; 59 StGB, S.1 und 9; ebenso SenE vom12.10.1976 - Ss 388/75-). Andererseits k&#246;nnen an das Tatbe&#173;standsmerkmal "besondere Umst&#228;nde" in &#167; 59 StGB nur geringere Anforderungen gestellt werden, als an das gleiche Merkmal in &#167; 56 Abs. 2 StGB. Im Bereich des &#167; 59 StGB geht es von vornherein nur um Straftaten von ver&#173;h&#228;ltnism&#228;&#223;ig geringem Unrechts- und Schuldgehalt, wegen derer der T&#228;ter lediglich Geldstrafe bis zu 180 Tages&#173;s&#228;tzen verwirkt haben kann (vgl. Dallinger a.a.O.; OLG Koblenz a.a.O.; Ru&#223; LK,. 10.Aufl., &#167; 59 Rn.5; Dreher/ Tr&#246;ndle, 40.Aufl., &#167; 59 StGB Rn. 5). Ebenso d&#252;rfen an &#167; 59StGB nicht so hohe Anforderungen gestellt werden, da&#223; eine Anwendung der Vorschrift praktisch nicht mehr in Betracht kommt und der gesetzgeberische Wille mi&#223;achtet w&#252;rde (zur Kritik an einer zu restriktiven Auslegung vgl. Sch&#246;ch, JR 1978, 74; Schreiber in Schaffstein-Festschrift, 290, Horn, NJW 1980, 106; Baumann, JW 1980, 464).</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Vorliegend gen&#252;gen die Feststellungen den gesetzlichen Anforderungen. Der Staatsanwaltschaft ist zwar insoweit zuzustimmen, als das angefochtene Urteil teilweise allge&#173;meine Ausf&#252;hrungen enth&#228;lt, die f&#252;r sich genommen eine Verwarnung mit Strafvorbehalt nicht tragen w&#252;rden. So k&#246;nnten "besondere Umst&#228;nde" nicht generell stets schon darin gefunden werden, da&#223; Hausbesetzungen eine "Zeiterscheinung" sind und als Reaktion, der Jugend auf wohnungspolitische Mi&#223;st&#228;nde oder kommunale Fehlplanungen zu verstehen seien. Hierzu l&#228;&#223;t die Staatsanwaltschaft aber au&#223;er Betracht, da&#223; dahingehende Formulierungen des Urteils nicht isoliert verstanden werden k&#246;nnen. Es handelt sich vielmehr um Wertungen, welche die Strafkammer auf der Grundlage der Feststellungen zum konkreten Tatgeschehen angestellt hat.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">So hat sich die Strafkammer hinsichtlich der festge&#173;stellten Besonderheiten zur Pers&#246;nlichkeit des T&#228;ters ersichtlich darauf gest&#252;tzt, da&#223; der Angeklagte ein zur Tatzeit erst 23j&#228;hriger Student war, der als Fakult&#228;tssprecher f&#252;r die Medizinische Fakult&#228;t gesellschaftlichen Einsatz bewiesen hat und in keiner Hinsicht vorbestraft ist, Sein Motiv war uneigenn&#252;tzig und entsprang seiner &#220;berzeugung, sich f&#252;r die Schaffung und Erhaltung preisg&#252;nstigen Wohnraums einsetzen zu sollen.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Zur T a t liegen festgestellte Besonderheiten darin, da&#223; sich der Angeklagte nur wenige Stunden in dem Geb&#228;ude aufgehalten hat, da&#223; es sich um ein nicht mehr bewohntes Haus handelte, das seit acht Jahren leerstand und nunmehr abgerissen werden sollte. Zudem habe der Angeklagte ein Mi&#223;verst&#228;ndnis zwischen Polizei und Stadtverwaltung f&#252;r m&#246;glich gehalten; bis zuletzt habe er gehofft, die Stadt L. h&#228;tte eine Genehmigung zur Renovierung des Hauses durch die Besetzer doch erteilt oder werde eine Nutzung des Hauses noch stillschweigend dulden.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Danach wertet die Strafkammer die T&#228;t zur Recht als an der unteren Grenze des in F&#228;llen des Hausfriedensbruchs denkbaren Unrechts- und Schuldgehalts liegend. Im Vergleich mit anderen St&#246;rungen aus dem kriminologischen Erscheinungsbild des Hausfriedensbruchs - etwa dem Eindringen in bewohnte H&#228;user oder Wohnungen, dem unbefugten Verweilen in Gesch&#228;fts&#8209; oder B&#252;ror&#228;umen, Bahnh&#246;fen usw. - ist vorliegend die soziale Funktion des befriedeten Besitztums tats&#228;chlich allenfalls noch minimal gest&#246;rt worden. Dies gilt schon ohne R&#252;cksicht auf unterschiedliche rechtliche Auffassungen hin&#173;sichtlich des in &#167; 123 StGB gesch&#252;tzten Rechtsguts (vgl.Sch&#228;fer LK, &#167; 123 StGB Rn. 1 ff m.weit.Nachw.) oder neuen Tendenzen zu einer restriktiven Auslegung des Tatbestandsmerkmais "beriede&#173;tes Besitztum" (hierzu Engels, DuR 1981,293 m.weit.Nachw.). Rein ordnungsbeh&#246;rdliche Gesichtspunkte der Tat hatten zur Frage des Schuldgehalts nach &#167; 123 StGB ohnehin au&#223;er Betracht zu bleiben.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">3. Ohne Rechtsfehler ist die Kammer schlie&#223;lich auch zu der &#220;berzeugung gelangt, da&#223; vorliegend die Verteidigung der Rechtsordnung die Verurteilung zur Strafe nicht gebietet (&#167; 59 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 StGB). Dies w&#228;re nur anzunehmen gewesen, wenn eine blo&#223;e Verwarnung bei Beachtung der Besonderheiten des Einzelfalles f&#252;r das allgemeine Rechtsempfinden unverst&#228;ndlich erscheinen m&#252;&#223;te und das Vertrauen der Bev&#246;lkerung in die Unver&#173;br&#252;chlichkeit des Rechts und in den Schutz der Rechts&#173;ordnung ersch&#252;ttert werden k&#246;nnte (Ru&#223; LK a.a.O., Rn. 7). Generalpr&#228;ventive Erw&#228;gungen d&#252;rfen allerdings nicht dazu f&#252;hren, bestimmte Tatbestandsgruppen schlechthin von der M&#246;glichkeit einer Verwarnung mit Strafvorbehalt auszu&#173;schlie&#223;en (Dreher/Tr&#246;ndle,40.Aufl, &#167; 59 StGB Rn, 4; Ru&#223; LK a.a.O. ; OLG Cello NsRpfl. 1977,90). Dies gilt auch hinsichtlich von Taten mit geringem Unrechts-und Schuld&#173;gehalt, die von gesellschaftspolitisch motivierten &#220;berzeugungst&#228;tern begangen werden.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Auch hier greifen Bedenken gegen die Urteilsgr&#252;nde letztlich nicht durch. Insbesondere sieht der Senat keinen Rechtsfehler darin, da&#223; die Strafkammer zu Beginn ihrer diesbez&#252;glichen Ausf&#252;hrungen allgemein wiederholt hat, da&#223; es bei der Tat "zu keinerlei Gewaltt&#228;tigkeiten oder Beleidigungen gegen&#252;ber der Polizei gekommen ist". Die Staatsanwaltschaft weist zwar richtig darauf hin, da&#223; in die Wertung nach &#167; 59 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 StGB nur fallbezogene Umst&#228;nde einflie&#223;en d&#252;rfen. Die der beanstandeten Formulierung nachfolgenden S&#228;tze machen aber deutlich, da&#223; die Strafkammer lediglich den "Hinter&#173;grund, vor dem die Tat des Angeklagten zu sehen ist" hervorgehoben hat (UA S. 5). Der negativ formulierte Eingang soll danach lediglich den geringen Unrechtsgehalt der Tat herausstellen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Insgesamt bringt die Strafkammer ihre auf der Grundlage der konkreten Feststellungen gewonnene &#220;berzeugung zum Ausdruck, da&#223; eine blo&#223;e Verwarnung mit Strafvorbehalt von einer &#252;ber den Sachverhalt unterrichteten Bev&#246;lkerung verstanden w&#252;rde. Einer solchen Wertung liegt letztlich eine tats&#228;chlich Be&#173;urteilung zugrunde, die vom Revisionsgericht bis zur Grenze des Vertretbaren zu respektieren ist(Ru&#223; LK a. O. 2n. 12;s.a. BGH bei Holtz, MDR 1979, 987; s.a. BGH NJ7 1976, 1413; BGH NJW 1977, 639; BGH NStZ 1981, 434; OLG Schleswig SchlHA. 1977, 178).</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Diese Grenze ist vorliegend jedenfalls nicht &#252;berschritten.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">C.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 473 Abs. 1, 2, 3 StPO&#160; (vgl.Sch&#228;fer in L&#246;we-Rosenberg, 23. Aufl., &#167; 473 StPO Rn. 66).</p>
315,831
lg-bonn-1982-02-15-4-t-24782
{ "id": 804, "name": "Landgericht Bonn", "slug": "lg-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 T 247/82
"1982-02-15T00:00:00"
"2019-03-13T15:15:08"
"2019-03-27T09:42:06"
Beschluss
ECLI:DE:LGBN:1982:0215.4T247.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen. </p> <p></p> <p>Die Kosten des Beschwerdeverfahrens hat der Beschwerdef&#252;hrer zu tragen. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Auf dem Grundst&#252;ck der Gemarkung D Flur ## Nr. ### sowie auf dem Nachbargrundst&#252;ck Nr. ### sind selbst&#228;ndige Wohnungseigentumsobjekte errichtet worden. Die Tiefgarage ist einheitlich unter den Parzellen ### und ### angelegt. Am #. #.1982 beantragte die Antragstellerin die Eintragung des Wohnungseigentums, des Gegenstandes und Inhalts im Grundbuch unter Bezugnahme auf die Teilungserkl&#228;rung vom ##.11.1981 -UR.-Nr. #####/####-B-, auf deren Inhalt nebst Anlagen verwiesen wird. Danach ist mit den Wohnungen Nr. 1 bis 29 jeweils das dauernde Sondernutzungsrecht an einem Einstellplatz in der Tiefgarage verbunden, der dieselbe Nummer tr&#228;gt. An den Einstellpl&#228;tzen Nr. 30 und 31 soll Sondereigentum begr&#252;ndet werden. Diesbez&#252;glich hat die Rechtspflegerin bei dem Amtsgericht C der Antragstellerin durch die angefochtene Verf&#252;gung mitgeteilt, da&#223; die Tiefgarage auf der Parzelle ### nicht in sich abgeschlossen sei, so da&#223; die Einr&#228;umung von Sondereigentum an den Stellpl&#228;tzen Nr. 30 und 31 nicht m&#246;glich sei. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die hiergegen gerichtete nunmehr als Beschwerde zu behandelnde Erinnerung ist gem&#228;&#223; &#167; 11 RPflG, &#167; 71 Abs. 1 GBO zul&#228;ssig, sachlich jedoch nicht begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Grundbuchamt ist an die Abgeschlossenheitsbescheinigung des Bauordnungsamtes nicht gebunden, sondern hat die Frage der Abgeschlossenheit (&#167; 3 Abs. 2 WEG) selbst&#228;ndig zu &#252;berpr&#252;fen (OLG Frankfurt, RpfIeger 1977, 312). </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Einr&#228;umung von Sondereigentum an den Stellpl&#228;tzen Nr. 30 und 31 ist grunds&#228;tzlich m&#246;glich. Dies folgt aus der Vorschrift des &#167; 3 Abs. 2 WEG, wonach Sondereigentum nur einger&#228;umt werden soll, wenn die Wohnungen oder sonstigen R&#228;ume in sich geschlossen sind, Garagenstellpl&#228;tze aber dann als abgeschlossene R&#228;ume gelten, wenn ihre Fl&#228;chen durch dauerhafte Markierungen ersichtlich sind. Allerdings sind mit dem Begriff "Garagenstellplatz" in &#167; 3 Abs. 2 Satz 2 WEG nur Stellpl&#228;tze in geschlossenen Garagen gemeint, die ihrerseits insgesamt in sich abgeschlossene R&#228;ume darstellen (OLG Hamm, Rpfleger 1975, 27). Die Kammer ist jedoch entgegen der Ansicht der Rechtspflegerin der Auffassung, da&#223; auch in einem Fall, in dem die Tiefgarage sich unter mehreren Parzellen befindet, von der Abgeschlossenheit ausgegangen werden kann. Dies folgt aus &#167; 3 Abs. 2 Satz 2 WEG, der f&#252;r Garagenstellpl&#228;tze vom Erfordernis der Abgeschlossenheit absieht und diese f&#252;r den Fall einer dauerhaft markierten Abgrenzung der Stellfl&#228;che fingiert. Sinn und Zweck dieser Regelung ist es, Missverst&#228;ndnisse &#252;ber die den Sondereigent&#252;mern zustehenden Abstellfl&#228;chen auszuschlie&#223;en und eine Abgrenzung zu Gemeinschaftseigentum zu erreichen (B&#228;rmann/ Pick, Wohnungseigentumsgesetz, 4. Aufl. 1980, &#167; 3 Rdnr, 24). Wenn auch, wie ausgef&#252;hrt, mit dem Begriff "Garagenstellplatz" in dieser Regelung nur Stellpl&#228;tze in abgeschlossenen Garagen gemeint sind, so ist diesem Erfordernis auch dann Gen&#252;ge getan, wenn die Stellpl&#228;tze sich in einer abgeschlossenen, jedoch &#252;ber mehrere Parzellen erstreckenden Tiefgarage befinden. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Voraussetzung f&#252;r die Begr&#252;ndung von Sondereigentum an Stellpl&#228;tzen ist jedoch auch in einem solchen Fall, da&#223; die Stellpl&#228;tze sich unter genauer Einhaltung der Grundst&#252;cksgrenze auf dem Grundst&#252;ck befinden, auf welches sich die Teilungserkl&#228;rung bezieht. Die Eintragung von Sondereigentum kommt also dann nicht in Betracht, wenn sich die Stellpl&#228;tze Nr. 30 und 31 auch nur teilweise auf der Parzelle ### befinden. Den Nachweis dar&#252;ber, da&#223; vorliegend die Grundst&#252;cksgrenzen bei der Anlage der Einstellpl&#228;tze exakt beachtet worden sind, hat die Antragstellerin bisher nicht erbracht. Den im Beschwerdeverfahren vorgelegten Lagepl&#228;nen kann nicht mit Sicherheit entnommen werden, da&#223; die Stellpl&#228;tze Nr. 30 und 31 sich ausschlie&#223;lich auf der Parzelle Nr. ### befinden. Eine entsprechende Versicherung des Eigent&#252;mers reicht hierzu nicht aus, so da&#223; die Beschwerde zur&#252;ckzuweisen war. Der Antragstellerin ist es allerdings unbenommen, den entsprechenden Nachweis in Zukunft zu f&#252;hren. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 13 a Abs. 1 Satz 2 FGG. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><b><u>Wert des Beschwerdegegenstandes</u>: 2.000,-- DM. </b></p>
315,832
olgk-1982-02-09-4-uf-21481
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 UF 214/81
"1982-02-09T00:00:00"
"2019-03-13T15:15:09"
"2019-03-27T09:42:06"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1982:0209.4UF214.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das Teilurteil des Amtsgerichts - Familiengericht - Bonn vom 1. September 1981 (48 F 36/81) wie folgt teilweise abge&#228;ndert und zur KlarsteIlung neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Unter Klageabweisung im &#252;brigen wird der Vergleich vor dem Familiengericht Bonn vom 5. M&#228;rz 1980 (24 a F 126/79) dahin abge&#228;ndert, da&#223; der Kl&#228;ger f&#252;r die Zeit vorn 1.Januar 1981 bis 31.August 1981 folgende monatlichen Unterhaltsbetr&#228;ge an die Beklagte zu zahlen hat:</p> <p></p> <p>1 ) f&#252;r Januar und Februar 1981 je 656,45 DM</p> <p>2) f&#252;r M&#228;rz 1981 676,45 DM</p> <p>3) f&#252;r April und August 1981 je 730,- DM</p> <p>4) f&#252;r Mai, Juni und Juli 1981 entf&#228;llt der Unterhaltsanspruch.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Entscheidung &#252;ber die Kosten des ersten Rechtszuges bleibt dem Schlu&#223;urteil vorbehalten.</p> <p>Von den Kosten des Rechtsstreits im zweiten Rechtszug haben der Kl&#228;ger 3/5 und die Beklagte 2/5 zu tragen.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. Der Kl&#228;ger kann die Vollstreckung gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 400,- DM, die Beklagte gegen Sicherheitsleistung</p> <p>in H&#246;he von 1800,- DM abwenden, wenn nicht der jeweils andere Teil vor der Vollstreckung Sicherheit in entsprechender H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p>Die Revision gegen dieses Urteil wird zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die am 18. Mai 1962 geschlossene Ehe der Parteien aus der die am 21. April 1965 geborene Tochter D. hervorgegangen ist, wurde durch Urteil des Amtsgerichts - Familiengericht - Bonn vom 5. M&#228;rz 1980, das am 15. M&#228;rz 1980 rechtskr&#228;ftig geworden ist, geschieden.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 5. M&#228;rz 1980 haben die Parteien f&#252;r den Fall der Rechtskraft der Scheidung einen Vergleich geschlossen, der auszugsweise wie folgt lautet:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:78px">Ziffer 2) "Der Antragsteller verpflichtet sich, an die Antragsgegnerin einen monatlichen Unterhalt von 936,-- DM, f&#228;llig im voraus bis zum 3.Werktag eines Monats, erstmals ab 1. M&#228;rz 1980 zu zahlen. Bis einschlie&#223;lich Juni 1980 hat der Antragsteller lediglich 806,-- DM zu zahlen, da er f&#252;r die Antragsgegnerin noch die Rate aus dem gemeinsamen Darlehen in H&#246;he von 130,-- DM zahlt. Ab 1. Juli 1980 betr&#228;gt demnach der monatliche Unterhalt wieder 936,-- DM."</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:78px">Ziffer 3) "Der Antragsteller verpflichtet sich, f&#252;r das Kind D. zu H&#228;nden der Antragsgegnerin einen monatlichen Unterhalt von 310,-- DM, f&#228;llig im voraus bis zu jedem dritten Werktag eines Monats, erstmals ab 1. M&#228;rz 1980, zu zahlen. Das Kindergeld ist zur H&#228;lfte ber&#252;cksichtigt. Im &#252;brigen steht der Antragsgegnerin das Kindergeld in H&#246;he von 50,-- DM zu. Der Berechnung des Kindesunterhalts und des Ehegattenunterhalts liegt die D&#252;sseldorfer Tabelle (Stand 1.1.1980) zugrunde (Gehaltsstufe III)."</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Zur Zeit des Vergleichsabschlusses war die Beklagte nicht berufst&#228;tig. Eine Regelung &#252;ber die Anrechnung eigenen Einkommens findet sich im Vergleich nicht. Die Tochter D.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">besuchte bis zum Ende des Schuljahres 1980/81 die Schule, danach ab 1. September 1981 begann sie eine Lehre.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte nahm nach einem Einf&#252;hrungskurs ab September 1980 wieder ihre T&#228;tigkeit im erlernten Beruf als Zahnarzthelferin zun&#228;chst halbtags auf. Ab September 1980 erzielte sie ein Einkommen von zun&#228;chst 713,92 DM netto (bis Dezember 1980) und ab Januar 1981 von 708,88 DM netto. Der Arbeitsplatz wurde ihr zum 31. M&#228;rz 1981 gek&#252;ndigt und im April 1981 bezog sie Arbeitslosengeld in H&#246;he von 111,60 DM w&#246;chentlich. Ab Mai 1981 arbeitete sie ganzt&#228;gig als Zahnarzthelferin und verdiente nun 1.308,07 DM netto. Da sie den Anforderungen nicht gewachsen war, wurde ihr die Stelle zum 31. Juli 1981 gek&#252;ndigt f&#252;r August 1981 bezog sie wieder Arbeitslosengeld von 111,60 DM w&#246;chentlich.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 19. Januar 1981 wurde die Beklagte vom Kl&#228;ger aufgefordert, Auskunft &#252;ber ihr Erwerbseinkommen zu erteilen. Mit Schreiben vom 26. Januar 1981 teilte sie mit, da&#223; sie ein Nettoeinkommen von 713,92 DM monatlich erziele.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mit der am 9. M&#228;rz 1981 beim Familiengericht eingereichten und am 18. M&#228;rz 1981 zugestellten Ab&#228;nderungsklage hat der Kl&#228;ger mit R&#252;cksicht auf das Erwerbseinkommen der Beklagten Herabsetzung des im Vergleich vom 5. M&#228;rz 1980 vereinbarten Unterhalts verlangt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Er hat vorgetragen, ab Mai 1981 sei die Beklagte zur Aus&#252;bung einer Ganztagst&#228;tigkeit verpflichtet, da die Tochter D. am 21. April 1981 16 Jahre alt geworden sei.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Er hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">den Vergleich vom 5. M&#228;rz 1980 zu Ziffer 2) dahin abzu&#228;ndern, da&#223; der Kl&#228;ger an die Beklagte ab 1. Januar 1981 nur noch einen monatlichen Unterhalt von 222,-- DM zu zahlen hat.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Sie hat darauf verwiesen, da&#223; eine Ab&#228;nderung des Vergleichs erst ab Klagerhebung m&#246;glich sei. Ihr Unterhalt sei durch ihre Erwerbst&#228;tigkeit auch nicht dauerhaft gesichert, da sie Schwierigkeiten habe, sich nach 16-j&#228;hriger Berufspause auf die ver&#228;nderten Anforderungen in ihrem Beruf einzustellen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen sei auch das gestiegene Einkommen des Kl&#228;gers zu ber&#252;cksichtigen. Basis des Vergleichs vom 5. M&#228;rz 1980 sei ein Gesamteinkommen des Beklagten von 2.767,-- DM gewesen. Nach Abzug des Kindesunterhaltes in H&#246;he von 310,-- DM seien der Beklagten davon 2/5 zuerkannt worden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Durch das hiermit in Bezug genommene Teilurteil vom 1.September 1981 hat das Amtsgericht zun&#228;chst &#252;ber die Ab&#228;nderung f&#252;r die Zeit vom 1. Januar bis 31. August 1981 entschieden. Es hat den Vergleich f&#252;r Januar und Februar 1981 auf 656,45 DM;</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">f&#252;r M&#228;rz auf 676,45 DM; f&#252;r April auf 766,56 DM; f&#252;r Mai bis Juli auf jeweils 436,77 DM und f&#252;r August 1981 auf 766,56 DM abge&#228;ndert.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt, eine &#196;nderung ab 1. Januar 1981 sei m&#246;glich, da f&#252;r den Vergleich &#167; 323 Abs.3 ZPO nicht gelte. Von einer Inverzugsetzung ab Januar 1981 sei auszugehen. Beim Abschlu&#223; des Vergleichs vom 5. M&#228;rz 1980 sei davon ausgegangen worden, da&#223; die Beklagte einer Arbeitst&#228;tigkeit nicht nachgehe. Ausgangspunkt zur H&#246;he sei gewesen, da&#223; der Beklagten ein Anteil von 2/5 am Einkommen des Kl&#228;gers zustehen sollte. Nachdem sie nun eigenes Einkommen erziele, sei der ihr zustehende Unterhalt dahin anzupassen, da&#223; er nunmehr einen Anteil von 2/5 der Differenz der beiderseitigen Einkommen zu zahlen habe. Eine Anpassung an die jetzigen Verh&#228;ltnisse</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">habe sich an dem zu orientieren, was jeder Partei damals vom Einkommen des Kl&#228;gers zur Verf&#252;gung gestanden habe. Dieses Verh&#228;ltnis k&#246;nne nur dadurch gewahrt werden, da&#223; das Einkommen der Beklagten in diese Berechnung einbezogen werde, d.h. die Differenz in den beiden Einkommen festgestellt und von dem sich dann ergebenden Unterschied 2/5 als Unterhalt f&#252;r die Beklagte errechnet werde. Nach dieser Methode hat das Amtsgericht sodann die bereits genannten Einzelbetr&#228;ge f&#252;r die Monate Januar bis August 1981 errechnet.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Entscheidung richtet sich die frist-und formgerecht eingelegte Berufung des Kl&#228;gers, der eine weitere Herabsetzung des Unterhalts begehrt. Er behauptet, Ausgangspunkt des Vergleichs vorn 5. M&#228;rz 1980 sei ein Nettoeinkommen des Kl&#228;gers in H&#246;he von 2.519,-- DM gewesen. Von dieser Berechnungsgrundlage sei auszugehen, auch wenn das Einkommen damals in Wirklichkeit h&#246;her gelegen habe. Da das Nettoeinkommen des Kl&#228;gers im Jahre 1981 gegen&#252;ber 1980 nicht gestiegen sei, belaufe sich der Unterhaltsanspruch gem&#228;&#223; dem Vergleich weiterhin auf 936,-- DM. Auf diesen Unterhaltsanspruch sei jedoch das Einkommen der Beklagten in voller H&#246;he anzurechnen. Der Kl&#228;ger bezieht sich insoweit auf die Entscheidungen des Bundesgerichtshofs</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">in FamRZ 1981, 539 (541) und 752 ff. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils den Vergleich <i>vorn </i>5. M&#228;rz 1980 (24 a F 126/79 AG (Familiengericht) Bonn dahin abzu&#228;ndern, da&#223; der Kl&#228;ger an die Beklagte f&#252;r die Zeit vom 1. Januar 1981 bis zum 31. August 1981 folgende Unterhaltsbetr&#228;ge zu zahlen hat:</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">a) vom 1. Januar bis 31. M&#228;rz 1981</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">227,-- DM,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">b) vom 1. April bis 30. April 1981</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">452,-~ DM,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">c) vom 1. August bis 31. August 1981</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">452,-- DM,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">und da&#223; f&#252;r die Zeit vom 1. Mai bis</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">31. Juli 1981 ein Unterhaltsanspruch</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">ganz entf&#228;llt.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">die Berufung des Kl&#228;gers zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Sie behauptet, Ausgangspunkt der damaligen Vergleichsregelung sei das seinerzeit vom Kl&#228;ger behauptete Einkommen gewesen. Davon seien der Kl&#228;gerin 2/5 zugesprochen worden. Gegen&#252;ber diesem behaupteten Betrag sei das Einkommen in 1981 gestiegen. </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Eine volle Anrechnung des von ihr erzielten Einkommens sei nicht gerechtfertigt, da die Tochter D. bis zum 1.September 1981 noch der Betreuung bedurft habe und auch berufsbedingte Mehrkosten zu ber&#252;cksichtigen seien.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Parteivorbringens im einzelnen wird auf den vorgetragenen Inhalt der zwischen den Parteien gewechselten vorbereitenden Schrifts&#228;tze erg&#228;nzend Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Akten 25 a F 126/79 AG Bonn waren Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige, insbesondere form- und fristgerecht eingelegte Berufung hat in der Sache einen Teilerfolg.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">1. Unbegr&#252;ndet ist die Berufung, soweit der Kl&#228;ger eine (weitere) Herabsetzung der im Proze&#223;vergleich vom 5. M&#228;rz 1980 vereinbarten Unterhaltsrente f&#252;r die Monate Januar bis M&#228;rz 1981 verlangt, da der Proze&#223;vergleich gem&#228;&#223; &#167; 323 Abs.4 i.V. mit &#167; 323 Abs.3 ZPO nur f&#252;r die Zeit nach Erhebung der Klage abge&#228;ndert werden kann.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Ob aus der in &#167; 323 Abs. 4 angeordneten "entsprechenden Anwendung "der " vorstehenden Vorschriften 11 auch auf einen durch Proze&#223;vergleich gem&#228;&#223; &#167; 794 Abso 1 Nr.1 ZPO geschaffenen Titel zu entnehmen ist, da&#223; der Proze&#223;vergleich ebenso wie das Urteil gem&#228;&#223; &#167; 323 Abs. 3 ZPO nur f&#252;r die Zeit nach Erhebung der Klage abge&#228;ndert werden kann, ist eine seit langem umstrittene Frage. Der Senat bejaht die entsprechende Anwendung des &#167; 323 Abs.3 ZPO auf Proze&#223;vergleiche (ebenso OLG M&#252;nchen FamRZ 1980, 922 mit zahlreichen weiteren Nachweisen; OLG Karlsruhe FamRZ 80, 896 und 917; KG FamRZ 1978, 933; OLG Frankfurt FamRZ 1979, 963; LG Oldenburg MDR 1978, 322 m.w.N.; anderer Ansicht BGH FamRZ 1963, 558 ff.; FamRZ 1979,210 (211); OLG Saarbr&#252;cken FamRZ 1979, 929-930: OLG K&#246;ln (21.Zivilsenat) FamRZ 1978, 252; die letzteren Entscheidungen enthalten jedoch keine eigenst&#228;ndigen Begr&#252;ndungen, sondern beziehen sich jeweils auf BGH FamRZ 1963, 558 ff.).</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung seiner Auffassung verweist der Senat zun&#228;chst auf die ausf&#252;hrlichen Er&#246;rterungen im Anschlu&#223; an die Entscheidung des BGH FamRZ 1963, 558 ff = NJW 1963, 2076 ff von Bauer, JR 1965, 255; Haase, NJW 1967, 1741; Grunsky, ZZP 77, 316; Rosenberg-Schwab, Zivilproze&#223;recht, 13.Aufl., &#167; 132, Anm. V, &#167; 159 V 4; Gabius NJW 1976, 313 sowie auf Bull, FamRZ 1961, 518.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Insbesondere Bull und Gabius haben nachgewiesen, da&#223; Wortlaut und Entstehungsgeschichte (vor Einf&#252;gung des Abs. 4 wurden Proze&#223;vergleiche als jeder Ab&#228;nderung wegen ver&#228;nderter Verh&#228;ltnisse entzogen angesehen) eindeutig daf&#252;r sprechen, da&#223; &#167; 323 Abs. 3 ZPO auch f&#252;r Proze&#223;vergleiche gilt.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Weiter sprechen die nach der Entscheidung des Bundesgerichtshofs geschaffenen Vorschriften zur Ab&#228;nderung von Unterhaltstiteln im Nichtehelichenrecht (&#167;&#167; 641 l, 641 p, 641 q, 642 b und c ZPO) daf&#252;r, da&#223; der Gesetzgeber die Ab&#228;nderung von Urteilen und sonstigen vollstreckbaren Titeln, also auch Proze&#223;vergleichen den gleichen Regeln unterstellen will (dazu eingehend mit Beispielen LG Oldenburg, MDR 1978,322 f.). Ein sachlicher Grund daf&#252;r, diese Gleichbehandlung gerade und nur im Nichtehelichenrecht anzuordnen ist nicht ersichtlich (ebenso OLG M&#252;nchen FamRZ 1980, 922).</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Das haupts&#228;chliche Bedenken gegen eine entsprechende Anwendung von &#167; 323 Abs. 3 ZPO auf Proze&#223;vergleiche wird daraus hergeleitet, da&#223; der Proze&#223;vergleich nicht in Rechtskraft erw&#228;chst und daher die zum Schutz der Rechtskraft dienenden Vorschriften &#167;&#167; 323 Abs.2 und Abs.3 ZPO nicht anwendbar seien (vgl.Thomas-Putzo, 11.Auflage, &#167; 323 Anm. 5; Wieczorek 2.Auflage &#167; 323 Anm. g II b; Baumbach-Lauterbach, 40.Auflage,(&#167; 323,Anm.5 B).</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Das entspricht der allgemeinen Meinung zur Nichtanwendbarkeit des &#167; 767 Abs.2,ZPO auf Proze&#223;vergleiche ( vgl. BGH Rechtspfleger 1977, 99; BAG BB 1980 359; Karlsruhe FarnRZ 1981, 787; Thomas-Putzo &#167; 767 Anm.6 ). </p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Zu ber&#252;cksichtigen ist aber, da&#223; die Vollstreckungsabwehrklage gem&#228;&#223; &#167; 767 ZPO schon grunds&#228;tzlich keinen Eingriff in die Rechtskraft des Urteils erm&#246;glicht, sondern nur die Vollstreckbarkeit beseitigt, w&#228;hrend die Ab&#228;nderungsklage ausnahmsweise die Beseitigung der Rechtskraft eines fr&#252;heren Urteils zul&#228;&#223;t. Demgem&#228;&#223; &#252;berschneiden sich die Anwendungsbereiche von Vollstreckungsabwehrklagen und Ab&#228;nderungsklage</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">grunds&#228;tzlich nicht (vgl. Thomas-Putzo.~, 11. Auflage &#167; 323 Anrn. 1 rn.w.N.; BGHZ 70, 157; OLG Bamberg, FamRZ 1980, 617).</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Wegen dieses unterschiedlichen Anwendungsbereichs ist aus der Regelung bei &#167; 767 Abs. 2, 797 Abs. 4 ZPO nicht zu schlie8en, da&#223; dann auch f&#252;r die in &#167; 323 Abs.4 ZPO genannten Titel die Regelungen nach &#167;&#167; 323 Abs.2 und 3 ZPO nicht gelten k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Eine unterschiedliche Behandlung der Einwendungen gegen die<i> </i>(weitere) Vollstreckbarkeit und der &#196;nderung der laufenden wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse ist auch sachlich gerechtfertigt. Da nur diese Ereignisse einer st&#228;ndigen Entwicklung unterliegen, ist es sachgerecht, da&#223; die Ber&#252;cksichtigung dieser Entwicklung an bestimmte Schranken gebunden .ist, die der Rechtssicherheit dienen.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die M&#246;glichkeit des Eingriffs in die Rechtskraft ergibt sich dabei aus &#167; 323 Abs.1 ZPO, in dem auch gleichzeitig die Voraussetzungen dieses Eingriffs (wesentliche &#196;nderung,</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">nur entsprechende Ab&#228;nderung) bezeichnet sind. Es ist aber fast allgemein anerkannt, da&#223; &#167; 323 Abs.1 ZPO auch auf die in &#167; 323 Abs.4 ZR genannten Titel anwendbar ist (einschr&#228;nkend insoweit Finger, MDR 1971, 350 ff.). Gegen die Auffassung Fingers spricht jedoch der eindeutige Wortlaut des Gesetzes - eine Ausnahme aller "vorstehenden" Abn&#252;tze von der "entsprechenden Anwendung" l&#228;&#223;t von der gesetzlichen Regelung nichts &#252;brig und ist daher nicht vertretbar.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Unabh&#228;ngig von der Frage, ob der Gesetzgeber mit &#167; 323 Abs. 4 ZPO eine sachlich-rechtliche Grundlage f&#252;r die Ab&#228;nderbarkeit von Vergleichen geschaffen hat (I so Gabing NJW 1971 313(314) ) oder nicht (so BGB FamRZ 1963, 560) ergibt sich durch die Bezugnahme auf Abs. 1, da&#223; er jedenfalls eine prozessuale Schranke f&#252;r die Ab&#228;nderbarkeit der in Abs.4 genannten 1'i tel geschaffen hat. Auch wenn diese Titel nicht in Rechtskraft erwachsen, hat der Gesetzgeber diesen Titeln damit &#252;ber die Parteibindung hinaus eine prozessuale Bindungswirkung beigemessen.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Wenn aber der Gesetzgeber f&#252;r den Bereich der Ab&#228;nderungsklage dem Proze&#223;vergleich eine prozessuale Bindungswirkung beimi&#223;t, ist nicht einzusehen, warum &#167; 323 Abs.3, der eine zeitliche Erstreckung der Bindungswirkung normiert, auf Proze&#223;vergleiche nicht anwendbar sein soll.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die fehlende Rechtskraft spricht nicht dagegen (gegen das Rechtskraftargument mit anderen Gr&#252;nden auch Gabius a.a.O. und Finger, MDR 1971, 353).</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Gegen die! Anwendung des &#167; 323 Abs. 3 ZPO auf Proze&#223;vergleiche l&#228;&#223;t sich auch nicht einwenden, da&#223; sich der Verurteilte nur bei einem richterlichen Erkenntnis darauf verlassen d&#252;rfe, nicht weiteren Anspr&#252;chen ausgesetzt zu sein (so Finger, MDR 1971, 353). Wie bereits ausgef&#252;hrt liegt der gesetzgeberische Zweck der Vorschrift in der Schaffung von Rechtsfrieden und Rechtsicherheit. Die Gew&#228;hrung von Rechtssicherheit darf aber bei einer g&#252;tlichen Einigung vor Gericht nicht geringer sein als bei einer Streitentscheidung. Nach &#167; 279 ZPO n.F. "soll" das Gericht eine g&#252;tliche Beilegung des Rechtsstreits versuchen (nach &#167; 296 ZPO a.F. nur Ilkann"'. Wenn. der Gesetzgeber, wie sich aus dieser und zahlreichen weiteren Vorschriften ergibt, dem Vergleich grunds&#228;tzlich den Vorzug vor der Streitentscheidung gibt, ist davon auszugehen, da&#223; er ihm nicht andrerseits eine geringere Rechtsgew&#228;hr beimessen will. F&#252;r die Rechtsgew&#228;hr bei k&#252;nftig f&#228;llig werdenden wiederkehrenden Leistungen ist aber entscheidend, da&#223; die Parteien sich auf die getroffene Regelung ebenso verlassen k&#246;nnen wie auf eine Streitentscheidung durch das Gericht. Es ist daher auch f&#252;r den Proze&#223;vergleich sachgerecht, &#252;ber die materiell-rechtliche Bindung hinaus eine prozessuale Schranke f&#252;r den Zeitpunkt seiner Ab&#228;nderung zu schaffen.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Der Einwand, da&#223; die Parteien dann "ung&#252;nstiger" st&#252;nden als bei einem au&#223;ergerichtlichen Vergleich, (so Baumbach-Lauterbach-Hartmann , 40. AufI., Anm. 5 B unter Bezug auf BGH FamRZ 1963, 560) vermag nicht zu &#252;berzeugen. Die zeitliche Schranke der Ab&#228;nderbarkeit wirkt sich je nach Sachlage "zugunsten" oder " zu Lasten" der einen oder anderen Partei aus; im Interesse der Voraussehbarkeit der wlrtschaftlichen Verh&#228;ltnisse und der Rechtssicherheit dient sie letztlich beiden. Wenn gesagt wird (Rahm-Stollenwerk, Handbuch des Familiengerichtsverfahrens IV 713),es spreche eine Vermutung daf&#252;r,da&#223; die Parteien den Vergleich auch der Sperrwirkung des &#167; 323 Abs. 3 haben unterstellen wollen und der Familiengerichtstag1979(Arbeitskreis I 7, FamRZ 1979, 899) r&#228;t, eine entsprechende Klausel in den Vergleich aufzunehmen, so spricht auch das gegen das Argument der "Schlechterstellung". Mit Recht weist auch Grunsky (ZZP 77, 316) darauf hin, da&#223; schon die Zwischenstellung des Proze&#223;vergleichs zwischen Urteil und au&#223;ergerichtlichem Vergleich eine Gleichsetzung mit dem au&#223;ergerichtlichen Vergleich verbietet.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die neue Regelung nach Klageerhebung kann im Strai8fall erst f&#252;r die Zeit ab 1. April 1981 vorgenommen werden, weil nach dem Vergleich der Parteien die laufenden monatlichen Untehraltsrenden jeweils bis zum 3. Eines jeden Monats f&#228;llig waren. Die M&#228;rzrate war daher im vollen Umfang bereits vor Klagezustellung (18. M&#228;rz) f&#228;llig geworden, so da&#223; insoweit nach dem Sinn des &#167; 323 Abs. 3 ZPO eine Korrektur nicht mehr in Betracht kommt (ebenso LG Berlin FamRZ 1970, 100). Auch hier ist entscheidend, da&#223; sich die Parteien mit der Hingabe bzw. dem Empfang des damals vereinbarten Betrages darauf eingestellt haben, f&#252;r diesen Monat diesen Betrag noch zur Verf&#252;gung zu haben, so da&#223; mit der &#196;nderung crst rUr den auf die Klageerhebung folgenden Monat zu rechnen ist.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Einschr&#228;nkungen der hier vertretenen Auffassung Bindungswirkung von Proze&#223;vergleichen bis zur Klageerhebung gem&#228;&#223; &#167; 323 Abs. 3 ZPO k&#246;nnen sich dann ergeben, wenn Eigeneinkommen arglistig verschwiegen worden ist und die Voraussetzungen einer sittenwidrigen Ausnutzung eines bestehenden Titels gegeben sind. Die Voraussetzungen einer sittenwidrigen Ausnutzung eines bestehenden Unterhaltstitels lassen sich hier jedoch nicht feststellen. Zwar hat die Beklagte nicht von sich aus die Aufnahme einer T&#228;tigkeit angezeigt, aber der Kl&#228;ger hat nichts Substantiiertes dazu vorgetragen, da&#223; die Beklagte dies arglistig getan habe. Jedenfalls ab 26.1.1981 wu&#223;te er auch von den Eink&#252;nften und hat danach erst im M&#228;rz 1981 Klage erhoben.F&#252;r Januar bis M&#228;rz 1981 hat die Berufung daher keinen Erfolg, so da&#223; es bei der Entscheidung des Amtsgerichts zu diesen Monaten - Anschlu&#223;berufung ist nicht eingelegt - verbleibt.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">2. F&#252;r die Zeit ab 1<b>. </b>April 1981 hat die Berufung hingegen teilweise Erfolg. Das Amtsgericht ist mit Recht davon ausgegangen, da&#223; f&#252;r die Berechnung der H&#246;he des Unterhalts</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">an die im Vergleich vereinbarte Basis anzukn&#252;pfen ist. Die Parteien haben in diesem Vergleich vereinbart, da&#223; der Beklagten eine Quote von 3/7 des anrechenbaren Nettoeinkommens zustehen soll. Dies ergibt sich aus dem eindeutigen Wortlaut des Vergleichs, der f&#252;r die Berechnung des Ehegattenunterhalts ausdr&#252;cklich auf die D&#252;sseldorfer Tabelle (Stand 1.1.1980) verweist. Die dort f&#252;r den nicht erwerbst&#228;tigen Unterhaltsberechtigten vorgesehene Quote betrug 3/7. Mag vorher eine andere Quote im Gespr&#228;ch gewesen sein, so ist diese aber nicht zum Inhalt des Vergleichs gemacht worden. Daf&#252;r, da&#223; die Parteien sich trotz ausdr&#252;cklicher Bezugnahme auf die D&#252;sseldorfer</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Tabelle f&#252;r die Berechnung des Ehegattenunterhalts einig dar&#252;ber gewesen w&#228;ren, da&#223; insoweit nicht die D&#252;sseldorfer Quote, sondern eine andere ma&#223;geblich sein sollte, ist nichts Substantiiertes vorgetragen. Auch daf&#252;r, da&#223; sich Parteien, Anw&#228;lte und Gericht gleicherma&#223;en &#252;ber die danach ma&#223;gebliche Quote geirrt h&#228;tten, ist nichts Konkretes vorgetragen. </p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Dies f&#252;hrt dazu, da&#223; der Betrag von 936,-- DM als 3/7 des anrechenbaren Nettoeinkommens abz&#252;glich des Kindesunterhalts anzusehen sind. Dies ergibt einen Betrag von 2184,-- DM (2494.--minus 310,--DM= 2184,--DM, davon 3/7 = 936, <b>-- </b>DM). In Wirklichkeit lag das Durchschnittseinkommen schon 1980 h&#246;her(bei etwa 2900, --DM ohne Abzug des KindesunterhaIts).</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Mit R&#252;cksicht auf die Bindung der Parteien an den Vergleich kann aber offenbleiben, aus welchen Gr&#252;nden ein Teilbetrag des Einkommens damals nicht ber&#252;cksichtigt worden ist. Naturgem&#228;&#223; bereitet die Ermittlung des unterhaltspflichtigen Einkommens Schwierigkeiten und die Parteien kommen oft zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen. Wer eine vergleichsweise Regelung &#252;ber die Bemessung getroffen und damit auf eine</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">gerichtliche Ermittlung verzichtet hat, bleibt an diese Einigung gebunden. F&#252;r eine arglistige T&#228;uschung durch den Kl&#228;ger ist auch nichts Konkretes vorgetragen. Da &#167; 323 Abs.1 ZPO nur eine "entsprechende" Ab&#228;nderung zul&#228;&#223;t, darf die Basis des damaligen Vergleichs nicht verlassen werden. Mit der Ab&#228;nderungsklage kann nicht erreicht werden, da&#223; nun in Abkehr von der damaligen Regelung das wirkliche unterhaltspflichtige Einkommen zur Basis der Unterhaltsberechnung gemacht wird. Auch ein zu niedriger Ansatz &#228;ndert nichts an der .Bindung an den Vergleich. (vgl. BGHi FamRZ 1979,694; OLG Frankfurt, FamRZ 1980, 895; Baumbach-Lauterbach-Hartmann, 40.Aufl., &#167; 323, Anm. 5 B) .</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Zu fragen ist also, ob sich das wirkliche Einkommen des Kl&#228;gers im Jahre 1981 gegen&#252;ber 1980 erh&#246;ht hat. Ausweislich der vorgelegten und nicht bestrittenen Einkommensbescheinigungen ist das nicht der Fall, es ergibt sich vielmehr infolge der h&#246;heren Steuerbelastung f&#252;r 1981 nur ein Monatsnettoeinkommen von ca. 2.775,- DM. Auch unter Hinzurechnung von Steuerr&#252;ckerstattungen aufgrund des Realsplittings ergibt sich daher jedenfalls keine nennenswerte Steigerung gegen&#252;ber 1980.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Eine wesentliche &#196;nderung der ma&#223;gebenden Verh&#228;ltnisse ist aber dadurch eingetreten, da&#223; die Beklagte ab 1. April 1981 Eigeneinkommen erzielt. Dieses Eigeneinkommen ist zu ber&#252;cksichtigen, da es nicht auf einer im Verh&#228;ltnis zum Kl&#228;ger unzumutbaren Arbeitsleistung beruht. F&#252;r die Zeit des Empfangs von Arbeitslosenunterst&#252;tzung ist dies selbstverst&#228;ndlich, es gilt aber auch f&#252;r die Zeit einer vollen Berufst&#228;tigkeit von Mai bis Juli 1981, denn aus den Verh&#228;ltnissen der 8eteiligten ergibt sich, da&#223; die Beklagte jedenfalls von diesem Zeitpunkt an durch die Betreuung der Tochter D. an einer vollen Arbeitst&#228;tigkeit nicht mehr gehindert war. Eine teilweise Nichtber&#252;cksichtigung des Einkommens gem&#228;&#223; &#167; 1577 Abs..2 BGB scheidet unter den konkreten Gegebenheiten aus, da f&#252;r eine Unzumutbarkeit keine hinreichenden Anhaltspunkte bestehen.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Anzurechnen ist das Einkommen der Antragsgegnerin nach Auffassung des Senats bei der hier gegebenen Sachlage nach der Differenzmethode. Bei einem zu ber&#252;cksichtigenden Einkommen des Kl&#228;gers in H&#246;he von 2.184,- DM (2494,- ./.<i> </i>310,- DM) ergibt sich unter Ber&#252;cksichtigung des w&#246;chentlichen Arbeitslosengeldes von 111 ,60 DM f&#252;r April und August 1981 ein monatliches Einkommen der Beklagten von 479,88 DM (11,60 x 4,3). Die Differenz betr&#228;gt 1.704,12 DM, davon <i>3/7 </i>= ca. 730,- DM, die als Unterhalt f&#252;r diese beiden Monate geschuldet sind.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Zeit von Mai bis Juli 1981 betrug das Eigeneinkommen netto 1.308,--DM. Dieser Feststellung des Familiengerichts ist in der Berufungsinstanz nicht widersprochen worden. Bei einem Einkommen in dieser H&#246;he, das sich noch um Steuererstattungen erh&#246;ht, da die Beklagte ungleichm&#228;&#223;ig hohe Eink&#252;nfte hatte, besteht kein Unterhaltsanspruch mehr, da der volle angemessene Unterhalt durch die eigenen Eink&#252;nfte gedeckt ist. Ist das aber der Fall, kann die Differenzmethode nicht mehr angewandt werden.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Dia Differenzmethode gew&#228;hrleistet die Unterhaltszumessung entsprechend den ehelichen Lebensverh&#228;ltnissen, wie sie das Gesetz in &#167; 1361 Abs.1 13GB f&#252;r den Trennungsunterhalt und in &#167; 1578 Abs.1 BGB f&#252;r den Unterhalt nach Scheidung vorschreibt. </p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Soweit eine Unterhaltszumessung nach Quoten &#252;berhaupt angesichts der Umst&#228;nde des Einzelfalls angemessen ist (diese Einschr&#228;nkung ist bei der Anwendung von Tabellen und Schl&#252;sseln stets zu machen, vgl. BGH FamRZ 1981, 539 (541); KG FamRZ.1978, 932),I wird durch die Aufteilung nach dieser Methode unter Zubilligung eines 4/7-Anteils f&#252;r den Mehrverdienenden der Mehraufwand angemessen ber&#252;cksichtigt, ein Arbeitsanreiz belassen und gleichzeitig die angemessene Beteiligung des geringer Verdienenden wie in der Ehe gew&#228;hrleistet.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Dementsprechend hat auch der Bundesgerichtshof f&#252;r die F&#228;lle, in denen auch die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse durch beiderseitige Berufst&#228;tigkeit gekennzeichnet waren, eine Berechnung nach dieser Methode gebilligt (BGH FamRZ 1981, 752 (754); 539 (541). Bedenken gegen die Anwendung dieser Methode werden vom BGH aber f&#252;r die F&#228;lle erhoben, in denen der unterhaltsberechtigte Ehegatte erst nach der Trennung bzw. Scheidung eine Erwerbst&#228;tigkeit aufnimmt, da in diesen F&#228;llen die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse nur durch das Einkommen des schon vor der Trennung oder Scheidung Berufst&#228;tigen gekennzeichnet gewesen seien.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Zwar weist der BGH darauf hin, da&#223; der Ehepartner grunds&#228;tzlich an einer Entwicklung der Lebensverh&#228;ltnisse von der Trennung bis zur Scheidung-teilnehme(BGH FamRZ 1980, 770; 81, 224), gleichwohl wird aber ausgef&#252;hrt, da&#223; bei Verpflichtung zur Aufnahme einer Erwerbst&#228;tigkeit nach &#167; 136 Abs. 2 BGB der daraus erzielte Verdienst auf den Unterhaltsbedarf nach den ehelichen Lebensverh&#228;ltnissen anzurechnen sei (BGH FamRZ 1981, 754 (755). In der Entscheidung zum nachehelichen Unterhalt (BGH FamRZ 1981, 539 (541) hei&#223;t es insoweit: "Damit kann die Unterhaltsbemessung in derartigen F&#228;llen einer erst nach der Scheidung einsetzenden Erwerbst&#228;tigkeit des anderen Ehegatten nicht im Wege der Differenzberechnung erfolgen. Vielmehr liegt es, soweit die Aufteilung nach Quoten beibehalten werden soll, nahe, lediglich das ber&#252;cksichtigungsf&#228;hige Einkommen des von Anfang an erwerbst&#228;tigen Ehegatten entsprechend aufzuteilen und von der auf den Berechtigten entfallenden Quote dessen eigenes Enkommen abzurechnen" (es folgt der Hinweis auf die tatrichterliche Angemessenheits&#252;berpr&#252;fung)<b>.</b></p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Wenn aber im Verlauf der Trennungszeit eine Arbeitspflicht nach &#167; 1361 Abs. 2 BGB entsteht - und davon ist hier auszugehen- und somit (schon) eine volle Anrechnung</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">des Einkommens auf den Trennungsunterhalt zu erfolgen hat, kann f&#252;r den nachehelichen Unterhalt nichts anderes gelten.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Ungeachtet des Hinweises auf die tatrichterliche Angemessenheits&#252;berpr&#252;fung hat der Senat gegen diese Berechnungsweise als Richtschnur Bedenken. Soweit diese Ausf&#252;hrungen als Bef&#252;rwortung einer "Abzugsmethode" verstanden werden k&#246;nnen, lassen sie</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">nach Auffassung des Senats au&#223;er Acht, da&#223; 1.) die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse vor der Trennung nicht nur durch das Einkomman des Erwerbst&#228;tigen gekennzeichnet waren, 2.) eine Gleichbehandlung des haushaltsf&#252;hrenden mit dem erwerbst&#228;tigen Ehepartner nicht gew&#228;hrleistet ist und 3.) die Aufrechterhaltung der bisherigen Lebensverh&#228;ltnisse mit der Quote des bisherigen Einkommens nicht m&#246;glich ist ( vgl. zu Bedenken</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">auch Hampel, FamRZ 1981, 851; v.Hornhardt, NJW 1982, 17 und OLG Hamm FamRZ 1982, 70).</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 1356 BGB sind Erwerbst&#228;tigkeit und Haushaltsf&#252;hrung grunds&#228;tzlich gleichwertige Funktionen, deren Aufteilung die Ehegatten regeln. Zum "Lebensstandard" in einer Einverdienerehe tr&#228;gt daher die - im Regelfall - Frau, die Haushalt und Kinder versorgt, ebenso bei wie der Mann mit seinem Einkommen. Die Haushaltsleistung der Frau unber&#252;cksichtigt zu lassen, ist schon mit Art. 3 11 GG nicht vereinbar (so mit Recht BVerfG FamRZ 1978, 871).</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Auch ganz praktisch gesehen ist der Lebensstandard einer Einverdienerehe, in der Aufwendungen f&#252;r Haushaltshilfen und Kinderbetreuung erspart werden, keinesfalls um den rechnerischen Betrag des zweiten Einkommens niedriger. Die Haushaltsleistung der Frau stellt mithin w&#228;hrend der Ehe wirtschaftlich betrachtet eine geldwerte Leistung dar, die bei Betrachtung der wirtschaftlichen Einordnung der "ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse" nicht au&#223;er Betracht bleiben kann. </p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Es stellt nach Auffassung des Senats eine sachlich nicht gerechtfertigte Ungleichbehandlung der in der Ehe haushalts f&#252;hrenden gegen&#252;ber der in der Ehe berufst&#228;tigen Ehefrau dar, wenn letztere auch nach Scheidung oder Trennung an den bisherigen Gesamteink&#252;nften anteilig beteiligt wird, w&#228;hrend erstere auf die Quote des bisherigen Erwerbseinkommens beschr&#228;nkt bleibt. Das w&#228;re nur gerechtfertigt, wenn die in der Ehe berufst&#228;tige Frau in h&#246;herem Ma&#223;e zur gemeinsamen Wirtschaftsleistungen beigetragen h&#228;tte als die haushaltsf&#252;hrende Ehefrau. Davon geht das Gesetz, wie z.B. die Regelungen zum Zugewinnausgleich und zum Versorgungsausgleich. zeigen, aber nicht aus. In der praktischen Konsequenz n&#228;me eine volle Anrechnung auch jeden Arbeitsanreiz und f&#252;hrte nach Arbeitsaufnahme durch die bisherige Hausfrau durch die Entlastung des bisher Erwerbst&#228;tigen zu einer starken Auseinanderentwicklung des Lebensstandards.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Gegen eine Anrechnung auf die bisherige Quote spricht schlie&#223;lich auch entscheidend, da&#223; der bisherige Lebensstandard wegen des Mehraufwandes nach der Trennung nur aufrechterhalten werden kann, wenn jedem Partner 60 - 65% des bisherigen Gesamteinkommens zur Verf&#252;gung stehen (vgl. dazu eingehend Hampel a.a.O. und OLG Hamm, FamRZ 1982, 70 (71). Zwar k&#246;nnte man diesem Mehraufwand bei Anwendung der Abzugsmethode .dadurch Rechnung tragen, da&#223; aus dem hinzukommenden Einkommen zun&#228;chst dieser Mehraufwand ausgeglichen wird. Das lie&#223;e aber au&#223;er Acht,</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">da&#223; auf beiden Seiten ein Mehrbedarf besteht und die Differenzmethode daher sicherlich die obere Grenze des zuzubilligenden Unterhalts ergibt.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Nicht mehr anwendbar ist die Differenzmethode gem&#228;&#223; &#167; 1569 BGB dann, wenn durch das Eigeneinkommen allein oder zusammen mit dem Differenzunterhalt der volle angemessene Unterhalt gedeckt wird (ebenso Hampel a.a.O. und Hammer Richtlinien Ziff. 30). Bei einem Eigeneinkommen von 1308,- DM netto, das sich wegen des ungleichm&#228;&#223;igen Einkommens im Jahre 1981 durch Steuererstattungsanspr&#252;che und ggf. auch durch anteiliges Weihnachtsgeld noch erh&#246;ht, ist aber der volle angemessene Unterhalt der Beklagten gedeckt. Mit einem Betrag von &#252;ber 1308,- DM ist ein Anteil von 60 % des bei Vergleichsabschlu&#223; verteilten Nettoeinkommens erreicht, der unter den hier gegebenen Verh&#228;ltnissen zur Deckung des gesamten Lebensbedarfs ausreicht. </p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Abz&#252;ge wegen nicht vom Arbeitgeber erstatteter Erwerbsunkosten sind nicht zu machen, da die Beklagte solche Kosten nicht konkret dargetan hat.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich etwaiger steuernachteile durch ihre Zustimmung zum Realsplitting hat die Beklagte entsprechende Erstattungsanspr&#252;che gegen den Kl&#228;ger.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Zeit von Mai bis Juli 1981 steht der Beklagten daher kein Unterhaltsanspruch zu. Eine &#252;ber den erstinstanzlichen Antrag hinausgehende Ab&#228;nderung war zul&#228;ssig, da</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">es sich insoweit um eine' in der Berufungsinstanz zul&#228;ssige Klageerweiterung handelt.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung f&#252;r die Berufungsinstanz beruht auf &#167;&#167; 92, 97 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167;&#167; 708 Nr.10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Der Senat l&#228;&#223;t die Revision gegen das vorliegende Urteil zu, da der Senat bei der Anwendung des &#167; 323 Abs.3 ZPO auf Proze&#223;vergleiche und bei der Anwendung der Differenzmethode zugunsten der Beklagten bei erstmaligem Eigeneinkommen nach der Scheidung von Entscheidungen des Bundesgerichtshofs abweicht.</p>
315,833
olgk-1982-02-08-16-wx-122-81
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16 Wx 122 / 81
"1982-02-08T00:00:00"
"2019-03-13T15:15:10"
"2019-03-27T09:42:05"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1982:0208.16WX122.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die weiteren Beschwerden des Annehmenden und des Anzunehmenden gegen den Beschlu&#223; der 1. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln vom 01. Oktober 1981 -1 T 88 / 80-werden auf ihre Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der 1937 geborene Annehmende (Beteiligte zu 1.) ist Rechtsanwalt; der 1944 geborene Anzunehmende (Beteiligter zu 2.) ist Journalist. Beide sind Deutsche, unverheiratet und kinderlos.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach dem Verm&#246;gensverfall der Eltern des Beteiligten zu 2.) nahmen ihn der Beteiligte zu 1.) und dessen Mutter in ihren Haushalt auf und finanzierten im wesentlichen seinen Lebensunterhalt und sein Studium. Der 1974 in K&#160; gef&#252;hrtegemeinsame Hausstand besteht auch heute noch.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Beide Beteiligten beantragen den Ausspruch des Vormundschaftsgerichts, da&#223; der Beteiligte zu 1.) den Beteiligten zu 2.) als Kind annimmt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Hierzu haben sie unter anderem vorgetragen: Zwischen ihnen sei ein Vater-Sohn Verh&#228;ltnis entstanden. Die Adoption vollziehe mithin nur rechtlich die bereits faktisch bestehende Bindung. Der Beteiligte zu 2.) sei bereits in den Haushalt des Beteiligten zu 1.) integriert. Er sei labil und bed&#252;rfe des Haltes und Rates. Trotz des verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig geringen Altersunterschiedes sei der Beteiligte zu 1.) Vaterfigur geworden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat unter anderem die Beteiligten angeh&#246;rt und die Eltern des Beteiligten zu 2.) im Wege der Rechtshilfe zum Antrag vernehmen lassen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Es hat alsdann durch Beschlu&#223; vom 15. Februar 1980, auf den Bezug genommen wird, die Antr&#228;ge der Beteiligten zur&#252;ckgewiesen mit der Begr&#252;ndung, die beabsichtigte Annahme an Kindes Statt sei sittlich nicht gerechtfertigt. Insbesondere bestehe zwischen den beiden Beteiligten kein Vater-Sohn Verh&#228;ltnis, da es daf&#252;r an dem erforderlichen Altersunterschied fehle. Das Verh&#228;ltnis der Beteiligten sei vielmehr als tiefgehende Freundschaft zwischen zwei nahezu gleichaltrigen Personen anzusehen. An dieser Einsch&#228;tzung k&#246;nne auch der Umstand nichts &#228;ndern, da&#223; der Beteiligte zu 1.) in der Beziehung f&#252;hrend sei, da dies auch bei engen Freundschaften nicht un&#252;blich sei. Auch das Zusammenleben der. Beteiligten mit der Mutter des Beteiligten zu 1.) stelle lediglich ein Indiz f&#252;r das Vorliegen eines famili&#228;ren Zusammenhanges dar, das jedoch den Umstand des f&#252;r eine Adoption nicht ausreichenden Altersabstandes nicht entkr&#228;ften k&#246;nne. Dar&#252;berhinaus seien keine weiteren Anhaltspunkte zu finden, die die Annahme sittlich rechtfertigen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschlu&#223; haben beide Beteiligten Beschwerde eingelegt, die das Landgericht nach Anh&#246;rung der Beteiligten und der Mutter des Beteiligten zu 1.) durch Beschlu&#223; vom 01. Oktober 1981, auf den ebenfalls Bezug genommen wird, als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckgewiesen hat. Das Landgericht hat unter anderem ausgef&#252;hrt: Das Amtsgericht sei zutreffend zu dem Ergebnis gelangt, da&#223; die Voraussetzungen f&#252;r die erstrebte Adoption nicht vorl&#228;gen. Den Beschwerdef&#252;hrern sei zuzugeben, da&#223; der verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig geringe Altersunterschied von 7 Jahren nicht&#160; als alleinausschlaggebender Gesichtspunkt gegen die Adoption angesehen werden k&#246;nne, da das Gesetz keine starren Altersgrenzen kenne. Daraus folge aber nicht die Bedeutungslosigkeit des Altersunterschiedes. Auch sei das Gericht nicht auf eine blo&#223;e Mi&#223;brauchskontrolle beschr&#228;nkt; denn nach dem Willen des Gesetzgebers solle die Erwachsenenadoption nicht der freien Disposition der Beteiligten &#252;berlassen bleiben. Vielmehr m&#252;&#223;ten konkrete Anhaltspunkte festzustellen sein, welche die Adoption als dem Wohle des Anzunehmenden dienlich und als sittlich gerechtfertigt erscheinen lie&#223;en. Diese seien aber nicht vorhanden. Das Amtsgericht habe die Beziehungen zwischen den Beteiligten zutreffend als Freundschaft charakterisiert, in der Elemente eines Eltern-Kind Verh&#228;ltnisses nicht zu erkennen seien. Aus der erneuten Anh&#246;rung der Beteiligten sowie der Mutter des Beteiligten zu 1.) lie&#223;e sich vielmehr die Sorge ableiten, da&#223; eine rechtliche Fixierung als Vater-Sohn Verh&#228;ltnis durch die Adoption nicht dem Wohl des Beteiligten zu 2.) dienen w&#252;rde. Dabei k&#246;nne nicht unber&#252;cksichtigt bleiben, da&#223; der Beteiligte zu 2.) inzwischen 37 Jahre alt sei. Wenn auch beide Beteiligte davon ausgingen, da&#223; der Beteiligte zu 2) menschlich und moralisch st&#252;tzungsbed&#252;rftig sei, so k&#246;nne eine zuk&#252;nftige g&#252;nstige Pers&#246;nlichkeitsentwicklung des Beteiligten zu 2.) nicht in einer Vertiefung des Abh&#228;ngigkeitsverh&#228;ltnisses zum Beteiligten zu 1.) gesehen werden, sondern eher im Erwerb gr&#246;&#223;erer pers&#246;nlicher Unabh&#228;ngigkeit und Selbstst&#228;ndigkeit. Dar&#252;ber hinaus seien sonstige Umst&#228;nde, die eine Adoption rechtfertigen k&#246;nnten, nicht vorgetragen oder ersichtlich, worauf das Amtsgericht bereits zu recht hingewiesen habe.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Entscheidung richten sich die weiteren Beschwerden der Beteiligten, mit denen sie ihre urspr&#252;nglichen Antr&#228;ge weiterverfolgen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten r&#252;gen &#252;bereinstimmend eine rechtsfehlerhafte Anwendung der Vorschrift des &#167; 1767 BGB. Sie sind der Auffassung, das Landgericht h&#228;tte bei seiner Entscheidung nicht auf das Wohl des Anzunehmenden abstellen d&#252;rfen, da bei der Erwachsenenadoption der Anzunehmende bereits durch seinen Antrag selbst entscheide, da&#223; die erstrebte Adoption seinem Wohl dienen werde. Ferner machen die Beteiligten geltend, zwischen ihnen sei sehr wohl ein Vater-Sohn Verh&#228;ltnis entstanden. Das Landgericht komme zu einer anderen Wertung, da es sich nicht ausreichend mit der Entstehung und der jetzigen Situation in ihrer Beziehung auseinandergesetzt habe.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 1.) ist dar&#252;ber hinaus der Meinung, da&#223; Landgericht habe seine Aufkl&#228;rungspflicht verletzt, in dem es unterlassen habe, seine Geschwister anzuh&#246;ren, die h&#228;uslich-famili&#228;ren Verh&#228;ltnisse zu pr&#252;fen und ein psychologisches Sachverst&#228;ndigengutachten einzuholen. Weiter r&#252;gt der Beteiligte zu 1.), da&#223; zwei der drei Richter, die den Beschlu&#223; gefa&#223;t haben, bei der Anh&#246;rung der Beteiligten nicht mitgewirkt h&#228;tten. Au&#223;erdem l&#228;ge zwischen der Anh&#246;rung und der Beschlu&#223;fassung mehr als ein Jahr, so da&#223; schwerlich noch ein festes Erinnerungsbild bestanden haben k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die weiteren Beschwerden sind statthaft (&#167; 27 FGG) und formgerecht eingelegt worden ( &#167; 29 Abs. 1 Satz 1 und Satz 2 FGG ). Die Beschwerdeberechtigung der Beteiligten folgt aus &#167;&#167; 29 Abs. 4, 20 FGG.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die somit zul&#228;ssigen Rechtsmittel k&#246;nnen jedoch in der Sache keinen Erfolg haben, da der angefochtene Beschlu&#223; nicht auf einer Gesetzesverletzung beruht.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat keinen Verfahrensfehler begangen, seiner Aufkl&#228;rungspflicht gem&#228;&#223; &#167; 12 FGG gen&#252;gt und die Vorschrift des &#167; 1767 BGB bis auf eine Einschr&#228;nkung ohne Rechtsfehler angewandt. Die rechtsfehlerhafte Verkn&#252;pfung der unbestimmten Rechtsbegriffe "Wohl des Kindes (Anzunehmenden)" und "sittliche Rechtfertigung" ist nicht urs&#228;chlich f&#252;r die ergangene Entscheidung.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">1. Zu Unrecht r&#252;gen die Beteiligten, da&#223; von der entscheidenden Kammer nur- der Vorsitzende im Anh&#246;rungstermin zugegen war. Im allgemeinen ist es zwar sinnvoll, da&#223; bei einer Entscheidung auch die Richter mitwirken, die bei der Beweisaufnahme oder Anh&#246;rung anwesend waren. Dies ist aber entbehrlich, wenn auf andere Weise hinreichend gesichert ist, da&#223; das Ergebnis der Ermittlungen Gegenstand von Beratung und Entscheidung ist. So ist es hier. Der Vorsitzende Richter konnte seinen gewonnenen pers&#246;nlichen Eindruck vermitteln. Das Protokoll gab gen&#252;gend Aufschlu&#223; &#252;ber Verlauf und Inhalt der Anh&#246;rung. Ein Verfahrensfehler ist mithin nicht zu erkennen. Aus den gleichen Gr&#252;nden kann es auch entgegen der Ansicht der Beteiligten nicht von entscheidender Bedeutung sein, da&#223; die Kammer erst ein Jahr nach der Anh&#246;rung &#252;ber die Beschwerden entschieden hat.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">2. Dem Landgericht kann auch nicht vorgeworfen werden, seine Aufkl&#228;rungspflicht nicht gen&#252;gt zu haben. Die Ermittlungen in beiden Tatsacheninstanzen reichen aus, um die getroffene Entscheidung zu st&#252;tzen, f&#252;r die folgende rechtliche Erw&#228;gungen ma&#223;gebend sind.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Annahme als Kind ist eine Nachbildung des nat&#252;rlichen Eltern-Kind Verh&#228;ltnisses. Dies gilt allgemein auch f&#252;r die sich nach &#167;&#167; 1767 ff BGB richtende Annahme eines Vollj&#228;hrigen, denn auch diese ist auf die Begr&#252;ndung eines Eltern-Kind Verh&#228;ltnisses zwischen den Beteiligten gerichtet. Voraussetzung f&#252;r die Erwachsenenadoption ist, da&#223; die Annahme sittlich gerechtfertigt ist. Dies schlie&#223;t die Notwendigkeit ein, da&#223; die Annahme dem Wohl des Anzunehmenden dient und zu einem Eltern-Kind Verh&#228;ltnis f&#252;hrt (vgl. Erman-Holzbauer, BGB, 7. Aufl., &#167; 1767 Rz 5). Da die Entscheidung &#252;ber die Adoption Vollj&#228;hriger nicht der freien Disposition der Beteiligten &#252;berlassen bleiben soll (vgl. BTDr 7 / 3061 S. 52), hat das Vormundschaftsgericht diese Voraussetzungen insgesamt zu pr&#252;fen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten r&#252;gen hier zu Recht, da&#223; das Landgericht bei seiner Entscheidung auch in Zweifel gezogen hat, da&#223; die Adoption dem Wohl des Beteiligten zu 2.) entspricht.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Da der vollj&#228;hrige und gesch&#228;ftsf&#228;hige Beteiligte zu 2.) selbst den Antrag gestellt und damit zu erkennen gegeben hat, da&#223; die Annahme aus seiner Sicht seinem Wohl dient, ist kein Raum mehr f&#252;r eine gerichtliche Wertung (vgl. Palandt-Diederichsen, BGB, 41. Aufl., 1767 Anm. 3; M&#252;nchner Kommentar &#167; 1767 Rz 13). Anhaltspunkte ,die eine gegenteilige Entscheidung ausnahmsweise rechtfertigen k&#246;nnen, sind nicht gegeben. Die Entscheidung des Landgerichts enth&#228;lt insoweit rechtliche Erw&#228;gungen, die einer Nachpr&#252;fung nicht standhalten. Das f&#252;hrt aber nicht zur Aufhebung des Beschlusses, da die Rechtsverletzung nicht urs&#228;chlich f&#252;r die im Ergebnis richtige Entscheidung war, die daher nicht auf der Gesetzesverletzung beruht (vgl. dazu: Keidel, FGG, 11. Aufl., 27 Rz 18).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Entscheidend ist, da&#223; der erstrebten Adoption die sittliche Rechtfertigung im Sinne des &#167; 1767 BGB fehlt. Das hat das Landgericht ohne Rechtsfehler &#252;berzeugend begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Keine Ansatzpunkte rechtfertigen die Annahme der Beteiligten, das Landgericht habe hierbei Vorbringen nicht gen&#252;gend ber&#252;cksichtigt. Wenn auch in der Begr&#252;ndung nicht alle Umst&#228;nde hervorgehoben wurden, die schrifts&#228;tzlich und m&#252;ndlich vorgetragen worden sind, so zeigen doch die Ausf&#252;hrungen im angefochtenen Beschlu&#223;, da&#223; sich das Gericht mit dem Vorbringen insgesamt auseinandergesetzt hat, insbesondere auch mit den Umst&#228;nden, die nach Ansicht des Beteiligten auf ein echtes Vater-Sohn Verh&#228;ltnis hindeuten.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat den Vortrag der Beteiligten auch zutreffend rechtlich gew&#252;rdigt. Seine Ansicht, die vorgetragenen Tatsachen st&#252;tzten nicht die Meinung, die erstrebte Annahme als Kind sei sittlich gerechtfertigt, ist frei von rechtlichen Bedenken. Dabei ist es durchaus vertretbar, wenn das Landgericht auch Umst&#228;nde ber&#252;cksichtigt, die gegen die erstrebte Entscheidung sprechen. So hat das Landgericht entgegen der Ansicht der Beteiligten zutreffend erkannt, da&#223; wegen des geringen Altersabstandes von 7 Jahren auch unter Ber&#252;cksichtigung des Vorbringens der Beteiligten hierzu kein Vater-Sohn Verh&#228;ltnis entstanden und ein solches auch nicht zu erwarten ist, sowie da&#223; auch die Abh&#228;ngigkeit des Beteiligten zu 2.) vom Beteiligten zu 1.) nicht zu einer sittlichen Rechtfertigung der Annahme f&#252;hren kann. Denn sittlich gerechtfertigt ist die Annahme eines Erwachsenen nur dann, wenn aus dem erforderlichen Generationsabstand sich ergebende Pflichten und Aufgaben zwischen den Beteiligten wechselseitig &#252;bernommen werden (vgl. ErmanHolzbauer, &#167; 1767 Rz 5). Pflicht und Aufgabe kann es aber nicht sein, eine bestehende gef&#252;hlsm&#228;&#223;ige Abh&#228;ngigkeit zwischen Erwachsenen noch zu vertiefen. Dies gilt in besonderem Ma&#223;e f&#252;r die Beteiligten, da es nicht Sinn und Zweck der Erwachsenenadoption sein kann, die vorgetragene Abh&#228;ngigkeit eines 37-j&#228;hrigen von einem 44-j&#228;hrigen noch zus&#228;tzlich rechtlich festzulegen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Durch die Anh&#246;rung der Mutter des Beteiligten zu 1.) sind dem Landgericht weitere berechtigte Zweifel an den Beweggr&#252;nden f&#252;r die Annahme des Beteiligten zu 2.) gekommen. Die M<sub>u</sub>tter ist nicht auf die familienbezogene Verbundenheit der Beteiligten zu sprechen gekommen, sondern hat lediglich ausgef&#252;hrt, ihr Sohn habe an seinem j&#252;ngeren Bruder nach dem Tode ihres Mannes die Vaterstelle innegehabt, bis dieser sich die Bevormundung nicht mehr gefallen lassen habe. Da&#223; eine &#228;hnlich dominierende Position des Beteiligten zu 1.) gegen&#252;ber dem Beteiligten zu 2.) besteht, geht schon aus eigenen Angaben des Beteiligten zu 1.) hervor. Er h&#228;lt den Beteiligten zu 2.) f&#252;r zu schwach, eine eigene Familie zu gr&#252;nden und sieht seine kontrollierende und erzieherische Funktion diesem gegen&#252;ber weiterhin f&#252;r erforderlich an. Es bestehen erhebliche Bedenken dagegen, diese Grundkonstellation in der Beziehung zwischen zwei nahezu gleichaltrigen berufst&#228;tigen M&#228;nnern durch die Annahme als Kind weiter zu festigen und dies als sittlich gerechtfertigt anzusehen. Auch die &#196;u&#223;erungen des Beteiligten zu 2.), er sei labil und ben&#246;tige daher die rechtliche Einbindung in die Familie des Beteiligten zu 1.) begr&#252;ndet nicht die sittliche Rechtfertigung. Zum einen w&#252;rde die rechtliche Einbindung die bestehende Lebenssituation des Beteiligten zu 2.) nicht entscheidend &#228;ndern, zum anderen soll die Erwachsenenadoption die Nachbildung eines Verh&#228;ltnisses schaffen, wie es zwischen erwachsenen selbstst&#228;ndigen Kindern und deren Eltern bestehen w&#252;rde. Ein derartiges Verh&#228;ltnis ist gepr&#228;gt von der <em>gegenseitigen</em> Pflichten&#252;bernahme und bietet keinen Raum f&#252;r einseitige Erziehungsf&#252;rsorge, wie sie f&#252;r die Minderj&#228;hrigenadoption charakteristisch sind. Subjektive Auffassungen der Beteiligten k&#246;nnen daher bei der Beurteilung keine Ber&#252;cksichtigung finden.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Andere &#252;berzeugende Gr&#252;nde f&#252;r eine sittliche Rechtfertigung der Adoption sind nicht vorgetragen oder ersichtlich. Insbesondere sprechen keine Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; zum Beispiel der Beteiligte zu 2.) ausersehen ist, das Lebenswerk des Beteiligten zu 1.) fortzusetzen oder dessen Betrieb zu &#252;bernehmen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Unter keinem rechtlichen Gesichtspunkt ist zu erwarten, da&#223; die zutreffende rechtliche W&#252;rdigung des Landgerichts durch weitere Ermittlungen insbesondere durch die vom Beteiligten zu 1.)vorgeschlagenen (Anh&#246;rung der Verwandten, Besichtigung des Haushalts, Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens) ersch&#252;ttert werden k&#246;nnte. Mithin ist der Aufkl&#228;rungspflicht voll gen&#252;gt worden.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Nach allem h&#228;lt der angefochtene Beschlu&#223; jeder rechtlichen Nachpr&#252;fung stand. Die Rechtsmittel der Beteiligten k&#246;nnen mithin keinen Erfolg haben.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten beruht auf &#167; 13 a FGG.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Beschwerdewert: 5.000,-- DM.</p>
315,834
olgk-1982-01-29-4-uf-9381
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 UF 93/81
"1982-01-29T00:00:00"
"2019-03-13T15:15:13"
"2019-03-27T09:42:05"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1982:0129.4UF93.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Antragsgegners wird das Verbundurteil des Familiengerichts K&#246;nigswinter vorn 9. April 1981 - 7 F 28/77 - hinsichtlich der Entscheidung &#252;ber den nachehelichen Unterhalt der Antragstellerin und den Unterhalt f&#252;r die Tochter C. wie folgt abge&#228;ndert und neu gefa&#223;t :</p> <p></p> <p>Der Antragsgegner wird verurteilt, ab Rechtskraft dieses Urteils einen monat-lichen Unterhalt in H&#246;he von 353,72 DM an die Antragstellerin und von 545,-- DM an die Tochter C. - zu H&#228;nden der Antragstellerin - zu zahlen.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kostenentscheidung des Verbundurteils wird dahin ge&#228;ndert, da&#223; die Kosten des Rechtsstreits erster Instanz gegeneinander aufgehoben werden.</p> <p></p> <p></p> <p>Von den Kosten des Rechtsstreits zweiter Instanz haben der Antragsgegner 9/25 </p> <p>und die Antragsstellerin 16/25 zu tragen.</p> <p></p> <p>Die Revision gegen dieses Urteil wird zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben am 29.12.1966 geheiratet. Aus ihrer Ehe ist die am 7.9.1968 geborene Tochter C. hervorgegangen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner ist Regierungsdirektor im Bundesministerium f&#252;r Ern&#228;hrung, Landwirtschaft und Forsten.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin ist nicht berufst&#228;tig und versorgt die gemeinsame Tochter, die die Realschule besucht. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin hat eine abgeschlossene Lehre als Industriekaufmann. Bis Februar 1968 hat sie als Vorzimmer-Sekret&#228;rin (Verg&#252;tung nach BAT VII) gearbeitet. Nach der Geburt des Kindes war sie bis auf k&#252;rzere Zwischent&#228;tigkeiten (von M&#228;rz bis Oktober 1974 ganzt&#228;gig, teilweise im November 1977) nicht mehr berufst&#228;tig.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind Miteigent&#252;mer zu je 1/2 des Hauses L. W., G 0, das die Ehewohnung darstellte und in dem die Antragstellerin und C. auch nach dem Auszug des Antragsgegners (am 1.10.1976) weiterhin (allein) wohnen. Das Haus hat eine Wohnfl&#228;che von etwa 150 qm zuz&#252;glich einiger Nebenr&#228;ume und einen Garten.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Durch Verbundurteil vom 9.4.1981 hat das Familiengericht die Ehe der Parteien geschieden, das Sorgerecht &#252;ber C. der Antragstellerin zugesprochen, den Versorgungsausgleich geregelt und &#252;ber den nachehelichen Unterhalt f&#252;r die Antragstellerin selbst und C. entschieden. Die Entscheidung &#252;ber den Zugewinnausgleich hat es abgetrennt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Berufung richtet sich gegen die Entscheidung &#252;ber den nachehelichen Unterhalt der Antragstellerin und den Kindesunterhalt. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin hat insoweit im ersten Rechtszug beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">den Antragsgegner zu verurteilen, einen monatlichen Unterhaltsbetrag von 1.304,35 DM an sie und f&#252;r die Tochter C. zu ihren H&#228;nden von 595,-- DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner hat den Kindesunterhalt in H&#246;he von monatlich 335,- DM anerkannt und im &#252;brigen beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Antr&#228;ge zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung hat er sich darauf berufen, da&#223; er bei einem monatlichen Nettoeinkomrnen von 4 8 343,84 DM abzugsf&#228;hige Belastungen von 2.177,46 DH habe, so da&#223; ihm nur ein Betrag von 2.073,78 DM monatlich als unterhaltspflichtiges Einkommen zur Verf&#252;gung stehe.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wegen des Vorbringens zu den Einzelheiten der Belastungen (Krankenversicherung, Hausbelastungen, Scheidungsunkosten, berufsbedingte Aufwendungen) wird auf den Sachvortrag erster Instanz Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das Kind ergebe sich daher nur ein monatlicher Unterhalt von 335,- DM.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Ein Unterhaltsanspruch der Antragstellerin selbst bestehe nicht. Sie m&#252;sse sich die Nutzungen des Hauses und ein Einkommen von netto 1.000,- DB aus einer Halbtagst&#228;tigkeit, zu der sie verpflichtet sei, anrechnen lassen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das Familiengericht hat durch das hiermit in Bezug genommene Urteil den Antr&#228;gen in voller H&#246;he entsprochen. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt: Bei einem Nettoeinkommen von 4.343,84 DM sei der Kl&#228;ger in Gruppe 6 der D&#252;sseldorfer Tabelle einzuordnen. Da die Tabelle aber von der Unterhaltspflicht f&#252;r eine Ehefrau und zwei Kinder ausgehe, sei hier eine Berechnung nach Gruppe 7 (= 595,- DM) angemessen, weil der Antragsgegner nur einem Kind unterhaltspflichtig sei.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Abz&#252;ge vom Nettoeinkommen durch Scheidungsunkosten, Hauslasten und Vorsorgeaufwendungen hat das Familiengericht nicht vorgenommen, da sie aus dem verbleibenden Einkommen des Antragsgegners bzw. teilweise von der Antragstellerin aus ihren Eink&#252;nften zu tragen seien. Die vom Antragsgegner mit monatlich 200,- DM angegebenen berufsbedingten Aufwendungen hat es mangels hinreichender Darlegung nicht anerkannt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Beim Unterhaltsanspruch f&#252;r die Antragstellerin selbst ist das Familiengericht von einem Nettoeinkommen des Antragsgegners von 3.748,84 DM (4.343,84 DM <i>.1. </i>595,- DM Kindesunterhalt) ausgegangen. Von diesem Betrag hat es sodann 700,- DM netto als fiktives Eigeneinkommen der Antragstellerin abgezogen, da sie mit R&#252;cksicht auf das Alter des Kindes zu einer Halbtagst&#228;tigkeit verpflichtet sei und dann der Antragstellerin <i>3/7 </i>der Einkommensdifferenz zugesprochen. Die Sch&#228;tzung des fiktiven Einkommens hat das Familiengericht damit begr&#252;ndet, da&#223; die Antragstellerin zwar eine abgeschlossene</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Berufsausbildung habe, aber ca. 15 Jahre nicht mehr berufst&#228;tig gewesen sei und aufgrund ihres inzwischen erreichten Alters und gewisser gesundheitlicher Beeintr&#228;chtigungen nur ein Halbtags-Einkommen von 700,- DM netto als sicher erreichbar angesetzt werden k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Nutzung des Hauses durch die Antragstellerin nach Rechtskraft der Scheidung hat es keine Betr&#228;ge angesetzt, und auch f&#252;r den Ehegattenunterhalt nicht ber&#252;cksichtigt, da&#223; der Antragsgegner die Hauslasten in vollem Umfange tr&#228;gt. Zur Begr&#252;ndung hat das Familiengericht dazu ausgef&#252;hrt, da&#223; nicht davon auszugehen sei, da&#223; eine der Parteien unter Aufrechterhaltung des gemeinsamen Eigentums &#252;ber den Zeitpunkt der Rechtskraft hinaus das Haus bewohnen werde. Im &#252;brigen hat es hinsichtlich des Ausgleichs der Lasten und Nutzungen auf die Auseinandersetzung &#252;ber das Haus verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kosten des Verfahrens hat das Familiengericht in<i> </i>Anwendung von &#167; 93 a Abs.1 Satz 2 ZPO dem Antragsgegner zu 2/3 und der Antragstellerin zu 1/3 auferlegt und dies damit begr&#252;ndet, da&#223; die Antragstellerin hinsichtlich des Unterhalts obsiegt habe und sie bei der &#252;blichen Kostenverteilung in ihrer Lebensf&#252;hrung wesentlich st&#228;rker beeintr&#228;chtigt werde als der Antragsgegner.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die rechtzeitig eingelegte und begr&#252;ndete Berufung des Antraggegners greift die Entscheidung zum Unterhalt und die Kostenentscheidung mit folgenden Gr&#252;nden an:</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Ab M&#228;rz 1981 sei von einem Gesamt-Nettoeinkommen des Antragsgegners von 4.176,50 DM auszugehen. Zur Berechnung des unterhaltspflichtigen Einkommens seien von diesem Betrag folgende monatliche Belastungen abzuziehen:</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">1. Krankenversicherungsbeitr&#228;ge</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">a) f&#252;r den Antragsgegner selbst 135,60 DM</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">b) f&#252;r die Antragstellerin 73,60 DM</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">c) f&#252;r C. 29,40 DM</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">2. Familienversicherung</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">3. Lasten des gemeinschaftlichen Hauses</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">a) Familienheimdarlehen des Bundes 930,-- DM</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">(656,65 DM Tilgung + 273,35 DM</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Zinsen) j&#228;hrlich</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">b) BHW-Vertr&#228;ge 6.120,-- DM</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">(4.487,14 DM Tilgung +</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">1.632,86 DH Zins) j&#228;hrlich</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">c) Deutscher Ring 3.720,-- DM</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">(2.550,- Zinsen) j&#228;hrlich</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">1.170,-- Tilgung auf verpf&#228;ndete</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Lebensversicherung</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">d) Darlehen der Mutter des Antrags-</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">gegners j&#228;hrlich 4.088,09 DM</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">(3.600,- DM Tilung +</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">488,09 DM Zins)</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">e) Geb&#228;udeversicherung 312,70 DM</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">j&#228;hrlich</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">f) Grundbesitzabgabe j&#228;hrlich 58,61 DM</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">g) R&#252;cklage f&#252;r Instandhaltung</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">j&#228;hrlich <u>1.800,-- DM</u></p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">insgesamt : 17.029,40 DM</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">geteilt durch 12 Monate = 1.419,11 DM</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">monatlich.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner verweist in diesem Zusammenhang darauf, da&#223; auch die Tilgungsleistungen abzuziehen seien, da die Antragstellerin den Auszug aus dem Haus verweigere und eine Verwertung verhindere. Sie habe sich z\var schon im November 1978 zum Umzug bereiterkl&#228;rt, die Sache aber trotz Wohnungsnachweises hinausgez&#246;gert.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">4. Raten auf Anwalts- und Gerichtskosten im</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Zusammenhang mit Trennung und Scheidung</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">der Parteien 250,-- DM</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">5. berufsbedingte Aufwendungen 350,-- DM</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">6. Sparrate f&#252;r angemessene Wohnungseinrichtung 300,-- DM</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Einzelheiten des Vorbringens zu den Hauslasten und den berufsbedingten Aufwendungen wird auf die Schrifts&#228;tze vom 16.901981, 29.10.1981 und 5.11.1981 nebst den beigef&#252;gten Unterlagen erg&#228;nzend Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner f&#252;hrt weiter aus, da&#223; von seinem Gesamtnettoeinkommen die Ministerialzulage, die dazu bestimmt sei, seine h&#246;heren Aufwendungen aufgrund seiner T&#228;tigkeit im Ministerium abzugelten, abzuziehen sei. Wegen der besonderen Bedeutung seines Referats (EG-Fischerei-Regelungen, Internationale Fischerei-Organisationen) entst&#252;nden ihm au&#223;ergew&#246;hnliche Aufwendungen durch Reisen, Einladung von G&#228;sten</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">usw. (insbesondere: Schrifts&#228;tze BI. 374 - 376, 429 - 434 GA).</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Nach allen Abz&#252;gen schulde er nur Kindesunterhalt nach Gruppe 2 der D&#252;sseldorfer Tabelle. Da er au&#223;erdem Leistungen f&#252;r die Krankenversicherung des Kindes und freiwillige Leistungen f&#252;r das Kind erbringe, (Geschenke, Urlaubsfinanzierung) sei jedenfalls kein h&#246;herer als der anerkannte Betrag von 335,- DM geschuldet.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin k&#246;nne entgegen der Sch&#228;tzung des Amtsgerichts bei Aus&#252;bung einer Halbtagst&#228;tigkeit, zu der sie verpflichtet sei, 1.150,- DM netto monatlich erzielen, da sie mindestens nach BAT VII eingestuft werde. Ein UnterhaItsanspruch bestehe aber auch deshalb nicht, weil sie sich die Nutzungen des von ihr bewohnten Hauses zurechnen lassen m&#252;sse. Das Haus habe einen Nutzwert von '1.400,- bis 1.800,- DH monatlich.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner beantragt,</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">unter teilweiser Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">1. die Unterhaltsklage der Antragstellerin insgesamt zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">2. die Unterhaltsanspr&#252;che der Tochter C. insoweit zur&#252;ckzuweisen, als h&#246;herer Unterhalt als 335,- DM zuerkannt ist,</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">3. die Kosten des Verfahrens gegeneinander aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrt sie aus, beim Nettoeinkommen des Antragsgegners sei auch die Einkommenssteuerr&#252;ckerstattung zu ber&#252;cksichtigen. Der Abzug der geltend gemachten Belastungen sei bis auf den Abzug der Kosten f&#252;r die Familienversicherung (7,78 DM monatlich), mit deren Fortbestand sie einverstanden sei, nach Grund und H&#246;he nicht gerechtfertigt. Die Hauslasten seien beim Unterhalt nicht zu ber&#252;cksichtigen; insoweit sei die verm&#246;gensrechtliche Auseinandersetzung der Parteien abzuwarten. Im &#252;brigen bestreitet die Antragstellerin die H&#246;he der geltend gemachten Hauslasten.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Sie bestreitet auch die vom Antragsgegner behaupteten berufsbedingten Aufwendungen.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Bei einer Halbtagst&#228;tigkeit, um deren Aufnahme sie sich im Hinblick auf die umfangreichen Auseinandersetzungen zwischen den Parteien bisher nicht habe intensiv k&#252;mmern k&#246;nnen, k&#246;nne sie keinesfalls mehr als 700,- DM netto erzielen. Ob sie eine angemessene Halbtagst&#228;tigkeit finden k&#246;nne, sei auch noch v&#246;llig ungewi&#223;. Sie sei bereit, sich nach Beendigung der Auseinandersetzungen intensiv um eine Halbtagst&#228;tigkeit zu k&#252;mmern.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Der Mietwert des Hauses sei nur mit 1.125,- DM zu veranschlagen. Eine andere Wohnung habe sie bisher nicht anmieten k&#246;nnen, weil <i>sie </i>wegen der Auseinandersetzungen mit dem Antragsgegner und bei dem geringen laufenden Unterhalt f&#252;r sich und die Tochter schon zur Bezahlung einer Mietwohnung nicht in<i> </i>der Lage gewesen sei. Auch f&#252;r eine Dreizimmerwohnung im Raum Bonn seien monatlich 800,- bis 900,- DM aufzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Wegen aller weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den gesamten vorgetragenen Akteninhalt erg&#228;nzend Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c he i d u n g s g r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige, insbesondere frist- und formgerecht eingelegte und begr&#252;ndete Berufung des Antragsgegners ist teilweise begr&#252;ndet, im &#252;brigen unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Der Antragstellerin steht ein nachehelicher Unterhaltsanspruch in H&#246;he von 353,72 DM zu, der Tochter C. ein Anspruch in H&#246;he von 545,-- DH monatlich.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin ist gem&#228;&#223; &#167; 1629 Abs.3 BGB befugt, die Unterhaltsanspr&#252;che der gemeinsamen Tochter C. geltend zu machen, denn auch f&#252;r die Berufungsinstanz verbleibt es bei der Proze&#223;standschaft, da dem Entscheidungsverbund Rechnung getragen werden mu&#223; (vgl. OLG Celle, FamRZ 1979, 629).</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Seiner Tochter C. ist der Antragsgegner nach &#167;&#167; 1601ff BGB unterhaltspflichtig. Ma&#223;gebend f&#252;r seine Leistungsf&#228;higkeit sind dabei seine voraussichtlichen Eink&#252;nfte im Jahre 1982, da &#252;ber den Kindesunterhalt f&#252;r die Zeit ab Rechtskraft des Verbundurteils zu entscheiden ist. Die Antragstellerin ist nicht barunterhaltspflichtig, da sie ihre Unterhaltspflicht durch Pflege und Erziehung des Kindes erf&#252;llt (&#167; 1606 Abs.3 Satz 2 BGB).</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Da das Einkommen des Antragsgegners f&#252;r 1982 noch nicht feststeht, ist von seinen Eink&#252;nften im Jahre 1981 auszugehen, wobei aber die schon feststehende weitere Entwicklung im Jahre 1982 zu ber&#252;cksichtigen ist.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Das Bruttoeinkommen des Antragsgegners betrug</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">1981 74.928,02 DM</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">./.<i> </i>Lohnsteuer <u>21.217,-- DM</u></p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">53.711,02 DM</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">geteilt durch 12 Monate = 4.475,92 DM</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:354px"><b>===========</b></p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Die Steuerlast von (nur) 21.217,- DM ergibt sich dabei daraus, da&#223; f&#252;r 1981 ein Verlust von 7.500,- DM aus Vermietung und Verpachtung gem&#228;&#223; &#167; 7b EstG bereits ber&#252;cksichtigt ist. F&#252;r 1982 steht aber jetzt schon fest, da&#223; Verluste gem&#228;&#223; &#167; 7 b EStG nicht entstehen, da die Abschreibungsm&#246;glichkeiten nach &#167; 7 b EStG 1981 zum letzten MaI geltend gemacht " werden konnten.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Ausser den Absetzungen nach &#167; 7 b EStG hat sich die Steuerschuld in den vergangenen Jahren aber durch die Ber&#252;cksichtigung des Realsplitting, aussergew&#246;hnlicher Belastungen durch Scheidungsunkosten und weiterer sonstiger Gr&#252;nde verringert. So ist es 1979 zu einer Steuererstattung in H&#246;he von 10.173,67 DH (abz&#252;glich 277,- DM Steuerausgleich an die Antragstellerin (wegen Realsplitting) = 9.896,67 DM und 1980 zu einer Steuererstattung in H&#246;he von 10.858,-- DM (Steuerausgleich noch offen) gekommen.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Die f&#252;r 1981 und 1982 zu erwartende Steuererstattung kann nur nach &#167; 287 Abs. 2 ZPO gesch&#228;tzt werden. Auch ohne Ber&#252;cksichtigung der Abschreibung nach &#167; 7b EStG ergeben sich wegen der Absetzungen aufgrund des Realsplitting (9.000,- DM) und der aussergew&#246;hnlichen Belastungen durch Scheidungsunkosten (ca. 1.500,- DM) Steuerr&#252;ckerstattungen in H&#246;he von ca. 2.825,- DM. Nach dem Grundtarif sind bei Bez&#252;gen von 74.928,- DM Einkommensteuern in H&#246;he von 27.704,- DM zu entrichten. Auch ohne Ber&#252;cksichtigung der 7 b-Abschreibung sind aber mit Ber&#252;cksichtigung von Realsplitting (9.000,-DM) und aussergew&#246;hnlichen Belastungen wegen Scheidungsunkosten (1.500,- DM) sowie. den sonstigen Absetzungen wie im Steuerbescheid f&#252;r 1980 (1.080,- DM Weihnachtsfreibetrag; 1.758,- DM Werbungskosten; 3.600,- DM Vorsorgepauschale;</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">9.000,- DM Unterhaltsleistungen nach &#167; 10 Abs.1 Nr.1 EStG;<i> </i>100,- DM Steuerberatungskosten; 600,- DM Freibetr&#228;ge nach &#167; 33a Abs.1 bis 4 EStG;<i> </i>1.500,- DM au&#223;ergew&#246;hnliche Belastungen wegen der Scheidungsunkosten; 510,- DM allgemeiner Tariffreibetrag) nur 56.780,- DM zu versteuern. Nach der Tabelle f&#252;r 1982 ergibt sich dann aber eine tarifliche Einkommenssteuerschuld von 18.392,- DM. Bei einem unterstellten Einkommen von weiterhin 74.928,02 DM</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">./.<i> </i>(Steuerschuld unter Ber&#252;cksichtigung</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">auch 1982 m&#246;glicher Absetzungen) 18.392,-- DM</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">ergibt sich ein Nettoeinkommen von 56.536,02 DM</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">geteilt durch 12 Monate = 4.711,33 DM </p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">monatlich.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">F&#252;r 1982 kann daher von einem monatlichen Nettoeinkommen von ca. 4.700,- DM monatlich ausgegangen werden.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Zur Berechnung des unterhaltspflichtigen Nettoeinkommens sind davon folgende Betr&#228;ge abzuziehen:</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">a) 135,60 DM eigene Krankenversicherung</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">b) 29,40 DM Krankenversicherung C.,</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">die nicht im Unterhalt enthalten ist und zus&#228;tzlich zu entrichten ist</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">c) 250,-- DM monatliche Leistungen auf Scheidungsunkosten</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">d) 67,20 DM Fahrtkosten</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">e) 50,-- DM sonstige berufsbedingte Aufwendungen</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">f) 7,78 DM Familienversicherung</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">g) <u>634,56 DM </u>Hausbelastungen</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">1.174,54 DM,</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">als unterhaltspflichtiges Einkommen verbleiben somit 4.700,-- ./.<i> </i>1.174,-- DM = 3.526,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Die vom Antragsgegner nachgewiesenen Krankenversicherungskosten f&#252;r sich selbst und die Tochter C. sind abzugsf&#228;hig, da es sich um notwendige freiwillige Vorsorgeaufwendungen handelt (vgl. Ziffer 18.0 der K&#246;lner Unterhaltsrichtlinien in der Fassung vom 1.1.1982).</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Die Scheidungskosten sind in angemessenen Raten von hier 250,- DM monatlich abzugsf&#228;hig, da es sich um notwendige Aufwendungen handelt, um insoweit bestehende Schulden auszugleichen (vgl. Ziffer 20.2 der K&#246;lner Unterhaltsrichtlinien).</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Beruflich notwendige Aufwendungen sind nur in H&#246;he von 67,20 DM f&#252;r Fahrtkosten und weiteren 50, - DM f&#252;r sonstige berufsbedingte Auslagen abzugsf&#228;hig. Die Notwendigkeit weiterer beruflicher Aufwendungen hat der Antragsgegner nicht dargetan. Bei den Fahrtkosten sind Pkw-Fahrten von der Wohnung zum Arbeitsplatz an 210 Tagen a 2 x 6 km = 2.520 km &#224; 0,32 DM (vgl. Ziffer 19 der K&#246;lner Unterhaltsrichtlinien) = 806,40 DM j&#228;hrlich = 67,20 DM monatlich zu ber&#252;cksichtigen. Die Kfz.-Haftpflicht und die Kfz.-Steuer sind im Kilometersatz von 0,32 DM bereits enthalten.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;berhinaus sind die Kosten f&#252;r einen priva.ten Pkw f&#252;r rein dienstliche Zwecke nicht abzugsf&#228;hig. F&#252;r dienstliche Fahrten mu&#223; sich der Antragsgegner unterhaltsrechtlich mit</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">dem Verkehrsmittel begn&#252;gen, dessen dienstliche Notwendigkeit vom Dienstherrn anerkannt wird. Wenn der Dienstherr zeitsparende Privat-Pkw-Reisen im Dienst nach den Reisekostenvorschriften nicht ersetzt, mu&#223; davon ausgegangen werden, da&#223; der Dienstherr die Zeitersparnis f&#252;r nicht dienstlich notwendig h&#228;lt.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Auch die sonstigen beruflichen Aufwendungen, die der Antragsgegner geltend macht, sind unterhaltsrechtlich nicht abzugsf&#228;hig. Die Ausgaben f&#252;r Schreibzeug, Beamtenkalender und Aktentasche sind, soweit sie nicht dienstlich zur Verf&#252;gung gestellt werden, und soweit sie &#252;berhaupt dienstlich erforderlich sind, gleichzeitig Aufwendungen der allgemeinen Lebenshaltung, die nicht abgezogen werden k&#246;nnen. Auch Aufwendungen f&#252;r vom Dienstherrn nicht erstattete dienstliche "Repr&#228;sentation" Einladung von Kollegen und Geschenken an Sekret&#228;rinnen sind unterhaltsrechtlich nicht zu ber&#252;cksichtigen, denn es ist davon auszugehen, da&#223; der Dienstherr Kosten f&#252;r dienstlich notwendige Repr&#228;sentation ersetzt. Soweit dies wegen der Unabgrenzbarkeit von der privaten Lebenshaltung nicht geschieht, kann dies auch dem Unterhaltsberechtigten nicht entgegen gehalten werden.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Auch ein Mehraufwand f&#252;r besondere Kleidung ist nicht zu ber&#252;cksichtigen, da Quantit&#228;t und Qualit&#228;t der Bekleidung Von den durchschnittlichen Verh&#228;ltnissen im Sozialbereich</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">des Antragsgegners nicht nachgewiesen abweiche. Es handelt sich auch insoweit um Kosten der allgemeinen Lebenshaltung.</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Ausgaben f&#252;r Fachliteratur, die nicht dienstlich zur Verf&#252;gung gestellt wird, sind nicht belegt.</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Ein beruflicher Mehrbedarf kann auch nicht dadurch ber&#252;cksichtigt werden, da&#223; die Ministerialzulage, die der Antragsgegner erh&#228;lt, vom unterhaltspflichtigen Einkommen abgezogen wird. Es ist von dem Grundsatz auszugehen, da&#223; zur Feststellung des unterhaltspflichtigen Einkommens s&#228;mtliche dem Unterhaltsschuldner zuflie&#223;enden Eink&#252;nfte heranzuziehen sind (vgl. BGH, FamRZ 1981,1165 (1166). Ausschlaggebend ist insoweit, da&#223; auch die Ministerialzulage tats&#228;chlich zur Deckung des Lebensbedarfs zur Verf&#252;gung steht. Nicht zu ber&#252;cksichtigen ist sie nur insoweit, als sie zur Deckung eines</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">tats&#228;chlichen Mehraufwandes dient. Ein tats&#228;chlicher Mehraufwand aufgrund der T&#228;tigkeit des Antragsgegners in einem Ministerium im Verh&#228;ltnis zur T&#228;tigkeit von Menschen in vergleichbarer Position in anderen Beh&#246;rden oder Institutionen ist aber nach dem vorher Gesagten nicht konkret bewiesen.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Andererseits ist nicht zu verkennen, da&#223; dem Antragsgegner insbesondere aufgrund seiner umfangreichen Reiset&#228;tigkeit, die er im einzelnen - unbestritten - dargelegt hat; ein gewisser Mehraufwand entsteht, den der Senat gem&#228;&#223; &#167; 287 Abs. 2 ZPO auf 50,- DM monatlich sch&#228;tzt und der in dieser H&#246;he als berufsbedingter Aufwand abgezogen werden kann.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Der Betrag von 7,88 DM f&#252;r die Familienversicherung ist abzusetzen, da sich die Antragstellerin mit der Fortsetzung ausdr&#252;cklich einverstanden erkl&#228;rt hat.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Nicht abgesetzt werden kann eine Sparrate in H&#246;he von 300,- DM monatlich zur Einrichtung einer neuen Wohnung. Es ist nicht dargetan, da&#223; der Antragsgegner Schulden f&#252;r eine neue Wohnungseinrichtung oder Wohnungsbeschaffung hat machen m&#252;ssen, die jetzt noch abzutragen w&#228;ren. Zuk&#252;nftige Wohnungseinrichtungen oder -Anschaffungen k&#246;nnen aus dem Erl&#246;s aus der Ver&#228;u&#223;erung des Hauses finanziert werden. Da solche Lasten beide Parteien gleicherma&#223;en treffen, k&#246;nnen sie nicht ber&#252;cksichtigt werden.</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Weiter ist abzusetzen ein Betrag von 634,56 DM, da der Antragsgegner auch dem Kind gegen&#252;ber die Belastung durch im Laufe der Ehe eingegangene Schulden geltend machen kann. Der Unterhaltsanspruch des Kindes richtet sich nach der Leistungsf&#228;higkeit des Unterhaltsverpflichteten, die durch seine anderweitig bestehenden Verbindlichkeiten beeinflu&#223;t wird (vgl. BGH, DA Vorm 1982,56 (57&#187;. Die nach &#167; 1610 Abs.1 BGB ma&#223;gebende Lebensstellung des Bed&#252;rftigen bestimmt sich bei einem minderj&#228;hriqen Kind im wesentlichen nach der Lebensstellung der Eltern, da es noch keine eigene Lebensstellung hat. Die Lebensstellung des Antragsgegners wird aber im wesentlichen durch sein Einkommen und die demgegen&#252;ber bestehenden Belastungen bestimmt. Der Lebenszuschnitt der Familie ist hier dadurch gekennzeichnet, da&#223; Belastungen durch den Erwerb eines Einfamilienhauses bestehen. An dieser wirtschaftlichen Gesamtsituation nimmt auch das Kind teil.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das Haus sind nach dem Stand von 1981 monatliche Gesamtbelastungen von 1.269,12 DM (Zinsen; Tilgung v sonstige Hauslasten) aufzubringen, die allein der Antragsgegner aufbringt. Die Einzelpositionen sind vom Antragsgegner belegt und von der Antragstellerin nicht konkret bestritten worden.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Der monatliche Betrag von 1.269,12 DM (15.229,40 : 12) ergibt sich daraus, da&#223; von dem vom Antragsgegner geltend gemachten Gesamtbetrag der Belastungen in H&#246;he von 17.029,40 DM 1.800,- DM f&#252;r Instandsetzungskosten abzuziehen sind, so da&#223; 15.229,40 DM verbleiben.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Nach dem eigenen Vorbringen des Antragsgegners wird eine Instandhaltungsr&#252;cklage erst ab November 1981 gebildet. Ohne Einverst&#228;ndnis beider Parteien ist es aber kurz vor Ver&#228;u&#223;erung des Hauses oder seiner Zwangsversteigerung nicht gerechtfertigt, mit d8r Bildung einer solchen R&#252;cklage zu beginnen.</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Von dieser Gesamtbelastung kann der Antragsgegner die H&#228;lfte (634,56 DM) als Schuldenlast von seinem unterhaltspflichtigen Einkommen abziehen. Die weitergehende Belastung wird als (Natural)Unterhaltsleistung gegen&#252;ber der Antragstellerin (Deckung ihres Wohnbedarfs) ber&#252;cksichtigt.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Grunds&#228;tzlich ist f&#252;r die Zeit ab Rechtskraft der Scheidung davon auszugehen, da&#223; ein gemeinschaftliches Haus ver&#228;u&#223;ert wird, da eine weitere Nutzung als Familienheim nicht mehr in Betracht kommt. Weil mit der Ver&#228;u&#223;erung (abgesehen vom hier nicht vorliegenden Fall der &#220;berschuldung) auch die Schuldenbelastung wegf&#228;llt, k&#246;nnte es gerechtfertigt sein, die Schulden f&#252;r den Ehegatten- und Kindesunterhalt nach der Scheidung nicht mehr zu ber&#252;cksichtigen.</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Dabei lie&#223;e man aber au&#223;er Acht, da&#223; es ungeachtet der M&#246;glichkeit, die Teilungsversteigerung zu betreiben (&#167;&#167; 749 ff. BGB, 180 ff. ZVG) auch nach der Rechtskraft der Scheidung einige Zeit dauert, bis Ver&#228;u&#223;erung oder Versteigerung tats&#228;chlich durchgef&#252;hrt werden k&#246;nnen. Vor Rechtskraft der Scheidung ist die Ver&#228;u&#223;erung eines Familienheims in der Regel nicht zumutbar. Das ergibt sich auch schon aus dem Rechtsgedanken des &#167; 1365 BGB (vgl. OLG Hamm, FamRZ 1979,128; BayObLG FamRZ 1979, 290). Es kann dem Unterhaltsberechtigten daher nicht entgegengehalten werden, da&#223; er einer Ver&#228;u&#223;erung und damit Schuldenentlastung schon vor Rechtskraft der Scheidung h&#228;tte zustimmen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Es ist daher als Nachwirkung der ehelichen Lebensgemeinschaft (vgl. zum auch in anderen Bereichen wirksamen Grundsatz der nachwirkenden Mitverantwortung BGH FamH.Z 1981,1163) anzusehen, da&#223; die in der Ehe durch Hauserwerb einverst&#228;ndlich begr&#252;ndeten Schulden auch f&#252;r eine gewisse Zeit nach der Ehescheidung bis zur Verwertung des Hauses ber&#252;cksichtigt werden m&#252;ssen. Dieser Zeitraum kann im Allgemeinen mit etwa einem Jahr bemessen werden.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Bei der Ber&#252;cksichtigung von Schulden durch gemeinsamen Hauserwerb w&#228;hrend der Ehe ist weiter dem Umstand Rechnung zu tragen, da&#223; durch die Abtragung solcher Lasten gleichzeitig Wohnbedarf gedeckt wird, wenn einer der Ehepartner das Haus bewohnt. Soweit die Lasten nicht h&#246;her als die nach den Verh&#228;ltnissen &#252;bliche Miete sind, sind sie daher nicht als Schulden zu ber&#252;cksichtigen, denn damit wird nicht anders als mit der Miete ein Teil des allgemeinen Lebensbedarfs gedeckt.</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Wenn dennoch f&#252;r die Berechnung des Trennungsunterhalts (&#167; 1361 BGB) ein Vorwegabzug der gesamten Hauslasten bef&#252;rwortet wird (z.B. OLG Frankfurt , FamRZ 81,955; OLG K&#246;ln, FamRZ 1981,1174), so deshalb, weil der unterhaltsberechtigte Ehegatte nach &#167; 1361 Abs.1 BGB durch die Trennung nicht schlechter aber auch nicht besser gestellt werden soll (so auch BGH DAVorm 1982,56 (58) und auch die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse dadurch gekennzeichnet waren, da&#223; der sonstige Lebensbedarf aus dem restlichen Einkommen gedeckt wurde.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Dieser Vorwegabzug der gesamten Familienlasten und Berechnung des Kindes- und Ehegattenunterhalts nach dem Rest des Einkommens ist aber nur dann gerechtfertigt, wenn der Unterhaltspflichtige, der ausgezogen ist und jetzt zus&#228;tzliche Mietkosten hat, auch selbst zumutbarerweise seinen Wohnbedarf (bei entsprechender Aufteilung) durch die Nutzung des Hauses decken k&#246;nnte und er die zus&#228;tzlich entstehenden Kosten daher nicht den Unterhaltsberechtigten entgegenhalten darf.</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Nach der Scheidung kann aber auf die M&#246;glichkeit weiterer gemeinsamer Nutzung nicht mehr verwiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Die Belastung durch Zins- und Tilgungsleistungen f&#252;r das Haus stellt sich daher nun als zus&#228;tzliche Schuldbelastung dar, die nicht mehr durch Wohnbedarfsdeckung kompensiert wird. Das gilt allerdings nur f&#252;r die H&#228;lfte der Kosten, wenn der andere Ehepartner noch im Haus wohnt. Wenn der Unterhaltspflichtige in diesen F&#228;llen die gesamten Lasten tr&#228;gt, deckt er mit der anderen H&#228;lfte seiner Leistungen den Wohnbedarf des Unterhaltsberechtigten und gew&#228;hrt insoweit Naturalunterhalt.</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Die Wohnungsnutzung jedem Ehepartner zur H&#228;lfte zuzurechnen, entspricht zun&#228;chst der Eigentumslage und den Vereinbarungen. Auch nach der Trennung und f&#252;r den begrenzten Zeitraum bis zur Verwertung nach der Scheidung H&#228;re es nicht gerechtfertigt,</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">dem im Haus verbleibenden Unterhaltsberechtigten nunmehr die volle Nutzung zuzurechne. Da&#223; das Haus ihm nun allein zur Verf&#252;gung steht, ist eine Folge des Auszugs des Partners, erh&#246;ht aber in der Regel nicht den Nutzungswert f&#252;r den Verbleibenden.</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Ob er nach feststehendem Scheitern der Ehe verpflichtet ist, einen Teil des Hauses durch Vermietung zu nutzen, h&#228;ngt ganz von den Verh&#228;ltnissen des Einzelfalls ab. Solange das Scheitern der Ehe nicht feststeht, wird eine Teilvermietung eines Einfamilienhauses nicht zumutbar sein, ferner dann nicht, wenn eine Teilvermietung nach dem Zuschnitt des Hauses und den Lebensverh&#228;ltnissen nicht m&#246;glich oder &#252;blich ist.</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">Jedenfalls spielt es aber f&#252;r den Kindesunterhalt, der sich aus den Lebensverh&#228;ltnissen der unterhaltspflichtigen Eltern ableitet, keine Rolle, da&#223; zwischen den Eheleuten m&#246;glicherweise insoweit Anspr&#252;che bestehen, denn die Belastung des Antragstellers ist insgesamt in vollem Umfang ber&#252;cksichtigt und weitere Anspr&#252;che k&#246;nnten seine Leistungsf&#228;higkeit allenfalls erh&#246;hen. Da hier Anspr&#252;che gegen die Antragstellerin jedenfalls zur Zelt nicht durchsetzbar sind, verbleibt es bei der realen Leistungsf&#228;higkeit.</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">Die Leistungsf&#228;higkeit des Antragsgegners erh&#246;ht sich auch nicht dadurch, da&#223; die Tilgungsleistungen bei den Belastungen nicht zu ber&#252;cksichtigen seien. Zwar kann der Unterhaltspflichtige dem Berechtigten keine Aufwendungen f&#252;r seine eigene Verm&#246;gensbildung entgegenhalten. Bei der Hausfinanzierung sind aber Zins- und Tilgungsleistungen miteinander verbunden und gew&#228;hren in ihrer Gesamt.hei t die Deckung des l10hnbedarfs. Da im Streitfall auch das unterhaltsberechtigte Kind im Haus lebt und damit durch diese Leistungen auch sein Wohnbedarf gedeckt wird; ist es gerechtfertigt, hier auch die Tilgungsleistungen als absetzbare Schulden zu ber&#252;cksichtigen. Eine andere Berechnungsweise f&#252;hrt auch zu praktischen Schwierigkeiten.</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">Bei einem unterhaltspflichtigen Einkommen von&#183; somit 3.526,&#183;&#183; DM ist gem&#228;&#223; den "K&#246;lner Unterhaltsrichtlinien" eine Einstufung in Gruppe 6 (3200 - 3800 DM) der D&#252;sseldorfer Tabelle vom 1.1.1982 (= 460,- DM) vorzunehmen. Es ist aber gem&#228;&#223; Ziff.1.1. der Unterhaltsrichtlinien wegen des ersparten Unterhalts f&#252;r ein zweites Kind (3526 + 460 = 3986 DM) eine Einstufung in Gruppe 7 (3800 - 4500 DM) gerechtfertigt, so da&#223; der Unterhalt 520,- DM betr&#228;gt. Da das Kindergeld an den Antragsgegner gezahlt wird, ist die H&#228;lfte des Kindergeldes hinzuzurechnen (Ziff. 3.1 der Unterhaltsrichtlinien) , so da&#223; insgesamt 545,- DM monatlich geschuldet werden.</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">Der Unterhaltsanspruch der Antragstellerin folgt aus &#167;&#167; 1570, 1573 Abs.2, 1578 BGB. F&#252;r die Berechnung des unterhaltspflichtigen Einkommens gilt das zum Kindesunterhalt Gesagte. Auch hier k&#246;nnen die Hausbelastungen nicht au&#223;er Betracht bleiben, sondern nach der Ver&#228;u&#223;erung mu&#223; ggf. auf den Weg<i> </i>der Ab&#228;nderungsklage (&#167; 323 ZPO) verwiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">Es bleibt auch bei der h&#228;lftigen Ber&#252;cksichtigung der Hauslasten als Schulden und des Restes als Leistungen zur Deckung des Wohnbedarfs der Antragstellerin.</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die Antragstellerin einer Ver&#228;u&#223;erung vor Rechtskraft der Scheidung nicht zugestimmt hat, kann ihr nicht entgegengehalten werden. Der Unterhaltsanspruch wird auch nicht dadurch gemindert, da&#223; sie bisher eine teilweise Vermietung des Hauses unterlassen hat. Es ist n&#228;mlich nicht hinreichend konkret dargetan, da&#223; vor einem Umbau des Einfamilienhauses eine Teilvermietung zumutbar gewesen w&#228;re. Da&#223; es bis zur Rechtskraft der Scheidung nicht zu einer Gesamtvermietung gekommen ist, wirkt sich gleichfalls nicht unterhaltsmindernd aus. Grunds&#228;tzlich ist der verlassene Ehepartner vor Rechtskraft der Scheidung nicht gehalten, die Ehewohnung aufzugeben. Mit R&#252;cksicht</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">auf die Dauer der Trennung k&#246;nnte hier zwar etwas anderes gelten, dem steht aber entgegen, da&#223; eine Vermietung kurz vor der Ver&#228;u&#223;erung sich in aller Regel ertragsmindernd auswirkt und daher nicht zumutbar ist.</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">Sollte sich hier der Eintritt der Rechtskraft infolge Revisionseinlegung noch wesentlich hinausz&#246;gern, wird allerdings zu ber&#252;cksichtigen sein, da&#223; nach der konkreten Aufforderung, das Haus f&#252;r eine befristete kostendeckende Vermietung freizumachen, eine Pflicht dazu bestehen wird. F&#252;r den Unterhaltsanspruch der Antragstellerin ist daher derzeit von einem unterhaltspflichtigen Einkommen von 3526 - 520 DM = 3006 DM auszugehen.</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">Wie schon das Familiengericht ist auch der Senat der Auffassung, da&#223; sich die Antragstellerin fiktive Eink&#252;nfte aus einer angemessenen Halbtagst&#228;tigkeit als Sekret&#228;rin anrechnen lassen mu&#223;. Von einer Mutter eines jetzt 13-j&#228;hrigen Kindes mit einer vollen Berufsausbildung als Industriekaufmann und praktischer Berufst&#228;tigkeit von mehreren Jahren ist auch nach langj&#228;hriger Berufspause die Aufnahme einer Teilzeitbesch&#228;ftigung zu erwarten. Ein Kind in diesem Alter bedarf wegen des regelm&#228;&#223;igen Schulbesuchs und einer gewissen schon erreichten Selbst&#228;ndigkeit keiner Versorgung w&#228;hrend des ganzen Tages mehr (vgl. BGH FamRZ 1981, 17 (18) und BGH FamRZ 1981, 752 (754). Bei nur einem Kind im Alter von 13 Jahren ist auch nicht nur eine stundenweise, sondern eine Halbtagst&#228;tigkeit zu erwarten.</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin kann .sich nicht darauf berufen, da&#223; sie eine angemessene Arbeit noch nicht habe finden k&#246;nnen, denn sie hat nicht einmal dargetan, da&#223; sie sich &#252;berhaupt darum bem&#252;ht hat. Zu solchen Bem&#252;hungen war sie aber verpflichtet und offensichtlich auch durch die Streitigkeiten mit dem Antragsgegner nicht ernstlich daran gehindert. Es ist auch nicht so, da&#223; die Antragstellerin erst ab Rechtskraft der Scheidung zur Arbeitssuche verpflichtet w&#228;re. Ab Vollendung des 12. Lebensjahres Kindes und einer mehrj&#228;hrigen Trennung, die ein endg&#252;ltiges Scheitern der Ehe indizierte, war sie jedenfalls zu einer Teilzeitt&#228;tigkeit verpflichtet, so da&#223; sie sich jetzt nicht darauf berufen kann, eine &#220;bergangszeit bis zur Aufnahme einer angemessenen Berufst&#228;tigkeit (&#167; 1573 Abs.1 BGB) zu ben&#246;tigen.</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">Die erzielbaren Eink&#252;nfte aus einer angemessenen Erwerbst&#228;tigkeit m&#252;ssen gem&#228;&#223; &#167; 287 Abs.2 ZPO gesch&#228;tzt werden. Der Senat sch&#228;tzt das Nettoeinkommen in &#220;bereinstimmung mit dem Familiengericht auf 700,- DM monatlich. Dabei ist ber&#252;cksichtigt, da&#223; die Antragstellerin nach einer Berufspause von etwa 12 Jahren im Alter von nunmehr 42 Jahren nach der Arbeitsmarktlage und aufgrund ihrer eingeschr&#228;nkten zeitlichen und r&#228;umlichen Verf&#252;gbarkeit nicht mit einer Verg&#252;tungseinstufung wie vor der Ehe rechnen kann. Anderersei ts ist ein Einkommen von 700,- DM netto angesichts der Ausbildung der Antragstellerin und angesichts der breiten Nachfrage nach qualifizierten Kr&#228;ften dieser Art im Bonner Raum sicher erzielbar.</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">Mit der Aufnahme der Arbeitst&#228;tigkeit ist gleichzeitig die Krankenversicherung der Antragstellerin gedeckt, so da&#223; insoweit keine Anspr&#252;che (&#167; 1578 Abs.2 BGB) gegen den Antragsgegner bestehen.</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">Anzurechnen ist das Einkommen der Antragstellerin nach Auffassung des Senats auch bei der hier gegebenen Sachlage nach der Differenzmethode.-Es ergibt sich daher eine Differenz von 3006,- DM - 700,- DM = 2306,- DM.</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">Von dieser Differenz stehen der Antragstellerin 3/7 = 988,29 DM als Unterhalt zu. Davon erbringt der Antragsgegner 634,56 DM durch seine Zins- und Tilgungsleistungen f&#252;r das Haus, die den Wohnbedarf der Antragstellerin decken, so da&#223; ein restlicher Barunterhalt in H&#246;he von 353,72 DM verbleibt.</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">Der Betrag von 634.56 DM ist in voller H&#246;he zu ber&#252;cksichtigen, da er dem h&#228;lftigen Vermietungswert und auch der nach den Verh&#228;ltnissen der Antragstellerin &#252;blichen Miete entspricht, wie sich aus ihrem eigenen Vortrag ergibt.</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">Die Differenzmethode gew&#228;hrleistet die Unterhaltszumessung entsprechend den ehelichen Lebensverh&#228;ltnissen, wie sie das Gesetz in &#167; 1361 Abs.1 BGB f&#252;r den Trennungsunterhalt und in &#167; 1578 Abs.1 BGB f&#252;r den Unterhalt nach Scheidung vorschreibt.</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">Soweit eine Unterhaltszumessung nach Quoten &#252;berhaupt angesichts der Umst&#228;nde des Einzelfalles angemessen ist (diese Einschr&#228;nkung ist bei der Anwendung von Tabellen und Schl&#252;sseln stets zu machen, vgl. BGH FamRZ 1981, 539 (541); NJW, 982, 100 (102) KG FamRZ 1978, 932), wird durch die Aufteilung nach dieser Methode unter Zubilligung eines 4/7-Antells f&#252;r den Mehrverdienenden der Mehraufwand angemessen ber&#252;cksichtigt, ein Arbeitsanreiz belassen und gleichzeitig die angemessene Beteiligung des geringer Verdienenden wie in der Ehe gew&#228;hrleistet.</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">Dementsprechend hat auch der Bundesgerichtshof f&#252;r die F&#228;lle, in denen auch die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse durch beiderseitige Berufst&#228;tigkeit gekennzeichnet waren, eine Berechnung nach dieser Methode gebilligt (BGH FamRZ 1981, 752 (754); 539 (541). Bedenken gegen die Anwendung dieser Methode werden vom BGH aber f&#252;r die F&#228;lle erhoben, in denen der unterhaltsberechtigte Ehegatte erst nach der Trennung bzw. Scheidung eine Erwerbst&#228;tigkeit aufnimmt, da in diesen F&#228;llen die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse nur durch das Einkommen des schon vor vor der Trennung oder Scheidung Berufst&#228;tigen gekennzeichnet gewesen seien.</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">Zwar weist der BGH darauf hin, da&#223; der Ehepartner grunds&#228;tzlich an einer Entwickl&#252;ng der Lebensverh&#228;ltnisse von der Trennung bis zur Scheidung teilnehme (BGH FamRZ 1980, 770; 81, 224) <i>I </i>gleichwohl wird aber ausgef&#252;hrt, da&#223; bei Verpflichtung zur Aufnahme einer Erwerbst&#228;tigkeit nach &#167; 1361 Abs.2 BGB oder daraus erzielte Verdienst auf den Unterhaltsbedarf nach den ehelichen Lebensverh&#228;ltnissen anzurechnen sei (BGH FamRZ 1981, 754 (755). In der Entscheidung zum nachehelichen Unterhalt (BGH FamRZ 1981, 539 (541) hei&#223;t es insoweit: "Damit kann die Unterhaltsbemessung in derartigen F&#228;llen einer erst nach der Scheidung einsetzenden Erwerbst&#228;tigkeit des anderen Ehegatten nicht im Wege der Differenzberechnung erfolgen. Vielmehr liegt es, soweit die Aufteilung nach Quoten beibehalten werden soll, nahe, lediglich das ber&#252;cksichtigungsf&#228;hige Einkommen des von Anfang an erwerbst&#228;tigen Ehegatten entsprechend aufzuteilen und von der auf den Berechtigten entfallenden Quote dessen eigenes Einkommen abzurechnen" (es folgt der Hinweis auf die tatrichterliche Angemessenheits&#252;berpr&#252;fung) .</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">Wenn aber im Verlauf der Trennungszeit eine Arbeitspflicht nach &#167; 1361 Abs.2 BGB entsteht - und davon ist hier auszugehen - und somit (schon) eine volle Anrechnung des Einkommens auf den Trennungsunterhalt zu erfolgen hat, kann f&#252;r den nachehelichen</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">Unterhalt nichts anderes gelten.</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">Ungeachtet des Hinweises auf die tatrichterliche Angemessenheits&#252;berpr&#252;fung hat der Senat gegen diese Berechnungsweise als Richtschnur Bedenken. Soweit diese Ausf&#252;hrungen als Bef&#252;rwortung einer "Abzugsmethode" verstanden werden k&#246;nnen, lassen sie nach Auffassung des Senats au&#223;er Acht, da&#223; </p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">1.) die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse vor der Trennung nicht nur durch das Einkommen des Erwerbst&#228;tigen gekennzeichnet waren,</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">2.) eine Gleichbehandlung des haushaltsf&#252;hrenden mit dem erwerbst&#228;tigen Ehepartner nicht gew&#228;hrleistet ist und</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">3.) die Aufrechterhaltung der bisherigen Lebensverh&#228;ltnisse mit der Quote des bisherigen Einkommens nicht m&#246;glich ist.</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">(Vgl. zu Bedenken auch Hampel, FamRZ 1981, 851; v. Hornhardt, NJW 1982, 17 und OLG Hamm FamRZ 1982, 70).</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 1356 BGB sind Erwerbst&#228;tigkeit und Haushaltsf&#252;hrung grunds&#228;tzlich gleichwertige Funktionen, deren Aufteilung die Ehegatten regeln. Zum "Lebensstandard" in einer Einverdienerehe tr&#228;gt daher die - im Regelfall - Frau, die Haushalt und Kinder versorgt, ebenso bei wie der Mann mit seinem Einkommen.</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">Die Haushaltsleistung der Frau unber&#252;cksichtigt zu lassen, ist schon mit Art. 3 II GG nicht vereinbar (so mit Recht BVerfG FamRZ 1978, 871).</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">Auch ganz praktisch gesehen ist der Lebensstandard einer Einverdienerehe, in der Aufwendungen f&#252;r Haushaltshilfen und Kinderbetreuung erspart werden, keinesfalls um den rechnerischen Betrag des zweiten Einkommens niedriger. Die Haushaltsleistung der Frau stellt mithin w&#228;hrend der Ehe wirtschaftlich betrachtet eine geldwerte Leistung dar, die bei Betrachtung der wirtschaftlichen Einordnung der "ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse" nicht au&#223;er Betracht bleiben kann.</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">Es stellt nach Auffassung des Senats eine sachlich nicht gerechtfertigte Ungleichbehandlung der in der Ehe haushaltsf&#252;hrenden gegen&#252;ber der in der Ehe berufst&#228;tigen Ehefrau dar, wenn letztere auch nach Scheidung oder Trennung an den bisherigen Gesamteink&#252;nften anteilig beteiligt wird, w&#228;hrend erstere auf die Quote des bisherigen Erwerbseinkommens beschr&#228;nkt bleibt. Das w&#228;re nur gerechtfertigt, wenn die in der Ehe berufst&#228;tige Frau in h&#246;herem Ma&#223;e zur gemeinsamen Wirtschaftsleistungen beigetragen h&#228;tte als die haushaltsf&#252;hrende Ehefrau. Davon geht das Gesetz, wie z.B. die Regelungen zum Zugewinnausgleich und zum Versorgungsausgleich zeigen, aber nicht. aus.</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">In der praktischen Konsequenz n&#228;hme eine volle Anrechnung auch jeden Arbeitsanreiz und f&#252;hrte nach Arbeitsaufnahme durch die bisherige Hausfrau durch die Entlastung des bisher Erwerbst&#228;tigen zu einer starken Auseinanderentwicklung des Lebensstandards.</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">Gegen eine Anrechnung auf die bisherige Quote spricht schlie&#223;lich auch entscheidend, da&#223; der bisherige Lebensstandard wegen des Mehraufwandes nach der Trennung nur aufrechterhalten werden kann, wenn jedem Partner 60 - 65 % des bisherigen Gesamteinkommens zur Verf&#252;gung stehen (vgl. dazu eingehend Hampel a.a.O. und OLG Hamm, FamRZ 1982, 70 (71). Zwar k&#246;nnte man diesem Mehrbedarf bei Anwendung der Abzugsmethode dadurch Rechnung tragen, da&#223; aus dem hinzukommenden Einkommen zun&#228;chst dieser Mehrbedarf ausgeglichen wird. Das lie&#223;e aber au&#223;er Acht, da&#223; auf beiden Seiten ein Mehrbedarf besteht und die Fifferenzmethode daher sicherlich die obere Grenze&#183; des zuzubilligenden Unterhalts ergibt.</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">Eine Grenze f&#252;r die Anwendung der Differenzmethode ist gem&#228;&#223; &#167; 1569 BGB dann zu ziehen, wenn durch das Eigeneinkommen allein oder zusammen mit dem Differenzunterhalt der volle angemessene Unterhalt gedeckt wird (ebenso Hampel a.a.O. und Hammer Richtlinien Ziff.30).</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">Bei einem Gesamteinkommen von 1688,29 DM (700 DM fiktiv + 634,56 Wohnungsnutzung + 353,72 Barunterhalt) ist diese Grenze nicht erreicht; da zur Deckung des nach den ehelichen Lebensverh&#228;ltnissen angemessenen Bedarfs jedenfalls 60 % des bisherigen Gesamteinkommens (60 % von 3006 DM = 1803 ,60 DM) erforderlich sind.</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">Nach diesem Ergebnis der Unterhaltsfolgesache war auch die Kostenentscheidung des familiengerichtlichen Verbundurteils dahin zu &#228;ndern, da&#223; die Kosten des Verbundverfahrens gegeneinander aufgehoben werden (&#167; 93a Abs.1 ZPO). Nach Ab&#228;nderung der Entscheidung zum UnterhaIt entf&#228;llt das Argument des Amtsgerichts, wegen des vollen Obsiegens beim Unterhalt entspreche eine andere Verteilung der Billigkeit. Auch sonstige Billigkeitsgr&#252;nde f&#252;r eine andere Verteilung verneint der Senat.</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">Von den Kosten der Berufungsinstanz haben der Antragsgegner 9/25 und die Antragstellerin 16/25 zu tragen (&#167;&#167; 92, 97 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">Ein Ausspruch zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit entf&#228;llt gem&#228;&#223; &#167; 629 d ZPO, da aufgrund der Anfechtung von Folgesachen Rechtskraft des Scheidungsausspruchs noch nicht eingetreten ist.</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">Der Senat l&#228;&#223;t die Revision gegen das vorliegende Urteil zu, da die Frage, wie Schulden aus gemeinsamem Hauserwerb bei der Bemessung des nachehelichen Unterhalts zu ber&#252;cksichtigen sind, von grunds&#228;tzlicher Bedeutung ist, und der Senat bei der Ber&#252;cksichtigung des fiktiven Eigeneinkommens der Antragstellerin von einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs abweicht.</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">Berufungsstreitwert: 18.772,20 DM.</p>
315,835
olgk-1982-01-28-14-uf-1982
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
14 UF 19/82
"1982-01-28T00:00:00"
"2019-03-13T15:15:14"
"2019-03-27T09:42:05"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1982:0128.14UF19.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Beschwerde des Antragstellers wird der Beschlu&#223; des Amtsgerichts - Familiengerichts - Bergisch Gladbach vom 2.1.1982 - 28 F 759/79 EA -UR - auf-gehoben und die Sache zur erneuten Behandlung und Entscheidung &#252;ber den Antrag des Artragstellers vom 10.11.1981 nach Ma&#223;gabe der folgenden Gr&#252;nde zur&#252;ckverwiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>G r &#252; n d e:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind getrennt lebende Eheleute, zwischen denen ein Ehescheidungsverfahren vor dem Amtsgericht Bergisch Gladbach anh&#228;ngig ist. Durch Beschlu&#223; vom 16.10.1981 hat das Amtsgericht gern. &#167; 620 S. 1 Nr. 1 und 2 ZPO im Wege der einstweiligen Anordnung bestimmt, da&#223; die ehelterliche Sorge f&#252;r das gemeinschaftliche Kind der Parteien U., geb. am 00.00.1976, auf die Mutter &#252;bertragen werde und da&#223; dem Vater gestattet werde, das Kind besuchsweise zu sich zu nehmen, und zwar u.a. an jedem 2. und 4. Sonntag im Monat; ferner hat es angeordnet, da&#223; die Mutter ihm das Kind zu diesem Zweck jeweils herauszugeben habe.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 10.11.1981 hat der Antragsteller beantragt, der Antragsgegnerin f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung gegen die Besuchsrechtsregelung im Beschlu&#223; vom 16.10.1981 ein angemessenes Zwangsgeld, ersatzweise Zwangshaft, anzudrohen. Zur Begr&#252;ndung hat er vorgebracht, die Antragsgegnerin habe ihm am Sonntag, dem 8.11.1981, die Herausgabe des Kindes verweigert. Das Amtsgericht hat den Antrag zur&#252;ckgewiesen mit der Begr&#252;ndung, der Antragsteller habe trotz Aufforderung die Vollstreckungsunterlagen nicht vorgelegt; die Vollstreckung richte sich nach &#167; 888 ZPO. Gegen diese am 8.1.1982 zugestellte Entscheidung, auf die wegen der Einzelheiten verwiesen wird, hat der Antragsteller am 11.1.1982 Beschwerde eingelegt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist zul&#228;ssig. F&#252;r die Beurteilung der Zul&#228;ssigkeit kommt es zwar im vorliegenden Fall nicht darauf an, ob sich die Vollstreckung einstweiliger Anordnungen in Ehesachen nach den Regeln der Zivilproze&#223;ordnung auch dann richtet, wenn der Gegenstand der Anordnung an sich dem Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit zuzurechnen w&#228;re. In diesem Fall w&#228;re gem. &#167; 793 ZPO das zul&#228;ssige Rechtsmittel allein die sofortige Beschwerde. Die Beschwerdefrist von zwei Wochen (&#167; 577 Abs. 2 ZPO) w&#228;re aber hier gewahrt. Im &#252;brigen vertritt der Senat die Auffassung, da&#223; bei einstweiligen Anordnungen nach &#167; 620 Nr. 2 und 3 ZPO nicht die Vorschriften &#252;ber die Zwangsvollstreckung nach der ZPO anzuwenden sind, sondern auch insoweit die Regeln des FGG ma&#223;geblich sind, wie unten noch n&#228;her ausgef&#252;hrt wird. Entscheidungen nach &#167; 33 FGG sind mit der unbefristeten Beschwerde nach &#167; 19 FGG anfechtbar.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde f&#252;hrt zur Aufhebung der angefochtenen Entscheidung und zur Zur&#252;ckverweisung der Sache an das Amtsgericht. Die Vorlage von Vollstreckungsunterlagen</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">ist f&#252;r die von dem Antragsteller beantragte Androhung von Zwangsgeld nicht erforderlich. Wie bereits erw&#228;hnt, ist die Rechtsgrundlage f&#252;r den Antrag des Antragstellers nicht in &#167; 888 ZPO, sondern in &#167; 33 FGG zu suchen. Die vom Amtsgericht vertretene gegenteilige Ansicht folgt zwar der in Literatur und Rechtsprechung immer noch als</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">herrschend anzusehenden Meinung (OLG Koblenz FamRZ 78, 605; OLG Oldenburg FamRZ 78, 911; OLG Hamm, NJW 1979, 988; OLG M&#252;nchen FamRZ 79, 317; OLG K&#246;ln, 4. Zivilsenat - 4 WF 240/78 - vom 8.12.1978; Thomas-Putzo, ZPO, 10. AufI.: &#167; 620 Anm. 4 f; Baumbach-Lauterbach ZPO, 37. AufI., &#167; 620 a Anm. 3 B; OLG Hamm FamRZ 80, 707; OLG Zweibr&#252;cken, FamRZ 80, 1038; OLG Bremen FamRZ 82, 92). Die andere</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Auffassung, da&#223; &#167; 33 FGG ma&#223;geblich ist, hat aber inzwischen ebenfalls zahlreiche Anh&#228;nger gefunden (LG Ravensburg FamRZ 78, 910; AG Bonn FamRZ 79, 844; Kopp NJW 79, 2253; OLG K&#246;ln - 21. Zivilsenat - 21 WF 132/79 - vom 19.11.1979; Z&#246;ller-Philippi, ZPO, 13. AufI., &#167; 620 a, Anm. VI; Keidel, FGG, 11. AufI. &#167; 33 Rz 53; Palandt-Diederichsen, BOB, 41. AufI., &#167; 1632 Anm. 2 b, gg; OLG Frankfurt FamRZ 80, 1038). Entscheidend daf&#252;r ist, da&#223; auch im Verfahren aber einstweilige Anordnungen in Ehesache, sofern sie den entsprechenden Gegenstand betreffen, &#167; 621 a Abs. 1 a ZPO nicht &#252;bersehen werden darf. In dieser Vorschrift kommt der Gedanke zum Ausdruck, da&#223; die Regelungen des FGG auch dort in Verfahren vor den Familiengerichten Platz greifen sollen, wo dies dem Verfahrensgegenstand besser entspricht. Das Familiengericht kann sehr viel wirksamere, auf den Einzelfall abgestellte Ma&#223;nahmen treffen, als dies im Verfahren nach der ZPO m&#246;glich ist.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Dieser Beurteilung steht auch entgegen der Meinung des Amtsgerichts nicht &#167; 794 Abs. 1 Nr. 3 a ZPO entgegen. Die Vorschrift besagt lediglich, da&#223; aus einstweiligen Anordnungen nach &#167; 620 ZPO die Zwangsvollstreckung stattfinde. Sie ist durch das 1. EheRG eingef&#252;hrt worden, um der Auslegung vorzubeugen, da&#223; einstweilige Anordnungen,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die nach dem durch das 1. EheRG ebenfalls neu geschaffenen &#167; 620 c ZPO nicht mehr anfechtbar sind, auch nicht mehr als Vollstreckungstitel gelten k&#246;nnten. Weder der Gesetzwortlaut noch die Materialien (vgl. BT -Drucksache 7/650 S. 215) ergeben, da&#223; &#252;ber diesen KlarsteIlungszweck hinaus in Ab&#228;nderung der vor dem Erla&#223; des 1. EheRG geltenden Rechtslage (vgl. BGH NJW 1977, 150, 151) bei Angelegenheiten des &#167; 620 Nr. 2, 3 ZPO angeordnet werden sollte, jedenfalls bei einstweiligen Anordnungen habe die Zwangsvollstreckung den ZPO-Vorschriften zu folgen. Deshalb ist &#167; 794 Abs. 1 Nr. 3 a ZPO dahin auszulegen, da&#223; hier nur solche einstweiligen Anordnungen gemeint sind, die ihrer Art nach auch sonst nach den Vorschriften der Zivilproze&#223;ordnung vollstreckt werden. Soweit jedoch das FG-Verfahren 5 Platz greift, gilt dieses auch f&#252;r die Durchsetzung einstweiliger Anordnungen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Zu einer Kostenentscheidung besteht kein Anla&#223;.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><u>Beschwerdewert:</u> l.ooo,--DM.</p>
315,836
ovgnrw-1982-01-26-4-a-258690
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 A 2586/90
"1982-01-26T00:00:00"
"2019-03-13T15:15:15"
"2019-03-27T09:42:05"
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1982:0126.4A2586.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung wird auf Kosten der Kl&#228;ger zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist wegen der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;ger d&#252;rfen die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he des beizutreibenden Betrages abwenden, wenn nicht der Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in derselben H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger wenden sich gegen L&#228;rmbel&#228;stigungen durch n&#228;chtlichen Kraftfahrzeugverkehr auf der xxxstra&#223;e in xxx.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Sie wohnen im ersten Obergescho&#223; des Hauses xxxstra&#223;e im Innenstadtbereich von xxx. Zur xxxstra&#223;e hin liegt die Wohnung teilweise &#252;ber einem Kolonnadengang. Die xxxstra&#223;e grenzt in diesem Bereich unmittelbar an die xxxstra&#223;e. Hier befinden sich vorwiegend Nachtbars und Vergn&#252;gungslokale, deren Betrieb zur Nachtzeit bis 4.00 Uhr erlaubt ist.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Aufgrund von Eingeben der Kl&#228;ger an den Beklagter sowie den Stadtdirektor der Stadt xxx, den Beklagten im Verfahren 4 A 2585/80 - 4 K 227/80 VG Minden -, wurden beidseitig der xxxstra&#223;e (in H&#246;he der Einm&#252;ndung der xxxstra&#223;e) Verkehrsverbotszeichen (&#167; 41 Abs. 2 Nr. 6 Zeichen 250 der Stra&#223;enverkehrsordnung - StVO - mit dem Zusatzschild "22 - 6 h", an der S&#252;dseite der xxxstra&#223;e (zwischen xxx- und xxxstra&#223;e) ein Halteverbotszeichen (&#167; 41 Abs. 2 Nr. 8 Zeichen 283 StVO) und an ihrer Nordseite ein Halteverbotszeichen mit dem Zusatzschild "22 - 6 h" aufgestellt. In der Folgezeit wiesen die Kl&#228;ger darauf hin, da&#223; die Verkehrsregelungen nicht beachtet w&#252;rden und weiterhin Verkehrsl&#228;rmbel&#228;stigungen in den Nachtstunden auftr&#228;ten. Sie baten den Beklagten, die St&#246;rungen zu unterbinden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte, der f&#252;r die Zeit vom 1. M&#228;rz 1978 bis 26. M&#228;rz 1978 eine Aufstellung von an der xxxstra&#223;e/ xxxstra&#223;e durchgef&#252;hrten &#220;berpr&#252;fungen erstellte, in der er im einzelnen 26 Eins&#228;tze verzeichnete, entgegnete, da&#223; er seit l&#228;ngerer Zeit eine verst&#228;rkte Verkehrs&#252;berwachung in der xxxstra&#223;e betreibe. Eine dauernde Pr&#228;senz dort sei angesichts der anderen wesentlichen polizeilichen Aufgaben - wie Bek&#228;mpfung der Stra&#223;enkriminalit&#228;t und der Hauptunfallursachen - nicht m&#246;glich. Mit Schreiben vom 7. August 1979 und 31. Januar 1980 &#228;u&#223;erte der Regierungspr&#228;sident xxx, an den sich die Kl&#228;ger ebenfalls gewandt hatten, da&#223; die Verkehrs&#252;berwachung des Beklagten im dortigen Bereich nicht zu beanstanden sei; so seien beispielsweise in der Zeit vom 12. April 1979 bis zum 16. Juni 1979 43 polizeiliche Ma&#223;nahmen (Anzeigen Verwarnungen mit Verwarnungsgeld) veranla&#223;t worden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Am 13. Februar 1980 haben die Kl&#228;ger Klage erhoben und geltend gemacht: Sie h&#228;tten Anspruch darauf, da&#223; der Beklagte die Einhaltung der Verkehrsregelungen &#252;berwache und gegen verbotswidrig handelnde Kraftfahrer einschreite. Durch den Verkehrsl&#228;rm w&#252;rden sie als 80- bzw. 68-J&#228;hrige gesundheitlich belastet.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen durch</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">a) Kontrolle des flie&#223;enden und ruhenden motorisierten Verkehrs im Bereich der xxxstra&#223;e zwischen xxx- und xxxstra&#223;e,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">b) durch ausnahmslose Ahndung der dabei festgestellten Verst&#246;&#223;e</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">sicherzustellen, da&#223; die ihnen - den Kl&#228;gern - zustehende Nachtruhe in der Zeit von 22.00 bis 6.00 Uhr eingehalten wird.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger h&#228;tten keinen Anspruch darauf, da&#223; er die Einhaltung der Verkehrsregelungen in der xxxstra&#223;e &#252;berwache. Aufgrund von Beschwerden der Kl&#228;ger seien die &#220;berpr&#252;fung und Kontrolle des Stra&#223;enverkehrs dort weiter intensiviert worden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat durch das angefochtene Urteil, auf dessen Inhalt Bezug genommen wird, die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung der dagegen eingelegten Berufung haben die Kl&#228;ger eine Aufstellung &#252;ber Zuwiderhandlungen gegen das f&#252;r die Nachtzeit angeordnete Verkehrsverbot in der Zeit vom 30. November 1980 bis 28. Dezember 1980 vorgelegt, die etwa 180 Verkehrsversto&#223;e registriert. Sie tragen zudem im wesentlichen vor: Sie h&#228;tten nach dem Landes-Immissionsschutzgesetz vom 18. M&#228;rz 1975 Anspruch auf Einhaltung der Nachtruhe. Der Beklagte habe daf&#252;r Sorge zu tragen, da&#223; die xxxstra&#223;e entsprechend der Verkehrsregelung vom Fahrzeugverkehr in den Nachtstunden freigehalten werde, und auf diese Weise der gesundheitsgef&#228;hrdenden L&#228;rmbel&#228;stigung abzuhelfen. Das erfordere keine st&#228;ndige Pr&#228;senz von Polizeibeamten; ausreichend sei, wenn acht Tage lang zwei Polizeibeamte im Rahmen der Kontrolle des flie&#223;enden Verkehrs die abgestellten Fahrzeuge jeweils einmal zu Beginn der Verbotszeit, in den Nachtstunden und kurz vor Ablauf der Verbotszeit erfassen w&#252;rden. Dies w&#252;rde sich herumsprechen und zuk&#252;nftig nur noch Stichproben notwendig machen. Polizeieins&#228;tze seien in dem Bereich wegen der Anh&#228;ufung von Bars und Vergn&#252;gungslokalen in der xxxstra&#223;e ohnehin angebracht. Dabei sei es leicht, das in Rede stehende Teilst&#252;ck der xxxstra&#223;e mit zu kontrollieren und Verkehrsversto&#223;e zu ahnden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">In der m&#252;ndlichen Verhandlung haben die Kl&#228;ger eine weitere Aufstellung &#252;ber Verst&#246;&#223;e gegen die zum Schutze der Nachtruhe aufgestellten Verkehrszeichen &#252;berreicht, die in der Zeit vom 9. Januar 1982 bis 23. Januar 1982 ca. 140 Zuwiderhandlungen auff&#252;hrt. Sie heben hervor, da&#223; eine Sicherstellung der Nachtruhe nur gew&#228;hrleistet werde, wenn der Beklagte auch den ruhenden Stra&#223;enverkehr &#252;berwache, die Fahrzeugkennzeichen notiere und Verst&#246;&#223;e ahnde. Der Verkehrsl&#228;rm werde durch die bauliche Konstruktion des Hauses xxxstra&#223;e 4 - 6, das teilweise auf S&#228;ulen ruhe und aus Beton erstellt sei, unvermindert in ihre Wohnung &#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und den Beklagten zu verurteilen, zur Sicherstellung der Nachtruhe in der Zeit von 22.00 Uhr bis 6.00 Uhr gegen Kraftfahrer, die die Verkehrszeichen in xxx in der xxxstra&#223;e zwischen xxx- und xxxstra&#223;e mi&#223;achten, einzuschreiten.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Er bezieht sich zur Begr&#252;ndung auf den Inhalt des angefochtenen Urteils.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wegen des Sach- und Streitstandes im &#252;brigen wird auf den Inhalt der Gerichtsakte, des Verwaltungsvorgangs des Beklagten, der Verfahrensakte 4 A 2585/80 und der dazu &#252;berreichten Vorg&#228;nge der Kl&#228;ger und des Stadtdirektors der Stadt (sechs Hefte) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger verfolgen mit der allgemeinen Leistungsklage (vgl. &#167;&#167; 43 Abs. 2 Satz 1, 111 Satz 1, 113 Abs. 3 der Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO -) ihren beim Verwaltungsgericht gestellten Antrag weiter. Um Kraftfahrer davon abzuhalten, gegen das in der xxxstra&#223;e f&#252;r die Nachtstunden angeordnete Verkehrsverbot zu versto&#223;en, verlangen sie nicht lediglich, da&#223; sich der Beklagte zum Einschreiten &#252;berhaupt entschlie&#223;t. Sie begehren dar&#252;ber hinaus, da&#223; er bestimmte Ma&#223;nahmen ergreift. Aus der Berufungsbegr&#252;ndung ergibt sich, da&#223; sie (gem&#228;&#223; dem bei dem Verwaltungsgericht gestellten Antrag) Kontrollen des Beklagten in der xxxstra&#223;e und eine Ahndung der dabei festgestellten Zuwiderhandlungen w&#252;nschen. Hierauf haben sie keinen Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Rechtsgrundlage f&#252;r das erstrebte polizeiliche Einschreiten sind &#167; 1 Abs. 1 Satz 1 des Polizeigesetzes des Landes Nordrhein-Westfalen vom 25. M&#228;rz 1980, GV NW 634 (PolG NW), soweit es um schlicht hoheitliche T&#228;tigkeit im Rahmen der polizeilichen Verkehrs&#252;berwachung geht (&#167; 16 Satz 2 des Polizeiorganisationsgesetzes i.d.F. der Bekanntmachung vom 13. Mai 1980, GV NW 521 POG NW und &#167; 48 Abs. 4 des Ordnungsbeh&#246;rdengesetzes i.d.F. der Bekanntmachung vom 13. Mai 1980, GV NW 528 - OBG -,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">- vgl. LT (NW) - Drs. 8/4080, 53 zu &#167; 8 -</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">und &#167; 8 Abs. 1 PolG, soweit dabei Ma&#223;nahmen getroffen werden sollen, die in die Rechte von Personen eingreifen. Nach diesen Bestimmungen handelt der Beklagte zur Abwehr von Gefahren f&#252;r die &#246;ffentliche Sicherheit und Ordnung. Die &#246;ffentliche Sicherheit umfa&#223;t den Schutz der Rechtsordnung allgemein, mithin auch die zum Schutz der Nachtruhe der Anwohner der xxxstra&#223;e erlassenen Verkehrsma&#223;nahmen. Nicht anwendbar ist hingegen der von den Kl&#228;gern angef&#252;hrte &#167; 9 Abs. 1 des Landes-Immissionsschutzgesetzes vom 18. M&#228;rz 1975, GV NW 232 (LImSchG), der den Schutz der Nachtruhe betrifft. Die Vorschrift gilt gem&#228;&#223; Abs. 4 des &#167; 9 nicht f&#252;r den Stra&#223;enverkehr, der insoweit in &#167; 45 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 StVO eine spezielle Normierung erf&#228;hrt und vorliegend f&#252;r die xxxstra&#223;e durch entsprechende Verkehrszeichen n&#228;her geregelt ist. Ger&#228;uscheinwirkungen werden dar&#252;ber hinaus vom Schutzgut der &#246;ffentlichen Ordnung erfa&#223;t, wenn sie noch nicht die Gesundheit gef&#228;hrden, gleichwohl aber das nach allgemeiner Anschauung zumutbare Ma&#223; &#252;bersteigen; derartige Umwelteinwirkungen laufen den allgemeinen Ordnungsvorstellungen zuwider.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Vgl. Bundesverwaltungsgericht (BVerwG), Urteil vom 13. Dezember 1979 - 7 C 46.78 -, Neue Juristische Wochenschrift (NJW) 1980, 1640, 1641.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Daraus folgt f&#252;r den Beklagten die Befugnis, zur Gefahrenabwehr einzuschreiten, wenn Fahrzeugf&#252;hrer dem Verkehrsverbot zuwider</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">- zu Inhalt und Reichweite des Verkehrs-Verbotszeichens 250: vgl. Oberlandesgericht (OLG) Karlsruhe, Beschlu&#223; vom 8. August 1977- 3 Ss (B) 210/77 - , Verkehrsrecht-Sammlung (VRS) 54, 309; Begr&#252;ndung zur StVO (zu &#167; 41 Zeichen 250) Verkehrsblatt (VkBl) - Amtlicher Teil - 1970, 797, 821 -</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">die xxxstra&#223;e befahren oder ihr Fahrzeug dort abstellen und dadurch die Nachtruhe der Anwohnerschaft st&#246;ren. Ein Anspruch auf Einschreiten der Polizei besteht deshalb aber nicht ohne weiteres.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Er setzt zun&#228;chst voraus, da&#223; die Erm&#228;chtigung zum Einschreiten im Sinne drittsch&#252;tzender Vorschriften zumindest auch dem Interesse des Beg&#252;nstigten zu dienen bestimmt ist.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 22. Februar 1980 - 4 C 24.77 -, Bayerische Verwaltungsbl&#228;tter (BayVBl) 1981, 122, 124.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Das ist der Fall. Der unbestimmte Rechtsbegriff der &#246;ffentlichen Sicherheit wird ausgef&#252;llt durch die Verkehrsverbotsregelung, die aufgrund von &#167; 45 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 StVO zum Schutz der Anlieger vor ruhest&#246;rendem Verkehrsl&#228;rm ergangen ist.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Vgl. zum Schutzcharakter von Vorschriften der StVO: BVerwG, Urteil vom 22. Januar 1971 - VII C 48.69 -, Entscheidungen des BVerwG (BVerwGE) 37, 112; BVerwG, Urteil vom 13. Dezember 1979, a.a.O., Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (OVG NW), Urteil vom 21. August 1981 - 12 A 1859/78 -, NJW 1981, 701.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Auf diese sie sch&#252;tzende Regelung st&#252;tzen die Kl&#228;ger ihr Begehren, wenn sie von dem Beklagten verlangen, Zuwiderhandlungen gegen das aufgestellte Verkehrsverbotszeichen zu unterbinden.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Davon bleibt das dem Beklagten nach Ma&#223;gabe der &#167;&#167; 8 Abs. 1, 1 Abs. 1 Satz 1 PolG einger&#228;umte Ermessen &#252;ber das "Ob" und das "Wie" des Einschreitens unber&#252;hrt. Darin liegt kein Versto&#223; gegen das Rechtsstaatsprinzip. Der Rechtsstaatsgrundsatz hindert den Gesetzgeber nicht, der Verwaltung Ermessen einzur&#228;umen. Die Ermessensfreiheit der Beh&#246;rde ist legitimer Bestandteil der Rechtsordnung und der verfassungsm&#228;&#223;igen Ordnung.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 25. Februar 1969 - I C 7.68 -, Buchholz, Sammel- und Nachschlagewerk der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts (Buchholz), 402.41, Allgemeines Polizeirecht, Nr. 16; und Urteil vom 18. August 1960 - I C 42.59 -, Deutsches Verwaltungsblatt (DVBl) 1961, 125, 126.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Das Ermessen ist nicht uneingeschr&#228;nkt; es ist pflichtgem&#228;&#223; auszu&#252;ben. Je intensiver die St&#246;rung oder die Gef&#228;hrdung ist, um so enger ist der beh&#246;rdliche Handlungsspielraum. Von Bedeutung ist auch der Rang des Rechtsgutes, dessen Schutz beansprucht wird. Insbesondere die Grundrechte und die in ihnen verk&#246;rperte Wertordnung sind zu ber&#252;cksichtigen. Der k&#246;rperlichen Unversehrtheit (Art. 2 Abs. 2 Satz 1 des Grundgesetzes - GG -) kommt im Gef&#252;ge der Grundrechte ein hoher Rang zu.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Vgl. Bundesverfassungsgericht (BVerfG), Beschlu&#223; vom 1. August 1978 - 2 BvR 1013 u.a./ 77 -, Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts (BVerfGE) 49, 24, 53; Urteil vom 16. Oktober 1977 - 1 BvR 5/77 -, BVerfGE, 46, 160, 164.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die staatlichen Organe trifft die Pflicht, das Rechtsgut zu sch&#252;tzen und ihr Handeln danach auszurichten.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Das kann auch bei Beeintr&#228;chtigungen durch Verkehrsl&#228;rm gelten.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Voraussetzung ist jedenfalls, da&#223; der L&#228;rm, gemessen an der konkreten Situation der Umgebung in ihrem Verh&#228;ltnis zur Stra&#223;e, die Grenze des Zumutbaren &#252;bersteigt.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 21. Mai 1976 - IV C 80.74 -, BVerwGE 51, 15, 32; Urteil vom 25. Februar 1969, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Eine Verpflichtung des Beklagten zum Einschreiten l&#228;&#223;t sich danach nicht feststellen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Sie ergibt sich zun&#228;chst nicht daraus, da&#223; zum Schutze der Nachtruhe Verkehrsregelungen getroffen sind. Das Aufstellen von Verkehrsverbotszeichen zugunsten Dritter auf der Grundlage des &#167; 45 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 StVO bindet die f&#252;r die &#220;berwachung des Stra&#223;enverkehrs zust&#228;ndige Polizeibeh&#246;rde nicht in Umfang sowie Art und Weise des Einsatzes. Die Verkehrsregelung selbst dient unmittelbar der Verwirklichung des damit bezweckten Schutzes; sie soll bereits bewirken, da&#223; die mi&#223;billigten St&#246;rungen und Gef&#228;hrdungen unterbleiben, zumindest merklich nachlassen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Eine Ermessensreduzierung folgt auch nicht aus dem Umfang der von den Kl&#228;gern geltend gemachten Bel&#228;stigungen durch Verkehrsl&#228;rm. Der n&#228;chtliche L&#228;rm in der xxxstra&#223;e mag erheblich gewesen sein, bedenkt man, da&#223; nach den Richtlinien f&#252;r stra&#223;enverkehrsrechtliche Ma&#223;nahmen zum Schutz der Nachtruhe</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">- vgl. VkBl - Amtlicher Teil - 1974, 363, Nr. 2.5 -</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Verkehrsbeschr&#228;nkungen f&#252;r Stra&#223;en erst in Betracht kommen, wenn der &#246;rtlich vorhandene energie- &#228;quivalente Dauerschallpegel bezogen auf die Zeit von 22.00 bis 6.00 Uhr gr&#246;&#223;er als 65 d.B (A) ist. Dieser St&#246;rung der Nachtruhe ist durch den Erla&#223; des Verkehrsverbots f&#252;r die Nachtzeit Rechnung getragen worden. Das Vorbringen der Kl&#228;ger bietet keinen hinreichenden Anhaltspunkt f&#252;r die Annahme, da&#223; der Verkehrsl&#228;rm in der xxxstra&#223;e nach dem Anbringen der Verkehrsverbotszeichen das Ma&#223; des Zumutbaren noch &#252;bersteigt. Die von ihnen im Berufungsverfahren &#252;berreichten Aufstellungen &#252;ber Zuwiderhandlungen von Kraftfahrern gegen die getroffene Verkehrsregelung in der Zeit vom 30. November 1980 bis zum 28. Dezember 1980 und vom 9. bis 23. Januar 1982 registrieren im Durchschnitt f&#252;r jeweils eine Nacht etwa sechs bis neun Verkehrsverst&#246;&#223;e. Mag deren Anzahl tats&#228;chlich h&#246;her liegen und m&#246;gen auch die insbesondere durch An- und Abfahren von Fahrzeugen entstehenden Ger&#228;usche unbeeintr&#228;chtigtes Schlafen nicht zulassen, so k&#246;nnen die dadurch hervorgerufenen St&#246;rungen mit R&#252;cksicht auf die durch andere St&#246;rfaktoren bestehende Vorbelastung des Bereichs, in dem sich in unmittelbarer Nachbarschaft (in der xxxstra&#223;e) vorwiegend Nachtbars und andere Vergn&#252;gungslokale mit verk&#252;rzten Sperrzeiten befinden, nicht schon als unzumutbar angesehen werden. Hierf&#252;r ist auch der noch in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat von den Kl&#228;gern hervorgehobene Umstand bedeutsam, da&#223; die bauliche Konstruktion des Hauses, das sie bewohnen, nicht unwesentlich zu ihrer L&#228;rmbel&#228;stigung beitr&#228;gt. Er beeinflu&#223;t als situationsbedingter St&#246;rfaktor ebenfalls das Ausma&#223; zumutbarer L&#228;rmimmissionen zu Lasten der betroffenen Anwohner. Aber selbst wenn die durch Verkehrsverst&#246;&#223;e verursachten L&#228;rmbeeintr&#228;chtigungen gewichtig sind, der Beklagte also in seinem Entschlie&#223;ungsermessen gebunden w&#228;re, k&#246;nnten die Kl&#228;ger damit nicht mehr als die Einbeziehung der xxxstra&#223;e in die Verkehrs&#252;berwachung des Beklagten verlangen. Der Beklagte &#252;berwacht indessen, was unter den Parteien unstreitig ist, die Einhaltung des n&#228;chtlichen Verkehrsverbots in der K&#246;nigstra&#223;e, nach seinen Angaben sogar verst&#228;rkt.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Das Begehren der Kl&#228;ger zielt dar&#252;ber hinaus auf eine Einschr&#228;nkung des Auswahlermessens des Beklagten (das "Wie" des Einschreitens) ab, indem sie beanspruchen, da&#223; er zur Einhaltung des Verkehrsverbots die von ihnen gew&#252;nschten Ma&#223;nahmen ergreift. Die Kl&#228;ger k&#246;nnen solche Ma&#223;nahmen nicht erzwingen.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Das betrifft zun&#228;chst die von ihnen begehrte Ahndung festgestellter Zuwiderhandlungen durch die Erteilung von Verwarnungen (vgl. &#167;&#167; 56, 57 des Gesetzes &#252;ber Ordnungswidrigkeiten i.d.F. der Bekanntmachung vom 2. Januar 1975, BGBl. I 80 - OWiG -) oder die Einleitung von Bu&#223;geldverfahren (vgl. &#167;&#167; 35, 36 OWiG i.V.m. der Verordnung zur Bestimmung der f&#252;r die Verfolgung und Ahndung von Verkehrsordnungswidrigkeiten zust&#228;ndigen Verwaltungsbeh&#246;rden vom 25. September 1979, GV NW 652). Es fehlt den Kl&#228;gern an einer rechtlichen M&#246;glichkeit, auf das Ermessen der Beh&#246;rde bei der Verfolgung und Ahndung von Ordnungswidrigkeiten (vgl. &#167; 47 Abs. 1 OWiG) &#252;berhaupt Einflu&#223; zu nehmen. Das Gesetz &#252;ber Ordnungswidrigkeiten verwehrt dies ausdr&#252;cklich,</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">- vgl. BT-Drs V/1269, 79 zu &#167; 37 -</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">indem es in &#167; 46 Abs. 3 Satz 3 regelt, da&#223; ein Klageerzwingungsverfahren (vgl. &#167; 172 der Strafproze&#223;ordnung - StPO -) nicht stattfindet. Auch der durch die begangene Ordnungswidrigkeit Gesch&#228;digte kann die Einleitung eines Bu&#223;geld- oder Verwarnungsverfahrens nicht erzwingen.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Vgl. Rotberg. OWiG, Komm., 5. Aufl. 1975, Anm. 8 zu &#167; 47; Rebmann, Roth, Hermann, OWiG, Komm., 1968, Anm. 15 zu &#167; 47.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die von den Kl&#228;gern au&#223;erdem angestrebte Kontrolle des motorisierten Verkehrs ist, nachdem ein Zusammenhang mit der Ahndung der dabei festgestellten Verkehrsverst&#246;&#223;e nicht in Betracht kommt, darauf ausgerichtet, durch Anwesenheit von Polizeikr&#228;ften</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">- vgl. Knemeyer, Der Schutz der Allgemeinheit und der individuellen Rechte durch die polizei- und ordnungsrechtlichen Handlungsvollmachten der Exekutive, Ver&#246;ffentlichungen der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer (VVDStRL) Heft 35, 221, 241 (FN 50) -</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">in der xxxstra&#223;e Verst&#246;&#223;e gegen das Verkehrsverbot zu unterbinden. Selbst wenn sie keine st&#228;ndige Pr&#228;senz fordern sondern zur Abschreckung vor zuk&#252;nftigen &#220;bertretungen verlangen, da&#223; acht Tage lang zwei Polizeibeamte im Rahmen der Kontrolle des flie&#223;enden Verkehrs einmal bei Eintritt des Verbots, zum anderen in den Nachtstunden und schlie&#223;lich kurz vor Ablauf der Verbotszeit die abgestellten Fahrzeuge "erfassen", so liegt darin nach Umfang und Dauer des Aufwands bereits ein Eingriff in die den Interessen der Allgemeinheit Rechnung tragende beh&#246;rdliche Organisationsbefugnis. Ein individueller Rechtsanspruch, hierauf bestimmend einzuwirken, besteht grunds&#228;tzlich nicht.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Urteil desselben Tages in dem gleichgelagerten Verfahren der Kl&#228;ger gegen den Stadtdirektor der Stadt Minden - 4 A 2585/80 -.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Die vielf&#228;ltigen Aufgaben, die der Beklagte als Polizeibeh&#246;rde zu erf&#252;llen hat, gebieten eine nach dem allgemeinen Interesse ausgerichtete Schwerpunktbildung.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Vgl. Knemeyer, a.a.O., 241.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Im Rahmen der Verkehrs&#252;berwachung beanspruchen die Bek&#228;mpfung der Stra&#223;enverkehrskriminalit&#228;t und die Kontrolle von Gefahrenpunkten im Stra&#223;enverkehr Beachtung. Die Polizei mu&#223; gleichfalls ihrer allgemeinen Bereitschaftspflicht gen&#252;gen, um in Notf&#228;llen ausreichende Dienstkr&#228;fte zur Verf&#252;gung zu haben. Ihre diese Gesichtspunkte ber&#252;cksichtigende organisatorische Einrichtung in sachlicher und pers&#246;nlicher Hinsicht vertr&#228;gt keine Einflu&#223;nahme Dritter mit der Folge einer Bindung von Dienstkr&#228;ften &#252;ber eine l&#228;ngere Dauer.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO, die Entscheidung &#252;ber ihre vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167; 167 Abs. 1 VwGO i.V.m. &#167;&#167; 708, 711 der Zivilproze&#223;ordnung (ZPO). Die Revision ist nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen des &#167; 132 Abs. 2 VwGO nicht gegeben sind.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,837
olgk-1982-01-19-21-uf-12681
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
21 UF 126/81
"1982-01-19T00:00:00"
"2019-03-13T15:15:16"
"2019-03-27T09:42:05"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1982:0119.21UF126.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Beklagten wird unter Zur&#252;ckweisung des Rechtsmittels im &#252;brigen das am 9. Juli 1981 verk&#252;ndete Teil-Urteil des Amtsgerichts - Farniliengericht - K&#246;ln - 304 F 336/80 - teilweise ge&#228;ndert und wie folgt neugefa&#223;t:</p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, zu H&#228;nden der gesetzlichen Vertreterin der Kl&#228;ger, folgende Unterhaltsbetr&#228;ge zu zahlen:</p> <p></p> <p>a) f&#252;r die Kl&#228;ger zu 1) und 2) jeweils</p> <p>aa) einen f&#252;r die Zeit vom 1. M&#228;rz 1981 bis einschlie&#223;lich 31. Januar 1982 r&#252;ckst&#228;ndigen Betrag von 1.425,- DM - insgesamt 2.850,- DM -,</p> <p></p> <p>bb) f&#252;r die Zeit ab 1. Februar 1982 monatlich jeweils 145,- DM - monatlich insgesamt 290,- DM -:</p> <p></p> <p>b) f&#252;r die Kl&#228;gerin zu 3)</p> <p>aa) einen f&#252;r die Zeit vorn 1. M&#228;rz 1981 bis zum 31. Januar 1982 insgesamt r&#252;ckst&#228;ndigen Betrag von 984,-- DM:</p> <p></p> <p>bb) f&#252;r die Zeit ab 1. Februar 1982 monatlich 104,- DM.</p> <p></p> <p>Der in H&#246;he von insgesamt 3.834,- DM r&#252;ckst&#228;ndige Unterhaltsbetrag ist sofort zahlbar; die ab 1. Februar 1982 f&#228;llig werdenden Unterhaltsbetr&#228;ge sind zahlbar zum Ersten eines jeden Monats im voraus. </p> <p></p> <p>Mit der weitergehenden Klage bez&#252;glich des Teilzeitraumes ab 1. M&#228;rz 1981 werden die Kl&#228;ger abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kostenentscheidung des Rechtsstreits erster Instanz bleibt dem Schlu&#223;urteil des Familiengerichts K&#246;ln vorbehalten.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Berufungsrechtszuges fallen zu 1/7 den Kl&#228;gern und zu 6/7 dem Beklagten zur Last.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Beklagte kann die Vollstreckung wegen des f&#252;r die Zeit vom 1. M&#228;rz 1981 bis einschlie&#223;lich 31. Januar 1982 r&#252;ckst&#228;ndigen Unterhaltsbetrages gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 3.834,- DM und wegen der ab 1. Februar 1982 laufenden Betr&#228;ge gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von jeweils 394,- DM monatlich abwenden, falls nicht die Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leisten.</p> <p></p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die gesetzliche Vertreterin der Kl&#228;ger ist mit dem Beklagten verheiratet. Die Kl&#228;ger zu 2) und 3) stammen aus dieser Ehe; die Kl&#228;gerin zu 1) ist ihre nichtehelich geborene, nach Eheschlie&#223;ung ihrer Mutter mit dem Beklagten von diesem adoptierte Halbschwester. Alle Kl&#228;ger befinden sich im Haushalt ihrer Mutter, die seit 30. Juni 1980 vorn Beklagten getrennt und seit einiger Zeit mit einem Herrn O. in ehe&#228;hnlicher Gemeinschaft zusammenlebt. Sie arbeitet an drei N&#228;chten w&#246;chentlich bei der E.. Dort ist auch ihr jetziger Lebensgef&#228;hrte, jedoch ausschlie&#223;lich im Tagesdienst besch&#228;ftigt. Der Beklagte steht als Schlosser bei der Firma C. in M. in einem regul&#228;ren Arbeitsverh&#228;ltnis. Seit der Trennung hat er f&#252;r die Kl&#228;ger keinen Unterhalt gezahlt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger nehmen ihn im vorliegenden Rechtsstreit f&#252;r die Zeit ab 1<b>. </b>September 1980 auf Zahlung gesetzlichen Unterhalts in Anspruch. Ihrem Begehren haben sie die Einstufung des Beklagten in die erste Einkommensgruppe der D&#252;sseldorfer Unterhaltstabelle zugrundegelegt. Von den danach geschuldeten Tabellens&#228;tzen haben sie bei der Berechnung ihrer Klageforderungen die H&#228;lfte des gesetzlichen, bei Einreichung der Klage mit monatlich insgesamt 500,-- DM f&#252;r sie an ihre Mutter zur Auszahlung gelangten Kindergeldes abgesetzt, wobei sie vorausgesetzt und entsprechend ber&#252;cksichtigt haben, da&#223; sich auf ihrer Seite ein sog. "Z&#228;hlkind .... Vorteil" auswirke, der daraus herr&#252;hrt, da&#223; aus einer fr&#252;heren, geschiedenen Ehe ihrer Mutter ein Kind hervorgegangen ist, f&#252;r das ebenfalls Kindergeld gezahlt wird.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die<i> </i>Kl&#228;ger haben vorgetragen, der Beklagte verf&#252;ge zwar &#252;ber durchschnittliche monatliche Nettoeink&#252;nfte von ca. 2.000,-DM, m&#252;sse aber ehebedingte Schulden mit monatlichen Raten von insgesamt 657,-- DM tilgen. Deshalb <i>sei </i>seine Einstufung</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">in die erste Einkommensgruppe gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nachdem das Sozialamt der Stadt K&#246;ln f&#252;r die Zeit bis einschlie&#223;lich Februar 1981 Sozialhilfe f&#252;r die Kl&#228;ger gezahlt hatte und mit Datum vorn 17. November 1980 &#220;berleitungsanzeige gegen&#252;ber dem Beklagten ergangen war, haben die Kl&#228;ger ihr Klagebegehren vorerst nur f&#252;r die Folgezeit ab 1. M&#228;rz 1981 weiterverfolgt und demgem&#228;&#223; beantragt, den Beklagten zu verurteilen, ab dem genannten Zeitpunkt an die Kl&#228;ger zu 1) und 2) monatlich jeweils 145,-- DM und an die Kl&#228;gerin zu 3) monatlich 104,-- DM, insgesamt also 394,-- DM monatlich, zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Er hat vorgetragen, er tilge ehebedingte Schulden mit monatlichen Raten von insgesamt 751,-- DM. Deshalb sei er zur Zeit zur Zahlung von Unterhalt nicht in der Lage. In klarer Erkenntnis dieser Situation habe die gesetzliche Vertreterin der Kl&#228;ger vor Klageerhebung mit ihm vereinbart, da&#223; sie von ihm so lange keinen Kindesunterhalt fordern werde, bis er die Schulden unter der Voraussetzung der Erbringung regelm&#228;&#223;iger Ratenzahlungen getilgt haben werde.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Familiengericht hat dem zun&#228;chst auf die Zeit ab 1. M&#228;rz 1981 beschr&#228;nkten Klagebegehren durch das am 9. Juli 1981 verk&#252;ndete, hiermit in Bezug genommene Teil~Urteil antragsgem&#228;&#223; stattgegeben.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat gegen dieses ihm am 29. Juli 1981 zugestellte Urteil mit einer am 12. August 1981 bei Gericht eingegangenen Schrift Berufung eingelegt und das Rechtsmittel am 9. September 1981 begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Er verfolgt sein Klageabweisungsziel weiter und macht mit n&#228;heren Ausf&#252;hrungen erneut seine Leistungsunf&#228;higkeit geltend. Zur Tilgung ehebedingter Schulden m&#252;sse er gegenw&#228;rtig monatlich insgesamt 903,27 DM aufbringen. Mit diesen Ratenzahlungsverpflichtungen, die zwischen den Parteien nach Grund und H&#246;he s&#228;mtlich unstreitig sind, hat es im einzelnen folgende Bewandtnis:</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die F. AG, L., hatte der Mutter der Kl&#228;ger und dem Beklagten als Gesamtschuldnern am 12.Februar 1980 Kredit in H&#246;he von urspr&#252;nglich 39.420,--DM (30.000,-DM Valuta nebst Zinsen pp.) gew&#228;hrt, der teilweise zur Abl&#246;sung einer gemeinsamen, gegen&#252;ber der Kundenkreditbank - G. KGaA bestehenden Darlehensr&#252;ckzahlungsverpflichtung Verwendung finden sollte. In der Folgezeit lie&#223; die F. aufgrund des inzwischen eingetretenen ehelichen Zerw&#252;rfnisses die Umschuldungszusage nicht mehr gelten. Dadurch verk&#252;rzte sich das von ihr urspr&#252;nglich in H&#246;he von 30.000,-- DM nebst Zinsen pp. in Aussicht gestellte Darlehenskapital auf 19.000,-- DM zuz&#252;glich Zinsen pp. Der Beklagte mu&#223; diesen Kredit bis einschlie&#223;lich Mai 1984 in monatlichen Raten von 452,-- DM und mit einer letzten, im Juni 1984 f&#228;llig werdenden Rate von 92,-- DM tilgen, wobei ber&#252;cksichtigt ist, da&#223; die F. eine ihr zur Sicherheit verpf&#228;ndete Lebensversicherung des Beklagten gek&#252;ndigt und den R&#252;ckkaufwert von 3.524,60 DM zugunsten des Kreditkontos verbucht hatte.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">An die Kundenkreditbank - G. KGaA mu&#223; der Beklagte, nachdem die Umschuldung, wie vorstehend geschildert, nicht zum Tragen gekommen war, bis einschlie&#223;lich 31. Dezember 1982 monatliche Raten in H&#246;he von 300,-- DM zahlen, w&#228;hrend die letzte, am 15. Januar 1983 f&#228;llig werdende Rate sich auf 305,10 DM bel&#228;uft.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das Finanzamt hat die Mutter der Kl&#228;ger und den Beklagten f&#252;r das Jahr 1980 getrennt zur Steuer veranlagt. Die Mutter der Kl&#228;ger hat entsprechenden Lohnsteuerjahresausgleich beantragt und erhalten. Daraus ergab sich, da&#223; das Finanzamt N. gegen den, zun&#228;chst f&#252;r das Jahr 1980 in Steuerklasse III eingestuften Beklagten gem&#228;&#223; Bescheid vom 14. April 1981 eine Nachforderung von insgesamt 3.276,71 011 (Lohn- und Kirchensteuer, Arbeitnehmer-Sparzulage) erhoben hat, wobei ihm gem&#228;&#223; Bescheid vom 4. Juni 1981 deren Tilgung in monatlichen Raten von 50,-- DM ab 20. Juni 1981 bis zun&#228;chst 20. Dezember 1981 gestattet und gleichzeitig anheimgestellt worden ist, rechtzeitig vor Tilgung der letzten Rate erneut einen Stundungsantrag zu stellen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich hat der Beklagte bei der D. GmbH in M. zwei Kredite in Anspruch genommen, die er in der Zeit vom 15. M&#228;rz bis 15. Juli 1980 mit monatlich 101,27 DM, in der Zeit vom 15. August 1980 bis 15. April 1981 mit monatlich 153,74 DM und in der Zeit vom 15. Mai bis 15. Oktober 1981 mit monatlich 52,47 DM tilgen mu&#223;te.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte macht geltend, diese Verbindlichkeiten seien vor der Berechnung etwaiger Unterhaltsanspr&#252;che der Kl&#228;ger nicht etwa nur bis zur H&#246;he der f&#252;r die Darlehensgl&#228;ubiger pf&#228;ndbaren Teile seines Einkommens (Lohnforderungen), sondern</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">in vollem Umfange abz&#252;glich zu ber&#252;cksichtigen. Ergebe sich schon daraus sein derzeitiges Leistungsunverm&#246;gen mit der Folge der Klageabweisung, so komme hinzu, da&#223; die Mutter der Kl&#228;ger anl&#228;&#223;lich einer gemeinsamen Unterredung mit der F. AG im Juli 1980 ausdr&#252;cklich ihre Bereitschaft erkl&#228;rt habe, f&#252;r die von beiden Ehegatten eingegangenen Verbindlichkeiten fortan mit aufzukommen: Gem&#228;&#223; dieser Absprache habe er die Tilgung der Schulden bewirken sollen, w&#228;hrend sie ihren Anteil derart haben leisten sollen, da&#223; sie bis zur Tilgung der Kredite von ihm f&#252;r die Kinder keinen Unterhalt beanspruchen werde; auf die Geltendmachung dieser Unterhaltsforderungen habe sie sogar ausdr&#252;cklich verzichtet. Wenngleich die Kl&#228;ger sich einen Unterhaltsverzicht aus Rechtsgr&#252;nden nicht entgegenhalten zu lassen br&#228;uchten, f&#252;hre die von ihm mit ihrer Mutter getroffene Vereinbarung im Ergebnis jedoch dazu, da&#223; allein sie mit ihren Eink&#252;nften den Kindesunterhalt aufbringen m&#252;sse und die Kl&#228;ger sich somit nur an sie halten k&#246;nnten. Dies umso mehr, weil seine Ehefrau in erheblich gr&#246;&#223;erem Umfange leistungsf&#228;hig sei als er: Sie verf&#252;ge &#252;ber monatliche Netto-Gesamteink&#252;nfte von rund 3.400,-- DM, und zwar &#252;ber Eink&#252;nfte aus ihrer beruflichen T&#228;tigkeit in H&#246;he von 1.500,-- DM, 580,-- DM Kindergeld, 328,-- DM Mietzuschu&#223; und 1.000,-- DM Unterhaltsbeitrag ihres Lebensgef&#228;hrten O.. Demgegen&#252;ber habe er im Jahre 1981 ein durchschnittliches monatliches Nettoeintommen von rund 1.890,- DM erzielt. Nach Abzug seiner Fahrtkosten zum Arbeitsplatz (50,-- DM), des Gewerkschaftsbeitrages (20,-DM) und der ehebedingten Kredit-Tilgungsverpflichtungen verbleibe ihm nicht einmal der ihm vom Erstrichter mit monatlich 900,-- DM zugebilligte Selbstbehalt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter entsprechender Ab&#228;nderung des angefochtenen Teil-Urteils die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger verteidigen mit n&#228;heren Ausf&#252;hrungen das angefochtene Urteil und machen insbesondere geltend, die Forderungen der Drittgl&#228;ubiger k&#246;nnten gegen&#252;ber ihren vorrangigen gesetzlichen Unterhaltsanspr&#252;chen nur bis zur H&#246;he des pf&#228;ndbaren Einkommens des Beklagten abz&#252;glich ber&#252;cksichtigt werden. Es sei zwar richtig, da&#223; ihre Mutter sich anl&#228;&#223;lich einer von den Eheleuten mit der F. gef&#252;hrten Unterredung damit einverstanden erkl&#228;rt habe, da&#223; der Beklagte die ehelichen Schulden tilgen solle und sie so lange auf Unterhaltszahlungen f&#252;r sie, die Kl&#228;ger, verzichten werde. Die F. habe aber darauf hingewiesen, da&#223; diese Vereinbarung nur vorbehaltlich einer zuk&#252;nftigen gerichtlichen Entscheidung &#252;ber die Verpflichtung zur Zahlung von Kindesunterhalt wirksam sein k&#246;nne. Abgesehen davon br&#228;uchten sie sich eine derartige Absprache aus Rechtsgr&#252;nden nicht entgegenhalten zu lassen. Schlie&#223;lich sei das vom Beklagten angegebene Einkommen ihrer Mutter ma&#223;los &#252;bersetzt. Da er</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">seit der Trennung keinen Unterhalt mehr gezahlt habe, habe ihre Mutter notgedrungen bei dem Q. Kredite in Anspruch genommen, die sie - im Wege der Gehaltseinbehaltung - mit monatlich 2oo,-- DM tilgen m&#252;sse. Unter Ber&#252;cksichtigung dieses Abzuges w&#252;rden ihr monatlich 937,18 DM ausgezahlt. Zus&#228;tzlich erhalte sie monatlich 600,-- DM Kindergeld und 238,-- DM Wohngeld. Von Herrn O. bekomme sie nichts.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Mutter der Kl&#228;ger und den Beklagten in der m&#252;ndlichen Verhandlung angeh&#246;rt.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Wegen des Ergebnisses der Anh&#246;rung wird auf den Inhalt der Sitzungsniederschrift vom 8. Dezember 1981 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze sowie der zu den Akten &#252;berreichten Urkunden erg&#228;nzend Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Das alles ist Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gewesen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung (&#167;&#167; 511, 511a, 516, 518, 519 ZPO hat in sachlicher Hinsicht nur teilweise Erfolg, w&#228;hrend sie im &#252;brigen nicht gerechtfertigt ist.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist den Kl&#228;gern als seinen ehelichen, minderj&#228;hrigen und unverheirateten Kindern im jetzt ausgeurteilten Umfange gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 1601, 1602,<i> </i>1603, 1610<i>, </i>1612 BGB kraft Gesetzes zur Zahlung von Unterhalt verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben unstreitig weder eigenes Einkommen noch Verm&#246;gen, sind demnach uneingeschr&#228;nkt bed&#252;rftig und anspruchsberechtigt i.S.d. &#167; <i>1602 </i>BGB.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Von entscheidender Bedeutung f&#252;r das Schicksal der Berufung ist die Frage, ob die f&#252;r die Zuerkennung von Unterhalt gem&#228;&#223; &#167; 1603 BGB weiterhin erforderliche Leistungsf&#228;higkeit des Beklagten ungeachtet der Tatsache, da&#223; unstreitig allein er die s&#228;mtlich ehebedingten Schulden in einer monatlichen Gesamtgr&#246;&#223;enordnung von rund 903,-- DM fortlaufend tilgt, zu bejahen ist, oder ob er sich gegen&#252;ber den Kl&#228;gern mit Erfolg auf die - volle - Schuldentilgung und seine alsdann nahezu v&#246;llige Leistungsunf&#228;higkeit berufen kann. Der Senat beantwortet diese Frage dahin, da&#223; die Leistungsf&#228;higkeit des Beklagten im ausgeurteilten Umfange zu bejahen ist. Die</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Kreditverpflichtungen und ihre fortlaufende Tilgung k&#246;nnen nicht im vollen Umfange abz&#252;glich ber&#252;cksichtigt werden. Hierzu n&#246;tigen im einzelnen folgende Erw&#228;gungen:</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist bei Ber&#252;cksichtigung der Kredittilgungspflichten als sonstiger Verpflichtungen au&#223;erstande, ohne Gef&#228;hrdung seines eigenen angemessenen Unterhalts Unterhalt zu gew&#228;hren. Wer sich in dieser Lage befindet, ist grunds&#228;tzlich nicht</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Unterhaltspflichtig; &#167; 1603 Abs. 1 BGB. Das gilt indessen nicht bei gesetzlichen Unterhaltsverpflichtungen gegen&#252;ber ehelichen, minderj&#228;hrigen, unverheirateten Kindern. Alsdann mu&#223; der Unterhaltsschuldner gem&#228;&#223; &#167; 1603 Abs. 2 BGB alle verf&#252;gbaren Mittel zu seinem und der Kinder Unterhalte gleichm&#228;&#223;ig verwenden. Angesichts dieser im vorliegenden Rechtsstreit einschl&#228;gigen, <u>gesteigerten</u> gesetzlichen Unterhaltspflicht kann dem Beklagten von seinem Einkommen nur dasjenige belassen werden, was zur Deckung seines eigenen notwendigen Selbstbehalts (sog. Existenzminimum) und zur Tilgung von Schulden in einem angesichts der gesetzlichen Unterhaltsanspr&#252;che der Kl&#228;ger <u>ber&#252;cksichtigungsf&#228;higen</u> Umfange ben&#246;tigt wird.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der notwendige Selbstbehalt des Beklagten als berufst&#228;tigem Unterhaltsschuldner ist bis einschlie&#223;lich 31. Dezember 1981 mit monatlich 800,-- DM und f&#252;r die Folgezeit ab 1. Januar 1982 mit monatlich 900,-- DM anzusetzen (vgl. Anm. 4 zur D&#252;sseldorfer Tabelle &#252;ber den Kindesunterhalt nach ihrem Stande vom 1. Januar 1980 und Anm. 5 derselben Tabelle nach ihrem Stande vom 1. Januar 1982, FamRZ 1980, 20; 1981, 1207; Ziffer 20.1. der K&#246;lner Unterhaltsrichtlinien nach ihrem Stande vom 1. Januar 1980, FamRZ 1980, 649 und Ziffer 21.1.1. der K&#246;lner Unterhaltsrichtlinien nach ihrem Stande vom 1. Januar 1982). Bei diesen Selbstbehaltss&#228;tzen handelt es sich um Pauschalbetr&#228;ge, deren &#220;berschreitung dann nur gerechtfertigt ist, wenn ein gem. &#167; 1603 Abs. 2 BGB in gesteigertem Umfange pflichtiger Unterhaltsschuldner im jeweils zu entscheidendem Streitfalle mit h&#246;heren, unvermeidbaren Miet- und/oder Mietnebenkosten als den in den Pauschalbetr&#228;gen zur Deckung dieser Kosten enthaltenen Anteilen belastet ist. Das ist vorliegend nicht der Fall. Die vom Senat in st&#228;ndiger Rechtsprechung angewendeten K&#246;lner Unterhaltsrichtlinien gehen bis einschlie&#223;lich 31. Dezember 1981 von pauschal bemessenen Miet- und Mietnebenkosten in monatlicher H&#246;he von insgesamt 300,-- DM - 200,-- DM Miete + 100,-- DM Mietnebenkosten - aus, w&#228;hrend ab 1. Januar 1982 monatlich insgesamt 330,-- DM - 220,-- DM Miete + 110,-- DM Mietnebenkosten - angesetzt werden. Der Beklagte hat gem&#228;&#223; den aus den von ihm vorgelegten Gehaltsbescheinigungen ersichtlichen Abz&#252;gen und seinen erg&#228;nzenden Angaben in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 8. Dezember 1981 f&#252;r Miete und Mietnebenkosten bis einschlie&#223;lich Februar 1982 monatlich insgesamt 296,-- DM und ab 1. M&#228;rz 1982 monatlich insgesamt 319,-- DM, also jeweils</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">nicht mehr als die pauschal bemessenen Anteile zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Desweiteren sind von seinem Nettoeinkommen als sog. berufsbedingte Aufwendungen vorweg die Fahrtkosten in monatlicher H&#246;he von 50,-- DM und der Gewerkschaftsbeitrag in monatlicher H&#246;he von 20,-- DM abzusetzen (vgl. zur Abzugsf&#228;higkeit der Fahrtkosten Ziffer 18.0. der K&#246;lner Unterhaltsrichtlinien nach ihrem Stande vom 1. Januar 1980 und Ziffer 19.0. der K&#246;lner Unterhaltsrichtlinien nach ihrem Stande vom 1. Januar 1982 sowie wegen der Ber&#252;cksichtigungsf&#228;higkeit des Gewerkschaftsbeitrages Kalthoener/Haase - Becher/B&#252;ttner, Die Rechtsprechung zur H&#246;he des Unterhalts, 2. AufI., Rz. 423 m.N.).</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Tilgung der Schulden kann aber gegen&#252;ber den gesetzlichen Unterhaltsanspr&#252;chen der Kl&#228;ger nicht in ihrer effektiven, zwischen den Parteien unstreitigen H&#246;he vorweg abz&#252;glich ber&#252;cksichtigt werden. W&#228;hrend des Zusammenlebens der Eheleute einverst&#228;ndlich eingegangene Schuldverpflichtungen - sog. eheliche Verbindlichkeiten - sind zwar unter der Voraussetzung ihrer fortlaufenden Tilgung in angemessenen Raten nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Senats grunds&#228;tzlich in der Weise zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; <u>vor</u> der Errechnung der gesetzlichen Unterhaltsanspr&#252;che ein entsprechender Abzug vom Nettoeinkommen des Pflichtigen gemacht wird (vgl. Senatsurteil vom 8. Mai 1980 - 21 UF 202/79 - mit zahlreichen Nachweisen). Da&#223; es sich im vorliegenden Fall um derartige eheliche Schulden handelt, ist unstreitig. Keinen Bedenken begegnet auch die erforderliche Angemessenheit der Tilgung soweit es dabei zun&#228;chst um die Tilgungszeitr&#228;ume als solche geht: Soweit Bankdarlehen abzutragen sind, erstrecken sich die Tilgungszeitr&#228;ume jeweils auf mehrere Jahre; das Finanzamt hat monatliche Raten von 50,-- DM bewilligt, und die</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">gegen&#252;ber der D. GmbH in verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig geringf&#252;giger Gr&#246;&#223;enordnung bestehenden Darlehensr&#252;ckzahlungsverpflichtungen werden ebenfalls in angemessener Weise - 14 bzw. 15 Monatsraten - abgetragen. Indessen k&#246;nnen Schulden gleich welcher Art nach der Rechtsprechung des Senats, von der abzuweichen der hier zu entscheidende Fall keine Veranlassung bietet, nur insoweit einkommensmindernd ber&#252;cksichtigt werden, als dadurch der <u>notwendige</u> Mindestunterhalt des gesetzlichen Unterhaltsgl&#228;ubigers nicht beeintr&#228;chtigt wird. Diesen Grundsatz hat der Senat bez&#252;glich der gesetzlichen Unterhaltsanspr&#252;che eines getrennt lebenden Ehegatten</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">aufgestellt (vgl. Senatsurteil vom 5. M&#228;rz 1981 - 21 UF 268/80 -) und f&#252;r den hier ma&#223;geblichen Fall der mit diesem Unterhaltsanspruch gleichrangigen Unterhaltsanspr&#252;che minderj&#228;hriger unverheirateter ehelicher Kinder -- &#167; 1609 Abs. 2 Satz 1 erster Halbsatz BGB - gilt nichts anderes. Das folgt aus dem Vorrang, den der Gesetzgeber gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 850 c, 850 d ZPO den Unterhaltsgl&#228;ubigern gegen&#252;ber anderen Gl&#228;ubigern, und zwar anerkannterma&#223;en auch zum Schutze der Allgemeinheit, einger&#228;umt hat. Der f&#252;r die Zwangsvollstreckung geltende Grundsatz, da&#223; dem Schuldner gegen&#252;ber nicht bevorrechtigten Gl&#228;ubigern jedenfalls der notwendige Lebensunterhalt f&#252;r seine eigene Person und seine Familie zu belassen ist, kann bei der Beurteilung der Leistungsf&#228;higkeit eines mit gegen&#252;ber den Unterhaltsanspr&#252;chen nachrangigen Verbindlichkeiten &#252;berlasteten gesetzlichen Unterhaltsschuldners, wie das hier eindeutig der Fall ist, ebensowenig im Erkenntnisverfahren vernachl&#228;ssigt werden, weil ansonsten der bevorrechtigte gesetzliche Unterhaltsgl&#228;ubiger zur Sicherung seines notwendigen Lebensbedarfes auf Kosten der Allgemeinheit Sozialhilfe in Anspruch nehmen m&#252;&#223;te, nur damit der Unterhaltsschuldner seine &#252;brigen, nicht bevorrechtigten Gl&#228;ubiger befriedigen kann. &#220;bersteigen wie im vorliegenden Falle die sonstigen Verbindlichkeiten eines Unterhaltsschuldners die Leistungsf&#228;higkeit unter Ber&#252;cksichtigung des notwendigen Unterhalts f&#252;r ihn und seine Unterhaltsgl&#228;ubiger, so k&#246;nnen die sonstigen Verbindlichkeitenvielmehr nur bis zur H&#246;he der sich aus der Anlage zu &#167; 850 c ZPO ergebenden pf&#228;ndbaren Betr&#228;ge vorweg abz&#252;glich ber&#252;cksichtigt werden.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Soweit das Oberlandesgericht Karlsruhe in seiner vom Beklagten zur Rechtfertigung der Berufung angef&#252;hrten Entscheidung (FamRZ 1981, 548 ff.) den gegenteiligen Standpunkt vertreten hat, vermag der Senat sich dieser Auffassung nicht anzuschlie&#223;en. Das Oberlandesgericht Karlsruhe hat zur Begr&#252;ndung im wesentlichen ausgef&#252;hrt, dem auf Zahlung von Unterhalt in Anspruch genommenen Schuldner m&#252;sse die M&#246;glichkeit zur Erf&#252;llung seiner auch gegen&#252;ber nicht bevorrechtigten Gl&#228;ubiger bestehenden Schulden belassen werden. Der Vorrang gern. &#167; 850 d ZPO habe nicht zur Folge, da&#223; eine Schuld an einen Dritten bei der Beurteilung eines Unterhaltsanspruches &#252;berhaupt nicht zu ber&#252;cksichtigen sei. Anderenfalls w&#252;rde man von einem</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Unterhaltsschuldner verlangen, Schulden gegen (derartige) Dritte nicht zu erf&#252;llen. Dies h&#228;tte zur Folge, da&#223; die Schuld bestehen bleibe, sich durch Zinsen und Kosten laufend vergr&#246;&#223;ere, und die Zukunft des Schuldners belasten werde. Der nicht zum Zuge kommende Gl&#228;ubiger k&#246;nne sich einen Titel verschaffen, aus dem er drei&#223;ig Jahre lang vollstrecken k&#246;nne. Es gehe nicht an, dem Unterhaltsschuldner eine derartige Belastung aufzub&#252;rden. Der ihm nach Abzug der Unterhalts zahlungen verbleibende Teil seiner Eink&#252;nfte und seine zuk&#252;nftigen Eink&#252;nfte w&#252;rden dann zus&#228;tzlich mit der Schuld gegen&#252;ber dem Dritten belastet und er stehe in einem solchen Falle vor der Frage, ob er sich, um seiner Verpflichtung gegen&#252;ber dem Dritten nachzukommen, zus&#228;tzlich einschr&#228;nken und den Dritten von den ihm verbleibenden Mitteln befriedigen oder seine Zukunft mit fortdauernden Schulden belasten solle.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Mit diesen Ausf&#252;hrungen sind indessen im wesentlichen nur die Folgen aufgezeigt worden, die auf den gesetzlichen Unterhaltsschuldner aufgrund seiner &#252;berm&#228;&#223;igen Belastung mit anderen, nicht bevorrechtigten Verbindlichkeiten zukommen k&#246;nnen. Weshalb dies aber das vom Oberlandesgericht Karlsruhe zu Lasten der bevorrechtigten Unterhaltsgl&#228;ubiger gefundene Ergebnis rechtfertigen soll, vermag der Senat nicht nachzuvollziehen. Zum einen kann nicht angenommen werden, da&#223; die eindeutige Bevorrechtigung, die den Anspr&#252;chen gesetzlicher Unterhaltsgl&#228;ubiger gem&#228;&#223; den &#167;&#167; <i>850 </i>c ff ZPO in der Zwangsvollstreckung zuteil wird, ohne damit in Einklang stehende Auswirkungen auf das materiell-rechtliche Verh&#228;ltnis zwischen gesetzlichem Unterhaltsgl&#228;ubiger und gesetzlichem Unterhaltsschuldner einerseits und nicht bevorrechtigten Drittgl&#228;ubigern andererseits bleiben sollte. Beides erg&#228;nzt sich vielmehr zu einer Einheit nach dem Prizip von Voraussetzung und Folge: Gerade weil die Anspr&#252;che gesetzlicher Unterhaltsgl&#228;ubiger im Verh&#228;ltnis zu den Anspr&#252;chen anderer Gl&#228;ubiger vorrangig und demnach auch und gerade vom Schuldner mit Vorrang gegen&#252;ber seinen sonstigen Verpflichtungen zu erf&#252;llen sind, zieht das Gesetz daraus im Bereich der Zwangsvollstreckung, wo es um die Durchsetzbarkeit der Forderungen mehrerer, einander ungleichrangiger Gl&#228;ubiger geht, die notwendigen Konsequenzen; das eine steht mit dem anderen in untrennbarer Wechselwirkung: Die Pf&#228;ndungsbeschr&#228;nkungen des &#167; <i>850 </i>c ZPO sollen dem Schuldner die notwendige Existenzgrundlage f&#252;r ihn selbst und ebenso f&#252;r seine unterhaltsberechtigten Familienangeh&#246;rigen sichern und erhalten, wobei das Gesetz, um dieses Ziel zu erreichen, bestimmte, nach der Anzahl der Unterhaltsgl&#228;ubiger tabellarisch gestaffelte Mindestbetr&#228;ge jedweder Pf&#228;ndbarkeit und damit jeder Beschlagnahme und Verwertbarkeit durch nichtbevorrechtigte Drittgl&#228;ubiger entzieht. Dieses, f&#252;r den Bereich der Zwangsvollstreckung eindeutig zum Ausdruck gelangte Anliegen des Gesetzgebers w&#252;rde nach Ansicht des Senats gewisserma&#223;en in sein Gegenteil verkehrt, wenn auf der materiell-rechtlichen Ebene, also bei der Pr&#252;fung der Frage, in welchem Umfange Unterhaltsanspr&#252;che auszuurteilen sind, von den Eink&#252;nften des Unterhaltsschuldners seine nicht bevorrechtigten Verbindlichkeiten voll abgezogen und dadurch dem bevorrechtigten Unterhaltsgl&#228;ubiger der Mindestunterhalt entzogen w&#252;rde, was f&#252;r ihn notwendigerweise die Inanspruchnahme &#246;ffentlicher Hilfeleistungen im Gewande der Sozialhilfe zur Folge h&#228;tte. Desweiteren k&#246;nnen bei der Entscheidung der Frage, in welchem Umfange nicht bevorrechtigte Schulden gegen&#252;ber gesetzlichen Unterhaltsanspr&#252;chen vorweg abz&#252;glich zu ber&#252;cksichtigen sind, nicht etwa nur die den Unterhaltsschuldner im Falle der nur teilweisen Abzugsf&#228;higkeit derartiger Verbindlichkeiten gegebenenfalls treffenden, vom Oberlandesgericht Karlsruhe n&#228;her aufgezeigten Konsequenzen bedacht werden, sondern es mu&#223; vornehmlich auch. danach gefragt werden, ob ein gesetzlicher Unterhaltsschuldner sich in einem derart hohen Ma&#223;e verschulden darf, da&#223; er sich dadurch au&#223;erstande setzt, den notwendigen Mindestbedarf seiner Unterhaltsgl&#228;ubiger zu decken. Da&#223; er dazu nicht berechtigt ist, bedarf keiner weiteren Begr&#252;ndung (vgl. Kalthoener/Haase - Becher/B&#252;ttner, a.a.O., Rd. 447 m.w.N.). Tut er es dennoch, kann er die allein daraus herr&#252;hrende Folge seiner Leistungsunf&#228;higkeit dem gesetzlichen unterhaltsgl&#228;ubiger nicht entgegenhalten. Endlich mu&#223; bei der Beurteilung dessen, in welchem Umfange nicht bevorrechtigte Gl&#228;ubigerforderungen vorweg abz&#252;glich ber&#252;cksichtigt werden k&#246;nnen, auch danach gefragt werden, wie sich der Unterhaltsschuldner verst&#228;ndigerweise bei Fortdauer der ehelichen Lebensgemeinschaft verhaIten haben w&#252;rde (vgl. BGH, Urteil vom 7. Oktober 1981 - IV b ZR 598/80 -). Der Senat beantwortet diese Frage dahin, da&#223; der Beklagte im gedachten Falle der Fortsetzung der ehelichen Lebensgemeinschaft mit der gesetzlichen Vertreter in der Kl&#228;gerin aus den ihm verf&#252;gbaren Eink&#252;nften zum wenigstens den notwendigen Mindestunterhalt seiner Familie und damit auch der Kl&#228;ger sichergestellt und seine nicht bevorrechtigten Gl&#228;ubiger auf diese unerl&#228;&#223;liche, f&#252;r jeden von ihnen materiell-rechtlich und vollstreckungs-rechtlich unangreifbare Notwendigkeit verwiesen haben w&#252;rde. So mu&#223; sich der Beklagte auch verhalten, nachdem die Kl&#228;ger durch die Trennung der Eltern in</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">eine Notlage geraten sind und die bisherige gemeinsame Finanzierung des Haushalts unm&#246;glich geworden ist. Dabei widerspricht es durchaus nicht jeglicher Lebenserfahrung, da&#223; ein hinreichend verst&#228;ndiger Gl&#228;ubiger diesen Konsequenzen</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">freiwillig Rechnung tragen und sich, nicht zuletzt auch zwecks Vermeidung weiterer, oftmals nicht oder nur schwer betreibbarer Kosten ohne Inanspruchnahme des Gerichts von vorneherein mit Entrichtung von Ratenzahlungen in H&#246;he pf&#228;ndbarer Betr&#228;ge begn&#252;gen wird.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Da der den Kl&#228;gern zugesprochene Unterhalt den Mindestunterhalt - Eingruppierung des Beklagten in die erste Einkommensgruppe der D&#252;sseldorfer Unterhaltstabelle nach ihrem in Klagezeitraum jeweils geltenden Stande abz&#252;glich h&#228;lftiges anteiliges</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Kindergeld <b>-, </b>gewisserma&#223;en ihr Existenzminimum verk&#246;rpert, sieht der Senat nach alledem keine Veranlassung, von seiner bisherigen Rechtsprechung abzuweichen (ebenso im Ergebnis: OLG Schleswig, DAVorm 1978, 203; Palandt-Diederichsen, BGB, 40. AufI., &#167; 1603 Anm. 3 b; Wenz in G&#246;ppinger, Unterhaltsrecht, 4. AufI., Rd. 1160).</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Ausgehend von diesen Rechtsgrunds&#228;tzen ist die Leistungsf&#228;higkeit des Beklagten wie folgt zu beurteilen:</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat ausweislieh der von ihm im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung vom 8. Dezember 1981 zu den Akten &#252;berreichten Verdienstbescheinigung seiner Arbeitgeberin innerhalb des Teilzeitraums von Januar bis einschlie&#223;lich Oktober 1981 ein Gesamt-Bruttoeinkommen von 29.854,62 DM erzielt.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die gesetzlichen Abz&#252;ge machen folgende Betr&#228;ge aus:</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Lohnsteuer 5.858,60 DM</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Kirchensteuer 214,26 DM</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Arbeitnehmeranteil &#8211;Krankenkassenbeitrag 1.494,89 DM</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Arbeitnehmeranteil &#8211; gesetzliche </p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Rentenversicherung 2.761,56 DM</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Arbeitnehmeranteil - gesetzliche</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Arbeitslosenversicherung <u> 447,82 DM</u></p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Summe der Abz&#252;ge: 10.777,13 DM</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Gesamt-Nettoeinkommen 19.077,49 DM</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">durchschnittliches monatliches</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Nettoeinkommen: rund 1.900,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Zuzusetzen ist die anteilige (1/12) j&#228;hrliche Sonderzuwendung <i>in </i>H&#246;he von insgesamt 1.912,60 DM</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">- vgl. die vom Beklagten &#252;berreichte Gehaltsabrechnung </p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">"13/81" - = rund 160,-- DM</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">monatlich, so da&#223; sich sein<i> </i>monatliches</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Nettoeinkommen auf rund 2.060,-- DM</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">bel&#228;uft.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">In Wirklichkeit ist sein Nettoeinkommen noch etwas h&#246;her, weil er gern. &#167; 33 a EStG aufgrund des f&#252;r <i>die </i>Kl&#228;ger zu zahlenden Unterhalts einen Steuerfreibetrag von j&#228;hrlich 1.800,-<i>- </i>DM (3 x <i>600,-- </i>DM) in Anspruch nehmen kann.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">In Ermangelung abweichender Anhaltspunkte ist davon auszugehen, da&#223; er auch im Jahre 1982 &#252;ber ein gleichhohes durchschnittliches monatliches Nettoeinkommen verf&#252;gen wird. </p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Da er drei Gl&#228;ubigern - Kl&#228;ger zu 1) bis 3) - kraft Gesetzes unterhaltspflichtig ist, sind von seinem Einkommen gem&#228;&#223; der Tabelle - Anlage zu &#167; <i>850 </i>c ZPO - monatlich 263,10<i> </i>DM f&#252;r nicht bevorrechtigte Gl&#228;ubiger pf&#228;ndbar und nur diese Betr&#228;ge sind gegen&#252;ber dem den Kl&#228;gern zugesprochenen Mindestunterhalt - Tabellens&#228;tze gem&#228;&#223; der ersten Einkommensgruppe der D&#252;sseldorfer Unterhaltstabelle nach ihrem jeweils ma&#223;geblichen Stande abz&#252;glich h&#228;lftigen anteiligen Kindergeldes - ber&#252;cksichtigungsf&#228;hig.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Demnach hat der Beklagte als Tabellensatz zu zahlen:</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">a) f&#252;r die Kl&#228;ger zu 1) und 2) jeweils</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">aa) vom 1. M&#228;rz 1981 bis 31. Dezember 1981</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">monatlich 228,-- DM</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">bb) ab 1. Januar 1982 monatlich 251,-- DM</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">b) f&#252;r die Kl&#228;gerin zu 3)</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">aa) vom 1. M&#228;rz 1981 bis 31. Dezember 1981</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">monatlich 188,-- DM</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">bb) ab 1. Januar 1982 monatlich 207,-- DM</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Von diesen Betr&#228;gen ist die H&#228;lfte des auf die Kl&#228;ger anteilig entfallenden gesetzlichen Kindergeldes abzuziehen. Da aus einer fr&#252;heren, geschiedenen Ehe ihrer gesetzlichen Vertreter in ein ihnen gegen&#252;ber &#228;lteres Kind hervorgegangen ist, f&#252;r das ebenfalls Kindergeld gezahlt wird, wirkt sich das Vorhandensein jenes Kindes bez&#252;glich des f&#252;r die Kl&#228;ger gezahlten Kindergeldes erh&#246;hend aus: die Kl&#228;ger gelten insoweit als zweites bis viertes Kind. Ausgehend von den Rechtsgrunds&#228;tzen, die der Bundesgerichtshof zur Problematik des sog. Z&#228;hlkind-Vorteils entwickelt hat (vgl. BGH in FamRZ 1981, 26 ff.; FamRZ 1981, 650 ff.), ist der Senat der Ansicht, da&#223; zugunsten des Beklagten von den vorstehend angef&#252;hrten Tabellens&#228;tzen die H&#228;lfte des anteilig auf die Kl&#228;ger entfallenden, erh&#246;hten Kindergeldes abzusetzen ist. Kindergeld ist dazu bestimmt, die Unterhaltslast sowohl des sorgerechtigten, pers&#246;nlich</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">betreuenden als auch des barunterhaltspflichtigen Elternteils gleicherma&#223;en zu erleichtern. Im Hinblick auf diesen mit der Regelung des Bundeskindergeldgesetzes - BKGG &#8211; verfolgten Zweck kann nur das f&#252;r <u>gemeinsame</u> Kinder an den vorrangig Berechtigten gezahlte Kindergeld (&#167; 3 I BKGG) zwischen den Eltern als gesetzlichen Unterhaltsschuldnern ausgeglichen werden. Daraus ergeben sich zwei in den Wirkungen unterschiedliche, vom Grundsatz her jedoch miteinander &#252;bereinstimmende</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Folgen: Soweit einem Elternteil wegen eines <u>nichtgemeinsamen</u> Kindes f&#252;r <u>dieses</u> Kind ein sog. Z&#228;hlkind-Vorteil erw&#228;chst, ist dieser Vorteil dem Kindergeld f&#252;r gemeinsame eheliche Kinder nicht zuzusetzen, w&#228;hrend im umgekehrten, hier einschl&#228;gigen</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Falle, da&#223; sich das f&#252;r Kinder gezahlte Kindergeld wegen eines nichtgemeinsamen indes eines Elternteils erh&#246;ht, zugunsten beider Eltern eine gleichm&#228;&#223;ige Ber&#252;cksichtigung dieses Vorteils zu erfolgen hat. Der Senat vermag insofern nicht den Hammer Unterhaltsrichtlinien (Ziffer 15 abgedruckt in Heft 12 FamRZ 1981, 1212) zu folgen, da&#223; in einem Fall wie dem vorliegenden von dem fiktiven Kindergeldbetrag</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">auszugehen se~, der ohne Ber&#252;cksichtigung des &#228;ltesten Kindes der Mutter der Kl&#228;ger (Z&#228;hlkind) zu zahlen w&#228;re. Diese Auffassung w&#252;rde n&#228;mlich zur Folge haben, da&#223; der gesamte Z&#228;hlkindervorteil allein der Mutter der Kinder verbliebe, denn auch bei einem Unterhaltsanspruch des Z&#228;hlkindes k&#246;nnte er nicht ber&#252;cksichtigt werden. Damit w&#252;rde aber der Zweck des Kindergeldes, <u>beiden</u> Elternteilen die Unterhaltspflicht zu erleichtern, &#252;bergangen (vgl. hierzu BGH aaO sowie auch schon FamRZ 1978, 178). F&#252;r das nichtgemeinsame Kind wird als &#228;ltestes Kind Kindergeld in monatlicher H&#246;he von 50,-- DM gezahlt. Die Kl&#228;ger zu 1) bis 3) rechnen als zweites bis viertes Kind. Folglich wird f&#252;r sie ab 1. Februar 1981 ein monatliches Kindergeld in H&#246;he von insgesamt 600,-- DM (120,-DM + 240,-- DM + 240,-- DM) gezahlt, so da&#223; von den vom Beklagten f&#252;r jeden der Kl&#228;ger zur Zahlung geschuldeten Tabellens&#228;tzen anteilig ein Drittel der H&#228;lfte des gesamten Kindergeldes = pro Kl&#228;ger je 100,-- DM - abzusetzen ist. Demnach schuldet der Beklagte den Kl&#228;gern zu 1) und 2) bis einschlie&#223;lich 31. Dezember 1981 monatlich jeweils 128,-- DM und ab 1. Januar 1982 monatlich jeweils 151, -- Dr-1, w&#228;hrend er f&#252;r die Kl&#228;gerin zu 3) monatlich 88,-- DM bzw. (ab 1. Januar 1982) monatlich 107,-- DM zu zahlen hat. Folglich ist seiner Berufung nur bis einschlie&#223;lich 31. Dezember 1981teilweise sachlicher Erfolg beschieden, w&#228;hrend es f&#252;r die Zeit ab 1. Januar 1982 gem&#228;&#223; dem Verbot der SchlechtersteIlung des Berufungsf&#252;hrers (&#167; 536 ZPO) bei den Betr&#228;gen verbleiben mu&#223;, zu denen er gem&#228;&#223; dem angefochtenen Urteil verurteilt worden ist, n&#228;mlich jeweils' 145,-- DM monatlich f&#252;r die Kl&#228;ger zu 1) und 2) und 104,-- DM monatlich f&#252;r die Kl&#228;gerin zu 3).</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Soweit ab 1.1.19.82 durch den Gesetzgeber das Kindergeld gemindert w&#252;rde, wirkt sich dies bei den gestellten Antr&#228;gen der Kl&#228;ger ebenfalls nicht aus.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Geht man von einem bereinigten durchschnittlichen monatlichen Nettoeinkommen des Beklagten von rund 1.990,~- DM (2.060,-DM ./.<i> </i>70,-- DM Fahrtkosten und Gewerkschaftsbeitrag) aus, so verbleiben ihm nach Abzug seines Selbstbehalts und des den Kl&#228;gern zugesprochenen Unterhalts bis einschlie&#223;lich 31. Dezember 1981 monatlich jeweils 846,- DM und f&#252;r die Folgezeit ab 1. Januar 1982 monatlich jeweils 696,- DM, so da&#223; er in der Lage gewesen w&#228;re, zur Tilgung der nicht bevorrechtigten</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Forderungen jedenfalls erheblich mehr als die f&#252;r diese Gl&#228;ubiger pf&#228;ndbaren Betr&#228;ge aufzuwenden. Die von ihm in Teilzeitr&#228;umen tats&#228;chlich erbrachten h&#246;heren Tilgungsleistungen k&#246;nnen, wie ausgef&#252;hrt, aus Rechtsgr&#252;nden nicht ber&#252;cksichtigt werden.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Aus seiner mit der gesetzlichen Vertreterin der Kl&#228;ger geschlossenen Vereinbarung kann der Beklagte gegen&#252;ber den Kl&#228;gern nichts herleiten. Sofern hierdurch auf die Geltendmachung ihrer zuk&#252;nftigen gesetzlichen Unterhaltsanspr&#252;che verzichtet worden sein sollte, w&#228;re ein derartiger Verzicht gern. &#167; 1614 BGB nichtig. Unter Zugrundelegung des Vorbringens beider Parteien l&#228;&#223;t sich aber jene Vereinbarung auch dahin interpretieren, da&#223; ihre rechtlichen Wirkungen zun&#228;chst nur das Innenverh&#228;ltnis der Eltern der Kl&#228;ger als gemeinsamer gesetzlicher Unterhaltsschuldner nach Ma&#223;gabe des &#167; 1606 Abs. 3 BGB betreffen sollten und zwar dergestalt, da&#223; sich die gesetzliche Vertreterin der Kl&#228;ger aufgrund der Abmachung gegen&#252;ber dem Beklagten dazu verpflichtet hat, fortan nicht nur den Betreuungsaufwand zu erbringen, sondern zur Entlastung des Beklagten, solange er die gemeinsamen ehelichen Schulden tilgen mu&#223;, auch den Barbedarf der Kl&#228;ger von den Mitteln ihrer Erwerbseink&#252;nfte zu decken. So gesehen handelt es sich bei der Vereinbarung um eine typische Freistellungsvereinbarung, die zun&#228;chst auf die Pflichtenlage des Beklagten als gesetzlichen Unterhaltsschuldners im Verh&#228;ltnis zu und gegen&#252;ber den Kl&#228;gern keinen Einflu&#223; hat. Sollte aber die gesetzliche Vertreterin der Kl&#228;ger ab dem Beginn des f&#252;r die Urteilsfindung des Senats ma&#223;geblichen Klage-Teilzeitraums - ab 1. M&#228;rz 1981 - in Erf&#252;llung jener Vereinbarung die Freistellung des Beklagten bewirkt, den Barbedarf der Kl&#228;ger monatlich fortlaufend mit den Mitteln ihrer Eink&#252;nfte gedeckt haben, dann lie&#223;e sich daraus zugunsten des Beklagten der Einwand der Erf&#252;llung seiner gesetzlichen Unterhaltsverpflichtungen durch Drittleistungen, eben durch die in Erf&#252;llung</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">der Freistellungsvereinbarung geleisteten Zahlungen seiner Ehefrau herleiten; &#167;&#167; 362, 267 BGB. Diesem, konstruktiv begr&#252;ndbaren und rechtlich zul&#228;ssigen Einwand ist aber nach Lage des Falles deshalb kein sachlicher Erfolg beschieden, weil die gesetzliche Vertreterin der Kl&#228;ger die Freistellungsvereinbarung w&#228;hrend des hier ma&#223;geblichen Teilzeitraums ab 1. M&#228;rz 1981 gerade nicht erf&#252;llt hat, der Beklagte vielmehr von den durch sie. gesetzlich vertretenen Kl&#228;gern bereits zuvor auf Zahlung von Unterhalt verklagt und im &#252;brigen bis einschlie&#223;lich Februar 1981 f&#252;r den Lebensbedarf der Kl&#228;ger Sozialhilfe in Anspruch genommen und geleistet worden ist,</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">worauf der Beklagte bereits mit vorprozessualem anwaltlichen Aufforderungsschreiben vom 7. August 1980 hingewiesen worden war.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich kann der Beklagte auch nicht mit dem Einwand durchdringen, da&#223; die gesetzliche Vertreterin der Kl&#228;ger zufolge ihrer ungleich besseren finanziellen Verh&#228;ltnisse statt seiner den den Kl&#228;gern geb&#252;hrenden notwendigen Barunterhalt zahlen m&#252;sse. Sie erf&#252;llt die ihr anteilig obliegende gesetzliche Unterhaltsverpflichtung dadurch, da&#223; allein sie den gesamten Versorgungs-, Beaufsichtigungs- und Betreuungsaufwand zugunsten der minderj&#228;hrigen Kl&#228;ger leistet; &#167; 1606<i> </i>Abs. 3 Satz 2 BGB. Als alleinbetreuender Elternteil w&#228;re sie - zus&#228;tzlich - barunterhaltspflichtig, wenn ihr anrechnungspflichtiges Einkommen dasjenige des Beklagten erheblich &#252;bersteigen w&#252;rde (vgl. Ziffer 23.0. bzw. 24.0 der K&#246;lner Unterhaltsrichtlinien nach ihrem Stande vom 1. Januar 1980 bzw. vom 1. Januar 1982) oder sie gem&#228;&#223; &#167; 1603 Abs.1 BGB vorrangig haften w&#252;rde. Das ist indessen nicht der Fall. Das Einkommen,</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">das sie zufolge ihrer T&#228;tigkeit bei der E. und zwar ausschlie&#223;lich durch Nachtarbeit erzielt, darf als Einkommen aus unzumutbarer Erwerbst&#228;tigkeit jedenfalls nicht ber&#252;cksichtigt werden, soweit es um den hier allein ma&#223;geblichen, vom Beklagten aufzubringenden Mindestunterhalt der Kl&#228;ger geht, der ihren gesamten, durch Geldleistungen zu deckenden Bedarf ohnehin nicht sicherzustellen vermag. Unterstellt man zugunsten des Beklagten als richtig, da&#223; der jetzige Lebensgef&#228;hrte seiner Ehefrau - von den Kl&#228;gern als unrichtig bestritten ~ einen fortlaufenden monatlichen Unterhaltsbeitrag von 1.000,-- DM leistet, dann rechtfertigt auch dies nicht die Verpflichtung der gesetzlichen Vertreter in der Kl&#228;ger zur Beteiligung am baren Kindesunterhalt im hier ausgeurteiltem Umfange. Denn ein Betrag von 1.000,-- DM, von dem ein</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">nicht unerheblicher Anteil auch den durch die Mitversorgung des Zeugen O. bedingten Mehraufwand entfiele, w&#252;rde bei weitem nicht ausreichen, um den angemessenen Bedarf der gesetzlichen Vertreterin der Kl&#228;ger, der bis einschlie&#223;lich 31. Dezember 1981 mit monatlich 1.100,-- DM und ab 1. Januar 1982 mit monatlich 1.200,-- DM anzusetzen ist, sicherzustellen, und nur bei Erf&#252;llung dieser Voraussetzung k&#246;nnte ihre finanzielle Mitbeteiligungspflicht &#252;berhaupt erwogen werden (vgl. Ziffer 24.0. bzw. 25.0. der K&#246;lner Unterhaltsrichtlinien nach ihrem Stande vom 1. Januar 1980 und vom 1. Januar 1982). Nach alledem bedurfte es der Vernehmung des vom Beklagten benannten Zeugen O. nicht.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen Nebenentscheidungen ergeben sich aus den &#167;&#167; 92 Abs. 1, 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat gema &#167; 546 Abs. 1 Satz 1, Satz 2 Nr. 1 ZPO i.V.m.d. &#167;&#167; 621 Abs. 1 Nr. 4, 621 d Abs. 1 ZPO die Revision zugelassen, weil die Rechtsfrage, bis zu welchem Umfange die ratenweise Tilgung nicht bevorrechtigter Forderungen von Drittgl&#228;ubigern, deren voller Vorwegabzug zur Leistungsunf&#228;higkeit des gern. &#167; 1603 Abs. 2 BGB in gesteigerten Umfange pflichtigen Unterhaltsschuldners f&#252;hren w&#252;rde, gegen&#252;ber gesetzlichen Unterhaltsanspr&#252;chen ber&#252;cksichtigt werden kann, von grunds&#228;tzlicher Bedeutung ist und der Kl&#228;rung durch eine h&#246;chstrichterliche Entscheidung bedarf. Gleiches gilt f&#252;r die Kindergeldanrechnung bei einem Z&#228;hlkind.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r die Berufungsinstanz: 4.728,-- DM</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">(145,-- DM + 145,-- DM + 104,-- DM = x 12) gern. &#167; 17 Abs. 1 GKG.</p>
315,838
lg-dusseldorf-1982-01-13-23-s-33181
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23 S 331/81
"1982-01-13T00:00:00"
"2019-03-13T15:15:18"
"2019-03-27T09:42:05"
Urteil
ECLI:DE:LGD:1982:0113.23S331.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das am 15. Juli 1981 verk&#252;ndete Teilurteil des Amts-gerichts Langenfeld wird zur&#252;ckgewiesen. </p> <p>Die Kosten des zweiten Rechtszuges tr&#228;gt die Kl&#228;gerin. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen. </p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung konnte keinen Erfolg haben.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht gegen den Beklagten zu 2) ein Zahlungsanspruch auf Grund des ihr am 2. Mai 1980 erteilten Auftrages nicht zu. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Es ist zwar richtig, da&#223; die Beklagten im ersten Rechtszug die Passivlegitimation des Beklagten zu 2) nicht bestritten haben. Dieses war jedoch unerheblich, weil nach &#167; 138 Abs. 3 ZPQ nur Tatsachen als zugestanden gelten, die nicht ausdr&#252;cklich bestritten werden. Die Kl&#228;gerin hat jedoch keine Tatsachen vorgetragen, auf denen sich eine Auftragserteilung auch durch den Beklagten zu 2) folgern lie&#223;. Sie hat lediglich die Rechtsansicht vertreten, da&#223; die Beklagte zu 1) stellvertretend f&#252;r ihren Ehemann das Bestellformular mit unterschrieben habe, ohne da&#223; jedoch Tatsachen angef&#252;hrt wurden, die diesen Schlu&#223; rechtfertigen. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der beklagte Ehemann hat zwar das Aufrna&#223;formular unterschrieben. Dem kommt jedoch f&#252;r den Vertragsabschlu&#223; deswegen keine Bedeutung zu, weil der Auf&#173;trag von der beklagten Ehefrau am 2.5.1980 erteilt wurde, w&#228;hrend das Aufrna&#223;formular erst am 14.5.1980 unterschrieben wurde, somit zu einem Zeitpunkt, als der Vertrag bereits abgeschlossen worden war. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Einem stellvertretend f&#252;r den beklagten Ehemann mitunterzeichneten Auftrag steht vor allem Nr. I 3 c der AGB der Kl&#228;gerin entgegen. Die mit der &#220;ber&#173;schrift "Vertragspartner" versehene Nr. I 3 bestimmt unter c, da&#223; der mitunterzeichnende Ehegatte ebenfalls Mitbesteller ist. Daraus folgt, da&#223; eben nur der Ehepartner, der mitunterzeichnet hat, von der Kl&#228;gerin als Mitbesteller angesehen und eben eine Mitunterzeichnung als Stellvertreter durch einen Ehepartner nicht als ausreichend gewertet wird. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Auch die von der Kl&#228;gerin angef&#252;hrte Korrespondenz spricht gegen einen Vertragsabschlu&#223; durch den be&#173;klagten Ehemann. Bereits die &#196;nderung des Auftrages wurde von der Kl&#228;gerin mit Schreiben vom 8.8.1980 nur der beklagten Ehefrau gegen&#252;ber best&#228;tigt, wie im &#252;brigen alle weiteren vorgelegten Schreiben ausschlie&#223;lich die Beklagte zu 1) als Adressa,ten aus&#173;weisen. Die Beklagte zu 1) hat zwar in ihrem Schreiben vom 29.10.1980 beide Eheleute als Absender angef&#252;hrt, diesen Brief jedoch alleine unterschrieben. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Es war auch nur die beklagte Ehefrau, die ihrem proze&#223;bevollm&#228;chtigten das Mandat erteilte und der mit Schreiben der Kl&#228;gerin vom 20.2.1981 ebenfalls alleine eine letzte Zahlungsfrist gesetzt wurde. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">War aber eine Auftragserteilung durch den beklagten Ehemann nicht schl&#252;ssig vorgetragen worden, dann war dies von dem Amtsgericht ohne R&#252;cksicht auf den Vortrag der Beklagten im Rahmen der SChl&#252;ssigkeitspr&#252;fung von Amts wegen zu ber&#252;cksichtigen und insoweit die Klage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der von der Kl&#228;gerin im zweiten Rechtszug auch aus dem Gesichtspunkt der ungerechtfertigten Bereicherung nach &#167; 812 BGB gest&#252;tzte Zahlungsanspruch ist ebenfalls nicht begr&#252;ndet. Dem beklagten Ehemann ist zwar als Miteigent&#252;mer des bebauten Grundst&#252;cks durch den Einbau der Alu-Elemente mit ein Verm&#246;gensvorteil zugewachsen; diese Bereicherung ist jedoch nicht ungerechtfertigt, weil der Einbau auf Grund des mit der beklagten Ehefrau abgeschlossenen Werklieferungsvertrages erfolgt ist. Dieser Vertrag war und ist der Rechtsgrund f&#252;r'die Leistung, die von der Kl&#228;gerin gegen&#252;ber der beklagten Ehefrau und nicht gegen&#252;ber dem beklagten Ehemann erbracht worden ist. Damit hat eine unmittelbare Verm&#246;gensverschiebung, die ohnehin ohne einen Rechtsgrund erfolgt sein m&#252;&#223;te, zwischen der Kl&#228;gerin und dem beklagten Ehemann nicht stattgefunden. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Aus den genannten Gr&#252;nden war die Berufung mit der Kostenfolge aus &#167; 97 ZPO zur&#252;ckzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r den zweiten Rechtszug: 6.414,--DM.</p>
315,839
olgk-1982-01-13-2-u-7781
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2 U 77/81
"1982-01-13T00:00:00"
"2019-03-13T15:15:19"
"2019-03-27T09:42:05"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1982:0113.2U77.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das am 2. Juni 1981 verk&#252;ndete Urteil der 3. Zivilkammer des Landgerichts Bonn - 3 O 486/80 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Firma I GmbH &amp; Co KG, bei der der Beklagte als kaufm&#228;nnischer Angestellter besch&#228;ftigt ist, bestellte am 12.12.1979 bei der Firma S GmbH telefonisch einen LKW zur Miete. Sie stellte dabei klar, da&#223; f&#252;r das Fahrzeug eine Vollkaskoversicherung ohne Selbstbeteiligung abgeschlossen werden solle, damit weder sie noch der Beklagte f&#252;r etwaige Unfallsch&#228;den aufkommen m&#252;&#223;ten. Am 19.12.1979 unterschrieb der Beklagte f&#252;r die Firma I als Mieterin einen schriftlichen Mietvertrag; darin war von den M&#246;glichkeiten "Haftungsausschlu&#223; ja/nein" das Wort "ja" angekreuzt. Als Fahrer war der Beklagte aufgef&#252;hrt. Bei dieser Gelegenheit brachte der als LKW-Fahrer unge&#252;bte Beklagte nochmals zum Ausdruck, er wolle nicht Gefahr laufen, bei einem Unfall selber irgend etwas zahlen zu m&#252;ssen. Dem Beklagten, Inhaber des F&#252;hrerscheins Klasse III, wurde der LKW &#252;bergeben; vor Fahrtantritt vergewisserte er sich nicht &#252;ber die H&#246;he des Wagens. Als er in K&#246;ln von der J-Stra&#223;e kommend die in jeder Fahrtrichtung zweispurige T-Stra&#223;e in Richtung Innenstadt befuhr, stie&#223; er gegen 17.30 Uhr mit dem Kastenaufbau des LKW gegen eine Eisenbahnbr&#252;cke &#252;ber der T-Stra&#223;e/H-Stra&#223;e. Dies geschah, bevor der Beklagte wie beabsichtigt, mit dem Fahrzeug von der rechten auf die linke Fahrspur wechseln konnte, &#252;ber der die Br&#252;ckenunterf&#252;hrung die notwendige Durchfahrtsh&#246;he aufwies. Insbesondere der Kastenaufbau des Mietfahrzeugs wurde durch den Zusammenprall erheblich besch&#228;digt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat mit der Klage Ersatz des Unfallschadens aus abgetretenem Recht der Firma S GmbH begehrt. Sie hat behauptet, auf der R&#252;ckseite des vom Beklagten unterzeichneten Mietvertragsformulars seien die "Allgemeinen Vermietbedingungen" der Vermieterin abgedruckt gewesen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">In diesen Bedingungen ist u.a. folgende Klausel enthalten:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">" 10. Haftung des Mieters:</p> <span class="absatzRechts">6</span><ol class="absatzLinks" type="a"><li>............................................</li></ol> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Diese Haftung kann durch Zahlung eines</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">zus&#228;tzlichen Entgelts ausgeschlossen wer-</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">den (Haftungsausschlu&#223;).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">b. Der Mieter haftet jedoch, auch wenn er einen Haftungsausschlu&#223; vereinbart hat, f&#252;r Unfallsch&#228;den unbeschr&#228;nkt, sofern er den Schaden durch Vorsatz oder grobe Fahrl&#228;ssigkeit herbeigef&#252;hrt hat oder der Schaden durch alkohol- oder drogenbedingte Fahrunt&#252;chtigkeit entstanden ist.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Das gleiche gilt f&#252;r Sch&#228;den, die durch Nichtbeachten des Zeichens 265 - Durchfahrtsh&#246;he - gem&#228;&#223; &#167; 41 Abs. 2 Ziffer 6 StVO verursacht werden.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">.............."</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat die Ansicht vertreten, der Beklagte k&#246;nne sich wegen Nr. 10 b dieser Bedingungen nicht auf den Haftungsausschlu&#223; berufen. Er habe den Schaden grob fahrl&#228;ssig verursacht. Sie hat behauptet, die Bahnunterf&#252;hrung sei schon zum Zeitpunkt des Unfalles mehrfach und deutlich sichtbar ausgeschildert gewesen. Bei der &#220;bergabe des Wagens sei dem Beklagten die Fahrzeugh&#246;he mitgeteilt worden. Am Armaturenbrett des Fahrzeuges habe sich zudem ein Aufkleber mit einem Hinweis auf die notwendige Durchfahrtsh&#246;he befunden.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat als Schaden den Differenzbetrag von 21.900,-- DM zwischen dem in einem D Gutachten auf 35.000 , -- DM gesch&#228;tzten Zeitwert des LKW und dem aus seinem Verkauf erzielten Erl&#246;s von 13.100,-- DM begehrt. Au&#223;erdem hat sie die Kosten des D Gutachtens in H&#246;he von 390,10 DM, eine Unkostenpauschale von 50, -- DM sowie 6,15 % Zinsen wegen Bankkredits als Verzugsschaden geltend gemacht.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat den Beklagten auf Antrag der Kl&#228;gerin hinsichtlich eines Teilbetrages von 22.269,10 DM nebst 6,15 % Zinsen seit dem 5.7.1980 durch Teilvers&#228;umnisurteil vom 19.12.1980 und hinsichtlich eines Betrages von 71,--DM nebst 6,15 % Zinsen durch Schlu&#223;vers&#228;umnisurteil vom 20.1.1981 zur Zahlung verurteilt. Gegen die Vers&#228;umnisurteile hat der Beklagte rechtzeitig Einspruch eingelegt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt, die Vers&#228;umnisurteile aufrechtzuerhalten.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt, unter Aufhebung der Vers&#228;umnisurteile die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat die Auffassung vertreten, die "Allgemeinen Vermietbedingungen" seien nicht Vertragsinhalt geworden. Grobe Fahrl&#228;ssigkeit k&#246;nne ihm nicht vorgeworfen werden. Er hat behauptet, ihm sei lediglich die technische Bedienung des LKW erl&#228;utert worden. Wegen<i> </i>der Dunkelheit habe er die H&#246;he des Kastenwagens nicht &#252;berpr&#252;fen k&#246;nnen. An einem Wechsel auf die linke Fahrspur der T-Stra&#223;e sei er gehindert worden, weil ein entgegenkommender LKW die Mittellinie &#252;berfahren und ein schr&#228;g vor dem Beklagten fahrender PKW deshalb stark abgebremst worden sei. Diese Ereignisse h&#228;tten seine Aufmerksamkeit von der fehlenden lichten H&#246;he der Unterf&#252;hrung abgelenkt. Ihm seien daher auch die Hinweisschilder an der schlecht ausgeleuchteten Unterf&#252;hrung nicht aufgefallen, so da&#223; er von dem Zusammenprall &#252;berrascht worden sei.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt, Nr. 10 b der "Allgemeinen Vermietbedingungen" sei nach &#167;&#167; 4 9 AGBG nicht Vertragsbestandteil geworden. Der Beklagte hafte daher nur f&#252;r Vorsatz und grobe Fahrl&#228;ssigkeit. Es k&#246;nne jedoch nicht davon ausgegangen werden, da&#223; grobe Fahrl&#228;ssigkeit f&#252;r den Schaden urs&#228;chlich gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Gegen das ihr am 11.6.1981 zugestellte Urteil hat die Kl&#228;gerin mit einem Schriftsatz am 13.7.1981, einem Montag, eingegangenen Schriftsatz Berufung eingelegt, die sie am 8.9.1981 begr&#252;ndet hat.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist der Meinung, da Nr. 10 b Abs. 2 der "Allgemeinen Vermietbedingungen" wirksamer Bestandteil des Mietvertrages geworden sei, hafte der Beklagte nicht blo&#223; f&#252;r Vorsatz und grobe Fahrl&#228;ssigkeit. Jedenfalls habe er aber grob fahrl&#228;ssig gehandelt. Zur Begr&#252;ndung wiederholt sie ihr erstinstanzliches Vorbringen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und nach den erstinstanzlichen Schlu&#223;antr&#228;gen der Kl&#228;gerin zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Auch er wiederholt sein erstinstanzliches Vorbringen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird Bezug genommen auf den Inhalt des erstinstanzlichen Urteils, des schrifts&#228;tzlichen Vorbringens der Parteien in beiden Instanzen, der Sitzungsniederschriften beider Instanzen sowie das Original des zu den Akten gereichten schriftlichen Mietvertrages und die Akten 1404 Js OWi 628/80 StA K&#246;ln, die Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung waren.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</u></b></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat die Voraussetzungen eines von der Firma S GmbH abgetretenen Anspruches aus &#167; 823 Abs. 1 BGB nicht bewiesen. Es steht nicht fest, da&#223; die Besch&#228;digung des gemieteten Fahrzeuges auf ein grob fahrl&#228;ssiges Verhalten des Beklagten zur&#252;ckzuf&#252;hren ist.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">1. Die deliktische Haftung des Beklagten ist durch den von der Firma I mit der Vermieterin vereinbarten Haftungsausschlu&#223; begrenzt. Die Haftungsbegrenzung wirkt in entsprechender Anwendung des &#167; 328 BGB auch zugunsten des Beklagten als berechtigtem Fahrer. Denn eine in einem Mietvertrag getroffene Haftungsbeschr&#228;nkung ist nur dann sinnvoll, wenn sie sich auf den gesamten Gefahrenbereich des Mieters bezieht und deshalb zugleich einen mit der Fahrt beauftragten Arbeitnehmer des Mieters von der Haftung freistellt (BGHZ 22, 109/122, 43, 295/299). Anderenfalls k&#246;nnte die Haftungsbeschr&#228;nkung unterlaufen werden. Denn der Mieter m&#252;&#223;te damit rechnen, vom Fahrer nach den arbeitsrechtlichen Grunds&#228;tzen &#252;ber die gefahrgeneigte Arbeit auf Haftungsfreistellung in Anspruch genommen zu werden (BGH NJW 1962, 388 f.; OLG Hamburg VersR 1972, 659). Zudem ist eine Erstreckung des Haftungsausschlusses aus der arbeitsrechtlichen F&#252;rsorgepflicht des Arbeitgebers und seinem damit verbundenen erkennbaren Interesse herzuleiten, den Arbeitnehmer in den Schutzbereich des Mietvertrages einzubeziehen (Gottwald, M&#252;nchener Kommentar zum <b>BGB </b>&#167; 328 Anm. 95).</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">2. Der Haftungsausschlu&#223; ist auch nicht durch Nr. 10 b Abs. 2 der "Allgemeinen Vermietbedingungen" f&#252;r den Fall der Nichtbeachtung der Durchfahrtsh&#246;he einer Br&#252;ckenunterf&#252;hrung generell abbedungen. Denn diese Klausel ist entweder nach &#167; 5 AGBG einschr&#228;nkend auszulegen oder gem&#228;&#223; &#167; 3 AGBG nicht Bestandteil des Mietvertrages geworden.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">a) Die KlauseI ist nicht eindeutig. Entgegen der Auffassung der Kl&#228;gerin kann sie nicht nur in dem Sinne ausgelegt werden, dass bei Nichtbeachtung des Zeichens 265 - Durchfahrtsh&#246;he - der Mieter bzw. der Fahrer in jedem Falle haften soll. Die Bezugnahme auf den Absatz 1 der Klausel kann grammatisch auch dahin gedeutet werden, eine Haftung trete lediglich bei Vorsatz oder grober Fahrl&#228;ssigkeit ein. Diese Auslegung ist f&#252;r einen an Gesch&#228;ften dieser Art typischerweise beteiligten Durchschnittskunden, von dessen Verst&#228;ndnism&#246;glichkeit bei der Auslegung von Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen auszugehen ist (Palandt-Heinrichs, BGB 40. Aufl., AGBG 5 Anm.<i> </i>3; Ulmer in:<i> </i>Ulmer/Brandner/ Hensen, AGBG 3. Aufl.<i> </i>&#167; 5 Rdn. 6), naheliegend. Ob davon oder von der Auslegung des Kl&#228;gerin auszugehen ist, ist zumindest unklar. Diese Unklarheit f&#252;hrt gem&#228;&#223; &#167; 5 AGBG<i> </i>und nach dem Rechtsgrundsatz, Allgemeine Gesch&#228;ftsbedingungen im Zweifel zugunsten des Kunden auszulegen (Palandt-Heinrichs, a.a.O., Anm. 5; Ulmer, a.a.O., Rdn.11), zu der f&#252;r den Mieter g&#252;nstigeren Interpretation, da&#223; Nr. 10 b Abs. 2 der "Allgemeinen Vermietbedingungen" lediglich bei Vorsatz oder grober Fahrl&#228;ssigkeit eingreift.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">b) Selbst wenn aber diese Klausel im Sinne der Kl&#228;gerin ausgelegt werden m&#252;&#223;te, k&#246;nnte diese sich nicht darauf berufen. Als &#252;berraschende Klausel w&#228;re sie dann n&#228;mlich nach &#167; 3 AGBG nicht Vertragsbestandteil geworden.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Zur Feststellung des ungew&#246;hnlichen Charakters einer Klausel ist die Gesamtheit der konkreten Umst&#228;nde des Vertragsschlusses zu ber&#252;cksichtigen (Ulmer, a.a.O., &#167; 3 Rdn. 14). Insbesondere sind die Er&#246;rterungen bei Abschlu&#223; des Vertrages von Bedeutung (BGH NJW 1978, 1519; Palandt-Heinrichs, a.a.O., AGBG<i> </i>3 Anm. 2a; Ulmer, a.a.O., &#167; 3 Rdn. 15). Die Firma I<i> </i>als Mieterin durfte aufgrund der Vertragsverhandlungen erwarten, da&#223; der vereinbarte Haftungsausschlu&#223; sich am Leitbild der Vollkaskoversicherung orientierte. Denn sowohl bei der telefonischen Bestellung des LKW als auch bei Unterzeichnung des Mietvertrages hatte der Beklagte als Vertreter der Mieterin ausdr&#252;cklich klargestellt, es solle eine Vollkaskoversicherung ohne Selbstbeteiligung abgeschlossen werden, um eine Haftung der Firma I und des Beklagten auszuschlie&#223;en. Die Mieterin mu&#223;te zwar mit einer Einschr&#228;nkung des Haftungsausschlusses bei vors&#228;tzlicher oder grob fahrl&#228;ssiger Herbeif&#252;hrung eines Schadens rechnen. Unter dieser Voraussetzung ist auch ein Versicherer nach &#167; 61 VVG von seiner Leistungspflicht freigestellt. Eine Klausel, die bei Nichtbeachtung der Durchfahrtsh&#246;he von Br&#252;ckenunterf&#252;hrungen eine Haftung schon bei leichter Fahrl&#228;ssigkeit oder sogar entgegen der gesetzlichen Regelung ohne Verschulden begr&#252;nden soll, st&#252;nde jedoch in krassem Mi&#223;verh&#228;ltnis zu der durch die Er&#246;rterungen bei Abschlu&#223; des Vertrages gerechtfertigten Erwartung einer umfassenden Haftungsfreistellung. Bei einer Auslegung des Nr. 10 b Abs. 2 der "Allgemeinen Vermietbedingungen" im Sinne der Kl&#228;gerin w&#228;re er aufgrund der Umst&#228;nde des Vertragsschlusses objektiv ungew&#246;hnlich und selbst f&#252;r die Firma I als kaufm&#228;nnisches Unternehmen &#252;berraschend. Der &#220;berraschungseffekt w&#228;re auch nicht durch den allgemeinen Hinweis auf Nr. 10 der Bedingungen auf der Vorderseite des Mietvertragsformulars ausgeschlossen. Da die Mieterin erkennbar einen umfassenden Haftungsausschlu&#223; erwartet hatte, mu&#223;te die Vermieterin auf Einschr&#228;nkungen des Haftungsausschlusses, die &#252;ber &#167; 61 VVG hinausgingen, unmi&#223;verst&#228;ndlich hinweisen. Dies gilt um so mehr, als die betreffende Klausel jedenfalls rein grammatisch doppeldeutig ist.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">3. Ob die "Allgemeinen Vermietbedingungen" im &#252;brigen und insbesondere die Einschr&#228;nkung des Haftungsausschlusses in Nr. 10 b Abs. 1 Bestandteil des Mietvertrages geworden sind, ist nicht entscheidungserheblich. Denn die Kl&#228;gerin hat eine grob fahrl&#228;ssige Schadensverursachung durch den Beklagten nicht bewiesen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">a) Da&#223; der Beklagte im abendlichen Berufsverkehr nicht auf die Durchfahrtsh&#246;he der Br&#252;ckenunterf&#252;hrung geachtet hat, st&#252;tzt noch nicht den Vorwurf grob fahrl&#228;ssigen Verhaltens. Grobe Fahrl&#228;ssigkeit ist nur gegeben, wenn die im Verkehr erforderliche Sorgfalt in besonders schwerem Ma&#223;e verletzt und nicht beachtet wird, was im gegebenen Fall jedem h&#228;tte einleuchten m&#252;ssen (BGHZ 10, 14/16; Palandt-Heinrichs, a.a.O., &#167; 277 Anm. 2). Der Handelnde mu&#223; sich &#252;ber Bedenken hinwegsetzen, die sich jedem in seiner Lage Befindlichen geradezu aufdr&#228;ngen mussten (BGH NJW 1974, 948/949). Dabei ist nicht blo&#223; die<i> </i>objektive Pflichtwidrigkeit festzustellen, sondern es sind ebenso subjektive, in der Pers&#246;nlichkeit begr&#252;ndete Umst&#228;nde zu ber&#252;cksichtigen (BGHZ 10, 14/17; Palandt-Heinrichs, a.a.O.). Verlangt man mit einer in Rechsprechung und Schrifttum vertretenen Auffassung in subjektiver Hinsicht zus&#228;tzlich das Bewu&#223;tsein von der Gef&#228;hrlichkeit des Handeln (KG OLGZ 75, 8/10; Palandt- Heinrichs, a.a.O.), so scheitert die Annahme grober Fahrl&#228;ssigkeit schon daran, da&#223; der Beklagte an die M&#246;glichkeit eines Zusammensto&#223;es mit einer Br&#252;ckenunterf&#252;hrung nicht gedacht hat. Aber auch soweit davon abgesehen wird (vgl. Hanau, M&#252;nchener Kommentar, &#167; 276 Rdn. 6 m.w.N.), l&#228;&#223;t sich grobe Fahrl&#228;ssigkeit hier nicht feststellen. Entscheidend ist insoweit, da&#223; der Beklagte keine Erfahrungen als Fahrer eines LKW besa&#223;. Dieser Umstand ist als subjektives Entlastungsmoment von wesentlicher Bedeutung (vgl. BGH VersR 1970, 568; Hanau, a.a.O., Rdn.10 m.w.N.). Auch wenn die Hinweisschilder auf die Durchfahrtsh&#246;he der Br&#252;ckendurchfahrt trotz der Dunkelheit rechtzeitig und gut erkennbar waren, kann dem Beklagten aufgrund seiner Unerfahrenheit keine besondere schwerwiegende Schuld vorgeworfen werden, zumal der zur Unfallzeit starke Berufsverkehr auf der T-Stra&#223;e seine volle Aufmerksamkeit beanspruchte.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">b) Grobe Fahrl&#228;ssigkeit folgt auch nicht daraus, da&#223; der Beklagte von der Vermieterin vor Fahrtantritt auf die notwendige Mindestdurchfahrtsh&#246;he f&#252;r den Mietwagen hingewiesen worden ist. Denn das hat die Kl&#228;gerin nicht bewiesen. Der Zeuge M. konnte dies aus eigener Erinnerung nicht best&#228;tigen. Es ist auch nicht bewiesen, da&#223; in dem Fahrzeug ein Aufkleber mit einem Hinweis auf die Mindestdurchfahrtsh&#246;he angebracht war. Zwar mag ein solcher Aufkleber bei den gemieteten Fahrzeugen regeIm&#228;&#223;ig vorhanden sein. Daraus l&#228;&#223;t sich allerdings nicht schlie&#223;en, dies sei bei dem besch&#228;digten LKW auch der Fall gewesen. Das Foto auf BI. 122 d.A. ist nicht beweiskr&#228;ftig, da nicht feststeht, ob es den Zustand des Wagens bei der &#220;bergabe an den Beklagten wiedergibt. Zudem w&#252;rde auch ein solcher Aufkleber ohne begleitenden Hinweis bei &#220;bergabe des Wagens noch nicht den Vorwurf grober Fahrl&#228;ssigkeit rechtfertigen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">c) Der Umstand, da&#223; sich der Beklagte vor Fahrtbeginn nicht von sich aus &#252;ber die Fahrzeugh&#246;he vergewissert hatte, f&#252;hrt ebenfalls zu keiner anderen Beurteilung. Es ist in erster Linie Aufgabe des KFZ-Vermieters, seine Kunden auf<i> </i>die H&#246;he eines vermieteten LKW und die damit verbundenen Gefahren hinzuweisen. Einem unerfahrenem Fahrer dr&#228;ngt sich hingegen keineswegs von selbst die Vorstellung auf, die Aufbauten eines LKW, der mit F&#252;hrerschein der Klasse III gefahren werden darf, k&#246;nne f&#252;r eine Br&#252;ckenunterf&#252;hrung zu hoch sein.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">d) Den Beklagten trifft schlie&#223;lich nicht deshalb der Vorwurf grober Fahrl&#228;ssigkeit, weil er sich trotz seiner Unerfahrenheit mit dem LKW in den Berufsverkehr begeben hat. Als Inhaber der erforderlichen Fahrerlaubnis war er dazu befugt. Au&#223;erdem ist zu seinen Gunsten zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; er die Fahrt nicht aus eigenem Antrieb, sondern auf Anweisung seiner Arbeitgeberin unternommen hat (vgl. BGH VersR 1970, 568).</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">4. Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO. Geb&#252;hrenstreitwert und Urteilsbeschwer f&#252;r die Kl&#228;gerin: 22.269,10 DM.</p>
315,840
vg-munster-1981-12-15-7-k-46081
{ "id": 846, "name": "Verwaltungsgericht Münster", "slug": "vg-munster", "city": 471, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
7 K 460/81
"1981-12-15T00:00:00"
"2019-03-13T15:15:21"
"2019-03-27T09:42:04"
Urteil
ECLI:DE:VGMS:1981:1215.7K460.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist wegen der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar. Der Kl&#228;ger darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung abwenden, wenn nicht der Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit leistet.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Eigenjagdbesitzer in der Gemeinde M.&#160;&#160;&#160;&#160; . Im Jahre 1950 war durch den damaligen Kreisj&#228;germeister des Kreises U.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die zwischen der Grenze des Eigenjagdbezirkes E.------wegmann und der damaligen Gemeindegrenze der Gemeinde X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; gelegene und aufgrund der Lage des Eigenjagdbezirkes vom &#252;brigen Gemeindegebiet X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; getrennte Grundfl&#228;che an die Eigenjagd des Kl&#228;gers angegliedert worden.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 13. Februar 1978 beantragte die Beigeladene zu 1) bei dem Beklagten die Aufhebung der Anordnung des Kreisj&#228;germeisters aus dem Jahre 1950. Zur Begr&#252;ndung ihres Antrages f&#252;hrte die Beigeladene zu 1) aus, die Gr&#252;nde f&#252;r die seinerzeitige Angliederung seien durch die am 1.1.1975 in Kraft getretene kommunale Neugliederung entfallen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach Anh&#246;rung des Kl&#228;gers und Zustimmung des Kreisjagdbeirates hob der Beklagte durch Bescheid vom 3. Juli 1979 die Verf&#252;gung des Kreisj&#228;germeisters des Kreises U.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 30. Mai 1950 auf und gliederte die bislang zum Eigenjagdbezirk E.------wegmann geh&#246;renden Fl&#228;chen der Jagdgenossenschaft Alt-M.&#160;&#160;&#160;&#160; an.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Aufgrund des dagegen am 1. August 1979 eingelegten Widerspruchs des Kl&#228;gers hob der Beklagte den angefochtenen Bescheid vom 3. Juni 1979 mit Bescheid vom 12. Juni 1980 auf und gliederte aus dem Eigenjagdbezirk des Kl&#228;gers nunmehr nur noch die in der zu den Gerichtsakten &#252;berreichten Karte gr&#252;n schraffierten Grundfl&#228;chen aus der Flur 14 der fr&#252;heren Gemeinde X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; der Jagdgenossenschaft Alt-M.&#160;&#160;&#160;&#160; an.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Bescheid hat der Kl&#228;ger am 14. Juli 1980 Widerspruch eingelegt und zur Begr&#252;ndung ausgef&#252;hrt, der Antrag der Jagdgenossenschaft Alt-M.&#160;&#160;&#160;&#160; sei versp&#228;tet gestellt worden. Die R&#252;ckgliederung sei rechtswidrig, weil sie aus Erfordernissen der Jagdpflege und Jagdaus&#252;bung nicht unbedingt notwendig sei. Die Voraussetzungen des &#167; 5 Bundesjagdgesetz seien nicht erf&#252;llt. Es sei ferner nicht ber&#252;cksichtigt worden, da&#223; der Kl&#228;ger im Jahre 1950 im Gegenzug von seinem Grund und Boden zur Begradigung der Pachtgrenzen eine Fl&#228;che von ca. 15 ha an die Jagdgenossenschaft X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zur Verf&#252;gung gestellt habe.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit Widerspruchsbescheid vom 2. Februar 1981 wies das Landesjagdamt Nordrhein-Westfalen den Widerspruch zur&#252;ck und f&#252;hrte aus, bestehende Abrundungen von Jagdbezirken k&#246;nnten gem&#228;&#223; &#167; 3 Abs. 4 des Landesjagdgesetzes Nordrhein-Westfalen auf Antrag eines Beteiligten aufgehoben oder ge&#228;ndert werden, soweit ihre Voraussetzungen nachtr&#228;glich entfallen seien. Dies sei hier der Fall. Die ehemalige Gemeindegrenze, die seinerzeit die jagdrechtliche Eigenschaft der angegliederten Grundfl&#228;chen als jadgbezirksfreie Enklave begr&#252;ndet habe, sei im Zuge der kommunalen Neugliederung durch den Zusammenschlu&#223; der Gemeinden X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und M.&#160;&#160;&#160;&#160; zur neuen Gemeinde M.&#160;&#160;&#160;&#160; weggefallen. Die Ortsbesichtigung habe ergeben, da&#223; keine zwingende Notwendigkeit f&#252;r den weiteren Verbleib der jetzt noch umstrittenen Grundfl&#228;chen bei dem Eigenjagdbezirk E.------wegmann bestehe.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit der am 9. M&#228;rz 1981 erhobenen Klage verfolgt der Kl&#228;ger sein Begehren weiter. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrt er aus, die Zuordnung der im Streit befindlichen Grundst&#252;cksfl&#228;chen zum Eigenjagdbezirk E.------wegmann durch den fr&#252;heren Kreisj&#228;germeister des Kreises U.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; sei aus zwingenden jagdlichen Erfordernissen erfolgt. An diesen zwingenden jagdlichen Erfordernissen habe sich nichts ge&#228;ndert. Aus der &#196;nderung der ehemaligen Gemeindegrenzen erg&#228;be sich kein Grund f&#252;r die Aufhebung der bestehenden Angliederung. Jagdpflege und Jagdaus&#252;bung erforderten vielmehr, da&#223; die bestehenden Grenzen unabh&#228;ngig von der &#196;nderung der Gemeindegrenzen beibehalten blieben.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">die Verf&#252;gung des Beklagten vom 12. Juni 1980 in der Fassung des Widerspruchsbescheides des Landesjagdamtes Nordrhein-Westfalen vom 2. Februar 1981 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung tr&#228;gt er im wesentlichen vor: Es sei zweifelhaft, ob die Verf&#252;gung des fr&#252;heren Kreisj&#228;germeisters in U.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 30. Mai 1950 &#252;berhaupt rechtens gewesen sei. Eine Abrundungsverf&#252;gung gem&#228;&#223; der Ausf&#252;hrungsanweisung zum Reichsjagdgesetz sei jedenfalls nicht ergangen. Durch die kommunale Gebietsreform sei im Jahre 1975 aus den Gemeinden M.&#160;&#160;&#160;&#160; und X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die neue Gemeinde M.&#160;&#160;&#160;&#160; gebildet worden. Die Jagdbezirksgrenzen h&#228;tten sich an den Grenzen des Gemeindegebietes zu orientieren. Den Antrag der Jagdgenossenschaft Alt-M.&#160;&#160;&#160;&#160; auf R&#252;ckgliederung der Fl&#228;chen der fr&#252;heren Gemeinde X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; s&#252;dlich des Eigenjagdbezirkes des Kl&#228;gers sei daher stattzugeben gewesen. Im &#252;brigen seien die neuen Grenzen klar und &#252;bersichtlich, sie entspr&#228;chen den Erfordernissen der Jagdpflege und Jagdaus&#252;bung. F&#252;r die Fl&#228;chen, die der Kl&#228;ger 1950 an den genossenschaftlichen Jagdbezirk X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; abgegeben habe, habe er im Gegenzug zur Begradigung der Grenzen Fl&#228;chen des genossenschaftlichen Jagdbezirkes X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; erhalten.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beigeladenen haben keine Antr&#228;ge gestellt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts und des Vorbringens der Beteiligten wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze und den Inhalt der beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die als Anfechtungsklage verfahrensrechtlich zul&#228;ssige Klage ist nicht begr&#252;ndet; die angefochtenen Bescheide sind rechtm&#228;&#223;ig und verletzen den Kl&#228;ger nicht in seinen Rechten (&#167; 113 Abs. 1 Satz 1 Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO -).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat keinen Anspruch auf die Aufrechterhaltung der seit dem Jahre 1950 bestehenden Abrundung seines Eigenjagdbezirkes. Insoweit ist zun&#228;chst festzustellen, da&#223; die Kammer die vom Beklagten geltend gemachte Nichtigkeit der Abrundungsverf&#252;gung des Kreisj&#228;germeisters vom 30. Mai 1950 nicht festzustellen vermochte. An einem offenkundig besonders schwerwiegenden Fehler leidet die Abrundungsverf&#252;gung nicht. Zwar fehlt es an der in der Verordnung zur Ausf&#252;hrung des Reichsjagdgesetzes vom 27. M&#228;rz 1935, RGBl. I, S. 431, zu &#167; 54 Reichsjagdgesetz vorgeschriebenen schriftlichen Begr&#252;ndung der Abrundungsverf&#252;gung. Dies mag zur Rechtswidrigkeit der Abrundungsverf&#252;gung gef&#252;hrt haben, jedenfalls aber nicht zur Nichtigkeit. Denn aus dem Inhalt der schriftlich nach Anh&#246;rung der Beteiligten erlassenen Verf&#252;gung vom 30. Mai 1950 in Verbindung mit der gleichzeitig &#252;bersandten Kreisjagdkarte waren die Grenzen der Jagdbezirke klar erkennbar. Die Beteiligten haben sich auch in der Folgezeit an diese Grenze, ohne da&#223; es dar&#252;ber jemals zu Streitigkeiten gekommen w&#228;re, gehalten. Damit fehlt es jedenfalls an der Offenkundigkeit des Fehlers.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die R&#252;ckgliederung der demnach 1950 wirksam an den Eigenjagdbezirk des Kl&#228;gers angegliederten und jetzt im Streit befindlichen Fl&#228;che ist von dem Beklagten in einem fehlerfreien Verfahren angeordnet worden. Gem&#228;&#223; &#167; 59 Abs. 2 Landesjagdgesetz Nordrhein-Westfalen - LJG - vom 11. Juli 1978 (GV NW S. 318, SGV NW 792) bleiben Abrundungen von Jagdbezirken, soweit sie im Zeitpunkt des Inkrafttretens des Bundesjagdgesetzes bestanden, solange aufrechterhalten, bis sie durch Fristablauf enden oder durch Entscheidung der zust&#228;ndigen Jagdbeh&#246;rde abge&#228;ndert oder aufgehoben werden. Gem&#228;&#223; &#167; 3 Abs. 4 LJG k&#246;nnen Abrundungen von Jagdbezirken auf Antrag eines Beteiligten aufgehoben oder ge&#228;ndert werden, soweit ihre Voraussetzungen nachtr&#228;glich entfallen sind.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der gem&#228;&#223; &#167; 3 Abs. 4 LJG erforderliche Antrag eines Beteiligten ist hier von der Beigeladenen zu 1) gestellt worden. Entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers war dieser Antrag gem&#228;&#223; &#167; 3 Abs. 4 LJG, der als speziellere Vorschrift &#167; 51 Abs. 3 Verwaltungsverfahrensgesetz - VwVfG - verdr&#228;ngt, nicht an eine Frist gebunden. Die zun&#228;chst fehlenden Unterschriften der beiden Beisitzer im Jagdvorstand der Beigeladenen zu 1) konnten beide auch noch vor Erla&#223; der jetzt angegriffenen Verf&#252;gung des Beklagten vom 12. Juni 1980 am 6. November 1979 nachgeholt werden. Selbst wenn man aber bereits bei Einleitung des Abrundungsverfahrens einen wirksamen Antrag fordert, bestehen auch insoweit keine Bedenken hinsichtlich der formgerechten Antragstellung. Der Jagdgenossenschaftsvorsteher der Beigeladenen zu 1) hat hier zun&#228;chst als Vertreter ohne Vertretungsmacht gehandelt. Durch die Beif&#252;gung der Unterschriften der Beisitzer ist diese Genehmigung erteilt worden.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Auch die gem&#228;&#223; &#167; 3 Abs. 3 Satz 5 LJG erforderliche Anh&#246;rung des zust&#228;ndigen Kreisjagdbeirates ist hier erfolgt. Wie sich aus den in der m&#252;ndlichen Verhandlung &#252;berreichten Niederschriften der Sitzungen des Kreisjagdbeirates vom 19. und 26. April 1979 in T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und 25. April 1979 in J.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; - hier Ziff. 6 des Protokolls - sowie am 28. April und 5. Mai 1980 in J.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; bzw. in T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; - Ziff. 5 b) des Protokolls - ergibt, hat der Kreisjagdbeirat dem Antrag auf R&#252;ckgliederung der hier streitigen Fl&#228;che zugestimmt.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die vom Beklagten auf Antrag der Beigeladenen zu 1) vorgenommene Neufestsetzung der Jagdbezirksgrenzen ist, soweit es um die jetzt noch in Streit befindlichen Grundfl&#228;chen geht, auch in materieller Hinsicht rechtm&#228;&#223;ig. Die Voraussetzungen f&#252;r die Abrundung des Eigenjagdbezirkes des Kl&#228;gers sind nachtr&#228;glich entfallen, &#167; 3 Abs. 4 Satz 1 LJG. Wie aus dem &#252;berreichten Kartenmaterial ersichtlich und vom Kl&#228;ger in der m&#252;ndlichen Verhandlung best&#228;tigt, lag und liegt der Eigenjagdbezirk des Kl&#228;gers so im Gemeindegebiet M.&#160;&#160;&#160;&#160; , da&#223; er die bejagdbaren Fl&#228;chen der beiden Gemeindeteile M.&#160;&#160;&#160;&#160; und X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; l&#252;ckenlos und vollst&#228;ndig voneinander trennt. Die Eigentumsfl&#228;chen des Kl&#228;gers sto&#223;en in westlicher Richtung an das Gemeindegebiet X1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und in &#246;stlicher Richtung an die Landesgrenze zu O.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; an. Die ehemalige Gemeindegrenze X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; /M.&#160;&#160;&#160;&#160; , die seinerzeit die jagdrechtliche Eigenschaft der angegliederten Grundfl&#228;chen als jagdbezirksfreie Enklave begr&#252;ndet und daher im Jahre 1950 zur Angliederung der streitigen Grundfl&#228;chen an die Eigenjagd des Kl&#228;gers gef&#252;hrt hat, ist durch den Zusammenschlu&#223; der Gemeinden X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und M.&#160;&#160;&#160;&#160; zur neuen Gemeinde M.&#160;&#160;&#160;&#160; weggefallen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Liegen damit die grunds&#228;tzlichen Voraussetzungen f&#252;r eine Ab&#228;nderung der Abrundungsma&#223;nahmen aus dem Jahre 1950 vor, so stand die Frage, ob und wie im einzelnen abgerundet werden sollte, im pflichtgem&#228;&#223;en Ermessen des Beklagten. Dabei ist es dem Gericht verwehrt festzustellen, welche Form der Abrundung es f&#252;r die beste und g&#252;nstigste h&#228;lt. Es ist lediglich befugt, die vom Beklagten getroffene Ermessensentscheidung auf Ermessensfehler zu &#252;berpr&#252;fen (&#167; 114 VwGO). Einer solchen &#220;berpr&#252;fung h&#228;lt der angefochtene Bescheid stand. Der Beklagte hat von dem ihm einger&#228;umten Ermessen im Sinne des Gesetzes Gebrauch gemacht.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der entscheidende Gesichtspunkt f&#252;r die Jagdbeh&#246;rde, die &#252;ber einen Abrundungsantrag zu befinden hat, liegt in der Erw&#228;gung, ob Erfordernisse der Jagdpflege und Jagdaus&#252;bung die Abrundung notwendig machen. Da die hier ma&#223;gebliche Vorschrift des &#167; 5 Abs. 1 Bundesjagdgesetz - BJagdG - i. d. F. vom 29. September 1976 (BGBl. I S. 2849) auf den Fall der Aufhebung einer Angliederung nur "entsprechend&#8221; anzuwenden ist, mu&#223; es bereits gen&#252;gen, wenn sie nach neuem Recht nicht mehr erforderlich ist.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">Vgl. Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (OVG NW) Urteil vom 27. Mai 1957 - IV A 961/55 - in Entscheidungen der Oberverwaltungsgerichte f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen in M&#252;nster sowie f&#252;r die L&#228;nder Niedersachsen und Schleswig-Holstein in L&#252;neburg (OVG E) 12, 255, (257), Verwaltungsgericht Aachen, Urteil vom 20. Juli 1961 - 1 K 60/61 - in Recht der Landwirtschaft (RdL) 1961, S. 326, Verwaltungsgericht Aachen, Urteil vom 8. Juni 1971 - 2 K 660/70 - in RdL 1971, S. 262 (263)</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Das ergibt sich aus der Erw&#228;gung, dass der Gesetzgeber, wie die Regelung in den &#167;&#167; 4 bis 8 BJagdG erkennen l&#228;&#223;t, f&#252;r den Regelfall von dem Einklang der gesetzlichen Jagdbezirksgrenzen mit den Erfordernissen der Jagdpflege und Jagdaus&#252;bung ausgeht, also die Jagdbezirksabrundung als Ausnahme ansieht. Gem&#228;&#223; &#167; 8 Abs. 1 BJagdG bilden alle Grundfl&#228;chen einer Gemeinde, sofern sie nicht zu einem Eigenjagdbezirk geh&#246;ren, einen gemeinschaftlichen Jagdbezirk, wenn sie im Zusammenhang mindestens 150 ha umfassen. Dies bedeutet hier, da&#223; nach der gesetzlichen Regelung des &#167; 8 Abs. 1 BJagdG die streitigen Grundfl&#228;chen zum gemeinschaftlichen Jagdbezirk geh&#246;ren und damit zur Jagdgenossenschaft Alt-M.&#160;&#160;&#160;&#160; , zu der diese Fl&#228;chen nach der kommunalen Neugliederung Verbindung haben.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Zwingende Erfordernisse der Jagdpflege und der Jagdaus&#252;bung, die hier als Ausnahme von der gesetzlichen Regelung des &#167; 8 Abs. 1 BJagdG die Beibehaltung der Abrundung aus dem Jahre 1950 gem&#228;&#223; &#167; 5 Abs. 1 BJagdG auch jetzt noch notwendig machen w&#252;rden, liegen nicht vor. Dabei kann vorab dahingestellt bleiben, ob es sich hier angesichts der Gr&#246;&#223;e der umstrittenen Fl&#228;che begrifflich noch um eine Abrundung handelt, worunter normalerweise nur kleinere Grenzkorrekturen zur Begradigung an Ein- und Ausbuchtungen der Grenzlinie oder die Beseitigung von schmalen Gel&#228;ndestreifen verstanden werden.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">Vgl. hierzu Mitschke-Sch&#228;fer, Kommentar zum Bundesjagdgesetz, 3. Aufl., Anm. 6 zu &#167; 5</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Darauf kommt es letztlich f&#252;r die Entscheidung nicht an, da die Beibehaltung der Abrundung aus Erfordernissen der Jagdpflege und Jagdaus&#252;bung nicht notwendig ist.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">In diesem Zusammenhang m&#252;ssen zun&#228;chst alle von dem Kl&#228;ger f&#252;r die Beibehaltung des bisherigen Zustandes angef&#252;hrten N&#252;tzlichkeits- und Zweckm&#228;&#223;igkeitsgesichtspunkte au&#223;er Betracht bleiben. Es mag zwar zweckvoll sein, da&#223; die Fl&#228;chen, in denen das Wild seinen Einstand hat, und diejenigen, auf die es zum &#196;sen austritt, in einer Hand liegen. Daraus folgt jedoch allein nicht die Notwendigkeit, die &#196;sungsfl&#228;chen dem Jagdbezirk des Einstandes anzugliedern; es gibt keinen Grundsatz, da&#223; Einstand und &#196;sung in einem Jagdbezirk zusammenfallen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">Vgl. hierzu Mitschke-Sch&#228;fer a.a.O., Anm. 4 d) zu &#167; 5</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen besteht der Eigenjagdbezirk des Kl&#228;gers keinesfalls nur aus Wald, vielmehr hat das Wild in dem hier streitigen Bereich die M&#246;glichkeit, aus dem nur 70 bis 80 m breiten Wald nach Norden auf die Eigentumsfl&#228;chen des Kl&#228;gers zum &#196;sen auszutreten. Da&#223; durch die angeordnete R&#252;ckgliederung die ordnungsgem&#228;&#223;e Bejagung des auf seinem Gebiet vorkommenden Wildes unm&#246;glich gemacht werde, hat der Kl&#228;ger nicht vorgetragen. Eine derartige Auswirkung der R&#252;ckgliederung ist auch nach den &#246;rtlichen Gegebenheiten, die aus der von dem Beklagten vorgelegten Karte mit hinreichender Deutlichkeit zu ersehen sind, nicht vorstellbar. Zum Grenzverlauf hat der Kl&#228;ger in der m&#252;ndlichen Verhandlung auf Befragen erkl&#228;rt, soweit sich auf der &#252;berreichten topographischen Karte die blaue und die gr&#252;ne Linie ber&#252;hrten, liege eine Wald-/Feldgrenze vor. Es mag zwar sein, da&#223; die Angliederung eines Feld- oder Wiesenstreifens an das Waldrevier ein f&#252;r die Jagdaus&#252;bung g&#252;nstiges Vorgel&#228;nde bieten w&#252;rde; es ist jedoch anerkannt, da&#223; dies kein hinreichender Grund f&#252;r eine Abrundung ist.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">Vgl. hierzu Mitschke-Sch&#228;fer, a.a.O., Anm. 4 c) zu &#167; 5; Verwaltungsgericht Aachen, Urteil vom 8. Juni 1971, a.a.O. S. 264 m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Hier kommt hinzu, da&#223; sich nach den Erl&#228;uterungen des Kl&#228;gers entlang der Grenze zwischen Eigenjagdbezirk und r&#252;ckgegliederter Fl&#228;che in s&#252;dlicher Richtung ein kleiner Erdwall befindet, an dem sich in n&#246;rdlicher Richtung ein etwa 1 m breiter Bach anschlie&#223;t. Bei einem derart markanten Grenzverlauf ist aber eine Ver&#228;nderung der Grenze keinesfalls notwendig f&#252;r die Jagdaus&#252;bung im Sinne des &#167; 5 Abs. 1 BJagdG. Die in sich &#252;bersichtliche Grenze erlaubt hier ohne Einschr&#228;nkung die Wildhege und waidgerechte Jagdaus&#252;bung.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Da der Beklagte nicht nur die ver&#228;nderten tats&#228;chlichen Umst&#228;nde, sondern erkennbar auch unter Bezugnahme auf die am 29. Oktober 1979 erfolgte Ortsbesichtigung jagdtechnischen und hegerische Gesichtspunkte bei der Entscheidung &#252;ber die R&#252;ckgliederung in seine Erw&#228;gungen miteinbezogen hat, erweist sich der angefochtene Verwaltungsakt als frei von Ermessensfehlern. Soweit der Kl&#228;ger unter Berufung auf &#167; 3 Abs. 2 Satz 2 LJG meint, der Beklagte habe ermessensfehlerhaft die M&#246;glichkeit eines Fl&#228;chenaustausches nicht gepr&#252;ft, &#252;bersieht er, da&#223; es hier nicht um die Abrundung des gemeinschaftlichen Jagdbezirkes Alt-M.&#160;&#160;&#160;&#160; geht, sondern um eine R&#252;ckgliederung. F&#252;r die Beibehaltung der Abrundung h&#228;tte es vielmehr der Pr&#252;fung der M&#246;glichkeit des Fl&#228;chenaustausches bedurft. Im &#252;brigen ist dem Kl&#228;ger aus der Abrundungsma&#223;nahme von 1950 eine ca. 30 ha gro&#223;e Fl&#228;che verblieben. F&#252;r die von dem Kl&#228;ger seinerzeit zur Begradigung der Jagdbezirksgrenzen an den gemeinschaftlichen Jagdbezirk Alt-X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; abgegebenen Fl&#228;chen zur Gr&#246;&#223;e von ca. 10 ha hat der Kl&#228;ger in Gegenzug von dem gemeinschaftlichen Jagdbezirk Alt-X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Fl&#228;chen erhalten.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist daher mit der sich aus &#167; 154 Abs. 1 VwGO ergebenden Kostenfolge abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 167 VwGO i. V. m. &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 der Zivilproze&#223;ordnung.</p>
315,841
olgk-1981-11-27-4-uf-12481
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 UF 124/81
"1981-11-27T00:00:00"
"2019-03-13T15:15:22"
"2019-03-27T09:42:04"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1981:1127.4UF124.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das am 13 . M&#228;rz 1981 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts - Familiengericht - Siegburg (36 F 604/80) wird zur&#252;ckgwiesen.</p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens hat die Kl&#228;gerin zu tragen.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Kl&#228;gerin wird gestattet, die Zwangsvollstreckung des Beklagten durch Leistung einer Sicherheit in H&#246;he von 900,-- DM abzuwenden , wenn nicht der Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet. Die Sicherheit kann auch durch unbefristete B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank, &#246;ffentlichen Sparkasse oder Volksbankgeleistet werden.</p> <p>Die Revision gegen dieses Urteil wird zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks">T a t b e s t a n d :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">==============</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Parteien heirateten am 12.2.1971. Die Ehe blieb kinderlos und wurde am 31.10.1975 aus dem Verschulden des Beklagten geschieden, nachdem sich die Parteien etwa 6 - 8 Wochen vorher voneinander getrennt hatten.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zur Zeit der Ehescheidung waren die 1944 geborene Kl&#228;gerin 31, der 1946 geborene Beklagte 29 Jahre alt und beide voll berufst&#228;tig. Die Kl&#228;gerin arbeitete w&#228;hrend der Ehe <b>- </b>wie schon vorher ununterbrochen. seit 1965<i> </i>- als Buchh&#228;ndlerin und verdiente ca. 2.300,- - 2.500,- DM brutto monatlich. Ihre Ausbildung ist die einer wissenschaftlichen Buchhalterin und Antiquarin. Der Beklagte hatte schon 1969 ein Ingenieurstudium begonnen, das er im Januar 1973 mit der Pr&#252;fung zum Ing. grad. Abschlo&#223;. Danach verdiente er zwischen 2.125,- DM und 3.000,- DM brutto monatlich. In welchem Umfang er schon w&#228;hrend des Studiums eigene Eink&#252;nfte hatte oder von der Kl&#228;gerin unterhalten wurde, ist streitig. Unstreitig zahlten die Eltern des Beklagten diesem w&#228;hrend des Studiums jedenfalls ab dem 3. Semester 300,-- DM, sp&#228;ter 400,-- DM monatlich. Im Ehescheidungsverfahren lie&#223; sich der Beklagte nicht anwaltlich vertreten. Zwischen den Parteien ist streitig, ob es auch bei streitiger Durchf&#252;hrung der Scheidung zum Ausspruch des Alleinverschuldens des Beklagten gekommen w&#228;re. Die Scheidungsfolgen regelten die Parteien in einem privat schriftlichen Vergleich, in dem eine Regelung von Unterhaltsanspr&#252;chen nach der Scheidung nicht enthalten ist. Warum es nicht dazu gekommen ist, ist zwischen den Parteien streitig.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nach der Ehescheidung arbeitete die Kl&#228;gerin bis April 1978 weiter als Buchh&#228;ndlerin. Sie beendete das seit 13 Jahren bestehende Arbeitsverh&#228;ltnis auf eigenen Wunsch, um zu studieren. Im Wintersemester 1978/79 nahm sie 80dann. das Kunsterzieherstudium mit der F&#228;cherkombination Philosophie, Erziehungswissenschaften, Kunsterziehung und Kunstgeschichte auf 0 Sie strebt den Beruf einer Museumsp&#228;dagogin an.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Seit Aufnahme ihres Studiums erhielt die Kl&#228;gerin Mittel nach dem Bundesausbildungsf&#246;rderungsgesetz in H&#246;he von 600, - - 650, - DM monatlich. Der Beklagte wurde nicht in Anspruch genommen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Am 24.8.1980 erlitt die Kl&#228;gerin w&#228;hrend eines Urlaubs in USA ein schweres Aneurysma einer Gehirnarterie. Es ist unstreitig, da&#223; diese Erkrankung unvorhersehbar eintrat und die Kl&#228;gerin vorher gesund war. Bis Mitte November 1980 befand sich die Kl&#228;gerin in station&#228;rer Behandlung in den USA. Nach ihrer R&#252;ckf&#252;hrung nach Deutschland am 20.11. 1980 wurde sie bis 5.3.1981 station&#228;r im Rehabilitationszentrum f&#252;r neurologisch Gesch&#228;digte in C. behandelt. F&#252;r Herbst 1981 ist eine weitere entscheidende Operation vorgesehen. Gem&#228;&#223; Bescheid des Versorgungssamts L. vom 3.2.1981 betr&#228;gt die Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit 90 %. Nach den Bescheinigungen des behandelnden Arztes Dr. D. vom 7.9. und 1.10.1981 ist die Kl&#228;gerin weiterhin voll arbeitsunf&#228;hig; &#252;ber eine eventuelle sp&#228;tere Arbeitsf&#228;higkeit lasse sich vor Ende 1981 keine Aussage machen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Seit dem 4.11.1980 erh&#228;lt die Kl&#228;gerin von der Stadt C. Hilfe zum Lebensunterhalt .</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin nimmt den Beklagten gem&#228;&#223; &#167;&#167; 58, 59 EheG auf UnterhaIt in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sie hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">1) den Beklagten zu verurteilen, Auskunft zu erteilen &#252;ber sein gesamtes monatliches</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">Einkommen einschlie&#223;lich Urlaubsgeld, eventuellem 13. Gehalt sowie eventuellen Nebeneink&#252;nften und diese Auskunft eidlich zu versichern, </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">2) den Beklagten zu verurteilen, ab Dezember 1980 an die Antragstellerin den sich aus den Angaben zum Antrag zu 1) ergebenden Unterhalt zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Ohne Anerkennung einer Rechtspflicht hat er Auskunft &#252;ber sein Einkommen erteilt. Danach verdient er monatlich 2. 276, 81 DM netto nach Abzug von Steuern und Versicherungen. Der Abzug weiterer arbeitsbedingter Aufwendungen und Schulden ist streitig.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Er hat die Auffassung vertreten, die Kl&#228;gerin habe ihre Bed&#252;rftigkeit selbst herbeigef&#252;hrt durch Aufgabe ihres Berufes. Aus diesem Grunde und wegen<i> </i>der kurzen Dauer der Ehe sei kein Unterhaltsanspruch Gegebene. Der Beklagte ist wiederverheiratet. Seine Ehefrau ist nicht berufst&#228;tig und versorgt ein 14-j&#228;hriges Kind aus erster Ehe.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die Klage abgewiesen. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt, der Kl&#228;gerin stehe zwar grunds&#228;tzlich ein Unterhaltsanspruch nach &#167; 58 EheG zu, nach der Scheidung sei sie aber zur Fortsetzung ihrer Arbeitst&#228;tigkeit verpflichtet gewesen und habedaher das Risiko der freiwilligen Aufgabe ihrer sozialen Absicherung selbst zu tragen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wendet sich die Kl&#228;gerin mit ihrer Berufung.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Sie tr&#228;gt im wesentlichen vor:</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Da sie bei Aufnahme ihres Studiums ihre sp&#228;tere schwere Erkrankung nicht habe vorhersehen k&#246;nnen, habe sie ihre Bed&#252;rftigkeit nicht selbst verschuldet. In der Folge des Ehescheidungsverfahrens habe sie sich allerdings in neurologische Behandlung begeben m&#252;ssen, und ihr sei von den &#196;rzten ein Berufswechsel angeraten worden.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Das erstrebte Berufsziel - Museumsp&#228;dagogin - sei allerdings stets ihr eigentlicher Berufswunsch gewesen. Sie sei nicht verpflichtet gewesen, ihren alten Beruf beizubehalten, nur um die entfernte M&#246;glichkeit einer Inanspruchnahme des Beklagten auszuschlie&#223;en. Hinsichtlich der Auskunft erkl&#228;rt sie den Rechtsstreit in der Hauptsache f&#252;r erledigt.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">1)<b> </b>dem Beklagten die Kosten des erledigten Teils aufzuerlegen;</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">2) den Beklagten zu verurteilen, die Richtigkeit der mit Schriftsatz vom 3.4.1981 erteilten Auskunft an Eides statt zu versichern</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">und</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">3) a) vom 1 0 12.1980 an eine monatliche Unterhaltsrente zu zahlen, deren H&#246;he sich am der eidesstattlichen Versicherung des Beklagten ergibt,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">b) insoweit hilfsweise: den Beklagten zu verurteilen, eine monatliche Unterhaltsrente in H&#246;he von 450, - DM zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">c) und zwar die R&#252;ckst&#228;nde zu H&#228;nden des Sozialamts der Stadt C. sofort und die k&#252;nftig f&#228;llig &#183;werdenden jeweils bis zum 3. Werktag eines Monats an die Kl&#228;gerin.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Parteivorbringens im einzelnen wird auf den vorgetragenen Inhalt der zwischen den Parteien gewechselten vorbereitenden Schrifts&#228;tze und der eingereichten Urkunden erg&#228;nzend Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="h2 absatzLinks">E n t s c he i d u n g s g r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">=========================</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist an sich statthaft und in der rechten Form und Frist eingelegt und begr&#252;ndet worden. In der Sache hat sie aber Keinen Erfolg. Das Amtsgericht hat der Kl&#228;gerin im Ergebnis zu Recht einen Unterhaltsanspruch nach &#167;&#167; 58,59 EheG versagt.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; Art. 12 Nr. 3 Abs. 2 EheRG sind die &#167;&#167; 58,59 EheG anwendbar, da die Ehe der Parteien vor dem 1.7.1977 aus dem Verschulden des Beklagten geschieden worden ist (vgl. BGH FamRZ 1980,984 und BVerfG FamRZ 1981,745 (751)). Der Schuldausspruch entwickelt f&#252;r den Unterhaltsrechtsstreit Tatbestandswirkung, so da&#223; es nicht darauf ankommt, wie es dazu gekommen ist und ob der Beklagte bei anwaltlicher Beratung einen wechselseitigen Unterhaltsverzicht in der Scheidungsfolgenvereinbarung durchgesetzt h&#228;tte. Nur bei Erschleichung des Schuldausspruchs - das wird nicht behauptet - kann die Bindung an den Schuldausspruch des Scheidungsurteils entfallen (vgl. RGRK-W&#252;stenberg, 11. Aufl., &#167; 58 EheG, Anm. 24).</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der Unterhaltsanspruch ist nicht gem&#228;&#223; &#167; 66 EheG verwirkt oder gem&#228;&#223; &#167; 1579 BGB ausgeschlossen, denn schon die tatbestandlichen Voraussetzungen dieser Vorschriften sind nicht erf&#252;llt. Ein schwerwiegendender Grund, der zur Versagung des Unterhaltsanspruchs nach &#167; 66 EEG f&#252;hren k&#246;nnte, kann insbesondere nicht darin gesehen werden, da&#223; die Kl&#228;gerin ihren Beruf aufgegeben hat. Da sie zu diesem Zeitpunkt mit einer sp&#228;teren Erkrankung und Bed&#252;rftigkeit nicht rechnen konnte, fehlt es schon an dem jedenfalls erforderlichen schwerwiegend schuldhaften Verhalten.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Es kann dahinstehen, ob daneben die Ausschlu&#223;tatbest&#228;nde nach &#167; 1579 Nr.. 1-4 BGB &#252;berhaupt anwendbar sind, denn auch von einer kurzen Ehedauer (Nr . 1), einem schweren vors&#228;tzlichen Vergehen (Nr. 2) oder einer mutwiIligen Herbeif&#252;hrung der Bed&#252;rftigkeit (Nr.3) kann keine Rede sein. Auch ein anderer ebenso schwerwiegender Ausschlu&#223;grund (Nr. 4) ist nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der erstmals nach dem 1.7.1977 geltend gemachte Unterhaltsanspruch ist auch nicht deshalb zu versagen, weil nach den &#167;&#167; 1570 ff. BGB in der ab 1.701977 geltenden Fassung ein Unterhaltsanspruch nicht gegeben w&#228;re. Der klare Gesetzeswortlaut der &#220;bergangsregelung (Art. 12 Nr. 3 Abs. 2 EheRG) stellt f&#252;r die Anwendung der &#167;&#167; 58,59 EheG auf den Zeitpunkt der Scheidung und nicht auf den Zeitpunkt der erstmaligen Geltendmachung von Unterhaltsanspr&#252;chen ab. Wenn auch die &#220;bergangsregelung im Regierungsentwurf (Rechtsanwenderbrosch&#252;re S. 403, 404) damit begr&#252;ndet wird, da&#223; die Weitergeltung des alten Rechts f&#252;r vor dem 1.7.77 geschiedene Ehen dem Rechtsfrieden und dem Schutz erworbener Rechte diene, f&#252;hrt das nicht zu einer anderen Beurteilung. Auch der prinzipielle Unterhaltsanspruch mu&#223; als erworbenes Recht in diesem Sinne angesehen werden. Es w&#252;rde auch zu untragbaren Abgrenzungsschwierigkeiten</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">f&#252;hren, wollte man darauf abstellen, ob gerade im Zeitpunkt des Inkrafttretens der &#220;bergangsregelung Unterhalt geschuldet wurde oder nicht.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Ein Unterhaltsanspruch ist auch nicht deshalb ausgeschlossen, weil<i> </i>nach dem 1.7.1977 geltend gemachte Anspr&#252;che "im Lichte" der &#167;&#167; 1570 ff" n.F.<b> </b>BGB gesehen werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Das OLG D&#252;sseldorf (FamRZ 1979, 437) hat allerdings im Anschlu&#223; an K&#246;hler (4..Aufl., &#167; 39 Ziff. 6) zu &#167; 66 EheG angenommen, &#167; 1579 Abs.2 BGB n.F. sei auch f&#252;r nach altem Recht geschiedene Ehen anwendbar, da dies der Gleichheitssatz und der Schutz von Ehe und Familie gebiete. Zur selben Zeit und unter gleichen Umst&#228;nden begangene Handlungen k&#246;nnten nicht deshalb unterschiedliche Rechtsfolgen nach sich ziehen, nur weil die eine Ehe vor und die andere nach dem Stichtag geschieden worden sei. Mit &#228;hnlichen Gr&#252;nden hat Engelhardt (JZ 1976,576 (580) vorgeschlagen, &#167; 66 1EheG im Lichte des &#167; 1579 Abs.1 Nr.2 BGB zu sehen.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">F&#252;r &#167; 1572 13GB verneint er dagegen eine Einwirkung des neuen Rechts auf die Anwendung des alten Rechts wegen der grunds&#228;tzlich unterschiedlichen Ausgangspunkte beider Regelungen, da &#167; 58 EheG jede schicksalsbedingte Bed&#252;rftigkeit erfasse, es nach neuem Recht aber im wesentlichen auf die Ehebedingtheit der Unterhaltsbed&#252;rftigkeit ankomme.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Der Konstruktion einer Einwirkung des neuen auf das alte Recht vermag der Senat jedoch schon allgemein nicht zu folgen, da damit die klare gesetzgeberische Entscheidung f&#252;r die Fortgeltung des alten Rechts nicht unterlaufen werden kann (&#228;hnlich Palandt-Diederichsen, 40.Aufl., &#167; 66 EheG; vgl. auch BVerfG FamRZ 1981, 745 (751), denn nur f&#252;r noch nicht geschiedene Altehen hat sich der Gesetzgeber entschlossen, sie dem neuen Unterhaltsrecht zu unterstellen).</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Es verbleibt daher dabei, da&#223; der Unterhaltsanspruch ausschlie&#223;lich nach &#167;&#167; 58, 59 EheG zu beurteilen ist.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Auch nach &#167; 58 Ehe G ist abe:c nur der nach den Lebensverh&#228;ltnissen der Ehegatten angemessene Unterhalt zu gew&#228;hren. Nach den Lebensverh&#228;ltnissen der Parteien war beiderseitige Berufst&#228;tigkeit &#252;blich, und die Kl&#228;gerin war daher im Verh&#228;ltnis zum Beklagten zur Fortsetzung ihrer Berufst&#228;tigkeit nach der Scheidung verpflichtet (unterhaltsrechtliche Obliegenheit). Bei freiwilliger Aufgabe der Berufst&#228;tigkeit h&#228;tte die Kl&#228;gerin vom Beklagten keinen Unterhalt verlangen k&#246;nnen, denn sie war nicht au&#223;erstande, ihren Lebensbedarf in zumutbarer Weise aus eigenen Kr&#228;ften zu decken (&#167; 1602 Abs.1 BGB). Nach Aufgabe ihrer Arbeit mu&#223;te sie sich daher so behandeln lassen, als erziele sie weiterhin das bisherige Einkommen. Mit der Erzielung des Arbeitseinkommens wird aber nicht nur der gegenw&#228;rtige laufende Bedarf gedeckt, sondern durch die gesetzlichen Regelungen (Lohnfortzahlung) und durch die Sozialversicherungsbeitr&#228;ge</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">(Krankengeld, Berufs- und Erwerbsunf&#228;higkeitsrente) wird gleichzeitig das Krankenrisiko abgedeckt. Auch insoweit war die Kl&#228;gerin daher imstande, f&#252;r ihren eigenen Unterhalt zu sorgen. Wie sie sich die laufenden monatlichen Bez&#252;ge "fikiv" anrechnen lassen mu&#223;, so mu&#223; sie sieb auch die mit der Erzielung dieses Einkommens verbundenen Sicherheiten "fiktiv" anrechnen lassen. Die freiwillige (teilweise) Aufgabe der sozialen Absichert kann insoweit ebensowenig zu Lasten des Verpflichteten gehen, wie die freiwillige Aufgabe einer zumutbaren Arbeitst&#228;tigkeit selbst. Durch die nach dem Eintrittt der Arbeitsunf&#228;higkeit (2.8.80) zun&#228;chst f&#252;r sechs Wochen eingreifende Lohnfortzahlung (da die Kl&#228;gerin Angestellte war gem&#228;&#223; &#167;&#167; 616 11 BGB oder 63 HGB) und die anschlie&#223;ende Gew&#228;hrung von Krankengeld f&#252;r 18 Monate (&#167;&#167; 182,189 RVO - genau f&#252;r 78 Wochen ab Arbeitsunf&#228;higkeit, gem. &#167; 189 ruht der Anspruch aber, solange Arbeitsentgelt fortgezahlt wird) w&#228;re die Kl&#228;gerin in der Lage gewesen, ihren gesamten UnterhaIts-bedarf zu bestreiten, da die Lohnfortzahlung volles Gehalt gew&#228;hrt und das Krankengeld 80 % des Regellohns betr&#228;gt (&#167; 182 Abs. 4 RVO). Bei brutto 2.300 - 2.500 DM ist auch mit 80 % der gesamte Unterhaltsbedarf gedeckt.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Ob, wie die Kl&#228;gerin vortr&#228;gt, w&#228;hrend des Krankenhausaufenthaltes in den USA die Krankenkassen nicht dieselben Leistungen wie im Inland gew&#228;hren, ist ohne Bedeutung, denn Unterhalt wird erst ab 1.12.1980 verlangt und zu diesem Zeitpunkt befand sich die Kl&#228;gerin bereits wieder in der Bundesrepublik.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Auf eine gesundheitliche Notwendigkeit, den Beruf aufzugeben, kann sich die Kl&#228;gerin nicht berufen. Ihr Vorbringen dazu ist unsubstantiiert und steht in Widerspruch zu ihrem sonstigen Vorbringen, sie sei bei Aufgabe ihres Berufes v&#246;llig gesund gewesen und dem Inhalt des von ihr selbst vorgelegten Abschlu&#223;zeugnisses der Buchhandlung, bei der sie t&#228;tig war. Die Kl&#228;gerin selbst hat auch offensichtlich nie erwogen, das 1978 begonnene Studium als ehebedingte oder durch Ehenachwirkungen ausgef&#252;hrte Berufswechselma&#223;nahme zu betrachten und demzufolge Unterhalt vom Beklagten zu</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Verlangen.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Damit ist die Klage jedenfalls f&#252;r die Zeit bis Ende M&#228;rz 1982 mangels Bed&#252;rftigkeit unbegr&#252;ndet. Auch f&#252;r die Zeit ab April 1982 mu&#223; sich die Kl&#228;gerin, wenn sie zu diesem Zeitpunkt weiterhin arbeitsunf&#228;hig sein sollte, auf einen etwaigen Unterhaltsanspruch</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">jedenfalls die Betr&#228;ge anrechnen lassen, die ihr bei Fortsatzung der Arbeitst&#228;tigkeit bis zum 24.8.1980 in Form von Erwerbsunf&#228;higkeitsrente (&#167; 1247 RVO) zust&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Eine weitere Aufkl&#228;rung der H&#246;he dieser Betr&#228;ge und der Frage, bis zu welchem Zeitpunkt die Arbeitsunf&#228;higkeit der Kl&#228;gerin andauern wird, war<i> </i>jedoch nicht erforderlich, da nach Auffassung des Senats ein Unterhaltsanspruch auch f&#252;r die Zeit ab April 1982 aus Rechtsgr&#252;nden nicht gegeben ist. Wie schon ausgef&#252;hrt, war die Kl&#228;gerin nach der Ehescheidung zur Fortsetzung ihrer Berufst&#228;tigkeit verpflichtet (Obliegenheit), weil beiderseitige Berufst&#228;tigkeit den ehelichen Lebensverh&#228;ltnissen entsprach. Es ist nun - fast f&#252;nf Jahre nach Scheidung der Ehe - eine unvorhersehbare Verschlechterung der Gesundheit der Kl&#228;gerin eingetreten. Eine Grundlage f&#252;r diese Gesundheitsverschlechterung der Kl&#228;gerin ist w&#228;hrend der Ehe weder gelegt noch in dieser Zeit erkennbar geworden. Auch die wirtschaftliche Lage der Kl&#228;gerin f&#252;r den Fall des Eintritts eines solchen in ihrer Person liegenden Risikos ist durch die Ehe mit dem Beklagten nicht beeinflu&#223;t worden, denn sie hat ihre Berufst&#228;tigkeit w&#228;hrend der gesamten Ehezeit so fortgesetzt, wie sie sie auch vorher und nachher ausge&#252;bt hat.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">In der Literatur wird allerdings die Meinung vertreten (Br&#252;hl-G&#246;ppinger, Mutschler, 3. Aufl., Rn. 350, 351, Fn. 65), da&#223; alle Wechself&#228;lle des Lebens, die nach der Scheidung die Leistungsf&#228;higkeit oder Bed&#252;rftigkeit in nicht voraussehbarer Weise beeinflussen, nicht unter die zeitliche Fixierung der Verh&#228;ltnisse nach &#167; 58 EheG fallen. Da andererseits unumstritten ist, da&#223; sich die H&#246;he des Unterhaltsanspruchs gem&#228;&#223; &#167; 58 EheG nach den Lebensverh&#228;ltnissen zum Zeitpunkt der Scheidung richtet (13GH NJH 1980,</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">2083 m.w.N.), k&#246;nnte es demnach f&#252;r den Grund des Unterhaltsanspruchs nicht darauf ankommen, ob sich die Ursache der Bed&#252;rftigkeit erst lange nach der Scheidung und ohne eine konkrete Bed&#252;rftigkeit zur Dauer und den Lebensumst&#228;nden der Ehe ergibt. Hinter dieser Interpretation steht der Gedanke, da&#223; den schuldigen Teil dem Grunde nach eine lebenslange Bitverantwortung daf&#252;r trifft, da&#223; dem Nichtschuldigen jedenfalls der Lebensstandard zur Zeit der Scheidung erhalten bleibt. Diese Mitverantwortung findet ihren Grund in dem Gedanken, da&#223; es ohne das Verschulden des schuldigen Teils zur Scheidung nicht gekommen w&#228;re und der andere Teil so behandelt werden mu&#223;, als bestehe die Ehe noch (vgl. Dannehl, MDR 1955, 578).</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Auch bei uneingeschr&#228;nkter Anwendung von &#167; 58 EheG fragt sich, ob es bei dieser Auslegung des &#167; 58 EheG bleiben kann oder ob sich die "Lebensverh&#228;ltnisse der Ehegatten" nicht auch auf den Grund des UnterhaItsanspruchs auswirken k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Im Streitfall war die Ehe w&#228;hrend ihrer gesamten vier j&#228;hrigen Dauer auf die Berufst&#228;tigkeit beider Ehegatten angelegt. Auch im Zeitpunkt der Scheidung und danach sind die Parteien offensichtlich von v&#246;lliger wirtschaftlicher Selbst&#228;ndigkeit um Selbstverantwortung ausgegangen. Eine beiderseitige oder einseitige auf l&#228;ngere Dauer angelegte und gewollte wirtschaftliche Abh&#228;ngigkeit hat es nie gegeben. Wegen der verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig kurzen Dauer ( 4 1/2 Jahre) der Ehe ist auch der gesamte Lebensweg der Parteien nicht nachhaltig durch die Ehe bestimmt worden. Ein innerer Grund daf&#252;r, der Kl&#228;gerin einen Lebensstandard zu garantieren, der f&#252;r sie pers&#246;nlich durch die Leistungsf&#228;higkeit des Beklagten praktisch nie beeinflu&#223;t worden ist, besteht nicht. Insoweit mu&#223; auch im alten Eherecht die relative K&#252;rze der Ehe f&#252;r die Bestimmung des Umfangs der "Nachwirkung" der Ehe zumindest mit in Betracht gezogen werden.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Auch das eigene Verhalten der Kl&#228;gerin zeigt, da&#223; sie ihren pers&#246;nlichen Lebensweg keineswegs an die damalige Lebenslage ankn&#252;pfen und diese fortsetzen wollte. So hatte sie sich schon seit 1978 mit monatlichen BAF&#214;G-Zuwendungen von 600,- bis 650,- DM zufrieden gegeben. Sie h&#228;tte das nach ihrem eigenem Vorbringen auch bis zum voraussichtlichen Abschlu&#223; ihres Studiums 1984 getan. Ein R&#252;ckgriff auf die Lebensverh&#228;ltnisse im Jahre 1975 erscheint unter diesen Umst&#228;nden nicht gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Wenn sich nach den Lebensverh&#228;ltnissen der Ehegatten von Beginn der Ehe an eine wechselseitige wirtschaftliche Unabh&#228;ngigkeit in v&#246;llig getrennten Berufswegen, die unabh&#228;ngig von der Ehe &#8211; bei der Kl&#228;gerin viele Jahre vorher - beschritten wurden, ergibt, entspricht es nicht den ehelichen Lebensverh&#228;ltnissen bei einer lange nach der Scheidung auftretenden Bed&#252;rftigkeit, die mit der Ehe in keinem feststellbaren Zusammenhang mehr steht, den Unterhaltspflichtigen noch in Anspruch zu nehmen.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Insoweit bestimmen die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse nicht nur die H&#246;he, sondern auch den Grund des Unterhaltsanspruchs (a.A. OLG D&#252;sseldorf, FamRZ 1981, 1080), ohne da&#223; damit wie<i> </i>im neuen Recht auf bestimmte Einsatzzeitpunkte abgestellt w&#252;rde. Unter diesen Umst&#228;nden fehlt es n&#228;mlich an einer "Nachwirkung" der ehelichen Mitverantwortung, von der auch &#167; 58 EheG ausgeht. Eine andere Auslegung der Vorschrift ginge auch an der Tatsache vorbei, da&#223; der Gesetzgeber bei der Regelung des &#167; 58 EheG die F&#228;lle der kurzen kinderlosen Doppelverdienerehe nicht im Auge hatte, wie schon der Wortlaut des &#167; 58 Ehe G ("Der Mann ... hat Unterhalt zu gew&#228;hren ...") zeigt. In diesen F&#228;llen reicht die nach &#167; 59 EheG er&#246;ffnete Billigkeitskorrektur nicht aus, um unangemessene Ergebnisse zu vermeiden.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Bei der Auslegung des &#167; 58 EheG m&#252;ssen auch, soweit es der Wortlaut der Vorschrift zul&#228;&#223;t, die Wandlungen des Allgemeinverst&#228;ndnisses vom Grund und Umfang der Nachwirkung der ehelichen Mitverantwortung ber&#252;cksichtigt werden. Das vom Bundesverfassungsgericht (BVerfG FamRZ 1981, 745 (748, 750)<i> </i>auch im Unterhaltsrecht betonte Prinzip der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit - das in seiner zeitlichen Komponente z.B. in &#167; 1579 Abs. 1 Nr. 1<i> </i>BGB Ausdruck gefunden hat &#8211; gilt auch f&#252;r &#167; 58 EheG. Wenn<i> </i>Ehegatten, die von Beginn der Ehe an ihre schon vor der Ehe konzipierte und bet&#228;tigte Berufsabsicht, deren notwendige Folge vollst&#228;ndige, dauerhafte wirtschaftliche Unabh&#228;ngigkeit</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">voneinander ist, w&#228;hrend der kinderlosen Ehe und auch nach der Scheidung nahtlos fortf&#252;hren, entspricht es nicht dem Prinzip der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit, dennoch eine lebenslange wirtschaftliche Mitverantwortung anzunehmen, wenn eine unverschuldete Bed&#252;rftigkeit erst nach einer Zeitspanne eintritt, die der Ehedauer gleichkommt und die erwiesenerma&#223;en nicht ehebedingt ist. </p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Die Berufung konnte daher insgesamt keinen Erfolg haben.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 97 ZPO hat die Kl&#228;gerin die Kosten des Berufungsrechtszugs zu tragen. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 708 Ziff.10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Der Senat l&#228;&#223;t die Revision gegen das vorliegende Urteil zu gem&#228;&#223; &#167; 546 ZPO, da die Frage der Einwirkung des neuen auf das alte Scheidungsrecht und die Frage, ob nach den ehelichen Lebensverh&#228;ltnissen der UnterhaItsanspruch nach &#167; 58 Ehe G auch dem Grunde nach ausgeschlossen sein kann, grunds&#228;tzliche Bedeutung haben.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Berufungsstreitwert: 5.400, <b>-- </b>DM.</p>
315,842
olgk-1981-11-25-2-wx-4481
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Wx 44/81
"1981-11-25T00:00:00"
"2019-03-13T15:15:23"
"2019-03-27T09:42:04"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1981:1125.2WX44.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>I. Die von Notar Hxxx eingelegte weitere Beschwerde vom 28. September 1981 gegen den Beschlu&#223; der 4. Ferienzivilkammer des Landgerichts Bonn vorn 8. September 1981 - 4 T 304/81 - wird als unzul&#228;ssig verworfen. Zugleich wird dieser Beschlu&#223; wie folgt abge&#228;ndert und neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>"Die Beschwerde wird als unzul&#228;ssig verworfen."</p> <p></p> <p>II. Die Kosten der Beschwerdeverfahren 4 T 304/81 LG Bonn sowie der Verfahren auf weitere Beschwerde 2 Wx 27/81 und 2 Wx 44/81 OLG K&#246;ln werden dem Notar Hxxx in Bxxx auferlegt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Unter dem 5.1.1981 beantragte Notar Hxxx, dabei als Verfahrens bevollm&#228;chtigt er der beteiligten Frau xxx handelnd, eine Eigentumsumschreibung im Grundbuch - Lxxx xxx - Nacherbenvermerk. Die Rechtspflegerin erhob Beanstandungen, deretwegen sie Zwischenverf&#252;gung vom 5.3.1981 erlie&#223;. Der dagegen eingelegten Erinnerung half der Amtsrichter nicht ab. Das Landgericht wies die ihm infolgedessen anfallende Beschwerde durch Beschlu&#223; vom 19.5.1981 zur&#252;ck. Dieser Beschlu&#223; ist auf weitere Beschwerde des Notars durch Senatsbeschlu&#223; vom 22.7.1981 aufgehoben und die Sache zur erneuten Verhandlung und Entscheidung an das Landgericht zur&#252;ckverwiesen worden. Dessen neue Entscheidung ist am 8.9.1981 ergangen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dagegen richtet sich die vorn Notar gef&#252;hrte weitere Beschwerde vorn 8.9.1981. Nach deren Eingang ist die beteiligte Frau Mxxx beim Landgericht Bonn erschienen und hat Erkl&#228;rungen zu Protokoll abgegeben. Das Protokoll lautet:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">"Es erscheint unaufgefordert auf der Gesch&#228;ftsstelle Frau Mxxx Mxxx geb. Sxxx, Lxxxstra&#223;e 40, xxx, unter Vorlage des Beschlusses 4 T 304/81 vom 8.9.1981 und erkl&#228;rte, sie sei erstaunt, da&#223; die Sache &#252;berhaupt zum Landgericht gelangt ist. Der Notar habe sich einfach ohne ihr Wissen und ohne Vollmacht gegen die Verf&#252;gung des Grundbuchamtes gewandt. Sie sei nicht damit einverstanden. Sie werde jetzt die Sache selbst in die Hand nehmen und heute noch einen Erbschein beim Amtsgericht beantragen, damit ihre S&#246;hne endlich als Nacherben ins Grundbuch eingetragen werden k&#246;nnen."</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Im Verfahren der weiteren Beschwerde ist dem Notar Gelegenheit gegeben worden, zu dieser Protokollerkl&#228;rung Stellung zu nehmen und die Beschwerde zur&#252;ckzunehmen. Er hat die Anfrage vom 5.11.1981 nicht beantwortet.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die weitere Beschwerde ist als unzul&#228;ssig zu verwerfen, da der Notar mangels Vollmacht keine wirksamen Verfahrenshandlungen vornehmen konnte und dieser Mangel auch nicht geheilt ist.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">1.) Der Mangel der Vollmacht steht fest. Die Beteiligte hat eine insoweit unmi&#223;verst&#228;ndliche Erkl&#228;rung zu gerichtlichem Protokoll abgegeben. Der Notar hat sich dazu nicht ge&#228;u&#223;ert. Die Vollmachtsvermutung des &#167; 15 GBO ist widerlegbar (KG KGJ 44 A S. 172). Der Gegenbeweis ist hier durch die zu Protokoll genommene Erkl&#228;rung der Beteiligten gef&#252;hrt worden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">2.) Der Mangel der Vollmacht f&#252;hrt zur Unzul&#228;ssigkeit, nicht zur Unbegr&#252;ndetheit der weiteren Beschwerde.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">In der Rechtsprechung wird zwar das Rechtsmittel eines vollmachtlosen Vertreters dann als zul&#228;ssig angesehen, wenn der Vertretene mit dem Rechtsmittel gerade das vorinstanzlich angenommene Fehlen der Vollmacht angreift (s. BGHZ 40, 197). Dieser Sachverhalt ist hier nicht gegeben. Hier richtet sich die vom Notar gef&#252;hrte weitere Beschwerde vielmehr gegen die sachliche Beurteilung des Landgerichts. Insoweit bleibt es bei dem Grundsatz, da&#223; ein ohne Vollmacht der Partei eingelegtes Rechtsmittel als unzul&#228;ssig zu verwerfen ist (BGH LM &#167; 97 ZPO Nr. 4).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">3.) Der Senat ist durch diese Verwerfung nicht gehindert, die Rechtsfolgen des Mangels der Vollmacht auch auf die vorinstanzlichen Verfahrensabschnitte zur&#252;ckzubeziehen, in denen dieser Mangel ebenfalls vorgelegen hat.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Stein/Jonas/Leipold (ZPO, 20. Aufl. 1977, &#167; 38 Anm. 17) sind zwar der Auffassung, wenn der Mangel der Vertretung schon in der unteren Instanz bestanden habe, sei das Rechtsmittel nicht zu verwerfen, sondern als unbegr&#252;ndet zu behandeln und das Verfahren der Vorinstanz aufzuheben. Dem steht jedoch entgegen, da&#223; ein vollmachtloser Vertreter grunds&#228;tzlich kein zul&#228;ssiges Rechtsmittel einlegen kann, da er nicht befugt ist, gerichtliche Sachentscheidungen zugunsten oder zu Lasten eines Dritten ohne dessen Willen herbeizuf&#252;hren. F&#252;r die Annahme von Stein/Jonas/Leipold (a.a.O. Fn. 31), Zul&#228;ssigkeitsvoraussetzung des Rechtsmittels sei lediglich, da&#223; der Mangel der Vollmacht nicht nach der angefochtenen Entscheidung entstanden sei, fehlt eine Begr&#252;ndung. Im Rechtsmittelrecht ist die Zul&#228;ssigkeitspr&#252;fung immer auf den Zeitpunkt der Einlegung bezogen. Es ist nicht ersichtlich, warum dies bei der Vollmachtspr&#252;fung anders sein soll. M&#246;glicherweise beruht allerdings die Auffassung von Stein/Jonas/Leipold auf einem Mi&#223;verst&#228;ndnis. Daf&#252;r spricht der Verweis in Fu&#223;note 30 auf &#167; 56 Anm. 16. An dieser Stelle wird n&#228;mlich gerade der Ausnahmefall er&#246;rtert, da&#223; mit dem Rechtsmittel die fehlerhafte Beurteilung der gesetzlichen Vertretung ger&#252;gt wird. Dieser Fall steht nicht demjenigen gleich, in dem die Sachentscheidung als solche an das Rechtsmittelgericht gebracht wird. Dann bleibt es bei der Unzul&#228;ssigkeit des Rechtsmittels. Allerdings ist es auch in diesem Fall vom Ergebnis her unerl&#228;&#223;lich, dem Rechtsmittelgericht die Befugnis zuzusprechen, die vorinstanzliche Entscheidung einschlie&#223;lich des Kostenpunktes in Proze&#223;abweisung abzu&#228;ndern, um nicht einer fehlerhaften Sachentscheidung rechtskr&#228;ftigen Bestand zu verleihen (s. OLG K&#246;ln J&#252;rB&#252;ro 1977, 798; Z&#246;ller/Vollkommer, ZPO, 13. Aufl. 1981, &#167; 88 Anm. I 1; Rosenberg/Schwab, Zivilproze&#223;recht, 13. Aufl. 1981, &#167; 55 II 2). Der Senat verkennt nicht, da&#223; die scharfe dogmatische Abgrenzung des Zul&#228;ssigkeits- und Begr&#252;ndetheitsbereich. es gegen diese L&#246;sung spricht. Indessen darf nicht verkannt werden, da&#223; solche Abgrenzungen nicht einem Selbstzweck dienen, sondern dem Ziel zweckm&#228;&#223;iger und &#246;konomischer Verfahrensgestaltung. Dort, wo dogmatische Abgrenzungen zu unpraktikablen oder gar fehlerhaften Verfahrensablaufen zwingen, m&#252;ssen sie korrigiert und angeglichen werden. Dies geschieht insbesondere im Rechtsmittelrecht durchgehend. Bei Beschwerden sieht die Rechtsprechung vom prozessualen Vorrang der Zul&#228;ssigkeit vor der Begr&#252;ndetheit ab, wenn Entscheidungsreife zur Begr&#252;ndetheit, nicht aber zur Zul&#228;ssigkeit eingetreten ist (vgl. Z&#246;ller/Schneider, ZPO, &#167; 574 Anm. II m.N.), und auch im Bereich des Erkenntnisverfahrens findet sich diese Praxis, insbesondere beim Rechtsschutzbed&#252;rfnis (s. Zoller/Schneider, ZPO, &#167; 543 Anm. IV 2 m.N.). &#196;hnlich verh&#228;lt es sich mit der gefestigten Judikatur, wonach im Berufungs- und im Revisionsrecht die austauschende Korrektur von Zul&#228;ssigkeit und Begr&#252;ndetheit oder umgekehrt gestattet wird (s. Z&#246;ller/Schneider, ZPO, &#167; 536 Anm. II; &#167; 563 Anm. V). Entsprechend der Grundhaltung dieser Praxis bestehen nach Auffassung des Senats keine Bedenken dagegen, bei einem wegen Vollmachtsmangels unzul&#228;ssigen Rechtsmittel die Vorentscheidungen zu berichtigen, wenn der Mangel "bereits bei ihnen vorgelegen hat. Denn derartige Korrekturen sind ohnehin auf die Umwandlung einer Sachentscheidung in eine Verfahrensabweisung und auf die von Amts wegen zu treffende Kostenentscheidung beschr&#228;nkt. Dementsprechend hat auch der Bundesgerichtshof unl&#228;ngst (s. VersR 1981, 1033) entschieden, bei der Kostenverteilung nach Ma&#223;gabe des Obsiegens und Unterliegens durch das Rechtsmittelgericht sei dieses nicht gehindert, in die vorinstanzliche Kostenbelastung eines am Rechtsmittelverfahren nicht mehr beteiligten Streitgenossen einzugreifen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">4.) Der landgerichtliche Beschlu&#223; ist dahin abzu&#228;ndern, da&#223; die ausgesprochene Zur&#252;ckweisung der sofortigen Beschwerde in eine Verwerfung als unzul&#228;ssig berichtigt wird. Damit entfallen zugleich alle dem Grundbuchamt durch das Landgericht erteilten Weisungen, wobei offen bleiben kann, ob diese mit dem Beschlu&#223;tenor &#252;berhaupt in Einklang zu bringen waren.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">5.) Anders verh&#228;lt es sich mit der Kostenbelastung. Bislang sind die Vorentscheidungen teilweise ohne Kostenausspruch ergangen. Dabei kann es nicht verbleiben. Im Bereich des zivilprozessualen Erkenntnis- und Rechtsmittelverfahrens ist es ausgetragen, da&#223; der vollmachtlos handelnde Vertreter mit den Kosten zu belasten ist (s. dazu Schneider, Rpfleger 1976, 229 ff; zuletzt BGH WPM 1981, 1332). Daran hat die Aufhebung des &#167; 112 ZPO nichts ge&#228;ndert; denn diese Vorschrift regelte lediglich die Kostenbelastung bevollm&#228;chtigter Vertreter.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">In Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit gilt ebenfalls der Grundsatz, da&#223; ein vollmachtloser Vertreter mit Verfahrenskosten belastet werden kann. &#167; 13a Abs. 1 S. 2 PGG, wonach einem Beteiligten die durch ein unbegr&#252;ndetes Rechtsmittel veranla&#223;ten Kosten auferlegt werden k&#246;nnen, ist allerdings unanwendbar. Denn diese Vorschrift handelt nur von der Kostenerstattung. Dar&#252;ber hinaus kommt jedoch die Heranziehung von Vertretern ohne Vertretungsmacht nach allgemeinen Grunds&#228;tzen des Kostenentscheidungsrechts in Betracht (Keidel/Kuntze/Winkler, Freiwillige Gerichtsbarkeit, 11. Aufl. 1978, &#167; 13 a Anm. 14; Konrintenberg/Ackermann/Lappe, Kostenordnung, 9. Aufl. 1978, &#167; 2 Anm. 14; so schon fr&#252;her KG KGJ 3 S. 191 Nr. 98).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Haftung des Notars pers&#246;nlich ergibt sich aus &#167; 2 Nr. 1 KostO.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Danach ist bei Antragsgesch&#228;ften derjenige Kostenschuldner, der die T&#228;tigkeit des Gerichts "veranla&#223;t", sei es pers&#246;nlich oder durch einen Bevollm&#228;chtigten oder dadurch, da&#223; der Beteiligte durch sein Verhalten das Handeln eines vollmachtlosen Vertreters ausl&#246;st. Im Ausgangsfall ist keiner- dieser Haftungstat- best&#228;nde zu Lasten der Beteiligten gegeben. Die Beteiligte hat weder pers&#246;nlich ein Rechtsmittel eingelegt noch hat sie ausweislich ihrer unwiderlegten Protokollerkl&#228;rung einen dahingehenden Auftrag erteilt. Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; sie gleichwohl die T&#228;tigkeit des Notars in mehreren Beschwerdeverfahren ausgel&#246;st habe, bestehen nicht. Davon kann der Senat insbesondere deshalb nicht ausgehen, weil der Notar die Anfrage des Gerichts nicht beantwortet und zur Protokollerkl&#228;rung der Beteiligten keine Stellung genommen hat.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Daraus folgt, da&#223; nur der Notar als derjenige, der t&#228;tig geworden ist, der Veranlasserhaftung des &#167; 2 Nr. 1 KO unterliegt. Dementsprechend ist f&#252;r die von ihm eingeleiteten Rechtsmittelverfahren seine Kostenhaftung auszusprechen</p>
315,843
olgk-1981-11-19-23-wlw-2281
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
23 WLw 22/81
"1981-11-19T00:00:00"
"2019-03-13T15:15:25"
"2019-03-27T09:42:04"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1981:1119.23WLW22.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beschlu&#223; des Amtsgerichts - Landwirtschaftsgericht Bergisch Gladbach vom 7. Juli 1981 - 7 LwG 6/81 - wird teilweise dahin abge&#228;ndert, da&#223; Abschnitt c) des Beschlusstenors ("Ziffer II 3 c) des Vertrages nicht gilt&#8220;) entf&#228;llt.</p> <p>F&#252;r die Beschwerdeinstanz wird von der Erhebung&#160; der Gerichtskosten abgesehen. Eine Erstattung au&#223;ergerichtlicher Kosten findet nicht statt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">&#160;<span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am 2. Dezember 1980 verstorbene Landwirt F war Eigent&#252;mer verschiedener im Grundbuch von P Bl. 0xx2. eingetragener Grundst&#252;cke in der Gesamtgr&#246;&#223;e von 13.29.09 ha; es handelt sich dabei um einen Hof' im Sinne der H&#246;feO. Der Erblasser ist kraft Testaments von der Beteiligten zu 1), seiner Ehefrau, als befreiter Vorerbin und von den Beteiligten zu 2), 4) und 5), seinen Kindern, als Nacherben zu gleichen Teilen beerbt worden. Die Beteiligte zu 1) hat unter Berufung auf eine ausdr&#252;ckliche testamentarische Erm&#228;chtigung ihres Ehemannes am 25. Februar 1981 vor Notar Dr. C mit den Beteiligten zu. 2) unter Mitwirkung der Beteiligten zu 3), seiner Ehefrau, und der Beteiligten zu 4) und 5) einen Hof&#252;bergabevertrag geschlossen. Darin verpflichtete sich der Beteiligte zu. <em>2) im</em> Rahmen der Einr&#228;umung eines Altenteilrechts u.a., an die Beteiligte zu 1) eine monatliche Rente in H&#246;he von 500,-- DM zu zahlen (Ziff. II 1c). Unter Ziffer II 3 des Vertrages ist folgendes vereinbart:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">&#8222;Der Erwerber verpflichtet sich, den hier erworbenen Grundbesitz nicht ohne Zustimmung des &#220;bergebers zu ver&#228;u&#223;ern oder zu belasten oder sonst dar&#252;ber zu verf&#252;gen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der &#220;bergeber ist berechtigt, die &#220;bertagung des Grundbesitzes auf sich zu verlangen, wenn</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">a) der Erwerber seinen in dieser Urkunde ihm gegen&#252;ber eingegangenen Verpflichtungen nicht p&#252;nktlich und ordnungsgem&#228;&#223; nachkommt, oder</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">b) in den Grundbesitz Zwangsvollstreckungsma&#223;nahmen eingeleitet werden, oder</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">c) der Erwerber vor dem &#220;bergeber ohne Hinterlassung von Abk&#246;mmlingen verstirbt.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Landwirtschaftsgericht hat durch den angefochtenen Beschlu&#223; gem&#228;&#223; &#167; 17 Abs. 3 H&#246;feO den Vertrag mit der Ma&#223;gabe genehmigt, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">a) eine Rente gem&#228;&#223; Ziffer II 1 c des Vertrages nur in H&#246;he von monatlich 250,-- DM zu zahlen ist,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">b) Ziffer II 3 a) des Vertrages mit der Ma&#223;gabe gilt, da&#223; nur nachhaltige, grobe und vors&#228;tzliche Vertragsverletzungen vorliegen,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">c) Ziffer II 3 c) des Vertrages nicht gilt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Zu Buchstabe c) hat das Landwirtschaftsgericht ausgef&#252;hrt: Der &#220;bergabevertrag m&#252;sse endg&#252;ltig sein, damit eine Regelung im Sinne der vorweggenommenen Erbfolge angenommen werden k&#246;nne. Die R&#252;ckabwicklung sei untunlich und insbesondere nach der zwischenzeitlichen Geburt eines Abk&#246;mmlings des Beteiligten zu 2) unbedingt zu vermeiden. Es k&#246;nne auch nicht die M&#246;glichkeit einer sp&#228;teren gesonderten Genehmigung der R&#252;ck&#252;bertragung offengehalten werden; denn dies werde gleichfalls zu unzutr&#228;glichen und mit dem bei der &#196;nderung h&#246;ferechtlicher Vorschriften zum Ausdruck gekommenen Gleichberechtigungsgrundsatz nicht in Einklang stehenden Ergebnissen f&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen, ihrem Verfahrensbevollm&#228;chtigten am 7. August 1981 zugestellten Beschlu&#223; wendet sichdie Beteiligte zu 1) mit der sofortigen Beschwerde, die am. 14. August 1981 beim Landwirtschaftsgericht eingegangen ist. In der m&#252;ndlichen Verhandlung des Senats hat die Beteiligte zu 1) beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">unter teilweiser Ab&#228;nderung des angefochtenen Beschlusses den Hof&#252;bergabevertrag auch zu Ziff. II 3 c) zu genehmigen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wegen des Vortrags der Beteiligten zu 1) im Einzelnen wird auf den Inhalt ihrer Beschwerdeschrift Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">II.<img width="657" height="47" src="23_WLw_22_81_Beschluss_19811119_0.png" alt="Die Entscheidung enth&#228;lt an dieser Stelle ein Bild oder eine Grafik." /></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsmittel ist statthaft sowie form- und fristgerecht eingelegt&#160; worden (&#167;&#167; 9, 22 Abs. 1 LwVG, 21, 22 Abs, 1 FGG). Es hat auch in der Sache selbst Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der <em>vorlieg</em>ende Vertrag hat eine Hof&#252;bergabe im Wege der vorweggenommenen Erbfolge gem&#228;&#223; &#167; 17 Abs. 1 H&#246;fe0 zum Gegeanstand. Er ist nach &#167;&#167; 1, 2 GrdstVG genehmigungsberd&#252;rftig. Gem&#228;&#223; &#167; 17 Abs. 3 H&#246;fe0 ist die Genehmigung durch das Gericht, also nach &#167; 1 Ziff. 2 LwVG durch das Landwirtschaftsgericht zu erteilen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber, nach welchen Gesichtspunkte das Landwirtschaftsgericht die inhaltliche Kontrolle des &#220;bergabevertrages auszu&#252;ben hat, herrscht im Grundsatz kein Streit (vgl. Fa&#223;bender-H&#246;tzel-Pikalo, &#167; 17 H&#246;feO Rdn. 97 ff.; Lange-Wulff-L&#252;dteke-Handjery, 8. Aufl., &#167; 17 H&#246;feO Rdn. 111 ff mit Hinweisen auf die nicht ganz einheitliche Rechtsprechung; W&#246;hrmann-St&#246;cker, Das Landwirtschaftserbrecht, 3. Aufl., &#167; 17 H&#246;feO, Rdnr. 87 f.). Die Pr&#252;fung erstrecht (und beschr&#228;nkt) sich darauf, ob der Vertrag als ganzes oder in einzelnen Bestimmungen zwingenden Hindernissen oder Verboten nach dem</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">a)&#160;&#160; allgemeinen B&#252;rgerlichen Recht,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">b) &#160; Grundst&#252;cksverkehrsrecht,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">c) &#160; H&#246;ferecht oder B&#252;rgerlichen&#160; Erbrecht</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">entgegensteht. Die im Beschwerdeverfahren noch umstrittene Vertragslausel h&#228;lt einer derartigen Untersuchung stand.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">1) Ziffer II 3 c) des Vertrages r&#228;umt der Beteiligten zu 1) einen schuldrechtlichen Anspruch auf R&#252;ck&#252;bertragung des Eigentums an den Hofgrundst&#252;cken unter der aufschiebenden Bedingung ein, da&#223; der Beteiligte zu 2) vor ihr verstirbt und keine Abk&#246;mmlinge hat. Diese Regelung begegnet keinen Bedenken aus allgemeiner b&#252;rgerlich-rechtlicher Sicht. Der Hof&#252;bergabevertrag ist ein Rechtsgesch&#228;ft unter Lebenden. Er kann daher grunds&#228;tzlich, soweit es den schuldrechtlichen Teil angeht (zur Auflassung vgl. &#167; 925 Abs. 2 BGB), gem&#228;&#223; &#167;&#167; 158 ff. BGB Bedingungen unterstellt werden. Grenzen ergeben sich lediglich insoweit, als eine verbots- oder sittenwidrige Bedingung nicht Vertragsinhalt wird; um eine solche handelt es sich hier unzweifelhaft nicht.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">2) Die Vertragsbestimmung verst&#246;&#223;t auch nicht gegen grundst&#252;cksverkehrsrechtliche Grunds&#228;tze. Die R&#252;ck&#252;bertragung des Hofes soll im Falle des Bedingungseintritts geschlossen auf eine nat&#252;rliche Person erfolgen. Insoweit steht also eine ungesunde Verteilung des Grund und Bodens im Sinne des &#252;ber &#167; 31 anwendbaren &#167; 9 Abs. 1 Ziff. 1 GrdstVG nicht in Rede (vgl. Fa&#223;bender-H&#246;tzel-Pikalo a.a.O. Rdn. 98). Entgegen der von den Oberlandesgerichten Hamm und Celle (Rdn. 65, 271; 70, 177) vertretenen Auffassung kann man eine (zuk&#252;nftige) ungesunde Bodenverteilung auch nicht deshalb annehmen, weil der Hof&#252;bergeber im Zeitpunkt des Bedingungseintritts m&#246;glicherwiese nicht (mehr) wirtschaftsf&#228;hig ist. Die Wirtschaftsf&#228;higkeit des Ver&#228;u&#223;erers steht auch im Zeitpunkt der Hof&#252;bergabe nicht fest. Sie wird in einer betr&#228;chtlichen Zahl von F&#228;llen aus Alters- und/oder Gesundheitsgr&#252;nden fehlen; grade dies ist vielfach der Anla&#223; zur vorzeitigen Hof&#252;bergabe. Eine R&#252;ck&#252;bertragung des Hofes auf den &#220;bergeber stellt jedoch lediglich einen Zustand wieder her, der vormals bestanden hatte. Daher kann die Zul&#228;ssigkeit der R&#252;ckerwerbsklausel nicht an die Voraussetzung der Wirtschaftsf&#228;higkeit gekoppelt werden, auch nicht dergestalt (vgl. OLG Hamm a.a.O.), da&#223; die Genehmigung bis zu einem etwaigen Bedingungseintritt in der Schwebe bleibt, zumal f&#252;r diesen Fall die Vertragsschlie&#223;enden im Unklaren bleiben, was zwischen ihnen rechtens ist.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">3) Da&#223; der betagte Landwirt noch zu Lebzeiten den Hof auf den Sohn &#252;bertr&#228;gt, ist aus Gr&#252;nden der Wirtschaftlichkeit und des Familienfriedens begr&#252;ssens- und damit f&#246;rdernswert (vgl. Lange-Wulff-L&#252;dtke-Handjery a.a.O. Rdn. 1). Daraus ergibt sich aus h&#246;ferechtlicher Sicht das Gebot einer m&#246;glichst gro&#223;z&#252;gigen Pr&#252;fung der f&#252;r die &#220;bergabe ausgehandelten Bedingungen, wie dies auch dem schuldrechtlichen Prinzip der Vertragsfreiheit entspricht. Es ist ein berechtigtes Anliegen des &#220;bergebers, den Hof nach M&#246;glichkeit in der Familie zu halten, von der er stammt.Im Falle einer Hoferbeneinsetzung aufgrund Verf&#252;gung von Todes wegen (vgl. &#167; 7 Abs. 1 H&#246;fe0) erg&#228;be sich ein derartiger Affektsozusagen von selbst. Der kraft Testaments oder Erbvertrags eingesetze Sonn k&#246;nnte den Hof nur erwerben, wenn er im Zeitpunkt des Erbfalls lebt (&#167; 1923 Abs.1 BGB). F&#252;r den Fall seines Vorversterbens k&#246;nnte der Erblasser einen Ersatzerben bestimmen (&#167; 2096 BGB). Auch ohne eine solche Bestimmung w&#252;rde aufrund der gesetzlichen Auslegungsregel in &#167; 2069 BGB ein beim Erbfall lebender Abk&#246;mmling des Sohnes Ersatzerbe werden. Lebte auch ein solcher beim Erbfall nicht, tr&#228;t gesetzliche Erbfolge ein (vgl. &#167; 10 H&#246;feO). Bei ihr k&#228;me aber niemals die &#220;berlebende Ehefrau des Sohnes, sondern ein entfernterer Verwandter des Erblassers zum Zuge. Eine solche Rechtsfolge auch f&#252;r den Fall der vorzeitigen Hof&#252;bergabe offen zu halten, ist in der R&#252;ckerwerbsklausel, die danach durchaus billigenswert erscheint. Der Senat verkennt nicht, da&#223; sich eine derartige Regelung im Ergebnis einer Vor- und Nacherbeneinsetzung n&#228;hert, die durch Rechtsgesch&#228;ft unter Lebenden nicht begr&#252;ndet werden kann (vgl. Fa&#223;bender-H&#246;tzel-Pikalo a.a.O., Rdn. 55; Lange-Wulff-L&#252;dtkeHandjery a.a.O., Rdn. 8). Es kommt jedoch insoweit allein auf die rechtliche Betrachtungsweise an, Sie ergibt mit R&#252;cksicht auf die Darlegungen zu Abschnitt 1)grundlegende Unterschiede: Der Beteiligte zu 2) wird durch die &#220;bergabe nicht (vorweggenommener) Vor- , sondern Vollerbe bez&#252;glich des Hofes. Sollte er vor der Beteiligten zu 1) ohne Abk&#246;mmlinge versterben, fiele der Hof der &#252;berlebenden Ehefrau als <span style="text-decoration:underline">seiner</span> gesetzlichen Hoferbin zu (vgl. &#167; 5 Ziff. 2 H&#246;feO); gleichzeitig tr&#228;te aber die rechtsgesch&#228;ftlichen vereinbarte Bedingung ein, die die Hoferbin schuldrechtlich zur (R&#252;ck-) &#220;bertragung des Hofes auf die Beteiligte zu 1) verpflichtete.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Das Landwirtschaftsgericht hat die Genehmigung u.a. mit der Begr&#252;ndung verweigert, die Hof&#252;bergebe m&#252;sse endg&#252;ltig sein. Dabei hat es zum einen nicht ber&#252;cksichtigt, da&#223; der Hof dem Beteiligten zu 2) zu Lebzeiten nicht genommen wird. Es hat sich im &#252;brigen in Widerspruch dazu gesetzt, da&#223; es andere R&#252;ckerwerbsklauseln, n&#228;mlich f&#252;r den Fall grob vertragswidrigen Verhaltens des Beteiligten zu 2) und von Zwangsvollstreckungsma&#223;nahmen in den Grundbesitz, genehmigt hat. Da&#223; R&#252;cktrittsvorbehalte unter den genannten Bedingungen zul&#228;ssig sind, entspricht allgemeiner Auffassung (vgl. Fa&#223;bender-H&#246;tzel-Pikalo a.a.O., Rdn. 47 ff.; Lange&#8209;Wulff-L&#252;dtke-Handjery a.a.O., Rdn. 63 mit Nachweisen aus derRechtsprechung: W&#246;hrmann-St&#246;cker a.a.O., Rdn. 75 ff.). Daraus erhellt: Der Begriff der "Endg&#252;ltigkeit&#8220; ist nicht zwingend mit der Hof&#252;bergabe im Wege der vorweggenommenen Erbfolge verkn&#252;pft.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Begegnet nach den vorstehenden Ausf&#252;hrungen die vertragliche R&#252;ckerwerbsklausel weder aus b&#252;rgerlich- noch aus grundst&#252;cksverkehrs- oder h&#246;ferechtlicher Sicht durchgreifenden Bedenken, so ist sie zu genehmigen (so im Ergebnis auch Fa&#223;bender-H&#246;tzel-Pikalo a.a.O. Rdn. 55 und DNotZ 68, 80; Schulte Rdn. 62, 139 f.; Haegele Rdn. 63, 258, 260).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Von der Erhebung von Gerichtskosten f&#252;r die Beschwerdeinstanz hat der Senat gem&#228;&#223; &#167; 42 Abs. 1 LwVG abgesehen. Die Anordnung der Erstattung au&#223;ergerichtlicher Kosten (&#167; 45 Abs. 1 LwVG) erschien nicht angezeigt, weil zwischen den Beteiligten kein Streitverh&#228;ltnis besteht.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsbeschwerde war nicht zuzulassen. Zwar hat die vorliegende Rechtssache grunds&#228;tzliche Bedeutung (vgl. &#167; 24 Abs. 1 LwVG). Aber keiner der Beteiligten ist beschwerdeberechtigt: Die Beteiligte zu I) erh&#228;lt, was sie begehrt. Die &#252;brigen Beteiligten haben keine Beschwerdebefugnis, weil sie gegen die Entscheidung des Amtsgerichts keine Beschwerde eingelegt haben und die erstinstanzliche Entscheidung auch nicht zu ihren Ungunsten ver&#228;ndert wird (vgl. BGH Rdn. 52, 16 f.).</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der Gesch&#228;ftswert f&#252;r das Beschwerdeverfahren wird gem&#228;&#223; &#167;&#167; 20 Abs. 1 a, Abs. 2 H&#246;feVO, 19 Abs. 2 und 3 KostO auf 5.000,-- DM festgesetzt.</p>
315,844
olgk-1981-11-19-25-uf-8681
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
25 UF 86/81
"1981-11-19T00:00:00"
"2019-03-13T15:15:26"
"2019-03-27T09:42:04"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1981:1119.25UF86.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die am 6. Mai 1981 bei Gericht eingegangene Beschwerde der Antragsgegne-rin gegen das am 7. April 1981 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts - Familiengericht - K&#246;ln wird mit der Ma&#223;gabe zur&#252;ckgewiesen, da&#223; die Versorgungsanwartschaft des Antragstellers auf Leistungen der betrieblichen Altersversorgung aus seinem Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnis beim Bundesverband B&#252;rowirtschaft , S. 69 , K. dem schuldrechtlichen Versorgsausgleich vorbehalten bleibt. </p> <p></p> <p>Von den Kosten des Beschwerdeverfahrens tragen der Antragsteller 114 und die Antragsgegnerin 3/4. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><span style="text-decoration:underline;">G r &#252; n d e :</span></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben am 18. M&#228;rz 1960 geheiratet. Der Antragsteller hat am 27. Februar 1980 einen Ehescheidungsantrag zustellen lassen. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin ist niemals berufst&#228;tig gewesen und hat keine Anwartschaften auf Altersversorgung erworben. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller hat in der Ehezeit Rentenanwartschaften bei der Bundesversicherungsanstalt f&#252;r Angestellte in H&#246;he von monatlich 876,70 DM erworben, au&#223;erdem bei seinem fr&#252;heren Arbeitgeber, der Hauptgemeinschaft des Deutschen Einzelhandels e. V. , K<b>. </b>Anwartschaften auf eine unverfallbare, zeitlich nicht begrenzte, noch nicht laufende, nicht voll dynamische Arbeitgeberrente f&#252;r Alter und Invalidit&#228;t, die bei Erreichen des 65. Lebensjahres zu einer Jahresrente von 23.097,36 DM f&#252;hren wird. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Am 31. Dezember 1978, also noch w&#228;hrend der Ehezeit, hat der Antragsteller sein Dienstverh&#228;ltnis zu seinem fr&#252;heren Arbeitgeber beendet, am 1. Januar 1979 ist er in die Dienste seines heutigen Arbeitgebers getreten, des Bundesverbandes B&#252;rowirtschaft e. V. , K. Sein heutiger Arbeitgeber hat ihm eine neue, zus&#228;tzliche Versorgungszusage erteilt, die am 1. August 1994, d.h. bei Vollendung des 65. Lebensjahres des Antragstellers, 2.293,23 DM monatlich betragen wird; diese zus&#228;tzliche Versorgungsanwartschaft ist noch bis Ende 1988 verfallbar. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Verbundurteil vom 7. April 1981 hat das Amtsgericht - Familiengericht - K&#246;ln die Ehe der Parteien geschieden und den Versorgungsausgleich durchgef&#252;hrt; es hat vom Konto des Antragstellers bei der Bundesversicherungsanstalt f&#252;r Angestellte in Berlin auf ein f&#252;r die Antragsgegnerin bei der Bundesversicherungsanstalt f&#252;r Angestellte in Berlin zu begr&#252;ndendes Konto bestimmte Rentenanwartschaften &#252;bertragen und dem Antragsteller aufgegeben, als Beitr&#228;ge zur Begr&#252;ndung von Anwartschaften auf eine Rente in bestimmter H&#246;he zugunsten der Antragsgegnerin an die Bundesversicherungsanstalt f&#252;r Angestellte in Berlin 25.706,96 DM zu zahlen. Die Versorgungsanwartschaft des Antragstellers bei seinem heutigen Arbeitgeber ist im ersten Rechtszug unbeachtet geblieben, das Familiengericht hat zu ihr keine Ausk&#252;nfte eingeholt und sie in Tatbestand und Entscheidungsgr&#252;nden des angefochtenen Urteils gar nicht erw&#228;hnt . </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gegen das Verbundurteil hat die Antragsgegnerin Beschwerde eingelegt mit dem Antrag, </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter teilweiser Ab&#228;nderung der angefochtenen Entscheidung den Versorgungsausgleich auch insoweit durchzuf&#252;hren, als der Antragsteller in der Zeit vom 1. Januar 1979 bis zum 31. Januar 1980 Versorgungsanwartschatten auf Leistungen der betrieblichen Altersversorgung aus seinem Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnis beim Bundesverband B&#252;rowirtschaft, S. erworben hat. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Wie die Besehwerdebegr&#252;ndung zeigt, geht die Antragsgegnerin davon aus, da&#223; die von ihr angesprochene Versorgungsanwartschaft bereits unverfallbar sei . </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller hat beantragt, </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beschwerde zur&#252;ckzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Saat hat zu der in Rede stehenden Versorgungsanwartschaft Ausk&#252;nfte eingeholt, die das vorstehend bereits wiedergegebene Ergebnis erbracht haben. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist an sich statthaft, &#167; 621 e Abs. 1 ZPO, sie ist form- und fristgerecht eingelegt und begr&#252;ndet worden, &#167;&#167; 621 e Abs. 3 Satz 2, 516, 519 Abs. 1 und 2 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Auch alle sonstigen Zul&#228;ssigkeitsvoraussetzungen sind erf&#252;llt. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Insbesondere kann eine Beschwer der Antragsgegnerin nicht verneint werden. Sie ergibt sich daraus, da&#223; das Familiengericht einerseits zum Versorgungsausgleich eine Entscheidung erlassen hat, die sich zumindest ihrem &#228;u&#223;eren Anschein nach als vollst&#228;ndig und abschlie&#223;end darstellt, andererseits aber die hier in Rede stehende Versorgungsanwartschaft nicht ber&#252;cksichtigt hat. Angesichts dessen erscheint es nicht ganz ausgeschlossen, da&#223; - vor allem sp&#228;ter, beim Eintritt des Versorgungsfalles - die Auffassung vertreten werden k&#246;nnte, &#252;ber den Versorgungsausgleich sei bereits insgesamt, endg&#252;ltig entschieden worden, aus dem angefochtenen Verbundurteil ergebe sich, da&#223; die Versorgungsanwartschaft aus dem jetzigen Arbeitsverh&#228;ltnis des Antragstellers nicht in den Versorgungsausgleich geh&#246;re, und dies sei ein f&#252;r allemal rechtskr&#228;ftig entschieden. Die Antragsgegnerin mu&#223; die M&#246;glichkeit haben, dieser Gefahr zu begegnen. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">In der Sache ist das Rechtsmittel nur insoweit begr&#252;ndet, als in Erg&#228;nzung des angefochtenen Verbundurteils ausgesprochen werden kann, da&#223; die noch verfallbare Versorgungsanwartschaft des Antragstellers aus seinem jetzigen Arbeitsverh&#228;ltnis dem schuldrechtlichen Versorgungsausgleich vorzubehalten ist. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Beschwerdeantrag der Antragsgegnerin ist unscharf gefa&#223;t. Er l&#228;&#223;t nicht erkennen, in welcher Weise der "Versorgungsausgleich auch insoweit durchzuf&#252;hren" sein soll, als der Antragsteller die hier in Rede stehende Versorgungsanwartschaft erworben hat. Wie die Beschwerdebegr&#252;ndung zeigt, hat die Antragsgegnerin - zu Unrecht - bereits Unverfallbarkeit der fraglichen Versorgungsanwartschaft angenommen. Andererseits hat sie ihre Beschwerde aufrechterhalten, obwohl der Senat ihr die von ihm eingeholten Ausk&#252;nfte mitgeteilt und sie so &#252;ber die noch bestehende Verfallbarkeit der Versorgungsanwartschaft des Antragstellers aus seinem derzeitigen Arbeitsverh&#228;ltnis unterrichtet hat. Der Senat geht daher davon aus, da&#223; die Antragsgegnerin in jedem Falle die f&#252;r sie m&#246;glichst g&#252;nstige Entscheidung erreichen m&#246;chte. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Eine Einbeziehung der noch verfallbaren Anwartschaft auf eine betriebliche Altersversorgung in den dinglichen Versorgungsausgleich kommt nicht in Betracht, f&#252;r Anwartschaften oder Aussichten auf Leistungen der betrieblichen Altersversorgung, die im Zeitpunkt des Erlasses der Entscheidung noch nicht unverfallbar sind, finden vielmehr die Vorschriften &#252;ber den schuldrechtlichen Versorgungsausgleich Anwendung, &#167;&#167; 1587 a Abs. 2 Nr. 3 Satz 3, 1587 f Ziff. 4 BGB. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch auf Zahlung einer Geldrente im Rahmen des schuldrechtlichen Versorgungsausgleiches steht der Antragsgegnerin ebenfalls noch nicht zu, die Rente kann vielmehr erst dann verlangt werden, wenn beide Ehegatten eine Versorgung erlangt haben oder wenn der ausgleichspflichtige Ehegatte eine Versorgung erlangt hat und der andere Ehegatte wegen Krankheit oder anderer Gebrechen oder Schw&#228;che seiner k&#246;rperlichen oder geistigen Kr&#228;fte auf nicht absehbare Zeit eine ihm nach Ausbildung und F&#228;higkeiten zumutbare Erwerbst&#228;tigkeit nicht aus&#252;ben kann oder das 65. Lebensjahr vollendet hat, &#167; 1587 g Abs. 1 Satz 2 BGB. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Auch f&#252;r ein Feststellungsurteil des Inhaltes, da&#223; die Anwartschaft auf betriebliche Altersversorgung aus dem derzeitigen Arbeitsverh&#228;ltnis des Antragstellers im Rahmen des schuldrechtlichen Versorgungsausgleiches auszugleichen sei, ist kein Raum (Allgemeine Meinung, vgl. OLG Schleswig FamRZ 1981, 372; OLG D&#252;sseldorf FamRZ 1981, 565 M&#252;nchK Rdz. 9 zu &#167; 1587; Z&#246;ller Anm. 4 d zu &#167; 623). </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">F&#252;r eine derartige Feststellung fehlen derzeit sowohl die Grundlagen als auch ein rechtsschutzw&#252;rdiges Interesse. Heute steht noch gar nicht fest, ob die noch verfallbare Versorgungsanwartschaft des Antragstellers jemals zu einer unverfallbaren Versorgungsanwartschaft erstarken wird; dies wird vom Fortbestand seines Arbeitsverh&#228;ltnisses abh&#228;ngen, wozu sich heute nichts sagen I&#228;&#223;t. W&#252;rde jetzt eine Feststellung in dem eben erw&#228;hnten Sinne getroffen und w&#252;rde das zur Zeit bestehende Arbeitsverh&#228;ltnis des Antragstellers, aus welchen Gr&#252;nden auch immer, alsbald beendet, so w&#228;re der Feststellung jedwede Grundlage entzogen. Au&#223;erdem ist auch die H&#246;he einer der Antragsgegnerin demn&#228;chst zustehenden Ausgleichsrente noch unbestimmt, vgl. &#167; 1587 g Abs. 2 Satz 1 BGB. Fehlt es danach schon an den tats&#228;chlichen Voraussetzungen f&#252;r eine Feststellung des eben erw&#228;hnten Inhaltes, so gibt es f&#252;r sie auch kein rechtsschutzw&#252;rdiges Interesse. Es ist der Antragsgegnerin unbenommen, bei, Eintritt des Versorgungsfalles gem&#228;&#223; &#167; 1587 g Abs. 1 Satz 2 BGB eine Ausgleichsrente zu fordern. Dieser ihr Anspruch ist unabh&#228;ngig davon, ob heute - vorweg eine ihn betreffende Feststellung getroffen. wird. Eine solche Feststellung w&#228;re insbesondere nicht geeignet, den Ausgleichsanspruch der Antragsgegnerin zu verst&#228;rken oder sonstwie zu verbessern. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Nicht gehindert sieht der Senat sich jedoch an einem Ausspruch des Inhaltes, da&#223; die noch verfallbare Versorgungsanwartschaft des Antragstellers dem schuldrecht- lichen Versorgungsausgleich vorzubehalten ist. Ein solcher Ausspruch erscheint schon deshalb geboten, weil er geeignet ist, Klarheit zu schaffen. Anders als nach dem angefochtenen Verbundurteil des Familiengerichtes kann es nun keinen Zweifel mehr dar&#252;ber geben, da&#223; die erw&#228;hnte Versorgungsanwartschaft des Antragstellers im jetzigen Verfahren gesehen und beachtet worden ist. Gleichzeitig wird jeder k&#252;nftigen Auseinandersetzung oder Unklarheit dar&#252;ber, in welcher Form diese Anwartschaft in den Versorgungsausgleich einzubeziehen ist, der Boden entzogen: In bezug auf sie scheidet ein Versorgungsausgleich nach &#167;&#167; 1587 a ff. BGB aus. Sie kann nur Gegenstand eines schuldrechtlichen Versorgungsausgleiches gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1587 f ff. BGB sein. Wenngleich ungewollt, so ist dies doch inzidenter auch schon vom Familiengericht entschieden worden, welches den &#246;ffentlich-rechtlichen Versorgungsausgleich durchgef&#252;hrt und dabei die hier in Rede stehende Versorgungsanwartschaft eben nicht ber&#252;cksichtigt hat. Im Ergebnis trifft der Senat somit keine Entscheidung, welche von derjenigen des Familiengerichtes abweichen oder sie in der Sache erg&#228;nzen w&#252;rde. Es geht, wie bereits erw&#228;hnt, nur um eine Klarstellung, die freilich dann naheliegt, wenn die Parteien gerade &#252;ber eine bestimmte Versorgungsanwartschaft streiten oder, wenn wie im vorliegenden Fall, gerade ihretwegen ein Rechtsmittel eingelegt wird. Auf die Rechtsbeziehungen der Parteien zueinander, insbesondere auf einen etwaigen zuk&#252;nftigen Rentenanspruch der Antragsgegnerin gegen den Antragsteller hat die vorliegende Entscheidung keinen Einflu&#223;. Erst nach dem Eintritt des Versorgungsfalles, wenn die Antragsgegnerin die Rente gem&#228;&#223; &#167; 1587 g Abs. 1 Satz 1 BGB verlangen kann, wird im Streitfall dar&#252;ber zu entscheiden sein, ob ihr &#252;berhaupt ein Rentenanspruch zusteht, wie hoch - bejahendenfalls - die Rente zu berechnen ist, ob etwa ein Ausschlu&#223; des Ausgleichsanspuches nach &#167; 1587 h BGB in Betracht kommt , ob Raum ist f&#252;r eine Abtretung der Versorgungsanspr&#252;che in H&#246;he der laufenden Ausgleichsrente gem&#228;&#223; &#167; 1587 i BGB usw. Eine Entscheidung hier&#252;ber w&#228;re heute noch gar nicht m&#246;glich .So kommt es zum Beispiel f&#252;r einen Ausschlu&#223; des Ausgleichsanspruches auf die Lebensverh&#228;ltnisse der Parteien an, wie sie zuk&#252;nftig gegeben sein werden, vgl. &#167; 1587 h Satz 1 Ziff. 1 BGB, oder darauf, ob der Berechtigte nach der Ehescheidung bewirkt hat, das ihm eine Versorgung, die auszugleichen w&#228;re, nicht gew&#228;hrt wird, vgl. &#167; 1587 h Satz 1 Ziff. 2 BGB; eine Abtretung von Versorgungsanspr&#252;chen setzt voraus, da&#223; &#252;berhaupt ein Anspruch auf eine laufende Ausgleichsrente besteht und da&#223; deren H&#246;he bekannt ist. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Nach alledem f&#252;hrt die Beschwerde der Antragsgegnerin nur zu der klarstellenden Erg&#228;nzung der Entscheidungsformel des angefochtenen Verbundurteils dahingehend, da&#223; die noch verfallbare Anwartschaft des Antragstellers auf betriebliche Altersversorgung aus seinem jetzigen Dienstverh&#228;ltnis dem schuldrechtlichen Versorgungsausgleich vorzubehalten ist. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 91, 97 Abs. 1 ZPO. Dem Senat erscheint es angemessen, dem Beschwerdegegner ein Viertel der Kosten des Beschwerdeverfahrens aufzuerlegen, da die Antragstellerin immerhin die eben beschriebene Klarstellung erreicht hat und mit ihrem Rechtsmittel so nicht ganz erfolglos geblieben ist. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r<i> </i>die Beschwerde: 1.OOO,-- DM.</p>
315,845
olgham-1981-11-03-5-ss-owi-222580
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 Ss OWi 2225/80
"1981-11-03T00:00:00"
"2019-03-13T15:15:30"
"2019-03-27T09:42:04"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1981:1103.5SS.OWI2225.80.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Leiter einer Versammlung unter freiem Himmel oder eines Aufzuges, der gegen eine Auflage der Verwaltungsbeh&#246;rde nach &#167; 15 Abs. 1 VersG verst&#246;&#223;t, ist jedenfalls dann nicht nach &#167; 25 Nr. 2 VersG strafbar, wenn die zur Tatzeit wegen noch m&#246;glichen Widerspruchs noch nicht rechtskr&#228;ftige, aber auch nicht angefochtene Auflage nicht f&#252;r sofort vollziehbar gem&#228;&#223; &#167; 80 Abs. 2 Nr. 4 VwGO erkl&#228;rt und zudem auch nicht rechtm&#228;&#223;ig war.</p> <p>Ob allein schon wegen fehlender Anordnung der sofortigen Vollziehbarkeit der Straftatbestand des &#167; 25 Nr. 2 VersG entf&#228;llt, l&#228;&#223;t der Senat offen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tenor:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Revision wird verworfen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kosten des Rechtsmittels und die dem Angeklagten insoweit entstandenen notwendigen Auslagen fallen der Staatskasse zur Last.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Bu&#223;geldbescheid des Ordnungsamtes der Stadt ... vom 5. Oktober 1979 war gegen den Angeklagten wegen Zuwiderhandlung gegen &#167;&#167; 10 Abs. 2, 17 Abs. 2 Buchstabe a Landesimmissionsschutzgesetz (LImschG) eine Geldbu&#223;e in H&#246;he von 500,- DM festgesetzt worden. Nach seinem hiergegen fristgerecht eingelegten Einspruch wies das Amtsgericht M&#252;nster den Angeklagten ausweislich des Hauptverhandlungsprotokolls vom 5. Mai 1980 darauf hin, da&#223; eine Verurteilung auch wegen einer Straftat nach "&#167;&#167; 15, 22 Versammlungsgesetz" in Betracht komme.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat den Angeklagten mit dem angefochtenen Urteil freigesprochen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Es ist hierbei im wesentlichen von folgenden Feststellungen ausgegangen:</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Polizeidirektor in ... best&#228;tigte mit Schreiben vom 24. Juli 1979 einen von dem "Koordinationsausschu&#223; gegen die Richtlinien zur Genehmigung von INFO-St&#228;nden" f&#252;r den 4. August 1979 ab 12.00 Uhr angemeldeten und zu diesem Zeitpunkt auch durchgef&#252;hrten Aufzug, dessen Leiter der Angeklagte war. Diesem Schreiben zufolge wurden ca. 1.000 Teilnehmer zu dem durch die Innenstadt von ... f&#252;hrenden Aufzug mit drei Versammlungsorten erwartet. Mit dem genannten Best&#228;tigungsschreiben wurden - ohne Anordnung ihrer sofortigen Vollziehbarkeit gem&#228;&#223; &#167; 80 Abs. 2 Nr. 4 VwGO - u.a. folgende versammlungsrechtliche Auflagen "zur Aufrechterhaltung der &#246;ffentlichen Sicherheit und Ordnung" erteilt:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><i>"II. ...</i></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">1. bis 3. ...</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">4. Die Lautst&#228;rke von Lautsprechern (auch Megaphon) ist so zu w&#228;hlen, da&#223; nur die Versammlungsteilnehmer erreicht werden. W&#228;hrend des Aufzuges darf ein Lautsprecher nur f&#252;r Durchsagen, die der Zugordnung dienen, benutzt werden ...</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><i>III. ...</i></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><i>IV. Im &#252;brigen weise ich Sie auf folgendes hin:</i></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">1. F&#252;r die Benutzung eines Lautsprechers bedarf es der Erlaubnis der Ordnungsbeh&#246;rde ... gem. &#167; 10 Abs. 3 des Gesetzes zum Schutz vor Luftverunreinigungen, Ger&#228;uschen und &#228;hnlichen Umwelteinwirkungen (Landes-Immissionsschutzgesetz - LImschG) vom 18. M&#228;rz 1975 (GV NW von 1978 S. 232). ...</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">2. Die Benutzung eines Lautsprechers ist ohne eine solche Erlaubnis nur dann zul&#228;ssig, wenn dies aufgrund der Teilnehmerzahl innerhalb der Veranstaltung zur Verst&#228;ndigung erforderlich ist. Dies ist nur dann der Fall, wenn mindestens 40 Personen an der Versammlung teilnehmen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">3. bis 4. ..."</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Durchf&#252;hrung des Aufzuges, an dem sich etwa 200 Personen beteiligten, erfolgte zu dem in dem Best&#228;tigungsschreiben genannten Zeitpunkt. An der Spitze des Zuges gingen der Angeklagte und der fr&#252;here Betroffene ... der im vorliegenden Verfahren bereits rechtskr&#228;ftig freigesprochen wurde. Letzterer benutzte, w&#228;hrend der Aufzug sich vom Prinzipalmarkt zu dem Versammlungsplatz in der Salzstra&#223;e bewegte, ein nach hinten in Richtung der Aufzugteilnehmer gerichtetes Megaphon und gab mit diesem Parolen durch, die das Anliegen des angemeldeten Aufzuges zum Inhalt hatten. Die Teilnehmer des Aufzuges wiederholten anschlie&#223;end die durchgegebenen Parolen. Ein Polizeibeamter forderte noch auf dem Prinzipalmarkt sowohl den Angeklagten als auch den neben ihm gehenden Betroffenen Koepsell vergeblich auf, die Durchgabe von Parolen mittels Megaphon einzustellen. Der Angeklagte lehnte deren Einstellung ausdr&#252;cklich ab.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht ist der Auffassung, da&#223; die Auflage zu Ziffer II 4. der Anmeldebest&#228;tigung nicht rechtm&#228;&#223;ig gewesen und daher ein strafbares Verhalten des Angeklagten gem&#228;&#223; &#167;&#167; 15 Abs. 1, 25 Nr. 2 VersG nicht festzustellen sei. Im Hinblick auf den mit jeder Versammlung verbundenen Zweck, die &#214;ffentlichkeit anzusprechen, und unter Ber&#252;cksichtigung der &#246;rtlichen Verh&#228;ltnisse - der Aufzug habe sich &#252;berwiegend durch Fu&#223;g&#228;ngerstra&#223;en bzw. dem Fahrzeugverkehr nur beschr&#228;nkt zug&#228;ngliche Stra&#223;en bewegt - seien besondere Gefahren f&#252;r die &#246;ffentliche Sicherheit oder Ordnung, denen durch die fragliche Auflage h&#228;tte begegnet werden k&#246;nnen, nicht ersichtlich. Desweiteren habe sich der Angeklagte auch nicht einer Ordnungswidrigkeit nach &#167;&#167; 33 Abs. 1 Nr. 1, 49 StVO, 24 StVG bzw. nach &#167; 10 Abs. 2 LImschG schuldig gemacht. Einerseits habe eine unmittelbare Gefahr f&#252;r den &#246;ffentlichen Verkehr nicht vorgelegen, andererseits gehe diesen Bestimmungen das Versammlungsgesetz vor.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Hiergegen wendet sich die Revision der Staatsanwaltschaft, mit der die Verletzung materiellen Rechts infolge Nichtanwendung des &#167; 25 Nr. 2 VersG ger&#252;gt wird. Die Revision ist insbesondere der Auffassung, da&#223; die Verwaltungsbeh&#246;rde den Megaphoneinsatz ermessensfehlerfrei zum Sch&#252;tze von Gemeinschaftsinteressen, die in dem Schutz vor &#252;berm&#228;&#223;igem gesundheitsgef&#228;hrdendem L&#228;rm (&#167; 15 Abs. 2 LImschG) gesehen werden, beschr&#228;nkt habe und die Auflage daher rechtm&#228;&#223;ig gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsmittel hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Zul&#228;ssigkeit der hier eingelegten Sprungrevision folgt aus &#167;&#167; 81 Abs. 2 Satz 2, Abs. 3 Satz 1 OWiG, 335 Abs. 1 StPO. Durch den in der Hauptverhandlung vom 5. Mai 1980 erteilten rechtlichen Hinweis auf die M&#246;glichkeit einer Verurteilung "wegen einer Straftat nach den &#167;&#167; 15, 22 VersG" hat der vorherige Betroffene gem&#228;&#223; &#167; 81 Abs. 2 Satz 2 OWiG die Rechtsstellung des Angeklagten erhalten. Das Bu&#223;geldverfahren ist damit in ein Strafverfahren &#252;bergegangen. F&#252;r das weitere Verfahren waren von diesem Zeitpunkt an die besonderen Vorschriften des Ordnungswidrigkeitengesetzes nicht mehr anzuwenden (&#167; 81 Abs. 3 Satz 1 OWiG); insbesondere sind daher gegen die Entscheidung nach dem &#220;bergang in das Strafverfahren nur die Rechtsmittel der Strafproze&#223;ordnung zul&#228;ssig (G&#246;hler, OWiG, 6. Aufl., &#167; 81, Rdn. 24). Hierauf ist es ohne Einflu&#223;, da&#223; die Erteilung des rechtlichen Hinweises auf eine m&#246;gliche Straftat unter Verkennung der Sach- oder Rechtslage erfolgte, indem zun&#228;chst auf eine nicht zutreffende Strafnorm hingewiesen wurde (vgl. G&#246;hler a.a.O., Rdn. 16). Unerheblich ist es auch, da&#223; das Amtsgericht das Vorliegen einer Straftat einer Straftat im Ergebnis verneint und den Angeklagten freigesprochen hat (vgl. G&#246;hler a.a.O., Rdn. 24 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Soweit in der Revisionsbegr&#252;ndung vom 7. Juli 1980 ein Revisionsantrag hinsichtlich des Angeklagten ... fehlt, ist dies im Ergebnis unsch&#228;dlich und f&#252;hrt nicht zur Unzul&#228;ssigkeit der Revision, da sich das Revisionsbegehren - hier die Verurteilung nach &#167; 25 Nr. 2 VersG - eindeutig aus der Begr&#252;ndung ergibt (vgl. RG 56, 225; Kleinknecht, StPO, 35. Aufl., &#167; 344, Rdn. 2).</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Freispruch des Angeklagten, insbesondere auch hinsichtlich eines Vergehens nach &#167;&#167; 15 Abs. 1, 25 Nr. 2 VersG, ist im Ergebnis aus Rechtsgr&#252;nden nicht zu beanstanden.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">&#220;ber die Frage der Rechtm&#228;&#223;igkeit der Auflagen zur Megaphonbenutzung hinaus (siehe dazu unten) hat der Senat erwogen, ob eine Strafbarkeit des Angeklagten hier nicht schon deshalb entf&#228;llt, weil die versammlungsrechtlichen Auflagen im Tatzeitpunkt weder Rechtskraft erlangt hatten noch ihre sofortige Vollziehbarkeit angeordnet worden war.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Zu dieser Fragestellung hat sich der Senat aus folgenden Gr&#252;nden veranla&#223;t gesehen:</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">&#167; 25 Nr. 2 VersG, wonach der Leiter einer &#246;ffentlichen Versammlung unter freiem Himmel oder eines Aufzuges sich strafbar macht, der "Auflagen nach &#167; 15 Abs. 1 nicht nachkommt", ist seit Inkrafttreten des Versammlungsgesetzes vom 24. Juli 1953 (BGBl. I 684) im Tatbestand unver&#228;ndert geblieben. Demgegen&#252;ber erfuhr &#167; 26 Nr. 1 VersG, der nach fr&#252;herem Recht den Veranstalter oder Leiter unter Strafe stellte, der u.a. eine &#246;ffentliche Versammlung oder einen Aufzug "trotz Verbots" abhielt, durch Art. 81 Nr. 6 a Einf&#252;hrungsgesetz zum Strafgesetzbuch (EGStGB) vom 2. Februar 1974 (BGBl. I 469) eine &#196;nderung; tatbestandsm&#228;&#223;ig ist hiernach nur noch die Durchf&#252;hrung einer Versammlung pp. "trotz vollziehbaren Verbots". Schlie&#223;lich wurde mit &#196;nderungsgesetz zum Versammlungsgesetz vom 25. September 1978 (BGBl. I 1571) in &#167; 29 Abs. 1 Nr. 3 VersG ein neuer Bu&#223;geldtatbestand eingef&#252;hrt, nach dem der Teilnehmer einer &#246;ffentlichen Versammlung pp. ordnungswidrig handelt, der "einer vollziehbaren Auflage nach &#167; 15 Abs. 1 nicht nachkommt." Die hierdurch geschaffene Rechtslage ist dadurch gekennzeichnet, da&#223; das Versammlungsgesetz in seinen Straf- bzw. Bu&#223;geldtatbest&#228;nden einerseits auf eine "Auflage", andererseits auf eine "<u>vollziehbare</u> Auflage" oder ein "<u>vollziehbares</u> Verbot" abstellt.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Ob der Gesetzgeber mit der nur teilweisen Einf&#252;gung des Rechtsbegriffes der "Vollziehbarkeit" in versammlungsrechtliche Straf- bzw. Ordnungswidrigkeitstatbest&#228;nde unterschiedliche Sanktionsm&#246;glichkeiten schaffen wollte, l&#228;&#223;t sich den Begr&#252;ndungen des Rechtsausschusses des Bundestages zu den beiden Inderungsgesetzen nicht deutlich entnehmen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Im allgemeinen Teil der Begr&#252;ndung zum Entwurf des EGStGB (BT-Drucks. 7/550 S. 194) wird ausgef&#252;hrt, da&#223; in sog. Blankettvorschriften, in denen Zuwiderhandlungen gegen Anordnungen oder Verf&#252;gungen einer Verwaltungsbeh&#246;rde mit Strafe oder mit Geldbu&#223;e bedroht sind, bestimmt werde, da&#223; der Tatbestand, nur bei Zuwiderhandlungen gegen "vollziehbare" Anordnungen verwirklicht werde. Dies entspreche der Gesetzgebungspraxis der letzten Jahre.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Dem entspricht die Begr&#252;ndung zur &#196;nderung des &#167; 26 Nr. 1 VersG, die ausf&#252;hrt: "In &#167; 26 Abs. 1 Nr. 1 wird vor dem Wort "Verbot" das Wort "vollziehbar" eingef&#252;gt, um klarzustellen, da&#223; das Verbot der Verwaltungsbeh&#246;rde einerseits ohne Bedeutung ist, wenn nicht die Vollziehbarkeit der Verf&#252;gung angeordnet ist und da&#223; das Verbot andererseits nicht unanfechtbar zu sein braucht ..." (BT-Drucks. 7/550 S. 375).</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Begr&#252;ndung zur Einf&#252;gung des &#167; 29 Abs. 1 Nr. 3 VersG (BT-Drucks. 8/1845 S. 11) &#228;u&#223;ert sich lediglich zu dem Anla&#223; der Gesetzes&#228;nderung, der in der Notwendigkeit gesehen wurde, durch Sanktionierung des Teilnehmers einer Versammlung eine L&#252;cke zu schlie&#223;en. Warum f&#252;r den Teilnehmer auf einen Versto&#223; gegen eine "vollziehbare Auflage" abgestellt wurde, w&#228;hrend f&#252;r den Leiter nach wie vor der Versto&#223; gegen eine "Auflage" strafbewehrt bleibt, l&#228;&#223;t die Begr&#252;ndung hingegen offen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Es stellt sich angesichts dieses unterschiedlichen Gesetzeswortlauts und der den Entw&#252;rfen beigef&#252;gten Begr&#252;ndungen die Frage, ob der Gesetzgeber f&#252;r die Blankettvorschrift des &#167; 25 Nr. 2 VersG ebenfalls von der in der Bundestagsdrucksache 7/550 S. 194 zum Ausdruck kommenden Auffassung ausgegangen ist, da&#223; eine Tatbestandswirkung nur der Zuwiderhandlung gegen eine "vollziehbare" Anordnung zukommen soll. Die Begr&#252;ndung zur &#196;nderung des &#167; 26 Nr. 1 VersG spricht jedenfalls daf&#252;r, da&#223; der Gesetzgeber f&#252;r die Zuwiderhandlung gegen ein Versammlungsverbot dessen Vollziehbarkeit bereits unabh&#228;ngig von der vorgenommenen &#196;nderung vorausgesetzt hat, wenn er die Einf&#252;gung des Begriffes der Vollziehbarkeit lediglich "zur Klarstellung" vorgenommen hat. W&#252;rde f&#252;r &#167; 25 Nr. 2 VersG dasselbe anzunehmen sein, so w&#228;re insoweit lediglich von einem Redaktionsversehen auszugehen, das auf die materielle Rechtslage keinen Einflu&#223; h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Daf&#252;r, da&#223; ein strafbewehrter Versto&#223; gegen eine verwaltungsbeh&#246;rdliche Verf&#252;gung grunds&#228;tzlich deren "Vollziehbarkeit" im Zeitpunkt der Tatbegehung voraussetzt, spricht auch die Entscheidung des Bundesgerichtshofes zur Frage der (fr&#252;heren) Strafbarkeit einer Zuwiderhandlung gegen ein amtliches Verkehrszeichen trotz dessen verwaltungsrechtlicher Anfechtung (BGHSt 23, 86, 91).</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Bundesgerichtshof unterscheidet hierbei ausdr&#252;cklich zwischen der verwaltungsrechtlichen Vollziehbarkeit eines Verwaltungsaktes, die bereits mit seinem Erla&#223; eintritt und bestehen bleibt, solange er nicht mit aufschiebender Wirkung angefochten worden ist, und der f&#252;r die strafrechtliche Beurteilung ma&#223;gebenden Verbindlichkeit eines Verwaltungsaktes, die er nur dann f&#252;r gegeben h&#228;lt, wenn sein Adressat die verwaltungsbeh&#246;rdliche Verf&#252;gung ohne die M&#246;glichkeit hemmender Rechtsbehelfe hinnehmen mu&#223; und die Anordnung ohne R&#252;cksicht auf die Einlegung eines Rechtsmittels vollziehbar ist. Hiernach sollen Zuwiderhandlungen gegen verwaltungsbeh&#246;rdliche Anordnungen nur dann strafbar sein, wenn im Zeitpunkt der Tat die sofortige Vollziehbarkeit gem&#228;&#223; &#167; 80 Abs. 2 Nr. 4 VWGO angeordnet war, wenn es sich um kraft Gesetzes sofort vollziehbare Anordnungen handelt oder wenn der Verwaltungsakt zur Tatzeit bereits rechtskr&#228;ftig geworden war.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Bei Vorliegen dieser Voraussetzungen entf&#228;llt allerdings zugleich auch das Kriterium der Rechtm&#228;&#223;igkeit als objektive Bedingung der Strafbarkeit. Der Straf- oder Ordnungswidrigkeitstatbestand greift vielmehr auch dann ein, wenn noch nicht feststeht, ob eine Zuwiderhandlung letztlich das sachliche Recht verletzt, also auch dann, wenn die verwaltungsbeh&#246;rdliche Anordnung m&#246;glicherweise rechtswidrig (nicht: nichtig) ist (BGH a.a.O. 92; OLG Karlsruhe, Die Justiz, 1977, 354). Dieser Rechtsansicht folgen neuere Entscheidungen, denen verwaltungsbeh&#246;rdliche Anordnungen nach dem Versammlungsgesetz zugrunde lagen, deren sofortige Vollziehbarkeit jeweils angeordnet worden war (vgl. OLG Oldenburg MDR 1980, 255 = Nds. Rpfl. 1980, 35; OLG Schleswig SchlHA 1981, 52; &#228;hnlich - nur eingeschr&#228;nkte Rechtm&#228;&#223;igkeitspr&#252;fung - OLG Oldenburg, Beschlu&#223; vom 30.4.1979 - Ss 41/79 - und Beschlu&#223; vom 29.5.1979 - Ss 19/79 -).</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick auf den von den &#167;&#167; 26 Nr. 1, 29 Abs. 1 Nr. 3 VersG abweichenden Wortlaut des &#167; 25 Nr. 2 VersG stellt sich andererseits aber auch die Frage, ob der Gesetzgeber insoweit bewu&#223;t davon abgesehen hat, wie in den anderen Tatbest&#228;nden das Wort "vollziehbar" einzuf&#252;gen, um dadurch eine Strafbarkeit des gegen Auflagen versto&#223;enden Leiters einer Versammlung auch dann zu erm&#246;glichen, wenn es sich zwar nicht um vollziehbare Auflagen in vorstehendem Sinn, jedoch um rechtm&#228;&#223;ige Beschr&#228;nkungen einer Versammlung handelt. Da die Anordnung der sofortigen Vollziehbarkeit eines Verwaltungsaktes - auch die versammlungsrechtliche Auflage ist entgegen ihrer Bezeichnung ein selbst&#228;ndiger Verwaltungsakt (vgl. z.B. Dietel/Gintzel, Demonstrations und Versammlungsfreiheit, 6. Aufl. 1979, &#167; 15 Rdn. 15) - nicht unbeschr&#228;nkt zul&#228;ssig ist, sondern das Vorliegen eines besonderen &#246;ffentlichen Interesses voraussetzt (vgl. Eyermann-Fr&#246;hler, VwGO, 7. Aufl., &#167; 80 Rdn. 28), k&#246;nnte die Anordnung sofortiger Vollziehbarkeit versammlungsrechtlicher Auflagen gem&#228;&#223; &#167; 15 Abs. 1 VersG im Einzelfall fragw&#252;rdig sein und die Verwaltungsbeh&#246;rde veranlassen, von der Anordnung der sofortigen Vollziehbarkeit Abstand zu nehmen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Vom Gesetzgeber mit &#167; 25 Nr. 2 VersG verfolgter Zweck kann es dann auch gewesen sein, auch in diesen F&#228;llen durch eine Strafdrohung zumindest gegen&#252;ber dem Leiter die Einhaltung von Auflagen bei Durchf&#252;hrung einer &#246;ffentlichen Versammlung oder eines Aufzuges zu gew&#228;hrleisten.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Ob dies der Gesetzeszweck des &#167; 25 Nr. 2 VersG ist und eine derartige Auslegung sich zu den vom BGH a.a.O. f&#252;r Zuwiderhandlungen gegen verwaltungsbeh&#246;rdliche Anordnungen dargelegten Rechtsgrunds&#228;tzen sowie zu der zitierten amtlichen Begr&#252;ndung zu Verst&#246;&#223;en gegen Blankettgesetze nicht in Widerspruch setzen w&#252;rde, wof&#252;r einiges spricht, bedarf hier indes keiner abschlie&#223;enden Entscheidung.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Auch wenn aus den dargelegten Gr&#252;nden ein strafbares Handeln des Angeklagten gem&#228;&#223; &#167;&#167; 15 Abs. 1, 25 Nr. 2 VersG nicht schon deshalb zu verneinen sein sollte, weil die mit Bescheid des Polizeidirektors der Stadt ... vom 24. Juli 1979 erteilte Auflage betreffend die Megaphonbenutzung w&#228;hrend des Aufzuges nicht f&#252;r sofort vollziehbar erkl&#228;rt worden war, scheitert eine Verurteilung des Angeklagten wegen dieses Tatbestandes hier jedenfalls daran, da&#223; die Auflage zudem auch nicht rechtm&#228;&#223;ig war.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Nach der in Rechtsprechung und Schrifttum allgemein anerkannten Auffassung ist die Rechtm&#228;&#223;igkeit der gem&#228;&#223; &#167; 15 Abs. 1 VersG erteilten Auflage f&#252;r die Durchf&#252;hrung einer gem&#228;&#223; &#167; 14 VersG angemeldeten Versammlung oder eines Aufzuges n&#228;mlich objektive Bedingung der. Strafbarkeit des Leiters nach &#167; 25 Nr. 2 VersG (OLG Celle NJW 1977, 444; OLG K&#246;ln NStZ 1981, 227; OLG Koblenz NStZ 1981, 187; OLG Hamm, Urt. vom 10.10.1975 - 3 Ss 377/75 -; Dietel/Gintzel, a.a.O., &#167; 25 Rdn. 2; Ott, Gesetz &#252;ber Versammlungen und Aufz&#252;ge, 3. Aufl., 1979, &#167; 25 Rdn. 5; Erbs/Kohlhaas/Meyer, Strafrechtliche Nebengesetze, &#167; 25 VersG, Anm. 4; Dalcke-Fuhrmann-Sch&#228;fer, Strafrecht und Strafverfahren, 37. Aufl., 1961, &#167; 25 VersG, Anm. 4; vgl. auch Lorenz, DVBl. 1971, 165, 170).</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Ma&#223;stab f&#252;r die Rechtm&#228;&#223;igkeit einer beschr&#228;nkenden Auflage ist nach &#167; 15 Abs. 1 VersG, da&#223; nach den zur Zeit des Erlasses der Verf&#252;gung erkennbaren Umst&#228;nden die &#246;ffentliche Sicherheit oder Ordnung bei Durchf&#252;hrung der Versammlung oder des Aufzuges unmittelbar gef&#228;hrdet ist. Dabei ist f&#252;r die Nachpr&#252;fung der Rechtm&#228;&#223;igkeit der Auflage ausschlie&#223;lich auf den Zeitpunkt ihrer Anordnung im Sinne einer Prognose abzustellen (OLG Koblenz, GA 1981, 175; Dietel/Gintzel, a.a.O., &#167; 15 Rdn. 11). Eine <u>unmittelbare</u> Gef&#228;hrdung der &#246;ffentlichen Sicherheit oder Ordnung liegt vor, wenn nach den vorhandenen oder erkennbaren Tatsachen durch den Ablauf des Aufzuges unter den aus der Anmeldung ersichtlichen Umst&#228;nden eine St&#246;rung sofort und nahezu mit Gewi&#223;heit zu erwarten ist; nur die blo&#223;e Wahrscheinlichkeit gen&#252;gt hierf&#252;r nicht (Ott a.a.O., &#167; 15 Rdn. 5; Bericht des Rechtsausschusses zur Gesetzesnovelle 1978, BT-Drucks. 8/1845 S. 11). Zugleich m&#252;ssen die Auflagen unter Ber&#252;cksichtigung des Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatzes geeignet und erforderlich sein, diese Gefahr zu verhindern (OLG K&#246;ln, NStZ 1981, 227). Unzul&#228;ssig sind Beschr&#228;nkungen, die dem Normzweck widersprechen (Dietel/Gintzel, a.a.O., &#167; 15 Rdn. 17). In die Abw&#228;gung der widerstreitenden Interessen ist dabei auch der Schutz des Grundrechtes auf freie Meinungs&#228;u&#223;erung (Art. 5 Abs. 1 GG) einzubeziehen, da es zum Begriff der Versammlung oder des Aufzuges geh&#246;rt, da&#223; auf ihnen &#246;ffentliche Angelegenheiten er&#246;rtert werden, also Meinungs&#228;u&#223;erungen stattfinden, und der Grundrechtsschutz grunds&#228;tzlich die Mittel zur Meinungskundgabe mit einschlie&#223;t (BVerwG, DRiZ 1969, 158; Dietel/Gintzel, a.a.O., &#167; 15 Rdn. 18 m.w.N.). Die Auslegung und Anwendung der das Grundrecht gem&#228;&#223; Art. 5 Abs. 2 GG einschr&#228;nkenden allgemeinen Gesetze mu&#223; wiederum dem Grundrecht einen angemessenen Raum sichern (BVerfGE 7, 198, 208; BVerwG, DRiZ 1969, 158).</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Welche Kriterien die Verwaltungsbeh&#246;rde f&#252;r die von ihr angeordnete Beschr&#228;nkung des Megaphoneinsatzes w&#228;hrend des Aufzuges als ma&#223;geblich erachtet hat, l&#228;&#223;t sich aus der Verf&#252;gung vom 24. Juli 1979 nicht ersehen, da diese eine Begr&#252;ndung der Auflagen nicht enth&#228;lt. Den Feststellungen des Amtsgerichts ist zu entnehmen, da&#223; der Aufzug - jedenfalls in dem Zeitraum des auflagenwidrigen Megaphoneinsatzes - &#252;berwiegend durch Fu&#223;g&#228;ngerstra&#223;en bzw. dem Fahrzeugverkehr nur beschr&#228;nkt zug&#228;ngliche Stra&#223;en f&#252;hrte. Die hieran ankn&#252;pfende Schlu&#223;folgerung des Amtsgerichts, es sei nicht ersichtlich, welche besonderen Gefahren f&#252;r die &#246;ffentliche Sicherheit und Ordnung mit der Auflage zu Ziffer II 4 der Verf&#252;gung vom 24. Juli 1979 abgewendet werden sollten, ist rechtlich nicht zu beanstanden. Zutreffend hat das Amtsgericht auch darauf hingewiesen, da&#223; ohnehin mit jedem Aufzug eine Beeintr&#228;chtigung der &#246;ffentlichen Sicherheit - insbesondere der Verkehrssicherheit - verbunden sei. Es m&#252;ssen daher besondere Feststellungen hinzukommen, aus denen sich ergibt, da&#223; der &#252;ber die zugelassenen Durchsagen zur Zugordnung hinausgehende Einsatz eines Megaphons Verkehrsgef&#228;hrdungen oder sonstige St&#246;rungen nach den zur Zeit des Erlasses der Verf&#252;gung erkennbaren Umst&#228;nden nahezu mit Gewi&#223;heit bewirken konnte, die &#252;ber die ohnehin zu erwartenden St&#246;rungen hinausgehen w&#252;rden (vgl. BVerwG VM 1980, 74, 75).</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Wenn derartige Feststellungen im angefochtenen Urteil fehlen, begr&#252;ndet dies nicht den Vorwurf l&#252;ckenhafter tatrichterlicher Feststellungen. Das Amtsgericht hat nicht verkannt, da&#223; Gefahren f&#252;r die &#246;ffentliche Sicherheit und Ordnung m&#246;glich sind und beschr&#228;nkende Auflagen daher rechtm&#228;&#223;ig sein k&#246;nnen. Es hat jedoch - bezogen auf den vorliegenden Fall - derartige Gefahren verneint. Das ist nicht rechtsfehlerhaft. Die Auffassung der Revision, die Tatsachenfeststellungen zur Frage der Rechtsm&#228;&#223;igkeit der Auflage seien deswegen unvollst&#228;ndig, weil die am Mittag eines verkaufsoffenen Samstags im allgemeinen zu erwartenden &#246;rtlichen Verkehrs- und L&#228;rmverh&#228;ltnisse nicht aufgekl&#228;rt worden seien, vermag der Senat nicht zu teilen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Bezogen auf die Frage der Verkehrssicherheit stellte die Auflage, w&#228;hrend des Aufzuges ein Megaphon nur f&#252;r Durchsagen zur Zugordnung zu benutzen, schon deswegen einen unverh&#228;ltnism&#228;&#223;igen Eingriff in das Demonstrationsrecht dar, weil der Aufzug nach den Feststellungen des Amtsgerichts &#252;berwiegend durch Fu&#223;g&#228;ngerstra&#223;en oder dem Fahrzeugverkehr nur beschr&#228;nkt zug&#228;ngliche Stra&#223;en f&#252;hrte, in denen mithin besondere, auf akustischer Beeinflussung beruhende Gefahren f&#252;r den &#246;ffentlichen Verkehr nicht entstehen konnten.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Auch soweit die Auflage unter dem Gesichtspunkt des Schutzes der Allgemeinheit vor &#252;berm&#228;&#223;igen L&#228;rmbel&#228;stigungen zu w&#252;rdigen ist, hat das Amtsgericht ihre Rechtm&#228;&#223;igkeit im Ergebnis zu Recht verneint, ohne da&#223; es hierzu weiterer Feststellungen bedurfte. Der die Mittel zur Meinungskundgabe umschlie&#223;ende Schutz des Grundrechts der Meinungs&#228;u&#223;erungsfreiheit kann zwar durch den notwendigen Schutz der Allgemeinheit vor L&#228;rmbel&#228;stigungen Beschr&#228;nkungen erfahren, jedoch sind dabei die Grenzen zu beachten, die der Grundrechtseinschr&#228;nkung durch allgemeine Gesetze gezogen sind. Konkret bedeutet dies, da&#223; versammlungsrechtliche Auflagen sich nach Umfang und Inhalt auf das zum Schutz h&#246;herwertiger Rechtsg&#252;ter unbedingt notwendige Ma&#223; beschr&#228;nken m&#252;ssen (vgl. BVerwG DRiZ 1969, 158). Diese Voraussetzung erf&#252;llt die hier zu beurteilende Auflage, w&#228;hrend des Aufzuges ein Megaphon nur f&#252;r Ordnungsdurchsagen zu benutzen, nicht. Unter Ber&#252;cksichtigung der vom Amtsgericht bereits festgestellten &#246;rtlichen und zeitlichen Verh&#228;ltnisse im Zeitpunkt der Demonstration sowie der urspr&#252;nglich erwarteten h&#246;heren Teilnehmerzahl war eine so weitreichende Beschr&#228;nkung, mit der der Einsatz eines Megaphons zur Meinungskundgabe w&#228;hrend des gesamten Aufzuges v&#246;llig unterbunden werden sollte, aus keinem ersichtlichen Grunde notwendig. Dadurch, da&#223; der Aufzug sich fortbewegte, war die m&#246;gliche akustische Einwirkung auch durch Demonstrationsparolen unter Verwendung eines Megaphons an jedem Ort des Aufzuges nur kurzfristig und daher relativ gering. Der Aufzug f&#252;hrte erkennbar nicht durch besondere Ruhezonen oder Wohngebiete, f&#252;r die ein erh&#246;hter L&#228;rmschutz verlangt werden kann. Die Verh&#228;ltnisse in Gesch&#228;ftsstra&#223;en am Mittag eines verkaufsoffenen Samstags erfordern demgegen&#252;ber nicht denselben L&#228;rmschutz wie zu anderen Tageszeiten oder in anderen Gebieten. Ob die Verwaltungsbeh&#246;rde hier auch erwogen hat, zum Schutz vor besonderen L&#228;rmimmissionen nicht den Inhalt der Megaphondurchsagen, sondern die jeweilige Zeitdauer des Megaphoneinsatzes und insbesondere seine Lautst&#228;rke sowie die Anzahl der zu verwendenden Ger&#228;te zu beschr&#228;nken, ist nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Hiernach ist festzustellen, da&#223; die Verwaltungsbeh&#246;rde von dem ihr in &#167; 15 Abs. 1 VersG einger&#228;umten Entschlie&#223;ungs- und Auswahlermessen in rechtsfehlerhafter Weise Gebrauch gemacht hat. Das Amtsgericht hat den Angeklagten mithin zu Recht von dem Vorwurf eines Vergehens nach &#167; 25 Nr. 2 VersG freigesprochen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks"><b>IV.</b></p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat desweiteren eine Ordnungswidrigkeit nach &#167;&#167; 33 Abs. 1 Nr. 1, 49 Abs. 1 Nr. 28 StVO, 24 StVG wegen verkehrsgef&#228;hrdenden Betriebes des Megaphons aufgrund seiner Feststellung verneint, durch die Benutzung des Megaphons habe dieser keine Gefahr f&#252;r den Verkehr verursacht. Das greift die Revision nicht an und l&#228;&#223;t auch keinen Rechtsfehler erkennen (vgl. auch OLG Celle NJW 1977, 444). Fraglich erscheint allerdings in diesem Zusammenhang die Auffassung des Amtsgerichts, da&#223; die versammlungsrechtlichen Bestimmungen auch dem &#167; 33 Abs. 1 Nr. 1 StVO vorgingen (vgl. hierzu BVerwG VM 1980, 74, 75; DRiZ 1969, 158). Das kann indes dahingestellt bleiben.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Ohne Rechtsfehler hat das Amtsgericht hingegen eine Ordnungswidrigkeit nach &#167;&#167; 10 Abs. 2, 17 Abs. 2 a LImschG wegen des Vorrangs der bundesgesetzlichen Regelung des &#167; 15 Abs. 1 VersG verneint (vgl. auch OLG Celle NJW 1977, 445 f&#252;r &#167; 5 Abs. 2 NdsL&#228;rmBekVO). Dar&#252;berhinaus war die Verwendung eines Megaphons ohne vorherige Erlaubnis nach dem LImschG hier auf Grund des Wortlautes der verwaltungsbeh&#246;rdlichen Verf&#252;gung in Ziffer IV Nr. 2 schon deshalb zul&#228;ssig, weil eine Teilnehmerzahl von 40 Personen &#252;berschritten wurde.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Nach allem war die Revision daher mit der Kostenfolge aus &#167; 473 Abs. 1 und 2 StPO als unbegr&#252;ndet zu verwerfen.</p>
315,846
olgk-1981-11-03-25-wf-16681
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
25 WF 166/81
"1981-11-03T00:00:00"
"2019-03-13T15:15:32"
"2019-03-27T09:42:04"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1981:1103.25WF166.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die am 9.0ktober 1981 bei Gericht eingegangene Beschwerde der Antragstellerin wird der Beschlu&#223; des Amtsgerichts - Familiengerichtes - Leverkusen vom 28.September 1981 aufgehoben.</p> <p>Die Sache wird zur erneuten Entscheidung &#252;ber das Proze&#223;kostenhilfegesuch der Antragstellerin an das Amtsgericht - Familiengericht - Leverkusen zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind Eheleute. Die Antragstellerin hat beantragt, ihre Ehe zu scheiden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Gleichzeitig hat sie beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">ihr zur Durchf&#252;hrung des Ehescheidungsverfahrens und der einstweiligen Anordnungen unter Beiordnung ihrer Proze&#223;bevollm&#228;chtigten Proze&#223;kostenhilfe zu gew&#228;hren. Hierzu hat sie vorgetragen, der Antragsgegner beziehe ein Arbeitseinkommen in H&#246;he von etwa 2.000 ,--DM netto monatlich, sie selbst habe lediglich eine Erwerbsunf&#228;higkeitsrente von 480,60 DM monatlich.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Beschlu&#223; vom 28.September 1981 hat das Amtsgericht - Familiengericht - Leverkusen den Proze&#223;kostenhilfeantrag der Antragstellerin zur&#252;ckgewiesen. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt, die Antragstellerin habe gegen den Antragsgegner einen Anspruch auf Zahlung eines Proze&#223;kostenvorschusses, den sie zun&#228;chst geltend machen m&#252;sse, bevor sie &#246;ffentliche Mittel in Anspruch nehmen k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschlu&#223; hat die Antragstellerin Beschwerde eingelegt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist gem&#228;&#223; &#167; 127 Abs. 2 Satz 2 ZPO statthaft und auch sonst zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsmittel f&#252;hrt zur Aufhebung des angefochtenen Beschlusses und zur Zur&#252;ckverweisung der Sache an das Amtsgericht - Familiengericht - Leverkusen zur erneuten Entscheidung &#252;ber das Proze&#223;kostenhilfegesuch der Antragstellerin.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Eine Partei, deren beabsichtigte Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung hinreichende Aussicht auf Erfolg bietet und nicht mutwillig erscheint, erh&#228;lt auf Antrag Proze&#223;kostenhilfe, wenn sie nach ihren pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnissen</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Kosten der Proze&#223;f&#252;hrung nicht, nur zum Teil oder nur in Raten aufbringen kann, &#167; 114 Satz 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die Antragstellerin mit ihrem eigenen Einkommen nicht in der Lage ist, die Proze&#223;kosten aufzubringen, bedarf keiner n&#228;heren Darlegung.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Auffassung, die Antragstellerin m&#252;sse sich zun&#228;chst darauf verweisen lassen, da&#223; ihr gegen den Antragsgegner ein Anspruch auf. Zahlung eines Proze&#223;kostenvorschusses zustehe, vermag der Senat nicht zu folgen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Bei der Pr&#252;fung, ob diese Voraussetzung f&#252;r die Bewilligung der Proze&#223;kostenhilfe erf&#252;llt ist, mu&#223; auch ein etwa bestehender Anspruch Ruf Zahlung eines Proze&#223;kostenvorschusses, vgl. &#167; <i>1360 </i>a Abs. 4 BGB, ber&#252;cksichtigt werden. Da&#223; ein derartiger</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Proze&#223;kostcnvorschu&#223; zu den Eink&#252;nften geh&#246;rt, welche die antragstellende Partei zur Deckung der Proze&#223;kosten einzusetzen hat, und da&#223; Proze&#223;kostenhilfe nur dann bewilligt werden kann, wenn die antragsteIlende Partei die Kosten ihrer Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung trotz des Proze&#223;kostenvorschusses nicht, nur zum Teil oder nur in Raten aufbringen kann, bedarf keiner l&#228;ngeren Darlegung.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">(vgl. z.B.<b> </b>Z&#246;ller-Schneider, ZPO, 13. AufI., Anm. IV 4, zu &#167; 115).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Insoweit ist der Ausgangspunkt des Amtsgerichts &#8211; Familiengerichtes - Leverkusen nicht zu beanstanden. Bei der weiteren Begr&#252;ndung des angefochtenen Beschlusses hat es jedoch unbeachtet gelassen, da&#223; das Nettoeinkommen des Antragsgegners</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">nach den Angaben der Antragstellerin in ihrer Erkl&#228;rung &#252;ber die pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse etwa 2.000,--DM im Monatsdurchschnitt nicht &#252;bersteigt. Das bedeutet, da&#223; dem Antragsgegner selbst, soweit es auf seine pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse ankommt, auf Antrag Proze&#223;kostenhilfe zu gew&#228;hren w&#228;re, und zwar verbunden mit der Verpflichtung, bestimmte Raten zu zahlen, wie sie sich aus &#167; 115 Abs. 1 Satz 1 ZPO in Verbindung mit der Tabelle in Anlage 1 zu &#167; 114 ZPO ergeben.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Unter solchen Umst&#228;nden aber ist f&#252;r einen Anspruch der Antragstellerin gegen den Antragsgegner auf Zahlung eines Proze&#223;kostenvorschusses kein Raum und kann die Antragstellerin dementsprechend nicht darauf verwiesen werden, da&#223; die Geltendmachung eines solchen Anspruches vorrangig sei. Die Inanspruchnahme des Antragsgegners wegen eines Proze&#223;kostenvorschusses entspr&#228;che hier weder der gesetzlichen Wertung seiner finanziellen Leistungsf&#228;higkeit noch der Billigkeit.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Einer Partei , deren Nettoeinkommen im Monatsdurchschnitt eine bestimmte Grenze nicht &#252;berschreitet, steht, hinreichende Erfolgsaussicht ihrer Rechtsverfolgung oder- verteidigung und keine Mutwilligkeit unterstellt, grunds&#228;tzlich Proze&#223;kostenhilfe zu. Welche Einkommensgrenze dabei ma&#223;gebend ist, ergibt sich im einzelnen aus der Tabelle in der Anlage 1 zu &#167; 114 ZPO. Sie zeigt, da&#223; eine rechtssuchende Partei - bei sehr niedrigem Einkommen - v&#246;llig von den Kosten der Proze&#223;f&#252;hrung befreit wird, oder - bei h&#246;herem Einkommen - die M&#246;glichkeit erh&#228;lt, diese Kosten in Raten aufzubringen. Die Regelung l&#228;&#223;t den ihr zugrunde legenden gesetzgeberischen Willen unschwer erkennen. Einem Rechtssuchenden mit begrenztem Einkommen wird es nicht zugemutet, die Kosten der Rechtsverfolgung oder - verteidigung uneingeschr&#228;nkt auf sich zu nehmen, sondern nur in dem sich aus der erw&#228;hnten Tabelle ergebenden Rahmen. Dar&#252;berhinaus ~er soll der Rechtssuchende mit Proze&#223;kosten nicht belastet werden. Mit dieser gesetzlichen Wertung der finanziellen Leistungsf&#228;higkeit einer Partei w&#228;re die Inanspruchnahme des Antragsgegners auf Zahlung eines Proze&#223;kostenvorschusses an die Antragstellerin nicht zu vereinbaren. Sie w&#252;rde n&#228;mlich dazu f&#252;hren, da&#223; der Antragsgegner &#252;ber das eben beschriebene Ma&#223; hinaus Proze&#223;kosten aufzubringen h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Es l&#228;&#223;t sich nicht einwenden, das Recht der Proze&#223;kostenhilfe ber&#252;cksichtige bei jeder Partei nur die ihr selbst durch Gerichts-und Anwaltsgeb&#252;hren entstehenden Kosten der Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung, andere Belastungen seien hier ohne Bedeutung. Entscheidender Gesichtspunkt mu&#223; es vielmehr sein, da&#223; der Rechtssuchende, dessen Einkommen eine bestimmte Grenze nicht &#252;berschreitet, nach dem unzweifelhaften Willen des Gesetzes bei einer gerichtlichen Auseinandersetzung nur einen Teil seines Einkommens f&#252;r die Rechtsverfolgung oder Verteidigung soll einsetzen m&#252;ssen, bei sehr niedrigem Einkommen auch gar keine eigenen Mittel. Dabei kann es keinen Unterschied machen, ob es sich um die eigenen Kosten der Proze&#223;f&#252;hrung oder um diejenigen der Gegenseite handelt~ ma&#223;gebend ist, da&#223; es um die Kosten einer konkreten gerichtlichen Auseinandersetzung geht. Es mag sich sogar die Argumentation vertreten lassen, da&#223; derjenige, der nach dem Willen des Gesetzes f&#252;r seine eigenen Proze&#223;kosten nur einen Teil seines Einkommens aufzubringen brauche, erst recht nicht verpflichtet sein k&#246;nne, diesen Rahmen zu</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Gunsten der Proze&#223;kosten der Gegenseite zu &#252;berschreiten.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner kann auch nicht f&#252;r verpflichtet gehalten werden, an die Antragstellerin einen Proze&#223;kostenvorschu&#223; zwar nicht in einer Summe, wohl aber in Raten zu zahlen, etwa bemessen nach seinem Nettoeinkommen im Monatsdurchschnitt, vermindert um die Raten, die er selbst nach Bewilligung der Proze&#223;kostenhilfe zu zahlen h&#228;tte. Zum einen n&#228;mlich w&#252;rde auch diese L&#246;sung im Ergebnis dazu f&#252;hren,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">da&#223; der Antragsgegner &#252;ber das soeben beschriebene Ma&#223; hinaus mit Proze&#223;kosten belastet w&#252;rde, nur eben nicht mit einen in einer Summe zu zahlenden Betrag, sondern mit entsprechenden Raten. Der Antragsgegner w&#252;rde mit ein und dem selben Einkommen gleichsam zweimal nach Ma&#223;gabe der Tabelle in der Anlage 1 zu &#167; 114 ZPO zur Zahlung herangezogen. Zum anderen w&#228;re ein Proze&#223;kostenvorschu&#223; in Raten auch f&#252;r die Antragstellerin nicht annehmbar. Denn sie ist, wenn ihr keine Proze&#223;kostenhilfe gew&#228;hrt wird, sowohl dem Gericht als insbesondere auch ihrem Proze&#223;bevollm&#228;chtigten gegen&#252;ber ohne Beschr&#228;nkung auf irgendwelche Raten zahlungspflichtig hierbei ist von Bedeutung, da&#223; bei Beginn des Verfahrens grunds&#228;tzlich eine Gerichtsgeb&#252;hr vorausgezahlt werden soll, &#167; 65 Abs. 1 Satz 1 GKG, und da&#223; vor allem dem Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Antragstellerin gegen seine Mandantin ein Anspruch auf einen angemessenen Vorschu&#223; zusteht, &#167; 17 BRAGO. Diesen Zahlungsverpflichtungen k&#246;nnte die Antragstellerin mit Hilfe eines in monatlichen Raten zu zahlenden Proze&#223;kostenvorschusses nicht gen&#252;gen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Senat verkennt nicht, da&#223; der Antragsgegner bisher die Bewilligung von Proze&#223;kostenhilfe noch nicht beantragt hat und da&#223; auch nicht feststeht, ob er einen solchen Antragstellen wird. M&#246;glicherweise wird er von sich aus auf die Bewilligung von Proze&#223;kostenhilfe verzichten, m&#246;glicherweise wird das Amtsgericht - Familiengericht &#8211; Leverkusen der Antragstellerin letztendlich auch die Proze&#223;kostenhilfe mangels hinreichender Erfolgsaussicht der Rechtsverfolgung verweigern - hier&#252;ber wird noch zu entscheiden sein &#8211; und wird die Antragstellerin dann davon absehen, ihren vorliegende. Scheidungsantrag weiter zu verfolgen, so da&#223; f&#252;r den filltragsgegner die Notwendigkeit einer Rechtsverteidigung gar nicht eintritt. Alles das ist aber f&#252;r die jetzt zu treffende Entscheidung ohne Belang. Auch unter diesen Gesichtspunkten ist eine andere Beurteilung des Proze&#223;kostenhilfebegehrens der Antragstellerin, was ihre "Proze&#223;armut" angeht, nicht gerechtfertigt. Den Antragsgegner die Zahlung eines Proze&#223;kostenvorschusses an die Antragstellerin in einer Summe aufzugeben,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">w&#228;re mit der gesetzlichen Bewertung seiner finanziellen Leistungsf&#228;higkeit nicht zu vereinbaren; dies ist bereits dargelegt worden, ob ihm selbst Proze&#223;kostenhilfe bewilligt wird oder nicht, bleibt hierf&#252;r bedeutungslos. Ihm die Zahlung eines Proze&#223;kostenvorschusses in Raten aufzugeben, kommt ebensowenig in Betracht, und zwar ebenfalls ohne R&#252;cksicht darauf, ob ihm Proze&#223;kostenhilfe bewilligt worden ist oder nicht, n&#228;mlich wegen der Unzul&#228;nglichkeit eines derartigen Vorschusses f&#252;r die Antragstellerin. Auch dies ist bereits dargelegt worden.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Aus<i> </i>demselben Grunde w&#228;re es auch keine L&#246;sung, dem Antragsgegner etwa die Zahlung eines Proze&#223;kostenvorschusses in Raten aufzugeben und ihm dann gegebenenfalls Proze&#223;kostenhilfe zu gew&#228;hren, ohne ihn zur Zahlung der Raten zu verpflichten, die an sich seinem Einkommen entspr&#228;chen. <i>Auf </i>diese Weise w&#252;rde zwar eine zus&#228;tzliche Belastung des Antragsgegners &#252;ber das gesetzlich vorgesehene Ma&#223; hinaus vermieden, der Antragstellerin aber w&#228;re mit einem solchen "Ratenvorschu&#223;", wie<i> </i>schon dargelegt nicht geholfen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">W&#228;re die Inanspruchnahme des Antragsgegners nach alledem mit der gesetzlichen Bewertung seiner finanziellen Leistungsf&#228;higkeit nicht zu vereinbaren, so entspr&#228;che diese Inanspruchnahme auch nicht der Billigkeit. Nach &#167; 1360 a Abs. 4 Satz 1 BGB kann die Antragstellerin also auch unter diesen Gesichtspunkten nicht auf die Geltendmachung eines entsprechenden Anspruches verwiesen werden. Denn es kann nicht der Billigkeit entsprechen, einer Partei eine h&#246;here Kostenlast aufzuerlegen, als sie nach dem erkennbaren Willen des Gesetzes selbst tragen soll. Das bedeutet im Ergebnis, da&#223; das Ma&#223;, bis zu welchem der Antragsgegner im Rahmen der Proze&#223;kostenhilfe mit Kosten belastet werden darf, zu gleich auch das Ma&#223; seiner Inanspruchnahme zur Zahlung eines Proze&#223;kostenvorschusses f&#252;r die Antragstellerin darstellt.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Nach alle dem ist der angefochtene Beschlu&#223; aufzuheben und die Sache zur erneuten Entscheidung &#252;ber das Proze&#223;kostenhilfegesuch der Antragstellerin an das Amtsgericht &#8211; Familiengericht - Leverkusen zur&#252;ckzuverweisen, welches nunmehr</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">von der "Proze&#223;armut" der Antragstellerin auszugehen, aber noch zu pr&#252;fen haben wird, ob die beabsichtigte Rechtsverfolgung der Antragstellerin hinreichende Aussicht auf Erfolg bietet und nicht mutwillig erscheint.</p>