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Die ungeregelte Kommunikation über Messenger-Dienste wie WhatsApp kommt eine Reihe großer Banken und Finanzfirmen in den USA teuer zu stehen. Insgesamt beläuft sich die Geldbuße auf mehr als 1,1 Milliarden Dollar, wie die US-Börsenaufsicht SEC gestern mitteilte. Betroffen seien unter anderen Deutsche Bank Securities, Credit Suisse, UBS, Barclays, Bank of America, Citigroup, Goldman Sachs, Morgan Stanley, Nomura Securities International und Jefferies. Die Banken zahlten jeweils Strafen zwischen zehn und 125 Millionen Dollar. Mitarbeiter der Finanzinstitute hatten sich über Messenger-Apps wie WhatsApp zu geschäftlichen Angelegenheiten ausgetauscht. Die US-Behörden sahen darin einen schwerwiegenden Regelverstoß, da die Unternehmen die Kommunikation in den verschlüsselten Diensten nicht wie vorgeschrieben archivieren konnten. SEC-Chef Gary Gensler kritisierte, dass die Finanzfirmen dadurch das Vertrauen des Marktes beschädigt hätten. Bereits Ende vergangenen Jahres wurden gegen die Großbank JPMorgan nach den Ermittlungen Strafen von insgesamt 200 Millionen Dollar verhängt. Die Deutsche Bank hat zu dem gestrigen SEC-Entscheid bereits eine Stellungnahme veröffentlicht: "Die Deutsche Bank hat bei diesem branchenweiten Thema vollumfänglich mit den Aufsichtsbehörden kooperiert. Die Bank hat zudem neue technische Lösungen für Text- und Chatnachrichten eingeführt, die gut bedienbar sind und im Einklang mit den rechtlichen Anforderungen stehen. Diese Lösungen werden wir weiter ausbauen, um die Erwartungen der Aufsichtsbehörden und unserer Kunden zu erfüllen." Doch warum ist den Aufsehern die Abwicklung geschäftlicher Angelegenheiten über private Messenger-Dienste wie WhatsApp oder Signal solch ein Dorn im Auge? Ganz einfach: Diese Dienste kann man so einstellen, dass Nachrichten nach einer bestimmten Zeit automatisch gelöscht werden. Das macht es wiederum für die SEC, aber auch für die Corporate-Governance-Abteilungen der Banken selbst unmöglich nachzuverfolgen, ob ein Händler oder Berater einem Kunden einen verbotenen Insidertipp gegeben hat. Auch möglicherweise unerlaubte Absprachen unter den Banken werden so nicht gespeichert.
2finanzen
Unzählige Anrufe, Gespräche und Tränen braucht es, bis Elena* in ihrem Wohnort bei Düsseldorf Kita-Plätze für ihre zwei Kinder ergattert. "Ich habe kommuniziert wie eine Wilde, habe Vitamin B spielen lassen, und ich hätte auch geklagt, wenn ich keinen Platz bekommen hätte", erzählt sie. Elena ist voll berufstätig, auch ihr Mann arbeitet Vollzeit, die Großeltern leben weit weg. Trotzdem bekamen sie in der ersten und zweiten städtischen Vergaberunde keinen Betreuungsplatz für ihre Kinder, die drei und ein Jahr alt sind. Dass es in Runde drei schließlich klappte und sie beide Kinder sogar in derselben Einrichtung unterbringen konnte, sei vor allem ihrer eigenen Hartnäckigkeit und einer engagierten Kita-Leiterin zu verdanken. Ihren richtigen Namen möchte Elena deshalb auch öffentlich nicht nennen.Warum es so schwierig ist, einen Kita-Platz zu bekommen, liegt auch am Personalmangel. In Neuss konnten zuletzt elf Kita-Gruppen nicht in Betrieb genommen werden. Hauptursache für die verzögerte Inbetriebnahme sei fehlendes Fachpersonal, erklärt die Stadt. "Allerdings kann die Stadt Neuss bisher allen Eltern ein Betreuungsplatz anbieten. Dies aber nicht immer in der Wunsch- und Wahleinrichtung der Familien", sagt ein Sprecher.Seit Jahren fehlen bundesweit Erzieherinnen und Erzieher, das zeigt eine Studie, die der Veranstalter von Bildungskongressen "Fleet Education" und der Verband Bildung und Erziehung einmal im Jahr durchführen. 2022 wurden dafür rund 4800 Kita-Leitungen befragt. Das Ergebnis: Zuletzt habe sich der Fachkräfte-Engpass nochmal verschärft, auch bedingt durch die Corona-Pandemie."Schätzungsweise 9000 Kitas in Deutschland haben im zurückliegenden Jahr in über der Hälfte der Zeit in aufsichtspflichtrelevanter Personalunterdeckung gearbeitet“, sagt Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung. Das seien mehr als doppelt so viele Kitas wie ein Jahr zuvor."Auf der einen Seite haben wir in Deutschland einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz ab drei Jahren, und auf der anderen Seite sehen wir, dass das mit den personellen Gegebenheiten nicht durchzuführen ist."In vielen Bundesländern sei man im Jahr 2022 weit weg davon, den wissenschaftlich empfohlenen Fachkraft-Kind-Schlüssel einzuhalten, ganz gleich, ob im Ü3-Bereich oder bei den unter Dreijährigen. Eine Befragung des Paritätischen Wohlfahrtsverbands unter Kita-Leitungen von diesem Jahr kommt zu ähnlichen Ergebnissen.  Darunter leiden auch die Erzieherinnen und Erzieher, die den Personalmangel mit auffangen müssen. Andreas Aguirre leitet eine Kita und ein Familienzentrum im Kreis Mettmann und berät die Gewerkschaft ver.di als Vertrauensperson. Auch seine Einrichtung war lange unterbesetzt, weil für drei schwangere Kolleginnen kein Ersatz gefunden werden konnte. Der Träger ging schließlich den Schritt, Schwangerschaftsvertretungen unbefristet auszuschreiben, um Personal zu gewinnen."Wir spüren das täglich in der pädagogischen Arbeit, dass wir am Limit arbeiten", sagt er. Seine Kita betreut viele Kinder aus Geflüchteten-Familien mit besonderem Sprachförderungsbedarf. Aufgrund der großen Gruppen sei es schwer, allen Kindern gerecht zu werden. Damit werde Chancen-Ungleichheit schon im Kindesalter zementiert.Wie kann man mehr Menschen für den Beruf der Erzieherin oder des Erziehers begeistern? Udo Beckmann vom Verband Bildung und Erziehung ist überzeugt, dass es bei einer besseren Ausbildungsvergütung und insgesamt deutlich besseren Rahmenbedingungen für die Kita-Beschäftigen anfängt. Außerdem brauche es von den Landesregierungen eine "Personaloffensive" für mehr Fachkräfte.Kita-Leiter und ver.di-Vertrauensmann Andreas Aguirre kennt Einrichtungen, die ein übertarifliches Gehalt anbieten und mit Angeboten wie zum Beispiel einem kostenlosen Fitnessstudio-Abo locken. "Lieber aber wären mir gute Tarifverträge, die allen Erziehern eine gute Entlohnung bringen."Wichtig sei auch mehr gesellschaftliche Wertschätzung für den Beruf und Entlastung - in Form von mehr Personal und kleineren Gruppen. "Die Lärm- und Stresspegel in den Kitas sind aktuell sehr hoch. Ich kenne viele Kolleginnen, die unter Tinnitus leiden, die ausgebrannt sind", sagt Aguirre. Viele überlegten, den Job ganz hinzuwerfen.Leidtragende des Personalmangels sind am Schluss auch Familien, die keine adäquate Betreuung finden können, obwohl sie einen Rechtsanspruch haben. Elena hat die langwierige Suche nach zwei Kita-Plätzen für ihre Kinder ernüchtert. "Es ist wirklich erschreckend, wie schwer es einem gemacht wird."
3innenpolitik
Bundeskanzler Olaf Scholz hat Firmen und Bürgern Hilfen in der Gaskrise zugesagt, bremst aber vor zu hohen Erwartungen. "Wir werden nicht alle Preise runtersubventionieren können", sagte Scholz im ZDF. "Das kann kein Staat der Welt." Die Regierung werde auch nicht versprechen können, dass man den Preisanstieg von Gas und Öl auf dem Weltmarkt stoppen könne. Aber die Bundesregierung prüfe etwa in der sogenannten konzertierten Aktion mit Gewerkschaften und Arbeitgebern, wie man angesichts der hohen Energiepreise helfen könne und müsse, sagte Scholz. Bei vielen Unternehmen und Privatkunden seien die hohen Gaspreise noch gar nicht voll durchgeschlagen, was aber zeitverzögert passieren werde. Die Regierung arbeite mit Hochdruck daran, eine Gasmangellage in Deutschland zu verhindern. Man bereite sich auch für den Fall vor, dass dieser Zustand doch eintrete, sagte der Kanzler. Es wäre aber unverantwortlich, sich nun in etwas hineinzusteigern, was man gerade abzuwenden versuche, sagte Scholz. Er widersprach zudem den Eindruck, dass die Krise Deutschlands Finanzen überfordere. "Der Staatsbankrott steht wirklich nicht bevor", betonte Scholz. Im Gegenteil werde Deutschland "in relativ kurzer Zeit" das alte Schuldenniveau wieder erreichen, wenn alles normal weiterlaufe. Die deutsche Volkswirtschaft habe das Potenzial, dass man die Schulden reduzieren könne. Im Vergleich zu vielen anderen Ländern werde Deutschland relativ gut aus der Krise kommen.
6verbraucher
Die 27-Jährige siegte am Freitag in Rom mit 309,30 Punkten vor der Ukrainerin Antonina Wyschywanowa und der Italienerin Elisa Cosetti. Die zweite deutsche Starterin Anna Bader landete mit 281,90 Zählern auf Rang vier. Beim Klippenspringen, das beim Weltverband offiziell High Diving heißt, springen die Athletinnen in der italienischen Hauptstadt aus 20 Metern Höhe in einen Pool. Die Männer springen aus 27 Metern Höhe. High Diving ist in diesem Jahr erstmals in die Schwimm-Europameisterschaften integriert. Timo Barthel und Jaden Eikermann hatten vorher bereits die Bronzemedaille im Synchronspringen vom Turm gewonnen.Die beiden deutschen Wasserspringer mussten sich nur den siegreichen Briten Ben Cutmore und Kyle Kothari sowie Kirill Boliuch und Oleksij Sereda aus der Ukraine geschlagen geben. Für ihre sechs Sprünge aus zehn Metern Höhe erhielten der 26 Jahre alte Barthel und der 17 Jahre alte Eikermann 369,30 Punkte.Bei den Weltmeisterschaften im Juni in Budapest hatte das deutsche Duo als drittbeste Europäer Rang fünf belegt.Deutschlands beste Wasserspringerin Tina Punzel hat unterdessen ihre erhoffte dritte Medaille verfehlt. Die 27-Jährige belegte am Freitag im Wettkampf vom Drei-Meter-Brett den vierten Platz. Für ihre fünf Sprünge erhielt Punzel 277,65 Punkte. Die zweite deutsche Starterin Lena Hentschel wurde mit 233,95 Zählern Zwölfte. Zur Europameisterin krönte sich die Italienerin Chiara Pellacani. Silber ging an Michelle Heimberg aus der Schweiz, Bronze sicherte sich die Britin Yasmin Harper. Am Donnerstag hatte Punzel gemeinsam mit Hentschel den Titel im Synchronspringen vom Drei-Meter-Brett gewonnen. Zudem holte sie in der italienischen Hauptstadt Gold im Mixed-Synchronspringen mit Lou Massenberg.Quelle: sportschau.de
4sportschau
Der frühere US-Präsident Donald Trump hat in Ermittlungen um mutmaßlich illegale Geschäftspraktiken die Aussage verweigert. Er war gerichtlich vorgeladen worden, bei der Generalstaatsanwältin von New York, Letitia James, unter Eid auszusagen. Bei seiner Weigerung habe er sich auf seine Rechte aus der US-Verfassung berufen, wonach niemand in Ermittlungen gegen sich selbst aussagen müsse, erklärte Trump auf einer von ihm mitgegründeten Social Media-Plattform. In dem Zivilverfahren geht es um den Verdacht, dass der Konzern Trumps, die Trump Organization, ihren Immobilienbesitz schöngerechnet haben könnte. Staatsanwältin James verdächtigt das Unternehmen, den Wert von Immobilien aufgeblasen zu haben, um günstige Kredite zu bekommen. Ging es dagegen um das Sparen von Steuern und Versicherungsbeiträgen, soll der Wert der Gebäude kleingerechnet worden sein. In den Ermittlungen hatten bereits Trumps Kinder Ivanka und Don Jr. ausgesagt. Trump bezeichnet die Ermittlungen stets als "Hexenjagd" und unterstellt politische Motive. Staatsanwältin James ist Mitglied der Demokratischen Partei. Es gibt noch weitere Verfahren gegen Trump und sein Firmenkonglomerat. So führt die Staatsanwaltschaft von Manhattan strafrechtliche Ermittlungen gegen die Trump Organization wegen mutmaßlichen Steuerbetrugs. Die Anklage gegen die Firma und ihren ehemaligen Finanzchef Allen Weisselberg ist bereits erhoben, der Prozess soll noch in diesem Jahr beginnen. Andere Ermittlungen sind eingestellt worden.Außerdem war das Anwesen Trumps in Palm Beach in Florida vor wenigen Tagen vom FBI durchsucht worden. Hier geht es um den Verdacht, dass der Ex-Präsident nach seiner Abwahl Unterlagen aus seiner Amtszeit mitgenommen haben könnte. Das Nationalarchiv vermutet, dass Trump mehrere Kisten auch vertraulicher Dokumente bei sich verwahrt haben könnte.
0amerika
Der Hurrikan "Ian" ist an der Westküste des US-Bundesstaats Florida auf Land getroffen. Das Zentrum des Hurrikans der Stärke vier von fünf traf nahe der Stadt Cape Coral auf die Küste, wie das US-Hurrikanzentrum mitteilte. Es handelt sich demnach um einen "extrem gefährlichen Hurrikan", der zu meterhohen Sturmfluten, Überschwemmungen und heftigen Regenfällen führen dürfte.Die Sturmfluten erreichten zum Teil eine Höhe von rund dreieinhalb Metern, sagte Floridas Gouverneur Ron DeSantis. Wetterexperten befürchteten, dass sie in der Spitze mehr als fünf Meter hoch werden könnten.Es sei mit schweren Schäden an Infrastruktur, Kommunikationsleitungen und großflächigen und anhaltenden Stromausfällen zu rechnen, warnten die Behörden. Für 2,5 Millionen Menschen in der Region galten Evakuierungsanweisungen.Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Regen durch die Straßen peitschte, von Autos nur die Dächer aus den Fluten herausragten und Trümmer durch die Luft flogen. "Ian" dürfte in die Liste der fünf schwersten Hurrikans in Florida kommen, sagte Gouverneur DeSantis. Einwohner wurden eindringlich gewarnt, auch am Donnerstagmorgen nicht ihre Häuser zu verlassen, um etwa die Schäden zu begutachten. Auch wenn der Wirbelsturm abziehe, bestehe weiter Gefahr durch Trümmer, kaputte Stromleitungen und dergleichen. Rund 1,6 Millionen Haushalte waren ohne Strom, wie die Website Poweroutage zeigte. Die Behörden rechneten mit schweren Schäden an Infrastruktur und Kommunikationsleitungen. Das Ausmaß der Zerstörung dürfte erst mit Sonnenaufgang klarer werden. Obwohl sich der Hurrikan allmählich abschwächte, war auf seinem Weg ein mehr als hundert Kilometer breiter Landstreifen heftigen Unwettern ausgesetzt. "Ian" könnte auch am Donnerstag bei der Ankunft an der Ostküste des Bundesstaats noch zerstörerische Hurrikanstärke haben, warnten die Meteorologen. Der Wirbelsturm hatte über dem Golf von Mexiko auf seinem Weg Richtung Florida bedeutend an Kraft zugenommen und lag mit Windgeschwindigkeiten von rund 240 km/h nur knapp unterhalb der Schwelle zur höchsten Hurrikan-Kategorie. Experten befürchteten eine breite Schneise mit schweren Schäden auf dem Weg des Wirbelsturms quer durch den US-Bundesstaat. Erste Fotos und Videos in sozialen Medien zeigten im Bereich der Städte Fort Myers Beach, Cape Coral und Naples bereits heftige - teils meterhohe - Überschwemmungen. DeSantis erklärte, die Behörden stünden für Bergungs- und Reparaturarbeiten bereit, sobald das Wetter diese zulasse. Auf Twitter schrieb er, rund 7000 Soldaten der Nationalgarde und 179 Flugzeuge oder Hubschrauber könnten eingesetzt werden. Zudem hielten sich bereits mehr als 40.000 Monteure der Versorgungsunternehmen bereit, um Stromleitungen zu reparieren. Der Direktor des Nationalen Hurrikanzentrums, Ken Graham, betonte, es werde nach dem Eintreffen an Land vermutlich 24 Stunden dauern, bis der Wirbelsturm über Florida hinweggezogen sei. Das bedeute 24 Stunden heftiger Regenfälle. Deanne Criswell von der US-Katastrophenschutzbehörde Fema sagte, die voraussichtlich von dem Sturm betroffene Region habe seit rund 100 Jahren keinen solchen Hurrikan mehr erlebt. UN-Generalsekretär António Guterres bezeichnete "Ian" als "ein weiteres Beispiel dramatischer Klima-Aktivitäten, wie wir sie auf der ganzen Welt mit zunehmender Frequenz und zunehmender Zerstörung sehen". Floridas Gouverneur DeSantis hatte die Bevölkerung in seinem Bundesstaat zuvor auf schwere Schäden durch den nahenden Hurrikan "Ian" vorbereitet. "Dies ist ein großer, starker Sturm", sagte DeSantis. "Er wird eine Menge Schaden anrichten", warnte er. Die nächsten ein bis zwei Tage würden "sehr hässlich", bis der Wirbelsturm über Florida hinweggezogen sei, sagte der republikanische Politiker voraus. "Das wird eine harte Strecke."Ein Boot mit Migranten aus Kuba sank unterdessen am Mittwoch vor der Küste Floridas. Die US-Küstenwache suchte nach 23 Menschen, wie sie auf Twitter mitteilte. Zuvor hatten vier Migranten von dem Boot schwimmend die amerikanische Stock Island neben Key West in stürmischen Wetterverhältnissen erreicht. Am Dienstag war "Ian" als Hurrikan der Kategorie drei von fünf in Kuba auf Land getroffen. In der besonders betroffenen Provinz Pinar del Río seien zwei Menschen nach dem Einsturz ihrer Häuser gestorben, teilte die kubanische Regierung mit. In dem Staat mit gut elf Millionen Einwohnern fiel der Strom landesweit aus.
0amerika
Die USA wollen zurück auf den Mond - schrittweise. Der 29. August wäre der frühste Zeitpunkt, an dem die Rakete der NASA mit der Orion-Raumkapsel Richtung Erdtrabant starten könnte. Ziel dieser ersten unbemannten Mission: Eine vier- bis sechswöchige Mondumrundung. 2024 sollen dann mit Artemis-2 Astronauten den Mond zunächst umrunden. Ein Jahr später könnten mit Artemis-3 wieder Astronauten auf dem Mond landen.  Warum wollen die Amerikaner zurück zum Mond? Schließlich hatten sie selbst das Apollo-Programm Anfang der 1970er-Jahre aus Kostengründen und Perspektivlosigkeit eingestellt. Um die neue Mondmission zu verstehen, muss man ins Jahr 2004 zurückschauen. Davon berichtet der deutsche Ex-Astronaut Ulrich Walter. Der damalige US-Präsident George W. Bush habe damals angekündigt, "dass die Amerikaner den Weltraum in zwei Teile teilen werden". Damit gemeint seien der Raum zwischen Mond und Erde, der sogenannte cislunaren Raum, und alles darüber hinaus, der translunare Raum: "Alles, was sich diesseits vom Mond befindet, soll kommerzialisiert werden. Alles, was Mond und darüber hinaus ist, wird Aufgabe der zukünftigen Explorationsmissionen der NASA werden", so Walter.Heute ist viel davon Realität geworden. Die Amerikaner haben ihr Space-Shuttle-Programm 2011 eingestellt, inzwischen fliegt das private US-Unternehmen SpaceX Astronauten zur ISS. Boeing könnte demnächst folgen. Jetzt steht die Rückkehr zum Mond bevor. Der Mond diene den Amerikanern als Zwischenstation zum Mars, sagt Walter. "Die NASA sagt: 'Der Mars ist unser langfristiges Ziel. Wir wissen zwar, welche Technologie wir brauchen, aber die ist noch nicht zuverlässig. Wir müssen jetzt einfach Zuverlässigkeit sicherstellen, wenn wir irgendwann zum Mars fliegen' - und da ist der Mond ideal."  Die Artemis-Astronauten kehren also zum Mond zurück, um für Reisen und Aufenthalte auf dem Mars zu üben. Sie sollen für eine gewisse Zeit in Stationen auf dem Mond leben und arbeiten. Bei Problemen können sie binnen Sekunden Kontakt zur Bodenkontrolle aufnehmen. Auf dem Mars geht das nicht. Je nach Abstand von Mars und Erde zueinander kann die Übertragung des Signals eine Viertelstunde und noch länger dauern.  "Außerdem kann man vom Mond jederzeit zur Erde zurückfliegen, und der Rückflug dauert nur drei Tage", sagt Walter. "Beim Mars muss man bis zu zwei Jahre warten, und der Rückflug dauert 200 Tage."Doch auch der Mond selbst ist für die Wissenschaft interessant: Inzwischen ist klar, dass es in den Polarregionen des Monds Wassereis gibt, eine kostbare Ressource. ESA-Astronaut Matthias Maurer erklärt, dass das Wassereis nicht nur als Trinkwasser genutzt werden könnte: "Wir können natürlich auch Wasser aufspalten in Wasserstoff und Sauerstoff - und das ist genau Raketentreibstoff." Dann würde der Mond zur Tankstelle werden: "Wenn wir von der Erde aus aufbrechen wollen ins All, Richtung Mars zum Beispiel, dann wäre es sehr günstig, mit einer mittelgroßen Rakete zum Mond zu fliegen, dort nochmal aufzutanken und durchzustarten." Während der Präsidentschaft von Donald Trump rückte der Mond als Missionsziel verstärkt in den Blick der Öffentlichkeit. Trump hatte optimistisch verkündet, bereits 2024 wieder auf dem Mond zu landen, mit einer US-Astronautin. Damit hätte Trump - wäre er wiedergewählt worden - das Ende seiner zweiten Amtszeit krönen können. Zwischen 2017 und 2021, also als Trump US-Präsident war, hat die NASA ein Programm aufgelegt, um private Raumfahrtunternehmen in die Mondpläne einzubinden. Um vor der Rückkehr von Menschen bereits technisches Material und wissenschaftliche Ausrüstung auf die Mondoberfläche zu bringen, braucht es beispielsweise entsprechende Mondlandegeräte, erklärt SWR-Wissenschaftsredakteur Uwe Gradwohl. Die Entwicklung solcher "Moonlander" nun Privatfirmen zu überlassen, sei eine Strategie "nicht ohne Risiko", sagt Gradwohl: Neben den Polregionen des Monds ist für die Wissenschaftler vor allem die Mondrückseite von Interesse. Dort könnte man Teleskope stationieren, die in die Tiefe des Universums blicken. Die Mondrückseite ist immer von der Erde abgewandt, dort gibt es keine Störstrahlung. Außerdem hoffen die Wissenschaftler, dass sie mit geologischen Untersuchungen des Mondgesteins auch mehr über die Vergangenheit der Erde herausfinden. "Erde und Mond sind ungefähr gleich alt, und der Mond ist ja aus der Erde entstanden, zumindest ist das die gängige Theorie", so der ESA-Astronaut Maurer.Darum sei der Mond wie ein Geschichtsbuch: "Er erlaubt uns, ein paar Milliarden Jahre zurückzuschauen in die Vergangenheit, die auch die Erde durchgemacht hat." Denn die Erde sei - anders als der Mond - durch Wetter, Klima, Vulkanismus und Plattentektonik an der Oberfläche immer wieder "frisch und neu".  Anders als in den 1960er-Jahren, während des Kalten Kriegs, liefern sich bei der jetzigen Rückkehr zum Mond die USA und Russland keinen Wettstreit. Der neue NASA-Konkurrent heißt China; eine Raumfahrtnation, die sehr viel Geld investiert. "Im Prinzip geht es wieder um einen Wettlauf, aber eigentlich nicht zum Mond, sondern zum Mars. Die Chinesen haben einen ganz genauen Zeitplan, wann sie wo sein wollen", sagt Ulrich Walter. Aber Peking sei momentan noch im Hintertreffen, denn "die Chinesen haben noch keine Mondrakete. Mit dem Artemis-Programm sind die Amerikaner also wieder zuerst auf dem Mond. Aber auf dem Mars könnten die Chinesen vor den Amerikanern sein".  
0amerika
Der deutsche Radprofi vom Team Bora-hansgrohe führte bei der ersten Bergankunft der diesjährigen Tour de France nach 176 Kilometern in La Super Planche des Belles Filles bis kurz vor dem Ziel, wurde aber noch vom Gesamtführenden Pogacar und Jonas Vingegaard abgefangen. Kämna, dem auf dem bis zu 24 Grad steilen Schlussanstieg die Puste ausging, musste am Ende auch noch Primoz Roglic vorbeiziehen lassen und landete auf Platz vier.Pogacar verteidigte das Gelbe Trikot im Gesamtklassement und baute mit dem Tagessieg seine Führung in der Gesamtwertung aus: Der slowenische Vorjahressieger hat nun 35 Sekunden Vorsprung auf den Dänen Vingegaard und untermauerte seinen Status als Top-Favorit auf einen erneuten Tour-Triumph. Geraint Thomas liegt mit einem Rückstand von 1:10 Minuten auf dem dritten Platz. "Das war echt hart, gerade das letzte Stück. Dann hat Vingegaard attackiert, er war so stark. Aber meine Mannschaft hat den ganzen Tag so hart gearbeitet. Und meine Freundin stand im Ziel, die konnte ich nicht enttäuschen", sagte Pogacar, der zur Belohnung im Ziel ein Küsschen von Freundin Urska bekam.Kämnas Kapitän Alexander Vlasov kassierte einen empfindlichen Rückschlag von mehr als einer Minute und rutschte aus den Top Ten der Gesamtwertung. Damit dürfte auch das angestrebte Podium zur Mammutaufgabe für den Russen werden. Für Kämna wäre es der zweite Tour-Etappensieg nach 2020 gewesen, als er in Villard-de-Lans triumphiert hatte. Im Mai dieses Jahres hatte er bereits beim Giro d'Italia die Bergankunft auf dem Ätna gewonnen.Kämna gehörte einer Ausreißergruppe um Bora-hansgrohe-Teamkollege Maximilian Schachmann sowie Simon Geschke an, die sich nach gut 50 Kilometern abgesetzt hatte. Am Schlussanstieg mit bis zu 24 Prozent Steigung zog Kämna dann alleine weg, ehe die Favoriten keine 100 Meter vor dem Ziel doch noch vorbeizogen. Am Samstag geht es auf der 8. Etappe vom Jura über die Grenze in die Schweiz. Zielankunft nach 186,3 Kilometern ist das Olympiastadion in Lausanne.Quelle: sportschau.de
4sportschau
Der Taifun "Hinnamnor" hat in Südkorea schwere Schäden hinterlassen. Der stärkste Wirbelsturm, den das Land seit Jahren erlebte, brachte den Regionen im Süden heftige Regenfälle, verwüstete Straßen und zerriss Stromleitungen. Knapp 3500 Menschen seien in Sicherheit gebracht worden, berichteten südkoreanische Sender unter Berufung auf Regierungsangaben. Etwa 15.000 Menschen in den von Erdrutschen und Überflutungen bedrohten Gebieten wurde zudem empfohlen, ihr Haus zu verlassen. Mehr als 20.000 Menschen waren zeitweise ohne Strom. "Hinnamnor" streifte die Ferieninsel Jeju und traf in der Nähe der Hafenstadt Busan auf das Festland. Zahlreiche Straßen standen Fernsehberichten zufolge unter Wasser. Auf Jeju wurden mehrere Gebäude und andere Infrastruktur beschädigt. Eine 70-jährige Frau kam in der Stadt Pohang ums Leben, nachdem sie von einer Sturzflut mitgerissen worden war. Zwei weitere Menschen wurden vermisst, darunter ein 25-jähriger Mann, der in der nahe gelegenen Stadt Ulsan in einen Fluss stürzte, wie das Ministerium für Inneres und Sicherheit mitteilte. Mehr als 600 Schulen wurden geschlossen, mehr als 250 Flüge und 70 Fährverbindungen wurden eingestellt. Rund 66.000 Fischerboote wurden in die Häfen beordert. Der Taifun ist mittlerweile mit Windgeschwindigkeiten von bis 130 Kilometern pro Stunde zwischen der koreanischen Halbinsel und Japan wieder aufs Meer hinausgezogen. Der Sturm bewegt sich in nordöstlicher Richtung und sollte im Laufe der Woche Ostchina erreichen. Die koreanische Halbinsel wird jeden Sommer und Frühherbst von zahlreichen Wirbelstürmen heimgesucht. "Hinnamnor" war der elfte Wirbelsturm in diesem Jahr. Auch in Nordkorea war eine Taifun-Warnung ausgegeben worden.
1asien
Mit 4:0 (2:0) behielt der Bundesligist in der mit 26.000 Zuschauern ausverkauften Arena in Magdeburg die Oberhand gegen den Aufsteiger in die 2. Liga. Daichi Kamada erzielte zwei Tore, Mario Götze zeigte bei seinem Pflichtspieldebüt für die Hessen eine starke Leistung."Hier in dem Hexenkessel 4:0 zu gewinnen, das war schon sehr ordentlich", sagte Frankfurts Trainer Oliver Glasner am Mikrofon der Sportschau. Glasner hatte aber auch einiges zu bemängeln, etwa: "Wir waren zu konteranfällig. Das gehört angesprochen, auch wenn es das erste Pflichtspiel war." In manchen Spielen bleiben die Notizblöcke der Reporter lange Zeit weiß. Am Montag (01.08.2022) dürfte in Magdeburg schon nach knapp acht Minuten bei jedem eine Seite vollgeschrieben worden sein.Gleich die erste bemerkenswerte Szene führte zu einem Tor, und das wurde eingeleitet von einem Weltmeister. Mario Götze, der von der PSV Eindhoven in die Bundesliga zurücgewechselt war, schickte Filip Kostić auf der linken Seite auf die Reise. Nach bewährtem Muster führte es den Serben bis nahe der Grundlinie. Den Rückpass zum Strafraum schob Daichi Kamada unten links in die Ecke (4. Minute).Die wilde Fahrt setzte sich gut 100 Sekunden später im Strafraum der Frankfurter fort. Leonardo Scienza zog mit Tempo an Tuta vorbei, der ihn zu Fall brachte. Schiedsrichter Felix Zwayer entschied auf einen Elfmeter. Andreas Müller scheiterte mit einem schwachen Versuch an Kevin Trapp, doch dem Aufsteiger in die 2. Liga bot sich ein Nachschuss. Leon Bell, der mal für den FSV Frankfurt spielte, traf damit aber nur die Oberkante der Latte (7.).Wie das mit dem Nachschuss besser geht, zeigte der Gewinner der Europa League nach gut einer halben Stunde. Torhüter Dominik Reimann wehrte einen Schuss von Ansgar Knauff aus kurzer Entfernung ab. Vor dem Strafraum legte sich Lindström den Abpraller kurz zurecht und traf dann mit perfekter Schusstechnik in die linke obere Ecke zum 2:0. Den Steilpass auf Knauff hatte Götze gespielt, der sehr variabel im offensiven Mittelfeld agierte.In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit stand Knauff nochmal frei vor dem Magdeburger Tor. Aber er verpasste zunächst den Abschluss, dann traf er nach einer halben Drehung nur die Latte.Auch nach dem Seitenwechsel ging es wieder munter los. Dem FCM bot sich eine sehr gute Chance zum Anschluss, aber Moritz Kwarteng wartete zu lange mit dem Schuss, der dann abgeblockt wurde (50.).Die Magdeburger waren mit einer knappen Heimniederlage gegen Fortuna Düsseldorf und einem Auswärtssieg beim Karlsruher SC in die 2. Liga gestartet. Auch am Montag zeigte die Mannschaft von Christian Titz eine engagierte, mutige und auch ordentliche Leistung.Doch die Frankfurter waren schlicht besser und nahmen das Spiel sehr ernst, obwohl sie Ablenkungspotenzial genug haben. Am Freitag erwartet die SGE zum Auftakt der Bundesliga den Meister FC Bayern München, am Mittwoch darauf spielt sie in Helsinki gegen Real Madrid, den Gewinner der Champions League, den europäischen Supercup aus.Die letzten Zweifel am Weiterkommen im nationalen Pokal räumte Kamada aus, der den Ball in diesem Fall überlegt in die rechte untere Ecke schoss und damit zum 3:0 traf (59.)Danach boten sich beiden Mannschaften weitere Chancen, aber den Magdeburgern fehlte es an Konsequenz. Stattdessen sorgte der eingewechselte Lucas Alario für das 4:0 für die Eintracht und damit für den Endstand.Quelle: sportschau.de
4sportschau
Die Gehaltsschere zwischen Topmanagern und ihren Beschäftigten in den DAX-Konzernen ist im vergangenen Jahr weit auseinander gegangen. Nach einem kräftigen Gehaltsplus verdienten die Vorstände der Börsenschwergewichte 2021 im Schnitt 53 mal so viel wie ihre durchschnittlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das geht aus einer Auswertung der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und der Technischen Universität (TU) München hervor. Im Jahr 2020 war es noch das 47-Fache. "Der Gehaltsanstieg wurde getrieben durch die Explosion der Gewinne im abgelaufenen Geschäftsjahr", erläuterte Wissenschaftler Gunther Friedl von der TU München. Der Abstand zu ihren durchschnittlichen Beschäftigen sei in den vergangenen zehn Jahren relativ konstant geblieben. "Da sehen wir jetzt mit dem Faktor 53 einen deutlichen Anstieg." Noch ist nicht absehbar, wie sich die Geschäfte der Konzerne und die Vergütung ihrer Topmanager angesichts der wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges entwickeln. DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler mahnte allerdings: "Wir kommen in eine Phase, in der Vorstände und Aufsichtsräte Gefahr laufen, dass sich etwas auseinanderdividiert." Nach seiner Einschätzung ist "wahnsinnige Brisanz drin, wenn es den Leuten schlecht geht und die Vergütungen steigen, dann haben wir Diskussionen". Die Gehälter der DAX-Vorstände einschließlich der Konzernchefs stiegen den Angaben zufolge im vergangenen Jahr um 24 Prozent auf durchschnittlich 3,9 Millionen Euro. Nach einem Gewinneinbruch im Corona-Krisenjahr 2020, in dem Vorstände teilweise auf einen Teil ihres Festgehaltes verzichtet hatten, erwirtschafteten die 40 Unternehmen der obersten deutschen Börsenliga den Angaben zufolge 2021 in der Summe einen Rekordgewinn. Der operative Gewinn sei um 122 Prozent auf zusammengerechnet rund 169,9 Milliarden Euro gestiegen. Topverdiener im DAX war mit 19 Millionen Euro der Auswertung zufolge Linde-Chef Steve Angel, der 2022 in den Aufsichtsrat des Gasekonzerns wechselte. Der in diesem Jahr ausgeschiedene VW-Chef Herbert Diess kam mit zwölf Millionen Euro auf Rang zwei, gefolgt vom SAP-Lenker Christian Klein mit neun Millionen Euro. Am Ende der DAX-40-Rangliste rangierten mit einem Durchschnittswert von jeweils 78.000 Euro die Chefs des Online-Modehändlers Zalando, David Schneider und Robert Gentz. Sie verdienten in der Vergangenheit vor allem an Aktienoptionen, die nicht eingerechnet sind. Die Studie umfasst das Festgehalt sowie kurz- und langfristige variable Vergütungen, die unter anderem an den Unternehmenserfolg gekoppelt sind. Im Schnitt kassierten die Vorstandschefs der DAX-Unternehmen 6,1 Millionen Euro und damit deutlich mehr als die anderen Mitglieder des Führungsgemiums, deren durchschnittliche Vergütung sich auf 3,5 Millionen Euro belief.Im internationalen Vergleich wirken die Summen teilweise fast bescheiden: So kassierten Vorstandschefs der im US-Börsenindex Dow Jones gelisteten 30 Unternehmen den Angaben zufolge im vergangenen Jahr umgerechnet durchschnittlich rund 27,3 Millionen Euro - bei einem Anstieg im Vergleich zum Vorjahr um 41,3 Prozent. Scharf kritisierte die DSW-Aktionärsvertreter, dass bei der Umsetzung neuer Regelungen in die Praxis die Transparenz der Vergütungsberichte auf der Strecke geblieben sei. "Statt gestiegener Transparenz und besserer Vergleichbarkeit auf Grundlage eines 'klaren und verständlichen' Vergütungsberichts - immerhin die gesetzliche Anforderung - sehen wir uns einem kaum durchschaubaren Datendschungel gegenüber, den ein verständiger Durchschnittsaktionär sicher nicht mehr durchblicken kann", sagte Tüngler. Nach Einschätzung des Beratungsunternehmens hkp Group erschweren vor allem die gesetzlichen Regelungen die Vergleichbarkeit. "Es wurde der deutsche und zugleich weltweit führende Standard bei Transparenz und Vergleichbarkeit von Top-Management-Vergütungen zerschlagen. Die Scherben müssen die Unternehmen jetzt zusammenkehren", kritisierte Michael Kramarsch, Partner bei dem Beratungsunternehmen jüngst. Zu den Vorstandsvergütungen gibt es verschiedene Studien, deren Ergebnisse wegen unterschiedlicher Berechnungsmethoden teils voneinander abweichen. So belief sich die Vergütung der DAX-Vorstandschefs im vergangenen Jahr nach einer hkp-Auswertung auf durchschnittlich rund 8,3 Millionen Euro - allerdings einschließlich der Leistungen für die Altersversorgung. Die DSW legt die Studie seit dem Jahr 2000 regelmäßig vor. Berücksichtigt wurde bei dem Vergleich die Erweiterung des DAX im vergangenen September von 30 auf 40 Unternehmen.
5unternehmen
Dies ergab die Auslosung am Freitag (26.08.2022) in Istanbul. Beide Bundesligisten gingen damit in der Gruppenphase der Europa League den richtig dicken Brocken wie Manchester United, Arsenal oder den beiden Klubs aus Rom aus dem Weg. Union Berlin landete in der Gruppe D gemeinsam mit Sporting Braga, Malmö FF und dem belgischen Überraschungsteam Union Saint-Gilloise. Unions Geschäftsführer Profifußball Oliver Ruhnert sagte: "Die Gruppe D ist auf den ersten Blick sehr interessant und abwechslungsreich, es ist aber durchaus auch eine schwere Gruppe. Dennoch besteht für uns die Chance, in der Europa League zu überwintern."Der SC Freiburg bekam in Gruppe G Olympiakos Piräus, Qarabag Agdam aus Aserbaidschan und den FC Nantes zugelost. "Es ist nicht unmöglich, in der Gruppe weiterzukommen", sagte Freiburgs Kapitän Christian Günter. Charly Körbel, Klublegende des Europa-League-Siegers Eintracht Frankfurt, hatte vor der Auslosung die Trophäe in den Saal gebracht.Die insgesamt 32 qualifizierten Mannschaften wurden in acht Gruppen mit jeweils vier Teams gelost. Union Berlin und der SC Freiburg hatten sich über die Liga für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert. Beide Bundesligisten befanden sich im Lostopf 3. Die Gruppenphase in der Europa League beginnt am 8. September, das Finale in der Puskas-Arena von Budapest ist für den 31. Mai 2023 terminiert.Der 1. FC Köln nahm nach der geglückten Playoff-Qualifikation an der Auslosung zur UEFA Conference League, dem dritten europäischen Klubwettbewerb, teil. Die Kölner wurden in Gruppe D gelost und bekamen als Gegner Partizan Belgrad, OGC Nizza und den tschechischen Pokalsieger FC Slovacko zugelost."Wir wissen schon, dass schwere Aufgaben auf uns warten", sagte Kölns Trainer Steffen Baumgart, der im ersten Gruppenspiel wegen seiner Gelb-Roten Karte im Qualifikationsrückspiel beim FC Fehervar gesperrt ist. "Wir wollen schöne, friedliche Spiele haben und die Gruppenphase erfolgreich bestreiten."Die Kölner gingen damit in der Gruppenphase namhaften Gegnern wie AC Florenz, Basaksehir, RSC Anderlecht oder West Ham United aus dem Weg.Der 1. FC Köln, Siebter der vergangenen Bundesliga-Saison, hatte es über die Playoffs in die UEFA Conference League geschafft. Die Kölner setzten sich nach einer 1:2-Heimniederlage mit einem 3:0-Sieg im Rückspiel gegen den ungarischen Vertreter Fehervar durch. Bei der Auslosung war der Bundesligist im zweithöchsten Topf gesetzt worden.Die Gruppenphase der UEFA Conference League beginnt wie in der Europa League am Donnerstag, den 8. September, das Finale in Prag soll am 7. Juni 2023 stattfinden.Quelle: sportschau.de
4sportschau
In den vergangenen zwölf Monaten haben mehr als 110.000 Menschen Hongkong den Rücken gekehrt. Das sind deutlich mehr als in den Jahren davor, wie aus Zahlen der Hongkonger Statistikbehörde hervorgeht. Die Einwohnerzahl der chinesischen Sonderverwaltungsregion sank demnach um 1,6 Prozent auf rund 7,3 Millionen. Das ist der größte Rückgang seit Jahrzehnten. Auch in den vergangenen Jahren war die Einwohnerzahl zurückgegangen, wenn auch nicht so stark. Ein weiterer Faktor für die schrumpfende Bevölkerungszahl: In Hongkong sind in den vergangenen zwölf Monaten fast doppelt so viele Menschen gestorben wie geboren wurden. Die Zahl der Zuwanderungen konnte den Rückgang nicht ausgleichen. Hongkong erlaubt täglich 150 Menschen aus Festlandchina, sich in der Stadt dauerhaft niederzulassen. Hauptgründe, Hongkong zu verlassen, sind die strikte Null-Covid-Politik mit vielen Einschränkungen im alltäglichen Leben und Zwangsquarantäne bei der Einreise - aber auch der zunehmende Einfluss der kommunistischen Staats- und Parteiführung in der autonom verwalteten Stadt. In den vergangenen Jahren hat die Regierung in Peking ursprünglich zugesicherte Rechte für die Menschen in Hongkong sukzessive abgebaut: Rechtstaatlichkeit, Presse- und Meinungsfreiheit und das Recht zu demonstrieren. Anhand des 2020 eingeführten sogenannten Sicherheitsgesetzes für Hongkong sind Medienhäuser geschlossen worden, zahlreiche Menschen wurden angeklagt oder ins Gefängnis gesteckt. Mehrere Regierungen haben es Hongkongerinnen und Hongkongern einfacher gemacht, sich in ihren Ländern dauerhaft niederzulassen, unter anderem die ehemalige Kolonialmacht Hongkongs, Großbritannien.
1asien
Im Süden des Iran sind bei einem Erdbeben der Stärke 6,3 einem Bericht des Staatsfernsehens zufolge mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen und 44 verletzt worden. Rettungsteams wurden demnach in die Nähe des Epizentrums in der Provinz HormoSzgan geschickt, das Dorf Saje Chosch mit etwa 300 Einwohnern, gut 1000 Kilometer von der Hauptstadt Teheran entfernt.  Menschen flüchteten auf die Straßen, während Nachbeben das Gebiet weiter erschütterten. Das Hauptbeben sei auch in Nachbarländern zu spüren gewesen, hieß es in dem Bericht."Alle Opfer starben beim ersten Erdbeben und niemand wurde bei den nächsten beiden schweren Beben verletzt, da sich die Menschen bereits außerhalb ihrer Häuser befanden", zitierte die Nachrichtenagentur Irna einen Behördenvertreter. Ein Sprecher des Rettungsdienstes sagte dem Staatsfernsehen, etwas die Hälfte der Verletzten sei aus den Krankenhäusern wieder entlassen worden. Die Such- und Rettungseinsätze wurden nach Angaben der Behörden eingestellt.Bereits vor einer Woche kam bei einem Beben der Stärke 5,6 im Südiran ein Mensch ums Leben. Bei einem verheerenden Erdbeben im Nachbarland Afghanistan waren jüngst mehr als 1000 Menschen ums Leben gekommen.
1asien
Jung, dynamisch, ehrgeizig - Mohammed bin Salman weiß, was er will. Der saudische Kronprinz und Lieblingssohn von König Salman hat in den vergangenen Jahren eine steile Karriere gemacht: als stellvertretender Premierminister, als Verteidigungsminister und als Anwärter auf den saudischen Thron. Mohammed bin Salman will seinem Vater nachfolgen als König von Saudi-Arabien. Doch seit der 37-Jährige für den Mord an dem regierungskritischen saudischen Journalisten Jamal Khashoggi im Oktober 2018 mitverantwortlich gemacht wird, meiden viele westliche Staats- und Regierungschefs den Kronprinzen. Der Besuch von US-Präsident Joe Biden in Saudi-Arabien könnte nun eine Wende bringen, sagt Mustafa Kamala Sayed, Professor für Politikwissenschaften an der Kairoer Universität. "Mohammed bin Salman wird dem US-Präsidenten die Hand schütteln. Die Fotos davon werden überall zu sehen sein" - ein "persönlicher Sieg" für den Kronprinzen sei das: "Der US-Präsident hatte angekündigt, Saudi-Arabien international zu isolieren. Aber jetzt nimmt er die Demütigung in Kauf, nach Saudi-Arabien zu reisen und Mohammed bin Salman zu treffen. Auch wenn das kein Zweiergipfel sein wird." Das zeige auch, dass die USA den Kronprinzen als künftigen König von Saudi-Arabien anerkennen, meint der Politologe.Vor seiner Wahl zum US-Präsidenten hatte Biden noch versprochen, Saudi-Arabien als Pariah zu behandeln wegen des Mordes an Khashoggi. Doch dieses Versprechen bricht er nun: Im Vorfeld seiner Reise in den Nahen Osten legte er, der US-Präsident, in einem Artikel für die "Washington Post" ausführlich dar, warum er in den Nahen Osten reist - unter anderem, so heißt es in dem Beitrag, um die Beziehungen zu Saudi-Arabien neu auszurichten. Für Politikwissenschaftler Sayed ist der Grund dafür offensichtlich: "Es geht vor allem um die Frage, wie Saudi-Arabien dabei helfen kann, den Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland durch die EU und die NATO-Länder entgegenzuwirken. Denn die verbieten ja auch den Import von Öl und Gas aus Russland."Der russische Krieg gegen die Ukraine, die steigenden Ölpreise und die Frage nach der Versorgungssicherheit mit Öl und Gas haben Bidens Haltung gegenüber Saudi-Arabien verändert. Für den Politologen kommt das wenig überraschend. Die Außenpolitik von Ländern werde nun einmal von vielen anderen Überlegungen bestimmt als von den Menschenrechten, meint er: "Wichtig sind vor allem die nationalen Interessen, und für Länder, die Öl importieren, ist die Versorgungssicherheit mit Öl sehr wichtig. Das gilt für europäische Länder genauso wie für die USA."Denn die US-Bürger bekämen mit den steigenden Ölpreisen die indirekten Auswirkungen des Krieges in der Ukraine zu spüren. "Saudi-Arabien ist zu wichtig für die Welt, als dass man es auf die Frage nach den Menschenrechten reduziert", meint Sayed.Der Mord an Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul liegt fast vier Jahre zurück. Bis heute wurde er nicht aufgeklärt. Zwar hatte die türkische Regierung Anschuldigungen gegen Saudi-Arabien erhoben und den Mord im eigenen Land verhandelt. Doch vor drei Monaten hat sie das Gerichtsverfahren an Saudi-Arabien abgegeben. Auch für die Annäherung zwischen Ankara und Riad dürften wirtschaftliche Interessen ausschlaggebend gewesen sein. Die Zeiten, in denen Staats- und Regierungschefs einen weiten Bogen um Mohammed bin Salman gemacht haben, sind mit dem Besuch des US-Präsidenten in Saudi-Arabien vermutlich endgültig vorbei.
1asien
Die hohen Gaspreise am Weltmarkt wegen der Verknappung russischen Gases bedrohen die Energieunternehmen in Deutschland existenziell. Die Bundesregierung bringt deshalb ein Gesetzespaket auf den Weg, das Unternehmen der Branche vor einer möglichen Pleite schützen soll. Das Kabinett billigte im schriftlichen Umlaufverfahren den Entwurf zur Reform des Energie-Sicherungsgesetzes. Falls die Neuerungen durch den Bundestag beschlossen werden sollten, könnte die Bundesregierung künftig auf eine Reihe von Instrumenten zurückgreifen, um die Energiewirtschaft vor finanziellen Turbulenzen zu schützen. "Wir werden nicht zulassen, dass wir einen systemischen Effekt im deutschen und europäischen Gasmarkt bekommen", sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in Berlin. Wichtig sei, dass das Kabinett weitere Möglichkeiten für Eingriffe auf den Weg gebracht habe. Ob weitere Stützungsmaßnahmen nötig würden, sei derzeit aber noch nicht zu sagen. "Natürlich ist die Situation eine angespannte." Gaslieferungen aus Russland kämen zum Teil nicht mehr, die Versorger müssten aber ihre Verpflichtungen gegenüber Kunden erfüllen und dafür teuer alternative Gasmengen beschaffen. Habeck sagte, wichtig sei ihm, noch vor der Sommerpause das volle Arsenal an Möglichkeiten zu haben. Diese sollten dann aber behutsam eingesetzt werden. "Ob und welche wir nutzen, ist abzuwarten", betonte er.Im Zentrum der neuen Möglichkeiten steht die finanzielle Stützung von pleitebedrohten Energieunternehmen - soweit sie zur kritischen Infrastruktur gerechnet werden. Sie können finanziell direkt gestützt werden. Auch eine staatliche Beteiligung an den Unternehmen bis hin zu einer Übernahme ist möglich. Erst vergangene Woche hatte der Energiekonzern Uniper wegen der hohen Gaspreise den Staat um Hilfe gebeten. Die direkte Stützung der Versorger hat auch den Zweck, dass drastische Gaspreiserhöhungen zunächst nicht voll an Verbraucher in Haushalten und Industrie weitergegeben werden müssen oder verzögert dort ankämen. Deshalb werden die Finanzhilfen für die Unternehmen als "erste Option" bezeichnet. Als Musterfall dient hier die staatliche Rettung der Fluggesellschaft Deutsche Lufthansa. Im Gesetzesentwurf heißt es dazu: "Hindernisse für eine schnelle Beteiligung des Bundes an Unternehmen zu deren Stabilisierung werden im Interesse der Versorgungssicherheit beseitigt".Uniper spielt als großer Gasimporteur eine zentrale Rolle für die deutsche Energieversorgung und beliefert viele Stadtwerke. Das Unternehmen kann aber derzeit Mehrkosten beim Einkauf von Gas nicht an die Kunden weitergeben und ist deshalb in einer finanziell schwierigen Lage. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg könnten Hilfsgelder von bis zu neun Milliarden Euro den Konzern nun stützen. Damit bei weiter steigenden Gaspreisen Finanzhilfen an die Unternehmen nicht immer weiter ausgedehnt werden müssen, kann die Regierung aber auch eine zweite Option nutzen. Laut dem Gesetzesentwurf ist dann die Weitergabe der Mehrkosten für die Beschaffung von Ersatz für die fehlenden russischen Importe angedacht. Diese Kosten könnten kurzfristig trotz bestehender Verträge auf die Kunden verteilt werden. Dies allerdings ist nur möglich, wenn eine "Gas-Mangellage" offiziell festgestellt wird. Zwar besteht laut dem Gesetzentwurf weiter die Möglichkeit, dass einzelne Versorger ihre jeweiligen Mehrkosten an ihre eigenen Kunden direkt weitergeben können. Zusätzlich soll die Bundesregierung aber die Möglichkeit erhalten, per Verordnung eine zweite Variante der Preisanpassungsklausel zu schaffen und damit die bisherige zur ersetzen. Es geht dabei um einen Umlagemechanismus, bei dem die Mehrkosten für die Ersatzbeschaffung von Gas über eine Umlage auf alle Gaskunden verteilt werden. Beide Mechanismen zur Preisanpassung seien "scharfe Schwerter" und Instrumente, "die wir noch nicht nutzen wollen", sagte Habeck. Mit der Gesetzesnovelle wird aber die Voraussetzung geschaffen, sie einzusetzen. Für den Fall eines Gasmangels will sich der Gesetzgeber mit weiteren Möglichkeiten wappnen. Laut dem Gesetzentwurf sollen deshalb auch Vorgaben zur Raumtemperatur in Bürogebäuden oder zum Ersatz von Gas durch anderen Brennstoffe im Gewerbe gemacht werden können. Dies soll bei absehbarer Knappheit auch frühzeitig im Sommer möglich sein. Diese Vorgaben könnten bereits im Sommer zum Tragen kommen, sollten die Gasspeicher bis zum Winteranfang nicht wie geplant zu 90 Prozent gefüllt werden können. Noch in dieser Woche soll ein weiteres Gesetz beschlossen werden, das es ermöglicht, stillgelegte Kohlekraftwerke wieder einzusetzen, die Gaskraftwerke bei der Stromproduktion ersetzen. Unter anderem ist damit ein Aufschlag auf den Gaspreis möglich, der dazu führen soll, dass Gas in Kraftwerken nicht mehr verbrannt wird.
5unternehmen
Seit Anfang des Monats müssen Millionen Eigentümerinnen und Eigentümer Erklärungen zu ihrem Grundbesitz abgeben. Das hat zu einer Überlastung des Steuerportals Elster geführt. "Aufgrund enormen Interesses an den Formularen zur Grundsteuerreform kommt es aktuell zu Einschränkungen bei der Verfügbarkeit", heißt es seit dem Wochenende auf der Webseite. Auch der Zugang über die App ElsterSmart ist bis auf Weiteres nicht möglich, wenn sie und Elster auf unterschiedlichen Geräten verwendet werden. Am Wochenende habe es weit über 100.000 gleichzeitige Zugriffe gegeben, teilte das für Elster zuständige Bayerische Landesamt für Steuern auf Anfrage mit. "Es wird mit Hochdruck an einer Lösung der technischen Schwierigkeiten gearbeitet." Bei der Übermittlung von Steuererklärungen über Buchhaltungssoftware, die eine Elster-Schnittstelle nutzt, bestünden keine Einschränkungen.Wann die so genannte Feststellungserklärung zur Grundsteuer wieder übermittelt werden kann, war bis zum Montagmittag unklar.In den sozialen Medien machten zahlreiche Steuerpflichtige ihrem Unmut über die technischen Probleme Luft. Einige stellten die aktuellen Probleme in den Zusammenhang mit dem viel kritisierten Digitalisierungsstand der Verwaltung.Zu den abgefragten Daten gehören etwa die Flurnummer, Baujahr, Wohnfläche und Bodenrichtwert. Je nach Bundesland werden unterschiedliche Informationen verlangt, weil die Länder unterschiedliche Berechnungsmodelle anwenden. Auf Basis dieser Daten wird die neue Grundsteuer berechnet, die erstmals 2025 erhoben werden soll.
6verbraucher
"Die Entscheidung zum Rücktritt ist mir schwer gefallen, und ich habe viel Zeit damit verbracht, darüber nachzudenken", sagte Vettel in einer Mitteilung seines Aston-Martin-Rennstalls und nannte schnell einen der Gründe für seine Entscheidung: "Meine Ziele haben sich verändert: weg von Rennsiegen und um Meisterschaften zu kämpfen, hin zu meinen Kindern."Sein Vertrag bei Aston Martin läuft zum Saisonende aus, über seine Zukunft wurde bereits länger diskutiert. Seine vier Titel holte Vettel von 2010 bis 2013 mit Red Bull."Ich hatte das Privileg, in den vergangenen 15 Jahren mit fantastischen Menschen in der Formel 1 zu arbeiten. Die Entscheidung, zurückzutreten, war schwierig. Ich habe sehr lange darüber nachgedacht", sagte Vettel: "Ich werde mir Gedanken machen, worauf ich mich künftig konzentrieren werde. Aber klar ist für mich, dass ich mehr Zeit mit meiner Familie verbringen möchte."53 mal stand er als Sieger auf dem Podest. Seine Hochzeit bei Red Bull mit den Titeltriumphen in Serie ist allerdings schon eine ganze Weile her. Aus einer Ära bei Ferrari - wie bei seinem großen Idol Michael Schumacher - wurde nichts, stattdessen wurde er unrühmlich von der Scuderia ausgemustert. Nach zwei Jahren bei Aston Martin reicht es Vettel nun. Der Vater von drei Kindern hat zuletzt mehr Schlagzeilen durch sein politisches Engagement, den Kampf für Menschenrechte und die Umwelt gemacht, als mit Erfolgen auf der Rennstrecke geglänzt.Die Hoffnungen auf Besserung im grünen Rennwagen seines insgesamt fünften Formel-1-Arbeitgebers erfüllen sich auch im zweiten Jahr nicht. Aktuell belegt der gebürtige Heppenheimer nur den 14. WM-Rang, er holte in den bisherigen zwölf Rennen gerade mal 15 Punkte. Es sei noch nicht an der Zeit, "auf Wiedersehen zu sagen, sondern danke", betonte Vettel und versprach: "Ich werde in den verbleibenden Rennen alles geben, wie ich es immer getan habe."Sein bislang letzter Sieg liegt lange zurück, es war am 22. September 2019 in Singapur. Seinen letzten WM-Titel hatte er 2013 gefeiert. Was danach folgte, war ein steter Abstieg.Mit seinen großen Erfolgen bleibt Vettel dennoch einer der meistdekorierten Piloten der Formel 1. Im aktuellen Feld holte nur Lewis Hamilton mehr Titel. Hinter dem Briten und Michael Schumacher (beide 7) sowie Juan Manuel Fangio (5) folgt Vettel in der ewigen Bestenliste bereits zusammen mit Alain Prost.Vettels Ankündigung bedeutet aber auch, dass im kommenden Jahr ein weiterer deutscher Fahrer fehlen wird. Ob überhaupt noch einer dabei sein wird, muss sich zeigen: Bisher liegt Vettels Kumpel Mick Schumacher noch kein neuer Vertrag vor. Die Hoffnung von Fans, dass Vettel bei einem Einstieg von Porsche und Audi zur Saison 2026 in einem deutschen Team noch mal starten könnte, sind damit beendet. Einen Rücktritt vom Rücktritt dürfte es bei Vettel nicht geben. Mehrfach und deutlich hat er dies bereits betont.Quelle: sportschau.de
4sportschau
Im Stadion am Stadtrand von Cheyenne, der Hauptstadt des US-Bundesstaats Wyoming, geht das Rodeo zu Ende. Bullenreiten, Kälberfangen, um Tonnen herum galoppieren - ein großer Spaß, zumindest für die Zuschauer. Charlie, ein großer Mann mit grauem Rauschebart und Kappe, kann vom Rodeo auch viel fürs Leben mitnehmen: "Du musst deinen Mann stehen. Du brauchst absolute Dinge im Leben. Du musst dich entscheiden, woran du glaubst, und danach leben", sagt er. "Das machen diese Jungs. Sie glauben absolut an das, was sie tun. Das ist eine herrliche Sache." Hart und mit Hingabe arbeiten. Sich behaupten. Aufstehen und weitermachen. Das sind die Tugenden, mit denen der US-Erinnerungskultur nach Westen der USA erobert wurde, und so will man hier in Wyoming auch heute noch leben. "Wyoming ist wirklich ein freiheitlicher Staat. Wir wollen wirklich keine Bundesregierung und niemanden, der uns sagt, was wir tun sollen", sagt Nancy Lockwood aus Laramie, Präsidentin der örtlichen League of "Women Voters", einer sehr alten Wählerinnenvereinigung. Doch die Bundespolitik sorgt gerade sehr dafür, dass in Wyoming die womöglich interessantesten Vorwahlen dieses Jahres stattfinden.Liz Cheney, die Tochter von Dick Cheney, möchte zum dritten Mal ins Abgeordnetenhaus wiedergewählt werden. Eigentlich ein Selbstläufer, denn Cheney ist eine sehr konservative Republikanerin und Wyoming ein sehr republikanischer Bundesstaat. Aber, sagt zum Beispiel Andrea, eine junge Mutter, die gerade ihren Einkaufswagen aus einen Supermarkt am Rande von Cheyenne schiebt, in ihren Augen habe Cheney den Staat und das, woran seine Bürger glauben, verraten. Das sei nicht in Ordnung. Cheney ist ein prominentes Mitglied des Ausschusses, der die Ereignisse vom 6. Januar 2021 aufklären will. Sie hat dafür gestimmt, Ex-US-Präsident Donald Trump zu bestrafen, weil er die Massen zum Sturm aufs Kapitol aufgestachelt hat. Dass sie das getan hat, gilt in Wyoming als Verrat. Und das könnte sich heute rächen, denn in Harriet Hageman, einer Anwältin, hat Cheney eine Gegenkandidatin. Hageman wird von Trump unterstützt und verbreitet seine Lüge von der gestohlenen Wahl. In Meinungsumfragen liegt sie 20, 30 Prozentpunkte vor Cheney. Eigentlich eine klare Sache, aber Wyomings Wahlrecht macht Überraschungen möglich. Bei den Vorwahlen heute dürfen zwar nur Wähler mitstimmen, die als Republikaner registriert sind. Doch das lässt sich in dem Bundesstaat noch am Wahltag ändern. "Liz Cheney könnte gewinnen, wenn eine ausreichende Zahl der sehr wenigen Demokraten in Wyoming ihre Zugehörigkeit ändern und für sie stimmen - und dazu die schweigenden moderaten Republikaner", sagt Susan Simpson von der League of Women Voters.  Fragt sich nur, ob Cheney ihre Unterstützer auch mobilisieren kann. Bei den Anhörungen zum 6. Januar sei sie im Fernsehen öfter zu sehen gewesen als in Wyoming, sagen ihre Kritiker. Cheney wiederum macht sich offenbar Sorgen um ihre Sicherheit und ist nur bei sehr kleinen privaten Veranstaltungen aufgetreten. Dass das Klima aggressiv und parteiisch geworden sei, ist in Wyoming immer wieder zu hören. "In der Vergangenheit war es anders, da gab es eine Offenheit für die Qualitäten von jemandem, der nicht in deiner Partei war. Aber die Tür ist zu", meint Marguerite Herman, die für die Demokraten ins Landesparlament will. Andere berichten davon, dass Mitarbeiterinnen der Wahlämter angefeindet oder bedroht wurden.Beide Lager haben die Wahl heute zur Schicksalswahl erklärt. Wer bei den Vorwahlen gewinnt, gewinnt auch im November und zieht ins Abgeordnetenhaus ein. So klar ist das in Wyoming. Ob und wie aber die Menschen von Wyoming wieder zusammenfinden können, das ist eine ganz andere Geschichte.
0amerika
"Das Heizöl ist für uns im Juli knapp ein Drittel teurer geworden", klagt Hendrik Weinz. 20.000 Liter passen in den Notfall-Tank seines Krankenhauses. Weinz ist Verwaltungsdirektor am Klinikum in Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz. 1300 Menschen arbeiten hier. Mit mehr als 500 Betten ist das Krankenhaus ein Schwerpunktversorger. Im Regelbetrieb heizen sie hier allerdings mit Gas. Damit ist die Klinik am Rande des Hunsrücks nicht allein: Neun von zehn Krankenhäusern sind, so eine Umfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), in Deutschland auf Gas angewiesen. "Auch eine Gasumlage würde uns hart treffen", sagt Weinz. Der Betrieb eines Krankenhauses ist zudem sehr energieintensiv: Laut der gemeinnützigen Stiftung viamedica verbraucht ein Krankenhausbett jährlich rechnerisch so viel Energie wie vier Einfamilienhäuser. Die Unimedizin in Mainz beispielsweise rechnet für 2022 mit 2,7 mal höheren Energiekosten als im Vorjahr.  96 Prozent der befragten Kliniken können höhere Kosten bereits jetzt nicht mehr aus eigenen Erlösen bezahlen. Das zeigt eine Umfrage des deutschen Krankenhausinstitutes. Das Problem ist das Finanzierungssystem der Krankenhäuser: Vereinfacht gesagt bekommen die Klinken Geld vom Staat für Investitionen und von den Krankenkassen für die Betriebskosten per sogenannter Fallkostenpauschalen. Diese Pauschalen wurden zuletzt im Dezember 2021 neu verhandelt. Laut DKG sind für 2022 Steigerungen der Einnahmen von 2,32 Prozent vorgesehen. Die prognostizierte Inflationsrate für August liegt laut Statistischem Bundesamt allerdings bei knapp acht Prozent. "Ein Krankenhaus mittlerer Größe wird nach aktuellen Berechnungen 2023 über sechs Millionen Euro mehr für Gas und Strom bezahlen als im Jahr 2021", sagt der DKG-Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß. "Insgesamt gehen wir für das Jahr 2023 von einer Unterdeckung von zehn Milliarden aus." "Es wird ja nicht nur Energie teurer, sondern auch viele andere medizinische Leistungen", erklärt Krankenhausdirektor Weinz in Idar-Oberstein. "Beispielsweise Zytostatika, also Medikamente der Krebstherapie, und durch höhere Transportkosten eigentlich alles, was uns hier erreicht." Auch höhere Kosten für Baumaterial treffen die Klinik, die gerade eine Baumaßnahme plant. "Es ist vollkommen unmöglich, das zu kalkulieren." Auch in der Pfalz bei den Asklepios Südpfalzkliniken in Germersheim und Kandel ist die Lage ähnlich. Und die Corona-Pandemie, in der viele Betten leer blieben, belastet die Klinik noch immer. Es gab staatliche Zahlungen, die die wirtschaftliche Lage der Kliniken in Deutschland verbesserten. Diese Hilfen sind allerdings ausgelaufen. "Unser Personal hat während der vergangenen zwei Jahre Höchstleistung erbracht", sagt Geschäftsführer Frank Lambert. "Noch heute versorgen wir Corona-Patienten, und wir rechnen damit, dass deren Anzahl zum Herbst hin wieder steigen wird. Unsere Mitarbeiter fallen selbst krankheitsbedingt aus, und es fehlt insgesamt Fachpersonal, um das überhaupt ausgleichen zu können. Wir sind gefangen in einem Hamsterrad." Laut RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung könnten bereits 2023 drei Viertel aller Kliniken rote Zahlen schreiben.  "Ohne einen Inflationsausgleich zur Stabilisierung der Krankenhäuser droht ein massiver Personalabbau mit negativen Folgen für die Patientenversorgung", sagt DKG-Chef Gaß. "Wir brauchen jetzt kurzfristige finanzielle Hilfe und langfristig vernünftige Struktur- und Finanzierungsreformen." Die Krankenkassen zeigen Verständnis für kurzfristige Forderungen. Allerdings: "Die Probleme der Krankenhäuser haben ihre Ursache in nicht bedarfsgerechten Strukturen", sagt Florian Lanz vom GKV-Spitzenverband. "Mittlerweile werden rund 40 Prozent der Krankenhausbetten regelmäßig nicht benötigt. Viele kleine Kliniken, gerade in Ballungsgebieten, binden Geld und Personal, obwohl sie für die gute Versorgung der Bevölkerung nicht mehr in dieser Form benötigt werden." Über die Art und Weise einer Reform streiten DKG, Krankenkassen und Politik seit Jahren. Grundsätzlich meint DKG-Chef Gaß dazu: "Wir werden in den Regionen prüfen müssen, welche Standorte erhalten bleiben und welche Fusionen es geben wird."
5unternehmen
Bundeskanzler Olaf Scholz sieht Deutschland angesichts des bislang erreichten Füllstands der Gasspeicher für den Winter gerüstet. Man könne "mit aller Vorsicht" sagen, "dass wir wohl das Notwendige auf den Weg gebracht haben und noch weiter auf den Weg bringen können, um durch diesen Winter und durch den nächsten Winter zu kommen", sagte der SPD-Politiker bei der Klausurtagung der Bundesregierung auf Schloss Meseberg in Brandenburg. So seien etwa die Gasspeicher deutlich besser gefüllt, als man das vor einiger Zeit erwartet habe. "Ich kann nicht sagen, wir sind durch, aber wir gucken mit sehr viel größerer Entspannung auf die Situation", betonte er mit Blick auf die Energieversorgung. Schon zu Beginn des Treffens hatte sich der Bundeskanzler erfreut darüber gezeigt, dass die Bemühungen, die rückgängigen Gaslieferungen aus Russland auszugleichen, vorankommen. Man habe mit einem "sagenhaften" Tempo Flüssigerdgas-Terminals an der deutschen Küste gebaut und die Gasspeicher bereits zu mehr als 82 Prozent befüllt. Die Lage bei der Versorgungssicherheit sei "viel besser" als vor ein paar Monaten.Als nächstes stelle sich die Frage, wie man übertriebene Preisbildung auf dem Energiemarkt verhindern könne. Die Preisbildung an den Strombörsen zum Beispiel sei nicht gerechtfertigt. Scholz versprach vor diesem Hintergrund erneut, "sehr bald" Vorschläge für eine Entlastung von Bürgern und Unternehmen vorzulegen. Dazu gebe es sehr konstruktive und vertrauliche Gespräche innerhalb der Bundesregierung. Es sei wichtig, das "sehr ernsthaft, sehr intensiv und sehr vertraulich" zu machen, um effizienter und schneller zu Ergebnissen zu kommen. Es solle dazu führen, dass niemand alleine mit seinen Problemen bleibe. Doch wann dieses dritte Entlastungspaket kommen könnte, wollte der Kanzler auf der Klausurtagung nicht sagen. Dort ist auch nicht mit Entscheidungen zu rechnen. Man werde die Beratungen im Laufe dieser Woche aber weiter vorantreiben, so Scholz. Auch Wirtschaftsminister Robert Habeck betonte die Erfolge der bisherigen Energiepolitik der Regierung. Man habe leere Gasspeicher vorgefunden, Stand heute liege der Füllstand bei 83 Prozent. "Das heißt, wir werden früher als erwartet die 85-Prozent-Marke knacken." Gleichwohl gebe es weitere Herausforderungen, vor allem die hohen Preise. Zwar hätten die Gaspreise zuletzt nachgegeben. "Aber wir werden sehen, wie wir auf europäischer Ebene Mechanismen finden, dass wir diese Preismechanismen durch kluges Einkaufverhalten besser steuern oder beeinflussen können." Darüber werde beim EU-Energieministerrat am 9. September gesprochen, sagte der Grünen-Politiker. Kritisch äußerte er sich zu einem festen Gaspreisdeckel. "Es gibt erheblich Probleme zu lösen, wenn man einen festen, starren Deckel nimmt", so Habeck.Auf dem Treffen auf Schloss Meseberg will die Bundesregierung auch die Grundlinien ihrer Sicherheitspolitik in einer Nationalen Sicherheitsstrategie neu definieren. Der russischen Angriffskrieg auf die Ukraine habe "gravierende Auswirkungen auf die Art und Weise, wie wir unsere nationale Sicherheit denken müssen", sagte Scholz. Das neue Konzept soll auch die sichere Versorgung mit Energie und Rohstoffen, der Erhalt der sozialen Marktwirtschaft, starke Bildung und Forschung sowie eine vielfältige und lebendige Demokratie umfassen.Spaniens Ministerpräsident Pedro Sanchez, der Gast bei den Regierungsberatungen war, verwies darauf, dass sein Land seine Sicherheitsstrategie bereits im Dezember erneuert habe. Infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sei sie heute notwendiger denn je. Sanchez hob die Notwendigkeit hervor, eng zusammenzustehen, um die Lasten des Krieges gerecht zu verteilen. "Europa hat mit Einheit und Solidarität auf diesen Krieg geantwortet" sagte er. In diesen Zusammenhang drängten beide Regierungschefs darauf, dass die iberische Halbinsel an das europäische Strom- und Gasnetz angeschlossen wird. "Wir könnten 30 Prozent des Flüssiggas-Bedarfs der EU decken", wenn es diese Leitung gebe, sagte Sanchez Wenn dies nicht über Frankreich möglich sei, müsse man den Weg einer Pipelineanbindung über Italien wählen. Spanien sei bereit zur Solidarität, aber man habe diesen Flaschenhals. Auch Kanzler Scholz stellte sich hinter diese Pipeline. Diese sei auch mit Blick auf die langfristige Lieferung mit grünem Wasserstoff wichtig. Spanien und Portugal würden als sonnenreiche Länder Überschüsse produzieren, die sie exportieren könnten. Die große Aufgabe sei, ein europäische Netz für alle Energieträger zu schaffen. Mehr Vernetzung schaffe stabilere Gesellschaften. "Wir helfen uns allen, wenn wir das tun", betonte Scholz.
3innenpolitik
Nach dem langen Wochenende handelten heute die New Yorker Börsen wieder. Nach zunächst stabilem Start bröckelten die Gewinne jedoch schnell wieder ab, die großen Indizes blieben letztlich alle im Minus. Der Leitindex Dow Jones ging bei 31.145 Zählern aus dem Handel, ein Tagesverlust von 0,55 Prozent. Auch die Technologiebörse Nasdaq gab nach und verlor am Ende 0,74 Prozent auf 11.544 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index ging bei 3908 Zählern um 0,41 Prozent leichter aus dem Handel.Die größte Sorge für die meisten sei die Entwicklung der US-Zinsen, sagte Randy Frederick, Manager beim Brokerhaus Charles Schwab. "Es steht außer Frage, dass die Fed die Zinsen anheben wird. Die Frage ist nur, wie stark und wie schnell." Investoren rechnen fest damit, dass die Notenbank Federal Reserve (Fed) bei ihrer Sitzung Ende des Monats den Schlüsselsatz zum dritten Mal in Folge um 0,75 Prozentpunkte anheben wird.Ähnlich wie hierzulande bleiben Experten beim Blick auf die mittelbaren Marktperspektiven eher vorsichtig. Trotz des freundlichen Starts dürfte das Jahr für Anleger kein leichtes werden, sagt Morgan-Stanley-Analyst Michael J. Wilson voraus. Er kassierte seine Prognose für den Gewinn je Aktie, weil die schwache Konjunktur auf den Aktienmarkt durchschlage. Auch 2023 rechnet er mit einem Rückgang von drei Prozent - selbst dann, wenn eine Rezession ausbleibe.Für etwas Abwechslung sorgte der Auftritt des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an der New Yorker Börse. Er läutete virtuell die traditionelle Glocke zur Eröffnung des dortigen Handels.Bei den Unternehmen stachen Digital World Acquisition (DWA) mit einem Kurssturz von 11,4 Prozent heraus. Die geplante Übernahme des vom ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump gegründeten Twitter-Rivalen "Truth Social" ist gescheitert, weil zu wenige Aktionäre des Übernahme-Vehikels für eine Verlängerung der Angebotsfrist votiert hatten. Digital World ist ein Börsenvehikel (SPAC, Special Purpose Acquisition Company). SPACs haben eine begrenzte Lebenszeit, wenn sie keine Übernahme zustande bringen.Da Investitionszusagen an den Börsengang der Trump Media & Technology Group (TMTG) durch die Fusion mit DWA gebunden sind, ist die weitere Finanzierung von "Truth Social" unklar. Das Übernahme-Vehikel wird voraussichtlich am Donnerstag abgewickelt.Der DAX trotzte heute gleich mehreren Belastungsfaktoren - dem russischen Gaslieferstopp, der Aussicht auf bald höhere Zinsen auch in der Eurozone und nach einem kurzen Durchatmen am Nachmittag sogar noch einer schwächeren Wall-Street-Eröffnung. Am Ende stand ein Plus von 0,87 Prozent auf 12.871 Punkte. Mit dem Tageshoch bei 12.927 Punkten rückte zwischenzeitlich sogar die Marke von 13.000 Punkten wieder in Reichweite. Am Vortag hatte der wohl längerfristige Stopp russischer Gaslieferungen für tiefrote Kurse an der Frankfurter Börse gesorgt. "Diese extreme Volatilität mag ein Vorbote sein, was die Anleger im Laufe der nächsten Wochen beziehungsweise Monate an den Aktienmärkten erwartet", schrieben die Experten der National-Bank.Unterstützung erhielt der deutsche Markt insbesondere durch die etwas nachlassende Furcht vor Gasengpässen im Winter, dem derzeitigen Hauptthema an der Börse. Trotz der ausbleibenden russischen Lieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 fiel der europäische Erdgas-Future um zehn Prozent auf 222 Euro je Megawattstunde. Er bleibt damit allerdings auf hohem Niveau, nachdem der Lieferstopp Russlands zuletzt die Preise wieder kräftig angeschoben hatte. Dank Zukäufen bei anderen Anbietern und geplanten Einsparungen seien keine akuten Engpässe zu erwarten, prognostizierten die Analysten der Rating-Agentur Fitch. Dem Branchendienst Gas Infrastructure Europe zufolge sind die europäischen Gas-Lager derzeit zu 82 Prozent gefüllt. In Deutschland liege die Quote bei 86 Prozent. Angepeilt war ein Füllstand von 80 Prozent im November.Nach den Worten des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden von Gazprom werde das Unternehmen die Lieferungen nach Deutschland erst wieder aufnehmen, wenn Siemens Energy die fehlerhafte Anlage repariert hat. Russland verweist zudem auf die Sanktionen, die das blockierten.Siemens Energy weist dies zurück. "Diese neue Darstellung können wir aufgrund der uns am Wochenende zur Verfügung gestellten Informationen nicht nachvollziehen", erklärte der Hersteller. "Daher gilt bis auf Weiteres unsere Einschätzung, dass der uns mitgeteilte Befund keinen technischen Grund für eine Einstellung des Betriebs darstellt."Das normalerweise wichtigste Thema überhaupt für die Börsen geriet in Anbetracht der Gaskrise fast in den Hintergrund. Denn am Donnerstag gilt eine weitere Zinserhöhung der EZB um mindestens 50 Basispunkte als ausgemachte Sache. Auch einen großen Schritt von 75 Basispunkten halten viele Marktteilnehmer im Kampf gegen die hohe Inflation von derzeit knapp 8,0 Prozent realistisch. Nachdem sich zahlreiche Ratsmitglieder jüngst deutlich ins Zeug gelegt haben, den Markt von ihrer Entschlossenheit, die Inflation einzudämmen, zu überzeugen, dürften die Erwartungen an die Sitzung hoch sein. Leitzinserhöhungen der Notenbanken sollen die rasante Inflation einfangen, doch Börsianer befürchten im Gegenzug Bremsspuren in der Wirtschaft. Allerdings wäre eine dauerhaft hohe Inflation noch schädlicher."Angesichts ausufernder Inflationserwartungen nahmen die Zinsfantasien des Marktes zuletzt deutlich zu", berichten etwa die Analysten von der Deutschen Bank. Es sei sogar vereinzelt von einer möglichen Zinserhöhung um einen Prozentpunkt gesprochen worden. "Am wahrscheinlichsten erscheint jedoch ein Zinsschritt von höchstens 0,75 Prozentpunkten."Der Euro, der sich am Vormittag noch recht robust hielt, ist danach wieder zurückgefallen. Im US-Handel kostet die Gemeinschaftswährung am Abend noch 0,9904 Dollar. Zu Wochenbeginn war der Euro mit 0,9878 Dollar auf den tiefsten Stand seit knapp 20 Jahren gefallen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs gestern auf 0,9920 Dollar festgesetzt. Am Nachmittag wird aus den USA noch der ISM-Stimmungsindex für die Dienstleistungen im August erwartet. Fundamentaler Rückenwind für den Dollar kam von den US-Dienstleistern. Diese haben ihr Wachstumstempo überraschend weiter gesteigert. Der Einkaufsmanagerindex legte im August den zweiten Monat in Folge zu - und zwar auf 56,9 Zähler von 56,7 Punkten im Juli, wie aus der heute veröffentlichten Firmen-Umfrage des Institute for Supply Management (ISM) hervorgeht. Ein stärkeres Auftragswachstum sorgte für Auftrieb, wobei zugleich Lieferkettenprobleme und Preisdruck nachließen. Experten hatten mit einem Rückgang auf 55,1 Punkte gerechnet. Die Wachstumsschwelle liegt bei 50 Zählern."Die Stimmungslage ist unerwartet solide ausgefallen und deutet darauf hin, dass die US-Wirtschaft trotz der hohen Preissteigerungen im Wachstumsmodus bleibt", so die Einschätzung von Helaba-Ökonom Ralf Umlauf. Das inflationäre Potenzial, das auch durch eine niedrige Arbeitslosenquote signalisiert werde, bleibe hoch: "Mithin dürfte die Fed aggressiv gegen die Inflation vorgehen und die Leitzinsen in diesem Monat um 75 Basispunkte erhöhen." Die deutsche Industrie hat im Juli wegen zahlreicher Probleme rund um die schwächelnde Weltkonjunktur, den Materialmangel sowie die steigenden Preise hingegen bereits den sechsten Monat in Folge weniger Aufträge erhalten. Der Rückgang gegenüber dem Vormonat fiel mit 1,1 Prozent stärker aus als erwartet, wie aus Daten des Statistischen Bundesamts hervorgeht. "In Verbindung mit den dauerhaft hohen Energiepreisen steigt die Angst, dass die Unternehmen wegen einer Rationierung von Gas und Strom in den kommenden Monaten gezwungen sein könnten, ihre Produktion noch weiter einzuschränken", konstatierte Jochen Stanzl, Marktanalyst vom Brokerhaus CMC Markets.Die Dienstleistungsbranche in Deutschland konnte ihren Umsatz im Juni dagegen kräftig steigern. Die Erlöse kletterten auch getrieben von einer Erholung von der Corona-Pandemie preisbereinigt um fast zehn Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Zudem habe sich das 9-Euro-Ticket ausgewirkt. Nominal wuchsen die Umsätze im Dienstleistungssektor um gut 14 Prozent. Dennoch rechnen weder Bundesregierung noch Wirtschaft mit einer baldigen Wende zum Besseren. Im Gegenteil: Ökonomen zufolge steuert Europas größte Volkswirtschaft auf eine Rezession zu.Die erste Kürzung der Fördermenge durch die großen Ölexportländer seit 2020 ist am Markt schnell verpufft. Nachdem die Ölpreise zwei Tage lang gestiegen sind, gaben sie heute erneut nach. "Die OPEC+-Nachrichten sind nun auf dem Markt und der Fokus hat sich vorübergehend auf wirtschaftliche und inflationäre Sorgen verlagert", sagte Tamas Varga vom Ölmakler PVM. Heute ist dafür die harte Corona-Politik Chinas wieder stärker in den Blick geraten. Zuletzt riegelte die chinesische Regierung wieder vermehrt ganze Millionenstädte ab, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern. Das belastet die wirtschaftliche Entwicklung und damit auch die Nachfrage nach Rohöl.Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um drei Prozent auf bis zu 92,38 Dollar je Barrel. Aufgeflammte Rezessionsängste hatten den Preis in den vorangegangenen drei Monaten zeitweise mehr als 20 Prozent gedrückt, nachdem er nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Frühjahr auf ein Allzeithoch von 147 Dollar geklettert war.Die Papiere des angeschlagenen Gasimporteurs Uniper haben heute mit 4,70 Euro ein weiteres Rekordtief markiert, nachdem sie sich zeitweise mit einem Plus von fast drei Prozent stabilisiert hatten. Investoren spekulieren derzeit, wann der angeschlagene Konzern weitere Staatshilfen braucht. Die Uniper-Aktie war gestern schon auf ein Rekordtief gefallen, nachdem Russland die Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 nicht wieder aufgenommen hatte. So muss Uniper nun noch mehr teures Gas am Markt zukaufen, um seine Lieferverpflichtungen erfüllen zu können.Die Aussicht auf den Börsengang der Sportwagentochter Porsche AG Ende September ließ Anleger zu Aktien von Volkswagen greifen. VW-Titel stiegen deutlich um rund 3,6 Prozent. Damit zählten die Titel zu den großen Gewinnern im DAX. Die Aktien des Großaktionärs des Wolfsburger Autokonzerns, die Familienholding Porsche SE, legten nur zeitweise zu und schlossen am Ende leicht im Minus. Volkswagen hatte gestern Abend den Startschuss für den Börsengang der Sportwagentochter Porsche gegeben. Als Zeitpunkt für die Aktienplatzierung nannte Volkswagen Ende September beziehungsweise Anfang Oktober, stellte dies jedoch unter den Vorbehalt der weiteren Entwicklung am Kapitalmarkt. Notfalls wolle man sich bis zum Ende des Jahres Zeit lassen. Auch der Betriebsrat von Volkswagen befürwortet den konkretisierten Fahrplan für einen Börsengang der Konzerntochter Porsche. Weil die erwarteten Einnahmen nicht zuletzt in den weiteren Umbau in Richtung E-Mobilität und Digitalisierung fließen sollen, trage der Schritt zur Zukunftsfähigkeit der Standorte bei, hieß es heute aus der Belegschaftsvertretung in Wolfsburg.Lufthansa-Aktien legten im MDAX zu, nachdem sich die Piloten und das Unternehmen im Tarifkonflikt geeinigt haben. Ein Streik ist damit vom Tisch. "Die angekündigten Arbeitskampfmaßnahmen für diese Woche werden abgesagt", erklärte die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) nach der Verhandlung am Dienstag. Ein umfangreiches Paket sei vereinbart worden und harre der Ausgestaltung in den kommenden Tagen. Es seien wichtige erste Schritte in Richtung einer nachhaltigen Zusammenarbeit erzielt worden. Die Lufthansa war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichenDer größte Lufthansa-Aktionär Klaus-Michael Kühne will derweil seine Beteiligung an der Fluggesellschaft nun doch weiter aufstocken. "Unser Interesse an der Deutschen Lufthansa AG ist ungebrochen", erklärte der Hamburger Milliardär heute laut einer Mitteilung seiner Kühne Holding AG. Er verwies auf ein Gespräch mit Firmenchef Carsten Spohr und Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley. Der 85-Jährige hält bereits 15,01 Prozent an der Lufthansa.Erst vor kurzem hatte Kühne einer Übernahme des restlichen Staatsanteils von knapp zehn Prozent an der Lufthansa eine Absage erteilt. "Im Prinzip hätte ich Interesse, aber eine solche Aufstockung steht nicht zur Diskussion", hatte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gesagt. "Wir kämen dann auf eine Sperrminorität von 25 Prozent. Das ist politisch wohl nicht durchsetzbar." Der Bund muss seine in der Corona-Krise erworbene Lufthansa-Beteiligung spätestens 2023 verkaufen.Mitten in der Energiekrise kehrt der Energietechnik-Konzern Siemens Energy in die erste deutsche Börsenliga zurück. Das Unternehmen, das den DAX erst vor einem halben Jahr verlassen musste, ersetzt in zwei Wochen - zum 19. September - den Lebensmittel-Lieferdienst HelloFresh, wie die Deutsche Börse gestern Abend nach der turnusmäßigen Überprüfung der Index-Zusammensetzung mitteilte. Die HelloFresh-Aktien, die von der Corona-Pandemie mit geschlossenen Lokalen und Homeoffice massiv profitiert hatten, sind in diesem Jahr um fast zwei Drittel eingebrochen. Das Startup-Unternehmen ist an der Börse noch gut vier Milliarden Euro wert. Trotzdem waren die Papiere heute nach bekräftigten Kaufempfehlung durch die Privatbank Berenberg mit mehr als vier Prozent Plus größter DAX-Gewinner.Siemens Energy will derweil für die geplante vollständige Übernahme seiner Windkrafttochter Gamesa den Kapitalmarkt anzapfen. So plant das Unternehmen die Begebung einer nachrangigen Pflichtwandelanleihe mit einem Gesamtnennbetrag von etwa einer Milliarde Euro, wie Siemens Energy am Dienstag in München mitteilte.Auch in den anderen Indizes wird es in Kürze Veränderungen geben: So steigt wie erwartet Uniper aus dem Nebenwerteindex MDAX ab. Der Gas-Importeur ist infolge der stockenden Erdgas-Lieferungen aus Russland und der Marktverwerfungen in große Turbulenzen geraten. Auch der Immobilienkonzern Grand City Properties und der IT-Dienstleister Cancom rutschen vom MDAX in den Nebenwerte-Index SDAX ab. Dafür steigen der jüngst fusionierte deutsch-amerikanische Netzwerk-Spezialist Adtran Holdings, der mehrheitlich zur französischen Forvia gehörende Autozulieferer Hella und der Federn-Spezialist Stabilus auf.Zudem fallen aus dem SDAX vier Unternehmen heraus, allen voran der angeschlagene Immobilien-Investor Adler Group sowie - jeweils nach Übernahmen durch Finanzinvestoren - der Immobilienfinanzierer Aareal Bank und der Einkaufszentren-Investor Deutsche Euroshop sowie der Büroausstattungs-Versender Takkt aus Stuttgart. Neu im Index sind darüber hinaus der Windanlagen-Bauer Nordex, der Wind- und Solarparkentwickler Energiekontor und der Bioethanol-Produzent CropEnergies, der zur Südzucker-Gruppe gehört. Zurück im SDAX ist außerdem der Graphit- und Karbon-Spezialist SGL Group.Die Commerzbank verkauft in ihren Filialen und über ihr Online-Banking auch nach 2023 Versicherungspolicen der Allianz. Die seit 2009 laufende Vertriebs-Kooperation werde um zwölf Jahre bis Dezember 2035 verlängert, teilten Deutschlands größter Versicherer und die Frankfurter Großbank heute mit. Die Sach-, Kranken- und Lebensversicherungs-Verträge sollen dabei künftig nicht nur Privatkunden der Commerzbank angeboten werden, sondern auch den Firmenkunden und größeren Unternehmen. Die Zusammenarbeit stammt aus der Zeit der Finanzkrise, als die Allianz die Dresdner Bank an die Commerzbank verkauft hatte und die Commerzbank-Fondsgesellschaft Cominvest im Gegenzug an den Versicherer ging.Die Commerzbank ist längst nicht der einzige Bank-Partner der Allianz. In Deutschland verkaufen auch die HypoVereinsbank, die bayerischen Genossenschaftsbanken und die Oldenburgische Landesbank (OLB) ihre VerträgeDer Schweizer Energieversorger Axpo erhält als Schutz vor einer ernsthaften Schieflage eine milliardenhohe Kreditlinie vom Staat. Das Unternehmen könne bis zu vier Milliarden Franken (4,1 Milliarden Euro) abrufen, teilte die Regierung heute in Bern mit. Axpo sei für die Schweiz ein systemkritisches Stromunternehmen. Der Konzern begründete seinen Antrag damit, dass die Großhandelspreise an den Strombörsen sich im Vergleich zum September 2021 verzehnfacht und die Preisschwankungen in den letzten Tagen Rekorde erreicht hätten. Axpo hat als erstes Energieunternehmen den Rettungsschirm beansprucht, den Kreditrahmen aber noch nicht aktiviert.Auch der finnische Versorger und Uniper-Hauptaktionär Fortum hat sich zur Bewältigung der Energiekrise einen zusätzlichen Finanzpuffer beschafft. Der Konzern habe mit der staatlichen Investmentgesellschaft Solidium eine Brückenfinanzierung über 2,35 Milliarden Euro vereinbart, teilte Fortum heute mit. "Die anhaltende Energiekrise in Europa wird durch die Entscheidung Russlands verursacht, Energie als Waffe einzusetzen, und trifft nun auch Fortum und andere nordische Stromproduzenten schwer", erklärte Konzernchef Markus Rauramo.
2finanzen
Neue Vorwürfe, Drohungen aus der Politik: Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) und der mittlerweile freigestellte Bundestrainer Lutz Buschkow geraten nach den erschütternden Missbrauchsvorwürfen des ehemaligen Wasserspringers Jan Hempel immer stärker unter Druck. In der Bundesregierung werden bereits Stimmen laut, die die Förderwürdigkeit des Verbandes im Zuge des Skandals in Frage stellen."Wir haben jetzt gesehen, dass die Zeit für Lippenbekenntnisse endgültig vorbei ist", sagte Mahmut Özdemir (SPD), für den Sport zuständiger Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium, der Sportschau. Ein Verband, der sich nicht an Auflagen und Bedingungen für Fördermittel halte, ergänzte Özdemir, "der sexualisierte Gewalt, Doping oder andere interpersonelle Gewalt duldet, nicht aufklärt, vertuscht - solche Verbände dürfen keinen Cent von Steuermitteln bekommen."In den vergangenen zehn Jahren hat der Verband aus dem Etat des Innenministeriums, also aus Steuermitteln, knapp 45 Millionen Euro Leistungssportförderung erhalten. Damit gehört er nach dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) zu den am meisten geförderten Sportfachverbänden.Nun kommen zu den Vorwürfen, Buschkow und der DSV hätten nichts zur Aufarbeitung der Missbrauchsvorwürfe von Hempel gegen dessen Trainer Werner Langer unternommen, weitere hinzu – und wieder geht es um mögliches Aussitzen oder Bagatellisieren.Nach Informationen der Sportschau erlangten 2009 Vertreter am Bundesstützpunkt Wasserspringen in Aachen Kenntnis über zahlreiche Fälle von sexuellem Kontakt jugendlicher Athletinnen und Athleten während DSV-Veranstaltungen, deutschen Meisterschaften, internationalen Wettkämpfen sowie bei einem Länderkampf zwischen England und Deutschland. Die sexuellen Kontakte seien durch Vernachlässigung der Aufsichtspflichten von Trainern und Betreuern begünstigt worden. Athletinnen und Athleten seien "unbeaufsichtigt durch Betten getobt" und hätten "Geschlechtsverkehr miteinander" gehabt, sagte Hans Alt-Küpers, damals Abteilungsleiter Springen am Bundesstützpunkt in Aachen, der Sportschau.Daraufhin sei der "DSV darüber informiert worden, weil fast alle Stützpunkte des DSV betroffen waren". Der DSV habe "es nicht für nötig gehalten", ähnliche disziplinarische Maßnahmen wie der Stützpunkt Aachen zu ergreifen. "Ganz im Gegenteil", sagte Alt-Küpers: "Man hat uns vorgeworfen, wir würden Kadersportler sperren und mit Strafen belegen, ohne den DSV zu bitten, dass wir das dürfen". Es sei in Aachen zu einem Gespräch mit Buschkow gekommen, der damals DSV-Leistungssportdirektor war. In der Folge habe die DSV-Spitze aktiv darauf hingewirkt, so der Vorwurf von Alt-Küpers, dass Aachen den Status als Bundesstützpunkt Wasserspringen verliert – was dann zum 1. Januar 2013 passierte.Der DSV teilte der Sportschau am Sonntag mit, dass der Vorstand bis zum Erhalt der ARD-Anfrage "keinerlei Kenntnis" von den Vorwürfen bezüglich der Causa Aachen gehabt habe. "Selbstverständlich wurden diese unmittelbar aufgenommen und werden aktuell intensiv und mit der gebotenen Sorgfalt geprüft", hieß es. Buschkow wollte sich auf ARD-Anfrage nicht äußern. Der DSV hatte den Bundestrainer Wasserspringen am Donnerstag wenige Stunden nach Erstausstrahlung der Doku "Missbraucht – Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmsport" in der ARD-Mediathek freigestellt und eine Untersuchung eingeleitet.Im Fall Hempel gerät Buschkow nun verstärkt unter Druck. Ein ehemaliger hochrangiger Funktionär aus der DSV-Fachsparte Wasserspringen, der anonym bleiben will, sagte der ARD für die Sportschau am Sonntag: "Alle damaligen Trainer und Funktionäre im Wasserspringen haben gewusst, dass Werner Langer Athleten missbraucht hat – demzufolge auch Lutz Buschkow." Ein weiterer ehemaliger DSV-Topfunktionär erklärte: "Wir waren alle daran interessiert, dass es geräuschlos über die Bühne geht."Hempel hat in der ARD-Dokumentation angegeben, 14 Jahre lang von seinem damaligen Trainer Werner Langer missbraucht worden zu sein. Dem DSV und dem langjährigen Top-Funktionär Buschkow warf er vor, untätig geblieben zu sein, nachdem er Langer 1997 verbandsintern belastet hatte. Langer nahm sich 2001 das Leben.Hempel, der am Sonntag seinen 51. Geburtstag feierte, blickt derweil mit Stolz auf seinen mutigen Schritt zurück. "Einen großen Stein ins Rollen gebracht zu haben, ist für mich eine große Wohltat", sagte Hempel der Sportschau: "Das, was mir passiert ist, kann man nicht ungeschehen machen. Aber das, was in Zukunft sein wird, kann man ändern."Quelle: sportschau.de
4sportschau
Hotels und Restaurants können dank steigender Umsätze im Mai das Corona-Tief immer weiter aufholen. Von April auf Mai des laufenden Jahres erhöhten sich die Erlöse im Gastgewerbe nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes preisbereinigt (real) um 8,5 Prozent. Im Vergleich zum Mai 2021, als es wegen der Pandemie noch weitreichende Einschränkungen für Hotels, Pensionen und Gaststätten gab, hat sich der reale Umsatz mit einem plus von 126,8 Prozent mehr als verdoppelt, wie die Wiesbadener Behörde mitteilte. Allerdings ist das Vorkrisenniveau trotz des Aufwärtstrends noch nicht erreicht: Denn die Erlöse lagen real um knapp 15 Prozent unter dem Stand von Februar 2020, dem Monat vor Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland. Dieser Rückstand wird jedoch immer kleiner. Hotels und sonstige Beherbergungsbetriebe verzeichneten im Mai ein Umsatzplus von gut acht Prozent zum Vormonat. Gemessen am Vorjahresmonat, als in den meisten Bundesländern aufgrund der Corona-Pandemie ein Beherbergungsverbot für privatreisende Gäste galt, stieg der Umsatz mit 243 Prozent um mehr als das Dreifache. In der Gastronomie erhöhten sich die Einnahmen inflationsbereinigt um 8,6 Prozent zum Vormonat. Im Vergleich zum Mai 2021, als die Außengastronomie in Teilen Deutschlands wieder öffnen durfte, stieg der Umsatz um 88,3 Prozent. "Damit erzielte die Gastronomie den höchsten realen Umsatz seit Beginn der Corona-Pandemie." Er lag allerdings noch 14,9 Prozent unter dem Vorkrisenniveau vom Februar 2020. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) hatte jüngst nach einer Umfrage erklärt, die Erholung setze sich fort. Dennoch habe das Umsatzminus in den ersten sechs Monaten nominal - also nicht inflationsbereinigt - immer noch 13,4 Prozent unter den Erlösen von 2019 gelegen.
5unternehmen
Die Weltranglistenerste, die schon 2020 und 2022 die French Open gewonnen hatte, bestritt damit ihr insgesamt zehntes Finale auf der Tour in Serie erfolgreich und ist die erste US-Open-Siegerin aus Polen seit Einführung des Profitennis 1968. Jabeur verpasste es erneut, als erste Afrikanerin in der Open Era ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. Sie hatte bereits im Juli im Endspiel von Wimbledon gestanden und den Titel durch eine Niederlage gegen die Kasachin Jelena Rybakina verpasst. Swiatek streicht ein Preisgeld von 2,6 Millionen US-Dollar ein. Jabeur erhält als Finalistin auch noch 1,3 Millionen US-Dollar. Quelle: sportschau.de
4sportschau
Israel hat angekündigt, dass es Erleichterungen für Tausende Menschen im palästinensischen Gaza-Streifen und Westjordanland auf den Weg bringen will. Einem Bericht der Nachrichtenagentur AP zufolge hat der israelische Verteidigungsminister Benny Gantz den Maßnahmen bereits zugestimmt. Die Bekanntgabe erfolgte genau einen Tag, bevor US-Präsident Joe Biden zu seinem ersten Besuch im Nahen Osten erwartet wird.Bei den "Maßnahmen zur Vertrauensbildung", wie die israelische Regierung die Pläne bezeichnete, geht es vor allem um das Ausstellen gültiger Papiere und Arbeitsgenehmigungen. Medien hatten übereinstimmend berichtet, dass im Gazastreifen und im Westjordanland Zehntausende Menschen ohne rechtmäßige Papiere lebten.Der Ankündigung aus Tel Aviv zufolge sollen etwa 5500 in diesen Gebieten lebende Palästinenser im sogenannten palästinensischen Bevölkerungsregister aufgenommen werden. Dieses Register wird von Israel selbst geführt. Wer dort aufgelistet ist, kann gültige Papiere wie einen Ausweis erhalten.Des Weiteren will Israel etwa 1500 Arbeitsgenehmigungen ausstellen, die es Palästinensern aus dem Gazastreifen ermöglicht, legal einer Beschäftigung in Israel nachzugehen. Mit diesen angekündigten Arbeitsgenehmigungen wären dann insgesamt etwa 15.500 Menschen aus dem Gazastreifen offiziell berechtigt, in Israel zu arbeiten.US-Präsident Biden will auf seiner Nahost-Reise sowohl Israel besuchen als auch ins Westjordanland reisen, um dort Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zu treffen. Die USA setzen sich, wie auch Deutschland, für eine Zwei-Staaten-Lösung ein - also für einen unabhängigen Palästinenserstaat.
1asien
Schlechte Nachrichten werden an den Börsen derzeit mit einem Schulterzucken abgeschüttelt. Selbst ernüchternde Wirtschaftsdaten werden positiv interpretiert. So rutschte zwar der Empire State Index, der die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe misst, deutlich ins Minus. Damit steigt aber die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed ihre Geldpolitik weniger stark strafft und die Zinsen nicht so deutlich anhebt wie noch vor ein paar Monaten befürchtet. Der abnehmende Preisdruck in den USA hatte bereits in der vergangenen Woche Spekulationen angeheizt, dass die US-Notenbank Fed das Tempo im Zinserhöhungszyklus etwas zurückfahren könnte, und die Aktienkurse angetrieben.Die Wall Street begann denn auch die neue Börsenwoche ähnlich wie sie die alte beendet hatte: mit Kursgewinnen. Der Dow Jones schloss um 0,5 Prozent höher und erreichte den höchsten Stand seit Mai. Auch der breiter gefasste S&P 500 und die technologielastige Nasdaq legten zu. Seit Juli haben sich die US-Börsen kräftig erholt. "Das Ausmaß dieser Bärenmarktrally hat viele überrascht, uns eingeschlossen", schrieben die Marktstrategen von Morgan Stanley in einem aktuellen Kommentar. Im Sog der festeren Wall Street schaffte auch der DAX noch ein Happy-End. Nach zwischenzeitlichen Verlusten drehte er ins Plus und schloss rund 0,2 Prozent fester. Damit setzt sich die Sommer-Rally fort - wenn auch mit angezogener Handbremse. Seit seinem Jahrestief Anfang Juli bei 12.391 Zählern ist der DAX um rund 1400 Punkte gestiegen. "Während sich die hohen Temperaturen draußen in Gewittern entladen, lassen sich die Anleger an der Börse nicht aus ihrer sommerlichen Ruhe bringen", meinte Marktbeobachter Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets. Er sieht den Dax schon kurz vor dem Ausbruch über die Marke von 13.800 Punkten, was das Börsenbarometer "dann direkt zur psychologischen Schallmauer 14.000 Punkte führen könnte“.Schwache Daten aus China trübten zeitweise die Börsenstimmung. Sowohl die Einzelhandelsumsätze im Juli als auch die Industrieproduktion wuchsen im Vorjahresvergleich langsamer als von Experten erwartet. Um der Wirtschaft neuen Schwung zu geben, hat Chinas Zentralbank erstmals seit Januar den Zinssatz für einjährige Refinanzierungsgeschäfte mit den Banken gesenkt. Die Nachrichten aus China seien, "gelinde gesagt, sehr enttäuschend", meint Oanda-Analyst Craig Erlam. Sie zeichneten ein düsteres Bild der Inlandsnachfrage und der Wachstumsaussichten. "Der ewige Optimismus der Anleger kollidierte mit der Realität der chinesischen Wirtschaftsdaten", sagt Erlam. Es mache den Eindruck, als ob das Aufleben der chinesischen Wirtschaft nach dem Ende der Lockdowns nur von kurzer Dauer gewesen sei. Das Land vermeldete heute mit 2478 Corona-Fällen den höchsten Stand seit drei Monaten. Lockdown-Maßnahmen haben China seit Beginn der Pandemie immer wieder lahmgelegt und auch die Weltwirtschaft negativ beeinflusst. China verfolgt eine strikte Null-Covid-Politik. Die China-Daten setzten vor allem den Rohstoffpreisen zu. Die Preise für Eisenerz in der Volksrepublik fielen um fast drei Prozent. Investoren fürchten eine Nachfrageflaute. Der Kupferpreis gab um 2,5 Prozent auf 7890 Dollar pro Tonne nach. Besonders groß waren die Verluste an den Rohölmärkten. Die Sorte Brent sowie das US-Rohöl WTI verbilligen sich jeweils um vier Prozent auf 94,35 Dollar und 88,50 Dollar pro Barrel. Die Ölnachfrage schwäche sich ab, da die rekordhohen Ölpreise sowohl die Verbraucher als auch heimische Logistikunternehmen abschreckten, sagte Heron Lin, Ökonom bei Moody's Analytics. Auch für den Rest des Jahres könne die Nachfrage weiter unter Druck bleiben, da drohende Corona-Beschränkungen zu vorsorglichem Sparen ermutigten und den Ölverbrauch verringerten. In Deutschland ist heute mit 2,419 Cent/kWh die Höhe der von der Regierung beschlossenen Gasumlage bekannt gegeben worden, die alle Haushalte tragen müssen. Experten erwarten nun eine weiter steigenden Inflation und einen massiven Kaufkraftverlust der privaten Verbraucher. Auch Industrieverbände sprechen bereits von erheblichen Zusatzkosten. "Die Gasumlage dürfte die Inflation inklusive der Mehrwertsteuer um knapp einen Prozentpunkt erhöhen. Zusammen mit dem Wegfall des Neun-Euro-Tickets und des Tankrabatts könnte dies die Inflationsrate im Oktober und November auf deutlich über neun Prozent steigen lassen. Das ist für die Verbraucher ein massiver Kaufkraftverlust. Das ist neben der Unsicherheit, die von Putins Nervenkrieg ums Gas ausgeht, ein wichtiges Argument, warum die deutsche Wirtschaft im Winterhalbjahr schrumpfen, also in eine Rezession abgleiten sollte", kommentierte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.Angesichts der schwachen China-Daten flüchteten Anleger in den sicheren Hafen Dollar. Der Kurs des Euro schwächte sich nach weiter ab. Die Gemeinschaftswährung rutschte auf 1,0156 Dollar Richtung Parität. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuletzt auf 1,0195 Dollar festgesetzt. Am Freitag hatten positiv aufgenommene Daten zur Stimmung der US-Verbraucher den Dollar gestützt und den Euro belastet. Der Anstieg der Großhandelspreise in Deutschland hat sich den dritten Monat in Folge abgeschwächt. Die Verkaufspreise lagen im Juli um 19,5 Prozent höher als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt heute in Wiesbaden mitteilte. Im Juni war noch ein Zuwachs um 21,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat verzeichnet worden. Verglichen mit dem Vormonat Juni sanken die Großhandelspreise im Juli zum ersten Mal seit Oktober 2020 um minus 0,4 Prozent. Der Kochboxen-Versender HelloFresh bekommt die hohe Inflation und den weltweiten Wirtschaftsabschwung zu spüren. Im zweiten Quartal fiel das bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda) um 7,5 Prozent auf knapp 146 Millionen Euro. Die Zahl der Kunden in den 17 Ländern, in denen HelloFresh aktiv ist, fiel im Vergleich zum vorigen Quartal um etwa 500.000 auf acht Millionen, lag aber im Vergleich zum Vorjahresquartal immer noch um vier Prozent im Plus. "Am wichtigsten ist, dass wir mit den Inflationseffekten erfolgreich umgegangen sind, ohne die höheren Kosten in Gänze an unsere Kunden weiterzugeben", sagte Firmenchef Dominik Richter. Der Umsatz kletterte im zweiten Quartal währungsbereinigt um 16 Prozent auf bisher im Juni-Quartal noch nie erreichte 1,96 Milliarden Euro. Im vergangenen Monat hatte das Unternehmen mit Verweis auf die getrübte Verbraucherstimmung seine Jahresziele eingedampft. Vor allem die höheren Umsätze kamen an der Börse gut an, die HelloFresh-Aktie gewann rund 2,6 Prozent. Der Konsumgüterkonzern Henkel hat im ersten Halbjahr den Umsatz dank florierender Geschäfte mit Klebstoffen und Waschmitteln deutlich gesteigert. Die kriselnde Kosmetiksparte konnte organisch nur minimal wachsen. Seine Umsatzprognose für 2022 schraubte der DAX-Konzern deshalb in die Höhe. Steigende Material- und Logistikkosten lasten aber auf den Gewinnen der Düsseldorfer: Henkel arbeitete deutlich weniger profitabel."Die Umsatzentwicklung in den ersten sechs Monaten liegt in einem außerordentlich schwierigen Umfeld über den bisherigen Erwartungen für das Gesamtjahr", sagte Konzernchef Carsten Knobel. Von Januar bis Juni schraubte der Hersteller von Pritt, Loctite und Persil den Umsatz um 9,9 Prozent auf rund 10,9 Milliarden Euro in die Höhe, organisch wuchsen die Erlöse um 8,9 Prozent. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) sank durch die gestiegenen Kosten, die durch Preiserhöhungen nicht gänzlich aufgefangen werden konnten, auf 1,16 Milliarden Euro. Hohe Steuerzahlungen haben beim Solar- und Windpark-Betreiber Encavis aus dem MDAX im zweiten Quartal den Gewinn gedrückt. Operativ läuft es bei den Hamburgern aber weiter rund, sodass auf Halbjahressicht die Erzeugungskapazitäten in Kombination mit hohen Strompreisen ordentlich Geld in die Kasse spülen. Die Anleger greifen daher auch zu, die Aktie gehört am Mittag zu den größten Gewinnern im Index. Zu Börsenschluss stand ein Plus von mehr als fünf Prozent zu Buche."Wir sind weiterhin klar auf Wachstumskurs", teilte das Management heute bei der Vorlage seiner endgültigen Halbjahreszahlen in Hamburg mit. Die Anfang August vorläufig vorgelegten Halbjahreszahlen wurden ebenso bestätigt, wie die auf Basis der Geschäftsentwicklung der ersten sieben Monate erhöhte Prognose. Unterm Strich verdiente Encavis im zweiten Quartal mit gut 37 Millionen Euro vor allem aufgrund der höheren Steuerzahlungen rund 15 Prozent weniger als letztes Jahr.Die Aktien von Uniper trotzen dem Umfeld anhaltend hoher Gaspreise und den Auswirkungen der niedrigen Pegelstände des Rheins. Die Papiere des angeschlagenen Energiekonzerns zogen zeitweilig um sechs Prozent an,bei Börsenschluss standen die Papiere immer noch mit fast drei Prozent im Plus. Sie knüpften damit an ihre jüngste Erholung an, der Kurssprung beschert ihnen ein Hoch seit etwa drei Wochen.Die Suche nach Auswegen aus der Gaskrise geht bei Großverbrauchern wie Uniper weiter. Die heute bekannt gegebene Gasumlage soll ab Oktober zur Rettung systemrelevanter Gasimporteure beitragen. Beim Füllen der Gasspeicher macht Deutschland derweil Fortschritte, das verordnete 75-Prozent-Ziel wurde zwei Wochen früher als vorgeschrieben erreicht. Der Immobilienkonzern Grand City hat den Gewinn dank Mietsteigerungen und Zukäufen gesteigert und bestätigt seine Prognose. Das für die Branche entscheidende operative Ergebnis FFO I stieg im ersten Halbjahr um drei Prozent auf 97 Millionen Euro, wie das MDAX-Unternehmen mitteilte. Die Netto-Mieteinnahmen kletterten um sechs Prozent auf 195 Millionen Euro. Der Konzern sehe sich aufgrund seiner verbesserten Vermögensqualität und des starken Finanzprofils in einer guten Position, die Ziele für das Gesamtjahr zu erreichen, erklärte Firmenchef Refael Zamir.Der angeschlagene Immobilieninvestor Adler greift seiner kriselnden Tochter BCP finanziell unter die Arme. Ein Darlehen der Konzernmutter an das Tochterunternehmen von bis zu 200 Millionen Euro werde um sieben Monate verlängert, erklärte der im SDAX gelistete Konzern in einer Pflichtmitteilung. Der Kredit sei nun erst im Dezember kommenden Jahres statt bereits im Mai fällig. Adler steht an mehreren Fronten unter Druck. So hatten die Wirtschaftsprüfer der KPMG ein Testat für den Jahresabschluss 2021 verweigert und wollen nicht mehr mit dem Konzern zusammenarbeiten. Der Windturbinenhersteller Nordex bestätigt trotz eines Umsatzeinbruchs und Millionenverlusten im ersten Halbjahr seine Prognose. Der Umsatz sank infolge rückläufiger Installationen von Windkraftanlagen um 21 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro, wie das Unternehmen aus dem TecDAX gestern mitteilte. Operativ entstand ein Verlust (Ebitda) von 173 Millionen Euro nach einem Gewinn von 68 Millionen Euro vor Jahresfrist.Im zweiten Quartal seien die Installationen vor allem außerhalb Europas und Lateinamerikas geringer gewesen. Wie andere Unternehmen kämpft auch Nordex nach eigenen Angaben mit Verwerfungen an den Energie-, Rohstoff- und Logistikmärkten infolge der Corona-Pandemie und des Kriegs in der Ukraine. Nordex bestätigte die Erwartung, im laufenden Jahr einen Umsatz von 5,2 bis 5,7 Milliarden Euro und damit in der Größenordnung des Vorjahreswerts sowie eine Ebitda-Marge von minus vier bis null Prozent zu erreichen. Im ersten Halbjahr belief sich die Marge auf minus 8,1 Prozent. Mittelfristig erwartet das Unternehmen nach eigenen Angaben unverändert eine Marge von acht Prozent.Die Aktien von Walt Disney schlossen zwei Prozent höher. Grund ist der Wiedereinstieg des aktivistischen Investors Dan Loeb bei dem Unterhaltungskonzern. Loeb gab bekannt, seine Investmentfirma Third Point habe in den letzten Wochen einen "bedeutenden Anteil" an Walt Disney erworben. Zugleich hatte er größere Veränderungen beim Unternehmen gefordert, einschließlich einer Ausgliederung des Sportnetzwerks ESPN.Die weltweit anziehenden Energiepreise lassen den Gewinn des Ölkonzerns aus Saudi-Arabien kräftig sprudeln. Das staatlich kontrollierte Unternehmen wies am Sonntag für das zweite Quartal einen Anstieg des Nettoergebnisses von 90 Prozent auf 181,64 Milliarden Riyal (rund 47,2 Milliarden Euro oder 48,4 Milliarden Dollar) aus und übertraf damit die Analystenerwartungen. Dafür sorgten neben den gestiegenen Ölpreisen auch höhere Verkaufsmengen und Raffineriemargen.
2finanzen
Eine Kiste voller Plastiksteine: Damit beginnt die Legogeschichte nicht. Stattdessen konzentrierte sich der dänische Gründer und Tischler Ole Kirk Kristiansen zunächst auf die Produktion von Holzspielzeug - Boote, Züge und Flugzeuge. Der Namen Lego entstand erst einige Jahre später, und auch da dachte Kristiansen noch nicht an kleine, bunte Plastiksteine. Die Idee hat er sich rund zehn Jahre nach Firmengründung abgeschaut, so Casper Schrøder, Journalist vom Dänischen Radio, der das Unternehmen seit Jahren begleitet: "Als Lego in den 1940er-Jahren begann, Plastikbausteine herzustellen, kam die Inspiration dazu von einer britischen Firma namens Kiddicraft, die offiziell Teil der Firmengeschichte ist. Also nein, Lego hat den Legostein nicht erfunden." Sie hätten sich einfach nur inspirieren lassen, so Schrøder: "Und das machen sie nun schon seit Jahrzehnten sehr gut."Gemessen am Umsatz ist Lego das größte Spielzeugunternehmen der Welt - größer als Marken wie etwa Hasbro oder Mattel, der Barbie-Hersteller. Auch heute noch ist Lego in der Hand der Nachkommen von Ole Kirk Kristiansen. Und die Zahlen sehen gut aus, das Familienunternehmen gilt als Pandemie-Gewinner: denn als viele Menschen zu Hause saßen, brauchten sie Beschäftigung für sich und ihre Kinder. Doch die Unternehmensgeschichte ist bei Weitem nicht nur eine Erfolgsgeschichte, berichtet der dänische Journalist Schrøder: "In den 90er wurden Computerspiele plötzlich sehr populär. Sie haben den Kindern Zeit gestohlen, und die haben nicht mehr soviel Lego gespielt." Es sei ein Schock gewesen, als Lego Mitte der 1990er in die roten Zahlen abrutschte. Denn das Unternehmen hatte es verpasst, neue Wege zu gehen: "Der Erfolg war einfach immer da - das wurde zu einem Problem."Im Jahr 2004 stand Lego kurz vor der Insolvenz und holte, zum ersten Mal in der Geschichte des Familienunternehmens, einen externen Manager. Der hatte einen einfachen, aber effektiven Plan: Volle Konzentration auf das Geschäft mit den Steinen - und sich nicht noch zusätzlich mit Uhren, Klamotten oder Freizeitparks verzetteln. Stattdessen wenig gut machen. Man setzte auf die große Marken wie "Star Wars" oder Harry Potter. Der Plan ging auf, und der Umsatz stieg wieder. Nun gilt es, das Unternehmen zukunftssicher zu machen und damit auch nachhaltiger. Lego arbeitet an seinem Image und will sauberes Plastik-Spielzeug herzustellen. Doch die Umstellung sei keine einfache Sache, sagt Journalist Schrøder: "Lego hat in den letzten zehn Jahren sehr viel Geld investiert, um grünere, nachhaltigere Steine zu entwickeln." Allerdings sei die Entwicklung bislang noch nicht weit: "Es ist sehr, sehr schwierig, das zu erreichen. Die Steine sollen lange halten, die gleiche Qualität haben und mit alten Steinen kompatibel sein. Das alles mit der Verwendung nachhaltiger Materialien." Spätestens 2030 sollen diese neuen Steine in die Produktion gehen, schreibt Lego auf seiner Internetseite.
5unternehmen
Das Team um die NBA-Profis Franz Wagner, Dennis Schröder und Daniel Theis siegte am Samstag mit 85:79 (48:24) und steht im Viertelfinale. Gegner werden am Dienstag (13.09.2022) voraussichtlich die Griechen sein, die in ihrem Achtelfinale am Sonntag gegen Tschechien der klare Favorit sind."Wir haben zwei verschiedene Spiele gesehen", sagte Bundestrainer Gordon Herbert bei "MagentaSport". Nach einer guten ersten Halbzeit habe sein Team "das Momentum verloren". Mit Blick auf das Viertelfinale gehe es darum, über die volle Spieldauer da zu sein: "Wir müssen 40 Minuten spielen, egal gegen wen es geht." Die Deutschen erwischten einen hervorragenden Start. Schröder und Theis wirkten nach ihrer Pause gegen Ungarn gut erholt und beim 8:2 nach nicht einmal drei Minuten mussten die Montenegriner ihre erste Auszeit nehmen. Als die DBB-Auswahl dann kurzzeitig mal nicht mehr so verantwortungsvoll mit dem Ball umging, witterte der Außenseiter direkt Morgenluft und war beim 11:10 wieder dran. Nach dem ersten Viertel war der Vorsprung von Schröder und Co. aber wieder bis auf 19:10 angewachsen.Auch ins zweite Viertel startete die Mannschaft von Gordon Herbert selbstbewusst. Dank konzentrierter Defensive gegen relativ ideenlose Montenegriner, viel Bewegung im Offensivspiel und diverser Offensiv-Rebounds setzte das DBB-Team sich weiter ab. Gerade Dennis Schröder sorgte mit einigen Traumpässen und einem spektakulären Dunk immer wieder für Erzücken beim Berliner Publikum, zu dem auch Dirk Nowitzki gehörte. Mit 48:24 ging es in die Halbzeitpause.Die Pause hatte den Deutschen allerdings nicht gutgetan. Montenegro gelang früh im dritten Viertel ein 13:0-Lauf und plötzlich stand es nur noch 51:37. Gordon Herbert rief seine Schützlinge in einem Time Out aber ausreichend zur Ordnung und der DBB-Vorsprung blieb zumindest stabil - auch wenn die Dominanz nicht mehr zurückkehrte. Einen Schockmoment für die deutschen Fans gab es aber doch noch: Wagner knickte bei einem Foul um und kam fortan nicht mehr zum Einsatz. Der Bundestrainer sprach von einer "schlimmen Verstauchung". Die nächsten Tage würden zeigen, wie es um Wagner steht.Im Schlussviertel erwischte wieder Montenegro den besseren Start. Nach nicht einmal 90 Sekunden sahen sich die Deutschen abermals am schlechteren Ende eines 8:0-Laufs. Gerade defensiv fehlte es an Intensität, und Montenegros Distanzschütze Kendrick Perry lief immer weiter heiß. Plötzlich stand es nur noch 69:64. Die Deutschen hatten große Probleme mit der Zonenverteidigung der Montenegriner, die aus der Distanz jetzt auch zuverlässig verwandelten.Es lief auf eine enge Schlussphase hinaus. Schröder, eigentlich bester Deutscher an diesem Tag, leistete sich kurz vor Spielende einen Ballverlust, Montenegro traf: 80:77. Noch 25 Sekunden zu spielen. Montenegros Perry bekam dann ein aus deutscher Sicht etwas schmeichelhaftes unsportliches Foul aufgedrückt - Maodo Lo verwandelte die Bonusfreiwürfe nervenstark und sorgte somit dafür, dass es bei einem blauen Auge für den DBB blieb. Schröder kam auf 22 Punkte und acht Assists und war damit deutscher Topscorer.Spanien kam am Samstagabend nach einem Krimi weiter. Der Weltmeister schaltete Litauen in einem Duell auf Augenhöhe mit 102:94 (83:83, 40:45) nach Verlängerung aus. Ignas Brazdeikis rettete die Balten, die nach drei Niederlagen zum Turnierstart gerade noch das Achtelfinale erreicht hatten, mit einem Tip-in in der letzten Sekunde der regulären Spielzeit in die Overtime. Lorenzo Brown war in den zusätzlichen fünf Minuten mit zwölf Punkten der entscheidende Mann bei den Spaniern, die nun auf Finnland oder Kroatien treffen. Quelle: sportschau.de
4sportschau
Der Sportwagenhersteller Porsche will seine Profitabilität deutlich steigern. Im vergangenen Jahr hatte die Marge von Porsche bei 16 Prozent gelegen, in diesem Jahr sollen es 17 bis 18 Prozent werden. Das entspräche bei einem angestrebten Wachstum von 33 auf 38 bis 39 Milliarden Euro Umsatz einem operativen Ergebnis für 2022 von rund sieben Milliarden Euro.Doch dabei will es Porsche nicht belassen, in den kommenden Jahren soll der Umsatz um jährlich durchschnittlich sieben bis acht Prozent wachsen. Die Marge soll 17 bis 19 Prozent erreichen. Langfristig strebt die Volkswagen-Tochter eine operative Rendite vor Zinsen und Steuern in Höhe von 20 Prozent des Umsatzes an. Das sagte Finanzchef Lutz Meschke auf einer Investorenveranstaltung.Um die Ergebnisverbesserungen zu erreichen, setzt der Konzern auch verstärkt auf vollelektrische Modelle. Hier sieht Meschke noch bessere Möglichkeiten beim Verkaufspreis als bei Verbrennern. Porsche plant, Ende des Jahrzehnts 80 Prozent seiner Verkäufe rein elektrisch zu bestreiten.Auch Porsche-Chef Oliver Blume rechnet mit guten Geschäften in den kommenden Jahren, vor allem dank einer steigenden Anzahl sehr reicher Personen weltweit. "Stückzahlen waren für uns nie die treibende Kraft", betonte Blume. "Sie sind Ergebnis einer erfolgreichen Produktstrategie." Dazu ist unter anderem eine dritte Geländewagen-Baureihe geplant, die oberhalb des Porsche "Cayenne" angesiedelt ist.Mit dem an der Börse hoch bewerteten italienischen Luxus-Sportwagenbauer Ferrari will sich Porsche nur begrenzt vergleichen. Porsche sei mit rund 300.000 verkauften Autos anders als die Italiener kein Nischenanbieter. "Wir verbinden Luxus mit Größenvorteilen. Das macht uns einzigartig", so Blume.Porsche soll möglichst noch in diesem Jahr vom VW-Konzern an die Börse gebracht werden, geplant ist bislang eine Notierung im vierten Quartal. Mit dem Erlös will Porsche unter anderem seine Elektroauto-Strategie finanzieren. Die endgültige Entscheidung über einen Börsengang stehe noch aus, sagte Blume. Volkswagen werde sich in den nächsten Wochen dazu äußern. Über die künftige industrielle Zusammenarbeit mit Volkswagen, von der Porsche sehr profitiert, werde derzeit noch verhandelt. Die Porsche AG gilt als wertvollster Teil des VW-Konzerns. Analysten schätzten ihn auf mehr als 80 Milliarden Euro.
5unternehmen
Am Sonntag (04.09.2022) setzten sich die Rheinhessen im Borussia-Park mit 1:0 (0:0) durch. Das Tor für den 1. FSV Mainz 05 erzielte Aaron Martin per traumhaftem Freistoß (55.). Dem Standard vorhergegangen war bereits der erste Wirkungstreffer für Gladbach: Verteidiger Ko Itakura sah Rot wegen einer Notbremse (53.).Mainz-Trainer Bo Svensson meinte später am Sportschau-Mikro: "Wir haben mutig gespielt. Nach dem 1:0 haben wir nachgelassen und waren nicht gut. Gladbach war in Unterzahl besser.""Ko Itakura hat die falsche Wahl getroffen", bilanzierte Borussia-Trainer Daniel Farke zum "unglücklichen" Platzverweis gegen den Japaner. Farke erklärte: "Da wünsche ich mir, Yann Sommer in Überform ins Eins-gegen-eins gehen zu lassen.""Wir hatten keine gute Startphase", urteilte Farke außerdem. Das stimmte auch. Die Rheinhessen setzten Gladbach früh unter Druck. Torwart Sommer, der gegen Bayern München einen Bundesliga-Rekord mit 19 Paraden aufgestellt hatte, war gefordert.Erst musste der Schweizer Silvan Widmers Kopfball aus dem Winkel fischen (6.). Auch bei der anschließenden Ecke blieb es gefährlich, so dass Sommer erneut zupacken musste (7.).Es dauerte 20 Minuten, bis die Elf von Trainer Farke eigene Akzente setzen konnte. Und ein Vorstoß führte fast direkt zum Erfolg: Stürmer Marcus Thuram vergab eine dicke Chance nach Konter der Hausherren, Robin Zentner parierte (24.).Spielerisch blieb Mainz bis zur Pause dominanter, hatte aber nicht so viele zwingende Chancen wie die Gastgeber. Gladbach fuhr einige Konter, die die Führung hätten bringen können.Vor allem Thuram war ein Aktivposten, allerdings scheiterte er zuerst am Querbalken (31.). Und kurz darauf lief der Franzose gemeinsam mit Florian Neuhaus frei auf Zentner zu, doch Thurams uneigennütziger Querpass zu Neuhaus verunglückte (36.). Noch vor der Pause wurde Zentner von Thuram erneut zu einer Glanztat gezwungen (43.).In die zweite Hälfte ging Gladbach ohne den angeschlagenen Nico Elvedi, der durch Marvin Friedrich ersetzt wurde (46.). Auch Alassane Pléa musste verletzungsbedingt runter, für ihn kam Lars Stindl (52.).Und kurz darauf musste der BMG-Kapitän zusehen, wie Itakura gegen Karim Onisiwo die Notbremse zog. Er sah folgerichtig die Rote Karte. Doch es kam noch dicker für Borussia, denn Martin versenkte den fälligen Freistoß im Winkel.In der Folge versuchte Gladbach, sich von diesen zwei Wirkungstreffern zu erholen. Und das gelang: Beinahe hätte Jonas Hofmann für die trotzigen Gladbacher das 1:1 besorgt. Er verfehlte jedoch nach Zuspiel von Neuhaus den Ball (67.). Danach vergab Angelo Fulgini die Chance auf die Entscheidung (79.). Stindl traf zwar noch ins Netz – allerdings aus Abseitsposition (87.). Und Zugang Julian Weigl kam zu seiner Rückkehr auf den Bundesliga-Platz. Bewirken konnte er nichts mehr, Mainz brachte den Vorsprung nach Hause.Am kommenden 6. Spieltag muss der 1. FSV Mainz 05 auswärts in Hoffenheim antreten (Samstag, 10.09.2022 um 15.30 Uhr). Borussia Mönchengladbach beschließt den Spieltag einen Tag später mit einem Gastspiel beim SC Freiburg (17.30 Uhr).Quelle: sportschau.de
4sportschau
Die USA und die in Afghanistan herrschenden Taliban haben zwei Gefangene ausgetauscht. Der ehemalige US-Soldat Mark Frerichs sei am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul gegen den in den USA inhaftierten früheren Milizenführer und Drogenhändler Baschir Nursai ausgetauscht worden, sagte der afghanische Außenminister Amir Khan Muttaki vor Journalisten. Frerichs sei nach "langen Verhandlungen" einer US-Delegation übergeben worden, so Muttaki. Frerichs war am 31. Januar 2020 während seiner Arbeit als ziviler Ingenieur für Bauprojekte entführt worden und soll sich in den Händen des Hakkani-Nezwerks befunden haben. In einem vor einigen Monaten veröffentlichten Video bat Frerichs um seine Freilassung.Der gegen ihn ausgetauschte Nursai hatte die Taliban während ihrer ersten Herrschaft in den 1990er-Jahren mit Waffen beliefert und ließ sich später von den USA als Geheimagent anwerben. Zuvor waren die USA nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in Afghanistan einmarschiert. 2005 wurde Nursai in den USA jedoch wegen Heroinschmuggels festgenommen und 2008 zu lebenslanger Haft verurteilt. Laut dem FBI galt er zu diesem Zeitpunkt als einer der mächtigsten Drogenbosse der Welt. Nach dem Friedensvertrag von 2020 zwischen den USA und den Taliban wurden Tausende Talibankämpfer und -unterstützer aus Gefängnissen entlassen. Nicht zuletzt deswegen stieß der Friedensvertrag auf scharfe Kritik in Afghanistan. Nach Ansicht vieler Afghanen ebnete dieser den Weg für den Siegeszug der Taliban. Im August 2021 - nach dem chaotischen Rückzug der NATO-Truppen - übernahmen die militanten Islamisten wieder die Macht in Afghanistan. Ohne die Taliban wäre seine Freilassung "unmöglich" gewesen, sagte Nursai am Montag. Außenminister Muttaki sprach von einer "neuen Ära" in den Beziehungen zwischen den in Afghanistan regierenden Extremisten und den USA. US-Vertreter äußerten sich vorerst nicht dazu. Zu seiner Behandlung im berüchtigten US-Gefangenenlager Guantanamo Bay auf Kuba sagte Nursai nichts. Dort wurden im Namen des von den USA 2001 ausgerufenen Kriegs gegen den Terror Verdächtige aus Afghanistan, dem Irak und anderen Ländern inhaftiert. Weltweit wurde Kritik laut, dass ihnen dort ihre Rechte als Häftlinge vorenthalten wurden und dass es zu Folter und Missbrauch gekommen sei.
1asien
Der Hurrikan "Ian" ist mit Windgeschwindigkeiten von 140 Kilometern pro Stunde erneut in den USA auf Land getroffen. Der Sturm erreichte die Küstenregion des Bundesstaats South Carolina nahe der Stadt Georgetown. Meteorologen warnten vor Überschwemmungen und Sturmfluten, die gut zwei Meter hoch ausfallen könnten.Teile der Halbinsel im Zentrum der historischen Stadt Charleston standen schon vor der Ankunft von "Ian" unter Wasser. In South Carolina war vorab der Notstand ausgerufen worden, um Unterstützung durch Bundesbehörden bei Hilfs- und Rettungsarbeiten zu ermöglichen.Das Nationale Hurrikanzentrum warnte außerdem vor Regen und Überschwemmungen auch im nördlichen Nachbarstaat North Carolina sowie im Süden von Virginia.Seine zerstörerische Kraft hatte der Hurrikan der zweithöchsten Kategorie 4 bereits im Bundesstaat Florida gezeigt. Dort war "Ian" mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 Kilometern pro Stunde auf Land getroffen. Der Wirbelsturm hinterließ gewaltige Schäden.Fast zwei Millionen Haushalte seien weiter ohne Strom, sagte Floridas Gouverneur Ron DeSantis. Mehrere Bezirke waren zum Großteil vom Stromnetz abgeschnitten, einer nahezu komplett. Tausende Menschen suchten in Notunterkünften Schutz. Die Behörden in Florida rechnen derzeit damit, dass mindestens 21 Menschen durch den Sturm ums Leben gekommen sind. Klarheit gebe es über diese Zahlen aber noch nicht, betonte Kevin Guthrie, Direktor der Behörde für Notfallmanagement in Florida.Auf Key Largo, einer der Inseln der Inselkette Florida Keys im Süden des Bundesstaates, stehe das Wasser in den Straßen so tief, dass Krokodile darin schwämmen, berichtete die Zeitung "Miami Herald". Die Behörden warnten Bewohner überfluteter Gebiete vor Gefahren im Wasser: Schadstoffe aus der Kanalisation, Chemikalien oder auch Alligatoren. US-Präsident Joe Biden hatte am Donnerstag düstere Befürchtungen geäußert: "Dies könnte der tödlichste Hurrikan in der Geschichte Floridas sein."In großen Teilen Kubas ist auch drei Tage nach dem Durchzug des Hurrikans die Stromversorgung noch nicht wiederhergestellt worden. Der staatliche Stromanbieter UNE teilte mit, das "Defizit in der Kapazität der Stromerzeugung" werde voraussichtlich den ganzen Tag andauern. Wie viele Menschen ohne Strom waren, wurde nicht mitgeteilt.Laut einer Schnell-Analyse von US-Wissenschaftlern hat der Klimawandel die Regenfälle des Hurrikans "Ian" um mehr als zehn Prozent verstärkt. "Der Klimawandel hat den Sturm nicht verursacht, aber er hat dazu geführt, dass er nasser war", erklärte der an der Untersuchung beteiligte Wissenschaftler Michael Wehner vom Lawrence Berkeley National Laboratory. Dabei handele es sich um "konservative Schätzungen". Bei der Untersuchung handelt es sich um eine vorläufige Schnell-Analyse. Es gab noch kein Peer-Review-Verfahren, bei dem die Studie von nicht beteiligten Fachleuten überprüft wird. Wehner und seine Kollegen verglichen Wettersimulationen der heutigen Erde mit Simulationen, bei denen die bereits erfolgte Erderwärmung um fast 1,2 Grad seit dem vorindustriellen Zeitalter herausgerechnet wurde.
0amerika
Es ist einer der ersten Flüge auf die chilenische Osterinsel, die die Einheimischen Rapa Nui nennen, seit Beginn der Corona-Pandemie: Zweieinhalb Jahre lang war die Insel abgeschottet vom Festland. Nur gesundheitliche Notfälle durften herausgeflogen werden. Jetzt wagt die Insel den Neustart für Touristen - und wirkt dabei gefangen zwischen Hoffen und Bangen."Vor der Pandemie haben wir gearbeitet wie verrückt, es gab 14 Flüge pro Woche und unzählige Kreuzfahrtschiffe", berichtet der Touristenführer Terangi Pakarati. "Dann war der Strom plötzlich zum Erliegen gekommen." Terangi spaziert über die riesige Wiese am Ostufer der Insel, wo die 15 weltbekannten, gewaltigen Moai-Statuen in der Nähe der Brandung thronen. Sie symbolisieren frühere Anführer des Inselvolks. Die Gesichter aus Vulkangestein wurden früher von Besuchern aus aller Welt bestaunt, die sich mit Hilfe von Selfie-Sticks davor fotografierten. Jetzt ist Pakarati meist allein hier und wartet auf Gäste. Rapa Nui wirkt so naturbelassen und wild-romantisch, wie es wohl nur vor der Zeit des Massentourismus der Fall war. Dieser hatte der Insel ein gewaltiges Wachstum beschert: 80 Prozent der Wirtschaft hing vom Tourismus ab. Nun läuft das Geschäft nur langsam an. Anstatt mehr als 7000 Touristen sind jetzt gerade einmal um die 100 Besucher gleichzeitig auf Rapa Nui. In den vergangenen zweieinhalb Jahren war die Insel wohl einer der am stärksten und längsten abgeschotteten Orte der Welt. Gleich mit dem Auftreten der ersten Covid-Fälle auf dem chilenischen Festland im März 2020 wurden die Grenzen geschlossen. Denn die einzige Klinik der Insel verfügt nur über wenige Beatmungsgeräte und keine Intensivstation. Schwere Coronaverläufe hätten auf das chilenische Festland ausgeflogen werden müssen - bei rund 3500 Kilometer Luftlinie und fünf Stunden Flugzeit entschied man sich daher für eine nahezu vollständige Abschottung. Was die Pandemiebekämpfung angeht, war der eingeschlagene Weg erfolgreich: Laut Gesundheitsministerium wurden seit Beginn der Pandemie nur 53 Fälle verzeichnet. Die Sorge vor dem Virus war wohl auch eine Folge der Erfahrung aus der Vergangenheit. Über Jahrhunderte litt Rapa Nui unter eingeschleppten Krankheiten. Im 18. Jahrhundert wüteten die Syphilis und die Pocken auf der Insel. So sehr, dass die Bevölkerung zeitweise auf 111 Einwohner geschrumpft war.Doch die lange Isolation hat wirtschaftliche Spuren hinterlassen. Das Ausbleiben von Besuchern war finanziell für viele Bewohner ein schwerer Schlag. "Es haben wohl nur 30 Prozent der Hotels und Restaurants überlebt", sagt Hotelbesitzer Edgar Herever. Er selbst musste sein Hotel "Wai Moana" schließen und dennoch die hohen Nebenkosten für Strom, Gas und Wasser bezahlen. Weil die Arbeit wegfiel, verließen viele Mitarbeiter die Insel. Seit 2020 sind rund 2000 der knapp 8000 Einwohner ausgereist.Vor einem Jahr wollte Herever nicht länger Trübsal blasen und öffnete sein Restaurant für die lokale Bevölkerung. Bei Tanzwettbewerben und lokaler Küche trafen sich bei ihm fortan - anstatt der Touristen - die Einheimischen, auch weil Edgar die Preise senkte. "Wir haben während der Pandemie ein neues Gemeinschaftsgefühl entwickelt und sind als Bewohner zusammengewachsen", sagt er.Einen neuen Gemeinschaftsgeist verspürt auch Diana Edmonds-Tucki. Als die Insel dicht machte, begann sie mit ihrem Mann mehr Gemüse und Obstbäume zu pflanzen und verdoppelte die Anzahl ihrer Bienenstöcke. Außerdem bauten sie einen Hühnerstall. "Wir konnten uns die teuren Lebensmittel vom Festland nicht mehr leisten - also wurden wir zu Selbstversorgern", sagt sie.Seitdem produziert das Ehepaar nicht nur Joghurt und Eier selbst - sie sind auch energetisch autark: Eine Heimanlage für Biogas befindet sich hinter ihrem Haus. Aus dem Biomüll entsteht Gas für die Küche und Dünger für ihre Felder. Zehn Solarpanels sorgen zudem für Warmwasser und Strom. Damit sind sie nicht allein, meint sie: "Alle Inselbewohner sind zu Gärtnern geworden und haben sich auf die Bio-Landwirtschaft zurückbesonnen."Wurden vor der Pandemie fast alle Güter und Lebensmittel vom Festland importiert, musste sich die Insel wegen der Isolation zu großen Teilen selbst versorgen. Die Lokalregierung verteilte Samen für den Anbau von Gemüse, es begann ein Tauschhandel untereinander: Fischer erhielten für Krabben oder Krebse Fleisch oder Eier. Vor allem die Tourismusbranche um ihren Verbandspräsidenten Herever drängte auf eine Öffnung. Inzwischen werden wieder Besucher auf dem Flugfeld mit Blumenkränzen und Umarmungen empfangen. Doch bei aller Freude gibt es auch mahnende Stimmen. Vor der Pandemie kamen pro Tag zwei Flieger und insgesamt knapp 160.000 Touristen pro Jahr an. Für die kleine Insel eine regelrechte Flutwelle, wie viele Leute sagen. Nicht nur Guide Pakarati hofft auf einen nachhaltigeren Tourismus mit niedrigeren Besucherzahlen.Für die wenigen Touristen am Traumstrand Anakena ist ihr Aufenthalt einmaliges Erlebnis. Miguel Rivera, der aus Chiles Hauptstadt Santiago kommt, schwärmt: "Wir sind hier völlig allein, wo sich sonst Hunderte Menschen tummeln."
0amerika
Zwischen beiden Staaten gibt es eine wirtschaftliche Synergie. Russland ist ein großer Rohstoffexporteur, von dem China zunehmend profitiert. Russland liefert Waffen und militärisches Know-how. Russland wiederum ist zunehmend abhängig von Importen von Industriegütern aus China, die es nicht mehr im Westen kaufen kann. China importiert diese Rohstoffe sehr günstig und umgeht damit die Inflationsraten, die wir hier im Westen sehen. Diese wachsende Abhängigkeit schwächt Russlands Verhandlungsposition in anderen Bereichen der Beziehungen - zum Beispiel im Hinblick auf Zentralasien. Oder mit Blick auf Chinas Interessen in der Arktis. Zudem bringt der Krieg China in eine Position, in der es Entscheidungen treffen muss. Die Wirtschaftsbeziehungen zum Westen, zur EU und den USA, sind nach wie vor sehr viel wichtiger als die Wirtschaftsbeziehungen zu Russland. Und deswegen achtet China darauf, dass es die Sanktionen einhält, um Folgesanktionen zu entgehen. Zentralasien fiel, weil es früher zur Sowjetunion gehörte, in den postsowjetischen Einflussbereich Russlands. Hier gab es eine Arbeitsteilung mit China. Russland behielt die militärische Dominanz über das Gebiet und räumte zugleich China einen großen wirtschaftlichen Freiraum ein. Diese Grenze weicht zunehmend auf. Hier ist es interessant, dass Xi bei seinem Besuch in Kasachstan die territoriale Integrität des Landes betont hat. Das ist möglicherweise auch eine Reaktion auf Befürchtungen, dass Russland versuchen könnte, russisch geprägte Teile Kasachstans zu annektieren. Das Gespräch führte Eckart Aretz, tagesschau.de
1asien
Kurz nach Sonnenaufgang kriechen letzte Nebelreste über die Wiesen Brandenburgs. 70 Kilometer entfernt vom Regierungsviertel in Berlin liegt Schloss Meseberg, ein pittoreskes Barockschlösschen - das Gästehaus der Bundesregierung. Dass der Nebel sich lichtet, hoffen vermutlich auch diejenigen, die hier zur Kabinettsklausur zusammengekommen sind und um Lösungen ringen. Wirtschaftsminister Robert Habeck, Finanzminister Christian Lindner und Bundeskanzler Olaf Scholz treffen am Morgen weit vor den anderen Ministern und Ministerinnen ein - für Vorgespräche wird es später heißen. Als der Kanzler dann etwa zwei Stunden danach zum ersten Mal an diesem Tag vor Presse tritt, wirkt er aufgeräumt. Scholz setzt den Ton, macht klar, dass er die Deutungshoheit über diese Zusammenkunft lenken will.Die Botschaft: Egal wie holprig und ruppig die vergangenen Tage vielleicht waren, hier in Meseberg ist Besinnung angesagt - Besinnung, auf das, was zählt. Scholz spricht von einer Klausurtagung, bei der es "gute Stimmung gibt" und die sicherstellen solle, "dass wir als Bundesregierung eng und untergehakt zusammenarbeiten." Das heißt vermutlich, er erwartet - oder erhofft zumindest - Koalitionsdisziplin und gemeinsames Problemlösen. Zum Beispiel in Sachen Energiekrise. Der Kanzler zeigt sich nach dem Ernst- nun im Mutmachmodus. Was die Versorgungssicherheit betreffe, sei Deutschland "jetzt in einer viel besseren Lage sind, als sie vor ein paar Monaten absehbar war". Ein drittes Entlastungspaket wolle die Regierung "im Laufe dieser Woche weiter vorantreiben". Scholz spricht von "maßgeschneidert", "möglichst effizient", "zielgenau". Genauer wird er nicht. Eigentlich ist so eine Kabinettsklausur auch nicht gedacht fürs konkrete Tagesgeschäft. Beschlüsse gibt es normalerweise nicht, eher geht es um die großen Linien. In Zeiten wie diesen ist natürlich alles anders. Deshalb werden auch mehr Neuigkeiten verkündet als üblich. So stellt etwa Außenministerin Annalena Baerbock, flankiert von Innenministerin Nancy Faeser und Verteidigungsministerin Christine Lambrecht, das Abkommen über Visaerleichterungen mit Russland infrage, als Kompromissangebot an andere EU-Länder, die Russen lieber gleich ganz die Einreise verweigern würden. Am Tag zuvor hatte das bei der Kanzlerreise nach Prag noch anders geklungen. Arbeitsminister Hubertus Heil kündigt mit Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger und Familienministerin Lisa Paus eine Fachkräftestrategie an - und präsentiert rot-grün-gelbe Einigkeit. Es geht natürlich auch um Bilder und Symbole.Und so wird, während drinnen über die Energieversorgung nachgedacht wird, draußen bekannt, dass der Wirtschaftsminister schon neue Ideen hat, wie die misslungene Gasumlage gerettet werden könnte. Am Nachmittag unter fast blauem Himmel ist Habeck der einzige Minister, der an diesem Tag ohne Begleitung vor die Kameras tritt. Er muss, will aber vielleicht auch seine Nachricht alleine vertreten. Die Gasumlage soll demnach doch stärker an Bedingungen gekoppelt werden - Systemrelevanz, ein großer Anteil an russischem Gas im Portfolio - vor allem aber soll es keine Boni, keine Dividenden geben für Unternehmen, die sie nutzen wollen. Die "Trittbrettfahrer" wolle er wieder "vom Trittbrett runterschubsen", betont Habeck. Sein Blick ist ernst. "Man wacht als Minister nicht fröhlich auf in dieser Zeit", beschreibt er die eigene Angespanntheit. Aber sein Auftreten soll wohl auch signalisieren: Ich hab’s im Griff, wir sind wieder auf Kurs. Das dürfte im Sinne des Kanzlers sein, der sich zwischendurch mit seinem spanischen Amtskollegen Pedro Sanchez zeigt, der als Gast nach Meseberg geladen ist. Just als Scholz mit ihm in den Garten tritt, kommt nach dunklen Wolken und Regen die Sonne raus. Bei den Nachfragen zieht sich das Gesicht des Kanzlers zu, als es um die Übergewinnsteuer geht. Die Spanier haben eine eingeführt - im Energie- und im Bankenbereich. In der Ampel wollen Grüne und SPD auch ein solches Instrument, die FDP ist klar dagegen. "Sehr vertraulich" führe man intern Gespräche, ist eine der Formulierungen, mit denen Scholz keine Antwort gibt, ob die deutsche Regierung von Spanien lernen könnte und doch eine solche Steuer angehen sollte. Nur kein falscher Zungenschlag, scheint das Motto zu sein. Der Kanzler wird wieder einmal sehr leise bei seinen Ausführungen an dieser Stelle. Später am Tag wird dann laut gelacht. Andrea Nahles in ihrer Funktion als neue Chefin der Agentur für Arbeit ist ebenfalls zu Besuch in Meseberg. Die ehemalige SPD-Vorsitzende scherzt mit Scholz und Lindner, während auch die anderen kollektiv im Garten flanieren. Entspannte Gespräche zwischen Bäumen und Blumen sind das Bild, das die Regierung in die Kameras schickt, die für eine begrenzte Zeit von weiter weg draufhalten dürfen. Demonstrative Harmonie und Einheit, wohl kuratiert im Garten von Schloss Meseberg. Die Misstöne der vergangenen Tage sind aus der Ferne zumindest nicht spürbar. Ob der Kanzlerappell allerdings tatsächlich verfangen hat, wie "eng und untergehakt" die Ampel nun in den Winter zieht, bleibt offen. Morgen wollen Scholz, Habeck und Lindner in einer gemeinsamen Pressekonferenz Klausurbilanz ziehen, nächste Woche geht der Bundestag wieder los - gleich mit einer Generaldebatte zum Haushalt und sicherlich deutlich weniger gemütlich als in Meseberg.
3innenpolitik
Eltern finanzieren ihre Kinder offiziellen Zahlen zufolge immer länger. Wie das Statistische Bundesamt zum Internationalen Tag der Jugend mitteilte, war im Vorjahr etwas mehr als jeder Zweite (51 Prozent) zwischen 15 und 24 zur Finanzierung des Lebensunterhalts hauptsächlich auf die Eltern oder andere Angehörige angewiesen. 38 Prozent verdienten ihr Geld überwiegend selbst. 30 Jahre zuvor war es exakt umgekehrt: 1991 finanzierte sich mehr als die Hälfte selbst und 40 Prozent über Angehörige. Dass zuletzt vergleichsweise viele junge Menschen auf öffentliche Leistungen angewiesen waren, spiegelt sich auch im Anteil der 15- bis 24-Jährigen wider. Im vergangenen Jahr bezog jeder zehnte junge Mensch (10,4 Prozent) sein Haupteinkommen aus öffentlichen Leistungen. In dieser Gruppe finden sich auch viele, die weder in einer Schul- oder Berufsausbildung noch im Job waren. Ihr Anteil ist in der Corona-Krise wieder auf 7,5 Prozent gestiegen, nachdem 2019 ein Zehnjahrestief von 5,7 Prozent erreicht worden war. Eine positive Entwicklung gibt es der Statistik zufolge bei der Jugenderwerbslosigkeit in Deutschland. 6,9 Prozent der Erwerbspersonen zwischen 15 und 24 Jahren waren 2021 hierzulande ohne Job, während in der Europäischen Union die Quote mit 16,6 Prozent mehr als das Doppelte betrug. Damit war Deutschland 2021 wie auch in den Vorjahren das Land mit der niedrigsten Jugenderwerbslosigkeit in der EU.Fast ein Drittel der jungen Beschäftigten (29,2 Prozent) in Deutschland steckt aber in sogenannten atypischen Vertragsverhältnissen. Dazu zählen Teilzeit, befristete Stellen, Zeitarbeit oder geringfügige Beschäftigung.
2finanzen
Zuletzt gab es das während der Finanzkrise vor 14 Jahren, dass Unternehmen "too big too fail" genannt wurden - also zu groß, um pleite zu gehen; könnte die Pleite doch eine Kettenreaktion nach sich ziehen. Uniper scheint nun wieder so ein Fall zu sein. Hierbei handelt es sich um den größten deutschen Erdgas-Importeur und laut Wirtschaftsministerium um eine "zentrale Säule der deutschen Energieversorgung". Mehr als hundert Stadtwerke kaufen ihr Gas bei Uniper und versorgen damit viele Millionen Verbraucher. Hinzu kommen zahlreiche Industriekunden, die direkt bei Uniper Gas beziehen. Doch der Konzern, der vor gut sechs Jahren aus einer Abspaltung des Stromkonzerns E.ON hervorging und seitdem in finnischer Hand war, hat zu einseitig auf billiges russisches Gas gesetzt. Wegen ausbleibender Lieferungen muss der Konzern nun Gas auf dem sogenannten Spot-Markt teuer einkaufen, um langfristige Verträge einzuhalten. Das führt nach Angaben von Uniper zu Verlusten von 100 Millionen Euro am Tag. Der finnische Mutterkonzern Fortum hat den Gesamtverlust mittlerweile auf rund 8,5 Milliarden Euro beziffert.Diese Schulden übernimmt nun quasi der deutsche Staat. Er plant eine Kapitalerhöhung im Umfang von acht Milliarden Euro. Im Gegenzug bekommt der Bund neue Aktien zum Preis von jeweils 1,70 Euro. Zusätzlich will der Staat den kompletten Anteil von 78 Prozent übernehmen, der bisher dem finnischen Energieversorger Fortum gehörte. Dafür werden weitere 0,48 Milliarden Euro fällig. Ein richtiger Schritt, glaubt Michael Heise, Chef-Volkswirt beim privaten Vermögensverwalter HQ-Trust. Auch wenn ein Staatseinstieg aus Sicht des Volkswirts ein Verlustgeschäft sein könnte. "Ich sehe im Moment keine Möglichkeit, dass dort wieder ein großer Unternehmenswert entsteht, der dem Staat einen guten Ausstieg ermöglicht", so Heises Prognose. Uniper müsse sich umstellen und auf neue Bezugsquellen zugreifen. Es werde erhebliche Zeit brauchen, bis der Konzern wieder in die schwarzen Zahlen hineinkommen könne - wenn überhaupt. "Insofern ist es leider nicht absehbar, dass der Staat - wie bei anderen staatlichen Beteiligungen in letzter Zeit - einen Gewinn macht." Ob die Steuermilliarden gut angelegt sind, ist aus Sicht des Wirtschaftswissenschaftlers André W. Heinemann bei der Uniper-Rettung nicht die ökonomisch relevante Frage. "Alle direkten und indirekten sozialen Kosten, die vermieden werden, weil dieser Gasimporteur gerettet wird, sollten diesen im Raum stehenden acht Milliarden Euro gegenübergestellt werden", argumentiert der Professor für bundesstaatliche und regionale Finanzbeziehungen an der Universität Bremen gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Die Frage nach kurzfristigen Risiken für die Steuerzahler solle in diesem Fall in den Hintergrund treten, so Heinemann, denn die volkswirtschaftlichen Kosten dürften viel höher sein, wenn der Staat bei Uniper nicht so handeln würde.Ähnlich sieht es der Düsseldorfer Ökonomie-Professor und Regierungsberater Jens Südekum. Durch die hundertprozentige Staatsbeteiligung an Uniper sei erst mal Ruhe eingekehrt am Gasmarkt. Eine Insolvenz von Uniper hätte den Gasmarkt ins Chaos gestürzt. Konkret hätten laut Südekum im schlimmsten Fall Millionen Gaskunden der Stadtwerke kurz vor dem Winter ohne Gas dagestanden. Der Staatseinstieg bei Uniper ist somit nicht nur eine Konzern-Rettung, sondern sorge dafür, dass die Energieversorgung der Bürger im Winter gewährleistet bleibt. Die endgültigen Kosten für den Steuerzahler kann man nach Ansicht von Ökonom Südekom derzeit aber noch nicht beziffern. Die Verluste bei Uniper liefen ja erstmal weiter - solange der Konzern gezwungen sei, teuer Gas einzukaufen, das er - vertraglich gebunden - billiger verkaufen müsse. Irgendwann, wenn die langfristigen Kundenverträge ausgelaufen seien, könne Uniper die Gas-Preise auch wieder hoch setzen. Dann werden die Stadtwerke nach Einschätzung des Ökonomie-Professors die gestiegenen Preise aber an die Verbraucher weitergeben. Die Regionalversorger und Stadtwerke benötigen nach Insider-Informationen der Nachrichtenagentur Reuters ebenso wie Uniper staatliche Unterstützung wegen der Energiekostenexplosion. Der Bund prüfe derzeit mögliche Hilfsmaßnahmen. Auch prüft die Bundesregierung nach Informationen des ARD-Hauptstadtstudios, auch die Gazprom-Tochter SEFE zu verstaatlichen. Die frühere Gazprom Germania - jetzt: Securing Energy for Europe, kurz SEFE - steht bereits unter Treuhandschaft des Bundes, um die Versorgungssicherheit in Deutschland mit Gas zu gewährleisten.Ob sich auf lange Sicht der Staatseinstieg bei Uniper doch noch rentieren könnte, ist derzeit schwer abzuschätzen. Nach Ansicht von Südekum hängt viel davon ab, ob es Uniper gelingen wird, sich zu einem zukunftsfähigen Unternehmen zu transformieren. Denn anders als bei der Rettung der Lufthansa stehe hinter Uniper kein intaktes Geschäftsmodell. Ein großer Teil des Kerngeschäfts von Uniper war es, billiges Gas aus Russland zu importieren. Und das ist nach Ansicht des Ökonomen für immer vorbei.
5unternehmen
Die Verbraucherpreise steigen seit Monaten immer weiter an - zwar zuletzt nicht mehr so stark wie von Experten befürchtet, aber dennoch ist die Inflationsrate so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Im Juli 2022 lag die Teuerung bei 7,6 Prozent, wodurch sich auch das Kaufverhalten der Deutschen stark verändert hat: Seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs wird noch genauer auf jeden Cent geschaut. Auch die Unternehmen merken, dass die Mitarbeiter spürbar unter der hohen Inflation in Deutschland leiden - weswegen manche Betriebe sie mit steuerfreien Sonderzahlungen unterstützen. So wie der Unternehmer Philipp Eckelmann, Vorstandsvorsitzender der Eckelmann AG aus Wiesbaden, die auf Automatisierung in der Industrie spezialisiert ist. Gemeinsam mit der Personalabteilung hat er sich Gedanken gemacht, wie er seinen Mitarbeitern so unter die Arme greifen kann, dass möglichst ein Großteil der Zahlungen steuerfrei bei ihnen ankommt: "Lohnerhöhungen würden wieder zum Teil durch Sozialversicherung und Steuern aufgefressen werden. Deswegen haben wir uns für einen Sachbezug entschieden."  Das Unternehmen überweist monatlich 50 Euro auf die Firmenkreditkarte der Mitarbeiter. Die 50 Euro kommen, abgesehen von kleinen Gebühren, komplett bei den Mitarbeitern an. Das Geld kann in allen Geschäften ausgegeben werden, die diese Kreditkarte akzeptieren. Auch Stefan Füll, ehrenamtlicher Präsident des hessischen Handwerkstages und Inhaber einer Malerfirma, unterstützt seine Mitarbeiter in Zeiten der steigenden Inflation. Die Angestellten der Malerfirma haben unter anderem die Möglichkeit, eigenes Material über die Firma zu beziehen, wenn sie es für private Renovierungsarbeiten benötigen. Zudem stellt die Malerfirma pro Monat eine Tankkarte im Wert von 50 Euro zur Verfügung, die von den Angestellten sozialversicherungs- und zuschlagsfrei genutzt werden kann. Es werde auch an neuen Lösungen gearbeitet, um zum Beispiel die Kosten der privaten Handys der Angestellten zu übernehmen, wenn das auch dienstlich genutzt wird. "Wir werden die Inflation nicht komplett ausgleichen können, aber wir müssen natürlich schauen, dass wir die jungen, guten Mitarbeiter, auch halten können. Beide Seiten sind an einer guten Lösungen interessiert", sagt Füll.  Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, befürchtet jedoch, dass die Teuerung noch zunehmen könnte. Er sieht die Wirtschaft vor einem schweren Winterhalbjahr: "Ich gehe davon aus, dass die Inflation in den kommenden Monaten weiter steigen wird." Denn der Tankrabatt und das Neun-Euro-Ticket laufen im September aus: "Allein dadurch steigt die Inflation um einen Prozentpunkt."  Hinzu kommt die in dieser Woche beschlossene Gasumlage in Höhe von 2,4 Cent pro Kilowattstunde, die von den Verbrauchern ab Herbst gezahlt werden muss. Dies könnte laut Krämer die Inflation um einen weiteren Prozentpunkt erhöhen, sodass er im November mit einer Inflationsrate von deutlich über neun Prozent rechnet. Eine zeitnahe Entspannung der Lage sieht er nicht. "Mittlerweile haben wir es mit einer breit angelegten Inflation und einem langjährigen Inflationsproblem zu tun. Die Inflation ist leider gekommen, um zu bleiben", befürchtet der Volkswirt. Auch wenn wegen der hohen Inflationsrate das wirtschaftliche Umfeld von einer großen Unsicherheit geprägt ist - Oliver Settes, Leiter des Bereichs Arbeitsmarkt und Arbeitswelt beim arbeitgebernahen Institut der Deutschen Wirtschaft (IW), hält es für sinnvoll, dass Unternehmen statt auf Lohnerhöhungen auf Einmalzahlungen setzen. "Diese können nicht nur Reallohneinbußen bei den eigenen Beschäftigten abmildern, sondern beteiligen sie an den hoffentlich existierenden wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens, ohne dauerhaft kostenrelevant zu werden", so Stettes. Gewerkschaften hingegen argumentieren in die entgegengesetzte Richtung und fordern deutliche Lohnerhöhungen der Arbeitgeber, da die Inflation kein vorübergehendes Phänomen sei.Nach Einschätzung von IW-Experte Settes müssen sich Arbeitgeber und Beschäftigte darüber im Klaren sein, wo derartige "Goodies" Teile des Arbeitsvertrags und damit regelmäßig geleistet werden müssen - und wo es sich um eine freiwillige, einmalige Leistung handelt. Sollte es, wie von vielen Ökonomen befürchtet, im Winter zur Rezession kommen, dürfte es immer mehr Firmen schwer fallen, ihren Mitarbeitern einen derartigen Bonus zu gewähren.
5unternehmen
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach befürwortet die Möglichkeit telefonischer Krankschreibungen bei einigen Erkrankungen. Die Rückkehr zu dem Verfahren solle "bald beschlossen werden", twitterte der SPD-Politiker. "Bei den hohen COVID Fallzahlen brauchen wir nicht die Infektionen in die Praxis zu tragen."Die telefonische Krankschreibung war wegen der Corona-Pandemie bis zum 31. Mai möglich. Seit dem 1. Juni müssen Patienten für eine Krankschreibung wieder in die Praxis oder in eine Videosprechstunde gehen.Entschieden wird über solche Regelungen im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) des Gesundheitswesens. Das Gremium ist mit Vertretern der Ärzteschaft, der Krankenkassen und der Krankenhäuser besetzt und entscheidet über die Leistungen der gesetzlichen Kassen und Regeln wie bei der Krankschreibung.Nach Angaben einer Sprecherin des Gremiums ist eine Rückkehr zur Möglichkeit der telefonischen Krankschreibung möglich. In dem Gremium sei im Frühjahr intensiv diskutiert worden, "ob es richtig ist, die bisherigen Sonderregelungen zur telefonischen Krankschreibung Ende Mai 2022 vorerst auslaufen zu lassen", sagte sie der Nachrichtenagentur dpa. Alle Träger des G-BA und damit auch die KBV als Vertretung der Ärzteschaft seien sich damals einig gewesen, dass solche Sonderregeln wegen des damals ruhigeren Pandemie-Geschehens zurückgenommen werden konnten.Zuvor hatten Ärztevertreter gefordert, dass eine telefonische Krankschreibung für bestimmte Patienten dauerhaft möglich sein soll."Wir wollen ermöglichen, dass die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte unabhängig von der Corona-Pandemie bekannte Patientinnen und Patienten telefonisch krankschreiben können", sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Stephan Hofmeister.Der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, nannte es angesichts zahlreicher Fälle von Erkältungs- und Corona-Erkrankungen "ein echtes Ärgernis", dass die Möglichkeit zur telefonischen Feststellung der Arbeitsunfähigkeit nicht in die Regelversorgung übernommen worden sei.Die Corona-Lage bleibt in der derzeitigen "Sommerwelle" angespannt. Das Robert Koch-Institut (RKI) gibt die Sieben-Tage-Inzidenz mit 691,8 an. Am Vortag hatte der Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche bei 702,4 gelegen. Die Gesundheitsämter meldeten dem RKI 127.611 Corona-Neuinfektionen und 104 Todesfälle innerhalb eines Tages.Allerdings liefern die Zahlen nach Expertenmeinung kein vollständiges Bild der Infektionslage. Sie gehen von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus - vor allem weil bei weitem nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zur Verzerrung einzelner Tageswerte führen.Ein Großteil der Patientinnen und Patienten mit Long-Covid-Symptomen war vor der Virusinfektion bereits wegen Vorerkrankungen in ärztlicher Behandlung. Dies berichtete die "Bild"unter Berufung auf eine Datenauswertung des Zentralinstituts der Kassenärztlichen Versorgung (ZI). Demnach litten 96 Prozent der Patienten mit Long Covid zuvor beispielsweise an Atemwegserkrankungen oder Übergewicht."Diese Daten zeigen: Long-Covid-Patienten weisen häufiger als die Allgemeinbevölkerung Vorerkrankungen wie Atemwegserkrankungen, Bluthochdruck, Übergewicht und psychische Erkrankungen auf." Das ZI hat dem Bericht zufolge im kassenärztlichen Bereich 2021 rund 880.000 Fälle von Long-Covid registriert. Zwei Drittel der Patienten waren nach spätestens einem Quartal beschwerdefrei - nur ein Prozent der Fälle Verlauf komplex und langwierig.
3innenpolitik
Derzeit kommt es europaweit an vielen Flughäfen zu langen Warteschlangen, Verzögerungen und Flugstreichungen. Bislang ist meist Personalmangel die Ursache. Teils fehlen die Beschäftigten, teils haben die Fluglinien zu ehrgeizige Flugpläne angeboten. Airlines wie die Lufthansa haben daher Tausende Flüge gestrichen. Nun könnte ein Streik der größten deutschen Airline für zusätzlichen Frust bei den Reisenden sorgen. Mitten in der Hauptreisezeit will die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) unter den rund 5000 Piloten der Kerngesellschaft Lufthansa und der Frachttochter Lufthansa Cargo eine Urabstimmung starten. Das geht aus einem internen Papier hervor, das der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. Sollten die Piloten ihre Zustimmung erteilen, wären unbefristete Streiks möglich. Allerdings betonten beide Seiten ihre weitere Gesprächsbereitschaft. Ein Sprecher des MDAX-Konzerns erklärte, dass man weiterhin eine Lösung am Verhandlungstisch anstrebe. An dem verabredeten Verhandlungsplan halte man fest. Grund für die Streikvorbereitungen der VC sind die nach sechs Verhandlungsrunden festgefahrenen Verhandlungen über einen neuen Gehaltstarifvertrag. Dem Schreiben zufolge hat Lufthansa bislang kein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt. Die VC verlangt nach eigenen Angaben unter anderem Gehaltssteigerungen von fünf Prozent im laufenden Jahr und einen automatisierten Inflationsausgleich ab dem kommenden Jahr. Sie hatte den laufenden Vertrag zum 30. Juni gekündigt. Im Hintergrund schwelt zudem ein Konflikt über die künftige Konzernstrategie. Die VC hatte sich in der Vergangenheit die exakte Zahl von 325 Flugzeugen garantieren lassen, die ausschließlich von Kapitänen und Ersten Offizieren geflogen werden dürfen, die dem Konzerntarifvertrag unterliegen. Die Lufthansa hatte unter dem Eindruck der Corona-Krise die entsprechende Vereinbarung aufgekündigt und begonnen, unter dem Kranich-Logo einen neuen Flugbetrieb mit niedrigeren Tarifbedingungen aufzubauen. Die neue Airline soll im Europa-Verkehr wesentliche Aufgaben der bisherigen Kerngesellschaft übernehmen. Welche Folgen ein Pilotenstreik für die Fluggäste hat, konnte man jüngst anhand des Beispiels SAS beobachten. Rund 900 SAS-Piloten aus Dänemark, Norwegen und Schweden waren Anfang Juli in den Streik getreten. Hunderte Flüge der skandinavischen Airline mussten daher gestrichen werden, Tausende Fluggäste konnten ihre Reisen nicht antreten. Auch für das Unternehmen hatte der Streik schwerwiegende Konsequenzen: Der Ausstand kostete die Airline nach eigenen Angaben zwischen neun und zwölf Millionen Dollar täglich. Am 5. Juli hatte SAS auch wegen der finanziellen Auswirkungen des Streiks seine Insolvenz erklärt und in den USA Gläubigerschutz beantragt.
6verbraucher
Ein Treffen der Staatsoberhäupter, die Garantiemächte des Astana-Friedensprozesses für Syrien sind - so lautete vergangene Woche in Moskau die knappe Ankündigung des Treffens zwischen Russlands Präsident Wladimir Putin, Irans Präsident Ebrahim Raisi und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Damit war die Überschrift gesetzt, weitere Hinweise gab es nicht. Der Astana-Friedensprozess wurde von den drei Staaten 2017 in Kasachstan in Gang gesetzt und mit dem damaligen Namen der kasachischen Hauptstadt etikettiert, heute heißt sie Nur-Sultan.Keiner der drei Parteien gehe es bei dem Treffen um das syrische Volk, kritisiert Bente Scheller, Referatsleiterin Nahost und Nordafrika der Heinrich-Böll-Stiftung, gegenüber der ARD - Putin, Erdogan und Raisi gehe es um "Kriegsmanagement" und darum, sich für die jeweiligen geostrategischen Interessen in Syrien stark zu machen. Der syrische Diktator Baschar al Assad nimmt an dem Treffen nicht teil.Man darf davon ausgehen, dass sich alle drei für eine humanitäre Unterstützung der Flüchtlinge im Land, aber auch außerhalb Syriens aussprechen und die internationale Gemeinschaft auffordern werden, sich am Wiederaufbau der zerstörten Städte und Infrastruktur zu beteiligen. Außerdem ist damit zu rechnen, dass die drei Parteien das von den Vereinten Nationen flankierte Komitee zur Bildung einer Verfassung unterstützen wollen.Putin halte eigentlich am liebsten in Moskau Hof, meint Scheller. Dass er nach Teheran reist, kurz nachdem US-Präsident Joe Biden Israel und Saudi-Arabien besucht hat, sei auch eine Botschaft an den Westen, dass Putin weiterhin seinen Willen im Nahen Osten durchsetzen werde. Gleichzeitig sei die Visite eine diplomatische Aufwertung der Iraner, so Scheller. Auch weil es erst Putins zweite Auslandsreise seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine ist. Und schließlich habe Putin kaum noch die Möglichkeit, internationale Foren als Bühne zu nutzen. Deshalb käme ihm der Dreier-Gipfel in Teheran gelegen.  In Syrien sorgt der russische Präsident mit seinen Truppen dafür, dass Diktator Assad zumindest in Damaskus an der Macht bleibt. Russische Kampfflugzeuge kontrollieren den Luftraum über Syrien, die russische Marine nutzt einen Hafen am Mittelmeer. Zwar spricht Putin immer wieder von der Souveränität des Landes, tatsächlich werden seine Truppen voraussichtlich lange in Syrien bleiben, um am Mittelmeer und im Nahen Osten militärisch präsent zu sein. Auch der Iran unterstützt den syrischen Machthaber mit Soldaten und verbündeten Milizen, habe jedoch keinen Anspruch auf Flughäfen oder maritime Häfen, so Scheller, und ziehe deshalb gegenüber den Russen den Kürzeren. Für Raisi und die Revolutionsgarden dürfte allerdings die Landverbindung zur befreundeten radikalislamischen Hizbollah im Libanon ein wichtiger geostrategischer Faktor sein. Außerdem sind iranische Revolutionsgarden in Syrien dem "Feind", wie Israel in Iran meist bezeichnet wird, geographisch deutlich näher.Der türkische Präsident Erdogan droht seit Monaten, er wolle sein Militär in Nordsyrien einmarschieren lassen, um von dort die Kurdenmiliz YPG zu vertreiben. Nihat Ali Özcan, Experte für Sicherheitspolitik und Dozent an der Istanbuler Tobb-Universität, sagt, es gehe konkret um die Städte Manbidsch und Tel Rifat und deren Umland. Doch kann die türkische Führung eine solche Maßnahme beschließen, ohne vorher Russlands Zustimmung eingeholt zu haben? Aus Ankara heiße es offiziell, man benötige keine Erlaubnis von Putin für solch eine Operation. Tatsächlich werde die türkische Seite bei diesem Gipfel jedoch alles daransetzen, dass Putin, aber auch Raisi einer Offensive zustimmen, sagt Özcan.Die Türkei kontrolliert seit dem Einmarsch im Jahr 2019 bereits einen 30 Kilometer breiten und etwa 150 Kilometer langen Streifen entlang der Grenze innerhalb Syriens, den zuvor die YPG beherrschte. Erdogan argumentiert, die YPG sei mit der als Terrororganisation eingestuften kurdischen Arbeiterpartei PKK verbündet. Deshalb bedrohe die syrische Kurdenmiliz die Sicherheit der Türkei. Aus Kreisen von Erdogans Partei AKP heißt es aber auch, es gehe darum, Gebiete zu erobern, in denen später syrische Flüchtlinge aus der Türkei angesiedelt werden können. Rund 3,7 Millionen Menschen hat die Türkei seit dem Beginn des Bürgerkriegs im Nachbarland aufgenommen. Im Zuge der türkischen Wirtschafts- und Finanzkrise haben Ressentiments und Ablehnung vieler Türken gegenüber syrischen Flüchtlingen aber deutlich zugenommen. Immer wieder kommt es zu Angriffen auf Syrer und deren Geschäfte. Kaum jemand erwartet konkrete Ergebnisse in Teheran, die über die Ankündigungen vorheriger Treffen vorausgehen. Oppositionelle Syrer, so zitiert Nahost-Expertin Scheller Stimmen aus dem Land, seien dennoch besorgt: Wenn sich Putin, Erdogan und Raisi treffen, dann sei das bisher stets zum Nachteil der Syrer gewesen.
1asien
Enttäuschend aufgenommene Quartalsberichte der beiden Großbanken JP Morgan und Morgan Stanley zum Beginn der neuen Berichtssaison lasteten heute besonders auf den Standardwerten. Insgesamt aber konnten sich die großen US-Aktienindizes im Verlauf von anfänglich deutlicheren Verlusten erholen. Unter den Techaktien drehte der Auswahlindex Nasdaq 100 am Ende sogar noch 0,34 Prozent ins Plus, der Composite-Index schloss ebenfalls ganz leicht im Plus. Der Leitindex Dow Jones schaffte dies aber nicht mehr und ging bei 30.630 Punkten um 0,46 Prozent leichter aus dem Handel. Er behauptete damit aber die Marke von 30.000 Punkten, die beim Tagestief von 30.143 Zählern schon bedrohlich wackelte. Der marktbreite S&P-500-Index endete bei 3790 Punkten um 0,3 Prozent moderat im Minus. Deutlich wurde heute, dass die US-Banken dem drohenden Abschwung der Weltwirtschaft Tribut zollen müssen. Milliarden-Rückstellungen für drohende Kreditverluste und maue Geschäfte mit Fusionen und Übernahmen haben die Gewinne deutlich schrumpfen lassen. Der US-Branchenprimus JP Morgan erzielte im zweiten Quartal einen Überschuss von 8,6 Milliarden Dollar - ein Rückgang von 28 Prozent, wie der Finanzkonzern heute mitteilte. Die Bank setzte zudem geplante Aktienrückkäufe aus. Bankchef Jamie Dimon betonte in seinem Ausblick mehrere Risikofaktoren, wie die geopolitischen Spannungen, hohe Inflation, schwindendes Verbrauchervertrauen und eine "nie zuvor gesehene" quantitative geldpolitische Straffung als Bedrohung für das globale Wirtschaftswachstum.Auch beim Rivalen Morgan Stanley fielen die Gewinne kräftig. Der Ergebnisrückgang bei beiden Instituten war zudem größer als von Analysten erwartet. Bei Investoren kam das nicht gut an. Beide Papiere gaben zunächst deutlich nach, konnten ihre Verluste aber im Verlauf reduzieren.Für Aufregung sorgte auch die Regierungskrise in Italien, die in einer Rücktrittsankündigung von Ministerpräsident Mario Draghi am frühen Abend in Europa gipfelte. Danach beschleunigte sich der Ausverkauf bei Staatsanleihen des Landes noch einmal. Im Gegenzug stieg die Rendite der zehnjährigen Papiere auf 3,549 Prozent nach 3,407 am Vortag an. Der Renditeabstand zu den zehnjährigen Bundespapieren vergrößerte sich auf 224 nach 208 Basispunkten gestern. Um unterschiedliche Renditeentwicklungen zwischen den Euro-Mitgliedstaaten abzufedern, will die EZB alsbald ein neues Instrument vorstellen. Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella lehnte den Rücktritt von Draghi dann aber ab. Mattarella forderte ihn auf, dem Parlament Bericht zu erstatten und die Lage zu bewerten, hieß es in einer Mitteilung seines Amtssitzes. Der heimische Aktienmarkt wiederum bleibt weiter fest im Griff von Zins- und Rezessionsängsten. Auch aus New York kam heute Gegenwind, sodass der Leitindex DAX erneut Boden verlor. Er fiel am Ende auf 12.519 Punkte, ein Tagesverlust von 1,86 Prozent. Der Index weitete dabei am Nachmittag seine Verluste aus und markierte bei 12.434 Punkten sein Tagestief, ein Minus von deutlich über zwei Prozent. Zwar gibt es, so wie heute auch, immer wieder Investoren, die auf niedrigerem Niveau zugreifen. Meist kann der Markt davon aber nur kurzzeitig profitieren und rutscht danach wieder ab. Das Tageshoch lag heute bei 12.788 Zählern - rund 350 Punkte höher. Der Handel verläuft also, wie von vielen Fachleuten erwartet, weiterhin volatil.Unter den Einzelwerten im DAX gab es kaum Gewinner. Die roten Pfeile dominierten das Geschehen, wobei auch das Papier der Telekom für seine Verhältnisse stärker unter Druck geriet. Die Bonner kündigten heute an, die Mehrheit ihrer Funkturm-Sparte zu verkaufen. Die Aktie hatte sich im unsteten Umfeld zuletzt besser behauptet, nun nahmen die Investoren auch dort Gewinne mit. Auch die Allianz gab nach. Beide Aktien gehören zu den Schwergewichten im deutschen Leitindex. Ebenso zählten Continental und Adidas zu den stärksten Verlierern. Lediglich das Papier des Onlinehändlers Zalando lag gegen den Trend moderat im Plus.Hauptthema am Aktienmarkt bleiben die hohe Inflation und die mit einer Anhebung der Zinsen verbundenen Rezessionssorgen. Die Stimmung unter den Marktteilnehmern schwanke zwischen Inflations- und Zinsangst sowie den Sorgen vor einer Rezession, schreiben die Marktbeobachter der Helaba in ihrem Tageskommentar. In den USA waren die Verbraucherpreise im Juni um 9,1 Prozent gestiegen und hatten den höchsten Wert seit über 40 Jahren erreicht. An dieser Zahl hat der Markt weiterhin schwer zu tragen. Denn damit steht die US-Notenbank Fed unter Druck, ihre Geldpolitik deutlich zu straffen. Der Markt rechnet mit einem Zinsschritt von 75 Basispunkten auf der Sitzung Ende Juli, vereinzelt werden sogar Forderungen nach einem ganzen Punkt laut. "Der erschreckende Teil des gestrigen Inflationsberichts ist, dass auch die über neun Prozent Teuerung laut Meinung vieler Ökonomen noch nicht den Hochpunkt darstellen könnten", erläuterte Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets.Des Weiteren schwebt hierzulande der ungewisse Ausgang der Gaskrise wie ein Damokles-Schwert über den Märkten. Vor allem wenn Russland den Gashahn komplett abdrehen sollte, drohen der deutschen und europäischen Wirtschaft schwere Zeiten. Auch innerhalb der Eurozone wird der Inflationsdruck größer: Angesichts der hohen Energiepreise rechnet die EU-Kommission im Jahresdurchschnitt mit einer Teuerung von 7,6 Prozent. Bei ihrer Frühlingsprognose im Mai war die Kommission noch von 6,1 Prozent Inflation für die Euro-Länder ausgegangen. Beim Wirtschaftswachstum geht die EU-Kommission nach wie vor davon aus, dass die EU-Wirtschaft 2022 um 2,7 Prozent wachsen wird. Im Euro-Raum werden 2,6 Prozent Wachstum erwartet, eine leichte Anpassung verglichen mit den im Mai vorhergesagten 2,7 Prozent. Der Kurs des Euro ringt im US-Handel mit der Parität zum US-Dollar und lag zwischenzeitlich im Tagesverlauf bei 0,9952 Dollar schon deutlich darunter. Aktuell hat sich die Gemeinschaftswährung wieder etwas erholt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0005 (Mittwoch: 1,0067) Dollar fest.."Dem Euro droht dennoch weiteres Ungemach, denn die technischen Indikatoren stehen auf Verkauf und richten sich trotz der über-verkauften Marktlage weiter gen Süden", so die Devisenexperten der Helaba. Am Mittwoch war der Euro erstmals seit 2002 zeitweise weniger als einen Dollar wert gewesen, nachdem in den USA eine überraschend hohe Inflation für den Juni gemeldet worden war. Dies hatte Spekulationen bezüglich eines entschiedenen Zinsschrittes der US-Notenbank Fed zur Bekämpfung der starken Teuerung geweckt. Im Vergleich dazu geht die EZB nur sehr zögerlich gegen die hohe Teuerung vor. Der bereits angekündigte Zinsschritt von lediglich 25 Basispunkten am 21. Juli wird am Markt als nicht ausreichend erachtet. Zudem lastet die drohende Energiekrise in Europa auf dem Euro. Mit dem erneuten Fall unter die Paritätsgrenze notiert der Euro so schwach wie seit fast 20 Jahren nicht mehr. "Derzeit scheint nahezu alles gegen den Euro zu sprechen", kommentierte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. "Der Euro verliert, und die Inflationsprobleme werden dadurch noch größer."Die Ölpreise fielen indes zurück. Sowohl ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent als auch der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) geben über 1,3 Prozent nach. Brent kostet damit gut 98 Dollar je Fass. Die beiden Ölsorten kosten damit deutlich weniger als noch Mitte Juni, als ein Fass der Sorte Brent noch rund 125 Dollar gekostet hatte. Alleine am Dienstag hatten die Ölpreise bis zu acht Prozent nachgegeben. Ausschlaggebend war die Furcht vor einem Konjunktureinbruch infolge einer drohenden Energiekrise in Europa.Der Goldpreis steht an den Finanzmärkten weiter unter Druck. Heute fiel der Preis für das Edelmetall unter die Marke von 1700 US-Dollar. Edelmetallen setzen derzeit vor allem zwei Entwicklungen zu. Zum einen steigt der US-Dollar in der Gunst der Anleger immer weiter. Das verteuert den rechnerischen Einkaufspreis von Gold und Silber für Interessenten, die sich außerhalb des Dollarraums befinden.Zum anderen werden Edelmetalle durch die vielerorts steigenden Leitzinsen belastet. Da Gold und Silber keine laufenden Erträge wie Zinsen abwerfen, verlieren sie gegenüber festverzinslichen Wertpapieren wie Staatsanleihen an Glanz. Das dämpft die Nachfrage, die Preise fallen. Diese Effekte überlagern derzeit die Funktion des Edelmetalls als sicherer Hafen in Krisenzeiten. Nach dem krisenbedingt starken Abrutschen der Produktion sieht der neue VW-Kernmarkenchef Thomas Schäfer Chancen für eine höhere Auslastung des Stammwerks Wolfsburg. "Wir sind vorsichtig optimistisch, weil alles getan wird, um das zweite Halbjahr spürbar stabiler fahren zu können", sagte der Manager der Firmenzeitschrift "Mitbestimmen" zur Frage, ob ein Aufholen gelingen könne. "Trotz der schwierigen Situation für die Menschen können die Zulieferer aus der Ukraine derzeit wieder verlässlicher Kabelstränge liefern, und auch bei den Halbleitern sieht es besser aus."Im Ringen um die Zukunft des größten deutschen Gas-Importeurs Uniper gibt es noch keinen Durchbruch. "Bislang wurden noch keine Entscheidungen getroffen", teilte der Uniper-Mehrheitseigner Fortum am Donnerstagabend mit, an dem auch der finnische Staat beteiligt ist. Die finnische Europaministerin Tytti Tuppurainen hatte zuvor mit deutschen Regierungsvertretern in Berlin gesprochen, auch Fortum verhandelt. Tuppurainen dringt dabei ebenso wie Fortum auf eine rasche Lösung. Uniper hat die Bundesregierung in der Gas-Krise um Hilfe gebeten. Offen ist, wie die finnische Regierung und Fortum in die Pflicht genommen werden.Der Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern Drägerwerk hält trotz eines bisher enttäuschenden Jahresverlaufs an seiner Prognose für 2022 fest. Umsatz und Ergebnis hatten sowohl im ersten Halbjahr als auch im zweiten Quartal deutlich unter den Vorjahreswerten gelegen, wie das SDAX-Unternehmen am Abend nach Börsenschluss bekannt gab. Zum einen hätten die Erlöse aufgrund der eingeschränkten Verfügbarkeit von Produkten nicht so schnell realisiert werden können, hieß es zur Begründung. Zum anderen sei das Geschäft durch einen Lockdown-bedingten Umsatzrückgang in China belastet worden. Zumindest beim ersten Problem rechnet Drägerwerk aber im zweiten Halbjahr mit einer Entspannung. Dies und der hohe Auftragsbestand lasse das Unternehmen von einer deutlichen Erholung der Geschäftsentwicklung ausgehen. Im zweiten Quartal war der Umsatz um 24,7 Prozent auf 653 Millionen Euro gesunken. Das Ebit lag bei minus 77 Millionen Euro (VJ: +80,3). Der Auftragseingang war hingegen währungsbereinigt um 7,6 Prozent auf 822 Millionen Euro gestiegen.Der Streamingdienst Netflix arbeitet für ein künftiges Geschäftsmodell mit Werbung auf seiner Plattform mit dem Microsoft-Konzern zusammen. Microsoft verfüge über das nötige Know-how, "um uns ein neues Abonnement-Angebot mit Werbung aufzubauen", erklärte Netflix-Geschäftsführer Greg Peters. Werbung auf der Plattform soll günstigere Abonnements ermöglichen, wie das Unternehmen im April mitgeteilt hatte. Laut der US-Fachpresse hatte Netflix dafür auch andere Partner in Betracht gezogen. Microsoft hat den Vorteil, dass es selbst kein mit Netflix konkurrierendes Streaming-Angebot im Portfolio hat.Italiens Wettbewerbshüter haben den Internetgiganten Google ins Visier genommen. Die Behörde AGCM untersuche den mutmaßlichen Missbrauch der beherrschenden Stellung des US-Konzerns bei der Datenübertragung, teilte AGCM mit. Es werde dem Verdacht nachgegangen, dass Google den Zugang zu anderen Internet-Plattformen behindere. Die Behörde habe am Mittwoch zusammen mit der italienischen Finanzpolizei Räumlichkeiten von Google durchsucht. Google wies die Vorwürfe zurück. Nach italienischem Recht droht Google eine Geldstrafe von bis zu zehn Prozent seines weltweiten Jahresumsatzes, wenn der Konzern für schuldig. befunden wird. Beim schwedischen Netzwerkausrüster Ericsson stieg das um Umbaukosten bereinigte operative Ergebnis (Ebit) im Vergleich zum Vorjahr um gut ein Viertel auf 7,4 Milliarden schwedische Kronen (697 Millionen Euro). Allerdings hatten sich Analysten mehr erhofft. Die starke Nachfrage nach 5G-Produkten in Nordamerika konnte die höheren Kosten und niedrigeren Lizenzeinnahmen nicht ausgleichen. Der Quartalsumsatz kletterte um 14 Prozent auf 62,5 Milliarden Kronen. Hierbei belastete der Rückzug aus dem Russland-Geschäft infolge des Ukraine-Krieges mit rund 1,2 Milliarden Kronen. Unter dem Strich stieg der Gewinn um fast ein Fünftel auf 4,7 Milliarden Kronen.Die US-Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde FDA hat den Corona-Impfstoff Novavax für Erwachsene freigegeben. Empfehlungen für die Verabreichung der Impfung werden nächste Woche erwartet. Die US-Regierung kaufte bereits 3,2 Millionen Dosen des Impfstoffs. Laut Novavax-Chef Stanley Erck könne noch im Juli mit den Impfungen begonnen werden. Novavax gehört zu den eher traditionellen, auf Protein basierenden Impfstoffen und ist bereits in Europa und anderen Ländern zugelassen.Tesla-Zulieferer Panasonic Energy baut im US-Bundesstaat Kansas angesichts der hohen Nachfrage für Elektroautos ein neues Batteriewerk. Nach Angaben des Bundesstaates werden am neuen Standort De Soto durch die Investition von rund vier Milliarden Dollar bis zu 4000 Arbeitsplätze entstehen. Panasonic Energy will durch eine höhere Energiedichte die Reichweite der Batterien steigern und damit für Elektroautos effizienter machen. Die Tochter des japanischen Elektronikkonzerns betreibt bereits eine Fabrik in Nevada, die Tesla beliefert.Nach kräftigen Zuwächsen im zweiten Quartal sieht sich der Modekonzern Hugo Boss auf Rekordkurs. Hugo Boss prognostiziert nunmehr, den Konzernumsatz zwischen 20 und 25 Prozent auf ein Rekordniveau von 3,3 bis 3,5 Milliarden Euro steigern zu können. Die bisherige Prognose sah einen Anstieg zwischen zehn und 15 Prozent auf ein Niveau von 3,1 bis 3,2 Milliarden Euro vor. Für das operative Ergebnis (Ebit) wird ein Anstieg zwischen 25 und 35 Prozent auf 285 bis 310 Millionen Euro erwartet (bisherige Prognose: Anstieg zwischen zehn und 25 Prozent auf 250 bis 285 Millionen Euro).
2finanzen
Der angeschlagene Windanlagenhersteller Siemens Gamesa will Tausende Stellen streichen. Bis spätestens zum Geschäftsjahr 2025 sollten im Zuge eines Umbauprogramms weltweit 2900 Arbeitsplätze wegfallen, teilte die Tochter des Energietechnikkonzerns Siemens Energy in Zamudio mit. 800 Stellen sollen allein in Dänemark abgebaut werden, in Spanien sind 475 Arbeitsplätze betroffen und in Deutschland 300. Das Unternehmen werde mit den Arbeitnehmervertretern zusammenarbeiten, dabei sollen bevorzugt die natürliche Fluktuation oder interne Versetzungen genutzt werden. Siemens Gamesa leidet unter hohen Kosten, Materialengpässen und Problemen mit seinen Landturbinen und erwartet für das laufende Geschäftsjahr 2021/22 Verluste. Dabei hatte der Konzern bereits mehrmals seine Prognose senken müssen. Um die Profitabilität zu stabilisieren und mittelfristig zu verbessern, will Konzernchef Jochen Eickholt den Konzern neu aufstellen. So sollen die verschiedenen Strukturen und Technologien vereinheitlicht werden. Geplant ist künftig nur noch ein Entwicklungsteam über alle Plattformen hinweg, gleiches gilt für die Produktion.Zudem hatte das Unternehmen angekündigt, die Kapazitäten überprüfen zu wollen. Eickholt erhofft sich so einfachere und schlankere Abläufe. Mehrheitseigner Siemens Energy hat angekündigt, die schwächelnde Tochter vollständig übernehmen zu wollen.
5unternehmen
Von heute an präsentieren Hersteller wie Airbus und Boeing im britischen Farnborough südwestlich von London ihre Produkte und werben um Bestellungen. Bei der ersten großen Luftfahrtmesse seit Ausbruch der Corona-Pandemie erwarten Experten bei den Flugzeugbestellungen, anders als vor der Krise, eine gewisse Zurückhaltung. In den vergangenen beiden Jahren waren die weltgrößten Luftfahrtmessen wegen der Pandemie ausgefallen. Die Farnborough Airshow wechselt sich sonst jährlich mit dem Pariser Aérosalon am Flughafen Le Bourget ab. Auf den Messen versuchen sich die Hersteller traditionell mit der Bekanntgabe von Neubestellungen zu überbieten.Die großen Flugzeughersteller erwarten für die kommenden Jahre wieder eine starke Nachfrage nach Passagier- und Frachtjets. In Farnborough könnte sich ein Stück weit zeigen, wie sich der von vielen Problemen gebeutelte US-Konzern Boeing gegenüber dem inzwischen weltgrößten Flugzeugbauer Airbus aus Europa schlägt.Dass das Auftragsfeuerwerk diesmal so groß ausfällt wie früher, halten Branchenexperten aber für fraglich. In den Jahren 2015 bis 2019 hätten die Hersteller bei den Messen im Sommer im Schnitt zusammen etwa 800 Bestellungen bekannt gegeben, schreibt Luftfahrt-Analyst Ken Herbert von der kanadischen Bank RBC. Nach Einschätzung seiner Kollegin Sheila Kahyaoglu vom Analysehaus Jefferies dürften derzeit zwar etwa so viele Bestellungen in Arbeit sein. Diese würden aber wohl nicht alle auf der Messe verkündet. RBC-Analyst Herbert erwartet Aufträge über etwa 500 Flugzeuge. Kahyaoglu zufolge könnte die US-Fluggesellschaft Delta sowohl mehr als 100 Boeing-Mittelstreckenjets vom Typ 737 Max als auch Exemplare des kleinsten Airbus-Jets A220 bestellen. Airbus hatte schon Anfang Juli Großaufträge chinesischer Airlines über fast 300 Maschinen bekannt gegeben - diese Deals gehen daher nicht in die Messe-Bilanz ein.Auch wenn die Lage aktuell etwas angespannt sein mag: Mittelfristig rechnet Boeing aber damit, dass sich die weltweite Flugzeugflotte bis 2041 fast verdoppeln wird. Darren Hulst, Vizepräsident für kommerzielles Marketing bei Boeing, hatte vor der Messe gesagt: "Insgesamt sehen wir immer noch Ende 2023, Anfang 2024 als den Zeitpunkt, an dem sich die Branche vollständig oder zumindest auf das Niveau des Verkehrs vor der Pandemie erholt." Boeing sieht trotz der Rezessionsrisiken eine starke kurzfristige Nachfrage nach Flugzeugen. Weltweit sollen in den nächsten zwanzig Jahren 41.170 neue Flugzeuge benötigen werden. Allerdings hatte Boeing vor einem Jahr noch 43.610 Stück erwartet. Boeing legte seinen Prognosen ein geringeres Wachstum der Weltwirtschaft und für das zweite Jahrzehnt einen gesättigteren Luftfahrtmarkt zugrunde. Ähnlich sieht die Prognose beim Konkurrenten Airbus aus: Bis 2041 schätzt der europäische Flugzeugbauer den Bedarf auf 39.490 Passagier- und Frachtflugzeuge. Im Wettstreit mit Boeing liegt Airbus derzeit vorn, denn im Massengeschäft mit Kurz- und Mittelstreckenjets hat Airbus den einstigen Marktführer Boeing abgehängt. In den vergangenen zehn Jahren sicherte sich der europäische Hersteller in diesem Segment einen Marktanteil von fast 70 Prozent. Der Erfolg liegt vor allem an der modernisierten Neuauflage der Modellfamilie A320 unter dem Namen A320neo, die deutlich weniger Treibstoff verbraucht als ihre Vorgängerin.Für Boeing geriet die Modernisierung des betagten Konkurrenzmodells 737 hingegen zum Desaster. Nach zwei Abstürzen mit 346 Toten durfte die Boeing 737 Max mehr als anderthalb Jahre lang weltweit nicht abheben. Erst seit einer Überarbeitung des Jets wurden die Verbote seit November 2020 nach und nach aufgehoben. Noch heute leidet Boeing unter den Nachwirkungen. Während Airbus die Produktion der A320neo-Familie nach der Krise bereits auf rund 50 Jets pro Monat hochgefahren hat und für das Jahr 2025 eine Rekordproduktion von monatlich 75 Stück anpeilt, lag Boeing bei der "Max" zuletzt bei lediglich 31 Maschinen.Gern würde Boeing die Langversion 737 Max 10 an den Start bringen. Doch deren Zulassung zieht sich hin. Winken die US-Regulierer den Jet nicht bis Jahresende durch oder gewähren Aufschub, droht Boeing aufgrund einer Gesetzesänderung von 2020 die teure Einführung eines ganz neuen Cockpit-Warnsystems.Ohne eine Einigung mit dem Kongress könnte Boeing gezwungen sein, die 737 Max 10 einzustellen, hatte Boeing-Chef Dave Calhoun vor wenigen Tagen dem Branchenblatt "Aviation Week" gesagt. Nach Aussage von Spartenchef Stan Deal hält Boeing es aber für nicht sehr wahrscheinlich, dass es zu diesem drastischen Schritt kommt.Mit der "Max 10" tritt Boeing gegen Airbus' Verkaufsschlager A321neo an, die Langversion der A320neo. Dieser macht bei den Europäern schon seit Längerem den Großteil der Neubestellungen im Segment der Schmalrumpf-Flugzeuge aus. Von der Maschine hat Airbus auch eine Langstreckenversion mit dem Namen A321XLR entwickelt. Sie soll Anfang 2024 in den Liniendienst gehen.Die Nachfrage nach großen Langstreckenjets dümpelt unterdessen, außer im Frachtsegment, vor sich hin. Beide Hersteller hatten die Produktion der großen Maschinen wegen des Nachfrageeinbruchs in der Pandemie besonders stark gedrosselt. Doch während Airbus seine Typen A350 und A330neo weiterhin durchgehend ausliefert, klappt das bei Boeing nur beim älteren Modell 777.Dessen Neuauflage 777X musste der Hersteller sogar auf das Jahr 2025 verschieben. Und die kleinere Boeing 787 "Dreamliner" kann er wegen Produktionsproblemen schon seit rund einem Jahr nicht mehr ausliefern. Die Gespräche mit der US-Luftfahrtbehörde FAA zur Wiederaufnahme der Auslieferungen seien sehr weit fortgeschritten, sagte Boeing-Manager Deal am Sonntag, nannte aber keinen Zeitplan.Indes schreibe der Hersteller Russland als Absatzmarkt inzwischen für sich ab, sagte Boeing-Marketing-Manager Hulst. Hintergrund sind die Sanktionen gegen das Land wegen dessen Angriff auf die Ukraine.
5unternehmen
Auf den Plätzen zwei und drei der Gesamtwertung blieben der Slowene Tadej Pogačar (UAE Team Emirates) mit 3:34 Minuten Rückstand und der Brite Geraint Thomas (Ineos Grenadiers/8:13).Dass den Tourkönig am letzten Tag niemand mehr angreift, ist Tradition bei diesem Rennen - deshalb konnte sich der Däne auch während der Etappe schon das obligatorische Glas Champagner mit seinen Kollegen von Jumbo-Visma gönnen. Vingegaards Teamkollege Wout van Aert, Sieger in der Sprintwertung und damit Träger des Grünen Trikots, trank sein Glas allerdings nicht aus und signalisierte damit noch eigene Ambitionen. Am Ende hielt er sich aber aus dem Sprint heraus und fuhr an der Seite von Vingegaard ins Ziel.Die Etappe, die im Pariser Rugbystadion La Défense Arena gestartet wurde, war zunächst lange eine Kaffeefahrt. Nach einer Stunde hatte das Feld, das in wechselnden Formationen immer wieder mal für Fotos posierte (alle Trikot-Träger, alle Dänen, alles Fahrer von Jumbo-Visma) gerade mal einen Durchschnitt von 26,8 Stundenkilometern - das ist mit ausreichend Windschatten nicht mal für Hobby-Radrennfahrer ein Problem.Nach 43,3 Kilometern hatte es nochmal eine Bergwertung gegeben - und das Feld erwies dem Mann im gepunkteten Trikot die Ehre: Simon Geschke durfte an der Côte du Pavé des Gardes vorausfahren und sich den letzten Zähler dieser Tour sichern.Die Tragik an der Geschichte ist bekannt: Der Deutsche trug das Trikot nur stellvertretend, weil der Führende in dieser Wertung auch der Träger des Gelben Trikots ist. Geschke hatte sich neun Tage in Serie das Bergtrikot auf dem großen Podium abgeholt und damit für das Highlight aus deutscher Sicht bei der Frankreich-Rundfahrt gesorgt - sogar L'Alpe d'Huez hatte er erfolgreich überstanden. Doch in den Pyrenäen büßte Geschke die Führung ein, weil Vingegaard die 18. Etappe nach Hautcam gewann und dafür 20 Zähler erhielt - am Ende fehlen dem Berliner vom Cofidis-Team nur sieben Punkte zu seinem großen Traum.Auch unerfüllt blieb der Traum von den weiteren deutschen Startern, bei dieser Tour eine Etape zu gewinnen. Nils Politt, Maximilian Schachmann von Bora-hansgrohe und Jonas Rutsch (EF Education-EasyPost) setzten auch am Schlusstag immer wieder Attacken, fuhren in Fluchtgruppen mit und bestätigten damit den Eindruck, dass das Bemühen während der gesamten Tour riesig war. Schachmann und Rutsch führten am Sonntag sogar lange das Feld an und ließen sich erst 6,8 Kilometer vor der Ziellinie vom Feld schlucken, danach lag dann auch Politt nochmal vorn - letztlich vergeblich, aber sinnbildlich für den großen Kampf der deutschen Fahrer.Quelle: sportschau.de
4sportschau
Es war sozusagen der Tag der Offenen Tür. Den ganzen Sonntag über strömten Neugierige in den Präsidentenpalast, Zehntausende sicher, und taten das, was sie wohl schon immer tun wollten: Sie badeten im Swimmingpool des Präsidenten, machten Selfies in seinen Betten oder strampelten in seinem Fitnesscenter - alles unter den Augen von Polizisten, die sie gewähren ließen.Einige sangen den Wahlkampfsong von Präsident Gotabaya Rajapaksa mit dem Titel: "Der Held, der arbeitet" - natürlich nur, um das verhasste Staatsoberhaupt zu verspotten.24 Stunden zuvor, am Samstag, aber war es nicht so friedlich gewesen - ganz im Gegenteil. Hunderttausende hatten demonstriert, einmal wieder: gegen Misswirtschaft, Verschwendung, Korruption und Vetternwirtschaft, gegen "Gota", wie sie den Präsidenten nennen, und seine Leute, denen sie vorwerfen, das Land ruiniert zu haben.Die Tage zuvor war der Verkauf von Treibstoff an Privatpersonen eingestellt worden. Die Wut war weiter gewachsen.Warnschüsse, Tränengas, mindestens 95 Menschen wurden verletzt. Doch die Sicherheitskräfte konnten die aufgebrachte Menge nicht davon abhalten, den Präsidentenpalast und das Präsidialamt zu stürmen. Nachts brannte noch das Privathaus des Premierministers.Da hatten sich die Spitzenpolitiker längst in Sicherheit gebracht. "Alle Macht dem Volke", ruft eine Frau. "Aus und vorbei!"Erst erklärte Premier Ranil Wickremasinghe, er werde zurücktreten. Schließlich auch Präsident Gota, den sie seit Monaten loswerden wollten. Am Mittwoch werde er sein Amt abgeben, ließ er erklären. Die Menge feierte."Das Größte, was das Volk und die Jugend dieses Landes je getan haben, ist, diesen Mann zu vertreiben. Er wurde vertrieben, verjagt. Er ist nicht zurückgetreten. Er hat nicht die Unterstützung des Volkes mehr", sagt Namal Jayawardene. Die Menschen, die das Land lieben, müssten sich jetzt zusammenschließen, um es wieder aufzubauen. Er werde dem Präsidenten nun eine Allparteienregierung vorschlagen, erklärte Noch-Premierminister Ranil Wickremasinghe am Samstag. Das Land leide unter einer Treibstoffkrise, unter Nahrungsmittelknappheit, deshalb brauche man dringend weitere Gespräche mit dem Internationalen Währungsfond (IWF), und dafür müsse es eine neue Regierung geben, wenn nun die alte geht. "Es wäre falsch, wenn das Land im Moment keine Regierung hätte. Ich sage es noch einmal: Wenn diese Regierung geht, muss eine neue Regierung eingesetzt werden", forderte Wickremasinghe.Sri Lanka ist pleite, hat 50 Milliarden Dollar Auslandsschulden, und deshalb setzt das überschuldete Land auf den IWF, hatte aber auch Indien, China und Russland um Hilfe gebeten. Allein, so die Erkenntnis seit langem, werde man diese schlimmste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten nicht überwinden.
1asien
Der deutsche Staat zieht sich bei der Lufthansa weiter zurück. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) habe seine Beteiligung auf unter zehn Prozent verringert, teilte die Finanzagentur des Bundes heute in Frankfurt mit. Zuvor hatte der Staatsanteil noch bei rund 14,1 Prozent gelegen. Bereits vor einigen Wochen hatte der Hamburger Milliardär Klaus-Michael Kühne den Staat als bisherigen größten Lufthansa-Aktionär auf Platz zwei verdrängt. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds sei nun "auf die Zielgerade eingebogen, die Stabilisierungsmaßnahme zugunsten der Lufthansa zu beenden", sagte die Geschäftsführerin der Finanzagentur, Jutta Dönges. Spätestens im Oktober 2023 werde der WSF komplett aussteigen. Die Bundesregierung hatte die Lufthansa nach dem Geschäftseinbruch in der Corona-Krise im Juni 2021 mit Finanzhilfen über bis zu sechs Milliarden Euro vor dem Aus gerettet. Dabei hatte sich der WSF für 300 Millionen Euro mit anfänglich rund 20 Prozent an der Lufthansa beteiligt. Die übrigen Finanzhilfen wie Kredite und Stille Beteiligungen hat die Lufthansa bereits zurückgezahlt. Allein für das jüngste verkaufte Aktienpaket dürfte der WSF mehr als 300 Millionen Euro eingestrichen haben. Die Papiere sind mehr als doppelt so viel wert wie bei seinem Einstieg. Schon jetzt überstiegen die Erlöse aus dem Verkauf die Summe, die der Staat in die Hand genommen habe, zeigte sich Finanzagentur-Chefin Dönges zufrieden. Bereits in der Finanzkrise hatte sich gezeigt, dass Staatsbeteiligungen ein durchaus lohnendes Geschäft für den Staat und damit den Steuerzahler darstellen können. So hatte sich etwa die US-Regierung nach dem Lehman-Crash an einigen US-Banken beteiligt und die Anteile später, als die Papiere der Geldhäuser an den Börsen wieder gestiegen waren, mit einem satten Gewinn von sieben Milliarden Dollar verkauft. Ob der deutsche Staat nun bei seinem jüngsten Aktien-Deal auf ein ähnliches Muster hoffen kann, bleibt abzuwarten. Die Bundesregierung hatte in der Vorwoche ein milliardenschweres Rettungspaket für Uniper auf den Weg gebracht und unter anderem angekündigt, mit 30 Prozent als Anteilseigner bei dem kriselnden Energiekonzern einzusteigen.Jenseits von Lufthansa und Uniper ist der deutsche Staat derzeit noch am Reisekonzern TUI, dem Biotechunternehmen Curevac und der Commerzbank beteiligt. Auch hier steht das Resümee, inwiefern sich der Einstieg für den deutschen Steuerzahler finanziell gelohnt hat, noch aus.
5unternehmen
Das US-Unternehmen Starbucks schließt mehr als ein Dutzend Kaffeeläden in US-Innenstädten aus Sorge um die Sicherheit von Kunden und Angestellten. Die betroffenen Ecken der Innenstädte stünden Problemen wie steigendem Drogenkonsum und den Folgen psychischer Erkrankungen gegenüber, heißt es in einem Schreiben der Unternehmensführung an die Angestellten. Mari Cosgrove, die in einem der betroffenen Shops in Seattle arbeitet, sagt im Lokalfernsehen, sie halte die Gründe für fingiert: "Ich war beleidigt. Die Angestellten erklären, wir haben keine Probleme. Und dann wird ihnen gesagt, doch, ihr habt Sorgen und deshalb schließen wir."Starbucks hat dem Vorwurf widersprochen, das Unternehmen ziehe sich zurück, um einer stark wachsenden Zahl vom Betriebsratsgründungen zu entgehen. In Los Angeles zum Beispiel gebe es bisher in keinem der sechs Läden, die geschlossen werden sollen, Bestrebungen von Angestellten, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass die Kaffeekette Läden schließt. Laut Geschäftsbericht sind im vergangenen Jahr über 420 Shops verschwunden und fast 450 neu eröffnet worden. Bei der aktuellen Ankündigung sei aber die Begründung der wachsendne Kriminalität neu, schreibt die "Washington Post". In großen US-Städten wie New York, Detroit und Los Angeles hat die Zahl der Straftaten seit Beginn der Pandemie wieder zugenommen. Auch wenn die Innenstädte von den katastrophalen Zuständen in den 80er- und 90er-Jahren weit entfernt sind, ist das für Geschäfte und Handel schon jetzt ein Problem. Man sei immer davon ausgegangen, dass sich die Situation bessert, wenn die Leute wieder arbeiten, wenn die Kinder wieder in die Schule gehen, sagt Christophe Herrmann, Assistenzprofessor am John Jay College für Strafjustiz im Gespräch mit der Zeitung "USA Today". Aber das sei nicht das, was man derzeit erlebe. Und so sind es nicht nur die großen Ketten, die sich aus Teilen der Innenstadt zurückziehen. Auch Einzelhändler verlieren das Vertrauen, zumal sie immer noch mit den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zu kämpfen haben: "Wir müssen jetzt etwas tun. Dass Starbucks sich zurückzieht, ist ein schlechtes Zeichen. Es müsse etwas geschehen", sagt Matthew Humphrey, der in Seattle einen Friseurladen betreibt. Zwei Mal wurde in sein Geschäft schon eingebrochen.
5unternehmen
Einer der größten deutschen Chemiekonzerne macht seine Produktion in Deutschland unabhängiger von Erdgas. Das Essener Unternehmen will bis zu 40 Prozent seines Erdgas-Verbrauchs durch andere Energieträger ersetzen. "Die Energieversorgung an unseren europäischen Standorten ist auch für den Fall eines Gasstopps aus Russland weitestgehend gesichert", sagte Evonik-Chef Christian Kullmann heute.Am größten deutschen Evonik-Standort in Marl wird darum nun in einem neuen Gaskraftwerk Liquefied Petroleum Gas (LPG) statt Erdgas zur Energieerzeugung genutzt. Außerdem betreibt Evonik an dem Standort im Ruhrgebiet ein Kohlekraftwerk weiter, das eigentlich in diesem Jahr eingemottet werden sollte. "Mit der Substitution von Erdgas durch LPG sowie dem Weiterbetrieb des Kohlekraftwerks können wir für die Energieversorgung an unserem größten deutschen Standort in Marl auf Erdgas verzichten - und das ohne eine nennenswerte Einschränkung der Produktion“, sagte Kullmann. LPG ist ein Flüssiggas, das auch als Autogas bezeichnet wird, weil es als Kraftstoff für Verbrennungsmotoren verwendet werden kann. Die Gase fallen bei der Erdgas- und Erdölgewinnung und auch in Raffinerien als Nebenprodukt an.Die freiwerdenden Erdgasmengen könnten laut dem Evonik-Chef zum Auffüllen der Erdgasspeicher genutzt werden. Mit den frei werdenden Mengen könnten bis zu 100.000 Haushalte in Deutschland mit Erdgas versorgt werden.Weltweit bezieht Evonik insgesamt etwa 15 Terawattstunden Erdgas pro Jahr, das zum überwiegenden Teil zur Energie- und Dampferzeugung genutzt wird. Der Konzern ist in über 100 Ländern aktiv. Gut ein Drittel des Erdgasbedarfs wird in Deutschland verbraucht. Kaum ein Industriezweig ist so stark auf Gas angewiesen wie die Chemie. Sie ist der größte industrielle Energieverbraucher in Deutschland und von den stark steigenden Preisen massiv betroffen. Ein möglicher Gasstopp aus Russland würde vor allem Unternehmen dieser Branche hart treffen. So hatte der Chemiekonzern BASF bereits angekündigt, dass er seine Produktion einstellen müsse, sollte im Hauptwerk Ludwigshafen nur noch etwa die Hälfte der bestellten Menge ankommen.Morgen tritt der europäische Gas-Notfallplan zur Vorbereitung auf einen möglichen Stopp russischer Gaslieferungen in Kraft. Russland hat seine Lieferungen an die EU bereits drastisch reduziert. Insgesamt müssen laut EU-Kommission 45 Milliarden Kubikmeter Gas gespart werden. Deutschland müsste etwa 10 Milliarden Kubikmeter Gas weniger verbrauchen, um das 15-Prozent-Ziel zu erreichen.
5unternehmen
Es war ein Jubiläum nach Pekings Geschmack: Ungestört von Demonstrationen zelebrierten Chinas Präsident Xi Jinping und seine Gefolgsleute in Hongkong den 25. Jahrestag der Rückgabe der einstigen britischen Kronkolonie an China. Bereits das zweite Jahr in Folge marschierte die Ehrengarde bei der Fahnenzeremonie nicht nach britischer Art, sondern im Stechschritt chinesischer Soldaten.Hongkongs Demokratie-Bewegung hatte dagegen erneut nichts zu feiern. An einen Protestmarsch, wie früher am 1. Juli üblich, war nicht zu denken. Vor Versammlungen hatten die Behörden eindringlich gewarnt. Polizisten patrouillierten in großen Teilen der Innenstadt.  Seit der Rückgabe an China am 1. Juli 1997 sollte Hongkong eigentlich unter dem Grundsatz "Ein Land, zwei Systeme" regiert werden. Auch bekamen die Hongkonger damals die Zusage, bis 2047 ein "hohes Maß an Autonomie" und viele politische Freiheiten genießen zu können. Doch nach dem Beginn der pro-demokratischen Proteste im Jahr 2019 schränkte die kommunistische Führung in Peking zahlreiche Freiheiten ein und führte ein umstrittenes nationales Sicherheitsgesetz ein. In Schulen wurden patriotischere Lehrpläne eingeführt. Die Transformation der Stadt hat oppositionelle Stimmen nahezu verstummen lassen und viele dazu gebracht, Hongkong den Rücken zu kehren. Wie zufrieden Xi mit dem Ergebnis ist, machte er bei seiner Rede deutlich, in der er ein Festhalten am Grundsatz "Ein Land, zwei Systeme" bekräftigte. Es handle sich um "so ein gutes System", dass es "überhaupt keinen Grund" gebe, es zu ändern. An dem Prinzip müsse auch "langfristig" festgehalten werden. Xi beteuerte, alles was China im Umgang mit der früheren britischen Kronkolonie unternommen habe, sei "zum Wohle Hongkongs".Perfekt in Xi Jinpings Bild eines stabilen Hongkong passt John Lee, den er im Rahmen der Feierlichkeiten als neuen Regierungschef vereidigte. Der ehemalige Sicherheitschef der Stadt gilt als treuer Gefolgsmann Pekings. Das Sicherheitsgesetz sowie "Verbesserungen" im Wahlsystem hätten Hongkong "vom Chaos zum Wohlstand" gebracht, sagte Lee in seiner Antrittsrede. Er gelobte, die Integration der Stadt mit Festlandchina weiter voranzubringen. US-Außenminister Antony Blinken beklagte anlässlich des Jahrestags eine "Erosion der Autonomie" Hongkongs. Es sei jetzt klar, dass die Verantwortlichen in Hongkong und Peking "demokratische Partizipation, Grundfreiheiten und unabhängige Medien" nicht mehr als Bestandteil des Grundsatzes "Ein Land, zwei Systeme" ansehen würden. Der britische Premierminister Boris Johnson versprach: "Wir geben Hongkong nicht auf." Auch er beklagte, China halte sich "seit einer Weile schon" nicht mehr an den Grundsatz "Ein Land, zwei Systeme".
1asien
Der Anführer des Terrornetzwerks Al-Kaida, Aiman al-Sawahiri, ist bei einem Anti-Terror-Einsatz der USA in Afghanistan getötet worden. Al-Sawahiri sei am Wochenende bei einem gezielten Drohnenangriff in einem Unterschlupf in der afghanischen Hauptstadt Kabul ums Leben gekommen, sagte eine ranghohe Vertreterin der US-Regierung. Präsident Joe Biden sagte: "Jetzt wurde der Gerechtigkeit Genüge getan. Und diesen Terroristenführer gibt es nicht mehr." Biden äußerte sich bei einer Ansprache auf einem Balkon des Weißen Hauses. Er befindet sich derzeit wegen einer Infektion mit dem Coronavirus in Isolation. Der Ägypter al-Sawahiri war der Nachfolger von Osama bin Laden, der als Kopf der Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA galt. Bin Laden war 2011 in Pakistan von einer US-Spezialeinheit getötet worden. Nun schalteten die Amerikaner auch al-Sawahiri aus - in Afghanistan, ein Jahr nach dem chaotischen Truppenabzug aus dem Land. Der US-Präsident wertete al-Sawahiris Tod nun als Beleg dafür, dass es auch ohne Tausende Soldaten auf afghanischem Boden möglich sei, Amerika vor Terroristen zu schützen. Der Schlag sei außerdem eine Botschaft an andere: "Egal, wie lange es dauert, egal, wo ihr euch versteckt: Wenn ihr eine Bedrohung für unser Volk seid, werden die Vereinigten Staaten euch finden und euch ausschalten."Nach Angaben der US-Regierung sei die Attacke auf al-Sawahiri über Monate vorbereitet worden. Er sei schließlich getötet worden, als er auf den Balkon seines Unterschlupfes in Kabul getreten sei. Zivile Opfer habe es nicht gegeben, nach US-Erkenntnissen sei lediglich al-Sawahiri bei der Attacke ums Leben gekommen, so die Regierungssprecherin. Bei dem Einsatz seien auch keine US-Kräfte in Kabul gewesen. Sie betonte, US-Erkenntnissen zufolge hätten Mitglieder der Taliban-Führung gewusst, dass sich der Al-Kaida-Chef in Kabul aufhielt. Sie hätten damit klar gegen Vereinbarungen mit den USA verstoßen. Al-Sawahiri sei in der Zeit der Anschläge vom 11. September 2001 Bin Ladens Stellvertreter gewesen und nach dessen Tod an seine Stelle aufgerückt, sagte sie weiter. Der 71-Jährige sei der ranghöchste Anführer Al-Kaidas gewesen, habe weiter zu Anschlägen gegen die USA aufgerufen und so eine Bedrohung dargestellt. Sein Tod sei ein schwerer Schlag für die Terrorgruppe. Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte al-Sawahiri im vergangenen September - genau 20 Jahre nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. In einer Videobotschaft rief er seine Anhänger damals auf, die Staaten im Westen und ihre Verbündeten im Nahen Osten zu bekämpfen. In den Jahren davor hatte es unbestätigte Gerüchte über seinen Tod gegeben. Sein genauer Aufenthaltsort war unbekannt. Auch über seinen Gesundheitszustand wurde gerätselt. Medien berichteten 2019 unter Berufung auf Geheimdienstinformationen, Sawahiri leide unter Herzproblemen. Seine Tötung kam nun überraschend. Die USA hatten ein Kopfgeld von 25 Millionen Dollar (rund 24,4 Millionen Euro) auf ihn ausgesetzt. Experten hatten zuletzt vermutet, dass sich al-Sawahiri im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan versteckt. Die radikalislamischen Taliban warfen den USA einen Drohnenangriff auf ein Wohnviertel in Kabul vor. Am Sonntag sei dort ein Haus beschossen worden, sagte der Sprecher der Extremisten, Sabihullah Mutschahid. Die Taliban verurteilten den Angriff als Bruch internationaler Prinzipien und des Vertrages zum Abzug der US-Truppen aus Afghanistan. Die Taliban hatten im vergangenen Sommer Afghanistan vollständig eingenommen. Die USA und ihre Verbündeten verließen damals nach jahrelangem Militäreinsatz das Land. Die Taliban-Regierung wird international nicht anerkannt.
1asien
Die Ökostrom-Anbieter haben an die Politik appelliert, die geplante Abschöpfung hoher Gewinne nur als kurzfristige Maßnahme im Kampf gegen die akute Energiepreis-Inflation anzuwenden. "Natürlich will die Branche nicht zu den 'Kriegsgewinnlern' zählen und stellt sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung", sagte die Geschäftsführerin des Landesverbands Erneuerbare Energien Niedersachsen/Bremen, Silke Weyberg, der Nachrichtenagentur dpa. Mittel- bis langfristig müsse man aber sicherstellen, dass die Erzeugung aus alternativen Quellen in Deutschland stärker vorankomme und nicht durch dauerhafte Eingriffe wieder zusätzlich belastet werde, so Weyberg. Es dürften dabei nicht ausgerechnet jene belastet werden, die man dringend brauche, um die fossile Energiekrise zu überwinden, betonte auch Carsten Körnig vom Bundesverband Solarwirtschaft. "Entzieht man ihnen den Nährboden und die Planungssicherheit, dann werden sie im Ausland in Solar- und Windparks investieren, nicht aber in Deutschland." Auch der Geschäftsführer des Bundesverbands Windenergie, Wolfram Axthelm, warnte, Maßnahmen für diesen Winter dürften nicht Probleme im folgenden Winter heraufbeschwören. "Denn entscheidend wird sein, durch einen schnellen Zubau der erneuerbaren Energien langfristig die fossile Energiekrise zu überwinden." Anreize für schnelle Investitionen in den Ausbau dürften nicht ausgebremst werden. Morgen treffen sich die EU-Energieminister, um über die Vorschläge der EU-Kommission zur Abschöpfung übermäßiger Gewinne von Energiefirmen zu beraten. Die Vorschläge ähneln den Plänen der Bundesregierung, "Zufallsgewinne" von Stromproduzenten abzuschöpfen und mit Hilfe einer Deckelung des Strompreises für die Entlastung von Verbrauchern zu nutzen. Hintergrund ist das so genannten Merit-Order-Prinzip am Strommarkt: Danach bestimmt das letzte Gebot, das an der Strombörse noch einen Zuschlag erhält, den einheitlichen Strompreis. Mit diesem Preisbildungssystem werden alle Produzenten belohnt, die Strom günstiger als zum Marktpreis produzieren können. Aktuell sind das in erster Linie Hersteller von Wind- und Sonnenenergie, denn sie haben die niedrigsten Produktionskosten. Die Gewinnmarge ist hier also am höchsten. Der einheitliche Strompreis in Europa wird dagegen derzeit vor allem von teuren Gaskraftwerken bestimmt, die zur Stromproduktion genutzt werden. Dabei war diese "Bevorteilung" der Ökostrombranche vom Gesetzgeber durchaus einst gewollt, um den Versorgern Anreize zum Ausbau der erneuerbaren Energien zu geben. Die Regierung argumentiert aber nun, dass dieses Anreizsystem ad absurdum geführt wird, wenn der Höchstpreis zu sehr nach oben schießt. In Regierungskreisen wird argumentiert, dass sich zumindest am Prinzip nichts geändert habe: Wer am günstigsten Strom produziere, der habe auch bei der Festsetzung einer Preisgrenze, ab der "Zufallsgewinne" abgeschöpft werden, immer noch den größten Profit.In der ersten Hälfte des Jahres sorgten erneuerbare Energieträger mit 48,5 Prozent für fast die Hälfte des in Deutschland erzeugten Stroms. Die größten Anteile hatten Wind (25,7 Prozent), Sonne (11,2 Prozent) und Biogas (5,7 Prozent).
5unternehmen
Zur Unterstützung der überlasteten deutschen Flughäfen können nun Arbeitskräfte aus der Türkei einreisen. Die Bundesagentur für Arbeit gab eine generelle Zustimmung für Abfertigungstätigkeiten an deutschen Verkehrsflughäfen, wie eine Sprecherin mitteilte. Somit können 2000 türkische Fachkräfte vorübergehend angeworben werden. Die deutschen diplomatischen Vertretungen in der Türkei müssten nun nicht mehr in jedem Einzelfall eine Erlaubnis der Bundesagentur für die Beschäftigung an einem deutschen Flughafen einholen, wie die Sprecherin erläuterte. Der Prozess der Visa-Erteilung werde damit nun "erheblich" beschleunigt.Eingestellt werden darf nur Personal das schon in der Türkei an einem Flughafen gearbeitet hat. Laut der Sprecherin der Bundesagentur umfasst das Berufsgruppen wie etwa Serviceagenten für Passagierabfertigung, Lader, Fahrer oder Checkin-Agenten. Die Arbeitskräfte müssten mindestens 14,25 Euro pro Stunde erhalten, dazu Feiertags-, Nacht- und Sonntagszuschläge.Die türkischen Flughafenmitarbeiter und -mitarbeiterinnen sollen die Personalprobleme lindern, die zu zahlreichen Problemen bei der Abwicklung, Verspätungen und Beschwerden verärgerter Fluggäste geführt haben. Einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft zufolge mangelt es derzeit an rund 7200 Fachkräften.Der Arbeitgeberverband der Bodenabfertigungsdienstleister im Luftverkehr hatte deshalb die Bundesagentur gebeten, den Einsatz von 2000 türkischen Arbeitskräften in der Flugabfertigung am Boden zu ermöglichen. Zudem hatte die Bundesregierung angekündigt, die Einreise ausländischer Arbeitskräfte für die Arbeit auf den Flughäfen zu erleichtern.
5unternehmen
Der Immobilienkonzern Vonovia hat eine Drosselung der Heiztemperatur in der Nacht für zahlreiche seiner Wohnungen angekündigt. Etwas mehr als die Hälfte der 490.000 Wohnungen des Unternehmen wird mit Gas-Zentralheizungen beheizt. "Um möglichst viel Gas in unseren Beständen einzusparen, werden wir in unseren Beständen sukzessiv eine Nachtabsenkung der Heizungstemperatur bei den Gas-Zentralheizungen einführen", teilte ein Vonovia-Sprecher mit. Dabei reduziere der Konzern die Heizungsleistung zwischen 23 und 6 Uhr auf 17 Grad Celsius. Wärmer wird es dann nicht mehr in rund einer viertel Million Wohnungen in Deutschland. Tagsüber und in den Abendstunden könnten die Mieter den Angaben zufolge weiter wie gewohnt heizen. Vonovia begründet das Vorgehen mit der Vorgabe der Bundesregierung, Gas einzusparen. Zudem sagte eine Unternehmenssprecherin gegenüber tagesschau.de, Vonovia wolle "ein Stück weit auch die Mieter vor horrenden Kostensteigerungen bei der Gasabrechnung bewahren."Das sehen Mieterschützer anderes. Der Vorsitzende des Deutschen Mieterbunds Nordrhein-Westfalen, Hans-Jochem Witzke, sagte auf Anfrage von tagesschau.de: "Das ist unzulässig." Zwar gebe es keine gesetzliche Vorlage, aber mehrere richterliche Entscheidungen, die besagten, dass der Vermieter eine Temperatur von mindestens 20 Grad vorhalten müsse. Zudem könne der Vermieter nicht einfach vorgeben, wie warm es in einer Wohnung sein dürfe. Die Menschen haben nach Ansicht des Mieterschützers auch ein unterschiedliches Temperaturempfinden, etwa ältere Menschen oder Säuglinge bräuchten es wärmer in den Räumen. Andere wiederum arbeiteten im Schichtdienst oder seien nachtaktiv.Vonovia wiederum beruft sich auf die "veränderten Rahmenbedingungen beim Thema Heizen" und schreibt in einem Aushang an die Mieter der betroffenen Wohnungen: Als verantwortungsvoller Vermieter wolle man etwas beitragen, "im Sinne der Umwelt und Ihres Geldbeutels. Daher haben wir heute im Zuge einer Routine-Wartung auch Ihre Heizung so eingestellt, dass die Heizleistung nachts zwischen 23 und 6 Uhr auf 17 Grad Celsius begrenzt wird." Das Unternehmen nennt das "transparente Kommunikation". Für die Mieter bedeutet das Vorgehen aber auch, dass sie faktisch vor vollendete Tatsachen gestellt werden.Mieterschützer Witzke empfiehlt betroffenen Mietern, die sich durch die nächtliche Raumtemperatur-Absenkung persönlich benachteiligt fühlen, eine Mangelrüge beim Vermieter einzureichen. Dabei könnten lokale Mietervereine unterstützen und gegebenenfalls mit einer Mietminderung oder einer Unterlassungsklage dagegen vorgehen. Zumal laut Mieterbund die meisten Mieter ohnehin schon freiwillig Gas einsparen würden. Vonovia betont, dass durch die nächtliche Reduzierung der Temperatur bis zu acht Prozent des Heizaufwands eingespart werden können. Die Warmwasserversorgung wird laut Vonovia nicht betroffen sein. Es gebe keine Einschränkungen beim Duschen oder Baden. Dies hatte Anfang der Woche eine Wohnungsgenossenschaft in Sachsen anders verfügt: In der Hälfte der 600 dort betroffenen Wohnungen ist Warmwasser nur noch in bestimmten Zeitfenstern verfügbar.Was die Deckelung der nächtlichen Wärmezufuhr durch Vonovia angeht, so werden Monteure diese Einstellung in den kommenden Monaten im Rahmen ihrer Routine-Wartung der Heizungsanlagen vornehmen. Zu Beginn der kommenden Heizsaison sollen dann alle Heizungen mit Nachtabsenkung arbeiten. Der Gesamtverband der Wohnungswirtschaft, der auch Vonovia vertritt, warnt unterdessen vor den Folgen der steigenden Gaspreise auch für die Vermieter. Viele Wohnungsunternehmen haben laut Verband die Nebenkosten-Vorauszahlungen schon erhöht. Dennoch könne ein Teil der Wohnungsunternehmen in existenzbedrohende Liquiditätsengpässe geraten.
6verbraucher
Der Taifun "Noru" wird nach Vorhersagen am Mittwochmorgen Ortszeit Vietnam erreichen. Die Behörden haben vor der Ankunft des Tropensturms Tausende Menschen vorsorglich in Sicherheit gebracht. "Noru" sei voraussichtlich einer der heftigsten Taifune, die Vietnam seit 20 Jahren erlebt habe, berichteten vietnamesische Medien.In den betroffenen Gegenden gingen schon heute starke Regenfälle nieder. Zahlreiche Menschen in den Küstenregionen Zentralvietnams versuchten, ihre Häuser sturmsicher zu machen und deckten sich mit Lebensmitteln ein. Allein in der Provinz Phu Yen am Südchinesischen Meer wurden 20.000 Fischer an Land geholt. Die Regierung ordnete Ausgangsbeschränkungen an. Zehn Flughäfen, unter anderem in der bei Touristen beliebten Stadt Da Nang, sollen bis Mittwoch geschlossen werden. Alle Flüge wurden gestrichen. Zuvor hatte "Noru" auf den Philippinen gewütet und 50.000 Menschen in die Flucht getrieben. Es gebe acht Todesopfer, wie der philippinische Katastrophenschutz mitteilte. Drei Menschen würden vermisst. Besonders schlimm betroffen war das Zentrum der Hauptinsel Luzon. Viele Gebiete sind überschwemmt. Erst langsam wird das Ausmaß der Schäden bekannt. In der Spitze erreichten Böen des Taifuns Geschwindigkeiten von 240 Kilometern pro Stunde, zeitweise wurde der Sturm als "Supertaifun" eingestuft. Der Sturm hatte sich jedoch seit Montag abgeschwächt und die Philippinen am Dienstag verlassen. Mit Windgeschwindigkeiten von 140 Stundenkilometern war er in westlicher Richtung unterwegs, und es wird erwartet, dass er über dem Südchinesischen Meer wieder an Fahrt gewinnt. Nach Vietnam wird "Noru" Berechnungen zufolge über Südlaos weiter in den Nordosten von Thailand ziehen. Auch dort sagten die Behörden für weite Landesteile Starkregen voraus. Taifune sind schwere tropische Wirbelstürme im Nordwestpazifik und seinen Randmeeren.
1asien
CDU-Chef Friedrich Merz hat sich mit deutlichen Worten von Äußerungen des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer zur Russland-Politik distanziert. Kretschmers Meinung sei "nicht die Meinung der CDU", sagte Merz im ZDF-"Sommerinterview", das am Abend ausgestrahlt wird. Er wies dabei zurück, dass es innerhalb der CDU ein Ost-West-Gefälle in der Positionierung gegenüber Russland gebe.  Kretschmer sei nicht der einzige Ministerpräsident im Osten, so Merz. "Er ist nicht der einzige, und alle anderen Ministerpräsidentinnen und -präsidenten in Ostdeutschland sind anderer Meinung und die CDU auch." Die CDU stellt derzeit in zwei ostdeutschen Ländern den Ministerpräsidenten: Reiner Haseloff in Sachsen-Anhalt und Kretschmer in Sachsen, dem bevölkerungsreichsten Bundesland im Osten. Kretschmer hatte sich am Dienstag zum Thema Sanktionen gegen Russland geäußert. Dabei verwies er auf nötige Rohstofflieferungen aus Russland und forderte, es müsse gemeinsam versucht werden, auf Russlands Machthaber Wladimir Putin "einzuwirken". Deutschland sollte demnach dafür eintreten, dass dieser Krieg "eingefroren wird". Vor allem die Forderung des "Einfrierens" hatte für Verwunderung und Kritik gesorgt. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock kommentierte sie mit den Worten: "Ich weiß nicht, was das bedeuten soll." Zu Forderungen nach Verhandlungen mit Putin sagte die Grünen-Politikerin, man habe es in Russland mit "keiner rational handelnden Regierung" zu tun. Putin habe sich entschieden, "einen völkerrechtswidrigen Krieg vom Zaun zu brechen". Er wolle "in diesem Moment nicht reden, alles was er möchte, ist Leid und Krieg über die Ukraine zu bringen".Auch aus der CDU hatte es bereits in den vergangenen Tagen scharfe Kritik an Kretschmer gegeben. Unionsfraktionsvize Johann Wadephul sagte der "Süddeutschen Zeitung", Putin "wollte und will keine Vermittlung. Das ist offenkundig". Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter warf Kretschmer vor, "Wasser auf die Mühlen von Putins Propaganda" zu gießen. Ein Einfrieren des Krieges nütze einzig Russland, weil es dadurch etwa Streitkräfte neu ordnen und neue Handelspartner suchen könne, sagte Kiesewetter dem "Handelsblatt". Kretschmers Meinung sei "eine absolute Mindermeinung in der Union, die schlichtweg falsch ist, da sie ausschließlich das russische Narrativ bedient." Ähnlich - wenn auch etwas diplomatischer - äußerte sich jetzt auch CDU-Chef Merz in dem ZDF-Interview. Es gebe in der Partei "natürlich Diskussionen über dieses Thema". Die Partei habe aber dazu "eine ganz klare Meinung" und dazu gebe es auch Vorstandsbeschlüsse. Merz gab dabei die estnische Regierungschefin Kaja Kallas mit den Worten wieder: "Energie mag teuer sein, aber Freiheit ist unbezahlbar." Auf Zustimmung stieß Kretschmer an den Rändern des politischen Spektrums. Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht sagte, russische Rohstoffe und vor allem die relativ billige russische Energie seien "Existenzbedingungen für eine wettbewerbsfähige deutsche Industrie". In diesem Punkt habe Kretschmer recht. Der "Wirtschaftskrieg" ruiniere Deutschland, während er Putin kaum schade und das Sterben in der Ukraine nicht beende. Deshalb müsse verhandelt werden "und es müssen Kompromisse gemacht werden", so Wagenknecht.AfD-Chef Tino Chrupalla erklärte, Kretschmer schwenke in dieser Frage auf die Linie der AfD ein: "Nur so kann er seine Partei zu den Landtagswahlen 2024 fähig zu einer Koalition mit uns machen." Auch Chrupalla forderte, der Ukraine-Krieg müsse durch Diplomatie beendet werden. "Sonst nimmt das Sanktionsregime mit seinen katastrophalen Folgen für unseren Wohlstand doch niemals ein Ende."Möglicherweise hatte Kretschmer mit seiner Äußerung tatsächlich die Wähler im eigenen Bundesland im Blick - und die Gefahr, dass viele von ihnen 2024 ihr Kreuzchen bei der AfD machen könnten. Denn zumindest bei den Bürgern zeigt sich durchaus ein Ost-West-Gefälle in der Positionierung gegenüber Russland, das belegt der aktuelle ARD-DeutschlandTrend. Demnach sagen in den westdeutschen Bundesländern knapp zwei Drittel der Wahlberechtigten, dass sie die Sanktionen gegen Russland trotz möglicher Nachteile befürworten, in den ostdeutschen Ländern sagen dies nur knapp 40 Prozent.
3innenpolitik
Der Druck auf Finanzminister Christian Lindner in Zeiten von Unsicherheiten ist groß, das Geld im Haushalt zusammenzuhalten und gleichzeitig Finanzströme ausfindig zu machen, die am Fiskus vorbeigeschleust werden.Denn die Liste der kriminellen Machenschaften, wie man in Deutschland zum Beispiel Geld waschen kann, bleibt lang: von der Immobilie, die immer noch bar bezahlt werden kann, über Juweliere und Spielhallen, deren Bargeldströme immer noch nicht richtig kontrolliert werden können. Es fehlt häufig an gut ausgebildetem Personal und den richtigen Kontrollstrukturen. Nach wie vor gilt Deutschland als Geldwäscheparadies, in dem nach einer Schätzung der Universität Halle-Wittenberg 100 Milliarden Euro jährlich gewaschen werden. Ein Zustand, der schon seit Jahren von Experten bemängelt wird. Doch ein Bericht der internationalen Institution gegen Geldwäsche, der Financial Action Task Force (FATF), erhöht nun den Druck. Am Donnerstag wird der Bericht veröffentlicht und Deutschland, so heißt es aus Finanzkreisen, ein miserables Zeugnis ausstellen. Das musste auch der Finanzminister nun eingestehen und prescht vorauseilend mit der Idee vor, eine neue Kontrollbehörde zu schaffen. Aus einem Eckpunktepapier, das dem ARD-Hauptstadtstudio vorliegt, geht hervor, dass der Kampf gegen Finanzkriminalität und Sanktionsdurchsetzung - wie zum Beispiel aktuell gegen russische Oligarchen - nun unter einem Dach gebündelt werden soll. Konkret soll es drei Säulen geben. In der ersten die von Lindner neu vorgesehene Behörde, das Bundesfinanzkriminalamt. Der richtige Name für die Behörde steht wohl noch nicht fest. Das Motto schon: "Follow the money". Illegale Finanzströme soll die Behörde direkt verfolgen und bei den Ermittlungen und auch bei der Sanktionsdurchsetzung den Hut auf haben. In einer zweiten Säule ist die bereits bestehende Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen (FIU) vorgesehen, bei der bisher auch Verdachtsfälle auflaufen. Die FIU soll der neuen Behörde zuarbeiten. In die Kritik geraten war die FIU, die dem Zoll untersteht, weil viele Verdachtsfälle in der Vergangenheit unbearbeitet liegen blieben. Zudem soll in der dritten Säule der Nicht-Finanzsektor, wie etwa die Immobilien- oder auch Glücksspielbranche stärker kontrolliert werden, indem man eine zentrale Koordinierungsstelle schafft. Bisher gibt es mehr als 300 Aufsichtsbehörden in den Bundesländern. Lindners Vorstoß wird in der Ampel-Koalition positiv wahrgenommen, ist im Detail aber noch nicht abgestimmt. Der SPD-Abgeordnete Sebastian Fiedler war viele Jahre Kriminalpolizist und erklärt gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio: "Mit einer effizienteren Bekämpfung von Geldwäsche wird eine der größten Gerechtigkeitslücken angegangen." Derzeit müsse Deutschland enorme Kosten stemmen, und gleichzeitig gebe es in Deutschland jährlich Geldwäsche in Höhe von 100 Milliarden Euro, wovon der Staat weit unter ein Prozent aufdecke.  Wichtig sei, dass es für den Nicht-Finanzsektor eine zentrale Aufsichtszuständigkeit für Geldwäsche im Bund gebe. Die Länder seien zu unterschiedlich und personell weitestgehend schlecht aufgestellt. Das habe übrigens der Bundesrat auch schon 2012 gefordert. Und seitdem sei nichts passiert. Generelle Zustimmung hört man auch bei den Grünen. "Viel zu lange hatten zu viele Akteure den Hut auf, es fehlten Ressourcen und das nötige Wissen", sagt Marcel Emmerich, Obmann im Innenausschuss. Da viele Kriminelle mit ihrem "schmutzigen Geld" Häuser, Wohnungen oder auch Grundstücke bar und ohne Nachweis bezahlten, sei neben der Bundesbehörde auch ein Immobilienregister erforderlich. Den Ruf nach einem Immobilienregister hört man auch von Konrad Duffy von der Bürgerbewegung Finanzwende. "Einfach eine neue Behörde schaffen, wird nicht die Probleme lösen", erklärt er. "Das haben wir auch bei der FIU gesehen." Wichtig sei, dass diese Behörden die richtigen Werkzeuge bekomme, um die Geldwäsche auch wirklich bekämpfen zu können. So soll sie auch Vermögen abschöpfen können und auch viel Transparenz über die Besitzer beispielsweise von Immobilien haben. Mehr Details will Lindner in den kommenden Tagen bekannt geben. Dafür wird er auch mit den Bundesländern sprechen müssen, in denen die zahlreichen Kontrollbehörden sitzen. Einen langen Weg wird der Finanzminister mit seinem Vorstoß vor sich haben, um illegale Finanzströme ausfindig zu machen.
3innenpolitik
Offiziell beginnt der Wahlkampf zwar erst heute, aber das hat die Kandidaten in Brasilien nicht daran gehindert, ihre Anhänger bereits zu mobilisieren. In Rio de Janeiro griffen am Wochenende evangelikale Rockbands in Gitarren-Saiten und spielten christliche Songs von Lkw-Plattformen für Tausende angereiste Gläubige. "Unsere Kraft kommt von Gott und Jesus, dem Erlöser", ruft Teilnehmerin Rosângela Rodrigues in die Fernsehkameras.Kurz darauf begann der politische Teil des "Marsches für Jesus" im Sambodrom von Rio: Präsident Jair Bolsonaro trat vor Tausende Anhänger. An seiner Seite seine Frau Michelle, die vor allem Wählerinnen mobilisieren soll. Und auch Silas Malafaia, ein einflussreicher evangelikaler Pastor, der streng konservative Werte predigt und seit Jahren zu den größten Unterstützern Bolsonaros zählt. Dass vor allem die Anhänger charismatischer Freikirchen für Bolsonaro auf die Straße gehen, ist kein Zufall. Vor allem sie waren es, die ihm 2018 eine Mehrheit verschafften. Während seiner Regierungszeit hatte Bolsonaro erklärt, dass "nur Gott ihn von der Macht entfernen" könne. Doch derzeit sieht es düster für den ehemaligen Hauptmann aus. Laut Umfragen liegt er deutlich hinter seinem Herausforderer, Ex-Präsident Lula da Silva. Womöglich auch wegen dieser trüben Aussichten schürt Bolsonaro seit Monaten Zweifel am elektronischen Wahlsystem Brasiliens. Dieses sei anfällig für Betrug, erklärte er kürzlich vor den Diplomaten. Beweise blieb er allerdings schuldig. Brasiliens Wahlbehörde TSE wies die Vorwürfe zurück. Sie wendet seit den 1990er-Jahren das System elektronischer Urnen an, um Stimmenkauf vorzubeugen. Vor jeder Wahl lässt sie es gemeinsam mit der Bundespolizei öffentlich testen. Dennoch wiederholt Bolsonaro seine Vorwürfe und hatte zudem im vergangenen Jahr erklärt, er werde, wenn nötig, Urteile eines Verfassungsrichters nicht länger befolgen. Gegen solche Angriffe auf Brasiliens Institutionen wehren sich immer mehr Brasilianer. "Rechtsstaat und Demokratie. Immer!", steht auf einem gigantischen Banner, das über die Fassade der Rechtsfakultät der Universität von Sao Paulo gespannt ist. Tausende drängen sich am 11. August im Innenhof. Sie alle sorgen sich um die Zukunft des Landes. Brasilien erlebe einen "Moment immenser Gefahren für die demokratische Normalität", heißt es in einem Manifest, das an diesem Tag an Universitäten auch in Rio de Janeiro, Brasilia oder Belo Horizonte verlesen wird. Auch wenn Präsident Bolsonaro darin nicht mit Namen genannt wird: Es ist offensichtlich, dass die Erklärung eine Reaktion auf die wachsende Befürchtung im Land ist, der ultrarechte Staatschef könnte eine mögliche Niederlage bei den Wahlen Anfang Oktober nicht akzeptieren - und deswegen zu ähnlichen Szenen aufstacheln, wie sie sich am 6. Januar vor dem US-Kapitol abspielten. "Wenn du ständig davon sprichst, dass das Wahlsystem nicht sicher ist und vor Betrug warnst, wenn du das Oberste Gericht unseres Landes und die Pressefreiheit in Frage stellst und zur Störung der verfassungsmäßigen Ordnung aufrufst, dann greifst du die Demokratie an", sagt Dimas Ramalho gegenüber der ARD. Er ist Berater des Rechnungshofes von Sao Paulo und hat das Manifest mit verfasst. Es lehnt sich an einen historischen Brief von 1977 an, damals eine Anklage gegen die düsteren Jahre der Militärdiktatur (1964 bis 1985). Der Vater von Ruth Melo wurde damals entführt und gefoltert, seine Tochter liest an diesem Tag das Manifest für die Demokratie: "Diktatur und Folter gehören heute der Vergangenheit an." Der Moment sei gekommen, Basta zu sagen, zu den konstanten Angriffen des Präsidenten. Emilia Mota, eine 20-jährige Studenten und Lula-Anhängerin, sagt: "Ich möchte wieder in einem Land leben, in dem wir mit Hoffnung auf die Zukunft blicken." Die Veranstaltung endete mit lauten "Weg mit Bolsonaro"-Sprechchören.Bolsonaro selbst zog das Manifest ins Lächerliche. Es sei ein "kleines Briefchen" das einige "Holzköpfe" und "Kommunisten" verfasst hätten. Zu den Unterzeichnern gehören allerdings einige der wichtigsten Unternehmer des Landes, Vertreter von Banken, ehemalige Richter des Obersten Gerichtshofes, drei Ex-Präsidenten und einige der erfolgreichsten Künstler Brasiliens. Es ist das erste Mal, dass sich großer zivilgesellschaftlicher Widerstand formiert, dem sich auch die Wirtschaftselite des Landes anschließt. Bolsonaros Herausforderer, der linke Ex-Präsident Lula da Silva, steht für einen Teil der Brasilianerinnen und Brasilianer zwar für eine bessere Vergangenheit mit einem langanhaltenden Wirtschaftsaufschwung - für viele aber auch für einen der größten Korruptionsskandale Lateinamerikas. Während seiner Präsidentschaft zwischen 2003 und 2010 galt Brasilien als Land der Zukunft: Die Wirtschaft boomte dank hoher Rohstoffpreise, man freute sich auf die Fußball-WM und Millionen schafften den Ausstieg aus der bittersten Armut. Gleichzeitig aber blühte die Korruption - nicht nur, aber eben vor allem in Lulas Arbeiterpartei. 2018 wurde der Ex-Präsident selbst wegen Schmiergeldzahlungen und Geldwäsche verurteilt. Statt schon damals bei den Wahlen anzutreten, wanderte Lula ins Gefängnis. Bolsonaro-Anhänger jubelten darüber. Lula spricht bis heute von einem politischen Prozess. Die Richter am Obersten Gerichtshof hoben 2021 alle Urteile gegen den linken Ex-Präsidenten wegen Verfahrensfehlern auf. Für Bolsonaros Anhänger ist die Aussicht auf eine zweite Präsidentschaft Lulas ein Graus. "Ich will nicht, dass Brasilien zu einem zweiten Venezuela wird", erklärt der 58-jährige Händler Gildson Costa Santos gegenüber der ARD, "ich will nicht, dass geklaut wird und auch nicht, dass der Amazonas an andere Länder verschachert wird".Der formale Freispruch Lulas ist für Bolsonaro ein erneuter Beweis, wie korrupt und parteiisch der Oberste Gerichtshof sei. Als Bolsonaro sich zum offiziellen Kandidaten seiner Partei ausrufen ließ, gab es demgemäß ein minutenlanges Pfeifkonzert - gerichtet gegen Brasiliens oberste richterliche Instanz. "Oberste Instanz ist das Volk", rief Bolsonaro damals seinen Anhänger zu und forderte sie auf, am 7. September "noch ein letztes Mal" auf die Straße zu gehen. Das Datum dürfte ihm imposante Bilder bescheren: Es ist der 200-jährige Unabhängigkeitstag Brasiliens, eigentlich ein Staatsakt mit Militärparade. Auf den Fotos werden jedoch vor allem Hunderttausende Bolsonaro-Anhänger in den Nationalfarben Grün und Gelb zu sehen sein. Unter ihnen kursieren in den sozialen Netzwerken alternative Wahlumfragen, die Bolsonaro weit vor seinem Herausforderer da Silva sehen. "Das könnte im Falle einer Niederlage Bolsonaros seine radikalen Anhänger anstacheln", fürchtet Marcelo Jasmim, Professor für Geschichte und Politikwissenschaften an der katholischen Universität von Rio. Viel wird darauf ankommen, wie sich Brasiliens Militär verhält. Bolsonaro hat bereits erreicht, dass die Streitkräfte eine stärkere Rolle bei der Beaufsichtigung der Wahlen einnehmen. Kürzlich besuchten Militärvertreter das Gebäude der leitenden Wahlbehörde und inspizierten Wahlmaschinen. Bislang zumindest deutet nichts darauf hin, dass die Generäle etwaige antidemokratische Aktionen unterstützen könnten.
0amerika
Die Bundesregierung und die Bundesnetzagentur rufen derzeit immer wieder zum Energiesparen auf. Das betrifft nicht nur den Gasverbrauch. Wegen der aktuellen Strompreise und der hohen Inflation stellt sich für Verbraucher zugleich die Frage, ob manches Elektrogerät zur Kostenfalle werden könnte. Die Verbraucherzentrale rät, den Stromverbrauch der Geräte im Haushalt unter die Lupe zu nehmen. Zu diesem Zweck lassen sich Strommessgeräte in Beratungsstellen ausleihen. "Gerade bei älteren Geräten besteht möglicherweise ein erhebliches Einsparpotenzial durch den Tausch gegen ein neues effizientes Gerät", sagt Sören Demandt von der Verbraucherzentrale NRW.Doch für wen lohnt sich der Kauf eines neuen Geräts? Gisela Renner, Vorstandsvorsitzende des Landesverbandes für Energieberatende Gebäudeenergieberater Nordrhein-Westfalen, verweist auf die Internetseite spargeraete.de. Dort sind in einer Online-Datenbank die sparsamsten auf dem Markt verfügbaren Waschmaschinen, Trockner, Waschtrockner, Geschirrspüler und Kühlgeräte aufgelistet - sortiert nach Stromverbrauch oder Gesamtkosten über die Lebensdauer der Geräte. Um zu erfahren, wie viel Geld man sparen kann, müsse man den Verbrauch des eigenen Gerätes 24 Stunden oder eine Woche lang messen und dann auf das Jahr hochrechnen. Diesen Wert sollte man mit dem aktuellen Strompreis multiplizieren und dann mit den Angaben des Neugeräts vergleichen, empfiehlt Renner. Verbraucherberater Demandt hat vor allem Kühlgeräte im Blick. "Kühlschränke, die älter als 15 Jahre sind, verbrauchen durchschnittlich so viel, dass hier meistens ein Austausch sinnvoll ist. Eingespart werden zum Beispiel durch den Austausch eines 15 Jahre alten Kühlschranks mit Gefrierfach im Schnitt 120 Kilowattstunden pro Jahr", so Demandt. "An welche Maßnahme oft nicht gedacht wird, welche aber sehr viel bringen kann, ist der Austausch von alten Heizungspumpen: Hier lassen sich bis zu 130 Euro pro Jahr sparen", sagt Demandt. Dabei geht er von einem Stromarbeitspreis von 33 Cent pro Kilowattstunde aus.Auch Wäschetrockner gehören zu den Geräten mit besonders hohem Verbrauch. Diese sollten daher nur genutzt werden, wenn das Trocknen an der Luft nicht möglich ist. Bei häufigem Einsatz empfiehlt es sich, bei der Geräteauswahl auf einen besonders niedrigen Verbrauch zu achten. Bei anderen Geräten lohne sich der Austausch von funktionierenden Geräten finanziell und ökologisch aber oft nicht, warnt Demandt.Die Geschäftsführerin der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft Co2online, Tanja Loitz, hat neben den Haushaltsgeräten auch die Unterhaltungselektronik im Blick. Sie verbrauche ebenfalls viel Strom. Sinnvoll sei es, hier schaltbare Steckdosenleisten einzusetzen, um die Geräte vom Netz zu nehmen, wenn sie nicht genutzt werden.Wie viel Strom und Energie durch einen Austausch von Geräten eingespart werden kann, hänge von der persönlichen Haushaltssituation ab. "Wie groß ist Ihr Haushalt, wie alt sind die Geräte, wie ist das Nutzerverhalten?" Loitz kommt beim Austausch eines alten Kühlschranks gegen einen neuen in der höchsten Energieeffizienzklasse sogar auf 240 kWh Strom, das wären umgerechnet etwa 70 Euro pro Jahr. "Völlig unterschätzt wird der Einsatz eines Wassersparduschkopfs. Wenn Sie Ihr Wasser über einen Durchlauferhitzer, also mit Strom, erwärmen, kommen hier bei einem Durchschnittshaushalt mit drei Personen über 200 Euro im Jahr zusammen. Bei den aktuell steigenden Strompreisen kann die Ersparnis noch deutlich höher ausfallen", erklärt Loitz. Co2online hat festgestellt: Auch wenn die Geräte immer energieeffizienter werden, ist der Stromverbrauch in privaten Haushalten in den vergangenen Jahren kaum gesunken. Das liege vor allem daran, dass die meisten Haushalte immer mehr Elektrogeräte haben, beispielsweise einen Laptop oder ein Tablet pro Person statt einen Rechner für alle. Außerdem gebe es immer mehr Erweiterungen zu den einzelnen Systemen. Dazu zählen etwa Soundsysteme oder leistungsstarke Grafikkarten, die zusätzlich Strom verbrauchen.Wer über eine Neuanschaffung nachdenkt, sollte auf jeden Fall den Energieverbrauch im Blick haben. "Elektrogeräte mit der höchsten Energieeffizienzklasse sind in der Anschaffung vielleicht ein wenig teurer. Dafür sparen sie langfristig deutlich mehr und entlasten dabei auch noch das Klima. Also eher Finger weg von günstigen Neuanschaffungen mit geringen Effizienzklassen", rät Loitz.Energieberaterin Renner rät, im Haushalt alle Geräte auf den Prüfstand zu stellen. "Grundsätzlich sollte man sich insbesondere bei Kühlschränken fragen: Stimmt die Gerätegröße noch, brauche ich das Zweitgerät im Keller noch?" Auch die Unterhaltungselektronik und Beleuchtung sollte man prüfen. "Viele nutzen bereits LED aber übersehen die stetig gewachsene Anzahl von Fernsehern oder Gaming-PCs. Nimmt die Ausstattung und Größe zu, kann das ebenfalls höhere Stromverbräuche zur Folge haben", so Renner.Glühbirnen sind in Haushalten nur noch selten zu finden, aber Halogen-Lampen sind noch weit verbreitet. Der Austausch von Halogen-Lampen durch sparsame LED spart circa 85 Prozent des Energiebedarfs, hat die Verbraucherzentrale ausgerechnet: Die Einsparung durch den Austausch von zehn Halogen-Lampen durch LED mit einer Brenndauer von 500 Stunden pro Jahr beträgt 180 Kilowattstunden im Jahr - also etwa 60 Euro."Es muss nicht gleich die Investition sein: Auch Verhaltensänderungen können den Stromverbrauch um zehn bis 15 Prozent reduzieren. Dazu zählt das abgetaute Eisfach genauso wie die richtige Befüllung der Waschmaschine", so Loitz.Auf ihrer Internetseite hat die Verbraucherzentrale Tipps zum Energie sparen aufgelistet. Dazu zählt: Geräte im Stand-by ausschalten, Spül- und Waschmaschine im ECO-Modus betreiben und Kapazitäten ausnutzen. Wer die Temperatur im Kühlschrank von sechs auf sieben Grad erhöht, spart im Jahr schon etwa sechs Prozent Strom.
6verbraucher
Das letzte Wort des Angeklagten fällt ebenso kurz wie kleinlaut aus. Viele "schmerzliche Erfahrungen", die er in den letzten Jahren machen musste, habe er selbst mitverschuldet, erklärt Franco A. Auch zu der langen Verfahrensdauer habe er mit seinem Verhalten beigetragen. All das bedaure er.Ob es echte Einsicht ist, die dafür sorgt, dass die letzte Einlassung von Franco A. vor dem Frankfurter Oberlandesgericht (OLG) so kurz ausfällt, oder Resignation, weiß am Ende nur er selbst. So wie letztendlich nur er selbst die Fragen beantworten kann, um die sich seit mehr als einem Jahr der ganze Prozess dreht: Wollte der Oberleutnant der Bundeswehr einen rechtsterroristischen Anschlag begehen? Und hat er sich eigens dafür als syrischer Flüchtling ausgegeben?Mehr als fünf Jahre ist es her, dass der mittlerweile 33-jährige Offenbacher am Flughafen der österreichischen Hauptstadt Wien festgenommen wurde. Zwei Wochen zuvor hatte er dort im Reinigungsschacht einer Behindertentoilette eine funktionsfähige und geladene Pistole deponiert. Als er zurückkehrt, um sie wieder an sich zu nehmen, klicken die Handschellen. Die Waffe war von einer Putzfrau entdeckt und der Polizei gemeldet worden. Diese wartete geduldig auf die Rückkehr von Franco A. Damit beginnt der Fall Franco A. Beim anschließenden Abgleich seiner Fingerabdrücke stellt sich heraus, dass diese bereits registriert sind: Unter dem Namen Benjamin David - ein in Bayern registrierter Flüchtling aus Syrien. Weitere Ermittlungen folgen. Und sie fördern Bedrohliches zu Tage. Nach der Festnahme in Wien war Franco A. schnell wieder auf freiem Fuß. Doch Ende April wird der Bundeswehroffizier erneut verhaftet. Nicht als einziger. Zwei Freunde, die nach Ansicht der Ermittler in A.s Terrorpläne eingeweiht und daran beteiligt gewesen sein könnten. Bei Hausdurchsuchungen werden Waffen, Munition und Sprengstoff sichergestellt. Der Generalbundesanwalt übernimmt die Ermittlungen. Fünf Jahre später sitzt Franco A. alleine auf der Anklagebank. Ein vermeintlicher Mitverschwörer wurde inzwischen wegen illegalen Waffenbesitzes verurteilt, beim anderen kam es nicht einmal zur Anklage. Für eine Terroranklage reichte es in beiden Fällen nicht. Bei Franco A. hingegen wurde die Anklage nach längerem juristischen Hin- und her zugelassen. Heute soll nun nach 14 Monaten Hauptverhandlung das Urteil fallen. Dass Franco A. verurteilt wird, steht fest. Die Frage ist: wofür? Der dreifache Vater hat den zeitweisen illegalen Besitz von Waffen, Munition und Sprengstoff eingeräumt. Ebenso hat er eingestanden, unter der falschen Identität als Benjamin David staatliche Unterstützung kassiert zu haben. Die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat jedoch verneint der Angeklagte nach wie vor. Seine Verteidigung pocht in diesem Anklagepunkt auf Freispruch. Tatsächlich hat die Beweisaufnahme in dem umfangreichen Verfahren sehr viele Indizien vorgelegt, jedoch keinen endgültigen Beweis.Wenn der Prozess allerdings etwas sehr klar belegen konnte, ist es das Weltbild des Angeklagten. In zahlreichen Aufzeichnungen und Sprachmemos hat A. selbst festgehalten, dass er rechtsextremen Verschwörungstheorien anhängt, etwa daran glaubt, dass die westlichen Gesellschaften durch gezielt gesteuerte Massenmigration zerstört werden sollen, dass die USA versuchten, "ihr dreckiges demokratisches System" dem Rest der Welt aufzuzwingen und dabei von "den Juden" kontrolliert würden. Franco A. hielt mit solchen Ansichten nicht hinterm Berg. Er äußerte sie offen gegenüber Kameraden und hielt sie auch in einer Masterarbeit an der französischen Militärakademie Saint Cyr fest. Diese wurde zwar abgelehnt - dabei beließen es seine Vorgesetzten aber auch. Weitere Konsequenzen musste der Berufssoldat nicht fürchten.Die Verteidigung zeichnet derweil ein gänzlich anderes Bild ihres Mandanten. Franco A. habe sich lediglich als Flüchtling ausgegeben, um zu dokumentieren, wie leicht sich das deutsche Asylsystem ausnutzen lasse. Dafür, so erklärte sein Verteidiger Moritz David Schmitt-Fricke, solle er nun in einem politischen Prozess abgestraft werden. Sollte das Urteil gegen Franco A. milde ausfallen, könnte er den Gerichtssaal am Freitag jedenfalls als freier Mann verlassen. Seit Februar befindet er sich erneut in Untersuchungshaft. Nachdem er bei einer Reise an seinen ehemaligen Wohnort Straßburg in Frankreich Aufzeichnungen und Nazi-Devotionalien an sich genommen hatte, ging das Gericht von einer Verdunklungsgefahr aus.
3innenpolitik
Bochum spielte am Sonntag (18.09.2022) im strömenden Regen gegen den 1. FC Köln 1:1 (1:0) und holte immerhin den ersten Punkt der laufenden Bundesliga-Saison. Kölns Benno Schmitz (9. Minute) brachte den VfL per Eigentor in Führung, Linton Maina (88.) gelang noch der Ausgleich.Bochum bleibt mit einem Punkt Tabellenletzter, geht aber nicht als erster Klub in die Bundesliga-Historie ein, der mit sieben Niederlagen startet. Köln steht mit zehn Punkten in Schlagdistanz zu den internationalen Plätzen.Unter Interimscoach Heiko Butscher ging der VfL früh in Führung, wenn auch glücklich. Nach einer Flanke von Linksaußen Gerrit Holtmann schoss Jonas Hector Schmitz an, von dessen Standbein der Ball ins Tor ging. In der 20. Minute hatte Bochum Pech: Holtmann setzte den Ball aus 14 Metern an den linken Pfosten.In der Folge baute der VfL in erster Linie auf eine stabile Defensive und lauerte auf Konter, Köln blieb aber offensiv trotz Chancenplus unterm Strich zu harmlos. Die beste Chance für den FC vor der Pause vergab Ellyes Skhiri (40.) nach einem Freistoß, als er knapp am kurzen Eck vorbeiköpfte.Mit viel Leidenschaft und Einsatzwille, allen voran das erst 18-jährige Eigengewächs Tim Oermann bei seinem Ligadebüt, arbeitete Bochum auch im zweiten Durchgang an den ersten Punkten. Eine Schrecksekunde gab es nach gut einer Stunde. Nach einer Flanke köpfte der eingewechselte Maina am zweiten Pfosten aufs Tor. VfL-Schlussmann Manuel Riemann wischte den Ball mit einer Weltklasse-Parade von der Linie. Allerdings hätte ein Treffer wegen Abseits nicht gezählt.Köln warf nun alles nach vorne. Erst klärte Riemann (75.) riskant 35 Meter vor dem Tor einen Steilpass von Eric Martel, eine Minute später lenkte Bochums Schlussmann einen tückischen Schlenzer von Maina um den Pfosten, dann traf Sargis Adamyan aus neun Metern nur den Innenpfosten.Am Ende belohnte sich der FC für seine Schlussoffensive, als Maina kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit der Ausgleich gelang. Nikola Soldo (90.+4) vergab aus kurzer Distanz sogar noch die Riesenchance zum Kölner Sieg.Unklar ist, wie lange Butscher als Bochums Interimstrainer weitermacht. Der 42-Jährige, der eigentlich die U19 betreut und zum dritten Mal eingesprungen ist, hatte zwar eingeräumt, dass es "total viel Spaß macht, mit einer Bundesligamannschaft zu trainieren". Aber er betonte auch: "Ich mache es nur, solange ich gebraucht werde. Das haben wir klar kommuniziert."Erwartet wird, dass der Bundesligaletzte in der Länderspielpause einen neuen Trainer präsentiert. "Erste Gespräche" mit Kandidaten für die Nachfolge von Reis bestätigte Sportgeschäftsführer Patrick Fabian bei "DAZN". Mehr wollte der 34-Jährige nicht verraten. Das Anforderungsprofil sei komplexer, als das in ein paar Sekunden darzustellen sei, sagte der ehemalige Bochumer Abwehrspieler.Am 8. Spieltag reist der VfL Bochum zu RB Leipzig (Samstag, 01.10.2022, 15.30 Uhr). Zur gleichen Zeit empfängt der 1. FC Köln die Borussia aus Dortmund.Quelle: sportschau.de
4sportschau
Im Rechtsstreit um geheime Dokumente, die bei einer Durchsuchung im Anwesen von Ex-US-Präsident Donald Trump entdeckt worden sind, sehen Ermittler Hinweise auf eine mögliche Behinderung der Justiz. Die zuständigen US-Staatsanwälte reichten bei einem Gericht in Florida ein 54-seitiges Papier ein, in dem sie ihre Belege dafür darlegen. Man habe "Beweise dafür gefunden, dass Regierungsunterlagen wahrscheinlich versteckt und aus dem Lagerraum (in Trumps Villa) entfernt wurden, und dass wahrscheinlich Anstrengungen unternommen wurden, die Ermittlungen (...) zu behindern", schrieb das Justizministerium in einem am späten Abend (Ortszeit) veröffentlichten Gerichtsdokument.Anfang August hatte die Bundespolizei FBI Trumps Villa Mar-a-Lago in Palm Beach im Bundesstaat Florida durchsucht. Das FBI beschlagnahmte dort mehrere als streng geheim eingestufte Dokumenten-Sätze. Da Trump nach seiner Amtszeit die Unterlagen in seinem privaten Anwesen aufbewahrt haben soll, könnte er gegen das Gesetz verstoßen haben. Dies wird nun untersucht. Ein amerikanisches Gesetz schreibt vor, dass Briefe, Notizen, E-Mails, Faxe und andere schriftliche Korrespondenz eines Präsidenten für die Nachwelt archiviert werden müsse. Das Justizministerium erklärte, es habe mehrfach versucht, sämtliche Dokumente zurückzubekommen. Am 8. August kam es schließlich zu einer Durchsuchung von Mar-a-Lago, bei der das FBI Dutzende Kisten beschlagnahmte. Trump argumentiere bislang unterschiedlich, warum er das Material für sich behielt. Am Donnerstag steht eine Anhörung vor einem Gericht in West Palm Beach an, bei der es um Trumps Antrag geht, die Prüfung der bei der Razzia konfiszierten Dokumente einer extra beauftragten neutralen Person zu überlassen - und nicht den Regierungsermittlern. Der Ex-Präsident kritisierte die Razzia als weiteren Beleg für angebliche Versuche, ihn politisch auszuschalten. Der 76-Jährige schürte mehrfach Spekulationen, dass er bei der Präsidentenwahl 2024 erneut kandidieren könnte. Der Republikaner war von 2017 bis 2021 Präsident.
0amerika
Es sind Milliardensummen, die die Pharmabranche in den vergangenen Monaten verdient hat. Das verrät der Blick in die Quartalsberichte: Der Corona-Impfstoffhersteller BioNTech verdiente im ersten Quartal 3,7 Milliarden Euro, genauso viel wie Konkurrent Moderna aus den USA. Die Pandemie sorgte für satte Gewinne. Doch an der Börse sei es ruhig geworden um Covid-19, sagt Thomas Schießle, Pharma-Experte von Equi. "Wir können in Zukunft davon ausgehen, dass diese Erkrankung beherrschbar ist. Nicht nur auf der Schiene Impfen, sondern auch auf der Schiene Therapie und in diese Richtung entwickelt sich auch der Markt", sagt er. Auch deshalb sind Papiere von BioNTech & Co. für Anleger unattraktiver geworden. Seit Anfang des Jahres haben Kurse oft zweistellig verloren. Trotzdem sind die Entwickler von Impfstoffen ein wichtiger und vielversprechender Wachstumsmotor der Pharma-Branche. Bei BioNTech etwa erhofft man sich durch die mRNA-Technologie auch Erfolge bei anderen Krankheiten. Geforscht wird zum Beispiel gegen Krebs, auch Impfstoff gegen Tuberkulose und Gürtelrose sind in der Entwicklung. Das kostet viel Geld. Die großen Pharmakonzerne wiederum investieren auch kräftig. In der Branche seien besonders Firmenübernahmen oder Fusionen ein Mittel zum Zweck, erklärt Uwe Treckmann, Analyst bei der Commerzbank. Pharmariesen wie Pfizer "kaufen dann möglichst Biotech-Unternehmen auf, die in Bereichen forschen oder auch schon Medikamente am Markt haben, die das Geschäft, was man schon hat, zielführend ergänzen." Im ersten Halbjahr war die Zahl der Übernahmen und Fusionen in der Branche überschaubar, was insbesondere am Ukraine-Krieg und der hohen Unsicherheit an den Finanzmärkten lag. Doch Gerüchte und Spekulationen bestärken einige Experten, dass es im Laufe des Jahres eine Übernahmewelle geben könnte.Zu beobachten ist auch, dass sich Branchenriesen von Altprodukten trennen. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer etwa hat angekündigt, sich von seinem Testosteron-Geschäft zu trennen. Längst hat ein tiefgreifender Strukturwandel begonnen. Viele Konzerne krempeln ihr Geschäft um, verkaufen Randbereiche, passen ihre Strategie an. Große Beachtung findet aktuell eine Diskussion in den USA. Es geht um Medikamentenpreise. Seit Jahren verdient die Pharmabranche in den Vereinigten Staaten besonders gut wegen überdurchschnittlich hoher Gewinn-Margen. In der Politik wächst dagegen der Widerstand. Präsident Joe Biden möchte die Preise senken, damit für die Menschen Medikamente wieder erschwinglicher werden. Das geschehe zum Ärger der Pharmabranche, erklärt Treckmann. "Die Gefahr wächst, dass man eben nicht immer künftig noch die Preise erzielen kann, die man derzeit erzielt, und nicht diese Wachstumsraten aufweisen kann", sagt er. Dadurch fielen dann künftige Gewinne nicht mehr so hoch aus. Eine Gefahr, die auch an der Börse nicht gerade für Freudensprünge sorgt.
5unternehmen
Zweieinhalb Monate nach der Ermordung von Shinzo Abe findet in Tokio ein hochumstrittenes Staatsbegräbnis für den früheren Premier Japans statt. Es bildet den vorläufigen Höhepunkt einer innenpolitischen Krise in Japan. Dabei geht es vor allem um den Einfluss religiöser Institutionen auf die Politik.Immer wieder hatte es in den vergangenen Wochen lautstarke Proteste gegeben - was sehr unüblich in Japan ist. Laut aktuellen Umfragen sind über 60 Prozent der Japanerinnen und Japaner gegen den Staatstrauerakt. Mehr als 400.000 Menschen unterzeichneten eine entsprechende Petition im Internet. Zuletzt steckte sich ein Mann in der Nähe des Regierungssitzes in Tokio aus Protest sogar in Brand. Die Volksseele kocht. "Der Staat will etwas durchziehen und dafür sehr viel Geld ausgeben, das mehr als die Hälfte des Volks ablehnt. Ich verstehe das einfach nicht und konnte nicht zu Hause sitzen bleiben," sagte eine Demonstrantin bei einem Protest gegen das Staatsbegräbnis.Umgerechnet fast zwölf Millionen Euro Steuergelder kostet der Trauerakt. Sechs Mal so viel wie ursprünglich vermutet. Darüber würden viele Menschen möglicherweise noch hinwegsehen, wenn die politische Leistung Abes nicht so umstritten wäre. Der Ex-Premier steht in seiner Heimat auch für Vetternwirtschaft, ungeklärte Skandale und eine sehr nationalistische Politik. Die Stimmung kippte aber endgültig, als herauskam, wie eng die Beziehungen zwischen Abe, seiner Liberaldemokratischen Partei, (LDP) und der südkoreanischen Moon-Sekte waren und sind. Für den Mörder von Abe war dies das Tatmotiv - und für die Opposition ist es ein gefundenes Fressen. Mizuho Fukushima, Abgeordnete der sozialdemokratischen Partei, spricht das aus, was vielen Wählern suspekt ist. "Immer engere Beziehungen zwischen der Regierungspartei und der Moon-Sekte kommen ans Licht. Aber dennoch wird es einen Staatsakt geben. Was glaubt ihr: Ist das nicht letztendlich eine Rechtfertigung für die Moon-Sekte?", fragte Fukushima in einer Rede.Eine ausländische Sekte ist eine wichtige Stütze der übermächtigen Partei in Japan. Das erschüttert das Vertrauen in die LDP, die Umfragewerte sinken rapide: Von deutlich über 50 Prozent auf nur noch knapp 40 Prozent. Der amtierende Premier Fumio Kishida sieht sich zum Handeln gedrängt. "Es gibt immer noch viele Menschen, die aufgrund von Medienberichten über enge Verbindungen zwischen Politikern der Liberaldemokratischen Partei Japans, einschließlich der Ministerinnen und Minister, und der Moon-Sekte besorgt und misstrauisch sind. Als Parteivorsitzender möchte ich mich aufrichtig entschuldigen," so Kishida. Tatsächlich gibt fast die Hälfte der LDP-Abgeordneten zu, Kontakte zu der Sekte zu haben. 14 Personen in seinem Kabinett hat Kishida schon ausgetauscht. "Die Minister, Vizeminister und parlamentarischen Staatssekretäre meines Kabinetts haben sich verpflichtet, zu überprüfen, ob die eigenen Beziehungen zur Moon-Sekte weiter bestehen und gegebenenfalls alle Verbindungen zu ihr abzubrechen," erklärte Kishida weiter.Am Umfragetief ändert das vorerst nichts. Auch weil mindestens drei Mitglieder des neuen Kabinetts in der Vergangenheit Geld an die Moon-Sekte gespendet haben. Der Einfluss religiöser, teils dubioser, Institutionen auf die Politik bleibt. Und so lange bleiben wohl auch die für Japan ungewöhnlich lauten Proteste.
1asien
Willi Orban (5. Minute) erzielte am 6. Spieltag die frühe Leipziger Führung, Dominik Szoboszlai erhöhte kurz vor der Pause (45.). Den Schlusspunkt für RB setzte Amadou Haidara (84.). Für RB war es der zweite Saisonsieg, Dortmund verlor zum zweiten Mal und verpasste den zwischenzeitlichen Sprung an die Tabellenspitze.Roses erste Minuten hätten definitiv schlechter laufen können: Nach kleinen Wacklern zu Beginn ging Leipzig in Führung: Nach einem Eckball von der rechten Seite lief sich Orban in großem Bogen im BVB-Strafraum frei und traf per Kopf. Dortmunds Keeper Alexander Meyer, der wie schon in der Champions League den verletzten Gregor Kobel vertrat, hatte in seinem ersten Bundesligaspiel schon nach fünf Minuten sein erstes Gegentor kassiert. Nachträglich verdiente RB sich die Führung dann auch - der BVB stand hinten gegen die schnellen Leipziger Konteransätze das ein oder andere Mal etwas zu luftig und selbst kamen die Dortmunder trotz Ballbesitzvorteilen kaum aussichtsreich vor das Tor von Peter Gulacsi. Die österreichische Doppel-Sechs mit Xaver Schlager und Konrad Laimer störte immer wieder erfolgreich die Kombinationen der Elf von Edin Terzic. Kurz vor dem Pausenpfiff fiel dann sogar noch das 2:0 für die Gastgeber, als Szoboszlai nach einem Leipziger Umschaltmoment aus gut 22 Metern einfach mal drauf hielt und die Kugel oben rechts im Eck einschlug. Weil sich das Bild auch in Hälfte zwei zunächst nicht änderte, zog BVB-Coach Terzic nach nicht einmal einer Stunde schon zwei Wechseloptionen: Youssoufa Moukoko und Giovanni Reyna ersetzten Julian Brandt und Marius Wolf. Tatsächlich brachte das ein bisschen Schwung. Nach 62 Minuten flankte Reyna auf den bis dato unsichtbaren Anthony Modeste, dessen aussichtsreicher Volleyversuch aber zu hoch angesetzt war. Doch dem BVB fehlte der nötige Esprit, um sehr stabile Leipziger wirklich noch in Bedrängnis zu bringen. Die Hausherren konzentrierten sich in der Folge noch mehr aufs Kontern und stellten rund um Orban und den Ex-Dortmunder Abdou Diallo eine sehr stabile Abwehrkette, die ihre Aufgaben größtenteils schnörkellos erledigte. Kurz vor Schluss machte Haidara schließlich den Deckel auf die Partie, als er einen Querpass vom agilen Timo Werner nur noch im leeren Tor unterbringen musste (84.).Am Mittwoch haben sowohl Leipzig als auch Dortmund zwei Fußball-Schwergewichte in der Champions League vor der Brust. Leipzig reist ins Estadio Santiago Bernabéu zu Real Madrid (14.09.2022 um 21.00 Uhr). Dortmund kämpft bei Manchester City um wichtige Punkte. In der Bundesliga laden die Schwarz-Gelben am kommenden Wochenende zum Revierderby gegen den FC Schalke 04 (Samstag, 17.09.2022 um 15.30 Uhr). Leipzig muss drei Stunden später zum Spitzenspiel in Gladbach antreten.Quelle: sportschau.de
4sportschau
Nur wenige Internetnutzer nehmen die Möglichkeit wahr, ihre Internet-Geschwindigkeit zu protokollieren, um gegenüber ihrem Breitband-Anbieter eine Preisminderung zu verlangen. Die Zahl der Messungen ging in den vergangenen Monaten zurück.Von Mitte Dezember bis Ende Juni wurden laut der Bundesnetzagentur rund 22.000 Messungen mit der Breitbandmessung-App, die die Behörde zur Verfügung stellt, abgeschlossen. Damit war die Zahl der Messungen war zuletzt rückläufig, denn bis Ende Februar wurden laut Netzagentur bereits rund 15.000 Messungen von Verbrauchern vorgenommen. In den vier folgenden Monaten kamen also nur rund 7000 dazu. Dabei könnte wohl ein Großteil der Bürger einen Preisnachlass beim Internet-Zugang durchsetzen. Denn bei den erfolgten Messungen wurde "fast ausschließlich" ein Minderungsanspruch festgestellt worden, so die Bundesnetzagentur.Ein solcher Anspruch besteht, wenn das Internet schlechter ist als vertraglich vereinbart. Dabei gibt es Vorgaben zur maximalen, zur minimalen und zur normalerweise zur Verfügung stehenden Bandbreite. Die Bundesnetzagentur hat eine Desktop-App zur Verfügung gestellt, mit deren Hilfe dies überprüft werden kann. Dass die Internet-Zugänge in Deutschland in vielen Fällen nicht die Übertragungsgeschwindigkeiten gewährleisten, die den Kunden vertraglich zugesichert wurden, hat die Behörde erst vor wenigen Wochen noch einmal bestätigt. Über alle Bandbreiteklassen und Anbieter hinweg wurde demnach im Festnetz nur bei 36,5 Prozent der Nutzer die vertraglich vereinbarte maximale Downloadgeschwindigkeit voll erreicht oder überschritten. 83,5 Prozent der Nutzer erhielten im Messzeitraum von Oktober 2020 bis September 2021 mindestens die Hälfte der vereinbarten maximalen Datenübertragungsrate. Im Mobilfunk lag das generelle Niveau den Angaben zufolge sogar noch deutlich unter dem im Festnetz. So wurde nur bei lediglich 2,6 Prozent der Nutzer die vertraglich vereinbarte maximale Datenübertragungsrate im Download voll erreicht oder überschritten.Aus Sicht von Verbraucherschützern ist der Preisminderungsanspruch vielen Kunden noch nicht bekannt genug. Zudem sei das Mess-Tool der Bundesnetzagentur in der Anwendung sehr aufwendig, wie Felix Flosbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen sagt: "Das ist eine Hürde, die für viele Verbraucherinnen und Verbrauchern zu hoch ist - obwohl ihr Internet daheim mies ist." Die rechtsverbindliche Messmöglichkeit erfordert 30 Tests an mehreren Tagen. Erst dann ist eine Messung - auch "Messkampagne" genannt - abgeschlossen. Unklar ist ebenfalls, wie hoch die Preisminderung ausfällt, nachdem eine nicht vertragsgemäße Internet-Geschwindigkeit ermittelt wurde. Dies müssen die Nutzer mit ihrem Anbieter direkt und stets im Einzelfall klären. Laut Verbraucherschützer Flosbach würden von den Internet-Anbietern häufig noch immer unrealistische Datengeschwindigkeiten verkauft werden: "Leider gibt es noch immer eine große Kluft zwischen Marketing und Wirklichkeit in der Kommunikation der Telekommunikationsbranche."Von Seiten der Industrie gibt es dagegen eine andere Einschätzung zu den Zahlen der Messungen. Vodafone etwa sieht einem Firmensprecher zufolge in der sinkenden Zahl der eingereichten Geschwindigkeits-Tests "ein positives Zeichen, dass unsere fortlaufende Netzaufrüstung bei unseren Kunden ankommt". Auch der Branchenverband VATM hält die "sehr geringen Beschwerdezahlen" für einen Beleg dafür, "dass die ganz überwiegende Mehrheit der Nutzerinnen und Nutzer mit ihren Internetanschlüssen zufrieden" ist. Schwankungen in der Download-Geschwindigkeit seien zudem insbesondere bei Kupferleitungen normal. Sie bedeuteten nicht automatisch eine schlechtere Nutzungsmöglichkeit beim Internet-Anschluss.
6verbraucher
Eine Gruppe von Anwälten und Aktivisten hat Klage gegen die Stadt San Francisco eingereicht, weil sie gegen die Verfassungsrechte ihrer obdachlosen Bevölkerung verstoße. Die Bürgerrechtsgruppe Coalition on Homelessness hatte die Klage gemeinsam mit Anwälten der ACLU of Northern California und des Lawyers’ Committee for Civil Rights of the San Francisco Bay Area im Namen von sieben Obdachlosen vorbereitet."Wir haben über drei Jahre eine riesige Beweismenge gesammelt, dass die Stadt gegen die Rechte der Obdachlosen verstößt", sagte Jennifer Freidenbach von der Coalition on Homelessness. "Wir hoffen, einen dramatischen Wandel von einer Stadt, die auf Obdachlosigkeit mit Durchsuchungen, mit der Beschlagnahme von Eigentum und der Kriminalisierung armer Menschen reagiert, zu einer Stadt zu erreichen, die das Problem stattdessen durch die Bereitstellung von Wohnraum angeht."In der 105-seitigen Klageschrift wird argumentiert, dass die Stadt sowohl Bundesrecht als auch eigene Gesetze bricht. Die nordkalifornische Metropole vermittele zwar "das Bild von der fürsorglichen Gemeinde", die einen Plan gegen Obdachlosigkeit habe. Doch jahrzehntelange Untätigkeit in der Wohnungspolitik habe Zehntausende Menschen gezwungen, Unterschlupf in Zelten und Fahrzeugen zu suchen. San Franciscos bisherige Versuche, Obdachlose unterzubringen, seien seit langer Zeit umstritten und zudem ineffektiv und teuer. Obwohl bereits in bezahlbare Wohnungen investiert werde, blieben viele Menschen weiterhin jede Nacht ohne Obdach."Immer wieder hat sich die Stadt nicht einmal an ihre eigenen Richtlinien gehalten", sagt Zal Shroff, Mitautor der Klageschrift und einer der führenden Anwälte in dem Fall. Auf dem Papier sähen die Vorgaben gut aus, aber in der Praxis hätten sie sich als "brutal und kontraproduktiv" herausgestellt.Die Stadt wende zudem harte Methoden an, um Obdachlose zu vertreiben, heißt es in der Klageschrift. Ihnen sei mit einer Festnahme gedroht worden, einige seien auch in Gewahrsam genommen worden. Bei frühmorgendlichen Räumungen von Lagern bekämen sie kein Angebot für eine Unterkunft - obwohl es das Gesetz vorschreibe. Diese illegalen Praktiken müssten gestoppt werden, so Shroff. Es müsse eine Debatte über die Ursachen von Obdachlosigkeit geben.In San Francisco leben einer jährlichen Untersuchung zufolge aktuell 7754 Menschen auf der Straße. Immer weiter steigende Mieten in der Region haben in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass Zehntausende Menschen ihre Wohnung verloren. Die Anwälte rechnen, dass 6700 neue bezahlbare Wohnungen entstehen müssten, um jede momentan obdachlose Person unterzubringen. Die Kosten schätzen sie auf 4,8 Milliarden US-Dollar - also rund fünf Milliarden Euro.San Franciscos Bügermeisterin London Breed und Staatsanwalt David Chiu wollten sich bisher nicht zu der Klage äußern. Ihre Büros verwiesen aber darauf, dass die Stadt bereits die temporären Unterkünfte ausbaue. Außerdem würden mehr dauerhafte Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen - seit 2020 fast 3000 Wohnungen inklusive eines Betreuungsangebots für Obdachlose.Die stellvertretende Direktorin der Abteilung für Obdachlosigkeit und unterstützendes Wohnen der Stadt, Emily Cohen, sagte, San Francisco habe "einen serviceorientierten Ansatz zur Bekämpfung ungeschützter Obdachlosigkeit" und konzentriere sich auf "erweiterte vorübergehende Unterkünfte und dauerhafte Unterkünfte, um Menschen, die auf der Straße leben, einen tragfähigen alternativen Ort zu bieten, der sicher, würdevoll und einladend ist".Obwohl die Klage selbst Jahre dauern könnte, hoffen die Anwälte, dass in den nächsten fünf bis sechs Wochen eine Dringlichkeitsanhörung stattfindet. Die Anhörung könnte dazu führen, dass Teile der Durchsuchungen und Räumungen für die Dauer des Rechtsstreits eingestellt werden.
0amerika
Zum 1. September läuft der sogenannte Tankrabatt aus. Ob die Verbraucher dann ein jäher Preissprung auf mehr als zwei Euro je Liter Benzin oder Diesel erwartet, ist durchaus nicht klar. Der Preis dürfte aber zumindest auf Sicht einiger Tage und Wochen deutlich anziehen. Sollte der Preisabschlag des Tankrabatts direkt am morgigen Septemberanfang an der Zapfsäule voll zurückgefahren werden, werden Kraftstoffe für die Autofahrerinnen und Autofahrer schlagartig teurer. Bei Benzin beträgt der Rabatt heute letztmalig 35 Cent je Liter, bei Diesel 17 Cent je Liter (jeweils inklusive der Ersparnis bei der Mehrwertsteuer). Aber auch gasbetriebenes Autofahren war in den vergangenen drei Monaten billiger. Der Preis für Erdgas (CNG/LNG) wurde um rund sechs Cent je Liter rabattiert, Flüssiggas (LPG) war in den vergangenen Monaten um knapp 13 Cent je Liter günstiger. Würden diese Preisnachlässe komplett auf den derzeitigen Treibstoffpreis aufgeschlagen, dann würden für Superbenzin rund 2,20 je Liter fällig, Diesel würde bei etwa 2,17 Euro pro Liter liegen. Dass es so kommt, ist zumindest für die erste Zeit nach dem Wegfall des Rabatts nicht sicher. Nach Angaben des ADAC haben die Tankstellenbetreiber in den vergangenen Wochen unterschiedlich vorgesorgt. Viele haben ihre Tanklager noch mit günstigem Sprit aufgefüllt. Deshalb könnten sie auch in den ersten Septembertagen noch günstige Preise anbieten, um sich einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz zu verschaffen. In den vergangenen Wochen waren die Spritpreise nach einem Tiefstand Anfang August wieder deutlich geklettert. Dabei spielte allerdings weniger eine hohe Nachfrage durch Autofahrer eine Rolle als andere Einflussfaktoren: So stieg der Rohölpreis zuletzt wieder auf deutlich mehr als 100 Dollar je Fass (159 Liter) bei der Nordseesorte Brent an. Der gleichzeitige Verfall des Euro gegenüber dem US-Dollar wirkt ebenfalls tendenziell treibend auf die Spritpreise, denn Öl wird in Dollar gehandelt. Verteuert sich die US-Währung also gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung wird auch Öl, und damit auch Benzin und Diesel, in Euro gerechnet teurer. Zuletzt hatte sich auch ein weiterer Preistreiber für Sprit bemerkbar gemacht: Laut den Experten des Essener Wirtschaftsforschungsinstituts RWI ist dies die Trockenheit und der damit verbundene niedrige Pegelstand des Rheins. Das sorge vor allem bei Diesel für hohe Transportkosten und damit steigende Preise. Bei Superbenzin der Sorte E10 zeige sich zwar der gleiche Effekt - allerdings in geringerem Ausmaß, da Superbenzin im Vergleich zu Diesel weit weniger importiert werden muss. Verbrauchern empfiehlt der ADAC statt einem Tankstopp am heutigen letzten Augusttag, lieber die Preise im Blick zu behalten und günstige Gelegenheiten für das Tanken zu nutzen. Mithilfe von Preisapps dürfte es auch Anfang September noch günstige Preise für Diesel und Super geben. Wer dennoch Sprit "hamstern" will, sollte neben möglicher Schlangen an den Tankstellen auch Obergrenzen für das private Lagern von Treibstoff beachten. Bis zu 60 Liter je Kanister und 240 Liter je "Beförderungseinheit" sind zwar erlaubt. Doch einerseits ist dies mit großen Gefahren verbunden, weil es sich um leicht entzündliche Treibstoffe handelt. Der ADAC rät deshalb davon ab, mehr als zehn Liter auf Reserve zu tanken. Das Lagern von größeren Mengen Treibstoff stellt zudem ein Problem für die meisten Bürgerinnen und Bürger dar. Der Versicherer Ergo weist etwa darauf hin, dass nur spezielle bruchsichere Kanister nach DIN-7274 und 16904 genutzt werden dürfen. Im eigenen Haus oder der Wohnung darf Treibstoff nicht gelagert werden. In einer Garage mit einer Fläche bis zu 100 Quadratmetern sind nur 20 Liter Benzin oder 200 Liter Diesel gestattet, im Keller sind weitere 20 Liter Kraftstoff erlaubt. Auch der Versicherer empfiehlt allerdings angesichts großer Risiken von Verunreinigungen und des Austretens giftiger Gase: "Lieber nicht!"
6verbraucher
Bei mehrtägigen Unruhen in Usbekistan sind nach amtlichen Angaben mindestens 18 Menschen ums Leben gekommen. Dies teilte ein Vertreter der Generalstaatsanwaltschaft, Abror Mamatow, mit.Die Proteste waren Ende vergangener Woche in Nukus ausgebrochen, der Hauptstadt der autonomen Republik Karakalpakstan im Westen des zentralasiatischen Landes. Sie richteten sich gegen eine geplante Verfassungsreform, in der die Souveränität der Region nicht mehr explizit erwähnt wird. Karakalpakstan wäre dann nur noch eine gewöhnliche usbekische Provinz.Mamatow sprach von "Massenunruhen". Nach Angaben der Nationalgarde gab es zudem mehr als 240 Verletzte. Davon seien 94 in Krankenhäuser gebracht worden. In Medienberichten war von deutlich mehr Todesopfern und Verletzten die Rede, ohne dass dies von offizieller Seite bestätigt wurde.Außerdem hatten die örtlichen Sicherheitskräfte bei der Auflösung der Proteste am vergangenen Freitag 516 Personen festgenommen. Viele von ihnen seien aber inzwischen wieder freigelassen worden.Angesichts der massiven Proteste reiste Präsident Schawkat Mirsijojew nach Karakalpakstan und kündigte an, auf die Verfassungsänderung zu verzichten. Er verhängte dann aber für vier Wochen den Ausnahmezustand. Unklar ist, ob er auch auf den neuen Passus verzichten will, der ihm den Verbleib im Amt sichern soll.Die Proteste hatten in der Provinzhauptstadt Nukus begonnen. Mirsijojew sprach von Randalierern, die bei "zerstörerischen Aktionen" Steine geworfen, Feuer gelegt und die Polizei angegriffen hätten. Die Demonstrationen sind - soweit bekannt - die größten Proteste gegen Mirsijojew seit seinem Amtsantritt 2016. In Karakalpakstan im Westen Usbekistans leben zwar nur etwa zwei Millionen der insgesamt etwa 35 Millionen Einwohner des Landes. Allerdings nimmt die Republik fast 40 Prozent der Landesfläche ein. Die Republik hat ein eigenes Parlament. Karakalpakisch ist neben dem Usbekischen als Amtssprache anerkannt. Ansonsten sind die Autonomierechte aber begrenzt.Der Binnenstaat Usbekistan ist ein streng kontrollierter zentralasiatischer Staat, in dem die Regierung hart gegen jede Form von Kritik vorgeht. Menschenrechtsorganisationen prangern unter anderem Polizeigewalt an. "Es gibt unbestätigte Berichte über exzessive Gewaltanwendung durch Sicherheitskräfte während der Proteste in Nukus am 1. Juli", schrieb der Direktor für Europa und Zentralasien bei Human Rights Watch, Hugh Williamson, via Twitter. Er forderte eine Untersuchung der Vorgänge.
1asien
Mehr als elf Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima sind vier ranghohe Ex-Manager des Energiekonzerns Tepco zu einer hohen Milliardenzahlung verurteilt worden. Ein Gericht in Tokio ordnete die Zahlung von 13 Billionen Yen (94,6 Milliarden Euro) an, wie japanische Medien berichteten. Geklagt hatten Aktionäre. Der Konzern will zu der Entscheidung keine Stellungnahme abgeben.Laut den Berichten ist es das erste Mal, dass ein Gericht ehemalige Führungskräfte für die Katastrophe verantwortlich gemacht hat. Das Urteil steht im Widerspruch zu der Entscheidung in einem Strafverfahren aus dem Jahr 2019, in dem das Bezirksgericht Tokio drei Tepco-Führungskräfte von dem Vorwurf der Fahrlässigkeit freisprach und urteilte, dass sie den gewaltigen Tsunami, der das Kernkraftwerk heimsuchte, nicht hätten vorhersehen können. Das am Meer gelegene Atomkraftwerk Fukushima war kurz nach einem schweren Erdbeben am 11. März 2011 von einem fast 15 Meter hohen Tsunami getroffen worden. Das Kühlsystem des Kraftwerks fiel aus, in drei der sechs Reaktoren kam es zur Kernschmelze. Die Katastrophe verwandelte umliegende Orte in Geisterstädte. Es war das schlimmste Atomunglück seit der Tschernobyl-Katastrophe von 1986. Durch den Tsunami kamen etwa 18.500 Menschen ums Leben. Der Kraftwerksbetreiber Tepco wurde wegen der Folgen der Atomkatastrophe sowohl von Betroffenen als auch von Aktionären verklagt. Kostspielig für den Energiekonzern ist auch der aufwendige Rückbau der Atomanlage.
1asien
Für viele Marktbeobachter waren die zuletzt gesunkenen Risikoaufschläge von italienischen Staatsanleihen im Vergleich zu deutschen Bundesanleihen ein kleines Rätsel. Der so genannte Spread hatte sich in den vergangenen Wochen von knapp 2,5 Prozentpunkten zeitweise auf rund 2,1 Prozentpunkte reduziert. Nun scheint klar: Dafür war in erster Linie wohl die Europäische Zentralbank (EZB) verantwortlich. Die Währungshüter unter der Leitung von Christine Lagarde haben einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge offenbar Anleihekäufe in Milliardenhöhe getätigt, um Italien, Griechenland, Spanien und Portugal zu stützen. Insgesamt beliefen sich die Nettoankäufe von Anleihen aus Italien, Spanien, Portugal und Griechenland danach auf 17,3 Milliarden Euro. Allein 9,8 Milliarden Euro soll die EZB auf den Kauf italienischer Bonds verwendet haben. "Gut möglich, dass der EZB der Spread zu hoch geworden ist, sodass sie sich gezwungen sah zu intervenieren. Damit könnte sie auch dem Markt signalisieren, dass sie das Händchen im Spiel hat und bereit ist zu agieren", kommentiert Commerzbank-Devisen-Analystin Antje Praefcke auf Anfrage von tagesschau.de. Dabei dürfte die EZB das Instrument eingesetzt haben, das die Notenbank als erste Reaktion auf Marktturbulenzen vorgesehen hat: Das Pandemieprogramm, im Notenbanker-Jargon kurz PEPP genannt, gilt als erste Verteidigungslinie der EZB gegen das Auseinanderdriften der Zinsen im Euro-Raum. Ein sprunghafter Anstieg der Spreads, also der Risikoaufschläge, von italienischen Staatsanleihen im Vergleich zu deutschen Bundesanleihen hatte EZB-Chefin Lagarde im Juni zur Einberufung einer Dringlichkeitssitzung gezwungen. Dabei hatte sie ein neues Kriseninstrument angekündigt, dass der Fragmentierung im Euro-Raum entgegenwirken soll. Vor zwei Wochen wurde dieses dann offiziell auf der Pressekonferenz nach der EZB-Ratssitzung vorgestellt: Es hört auf den Namen Transmission Protection Instrument - kurz TPI. Mithilfe dieses Instruments soll ein zu weites Auseinanderdriften der Zinsen für Staatsanleihen zwischen den einzelnen Ländern im Euroraum vermieden werden. TPI ermöglicht gezielte und vor allem unbegrenzte Anleihekäufe einzelner hochverschuldeter Länder und lässt so deren Finanzierungskosten sinken. "Das TPI stellt eine Möglichkeit dar, den Markt zu beruhigen, sodass auch selbst hochverschuldete Länder höhere Leitzinsen verkraften können. Allerdings dominieren weiterhin die Tauben den EZB-Rat. Die Vertreter der hochverschuldeten Länder dürften - TPI hin oder her - auch künftig auf niedrige Leitzinsen drängen", erläutert Commerzbank-Analystin Praefcke. Ob ein Land das Kriseninstrument in Anspruch nehmen darf, entscheidet der EZB-Rat. Er hat hierfür verschiedene Bedingungen genannt, die sich grundsätzlich auf eine solide Haushaltspolitik sowie eine nachhaltige makroökonomische Politik der Länder beziehen. Allerdings sind diese recht schwammig und breit gehalten, wie Ökonomen monieren. "Die EZB hat die Latte für die Anwendung des TPI sehr niedrig gehängt", ist auch Devisen-Expertin Praefcke überzeugt. Gut möglich daher, dass TPI schon bald seinen ersten Auftritt hat. Schließlich steht Italien weiterhin im Fokus der Bond-Anleger. Das Land befindet sich nach dem Rücktritt von Mario Draghi als Ministerpräsidenten - wieder einmal - mitten in einer politischen Krise. Für den 25. September sind Neuwahlen angesetzt. Mit einer nachhaltigen Beruhigung an den Anleihemärkten ist im Vorfeld nicht zu rechnen. Auch über den 25. September hinaus dürfte es mit Blick auf Italien spannend bleiben. Es scheine wenig wahrscheinlich, dass es nochmals gelingt, eine Einigung über die Parteigrenzen hinweg zu erreichen, zeigen sich die Experten der Helaba skeptisch. Eine Staatsschuldenkrise 2.0 oder gar einen "Italexit", also ein Ausscheiden Italiens aus dem europäischen Währungsraum, spiegele der Rentenmarkt derzeit allerdings noch nicht wider. Fakt ist aber auch: Der Spread Italien-Deutschland bewegt sich auch nach dem Eingreifen der EZB immer noch auf einem erhöhten Niveau von rund 220 Basispunkten. Zum Vergleich: Im Sommer vor einem Jahr hatte er sich noch zwischen 100 und 120 Basispunkten eingependelt. "Angesichts der Unsicherheit über die Kriterien für das TPI könnte der Markt die Bereitschaft der EZB testen, es einzusetzen", ist daher der Europa-Volkswirt der US-Investmentbank Goldman Sachs, Jari Stehn, überzeugt. Das gelte vor allem in Bezug auf Italien.
2finanzen
Ein Foto elektrisiert Amerika: Es zeigt Regierungsunterlagen, die wild durcheinander auf dem Fußboden verstreut herumliegen. Ins Auge stechen die Mappen mit dem roten Rand, auf denen "Secret" steht: Geheim! Und die mit dem gelben Rand, auf denen sogar "Top Secret" vermerkt ist: Streng geheim! In einer außergewöhnlichen Affäre ist dies die jüngste Außergewöhnlichkeit: Das US-Justizministerium hat dieses Bild veröffentlicht. Es wurde bei der Hausdurchsuchung in Mar-a-Lago aufgenommen. Darüber hinaus verlautbarte das Ministerium, wahrscheinlich seien Geheimdokumente "versteckt" und "beiseite geschafft" worden. Mit nie gesehener Offenheit füttern die Ermittler die Öffentlichkeit mit Zwischenständen; vermutlich auch aus Angst vor gewalttätigen Reaktionen fanatischer Trump-Anhänger. "Sollte Trump wegen fahrlässigem Umgang mit vertraulichen Unterlagen angeklagt werden", so prophezeit es der republikanische Senator Lindsey Graham, "dann wird es Krawalle auf den Straßen geben!" Trumps Anwälte versuchen derweil weiter, Misstrauen gegenüber den Ermittlungsbehörden zu säen: Gestern Abend reichten sie eine weitere Stellungnahme beim Justizministerium ein. Die Kernforderung darin: Ein neutraler Dritter, ein sogenannter "Special Master", solle die konfiszierten Dokumente sichten, bevor sie Gegenstand einer Anklage werden könnten. Der Jura-Professor John Yoo mutmaßte auf CNN, es handele sich um eine reine Verzögerungstaktik."Mit dem Einschalten eines 'Special Master' kann man gehörig Zeit gewinnen", meint Professor Yoo. Heute entscheidet ein Gericht in Florida, ob ein solcher Sonderbeauftragter eingesetzt wird. Das Ministerium argumentiert, das sei überflüssig, da die Sichtung des beschlagnahmten Materials bereits abgeschlossen sei. Dass Trumps Anwälte in ihrer 90-seitigen Stellungnahme fast ausschließlich für den "Special Master" argumentieren, verblüfft Professor John Yoo. "Was völlig fehlt, sind Reaktionen auf das veröffentlichte Foto und das Sicherstellen von rund hundert Geheimdokumenten", so der Jurist. Trumps Verteidigungslinie lautet jedoch, er hätte die Dokumente zum Ende seiner Präsidentschaft freigegeben und daher rechtmäßig aus dem Weißen Haus mitgenommen. Bleibt die Tatsache, dass Trump über weite Strecken fälschlicherweise behauptet hatte, sämtliche Regierungsunterlagen aus seinem Privathaus zurückgegeben zu haben. Sein ehemaliger Sicherheitsberater John Bolton meint, damit könnte zumindest der Tatbestand der Justizbehinderung erfüllt sein.
0amerika
Angesichts zahlreicher Krisen weltweit hat UN-Generalsekretär António Guterres vor dem steigenden Risiko atomarer Vernichtung gewarnt. Die Welt befinde sich in einer "Zeit nuklearer Gefahr, wie es sie seit dem Höhepunkt des Kalten Krieges nicht mehr gegeben hat", sagte Guterres zum Start der Überprüfungskonferenz zum Atomwaffensperrvertrag in New York. "Die Menschheit läuft Gefahr, die Lehren zu vergessen, die in den schrecklichen Feuern von Hiroshima und Nagasaki geschmiedet wurden". Die Welt sei nur ein Missverständnis oder eine Fehlkalkulation von der nuklearen Vernichtung entfernt. Guterres sagte weiter, dass die geopolitischen Spannungen einen neuen Höchststand erreicht hätten - und verwies auf den Krieg Russlands gegen die Ukraine, Konflikte in Nahost, auf der koreanischen Halbinsel sowie Krisen mit "nuklearen Untertönen". Die Beseitigung von Atomwaffen sei die einzige Garantie, dass diese niemals eingesetzt würden, sagte Guterres. Er appellierte deshalb an die Konferenzteilnehmer, dringend "die 77 Jahre alte Norm gegen den Einsatz von Atomwaffen" zu bestätigen und zu stärken, unermüdlich für die Beseitigung von Atomwaffen zu arbeiten und Vereinbarungen zur Reduzierung der Arsenale zu erzielen. Gleichzeitig betonte er, dass die friedliche Nutzung von Nukleartechnologien - auch für medizinische Zwecke - gefördert werden müsse. Ziel des Vertrags über die Nichtverbreitung von Kernwaffen von 1970 ist es, die Streuung von Atomwaffen zu verhindern, nukleare Abrüstung voranzutreiben und die friedlichen Nutzung von Kernenergie zu fördern. 191 Staaten sind dem Abkommen beigetreten - darunter auch die USA, China, Russland, Frankreich und Großbritannien. Es besagt, dass nur die USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien Atomwaffen besitzen dürfen. Die vier anderen mutmaßlichen Atommächte Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea sind dem Vertrag entweder nicht bei- oder wieder ausgetreten. Alle fünf Jahre ist eine Überprüfung darüber vorgesehen, inwieweit die Ziele des Atomwaffensperrvertrags erfüllt wurden. Die zehnte Überprüfungskonferenz sollte bereits 2020 stattfinden, wurde wegen der Corona-Pandemie aber verschoben. Zum Start heute sollen auch Außenministerinnen und Außenminister sprechen. Die Konferenz geht bis zum 26. August. US-Außenminister Antony Blinken warf Russland zu Beginn der Konferenz vor, seine Atomwaffen für rücksichtlose Kriegsdrohungen einzusetzen. Frühere Äußerungen von Kremlchef Wladimir Putin, wonach militärische Hilfe für die Ukraine beispiellose Folgen haben könne, seien "gefährliches nukleares Säbelrasseln", sagte Blinken. Die Aussagen stünden im Widerspruch zu internationalen Vereinbarungen. "In unserer Welt ist kein Platz für nukleare Abschreckung auf der Grundlage von Gewalt und Einschüchterung oder Erpressung. Wir müssen zusammenstehen, um dies abzulehnen." Blinken sagte weiter, die Vereinigten Staaten würden den Einsatz von Atomwaffen lediglich unter extremen Umständen in Betracht ziehen, um die lebenswichtigen Interessen der USA, ihrer Verbündeten und Partner zu verteidigen. Russlands Präsident Wladimir Putin erklärte in einem Brief an die Teilnehmer der Konferenz , bei einem Atomkrieg könne es keinen Gewinner geben. Ein solcher Krieg dürfe nie begonnen werden.Die internationale Besorgnis über das Risiko einer nuklearen Konfrontation hat sich seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine am 24. Februar verstärkt. In einer Rede verwies Putin damals ausdrücklich auf das russische Atomwaffenarsenal und warnte Mächte von außen vor jedem Versuch der Einmischung.Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock mahnte vor ihrer Abreise nach New York, trotz aller Kriege, Konflikte und Drohgebärden weiter für atomare Abrüstung zu kämpfen. "Auch wenn dieses Ziel in der aktuellen Weltlage noch so entfernt scheinen mag: Wir dürfen dieses Ziel nie aus den Augen verlieren, müssen hartnäckig dran bleiben, wenn es um seine Umsetzung geht." Deutschland habe zusammen mit 15 weiteren Ländern 22 Vorschläge für nukleare Abrüstung gemacht. Wenn man in New York "auch nur einen Millimeter" vorankomme, sei das jede Anstrengung wert, so Baerbock.Angesichts von Spannungen und stockenden Verhandlungen über das iranische Atomprogramm nahm der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, in seiner Rede auch Teheran in die Pflicht: "Wir brauchen einen Zugang, der der Breite und Tiefe dieses nuklearen Problems angemessen ist". Nur dann sei die IAEA in der Lage "die notwendigen und glaubwürdigen Zusicherungen zu geben, dass jede Aktivität in der Islamischen Republik Iran friedlichen Zwecken dient." Die Verhandlungen über eine Wiederbelebung des 2015 geschlossenen Abkommens zwischen dem Iran und den sechs Vertragspartnern - China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland und USA - stocken seit März. Der Iran signalisierte unterdessen seine Bereitschaft für eine Wiederaufnahme der Atomverhandlungen.
0amerika
Das Kölner Führungstor am Samstag (07.08.2022) erzielte Luca Kilian (49.). Ganze drei VAR-Einsätze führten außerdem zu Entscheidungen pro Köln: ein aberkanntes Tor des Schalkers Rodrigo Zalazar (10.), eine Rote Karte gegen Dominick Drexler (35.) und ein nachträglich gegebenes Tor von Florian Kainz (64.). Marius Bülter besorgte den Schalker Anschlusstreffer (76.), aber Dejan Ljubicic machte den Deckel drauf (80.)."Wir sind benachteiligt worden", klagte Schalke-Sportdirektor Rouven Schröder bei DAZN, vor allem mit Blick auf den Platzverweis. Er ärgerte sich, dass vom Videoassistenten "Entscheidungen, die keine klaren Fehlentscheidungen waren, korrigiert" worden seien. Trainer Frank Kramer bilanzierte am Sportschau-Mikro: "Wir waren gut im Spiel, haben eigentlich auch die Führung erzielt. Die ist aberkannt worden, in meinen Augen zu Unrecht." Die Rote Karte sei eine "höchst strittige Entscheidung", die er nicht nachvollziehen könne.Auch Köln-Coach Steffen Baumgart sagte: "Wir sollten den Jungs manchmal auch vertrauen, dass sie wissen, wann jemand etwas böse oder unbewusst macht. 'Drax' ist alles andere als ein unfairer Spieler. Und man sieht, dass es im Schritt ist. Deswegen ist die Rote Karte für alle ärgerlich."Aufsteiger Schalke hatte sich etwas vorgenommen. Die Außenverteidiger Thomas Ouwejan und Cédric Brunner standen hoch, Schalke zog sich nach Ballverlusten nicht zurück und setzte Köln früh unter Druck. Der FC hatte Probleme.Und dann jubelte S04. Ein Freistoß sprang Zalazar vor die Füße, seine Direktabnahme wurde abgefälscht und schlug im Winkel ein. Allerdings checkte Schiedsrichter Robert Schröder die Szene am Bildschirm und entschied auf Abseits, weil Schalke-Kapitän Maya Yoshida im Sichtfeld von Martin Schwäbe gestanden hatte.Und dann übernahm der FC das Zepter, holte sich fast 70 Prozent Ballbesitzanteil. Julian Chabot fehlten nach einem Eckstoß nur Zentimeter (18.), Dietz scheiterte per Kopf am stark reagierenden Torhüter Alexander Schwolow (25.). Über die Außen ging was für Köln.Plötzlich musste dann Drexler vom Platz. Im Mittelfeld-Gestocher um den Ball gegen Jonas Hector hatte er den FC-Kapitän an der Wade erwischt. Die beiden klatschten sich danach freundschaftlich ab und spielten weiter. Schiedsrichter Schröder aber fiel bei Ansicht der Bilder nach VAR-Hinweis Drexlers offene Sohle auf. Er fällte eine harte Entscheidung: Rot für Drexler, der ungläubig das Feld verließ.Und es kam noch dicker für Schalke: Nur wenige Minuten nach dem Wiederanpfiff jubelten die Heim-Fans über die Führung. Eine kurz ausgeführte Ecke bekam S04 nicht verteidigt, Hectors Querpass drückte Kilian über die Linie.Kainz legte nach einem Fehler von Schwolow, dem der Ball aus den Händen sprang, das zweite Kölner Tor nach. Dies wurde erst nach erneutem VAR-Einsatz gegeben, ursprünglich hatte das Schiedsrichtergespann auf Abseits entschieden.Bülters Kopfball nach einem Freistoß von Thomas Ouwejan erwischte FC-Torhüter Schwäbe nochmal auf falschem Fuß, kurz darauf besorgte Kölns Ljubicic aber – ebenfalls per Kopf – den Endstand. Schalkes Brunner scheiterte noch am Pfosten (90.+2).Schon vor Anpfiff gab es Neuigkeiten, die das Spiel direkt betrafen. Der 1. FC Köln bestätigte, dass es Stürmer Anthony Modeste zu Borussia Dortmund zieht, um den an Hodenkrebs erkrankten Sébastien Haller zu ersetzen. Der Medizincheck sei für Montag geplant. Für Modeste stand Debütant Florian Dietz in der Startelf.Die Bekanntgabe des Wechsels kurz vor dem Schalke-Spiel ließ Coach Baumgart den Kragen platzen. "Das kotzt mich an", sagte Baumgart nach der Partie, "es kommt Freitag und Samstag nicht raus, und dann spielen wir, haben ein wichtiges Spiel - und dann kommt es raus." Es habe "mit Fairplay zu tun, dass man das unter dem Deckel hält und nicht großkotzig durch die Gegend redet", echauffierte sich Baumgart, für den es alternativlos war, Modeste für das Schalke-Spiel kurzfristig aus dem Kader zu streichen. "Tony wollte spielen. Ich habe es nicht für angebracht gehalten. Wenn einer den Weg nicht mehr mitgeht, muss man Entscheidungen treffen." Von wem der Wechsel an die Öffentlichkeit gebracht wurde, wusste der Trainer auch nicht.Für Baumgart war bereits im Vorfeld des Spiels klar, dass er Modeste keine Steine in den Weg legen werde. Bereits im vergangenen Winter habe der Stürmer ein lukratives Angebot eines anderen Klubs erhalten, damals habe man ausgemacht, im Sommer Gespräche zu führen, falls eine ähnliche Situation erneut eintrete.Die Kölner reisen am kommenden 2. Spieltag am Samstagnachmittag (13.08.2022, 15.30 Uhr) nach Leipzig. Der FC Schalke 04 spielt später um 18.30 Uhr gegen Borussia Mönchengladbach. Quelle: sportschau.de
4sportschau
Insgesamt 29 Corona-Fälle registrierten die Behörden in Xi'an bis gestern Abend - daher bleiben ab heute öffentliche Gebäude, Schulen, Geschäfte, Sportstätten und Bars für vorerst eine Woche zu. In der für ihre Terrakotta-Armee berühmten Stadt dürfen Restaurants nur noch Speisen zum Mitnehmen anbieten. Auch in anderen Landesteilen haben die Behörden nach neuen Corona-Ausbrüchen Beschränkungen verhängt. In der ostchinesischen Provinz Anhui wurden laut Medienberichten in einem Landkreis in den letzten Tagen über 20.000 Kontaktpersonen von Infizierten in staatliche Isolations-Einrichtungen gebracht. In der Provinz gab es in den vergangenen sieben Tagen mehr als 1000 bestätigte Corona-Fälle. In der Wirtschaftsmetropole Shanghai wurden wegen einzelner Neu-Infektionen in neun von 16 Stadtbezirken erneut Massentests angeordnet. In Shanghai und Peking hatten die Behörden erst im Juni Corona-Beschränkungen gelockert. Shanghai war im April und Mai in einem strikten Lockdown. Trotz der im Vergleich mit Deutschland geringen Zahl der Neu-Infektionen hält China an seiner Null-Covid-Politik fest. Die lokalen Verwaltungen sollen die Zahl der mit dem Virus infizierten Personen möglichst nahe Null halten. Doch die hochansteckende Omikron-Variante BA5.2 stellt die Behörden vor immense Herausforderungen.
1asien
Siemens Gamesa kann selbst seine bereits gesenkten Ergebnisziele für das laufende Jahr nicht erreichen. Das teilte das deutsch-spanische Unternehmen, das mehrheitlich zu Siemens Energy gehört, heute Morgen mit. So rechnet Siemens Gamesa für das laufende Jahr mit einer Rendite von minus 5,5 Prozent. Bislang hatte das Unternehmen minus vier Prozent vorhergesagt. Beim Umsatz wird ein Rückgang um neun Prozent gegenüber dem Vorjahr erwartet. Im abgelaufenen Quartal schrumpfte der Umsatz nach Unternehmensangaben auf 2,44 Milliarden Euro von 2,7 Milliarden im Vorjahr. Der Nettoverlust weitete sich auf 446 Millionen Euro von 314 Millionen Euro aus. Die Nachricht belastete heute Morgen auch die Aktie der Muttergesellschaft Siemens Energy, die rund vier Prozent verlor. Ein Händler sah mit Blick auf die Windkraft-Tochter "anhaltend unterirdische Ziele" und einen "katastrophalen Ausblick".Siemens Gamesa leidet weiterhin unter mehreren Problemen. Die Herstellung von Masten und Flügeln für Windturbinen ist in den vergangenen Jahren wegen des harten internationalen Wettbewerbs, der Lieferprobleme im Zuge der Corona-Pandemie und auch wegen steigender Metallpreise für die Hersteller deutlich weniger lukrativ geworden. Das zeigten zuletzt auch Geschäftszahlen des dänischen Weltmarktführers Vestas, der sinkende Erträge meldete.Siemens Gamesa hat zudem Probleme bei der Entwicklung und Vermarktung seiner neuen Windturbinen-Generation 5.X. Die Turbine soll bei Windanlagen an Land eingesetzt werden.Dem DAX-Konzern Siemens Energy gehören zwei Drittel an dem Hersteller von Windkraftanlagen und will die restlichen Aktien für 18,05 Euro je Anteil übernehmen. Danach soll Siemens Gamesa von der Börse genommen und in den Konzern integriert werden.Gut möglich, dass im Zuge der geplanten Integration zunächst auch der Personalbestand bei Siemens Gamesa reduziert wird. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete unter Berufung auf Insider, dass Siemens Gamesa den Abbau von rund 2500 Arbeitsplätzen erwäge. Das Ziel sei die Erholung von Verlusten, die den Hauptaktionär Siemens Energy zu einem Übernahmeangebot bewegt hatten, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen am Montag. Es sei noch nicht klar, welche Sparten und Regionen betroffen sein könnten. Siemens Gamesa lehnte eine Stellungnahme ab, und auch Siemens Energy wollte sich zu den operativen Schwierigkeiten des Windenergiekonzerns nicht äußern.Die geringen Zuwachszahlen der Windenergieanlagen in Deutschland an Land bleiben ein Problem für die Industrie. Im ersten Halbjahr des Jahres 2022 wurden laut dem Bundesverband Windenergie 238 neue Windräder mit einer Leistung von 977 Megawatt installiert, in etwa so viele wie im Vorjahreszeitraum. Im gesamten Jahr 2017 waren noch Onshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von 5333 Megawatt in Betrieb genommen worden.
5unternehmen
Bereits im März hatten das Wirtschafts- und Umweltministerium - beide unter grüner Führung - eine Laufzeitverlängerung geprüft. Ergebnis: "Eine Verlängerung der Laufzeiten könnte nur einen sehr begrenzten Beitrag zur Lösung des Problems leisten, und dies zu sehr hohen wirtschaftlichen Kosten und mit Abstrichen an den notwendigen Sicherheitsüberprüfungen - und das bei einer Hochrisikotechnologie." Doch die Ampel ist sich uneins. Koalitionspartnerin FDP forderte zuletzt immer deutlicher eine längere Laufzeit, die SPD hält bislang dagegen und spricht von einer "Scheindebatte". Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang deutete bei "Anne Will" an, dass eine vorübergehende Laufzeitverlängerung nicht ausgeschlossen sei. Man müsse natürlich immer auf die aktuelle Situation reagieren und "dabei alle Maßnahmen prüfen". Auch das Bundeswirtschaftsministerium deutete am Montag ein mögliches Umdenken an. Eine Sprecherin verwies auf eine neu angeordnete Prüfung der Sicherheit der Stromversorgung unter bestimmten Szenarien. "Auf der Basis dieser Ergebnisse wird dann entschieden, was zu tun ist", sagte die Sprecherin laut Nachrichtenagentur Reuters auf die Frage nach einer möglichen Laufzeitverlängerung.Die Union wiederum hatte erst kürzlich einen Antrag zur Laufzeitverlängerung in den Bundestag eingebracht, der abgelehnt wurde. Die politische Debatte entwickelt sich rund um den drohenden dauerhaften Gasstopp aus Russland also ständig weiter.Bis zum Ende des Jahres 2022 sollen die letzten drei Kernkraftwerke in Deutschland heruntergefahren werden. Drei Reaktoren werden noch betrieben: Isar 2 in Bayern, das AKW Emsland in Niedersachsen und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg. Rund sechs Prozent des Stroms in Deutschland wurde im ersten Quartal 2022 noch durch Kernenergie erzeugt.  Befürworter einer verlängerten Laufzeit betonen, dies würde zu weniger Verstromung von Gas führen. Gegner dagegen verweisen darauf, dass Atomkraftwerke nur Strom liefern, aber keine Wärme, und deshalb ausbleibende Gaslieferungen nicht ersetzen könnten. Ein Stück weit beide Seiten, je nach Betrachtungsweise. Derzeit werden 13 Prozent des deutschen Stroms mit Gaskraftwerken erzeugt und sechs Prozent mit Atomkraft. Wenn der Atomstrom zum Jahresende wegfällt, muss mit anderen Energieträgern mehr erzeugt werden - also mit Kohle, Gas oder erneuerbaren Energien. Würde man die Atomkraftwerke länger laufen lassen, müsste dieser Stromanteil nicht ersetzt werden. Deutschland müsste also, solange die Erneuerbaren Energien nicht alles abdecken können, zumindest für diese sechs Prozent nicht auf klimaschädliche Kohleerzeugung ausweichen und auch kein Gas dafür einsetzen. Das könnte zum Heizen genutzt werden.So schätzt Kerntechniker Thomas Walter Tromm vom Karlsruher Institut für Technologie: "Die drei Kernkraftwerke haben letztes Jahr 33 Terrawattstunden Strom erzeugt. Wenn man das in Gas umrechnen würde, kann man damit rund drei Millionen Einfamilienhäuser heizen." Was nicht gelingen kann: mehr Gas als bisher durch Atomkraft zu ersetzen. Denn die drei Atomkraftwerke könnten selbst bei einem unveränderten Weiterbetrieb nur maximal genauso viel, aber nicht mehr Strom liefern als bisher. Außerdem ist umstritten, wie viel Strom die Atomkraftwerke bei einem Weiterbetrieb tatsächlich noch liefern würden. Denn dies hängt davon ab, wie viel Energie die noch vorhandenen Brennstäbe erzeugen können und wann neue Brennstäbe beschafft werden könnten. Der Prüfvermerk von Umwelt- und Wirtschaftsministerium kam im März zum Ergebnis, dass die drei AKW mit den vorhandenen Brennstäben nach dem 31.12. nur dann weiterlaufen könnten, wenn die Stromerzeugung vorher gedrosselt würde:  Aus einer rein technischen Perspektive wäre es denkbar, sagt Kernphysiker Clemens Walther vom Institut für Radioökologie und Strahlenschutz an der Leibniz Universität Hannover: "Die Brennstoffelemente, die für einen Weiterbetrieb nötig wären, wären bis Sommer 2023 verfügbar. Bis dahin wäre ein Streckbetrieb möglich, und die Kraftwerke könnten mit rund 80 Prozent der Leistung weiter betrieben werden."Streckbetrieb heißt, die Atomkraftwerke werden mit geringerer Leistung so betrieben, dass die Brennstäbe länger Energie liefern.Auch Nuklearexperte Tromm hält eine Verlängerung über mehrere Monate für möglich. Bis dahin würden die Brennelemente ausreichen, wenn die Leistung reduziert würde. Der Betreiber des AKW Emsland, RWE, schätzt den Zeitraum für die Beschaffung auf zwölf bis 24 Monate ein und weist darauf hin, dass neue Brennelemente für jede Anlage individuell hergestellt werden müssen. Die größten Exportländer für Uran nach Deutschland waren im Jahr 2020 Kanada mit 62 Prozent und die Niederlande mit 38 Prozent, so die Angaben des europäischen Statistikamts Eurostat. Direkte Uran-Anlieferungen aus Russland nach Deutschland sind der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe aktuell nicht bekannt. Jedoch kommen rund 20 Prozent des Uran, welches in der EU genutzt wird, aus Russland. Die Euratom-Versorgungsagentur (ESA) hat diese Zahl 2020 veröffentlicht. Über 19 Prozent des Uran in der EU kommen auch von Russlands Verbündetem Kasachstan. Also insgesamt fast 40 Prozent.  Umweltorganisationen wie der BUND kritisieren im "Uranatlas", dass über den Umweg über andere europäische Länder auch in Deutschland Uran aus Russland und Kasachstan weiterverarbeitet wurde und somit eine Abhängigkeit von Russland bestehe.  Alle zehn Jahre müssen die Betreiber eines Kraftwerks eine sogenannte periodische Sicherheitsüberprüfung vornehmen. Das Ziel: das Sicherheitskonzept der Anlage ganzheitlich zu bewerten. Im Hinblick auf das Abschaltdatum 2022 wurden diese 2019 nicht mehr durchgeführt.Für Kerntechniker Tromm bedeutet dies jedoch nicht, dass die Kernkraftwerke anschließend unsicher seien: "Zwischen den Sicherheitsüberprüfungen erfolgen immer wieder Revisionen einhergehend mit dem Wechsel einiger Brennelemente. Somit stellt für mich der Weiterbetrieb der Anlagen für mehrere Monate kein Sicherheitsrisiko dar." Die letzte Revision habe es beim Kernkraftwerk Isar 2 beispielsweise im Oktober 2021 gegeben.  Der TÜV Süd hat genauer geprüft, ob das Kernkraftwerk Isar 2 aus technischer Sicht am Netz bleiben könnte und hatte dazu keine weiteren Bedenken. In der Bundesregierung gibt es allerdings Zweifel, ob die notwendigen Sicherheitsüberprüfungen so durchgeführt werden könnten, wie im Bericht vorgeschlagen.  In einer Anfrage des ARD-Hauptstadtstudios weist der Betreiber RWE darauf hin, dass die Personalplanung auf die Stilllegung zum Ende des Jahres ausgerichtet wurde. Nuklearfachmann Tromm sieht das weniger kritisch: Das Personal wäre auch für den Rückbau vorgesehen gewesen und könnte die jeweiligen Anlagen vermutlich weiter betreiben.  Die Betreiber der Kraftwerke sehen eine Laufzeitverlängerung skeptisch. EnBW (AKW Neckarwestheim) verweist auf Anfrage des ARD-Hauptstadtstudios auf den Ausstieg, der "konsequent umgesetzt" werde. Auch RWE (AKW Emsland) schätzt die "Hürden für einen sinnvollen verlängerten Betrieb als hoch ein". PreussenElektra, eine Tochterfirma von E.ON und Betreiber des AKW Isar 2, schreibt jedoch, dass "ein Weiterbetrieb von Isar 2 unter bestimmten Voraussetzungen möglich wäre", wenn das Kernkraftwerk gebraucht würde.Die Betreiber beziehen sich in ihren Antworten auf die Entscheidung der Bundesregierung, die sich bereits gegen eine Verlängerung der Laufzeit entschieden habe. Der Branchenverband KernD, der aber nur für einen Teil der verbleibenden AKW-Betreiber spricht, ist der Auffassung, dass es gar keinen neuen, umfangreichen Zulassungsprozess bräuchte: "Eine Neuerteilung von Genehmigungen wäre nicht erforderlich", schreibt der Jurist Christian Raetzke in einer Analyse, auf die KernD verweist. Die Anlagen würden "ja noch über ungeschmälerte Betriebsgenehmigungen verfügen". Umwelt- und Wirtschaftsministerium gehen dagegen davon aus, dass ein neues Genehmigungsverfahren nötig wäre, einschließlich Umweltverträglichkeitsprüfung und vieler anderer Schritte. Widersprüchliche Angaben gibt es darüber, ob die Kraftwerke ohne die Periodische Sicherheitsüberprüfung überhaupt weiterlaufen dürften. Man könnte das nachholen, in einer "auf die begrenzte Zusatzlaufzeit zugeschnittenen" Variante, argumentiert Jurist Raetzke. Eine Sprecherin des Umweltministeriums dagegen verweist darauf, dass die Meiler "ohne eine abgeschlossene Periodische Sicherheitsüberprüfung nicht in den Weiterbetrieb gehen dürfen". Bedeckt halten sich beide Seiten, wenn es um die Frage der Haftung geht: Falls der Staat die Betreiber kurzfristig zu einer Laufzeitverlängerung auffordert - müsste er dann auch einspringen, wenn etwas passiert? Es sei ohne die Prüfungen "absehbar, dass Abstriche an der Sicherheit gemacht werden" müssten, erklärt das Umweltministerium dazu - und dass "die Betreiber dann eben das Risiko auch übertragen würden auf den Staat".  Das ist aktuell schwer zu beurteilen. Es käme unter anderem darauf an, wie lange die Meiler weiterlaufen sollen - drei Monate, sechs oder noch länger? Neue Brennstäbe, die Reaktivierung von Personal, Sicherheitsüberprüfungen, Betriebskosten, Versicherungen: Für all das müsste vermutlich der Staat aufkommen, sollte eine Laufzeitverlängerung politisch beschlossen werden. Und auch weiterhin ungelöst ist die Endlagerung des Atommülls.
3innenpolitik
Respekt, soziale Sicherheit, Bürokratieabbau - mit diesen Schlagworten wirbt Bundessozialminister Hubertus Heil seit Juli für das Bürgergeld, das Hartz IV ablösen soll. Dem SPD-Politiker geht es darum, dass die zwei Drittel der Hartz-IV-Bezieher, die keine abgeschlossene Berufsausbildung haben, eine Chance bekommen.Sie sollen nicht "im Zweifelsfall in irgendwelche Hilfstätigkeiten gedrückt werden", sondern stattdessen eine Ausbildung absolvieren können, das helfe auch gegen den Fachkräftemangel. Soweit das Ziel. Nur über den Weg dahin gibt es Meinungsverschiedenheiten. Besonders umstritten sind die sogenannten Sanktionen, also Geldkürzungen, wenn Termine oder Fristen versäumt werden. Anfangs wollte Heil darauf weitgehend verzichten, vor allem in der sogenannten Vertrauenszeit, also den ersten sechs Monaten. Union, Arbeitgeber und die FDP widersprachen.Schließlich sagte FDP-Politiker Johannes Vogel, am Vortag der Kabinettssitzung, es könnten auch in der ersten Phase Konsequenzen folgen, "damit Menschen nicht abkippen und möglicherweise den Kontakt zu den Unterstützern im Jobcenter verlieren". Es bleibe beim Prinzip des Fördern und Fordern, bekräftigte Vogel. Bei der SPD setzten sie zähneknirschend hinzu: In der Vertrauenszeit sollen Sanktionen aber wirklich die Ausnahme bleiben.Ursprünglich hatte Bundesarbeitsminister Heil argumentiert, dass die Mitarbeiter in den Arbeitsagenturen sich mehr um die Vermittlung in Arbeitsstellen oder Ausbildungsplätze kümmern könnten, wenn sie weniger Leistungskürzungen verhängen und begründen müssten.Ein Bündnis hat in dieser Woche eine Studie vorgestellt, der zufolge Sanktionen nicht wirken, es werde mit Leistungskürzungen kein Betroffener mehr in Arbeit gebracht als in einer Vergleichsgruppe, für die man auf Sanktionen verzichtet hatte.Ein weiterer Streitpunkt: die Hinzuverdienstgrenzen für Menschen in Grundsicherung. Bisher musste ein Hartz-IV-Empfänger von jedem hinzuverdienten Euro 80 Cent abgeben. Jetzt sollen vor allem Schülerinnen und Schüler, Auszubildende aber auch Erwachsene mehr für sich behalten dürfen, sagt Vogel. Die genauen Summen dazu hält die Ampel-Koalition allerdings noch unter Verschluss.Wenn das Bürgergeld kommt, sollen die Regelsätze steigen. Um mehr als 50 Euro - auch wegen der Inflation. Zu wenig, kritisieren Sozialverbände und die Linkspartei. Sogar Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung hält die Erhöhung auf 502 Euro, also einen Anstieg um elf Prozent, für nicht ausreichend, da ärmere Menschen besonders unter der Inflation zu leiden hätten. Bei der Linken sprechen sie sogar spöttisch von "Hartz V".Ganz anders Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer. Er warnt davor, dass der Abstand zwischen Geringverdienern und Menschen mit Bürgergeld groß genug bleiben müsse. Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger hält es für eine arbeitsmarktpolitisch "fatale Wegmarke, wenn nun keine Brücken ins Arbeitsleben sondern ins Sozialtransfersystem geschlagen" würden.   Ein gutes Vierteljahr vor Einführung des Bürgergeldes wird klar: An ihr scheiden sich die Geister. Bis zuletzt haben vor allem SPD und FDP an der genauen Festlegung von Mitwirkungspflichten und Hinzuverdienstregeln gefeilt. Nun ist die Kabinettsvorlage fertig und kann beschlossen werden. Als nächstes befasst sich der Bundestag damit. Auch da dürfte noch mit Korrekturen zu rechnen sein.
3innenpolitik
Ab kommenden Montag soll das Steinkohlekraftwerk Heyden 4 im nordrhein-westfälischen Petershagen wieder Strom erzeugen. Wie der Energiekonzern Uniper mitteilte, werde das Kraftwerk voraussichtlich bis Ende April 2023 wieder in den Markt zurückkehren und so "zur Sicherstellung der Stromversorgung in Deutschland" beitragen.Mit einer Leistung von 875 Megawatt ist Heyden 4 laut Uniper eines der leistungsstärksten Kohlekraftwerke Deutschlands. Es ist seit Mitte 2021 ein Reserve-Kraftwerk, produziert also nur zeitweise Strom für die Netzstabilität. Der Essener Energieversorger STEAG kündigte heute ebenfalls an, zwei Kohlekraftwerke aus der Reserve zu holen. Voraussichtlich Anfang November werde man die beiden Kohlekraftwerke Quierschied und Bexbach im Saarland wieder in Betrieb nehmen. Technisch und personell wäre es sogar möglich, dass die Kraftwerke noch früher wieder ans Netz gehen, so STEAG.Das Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz (EKBG) schreibe aber vor, dass am Kraftwerk ein Steinkohlevorrat für 30 Tage Volllastbetrieb vorhanden sein müsse. Das sei "wegen der aktuell angespannten Logistiksituation beim Schienenverkehr" wohl vorher nicht zu schaffen. Das Unternehmen hatte bereits angekündigt, das Steinkohlekraftwerk im saarländischen Völklingen-Fenne über die eigentlich geplante Stilllegung Ende Oktober hinaus weiter zu betreiben.Zuvor war außerdem das Steinkohlekraftwerk Mehrum im niedersächsischen Hohenhameln, das dem tschechischen Energiekonzern EPH gehört, ans Netz zurückgekehrt. Seit Anfang August produziert das Kraftwerk mit einer Leistung von 690 Megawatt nun wieder regulär Strom.Mitte Juli hatte die Bundesregierung beschlossen, mit Steinkohle oder Öl betriebenen Kraftwerken aus der sogenannten Netzreserve wieder den Betrieb zu erlauben, um so Erdgas einzusparen. Die Verordnung gilt vorerst bis Ende April 2023. Im Juli lag der Gasanteil an der Stromerzeugung laut Bundesnetzagentur bei 9,8 Prozent. Das Wiederanfahren für mehrere Monate ist für Kraftwerksbetreiber derzeit wegen der hohen Strompreise wirtschaftlich interessant. Zumal auf dem Weltmarkt ausreichend Steinkohle vorhanden ist. STEAG beispielsweise beschafft die Steinkohle in Nord- und Südamerika, Südafrika und Australien. Die in den Überseehäfen Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen ankommende Kohle wird dann per Bahn an die Standorte an der Saar transportiert.Auch Uniper stellte wegen der Transportengpässe mögliche Einschränkungen der Stromproduktion in Aussicht. Denn zu den begrenzten Kapazitäten der Bahn kommen die niedrigen Pegelstände der Flüsse als Schwierigkeit hinzu. Hiervon sind mehrere Kraftwerksbetreiber betroffen. Dadurch wird der Transport der Kohle zu den Kraftwerken erschwert und verzögert. Neben der bereits gültigen Verordnung für Steinkohle- und Ölkraftwerke bereitet der Bund für Anfang Oktober auch eine Verordnung für das Wiederanfahren von bereits stillgelegten Braunkohlekraftwerken vor.
5unternehmen
Frankreich will den nationalen, hoch verschuldeten Stromkonzern EDF wieder komplett verstaatlichen. "Wir müssen unsere Souveränität angesichts der Konsequenzen des Krieges in der Ukraine sicherstellen", sagte Premierministerin Élisabeth Borne in ihrer Regierungserklärung im Parlament. "Ich bestätige die Absicht des Staates, 100 Prozent des Kapitals von EDF zu halten." EDF befindet sich bereits zu mehr als 80 Prozent in der Hand des französischen Staates. Präsident Emmanuel Macron hatte im März angekündigt, den Konzern wieder vollständig zu verstaatlichen. Mit diesem Schritt soll der angestrebte Ausbau der Atomkraft in Frankreich sichergestellt werden. Die Energiewende werde mithilfe der Atomkraft gelingen, sagte Borne im Parlament in Paris. Um als erstes große Land komplett auf fossile Energiequellen verzichten zu können, werde Frankreich erneuerbare Energie und die Atomkraft ausbauen, weitere neue Atomkraftwerke sollten gebaut werden. Die Premierministerin rechnet nach eigener Aussage damit, dass Russland seine Gaslieferungen weiter drosselt. Darauf müsse sich der Staat vorbereiten.EDF kämpft mit drastischen Kostensteigerungen und Verzögerungen beim Bau seiner seinen neuen Atomkraftwerken in Frankreich und Großbritannien. Hinzu kommen Mängel an einigen der älteren Reaktoren, was sich negativ auf den Aktienkurs von EDF auswirkte.
5unternehmen
Wegen der steigenden Energiepreise hat die Bundesregierung eine Reihe von Entlastungen auf den Weg gebracht: steuerliche und unterstützende soziale Maßnahmen. Da die Preise etwa für Gas weiter steigen werden, plant die Ampelkoalition weitere Maßnahmen.Dadurch werden nach Angaben des Bundesfinanzministeriums Verbraucherinnen und Verbraucher bei den Stromkosten um insgesamt 6,6 Milliarden Euro entlastet. Bezieherinnen und Bezieher von Wohngeld bekamen und bekommen noch einen einmaligen Heizkostenzuschuss in Höhe von 270 Euro (Zwei-Personen-Haushalt 350 Euro / BAföG-Beziehende 230 Euro). Steuerliche Entlastung bringt die Anhebung des Arbeitnehmerpauschbetrags um 200 Euro auf 1200 Euro rückwirkend zum 1. Januar 2022. Der Grundfreibetrag wurde ebenfalls angehoben - und zwar um 363 Euro auf 10.347 Euro. Fernpendler profitieren von der Anhebung der Entfernungspauschale (ab dem 21. Kilometer) auf 38 Cent.Auch die Maßnahmen des im Frühjahr auf den Weg gebrachten zweiten Entlastungspakets sollen die Bürgerinnen und Bürger angesichts hoher Energiekosten unterstützen - schnell und unbürokratisch. Zu einem Kassenschlager wurde die zeitlich befristet eingeführte bundesweit gültige Monatskarte (9-Euro-Ticket) für den Öffentlichen Personennahverkehr. Autofahrerinnen und Autofahrer profitieren von der ebenfalls zeitlich befristeten Reduzierung des Energiesteuersatzes für Benzin um 29,55 Cent/Liter und für Diesel um 14,04 Cent/Liter (Tankrabatt). Weitere Entlastung versprechen verschiedene Einmalzahlungen: eine Energiepreispauschale für alle einkommensteuerpflichtigen Erwerbstätigen in Höhe von 300 Euro, ein Kinderbonus für Familien von 100 Euro pro Kind und die Einmalzahlungen für Empfängerinnen und Empfänger von Sozialleistungen (200 Euro) und für Empfängerinnen und Empfänger von Arbeitslosengeld 1 (100 Euro).Mit dem vierten Corona-Steuerhilfegesetz wurden weitere steuerliche Entlastungen umgesetzt, die entweder Bürgerinnen und Bürger oder Unternehmen betreffen. Zu den Maßnahmen gehört die Möglichkeit, Verluste bis zehn Millionen Euro mit Gewinnen früherer Jahre zu verrechnen (erweiterte Verlustrechnung) und die Verlängerung der degressiven Abschreibung um ein Jahr. Das Gesetz sieht auch steuerfreie Zuschüsse zum Kurzarbeitergeld, eine Verlängerung der Home-Office-Pauschale, die Steuerfreiheit für Corona-Pflegeboni bis zu 4500 Euro und die Verlängerung der Abgabefrist für Steuererklärungen für die Jahre 2020, 2021 und 2022. Die Bundesregierung plant für die nächste Zukunft weitere Entlastungsmaßnahmen. Beschlossen ist noch nichts, aber schon jetzt ist klar, dass die Maßnahmen nicht gleichermaßen für alle gelten werden, sondern auf bedürftige Bevölkerungsgruppen zugeschnitten sein werden. Im Juli hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) für den Anfang des kommenden Jahres eine große Wohngeldreform angekündigt. Sie soll mit Blick auf die hohen Energiepreise einkommensschwache Bürgerinnen und Bürger entlasten. So sollen Heizkostenzuschüsse dauerhaft in das Wohngeld integriert werden. Durch die Reform soll der Kreis der berechtigten Haushalte ausgeweitet werden. Profitieren sollen insbesondere Rentnerinnen und Rentner, die einen großen Teil der Wohngeldempfänger ausmachen. Auch Studierende können mit Unterstützung rechnen. Details der Reform sollen erst noch diskutiert und vorbereitet werden. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) sprach sich dafür aus, dass auch an Ältere mit kleiner Rente, die im "eigenen Häuschen" leben, gedacht werden müsse. Eine Finanzierung der Reform hält der oberste Kassenwart grundsätzlich für machbar.Fest steht bereits, dass zum 1. Januar das Bürgergeld eingeführt werden soll. Es wird Hartz IV ablösen. Ein von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil präsentiertes Konzept sieht vor, dass Arbeitslose künftig unter anderem mehr Vermögen behalten dürfen, wenn sie Sozialleistungen in Anspruch nehmen wollen. Anders als bei Hartz IV soll beim Bürgergeld in den ersten zwei Jahren niemand die eigene Wohnung verlassen müssen, weil sie zu groß oder zu teuer ist. Innerhalb der Ampelkoalition wird noch gestritten über zentrale Punkte, etwa über die Höhe der Grundsicherung. Auch hier sind also die Details noch nicht völlig geklärt, doch der Bundeskanzler Olaf Scholz versprach "eine substanzielle Entlastung derjenigen, die am wenigsten haben".Auf dem Weltmarkt steigen die Gaspreise weiter. Um Importeure wie Uniper vor der Pleite zu schützen, dürfen die Firmen die Mehrkosten in Form einer Umlage an Haushalte und Industrie trotz bestehender Verträge weitergeben. Haushalte sollen deshalb wiederum entlastet werden. Die Details dazu sind noch nicht klar. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) will schon bald Vorschläge dazu vorlegen. Ins Gespräch gebracht hat er bereits eine Erhöhung der Pendlerpauschale und den Abbau der kalten Steuerprogression. Die Grünen-Co-Chefin Ricarda Lang plädierte dagegen für Entlastungen, von denen Hartz-IV-Empfänger sowie andere Menschen mit geringem Einkommen profitieren sollen. Eine breite Diskussion gibt es über ein Nachfolgeangebot für das äußerst populäre 9-Euro-Ticket. Es gibt zahlreiche Vorschläge, doch Bund- und Länder sind sich noch uneins über eine Finanzierung. Die Regierung will außerdem die Kündigungsschutzregeln überprüfen, so dass überforderten Mieterinnen und Mietern der Mietvertrag oder Energiekundinnen und -Kunden der Liefervertrag nicht gekündigt werden kann.
3innenpolitik
Der UN-Sicherheitsrat hat den Mechanismus für internationale Hilfslieferungen an Syrien um sechs Monate verlängert. Damit folgte das UN-Gremium nach tagelangem Streit schließlich einem Vorschlag Russlands. Die USA, Großbritannien und Frankreich enthielten sich. Die westlichen Mitglieder des Sicherheitsrates hatten eine Verlängerung um ein Jahr gefordert, vor allem, um den Hilfsorganisationen Planungssicherheit zu bieten. Teil der nun verabschiedeten Resolution ist auch eine Option, das Mandat nach Ablauf des halben Jahres um weitere sechs Monate zu verlängern. Eine erste Abstimmungsrunde am Freitag war ergebnislos geblieben: Der russische Vorschlag für die Verlängerung um ein halbes Jahr wurde abgelehnt. Gegen den westlichen Ein-Jahres-Plan legte wiederum Russland sein Veto ein. Daraufhin war das Mandat für den Hilfsmechanismus am Sonntag vorübergehend ausgelaufen. Dank des jetzigen Beschlusses sind bis zum 10. Januar 2023 humanitäre Hilfslieferungen von der Türkei aus über den Grenzübergang Bab al-Hawa nach Idlib möglich. In der letzten syrischen Rebellenbastion sind etwa 4,1 Millionen Menschen auf die Hilfe angewiesen.Russland, das den syrischen Machthaber Baschar al-Assad stützt, hat wiederholt signalisiert, dass es diesen Grenzübergang schließen möchte - die Hilfslieferungen würden dann vom syrischen Regime empfangen und verteilt. Oppositionelle Gruppen warnen jedoch davor, dass die Behörden in Damaskus dies als Druckmittel gegen die Bewohner Idlibs nutzen könnten. Russland hatte 2015 militärisch in den Syrien-Krieg eingegriffen. In der Folge wendete sich das Blatt zugunsten des syrischen Machthabers, dessen Truppen eine ganze Reihe von Gebieten zurückerobern konnten. 
1asien
Unternehmen sollen nun doch nicht verpflichtet werden, ihren Beschäftigten ab Herbst erneut Homeoffice und Corona-Tests anzubieten. Das Bundeskabinett beschloss im brandenburgischen Meseberg nach Angaben des Arbeitsministeriums eine neue Corona-Arbeitsschutzverordnung. Demnach sollen Arbeitgeber im Rahmen eines Hygienekonzepts ein Homeoffice-Angebot für die Beschäftigten und ein regelmäßiges Angebot von Corona-Tests nur noch "prüfen". Die neue Verordnung soll vom 1. Oktober bis 7. April 2023 gelten. In einem früheren Entwurf der Verordnung aus dem Hause von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte es noch geheißen: "Der Arbeitgeber hat den Beschäftigten anzubieten, geeignete Tätigkeiten in ihrer Wohnung auszuführen, wenn keine zwingenden betriebsbedingten Gründe entgegenstehen." Zudem war eine Pflicht für das Angebot von zwei Tests pro Woche für alle in Präsenz Arbeitenden vorgesehen. Pflichten für Unternehmen zum Angebot von Tests und Homeoffice waren im März ausgelaufen. Damals wurde die Verantwortung für Corona-Maßnahmen weitgehend in die Hände der Arbeitgeber gelegt. Ende Mai waren dann mit dem Auslaufen der Corona-Arbeitsschutzverordnung auch die restlichen Vorgaben für Betriebe ausgelaufen. Nun soll die Verordnung reaktiviert und Hygienekonzepte erstellt werden. Begründung: Für Herbst und Winter sei zu erwarten, dass die Infektionszahlen nochmals deutlich steigen. Daher müssten auch im Arbeitsleben erneut Schutzmaßnahmen getroffen werden. "Hierzu können neben Maßnahmen zur Umsetzung der AHA+L-Regel und dem Tragen von Schutzmasken auch die Verminderung betrieblicher Personenkontakte, zum Beispiel durch die Reduzierung der gleichzeitigen Nutzung von Räumen und durch das Angebot an die Beschäftigten, im Homeoffice zu arbeiten, gehören", heißt es im Entwurf.Der BDA-Spitzenverband der Arbeitgeber hatte eine Rückkehr zur Angebots-Pflicht scharf kritisiert. Die FDP begrüßte die Abschwächung. "Homeoffice-Angebots-Pflicht, Maskenpflicht und Testangebotspflicht - das alles hätten wir Beschäftigten und Unternehmen nicht erklären können", sagte der arbeitspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Pascal Kober, der Nachrichtenagentur Reuters.
3innenpolitik
Die Energiekrise ist inzwischen auch zu einer Krise der regierenden Drei-Parteien-Koalition geworden. Ein Jahr nach der Bundestagswahl, die SPD, Grünen und FDP die Regierungsmehrheit bescherte, rumpelt es hörbar in der Koalition. Die politische Situation hat sich in diesem Jahr aber auch komplett verändert, Kanzler Olaf Scholz und seine Minister und Ministerinnen sehen sich mit gewaltigen Problemen konfrontiert. Innenpolitisch dreht sich derzeit alles um die Frage, wie Deutschland durch den Winter kommt, also wie Energie angesichts explodierender Kosten bezahlbar bleibt - und zwar für Unternehmen und für Privathaushalte. Hier sucht die Ampel noch nach passenden Instrumenten - und streitet. Auch und gerade ums Geld. Opposition und Öffentlichkeit quittieren das Gezerre zunehmend mit Kopfschütteln. Zumal die Ängste vieler Menschen vor horrenden Energiekosten sehr real sind.Eine Strompreisbremse ist bereits als Teil des dritten milliardenschweren Entlastungspakets vereinbart, sie soll Privathaushalten für einen Basisverbrauch "Strom zu einem vergünstigten Preis" garantieren. Beim Gas dachte sich das Ministerium von Robert Habeck im Juli eine Umlage aus, die ab Oktober auf alle Gaskunden abgewälzt werden soll. Das hat zwar höhere Preise für die Haushalte zur Folge, sollte aber die großen Gas-Importeure wie Uniper stützen, die durch die russische Gas-Verknappung mit höheren Beschaffungskosten zu kämpfen haben. Arme Haushalte sollten im Gegenzug gezielt entlastet werden. Doch die Pläne für die Gasumlage entpuppten sich schnell als nicht zu Ende gedacht, handwerklich fehlerhaft und verfassungsrechtlich zweifelhaft. Zumal der Bund nun bei Deutschlands größtem Gasimporteur Uniper einsteigen will, also das Unternehmen mit Steuermilliarden stützt. Aber darf ein staatlicher Konzern von der Gasumlage profitieren?Habeck hielt lange an der Gasumlage fest, doch die Zweifel und Kritik an den Plänen waren von Beginn an massiv. Sie kamen von der Opposition, von Sozialverbänden, von Ökonomen - und ziemlich bald selbst von den Koalitionspartnern. Das geplante Gesetz sah vor, dass alle Unternehmen ihren Anspruch geltend machen können. Das heißt: Von der Umlage sollten also auch die Unternehmen profitieren, die ohnehin dicke Gewinne schreiben. Doch je dramatischer sich die Belastungen für private Haushalte ankündigten, desto schwerer wurde dies vermittelbar. "So war es natürlich nicht unmittelbar mitgemeint", gab Habeck bald zu - und kündigte zunächst Korrekturen an, um sogenannte Trittbrettfahrer auszuschließen. Wie Habeck allerdings im Detail dieses Problem lösen wollte, bleibt bis heute unklar.Die SPD hatte Habeck da längst "handwerkliche Fehler" vorgeworfen und ging zuletzt immer weiter auf Distanz. Für die Sozialdemokraten wäre die Belastung ohnehin kaum an ihr Wählerklientel zu vermitteln. Die angekündigte Verstaatlichung von Uniper öffnete - zumindest für Habeck - eine weitere Baustelle. So äußerte Habeck Zweifel daran, dass die Umlage nach der Uniper-Verstaatlichung überhaupt verfassungsrechtlich zulässig sei und kündigte eine Überprüfung an. Als letzter ging schließlich der FDP-Chef auf Distanz. Die Liberalen mussten sich am Ende dem Druck aus der Wirtschaft beugen. Denn auch die muss für die Umlage bezahlen - und dort sind die Sorgen groß. Die FDP hatte die rechtlichen Bedenken Habecks zuvor nicht geteilt. Finanzminister Christian Lindner, der mit der Gasumlage die Hoffnung verband, trotz hoher Ausgaben die Schuldenbremse einzuhalten, dürfte für die Abkehr von der Umlage und der möglichen Einführung einer Gaspreisbremse wohl ein Gegengeschäft erwarten. Fest steht: Die Umlage sollte bis April 2024 Kosten von 34 Milliarden Euro ausgleichen - dafür muss auch weiterhin Geld gefunden werden.Eigentlich nicht. Immer mehr Politiker der Regierungsparteien SPD, FDP und Grünen rückten in den vergangenen Tagen von der Gasumlage ab, zunächst sehr vorsichtig und wolkig, zuletzt immer deutlicher. Auch der Kanzler stand zunächst hinter den Plänen des Wirtschaftsministeriums: Die Umlage sei "das richtige Instrument", um systemrelevante Gasversorger zu stabilisieren, sagte Scholz Ende August. Inzwischen klingt er weit weniger eindeutig und verweist auf eine Kommission, die die Gasumlage und alternative Instrumente prüfen soll. Die SPD-Führung ist da schon weiter und prognostiziert ein Ende der Gasumlage noch in dieser Woche. Die Partei sieht Wirtschaftsminister Habeck als zuständigen Ressortchef in der Pflicht, einen praktikablen Vorschlag zu machen. Dabei schwingt mit: Die unpopulären und unausgegorenen Pläne sollen Habeck und die Grünen ausbaden.Die Grünen gehen ebenfalls auf Distanz zur Umlage, sehen bei einem Wegfall aber das FDP-geführte Finanzministerium in der Pflicht. "Die Gasumlage kann weg, sobald es aus dem Finanzministerium die Bereitschaft für eine Alternative gibt. Diese Alternative heißt: eine Finanzierung aus Haushaltsmittel", sagte Grünen-Chefin Ricarda Lang. In Habecks Ministerium, das die Umlage ja selbst entwickelt hatte, gibt es inzwischen ebenfalls nicht nur rechtliche Zweifel an dem zunehmend unpopulären Projekt. Die Abgabe kann einen Vier-Personen-Haushalt mit bis zu 500 Euro im Jahr belasten - zusätzlich zu den ohnehin gestiegenen Gaspreisen. Finanzminister und FDP-Chef Lindner, der aus Kostengründen lange eher als Verteidiger des Umlagemodells galt, stellt sich inzwischen die "wirtschaftliche Sinnfrage". Statt Gas weiter zu verteuern, brauche man eine Gaspreisbremse. Die Frage der Finanzierung ließ er bei "Anne Will" jedoch unbeantwortet. Er habe aber eine Idee. Auch die Koalitionspartner befürworten die Einführung einer Deckelung der Gaspreise für Verbraucher.Das Gezerre um die Gasumlage belastet zunehmend das Klima in der Koalition. Vor allem zwischen den Ministern Habeck und Lindner kam es zum offenen Streit, etwa in der Frage nach der rechtlichen Prüfung. Mitunter erinnerte das Ganze an ein "Schwarzer-Peter-Spiel". Das blieb auch der größten Oppositionspartei nicht verborgen: "Das wäre in normalen Zeiten vielleicht unterhaltsam, aber wir haben Krise", sagte CDU-Vize Jens Spahn im ZDF.Habeck und Lindner - das war von Beginn an eine schwierige Beziehung. Es ging um Ministerposten, Einfluss und auch Eitelkeiten. Dass Habecks Popularitätswerte auch wegen des Hin und Hers um die Gasumlage sanken, dürfte man bei der FDP mit einer gewissen Genugtuung registrieren. Zumal sich die Ampel-Beteiligung für die FDP bislang nicht auszahlt, zumindest nicht bei Landtagswahlen. Auch in Niedersachsen sieht es für die Partei nicht gut aus.Für die FDP ist die Einhaltung der Schuldenbremse ab 2023 ein zentrales Wahlkampfversprechen. Mit einem Ende der Gasumlage und der Einführung eines Gaspreisdeckels kämen Mehrbelastungen in Milliardenhöhe auf Lindners Haushalt zu. Aus den Reihen von SPD und Grünen kommen bereits Rufe nach einem abermaligen Aussetzen der Schuldenbremse. Wegen Corona und Ukraine-Krieg ist sie bereits seit drei Jahren ausgesetzt. Die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse sieht vor, dass Bund und Länder ihre Haushalte grundsätzlich ohne Kredite ausgleichen müssen. Wie Lindner nun einerseits die Schuldenbremse einhalten und andererseits einen Gaspreisdeckel finanzieren will, ist jedoch unklar.Auf der anderen Seite gehört für die Grünen der Ausstieg aus der Atomkraft zur DNA. Eine Verlängerung der Laufzeiten wegen der Energiekrise kommt für die Partei nicht infrage. Schon Habecks Pläne, zwei AKW noch bis Mitte April einsatzbereit zu halten, bringen viele Grüne an ihre Schmerzgrenze.Nun gibt es offenbar Versuche, beide Themen miteinander zu verbinden, vor allem von Seiten der FDP. So sagte Christian Lindner:Ähnlich hatte sich auch Fraktionschef Christian Dürr geäußert: "Die Preise sind deshalb so hoch, weil es zu wenig Energie gibt. Eine Preisbremse auf dem Strom- und Gasmarkt, verbunden mit einer Ausweitung des Energieangebots, ist die richtige Antwort. Eine Gaspreisbremse muss daher in Kombination mit einer Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke kommen.""Abwegig", heißt es dazu bei den Grünen. Von einem Koppelgeschäft will man hier nichts wissen. Finanzminister Lindner solle das Geld für die Gaspreisbremse bereitstellen.Die Pläne für eine Gasumlage dürften nach den jüngsten Wortmeldungen wohl erledigt sein. Am Mittwoch tagt das Kabinett, zudem kommt die Ministerpräsidentenkonferenz zusammen, um über Entlastungen zu diskutieren. Nicht ausgeschlossen ist auch, dass die Umlage zunächst zum 1. Oktober in Kraft treten wird. Grünen-Chef Omid Nouripour geht etwa davon aus, dass die Umlage erstmal in Kraft tritt und dann nachträglich wieder zurückgenommen wird. Das Wirtschaftsministerium verweist darauf, dass die Umlage zwar Anfang Oktober in Kraft treten werde, Abschlagszahlungen aber erst Ende des Monats fällig würden.Woher das fehlende Geld aber dann kommen soll, ist weiterhin offen. Einigkeit scheint es hingegen bei der Einführung einer Gaspreisbremse zu geben. Voraussetzung ist für die FDP allerdings, dass auch hier die Schuldenbremse eingehalten wird. Möglich ist etwa auch, dass die Gaspreisbremse in Kombination mit einer Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke kommt. Dafür müssten die Grünen einlenken. Und auch die Frage nach einem weiteren Sondervermögen - ähnlich dem für die Bundeswehr - ist nicht ausgeschlossen.
3innenpolitik
Die Beschäftigten des Bodenpersonals an mehreren deutschen Flughäfen erhalten mehr Lohn. Die Gewerkschaft ver.di konnte für mehr als 6000 Beschäftigte kleinerer Unternehmen Tarifabschlüsse erzielen. "Aufgrund des Personalmangels und der hohen Belastungen gibt es bei vielen Arbeitgebern eine größere Bereitschaft zu deutlichen Einkommenssteigerungen. Das ist sehr erfreulich", teilte ver.di-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky mit.Die Löhne steigen unter anderem beim Passagierabfertigungs-Unternehmen Aviation Handling Services, das beispielsweise an den Flughäfen Düsseldorf, Hannover und Köln/Bonn operiert. Die Mitarbeiter erhalten zwischen 17 und 26 Prozent mehr Lohn innerhalb der kommenden sechs Monate. Beim Bodenverkehrsdienstleister Aviapartner in Düsseldorf und Hannover werden die Gehälter ab sofort um 300 Euro erhöht.Auch an Deutschlands größtem Flughafen in Frankfurt am Main erhalten die Beschäftigten der Fraground rückwirkend ab 1. Juli bis zu 14 Prozent mehr. Hinzu kommt eine Einmalzahlung von 700 Euro für die aktuelle Belastung im Luftverkehr. Lohnerhöhungen um bis zu 18 Prozent erzielte ver.di zuletzt für das Personal der Stuttgart Ground Services und beim Düsseldorfer Abfertigungsunternehmen Acciona.Durch die Abschlüsse lägen die Stundenlöhne der kleineren Firmen künftig über denen bei der Lufthansa, rechnete Gewerkschaftssekretär Reschinsky vor. Demnach erhalten Check-In-Kräfte bei AHS in Köln und Düsseldorf, die bereits seit zwei Jahren in dem Unternehmen arbeiten, künftig einen Stundenlohn von 14,19 Euro. Bei Aviapartner in Düsseldorf oder Hannover steigt der Stundenlohn laut Reschinsky auf 14,45 Euro. Die Lufthansa zahle aktuell in dieser Tarifgruppe nur 13,26 Euro.Angesichts der Bereitschaft kleinerer Unternehmen, die Löhne für Mitarbeiter zu erhöhen, sei es "umso erstaunlicher, wenn ein Konzern wie die Lufthansa deutliche Steigerungen ablehnt, die Beschäftigten enttäuscht und seinen Passagieren Streiks in den Ferien zumutet", so Reschinsky.Mit der Lufthansa verhandelt die Gewerkschaft ab Mittwoch in der dritten Runde über mehr Geld für rund 20.000 Beschäftigte des Konzerns im Bodenpersonal. Für sie fordert ver.di 9,5 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Um den Druck zu erhöhen, hatten Mitarbeiter vergangene Woche über 26 Stunden gestreikt. Die Fluggesellschaft musste mehr als tausend Flüge streichen, mehr als 130.000 Passagiere waren betroffen. Auch die Lufthansa-Piloten hatten nach festgefahrenen Tarifverhandlungen am Wochenende für Streik gestimmt. Den versucht der Konzern noch zu verhindern. "Die Gespräche werden fortgesetzt, damit wir zu einer Lösung am Verhandlungstisch kommen", sagte heute eine Lufthansa-Sprecherin.Alle deutschen Flughäfen kämpfen derzeit mit Personalnot: Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft fehlen rund 7200 Fachkräfte. Für die Passagiere bedeutet das teilweise lange Wartezeiten. Gewerkschaften kritisieren neben der Bezahlung die Arbeitsbedingungen in der Branche und auch den Trend zur Ausgliederung von Dienstleistungen. 
5unternehmen
Dem US-Flugzeugbauer Boeing droht mit seiner wichtigen Modellserie 737 Max eine neue Krise. Die bislang größte Version der Baureihe, die 737 Max 10, hat noch immer keine Zulassung der US-Behörden, und zum Jahresende läuft die Frist für die Zertifizierung aus.Ohne eine Einigung mit dem Kongress könnte Boeing gezwungen sein, die 737 Max 10 einzustellen, sagte Konzernchef Dave Calhoun dem Branchenblatt "Aviation Week". Für den Airbus-Rivalen wäre das Ende des Jets ein herber Rückschlag - Fluggesellschaften haben bereits mehr als 600 Exemplare bestellt.  Hintergrund des Konflikts mit dem US-Kongress sind neue Sicherheitsvorkehrungen und Regularien im Zuge zweier Abstürze von 737-Max-Fliegern, bei denen 2018 und 2019 insgesamt 346 Menschen starben. Als Grund für die Unglücke galt eine defekte Steuerungssoftware. Zwar hat die US-Flugaufsicht FAA die Startverbote für die Baureihe im November 2020 nach Reparaturen von Boeing aufgehoben. Doch die 737 Max 10, die neueste und längste Version der Modellserie, ist noch immer nicht zertifiziert. Boeing soll die Maschinen nachrüsten. Doch dem Hersteller läuft die Zeit davon. Ob der US-Kongress Boeing nach dem ersten 737-Max-Debakel noch einmal entgegenkommt, ist unklar. Fest steht: Es geht auch um Jobs und Investitionen. Mit der öffentlichen Erwägung, die 737 Max 10 einzustellen, vermindert Calhoun den Druck auf die Politik nicht. Im Kern geht es darum, ob Boeings Konkurrenzmodell zum Verkaufsschlager A321neo von Airbus die neuesten Sicherheitsanforderungen erfüllt. Winken die US-Regulierer die 737 Max 10 nicht bis Jahresende durch oder gewähren Aufschub, droht Boeing aufgrund einer Gesetzesänderung von 2020 die teure Einführung eines ganz neuen Cockpit-Warnsystems.Calhoun stellte zugleich klar, dass er weiter volles Vertrauen in die 737 Max 10 habe: "Wir glauben an dieses Flugzeug - Punkt". Auch eine Boeing-Sprecherin betonte auf Nachfrage, dass das Unternehmen weiter die Zulassung anstrebe. "Wie wir bereits gesagt haben, wir arbeiten transparent mit der FAA zusammen, um die benötigten Informationen bereitzustellen". Boeing sehe sich verpflichtet, die Erwartungen der Luftfahrtaufsicht und auch die seiner Kunden zu erfüllen, um die 737 Max 10 zertifizieren lassen und letztlich ausliefern zu können.
5unternehmen
An der New Yorker Weltleitbörse ging es heute wie schon zuvor in Europa kräftig bergauf. Die großen Aktienindizes bauten dabei ihre Gewinne im Verlauf aus. Der Leitindex Dow Jones legte am Ende 2,43 Prozent zu auf 31.827 Zähler. Die Technologiebörse Nasdaq rückte noch stärker um 3,11 Prozent vor auf 11.713 Zähler, ebenso wie der Auswahlindex Nasdaq 100, der um 3,13 Prozent stieg. Der marktbreite S&P-500-Index ging bei 3936 Zählern aus dem Handel, ein deutlicher Tagesgewinn von 2,76 Prozent. Mehr und mehr rückt die laufende Berichtssaison der Unternehmen in den Blick der Anleger. Dabei wurde heute klar, dass der starke Dollar seinen Tribut fordert. Eher schwache Unternehmenszahlen setzten heute der Kaufbereitschaft aber nur vereinzelt Grenzen und bremsten den Gesamtmarkt nicht. Börsianer vermuten als Grund, dass generell schon viel Negatives eingepreist worden sei, indem sich der Dow vor ein paar Tagen noch dem Juni-Tief genähert hatte.Am Nachmittag wurden auch schwache Signale vom US-Immobilienmarkt von den Anlegern gut verdaut. Positiv aufgenommen wurden hingegen auch in New York die Hoffnungen auf die Wiederaufnahme der Gaslieferungen nach Europa durch Russland. Darüber hinaus rätselt der Markt weiter darüber, in welchem Tempo die Notenbank Federal Reserve (Fed) noch an der Zinsschraube drehen wird. Zuletzt hatte die Wall Street ihre Erwartungen auf 75 Basispunkte etwas nach unten revidiert. Der FOMC-Zinsausschuss tagt in der kommenden Woche. Zuletzt hatten die Märkte befürchtet, dass die Fed durch zu starke Erhöhungen die Konjunktur abwürgen könnte. Diese Ängste haben etwas nachgelassen, zumal unmittelbar keine entsprechenden Anzeichen einer Rezession zu erkennen sind. Der stärkere Dollar bremst den Gesundheitskonzern Johnson & Johnson aus dem Leitindex Dow Jones. Für das Gesamtjahr senkte das Unternehmen seine Prognose bereits zum zweiten Mal. Das bereinigte Ergebnis je Aktie soll bei 10 bis 10,10 Dollar liegen, wie Johnson & Johnson heute mitteilte. Zuvor hatte der Konzern 10,15 bis 10,35 Dollar in Aussicht gestellt. Der Umsatz soll 93,3 Milliarden bis 94,3 Milliarden Dollar betragen, jeweils 1,5 Milliarden weniger als zuletzt geplant.Im zweiten Quartal stiegen die Umsätze um insgesamt drei Prozent auf rund 24 Milliarden Dollar, wie der Konzern weiter mitteilte. Dabei verzeichnete das Auslandsgeschäft allein wegen der Dollarstärke Rückgänge. Währungsbereinigt legte der Konzern getragen vom Pharma- und Medizintechnikgeschäft um acht Prozent zu. Höhere Steuerrückstellungen und steigende Kosten drückten den Nettogewinn hingegen um knapp ein Viertel auf 4,8 Milliarden Dollar. Der Konzern steht vor einer Aufspaltung in zwei Teile. Die Abtrennung des Geschäfts mit rezeptfreien Produkten wird Unternehmensangaben zufolge weiter für das kommende Jahr erwartet. Die J&J-Aktie gab gegen den Trend nach. Der Konzern gehört außerhalb des Technologiesektors mit einer Börsenbewertung von fast 460 Milliarden Dollar zu den größten Schwergewichten auf dem US-Kurszettel. Deutlicher unter Druck geriet die IBM-Aktie. Auch ein gutes zweites Quartal hat dabei den Anlegern keine Freude bereitet. Viel mehr Aufmerksamkeit lag auf dem Ausblick des IT-Riesen, der die Erwartungen verfehlte und so die Aktien auf Talfahrt schickte. Dabei hat ein starkes Cloud-Geschäft dem US-Computerkonzern im zweiten Quartal einen Umsatz über Expertenerwartungen beschert. Während der Gesamtumsatz etwas stärker als erwartet um neun Prozent auf 15,5 Milliarden Dollar stieg, verbuchte das Segment mit der Datenwolke ein Plus von 18 Prozent. Der Nettogewinn lag bei 1,392 Milliarden Dollar und damit etwas höher als im Vorjahreszeitraum mit 1,325 Milliarden Dollar.Allerdings wurde klar, dass der starke Dollar dem Konzern zusetzt, weil er die Auslandseinnahmen nach Umrechnung in US-Währung verringert. Entsprechend verhalten fiel der Geschäftsausblick für das Gesamtjahr 2022 aus - was bei den Anlegern dann gar nicht gut ankam.Netflix hat im zweiten Quartal dank Serienhits wie "Stranger Things" nicht so schlecht wie befürchtet abgeschnitten. Die Nutzerzahlen sanken in den drei Monaten bis Ende Juni um 970.000 Bezahlabos, wie der Streaming-Marktführer nach Börsenschluss mitteilte. Damit hielt der Kundenschwund zwar an, blieb aber unter dem von Netflix selbst erwarteten Minus von zwei Millionen Abos. Die Aktie stieg nachbörslich um acht Prozent.Der Ausblick bleibt jedoch verhalten. Für das laufende Vierteljahr rechnet Netflix lediglich mit rund einer Million neuen Nutzern. Hier hatten Analysten mehr erwartet. Der Umsatz legte im abgelaufenen Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 8,6 Prozent auf 8,0 Milliarden Dollar zu. Unter dem Strich verdiente Netflix 1,44 Milliarden Dollar, vor einem Jahr waren es 1,35 Milliarden gewesen. Das Betriebsergebnis sank jedoch um 15 Prozent auf 1,6 Milliarden Dollar.Wie sehr das Thema Gasversorgung derzeit die Nerven der Anleger strapaziert, hat der heutige Tag sehr deutlich gemacht. Der erst schwach gestartet DAX startete am Nachmittag kräftig durch und schloss letztlich deutlich um 2,69 Prozent höher bei 13.308 Punkten. Das Tagestief lag am Morgen noch bei 12.827 Punkten deutlich darunter. Hintergrund der Hausse war eine Insidermeldung zur Gaspipeline Nord Stream 1, die am Nachmittag die Runde machte. Danach will Russland seine Gaslieferungen durch die Pipeline am Donnerstag nach einer Wartungsunterbrechung wieder aufnehmen - wenn auch in reduziertem Umfang. Die Pipeline solle ihren Dienst wieder beginnen, werde dies aber nicht in voller Auslastung tun, sagten zwei mit dem Vorgang vertraute Personen der Nachrichtenagentur "Reuters". Der russische Gasmonopolist Gazprom hatte die Kapazität der Lieferungen durch Nord Stream 1 bereits im vergangenen Monat auf 40 Prozent beschnitten und dies auf die Wartung einer Turbine zurückgeführt. "Sie (Gazprom) werden zu dem vor dem 11. Juli gesehenen Niveau zurückkehren", sagte nun einer der Insider. Durch Nord Stream 1 war in der Vergangenheit mehr als ein Drittel der russischen Gasexporte in die Europäische Union geleitet worden. Sollten sich die Gerüchte bestätigen, wäre dies eine große Erleichterung für die Börse. Denn neben dem überragenden Sorgenthema Gasversorgung erwartet der Markt auch die Zinswende der EZB. Zudem kommt nun auch in Europa die Berichtssaison für das zweite Quartal langsam in Fahrt - von der sich sich die Anleger Aufklärung darüber erwarten, wie sich die politischen und ökonomischen Turbulenzen in den Firmenbilanzen niedergeschlagen haben. Bereits angekündigt hat die EZB einen Zinsschritt von 25 Basispunkten in dieser Woche. In Anbetracht der hohen Inflationsrate von rund acht Prozent in der Eurozone wird dieser Schritt aber unisono als zu gering erachtet, um der Geldentwertung wirklich glaubhaft Paroli bieten zu können. Immerhin hat die EZB als einzige große westliche Notenbank noch gar keine Zinserhöhung vorgenommen. Nun scheint aber Bewegung in die Diskussion zu kommen. Neben einer Erhöhung des Leitzinses um einen Viertel Prozentpunkt soll auch eine mögliche Anhebung um einen halben Punkt zur Sprache kommen, wie die Nachrichtenagentur Reuters von mit der Sache vertrauten Personen erfuhr. Unter den 40 Einzelaktien im DAX gab es keinen einzigen Verlierer. Die Gewinnerliste wurde von Adidas angeführt, aber auch die zuletzt besonders unter Druck geratenen Zykliker wie Covestro, Siemens oder BASF legten überdurchschnittlich zu. Schlusslicht waren Qiagen, die nur moderat vorrückten. Im MDAX haussierten die Papiere von Versorger Uniper, des größten Importeurs russischen Erdgases. Auch nachbörslich setzte sich der Anstieg fort. Zuerst profitierten sie kurz vor Schluss des Xetra-Hauptgeschäft kräftig von Spekulationen über eine bevorstehende Wiederaufnahme der Gaslieferungen Russlands. Danach sorgte ein Bericht, wonach eine Einigung mit der Bundesregierung auf staatliche Hilfen näher rückt, auf der Handelsplattform Tradegate für zusätzliche Bewegung.Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg in Berufung auf Kreise berichtete, könnte die Bundesrepublik Milliarden in den Versorger stecken, unter anderem mit einer direkten Beteiligung. Die Regierung könnte am Ende eine Sperrbeteiligung von bis zu 30 Prozent an Uniper erlangen, hieß es.Der Energieversorger war wegen der Drosselung russischer Gaslieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 unter Druck geraten. Am Vortag wurde daher eine milliardenschwere Kreditlinie der staatlichen Förderbank KfW ganz ausgeschöpft und zudem weitere Mittel beantragt. Der MDAX legte 2,29 Prozent zu auf 26.515 Punkte.Die Aussicht auf eine Zinserhöhung um möglicherweise 50 Basispunkte trieb heute auch den Euro an. Die Gemeinschaftswährung legt im US-Handel wie zuvor schon in Europa knapp ein Prozent auf 1,0225 Dollar zu. Ein EZB-Sprecher lehnte eine Stellungnahme mit Verweis auf die Ruhephase der Bank ab. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0245 (Montag: 1,0131) Dollar fest. Höhere Zinsen sollten den Euro tendenziell zwar stützen. "Der Rückgang des Euro auf etwa Parität zum US-Dollar stärkt die Argumente für aggressivere Zinserhöhungen", kommentiert Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank. Allerdings ist auch die europäische Gaskrise ein wesentlicher Faktor für die Währungsschwäche. Die US-Bauwirtschaft hat sich auch im Juni schwach entwickelt. Die Zahl neu begonnener Häuser und die Anzahl der Baugenehmigungen gingen jeweils zurück. Die Baubeginne sanken zum Vormonat um 2,0 Prozent, wie das Handelsministerium am frühen Nachmittag in Washington mitteilte. Analysten hatten dagegen im Schnitt mit einem Anstieg um 2,0 Prozent gerechnet. Die Zahl der Baugenehmigungen fiel um 0,6 Prozent. Hier war ein stärkerer Rückgang um 2,7 Prozent erwartet worden. Bereits im Vormonat waren die Zahlen jeweils gefallen. Die Baugenehmigungen laufen den Baubeginnen zeitlich voraus und geben einen Hinweis auf die zu erwartende Bautätigkeit. Der US-Immobilienmarkt leidet seit einiger Zeit unter mehreren Entwicklungen, darunter die steigenden Hypothekenzinsen, Lieferengpässe und stark gestiegene Baukosten.Der Chef des Frankfurter Flughafens (Fraport), Stefan Schulte, rechnet auch in den kommenden Wochen mit Problemen an den deutschen Flughäfen. "Der Sommer wird schwierig bleiben", sagte Schulte der Zeitung "Mannheimer Morgen". Man habe unterschätzt, wie hoch das Nachholbedürfnis der Menschen sei, wieder reisen zu wollen. "Wir wussten, dass es ein starkes Jahr wird und das haben wir in unseren Planungen auch berücksichtigt. Aber jede Prognose wurde deutlich überholt und es fliegen viel mehr Menschen als erwartet. Dafür haben die Flughäfen und Airlines zu wenig Personal auf allen Ebenen."Die kräftig steigenden Zinsen haben das Wachstum des Finanzdienstleisters Hypoport im zweiten Quartal gebremst. Auf der hauseigenen Kreditplattform Europace legte das Transaktionsvolumen in den Monaten April bis Juni um nur noch knapp fünf Prozent auf 26,4 Milliarden Euro zu. Zum Jahresauftakt hatte das Wachstum noch 26 Prozent auf 33,8 Milliarden Euro betragen. Damals hatten noch viele Kunden wegen der Erwartung steigender Zinsen viele Kredite abgeschlossen. Inzwischen ist die Nachfrage wegen der inzwischen höheren Zinsen und der Unsicherheiten infolge des Ukraine-Kriegs deutlich zurückgegangen.Borussia Dortmund steht unter Schock. Die Nachricht über die schwere Erkrankung von Neuzugang Sébastien Haller sorgte bei allen Beteiligten für tiefe Bestürzung. Nur wenige Stunden nach dem morgendlichen Training, bei dem der 28 Jahre alte Nationalspieler der Elfenbeinküste über Unwohlsein geklagt hatte, diagnostizierten die Mediziner einen Tumor im Hoden.Der Stürmer, der den abgewanderten Norweger Erling Haaland ersetzen soll, fällt bis auf weiteres aus. Der BVB investierte 31 Millionen Euro für Haller, so viel wie noch nie für einen Neuzugang. Der französische Staat nimmt für die vollständige Übernahme des Versorgers EDF fast zehn Milliarden Euro in die Hand. Den EDF-Aktionären werden zwölf Euro je Anteilsschein geboten. Der Preis liege 53 Prozent über dem Schlusskurs vom 5. Juli, dem Tag bevor die Regierung ihre Absicht zur vollständigen Verstaatlichung bekannt gab. Europas größter Kernkraftwerksbetreiber würde damit für 9,7 Milliarden Euro unter die vollständige Kontrolle des Staates gelangen, der bereits 84 Prozent an EDF hält.Der australische Rohstoffkonzern BHP hat nach einem Rückgang seiner Eisenerzexporte vor weiteren Marktturbulenzen aufgrund einer schwankenden Stahlnachfrage aus China gewarnt. "Die allgemeine Marktvolatilität hält an, und wir erwarten, dass sich der Nachlaufeffekt des Inflationsdrucks in den nächsten zwölf Monaten fortsetzen wird", sagte Unternehmenschef Mike Henry. Zu den Herausforderungen für den kommenden Zeitraum gehörten unter anderem die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt, die Energiekrise in Europa und eine strengere Geldpolitik. Der Prozess gegen Tesla-Chef Elon Musk wegen des Rückzugs von der geplanten milliardenschweren Twitter-Übernahme ist für Oktober angesetzt. Die zuständige Richterin Kathaleen McCormick im US-Bundesstaat Delaware gab den Termin heute bekannt. Twitter verdiene eine schnelle Lösung angesichts der Unsicherheit, erklärte McCormick. Der Termin ist ein Schlag für Musk, der den Rechtsstreit bis Februar hinauszögern wollte. Musks Anwälte wollten bis dahin noch Informationen sammeln. Twitter hatte dagegen bereits für September plädiert. Der Prozess soll laut Gericht insgesamt fünf Tage dauern.Twitter hatte Musk in der vergangenen Woche wegen des Rückzugs von der geplanten milliardenschweren Fusion verklagt. Der US-Kurznachrichtendienst bat das Gericht darum, den Milliardär dazu zu zwingen, die Übernahme zum vereinbarten Preis von 54,20 Dollar je Twitter-Aktie durchzuziehen. Musk hatte davor erklärt, die eigentlich bereits vereinbarte Twitter-Übernahme im Volumen von 44 Milliarden Dollar platzen zu lassen. Über einen solchen Schritt war bereits seit Wochen spekuliert worden. Zur Begründung sagte Musk, Twitter habe mehrere Punkte der Übernahme-Vereinbarung gebrochen.Der weltgrößte Luftfahrt- und Rüstungskonzern Lockheed Martin blickt zurückhaltender auf das laufende Jahr. Das zweite Quartal sei nicht zuletzt von Problemen in den Lieferketten beeinflusst gewesen, erklärte Firmenchef James Taiclet heute in Bethesda (US-Bundesstaat Maryland). Dies habe auf den Umsatz gedrückt. Für das Gesamtjahr erwartet das Management beim Umsatz nun statt 66 Milliarden nur noch 65,25 Milliarden US-Dollar (64 Mrd Euro). Außerdem soll der Gewinn je Aktie nur noch 21,55 US-Dollar betragen. Das ist fast ein Fünftel weniger als bislang prognostiziert und zudem weniger, als Analysten erwartet hatten. Die Aktie tendiert gegen den Trend schwächer.
2finanzen
Die Lieferprobleme im deutschen Einzelhandel werden nach Einschätzung der Unternehmen noch mindestens bis zum Sommer 2023 anhalten. Im Schnitt gingen die Händler davon aus, dass es für weitere 11,5 Monaten Lieferschwierigkeiten geben werde, wie eine Umfrage des Ifo-Instituts ergab. "Die Lieferprobleme sind zu einem Dauerproblem für den Einzelhandel geworden", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. "Auch in diesem Jahr wird es zu Weihnachten wieder Lücken in den Regalen geben."Fahrradhändler erwarten demnach mit weiteren 18 Monaten die längste Fortsetzung der Lieferprobleme. Sämtliche Unternehmen der Branche gaben an, dass nicht alle bestellten Waren rechtzeitig geliefert werden könnten. Es folgen der Spielwarenhandel mit 14 Monaten erwarteter weiterer Engpässe. Im Bereich elektrischer Hausgeräte klagen mehr als 98 Prozent der Händler über bestehende Lieferschwierigkeiten - im Schnitt rechnen sie mit einer Fortsetzung der Probleme für weitere 13,7 Monate. Aktuell sind auch viele andere Branchen von gravierenden Engpässen betroffen. Mehr als 90 Prozent der Autohändler und der Baumärkte, 88 Prozent der Möbelhändler und 77 Prozent der Lebensmittelhändler berichten Schwierigkeiten, bestellte Ware rechtzeitig zu bekommen. Deutlich besser sieht es mittlerweile etwa in Bekleidungsgeschäften aus, von denen nur noch gut die Hälfte über Lieferprobleme klagt. Bezogen auf den gesamten Einzelhandel lag diese Quote bei fast 76 Prozent - das ist im Vergleich zum Mai ein leichter Rückgang von gut vier Prozentpunkten.Ein der wichtigsten Gründe für die Situation im Einzelhandel bleiben die Probleme beim Seetransport. Die Staus von Containerschiffen in der Nordsee nehmen laut dem Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) in der Tendenz sogar zu. "Über zwei Prozent der globalen Frachtkapazität stehen dort still und können weder be- noch entladen werden", sagte IfW-Experte Vincent Stamer. Für die Nordsee sei dies "sehr ungewöhnlich".Auch vor den chinesischen Häfen von Shanghai und Zhejiang wächst die Warteschlange: Mehr als vier Prozent der globalen Frachtkapazität stecken dort fest. "Ein Ende der Staus in de Containerschifffahrt ist derzeit nicht in Sicht", sagte Stamer. "Für Deutschland und die EU beeinträchtigt dies vor allem den Überseehandel, speziell mit Asien, woher etwa Unterhaltungselektronik, Möbel oder Textilien geliefert werden." China ist der mit Abstand wichtigste deutsche Handelspartner: 2021 wurden Waren im Wert von 245 Milliarden Euro hin- und hergeschickt.In Nordamerika hat sich die Lage laut IfW dagegen entspannt. Die pandemiebedingt hohe Nachfrage nach Konsumgütern in den USA habe nachgelassen, der Stau vor dem Hafen von Los Angeles habe sich aufgelöst. Das entlaste die Transportwege. Die Frachtkosten von Asien an die Westküste Nordamerikas seien seit Beginn dieses Jahres um knapp die Hälfte gefallen. Die Frachtraten auf dem Weg von Asien nach Nordeuropa seien dagegen noch immer sechs Mal so hoch wie vor zwei Jahren, berichtete Stamer. Im russischen Ostseehafen St. Petersburg, wo Waren aus Europa ankommen, ist das Frachtaufkommen nach Angaben des IfW eingebrochen. In den russischen Häfen, die im Asienhandel eingebunden seien, erhole es sich dagegen etwas. Das zeige den Versuch, den wegen des Kriegs in der Ukraine verlorenen Handel mit Europa durch Handel mit Ländern in Asien zu ersetzen. "Allerdings können die Importe aus Asien bisher noch nicht den Handel mit Europa ersetzen", sagte Stamer.
6verbraucher
Der Lebensmittel-Einzelhandel geht davon aus, auch im Falle einer Gas-Notlage mit ausreichend Energie versorgt zu werden. Man sei in ständigem Austausch mit der Bundesnetzagentur, sagte Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands HDE: "Die Bundesnetzagentur setzt an, um eine Aufrechterhaltung dieser Lieferketten auch bei einer Gas-Notlage zu ermöglichen."Dennoch sei das nicht genug: Der Verband forderte, dass Unternehmen und Verbraucher durch die hohen Energiepreise nicht überlastet werden dürften. Die Politik müsse angesichts der großen Unsicherheiten jetzt handeln, forderte der HDE. Denn laut einer Umfrage des Branchenverbands haben bereits jetzt rund 27 Prozent der Verbraucher Angst, ihre Ausgaben nicht mehr mit ihrem Einkommen begleichen zu können. Darum beginnen viele der Verbraucher bereits jetzt zu sparen - mit negativen Auswirkungen für die Einzelhändler. Darum blicken die Einzelhändler hierzulande pessimistisch auf die kommenden Monate: Laut aktuellen HDE-Umfrageergebnissen rechnen derzeit 44 Prozent der Unternehmen mit sinkenden Umsätzen. "Der russische Krieg in der Ukraine und Corona-Lockdowns in Asien stören die Lieferketten, die Inflation steigt und die Energiekosten erreichen ungeahnte Höhen. Die Lage ist alles andere als einfach, die Zukunftsaussichten in vielerlei Hinsicht schwierig zu beurteilen", so der HDE-Hauptgeschäftsführer. Selbst für den in den vergangenen Jahren boomenden Online-Handel sind die Prognosen nicht mehr so optimistisch - hier "flacht der Wachstumspfad ab", teilte der Branchenverband mit. Insgesamt erwartet der HDE für die Einzelhändler im laufenden Jahr zwar weiter ein nominales Umsatzwachstum von drei Prozent auf rund 607 Milliarden Euro. Inflationsbereinigt dürfte der Einzelhandel aber zwei Prozent ins Minus abrutschen. Zu Jahresbeginn hatte der Verband hier noch eine Stagnation erwartet. "Ohne den Krieg in der Ukraine hätten wir ein völlig anderes Bild", sagte Genth.
5unternehmen
Waffenlieferungen an die Ukraine, Streckbetrieb für Atomkraftwerke und reaktivierte Kohlekraftwerke - die Grünen mussten in den vergangenen Monaten viele Kröten schlucken. Zuletzt stand die Partei vor allem wegen der umstrittenen Gasumlage in der Kritik. Im Fokus steht dabei Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Ihm werden - auch aus den Reihen der Ampel-Koalition - Fehler bei der Gasumlage vorgeworfen. Die Kritik: Das zusätzliche Geld aus der Umlage gehe auch an Firmen, die gar keine Verluste machten.Grünen-Chef Omid Nouripour verteidigte die Pläne, die auch unter dem Zeitdruck des Krieges entschieden werden mussten. "Wir haben hier einen Wettlauf gegen die Zeit, weil wir gerade beim Thema Gas große Geschwindigkeiten an den Tag legen müssen, um die Versorgung auch hinzubekommen", so Nouripour im Sommerinterview des ARD-Hauptstadtstudios. Genau darum kümmere sich Habeck Tag und Nacht. Dennoch sieht auch Nouripour Bedarf für Korrekturen an der Umlage. "Es ist richtig, dass nachgebessert werden muss, das weiß auch Robert Habeck und arbeitet dran." Allerdings seien solche Änderungen rechtlich sehr kompliziert. Trotz der nötigen Nachbesserungen will Nouripour aber grundsätzlich an der Gasumlage festhalten. Kritik, die jetzt aus der Ampel komme, könne er nicht nachvollziehen. Schließlich sei die Gasumlage von allen Parteien der Ampel beschlossen worden. Es sei verwunderlich, dass nun Kritik von denen laut werde, die die Entscheidung mitgetragen hätten. "Ich habe mich schon wundern dürfen über so manche Äußerungen von Leuten, die die Vorlage vielleicht hätten lesen sollen, bevor sie dem zustimmen und die heute sagen, sie hätten davon nichts gewusst", so Nouripour. Zwar seien Diskussionen richtig und wichtig, dennoch solle sich die Ampel auf das Wesentliche konzentrieren. "Die Leute wollen, dass wir liefern und nicht miteinander kämpfen", so Nouripour. Die Gasumlage soll die wegen knapper russischer Gaslieferungen stark gestiegenen Kosten von Großimporteuren ausgleichen, um diese vor einer Pleite und das Energiesystem vor dem Kollaps zu bewahren. Alle Gaskunden sollen zusätzlich 2,4 Cent pro Kilowattstunde bezahlen. "Jenseits davon brauchen wir natürlich auch eine Übergewinnsteuer für die Unternehmen, die sich gerade echt extrem daran bereichern, dass die Leute in Not sind und dass es eine Krise gibt", so Nouripour. Eine solche Sondersteuer würde dann für Unternehmen anfallen, die vom Krieg in der Ukraine wirtschaftlich besonders profitieren.Beim Streckbetrieb für die AKW will sich Nouripour noch nicht festlegen. Zuerst müsse man das Ergebnis des Stresstests abwarten, mit dem der Grünen-Politiker in den kommenden Tagen rechnet. "Dann werden wir sehen, ob ein Ausbrennen von einzelnen Atomkraftwerken - weil es vor allem in Bayern ein Problem gibt - notwendig ist, oder nicht. Ich sehe das nicht." Ein sogenannter Streckbetrieb meint die Weiternutzung von Atomkraftwerken mit den aktuellen Brennstäben. Im Streckbetrieb wird die Temperatur des Reaktorkühlwassers gesenkt und die Kettenreaktion dadurch abbremst. Damit kann der Reaktor länger betrieben werden - ohne neue Brennstäbe anschaffen zu müssen.Zudem warb der Grünen-Politiker für das dritte Entlastungspaket, das in den kommenden Tagen beschlossen werden soll. "Es gibt eine Reihe von Vorschlägen, die auf dem Tisch sind", so Nouripour. Man werde das zusammen mit den anderen Parteien diskutieren, etwa eine Reform des Wohngeldes, des Bürgergeldes, oder auch höheres Kindergeld.Besonders stark macht sich Nouripour für eine Nachfolgeregelung für das 9-Euro-Ticket. Dieses sei ein "gigantischer Erfolg" gewesen. Darüber werde man auch mit der FDP noch diskutieren müssen. FDP-Chef Christian Lindner ist bislang gegen die Verlängerung des 9-Euro-Tickets. Auch angesichts des Klimaschutzsofortprogramms, welches im September beschlossen werden soll, forderte Nouripour Zugeständnisse vom Ampel-Partner FDP. So sollten die Liberalen einem Tempolimit zustimmen. Denn es sei nicht nachvollziehbar, warum dieses noch immer nicht existiere. Die Frage, ob Deutschland genug schwere Waffen an die Ukraine liefere, verneinte Nouripour. "Da geht mehr und das wissen auch alle und daran wird gearbeitet." Sollte es mit einem Ringtausch nicht funktionieren, müsse notfalls auch aus den Beständen der Bundeswehr geliefert werden.Zudem äußerte sich der Grünen-Chef noch über ein künftiges Verfahren zur Findung eines Kanzlerkandidaten oder einer Kanzlerkandidatin. Hier habe sich die Parteispitze auf eine Vorgehensweise geeinigt. Gefragt, ob eine Frau immer den ersten Zugriff haben solle, sagte Nouripour: "Wir haben dafür genau die Antwort, die sie hören wollen. Und die ist auch schon fertig. Aber die kann ich Ihnen leider nicht verraten, weil die Partei es verdient hat, das zuerst zu hören." Bei der Bundestagswahl 2021 hatten Annalena Baerbock und Robert Habeck die Entscheidung unter sich ausgemacht. Ein geregeltes Verfahren gab es nicht.
3innenpolitik
Der Deutsche Beamtenbund (dbb) warnt vor wachsenden Problemen durch Personalmangel im öffentlichen Dienst. "Nach Einschätzung unserer 40 Mitgliedsgewerkschaften fehlen 360.000 Beschäftigte", sagte der dbb-Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Dabei berücksichtigen wir nicht nur offene Stellen, sondern auch den Personalbedarf, der sich durch neue Aufgaben ergibt." Die Lücke werde noch deutlich wachsen, so Silberbach: "In den nächsten Jahren wird die Zahl aufgrund der Pensionierung der Babyboomer-Jahrgänge noch viel größer." Der dbb-Chef forderte angesichts der Welle von Pensionierungen mehr Stellen, eine Reduzierung der Arbeitszeit und leistungsgerechte Bezahlung. Zudem sei eine langfristige Personalplanung in der Verwaltung erforderlich, die den demografischen Wandel berücksichtige. Zum anderen müsse der öffentliche Dienst durch Anreizsysteme attraktiver gemacht werden, sagte Silberbach in dem Interview. Auch zu den anstehenden Tarifverhandlungen äußerte er sich: "Wir werden im Oktober unsere Tarifforderungen für Bund und Kommunen beschließen. Die werden hoch sein. Anders geht es in der jetzigen Lage nicht." Finanziell könne der öffentliche Dienst mit der Privatwirtschaft nicht konkurrieren. "Aber der öffentliche Dienst kann ein besonders moderner und familienfreundlicher Arbeitgeber sein."Viele Beschäftige schöben einen Berg von Überstunden vor sich her: "Da müssen wir ran." Ihm sei bewusst, dass in etlichen Bereichen mit der Digitalisierung Aufgaben wegfallen könnten, gerade Routineangelegenheiten. "Aber die Stellen brauchen wir trotzdem, für andere Aufgaben, zum Beispiel in der Beratung", so der Beamtenbund-Chef in der "F.A.Z.". Mit der Arbeit der Bundesregierung zeigte sich Silberbach unzufrieden. "Bei der neuen Regierung wundern mich die Prioritäten: Die Bundesinnenministerin spricht über Equal Pay im Fußball und Frührente für Ehrenamtliche, anstatt endlich die Wochenarbeitszeit der Bundesbeamten zu reduzieren und eine langfristige Stellenplanung in der Verwaltung anzugehen." 2020 arbeiteten im öffentlichen Dienst von Bund, Ländern und Kommunen knapp 4,97 Millionen Beschäftigte. Rund 1,9 Millionen davon sind Beamte, wie aus dem aktuellen "Monitor öffentlicher Dienst" des dbb hervorgeht. 2019 waren es demnach rund 4,88 Millionen und im Jahr davor 4,80 Millionen. Mit rund 2,5 Millionen Beschäftigten macht das Personal der Länder den größten Anteil im öffentlichen Dienst aus. Es folgen die Kommunen mit 1,6 Millionen Beschäftigten, der Bund mit rund 500.000 und die Sozialversicherungen mit knapp 400.000.
2finanzen
Knapp einen Monat nach der ersten Leitzinserhöhung im Euroraum seit vielen Jahren hat ein Großteil der Banken in Deutschland Negativzinsen auf dem Tagesgeld- oder Girokonto abgeschafft. Noch vor knapp vier Wochen verlangten einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox zufolge 424 Banken Verwahrentgelte von ihren Kunden - Stand 17. August waren noch 79. Damit haben mehr als 80 Prozent der betroffenen Kreditinstitute das so genannte Verwahrentgelt für Privatkunden seit der Zinserhöhung gestrichen, wie aus der Auswertung von rund 1300 Banken und Sparkassen hervorgeht. "Die große Mehrheit der Banken hat nach der Zinserhöhung schnell reagiert und ihre Negativzinsen abgeschafft", so Oliver Maier, Geschäftsführer von Verivox Finanzvergleich. Insbesondere bei vielen Genossenschaftsbanken und Sparkassen seien die Negativzinsen an den Einlagezins der Europäischen Zentralbank (EZB) gekoppelt gewesen und damit automatisch entfallen, als am 27. Juli die neuen Leitzinsen in Kraft traten."Das Ende der Negativzinsen ist besiegelt", sagte Maier. Er rechnet damit, dass in den kommenden Wochen und Monaten weitere Institute nachziehen. "Spätestens nach dem nächsten Quartalswechsel dürfte höchstens noch eine Handvoll Banken Negativzinsen im Privatkundengeschäft erheben."Durch die steigenden Zinsen werde auch das Geschäft mit Tages- und Festgeldkonten wieder attraktiv, erklärte Maier weiter. So gebe es aktuell Angebote für Tagesgeldkonten mit einem garantierten Zinssatz von 0,5 Prozent für sechs Monate. Beim Festgeld biete eine Bank beispielsweise Zinsen von 1,75 Prozent bei einer Laufzeit von zwei Jahren. Nach Daten des Verbraucherportals Biallo weisen dagegen nur noch 35 Banken Negativzinsen im Preisaushang oder auf ihrer Seite aus (Stand vom 10. August). Zum Höchststand Ende Mai verlangten demnach 582 der untersuchten Banken und Sparkassen ein Verwahrentgelt, oft in Höhe von 0,5 Prozent ab Überschreiten bestimmter Summen auf dem Konto. Laut Verivox-Experte Maier werben die ersten Anbieter bereits mit Sonderkonditionen um Neukunden. Angesichts der hohen Inflation haben Sparer aktuell allerdings wenig Grund zum Jubeln. "Selbst die zinsstärksten Angebote gleichen die Inflation bei Weitem nicht aus", sagte Maier.Das Ende der Negativzinsen führt auch dazu, dass die Anzahl der im Umlauf befindliche Banknoten zurückgeht. Ein Sprecher der EZB sagte auf Anfrage von tagesschau.de, dass der wertmäßige Banknotenumlauf in den vergangenen 30 Tagen um etwa einen Prozent zurückgegangen sei. Das könne darauf zurückgeführt werden, dass die Banken Banknoten mit höherem Nennwert - vor allem 500- und 200-Euro-Scheine - von ihren Tresoren auf die Zentralbankkonten zurückgebracht werden. Aktuell sind laut EZB 29 Milliarden Banknoten im Wert von 1,6 Billionen Euro in Gebrauch. Mit rund 44 Prozent entfällt der größte Anteil davon aber auf die 50-Euro-Banknoten. Die EZB hatte am 21. Juli angesichts der Rekord-Inflation die Leitzinsen im Euroraum erstmals seit elf Jahren wieder erhöht. Damit entfiel auch der Strafzins von 0,5 Prozent, den Kreditinstitute zahlen mussten, wenn sie Gelder bei der Notenbank parken. Die Finanzbranche klagte lange über Belastungen in Milliardenhöhe wegen der Strafzinsen, viele Geldhäuser gaben diese ab bestimmten Summen auf dem Konto an Privatkunden weiter.Verbraucherschützer halten Negativzinsen auf Privatguthaben auf Giro- und Tagesgeldkonten für unzulässig, egal ob bei Neukunden oder Bestandskunden. Aktuell sind sechs Klagen des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) gegen verschiedene Kreditinstitute anhängig. Erste Urteile gibt es, sie sind aber noch nicht rechtskräftig."Man kann nur hoffen, dass die Branche die sogenannte Zinswende zum Anlass nimmt, sich auch ohne weitere Unterlassungsklagen von uns oder den Verbraucherzentralen wieder von diesem rechtlich sehr umstrittenen Instrument zu verabschieden", sagte vzbv-Rechtsreferent David Bode. "Ohne entsprechende prozessuale Erklärungen werden die Verfahren jedoch weiterverfolgt."Zugleich kritisierte Bode die Begründung der Finanzbranche für die Minuszinsen. "Aufgrund der bereits seit 2019 für die Institute eingeräumten erheblichen Freibeträge halten wir den behaupteten Zusammenhang mit den Einlagezinsen bei der EZB für zumindest teilweise vorgeschoben."
2finanzen
"Ich muss jetzt Geld bezahlen, das ich nicht habe. Ich glaube nicht, dass ich die Gasrechnung im Winter noch zahlen kann", sagt Tomas Langenhof. Der 56-Jährige steht in Köln vor dem Servicebüro des städtischen Energieversorgers RheinEnergie. In seiner Hand hält er das Schreiben, das ihn kalt erwischt hat. In seinem Gesicht kann man ablesen, dass die Energiekrise zu seiner Krise geworden ist. "Im Moment bezahle ich 230 Euro. Ab dem kommenden Monat werden es mehr als 500 Euro sein", sagt Langenhof. "Woher soll ich das nehmen? Das wird mir beim Essen fehlen." Er habe Sorge, dass der Energieversorger ihm das Gas abdreht, falls er im Winter nicht zahlen kann. Tomas Langenhof ist einer von vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern, die derzeit bei ihren Energieversorgern klären wollen, was die erhöhten Gebühren für sie bedeuten. Und was passiert, wenn sie nicht bezahlen können.Die Stadtwerke in Deutschland stellen sich wegen der Energiekrise auf viele Zahlungsausfälle ihrer Kundinnen und Kunden ein. Dazu hat der WDR die kommunalen Energieversorger in den zwölf größten Städten Nordrhein-Westfalens befragt. Alle halten vermehrte Zahlungsausfälle für möglich oder sogar sehr wahrscheinlich. In Dortmund rechnet man sogar mit bis zu fünfmal so vielen Ausfällen wie bisher. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) warnt Verbraucherinnen und Verbraucher davor, dass es auch im kommenden Jahr noch deutliche Preissteigerungen geben werde. Schon jetzt betrügen diese "häufig zwischen 30 und 60 Prozent", sagt VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing. "Auch im kommenden Jahr wird mit Preiserhöhungen zu rechnen sein, da die Stadtwerke langfristig Gas beschaffen." Es ist ein Problem, das Tomas Langenhof wütend macht. Er hat die 300 Euro Energiepauschale des Staates bereits erhalten. Doch die sei keine echte Hilfe. "Mit dem Geld kann ich einen Monat abfedern, aber nicht den ganzen Winter", sagt Langenhof. "Es ist ja nicht nur der Strom und das Gas, das teurer wird, sondern auch alles im Alltag. Das wird dann für mich schwierig. Rücklagen habe ich keine." Damit ist er nicht allein. Jeder dritte Haushalt in Deutschland habe kein nennenswertes Erspartes, erklärt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Damit fehle Geld, auf das die Menschen in diesen Krisenzeiten zurückgreifen könnten, um die höheren Kosten für die Energie abzudecken. Langenhof fordert, dass die Politik neben Unternehmen in der Energiekrise auch die Bürger umfassender unterstützen muss. "Viele haben keine Möglichkeit, sich mehrere Tausend Euro als Reserve unter das Kopfkissen zu legen. Die kommen wie ich so gerade über die Runden." Er überlegt, sich noch in dieser Woche Unterstützung durch eine Energieberatung bei der Verbraucherzentrale zu holen. Die berichten im Moment von einer verstärkten Nachfrage bei Energie- und Schuldnerberatungen. Nach dem Preisanstieg für Gas und der Ankündigung der Gasumlage sei ein Anstieg der Anfragen von rund 70 Prozent zu verzeichnen, schreiben die Verbraucherzentralen. Das Problem, mit dem sich auch Tomas Langenhof auseinandersetzen muss: Sofern Verbraucher mit zwei Abschlagszahlungen und mindestens 100 Euro in Verzug sind, kann der Energieversorger das Gas sperren. Hierfür muss er jedoch zunächst eine Sperrandrohung vier Wochen vorher und eine weitere Sperrankündigung acht Tage vorher schicken. Tomas Langenhof hofft, dass es bei ihm im Winter dazu nicht kommen wird.
6verbraucher
Die USA verkaufen Taiwan inmitten wachsender Spannungen mit China neue Waffen und Rüstungssysteme im Wert von mehr als eine Milliarde Dollar. Wie das US-Außenministerium am Freitag mitteilte, enthält das Paket mit einem Gesamtumfang von 1,1 Milliarden Dollar unter anderem ein Radar-gestütztes Raketen-Frühwarnsystem im Wert von 665 Millionen Dollar. Geplant ist auch die Lieferung von bis zu 60 modernen Raketen vom Typ Harpoon im Wert von 355 Millionen Dollar, mit denen angreifende Schiffe versenkt werden können, sowie von 100 Sidewinder-Raketen, die von Kampfflugzeugen oder Kampfhubschraubern aus abgefeuert werden können, im Wert von 85,6 Millionen Dollar. Das US-Außenministerium erklärte, das Rüstungsgeschäft sei "für Taiwans Sicherheit unverzichtbar". Zugleich rief das Ministerium China auf, seinen "militärischen, diplomatischen und wirtschaftlichen Druck gegen Taiwan zu beenden und einen bedeutungsvollen Dialog mit Taiwan aufzunehmen". China reagierte erbost auf das Rüstungsgeschäft und drohte Konsequenzen an. Das Waffenpaket für Taiwan stelle eine ernsthafte Bedrohung für die Beziehungen zwischen Washington und Peking dar und müsse sofort gestrichen werden, erklärte der Sprecher der chinesischen Botschaft in der US-Hauptstadt. "China wird im Lichte der Entwicklung der Situation entschlossen legitime und notwendige Gegenmaßnahmen ergreifen." Peking betrachtet die Insel Taiwan als Teil der Volksrepublik und will sie mit dem Festland vereinigen - notfalls mit militärischer Gewalt. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Befürchtungen aufkommen lassen, Peking könnte im Umgang mit Taiwan auf ein ähnliches Vorgehen setzen. Zuletzt sorgte Anfang August der Taiwan-Besuch der US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi für eine massive Zunahme der Spannungen. China hielt als Reaktion auf Pelosis Besuch die größten Militärmanöver seiner Geschichte in den Gewässern rund um Taiwan ab.
1asien
Seit Tagen hieß es: Jetzt müsse es schnell gehen. Die umstrittene Gasumlage müsse weg, stattdessen brauche man eine Gaspreisbremse. Die mysteriösen Lecks in den Pipelines Nord Stream 1 und 2 dürften noch dazu beigetragen haben, dass die Bundesregierung nun einen riesigen Abwehrschirm angekündigt hat, um Verbraucher und Unternehmen in der Krise zu entlasten. Die Frage nach der Finanzierung hat die Ampelkoalition im Eiltempo geklärt. Sie will bis zu 200 Milliarden Euro an Krediten aufnehmen und in einen Wirtschaftsstabilisierungsfonds packen. Das Geld soll zweckgebunden eingesetzt werden. Als Blaupause dient beispielsweise der Fonds zur Bewältigung der Coronakrise. Mit dem Fonds-Modell muss Finanzminister Christian Lindner nicht an die Schuldenbremse und kann damit sein Versprechen auf dem Papier halten. Die Gasumlage von Wirtschaftsminister Habeck ist hingegen einkassiert. Quasi sofort wird nun die Verordnung für die Gasumlage gestoppt, sie wäre sonst am 1. Oktober in Kraft getreten. Ursprünglich war Umlage dazu gedacht, große Gaslieferanten zu stützen. Eines der am stärksten betroffenen Unternehmen ist der Gaseinkäufer Uniper, der vor allem auf russisches Gas gesetzt hatte. An ihm hängen viele Stadtwerke, die in der Folge ebenso in Bedrängnis geraten waren. Doch dann hat sich die Bundesregierung entschieden, Uniper zu verstaatlichen - mit Steuergeld. Viele sahen dadurch keine Grundlage mehr für eine Gasumlage. Die Regierung war unter Zugzwang.Seit Tagen wurde nun über die Gaspreisbremse diskutiert. Nun haben sich SPD, FDP und Grüne im Grundsatz auf dieses Instrument geeinigt. Bei der Vorstellung der Eckpunkte im Kanzleramt wirkten Wirtschaftsminister Robert Habeck und Finanzminister Christian Lindner ziemlich versöhnt. Dabei knirschte es zuletzt hörbar zwischen dem Grünen und dem FDP-Politiker - und es könnte auch noch einmal hakelig werden. Denn nun liegt zwar eine Einigung auf dem Tisch, aber über die konkrete Ausgestaltung der Preisobergrenze berät noch die Gaspreiskommission. Sie soll in Kürze Vorschläge machen, wie die Preisobergrenze ausgestaltet werden könnte. Hier lauert also noch Konfliktpotenzial.Aus den Ländern kamen schon Forderungen, etwas von Niedersachsens Ministerpräsidenten Stephan Weil, der eine Übernahme der Preissteigerungen im Anteil von 50 Prozent durch den Staat ins Spiel gebracht hatte. Es sind aber auch andere Zahlen in der Diskussion. Je nachdem, welchen Vorschlag die Gaskommission macht, dürften Habeck und Lindner an dieser Stelle gewiss noch einmal ringen.Auch bei der Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke dürfte das letzte Wort noch nicht gesprochen sein. Wirtschaftsminister Habeck rechnet mit einer Verlängerung der zwei süddeutschen Kernkraftwerke Isar 2 und Neckarwestheim 2 über das bisher geplante Laufzeitende zum Jahreswechsel hinaus, perspektivisch bis Mitte April kommenden Jahres. Das stieß bei der FDP zwar auf grundsätzliche Zustimmung, aber reicht nach Ansicht der Liberalen nicht aus, um die Stromversorgung zu sichern. Die Partei und Finanzminister Lindner wollen auch das AKW Emsland am Netz behalten und alle drei bis 2024 laufen lassen. Ihre Begründung: So würde nicht nur das Netz stabilisiert, wie vom Wirtschaftsminister angestrebt, sondern auch mehr Strom ins Netz kommen und im besten Fall die Preise sinken. Auch hier dürfte es also noch Ärger in der Ampel geben.Die Ampel will mit dem wuchtigen Abwehrschirm auch ein Signal setzen und Stabilität und Sicherheit ausstrahlen. Die Botschaft ist: Der Staat lässt die Menschen mit der Energiekrise nicht allein. Zugleich ist das 200-Milliarden-Paket für Kanzler und Co. auch der Versuch eines Befreiungsschlags. Scholz hatte das Gezerre um die Gasumlage lange laufen lassen. Nun reagiert er mit einem "Doppelwumms" - und erinnert damit an die Staatshilfen in der Coronakrise, die damals mit "Wumms" aus der Krise führen sollten. Ob der Doppelschlag als Befreiungsschlag taugt, wird sich zeigen. Die Opposition hat bereits Gesprächsbedarf angemeldet.
3innenpolitik
Scharfe Kritik an der Ampel und viele eigene Forderungen: Die CSU ist im Bund in der Opposition angekommen, das hat die Sommerklausur der Bundestagsabgeordneten im oberfränkischen Kloster Banz gezeigt. Ihre Auftragsliste für die Bundesregierung ist lang - Atomkraft verlängern, Raketen-Schutzschirm, neue Freihandelsabkommen, Reform der Unternehmenssteuer, Abwrackprämie für stromintensive Haushaltsgeräte und vieles mehr.Vielleicht wichtiger als einzelne Forderungen ist die Botschaft, die von dem Treffen ausgehen soll: Die CSU will, genau wie ihre große Schwesterpartei CDU, wieder für Stärke und Stabilität stehen. Nach der Bundestagswahl hatten ja leise Selbstzweifel bei den Christsozialen die Runde gemacht: Wie groß war, nach seiner vereitelten Kanzlerkandidatur, Markus Söders Beitrag am schlechten Abschneiden der Union mit Armin Laschet? Wie kann die CSU in ihrem Bayern, das sich verändert, die Nummer eins bleiben oder gar zurück zu alter Stärke?Vor allem die Strategie-Frage beschäftigt die Christsozialen zunehmend. Söder hat sich öfter neu erfunden, seit er 2018 die Staatskanzlei übernahm: erst brachial und für viele verstörend ("Asyltourismus"), zwischenzeitlich als kümmernder Landesvater mit Schwerpunkt Insekten-Rettung. Während der Corona-Zeit war Söder streng und besorgt, seine Umfragewerte erreichten zwischenzeitlich gewaltige Höhen. Irgendwann nervte er viele mit seinem Dauermahnen - und verkündete schließlich seinen Wechsel ins "Team Freiheit".Und jetzt, mit Blick auf die Landtagswahl in gut einem Jahr, die der CSU-Chef zur "Schicksalswahl für Bayern" erklärt hat? Welcher Söder in den nahenden Landtagswahlkampf zieht, ist erst schemenhaft erkennbar. Aktuell versucht er es, neben beharrlicher Kritik an der Ampel im vermeintlich bayernhassenden Berlin, mit Identitätspolitik. Gegen Gendern, für Tracht, gegen veganes Essen, für altbairische Metzgerwaren, und so weiter. "Wir sind weltoffen - nicht provinziell, aber werteorientiert", sagte Söder vor den Abgeordneten im Kloster Banz laut Teilnehmerangaben.Ansonsten setzt der Ministerpräsident auf Nähe, Nähe, Nähe: Söder auf dem Volksfest, Söder bei der Feuerwehr, Söder beim Sambafest in Franken. Der Parteichef verspricht sich viel davon: "Videokonferenzen kann jeder, Bierzelte kann nur die CSU", sagte er intern in Banz. Die CSU zielt also wieder auf die sogenannten Stammwähler. Das ist zumindest eine kleine Kurskorrektur: Nach der Bundestagswahl lautete eine zentrale Erkenntnis noch, dass man die vielen Zugezogenen in Bayern erreichen müsse - die Tracht und Wurstliebe vielleicht nicht ganz so euphorisch sehen.Immer wieder interne Ampel-Streits zwischen Grünen und FDP, die schwierige Energielage: Die Zeiten sind so schlecht nicht für die Opposition, zu der die CSU jetzt gehört. Nur: In Bayern regiert man ja weiter - und zwar ununterbrochen seit knapp 70 Jahren. Und auch auf Bundesebene ist das mit der Dauerkritik an der Ampel so eine Sache. Denn die Konkurrenz betont: Die CSU war, bis vor Kurzem, in jenen 16 Jahren Teil der Bundesregierung, in denen etwa die Abhängigkeit von russischer Energie wuchs und wuchs. Dazu kommen andere Angriffsflächen, wenngleich verblassend: die Maskendeals der Ex-CSU-Abgeordneten Sauter und Nüßlein, der Plagiatsverdacht gegen den neuen Generalsekretär Martin Huber, die gescheiterte Pkw-Maut und ihre teuren Folgen.Wer sich umhört, in der CSU und anderswo, erhält ganz unterschiedliche Messlatten für Söders bayerisches Wahlergebnis im Herbst 2023. Die einen sagen: Selbst mit 33 Prozent kann er Ministerpräsident bleiben, sofern er zügig eine stabile Koalition zimmern kann. Die anderen sagen: Auch 35 Prozent könnten zu wenig sein für die machtbewusste CSU, zumal wenn Söder zwei statt bisher einen Koalitionspartner brauchen sollte. Und wer es nicht ganz so gut meint mit dem CSU-Chef, platziert die Messlatte bei 40 Prozent.Die nächsten Monate werden zeigen, wie gut Söders Mischung aus physischer Volksnähe, Schimpfen auf Berlin und Stammklientel-Fokus funktioniert. Auch ihr bayerisches Hauptthema für den Wahlkampf haben die Christsozialen noch nicht. Das Nein zum überbordenden Lkw-Transitverkehr in Südbayern dürfte jedenfalls nur regional funktionieren. Ob das von der Staatsregierung ausgerufene "Jahr der Umsetzung" für Söders bayerische Pläne, von Hightech-Agenda bis Wohnungsbau-Boom, Wähler überzeugt? Ob die demonstrative Geschlossenheit mit der CDU unter Friedrich Merz verschreckte Konservative zurückbringt? Alles Teil des großen Puzzles, vor dem die CSU gerade sitzt. Ob das Puzzle am Ende ein schlüssiges Bild ergibt, dürfte auch darüber entscheiden, wie die Karriere Söders weitergeht.
3innenpolitik
Viel mehr Menschen haben in den Frühjahrsmonaten und seit Einführung des 9-Euro-Ticket Nahverkehrszüge in Deutschland genutzt. Von April bis Juni waren im Nahverkehr 46 Prozent mehr Fahrgäste als im ersten Quartal 2022 unterwegs. Das geht aus einer heute veröffentlichten vorläufigen Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes hervor. Verglichen mit dem Vorjahresquartal gab es sogar ein Plus von 74 Prozent. "Neben den Lockerungen der Corona-Maßnahmen dürfte auch das seit Juni gültige 9-Euro-Ticket zu den Steigerungen beigetragen haben", hieß es dazu von den Statistikern. Das Ticket wurde als Teil des Entlastungspakets der Bundesregierung für die Monate Juni, Juli und August beschlossen, um die Verbraucher angesichts der hohen Inflation zu entlasten.Die zurückgelegten Strecken der Fahrgäste im Eisenbahn-Nahverkehr lagen im Frühjahr bei durchschnittlich 25 Kilometern. Das war mehr als im Vorquartal mit 22 Kilometern und im Vorjahresquartal mit 21 Kilometern. "Die weiteren Distanzen dürften auf das Neun-Euro-Ticket zurückzuführen sein, die Corona-Maßnahmen hatten hierauf in der Vergangenheit einen vergleichsweise geringen Einfluss", so die Statistiker.Die Zahl der insgesamt von allen Fahrgästen gemeinsam zurückgelegten Kilometer - die sogenannte Beförderungsleistung - legte deutlich zu. Im Eisenbahn-Nahverkehr gab es hier ein Plus von 68 Prozent zum Vorquartal und von 113 Prozent zum Vorjahresquartal.Mit Straßenbahnen und Stadtbahnen (einschließlich Hoch-, U und Schwebebahnen) fuhren 21 Prozent mehr Fahrgäste als im Vorquartal und 48 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. "Damit fielen die Zuwächse geringer aus als im Eisenbahn-Nahverkehr", hieß es dazu. Die durchschnittlich zurückgelegten Strecken blieben hier nahezu unverändert bei etwa vier Kilometern. Ausgewertet wurden für die Statistik die Daten von Verkehrsunternehmen, die ihre Fahrgäste automatisiert zählen und deren Daten zum Zeitpunkt der Analyse bereits "qualitätsgeprüft vorlagen", wie das Bundesamt betonte. Das Neun-Euro-Ticket für den bundesweiten öffentlichen Nahverkehr gilt noch bis Ende August. Derzeit wird über eine mögliche Fortsetzung eines vergünstigten Tickets diskutiert. Die Finanzierung des Tickets für drei Monate ist Teil der Entlastungspakete des Bundes als Reaktion auf die drastischen Preissteigerungen.Ohne staatliche Maßnahmen wie das Neun-Euro-Ticket wäre die Inflation in den vergangenen Wochen noch höher ausgefallen. Ökonomen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) haben berechnet, dass der sogenannte harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) ohne staatliches Eingreifen im Juni mit 10,2 Prozent noch zwei Prozentpunkte über dem tatsächlich festgestellten Niveau gelegen hätte.
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Zehntausende Besucher, mehr als 70 Konzerte von Musikern aus dem gesamten Land, Fahnen, Volksfeststimmung: Die Amtseinführung des neuen kolumbianischen Präsidenten Gustavo Petro glich einem Festival. Petro zitiert zu Beginn der Zeremonie aus dem Roman "100 Jahre Einsamkeit" von Gabriel García Márquez: "Alles, was darin geschrieben stand, galt für immer und ewig, weil die zu 100 Jahren Einsamkeit Verurteilten keine zweite Chance auf Erden hatten." Weiter erklärte Petro: "Wir sind hier. Trotz einer Geschichte, die besagte, dass wir niemals regieren würden. Dass wir keine Chance haben - gegen diejenigen, die die Macht nicht abgeben wollten." Es ist das erste Mal überhaupt, dass ein Linker - noch dazu ehemaliger Guerillero-Kämpfer - in Kolumbiens Präsidentenpalast einzieht. Bei der Zeremonie saßen auch ein Fischer, eine Straßenkehrerin, ein Kaffeebauer und eine Hausangestellte mit auf der Bühne. Die Botschaft war klar: In Zukunft wird nicht mehr von oben herab, sondern mit den Menschen regiert. Soziale Bewegungen sollen nun am Entscheidungsprozess beteiligt werden. Kleinbauer Diego Andrés ist wie viele andere stundenlang im Bus angereist, um dabei zu sein. Er findet: Es war die Reise wert. "Nach so vielen Jahren, in denen uns niemand gesehen hat, in denen wir unsichtbar waren für die Mächtigen. Wir haben so lange auf eine Regierung gewartet, die einen Wandel bringt, die für die Menschen regiert und Millionen von Kolumbianern die Hoffnung zurückgibt."Die Erwartungen sind riesig in einem der ungleichsten Länder der Welt, das im vergangenen Jahr von massiven Sozialprotesten erschüttert wurde: Petro hat sich den Kampf gegen Armut und für mehr soziale Gerechtigkeit auf die Fahnen geschrieben. Er verspricht eine Renten- und Gesundheitsreform, sagte der Korruption den Kampf an. Und: Petro kündigte an, den Friedensprozess, der von seinen Vorgängern ausgebremst wurde, neu zu beleben. Denn die Gewalt hat nach wie vor große Teile des Landes im Griff. Petro betonte: Seine Regierung wolle Gespräche mit allen noch aktiven bewaffneten Gruppen des Landes aufnehmen. Und er richtete einen klaren Appell an die internationale Gemeinschaft: "Ein umfassender Frieden ist möglich, wenn wir zum Beispiel die internationale Anti-Drogen-Politik ändern. Es ist Zeit für eine neue internationale Übereinkunft, die anerkennt, dass der 'Krieg gegen die Drogen', wie er seit 40 Jahren geführt wird, völlig gescheitert ist."Zudem kündigte der studierte Ökonom an, Kolumbiens Wirtschaft grün umbauen zu wollen. Er will die Abholzung am Amazonas stoppen und fordert eine Abkehr von fossilen Brennstoffen. Große Herausforderungen, in einem Land, das mit den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie ringt und in dessen Kongress Petros Linksbündnis keine Mehrheit hat. Sergio Guzman vom Think Thank "Colombia Risk Analysis" glaubt, dass die Realität der neuen Regierung schnell Grenzen setzen wird. Guzman erklärt, Petro habe in vielen Bereichen "einen wirklich radikalen Wandel angekündigt". Da werde er auf große Widerstände treffen - beispielsweise aus der Wirtschaft oder in den Streitkräften. Das werde, so Guzman weiter, bald zu Enttäuschungen bei Petros Anhängern führen - und eventuell auch zu Brüchen innerhalb der Koalition. Petro war in jungen Jahren Mitglied der Guerilla M-19, lange bevor er seine mittlerweile mehr als 20-jährige politische Karriere begann. Nun muss er auch die Kolumbianer überzeugen, die mit seiner Regierung einen autoritären Linksruck befürchten. Schon vor Amtsantritt hat Petro den Dialog mit der Opposition gesucht, sogar mit dem ultrarechten Ex-Präsidenten Álvaro Uribe. Petros Kabinett ist weniger radikal als durchmischt, denn er setzt auf Erfahrung und hat auch Konservative mit an Bord geholt. Vier Jahre, das weiß auch Petro, sind wenig Zeit, um 100 Jahre Einsamkeit zu beenden.
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Der US-Senat hat einem Beitritt von Schweden und Finnland zur NATO fast einstimmig zugestimmt. Über die Parteigrenzen hinweg votierten 95 Senatorinnen und Senatoren dafür - einer stimmte dagegen: der republikanische Senator Josh Hawley aus Missouri. Er argumentierte, man solle sich weniger auf die Sicherheit in Europa konzentrieren als viel mehr auf die Bedrohung durch China. Der Republikaner Rand Paul stimmte mit "anwesend" ab - und zeigte somit weder seine Zustimmung noch seine Ablehnung.Das US-Repräsentantenhaus hatte das Vorhaben im Juli mit der Verabschiedung einer Resolution unterstützt. Notwendig war allerdings nur die Zustimmung des Senats mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit. Demokraten und Republikaner hatten sich zuvor in seltener Einigkeit deutlich für die Norderweiterung des Bündnisses ausgesprochen. US-Präsident Joe Biden hatte sich zuvor für die Aufnahme von Finnland und Schweden in die NATO stark gemacht und die entsprechenden Dokumente im Juli an den Senat zur Prüfung geschickt. Mit der Abstimmung noch vor der Sommerpause hat der Senat nun überdurchschnittlich schnell reagiert. Biden zeigte sich beeindruckt. Es sei ein historisches Votum und ein wichtiges Signal für das anhaltende, überparteiliche Engagement der USA für die NATO. Es sei ein Zeichen dafür, dass das Bündnis auf die Herausforderungen des Heute und Morgen vorbereitet sei.Finnland und Schweden hatten nach dem russischen Angriff auf die Ukraine die Aufnahme in das westliche Verteidigungsbündnis im Mai beantragt. Mit dem Ja-Votum der USA haben nun 23 der 30 Mitgliedstaaten der Allianz der Aufnahme beider Länder zugestimmt. Damit sie durch die Verteidigungsklausel wirksam geschützt sind, braucht es aber die Zustimmung aller Mitgliedsstaaten. Dieser Prozess könnte bis zu einem Jahr dauern. Fraglich ist, ob sich die Türkei anschließen wird - sie hatte den Beitrittsprozess zunächst als einziges Land blockiert. Präsident Erdogan hatte einige Bedingungen und sieht diese vor allem von Schweden nicht erfüllt. Bundestag und Bundesrat hatten dem Doppelbeitritt Anfang Juli zugestimmt. Der deutsche Staatsminister Tobias Lindner hatte die Annahmeurkunden im Juli in Washington hinterlegt. In den USA werden alle entsprechenden Urkunden aufbewahrt. Mit Informationen von Theresa Greim, ARD-Studio Washington
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