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Europas größte Billigairline Ryanair hat im ersten Geschäftsquartal dieses Jahres einen Überschuss von rund 188 Millionen Euro erzielt. Das hat das Unternehmen heute in Dublin bekanntgegeben. Analysten hatten mit einem schwächeren Quartal gerechnet. Rechnet man Geschäfte zur Absicherung der Treibstoffkosten heraus, lag das Ergebnis mit 170 Millionen Euro rund 20 Millionen höher als erwartet. Vor einem Jahr hatte die Fluggesellschaft in dem gleichen Zeitraum noch ein Minus von 273 Millionen Euro eingefahren. Die Zahlen der Vor-Pandemie-Zeit hat der Konzern aber noch nicht erreicht: Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2019 hatte die Airline einen Gewinn von 243 Millionen Euro erzielt.45,5 Millionen Fluggäste flogen von Anfang April dieses Jahres bis Ende Juni mit Ryanair - und damit nahezu fünfeinhalbmal so viele wie noch im Vorjahreszeitraum. Die Auslastung der Maschinen verbesserte sich von 73 auf 92 Prozent. Der Umsatz versiebenfachte sich in diesem Zuge auf 2,6 Milliarden Euro. Die Fluggesellschaft erwartet für das laufende Geschäftsjahr bis Ende März 2023 insgesamt weiterhin etwa 165 Millionen Fluggäste. Im Sommer will Ryanair eigenen Schätzungen zufolge rund 15 Prozent mehr Flüge anbieten als vor der Pandemie. Flugstreichungen - wie von anderen Airlines bereits angekündigt - soll es laut Ryanair-Chef Michael O'Leary nicht geben. Man bleibe zuversichtlich, dass man 100 Prozent der Linienflüge durchführen könne, betonte er.Trotz des starken Quartals will Ryanair aber keine Prognosen abgeben, wie sich die nächsten Monate auf das Geschäft auswirken könnten. Eine erneute Pandemiewelle könne man im Herbst nicht ausschließen, sagte O'Leary zu den vorgestellten Zahlen.Auch die Unvorhersehbarkeit der Treibstoffpreise und geopolitische Risiken machten es unmöglich, den Gewinn der Airline für das gesamte Geschäftsjahr 2022/2023 zu prognostizieren. Die Treibstoffkosten für den Rest des laufenden Geschäftsjahres hat das Unternehmen nach eigenen Angaben zu 80 Prozent abgesichert."Jede Vorausschätzung kann sich wegen unerwarteter Ereignisse außer unserer Kontrolle sehr schnell ändern, und wir befinden uns jetzt in einem sehr starken, aber noch fragilen, Aufschwung". Man gehe zwar von einer Rückkehr zur Rentabilität auf Vor-Corona-Niveau aus, könne sich aber nicht sicher sein, ob das schon in diesem oder im nächsten Jahr passiere.
5unternehmen
Trotz Ausgangssperren und weiterer strikter Maßnahmen für Millionen von Menschen steigt die Zahl der Corona-Infektionen in China weiter an. Die chinesischen Behörden meldeten einen neuen Höchststand von landesweit 450 neuen Infektionsfällen. Die meisten der Angesteckten wiesen demnach keine Symptome auf. Trotz enormer wirtschaftlicher Schäden und zunehmender Verdrossenheit der Menschen verfolgen die Behörden in China nach wie vor eine strikte Null-Corona-Politik, bei der einzelne Ausbrüche sofort durch Abriegelungen und Massentests bekämpft werden. In dieser Woche trafen die Maßnahmen erneut Millionen von Chinesen. Seit Mittwoch dürfen die 4,4 Millionen Einwohner von Lanzhou, der Hauptstadt der nordwestlichen Provinz Gansu, ihre Wohnungen nicht mehr verlassen. Seit gestern befindet sich ein Landkreis der Provinz Anhui im Lockdown. Eine Ausgangssperre gilt seit heute auch für Teile der Stadt Beihai in der südlichen Region Guangxi. Davon sind weitere Hunderttausende Menschen betroffen. Die von Peking verfolgte Corona-Strategie sowie die Immobilienkrise haben das Wirtschaftswachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt inzwischen fast komplett ausgebremst. Nach Angaben der nationalen Statistikbehörde legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal von April bis Juni nur um 0,4 Prozent zum Vorjahreszeitraum zu. Das ist der schwächste Anstieg seit Beginn 2020, als die Corona-Pandemie die chinesischen Wirtschaft lahmgelegt hatte und das BIP um 6,8 Prozent schrumpfte.  Die chinesischen Null-Corona-Politik hat zum Ziel, jeden Ausbruch im Keim zu ersticken. Zahlreiche Millionenstädte hatten besonders im Frühling strenge Maßnahmen verhängt, um die Verbreitung der hochansteckenden Omikron-Variante zu verhindern. Shanghai, die wichtigste Wirtschaftsmetropole Chinas, musste im April und Mai zwei Monate in einem harten Lockdown verbringen, was die Wirtschaft schwer traf. Auch der dortige Hafen, der wichtigste Umschlagplatz im Welthandel mit China, funktionierte nur eingeschränkt.Die strengen Einreisebeschränkungen in China hatten diese Woche bereits für Ärger bei deutschen Wirtschaftsvertretern gesorgt. Etwa 20 Chefs und Manager von Maschinen- und Anlagebauern machten in einer persönlichen Stellungnahmen ihrem Ärger darüber Luft.
1asien
Geschworene in Texas haben den rechten Radiomoderator und Verschwörungsideologen Alex Jones zu einer weiteren Schadenersatzzahlung in Höhe von 45 Millionen Dollar verurteilt. Die Kläger, Neil Heslin und Scarlett Lewis, deren sechsjähriger Sohn unter den Opfern des Massakers an der Sandy Hook Grundschule war, bekommen nun insgesamt fast 50 Millionen Dollar. Die Geschworenen hatten den Eltern am Donnerstag zunächst gut vier Millionen Dollar Schadensersatz zugesprochen. Jetzt kamen noch einmal das zehnfache an sogenanntem Strafschadenersatz dazu: eine Art Abschreckungsstrafe, um den Angeklagten zur dauerhaften Änderung seines Verhaltens zu bewegen. Alex Jones hatte jahrelang in seiner Show "Infowars" behauptet, das Schulmassaker in Newtown im Jahr 2012, bei dem 20 Kinder und sechs Lehrer erschossen wurden, sei von der Regierung inszeniert worden. Angeblich habe sie damit schärfere Waffengesetze durchsetzen wollen. Der 48-Jährige verteidigt sich im Prozess zwar mit seinem Verfassungsrecht auf freie Meinungsäußerung, er räumte aber schließlich ein, dass der Amoklauf tatsächlich passiert sei. Die Eltern hatten im Prozess ausgesagt, dass sie durch Jones Lügen ein jahrelanges Trauma durchleben mussten. Sie hätten immer wieder Morddrohungen erhalten. Jones und "Infowars" hätten ihnen das Leben zur Hölle gemacht. Es ist das erste Mal, dass der Betreiber des rechtsextremen Onlineportals haftbar gemacht wird. Es wird aber womöglich nicht das letzte Mal gewesen sein: Es sind noch zwei weitere Verleumdungsklagen von Hinterbliebenen des Schulmassakers angesetzt.
0amerika
Sie jubelten, lagen sich in den Armen und machten glücklich Selfies: Tatjana Pinto, Alexandra Burghardt, die wiedererstarkte Gina Lückenkemper und Rebekka Haase ließen sich feiern und feierten sich selbst für die Bronzemedaille, die sie nach einer famosen Vorstellung erkämpft hatten. Schlussläuferin Haase konnte auf der Zielgeraden den Angriff der Nigerianerin Nzubechi Nwokocha abwehren. Gina Lückenkemper schrie ihre Staffelfreundin wild hüpfend in Richtung Ziel. "Die Medaille bedeutet uns unfassbar viel", sagte Lückenkemper. "Als ich Becki den Stab in Hand gedrückt habe, wusste ich, was möglich ist. Ich habe so einen Adrenalinschub bekommen, dass ich am liebsten Hand in Hand mit ihr weiter gestürmt wäre."WM-Gold ging in 41,14 Sekunden an die US-Frauen, die 0,04 Sekunden vor Jamaika um die 100-m-Weltmeisterin Shelly-Ann Fraser-Pryce und 200-m-Weltmeisterin Shericka Jackson ins Ziel kamen. Das deutsche Team profitierte allerdings auch davon, dass sich die britische Topläuferin Dinah Asher-Smith auf dem dritten Teilstück verletzte, die Mitfavoritinnen wurden damit nur Sechste.Dennoch: "Die Medaille ist eine Sensation. Den Männern hätte man das eigentlich zugetraut. Das ist der Ruck, den wir gebraucht haben", sagte DLV-Präsident Jürgen Kessing. Die deutsche Männer-Staffel mit Kevin Kranz, Joshua Hartmann, Owen Ansah und Lucas Ansah-Peprah, die vor der WM gute Leistungen gezeigt hatte, hatte wegen zwei verpatzter Stabübergaben den Finaleinzug verpasst.Für eine deutsche 4x100-m-Staffel war es die erste Medaille seit Bronze bei der WM 2009 in Berlin. Vor einem Jahr hatte es bei den Olympischen Spielen in der gleichen Besetzung wie nun in den USA immerhin zu Rang fünf gereicht."Mir ging Bronze durch den Kopf, als ich da stand, und so bin ich angerannt", sagte Startläuferin Pinto der Sportschau. "Das war einfach crazy." Teamkollegin Burghardt ergänzte: "Endlich. Wir waren schon so oft Vierter oder Fünfter und wollten schon oft diese Medaille haben."Die 28-Jährige, die bei den Olympischen Winterspielen als Anschieberin im Bob im Februar Silber gewonnen hatte, blickte aber auch schon auf die anstehende EM in München voraus. Dort will sie ihren Medaillensatz vollmachen - und traf damit bei ihren Mitstreiterinnen auf keinerlei Widerspruch: "Jetzt fehlt noch Gold. Ich will keinen Druck aufbauen. Aber ich glaube, das Ziel ist klar."Quelle: sportschau.de
4sportschau
Mehrere hundert Erzieherinnen und Erzieher haben Anfang Mai in Berlin für den Erhalt der sogenannten Sprach-Kitas demonstriert. Auch Sandra Mielke aus Thüringen war dabei. Sie berät dort Kitas, die sich ganz besonders darum kümmern, Kinder sprachlich zu fördern. Mielke fürchtet um ihren Job. Die Sprach-Kitas, für die Mielke und weitere 7000 Fachkräfte arbeiten, werden vom Bund gefördert - noch. Ende des Jahres läuft das Programm aus. Zwar soll die Sprachförderung in ein neues Gesetz integriert werden, Mielke aber ist skeptisch. "Wenn das Programm endet und wenn die Fachkräfte einmal weg sind, bringt es auch nichts mehr, wenn man mit dem Qualitätsgesetz später ansetzen will, die sprachliche Bildung zu fördern." Die Leute seien dann weg.Derzeit profitiert jede achte Kita vom Bundesprogramm Sprach-Kitas. Nach Auslaufen des Programms soll die Sprachförderung Teil des geplanten Kita-Qualitätsgesetzes werden, kündigte Bundesfamilienministerin Lisa Paus an. Die Grünen-Politikerin will in den kommenden zwei Jahren insgesamt für das Gesetzesvorhaben vier Milliarden Euro in die Hand nehmen. Aber Mittel darüber hinaus allein für die Sprachförderung sind nicht vorgesehen. Im Kita-Qualitätsgesetz ist die Sprachförderung nur noch eines von mehreren Handlungsfeldern. Auch sollen sich künftig die Länder an der Finanzierung beteiligen. "De facto ist es auch Bundesgeld, aber eben kein Modellprojekt mehr, sondern eine Regelfinanzierung. Das ist das, was wir schaffen wollen."Mit dem Kita-Qualitätsgesetz hat Bundesfamilienministerin Paus nicht nur viele Erzieher, sondern auch Fachpolitiker aus der Ampel-Koalition gegen sich aufgebracht. Erik von Malottki, Familienpolitiker der SPD-Fraktion, sammelte sogar Unterschriften für eine Petition. Das von Paus ins Kabinett gebrachte neue Gesetz befürwortet er zwar. Von Malottki kritisiert jedoch, dass die Länder mit der Finanzierung der Sprach-Kitas allein gelassen werden: "Das rettet nicht die Sprach-Kitas, weil diese Dinge ja schon für Qualitätsmaßnahmen entweder verwendet oder schon geplant werden. Das heißt, um die Sprach-Kitas und die sprachliche Förderung zu unterstützen, brauchen wir zusätzliche Mittel. Und wir können das den Ländern nicht vorschreiben." Auch Erzieherin Mielke bezweifelt, dass das Geld so am Ende bei den Sprach-Kitas ankommt. "Es ist wichtig, dass man sich nicht mit dem Gesetz zufrieden gibt, sondern dass man das Bundesprogramm weiterhin fördert. Und wie die Bundesländer die Gelder letztlich investieren, liegt bei jedem Land. Das heißt, wir nehmen das Geld für die Sprache, dann müssen wir es an einer anderen Stelle kürzen."Familienministerin Paus beschwichtigt, dass jetzt erstmal Bund und Länder verhandeln müssen. Damit durch das Kita-Qualitätsgesetz regelmäßig Geld vom Bund fließen kann, muss der Bund mit allen 16 Ländern einzeln verhandeln. Das dauert. Das Kita-Qualitätsgesetz soll zum 1. Juli 2023 in Kraft treten. Bis dahin übernehme der Bund erstmal weiter die Finanzierung der Sprach-Kitas, versichert Paus. "Aber es ist jetzt an den Ländern den Ball aufzunehmen und es tatsächlich in die Regelfinanzierung zu überführen."Sandra Mielke hofft, auch im kommenden Jahr noch weiter für ihre Sprach-Kitas arbeiten zu können. Die Petition, die sie auch unterschrieben hat, hat inzwischen mehr als 50.000 Unterschriften erhalten. Damit muss sich der Bundestag im Herbst nochmal mit der Sache beschäftigen. Der Druck auf die Politik, eine schnelle Lösung für die Sprach-Kitas zu finden, bleibt bestehen.
3innenpolitik
Nach dem tödlichen Angriff auf den japanischen Ex-Regierungschef Shinzo Abe stehen die Sicherheitsmaßnahmen für Prominente auf dem Prüfstand. Nach Medienberichten beschäftigt sich die Polizei mit möglichen Mängeln im Sicherheitsprotokoll."Ich glaube nicht, dass es in Japan mit seinen strengen Waffengesetzen genügend Vorsichtsmaßnahmen für Schusswaffen gibt", wurde ein Experte für Personenschutz von der Zeitung "Nikkei" zitiert.Der Täter hatte sich Abe bei einer Wahlkampfrede in der Stadt Nara auf offener Straße von hinten bis auf wenige Meter genähert und dann aus kurzer Entfernung zweimal auf den Politiker geschossen.Japan gilt als sicheres Land. Angriffe mit Schusswaffen gibt es sehr selten, weil Waffenbesitz streng reglementiert ist. Reden und andere Wahlkampfauftritte von Politikerin auf belebten Straßenkreuzungen, vor Bahnstationen oder großen Geschäften gibt es häufig und werden nicht aufwändig abgeschirmt.Über das Motiv des geständigen Täters gibt es noch keine gesicherten Angaben. Der 41-Jährige soll ursprünglich den Anführer einer religiösen Gruppe zum Ziel gehabt haben. Das habe er während der Befragungen durch die Polizei gesagt, berichtet die japanische Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf Ermittlerkreise. Er sei "unzufrieden" mit Abe gewesen und habe ihn "töten" wollen, wurde er zitiert. Er hege einen Hass auf eine "bestimmte Organisation", zu der Abe Verbindungen habe.In diesem Zusammenhang werden auch Verbindungen der Mutter des Täters genannt, die einer religiösen Gruppe nach Angaben des Mannes sehr viel Geld gespendet hatte. Dies habe die Familienverhältnisse zerrüttet, berichtet der öffentlich-rechtliche Fernsehsender NHK.Bereits kurz nach dem Attentat in Nara hatte die Polizei die Wohnung des 41-Jährigen durchsucht. Dabei wurden mehrere selbstgebaute Schusswaffen sichergestellt. Der arbeitslose Mann diente bis 2005 drei Jahre lang in der Marine. Dort hatte er den Umgang mit Handfeuerwaffen gelernt.In Nara nehmen die Menschen großen Anteil am Tod Abes. Am Tatort wurden Blumen und kleine Geschenke abgelegt, viele Trauernde beten dort. Der Leichnam des früheren Premierministers wurde inzwischen nach Tokio überführt. Ein Fahrzeug mit dem Sarg fuhr zum Haus des Politikers.
1asien
US-Präsident Joe Biden hat beim Gipfel des Golf-Kooperationsrates in Saudi-Arabien erneut betont, dass die USA dem Iran keine Beschaffung einer Atomwaffe erlauben werden. "Während wir weiterhin eng mit vielen von Ihnen zusammenarbeiten, um den Bedrohungen entgegenzuwirken, die der Iran für die Region darstellt, bemühen wir uns auch um Diplomatie, um das iranische Atomprogramm wieder einzuschränken", sagte Biden bei dem Treffen in Dschidda. Er bezog sich auf die US-Bemühungen, das Atomabkommen mit dem Iran wiederzubeleben. "Aber was auch immer geschieht, die Vereinigten Staaten sind entschlossen, dafür zu sorgen, dass der Iran niemals eine Atomwaffe erhält", sagte Biden weiter. Bereits bei seinem Besuch in Jerusalem hatte Biden es als "vitales Sicherheitsinteresse" der gesamten Welt bezeichnet, dass der Iran sich nicht atomar bewaffne. Sein Vorgänger Donald Trump hatte die USA aus dem Atomabkommen zurückgezogen, das 2015 in Wien unterzeichnet worden war. Die Verhandlungen zur Wiederbelebung zwischen dem Iran und den anderen Partnern des Abkommens - China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland und USA - kommen seit Monaten nicht voran. Unter anderem Saudi-Arabien empfindet den Iran als große Bedrohung in der Region. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman rief Teheran bei Eröffnung des Gipfels dazu auf, sich "Prinzipien internationaler Rechtmäßigkeit" zu verpflichten und sich nicht in "interne Angelegenheiten anderer Staaten" einzumischen. "Wir laden den Iran als Nachbarstaat dazu ein, mit den Ländern der Region zusammenzuarbeiten und Teil dieser Vision zu sein." Dazu gehöre auch die Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA). In der Diskussion über eine stärkere Ausweitung der weltweiten Ölproduktion kündigte bin Salman eine Erhöhung der möglichen Förderkapazität pro Tag um eine Million Barrel an. Die maximal mögliche Menge solle von derzeit zwölf auf 13 Millionen Barrel erhöht werden. Darüber hinaus habe das Königreich keine Kapazitäten mehr, um die Fördermenge noch weiter zu erhöhen, sagte er. Zusagen darüber, tatsächlich mehr Öl zu fördern, machte der Kronprinz aber nicht. Biden kündigte zudem an, Staaten wie China, Russland oder dem Iran im Nahen Osten nicht das Feld überlassen zu wollen. "Lassen Sie mich klar sagen, dass die Vereinigten Staaten ein aktiver, engagierter Partner im Nahen Osten bleiben werden", sagte Biden. Die USA werden sich "nicht abwenden" und auch nicht zulassen, dass ein "Vakuum" in der Region von diesen Staaten ausgefüllt werden könnte. Die Zukunft gehöre den Staaten, "deren Bürger ihre Anführer kritisieren können, ohne Angst vor Repressalien haben zu müssen." Biden betonte: "Die Vereinigten Staaten investieren in eine positive Zukunft in der Region, in Partnerschaft mit Ihnen allen, und die Vereinigten Staaten gehen nirgendwo hin." Es war Bidens erste Teilnahme als US-Präsident am Golf-Kooperationsrat. Der Rat ist das wichtigste politische und wirtschaftliche Bündnis am Golf. Mitglieder sind Bahrain, Katar, Kuwait, der Oman, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sowie Saudi-Arabien, das in der Gruppe eine beherrschende Stellung einnimmt. Der Rat traf sich im erweiterten Format (GCC+3), weshalb auch der irakische Ministerpräsident Mustafa al-Kasimi, Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi und Jordaniens König Abdullah II. teilnahmen.Dem irakischen Regierungschef Mustafa al-Kasimi versprach Biden, dass er die Demokratie im Irak unterstützen will. "Ich möchte die Presse und Sie wissen lassen, dass wir dabei so hilfreich wie möglich sein wollen." Zudem dankte der US-Präsident dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi für die Vermittlerrolle Ägyptens im jüngsten Gaza-Krieg zwischen Israel und der militant-islamistischen Hamas im vergangenen Jahr. Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit Al-Sisi in vielen anderen Fragen.Nach seiner Ankunft in Saudi-Arabien hatte Biden nach eigenen Angaben gleich zu Beginn den Mord am saudischen Regierungskritiker Jamal Khashoggi angesprochen. Bin Salman habe jedoch jede Verantwortung zurückgewiesen. "Er sagte im Grunde, dass er nicht persönlich dafür verantwortlich sei. Ich deutete an, dass ich glaube, er ist es", sagte Biden nach dem Treffen in Dschidda. "Ich bereue nichts, was ich gesagt habe. Was mit Khashoggi passiert ist, war empörend."Der in den USA lebende Journalist Khashoggi war 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul von einem Killerkommando auf brutale Weise getötet worden. US-Geheimdienste halten den Kronprinzen bin Salman, auch bekannt unter seinem Kürzel "MbS", für direkt verantwortlich. Er bestreitet, die Tötung angeordnet zu haben. Biden sagte weiter, er habe den Thronfolger vor künftigen Gewalttaten gewarnt: Eine weitere Tat wie der Mord an Khashoggi hätte eine "Antwort" der Vereinigten Staaten zur Folge.
1asien
Im überwiegend christlichen Bundesstaat Kachin im Norden Myanmars sind Tausende Menschen vor Angriffen von Luft- und Bodenstreitkräften der Militärjunta geflohen. Hunderte Häuser seien niedergebrannt worden, wie die Nachrichtenagentur KNA unter Bezug auf den asiatischen Pressedienst Ucanews berichtet. Seit Ende Juli seien die Kämpfe der Armee und der mit ihr verbündeten ethnischen Miliz "Shanni Nationalities Army" gegen die "Unabhängigkeitsarmee der Kachin" eskaliert, heißt es weiter. Zentrum der Bürgerkriegshandlung sei die Region um die Stadt Hpakant, die als Zentrum des Jadebergbaus im Norden von Kachin gilt. Kachin ist eine der 15 Verwaltungseinheiten und der nördlichste Staat von Myanmar. Der milliardenschwere Jadebergbau liegt fest in der Hand von myanmarischen Unternehmen, die eng mit dem Militär verbunden sind. Durch internationale Sanktionen sowie den Rückzug einer Reihe internationaler Unternehmen aus Myanmar - vor allem aus der Öl- und Gasbranche - werden die Einnahmen aus dem Jade-Export für die Junta immer wichtiger. In der Bergregion nahe der chinesischen Grenze werden neben Jade in hunderten Minen auch seltene Erden abgebaut. Neben Kachin gelten die - laut Nachrichtenagentur KNA ebenfalls vorwiegend christlichen - Bundesstaaten Kayah, Kayin und Chin als Epizentren des Kampfes zwischen der Armee und dem Widerstand gegen das Militärregime. In diesen Regionen beschießt die Armee auch Kirchen, brennt Dörfer nieder und verhaftet Priester. Die Nachrichtenagentur epd berichtete Ende Juli von einer Analyse der Menschenrechtsorganisation "Kachin Women's Association". Darin wird dokumentiert, wie die Militärjunta in Myanmar Dörfer, Straßen und Felder im Kachin-Staat im Norden Myanmars und dessen Nachbarregionen bombardieren lässt. Zivilistinnen und Zivilisten werden demnach getötet oder fliehen zu Tausenden. Die Bombardements sind den Angaben zufolge eine direkte Vergeltung für militärische Verluste der Junta in strategisch wichtigen Gebieten - insbesondere entlang von Versorgungsrouten und Hauptstraßen. Auch in den überwiegend buddhistischen Regionen Sagaing und Magwe in Zentralbirma ging die Armee in den vergangenen Wochen brutal gegen katholische Dörfer vor, wie die Nachrichtenagentur KNA schreibt. Kardinal Charles Bo, Erzbischof von Yangon, hatte jüngst bei einem Besuch in Australien gewarnt, die Junta wolle mit einer weiteren Eskalation der Gewalt den Widerstand bis Ende 2022 ausmerzen. Laut Auswärtigem Amt kommt es landesweit regelmäßig zu Sprengstoffanschlägen und gewalttätigen Auseinandersetzungen, auch mit Schusswaffengebrauch. Ziele sind militärische und staatliche Einrichtungen, aber auch öffentliche Einrichtungen wie Einkaufszentren oder Banken. Vor eineinhalb Jahren, am 1. Februar 2021, hatte die Armee gegen die zivile Regierung der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi geputscht. Jegliche Form von Protest und Widerstand versuchen die Machthaber seitdem niederzuschlagen.
1asien
Trotz der Debatte über eine Verkehrswende wegen des Klimawandels gibt es in Deutschland immer mehr Autos. Laut Statistischem Bundesamt kamen im vergangenen Jahr 580 Pkw auf 1000 Einwohner. In den vergangenen zehn Jahren hat die Pkw-Dichte laut der Wiesbadener Behörde durchgehend zugenommen. Im Jahr 2011 gab es demnach 517 Pkw je 1000 Einwohner."Ursächlich für den Anstieg der Pkw-Dichte ist, dass die Zahl von in Deutschland zugelassenen Autos im genannten Zeitraum deutlich stärker zugenommen hat als die Bevölkerung", erklärten die Statistiker diesen Trend. Zum Stichtag 1. Januar 2022 waren nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes 48,5 Millionen Pkw zugelassen und damit so viele wie nie zuvor. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 waren es nur 42,3 Millionen.Die regionalen Unterschiede bei der Pkw-Dichte sind dabei groß: Am höchsten war sie im vergangenen Jahr in den westdeutschen Flächenländern Saarland (658 Pkw pro 1000 Einwohner), Rheinland-Pfalz (632) und Bayern (622). Die niedrigsten Werte wiesen die Stadtstaaten Berlin (337), Hamburg (435) und Bremen (438) auf - "unter anderem aufgrund eines besonders dichten ÖPNV-Netzes", wie es hieß.Die ostdeutschen Bundesländer wiesen nicht nur für 2021 Werte auf, die unter dem bundesweiten Schnitt lagen. Dort sei die Pkw-Dichte seit 2011 auch jeweils weniger stark gestiegen als in Deutschland insgesamt, so das Bundesamt.Gut drei Viertel der Haushalte in Deutschland besaßen laut den Berechnungen im vergangenen Jahr mindestens ein Auto. Etwas mehr als ein Viertel der Haushalte hatte zwei Pkw. Bei 6,1 Prozent waren es drei oder mehr Autos. Dabei nimmt der Anteil der Elektroautos rasant zu, wenn auch von niedrigem Niveau aus. "Zum Jahresanfang 2022 waren 1,3 Prozent der hierzulande zugelassenen Personenkraftwagen Elektroautos. Ein Jahr zuvor hatte der Anteil noch 0,6 Prozent betragen", so die Statistiker.Auch in allen anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union ist die Pkw-Dichte im Zehn-Jahres-Vergleich gestiegen. In der Rangliste der Staaten mit den meisten Autos pro 1000 Einwohner in der EU lag Deutschland zuletzt auf Platz acht. Die Spitzenplätze belegen Luxemburg (682), Italien (670) und Polen (664). Am niedrigsten war die Pkw-Dichte in Rumänien (379), Lettland (390) und Ungarn (403).
6verbraucher
Die 34 Jahre alte Maria verlor das erste Grand-Slam-Halbfinale ihrer Tenniskarriere mit 2:6, 6:3, 1:6. Die Weltranglistenzweite Jabeur gilt nun auch im Finale als Favoritin. Sie trifft am Samstag auf Elena Rybakina aus Kasachstan. Die Weltranglisten-23. bezwang die Rumänin Simona Halep (Rumänien) mit 6:3, 6:3. Jabeur ist die erste arabische Spielerin in einem Grand-Slam-Finale. Mit Familie Maria ist sie gut befreundet. "Es war schwierig, ihren Bällen hinterherzulaufen. Sie muss für mich grillen, um all mein Gerenne auf dem Platz wieder gutzumachen", sagte Jabeur lachend. Direkt nach ihrem Matchball hatte sie Maria neben sich geholt, um ihr den gebührenden Jubel des Publikums zu gönnen. "Ich wollte diesen Moment definitiv mit ihr teilen am Ende, sie ist so eine große Inspiration für alle Spielerinnen inklusive mir. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass sie mit zwei Kindern zurückgekommen ist und das geschafft hat." Maria hatte vor 15 Monate ihre zweite Tochter zur Welt gebracht und spielt nun mit 34 Jahren besser als je zuvor. "Wenn man ein Match verliert, dann ist man trotzdem zuerst enttäuscht und denkt darüber nach, was man hätte besser machen können", sagte Maria nach dem Halbfinale. "Aber ich kann trotzdem stolz darauf sein, was ich in zwei Wochen Wimbledon geleistet habe. Ich versuche, das Positive rauszuziehen und weiter an mich zu glauben. Ich glaube, dass da noch einiges möglich ist."Dass es für beide Spielerinnen kein gewöhnliches Match war, zeigte sich in der Anfangsphase. Maria setzte wie gewohnt auf ihre unorthodoxe Spielweise mit vielen unterschnittenen Bällen auch auf der Vorhand, Jabeur ließ sich auf das Slice-Duell ein, alleine das erste Spiel dauerte acht Minuten. Nervenstark wehrte Maria drei Breakbälle ab und holte sich das 1:0. Doch Jabeur behielt das Kommando, ließ Maria mit ansatzlosen Stoppbällen laufen und zog langsam auch das Tempo an. Drei Spiele in Serie holte die Siegerin des Vorbereitungsturniers von Berlin. Als Jabeur einen spektakulären Punkt nach einem Halbvolley mit Pirouette verlor, mussten beiden Spielerinnen lächeln. Doch die Favoritin machte ernst. Eiskalt zeigte sie Maria die Grenzen auf und verwandelte den ersten Satzball durch einen Fehler ihrer Gegnerin nach nur 38 Minuten. Dreimal hatte Maria bereits zuvor im Turnier den ersten Durchgang verloren und war doch mit großer Laufbereitschaft immer wieder zurückgekommen. Als sie zwei Breakbälle beim Stand von 1:1 abwehrte, zeigte sie die Faust in Richtung ihrer Box, in der Ehemann und Trainer Charles-Edouard applaudierte. Erstmals konnte Maria auch Jabeur bei deren Aufschlag unter Druck setzen und nutzte per Stopp direkt ihren ersten Breakball. Jabeur zeigte Nerven, streute neben Zauberbällen auch immer mehr Fehler ein, Maria zog auf 4:1 davon. Einen ersten Satzball ließ Maria beim Stand von 5:2 und Aufschlag Jabeur noch aus, bei eigenem Service durfte sie aber nach einem missglückten Stopp ihrer Gegnerin nach insgesamt 76 Minuten jubeln. Der entscheidende Durchgang begann denkbar schlecht, Jabeur schaffte mit einem Passierball das frühe Break - und war plötzlich nicht mehr zu stoppen. "Sie kam in Fahrt und hat mir nicht mehr viele Fehler gegeben", sagte Maria der Sportschau. Als Maria durch einen unnötigen Fehler am Netz das 0:4 kassierte, küsste Jabeur ihren Finger und schaute glücklich gen Himmel. Noch ein letztes Mal brachte Maria ihren eigenen Aufschlag durch - und war dann doch geschlagen. Maria kassiert für den größten Erfolg ihrer Karriere umgerechnet 626.000 Euro. Die zweifache Mutter konnte damit nicht als sechste deutsche Tennisspielerin nach Cilly Aussem, Hilde Krahwinkel, Steffi Graf, Sabine Lisicki und Angelique Kerber das Wimbledon-Finale erreichen. Dass ihr Siegeszug in Wimbledon einhergeht mit einem deutlich gestiegenen Bekanntheitsgrad, sieht Maria entspannt. "Ich bin da sehr bodenständig. Meine Familie ist für mich das Wichtigste und wird es auch immer bleiben."Quelle: sportschau.de
4sportschau
Die Inflations- und Zinsängste sind zurück an den Börsen: Die überraschend hohe Teuerungsrate in den USA schlug heute die Anleger an der Wall Street reihenweise in die Flucht. Die technologielastige Nasdaq erlebte ihren größten Kurssturz seit Monaten. Sie sackte um über fünf Prozent ab. Die Aktien von Amazon, Apple, Netflix, des Facebook-Betreibers Meta und der Google-Mutter Alphabet fielen um bis zu sechs Prozent. Der Dow Jones fiel um knapp vier Prozent.Zwar hat sich die Inflationsdynamik etwas abgeschwächt - die Teuerungsrate ging von 8,5 auf 8,3 Prozent zurück -, doch die Experten hatten mit einem stärkeren Rückgang gerechnet. Außerdem stieg die viel beachtete Kernrate, bei der stark schwankende Preise von Lebensmitteln und Energie herausgerechnet sind, überraschend stark auf 6,3 Prozent.Die Daten dürften die Fed zum Handeln zwingen. Denn die Maßnahmen im Kampf gegen die Inflation scheinen bisher nicht zu wirken. "Die Inflation ist der Staatsfeind Nr. eins für die Fed", sagte Priya Misra, leitende Anlagestrategin beim Brokerhaus TD Securities. Die aktuellen Daten erhöhten den Druck auf die US-Notenbank, die Geldpolitik weiter zu straffen. "Die Fed muss weiter kräftig auf die Bremse treten, auch um den Preis einer etwaigen Rezession“, meint Volkswirt Bernd Weidensteiner von der Commerzbank. "Die Zahlen bestätigen, dass die US-Inflation immer noch heiß läuft", sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. "Das macht die Lage für die Fed noch schwieriger, die versucht, die Teuerung in den Griff zu bekommen." Die meisten Experten rechnen damit, dass die US-Notenbank in der kommenden Woche die Zinsen um 0,75 Prozentpunkte erhöhen wird. Der Schritt könnte nun sogar noch drastischer ausfallen. Manche Börsianer halten gar eine Zinserhöhung um einen vollen Prozentpunkt für möglich. Die Wahrscheinlichkeit hierfür sehen sie aktuell bei 20 Prozent. Die neu angefachten Inflations- und Zinssorgen zogen auch die europäischen Börsen nach unten. Der DAX rutschte um 1,6 Prozent auf 13.188 Punkte ab. Am Mittag hatte er noch deutlich im Plus gelegen. In den letzten Tagen hatte sich der deutsche Leitindex kräftig erholt. Noch härter traf es den MDAX. Der Index der mittelgroßen Werte, der auch als zweite Börsen-Liga bezeichnet wird, brach um 3,3 Prozent ein. Die Spekulationen über noch kräftigere Zinserhöhungen lösten eine Verkaufswelle bei Staatsanleihen aus. Die Renditen der zehnjährigen Bonds aus den USA kletterten auf 3,429 Prozent. Zehnjährige deutsche Staatsanleihen rentierten bei 1,727 Prozent. Die Aussicht auf noch höhere Zinsen in den USA beflügelte den Dollar. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, stieg um 1,3 Prozent auf 109,59 Zähler. Dagegen rutschte der Euro unter die Parität zum US-Dollar. Die Gemeinschaftswährung verbilligte sich auf 0,995 Dollar.Auch der Blick auf die deutsche Wirtschaft stimmt viele Ökonomen und auch Börsenprofis skeptisch. So sind die ZEW-Konjunkturerwartungen im September überraschend deutlich auf minus 61,9 Punkte gefallen. Es war der dritte Rückgang in Folge. "Die Aussicht auf Energieengpässe im Winter lassen die Erwartungen für große Teile der deutschen Industrie noch negativer werden", kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach die Ergebnisse der Umfrage unter 167 Analysten und Anlegern. Zuletzt hatten zahlreiche führende Institute ihre Konjunkturprognosen eingedampft. Den Forschern des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung zufolge ist die Gefahr einer Rezession für die deutsche Wirtschaft weiter gestiegen. Auch die Bundesregierung stimmt die Bürger auf eine Rezession ein: "Die deutsche Wirtschaftsleistung könnte in der zweiten Jahreshälfte stagnieren oder rückläufig sein", heißt es im heute veröffentlichten Monatsbericht des Wirtschaftsministeriums. Auch der Goldpreis gab nach. Weil die Aufwertung der Weltleitwährung das Edelmetall für Investoren außerhalb der USA unattraktiver macht, büßte das gelbe Edelmetall 1,2 Prozent ein und fiel auf 1702 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Zudem werden Anleihen wegen steigender Renditen eine immer stärkere Konkurrenz als Geldanlage.Der Ölpreis rutschte ebenfalls ins Minus. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um ein Prozent auf 93,02 Dollar je Barrel (159 Liter). Nachlassende Nachfragesorgen und die gestiegene Risikolust der Anleger hatten zuletzt den Ölpreisen Rückenwind gegeben. Das Landgericht Stuttgart hat die Klimaklage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gegen den Autobauer Mercedes-Benz abgewiesen. Es obliege dem Gesetzgeber zu entscheiden, welche Maßnahmen zur Einhaltung des Klimaschutzes ergriffen werden. Dies könne durch eine Individualklage vor einem Zivilgericht nicht vorweggenommen werden, teilte das Landgericht zur Begründung mit. Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 will die Streaming-Plattform Joyn komplett übernehmen und passt in der Folge seine Jahresprognose an. Die ausstehenden 50 Prozent der Anteile an Joyn sollen vom Joint-Venture-Partner Warner Bros. Discovery übernommen werden, wie das MDAX-Unternehmen mitteilte. Der Zukauf von Joyn dürfte das operative Ergebnis (Ebitda) von ProSiebenSat.1 um etwa 25 Millionen Euro belasten. Fliegen dürfte nach Einschätzung von Lufthansa-Chef Carsten Spohr teurer werden. "Wir werden nicht wieder heruntergehen zu den Niveaus, die wir vor der Pandemie gesehen haben", sagte er gestern Abend bei einer Veranstaltung der European School of Management and Technology (ESMT) in Berlin. "Wir werden in den nächsten Jahren sehr stabile oder vielleicht sogar steigende Ticketpreise sehen." Dank des florierenden Tourismus sind im August über den Frankfurter Flughafen erstmals wieder rund 5,2 Millionen Passagiere geflogen. Das seien 54,1 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, allerdings immer noch knapp ein Viertel weniger als im Vor-Corona-Jahr 2019, teilte der Flughafenkonzern Fraport heute mit. Das Frachtaufkommen sank indes im Vergleich zum Vorjahr um 15,1 Prozent. Nach endgültigen Zahlen für das erste Halbjahr sind die Papiere von SFC Energy um 8,6 Prozent auf das höchste Niveau seit Juni geklettert. Die Aktien des Herstellers von Brennstoffzellen überwanden damit zugleich ihre 200-Tage-Linie. Ein Marktteilnehmer lobte neben dem ordentlichen zweiten Quartal insbesondere die Bestätigung der Prognose für das Gesamtjahr. Der Auftragsbestand liege massiv über dem Niveau zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahrs. Der US-Software-Konzern Oracle hat dank seiner boomenden Cloud-Services und einer Übernahme im ersten Geschäftsquartal ein starkes Umsatzplus verbucht. In den drei Monaten bis Ende August legten die Erlöse gegenüber dem Vorjahreswert um 18 Prozent auf 11,45 Milliarden US-Dollar zu, wie der SAP-Konkurrent gestern nach US-Börsenschluss mitteilte. Höhere Betriebskosten ließen den Gewinn jedoch um 37 Prozent auf 1,55 Milliarden Dollar einbrechen. Der japanische Fahrzeugbauer Honda will in den kommenden Jahren weltweit weitere Elektromotorräder-Modelle auf den Markt bringen, um die CO2-Neutralität voranzutreiben. Mehr als zehn neue E-Modelle sollen bis 2025 vom Band rollen, teilte der weltgrößte Motorradhersteller heute mit. Honda strebe an, bis 2030 jährlich rund 3,5 Millionen Elektromotorräder zu verkaufen. Das entspricht etwa 15 Prozent des Gesamtabsatzes. Akquisitionen in der Pharma- und Biotech-Branche sind nach den Worten des Chefs der Roche-Pharmasparte wieder zu halbwegs vernünftigen Preisen möglich. "Es sind kein Schnäppchen", sagte Bill Anderson am Montag bei einer Investorenveranstaltung des Basler Arzneimittelherstellers in London. "Aber wir sind in der Lage, Transaktionen zu einem vernünftigen Preis zu finden und Partnerschaften abzuschließen. Und das tun wir auch." Die Schweizer Großbank UBS stellt ihren Aktionären wachsende Ausschüttungen in Aussicht. Als Dividende für das Geschäftsjahr 2022 sollen 0,55 US-Dollar pro Aktie vorgeschlagen werden, wie die Rivalin der Deutschen Bank mitteilte. Das entspricht einer Steigerung um zehn Prozent. Die Rückstellung hierfür werde entsprechend angepasst, erklärte die Bank. Analysten hatten im Durchschnitt eine etwas geringere Erhöhung auf dem Zettel. Der kriselnde Sportartikel-Spezialist Peloton baut seine Führungsriege weiter um - auch der Mitgründer und langjährige Firmenlenker John Foley verlässt das Unternehmen. Foley war im Februar nach zehn Jahren als Vorstandschef zurückgetreten, blieb aber zunächst als geschäftsführender Verwaltungsratsvorsitzender bei Peloton. Gestern legte er nun auch dieses Amt nieder. Als Großaktionär dürfte Foley jedoch erheblichen Einfluss behalten.
2finanzen
Peiter Zatko war Sicherheitschef bei Twitter. Er war nach einem massiven Sicherheitsvorfall 2020 vom damaligen Chef des Unternehmens Jack Dorsey eingestellt worden. Damals waren Accounts dutzender Personen des öffentlichen Lebens gehackt worden.Doch die Sicherheitsprobleme bei Twitter scheinen so groß zu sein, dass Zatko nun im Juli eine Beschwerde als Whistleblower unter anderem bei der US-Börsenaufsicht SEC einreichte. Über die Vorwürfe berichtete zum Beispiel der Nachrichtensender CNN exklusiv. Demnach gehört zu den Kritikpunkten Zatkos, dass viele der etwa 10.000 Twitter-Mitarbeiter Zugang zu zentralen Systemen des Dienstes und Nutzerdaten wie Telefonnummern hätten. Ein weiteres Problem: Bereits von Nutzern geschlossene Konten seien nicht zuverlässig gelöscht worden sein. Seinen ehemaligen Kollegen wirft Zatko vor, den Twitter-Vorstand und die Aufsichtsbehörden insgesamt über die Sicherheitslage falsch informiert zu haben.Twitter weist die Vorwürfe zurück. Nach Auskunft des Unternehmens sei Zatko im Januar entlassen worden. Dieser wolle nun mit den Anschuldigungen seinem früheren Arbeitgeber schaden.Zatko sagte bei CNN, dies sei nicht seine erste Wahl gewesen, doch er wolle “die Welt sicherer machen”. Zatko ist in der IT-Welt kein Unbekannter, unter dem Spitznamen "Mudge" wurde er vor knapp 20 Jahren als so genannter ethischer Hacker bekannt, der nicht schaden, sondern helfen wollte. Unter anderem arbeitete Zatko für Google und das Pentagon. Zu weiteren Vorwürfen gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber gehört auch, dass sich Twitter zu wenig um Fake-Accounts und Bots kümmern würde. Dies ist auch ein zentraler Kritikpunkt von Tesla-Chef Elon Musk, der sich aus diesem Grund aus dem Kauf zurückziehen will - und nun deshalb ein Gerichtsverfahren auf ihn wartet.Die Vorwürfe von Zatko stünden damit in keinem Zusammenhang, sagte John Tye im CNN Interview, der als Chef des Netzwerks Whistleblower Aid, Rechtshilfe und Beratung für Whistleblower anbietet und sowohl Zatko, als auch die Facebook-Whistleblowerin Frances Haugen unterstützt.Wie die  Washington Post und CNN berichten, will der Geheimdienstausschuss des US-Senats Zatko anhören. 
0amerika
Nordkorea hat erneut einen Test mit einer ballistischen Rakete unternommen. Nach Angaben des südkoreanischen Militärs flog die Rakete in Richtung Osten ins Meer, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete. Es war schon der dritte Raketenabschuss diese Woche. UN-Resolutionen verbieten Nordkorea die Erprobung jeglicher Art von ballistischen Raketen, die je nach Bauart auch einen oder mehrere Atomsprengköpfe tragen können. Es handelt sich in der Regel um Boden-Boden-Raketen. Nur einige Stunden zuvor hatte US-Vizepräsidentin Kamala Harris ihre viertägige Asienreise abgeschlossen. Während eines Besuches des stark gesicherten Grenzgebiets zwischen Süd- und Nordkorea übte Harris ungewöhnlich scharfe Kritik an der Führung in Pjöngjang. Die sogenannte demilitarisierte Zone, die die koreanische Halbinsel seit gut sieben Jahrzehnten teilt, sei eine deutliche Erinnerung daran, welch "dramatisch unterschiedliche Wege" die beiden Seiten eingeschlagen hätten. "Im Norden sehen wir eine brutale Diktatur, grassierende Menschenrechtsverletzungen und ein rechtswidriges Waffenprogramm, das Frieden und Stabilität bedroht", sagte Harris.Zuvor war sie in Seoul mit dem südkoreanischen Präsidenten Yoon Suk Yeol zusammengetroffen. Die Stellvertreterin von US-Präsident Joe Biden verurteilte die "provokative Atomrhetorik" und die Raketentests Nordkoreas, wie das Weiße Haus mitteilte. Harris versicherte Yoon die Entschlossenheit der USA, sein Land im Kriegsfall mit einer großen Bandbreite ihrer militärischen Fähigkeiten zu verteidigen. Erst am Mittwoch hatte Nordkorea erneut einen Raketentest absolviert. In Südkorea geht man zudem davon aus, dass die Führung in Pjöngjang einen neuen Atomtest vorbereitet - den ersten seit 2017 und den siebten insgesamt seit 2006. Wegen der Tests wurden in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Sanktionen gegen Nordkorea verhängt, weshalb das Land international nahezu vollständig isoliert ist. Machthaber Kim Jong Un lässt sich jedoch nicht von seinem Kurs abbringen, da er Nordkorea von den USA bedroht sieht. Erst kürzlich verabschiedete Nordkorea ein neues Atomwaffengesetz, das das Recht auf einen nuklearen Erstschlag zur Selbstverteidigung vorsieht. Auch der Status als Atommacht wurde darin "unumkehrbar" definiert.
1asien
Die Gemüter sind erhitzt kurz vor dem achten Jahrestag des Verschwindens der 43 Studenten. Vermummte warfen Steine und Sprengsätze vor der Staatsanwaltschaft in Mexiko-Stadt. Zuvor hatten dort Studenten der ländlichen Fachhochschule Ayotzinapa und Eltern der Verschwundenen friedlich für eine Aufklärung demonstriert. Auch nach acht Jahren wissen sie nicht, was mit ihren Kindern passiert ist.Dabei gab es in den letzten Monaten durchaus Fortschritte: Die Wahrheitskommission, die Präsident Andrés Manuel López Obrador zu Beginn seiner Regierung eingerichtet hatte, stellte ihren Bericht vor. Für Sergio Aguayo, Experte für Internationale Beziehungen und Menschenrechte am Colegio de México, sind die Ergebnisse ein großer Schritt: Damit wird die "historische Wahrheit", die von der damaligen Regierung unter Ex-Präsident Enrique Peña Nieto ausgerufen wurde, widerlegt. Sie besagte, dass die Studenten von lokalen korrupten Polizisten festgenommen, Mitgliedern der kriminellen Bande "Guerreros Unidos" übergeben und auf einer Müllhalde verbrannt worden waren.Gegen mehr als 80 mutmaßliche Täter wurden inzwischen Haftbefehle erlassen, darunter ranghohe Mitglieder des Militärs. Auch gegen den damals verantwortlichen Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam, der jene "historische Wahrheit" verantwortet, wurde Anklage erhoben - wegen Verschwindenlassens von Menschen und Folter. Doch viele Haftbefehle sind gar nicht vollstreckt worden, 120 weitere Angeklagte sind in den letzten Wochen auf richterlichen Beschluss gar freigelassen worden. Und schon in wenigen Tagen könnte auch Ex-Generalstaatsanwalt Karam wieder freikommen. Für den Anwalt der Familienangehörigen der 43 Studenten, Vidulfo Rosales, sind all das politische Manöver, wie er erklärt: Zuletzt kursierte plötzlich eine ungeschwärzte Version des im August der Bundesstaatsanwaltschaft übergebenen Berichtes der Wahrheitskommission. Sowohl Encinas, der auch Vorsitzender der Wahrheitskommission ist, als auch die Angehörigen der 43 Studenten haben das Hindurchstechen des Berichtes verurteilt, da es die weitere strafrechtliche Aufarbeitung und Verfolgung erschwere. Auch die Arbeit von Ermittlern und Staatsanwaltschaft selbst steht wieder zunehmend in der Kritik. Für die Angehörigen ist das alles schwer zu ertragen, gerade so kurz vor dem Jahrestag des Verschwindens der 43. Genau acht Jahre ist es her, dass Clemente Rodriguez Moreno seinen Sohn Christian Alfonso zum letzten Mal gesehen hat. Dass ein Fragment des Fußes seines Sohnes gefunden wurde, ist für ihn weder ein Beweis für Christians Tod noch für seinen Verbleib: "Wo sind die kompletten Überreste? Wir wissen es nicht", stellt er fest. "Mit anderen Worten: Die Forderung wird gleich bleiben, trotz der Aussagen der Regierung. Sie haben sie lebend mitgenommen, lebend wollen wir sie wieder haben."Der Bericht der Wahrheitskommission hatte Hoffnungen geschürt, dass endlich geklärt wird, was in der Nacht des 26. September 2014 tatsächlich vorgefallen ist, dass die unerträgliche Ungewissheit für die Eltern der Studenten bald ein Ende haben könnte, dass die tatsächlich Verantwortlichen für das Verbrechen zur Rechenschaft gezogen würden. Nun zeigt sich wieder einmal: Der Kampf und das Leid von Clemente Rodriguez Moreno und der anderen Angehörigen werden weitergehen. Mit Informationen von Anne Demmer, ARD-Studio Mexiko-Stadt.
0amerika
Bundesumweltministerin Steffi Lemke beklagt nach dem Bekanntwerden eines reparaturbedürftigen Lecks im bayerischen Atomkraftwerk Isar 2, keine früheren Hinweise aus Bayern erhalten zu haben.Insbesondere die Union und den bayerischen Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz, Thorsten Glauber von den Freien Wählern, habe sie dabei im Visier, wie Lemke der Nachrichtenagentur dpa sagte. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder und der CDU-Chef Friedrich Merz hätten sich schließlich beide den Reaktor angeschaut und mit dem Betreiber gesprochen. "Ich frage mich schon, ob sie über die Leckage nicht informiert wurden, oder ob sie das Problem in ihrer Pressekonferenz am 4. August vor dem Reaktor einfach verschwiegen haben", so Lemke. Es stelle sich auch die Frage, warum Minister Glauber nicht auf das Problem hingewiesen hat. Immerhin sei dieser auch Chef der bayerischen Atomaufsicht. Dies sei einfach unseriös, kommentierte Lemke.Am Montag hatte das Bundesumweltministerium mitgeteilt, dass der Betreiber des Kraftwerks das Ministerium über eine interne Ventilleckage informiert habe. Die Sicherheit der Anlage sei dadurch nicht beeinträchtigt. Isar 2 könne auch bis zum eigentlich geplanten Betriebsende am 31. Dezember weiterlaufen, hieß es. Für einen im Falle einer Stromversorgungsnotlage geplanten Reservebetrieb über dieses Datum hinaus sei jedoch bereits im Oktober eine Reparatur nötig, so der Betreiber. Das aufgetretene Leck mache deutlich, "dass Fragen der Sicherheitsanforderungen bei der politischen Debatte über eine Laufzeitverlängerung von CDU und CSU systematisch ignoriert werden", kritisierte die Ministerin. "Die neue Wendung ist für mich auch eine Bestätigung, dass eine Laufzeitverlängerung von drei bis vier Jahren nicht verantwortlich und auch nicht einfach möglich ist", sagte sie weiter.
3innenpolitik
Der russische Präsident Wladimir Putin hat im Iran mit seinem dortigen Amtskollegen Ebrahim Raisi und dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan verhandelt. Die russisch-iranischen Beziehungen entwickelten sich gut, sagte Putin anschließend. Russland und der Iran verstärkten ihre Zusammenarbeit bei der internationalen Sicherheit und trügen zu einer Lösung in Syrien bei. Auch Ankara will dem Bekennen nach die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Teheran ausbauen. Erdogan sagte, er hoffe besonders auf einen Ausbau der Kooperation in der Verteidigungsindustrie. Der Bürgerkrieg in Syrien war ein Thema auf der Agenda des Treffens. In Syrien unterstützen Russland und der Iran Präsident Baschar al-Assad, während die Türkei Teilen der bewaffneten Opposition zur Seite steht. Erdogan hatte mit einer Militäroffensive in Nordsyrien gedroht, um von den USA unterstützte kurdisch-syrische Kämpfer von der türkischen Grenze zu vertreiben.Der Oberste Führer des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, warnte Erdogan vor einem solchen Schritt. Putins außenpolitischer Berater Juri Uschakow kündigte an, der Kreml lehne einen türkischen Militäreinsatz in Nordsyrien ab. Es werde um eine politische Einigung gehen.Raisi forderte eine diplomatische Lösung für den Konflikt. Wichtig sei es in erster Linie, die territoriale Integrität zu gewährleisten und dem syrischen Volk zu erlauben, selbst über sein politisches Schicksal zu entscheiden. Ein gemeinsam erklärtes Ziel sei zudem, gegen Terrorismus vorzugehen.Putin warf dem Westen Einmischung vor. Dieser habe "Kurs auf eine Zerstückelung des Landes genommen", sagte Putin. Dem müssten sich Russland, die Türkei und der Iran, denen Putin eine Schlüsselrolle bei der Zukunftsgestaltung Syriens einräumte, gemeinsam entgegenstellen.Syrische Oppositionspolitiker warfen den drei Staaten vor, sich nur für ihre eigenen Interessen in dem Bürgerkriegsland zu interessieren. Ihr Hauptziel sei es, "die syrischen Rechte zu schwächen und mehr den Interessen des syrischen Regimes zu dienen", sagte der Oppositionelle Jijha al-Aridi. Die noch im Juli geplante neue Runde der Syrien-Verfassungsgespräche in Genf war erst jüngst abgesagt worden. Mit seiner Reise dürfte der international isolierte Putin seinen Landsleuten zudem vermitteln wollen, welchen Einfluss Russland immer noch auf der internationalen Bühne hat. Bei seinem Gespräch mit Erdogan dankte Putin der Türkei für ihre Vermittlung bei einem Abkommen zum Export von ukrainischem Getreide, der durch den russischen Angriffskrieg blockiert ist. Noch seien nicht alle Probleme gelöst, aber es gebe Fortschritte, sagte Putin.Erdogan sagte, Russland sei sehr, sehr positiv an die Getreideverhandlungen vergangene Woche in Istanbul herangegangen. Er hoffe auf einen Abschluss, der weltweit einen guten Einfluss haben werde. Putin traf in Teheran auch mit Khamenei zusammen. Der 83-Jährige hat laut Verfassung das letzte Wort in allen strategischen Belangen des Iran. Khamenei rief zur dauerhaften engen Zusammenarbeit mit Russland auf. Dies käme "beiden Ländern sehr zugute". Er hob hervor, dass beide Länder vom Westen mit Sanktionen belegt seien. Dem Westen machte er erneut Vorwürfe wegen der NATO-Osterweiterung. Hätte Russland nicht die Initiative im Angriffskrieg gegen die Ukraine ergriffen, wäre es zu einem anderen Konflikt gekommen, sagte er, wie der Staatssender Irib berichtete. Er spielte damit auf eine Argumentation Russlands an, derzufolge sich Moskau von der Aufnahme osteuropäischer Staaten in das Verteidigungsbündnis und vor allem von einem potenziellen NATO-Beitritt der Ukraine beengt sah.
1asien
Israel hat nach Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen angekündigte Erleichterungen für Bewohner des Gebietes ausgesetzt. Verteidigungsminister Benny Gantz habe nach Bewertung der Sicherheitslage entschieden, die Zahl der Arbeitsgenehmigungen für palästinensische Einwohner zunächst nicht zu erhöhen, teilte die zuständige Behörde mit.Das Kontingent war vergangene Woche kurz vor dem Nahost-Besuch von US-Präsident Joe Biden um 1500 Genehmigungen erhöht worden. Mit den zusätzlichen Arbeitsgenehmigungen wären insgesamt 15.500 Palästinenser aus dem Gazastreifen berechtigt gewesen, zur Arbeit nach Israel zu reisen. "Die Terrororganisation Hamas trägt die Verantwortung für alle gegen Israel gerichteten Aktivitäten im und aus dem Gazastreifen und wird die Konsequenzen tragen", teilte Gantz mit.In der Nacht zum Samstag waren nach Angaben des israelischen Militärs mehrere Raketen auf den Süden Israels abgefeuert worden. Eine Rakete wurde demnach abgefangen, drei weitere landeten auf offener Fläche. Verletzt wurde niemand.Danach bombardierte die israelische Armee nach eigenen Angaben eine der wichtigsten Raketenproduktionsstätten im Gazastreifen. Der Küstenstreifen wird von der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas kontrolliert.
1asien
Acht Jahre nach der Verschleppung von 43 Studenten in Mexiko hat die Regierung die jungen Männer für tot erklärt. "Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Studenten noch am Leben sind", sagte der mexikanische Staatssekretär für Menschenrechte, Alejandro Encinas. Das sei den Angehörigen der Studenten bei einem Treffen mit Präsident Andrés Manuel López Obrador mitgeteilt worden.Korrupte Polizisten hatten die Studenten eines Lehrerseminars in Iguala im Bundesstaat Guerrero im September 2014 verschleppt und dem Verbrechersyndikat Guerreros Unidos übergeben. Die Hintergründe der Tat sind noch immer nicht vollständig aufgeklärt. Erste Ermittlungen unter der damaligen Regierung von Enrique Peña Nieto kamen zum Ergebnis, die Studenten wären auf einer Müllkippe verbrannt worden. Das erwies sich jedoch als falsch. Bislang konnten nur Knochenfragmente von drei der Studenten identifiziert werden. Eltern der Vermissten hatten dennoch bis zuletzt gehofft, ihre Söhne lebend zu finden.Encinas, der auch Leiter Wahrheitskommission ist, macht das Militär nun mitverantwortlich für das Verschwinden. Die Militärangehörigen hätten die Studenten retten können, erklärte er und betonte, es habe sich um ein Staatsverbrechen gehandelt. Die Ermittlungen sollen fortgesetzt werden.
0amerika
In den USA ist ein bewaffneter Mann nach einem Angriff auf ein Büro der Bundespolizei FBI von Einsatzkräften erschossen worden. Nach Angaben des FBI wollte der Mann in das Büro in Cincinnati im Bundesstaat Ohio eindringen. "Nach der Aktivierung eines Alarms und dem Eingreifen von bewaffneten FBI-Agenten ist die Person geflohen", hieß es. Medienberichten zufolge feuerte der Mann eine Nagelpistole ab und zeigte ein halbautomatisches Gewehr, bevor er in einem Auto flüchtete. Nach Angaben der Polizei kam es zu einer Verfolgungsjagd, der Verdächtigte stoppte dann in einem ländlichen Gebiet. "Als das Fahrzeug zum Stillstand kam, gab es einen Schusswechsel zwischen Beamten vor Ort und dem Verdächtigen", sagte ein Polizeisprecher. Polizisten versuchten demnach, den Mann zur Aufgabe zu bewegen, dieser verweigerte das aber. Als er eine Waffe auf die Polizisten gerichtet habe, hätten die Beamten ihn erschossen, so der Polizeisprecher. "Er ist vor Ort seinen Verletzungen erlegen." Die genauen Hintergründe des Angriffs auf das FBI-Büro waren zunächst unklar. Die Vorfall ereignete sich aber wenige Tage nach einer Razzia des FBI in der Villa des früheren US-Präsidenten Donald Trump im Bundesstaat Florida. Die Durchsuchung des Anwesens Mar-a-Lago in Palm Beach hatte in rechten Kreisen für Wut und Empörung gesorgt. Trump selbst hatte die Razzia als politisch motiviert bezeichnet.Aus Polizeikreisen verlautete US-Medien zufolge, dass sich der bewaffnete FBI-Eindringling in den Tagen vor der Erstürmung des US-Kapitols am 6. Januar 2021 in Washington aufgehalten haben soll. Auch am Tag des Angriffs auf das Kapitol könnte er vor Ort gewesen sein, hieß es. Ermittler prüften nun, ob der 42-Jährige Kontakte zu rechtsextremen Gruppen wie den Proud Boys unterhalten haben könnte.FBI-Chef Christopher Wray beklagte kürzlich Drohungen gegen die Bundespolizei im Zusammenhang mit der Razzia und bezeichnete diese als verwerflich und gefährlich. "Gewalt gegen Strafverfolgungsbehörden ist nicht die Antwort, ganz egal, auf wen man sauer ist", sagte Wray. US-Justizminister Merrick Garland sagte, er habe die Durchsuchung "persönlich genehmigt".Die Behörden haben keinen Grund für die Durchsuchung von Trumps Anwesen am Montagabend genannt. Medienberichten zufolge handelte es sich um eine gerichtlich genehmigte Aktion im Zusammenhang mit Dokumenten, die Trump nach dem Ende seiner Präsidentschaft im Januar 2021 vom Weißen Haus nach Mar-a-Lago mitgenommen hatte, obwohl er laut Gesetz alle Dokumente dem Nationalarchiv hätte übergeben müssen.
0amerika
In diesem Sommer haben sich besonders viele Menschen in Deutschland darüber geärgert, dass ihre Briefe oder Pakete nicht angekommen sind. Im Juli und August gingen 6500 Beschwerden über die Deutsche Post bei der Bundesnetzagentur ein. In den sechs Monaten des ersten Halbjahrs 2022 waren noch 8900 Beschwerden über die Post eingegangen. Im gesamten Jahr 2021 gab es 15.100 Beschwerden.Die Kritiker monierten Verzögerungen, Verluste oder Fehlwürfe. Mit letzterem ist gemeint, dass ein Brief zunächst im falschen Briefkasten landet und erst später beim richtigen Adressaten ankommt. Besonders betroffen waren Berlin, Nürnberg und München, aber auch kleinere Städte wie Freudenstadt in Baden-Württemberg, Ingelheim in Rheinland-Pfalz und Northeim in Niedersachsen. Nun hat die Bundesnetzagentur 14 anlassbezogene Prüfungen eingeleitet und die Deutsche Post DHL aufgefordert, die Mängel zu beseitigen.Der Konzern begründete die Probleme damit, dass wegen des Coronavirus besonders viele Beschäftigte krank waren und dass es auch bei der Post einen Fachkräftemangel gebe. "Zudem haben viele unserer Kräfte ab Juli 2022 ihren Sommerurlaub abgewickelt", sagte eine Firmensprecherin. Inzwischen sei die betriebliche Lage wieder stabil.Die Bundesnetzagentur sprach dagegen davon, dass auch im September noch viele Beschwerden eingingen. Auch andere Post- und Paketdienste stehen in der Kritik, allerdings ist die Deutsche Post DHL mit großen Abstand Marktführer. Jeden Monat werden in Deutschland etwa eine Milliarde Briefsendungen verschickt.Aus der Politik kam Kritik: Coronabedingte Personalprobleme hätten auch andere Firmen in Deutschland gehabt, ohne dass sich deren Dienstleistungsqualität so stark verschlechtert habe, wie dies bei der Post offenbar der Fall gewesen sei, sagte der FDP-Bundestagsabgeordnete Reinhard Houben. Er hoffe, dass es sich nur um ein temporäres Problem handele. "Sollte die Qualität der Briefdienste dauerhaft schlecht sein, sollte der Gesetzgeber in Betracht ziehen, der Bundesnetzagentur Sanktionsmöglichkeiten einzuräumen und somit ein schärferes Schwert in die Hand zu geben", so der Liberale. Dadurch entstünde mehr Druck, damit sich die Post verbessert. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Falko Mohrs zeigte - mit Blick auf den Fachkräftemangel und die coronabedingten Ausfälle - ein gewisses Verständnis für die Schwierigkeiten der Post. "Nichtsdestotrotz ist und bleibt die Post weiter aufgefordert, die Beschwerden ernst zu nehmen, denn ihr Angebot ist ein Baustein in der flächendeckenden Daseinsvorsorge", sagte Mohrs. Er habe den Eindruck, dass der Konzern die Beschwerden "weitestgehend" ernst nehme. Gesetzlich verankerte Sanktionsmöglichkeiten sieht der Sozialdemokrat eher skeptisch.
5unternehmen
Natürlich geht es ums Geld. 65 Milliarden Euro schwer soll das dritte Entlastungspaket des Bundes sein, das Kanzler Olaf Scholz und seine Ampel-Regierung Anfang September vorgestellt haben. Dazu zählen Einmalzahlungen für Rentner und Studierende, höheres Wohngeld, ein Preisdeckel für einen Grundbedarf an Strom, ein Folgeangebot des 9-Euro-Tickets. Der Haken aus Sicht der Länder: Sie sollen einen Großteil der Kosten schultern und kritisieren den Stil der Ampel-Koalition, da sie sich nur unzureichend in die Beratungen eingebunden fühlten. Der Unmut war entsprechend groß. Einzelne Länder drohen bereits damit, das Entlastungspaket im Bundesrat scheitern zu lassen. Heute wollten sie eigentlich ihrem Ärger Luft machen und zusammen mit dem Kanzler nach konkreten Lösungen des Finanzierungsproblems suchen. Denn das Entlastungspaket, auf das viele Menschen in Zeiten horrender Energiekosten und hoher Lebensmittelpreise dringend angewiesen sind, wirklich scheitern zu lassen, das will im Grunde niemand. Nun treffen sie sich ohne Kanzler, vermutlich auch, um sich auf eine gemeinsame Linie zu verständigen. "Wir strecken dem Bund die Hand aus", signalisierte der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, Hendrik Wüst aus Nordrhein-Westfalen, vor dem Treffen in der ARD. Nötig seien schnell substanzielle Entlastungen, damit im Winter mit steigenden Preisen die schlimmsten soziale Härten spürbar abgemildert werden könnten, so der CDU-Politiker. Er hoffe, dass die rot-gelb-grüne Bundesregierung ihren internen Streit rechtzeitig beende, "damit wir gemeinsam wirksam helfen können". Wüst spielte damit auf das Gezerre innerhalb der Ampel-Koalition um die Gasumlage und den Clinch besonders zwischen den Ministerkollegen Robert Habeck und Christian Lindner an. Statt der Umlage dürfte es nun auf einen Gaspreisdeckel hinauslaufen, um Menschen und mittelständische Unternehmen zu entlasten. Die Finanzierung? Auch hier noch unklar. Schuldenbremse erneut aussetzen, Sondervermögen ...Auch bei den Beratungen der Länder geht's um viel Geld beziehungsweise die Frage, wer die angekündigten Entlastungen bezahlen soll. "Bei der Finanzierung des Pakets muss es zu einer fairen Lastenverteilung kommen, damit Länder und Kommunen vor Ort ihrer eigenen Verantwortung in dieser Krise gerecht werden können", sagte Wüst der Nachrichtenagentur dpa. Die Lastenteilung sei sowohl bei der geplanten Erhöhung und Ausweitung des Wohngelds konkret zu klären als auch beim Mehrbedarf der Krankenhäuser infolge steigender Energie- und Sachkosten. Das gelte auch für eine "klare Verbindlichkeit" bei dem von der Bundesregierung im vergangenen Jahr zugesagten Ausbau der Regionalisierungsmittel für Busse und Bahnen ebenso wie für die Finanzierung der Flüchtlingskosten. Die Folgen von Russlands Krieg gegen die Ukraine seien vor Ort vielfältig spürbar. "Eine faire Teilung der Lasten sind wir daher nicht zuletzt den Städten, Gemeinden und Kreisen vor Ort schuldig", mahnte der MPK-Vorsitzende. Die Länder sehen vornehmlich den Bund in der Pflicht. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann sagte, die Bundesregierung müsse die Länder an anderer Stelle finanziell viel stärker unterstützen, wenn sie das Paket mittragen sollten. "Wo es da dringend Bewegung vom Bund braucht, und zwar richtig, das sind die Regionalisierungsmittel, das Wohngeld, die Krankenhausfinanzierung und die flüchtlingsbezogenen Kosten." Der Grünen-Politiker dringt zudem darauf, dass der Rettungsschirm des Bundes ausgeweitet wird für kleine und mittlere Unternehmen, deren Existenz durch die Energiekrise gefährdet ist. Laut Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer wollen die Länder mit einem mit Kommunen und Wirtschaft abgestimmten Maßnahmenpaket ins Treffen mit dem Bundeskanzler gehen. "Unser Vorschlag sind nicht einzelne Projekte und Programme der Entlastung, sondern in der Tat ein Preisdeckel für Energie, vor allem für Gas", sagte der CDU-Politiker. Andere Länder in Europa hätten schon Preisdeckel organisiert. Aus Sicht der betroffenen Bürger dauerten die Entscheidungen der Bundesregierung zu lange, das derzeitige Handeln hinterlasse "einen klaren Eindruck von Ignoranz".Auch Niedersachsens Regierungschef Stephan Weil drängt zur Eile. In seinem Bundesland steht in elf Tagen eine Landtagswahl an, der SPD-Politiker will die Staatskanzlei verteidigen. Noch vor der Einigung der Bundesregierung legte er ein eigenes Modell für eine Gaspreisbremse vor. Schnelle Lösungen seien "überfällig", sagte er, wohlwissend, dass es die Ampel in Berlin ist, die über eine Gaspreisbremse entscheidet.Aus den ebenfalls SPD-geführten Ländern Berlin und Mecklenburg-Vorpommern kommt der Ruf nach einem Energiepreisdeckel. Der solle nicht nur Strom, sondern auch Gas und Wärme umfassen, so Berlins Regierende Bürgermeistern Franziska Giffey im rbb. Der Bund solle die Preise für Energie deckeln, das könnten die Länder nicht allein gewährleisten. Wegen der hohen Kosten müsse dafür die Schuldenbremse ausgesetzt werden. Giffeys Amtskollegin aus dem Nordosten, Manuela Schwesig, setzte zudem eine Frist: Noch in dieser Woche solle der Bund einen auf bis zu zwei Jahre befristeten Energiepreisdeckel mit den Ländern verabreden. Damit will Schwesig Planungssicherheit und Bezahlbarkeit sicherstellen.Wenig versöhnliche Töne Richtung Bund kommen aus Bayern. Er sei "enttäuscht" von der gesamten Bundesregierung bisher, sagte Markus Söder dem Bayerischen Rundfunk. Das Konzept des Bundes zu den Entlastungen sei "länderunfreundlich wie nie, überhaupt nicht kooperativ". Angesichts der Krise sei das der völlig falsche Ansatz. "Der Bund macht Rechnungen, bezahlt sie aber nicht, sondern schickt sie den Ländern", sagte der CSU-Politiker. Er forderte unter anderem ein Ende der Gasumlage und mehr Geld für den öffentlichen Nahverkehr. Die Länder wollen das Ergebnis ihrer Beratungen am Nachmittag vorstellen. Im Kanzleramt dürfte man dies interessiert zur Kenntnis nehmen. Nächste Woche Dienstag wollen sich Länder und Bund dann zusammensetzen. Bis dahin sollte Scholz seine Corona-Infektion überwunden haben und - noch wichtiger - im Hintergrund Gespräche mit den Ländern über die Kostenverteilung geführt worden sein. Damit am Dienstag auch konkrete Ergebnisse verkündet werden können.
3innenpolitik
Die Bundesbank hat heute ihren ersten Klimabericht vorgelegt. In dem Report veröffentlicht die Notenbank unter anderem Berechnungen zur Treibhausgas-Bilanz und andere Klimakennzahlen zu Teilen ihrer Investments. Dabei wurden vor allem die Eigenanlagen der Bundesbank gemessen, die nichts mit den Wertpapierkäufen der Europäischen Zentralbanken (EZB) zu tun haben. Zu diesen Investments der Bundesbank gehören vor allem von Banken ausgegebene Pfandbriefe, sogenannte Covered Bonds, die größtenteils mit Immobilienhypotheken besichert sind und ein Volumen von zuletzt 10,4 Milliarden Euro hatten. Laut der Notenbank lag der CO2-Fußabdruck dieser Wertpapiere im Eigenportfolio zuletzt bei 0,13 Tonnen CO2 je eine Million Euro Investition. Im Vergleich mit Geschäftsbanken errechneten sich vergleichsweise niedrige Werte, erklärte die Bundesbank. Allerdings seien die von den Geschäftsbanken durch ihre Investitionen oder Kredite finanzierten Treibhausgasemissionen nicht in die Kalkulationen eingeflossen. Die Datenlage sei hier noch unzureichend. Der unmittelbar umweltschutzfördernde oder "grüne" Anteil des Eigenportfolios liege bei knapp zwei Prozent im Vergleich zu 0,4 Prozent bei europäischen Banken. Der umweltschädigende oder "braune" Anteil betrage gut 0,1 Prozent, verglichen mit 0,8 Prozent bei Geschäftsbanken.Der Klima-Bericht der Bundesbank orientiert sich an den Vorgaben der Task Force on Climate-related Disclosures (TCFD) aus den USA. Dieses Nachhaltigkeits-Rahmenwerk, das vom Financial Stability Board ins Leben gerufen wurde, legt fest, welche Angaben in Nachhaltigkeitsberichte von Unternehmen oder Institutionen gehören. Solche Rahmenwerke gibt es etwa auch von dem Sustainability Accounting Standards Board (SASB) oder der Global Reporting Initative (GRI). In dem Bericht der Bundesbank wird auf die Themen Governance, Strategie, Risikomanagement und Kennzahlen und Ziele eingegangen. Im Bereich Risikomanagement müssen Unternehmen oder Organisationen etwa offenlegen, welche klimabezogenen Risiken sie identifiziert haben und wie sie mit diesen umgehen. Auf Klimakennzahlen in dem Bericht zu den geldpolitischen Käufen von Staats- und Unternehmensanleihen verzichtete die Bundesbank - deren Volumen liegt um ein vielfaches höher als das Eigenportfolio. Die EZB will ab dem nächsten Jahr erstmals Klimakennzahlen zum Unternehmensanleihe-Kaufprogramm veröffentlichen.
2finanzen
"Der heutige Tag markiert einen traurigen und tragischen Meilenstein. Sechs Monate sind vergangenen, seitdem die russische Invasion in die Ukraine begonnen hat", sagt UN-Generalsekretär Antonio Guterres vor dem UN-Sicherheitsrat. Dass der Angriffskrieg Russlands jetzt schon sechs Monate dauert, war ein Grund für die Sondersitzung des UN-Gremiums. Der zweite ist der Unabhängigkeitstag der Ukraine. Trotz des Ende Juli zwischen Moskau und Kiew ausgehandelten Deals zur Ausfuhr für Getreide hat Guterres keine Hoffnung auf ein baldiges Ende des Krieges. Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen Linda Thomas-Greenfield machte es noch deutlicher:Deshalb müsse Russland aufgehalten werden - und für die Verbrechen gegen die Ukraine zur Rechenschaft gezogen, mahnte auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyi. Und er hat noch einmal auf die fatale Situation rund um das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja aufmerksam gemacht: Selenskyj war dem Gremium per Video zugeschaltet. Zuvor war Russland mit dem Versuch gescheitert, genau diese Video-Ansprache zu verhindern. Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja hatte seinen Einspruch damit begründet, dass Selenskyj persönlich anwesend sein müsse - und nicht virtuell. Das ist bemerkenswert - denn es nehmen immer wieder Personen per Video an Sitzungen des Sicherheitsrates teil. In seiner Rede gab Nebensja der Ukraine erneut die Schuld an dem Krieg. Und er erneuerte den Vorwurf, dass Ukrainer das Atomkraftwerk Saporischschja angreifen würden. Moskau und Kiew werfen sich gegenseitig den Beschuss der Anlage vor. Die UN versucht immer noch Zugang zu dem Kernkraftwerk zu bekommen, damit eine Expertenkommission Schäden an der Anlage inspizieren kann. Hierfür müsste es aber zumindest eine Waffenruhe in der Region geben. Aber: Nicht nur dass das Atomkraftwerk zur Kriegszone geworden ist - Energie wird als Waffe eingesetzt, so der ukrainische Präsident Selenskyj:Die Gräben hätten kaum tiefer sein können als bei dieser Sitzung. Dabei sind im Ukraine-Krieg schon Tausende Zivilisten getötet oder verwundet worden, darunter auch hunderte Kinder, so UN-Generalsekretär Guterres. Die Welt hätte schwere Völkerrechts-Verletzungen erlebt, Häuser seien zerstört, die Ernährung von Millionen Menschen gefährdet - und das ein paar Monate vor dem Winter. Deshalb könne es nur ein Ziel geben:
0amerika
Nach rund zweiwöchigen Verhandlungen steht nun fest: Der Bund greift Uniper mit einem milliardenschweren Rettungspaket unter die Arme. Insgesamt stützt der deutsche Staat den strauchelnden Energiekonzern mit 15 Milliarden Euro.Neben dem Einstieg in das Düsseldorfer Unternehmen geht es dabei um eine sogenannte Pflichtwandelanleihe sowie zusätzliche Kredite durch die staatliche Förderbank KfW. Was bedeuten die einzelnen Maßnahmen und welchen Zweck haben sie?Der erste Punkt im Stabilisierungspaket: Der Bund übernimmt etwa 30 Prozent der Anteile am Gasimporteur. Die Regierung, Uniper und der Merheitseigner Fortum einigten sich auf eine Übernahme der Anteile zum Ausgabepreis von 1,70 Euro je Aktie unter Ausschluss des Bezugrechts der Aktionäre.Für Uniper bedeutet das eine Kapitalerhöhung in Höhe von 267 Millionen Euro. Fortum betonte, der Konzern bleibe auch nach dem Einstieg des Bundes Mehrheitseigner. Der Fortum-Anteil von derzeit noch 80 Prozent an Uniper werde bei der ersten Kapitalzuführung auf 56 Prozent verwässert. "Fortum bleibt damit Mehrheitsaktionär und wird Uniper weiterhin als Tochtergesellschaft konsolidieren", betonte der Konzern, der mehrheitlich vom finnischen Staat kontrolliert wird.Zum Zeitpunkt der Pressekonferenz, bei der Kanzler Scholz die Stabilisierungsmaßnahmen bekannt gab, lag der Aktienkurs von Uniper bei rund zehn Euro. Die Aktionäre reagierten mit drastischen Verkäufen: Die Papiere sackten am Nachmittag um mehr als Prozent auf unter acht Euro ab. Am Vormittag hatte der Kurs noch um bis zu 11,4 Prozent zugelegt. "Wenn der Staat einsteigt, dann ist das natürlich nicht der Freibrief für Aktionäre, so nach dem Motto: So, jetzt machen wir riesige Profite auf Kosten der Steuerzahler", erklärte Stefan Riße, Kapitalmarktstratege von Acatis, dem ARD-Börsenstudio. Im Gegenteil: Die Aktionäre seien die letzten, die in der Reihe stehen und noch Geld bekommen. "Insofern ist die Nervosität, was den Kurs von Uniper betrifft, natürlich richtig."Weil die knapp 267 Millionen Euro aus der Kapitalerhöhung bei weitem nicht ausreichen, soll zweitens ein sogenanntes Pflichtwandelinstrument in Höhe von bis zu 7,7 Milliarden Euro an den Bund ausgegeben werden, hieß es. Diese Papiere sind verzinsliche Papiere, bei denen die Wandlung in Aktien spätestens zum Ende der Laufzeit verpflichtend ist. Sie werden daher von Ratingagenturen als ähnlich zu Eigenkapital angesehen und sorgen für eine bessere Kreditwürdigkeit. Die Bonität ist entscheidend für die Zukunft des Unternehmens. Eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit von Uniper durch die großen Ratingagenturen würde die Aufnahme neuer Gelder am Kapitalmarkt verteuern.Die Ausgabe der Anleihen erfolgt in Tranchen, soweit es der Liquiditätsbedarf bei Uniper erfordert. Bei der Umwandlung in Aktien bekommt der Staat pro Papier schließlich einen Abschlag von zwischen 25 und bis zu 50 Prozent auf den Börsenkurs. Für den Steuerzahler kann die milliardenschwere Rettung nach Worten von Kanzler Scholz daher eine Erfolgsgeschichte werden. Er verwies auf den vergünstigten Bezug der Uniper-Aktien und das Vorbild der Lufthansa-Rettung. Dem Mehrheitseigner Fortum wird die Option eingeräumt, jederzeit Teile des Pflichtwandelinstruments vom Bund gegen Übertragung des Rückzahlungsanspruchs zu erwerben. Fortum hatte Uniper ein Darlehen in Höhe von vier Milliarden Euro gewährt, das bereits ausgezahlt ist.Bis Uniper über die Pflichtwandelanleihe genug frisches Kapital eingesammelt hat, sollen weitere Darlehen der staatlichen KfW-Bank die Zeit überbrücken. Zuletzt waren die bisher gewährten Kreditlinien bereits komplett ausgeschöpft. Nun sollen der bestehende Rahmen von zwei Milliarden auf neun Milliarden Euro erhöht und der Verwendungszweck ausgeweitet werden.Die Vereinbarung sieht darüber hinaus vor, dass die Bundesregierung für eine weitergehende Unterstützung bereit stehe, sollten die Verluste wegen Ersatzbeschaffungen, die nicht durch operative Gewinne aus den anderen Geschäftsbereichen kompensiert werden können, einen Betrag von sieben Milliarden Euro übersteigen. Die Stabilisierungsmaßnahmen stehen unter anderem unter dem Vorbehalt einer beihilferechtlichen Genehmigung der EU Kommission und der Zustimmung der Uniper-Aktionäre. Der Konzern werde eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen. Außerdem werden die Dividendenzahlungen ausgesetzt, solange die Stabilisierungsmaßnahmen wirken. Die Vergütung des Vorstands wird ebenfalls beschränkt. Auch erhält der Bund Sitze im Aufsichtsrat. Trotz des Einstiegs will Scholz allerdings nicht ins operative Geschäft einsteigen. "Wir wollen nicht als Staat Unternehmer werden", sagt er. Man werde aber Obacht geben, dass mit dem Geld gut umgegangen werde. Zudem stellte er in Aussicht, der Bund solle nicht dauerhaft beteiligt sein.Die Bundesregierung habe Uniper in den Verhandlungen des Weiteren erläutert, dass ab dem 1. Oktober 2022 ein allgemeiner Mechanismus zur Weitergabe von 90 Prozent der Ersatzbeschaffungskosten für alle Importeure infolge russischer Gaskürzungen eingeführt werden solle, teilte der Konzern mit. Damit können die Gasversorger einen Großteil der preislichen Differenz weitergeben, die sich durch das teilweise Ausbleiben von günstigerem russischen Gas und den teuren Ersatzlieferungen durch Zukauf auf dem internationalen Gasmarkt ergeben. Die Versorger sollen dadurch finanziell wieder Luft bekommen, gleichzeitig aber weiter einen Anreiz haben, möglichst günstig auf dem Weltmarkt einzukaufen. Auf die Verbraucher kommen durch die Maßnahme zusätzliche Kosten in Form einer Umlage zu - Scholz nannte eine Höhe von zwei Cent pro Kilowattstunde. Demnach belaste die Umlage eine vierköpfige Familie mit etwa 200 bis 300 Euro pro Jahr. Gleichzeitig sagte der Kanzler den Bürgern jedoch Unterstützung bei der Bewältigung der Gaspreissteigerungen zu. Es solle verhindert werden, dass jemand vor eine unlösbare Situation gestellt werde, sagte er. Als konkrete Entlastungsschritte seien zu Beginn des kommenden Jahres auf jeden Fall das im Koalitionsvertrag verankerte Bürgergeld sowie eine umfassende Mietrechtsreform geplant, die auch eine Heizkostenkomponente enthalte. Es solle auch Entlastungen für Studenten geben. Über Details werden man im Rahmen der Konzertierten Aktion sprechen, die Mitte September erneut tage.Die milliardenschwere Rettung des Gasimporteurs Uniper sieht Scholz derweil nicht als Blaupause für die Rettung anderer Energieversorger. "Jeder Fall ist ein Einzelfall", so der Bundeskanzler. Allerdings werde die Bundesregierung alles tun, um die Branche trotz der stark gestiegenen Einkaufspreise zu stabilisieren. Dazu könne sie auch das Instrument der Eigenkapitalbeteiligung wie bei Uniper nutzen.Der Kanzler betonte: "You 'll never walk alone" - man werde niemanden alleine lassen. Einem Bericht des "Handelsblatts" zufolge könnte der Staat auch dem Gashändler VNG aus Leipzig finanziell helfen. Für das Verbundnetz Gas, eine Tochtergesellschaft des Energiekonzerns EnBW, stehe demnach eine Summe von bis zu zwei Milliarden Euro im Raum. Kombiniert mit einem bereits bei der Förderbank KfW beantragten Kredit würde sich der Gesamtbetrag der etwaigen Hilfen auf drei Milliarden Euro summieren.Der Kohlekraftwerksbetreiber Leag aus der Lausitz musste bereits im März aufgrund der Turbulenzen am Energiemarkt mit einem KfW-Kredit von 5,5 Milliarden Euro gestützt werden. Auch der Energiekonzern Steag aus Essen, der zu den größten Stromerzeugern Deutschlands zählt, sicherte sich zu Beginn des Jahres eine KfW-Kreditlinie in Höhe von 400 Millionen Euro. Das Unternehmen ist Betreiber mehrerer Großkraftwerke.
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Aufatmen in Constituyentes del 57, einem ärmeren Stadtviertel im Norden von Monterrey. Das erste Mal seit drei Tagen bekommen die Anwohner hier Besuch von einer Pipa - einem Wassertanker, gefüllt mit 10.000 Litern köstlichem, sauberen und frischen Trinkwasser.Auch Laura steht seit zwei Stunden in der Schlange, bei 37 Grad schwitzend unter unerbittlicher Sonne, ausgerüstet mit über 30 Zehn-Liter-Eimern. Die muss sie später, befüllt, Eimer für Eimer nach Hause tragen. Die Situation vor Ort beschreibt die Frau als sehr schwierig: "Für die Wassertanks gibt es keine Termine, keiner weiß, wann sie kommen. Ich muss mich oft entscheiden: Entweder gehe ich arbeiten oder ich hole Wasser. Aber wenn ich arbeiten gehe, verpasse ich die Wasserausgabe." Seit sechs Monaten kommt kein Wasser mehr aus ihrem Wasserhahn. Kein Einzelfall: Hunderttausende sind von der Versorgung abgeschnitten. Mexikos Norden trifft die schlimmste Dürre seit 30 Jahren. Monterrey ist Mexikos zweitgrößte Stadt, und die wichtigste Industriemetropole des Landes wächst schnell. Nicht mithalten kann die Wasserversorgung: Zwei der drei umliegenden Stauseen, die die etwa 5,3 Millionen Einwohner bedienen, sind bereits komplett ausgetrocknet. Auf dem Land ist die Lage noch schlimmer. 300 Kilometer entfernt, in der ländlichen Region nahe Torreon im mexikanischen Bundesstaat Coahuila. Wasser aus der Leitung - das hatten die Anwohner hier seit Jahren nicht. Doch die ersehnten Lieferungen per Pipa kommen hier seltener. Mancherorts wird das kostbare Gut gar von kriminellen Banden abgefangen. Das Wasser, was die Gemeinde hier erreicht, wird immer teurer. Es kostet aktuell zehn Liter zehn Pesos - umgerechnet 50 Eurocent."Ich verdiene 80 Pesos am Tag. Ich müsste alles davon ausgeben, um so viel Wasser zu kaufen, wie ich täglich brauche! Wie soll ich das bezahlen? Dann kann ich nichts essen. Aber wir brauchen doch Wasser", sagt Alberto Silva aus dem Dorf Finisterre aufgebracht. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt zum täglichen Verbrauch einen Mindestbedarf von bis zu 100 Litern Wasser - das wären für Silva und die anderen Gemeindemitglieder knapp 5 Euro täglich - unbezahlbar. Hinzu kommt jetzt die anhaltende Dürre, deren Ende nicht in Sicht ist. Von dem sowieso schon wenigen Wasser kommt kaum noch etwas in den Haushalten an - denn die Wasserleitungen sind marode. Ein Missstand, gegen den der Anwalt und Wasseraktivist Miguel Angel Hernandez kämpft. Aus seiner Sicht trägt an der dramatischen Lage vor allem die Politik Schuld - seit Jahren verschläft sie die Probleme. "Die Hälfte des Leitungswassers geht auf dem Weg verloren, fließt in die Erde. Wir haben gravierenden juristische, behördliche und technische Probleme. Was müssten die Behörden machen? Sie sollen ein vernünftiges System installieren, dafür müsste in Aufbereitungslagen und Wasserleitungen investiert werden", fordert Hernandez. Auch in Monterrey ist die Bevölkerung wütend. Sie wirft der Politik vor, die Großkonzerne zu bevorzugen. Regelmäßig protestieren sie lautstark vor Unternehmen, die von den neoliberalen Ex-Präsidenten Mexikos mit großzügigen Wasserkonzessionen ausgestattet worden sind. Der Wasserwirtschaftsforscher Edgar Gutierrez hält diese Konzessionen nicht mehr für zeitgemäß und fordert die Politik zu einer strengeren Regulierung auf: "Unsere Verfassung muss allen in der Bevölkerung den Zugang zu Wasser garantieren. Im Moment legt die Politik aber ihre Priorität definitiv auf die Industrie." Nach Recherchen der mexikanischen Plattform Poplab verfügen die großen Industrien insgesamt über doppelt so viel Wasser wie die Privathaushalte. Der aktuelle Wassermangel in der Bevölkerung: Mitnichten nur eine Klimakrise, sondern eine politische Krise. Denn Wasser fließt, für Landwirtschaft und Schwerindustrie und auch für die großen Getränkehersteller wie Coca-Cola und Heineken.Doch auch wenn der Klimawandel nicht Hauptverursacher für die Dürre in der ohnehin trockene Region ist, auch im Norden Mexikos werden die Extreme zunehmen, sagt der Hydrologe Jürgen Mahlknecht, Forscher des Technischen Instituts von Monterrey. Deshalb müssten dringend Pläne vorbereitet werden, wie das wenige Wasser künftig besser gespeichert werden kann. "Wenn eine Stadt ständig wächst, denken die Behörden immer darüber nach, wo sie mehr Wasser herbekommen, aus Flüssen, Stauseen, unterirdischen Wasserquellen. Ich denke aber, wir müssen in Zukunft dringend umdenken: Wie können wir das Wasser recyclen und erneut nutzen?" Bisher in Mexiko keine Selbstverständlichkeit: Viele Industriezweige leiten nach Recherchen von Poplab ihr verunreinigtes Wasser oft ungefiltert zurück in die Umwelt. Das knappe Wasser in Mexiko - während die einen es nicht wertschätzen, bringt es andere in Existenznot. Schon jetzt leiden 80 Prozent Mexikos unter der Trockenheit. So auch Ofelios Iverios Infante, Bewohner eines kleinen Dorfes in der Sierra bei Torreon. "Wir wollen Wasser! Wasser ist Leben! Wenn die Situation so bleibt, dann müssen wir hier weg," befürchtet er. Nur einer von vielen, die darüber nachdenken, ihre Heimat zu verlassen, wenn sich die Lage nicht ändert.
0amerika
Das Repräsentantenhaus in Washington hat für die Wiederherstellung des Rechts auf Abtreibung in allen 50 Staaten der USA gestimmt. Die Abgeordneten stimmten mit 219 zu 210 Stimmen für das Vorhaben.Aktuell gibt es kein bundesweit gültiges Gesetz - das wollen die Demokraten ändern. Ihnen fehlt dazu aber die notwendige Mehrheit im Senat. Beide Parteien verfügen dort über jeweils 50 Sitze.Ende Juni hatte das Oberste Gericht des Landes das verfassungsmäßige Recht auf Abtreibung gekippt. Seitdem können die Parlamente in den Bundesstaaten oder der Kongress per Gesetz entscheiden, ob und wie Abtreibung erlaubt oder verboten ist. Schnell entstand ein Flickenteppich an Regelungen. In zahlreichen Bundesstaaten sind Abtreibungen nun weitgehend verboten.Die Demokraten versuchen, mit dem Thema für die Kongresswahlen im Herbst zu mobilisieren. In Umfragen wird den Republikanern ein Stimmengewinn vorhergesagt. Dabei spielt weniger das Recht auf Abtreibung, sondern die Lage der Wirtschaft in Kombination mit der Inflation eine bedeutende Rolle.
0amerika
Neue Konjunkturdaten lasteten auf den US-Aktienmärkten, die zum Handelsstart noch mit moderaten Gewinnen in den Tag gingen. Mit der guten Laune war es aber schnell vorbei, denn der Index für die Konsumlaune der US-Verbraucher stieg im August überraschend deutlich, während die mit 11,239 Millionen unerwartet hohe Zahl der offenen Stellen im Juli auf einen anhaltenden Arbeitskräftemangel hindeutet. Die neuen Wirtschaftsdaten schürten umgehend Ängste, dass die Notenbank Fed in ihrem Kampf gegen eine Lohn-Preis-Spirale die US-Konjunktur mit drastischen Zinserhöhungen in eine Rezession stürzt. Fed-Chef Jerome Powell hatte die Finanzmärkte am Freitag bereits auf eine längere Serie deutlicher Anhebungen eingestimmt. "Die Botschaft war eindeutig", sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. "Die Geldpolitik ist derzeit eine Einbahnstraße."Der Leitindex Dow Jones schloss am Ende bei 31.790 Punkten um 0,96 Prozent im Minus, das Tageshoch lag im frühen Geschäft noch bei 32.205 Punkten über 400 Zähler höher. Die Technologiebörse Nasdaq verzeichnete derweil einen weiteren Verlusttag, zum Handelsschluss lag das Minus bei 1,13 Prozent, der Auswahlindex Nasdaq 100 gab in der gleichen Größenordnung nach. Der marktbreite S&P-500-Index ging bei 3986 Zählern aus dem Handel und fiel damit unter die Marke von 4000 Punkten, ein Tagesverlust von 1,1 Prozent. "Wir bewegen uns in einem Umfeld, in dem schlechte Nachrichten gute Nachrichten sind", sagte Jeff Buchbinder, Chef-Anlagestratege für Aktien beim Vermögensverwalter LPL. Daher müsse kurzfristig mit größeren Kursschwankungen gerechnet werden, je nachdem, wie die Konjunkturdaten ausfielen.Bei den Unternehmen rückten chinesische Unternehmen ins Rampenlicht. Insidern zufolge haben sich die US-Behörden den Online-Händler Alibaba und einige andere, bislang unbekannte Unternehmen herausgepickt, um deren Wirtschaftsprüfungsberichte unter die Lupe zu nehmen. Die USA und China hatten erst vor Kurzem ihren Streit um die Einsicht in die Unterlagen von Unternehmen aus der Volksrepublik beigelegt und damit den Zwangsausschluss von mehr als 200 chinesischen Firmen von der US-Börse abgewendet. Die Aktien von Alibaba, dem Online-Händler Pinduoduo sowie dem Google-Rivalen Baidu fielen deutlich.In einer Gegenbewegung auf die jüngsten Verluste haben die heimischen Anleger am Morgen bei Aktien zunächst zugegriffen, ehe überraschend robuste US-Konjunkturdaten die Wall Street ins Minus drückten und damit auch bei uns die Party beendeten. Am Ende schloss der deutsche Leitindex deutlich unter Tageshoch bei 12.961 Punkten, ein Plus von noch 0,53 Prozent. In der Spitze war der Leitindex bis auf 13.154 Punkte geklettert und hatte damit zwischenzeitlich sogar schwachen heimischen Inflationsdaten getrotzt - zumindest einen halben Tag lang. Das Tagestief lag bei 12.885 Zählern. Viel mehr als eine gewisse Erholung in einem insgesamt trüben Umfeld sei nicht zu erwarten, hieß es bereits am Mittag von Börsianern. "Die Zentralbanken haben klargemacht, dass der Kampf gegen die hohe Inflation ihr Hauptanliegen ist", sagte Marktanalyst Craig Erlam vom Broker Oanda. Eine sogenannte harte Landung, also die Inkaufnahme einer Rezession, könne der Preis sein, der dafür gezahlt werden muss.Höhere deutsche Inflationszahlen traten heute aber zumindest kurzfristig in den Hintergrund. Dabei ist die Botschaft der jüngsten Daten eindeutig. Denn im August zog die Inflationsrate deutlich auf voraussichtlich 7,9 Prozent an, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte. Im Juni und Juli hatten Tankrabatt und 9-Euro-Ticket die Teuerung noch etwas gedämpft, sie lag bei 7,6 und 7,5 Prozent. Beide Entlastungsmaßnahmen laufen nun aus - im Herbst erwarten Experten zweistellige Inflationsraten. Was den Druck auf die EZB erhöht, mit einem deutlichen Zinsschritt am 8. September zu antworten. Derzeit wird am Markt eine Anhebung von 75 Basispunkten für möglich gehalten, 50 Basispunkte sind bereits fest einkalkuliert. Der August sei wohl nur "die Ouvertüre zu einem heißen Inflationsherbst", erklärte LBBW-Analyst Elmar Völker. Im September schlage das Auslaufen von Tankrabatt und Neun-Euro-Ticket preistreibend zu Buche, im Oktober dann die Gasumlage. Bundesbankpräsident Joachim Nagel hatte schon vergangene Woche vor einem Anstieg der Inflationsrate auf zehn Prozent in den Herbstmonaten gewarnt. Zweistellige Inflationsraten wurden in Deutschland das letzte Mal vor über siebzig Jahren gemessen; im vierten Quartal 1951 waren es nach den damaligen Berechnungen elf Prozent, wie Nagel der "Rheinischen Post" sagte. Nagel fordert angesichts der rekordhohen Inflation ein beherztes Gegensteuern der Europäischen Zentralbank (EZB). "Die Inflationsraten kehren nicht von allein zum Inflationsziel der Notenbank zurück. Die Geldpolitik muss entschlossen reagieren, um die Glaubwürdigkeit des Inflationsziels zu bewahren", sagte er laut Redetext am Abend in Berlin.Zur Entspannung an der Börse trugen heute Gewinnmitnahmen am Energiemarkt bei, dem Haupttreiber im aktuellen Inflationsszenario. So fiel der europäische Erdgas-Future um knapp ein Prozent auf 265 Euro je Megawattstunde und lag damit mehr als 20 Prozent unter seinem Rekordhoch vom Freitag. Am wichtigsten europäischen Handelsplatz TTF hat der Preis für eine Megawattstunde Erdgas seit Ende vergangener Woche um knapp ein Drittel auf rund 250 Euro nachgegeben.Auslöser der Verkäufe waren neben den überraschend hohen Füllständen der Gasspeicher in Deutschland Berichte über eine mögliche Zustimmung der Bundesregierung zu einem Gaspreis-Deckel. Vor allem spekulativ orientierte Anleger stiegen nun aus dem Markt aus, um nicht nach Einführung der Preisgrenze mit Verlust verkaufen zu müssen, schrieben die Analysten von EnergyScan, dem Datenanbieter des Versorgers Engie.Die Gaslieferungen aus Russland nach Deutschland über die Pipeline Nord Stream 1 werden derweil am Mittwoch erneut gestoppt - nach Angaben des russischen Gasriesen Gazprom für drei Tage. Grund sind demnach turnusgemäße Wartungsarbeiten. Am Samstag soll das Gas den Gazprom-Angaben zufolge wieder fließen. Der Konzern hatte die Lieferungen nach Deutschland bereits im Juli für zehn Tage unterbrochen; auch damals hatte Gazprom als Grund Wartungsarbeiten angegeben. Derzeit liefert Gazprom täglich rund 33 Millionen Kubikmeter Gas über Nord Stream 1 nach Deutschland. Das sind 20 Prozent der möglichen Liefermenge. Als Grund gibt Russland die Wartung einer Turbine von Siemens an, die wegen der Sanktionen des Westens nicht nach Russland geliefert werden könne. Die Bundesregierung hält diese Argumentation für technisch nicht nachvollziehbar.An den Märkten war im Juli befürchtet worden, dass Russland mit vorgeschobenen Argumenten den Gashahn ganz zudrehen könnte, was die Preise angetrieben hatte.Am Ölmarkt ist es heute deutlich bergab gegangen. Anleger befürchten, dass aggressivere Zinserhöhungen der Zentralbanken zu einer weltweiten Konjunkturabschwächung führen und die Nachfrage nach Rohstoffen beeinträchtigen könnte. Ein Fass der Nordseesorte Brent kostete über fünf Prozent weniger, auch die US-Leichtölsorte WTI gab in der gleichen Größenordnung nach. Empfindlich reagieren die Ölpreise auch stets auf neue Meldungen aus China, das Riesenreich ist einer der größten Ölverbraucher der Welt. Mehrere große chinesische Städte haben ihre Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie verschärft und damit Sorgen vor erneuten wirtschaftlichen Schäden geschürt.Im südchinesischen Technologiezentrum Shenzhen mussten am Dienstag weitere Geschäfte und Unternehmen schließen. Schon seit Wochenbeginn ist der weltgrößte Elektronikmarkt Huaqiangbei in der auch als "Silicon Valley von China" bekannten Metropole dicht.Gedrückt wurden die Ölpreise auch durch Nachrichten aus dem Irak. Das staatliche irakische Ölunternehmen Somo teilte mit, dass die Ölexporte trotz der heftigen Konflikte im Land unverändert weiterliefen. Der politische Konflikt im Irak war in der Nacht zum Dienstag weiter in Gewalt umgeschlagen. Videos zeigten die Miliz Saraja al-Salam des einflussreichen Schiitenführers Muktada al-Sadr, die sich in der sogenannten Grünen Zone in Bagdad mit Iran-treuen Milizen schwere Kämpfe liefert. Der Irak ist ein wichtiges Ölförderland und Mitglied des Ölkartells Opec. Positive Signale für die Konjunktur sendet derweil die deutsche Industrie: Die Klagen über fehlende Vorprodukte und Rohstoffe sind im August so gering ausgefallen wie seit einem Jahr nicht mehr. 62 Prozent der Firmen berichteten über Engpässe, im Juli waren es noch 73,3 Prozent, wie das Münchner ifo-Institut heute mitteilte. "Von einer nachhaltigen Entspannung kann aber leider noch nicht gesprochen werden", sagte der Leiter der ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Der Rückgang ist immer noch zu klein, um einen deutlichen Impuls bei der Industrieproduktion auszulösen und damit die Konjunktur anzuschieben." Der Euro ist im europäischen Handel bis zum späten Nachmittag leicht gestiegen. Im US-Handel kostete die Gemeinschaftswährung 1,0021 US-Dollar. Sie lag damit leicht über der Parität zur US-Währung. Auch hier spielen die Inflationserwartungen eine Rolle. Sollte die EZB gezwungen sein, den Leitzins deutlicher als gedacht anzuheben, würde das stützend auf die Gemeinschaftswährung wirken. Die Erholung wird von Experten aber auch mit den merklich gefallenen europäischen Gaspreisen begründet. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0034 (Montag: 0,9986) Dollar fest.Trübe Konjunkturaussichten für Großbritannien setzten dem Pfund Sterling erneut zu. Die britische Währung verbilligte sich auf 1,1664 Euro und steuert mit einem Minus von insgesamt gut zwei Prozent seit Anfang August auf den größten Monatsverlust zur Gemeinschaftswährung seit fast eineinhalb Jahren zu."Die steigenden Gaspreise bergen die Gefahr, dass die Rezession stärker und länger ausfällt als bisher erwartet", warnt Commerzbank-Analystin Esther Reichelt. "Der Druck auf die Bank von England (BoE) steigt, zwischen der Bekämpfung der Rezession und den hohen Inflationsraten abzuwägen." Die Experten von Goldman Sachs halten für 2023 eine Teuerungsrate von 20 Prozent und mehr für möglich.Bevor in den USA am Donnerstag der viel beachtete Stimmungsindex ISM für die Industrie die Aufmerksamkeit bindet und am Freitag der Arbeitsmarktbericht für August, standen an diesem Nachmittag erst einmal Daten des privaten Forschungsinstituts Conference Board zum Verbrauchervertrauen im August an. Die Stimmung der US-Konsumenten hat sich dabei im August überraschend deutlich aufgehellt. Das Barometer für die Verbraucherlaune stieg auf 103,2 Zähler von revidiert 95,3 Punkten im Juli, wie das Board zu seiner Umfrage mitteilte. Ökonomen hatten lediglich mit 97,7 Zählern gerechnet. Die Verbraucher bewerteten die aktuelle Lage und auch die Aussichten besser als zuletzt.Die Papiere von RWE standen im DAX an letzter Stelle. Konkurrent E.ON hielt sich zwar etwas besser, blieb aber ebenfalls hinter dem Markt zurück. Papiere des Windparkbetreibers Encavis liefen im MDAX mit einem Minus von gut 2,1 Prozent ebenfalls deutlich schwächer, während der Index der mittelgroßen Werte 0,3 Prozent verlor. Marktbeobachter verwiesen auf die Debatte um die Regulierung der Strompreise.Der französische Energiekonzern Engie wird nach eigenen Angaben weniger Gas von Gazprom bekommen. Der russische Gaskonzern habe angekündigt, ab heute die Lieferungen zu reduzieren, teilt Engie mit. Grund seien Meinungsverschiedenheiten über die Auslegung einiger Verträge. Gleichwohl sieht Engie die Versorgung seiner Kunden nicht in Gefahr. Die Erdgaspreise reagierten kaum auf die Ankündigung aus Russland.Der angeschlagene Immobilienkonzern Adler Group hat im ersten Halbjahr aufgrund von Wertberichtigungen rote Zahlen geschrieben. Unter dem Strich summierte sich der Verlust auf 604 Millionen Euro, wie das Unternehmen am späten Montagabend mitteilte. Die Suche nach einem Wirtschaftsprüfer für die Jahresabschlüsse 2022 gehe weiter. Die Aktie war Schlusslicht im SDAX. Die Papiere des Volkswagen-Großaktionärs Porsche SE waren stark gefragt. Anleger blicken weiter positiv auf den geplanten Börsengang der VW-Sportwagentochter Porsche AG. Hintergrund sind Spekulationen über die Bewertung des Börsenkandidaten. Am vergangenen Freitag hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet, dass die VW-Sportwagentochter bei Interessenten mit 60 bis zu 85 Milliarden Euro bewertet werde.Die weltweite Fahrzeugproduktion des japanischen Autobauers Toyota ist im Juli mit 706.547 Fahrzeugen hinter den ursprünglichen Plänen von rund 800.000 Einheiten zurückgeblieben. Dies bedeutet einen Rückgang von 8,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Toyota verfehlte sein Produktionsziel damit den vierten Monat hintereinander.Elon Musk führt neue Argumente ins Feld, um seine rund 44 Milliarden Dollar (43,9 Mrd Euro) teure Übernahme des Online-Dienstes Twitter abzublasen. Dabei bringt der Tesla-Chef die jüngst bekannt gewordenen Anschuldigungen eines Whistleblowers ins Spiel, der Twitter unter anderem mangelnden Schutz von Nutzerdaten und andere Sicherheitsschwächen vorwirft.Musk erweitert damit seine zentralen Argumente beim Bemühen, aus der im April vereinbarten Twitter-Übernahme auszusteigen. Bislang stützte der Tech-Milliardär sich auf angebliche Falschangaben des Unternehmens zur Anzahl von Fake-Accounts. Musk und Twitter liegen im Rechtsstreit, der Konzern will den Deal vor Gericht durchsetzen. Im Oktober soll bei einem Prozess in Delaware geklärt werden, wie es weitergeht. Bei dem Whistleblower handelt es sich um Peiter Zatko, den Ex-Sicherheitschef von Twitter. Er war im Januar gefeuert worden und reichte später eine Beschwerde bei der US-Börsenaufsicht ein.
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Es ist diese eine Zahl, von der Deutschland schnell runterkommen muss: 55 Prozent der Gasimporte stammten im vergangenen Jahr aus Russland. Jetzt ist es eine Belastung, dass deutsche Gasspeicher dem russischen Konzern Gazprom überlassen wurden. Oder, dass die für die Ölversorgung im Osten maßgebliche Raffinerie im brandenburgischen Schwedt mehrheitlich dem russischen Rosneft-Konzern gehört. Wirtschaft und Politik bestärkten sich gegenseitig darin, immer mehr auf Energie aus Russland zu setzen, so die Analyse von Georg Zachmann, Energieexperte bei der Brüsseler Denkfabrik Bruegel. Gerade das russische Gas hatte es Deutschland angetan. Schon in den 1970er-Jahren wurde die erste Pipeline für Gas aus Sibirien gebaut, ganz vorne mit dabei waren Ruhrgas und der BASF-Konzern, die sich Partner in Russland suchten, um günstiges Gas importieren zu können. Als dann verschiedene Partner unter dem Namen Nord Stream eine erste Ostseepipeline planten, gab sich der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) überzeugt: "Deutschland sichert in direkter Partnerschaft mit Russland große Teile seiner Energieversorgung auf Jahrzehnte." Wenige Wochen nach dieser Erklärung wurde er zwar abgewählt, fand aber wie bekannt lukrative Jobs bei Gazprom & Co. Seine CDU-Nachfolgerin Angela Merkel setzte die Gaspartnerschaft fort - auch noch nach dem Krim-Krieg 2014 und dem Vorgehen Putins gegen den Kreml-Kritiker Alexej Nawalny 2015. Zu diesem Zeitpunkt hatten osteuropäische Staaten, die USA und das EU-Parlament Deutschland zu einem Baustopp von Nord Stream 2 aufgefordert. Russland könne die Abhängigkeit vom Gas als Waffe einsetzen, so die - wie wir heute wissen - höchst berechtigte Sorge. Die Sache mit dem russischen Gas sei einfach zu bequem gewesen, sagt der Energie-Experte und Ökonom Zachmann: "Alle Geschichten, die für einen selber bequem sind, beinhalten das Risiko, dass sie falsch sind. Doch man erzählt sie sich immer weiter, selbst dann, wenn sich die Grundvoraussetzungen geändert haben."Der frühere Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) gibt dagegen zu bedenken, dass die Ukraine und andere osteuropäische Länder zwar gegen den Bau von Nord Stream 2 waren, aber nicht grundsätzlich gegen den Bezug von Gas aus Russland. Der aber sollte durch die Ukraine erfolgen: "Nicht nur wegen der Transitgebühren, sondern auch, weil sie glaubten, dann besser vor einem russischen Angriff geschützt zu sein." Für Altmaier ein Beispiel dafür, dass die aktuelle Diskussion um die Abhängigkeit von russischem Gas manchmal zu einfach geführt werde. Er erinnert an gescheiterte Versuche, Flüssiggas-Terminals zu bauen: Die Politik hätte Mittel bereitstellen wollen, doch die Projekte seien nicht vorangekommen, weil sich kein Unternehmen langfristig binden wollte. Gefragt, ob er im Rückblick etwas anders hätte machen sollen, spricht Altmaier den Ausbau der erneuerbaren Energien an. Der Anteil der Erneuerbaren am Stromverbrauch habe sich zwar in seiner Amtszeit von 21 auf 46 Prozent mehr als verdoppelt. Dennoch müsse man sich aus heutiger Sicht die Frage stellen, warum es nicht noch schneller gegangen sei: "Den Schuh müssen wir uns anziehen", so Altmaier.Mit Blick auf die Energieabhängigkeit Deutschlands verweist Altmaier darauf, den Einstieg Chinas ins deutsche Stromnetz verhindert zu haben. Das sei schon ein "zaghaftes Umsteuern" gewesen.Ein Umsteuern - nachdem die Politik zuvor das Engagement russischer Unternehmen im deutschen Energiesektor zugelassen hatte. Zum Beispiel 2014 die Übernahme des größten Gasspeichers der BASF-Tochter Wintershall durch Gazprom - mit Unterstützung des damaligen SPD-Wirtschaftsministers Sigmar Gabriel und trotz verschiedener Warnungen. Fatale Fehler seien hier von der Politik gemacht worden, sagt Jürgen Kühling, der Vorsitzende der Monopolkommission, die das Wirtschaftsministerium berät. Der Jurist, der an der Universität Regensburg lehrt, macht deutlich: Dass sich auf dem liberalisierten Energiemarkt verschiedene Wettbewerber tummeln, sei nicht das Problem - Wettbewerb sorge in der Regel für niedrige Preise. Doch auch der Faktor der Energiesicherheit sei zu berücksichtigen. Und hier habe der Staat die Verantwortung zu überprüfen, welches Unternehmen vertrauenswürdig sei und welches nicht. Während der Strommarkt nach der Liberalisierung in den 1990er-Jahren grundsätzlich gut aufgestellt sei, bestehe auf dem Gasmarkt noch deutlicher Korrekturbedarf, sagt Kühling. Just ein massiver Staatseingriff sei maßgeblich für die Probleme, die heute auf dem Sektor bestehen: die Erlaubnis für den Zusammenschluss von E.ON und Ruhrgas im Jahr 2002. Das Kartellamt hatte dies abgelehnt, auch die Monopolkommission brachte Bedenken vor. Doch die damalige rot-grüne Bundesregierung setzte sich darüber hinweg. Nicht nur, dass mehr oder weniger ein Monopol auf dem Gasmarkt entstand - Alternativen zum Gas aus Russland, zum Beispiel Investitionen in Flüssiggas, wurden nicht gesucht. Die Gassparte des fusionierten Unternehmens wurde Jahre später von E.ON abgespalten - unter dem Namen Uniper. Das Unternehmen musste bekanntlich erst vor Kurzem vom Bund gerettet werden.  Wie könnte also der Energiesektor künftig besser organisiert werden? Sollte die Liberalisierung des Marktes zurückgedreht werden - nach dem Motto "mehr Staat, weniger Markt"? So wie in Frankreich, wo der Staat den Energieversorger EDF wieder vollständig übernimmt. Kornelia Haller, seit Kurzem Vizepräsidentin der Bundesnetzagentur, ist skeptisch: Nicht die Frage, ob ein staatlicher oder privater Akteur Aufgaben übernehme, sei entscheidend. Vielmehr gehe es um die Frage, wie die Regeln für den Energiesektor aussehen sollen: Welche Risiken sollen abgesichert werden? Vor allem: "Wie viel ist uns das auch wert?", so Haller. Soll heißen: Wo sind wir als Kunden bereit, mehr zu zahlen als Preis für Energiesicherheit? Zum Beispiel dadurch, dass man nicht nur beim billigsten Anbieter in der Welt einkauft, unabhängig davon, wie zuverlässig dieser Lieferant ist.Die fehlende Zuverlässigkeit hat sich beim größten deutschen Gasspeicher Rehden gezeigt, der von seinem bisherigen Eigentümer Gazprom Germania im vergangenen Jahr nicht mehr gefüllt wurde. Die Bundesnetzagentur ist inzwischen als Treuhänder eingesprungen, um diese Infrastruktur zu sichern. Bei allen aktuellen Schwierigkeiten, davor warnt Georg Zachmann vom Bruegel-Institut, sollten die einzelnen Staaten jetzt aber nicht in einen neuen Energie-Nationalismus verfallen. Gerade die Energiewende, in deren Rahmen Strom an Bedeutung gewinnt, könne nur gelingen, wenn Staaten zusammenarbeiten: "Wir müssen Solarstrom aus Spanien nach Deutschland bringen können, damit bei uns der Laden läuft. Und wir müssen auch weiterhin auf österreichische Wasserkraftwerke setzen können, wenn bei uns der Wind nicht bläst."Eine Renationalisierung würde die Energiewende viel schwerer und teurer machen, so Zachmann. Das heißt: Bei allen Überlegungen, wie die Energieversorgung nach den Fehlern der Vergangenheit heute gesichert werden kann - die langfristige Perspektive darf dabei nicht aus dem Blick geraten. Eigentlich sollte auch das eine Erkenntnis aus der fatalen Abhängigkeit vom russischen Gas sein.
3innenpolitik
Vor mehr als 18.000 Zuschauern, darunter etwa 5.000 aus Litauen, gewann das DBB-Team am Sonntag (04.09.2022) in der Kölner Arena mit 109:107 nach zweimaliger Verlängerung (89:89, 46:41). Es war der erste deutsche Sieg gegen Litauen nach zuvor acht Niederlagen in Folge. Durch die Schützenhilfe Frankreichs am späten Abend durch ein 78:74 (42:39) gegen Schlusslicht Ungarn war der Einzug in die Runde der letzten 16 für Deutschland perfekt. Am Dienstag steht das nächste Gruppenspiel gegen Slowenien an (20.30 Uhr, im Live-Ticker bei Sportschau.de). Am Samstag bestreitet das deutsche Team das Achtelfinalspiel um 18 Uhr. Litauen legte am Sonntagabend vergeblich Protest gegen die Spielwertung ein. Dem Team wurde ein fälliger Freiwurf nach einem technischen Foul der deutschen Bank verweigert. Lange war offen, ob der deutsche Zittersieg Bestand hat. In der Nacht zum Montag teilte der Weltverband FIBA dann mit, dass der Protest abgewiesen wurde.DBB-Präsident Ingo Weiss hatte bereits zuvor gesagt: "Das ist kein Protestgrund. Der Schiedsrichter hat einen Fehler gemacht, und dieser Fehler hätte korrigiert werden können.""Wir haben hier und da Widerstände gespürt. Aber Litauen ist ein gutes Team. Die können echt gut spielen. Wir mussten uns durchkämpfen. Wir haben als Team gut gespielt", sagte Bundestrainer Gordon Herbert bei MagentaSport. NBA-Shootingstar Franz Wagner bekam derweil ein Extralob: "Es ist hart zu glauben, dass er erst 21 Jahre alt ist."Gegen Litauen war Wagner bester deutscher Scorer mit 32 Punkten. Jonas Valanciunas kam für die Gäste auf 34 Zähler. Durch den dritten Erfolg im dritten Gruppenspiel ist den Deutschen in der "Hammergruppe" B das Ticket für die Finalrunde in Berlin (ab 10. September) sicher.Damit geht es am Dienstag (06.09.2022) gegen Europameister Slowenien um NBA-Superstar Luka Doncic wohl um die Vorentscheidung im Kampf um den Gruppensieg. Eine gute Platzierung ist wichtig, um im Achtelfinale möglichst Spanien und der Türkei aus dem Weg zu gehen. Nach den überzeugenden Erfolgen gegen Frankreich, Bosnien-Herzegowina und nun Litauen träumen die Deutschen weiter von der dritten EM-Medaille nach Gold 1993 und Silber 2005.Der Heimvorteil war gegen die Litauer, die nach zwei Auftaktpleiten massiv unter Druck standen, nicht so groß wie bisher. Erneut unterstützten mehrere Tausend heißblütige Fans in Grün und Gelb den dreimaligen Europameister und buhten die Deutschen bei der Teamvorstellung gnadenlos aus. Und sie sahen von Beginn an einen offenen Schlagabtausch, in dem Deutschland nach einigen unkonzentrierten Minuten von Maodo Lo getragen wurde.Der Berliner, von der Bank für Schröder gekommen, drängte immer wieder blitzschnell zum Korb und war stets von jenseits der Dreipunktelinie gefährlich. Während die Defense besser Zugriff bekam, lieferte auch die Offense zuverlässig, die ein wie entfesselt aufspielender Wagner anleitete. Zweimal versenkte der Profi der Orlando Magic, der in Durchgang eins 18 Punkte machte, spektakulär von draußen und trug maßgeblich zur Halbzeitführung bei.Nach der Pause punktete Deutschland weiterhin verlässlich, doch Litauen wurde immer stärker - auch, weil die Deutschen in Foulprobleme gerieten. Vor allem NBA-Profi Valanciunas war unter dem Korb nur ganz schwer zu kontrollieren, auch der litauische Dreier fiel besser. Das Momentum drohte mehrfach zu kippen, Schröder und Co. retteten einen Punkt Vorsprung ins Schlussviertel.Dort trumpfte Wagner erneut auf, traf per Dreier zum 76:72, ehe Litauen sich in einer wilden Endphase in die Verlängerung kämpfte. In der Overtime zogen die Litauer schnell auf drei Punkte weg, Deutschland blieb aber immer dran und glich 30 Sekunden vor Schluss durch ein "And One" von Schröder (96:96) aus. Auch in der zweiten Verlängerung behielt der Kapitän die Nerven und stellte per Dreier auf 101:96. Lo machte in den beiden finalen Minuten mit zwei Treffern "von Downtown" den Deckel drauf.Quelle: sportschau.de
4sportschau
Nach der Gewalteskalation im Irak hat sich die Lage in der Hauptstadt Bagdad wieder beruhigt. Anhänger des einflussreichen schiitischen Predigers Muktada al-Sadr folgten dessen Anordnung und beendeten ihr Protestlager am Parlament. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie sie ihre Zelte im Regierungsviertel, der sogenannten Grünen Zone, abbauten. Die irakische Armee hob die Ausgangssperre in Bagdad wieder auf. Die UN-Mission im Irak (Unami) begrüßte die "gemäßigte Erklärung" Al-Sadrs. "Zurückhaltung und Ruhe sind notwendig, damit die Vernunft siegt", schrieb sie auf Twitter. Der geschäftsführende irakische Regierungschef Mustafa al-Kasimi twitterte, Al-Sadrs Aufruf, die Gewalt zu beenden, sei der "Inbegriff des Patriotismus". Der monatelange Machtkampf zwischen Al-Sadr und seinen politischen Kontrahenten war zuvor in Gewalt umgeschlagen. Vier Raketen waren nach Angaben der irakischen Armee in die Grüne Zone im Zentrum Bagdads abgefeuert worden. Seit Montag lieferten sich dort bewaffnete Anhänger al-Sadrs Gefechte mit irakischen Sicherheitskräften und Milizen. Die Zahl der Toten stieg auf mindestens 25. Das teilten zwei Vertreter der Gesundheitsbehörden mit. Zudem wurden mindestens 400 Menschen verletzt.Al-Sadr befahl daraufhin seinen Anhängern, ihr Protestlager im Regierungsviertel zu beenden. In einer TV-Ansprache erklärte er, es mache ihn traurig, was passiert sei. Er entschuldigte sich beim "irakischen Volk", das "als einziges von den Vorfällen betroffen" sei. Al-Sadr hatte in seiner Rede angekündigt, diejenigen seiner Anhänger, die sich seiner Aufforderung widersetzten, zu "verstoßen"Al-Sadrs Bewegung war aus der Parlamentswahl im vergangen Oktober als stärkste Kraft hervorgegangen. Es gelang ihm aber nicht, eine Regierung zu bilden. Er weigerte sich dabei, mit den pro-iranischen Parteien zu kooperieren. In dieser politischen Pattsituation forderte Al-Sadr die Auflösung des Parlaments und Neuwahlen, was seine Gegner ablehnen. Zugleich setzte der Prediger auf den Druck der Straße.
1asien
Die Bayern bleiben durch das 1:1 (1:0) mit zehn Punkten durch die bessere Tordifferenz Tabellenführer vor Union Berlin. Gladbach ist mit acht Zählern Tabellensechster. Marcus Thuram hatte für die Gladbach die Führung erzielt. Lange hielt Torwart Yann Sommer die Führung fest, am Ende sicherte Leroy Sané den drückend überlegenen Bayern aber einen Punkt. "Wenn wir das Führungstor machen, hat Gladbach keine Chance", sagte Bayern Münchens Trainer Julian Nagelsmann im ARD-Hörfunk. "Das ist ein sehr glücklicher Punkt für den Gegner.""Ein Punkt ist ein gutes Ergebnis für uns", sagte Gladbachs Trainer Daniel Farke. "Yann war Weltklasse heute. Und du brauchst eine exzellente Torhüter-Leistung wenn du in München Punkte holen willst."In der Anfangsphase gab es gleich eine Unterbrechung des Spiels. Eine Frau und ein Mann waren auf den Platz gelaufen und hatten sich selbst an zwei Torpfosten gebunden. Die Aktion war ein Protest zu mehr Klimaschutz, auf ihren T-Shirts stand "Stoppt den fossilen Wahnsinn".Wenig später ging das Spiel weiter. Zweimal lag der Ball in der Folgezeit im Tor der Gladbacher, beide Mal zählte der Treffer nicht. Sadio Manés vermeintliche Treffer zählten beide wegen Abseits nicht, beim ersten musste der Video-Assistent genauer hingucken. Auf der Gegenseite gab es keinen Zweifel an der Gültigkeit des Gladbacher Führungstreffers: Nach Christoph Kramers Befreiungsschlag aus der Gladbacher Hälfte trat Bayerns Verteidiger Dayot Upamecano am Ball vorbei. Marcus Thuram konnte er nicht mehr einholen, der Gladbacher überwand Bayerns Torwart Manuel Neuer souverän (43. Minute).Auch die zweite Hälfte begann mit einer Unterbrechung. Die organisierte Fanszene der Bayern feierte mit einer Choreographie vor dem Spiel "50 Jahre Südkurve" in Erinnerung an den Beginn der Zeit der Bayern im Olympiastadion. In der 50. Minute zündeten viele Fans Pyrotechnik, weshalb das Spiel kurz unterbrochen werden musste.Die Bayern drückten anschließend auf den Ausgleich. Mané ließ in der 61. Minute eine Riesenchance liegen, als er völlig freistehend aus kurzer Distanz an Gladbachs Torwart Yann Sommer scheiterte - und zwar auch im Nachschuss. Sommer zeigte vor allem in dieser Phase zahlreiche starke Paraden: Gegen Jamal Musiala (70.), Leroy Sané (64. und 72.), Serge Gnabry (72.), Benjamin Pavard (76.) hielt er die Führung fest.Am Ende gelang den Bayern aber doch noch der überfällige Ausgleich und damit zumindest ein Punktgewinn. Musiala zog in den Strafraum und bediente Sané perfekt, der den Ball unten links ins Tor schob (83.). Matthijs de Ligt hätte in der Nachspielzeit fast noch das Siegtor für die Bayern erzielt - scheiterte aber wie so viele vor ihm an Sommer. Sommer kündigte an, mit den Verantwortlichen von Borussia Mönchengladbach bald über seinen auslaufenden Vertrag sprechen zu wollen. "Jetzt setzen wir uns zusammen in den nächsten Tagen, und dann werden wir informieren, wenn es etwas zu informieren gibt", sagte der Schweizer bei "Sky". Sommer sagte: "Ich bin acht Jahre hier, wenn das nicht gut zusammenpassen würde, wäre ich lange nicht mehr hier." Zum Spiel fügte er hinzu: "Ich bin froh, dass mir eine gute Leistung gelungen ist, sodass wir heute einen Punkt mitnehmen können."Der FC Bayern trifft am 5. Spieltag am Samstag (03.09.2022) auswärts auf den 1. FC Union Berlin. Borussia Mönchengladbach beschließt den Spieltag am Tag darauf mit einem Heimspiel gegen den 1. FSV Mainz 05 (17.30 Uhr).Quelle: sportschau.de
4sportschau
Schon in wenigen Tagen könnte es zum nächsten Streit innerhalb der Ampelkoalition kommen: Diesmal geht es nicht um Waffenlieferungen oder das Infektionsschutzgesetz, sondern um die Bekämpfung von Kriminalität im digitalen Zeitalter. Sollen Telekommunikationsanbieter verpflichtet werden, Kundendaten ohne konkreten Anlass zu speichern, damit Strafverfolgungsbehörden Tatverdächtige später bei Ermittlungen leichter identifizieren können? Es geht um die sogenannte Vorratsdatenspeicherung (VDS).Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) will die Mindestspeicherfrist wieder einführen. Sie liegt seit 2017 aufgrund einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts auf Eis. Gerade für eine effektivere Bekämpfung von Missbrauchsdarstellungen von Kindern oder der Hasskriminalität sei eine solche Regelung aber dringend notwendig, heißt es im Bundesinnenministerium. Vielfach seien Tatverdächtige nicht mehr zu ermitteln, weil deren IP-Adressen - quasi die individuelle Hausnummer im Internet - inzwischen gelöscht seien. Am 20. September nun will der Europäische Gerichtshof (EuGH) seine Entscheidung zur Vorratsdatenspeicherung verkünden. Anschließend will die Regierung eine neue, grundgesetzkonforme Regelung erarbeiten. Und genau dabei steuert die Koalition schnurstracks auf einen Streit zu: Denn Faesers Idee einer anlasslosen Speicherung von Daten wird von FDP und Grünen in weiten Teilen strikt abgelehnt. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) will nur einen sogenannten Quick Freeze zulassen. Dabei werden Internetprovider erst bei einem konkreten Anfangsverdacht aufgefordert, die Daten von einzelnen Verdächtigen für einen bestimmten Zeitraum zu speichern. Dieses Verfahren soll zudem nur bei Hinweisen auf schwere Straftaten möglich sein. Es handelt sich damit klare Absage an die Pläne der Innenministerin. In der Ampel brodelt es. Die Vorratsdatenspeicherung ist nach Informationen von WDR und NDR nur einer von mehreren Streitpunkten, wenn es um die Arbeit von Sicherheitsbehörden in der digitalen Welt geht. Es geht auch um staatliches Hacking. Faeser wünscht sich mehr Befugnisse für die Sicherheitsbehörden, Grüne und FDP hingegen verlangen mehr Kontrolle und klare gesetzliche Rahmenbedingungen. Dazu habe Faesers Haus aber bislang wenig konkrete Vorschläge vorgelegt, heißt es aus Koalitionskreisen. Manches Vorhaben sei außerdem nicht mit dem Koalitionsvertrag vereinbar.Einmal eskalierte der Streit bereits: Die Zentrale Stelle für die Informationstechnik im Sicherheitsbereich (ZITiS) soll Werkzeuge wie "Trojaner" für die Sicherheitsbehörden entwickeln oder einkaufen. Bisher aber agiert ZITiS ohne eigenes Gesetz. Grüne und FDP setzten daher bei den Haushaltsverhandlungen einen Sperrvermerk gegen die SPD durch: Neues Geld für die "Hackerbehörde" fließt nur, wenn ein Gesetzesvorschlag vorliegt. Dieser soll tatsächlich schon bald kommen, heißt es aus Koalitionskreisen. Umstritten ist zudem die Frage, ob der Staat bei einem Cyberangriff aktiv zurückschlagen soll. "Hackback" werden solche Gegenmaßnahmen auch genannt - die es laut Koalitionsvertrag nicht geben soll. Die Innenministerin benutzt dieses Wort öffentlich auch nicht, sie spricht lieber von "aktiver Gefahrenabwehr im Cyberraum".Nach Informationen von WDR und NDR sind die Überlegungen dazu im Innenministerium bereits recht ausgereift. Die Ministerin will demnach nicht die aggressivste Stufe zünden: Server im Ausland, über die Hackerangriffe laufen, sollen offenbar nicht zerstört werden. Vielmehr soll es darum gehen, Attacken abzuwehren, indem man sie etwa aktiv umlenkt.  Welche Behörde die Aufgabe der digitalen Gefahrenabwehr übernehmen könnte, ist bislang ungeklärt. Es wäre wohl eine Grundgesetzänderung notwendig, denn die Gefahrenabwehr im Cyberraum ist bislang noch Ländersache. Schon seit Jahren wirbt hinter den Kulissen die Bundespolizei dafür, dass man den Schutz der deutschen Netze übernehmen könne. Und tatsächlich haben die Beamten viel Erfahrung mit dem Aufbrechen verschlüsselter Daten, Ermittlungen gegen Hacker oder der Aufklärung von Agentenfunks. Sogar der CIA soll die Bundespolizei schon dabei geholfen haben, verschlüsselte Geräte von Al-Qaida-Terroristen zu knacken. Ausreichend Kompetenz für einen Hackback soll es aber auch beim Bundesnachrichtendienst (BND) geben. "Wenn wir dürften, wir könnten es", sagte vor ein paar Jahren bereits BND-Präsident Bruno Kahl. Und schließlich wäre da auch noch das Bundeskriminalamt (BKA), das oft bei der Gefahrenabwehr tätig wird und über viel Erfahrung bei Ermittlungen gegen Cyberkriminelle verfügt. Die Liste der kontroversen Themen im Cyberbereich geht aber noch weiter: Es stellt sich die Frage, ob Polizei und Geheimdienste sogenannte Staatstrojaner einsetzen sollen, um heimlich Kommunikation auf Mobiltelefonen überwachen zu können. Grüne und FDP sehen das sehr kritisch - auch wenn dieses Werkzeug bislang nur sehr selten genutzt wird. Seit Sommer 2017 darf es zur Strafverfolgung eingesetzt werden.Gerade erst hat das Bundesamt für Justiz die Statistik zur Telekommunikationsüberwachung 2020 veröffentlicht. Tatsächlich wurde der "Staatstrojaner" bundesweit nur 14 Mal im Jahr 2020 eingesetzt. Die deutsche Polizei hackt also, allerdings eher auf Sparflamme. Und mit unklarer Zukunft. Der Koalitionsvertrag ist nämlich eher eine Absage an staatliches Hacking. Die Bundespolizei soll demnach keine "Trojaner" einsetzen dürfen; in den aktuellen Überlegungen aus dem Innenministerium zu einem neuen Bundespolizei-Gesetz allerdings ist diese Befugnis nach Informationen von WDR und NDR jedoch wieder enthalten. Das Ministerium wollte dazu keine Aussage treffen. Die Abstimmung über die Inhalte sei noch nicht abgeschlossen, so eine Sprecherin.Auch an anderer Stelle ist der Koalitionsvertrag eigentlich eindeutig: beim Ausnutzen von IT-Sicherheitsschwachstellen. Sie werden nicht nur von Kriminellen genutzt, um in fremde IT-Systeme einzudringen. Auch Ermittler versuchen immer wieder solche Sicherheitslücken zu nutzen. Der Konflikt dabei: Wenn solche Lücken in Systemen viele Menschen betreffen, dann könnte der Staat durchs Schließen vermutlich weitreichenden Schaden abwenden.Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hat daher im vergangenen Jahr mit einer Entscheidung zum baden-württembergischen Polizeigesetz deutlich gemacht: Der Staat ist verpflichtet, ein "Schwachstellen-Management" einzuführen, einen Prozess, bei dem entschieden wird, welche Schwachstelle geschlossen werden soll und welche beim Hacking ausgenutzt werden kann. Wie ein solches "Schwachstellen-Management" aussehen soll, das ist aktuell noch unklar. Es gibt eine Arbeitsgruppe im Innenministerium, die dazu Vorschläge machen soll. Voraussichtlich wird eine Abwägung getroffen werden: Ermittler sollen Lücken nutzen dürfen, wenn diese nur eine kleine Zahl von Menschen betreffen. Wie das allerdings sichergestellt werden kann, ist fraglich. Denn die Behörden entwickeln eben längst nicht nur eigene Trojaner, sondern kaufen entsprechende Werkzeuge auch ein. Und die Hersteller geben erwartungsgemäß nur ungern preis, welche Sicherheitslücken ein solches kommerzielles Produkt wie etwa die mächtige Spähsoftware "Pegasus" aus Israel ausnutzt. Sie sind schließlich die heimlichen Türöffner und werden für viel Geld gehandelt. 
3innenpolitik
Vor seiner Einführung hat das 9-Euro-Ticket viel Skepsis hervorgerufen - inzwischen gilt es als Erfolg, weil es Millionen von Menschen zum Umstieg auf Bus und Bahn bewegt hat. Kundinnen und Kunden können damit vergleichsweise günstig bundesweit den öffentlichen Personennahverkehr nutzen. Allein im Juni wurden mehr als 20 Millionen 9-Euro-Tickets verkauft. Hinzu kommen diejenigen, die ohnehin schon ein ÖPNV-Abo hatten und vom günstigeren Preis profitieren. In der Diskussion über ein Nachfolgemodell gibt es aber noch mehrere offene Punkte.Schon jetzt scheint klar: Für neun Euro im Monat wird es längerfristig wohl kein bundesweites Nahverkehrsticket mehr geben. Dauerhaft sei das nicht finanzierbar - "auch angesichts der stark gestiegenen Energie-, Personal- und Materialkosten bei den Verkehrsunternehmen", heißt es vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Der VDV, in dem unter anderem verschiedene regionale Verkehrsbetriebe zusammengeschlossen sind, schlägt deshalb ein "Klimaticket" für 69 Euro pro Monat vor. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hingegen hat sich für ein ÖPNV-Jahresticket für 365 Euro ausgesprochen, das im Monat also rund 30 Euro kosten würde. Daneben gibt es auch Forderungen, das bestehende 9-Euro-Ticket einfach dauerhaft zum jetzigen Preis zu verlängern.Die Mehrkosten für das 9-Euro-Ticket finanziert derzeit der Bund im Rahmen seines Energie-Entlastungspaketes. Für die Monate Juni bis August rechnet das Bundesverkehrsministerium mit Kosten von insgesamt 2,5 Milliarden Euro.Wie ein Nachfolgemodell finanziert werden könnte, ist derzeit noch offen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sieht die Bundesländer am Zug: "Jetzt muss man schauen, wie die Länder das finanzieren wollen, denn es ist ja Aufgabe der Länder den ÖPNV zu organisieren", so Wissing. Der VDV rechnet bei seinem Vorschlag für ein 69-Euro-Ticket mit zusätzlichen Kosten "von etwa zwei Milliarden Euro" pro Jahr, betont aber auch: "Ohne den Bund wird es nicht gehen."Bundesfinanzminister Christian Lindner lehnt eine weitere Finanzierung des 9-Euro-Tickets oder eines Nachfolgeangebots ab. "Das 9-Euro-Ticket ist eine befristete Maßnahme, genau wie der Tankrabatt", sagte der FDP-Chef den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Deshalb sind im Bundeshaushalt weder eine Fortsetzung des Tankrabatts noch Mittel für eine Anschlussregelung für das 9-Euro-Ticket vorgesehen." Das 9-Euro-Ticket läuft bereits in wenigen Wochen zum 31. August hin aus. Ein dauerhaftes Nachfolgemodell, das danach nahtlos an das jetzige Ticket anschließt, scheint unwahrscheinlich. Denn Bundesverkehrsminister Wissing erwartet erst Anfang November Daten zu den Erfahrungen mit dem Ticket, auf deren Grundlage über eine Nachfolge entschieden werden soll. Ab Anfang 2023 könnte es dann wieder ein bundesweites Nahverkehrsticket geben. Einen genauen Zeitplan dafür gibt es aber nicht. Der VDV drückt aufs Tempo, denn die Verkehrsbranche brauche Vorlauf. Für einen Übergangszeitraum von zwei Monaten schlägt der Verband eine Verlängerung des 9-Euro-Tickets vor.Schon vor Einführung des 9-Euro-Tickets war der Ruf nach mehr Investitionen in den ÖPNV laut. Das höhere Fahrgastaufkommen verstärkt den Handlungsdruck noch. Außerdem wird deutlich, wie unterschiedlich die Problemlagen in städtischen beziehungsweise ländlichen Regionen sind. Während in der Stadt eher der Preis ausschlaggebend ist, um Verkehrsteilnehmer in Busse und Bahnen zu locken, sind auf dem Land die geringe Dichte und Taktung des Verkehrsnetzes das Problem. Dieser Interessenskonflikt zwischen Stadt und Land wird durch die unterschiedlichen Positionen von Städte- und Gemeindebund beziehungsweise Landkreistag verdeutlicht. Während der Städte- und Gemeindebund für ein Nachfolgemodell des 9-Euro-Tickets plädiert, lehnt der Landkreistag solche Konzepte ab - mit der Begründung, dass dadurch öffentliche Gelder für den Ausbau des ÖPNV fehlen würden. Wie wichtig Investitionen in die Infrastruktur seien, betonen Verkehrsbetriebe, die Deutsche Bahn und die Bundesregierung gleichermaßen.​
6verbraucher
Bei verheerenden Überschwemmungen im US-Bundesstaat Kentucky sind mindestens 16 Menschen ums Leben gekommen. Angesichts des Ausmaßes der Fluten befürchten die Behörden, dass die Zahl der Opfer deutlich steigen könnte. US-Präsident Joe Biden hat den Katastrophenfall ausgerufen. Biden habe Hilfe der Bundesregierung für "alle von schweren Stürmen, Hochwasser und Erdutschen betroffenen Gebiete" angeordnet, erklärte das Weiße Haus in einer Mitteilung. Es handle sich um das "schlimmste Hochwasser aller Zeiten" in Kentucky, sagte Gouverneur Andy Beshear vor Journalisten.  Der Gouverneur geht von einer noch steigenden Zahl an Todesopfern aus. Gegenüber dem Nachrichtensender CNN hatte er zuvor von einer möglichen Verdopplung der Opferzahlen gesprochen. Denn die Suche nach Vermissten dauere an. Es handele sich um die schlimmste Überschwemmungskatastrophe, die er in dem südöstlichen Bundesstaat je erlebt habe. "Das ist eine fortdauernde Naturkatastrophe", so Beshear. Um zusätzliches Personal und Ressourcen mobilisieren zu können, rief der Politiker der Demokraten bereits den Notstand aus. Zudem setzte er die Nationalgarde zur Unterstützung ein. Im Einsatz waren vier Hubschrauber der Nationalgarde, Retter versuchten Bewohnern der betroffenen Regionen auch mit Schlauchbooten zur Hilfe zu kommen. "Hunderte Menschen werden ihr Heim verlieren", sagte Beshear. Viele Familien würden "nicht Monate, sondern wahrscheinlich Jahre" benötigen, um sich von den Auswirkungen der Katastrophe zu erholen. Laut Beshear sind rund 23.000 Haushalte und Geschäftseinrichtungen ohne Strom.Kentucky war von heftigem Regen getroffen worden, in manchen Gegenden fielen binnen 24 Stunden rund 20 Zentimeter. Straßen verwandelten sich in Flüsse, Häuser wurden von den schwammig-braunen Fluten überschwemmt. Menschen retteten sich auf ihre Dächern oder sogar auf Bäume. In den USA, aber auch in vielen anderen Ländern werden derzeit verstärkt extreme Wetterphänomene beobachtet. Experten zufolge ist das eine Folge des vom Menschen verursachten Klimawandels. Sturzfluten und Erdrutsche suchten aber auch die benachbarten Bundesstaaten Virginia und West Virginia heim. Laut NBC galt für rund vier Millionen Menschen in dem Gebiet eine Hochwasserwarnung.
0amerika
Höflich aber zurückhaltend begrüßte Indonesiens Außenministerin Retno Masurdi ihren russischen Amtskollegen - da riefen von hinten mehrere Journalisten durch den Saal: "Wann stoppen Sie den Krieg?". Sergej Lawrow lächelte breit, als habe er nichts gehört, doch der Ton war gesetzt. Wenig später verließ der Russe den Saal, in dem die G20-Außenminister sich versammelt hatten - direkt nach seiner Rede. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hatte sich eigentlich vorgenommen, Lawrow gegenüber "sehr deutliche Worte zu finden, dass wir diesen Bruch des Völkerrechts nicht hinnehmen". Doch dazu kam es nicht mehr. Trotzdem muss es ungewöhnlich heftig zugegangen sein für eine solche Ministerrunde. Lawrow jedenfalls schäumte vor Wut. Er sprach von "rasender Kritik" am Krieg in der Ukraine. "Aggressor, Invasoren, Besatzer - wir haben eine Menge Dinge dieser Art heute gehört", so Lawrow. Und er fuhr fort: "Wir hätten gerne eine nützliche Diskussion geführt, die es uns erlaubt hätte, einige sehr direkte Fragen an unsere westlichen Kollegen zu richten. Aber sie haben keine Antwort." Da sei nur eine "geradezu fanatische Russophobie statt einer gemeinsamen Grundlage für Probleme wie die Weltwirtschaft und Finanzen, für die G20 gegründet wurde."Zugleich aber betonte der russische Außenminister die Bereitschaft zu Verhandlungen mit der Ukraine und der Türkei über den Export für Getreide. In der Ukraine lagern Millionen Tonnen Weizen, die nicht exportiert werden können, auch weil Russland die Häfen blockiert. In Afrika hat sich deshalb die ohnehin grassierende Hungerkrise verschärft. Laut Aussage westlicher Offizieller hatte US-Außenminister Antony Blinken dem Russen zugerufen: "Die Ukraine ist nicht Euer Land. Ihr Getreide ist nicht Euer Getreide." "Es waren nicht wir, die alle Kontakte abgebrochen haben, es waren die USA", kommentierte Lawrow kühl. "Wir rennen niemandem hinterher. Wenn Sie nicht reden wollen - es ist ihre Entscheidung."Überraschend war der Eklat nicht, und eigentlich glaubte von vornherein keiner der Beteiligten an den Erfolg von Indonesiens Bemühungen, zwischen Russland und der Ukraine einerseits und dem Westen unter Führung der USA andererseits zu vermitteln. Der Gastgeber der G20 vermied bislang eine klare Position, um es sich weder mit den USA noch mit Russland zu verderben. Es gab allerdings heftige Kritik westlicher Nationen an der Teilnahme Lawrows. Dem russischen Außenminister dürfe nicht die Bühne überlassen werden, warnte etwa Bundesaußenministerin Baerbock im Vorfeld. Doch genau das ist geschehen, alle Aufmerksamkeit richtete sich auf den Auftritt Lawrows. Die Frage ist nun: Was heißt das für den G20-Gipfel der Staats- und Regierungschefs im November, ebenfalls auf Bali? Bislang hatten sich die Gastgeber allen Forderungen westlicher Nationen widersetzt, Russlands Präsidenten Wladimir Putin wieder auszuladen. Quasi als Kompromiss hatte Indonesien angeboten, ebenfalls den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj einzuladen, obwohl die Ukraine nicht Mitglied der G20 ist. Doch womöglich sind die Karten an diesem Freitag auf der sogenannten Insel der Götter auch noch einmal neu gemischt worden.
1asien
Union Berlin hat auch am zweiten Spieltag der Europa-League-Gruppenphase enttäuscht. Beim portugiesischen Spitzenklub Sporting Braga verlor das Team von Trainer Urs Fischer am Donnerstag (15.09.2022) unglücklich mit 0:1 (0:0). Vitor Oliveira (77. Minute) traf spät für Braga.Die Berliner hatten bereits vor einer Woche gegen Royale Union Saint-Gilloise (0:1) verloren. Damit steht Union im Kampf um das Überwintern im Europapokal unter Druck, am 6. Oktober ist bei Malmö FF ein Sieg fast schon Pflicht. Mit der Unterstützung der rund 2.600 mitgereisten Fans im Rücken begann Union mutig. Sheraldo Becker scheiterte mit einem Lupfer an Bragas Keeper Matheus (14.). Die anschließende Ecke köpfte Innenverteidiger Diogo Leite an den Außenpfosten.Danach blieben die Gäste die aktivere Mannschaft, ohne das nötige Tempo zu entwickeln. Kurz vor dem Pausenpfiff vereitelte Unions Torhüter Frederik Rönnow mit dem Fuß gegen Simon Banza die bis dato größte Sporting-Chance.Union kam mit Tempo aus der Kabine, Julian Ryerson fehlten bei seinem Abschluss nur Zentimeter (48.). Danach wurden die Berliner passiver und Braga übernahm das Kommando. Beide Teams leisteten sich im Mittelfeld viele Ballverluste. Per Abstauber schoss Vitinha Sporting zum Sieg.Quelle: sportschau.de
4sportschau
Die bekannte russische Popsängerin Alla Pugatschowa will aus Solidarität mit ihrem Mann als "ausländische Agentin" eingestuft werden. Das erklärte sie bei Instagram.Der Ehemann der 73-Jährigen, der Sänger und Fernsehmoderator Maxim Galkin, hatte die Entsendung von Truppen in die Ukraine kritisiert. Am Samstag setzte ihn das Justizministerium auf die Liste sogenannter ausländischer Agenten, weil er angeblich für die Ukraine politisch aktiv sei und von dieser Geld erhalte. Pugatschowa schrieb daraufhin auf ihrem Instagram-Account: Nach dem russischen Gesetz können Organisationen und Einzelpersonen, denen die Beteiligung an politischen Aktivitäten unterstellt wird und die als aus dem Ausland finanziert gelten, zu ausländischen Agenten erklärt werden. Die Einstufung hat einen stark abwertenden Charakter und lässt zusätzliche staatliche Überwachung erwarten. Pugatschowa ist in ihrer Heimat ein Superstar. Seit den 1970er-Jahren prägt sie dort die Rock- und Popmusik. Ihr Erfolg überdauerte den Untergang der Sowjetunion. Sie war mit ihrer ständigen TV-Präsenz eine der schillerndsten Showgrößen Russlands, und ihre Ehe mit dem 27 Jahre jüngeren Galkin ist ein Dauerthema für die Boulevardmedien. Nach Beginn des Kriegs gegen die Ukraine reiste das Paar aus Russland nach Israel aus. Im Gegensatz zu Galkin, der in Israel Kritik an der russischen Führung übte, hielt sich Pugatschowa allerdings mit politischen Äußerungen bislang zurück.Der Politologe Abbas Galljamow, einst Redenschreiber von Präsident Wladimir Putin, sprach von einer "kräftigen Ohrfeige" für den Kreml. "Wenn es im Land noch bedeutende Menschen gibt, über die Konsens herrscht, dann ist das natürlich Pugatschowa", schrieb er auf seinem Telegram-Kanal. Sie habe Politik stets außen vor gelassen. "Ihre plötzliche Politisierung kann in der Gesellschaft das für die Obrigkeit so gefährliche Gefühl: 'Jetzt reicht's' erzeugen", meinte er.
1asien
Was der ukrainische UN-Botschafter Sergej Kislitsa in Worte fasste, hatten in der Krisensitzung des UN-Sicherheitsrats wahrscheinlich viele gedacht. "Vor einem halben Jahr konnte man sich kaum vorstellen, dass die größte Atomanlage Europas durch eine militärische Attacke eingenommen wird und vollgestopft mit Soldaten und Waffen", sagte Kislitsa.Die Situation, die Rafael Grossi, Chef der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA), rund um das Atomkraftwerk Saporischschja in der Sitzung beschrieb, ist auch extrem kritisch. Nach mehrfachem Beschuss sei schon ein Reaktor abgestellt worden, erklärte er. "Dies ist eine ernste Stunde, eine Grabesstunde. Die IAEA muss die Erlaubnis erhalten, ihre Mission in Saporischschja so schnell wie möglich durchzuführen." Die Anlagen dort sollen untersucht und wichtige Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt werden.Die Atombehörde ist neutral - sie ist aktuell sowohl mit russischen als auch mit ukrainischen Beamten in Kontakt. Laut den Informationen, die so gesammelt werden konnten, konnte Grossi erst einmal vorsichtig beruhigen: Es gäbe zwar Schäden an dem Atomkraftwerk, die Strahlenmessungen seien aber auf einem normalen Niveau. Dies alles könne sich jedoch jeden Moment ändern. Deshalb forderte er in der Sondersitzung: "Jede Militäraktion, die die nukleare Sicherheit gefährdet, muss sofort gestoppt werden."Die Sicherheitsratssitzung hatte Russland einberufen. Allerdings wird dem Land unter anderem von den USA vorgeworfen, die Anlage in Saporischschja als eine Art Schutzschild zu benutzen. Von dem Gelände würden ukrainische Stellungen angegriffen. Bonnie Jenkins, US-Unterstaatssekretärin für Rüstungskontrolle wurde deutlich. "Russland streut fortwährend Falschmeldungen, um von der Realität abzulenken und behauptet jetzt, dass die Ukraine für die Situation an dem AKW verantwortlich ist", sagte sie. "Das verdreht völlig die Tatsachen - nämlich, dass Russland illegal auf der Anlage ist."Die Ukraine wirft Russland außerdem vor, das AKW direkt ins Visier zu nehmen. Ein Vorwurf, den der russische UN-Botschafter Vasily Nebensija als absurd bezeichnete. "Das sind Propagandaattacken der westlichen Presse. Es widerspricht doch schon dem gesunden Menschenverstand, denn diese Atomkraftwerke werden ja von der russischen Armee kontrolliert", sagte Nebensija. Diese Kontrolle macht eine Inspektion durch die Atomenergieagentur besonders kompliziert. Und so ist die Frage, über welchen Weg die Fachleute gegebenenfalls zu dem Atomkraftwerk gelangen, hochpolitisch. Wenn die Anreise über Russland und russisch besetztes Gebiet erfolgte, würde das wie eine Anerkennung der russischen Besatzung wirken, hieß es aus diplomatische Kreisen bei den UN. Auf der anderen Seite wäre die Inspektion durch die Atomenergiebehörde ein riesengroßer Schritt: Denn dafür müssten die Waffen rund um das Atomkraftwerk erst einmal schweigen. Grossi appellierte an beide Seiten: "Wir dürfen keine nukleare Katastrophe zulassen. Deshalb muss das Ziel über allem sein, sie zu verhindern. Und dafür müssen wir alle zusammenarbeiten. Das ist unsere Pflicht. Das ist unsere gemeinsame Verantwortung."
0amerika
Beim Blick auf die weltweiten Energiemärkte wird klar: Die aktuelle Preisexplosion in Europa und insbesondere Deutschland ist ein regional begrenztes Phänomen, ausgelöst durch den russischen Überfall auf die Ukraine - und die nachfolgenden politischen Entscheidungen. Für deutsche Verbraucherinnen und Verbraucher ist das zunächst ein schwacher Trost - etwa wenn aktuelle Untersuchungen zeigen, dass die hiesigen Spritpreise höher liegen als in allen EU-Nachbarländern. Dennoch lässt der Blick auf den globalen Kontext langfristig auf eine Entspannung der Energiekrise hoffen - unabhängig von der Energiepolitik in Deutschland.So rechnet der Präsident des Münchner ifo-Instituts, Clemens Fuest, auf lange Sicht mit einem Sinken der Energiepreise. "Wenn wir uns die weltweite Energieversorgung ansehen, sind die Veränderungen durch den Krieg begrenzt", sagte Fuest dem "Tagesspiegel". Russland werde sein Gas und Öl künftig an andere verkaufen. Diese Abnehmer kauften daher weniger Gas aus anderen Quellen. Das fließe dann nach Europa.Dieser globale "Ringtausch" lässt also längerfristig auf eine Entlastung auf der Angebotsseite hoffen. Das geht allerdings mit gewaltigen Kosten für die notwendige Neuausrichtung der Infrastukturen einher, in Westeuropa wie in Russland. "Der Umbau der Infrastruktur ist teuer, trotzdem sollten die Preise nach einiger Zeit wieder sinken", so Fuest.Aktuell sei es wichtig, alles zu tun, um das Energieangebot in Deutschland zu stärken. "Dazu gehört, die Abschaltung der verbleibenden Kernkraftwerke zu verschieben", sagte der ifo-Chef. Die künftige Energieversorgung, die auf erneuerbaren Energien und Wasserstoff beruhen soll, müsse erst aufgebaut und erprobt werden, um erst "danach die bisherigen Kraftwerke abzubauen, wenn wir wissen, dass das neue System funktioniert".Aber auch in der kurz- und mittelfristigen Perspektive zeichnet sich derzeit eine Entspannung auf dem europäischen Gasmarkt ab. Seit knapp zwei Wochen stehen die Gaspreise insgesamt stark unter Druck, und das trotz des russischen Lieferstopps über Nord Stream 1. Der Preis für den richtungsweisenden Terminkontrakt TTF an der Energiebörse in Amsterdam ist allein seit vergangenem Montag um mehr als 30 Prozent auf Preise unter 200 Euro pro Megawattstunde eingebrochen.Das ist ein Hinweis darauf, wie nervös die Märkte angesichts der außergewöhnlichen Lieferunsicherheiten waren. Die vollendete Tatsache hat den Blick nun wieder stärker auf die tatsächliche Versorgungslage gelenkt. Auch die europäische Diskussion über einen Gaspreisdeckel dürfte einen Einfluss auf die Spekulation gehabt haben. Die Preisentwicklung auf dem Gasmarkt ist auch eine gute Nachricht für den Strommarkt, der angesichts der besonderen europäischen Marktstruktur derzeit sehr stark von der Gaspreisentwicklung abhängig ist.Ein wesentlicher mittel- bis langfristiger Preisfaktor an den Energiemärkten sind schließlich die konjunkturellen Perspektiven. Am Ölmarkt, der weniger stark von den Folgen des Ukraine-Kriegs betroffen ist als der Gasmarkt, gehen die Preise bereits seit Anfang Juni zurück. Wurden für ein Barrel (159 Liter) der europäischen Sorte Brent vor drei Monaten noch über 120 Dollar bezahlt, sind es aktuell nur noch knapp 94 Dollar. Neben der Erwartung, dass der Iran möglicherweise bald an den Markt zurückkehrt, steht dahinter vor allem die Sorge um das globale Wirtschaftswachstum. Für Deutschland geht das ifo-Institut in seiner aktuellen Konjunkturprognose von einer Rezession bei hoher Inflation aus. In diesem Jahr werde die Wirtschaft nur noch um 1,6 Prozent wachsen und im kommenden Jahr sogar um 0,3 Prozent schrumpfen. Die Teuerungsrate dürfte aus Sicht der ifo-Ökonomen von 8,1 Prozent im laufenden Jahr auf 9,3 Prozent im kommenden Jahr steigen. Das ifo-Institut verweist darauf, dass die Energieversorger ihre Strom- und Gaspreise Anfang nächsten Jahres spürbar an die hohen Beschaffungskosten anpassen werden. Das werde die Inflationsrate in den ersten Monaten des Jahres 2023 sogar auf etwa elf Prozent in die Höhe treiben.Dass die Wirtschaftsforscher bei ihren Prognosen vor allem die seit Februar drastisch gestiegenen Gaspreise anführen, zeigt aber auch: Der zyklische Zusammenhang zwischen Konjunktur und Energiepreisen scheint intakt zu sein.
6verbraucher
Nancy Pelosi, dritthöchste Politikerin der USA, ist in Taipeh herzlich empfangen worden, berichtet ARD-Korrespondent Ulrich Mendgen. Für Taiwan, eine der wenigen wirklich funktionierenden Demokratien in Asien, sei dies ein bewegender und großer Tag. Pelosi ist die seit 25 Jahren ranghöchste US-Politikerin, die Taiwan besucht. Ihr Besuch verschärfe die ohnehin existierenden Spannungen zwischen den USA und China. Um die Insel herum, die rund 180 Kilometer vor der chinesischen Festland liegt, prallten die unterschiedlichen Interessen der Großmächte aufeinander. China erhebt seit Jahrzehnten Anspruch auf Taiwan, obwohl die Insel nie Teil der Volksrepublik China gewesen ist. Die heftige Reaktion auf Pelosis Besuch, der als Provokation bezeichnet werde, sei Teil der Außendarstellung Chinas, das Taiwan als Teil der Volksrepublik betrachte, erklärt Mendgen. Die USA hätten strategische Interessen in dem Gebiet, durch das ein großer Teil des Welthandels abgewickelt wird. Dieser Konflikt ist nicht neu und hat sich bereits zuvor verschärft, sagt Mendgen. Allerdings habe die Aufmerksamkeit des Westens in den letzten Jahren woanders gelegen - er habe nicht genau hingeschaut, weshalb die Heftigkeit, mit der die Interessen Chinas und den USA nun aufeinanderprallen, überraschend wirken möge.Taiwan ist ein besonderer Fall, aber nicht das einzige Land in der Region, mit dem China Streit über Territorien hat. Die Volksrepublik erhebt Anspruch auf einen großen Teil des Südchinesischen Meeres, das neben seiner Bedeutung für den Seehandel auch über große Rohstoffvorräte verfügt. Der Ständige Schiedsgerichtshof in Den Haag hatte dies 2016 zurückgewiesen - China erkennt das Gericht allerdings nicht an. China betreibe einen aggressiven Expansionskurs, sagt Mendgen. Das Land baut Inseln und Riffe zu Militärposten aus, was immer wieder Konflikte mit den anderen Anrainerstaaten Vietnam, Malaysia, Philippinen oder Indonesien provoziert, die jedoch einen offenen Konflikt mit dem großen Nachbarn scheuen. Grundsätzlich müsse davon ausgegangen werden, dass sich der Konflikt in der Region weiter verschärfe - und eine hohe Gefahr für einen Krieg bestehe, sagt Mendgen.In Washington sei man nicht "besonders beglückt" über Pelosis Besuch, berichtet ARD-Korrespondentin Gudrun Engel. Für einige in der Administration kommt dieser Besuch zur Unzeit. Sie könne jedoch nicht davon abgehalten werden. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, hatte im Vorfeld gesagt, US-Präsident Joe Biden respektiere aber ihre Entscheidung,Pelosi sei bekannt dafür, für Menschenrechte und Demokratie zu streiten. Auch deshalb sei es ihr seit vielen Jahren ein Anliegen, sich China entgegenzustellen. Sie war 1991 auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking gewesen, um an die Niederschlagung der Studentenproteste 1989 dort zu erinnern. (Anm. d. Red.: In einer früheren Version dieser Meldung hatten wir berichtet, Pelosi sei zum Zeitpunkt der Niederschlagung der Proteste selbst dabei gewesen. Wir bitten um Entschuldigung.) Taiwan habe sie bereits zuvor, unter dem damaligen US-Präsidenten Bill Clinton besucht. Auch Clinton habe versucht sie von dem Besuch abzuhalten - vergeblich. Unterstützung bekomme die Politikerin aus ungewohnter Ecke: 26 Republikaner haben ihr ihre Unterstützung ausgesprochen. Derzeit habe keine Seite ein Interesse an einer ernsthaften Eskalation - auch China nicht, erklärt ARD-Korrespondentin Tamara Anthony in den tagesthemen. Dennoch sei die Lage ernst, China habe "militärische Operationen" angekündigt. Dabei solle Taiwan von Einheiten der chinesischen Marine und Luftwaffe umzingelt werden. Raketen sollen über die Insel hinweg gefeuert werden. Die chinesischen Einheiten sollen dabei sehr nah an die Küste Taiwans herankommen, teilweise auch in die Zwölf-Meilen-Zone, die Hoheitsgewässer Taiwans. China bezeichne dies als Abschreckung und Übung. Taiwan werde vermutlich versuchen, die Lage zu deeskalieren. Als gefährlich betrachten Experten vor allem, dass es bei solchen Manövern auch unabsichtlich zu direkten Konfrontationen kommen könnte, sagt Anthony.Der Konflikt um Taiwan habe nicht nur außenpolitische, sondern auch innenpolitische Bedeutung für den chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping. Er habe als Motto seiner Amtszeit ausgegeben, den "chinesischen Traum der nationalen Wiedererstarkung" zu erfüllen, wozu aus chinesischer Perspektive eine "Wiedervereinigung" mit Taiwan gehöre. Experten befürchten deshalb, dass er eine Invasion Taiwans noch in seiner Amtszeit befehlen könnte.
1asien
Für Gerechtigkeit sind alle. Doch schon bei der Frage, was unter Gerechtigkeit zu verstehen ist, scheiden sich die Geister. Soll es im Kern um Leistungsgerechtigkeit gehen - wer mehr leistet, der bekommt auch mehr? Oder um Chancengerechtigkeit, eine Frage, die häufig im Bildungsbereich eine Rolle spielt? Oder soll es um Verteilungsgerechtigkeit gehen - also um den Versuch, für eine angemessene Verteilung von Gütern zu sorgen? Letztlich spielen diese Fragen auch beim Blick auf die aktuellen Steuerpläne von Finanzminister Lindner (FDP) eine Rolle. Wer vor allem auf die Leistungsgerechtigkeit wert legt, dürfte zu anderen Ergebnissen kommen als derjenige, der vor allem auf Verteilungsfragen schaut.Das bundesdeutsche System der Lohn- und Einkommenssteuer sieht vor, dass derjenige, der mehr verdient, nicht nur - wie es bei einem rein linearen Steuertarif der Fall wäre - proportional höhere Steuern zahlt. Vielmehr steigen mit höherem Einkommen auch die Steuersätze - von einem progressiven Steuertarif ist dann die Rede. Wer fünf Prozent mehr verdient, zahlt also nicht fünf Prozent mehr Steuern, sondern mehr. Das mag in normalen Zeiten verkraftbar sein, schließlich hat man auch mehr in der Tasche. Doch in Zeiten von Inflation sieht es anders aus: Da kann die Kaufkraft trotz steigender Löhne sinken, man hat zwar mehr in der Tasche, kann sich aber weniger leisten. Nur der Staat profitiert von der Inflation durch höhere Steuereinnahmen - Stichwort: "kalte Progression".Aufgrund dieser Systematik muss der Staat, wenn er die Bürger nicht über Gebühr belasten will, den Steuertarif an die Inflationsentwicklung anpassen. Seit einigen Jahren legt das Bundesfinanzministerium dazu regelmäßig einen so genannten "Progressionsbericht" vor. In der Folge wurden jeweils ähnliche Korrekturen im Steuersystem vollzogen, wie sie Lindner nun vorgeschlagen hat. So wurden der Grundfreibetrag und der Kinderfreibetrag regelmäßig erhöht und die Tarifeckwerte nach oben verschoben - was bedeutet, dass ein bestimmter Steuersatz erst bei einem höheren Einkommen als bisher fällig wird. Der Verzicht auf solche Maßnahmen wäre in dem Sinn ungerecht, als dass der Staat ansonsten heimliche Steuererhöhungen vollziehen würde - ohne dass darüber diskutiert, geschweige denn abgestimmt würde. In dem Sinn hat Lindner Recht: Seine Pläne sind innerhalb des bestehenden Steuersystems in sich stimmig - und insofern gerecht. Das gilt auch, wenn man die Verteilungswirkungen in den Blick nimmt: Zwar profitiert in absoluten Zahlen derjenige am meisten, der am meisten verdient. Aber es ist derjenige, der ansonsten am meisten von der "kalten Progression" betroffen wäre. Relativ gesehen - also im Vergleich zum eigenen Einkommen - profitieren sogar Niedrigverdiener mehr von den Korrekturen im Steuerrecht. So dürfte ein Single mit einem Einkommen von 20.000 Euro um gut fünf Prozent weniger zahlen, ein Single mit einem Einkommen von 100.000 Euro um 1,5 Prozent. Doch natürlich ist auch ein anderer Blick auf die Steuerpläne denkbar. Ausgehend von der Summe von zehn Milliarden Euro, auf die Bund, Länder und Kommunen nach Einschätzung von Lindner verzichten müssen, lässt sich die Frage stellen: Wie würde eine möglichst gerechte Verteilung aussehen, wenn diese zehn Milliarden Euro auf der Ausgabenseite zur Verfügung stünden?Nun ist es so, dass ärmere Haushalte derzeit am meisten unter den Preissteigerungen leiden. So ist der Anteil der Ausgaben für Strom und Wärme bei ihnen deutlich höher als bei reicheren Haushalten. Dementsprechend sollte sich die staatliche Unterstützung stärker auf die ärmeren Haushalte konzentrieren, fordern SPD, Grüne, Linke und Wohlfahrtsverbände. Gerecht - das würde in dieser Argumentation bedeuten, dass derjenige, der mehr Hilfe benötigt, mehr Geld vom Staat bekommt. Zum Beispiel über direkte Zuschüsse. Dafür sprechen sich auch zahlreiche Ökonomen aus. Das Problem ist: Gerechtigkeit im Steuersystem und Gerechtigkeit bei Verteilungsfragen sind nicht objektiv feststellbar. Es handelt sich vielmehr um Wertentscheidungen. Wer auf die Korrekturen im Steuertarif zugunsten von direkten Zuschüssen an besonders Bedürftige verzichten will, sollte ehrlicherweise zugeben, dass dies eine indirekte Steuererhöhung darstellen würde. Wer umgekehrt auf die - in sich stimmigen - Maßnahmen zur Bekämpfung der Kalten Progression pocht, muss ebenso ehrlich zugeben, dass die Mittel für direkte Zuschüsse begrenzt sind.Hinweis: In einer früheren Version des Beitrags hieß es, eine Erhöhung des Grundfreibetrags habe, je nach Höhe des Einkommens, eine unterschiedliche Wirkung. Das trifft nicht zu: Eine Erhöhung des Grundfreibetrags wirkt sich für alle Steuerzahler gleich aus. Wir bitten das Versehen zu entschuldigen.
3innenpolitik
Lokomotivführer Enrico Grudnick ist mit seinem Güterzug auf dem Weg von Hamburg nach Dresden. Immer wieder stehen Signale auf Rot und er muss warten, immer wieder muss der schwere Güterzug auf ein Abstellgleis, um schnellere Züge vorbeizulassen. "Das Verkehrsaufkommen ist so viel größer geworden. Bloß an der Infrastruktur ist nichts passiert", sagt Grudnick. Ein paar Tage später am Hamburger Hauptbahnhof: die Bahnsteige voller wartender Menschen, die Anzeigetafeln voller Verspätungsmeldungen. Ein anderes Bild, aber der gleiche Grund: Das Schienennetz ist vielerorts überlastet. Im Juli lag die Pünktlichkeit von Fernzügen deutschlandweit bei nicht einmal 60 Prozent.Dabei sind die Ziele der Ampel-Regierung im Hinblick auf die Bahn ehrgeizig: Sie will den Anteil der Schiene am Güterverkehr bis 2030 von rund 18 Prozent (im Jahr 2020) auf 25 Prozent steigern und die Verkehrsleistung im Personenverkehr verdoppeln. So steht es im Koalitionsvertrag. Ziele, die laut Experten schon jetzt nicht mehr erreichbar sind. Auch das 9-Euro-Ticket hat gezeigt: Die Eisenbahnen sind vielerorts mit dem höheren Verkehrsaufkommen deutlich überlastet.Ein Grund: Jahrelang ist zu wenig Geld ins Netz geflossen. Der Investitionsstau bei der Infrastruktur der Bahn ist riesig. Rund 60 Milliarden Euro müssten laut DB ausgegeben werden, um alle Probleme im Netz zu beheben, die sich über die vergangenen Jahre angesammelt haben. Der Zustand von Strecken und Gleisen wurde über viele Jahre vernachlässigt, sagt Bahnexperte Christian Böttger: "Jetzt haben wir einen Punkt erreicht, wo man mehr Geld reinstecken muss. Und die Bauarbeiten bedeuten dann eben auch zugleich immer stärkere Sperrungen und damit eben weitere Verzögerungen." Ein zweiter wesentlicher Grund für Verspätungen sind zu wenig Gleise. An vielen Stellen im Netz wurde jahrelang versäumt, ausreichend neue Gleise zu bauen. Aktuell verzögern also überfällige Reparaturen den Verkehr - und gleichzeitig lässt der Bau neuer Gleise weiter auf sich warten. Die Folge: Das deutsche Schienennetz kommt gerade an viel befahrenen Strecken an seine Grenzen. Und das liegt nicht allein an zu geringen Investitionen, sondern auch daran, dass Bauvorhaben immer wieder an den Widerständen der Bevölkerung scheitern oder durch diese massiv in die Länge gezogen werden. Ein Beispiel ist die Strecke zwischen Hamburg und Hannover. Seit Jahrzehnten wird versucht, die Zahl der Züge zwischen den beiden Städten deutlich zu erhöhen. Die ursprüngliche Neubau-Variante, die sogenannte "Y-Trasse", war als ICE-Trasse von Hannover nach Hamburg und Bremen gedacht, scheiterte aber an Protesten aus der Bevölkerung. 2015 einigte sich dann das "Dialogforum Schiene Nord", ein Zusammenschluss unter anderem aus Kommunen, dem Land, dem Bund und der Bahn, auf die sogenannte "Alpha-E-Variante": Die heutigen Strecken sollten danach lediglich modernisiert und etwas ausgebaut werden, unter anderem mit einem weiteren Gleis zwischen Lüneburg und Uelzen.Aber schon 2016 stellte ein Bundesgutachter fest, dass diese Variante nicht ausreicht, weil auf der Trasse mehr Kapazität benötigt wird. Deshalb folgte darauf das Projekt "Optimiertes Alpha-E plus Bremen". Diese Variante geht über die Einigung von 2015 hinaus. Denn für das Projekt sind laut DB zwei zusätzliche Gleise zwischen Stelle bei Hamburg und Celle notwendig.Dafür prüft die Bahn aktuell drei verschiedene Optionen: Eine Option wäre, die neuen Gleise direkt entlang der bestehenden Strecke zu bauen, die durch diverse Städte und Orte führt. Darüber hinaus könnte die Strecke auch an einzelnen Orten vorbeigeführt werden. Eine andere Möglichkeit wäre, eine Neubautrasse abseits der bisherigen Gleise zu bauen, zum Beispiel entlang der Autobahn A7. Die Ergebnisse der Prüfung will die Bahn bis Ende des Jahres vorlegen. Wann auf der Strecke tatsächlich etwas passiert, ist allerdings völlig offen. Gegen jede der Streckenvarianten gibt es Widerstand aus der Bevölkerung. Schon längst sprechen nicht mehr alle von der gleichen Variante, wenn es um den Streckenausbau zwischen Hamburg und Hannover geht. In einigen angrenzenden Gemeinden beziehen sich Landräte und Bürgermeister noch immer auf den Kompromiss von 2015, dringen also darauf, die ursprüngliche Alpha-E Variante umzusetzen. Auch Niedersachsens Verkehrsminister Bernd Althusmann fordert das aktuell im Wahlkampf. Und das, obwohl klar ist, dass die ursprüngliche "Alpha-E-Variante" für das Bundesverkehrsministerium schon seit Jahren vom Tisch ist. Das bestätigt der Schienenbeauftrage der Bundesregierung Michael Theurer (FDP). Stattdessen sei das "Optimierte Alpha E Plus" durch einen Bundestagsbeschluss in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen worden: "Das ist gültiges oder geltendes Bundesgesetz." Die Strecke zwischen Hamburg und Hannover ist nur ein Beispiel dafür, wie langwierig und kompliziert Bauvorhaben der Bahn sind. Doch genau auf den schnellen Bau von mehr Gleisen käme es an, wenn auch nur annähernd das erreicht werden soll, was die Bundesregierung im Koalitionsvertrag angekündigt hat. FDP-Mann Theurer im Bundesverkehrsministerium verweist darauf, dass man in das Schienennetz investieren wolle. Mehr Geld also soll der Bahn aus dem Chaos helfen. Damit die Menschen "die Uhr wieder nach der Bahn stellen können", wie Verkehrsminister Volker Wissing unlängst ankündigte, braucht es aber auch den politischen Willen, neue Bahntrassen schnell zu bauen - auch gegen Widerstände.Über dieses Thema berichtet das ARD-Magazin Panorama am Donnerstag, 8. September 2022, um 21.45 Uhr im Ersten.
5unternehmen
Die Suche nach geeigneten Auszubildenden gestaltet sich für deutsche Unternehmen offenbar so schwierig wie noch nie. Im vergangenen Jahr wuchs der Anteil der Firmen, die nicht alle offenen Lehrstellen besetzen konnten, auf 42 Prozent, wie eine aktuelle Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages unter rund 15.000 Unternehmen zeigt.  Beim Azubi-Mangel gebe es "ein Allzeithoch", kommentierte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks. "Nie war es schwieriger für die Betriebe, Azubis zu finden." Dies zeige, wie sehr die Corona-Pandemie die Lage am Ausbildungsmarkt nochmals verschärft habe. Zum Vergleich: Im Jahr 2018 hatte der Anteil der Firmen noch bei 32 Prozent gelegen. Die Industrie verzeichnete ohne die Bauindustrie einen besonders starken Zuwachs der Leerstellen von 33 auf 50 Prozent. Aber auch im Gastgewerbe (56 auf 67 Prozent) sowie in Transport und Logistik (40 auf 54 Prozent) bleiben immer mehr Lehrstellen frei. Lediglich bei den unternehmensorientierten Dienstleistungen ist die Lage im Vergleich zu 2018 zumindest unverändert geblieben (jeweils 26 Prozent). "Der Bedarf an beruflich Qualifizierten ist inzwischen höher als bei den Akademikern", sagte der DIHK-Experte.Der Grund für die unbesetzten Ausbildungsplätze sei vor allem, dass es immer häufiger gar keine Bewerbungen gibt. Das galt im vergangenen Jahr für 36 Prozent der Fälle, 2018 waren es 30 Prozent. Dass sich die Schere zwischen Ausbildungsangeboten und nachfragenden Jugendlichen noch weiter geöffnet hat, führt Dercks aber auch auf die Corona-bedingten Einschränkungen zurück: Denn dadurch seien Berufsorientierung, Berufsberatung und Ausbildungsplatzsuche deutlich schwerer geworden. Die Berufsberater der Arbeitsagenturen kamen nicht mehr in die Schulen, Ausbildungsmessen und Betriebspraktika mussten komplett abgesagt werden. "Das hat bei vielen Jugendlichen die Orientierungslosigkeit verstärkt", sagte Dercks. Den Unternehmen sei der hohe Stellenwert der Berufsorientierung bewusst. Sie und die Kammern hätten bereits während der Pandemie neue digitale Formate entwickelt, um die fehlenden Angebote von Schulen und Arbeitsagenturen bestmöglich abzufedern.Die Folgen des Azubimangels seien für viele Unternehmen schwerwiegend: Öffnungszeiten müssten reduziert, Aufträge abgelehnt und Leistungen ausgelagert werden. Es werde versucht, dem Nachwuchsmangel mit einer zunehmenden Digitalisierung Herr zu werden. Zudem spricht sich der DIHK angesichts der schwierigen Lage für eine leichtere Zuwanderung ein.Ein Unternehmen kann aber nicht über zu wenig Azubis klagen: Die Deutschen Bahn. So viele junge Menschen wie nie haben sich dort für das neue Ausbildungsjahr ab 1. September beworben. 115.000 Bewerbungen seien eingegangen und damit 15 Prozent mehr als vor zwei Jahren, sagte DB-Personalchef Martin Seiler: "Insgesamt 5200 Nachwuchskräfte sollen in diesem Jahr im DB-Konzern mit ihrer Ausbildung, ihrem Studium oder einer Qualifizierung beginnen. Das ist ein Rekord."Seiler sagte, verantwortlich für die gute Bilanz bei den Bewerbungen seien das "positive Arbeitgeberimage" der Bahn und eine "innovative und kreative Personalgewinnung". Die DB habe etwa bereits 2018 Anschreiben für Ausbildungsplätze abgeschafft, um die Bewerbung einfacher zu machen. Die Bahn bietet rund 50 Ausbildungsberufe und 25 duale Studiengänge an.
5unternehmen
Die rechtsextremistischen "Freien Sachsen" wollten kürzlich einen inszenierten Schauprozess gegen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck abhalten. In einem Video wurde eine Person in einem orangenen Overall und Handschellen in einem Lieferwagen gezeigt - Anspielungen auf Terrorverdächtige und Politiker-Entführungen. Auf dem Marktplatz in Heidenau sollte eine Habeck-Puppe wochenlang an einem Pranger stehen. Die für vergangenen Dienstag geplante Aktion wurde durch Behörden und Gerichte verboten. Doch sie hat den "Freien Sachsen" wieder einmal bundesweit Aufmerksamkeit beschert - die sie nun bald wieder nutzen könnten. Die rechtsextremistische Partei hat seit 2021 jeden Montag in ganz Sachsen zu sogenannten Spaziergängen gegen die Corona-Maßnahmen mobilisiert - und auch immer wieder Politiker regelrecht belagert. Geführt wird die Partei von Rechtsextremisten. Zeitweise demonstrierten Zehntausende, doch seit dem Frühjahr ließ das Interesse spürbar nach. Auch am vergangenen Dienstag in Heidenau war nur eine Handvoll Anhänger dem Aufruf gefolgt.Ob die "Freien Sachsen" im Herbst wieder den von ihnen erhofften Massenzulauf erreichen, ist nach Einschätzung des sächsischen Verfassungsschutzes offen: "Zumindest mit dem neuen Thema Energiekrise ist den rechtsextremistischen Akteuren bisher noch kein durchschlagender (Mobilisierungs-)Erfolg gelungen. Ob sie mit Mobilisierungsaktionen in den sozialen Medien wie der jüngsten, perspektivisch an frühere Erfolge anknüpfen können, bleibt abzuwarten."Anders als bei Corona haben "Querdenker" und Rechtsextreme beim Thema steigende Lebenshaltungskosten politische Konkurrenz. Zuletzt rief der Leipziger Linken-Bundestagsabgeordnete Sören Pellmann zu Montagsdemos auf. Er bezog sich auf die Massenproteste, bei denen 1989 zur Friedlichen Revolution oder auch wie 2004, als vor allem in Ostdeutschland viele Menschen gegen die Einführung von Hartz IV auf die Straße gegangen waren. Kritiker aus der Linken warnen nun vor einer Kooperation mit Rechtsaußen. "Die aktuellen Montagsdemonstranten und 'Spaziergänger' in Thüringen und Sachsen sind eine Mischung aus Pegidisten, Ausländerfeinden, Corona-Skeptikern und Putin-Verstehern, die auch mit russischer Fahne unterwegs sind", sagt Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linken) im Deutschlandfunk. "Mit solchen Menschen kann man nicht zusammen demonstrieren. Wir müssen einen Abstand zu Menschen einhalten, die die freiheitliche Gesellschaft ablehnen."Zu der Kritik sagt Sören Pellmann MDR exakt: "Also genau das haben wir nicht vor." Wenn er an die Montagsdemos von 1989 oder die Hartz IV-Demos in Leipzig denke, dann "war es ein großer zivilgesellschaftlicher Protest, wo es auch den klaren Konsens und eine klare Abgrenzung nach Rechtsaußen und gegen Rassist:innen gab. Dieser Konsens gilt auch bei den geplanten Protestaktionen in den Herbst hinein." Dabei sollen laut Pellmann Neonazis und Rechtsextreme ausgeschlossen werden. Noch sei offen, ob es im Herbst zu den diskutierten Massenprotesten komme. "Und es gibt auch keinen Automatismus, dass sie entstehen", sagt der Soziologe David Begrich vom Miteinander e.V. in Sachsen-Anhalt. "Wir sind in einer Vor-Situation, in der es zu einer Klärung einer gesellschaftlichen Konfliktlage kommt." Was im Herbst passiere, hänge stark davon ab, welche Entlastungen die Politik beschließe und ob demokratische Parteien und Gewerkschaften den Menschen zeitnah vermitteln können, dass sie ihre Interessen vertreten. Man dürfe das Feld nicht bis in den Herbst der extremen Rechten überlassen.Die Gewerkschaften fordern etwa gedeckelte Preise für einen Grundbedarf an Energie - und bereiten sich auf Streiks und Demonstrationen vor: "Im Moment ist ja noch Sommer", sagt die stellvertretende Vorsitzende des DGB Sachsen, Daniela Kolbe (SPD). "Das heißt, was wir derzeit machen, ist: Mit unserer Organisationskraft auf die Politik einwirken, dass erstens die Menschen entlastet werden, und dass das auch fair bezahlt wird." Die Übergewinnsteuer sei ein wichtiger Punkt. Doch sollte das nicht funktionieren, "dann finde ich, dass Protest angezeigt ist", so Kolbe. "Und als Gewerkschaften sind wir in der Lage zu mobilisieren."Dazu fühlt sich auch die AfD fähig: "Wir waren ja immer auf der Straße, seitdem es uns gibt", sagt der AfD-Fraktionsvorsitzende Oliver Kirchner aus Sachsen-Anhalt. "Und deswegen werden wir natürlich auch diese Proteste begleiten." Die AfD plane bereits konkrete Demos. Sie unterscheide sich in ihren Forderungen von beispielweise der Linken: "Wir wollen die Sanktionen beenden, weil diese Sanktionen unsere Bürger mehr treffen als die russische Regierung." Kirchner fordert, die Pipeline Nord Stream 2 zu öffnen, damit sei das Problem gelöst."Wir stellen seit Wochen fest, dass auf den sozialen Plattformen mit Podcasts und Beiträgen vor allem durch den rechtsextremistischen Bereich Stimmung gemacht wird", sagt der Präsident des Verfassungsschutzes Thüringen, Stephan Kramer. "In Thüringen, wo der AfD-Landesverband als erwiesen rechtsextremistisch eingestuft ist, mischt auch die AfD, neben beispielsweise der Identitären Bewegung, Ein Prozent (Verdachtsfall) und den bekannten Neurechten, ganz vorn mit, um Stimmung gegen den Staat und die Demokratie zu machen. Konkretes Ziel ist dabei beispielsweise ein 'echter Protestherbst' mit 'Faeser, Baerbock und Co. in Angst'." Kramer warnt, dass Extremisten - dazu gehörten nicht nur Akteure von Rechtsaußen, sondern etwa auch ausländische Akteure wie Staaten oder Islamisten - wieder versuchen würden, die Sorgen, Ängste oder auch Wut der Menschen aufzunehmen und diese für eigene Ziele zu missbrauchen. "Wenn dies gelingt, dürfen wir mit einem Szenario, mit gewalttätigen Auseinandersetzungen und konkreten Gewalttaten gegen Personen und Sachen sehr wohl rechnen." Der Thüringer Verfassungsschutzchef sieht die Politik in der Pflicht: "Das Vertrauen der Bevölkerung in die staatlichen Institutionen und Behörden wird meines Erachtens entscheidend dafür sein, ob der soziale Frieden erhalten bleibt und wir diese Krise gemeinsam bewältigen."
3innenpolitik
Innerhalb von etwa neun Sekunden fielen die Zwillingstürme in Noida - einem Vorort der indischen Hauptstadt Neu Delhi - unter dem Jubel von Zuschauern in sich zusammen. Indische Behörden haben die beiden etwa 100 Meter hohen Hochhäuser sprengen lassen. Nach der Sprengung stieg über Neu Delhi eine riesige Staubwolke auf. Die Zerstörung hatte das Höchste Gericht vor einem Jahr angeordnet, weil der private Bauunternehmer bei den Wohnhäusern Bauvorschriften verletzt hatte. Das Gericht ordnete damals auch an, gegen Behördenmitarbeiter vorzugehen, die die Gebäudepläne akzeptiert hatten. Die Käufer der Wohnungen sollten zudem entschädigt werden. "Die beiden neuen Türme haben alles blockiert - unsere Luft und unser Sonnenlicht", sagte der Anwohner Uday Bhan Singh Teotia der Nachrichtenagentur AFP. Seine Klage gegen Supertech, einen der privaten Bauträger, hatte die Abrissverfügung herbeigeführt. In den jeweils 32 und 29 Etagen hohen Gebäuden waren insgesamt fast 1000 Wohnungen untergebracht. Sie wurden jedoch aufgrund der jahrelangen Rechtsstreitigkeiten nie bewohnt. Der Streit um die Gebäude ging bis vor Indiens Oberstes Gericht. Indische Medien bezeichneten die beiden Hochhäuser auch als "Twin Towers". An der Sprengaktion waren Experten mehrerer Länder beteiligt. Die kontrollierte Sprengung mit 3700 Kilogramm Sprengstoff sei Indiens bisher größte dieser Art, berichteten lokale Medien. Das Spektakel wurde live im Fernsehen übertragen. Mehrere Tausend Bewohnerinnen und Bewohner von umliegenden Gebäuden wurden aufgefordert, ihr Zuhause zu verlassen. Sie sollten unter anderem auch Gemälde abhängen und Fenster geschlossen lassen. Umliegende Gebäude wurden im Vorfeld mit einem speziellen Stoff bedeckt, der sie vor Staub schützen sollte. Vor der Explosion seien auch frei herumlaufende Hunde und Kühe weggebracht worden, berichteten örtliche Medien. Während der Sprengung gab es zeitweise ein Flugverbot in der Gegend und auch der Verkehr wurde eingeschränkt. Indien ist die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft der Welt. Das südasiatische Land erlebte in den vergangenen 20 Jahren einen Bauboom, der auch zu einem Korruptionsgeflecht von Politikern, Behördenvertretern und Bauunternehmern führte. Der Abriss von Wohngebäuden ist in Indien eine Seltenheit. Oft lassen Bauherren die Projekte halbfertig zurück, wenn sie gegen die Gesetze verstoßen haben. In Noida und Greater Noida wurden Schätzungen zufolge mehr als 100 Hochhäuser von Bauträgern aufgegeben, wodurch die Vororte teilweise wie Geisterstädte aussehen.
1asien
Seit Abschluss der Wartungsarbeiten strömt Netzdaten zufolge weiter kontinuierlich Gas durch die Pipeline Nord Stream 1. Wie aus Angaben der Betreibergesellschaft Nord Stream AG auf ihrer Webseite hervorgeht, wurden auch in der Nacht von Donnerstag auf Freitag sowie am frühen Morgen konstant knapp 29,3 Gigawattstunden pro Stunde geliefert. Das entspricht einer Lieferung von rund 700 Gigawattstunden pro Tag und etwa 40 Prozent der theoretisch möglichen Auslastung. Der Gasstrom liegt damit weiter auf dem Niveau vor Beginn der zehntägigen Wartungsarbeiten.Auch wenn Russland die Gaslieferungen nach Europa durch die Ostsee-Pipeline wieder aufgenommen hat, bereiten sich Regierung, Wirtschaft und Experten auf ein Fortdauern oder gar eine mögliche Verschärfung der Gaskrise vor. "Die 40 Prozent können uns nicht in Sicherheit wiegen", warnte Wirtschaftsminister Robert Habeck. "Deswegen ist es wichtig, immer wieder die politischen Instrumente nachzuschärfen." Habeck stellte am Donnerstag ein Maßnahmenpaket für eine größere Energiesicherheit vor. Angesichts unsicherer russischer Lieferungen soll so die Vorsorge für den Winter verstärkt werden. Der Winter komme erst noch, und auch der folgende Winter werde Herausforderungen bringen. Das Energiesparpaket beinhaltet höhere Füllstände der Gasspeicher und Sparmaßnahmen sowohl für private Verbraucher als auch für Unternehmen. "Der Gasverbrauch muss weiter runter, die Speicher müssen voll werden. Daran sollten wir mit vereinten Kräften arbeiten", sagte Habeck.Die Speicherstände der Gasspeicher sollen gegenüber den bisherigen Vorgaben um fünf Prozentpunkte erhöht werden - zum 1. September auf 75 Prozent, zum 1. Oktober auf 85 Prozent und zum 1. November auf 95 Prozent. Damit solle verhindert werden, dass aus den 23 Speichern in Deutschland Gas verkauft werde. Per Verordnung will Habeck Unternehmen zum Energiesparen verpflichten. So sollen etwa Räume, in denen sich Menschen nicht länger aufhalten - wie Flure oder Eingangsfoyers - im Winter nicht geheizt werden.  Darüber hinaus sollen möglichst alle Eigentümer und Eigentümerinnen bis zum Ablauf der übernächsten Heizperiode 2023/24 einen Heizungscheck von Gasheizungen vornehmen. Alle Eigentümer von Gebäuden mit zentraler Wärmeversorgung - also in der Regel Mehrfamilienhäuser - sollen laut Ministerium außerdem einen hydraulischen Abgleich machen, wenn sie es nicht schon in den letzten Jahren getan haben. Dafür soll die Eigentümer die Kosten tragen. Zur Sicherung der Versorgung will der Wirtschaftsminister auch Braunkohle-Kraftwerke wieder ans Netz holen. Ab dem 1. Oktober werde neben der Steinkohle auch die Braunkohlereserve aktiviert, kündigte der Grünen-Politiker an. Die betreffenden Braunkohlekraftwerke könnten dann an den Strommarkt zurückkehren und Erdgaskraftwerke ersetzen. Habecks Ministerium verwies darauf, dass sich das Vorgehen bei den Energieeinsparungen in das Bestreben der EU-Kommission einreihe, den Energieverbrauch zu reduzieren. Demnach sollen die Mitgliedsstaaten ihre Gasnachfrage bis März freiwillig um 15 Prozent senken. Nach jetzigem Stand werde Deutschland weniger als die Hälfte erreichen. Mit dem Sparpaket wolle man die Vorgabe erreichen.
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Der FC Bayern feierte am Freitagabend (30.09.2022) zum Auftakt des 8. Spieltags einen 4:0-Erfolg gegen Bayer Leverkusen und schoss sich aus der Krise. Mit dem Sieg verkürzte der Rekordmeister (15 Punkte) den Rückstand auf Überraschungs-Tabellenführer Union Berlin (17) zumindest vorübergehend auf zwei Punkte. Die Leverkusener, die dem Münchner Angriffsdrang im ersten Durchgang nichts entgegensetzen konnten, stecken weiter mit nur einem Sieg aus acht Spielen im Tabellenkeller fest.Leroy Sané brachte die Münchner mit seinem Führungstreffer (3. Minute) früh auf Kurs, nach scharfer Hereingabe von Jamal Musiala. Das 2:0 besorgte Musiala dann selbst, mit einem Schuss ins kurze Eck (17.). Kurz vor der Pause legte Bayerns Jungstar auch den dritten Treffer auf, Sadio Mané (39.) überwand Leverkusens Keeper Lukas Hradecky mit einem platzierten Schuss von der Strafraumgrenze. Thomas Müller (84.) sorgte für den 4:0-Endstand, nachdem Bayer-Keeper Hradecky beim Abspiel weggerutscht war und Müller den Ball serviert hatte - dies passte zu einem völlig verkorksten Abend aus Leverkusener Sicht. Bayern-Coach Julian Nagelsmann hatte nach den enttäuschenden Ergebnissen der vergangenen Wochen angekündigt, nicht "alles umkrempeln" zu wollen. Er hielt an System und Stil fest, in der Startelf standen in Benjamin Pavard und Marcel Sabitzer nur zwei Neue. Auch der zuletzt glücklose Mané bekam weiter das Vertrauen. Die Münchner übernahmen von Beginn an die Kontrolle, zeigten vor 75.000 Zuschauern und ausverkauftem Haus wieder die zuletzt vermisste, gnadenlose Effizienz im Abschluss. Schon nach 150 Sekunden vollstreckte Sané nach Zuspiel von Musiala kühl aus kurzer Distanz. Dem Treffer zum 2:0 ging ein Doppelpass zwischen Musiala und Müller voraus, Hradecky wurde vom Schuss des Jung-Nationalspielers ins kurze Eck überrumpelt.Im Anschluss durfte auch Mané, zuletzt das Sorgenkind in der Münchner Offensive, seinen Befreiungsschlag feiern: Nach seinem erlösenden Tor, das Nagelsmann per Doppel-Faust bejubelte, sank der Senegalese dankbar auf die Knie und küsste den Rasen. Nach der Pause durfte Mané erneut jubeln. Doch weil vor seinem Treffer zum vermeintlichen 4:0 (56.) Matthijs de Ligt im Kopfballduell den Leverkusener Odilon Kossounou am Hinterkopf getroffen hatte, wurde das Tor nach Videobeweis zurückgenommen - eine umstrittene Entscheidung. Leverkusens Versuche, das Spiel ausgeglichener zu gestalten, blieben wirkungslos. Der eingewechselte Amine Adli (64.) hatte bei einem Konter nach einer Bayern-Ecke die seltene Gelegenheit, das Ergebnis aus Gäste-Sicht etwas erträglicher zu gestalten. Doch Manuel Neuer parierte stark. Nagelsmann konnte es sich im Anschluss leisten, Kräfte zu schonen. Mit Leon Goretzka und Serge Gnabry bekamen nach einer guten Stunde auch die beiden Profis Spielpraxis, die aktuell am nächsten an der Stammelf sind. Als Musiala ausgewechselt wurde, erhoben sich die Fans von ihren Sitzen (81.). Kritik vom eigenen Anhang musste sich dafür Ehrenpräsident Uli Hoeneß gefallen lassen. Hoeneß hatte in der Vorwoche den WM-Ausrichter Katar gegen aus seiner Sicht ungerechtfertigte Kritik verteidigt, dagegen protestierten die Fans in München auf Spruchbändern. Sowohl Bayern als auch Leverkusen haben nun zunächst Champions-League-Aufgaben vor der Brust. Der Rekordmeister aus München empfängt am kommenden Dienstag (18.45 Uhr) Viktoria Pilsen, bevor es dann zum Liga-Gipfel bei Borussia Dortmund kommt (Samstag, 18.30 Uhr). Bayer Leverkusen tritt am kommenden Dienstag in der Königsklasse beim FC Porto an (21.00 Uhr). In der Bundesliga empfängt Bayer Leverkusen am 9. Spieltag den FC Schalke 04 (Samstag, 15.30 Uhr).Quelle: sportschau.de
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Die elfjährige Karoline ist vor allem von den steilen Straßen von San Francisco und der Cable Car fasziniert - einer Straßenbahn, die von Stahlseilen gezogen wird. "Wir sind mit einem Cable Car gefahren. Das war sehr cool, weil man ging immer bergauf, dann wieder gerade, dann bergauf und dann plötzlich runter", erzählt sie begeistert. Und ihre neunjährige Schwester Laura meint: "Ich finde es hier schön, weil es so viel Natur gibt."Eigentlich wollte Familie Schmidt schon von vor zwei Jahren den Westen der USA besuchen. Doch die Pandemie hat die Urlaubspläne damals zunichte gemacht. Jetzt muss die vierköpfige Familie aus Berlin feststellen, dass vieles in den USA deutlich teurer ist als in der Heimat."Wir haben die meisten Eintrittskarten für Sachen wie Aquarium oder auch Universal Studios vorher gebucht", erzählt Richard Schmidt. "Da fällt man schon mal tot um, wenn man die Preise sieht." Normale Tickets für vier Leute hätten 450 Dollar gekostet, sogenannte Express-Tickets sogar fast eintausend Dollar. "Ich würde sagen, das ist ein stolzer Eintrittspreis, bei dem man nicht zweimal nachdenken darf."Besonders überrascht war Ehefrau Anna von den Preisen in San Francisco. Dort habe die Familie nahe der Touristenmeile Fisherman's Wharf Kaffee, Milchschokolade und ein paar Croissants gekauft - für umgerechnet mehr als 90 Euro. Das sei der wahrscheinlich teuerste Kaffee gewesen, den sie jemals gekauft hätten, erzählt Anna.Was viele Touristen nicht wissen: Alle Preise werden in den USA ohne Mehrwertsteuer angezeigt. Die beträgt je nach Stadt oder Bezirk nochmals gut 20 Prozent. Hinzu kommt das Trinkgeld, auf das gerade Angestellte in der Gastronomie angewiesen sind. Zwischen 15 und 20 Prozent sollte man hier nochmals draufschlagen. "Als wir in Stanford waren, haben wir in einem Café zwei Drinks für die Kids gekauft, einen Kaffee für meine Frau und ein Stück Kuchen für mich. Das waren dann 36 Dollar, das entspricht ungefähr 36 Euro", sagt Richard Schmidt und stellt ernüchtert fest: "Da kriegt man ja schon fast ein Mittagessen für die halbe Familie oder ganze Familie in Deutschland für."Aber nicht nur der Euro hat deutlich an Wert verloren. In den großen kalifornischen Metropolen wie San Francisco und Los Angeles sind wegen der großen Inlandsnachfrage und Personalengpässen auch die Hotelzimmer deutlich teurer geworden. Jetzt - in der Hochsaison - bezahlt man für ein Standardzimmer 500 Dollar pro Nacht. Anna Schmidt hat allerdings Alternativen gefunden: "Ich habe verschiedene Glamping-Plätze ausfindig gemacht, wo man zum Teil eben auch nicht so teuer - also nicht so zu Hotelpreisen - unterkommen kann." Und wenn man früh genug buche, finde man auch romantische Unterkünfte wie Blockhütten oder Zelte für recht günstiges Geld, die man sich leisten könne.Positiv überrascht waren die Schmidts von den Benzinpreisen. Obwohl sich die Kalifornier seit Wochen über Rekordpreise aufregen, ist Tanken - verglichen mit Deutschland - hier immer noch vergleichsweise günstig. Umgerechnet rund 1,50 Euro bezahlt man hier für den Liter Normalbenzin. Alle anderen Preise seien zwar irre, meint Schmidt - trotzdem würde er sich wieder für einen Kalifornien-Urlaub entscheiden:"Die Weite des Landes ist immer wieder beeindruckend und überraschend", schwärmt er. "Und als wir in den Park gefahren sind, waren wir so geflasht, dass sich alleine deswegen die Reise schon gelohnt hat. Diese Art von steilen Bergen, tiefen Tälern, klaren Flüssen - das haben wir in Europa noch nirgends so gesehen."
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US-Präsident Joe Biden ist zu seiner ersten Nahost-Reise als Staatschef in Israel eingetroffen und hat dem Land die anhaltende Unterstützung der USA zugesichert. Die Unterstützung für die Sicherheit Israels sei "unerschütterlich", betonte Biden nach der Landung in Tel Aviv. "Die Beziehungen sind tiefer und stärker als je zuvor."Israels Präsident Izchak Herzog und Ministerpräsident Jair Lapid begrüßten Biden mit einer feierlichen Zeremonie: "Heute weht der Wind des Friedens von Nordafrika über das Mittelmeer bis zum Golf", sagte Herzog in seiner Begrüßungsrede. Bei Bidens Besuch solle aber auch die Bedrohung besprochen werden, die vom Iran und dessen Verbündeten für Israel und seine Nachbarn ausgehe. Biden sei sein Leben lang ein "wahrer Freund und überzeugter Unterstützer Israels und des jüdischen Volkes" gewesen, sagte er. Lapid kündigte Gespräche über eine "neue Sicherheits- und Wirtschaftsarchitektur" im Nahen Osten an. Dabei soll es auch um das Abraham-Abkommen gehen, in dessen Rahmen einige arabische Länder diplomatische Beziehungen mit Israel aufgenommen haben. Biden will Ende der Woche nach Saudi-Arabien weiterreisen. Ein Beitritt Saudi-Arabiens zu dem Abkommen gilt derzeit als unwahrscheinlich, es gibt aber Spekulationen, dass Israel und die Golfmonarchie ihre militärische Zusammenarbeit verstärken könnten. Der US-Präsident betonte in seiner Rede die Bedeutung des Kampfes gegen den Antisemitismus. "Wir setzen unsere gemeinsame und nie endende Arbeit fort, um das Gift des Antisemitismus zu bekämpfen - egal, wo er sein hässliches Gesicht zeigt." Man dürfe die Lektionen der Geschichte niemals vergessen. "Wir halten uns an das Versprechen, dass sich der Holocaust nie wiederholen darf."Im Anschluss ließ er sich das Raketenabwehrsystem "Iron Dome" zeigen und besuchte die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, wo er auch zwei Überlebende der Shoa traf. Im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern sprach sich Biden erneut für eine Zwei-Staaten-Lösung aus. Er wisse, dass sich diese Lösung derzeit nicht abzeichne - seiner Überzeugung nach bleibe sie aber der beste Weg, um Israelis und Palästinensern gleichermaßen Wohlstand und Demokratie zu bringen. Ministerpräsident Lapid hatte vergangene Woche mit dem Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas telefoniert - es war das erste direkte Gespräch zwischen Abbas und einem israelischen Regierungschef seit Jahren. Bidens Sicherheitsberater Jake Sullivan nannte dies "ermutigend", beide Seiten sollten darauf aufbauen. Formelle Vorschläge für eine neue Friedensinitiative werde Biden aber nicht machen. Am Freitag wollen der US-Präsident und Abbas im Westjordanland zusammentreffen. Dass es im seit 2014 brachliegenden Friedensprozess durch Bidens Besuch einen Fortschritt geben könnte, wird aber nicht erwartet. Ebenfalls am Freitag will Biden weiter nach Saudi-Arabien reisen. In Dschiddah will er mit der Führung des Königreichs zusammenkommen und an einem Gipfel des Golf-Kooperationsrats teilnehmen. Biden steht in den USA wegen der stark gestiegenen Spritpreise enorm unter Druck - und das knapp vier Monate vor den wichtigen Kongresswahlen. Saudi-Arabien ist einer der größten Ölproduzenten weltweit. Vorwürfe, er würde mit seiner Reise nun Menschenrechte dem Verlangen nach billigerem Öl unterordnen, weist Biden zurück. Im Wahlkampf 2019 hatte Biden versprochen, die Führung in Riad für den Mord an dem regierungskritischen saudischen Journalisten Jamal Khashoggi zur Verantwortung zu ziehen. Khashoggi war im Herbst 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul von einem Killerkommando getötet worden. US-Geheimdienste machen den saudischen Kronprinzen Mohammad bin Salman - den faktischen Herrscher des Königreichs - dafür verantwortlich.
1asien
Durch Schüsse während einer Parade zum Unabhängigkeitstag der USA sind in der Nähe von Chicago mindestens sechs Menschen getötet worden. Ein Polizeisprecher sagte, 24 Menschen seien nach der Tat in Highland Park im Bundesstaat Illinois in Krankenhäuser gebracht worden. Der Schütze sei zunächst nicht gefasst worden. Erst Stunden nach den tödlichen Schüssen gelang es den Ermittlern, einen Verdächtigen zu identifizieren. Der 22-Jährige sei flüchtig, teilte die Polizei am Montagabend (Ortszeit) mit. Er gelte als bewaffnet und gefährlich, die Bevölkerung solle wachsam sein. US-Präsident Joe Biden sagte, er und seine Frau Jill seien "von sinnloser Schusswaffengewalt schockiert, die wieder einmal einer amerikanischen Gemeinde Trauer gebracht hat an diesem Unabhängigkeitstag". Er habe die Sicherheitsbehörden des Bundes angewiesen, die Polizei vor Ort bei der Fahndung zu unterstützen. Bürgermeisterin Nancy Rotering forderte die Menschen dazu auf, die Innenstadt zu meiden. Bei einer Pressekonferenz sprach sie von einer terroristischen Tat - das Ganze an einem Tag, an dem die Stadt eigentlich die Gemeinschaft und die Freiheit habe feiern wollen. Das Fest zum 4. Juli sei abgesagt worden, so Rotering mit.Die Verwaltung von Highland Park teilte mit: "Zahlreiche Polizeibeamte sind im Einsatz und haben die Innenstadt von Highland Park abgeriegelt." Auch das Büro des Sheriffs von Lake County schrieb auf Twitter: "Bleiben Sie dem Gebiet fern - lassen Sie die Polizei und die Ersthelfer ihre Arbeit machen." Hintergründe der Tat waren zunächst nicht bekannt. Miles Zaremski, ein Augenzeuge, sagte dem Sender CNN, er habe mehrere Verletzte und leblose Menschen gesehen, die auf dem Boden lagen. "Es war herzzerreißend." Zaremski sagte weiter, er habe rund 30 Knallgeräusche gehört. Menschen seien von der Parade geflohen. "Es war einfach chaotisch."Die USA haben seit langem mit einem riesigen Ausmaß an Waffengewalt zu kämpfen. Erst Ende Mai hatte ein 18 Jahre alter Schütze an einer Grundschule in Texas ein Massaker angerichtet. Er hatte in der Kleinstadt Uvalde 19 Kinder und 2 Lehrerinnen getötet, bevor er von der Polizei erschossen wurde. Die Bluttat hatte die Diskussion über schärfere Waffengesetze in den USA neu entfacht. Schusswaffen sind in den Vereinigten Staaten relativ leicht erhältlich.Der Kongressabgeordnete Brad Schneider, der an der Parade teilnehmen wollte, schrieb auf Twitter: "Mein Beileid an die Familie und die Angehörigen." Er verpflichte sich, alles zu tun, "um unsere Kinder, unsere Städte und unser Land sicherer zu machen. Genug ist genug!" Mit Informationen von Steffen Wurzel, ARD-Studio Washington
0amerika
Das DBB-Team unterlag am Freitagabend (16.09.2022) mit 91:96 (51:46) gegen Spanien und spielt nun am Sonntag gegen Polen um Platz drei."Das hätten wir auf jeden Fall gewinnen können. Wir haben uns um die Position gebracht. Die Spanier waren echt tough und haben sehr gut gespielt", sagte Dennis Schröder, der mit 30 Punkten eine beeindruckende Performance bot. "Das Turnier ist nicht vorbei, wir haben noch ein Spiel." Die Option auf eine Medaille sei noch da. Auch Zuschauer und Turnierbotschafter Nowitzki richtete per Twitter direkt aus: "Kopf nicht hängen lassen, Jungs! Holt Euch Bronze!"Im ersten Viertel zeichnete sich ab, was alle ohnehin erwartet hatten: Es würde eine sehr intensive Partie werden. Die Deutschen konnten sich offensiv auf ihren Anführer Schröder verlassen, der ein ums andere Mal erfolgreich zum Korb zog. Dass die Spanier um ihren besten Scorer Willy Hernangomez hinten raus etwas stärker waren, führte zu einem 21:27-Rückstand des DBB, den Maodo Lo aber mit einem spektakulären "Buzzerbeater" nochmal auf 24:27 verkürzen konnte.Das zweite Viertel begann so gar nicht nach den Vorstellungen von Bundestrainer Gordon Herbert, der nach zwei erfolgreichen Dreiern der Spanier und diversen vergebenen deutschen Gelegenheiten beim 24:33 eine Auszeit nahm. Das half, aber auch, weil Schröder wieder zurück aufs Feld kam und den deutschen Angriff wieder in die Spur brachte.Auch defensiv gelang dem DBB nun der ein oder andere Steal und Herberts Team war zurück im Spiel. Und wie: Zur Halbzeit stand ein 51:46 aus deutscher Sicht auf der Anzeigetafel in Berlin. Genau wie 19 Schröder-Punkte und fünf Assists. In das dritte Viertel startete das DBB-Team erneut ein wenig zu fehlerbehaftet, zeigte aber nach kurzer Schwächephase und einigen leichten Ballverlusten dann wieder leidenschaftliche Defensivarbeit - gerade Nick Weiler-Babb arbeitete unermüdlich. Das zeigte bei den Iberern Wirkung: Die Spanier trafen auch ihre wenigen offenen Würfe nicht mehr, die Deutschen holten sich wichtige Offensiv-Rebounds und hatten eben auch mit Schröder den überragenden Akteur auf dem Parkett. Aus einem 57:61 aus deutscher Sicht wurde so ein 71:61, zwei späte Treffer der Spanier verkürzten, es ging mit 71:65 ins Schlussviertel.Spanien zeigte nun aber all seine Cleverness, blieb ruhig und glich beim 77:77 wieder aus. Lorenzo Brown brachte es auf 29 Zähler und sechs Assists, aber es war in dieser Phase vor allem Alberto Diaz, der Rebounds holte, Fouls zog und selbst traf. Zudem zeigte das deutsche Team nun Nerven: Die Würfe wollten nicht mehr fallen, Franz Wagner und Weiler-Babb verfehlten ihre Drei-Punkte-Würfe, Weiler-Babb trat mit dem Ball ins Aus. Die Felle schwammen davon, selbst beste Wurfgelegenheiten blieben ungenutzt. Ein Dreier aus höchster Bedrängnis von Andreas Obst sorgte nochmal für etwas Hoffnung, doch das 83:88 kam 33 Sekunden vor Spielende zu spät. Die Iberer blieben von der Freiwurflinie souverän und brachten das Spiel knapp nach Hause. Spanien trifft nun im Finale auf die Franzosen, die den Polen am späten Nachmittag keine Chance gelassen hatten.Quelle: sportschau.de
4sportschau
Nach mehr als zweijähriger Schließung wegen der Corona-Pandemie öffnet der überwiegende Teil der philippinischen Schulen wieder für den Präsenzunterricht. Wegen der Pandemie waren sie im März 2020 geschlossen worden, von da an fand in dem Inselstaat in Südostasien nur noch Online-Unterricht statt. In kaum einem anderen Land waren die Schulen wegen der Corona-Pandemie so lange geschlossen. Mitte November 2021 hatten im Rahmen eines Pilotversuchs 100 der mehr als 61.000 öffentlichen Schulen für zwei Monate geöffnet. Sie befanden sich an abgelegenen Orten und durften eingeschränkten Präsenzunterricht anbieten. Viele Schulkinder müssen eine Menge aufholen. Schon vor der Pandemie konnten neun von zehn Kindern auf den Philippinen mit zehn Jahren noch keinen einfachen Text lesen und verstehen, wie es in einem kürzlich veröffentlichten Bericht der Weltbank und anderer Organisationen hieß. Nur in zehn anderen Ländern ist die Situation schlimmer, darunter in Afghanistan, Laos, im Tschad und im Jemen. Die Corona-Pandemie hat die Armut vieler philippinischer Familien noch verschlimmert. Millionen Eltern wissen nicht, wie sie den Schulbesuch ihrer Kinder bezahlen sollen. Die Regierung kündigte daher finanzielle Hilfen von bis zu 4000 Pesos (knapp 71 Euro) an. Die Philippinen wurden von der Corona-Pandemie schwer getroffen. Der damalige Präsident Rodrigo Duterte verhängte einen der längsten Corona-Lockdowns weltweit.
1asien
Das US-Repräsentantenhaus will eine zentrale Stelle im Pentagon einrichten, an der alle Infos über geheimnisvolle Sichtungen am Himmel gesammelt werden. Mit dem internen Meldesystem soll es zum Beispiel US-Militärangehörigen einfacher gemacht werden, solche Phänomene am Himmel zu melden - ohne, dass diese Ärger wegen möglichen Geheimnisverrats riskieren.Sichtungen von nicht erklärbaren Himmelsphänomenen - angeblichen Ufos - haben in den USA in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Bei einer Parlamentsanhörung zum Thema hatten sich im Mai mehrere Abgeordnete darüber beschwert, dass das US-Militär bisher viele Infos und Aussagen über unerklärliche Himmelsphänomene zurückhalte. Hintergrund sind Geheimhaltungsvorschriften des Militärs, wegen denen zum Beispiel Pilotinnen und Piloten von Kampfjets ihre Beobachtungen bisher nicht ohne Weiteres öffentlich machen dürfen.Der für die Militärgeheimdienste zuständige Vizeverteidigungsminister Ronald Moultrie versprach bei der Anhörung im Mai Besserung. Und er wies auf ein Dilemma hin: "Einerseits wolle das US-Militär transparent sein gegenüber der Öffentlichkeit, andererseits müsse man gewisse militärische Informationen schützen - also geheim halten."Viele Experten vermuten schon seit Jahrzehnten, dass sich hinter vielen der vermeintlich unerklärbaren Himmelsphänomene neuartige Testflugzeuge, Raketen oder Drohnen des Militärs verbergen. Das jetzt geplante interne Meldesystem soll dem US-Parlament nun dabei helfen, sich eine Übersicht zu machen - über das, was wirklich vermeintlich unerklärbare Himmelsphänomene sind und über das, was einfach nur Tests des Militärs sind.  
0amerika
"Wir haben auch im Vereinssport ein bedeutsames Problem", machte Marc Allroggen bei seinem Vortrag deutlich. Der Kinder- und Jugendpsychiater von der Uniklinik Ulm ist einer der Projektleiter der Studie. Mehr als 4.000 Vereinsmitglieder haben sich an der Onlinebefragung beteiligt. Dabei haben 63 Prozent der Befragten angegeben, mindestens einmal im Sport psychische Gewalt erlebt zu haben.Darunter versteht das Team etwa bedroht, beschämt oder ausgegrenzt zu werden. Erfahrungen mit Belästigungen ohne Körperkontakt, also sexuellen Grenzverletzungen, haben ein Viertel der Vereinsmitglieder gemacht. Ein Fünftel hat angegeben, sexualisierte Gewalt mit Körperkontakt erfahren zu haben, also ungewollte Berührungen bis hin zu sexuellen Übergriffen.Die Breite des Sports ist betroffen, so Marc Allroggen: "Statistisch gesehen gibt es interpersonelle Gewalt in jedem Verein mit mindestens zwei Mitgliedern." Dass es sich bei bekannt gewordenen Gewalterfahrungen im Sport um sogenannte "alte Fälle" handelt, wie es in Diskussionen oft heiße, sei mit der Studie zweifelsfrei ausgeräumt, erläuterte Bettina Rulofs, die die Studie gemeinsam mit Allroggen leitete. "Es ist ein aktuelles Problem", so die Sportsoziologin von der Sporthochschule Köln. Sie verweist darauf, dass Mitglieder unter 30 Jahren häufiger von Gewalterfahrungen im Verein betroffen waren als ältere Vereinsmitglieder. Bereits vor zehn Monaten hatte das Forschungsteam Zwischenergebnisse vorgestellt. Unter anderem dieses: Trotz aller Gewalterfahrungen, die die Betroffenen im Online-Fragebogen angegeben haben, bewerten fast alle ihre Erlebnisse im Vereinssport dennoch als gut bis sehr gut.In dem jetzt veröffentlichten Abschlussbericht sind weitere Auswertungen der Daten eingeflossen. Etwa, dass die Betroffenen häufig mehrere Gewaltformen erfahren haben. Psychische Gewalt tritt demnach sehr häufig in Kombination mit körperlicher oder auch sexualisierter Gewalt auf.Auch zum Stand der Präventionsmaßnahmen in den regionalen Verbänden, also in den Stadt- und Kreisverbänden und in den Landesverbänden der einzelnen Sportarten, gibt es neue Erkenntnisse: Selbst wenn es eine Ansprechperson für das Thema Gewalt im Sport gibt, ist diese für Betroffene zum Beispiel auf den Internetseiten der Organisation nicht zu finden und existiert für Suchende somit nicht.Auch bei der Frage was zu tun ist, wenn ein Fall bekannt wird "sehen wir deutliche Defizite", sagte Bettina Rulofs. "Hier gibt es noch zu wenig Aktivitäten in den Verbänden." Auf Ebene der Vereine brauche es eine systematische Risikoanalyse. Also Antworten auf die Frage: Wo könnte es in meinem Verein zu interpersoneller Gewalt kommen? Etwa in Bezug auf die Sprache und den Umgang miteinander oder spezielle räumliche Situationen beim Duschen oder Umziehen.Solche Analysen, um darauf aufbauend Schutzkonzepte zu erstellen, das könnten vor allem ehrenamtlich geführte Vereine nicht allein schaffen, ist Birgit Palzkill überzeugt. Die Beauftragte zum Schutz vor sexualisierter Gewalt im Sport des Landessportbundes NRW sieht daher die Notwendigkeit professioneller Unterstützung. Im Idealfall müsse jeder Kreis- und Stadtsportbund eine Fachkraft haben, die die Vereine in Fragen des Kinderschutzes und der Prävention von physischer, psychischer und sexualisierter Gewalt im Sport berät.Quelle: sportschau.de
4sportschau
Der Tropensturm "Noru" hat mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 Kilometern pro Stunde und heftigen Regenfällen auf den Philippinen schwere Schäden verursacht. Mindestens sechs Menschen kamen ums Leben. Weitere Tote werden befürchtet. Zeitweise wurde der Sturm von den Behörden als Supertaifun eingestuft. Der Gouverneur der Provinz Bulacan nördlich von Manila, Daniel Fernando, sagte, fünf Rettungskräfte seien in ihrem Boot von den Trümmern einer einstürzenden Mauer getroffen worden und ertrunken, als sie versucht hätten, Anwohner aus überschwemmtem Gebiet zu retten. Sie seien Helden und hätten versucht, ihre Landsleute vor der Katastrophe zu retten, sagte Fernando dem Radiosender DZMM. Die Polizei erklärte, ein Dorfbewohner in der Provinz sei ertrunken, nachdem er sich geweigert habe, sein Haus zu verlassen, das an einem Flussufer gelegen habe. Die Behörden versuchten zudem, einen weiteren Todesfall in Burdeos zu bestätigen und den Fall eines vermissten Bauern in einem überschwemmten Dorf in der Provinz Zambales im westlichen Teil von Luzon aufzuklären. Der bisher stärkste Taifun dieses Jahres in dem südostasiatischen Inselstaat war am Sonntag vor Einbruch der Dunkelheit in der Stadt Burdeos in der Provinz Quezon auf Land getroffen. Er schwächte sich über Nacht ab, während er über die Region Central Luzon der Hauptinsel der gleichnamigen Inselgruppe Luzon mit der Hauptstadt Manila fegte. Dort wurden mehr als 52.000 Menschen in Notunterkünften untergebracht, einige unter Zwang, wie die Behörden mitteilten. In den gesamten Provinzen Aurora und Nueva Ecija fiel der Strom aus. Dutzende Flüge und Fährverbindungen wurden gestrichen. Präsident Ferdinand Marcos Jr. machte sich per Hubschrauber ein Bild von den Schäden. "Noru" habe sich über dem Pazifik explosionsartig intensiviert, sagte der Leiter der philippinischen Wetterbehörde, Vicente Malano, der Nachrichtenagentur AP. Von anhaltenden Windgeschwindigkeiten um 85 Kilometern pro Stunde (km/h) am Samstag sei "Noru" nur 24 Stunden später bereits ein Supertaifun mit anhaltenden Windgeschwindigkeiten von 195 km/h und Böen bis zu 240 km/h in der Spitze am Sonntagabend gewesen. Bis Montagmittag hatten sich die anhaltenden Windgeschwindigkeiten der Wetterbehörde zufolge auf 130 km/h abgeschwächt, bei Böen von 160 km/h. Die Philippinen werden jedes Jahr von durchschnittlich etwa 20 Taifunen getroffen. Der bisher schlimmste Sturm "Haiyan" hatte im November 2013 mehr als 6300 Menschen das Leben gekostet. Ende vergangenen Jahres hatte der Taifun "Rai" schwere Verwüstungen angerichtet, mehr als 400 Menschen starben.
1asien
Die private US-Weltraumfirma Axiom Space soll ein Raumanzugsystem entwickeln, das die NASA für ihre erste Mondlandung seit über 50 Jahren einsetzen will. Im Rahmen des "Artemis"-Programms sollen mit der Mission "Artemis III" frühestens ab 2025 wieder Menschen zum Mond fliegen und auf dem Erdtrabanten landen.Axiom Space mit Sitz im texanischen Houston werde für das Design, die Entwicklung, Zertifizierung und schlussendlich für die Produktion der Raumanzüge und der dazugehörigen Ausrüstung verantwortlich sein, erklärte die US-amerikanische Raumfahrtbehörde.Zum Auftrag gehöre auch ein Test der Anzüge in einer "weltraumähnlichen Umgebung". Die Abnahme und Freigabe liege am Ende aber bei der NASA selbst.Axiom machte im April mit dem ersten privaten Charterflug zur Internationalen Raumstation ISS Schlagzeilen. Drei Privatleute flogen damals in einer "SpaceX"-Raumkapsel mit einem erfahrenen Piloten ins All - Ticketpreise angeblich 50 Millionen US-Dollar.Das NASA-Raumfahrtprogramm "Artemis" hat derweil mit Problemen zu kämpfen. Zweimal wurde bereits der Start der Mission "Artemis I" wegen technischer Probleme an der neu entwickelten Rakete SLS abgebrochen.
0amerika
Ein ehemaliger Polizist ist in Washington zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Er war am 6. Januar 2021 an der Erstürmung des Kapitols beteiligt und hatte dabei einen Polizisten mit einer Fahnenstange aus Metall angegriffen und anschließend versucht, ihm die Gasmaske vom Gesicht zu reißen. Die Auseinandersetzung war von der am Körper befestigen Kamera des Washingtoner Polizisten aufgezeichnet worden.Es ist die bisher längste Haftstrafe in den Prozessen wegen der Ausschreitungen in Washington. Bislang wurden etwa 250 Urteile gesprochen.Der 56-jährige Täter hatte während des Prozesses behauptet, in Notwehr gehandelt zu haben. Er entschuldigte sich bei dem von ihm attackierten Polizisten. Er wünschte, nie nach Washington gefahren zu sein."Ich denke nicht, dass sie ein schlechter Mensch sind", sagte der Richter bei der Verkündung des Strafmaßes. Vielmehr sei der Ex-Polizist "im Moment gefangen gewesen" - aber auch dies habe Konsequenzen.Der Verurteilte muss seine Haftstrafe nicht sofort antreten. Er hatte 20 Jahre als Polizist in New York gearbeitet, zuvor war er vier Jahre Soldat in der US-Marineinfanterie gewesen.Am 6. Januar 2021 hatten Anhänger des abgewählten US-Präsidenten Donald Trump gewaltsam den Parlamentssitz in der Hauptstadt Washington gestürmt. Dort war der Kongress zusammengekommen, um den Wahlsieg von Trumps demokratischem Herausforderer Joe Biden bei der vorausgehenden Präsidentschaftswahl zu zertifizieren. Trump hatte seine Anhänger kurz zuvor bei einer Kundgebung mit der Behauptung aufgewiegelt, ihm sei der Wahlsieg gestohlen worden.
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Wegen stark gestiegener Energiekosten hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck erweiterte Hilfen für Unternehmen angekündigt. Im Bundestag erklärte er, die volkswirtschaftliche Substanz in Deutschland müsse erhalten und geschützt werden. Dazu solle ein Energiekosten-Programm des Bundes erweitert werden. Hilfen sollten künftig nicht mehr nur an Firmen gehen, die im internationalen Handel stehen, sondern auch an Unternehmen, die Verluste machen. Das gelte für die Industrie. Auch für den Mittelstand sollen Hilfen erweitert werden. Außerdem solle es schnell Abschlagszahlungen geben, sagte Habeck. Der Grünen-Politiker erklärte die Bundesregierung habe zur Landesverteidigung ein 100 Milliarden Euro schweres Sondervermögen aufgelegt. Mit der gleichen Entschlossenheit müssten nun zur Verteidigung der volkswirtschaftlichen Substanz Deutschlands finanzielle Möglichkeiten mobilisiert werden. Der Bund hatte ein Programm aufgelegt, bei dem Firmen einen Zuschuss zu ihren gestiegenen Erdgas- und Stromkosten bekommen können. Das Wirtschaftsministerium hatte bereits erklärt, es seien Erweiterungen für den Mittelstand geplant. Der Bundesverband der Deutschen Industrie hatte unter Verweis auf eine Umfrage im industriellen Mittelstand mitgeteilt, extrem steigende Energiepreise stellten die Industrie vor fundamentale Probleme. Nach den Worten Habecks verliert die deutsche Volkswirtschaft 2022 knapp 60 Milliarden Euro wegen des Einkaufs von Energie aus anderen Quellen als den bisherigen. Im kommenden Jahr könnten es vor allem durch den Verzicht auf russische Energie knapp 100 Milliarden Euro Verlust werden, erklärte Habeck beim Kongress des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). Das entspreche "über die Jahre gerechnet" zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Habeck geht davon aus, dass wegen der aktuellen Energiekrise weitere massive finanzpolitische Maßnahmen nötig sein werden. Man müsse schon an der Wirklichkeit vorbeischauen, wenn man glaube, dass das bisher Unternommene reicht, sagte der Minister. Der Ministerpräsident Sachsen-Anhalts, Reiner Haseloff, warnte im Bundestag vor einer Insolvenzwelle. Er forderte dringend ein schlüssiges Gesamtkonzept zur Bewältigung der Krise. Haseloff stellte zugleich die Schuldenbremse infrage, um auf die Herausforderungen reagieren zu können. Erst im Juli hatte die Unionsfraktion jedoch mit einer Klage vor dem Bundesverfassungsgericht gedroht, sollte die Regierung die Schuldenbremse zur Finanzierung von Entlastungspaketen aussetzen im kommenden Jahr.Innerhalb der Ampelkoalition im Bund gibt es unterschiedliche Auffassungen darüber, ob im kommenden Jahr die in den vergangenen Jahren wegen der Pandemie ausgesetzte und im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse wieder eingehalten werden soll. Sie erlaubt dem Bund nur in geringem Maße, neue Kredite aufzunehmen. Habeck sagte dazu, es sei jedenfalls falsch, für einen ausgeglichenen Haushalt eine Insolvenzwelle zu riskieren, "die uns die nächsten Jahre runterreißen würde".
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Das US-Außenministerium hat Amerikaner weltweit zu erhöhter Wachsamkeit vor Anschlägen aufgerufen. Nach der Tötung des Al-Kaida-Anführers Aiman al-Sawahiri durch einen US-Drohnenangriff könnten Anhänger von Al Kaida oder mit ihr verbundenen Terrororganisationen versuchen, amerikanische Einrichtungen, Personal oder Bürger anzugreifen, hieß es in einem Warnhinweis des Ministeriums. US-Bürger sollten bei Auslandsreisen deshalb ein "hohes Maß an Wachsamkeit" an den Tag legen. Man sei nach wie vor besorgt über die anhaltende Bedrohung durch Terroranschläge, Demonstrationen und andere gewalttätige Aktionen gegen US-amerikanische Bürger und Interessen im Ausland. Nach dem Tod des Anführers des Terrornetzwerks Al Kaida gebe es "ein höheres Potenzial für anti-amerikanische Gewalt". Terrororganisationen planten weiterhin Anschläge gegen US-Interessen in zahlreichen Regionen weltweit. Möglich seien Selbstmordanschläge, Morde, Entführungen und Bombenanschläge. Die USA hatten Al-Sawahiri nach eigenen Angaben am vergangenen Wochenende mit einem gezielten Drohnenangriff in der afghanischen Hauptstadt Kabul getötet. Der 71-Jährige war Nachfolger von Osama bin Laden, dem Kopf der Terroranschläge vom 11. September 2001 mit annähernd 3000 Toten in den USA. Nach Bin Ladens Tötung durch eine US-Spezialeinheit in Pakistan 2011 war Al-Sawahiri an die Spitze der Terrorgruppe aufgerückt. Es war der wichtigste Schlag gegen Al Kaida seit der Tötung von Bin Laden.
0amerika
Im Streit um eine Übernahme von Twitter hat Tech-Milliardär Elon Musk mit einer Gegenklage gegen den Kurzbotschaftendienst reagiert. Musk reichte die Klage als "vertraulich" bei dem Gericht im US-Bundesstaat Delaware ein, vor dem Twitter den Gründer des Elektroautobauers Tesla verklagt hat, wie das Gericht mitteilte. Die Klage kann deswegen nicht eingesehen werden. Kurz zuvor hatte die zuständige Richterin den Prozessbeginn auf den 17. Oktober festgelegt.Der reichste Mensch der Welt hatte die geplante Übernahme von Twitter für einen Preis von 44 Milliarden US-Dollar (rund 43 Milliarden Euro) Anfang Juli wegen angeblich "falscher und irreführender" Angaben des Kurzbotschaftendienstes platzen lassen.Musk wirft Twitter insbesondere vor, eine zu niedrige Zahl von Spam- oder Fake-Konten auf der Plattform ausgewiesen zu haben. Twitter bezeichnete diese Begründung als "Heuchelei" und will Musk gerichtlich zum Vollzug des vertraglich vereinbarten Kaufs zwingen. Für den Prozess sind fünf Verhandlungstage anberaumt.Beobachter halten eine gerichtliche Niederlage Musks und damit eine erzwungene Erfüllung des Übernahmeabkommens für durchaus denkbar. Möglich wäre auch, dass der Multimilliardär Twitter eine in der Vereinbarung vorgesehene Vertragsstrafe von bis zu einer Milliarde US-Dollar zahlen muss.
0amerika
Nach den terroristischen Anschlägen des 11. Septembers 2001 stieg in den Vereinigten Staaten die Angst auch vor einem möglichen bioterroristischen Angriff durch Viren oder andere Krankheitserreger. Das veranlasste die zum Gesundheitsministerium zugehörige US-Behörde BARDA (Biomedical Advanced Research and Development Authority) dazu, die Forschung auch in dem Gebiet bereits längst vergessener Krankheiten wie den Pocken zu fördern, die seit 1980 als ausgerottet gelten.Die staatliche Behörde unterstützte dabei unter anderem das dänisch-deutsche Biotech-Unternehmen Bavarian Nordic, das an der Weiterentwicklung des schon bekannten Pockenimpfstoffs forschte. Mit Erfolg: Anfang August erhielt das Unternehmen mit Sitz in Tuborg Havn nördlich von Kopenhagen von der EU-Kommission die Zulassung für seinen Impfstoff gegen die Affenpocken erhalten und ist damit noch immer der einzige Hersteller des Präparates weltweit. Um die Nachfrage zu decken, will der Konzern die Produktion nun noch ausweiten. Derzeit plant das Unternehmen, bis Ende 2022 rund vier Millionen Impfdosen auszuliefern aus Chargen, die seit Mai hergestellt worden sind. "Wir werden alles tun, um die hohe Nachfrage auf der ganzen Welt zu befriedigen", sagte Firmenchef Paul Chaplin.Neu ist der Impfstoff allerdings nicht. Schon vor neun Jahren erhielt das Vakzin eine Zulassung in der EU - damals beschränkte sich diese aber auf die Anwendung gegen die herkömmlichen Pocken. Bavarian Nordic, das auch eine große Forschungseinrichtung in Martinsried bei München unterhält, wurde bereits 1994 gegründet und konzentrierte sich anfangs vor allem auf die Krebsforschung. Die Entwicklungsgeschichte des Impfstoffs habe erst begonnen, als nach dem 11. September in den USA die Angst vor dem Bioterrorismus zunahm, sagt Gerd Sutter im Gespräch mit tagesschau.de. Seit mehr als 30 Jahren forscht der Virologe und Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität in München zu Impfstoffen und den Pockenviren.  Die BARDA habe in den frühen 2000er-Jahren mehrere Milliarden Dollar zur Entwicklung verschiedener Impfstoffe und Therapeutika auf den Markt geworfen, so Sutter. Sie sollten als Gegenmaßnahme zum Bioterrorismus dienen. Weltweit habe es nichts Vergleichbares gegeben. "Die Entwicklung des MVA-basierten Pockenimpfstoffs von Bavarian Nordic wurde fast ausschließlich von den USA finanziert." Der weiterentwickelte Pockenimpfstoff basiert auf einer modifizierten Form des alten Impfvirus, der auch Vaccinia-Virus genannt wird. Die angepasste Form wird als Modified Vaccinia Ankara, kurz MVA bezeichnet. In Deutschland habe man eher auf Risiko gespielt, sagt Virologe Sutter. Der alte Pockenimpfstoff werde für den Fall eines Ausbruchs noch in ausreichender Anzahl in Deutschland gelagert. Lange sei nicht absehbar gewesen, ob man den Impfstoff jemals wieder brauchen werde. Für viele Unternehmen sei das ein wenig verlockendes Geschäftsmodell gewesen. "Das ist auch der Grund, warum Bavarian Nordic aktuell relativ konkurrenzlos auf dem Markt steht", sagt Sutter. In Europa heißt der Affenpocken-Impfstoff des dänisch-deutschen Unternehmens Imvanex. In den USA und in Kanada wird er unter den Markennamen Jynneos und Imvamune vertrieben. Bei dem Vakzin handelt es sich aber nicht um den gleichen Impfstoff, der vor mehr als 40 Jahren gegen die Pocken verimpft wurde. Man habe schon seit Jahrzehnten gewusst, dass diese alten Impfstoffe starke und auch gefährliche Nebenwirkungen auslösen können, so Sutter. Es habe ein Interesse Amerikas gegeben, einen verträglicheren und moderneren Pockenimpfstoff zu entwickeln, sagt Thomas Duschek von Bavarian Nordic tagesschau.de. Für die USA sei es eine Sache der nationalen Sicherheit gewesen, um genug Impfstoff zu haben für den Fall, dass die Pocken wieder ausbrechen.Die modifizierte Form hat laut Hartmut Hengel, Virologe am Universitätsklinikum Freiburg und Leiter des wissenschaftlichen Beirats am Paul Ehrlich-Ehrlich-Institut, weniger Nebenwirkungen und "ist deswegen sicherer im Vergleich zum traditionellen Impfstoff". Menschen, die bisher noch nicht gegen die Pocken geimpft wurden, sollen zwei Dosen des Impfstoffs erhalten. Bei bereits Geimpften könne man davon ausgehen, dass eine einmalige Booster-Impfung mit Imvanex ausreiche, so Sutter. Imvanex von Bavarian Nordic ist der bislang einzig zugelassene Impfstoff gegen die Affenpocken - und der Bedarf steigt. Mehr als 40.000 bestätigte Fälle aus mehr als 80 Ländern melden die Behörden bislang. In Deutschland haben sich laut Robert-Koch-Institut (RKI) über 3300 Menschen mit dem Virus angesteckt. Die wahre Zahl, sagt Hengel, liege vermutlich höher. Wolle man die Verbreitung einfangen, brauche es eine koordinierte globale Impfstrategie. Die gute Nachricht sei, dass es bereits einen Impfstoff mit einer recht guten Schutzwirkung gebe. Die EU hat bisher mehr als 160.000 Dosen des Imvanex-Impfstoffs bestellt. Vor allem aber haben sich die USA Impfdosen gesichert. Laut Duschek erhalten die Vereinigten Staaten bis nächstes Jahr allein sieben Millionen Dosen. Derzeit wird ein Großteil von ihnen von Bavarian Nordic in Dänemark gelagert und von dort nach und nach in die USA verschickt. Was die Lagerung und den Transport angeht, sagt Sutter, gebe es derzeit wenig Bedenken. Das Pocken-Impfvirus sei sehr lange und sehr gut haltbar. Vorgaben aus der aktuellen Zulassung seien aber einzuhalten. Der Impfstoff werde bei einer Temperatur von minus 20 bis minus 50 Grad gelagert, sagt Duschek. Verbrauche man den Impfstoff aber direkt, könne man ihn auch auftauen. Dann müsse er aber innerhalb von Tagen oder Wochen genutzt werden. Jährlich kann Bavarian Nordic rund 30 Millionen Dosen des Impfstoffs produzieren - zumindest in der Theorie, sagt Duschek. Bislang hatte das Unternehmen geplant, in diesem Jahr seien 1,5 bis zwei Millionen Dosen zur Verfügung zu stellen - was nun auf rund vier Millionen erhöht werden soll. Auch einen möglichen Einsatz von Dosen mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum prüft der Hersteller. Ohne Weiteres ist das Vakzin aus Sicht des Freiburger Virologen Hengel nicht in ganz großer Menge preisgünstig herzustellen. Es handele sich um einen anspruchsvollen Impfstoff, bei dem einer Steigerung der Produktion nicht so einfach zu handhaben sei wie etwa bei den mRNA-Impfstoffen gegen Corona. Das Impfvirus müsse in Zellkulturen gezüchtet werden, und das sei viel aufwendiger.Den Impfstoff von Grund auf neu zu produzieren sei ein sensibler Prozess, sagt Duschek von Bavarian Nordic. Das Verfahren in neuen Anlagen zu implementieren, dauere zwischen sechs und zwölf Monaten, schätzt er. Die Biotech-Firma ist derzeit in Gesprächen mit anderen Auftragsherstellern, um die Kapazitäten noch weiter nach oben zu schrauben. Ab dem Herbst soll etwa ein amerikanischer Hersteller helfen, den Impfstoff abzufüllen. In Deutschland werden die Impfstoffdosen laut RKI aufgrund der eingeschränkten Verfügbarkeit von den Bundesländern verteilt. In Brandenburg, Hamburg und Bayern wurde das Vakzin gegen die Affenpocken bereits verimpft, auch in Berlin bieten einige Praxen bereits den Impfstoff Imvanex an.Wie viel das Unternehmen mit dem Verkauf der Dosen einnehmen kann hängt von den Verhandlungen der einzelnen Staaten, der bestellten Menge und der Dauer der Verträge ab, sagt Duschek. Durch die langfristige Beziehung des Unternehmens mit den Vereinigten Staaten unterscheide sich die Preissetzung für die USA von der für die EU. Einen kommerziellen Markt gebe es derzeit nicht, so Duschek. Man verhandele aktuell ausschließlich mit Staaten über Lieferungen.Das Geschäft des Biotech-Unternehmens beschränkt sich aber nicht nur auf Pocken. In der Vergangenheit forschte es unter anderem an einem Impfstoff gegen Tollwut. Gemeinsam mit Johnson & Johnson entwickelte Bavarian Nordic auch ein Vakzin gegen Ebola. In der Corona-Pandemie hat das Unternehmen wie viele andere Impfstoffhersteller sein Geschäft auch auf Corona-Impfstoffe ausgeweitet. Seit acht Jahren steht der Brite Paul Chaplin an der Spitze von Bavarian Nordic. Noch im vergangenen Jahr erzielte das Biotech-Unternehmen mehr als 50 Prozent seines Umsatzes mit dem Verkauf von Pocken- und Ebola-Impfstoffen - ein Wert, der sich in diesem Jahr wohl deutlich erhöhen dürfte. 2021 betrugen die Einnahmen aus dem Verkauf des Pockenimpfstoffs, der vor allem an die USA ging, umgerechnet knapp 100 Millionen Euro.
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Unter dem Eindruck rekordhoher Kaufkraftverluste auf der einen und einer drohenden Rezession auf der anderen Seite starten in Niedersachsen die Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie in die erste Runde. Zuvor machten Arbeitnehmer und Arbeitgeber ihre stark unterschiedlichen Positionen deutlich: Niedersachsens IG-Metall-Chef Thorsten Gröger bekräftigte die Forderung nach acht Prozent höheren Löhnen für zwölf Monate: "Es ist fünf vor zwölf. Der Inflationsdruck ist gewaltig, die Beschäftigten brauchen endlich eine spürbare Entlastung im Portemonnaie. Acht Prozent, das ist machbar, und das passt in die Zeit."Der Chef des Verbands Niedersachsen-Metall, Volker Schmidt, hielt dagegen, derartige Lohnerhöhungen gefährdeten angesichts ausufernder Energie- und Rohstoffkosten die Existenz vieler Firmen. Er könne verstehen, dass ein Ausgleich für die Inflation gefordert werde. "Aber das würde in dieser Höhe für viele Unternehmen das Aus bedeuten. Wir reden ja auch von Rettungsschirmen und Insolvenzwellen. Jetzt ist vor allem Pragmatismus gefragt."Die Gewerkschaft hat bereits Warnstreiks und weitere Aktionen angekündigt. Ihrer Ansicht nach reichen die von der Bundesregierung angekündigten Entlastungen nicht, um die hohe Inflation auszugleichen. Die Arbeitgeber sehen dagegen keinen Spielraum für dauerhafte Lohnerhöhungen und haben Einmalzahlungen ins Spiel gebracht.Die Region Niedersachsen/Sachsen-Anhalt macht den Auftakt in dieser Tarifrunde für die bundesweit 3,8 Millionen Beschäftigten der Branche. Am Mittwoch beginnen die Verhandlungen im traditionellen Pilotbezirk Baden-Württemberg sowie in der sogenannten Mittelgruppe aus Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland.Die Arbeitgeber in Bayern, wo die Verhandlungen am Donnerstag starten, bezeichneten die Forderung der Gewerkschaft als fernab der Realitäten. Die Unternehmen befänden sich in einem nie dagewesenen Mix aus schweren Krisen: Der Ukraine-Krieg, die Inflation und explodierende Energiepreise, die Gefahr von Gasmangellagen, bestehende Lieferengpässe und ein akuter Rohstoff-, Material- und Arbeitskräftemangel sowie die weiter schwelende Corona-Pandemie belasteten die Unternehmen schwer, erklärte der Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie.
5unternehmen
Die Bundesregierung, der finanziell schwer angeschlagene Gasimporteur Uniper und der bisherige Mehrheitseigentümer Fortum haben sich auf eine weitgehende Verstaatlichung von Uniper verständigt. Heute unterzeichneten die Beteiligten ein entsprechendes Stabilisierungspaket. Im Zuge des Deals ist unter anderem eine Kapitalerhöhung in Höhe von acht Milliarden Euro vorgesehen, die ausschließlich durch den Bund gezeichnet werden soll. Zudem kauft der Staat dem Großaktionär Fortum seine Aktienbeteiligung zum Nominalwert von 1,70 Euro je Aktie ab, was einem Kaufpreis 480 Millionen Euro entspricht. "Im Ergebnis übernimmt die Bundesregierung insgesamt 99 Prozent an Uniper", teilte das Wirtschaftsministerium mit. Fortum hielt bislang knapp 78 Prozent an Uniper. Fortum selbst gehört zu rund 51 Prozent dem finnischen Staat. Die anstehende Trennung von Uniper sei ein schmerzhafter, aber unumgänglicher Schritt, sagte Fortum-Chef Markus Rauramo. Der finnische Konzern verliert einen Großteil seines Investments, das laut Habeck acht Milliarden Euro betrug.Zusätzlich zur Verstaatlichung erhält Uniper Finanzmittel entsprechend ihrem Liquiditätsbedarf. Dazu zählt auch die Ablösung einer infolge der Energiepreiskrise gewährten Kreditlinie von Fortum, die aus einem Gesellschafterdarlehen in Höhe von vier Milliarden Euro sowie einer sogenannten Garantielinie in Höhe von ebenfalls vier Milliarden Euro besteht. Darüber hinaus sichert der Bund die Finanzierung des Unternehmens bis zur Umsetzung der Kapitalerhöhung. Die Gelder für die Rettung kommen von der staatlichen Förderbank KfW.Mit dem heutigen Beschluss wurde das im Juli verkündete Rettungspaket für Uniper noch einmal massiv ausgeweitet. Die Auflagen der vorherigen Vereinbarung gelten dabei weiterhin - wie das Dividendenverbot und Vergütungsbeschränkungen für das Uniper-Management. Die Bundesregierung stellte noch einmal die Dringlichkeit der geplanten Verstaatlichung heraus. Die Kapitalerfordernisse von Uniper hätten sich durch die komplette Einstellung der vertraglich vereinbarten Gaslieferungen aus Russland und die stark gestiegenen Gaspreise signifikant erhöht, hieß es vom Wirtschaftsministerium. "Die dadurch weiter gestiegenen Ersatzbeschaffungskosten haben die Notlage des größten deutschen Importeurs von russischem Gas verschärft." Der Großhändler, der mehr als 100 Stadtwerke und große Unternehmen mit Gas beliefert, ist laut dem Wirtschaftsministerium "eine zentrale Säule der deutschen Energieversorgung" und etwa für die Hälfte des Gasverbrauchs in Deutschland verantwortlich. Uniper war nach dem russischen Angriff auf die Ukraine in Schieflage geraten. Wegen der ausbleibenden Lieferungen muss sich der Konzern das Gas teuer auf dem Spotmarkt besorgen, um seine Verträge einhalten zu können. Zuletzt berichtete Uniper von täglichen Verlusten in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro. Nach Angaben des finnischen Mutterkonzerns beläuft sich der gesamte Verlust mittlerweile auf rund 8,5 Milliarden Euro. Das vorherige Rettungspaket reicht nun nicht mehr aus.Nach der Umsetzung der Maßnahme will der Bund Einfluss auf das Geschäft von Uniper ausüben. Man werde sich "die einzelnen Geschäftsfelder im Einzelnen sehr genau anschauen", sagte Habeck auf der heutigen Pressekonferenz. Durch die mehrheitliche Übernahme bekommt der Staat wesentliche Mitsprache- und Kontrollrechte bei dem Unternehmen.Zudem schafft der Deal "eine klare Eigentümerstruktur, um so Uniper und damit die Energieversorgung für Unternehmen, Stadtwerke und Verbraucherinnen und Verbraucher zu sichern", hieß es in der Mitteilung. Durch die Verstaatlichung könne der Bund die Versorgungssicherheit in Deutschland gewährleisten.Noch stehen die Stabilisierungsmaßnahmen unter Vorbehalt. Zum einen ist für das Unterstützungspaket die beihilferechtliche Genehmigung durch die Europäische Kommission nötig. Zum anderen kann der Erwerb der Aktien durch den Bund erst nach der Erfüllung regulatorischer Anforderungen sowie der Genehmigung durch die Uniper-Aktionäre erfolgen. Eine außerordentliche Hauptversammlung soll das Ganze im vierten Quartal 2022 beschließen.Noch-Mehrheitseigentümer Fortum geht davon aus, dass die Transaktion voraussichtlich bis zum Ende des Jahres abgeschlossen ist. Laut Habeck dauert die Umsetzung der Verstaatlichung mindestens drei Monate.Unabhängig von Uniper will die Bundesregierung auch andere großen Gasimporteuren bei Bedarf unterstützen - wie etwa den ebenfalls schwer angeschlagenen Gaskonzern VNG. "Der Staat wird, das zeigen wir ja, alles Nötige tun, um die Unternehmen immer stabil am Markt zu halten", sagte Habeck. "Das gilt für Uniper. Das gilt für die anderen großen systemrelevanten Unternehmen in Deutschland."Zu dieser Stabilisierung soll auch die geplante Gasumlage beitragen, die wie geplant ab dem 1. Oktober erhoben werden soll - zumindest bis Uniper offiziell ein staatliches Unternehmen ist. Sie sei als Brücke notwendig, um die Finanzsolidität des Energiekonzerns sicherzustellen, sagte Habeck. Mit der Gasumlage sollen Importeure gestützt werden, die wegen der hohen Einkaufspreise in Schwierigkeiten geraten. Durch die Abschlagszahlungen der Gaskunden können die Firmen ihre höheren Kosten weitergeben.Zuletzt hatte sich der Wirtschaftsminister bemüht, den Kreis berechtigter Firmen so einzuschränken, dass nur Unternehmen in Not profitieren. Nun habe die Bundesregierung einen "rechtssicheren Weg" gefunden, um "sogenannte Trittbrettfahrer vom Trittbrett zu schubsen", sagte er. Allerdings ergebe sich mit der nun offiziell angekündigten Verstaatlichung von Uniper eine Situation, die geprüft werden müsse.Hintergrund ist die rechtlich unklare Frage, ob auch Staatsunternehmen die Ausgleichsgelder kassieren dürfen. Mit der Übernahme von Uniper würde ein solches Unternehmen davon profitieren. Ob die Umlage zu dem Zeitpunkt, wenn Uniper ein Staatsunternehmen sei, noch verfassungskonform erhoben werden könne, sei eine berechtigte Frage, so Habeck. Finanzverfassungsrechtliche Prüfungen dazu liefen bereits auf Hochtouren.Dem widerspricht jedoch Finanzminister Christian Lindner. "Es gibt keine weitere Prüfung, sie ist abgeschlossen", betonte der FDP-Chef heute. Auf Habecks Aussagen angesprochen sagte Lindner, er habe die Äußerungen "nicht gehört". Die Entscheidung, dass es keine Rechtsbedenken bei der Umlage gebe, habe auch für den Fall einer Verstaatlichung von Uniper gegolten.Top-Ökonom Jens Südekum sieht die Maßnahme skeptisch. "Nach der Verstaatlichung von Uniper ist die Grundlage für die Gasumlage eigentlich entfallen", sagte das Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Bundeswirtschaftsministeriums der Nachrichtenagentur Reuters. "Zwar fallen die hohen Ersatzbeschaffungskosten für Gas weiterhin an, aber die können nun auch direkt aus dem Bundeshaushalt bestritten werden." So ließe sich auch mit den Kosten für die anderen Gasimporteure wie VNG verfahren. Andere Volkswirte sehen das ähnlich. Auch Veronika Grimm, Mitglied des Sachverständigenrats, hält die Gasumlage nach der Verstaatlichung für kein zielführendes Instrument mehr. "Die Gasumlage gibt die Bezugskosten an den Versorger weiter, auch wenn dieser gar nicht mehr in Problemen steckt. Das finde ich nicht legitim", sagte sie im phoenix-Tagesgespräch. Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hält sie ebenfalls für nicht mehr nötig: "Sie sollte abgeschafft werden, da sonst praktisch doppelt bezahlt werden würde."
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Die Bundesregierung will die Krankenhäuser in Deutschland per Gesetz verpflichten, für ausreichendes Pflegepersonal in den Kliniken zu sorgen. Das Kabinett billigte einen Gesetzentwurf von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mit dem Ziel, die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte und die Versorgung der Patienten in den Kliniken zu verbessern. "Wir brauchen ein Umdenken in der Klinikbranche", erklärte der SPD-Politiker anlässlich des Kabinettsbeschlusses. "Pflegekräfte sind extrem belastete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter." Nur wer sie gut bezahle, Überstunden ausgleiche und ihre Stationen gut besetze, werde Pflegekräfte halten oder am Arbeitsmarkt neue gewinnen. "Eine angemessene Personalausstattung in der Pflege im Krankenhaus ist essentiell, sowohl für die Qualität der Patientenversorgung als auch die Arbeitssituation der Pflegekräfte in den Krankenhäusern."  Konkret sieht der Gesetzentwurf die stufenweise Einführung des Instruments zur Pflegepersonalbemessung (PPR 2.0) vor, das von Deutscher Krankenhausgesellschaft, dem Deutschen Pflegerat und der Gewerkschaft ver.di entwickelt wurde. Mit seiner Hilfe soll der tatsächliche Pflegeaufwand für die Patientinnen und Patienten in jedem Krankenhaus bestimmt werden. Das PPR 2.0 gilt als Vorstufe für eine dauerhafte Personalbemessung in Krankenhäusern. Eingeführt werden soll diese Personalbemessung in drei Stufen: Ab 1. Januar 2023 soll die Erprobungsphase in ausgewählten Krankenhäusern starten. Auf dieser Basis werden in einer Rechtsverordnung den Krankenhäusern Vorgaben für die Personalbemessung gemacht. Ab 2025 soll die Personalbemessung dann scharf gestellt und sanktioniert werden. Krankenhäuser, in denen ein Tarifvertrag gilt, können aus der Bemessungssystematik herausgenommen werden. Gesundheitsexperten und Fachverbände begrüßten grundsätzlich die Einführung der Personalbemessung, kritisierten aber die lange Einführungsphase und Einspruchsmöglichkeiten des Bundesfinanzministers.Der Spitzenverband der Gesetzlichen Kassen (GKV) erklärte, dass der Bundesfinanzminister über den Pflegepersonalbedarf im Krankenhaus mitentscheiden dürfe, berge die Gefahr, dass zukünftig bei einer angespannten Haushaltslage beim Personalbedarf der Rotstift angesetzt werde.Die Kassen kritisierten zudem die konkrete Ausgestaltung des PPR 2.0. Es handele sich um eine Sackgasse. "Jedes Personalbemessungsinstrument muss sich daran messen lassen, ob es geeignet ist, die Qualität der Pflege am Krankenbett nachhaltig zu verbessern", erklärte Stefanie Stoff-Ahnis, Vorstand beim GKV-Spitzenverband. "Wir wollen, dass in den Krankenhäusern eine moderne, digitale Pflegepersonalbemessung eingeführt wird. Bürokratie in der Pflege muss abgebaut werden und darf nicht aufgebaut werden."
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Die Erwartungen in Israel an die Reise des US-Präsidenten in die Region sind hoch und sie wurden geschürt. Sowohl Israels aktueller Übergangspremier Jair Lapid als auch dessen Vorgänger Naftali Bennett stellten in den vergangenen Wochen eine weitere Annäherung Israels an arabische Staaten in Aussicht. Konkret gemeint ist Saudi-Arabien. Zu einer offiziellen Aufnahme diplomatischer Beziehungen ist die Führung in Riad zwar noch nicht bereit, glauben die meisten Experten in Israel, aber zu einer militärischen Kooperation vielleicht schon. Das deutete auch der israelische Verteidigungsminister Benny Gantz an: "Wir erweitern unsere Partnerschaft in der Region um zusätzliche Staaten, um Sicherheit und Stabilität im Mittleren Osten zu gewährleisten - unter anderem durch Luftabwehr", sagte er.Der Kitt dieser Partnerschaft ist die gemeinsame Sorge vor Angriffen aus dem Iran. Unter Führung der US-Armee könnten Israel, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Jordanien und Ägypten ein gemeinsames Frühwarnsystem zur Luftabwehr aufbauen. Eine solche Zusammenarbeit hält auch Sima Shine, Iran-Expertin des israelischen Instituts für nationale Sicherheitsstudien, für wahrscheinlich. "Es ist ein Schritt mehr in Richtung einer regionalen Verteidigungskooperation gegen Bedrohungen durch feindliche Raketen oder Drohnen", sagt sie. "Diese Zusammenarbeit ist im gemeinsamen Interesse von Israel und den betreffenden Staaten und eine sehr positive Entwicklung hin zu mehr Stabilität und Sicherheit in der Region."Die Kooperation würde im Austausch von Informationen bestehen und wäre weit entfernt von einer gegenseitigen Beistandsverpflichtung gegen Angriffe, glaubt der Politikwissenschaftler und ehemalige stellvertretende israelische nationale Sicherheitsberater Chuck Freilich."Es gibt Gerede über eine Nahost-NATO, über einen Vertrag, einen Pakt. Das sind alles viel zu starke Begriffe", meint er. "Dass wir überhaupt über eine informelle Allianz zwischen Ländern sprechen können, etwas, das arabischen Staaten untereinander bisher nicht gelungen ist und sie nun mit Israel bilden wollen, ist ein dramatischer historischer Wandel in der Region."Auf seiner Nahost-Reise wird der US-Präsident Joe Biden in Israel voraussichtlich auch einen Luftwaffenstützpunkt besuchen. Dort könnte die Kooperation zwischen Israel und arabischen Staaten bei der Abwehr von Bedrohungen aus dem Iran thematisiert werden. Auf israelischer Seite hofft man auf zusätzliche US-Militärhilfe zum Beispiel für die Raketenabwehr und auf US-Regierungsaufträge für israelische Rüstungshersteller. Diese Branche verbindet auch mit einer Annäherung an Saudi-Arabien Hoffnungen auf umfangreiche Aufträge. Vor Kurzem sei das noch undenkbar gewesen, sagt Freilich und erinnert sich an seine Zeit als Diplomat: "Wenn man in einen Konferenzraum der Vereinten Nationen kam und arabische Diplomaten wussten, dass man Israeli ist, wandten sie sich entweder um oder verließen den Raum." Mehr als 70 Jahre lang sei Saudi-Arabien ein feindlicher Staat gewesen, die gesamte arabische Welt habe Israel komplett boykottiert. Diese Zeiten scheinen vorbei. Biden wird im Anschluss seines Israel-Besuchs direkt nach Saudi-Arabien weiterfliegen. In Israel hofft man, dass der Flug als Gelegenheit genutzt wird, um zu verkünden, dass Saudi-Arabien seinen Luftraum komplett für den zivilen Flugverkehr israelischer Gesellschaften öffnet. Das würde Reisen zu Zielen im Fernen Osten um mehrere Stunden verkürzen, wäre für viele Israelis eine wichtige Nachricht und für die aktuelle Regierung ein Erfolg - nur wenige Monate vor den nächsten Wahlen.
1asien
Die wichtigste innerparteiliche Kritikerin des früheren US-Präsidenten Donald Trump, Liz Cheney, wird dem Repräsentantenhaus von Januar an nicht mehr angehören. Die Republikanerin verlor in ihrem Bundesstaat Wyoming die Vorwahlen gegen ihre parteiinterne Kontrahentin Harriet Hageman.In einer Rede gestand Cheney ihre Niederlage am Abend ein, betonte aber, dass ihre politische Karriere nicht vorbei sei. Der Ausgang der Vorwahl sei "der erste Schritt in einem viel größeren Kampf", sagte sie. Eindringlich mahnte sie: "Lassen Sie uns entscheiden, dass wir zusammenstehen werden - Republikaner, Demokraten und Unabhängige - gegen diejenigen, die unsere Republik zerstören wollen." Das Überleben der Demokratie sei nicht garantiert, das liege an Trump und seinen Anhängern. Die Niederlage der 56-Jährigen war erwartet worden. In Wyoming hatte Trump bei der Wahl 2020 mit derart deutlichem Abstand vor dem letztlichen Wahlsieger Joe Biden gewonnen wie in keinem anderen Staat. Diesmal hatte er Hageman unterstützt und für die Abwahl Cheneys geworben. Hageman sät immer wieder Zweifel am Ergebnis der Präsidentenwahl 2020 und hilft so, Trumps Lüge vom Wahlbetrug am Leben zu halten. Cheney hingegen hat mit der Niederlage den Preis bezahlt für ihre Kritik am Ex-Präsidenten. Immer wieder hatte sie die Machenschaften Trumps und seiner Vertrauten angeprangert. Sie ist auch Vizevorsitzende des Untersuchungsausschusses zum Angriff auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021. Trump-Unterstützer wollten an diesem Tag nach einer aufrührerischen Rede des damaligen Präsidenten verhindern, dass der Kongress offiziell den Demokraten Joe Biden zum Sieger der Wahl vom November 2020 erklärt. Cheney sagte dem Sender CNN kürzlich, Trump habe sich "der schwersten Pflichtverletzung eines Präsidenten in der Geschichte unseres Landes" schuldig gemacht. Cheney gehörte zu den zehn republikanischen Kongressabgeordneten, die nach dem Angriff auf das Kapitol für die Eröffnung eines zweiten Amtsenthebungsverfahrens gegen Trump stimmten. Im Senat kam die notwendige Mehrheit für eine Verurteilung aber nicht zustande. Bald darauf wurde Cheney auf Trumps Druck hin aus einem Führungsamt in ihrer Fraktion abgewählt.Liz Cheney ist die Tochter des früheren US-Vizepräsidenten Dick Cheney. Der 81-Jährige hatte kürzlich in einem Wahlwerbespot für seine Tochter scharf mit Trump abgerechnet. "In der 246-jährigen Geschichte unserer Nation hat es noch nie eine Person gegeben, die eine größere Bedrohung für unsere Republik darstellt als Donald Trump", sagte der Republikaner. Dabei hatte seine Tochter lang als eine Hardlinerin gegolten. Sie stand hinter Trump und seiner Politik, als dieser noch im Weißen Haus saß. Cheney positionierte sich damals gegen die gleichgeschlechtliche Ehe und stritt darüber sogar öffentlich mit ihrer Schwester, die mit einer Frau verheiratet ist. Mittlerweile sagt sie, dass sie ihre Äußerungen von damals bereue. Erst mit dem Sturm aufs Kapitol stellte sich Cheney gegen Trump. Trumps Einfluss in der Partei ist weiterhin sehr groß. Von den zehn Republikanern, die für ein zweites Amtsenthebungsverfahren gestimmt haben, haben nur zwei die Chance, wieder in den Kongress einzuziehen. Alle anderen haben bei den Vorwahlen verloren oder treten nicht nochmal an.Bei den Vorwahlen in Alaska setzte sich unterdessen die Trump-Kritikerin Lisa Murkowski und ihre von Trump unterstützte Konkurrentin Kelly Tshibaka für die Abstimmung über den Senatssitz durch. Wer die anderen beiden Kandidaten bei der Hauptwahl im November sein werden, steht noch nicht fest. Um den einzigen Sitz Alaskas im US-Repräsentantenhaus werden die frühere Gouverneurin Sarah Palin, ihr republikanischer Parteikollege Nick Begich und die Demokratin Mary Peltola kämpfen.
0amerika
Noch eine Woche des Rätselratens steht den Anlegern bevor: Wie stark wird die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) auf die hartnäckige Inflation im Land reagieren? Mit einem weiteren großen Zinsschritt von 0,75 Prozentpunkten oder sogar noch mehr? Nach den überraschend hohen US-Inflationsdaten gestern wird nichts mehr ausgeschlossen. "Die Leute hatten erwartet, dass sich die Teuerung abschwächt, aber die Daten zeigen, wie hartnäckig sie ist", sagte Seema Shah, Anlagestrategin beim Vermögensverwalter Principal Global. "Die Fed muss einen Gang hochschalten."Nach zwischenzeitlich deutlichen Verlusten schaffte der Dow Jones am Ende doch noch ein kleines Plus von 0,1 Prozent. Die Technologiewerte des Nasdaq 100 erholten sich nach ihrem gestrigen Einbruch um 0,7 Prozent.Die Erzeugerpreise für August, die langsamer als erwartet stiegen, konnten den Markt kaum stützen. Denn ohne Energie und andere im Preis schwankungsanfällige Waren ging die Inflation der Erzeugerpreise weniger zurück als gedacht. Das unterstrich die Tendenz der gestrigen Inflationsdaten.Auch der DAX stand angesichts der Zinssorgen erneut unter Druck und büßte weitere 1,2 Prozent ein. Die runde Marke von 13.000 Punkten, die er mehrmals unterschritt, konnte der deutsche Leitindex aber verteidigen.Trotz der kurzfristigen Zinserwartungen, die eher den Dollar stützen, näherte sich der Euro mehrmals wieder der Parität zum US-Dollar an. Am späten Abend prallte die Europäische Gemeinschaftswährung aber erneut nach unten ab und notierte bei 0,9970 Dollar.Die Ölpreise haben sich von ihrem gestrigen Einbruch erholt. Das könnte auch an den ins Stocken geratenen Atomverhandlungen mit dem Iran liegen. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sieht die Gespräche "in einer Sackgasse" und erwartet kurzfristig keinen Durchbruch. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostete am Abend knapp 95 Dollar. Die US-Lagerbestände an Rohöl sind in der vergangenen Woche überraschend deutlich gestiegen. Sie legten im Vergleich zur Vorwoche um 2,4 Millionen Barrel (159 Liter) auf 429,6 Millionen Barrel zu. Analysten hatten nur mit einem Anstieg um 1,9 Millionen Barrel gerechnet.Die Gaspreise zogen noch deutlicher an. Die neu aufgeflammten Kämpfe zwischen Aserbaidschan und Armenien gefährden wichtige Öl- und Gaspipelines vom Kaspischen Meer nach Europa.Materialengpässe, die schwache Weltkonjunktur und steigende Energiepreise haben die Industrieproduktion im Euroraum im Juli unerwartet stark schrumpfen lassen. Die Unternehmen stellten 2,3 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Statistikamt Eurostat mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Rückgang von 1,0 Prozent gerechnet. Besonders die Hersteller von Investitionsgütern wie Maschinen und Fahrzeuge produzierten 4,2 Prozent weniger. Der Branche machen Materialengpässe zu schaffen, etwa bei Halbleitern.Nachdem der Bund seine Beteiligung an der Lufthansa vollständig verkauft hat, verlor die Aktie der Airline im MDAX über drei Prozent. Gestern hatte der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) seine Beteiligung von zuletzt knapp zehn Prozent an internationale Investoren veräußert. Der Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne gehört dazu. Die schweizerische Kühne Holding teilte mit, sie habe ihren Anteil von zuletzt 15,01 auf 17,5 Prozent ausgebaut.Die Uniper-Aktie brach um 18,3 Prozent ein. Die Bundesregierung erwägt laut einem Medienbericht eine mehrheitliche Verstaatlichung des angeschlagenen Energiekonzerns. Die geplante Beteiligung könne über 50 Prozent liegen, meldete die Finanznachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Der finnische Mutterkonzern Fortum erklärte, mit der Bundesregierung weiter über Uniper im Gespräch zu sein. Das Bundeswirtschaftsministerium lehnte eine Stellungnahme ab. Die Rekord-Geldbuße für den US-Internetgiganten Google wegen illegaler Praktiken beim Android-Betriebssystem wird nur leicht auf 4,125 Milliarden Euro reduziert. Das Gericht der Europäischen Union (EuG) in Luxemburg bestätigte heute den Beschluss der EU-Kommission von 2018 weitgehend. Google habe den Herstellern von Android-Handys und den Betreibern von Mobilfunknetzen rechtswidrige Beschränkungen auferlegt, um die beherrschende Stellung seiner Suchmaschine zu stärken. Die EU-Kommission hatte gegen das Unternehmen seit 2017 schon dreimal Geldbußen verhängt, die sich auf acht Milliarden Euro summieren. Eine Gewinnwarnung ließ die Kion-Aktie im MDAX um knapp 30 Prozent einbrechen. Der Gabelstaplerhersteller rechnet im dritten Quartal wegen gestiegener Kosten im Projektgeschäft mit einem Verlust im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich. Störungen in den Lieferketten und deutlich gestiegene Kosten wirkten sich negativ aus. Der Auftragseingang wird dem Unternehmen zufolge deutlich unter dem Niveau des Vorjahresquartals liegen. Analyst Fabian Semon von der Investmentbank Oddo BHF nannte die Warnung "hässlich". Auch der Online-Modehändler About You musste seine Jahresziele deutlich zurückschrauben. Das im SDAX notierte Unternehmen hat die Kaufzurückhaltung infolge der Inflation zu spüren bekommen und erwartet 2022 nun ein Umsatzplus zwischen zehn und 20 Prozent auf 1,9 bis 2,078 Milliarden Euro statt zwischen 25 und 35 Prozent. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wird ein Minus zwischen 140 und 120 Millionen Euro angepeilt statt minus 70 bis minus 50 Millionen Euro.Die Zara-Muttergesellschaft, die spanische Inditex, hat im ersten Halbjahr kräftig zugelegt. Die Erlöse schnellten um knapp ein Viertel auf 14,8 Milliarden Euro nach oben. Das operative Ergebnis stieg mit einem Plus von 30 Prozent auf vier Milliarden Euro noch stärker. Unter dem Strich blieben 1,8 Milliarden Euro, 41 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Auch im zweiten Halbjahr hat sich das Wachstum laut dem Unternehmen mit der Herbst/Winter-Kollektion fortgesetzt.
2finanzen
Für Privatkunden wird der Service E-Post bis Ende November 2022 eingestellt. Der Dienst war 2010 gestartet worden, damit Post-Kunden ihre Briefe gleichzeitig analog und digital verschicken können. Kunden hatten sich persönlich registrieren müssen, die Registrierung diente auch als der Nachweis der Identität. Dafür stellte die Deutsche Post einen persönlichen elektronischen Briefkasten bereit, über den auch vertrauliche Schreiben und Dokumente übermittelt werden konnten. Die E-Post wurde von der Deutschen Post an die Empfänger entweder rein elektronisch übermittelt oder, wenn der Adressat keine eigene Registrierung hatte, in ausgedruckter Form per Postboten an die Haustür gebracht. Bereits seit 2020 war nur noch der klassische Versand in Papierform möglich. Für Geschäftskunden bleibt der Dienst hingegen nutzbar: Für sie werde E-Post als Plattform zur Digitalisierung der Briefkommunikation "unverändert fortgeführt und weiter ausgebaut", heißt es.Die Deutsche Post empfiehlt privaten Nutzern nun, die E-Mail-Anbieter GMX und Web.de sowie die eigene Post- und DHL-App als Alternativen zu nutzen. Inhaber eines E-Mail-Kontos bei den 1&1-Diensten GMX und Web.de können künftig herkömmliche Briefe auf Papier aus einem neuen Online-Office heraus versenden. Die Dokumente lassen sich mit der Funktion "Als Brief versenden" an die Deutsche Post übermitteln. Dort werden sie ausgedruckt, frankiert und auf dem Postweg als gedruckter Brief an die Empfänger-Adresse zugestellt, wie die United-Internet-Marke 1&1 und die Deutsche Post mitteilten.Die Deutsche Post und 1&1 kooperieren bereits seit gut zwei Jahren beim Briefversand. So kann die Post ihren Privatkunden über die Dienste von Web.de und GMX vorab per E-Mail mitteilen, welche Sendungen im Briefverkehr sie im Laufe des Tages zustellen wird. Dabei wird in einer E-Mail ein Foto des Briefumschlags gesendet. Der Dienst ist kostenfrei und steht theoretisch den 35 Millionen Nutzern der beiden 1&1-Dienste zur Verfügung.Zum Start des neuen Dienstes können Nutzerinnen und Nutzer von Web.de und GMX während einer Testphase bis Ende des Jahres monatlich drei analoge Briefe pro E-Mail-Konto kostenlos versenden. Was ein digital erstellter Brief im Ausdruck und analogen Versand nach Ablauf der Testphase kosten wird, steht noch nicht fest.
6verbraucher
Eine deutliche Mehrheit der Deutschen ist bereit, im Winter weniger zu heizen. Laut einer von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage gaben 65 Prozent der Befragten an, dass sie bereit und in der Lage seien, im Winter weniger zu heizen als bisher und stattdessen zu Hause einen Pullover oder eine Decke zu nutzen.Allerdings gibt es bei dieser Frage große Unterschiede zwischen West und Ost. In Ostdeutschland zeigten sich 49 Prozent der Befragten zu Einschränkungen beim Heizen bereit, 67 Prozent waren es hingegen im Westen.Auch bei den Geschlechtern und den verschiedenen Altersgruppen gibt es deutliche Unterschiede bei der Bereitschaft, weniger zu heizen. Frauen übertreffen mit 68 Prozent dabei die Männer mit 61 Prozent. Mit 73 Prozent ist die Zustimmung in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen am größten, bei den 30- bis 59-Jährigen stimmen nur 62 Prozent zu. Unter den über 60-Jährigen steige die Zustimmung wieder auf 65 Prozent, heißt es laut der Umfrage.Mit 87 Prozent der Befragten hält die überwältigende Mehrheit Maßnahmen für wichtig oder sogar sehr wichtig, die eine höhere Energieeffizienz an oder in Gebäuden gewährleisten. Dabei werden eine bessere Dämmung, neue Fenster sowie energiesparende Geräte als Optionen genannt. 85 Prozent befürworten den Einbau von Solaranlagen zur Eigenstromversorgung, 81 Prozent den Austausch älterer Heizungsanlagen.Viele der Befragten denken zudem darüber nach, zukünftig neue Energiequellen zu nutzen. 62 Prozent sprachen sich für Solarenergie zur Stromerzeugung und 58 Prozent für Solarenergie vom eigenen Dach zur Warmwasseraufbereitung aus. 52 Prozent favorisierten die Installation einer Wärmepumpe, die mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben wird.Etwa zwei Drittel (64 Prozent) betrachten laut der Umfrage attraktive Förderbedingungen als einen wichtigen Anreiz für eine energetische Sanierung. 55 Prozent der Befragten wünschen sich demzufolge einfachere Förderangebote, um eine solche Sanierung vorzunehmen.
6verbraucher
Bremslichter am Bike, ein im Rahmen unsichtbar eingelassener Fahrradalarm, der schrillt, wenn jemand das Rad unerlaubterweise bewegt, und Kinder-Laufräder, die sich per Fernbedienung bremsen lassen: Vom 13. bis zum 17. Juli werden mehr als 1500 Austellerinnen und Austeller ihre neuesten Fahrrad-Ideen auf dem Frankfurter Messegelände präsentieren. Das erste Mal findet die größte Fahrradmesse der Welt in der Main-Metropole statt. Nach 29 Ausgaben im beschaulichen Friedrichshafen ist sie nun ins Rhein-Main-Gebiet umgezogen. Die "Eurobike" hat eine sportive Historie. Mit Mountainbikes und Rennrädern ist sie bekannt geworden. In den vergangenen zehn Jahren wurde das Fahrrad dann zunehmend elektrisch und ist seitdem nicht mehr nur reines Sportgerät, sondern auch alternatives Verkehrsmittel. Dieser Entwicklung trage man nun Rechnung, indem man den Standort wechsle, sagt der Geschäftsführer des Veranstalters Fairnamic, Stefan Reisinger. "Der Bodensee ist eine super Freizeitregion. Aber es zeichnet sich ab, dass das Fahrrad in den nächsten zehn Jahren seinen Platz als Verkehrslösung erobern wird, und damit mussten wir in die Großstadt, ins urbane Umfeld wechseln", erklärt er den Weg der Messe nach Frankfurt.Der Fahrradmarkt ist in den vergangenen zwei Jahren geradezu explodiert. Besonders bei E-Bikes ist die Nachfrage nach wie vor immens. "Das vergangene Jahr war das beste Jahr, was die Branche je hatte", sagt Burkhard Stork, Geschäftsführer vom Zweirad-Industrie-Verband (ZIV). Insgesamt wurden 4,7 Millionen Räder verkauft. Trotz Ukraine-Kriegs, Inflation und Corona-Pandemie kann die Branche auch in den ersten sechs Monaten dieses Jahres das Vorjahresniveau annähernd halten. Allein im ersten Halbjahr sind 800.000 E-Bikes produziert worden, ein Prozent weniger als im Vorjahres-Halbjahr. Gleichzeitig kämpft die Branche weiter mit Lieferkettenschwierigkeiten. Das betrifft laut ZIV vor allem Batterien, Displays und Chips. So will man langfristig mehr in Europa montieren und fertigen lassen, um unabhängiger vom asiatischen Markt zu werden. Gleichzeitig würden die Wachstumsraten nicht ins Unendliche weiterwachsen, davon ist Reisinger überzeugt. Er geht davon aus, dass sich Angebot und Nachfrage auf hohem Niveau einpendeln werden. Und so feilt die Branche derzeit an Entwicklungen, die es auch wirklich auf die Straße schaffen können. Leichte, stylishe E-Bikes, denen man es nicht mehr auf den ersten Blick ansieht, dass Motor und Batterie verbaut sind, werden auf der Messe präsentiert und in wenigen Monaten wohl in Deutschlands Städten zu sehen sein. Technik und System-Integration sind inzwischen so weit, dass das E-Bike optisch vom normalen Fahrrad kaum mehr zu unterscheiden ist. Lastenfahrräder werden laut Experten noch weiter an Bedeutung gewinnen. Auch sie sind ein großes Thema auf der Messe. Besonders für Lieferdienste und Paketzusteller könnte das Lastenrad in den nächsten Jahren attraktiv werden, um damit die "letzte Meile" zu überwinden und Lieferwagen überflüssig zu machen. Auch für Familien sind Lastenfahrräder in der Stadt immer öfter der Autoersatz. Vom Wochenende an ist die "Eurobike" für jeden Fahrrad-Fan mit Teststrecken, Leihrädern und Fahrradrennen offen. Bundesverkehrsminister Wissing plant für heute seinen Messebesuch. Die Austellerinnen und Aussteller erhoffen sich davon mehr Rückenwind für die Branche und die dafür benötigte Infrastruktur. Im Schnitt seien siebzig Prozent aller unserer Wege im Alltag kürzer als zehn Kilometer, sagt ZIV-Geschäftsführer Stork. Menschen würden das Fahrrad nutzen, wenn es sich gut und sicher anfühlt. Dafür brauche es sichere Radwege. Er wünscht sich, dass gerade auf kommunaler Ebene zukünftig mehr Städte den Mut haben diese zu bauen. Damit mehr Menschen das Fahrrad nutzen - für eine effektive Verkehrswende.  
6verbraucher
Im jahrzehntelangen Konflikt um das Gebiet Bergkarabach sind zwischen Aserbaidschan und Armenien wieder Kämpfe ausgebrochen. Nach Angaben des armenischen Regierungschefs Nikol Paschinjan wurden mindestens 49 armenische Soldaten getötet. Beide Konfliktparteien hatten in der Nacht schwere Kämpfe im Grenzgebiet zwischen Armenien und Aserbaidschan gemeldet. Am Vormittag gelang es aserbaidschanischen Medien zufolge beiden Seiten, sich auf eine Feuerpause zu verständigen. Doch nur kurz nach Inkrafttreten sei gegen die Vereinbarung wieder verstoßen worden.Dem Verteidigungsministerium in Eriwan zufolge versuchten aserbaidschanische Truppen, auf armenisches Gebiet vorzustoßen. Die aserbaidschanische Armee habe Artillerie und Drohnen gegen militärische und zivile Ziele nahe der Grenze eingesetzt. Aserbaidschan warf Armenien hingegen "großangelegte subversive Handlungen" in Grenznähe und Beschuss seiner Militärstellungen vor. Paschinjan forderte nach Angaben seines Büros in Telefonaten mit US-Außenminister Antony Blinken, Russlands Staatschef Wladimir Putin und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eine "angemessene Reaktion der internationalen Gemeinschaft" auf das Vorgehen Aserbaidschans. In einem Telefongespräch hätten Armeniens Verteidigungsminister Suren Papikjan und der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu beschlossen, die "notwendigen Maßnahmen zur Stabilisierung der Lage" zu ergreifen, erklärte die Regierung in Eriwan. Die türkische Regierung - die mit Aserbaidschan verbündet ist - rief wiederum Armenien auf, seine "Provokationen" einzustellen und "sich auf Friedensverhandlungen und Zusammenarbeit" mit Baku zu konzentrieren. Die Ex-Sowjetrepubliken bekriegen einander seit Jahrzehnten wegen des Gebiets Bergkarabach. Allerdings wurde nach armenischen Angaben diesmal nicht die Exklave angegriffen, die Attacken trafen Stellungen bei den Städten Goris, Sotk und Dschermuk auf dem Gebiet Armeniens. EU-Ratschef Charles Michel rief zu einer diplomatischen Lösung des Konflikts auf. Es brauche einen vollständigen und dauerhaften Waffenstillstand, schrieb er auf Twitter. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell teilte mit, dass Michel Kontakt zu den Staats- und Regierungschefs der beiden Länder aufnehme. Auch er rief zu einer Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. Die EU sei entschlossen, weiter zu vermitteln. Der EU-Sonderbeauftragte Toivo Klaar werde unverzüglich in beide Länder reisen. Auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) forderte das sofortige Ende der militärischen Eskalation. Polen als derzeitiges Vorsitzland der OSZE stehe weiter bereit, an einer dauerhaften Lösung zwischen den Konfliktparteien mitzuwirken, schrieb das polnische Außenministerium auf Twitter. Russland, das vor zwei Jahren einen Waffenstillstand zwischen den Konfliktparteien vermittelt hatte, bemühte sich auch diesmal um eine Waffenruhe. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte, Präsident Wladimir Putin unternehme "jede Anstrengung, um zu helfen, die Spannungen zu deeskalieren". Das russische Außenministerium rief beide Seiten dazu auf, "von weiterer Eskalation abzusehen und Zurückhaltung zu zeigen".Das Auswärtige Amt mahnte unterdessen Deutsche in der Region zur Vorsicht, eine Ausweitung der Kämpfe sei nicht ausgeschlossen. Wer in einem von Kampfhandlungen betroffenen Gebiet sei, solle sich an einen geschützten Ort begeben und dort warten, bis man ihn sicher verlassen könne. Gerade Dschermuk ist bei ausländischen Touristen beliebt, dort befindet sich ein bekanntes Mineralbad. Das umstrittene Bergkarabach gehört zu Aserbaidschan, wird aber von Armeniern bewohnt. Nach dem Zerfall der Sowjetunion sicherten sich armenische Kräfte in einem Krieg von 1992 bis 1994 die Kontrolle über das Gebiet und besetzten weite Teile Aserbaidschans. 2020 gewann Aserbaidschan seine Gebiete zurück und eroberte strategisch wichtige Stellen in Bergkarabach. Den nach vier Monaten vereinbarten Waffenstillstand überwacht Russland, die Schutzmacht der christlichen Armenier. Auch die EU unternahm seitdem viele Anstrengungen, den Konflikt zu lösen.
1asien
Trotz Krisen, Lieferkettenproblemen und Krieg: Fast 51 Milliarden Euro konnten die 40 DAX-Konzerne für das abgelaufene Geschäftsjahr an ihre Anteilseigner ausschütten. Eine Rekordsumme: Im Vorjahr waren es 36 Milliarden. Profitiert haben vor allem ausländische Anleger, wie aus einer Untersuchung des Beratungs- und Prüfungsunternehmens EY hervorgeht. Denn die deutschen Topkonzerne der ersten Börsenliga sind mehrheitlich in der Hand ausländischer Investoren. Den Angaben zufolge befanden sich die Wertpapiere der DAX-Konzerne zum Stichtag 31. Dezember 2021 mindestens zu gut 53 Prozent im Besitz ausländischer Investoren. Anleger aus Deutschland hielten lediglich knapp 30 Prozent der Anteilsscheine. Weitere 17 Prozent des Aktienbestands ließen sich EY zufolge nicht zuordnen. Knapp 27 Milliarden Euro Dividende gingen danach ins Ausland. An inländische Anleger flossen 18,3 Milliarden Euro. Der restliche Betrag lässt sich nicht genau zuordnen.Top-Dividendenzahler war in diesem Jahr Mercedes-Benz. Der Autokonzern hat insgesamt 5,4 Milliarden Euro an die Aktionäre ausgeschüttet. Davon gingen 3,5 Milliarden Euro ins Ausland. Größter Einzelaktionär des Stuttgarter Autobauers ist die chinesische BAIC Group, sie hält zehn Prozent der Stimmrechte bei Mercedes Benz. Gefolgt von dem chinesischen Investor Li Shufu und dem Staatsfonds von Kuwait, der seit 1974 bei Mercedes investiert ist. An Anleger aus Deutschland schüttete der Autobauer 1,9 Milliarden Euro aus. Die zweithöchste Dividende zahlte der Versicherungskonzern Allianz mit insgesamt 4,4 Milliarden Euro - auch hier entfiel der kleiner Anteil von 1,7 Milliarden Euro an inländische Investoren und 2,7 Milliarden Euro hat der deutsche Versicherungsriese an Anleger im Ausland ausgeschüttet. EY-Deutschland-Chef Henrik Ahlers erklärt das so: “Deutschlands Top-Konzerne haben sich in der Vergangenheit zu internationalen Schwergewichten entwickelt. Sie erwirtschaften inzwischen mehr als die Hälfte ihres Umsatzes außerhalb Europas.“ Da sei es nur folgerichtig, dass sich die zunehmende Internationalität des operativen Geschäfts auch in der Zusammensetzung der Anteilseigner widerspiegele. Auch könnte die Aktienkultur in verschiedenen Ländern eine Rolle spielen. Zwar hat das Deutsche Aktieninstitut festgestellt, dass sich das Vertrauen der Sparerinnen und Sparer in die Aktie im vergangenen Jahr gefestigt habe. Doch bräuchten Aktien einen festen Platz in der deutschen Altersvorsorge. Andere Nationen ermöglichten es der dortigen Bevölkerung bereits heute, in einem Ansparverfahren mit Aktien langfristig für das Alter vorzusorgen. Laut deutschem Aktieninstitut profitieren Rentenversicherte im Ausland wegen der globalen Anlagestrategie der Altersvorsorgegelder auch von den Erfolgen deutscher Unternehmen. Andererseits sehen beispielsweise US-Pensionsfonds angesichts der zuletzt fallenden Kurse auch die Anteile ihrer Beteiligungen dahinschmelzen. Nach der Auswertung der Beratungsgesellschaft EY gehört jede fünfte Aktie eines der 40 DAX-Konzerne einem nordamerikanischen Investor. Allein der US-amerikanische Vermögensverwalter Backrock war im Juni diesen Jahres nach Zahlen von Statista an 33 der 40 im DAX notierten Unternehmen beteiligt. An etwas mehr als der Hälfte der DAX-Unternehmen sogar mit über 5 Prozent. BlackRock hält etwa 14,8 Prozent der Anteile an Qiagen - die größte Kapitalbeteiligung von BlackRock an allen DAX-Unternehmen.Unter den Top-Dividenden-Zahlern war an dritter Stelle der Autokonzern BMW lag mit 3,8 Milliarden Euro. Hier dominierte jedoch die Ausschüttung an Anleger aus Deutschland mit 1,9 Milliarden Euro. Bei BMW haben die Erben der Industriellenfamilie Quandt, Susanne Klatten und ihr Bruder Stefan Quandt, einen Stimmrechtsanteil von zusammen fast 47 Prozent. 1,4 Milliarden Euro der BMW-Dividenden flossen ins Ausland, etwa 560 Millionen Euro lassen sich EY zufolge nicht zuordnen.Gezahlt wird die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr nach den jeweiligen Hauptversammlungen im laufenden Jahr. Die Summe von knapp 51 Milliarden Euro ist der höchste Wert seit Beginn der Auswertung 2010.
5unternehmen
Die deutschen Pläne für einen Raketenschutzschirm konkretisieren sich: Von einem "Sicherheitsgewinn für ganz Europa" hatte Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner Rede an der Karls-Universität in Prag am Montag gesprochen. Er kündigte den Aufbau eines Luftverteidigungssystems im Verbund mit europäischen Nachbarn an. Um welches System es dabei gehen sollte, verschwieg der Kanzler. Wie das ARD-Hauptstadtstudio aus Regierungskreisen erfuhr, bemüht sich Deutschland um das israelische "Arrow 3"-Modell.Vollkommen überraschend ist das nicht: Hatte man doch bereits kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs Interesse an genau diesem System gezeigt. Auch war eine Bundestagsdelegation nach Israel gereist, um sich danach genauer zu erkundigen. "Arrow 3" ist ein Schutzschirm, der anfliegende Raketen in einer Höhe von über 100 Kilometer zerstören kann. Genau für diesen Fernbereich, für die Bedrohung durch ballistische Raketen aus dem Weltraum, weist Deutschland Experten zufolge eine Verteidigungslücke auf.Klar ist, dass die Anschaffung mit europäischen Nachbarn abgestimmt werden soll: Kanzler Scholz nannte die Niederlande, Polen, das Baltikum - also Estland, Lettland, Litauen - sowie Tschechien, die Slowakei und Skandinavien als mögliche Partner. Unterschriftsreif ist indes noch nichts.Die Kosten für den Schutzschild wurden zuletzt auf rund zwei Milliarden Euro geschätzt. Je größer der Kreis möglicher europäischer Partner ist, umso günstiger könnte sich das Projekt gestalten. Parallel zu den sinkenden Kosten für jeden Einzelstaat dürfte indes der Abstimmungsbedarf steigen.  
3innenpolitik
An der Wall Street tendierten die Märkte heute lange Zeit schwach, ehe im späten Geschäft unter der Führung der Standardwerte doch noch etwas Interesse aufkam. Auch die Technologiebörse Nasdaq grenzte ihre Verluste im späten Verlauf noch ein. Trotzdem, die als besonders zinssensitiv geltende Tech-Börse verbucht seit Freitag ein Minus von rund 7,0 Prozent. Der Leitindex Dow Jones machte anfänglich stärkere Verluste im Verlauf wieder wett und schaffte am Ende noch ein Plus von 0,46 Prozent auf 31.656 Punkte. Die Nasdaq ging mit einem kleinen Tagesverlust von 0,26 Prozent aus dem Handel, der Auswahlindex Nasdaq 100 veränderte sich letztlich so gut wie gar nicht bei 12.274 Punkten. Der marktbreite S&P-500-Index, der sowohl Technologie- als auch Standardaktien enthält, gewann 0,3 Prozent auf 3966 Punkte. Trotz des noch selektiven Interesses zum Schluss des heutigen Tages - die Anleger sind nervös und verunsichert, seit US-Notenbankchef Jerome Powell die Märkte auf eine weiterhin straffe Geldpolitik der Fed im Kampf gegen die Inflation eingestimmt hat. Seither haben Rezessionssorgen die Oberhand. Allerdings: Eine dauerhaft hohe Inflation wäre aber noch schädlicher für die Wirtschaft.Überraschend gute US-Konjunkturdaten verschärften im Handelsverlauf zunächst den Abwärtsdruck, da sie als Zeichen für einen größeren Spielraum der Fed für deutliche Zinserhöhungen gewertet wurden. "Die konjunkturelle Lage steht der Fed nicht im Weg", kommentierte Analyst Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba).So trübte sich die Stimmung in der Industrie im August überraschend nicht weiter ein, wie das Institut for Supply Management (ISM) mitteilte. Auch der Arbeitsmarkt bleibt robust. Bislang rechnen Investoren fest damit, dass die Fed den Leitzins Ende September erneut um 0,75 Prozentpunkte anheben wird.Aus diesem Grund trennten sie sich von bereits gehandelten, niedriger verzinsten Staatsanleihen. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Bonds auf ein Zwei-Monats-Hoch von bis zu 3,29 Prozent. Gleichzeitig kletterte der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, auf ein 20-Jahres-Hoch von 109,99 Punkten.Aufschluss über das weitere Zinstempo der US-Notenbank erwarten sich die Anleger von den morgigen August-Daten vom Arbeitsmarkt. Daten, die Fed-Chef Powell und seine Kollegen bewusst noch abwarten wollten, ebenso wie die Verbraucherpreise für den August.Der US-Jobmotor laufe weiter auf vollen Touren, sagte Ronald Temple, US-Aktienchef des Vermögensverwalters Lazard. "Selbst wenn die Daten am Freitag den Aufbau von nur 200.000 bis 250.000 Stellen zeigen, wäre der Arbeitsmarkt immer noch zu stark, um die Inflation zu kontrollieren. Das bedeutet, dass die Notenbank Fed noch Arbeit vor sich hat." Experten erwarten für August den Aufbau von 300.000 Stellen außerhalb der Landwirtschaft, etwas mehr als halb so viele wie im Vormonat.Der US-Arbeitsmarkt entwickelt sich derweil weiterhin solide, wie die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe heute zeigten. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe fiel um 5000 auf 232.000, wie das Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Analysten hatten dagegen im Schnitt mit einem Anstieg gerechnet. Die Daten aus der Vorwoche wurden nach unten revidiert. Es waren 237.000 neue Erstanträge und nicht wie zunächst gemeldet 243.000 Anträge. Verstärkt wurde die Tech-Schwäche noch durch verschärfte US-Regeln für Technologieexporte nach China. Dies schickt Chip-Hersteller auf Talfahrt. Die Aktien von NVidia brachen zwischenzeitlich um über elf Prozent ein, am Ende verloren sie 7,6 Prozent. Ach AMD fielen um drei Prozent. Den beiden Unternehmen zufolge verboten die Behörden die Lieferung von Halbleitern, die für Anwendungen der künstlichen Intelligenz (KI) benötigt werden. Für NVidia seien diese Produkte die Hoffnungsträger für künftiges Wachstum, sagte Analystin Susannah Streeter vom Brokerhaus Hargreaves Landsdown. Zins- und Rezessionsängste halten die heimische Börse weiter fest im Griff. Am ersten Tag des saisonal ohnehin schwachen September fielen die Kurse weiter. Der DAX blieb den ganzen Tag im Minus und schloss bei 12.630 Punkten um 1,60 Prozent schwächer - und steht damit so tief wie seit Juli nicht mehr. Im Tagestief war der Index bis auf 12.603 Punkte gefallen, das Tageshoch lag bei 12.743 Zählern. Damit gerät die zuletzt umkämpfte Marke von 13.000 Punkten immer mehr aus dem Blickfeld der Investoren. Charttechnisch befindet sich der DAX damit in einer zunehmend schwierigen Lage. Nach dem Rutsch unter das jüngste Bewegungstief vom Montag (12.758 Punkte) müssen sich Anleger perspektivisch nun auf einen Test der bisherigen Jahrestiefstände bei 12.400 Punkten einstellen. Noch deutlicher geriet der MDAX, der Index der mittelgroßen Werte, unter Druck. Hier lag das das Minus bei 3,18 Prozent auf 24.415 Punkte. Der Industrie- und exportlastige Index steht derzeit stärker unter Druck als der Leitindex. Damit bleibt das Börsenumfeld weiter extrem schwierig, auch und gerade in Übersee. Dabei haben nicht nur der DAX, sondern auch die anderen großen Weltmärkte ihren Boden noch offensichtlich noch nicht gefunden. Denn wie stets wenn die Notenbanken im Kampf gegen die Inflation auf die Zinsbremse treten reagieren die Aktienmärkte extrem nervös. Nach dem jüngsten Inflationsschub im Euro-Raum haben die Spekulationen am Geldmarkt auf einen sehr großen Zinsschritt der EZB zuletzt deutlich zugenommen. Aus den Kursen ging dort heute hervor, dass Investoren inzwischen die Wahrscheinlichkeit auf rund 80 Prozent taxieren, dass die EZB bei ihrer Zinssitzung in einer Woche die Zinsen um 0,75 Prozentpunkte anheben wird. "Die ganze Welt ist fixiert auf die wachstumshemmenden Effekte von Inflation und Zinsen sowie die Kriegsfolgen wie die Energiekrise", sagte der altgediente britische Investor Jeremy Grantham. Nehme man die neuen Corona-Lockdowns in China und den Klimawandel hinzu, seien die Aussichten schlimmer als man vorhersehen konnte.Geschürt wurden die Konjunktursorgen unter anderem von pandemiebedingten Einschränkungen für weitere chinesische Millionenstädte. Zum Technologiezentrum Shenzhen, der Hafenstadt Dalian und der Wirtschaftsmetropole Guangzhou gesellte sich heute das 21,2 Millionen Einwohner zählende Chengdu zu der Liste der wirtschaftlich bedeutenden chinesischen Regionen mit Corona-bedingten Einschränkungen. Damit drohten neue Lieferketten-Probleme, warnte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Hinzu kämen enttäuschende Konjunkturdaten aus der Volksrepublik und anderen asiatischen Staaten.Der Euro ist am Nachmittag im europäischen Handel nach besser als erwartet ausgefallenen Konjunkturdaten aus den USA kräftig unter Druck geraten. Der Kurs der Gemeinschaftswährung fiel wieder unter die Parität bis auf 0,9929 US-Dollar. Unter Parität versteht man das Tauschverhältnis zweier Währungen von eins zu eins. Am Morgen wurde der Euro noch etwa einen halben Cent höher gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0004 (Mittwoch: 1,0000) Dollar fest. Im US-Handel wurden zuletzt 0,9944 Dollar bezahlt. Der Goldpreis gab heute weiter nach und fiel knapp unter die Marke von 1700 Dollar je Feinunze. Die jüngste Bilanz für das gerne als "sicherer Hafen" titulierte Edelmetall liest sich düster: Im August musste der Goldpreis erneut Kursverluste hinnehmen - den fünften Monat in Folge. "Diese Dürreperiode entspricht der längsten Verlustserie seit dem Sommer 2018", erklären die Technischen Analysten von HSBC. Das gelbe Edelmetall ist charttechnisch arg angeschlagen. Erst ein Anstieg über die jüngsten beiden Monatshochs bei 1808/1814 Dollar würde für ein Entspannungssignal sorgen, so die HSBC-Experten. Die Ölpreise sind am Donnerstag wegen wachsender Konjunktursorgen und einem starken US-Dollar erneut gefallen. Seit drei Tagen sinken die Preise stark. Am Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 91,99 US-Dollar. Das waren 4,7 Prozent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 4,3 Prozent auf 86,13 Dollar. Seit Dienstag hat sich Brent-Öl um über zwölf Dollar je Barrel verbilligt. In den vergangenen Tagen wurden die Notierungen am Ölmarkt durch eine Reihe Faktoren belastet. Dazu zählt der anhaltend starke Dollar, der Rohöl für Interessenten außerhalb des Dollar-Raums wechselkursbedingt verteuert und damit die Nachfrage belastet. Zudem lastet die Aussicht auf zusätzliches Rohöl aus dem Iran auf den Preisen. Sollte es zu der sich abzeichnenden Wiederherstellung des Atomabkommens kommen, dann könnten die Sanktionen aufgehoben werden, die auch den Ölsektor betreffen. Die Ölpreise aber vor allem auch durch wachsende Konjunktursorgen belastet. Jüngste Stimmungsdaten aus der Industrie in China deuten auf ein Schrumpfen der wirtschaftlichen Aktivitäten in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hin. Am Ölmarkt wird vor allem auf das nach wie vor harte Vorgaben der Regierung in Peking gegen die Ausbreitung des Coronavirus verwiesen, was die Wirtschaftskraft des Landes zunehmend bremst. China ist einer der größten Ölverbraucher weltweit. Spekulationen auf den Einstieg von Alibabas Online-Shopping-Plattform Lazada in den europäischen Markt machten Zalando zu schaffen. Die Aktien von Europas größtem Online-Modehändler gehörten zu den größten Verlierern im DAX. Der Nachrichtenagentur "Bloomberg" hatte Lazada-Chef James Dong gesagt, das Unternehmen bereite sich darauf vor, in Europa an den Start zu gehen. Der neue Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume tritt heute sein Amt an. Der 54-Jährige will bei einer Managementveranstaltung in Lissabon seine Strategie und sein Führungsverständnis erläutern. Investoren in aller Welt werden auch mit Blick auf den geplanten Börsengang der VW-Tochter Porsche genau zuhören. Denn Blume soll auch nach dem geplanten Börsengang Chef des Sportwagenbauers bleiben. Im Tarifkonflikt mit der Airline wollen die Lufthansa-Piloten am Freitag streiken. Der Arbeitgeber habe in dieser Woche kein verbessertes Angebot vorgelegt, so dass die Verhandlungen gescheitert seien, erklärte die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC). "Daher bleibt uns nur, mit einem Arbeitskampf unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen." Der eintägige Ausstand dürfte zu massiven Flugausfällen führen und die Reisepläne Tausender Passagiere durchkreuzen. Die Medizinsoftwarefirma Compugroup Medical sieht sich auf Kurs, ihre im vergangenen Jahr aufgestellten Mittelfristziele zu erreichen. "In den vergangenen zwölf Monaten hat CGM deutliche Fortschritte im Hinblick auf diese Ambitionen erreicht", teilte der Vorstand auf dem Kapitalmarkttag der Firma mit. CGM profitiert von der Digitalisierung des Gesundheitswesens und hatte zuletzt seine Jahresziele angehoben. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hat grünes Licht für die ersten Omikron-Auffrischungsimpfungen von BioNTech und Pfizer sowie von Moderna gegeben. Der zuständige Ausschuss der EMA empfahl am Donnerstag die Zulassung der angepassten Booster, die sich sowohl gegen die Omikron-Untervariante BA.1. als auch gegen den ursprünglichen Virusstamm richten. Beide Impfstoffe können bei Personen ab zwölf Jahren eingesetzt werden, die mindestens die Grundimmunisierung gegen Covid-19 erhalten haben. Die finale Entscheidung liegt noch bei der EU-Kommission. Deren Zustimmung gilt aber als Formsache. "Angepasste Impfstoffe können den Schutz gegen verschiedene Varianten erweitern und dürften daher dazu beitragen, einen optimalen Schutz gegen Covid-19 aufrechtzuerhalten, während sich das Virus weiterentwickelt", erklärte die EMA.Das Biotechnologie-Unternehmen Morphosys bekommt einen neuen Forschungschef. Der amtierende Vorstand Malte Peters habe sich entschieden, zum Jahresende in den Ruhestand zu gehen, teilte die im Index der kleineren Werte SDAX notierte Firma gestern mit. Nachfolger auf dem Posten wird bereits zum 1. Oktober Tim Demuth. Der 48-Jährige kommt von der US-amerikanisch-deutschen Biotechfirma Pieris Pharmaceuticals. Der französische Spirituosenkonzern Pernod Ricard hat bei seinen Kunden Preiserhöhungen durchsetzen können und so seinen Gewinn deutlich gesteigert. Bei einem Umsatzplus um 17 Prozent auf 10,7 Milliarden Euro stieg der Gewinn um 19 Prozent auf rund drei Milliarden Euro, wie der Konzern mit den Marken Mumm-Sekt, Absolut-Wodka und Martell-Cognac mitteilte. Pernod habe Marktanteile gewonnen und Preise angehoben und so Kostensteigerungen ausgeglichen. Verschärfte Corona-Beschränkungen in China setzten den Aktien der europäischen Luxusmarken-Hersteller zu. Die Papiere von LVMH, der Gucci-Mutter Kering, Hermes und Burberry fielen deutlich. Auch Richemont und Swatch kamen in Zürich unter Druck. Mit der Millionenmetropole Chengdu hat die größte Stadt seit den zweimonatigen Beschränkungen Shanghais in der ersten Jahreshälfte einen Lockdown verhängt. Der in einem tiefgreifenden Umbau steckende Schweizer Pharmakonzern Novartis bekommt eine neue Forschungschefin. Fiona Marshall übernimmt Anfang November die Leitung des Novartis Institute for Biomedical Research (NIBR). Sie folgt auf den bisherigen NIBR-Chef Jay Bradner, der das Unternehmen verlassen wird. Marshall kommt vom US-Konkurrenten Merck, wo sie den Bereich Discovery Sciences, Preclinical Development und Translational Medicine leitet. Die krisengeplagte Großbank Credit Suisse will Insidern zufolge rund jede zehnte Stelle streichen, um Kosten zu sparen. Das Schweizer Institut peile konzernweit die Streichung von rund 5000 Arbeitsplätzen an, sagte eine mit der Sache vertraute Person am Donnerstag der Nachrichtenagentur "Reuters". Es sei aber noch kein abschließender Entscheid gefallen, sodass sich die Zahl der Kürzungen noch verändern könne. Zur Jahresmitte beschäftigte die Bank insgesamt 51.410 Personen. Credit Suisse erklärte: "Wir haben bereits gesagt, dass wir detaillierte Informationen zu den Fortschritten unserer umfassenden Strategieüberprüfung zusammen mit den Drittquartalszahlen kommunizieren werden."Der US-Ölproduzent Exxon Mobile und der Energiekonzern Shell wollen Insidern zufolge ihr Joint Venture Aera abstoßen. Die beiden Unternehmen befinden sich mit Unterstützung des Finanzberaters JPMorgan in fortgeschrittenen Gesprächen mit mehreren potenziellen Käufern und Konsortien für den kalifornischen Öl- und Gasproduzenten, sagten drei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Exxon, Shell und JPMorgan lehnten eine Stellungnahme zunächst ab.
2finanzen
Der Iran und die USA haben eine Wiederaufnahme ihrer indirekten Gespräche über eine Wiederbelebung des internationalen Atomabkommens in Wien angekündigt. Chefunterhändler Ali Bagheri Kani werde in einigen Stunden aus Teheran aufbrechen, berichteten staatliche iranische Medien unter Berufung auf das Außenministerium. Unter Vermittlung der Europäischen Union sollten "von verschiedenen Seiten vorgelegte Ideen diskutiert werden". Der EU-Chefunterhändler in den Atomgesprächen mit dem Iran, Enrique Mora, schrieb bei Twitter, dass sich die Verhandlungen auf die Wiederherstellung des Atomabkommens konzentrieren würden. Auch er kündigte seine Reise nach Wien an. Von Seiten der US-Regierung hieß es, der Sondergesandte Rob Malley werde ebenfalls noch in dieser Woche nach Wien reisen. Einzelheiten wurden nicht genannt. Das internationale Atomabkommen von 2015 soll Teheran am Bau von Atomwaffen hindern. Es sieht vor, dass der Iran seine Nuklearaktivitäten begrenzt und im Gegenzug von einer Lockerung der internationalen Sanktionen profitiert. Die USA hatten sich 2018 unter dem früheren Präsidenten Donald Trump aus dem Abkommen zurückgezogen und wieder Sanktionen gegen den Iran verhängt. Als Reaktion darauf sagte sich Teheran schrittweise von seinen Verpflichtungen aus dem Abkommen los. Am 26. Juli hatte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell den an den Verhandlungen in Wien beteiligten Parteien einen Kompromissentwurf vorgelegt und sie aufgefordert, diesen anzunehmen, um "eine gefährliche Atomkrise zu vermeiden". Der Iran hatte sich daraufhin optimistisch geäußert, dass eine Wiederbelebung des Atomabkommens erreicht werden kann. Ziel der Wiener Gespräche ist es, Washington zur Rückkehr zu dem Abkommen zu bewegen. Die Verhandlungen waren im vergangenen Jahr wieder aufgenommen worden, blieben seit März jedoch aufgrund von Differenzen zwischen Teheran und Washington festgefahren. In Katar fanden Ende Juni indirekte Atomverhandlungen zwischen den USA und dem Iran statt, die jedoch nach zwei Tagen ohne Durchbruch beendet wurden. Hintergrund sollen in erster Linie Differenzen zwischen Teheran und der US-Regierung über den Status der iranischen Revolutionsgarden sein. In den USA stehen die Revolutionsgarden auf einer Liste von Terrororganisationen. Die Internationale Atomenergiebehörde warnte jüngst, der Iran benötige nur noch wenige Wochen, um das Ausgangsmaterial für eine Atombombe zu produzieren. Teheran betont stets, Nukleartechnologie nur für friedliche Zwecke zu nutzen.
1asien
Sicherheitsleute des Secret Service sollen laut einer Prüfbehörde mehrere Textnachrichten rund um die Erstürmung des Kapitols gelöscht haben. Viele davon, die kurz vor und während der Unruhen geschickt wurden, seien "im Rahmen eines Geräteaustauschprogramms gelöscht worden", schrieb der Generalinspekteur des Heimatschutzministeriums, Joseph Cuffari, in einem Brief an den Kongress.  Kurz vor Löschung der Kommunikation habe das Büro des Generalinspekteurs die Daten im Rahmen von Untersuchungen zu den Hintergründen des Sturms auf das Kapitol angefordert. Unklar blieb, ob die Nachrichten absichtlich entfernt wurden, um etwas zu vertuschen. Cuffari, dessen Ministerium für die Überwachung der Behörde zuständig ist, kritisierte zudem, dass der Secret Service die Bereitstellung anderer Unterlagen verzögert habe. Der Sprecher des Secret Service, Anthony Guglielmi, wies die Vorwürfe des Generalinspekteurs zurück. Die Unterstellung, dass der Secret Service nach einer Bitte arglistig Textnachrichten gelöscht habe, sei falsch. Vielmehr habe man mit dem Büro des Generalinspekteurs in allen Belangen eng kooperiert, erklärte der Sprecher. Die Handys der Personenschützer seien im Rahmen eines geplanten Austauschprogramms gelöscht worden, das begonnen habe, bevor das Heimatschutzministerium die Informationen sechs Wochen nach den Unruhen angefordert habe. Bei der im "voraus geplanten dreimonatigen Systemmigration" seien bestimmte Telefondaten verloren gegangen, aber "keine der gesuchten Textnachrichten". Der Generalinspekteur habe die elektronische Kommunikation erstmals am 26. Februar angefordert, nachdem der Geräteaustausch längst im Gange gewesen sei. "Der Ausschuss wird über diese außerordentlich beunruhigende Vernichtung von Unterlagen unterrichtet werden und entsprechend reagieren", zitierte CNN den Vorsitzenden des Untersuchungsausschusses zur Kapitol-Attacke, Bennie Thompson. Das Gremium soll die Hintergründe der Ereignisse rund um den 6. Januar 2021 aufklären. Anhänger des damaligen US-Präsidenten Donald Trump hatten an diesem Tag mit Gewalt den Parlamentssitz in der Hauptstadt Washington gestürmt. Dort war der Kongress zusammengekommen, um den Sieg seines demokratischem Herausforderers Joe Biden bei der Präsidentschaftswahl zu zertifizieren. In den vergangenen Wochen gab es zahlreiche öffentliche Anhörungen, bei denen Trump schwer belastet wurde. Der Secret Service, der unter anderem für den Personenschutz des Präsidenten zuständig ist, stand zuletzt nach einer Zeugenaussage einer ehemaligen Mitarbeiterin des Weißen Hauses im Fokus. Cassidy Hutchinson schilderte, dass Trump seine obersten Personenschützer des Secret Service am 6. Januar angeblich wütend aufgefordert habe, ihn zum Kapitol zu fahren. Trump verunglimpfte Hutchinson daraufhin als "Verrückte" und wies die Vorwürfe zurück. CNN berichtete, ein Polizist aus Washington habe dem Ausschuss einige Aussagen Hutchinsons bestätigt. Die beteiligten Leibwächter widersprachen Hutchinsons Darstellung allerdings.Der Ausschuss erwäge außerdem eine Vorladung Trumps, zitierte das "Wall Street Journal" Ausschussmitglied Adam Kinzinger. Er gehe außerdem davon aus, dass das Gremium dem Justizministerium eine strafrechtliche Verfolgung des früheren Präsidenten empfehlen werde, so der Republikaner weiter. Der Ausschuss selbst kann keine rechtlichen Schritte einleiten.
0amerika
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben drei Drohnen der Hisbollah-Miliz abgefangen, die sich auf ein umstrittenes Gasfeld im Mittelmeer zubewegten. Die "feindlichen Drohnen" seien vom Libanon gestartet und in Richtung des Offshore-Gasfelds Karisch geflogen, teilte die Armee mit. Bevor sie in dessen Nähe gekommen seien, seien die Drohnen abgefangen worden. Wie die Armee auf Twitter mitteilte, waren die Drohnen nicht bewaffnet und hätten keine Gefahr dargestellt. Eine Drohne wurde demnach von einem Kampfflugzeug abgefangen, die beiden anderen von einem Kriegsschiff.  Die Hisbollah bestätigte den Einsatz und erklärte: "Die Mission wurde erfüllt." Den Abschuss durch Israel erwähnte sie nicht. Der Libanon hatte im vergangenen Monat dagegen protestiert, dass ein von Israel gechartertes Schiff das Gebiet des umstrittenen Gasfeldes befuhr. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah erklärte damals in einer Fernsehansprache, erstes Ziel müsse es sein, "den Feind davon abzuhalten", auf dem Karisch-Gasfeld Öl und Gas zu fördern. Die Hisbollah werde "nicht dabei zuschauen und tatenlos bleiben", wenn Israel "Libanons natürlichen Reichtum plündert". Dieser sei "die einzige Hoffnung zur Rettung des libanesischen Volkes", sagte Nasrallah angesichts der schweren Wirtschaftskrise im Libanon. Die Entdeckung großer Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer in den vergangenen Jahren hat bei allen Anrainerstaaten Begehrlichkeiten geweckt und Grenzstreitigkeiten geschürt. Aus Sicht Israels liegt das Gasfeld in seinen Hoheitsgewässern und nicht innerhalb eines umstrittenen Gebiets, um das es in Verhandlungen mit dem Libanon über die Seegrenze zwischen beiden Ländern geht.  Der Libanon und Israel hatten im Oktober 2020 erstmals unter Vermittlung der USA über ihre umstrittene Seegrenze verhandelt. Im Mai 2021 wurden die Verhandlungen ausgesetzt. In dem Grenzstreit ging es zunächst um einen 860 Quadratkilometer langen Abschnitt vor der Küste beider Länder, schließlich forderte der Libanon zusätzliche 1430 Quadratkilometer, die auch das Karisch-Feld einschließen.   Formal befinden sich die Nachbarländer noch im Kriegszustand und pflegen keine diplomatischen Beziehungen. Die UN-Friedenstruppe Unifil, die seit 1978 im Libanon stationiert ist, patrouilliert seit dem israelisch-libanesischen Konflikt von 2006 an der Grenze.
1asien
Mehr als 24 Stunden nach der Durchsuchung von Donald Trumps Anwesen Mar-A-Lago in Palm Beach, Florida, überschlägt sich die Öffentlichkeit noch immer mit Vermutungen, warum das FBI diesen außergewöhnlichen und wie manche sagen, drastischen Schritt gegangen ist."Also was denken wir, hinter was waren sie her?" fragt sich nicht nur die Moderation des öffentlich-rechtlichen Senders PBS.  Die Frage hat bislang niemand beantwortet. Denn die, die das könnten, nämlich das FBI und das US-Justizministerium, hüllen sich in Schweigen - sehr zum Ärger vieler Politiker und Politikerinnen. Asa Hutchinson ist der republikanische Gouverneur des US-Bundesstaates Arkansas. Im Sender PBS fordert er Aufklärung.Was bislang bekannt ist und in den US-Medien rauf und runter läuft: Das FBI hat am Montag 12 Kisten aus Trumps Anwesen mitgenommen, das hat jetzt ein Anwalt Trumps bestätigt. Darin sind wahrscheinlich Dokumente aus seiner Amtszeit als Präsident. Darunter sind vielleicht auch vertrauliche Dokumente.Eigentlich dürfte er aber keine Unterlagen aus seiner Zeit als Präsident mehr haben. Denn alles, was ein Präsident an schriftlichen Unterlagen während seiner Präsidentschaft angesammelt hat, muss er nach Ende seiner Amtszeit abgeben an das Nationalarchiv. Dieses hatte bereits Anfang des Jahres 15 Kisten von Trump zurückbekommen, die restlichen anscheinend nicht. Also hat das FBI nur zurückgeholt, was dem Nationalarchiv zusteht? Oder geht es doch um mehr? Viele fragen sich, ob die Kisten vielleicht Dokumente enthalten, die Trump im Zuge der Ermittlungen rund um den Sturm auf das Kapitol am 6. Januar letzten Jahres belasten könnten. Die Demokratin Zoe Lofgren sitzt im Untersuchungsausschuss des US-Kongress, der die Vorgänge am 6. Januar aufarbeitet. Im Sender CNN beantwortet sie die Frage, ob ihr Ausschuss Infos zu möglichen geheimen Dokumenten rund um den 6. Januar an das Justizministerium weitergegeben habe, abweisend.Die zweite große Frage, die sich in den USA alle stellen: Hat die FBI-Durchsuchung irgendwelche Auswirkungen auf Trumps Ambitionen, 2024 nochmal Präsident zu werden?Vermutlich ja, sie könnte sogar beschleunigen, dass Trump seine Kandidatur bekannt gibt, meint der Gouverneur von Arkansa, der Republikaner Asa Hutchinson:Auch Trumps Sohn Eric und weitere Republikaner haben Anspielungen gemacht, dass es einen Präsidenten Trump bräuchte, um die Ordnung im Land wiederherzustellen, was auf eine mögliche Kandidatur hinweist. Falls Trump aber wirklich vertrauliche Dokumente zurückgehalten haben sollte, dann hätte er gegen geltendes US-Recht verstoßen und könnte angeklagt werden - und für jegliches öffentliche Amt in den USA gesperrt werden. Doch solange sich das Justizministerium oder das FBI nicht äußern, und die großen Fragen ungeklärt bleiben, bleibt das alles reine Spekulation.
0amerika
Willi Orban (5. Minute) erzielte am 6. Spieltag die frühe Leipziger Führung, Dominik Szoboszlai erhöhte kurz vor der Pause (45.). Den Schlusspunkt für RB setzte Amadou Haidara (84.). Für RB war es der zweite Saisonsieg, Dortmund verlor zum zweiten Mal und verpasste den zwischenzeitlichen Sprung an die Tabellenspitze.Roses erste Minuten hätten definitiv schlechter laufen können: Nach kleinen Wacklern zu Beginn ging Leipzig in Führung: Nach einem Eckball von der rechten Seite lief sich Orban in großem Bogen im BVB-Strafraum frei und traf per Kopf. Dortmunds Keeper Alexander Meyer, der wie schon in der Champions League den verletzten Gregor Kobel vertrat, hatte in seinem ersten Bundesligaspiel schon nach fünf Minuten sein erstes Gegentor kassiert. Nachträglich verdiente RB sich die Führung dann auch - der BVB stand hinten gegen die schnellen Leipziger Konteransätze das ein oder andere Mal etwas zu luftig und selbst kamen die Dortmunder trotz Ballbesitzvorteilen kaum aussichtsreich vor das Tor von Peter Gulacsi. Die österreichische Doppel-Sechs mit Xaver Schlager und Konrad Laimer störte immer wieder erfolgreich die Kombinationen der Elf von Edin Terzic. Kurz vor dem Pausenpfiff fiel dann sogar noch das 2:0 für die Gastgeber, als Szoboszlai nach einem Leipziger Umschaltmoment aus gut 22 Metern einfach mal drauf hielt und die Kugel oben rechts im Eck einschlug. Weil sich das Bild auch in Hälfte zwei zunächst nicht änderte, zog BVB-Coach Terzic nach nicht einmal einer Stunde schon zwei Wechseloptionen: Youssoufa Moukoko und Giovanni Reyna ersetzten Julian Brandt und Marius Wolf. Tatsächlich brachte das ein bisschen Schwung. Nach 62 Minuten flankte Reyna auf den bis dato unsichtbaren Anthony Modeste, dessen aussichtsreicher Volleyversuch aber zu hoch angesetzt war. Doch dem BVB fehlte der nötige Esprit, um sehr stabile Leipziger wirklich noch in Bedrängnis zu bringen. Die Hausherren konzentrierten sich in der Folge noch mehr aufs Kontern und stellten rund um Orban und den Ex-Dortmunder Abdou Diallo eine sehr stabile Abwehrkette, die ihre Aufgaben größtenteils schnörkellos erledigte. Kurz vor Schluss machte Haidara schließlich den Deckel auf die Partie, als er einen Querpass vom agilen Timo Werner nur noch im leeren Tor unterbringen musste (84.).Am Mittwoch haben sowohl Leipzig als auch Dortmund zwei Fußball-Schwergewichte in der Champions League vor der Brust. Leipzig reist ins Estadio Santiago Bernabéu zu Real Madrid (14.09.2022 um 21.00 Uhr). Dortmund kämpft bei Manchester City um wichtige Punkte. In der Bundesliga laden die Schwarz-Gelben am kommenden Wochenende zum Revierderby gegen den FC Schalke 04 (Samstag, 17.09.2022 um 15.30 Uhr). Leipzig muss drei Stunden später zum Spitzenspiel in Gladbach antreten.Quelle: sportschau.de
4sportschau
In allen wichtigen deutschen Nordseehäfen hat am Morgen ein weiterer Warnstreik der Hafenarbeiter begonnen. Seit 6.00 Uhr hätten Mitarbeiter der Frühschicht in Bremen und Bremerhaven die Arbeit niedergelegt, wie der ver.di-Bezirksgeschäftsführer Bremen-Nordniedersachsen, Markus Westermann, am Morgen der Deutschen Presse-Agentur sagte. Die Arbeitsniederlegungen seien bis Samstagmorgen um 6.00 Uhr geplant. Auch am Hamburger Hafen habe der Warnstreik begonnen, sagte der Gewerkschaftssekretär im Fachbereich Verkehr und Maritime Wirtschaft bei ver.di Hamburg, Stephan Gastmeier. "Die Kollegen haben ihre Posten bezogen." Der Streik sei ebenfalls bis zum Samstagmorgen geplant. Damit droht Deutschlands größten Seehäfen abermals Stillstand - diesmal für 48 Stunden. Die Gewerkschaft ver.di hat die Beschäftigten aufgefordert, bis zum Samstagmorgen die Arbeit niederzulegen. Die Warnstreiks sollen laut ver.di-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth neben dem mit Abstand größten deutschen Seehafen Hamburg auch Emden, Wilhelmshaven und Brake betreffen. Bei einem gestern kurzfristig anberaumten Verhandlungstermin sei keine Einigung mit dem Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) gelungen. Die Verhandlungen seien aktuell unterbrochen. Dennoch strebe ver.di nach wie vor eine Lösung des Tarifkonflikts auf dem Verhandlungsweg an. Beide Seiten verhandeln für rund 12.000 Beschäftigte in 58 tarifgebundenen Betrieben in Hamburg, Niedersachsen und Bremen. Die Hafenarbeiter hatten bereits im Juni zweimal die Abfertigung von Schiffen lahmgelegt, zuletzt am 23. Juni für 24 Stunden. Ver.di fordert für die Beschäftigten eine Erhöhung der Entgelte um 1,20 Euro pro Stunde sowie einen Inflationsausgleich von 7,4 Prozent bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von zwölf Monaten. Außerdem will die Gewerkschaft eine Aufstockung der jährlichen Zulage für Containerbetriebe um 1200 Euro durchsetzen.Der ZDS hat nach mehrmaligen Nachbesserungen zuletzt ein "finales Angebot" auf den Tisch gelegt, das der Verband für Containerbetriebe mit einem Volumen von bis zu 12,5 Prozent beziffert, und für konventionelle Betriebe mit 9,6 Prozent, allerdings bei einer Laufzeit von 24 Monaten. Die Auswirkungen des Warnstreiks auf die Abfertigung der Container- und Frachtschiffe dürften erheblich sein und das Be- und Entladen der Schiffe weitgehend zum Erliegen bringen. Damit verschärft sich die ohnehin gespannte Lage mit einem Schiffsstau auf der Nordsee weiter und die Abläufe an den Kaikanten dürften noch weiter aus dem Tritt geraten. ZDS-Verhandlungsführerin Ulrike Riedel nannte den Streikaufruf angesichts der zulasten von Verbrauchern und Unternehmen gestörten Lieferketten "unverantwortlich". Coronabedingt herrscht im globalen Verkehr von Container- und Frachtschiffen ohnehin schon lange großes Chaos. Nach jüngsten Berechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft stecken in der Nordsee mehr als zwei Prozent der globalen Frachtkapazität im Stau. Derzeit warten rund 20 Frachter auf Ankerplätzen in der Deutschen Bucht auf Abfertigung, die meisten mit Ziel Hamburg.
5unternehmen
Die Meldung kommt von iranischen Medien. Demnach sollen Sicherheitskräfte einen 66-jährigen Touristen schon vor mehr als 40 Tagen festgenommen haben, und zwar in Aran-o-Bidgol gut 200 Kilometer südlich von Teheran. Der Mann sei mit dem Motorrad unterwegs gewesen und habe in der Stadt verbotenerweise Fotos gemacht. Angeblich habe er anfangs in Einzelhaft gesessen. Seine Familie habe sich, so iranische Berichte, an die Deutsche Botschaft in Teheran gewandt, nachdem sie ihn nicht mehr erreichen konnte. Das Auswärtige Amt in Berlin sagte dem ARD-Studio Istanbul, man habe Kontakt zu dem Mann und betreue ihn. Vom Iran gibt es keinerlei offizielle Bestätigung zu dem Fall. Nach Angaben iranischer Medien werden derzeit mindestens vier Deutsche im Iran festgehalten. Zwei Namen sind bekannt: Jamshid Sharmahd ist seit zwei Jahren in Haft. Ihm werden Anschläge und Spionage vorgeworfen. Kurz nach ihm wurde die Menschenrechtlerin Nahid Taghavi festgenommen. Sie soll Mitglied in einer verbotenen Gruppe gewesen sein. Beide haben die deutsche und die iranische Staatsbürgerschaft.
1asien
Es muss sich dringend etwas tun bei der Bahn - in diesem Punkt waren sich alle Teilnehmer des "Schienengipfels" einig. Rund 200 Expertinnen und Experten aus Politik, Wirtschaft und Verkehrsverbänden haben in Berlin darüber beraten, wie das marode Schienennetz möglichst schnell und umfassend generalsaniert werden kann. Dafür soll eine koordinierte Sanierung und Digitalisierung des Schienennetzes vorangetrieben werden. "Die Durchsage 'Grund für die Verspätung ist eine Störung im Betriebsablauf' möchte ich eigentlich möglichst bald nicht mehr hören", sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing. Rund 50 Prozent aller Verspätungen gingen darauf zurück. Um wichtige Strecken nicht immer wieder für einzelne Baustellen sperren zu müssen, sollen die Arbeiten künftig zusammengefasst werden: Den Anfang macht Mitte 2024 die sogenannte Riedbahn zwischen Frankfurt am Main und Mannheim. Die wichtige ICE-Strecke wird für ein halbes Jahr komplett gesperrt und erneuert. 1200 Anlagen der Leit- und Sicherungstechnik sollen erneuert werden, 152 Weichen, vier Bahnübergänge und gut zehn Kilometer Lärmschutzwände. Zudem soll es neue Überholmöglichkeiten für Züge sowie eine Ausrüstung für den digitalen Bahnbetrieb geben. Auch 20 Bahnhöfe werden erneuert. Vorher will die Bahn die Umleitungsstrecken einrichten. Der Abschnitt hat große Bedeutung für das Gesamtnetz der Bahn: Über ihn fährt ein Fünftel der bundesweiten Fernzüge und ein Viertel der Fahrgäste. "Störungen auf der Riedbahn strahlen maximal aus auf das ganze Netz", sagte Bahn-Vorstandsmitglied Berthold Huber. Nach der Generalsanierung bleibe der Abschnitt bis ins kommende Jahrzehnt von größeren Baumaßnahmen verschont. Die Bahn kalkuliert mit Gesamtkosten der Generalsanierung allein für diese Strecke von etwa 500 Millionen Euro. Nach diesem Vorbild sollen bis 2030 nach und nach weitere wichtige Bahnstrecken erneuert werden. Wissing verglich das Projekt mit der Operation an einer Hauptschlagader. Auch wenn das für Bahnkunden zunächst weitere Einschränkungen bedeutet, sieht der Minister keine andere Lösung: Man werde mit dem neuen Vorgehen auf absehbare Zeit spürbare Verbesserungen erreichen, versprach er nach dem Treffen. Die Generalsanierung ist aus Wissings Sicht eine Voraussetzung für den angestrebten Deutschlandtakt. Dieser sieht bis 2030 ein System mit besser abgestimmten Umsteigeverbindungen zwischen den Metropolen vor.Dafür gelte es nun, "eine Menge loser Fäden zusammenzuführen" - also eine weitere Digitalisierung von Stellwerken, Zugleittechnik und dem Kapazitätsmanagement für das Netz, Streckenmodernisierungen und den Ausbau des Netzes. Dies dürfe nicht nebeneinander stehen, sondern solle künftig systematisch miteinander koordiniert werden. Auf Verbesserungen drängen auch Wirtschaftsverbände: Die Schiene spiele für die Wettbewerbsfähigkeit und das Erreichen der Klimaziele in Deutschland eine "tragende Rolle", erklärte der Industrieverband BDI. Die Bauindustrie forderte die Bundesregierung auf, eine verlässliche Finanzierung für die Sanierung des Bahnnetzes vorzulegen. Kritisch sehen Verbraucherschützer den "Schienengipfel" und mahnten Wissing, "nicht an die Gipfelitis seines Vorgängers anzuknüpfen, die selten zu bahnbrechenden Lösungen geführt hat".Marion Jungbluth vom Verbraucherzentrale Bundesverband sagte dem "Handelsblatt" im Vorfeld des Treffens, es sei zwar richtig, die Sanierung der Schiene zur Chefsache zu erklären - letztlich zähle aber das, "was bei den Menschen ankommt". Nötig sei ein Qualitätsmonitoring durch eine "zentrale und unabhängige Stelle", mit der auch die Kundenzufriedenheit gemessen werde. Was Fahrgäste in den vergangenen Monaten "in den Zügen und auf Bahnsteigen erleben mussten, ist nicht geeignet, neue Fahrgäste für das Bahnfahren zu begeistern".
5unternehmen
Die österreichische Bundesregierung hat einen Kredit über zwei Milliarden Euro mobilisiert, um dem Energieversorger Wien Energie aus einer finanziellen Klemme zu helfen. Das reicht aber wohl bei weitem nicht aus, um das Unternehmen zu stabilisieren. Die Versorgungssicherheit von zwei Millionen Menschen sei in Gefahr gewesen, so Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) in Wien. Das Darlehen sei an Auflagen gebunden und laufe bis zum April 2023. "Zwei Milliarden in 72 Stunden ist ein einzigartiger Vorgang in der Republik", so der Kanzler. Wien Energie, das der Stadt Wien gehört, versorgt insgesamt zwei Millionen Privathaushalte und 230.000 Unternehmen im Großraum Wien. Am Wochenende hatte das Unternehmen wegen der Turbulenzen auf den Strom- und Gasmärkten den Bund um Hilfe gebeten und einen Kreditrahmen von bis zu sechs Milliarden Euro genannt. Der Bund forderte von der Stadt Aufklärung, wie es zu der Situation kommen konnte. Außerdem werde bis April 2023 ein Vertreter des Bundes in den Aufsichtsrat des Unternehmens entsandt, hieß es. Bund und Stadt sind nun dabei, Ursachenforschung zu betreiben. Laut Finanzminister Magnus Brunner könnten spekulative Geschäfte der Wien Energie zu der finanziellen Schieflage geführt haben. Wien-Energie-Aufsichtsratchef Peter Weinelt machte in einem Interview im ORF die Verdoppelung des Strompreises innerhalb eines Tages dafür mitverantwortlich. Wien Energie würde Geld benötigen, um zukünftige Lieferverträge (Futures) für den Bezug von Strom an internationalen Energiebörsen zu sichern. Diese Kautionen seien mit dem Strompreis stark gestiegen. Vertreter der Bundesregierung sehen nach ersten Stellungnahmen mögliche Mängel beim Risiko-Management des Unternehmens. In Österreich ist nun auch ein Rettungsschirm für alle Energieversorger im Gespräch, wie ihn Deutschland mit dem Einstieg des Bundes beim Gasversorger Uniper und der Gasumlage vorsieht. Laut Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) ist in Österreich ein solcher Schutzschirm für die Branche von den Unternehmen nicht für notwendig erachtet worden.Bei den Gesprächen zwischen Bund, Stadt Wien und städtischen Energie-Tochter geht es laut Medienberichten auch um mangelnde Transparenz beim Umgang mit der Finanzklemme. Vertreter der Stadt hatten in den vergangenen Wochen nach eigenen Angaben der Wien Energie insgesamt bereits 1,4 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt, allerdings ohne darüber weitere Gremien oder die Öffentlichkeit zu informieren.
5unternehmen
Wegen einer geplanten Entführung der US-Gouverneurin Gretchen Whitmer sind zwei Angeklagte schuldig gesprochen worden. Ein Gericht sah es als erwiesen an, dass die beiden Mitglieder der ultrarechten Milizbewegung "Three Percenters" im Jahr 2020 eine Entführung der Gouverneurin des Bundesstaats Michigan in ihrem Ferienhaus geplant hatten. Das teilte das US-Justizministerium mit. Einer der beiden Männer wurde wegen des Besitzes von Sprengstoff schuldig gesprochen. Der Richter muss das Strafmaß noch festsetzen. Es drohen lebenslange Haftstrafen. Gegen weitere Männer laufen die Verfahren noch. "Das heutige Urteil bestätigt, dass dieses Komplott sehr real und sehr gefährlich war", sagte der mit dem Prozess betraute Staatsanwalt Andrew Birge. "Diese Männer waren nicht nur eine Bedrohung für die Gouverneurin persönlich, sondern auch für Umstehende." Gouverneurin Whitmer begrüßte das Urteil: Politische Gewalt habe in den USA keinen Platz. Die Schuldsprüche zeigten, dass die, die versuchten, die Gesellschaft zu spalten, zur Rechenschaft gezogen würden. Anschläge gegen Amtsträger und Drohungen gegen das FBI würden die beunruhigende Ausbreitung eines "radikalisierten Terrorismus im Inland" verdeutlichen, der das Fundament der Vereinigten Staaten bedrohe. Bei einem ersten Prozess im Frühjahr waren die Geschworenen zu keinem einstimmigen Urteil gekommen. Einige Juroren folgten der Argumentation der Verteidigung, dass das FBI den Männern eine Falle gestellt habe.Die beiden Männer wollten nach der Entführung - aus Zorn über die Corona-Maßnahmen - einen Scheinprozess gegen die Demokratin führen, sie zum Tode verurteilen und so in der aufgeheizten Stimmung vor der Präsidentschaftswahl einen Bürgerkrieg anzetteln. Teil des Plans war auch, mit einer selbstgebastelten Bombe eine Brücke in die Luft zu sprengen, um die Polizei abzulenken. Zum Üben hatten die Männer schon ein Attrappe des Ferienhauses der Gouverneurin gebaut. Umsetzen konnten sie ihre Pläne nicht: Das FBI hatte mehrere Informanten in der Gruppe. Die heimlichen Aufnahmen der Unterhaltungen zwischen den Verschwörern führten jetzt letztlich zur Verurteilung. Zu Beginn des Jahres 2020 waren Ermittler des FBI in sozialen Netzwerken darauf aufmerksam geworden, dass eine Gruppe von Leuten den "gewaltsamen Sturz bestimmter Regierungs- und Strafverfolgungskomponenten" diskutiert hatte. Mithilfe von Informanten, verdeckten Ermittlern und geheimen Aufnahmen von Gesprächen wurden die Pläne im Herbst 2020 schließlich aufgedeckt. Neben den nun schuldig gesprochenen Männern wurden noch weitere Verdächtige festgenommen. Mit Informationen von Julia Kastein, ARD-Studio Washington
0amerika
Es wirkt auf den ersten Blick wie ein Volksfest: Eine Big Band samt Saxofonen, Posaunen und Trompeten sorgt für Stimmung, daneben tanzt eine Frauengruppe in Folklore-Kostümen Flamenco. Überall wehen Fahnen aller Couleur, auf denen der Schriftzug "Apruebo" prangt. Es sind die Befürworter der neuen Verfassung, die für die Annahme (span. "Apruebo") des jüngst ausgearbeiteten Textes auf die Straße gehen - Tausende, die dicht an dicht bei der Abschlusskundgebung im Zentrum von Santiago de Chile stehen. Rodrigo Venegas hat seine Tochter auf die Schultern genommen, wegen der er an diesem Abend auch hier ist. "Ich will, dass wir alle die gleichen Chancen im Leben haben, sodass meine Tochter studieren kann, ohne sich massiv verschulden zu müssen", sagt er.Bislang sind in Chile Bereiche wie Bildung, Gesundheit und die Altersvorsorge weitgehend privatwirtschaftlich organisiert. So sieht es die aktuelle Verfassung vor, die noch aus Zeiten der Diktatur von Augusto Pinochet stammt - und seitdem einige Male geändert wurde. Für die meisten Chilenen bleibt sie aber das Symbol jener Zeit, in der ein neoliberales Gesellschaftsmodell verankert wurde, das die soziale Verantwortung des Staats auf ein Minimum reduziert. Dagegen gingen 2019 1,5 Millionen Chilenen auf die Straße und forderten mehr soziale Rechte. Die Massenproteste hatten zur Folge, dass eine verfassungsgebende Versammlung eingesetzt wurde. Sie hat einen Verfassungstext mit 388 Artikeln ausgearbeitet und zur Abstimmung vorgelegt, der Chile fundamental verändern und zu einem Sozialstaat machen würde. Ein Aspekt ist der Umgang mit Wasser, das sich in Chile weitgehend in Privatbesitz befindet. Dieser Umstand war für Margarita Sangüesa 2019 ein Grund gewesen, an den Massenprotesten teilzunehmen. "Chile ist wohl das einzige Land der Welt, wo Wasserrechte in den Händen weniger Reicher sind", kritisiert die 35-Jährige. Jetzt ist sie wieder auf der Straße, um für "Apruebo" zu kämpfen, weil im neuen Verfassungsentwurf ein Recht auf Wasser festgeschrieben wurde.Viele andere Artikel im Verfassungsentwurf sind jedoch umstritten. So wird, ziemlich schwammig, ein "Recht auf Arbeit", ein "Recht auf würdigen Wohnraum" und ein "Recht auf Sport" festgeschrieben. Wie das in der Praxis aussehen soll, ist nicht näher definiert. Außerdem befürchten viele Chilenen wirtschaftliche Nachteile aufgrund des starken sozialen Charakters der neuen Verfassung. Bislang hatte Chile seit mehr als drei Jahrzehnten ein beachtliches Wirtschaftswachstum hingelegt. Davon haben aber nicht alle im Land gleichermaßen profitiert.Deshalb stammen die Befürworter der neuen Verfassung eher aus dem Lager links der politischen Mitte, während Chiles Konservative und Rechte für Stimmen gegen die neue Verfassung werben, welche sie als "sozialistisch" betiteln. Außerdem stören sie sich an der Formulierung eines "plurinationalen Staats". Dies würde weitgehende Autonomierechte für Chiles Indigene bedeuten - wie im Nachbarstaat Bolivien. Kritiker bezeichnen es als Spaltung der Gesellschaft. Durch die starke Verankerung von Umweltschutz im Verfassungsentwurf fürchten Unternehmer eine Beschneidung ihrer Freiräume, beispielsweise im Bergbau oder der Zelluloseproduktion. Ohnehin ist die wirtschaftliche Stimmung bereits eingetrübt, weil es seit der Corona-Pandemie zu erheblichen Preissteigerungen für Lebensmittel und Transport gekommen ist, während die Löhne stagnieren. Die Gegner der neuen Verfassung sind auf der Straße in der Minderheit. Zu ihrer Abschlusskundgebung kommen nur wenige Hundert Menschen. Im Netz hingegen haben sie eine breite Kampagne losgetreten, zu der offensichtlich auch Fake News gehören. So wird behauptet, die neue Verfassung würde Abtreibung bis kurz vor der Geburt erlauben oder die chilenische Flagge verbieten. Die chilenische Antwort auf Fake News ist simpel: Die Regierung fördert die Verbreitung der neuen Verfassung. Mit Erfolg: Der 178 Seiten lange Text wurde zum Bestseller. Überall im Land stehen Menschen Schlange, um noch rechtzeitig ein Exemplar zu ergattern.Wie die Volksabstimmung ausgehen wird, ist unklar. Aktuelle Umfragen prognostizieren eine knappe Ablehnung. Es wird am Ende wohl darauf ankommen, wie sich die zehn bis 15 Prozent Unentschlossenen entscheiden werden. Bei der Abschlusskundgebung der Befürworter der neuen Verfassung ist vielen auch eine leichte Anspannung anzusehen. Denn sie wissen: Vermutlich wird das Ergebnis knapp ausfallen. Gleichzeitig sehen sie die Abstimmung als historische Chance, Chile zu einem gerechteren Land zu machen und das Erbe der Diktatur abzuschütteln.
0amerika
Seit sieben Tagen hat Mohamad Safar sein Tuk-Tuk nicht von der Stelle bewegt. Der 42-jährige Familienvater steht in der kilometerlangen Schlange vor der Tankstelle in Sri Lankas Hauptstadt Colombo. Vor einer Woche hieß es, dass eine neue Benzinlieferung kommen werde - seitdem wartet er hier Tag und Nacht. Vergeblich."Ich bin von der Situation im Land angewidert. Und auch von meiner eigenen Lage", sagt er. "Ich habe kein Benzin, ich habe kein Essen." So gehe es den meisten Menschen im Land. "Täglich komme ich vielleicht ein bis zwei Stunden nach Hause. Den Rest der Zeit verbringe ich hier auf der Straße."Weil er kein Benzin besitzt, um Gäste zu transportieren, hat seine Familie so gut wie keine Einnahmen. Das Kochgas ist längst ausgegangen. Seit Wochen bereitet seine Frau Razeema das Essen auf offener Flamme zu. Nun werden auch die Lebensmittel im Sechs-Personen-Haushalt langsam knapp. "Wir leiden sehr. Wir können weder die Wasser-, noch die Stromrechnung zahlen", sagt Razeema. Dazu kämen noch andere Ausgaben. "Im Moment schaffen wir es gerade mal, ganz einfache Mahlzeiten auf den Tisch zu stellen."Auch die drei Kinder bekommen die Auswirkungen der Krise zu spüren. Sie können zurzeit nicht in die Schule gehen. Selbst für Lehrer bestehen kaum Transportmöglichkeiten. Und so bleiben die meisten Schulen in Sri Lanka seit Wochen geschlossen. "Wir sind so einsam. In der Schule können wir etwas lernen und mit Freunden spielen", sagt Safars jüngster Sohn Anas. Wie lange die Schulen zu bleiben, ist derzeit noch nicht klar.Die Krise hat Sri Lanka seit Monaten im Griff. Tausende Menschen demonstrieren deshalb seit nunmehr 100 Tagen gegen die Regierung. Am vergangenen Wochenende entlud sich die Wut der Bevölkerung in Massenprotesten. Am Samstag stürmten die Demonstranten den Präsidentenpalast, am Mittwoch das Büro des Premierministers. Auch wenn der ehemalige Präsident Gotabaya Rajapaksa inzwischen seinen Rücktritt bekannt gab und ins Ausland flüchtete, kleben viele Spitzenpolitiker weiter an ihren Posten. So wie der bisherige Premierminister Ranil Wickremsinghe. Er hat das Amt des Präsidenten kommissarisch übernommen. Nun scheint er Ambitionen zu haben, es weiterführen zu wollen. Obwohl er beim Volk längst in Ungnade gefallen ist."Die Menschen haben ja gar keine andere Option als wütend zu sei. Sie sind enttäuscht, angewidert. Deshalb gehen sie auf die Straßen", sagt Paikiasothy Saravanamuttu, Gründer des Zentrums für Politische Alternativen in Colombo. "Doch was macht die Regierung? Sie sagen nur, dass da eine Gruppe von Faschisten demonstriert, um ihnen die Macht wegzunehmen."Saravanamuttu beschäftigt sich seit mehreren Jahrzehnten mit der Politik Sri Lankas. Misswirtschaft, Korruption und ständige neue Milliardenkredite hätten das Land in den Ruin getrieben, so dass es nun quasi bankrott sei. Was der Inselstaat dringend brauche, sagt der politische Analyst, sei ein Neuanfang mit Politikern, die bereit seien, das System von Grund auf zu erneuern. "Wir müssen es schaffen, unsere Mentalität zu ändern. Wir brauchen umfangreiche Wirtschaftsreformen. Das alles wird eine riesige Herausforderung. Aber ohne Hoffnung, ohne den Willen, wirklich anzupacken, werden wir hier nicht vorankommen", sagt er.Zurück in der Tankschlange, wo Safar noch immer auf Benzin wartet. Es ist Nacht geworden. Wieder einmal haben die Versprechungen nicht gestimmt, wieder einmal kam kein Nachschub. Mit jedem weiteren Tag ohne Sprit verliert er immer mehr an Zuversicht. "Benzin bedeutet für uns, dass wir Geld einnehmen können. Wir brauchen das. Es ist unsere einzige Chance. Wir finden woanders keinen Job, keiner stellt mich an. Das ist die Situation, in der wir hier leben", sagt er. Seine einzige Hoffnung für die Zukunft: dass ein neuer Präsident, der schon am Mittwoch vom Parlament gewählt werden könnte, endlich eine Lösung für die Krise findet.
1asien
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verlor 0,2 Prozent auf 31.338 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 gab 0,1 Prozent nach - auf 3.899 Zähler. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq legte 0,1 Prozent auf 11.635 Punkte zu. Anleger mussten sich mit sehr positiven Konjunkturdaten auseinandersetzen.Die US-Wirtschaft hat im Juni deutlich mehr Arbeitsplätze geschaffen als erwartet. Außerhalb der Landwirtschaft seien 372.000 Stellen hinzugekommen, teilte das Arbeitsministerium mit. Analysten hatten im Schnitt lediglich mit 265.000 neuen Stellen gerechnet. Die Arbeitslosenquote stagnierte wie erwartet bei 3,6 Prozent. Das Lohnwachstum schwächte sich nicht so stark ab wie von der Börse erhofft."Damit fallen die Zweitrundeneffekte höher aus als befürchtet", kommentierte Thomas Altmann von QC Partners mit Blick auf die Sorge, dass es vermehrt Preiserhöhungen als Reaktion auf vorangegangene Kostensteigerungen geben wird. "Ein Lohnwachstum auf diesem anhaltend hohen Niveau setzt die Notenbank zusätzlich unter Druck." Damit werde es für die US-Notenbank Fed "schwer bis unmöglich, bei der Straffung der Geldpolitik vom Gaspedal zu gehen."Anleger rechnen nun fest mit einer weiteren großen Zinserhöhung der Notenbank Fed in diesem Monat. Laut dem "FedWatch Tool" der Terminbörse CME liegt die Wahrscheinlichkeit dafür bei 93 Prozent. Diese wird dabei aus bereits eingegangenen Börsengeschäften der Marktteilnehmer an der CME abgeleitet.Die Märkte in Europa entwickelten zum Wochenabschluss besser als in den USA. So ging in Frankfurt der DAX bei 13.015 Punkten aus dem Handel und verbuchte damit ein Plus von 1,3 Prozent. Auf Wochensicht liegt der Zuwachs bei eineinhalb Prozent.Rückenwind für den deutschen Aktienmarkt gab es durch den weiter schwachen Euro, der die Exportchancen deutscher Unternehmen im internationalen Handel erhöht. Der europäische Gemeinschaftswährung fiel vorübergehend auf einen weiteren 20-jährigen Tiefstand zum US-Dollar bei 1,0072 Dollar. Bis zum Nachmittag erholte sich der Euro wieder und stieg in Richtung 1,02 US-Dollar.Mit der Talfahrt in der ablaufenden Woche hat sich der Euro zunehmend der Parität zum Dollar genähert - also einem Tauschverhältnis eins zu eins. Zuletzt hatte der Euro-Dollar-Kurs dieses Niveau im Jahr 2002 innegehabt. Das war kurz nach der Einführung des Euro als Bargeld. Gründe für die schwache Entwicklung sind die Furcht vor einer Energiekrise in Europa und der bisher verhältnismäßig zurückhaltende Kampf der Europäischen Zentralbank gegen die hohe Inflation.Trotz der guten Kursentwicklung am Freitag bleibt abzuwarten, wie lange die positive Stimmung anhält. Denn am kommenden Montag soll die wartungsbedingte Abschaltung der Gas-Pipeline Nord Stream 1 beginnen und könnte neue Unsicherheit in den Markt bringen."Erst nach Ende der planmäßigen Wartungsarbeiten am 21. Juli könnte etwas klarer sein, ob sich Menschen und Wirtschaft in Deutschland auf einen harten Winter einstellen müssen", warnt Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets. "Die Unsicherheit darüber dürfte das Börsengeschehen in Frankfurt in den kommenden zwei Wochen maßgeblich mitbestimmen."Russland will im Fall einer Rückkehr seiner reparierten Gasturbine aus Kanada die Energielieferungen durch die gedrosselte Ostseepipeline Nord Stream 1 angeblich wieder hochfahren. "Wenn die Turbine nach der Reparatur kommt, dann erlaubt das eine Zunahme der Umfänge", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut der Agentur Interfax.Am niederländischen Gashandelspunkt TTF setzt sich heute der Preisauftrieb nicht weiter fort. Die Notierungen für die kommenden sechs Monate lagen deutlich im Minus aber weiter mit rund 175 Euro je Megawattstunde ungefähr doppelt so hoch wie vor einem Monat.Der in Finanzschwierigkeiten steckende Energiekonzern Uniper hat bei der Bundesregierung einen Antrag auf Stabilisierungsmaßnahmen gestellt. Wie das Unternehmen mitteilte, zielen diese Maßnahmen unter anderem darauf ab, "das derzeitige Auflaufen erheblicher Verluste zu beenden" sowie den "Liquiditätsbedarf von Uniper zu decken". Uniper war bereits mit dem Bund in entsprechenden Gesprächen über Hilfsmaßnahmen.Der Vorschlag von Uniper sieht auch vor, dass sich der Bund mit einem relevanten Anteil an dem Unternehmen beteiligt. Außerdem will der Energiekonzern Preissteigerungen an Kunden weitergeben können.Doch zurück zum DAX. Papiere der Holding Porsche SE und die Vorzugsaktien von Volkswagen setzten sich an die Spitze des wichtigsten deutschen Aktienindex'. Offenbar macht die VW-Tochter Porsche AG Fortschritte bei ihrem Börsengang. Einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge hat VW weitere Konsortialbanken für den Börsengang der Sportwagen-Tochter ausgewählt. Der IPO-Prozess könnte im September eingeleitet werden und die Erstnotiz im Oktober erfolgen. Aktien von TAG Immobilien standen wegen einer beschlossenen Kapitalerhöhung unter Druck. Aktionäre erhalten das Recht, für 101 bestehende Aktien 20 neue zu beziehen und dies zu einem Bezugspreis von 6,90 Euro je Aktie. Die knapp 29 Millionen Aktien umfassende und etwa 200 Millionen Euro schwere Maßnahme dient der Refinanzierung der Übernahme des polnischen Unternehmens Robyg. Der weltgrößte Flugzeughersteller Airbus hat seine Auslieferungen im Juni deutlich gesteigert. Der DAX-Konzern übergab im abgelaufenen Monat 60 Maschinen an seine Kunden und damit 13 mehr als im Mai. Für sein Jahresziel von rund 720 auszuliefernden Flugzeugen muss Airbus das Tempo aber noch beschleunigen: Nach den ersten sechs Monaten sind davon erst 297 geschafft. Allerdings ziehen die Auslieferungszahlen bei dem Hersteller üblicherweise gegen Jahresende deutlich an. Der Lufthansa-Ableger Eurowings will wegen gestiegener Energiekosten die Ticketpreise um mindestens zehn Prozent erhöhen. Das sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Jens Bischof, der Tageszeitung "Rheinische Post". Als Grund gab Bischof an, die höheren Spritpreise würden das Unternehmen mit mehr als 100 Millionen Euro belasten. Anders seien die Belastungen des Ölpreis-Schocks nicht zu schultern.Der Autozulieferer ElringKlinger hat unter anderem wegen des gestiegenen Zinsniveaus und der Währungsentwicklung Abschreibungen in Höhe von 86 Millionen Euro verbucht. Das drückte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im zweiten Quartal deutlich in die roten Zahlen. Demnach geht der Konzern nach vorläufigen Zahlen von einem Minus von 97 Millionen Euro aus - nach einem Plus von 23 Millionen Euro im zweiten Quartal des vergangenen Jahres. Die Aktie des Kurznachrichtendienstes Twitter stand deutlich unter Druck. Auslöser war ein Bericht der "Washington Post", wonach der andauernde Konflikt zwischen Elon Musk und dem Twitter-Management über die Anzahl von Spam- und Fake-Nutzerkonten auf der Plattform die 44 Milliarden Dollar schwere Übernahme ernsthaft gefährde.
2finanzen
Mit einer Neuerung zum Monatsbeginn können Stromkunden in Zeiten hoher Energiekosten auf etwas Entlastung hoffen. Ab heute wird die EEG-Umlage auf null Euro gesenkt. Die Umlage über das Erneuerbare-Energien-Gesetz wurde im Jahr 2000 eingeführt; Ziel war es, die Förderung von Wind- und Solaranlagen über die Stromrechnung der Haushalte und Unternehmen zu finanzieren. Zuletzt betrug die Ökostrom-Umlage noch 3,723 Cent pro Kilowattstunde. Ursprünglich sollte sie erst Anfang 2023 komplett gestrichen werden. Doch die Bundesregierung zog diesen Schritt angesichts der rasant gestiegenen Energiekosten um ein halbes Jahr vor. Die Stromanbieter sind gesetzlich dazu verpflichtet, die Absenkung an die Kunden weiterzugeben. Außerdem darf der Arbeitspreis nicht einfach am selben Datum erhöht werden, um den Verlust zu kompensieren. Eine Strompreiserhöhung kurze Zeit später ist allerdings nicht gesetzlich verboten. Insgesamt werden die Verbraucher in der Bundesrepublik durch die Abschaffung der EEG-Umlage um 5,1 Milliarden Euro entlastet, rechnet das Vergleichsportal Check24 vor. Das dürfte sich jedoch in der Mehrzahl der Haushalte nicht sofort bemerkbar machen. Denn die Energieversorger sind nicht dazu verpflichtet, den monatlichen Abschlag wegen der Senkung der EEG-Umlage direkt zu ändern. Üblicherweise werden die monatlichen Abschläge nur einmal pro Jahr angepasst. Die Ersparnis durch den Wegfall der Ökostrom-Umlage dürfte somit in aller Regel erst mit der nächsten Jahresrechnung ausgeglichen werden. Dabei können Verbraucher - je nach persönlichem Stromverbrauch - mit spürbaren Entlastungen rechnen. Diese Ersparnisse beruhen auf zwei Effekten: Der Wegfall der EEG-Umlage reduziert zunächst den Nettopreis. Auf diesen erniedrigten Nettopreis werden dann in einem zweiten Schritt - wie bisher auch - 19 Prozent Mehrwertsteuer gerechnet. Mit der Senkung des Strom-Nettopreises reduzieren sich also anteilig auch die Kosten durch die Mehrwertsteuer, da die Grundlage der Berechnung nun kleiner ist. Doch was bedeutet der Wegfall der EEG-Umlage konkret? Wie viel können Verbraucher wirklich sparen? Ein durchschnittlicher Single-Haushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 1500 Kilowattstunden zahle etwa 66 Euro weniger, rechnet Check24 vor. Eine Familie mit 5000 kWh Stromverbrauch reduziere ihre Stromrechnung um 222 Euro. Das entspricht einer Ersparnis von 18,50 Euro pro Monat. Der Wegfall der EEG-Umlage lindert den starken Anstieg der Strompreise allerdings nur teilweise. Dem Vergleichsportal Check24 zufolge sind die Strompreise für eine Familie mit 5000 kWh Stromverbrauch seit Oktober 2021 durchschnittlich um 471 Euro gestiegen. "Somit mildert die Abschaffung der EEG-Umlage den Anstieg der Strompreise um weniger als 50 Prozent", so Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie bei Check24. Wenig Hoffnung macht derweil auch ein Blick in die Vergangenheit: Bereits die erste Senkung der EEG-Umlage zum Jahreswechsel 2021/2022 kam aufgrund der massiv gestiegenen Einkaufspreise der Versorger bei den Verbrauchern nicht an. Seither sind die Preise im Stromgroßhandel nochmals kräftig gestiegen - auf bislang nie dagewesene Niveaus. Der russische Angriff auf die Ukraine hat die Situation auf dem Strommarkt nochmals deutlich verschärft. Der bisherige Monatsrekordwert datiert vom März: Damals kostete eine Megawattstunde an der Leipziger Strombörse im Schnitt 252 Euro. Im Juni belief sich der Preis für eine Megawattstunde am Spotmarkt auf durchschnittlich 217 Euro. Zum Vergleich: Im Juni 2021 kostete eine Megawattstunde lediglich 72 Euro. Das entspricht einem Aufschlag von mehr als 200 Prozent im Jahresvergleich. Angesichts der derzeitigen Entwicklungen an den Energiemärkten sei die Absenkung der EEG-Umlage kaum mehr als "ein Tropfen auf den heißen Stein", sagt Kerstin Andreae, Chefin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Stromkunden müssen sich darauf einstellen, dass die Kosten schon bald weiter steigen. "Spätestens zum Jahreswechsel rechnen wir erneut mit flächendeckenden Strompreiserhöhungen für Millionen Haushalte", so Thorsten Storck, Energieexperte beim Vergleichsportal Verivox. Dabei könnte der Staat durchaus noch mehr tun, um bei der Stromrechnung für eine echte Entlastung der Haushalte zu sorgen. Besonders viel bringen für Verbraucher würde eine Absenkung der Mehrwertsteuer. Andere EU-Länder sind hier Vorreiter. So senkte die spanische Regierung bereits im vergangenen Jahr die Mehrwertsteuer auf Strom von 21 auf 10 Prozent. Belgien kappte die Mehrwertsteuer auf Strom und Gas von 21 auf 6 Prozent, die Niederlande reduzierte den Satz von 21 auf 9 Prozent. Durch eine Senkung der deutschen Mehrwertsteuer auf Strom von 19 auf 7 Prozent und eine Senkung der Stromsteuer von derzeit 2,05 auf 1,0 Cent pro Kilowattstunde würde eine Familie in Kombination mit der Abschaffung der EEG-Umlage um 459 Euro pro Jahr entlastet, hat das Vergleichsportal Check24 ausgerechnet. Bei einem Single-Haushalt würde sich die Ersparnis auf 147 Euro belaufen. Formal abgeschafft ist die EEG-Umlage noch nicht. Vielmehr ist ihre Herabsetzung auf null Euro zunächst bis zum 31. Dezember 2022 befristet. Wie die Zukunft der EEG-Umlage ab dem Jahr 2023 aussieht, muss politisch erst noch entschieden werden. Energieexperten gehen aber davon aus, dass die Ökostrom-Umlage über kurz oder lang endgültig abgeschafft wird.
6verbraucher
"Wir lieben die Queen leidenschaftlich. Und auch wenn wir unabhängig sind, schauen wir nach wie vor zu ihr auf", sagt Luise Sabine aus Antigua und Barbuda gegenüber dem britischen Sender ITV. Der Inselstaat ist seit 1981 unabhängig, gehört aber zu den 14 Staaten, in denen der britische Monarch, nun also Charles der III., nach wie vor Staatsoberhaupt ist."Ich bin sehr traurig, es war wirklich eine nette Frau, auch die Art und Weise wie sie gesprochen hat. Ich werde sie vermissen, aber das Leben geht natürlich weiter." So wie dieser Mann bringen viele Menschen in Antigua und Barbuda in diesen Tagen ihre Sympathien gegenüber der verstorbenen Queen zum Ausdruck. Die Nationalflagge hängt auf Halbmast.Nur wenige Minuten nach der Bestätigung von König Charles III. zum Staatsoberhaupt machte der Premierminister von Antigua und Barbuda, Gaston Browne, die Ankündigung, er wolle innerhalb von drei Jahren eine Volksabstimmung abhalten, damit der Karibikstaat zu einer Republik werde."Das ist keine Form von Respektlosigkeit, auch kein Akt der Feindseligkeit und kein Dissens zwischen Antigua und Barbuda und der Monarchie. Es ist ein letzter Schritt, um den Bogen zur Unabhängigkeit zu schließen und eine wirklich souveräne Nation zu werden", erklärte Browne vor rund einer Woche gegenüber dem britischen Sender ITV.Barbados, der Karibikstaat, der sich noch weiter südlich befindet, hat bereits im vergangenen Jahr den Schritt vollzogen. Und auch in Jamaika werden Rufe laut, zur Republik zu werden.Beim Besuch von Prinz William und seiner Ehefrau Kate in Jamaika im vergangen März warfen ihnen Demonstranten vor, vom "Blut, den Tränen und dem Schweiß" der Sklaven zu profitieren.Der Karibikstaat hat dennoch zwölf Tage Staatstrauer ausgerufen. Doch Vertreter der Rastafari-Bewegung auf Jamaika wollen sich nicht beteiligen. Auch der bekannte Rastafari Mutabaruka, Musiker und Poet, forderte gegenüber dem amerikanischen Sender MSNBC: "Wir müssen den Kampf fortsetzen, damit anerkannt wird, dass etwas getan werden muss und zwar fordern wir eine Entschuldigung und Wiedergutmachung."Kurz nach dem Tod der Queen titelte eine jamaikanische Tageszeitung "Das Ende einer Ära". Die britische Monarchie steht in der Karibik mehr als nur auf dem Prüfstand.
0amerika
Die Behörden der chinesischen Metropole Chengdu haben den Corona-Lockdown verlängert. Die meisten der rund 21 Millionen Einwohner der Stadt in der südwestlichen Provinz Sichuan dürfen ihre Wohnungen damit weiterhin nicht verlassen. Eigentlich hätte der Lockdown am Mittwoch enden sollen, doch stattdessen erklärte die Stadtverwaltung, die ganze Stadt werde ihren "Angriff in Richtung einer Null-Weiterverbreitung fortsetzen". Daher werde der vor einer Woche ausgerufene Lockdown um eine weitere Woche verlängert. Der Lockdown war verhängt worden, nachdem in Chengdu mehrere hundert Corona-Infektionen registriert worden waren. Nun hieß es, "die Früchte der Anti-Epidemie-Maßnahmen" der Stadt zeigten sich bereits - es bestehe jedoch in einigen Bereichen noch immer ein Ansteckungsrisiko. Alle unter Lockdown stehenden Bewohner sollen daher weiterhin täglich einen Corona-Test machen. Pro Haushalt darf nur eine Person die Wohnung verlassen, um lebensnotwendige Einkäufe zu machen. China verfolgt als weltweit einzige große Volkswirtschaft eine strikte Null-Covid-Strategie. Selbst bei nur wenigen Neuinfektionen werden Lockdowns, Massentests und strikte Quarantänen verfügt. Die strengen Anti-Corona-Maßnahmen belasten auch die Wirtschaft, in Chengdu musste der schwedische Autobauer Volvo vergangene Woche  seine Produktion vorübergehend einstellen.
1asien
Die Stimmung an der Wall Street bleibt trotz der heute positiv aufgenommenen Daten vom Arbeitsmarkt angesichts von Gaskrise, Inflationsschock und Rezessionssorgen angeschlagen. Alle großen Indizes konnten anfängliche Gewinne nicht halten und rutschten ins Minus. Zudem bleiben die Börsen am Montag wegen eines Feiertages geschlossen, so dass sich die Anleger vor dem langen Wochenende vorsichtiger positionierten, was nicht unüblich ist.Die Stimmung kippte endgültig nach der neuerlichen Eskalation der Gaskrise in Europa. Durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 wird von diesem Samstag an anders als angekündigt weiter kein Gas fließen, wie der Staatskonzern Gazprom mitteilte. Grund sei ein Ölaustritt in der Kompressorstation Portowaja. Der Dow Jones-Index, der Leitindex der Standardwerte, schloss am Ende des Tages bei 31.318 Zählern um 1,07 Prozent leichter. Im Tageshoch war der Index noch bis auf 32.026 Zähler gestiegen, ehe der Abschwung einsetzte. Verluste gab es ebenfalls an der besonders zinssensitiven Technologiebörse Nasdaq, die damit wie schon zuletzt, weiter besonders unter Druck bleibt. Der Schlusskurs lag bei 11.630 Punkten um 1,31 Prozent tiefer. Der marktbreite S&P-500-Index ging bei 3924 Zählern aus dem Handel, ein Tagesverlust von 1,07 Prozent.Hoffnungen auf weniger aggressive Zinsschritte der US-Notenbank hatten die Kurse zunächst gestützt. In Europa hatte der DAX mehr als drei Prozent höher geschlossen. Im August entstanden mit 315.000 etwas mehr neue Stellen als erwartet. Allerdings schwächte sich der Zuwachs im Vergleich zum Vormonat wie erwartet merklich ab. Die Arbeitslosenquote stieg auf 3,7 von zuvor 3,5 Prozent, gleichzeitig legten die Löhne nicht so stark zu wie befürchtet.Eine Entwicklung, die zunächst gut ankam an der Börse. Das sei das ideale Szenario für Anleger, die nun wüssten, dass die Notenbank Fed die Zinsen wohl kaum längerfristig aggressiv anheben werde, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Händler sahen eine Chance von 58 Prozent für eine dritte Zinserhöhung in Folge um 75 Basispunkte im September, vor dem Bericht waren sie von 70 Prozent ausgegangen."Trotzdem befinden wir uns in einem langfristigen Abwärtstrend an den Börsen und sind noch nicht über den Berg", warnte Analyst Fawad Razaqzada vom Handelshaus StoneX. "Die Fed wird ihre Geldpolitik in den kommenden Monaten aggressiv straffen, was die Kurse, insbesondere im Bereich US-Technologie, deckeln dürfte." Deswegen sei ein Abverkauf vor dem langen Wochenende nicht verwunderlichIn einer kraftvollen Gegenbewegung hat sich der DAX zum Wochenschluss erholt und wieder die Marke von 13.000 Punkten erreicht. Am Ende schloss der deutsche Leitindex bei 13.050 Zählern am Tageshoch, ein deutlicher Zuwachs von 3,33 Prozent. Im Wochenvergleich steht damit noch ein leichtes Plus von 0,6 Prozent zu Buche. Nach den positiv aufgenommenen Arbeitsmarktdaten aus den USA baute der Index seine Gewinne im Verlauf immer weiter aus und folgte dabei einer ebenfalls anziehenden Wall Street. Die großen US-Indizes hatten bereits am Vorabend im späten Geschäft kräftig zugelegt und damit das Feld für die heutigen Kursgewinne bereitet. Noch im Wochenverlauf war der DAX nach mehreren Verlusttagen in Folge bedrohlich nahe an sein Unterstützungsniveau von 12.400 gefallen, nachdem sich Zins- und Rezessionsängste verstärkt hatten. Nachbörslich sackte der Index aber wegen der Verschärfung der Lage am Gasmarkt und im Sog einer fallenden Wall Street wieder deutlich unter die Marke von 13.000 Punkten ab. Beim Broker Lang & Schwarz wird der DAX am späten Abend bei 12.700 Punkten gehandelt, womit die Gewinne von heute im Xetra-Handel größtenteils wieder verloren wären. Nach Angaben des Gazprom-Konzerns würden die Lieferungen zunächst nicht wieder aufgenommen, weil bei Wartungsarbeiten ein Öl-Leck entdeckt worden sei, teilte das Unternehmen am Abend mit. Zuvor hatten zwei Insider der Nachrichtenagentur "Reuters" noch gesagt, Gazprom wolle den Gastransport über Nord Stream 1 am Samstagmorgen wieder aufnehmen.Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte, die Sicherheit der Gasversorgung sei nicht in Gefahr. "Die Lage auf dem Gasmarkt ist angespannt, aber die Versorgungssicherheit ist gewährleistet", sagte eine Sprecherin am Abend.Experten wollten derweil in Sachen Zinszyklus noch keine Entwarnung geben. "Der US-Arbeitsmarkt läuft auch im zweiten Halbjahr noch auf vollen Touren. An den Finanzmärkten wirft man derzeit mit zwei Zahlen hin und her: 50 und 75 sind derzeit häufig genannte Größen. Die Rede ist von den im September zu erwartenden Zinserhöhungen. Macht die EZB 50 oder 75 Basispunkte, macht die Fed 50 oder 75 Basispunkte? Mit dem heutigen guten Zahlenwerk vom US-Arbeitsmarkt dürfte die Fed-Frage geklärt sein. Eine neuerliche Zinsanhebungen um 75 Basispunkte ist wahrscheinlich", kommentiert Thomas Gitzel von der VP Bank. Die Commerzbank-Experten Christoph Balz und Bernd Weidensteiner verweisen darauf, dass das Tempo am Arbeitsmarkt zwar etwas nachgelassen hat. Ein Stellenzuwachs von über 300.000 sei für diese Phase des Konjunkturzyklus jedoch weiterhin kräftig. Einer Faustregel folgend sei bereits ein Stellenzuwachs von rund 75.000 pro Monat ausreichend, um die wachsende US-Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter mit Jobs zu versorgen. "Es ist daher unwahrscheinlich, dass die Notenbank die leichte Beruhigung am Arbeitsmarkt zum Anlass nimmt, die Leitzinsen im September nur um 50 Basispunkte zu erhöhen. Wir halten daher an unserer Prognose einer Zinserhöhung um 75 Basispunkte fest." Mit einer solchen Erhöhung rechnet derzeit die Mehrheit der Marktteilnehmer. Das Zinsniveau läge dann in einer Bandbreite zwischen 3,00 und 3,25 Prozent und damit in der Nähe des Zielniveaus von rund 3,50 Prozent, das Bankchef Jerome Powell zuletzt in den Raum gestellt hatte. Der größte Teil des US-Zinsweges wäre damit zunächst gegangen. Um der ausufernden Inflation Herr zu werden, hatte die US-Notenbank den Leitzins zuletzt zwei Mal in Folge kräftig um 0,75 Prozentpunkte angehoben - auf die Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent. Zum Vergleich: In Europa liegt das Niveau erst bei 0,50 Prozent, die EZB steht daher in Anbetracht des ebenfalls sehr hohen Preisdrucks in der Eurozone unter erheblichen Zugzwang nachzulegen, auch um ihre Glaubwürdigkeit nicht zu verspielen. Erwartet wird, dass am kommenden Donnerstag hart über die Stärke des Zinsschritts gerungen wird. "Es ist daher nicht auszuschließen, dass es sogar zu einer Kampfabstimmung mit einer knappen Entscheidung kommt," meinen die Experten der Helaba.Derweil dreht sich das Preis-Karrussel in der Eurozone immer schneller. Im Juli stiegen die Preise, die Hersteller für ihre Waren erhalten, die sogenannten Erzeugerpreise, zum Vorjahresmonat um 37,9 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat mitteilte. Das ist der stärkste Schub seit Bestehen der Währungsunion. Erzeugerpreise schlagen sich üblicherweise mit einer Zeitverzögerung auf die Verbraucherpreise nieder. Der Euro profitierte heute lange von der freundlichen Stimmung an den europäischen Aktienmärkten und baute am späten Nachmittag seine Gewinne aus. Der Dollar als sichere Alternative war im Gegenzug weniger gefragt. Auch andere als sicher geltende Währungen wie der Schweizer Franken oder der japanische Yen gerieten unter Druck. Zugute kam kam dem Euro dabei die Aussicht auf eine weitere Zinserhöhung durch die EZB am 8. September, dem nächsten Sitzungstermin. Die Gemeinschaftswährung handelte zuletzt im US-Handel aber bei 0,9959 Dollar und gab damit am Abend den Großteil der Tagesgewinne wieder ab. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 0,9993 (Donnerstag: 1,0004) Dollar festFür die deutschen Exporteure hat das zweite Halbjahr wegen der sinkenden Nachfrage ihrer beiden wichtigsten Kunden USA und China mit einem Rückschlag begonnen. Ihre Ausfuhren schrumpften im Juli um 2,1 Prozent zum Vormonat auf 131,3 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.Am Energiemarkt fielen die Preise spürbar. Der europäische Erdgas-Future verlor rund elf Prozent auf 209 Euro je Megawattstunde. Vor einer Woche war er noch auf den Rekordwert von 343 Euro gestiegen. Der Strompreis fiel um knapp acht Prozent auf 500 Euro je Megawattstunde. Die Lage könnte sich allerdings bald schon wieder verschärfen, wenn die russischen Gaslieferungen über die Ostseepipeline Nord Stream 1 nict wieder aufgenommen werden. Spekulationen auf einen Beschluss der Opec-Länder und ihrer Verbündeten (Opec+) zu einer weiteren Förderdrosselung in der kommenden Woche trieben die Ölpreise. Die Nordsee-Sorte Brent-Rohöl verteuerte sich um 1,8 Prozent auf 95,32 Dollar je Fass, nachdem es tags zuvor um mehr als drei Prozent abgerutscht war. Ein wichtiger Faktor seien auch die Atomgespräche zwischen dem Iran und den USA, die offenbar ins Stocken geraten seien, sagte Oanda-Analyst Craig Erlam. "Ein Abkommen war in letzter Zeit ein großes Abwärtsrisiko für die Ölpreise; etwas, dem Saudi-Arabien mit Warnungen vor Produktionskürzungen der Allianz entgegenzuwirken versuchte."Von den 40 DAX-Mitgliedern stand nur die Aktie von Henkel nach einem negativen Analystenurteil im Minus. Alle anderen Papiere legten unter der Führung von VW-Vorzügen sowie der VW-Holding Porsche SE zum Teil deutlich zu. Die Anleger setzen derzeit weiter auf einen erfolgreichen Börsengang des Sportwagenbauers Porsche. Vorschusslorbeeren gibt es auch für den neuen VW-Chef Oliver Blume, der gestern sein Amt angetreten hatte.Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat Henkel von "Neutral" auf "Sell" abgestuft und das Kursziel von 67 auf 62 Euro gesenkt. Zwar honoriere er die Fortschritte in der Konsumgütersparte und sehe auch wenige Risiken für die Ergebnisse 2022, doch sei er vorsichtig hinsichtlich des Ausblicks für die Sparte Klebstoffe, schrieb Analyst Olivier Nicolai. Diese aber mache 50 Prozent des Konzernumsatzes aus. Er rechnet für diesen Geschäftsbereich mit sinkenden Margen sowie Kostendruck und verweist auf einen negativen Produktmix. Vier Jahre nach ihrem Abstieg aus dem DAX steht die Commerzbank vor dem Wiederaufstieg in die erste deutsche Börsenliga. Das dürfte die Deutsche Börse nach ihrer Überprüfung der Index-Zusammensetzung am 5. September voraussichtlich bekanntgeben. Chancen auf einen Dax-Einzug hat zudem der Autozulieferer und Rüstungskonzern Rheinmetall. Ihre Plätze im Leitindex räumen müssten eventuell der Kochbox-Anbieter Hellofresh oder der Bauindustrie-Zulieferer HeidelbergCement.Favoriten für einen MDAX-Aufstieg sind der Immobilienfinanzierer Aareal Bank und der Biokraftstoff-Hersteller Verbio. Ihre Plätze räumen müssen wohl die Immobilienfirma Grand City Properties und die IT-Firma Cancom. Die Änderungen werden zum 19. September wirksam.Für ihre Index-Überprüfung erstellt die Deutsche Börse eine Rangliste gemäß der Marktkapitalisierung des Streubesitzes. Basis hierfür ist der jeweils letzte handelsgewichtete Durchschnittskurs des Monats, der dem Überprüfungstermin vorangeht.Der japanische Kamerahersteller Nikon will für 622 Millionen Euro den 3D-Drucker-Hersteller SLM Solutions kaufen. Die Japaner bieten 20 Euro je SLM-Aktie und damit ein Plus von 75 Prozent auf den gestrigen Schlusskurs. Nikon zeichnet eine Kapitalerhöhung von SLM in Höhe von zehn Prozent und wird ein Übernahmeangebot an die restlichen Anteilseigner abgeben, das an keine Mindestannahmeschwelle gekoppelt sei. Nikon hat sich nach eigenen Angaben bereits gut 61 Prozent der Aktien gesichert.Bayer-Aktien erholten sich heute. Händler verwiesen darauf, dass im Streit über eine möglicherweise krebserregende Wirkung des Unkrautvernichters Glyphosat mittlerweile die fünfte Klage in Folge gewonnen worden sei. Eine Jury im US-Bundesstaat Missouri hat im Streit um das Produkt Roundup in einer Haftungsklage ein positives Urteil gefällt. "Die Ergebnisse der Jury entsprechen auch den Untersuchungen der zuständigen Regulierungsbehörden sowie vierzig Jahren wissenschaftlicher Forschung, die immer wieder festgestellt haben, dass Roundup sicher verwendet werden kann und nicht krebserregend ist", hieß es in einer Stellungnahme des Bayer-Konzerns. "Wir stehen weiterhin vollständig hinter der Sicherheit von Roundup und werden sowohl diese als auch das Verhalten des Unternehmens weiter vor Gericht verteidigen", so Bayer weiter.Die Lufthansa ist vor dem Arbeitsgericht München mit einem Antrag auf einstweilige Unterlassung des Pilotenstreiks gescheitert. Die Fluggesellschaft hatte laut Gericht am Freitag argumentiert, dass die Forderung nach einer Erhöhung der Tarifgehälter mittels eines automatischen Inflationsausgleiches ein rechtswidriges Streikziel sei. Dem folgte das Gericht nicht, die Durchführung des Streiks wurde nicht untersagt. Allerdings betonte die 38. Kammer auch, dass die Forderung der Vereinigung Cockpit nicht unbedenklich sei. "Jedoch hätte die Deutsche Lufthansa AG ihre rechtlichen Bedenken während der bisherigen Verhandlungen äußern müssen, damit über diesen Punkt Gespräche hätten geführt werden können." Die Vereinigung Cockpit hat nach dem Beschluss der Kammer ihre Forderung nach einem automatischen Inflationsausgleich zurückgenommen, wie ein Sprecher bestätigte. Man prüfe andere Formulierungen. Der ganztägige Streik der Lufthansa-Piloten ließ am Freitag den gesamten Flugbetrieb der Airline nahezu stillstehen. Mehr als 800 Flüge mit 130.000 betroffenen Passagieren hatte die Lufthansa am Vortag vorsorglich abgesagt. Der Streik ist auf 24 Stunden beschränkt.Die Aktien von Nordex profitierten von einer Kaufempfehlung der Citigroup. Die Anteile des Windkraftanlagenherstellers werden wohl im September wieder in den Nebenwerteindex SDAX aufsteigen, den sie im Juni wegen eines nicht fristgerecht vorgelegten Quartalsberichts verlassen mussten. Gewissheit wird es am kommenden Montag nach Handelsschluss geben. Dann gibt die Deutsche Börse die Index-Änderungen bekannt, welche zum 19. September, in Kraft treten.Die irische Fluggesellschaft Ryanair hat im August zum vierten Mal in Folge so viele Fluggäste wie noch nie in einem Monat befördert. Mit 16,9 Millionen Passagieren übertraf die Fluggesellschaft den im Vormonat erreichten Rekord von 16,8 Millionen. Im August 2019, vor Ausbruch der Corona-Pandemie, lag die Anzahl bei 14,9 Millionen Reisenden. Der durchschnittliche Anteil leerer Sitze pro Flug lag wie im Vormonat auf dem Vorkrisenniveau von vier Prozent.
2finanzen
Deutschland will der Ukraine vier weitere Artilleriegeschütze des Typs Panzerhaubitze 2000 zur Verfügung stellen. Es handle sich um gebrauchte und wieder instand gesetzte Geschütze der Bundeswehr, die nun "trotz der angespannten eigenen Materiallage" an die Ukraine abgegeben werden sollten, erklärte das Bundesverteidigungsministerium. Dies sei durch Gespräche mit der Industrie über eine vorgezogene Lieferung überholter Geschütze aus der Instandsetzung des Heers möglich geworden. Die Lieferung werde "unverzüglich" in die Wege geleitet und soll auch ein Munitionspaket umfassen."Die von Deutschland und den Niederlanden gelieferten Panzerhaubitzen 2000 haben sich im Gefecht mehr als bewährt", sagte Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht. "Damit steigt die Zahl dieser von Deutschland gelieferten Hochleistungsgeschütze auf 14." Die Bundeswehr bildet auch ukrainische Soldaten an den Panzerhaubitzen aus. Die Bundesregierung betonte, dass die Ukraine den Wunsch nach weiteren Haubitzen geäußert habe.Die mit drei bis fünf Soldaten besetzte Panzerhaubitze 2000 ist ein auf ein Panzerfahrgestell montiertes fahrbares Artilleriegeschütz mit großer Feuerkraft und Reichweite. Die Panzerhaubitze 2000 kann je nach verwendeter Munition 30 bis 40 Kilometer weit schießen. Sie gilt unter Experten als eine der modernsten Haubitzen der Welt und kann bis zu zehn Granaten pro Minute abfeuern. Auch aus den Niederlanden hat die Ukraine solche Geschütze erhalten.Der Ukraine wurden im Juni die ersten Exemplare geliefert, nachdem die Ausbildung ukrainischer Soldaten daran abgeschlossen war. Nach Angaben der Bundeswehr wurden diese Geschütze seitdem "intensiv genutzt" und haben nicht mehr die volle Einsatzbereitschaft. Vermutlich müssen die Waffensysteme also dringend gewartet und möglicherweise repariert werden.Die Ukraine hat von westlichen Staaten wie Deutschland auch Kampf- und Schützenpanzer gefordert, die die Truppen bei Vorstößen und der Rückeroberung von Gebieten nutzen könnten und die für den Einsatz im direkten Gefecht gebaut sind. Schützenpanzer dienen dazu, Soldaten möglichst sicher ins Kampfgebiet zu transportieren und diese im Gefecht zu unterstützen. Bisher hat kein NATO-Land Kampfpanzer westlicher Bauart geliefert. Bundeskanzler Olaf Scholz betont stets, dass es in dieser Frage keinen deutschen Alleingang geben werde.
3innenpolitik
Bei der Nutzung von Wasserstoff entstehen keine Treibhausgase. Doch muss zur Herstellung mit großem Energieaufwand Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten werden. Klimafreundlich ist der Prozess nur, wenn dafür nachhaltig produzierte Energie verwendet wird - etwa aus Wind.Am Mikrofon sprach dann nicht Habeck, sondern Bundeskanzler Olaf Scholz. Er pries den frischen Wind für die Energiepolitik:Mit der Absichtserklärung soll die Wasserstoffwirtschaft auf beiden Seiten des Atlantiks angekurbelt werden. Ziel ist es, eine Lieferkette für Wasserstoff deutlich vor 2030 zu schaffen. Erste Exporte nach Deutschland sind in drei Jahren geplant.Kanada will Milliarden in die Entwicklung von Technologie und Infrastruktur stecken. Die Bundesregierung soll hingegen heimische Importeure beim Aufbau eines internationalen Handelskorridors unterstützen. Beide Länder wollen außerdem verstärkt in Forschung und Entwicklung zusammenarbeiten. Für die Produktion des Wasserstoffs sollen einheitliche Standards geschaffen werden. Auch die  Zusammenarbeit von Häfen auf beiden Seiten des Atlantiks soll gefördert werden. Kanadas Premierminister Justin Trudeau sprach von einem "historischen Schritt nach vorn":Das Abkommen werde Arbeitsplätze schaffen, die lokale Wirtschaft fördern und zur Produktion sauberer Energie beitragen. Das unterstreicht auch der Bundeskanzler:Zuvor hatten die deutschen Energiekonzerne E.on und Uniper am Rande eines Wirtschaftsforums in Toronto erste Absichtserklärungen unterschrieben. Sie wollen ab 2025 in großem Stil klimaneutral hergestellten Wasserstoff aus Kanada importieren. Produzieren soll ihn der kanadische Projektentwickler Everwind. Bis zu 500.000 Tonnen von grünem Wasserstoff sollen dann pro Jahr in der Chemikalie Ammoniak gebunden nach Deutschland kommen. Eine hochkarätige Delegation aus der deutschen Industrie hatte Scholz und Habeck auf ihrer dreitägigen Kanada-Reise begleitet. Unter anderem sicherten sich die Autobauer Volkswagen und Mercedes-Benz kanadische Rohstoffe, die sie zur Herstellung von Batterien brauchen. Die Vereinbarungen über Lithium, Nickel oder Kobalt sollen helfen, die wachsende Nachfrage nach Elektroautos zu decken.
0amerika
5unternehmen
Europa-League-Sieger gegen Meister am 1. Spieltag. Nicht wenige hatten den Bayern in Frankfurt einen schwierigen und komplizierten Start prophezeit und der Eintracht sogar eine Überraschung zugetraut. Doch es kam anders. Beängstigend souverän siegten die Bayern bei den Hessen mit 6:1. Das Spiel war schon zur Pause entscheiden. Vor 51.500 Fans in der Frankfurter Arena erzielten Joshua Kimmich (5. Minute), Benjamin Parvad (11.), Sadio Mané (29.), der überragende Jamal Musiala (35.) und Serge Gnabry (43.) die Treffer für die Münchner. Randal Kolo Muani sorgte nach der Pause (64.) für Ergebniskosmetik. Den Schlusspunkt setzte erneut Musiala (83.).Bei den Bayern stand Star-Neuzugang Mané in der Startelf und bildete gemeinsam mit Gnabry die Doppelspitze. Trainer Julian Nagelsmann vertraute der Siegerelf vom Supercup gegen RB Leipzig (5:3). Die anderen Neuzugänge Matthijs de Ligt, Ryan Gravenberch, Noussair Mazraoui und Mathis Tel saßen somit zu Beginn allesamt auf der Bank. Bei den Frankfurtern lief der Ex-Münchner Mario Götze bei seinem Bundesliga-Comeback von Beginn an auf. Kapitän Sebastian Rode rückte für den Japaner Daichi Kamada ins defensive Mittelfeld. Ansonsten vertraute Trainer Oliver Glasner den Spielern, die beim 4:0-Sieg im DFB-Pokal beim Zweitligisten 1. FC Magdeburg begonnen hatten. Der Start war furios, vor allem die denkwürdige erste Halbzeit machte Lust auf die 60. Saison der Bundesliga. Die Bayern setzten die Eintracht von Beginn an unter Druck. Schon in der fünften Minute überlistete Kimmich Frankfurts Torhüter Kevin Trapp. Einen Freistoß aus dem rechten Halbfeld zog der Nationalspieler frech auf den kurzen Pfosten, Trapp und die Frankfurter Abwehr hatten mit einer Flanke gerechnet. Der Torwart machte sich noch lang, kam aber nicht mehr ran. Auch das 2:0 entstand aus einer Standardsituation. Die Eintracht konnte eine Ecke von rechts nicht klären, der Ball fiel im Strafraum Pavard vor die Füße, der sich diese Chance nicht nehmen ließ.Danach verteidigten die Frankfurter teilweise vogelwild. Das nutzte zunächst Mané, der nach einem schnellen Angriff aus neun Metern per Kopfballaufsetzer traf. Wenig später zauberten Mané und Thomas Müller im Strafraum, Musiala schloss zum 4:0 ab, vor der Pause erhöhte Gnabry auf 5:0 – wieder nach Balleroberung und schnellem Umschaltspiel. Dabei war es nicht so, dass die bedauernswerten Hessen chancenlos waren, im Gegensatz zu den Bayern machten sie aber die Tore nicht. Nach einer Ecke traf Tuta per Kopf nur die Latte des Bayern-Tores. Nationaltorwart Manuel Neuer hätte keine Chance gehabt. Später umkurvte Jesper Lindstrøm mit Glück und Geschick gleich vier Bayern-Spieler, doch frei vor Neuer schob er den Ball knapp am Tor vorbei. Auf der anderen Seite hatten die Frankfurter aber auch Glück, dass es nur mit 0:5 in die Pause ging. Thomas Müller verstolperte bei einem blitzsauberen Konter über Gnabry den Ball, Musiala traf nur das Außennetz. Insgesamt trafen furios aufspielende Bayern dreimal Aluminium in Halbzeit eins.Nach der Pause konzentrierten sich die Frankfurter vor allem auf die Defensive, wurden dann aber immer mutiger, ohne allerdings wie im ersten Durchgang die Kontrolle zu verlieren. Die Bayern schalteten einen oder gar zwei Gänge zurück. So kam die Eintracht zum Ehrentreffer – unter gütiger Mithilfe von Bayern-Torwart Neuer. Der vertändelte nämlich außerhalb seines Strafraums im Zweikampf mit Randal Kolo Muani den Ball, und der Stürmer musste aus 18 Metern nur noch einschieben. In der 69 Minute traf Ansgar Knauff nach schöner Einzelleistung nur das Außensetz, Kolo Muani hätte fast noch seinen zweiten Treffer erzielt. Ansonsten plätscherte das Spiel in Halbzeit zwei dahin. Glasner hatte schon zur Pause drei frische Spieler gebracht, auch Nagelsmann wechselte munter durch. In der 74. Minute konnte sich Trapp noch einmal im Eins-gegen-eins gegen Mané auszeichnen, den Schlusspunkt setzten dann aber dann doch die Bayern in Gestalt von Musiala.Eintracht Frankfurt reist am 2. Spieltag am Samstag (13.08.2022) zu Hertha BSC, der FC Bayern spielt am Sonntag gegen den VfL Wolfsburg.Quelle: sportschau.de
4sportschau
Die Bundesregierung will angesichts der Energiekrise ein weiteres schwimmendes LNG-Terminal einsetzen. Neben den vier bereits gecharterten komme jetzt ein fünftes, staatlich gemietetes dazu, kündigte das Wirtschaftsministerium an und lud für den Nachmittag zu einer Pressekonferenz mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ein. Das jetzt angekündigte Terminal soll im Winter 2023/24 einsatzbereit sein, berichtet de Nachrichtenagentur Reuters. Darüberhinaus gehe es auch um die Anlandung von grünem Wasserstoff. Dazu werde Habeck mit Vertretern der Konzerne E.ON, Engie und Tree Energy Solutions (TES) sprechen. Die schwimmenden Terminals sind im Kern Flüssigerdgas-Tanker, die den Brennstoff aber selbst wieder in den Gas-Zustand zurückversetzen können. Damit wird kein kompletter Hafen, sondern in erster Linie neben dem Schiff nur eine Verbindung zur Pipeline an Land benötigt. Neben Wilhelmshaven und Brunsbüttel für den kommenden Winter waren bereits zwei weitere Terminals geplant: Eines in Stade und eines in Lubmin an der Ostsee-Küste sind der Regierung zufolge wohl Ende 2023 betriebsbereit. In Lubmin hat ein privates Konsortium zudem ein zusätzliches auf den Weg gebracht. Dieses dann sechste Terminal könnte bereits Ende 2022 zur Verfügung stehen. Neben Gas-Einsparungen von rund 20 Prozent sowie vollen Erdgas-Speichern sind die LNG-Terminals die dritte wichtige Komponente, damit Deutschland ohne Gas-Rationierungen durch den Winter kommen kann.Dem Befüllen der Gasspeicher kommt mit der nahenden Heizperiode große Bedeutung zu. Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, erklärte gestern, Deutschland sei jetzt besser vorbereitet als bei der Lieferunterbrechung im Juli: Die Gasspeicher seien zu fast 85 Prozent befüllt.Russland, gegen das der Westen wegen des Angriffs auf die Ukraine Sanktionen verhängt hat, lieferte zuletzt deutlich weniger Gas nach Europa als bisher. Zuletzt stoppte der russische Staatskonzern Gazprom am Mittwoch die Lieferungen durch die wichtige Ostseepipeline Nord Stream 1 und nannte als Begründung Wartungsarbeiten. Laut Gazprom sollen die Wartungsarbeiten am Freitag beendet werden und danach sollen wieder die Mengen durch die Pipeline transportiert werden wie in den Wochen zuvor.
5unternehmen
Dass der Bundeskanzler beim Gang durch das Ehrenspalier mal leicht ins Stolpern geriet, das war auch das einzig sichtbar Holprige zum Start seines Kanada-Besuchs. Beide Länder wollen auf dem Energiesektor wie bei der Unterstützung der Ukraine im Verteidigungskampf gegen Russland so eng zusammenarbeiten wie nie zuvor. Beide seien aufeinander angewiesen, betonte Kanadas Premierminister Justin Trudeau: Die Kooperation auf dem Energiesektor sei auch über die Krisen hinaus wichtig, in die Russland die Welt durch den illegalen Angriffskrieg gebracht habe. Es gehe darum, als Wertegemeinschaft auf Dauer zu einer Welt ohne fossile Brennstoffe zu kommen. Trudeau sagte die Prüfung von Flüssiggaslieferungen nach Deutschland und Europa zu. Trudeau verwies darauf, dass einige der Pläne für LNG-Terminals an der Ostküste Kanadas bisher nicht wirtschaftlich gewesen seien. Das könnte sich durch die neue Weltlage geändert haben. Er verwies auf den relativ langen Transport der Gasvorkommen im Westen des Landes an die Ostküste. Nur von dort könnte Europa beliefert werden. Die Regierung schaue aber, wie sie Genehmigungsverfahren erleichtern könne. Die Energiezusammenarbeit sei vor allem beim Thema Wasserstoff wichtig. Das betonte auch Kanzler Scholz. Kanada habe Deutschland Hilfe zugesagt: Dass sich die Energiewirtschaft auf grünen Wasserstoff konzentriert, sei keine Zukunftsmusik, betonte Scholz. Das werde unter Umständen ganz schnell gehen. Heute wollen Scholz und Trudeau ein Wasserstoffabkommen in Neufundland besiegeln. Zum Thema Ukraine-Hilfen betonte Scholz, die Unterstützung durch Deutschland und Kanada gehe unvermindert weiter - militärisch, finanziell und politisch. Eine wichtige Aufgabe sei der Wiederaufbau. Dafür müsse die Weltgemeinschaft rechtzeitig die richtigen Weichen stellen. ​
0amerika
Jessica und ihre beiden Kinder haben die Flut in Kentucky überlebt. Ihr Haus wurde von den Wassermassen aus dem Fundament gerissen, das Wasser kam völlig unerwartet. Es wurde laut und dann war das Wasser an ihrer Tür, erzählt sie dem US-Sender CNN. Damit sie und ihre Kinder nicht vom Wasser auseinander gerissen würden, banden sie sich zusammen. "Ich dachte,  ich kann versuchen, uns zu retten oder, wenn wir es nicht schaffen, werden wir wenigstens alle drei zusammen gefunden."Andere hatten weniger Glück. Im US-Fernsehen wird die Geschichte von vier Geschwistern erzählt, die gemeinsam vom Dach ihres Hauses gerissen und weggeschwemmt wurden.Hunderte Menschen gelten noch als vermisst, sagt der Gouverneur von Kentucky, Andy Beshear bei CNN. "Ich wünschte, wir wüssten mehr, aber es gibt viele Gründe, warum das unmöglich ist. Aber ich will sicher gehen, dass wir weder falsche Hoffnung noch falsche Informationen geben."Überlebende zu finden ist schwierig, die beschädigte Infrastruktur behindert die Rettungsarbeiten: Brücken sind weggerissen, Straßen überschwemmt worden. Mehr als 20.000 Menschen haben noch keinen Strom, viele auch kein Wasser.Die Regierung von Kentucky hat einen Hilfsfonds eingerichtet, um die Betroffenen mit Wasser und Reinigungsmitteln zu unterstützen, die Heilsarmee ist ebenfalls vor Ort. Starker Wind und große Hitze in den kommenden Tagen könnten die Situation aber noch verschlimmern. Jessica, die Frau, die ihre Kinder mit dem Staubsauerkabel gerettet hat, ist jetzt bei ihrer Mutter untergekommen, aber wie es für sie weitergeht, ohne Versicherung gegen die Flut, das weiß sie nicht. "Wir sind versichert, aber wir haben keine Versicherung gegen eine Flut, weil wir in keinem Flut gefährdeten Gebiet leben. Ich weiß nicht, was ich tun soll."
0amerika
Kolumbien hat erstmals einen linksgerichteten Präsidenten: Der studierte Volkswirt Gustavo Petro, der im Juni die Stichwahl um das Präsidentenamt gegen den Millionär Rodolfo Hernández gewonnen hatte, legte in der Hauptstadt Bogotá seinen Amtseid ab. "Ich schwöre bei Gott und verspreche den Menschen, die Verfassung und die Gesetze Kolumbiens gewissenhaft zu befolgen", sagte der 62-jährige Nachfolger des unbeliebten Konservativen Iván Duque bei seiner Vereidigung. Im Präsidentschaftswahlkampf hatten vor allem politische Gegner die Jahrzehnte zurückliegende Guerillavergangenheit Petros zum Thema gemacht. Petro hatte sich in jungen Jahren der Rebellengruppe M-19 angeschlossen, später saß er fast zwei Jahre im Gefängnis. Nach seiner Abkehr vom bewaffneten Kampf war er unter anderem Diplomat in Belgien und Bürgermeister von Bogotá. Seine Reformpläne umfassen höhere Steuern für Vermögende, ein Notprogramm gegen den Hunger sowie die Abkehr von Öl und Gas und die Förderung erneuerbarer Energien. Unterstützt wird er von einer linksgerichteten Mehrheit im Parlament. Zu Petros schwersten Aufgaben wird es gehören, Geschäftsleuten, Großgrundbesitzern und Militärs die Angst vor einer linken Regierung zu nehmen. Vor der Wahl hatten viele ihrer Vertreter vor einer ähnlichen Entwicklung wie in Kolumbiens autoritär regiertem Nachbarstaat Venezuela gewarnt.
0amerika
Die kommunale Beteiligungsgesellschaft KSBG und STEAG hätten entschieden, einen Verkaufsprozess zu starten, teilte ein STEAG-Sprecher heute mit. Ziel sei es, STEAG als Ganzes zu veräußern und nicht etwa in Teilen. In der Beteiligungsgesellschaft KSBG haben die Stadtwerke Duisburg, Dortmund, Bochum, Essen, Oberhausen and Dinslaken ihre STEAG-Anteile gebündelt. Die KSBG ist seit 2014 alleinige Gesellschafterin des Unternehmens.Zuvor hatte bereits das "Handelsblatt" darüber berichtet. Danach soll demnächst eine Investmentbank mandatiert werden, damit mögliche Bieter für den Versorger mit Sitz in Essen im Herbst angesprochen werden können. Das Unternehmen könne bei einem Deal mit mehr als zwei Milliarden Euro bewertet werden. Dem Bericht zufolge gibt es allerdings für den Gesamtkonzern wenig Interesse. Daher werde parallel die Möglichkeit eines Teilverkaufs ausgelotet. Denn neben den Kohlekraftwerken, dem "schwarzen" Teil des Unternehmens, betreibt STEAG auch "grüne" Wind- und Solaranlagen. Dazu kommen unter anderen Müllverbrennungsanlagen und Energiedienstleistungen.Als mögliche Käufer für das Gesamtunternehmen kämen sogenannte Terminal-Value-Investoren in Betracht. Diese könnten STEAG billig übernehmen und eine Wette darauf eingehen, mit den Einkünften bis zur endgültigen Stilllegung der Kohleaktivitäten, also dem Restwert des Unternehmens, noch ausreichend Gewinn zu machen, schrieb die Zeitung. Allerdings ist die STEAG auch hoch verschuldet: Ende 2021 lag die Nettoverschuldung bei 485 Millionen Euro und 1,23 Milliarden Euro an Pensionsrückstellungen. Aktuell laufen die Geschäfte gut: Im vergangenen Jahr hatte der Energiekonzern mit seinen rund 5700 Beschäftigten den Umsatz um gut 37 Prozent auf knapp 2,8 Milliarden Euro erhöht. Im operativen Geschäft nahm das Ergebnis (Ebit) um ein Fünftel auf 234 Millionen Euro zu. STEAG profitierte 2021 sowohl von höheren Strompreisen als auch von einer insgesamt gestiegenen Produktion. Im Zuge der hohen Erdgaspreise habe sich auch die Wirtschaftlichkeit der Steinkohlekraftwerke verbessert. Auch für das laufende Jahr erwartet der Versorger bei allen relevanten Kennzahlen deutliche Steigerungen, ohne konkrete Prognosen abzugeben. Wie andere Wettbewerber auch ist STEAG mit Preisschwankungen und Marktturbulenzen konfrontiert, ausgelöst durch die Kürzung der russischen Gasexporte nach Europa und die weltweit angespannten Energiemärkte im Zuge der Erholung nach der Covid-Krise.Trotzdem könnte ein Kauf für Investoren derzeit deshalb attraktiv sein, weil einige Kohlekraftwerke aufgrund der aktuellen Energiekrise länger laufen könnten als geplant. Seit dem 14. Juli erlaubt eine Verordnung der Bundesregierung, dass Steinkohlekraftwerke aus der sogenannten Netzreserve wieder in Betrieb gehen können, um Erdgas einzusparen. Man habe die "feste Absicht", mit 2300 Megawatt Erzeugungsleistung in den Markt zurückzukehren, sagte Unternehmenssprecher Markus Hennes. Darin enthalten sind zwei Blöcke im Saarland, die bereits in der Reserve sind, und zwei weitere Blöcke im Saarland und in Nordrhein-Westfalen, die Ende Oktober eigentlich stillgelegt werden sollten. Hürden sieht die STEAG diesbezüglich noch bei der finanziellen Absicherung der großen Kohlevorräte, die laut Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz (EKBG) vorliegen müssen, und bei der Transportlogistik. So seien die Kapazitäten auf Schiff und Schiene derzeit begrenzt.
5unternehmen