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Wir Diplomaten sind dazu ausgebildet worden, mit Streitigkeiten zwischen Staaten umzugehen.
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Und damit sind wir voll ausgelastet:
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Es gibt Handel, Entwaffnung und grenzüberschreitende Beziehungen.
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Doch das Bild ändert sich. Neue Hauptakteure tauchen auf.
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Diese bezeichnen wir lose als " Gruppen ". Sie können soziale, religiöse, politische, ökonomische und militärische Realitäten darstellen.
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Und wir wissen nicht, wie mit ihnen umzugehen ist.
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Die Einsatzregeln: wie und wann man sprechen soll und wie man mit ihnen umgehen soll.
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Ich zeige Ihnen hier eine Folie, die Ich zeige Ihnen hier eine Folie, die das Konfliktwesen von 1946
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bis heute darstellt. Das Grün bezeichnet traditionelle zwischenstaatliche Konflikte, diejenigen, von denen wir immer gelesen haben.
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Das Rote ist moderner Konflikt, Konflikte innerhalb Staaten.
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Diese sind ganz anderer Natur, und sie sind außerhalb des Verständnisses moderner Diplomatie.
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Der Kern dieser Hauptakteure sind Gruppen, die verschiedene Interessen innerhalb von Ländern repräsentieren.
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Ihre Strategien für Konfliktbewältigung beeinflussen andere Länder.
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Also irgendwie geht es uns alle doch an.
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Ein weitere Bestätigung, die wir in den letzten Jahren beobachtet haben, ist, dass sehr wenige dieser innenpolitischen Konflikte durch militärische Eingriffe gelöst werden können.
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Wir müssen vielleicht militärische Mittel einsetzen, aber wir könnnen sie nicht militärisch lösen.
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Sie brauchen politische Lösungen.
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Damit haben wir ein Problem, da sie nicht in die traditionelle Diplomatie passen.
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Und die Staaten zeigen einen Widerwillen, mit ihnen umzugehen.
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Hinzu kommt, dass wir seit zehn Jahren mit einer Denkweise gelebt haben, in der der Verkehr mit Gruppen sowohl begrifflich als auch politisch gefährlich war.
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Nach dem 11. September war man entweder für uns oder gegen uns.
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Es war schwarz oder weiß.
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Und Gruppen wurden sehr oft sofort " Terroristen " genannt.
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Und wer möchte schon mit Terroristen sprechen?
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Meiner Ansicht nach hat dieses Jahrzehnt die westliche Welt geschwächt, weil wir die Gruppe nicht verstanden haben.
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Wir verbrachten mehr Zeit damit, zu sagen, warum wir andere meiden sollten anstatt herauszufinden, wie wir mit anderen reden können.
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Ich bin nicht naiv.
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Man kann nicht immer mit allen sprechen.
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Und manchmal sollte man einfach weggehen.
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Und manchmal sind Militäreingriffe notwendig.
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Ich bin der Meinung, dass Libyen notwendig war, sowie die militärischen Eingriffe in Afghanistan.
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Mein Land verlässt sich auf seine Sicherheit durch militärische Bündnisse. Ganz klar.
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Wir haben jedoch einen großen Mangel an Verständnis für moderne Konflikte.
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Schauen wir uns Afghanistan an.
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10 Jahre nach jenem Militäreinsatz ist dieses Land keineswegs sicher.
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Ehrlich gesagt ist die Lage sehr ernst.
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Die Militär ist hier zwar notwendig, aber doch kein Problemlöser.
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Als ich 2005 zum ersten Mal als Außenminister nach Afghanistan ging, lernte ich den Kommandeur von ISAF, der internationalen Schutztruppe, kennen.
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Und er sagte mir: " Wir können das militärisch gewinnen,
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wir müssen nur durchhalten. " Vier Kommandeure später klingt das ein bisschen anders: " Wir können das nicht militärisch gewinnen.
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Wir brauchen zwar militärische Präsenz, aber wir müssen zur Politik übergehen.
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Wir können dies nur politisch lösen.
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Und wir werden es sowieso nicht lösen, sondern die Afghanen. " Doch dann brauchen sie einen anderen politischen Prozess als den, der ihnen 2001, 2002 gegeben wurde.
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Sie brauchen einen einschließenden Prozess, mit dem der Kern dieser sehr komplizierten Gesellschaft mit seinen Problemen umgehen kann.
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Jeder scheint da zuzustimmen.
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Vor drei, vier, fünf Jahren war das noch sehr kontrovers.
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Jetzt stimmt jeder zu.
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Aber nun, bei den Diskussionsvorbereitungen, erkennen wir, wie wenig wir wissen.
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Weil wir nicht geredet haben.
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Wir verstanden nicht, was vor sich ging.
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Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, das IKRK, spricht mit allen, und tut das, weil es neutral ist.
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Und das ist ein Grund, warum diese Organisation wohl die bestinformierte Schlüsselrolle hat, moderne Konflikte zu verstehen: weil sie sprechen.
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Was ich meine, ist, man muss nicht neutral sein, um zu reden.
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Und man muss nicht der anderen Seite zustimmen, wenn man sich mit ihr hinsetzt.
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Und Sie können immer weggehen.
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Aber wenn Sie nicht reden, können Sie nichts mit der anderen Seite anfangen.
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Und diese Seite ist diejenige, mit der Sie zutiefst unstimmig sind.
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Premierminister Rabin beim Oslo-Prozess: " Man schließt keinen Frieden mit seinen Freunden, sondern mit seinen Feinden. " Es ist schwierig, aber notwendig.
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Ich will einen Schritt weiter gehen.
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Dies ist der Tahrir-Platz.
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Da tobt eine Revolution.
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Der arabische Frühling neigt sich dem Herbst entgegen, und es wird Winter.
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Er wird sehr, sehr lange anhalten.
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Und wer weiß, wie man ihn am Ende nennen wird.
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Darum geht es nicht.
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Es geht darum, dass wir wahrscheinlich zum ersten Mal in der Geschichte der arabischen Welt eine Revolution vom Boden auf sehen: eine Volksrevolution.
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Soziale Gruppen gehen auf die Straßen.
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Und wir im Westen entdecken, dass wir sehr wenig über diese Ereignisse wissen.
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Weil wir nie mit den Menschen in diesen Ländern reden.
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Viele Regierungen blieben auf Befehl der autoritären Führung von diesen Gruppen weg, weil sie Terroristen waren.
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Nun gehen sie auf die Straßen und wir begrüßen diese demokratische Revolution, und entdecken, wie wenig wir wissen.
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Zur Zeit wird folgendes diskutiert: " Sollen wir mit der Muslimbruderschaft sprechen?
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Sollen wir mit Hamas sprechen? "
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Durch Gespräche werden sie vielleicht legitimiert. " Das ist, meines Erachtens, falsch.
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Wenn Sie richtig mit ihnen sprechen, so machen Sie deutlich, dass Sprechen nicht Zustimmen bedeutet.
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Und wie können wir der Muslimbruderschaft mitteilen, und wir sollten es auch, dass Minderheitsrechte zu respektieren sind, wenn wir selbst keine Mehrheitsrechte annehmen?
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Denn sie werden vielleicht irgendwann die Mehrheit.
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Wie können wir einer Doppelmoral entkommen, wenn wir gleichzeitig Demokratie predigen und dennoch nicht mit den repräsentativen Gruppen sprechen wollen?
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Wie können wir jemals Gesprächspartner werden?
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Meine Diplomaten sind nun damit beauftragt, mit allen diesen Gruppen zu sprechen.
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Aber Gespräche können unterschiedlich ablaufen.
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Wir unterscheiden zwischen dem diplomatischen Sprechen und dem politischen Sprechen.
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Sprechen kann entweder mit oder ohne Unterstützung geschehen.
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Es kann mit Einbeziehen oder Ausschluss einhergehen.
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Es gibt eine große Auswahl an Methoden, damit umzugehen.
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Also, sollten wir es ablehnen, mit diesen neuen Gruppen zu sprechen, die in den nächsten Jahren die Nachrichten bestimmen werden, verschärfen wir die Radikalisierung nur weiter, das ist meine Überzeugung.
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Wir werden uns den Weg von Gewalt zur Politik erschweren.
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Und wenn wir diesen Gruppen nicht zeigen können, dass ihr Schritt in Richtung Demokratie, in Richtung Teilnahme an zivilisierten und normalen Standards zwischen Staaten einigermaßen belohnt wird.
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Das Paradox hier ist, dass das vergangene Jahrzehnt wohl ein verlorenes war, was Fortschritt in dieser Hinsicht angeht.
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Paradox daran ist, dass das vorletzte Jahrzehnt so vielversprechend war. Und zwar aus einem Hauptgrund:
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Die Ereignisse in Südafrika und Nelson Mandela.
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Als Nelson Mandela nach 27 Jahren Gefangenschaft entlassen wurde, hätte er seinem Volk gesagt: " Es ist an der Zeit. Bewaffnet euch und kämpft! ", hätte es das getan.
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Und ich glaube, die internationale Gemeinschaft hätte gesagt:
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"Warum auch nicht? Dazu haben sie das Recht." Aber wie Sie wissen, hat er das nicht getan.
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In seiner Autobiographie " Der lange Weg zur Freiheit " schrieb er, dass er die Jahre der Gefangenschaft dadurch überlebt hatte, dass er sich dazu entschied, seinen Unterdrücker immer auch als Mensch anzusehen. er war auch ein Mensch.
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Also begann er einen politischen Dialogprozess, und zwar nicht als Strategie des Schwachen, sondern als Strategie des Starken.
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Und er führte tiefe Gespräche und beseitigte einige der heikelsten Probleme durch einen Prozess der Wahrheit und Versöhnung, wo die Leute einfach kamen und sprachen.
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Unsere südafrikanischen Freunde werden schon wissen, wie schmerzhaft das war.
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Was können wir also daraus lernen?
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Dialog ist nicht einfach – nicht zwischen Einzelnen, nicht zwischen Gruppen oder Regierungen – aber er ist zwingend notwendig.
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