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{
"language": "en",
"title": "Mishnah Ta'anit",
"versionSource": "https://www.talmud.de/tlmd/die-deutsche-mischna-uebersetzung",
"versionTitle": "Mischnajot mit deutscher Übersetzung und Erklärung. Berlin 1887-1933 [de]",
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"priority": 0.5,
"license": "Public Domain",
"versionNotes": "Ordnung Seraïm, übers. und erklärt von Ascher Samter. 1887.<br>Ordnung Moed, von Eduard Baneth. 1887-1927.<br>Ordnung Naschim, von Marcus Petuchowski u. Simon Schlesinger. 1896-1933.<br>Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.<br>Ordnung Kodaschim, von John Cohn. 1910-1925.<br>Ordnung Toharot, von David Hoffmann, John Cohn und Moses Auerbach. 1910-1933.",
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"heTitle": "משנה תענית",
"categories": [
"Mishnah",
"Seder Moed"
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"text": [
[
"Von wann an erwähnt man die Wunderkräfte des Regens<sup class=\"footnote-marker\">1</sup><i class=\"footnote\"> Dass man im zweiten Segensspruche der T‘filla der Wunderwirkungen des Regens Erwähnung tut, wurde schon in Berachot (V 2) gelehrt. Dass dies im heiligen Lande, wo es doch im Sommer nicht regnet, nur während des Winters geschieht, wird als selbstverständlich vorausgesetzt. Die Frage ist nun, wann soll mit der Erwähnung begonnen werden?</i> ? Rabbi Eli‘ezer sagt: Vom ersten Feiertage des Hüttenfestes an; Rabbi Josua sagt: Vom letzten Feiertage des Festes an<sup class=\"footnote-marker\">2</sup><i class=\"footnote\"> d. i. der achte Tag des Festes, nicht der siebente, der ja kein Feiertag ist.</i>. Da sagte Rabbi Josua zu ihm: Da der Regen am Hüttenfeste nur ein Zeichen des Fluches ist<sup class=\"footnote-marker\">3</sup><i class=\"footnote\"> Wenn es an diesem Feste regnet, so dass man das Gebot, in Hütten zu wohnen, nicht erfüllen kann, wird das als ein Zeichen der göttlichen Unzufriedenheit mit uns angesehen (Sukka II Ende).</i>, warum soll man seiner erwähnen? Worauf ihm Rabbi Eli‘ezer erwiderte: Ich sprach ja auch nicht von einer Bitte, sondern nur von einer Erwähnung: Der den Wind wehen lässt und den Regen herniedersendet zu seiner Zeit<sup class=\"footnote-marker\">4</sup><i class=\"footnote\"> <span dir=\"rtl\">משיב הרוח ומוריד הגשם</span> ist der Wortlaut der Einschaltung; <span dir=\"rtl\">בעונתו</span> („zu seiner Zeit“) ist nur die Deutung, die Rabbi Eli‘ezer dem Satze gibt.</i>. Jener aber meinte: Wenn dem so ist, wäre die Erwähnung stets am Platze<sup class=\"footnote-marker\">5</sup><i class=\"footnote\"> das ganze Jahr hindurch, auch im Sommer. Rabbi Eli‘ezer hat indessen einen besondern Grund dafür, dass man schon am ersten Tage des Festes, wenn auch der Regen noch nicht erwünscht ist, wenigstens mit der Erwähnung beginne, weil an diesem Feste im Himmel die Entscheidung über die Regenmenge gefällt wird (Rosch haschana I 2).</i>.",
"Man bittet um Regen<sup class=\"footnote-marker\">6</sup><i class=\"footnote\"> Die Bitte um Regen ist nach Berachot (V 2) in den nennten Segensspruch der werktäglichen T’filla einzuschalten.</i> erst kurz vor der Regenzeit<sup class=\"footnote-marker\">7</sup><i class=\"footnote\"> Ein genaues Datum ist hier nicht angegeben, weil der regelmässige Eintritt der verschiedenen Regenperioden nicht mit dem Synagogenkalender, sondern mit den tropischen Jahreszeiten zusammenhängt (s. jedoch Mischna 3 und Anm. 16).</i>. Rabbi Juda sagt: Tritt man<sup class=\"footnote-marker\">8</sup><i class=\"footnote\"> um das Morgengebet und im Anschluss an dieses das Musaf öffentlich vorzutragen.</i> vor die Lade<sup class=\"footnote-marker\">9</sup><i class=\"footnote\"> in der die Torarollen verwahrt werden.</i> am letzten Feiertage des Festes<sup class=\"footnote-marker\">2</sup><i class=\"footnote\"> d. i. der achte Tag des Festes, nicht der siebente, der ja kein Feiertag ist.</i>, so erwähnt der letzte<sup class=\"footnote-marker\">10</sup><i class=\"footnote\"> der das Musafgebet vorträgt.</i>, der erste<sup class=\"footnote-marker\">11</sup><i class=\"footnote\"> der das Morgengebet vorträgt.</i> aber erwähnt nicht; am ersten Feiertage des Pesaḥfestes erwähnt der erste<sup class=\"footnote-marker\">11</sup><i class=\"footnote\"> der das Morgengebet vorträgt.</i>, der letzte<sup class=\"footnote-marker\">10</sup><i class=\"footnote\"> der das Musafgebet vorträgt.</i> dagegen erwähnt nicht<sup class=\"footnote-marker\">12</sup><i class=\"footnote\"> Mit anderen Worten: Am achten Tage des Hüttenfestes wird die Erwähnung des Regens erst zu Musaf vom Vorbeter eingeschaltet, im Morgengebete aber noch nicht; am ersten Tage des Pesaḥfestes wird sie im Morgengebete noch eingeschaltet, zu Musaf aber nicht mehr. Als Grund wird im Jeruschalmi (zur vorigen Mischna) angegeben, dass sich zum öffentlichen Abendgebete, mit welchem die Feste eingeleitet werden, nur ein Teil der Gemeinde einfindet; von den übrigen, die zu Hause beten, würden einige die Einschaltung machen, andere wieder nicht. Diese Ungleichmässigkeit bestünde weiter, wenn der Vorbeter schon im Morgengebete die Regenerwähnung einschaltete, beziehungsweise fortliesse; denn diejenigen, die gestern nicht in der Synagoge waren, würden immer noch nicht wissen, wie sich der Vorbeter beim Abendgebete verhielt. Nun aber die Änderung erst mit Musaf eintritt, wird niemand mehr darüber im Zweifel sein können, wie er es mit der Einschaltung am Abend bei Beginn des Feiertages zu halten habe.</i>. Bis wann bittet man um Regen? Rabbi Juda sagt: Bis Pesaḥ vorüber ist<sup class=\"footnote-marker\">13</sup><i class=\"footnote\"> Da nicht anzunehmen ist, dass man zu einer Zeit, da man des Regens im zweiten Segensspruche nicht mehr erwähnt, im neunten Segensspruche noch um ihn bitten soll (ist doch nach Rabbi Eli‘ezer in der vorigen Mischna umgekehrt die Erwähnung eher einzuschalten als die Bitte), so besteht hier ein Widerspruch zwischen dem Satze des Rabbi Juda im ersten und seinen Worten im zweiten Teil der Mischna. Jeruschalmi meint, dass er die erste Ansicht, laut welcher die Erwähnung des Regens schon im Musaf des ersten Pesaḥtages auszuschalten ist, im eigenen Namen, die folgende dagegen, nach der die Bitte um Regen noch während des ganzen Festes einzuschalten wäre, im Namen seines Lehrers vorträgt. Im bab. Talmud ist aber doch eine Auffassung vertreten, nach welcher Rabbi Juda tatsächlich zwischen Bitte und Erwähnung unterscheidet und diese früher als jene ausgeschaltet wissen will. Man kann das damit begründen, dass der Regen, der nicht nur den Boden bewässert, sondern auch die Zisternen füllt, während des Festes noch eine erwünschte und darum zu erflehende Himmelsgabe ist, seine blosse Erwähnung aber besser hinter der des Taues (<span dir=\"rtl\">משיב חרוח ומוריד חטל</span>) zurücktritt, der nach Jesaia (26, 19) ebenso ein Symbol der Auferstehung ist wie das Wiedererwachen der Natur zu neuem Leben, das wir am Pesaḥfeste feiern. Aehnlich Jeruschalmi z. St.: <span dir=\"rtl\">טעמא דרבי יהודה כדי שיצאו המועדות בטל מפני שחטל סימן יפה לעולם </span>.</i>; Rabbi Mêïr sagt: Bis Nisan zu Ende geht, denn es heisst<sup class=\"footnote-marker\">14</sup><i class=\"footnote\"> Joël 2, 28.</i>: Er liess euch Regen herniederströmen, Früh- und Spätregen im Ersten<sup class=\"footnote-marker\">15</sup><i class=\"footnote\"> Es kann also der Regen auch noch im ersten Monate (Nisan) zum Segen gereichen.</i>.",
"Am dritten Marḥeschwan bittet man um Regen; Rabban Gamliel sagt: Am siebenten<sup class=\"footnote-marker\">16</sup><i class=\"footnote\"> Die Ansichten gehen, wie es scheint, über den Sinn der Worte <span dir=\"rtl\">סמוך לגשמים</span> (kurz vor der Regenzeit) in der vorigen Mischna auseinander. Dieser Meinungsstreit hätte daher dort an den ersten Satz anknüpfen sollen. Auch sonst beobachtet man in der Anordnung hier einige Unebenheiten. Sie beginnt mit der Erwähnung des Regens, geht dann zur Bitte um Regen über, kehrt wieder zur Erwähnung zurück und schliesst endlich mit der Bitte. Bei der Erwähnung wird zunächst die Frage des Beginnes erörtert und dann der Zeitpunkt des Aufhörens bestimmt; bei der Bitte wird umgekehrt der Zeitpunkt der Ausschaltung vor dem der Einschaltung besprochen. Wir sehen hier deutlich die Spuren der verschiedenen Umarbeitungen und Bereicherungen, die die Mischnasammlung bis zu ihrem endgültigen Abschluss erfahren hat, und von denen schon wiederholt (zuletzt Rosch haschana Kap. IV, Anm. 66 und Kap. III, Vorbem.) die Rede war. Da Rabbi Josua viel selbständiger in seinen Ansichten war als Rabbi Eli‘ezer, der treue Hüter der Überlieferungen (<span dir=\"rtl\">בור סוד שאינו מאבד טפה</span>, Abot II 8), der nichts lehrte, was er nicht von seinen Lehrern gehört hatte (<span dir=\"rtl\">,שלא אמר דבר שלא שמע מפי רבו מעולם</span>, Joma 66 b u. ö.), ist anzunehmen, dass die erste Mischna unseres Traktats ursprünglich so gelautet hat, wie Rabbi Eli‘ezer sie vorträgt: <span dir=\"rtl\">מאמתי מזכירין גבורות גשמים מיום טוב הראשון של חג </span>. Daran schloss sich der erste Satz aus M. 2: <span dir=\"rtl\">ואין שואלין את הגשמים אלא סמוך לגשמים </span>, in welchem ein genauer Zeitpunkt für den Beginn der Regenbitte noch unbekannt ist (s. Anm. 7), worauf <span dir=\"rtl\">הגיע שבעה עשר במרחשון וכו׳</span> (M. 4 bis 7) folgte. Alles übrige ist späterer Zusatz. Zuerst (von Rabbi ‘Aḳiba?) wurde die Meinungsverschiedenheit zwischen Rabbi Elie‘zer und Rabbi Josua im Anschluss an <span dir=\"rtl\">מזבירין גבורות גשמים מאמתי</span> hinzugefügt und der Streit zwischen Rabban Gamliel und seinen Freunden an den folgenden Satz <span dir=\"rtl\">ואין שואלין את הגשמים אלא סמוך לגשמים</span> angeknüpft, der nun zwar gegenstandslos geworden war, aber dennoch aus Pietät beibehalten wurde (<span dir=\"rtl\">משנה לא זזה ממקומה</span>, Jebamot 30 a u. ö.). Später wurde dieser Zusammenhang durch die Einschiebung zweier Sätze von Rabbi Juda, unter denen der eine auf den Widerspruch seines Freundes Rabbi Meïr stiess, noch einmal durchbrochen, weil M. 4 nicht gut von M. 3 getrennt werden konnte.</i>, fünfzehn Tage nach dem Hüttenfeste<sup class=\"footnote-marker\">17</sup><i class=\"footnote\"> wenn Tischri 30 Tage hat. Ist dieser Monat mangelhaft, so ist freilich der siebente Marheschwan erst der vierzehnte Tag nach Schluss des Hüttenfestes; aber es kommt ja auf einen Tag nicht so sehr an. Müssen doch auch so zwei Schabbate, an denen die Heimreise unterbrochen werden muss, in Abzug gebracht werden. Es sind also die 15 Tage nicht so genau zu rechnen; sie sollen nur ungefähr die abweichende Meinung des Rabban Gamliel rechtfertigen.</i>, damit inzwischen der Letzte in Israel<sup class=\"footnote-marker\">18</sup><i class=\"footnote\"> d. i. derjenige, der unter den zur Feier des Hüttenfestes in Jerusalem Erschienenen (2. B. M. 34, 23; 5. B. M. 16, 16) am spätesten den Rückweg antritt, und dessen Wohnort am weitesten von der heiligen Stadt entfernt ist.</i> bis zum Euphratstrome gelange.",
"Trat der siebzehnte Marḥeschwan ein, und es war noch kein Regen gefallen, fingen Einzelne<sup class=\"footnote-marker\">19</sup><i class=\"footnote\"> <span dir=\"rtl\">היחידים</span> im Gegensatz zu <span dir=\"rtl\">הצבור</span> in der folgenden Mischna. Gemeint sind die durch Frömmigkeit und Gelehrsamkeit hervorragenden Männer.</i> zu fasten an und zwar drei Fasttage<sup class=\"footnote-marker\">20</sup><i class=\"footnote\"> am nächsten Montag, am Donnerstag derselben Woche und am folgenden Montag.</i>. Sie assen und tranken, nachdem es dunkel geworden war<sup class=\"footnote-marker\">21</sup><i class=\"footnote\"> d. h. der Fasttag beginnt erst mit dem Morgengrauen und nicht schon (wie in Mischna 6) mit Anbruch der Nacht; vielmehr nahmen sie den Tag vorher die Hauptmahlzeit wie gewöhnlich nach Eintritt der Dunkelheit <span dir=\"rtl\">משחשיכה</span>) ein.</i>, und es war ihnen<sup class=\"footnote-marker\">22</sup><i class=\"footnote\"> auch am Tage.</i> sowohl Arbeitsverrichtung wie auch Baden, Salben, Sandalenbeschuhung<sup class=\"footnote-marker\">23</sup><i class=\"footnote\"> s. Joma Kap. VIII Anm. 2.</i> und Benutzung des Bettes<sup class=\"footnote-marker\">24</sup><i class=\"footnote\"> des Ehebettes (Joma das. Anm. 3).</i> gestattet.",
"Ist der Anfang des Monats Kislew eingetreten und immer noch kein Regen gefallen, so verhängt der Gerichtshof drei Fasttage<sup class=\"footnote-marker\">25</sup><i class=\"footnote\"> Montag, Donnerstag und Montag wie oben Anm. 20; s. Kap II M. 9.</i> über die Gemeinde. Man isst und trinkt, nachdem es dunkel geworden<sup class=\"footnote-marker\">21</sup><i class=\"footnote\"> d. h. der Fasttag beginnt erst mit dem Morgengrauen und nicht schon (wie in Mischna 6) mit Anbruch der Nacht; vielmehr nahmen sie den Tag vorher die Hauptmahlzeit wie gewöhnlich nach Eintritt der Dunkelheit <span dir=\"rtl\">משחשיכה</span>) ein.</i>, und Arbeitsverrichtung wie auch Baden, Salben, Sandalenbeschuhung<sup class=\"footnote-marker\">23</sup><i class=\"footnote\"> s. Joma Kap. VIII Anm. 2.</i> und Benutzung des Bettes<sup class=\"footnote-marker\">24</sup><i class=\"footnote\"> des Ehebettes (Joma das. Anm. 3).</i> sind erlaubt<sup class=\"footnote-marker\">22</sup><i class=\"footnote\"> auch am Tage.</i>.",
"Sind diese vorübergegangen, ohne dass man Erhörung gefunden, verhängt der Gerichtshof fernere drei Fasttage über die Gemeinde<sup class=\"footnote-marker\">26</sup><i class=\"footnote\"> Über die Reihenfolge s. weiter unten II 9.</i>. Man isst und trinkt nur, solange es noch Tag ist<sup class=\"footnote-marker\">27</sup><i class=\"footnote\"> An dem Abend, der dem Fasttage vorangeht, muss die Hauptmahlzeit noch vor Eintritt der Dämmerung beendet sein; des Nachts darf man weder essen noch trinken.</i>, Arbeitsverrichtung wie auch Baden, Salben, Sandalenbeschuhung<sup class=\"footnote-marker\">23</sup><i class=\"footnote\"> s. Joma Kap. VIII Anm. 2.</i> und Benutzung des Bettes<sup class=\"footnote-marker\">24</sup><i class=\"footnote\"> des Ehebettes (Joma das. Anm. 3).</i> sind untersagt, und die Badehäuser werden geschlossen. Sind auch diese ohne Erhörung vorübergegangen, verhängt das Gericht noch sieben — das wären nun schon dreizehn — Fasttage über die Gemeinde<sup class=\"footnote-marker\">28</sup><i class=\"footnote\"> Jeden Montag und Donnerstag der nächsten drei Wochen und am Montag der vierten Woche.</i>. Bei diesen tritt gegenüber den früheren die Verschärfung ein, dass man an ihnen den Schofar bläst<sup class=\"footnote-marker\">29</sup><i class=\"footnote\"> s. Kap. II M. 5 und Rosch haschana III 4.</i> und die Kaufläden schliesst. Am zweiten Wochentage lenkt man mit der Abenddämmerung ein<sup class=\"footnote-marker\">30</sup><i class=\"footnote\"> An den Montagen, an denen man fastete, wurde zugestanden, gegen Abend die Läden für den Einkauf der zum Nachtmahl notwendigen Lebensmittel ein wenig zu öffnen. Der Ausdruck <span dir=\"rtl\">מטין</span> (part. Hif‘il von <span dir=\"rtl\">נטה</span>) scheint der Rechtssprache entlehnt zu sein, wo er zum Unterschiede von <span dir=\"rtl\">הלכה</span> die Bedeutung hat, dass die Entscheidung sich einer bestimmten Ansicht nur zuneigt, ohne sich so mit ihr zu decken, dass ein entgegengesetzter Urteilsspruch anfechtbar wäre (Ketubbot 84 b Mitte u. ö.; s. auch Raschi das). Im eigentlichen Sinne bezeichnet das Wort die schräge Stellung, im übertragenen also, wie hier, die halben Konzessionen. Es ist auch möglich, dass <span dir=\"rtl\">מטין</span> hier in seiner gewöhnlichen Bedeutung steht und etwa <span dir=\"rtl\">את התריסין</span> (Jom Ṭob Kap. I, Anm. 12) zu ergänzen wäre: Man neigt die Ladentüren, stellt sie schräg, so dass sie nur halb geöffnet sind. Unwahrscheinlich aber ist die Ableitung von <span dir=\"rtl\">מוט</span>, wonach <span dir=\"rtl\">מטין</span> (part. Ḳal) hier und in Ketubbot schwanken hiesse. Raschi hat jedenfalls a. a. O. maṭṭîn und nicht mâṭîn gelesen.</i>, am fünften ist man wegen der Ehre des Schabbats unbeschränkt<sup class=\"footnote-marker\">31</sup><i class=\"footnote\"> An den Fasttagen, die auf Donnerstag fallen, darf man zu Einkäufen für eine würdige Schabbatfeier den ganzen Tag den Laden offen halten.</i>.",
"Sind auch diese vorübergegangen, ohne dass man erhört wurde, werden Handel und Verkehr<sup class=\"footnote-marker\">32</sup><i class=\"footnote\"> <span dir=\"rtl\">משא ומתן</span>, wörtlich = Nehmen und Geben, Kauf und Verkauf.</i>, Bauten und Pflanzungen, Trauungen und Hochzeiten<sup class=\"footnote-marker\">33</sup><i class=\"footnote\"> Zur Zeit der Mischna wie auch noch später fielen Trauung und Hochzeit zeitlich nicht zusammen; vielmehr blieb die Braut nach der Eheschliessung (Trauung) noch längere Zeit bis zur Heimführung (Vermählung, Hochzeit) im Elternhause.</i> sowie gegenseitige Begrüssungen eingeschränkt<sup class=\"footnote-marker\">34</sup><i class=\"footnote\"> Der Handel wird auf die unentbehrlichen Gebrauchs- und Verbrauchsgegenstände beschränkt, die Bautätigkeit auf notwendige Wohn- und Wirtschaftsräume, die Landarbeit auf nutzbringende Pflanzen, Trauung und Hochzeit auf kinderlose Personen, der Gruss auf die Erwiderung empfangener Grüsse. Ausgeschlossen sind insbesondere der Verkauf von Luxuswaren, die Herstellung von Lusthäusern und Parkanlagen, polygamische Eheschliessungen.</i>, wie es Leuten zukommt, die von Gott eine Rüge erhalten haben<sup class=\"footnote-marker\">35</sup><i class=\"footnote\"> <span dir=\"rtl\">נזף</span> ist in den Targumim die Übersetzung des hebr. <span dir=\"rtl\">גער</span>.</i>. Die Einzelnen<sup class=\"footnote-marker\">19</sup><i class=\"footnote\"> <span dir=\"rtl\">היחידים</span> im Gegensatz zu <span dir=\"rtl\">הצבור</span> in der folgenden Mischna. Gemeint sind die durch Frömmigkeit und Gelehrsamkeit hervorragenden Männer.</i> fasten wieder bis zum Ausgange des Nîsân<sup class=\"footnote-marker\">36</sup><i class=\"footnote\"> Nach Jeruschalmi ist hier nicht der Kalendermonat Nisan gemeint, sondern der erste Frühlingsmonat. Demnach wäre der Ausgang des Nisan der dreissigste Tag nach Eintritt der Tagundnachtgleiche.</i>. Ist der Nisan zu Ende gegangen und es fällt Regen<sup class=\"footnote-marker\">37</sup><i class=\"footnote\"> Andere Lesart: <span dir=\"rtl\">ולא ירדו גשמים </span> (ohne dass Regen gefallen wäre).</i>, so ist das ein Zeichen des Fluches, denn es heisst<sup class=\"footnote-marker\">38</sup><i class=\"footnote\"> 1 Sam. 12, 17.</i>: „Es ist ja heute Weizenernte, ich werde zu Gott rufen und er wird Donner und Regen geben, damit ihr erkennet und sehet, dass die Sünde schwer ist, die ihr vor Gott begangen, da ihr euch einen König wünschtet“."
],
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"Welches ist die Ordnung der Fasttage<sup class=\"footnote-marker\">1</sup><i class=\"footnote\"> der sieben letzten Fasttage, von denen im vorigen Kapitel, am Schluss der sechsten Mischna die Rede war.</i> ? Man trägt die Lade<sup class=\"footnote-marker\">2</sup><i class=\"footnote\"> in der die Torarollen aufbewahrt werden.</i> auf einen freien Platz der Ortschaft und tut Asche<sup class=\"footnote-marker\">3</sup><i class=\"footnote\"> <span dir=\"rtl\">אפר</span> bezeichnet im Hebräischen gleich dem nahe verwandten <span dir=\"rtl\">עפר</span> in erster Reihe den Staub (s. besonders Malachi 3, 21); daher wird hier, wo wirkliche Asche gemeint ist, der grössern Deutlichkeit wegen das Wort <span dir=\"rtl\">מקלה</span> (Brandasche) hinzugefügt, wie in Jom Ṭob I 2 auf <span dir=\"rtl\">אפר</span> der Zusatz <span dir=\"rtl\">כירה</span> (Herdasche) folgt.</i> auf die Lade, auf das Haupt des Nasi und auf das Haupt des Ab-Bêt-Dîn<sup class=\"footnote-marker\">4</sup><i class=\"footnote\"> Nasi ist der Titel des Synhedrialoberhauptes (Patriarch), Ab-Bêt-Dîa des Vorsitzenden im obersten Gerichtshofe.</i> und jeder einzelne nimmt welche und legt sie sich selbst aufs Haupt<sup class=\"footnote-marker\">5</sup><i class=\"footnote\"> an die Stelle der Tefillin, zum Zeichen der Trauer und der demütigen Zerknirschung. Dass aber statt des Staubes mit Nachdruck (s. Anm. 3) Asche gefordert wird, geschieht zur Erinnerung an die Bereitwilligkeit Abrahams, seinen Sohn auf dem Altar zu verbrennen (1. B. M. 22, 9). Die symbolische Handlung soll zugleich das Gelöbnis opferfreudiger Hingabe an Gott zum Ausdruck bringen.</i>. Der Älteste unter ihnen spricht vor ihnen eindringliche Worte<sup class=\"footnote-marker\">6</sup><i class=\"footnote\"> Das Folgende ist entweder die Einleitung einer wirklich gehaltenen Predigt oder der vorgeschriebene Text, über den der Redner sprechen soll.</i>: Unsere Brüder, es heisst nicht bei den Männern Ninives: Gott sah ihr Sackgewand und ihr Fasten, sondern: Und Gott sah ihre Taten, dass sie von ihrem bösen Wege umkehrten<sup class=\"footnote-marker\">7</sup><i class=\"footnote\"> Jona 3, 10.</i>; und in einer Strafrede heisst es<sup class=\"footnote-marker\">8</sup><i class=\"footnote\"> Joël 2, 13. Das Wort <span dir=\"rtl\">קבל</span> bat in der Mischna (z. B. Jadajim IV 6—8) ebenso wie im Aramäischen die Bedeutung des Vorwurfs, der Anklage. Daher werden die Strafreden der Propheten und in erweiterter Anwendung ihre Schriften überhaupt als <span dir=\"rtl\">דברי קבלה</span> (Worte der Anklage) bezeichnet. Das Buch Jona, dem der zuerst angeführte Satz entnommen ist, gehört zwar ebenfalls zu den Prophetenschriften, scheint aber nicht in dem Begriff der <span dir=\"rtl\">דברי קבלה</span> eingeschlossen zu sein, vermutlich weil seine Strafrede nicht gegen Israel gerichtet war.</i>: Und zerreisset euer Herz und nicht eure Kleider!",
"Treten sie zum Gebete hin, lässt man vor die Lade<sup class=\"footnote-marker\">2</sup><i class=\"footnote\"> in der die Torarollen aufbewahrt werden.</i> einen Greis hinabsteigen<sup class=\"footnote-marker\">9</sup><i class=\"footnote\"> Die Stelle, auf der der Vorbeter stand, lag gewöhnlich etwas tiefer; daher der Ausdruck <span dir=\"rtl\">ירד לפני התיבה</span> (vor die Lade hinabsteigen), der so oft mit <span dir=\"rtl\">עבר לפני התיבה</span> (z. B. weiter unten M. 5 und oben I 2) wechselt.</i>, der Übung besitzt<sup class=\"footnote-marker\">10</sup><i class=\"footnote\"> die vorgeschriebenen Gebete gut und geläufig vortragen kann.</i> und im leeren Hause Kinder hat<sup class=\"footnote-marker\">11</sup><i class=\"footnote\"> mit seiner zahlreichen Familie Not leidet. Nach einer Erklärung im bab. Talmud ist mit dem „leeren (d. i. sündenreinen) Hause“ die tadellose Lebensführung seiner Familie gemeint.</i>, damit sein Herz ganz beim Gebete sei. Dieser spricht vor ihnen vierundzwanzig Segenssprüche: die täglichen achtzehn<sup class=\"footnote-marker\">12</sup><i class=\"footnote\"> Das tägliche Gebet, das jetzt aus neunzehn Benediktionen besteht, hatte ursprünglich deren nur achtzehn, daher noch heute die Bezeichnung <span dir=\"rtl\">שמנה עשרה</span>.</i>, denen er noch sechs anfügt<sup class=\"footnote-marker\">13</sup><i class=\"footnote\"> zwischen dem siebenten und dem achten, also zwischen <span dir=\"rtl\">גואל ישראל</span> und <span dir=\"rtl\">רפאנו</span>.</i>.",
"Es sind die folgenden: Erinnerungs- und Schofargebete<sup class=\"footnote-marker\">14</sup><i class=\"footnote\"> s. Rosch haschana, Einleitung, Abs. 1 und Kap. IV daselbst, Anm. 31—32. Die Auswahl der zehn Bibelverse war wie am Neujahrstage dem Ermessen des Vorbeters überlassen, der die Stimmung des Tages und das, was die Herzen bewegte, durch sie zum Ausdruck brachte.</i>; „Zu Gott rufe ich in meiner Not, und er antwortet mir …“<sup class=\"footnote-marker\">15</sup><i class=\"footnote\"> Ps. 120.</i>; „Ich erhebe meine Augen zu den Bergen …“<sup class=\"footnote-marker\">16</sup><i class=\"footnote\"> Ps. 121.</i>; „Aus den Tiefen rufe ich Dich, o Gott …“<sup class=\"footnote-marker\">17</sup><i class=\"footnote\"> Ps. 130.</i>; „Gebet des Armen, wenn er verzagt …“<sup class=\"footnote-marker\">18</sup><i class=\"footnote\"> Ps. 102.</i>. Rabbi Juda meint: Er brauchte keine Erinnerungs- und Schofargebete vorzutragen<sup class=\"footnote-marker\">19</sup><i class=\"footnote\"> Es bedurfte keiner Auswahl, denn man ist auf diese Gebetstücke, die aus zerstreuten Bibelversen sich zusammensetzen, nicht angewiesen; es ist vielmehr richtiger, zu den beiden ersten Einschaltungen ebenfalls wie zu den vier letzten zusammenhängende Bibelstücke zu wählen.</i>; er sprach vielmehr an deren Stelle: „Wenn Hungersnot im Lande sein, wenn eine Seuche auftreten sollte …“<sup class=\"footnote-marker\">20</sup><i class=\"footnote\"> 1. Könige 8, 37 ff.</i>; „Wie das Wort Gottes an Jirmejahu lautete aus Anlass des Regenmangels …“<sup class=\"footnote-marker\">21</sup><i class=\"footnote\"> Jirm. 14, 1 ff.</i>. Dazu sagt er die entsprechenden Schlussformeln.<sup class=\"footnote-marker\">22</sup><i class=\"footnote\"> Unter <span dir=\"rtl\">חותם</span> (Siegel) versteht man den mit <span dir=\"rtl\">ברוך אתה</span> beginnenden und mit einer auf den Inhalt des Segensspruches Bezug nehmenden Wendung endigenden Schlusssatz einer Benediktion.</i>",
"Nach dem ersten<sup class=\"footnote-marker\">23</sup><i class=\"footnote\"> Als erster Segensspruch ist hier der den sechs einzuschaltenden vorangehende gedacht, also der siebente des täglichen Gebetes. Er schliesst auch hier wie gewöhnlich mit den Worten <span dir=\"rtl\">גואל ישראל</span>, der Schlussformel geht aber diesmal ein Zusatz (<span dir=\"rtl\">מי שענה</span>) voraus, wie er den folgenden sechs Einschaltungen eigentümlich ist, weshalb dieser Segensspruch als erster bezeichnet wird, die erste Einschaltung als zweiter u. s. w., die sechste als siebenter. In allen diesen Zusätzen hat Maimuni (<span dir=\"rtl\">הלכות תעניות</span> IV 8—16) statt <span dir=\"rtl\">בקול</span> durchweg die bessere Lesart <span dir=\"rtl\">קול</span>. Alfasi liest: <span dir=\"rtl\"> הוא יענה אותנו וישמע קול צעקתנו היום הזה</span>.</i> sagt er: Er, der Abraham am Berge Morija erhört hat<sup class=\"footnote-marker\">24</sup><i class=\"footnote\"> 1. B. M. 22, 11—12 u. 15—18.</i>, erhöre auch euch und vernehme die Stimme eures Flehens an diesem Tage. Gepriesen seist Du, o Gott, Erlöser Israels. Nach dem zweiten sagt er: Er, der unsere Väter am Schilfmeere erhört hat<sup class=\"footnote-marker\">25</sup><i class=\"footnote\"> 2. B. M. 14, 10—31.</i>, erhöre auch euch und vernehme die Stimme eures Flehens an diesem Tage. Gepriesen seist Du, o Gott, der du eingedenk bist des Vergessenen. Nach dem dritten sagt er: Er, der Josua in Gilgal erhört hat<sup class=\"footnote-marker\">26</sup><i class=\"footnote\"> Josua 10, 12—14.</i>, erhöre auch euch und vernehme die Stimme eures Flehens an diesem Tage. Gepriesen seist Du, o Gott, der du das Posaunengeschmetter vernimmst. Nach dem vierten sagt er: Er, der Samuel in Miṣpa erhört hat<sup class=\"footnote-marker\">27</sup><i class=\"footnote\"> 1 Sam. 7, 5—9.</i>, erhöre auch euch und vernehme die Stimme eures Flehens an diesem Tage. Gepriesen seist du, o Gott, der du das Flehen vernimmst. Nach dem fünften sagt er: Er, der Elijahu am Berge Karmel erhört hat<sup class=\"footnote-marker\">28</sup><i class=\"footnote\"> 1 Kön. 18, 36—39.</i>, erhöre auch euch und vernehme die Stimme eures Flehens an diesem Tage. Gepriesen seist du, o Gott, der du das Gebet vernimmst. Nach dem sechsten sagt er: Er, der Jona im Leibe des Fisches erhört hat<sup class=\"footnote-marker\">29</sup><i class=\"footnote\"> Jona 2, 2—11.</i>, erhöre auch euch und vernehme die Stimme eures Flehens an diesem Tage. Gepriesen seist du, o Gott, der du Erhörung gewährst zur Zeit der Not. Nach dem siebenten sagt er: Er, der David und seinen Sohn Salomo in Jerusalem erhört hat<sup class=\"footnote-marker\">30</sup><i class=\"footnote\"> 2 Sam. 21, 1 u. 14; 1 Kön. 8, 22—53 u. 9, 3.</i>, erhöre auch euch und vernehme die Stimme eures Flehens an diesem Tage. Gepriesen seist du, o Gott, der du dich des Landes erbarmst.",
"Es ereignete sich in den Tagen des Rabbi Ḥalafta und des Rabbi Hananja ben T’adjon<sup class=\"footnote-marker\">31</sup><i class=\"footnote\"> also nach der Zerstörung des Tempels durch die Römer.</i>, dass einer vor die Lade trat und den ganzen Segensspruch vollendete<sup class=\"footnote-marker\">32</sup><i class=\"footnote\"> Er trug den siebenten Segensspruch (<span dir=\"rtl\">ראה בענינו</span>) mit der Schlussformel (<span dir=\"rtl\">ברוך אתה ה׳ גואל ישראל</span>) wie gewöhnlich vor, ohne gemäss der Vorschrift der vorigen Mischna <span dir=\"rtl\">מי שענה את אברהם</span> einzuschalten.</i>, ohne dass man nach ihm mit Amen einstimmte<sup class=\"footnote-marker\">33</sup><i class=\"footnote\"> weil auf die Schlussformel noch der Zusatz <span dir=\"rtl\">מי שענה</span> als eigentlicher Abschluss des Segensspruches folgen sollte.</i>. „Blaset, ihr Priester!“<sup class=\"footnote-marker\">34</sup><i class=\"footnote\"> Diese Aufforderung wurde den Priestern laut einer im bab. Talmud angeführten Baraita vom Synagogendiener zugerufen.</i> Sie bliesen<sup class=\"footnote-marker\">35</sup><i class=\"footnote\"> mit den in Rosch Haschana III 4 erwähnten Widderhörnern und Trompeten. Mann kann übrigens dieses zweite <span dir=\"rtl\">תקעו</span> und ebenso weiter unten das zweite <span dir=\"rtl\">הריעו</span> zur Verstärkung des ersten gleich diesem als Imperativ lesen. („Blaset, ihr Priester, blaset“! „Schmettert, ihr Söhne Aharons, schmettert“!)</i>. „Er, der unsern Vater Abraham auf dem Berge Morija erhört hat, erhöre auch euch und vernehme die Stimme eures Flehens an diesem Tage“<sup class=\"footnote-marker\">36</sup><i class=\"footnote\"> Darauf trug der Vorbeter die erste der sechs Einschaltungen vor, die er mit der Schlussformel <span dir=\"rtl\">ברוך אתה ה׳ זוכר הנשכחות</span> beendete, wiederum ohne <span dir=\"rtl\">מי שענה את אבותינו</span> einzufügen und ohne dass die Gemeinde mit <span dir=\"rtl\">אמן</span> einfiel.</i>. „Schmettert, ihr Söhne Aharons!<sup class=\"footnote-marker\">37</sup><i class=\"footnote\"> Es folgten dann die übrigen fünf Einschaltungen in derselben Weise. Jedesmal vollendete der Vorbeter den Segensspruch ohne das Gebet <span dir=\"rtl\">מי שענה</span>, das er erst auf die Schlussformel folgen liess, weshalb diese von der Gemeinde nicht mit <span dir=\"rtl\">אמן</span> beantwortet wurde. Eine andere Abweichung vom allgemeinen Brauche bestand vielleicht darin, dass nach den einzelnen Segenssprüchen aus den Hörnern und Posaunen der Priester abwechselnd gedehnte und schmetternde Töne erschollen, während es sonst üblich war (s. Mischne Tora <span dir=\"rtl\">הלכות תעניות</span> IV 14), erst nach Beendigung des ganzen Gebetes zu blasen. Aus dem Umstande, dass in der vorigen Mischna von diesen Tönen nichts erwähnt wird, könnte man zwar schliessen, dass anderwärts an den in Rede stehenden Fasttagen überhaupt nicht geblasen wurde; das ist aber nach der unbestrittenen Vorschrift oben I 6 und Rosch Haschana III 4 nicht anzunehmen.</i> Sie schmetterten<sup class=\"footnote-marker\">34</sup><i class=\"footnote\"> Diese Aufforderung wurde den Priestern laut einer im bab. Talmud angeführten Baraita vom Synagogendiener zugerufen.</i>. „Er, der unsere Väter am Schilfmeere erhört hat, erhöre auch euch und vernehme die Stimme eures Flehens an diesem Tage“<sup class=\"footnote-marker\">37</sup><i class=\"footnote\"> Es folgten dann die übrigen fünf Einschaltungen in derselben Weise. Jedesmal vollendete der Vorbeter den Segensspruch ohne das Gebet <span dir=\"rtl\">מי שענה</span>, das er erst auf die Schlussformel folgen liess, weshalb diese von der Gemeinde nicht mit <span dir=\"rtl\">אמן</span> beantwortet wurde. Eine andere Abweichung vom allgemeinen Brauche bestand vielleicht darin, dass nach den einzelnen Segenssprüchen aus den Hörnern und Posaunen der Priester abwechselnd gedehnte und schmetternde Töne erschollen, während es sonst üblich war (s. Mischne Tora <span dir=\"rtl\">הלכות תעניות</span> IV 14), erst nach Beendigung des ganzen Gebetes zu blasen. Aus dem Umstande, dass in der vorigen Mischna von diesen Tönen nichts erwähnt wird, könnte man zwar schliessen, dass anderwärts an den in Rede stehenden Fasttagen überhaupt nicht geblasen wurde; das ist aber nach der unbestrittenen Vorschrift oben I 6 und Rosch Haschana III 4 nicht anzunehmen.</i>. Als die Nachricht zu den Weisen gelangte, sprachen sie: Wir hatten diesen Brauch nur am Osttore und nur auf dem Tempelberge<sup class=\"footnote-marker\">38</sup><i class=\"footnote\"> <span dir=\"rtl\">ובהר הבית</span> fehlt im Jeruschalmi. Es ist nach <span dir=\"rtl\">בשער המזרח</span> überflüssig, das <span dir=\"rtl\">ו</span> sogar störend. — Das Gebet um Regen wurde, als der Tempel noch stand, vor dem bekannten Ost- oder Nikanortore verrichtet, das die Vorhalle des Heiligtums öffnete. Im Tempel folgte übrigens auch sonst auf keine Benediktion ein <span dir=\"rtl\">אמן</span> der Gemeinde; die Zuhörer stimmten vielmehr mit <span dir=\"rtl\">ברוך שם כבור מלכותו לעולם ועד</span> ein.</i>.",
"An den ersten drei Fasttagen<sup class=\"footnote-marker\">39</sup><i class=\"footnote\"> s. oben I 5.</i> fasteten die Männer der Wochenabteilung<sup class=\"footnote-marker\">40</sup><i class=\"footnote\"> s. Joma II, Anm. 1. [<span dir=\"rtl\">ושמטו שם דברי חזקיה שאמר ששה בתי</span> (:<span dir=\"rtl\">שקלים ספ״ו ומנחות ק״ז</span>) <span dir=\"rtl\"> אבות הכהנים ועיין ירושלמי כאן פ״ד ה״ב </span>].</i>, aber nicht bis zu Ende<sup class=\"footnote-marker\">41</sup><i class=\"footnote\"> weil sie gewärtig sein mussten, den Männern des Tagesdienstes beizustehen, wenn diese die Arbeit nicht allein zu bewältigen vermochten.</i>, während, die Männer des Tagesdienstes<sup class=\"footnote-marker\">40</sup><i class=\"footnote\"> s. Joma II, Anm. 1. [<span dir=\"rtl\">שאמר ששה בתי</span> (:<span dir=\"rtl\">שקלים ספ״ו ומנחות ק״ז</span>) <span dir=\"rtl\">אבות הכהנים ועיין ירושלמי כאן פ״ד ה״ב ונשמטו שם דברי חזקיה</span>].</i> überhaupt nicht fasteten; an den nächsten drei<sup class=\"footnote-marker\">42</sup><i class=\"footnote\"> s. oben I 6.</i> fasteten die Männer der Wochenabteilung bis zu Ende, die Männer des Tagesdienstes aber fasteten zwar, jedoch nicht bis zu Ende; an den sieben letzten<sup class=\"footnote-marker\">42</sup><i class=\"footnote\"> s. oben I 6.</i> fasteten diese wie jene bis zu Ende. Dies die Worte des Rabbi Josua. Die Weisen sagen: An den ersten drei Fasttagen fasteten die einen wie die anderen überhaupt nicht; an den drei folgenden fasteten die Männer der Wochenabteilung, aber nicht bis zu Ende, während die Männer des Tagesdienstes überhaupt nicht fasteten; an den sieben letzten fasteten die Männer der Wochenabteilung bis zu Ende, während die Männer des Tagesdienstes zwar fasteten, jedoch nicht bis zu Ende.",
"Die Männer der Wochenabteilung<sup class=\"footnote-marker\">40</sup><i class=\"footnote\"> s. Joma II, Anm. 1. [<span dir=\"rtl\">שאמר ששה בתי</span> (:<span dir=\"rtl\">שקלים ספ״ו ומנחות ק״ז</span>) <span dir=\"rtl\">אבות הכהנים ועיין ירושלמי כאן פ״ד ה״ב ונשמטו שם דברי חזקיה</span>].</i> dürfen des Nachts Wein trinken, aber nicht am Tage, die Männer des Tagesdienstes<sup class=\"footnote-marker\">40</sup><i class=\"footnote\"> s. Joma II, Anm. 1. [<span dir=\"rtl\">שאמר ששה בתי</span> (:<span dir=\"rtl\">שקלים ספ״ו ומנחות ק״ז</span>) <span dir=\"rtl\">אבות הכהנים ועיין ירושלמי כאן פ״ד ה״ב ונשמטו שם דברי חזקיה</span>].</i> weder am Tage noch in der Nacht<sup class=\"footnote-marker\">43</sup><i class=\"footnote\"> Diese Vorschrift, die für alle Tage des Jahres Gültigkeit hat, wurde hier eingeschoben, weil auch sie gleich der vorigen Mischna zwischen den Männern der Wochenabteilung und denen des Tagesdienstes unterscheidet. Nach 3. B. M. 10, 9 darf ein Priester, der Wein getrunken hat, keine Opferhandlung verrichten. Die Männer des Tagesdienstes mussten sich auch in der Nacht, da sie mit dem Verbrennen der am Tage dargebrachten Opfer beschäftigt blieben, des Weines enthalten. Dieser Dienst erforderte aber wenig Arbeitskräfte, weshalb den übrigen Männern der Wochenabteilung nur am Tage (vgl. Anm. 41) der Weingenuss versagt war.</i>. Den Männern der Wochenabteilung und den Männern des Beistandes<sup class=\"footnote-marker\">44</sup><i class=\"footnote\"> den in der heiligen Stadt anwesenden Abgeordneten, die gemäss der zweiten Mischna des vierten Kapitels das Volk bei der Darbringung der öffentlichen Opfer vertraten.</i> ist Haarschneiden und Kleiderwaschen verboten<sup class=\"footnote-marker\">45</sup><i class=\"footnote\"> damit sie diese Geschäfte noch vor Antritt ihres Wochendienstes erledigen.</i>; am fünften [Wochentage] ist es ihnen dem Schabbat zu Ehren gestattet<sup class=\"footnote-marker\">46</sup><i class=\"footnote\"> so dass sie den Freitag für die Vorbereitungen auf den Schabbat völlig frei haben.</i>.",
"So oft es in der Fastenrolle<sup class=\"footnote-marker\">47</sup><i class=\"footnote\"> einem alten, noch heute erhaltenen, aber längst ausser Kraft gesetzten Verzeichnis nationaler Erinnerungstage. Es ist nach den Monaten des Jahres geordnet und knüpft an jedes festlich zu begehende Datum einen kurzen Vermerk über die Veranlassung der Feier, bald mit dem Zusatz <span dir=\"rtl\">דלא למספד</span>, bald mit dem Zusatz <span dir=\"rtl\">דלא להתענאה</span>. Das Verbot der Totenklage schliesst das Verbot des Fastens in sich, aber nicht umgekehrt.</i> heisst: „Keine Trauerfeier!“, ist diese auch vorher<sup class=\"footnote-marker\">48</sup><i class=\"footnote\"> am vorangehenden Tage.</i> verboten, aber nachher erlaubt<sup class=\"footnote-marker\">49</sup><i class=\"footnote\"> am folgenden Tage.</i>, nach der Ansicht des Rabbi Jose vorher und nachher verboten; „Keine Kasteiung!“, ist sie vorher wie nachher gestattet, nach der Ansicht des Rabbi Jose vorher verboten und nur nachher erlaubt.",
"Man setzt für die Gemeinde kein Fasten zum ersten Male auf den fünften [Wochentag] fest<sup class=\"footnote-marker\">50</sup><i class=\"footnote\"> Wenn mehrere Fasttage der Gemeinde auferlegt werden, vermeidet man es, mit dem Donnerstage zu beginnen.</i>, um die Märkte nicht zu erschüttern<sup class=\"footnote-marker\">51</sup><i class=\"footnote\"> Aus dem Umstande, dass die Behörde so kurz vor Schabbat einen Fasttag angesetzt hat, würden die Kaufleute schliessen, dass die Gefahr der Hungersnot schon dringend geworden, und ihre Vorräte an Lebensmitteln nur gegen Wucherpreise abgeben. — <span dir=\"rtl\">פקע</span>, verwandt mit <span dir=\"rtl\">פגע</span> = stossen, bedeutet hier erschüttern oder in die Höhe treiben, sonst = <span dir=\"rtl\">בקע</span> spalten (so Sukka V 3: Dochte abtrennen). <span dir=\"rtl\">שער</span>, die übliche Bezeichnung für Marktpreis, kann ebenso mit <span dir=\"rtl\">שער</span> = Tor, Marktplatz wie mit <span dir=\"rtl\">שער</span> = bemessen, erwägen zusammenhängen.</i>; vielmehr seien die ersten drei Fasttage<sup class=\"footnote-marker\">39</sup><i class=\"footnote\"> s. oben I 5.</i> der zweite, der fünfte und wieder der zweite [Wochentag], die folgenden drei<sup class=\"footnote-marker\">42</sup><i class=\"footnote\"> s. oben I 6.</i> der fünfte, der zweite und wieder der fünfte. Rabbi Jose meint: Wie die ersten nicht am fünften [Wochentage beginnen sollen], so auch nicht die zweiten und auch nicht die letzten<sup class=\"footnote-marker\">42</sup><i class=\"footnote\"> s. oben I 6.</i>.",
"Man legt keinen Gemeindefasttag auf die Neumondstage<sup class=\"footnote-marker\">52</sup><i class=\"footnote\"> weil sie zu den Festen zählen.</i>, das Weihefest<sup class=\"footnote-marker\">53</sup><i class=\"footnote\"> das am 25. Kislew beginnt und acht Tage währt.</i> und das Purimfest<sup class=\"footnote-marker\">54</sup><i class=\"footnote\"> den 14. und 15. Adar.</i>; hat man aber schon begonnen, so unterbricht man nicht<sup class=\"footnote-marker\">55</sup><i class=\"footnote\"> Wenn ein für bestimmte Wochentage angeordnetes Fasten bereits begonnen hat und es trifft nun der nächste Fasttag auf eines der genannten Feste, wird doch an ihm gefastet.</i>. So die Worte des Rabban Gamliel. Rabbi Meïr erklärte: Wenn auch Rabban Gamliel gesagt hat, dass man nicht unterbricht, gibt er doch zu, dass man nicht bis zu Ende fastet. Dasselbe<sup class=\"footnote-marker\">56</sup><i class=\"footnote\"> dass man nicht zu Ende fastet.</i> gilt vom „Neunten Ab“<sup class=\"footnote-marker\">57</sup><i class=\"footnote\"> dem der Trauer um die Zerstörung des heiligen Tempels geweihten Fasttage.</i>, wenn er auf den Rüsttag zum Schabbat trifft<sup class=\"footnote-marker\">58</sup><i class=\"footnote\"> Zur Zeit der Mischna, da der Monatsanfang noch auf Grund von Zeugenaussagen festgesetzt wurde (s. Rosch haschana II 5—7), konnte der 9. Ab auch auf einen Freitag fallen (heute nur auf Sonntag, Dienstag, Donnerstag oder Schabbat).</i>."
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"Die Ordnung dieser Fasttage, wie sie oben<sup class=\"footnote-marker\">1</sup><i class=\"footnote\"> Kapitel I, Mischna 4—6.</i> angeführt ist, gilt nur für die erste Regenzeit<sup class=\"footnote-marker\">2</sup><i class=\"footnote\"> Im heiligen Lande ist das Winterhalbjahr die Zeit des Regens, der gewöhnlich in verschiedenen, mit ziemlicher Regelmässigkeit wiederkehrenden Perioden dort niederfällt. Der erste Regen wird zu Beginn des zweiten Herbstmonats (Marḥeschwan) erwartet. — Der Ausdruck <span dir=\"rtl\">רביעה</span>, der die Begattung, besonders der Tiere bezeichnet, wird hier auf die Befruchtung des Bodens durch den Regen übertragen.</i>; wenn aber die Saaten entarten<sup class=\"footnote-marker\">3</sup><i class=\"footnote\"> wenn Misswachs sich bemerkbar macht.</i>, wird ihretwegen sofort in die Posaune gestossen<sup class=\"footnote-marker\">4</sup><i class=\"footnote\"> d. h. es treten sofort alle Verschärfungen, auch die der sieben letzten Fasttage in Kraft, an deren Spitze oben (I 6) der Posaunenschall erwähnt wurde. Nach Rosch Haschana III 4 wurde zwar auch mit Widderhörnern geblasen; das geschah aber nur im Heiligtum. Sonst wurde an den Fasttagen nur in die Posaune gestossen. Deshalb ist hier und oben I 6 bloss vom Posaunenschall die Rede, zumal dieser auch im Heiligtume die Hauptsache war und darum den Schofar übertönte, wie aus der angeführten Stelle in Rosch Haschana ersichtlich ist. — <span dir=\"rtl\">מתריעין</span> (statt <span dir=\"rtl\">מריעין</span>) ist eine Sekundärbildung von <span dir=\"rtl\">תרועה</span> wie <span dir=\"rtl\">מתחילין</span> von <span dir=\"rtl\">תורמין ,תחלה</span> von <span dir=\"rtl\">תרומה</span> u. v. a.</i>. Desgleichen wird, wenn die Niederschläge zwischen einem Regenfall und dem andern vierzig Tage aussetzen<sup class=\"footnote-marker\">5</sup><i class=\"footnote\"> zwischen der ersten und der zweiten Periode 40 Tage verstreichen.</i>, aus solchem Anlass sofort in die Posaune gestossen, denn dieser Schlag bedeutet Hungersnot<sup class=\"footnote-marker\">6</sup><i class=\"footnote\"> da die bereits geweckten Keime bei anhaltender Dürre zu Grunde gehen müssten. Es ist daher keine Zeit zu verlieren, die Gefahr steht vor der Tür, während das Ausbleiben des Regens in der ersten Periode eine Hungersnot nur befürchten lässt, sie aber noch nicht in so drohende Nähe rückt, dass man sofort mit dem verschärften Fasten beginnen müsste.</i>.",
"Fiel er<sup class=\"footnote-marker\">7</sup><i class=\"footnote\"> der Regen.</i> den Saaten zum Gedeihen, aber nicht der Baumfrucht, der Baumfrucht, aber nicht den Saaten<sup class=\"footnote-marker\">8</sup><i class=\"footnote\"> Ein sanfter Regen ist den Saaten, ein heftiger der Baumfrucht förderlich.</i>, diesen wie jener, aber nicht hinreichend für Zisternen, Gruben und Höhlen<sup class=\"footnote-marker\">9</sup><i class=\"footnote\"> in denen das Regenwasser zum Trinken, Kochen und Waschen gesammelt wird.</i>, wird ihretwegen sofort in die Posaune gestossen<sup class=\"footnote-marker\">4</sup><i class=\"footnote\"> d. h. es treten sofort alle Verschärfungen, auch die der sieben letzten Fasttage in Kraft, an deren Spitze oben (I 6) der Posaunenschall erwähnt wurde. Nach Rosch Haschana III 4 wurde zwar auch mit Widderhörnern geblasen; das geschah aber nur im Heiligtum. Sonst wurde an den Fasttagen nur in die Posaune gestossen. Deshalb ist hier und oben I 6 bloss vom Posaunenschall die Rede, zumal dieser auch im Heiligtume die Hauptsache war und darum den Schofar übertönte, wie aus der angeführten Stelle in Rosch Haschana ersichtlich ist. — <span dir=\"rtl\">מתריעין</span> (statt <span dir=\"rtl\">מריעין</span>) ist eine Sekundärbildung von <span dir=\"rtl\">תרועה</span> wie <span dir=\"rtl\">מתחילין</span> von <span dir=\"rtl\">תורמין ,תחלה</span> von <span dir=\"rtl\">תרומה</span> u. v. a.</i>.",
"So auch wenn über einer Stadt kein Regen fällt (wie es heisst<sup class=\"footnote-marker\">10</sup><i class=\"footnote\"> Amos 4, 7. Das Zitat gibt sich schon äusserlich durch das aram. <span dir=\"rtl\">דכתיב</span> als späte, aus Versehen in den Text geratene Randbemerkung zu erkennen.</i>: Ich werde über eine Stadt Regen senden und über eine andere Stadt werde ich keinen senden, ein Gebiet wird Regen erhalten und ein anderes, das keinen erhält, wird verdorren); diese Stadt fastet und stösst in die Posaune, und alle ihre Umwohner<sup class=\"footnote-marker\">11</sup><i class=\"footnote\"> die insofern, als die notleidende Stadt bei ihnen Einkäufe machen und durch die vermehrte Nachfrage die Preise der Lebensmittel in die Höhe treiben würde, in Mitleidenschaft gezogen werden.</i> fasten, ohne in die Posaune zu stossen<sup class=\"footnote-marker\">12</sup><i class=\"footnote\"> wie am Versöhnungstage, an dem nur gefastet wird, aber kein Posaunenschall ertönt.</i>. Rabbi ‘Aḳiba meint: Sie stossen in die Posaune, fasten aber nicht<sup class=\"footnote-marker\">13</sup><i class=\"footnote\"> wie am Neujahrstage, an dem man in die Posaune stösst, aber nicht fastet.</i>.",
"Ebenso wenn in einer Stadt Pest oder Häusereinsturz<sup class=\"footnote-marker\">14</sup><i class=\"footnote\"> infolge von Erdbeben.</i> herrscht; diese Stadt fastet und stösst in die Posaune, und alle ihre Umwohner<sup class=\"footnote-marker\">15</sup><i class=\"footnote\"> die ja ebenfalls bedroht sind.</i> fasten, ohne in die Posaune zu stossen<sup class=\"footnote-marker\">12</sup><i class=\"footnote\"> wie am Versöhnungstage, an dem nur gefastet wird, aber kein Posaunenschall ertönt.</i>. Rabbi ‘Akiba sagt: Sie stossen in die Posaune, fasten aber nicht<sup class=\"footnote-marker\">13</sup><i class=\"footnote\"> wie am Neujahrstage, an dem man in die Posaune stösst, aber nicht fastet.</i>. Wann ist es eine Pest? Wenn in einer Stadt, die fünfhundert Krieger<sup class=\"footnote-marker\">16</sup><i class=\"footnote\"> Im Texte steht <span dir=\"rtl\">רגלי</span> = Fussvolk. Das ist sicher nicht buchstäblich zu nehmen. Wohl aber sind durch diese Heeresbezeichnung Kinder, Greise und Frauen, überhaupt Personen schwächlicher Konstitution ausgeschlossen.</i> stellt, drei Leichen an drei aufeinander folgenden Tagen hinausgetragen werden, so ist es eine Pest. Sind es weniger<sup class=\"footnote-marker\">17</sup><i class=\"footnote\"> Tote oder Tage. Also auch dann, wenn drei Personen an einem Tage oder in zwei Tagen sterben, die beiden anderen aber, bezw. der dritte oder der mittlere keinen Todesfall zu verzeichnen haben, ist es nur ein böser Zufall und keine Seuche. Ist dagegen die Zahl ihrer kampffähigen Leute geringer als 500, und es werden ihrer drei nach Maimuni müssen auch die Verstorbenen kräftige Männer gewesen sein) an drei Tagen hintereinander, an jedem Tage einer hinweggerafft, ist selbstverständlich erst recht eine Pest zu vermuten.</i>, ist es keine Pest.",
"Wegen der folgenden Dinge wird allerorten<sup class=\"footnote-marker\">18</sup><i class=\"footnote\"> auch in den von der betroffenen Gegend entfernten Orten, soweit die Nachricht dringt.</i> in die Posaune gestossen<sup class=\"footnote-marker\">4</sup><i class=\"footnote\"> d. h. es treten sofort alle Verschärfungen, auch die der sieben letzten Fasttage in Kraft, an deren Spitze oben (I 6) der Posaunenschall erwähnt wurde. Nach Rosch Haschana III 4 wurde zwar auch mit Widderhörnern geblasen; das geschah aber nur im Heiligtum. Sonst wurde an den Fasttagen nur in die Posaune gestossen. Deshalb ist hier und oben I 6 bloss vom Posaunenschall die Rede, zumal dieser auch im Heiligtume die Hauptsache war und darum den Schofar übertönte, wie aus der angeführten Stelle in Rosch Haschana ersichtlich ist. — <span dir=\"rtl\">מתריעין</span> (statt <span dir=\"rtl\">מריעין</span>) ist eine Sekundärbildung von <span dir=\"rtl\">תרועה</span> wie <span dir=\"rtl\">מתחילין</span> von <span dir=\"rtl\">תורמין ,תחלה</span> von <span dir=\"rtl\">תרומה</span> u. v. a.</i>: Wegen Brand und Gelbsucht<sup class=\"footnote-marker\">19</sup><i class=\"footnote\"> beides Krankheiten des Getreides.</i>, Heuschrecke und Feldgrille, wilder Tiere<sup class=\"footnote-marker\">20</sup><i class=\"footnote\"> die am hellen Tage in bewohnten Orten erscheinen.</i> und bewaffneter Horden<sup class=\"footnote-marker\">21</sup><i class=\"footnote\"> auch wenn sie nur durchziehen, ohne einen Angriff zu planen.</i>. Man stösst ihretwegen in die Posaune, weil sie eine wandernde Plage sind.",
"Es ist vorgekommen, dass Älteste aus Jerusalem nach ihren Wohnorten hinabzogen und ein Fasten anordneten, weil in Askalon<sup class=\"footnote-marker\">22</sup><i class=\"footnote\"> der bekannten Philisterstadt, also im Auslande; s. auch Giṭṭin I 2 [<span dir=\"rtl\">ולפיכך נפלא ממני מה שבתוב בם׳ תפארת ישראל כאן בסי׳ י״ט אפלו במקום הרחוק מאד מהצער ורק באותח מלכות</span>].</i> Kornbrand von der Grösse eines Ofenlochs bemerkt wurde<sup class=\"footnote-marker\">23</sup><i class=\"footnote\"> d. h. es war nur eine solche Menge Getreide von der Krankheit befallen, dass man mit dem aus ihr hergestellten Brote die Mündung des Backofens hätte ausfüllen können.</i>. Ferner wurde ein Fasten angeordnet, weil Wölfe zwei Kinder jenseits des Jardên gefressen hatten. Rabbi Jose berichtet: Nicht weil sie sie gefressen, sondern weil sie sich bloss gezeigt hatten.",
"Wegen der folgenden Dinge wird selbst am Schabbat in die Posaune gestossen: Wegen einer Stadt, die von Heiden oder von einem Strome eingeschlossen wurde<sup class=\"footnote-marker\">24</sup><i class=\"footnote\"> durch Belagerung oder Überschwemmung in Gefahr schwebt.</i>, und wegen eines Schiffes, das mit der Brandung kämpft. Rabbi Jose meint: Als Hilferuf, aber nicht als Notschrei<sup class=\"footnote-marker\">25</sup><i class=\"footnote\"> die Hilfe der Menschen anzurufen, aber nicht das Erbarmen Gottes zu erflehen.</i>. Simon Hattêmani behauptete: Auch wegen der Pest<sup class=\"footnote-marker\">26</sup><i class=\"footnote\"> dürfe man am Schabbath in die Posaune stossen.</i>; aber die Weisen stimmten ihm nicht zu.",
"Wegen jeder Notlage — möge die Gemeinde von keiner betroffen werden<sup class=\"footnote-marker\">27</sup><i class=\"footnote\"> <span dir=\"rtl\">שלא תבא</span> kann auch Euphemie für <span dir=\"rtl\">שתבא</span> sein: Wegen jeder Notlage, die über die Gemeinde hereinbricht.</i> — stösst man in die Posaune mit Ausnahme eines Übermasses an Regen<sup class=\"footnote-marker\">28</sup><i class=\"footnote\"> Man soll den Segen nicht ablehnen, auch wenn er durch Übermass sich in sein Gegenteil zu verwandeln droht. [<span dir=\"rtl\"> והמפרשים שפרשו לא שמקלקלין את התבואה אלא שהם לטורח על בני אדם לא ירדתי לסוף דעתם ראם כן מאי צרה יש כאן ומאי חוץ דחנן במתניתן </span>].</i>. Es ereignete sich, dass man zu Ḥonni, dem Zirkler sagte: Bete, dass Regen falle. Da sprach er zu ihnen: Gehet und schaffet die Pesaḥöfen<sup class=\"footnote-marker\">29</sup><i class=\"footnote\"> Traget die zur Bereitung des Pesaḥopfers bestimmten Bratöfen in eure Häuser.</i> hinein, damit sie nicht erweichen<sup class=\"footnote-marker\">30</sup><i class=\"footnote\"> Diese transportablen Öfen waren aus Lehm gemacht und draussen zum Trocknen aufgestellt.</i>. Darauf betete er, allein es kam kein Regen. Was tat er nun? Er zog einen Kreis, stellte sich hinein und sprach vor Ihm<sup class=\"footnote-marker\">31</sup><i class=\"footnote\"> Ehrerbietige Redewendung statt: zu Gott.</i>: Herr der Welt! Deine Kinder haben ihre Augen auf mich gerichtet, als wäre ich wie ein Haussohn vor dir; ich schwöre bei deinem grossen Namen, dass ich mich hier nicht wegrühre, ehe du dich deiner Kinder erbarmt hast. Da begann der Regen zu tröpfeln. Er aber sprach: Nicht so habe ich es verlangt, sondern Regengüsse für Zisternen, Gruben und Höhlen<sup class=\"footnote-marker\">9</sup><i class=\"footnote\"> in denen das Regenwasser zum Trinken, Kochen und Waschen gesammelt wird.</i>. Da begann es stürmisch zu regnen. Und wiederum sprach er: Nicht so habe ich es verlangt, sondern Regengüsse des Wohlwollens, des Segens und der Milde. Nun regnete es gehörig, bis die Israeliten sich vor dem Regen aus Jerusalem auf den Tempelberg<sup class=\"footnote-marker\">32</sup><i class=\"footnote\"> auf dem sich ein gedeckter Säulengang befand.</i> hinaufflüchten mussten. Jetzt kamen sie zu ihm und sprachen: Wie du gebetet hast, dass er niederfalle, bete jetzt, dass er sich verziehe. Da sagte er zu ihnen: Gehet hin und schauet nach, ob sich der Stein der Irrenden<sup class=\"footnote-marker\">33</sup><i class=\"footnote\"> So hiess ein grosser Stein, auf welchem in Jerusalem die gefundenen Gegenstände ausgerufen wurden. Unter den Irrenden (Umherstreifenden) sind wohl die nach dem Verlorenen suchenden Besitzer zu verstehen.</i> schon aufgelöst hat<sup class=\"footnote-marker\">34</sup><i class=\"footnote\"> Erst wenn das geschieht — und der Fall wird nimmer eintreten — erfülle ich euern Wunsch.</i>. Darauf liess ihn Simon ben Scheṭaḥ<sup class=\"footnote-marker\">35</sup><i class=\"footnote\"> Gerichtsvorsitzender unter Juda ben Tabbai (s. Ḥagiga II 2) und Schwager des Königs Jannai Alexander.</i> wissen: Wärest du nicht Ḥonni, ich verhängte den Bann über dich<sup class=\"footnote-marker\">36</sup><i class=\"footnote\"> wegen Verletzung der dem Himmel schuldigen Ehrfurcht. — <span dir=\"rtl\">גוזרני</span> ist aus <span dir=\"rtl\">גוזר אני</span> zusammengezogen.</i>; doch was kann ich dir anhaben? Du benimmst dich zudringlich vor dem Allgegenwärtigen<sup class=\"footnote-marker\">37</sup><i class=\"footnote\"> Über <span dir=\"rtl\">מקום</span> als Bezeichnung für Gott s. Pesaḥim X, Anm. 38</i>, und er tut dir deinen Willen, gleich einem Kinde, dass sich gegen den Vater zudringlich beträgt, der ihm dennoch seinen Willen erfüllt<sup class=\"footnote-marker\">38</sup><i class=\"footnote\"> Man könnte versucht sein, <span dir=\"rtl\">מתחטא</span> die Bedeutung sich versündigen beizulegen. In Wahrheit ist unser rabbinisches <span dir=\"rtl\">חטא</span> dem biblischen nur homonym, bezeichnet aber Zärtelei, kosendes Anschmiegen, Vertraulichkeit, Ungezwungenheit.</i>. Von dir sagt die Schrift<sup class=\"footnote-marker\">39</sup><i class=\"footnote\"> Sprüche 23, 25.</i>: Es freue sich dein Vater und deine Mutter, es juble, die dich geboren hat.",
"Fasteten sie, und es fiel Regen hernieder, so fasten sie, wenn es vor Sonnenaufgang geschah, nicht weiter, wenn aber nach Sonnenaufgang, bis zu Ende. Rabbi Eli‘ezer sagt: Wenn vor Mittag, fasten sie nicht weiter, wenn nach Mittag, fasten sie bis zu Ende. Es ereignete sich, dass sie in Lod<sup class=\"footnote-marker\">40</sup><i class=\"footnote\"> einer südwestlich von Jerusalem gelegenen Stadt, Wohnort des Rabbi Tarfon.</i> ein Fasten beschlossen hatten und der Regen vor Mittag niederfiel, worauf Rabbi Ṭarfon zu ihnen sagte: Gehet heim<sup class=\"footnote-marker\">41</sup><i class=\"footnote\"> Sie waren in der Synagoge zum Gebete versammelt.</i>, esset und trinket und feiert einen Festtag. Sie gingen auch heim, assen und tranken und feierten einen Festtag. Nachmittags kamen sie wieder<sup class=\"footnote-marker\">42</sup><i class=\"footnote\"> ins Gotteshaus.</i> und lasen das grosse Hallel<sup class=\"footnote-marker\">43</sup><i class=\"footnote\"> Psalm 136.</i>."
],
[
"Zu drei Zeiten im Jahre erheben die Priester viermal des Tages, nämlich beim Frühgebet<sup class=\"footnote-marker\">1</sup><i class=\"footnote\"> das dem täglichen Morgenopfer entspricht.</i>, zu Musaf<sup class=\"footnote-marker\">2</sup><i class=\"footnote\"> <span dir=\"rtl\">מוסף</span> heisst das hinzugefügte Gebet, das an Schabbat-, Fest- und Neumondstagen, entsprechend dem besondern, für diese Zeiten vorgeschriebenen Zusatzopfer (4. B. M. Kap. 28—29), zwischen dem Morgen- und dem Abendgebete verrichtet wird.</i>, zu Minḥa<sup class=\"footnote-marker\">3</sup><i class=\"footnote\"> <span dir=\"rtl\">מנחה</span> ist der Name des Nachmittagsgebetes (s. P’saḥim X, Anm. 2), das dem täglichen Abendopfer entspricht.</i> und bei Toresschluss<sup class=\"footnote-marker\">4</sup><i class=\"footnote\"> ein Schlussgebet, das bei den am Ende dieser Mischna erwähnten Gelegenheiten in der Abenddämmerung verrichtet wurde, um die Zeit, da die Tore des Tempels geschlossen wúrden oder die Himmelspforten sich hinter der untergegangenen Sonne schliessen (Jeruschalmi).</i>, ihre Hände<sup class=\"footnote-marker\">5</sup><i class=\"footnote\"> um nach 4. B. M. 6, 22—27 den Segen über die Gemeinde zu sprechen.</i>: an den Fasttagen<sup class=\"footnote-marker\">6</sup><i class=\"footnote\"> die bei drohender Gefahr — insbesondere bei Regenmangel angeordnet wurden. Ein Musafgebet wurde zwar an diesem Tage nicht verrichtet; es konnte aber vorkommen, dass das Fasten an einem Neumondstage fortgesetzt wurde (s. oben II 10), wo es dann vier Gebetszeiten gab.</i>, in den Beiständen<sup class=\"footnote-marker\">7</sup><i class=\"footnote\"> s. die folgende Mischna. Die Mitglieder des Beistandes versammelten sich in ihrer Woche täglich zu gemeinsamer Andacht mit Toravorlesung und Priestersegen. An den vier Tagen dieser Woche, an denen sie fasteten (s. Mischna 3), verrichteten sie neben dem Morgen- und dem Abendgebete auch noch ein Schlussgebet, am Monatsanfang, an welchem sie vermutlich, wenn er in die vier Tage fiel, ebenfalls fasteten, ausserdem das Musafgebet.</i> und am Versöhnungstage<sup class=\"footnote-marker\">8</sup><i class=\"footnote\"> dem einzigen Fasttage, an dem die genannten vier Gebete ständig verrichtet werden. Wenn nicht gefastet wird, sprechen die Priester den Segen bloss vormittags, solange sie noch keine Mahlzeit eingenommen haben.</i>.",
"Was bedeuten<sup class=\"footnote-marker\">9</sup><i class=\"footnote\"> <span dir=\"rtl\">אילו</span> ist häufig Fragewort, zusammengezogen aus <span dir=\"rtl\">אי אלו</span>, dem Plural von <span dir=\"rtl\">אי זה</span> und <span dir=\"rtl\">אי זו</span>.</i> die Beistände? Da es heißt<sup class=\"footnote-marker\">10</sup><i class=\"footnote\"> 4. B. M. 28, 2.</i>: Befiehl den Kindern Israels und sprich zu ihnen: „Mein Opfer, mein Brot für mein Feuer, den Duft meiner Befriedigung sollt ihr in acht nehmen zu seiner Zeit mir darzubringen“ — wie soll denn aber das Opfer eines Menschen dargebracht werden, wenn er nicht dabei steht? — so richteten die ersten Propheten vierundzwanzig Abteilungen ein, zu denen für jede einzelne Abteilung ein Beistand<sup class=\"footnote-marker\">11</sup><i class=\"footnote\"> eine Vertretung, die in der heiligen Stadt ihren Wohnsitz hatte und abwechselnd je eine Woche lang im Tempel zusammenkam, um bei Darbringung der öffentlichen Opfer anwesend zu sein.</i> in Jerusalem gehörte, aus Priestern, Leviten und Israeliten gebildet<sup class=\"footnote-marker\">12</sup><i class=\"footnote\"> Der Zusammenhang ist der folgende: Wer ein Opfer darbringt, soll der heiligen Handlung beiwohnen. Das Gebot der öffentlichen Opfer ist an ganz Israel gerichtet (<span dir=\"rtl\">צו את בני ישראל . . תשמרו להקריב</span>). Es ist aber nicht möglich, dass das ganze Volk zugegen sei. Darum wurden die Vertretungen eingerichtet. Priester, Lewiten und Israeliten wurden in 24 Abteilungen gegliedert und für jede eine bestimmte Dienstwoche festgesetzt, sowie ein „Beistand“ von Männern, die in Jerusalem ansässig waren.</i>. Kam für eine Abteilung die Zeit hinaufzuziehen, begaben sich ihre Priester und Leviten nach Jerusalem hinauf<sup class=\"footnote-marker\">13</sup><i class=\"footnote\"> um eine Woche hindurch dem Tempeldienste zu obliegen.</i>, während die Israeliten dieser Abteilung in ihren Städten zusammenkamen, um den Schöpfungsbericht zu lesen<sup class=\"footnote-marker\">14</sup><i class=\"footnote\"> Das folgende Einschiebsel (<span dir=\"rtl\">ואנשי</span> bis <span dir=\"rtl\">וימותו</span>) fehlt im Jeruschalmi.</i>. (Und die Männer des Beistandes fasteten vier Tage in der Woche<sup class=\"footnote-marker\">15</sup><i class=\"footnote\"> von Tagesanbruch bis Eintritt der Nacht.</i>, vom zweiten bis zum fünften Tage. Sie fasteten nicht am Rüsttage zum Schabbat, wegen der Ehre des Schabbat, auch nicht am ersten Wochentage, damit sie nicht, von Ruhe und Behagen zu Mühsal und Fasten übergehend, in Todesgefahr geraten<sup class=\"footnote-marker\">16</sup><i class=\"footnote\"> Ein zu schroffer Wechsel der Lebensweise hat nach dem Talmud (Baba batra 146a) Krankheiten der Verdauungsorgane zur Folge.</i>.)",
"Am ersten Tage<sup class=\"footnote-marker\">17</sup><i class=\"footnote\"> lasen sie aus dem Schöpfungsberichte (1. B. M. 1, 1 bis 2, 3).</i>: „Im Anfange“<sup class=\"footnote-marker\">18</sup><i class=\"footnote\"> Kap. 1, Vers 1—5.</i> und „Es werde eine Veste“<sup class=\"footnote-marker\">19</sup><i class=\"footnote\"> Vers 6—8.</i>, am zweiten: „Es werde eine Veste“ und „Es sammle sich das Wasser“,<sup class=\"footnote-marker\">20</sup><i class=\"footnote\"> Vers 9—13.</i> am dritten: „Es sammle sich das Wasser“ und „Es werden Lichter“<sup class=\"footnote-marker\">21</sup><i class=\"footnote\"> Vers 14—19.</i>, am vierten: „Es werden Lichter“ und „Es wimmle das Wasser“<sup class=\"footnote-marker\">22</sup><i class=\"footnote\"> Vers 20—23.</i>, am fünften: „Es wimmle das Wasser“ und „Die Erde bringe hervor“<sup class=\"footnote-marker\">23</sup><i class=\"footnote\"> Vers 24—31.</i>, am sechsten: „Die Erde bringe hervor“ und „Es wurden vollendet die Himmel“<sup class=\"footnote-marker\">24</sup><i class=\"footnote\"> Kap. 2, Vers 1—3.</i> Einen grössern Abschnitt liest man mit Zweien; einen kleinern mit einem Einzigen<sup class=\"footnote-marker\">25</sup><i class=\"footnote\"> Drei Personen wurden nacheinander zur Tora gerufen. Jede las mindestens drei Verse. Hat ein Abschnitt sechs Verse, teilen sich zwei Personen in ihn; hat er deren nur fünf, wie z. B. gleich der erste Abschnitt des Schöpfungsberichtes, liest der zuerst Aufgerufene die Verse 1—3 und der folgende die Verse 3—5, so dass der mittlere Vers zweimal gelesen wird. Hat ein Abschnitt nur vier Verse, wird er nicht geteilt; vielmehr liest eine Person den ganzen.</i>. So beim Morgen- und beim Musafgebete<sup class=\"footnote-marker\">26</sup><i class=\"footnote\"> an Neumondstagen (s. Anm. 35).</i>. Zum Nachmittagsgebete aber<sup class=\"footnote-marker\">27</sup><i class=\"footnote\"> Die Lesart <span dir=\"rtl\">בשחרית במוסף ובמנחה</span> ist irreführend. Sie verleitet zu der falschen Annahme, dass nur des Morgens aus der Tora, zu Musaf aber ebenso wie zu Minḥa auswendig gelesen wurde, oder gar dass man bloss zu Ne‘ila die Tora heraushob, sonst aber — auch beim Frühgebete — auswendig vortrug. Es ist mit beiden Talmuden <span dir=\"rtl\">ובמוסף</span> statt <span dir=\"rtl\">במוסף</span> zu lesen.</i> versammelten sie sich und lasen auswendig<sup class=\"footnote-marker\">28</sup><i class=\"footnote\"> weil sie vom Fasten schon ermattet waren. Beim Schlussgebete, wo die Erschöpfung ihren Höhepunkt erreichte, wurde nicht einmal auswendig gelesen. An den beiden Tagen, an denen sie nicht fasteten, hielten sie es der Gleichmässigkeit wegen ebenso.</i>, wie man das Sch’ma<sup class=\"footnote-marker\">29</sup><i class=\"footnote\"> 5. B. M. 6, 4—9 u. 11, 13—21.</i> liest. Am Rüsttage zum Schabbat versammelten sie sich nachmittags nicht, wegen der Ehre des Schabbats<sup class=\"footnote-marker\">30</sup><i class=\"footnote\"> damit ihnen mehr Zeit für die Vorbereitungen auf den Schabbat bleibe.</i>.",
"An jedem Tage, an welchem das Hallel<sup class=\"footnote-marker\">31</sup><i class=\"footnote\"> Ps. 113—118.</i> angesetzt ist<sup class=\"footnote-marker\">32</sup><i class=\"footnote\"> an den acht Tagen des Ḥanukkafestes. An den Neumondstagen ist der Vortrag des Hallel keine Vorschrift, sondern nur alter Brauch; an den Feiertagen gab es ohnehin keine Zusammenkünfte der Beistände.</i>, versammelt sich der Beistand nicht des Morgens<sup class=\"footnote-marker\">33</sup><i class=\"footnote\"> zu Bußgebeten und zum Lesen des Schögfungsberichtes.</i>; an welchem ein Musaf dargebracht wird<sup class=\"footnote-marker\">34</sup><i class=\"footnote\"> an den Neumondstagen. Schabbat- und Feiertag kommen für diese Zusammenkünfte überhaupt nicht in Betracht.</i>, nicht zum Schlussgebete<sup class=\"footnote-marker\">35</sup><i class=\"footnote\"> um Bußgebete zu verrichten. Ein Toralesen fand ja bei Toresschluss auch sonst nicht statt. — <span dir=\"rtl\">בנעילה</span> bedeutet hier: nicht einmal beim Schlussgebete, geschweige denn zu Minḥa oder gar zu Musaf selbst. Die Rede ist in dieser Mischna von den Beiständen in Jerusalem, wo nicht nur die Priester, sondern auch die Lewiten und die übrigen Mitglieder der Abteilung durch den Tempeldienst in Anspruch genommen waren. Ausserhalb der heiligen Stadt war das Hallel kein Hinderungsgrund für die Zusammenkünfte, fanden sie sämtlich auch an Neumondstagen statt. Heisst es doch in der vorigen Mischna ausdrücklich, dass man <span dir=\"rtl\">במוסף</span>, also am Neumondstage, den Schöpfungsbericht las.</i>; an welchem Holz geopfert wird<sup class=\"footnote-marker\">36</sup><i class=\"footnote\"> s. die folgende Mischna.</i>, nicht nachmittags<sup class=\"footnote-marker\">37</sup><i class=\"footnote\"> weil das Holz um diese Zeit ins Heiligtum gebracht wurde.</i>. Dies die Worte des Rabbi ‘Aḳiba. Ben ‘Azzai aber sagte ihm, Rabbi Josua hätte so gelehrt: Wird ein Musaf dargebracht, versammelt er sich nicht nachmittags<sup class=\"footnote-marker\">38</sup><i class=\"footnote\"> geschweige denn zu Musaf, wohl aber beim Morgen- und beim Schlussgebete,</i>; wird Holz geopfert, nicht zum Schlussgebete<sup class=\"footnote-marker\">39</sup><i class=\"footnote\"> und zu Minḥa selbst erst recht nicht, wohl aber des Morgens.</i>. Worauf Rabbi ‘Akiba zurücktrat, um fortan wie Ben Azzai zu lehren.",
"Ein Holzfest der Priester und des Volkes<sup class=\"footnote-marker\">40</sup><i class=\"footnote\"> Als die Juden aus dem babylonischen Exil ins heilige Land zurückkehrten und den Altar wieder aufrichteten, war kein Holz fürs Opferfeuer vorhanden, bis die hier genannten Familien solches spendeten. Zum Danke wurde ihnen das Vorrecht eingeräumt, auch in Zukunft an bestimmten Tagen des Jahres das Opferholz abwechselnd unentgeltlich liefern zu dürfen (s. N’ḥemja 10, 35). Die Tage, an denen sie es in die Vorratskammern des Tempels brachten, wurden als Feste gefeiert.</i> gab es neunmal<sup class=\"footnote-marker\">41</sup><i class=\"footnote\"> an den folgenden neun Tagen im Laufe eines jeden Jahres.</i>: Am ersten Nisan das der Familie Araḥ vom Stamme Juda; am zwanzigsten Tammuz das der Familie Dawid vom Stamme Juda; am fünften Ab das der Familie Par‘osch vom Stamme Juda; am siebenten das der Familie Jonadab ben Rechab; am zehnten das der Familie S’na’a vom Stamme Binjamin; am fünfzehnten das der Familie Zattu vom Stamme Juda und gleichzeitig der Priester und Lewiten und aller, die über ihren Stamm in Ungewissheit waren, wie auch der Familien der Stösseltäuscher und der Feigenstampfer<sup class=\"footnote-marker\">42</sup><i class=\"footnote\"> alte Geschlechter, deren fromme Ahnen (nach Jeruschalmi unter Jerobeam, nach Tosefta und bab. Talmud während der Syrerherrschaft) durch keine Drohung sich abschrecken liessen, ihre Erstlingsfrüchte gemäss der göttlichen Vorschrift (5. B. M. 26, 1—11) in das Heiligtum zu bringen. Sie bedeckten sie mit getrockneten Feigen (<span dir=\"rtl\">קציעות</span>), nahmen eine Mörserkeule auf die Schulter und schützten, von den Schergen angehalten, die Absicht vor, in Jerusalem die trockenen Feigen mittels des Stössels zu Kuchen stampfen zu wollen. Daher die seltsamen Beinamen.</i>; am zwanzigsten das der Famlie Paḥat Moab vom Stamme Juda; am zwanzigsten Elul das der Familie Adîn vom Stamme Juda; am ersten Ṭebet kam die Familie Par‘osch zum zweiten Male an die Reihe. Am ersten Tebet trat der Beistand nicht zusammen<sup class=\"footnote-marker\">43</sup><i class=\"footnote\"> in der heiligen Stadt (s. Anm. 35). Des Morgens nicht wegen des Hallel, zu Musaf nicht wegen des Neumondsopfers, beim Schlussgebete nicht wegen des Holzopfers, zu Minḥa aus doppeltem Grunde nicht, sowohl wegen des Neumonds- als auch wegen des Holzopfers (s. die vorige Mischna)</i>, weil da Hallel<sup class=\"footnote-marker\">31</sup><i class=\"footnote\"> Ps. 113—118.</i>, Musafopfer und Holzopfer vereinigt waren<sup class=\"footnote-marker\">44</sup><i class=\"footnote\"> Der erste Ṭebet fällt in das Ḥanukkafest, für welches das Hallel vorgeschrieben ist. Am ersten Nisan fiel wegen des Musaf- und des Holzopfers die Zusammenkunft wohl zu Musaf, Minḥa und Ne‘îla aus, aber nicht des Morgens, trotz des Neumondshallel; denn abgesehen davon, dass am Monatsanfang nicht das ganze Hallel gelesen wird, beruht selbst der verkürzte Vortrag, wie bereits erwähnt wurde (Anm. 32), doch nur auf Herkommen.</i>.",
"Fünf Dinge trafen unsere Väter am siebzehnten Tammuz und fünf am neunten Ab. Am siebzehnten Tammuz wurden die Tafeln zerbrochen<sup class=\"footnote-marker\">45</sup><i class=\"footnote\"> 2. B. M. 32, 19.</i>, hörte das tägliche Opfer auf<sup class=\"footnote-marker\">46</sup><i class=\"footnote\"> aus Mangel an Lämmern während der Belagerung Jerusalems durch das Heer Nebuchadneṣars.</i>, wurde die Stadt erstürmt<sup class=\"footnote-marker\">47</sup><i class=\"footnote\"> durch die Römer unter Titus. Die Stadt schlechthin ist in der Mischna selbstverständlich Jerusalem, wie weiter unten das Land schlechthin das gelobte Land ist.</i>, verbrannte Apostomos die Tora<sup class=\"footnote-marker\">48</sup><i class=\"footnote\"> Zeit und Ort dieser Untat sind ebenso unbekannt wie der traurige „Held“ dieser Ruchlosigkeit (dessen Name übrigens auch Posthumus gelesen werden kann).</i>, wurde ein Götzenbild im Hêchâl aufgestellt<sup class=\"footnote-marker\">49</sup><i class=\"footnote\"> Andere Lesart: <span dir=\"rtl\">והעמיד</span> (er stellte auf). Schon Jeruschalmi kennt beide Lesarten. Nach der einen (<span dir=\"rtl\">והועמד</span>) war es der König M’nasche, der das Heiligtum so schändete (2 Könige 21, 7), nach der andern (<span dir=\"rtl\">והעמיד</span>) war es der eben erwähnte Apostomos.</i>. Am neunten Ab wurde über unsere Väter verhängt, dass sie nicht ins Land einziehen<sup class=\"footnote-marker\">50</sup><i class=\"footnote\"> 4. B, M.14, 29 ff.</i>, wurde der Tempel das erste Mal und das zweite Mal zerstört<sup class=\"footnote-marker\">51</sup><i class=\"footnote\"> der erste Tempel durch Nebuchadneṣar, der zweite durch Titus.</i>, Bêt Tor erobert<sup class=\"footnote-marker\">52</sup><i class=\"footnote\"> <span dir=\"rtl\">בית תור</span> (so in einigen Handschriften, meist jedoch in <span dir=\"rtl\">ביתר</span> zusammengezogen) wurde in dem unglücklichen von Bar Kochba geleiteten Freiheitskriege durch die Römer zerstört.</i> und die Stadt gepflügt<sup class=\"footnote-marker\">53</sup><i class=\"footnote\"> Jerusalem dem Erdboden gleichgemacht.</i>. Mit dem Eintritt des Ab soll man die Fröhlichkeit herabstimmen.",
"In der Woche, in welche der neunte Ab fällt, ist Haarschneiden und Kleiderwaschen verboten<sup class=\"footnote-marker\">54</sup><i class=\"footnote\"> bis der Fasttag zu Ende ist. Die Woche beginnt mit dem Sontag.</i>. Am fünften Tage aber ist es dem Schabbat zu Ehren gestattet<sup class=\"footnote-marker\">55</sup><i class=\"footnote\"> wenn der neunte Ab auf Freitag fällt (s. Kapitel II, Anm. 58); am Trauertage selbst ist es auf keinen Fall erlaubt.</i>. Am Vorabend des neunten Ab<sup class=\"footnote-marker\">56</sup><i class=\"footnote\"> nachmittags bei der letzten Mahlzeit vor Beginn des Fastens.</i> esse man nicht zwei Gerichte, geniesse man kein Fleisch und trinke keinen Wein. Rabban Simon ben Gamliel sagt: Man mache eine Abänderung<sup class=\"footnote-marker\">57</sup><i class=\"footnote\"> es genügt, wenn man weniger Gerichte als sonst aufträgt, im Genuss von Fleisch und Wein sich grössere Mässigkeit auferlegt,</i>. Rabbi Juda verpflichtet zum Umwenden des Ruhebettes<sup class=\"footnote-marker\">58</sup><i class=\"footnote\"> gemäss der Vorschrift für Trauernde, die nur auf der Erde sitzen und schlafen dürfen.</i>; aber die Weisen stimmten ihm nicht zu.",
"Rabban Simon ben Gamliel berichtete: Es hat in Israel keine fröhlicheren Tage gegeben als den fünfzehnten Ab und den Versöhnungstag. An ihnen zogen die Töchter Jerusalems in weissen Kleidern hinaus, und zwar in geborgten<sup class=\"footnote-marker\">59</sup><i class=\"footnote\"> Auch die reichsten Mädchen mussten die Kleider von anderen borgen. — Jeruschalmi hat in der Mischna die bessere Lesart: <span dir=\"rtl\"> שבהם בני ירושלם יוצאין בכלי לבן שאולים</span> (also nicht die Mädchen, sondern die Männer), führt aber im Talmud eine Baraita an, aus der hervorgeht, dass auch jene ihre Kleider borgten.</i>, um diejenigen, die keine besassen, nicht zu beschämen, weshalb auch alle Kleider ein Reinigungsbad erforderten<sup class=\"footnote-marker\">60</sup><i class=\"footnote\"> weil man eben nur fremde Kleider benutzen durfte, deren hierologische Reinheit (s. P’saḥim Kapitel I, Anm. 26) nicht immer über jeden Zweifel erhaben war, da viele Familien es mit den Reinheitsgesetzen nicht so genau nahmen. — <span dir=\"rtl\">טעונין רחיצה</span>, wörtlich: sie sind mit einem Tauchbade belastet.</i>. Die Töchter Jerusalems zogen also hinaus und führten in den Weingärten Reigentänze auf<sup class=\"footnote-marker\">61</sup><i class=\"footnote\"> <span dir=\"rtl\">חולות</span> ist Partizip von <span dir=\"rtl\">חול</span> wie <span dir=\"rtl\">בושים</span> von <span dir=\"rtl\">בוש</span> oder aus <span dir=\"rtl\">מחוללות</span> verkürzt. Da nach Jom Ṭob V 2 das Tanzen am Versöhnungstage untersagt ist, muss man entweder annehmen, dass dieses rabbinische Verbot erst aus späterer Zeit stammt, oder dass der Reigen kein eigentlicher Tanz ist (<span dir=\"rtl\">מרקרין</span> = springen) sondern bloss in rhythmischen Bewegungen besteht.</i>. Und was sangen sie dabei? „Jüngling, erhebe die Augen und betrachte, was du dir wählst. Richte deinen Blick nicht auf Schönheit, richte deinen Blick auf Familie. Trügerisch ist Anmut und eitel ist Schönheit; eine gottesfürchtige Frau, nur sie ist Lobes wert<sup class=\"footnote-marker\">62</sup><i class=\"footnote\"> Sprüche 31, 30</i>. Und es heisst auch: Gebet ihr von der Frucht ihrer Hände, es rühmen sie in den Toren ihrer Werke“<sup class=\"footnote-marker\">63</sup><i class=\"footnote\"> Daselbst Vers 31.</i>. — In gleichem Sinne sagt die Schrift<sup class=\"footnote-marker\">64</sup><i class=\"footnote\"> Hoheslied 3, 11.</i>: Gehet hin, ihr Töchter Zions, und betrachtet den König Salomo in dem Kranze, den seine Mutter ihm gewunden am Tage seiner Hochzeit und am Tage seiner Herzensfreude. „Am Tage seiner Hochzeit“ — das ist das Geschenk der Tora; „Am Tage seiner Herzensfreude“ — das ist die Errichtung des heiligen Hauses<sup class=\"footnote-marker\">65</sup><i class=\"footnote\"> Das Hohelied wird von den Rabbinen als allegorische Verherrlichung des bräutlichen Verhältnisses zwischen Gott und Israel gedeutet. Der König Sch’lomo ist der Herr des Friedens (<span dir=\"rtl\">שלום</span>), der Heilige, gelobt sei er! Seine Mutter ist die Gemeinde Israels, in deren Schosse der Gedanke des reinen Monotheismus geboren wurde. Die Tora, die sie am Hochzeitstage aus seiner Hand empfing, ist ihre Morgengabe (<span dir=\"rtl\">בקבלת כלה כחובת חתן</span>), die Wohnung, die sie ihm errichtet, das sichtbare Zeichen ihrer Vermählung (<span dir=\"rtl\">ועשו לי מקרש ושכנתי בתוכם</span>). Der am Horeb geschlossene Bund und der später errichtete heilige Bau werden hier eine Krone genannt, die Israel dem Herrn der Welt aufs Haupt gesetzt hat. Das ist Israels unvergänglicher Ruhm, die Schönheit der Völker aber ist eitel und trügerisch. So ist auch im Hoheliede der Gedanke ausgesprochen, dass die Taten es sind, nicht äussere Vorzüge, die des Weibes Lob weithin verkünden, wie durch das Werk, das Israel geschaffen, in alle Ewigkeit dessen Ruhm verkündet wird als Kleinod Gottes, sein Priesterreich und sein geweihtes Volk.</i>. Möge es bald, in unseren Tagen noch, wieder erbaut werden! Amen."
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