dreams
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Ich bin in Roggow. Jedoch ist das schöne, alte Schloss von einem verständnislosen neuen Besitzer sehr ungünstig verwandelt worden. Er hat es völlig umgebaut, doch so, dass man den alten Grundriss noch erkennen kann, und innen merkwürdig ausstaffiert. Auf dem oberen Flur im Treppenhaus stehen an der Aussenwand wie in einem Krankenhaus nebeneinander lauter weisse Betten, zwischen ihnen je ein Nachttisch, der mit grünen Girlanden geschmückt ist. Auf jedem steht eine schöne Nachttischlampe, die mit einer Schnur an einen Steckkontakt angeschlossen ist. Über den Betten, zwischen den Fenstern hängen Madonnen-Bilder - und zwar serienweise immer drei oder vier mal nebeneinander die gleichen. Sie sind alle im italienischen Stil. Der eine Typ hat Ähnlichkeit mit einer weissen emaillierten Reliefmadonna auf blauem Grund, wie wir sie früher zu Hause hängen hatten und wie sie wohl häufig in Böhmen hergestellt wird. - Nun traf ich vor dem Haus Frau v. Oertzen, die mir die einzelnen Besonderheiten dieses nun so merkwürdig veränderten Hauses zeigen wollte. Sie hatte ein grosses Schlüsselbund, mit dem sie in alle Gemächer und Gänge hineinkam. - Als wir aber hineingehen wollten, musste sie unbewacht draussen einen Pferdewagen zurücklassen, für den sie aufzupassen hatte. Da es aber nur ruhige Ackerpferde waren, die ihm vorgespannt waren, machte sie dies Wagnis - doch schon als wir das Haus betraten, sah ich im Umkucken, wie eins der Pferde, durch ein von hinten kommendes Fuhrwerk erschreckt, zur Seite ausbrach. Ich sagte aber nichts, um mir den Genuss dieser Führung nicht entgehen zu lassen. So betraten wir denn das Haus und sie führte mich durch viele kleine Winkel und Gemächer. Dort hing in einer Kammer ein Vasenbild, das sie besonders liebte und an dem sie sich in diesem allgemeinen Durcheinander von Geschmacksverwirrungen wieder erfreuen mochte. Sie erzählte, dass es sie an ihre Jugend erinnere, an einen kleinen Theaterspiegel, den sie besessen - also einen kleinen Spiegel, mit dessen Hilfe man sich - ins Theater gegangen - frisierte - in den man von unten herauf so hineingesehen hätte, dass man nebenbei die einzelnen Bilder, eine Art Rokoko-Dame darstellend, miterblickt habe. Vor dieser Szene hatte sich der Traum schon weiter zurückerstreckt. Wir gingen durch einen Park, der diesmal mit dem von Wittmoldt das gemeinsam hatte, dass er auf einer Insel im Wasser lag. Hier war zwar eine Änderung der Anlage geplant und angefangen, aber nicht zu Ende geführt, so dass hinter den einzelnen Staffagen noch der alte Nützlichkeitssinn der ehemaligen Besitzer hindurchschaute. Z.B. sah man hinter einer Baumreihe, die Wald vorstellte, aufgerichtet eine Art Heuschober, lang hingezogen, in welchem unter dem trocknenden Heu noch Holz für den Winter aufgeschichtet lag. Hier ging ich mit Vater - und zwar war es nun während dieses Spazierganges der Park Rothspalk - und er erzählte, mit wie kurzsichtigen Mitteln irgendein Narr versucht hatte, eine neue Anlage zu schaffen. Er habe eine Fläche gerodet und gleich dort Rasen gesät, durch den ja das Unkraut durchbrechen musste - anstatt erst Bohnen und Kartoffeln zu pflanzen, die man ja auch gar nicht hätte ernten brauchen, da sie nur das Unkraut vertilgen sollten.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
Ich hatte einen Aufsatz über einige Sätze von Morgenstern zu schreiben. Ich las sie Emmi vor und wir waren beide sehr erfreut, zu entdecken, dass sie die Sätze schon kannte und darüber nachgedacht hatte.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
Ich träumte von vielen unendlich feinen Gesprächen, deren Inhalt ich nicht mehr weiss und deren Feinheit der Form nicht mehr darzustellen ist. Ich führte sie mit den verschiedensten Menschen in den verschiedensten Räumen und Winkeln eines grossen Hauses. Schliesslich stand ich mit anderen Schlange vor dem Sprechzimmer eines Arztes. Da mir aber das Stehen zu langweilig wurde, verliess ich meinen Platz in der Schlange und setzte mich auf einem Stuhl, der mit anderen zusammen an einem Tisch in einer Sitzecke des Hauses stand. Plötzlich war aber die Schlange zu Ende und ich konnte nun ungehindert in das Sprechzimmer der Ärztin eintreten. Ich hatte meinen Waschlappen in der Hand, der noch feucht war, weswegen ich ihn nicht in die Tasche stecken mochte. So legte ich ihn zusammengedrückt auf eine Bank. Die Ärztin, die noch beschäftigt gewesen war, drehte sich zu mir rum, um mich zu untersuchen. Während wir miteinander sprachen, entdeckte sie den Waschlappen, hielt ihn für ein Taschentuch und wollte es aufheben. Als sie aber bemerkte, dass es ganz feucht war, warf sie es verächtlich in einem grossen Bogen aus dem Fenster. Ich legte meinen Arm um ihre Schultern und sagte lächelnd: "Nun haben sie meinen Waschlappen aus dem Fenster geworfen", wobei ich sie im Zimmer fortgehend so einige Schritte mittnahm. Es war eine kleine Frau, wohl Ende der Dreissiger, die einen weissen Arztkittel trug. "Ich muss ihn nachher unten aufheben", sagte ich mit freundlicher Miene und stellte mir vor, wie er den unten wandelnden Patienten auf den Kopf gefallen sein möge. Als ich unten ankam, sah ich neben dem vielstöckigen Haus, in dem ich gewesen war, eine kleinere Villa stehen. In dem schmalen Raum zwischen beiden lag mein Waschlappen in dem Garten der Villa. Ich ging schnell unbemerkt durch die Gartenpforte hinein, da ich nicht über den Zaun steigen mochte, ging dann um das Haus herum und holte mir meinen Waschlappen. Dann ging ich durch die Strassen der Stadt. Es war Hamburg. Zur Linken sah ich ein strahlend erleuchtetes Kino mit dem Reklameschild. "Das Capitol gegenüber dem alten Führer und dem neuen Führer". Gegenüber stand ein grosses Gebäude mit einer einzigen erleuchteten Glaswand zur Strasse. Dort war früher zu lesen gewesen: "Kreisleitung der NSDAP", jetzt stand die Aufschrift einer modernen Verwaltungsbehörde daran. Ich ging nun die Treppe im Treppenhaus hinauf und hörte und sah gleichzeitig, wie in einem Film, in dem zeitlich auseinanderliegend Aufeinanderfolgendes in fortlaufender Reihe in Bildern gezeigt und in Worten erläutert wird, so sah ich, wie das verfallene Gebäude wieder hergerichtet worden war, wie es zuerst durchgeregnet hatte und die Tropfen auf die Treppenstufen des gekachelten Treppenhauses fielen, dann wie es sauber gemacht wurde und mir jemand, mit dem Besen die einzelnen Stufen abfegend, entgegenkam usw. Gleichzeitig hörte ich die Beschreibung dieser Errungenschaften. Als ich in einem oberen Stockwerk angekommen war, war es Winter und das Eis in der Strasse, die nun zu einem Fluss geworden war, schwoll immer mehr an, bis es in meiner Höhe war und ich an dem Rand entlang ging. Noch immer wurden alle Bilder von einer, wie im Film, erklärenden Stimme begleitet. Autos und Wagen fuhren über das Eis und ich wunderte mich, dass sie nicht einbrachen. Dann kam mir ein schlittschuhlaufender Junge entgegen, mit ganz grossen, langen Schlittschuhen, mit denen er keine Kurven laufen konnte. So kam er ganz gerade auf mich zu und wäre mir über die Füsse gefahren, wenn ich ihn nicht im letzten Augenblick gefasst und meinen Arm um ihn gelegt hätte. Wir unterhielten uns eine Weile. Dann sah ich, wie andere das Eis überquerten, um an das andere Ufer zu kommen, obwohl es schon dünn war. Ich ging weiter und trat in eine Pfütze und spritze mich dabei voll. Ich trug eine kurze Flanellhose, denn es war schon warm, und lange seidene Strümpfe, die ich bei näherem Zusehen als Damenstrümpfe erkannte, worüber ich mich wunderte. Ich fühlte mich in der Leichtigkeit der Kleidung sehr wohl. Dann lief auch ich über das Eis und kam auf der anderen Seite über einen Acker, den ich nun mit dem jüngeren Kai zusammen in Wittmodt überquerte. Bald waren wir auf einem Feld, das zu bearbeiten war, und er sagte, wenn wir um zwei Uhr her gehen, müssen wir eigentlich um fünf fertig sein. In drei Stunden könnten wir das schaffen. Ich stimmte zwar zu, hatte aber ein ungemütliches Gefühl bei dem Gedanken an körperliche Arbeit. Dann ging der Weg weiter. Ich ging mit einem Knecht neben einem Gespann. Es waren zwei Gespanne zusammengespannt, aber mit unzureichenden Mitteln, sodass bei abschüssigem Weg der hintere auf den vorderen Wagen rollen musste und die Pferde dazwischen verletzt werden. Es waren braune Pferde. So hielt ich denn mit an dem Strick, der den Wagen zurückhalten sollte. Schliesslich kam ich dabei auf dem Wagen zu liegen, und zwar so, dass vier Räder unter mir waren und an meinem Anzug schleiften und dass ich eigentlich nur auf diesen Rädern lag. Ich schrie dem Knecht:"Halt, Halt!" zu, aber er fuhr immer schneller, und hielt erst an, als er mich verstanden hatte. Ich fragte jemand, ob mein Anzug gelitten habe, und er sagte, es sei ein kleines Loch. Als ich mich umschaute, sah ich drei dicke Bremsenspuren von den Rädern auf ihm und der Stoff war völlig abgeschabt. Es war mein guter, grüner Anzug und ich war sehr verzweifelt. Ich lief einen kleinen Hang zu einer Brüstung hinunter, von wo man eine schöne Aussicht hatte und legte meinen Kopf auf die Mauer und überliess mich meiner Verzweiflung, die wie eine erwürgende Leerheit in mir war. Dann tröstete mich irgendjemand und ich erwachte.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
Ich bin im Hause eines alten Herrn aus Anlass einer Gesellschaft. Er bekommt einen Schwindelanfall, als ich gerade bei ihm stehe. Ich lege den Arm um seine Schulter, um ihn zu seinem Bett zu führen. Als wir an einem grünen Sofa vorbeikommen, haucht er noch mit letzter Kraft: "Hier dieses Sofa", und ich lasse ihn dort nieder. Es stellt sich heraus, dass er schon ein Jahr lang schwer herzkrank ist, ohne dass seine Frau etwas davon geahnt hat. - In der nächsten Traumszene ist es ein wesentlich jüngerer Mann. Er liegt auf dem Sofa ausgestreckt. Die ganze Gesellschaft sitzt noch um ihn herum im Zimmer. Als er aus seiner Ohnmacht erwacht, sitze ich an seinem Kopfende. Er redet wirres Zeug wie im Fieber und sagt, es sei immerhin keine Kleinigkeit, wenn man die Tollwut gehabt habe. Ich höre sehr gespannt seinen Reden zu und begreife den tieferen Sinn, der noch hinter seiner äusserlich ungereimten Worten steckt. Der Mann hat einen Kopf von auffallender Schädelbildung, eine grosse, gewölbte Stirn und einen weit nach hinten ausladenden Hinterkopf. Das Gesicht läuft nach unten relativ schmal zu, so dass er den Eindruck eines sehr klugen, aber wenig energischen Mannes macht. Ich habe die Hand auf seine Stirn gelegt und führe sie leise hin und her. Er bittet mich, ihn noch länger so zu kraulen und zu massieren, das sei so wohltuend, und ich versuche, dies mit grösster Leichtigkeit und Feinheit auszuführen. Als ich dabei einmal auch die Gegend des Hinterkopfes berühre, bittet er mich, mit medizinischen Ausdrücken, nur die vordere Kopfpartie zu massieren. Ich wechsle die Hände manchmal ab, wenn sie müde geworden sind, und berühre zuletzt nur noch ganz fein mit den Fingerspitzen seine Kopfhaut zwischen den über der Stirn schon spärlichen Haaren. Als es ihm schon wieder besser geht, habe ich ihn auf dem Wege durch die Stadt zu begleiten. Wir gehen über eine Art Bahnsteig. Der Schaffner ruft:"Vorsicht, der Zug fährt ab!", nachdem mühsam alle Reisenden eingestiegen sind, und ich sehe einen einzigen Strassenbahnwagen mit einer französischen Aufschrift abfahren. Ich frage, was das zu bedeuten habe, und mein Patient, dem ich noch immer den Arm um die Schulter gelegt habe, antwortet mir, dass wir hier ganz dicht an der holländischen Grenze seien und dieser Wagen führe nur bis zur Grenze. Wir gehen weiter durch die Stadt. Dort sehe ich einen sehr schönen, sehr alten romanischen Rundbau. Bei näherem Zusehen entdecke ich, dass er schon frühgotische Züge trägt. Ich halte es zuerst für eine Kirche, erkenne es dann aber als ein Brunnenhaus. Mein Begleiter legt einmal seinen Kopf auf meinen Arm zurück. Ich denke, er bekomme wieder einen Anfall, aber er sagt nur, es sei dies so wohltuend für ihn. Er hat nun die Züge eines Vetters von mior angenommen. Wir suchen einen Konzertsaal in der Stadt, zu dem die übrige Gesellschaft mit der besagten Strassenbahn gefahren ist. Wir können den richtigen Weg nicht mehr finden und ich sage zu ihm:"Wollen wir doch das geschminkte Mädchen fragen, das dort an der Ecke steht". Er geht etwas betroffen auf sie zu und spricht einige Worte. Als er schon im Fortgehen ist, frage ich sie nach dem Weg und sie antwortet mir und redet mich dabei mit dem Vornamen meines Bruders an. Ich schaue ihr ins Gesicht. Sie ist sehr schön, hat dunkle, schwarze Haare, einen tiefsinnigen russischen Gesichtsausdruck und kräftige rote Lippen. Besonders der Blick der Augen prägt sich ganz tief ein. Ich frage sie:"Woher kennen Sie meinen Namen?" Sie antwortet mit den Worten: "Frag mich nicht". Ihr Gesicht bekommt einen tiefschmerzlichen Ausdruck und sie wendet sich zum Gehen. In diesem Augenblick begreife ich, dass es die Frau des Vetters, eine nach Frankreich emigrierte Russin sein muss. Ich fasse im Gehen ihre Hand und ziehe sie, die mir nur widerstrebend folgt, noch einmal so weit zu mir heran, dass ich auf die von hinten gereichte Hand flüchtig einen Kuss drücken kann, ehe sie sich aus der meinen löst. Dann laufe ich meinem Begleiter nach, der auf der anderen Strassenseite in grossen, kräftigen Schritten dem Konzertsaal zustrebt. Er bedarf meiner Stütze nicht mehr. Er mutet mich jetzt noch wesentlich grösser und schlanker an als vorher und trägt eine grüne Uniform. Wir fragen einen entgegenkommenden Polizisten nach dem Weg, der uns nun entgültige Auskunft gibt.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
Spaziergang mit Krischan (Christian) und einem ihm bekannten Mädchen. Wir stehen vor unserer Haustür und Krischan drückt während des Gesprächs bei heftigem Gebärden, doch ganz in Gedanken, zweimal die Klingel meiner Oberbewohner. Als ich begreife, was passiert ist, rate ich zum Weitergehen, um eine peinliche Situation zu vermeiden. Auf dem Wege höre ich noch, wie die Frau, die uns oben aus dem Fenster gesehen hat, ihre kleine Tochter hinter uns her schickt. Ich denke mir schnell eine Geschichte aus, mit der man das Mädchen abspeisen kann. - Nächste Traumszene: Wir sitzen nun zu dritt auf einer kleinen Bank des Abends auf einem Platz in der Stadt. Um uns herrscht reger Betrieb. Die Frauen kucken aus den Fenstern und unterhalten sich über die Strasse. Aus ihrem Gespräch kündigt sich an, dass jetzt der Förster kommt, eine anscheinend wichtige Person im Stadtleben. Nun sehen wir ihn aus einer Seitengasse kommen, über den Platz spazieren, eine prächtige Erscheinung. Er hat einen grünen Anzug an und trägt einen weiten Hut auf dem Kopf. Er ist begleitet von zwei Frauen, deren eine zu ihm zu gehören scheint, während die andere mehr wie eine zufällige Begleitung wirkt und sich auch nach einigen Schritten allmählich einen eigenen Weg in anderer Richtung sucht. Uns gegenüber auf einer Bank auf der anderen Seite des Platzes sitzt eine Frau im Pelzmantel, von der wir schon wissen, dass sie etwas von dem Förster will. Wir hören nun, wie die Frauen aus den Fenstern rufen, jetzt sei es die Zeit für sie, zu ihm zu gehen. Sie hat sich unschlüssig von ihrer Bank erhoben und jammert laut, dass es für sie doch keinen Zweck haben werde, die andere Frau da schiene er ja auch weggeschickt zu haben. Krischan ist jetzt aufgestanden, um etwas von der Sache zu erforschen und mit dem Förster zu sprechen, der bald die andere Seite des Platzes erreicht hat. Ich sehe nun, wie sich die Frau ihm nähert. Erscheinung und Bewegung der Figuren haben etwas Marionettenhaftes, Distanziertes und wirken wie auf einer fernliegenden Bühne. Gleichzeitig höre ich, wie die Frauen sagen: "Hört ihr seinen Pfiff" und vernehme ein feines, sehr einprägsames Pfeifsignal von der anderen Seite des Platzes wie ein Vogelpfiff. Das Mädchen neben mir folgt der Szene mit gleicher Gespanntheit. Wir erkennen, wie sich die Frau dem Förster zu nähern vermag. Ich bemerke, dass es oft auffällig ist, wie es Frauen in impulsiver Weise verstehen, sich der Situation zu bemächtigen und wie oft sie es sind, die die ersten Brücken zu einem Verstehen schlagen. Sie antwortet mir, dass diese Frau nur etwas ganz äusserliches von dem Manne wolle. Während unser beider Blicke gespannt auf die Situation gerichtet sind, rücken wir auf unserer Bank aneinander und ich lege meinen Arm um sie und ziehe sie ganz nahe zu mir ran. Dann kommt ein Student vorbei und setzt sich auf den hierdurch auf der rechten Seite frei gewordenen Platz. Als Christian zurückkommt, sagt er nur: "Aber Kinder, so können wir doch heute Nacht hier nicht schlafen". Der Student rückt nun ganz an das äusserste Ende der Bank, so dass er eigentlich nur noch halb und wie ein ungern gesehener Gast auf ihr sitzt. Wir rücken nach und Krischan setzt sich links neben mir nieder. Es erscheint mir ein ungemütlicher Gedanke, auf dieser harten Bank des Nachts schlafen zu sollen, und ich überlege, warum es Krischan vorzieht, anstatt zu uns nach Hause zu wandern.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
Heute nacht unterhielt ich mich in einer Kette von Träumen mit den verschiedensten Personen. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir davon nur zwei. Das eine war ein Altersgenosse, der aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrte. Es war ein Klassenkamerad meines Bruders. Nun fand er beide Eltern tot und alles ausgestorben. Dies Leid ergriff mich so sehr - es war in der Zeit kurz nach dem Tode meines Vaters, dass ich aus dem eigenen Innern einen Strom tiefer Trauer hervorquellen fühlte - obgleich ich sonst dem Tode meines Vaters sehr nüchtern und sachlich kühl gegenüber gestanden hatte und keine Träne vergossen, weil ich ihn nur wohltuend und als reife Frucht empfand. - Hier nun war es ein süsses Gefühl, die Trauer aus einer grossen Tiefe hervorquellen zu sehen. Er ergriff meine Hand und tröstete mich, und gehalten von dieser festen Form, gab ich mich ganz der ausströmenden Traurigkeit hin und fühlte mich so, wunderbar geöffnet und atmete tief auf. - In dem anderen Traum war ich bei meiner Mutter, die schon schwer lungenkrank, auf ihrem Bett lag. Wir sassen beieinander und fühlten uns sehr innig verbunden und während wir sonst grosse Distanz wahrten, um jede Ansteckungsgefahr zu vermeiden, empfand ich hier eine Gleichgültigkeit gegen alle praktischen Rücksichten und war bereit, dem Wert dieser Stunde alle Vorsicht zu opfern. Ich spürte bei meiner Mutter ein ähnliches Empfinden und ähnliche Konsequenzen, so dass ich nur leise erschrak, als, da ich näher mich zu ihr auf das Bett gesetzt hatte, mein Fuss den ihren berührte.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
Ich war in Roggow. Doch hob sich das Bild feinen Glanzes und edler Formen schon von dem düsteren Untergrund revolutionärer Stimmungen und Unruhe ab. Ich ging am Morgen durch die Räume des Schlosses. Es war ein strahlender schöner Sommermorgen in aller Frühe. Plötzlich hörte ich Musik. Ich beugte mich aus dem Fenster, doch sah nichts, nur die stille morgendliche Landschaft. Dann schaute ich in einer anderen Himmelsrichtung hinaus. Als ich zum Fenster ging, hörte ich schon am nahen Klang der Musik, dass es hier sein musste. Ich beugte mich hinaus, und sah eine Dorfkapelle aufgebaut. Als ich hinabging, fand ich Herrn und Frau v.O. (von Oertzen), die Geburtstag hatte. Die Leute gratulierten. Als sie fortgingen durch die Räume des Hauses, sahen sie den schönen Gabentisch und einen gedeckten Tisch. Ihre spitzen Bemerkungen durchzuckten mich wie ein plötzlicher Schreck. Herr v.O. sagte noch ein freundliches Wort und sie gingen. Es war etwas Unheimliches in der ganzen Situation. Herr v.O. zeigte mir das Frühstückstischchen und sagte, "den zu decken, war eigentlich Eure Aufgabe. Jetzt rasch, hole mir den richtigen Teller, der dort hingehört, ich habe nur irgend einen ergriffen." Dort stand, richtig aufgebaut, irgendein Service, das wohl lange nicht mehr gebraucht im Schrank gestanden hatte. Ich betrachtete es und schickte mich an, das neue zu holen.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
In einem Turnsaal Gymnastikübungen. Als sie beendet sind, sehe ich noch ein Mädchen in einer wunderbaren Beherrschtheit ihres Körpers einige Übungen ausüben. Ich will ihr beispringen, doch nur bei einigen Bewegungen, in denen es besonders schwer ist, die Gleichgewichtslage zu halten, gestattet sie, dass ich ihr die Hand zur Hilfestellung reiche. Dann jedoch sagt sie: "Sie können sich ruhig hier auf diese Seite ganz zu mir stellen" und bittet mich, den Teppich, auf dem sie bei ihren Übungen steht, noch ein wenig zur Seite zu ziehen. Dann stehe ich auf dem Rande des Teppichs. Es ist eine wunderbare Schönheit in ihren Bewegungen, die keineswegs darin aufgeht, eine sinnliche Freude zu sein, sondern viel mehr hoch über einer solchen schwebt in einer grossen praktischen Uninteressiertheit und in beglückender Leichtigkeit.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
(1949-04-08 - Göttingen)Äpfelpflücken in grosse Körbe mit Gisela und noch einem anderen Begleiter. Wir brachten die Körbe zum Händler und dieser war erstaunt, wieviel mehr als andere wir in dieser kurzen Zeit geleistet hatten- sehr zu meiner Verwunderung, denn ich hatte das Gefühl gehabt, nur weniges geschafft zu haben.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
Ich sah irgendwo eine Schlange stehen. Es wurden Liebesgaben verteilt. Doch war es mir zu anstrengend, mich mitanzustellen. Als ich mich erkundigte, was dort verteilt werde, erfuhr ich, dass man auch eine Reise nach England geschenkt bekommen könne. Man musste seine Wünsche irgendwie aufzeichnen. Ich sah einen Tisch, in den kleine Heftzwecken gesteckt wurden. Auf einer Heftzwecke entdeckte ich eine kleine Sonne, die auf ein Stück Papier gekritzelt war, welches um den Kopf der eingesteckten Zwecke geschlagen und auf diese Weise festgeklemmt war. Bei näherem Zuschauen erkannte ich den Tisch als eine Landkarte von England ohne Ortseintragungen. Jeder steckte seine Zwecke dorthin, wo er hinreisen wollte, und schrieb den Namen des Ortes daneben. Ich sah schon die Namen London und Kent dort stehen und versuchte, den Namen Biddenden - das ist der Ort, wo meine Verwandten wohnen - an die richtige Stelle in Kent zu schreiben. Dann fiel mir noch ein, dass ich auch den Namen Bishopsdale (so heisst ihre kleine Farm) dazuschreiben müsse. Ich hatte nun mit meiner grossen Schrift fast die ganze Landkarte vollgeschrieben. Die beiden Namen sprangen auf den ersten Blick in die Augen. Ich war gewiss, in meinen Wünschen berücksichtigt zu werden. Um meine Heftzwecke einzustecken, musste ich vorher ein Papier um sie schlagen und durch die übergeschlagenen Enden dieses Papiers den Stift der Zwecke bohren, damit es sich nicht loslösen könne. Dies wollte mir nicht gelingen und ich schaute voll Sorge auf die Tür, in der nun die Schlange verschwunden war und hinter der gerade die letzten Leute abgefertigt wurde. Gleichzeitig war ich froh, um das Schlangestehen herumgekommen zu sein. Hierbei wandelte sich die Szene. Ich stand in einer Kirche und hatte meine Zwecke auf dem Altar zu befestigen. Doch musste ich vorher ein grosses Tuch herumschlagen, das eigentlich viel zu gross war. Als ich endlich fertig war, trug ich den so entstanden weissen Gegenstand, der auf einmal viel grösser war, schnell nach vorn und drücke ihn fest auf die Deckplatte. Vor dem Altar stand ein Pastor, der gerade mit einer Lesung beschäftigt war. Erst jetzt wurde ich gewahr, dass ich ihn in der Ausübungen seiner Funktion störte. Ich ging zu meinem Platz in der vordersten Reihe zurück und stellte mich wieder zwischen die anderen Menschen. Mir wurde sehr schlecht, und ich sagte zu Emmi, die neben mir stand: "Ich kann nicht mehr stehen" und setzte mich dann sofort und etwas ostentativ nieder. Da entdeckte ich, dass nun auch alle anderen Menschen schon sassen. Nur Emmi stand noch. Es war ihr wohl peinlich und sie machte einen Anlauf und sprang und klettere über die erste Bank, um sich in die zweite Reihe zu setzen. Wohl wollte sie etwas in den Hintergrund gerückt sein. - Mir war sehr heiss geworden und ich hatte mir sofort die Jacke ausgezogen und dafür meinen blauen Rollkragenpullover angezogen. Nun wollte ich mir die Jacke wieder anziehen doch war sie inzwischen zu dem Pastor am Altar geraten. Ich bat sie zurück und er warf sie mir unwillig an den Kopf. Ich sagte sehr laut und deutlich. "Auch in der Kirche kann man höflich sein".
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
Ich war zur Heilgymnastikstunde bei Annelie aus Hildesheim und lag auf meiner Bank zur Rückenmassage. Vor mir hatte ich ein Kunstgeschichtsbuch liegen, das ich dort irgendwo aufgetrieben hatte, und in dem ich blätterte. Sie schaute über meine Schulter mit in das Buch. Als ich an eine Aktdarstellung im Rubenschen Stil kam, merkte ich, wie sie sie ganz nach anatomischen Gesichtspunkten beurteilte. Sie hatte einiges daran auszusetzen, auch an der Farbe, die einen goldenen Schimmer von eigentlich sehr grosser Feinheit über die Haut legte. Unter dem Bild stand aber zu meiner Verwunderung der Name Botticelli - Jedoch nicht mit dem Vornamen Sandro, sondern mit irgend einem anderen. Als ich weiterblätterte, stiess ich auf Handzeichnungen von Goethe. Auf der nächsten Seite waren humorvolle Zeichnungen von ihm, die Frauen mit ganz grossem Doppelkinn darstellt, jedoch nur ganz fein angedeutet, sodass man sie nur erraten konnte. - Dann folgten ausgedehnte Wiedergaben von Goetheschen Kinderzeichnungen. Ich meinte entrüstet, dass es eigentlich wirklich unnötig sei, so die Blätter mit künstlerisch völlig nebensächlichen Kinderzeichnungen zu füllen, bloss weil Goethe ein berühmter Mann gewesen sei. Das gehöre nicht in eine Kunstgeschichte. Es entspann sich zwischen uns ein lebhaftes Gespräch, in dessen Verlauf sie sich einmal versprach und mich Du nannte. Ich drehte mich um und schaute ihr schalkhaft in das Gesicht, das in seiner Feinheit der Linien wirklich an einen Botticelli oder Filippino Lippi erinnerte. Sie tat aber, als ob sie gar nichts merkte, und redete mich ruhig weiter mit Du an. Ich antwortete ihr auf die selbe Weise. Und erst später im Verlauf des Gespräch liess sie es unmerklich in die Sie-Form zurückgleiten. Ich wollte noch einmal Du sagen, aber ich erwachte.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
Ich gehe am oberen Rande eines hohen Abhanges und unterhalte mich mit Menschen, die an seinem Fuss und auf halber Höhe wandern. Ein Offizier gibt Instruktionen über den Verlauf und die strategischen Fehler des Ostfeldzuges. Er sagt, Durchbrüche könnten nur dort gelingen, wo eine Truppe schon einmal Erfolg dabei gehabt hätte, oder wo sie Vertrauen auf eine besonders gute Ausrüstung haben dürfe. Er sprach von römischen Legionen. Ich erlebte es mit und sah mich als einen aus ihren Reihen. Das Gepäck war eingeteilt und wurde den vorauseilenden, schnell beweglichen Mannschaften nachgeschickt: ein Rucksack Waffen, ein Rucksack Ausrüstung und ein Rucksack Kleidung und ein Päckchen Rosinen. Ich sah mich einen Augenblick lang auf einem Lagerplatz, umgeben von all diesen Herrlichkeiten und mit ihnen glücklich. - Dann nahm das Gespräch eine andere Wendung. Frau v.Oertzen war auch da und beschenkte uns mit Eiern. Ich versuchte, zu essen, doch wusste ich nicht, wie ich das weiche Ei halten sollte, nachdem die Schale abgepellt war. Ich balancierte es mit grosser Mühe im letzten Moment in einen Eierbecher. Wenn ich die Bissen zum Munde führen wollte, rutschten sie vom Löffel oder schlappten aus dem Munde. Das Gespräch glitt ab ins Komische. Ich zog in der Pose mein Taschentuch aus der Tasche. Dabei flatterte ein anderes, kleines, dreckiges Taschentuch mit hinaus, ausserdem viele Papierfetzen und Eierschalen, die sich über die Stufen des Abhanges verteilten. Ich eilte hinab, um alles wieder aufzusammeln, und versuchte indess, dass Gespräch wieder auf ernste Dinge zu lenken, was mir mit Mühe gelang.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
Ich sah den Angeklagten Weizsäcker (im Wilhelm Strassen-Prozess). Er sah völlig ungebrochen aus. Er trug die Schlipsnadel, die ich immer trage, einen goldenen Knoten, an dessen freien Enden zwei kleine Perlen hängen, und hatte meine goldene Uhr, deren Deckel er so energisch zuschlug, dass die Perlen eingeklemmt wurde und kleine Stücke herausgebrochen wurden. Ich hörte, wie alle anderen Angeklagten sagten, dass sie die Gefängniszeit wohl nicht überstehen würden, er aber sagte, dass er noch viel vorhabe und in dieser Zeit nicht zerbrechen werde.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
Ich war beim Psychotherapeuten. Er stellte fest, dass das Erlebnis, das mich am tiefsten bewegt habe, auf einer Reise mit meiner Mutter nach Kärnten gewesen sei. Ich war verwundert, denn es war nicht das stärkste und erfuhr, dass nicht die Stärke, sondern die Tiefe des Erlebens massgebend sei. Ich versetzte mich in die Erinnerung und empfand eine wohltuende elementare Losgelöstheit.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
Ich ging zu Weizsäcker, um mich mit ihm über Psychotherapie zu unterhalten. Wir führten ein längeres Gespräch. Adelheid war zeitweise auch dabei und es handelte sich um Vater. Dann ging ich zu Gisela. Sie wohnte in einer mehrstöckigen Neubauvilla in einem kleinen, von der Treppe zugänglichen, Zimmer. An der Tür steckte ein Zettel mit der Aufschrift "Für Herrn v.Uslar und für Herrn Krydt". Sie selbst war nicht zuhause. Ich kniete mich vor die Tür, um das Briefchen, das unter den Zettel geklemmt war, herauszuziehen. Dabei kamen Leute die Treppe rauf, denen ich im Wege sass. Auf dem Briefchen stand. "Lieber Herr v.U. Seit zwei Tagen warte ich vergebens abends oder morgens, irgendwann auf einen Besuch. Unser erstes Wiedersehen war zu kurz und zu lang, um von keinem weiteren gefolgt zu werden. Sie glauben gar nicht, wie ich mich von hier wegsehne. Ihre Gisela." Ich überlegte, dass ich schon zweimal sie nicht angetroffen habe, dann sah ich um mich die Berge und es fiel mir ein, dass ich noch gar nicht wieder in Göttingen sei und das beruhigte mich, da ich nun wusste, dass ich also nichts absichtlich versäumt hatte. Als ich das Haus verlassen hatte, merkte ich, dass ich nur eine Nachthose anhatte. Es war mir sehr peinlich, in diesem Aufzug bei Weizsäcker gewesen zu sein. Dann aber entdeckte ich, dass ich doch eine grüne Hose darüber hatte, die ich doch nicht erinnerte, übergezogen zu haben, unter der die Nachthose nur herausguckte. Ich steckte sie ein und beruhigte mich dabei. - Übrigens hatte ich oben auch den Zettel an Herrn Krydt mit einem Blick gestreift und gesehen, dass es sich um eine ganz unpersönliche Mitteilung handelte.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
Ich hörte im Radio die Eroika. Emmi war auch im Zimmer zusammen mit noch mehreren anderen Leuten, die sich unterhielten. Es war in Wittmoldt, von dem ich vorher schon manches geträumt hatte, zum Beispiel, dass es uns verboten worden war, auf dem Flügel zu spielen, der im Jungens-Zimmer stand, damit nicht die neuen Lehrlinge dies sehen und selbst dort den ganzen Tag spielen wollten. Es war dies eine Sparmassnahme, die von Tante Jusi ausging. Auch hatte ich den eigenen Schlüssel zu unserem Zimmer zurückgeben müssen. Nun gebot mir Emmi auch noch, das Radio abzustellen, da es bei der Unterhaltung störe. Das Orchester begann gerade, den zweiten Satz der Eroika zu spielen, und ich war völlig in der Musik befangen. - In einer Mischung von Wut und Verzweiflung versuchte ich sehr energisch und in Pose, den Aparat abzustellen, doch nach jeder Drehung und dem Knacken im Aparat, was man beim Abstellen hört, wurde es zwar etwas leiser, doch die Musik war nicht zum Schweigen zu bringen. Ich eilte die Treppe hinauf. Auf halber Höhe begegnete mir mein Bruder, der die Schlüssel zu unserem Zimmer in der Hand hatte. Ich forderte den Schlüssel und als ich ihn nicht gleich bekam, riss ich ihm das Schlüsselbund aus der Hand und versuchte gegen seinen Widerstand den Zimmerschlüssel vom Ring zu lösen. Er wehrte sich - doch eigentlich nur zum Schein, um mir nicht sogleich nachzugeben. Dann aber begann er mich rührend zu trösten. Ich lief den Rest der Treppe empor - es war übrigens in dieser Szene das Treppenhaus in Schwerin - und streckte mich in meinem Zimmer auf das Bett aus. Von unten drang die Musik der Eroika herauf und ich wachte auf mit ihren Klängen im Ohr und zugleich in dem Gefühl eines wunderbaren Befriedigtseins.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
Es ist vielleicht die grösste Wissenschaft, ein Leben zu leben, ganz mit Bewusstsein, Einsicht zu gewinnen in seine Verhältnisse und aus dieser Einsicht sein Geschick zu tragen, seine Schuld und sein Glück, mit wirlicher Grösse. - Dies war ein Bruchstück aus einem langem Selbstgespräch im Halbwachen - Worte, die ich dann nachträglich mit grosser Konzentration und Anstrengung wieder zusammenbuchstabiert hatte. Als ich dies niedergeschrieben hatte, legte ich mich wieder auf mein Bett und versank bald in ein Gespinst von Träumen. Ich sah Christian Ferber über den Tisch geklettert kommen, auf dem diese Blätter lagen. Er las die Worte und nahm sie ernst, doch nicht ohne eine kleine Bemerkung, die mich aber nicht störte. Dann sah ich mich in einem grossen Wohnzimmer sitzen in Schwerin. Es war die Zeit kurz vor Vaters Tode, der schon krank in seinem Sessel sass. In dem Zimmer standen ein Radio und ein Grammophon und ich hatte das Bedürfnis, noch viel schöne Musik zu hören, bevor es mir durch die Trauer nach Vaters Tod verboten sein würde, was ich übrigens als sinnlos empfand. - Dann sah ich mich in einem anderen Zimmer mit meinem Bruder zusammenstehen und Emmi kam herein und gratulierte mir zum Geburtstag. Ich hatte aber gar nicht Geburtstag und widersprach: "Heute ist doch der soundsovielste." "Nein heute ist der 17. März." sagte sie. So ging es eine Weile hin und her. Schliesslich meinte sie, sie habe sich so etwas Nettes ausgedacht und einer von uns solle nun als Geburtstagskind hereinkommen. Dann öffnete sie die Tür zum Nachbarzimmer und dort zeigte sich nun ein reizendes Schauspiel. Alle Figuren waren dort wie in einer Spiegelung auf dem Kopf zu sehen. Ich erinnere noch ein Mädchen in einer weissen Bluse, das den Arm in einer anmutigen Bewegung seitwärts bog. Sie war wie von dem Titelblatt irgendeiner Illustrierte heruntergeflattert. Überdem kamen andere Menschen, ohne anzuklopfen, in die Tür des verdunkelten Vorderzimmers, in dem ich als Zuschauer stand und in dem auch der kranke Vater rechts im Schatten auf seinem ledernen Lehnstuhl sass. Da trat Emmi in die Szene und machte die Gebärde des Anklopfens, von der ich mir vorstellte, dass die Hereindringenden sie ebenfalls überkopf sehen mussten, wodurch sie dann auch gleich wieder verscheucht wurden. Nun baute sich ein Chor neben mir auf und begann zu singen. Er stand dabei in einer Zelle, ähnlich einer Telefonzelle, nach vorne geöffnet, und ich sass dort heimlich zwischen dem Chor in einer Ecke. Es war nun hell und das Bild des Nachbarzimmers versunken, dafür öffnete sich der Blick in eine weitere Flucht einer anderen Räumlichkeit. Ich war ganz in die Musik versunken und lauschte ihr lange Zeit. Als es schon sehr lange gedauert hatte, stieg ein kleiner Junge von seinem Podest, auf dem er gestanden und mitgesungen hatte, herunter und sagte dem Dirigenten, es sei für ihn nun an der Zeit, dass er gehe und entfernte sich. Er war noch ganz klein, fast wie ein Baby, und hatte übrigens Kopf und Gestalt von dem Christus-Knäblein des Dürerschen Madonnenbildes mit dem angebissenen Apfel, das ich gestern bei Herrn J. (Jentzsch) gesehen hatte. Als der Junge unten auf dem Boden stand, war er gerade so hoch wie ich, der ich doch ganz flach sass, und als er seine Rede geendet hatte, die so merkwürdig erwachsen klang und sich entfernte, sagte ich vor Begeisterung: "Wie süss!" Dadurch wurde der Dirigent auf mich aufmerksam und sagte zu mir "Es ist eigentlich auch keine Freude, hier immer auf ihren Kopf herabzusehen. Sie können auch gehen." Ich wurde so traurig, dass es mir bis in den Hals hoch stieg und ich stand ganz still auf, sagte nur "Gute Nacht" und ging durch die vorausliegende Räumlichkeit wie durch einen langen Korridor. Ich hatte nur das Bedürfnis, mich irgendwo auszuweinen und allein zu sein und wählte dort, da überall Menschen waren, einen stillen Ort. Doch da kam gleich hinter mir jemand anders herein und sagte: "Es tut mir leid, dies ist hier nur für Kranke". Ich ging schnell und still und noch bedrückter wieder hinaus. Draussen begegnete mir Gisela, die sich zum Gehen fertig gemacht hatte, und sagte zu mir: "Jetzt wollen wir gehen und meinen Vater abholen" und ging mit mir zu dem Dirigenten. - Als ich erwachte, klangen mir die Töne von einem Klavierstück in den Ohren, das mein Wirt früher sehr viel spielte und das wie eine Begleitmusik zu manchen Stunden gewesen war. Hier aber klang es wie ein Chor und erst nach langer Besinnung kam ich darauf, dass er aus diesem Klavierstück stammte. Ich lag noch lange und liess diese Traumbilder an mir vorbeirauschen, die sich wieder mit neuen verbanden und verwoben. Ich las im Traum den Brief noch einmal, den mir der Psychotherapeut, Dr. D. (Dr. Delius) vor meiner Abreise geschrieben hatte, als eine Antwort auf meine Bitte, mit ihm über manche Probleme der Traumdeutung sprechen zu können. Der Brief schien mir jetzt noch viel positiver und seine Worte klangen mir wie Musik im Ohr. Er begann ungefähr mit den Worten: "Ich bin eben aus einem Konzert heimgekehrt und lese jetzt Ihren Brief noch einmal" - oder so ähnlich und ging dann sehr auf meinen Brief und meinen Wunsch ein, so sehr, dass ich beschloss, unbedingt dorthinzugehen. - Als ich aber beschloss, alle diese Traumbilder aufzuschreiben, merkte ich, wie schwer es war, sie zu fixieren und auch nur in die richtige Reihenfolge zu bringen. Ich musste an Rothackers Theorie von den Schichten der Persönlichkeit denken und erkannte den tiefen Wahrheitsgehalt seiner Beobachtungen, zum Beispiel der, dass die Tätigkeit des eigentlich wachen Bewusstseins nur in der Form einzelner intermittierender punktueller Akte vor sich geht, deren Geschwindigkeit und Anpassungsfähigkeit unendlich schwerfällig ist gegenüber den feinen Nuancen tieferer Schichten. So muss man gewaltsam einzelne Bilder fixieren, um sie im wachen Bewusstsein festzuhalten. Ich merkte aber gleichzeitig, wie bei dieser Tätigkeit nebenher auch einzelne schwache Lichter auf tiefere, ausgedehntere Traumlandschaften fielen. Darum ist es ganz unmöglich, einen Traum als geschlossenes Ganzes zu fixieren. Man muss immer einzelne bedeutsame Wendepunkte heraussezieren und zummindesten am Anfang irgendeine scharfe Cäsur machen, wo man ihn beginnen lassen will, denn in Wahrheit ist er nur ein Strang aus einem unendlichen Gewebe, das unser Bewusstsein im Wachen und Träumen durchzieht, und jene vielverzweigte Kenntnis, die wir im Halbwachen davon erhalten, wird erworben, wie durch eine Fahrt mit dem Fahrstuhl durch die einzelnen, weit auseinanderliegenden Schichten der Gesamtpersönlichkeit, die dann in einer Niederschrift, wie ein einliniger Faden erscheinen, obwohl sie in Wahrheit immer nur Schnappschüsse sind aus einem ausgedehnten Gelände.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
Ich befand mich in einer Art von Kabinett. Es war kein Wachsfiguren-Kabinett, aber so etwas Ähnliches. In langer Reihe sassen an den Wänden historische Figuren, jede auf einem Stuhl. Es waren hauptsächlich weibliche. Ein alter Herr ging zwischen ihnen rum und scherzte mit ihnen. Er wollte ihnen neue Frisuren machen. Dazu malte er mit einem roten Stift auf ihr Gesicht neben ihre biederen Frisuren die Konturen neuer modischer und eleganter Frisuren und erzählte ihnen dabei, wie anders und wie viel schicker sie nun aussehen würden. Einem Mädchen malte er im scherzenden Gespräch dabei eine rote Nasenspitze. Ich ging neben ihm her und unterhielt mich ebenfalls mit den Figuren. Einmal fragte ich eine etwas vorwitzig, ob sie denn auch aufstehen und sich bewegen könnten. Ich bekam zur Antwort, ich solle sie nur hochziehen, dann werde ich es sehen. Es war mir gruselig dabei zumute, denn die Figuren waren ja nur Gerippe, die unter den Kleidern verborgen waren. Lediglich die Köpfe waren ganz wie lebendige gebildet. Ich reichte ihr beide Hände, um die schwere Gestalt hochzuziehen. Dabei trat sie mir auf den vorgestellten rechten Fuss und dieser schmerzte sehr unter dem festen, knöchernen Tritt. Ich sagte, so geht es nicht, ich muss den Fuss erst wegziehen. Endlich hatte sich die Figur ganz erhoben und wankte im Raume hin und her. Als sie wieder sass, sagte ich zu ihr: "Du hast ja einen abgebrochenen Stock in der Hand", denn sie trug in der Tat einen Krückstock, der dicht unter der Krücke abgebrochen war, in ihrer Rechten. Da sank sie lächelnd auf die linke Seite herüber, so dass das Krückstockende nun auf die Stuhllehne gestützt war, so wie man wohl auf Statuen irgend ein solches Stöckchen zur Stützung der Figur an einem Sessel oder einem Stamm oder ähnlichem Hilfsgegenstand angebracht sieht. Ich sah nun, dass die Figur also wieder ganz in ihrer alten Haltung sass, in der das Krückstockendchen nicht mehr abgebrochen wirkte, da man das längere Ende des Stockes wie bei einer Plastik, als hinter dem Stuhl verborgen, einfach nicht sehen konnte. - Ausser dem alten Herrn und mir befanden sich noch zwei Jungens im Saal. Der eine schien mir wie zur Oberwelt zu gehören. Er war etwas wie ein kleiner Phantast, der dort zwischen den Gerippen herumforschte. Der andere aber war dort unten zuhause, obwohl lebendig. Er schien so etwas wie ein Hausmeisterssohn zu sein, hatte einen runden Kugelkopf und war etwas stupide, wenn nicht gar schwachsinnig. Darum versuchte der andere Junge, sich von ihm fernzuhalten. Ich sah sie beide durch den Raum laufen. Der kleine Phantast wollte wieder nach draussen in die Oberwelt und der Rundkopf lief hinter ihm her, wohl um ihn zu halten und rief "Passt nur auf, dass er uns nicht wegläuft, damit er nicht verrät, dass wir das Ei erfunden haben", oder so etwas ähnliches. (Ich kann mich leider nicht mehr ganz scharf besinnen, ob es wirklich das Ei war, oder etwas ähnliches, das sie erfunden hatten, ich glaube aber doch das Ei). Später sah ich beide oben auf der Strasse laufen, und zwar trug der kleine Junge jetzt ein blaues Gewand mit langen Hosen (wie ein Indianeranzug - aber sehr leicht) und hüpfte seitwärts auf der Strasse fort wie im Polkaschritt. Gegenüber auf der anderen Strassenseite bewegte sich auf die gleiche Weise der Rundkopf. Beide hatten das Gesicht einander zugekehrt. Der Junge erzählte phantastische Geschichten, von denen ich fast alles vergessen habe. Nur erinnere ich noch, dass er an irgendeinem Platz, wie Kinder es sich oft vornehmen, etwas aufbauen und lebendig werden lassen wollte, was an irgendeine historische germanische Vorzeit erinnerte. Die Attribute dazu hatte er sich aus jenem Knochenkabinett gemaust, es waren irgendwelche wichtigen Teile von Wotans Pferd und eine grosse germanische Rundbrosche und anderes. - Überhaupt hatte sein ganzes Vorhaben Ähnlichkeit mit dem Unternehmen einer prähistorischen Ausgrabung und auch der Platz, den er gewählt hatte, stand mit solchen Dingen im Zusammenhang.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
Ich bin im Kellergeschoss eines grossen, kasernenartigen Gebäudes. Dort begegnen mir Figuren aus meiner Militärzeit. Ein kleiner, elastischer Wachtmeister, der mir gut gefiel, kommt seitlich aus einem Gang, der das Gebäude der Länge nach durchläuft. Er war Westfale, doch erscheint er hier im Traum als Italiener. Ich mache einen Unteroffizier nach, der durch seine eckigen Gebärden und eine bullerige, etwas lispelnde Sprache besonders komisch wirkte. Nachher steht er selbst in seinem Diensteifer vor mir. Ich versuche, die räumlichen Zusammenhänge dieses Kellergeschosses wiederzuerkennen. Ich selbst befinde mich in einem Gang, der quer zu dem andern (also die kurze Seite des Gebäudes) durchschneidet. Doch kann ich ihm nicht einfach folgen, dort wo er den andern Gang überkreuzt, denn er ist durch zwei Glastüren abgesperrt, zwischen denen neuerdings ein Extraraum gebildet ist, den ich noch nicht kenne und der etwas Unheimliches hat. Der Eintritt ist verboten. Der Gang führt in einem Halbkreis drum herum. Inzwischen hat sich die Szene gewandelt. Ich bin nun in einer grossen Gemeinschaftsküche. Ich habe dort ein grosses Gefäss mit Kuchenteig abzugeben. Dazu klettere ich barfuss auf den Küchentisch. Das ist so üblich. Auch erkenne ich den Koch wieder, der zu mir kommt, um den Teig zu übernehmen. Er kommt gerade zu mir auf den Tisch geklettert. Auch das andere Personal kenne ich. Es sind die Mädchen aus Wittwoldt. - Aber er klettert noch einmal von der Tischkante herunter, um jemandem zu helfen, der seitlich eine Treppe herauf und dann hinter dem Vorhang zum Vorschein kommt. Ich höre den Namen Hella, bin aber erstaunt, nur einen Boy zu sehen in langen, getreiften Hosen und ebensolcher Bluse, die Haare allerdings hochgesteckt wie in einer weiblichen Frisur. Dann erst begreife ich, dass das kesse Mädchen sich so sehr in diese Rolle hineingespielt hatte, dass man sie zunächst nicht wiedererkennt. Als ich nachher auf dem Fliesenfussboden der Küche bei den andern Mädchen stehe und schon im Begriff, wieder zu gehen, da ich meinen Auftrag erfüllt habe, ist da noch ein anderes Mädchen, das ich vom Volkstanz her kenne, nicht sonderlich hübsch und etwas merkwürdig - aber auch nicht direkt schlecht aussehend. Sie möchte noch meine Hilfe in Anspruch nehmen und ich gewähre sie ihr ungern. Sie sagt, oben auf Station gibt es noch viel zu tun. (Wir sind also jetzt in einem Krankenhaus). Ich frage, was es denn zu tun gibt. Sie lächelt. Die anderen Mädchen lächeln auch. Ich begreife schon, worum es sich handelt. Sie sagt: Oben vor den Türen stehen lauter Pöttchen. Während wir noch so sprechen, kommt unsere Volkstanzlehrerin mit mehreren anderen Mädchen in einem sportlichen Anzug und ganz sportlichem Gebahren von der Seite herein. Die Mädchen, mit denen ich auf einem Haufen stehe, sind jetzt auch alle vom Volkstanz. Ich schaue den Ankommenden entgegen und sie mustern mich mit strengen Blicken - halb im Scherz. Die Anführerin tritt mir entgegen und ich sage - ebenfalls im Scherz - "Huh, ein Mann im Nonnenkloster", versuche aber dabei, meine Rolle ernsthaft zu spielen, verschwinde schnell hinter einem Vorhang, der gerade neben mir ist, und hinter dem es unmittelbar eine Treppe hinabgeht, deren Stufen ich hinabsteige, während ich noch mit dem Oberkörper in den Raum hinein rage und es mir noch nicht ganz gelingt, mich hinter dem Vorhang zu verbergen. Dabei wird der Scherz fast zum Ernst und ich erwache mit dem spannenden und unheimlichen Gefühl einer C.F. Meyerschen Novelle.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
Ich hatte ein Fernlastauto quer durch Deutschland über grosse Strecken zu fahren. Dafür, dass ich das erste Mal am Steuer sass, ging es ganz gut. Ich versuchte sorgfältig, mit den Füssen Gashebel und Bremshebel auseinander zu halten und gewann mit der Zeit eine gewisse Sicherheit in ihrer Unterscheidung. Einmal, als ich nach hinten gegangen war, um etwas zu erledigen, hatte ich den Wagen so stehenlassen, dass er in einem von Strassenbahnschienen gebildeten Dreieck stand. Die vorbeikommenden Bahnen konnten gerade an ihm vorbeistreifen, doch einmal erfasste ihn ein breiterer Wagen und schleppte ihn ein Stück mit. Ich eilte nach vorne und konnte nun in der Aufregung die Hebel nicht richtig unterscheiden. Ich fragte meinen Beifahrer, dessen Antwort mir aber offensichtlich Unkenntnis zeigte. Er hielt die Gangschaltung für den Bremshebel. In dem Gefühl der Überlegenheit meines Wissens beruhigte ich mich wieder und konnte nun die einzelnen Hebel richtig handhaben und ein Unglück verhüten. Zweite Traumszene: Ich war mit einem Schiff in Amerika angekommen. Nun wusste ich nicht, wohin. Zunächst versuchte ich, mein Gepäck bei der Aufbewahrung abzugeben. Dabei liess ich meine Brieftasche liegen. Dann wollte ich meine beiden deutschen Reisebegleiter nach dem Weg fragen. Doch zwischen den vielen Menschen, die dort waren, wurde ich unsicher im Wiedererkennen und alle, die ich anredete, antworteten mir auf Englisch, das ich nicht verstand, und machten sich über mich lustig. Ich ging nun zur Gepäckaufbewahrung zurück, um meine vergessene Brieftasche zu holen. Der Mann wollte sie unterschlagen, doch ich wies ihm nach, wo sie hingefallen sein müsste und bekam sie wieder. Nun beschloss ich, den Konsul eines kleinen europäischen Landes, der mit mir gereist war, um weiteren Rat zu fragen, und erkundigte mich nach dem Konsulat seines Landes. Allein, dort war er nicht bekannt und nie angekommen. - Später fand ich mich in einer Art Werkstattraum wieder, in dem zwei Männer grossen, würfelförmigen, gemauerten Ofen, wie einem Backofen, beschäftigt waren. Es war eine unheimliche Umgebung und ich vermutete hier den Konsul. Durch eine unvorsichtige Bemerkung des einen Gesellen, etwa des Wortlauts "die nackten Füsse in einem Gefäss mit kaltem Wasser sitzt er dort unten in der Glut", erfuhr ich, dass der Konsul dort seit langem gefoltert wurde und noch immer am Leben war. Der eine Geselle wollte mich aus dem Fenster werfen, als ich Anstalten machte, an den Ofen heranzukommen. Es gelang ihm aber irgendwie nicht. Dritte Traumszene: Ich sass in einem Filmatelier und las dort Bücher. Später schaute ich aus dem Fenster meines Zimmers, das ich dort bewohnte. Unter mir dehnte sich ein flaches Dach, wie bei einer Fabrikanlage. Es überdachte die eigentlichen Atelierräume. Dort kuckte aus einer Dachlucke ein Mann, von dem ich nicht wusste, ob es der Regisseur selber oder eine andere wichtige Persönlichkeit sei. Er sagte zu mir: "was wollen Sie eigentlich hier. Sie sitzen immer und lesen ihre Bücher. In die Räume des Ateliers sind Sie noch nie gekommen, andere Menschen, wenn sie hier sind, lassen sich alles von uns zeigen - das kann ich verstehen; aber Sie sind hier ganz sinnlos." Ich wollte ihm sehr von oben herab etwas antworten, da ich mich ihm turmhoch überlegen fühlte. Dann erwachte ich und malte mir noch im Halbwachen eine gesalzene Antwort aus.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
(1949-06-02 - Göttingen)[Vorbemerkung: Der Traum kommt zeitlich nach seinem Datum erst nach dem folgenden Traum Nr. 69, ist aber versehentlich schon lange als Nr. 68 gezählt worden, so dass die Zählung auch so bleiben muss.] Ich ging durch eine zertrümmerte Stadt, doch waren die Trümmer schön und von grosser Form. In einer Strasse hatte sich das alte Ruinenbild verändert. Eine Kirche, die aus einem anmutigen Rund von Säulen und einer Kuppel bestand, die man ehedem hoch über sich schweben sah, war gleichsam auseinandergenommen und in mehreren Höhendurchschnitten flach auf den Boden gesetzt, so dass die Kuppel direkt vor einem auf der Strasse stand, ohne doch etwas von dem Eindruck der Höhe eingebüsst zu haben. Es war, als sei das ganze Kunstwerk in seine letzten Urelemente aufgelöst worden. Um die ganze Trümmerstätte zog sich ein Kranz von feinen Rauchsäulen. Sie rührten von den Explosionen her, die jene Sprengung veranlasst hatte. Ich ging mit grosser Eile, denn ich fürchtete, dass Gebäude könne über mich zusammenstürzen. Dabei lief ich mich in eine kleine Sackgasse fest, in die der Fusssteig sich in einer Trümmerbarriere verlief. So war ich auf drei Seiten von kleinen Schuttwänden umgeben, über die ich aber ohne Mühe hinwegklettern könnte, wenn nicht zwei Hunde mir den Weg verstellt hätten. Ich wagte nicht, den Sprung zu machen, weil mich die Hunde dann angesprungen hätten. Schliesslich stieg ich in eine Strassenbahn. Sie setzte sich in Bewegung, ehe ich wieder aussteigen konnte. An der nächsten Haltestelle suchte ich wieder hinauszukommen, ohne Geld bezahlt zu haben. Der Schaffner wollte mir einen verbilligten Preis machen. Schliesslich war er aber verschwunden und ich stand allein auf der Strasse. Neben mir war ein kleines, altes Kloster. Es war im gotischen Stil, aber architektonisch nicht sehr gelungen. Ich wollte noch einmal in den Strassenbahnwagen zurück. Doch als ich die Tür öffnete, geriet ich in das Kloster. Ich hörte drinnen die Stimmen von Nonnen und kehrte sofort um. Ich ging die Strasse fort, die wieder eine Sackgasse wurde. Am Ende sassen in einer romantischen Umgebung die Madonna von den Sieben Monden und der Räuber Nino, zwei Figuren aus einem englischen Film. Ich setzte mich zu ihnen zum Essen und genoss die Freiheit. Sie waren hier gleichsam privat, und bei allem, was sie taten - ob sie sich nun das Brot reichten, oder irgend etwas anderes taten - machten sie feine, humorvolle Anspielungen auf ihren Film. Schliesslich gingen wir zusammen auf die Strasse. Sie entschuldigte sich, dass sie nur Sandalen ohne Strümpfe trüge und ich sagte, dass ich dasselbe auch täte und froh darüber sei.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
Ich sass in einem grossen Raum und hörte Musik. Dann sah ich das Orchester spielen: Die Geigen bewegten sich alle im gleichen Takt, sehr schnell. Plötzlich sah ich, wie die Fanfaren aufgehoben wurden. Dann kam ein Stoss - so gewaltig, dass ich aufspringen wollte, wie man in der Kirche zum Gebet tut, und sah, wie noch ein paar andere Leute, die in den leeren Bankreihen sassen, dasselbe wollten, dann aber sitzenblieben, da sie ebenso wie ich im Aufblicken, wie aus einem Traum erwachend, merkten, dass sie ja nur in einem Konzertsaal waren. Es war Bachsche Musik. (Als ich erwachte, war Gewitter. Als ich mich niedergelegt hatte, war es schon sehr schwül gewesen. In den Ohren klangen mir die Melodien der 5. Symphonie von Beethoven, die mein Nachbar vorher lange auf dem Klavier gespielt hatte.)
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
Ein grosser, junger Schäferhund auf einer Strasse. Gegenüber das Wohnhaus und daneben eine Baracke, in der ich nachts mit ihm schlafen sollte. Ich wollte den Hund über die Strasse locken und er erhob sich sofort, als ich sagte "Steh auf". - Als ich ihn aber mit Namen rief "Angka, komm", setzte er sich wieder und wurde immer störrischer. Schliesslich wollte er überhaupt nicht mehr und ich hörte, wie er in sich dachte "Jetzt bleib ich einfach sitzen". Er wollte mich beissen und mein anfängliches Überlegenheitsgefühl brach völlig in sich zusammen und wich der Angst. Einmal hörte ich auch in der Ferne ein Auto, so dass ich fürchten musste, er könne auf der Strasse überfahren werden. Plötzlich kullerte von hinten ein dunkler Gummireifen heran und traf den Hund im Rücken. Ich dachte: Was soll die Albernheit, das haben sicher die Kinder getan. Dann sah ich, wie der Reifen sich zur Schlange auseinanderrollte, die den Hund beissen wollte, und erkannte, dass diese Tiere sich auf solche Weise unerkannt an ihre Beute heranmachen. Auch wurde mir klar, dass die Schlange schon früher den Hund gebissen haben müsse, weswegen er so störrisch war. Doch war ich wie gebannt und wusste nicht, wie ich die Schlange töten sollte. Ich erwachte noch wie gelähmt von diesem Bann und ganz befangen von der Einsicht in etwas Furchtbares und zugleich heimlich Erregendes. In der nächsten Bewusstseinsstufe erschien mir das lachende Gesicht von einem Mädchen mit einem Mozartzopf, das ich zu einem Fest eingeladen hatte, und als ich die Augen ganz öffnete, schien das Bild der Maria aus dem Englischen Gruss an der Stirnwand meines Bettes ganz belebt, als wenn ein Schleier sich von dem Gesicht lösen und etwas von ihm ausströmen wollte, wie es dies eigentlich nur nach sehr schönen Träumen tut und wie es genau auch das Gesicht tat, nach dessen Ähnlichkeit ich einstmals das Bild ausgewählt hatte. (Gemeint ist Ika. Der englische Gruss ist von Veit Stoss. Das ursprüngliche Gesicht: Eli).
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Ort der Handlung: Unsere Wohnung in Schwerin. - Personen: Vater und Emmi. Es war eine Unstimmigkeit gewesen. Ich hatte irgendwelches Geschirr zerbrochen. Nun sollte ich den Tisch decken und ging aus irgend einem Grunde über den Flur in die Küche, nachdem ich vorher im Tellerschrank gesucht hatte. - Die Wut stieg so in mir hoch, dass ich auf dem Flur gehend sagte: "Jetzt schmeiss ich einen Teller kaputt". Dann nahm ich den Teller, den ich in der Hand hatte, und zerknackte ihn am Boden. Vater und Emmi, die es gehört hatten, kamen entsetzt von innen heraus. Es kam zu einer Auseinandersetzung, die damit endete, dass Vater zu mir sagte: "Von der Rute will ich absehen" - ich unterbrach ihn: "das will ich mir auch verbeten haben" - "aber Du bekommst heute abend nichts mehr zu essen". Ich sagte: "Weisst Du überhaupt, seit wann ich heute nichts mehr zu essen gehabt habe" - denn ich hatte seit dem frühen Vormittag nichts mehr gegessen - "aber das ist ja auch ganz nebensächlich", dachte und sagte ich dann, und es fiel mir auch ein, dass ich vor dem Konzert abends ein wenig gegessen hatte. - Ich ging in mein Zimmer (hinauslaufen mochte ich nicht, denn ich wollte doch wenigstens irgendwie von Emmi getröstet werden können, obwohl ich auch wütend auf sie war). Im Zimmer trommelte ich mit den Fäusten an die Wand und trampelte gleichzeitig mit den Füssen auf den Boden, bis ich erwachte.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
Ich liege nachts in meinem Bett und beobachte durch das offene Fenster auf dem Dach des gegenüberliegenden Hauses einen starken Funkenflug an einer elektrischen Leitung, den ich für feuergefährlich halte. Er sieht aus wie das Bild einer mehrfach verästelten, kleinen Blitzbahn auf dem Hintergrund eines schwarzen Nachthimmels. Ich will mit meinem Brunder darüber sprechen, doch der ist so müde und schon im Einschlafen, dass er mich nur immer bittet, endlich nicht mehr mit ihm zu sprechen, und meine Worte nicht mehr begreift. Wenn ich meine Nachttischlampe ausschalte, sehe ich drüben den Funkenflug noch stärker. Daran merke ich, dass das Brennen meiner Lampe nicht die Ursache sein kann. Endlich nach langer Zeit geht drüben in einem Zimmer unter dem Dach das Licht an. Die Einwohner müssen das Knistern über sich bemerkt haben und schicken sich an, zu löschen. Ich bin mir im Zweifel, ob man einen so elektrisch verursachten Schaden durch einfaches Löschen beseitigen kann. Dann sehe ich ein kleines Mädchen mit Zöpfen und Haarschleifen auf dem Dach erscheinen. Ich werde von einer furchtbaren Angst befallen, das Mädchen könne vom Dach stürzen, und kann nicht mehr hinsehen, sondern verberge den Kopf in der Bettdecke und muss auf einmal beten. Ich wundere mich selbst darüber. Es ist jetzt dunkel geworden, das Mädchen ist wieder in seiner Stube und hat das Licht gelöscht. Doch schon nach kurzer Zeit - wie ich befürchtet hatte, werden die Funken wieder sichtbar. Nun erscheint Vater und ich flehe ihn an, die Feuerwehr zu benachrichtigen, aber er ist mit anderen Dingen beschäftigt und hat kein Ohr für mich. Schliesslich sagt er "Ach, lass mich in Frieden, ich kann den Kerl nicht leiden", denn er hat eine Antipathie gegen den Mann, der da zu benachrichtigen wäre. Stattdessen trägt er nur schöne Geburtstagsgeschenke herum, um mich zu beruhigen, Kinderspielzeug und rote Spielbaukästen. Ich bin tief verzweifelt, dass er mich so wenig ernst nimmt und ganz wie ein Kind behandelt und sage, ob es denn gleichgültig sei, ob das Haus dort drüben morgen früh noch stände oder abgebrannt wäre und ob diese anderen Dinge etwa wichtiger seien. (Zeit des Traumes: Gegen 6 Uhr morgens).
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Erster Traum: Ich träumte innerhalb weiterer Zusammenhänge von einer elektrisch geladenen Weckeruhr, von der Blitze ausgingen. Es war der Taschenwecker meines Bruders.
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Onkel Adolf arbeitete als Konsistorialrat in der deutschen Kirchenregierung. Diese war auf dem Lande untergebracht. Ich wohnte auf dem selben Gut und wollte ihn in seinem Arbeitszimmer besuchen, um ihm irgendeine belanglose Bestellung auszurichten. Ich erstaunte, als ich sah, dass die ganze Kirchenleitung in einem winzigen, verfallenen und verbauten Häuschen, wohl einem ausgebauten Hühnerhaus, untergebracht war. Der Portier sagte mir, er könne mich leider jetzt nicht einlassen und fragte nach meinem Namen. Dann aber kam er nach einer Weile wieder und sagte: Bitte treten Sie ein, Herr Kapitän Lieutenant. Er wies mich eine kleine Treppe hoch, dort eine Tür am Korridor links. Als ich dort versuchte, hineinzukommen, sagte mir eine Frau, von hier aus würde ich das Zimmer schlecht erreichen, ich würde besser von aussen hereinkommen, wenn ich hinten um das Haus herum ginge. Ich tat dies und fand dort schliesslich über einer kleinen, fensterartigen Öffnung an einem Fachwerkbalken des primitiven Mauerbaus die betreffende Zimmernummer eingeritzt. Die Fensteröffnung war zu ebener Erde, wie ein Kellerfenster, und mit Balken und Steinen verstellt wie bei einem Luftschutzkeller. Als ich die Steine fortgeräumt hatte, merkte ich, dass die Fensteröffnung nur in das oberste Ende des viel tiefer liegenden Raumes, in dem Onkel Adolf sass, hineinragte und ausserdem noch vergittert sei. Ich stellte mir vor, dass es mir unmöglich sei, mich da hindurchzuzwängen, und rief Adolf an. Dieser war sehr verstört über die Störung seiner umgebenden Ordnung und bedeutete mir, dass ich so nicht hereinkönne, eine Tür sei weiter links. - Schliesslich bemerkte ich nach langem Suchen, dass die zweite Tür weiter links auf einem weiteren Umwege in das Zimmer führe und erwachte.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
Ich blätterte in einem alten Buch und las viele Gedichte und Gedanken, die Vater bei seinen Lebzeiten mit der Schreibmaschine aufgeschrieben hatte. Ich fand dabei Gedanken wieder aus den Gesprächen, die er mit mir geführt hatte, als ich etwa 16 Jahre alt war und wir uns Abende lang über religiöse Dinge unterhielten, wobei die Meinungen scharf aufeinander platzten. - Dann las ich alte Briefe aus der Zeit unserer Grossväter und sah sie vergleichsweise mit Briefen unserer Zeit über die selben Gegenstände. Dabei nun sah ich, dass man damals alles religiös ausgedrückt hatte, was man heute einfach ohne Einkleidung beschrieb - doch hörte ich diese Briefe zwar, sah sie aber nicht, sondern ich sah etwas wie den Prozess ihrer inneren Entstehung. Es waren grosse Kästen, die in mehrere Abteilungen eingeteilt waren, welche mit irgendeinem Stoff angefüllt waren, dessen Oberfläche fest und verkrustet war, wie bei einem lange nicht bearbeiteten Gartenland in trockener Zeit. Durch den Vorgang nun, in dem die Briefe entstanden und den ich wörtlich als den Inhalt der Briefe vernahm, wurde dieser Stoff von innen aufgewühlt und wie beim Pflügen aufgebrochen, bis am Ende eine feste Form zurückblieb. - Das Ganze hatte etwas Ähnlichkeit mit den technischen Darstellungen im Film, die von den Worten des Ansagers begleitet werden. Ich empfand eine innere Beruhigung, als ich im Vergleich der Briefe merkte, dass man damals alles in religiöser Einkleidung ausgedrückt hatte, was man heute einfach als Beschreibung der Sachlage sagt, denn das zeigte mir, dass meine eigene Tendenz nur einem allgemeinen geschichtlichen Prozesse folgt. (Zeit des Traums: Gegen Morgen, kurz vor dem Erwachen, während schon mein Bruder beim Aufstehen war.)
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Kurz vorher hatte ich einen längeren Traum. Ich lag noch im Bett, während mein Bruder schon aufgestanden war und in der Stube wirkte. Mit ihm wirkte dort Tante Pinchen aus Wittmoldt. Es wurde immer später und ich gab mich sinnlichen Vorstellungen hin. Wenn sie an mein Bett kam, stellte ich mich schlafend. Schliesslich machte sie der Sache ein Ende, in dem sie mir einen Fliegenschirm über den Unterleib setzte und etwas von der Verderbtheit der Jugend sagte und ein Sprüchlein, etwa "Schlechte Gedanken verderben gute Sitten". - Ich bequemte mich nun, aufzustehen, doch wie ich auch den Wandschirm um den Waschtisch stellen wollte, immer fiel er um oder schirmte die Blicke entweder zum Fenster oder zur Tür hin nicht richtig ab. - Endlich kam Erna - der Hausgeist meiner hiesigen Verwandten - in die Stube. Ich rief: Das geht jetzt noch nicht. Sie aber sagte: "Das muss ich jetzt unbedingt haben" und holte aus der Stube das Kehrblech und den Besen. In diesem Traum und während des langen Liegens am Morgen darin geisterten Bilder aus einer grossen Gebirgstour, von der ich geträumt hatte. (Gleich folgender Traum Nr. 77).
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(1949-06-21 - Göttingen)[In diesem Traum - Nr. 76 - und während des langen Liegens am Morgen darin, geisterten Gedanken und Bilder aus einer Gebirgstour, von der ich vorher geträumt hatte:] Ich sah die einzelnen Kirchtürme zwischen den Bergen und versuchte, mich zu besinnen, zu welchen Dörfern und Städten sie gehörten, durch die ich vorher gekommen war. Dabei dauerte es manchmal lange, bis die richtigen Namen mir einfielen, und ich erinnere mich, dass einzelne Namen einen Klang hatten, der dem der Dörfer und Städte in den slovakischen Gebirgen ähnlich war, die wir gegen Ende des Krieges durchzogen. - Die Türme, die ich zwischen den Bergen sah, waren teilweise sehr schön. Mir schwebt noch ein sehr flüssiger, fürstlich geformter Barockturm vor, der irgendwo sehr hoch in den Bergen aus einem kleinen Teil empor - ja, er reckte sich nicht, er zeigte auch nicht, er wuchs mit jener Leichtigkeit und Flüssigkeit und mit jener Würde und Serenität, mit der ganzen Präsenz, die uns heiter stimmt, wie sie nur barocke Bauwerke haben. Er stammte aus einem kleinen, breitstrassigen Flecken, der jenen wohlklingenden slovakischen Namen trug.
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Heute nacht träumte ich von Maria Reichardt. Ich traf sie plötzlich auf der Strasse, nachdem ich schon einige Tage wusste, dass sie hier war. Sie hakte mich ein und wir gingen eine Weile. Dann musste ich mich wieder verabschieden, weil in diesen Tagen meine Schwester zu Besuch war, die am Abend wieder fortfuhr, und die zur Bahn zu bringen ich versprochen hatte. - Das nächste Mal ging ich mit einer Medizinerin an dem Haus vorbei, in dem Maria wohnte. Wir hörten sie ein Kinderlied singen und sahen sie dann zum Fenster hinaus schauen. Ich zeigte sie ihr. Dann rief ich Maria zu, ich wolle sie nachher noch besuchen. Das war ihr zuerst nicht recht. Als sie aber erfuhr, dass ich dazu nicht extra mit der Strassenbahn fahren brauchte, war sie sehr erfreut. - Im Fortgehen fragte ich die Medizinerin, was sie von ihr gefunden hätte; da erfuhr ich, "sie hat Augen wie ein Arzt". Sie hatte sich in ihr angesprochen gefühlt.
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Ich wollte in ein Dorf in der Nähe der Stadt fahren, um dort etwas zu verkaufen für einen billigen Verdienst. Als ich aber beim Autobus war, der dort hinfahren sollte, hatte ich den Namen des Dorfes vergessen, so dass ich nun den Fahrer des Autos direkt fragen musste: "Wo fahren Sie hin", um eventuell beim Wiederhören den Namen wiedererkennen zu können.
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Ich wollte durch eine Pforte, weil ich mich mitGisela verabredet hatte. - Zuerst war es ein Tanzlokal, dann eine Badeanstalt - doch konnte ich nicht - ohne Eintrittskarte - hineinkommen, weil Polizei den Eingang absperrte. Zunächst war es sehr viel Polizei. Es fand gerade ein Wachablösung statt. Dann blieb nur ein Posten zurück, der aber ein grosses Gerät aufgebaut hatte, mit dem alle Passanten photographiert wurden. - Da ich nicht herein kam, beschloss ich, Gisela in ihrer Wohnung zu besuchen, da ich sie seit der Rückkehr von ihrer Reise noch nicht gesehen hatte.
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Ich traf mit I. (Ika) zusammen auf dem Lande. Wir verbrachten eine Nacht zusammen, halb schlafend, halb in besinnlichem Gespräch, zwar in enger Berührung, doch ohne einen Verkehr, um eine innere Grenze nicht zu überschreiten, die wir uns ohne Worte gesetzt hatten. - Zweite Traumszene: Ich hatte von Emmi den Auftrag, einen Sommeranzug für meinen Bruder zu besorgen. Ausserdem Knöpfe und einiges andere. Ich ging in ein Warenhaus und forderte Knöpfe. Unter der vorgelegten Auswahl fand ich durch Zufall solche, die der etwas seltenen Knopfsorte an meinem Regenmantel entsprachen. Nur schienen sie mir ein ganz wenig kleiner. Ich zählte in Gedanken aus, wieviele ich brauchen würde, doch da nicht so viele vorhanden waren, trug mir der Mann nun ähnliche heran in anderen Grössen bis hin zu der Grösse eines kleinen Bilderrahmens. Plötzlich bemerkte ich, dass ich den Regenmantel mit den alten Knöpfen ja gerade an hatte und konnte nun direkt vergleichen und auswählen. Dann erwarb ich einen gestreiften Anzug für meinen Bruder. - Erst später auf dem Wege merkte ich, dass ich in dem Halbdunkel und bei meiner Farbenblindheit einen kakelbunten Anzug gekauft hatte. Ich kehrte um und fuhr mit einer alten Frau im Kuller-Wagen die Strase bergab. Sie war es gewohnt, diese Strecke zu fahren und fuhr mit einer solchen Geschwindigkeit, dass wir am Schluss, als wir vor dem Gebäude ankamen- es hatte Ähnlichkeit mit dem Göttinger Bahnhof - mitten in die Bauarbeiter hineinfuhren, die dort die Strasse ausbesserten. Ich konnte aber so steuern, dass wir niemand anfuhren und nur über einige Eimer und Gefässe hinfuhren, die aber zwischen den Rädern Platz hatten. Vor dem Eingang waren Schwarzhändler. Ich ging in das Warenhaus mit dem Mann, der den Anzug verkauft hatte. Es war schon nach Geschäftsschluss und drinnen wachte ein Polizist. Der Mann verschwand und sagte: "Wenden Sie sich an meine Agenten". - Das Innere des Hauses hatte die Gestalt eines Museums, in dem sich die Schwarzhändler herumtrieben. Der Unauffälligkeit halber blieb ich noch eine Weile sitzen, als ob ich ein Gemälde betrachte. Der Polizist schnappte hier und da einen Schwarzhändler, ging aber an mir vorbei. Ich wurde unruhig und stand auf. Dadurch wurde er auf mich aufmerksam, kam auf mich zu, legte den Arm um mich und sagte: "Na, Junge, auch was verbrochen, komm auch mal mit in den Wagen". - Ich sagte: "Das, glaube ich, wird nicht nötig sein", verschwieg ihm aber die kleine Unrechtmässigkeit mit den Agenten, um unnötige Komplikationen zu vermeiden. Er schaute mir in die Augten und sagte: "Du bist mir gleich aufgefallen durch Deinen tiefen, dunklen Blick" - Er selber hatte strahlende, blaue Augen - "dann mach aber keinen Unsinn.". Er liess mich wieder gehen, nachdem er meinen Namen erfragt hatte, und ich ging und beschloss, nicht zu den Agenten zu gehen, sondern meinen Bruder morgen in der Geschäftszeit den Anzug tauschen zu lassen.
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Nachmittags. Ich wand ein langes Band von der Spindel, das am Ende immer dünner wurde und zuletzt in einem Goldfaden endete. Ich wollte die Spindel zurückdrehen, um ihn nicht zu zerreissen. Da hörte ich im Erwachen den Webetanz pfeifen. Ich rannte hinaus, um meinen Bruder zu suchen, der gepfiffen hätte, aber es war niemand da.
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Auf meinem Schrank stand eine Vase mit blauen Blumen. Im Schrank lagen Gebilde von der selben Farbe und Form wie die Blüten. Als ich sie anrührte, bewegten sie sich alle, denn es waren Insekten. Traum am folgenden Tag (29.6.1949): Ich war mit Ika zusammen. Ich nannte sie Du und umarmte sie und küsste sie. Dabei fiel mir auf, wie eiskalt ihr Mund war und wie schmal ihre ganze Figur und doch wie kraftvoll ihre Leidenschaft.
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Ich war auf dem Lande zur Gartenarbeit. Auf der Suche nach Hacke und Harke geriet ich in eine Baracke. as Dach, das über ihre Aufgangstreppe gezogen war, so niedrig, dass ich nur gebückt gehen konnte und gezwungen war, mich irgendwo festzuhalten. Ich nahm an, es sei der Speiseraum der Gärtner und ekelte mich sehr. Später merkte ich, dass es sich um einen Schweinestall handeln musste. Die Gartenanlage selbst war von einem neuen Gärtner in romantischer Weise mit Palmen aufgezogen. In der Baracke sah ich einen alten Mann als Schweinemeister, der sich gerade auskleidete. Er hatte Ähnlichkeit mit der Dürerschen Figur des verlorenen Sohnes unter den Schweinen. Im Anfang des Traumes spielte Frau v. Bülow aus Wittmoldt eine Rolle, die mich zur Arbeit schickte. Später erschien Frau v.Oertzen, Roggow.
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Ich ging aus dem Haus in den Garten, um ungestört zu sein. Doch verwunderte ich mich, dass meine Hausnachbarn dort grosse Vorkehrungen trafen. Sie hatten Tische mit Kuchen aufgestellt und bauten Spaliere an die Wand. Auf den Gartenwegen liefen kleine Hunde, die mich ansprangen. Als ich mit einem spielte, biss er mich in den Finger. Als ich ihn darauf, sehr enttäuscht, genauer ansah, entdeckte ich, dass es ein sehr hässlicher, mopsköpfiger Hund war, über dessen Hinterlist ich mich nicht wundern konnte.
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In einer Krankenkasse - oder Arbeitsamt, zeigte ich eine Karte vor, auf der ich aufgrund ärzlicher Untersuchung für irgendeine bestimmte Arbeit untauglich erklärt war. Das Fräulein wollte die Karte einbehalten, doch ich wehrte mich dagegen. Ich hatte angegeben, dass ich eventuell zweimal in der Woche arbeiten wollte, doch als sie mich darauf festlegen wollte, zog ich mich zurück. - Die Karte wollte ich nicht dortlassen, damit sie mir nicht bei einer anderen Arbeitsbewerbung hinderlich sei.
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Ich war bei Emmis alten Eltern. Vatting bastelte in seiner Werkstatt, Mudding las laut aus Büchern, die sie zwar in geistiger Wirre nicht mehr verstehen konnte, aus deren Worten und Zusammenhängen man sich aber den Sinn konstruieren konnte. Der kleine Enkel machte allerhand Streiche in einer Art Jungensbande und hatte dabei Geld gegen irgendwelche Dinge getauscht und grosse Verluste gemacht. - Emmi führte mich auf den Boden. Doch war der Weg dorthin nicht nur ein Treppenhaus und ein langer Flur, sondern zugleich winklige Strassen, die in eine lange grade mündeten (welche ja früher den Weg zu Muddings Wohnung gebildet hatten). Ich konnte mich nicht mehr ganz zurecht finden und fragte Emmi etwas. Sie sagte "Das weisst Du doch" - aber ich wunderte mich, dass jetzt in den Dimensionen alles viel kleiner schien, was mir als Kind gross erschienen war. Auf dem Boden war Vatting in seiner Werkstatt. Er führte mich zu den Jungens der Bande, zu denen der kleine Enkelsohn gehörte. Ich war verwundert, lauter grössere Jungens zu finden. Sie hatten sich eine Art Werkstatt aus Holzbänken gebaut, in der sie mit grossen Mauernägeln hantieren, die alle in gleicher Reihe dort lagen. Ich war erstaunt über die grosse Solidarität, mit der sie alle zusammenhielten. Sie hielten etwas wie eine eigene Gerichtsbarkeit, mit der sie über den Jungen urteilten. Ich sagte ihnen, dass er noch viel zu klein für ihre Masstäbe sei, sie seien doch schliesslich alle grössere Jungens. Sie antworteten, er sei doch alt genug, daran, dass er körperlich so klein sei, sei ich dann ja Schuld, denn sie hielten mich für den Vater. Ich klärte sie in dem Irrtum auf.
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Ich wurde von vielen Tieren, Katzen und Hunden, angesprungen, die ich vergeblich abzuschütteln suchte. Es war in einer ländlichen Umgebung und auch die Hilfe anderer Menschen vermochte nicht, mich von den Tieren zu befreien, die mir bis in den Nacken krochen. - Zweite Traumszene: Ich war als Wärter auf einem Leuchtturm. Es war eine militärische Situation. Während ich früher diesen Posten ohne weiteres hatte ausfüllen können, bekam ich nun auf einmal Schwindelgefühle, denn der neue Leuchtturm war überhaupt nicht richtig im Boden verankert und seine Plattform war viel zu klein. Ich kämpfte mit äusserster Konzentration dagegen, ohne die Schwindelgefühle loszuwerden. Schliesslich entschloss ich mich, hinab zu klettern, obwohl ich von den Umstehenden die Worte gehört hatte: "da ist einer, der simuliert nur". Um herab zu kommen, musste ich mit dem Kopf zuerst durch ein kleines Fenster kriechen, wobei der ganze Leuchtturm ins Wanken geriet. Dann rutschte ich innen in dem blanken Stahlgehäuse in grosser Eile und ohne Mühe hinab, bis ich festen Boden unter den Füssen hatte. Dritte Szene: Ich sah nun ein Feuerschiff im Meer und hörte gleichzeitig das Geräusch der Funkgeräte und einzelne Bruchstücke der gesendeten Sprüche. Es handelte sich um eine Situation, in der die Besatzung in Not war und der Sohn, der die Besatzung führte, auf Befehl seines Vaters, des Leuchtturmwärters, an Bord bleiben musste. Dann wandelte sich die Szene bei gleicher Situation: Es war eine Luftwarnzentrale: eine grosse Halle mit vielen uniformierten Menschen zwischen einem Gewirr von Kabeln und Nachrichtengeräten. Sie übermittelten ihre Nachrichten mit grosser Präzision, doch durch einen Luftangriff kamen sie in grosse Gefahr und bekamen den Befehl, den Saal zu räumen und in einen Luftschutzkeller überzusiedeln. Doch hörte ich dabei Stimmen im Hintergrund: "Die werden in Sicherheit gebracht und durch die Unzuverlässigkeit eines provisorischen Nachrichtennetzes werden dafür Tausende gefährdet." Ich sah sie den Saal verlassen und durch Gänge und Räume fortstürzen. Dann ging der Weg weiter durchs Freie, durch Trümmer und kellerartige offene Steingänge. Man hörte schon das Motorengeräusch der Flugzeuge und dann die ersten Detonationen, bei denen dunkle Sprengwolken ganz in der Nähe aufstiegen. Wir warfen uns platt auf den Boden. Dann galt es, sich durch kleine Fensterlöcher in ein scheinbar unzureichendes, nicht von Häusern überbautes Kellergewölbe zu zwängen, und ich erwachte.
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Ich traf beim Baden einen englischen Vetter, einen schon älteren Herrn, der hier einen Verwaltungsposten inne hatte. Ich musste ihn auf dem Heimweg, als ich ihn begrüssen wollte, von hinten ansprechen, denn er ging sehr schnell. Er erschrak sehr und dachte, es solle ein Anschlag auf ihn gemacht werden. Er trug einen steifen Kragen, in dem er etwas altmodisch wirkte, und eine Brille. Dazu hatte er etwas krause Haare und war recht hager. Ich wusste nicht, ob ich ihn nun Du oder Sie nennen sollte, überlegte aber, dass ihm als Engländer dieser Unterschied kaum in die Augen fallen würde. Wir begegneten auf dem Wege zweimal militärischen Leichenbegängnissen der Engländer. Es waren Lafetten mit den Särgen, vor die ein ganzes Feld von Pferden gespannt war. Ich zählte einmal neunzehn Reihen hintereinander. Da sie alle unbemannt waren, wirkte es wie ein ganzes Geflecht von Pferden. Um das Gewicht auf dem abwärtsgeneigten Weg zurückzahalten, war hinter jede Lafette eine Strassenbahn gespannt. Der Engländer erkundigte sich bei einem der hinterher fahrenden Wagen, wer der Gestorbene sei. Es war ein hoher Verwaltungsbeamter und der Vetter wurde sehr bestürzt, denn er hoffte gerade von diesem eine Beförderung in eine höhere Stellung. Ich sah nun die Urkunde, in der für diese schon alles vorbereitet war.
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Man hatte neue Methoden zur Förderung des Getreide- und Futter-Anbaus erfunden: kleine Schaufeln wurden den Feldtieren an die Füsse und den Leib gebunden, mit denen sie bei jeder Bewegung den Acker umgruben. Diese Erfindung wurde ausprobiert an einem kleinen Zwerghahn. Es sah sehr putzig aus, wenn er mit seiner Bewaffnung an Krallen und Schnabel auf dem Acker umherlief. Plötzlich kam ein grosser Hahn und hackte auf das Tier ein. Doch unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht, nun einen lustigen Zweikampf zu sehen, denn von den scharfen Werkzeugen des anderen wurde der Angreifer übel zugerichtet. Aber der Zwerghahn, sicher geworden, wurde immer nachlässiger und schliesslich, als er wie ein Pfau triumphierend seine Federn spreitze, hackte der andere zu und schleppte ihn, wie ein Fuchs, der die Gans gestohlen hat, als Beute ab.
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Nachmittags: Ich hörte aus einem anderen Zimmer Gisela Klavier spielen in einer wunderbar festen und sicheren Form und meinte, sie an dieser inneren Form der Töne wiederzuerkennen. Ich öffnete eine quietschende Tür in einen kleinen Raum und, wenn ich hinein ging, hörte ich Emmi und meine Schwester sprechen im Nachbarzimmer. Das Klavierspiel aber wurde leiser, wenn ich die Tür hinter mir schloss. Ich hörte Alli (Adelheid) sagen: "Ach, da quietscht schon wieder diese schreckliche Tür" und Emmi in einer sehr durchdringenden und schrillen Stimme antworten: "Ach, Du bist auch zu empfindlich; Wenn ich spreche, sagst Du, es ist zu laut und das Türquietschen stört Dich auch". - Ich öffnete noch einmal die Tür, - wobei sie wieder quietschte -, um die Musik besser hören zu können. Gleichzeitig stellte ich genaue Überlegungen über die Räumlichkeit an, wie es möglich sei, dass ich in diesem Raume das Gespräch besser, die Musik aber schwächer hören konnte, und kam zu dem Schluss, dass neben dieser Kammer noch irgendein Wandschrank oder vielleicht das Gehäuse einer kleinen Treppe sein musste, was sonst den Schall zwischen den beiden Zimmern und jetzt die Schallverbindung zu dem entfernten Raum, aus dem die Musik klang, isolierte.
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Ich war in einem fremden Land. Doch hörte ich in einem Haus die Geschichte vieler Männer, die nacheinander um eines Mädchens Willen in den Tod gegangen waren. Ich fragte tief erschüttert, ob in allen diesen Schicksalen es jenes Mädchen gewesen sei, das mir dort gegenüber sass. Die Frage wurde bejaht. Ich liebte das Mädchen und heiratete sie. Jeder der Männer hatte nacheinander ein Reis eines anderen Baumes auf einen grünen Zweig aufgepfropft. Ich sagte zu dem Mädchen: wir wollen diesen Zweig in die Erde stecken und wachsen lassen. Er wurde ein grosser Baum. An ihm wuchsen Weiden und Rotdorn und blühende Linden. Ich sah die Frau, als sie ein Kind geboren hatte und sehr glücklich war. Der Junge wurde grösser und sehr ungebärdig. Aber wir freuten uns daran. Er hatte etwas von dem slawischen Temperament ihres Vaters geerbt. Er ging mit kräftigen Schritten auf und ab, hatte wilde, fliegende Haare und forderte ungebärdig, eine fremde Sprache zu lernen.
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Ich ging in ein Café und bestellte mir zwei Stücke Kuchen, deren Preis eine geringe Geldsumme nicht überschreiten durfte. Dann setzte ich mich in einen Sessel etwas abseits am Fenster und war erstaunt, wie schnell der Kellner, der mich noch nie gesehen hatte, mich hier finden konnte. Es war dort auch ein älterer Herr, wohl ein abgedankter Offizier, von dessen Arbeit die Rede war. Es stellte sich heraus, dass er ganz primitive Arbeit tun musste. Er hatte ein modriges Wasserbecken auszuschaufeln, das man sehen konnte, wenn man durch das milchig trübe Glasfenster schaute. Ich verliess nun das Café. Ich war Offizier. Es war im Kriege. Ein anderer, sehr zuverlässiger, jüngerer Offizier begleitete mich zur Tür. Es war in einer kleinen, sehr unsicheren Stadt und ich sagte ihm, dass ich vor diesem Gang durch die nächtlichen Gassen dieser Stadt mehr Angst habe, als vor allen Gefahren des Krieges. Er erbot sich sofort, mich zu begleiten, aber ich wies es zurück, da es nur ihn und mich in Gefahr gebracht hätte. Ich ging so schnell wie möglich durch eine schmale, lange Strasse, die auf einem vieleckigen Platz endete. Dann hatte ich meinen Weg zu finden durch eine von zwei schmalen Gassen, die beide auf eine breitere Hauptstrasse führten, in der ich dann vor Überfällen sicher gewesen wäre. Ich wählte die rechte und ging schnell hinein. Dann musste ich links in eine Tür, zu der ich schon den Schlüssel in der Hand hatte. - Da hörte ich in der Ferne die Stimme des jungen Offiziers schallen, der mich begleitet hatte "Donner, Sie sind in der falschen Gasse, Sie müssen die linke wählen". (Ich führte den Namen eines Baron Donner). - Ich drückte den Schlüssel und einen 5-Mark-Schein schnell einem jungen Burschen in die Hand, der schon in der Tür stand und mich überfallen wollte. Dann lief ich so schnell wie möglich zum Platz zurück und bog in die richtige Gasse ein. - Später im Zusammenhang anderer Traumbilder sah ich noch einmal die Konditorei und schaute aus dem Fenster, als ich die Leute sagen hörte "Nun haben sie endlich das Wasser abgelassen". Ich sah, dass das grosse Wasserbecken, das den Hof bildete, leergelaufen und voller Morast war. Der ganze Lichthof, auf den unendliche Fenster mündeten, war überdacht von einem völlig dichten Glasdach wie von einem Oberlichtfenster. Ich stellte mir vor, wie hier eine denkbar ungesunde Luft entstehen musste.
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Ich stieg mit einem Jungen auf dem Puckel eine Treppe hoch in einen Aussichtsturm. Ich musste den Jungen dauernd ermahnen: "leg dich nach vorne, leg dich nicht zu weit nach rechts", da wir sonst rückwärts die Treppe, oder seitwärts den Schacht hinabgestürzt wären, da alle Stufen nach rechts geneigt und die Treppe ohne Geländer war. Ab und an liessen die Fenster schon einen Ausblick frei auf die Stadt und ich konzentrierte mich immer mehr auf den Gedanken, dass ich jetzt auf keinen Fall schwindlig werden durfte, da ich die Verantwortung für den Jungen trug.
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Ich wollte mit Emmi ins Theater gehen und half ihr beim Zurechtmachen ihrer Frisur. Dabei verknotete ich ihre Haare derart, dass sie vor Verzweiflung alles wieder aufriss.
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Heute Nacht träumte ich wieder, wie ich einem Hunde die Kiefer auseinanderhalten musste. Die Zähne bohrten sich immer tiefer in meine Hände ein und ich erwog, den Hund in einem grossen Schwung über den Zaun zu schleudern, um ihn loszuwerden. Aber ich wagte es nicht, weil er mich dann nur umso heftiger angesprungen hätte. Gegen Morgen träumte ich von einer grossen Tanzszene vor dem Nymphenburger Schloss. Alle Figuren spiegelten sich im Wasser und die Hauptfigur auf einer Insel hatte etwas von der Zentralstellung, die barocke Gartenfiguren in der Landschaft inne haben. Sie war bis an die Lenden geschürzt. Die Arme waren eingestemmt und der Körper hatte einen leisen Schwung in der Beugung nach aussen bei gebauschten Gewande.
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Ich öffnete nacheinander viele Fleischkonserven, um ihren Inhalt zu sehen und wurde von meinem Bruder gerügt, weil nun das Fleisch verderben würde.
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Ich hatte nur wenig Zeit bis zum Abfahrtstermin meines Zuges. Bis dahin musste ich noch meine Koffer packen und vieles erledigen und fühlte mich unfähig, alles zu schaffen. Ich konnte nicht in die Tür meiner Wohnung, weil mir ein Hund den Weg verstellte. Schliesslich war ich bei einem Freund, den ich im Eifer des Gesprächs versehentlich Du nannte. Er holte einige Gegenstände aus dem Schrank, der hinter der Lehne des Sofas eingebaut war, auf dem ich sass.
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Ich war bei I. (Ika). Sie wollte verreisen und wir verbrachten die Zeit, bis sie fortgehen musste. Während sie ass, bildeten wir Silbenspiele. So machte ich zum Beispiel aus "Sie ist satt": "Sie hat mich satt" etc. Die Meisterin versprach sich dauernd und nannte mich ihren Bruder oder ihre Schwester. Die Gesamtstimmung war sehr heiter.
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Ich war auf einer Reise in einem Hotel in Heidelberg. Dort war ein Junge mit prächtigen Pferdebildern, die mir grosse Freude machten. Er war mit seiner Mutter unterwegs und ich erzählte ihm, dass ich vor zehn Jahren ebenso wie er eine Reise mit meiner Mutter durch Heidelberg gemacht habe. Ich fragte ihn nach der Herkunft seiner Bilder und war etwas enttäuscht, wieviel Zufälligkeiten dort im Spiele gewesen waren, die das kindliche Leben interessanter scheinen lassen, als es wirklich ist, weil wir seine Zufälligkeiten und Zufallsergebnisse mit den erklärenden Augen des Erwachsenen sehen.
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Ich war als Hospitant in einer grossen Nervenklinik und hörte bei der Visite die Ausführungen des leitenden Arztes über einen Mann, der infolge einer Gehirnerfrierung merkwürdige Verbrechen, wie zum Beispiel Überfälle auf die Dampfer einer Flussschiffahrtsgesellschaft verübte. Es war ein bekannterer Fall, über den schon diskutiert und geschrieben worden war. Deswegen wurden die Ausführungen sehr breit. Die genauen geographischen Umstände wurden festgehalten, zum Beispiel die genauere Lage eines Wäldchens etc. - Ich griff einmal zum Notizblock des Arztes, der mir dicht gegenüber sass, um genauere Angaben nachzusehen. Als ich merkte, dass der Arzt seinen Notizblock brauchte, schob ich ihn langsam zurück. Ich beobachtete ihn genau und dachte darüber nach, welches Gefühl seine Berühmtheit in dieser Situation erzeugen musste. Er war ein sehr junger Mann und trug seine Dinge mit einer gewissen Entäusserung, einer gewissen Scheu und Zurückhaltung, die die Bestimmtheit nicht ausschloss, vor. Während seines Vortrags verwandelte sich mir der Gegenstand seiner Rede in die Ereignisse während einer grossen Überseeschiffahrt, die ich nun erlebte. Wir fuhren unter den Klängen rhythmischer Musik in die Häfen exotischer Länder ein.
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Ich war mit Professor P. (Helmuth Plessner) zusammen in einem Ausspracheabend. Er wollte etwas vortragen, doch wurde er dauernd unterbrochen von einem aufdringlichen Studenten, der unbedingt seine Theorien an den Mann bringen musste. Ich sagte zu Christian v.Ferber, der neben mir sass: "Ist das nicht furchtbar". Er nickte mit dem Kopf und neben uns nickte Helmuth Plessner noch tiefer und tief resigniert. Als er zu Ende gesprochen, verliess er den Saal und verabschiedete sich noch schnell von dem Publikum, ehe eine Diskussionsleiterin abschliessende Worte sagen wollte. Wir beschlossen, nun auch zu gehen.
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Ausflicken eines Wandschirms dessen Schnüre durchschnitten sind, so dass die einzelnen Bespannungen aus dem Gestell fallen müssen. Dabei Gespräch mit Emmi, die um Hilfe gebeten wird. Erinnerungen, in denen Tessen-Werner eine Rolle spielt, durchziehen das Gespräch. - Dann Auseinandersetzung mit Vater. Dabei Situation wie in Schwerin in unserer Wohnung in der ersten Etage. Anschliessend Gang die Treppe hinunter zum Briefkasten, in dem sich die Schuhe finden, die der Schuster geschickt hat, und Gespräch mit der Botenfrau, die sich auf diese Weise Geld verdient. Endlich Empfang von Kaffeepulver beim Schweizer Hilfswerk und Streit mit der Frau, die die Rationen ausgibt und mir nicht die Portion in zwei kleine Tüten geben will, da ich keine zureichend grosse bei mir habe. Sie besteht darauf, dass ich noch einmal wieder komme. Ich klage über den Zeitverlust.
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Ich träumte mich als Reiter. Ich hatte eine Erbschaft zu übernehmen, mit der ich auch ein Amt antreten musste. Bei diesem hatte ich zwei grosse Lastzüge zu führen, die zuerst inspiziert wurden, und zuletzt bekam ich auch ein Pferd. Ich ritt sehr vorsichtig durch die Stadt und versuchte alle Komplikationen mit dem Autoverkehr zu vermeiden. Es gelang mir einigermassen, das Tier zu beherrschen. Auf dem Wege über den Theaterplatz hörte ich schon von Ferne Giselas und Christians Stimmen aus Giselas Zimmer. Ich wollte ihnen zurufen, um ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. In diesem Moment wurde das Tier scheu. Vor mir am Strassenrand war das Pflaster aufgerissen bei einer Bauarbeit. Ich versuchte, um die Stelle herum zu reiten. Doch konnte ich mein Pferd nicht mehr lenken, über das ich gerade erst das Vollgefühl der Herrschaft erlangt hatte. Es ging schliesslich rückwärts und drohte dabei, in das aufgerissene Loch zu stürzen. Ich zerrte am Zügel und das Pferd legte seinen Kopf zurück und biss mich in die Finger. Ich öffnete ihm vorsichtig mit der anderen Hand das Maul und während ich mich aus dem Biss befreien konnte, erwachte ich mit dem Bewusstsein, wieder von beissenden Tieren geträumt zu haben, und mit dem Gedanken an die triebhafte Grundlage dieser Traumbilder. Ich begann, sie aufzuzeichnen, und freute mich, als Datum schon den 3. dieses Monats einsetzen zu können. Es war mir sehr heiss und ich schlug die Decke weit zurück. Auch war ich verwundert, mitten in der Nacht so hellwach geworden zu sein, da mir sonst die Träume erst gegen Morgen bewusst werden.
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Ich suchte den Weg vom Flugplatz zu einem Vorort "Görries". Zunächst wurde ich durch einen langen, sandigen Anfahrtsweg an die Chaussee geschickt. Von dort rieten mir die Polizisten einen Abkürzungsweg, der fast in gleicher Richtung zurückführte. Als sie merkten, dass ich im Aufnehmen ihrer Wegbeschreibung unsicher wurde, fürchteten sie, ich könne mich im Walde verlaufen, da die Dämmerung schon hereinbrach. Da kam einem von ihnen der Einfall, ich könne den Fussweg gehen, der den Bahngeleisen folgt. Dazu musste ich über schmale, gitterlose Brücken balancieren und auch zunächst die Hilfe eines Beamten in Anspruch nehmen, der dort im Kahn auf dem Wasser fuhr, wo der Zugang zur ersten Brücke unterbrochen war. Ich fürchtete, von ihm abgewiesen zu werden, doch wurde ich dieser Sorge enthoben, da mich einer der Polizisten auf einem kleinen Umwege sicher an den Anfang des Pfades begleitete. Als ich allein auf dem Wege war, versuchte ich mich zu orientieren, und es fiel mir ein, dass mir Emmi als kleinem Kind zuweilen gesagt hätte: "Du gehst ja nach Görries", wenn ich anstatt des Nach-Hause-Weges die entgegengesetzte Richtung eingeschlagen hatte. Ich setzte noch im Erwachen diese Orientierungsversuche fort und versuchte durch ein Hinausprojizieren des Standpunktes meiner Göttinger Wohnung in die entgegengestzte Richtung der Stadt, die Lage dieses Vororts zu ermitteln. Dann erst fiel mir ein, dass Görries ein Vorort von Schwerin sei, bei dem der dortige Flugplatz gelegen war. Im Nachsinnen über die Lage der Göttinger Vororte schlief ich wieder ein und sah mich nun auf der Suche nach dem Weg nach Geismar. Schliesslich erreichte ich einen grösseren, ansehnlichen Ort, mit Marktplatz und Rathaus. Doch konnte ich niemand nach dem Namen fragen. Ich fand auf dem Platz einen regen, fast grosstädtischen Autoverkehr und als ich in eine schmalere Seitenstrasse einbog, sah ich eine sehr reizvolle Kinoreklame für einen Film mit dem Namen "Der blaue Traum", die mich heimlich befriedigte und fesselte. Dann befand ich mich auf der Suche nach einem Wahllokal. Ich musste in einem Behördenhaus viele Treppen hinauf- und hinabgehen und traf mich mit andern Verirrten und Suchenden. Schliesslich fand ich, der allgemeinen Richtung folgend, einen grossen, kellerartigen Raum, in dem an verschiedenen Wahltischen lange Schlangen standen. Da bei meinem Namensbuchstaben U niemand wartete, wurde ich sofort abgefertigt. Nachdem ich eine unbestimmte Weile in dem Raum geblieben war, streckte ich mich dort auf einem Bett hinter einem Wandschirm zum Schlafen aus. Doch wurde ich häufig gestört und schliesslich warfen Kinder, die mit mir spielend, einen seiner Flügel verstellen wollten, den ganzen Wandschirm um und ich erwachte.
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Ich traf einen Studenten beim Essen. Dann gingen wir um den Rasen herum. Später hörte ich ein Gespräch zwischen Student und Schuster. Jeder wollte dem andern klar machen, dass sein Beruf der schwerere sei. Als der Schuster gegangen war, versuchte ich dem Studenten klarzumachen, dass unser Beruf in der Tat leichter sei, weil wir ihn mit Freude betätigten - dagegen jener Schuster mit Unwillen. Ich träumte auch von der Lage eines Hauses im Strassenbild. Ich sah die Reihe der Häuser von hinten vom Stadtwall herabblickend. Während alle andern die Strasse säumten, war dieses Haus mitten in seinem Garten gelegen und es wurde ein Gespräch geführt, ob sich dieses Haus würde behaupten können, oder ob man jenen Garten als leer und raumverschwendend verschreien würde, weil man das Haus im Hintergrund nicht sah. Als ich erwachte, sah ich einen Wandschirm, an dem zwei leuchtend weisse Handtücher hingen. Als ich näher zusah, erkannte ich die bunten Fenstergardinen, von deren Fläche sich die hellen Felder der lichtdurchlässigen Rollos in scharfen Konturen abhoben. - Der Wandschirm ist etwas, hinter dem man Schutz suchen und sich verbergen kann. Mein Zimmer kann von der Strasse eingesehen werden. Ich überlege mir manchmal, ob ich hinter dem Wandschirm, der zum Fenster teilweise offen steht, beim Waschen genügend verborgen bin.
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Es war kurz vor Ostern. Zunächst ging ich mit Maria Reichhardt zum Bahnhof. Ihr Zug fuhr 9.15 Uhr. Dann waren wir Geschwister und unser Vater zusammen, der schon krank war. Er fiel dauernd hin und stiess sich dabei sehr. Schliesslich fuhren wir ihn in einem Rollstuhl. Mein Brunder stellte sich dabei sehr ungeschickt an und führte ihn dauern fast ins Gräben, zwischen engen Baumstämmen usw. - Schliesslich sassen wir alle beim Osterkaffee. Meine Schwester führte die Wirtschaft. In einem unbewachten Moment ging Vater allein heraus. Bald darauf kam Emmi und sagte, er sei im Ankleidezimmer wieder auf das Gesicht gefallen. Auf dem Flur stand eine Menge leerer Flaschen und Weingläster, deren Ordnung durcheinander gebracht war und die Spuren eines unsicher hindurch gegangenen Menschen zeigte. Vater tat sich merkwürdigerweise wenig bei den häufigen Fällen und so konnte ich ihm immer wieder aufhelfen.
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In meiner Wohnung sind zwei Einbrecher, von denen ich immer jeweils einen notdürftig bändigen kann, während der andere in der Wohnung verschwindet. Dieser Kampf zieht sich durch endlose Zeiten hin mit immer neuen Mitteln. Umschwenken des andern bis zu seiner Bewusstlosigkeit, Auf-ihn-Einschlagen wie auf eine halbtote Fliege usw. Schliesslich gelingt es mir, Margund zu verständigen, die ich als Schattenriss hinter der Glastür sehe. Sie soll das Überfallkommando anrufen. Ich rufe ihr noch die Treppe hinab meine genaue Hausnummer nach. Sie versteht 14 anstatt 40 und, indem ich noch einmal in aller Anstrengung das Wort vierzig hinausbringe, erwache ich über diesem Versuch und höre mich laut die Zahl vierzig sagen. Mein nächster Gedanke ist, ob Herr Stresau dieses laute Wort mitten in der Nacht gehört haben mag und wie er es deuten wird.
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Ich träumte ein langes Gesetz über Kastration und Sterilisation. Es war von dem, der diese Eingriffe verlangte, ein sorgfältig festgelegter Ritus gefordert, in dem er durch Handauflegung und unmissverständliche Bezeichnung sagen musste, was er von seinem Körper entfernt haben wollte. Ich las das Gesetz mit einer gewissen Abscheu gegen diesen handgreiflichen Ritus, bis ich begriff, dass in ihm die äusserste Sicherung gegen allen Missbrauch und alle Voreiligkeit geschaffen war. Es war ein "Nazigesetz" und ich erstaunte, dass man in Praxi so gegen sein eigenes Gesetz hatte verstossen können.
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Ich kaufe mir beim Bäcker einige Fünfpfennigstücke. Dann ging ich durch die Strassen und fand mich schliesslich vor dem Schaufenster der Töpferei. Ich schaute hinein und sah drinnen eine lustige Bilderfolge auf einigen Gegenständen. Ich musste darüber lachen und redete in meiner Freude leise vor mich hin. Plötzlich entdeckte ich Ikas Gesicht hinter der Fensterauslage, das mir lächelnd zuschaute, und begriff, dass man drinnen alle meine Worte gehört hatte. Ich machte eine drohende Gebärde mit dem Kuchen, als wenn ich ihn durchs Schaufenster werfen wollte. Dann öffnete ich ein wenig die Tür und schob eins der Stücke, das in der Form eines Löwen gebildet war, hinein, bis es in Ikas Mund landete. Wir wechselten einige Worte und sie wurde auf einmal sehr ernst. Dann ging ich weiter.
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Ich war Braunschweig, um Margund zu besuchen. Um in die Wohnung in der 1. Etage zu kommen, musste ich durch ein Zimmer der Unterbewohner gehen, aus dem eine kleine Treppe in die Wohnung hinauf führte. Doch war die Treppe eingezogen und ich musste über Möbelstücke und die Fensterbank, mühsam mich von Stück zu Stück stemmend und immer neuen Halt suchend, hinaufklettern. Ehe ich mich an dem Fensterkreuz hinaufzog, prüfte ich sorgfältig, ob auch das Fenster fest geschlossen sei, so dass es mir wirklich Halt geben könne. Später frage ich Margund, ob der Eingang in ihre Wohnung immer mit solchen Schwierigkeiten verbunden sei, und erfuhr, dass noch eine zweite breite Treppe vorhanden sei, die in das Zimmer der Eltern führe. Jene kleine aber zögen die Unterbewohner immer zu den Zeiten ein, in denen das Theater keine Spielzeit habe, da dann keine Spätheimkehrenden dieser Treppe bedürften.
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Weihnachtskuchen in Hülle und Fülle. Mein Bruder und ich haben jeder seinen eigenen Vorrat, aus dem wir Geschenke machen, selber essen usw., doch sind die meinen weich und bröckelicht und zerbrechen bei der ersten Berührung, während die meines Bruders fest und sehr haltbar aussehen. - Ich will in ein Konzert des "Driesch-Quartetts" gehen. Doch ist mir die Zeit der Aufführung entfallen. Mein Bruder meint, es sei morgens um sieben und ich stehe auf in aller Frühe. Dann entdecke ich auf der Karte die aufgedruckte Anfangszeit 20.30 Uhr. Ich bin sehr enttäuscht, denn um diese Zeit kann ich doch am Weihnachtstag nicht hingehen, aber Emmi meint, ich könne es schon machen. Sie stört es, dass das Konzert in der Kirche aufgeführt wird - aber ich erwidere: Driesch ist doch einer unserer besten Geiger, und sie lässt sich überzeugen. - Im Wohnungsflur steht ein kleiner Junge. Er bittet um etwas, erhält es und wird dann hinterher frech. Ich will ihm eine runterhauen. Er läuft weg und zieht den Kopf ein. Durch sehr bestimmte Worte bringe ich ihn zum Stehen. Ich muss ihm einige Stufen entgegen gehen. Um ihn zu schlagen, muss ich erst die Arme festhalten. Dann versetze ich ihm eine Ohrfeige, danach eine zweite. Doch bei der zweiten wird es Emmi zuviel. Sie protestiert und läuft hinterher.
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Ich bin bei Hella in Norderney. Sie ist sehr gut zu mir und schenkt mir ihr volles Vertrauen. Sie hat für einige Zeit das Tanzen aufgegeben, weil sie meint, es in letzter Zeit zu viel getrieben zu haben. Doch rede ich ihr gut zu, es ruhig weiter zu tun. Ich muss etwas in einer Zeitung für sie nachsehen. Ich versuche, ihr zu helfen, so gut ich's kann und wir küssen uns. -
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
Ich bin zu Besuch bei Christian. Er ist sehr überanstrengt und innerlich depremiert und sucht sich bei diesem Besuch zu erholen. Wir liegen auf dem Bett und schauen aus dem Fenster auf einen Marktplatz. Ich spreche darüber, dass es in Göttingen einige wirklich schöne Plätze gebe: so dieser Markt (Er hatte in dem Traum Ähnlichkeit mit dem Markt von Schwerin), der Theaterplatz und andere. Überdem schläft Christian ein. Ich höre, wie seine Wirtin kommt, um ihm etwas zu bringen. Ich will es ihm sagen und bemerke dabei erst, dass er eingeschlafen ist. Doch gelingt es mir nicht, ihn zu wecken. Erst als die Wirtin klopft, erhebt er sich völlig verschlafen.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
Ich war mit Mutti zusammen. Wir sprachen über die Tuberkulose. Schliesslich fegten wir die Tuberkulosebazillen aus einer Badewanne, in der ich hinterher baden sollte.
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Besichtigung durch den General - jedoch in einer zivilen Situation. Wir führen unseren Garten vor. Margund und ich stehen vorne vor den Beeten, wo er an uns vorbeikommt. Die anderen sind hinten hinter höheren Pflanzen verborgen. Während er mit uns spricht, schaue ich ganz versunken in die Erbsen, die sich wie eine grosse grüne Mauer mit vielen weissen Blüten zwischen dem schwarzen Geäst des Erbsbusches aufbauen. - Als er vorbei ist, kommen die andern - es sind Jungens und Mädchen - hervor und Margund triumphiert, denn sie hat gerade gestern das Unkraut zwischen den Gartenkräutern gejätet, die man als ganz kleine Pflänzchen unten im Schatten der Erbsbüsche auf der schwarzen Erde stehen liess. Ich bin mir indess im Zweifel, ob der General auf solche Kleinigkeiten geachtet haben mag.
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Ich träumte von irgendeinem Beginnen, ich würde dabei ausgelacht. Auch das Gesicht der Giocanda, sah ich lachen, als ich mich umwandte, denn man glaubte, ich schauspielere nur, und ich war sehr verzweifelt.
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Schwerin. Vater las ein Buch über das Leib-Seele-Problem. Er monierte die Unterscheidung von "Stehen" des Körpers überhaupt (Positionalität) und seinem Stehen relativ auf einen bestimmten Ort. Ich erklärte es ihm aus dem Phänomensein des Körpers. Dann kam Adelheid und brachte das Essen. Vater hatte einen verdorbenen Magen und bekam einen zwar schönen, aber nicht kräftigen Brei. Er war damit sehr unzufrieden und zog ein Gesicht.
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Wuppertal. Ich besuchte Gisela. Die Eltern schliefen noch. Es war ihr nicht recht, dass ich Sandalen und einen Schillerkragen trug. Ich war damit nicht ordentlich genug, den Eltern vorgestellt zu werden. Dann hörte ich sie sprechen. Die Stimme des Vaters war hell und heiter wie bei einem jungen Menschen. Ich wurde schnell in die Küche versteckt und dann als ein fremder Mann vorgestellt. Doch wusste man sogleich Bescheid. Die Mutter war kräftig und riesengross, der Vater mit sehr langen Beinen und einem sehr feinen Gesicht.
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Ich träumte heute Nacht lange von einer Operation, die an mir ausgeführt werden sollte, ohne dass ich im einzelnen davon vorher erfuhr. Später war es eine ländliche Situation - ähnlich Roggow - wieder auf dem Hintergrund revolutionärer Stimmungen. Der Herr des Hauses lag krank und man erwartete seinen Tod. Es durfte keine Musik gespielt werden. Einmal, als wir durch sein Zimmer gingen, hiess es: "Er ist eingeschlafen". Ich wiederholte: "organisch eingeschlafen", um den Schlaf vom Tode zu unterscheiden.
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Ich zeigte meiner Schwester ein gestopftes Hemd. Die Löcher waren zum Teil nur halbfertig zugestopft, die Fäden nur wie ein Spinnennetz darüber gezogen. Sie erregte sich über die unordentliche Arbeit und ich erwiderte, dass ich den Menschen, die meine Hemden stopften, nicht noch Vorschriften machen könnte.
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Ich träumte gegen Morgen von einem Glase, in dem sich Phosphor befand, der dauernd in kleinen Funken in den Raum sprühte, während das Wasser im Glase kochte. Alle anderen Umstände habe ich vergessen, da ich im Nachsinnen über den Traum einschlief und neue Bilder hinzufügte. So erwachte ich mehrere Male und schlief wieder ein und veränderte dabei den Traum, bis er sich völlig verwischte. Nur weiss ich noch, dass die Bilder allmählich ins Kriegerische übergingen und schliesslich in einem Gang an der Zonengrenze zwischen russischer und englischer Besatzung endeten.
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Ich fuhr auf einem neuen Motorrad mit einem Kollegen spazieren, doch konnte ich keine Bremse finden, so viel ich auch suchte. Auch alle anderen Hebel musste ich mir erst während der Fahrt suchen und ausprobieren.
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Ich hatte Besuch von Emmi in Göttingen. Wir wollten zusammen eine Reise machen nach Hamburg. Wir sassen schon beide mit allem unserem Gepäck im Zuge und dieser setzte sich vor seiner Abfahrt zum Rangieren in Bewegung. Emmi sagte hocherfreut: "Jetzt geht es los". "Nein", sagte ich: "Der rangiert erst". Dann stand er vor der Bahnhofshalle und wir mussten nun aussteigen, um aussen rum in die selbe zurückzugehen, um dort von neuem einzusteigen. An der Sperre wurde ich nicht durchgelassen, weil meine Karte schon gelocht war. - Hier erwachte ich ein wenig und malte die Möglichkeiten dieser Situation in Gedanken aus. So mag es gekommen sein, dass Emmi schon im Zuge sass, als ich weiterträumte. - Sie rief mir zu: "Du musst seitwärts eine Treppe rauf gehen". Ich rannte die Treppe hinauf, dann eine andere wieder herunter, bis ich schliesslich auf dem Bahnsteig stand. Das letzte Ende des Zuges sah ich gerade noch aus der Halle rollen. Ich rannte mit äusserster Kraft hinterher, natürlich vergeblich. Dann sah ich am andern Ende des Bahnsteigs das Ende eines anderen Zuges, der sich sehr langsam bewegte. - Obwohl ich wissen musste, dass er in die falsche Richtung fuhr, nahm ich noch einmal alle Kraft zusammen und lief, bis ich den Zug eingeholt hatte, der inzwischen wieder angehalten hatte. Es standen ausländische Namen an den Wagen. Als ich den Schaffner erreicht hatte, sagte ich zu ihm: "Entschuldigen Sie, fährt dieser Zug nach Göttingen?" "Nein", sagte er, "diesen Triebwagen dürfen sie ausserdem auch nicht benutzen". - "Gibt es eine Möglichkeit, den D-Zug, der eben abgefahren ist, noch wieder einzuholen?" - "Nein". Ich stand nun hoffnungslos auf dem Bahnsteig, nachdem auch die letzten Illusionen zerbrochen waren, und erwachte.
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Ich träumte, ich suchte auf einem langen Flur ein Zimmer wieder, in dem ich gewohnt hatte, konnte es jedoch nicht finden. Ich schloss eine Tür nach der andern auf, wobei sich der Schlüssel immer mehr verbog, und sah in jedem Zimmer eine andere Möbelanordnung als die gewohnte. Schliesslich kam ich auf die Idee, dass ich das ganze Haus in verkehrter Front durchsucht hätte und brauchte mich nur auf die gegenüberliegende Seite des Flurs zu wenden, um auf Anhieb die richtige Tür zu finden.
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Ich träumte von Helmuth Plessner, dass er die Teilnehmer seines Kollegs photographierte in einem grossen Gruppenbild. Zur zweiten Aufnahme schob er mir die Kamera ganz dicht vor das Gesicht und ich versuchte, mit weit geöffneten Augen ins Objektiv zu schauen, dessen genauen Ort ich aber hinter einer grossen, braunen Blendplatte nicht entdecken konnte. Später sagten die Leute, er hätte das zweite Mal nur mich photographiert. Erst jetzt begriff ich das und bekam einen ganz heissen Kopf. Später hielt Plessner einen soziologischen Vortrag über den Wert des Photographierens, der von den jeweiligen Zeitgenossen schwerlich begriffen würde. Erst später würde den Mangel an guten Bilddokumenten empfunden. Sodann stellte er fest, dass er bei seiner ersten Aufnahme zu weit ab, bei der zweiten zu nahe heran gegangen sei. Er entwickelte die Bilder sofort nach der Aufnahme in einer kleinen gerümpelhaften Kammer.
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Ich ging nächtlich durch die Bahnhofssperre und sah das Häuschen, in dem der Kontrollbeamte sass, an seinem hellerleuchteten Fenster. Der Posten wurde vertretungsweise ausgefüllt von einem Studenten. Später hatte ich diesen Dienst zu machen und entdeckte nun erst, dass das Häuschen so ungünstig gelegen sei, dass der grösste Teil der Passanten unbemerkt daran vorbeigehen konnte, da es weit vom Wege ablag. Dafür wollten viele Leute bei mir Briefmarken kaufen, als einmal ein grosser Autobus vor der Tür hielt. Ich wies sie ab, doch gab ich der Schaffnerin, die als erste kam, aus Freundlichkeit. Sie entlohnte mich dafür reich mit mehr Groschenstücken, als nötig waren, die sich jedoch später als unecht herausstellten. Ich verliess mehrmals das Häuschen, da ich das Gefühl hatte, es könne vielleicht nicht das richtige sein. Doch stellte sich der Raum, dessen Fenster direkt an die Sperre grenzten, als ein Zigarrenladen raus. Er war gut geheizt und die Leute sagten mir, dass sie auch nachts hier blieben, da sie ja keinen anderen Platz hätten. Als ich in meine Zelle zurückkam, stellte ich fest, dass in ihr nur ein schwaches, rotes Licht brannte, bei dem man kaum lesen konnte. Auch war mir bei der Anweisung der Zelle durch den Schaffner am Anfang aufgefallen, dass sich das Licht nur einschalten liess, wenn die kleine Fallklappe zum Publikum geöffnet war. Es war ein Mechanismus ähnlich wie in einer Telephonzelle. Am Ende der Nacht bemerkte ich, dass ich keine einzige Karte gelocht hatte, doch legte sich meine Betrübnis darüber bei der Überlegung, dass es nicht nötig sei, den Polizei- und Kontrollwahn noch zu stützen, der in Deutschland so verbreitet sei.
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Ich schrieb im Traum die Träume dieser Nacht auf. Dann schlief ich ein und fragte träumend einen Mann nach seinen Träumen und er erzählte mir die meinen als die seinen. Erwachend nun, erzählte ich einem andern von diesem Traum von meinen Träumen. - Als ich erwacht war, hatte ich nichts gesprochen noch geschrieben, wohl aber von dem Traum im Traum - geträumt. Es war der Traum von einer grossen Reise, auf der ich Heimweh hatte und unter fremden Decken schlafen musste. Und später setzte sich dann dieser Traum fort: Da schaute ich des Morgens aus dem Fenster, und noch vom Schlaf geblendet, sah ich Wogen über Wogen und sprach davon zu meinem Bruder, obwohl ich wusste, dass er eine andere Landschaft sehen musste. Dann klärte Berg um Berg sich aus den Meereswogen ab, bis sich eine vollkommene Gipfellandschaft sah, und ich beschloss, mit meinem Bruder die Heimreise nun anzutreten.
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Ich lag auf meinem Bett und las im Don Quichote. Die kleine Sigrid spielte um mich und schliesslich wurde sie müde und legte sich neben mich und spielte Auto. Sie machte dabei solchen Krach und tobte so, dass wir schliesslich beide halb aus dem Bett fielen. Auch Emmi war im Zimmer, die immer wieder auf den besseren Don Quichote hinwies, von dem dies nur eine schlechte Ausgabe sei.
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Ich wurde auf einer Waage gewogen, die zugleich die Arbeitszeit angab, die aus dem Verhältnis von Länge und Körpergewicht ermittelt wurde. Bei mir kam eine ganz minimale Arbeitszeit heraus. Die Waage stammte aus dem vorigen Jahrhundert. Dann handelte es sich um Umstellungen unseres Zimmers. Mein Bruder und ich hatten aus irgendeinem Grunde den Platz unserer Betten gewechselt. An einem Morgen hatten wir beide den Wunsch, unsere Betten wieder an unseren alten Platz zu stellen, da wir beide an den altgewohnten Plätzen besser schlafen konnten. Auch Emmi spielte hierbei eine Rolle und das Ganze hatte einen Anstrich von der Erinnerung an die Möbelumstellungen in unserer Kinderzeit, die Vater gerne vornahm und die für uns immer ein grosses Ereignis waren. Sodann las ich in einem Brief meines Bruders, in dem er sich über die Auswirkungen seiner Verlobung aussprach. Er stellte Veränderungen fest, dass er des Abends fester und bestimmter einschliefe und des Morgens sicherer wieder erwachte. Zuletzt träumte ich von einem grossen Haufen von Schuhen, aus dem ich mir ein Paar ganz leichter Sandalen heraussuchen sollte.
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Im Einschlafen träumte ich etwas über das Verhältnis des Numinosen zum Körperlichen. Ein Kandidat vertrat in einer Vorlesung die Meinung, dass jenes an dieses gebunden sein könne. Ein älterer, angesehenerer Mann, unterbrach ihn in seinem Vortrag und stellte das Eintreten dieses Falles als so unwahrscheinlich hin, dass es lächerlich wirkte und der Vortrag durch schallendes Gelächter der Zuhörer quittiert wurde. Ich erwachte und wollte mich auf die Zusammenhänge besinnen, doch waren mir die näheren Verhältnisse sogleich entfallen, obwohl sie in dem Traum sehr deutlich gewesen waren. Es handelt sich natürlich um das Erlebnis des Numinosen und seine eventuelle Gebundenheit an körperliche - unter Umständen negative Veraussetzungen, wie etwa Krankheit etc. Giselas Krankheit mag bei diesem Gedanken eine Rolle gespielt haben, auch das Wissen, dass der Zustand völliger Erschöpfung neue Bereiche des Schauens erschliesst - weiter die Begschäftigung mit dem Leib-Seele-Problem und die allmähliche Erkenntnis, dass sich aus der Gebundenheit des seelischen Erlebens an das körperliche nicht alles erklären lässt. Das trat in der Skepsis des alten Mannes hervor. Die ganze Situation hatte die Gestalt eines Seminars oder einer Art Probevorlesung. Die Figur des älteren Mannes, wohl eines Professors, war sehr deutlich. Ein breiter Mann, der die Arme etwas in die Seite stämmte. Das Gelächter, mit dem der Kanditat missverstanden wurde, ärgerte mich.
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Ich träumte von Hans-Werner B., doch in der Gestalt eines Mädchens. Wir führten ein tief verstehendes Gespräch, das seine Akzente in feinen körperlichen Berührungen erhielt.
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Ich schlief heut Nacht bei Rudolf (Rudolf Jentzsch) und träumte von Wirtinnen in allen Schattierungen, da er abends nicht gewusst hatte, ob es seiner Wirtin recht sein würde. Dann träumte ich von einem Stapel von unendlich vielen Briefen, die ich ordnen und sichten musste. Das liegt daran, dass ich gestern den ganzen Tag damit beschäftigt war, alte Briefe und Aufzeichnungen zu sortieren. Als Drittes träumte ich von der Räumlichkeit, in der ich schlief, doch war sie in dem Traum komplizierter und liess den Blick zum Fenster nur durch andere vorgeschaltete Räumlichkeiten frei. In Wirklichkeit hat das Zimmer einen ganz kleinen, mansardenartigen Vorbau.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
Ich schrieb einen Brief an meine Schwester und steckte ihn in den Briefkasten. Auch waren einige lose Blätter mit Aufzeichnungen dabei. Diese lösten sich beim Einstecken aus dem Packen und lagen allein im Briefkasten. Ich griff durch den Schlitz hinein, um sie wieder herauszuholen, obwohl ich wusste, dass das verboten sei. Sie wären sonst verloren gegangen, da sie keine Adresse trugen. Ich schrieb nun nicht die Anschrift in den Bergen, sondern eine neue Anschrift irgendwo im Norden dazu. Dann setzte ich mich auf die S-Bahn, um selbst gen Norden zu fahren. Als ich in den Wagen ging, sah ich ganz vorne ein Mädchen im Pelzmantel sitzen, das mir zuzunicken schien. Ich dachte es sei Gardi und setzte mich neben sie. Doch da schien mir das Mädchen fremd und ich war im Zweifel und sagte unschlüssig guten Morgen. Aus der Art, wie sie den Gruss erwiderte, erkannte ich, dass es ein fremdes Mädchen sei. Ich konnte nach vorne durch das Fenster des Führerhauses aus dem Wagen gucken in eine sehr schöne Landschaft. Hier spielte eine andere Traumszene hinein, die mich an frühere Träume erinnerte, denn ich sah vor mir einen langen Weg, entlang einer Obstplantage, dann Gras, dann eine zweite mir bekannte. Rechts des Weges Wald. Es war dieser Weg die Verbindung von einem mir unbekannten Ort, den ich auf einem grossen Spaziergang erreicht hatte, zu einem wohlbekannten, von dem ich ausgegangen war. Doch schien mir diese Verbindung denkbar kurz nach so langer Wegzeit. Auch sprach ich mit einer Frau, die ihr Kind suchte, das sich vom selben Ausgangsort spielend verirrt hatte. Und eigentlich erst im Laufe des Gespräches begriffen wir, dass wir von diesem Ort so weit nicht entfert seien, und an der Lage der einzelnen Waldhügel zueinander rekonstruierten wir den Zusammenhang der Landschaft. - Ich fuhr nun mit einer S-Bahn in diese Landschaft hinein. Es war jene andere Szene, nicht zeitlich, sondern nur in der Erinnerung, in den Gang dieses S-Bahn-Traums eingeschaltet. Als ich vor mir in den Wald starrte, wurde vom Schaffner eine Warnung ausgesprochen, nicht so weit vorne zu sitzen, wegen der Gefahr, die diese Fahrt durch den Schwarzwald mit sich brächte, da das und das direkt auf einen zukäme. Das und das war ein Berg, Wald oder Ähnliches, von dem eine urtümliche Gefahr ausging. Doch ich blieb auf meinem Platze, da ich mir überlegte, dass ja dann der Mann im Führerhaus genauso gefärdet sei, wie wir, obwohl die Insassen des Wagens mir abrieten. Da wurde mir auf einmal klar, dass ich in falscher Richtung fuhr, denn der Schwarzwald lag ja im Süden. Ich verabschiedete mich von dem etwas zweifelhaften Mädchen im Pelz und ging eilig nach hinten, doch hatte ich meine Jacke vergessen und kehrte noch einmal um. Ein kleiner Mann in einem Rollstuhl strebte schon in grosser Eile meinem Platz zu und fuhr gerade mit seinen Rädern über meine Jacke, die am Boden lag. Nur mit Mühe konnte ich sie ergreifen und an der Station den Wagen verlassen. Ich war nun in Eutin, obwohl ich in Plön gedacht hatte, in einen Zug eingestiegen zu sein, der weiter nördlich fuhr. Auch spielte Vater hier eine Rolle, der auch in jener Traumszene von den Obstplantagen vorgekommen war, indem er dort Äpfel vom Boden aufgehoben hatte, obwohl es verboten war, was mir vor den Kindern peinlich war. - Die Lage der Bahnsteige im Eutiner Bahnhof war mir schon bekannt. Als ich den Wagen verliess, sagten die Leute, dadrüben steht sicher der andere Zug. Ich sah am Ende des Bahnsteigs einen andern in senkrechter Richtung dazu sich erstreckenden und dort verschiedene Züge und Wagen, darunter auch einen Triebwagen, der mir der richtige erschien. Auch sah ich, wie ein Bahnsteighäuschen sich bewegte, das in diesem modernen Bahnhof ebenfalls elektrisch gezogen wurde, mit den selben Antriebsmitteln wie die S-Bahn. Während ich mit meinem schweren Koffer dem Wagen in grosser Eile zustrebte, fiel mir ein, dass die Verbindung von hier nach Plön laut Vaters Erzählungen sehr umständlich und mit vielem Umsteigen und Warten verbunden sein müsse, obwohl mir das sehr merkwürdig schien, nachdem ich dieselbe Strecke in der anderen Richtung so schnell und mühelos zurückgelegt hatte. Ich dachte darüber nach, wie hoffnungslos schwer es ist, das Versäumte einzuholen, wenn man im Anfang die richtige Richtung verfehlt hat. Ich gab nun auf, das Fest noch zu erreichen. - Meine Koffer durch die Strassen tragend, begegnete mir die Frau von vorhin, die nun ihr Reiseziel erreicht hatte. Sie war in Begleitung einiger Herren, die ihre Koffer trugen, und ich grüsste sie von hinten an ihr vorbei kommend. Da ihre Begleiter gerade hier ihre Koffer absetzten, war ich zwischen ihnen und der Hauswand eingeklemmt und konnte die paar Schritte bis zu meiner Wohnung, die ich zum Einstecken der Briefe verlassen hatte, nicht zurücklegen.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
Ich beschaute mit Ika die Auslagen eines Kunstgewerbegeschäftes. Ich vertiefte mich in die Bilder Dürers und Albrecht Altdorfers. Sie hatte ihre Freude an einigen schönen Schalen und an vertrockneten Kuchen, die seit langem darin ausgestellt waren und bunte Farben angenommen hatten. Auch manch andere Bilder nahmen wir in uns auf, so eine Schar ganz kleiner Kinder, die auf winzigen Motorrädern uns entgegenkamen. Ich packte sie manchmal im Eifer des Gespräch am Arm und nannte sie aus Versehen Du. Anschliessend entschuldigte ich mich dann immer. In einer zweiten Traumszene begegnete ich nachts in dunkler Strasse einem dicken Herren, mit grossem, kreissägenförmigen Strohhut. Er trat einige Schritte zurück, erhob seinen Arm und ich sah in seiner Hand die Mündung eines Revolvers erscheinen. Ich warf mich zu Boden, um dem Schuss zu entgehen. Und während ich noch auf dem Rücken lag und zappelte, sagte er "Darf ich eine Aufnahme von Ihnen machen?" und starrte mich etwas fassungslos an über mein Gebahren. Ich wollte es kaum glauben, dass es nur eine Kamera sei, was er in der Hand hielt.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
(1949-09-08 - Göttingen)"Sehr gut sind auch die Worte, die über die Griechen geschrieben sind, mit denen die Insuffizienz bis zu einem gewissen Grade gerichtet wird. Kennst Du sie? Lies sie mal!" Erst als als ich sie lesen wollte, begriff ich, dass sie noch nirgends geschrieben standen, und bekam einen Einblick in die Art und Weise, wie in der Werkstatt eines solchen dämmernden Selbstgespräches die Gedanken zusammengesetzt werden.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
Der Tag schloss sich aus Vormittag und Nachmittag wie eine grosse Acht zusammen, die völlig in sich selbst zurücklief, und beide, die sonst ins Endlose tendierten, hielten sich das Gleichgewicht. Diese Art, wie die Glieder des Traums in die Waage kommen, ist der Einschlag, mit dem das Erwachen in die Dynamik des Traums einspielt und sie bei einer endgültigen Form festhält. Erst später leuchtete mir wieder ein, was vormittags und nachmittags geschehen war. Und so konnte ich aus dem Schema dieses Traums seinen Inhalt wieder finden. Ich machte am Vormittag einen grossen Spaziergang mit Margund. Wir stiegen auf den Hügel von Nikolausberg und waren alleine in der alten Kirche. Wir lebten völlig zeit- und sorgenlos und liessen die Bilder der Landschaft auf uns wirken. Am Nachmittage aber war ich bei Gisela und manches Reifende war in Schwermut und Trauer gehüllt.
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Ich träumte von einem Seminar Nicolai Hartmanns. Eine Liste ging herum, in der man sich einzutragen hatte. Diese war in verschiedene Gruppen nach verschiedenen Arbeitsgebieten eingeteilt. Ich trug mich unter dem Namen Eduard Spranger ein. Als gemeinsamen Obertitel las ich "Seelsorge und Leben" oder ähnlich. Hartmann nannte manchmal meinen Namen. Er hielt mich für in Holstein auf dem Lande eingesessen. Einmal wollte er einen Satz von mir zu Ende gesprochen haben. Ich sagte, dass ich es nicht könne, da ich mich gerade mit der Liste beschäftigt hatte.
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Ich träumte heute Nacht von meiner Tante und einer Nähmaschinennadel. Denn hier besass ich eine sehr komplette und, da sie keine hatte, wollte ich meine leihen. Die Nadel war mit ausschraubbarer Spitze und überaus stark und sehr manierlich. Die Tante war verwundert und beschämt ob solcher Gabe. Fortsetzung am 12.9.1949 (139a): Ich wachte eben aus meinen Träumen auf mit dem geheimnisvollen Gefühl, mich selbst geweckt zu haben. Ich sprach das amerikanische Wort clay vor mich hin und fuhr mit einem gewissen Erschrecken aus dem Schlaf. Ich entsinne mich, dass in den Träumen meine frühere Wirtin eine Rolle spielte. Sie war von einer Reise zurückgekehrt und ihr Reisegepäck in unserem Zimmer abgestellt. Ich fand in ihrer Reisetasche einen Stapel von Briefen, die ich vor langer Zeit an sie geschrieben hatte, und wunderte mich, wie eine alte Frau so an mir hängen könne.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
Ich träumte von Christian, er sei doch noch aus dem Bergwerk zurückgekehrt. Ich traf ihn in der Post. Er legte den Kopf an meine Schulter und machte eine Gebärde des Sinnes: Du hast doch recht gehabt, und sagte: Die Arbeit war doch zu schwer. Er sprach von Novalis-abenden, die er dort mitgemacht hätte. Vorher träumte ich von Nicolai Hartmann. Wir sassen in einer Stube beieinander und führten lange Gespräche tiefen Einverständnisses. Zu unseren Themen gehörte das Problem, dass im Gemeinschaftsleben der Menschen das Wissen um die richtigen Kategorien zur zureichenden Einsicht in die Komplexheit seiner Zusammenhänge noch sehr mangelhaft sei, und dass infolge dessen die Kurzsichtigkeit allen Handels auf diesem Gebiet noch gross wäre. Auch auf anderen Gebieten zeigte sich eine grosse Übereinstimmung der Ansichten. Zuletzt erzählte uns Hartmann ein Märchen. Da kam ein Kriegsheimkehrer hinzu, der ihn unterbrach und verbesserte, da er das Märchen besser kannte. Da klatschte Hartmann zur Anerkennung leise, und nur beinahe angedeutet, in die Hände. Übrigens ist es sehr interessant, woraus sich die Gestalt Hartmanns in dem Traum entwickelt hat. Es war ein Hauslehrer, den man auf einem Gut angenommen hatte, ein über 90-jähriger Mann, der wie ein Einsiedler gekleidet war, aber noch grosse Rüstigkeit zeigte. Später stellte ich fest, dass es ein jüngerer Mann war, der sich aus Tarnungsgründen verkleidet hatte. Während der langen Gespräche nahm er allmählich die Züge Hartmanns an. Zuletzt lief das Gespräch in eine Prüfungssituation aus.
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Ich fand im Traum mein Zimmer merkwürdig verändert. Möbelstücke standen in anderen Abständen und an anderen Stellen, als ich gewohnt war. Ich konnte mich nicht besinnen, sie umgestellt zu haben, tastete mit den Fingern nach, um zu sehen, ob ich mich nicht täusche. Schliesslich kam ich zu dem Schluss, dass ich im Traume sein müsste. Doch gelang es mir nicht, den Bann zu durchbrechen. Da merkte ich, wie ich eben ein Möbelstück an einer Stelle gesehen und sogar seine Schubladen geöffnet habe, an der zu stehen es ganz unmöglich Platz haben konnte. Ich war nun gewiss, im Traum zu sein und beschloss, ins helle Licht des Fensters zu sehen, um zu erwachen. Ich tat dies und erwachte sofort, obwohl in der Richtung, in die ich meine Augen aufgeschlagen hatte, gar kein Fenster war. Auch erstaunte ich sehr, dass ich mich in meinem Bett befand und meine Lage im Zimmer mit der Orientierung im Traum gar keine Ähnlichkeit hatte. Das äusserst Merkwürdige ist, dass ich in diesem Traum ein ganz klares Bewusstsein hatte, zu träumen, und diese Tatsache sogar logisch aus der Ungereimtheit der Raumverhältnisse und der Raumausfüllung durch die Gegenstände erschloss. Ich bemerkte direkt, dass mir meine Kommode nur in der Form eines Bildes erschienen war, weil an der Stelle, an der ich sie gesehen und sogar ihre Schubladen handelnd geöffnet hatte, in Wirklichkeit gar nicht genug Raum war; ich tastete auch mit den Händen sorgfältig die leergebliebene Stelle ab, an der sie eigentlich stehen musste, und doch konnte ich den Bann des Traumes nicht durchbrechen, ehe ich nicht von dem Ins-Licht-Schauen geträumt hatte, das zum Erwachen führt.
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Heute zwischen Wachen und Träumen fiel mir ein, dass ein Weg in meinen Träumen eine grosse Rolle spielt, den ich 1946 in Eutin ging, wenngleich er noch nie bis in jenes Bewusstsein hineingelangt ist, in dem man die Träume aufschreiben kann. Es ist der Weg um den Kellersee. Dort gibt es in dem Städtchen Malente ein Wegstückchen, das einen vom Ufer abführt. Ich versuchte, an den See zurückzukommen, und verirrte mich in Strassen und Gartenwege, aus denen ich erst allmählich wieder herausfand. Überhaupt hat jener Gang einen tiefen Eindruck auf mich gemacht. So dass klassizistische Haus, das dort inmitten hoher Wälder in bewunderungswürdiger Heiterkeit am Ufer liegt. Ein kleines Tempelchen liegt am Gartenrand schon halb im Wasser. Dort blieb ich eine Weile und schaute wechselnd auf den See hinaus und auf das Haus zurück. Dann verliess ich den Park und kam bald zwischen Herden hindurch in das Dorf und zum Uhleier Fährhaus.
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(1949-09-14 - Göttingen)"Wo Ruinen fehlen, da ist Museum", so sprach in meinem Traum ein alter, beleibter Herr, der auf seinem Sonntagsspaziergang vor dem Haus stehen geblieben war und in die Fenster schaute. Er trug noch einen feierlichen, schwarzen Rock mit glänzender Weste und eine schwarze Fliege. An die Beine hatte er schon die bequemeren grauen Hosen gezogen. Er sprach die sinnierenden Worte zu seiner Frau und liess das Gespräch dann ins Biologische übergehen, doch immer noch im belehrenden Ton.
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Träumte heute Nacht von Weizsäcker (C.F. v.Weizsäcker).
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Träumte von einem grossen Teller voller Bratkartoffeln, doch als ich aufwachte, war er weg.
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Ich träumte heute nacht in vielen Bildern, die alle darauf hinausliefen, dass Leuten, die in Bedrängnis waren, finanziell geholfen werden sollte und dass ich das nicht für mich in Anspruch zu nehmen wagte. Zuerst ging ich, mir einen Hut zu kaufen. Doch alle hatten nicht die richtige Form. Dann wollte ich meine goldene Uhr in Ordnung bringen lassen. Doch der Uhrmacher wollte sie sogleich reinigen und einen hohen Preis dafür nehmen (9 Mark). Ich weigerte mich, da ich kein Geld hätte. Da kam eine Frau angelaufen mit einem Zettel, den ich ausfüllen solle. Es könne an Menschen in grosser finanzieller Not, die sich nicht mehr zu helfen wüssten, eine Summe von 10 DM vom Roten Kreuz ausgezahlt werden. Ich musste es ablehnen, denn ohne goldene Uhr kann man leben. Aber ich erhielt solche Zettel, um eventuell anderen helfen zu können. Sofort danach kam eine Frau in Bedrängnis. Sie hatte eine Tür zugeschlagen und kam nun aus dem Raum, in dem sie eingesperrt war, nicht mehr heraus. Ich musste ihr von aussen öffnen. Dann ging ich durch die Strassen und überlegte, wie man, bei kriegerischer Gefahr in die Häuser kommen würde, auch wenn die Eingangstüren an den Vorderfronten versperrt seien. Es war in Schwerin in der Werderstrasse vor Muddings Haus (jene Strasse, in der ich mich als Kind oft mit dem Gedanken beschäftigte, wie es wäre, wenn ein böser Geist hier nur Kulissen anstatt Häusern vor mir aufgebaut hätte). Es wurden nun viele Auswege von einem Passanten vorgeschlagen. Ein schmaler Gang, der auf die Höfe führte, über die Dächer laufen etc. Zuletzt war ich auf einem hohen Berg auf der Terrasse eines Ausflugslokals. Dort hatte ein geschäftstüchtiger Mann eine Radfahrerausleihe eingerichtet und gab durch einen Lautsprecher den Leuten Anweisungen zum Radfahren lernen. - Auch hatte er einen Erfrischungsraum sehr modern eingerichtet. Ich sah die Kuchen im Fenster doch konnte sie mir nicht kaufen. Sie waren zu teuer. Am nächsten Tag ging ich in das Lokal, um die Aussicht zu geniessen. Doch es regnete. Man konnte keine Berge sehen. Ich fragte den Ober "Haben Sie etwas zu essen?" - "Ja, eine Tasse Kaffee können Sie haben oder Gerundetes" - "Was ist das? den Namen kenne ich nicht" - er zeigte mir eine bregenartige Masse (Wir assen gestern Bregen). "Preis?" - "9 Mark". Alle anderen Preise waren ähnlich. "Nein, das kann ich nicht, ich habe kein Geld". Ich wollte aufstehen. Aber der Ober sagte "Ja, wenn Sie eben kein Geld haben, dann müssen wir es ihnen umsonst geben. Wir müssen eben keine Rechnung ausstellen". Ich wollte etwas dagegen sagen, aber er erwiderte, sie täten das schon, wenn auch hier ja eigentlich nicht der richtige Ort für einen wäre, wenn man kein Geld hätte. Aber ich konnte es nicht annehmen, denn nebenan war ja das Jugendberghaus, in dem meine Schwester wohnte, bei der ich bequem hätte essen können.
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Detlev von Uslar, auf Deutsch
Gespräch mit Dieter (Dieter Kruse) über meine hiesige Arbeit. - Er sagt, man habe es moniert, ich habe meine Arbeit auf den Terrassen (so statt Vorplätzen) des Hauses unterbrochen. Ich erwidere, da mir das sehr peinlich ist, solchen Vorwurf zu hören, ich sei zwar ein langsamer Arbeiter, aber ich habe stetig gearbeitet. 2. Traumszene: Ich esse mit einer Person, die auch Züge von Vater trägt, Früchtepudding (Die Früchte haben Ähnlichkeit mit Fliederbeeren oder Rosinen). Am Boden der Schüssel ist der Pudding angebrannt. Ich denke, mein Vater wolle nicht zum zweiten Mal essen - wegen des Angebrannten. Er will es aber doch und ich gebe ihm von meinem Teller wieder ab, obwohl mir das peinlich ist - aber ich habe viel weicheres, saftiges, noch nicht angebranntes auf meinem Teller, von dem ich ihm geben kann. 3. Traumszene: Ich bin in einem Krankenwagen (Selbstfahrer für Gehbehinderte). Während ich die Reste von meinem Teller aufesse, bekomme ich das Angebrannte in den Mund. Ich spucke es heimlich aus. Es fängt an zu regnen und, da mich mein Bruder gezwungen hat, mit dem Krankenwagen aus dem Schuppen auf den freien Platz (Es ist der Ziegenmarkt in Schwerin) zu fahren, werde ich nass. Aber ich bleibe in passiver Resistenz einfach sitzen. Mein Bruder ruft mir immer wieder zu, ich solle aufstehen. Schliesslich tue ich es und gehe auf ein Haus zu (Es ist die Drogerie Gerard) und dann weiter in die Richtung Amtstrasse (Dort war früher auch meine Schule - der Weg führte durch sie und Ziegenmarkt-Münzstrasse auch zu Mudding Schultz, von wo ich Hichi (Maria Reichardt) oft in der gefährlichen Russenzeit heimbrachte). Als ich mich umsehe, ist der Krankenwagen weg. Ich laufe verzweifelt hinterher und sehe ihn in einem Hauseingang in der Münzstrasse verschwinden. Dort hole ich den Dieb ein, als der Wagen gerade, von einem Auto gezogen, in einer Garagentür (oder ähnlichem) verschwunden ist. Ich sammle mich im Hingehen. Und sage sehr bestimmt: Geben Sie sofort meinen Wagen her. Der Mann sagt ganz unverholen, dass er den Wagen brauche als Kastenwagen. - Da sehe ich zwei Polizeibeamten auf dem Hof, kutschierend auf dem Bock eines Pferdewagens. Ich rufe sofort: Polizei, zu Hilfe, obwohl der eine Beamte einen Generalsstern trägt, so dass ich in Zweifel komme, ob es überhaupt Polizisten sind. Aber sie tragen beide ganz einfache Schulterstücke. Sie kommen freundlich zur Hilfe, doch als ich den Dieb neben mir überführen will, trägt er auf einmal auch Polizeiuniform. Ich sage: der hat sich nur maskiert, und will ihm den Chacho vom Kopf stossen (den er trägt, während die andern ja nur Mützen haben). Ich sage auch, er habe unter seinem Mantel nur Zivil an. - Doch er knöpft sofort den Mantel auf und zeigt eine alte, abgegriffene Polizeijacke. Ich sage "So, Sie haben sich geschickt maskiert" und erwache.
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